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 Grußwort von Hartmut Koschyk MdB Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister der Finanzen

anlässlich der Eröffnung der Ausstellung 200 Jahre Fränkische Schweiz - Erfindung einer Landschaft

am Freitag, dem 22. Juni 2012 Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld


-2Zur heutigen Eröffnung der Ausstellung „200 Jahre Fränkische Schweiz - Erfindung einer Landschaft“ begrüße ich alle sehr herzlich. Sehr gerne habe ich die Einladung zur heutigen Ausstellungseröffnung angenommen, um damit meine Wertschätzung und meine Verbundenheit mit allen Bürgerinnen und Bürgern der Fränkischen Schweiz zum Ausdruck zu bringen

Mein besonderer Gruß und Dank gilt dem Leiter des Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld, Rainer Hofmann, dem Museumsträger – dem Zweckverband Fränkische Schweiz-Museum unter dem Vorsitz von Landrat Herman Hübner und der Oberfrankenstiftung, die diese Ausstellung nachhaltig unterstützt haben.

Danken

möchte ich aber auch allen Organisatoren und Helfern, die die heutige Ausstellungseröffnung vorbereitet haben. Mein besonderer Gruß gilt meinem Abgeordnetenkollegen aus dem Wahlkreis Sächsische Schweiz – Osterzgebirge und Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Tourismus, Klaus Brähmig MdB. Es freut mich sehr, dass im Rahmen dieser Ausstellung auch die Sächsische Schweiz als „älteste Schweiz“ Deutschlands vorgestellt wird.

Mit Schweiz bezeichnete man im 19. Jahrhundert gerne Landschaften mit Bergen, Tälern und Felsen. Landschaftliche Ähnlichkeiten, aber auch „schweizerische“

Lebensverhältnisse führten nicht nur zu Vergleichen, sondern führten auch zur Umbenennung dieser Landstriche. Das „Muggendorfer Gebürg“ wurde so zur Fränkischen Schweiz und das Meißner Hochland, Meißnisches Oberland oder Heide über Schandau wurde zur Sächsischen Schweiz. Zweifellos gehören die Fränkische Schweiz und die Sächsische Schweiz mit ihren eindrucksvollen Bergformationen zu den schönsten Regionen Deutschlands.

Die Fränkische Schweiz ist reich an Sehenswürdigkeiten, darunter 35 Museen und ebenso viele Burgen. Fast 1000 Höhlen gibt es hier. Dazu kommen zwei Freizeitund fünf Wildparks. Die romantische Dampfeisenbahn zwischen Behringersmühle und Ebermannstadt bringt Besucher durch das schönste Gebiet der Region. Unvergleichbar


-3"sehenswert"

sind

sicher

auch

unsere

berühmten

Osterbrunnen und

die

Lichterprozessionen zum Abschluss der Ewigen Anbetung und zum Jahreswechsel. Darüber hinaus ist die Fränkische Schweiz eine der bedeutendsten Kletterregionen Deutschlands. Auf einer Fläche von 2300 Quadratkilometern gibt es in der Fränkischen Schweiz und der angrenzenden Fränkischen Alb rund 1000 Felsen mit 12.000 Kletterrouten.

Die Fränkische Schweiz ist durch romantisch anmutige Tallandschaften mit majestätischen Burgen und Ruinen geprägt. Idyllische, kleine Dörfer mit Fachwerkhäusern begleiten Wanderer und Radfahrer. Kulturinteressierte finden reiche Schätze in der Basilika Gößweinstein, hier im Fränkische Schweiz - Museum in Tüchersfeld oder auf Schloss Greifenstein im Leinleitertal. Der Urlauber findet zahllose Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und dem Unternehmungsgeist sind fast keine Grenzen gesetzt: Fliegen auf Burg Feuerstein, Golfen in Thurnau, Kanndorf und Pottenstein, Kajak-Fahren auf der Wiesent, Fliegenfischen oder Klettern oder der Besuch der Freizeit- oder Wildparks und tausend Höhlen für geologisch interessierte Besucher. Aus Naturschutzgründen kann man zwar nicht alle Höhlen besuchen, aber allein die Sophien-, Teufels- und Binghöhle entschädigen reichlich dafür.

