27. Dreizehn - Erwartungen der Jugendsozialarbeit an die neue Bundesregierung.

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Nachgefragt

WAS ERWARTEN JUNGE MENSCHEN VON DER NEUEN BUNDESREGIERUNG VON ANNEMARIE BLOHM UND JUDITH JÜNGER

I

wählt. Hierbei sind die politischen Zuständigkeiten der Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik nicht abgegrenzt. Es geht z. B. um Schule, Gesundheit, soziale Gerechtigkeit und auch um Coronapolitik. Da dies die Themen der jungen Menschen sind, ist die politische Zuständigkeit für unser Interview zweitrangig. Ohnehin hat der Bund eine Anregungsfunktion für alle Ebenen und ist daher also auch angesprochen, z. B. wenn es um Bildungspolitik geht.

n diesem Heft kommen viele Fachkräfte zu Wort, die Erwartungen aus Sicht der Jugendsozialarbeit an die neue Regierung formulieren. Ihre Erwartungen an die Bundesregierung fokussieren auf die Rahmenbedingungen der Arbeit, wie beispielsweise eine abgesicherte Finanzierung, bedarfsgerechte Ausstattung etc. Aber auch die Stimme der jungen Menschen ist essenziell, wenn es darum geht, was sie von Politik erwarten, um in ihren alltäglichen Bereichen ein besseres Leben führen zu können. In den Einrichtungen der Jugendsozialarbeit haben viele politikinteressierte junge Menschen Lust darauf, ins Gespräch mit „der Politik“ zu kommen. Wir als Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit verstehen uns als Sprachrohr, das die Anliegen der jungen Menschen in die Politik bringt.

Zu den Themen Aufenthaltserlaubnis und Ausländerbehörde haben wir online mit Hamed gesprochen. Er ist 21 Jahre alt, wohnt in Essen und macht gerade sein Abitur. „Vorher hatte ich mein Fachabi und wollte soziale Arbeit studieren, aber dann bekam ich eine Falschinformation. Ich hatte nämlich eine Duldung und bekam die Information, dass Menschen mit Duldung nicht studieren dürfen. Wir haben mit der Ausländerbehörde telefoniert, dann noch mit einer Schulberatung und es gab immer unterschiedliche Informationen. Dann habe ich angefangen mein Abi zu machen und erst danach erfahren, dass ich mit meinem Fachabitur auch hätte studieren können. Es ist oft schwer, an die richtigen Informationen zu kommen.“ Hamed erzählt uns von der Problematik, als Afghane nicht frei reisen zu können. Er sagt:

Deshalb haben wir nachgefragt und haben junge Menschen aus verschiedenen Jugendmigrationsdiensten und Jugendclubs online getroffen. Sie berichten von alltäglichen Ungerechtigkeiten und Herausforderungen, wo politisch Weichen gestellt werden könnten und sollten. Die Themen, über die wir gesprochen haben, haben die jungen Menschen im Vorfeld des Interviews selbst ausgeNachgefragt

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dreizehn Heft 27 2022


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