А34к234еbaumeister juni 2015

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BAU ME ISTER

11 2 . J A H R G A N G

Juni

+ B U O L & Z Ü N D

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+ GEORG SCHEEL WETZEL

+ VA S A J . P E R OV I C

+ MV R DV

+ R E N Z O P I A N O B U I L D I N G W O R K S H O P + HIROSHI SUGIMOTO

D A,L CH

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+ W O L F P R I X

Das ArchitekturMagazin

Mach Platz !

Wie aus Raum Öffentlichkeit wird


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Editorial

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COVE R: RPBW

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Alexander Gutzmer Chefredakteur a.gutzmer@baumeister.de

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der Arbeit ging es auf dem zentralen Platz im Stadtteil Beyoğlu hoch her. Den Platz und viele der Straßen drumherum hatte die Polizei abgeriegelt, um Proteste zu verhindern. Bei Zusammenstößen mit Demonstranten gab es dennoch mehr als 200 Festnahmen.

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BAU ME ISTER 11 2

Juni

+ BUOL & ZÜND + VA S A J

+ GEORG SCHEEL WETZEL

PEROVIC + WOLF PR X

JAHRGANG

Das Architektur Magazin

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+ MVRDV

+ RENZO P ANO BUILDING WORKSHOP + HIROSHI SUGIMOTO

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Am diesjährigen Tag

D A L CH

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lätze gehören zum ideellen Bausatz aller, die sich mit der Politik der Stadt befassen. Auf Plätzen nehmen Revolutionen ihren Anfang, auf Plätzen kristallisieren sich die politischen Sentimente der modernen Gesellschaft heraus. Zu sehen war das zuletzt auf dem Tahrir-Platz in Kairo, dem Maidan in Kiew oder dem Taksim in Istanbul. Kaum verwunderlich von daher, dass auch Architektur und Stadtplanung um die Gestaltung sinnvoller, und das heißt eben immer auch: politisch produktiver, Platzanlagen bemüht sind. Überlegungen wie diese haben eine zentrale Rolle gespielt, als wir vor einem Jahr mit dem diesjährigen Baumeister-Studentenwettbewerb starteten. „Mach Platz!“ war unser Name für die diesjährige Runde des Wettbewerbs, den wir traditionell in Partnerschaft mit dem Softwareanbieter Allplan durchführen. Mach Platz!? Klar ist das ein wenig flapsig formuliert (ich hoffe, Sie sehen uns das nach). Aber es passt eben auch. Denn: Plätze lassen sich „machen“. Sie lassen sich in ihren sozialen Effekten durchaus gestalten. Nicht in dem Sinne, dass die Raumstrategie oder die Architektur genau antizipieren könnte, welche zwischenmenschlichen Prozesse sich auf dem jeweiligen Platz abspielen. Aber in dem Sinne, dass die unterschiedlichsten sozialen Prozesse antizipiert und durch kluge Gestaltung ermöglicht werden. Gerade die Architektur kann hier durchaus produktiv wirken. Aber nur, wenn sie ihr Gebäude in einem größeren räumlichen Zusammenhang denkt. Es geht, einfach formuliert, um das „Big Picture“. Dies war auch die Idee hinter unserer Covergestaltung, die ein architektonisches Projekt in Maltas Hauptstadt Valletta zeigt. Und zwar im Kontext. Hier hat sich der Architekt – Renzo Piano war es in diesem Fall – sehr bewusst jenes städtische „große Bild“ vorgenommen. Und in Maltas Hauptstadt, wie wir finden, eine sehr sinnvolle städtebauliche Reparaturstrategie durchgesetzt. Während ich dies schreibe, kursieren übrigens im Internet Filmaufnahmen aus dem zerstörten Berlin von 1945. Der Kameramann radelt unter anderem über den Pariser Platz. Intensive, schockierende Bilder sind dies – aber auch solche, die die Kraft des Platzes illustrieren. Denn der Schau-Platz (sic!) ist als Pariser Platz unverkennbar. Das heißt: Es gibt offenbar eine Art Aura des Platzes, die selbst Zerstörung durch Bomben überdauert.

Mach Platz !

Wie aus Raum Öffentlichkeit wird


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Köpfe Ideen WorldMags.net

Die unterstrichenen Beiträge rechts befassen sich mit dem Thema:

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Ein Künstler als Architekt: Hiroshi Sugimoto

Anstelle von Ruinen: Maltas neuer Parlamentsbau

10 Hiroshi Sugimoto

22 Erzählen, erfinden

Der Fotokünstler entwarf den Anbau für das Teien-Museum in Tokio.

Buol & Zünd ergänzen mit ihrem JazzCampus das Basler Altstadt-Quartier.

16 Vasa J. Perović

32 Virtuelle Heimat

Der serbische Architekt gibt Slowenien ein architektonisches Gesicht.

Ein gläsernes Bauernhaus von MVRDV gibt der kleinen Stadt Schijndel eine Mitte.

44 Neue Zeitschicht Renzo Piano erneuert das Entree der Festungsstadt Valletta auf Malta.

56 6. Baumeister-Studentenwettbewerb

BAU MEISTER. DE

Präsentation der Preise und Anerkennungen

66 Würfel der Vernunft Das NS-Dokumentationszentrum München von Georg Scheel Wetzel hat eröffnet.

Die Praktikanten der Baumeister Academy haben vor Kurzem bei MVRDV und Jürgen Mayer H. begonnen. Auf unserer Website können Sie lesen, wie es ihnen in der Stadt und im Büro ergeht.

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FOTOS V.L .N.R .: GIULIO GHIR ARDI; M ICHE L DE NANCÉ; THOM AS LOHNE S/GE T T Y IM AGE S; ALWITR A

Mach Platz!


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Fragen Lösungen WorldMags.net

Gast-Arbeiter

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Proteste bei der Eröffnung der EZB

Auskragendes Dach für ein Teehaus – ohne Rinne

78 Gehören Architektur und Protest zusammen? Interview mit dem EZB-Architekten Wolf Prix

88 Dach

84 Wird das Einkaufszentrum zum Freizeiterlebnis? Weniger Gewerbeund mehr Eventflächen

Nach dem Studium von Kunst und Germanistik verlegte sich Christian Holl auf die Architektur – jedoch nur theoretisch: als Redakteur der „db“ von 1998 bis 2004, danach bei „frei04publizistik“. Neben seiner Lehrtätigkeit ist er zudem Kurator und Mitglied im Ausstellungsausschuss der Architekturgalerie am Weißenhof.

94 Schalter und Gebäudeautomation

RUBRIKEN 6 EIN BILD 42 SONDERFÜHRUNG 54 KLEINE WERKE 64 UNTERWEGS 84 ARCHITE K TUR + M ANAGE ME NT 10 0 PORTFOLIO: BAD 11 3 IMPRE SSUM + VORSCHAU 11 4 MAIL AN...

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Eva Westerfeld und Anna-Laura Oldenburg studieren Architektur an der FH Köln. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Architectural Tuesday“, die sich im Wintersemester 2014 mit der Architektur Sloweniens beschäftigt hat, sprachen sie mit dem Architekten Vasa J. Perović und porträtieren ihn nun für uns.


Stefan Irvine, Jรถrg Dietrich

Ki Lung Street / Hongkong

6 Ein Bild

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Zugegeben – wir mussten dieses Bild ein wenig zurechtschneiden. Denn eigentlich handelt es sich um ein Panorama oder auch um eine „lineare Architekturabwicklung“ wie die Strecke von den Fotografen Stefan Irvine und Jörg Dietrich genannt wird. Die beiden fotografieren Straßenzüge, meist europäischer Städte. Hier sind wir allerdings in China: Das Foto zeigt ein neunstöckiges Gebäude in Hongkong – ein typischer chinesischer Nachkriegsbau von 1963 mit Gewerbeund Wohnflächen, der seinerzeit im ganzen Süden des Landes so entstand. Der Name des Typus: „tong lau“. Inzwischen werden diese Bauten häufig durch Wolkenkratzer ersetzt. Dieses Gebäude wird allerdings im Moment saniert, daher verbirgt es sich zum Teil hinter BambusBaugerüsten. Die Gewerbeflächen in dieser Straße beherbergen übrigens Bekleidungsund Stoffgroßhandel, daher wird sie auch Button Street genannt. Eine Fotoausstellung mit Leipziger Aufnahmen von Irvine und Dietrich findet bis 13. Juni in der Leipziger Stadtbibliothek statt.

WorldMags.net Text Maike Burk


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Eigentlich ein K端nstler: der Japaner Hiroshi Sugimoto

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FOTO: GIULIO GHIR ARDI

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2 Kรถpfe: Hiroshi Sugimoto Vasa J. Peroviฤ

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Köpfe

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WorldMags.net Hiroshi Sugimoto in Venedig. 2014 baute er ein gläsernes Teehaus für die Architekturbiennale.

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Lob des Schattens

Wenn Künstler sich als Architekten versuchen, ist das oft ein Ausdruck von Selbstüberschätzung. Es gibt allerdings auch Ausnahmen, wie der japanische Fotokünstler Hiroshi Sugimoto beweist: Aus Verdruss über die zeitgenössische Museumsarchitektur hat er kurzerhand eine Erweiterung für das Teien-Museum in Tokio entworfen.

TEXT

PORTR ÄTFOTO

Ulf Meyer

Giulio Ghirardi WorldMags.net


Köpfe

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Die ehemalige Villa des japanischen Prinzen Asaka Yasuhiko von 1933 dient heute als Kunstmuseum. Der Anbau ist mit Travertin verkleidet und öffnet sich durch Glaswände zum Garten.

FOTOS: TOKYO ME TROPOLITAN TE IE N ART MUSE UM

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ch habe nicht die Absicht, mich mit Architekten zu messen“, so der selbst ernannte Baumeister Hiroshi Sugimoto, der als Fotokünstler weltberühmt geworden ist. „Ich bin Künstler. Der Unterschied zwischen Kunst und Architektur ist die Funktion. Architektur muss funktionieren, Kunst nicht. Doch viele Architekten suchen heute nach künstlerischen Formen für ihre Gebäude, die dadurch ihre Funktion verlieren.“ Der 1948 in Tokio geborene Fotograf wurde speziell mit seinen düsteren, eindrücklichen Foto-Serien „Dioramas“, „Theatres“ und „Seascapes“ bekannt. Schon seit den 1970er Jahren in New York ansässig, beschreibt Sugimoto seine stets in Schwarz und Weiß gehaltenen Fotos bisweilen als „Zeit-Kapseln“. Während die Fotografien aus technischer Sicht auf dem aktuellsten Stand sind, beschäftigen sich die Motive der Bilder mit der Vergänglichkeit. Etwas Morbides haftet ihnen an: Die verblichene Pracht amerikanischer Kinos, Köpfe im Wachsfigurenkabinett oder die makabre Ästhetik ausgestopfter Tiere im Naturkundemuseum. Sugimotos Auseinandersetzung mit der Architektur begann erst 1997 mit der Serie „Architecture“. Sie zeigt, dass Architektur für ihn aus Licht und Schatten besteht – ganz wie die Fotografie. In der japanischen Kultur wird das Thema seit Jun‘ichiro Tanizakis Buch „Lob des Schattens“ viel diskutiert. Von der Fotografie zur Architektur Aus „Verärgerung über die Architektur moderner Museen“ gründete Sugimoto 2008 kurzerhand sein eigenes Architekturbüro und nannte es „New Material Research Laboratory“. Auf der letzten Architektur-Biennale in Venedig baute er auf San Giorgio Maggiore ein elegantes, gläsernes Teehaus. Mit ihm zeigte er erstmals konkret sein Interesse an der Baukunst. Die japanische Teezeremonie ist vielleicht das beste Beispiel für die Überhöhung einer ursprünglich alltäglichen Handlung zum Gesamtkunstwerk und macht deutlich, wie fließend die Grenzen zwischen den Kunstgattungen sein können – zum Vorteil beider Seiten. Sein erstaunliches Gespür für die Raumkunst beweist Sugimoto nun erneut. Sein neuestes Werk ist die Erweiterung des „Teien Museum“ in Tokio. Das 1933 errichtete Hauptgebäude des städtischen Kunstmuseums gilt als Glanzpunkt des Art Déco in Ostasien und ist die ehemalige Villa des Prinzen Asaka Yasuhiko. Französische Gestaltung trifft hier auf das Können japanischer Handwerker. Die Villa zeigt, wie elegant sich die strengen

Die Deckenkonstruktion besteht aus Betonbögen, die an das Kimbell Art Museum von Louis Kahn erinnern. Über seitliche Oberlichter gelangt Tageslicht in den Saal.

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WEITER


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Formen des modernen Stahlbetonbaus mit den Nachklängen des Jugendstils und des Art Nouveau verbinden lassen. Sugimoto hat sie zusammen mit dem japanischen Architekturbüro Kume Sekkei um einen kongenialen Anbau erweitert. Nach dreijährigem Umbau wurde das Hauptgebäude nun wieder eröffnet.

Der Annex nimmt zwei Galerien, ein Café und einen Souvenir-Laden auf, rahmt den Blick auf die Villa und den 35.000 Quadratmeter großen Garten. Die beiden Galerien sind als „White Cubes“ konzipiert. Die größere Galerie hat mehrere Tonnengewölbe, deren Details an Louis Kahns Kimbell Art Museum erinnern, die kleinere Galerie kann multifunktional genutzt werden. Da die Villa ein eingetragenes Baudenkmal ist, waren den Ausstellungen im Haus bislang stets enge Grenzen gesetzt. Mit dem Annex eröffnen sich nun ganz neue Möglichkeiten. Sugimotos schlichter, aber räumlich reicher Anbau hat im Unterschied zum Bestand zwar durchgehend gerade Linien, aber die Travertin-Fassaden harmonieren gut mit den Putzflächen des Altbaus. Die gläsernen Wände des neuen Foyers schaffen eine visuelle Verschmelzung von Außen- und Innenraum, die Gärten scheinen bis tief in das Atrium hineinzureichen. Sie verbinden so den Neubau mit seiner Umgebung. Gegenüber des Haupthauses nimmt sich der Annex zurück: Er lässt der Villa den Vortritt und wahrt die Balance, indem er diskret platziert ist und mit der Villa über einen gläsernen Gang verbunden wird. Der Abstand zwischen beiden Gebäuden lässt der ehemaligen Prinzen-Residenz ihren Charme. Eine Glaswand im Gang dient als Referenz an die Glastüren von René Lalique, die im Hauptgebäude ausgestellt werden. Sugimoto verwendet allerdings kein Reliefglas, sondern einen transparenten Glasschirm, der je nach Lichteinfall verschiedene Schattenmuster entstehen lässt. Mit seinem neuesten Architekturprojekt beweist Sugimoto einmal mehr, dass es nicht unbedingt ein Architekturdiplom braucht, um gute, interessante Architektur zu entwerfen. Ein scharfer Blick und drei in die Architektenkammer eingetragene Assistenten reichen manchmal auch. Bei der 1933 erschienenen Erzählung „Lob des Schattens“ Der Künstler beim Tee.

handelt es sich um eine

Der Pavillon besteht

der zentralen Positionen des

aus zwei Elementen:

japanischen Ästhetizismus,

einem Innenhof mit

die sich besonders mit

reflektierendem

dem Spannungsfeld von Tradition

Wasserbecken und

und Moderne auseinander-

einem scheinbar

setzt. Der Text hatte einen

darüber schwebenden

großen Einfluss auf die japani-

Glaswürfel.

sche Kultur.

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FOTO OBE N: E NRICO FORE SE, UNTE N: ARCHIV ARCHITE K TE N

Das Teien-Museum


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Inspiration & Ratgeber

EN EUST DIE N DS IM TREN

u a b n e d La

Reinhard Peneder dlv – Netzwerk Ladenbau e.V. (Hrsg.) STORE BOOK 2015 240 Seiten, ca. 220 Farbfotos 25 x 28 cm gebunden mit Schutzumschlag ISBN 978-3-7667-2150-1 ` 89,-

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Kรถpfe

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PORTR ร TFOTO

Anna-Laura Oldenburg und Eva Westerfeld

Nada Mihajlovic

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Das „Haus R“ ist wandelbar: Öffnet man die Schiebe-Elemente vor den Fenstern, offenbart es sein Innenleben. In Form und Material orientiert es sich an den für die Gegend typischen Wohnhäusern.

FOTOS: MIR AN K A MBIC

Fremde Tradition Vasa J. Perović gehört zu einer Reihe Architekten in Slowenien, die dem politischen Umbruch im Land ein architektonisches Gesicht geben. In seinen Projekten vermittelt er gekonnt zwischen Tradition und Moderne. WorldMags.net


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Köpfe

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ie eine Skulptur in der Landschaft steht es da: Ein Holzhaus mit schlichter Kubatur und Satteldach – fast wie in einer Kinderzeichnung. Tatsächlich zitiert es aber Form und Materialität der traditionellen Häuser dieser Gegend. Das „Haus R“ ist ein Wochenendhaus in der slowenischen Alpenlandschaft. Wird es bewohnt, lässt es sich im wahrsten Sinne des Wortes „auspacken“, so dass unter dem Mantel aus Holzpaneelen ein gläserner Baukörper zum Vorschein kommt. Der Dialog zwischen Tradition und Moderne beschreibt nicht nur dieses Projekt recht treffend, sondern die gesamte Arbeit seines Verfassers, des Architekten Vasa J. Perović. Die bewegte Geschichte Sloweniens und das daraus resultierende Bemühen um eine eigene Identität haben zu einer eigenen Architektursprache geführt. Trotz der langen Zugehörigkeit zu Jugoslawien hatte das Land schon immer Tendenzen zu einer regionalen Architektur – die „alten Meister“ Jože Plečnik und Edvard Ravnikar stehen für diesen Sonderweg.

erweitern lässt. Ihre Gestaltung orientiert sich an den Industrie- und Gewerbebauten der Umgebung. Bei aller Rücksicht auf den „Genius loci“ nimmt sich das Büro bei allen Projekten immer wieder die Freiheit, Dinge auszuprobieren – eine eindeutige architektonische Handschrift gebe es bei ihnen nicht, sagt Perović. Entwurf und Diskurs

Hinter den zahlreichen Projekten von Bevk Perović ließe sich ein großes, durchorganisiertes Büro vermuten. In dem Obergeschoss eines alten Kaufhauses im Zentrum von Ljubljana arbeiten allerdings nicht mehr als zwölf Architekten – alle gemeinsam an einem g roßen T isch. Meh r M i ta rbei te r möchte Perović nicht: „Das würde eine Struktur erfordern, und wir strukturieren Dinge nicht gerne.“ Bevor das Büro sich an die Arbeit macht, wird lange über das Projekt diskutiert. Das glaubt man Perović gern: Er spricht mitunter so schnell, dass er fast das Atmen vergisst. Er wirkt selbstbewusst, hat aber auch Humor: Wenn man große Ziele verfolge, meint er, tue man gut daran, den langen Entwurfsprozess des Büros besser nicht nachzuahmen. Trotzdem scheint ihnen der Erfolg recht zu geben – im Gegensatz zu anderen Kollegen, die unter der Wirtschaftskrise Mittelosteuropas enorm leiden.

