Portfolio Kristina Krämer

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A U S Z U G I N AC H T A R B E I T E N

Z W E I TAU S E N D U N DV I E R Z E H N

ST U D I U M D E R A RC H I T E K T U R

Z W E I TAU S E N D U N DAC H T

KRISTINA KRÄMER


KRISTINA KRÄMER

The Beginning.

MASTER OF SCIENCE IN ARCHITECTURE


INHALT

04-11 Fondazione Jodice Napoli 12-17 The Square 18-23 Das Upcycling der Stadt 24-29 Das Krankenhaus der Zukunft 30-41 City as Archive 42-45 Material und Form 46-51 Die andere Moderne

R端ckzugsorte

PORTFOLIO

52-69


PROJEKT

Fondazione Jodice Napoli

04 5. BA

SEMESTER


FONDAZIONE JODICE NAPOLI EIN MUSEUM FÜR EINEN FOTOGRAFEN

- in Zu s a mm e n a rb e it mit

Felix Morczinek

-


SEMESTER 5. BA

Grundriss EG

PROJEKT

Fondazione Jodice Napoli

06

Ein Museum in Neapel Auf dem Baufeld Vico Maffei in einem von Touristen belebten Teil Neapels sollte ein Museum entstehen, in dem der Fotograf Mimmo Jodice seine Werke ausstellen kann. Das Grundstück ist von einigen Kirchenbauten mit großzügigen Plätzen davor umgeben. Das neue Gebäude fügt sich an diesem Ort in Höhe und Form in den bestehenden Gebäudeblock aus Wohnhäusern ein. Durch seine Fassade grenzt es sich jedoch von den Wohnbauten ab und bildet als Monument mit wenigen fassadenbündigen Fensteröffnungen den Übergang zu den Kirchenbauten. Die innen wie außen verwendeten länglichen, grauen Ziegel sollen den monumentalen Charakter verstärken. Die umliegenden Plätze und die breite Straße Vico Maffei geben dem Gebäude seinen Freiraum und lassen es in voller Form erscheinen. Es kann ein Prinzip genutzt werden, ähnlich dem der Kirchenbauten, sodass das Museum schnell wahrgenommen werden kann. Kirchengebäude sind in Neapel von der Straße zurückversetzt, damit sie sich von der engen Wohnbebauung der Umgebung abheben und gut erkannt werden. Auf Höhe des Turms entsteht durch die Verengung des Weges eine spannungsvolle Torsituation. Diese Spannung soll durch das neue Gebäude erhalten werden. Deshalb sucht es ebenfalls die Nähe des Turms. Nach oben hin lichtet sich die Enge durch ein zurückgesetztes Attikageschoss. Der Eingang des Gebäudes liegt an der Vico Maffei im mittleren Teil des Gebäudes. Dort ist auch die Erschließungsschicht mit Nottreppe und Fahrstuhl positioniert. Ziel war es, großzügige Ausstellungsräume als Gegensatz zu den engen Straßen Neapels zu schaffen und die Verbindung

G r u n d r i s s 1. O G

Grundriss 3. OG

Grundriss 5. OG


PROFESSUR Entwerfen und Gebäudelehre II

Grundriss 2. OG

BETREUER

Grundriss 6. OG

07

Prof. Dipl. Ing. Karl-Heinz Schmitz

Grundriss 4. OG

zu den Katakomben herzustellen, die durch den unterirdischen Teil des Museums betreten werden können. Das Ziel wird durch das Masse-Raum-Konzept umgesetzt, welches sich durch das gesamte Museum erstreckt. Masse stellt sich in Form von zweigeschossigen Archivboxen dar. Der Raum wird durch Foyer und Ausstellungsebenen bestimmt, der durch überhohe Räume das Museum verbindet. Archive und Ausstellung sind abwechselnd angeordnet, so dass Blickbeziehungen zwischen zwei Ausstellungsebenen erzeugt werden. Sie werden von oben durch Kassettendecken natürlich belichtet. Die Archivboxen werden durch die Treppe miteinander zu einer Raumskulptur verbunden. Die Treppe wirkt wie aus dieser Skulptur herausgemeißelt. So wird diese, wie in vielen Innenhöfen Neapels oder der Klostertreppe gegenüber, zu einem wichtigen Element des Museums, durch die der Besucher vorbei an den Archivebenen durch die Ausstellung geleitet wird. Dabei werden Einblicke in die Boxen, auf die Arbeit des Personals gewährleistet. In jeder Ebene gibt es einen weiten großzügigen Raum, der zum Verweilen und Betrachten der Fotografien einlädt. Die Fotografien reihen sich in diesen Räumen an der Außenwand entlang. Beim Betrachten der Bilder und Durchlaufen des Museums, entstehen durch die Fenster gezielte Blicke auf Kirche, Turm und Kloster im Außenraum. Die Fenster greifen das meist quadratische Format Jodices Fotografien auf und werden dadurch ebenfalls zu Bildern. Am Ende der Ausstellung erreicht der Besucher das Attikageschoss, in dem sich ein Café befindet. Hier kann er das erlebte Revue passieren lassen und von der Dachterasse aus einen Blick über die Dächer Neapels werfen.


PROJEKT

Fondazione Jodice Napoli

08

Blick vom Vico Maf fei

5. BA

SEMESTER


PROFESSUR

Entwerfen und Geb채udelehre II

09

Prof. Dipl. Ing. Karl-Heinz Schmitz

BETREUER

Im Au s s t e l l u n g s ra u m


SEMESTER 5. BA

S t ra ß e n f l u c h t

PROJEKT

Fondazione Jodice Napoli

10

Ansicht Ost

Ansicht Süd


PROFESSUR

Entwerfen und Geb채udelehre II

Prof. Dipl. Ing. Karl-Heinz Schmitz

BETREUER

L채ngsschnitt

Querschnitt

11 Im Au s s t e l l u n g s ra u m


PROJEKT

The Square

12 1. MA

SEMESTER


THE SQUARE ZUKUNFTSCAMPUS DER BASF WETTBEWERB VOM KULTURKREIS DER DEUTSCHEN WIRTSCHAFT

- in Zu s a mm e n a rb e it mit

Stefanie Klein

un d

Stefanie Wunder

-


SEMESTER 1. MA

Die Idee besteht darin der vorgefundenen komplexen Situation des Areals eine neue Prägung zu verleihen. Die entwickelte Komposition versteht sich als Tablett, eine Grundplatte mit Bausteinen, die sich an der Forschungsstruktur der BASF orientiert und somit die nötige Fläche zur Innenverdichtung und Entwicklung vorschreibt, aber die den Bestand ergänzenden Entwürfe als prototypische Baukörper darstellt. Das Quadrat prägt den Zukunftscampus der BASF als eine neue Raumfigur. Sein Verständnis als Elementarform vermittelt Ruhe und Stabilität. Form, Proportion und die Gliederungsoptionen des Quadrats bilden ein ideales Grundmotiv einer Wissensarchitektur. Im Zeitalter der Digitalisierung ist es notwendig die Gewinnung von Erkenntnissen mit einem Orts- und Raumbewusstsein zu verknüpfen, dass viele Koordinatensysteme zusammenfasst und somit der zunehmenden Grenzenlosigkeit entgegen wirkt. Durch die zusätzliche Bearbeitung der Zuwege sowie der direkten Umgebung, wird ein klare Lesbarkeit von Natur und Technik geschaffen. Die beiden Sphären sind klar definiert und respektieren einander. Die Süd-Ost-Ecke betonen wir durch das Einfalten der Raumkanten. Die damit freigegebene Fläche wird durch eine urbanen „Hafenatmosphäre“ bespielt, welche als Treffpunkt für Besucherinnen und Besucher aber auch für Angestellte angelegt ist. Dadurch entsteht für die BASF

PROJEKT

The Square

14

B l i c k a u f d e n O p e n - S q u a re -Ha f e n


Städtebau I

Das Tor zum Campus entsteht durch Modifikation und Integration der solitären Baukörper. Diese bilden den Auftakt zum Konferenzzentrum mit Seminar-, Ausstellungs- und Hotelbetrieb, welches durch eine gastronomische Vielfalt abgerundet wird. Die architektonische Raumkomposition dieser Sonderbauten leitet über zu den „Alltags-Quartieren“ des Campus. Der Bereich des Wasserareals ist in unterschiedliche Nutzungen unterteilbar. Das Konferenzzentrum nimmt die nördliche Seite für sich ein. Die Start-Up-Häuser und die dazugehörigen Boote liegen auf der westlichen Seite. Diese Fläche ist für wachsende Start-Up-Unternehmen gedacht, welche sich vergrößern möchten. Die lockere Anordnung der Boote auf dem Wasser ermöglicht eine Mischung aus öffentlich und privat. Die südöstliche Ecke des Wasserareals versteht sich als Ruhezone. Künstlichkeit, Anonymität und Virtualität der Forschung, die in digitalen Netzen zirkuliert und kurz

PROFESSUR

ein neuer Imageträger im World Wide Web, der sich durch einen hohen Wiedererkennungswert auszeichnet. Der Entwurf baut auf einen achtstufigen Entwicklungsplan bis zum Jahr 2025. Hier abgebildet wird die Endstufe.

