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RETROGAMING

RETROGAMING

Retro Rundumschlag

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Einen alten „Sonic“-Titel wieder spielen? Oder „Mega Man 2“? Oder „Super Mario Land“? Oder „Space Invaders“ in „Atari 2600“-Optik und – Haptik? Dies und vieles mehr ist schon lange möglich. Aktuell kann man sogar schon die PS3 emulieren oder auch die Original PS One-CDs mit einer Retrokonsole abspielen.

Nun aber zu der groben Kategorisierung. Die fünf gängigsten Wege Retrospiele zu spielen, sind folgende:

1. Erwerbt eine alte Konsole oder holt Eure aus dem Keller/Dachboden.

2. Verwendet einen Emulator oder ein System bestehend aus mehreren Emulatoren und angepasster Software auf einem (Mini-)Computer.

3. Holt euch ein Retro-Spiel aus einem Onlinestore (GOG.com bspw)

4. Besorgt euch eine neue Variante einer Retrokonsole mit Cartridge-/Disc-Support (Retron, …).

5. Erwerbt eine angepasste Retrokonsole mit eingebauten Spielen (Mini NES, Atari Flashback usw.).

Ein Hinweis vorab: Es sind sehr viele Billig-Konsolen und Minicomputer auf dem Markt, die wohl von sehr schlechter Qualität sind. Bitte vor dem Kauf informieren … auch über die Geräte, die ich beschreibe. Sie muss zu einem passen.

Computer

Aktueller PC/Mac

Dies ist nur eine Kurzfassung. Aktuelle Heimcomputer können mittlerweile auch PS2 – und auch PS3- Spiele per Emulator abspielen. Bei der PS2 hat es dank der komplexen Architektur sehr lange gedauert. Alle älteren Systeme sollten kein Problem darstellen. Hier gibt es seit mehr als 20 Jahren diverse Emulatoren.

Jedoch müssen ROMs irgendwo her …

Minicomputer – Raspberry PI Installation

Retropie

Mit „Retropie“ – einem „Raspbian“-Aufsatz – kann man sein Raspberry PI zu einer Konsole transformieren, die auf dem Papier fünfzig Systeme – Konsolen und alte Heimcomputer – emulieren kann.

Nur blöd, dass auch die PS2 (zum Beispiel) angegeben wird, wohlwissend, dass man rein CPU technisch nicht mal ansatzweise die komplexen CPU/GPUs der PS2 emulieren kann. Jedoch kann „Retropie“ wirklich viele Systeme emulieren und ich persönlich werde es gegebenenfalls auf meinem Raspberry PI 2 ausprobieren.

Trotzdem bleiben die Probleme der Minicomputer. ROMs müssen illegal oder „wie auch immer“-legal auf die SD-Karte des Raspberries.

Was wirklich von Vorteil ist, ist die Tatsache, dass dieses System seit Jahren in typischer Open Source-Entwicklung vorangebracht wird – und aktuell die Version 4.x des Systems zum Download bereit steht.

Recalbox

„Recalbox“ ist „Retropie“ sehr ähnlich. In Foren gibt es kleine Glaubenskriege, welches der beiden Raspbian-Aufsätze für den Raspberry nun besser ist.

Grob scheint es so zu sein: „Recalbox“ ist leichter zu konfigurieren und man kann schneller zum Spielen kommen. „Retropie“ verwendet man, um besseren und schnelleren Support zu erhalten, ist jedoch etwas komplexer zu konfigurieren.

Da ich noch ein Raspberry Pi 2 zu Hause habe, welcher nur herumlag, habe ich die Recalbox getestet und auch endlich wieder ein GamePad und ein Bluetooth Adapter geholt.

Die Installation war wirklich sehr einfach. Die MicroSD Karte formatieren, heruntergeladene Recalbox Distribution kopieren, Recalbox starten und es installiert sich von selbst. Nach der Installation hatte ich zunächst erstmal kein Bild, weil die Recalbox zwischen DVI und HDMI Konfiguration unterscheidet. Da musste ich die DVI Einstellung manuell in die Konfiguration übernehmen. Zum Glück war dies einfach, obwohl Recalbox im Grunde ein Linux ist und das ist nur selten einfach zu bedienen und konfigurieren. Wer HDMI direkt nutzt kann auch sofort loslegen.