Zukunft und Vergangenheit

J

üngster Wettbewerbsgewinn ist die Erweiterung der Slowenischen National- und Universitätsbibliothek in Ljubljana. Der Architekt des Bestandsgebäudes von 1941 ist ausgerechnet Jože Plečnik, der „slowenischste“ unter den slowenischen Architekten. Auße r de r Nachba rscha f t zu Plečn iks Hauptwerk gibt es aber noch eine weitere Herausforderung: Die neue Bibliothek soll auf den Resten der alten römischen Stadtstruktur errichtet werden. Bevk und Perovićs Entwurf nimmt die ehemaligen römischen Achsen mit gestalterischem Fingerspitzengefühl auf und zitiert gleichzeitig mehrere Motive von Plečniks Bibliothek. Auch hier spielt die Neuinterpretation der Tradition und die kontextuelle Auseinandersetzung mit der Geschichte eine wesentliche Rolle. Dieses Bemühen um architektonische Kontinuität ist das Leitmotiv, das Perović zu einer herausragenden Figur in der Generation der jungen Architekten seines Landes werden lässt.

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Oben: Die Sozialwohnungsbauten in Ljubljana gehören zu den ersten Projekten des Büros. Ganz unten: Die Visualisierung zeigt das Foyer der geplanten Erweiterung für die Slowenische Nationalund Universitätsbibliothek in Ljubljana.

FOTOS: MIR AN K A MBIC

Seit den späten 1990er Jahren macht nun eine Reihe junger Architekten auf sich aufmerksam. Nach ihrem Studium – oft im westlichen Ausland – konnten sie früh erste Wettbewerbe in ihrer Heimat gewinnen und gaben so dem politischen Umbruch einen mitunter international geprägten architektonischen Ausdruck. Vasa Perović zählt dazu, obwohl er kein gebürtiger Slowene ist. Aufgewachsen in Belgrad, studierte er an der Architekturfakultät seiner Heimatstadt und am Berlage-Institut in Rotterdam. Die allgegenwärtige Frage nach der slowenischen Identität stellt er sich in seinen Arbeiten trotzdem – und das mit besonderem Feingefühl: „Slowenien ist meine Wahlheimat. Deswegen bin ich vielleicht besonders sensibel für dieses Thema“, sagt Perović. Es sind weniger nationale als regionale Einflüsse, die in seinen Entwürfen spürbar werden. „Das, was einen täglich umgibt“, meint er, „wird zwangsläufig im Denken und im Arbeiten reflektiert.“ Unter den frühen Arbeiten des Büros gibt es einige Sozialwohnungsprojekte; gleich drei davon stehen auf benachbarten Grundstücken in Polje, einem Stadtteil am Rande Ljubljanas. Sie sind im Abstand von wenigen Jahren entstanden und beruhen auf einem gemeinsamen Konzept: Zwischen freistehenden Baukörpern wird ein bewohnbarer Außenraum geschaffen, mit dem sich das ziemlich eng gesteckte Raumprogramm


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Gemeinsam mit Matija Bevk führt Vasa J. Perović seit 1997 das Architekturbüro Bevk Perović Arhitekti. Es hat seinen Sitz in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana. Das Gespräch mit ihm für diesen Beitrag kam im Rahmen der Vortragsreihe „Architectural Tuesday“ der Architekturfakultät Köln zustande. Baumeister ist hier Medienpartner. Der aktuelle Durchgang des Architectural Tuesday läuft noch bis 16. Juni. Thema diesmal: Die „soziale Logik des Raums“

©FLC/ ADAGP

Vita und Architectural Tuesday

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WorldMags.net Zwei Altbauten und ein dem Bestand nachempfundenes Gebäude bilden das Gesicht des Basler Jazz-Campus zur Straße. Das Tor im mittleren Haus führt zum Eingang.

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FOTO: GEORG AE RNI

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9 WorldMags.net Ideen: Jazz-Campus in Basel Glasfarm in Schijndel Stadtentree Malta Baumeister-Studentenwettbewerb: die f端nf Sieger NS-Dokuzentrum M端nchen WorldMags.net


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Ideen

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Erzählen, WorldMags.net erfinden, verbinden

TITELTHEMA

MACH PL ATZ!

Mit dem Jazz-Campus in Basel haben Buol & Zünd Architekten in kompakter Dichte die Geschichte der Stadt und des Orts weitergeschrieben. Die Mischung aus starken Bildern und vereinheitlichender Materialität ist kein ungefährlicher Balanceakt, doch er ist geglückt – innen wie außen. Die schlüssige städtebauliche Figur hat daran großen Anteil.

ARCHITEKTEN

Buol & Zünd

Das Tor in Bildmitte Seite 20 führt in den neuen Innenhof und zum Eingang der Mu-

KRITIK

sikschule. Den Archi-

Christian Holl

tekten gelingt mit der Aufteilung in einzelne Häuser eine überzeu-

FOTOS

gende Lösung für die

Georg Aerni

Altstadt Kleinbasel.

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K

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onglomerat – treffender als mit dem Bild des verkitteten Gesteingemischs kann man den Jazz-Campus kaum beschreiben: Auf einem Grundstück in Kleinbasel, das zuletzt mit drei an der Straße aneinandergereihten Häusern und einer Maschinenfabrik im Hinterhof bebaut war, wurde die Geschichte des Orts gemäß den Bedürfnissen der neuen Nutzung fortgeschrieben. Zwei der drei Häuser an der Straße wurden nur im Innern umgebaut, das dritte musste aus baulogistischen Gründen abgerissen werden, wurde aber mit einigen Originalteilen wieder aufgebaut. Der Durchgang im mittleren Haus führt auf einen Hof, zu dem sich, dichtgedrängt, neue Häuser mit Fenstern, Erkern, Balkonen orientieren; eine von Bögen gefasste Loggia mit Kamin bildet den Fixpunkt. Der Begriff des Campus irritiert zunächst, ist doch das, was man hier findet, kein üblicher Hochschulcampus. Die Musikakademie Basel und Jazz-Studenten der Fachhochschulen Nordwestschweiz haben aber doch etwas erhalten, was in gewisser Hinsicht dem Campus-Gedanken gerecht wird: etwa, dass der Freiraum die Verbindung zwischen den Gebäudeteilen herstellt; lediglich über das Kellergeschoss, in dem sich die Hoffigur wieder abgebildet findet, wird eine innere Verbindung angeboten. Auch dass sich im Freiraum die Sphären der Lehre und der Freizeit, der Nutzer und der Besucher, innen und außen überlagern, lässt sich im Sinne der Campus-Idee verstehen. Hohe Erwartungen, atmosphärische Räume Die Grundrissfigur haben die Architekten von der vorherigen Bebauung übernommen, in der sich ihrerseits bereits die Geschichte des Areals eingeprägt hatte: Der Fußabdruck der Bebauung hatte sich trotz neuer Gebäude und Nutzung nicht geändert. Diese Kontinuität setzen Buol & Zünd fort, das teilt sich auch mit, wenn man die geschichtliche Herleitung nicht en détail kennt. Abgerissen werden musste der vollständige Bestand der Fabrik. Die Schule auf dem engen Grundstück unterzubringen, war nicht einfach. Verschieden große Probe- und Unterrichtszimmer waren gewünscht, Aufnahme- und Aufführungsräume sowie Verwaltung und Wohnungen für Gäste. Dazu noch die hohen akustischen Erwartungen: Geräusche von außen sollen nicht nach innen dringen, die Musiker sich untereinander ebenso wenig wie die Nachbarn stören. Das zweite Untergeschoss ist deswegen eine rei-

ne Technikebene, von der aus die Lüftung jedes einzelnen Raums separat angesteuert werden kann. Die Schicht, die die akustischen Qualitäten sichert, ist vom Rohbau und den Hohlräumen für die Haustechnik getrennt. In Bezug auf die akustische Qualität der Räume waren die Vorstellungen allerdings wenig präzise. Es stellte sich heraus, dass jeder Musiker eigene Vorstellungen vom idealen Übungsraum hatte. Die Architekten haben deswegen Übungs- und Unterrichtsräume unterschiedlich dimensioniert und zugeschnitten, so dass jeder von ihnen über besondere Eigenschaften verfügt. Und sie achteten darauf, dass die Räume Wärme ausstrahlen und die Technik nicht dominiert; sie haben Eichenboden verlegt und die Akustikelemente hinter einer offenen Holzkonstruktion anbringen lassen, die an Einbaumöbel denken lässt. Darüber sind die Wände mal weiß und gefaltet, mal, wie im Treppenhaus, mit Rupfleinen bespannt. Das erreicht mitunter fast bürgerliche Wohnnoblesse, die man akzeptieren kann, weil sie nicht als durchlaufend inszeniert wird. Die Architekten entwickelten zudem eigens eine Lampe, die die den Vorschriften entsprechende Ausleuchtung garantiert, sich aber mit einem warmen Licht kombinieren oder ersetzen lässt.

Die Smithsons verstanden darunter eine Ordnung, in der sich verschiedene Ebenen von Ansprüchen an Architektur komplex durchdringen, eine, die sich nicht in additiven Bildsequenzen vermitteln lässt, sondern sie zu einem Ganzen verbindet. Die Irritation, was neue Erzählung, was Reminiszenz ist, die Mischung aus Pragmatismus und High-End, mit der die Architekten hier spielen, sorgen dafür, dass der Balanceakt zwischen Bild und räumlicher Einheit, zwischen Offenheit und Atmosphäre glückt, ohne zu sentimental zu geraten. Das scheint leicht und improvisiert, setzt aber wie in der Musik hohes Können voraus – im Konzert möchte man auch nicht dem Musiker bei harter Arbeit zusehen. Die fein austarierte Balance macht den vergleichsweise kleinen Campus zu einem Teil der Stadt. Die Stiftung Habitat, einer der beiden Bauherren, wollte damit auch einen Beitrag zur Aufwertung des etwas vernachlässigten Quartiers leisten. Weder demonstrative oder auftrumpfende Neuheit, noch Verstecken hinter Imitation von Geschichte – auch diesen Teil des Auftrags haben die Architekten mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit bewältigt.

Pläne ab Seite 30

D

as Kellergeschoss unter dem ansteigenden Hof nimmt in hochliegenden Bogenfenstern, die sich in Gewölbekappen fortsetzen, Bezug auf Bilder von Jazzkneipen in Gewölbekellern. Der hohe Performanceraum in verschiedenen Schwarztönen dient der Probe von Auftritten, der Aufnahmeraum erhielt eine an ein großes Skelett erinnernde Akustikvorrichtung im Giebeldach, der Jazzclub für öffentliche Konzerte an der Straße wurde in an Abendstunden erinnernde Farben getaucht. Aus Geschichte und Rahmenbedingungen, Kontext und individuellen Bildern (mit dem Rupfleinen etwa verbindet Buol Erinnerungen an den Block Beuys im Hessischen Landesmuseum Darmstadt) werden atmosphärisch dichte, charakteristische Räume geschaffen. Das überträgt sich wiederum in den Außenraum. Ordnung und Erzählung

Die einzelnen Funktionen der Schule wurden

Das vereinheitlichende Materialkonzept – die hellen, handgestrichenen Ziegel außen – verhindert, dass der Campus in Einzelerzählungen zerfällt. Das Konzept der konglomeraten Ordnung von Peter und Alison Smithson scheint Pate gestanden zu haben.

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in separaten „Häusern“ untergebracht. Der helle Ziegel hält das dicht gepackte Ensemble visuell zusammen.


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Linke Seite oben: Im Untergeschoss werden die Umrisse des Hofs im Grundriss des Foyers abgebildet. Hier liegen Schlagzeugräume und ein großer Aufführungssaal. Rechts: der Aufnahmesaal im Giebel. Von der Decke sind bewegliche Akustikpaneele abgehängt, die dem Raum einen belebten „flatterhaften“ Himmel geben. Linke Seite unten: die Holzverkleiin diesem Saal

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Die Akustik ist selbstredend das Thema der Innenarchitektur. Ihr dient die sorgfältig detaillierte Holzverkleidung der Übungsräume – sie verleiht ihnen aber auch eine biedermeierlich-gemütliche Atmosphäre. Die Leuchten sind ebenfalls von den Architekten entworfen.

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Hof

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Jazzclub

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Bar

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Sekretariat

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Ensemble- und Übungsraum

2. OG

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Halle

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Schlagzeugraum

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Garderobe

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Tanzsaal

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Performanceraum

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Aufnahmesaal

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Studio

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Verwaltung

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Studentenund Dozentenwohnhaus

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Einzelübungsräume

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Mediathek

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Aufnahmeraum


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Querschnitt

5 Lageplan 5 5

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BAUHERR: 5

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Stiftung Habitat, Basel/Stiftung Levedo,

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Basel ARCHITEKTEN: Buol & Zünd Architekten BSA, Basel

Querschnitt

www.buolzuend.ch MITARBE ITE R: Reem Al Wakeel, 5

Martin Schröder, Jules Hausherr,

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Judith Sagl,

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Silvio Schubiger, Bruno Radelfinger, Yannick Schnetz,

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Vincenzo Maddalena, Johannes Schäfer,

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Franziska Moog, Judith Kaufmann, Judith Kloss-Sagl, Sascha Cueni,

Längsschnitt

Rosa Schlindheim, Lena Fischer, Deborah Heitz, Jessica Müller, 5

5

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Jan Knieza, Dano Gloor TRAGWERKSPL ANER: Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel

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AKUSTIK: Applied Acoustics GmbH

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FERTIGSTELLUNG: Oktober 2014 Längsschnitt STANDORT: Jazzcampus, Utengasse 15 –17, Basel, Schweiz

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Virtuelle WorldMags.net Heimat

Ein Einkaufszentrum der besonderen Art. MVRDV haben mit einem gewitzten Trompe-l’œil-Objekt einer Kleinstadt in der niederländischen Provinz zu einer belebten Mitte verholfen.

TITELTHEMA MACH PL ATZ!

ARCHITEKTEN

MVRDV KRITIK

Sabine Schneider FOTOS

Daria Scagliola WorldMags.net

Ein gläserner Bauernhof dient der Gemeinde Schijndel als Multifunktionsbau. Kitsch oder Kunst?


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Die Bauernhaus-Fotomotive wurden auf die Scheiben gedruckt, wirken aber an einigen Stellen wie „weggewischt“ ...


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... so ergeben sich Ausblicke für die Cafébesucher oder Schaufenster für die Läden.

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Wo früher Autos parkten, gehört der Marktplatz nun Fußgängern und Radfahrern.


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FOTO: JOE P JACOBS

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Die Idee des gl채sernen Bauernhauses funktioniert vor allem auch im Inneren: ob als rustikales Dekor f체r den Jeansladen ...

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...oder mit dem sichtbaren Stahltragwerk als Fachwerkromantik im Restaurant.

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ünf Straßen führen auf den Marktplatz von Schijndel, einer Kleinstadt im Süden der Niederlande. Aus der Ferne bemerkt man nichts Ungewöhnliches: Mittendrin steht eines dieser historischen Bauernhäuser, wie sie auf der Fahrt hierher ein paar Mal zu sehen waren. Erst beim Nähertreten stutzt man: Spiegelt sich da nicht die Sonne im Reetdach? Wirkt die Fassade nicht merkwürdig zweidimensional wie ein Rendering? Ist der Bau überhaupt real? Dieses Überprüfen ist ein vertrauter Reflex, denn wie oft hat man sich schon über ein computergeneriertes Bild gebeugt und sich gefragt, ob es sich um ein „echtes“ Foto handelt. In Schijndel wurde eine Illusion gebaut. Das niederländische Büro MVRDV ist ja bekannt für seine Lust an architektonischer Übertreibung und wandelt damit oft an der Grenze zwischen Kitsch und Kunst. Doch hier in der Provinz haben sie einem Ort zweifellos auf kunstvolle Weise zu einer bemerkenswerten Mitte verholfen. Die Geschichte des Projekts hängt eng mit Winy Maas, einem der Bürogründer, zusammen. Er ist in Schijndel aufgewachsen und erlebte wie viele Bewohner der Stadt den Platz zwischen Kirche, Rathaus und Einkaufsstraße als gähnende Leere – Bomben hatten hier im Zweiten Weltkrieg ein großes Loch hinterlassen. Noch während des Studiums, 1980, schrieb Maas einen Brief an die Stadtverwaltung und schlug einen Neubau vor. In den darauf folgenden Jahren schickte er insgesamt sieben Varianten ein, bis die Stadtväter im Jahr 2000 schließlich einwilligten und ein Multifunktionsbau mit Läden, Bar, Restaurant und Wellnessbereich gebaut werden konnte.

Es gibt viele romantische Details wie bemooste Ziegel, Herbstblätter auf dem Reet, grüne Fensterläden und leuchtend rote Geranien in Blumenkästen. Jedoch zeigt sich die wahre Qualität der Idee erst im Inneren: Hier entstehen durch die bedruckten Scheiben lichte, vor Blicken geschützte, intime Räume; ein kräftiges, schwarz lackiertes Stahltragwerk wird sichtbar, das durch alte Fachwerkkonstruktionen ebenso vertraut erscheint wie die Bauernhaus-Motive selbst. Diese passen sich dem Verlauf von Stützen und Trägern an, das heißt, die virtuellen Fenster wie die Reetdeckung sitzen „konstruktiv logisch“ an der richtigen Stelle der Glasfassade. Vor allem im doppelgeschossigen Restaurant vermitteln Ziegelhaut und Reet eine angenehm ländlich-gemütliche Atmosphäre.

Öffentlicher Raum

Ebenso wie die Architekten waren die Landschaftsarchitekten des

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ls reale Fenster haben die Architekten den Fotodruck an scheinbar willkürlichen Stellen „weggewischt“, ja diese Bereiche mit Durchblick nach draußen wurden sogar scheinbar aus dem Foto ausgebrannt. Auch die Stöße der aufgedruckten Fotos bleiben stets deutlich sichtbar. Das ist großes Architekturtheater für eine Kleinstadt, und es stieß beileibe nicht nur auf Gegenliebe, wie die lange Baugeschichte andeutet. MVRDV haben in Schijndel zwar die Illusion eines Bauernhauses gebaut, sie aber im selben Atemzug wieder zerstört. Das Gebäude täuscht keine Minute vor, echt zu sein, sondern scheint zu sagen – wie bei einer Brecht’schen Aufführung – „glotzt nicht so romantisch“.

Büros MTD aus ‘s-Hertogenbosch bemüht, die Identität der Gemeinde zu stärken, und übersetzten Traditionelles in Neues: So wird etwa der Bodenbelag des Platzes von Linien aus Granitplatten durchzogen, die den Verlauf der früheren Straßenbahnlinien nachzeichnen. Außerdem übernehmen sie die Maßstabsvergrößerung des Bauernhauses um 1,6: Die Hecken sind breiter als im Ort üblich, die Nachbildung eines historischen Brunnens hat Übergröße, und auch die Picknicktische und -bänke um das Haus herum fallen so groß aus, dass selbst Erwachsene die Beine beim Sitzen wie die Kinder frei bau-

Durchschnitt als Maß

meln lassen können (oben).