15

Prof. Wolfgang Christ BETREUER

To r z u m C a m p u s


SEMESTER 1. MA

16

PROJEKT

The Square

M a s t e r p l a n M 1:5 0 0 0

Au s s c h n i t t M a s t e r p l a n Na c h t M 1:10 0 0


PROFESSUR Städtebau I

17 B l i c k a u f d e n O p e n - S q u a re -Ha f e n

Prof. Wolfgang Christ BETREUER

auf Bildschirmen auftaucht, wird eine physisch-emotionale Komponente beigefügt: Start-up-Boote „kreuzen“ im Open Square-Hafen. Sie sind Teil des Ganzen und doch auf dem Weg zu „neuen Ufern“. Sie sind Blickfang, haben eine eigene Adresse, sind Zeichen des Neuen. Meeting-Boote sind ein Angebot, gemeinsam „abzulegen“, neue Perspektiven zu gewinnen oder einmal allein den Abstand zu genießen, den die Natur bietet und den auch eine Community Individuen schenken sollte. Die Start-Up-Häuser am Steg besitzen ein halböffentliches Erdgeschoss, in dem Läden und Cafés angesiedelt werden. Es ist eine Promenade am Wasser gedacht, die sowohl Besucherinnen und Besucher als auch die eigene Belegschaft anlockt. Ziel ist es mehr Zeit auf dem Campus zu verbringen. Das Angebot wird durch eine sportliche Vielfalt abgerundet, die teilweise vor Ort oder in unmittelbarer Nähe ausgeübt werden können. Das Konferenzzentrum vereint mehrere Funktionen unter einem Dach. Lobby und gastronomische Vielfalt im Erdgeschoss, Seminar- und Ausstellungsbetrieb im ersten und teilweise im zweiten Obergeschoss. In den darüber liegenden Etagen befinden sich der Hotelbereich sowie temporäres Wohnen.


SEMESTER 1. MA

18

„Eliminiere die Entstehung von Abfall!“

SEMINAR

Das Upcycling der Stadt

- Michael Braungart und William McDonough


DAS UPCYCLING DER STADT

DIE STADT ALS PRODUKT IM RECYCLINGPROZESS


SEMESTER 1. MA

Einfach intelligent produzieren Cradle to Cradle: Die Natur zeigt wie wir die Dinge besser machen können. Michael Braungart & William McDonough

SEMINAR

Das Upcycling der Stadt

20

Der Kirschbaum. Michael Braungarts und William McDo-

Für dieses System der Ökoeffektivität organisieren sie die

noughs Symbol für Öko-Effektivität. Er ist Vorbild für die

Substanzen der heutigen Produktionsverfahren in zwei

Vision von Cradle to Cradle, weil er keine isolierte Einheit

Formen von Kreisläufen. Dem biologischen und dem tech-

bildet, sondern eine wechselseitige Beziehung mit den ihn

nischen Kreislauf. Mit diesen sollen alle Ausgangsstoffe

umgebenden Systemen eingeht. Sein Wachstum und sein

nach ihrer Nutzungszeit kompostiert und der Natur als

Kreislauf sind nicht nur für das eigene Ökosystem förder-

Nährstoffe wieder verfügbar gemacht oder sortenrein ge-

lich, sondern unterstützen auch sein Umfeld. Der Kirsch-

trennt und zurückgewonnen werden. Ein Modell ohne Ab-

baum produziert Blüten und Früchte im Überfluss, ohne

fall. Der Leitgedanke: Abfall nicht reduzieren, minimieren

die Umwelt zu belasten und ohne dass Abfall entsteht.

oder vermeiden, sondern ihn durch Design eliminieren.

Denn alle seine Früchte, die als vermeintlicher Abfall etwa

Nähr- und Rohstoffe nicht verbrauchen, sondern unend-

zu Boden fallen, dienen als Nahrung für Tiere, Insekten

lich oft wieder verwerten oder verwertbar machen. Kom-

und auch für den Menschen oder geben durch Verfall wie-

postierbare T-Shirts. Schreibtischstühle. Fernseher. Pfand-

der Nährstoffe an den Boden ab. Der Kirschbaum bindet

leihsysteme für Röntgenröhren. Materialbanken. Dies soll

Kohlenstoff ,produziert Sauerstoff und leistet damit einen

Umweltproblemen entgegen wirken, die Regeneration und

gesunden Beitrag zum Klima.

den Erhalt von biologischen und technologischen Quellen

Mit einem Konzept, das nach einer Lösung sucht, die der

fördern und gleichzeitig dem Verbraucher suggerieren,

Umwelt nicht nur weniger Schaden zufügt, sondern sie gar

dass er sich in seinem Lebensstil nicht einschränken muss,

nicht schädigt, ja sogar nützlich für sie ist, versuchen sie der

da seine „Abfälle“ wieder Basis für etwas Neues sind und

Effizienzorientiertheit der Wirtschaft entgegen zu treten.

der Umwelt geradezu zugute kommen können. Denn wer-

Die Autoren zeigen auf, dass diese Herangehensweise nicht

den Materialien und Produkte so konstruiert, dass man

unbedingt kostspieliger ist und man sogar mehr Gewinn

sie wieder in ihre einzelnen Bestandteile zerlegen kann,

davon haben kann. Dabei soll ein Miteinander von Mensch

können Nährstoffe, ob dem biologischen oder technischen

und Natur im Vordergrund stehen, welches sich in Produk-

Kreislauf zugehörig, getrennt wiedergewonnen und in

ten sowie den Produktionsprozessen widerspiegeln soll.

gleichbleibend hoher Qualität wiederverwendet werden.


PROFESSUR Städtebau I

21

Prof. Wolfgang Christ, Dipl. Ing. Christian von Oppen

„Wo immer wir hinschauten, sahen wir schlecht entworfene Produkte, Verpackungen, Gebäude, Transportmittel, ja sogar ganze Städte.“

BETREUER


SEMESTER 1. MA

Upcycling. Mischformen stellen Verluste dar, da sie schwer

vorläufig einmal die Reduzierung des Privatbesitzes eines

wiedergewonnen werden können und im Recyclingprozess

Autos und deshalb die intensivere Auslastung der öffent-

nur durch Hinzufügen von Chemikalien und aufwändigen

lichen Verkehrsmittel und eine bessere Anbindung im

Prozessen eine hohe Qualität zurückerlangen können.

Stadtnetz im Blickfeld. Damit die Menschen auf ein Auto

Auch spielt ein stark verwachsenes lokales Netz eine wich-

verzichten, müssen ihnen erhöhte Erreichbarkeit und kur-

tige Rolle in diesem System. Es ist ebenfalls ein Beleg für

ze Wege zu wichtigen Dienstleistungen besonders für alte

die Existenz der Kreisläufe, die Braungart und McDonough

Menschen zugesichert werden.

beschreiben. Gebrauch regionaler Materialien und Fer-

Darüber hinaus sollte über komplett neue, leistungsfähi-

tigungstechniken. Verarbeitung und Anwendung lokaler

gere, eben nicht nur effiziente sondern effektive Mobili-

Materialien durch lokal ansässige Unternehmen. Kurze

tätskonzepte nachgedacht werden. Eben solche die keine

Transportwege. Natürlich gewonnene Energie. Und - je

neuen Umweltprobleme verursachen. Null-Energie-Autos.

stärker das lokale Netz ausgebaut ist, umso stabiler ist das

Rhythmisierte, technisch vernetzte Verkehrsströme. Damit

Angebot für den Verbraucher. Die Kaufkraft oder Nutzung

nicht nur die flexible Fortbewegung des Einzelnen ermög-

durch den Verbraucher wiederum bedingt die Wirtschafts-

licht wird sondern auch damit ein durch Verzicht des Aus-

aktivität der lokalen Ströme positiv und verbessert sie ste-

baues von Straßen ein umweltfreundliches wie attraktives

tig, auch in der Schaffung von Ausbildungs- und Arbeits-

Stadtbild bewahrt wie entstehen kann. Der Wandel vom

plätzen.

Verkehrsraum zum Kommunikationsraum.

Die Zielsetzung war es das Cradle to Cradle Konzept im

22

Sinne des Titels des Seminars „Stadt entwerfen“ auf die

Energie und Umwelt

Struktur der Stadt zu übertragen. Das Buch überdenkt

Die größten Energieverbraucher der Stadt sind die Kraft-

Produkte und Produktionsverfahren und nähert sich öfters

werke und der Verkehr, wobei auch hoher Optimierungs-

durch die Frage der Recyclingfähigkeit von Bauprodukten

bedarf bei Gebäuden und im alltäglichen Gebrauch be-

und Gebäudestrukturen an an die Themen Architektur und

steht. Dafür soll nach dem Cradle to Cradle Konzept auf

Städtebau an. Die gesamte Stadt, als Produkt verstanden,

lokale Energieströme wie Sonnen- oder Windenergie zu-

ist ein Konstrukt verschiedener funktional wie historisch

rückgegriffen werden, damit die Stadt ihren Energiebedarf

gewachsener Schichten, das sich ebenso wie Wirtschaft

auf allen Ebenen selbst decken kann.

