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Renaissance der Pixel ★

Game Kolumne #23

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Renaissance der Pixel ★

Neuerdings überschwemmen unzählige neue Spiele von unabhängigen Entwicklern die PCs und Konsolen – und wer weiß dann schon, ob der Pixelbrei dann tatsächlich „Fun“ ist oder einfach lieblos dahin geklatschter Müll?

„Früher war alles besser“, das sagt man heutzutage so, wenn man in Erinnerungen schwelgend an die „guten, alten Zeiten“ denkt. Aber auf die Gaming- Branche gemünzt ist dies keine Redensart, die ich Eins zu Eins übernehmen würde. Klar, was früher mit viel Aufwand und Elan geschaffen worden ist, sind heute Klassiker der Spielegeschichte. Von „Pong“, „Q*Bert“ und „Galaga“ aus den Anfängen, „Super Mario Bros.“, „The Legend of Zelda“, „Sonic the Hedgehog“ und „Castlevania“ in den frühen 90er Jahren und dann dem endgültigen 3D-Durchbruch mit Spielen wie „Tomb Raider“, „MediEvil“ und „Silent Hill“.

Klar, hier könnte ich natürlich wesentlich mehr aufzählen und andere großartige Klassiker wie „Crash Bandicoot“ erwähnen, aber dies soll nur eine exemplarische Auflistung sein und trifft auch nicht den Kern meiner Kolumne.

Was also mit dem „Magnavox Odyssey“ im Jahr 1972 begann (ja, ich lasse die „Brown Box“ (1968) von Ralph Baer unberücksichtigt) hört zum jetzigen Datum mit der „PlayStation 4“, „Xbox One“, „Wii U“, „Ouya“ und den bisher nur angekündigten „Steam Machines“ auf.

Warum ist also in unserer modernen Zeit (mit pompösen 3D-Engines, die mit viel Brimbamborium in einem Effektgewitter ihre Spiel „aufwerten“) plötzlich die Zeit gekommen, Pixel wieder zu verehren?

Ich denke, mit dem Spiel „Minecraft“ könnte man den Wendepunkt recht genau benennen, an dem plötzlich „weniger sei mehr“ chic wurde. Es gab diesen „Aha-Effekt“. Es gab unverhofft einen Trend, der versuchte, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren – oder bewusst auf 3D verzichtete, um die ältere Generation aus den 80ern und 90ern anzusprechen.

Und, beileibe sollen die Programmierer nicht unerwähnt bleiben, die sich nie um 3D geschert haben und die klassische Entwicklungsweise bevorzugen. Allen voran sollen hier natürlich die Pioniere Ron Gilbert und Gary Winnick erwähnt werden, die zuletzt mit „Thimbleweed Park“ einen geistigen Nachfolger von „Maniac Mansion“ erfolgreich ihr Spiel über Kickstarter finanzierten. Aber deren „Nerdigkeit“ in Sachen Retro kann eigentlich nur noch von Tarn und Zach Adams übertroffen werden, die ihr Spiel „Dwarf Fortress“ für PC und MacOS entwickeln. Es hat eine durchaus große, eingeschworene Fangemeinde ihres RPG-Simulationsaufbaustrategieroguelikes. Das Wort für dieses ANSI-Grafik-Spiel habe ich gerade erfunden, um die Dimension zu veranschaulichen, was es in etwa kann und wie es in etwa ausschaut. Und „Fun!“ bedeutet bei bei Dwarf Fortress auch, den kreativsten Tod für die Zwergenfestung zu finden.

Denn obwohl es abseits des Wendepunkts schon immer die eher unbekannte Nische für Retro-Spiele gab, sind viele erst danach in den Fokus gerückt worden. Das bekannteste ist wohl „Spelunky“, das es letztes Jahr im „Ps+ Abo“ gab und sich großer Beliebtheit erfreut. Aber auch neuere beweisen, dass auch Pixelkunst Spaß machen kann. Da reiht sich nach „Spelunky“ beispielsweise „Rogue Legacy“ ein, aber auch solche Mini-Spiele wie „Ollie Ollie“. Und wenn ihr meint, es geht nicht noch pixeliger auf den Konsolen, belehre ich Euch eines besseren: Denn in „Lone Survivor“ oder „Nidhogg“ sind diese ungleich größer.

Aber nichtsdestotrotz sind und bleiben Spiele allgemein ein Nischenmarkt, egal ob ich nun von Pixelspielen oder 3D-Spielen rede. Gaming ist ja auch nur ein Hobby von vielen, denen man nachgehen kann. Ich spiele mit meinen Freunden auch gerne Pen&Paper-Rollenspiele oder gehe gern ins Kino. Es ist ja nicht so, als ob es das Leben ausfüllen muss, auch wenn es eine Leidenschaft ist.

Ihr kennt ja bestimmt die Redensart „Die Leidenschaft, die Leiden schafft“ und dies ist eigentlich auf die Eifersucht gemünzt. Aber ich kann das auch auf meine Hobbys auslegen, denn ich bin immer hin – und hergerissen, was ich denn von meinen Hobbys gerade am liebsten machen will.

Wenn ich den Podcast von www.roguelikeradio. com höre, überfällt mich recht bald die Lust, mich sofort in Retro-Spiele zu stürzen.

Wenn ich auf Nachrichtenseiten für Gaming bin, überrumpelt mich die Neigung dann angepriesene Spiele zu zocken.

Oder ein Kinofilm kommt demnächst erst raus und ich will ihn eigentlich schon gestern gesehen haben! Also lese ich nochmal alles, was ich über den Film im Internet finden kann.

Oder ich habe eine tolle Idee für einen Charakter im Pen&Paper-Rollenspiel und der Rollenspielleiter ist gerade nicht da, um es zu besprechen – dann muss ich es aufschreiben.

Oder… oder… oder… das sind nur wenige Beispiele. Ich könnte hier natürlich noch über andere Interessensgebiete wie die Selbstversuche „Kartograph“, „Autor“, „Musiker“, „3D-Graphiker“ und unzählige andere Sachen schreiben, aber das würde den Rahmen sprengen und der Text wird nur zu einem tl;dr

Und dann sehe ich auf die Uhr und denke nur: „Mein Zukunfts-Ich wird sich über das Gegenwarts-Ich aufregen.“

Und so es damals™ mit Pixeln angefangen hat, so ende ich nun auch mein Review mit Empfehlungen aus dieser „Nische“ – denn um Leidenschaft zu entfachen muss Leiden geteilt werden! (allesamt PC-Spiele wohlgemerkt)

RPG/Roguelike: Tales of Maj‘Eyal, Ardentryst, Dungeon Crawl Stone Soup, Stendhal

Jump’n’Run: CloneKeen, Metal Blob Solid, Secret Maryo Chronicles

Simulationen: Simutrans, FreeCiv, FreeCol

Strategie: FreeOrion, FreeLord

Weltraum: Ur-Quan Masters HD, Privateer Gemini Gold

Euer Soulprayer

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