Das frühmittelalterliche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche
Anke Burzler, Markus Höneisen, Jakob Leicht, Beatrice Ruckstuhl
Das frühmittelalterliche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche
mit Beiträgen von: Kurt Bänteli Karl Banghard Antja Bartel Eckhard Deschler-Erb Hans Ulrich Geiger/Kurt Wyprächtiger Martin Heck/Thilo Rehren/Peter Hoffmann Gerhard Hotz Marlu Kühn Antoinette Rast-Eicher André Rehazek Yvonne Reich (mit Anmerkungen von Werner Vach) Werner H. Schoch
Schaffhauser Archäologie 5 Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Schaffhausen 2002
Die Publikation haben durch Beiträge ermöglicht: Kanton Schaffhausen Gemeinde Schleitheim Kirchenstand Schleitheim Regiobank, Spar- und Leihkasse Schleitheim Lotteriefonds Schweizerischer Nationalfonds
Konzept und Redaktion: Markus Höneisen Lektorat: Daniel Gerbothé, Markus Höneisen Gestaltung: Katharina Bürgin Lebensbilder: Ruth Baur Fundtafeln: Ruth Baur Abbildungsnachweis: Band 2, S. 80 Lithos, Satz und Druck: Meier Schaffhausen, Graphisches Unternehmen, 8200 Schaffhausen Einband: Buchbinderei Schumacher AG, 3185 Schmitten
©2002 Baudepartement des Kantons Schaffhausen, Kantonsarchäologie ISBN 3-9521868-2-1
Inhaltsverzeichnis
Band 1: Geleitwort des Baudirektors Geleitwort des Gemeindepräsidenten Vorwort und Dank
Einleitung: Fundstellen und Forschungsstand
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I. Die frühmittelalterliche Siedlung
7. Zum Belegungsende des Reihengräberfeldes
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8. Demographie und Gesundheitssituation der Bevölkerung
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1. Von der keltischen zur frühmittelalterlichen Siedlung
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9. Freuden und Leiden des Alltags
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2. Die Siedlungsfunde
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10. Beobachtungen zur Tracht und Kleidung
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3. Datierung und Entwicklung der Siedlung
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4. Archäometrische Untersuchung eines merowingerzeitlichen Tiegelfragmentes mit anhaftendem gelbem Glas 36 5. Archäozoologische Auswertung der Tierknochen
2. Die spätkaiserzeitlichen Kammergräber 3. Die Beigaben der frühmittelalterlichen Gräber: Grabungen 1983–1990
1. Baugeschichte der Dorfkirche, der ehemaligen Kirche St. Maria
400
2. Der Sonderfriedhof in und bei der Kirche
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II. Das spätkaiserzeitlich-frühmittelalterliche Gräberfeld 1. Der Friedhof im «Hebsack»
III. Kirche und Sonderfriedhof
IV. Schleitheim im Frühmittelalter 48
1. Modellberechnungen zur agrarwirtschaftlichen Tragfähigkeit des Siedlungsraumes Schleitheim
459
2. Siedlungsraum, Beigabensitte und historischer Hintergrund
470
3. Schleitheim und die Alamannia
507
Zusammenfassung/Résumé/Summary
542
Ergänzende Materialien: Kartierungen (Kart.1-35) Tabellen (Tab.1-87) Fundlisten (Liste 1-8) Spezialkataloge
CD CD CD CD
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4. Die Beigaben der frühmittelalterlichen Gräber: Grabung 1998
198
5. Detailuntersuchungen an ausgewählten Beigaben: 5.1. Textilfunde 5.2. Organische Reste an der Gürtelschnalle 776.1 5.3. Die Perlen 5.4. Zeugnisse des Fernhandels - Cypraea aus Grab 334 5.5. Der Münzfund aus Grab 590 5.6. Bemerkungen zu den Weihrauchfunden 5.7. Zur Beigabe von Silices 5.8. Zur Beigabe von Altfunden