SEMINAR

Das Upcycling der Stadt

und Industrie mit Umweltproblemen und Rohstoffverknappung und dementsprechend mit diversen möglichen

Architektur und Städtebau

Umstrukturierungsprozessen auseinander setzen muss.

Energieverluste sind eben auch bei Altbauten zu verzeich-

Die Hausarbeit versucht die Fragestellung zu beantworten,

nen. Um diese einzugrenzen, können energetische Sanie-

ob Stadt wie ein Produkt im Recyclingprozess behandelt

rungen durchgeführt werden, auch ohne dass Verluste an

und nach den Vorstellungen von Braungart und McDo-

der Ästhetik des Altbaus hingenommen werden müssen.

nough umgestaltet werden kann, sodass ein System entste-

Denn Altbauten sind besonders wichtig für das Bild einer

hen kann, welches nicht aus einzelnen isolierten Einheiten

Stadt. Sie fördern deren Gestaltungsvielfalt. Vielfalt ist eben

besteht, sondern mit seiner Umwelt eine Verbindung ein-

auch ein Kerninhalt und eine wichtige Gestaltungsgrund-

geht, die wechselseitig von Vorteil ist.

lage in Braungarts und McDonoughs Konzept. Durch das

Die Stadt als System - eine Einheit von Kultur, Technik, Ge-

Nebeneinander von Neu und Alt wird einem monotonem

sellschaft, Wirtschaft, Natur, Infrastruktur, Politik, Lebens-

Stadtbild entgegengewirkt. Denn Individualität in der Ge-

stilen und anderen Bereichen - ist in ihrer Struktur sehr

staltung bedeutet, dem Bewohner die Möglichkeit zu ge-

komplex. Für ein Umdenken nach dem Cradle to Cradle

ben, sich stärker mit seiner Umgebung zu identifizieren,

Konzept muss eine Umstrukturierung auf allen Ebenen

wenngleich dies in übermäßiger Form unüberschaubar

einsetzen, um innerhalb dieser Komplexität einer Stadt die

wirken kann, so Antje Flade in „Architektur psychologisch

geforderte Wirksamkeit zu entfalten zu können. Umwelt-

betrachtet“.

fragen und das Anpacken von Umweltproblemen bedürfen

Auch ist der Erhalt alter Substanz vorteilhaft, um Ressour-

dabei vor allem Veränderungen in Politik und Wirtschaft.

cen einzusparen, denn allein für einen Rohbau eines neuen

Für die Fragestellung sind besonders die Bereiche Mobili-

Gebäudes, die Aufwendungen für Rohmaterial und Ener-

tät, Energie und Architektur beleuchtet worden.

gie im Vergleich zu einer Sanierung enorm hoch sind. Außerdem können durch Umnutzungen verloren geglaub-

Mobilität und Infrastruktur

te Gebäude einen neuen Zweck finden. Das Recycling eines

Beim Neudenken des Kernbereiches des Transportes steht

ganzen Gebäudes. Denn die alten Grundrisse sind so va-


Gebäude, die sich gegenseitig unterstützen. die Gebäude,

werden können.

Stadtteile und sogar die ganze Stadt selbst werden zu ei-

In der Architektur gilt nach dem Cradle to Cradle Konzept

ner Maschine, in der alles miteinander verwoben ist und

demnach auch, neue Gebäude so zu planen, dass sie sich

jeder Einzelne Unterstützung erfährt und selbst andere un-

an verschiedenen Nutzungen über mehrere Generationen

terstützt. Es entsteht so ein Kreislauf, der sich durch den

hinweg anpassen lassen. Bei der Produktwahl für den Bau

Beitrag eines Jeden nährt. Dabei bilden verdichtete Sied-

eines neuen Gebäudes ist es weiterhin wichtig, dass man

lungen oder Städte nicht nur energetisch und durch die

sich der beiden Materialkreisläufe bedient und Materiali-

öffentlichen Verkehrskonzepte einen komplexen Kreislauf,

en wählt die abbaubar wie wiederverwendbar sind. Es soll

sondern auch durch ein aktives Netz lokaler Dienstleistun-

ein Gebäude entstehen, dass mit den umgebenden lokalen

gen und dem Angebot an Ärzten, Supermärkten,... und

Strömen verflochten ist, so kann es durch die Verwendung

aber auch Grünräumen, die durch kurze Wege einfach zu

heimischer Materialien und dem Einsatz lokal ansässiger

erreichen sind.

Unternehmen beim Bau die Wirtschaftsaktivität der Um-

Schlussendlich ist eine Stadt ein Konstrukt verschiedens-

gebung ankurbeln. Das Gebäude kann auch selbst zum

ter Ebenen, die historisch gewachsen sind. Man kann

Beispiel durch Solarsysteme Energie erzeugen und damit

diese also nicht einfach „abreißen“ und völlig verändern.

sich und sein Umfeld nähren. Aber auch das Wasser kann

Die heutigen Umweltprobleme müssen erkannt und ak-

in Kreisläufen organisiert werden. In drei getrennten Kreis-

zeptiert werden, damit angefangen werden kann, nicht

läufen ist das Wasser so organisiert, dass das Grauwasser

nur die Symptome sondern die Ursachen zu bekämpfen.

gereinigt wird und zur Bewässerung von Pflanzen genutzt

Deshalb muss auf ein stetiges Verbessern gesetzt werden,

oder ins Grundwasser abgegeben werden kann; Schmutz-

um langfristig dinge nicht nur effizient, sondern effektiv zu

wasser kann zur Energiegewinnung in einer Biogasanlage

gestalten. Mit einem gewissen Maß an Zeit und Bereitschaft

eingesetzt werden und die Reststoffe könnten Algen in ei-

etwas verändern zu wollen, das auch bei gewinnorientier-

nem Reaktor zur Verfügung gestellt werden, die wiederum

ten Unternehmen, in der Politik und im Leben eines jeden

als Dünger für Pflanzen verwendet werden und letztend-

Einzelnen vorhanden sein muss, können solche Projekte,

lich diese den Menschen nähren.

wie das Cradle to Cradle Konzept irgendwann ihre Ziele

Diese geschlossenen Kreisläufe sollen aber nicht nur bei

annähernd erreichen. Nachhaltigkeit ist ein Prozess der auf

der einzelnen Architektur zu finden sein, sondern sich auch

verschiedenen Ebenen reifen muss. Um effektives Handeln

bei ganzen Siedlungen schließen können. eine Siedlung

zu erreichen, müssen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft

nach dem Cradle to Cradle Konzept ist eine Verknüpfung

gemeinsam agieren.

23

Prof. Wolfgang Christ, Dipl. Ing. Christian von Oppen BETREUER

Mit unserem jetzigen Wissen wird es Zeit, die Dinge zu ändern.

Städtebau I

der vorhergehen beschriebenen Funktionen der einzelnen

brikhallen zu Wohn- oder Bürogebäuden umfunktioniert

PROFESSUR

riabel, dass sie neu organisiert und beispielsweise alte Fa-


PROJEKT

Das Krankenhaus der Zukunft

24 2. MA

SEMESTER


DAS KRANKENHAUS DER ZUKUNFT EIN ORT DER RUHE UND REGENRATION


Weimarerstraße

Dr.-Renate-Krause-Straße

Bauhausstraße

SEMESTER

Entengasse

Van-De-Velde Straße

Spatzenweg

Mühlw eg

2. MA

Meisenstraße

Meisenstraße

Müh

Adlerstra

ße

Kastanienallee

h lbac

H Gropiusstraße

Paul-Klee Allee

L a g e p l a n M 1:5 0 0 0

PROJEKT

Das Krankenhaus der Zukunft

26

Das Krankenhaus der Zukunft erfordert neue Strukturen der Funktionsabteilungen, kurze Wege, wirtschaftliche Betriebsabläufe und ebenso eine Ästhetik der Architektur, die das Wohlbefinden der Patienten steigert und den Genesungsprozess unterstützt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den wesentlichen Bereichen des Gesundheitswesens sollen so an einem Ort der Ruhe und Erholung ermöglicht und erleichtert werden. Das Gesundheitszentrum umfasst die Kapazität der Belegung mit 580 Bettenplätzen und ist in seiner Gestaltung flexibel erweiterbar. Der Baukörper besteht aus einer über dem Erdreich 2 geschossigen Magistrale, an der 7 Riegel eingeschoben werden, die einschließlich dem Unterge-

