Adventure S

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FOTOSTORY

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TILMANNS RÄDER Auf jeder Messe bilden sich wahre Menschentrauben, wenn Globetrotter Tilmann Waldthaler zu seinen Original-Reiserädern die Details erklärt. Wir haben den Weitgereisten zu einem Studiotermin gebeten und seine Gefährte ins Rampenlicht gerückt.

TILMANN WALDTHALER Seit 30 Jahren mit dem Fahrrad unterwegs Beruf: Globetrotter, Autor, Koch, Konditor Geboren: 24. März 1942 Die großen Reisen: 1977-1981 Solo zwischen den Polen – 55.000 km; 1982-1985 Vom Nordkap nach Westafrika – 28.000 km; 1987-1988 Die Nilreise – 6000 km; 1989-1992 Rund um die Welt entlang des Äquators – 35.000 km; 1994 Quer durch Australien – 6000 km; 1995 Rund um die 14 Achttausender der Erde – 4500 km; 2001-2003 Von Alaska nach Feuerland – 30.000 km;

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KOGA MIYATA WORLD TRAVELLER Baujahr: 2001 Noch heute im Einsatz Größte Reise: Von Alaska nach Patagonien Ca. 75.000 Kilometer gefahren Gewicht heute: 17,9kg

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KETTLER MOUNTAINBIKE ADVENTURE S Baujahr: 1989 Bis 1994 im Gebrauch Größte Reise: Rund um die Welt entlang des Äquators Ca 40.000 Kilometer gefahren Gewicht heute: 15,5 kg

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LUCIEN CRAHAY RANDONNEUR Baujahr: 1977 Fahrbereit Größte Reise: Von der Antarktis in die Arktis Ca 45.000 Kilometer gefahren Gewicht heute: 12,95 kg

EIN LEBEN AUF DEM RAD Wenn Tilmann auspackt, bleiben alle Fahrradbegeisterten stehen. Drei Räder erschlossen dem Weltenbummler mehr als 165.000 Kilometer Abenteuer. Doch Technik spielt für ihn keine Rolle. TOM BIERL ❘ text

DANIEL SIMON ❘ fotos

Tilmann Waldthaler braucht keinen großen Auftritt. 165.000 Kilometer Abenteuer passen feinsäuberlich gepackt und aufgeschichtet in den Fond eines Mittelklassewagens. „Technik hat für mich nie eine Rolle gespielt. Ein Fahrrad darf nicht auffallen, es muss funktionieren“, erklärt der Globetrotter, während er behutsam Teil für Teil aus dem Fond des Opel Caravans ins Freie zerrt. Wenige routinierte Handgriffe und drei Räder stehen fahrbereit im Hof. Tilmann wirkt, als würde er sich am liebsten gleich in den Sattel schwingen und einfach davon radeln. Die Taschen scheinen gepackt, die Kette geschmiert. Doch bis zum Start der nächsten Tour von Norwegen nach Neuseeland ist noch Zeit. Zeit für viele Gespräche mit Radfahrern, die so wie Tilmann von der großen Freiheit träumen. „Noch nie war das Interesse größer“, berichtet Waldthaler von ständig ausgebuchten Vorträgen und von Menschentrauben, die ihn auf Messen umlagern. Viele stellen Fragen zur Technik, begutachten genau jedes Detail am Rad. Tilmanns Rohloff-Nabe trägt beispielsweise die Seriennummer 10064. Das kennzeichnet sie als eine der ersten 14-GangNaben überhaupt. „Seit Jahren kommen immer wieder Menschen zu mir und kontrol24

lieren, ob ich da etwas ausgewechselt habe. Sogar Erfinder Bernd Rohloff wollte da schon ran und nachsehen, wie’s im Inneren jetzt aussieht. Doch ich hänge an jedem Teil und lasse nichts tauschen solange es funktioniert“. Seit über 30 Jahren lebt Tilmann Waldthaler auf dem Rad. „Meine Fahrräder haben mein Leben verändert. Ich bin ein anderer Mensch geworden“, erzählt der Weitgereiste. Der Grundstein zur Leidenschaft wurde in Australien gelegt. Tilmann traf auf einer Rundreise mit dem VW-Bus einen Tourenradler, der ihm ein unglaubliches Freiheitsgefühl vermittelte. „Das wollte ich auch erleben und so erstand ich mein erstes Reiserad. Doch ich hatte von Technik keine Ahnung“. Also folgte Tilmann dem Ratschlag des erfahrenen Globetrotters und meldete sich beim belgischen Rahmenbauer Lucien Crahay an. Dieser baute damals nur immer ein Rad auf Bestellung. Um den Randonneur bezahlen zu können, verkaufte Waldthaler kurzerhand sein Auto und investierte 3200 Mark in seine neue Zukunft. Bis 1989 ging das Rad mit Tilmann durch dick und dünn. Außer zwei Speichenbrüchen und vielen, vielen Platten hatte es keine bedeutenden Schäden. „Wir gehen sicher noch einmal auf große Fahrt“, träumt er davon, mit dem Randonneur noch einmal die Welt zu umrunden.

Tilmann veröffentlichte Berichte über seine Fahrraderlebnisse und so wurde im Mountainbikeboom die Fahrradindustrie auf ihn aufmerksam. Um seine Träume leichter finanzieren zu können, stieg er 1989 auf ein Kettler Mountainbike um. Das Rad „von der Stange“ wurde mit vielen Notlösungen reisetauglich gemacht, hielt aber immerhin 27 Länder, vier Kontinente und 35.000 Kilometer durch. „Ich war glücklich über die dicken Reifen, aber das war auch schon alles“. So ging für Waldthaler ein Traum in Erfüllung, als ihn 1996 der Reiserad-Spezialist Koga Miyata ansprach. Mit dem World Traveller hatte Tilmann endlich wieder ein Tourenrad dessen Technik seine Reisen einfach mitmachte. „Einziger Schrott am Rad ist die Federgabel, die schon seit Jahren als gefederte Starrgabel fungiert. Ansonsten bin ich mit allem zufrieden. Besonders mit der Scheibenbremse und ZUM NACHLESEN: den pannensicheren Sieh diese Erde leuchten! Continental-Reifen, Tilmann Waldthaler/Carlson die funktionieren Reinhard; 255 S.; BVA; ISBN einfach toll“. 978-3-87073-432-9; 24,80 Euro TREKKINGBIKE 5/2008


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