211 229 233 270 273 285 289 292
6. Belegungsabfolge des Gräberfeldes
302
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Die Begegnung mit dem kulturgeschichtlichen Erbe gibt uns Halt und Wurzeln Geleitwort von Baudirektor Hans-Peter Lenherr
Mit der schwergewichtigen Publikation zum frühmittelalterlichen Schleitheim legt die Kantonsarchäologie die eindrücklichen Resultate von 20 Jahren Ausgrabungs- und Forschungsarbeit vor. Sie übergibt damit der Bevölkerung und der Wissenschaft neue und wesentliche Kenntnisse über die frühe Geschichte des Dorfes Schleitheim und des ganzen Kantons Schaffhausen. Gerade heute, da sich die Gesellschaft in immer schnellerem Rhythmus verändert, viele Selbstverständlichkeiten ins Wanken geraten und sich die Menschen beruflich, sozial und kulturell ständig neu orientieren müssen, ist es notwendig, die Aufmerksamkeit auch auf diejenigen Bereiche zu lenken, bei denen es um unser kulturgeschichtliches Erbe geht. Die Archäologie ist dem Schutz und der Erforschung bisher verborgener Kulturzeugen verpflichtet und erschliesst uns eine wechselvolle und spannende Geschichte. Wo immer möglich, strebt sie eine Erhaltung der archäologischen Spuren an Ort und Stelle an. Doch die Geschichte geht weiter, Altes muss Neuem weichen: Immer schneller und immer tiefgreifender werden Stadt und Land umgebaut und umgegraben. Die vielen neuen Erkenntnisse der letzten Jahre verdanken wir einer verbesserten Forschungsqualität und der regen Bautätigkeit der jüngsten Zeit. Die archäologische Ausgrabung, meist als Rettungsgrabung durchgeführt, bietet die letzte Chance das Bodenarchiv einzusehen, zu dokumentieren und zu erforschen. Danach ist es unwiederbringlich zerstört.
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Was uns die Archäologie bewahrt und ergründet, bereichert nicht nur unseren Kanton, sondern macht einen Teil unserer Identität aus. Staunend erhalten wir Einsicht in die aus dem Boden geschälten historischen Tiefen. Die dabei erkennbare Würde des einzelnen Individuums und der Mut des gemeinschaftlichen Fortschreitens vermitteln uns heutigen Perspektive und Identität. Andererseits relativieren die offensichtliche Vergänglichkeit von Macht und Pracht, von Ideen und Werten das oft allzu hektische Streben des Alltags. Die Begegnung mit dem kulturgeschichtlichen Erbe stellt uns moderne Menschen in einen geschichtlichen Zusammenhang und gibt uns Halt und Wurzeln. Was nützt uns letztlich ein trendiges Logo, was eine moderne «corporate identity», wenn wir zugleich den Verlust unseres historischen Gedächtnisses riskieren? Nur ein politisches Verständnis, das die Bewahrung der kulturellen Errungenschaften und des historischen Erbes als wichtigen gesellschaftlichen Auftrag anerkennt, ermöglicht der Archäologie eine gute Erfüllung ihrer Aufgaben. Nur so gelingt es, die Aussagen der vorgefundenen Geschichtsquellen zu ergründen und für die Nachwelt festzuhalten. Die Kantonsregierung ist stolz darauf, mit der Aufarbeitung der archäologischen Hinterlassenschaft durch die Kantonsarchäologie einen wichtigen Beitrag daran zu leisten. Zum Schluss möchte ich meiner Freude darüber Ausdruck verleihen, was die Kantonsarchäologie in den vergangenen Jahren erreicht hat, und mich bei allen Beteiligten für ihr grosses Engagement bedanken.