L ä n g s s c h n i t t M 1:8 0 0

schoss aus 5 Etagen zur Straßenseite bestehen und eine Staffelung zu 6 Geschossen auf der Parkseite aufweisen. Das Krankenhaus wird in den umgebenden Grünraum eingebunden und durch ihn aufgewertet. Der Baukörper mit der nach Norden gerichteten Magistrale und den im rechten Winkel dazu angeordneten Riegeln, die die Funktionsstellen beherbergen, verzahnt sich so im Grünraum. Der auf der Rückseite vorbeifließende Bach bietet den optimalen Raum für den Park des Gesundheitszentrums. Dem Baukörper gegenüber befindet sich das, in das Gelände integrierte Parkhaus. Im Norden des Areals befindet sich die Anfahrt für die Ver-und Entsorgung des Gebäudes. Im Süden dagegen liegt die Notfallaufnahme sowie


0,90 m

0,90 m

1,50 m x 1,50 m

0,90 m

0,90 m

Baumanagement und Bauwirtschaft

1,20 m

PROFESSUR

0,90 m

G r u n d r i s s M 1:10 0

der Hubschrauberlandeplatz. An der Notaufnahme werden zusätzlich noch die Wege von Liegendkrankenanfahrt und Patienten, die ohne Rettungswagen zur Notaufnahme gelange können, getrennt. So kann die Entflechtung der Verkehrsströme zum Wirtschaftshof, dem Haupteingang und der Notaufnahme garantiert werden. Das Tragwerk des gesamten Krankenhauskomplexes besteht aus Stahlbetonskelettbauweise. Durch dieses System werden flexible Innenraumlösungen ermöglicht, auch hinsichtlich späterer Umstrukturierung oder Umnutzung. Daneben haben die aus Stahlbetonwänden bestehenden Treppenhäuser, Brandwände, Aufzugs- sowie Installationsschächte eine tragende Funktion und dienen zur Ausstei-

fung des Gebäudes. Die Verwendung von Stahlbeton und anderen feuerfesten Materialien bieten brandschutztechnische Sicherheit und vermeiden die Brandausbreitung in benachbarte Brandabschnitte oder andere Etagen. Das Patientenzimmer weist ein Achsmaß von 4,12m, einem halben Konstruktionsaster auf. Es ist so genügend Platz zum problemlosen Manövrieren der Betten in einem Zweibettzimmer vorhanden und um im Brandfall doppelt soviele Betten kurzzeitig unterzubringen.

27

Verteilung der Funktionsabteilungen Im Erdgeschoss, sind die medizinischen Einrichtungen Notaufnahme, Radiologie und Arztdienste angeordnet, Dr. Ing. Renate Krause BETREUER


SEMESTER 2. MA

BA & PuMi

AR rein

Schwesternst端tzpunkt AR u

E

AR u

V

L

G r u n d r i s s A l l g e m e i n p f l e g e - S t a t i o n M 1:8 0 0

28

Gr

L

E

V

Das Krankenhaus der Zukunft

L

PROJEKT

G unr

G r u n d r i s s OP- S t a t i o n M 1:8 0 0

L


Die Fassadengestaltung des Krankenhauses betont die funktionale Trennung von Untersuchungs- und Behandlungsbereichen in den unteren Geschossen und die Pflegestationen in den oberen Etagen. Um die Wohlfühlatmosphäre zu unterstreichen, kommen natürliche Farben im Zusammenspiel mit der Bepflanzung der Zwischenräume zum Einsatz. Die unteren Ebenen bekommen eine sehr dunkel gehaltene Klinkerfassade. Dem hingegen wird den oberen auskragenden Ebenen durch hellere Fassadenplatten in Holzoptik mehr Leichtigkeit verliehen.

Baumanagement und Bauwirtschaft

tionen. Wegen größerer Raumanforderungen in den Patientenzimmern kragen die oberen Etagen etwas über den unteren aus. Erst die Technikgeschosse wiederum sind auf den Dächern etwas eingerückt damit die Wahrnehmung von unten entweder gar nicht oder nur dezent vorhanden ist.

PROFESSUR

die für Besucher wie auch für Krankentransporte und Rettungsdienste schnell erreichbar sein müssen. Auch sind hier die Physikalische Therapie & Ergotherapie und die Funktionsdiagnostik & Endoskopie untergebracht, um für den ambulanten Verkehr ebenfalls optimal angebunden zu sein. Im Untergeschoss erstrecken sich die Flächen für die technischen Hausanschlussräume ebenso wie für Ver- und Entsorgung des Krankenhauses. Außerdem befinden sich hier auch die Abteilungen für die Laboratorien und für Prosektur & Patholgie. Im ersten Obergeschoss befinden sich weitere Untersuchungs- und Behandlungsräume, wie Arztdienste und Operationsabteilungen. Aber auch Pflegestationen, wie die ITS und Neonatologie, deren Nähe zum OP höchste Notwendigkeit erfordert. Die Magistrale verknüpft die unteren Etagen bis zum ersten Obergeschoss miteinander, um alle Untersuchungs- und Behandlungsbereiche auf kürzestem Weg zu erreichen. In den beiden darüberliegenden Geschossen befinden sich die Pflegesta-

29

Dr. Ing. Renate Krause BETREUER

Fa s s a d e n s c h n i t t u . A n s i c h t M 1: 2 0 0


SEMESTER 3. MA PROJEKT

City as Archive

30

„Ein Haus ist keine Maschine, in der man lebt. Es ist so etwas wie eine „Muschel“ des Menschen – sein Ausgreifen in die Umwelt,(...), seine Emanation.“ - Eileen Gray


CITY AS ARCHIVE EIN HAUS FÜR EILEEN GRAY

- in Zu s a mm e n a rb e it mit

Anna Gassner

-


SEMESTER 3. MA 3 E n t w u r f s e l e m e n t e a u f e i n e m Pl a t e a u : Tre p p e , K u p p e l u n d Ho f

32

Einleitung Die aus Irland stammende Architektin und Designerin Eileen Gray gehört zu den wichtigsten Vertretern der Klassischen Moderne. Sie reflektierte Ihre Umgebung genau und war eine Einzelgängerin, die Trends ablehnte und ihre eigene Interpretation des Zeitgeists umsetzte. Ihre Haltung zur Architektur kommt in der Gegenthese zu LeCorbusiers Auffassung der „Wohnmaschine“ besonders zum Ausdruck: „Ein Haus ist keine Maschine in der man lebt. Es ist so etwas wie eine „Muschel“ des Menschen - sein Ausgreifen in die Umwelt, (...), seine Emanation“. Ihre Architektur- und Möbelentwürfe stellen sich mit ihrer formalen Schlichtheit und Praktikabilität, auf Umwelt und Nutzer ein. Der Bauplatz, an dem die Sammlung zum Leben und Werk von Eileen Gray verortet werden soll, befindet sich erhöht am Nordufer des Flusses Liffey, in Dublin. Das ehemalige Kasernenareal, die Collins Barracks, wurden 1701 erbaut. 1988 fiel der Entschluss das Gelände umzunutzen und nun beherbergt es Ausstellungen des National Museum of Ireland. Städtebaulicher Kontext In die Abfolge von geschlossenen und offenen Höfen fügen wir unseren Entwurf auf dem Collins Square ein. Dabei nutzen wir den Geländeversprung und bilden über eine neue Mauer eine klare Kante zur Straße. Diese soll das Areal als gefasstes Plateau herausheben und die Idee einer Museumsinsel verdeutlichen. Zudem ist uns die Verbindung zur Stadt wichtig und soll als gezielte Öffnung verdeutlicht werden. Über eine großzügige Treppe, die „einladende Geste“, wird der Museumbesucher auf die Insel geleitet. Schließlich fügt sich das Museum als Landschaft aus drei

Eine Kaserne. Ein Parkplatz. Ein Museum. Eine Insel. Eine Museumsinsel. Die Verzahnung. Mit der Stadt. Treppe. Höfe. Kuppeln.

PROJEKT

City as Archive

Elementen - Treppe, Hof und Kuppel - in die Umgebung ein. Es ist als Verzahnung mit dem Ort zu verstehen und erstreckt sich räumlich unterirdisch, oberirdisch zeichnet es sich für den Besucher durch seine Lichtkuppeln ab. Die Struktur des ehemaligen


de und Decke sind aus Sichtbeton und der Boden ist ein geschliffener Estrich. In diesem einheitlichen Raum stehen die Kuben, deren Inneres sich vom Rest abhebt. Sie sind weiß verputzt und mit Parkett ausgelegt.