Als romantisches "Land der Burgen, Höhlen und Mühlen" ist die Fränkische Schweiz in den letzten 200 Jahren immer und zurecht gesehen worden. "Entdeckt" wurde die Gegend 1774 mit der Veröffentlichung eines spektakulären Höhlenbuches des Uttenreuther Pfarrers Friedrich Esper. In den folgenden Jahren kamen zuerst zahlreiche Forscher und entdeckten sensationelle Funde in unseren unzähligen Höhlen. Später besuchten auch prominente Künstler wie J. W. von Goethe, Ludwig Richter und Ernst Moritz Arndt die Gegend. Die Reiseberichte Ludwig Tiecks und Wilhelm Wackenroders beschreiben trefflich die Fränkische Schweiz. So schrieb Ludwig Tieck im Stil der Frühromantik: „Hinter Ebermannstadt reitet man immer noch durch ein äußerst romantisches Tal, durch das sich die Wiesent in vielen Krümmungen schlängelt, zu beiden Seiten ziemlich hohe Berge, geradeaus ebenfalls Berg vor sich; ich habe noch wenig so


-4schöne Tage als diesen genossen, es ist eine Gegend, die zu tausend Schwärmereien einladet, etwas düster melancholisch und dabei doch so überaus freundlich O, die Natur ist doch an Schönheit unerschöpflich!“

Mittlerweile zählt die Region jährlich rund 1,5 Millionen Übernachtungen und rund eine Million Tagesgäste, ohne dass dabei die "Fränkische Schweiz" überlaufen wirkt. Die verwinkelten geografischen Verhältnisse "zerstreuen" die Besucher auf hundert typisch fränkische Ortschaften, Wanderwege und unberührte Landstriche. Die Ausstellung „200 Jahre Fränkische Schweiz - Erfindung einer Landschaft“ führt uns vor Augen, warum es heute wie bereits vor 200 Jahren Forscher, Touristen und Bürger aus Bayreuth, Bamberg, Nürnberg oder Erlangen am Wochenende in dieses Natur- und Erlebnisparadies zog und immer noch zieht. Vielfältige Exponate, faszinierende Installationen und Medienstationen geleiten die Besucher durch 200 Jahre Tourismusgeschichte und Landesentwicklung. Darüber hinaus gewährt die Ausstellung tiefe Einblicke in die Geschichte der Freizeitentwicklung, der Arbeiterbewegung, der Studentenverbindung, aber auch der Eisenbahn- und Technikgeschichte.

Vor rund 200 Jahren konnte der Bamberger Privatgelehrte Dr. Joseph Heller im Vorwort zu seinem Reiseführer keine treffenderen Worte für die Fränkische Schweiz finden, die auch heute noch uneingeschränkt gültig sind: „Unter die reizendsten und angenehmsten Gegenden Deutschlands gehört gewiß jene um Muggendorf, indem hier in mannigfaltigen Richtungen fruchtbare Thäler mit bald sanft ansteigenden, bald jäh sich erhebenden Bergreihen zu einem an den reizendsten Naturschönheiten reichen Ganzen auf einer kleinen Fläche sich vereinigen. Mit Recht führt dieser obschon kleine Erdstrich doch die Benennung der fränkischen Schweiz. Was die Schweiz im Großen gibt, findet man hier in verjüngtem Maßstabe, und oft für das Auge angenehmer, indem man es überschauen und als ein Bild auffassen kann, statt daß dort in manchen Gegenden der winzige Mensch die Größe der Natur nicht zu sehen vermag, und von den ungeheuern Felsenmassen gleichsam erdrückt wird. Hier


-5läßt sich die hehre Natur mehr zum Menschen herab, sie lächelt ihm bald freundlich in anmuthigen Gebirgslinien, untermischt mit üppigen Laub- und Nadelholz - Parthien, bald zeigt sie sich in ihrer ernsten Größe in grauen mächtigen Fels-Aufthürmungen. Ueppige Wiesen, fruchtbare Felder, malerisch unter Bäumen halb versteckte Dörfer, krystallhelle Berggewässer, lustig und frisch über und durch Felsentrümmer dahin strudelnd, fröhlicher Gesang der Vögel in den Lüften, und der derbes, verständiges, in seinen Sitten noch einfaches, arbeitsames Völkchen, findet hier der harmlose Reisende zum fröhlichen Genusse der Gegenwart einladend.“

In diesem Sinne wünsche ich allen Besuchern dieser Ausstellung interessante Einblicke. Lassen Sie sich verzaubern von „200 Jahre Fränkische Schweiz“ und gehen Sie hier im Fränkische Schweiz-Museum Tüchersfeld auf zwei Jahrhunderte Entdeckungstour.


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