FOTO: JOE P JACOBS

Zufällig hatte die zulässige Kubatur, die das Bauamt vorgab, Ähnlichkeiten mit einem traditionellen Bauernhaus der Gegend. So begannen die Architekten alte Höfe der Umgebung aufzumessen und erhielten so ein Mittelmaß, eine Art „Norm“-Gebäude, das sie ihrem Entwurf zugrunde legten. Der Künstler Frank van der Salm hat sie abfotografiert, und gemeinsam setzten sie aus den Bildern eine Bauernhaus-Collage zusammen. Allerdings stellte sich heraus, dass die vorgegebene Kubatur größer als üblich war, daher wurden alle Fotos und damit die Proportionen kurzerhand um 1,6 Mal vergrößert und auf Glasscheiben gedruckt. Allein von außen betrachtet wäre das Ergebnis nur eine nette, versöhnliche Idee als Wiedergutmachung für die zerstörte Mitte.

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M 1:3 0 0 0

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Querschnitte

Lageplan

BAUHERR: Rembrand B.V. Längsschnitt ARCHITEKTEN: MVRDV, Rotterdam www.mvrdv.com MITARBE ITE R: Winy Maas, Jacob van Rijs, Nathalie de Vries, M 1:4 0 0

Frans de Witte, Gijs Rikken TRAGWERKSPL ANER: Hooijen Konstruktiebureau, Tilburg, Niederlande HAUSTECHNIK: IOC Ridderkerk, 1. Obergeschoss

Ablassderdam, Niederlande FASSADE NPL ANE R: Brakel Atmos, Uden, Niederlande GLASDRUCK: AGC Mirodan, Heule, Belgien BAUZE IT: 2008 bis 2013 STANDORT: „Glazen Boerderij“, Markt 1A, Schijndel, Niederlande

Erdgeschoss

www.deglazenboerderij.com

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Sonderführung mit...

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„Stadtplan von Wien im Jahre 3000“, „Gschnasfest“ im Künstlerhaus, 1933. Entwurf und Ausführung: Meisterschule Siegfried Theiss

... Monika Platzer und Ingrid Holzschuh Kuratorinnen der Ausstellung „Wien. Die Perle des Reichs“. Die Ausstellung ist bis 17. August im Architekturzentrum Wien zu sehen. www.azw.at FOTO: ARCHIV KÜNSTLE RHAUS

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Das Gespräch führte


BAUMEISTER:

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Was will die Ausstellung errei-

chen?

In der Ausstellung geht es nicht um die vollständige Bestandserfassung von NS-Planungen, sondern um die Frage nach der Rolle Wiens im Dritten Reich. Anhand von neun Themenbereichen werden die Veränderungen, Überformungen, Inszenierungen und Modernisierungen der Stadt aufgezeigt. Es ist eine Tätergeschichte, die visualisiert wird. In diesem Zusammenhang rücken die Funktion von Architektur und die Verantwortung der jeweiligen Akteure in den Fokus. Ein Rückblick in die Architektur- und Stadtgeschichte von Wien zeigt die Aussparung der nationalsozialistischen Ära – als Zeichen für die stattgefundene Verdrängung und die Externalisierung der Mitschuld. Mit der Einbindung des Nationalsozialismus in das Gesamtbild und die damit verbundene Zusammenschau von historischen Ereignissen leistet die Ausstellung einen Beitrag für ein besseres Verständnis der Gegenwart.

MONIK A PLATZER:

VERDECKT FLÄCHENBÜNDIG BELASTBAR

Inwieweit stehen die Planungen in Wien symptomatisch für den Städtebau des Nationalsozialismus? I N G R I D H O L Z S C H U H : Architektur wird von absolutistischen oder totalitären Regierungsformen immer wieder für Propagandazwecke missbraucht. Städtebauliche Inszenierungen eignen sich da besonders gut. Wien ist ein gutes Beispiel: Mit der Ausschmückung der Stadt für die Veranstaltungen zur Volksabstimmung am 10. April 1938 begann die Umbildung des Stadtraums durch das NS-Regime und die Besetzung mit Herrschaftszeichen. Festarchitekturen, wie die Opernballdekoration, schufen Illusionen und Identitäten, die als Zeichen für die Allgegenwärtigkeit der Partei dienten. Die von Hitler geschätzten Bauten der imperialen Ringstraße wurden als Bühne für die Selbstdarstellung der neuen Machthaber adaptiert. Mit der Überformung und Neuerrichtung von Monumenten besetzte das Regime den historischen Ort, füllte ihn mit neuen Inhalten und schrieb sich so in die Geschichte Wiens ein. B:

KLINIKUM GROSSHADERN Architekturbüro German Haimerl

B : Welche Bedeutung hatte die Stadt für das NS-Regime? M P : Die Großraumpolitik des NS-Regimes steht im direkten Zusammenhang mit dem Anspruch einer politischen und wirtschaftlichen Vormachtstellung: Europa sollte unter dem Aspekt eines „deutschen“ Eroberungsund Herrschaftsprogramms umgebaut, die unabhängigen Nationalstaaten zu kolonialen „Ergänzungsräumen“ herabgesetzt werden. Den zentralistisch gesteuerten Strukturen des Dritten Reichs entsprechend, wurden für Wien „neue Leitbilder“ gesucht. Mit der Aufwertung des Donauraums und seiner Häfen sollte die Stadt das „Hamburg des Ostens“ werden.

TECTUS® Das komplett verdeckt liegende Türbandsystem für auf Flächenbündigkeit ausgelegte Raumkonzepte.

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www.simonswerk.de


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Eine WorldMags.net neue Zeitschicht Renzo Piano hat sich der Reparatur von Vallettas Stadttor angenommen. Maltas berühmte Festungsstadt erhielt ein neues repräsentatives Entree mit Parlamentsgebäude, Vorplatz und Freilichttheater. Aida und Costa können kommen.

TITELTHEMA MACH PL ATZ!

ARCHITEKTEN

Renzo Piano Building Workshop KRITIK

Falk Jaeger FOTOS

Michel Denancé WorldMags.net

Bis vor Kurzem boten Ruinen und Parkplätze an Vallettas Stadttor ein deprimierendes Bild. Jetzt erneuerte Piano den Ort.


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NĂśrdlicher Nachbar des neuen Parlaments: Zwischen den Ruinen des Opernhauses wurde eine FreilichtbĂźhne installiert.

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Pianos neues Parlament teilt sich in zwei Baukörper für Plenarsaal und Bürotrakt, die scheinbar über einem gläsernen Erdgeschoss schweben.

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QUE LLE: L’AUTRE IM AGE

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Wie aus Stein herausgemeißelt: Visualisierung des trichterförmigen Plenarsaals


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Die Kalksteinfassade des B端rotrakts erscheint zur Festungsmauer hin wie ein geschuppter Panzer.

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Blick von einer der Verbindungsbr端cken zwischen Plenarsaal und B端rotrakt


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Heute führt ein schmaler Fußgängersteg in die Festungsstadt Valletta. Aufzug sowie demnächst landschaftlich gestalteter Graben sind noch im Bau.

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alletta hat Glück gehabt. Wie überall hatten die Festungsbaumeister von Renaissance bis Klassizismus der Waffentechnik hinterher gebaut, die Fortifikationen erreichten am Ende absurde Dimensionen, nahmen letztlich größere Flächen und Baumassen ein als die geschützten Bereiche selbst. Politisch und waffentechnisch überholt, standen sie der stürmischen Stadtentwicklung im Weg und wurden im 19. Jahrhundert fast durchweg geschleift. Nicht so in Valletta: Die Hauptstadt Maltas rühmt sich der größten erhaltenen Festungsanlage Europas. Doch Valletta hat auch Pech gehabt. Im Zweiten Weltkrieg als britischer Stützpunkt 1942 Ziel heftiger Bombenangriffe der Achsenmächte, sanken große Teile der Altstadt in Schutt und Asche. Der Wiederaufbau geschah in Anlehnung an alte Formen und führte zur erstaunlich harmonischen Regeneration des Stadtbilds. Das Königliche Opernhaus von 1866 allerdings blieb als Ruine erhalten – auch als der Platz am Stadttor 1964 anlässlich der Loslösung Maltas von Großbritannien neu geordnet wurde. Die Brücke über den Zwinger hat man verbreitert, das enge Renaissancetor durch einen neoklassizistischen Bau ersetzt und eine platzartige Erweiterung der Mittelachse der Renaissancestadt geschaffen. Ein Geschäftshaus mit Arkaden und Passage, auch dieses im Mussolini-Klassizismus (im Bild Seite 45), bildet seitdem das Gegenüber der Opernruine. Die Flächen vor der Oper und innerhalb der Ruine dienten als Parkplatz – alles in allem also ein wenig ansprechender städtebaulicher Auftakt des Weltkulturerbes Valletta. So fand ihn Renzo Piano vor, als er sich des Projekts eines neuen Stadttors im Zusammenwirken mit dem in der lokalen Denkmalpflege versierten örtlichen Architekturbüros Architecture Project annahm. Entree und Vorplatz Als erstes ließ er an der Brücke alle späteren Verbreiterungen abbrechen und schälte den Ursprungsbau von 1633 heraus, wobei er die Ansätze der Anbauten nicht retuschiert, sondern sichtbar belässt. Das letzte Joch, ursprünglich eine Zugbrücke, fügt er demonstrativ als Holzkonstruktion ein. Wer heute die Stadt über den schmalen Fußgängersteg betritt, erlebt wieder den Charakter der Festung, den kontrollierten Zugang über den Zwingergraben und hat wieder das Gefühl, in die Stadt einzutreten. Als Nächstes eliminierte Piano das Tor von 1964 und schuf eine enge Torsituation wie

früher, indem er die Mauern beiderseits wieder heranführt und bis auf einen schmalen Durchgang in der Breite der Brücke ergänzt. Die blockhaften Maueranbauten beiderseits des Durchgangs sind nicht Rekonstruktion der groben Festungsmauer, sondern glatter, offensichtlicher Neubau von schierem Volumen, nicht zur Wiedergewinnung des historischen Stadtbilds, sondern eines an der Historie orientierten topologischen Raumbezugs. Zwei 25 Meter hohe Stahlspeere, symbolisch etwas unbestimmt zwischen Flaggenmast und Waffe changierend, charakterisieren die neue Torsituation. Dort wo gewaltige stählerne „Klingen“ die Mauer in ganzer Höhe zwischen alt und neu senkrecht durchtrennen, kann man ablesen, wie weit der Mauerdurchbruch früher klaffte (Seite 51). Ein Aufzugsturm neben dem Tor schafft die Verbindung hinab zum Zwingergraben. Nach Durchschreiten des Tors weitet sich der Raum zu einer neu formulierten Platzsituation. Geradeaus die Achse der Magistrale Vallettas: Sie bildet das Rückgrat der Stadt. Links und rechts des Platzes steigen zwei eindrucksvolle Freitreppen entlang der Innenseite der Festungsmauern bis zu deren Scheitel hinan. Das Parlament Die Baumasse des Parlaments hat Piano in zwei Baukörper geteilt, um eine diagonale Geh- und Blickverbindung zu erhalten. Brückengänge verbinden den Bürotrakt und das Plenarsaalgebäude miteinander. Die Fensterfronten liegen hinter der Steinfassade, hinter Öffnungen, die wie eine Art Perforation in unregelmäßigen Mustern über die Fassade wehen. Die Inspiration dazu kam den Architekten durch die eigenartigen Verwitterungsmuster des sehr weichen örtlichen Sandsteins, die vor allem an den Festungsmauern zu sehen sind. Die Architekten treiben das Spiel mit den Fassaden noch weiter. Sie differenzieren zwischen Volumina mit groberer Oberfläche, die aufgrund der Bodenvouten aus dem Boden herauszuwachsen scheinen, und artifiziellen Kuben mit polierten Oberflächen, die über gläsernen Erdgeschossen zu schweben scheinen. Mit ihren geschlossenen Kalksteinfassaden wirken die beiden Kuben sehr dominant und signalisieren mit ihrem Charakter zwischen historischem Festungsbau und neuzeitlichem Bürobau ihre besondere Stellung und ihren staatstragenden Inhalt. Das Erdgeschoss ist Erweiterung des Platzes, offenes Foyer, Ausstellungsfläche, jedenfalls, soweit es die Parlamentsnutzung irgend zulässt, öffentlicher Raum. Für das Publikum gibt es aus diesem öffentlichen Bereich einen getrennten Zugang zur Besucher terrasse des Parlaments. Den Saal selbst hat Piano durch die Trichterform und

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die Natursteinauskleidung wie ein aus dem Fels gehauenes Volumen interpretiert. Die Sitzordnung des Parlaments mit 80 Sitzen ist ein Zwischending zwischen dem traditionsverhafteten Londoner Parlament mit Kuriensitzordnung und Parlamentstisch im Zentrum sowie der modernen Halbkreisordnung mit Präsidium und Rednerpult und zeigt somit sowohl die noch immer starke Verbundenheit mit England, als auch die Zugehörigkeit zu Europa. Eigene Büros haben nur die Parteiführer und die Regierung. Für die Abgeordneten stehen Nomadenbüros zur Verfügung. Der Parlamentspräsident repräsentiert im Penthouse mit großer Terrasse und weitem Blick über die Stadt. Das Untergeschoss wird als Archiv und Zentrale für die umfangreiche Energietechnik benutzt, denn wie immer legt Piano auch hier Wert auf Energie sparende Bau- und Betriebsweise und installierte 140 Meter tiefe Erdsonden, Wärmerückgewinnung und entsprechende Wärmespeicher. Die Freilichtbühne Nördlicher Nachbar des Parlaments ist das Fragment des Opernhauses. 1980 hatte Piano einen Entwurf für einen kompletten Neubau der Oper an dieser Stelle geliefert, der den Maltesern jedoch zu modern schien. Jetzt hatte er eine andere Idee, die freilich auch nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß: Eine Freilichtbühne mit 1000 Sitzplätzen wurde in die Ruine integriert, deren stählernes Gerüstwerk reizvoll mit den steinernen Säulenresten korrespondiert. Noch ist Pianos Arbeit an Vallettas City Gate nicht beendet. Noch bilden der Kreisverkehr und der Busbahnhof vor dem Tor ein nicht gerade ansehnliches Entree für die zahlreichen Touristen, die das Weltkulturerbe besuchen wollen. Diese Schmuddelecke aufzuräumen und neu zu gestalten, steht als Nächstes auf der Agenda. Dazu gehört auch der Grünraum des Zwingers zwischen den Mauern mit dem Weg hinab zum Kreuzfahrtterminal, den all die Aida- und Costapassagiere nehmen werden. Sie kommen den Zwingergraben herauf und nehmen den neuen Lift neben dem Tor, der sie auf das Niveau der Altstadt bringt. Mit viel Sensibilität ist es Renzo Piano gelungen, die städtebauliche Wunde zu schließen und zu heilen, ohne historische Formen zu rekonstruieren. Indem er den Platz neu interpretiert und ihm mit dem Parlamentsbau neue Bedeutung gibt, die Torsituation überhöht und so den historischen Ort neu zum Sprechen bringt. Er fügte dem Kulturdenkmal Valletta an dieser Stelle eine neue Zeitschicht von höchster baukünstlerischer Qualität hinzu.


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Längsschnitt des Projekts RPBW (v.l.n.r.): Freilichtbühne, Parlamentsbau, Stadttor, Zwingergraben

BAUHERR: Grand Harbour Regeneration Corporation ARCHITEKTEN: Renzo Piano Building Workshop zusammen mit Architecture Project (Valletta) P R OJ E K T PA R T N E R : A. Belvedere, B. Plattner MITARBE ITE R: D. Franceschin, P. Colonna, P. Pires da Fonte, S. GiorgioMarrano, N. Baniahmad, A. Boucsein, J. Da Nova, T. Gantner, N. Delevaux, Blick von Südwesten im Modell

N. Byrelid, R. Tse, B. Alves de Campos, J. La Boskey, A. Panchasara, A. Thompson; S. Moreau; MODELLBAU: O. Aubert, C. Colson, Y. Kyrkos

1 A7 1 11 .7

A

A7 2101

8 7 9 0 0 0

4.25

2 0 0 0 5 0

1 05 EW

6 0 0 8

MEP

9

TRAGWERK, AKUSTIK,

B

1 A7 3102

MEP

6.00

GEBÄUDETECHNIK:

2.79

TOILET 0.30

PH

1 EW02

C

Arup

D

STEIN:

) TOILET

2 A7 1311 6.00

MEP 3 A7 1311

6 00

Kevin Ramsey

5.00

1 EW03

F 3.00

G

M 1:75 0

E

THEATERBAU: Daniele Abbado

5.00

H

LICHTPLANUNG:

1 EW06 5.00

Franck Franjou J

5.00

LANDSCHAFTSARCHITEKTUR : K

Studio Giorgetta

5.00

1 W08

L 2.00

M 2.35

BAUZE IT: 2009 bis 2014 STANDORT:

1. OG Parlamentsgebäude

City Gate Valletta, Malta

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kleine Werke ( 61 )

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Vamos...! Um den Tag am Playa genießen zu können, benötigt man als Badegast auch mal... Sanitärräume. Diese – und weitere öffentliche Einrichtungen – findet man jetzt jedenfalls an Barcelonas Küste: Quintana Arquitectes verteilen dort punktuell bunte Strandwürfel mit unterschiedlichen „Inhalten“. Die Farbe verrät, was sich im Kubus befindet: Gelb beherbergt WCs, Rot medizinische Versorgung, und hinter Blau verbirgt sich die Polizei.

Das Konstrukt basiert auf einem System aus vorgefertigten Modulen mit einer Kantenlänge von 2,50 Metern. Ein Quader aus Vierkantrohren wird mit leichten Sandwichplatten beplankt, um die Kuben im Winter einfach ab- und im Sommer wieder aufzubauen. Das System ermöglicht außerdem verschiedene Anordungen. Die farbigen Innen- und Außenwände sind mit kleinen quadratischen Fliesen verkleidet – traditionell katalonisch.

WorldMags.net Text Maike Burk

FOTO: ADRIÀ GOUL A

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Inspirationsquelle

Sybille Hilgert KLEINE BÄDER Die besten Lösungen bis 10 m² ISBN 978-3-7667-2119-8 ` 49,95

Heinz Kaiser DIE BESTEN BÄDER ZUM WOHLFÜHLEN 45 individuell geplante Bäder zum Wohlfühlen ISBN 978-3-7667-1915-7 ` 49,95

Andreas K. Vetter RAUMIDEEN 163 Beispiele kreativer und praktikabler Innenraumlösungen ISBN 978-3-7667-2148-8 Erscheinungstermin: 23. März 2015 ` 49,95

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„Mach Platz!“

Wie im letzten Jahr steht beim 6. Baumeister-Studentenwettbewerb auch diesmal wieder die Stadt im Mittelpunkt: Es galt, Unorte zu finden und eine Lösung vorzuschlagen, die nicht nur ein neues Gebäude platziert, sondern auch die Umgebung einbezieht und öffentlichen Raum schafft. Denn Orte, an denen so etwas wie Öffentlichkeit entsteht, sind rar und werden immer rarer. Gesucht waren daher Projekte, die nicht nur selbstbezogen sind, sondern auch einen Bonus für die Stadt mitbringen. Der Wettbewerb wurde zum sechsten Mal in Folge gemeinsam mit dem Softwareanbieter Allplan ausgelobt. 15 Hochschulen haben sich der Aufgabe gestellt und ein Grundstück in ihrem Ort ausgewählt. Die Einreichungen haben den Begriff der Öffentlichkeit weit gefasst – von städtebaulichen Strategien bis zu konkreten Museumsentwürfen. Alle Beiträge waren überraschend professionell und realitätsbezogen, praktikabel und bodenständig.