R a u m - u n d Au s s t e l l u n g s k o n z e p t

Städtebau

33 Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Dipl. Ing. Marie-Theres Weiß

Konstruktion und Materialität Der Entwurf passt sich in seiner massiven Bauweise den Umgebungsgebäuden an und unterstützt damit das Konzept der Museumsinsel als ein Ganzes. Die Kuppeln treten durch ihre glatte Sichtbetonoberfläche im Vergleich zu der Steinstruktur der umgebenden Bebauung hervor. Im Zusammenspiel mit der neuen Mauer fassen sie das Areal und weisen gleichzeitig auf eine Attraktion hin. Im Inneren wird im Ausstellungsbereich nach zwei verschiedenen Raumkonzepten unterschieden. Zum einen ist der Bewegungsraum in einem einheitlichen grau gehalten, d.h. Wän-

HOUSE FOR THE CITY

Entwerfen und Baukonstruktion

Grundrissorganisation Die unterirdisch gelegenen Museumsräumlichkeiten beherbergen hauptsächlich die Ausstellung und das Archiv für das Lebenswerk von Eileen Gray und eine Wechselausstellung. Die Hauptausstellung ist in einem Rundgang in einer Abfolge von Kuben angeordnet. Für die Varianz der Räume und das „Zurschaustellen“ wichtiger Exponate gibt es stark überhöhte Räume, die naANORDNUNG DER HÖFE UND KUPPELN türlich beleuchtet werden können. Zwischen den Kuben erstreckt FUNKTIONEN sich ein Bewegungsraum, der durch Höfe und das darüber einfallende Licht erhellt wird. Hier können zusätzlich Exponate ausgestellt werden, die sich durch ihre geringere Lichtempfindlichkeit dafür eignen. Die verschiedenen Raumkonzepte zeichnen sich auch in ihrer Materialität ab. Thematische Wechsel können klar differenziert werden, wodurch die Orientierung erleichtert und ein abwechslungsreiches Raumerlebnis begünstigt wird.

PROFESSUR

Kasernenareals bleibt erhalten und wird durch ein weiteres Element vervollständigt und hervorgehoben.

BETREUER


SEMESTER PROJEKT

City as Archive

4

3

2

1

5

6

3. MA

34

G r u n d r i s s Mu s e u m (UG 2) M 1:10 0 0


6

78

PROFESSUR

5

8

G r u n d r i s s Ne b e n h a u s O G

3

M 1:10 0 0

L ä n g s s c h n i t t M 1:10 0 0

BETREUER

Q u e r s c h n i t t M 1:10 0 0

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Dipl. Ing. Marie-Theres Weiß

4

9

35

9

2

8

9

1

G r u n d r i s s Ne b e n h a u s E G 1 M 1:10 0 0

Entwerfen und Baukonstruktion

G r u n d r i s s Ne b e n h a u s UG 1 M 1:10 0 0


6

SEMESTER

3

2

1

5

3. MA

4

36

PROJEKT

City as Archive

B l i c k v o n d e r S t ra ß e

S t ra ß e n a n s i c h t M 1:10 0 0


PROFESSUR

Entwerfen und Baukonstruktion

37

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Dipl. Ing. Marie-Theres WeiĂ&#x;

Mu s e u m s e i n g a n g

BETREUER


SEMESTER 3. MA

38

PROJEKT

City as Archive

Im B e w e g u n g s ra u m

L 채 n g s s c h n i t t M 1:10 0 0


PROFESSUR

Entwerfen und Baukonstruktion

39

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Dipl. Ing. Marie-Theres WeiĂ&#x;

Im Au s s t e l l u n g s ra u m

BETREUER


SEMESTER 3. MA

4 - 3fach-Wärmeschutz-Isolierverglasg.

1 - Aufbau Decke 80 mm Belag Platz: wassergebundener Kies 100 mm Drainageschicht Kies im Gefälle Drainagevlies 300 mm Erdreich (mind.) 150 mm Perimeterdämmung im Gefälle Bitumenbahn 350 mm Stahlbeton, Sichtqualität innenseitig

5 - Oberlicht 3fach-Wärmeschutz Isolierverglasung UV-Filter

2 - Aufbau Außenwand

6 - Deckenabschluss zur Hofseite

150 mm Perimeterdämmung Bitumenbahn 350 mm Stahlbeton, Sichtqualität innenseitig

Perimeterdämmung 70 mm Bitumenbahn 300 mm Stahlbeton Bitumenbahn Dämmung 70 mm Betonfertigteil, 70 mm vorgehängt, Sichtqualität

3 - Aufbau Boden Bewegungsraum 80 mm Zementestrich, geschliffen, matt lackiert, integrierte Fußbodenheizung 60 mm Trittschalldämmung PE-Folie 365 mm Stahlbeton Bitumenbahn 150 mm Perimeterdämmung 50 mm Sauberkeitsschicht Magerbeton 800 mm Kiesschüttung

40 6

1

2

PROJEKT

City as Archive

3

D e t a i l s c h n i t t (p e r s p e k t i v e) M 1:15 0

d e t a i l l i e r t e r G r u n d r i s s M 1:15 0

4


PROFESSUR

5

Entwerfen und Baukonstruktion

41

8

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Dipl. Ing. Marie-Theres WeiĂ&#x;

7

BETREUER


STEHGREIF

Br端cke

42 3. MA

SEMESTER


MATERIAL UND FORM BRÜCKE


SEMESTER 3. MA L a g e p l a n M 1. 5 0 0

44

STEHGREIF

Brücke

L ä n g s s c h n i t t M 1: 2 0 0

Dem Bild einer Hängebrücke im Urwald folgend, soll sich der Entwurf in das Bild der Natur im Ilmpark einfügen. Diesem Beispiel folgend, sollte deshalb eine zurückhaltende, wie gleichermaßen elegante Konstruktion entstehen. Aus diesem Grund fiel die Wahl des Tragwerks auf eine Sonderform der Hängebrücke, die nur bei geringen Lasten zum Einsatz kommt und deshalb gut für eine Fußgängerbrücke geeignet ist: die Spannbandbrücke.

Bei dieser Konstruktion werden die Lasten durch Zugkräfte in den Spannbändern aus hochfestem Feinkornbaustahl an massive Widerlager abgeleitet. Als Zwischenauflager dienen Pendelstützen. Die Stabilität gewinnt die Brücke aus dem Gewicht der Granitplatten und dem flachen Stich der Spannbänder. Das Geländer aus Stahlrohren trägt durch seine Steifigkeit zur Schwingungsdämpfung bei, ohne die optische Leichtigkeit des Tragwerkes zu beeinflussen.


PROFESSUR Entwerfen und Tragwerkskonstruktion + Tragwerkslehre

Pe r s p e k t i v e

45

Prof. Rainer Gumpp, Prof. Dr. Ing. Jürgen Ruth D e t a i l M 1:5 0

BETREUER

Die Materialien sollten hierbei den Eindruck der Natürlichkeit unterstützen, sowie auf Langlebig- und Nachhaltigkeit setzen. Die Wahl wird durch die Vollholzlatten der Absturzsicherung abgerundet. Brückenbelag: Granitplatten Geländer: Stahlrohre Absturzsicherung: Vollholz Buche Spannbänder: hochfester Feinkornbaustahl


SEMINAR

Die andere Moderne

46 3. MA

SEMESTER


DIE ANDERE MODERNE PETER BEHRENS VERWALTUNGSGEBÄUDE HÖCHST

- in Zu s a mm e n a rb e it mit

M a r t i n L i n k u. J. C o n s t a n t i n S c h m i d t

-


SEMESTER 3. MA

A rc h i t e k t u rMo d e l l i n n e n : Vo l l h o l z K i r s c h , g e f rä s t a u ß e n : M DF, g e wa c h s t

SEMINAR

Die andere Moderne

48 Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die Architektur der Moderne als Reaktion auf die historisierenden Neo-Stile des 19. Jahrhunderts. Diese Entwicklung ist auf die Verwendung neuer Materialien und Konstruktionen zurückzuführen. Von diesen Veränderungen beflügelt begannen einige Architekten das Entwerfen und Bauen grundsätzlich zu überdenken. Ihre Gebäude mit freien Grundrissen und abstrakt gestalteten Fassaden befreiten sich von alten Konventionen und schufen räumlich wie formal Neues. Allen voran Le Corbusier und Mies van der Rohe bereicherten die Architektur um richtungsweisende Ideen. Eine andere Gruppe von Architekten reagierte weitaus verhaltener auf die Möglichkeiten des neuen Bauens. Sie hielten an zentralen Prinzipien und der Tradition der alten Architektur fest und begannen mit einer moderaten Überarbeitung ihres Stils. Diese konservative Position ist nicht als anfängliches Zögern in einer Zeit des Übergangs zu verstehen. Eine Architekturströmung von gemäßigt modernem Ausdruck scheint erkennbar: eine andere Moderne. Im Gegensatz zur revolutionären Entwicklung der klassischen Moderne besitzt die andere Moderne evolutionären Charakter. Statt sich ihrer Geschichte zu verschließen, nutzt sie

allgemeine Erkenntnisse und Konventionen als Grundlage weiterer Überarbeitung und Verfeinerung. Aufgabe des Seminars war es, sich in diesem Zusammenhang mit den Werkzeugen der Architektur - Foto, Modell und Zeichnung - einem Gebäude der anderen Moderne analytisch zu nähern, um damit die Entwicklungen der Architektur im 20. Jahrhundert nachzuvollziehen und das Terrain dieser gewählten Strömung zu rezipieren und zu interpretieren. Dieses Seminar versucht die Frage zu beantworten, ob und inwiefern das jeweilige Gebäude der anderen Moderne zuzuordnen ist, an welchen klassischen Mustern und Traditionen es sich bedient, inwiefern neue Wege in der architektonischen Ausführung gegangen worden sind und was speziell dieses Gebäude zu einem Gesamtkunstwerk macht.

