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Meine Erfahrung mit Krebs

Vor drei Jahren hat Mirco R. die Diagnose Hodenkrebs erhalten. Heute gilt er als geheilt. Die Erkrankung hat seinen Blick für das Wesentliche im Leben geschärft.

Aufgezeichnet von Tanja Aebli

1Seit dem Eintritt ins Erwerbsleben hatte ich während acht Jahren keinen einzigen Tag wegen Krankheit bei der Arbeit gefehlt. Mit der Diagnose Krebs rückte das Thema Gesundheit plötzlich in den Mittelpunkt meines Lebens.

2Vor der Operation bin ich noch in die Ferien gefahren und konnte den Kopf so richtig auslüften. Eine gute Entscheidung, wie sich später zeigen sollte.

3Mit der eigentlichen Behandlung folgte eine schwierige Zeit, durch die mich meine Familie, meine Freundin und Kollegen begleitet haben. Ich lernte meinen Körper gut kennen und merkte rasch, wie viel ich ihm zumuten konnte. Immer wieder versuchte ich, mir kleine Ziele zu setzen und meinen Tagen eine Struktur zu geben.

4Wieso ich? Diese Frage habe ich mir nie gestellt. Sie frisst viel Energie und führt zu nichts. Mein Fokus lag von Beginn an auf der Genesung. Eine positive Einstellung hilft auch in schwierigen Phasen, und von diesen bin ich im Laufe der Erkrankung nicht verschont geblieben. 5Ich erholte mich von den ersten Behandlungen so weit gut. Doch bei späteren medizinischen Checks zeigte sich, dass weitere Operationen erforderlich waren. Diese zogen teils schwere Komplikationen nach sich.

6Die Erkrankung hat mir den Horizont geöffnet und neue Wege aufgezeigt. So wählte ich im Rahmen einer Weiterbildung für meine Diplomarbeit das Thema Wiedereingliederung in die Arbeitswelt von chronisch kranken Menschen.

7Mit meinen Vorgesetzten habe ich von Anfang an offen und ehrlich über meine Krankheit kommuniziert. Mir war es wichtig, den Kontakt mit meinem Betrieb während der Erkrankung nicht ab reissen zu lassen; ans Weihnachtsessen bin ich mit Glatze gegangen. Es lohnt sich, gemeinsam mit dem Arzt gut zu überlegen, welches der richtige Zeitpunkt für den Wiedereinstieg ist.

8Wo will ich hin, was ist mir wichtig? Aufgrund meiner Erkrankung habe ich mich intensiv mit diesen Fragen auseinandergesetzt. Heute steht für mich eine gute Work-Life-Balance an erster Stelle.

9Ich engagiere mich im Betroffenenrat der Krebsliga und habe mitgeholfen, das Programm für einen Anlass für Betroffene (Anm. d. Red.: Begegnungstag 2022) zu gestalten. Damit möchte ich etwas zurückgeben und andere von meinen Erfahrungen profitieren lassen. •

Jahrelang gesund und plötzlich Krebspatient: Mirco R. führt heute ein anderes Leben als vor der Therapie.

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