PREIS

ANERKENNUNG

Großzügiges Dach

Fabian Wirth,

Sophie May Germer

für ein Brauerei-

Bente Rau TITELTHEMA

(siehe rechte Seite)

MACH PL ATZ! PREIS Lena Packert

areal in Stuttgart. ANERKENNUNG

Über die ortstypi-

Svenja Moritz,

schen „Stäffele“

Kirsten Julia Hörler

gelangt man zum neu erschlossenen Außenbereich

PREIS

und kann auf dem

Rebecca Farina Arnold,

Weg beim Bier-

Katarzyna Sznajder

brauen zuschauen.

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Südansicht

Lageplan

„Ein neues Dach für Dinkelacker“ Fabian Wirth, Bente Rau, Universität Stuttgart, IBK 2 – Lehrstuhl Behling, stellv. Birk, Fakultät für Architektur und Stadtplanung Der Entwurf für die Umnutzung des Dinkelacker-Brauereiareals im Süden Stuttgarts öffnet den 2.500 Quadratmeter großen Kommissions- und Lagerhof zur Stadt hin. Indem er die Mauern, die das Areal abgrenzen, zur Disposition stellt und das Gelände durch eine große Überdachung fasst, wird die Fläche zum Event-Raum für temporäre Veranstaltungen und kulturelle Angebote. Einzelne Pavillons, die als Bierbar, Ausstellungsraum oder Pförtnerhaus genutzt werden können, vervollständigen das Ensemble.

Eine lange, öffentliche „Himmelstreppe“ nach dem Vorbild der für Stuttgart typischen „Stäffele“ erschließt das Areal als eine Art Erlebnispfad: Der Weg ermöglicht Einblicke in das Brauereigeschehen und schafft so eine Verbindung zwischen dem Ort und seiner Nutzung. Den Verfassern ist es gelungen eine Strategie zu entwickeln, wie ein zuvor abgeschlossener Ort auf realistische und wirtschaftliche Art und Weise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden Juryprotokoll kann.

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Lageplan

Ansicht

„Scatula“ – Kunsthalle am Dom Lena Packert, TU Darmstadt, Fachgebiet Entwerfen und Baugestaltung – Lehrstuhl Lorch Die drei Volumen für das „Universalmuseum“ definieren als Ensemble den Raum südlich des Kölner Doms. Das Motto des Wettbewerbs „Mach Platz“ wird hier im Sinne einer räumlichen Verdichtung einer bisher unklar definierten städtischen Zone interpretiert. Nicht das Freiräumen und Umnutzen, sondern das Besetzen, Definieren von Raumkanten und Platzräumen und deren spannungsvolle Reihung

durch die Setzung der Baukörper bestimmt die Entwurfsstrategie. Die sorgfältige räumliche Komposition und architektonische Durcharbeitung überzeugt auch in der konsistenten Darstellung des Entwurfs. Die dekorative Gotisierung der gut proportionierten Volumen Juryprotokoll erscheint dabei allerdings nicht zwingend.

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Foto Bestand

Dachaufsicht im Modell

„Housing on Top“ Rebecca Farina Arnold, Katarzyna Sznajder, Hochschule München, Fakultät für Architektur, Lehrstuhl Frederik Künzel + Carola Dietrich Ein bisher durch unattraktive Parkierungsflächen genutztes Grundstück neben einem Einkaufszentrum wird durch den Gebäudehybrid zu einem Wohnquartier mit Marktplatz umgewandelt. Anstelle einer „klassischen“ Setzung von Gebäuden und Freiflächen werden gebauter Raum und Freiraum übereinander gestapelt, wodurch einer vom anderen in attraktiver Weise profitiert. Die durch große Lichthöfe perforierte zweigeschossige Wohnlandschaft gibt durch Anhebung den Platz frei für eine offene Marktnutzung im Erdgeschoss als Antwort auf die introvertierte Welt des benachbarten Ein-

kaufszentrums. Der bislang ausschließlich als Infrastrukturfläche für das Einkaufszentrum genutzte Parkplatz wird den Anwohnern damit in Form einer attraktiven Freifläche zurückgegeben. Es wird im wahrsten Sinne des Wortes „Platz gemacht“ für ein ebenso ungewöhnliches wie räumlich prägnantes Raum- und Nutzungskonzept. Die in den Obergeschossen angeordneten Wohnungen profitieren ebenso wie der darunter liegende Markt von den runden Gebäudeeinschnitten, zu denen sie sich in Form durchgesteckter Grundrisse Juryprotokoll orientieren.

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Anerkennung

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Markthalle 1940

„Neues Leben am Hagenmarkt“ Sophie May Germer, TU Brauchschweig, Institut für Entwerfen und Raumkomposition – Lehrstuhl Staab Eine alte Markthalle am Hagenmarkt in Braunschweig war vor 1940 Mittelpunkt einer dichten Bebauung, heute dagegen bietet der Ort ein trauriges Bild: Von der Markthalle sind nur noch Graffiti-besprühte Umfassungsmauern übrig, dazwischen parken Autos. Die vorgeschlagene Lösung erhält die Bestandsmauern und übernimmt damit exakt die Grundfläche der Halle; sie variiert, zerklüftet

und teilt die Hallendachform, so dass vier neue separate Gebäude mit öffentlicher Nutzung entstehen wie Theater, Werkstatt und Café. Dazwischen bilden sich drei gut proportionierte, einladende Höfe – der in der Mitte abgesenkt – ebenso wie eine Achse als Durchweg. Der Entwurf bezieht die unmittelbar angrenzenden Stadträume Juryprotokoll nicht ein, bleibt selbstbezogen und eine Insel.

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Anerkennung

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Lageplan

„bieRegal“ Svenja Moritz und Kirsten Julia Hörler, Universität Stuttgart, Fakultät 1, Architektur und Stadtplanung, Institut für Baukonstruktion, Lehrstuhl Behling Die Arbeit entwickelt private und öffentliche Nutzungen für das in Stuttgart an der Hohenstaufenstraße liegende Gelände der Dinkelacker-Brauerei. Anstelle der bisherigen Werksmauer entsteht eine über hundert Meter lange, perforierte und hybride Stadtregalbebauung, die Nutzungsangebote auf Plattformen und in eingeschobenen Raumboxen schafft. Für die Öffentlichkeit entsteht ein Dachgarten mit Ausblick über die Stadt in Richtung der Nachmittags- und Abendsonne. Die Regalwand und eine Überdachung der

Lagerfläche schränken den Brauereibetrieb nicht ein. Vielmehr wird eine Teilöffnung des Gewerbeareals geschaffen. Die architektonische Qualität des Stahlgerüsts mit Treppenläufen und Funktionsboxen wird kontrovers diskutiert. Erkennbar ist, dass ein neues, industriell anmutendes Element im Stadtbild entsteht, das den Zwischennutzungscharakter der Raumöffnung im Sinne der Aufgabenstellung symbolisiert. Die Arbeit ist sehr gut dargestellt und vermitJuryprotokoll telt die Entwurfsidee durch überzeugende Renderings.

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Symposium: WorldMags.net Regionale

BAU ME ISTER

Baukultur – Anspruch und Wirklichkeit

Studentenwettbewerb

Zeit Jurymitglieder:

22. Juni 2015 9:30 Uhr

Auer Weber Architekten (Juryvorsitz)

Philipp Auer

Ort

Bundesstiftung Baukultur

Apostelhalle, Pelikanplatz 2/4, Hannover

Reiner Nagel Allplan

Wer an regionales Bauen denkt, ist schnell bei Vorarlberg in Österreich, dessen Architektur auch der Baumeister regelmäßig rühmt. Doch auch anderswo lohnt es, baukulturell näher hinzuschauen. Nach Niedersachsen zum Beispiel. Die Architektenkammer Niedersachsen, das dortige Sozialministerium und der Baumeister tun dies gemeinsam am 22. Juni. Von 9.30 Uhr an diskutiert Baumeister-Chefredakteur Alexander Gutzmer in Hannover mit verschiedenen Gästen das Bauen im ländlichen Norddeutschland. Thema: „Regionale Baukultur – Anspruch und Wirklichkeit“.

Johannes Zettel Goetz Castorph Architekten und Stadtplaner

Matthias Castorph Redaktion Baumeister

Julia Hinderink, Sabine Schneider Protokoll Redaktion Baumeister

Alexander Russ Preisgeld je Preis

1200 Euro Preisgeld je Anerkennung

unterstützt von

700 Euro Präsentation

Anna Yeboah, Susanna Bier, Virginia Zangs

Kernfrage dabei: Wie steht es denn um die regionale Baukultur in Niedersachsen? Was prägt die Gegenwartsarchitektur in den Regionen? Gibt es eine regionale Baukultur, die über ortstypische Materialien und Bauweisen erlebbar ist? Oder steht das Bauen auf dem Land unter ähnlichen Vorzeichen wie in der Stadt? Das Symposium zur Baukultur 2015 soll die regionale Baukultur kritisch hinterfragen, der gebauten Umwelt im ländlichen Kontext nachspüren und fragen, wie hochwertige Architektur in den Regionen zu einer positiven Entwicklung beitragen kann. Dabei stehen architektonische ebenso wie landschaftsarchitektonische Lösungsvorschläge im Fokus. Das 9. niedersächsische Symposium zur Förderung der Baukultur will verschiedene gebaute Beispiele zur Diskussion stellen und Lösungsvorschläge von Architektinnen und Architekten aufzeigen. Mehr unter: www.aknds.de/architektur_ symposium.html

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Oben: Luftige Unterkunft im 23. Stock und Rotterdams Erasmusbrücke vor dem Fenster. Die reduzierte Ausstattung stammt natürlich von den Architekten. Links: Vom höchsten Haus, dem „De Rotterdam“ (siehe auch Baumeister 1/2014), hat man einen guten Blick über die Stadt. Unten: Cooler Treffpunkt zu jeder Tages- und Nachtzeit: die Bar im

FOTOS: NHOW ROT TE RDA M

siebten Stock, in der auch das Frühstück serviert wird

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Unterwegs im

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WorldMags.net Nhow-Hotel Rotterdam Das attraktive Vier-Sterne-Hotel auf Rotterdams Wilhelminapier ist nicht zu verfehlen: Es ist ins höchste Gebäude Rotterdams eingezogen, und die Erasmus-Brücke führt direkt darauf zu. Sowohl Architektur als auch Ausstattung stammen von OMA.

ADRESSE nhow Rotterdam Wilhelminakade 137 Rotterdam, Niederlande 0031-10-206 7600 rotterdam@nhow-hotels.com

Auch wenn Sie in diesem Hotel nicht übernachten, ein Besuch der Bar empfiehlt sich auf jeden Fall: Nirgends sonst in Rotterdam hat man so einen imposanten Blick über die Erasmus-Brücke (UNStudio), die Lastkähne auf der Maas, die träge vorbeischippern, und die Stadt. Das Nhow-Hotel ist im Ostturm von OMAs Hochhaus-Cluster „De Rotterdam“ untergebracht, die Hotelbar liegt im siebten Stock. Stellen Sie sich diesen stadtbekannten Treffpunkt nicht etwa als schummrige Höhle zum winterlichen Whiskyschlürfen vor, sondern als weiten, doppelgeschossigen, L-förmigen Saal, der das Betreten jedes Gasts zum Auftritt werden lässt: Schwarz eingefärbter, glänzender Estrich, hohe Sichtbetonwände, wallende Vorhänge und eine abgehängte Gitterrostdecke mit scheinwerferartigen Leuchten erinnern an einen leeren Bühnenraum; schwarz-weißes Mobiliar bildet den neutralen Hintergrund für coole Outfits. Dementsprechend sollte man den Koffer gepackt haben. Dagegen wirkt das Entree im Erdgeschoss auf den ersten Blick alles andere als einladend, eher wie ein schlecht beleuchteter Rohbau, in dem der Rezeptionstresen provisorisch abgestellt wurde; unwillkürlich schaut man sich nach Handwerkern um. Es wird einem etwas bang, wenn man in Richtung Aufzug geht: Wie sehen wohl die Gästezimmer aus? Keine Sorge. OMA haben ein architektengerechtes Ambiente in Edelstahl, Betongrau und Glas entworfen: kompakt, aber angenehm und funktional durchdacht. Das völlig schnörkellose Interieur ist minimiert auf geschlossene Schrankwände, Sichtbetondecke, Parkettboden und ein wandhohes dunkel spiegelndes Wandelement gegenüber dem Bett, in dem der Bildschirm auftaucht. Das Bad ist nur durch eine weiß bedruckte Glaswand und die Badewanne vom Raum abgetrennt. Öffnet man die Badtür aus satiniertem Glas, schließt sich gleichzeitig das WC. Griffe gibt es keine, Schubladen und Schranktüren werden nur leicht angetippt. Die 278 Gästezimmer liegen im 20. bis 23. Stock. Hier lässt sich auch die Fassade mit den raumhohen Scheiben einmal aus der Nähe betrachten: Das enge, kräftige Raster wirkt schützend und lässt beim Blick in die Tiefe keine Höhenangst aufkommen. Von manchen Zimmern aus kann man am Morgen in wenigen Metern Entfernung die Angestellten der Rotterdamer Stadtverwaltung beobachten, wie sie in ihren Büros ankommen, Kaffee holen und sich vor ihre Bildschirme setzen. Aber zum Schauen ist nicht mehr viel Zeit: jetzt noch ein wenig aufgepeppen und dann zum Frühstück, das ebenfalls in der Bar zelebriert wird.

Text

Sabine Schneider

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Zimmer ab 145 Euro Acht Konferenzsäle


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FOTO AUS: IRIS L AUTE RBACH, „DE R CE NTR AL COLLEC TING POINT IN MÜNCHE N“

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Einer der Schaupaläste der NSDAP, der ehemalige Verwaltungsbau der Partei, mit US-Wache

Würfel

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Wie bauen zwischen vergilbten ร berbleibseln der Gewaltherrschaft und Leo von Klenzes Kรถnigsplatz?

der Vernunft WorldMags.net


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Das Dokumentationszentrum an der Brienner Straße, links davon der grasüberwachsene Sockel des ehemaligen „Ehrentempels“

Ein nüchterner Würfel birgt Ausstellung, Forschungs- und Veranstaltungsräume des NS-Dokumentationszentrums München. Vom Umgang mit der Geschichte auf belastetem und belastendem Terrain WorldMags.net


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FOTO: BAYE RISCHE S L ANDE SA MT FÜR DE NK M ALPFLEGE, AUS: IRIS L AUTE RBACH, „DE R CE NTR AL COLLEC TING POINT IN MÜNCHE N“

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Blick auf den mit Granitplatten gepflasterten Königsplatz durch einen der „Ehrentempel“ in der Nachkriegszeit

ARCHITEKTEN

KRITIK

FOTOS

Georg Scheel Wetzel

Ira Mazzoni

Jens Weber

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Auch im Inneren gibt sich der Bau betont sachlich. Oberste Ausstellungsebene im vierten Geschoss

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Die Ausstellung vermeidet die Musealisierung von Gegenst채nden und konzentriert sich auf Texte und wenige Bilder.

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er Wür fel des Dokumentationszent rums strahlt weithin weiß. Mit einer Kantenlänge von 22,5 Metern bleibt er knapp unter der Dachkante der benachbarten angegilbten nationalsozialistischen Gewaltbauten, die für knapp zehn Jahre im Zentrum des mörderischen Parteistaats standen. Aus der innerstädtischen Fernsicht fügt sich der Kubus perfekt in die Perspektive der noblen Brienner Straße, die mit den Propyläen von Leo von Klenze ihren Schlussprospekt hat. Erst aus kürzerer Entfernung wirkt der freigestellte Solitär wie ein alles überragender Leuchtturm. Die Botschaft ist klar: Nach etlichen Eklats und Peinlichkeiten etabliert die Stadt München mit Hilfe des Freistaats Bayern und der Bundregierung eine reichlich verspätete Institution betulicher Aufklärung am Ort der Täter. Da liegt die Lichtmetapher genauso nahe wie die allseitig gleichbemessene Geometrie der Vernunft. Das NS-Dokumentationszentrum München erscheint sachlich, distanziert, kühl und ängstlich bemüht, keine Fehler zu machen. Das Gelände Die Aufgabe, der sich das Berliner Architekturbüro Georg Scheel Wetzel stellte, war nicht einfach: Der Bau des Dokumentationszentrums musste auf dem Grund des ehemaligen Palais Barlow errichtet werden, das die in München gegründete NSDAP im Mai 1930 mit Hilfe von Spenden und großzügigen Krediten erworben hatte und das Hitler schließlich von seinem „ersten Architekten“ Paul Ludwig Troost zum repräsentativen „Parteiheim“ ausbauen ließ. Die Schlägerpartei rückte damit ins parkgrüne Villenquartier direkt an den Königsplatz vor. Das berüchtigte „Braune Haus“ bildete den Nukleus für den mit der „Machtergreifung“ 1933 expandierenden Parteiapparat, der sich mit allen seinen Dienststellen schließlich auf 68 größtenteils neu erstellte und unterirdisch vernetzte Gebäude rund um den Karolinenplatz verteilte. Praktischerweise schob es sich damit auch an das ebenfalls neu gebaute Oberfinanzpräsidium in der Sophienstraße heran, wo die vernichtende Besteuerung, systematische Enteignung und Plünderung der jüdischen Bürger Münchens berechnet und durchgeführt wurde. Am Königsplatz selbst schuf sich die Partei kapitale Schaupaläste, den „Führerbau“ und den „Verwaltungsbau“, die zusammen mit den vorgelagerten „Ehrentempeln“ und dem mit Granitplatten gepflasterten Königsplatz den zentralen Kultort der „Hauptstadt der Bewegung“ bildeten. Im Mai 1933

begann man mit dem Abriss von insgesamt acht Villen nördlich der Brienner Straße. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde der emeritierte Mathematikprofessor und Kunstsammler Alfred Pringsheim gezwungen, seine Villa unter Wert zu verkaufen. Die Schwiegereltern von Thomas Mann mussten sich aufgrund der nationalsozialistischen Rassengesetze bald auch von ihren Kunstschätzen trennen, bevor sie 1939 in die Schweiz emigrieren konnten. Noch vor Fertigstellung der beiden Hauptgebäude der NSDAP waren am 9. November 1935 die beiden „Ehrentempel“ als himmeloffene Mausoleen für die beim Putschversuch Hitlers am 9. November 1923 von der Polizei erschossenen Gefolgsleute eingeweiht worden. Fortan wiederholte sich am Jahrestag des „Marschs auf die Feldherrenhalle“ eine düster militärische Inszenierung des braunen Märtyrerkults. Antworten auf das Gelände

In Bezug auf die gewalttätige Ortsgeschichte war es dem Architektenteam Bettina Georg, Tobias Scheel und Simon Wetzel wichtig, ihren Entwurf nicht deckungsgleich auf dem Grund des „Braunen Hauses“ zu implementieren. Nur die beiden Untergeschosse nutzen das gesamte, von Kellern und Fundamenten befreite Terrain. Der Kubus hingegen tritt demonstrativ zugunsten eines geräumigen Vorplatzes von der Bebauungsgrenze ab. Selbstverständlich soll sich das Dokumentationszentrum zwischen den Protzbauten der Partei behaupten, ohne selbst den Fehler maßloser Monumentalität zu begehen. Die Architekten flüchten sich in die Abstraktion. Der Würfel vermittelt nach allen Seiten, nach allen Seiten richten sich auch die teilweise zweigeschossigen, mit schmalen Betonpfeilern gegliederten Eckfenster und Fensterbänder. Schließlich ist das Hinsehen und Wegsehen sein zentraler Gegenstand. Der Blick soll sich dabei nicht nur auf die Vergangenheit der Steine richten, sondern auch auf die Gegenwart einer fatalen Haltung des nicht Wahrhabenwollens.