Schleitheim - Schatztruhe der Archäologie Geleitwort von Gemeindepräsident Willi Fischer
Es ist ein freudiges Ereignis, wenn eine Epoche der historischen Entwicklung einer einzigen Gemeinde Gegenstand einer grossen Publikation der Kantonsarchäologie ist. Wenn es sich sogar um unsere Gemeinde handelt, so ist die Freude, aber auch der Stolz umso grösser. Mit dieser Publikation rückt Schleitheim einmal mehr in den Blickpunkt der archäologisch-historischen Veröffentlichungen. Die Publikation belegt zudem aufs Neue, dass der Boden von Schleitheim eine wahre «Schatztruhe», ein Fundus an Historischem ist. Fast bei jedem Spatenstich stösst man auf Neues, Unerwartetes, selbst an Orten, wo nichts vermutet wird, wie die aktuellsten Funde über die Bronzezeit beweisen. Nicht von allen wird es gerne gesehen, wenn bei Bauvorhaben die Kantonsarchäologie auftaucht. Von vielen Menschen wird sie als Bauverzögerer betrachtet. Eine solche Sicht der Dinge
ist jedoch nicht nur einseitig, sondern auch falsch. Denn nur wer um seine Herkunft weiss, hat Zukunft. Ein solch geschichtsträchtiger Boden, wie ihn Schleitheim aufweist, ist deshalb nicht nur «Last», sondern geradezu Verpflichtung, und zwar einerseits zur Bergung und Dokumentierung bereits entdeckter «Schätze», andererseits zum sorgfältigen Umgang mit noch im Boden steckenden Zeugen unserer Vergangenheit. Mit der vorliegenden Publikation, die nur dank grosszügiger finanzieller Unterstützung verschiedenster Behörden und auch Privater möglich geworden ist, wird ein Teil dieser Verantwortung wahrgenommen. Der Öffentlichkeit werden dadurch völlig neuartige Erkenntnisse über die regionalen Besiedlungsvorgänge zwischen Antike und Mittelalter zugänglich gemacht. Es bleibt zu hoffen, dass möglichst viele durch diese Publikation ihrer Verantwortung gegenüber der Vergangenheit bewusst werden.
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Vorwort und Dank
Dass Schleitheim schon mehrere archäologisch-historische Monographien gewidmet sind, ist schon etwas Besonderes. Es bedeutet nichts weniger, als dass der Boden von Schleitheim auch eine wahre «Schatztruhe» ist. Auf Schritt und Tritt ergeben sich daraus immer wieder überraschend neue Einblicke in die Vergangenheit, die unsere Kenntnisse ergänzen und manchmal auch Korrekturen erforderlich machen. Bereits 1867 erschien die Monographie «Das alamannische Todtenfeld bei Schleitheim und die dortige römische Niederlassung» von Martin Wanner. Um die Wende des 19. Jahrhunderts bewog der Verein für Heimatkunde Schleitheim die Schaffung einer Lokalgeschichte; der Ausbruch des ersten Weltkrieges verzögerte aber deren Herausgabe bis 1932. Walter Ulrich Guyan publizierte 1965 die Monographie «Das alamannische Gräberfeld von Schleitheim-Hebsack». 1979 veröffentlichte der Verlag Stamm das Bändchen «Schlaathe» aus Anlass seines 100jährigen Bestehens, mit Beiträgen zur Geschichte, Geographie und Wirtschaft von Schleitheim. 1985 ermöglichte eine Stiftung die schon länger geplante Überarbeitung und Neuauflage der «Geschichte von Schleitheim»; sie enthielt einen 50seitigen archäologischen Beitrag zur ur- und frühgeschichtlichen Besiedlung. Im selben Jahr wurde auch die Monographie «Schleitheim-Iuliomagus» über die 1974 entdeckten römischen Thermen publiziert. Eine breite Darstellung des römischen Schleitheim wurde zudem 1988 in einem Sammelband über römische Siedlungen in der Ostschweiz gegeben. Unsere neue Publikation scheint daher auf den ersten Blick nach rund 20 Jahren nur eine weitere in der Folge zu sein. Dahinter steckt aber mehr. Diese 20 Jahre bedeuten in der Erforschung der Frühzeit von Schleitheim einen Quantensprung. Der Bauboom der 80er und 90er Jahre hatte grossflächige Notgrabungen ausgelöst, die ungewöhnlich zahlreiche und völlig neuartige Funde und Befunde aus der Zeit des Frühmittelalters zu Tage gefördert haben: 562 Gräber mit 3678 Funden wurden ausgegraben, eine Kirche mit Adelsbestattungen wurde aufgedeckt und ein Teil der Siedlung konnte untersucht werden. Diese Entdeckungen ermöglichen eine vollkommen neue Darstellung der regionalen Besiedlungsvorgänge zwischen Antike und Mittelalter und machen plötzlich Zusammenhänge klar, die bis anhin mangels Funden verborgen bleiben mussten. Dennoch wird auch diese Publikation nicht die letzte Arbeit über die Frühgeschichte der Region Schleitheim sein. Mit Gewissheit verbergen sich im Schleitheimer Boden noch weitere Schätze, die unser Bild der Vergangenheit noch weiter zu ergänzen vermögen. Unsere Publikation gibt daher den heutigen Forschungsstand wieder und mag auch Grundlage für die 10