Das Technische Verwaltungsgebäude der Hoechst AG von Peter Behrens Peter Behrens wurde im September 1920 mit dem Bau durch die Farbwerke Hoechst beauftragt. Fertiggestellt wurde das Gebäude 1924. Es sollte als funktionale Erweiterung des Hauptkontors dienen. Dabei entstand ein Gebäude, das sich diesem formal unter-


PROFESSUR

Entwerfen und Gebäudelehre II

49

Dipl. Ing. Nicolas Geißendörfer, M.Sc. Leopold Mücke

BETREUER

A rc h i t e k t u rFo t o g ra f i e


SEMESTER

ordnet, aber eine Verbindung zu ihm durch das Stadtmotiv von Turm und Brücke hält. Peter Behrens vereint für dieses Gebäude Gegenläufiges. Er kombiniert Modernes mit Traditionellem.

3. MA

Dabei ist ein 150m lang gestreckter, rechteckiger, 4-geschossiger Baukörper entstanden, der weitere Büroräumlichkeiten, eine Bibliothek, Zeichensäle, einen Vortragsraum, ein Sitzungszimmer und eine zweigeschossige Ausstellungshalle mit Ehrenmal für die Kriegsgefallenen aufnimmt. Konstruktiv wurde das Gebäude als ziegelverblendetes Stahlbetonskelett erstellt. Das Gebäude hat einen rein monumentalen Charakter. Nach außen hin wirkt es wie eine mittelalterliche Wehranlage. Dies versteht sich in der zeitlichen Einordnung als Hinweis auf die politischen Verhältnisse und die Kriegsniederlage. An der Fassade zeigt sich das wehrhafte, abweisende Bild. Ein geböschter Sockel. Wechselnd dunkle und helle horizontale Ziegellagen. Die Kolossalordnung der Fenster, die tief in den Wandpfeilern der Fenster sitzen und damit in der Schrägsicht nicht wahrnehmbar sind. Eine Pechnase über dem „Stadttor“. Im Mittelteil des Neubaus erstreckt sich ein Risalit turmartig als ein Stilmittel aus der Architektur des 19. Jh. nach oben. Dieser 5geschossige Teil nimmt die repräsentativen

50

Räume, den Glockenturm, die technischen Einrichtungen für den Paternoster sowie den Eingangsbereich auf. Im oberen Bereich des Turmes gibt es Schallöffnungen für das Glockengeläut. Musikalisch sollte die sakrale Untermalung der Architektur durch Richard Wagners ‚Parsifal’ unterstützt werden und mit dem Erlösungsgedanken im Stück übertragen den Schichtwechsel der Arbeiter der Farbwerke einläuten. Trotz vorhandener Glocken wurde das Glockenspiel aus Kostengründen nie vollendet. Über den drei Haupteingangstüren waren Plastiken von Ludwig Gies angebracht, die Allegorien der Industrie und des Handwerks darstellen. Betritt man nun das Gebäude durch den Mittelrisaliten, gelangt man in einen niedrigen, dunklen Eingangsbe-

SEMINAR

Die andere Moderne

reich. Auf diesen folgt im räumlichen Zusammenspiel der

A rc h i t e k t u rMo d e l l i n n e n : Vo l l h o l z K i r s c h , g e f rä s t a u ß e n : M DF, g e wa c h s t

Zugang zur 15m hohen, lichtgefluteten Kuppelhalle, dem repräsentativen Kern des Gebäudes.

um auf die zentrale Bedeutung der Farbe für die Farbwerke

Kuppelhalle nach kirchlichem Vorbild mit sakralen Ele-

Hoechst zu verweisen.

menten konzipiert. Sie orientiert sich in Ost-West-Rich-

Durch drei große, kristallförmige Kuppeln wird die Hal-

tung und ist losgelöst von funktionalen und technischen

le beleuchtet. Der Kristall ist das dominierende Motiv in

Bedingungen. Die Halle ist von acht, im Querschnitt drei-

diesem Raum und wiederholt sich im Grundriss, den Mo-

eckigen auf die Trinität hinweisenden Pfeilern umstanden,

saiken des Fußbodens, der Wandverkleidung, den Lampen

die sich nach oben hin verengen. Der schmale, rechteckige

und den Deckenstukkaturen des Kuppelhallenumgangs.

Grundriss der Halle verstärkt diese nach oben gerichtete

1909 hat Behrens die AEG Turbinenfabrik erbaut. Dies ist

Tendenz, die als Unendlichkeitsgedanke zu interpretieren

eines der bekanntesten Gebäude der deutschen Industrie-

ist. Die Pfeiler selbst bestehen aus eingefärbtem Backstein,

architektur. Mit der Verwendung neuer Materialien und


inhaltlicher Elemente aus verschiedenen Epochen gelingt

er bei der Hoechst AG den Gesamtauftritt der Firma. Fir-

es Behrens im Gestaltungsprozess unverwechselbar Neues

menlogo. Stadtmotiv von Turm und Brücke. Farbmotive

entstehen zu lassen, dessen Ausgangselemente von reprä-

übertragen in die Architektur der Kuppelhalle.

sentativer und symbolhafter Bedeutung waren.

Deshalb stellte sich nun beim Bau des Technischen Verwal-

Im Mittelpunkt unserer Analyse stand die Kuppelhalle. Mit

tungsgebäudes der Hoechst AG die Frage, ob die Hinwen-

den Werkzeugen der Architektur haben wir diesen reprä-

dung zum Historischen als eine Rückwärtsentwicklung von

sentativen Raum eingefangen. Jedes dieser Mittel arbeitet

Behrens zu verstehen ist.

die für das jeweilige Werkzeug entsprechend besten Quali-

Jedoch stellt Gebäude sich als Gesamtkunstwerk dar. Peter

täten des Gebäudes heraus.

Behrens kombiniert das Künstlerische mit dem Alltäg-

Im Schnitt sehen wir die Konzeption des gesamten Raumes

lichen. Er fasst Architektur, Malerei, Bildhauerei, Theater,

mit dem umlaufenden Gang und den sich abwendenden

Entwerfen und Gebäudelehre II

Anwendungstechniken. Mit dem Einfließen formaler und

Wie auch bei der AEG als künstlerischer Berater gestaltete

PROFESSUR

Techniken folgte er dem Architekturtrend der Moderne.

51

und wieder darauf hinzuführenden Treppen, einem Motiv

diese in das noch so kleine Detail ein. Damit bringt er auch

aus der Herrschaftsarchitektur.

seinen eigenen Werdegang zum Ausdruck. Er war Maler,

Ebenso zeigt sich im Schnitt die Tiefe des Raumes und die

Designer und gelangte schlussendlich zur Architektur

zunehmende Masse der nach oben auf die Kuppel zustre-

und verband diese mit seinen vielseitigen künstlerischen

benden Pfeiler. Das Spiel von Licht und Schatten werden

Interessen. Daher nutzt er auch die Gegenläufigkeit von

besonders im Modell werden herausgearbeitet. Hier wird

Traditionellem und Modernen und verbindet sie beim

deutlich wie sich Blick und Licht in den Umgängen und

Bau des Technischen Verwaltungsgebäudes. Er berief sich

den Etagen überraschend ändern. Und das Foto kann

auf alte Baustrukturen und ergänzte sie durch die weit-

mehrere Aspekte kombinieren, die in den anderen weniger

reichenden Eigenschaften der neuen Baumaterialien und

deutlich herausstechen. Farbigkeit. Licht. Materialität.