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st es aber an einem Ort, an dem das Scheitern der Zivilgesellschaft und der Demokratie thematisiert werden, richtig, architektonische Enthaltsamkeit zu üben und die Reinheit der Form zu zelebrieren, um mit Rücksicht auf das klassizistische KönigsplatzEnsemble nicht all zu sehr zu irritieren? Ist es richtig, die Abstraktion so weit zu treiben, dass die Architektur auch als Verwaltungs-

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bau einer Versicherungsanstalt eine gute Figur machen würde? In der ganzen Stadt würfeln sich inzwischen Lamellen umhüllte Lufträume. Darf Architektur am historisch vergifteten Ort genauso sprach- und belanglos bleiben? Ist „Abstraktion“ nicht Ausdruck der gleichen Hilflosigkeit, die alle Überbauungspläne für das Terrain haben scheitern lassen und letztlich zur Begrünung des Areals geführt haben? Außenansicht – Exkurs in die Nachbarschaft „Führerbau“ und „Verwaltungsbau“ hatten dank Tarnnetzen den Bombenkrieg fast unbeschadet überstanden und wurden von der US-Militärregierung als Sammel- und Rückgabestelle für NS-Raub- und BeuteKunst bestimmt, zumal sich in den Kellern etliche Kunstdepots für Hitlers Linzer Museumsprojekt befanden. Der „Führerbau“ diente bald als Quartier der ausgebombten Staatsbibliothek, des Hauptstaatsarchivs und der Musikhochschule, die bis heute dafür sorgt, dass ein fantastisches Klanggewebe durch die Marmorhallen und durch die Fenster auf die Straße weht. Der heutige Präsident der Musikhochschule Bernd Redmann sprach in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung unumwunden von einer „Art Exorzismus der bösen Geister“, der dort täglich stattfinde. Im Südtrakt war ab 1948 das Amerikahaus mit einem vitalen Kulturprogramm im Dienste der Entnazifizierung, Demokratisierung und Amerikanisierung aktiv, bevor es sein neues Quartier am Königsplatz beziehen konnte und die Musikhochschule mehr Platz bekam. Aus dem „Collecting Point“ im ehemaligen Verwaltungsbau auf der anderen Straßenseite ging das Zentralinstitut für Kunstgeschichte hervor, das bis heute mit Bibliothek und Magazinkellern neben der Staatlichen Graphischen Sammlung der Hauptnutzer des „Hauses der Kulturinstitute“ ist. Während die Hauptgebäude zivile Nachnutzungen fanden, sollten die Pfeilerhallen der „Ehrentempel“ aufgrund der Direktive 30 des Alliierten Kontrollrats gesprengt werden, nachdem die Särge der „Märtyrer der Bewegung“ bereits im Mai 1945 entfernt worden waren. Doch es gab Komplikationen: Weder durften die Magazine des Collecting-Points von der Detonation beeinträchtigt noch die unterirdischen Versorgungsleitung verschüttet werden. Eine heftige Diskussion entbrannte, ob die mühsame Beseitigung nicht geradezu mythenverstärkend wirken könnte. Es bestand erhebliche Furcht vor „Leerstellen“ im Stadtraum. Bald gab es Pläne, die Pfeilerhallen zu ummanteln und als Eckpavillons neuer, dringend benötigter Ausstellungsgebäude zu nutzen. Schließlich sprengten die Amerikaner im Januar 1947 die Pfeiler. Im Februar folgte ein


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Wettbewerb unter 22 Architekten zur Überbauung. Parallel wurde aber auch schon eine Bepflanzung der Sockel diskutiert. Natur als sanfte Gewalt sollte die Entnazifizierung übernehmen. Kurz nach Baubeginn – die obere Steinverkleidung des nördlichen Sockels gibt davon noch heute Zeugnis – gerieten Pläne Karl Hocheders angesichts eines 1:1-Modells in die öffentliche Kritik. Der Bau wurde eingestellt. Nachdem auch ein zweiter, eingeschränkter Wettbewerb keine überzeugenden Ergebnisse brachte, wurden die „Schandmale“ mit einem Bretterzaun den Blicken der Öffentlichkeit entzogen und dann im Vorfeld der 800-JahrFeier der Stadt München von der bayerischen Sch lösse r ve r wa l tung bep f l anz t. Nachdem neue Überbauungspläne die Öffentlichkeit Ende der 1980er Jahre wachgerüttelt hatten, waren die Sockel als Einzeldenkmale in die Denkmalliste eingetragen und das Grün geschützt worden. Die Beseitigung des Wildwuchses hat den Zweck, den weißen Würfel der Aufklärung für jeden aus Westen anrollenden Stadtankömmling als gute Absicht der Stadt zu exponieren. Da darf auch der östliche Rand des Königsplatzes aus dem Gleichgewicht geraten. „Gras wächst hier nicht mehr über die Geschichte“, heißt es explizit in der Broschüre des Bau- und Kulturreferats der Stadt München und wurde in Ansprachen und Pressetexten gebetsmühlenartig wiederholt. Dabei war die Begrünung durchaus eine Strategie, die es historisch zu bedenken gilt. Die überwucherten Fragmente waren nicht nur Zeugnisse des NS-Kults sondern auch der Nachkriegskontroversen. Immerhin bleibt der südliche Sockel als Biotop streng geschützt. Die Freilegung des nördlichen Sockels aber wandelt den vielschichtigen Ort zum präparierten Exponat des Dokumentationszentrums. Dabei verhindert die Freilegung nicht das gruselige „Heldengedenken“ neuer Rechter. Ein Tag vor der offiziellen Eröffnung, als Journalisten aus aller Welt geladen waren, hing eine rote Grabkerze zwischen den Bodendeckern. Von niemanden bemerkt, von niemanden entfernt. Dabei soll doch das Dokumentationszentrum das Hinsehen lehren. Wird man den Sockel künftig bewachen müssen, um nazistische Vereinnahmungen auszuschließen? Sehr helle Betonbodenplatten und niedrige Mäuerchen markieren den Platz vor dem Dokumentationszentrum, der einst noch zum Grund des „Braunen Hauses“ gehörte. Ähnlich hell, unangenehm überstrahlt und mit Betonschranken umfasst war auch der mit Granitplatten gepflasterte Königsplatz, den die Nazis für ihre Aufmärsche nutzten. Durch die helle Freifläche wird nun der Seiteneingang des Führerbaus so monumental in Szene gesetzt, wie das selbst Troost nicht vorgesehen hatte. Wie falsch diese didaktische Freistellung ist, zeigte sich am EröffWEITER

Oben: Eine doppelgeschossige Raumecke orientiert sich zum „Führerbau“ und die Darstellung seiner Geschichte. Unten: Schmalste Stelle im Grundriss – man kommt den handelnden Personen nahe.

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nungstag: Die für die hohe Politik vorgesehene mobile Beflaggung des Doku-Zentrums war wie zufällig an die rechte Seite vor den Führerbau gesetzt worden. Wie sehr ist man in München tatsächlich in Hinblick auf das schwierige Erbe sensibilisiert, wenn schon das Protokoll patzt? Innenansicht

Der weiße Würfel der Vernunft entpuppt sich innen als perfekter, um Neutralität bemühter Ausstellungsrahmen: Heller Sichtestrich am Boden, heller Sichtbeton an Wänden und Decke. Außer den obligaten Feuerlöschern gibt es keine störenden Technikelemente. Denn die für lärmende Schulklassen benötigten Schallabsorber sind mit Lichtschienen kombiniert in flache Deckenelemente integriert, die in Bahnen verlegt die Raumfluchten unmerklich unterstützen. Intelligent gesetzte Fenster- und Boden-Ausschnitte schaffen trotz rigiden Absolutheitsanspruchs geschossübergreifend interessant verschränkte Räume, die durch das wandernde Tageslicht zusätzlich moduliert werden. Das Stakkato der Fensterpfeiler trägt erheblich dazu bei, dass die Räume introvertiert bleiben. Die in Bezug auf die steinernen Zeitzeugen ringsum gewähl ten Fenster allerdings, bieten immer einen vergitterten Ausblick, der durch breite dunkle Rahmen zusätzlich geschmälert wird. Die Ausstellungsmacher begegnen dem White-Cube mit aufgestellten schwarzen Informationspaketen, die in weißer Schrift die sorgfältig kanonisierte Geschichte erzählen, warum der Nationalsozialismus ausgerechnet in München geboren und hier gesellschafts- und machtfähig wurde. Auf aneinandergereihten Glastischen, werden dann bilderbuchmäßig alle Dokumente in fotografischen Reproduktionen ausgebreitet, die es zu r Stützung der E rzählung braucht. Da der Platz offenbar nicht reicht, dienen die weißen Wandabschnitte gelegentlich auch noch als Projektionsfläche. Endlich – so scheint es – soll alles gesagt und alles gezeigt werden, auch wenn kaum Unbekanntes dabei ist. Der konkrete Ortsbezug gelingt dabei nicht immer so überzeugend wie an der zweigeschossigen Nordwestecke, wo mit Blick auf den „Führerbau“ auf zwei übereinander gehängten Screens Filme vom Münchner Abkommen parallel zu Filmen aus dem Amerikahaus gezeigt werden. Allerdings gäbe es zu diesem Baudenkmal und seiner Vergangenheit weit mehr zu berichten. Häufig verstellen die schwarzen Aufsteller sogar den Ausblick. Da das oberste Geschoss des Dokumentationszentrums Sitzungssäle und Büros beherbergt, unterbleibt gar der Rundblick über das belastete und belastende Terrain. Der Erfolg des Dokumentationszentrums wird sicher nicht von der Dauerausstellung abhängen, sondern

von der täglichen pädagogischen Arbeit und dem Veranstaltungs- und Diskussionsprogramm. Dafür haben die Architekten im Untergrund wunderbar konzentrierte, mit honigfarbenem Eichenholz verkleidete Räume geschaffen: Eine Bibliothek mit Medienstationen, kleine Seminarräume und auf der untersten Ebene einen Vortragssaal für 200 Personen. Am Ende des Rundgangs, der in der vierten Etage begonnen hat, stellt sich also erneut die Frage, ob die Wettbewerbsauslober die Aufgabe, ein Dokumentationszentrum am Ort der Täter zu schaffen, richtig gestellt haben: Im Zeitalter medialer Vermittlung scheint eine quadratmeterfressende Ausstellung überflüssig, nicht aber ein Ort der Begegnung, der fortgesetzten Diskussion und des Forschens. Es gehört zu den schlechten Pointen der langen Planungsgeschichte des Dokumentationszentrums, dass im Moment seiner Fertigstellung, die beiden Exponenten des Genius Loci, der ehemalige „Führerbau“ und der „Verwaltungsbau“ stark sanierungsbedürftig sind. Mit verursacht durch die starke, in große Tiefen reichende Bautätigkeit im gesamten Kunstareal, dringt Grundwasser in die Keller der Musikhochschule und des Zentralinstituts für Kunstgeschichte. Für die Musikhochschule steht eine Generalsanierung an. Vor dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte werden gerade Spundwände in den Boden gerammt. Der wilde Wein, der die 21-achsige Fassade zwei Jahrzehnte lang hübsch bemäntelte, musste den Baumaßnahmen weichen. So wird auch an dieser Stelle die steinerne Gegenwart der Vergangenheit nicht mehr weichgezeichnet. Aber die Zukunft der beiden Institutionen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, die Geschichtsdenkmale weitgehend authentisch zu erhalten und der Forschung zu erschließen, ist ungewiss. Hier ist Umsicht, Vorsicht und Weitsicht des Kultusministeriums, der staatlichen Baubehörden und des Denkmalamts gefragt.

Ansätze der Aufarbeitung

Winfried Nerdinger setzte sich seit Ende der 80er Jahre für ein Dokumentationszentrum ein. 1993 zeigte er als Leiter des Architekturmuseums der TU eine erste umfassende Ausstellung zum „Bauen im Nationalsozialismus“ im Münchner Stadtmuseum. Das Zentralinstitut regte ebenso 1995 mit einer Ausstellung zur Geschichte und Rezeption des NSDAP-Parteizentrums im eigenen Haus die Diskussion über ein Dokumentationszentrum mit anschob. Der von Iris Lauterbach herausgegebene Katalog „Bürokratie und Kult“ gehört nach wie vor zu den informativsten Ortserkundungen. Sie wird im Herbst ihre neue Studie zur Geschichte des Central Collecting Point vorstellen. 1993 setzte eine Bürgerinitiative auch durch, dass eine Tafel an der Ecke Brienner/ Arcisstraße über das NSDAP-Parteiviertel informierte. Als weiteren Schritt zu dem von Münchner Bürgern gewünschten

Literatur:

NS-Dokumentationszentrum initiierte

„München und der

Winfried Nerdinger

Nationalsozialismus“

2006 eine Ausstellung

Herausgegeben von Winfried

„Ort und Erinnerung“

Nerdinger. In Verbindung

wieder im Architektur-

mit Hans Günter Hockerts,

museum der TUM. Es

Marita Krauss und Peter

entstand ein beeindru-

Longerich; Verlag C.H. Beck,

ckendes Kompendium

München 2015

von Hausgeschichten der NS-Zeit: kaum eine

Der Central Collecting Point.

Adresse des Systems

Von Iris Lauterbach.

und des Widerstands,

Erscheint voraussichtlich

die nicht in den

im Herbst 2015

thematischen Karten verzeichnet worden

NS-Dokumentationszentrum München; Georg Scheel Wetzel Architekten, April 2015

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wäre.


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Lage am Königsplatz

BAUHERR: Bundesrepublik Deutschland, Freistaat Bayern, Landeshauptstadt München PROJEKTLE ITUNG: Landeshauptstadt München/Baureferat ARCHITEKTEN: Georg Scheel Wetzel Architekten, Berlin www.georgscheelwetzel.com BAULEITUNG: Wenzel und Wenzel, Lageplan

München

TR AGWERKSPLANUNG: Lammel, Lerch & Partner ELEKTROPLANUNG: M 1:5 0 0

KMS Beratungs- und 0Planungsgesellschaft mbH, Berlin LICHTPLANUNG: Conceptlicht GmbH, Traunreut BAUPHYSIK: Müller BBM, Berlin ERÖFFNUNG: 30. April 2015 STANDORT: Brienner Straße, Schnitt

München

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5. OG 4. OG 3. OG

Konferenzräume, Büros Ausstellung 1918 – 1933 Ausstellung 1933 – 1939

2. OG

Ausstellung 1939 – 1945 / Nach 1945

1. OG

Ausstellung Nach 1945 / Sonderausstellung

EG 1. OG

Information, Tickets, Laden

5. OG 1.UG

Lernforum, Seminare, WC

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Auditorium, Café

4. OG

1. UG

3. OG

2. UG

2. OG

M 1:5 0 0

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Fragen: Gehรถren Protest und Architektur zusammen? Wird das Einkaufszentrum zum Freizeiterlebnis? WorldMags.net


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Fragen

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Symbolik des Protests: Am Tag der Erรถffnung des neuen EZB-Baus demonstrieren Aktivisten der BlockupyBewegung medienwirksam gegen die Politik der EZB. Der Protest ist begleitet von brennenden Autos, verletzten Beamten und Demonstranten sowie hunderten Festnahmen.

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FOTO: THOM AS LOHNE S / GE T T Y IM AGE S

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Fragen

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WorldMags.net Gehören Protest und Architektur zusammen ?

Die Eröffnung der Europäischen Zentralbank wurde von lauten Protesten begleitet. Die richteten sich natürlich gegen die Institution. Dennoch stellt sich die Frage: Reagieren Blockupy und Co hier auch auf die Architektur? Wir fragten beim EZB-Architekten Wolf Prix nach. WorldMags.net


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Alexander Gutzmer

Architektur muss brennen, wird Wolf Prix oft zitiert. Eigentlich nervt ihn das kontextlose Zitieren dieser Weisheit. In unserem Gespräch geht es aber gleich in zweifacher Hinsicht um brennenden Raum. Zum einen brannte es in Frankfurt ja wirklich. Zumindest wurden ein paar Autos angezündet. Und auch in unserem Gespräch brennt es: Ein Arbeiter macht sich mit einem Bunsenbrenner lautstark an einem Dach nebenan zu schaffen. Wir müssen daher den Raum wechseln. Zum Glück ist das Wiene r Bü ro Coop Himmelb(l)au groß genug. B A U M E I S T E R : Herr Prix, man hatte den Eindruck, einige Demonstranten in Frankfurt hätten am liebsten Ihren schönen Neubau angezündet. Im Zentrum der Proteste stand natürlich die Politik der EZB. Doch die provozierende Architektur und die feierliche Eröffnung des Neubaus boten zumindest einen willkommenen Anlass. W O L F P R I X : Na ja, der Zusammenhang war aber ein sehr indirekter. Natürlich löst Architektur etwas in Menschen aus, auch unbewusst. Und natürlich gilt das für einen weithin sichtbaren Bau wie diesen umso mehr. Aber die Leute von Blockupy oder dem schwarzen Block haben sich sicher nicht groß mit meiner Architektur auseinander gesetzt. Der Protest hätte überall stattfinden können, selbst auf einem Schiff. B : Dennoch zitierten die Demonstranten auch das Diktum von den „Kathedralen der Macht“. W P : Dieser Stereotyp ist einfach zu beliebt, um ihn totzukriegen. Türme sind ja nicht nur Machtzentren. Es wäre schade, die Typologie des Turms nur auf die Verkörperung von Macht zu reduzieren. Das ist heute aber leider modern. Eine wirkliche Analyse des Bautypus Hochhaus und seiner psychologischen Effekte ist aber um einiges komplexer. Im Übrigen tut man aus meiner Sicht damit auch der EZB unrecht. Ich bin ein Fan der europäischen Einigung, und die EZB ist dafür ein wichtiger Motor. B : Auch die Publikumspresse bemüht gern die Machtmetapher. Ärgert Sie das?

W P : Überhaupt nicht. Sie verlangen zu viel von der Tagespresse. Da schreiben ja Laien über Architektur. Und die geben die Sehnsüchte unserer regressiven Gesellschaft an die Architektur wider. Viele Menschen leben heute in ständiger Angst vor der Zukunft. Das wirkt sich auf die Architektur aus. Propagiert werden letztlich rein defensive Wehrbauten. Oft werden die dann verkauft als besonders energiesparende Projekte.

