5 minute read
NEOGEO mini
from KRYSCHEN #035
by KRYSCHEN
NEOGEO MINI
Nach den Minis der letzten Jahre, allen voran der NES und später der SNES Mini, fehlte neben dem ausstehenden obligatorischen (Original) Mega Drive Mini auch noch ein System der besonderen Art, oder sagen wir eher: ein System, welches bei den geneigten Fans absoluten Kultstatus hat.
Advertisement
So ließ es sich SNK nicht nehmen, in der ersten Jahreshälfte 2018 einen Mini der ganz besonderen Art anzukündigen – den NEOGEO Mini. Der NEOGEO Mini ist im Gegensatz zum NES / SNES Mini aber ein Handheld und ein komplett autarkes System mit eingebautem Bildschirm, Joystick und Buttons. Das SNK System ist in der Art eines kleinen Spielautomaten aufgebaut, in dem 40 SNK-Spiele-Klassiker “eingebaut” sind. Technisch darf man davon ausgehen, dass hier wie bei allen neuen „Retro“-Konsolen die komplette alte Hardware per Software auf einem günstigen Einplatinenrechner emuliert wird. Die Games sind natürlich gedumpte Originale, so dass es sich um 100% Original-Spiele wie auf der großen SNK-Konsole handelt.
DER BILDSCHIRM
Ausgeschaltet wirkt das ganze eher harmlos, wie eine recht wertige Spielzeugattrappe. Nach dem Einschalten lebt der Mini auf – das bekannte von Fans geliebte original SNK-Logo und -Intro startet. Der 320x240p Screen bildet die native Auflösung des NEOGEOs in originalem 4:3 Format ab, auch wenn viele Spiele nicht immer die volle Auflösung nutzen, sondern zum Beispiel nur 304x224p. Der Screen leuchtet brillant, in tollen, hellen RGB-Farben. Alles ist zwar klein aber scharf und gut erkennbar. Auch Bewegungen stellt der Screen absolut flüssig ohne zu „schmieren“ dar.
JOYSTICK UND BUTTONS
Machen wir es kurz: Der Joystick ist stabil und scheint gut verarbeitet zu sein. Er fühlt sich aber leider wie ein Analog-Joystick an. Der Stick reagiert gut, aber hat viel zu lange Wege. Da die SNK Konsole nie Analogsticks und schon gar keine entsprechenden Games dazu hatte, fragte ich mich, wie SNK auf die Idee gekommen ist, einen Joystick mit so langen Wegen einzubauen. Hier habe ich das Gefühl, wurde gespart und es scheint auch nicht wirklich von „Spielern“ getestet worden zu sein.
Wie ich vor einigen Tagen im Web las, wird von Freaks schon an einer Modding-Lösung in Form eines sogenannten Restrictors zur Begrenzung der zu langen Steuerwege gearbeitet. Die Buttons zeigen im Gegensatz zum Stick ein leichtes Klick-Feedback, haben aber für mein Gefühl zu viel Widerstand. Die Buttons sind mit den alten der früheren SNK Joypads vergleichbar. Die Neuen gibt es übrigens auch als Zubehör. Dieses Ungleichgewicht zwischen weitem, leichtem Joystick-Weg und den dazu nicht so recht passenden, leicht schwergängigen Buttons sorgen für ein etwas unausgewogenes Spielgefühl.
DIE GAMES
Das Auswahlmenü ist auf das Nötigste beschränkt, macht aber einen guten Eindruck. Wer wie ich keinen Schnickschnack mag, ist hier genau richtig.
Bei den Spielen hat SNK eine recht gute Auswahl getroffen. Insgesamt sind in jeder Version 40 Spiele enthalten. In der Japan-Version liegt der Schwerpunkt allerdings mehr bei Prügelspielen, beispielsweise Klassiker wie „Art of Fighting“ und „The King of Fighters“ dabei. Die internationale Version hat dagegen den Schwerpunkt auf einem guten Rund-Um-Angebot von SNK liegen. Hier unterscheidet sich also die Spielauswahl etwas, in der JP-Version ist zum Beispiel ein Großteil der „The King of Fighters“-Serie enthalten, während in der INT-Version dafür alle Teile der „Metal Slug“-Serie spielbar sind.
Ich stelle trotzdem die Frage: Wieso werden nicht einfach alle Games, für die zumindest eine Lizenz vorhanden ist, draufgepackt? Am Speicher oder anderen technischen Möglichkeiten kann es mit Sicherheit nicht liegen! Nun ist es natürlich nur eine Frage der Zeit, bis hier geneigte, technisch versierte Nutzer (wie schon beim NES/SNES Mini geschehen), einen Weg finden, neue Software (sprich: die restlichen NEOGEO-Games) auf das System zu bringen.
DAS ZUBEHÖR
Als Zubehör sind die schon erwähnten Joypads in Schwarz und Weiss erhältlich, sowie ein HDMI-Kabel zum Anschluß des NEOGEO Minis an ein TV-Gerät. Die Joypads lassen sich an das Mini anschließen, um auch zu zweit gegeneinander zu spielen.
MEIN FAZIT
Um „ernsthaft“ The King of Fighters zu zocken, reicht die Bedienung und die Genauigkeit der Steuerung nicht aus. Für einige Runden „casual“ Metal Slug sind der Joystick und die Buttons in Ordnung. Die extra erhältlichen Joypads bringen hier bestimmt einige Vorteile, konnten von mir aber nicht getestet werden. Falls hier irgendwann
einmal „echte“ Joysticks erhältlich sein sollten oder ein Adapter auf den Markt kommt, könnte das Spielen am TV durchaus interessant werden. Kurz vor Redaktionsschluss habe ich erfahren, das von Brook soeben ein Adapter zum Anschluss von PS3/PS4-Joypads erschienen ist.
Unter dem Strich ist das NEOGEO Mini für mich eher ein Gerät für’s Regal. Ab und zu holt man es hervor und schaut sich ein paar Spiele an. Zumindest ein feiner Hingucker zum Vervollständigen einer Sammlung ist es auf jeden Fall. Getestet habe ich übrigens die japanische Version.
Euer Asche