K a nton Sc h a ff h a u sen, Baudepar t ement H oc hb a ua m t, Proj e k t e und Unt er halt Schaffhausen | November 2013 bis November 2014
Sanierung Kantonsgericht und Staatsarchiv Das Staatsarchiv und die beiden Häuser, die das Kantonsgericht beherbergen, wurden in der frühen Neuzeit erbaut oder umgebaut. Der älteste Teil stellt das Zunfthaus «zun Becken» dar und wurde im 13. Jahrhundert zum ersten Mal als Amtsgebäude der Augustinerpropstei Oehningen urkundlich erwähnt. 1412 kaufte die Zunft zun Becken «Hus und Hofstatt» und liess es später umbauen sowie den westseitigen Hof mit einem prächtigen Portal abgrenzen. Die Entstehung des Staatarchivs fällt auf das Jahr 1610, als ein Schatz- und Briefgewölbe erbaut wurde. Über diesem Gewölbe liess die Stadt im Jahr 1669 von Stadtbaumeister Heinrich Peyer einen Archivbau errichten, der 1732 mit dem südlich gelegenem Nachbarhaus «zur Harfe» verbunden wurde.
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S an ier u n g K a n t onsge ri c ht un d Sta at sarchiv 2
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2 Nord-Fassade Staatsarchiv vor der Sanierung 3 West-Fassaden Staatsarchiv und Kantonsgericht 4 Gerüstdemontage Kantonsgericht 5 Fensterersatz Einpassarbeiten 6 Fensterersatz Montage 7 Sandsteinrestau rierung Pforte Staatsarchiv 8 Sockelputzsanierung Staatsarchiv
Sanierung Kantonsgericht und Staatsarchiv
1 Nord-Fassade Staatsarchiv
Das Haus zur Harfe am Herrenacker 26 fand 1522 seine erste urkundliche Erwähnung als Bau in städtischem Eigentum. Es wurde 1681 umgebaut und diente bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts als Kanzlei. 1850 übernahm der noch junge Kanton die Bauten an der Beckenstube 8 und am Herrenacker 26 und nutzte sie als Regierungsgebäude. 1885 wurde der Gebäudekomplex, der heute das Staatsarchiv und das Kantonsgericht unter einem Dach vereint, umgebaut. Seitdem sind alle drei Häuser miteinander verbunden und bilden eine funktionale Baugruppe. Ausgangslage Nachdem die Schäden der Bombardierung vom 1. April 1944 erst einige Jahre später behoben wurden, erhielten alle drei Bauten von 1974 bis 1976 eine umfassende Aussenrenovierung. Die nahezu einheitliche Farbgestaltung der Fassaden, verband die drei Gebäude bis anfangs 2014 auch optisch. Rund vierzig Jahre später forderte der Zustand der Natursteinelemente, des Dachrandes und der Dachhaut sowie Risse und kleinere Hohlstellen im Fassadenputz erneut eine Sanierung der Gebäudehüllen. Auch die Fenster, einige Anschlussdetails, Aufbauten und Abdichtungen entsprachen nicht mehr den heutigen Bedürfnissen und Anforderungen hinsichtlich Raumklima und Energieverbrauch. Aus diesen Gründen startete das Kantonale Hochbauamt mit einer Vorstudie und der Planung des grosszyklischen Instandsetzungs-Projekts. Die Arbeiten sollten sowohl dem Substanz- und Werterhalt, als auch der Qualität des Raumklimas dienen. Eine weitere Absicht der Sanierung war die Umsetzung eines neuen und pro Baute eigenständigen Farbkonzepts, welches anhand von Voruntersuchungen gemeinsam mit der Kantonalen Denkmalpflege erarbeitet wurde. Projekt Im Zentrum des Terminprogramms standen die Gerichtsferien im Sommer, von welchen aus nach vorn und nach hinten geplant wurde. Dank verschiedener Verhandlungsorte; Kantonsratssaal Rathausbogen, Audienzsaal Herrenacker und Gerichtssäle Innenhof, konnten in Zusammenarbeit mit dem Kantonsgericht Belegungspläne mit Lärmeinschränkungen erarbeitet werden, welche den Ausführenden je-