B : Der Gegensatz ist also Öko-Architektur gegen mutiges Bauen? W P : Ein bisschen schon. Wir leben in einer erschöpften Gesellschaft. Werte wie Distanz, Muße oder auch Mut zählen heute wenig. Alles muss schneller, billiger und optimiert daherkommen. Das überfordert die Menschen, die deshalb eine Architektur des Rückzugs wollen. Die EZB ist das sicher nicht, und vielleicht provoziert sie deshalb. B : Man hat den Eindruck, das Bauen wird zusehends neutraler. W P : Man traut der Architektur heute oft nicht viel zu. Vor drei Jahrzehnten, als die Architektur noch explodierte, dachte man, die Welt sei durch den Menschen veränderbar. Heute glaubt das keiner mehr. B : Dabei geht es doch weiterhin. Und wenn es geht, dann kommt den Architekten auch heute eine sehr wichtige Rolle zu. W P : Wenn sie denn selber daran glauben. Wobei – viele Architekten fordern ja eine Deutungshoheit in der Gesellschaft. Aber sie tun wenig dafür. Architekten sind dann wichtig, wenn sie mehr liefern als irgendwie hingebaute Kisten. Sie müssen sich trauen, eine Metaebene zu berühren. Tun sie das nicht, handeln sie wie Leute, die den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Und zwar nicht mit Hand-, sondern mit Motorsägen. B : Was genau machen die Architekten denn falsch? W P : Sie geben sich selbst auf. Sie passen den eigenen Anspruch einer Optimierungsgesellschaft an, die die Metaebene nicht mehr will. Wir dürfen nicht willfährig den energetischen, ökonomisierten Wünschen bloßer Kostenoptimierer nachgeben. B : Dabei werden die Anforderungen an die Architekten ja immer komplexer – und damit grundsätzlich auch das Vertrauen der Gesellschaft in sie. W P : Das stimmt nur zum Teil. Die Gesellschaft hat uns viel Verantwortung delegiert, aber nimmt uns zugleich die Macht, diese Verantwortung auch wirklich zu tragen. Die hat stattdessen der Projektsteuerer. B : Wobei das ja auch ein Betätigungsfeld für Architekten ist... W P : Ja, für die Unbegabten. Für die, die keine Metaebene hinbekommen.

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Wenn ich mir Ihre EZB anschaue, dann sehe ich diese Metaebene vor allem in der inneren, bewussten Widersprüchlichkeit des Gebäudes. Anders als im Diskurs über die Zentren der Macht oft impliziert, ist hier ja gar nicht alles symmetrisch oder gefällig. W P : Hoffentlich nicht. Wobei es wohl eine Überschätzung der EZB bedeuten würde, wenn wir unterstellen, dass man das bewusst genau so wollte. Aber was natürlich gewünscht war, ist ein identitätsstarkes, unterscheidbares Gebäude, kein normaler kommerzieller Block. Die hat Frankfurt wie der Rest der Welt zuhauf. B:

Wie wird ein Haus denn identitätsstark? Unsere Annahme in Frankfurt war: Ein unterscheidbares Gebäude entsteht durch eine unterscheidbare Geometrie. Die haben wir in einem mehrstufigen Entwurfsprozess entwickelt. B:

W P:

B : Kritiker unken an dieser Stelle gern, so etwas könne zu Lasten der Funktion gehen. W P : Tut es aber nicht. Unser Konzept funktioniert ja. Es war schnell klar, dass die Höhenbeschränkungen einen einzigen Turm, der alle gesetzten Aufgaben erfüllt, nicht zulassen. Unsere Mitbewerber haben daher meist die Funktionen auf zwei bis drei Türme aufgeteilt. Wir haben stattdessen einen Schnitt gesetzt. Wir haben es in unserem Entwurf letztlich zwar auch mit zwei Türmen zu tun. Die aber sind permanent miteinander verbunden – durch einen dritten Turm, der das Wechseln zwischen den Baukörpern erlaubt. So entsteht das, was für jedes Bürogebäude heute wichtig ist: informelle Kommunikationsräume. B : Die Dualität Ihrer Baukörper erinnert mich an eine andere architektonische Dualität in Frankfurt: die beiden Deutsche-Bank-Türme von Walter Hanig, Heinz Scheid und Johannes Schmidt. Die EZB wirkt auf mich als ein etwas entrückter Betrachter der ikonischen deutschen Geschäftsbank. War das Absicht? W P : Nein. Unser Turm ist natürlich an der Frankfurter Skyline ausgerichtet und will hier ein Gegenstück bilden. Aber um die Deutsche Bank im Speziellen ging es uns nicht. Und die Entrücktheit war ja durch den Bauplatz vorgegeben. Sie passt aber natürlich zur Rolle der EZB. B : Städtebaulich ist die Position der Bank schwierig, oder? W P : Warum denn? Ich halte nicht viel vom Modell der monozentrischen Stadt. Polizentrische Städte schaffen Spannungsfelder, die Wachstumsoptionen zwischen den Zentren eröffnen. Monozentrische Städte sind nur begrenzt wachstumsfähig.

Die monozentrische Stadt – ein europäischer Romantizismus?

B:

WEITER


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Wegen der erwarteten Proteste wurde das Gelände rund um die neue Europäische Zentralbank in Frankfurt abgesperrt. Bilder wie diese werden wir vermutlich

FOTO: ANADOLU AGE NCY / GE T T Y IM AGE S

noch häufiger sehen.

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W P : Nicht nur ein europäischer. Amerikanische Städte funktionieren ja auch so. Und die Chinesen machen uns das jetzt nach. Angeregt werden sie durch die großen amerikanischen Stadtplanungsbüros, die ihnen das Modell einreden.

Aber Ihr Büro ist doch in China auch sehr erfolgreich. W P : Aber nicht im Städtebau. Wir werden zwar gefragt. Aber unsere Lösungen entsprechen nicht den amerikanischen Stadtvorbildern, die die chinesischen Entscheidungsträger im Kopf haben. B:

Das moderne China scheint panisch auf der Suche nach Symbolen seiner selbst zu sein. Darin liegt es in gewisser Weise ja sogar nah bei der Europäischen Union. Europa hat ja auch keine allseits akzeptierten Symbolgebäude. Wollten Sie dem Kontinent eines schaffen? W P : Ja. Und zwar aus Eigeninteresse. Ich bin überzeugter Europäer. Wir brauchen eine auch architektonisch sichtbare Identität, um im Spannungsfeld globaler Kräfte zu bestehen. Und dabei geht es nicht nur um China oder die USA. Sondern zunehmend auch um die neuen totalitären Mächte Apple oder Facebook. Die ersetzen zunehmend die Staaten. B:

Wie das? Sie schreiben uns vor, wie wir zu leben haben.

B:

W P:

Wenn da so ist, dann machen sie damit ja in gewisser Hinsicht auch die Architekten obsolet. Denn bisher war das räumliche Ordnen unseres Lebens deren Job. Heute übernimmt das das Smart Phone, vielleicht noch ergänzt mit dem Smart Home. W P : Richtig. Und die Menschen spüren das. Aber leider reagieren sie mit Rückzug. Das führt zu so seltsamen Trends wie dem Urban Gardening. Wir haben Angst vor der Zukunft, daher gaukeln wir uns auf der Terrasse ein Leben als Selbstversorger vor. B:

Dem setzen Sie eine offensive Architektur entgegen. W P : Absolut. Offensiv – und offen. Offenheit muss man auch aushalten. Aber es lohnt sich. Architektur muss mich einladen, mich mit ihr zu beschäftigen. Dafür muss sie mir auch Bilder liefern – weil wir in Bildern empfinden. Unser mentales Gedächtnis leidet unter anonymen Bauten, die keiner mehr lesen kann. Ich möchte nicht gern in einem Haus wohnen, das ich meinen Freunden nicht beschreiben kann. Architekten können und müssen in diesem Sinn Zeichen setzen, heute mehr denn je. Und das dürfen gern auch komplexe Zeichen sein. B:

Aber warum trauen sie sich das nicht mehr? B:

W P : Meine Vermutung: Weil Einfachheit sich leichter durchsetzt. Wenn man in komplexen Systemen nicht mehr Herr der Dinge ist, sucht man die Einfachheit und Eindimensionalität. Populisten mit einfachen Lösungen haben den Startvorteil, leicht verstanden zu werden. Aber etwas Neues entsteht mit dieser Orientierung am Simplen nicht. Komplexe Lösungen hingegen sind immer neu. Und viele der vermeintlich neuen Ansätze entpuppen sich bei näherem Hinschauen als unterkomplex. Zum Beispiel: Wie stellen sich die ökobewussten jungen Leute das Urban Gardening bei einer Klimaerwärmung von zwei Grad über der Durchschnittstemperatur vor? Die ganze Mikrogarten- und Autoweg-Denkweise löst das Problem des Klimawandels nicht. Und auch nicht die sozialen Verwerfungen unserer Zeit.

etwas gab, war vielleicht die Zeit, in der der Dekonstruktivismus ausgerufen wurde. Der Begriff gilt heute vielen als erledigt. Taugt er noch etwas? W P : Wenn er richtig verstanden wird, ja. Derrida wollte damit auf eine stärkere Bedeutung des Unbewussten in der Architektur hinarbeiten. Das Unbewusste sollte die Regentschaft übernehmen – in der Architektur wie in der Kunst. Das ist heute noch aktuell, weil sich damit Sachzwänge auflösen lassen – und so ein neuer Begriff von räumlicher Freiheit entsteht.

Was löst diese denn dann? Die Architekten müssen den Investoren etwas entgegen setzen. Klar werden heute kleine Wohnungen gefordert. Das müssen wir bauen. Aber wir müssen auch den Blick hinter die Kulissen werfen und eine Architektur schaffen, die den Nutzern diesen Blick ermöglicht. Schon offene Gemeinschaftsräume sind hier ein Schritt nach vorn.

B : Das Konzept des Unbewussten lässt sich auch auf den Nutzer anwenden – ebenso wie auf ganze Gruppen von Nutzern. Gute Architektur legt hier etwas frei: kollektive Sehnsüchte, geteilte Ängste. Das gilt sicher auch für die EZB – gerade auch in der kritischen Auseinandersetzung der Demonstranten mit der Institution Zentralbank. W P : Es stimmt, die Architektur macht etwas mit den Menschen. Wir haben einen Brief von der Antifa bekommen. Die schreiben: Na gut, wir lassen Ihr Gebäude stehen. Wenn wir die Welt erobert haben, wandeln wir das Gebäude in einen Dutschke-Gedenkpark um. Das ist doch großartig.

B:

W P:

Um die zu schaffen, hat man früher in Großstrukturen gedacht, die heute auch diskreditiert sind. Zu Unrecht? W P : Ja. Wir müssen in diesem Sinne groß denken. Aber wenn man das tut, wird man schnell als „Stararchitekt“ verunglimpft. Ich hasse das Wort. Eigentlich sollte es doch positiv konnotiert sein, wenn ein Architekt mit einem eigenen, erkennbaren Blick auf bauliche Ästhetik formuliert und sich auch durchsetzt. Ansonsten kommt irgendwann der Gestaltungsroboter. Der technische Fortschritt wird dann nicht mehr zur Weiterentwicklung einer Architekturphilosophie verwendet. Und auch die Bauindustrie bekommt dann nicht mehr die Impulse, die sie dringend benötigt und für die sie auch nicht grundsätzlich verschlossen ist. B:

Sie zeichnen einen Gegensatz zwischen Bauindustrie und Architekten, der aber produktiv werden kann. Sind hier nicht gerade die angesprochenen Stararchitekten gefragt, weil sie aus einer Position der Stärke agieren können? W P : Grundsätzlich schon. Es gibt erfolgreiche Architekten, die zusammen mehr erreichen könnten. Und es gibt ja auch schlicht immer mehr Architekten. Nur agieren wir wie Sardinen im Haifischbecken der Investoren: Wir drängeln, pferchen uns aneinander, aber entwickeln keine Schwarmintelligenz. B:

B : Schwarmintelligenz entsteht, wenn sich eine Generation einer übergreifenden Idee verpflichtet fühlt. Das letzte Mal, dass es so

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Ist der EZB-Bau dekonstruktivistisch? Ja, weil der Entwurfsvorgang auf einer Momententscheidung basierte. So entstand der Schnitt durch das Gebäude, der ja kein gerader ist.

B:

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B : Wir sind uns also einig: Architektur kann und muss kommunikativ wirken, kann und muss Zeichen setzen. Ihre Architektur tut dies unbestreitbar. Was aber ist Ihr liebster zeichenhafter Bau? W P : Natürlich gibt es nicht den einen Bau. Ronchamp ist super, die Unité d’Habitation oder das „endlose Haus“ von Friedrich Kiesler. Auch der Turmbau zu Babel ist ein Zeichen. Denn zeichenhafte Gebäude sind keine einfachen. B : Das stimmt, wenn die Architektur als Zeichen fungiert, wird der Prozess des Zeichensetzens selber komplexer. Schriftzeichen sind ja zunächst einmal zweidimensional. Architektur hingegen entwickelt sich als Zeichen ständig weiter. Man hat als der, der das Zeichen gesetzt hat, nicht in der Hand, was später mit dem Zeichen passiert. W P : So ist es. Deshalb gilt es, eine möglichst offene Architektur zu denken. Mir ist es wirklich egal, ob später Wäsche an einem Balkon meiner Bauten hängt, einen guten Bau beeinträchtigt das nicht. In rigiden Gebäuden hingegen stört jedes Fahrrad am Balkon.


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Architektur und Management

WorldMags.net Wird das Einkaufszentrum zum Freizeiterlebnis? ?

Wer sich an einem Samstagvormittag in einer beliebigen deutschen Großstadt mühsam den Weg durch die Shopping-Touristen bahnt, dem fällt es schwer zu glauben. Doch unzählige Studien beweisen: Europas Shopping Center leiden unter stagnierenden, wenn nicht gar sinkenden Umsätzen. Vor allem der Onlinehandel macht ihnen zu schaffen. Entwickler und Eigentümer von Malls treibt deshalb die Frage um, wie sie Kunden dazu bringen, sich auf den Weg in ein Einkaufszentrum zu machen, wenn doch das angesagte Outfit oder die neue Stereoanlage dank Onlineshopping nur einen Mausklick entfernt sind. Ihre Antwortet lautet: mit Spaß, Unterhaltung und Erlebnis. Sozialer Austausch beim Shoppen? Das Einkaufszentrum der Zukunft soll ein „Treffpunkt und Ort des sozialen Austauschs“ sein, so formuliert es etwa der Immobiliendienstleister Cushman & Wakefield in einer Studie mit dem düsteren Titel „Survival of the Fittest“. Eigentümer von gut 1.500 Shopping Centern in ganz Europa haben dort geschildert, mit welchen Strategien sie ihre Immobilien zukunftsfähig machen. Vorrangiges Ziel ist, mehr Kunden anzuziehen und diese länger im Center zu halten, etwa indem der Anteil an Cafés, Bars und Restaurants erhöht wird. In einem durchschnittlichen Einkaufszentrum sind heute 95 Prozent der Flächen vom Handel belegt, doch Marktkenner sind sich einig, dass erfolgreiche Center künftig eher 80 Prozent ihrer Gesamtfläche an Einzelhändler vergeben und die restlichen 20 Prozent für Gastronomie und Freizeiteinrichtungen wie Kinos oder

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Fitness-Studios reservieren sollten. Um eine lebendige Atmosphäre entstehen zu lassen. Dieser Wandel vom Konsumtempel zum Ort, an dem Menschen ihre Freizeit verbringen, zeigt sich besonders gut an Neubauprojekten. So scheinen die Entwickler der „Mall of Switzerland“’, die derzeit in Luzern mit Geldern eines Staatsfonds aus Abu Dhabi gebaut wird, die Empfehlungen der Experten fast schon mustergültig umzusetzen. Zwar sind auch hier 40.000 Quadratmeter für den Handel vorgesehen. Aber die Besonderheit des Projekts ist ein mehr als 10.000 Quadratmeter großer Freizeitbereich, der an 365 Tagen im Jahr die Kunden bei Laune halten soll. Neben einem riesigen Multiplexkino mit über 2.000 Plätzen in zwölf Sälen soll unter anderem eine Surf-Anlage mit der ersten stehenden Wasser welle der Schweiz Hobbysurfer in die Mall locken. Andere Konzepte wiederum verknüpfen Kulturangebote und Shopping, etwa das Projekt „Magnete Milano“, mit dem sich der italienische Entwickler Prelios um die Umwidmung zweier Pavillons auf dem ehemaligen Messegelände in Mailand bewirbt. Zum Projekt gehören unter anderem ein Musikzentrum, Ausstellungsräume für digitale Kunst und neue Shop-Formate für Elektronik-Anbieter. Zweifellos kreative Ideen, um die Assetklasse Einkaufszentrum wieder zu beleben. Ob sich der Wagemut aber auszahlen wird – und zwar in einer auskömmlichen Rendite für die Investoren – lässt sich erst ablesen, wenn die neuen Malls in Betrieb sind. Dann wird sich zeigen, ob der Kampf gegen den Onlinehandel tatsächlich mit Spaß, Unterhaltung und Erlebnis gewonnen werden kann.

Anja Hall

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Anja Hall arbeitet als Wirtschaftsjournalistin in Köln. Sie ist auf Immobilienwirtschaft und Recht spezialisiert.


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Kugel Architekten haben gemeinsam mit der str.ucture GmbH ein wandelbares Membrandach realisiert. Hier: Untersicht des gespannten Dachs

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17 Lösungen: Dach Schalter und Gebäudeautomation

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FOTO: BE RND L . GÖLLNIT Z BILDGE STALTUNG

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Lösungen

von Melanie Seifert

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Bis zu -60°C kälteresistent Im litauischen Palange realisierten die Architekten G. Natkevičius und Partner ein Einfamilienhaus. Bei der Dachbahn entschieden sie sich für „Rhepanol fk“ von FDT. Sie verfügt sowohl über ein integriertes Kunststoffvlies als auch einen industriell vorgefertigten Dichtrand. Dank ihrer rohstoffspezifischen Zusammensetzung ist sie in nahezu jeder abdichtungstypischen Anwendung einsetzbar.

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Symbiose aus Dachpfanne und Solarkollektor Der Name „SolarPowerPack“ steht für ein Heizsystem von Nelskamp, das Wärme nach dem Prinzip der Wärmepumpentechnik erzeugt. Die Anlage benötigt nicht zwingend direkte Sonneneinstrahlung, sondern erzielt schon bei Aufnahme der Umgebungstemperatur eine hohe Effizienz. Die kaum erkennbaren Kollektoren sind auf der Finkenberger Pfanne vormontiert und werden herkömmlich verlegt.

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FOTO: DACHZIEGE LWERKE NE L SK A MP

Auch wenn der Schwerpunkt nach wie vor „Dach“ heißt, so finden sich immer mehr Gebäude, deren „Dächer“ als solche kaum erkennbar sind: Die Geometrien der Objekte sind so individuell, dass man besser gleich von der ganzen Gebäudehülle spricht – Dach und Fassade gehen quasi ineinander über. Bei Sanierungen gilt es wiederum, Ziegel zu finden, die einerseits wie vor hundert Jahren aussehen, aber gleichzeitig beispielsweise PV-Module aufnehmen können.

WWW.FDT.DE

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Dach


Dach

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Mit allen Wassern gewaschen

Für ein Teehaus in Timmendorf entwarf der Hamburger Architekt Andreas Schuberth ein Dach, das eigentlich aus zwei Pagodendächern besteht. Besonderheit hier: Sie haben keine Schutzfunktion für das Gebäude selbst, sondern wirken als weit auskragende Dachüberstände. Sie wurden ohne Rinnen

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ausgeführt, was der Abdichtung wiederum eine besondere Rolle zuteil werden ließ. Die Vorgaben seewasserbeständig, windsogsicher und die Farbe Weiß waren gesetzt. Man entschied sich für eine Abdichtung mit der unterseitig selbstklebenden Dach- und Dichtungsbahn „Evalon VSK“ von Alwitra.