BETREUER

Musik und Film in einem Gebäude zusammen und baut

Dipl. Ing. Nicolas Geißendörfer, M.Sc. Leopold Mücke

A rc h i t e k t u rZ e i c h n u n g - S c h n i t t - u n m a ß s t ä b l i c h


SEMESTER 4. MA PROJEKT

Ein Ruhezentrum für den Thüringer Wald

52

„Obwohl wir gerne in einer Stadt leben, verspüren wir manchmal den Wunsch nach Ruhe und Frieden, den Drang uns von der Hektik und dem Lärm zurückzuziehen und frische Luft in der freien Natur zu atmen.“


RÜCKZUGSORTE - MASTERTHESIS EIN RUHEZENTRUM FÜR DEN THÜRINGER WALD


PROJEKT

Ein Ruhezentrum f端r den Th端ringer Wald

54

Blick auf das Ruhezentrum

4. MA

SEMESTER


PROFESSUR

Entwerfen u. Baukonstruktion + Entwerfen u. komplexe Gbeäudelehre

55

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Prof. Dipl. Ing. Jörg Springer

BETREUER


SEMESTER 4. MA Ein Ruhezentrum für den Thüringer Wald

56

Verortung & Aufbau des Gebäudes

ergeben. Bad Liebenstein selbst, mit seiner langen Traditi-

Die Anlage gliedert sich von Norden nach Süden. Die

on als Kurort und den vielfältigen Angeboten von Behand-

Einrichtung ist als Auffädelung an einer Art Kreuzgang

lungen und Rehabilitationskliniken, die vor allem auf den

zu verstehen. An einem Weg, der für die Suche nach dem

Bereich Erkrankungen des Bewegungsapparates und des

Selbst steht, erstrecken sich verschiedene Räumlichkeiten,

Herz-, Kreislauf- und Gefäßsystems spezialisiert sind, ist

die in ihrer Funktion von öffentlichen zu immer privateren

ein gesundheitstouristisches Zentrum. Ein wenig entfernt

Strukturen werden.

befindet sich das Dharmazentrum Möhra. Dort können

Durch den Weg, der sich durch das Gebäude hindurch

Menschen zur Meditation nach buddhistischer Weltan-

streckt und sich zweckmäßig als eine Art Übersetzung des

schauung in entlegener Natur Einkehr und auch ihren in-

Kreuzgang-Lettners des Kartäuserordens äußert, wird das

dividuellen Rückzugsort finden.

Gebäude in seinen Funktionen in Behandlungsbereich

Als Ruhezentrum soll die neu entstehende Anlage Men-

und Gästewohnen getrennt. So staffelt sich das Gebäude

schen beherbergen, die sich dem Stress im Alltag und den

am Hang nach unten. Durch die Verbindung der Körper

dadurch bedingten Erkrankungen entziehen wollen. Fern

verschmelzen sie zu einer Art Turm, welcher das binden-

der Arbeit, einer stark medial beeinflussten und immer

de Element für die geteilten Funktionen ist und den Ge-

schnelllebigeren Gesellschaft wie auch dem Eingespannt-

meinschaftssinn verdeutlichen soll. In diesem Zentrum des

sein in Beruf, Familie, Freundeskreis und der Verantwor-

Gebäudes sind Räumlichkeiten untergebracht, die für das

tung, soll ihnen hier ein Ort der Ruhe und Entspannung

gemeinschaftliche Miteinander genutzt werden. Mit dem

zur Verfügung gestellt werden, an dem sie ihren Geist wie-

Panorama, dass sich in den oberen Etagen bietet, wird zum

der heilen und Abstand vom gewohnten Leben gewinnen

einen der Ausblick in die umgebende Natur gewährt und

können.

zum anderen die Aussicht auf das neu zu gewinnende, er-

Mit der Befassung des Begriffs des Retreats (engl. für Rück-

holte Selbst symbolisiert.

zug) und den verschiedenen Formen der Meditation tradi-

Durch die Eindrücke der Standortbesichtigungen, der Lage

tionellen und religiösen Ursprungs habe ich mich aus der

auf dieser Lichtung und den dadurch entstandenen Inten-

Analyse schlussfolgernd bei meinem Projekt für eine nicht

tionen zum Ort war es wichtig diese angenehme, Ruhe

religiös gebundene Einrichtung entschieden. Verschiede-

ausstrahlende Atmosphäre einzufangen. Deshalb war es

ne Meditationsformen können zwar von ihrer jeweiligen

wichtig einen Projektentwurf zu entwickeln, der sich mit

Weltanschauung oder Lehre getrennt praktiziert werden,

den Begrifflichkeiten Ausblick, Zurückgezogenheit sowie

doch durch diese Loslösung verlieren sie an Wirkung.

Einfügen in die Landschaft auseinandersetzt.

Deshalb sollte ein Ruhezentrum entstehen, in dem jeder-

Zur Verknüpfung der Einrichtung mit der Natur, führt das

mann, ob religiös oder nicht religiös, behandelt und geheilt

am Ort vorhandene Bächlein am neu angelegten Weg ent-

werden kann. Die Behandlungen sprechen an, ohne dass

lang und begleitet den Gast entlang des Kreuzgangs durch

eine Weltanschauung oder bestimmte Lehre verfolgt wer-

das Gebäude bei der Suche nach dem neuen Selbst. Ein

den muss. Die Entspannungstherapie, die in dieser Einrich-

künstlich angelegter Quell lässt den Flusslauf bereits am

tung Anwendung finden soll, basiert auf dem von Johannes

Eingang der Anlage beginnen und verstärkt seinen Strom.

Heinrich Schultz entwickelten autogenen Training, welches

Der Wasserlauf verstärkt die Bedeutung der Pforte, da das

eine Technik zur Tiefenentspannung ist.

Wasser im übertragenen Sinn für einen Neubeginn steht,

Der Gast, ob Tagesgast oder für einen längeren Aufenthalt,

den Quell, an dem etwas neu entspringt. Der Flusslauf fin-

bekommt hier die Möglichkeit eine Auszeit zu finden. Er

det sein Ende im Raum der Stille, der den Abschluss des

lernt mit künftigen Stresssituationen seines alltäglichen

Weges und den Ort der höchsten Zurückgezogenheit der

Lebens umzugehen und sich wieder zurechtzufinden wie

gesamten Einrichtung repräsentieren soll.

auch sich selbst zu finden. Die umgebende Natur, die

Hier soll man nur mit sich sein und über das Leben reflek-

man im Thüringer Wald bestens erkunden kann und die

tieren. Es gibt keine Aussicht in die Ferne, nur einen Blick

Architektur sollen sich dabei unterstützend auf den Gast

ins nahe beruhigende Grün, damit man mit den Gedanken

auswirken. Die klare, funktionale Raumstruktur sowie die

bei sich bleibt und nicht abschweift.

Materialität des Holzes sollen das Wohlbefinden der Gäs-

PROJEKT

te beeinflussen. Die einfach gehaltenen und funktionalen Nutzungskonzept

Räume, besonders die Gästezimmer spiegeln die Kargheit

Die Analyse der vorhandenen Strukturen aus der Umge-

und den Verzicht des monastischen Lebens wieder. vor

bung haben einen Überblick an bereits vorhandenen Er-

allem die Zisterziensermönche führten so ihr zurückgezo-

holungseinrichtungen in Bad Liebenstein und Umgebung

genes Leben.


PROFESSUR Entwerfen u. Baukonstruktion + Entwerfen u. komplexe Gbeäudelehre

Im B e h a n d l u n g s z i m m e r

57

ander steht, fähig ist, Konflikte gemeinsam zu bewältigen.

lichkeit, sich in der Einsamkeit eine Auszeit und Ruhe zu

So gibt es zwar die Möglichkeit Einzeltherapiestunden zu

suchen oder sich die Kraft im gemeinschaftlichen Mitein-

haben, aber vor allem ist es wichtig, die Gruppengespräche,

ander zurückzuholen. Konzeptuell wird hier der Bezug zu

das gemeinsame Kochen und Essen, wie auch Vorträge und

den Prämonstratensern deutlich, die einen Mönchsorden

andere Veranstaltungen gemeinsam zu erleben, um die ei-

darstellen, der durch die Gemeinschaft getragen wird. Der

gene Stärke aus der Gemeinschaft wiederzuerlangen.

Ansatz, den diese verfolgen, basiert auf dem Glauben, dass

Das Programm des Ruhezentrums erstreckt sich deshalb

eine Gemeinschaft, die zusammen wohnt, isst, den Alltag

von Einzelsitzungen, Bewegungstherapie und Homöopa-

gemeinsam bestreitet, Probleme gemeinsam bespricht,

thie über Gruppensitzungen, Vorträge und Kochkurse bis

Freud und Leid teilt, die also im regen Austausch mitein-

hin zu Musikunterricht und Klangtherapie.