Nachdem es lief, war ich mehr als begeistert. Ich konnte direkt einige Spiele auswählen. Mit dem Bluetooth Adapter konnte ich sogar einen WiiMote Controller mit der Recalbox verbinden. Neue Roms habe ich allerdings nicht kopiert. Dafür fehlte mir die Zeit.

Tablet

Ich erwähne hier nur wenige Geräte, da der Markt groß ist und es viele Geräte gibt.

Das „JXD S7800“ ist ein Android Tablet mit Retrospiele Support, welches mit dem „BLAZE TAB“ bereits ein Nachfolger hat, welcher jedoch leider nicht mehr verfügbar ist.

GPD hat mehrere Tablets im Angebot. Das „GPD G5a“ ist ein Android Tablet, welches schon seit 2014 verfügbar ist. Dadurch stand es damals indirekt mit dem „NVidia Shield“ im Wettbewerb. Und die „GPD Win“ ist eher ein mobiler Minicomputer mit Windows 10. Es ist teilweise vergleichbar mit der „Nintendo DS“ oder einem Mini-Netbook. Dieses Tablet hat ein 5-Zoll-Display und eine Tastatur.

„Fertiger“ All in One-Minicomputer

Sigma Retroengine

28 Konsolen und Heimcomputer emulieren und ein 4K-Medienplayer für aktuell etwa 70 Dollar?

Hört sich gut an … Wenn man jedoch genauer in die Beschreibung schaut, erkennt man, dass nur eine Allwinner-CPU und Mali-GPU mit 512 MB RAM verwendet wird – und somit Hardware aus dem Minicomputer-, Tablet – und Smartphone-Bereich, der vor drei bis vier Jahren aktuell war.

Im Grunde kann man auch ein Raspberry PI nutzen. Immerhin will es der Hersteller einfacher machen, ROMs zu laden als bei den anderen Minicomputer- Lösungen. Genau hier möchte der Hersteller punkten. Man bietet ein angepasstes Armbian Linux (Debian Variante) mit XFCE Desktop und komplett fertiger Software an. Also braucht man keine Zeit in die Konfiguration seines Minicomputers verschwenden – und bietet auch noch ein Retrodesign an.

Zu dem Preis kann man kein natives Laden von Cartridges erwarten. ROMs müssen illegal oder legal auf die SD-Karte des Systems geladen werden.

15 Spiele werden mitgeliefert. Die Auslieferung erfolgt etwa ab Juni 2017. Das Indiegogo Pledge-Ziel wurde aktuell knapp 30 mal übertroffen. Somit ist es schon jetzt ein Erfolg.

Retrokonsolen mit Cartridge – und/oder Disc-Support

Polymega

Was macht also die „Polymega“ besonders?

1080p, CD-Konsolen (wie Sega CD und PlayStation One) werden direkt unterstützt und es gibt eine Internetverbindung, um direkt Screenshots hochzuladen oder das Spielerlebnis kann gar per Twitch geteilt werden.

Folgende Konsolen werden direkt unterstützt: Cartridge Systeme

• NES

• SNES / SFC

• Genesis / Mega Drive (J) / Mega Drive (E) / Sega 32x / „Sega Master System“-Support via Power Base

• Atari 2600 (7800 unklar)

• PC-Engine / TurboGrafx-16 / SuperGrafx Optical Disc Systeme

• PSX (alle Regionen)

• Sega CD / Sega 32X CD / Mega CD (J and E)

• PC-Engine CD / Super CD-ROM / Arcade CD-ROM / TurboGrafx-CD

Funktionieren soll dies via Steckmodul. Es sind also quasi Meta-Cartridges. :-)

Die N64 soll gegebenenfalls noch folgen, aber PlayStation 2-Support wird es eher nicht geben. Die Architektur der Konsole ist einfach zu speziell. Eine angepasste MIPS CPU mit teilweise 128-Bit-Register/ Befehlen, eine GPU die mit keiner anderen GPU vergleichbar ist, eine 32-Bit Coprozessor FPU, eine IPU (Image Processing Unit) usw. Auch gibt es wohl noch Patentprobleme, usw. …

Generell kann die CPU der Polymega auch die alten Heimcomputer wie C64 emulieren. Dies scheint aber nicht deren Fokus zu sein. Gerade weil Tastatur und sonstiger Support nicht so einfach sind, will man lieber Perfektion anstatt nur „wird unterstützt“ anbieten.