W W W. ALWITR A .DE

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Lösungen

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Baustilhaft

In Dresden wurde der denkmalgeschützte Bau von 1914 des Hans-Erlwein-Gymnasiums unter der Planung von Elbcontor Architekten saniert. Im Zuge der energetischen Sanierung der Gebäudehülle wurde auch das gesamte Dach erneuert – inklusive Ausbesserung des Dachstuhls. Entsprechend historischer Vorgaben entschied man sich

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beim Ziegel für die Koramic-Flachdachziegels „Alegra 12“ sowie „E 32“ aus dem Werk Görlitz. Beide sind farbgleich tiefschwarz engobiert. Unterspannbahn sowie Befestigung zur Sturmsicherung stammen von Wienerberger. Dank bewährter Formziegel für den E 32 konnten die Fledermausgauben (oben) komplett durchgedeckt werden.

FOTO: WIE NERBERGER

W W W.WIE NE RBE RGE R.DE

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Editor’s Choice

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FOTO RECHTS: NIKOL AI KUGE L STUT TGART

WWW.ERLUS.DE

WWW.STR-UCTURE.COM

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Auf und zu

Denkmalgerecht, witterungsbeständig und brandschutzsicher Der Erlus-Ziegel „Hohlfalz SL“ wurde aufgrund seiner hohen Witterungsbeständigkeit für die Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes in Detmold gewählt. An der rechten Giebelseite – der feuerhemmenden Wand – wurden Steinwolle und senkrecht verlegte naturrote Biberziegel im Sonderformat 20 mm montiert. So wurden sowohl ästhetische als auch brandschutztechnische Anforderungen erfüllt.

Ein faltbares Membrandach überspannt die 50 m lange Metzgergasse im schweizerischen Buch und kann binnen fünf Minuten automatisch geöffnet oder geschlossen werden. Der Straßenraum wird durch das textile Dach mit 525 m2 vollständig überdeckt. Es schützt vor Regen und spendet Schatten. Die Fußgängerzone konnte durch dieses Projekt gestalterisch und funktional aufgewertet werden. Durch die adaptive Überdachung wird der Standort auch aus wirtschaftlicher Sicht gefördert, da selbst bei schlechter Witterung der öffentliche Raum uneingeschränkt zur Verfügung steht und für Veranstaltungen wettersicher genutzt werden kann. Die wandelbare Dachkonstruktion wird in Längsrichtung entlang paralleler Schienen auf- und zugefahren.

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von

Melanie Seifert


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Lösungen

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Industriell vorgefertigt

Modulare Leichtbauteile aus dem Hause Domico werden auf der Baustelle innerhalb kürzester Zeit zu Dächern und Hallen zusammengefügt. Das Fertigteilsystem mit guten bauphysikalischen Kennwerten überbrückt freie Spannweiten von bis zu 30 m und eignet sich besonders für den Industrie- und

Gewerbebau. Die großflächigen Leichtbauelemente bestehen aus Tragprofilen, Kassetten, Wärmedämmung sowie Halteprofilen. Eine dampfdiffusionsoffene Abdeckbahn schützt die Elemente nicht nur beim Transport, sondern macht auch die Verlegung witterungsunabhängig.

Komplett umhüllt

In Krems wurde nach den Plänen des Architekten Christian Mang das Weinkompetenzzentrum realisiert. Die Gebäudehülle des Baukörpers im Obergeschoss besteht aus „Prefalz“ in der Ausführung „aluminium naturblank“. Sowohl der schuppenartige Effekt als auch Reflextionen von Sonne und Natur waren gewünscht. Alle Einzelelemente wurden auf einer hinterlüfteten Vollschalung montiert.

FOTO: PRE FA/CROCE

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WWW.DOMICO. AT

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FOTO: FIRE STONE

Bei hohen Temperaturschwankungen

Firestone stellt Dachabdichtungssysteme auf Basis von EPDM und TPO her. Diese sind dauerhaft elastisch und flexibel – auch bei starken Witterungseinflüssen wie Hagel oder Frost. Auf die Zugabe von Weichmachern kann gänzlich verzichtet werden, ohne dass laut Hersteller Verhärtungen ent-

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stehen. Zudem kann auf eine Vlieskaschierung oder Gewebearmierung zur Stärkung de r Dachbahn ve r zichtet we rden. Die „RubberGard“-EPDM-Dachbahnen sind universell einsetzbar und ohne Modifizierung für verklebte, mechanisch befestigte und Auflast-Dachsysteme verwendbar.

WWW.FIRESTONEBPE .COM

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Schalter und Gebäudeautomation

Kooperation

Im Rahmen einer Kooperation bieten Jung W W W. JUNG.DE

und Siedle Elektroinstallation vom Schaltersystem über passende Innenstationen und Gebäudeautomation mit KNX bis zum gesamten Siedle-Sortiment für die Türkommunikation. Inklusive App, mobiler Videosprechstelle Scope und Systemerweiterungen wie Briefkästen, Zutrittskontrolle und Beleuchtung. Ob Unter- und Aufputzinstallation, das Bedienkonzept der Videound Audio-Innenstationen ist einheitlich und fügt sich stimmig in jedes Raumkonzept ein.

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Ohne Montage

Die Video-Sprechstelle „Scope“ ist sowohl ein mobiles Türkommunikations-Instrument als auch ein Festnetztelefon. Es eignet sich bei Renovierungen als Alternative zu fest installierten Türkommunikationssystemen, da die Ladestation des Geräts keine Montage erfordert. Ein kleines Display korrespondiert mit einer Kamera am Eingang.

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FOTO (2): S. SIE DLE & SÖHNE

von Melanie Seifert

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WWW.SIEDLE.DE

In den 1980er Jahren forderte in einem Song ein verliebter Rechner: „Schalt mich ein und schalt mich aus, die Gefühle müssen raus, ganz egal, was dann passiert, ich brauch Liebe.“ Jahrzehnte später stellen wir fest, dass wir so gerne unsere Elektronik streicheln wollen. Umgekehrt zeigen uns die heutigen Produkte, wie gut wir es mit ihnen haben. So auch die folgenden Lösungen, die uns mit Komfort verwöhnen – und von Einschalten ist längst keine Rede mehr.


Schalter, Gebäudeautomation

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Mit feinen Sensoren Die Wohnungsstation „Video AP“ von Gira WWW.GIRA .DE

wird dank Sensortechnik über ein nur leichtes Berühren der Tasten bedient. Sie besitzt ein 5,6 cm großes TFT-Farbdisplay der neuesten Generation. Ähnlich wie bei TV-Geräten sind Systemeinstellungen per On-Screen-Display möglich. Es schaltet sich automatisch beim Klingeln ein, kann aber auch auf manuellen Betrieb umgestellt werden. Für eine hohe Bediensicherheit können Internrufe und Schalthandlungen individuell mit Namen versehen werden. Ein lokaler Bildspeicher kann darüber hinaus entsprechende Sequenzen festhalten.

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Lösungen

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Ohne Vorinstallation

Mit dem Schalterprogramm „HK i8“ von Kopp können Sanierungsobjekte mit GlasSensorschaltern der Serie „HK i8“ ausgestattet werden. Bislang konnten solche Schalter nur dann eingesetzt werden, wenn eine EIB-/KNX-Installation vorausging wie z.B. beim Neubau. HK i8 lässt sich unabhängig von der Verkabelung installieren und ist für

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Standard-Schalterdosen geeignet. Blaue LEDs beleuchten bei Bedarf den weißen Schalter. Das Sensor-Bedienteil besteht aus bruchsicherem, rahmenlosem Float-Glas, das sich auf ein Unterputz-Leistungsteil aufsetzen lässt. Das Glas ist kratzfest und besitzt eine schmutzunempfindliche, hygienische Oberfläche.

FOTOS: HE INRICH KOPP GMBH (4); SOMFY GMBH (6)

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Schalter, Gebäudeautomation

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Musterkoffer

Flexibel eingebunden

Mit einer App bietet Berker – eine Marke aus dem Hause Hager – eine Art elektronischen Musterkoffer an, der sich für Bauherrengespräche eignet. Designvarianten aller Schalterserien lassen sich beliebig kombinieren, vor verschiedenen Hintergründen oder anhand der Fotofunktion auch im eigenen Zuhause darstellen und vergleichen.

Mit dem Smart Home-System „TaHoma Connect“ lassen sich automatisch gesteuerte Rollläden, Raffstoren und Markisen flexibel in die Hausautomation einbinden. Voraussetzung ist eine TaHoma-Box, die per LAN-Kabel mit dem Router verbunden wird. Beleuchtung, Heizung oder die Dachfenster können ebenfalls angebunden werden.

Neben Zuhören können wir auch gut Feste feiern. Kerstin Waldhäusl, Kaufmännische Leitung, Internationale Projekte Contracting, Lindner AG | DR Byen – Danish Radio, Kopenhagen, Dänemark www.Lindner-Group.com

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WorldMags.net WWW.BERKER.DE/WWW.HAGER.COM

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WWW.CONNEC TED-COMFORT.DE

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Smart-Home zum Probewohnen

Die Connected-Comfort-Partner Sedlmayr bad & wellness und Anton Hieber zeigen in Alling bei München auf über 160 m 2 das „Luxury Private Loft“. Es dient als Inspirationsquelle für Komfortlösungen zu Hause. Im Fokus des komplett ausgestatteten Wohnraums mit offener Küche, einem Bad sowie einem privaten Spa steht intelligent aufein-

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ander abgestimmte Gebäudetechnik. Verschiedene Systeme der Marken Gira, Dornbracht, Revox und Miele mit Entertainmentund Sicherheitsfunktionen sowie hohen Komfortansprüchen werden digital untereinander vernetzt und lassen sich per Tastendruck bedienen. Das Loft kann bei Bedarf auf Probe gemietet werden.


Schalter, Gebäudeautomation

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Regenerativ nach oben

Der „Schindler 3300“-Solaraufzug lässt sich zu 100 % mit Solarenergie betreiben. Dafür genügt der Anschluss an eine PhotovoltaikAnlage. Der Hybrid-Power-Manager dieses Aufzugs sorgt dafür, dass die Anlage auch dann nicht stehen bleibt, wenn die Sonne nicht ausreichend Energie liefert. In diesem Fall greift der Aufzug auf den eingebauten Energiespeicher zu, der aus der Solaranlage oder aus einer Spannungsversorgung mit 230 Volt gespeist wird.

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W W W.WINKHAUS.DE

Staatspreis Baukultur Baden-Württemberg Das Land Baden-Württemberg lobt erstmals den Staatspreis Baukultur aus. Gesucht werden seit dem 1. Januar 2010 in Baden-Württemberg realisierte Bauprojekte und städtebauliche Maßnahmen, die beispielhaft für eine hochwertige baulichräumliche Entwicklung und Gestaltung der Städte und Gemeinden des Landes sind. Gesucht wird insbesondere die hohe Qualität in den Lösungen der Planungs- und Bauaufgaben des Alltags. Einsendeschluss für Bewerbungen 3. August 2015 Weitere Informationen unter www.staatspreis-baukultur-bw.de

Der Fensterbeschlag „activPilot Comfort PADM“ erfüllt Anforderungen des Universal Designs. Die Bedienung des Fensters wird erleichtert: Mit dem hinterleuchteten Touchpanel können die hinterlegten Lüftungszeiten aktiviert oder das Fenster zur manuellen Drehöffnung freigegeben werden.

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WWW.SCHINDLER.DE

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Bad

Es bleibt bis heute offen, ob Herrn Müller-Lüdenscheidts Ente nun aus ästhetischen Gründen oder aus Platzmangel draußen bleiben sollte. Fest steht, dass die heutigen Wannen und sonstiges Badmobiliar sowohl ausreichend Platz als auch genügend Freiheit für dekorative Vorlieben bieten. Für alle Möglichkeiten gewappnet im Folgenden ein paar Inspirationen WorldMags.net


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Dauerhaft schön und einfach zu reinigen: gelaserte Motive im Glasinnern

LED-Akzente und Laserdesign

FOTOS: SPRINZ

www.sprinz.eu

Sprinz fertigt feine Lasergravuren in Echtglasduschen ab 8 mm Materialstärke und inszeniert mittels LED-Technik dieses Design. Mit dem Laser werden dabei zweioder dreidimensionale hellmatte Motive im Innern des Glases erzeugt. Der Laserstrahl erstellt dazu an einer definierten Koordinate einen Punkt, der als kleine Eintrübung im Glas sichtbar ist und das Licht seiner Umgebung reflektiert. Die Glasoberfläche selbst bleibt durch die Laserbearbeitung vollkommen unberührt und ist damit hygienisch und einfach zu reinigen. Im Vergleich zum Ätzen, Sandstrahlen oder Mattschleifen ist diese Lasergravur unempfindlicher gegen Verschmutzung. Die LED-Beleuchtung hebt die Laserinnengravur hell und energiesparend hervor. Dazu ist optional ein LED-Band in das Profil der Echtglasduschen integriert. Weiße oder farbige LEDs steigern den Effekt optional. Grundsätzlich reflektieren auch

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andere Lichtquellen wie Spots und Strahler im Laserdesign. Sprinz bietet im Sortiment diverse Motive an, fertigt aber auch nach Prüfung der technischen Machbarkeit individuelle Kundenwünsche. Für Büros, Shops, Hotels, Gaststätten etc. werden z.B. Firmenlogos oder Beschriftungen in die Glaselemente gelasert. Neben Duschen aus Einscheiben-Sicherheitsglas werden auch Verbundgläser gelasert. So werden durchgängig Motive auf Türen, WC-Anlagen und Umkleidekabinen kombiniert. Je nach Anwendung sind Glasgrößen von bis zu 1300 x 3000 mm technisch realisierbar. Die Laserinnengravur wird auf Kundenwunsch mit Veredelungen der Oberfläche kombiniert. So bietet „SpriClean“ dauerhaften Korrossionsschutz sowie verbesserte Reinigungsund Pflegeeigenschaften der Glasoberfläche. Für die Hygiene sorgt „SpriMedical“ mit einer antibakteriellen Beschichtung.


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Der Waschtisch „Meisterstück Emerso“ aus Kaldewei-Stahl-Email und mit sanft nach innen geneigten Rändern ist freistehend und von allen Seiten

Waschtische aus Stahl-Email www.kaldewei.de

Für seine erfolgreichsten Modellfamilien „Puro“, „Cono“ und „Centro“ erweitert Kaldewei mit Waschtischen aus Stahl-Email sein Produktportfolio aus Badewannen und emaillierten Duschflächen. Ebenso verhält es sich mit den neuen Modellen „Meisterstück Emerso“ und „Silenio“. Alle Waschtische greifen die charakteristischen Designelemente der Wannen oder Duschflächen auf und bieten einheitliche Kombinationsmöglichkeiten für die Badgestaltung. In Zusammenarbeit mit dem Designer Arik Levy hat Kaldewei sein Premiumsegment Meisterstücke nicht nur um eine freistehende Badewanne, sondern auch um eine passende Waschtischserie erweitert. Der Waschtisch Meisterstück Emerso bildet ein invers gestaltetes Gegenstück zur dazugehörigen Badewanne und spricht gleichzeitig dieselbe Formensprache. Wie aus einem Guss aus Kaldewei-Stahl-Email gefer-

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tigt und mit sanft nach innen geneigten Rändern ist der freistehende EmersoWaschtisch von allen Seiten zugänglich und prägt die Badarchitektur. Er ist auch als Einbauvariante erhältlich. Mit KaldeweiSilenio hat Anke Salomon für das KaldeweiAmbiente-Segment eine neue, fließende Designsprache entworfen: Von den Seiten fällt die Innenkontur des Silenio-Waschtischs sanft nach innen ab und bildet eine weiche, natürliche Mulde. Dagegen gewährleisten ein präziser Rand und die steil abfallende hintere Partie des Waschtischs optimalen Komfort. Stahl-Email hat sich über Jahrzehnte durch seine klaren Materialvorteile im Bad bewährt. Eine Oberfläche aus Kaldewei-Stahl-Email ist nicht nur hochwertig, sondern auch leicht zu reinigen und langlebig. Nicht nur das StahlEmail wird künftig in Bädern glänzen, sondern auch die Gesamtgestaltung.

FOTOS: FR ANZ K ALDEWE I GMBH & CO. KG

zugänglich.


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Die Ablaufschiene „CeraFloor“ hat ein integriertes Gefälle in der Oberfläche. Ihr Design ist puristisch und handwerklich präzise gefertigt.

Bodengleich duschen www.dallmer.de

„CeraFloor“ heißt die neue bodengleiche Duschablaufschiene von Dallmer. Sie setzt Akzente in Design, Qualität und Pflege. Neben gestalterischem Potenzial bietet das innovative Ablaufssystem auch Vorzüge beim Einbau und bei der Reinigung. Sichtbar ist die schmale Schiene aus Edelstahl. Sie überzeugt durch ein hochwertiges Finish und handwerkliche Präzision. Darunter ein Bodenablauf mit baustellengerechter Ausstattung und sicherer Integration in Bodenaufbau und Abdichtung. Die Ablaufschiene gibt es wahlweise in Edelstahl hochglanzpoliert und matt satiniert. Integriert ist ein mehrseitiges Präzisionsgefälle zur Entwässerung. Über die leicht nach unten gewölbte Oberfläche fließt das Duschwasser zur dezenten Einlauföffnung im Zentrum. CeraFloor wird bündig zur Fliesenoberkante eingebaut, kann auch in der Länge angepasst werden und integriert

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sich in die Geometrie der gefliesten Dusche. Hinzu kommen Vorzüge, die z.B. für private Haushalte oder die Hotellerie relevant sind: Durch flächenbündige offenliegende Wasserführung ist die Schiene einfach sauber zu halten. Auch der Ablauf ist durch den komplett herausnehmbaren Geruchverschluss schnell zugänglich und leicht zu reinigen. Montagefreundlich ist CeraFloor durch den variabel positionierbaren Ablaufstutzen, der links, rechts und frontal am Gehäuse befestigt werden kann. Das verstellbare Kugelgelenk erleichtert den spannungsfreien Anschluss an die Abwasserleitung. Wichtig für Planung und Koordination der Gewerke: Die Dichtmanschette ist ein separat verpacktes Einzelteil und wird später montiert. So stört sie nicht beim Einbringen des Estrichs und kann sauber und faltenfrei an den Fliesenleger übergeben werden.


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Modular www.hewi.com

Mit dem modularen System-Mobiliar „M 40“ können Bäder individuell gestaltet werden – sei es das puristische Designbad, das Komfortbad für die Familie oder das barrierefreie Bad.