BETREUER

Für den Aufenthalt im Ruhezentrum gibt es die Mög-

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Prof. Dipl. Ing. Jörg Springer

We g z u m R a u m d e r S t i l l e


PROJEKT

Ein Ruhezentrum f端r den Th端ringer Wald

58

D u rc h d e n K re u z g a n g

4. MA

SEMESTER


PROFESSUR

Entwerfen u. Baukonstruktion + Entwerfen u. komplexe Gbeäudelehre

59

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Prof. Dipl. Ing. Jörg Springer

BETREUER

Im Fo y e r


PROJEKT

Ein Ruhezentrum f端r den Th端ringer Wald

B l i c k a u f d i e D a c h t e r ra s s e

60 4. MA

SEMESTER


PROFESSUR

Entwerfen u. Baukonstruktion + Entwerfen u. komplexe Gbeäudelehre

Im S p e i s e z i m m e r

61

BETREUER

G r u n d r i s s O G 2 M 1:10 0 0

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Prof. Dipl. Ing. Jörg Springer

D a c h a u f s i c h t M 1:10 0 0


PROJEKT

Ein Ruhezentrum f端r den Th端ringer Wald

62 4. MA

SEMESTER


PROFESSUR G r u n d r i s s E G M 1:10 0 0

BETREUER

G r u n d r i s s UG 2 M 1:10 0 0

Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Prof. Dipl. Ing. Jörg Springer G r u n d r i s s UG 1 M 1:10 0 0

Entwerfen u. Baukonstruktion + Entwerfen u. komplexe Gbeäudelehre G r u n d r i s s O G 1 M 1:10 0 0

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PROJEKT

Ein Ruhezentrum f체r den Th체ringer Wald

64

Im G 채 s t e z i m m e r

4. MA

SEMESTER


PROFESSUR Entwerfen u. Baukonstruktion + Entwerfen u. komplexe Gbeäudelehre

Mo d e l l f o t o - D e t a i l m o d e l l 4 Zi m m e r

A

B

Die Wahl des Holzes erfolgte aufgrund seines Vorkommens im Thüringer Wald. Die Wälder in Thüringen sind zu knapp 2/3 mit Nadelbaumarten bestockt. Dabei dominiert die Fichte mit einem Flächenanteil von 43 %. Durch meine Recherche stellte sich Lärchenholz als praktisches Bau- und Möbelholz heraus, da es unter den europäischen Nadelnutzhölzern das schwerste und härteste Holz ist. Aufgrund

D

D

C

C A

B

BETREUER

G r u n d r i s s G ä s t e z i m m e r M 1:75

65 Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Prof. Dipl. Ing. Jörg Springer

Das gesamte Gebäudes ist in Holzmassivbauweise geplant. Der Holzbau wird auf einen von Fundamentpfeilern getragenen, mit Naturstein verkleideten Sockel aufgesetzt, der sich in den Hang schiebt. Massive Wände und Decken aus Brettsperrholz bilden das Tragsystem. Das Material Brettsperrholz ermöglicht für den Bau einen hohen Vorfertigungsgrad.


SEMESTER 4. MA

1

3

Q u e r s c h n i t t G ä s t e z i m m e r M 1:75

PROJEKT

Ein Ruhezentrum für den Thüringer Wald

66

Fa s s a d e n d e t a i l G ä s t e z i m m e r M 1:75

1 - Boden Holzdecke

2 - Wand

Dielen Fichte/Tanne 20 mm Heizestrich 65 mm PE-Folie Trittschalldämmung 40 mm Splittschüttung 80 mm Bitumenbahn Brettsperrholzdecke 180 mm ---------385 mm

Nut- und Federschalung Lärche Lattung Konterlattung Dichtungsbahn Wärmedämmung Holzwolle Konvektionssperre Brettsperrholzwand

20 mm 25/38 mm 38/38 mm 180 mm 120 mm ---------383 mm

im Bereich der Decken Wechsel zur Horizontallattung mit Abtropfblech

seiner Beständigkeit gegen Witterung und Chemikalien wird Lärchenholz oft im Außenbereich eingesetzt. Dadurch soll es bei der Fassadenschalung Anwendung finden. Das Fassadenbild erscheint als eine stehende Nut- und Federschalung. Im Bereich der Deckenelemente wechselt das Holz in die horizontale Ausrichtung und wird von den Abtropfblechen gerahmt. Die Fenster an den langen Seiten haben ein stehendes Format und liegen etwas zurückgesetzt zum Teil hinter der Holzlattung. Wegen der unterschiedlichen Fensterformate, die sich durch die Anforderungen der verschiedenen Räume ergaben, wird die sonst so geschlossene Fassade durch eine halbgeöffnete Schalung (Auslassungen in der Holzlattung) gefasst und beruhigt. Die

Südseite dagegen ist eine sehr offene Fassade mit großen Fenstern. Sie fokussiert auf den zu gewinnenden Ausblick auf den umgebenden Wald. Der Fassadenabschluss erfolgt durch eine flache Attika. Aufgrund des ebenerdigen Übergangs vom Innenraum auf die Dachterrasse und dem optischen Anschluss an den nächsten sich nach oben hin staffelnden Gebäudeteil wird oben durch ein schmales Attikablech abgeschlossen und die Absturzsicherung erfolgt durch ein dezentes Glasgeländer. Kreuzgang, Tor und Raum der Stille unterscheiden sich optisch wie konstruktiv leicht vom Rest des Gebäudes. Während das Gebäude mit Attika erbaut werden soll, ist


PROFESSUR

1

3

4 L ä n g s s c h n i t t G ä s t e z i m m e r M 1:75

3 - Boden Betondecke 20 mm 65 mm 40 mm 80 mm

Naturstein vorgehängt Dichtungsbahn Perimeterdämmung Konvektionssperre Fundamentpfeiler Stahlbeton

400 mm 100 mm 50mm ---------755 mm

Schlichtheit und dennoch hohe Funktionalität aus. Der Gast soll hier nicht von Unnötigem im Raum abgelenkt werden, sondern sich möglichst auf die eigene Person fixieren. Das Bett und das Bad scheinen wie aus einem Element. Das Bett ist in einer Nische mit ausziehbaren Schrank und Bettkästen zum Verstauen der persönlichen Sachen. Ein Schreibtisch ist im Fenster integriert und kann dank Caravanscharnier ausgeklappt und somit verbreitert werden. Die Architektur der Zimmer ist ehrlich, sie versteckt nichts. Die Beleuchtung erfolgt sehr einfach („rustikal“)über eine Glühbirnenlampe, deren Kabel offen zur Installationsleitung in der Trennwand zwischen den einzelnen Zimmer führt.

BETREUER

für diese Elemente eine vollständig umgebende Hülle aus der Holzschalung angedacht. Dabei soll die Schalung auch ein breiteres Format als beim Rest bekommen. Der Wasserablauf erfolgt unter der umgebenden Hülle aus Holz. Im Innenraum, für Wände wie Decken soll wegen seines hohen Vorkommens in den Thüringer Wäldern Fichtenholz verwendet werden. Auch ist Fichtenholz das Standardholz für die Herstellung der Brettsperrholzelemente. Fichtenholz wird außerdem wegen seiner geringen Ästigkeit in Deutschland favorisiert genutzt. Der Aufbau der Gästezimmer erfolgt modulhaft und hat einen hohen vorfertigungsgrad. Die Fenster sitzen im selben Raster. Das Gästezimmer zeichnet sich durch seine

67 Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Prof. Dipl. Ing. Jörg Springer

Dielen Fichte/Tanne Heizestrich PE-Folie Trittschalldämmung Wärmedämmung Holzwolle Bitumenbahn Stalbetondecke Perimeterdämmung Sauberkeitsschicht Magerbeton

4 - Sockelbereich

Entwerfen u. Baukonstruktion + Entwerfen u. komplexe Gbeäudelehre

2


SEMESTER 4. MA

A

PROJEKT

Ein Ruhezentrum f端r den Th端ringer Wald

G r u n d r i s s R a u m d e r S t i l l e M 1:10 0

S c h n i t t p e r s p e k t i v e R a u m d e r S t i l l e M 1:15 0

A

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PROFESSUR

Entwerfen u. Baukonstruktion + Entwerfen u. komplexe Gbeäudelehre

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Prof. Mag. Arch. Michael Loudon, Prof. Dipl. Ing. Jörg Springer

BETREUER

Im R a u m d e r S t i l l e


KRISTINA KRÄMER

The End.

MASTER OF SCIENCE IN ARCHITECTURE


IMPRESSUM

Verfasser Kristina Krämer M.Sc. Architektur 0171 2190283 kristina.kraemer.kk@gmail.com

Impressum Die Rechte der gezeigten Bilder und Fotos liegen beim Verfasser dieses Portfolios oder entstammen folgenden Quellen: Foto Krankenhausbett © Ulla Hebgen Fotografie Foto Eileen Gray http://chez-edmea.blogspot.de/2012/07/eileen-gray.html Hängebrücke im Urwald ©Thomas T.Heinze http://www.fotocommunity.de/pc/pc/display/16103312 Logo und Bild Turm und Brücke Höchst AG http://de.wikipedia.org/wiki/Hoechst

Papier ---

Schriftarten Minion Pro Gill Sans

Hiermit erkläre ich, dass ich (oder die angegebenen Projektpartner) Verfasser der hier aufgeführten Arbeiten bin/sind.

PORTFOLIO

Verfassererklärung


ZWEITAUSENDUNDACHT ZWEITAUSENDUNDVIERZEHN

UND UNENDLICHE SCHLAFLOSE NÄCHTE

NDACHTHUNDERUNDSIEBENSTUNDEN

N D E I N S TA G E Z W E I U N D F Ü N F Z I G TA U S E

AT E Z W E I TA U S E N D Z W E I H U N D E R T U

Z W E I U N D S I E B Z I G KO M M A F Ü N F M O N


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