weitere Forschung sein. Zudem soll sie auch Anstoss geben zum sorgfältigen Umgang mit noch im Boden steckenden Zeugen der Vergangenheit. Schon in naher Zukunft ist damit zu rechnen, dass die Quellen im Boden versiegen. Jahrtausende haben die Hinterlassenschaften unserer Vorfahren im Boden den Einflüssen von Natur und Mensch widerstanden. In weniger als 100 Jahren sind sie indessen grösstenteils bereits der menschlichen Zerstörung durch rege Bautätigkeit, Landwirtschaft, Überdüngung, Bodenumlagerung und Melioration anheim gefallen. Das wertvolle Bodenarchiv mit letzten Zeitzeugen ist heute gefährdeter denn je. Mit den grossflächigen Ausgrabungen und der Menge der auszuwertenden Daten und Funde stiess die Kantonsarchäologie auch deutlich an die Grenzen ihrer finanziellen und personellen Möglichkeiten. Nur Dank grosser finanzieller Zusatzunterstützung seitens des Schweizerischen Nationalfonds für die wissenschaftliche Forschung war es überhaupt möglich, die Auswertungsarbeiten einigermassen zu leisten. Die beschränkten jährlichen Eigenmittel der Kantonsarchäologie machten trotzdem die Auswertung in Tranchen unumgänglich, verteilt auf die Jahre 1990–1993 und 1995–2000. Dies führte nicht nur zu personellen Problemen, sondern auch zu Verzögerungen und unnötigen Verlusten. Im Laufe der Bearbeitung kamen auch noch Grabungen dazu, wodurch die Fund- und Datenmenge weiter anstieg. Viele Erkenntnisse und Fragestellungen ergaben sich zudem erst aus der mehrjährigen, aufwändigen Restaurierung der Funde. Ursprünglich war die Idee, die Bearbeitung des frühmittelalterlichen Gräberfeldes von Schleitheim-Hebsack im Rahmen einer Dissertation bei Prof. Max Martin durchzuführen. Mit zunehmender Fundmenge aber wurde klar, dass die Bearbeitung durch einen Einzelnen allein kaum mehr zu leisten ist. Im Laufe der Zeit entstand zudem das Bedürfnis, die Auswertung des Schleitheimer Gräberfeldes zusammen mit derjenigen von Kirche, Sonderfriedhof und Siedlung zu unternehmen. Den Kern der nunmehr vorliegenden Publikation bildet daher die 1998 abgeschlossene Münchner Dissertation von Jakob Leicht. Sie umfasst als Schwerpunkte einerseits die Vorlage der beiden spätkaiserzeitlichen Kammergräber, andererseits auch die selektive antiquarische Analyse der Gräber 300–842. Als Grundlage diente ein vom Bearbeiter zusammengestellter Fund- und Gräberkatalog. Angesichts der Materialfülle und auch veränderter Fragestellungen sind in der Folgezeit weitere ergänzende Spezialstudien verfasst worden u.a. über die Belegungsabfolge des Gräberfeldes (Beatrice Ruckstuhl), Demographie und Gesundheitssituation der Bevölkerung (Gerhard Hotz), Textilien (Antoinette Rast), Tracht und
Bekleidung (Antoinette Rast, Anke Burzler), Perlen und Chronologie (Yvonne Reich), Beigabe von Altfunden (Eckhard Deschler-Erb), Weihrauchnachweis (Werner Schoch), Kaurischmuck (Karl Banghard), Kirche und Sonderfriedhof (Kurt Bänteli und Anke Burzler) und Siedlung (Markus Höneisen und André Rehazek). Besonders wertvoll waren zudem die zahlreichen technischen und restauratorischen Beobachtungen (Ulrich Hürten und Peter Im Obersteg). Neufunde und die Vielzahl der Detailstudien machten wiederum eine zusammenfassende Auswertung und Interpretation nötig, die von Anke Burzler geleistet wurde. Allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf den Ausgrabungen und im Büro möchte ich an dieser Stelle für die grosse Leistung und die schöne Zusammenarbeit herzlich danken. In praller Sonne, Regen, Schnee und Wind haben die Ausgräberinnen und Ausgräber dem Boden eine Vielzahl von Funden und Informationen abgerungen, egal, ob dieser pickelhart oder matschig weich war. In Geduldsarbeit haben später Restauratorinnen und Restauratoren die Funde gereinigt, gefestigt, zusammengesetzt und in vielen Fällen überhaupt erst sichtbar gemacht. Viele spezialisierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler waren an den Auswertungsarbeiten der Funde und Dokumentation beteiligt. Einige haben für diese Publikation Manuskripte verfasst, andere stellten für die Gesamtauswertung ihre Studien und Resultate zur Verfügung.