Die Kickstarter Kampagne wurde von Polymega aufgrund von Kapitalzuschüssen von Investoren nicht ins Leben gerufen.

RetroN 5

Wer nicht warten will bis die „Polymega“ rauskommt, kann bereits seit längerem auf die „Retron 5“ zurückgreifen. Es werden weniger Konsolen unterstützt und das nur auf 720p, das sind die Einschränkungen, mit denen man dann leben muss … und nicht so viele innovative Ideen wie beispielsweise die Twitch-Anbindung der „Polymega“.

Folgende Cartridges werden unterstützt:

• NES/Famicom

• SNES/Super Famicom

• Sega Genesis/Sega Mega Drive

• Game Boy

• Game Boy Color

• GBA

• Sega Master System über Konverter Super Retro Trio

Diese ist in etwa vergleichbar mit der „Retron 5“, hat jedoch keinen HDMI-Ausgang sondern nur AV/S-Video.

Supaboy S

Die SNES mobil spielen – mit den echten Modulen. Sieht echt freaky aus.

Weitere Systeme

Ja, es gibt weitere Systeme … die sind aber nicht weiter erwähnenswert …

Retrokonsole mit eingebauten Spielen

All die folgenden Konsolen haben eins gemeinsam: Kaufen, anschließen, einschalten und direkt spielen.

Atari Flashback

Seit 2004 gibt es immer wieder eine neue Variante. Mit dem Jahr 2017 ist es aktuell die Version 7 mit etwa 100 Spielen.

Sega

In Lizenz gibt es seit Ende 2016 zwei Versionen einer Mega Drive-Retrokonsole mit 40 Spielen (auf dem Papier sind es 80 … aber belanglose Puzzle-Spiele zähle ich nicht). Einmal mit zwei Wireless Controllern und die andere Variante gibt es als Handheld. Weiterhin sind diese per SD-Cartridge angeblich erweiterbar.

Mini NES

Hier sind 30 Spiele integriert. Per Hack können gegebenenfalls weitere hinzugefügt werden. Sieht aus wie eine alte NES, inklusive der alten NES-Controller … nur eben in klein. Sie war lange Zeit ausverkauft.

Herstellerunabhängige Lösungen

Die Firma „Thumbs Up“ bietet einige sehr günstige Retrokonsolen mit über hundert 8-Bit-Spielen an. Meist eher für eine Party gedacht. Zwischen 15 – 30 Euro ist man dabei. Die Handheld Konsole „E-MODS Gaming RS1“ bietet 162 Spiele für 20 Dollar an.

Mein Fazit

Der „Retro-Markt“ wird immer ein Nischensegment bleiben. Die Spieler von gestern wollen sich ihr altes Spielgefühl zurückholen. Eventuell wollen die jüngeren auch mal reinschauen, um zu sehen wie es früher zuging. Den ganzen Bereich der Neo-Retrospiele wie „Mega Man 9/10“ oder der Hybrid-Retrospiele wie „Mighty No. 9“ oder die Indiespiele-Szene habe ich hier nicht betrachtet.

Angefangen hatte ich den Beitrag mit der „Polymega“ … Jedoch habe ich bei der Recherche schnell viele Alternativen neu – und wiederentdeckt. Ich werde mir selber „Recalbox“ und gegebenenfalls „Polymega“ oder eine der Konsolen mit eingebauten Spielen mal anschauen.

Ich habe mir selber “Recalbox”, Emulatoren auf Android und PC, sowie Retrospiele auf Steam angeschaut und werde gegebenenfalls auch “Polymega” oder eine der anderen Konsolen mit eingebauten Spielen testen.

Zu der „Polymega“: Fraglich ist natürlich, wie diese kommende Konsole sich gegen die Angebote von Sony, Nintendo und Microsoft in deren Spiele-Stores, sowie dem Raspberry PI und der „Retron“-Konsole behaupten kann. Retrospiele kann man halt auf etlichen Wegen spielen.

Euer Helverian

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