weils zwei Wochen im Voraus bekannt gegeben wurden. Beim Ersatz der über 170 Fenster mit ungefähr 400 Flügeln wurden so weit möglich Ferien und Abwesenheiten der Mitarbeiter berücksichtigt, welche während knapp 30 Arbeitswochen teilweise hinter GerüstMash und provisorischen Sonnenschutzelementen gearbeitet haben und somit mitten im Geschehen waren. Zu Beginn der Bauarbeiten wurden die Eingangstreppe des Staatsarchivs saniert, Fassadenbepflanzungen heruntergenommen und die Umgebung für das Stellen des Arbeitsgerüsts vorbereitet. Nach dem alle drei Bauten vollständig eingerüstet waren, wurden Sockelpartien, Ecklisenen, Fenster- und Türeinfassungen sowie das Dachgesimse des Staatsarchivs mit Einsatz von Kratzwerkzeugen und Laugen von den Anstrichen befreit. Anschliessend sind mürbe Stellen der freigelegten Zierelemente ausgefräst und wieder reprofiliert worden. Gleichzeitig wurden «die staubigen Arbeiten» und Reparaturen am Fassadenputz mit örtlichen Riss-Prophylaxen sowie MalerVorarbeiten ausgeführt und abschliessend sämtliche mineralischen Flächen mit einem Wasserkreislaufdruckgerät gereinigt. Die Dächer wurden kontrolliert, defekte und stark abgewitterte Ziegel ersetzt, Blechteile ergänzt und nachgelötet sowie der nur teilweise vorhandene Blitzschutz komplettiert. Im Inneren des Daches, 3. bis 5. Obergeschoss, sind Dämmebenen mit Holzfaserdämmplatten und Zellulosedämmfasern verstärkt und zum Teil neu ausgebildet worden. Die rund zehn Wochen dauernden Arbeiten an den Fenstern fanden zeitgleich mit dem Finish der Malerarbeiten statt und beinhalteten nebst dem reinen Ersatz auch Glasaufdopplungen im Staatsarchiv, namentlich bei den historischen Butzenfenster im Lesesaal und den Treppenhausfenstern aus den 30er Jahren. Alle Gläser des Staatsarchivs und die nach Westen gerichteten Gläser im Erdgeschoss des Kantonsgerichts sind mit UV-Schutzfolien im aussenliegenden Verbundsicherheitsglas (UVTransmission <1%) ausgestattet. Der Sonnenschutz wurde komplett erneuert. Zum Zuge kamen Senkrechtmarkisen aussen und vereinzelt Innenrollos und weissen Tüllvorhänge sowie zusätzliche UV-Schutzvorhänge in den Archivräumen des Staatsarchivs.
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S an ier u n g K a n t onsge ri c ht un d Sta at sarchiv 12
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9 Kantonsgericht Ecklisene Süd-West 14
10 Kantonsgericht mit Gerüst 11 Gerüstdemontage Kantonsgericht 12 Innenhof Beckenstube
13 Innenhof Beckenstube mit Fassadenbewuchs und Rabatten vor der Sanierung 15 14 Hofportal Beckenstube 15 Hofportal Beckenstube vor der Sanierung
Die Aussenbeleuchtung beim Eingang des Staatsarchivs und des Innenhofs inklusive Verbindungsgang zum Staatskeller wurde mit Bewegungsmelder und Dimmer ausgestatteten LED-Systemen erneuert. Eine der letzten Arbeiten des Gesamtprojekts war die Umgestaltung des Innenhofs zwischen Herrenacker 26 und der Beckenstube 8. Die ursprünglich vorhandenen Rabatten entlang der Fassaden, brachten feuchte Keller, Ausblühungen und Wasserflecken mit sich. Auch deshalb wurden sie aufgehoben, die Fassadenanschlüsse zum Teil mit Sockelergänzungen verbessert und eine Gefällesituation geschaffen. Neu ist der Hofplatz mit Gubersteinen 8/11 gepflastert und mit einer zusätzlichen Entwässerungsrinne ausgestattet.
Projektorganisation Eigentümer vertreten durch
Kanton Schaffhausen Baudepartement, Hochbauamt
Bauleitung Hans Rosenast, OECHSLI & PARTNER ARCHITEKTEN, Voruntersuchungen Rolf Zurfluh, Restaurator aus Helsighausen Fotografie Jürg Fausch, 372dpi gmbh Bauchronik Vorstudien Vorprojekt Teilprojekt Gesamtprojekt Baubeginn Fertigstellung
September 2012 Dezember 2012 August 2013 Februar 2014 November 2013 November 2014
Kosten inkl. MWST 1 Vorbereitungsarbeiten CHF 7’000.00 2 Gebäude CHF 1’022’000.00 4 Umgebung CHF 38’000.00 5 Baunebenkosten CHF 80’000.00 6 Ausstattung CHF 33’000.00 Total Kosten inkl. MWST CHF 1’180’000.00
16 Beckenstube 8 «Zunfthaus zun Becken» nach der Bombardierung 1944
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Stand Juli 2015 / Gestaltung: mcid. ag, Schaffhausen / Druck: Druckwerk SH AG Schaffhausen
Kantonsbaumeister Mario Läubli Projektleitung Martin Marvin Staller Denkmalpflege Flurina Pescatore