Ein spezieller Dank gebührt den engeren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Publikation: Anke Burzler, Beatrice Ruckstuhl und Daniel Gerbothé für vielfältige redaktionelle Arbeiten und die Fertigstellung des Kataloges; Ruth Baur für die hervorragenden Fundzeichnungen, die Gestaltung der Fundtafeln und die Fertigung der anschaulichen Lebensbilder; Tina Cavka für die Anfertigung der Grabzeichnungen; Rolf Wessendorf und Res Eichenberger für die Objektabbildungen; Katharina Bürgin für alle Kartierungen und die sorgfältige Gestaltung der ganzen Publikation. Prof. Max Martin sei für die wissenschaftliche Begleitung im Rahmen des Nationalfondsprojektes und für vielfältige Anregungen herzlich gedankt. Auch diese Publikation wurde nur möglich, dank grosszügiger finanzieller Unterstützung. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken bei der Regierung des Kantons Schaffhausen, der Gemeinde Schleitheim, dem Kirchenstand Schleitheim sowie der Spar- und Leihkasse Schleitheim. Spezieller Dank gebührt dem Schweizerischen Nationalfonds für die wissenschaftliche Forschung in Bern für die Unterstützung bei der ganzen Auswertung.
Markus Höneisen Kantonsarchäologe
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Einleitung: Fundstellen und Forschungsstand Markus Höneisen
Schleitheim, im rechtsrheinischen Kanton Schaffhausen, liegt im Einzugsgebiet der Wutach (Abb. 1). Das Wutachtal bildet geographisch die Verbindung zwischen den grossen europäischen Wasserwegen Rhein und Donau. Der Durchgang vom Hochrhein zur obersten Donau am östlichen Schwarzwaldrand ist nahezu die einzige Verbindung, ohne Höhenzüge. Die Landschaft um Schleitheim bildet ein von Hügeln abgeschlossenes Becken, nach Nordosten durch das Haupttal des Schleitheimerbaches, nach Südosten durch das Seitental des Zwärenbachs erweitert (Abb. 2). Das Becken von Schleitheim war bereits in prähistorischer Zeit besiedelt.1 Sind aus der Jungsteinzeit einstweilen erst Einzelfunde bekannt, so machen die bronzezeitlichen Zeugen für das späte 2. Jahrtausend v.Chr. bereits mehrere, teils gleichzeitige Siedlungen wahrscheinlich, darunter auch eine befestigte spätbronzezeitliche Höhensiedlung auf dem Langen Randen. Spätlatènezeitliche Funde und Siedlungsspuren lassen im Gewann
«Brüel», am Rande des heutigen Dorfes, ebenfalls eine Ansiedlung erkennen (Abb. 3). Schleitheim ist in der archäologischen Forschung aber vor allem in zweierlei Hinsicht bekannt: Einerseits durch die römische Siedlung (Vicus Iuliomagus),2 andererseits durch das schon 1865 entdeckte frühmittelalterliche Gräberfeld «im Hebsack» (Abb. 3).3 Beiden Fundstellen war bereits 1867 die Monographie «Das alamannische Todtenfeld bei Schleitheim und die dortige römische Niederlassung» von Martin Wanner gewidmet (Abb. 4). Während aus der Römerzeit lange ausschliesslich nur Siedlungsreste bekannt waren, lieferte das Frühmittelalter ausschliesslich Gräber, bis heute mehr als 850 Bestattungen.4 Erst in jüngster Zeit änderte sich dieses einseitige Bild. 1992 konnten in einem Ausschnitt erstmals planmässig frühmittelalterliche Siedlungsspuren5 untersucht werden und im Jahr 2001 ist es endlich auch gelungen, römische Gräber zu fassen.6
Abb. 1: Frühgeschichtliche Besiedlung von Schleitheim: 1 Römisches Dorf (vicus) Iuliomagus, 2 Römischer Gutshof «Brüel», 3 Römischer Gutshof «Lendenberg», 4 Römischer Gutshof «Vorholz», 5 Römische Gräber, 6 Spätkaiserzeitlich-frühmittelalterliches Gräberfeld «Hebsack», 7 Frühmittelalterliche Siedlung «Brüel» (Grabung 1992), 8 Frühmittelalterliche Siedlungsspuren Sportplatz, 9 Frühmittelalterliche Siedlungsspuren Brühlgarten, 10 Frühmittelalterliche Kirche mit Stiftergräbern, 11 Frühmittelalterliche Einzelfunde. Landeskarte 1:25’000. Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie (BA 023962).