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Diese Seite links: höhenverstellbares Waschtisch-Modul aus der Reihe „S 50“. Rechts: farbiges Möbel-Modul „M 40“

Für individuelle Gestaltungen bei gleichzeitigem Blick auf Barrierefreiheit bringt Hewi zwei modular aufgebaute Reihen mit den Namen „M 40“ und „S 50“ auf den Markt. Erstgenannte Bezeichnung steht für das modulare System-Mobiliar M 40. Es ist individuell konfigurierbar: separat, horizontal oder vertikal. Das Basis-Modul mit den Maßen 40 x 40 cm wird auf Gehrung zusammengefügt. Seine schwebend anmutende Glasfront ist in verschiedenen Farben und der Cube je nach vorhandenem Platz in den Tiefen 15 oder 30 cm erhältlich. Die Module im puristischen Design sind vom Solitär bis zur Wandinstallation erweiterbar. Die Anordnung der Elemente kann nebeneinander oder übereinander erfolgen. Durch den Einsatz spezieller Scharniere können die Module lückenlos aneinander gefügt werden. Mit der verdeckten Wandbefestigung sind von außen keine

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Schrauben oder Verbindungselemente sichtbar. Mit der Reihe S 50 bietet Hewi Waschtisch- und WC-Module an, die sich in ihrer Höhe individuell an die Bedürfnisse aller Nutzer anpassen lassen. Angetrieben durch einen Motor können die Module per Funkfernbedienung stufenlos auf die passende Höhe eingestellt werden: das Waschtisch-Modul von 700 auf 1000 mm, die Sitzhöhe des WC-Moduls ist um 300 mm vertikal verschiebbar. Das bietet Komfort und Sicherheit. S 50 basiert auf zwei Komponenten: einer Vorwandinstallation (Rohbauphase) sowie einem Fertigbauset, das sich aus den jeweiligen Funktionselementen und den abschließenden Acrylglasfronten zusammensetzt. Beide Module von S 50 erfüllen die Höhenvorgaben der relevanten DIN-Normen. Erhältlich sind die Module in den Farben Weiß und Grau mit Plexiglasfronten.


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Symbiose aus Design und Funktionalität www.fsb.de

Das „Königin-Elisabeth-Institut“ im belgischen Oostduinkerke wurde mehrfach umund angebaut. Heute befindet sich in den Räumlichkeiten ein modernes Reha-Zentrum.

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Von FSB stammen Griffsysteme, die sich sowohl in funktioneller als auch in ästhetischer Hinsicht gut für eine Reha-Klinik eignen.

Im bereits in den 1930er Jahren erbauten Königin-Elisabeth-Institut im belgischen Oostduinkerke finden immer wieder umfassende Baumaßnahmen statt. Gerade entsteht ein modernes Reha-Zentrum nach Plänen der Brüsseler WDOG Architekten und Ingenieure. Der neue Anbau ist auf allen Ebenen sowie auch mit seiner Backsteinoptikfassade mit dem Bestand verbunden. Innen erfüllt das Erweiterungsgebäude alle Anforderungen an eine moderne Reha-Einrichtung mit Bettenstationen sowie Physio- und Ergotherapie. 2014 wurde die erste Phase der Renovierungsarbeiten abgeschlossen. In einem ganz der Rehabilitation gewidmeten Haus steht die Funktionalität aller Griffe im Vordergrund. Aufgrund der Symbiose aus Design und Funktionalität entschieden sich die Planer für Lösungen von FSB. Die Türen der Zimmer und Gemeinschaftsräume erhielten großflächig ge-

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schnittene Breitschilder in Mittelbronze/Alu, die zusammen mit den Griffen FSB 1163 und FSB 23 0833 verbaut wurden. Schiebetüren trennen Wohn- und Schlafbereich von den Bädern. In diesen Sanitärbereichen werden die Reha-Patienten mit Lösungen von FSB unterstützt: Das „ErgoSystem“ ist eine vollständige Ausstattungslinie für mehr Komfort und Design im Bad. Eingesetzt wurden u.a. Dusch-Handlaufkombinationen samt Brausestangen und -haltern, Stützklappgriffe 850 mm mit Funktionstastern, Haltegriffe mit 135° Biegung sowie Handtuchhalter und Wandhaken aus der zugehörigen Accessoirelinie. Die ovale Form der Griffe und Handläufe bietet größtmöglichen Halt bei geringer Belastung der Muskulatur. Alle Oberflächen wurden eigens auf das Interieur-Konzept abgestimmt: Sowohl die Schiebetür- und Fenstergriffe als auch das ErgoSystem haben ein exklusives Finish.


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Rahmen ohne Grenzen www.bette.de

Statt die Badobjekte aus den Materialien Stahl und Email zu verkleiden, werden sie bei „BetteLux Shape“ mit konstruktiven Mitteln in Form eines Stahlrahmens in Szene gesetzt.

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Waschtisch und Accessoire-Möbel greifen die Idee mit dem Stahlrahmen auf und lassen so eine stimmige Badgestaltung zu.

„BetteLux Shape“ ist ein neues Badkonzept aus der Materialkombination Stahl mit Email. Es kehrt mit einem Waschtisch- und Wannen-Konzept das Innerste nach außen. Die Idee stammt aus der Feder des Designers Dominik Tesseraux. Statt sie zu verkleiden, werden die Badobjekte mit konstruktiven Mitteln in Form eines Stahlrahmens inszeniert. Er trägt sowohl Wanne als auch Waschtisch. Die pulverbeschichteten Rahmen sind in verschiedenen Farben erhältlich – die Wanne selbst vorerst in Schwarz und Weiß. Um das Kernprodukt dieser Wanne wurde ein Sortiment von Produkten aufgebaut: Waschtisch, Accessoire-Möbel wie ein Standspiegel, ein Hocker und ein wandmontierter Handtuchhalter. Das Verbundmaterial Stahl/Email erlaubt diese Konstruktion, weil es trotz seiner Dünnwandigkeit stabil ist und sich auch in dieser Einbausituation nicht unter Last verwindet.

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Als die neuartige Grundform von BetteLux vor zwei Jahren erstmals vorgestellt wurde, war der gefalzte Wannenrand von nur 8 mm Höhe neuartig. Der Wannenkörper offenbarte damals durch die Einbausituation nicht sein komplettes Wesen. Im Stahlrahmen schwebend ist er nun sichtbar. Nicht nur, dass die Emaillierung allseits erfolgt und damit keine Oberflächen-Kompromisse zulässt – auch die funktionellen Anbauteile der neuen Wanne müssen hohen ästhetischen Ansprüchen genügen. Beispiel die Wasser-Ab- und Überlauflösung: Ein sichtbarer Überlauf verbietet sich an so einer Wanne, deshalb wurde gemeinsam mit dem Entwässerungs-Spezialisten Viega ein neuartiges System entwickelt, das ohne Überlaufloch sicherstellt, dass es nicht zu Überschwemmungen im Bad kommen kann.


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FOTOS FOR A XOR/HANSGROHE SE: KUHNLE & KNÖDLE R (LINKS); ULI ME IE R (RECHTS)

Elegant, weich und präzise www.axor-design.com

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Charakteristisch für die „Axor Citterio E“Produkte ist das Spannungsverhältnis von weichen Formen und präzisen Kanten und Flächen, die Eleganz und Hochwertigkeit ausstrahlen.

Philippe Grohe, Leiter der Designmarke Axor der Hansgrohe SE, und der italienische Architekt und Designer Antonio Citterio präsentierten ihre dritte gemeinsame BadKollektion: „Axor Citterio E“. Charakteristisch für diese Produkte ist das Spannungsverhältnis zwischen weichen Formen und präzisen Kanten und Flächen. Alle Griffe sind schlank und abgerundet: bei der Einhebelarmatur als aufragender Joystick, bei den Dreiloch-Armaturen als klassischer Kreuzgriff. Die 37 Einzelelemente zeichnen sich durch ihre Flexibilität in der Anwendung, einen hohen Bedienkomfort und eine angenehme Haptik aus. Unterschiedliche Griff-Designs der Thermostat-Module ermöglichen dem Nutzer, Funktionen schnell zu erfassen: Der Kreuzgriff signalisiert die Regulierung der Wassermenge, der zylindrische Thermostatgriff die Temperatureinstellung. Im Hotelbad zeigt ein Zwei-Wege-

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Umsteller, welche Brause angesteuert wird. Zusätzlich ermöglicht die Hansgrohe-Select-Thermostat-Technologie, dank klarer Symbolik auf Knopfdruck, eine intuitive Bedienung von Kopf-, Hand- und Seitenbrause. Ebenso komfortabel sind die Lösungen für die Wanne. Sämtliche Armaturen sind in sechs kratzfesten und reiniger-resistenten PVD-Oberflächen, jeweils poliert und gebürstet, erhältlich: Chrom, Goldoptik, RotGold, Black Chrome, Nickel und Bronze.


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Das Raumklima-Thermostat aus der Reihe „i-Tronic“ zeigt in seiner High-end-Ausführung sowohl Temperatur, Luftfeuchte als auch KohlendioxidGehalt an.

Raumklima verbessern www.oventrop.de

Bereits mit gering investiven Maßnahmen ist es möglich, ein gutes Raumklima mit reduziertem Energieverbrauch zu erzielen. Das Oventrop-System zur Raumklima-Optimierung visualisiert die wesentlichen Raumklima-Werte. Diese lassen sich dann gezielt beeinflussen. „i-Tronic TFC“ ist ein Klimameter, das dem Überwachen der wichtigen Raumklimagrößen dient: Raumtemperatur T (°C), relative Feuchte RH (%), Kohlendioxid CO2 (ppm). Der Klimameter stellt die jeweils aktuellen Messwerte dar. Vom Nutzer sind die Lüftungsphasen somit energiesparend durchführbar. Der Einsatz des „i-Tronic TFC“-Klimameters ist eine energiesparende und gering investive Maßnahme zur Herstellung eines guten und gesunden Raumklimas. Über Funk werden die Stellantriebe z.B. „Aktor MH CON B“ am Heizkörper gesteuert. Einstellbare Solltemperaturen und Zeitprofile ermöglichen

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eine optimale Anpassung des Raumwärmebedarfs. Je nach Ausführung zeigt die Klima-Anzeige/Regelung zusätzlich die Luftfeuchte und die CO2-Konzentration an. Kontrollierte manuelle Lüftungsmaßnahmen durch den Nutzer sparen, wie bei der „i-Tronic“, auch hier Energie ein. Es gibt das Thermostat in drei unterschiedlichen Ausführungen: einmal als Basisvariante mit Raumtemperaturregelung mit Zeitfunktionen „R-Tronic RT B“. Die Erweiterung dieses Geräts nennt sich dann „R-Tronic RTF B“. Es erweitert die Basisausführung um die Anzeige der relativen Feuchte RH in %. Das „R-Tronic RTF B“ zeigt darüber hinaus den CO 2 -Gehalt in ppm an. Bei zu hohen CO 2 Konzentrationen wird ans Lüften erinnert. Die Bedienung ist selbsterklärend. Die Messdaten oder Raumklimagrößen sind sichtbar. Die Installation erfolgt als Wandmontage oder mit einem Tischständer.


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Baumeister. Das Architektur-Magazin 112. Jahrgang

REDAKTION Anschrift wie Verlag Tel +49 (0) 89 / 43 60 05 – 0, Fax +49 (0) 89 / 43 60 05 – 14 7 info@baumeister.de, www.baumeister.de CHEFREDAKTION Prof. Dr. Alexander Gutzmer Tel – 11 8 (verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)

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REDAKTION Sabine Schneider Tel – 146 Maike Burk Tel – 144 Alexander Russ Tel – 172

Vorschau

GE STALTUNG Stephanie Ising und Tom Ising (Artdirection) Philipp Koch für Herburg Weiland, München ALLE ILLUSTRATIONEN Clemens Habicht, Paris ABONNEMENTSERVICE Callwey Verlag Leser-Service, Heuriedweg 19, D – 88131 Lindau Tel +49 (0) 180 / 52 60 149, Fax +49 (0) 180 / 52 60 150 (0,14 Euro/Minute aus dem Festnetz der Deutschen Telekom, max. 0,42 Euro/Minute aus dem dt. Mobilfunk) callwey@guell.de KONTO FÜR ABONNE ME NT ZAHLUNGE N Deutsche Bank Offenburg, IBAN DE04 6647 0035 0044 8670 00, BIC DEUTDE6F664. ERSCHEINUNGSWEISE monatlich. Unverbindlich empfohlene Bezugspreise (alle Preise in Euro): Die Inlandspreise enthalten 7% MwSt. Inland: 169,00 Studenten: 90,00 Ausland: 178,00 Studenten: 99,00 Einzelpreis: 15,00 Bestellung: Abonnements können direkt beim Verlag oder bei jeder Buchhandlung bestellt werden. Abonnementgebühren sind im Voraus zu begleichen. Das Abonnemen t g i l t zunächs t fü r e i n Jah r und kan n danach jede r ze i t gekünd ig t we rden . Die Belieferung erfolgt auf Gefahr des Bestellers. Ersatz lieferungen sind nur möglich, wenn sofort nach Erscheinen reklamiert wird. Widerrufsrecht: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Ausgabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anforderungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246 a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: Baumeister, Streitfeldstraße 35, 81673 München, Telefon: +49-89-436005-125, Telefax: +49-89/436005-317, Email: bestellung@baumeister.de VERL AG Verlag Georg D.W. Callwey GmbH & Co. KG Streitfeldstraße 35, D 81673 München, Postfach 80 04 09, D 81604 München Tel +49 (0) 89 / 43 60 05 – 0, Fax +49 (0) 89 / 43 60 05 – 113 www.callwey.de PERSÖNLICH HAFTENDE GESELLSCHAFTERIN Georg D.W. Callwey Verwaltungs-GmbH ALLEINIGER GESELLSCHAFTER Helmuth Baur-Callwey, Verleger in München KOM M ANDITISTE N Helmuth Baur-Callwey und Dr. Veronika Baur-Callwey, Verleger in München; Dr. Marcella Prior-Callwey und Dominik Baur-Callwey, Geschäftsführer in München GESCHÄFTSFÜHRER Dr. Marcella Prior-Callwey Tel – 165 Dominik Baur-Callwey Tel – 159 ADVERTISING DIRECTOR Andreas Schneider Tel – 197 (verantwortlich für den Anzeigenteil) DISPOSITION Kirstin Freund-Lippert Tel – 123, Fax 4 36 11 61 DIRECTOR BUSINESS DEVELOPMENT Christian Keck) Tel –178 VERTRIEB Marion Bucher Tel – 125, Fax – 317 HERSTELLUNGSLEITER Alexander Stix Tel – 167 (alle Adressen wie Verlag)

Für die Zukunft gestalten.

DRUCK, BINDUNG OPTIMAL : MEDIA, Glienholzweg 7, D – 17207 Röbel / Müritz

Sonderdrucke einzelner Beiträge dieser Ausgabe können beim Verlag angefragt werden. Diese Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Ab bildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes bedarf der Zustimmung des Verlages. Mit der Einsendung von Manus kripten und Bildmaterial erklärt sich der/die Autor/in einverstanden, dass diese vollständig oder teilweise in der Zeitschrift Baumeister publiziert werden. Ebenso stimmt er/sie der Verwertung im Wege der digitalen Vervielfältigung und Verbreitung über Offline- oder Online-Produktionen zu (z.B. CD-ROM oder Datenfernübertragung). Falls eine Vergütung vereinbart wird, deckt diese die genannten Verwertungsformen ab.

Rem Koolhaas, David Chipperfield, Zaha Hadid – alle bauen in Italien. Von italienischen Architekten, die selbst in ihrem Heimatland bauen, hört man derzeit wenig. Bringt die Krise die Bautätigkeit völlig zum Erlahmen? Wir haben uns jenseits der Stadtmarketingprojekte mit internationalen Architekturkoriphäen und jenseits des Biennale- und ExpoRummels einmal umgesehen.

Erfüllungsort und Gerichtsstand München Ab 1.1.2015 ist die Anzeigenpreisliste Nr. 54 gültig. Anzeigenschluss ist jeweils am 1. des Vormonats. Mitglied der agla a + b, Arbeitsgemeinschaft Leseranalyse Architekten und Bauingenieure. ISSN 0005-674X

Auszeichnungen

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Mail an …

WorldMags.net Chris Dercon Ab 2017 neuer Intendant der Berliner Volksbühne Betreff:

Lieber Herr Dercon,

Theater und andere Künste

da haben Sie sich vielleicht etwas eingebrockt. Ausgerechnet die Volksbühne wollen Sie übernehmen. Jenes Stück Berliner Kultur, das mit am deutlichsten den Kreativgeist nach der Wende verkörperte, aber auch seine spezifischen Provinzialismen. Letztere bekommen Sie nun zu spüren. Sie seien kein Theatermann, mosern die einen. Sie seien zu international und dem (immer etwas ostdeutsch anmutenden) Geist der Volksbühnen-Kapitalismuskritik nicht gewachsen, raunen die anderen. Und beides stimmt ja auch. Sie sind definitiv einer „von außen“ – und fungieren damit als Provokation für das Berliner Theatersystem. Der Begriff System passt hier. Denn systemtheoretisch lässt sich in den Reaktionen aus Berlin der Abgrenzungsversuch eines kulturellen Subsystems erkennen. Aus der Welt der Architektur kennen wir ähnliche Mechanismen. Man igelt sich ein, um das Eigene nicht zu verlieren. Verständlich, aber nicht besonders interessant. Ein weiteres Argument der Traditionalisten: Sie verstünden die spezifische VolksbühnenÄsthetik nicht. Fürwahr: Die Klischee-Reiterei einer sich radikal gebenden Globalisierungskritik, wie man sie von Pollesch und Co kennt, ist von Ihnen nicht zu erwarten. Die Art darstellenden Gesellschaftsdiskurses, wie ihn die Volksbühne in der Vergangenheit hervorbrachte, war immer weit weg von der Wirklichkeit der globalisierten Welt. Produziert wurde ein Theater des frühen NachwendeBerlins, eines dynamischen Unorts, der zum real existierenden Kapitalismus genauso wenig zu sagen hatte wie zum Sozialismus gleichen Namens. Man arbeitete sich an den natürlich vorhandenen Mikro-Verwerfungen zwischen Tiergarten und Marzahn ab, gern

angereichert um einen Blick auf Mecklenburger Skinhead-Clubs. Den Studenten aus der deutschen Provinz genügte dies. Doch das reicht heute nicht mehr. Weil sich Berlin verändert. Es gerät – in der Sprache der Volksbühnen-Traditionalisten – in die Fänge des Kapitals. Etwa durch die Startups, die sich in Berlin ansiedeln. Das tut gut, darin spiegelt sich die globalisierte Welt. Nur braucht es so ein anderes Theater als eines, das sich primär mit dem Neuköllner Prekariat befasst. Und eine neue Form der Kritik. Für die könnten Sie der richtige Mann werden. Dem Architekturdiskurs in der Stadt kann Ihre Übernahme der Volksbühne gut tun. Die diskursive Verengung auf die kritische Rekonstruktion und ihre jeweilige Unterwanderung ist zu wenig. Das Theater muss zur baulichen Veränderung der Stadt eine Haltung entwickeln. Mit Überzeichnungen hässlicher Investorenfratzen, wie sie Resultat der bisherigen Volksbühnen-Ästhetik wären, ist das nicht getan. Hinter dem, was in Berlin gebaut wird, steht ja nicht nur der gern zitierte „wild gewordene Kapitalismus“. Der hat mit der Hauptstadt immer noch seine Probleme – siehe Frank Gehrys Wohnturm am Alexanderplatz, der offenbar doch nicht kommt. Es geht auch um die Befindlichkeiten der deutschen Kulturszene mit ihren diffusen Erwartungen an die Repräsentationsfunktionen einer Hauptstadt. Hier traue ich Ihnen spannende Interventionen zu. In diesem Sinne: Legen Sie los! Herzlich Alexander Gutzmer

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