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Mit Siedlung, Reihengräberfeld und Kirche samt Sonderfriedhof bildet das frühmittelalterliche Schleitheim für die archäologische Forschung ein ganz hervorragendes Ensemble. Zusammen mit den spätlatènezeitlichen und römischen Siedlungen stellen sich auch interessante Fragestellungen in Bezug auf die Siedlungskontinuität. Die Funde und die Belegung des Ortes durch alle frühgeschichtlichen Perioden unterstreichen ferner die einst überregionale Bedeutung des Platzes Schleitheim. Wie schon die spätlatènezeitliche Ansiedlung7 und auch das heutige Dorf Schleitheim, liegt die frühmittelalterliche Siedlung im Tal des Schleitheimerbaches. Im Unterschied dazu befand sich der römische Vicus an anderer Stelle, im Tal des Zwärenbachs, einem Zufluss des Schleitheimerbaches (Abb. 3). Das römische Dorf unterbricht damit die räumliche «Siedlungskontinuität» am Schleitheimerbach, sieht man von einem römischen Gutshof im Bereich der latènezeitlichen Siedlung ab. Ob aber in Schleitheim wirklich eine Siedlungskontinuität vorliegt, ist noch ungeklärt. Im Fundniederschlag bestehen jedenfalls immer noch deutliche Lücken: Einerseits zwischen der Spätlatènezeit (1. Jahrhundert v.Chr.)
und den römischen Funden, die mit Ausnahme einiger Münzen8 in der Masse erst nach der Mitte des 1. Jahrhunderts n.Chr. einsetzen und kaum bis über das beginnende 3. Jahrhundert n.Chr. hinausreichen.9 Spätrömische Funde spiegeln sich einstweilen wiederum nur im Münzspektrum.10 Dies mag darauf hindeuten, dass Einheimische das Gebiet von Schleitheim weiter besiedelten, das auch nach dem Rückzug der Römer über den Rhein vielleicht noch unter einer gewissen römischen Kontrolle oder zumindest unter römischem Einfluss stand. Mit Ausnahme von Münzen scheinen aber kaum mehr römische Waren ins Vorfeld der Kastelle von Zurzach und Stein am RheinBurg gelangt zu sein. Die germanische Ansiedlung an neuer Stelle scheint dann – entgegen bisheriger Annahmen – bereits um die Mitte des 4. Jahrhunderts n.Chr. begonnen zu haben. Schon die beiden spätkaiserzeitlichen Kammergräber im Hebsack, aus dem zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts n.Chr., die Gründergräber des daraufhin beginnenden Reihengräberfeldes, hatten einen Siedlungsbeginn am Ende des 4. Jahrhunderts n.Chr. wahrscheinlich gemacht.11 Inzwischen weisen auch Siedlungsfunde auf diese relativ frühe Ortsgründung im Hinterland des spätrömischen Donau-Iller-Rhein-Limes hin.12
Abb. 4: Erstpublikation über das römische und frühmittelalterliche Schleitheim von Martin Wanner 1867.
Abb. 2 (vorhergehende Seite): Der Siedlungsraum von Schleitheim. Luftbild. Abb. 3 (linke Seite): Römische und frühmittelalterliche Besiedlung von Schleitheim: 1 Römisches Dorf (vicus) Iuliomagus, 2 Römischer Gutshof «Brüel» 3 Frühmittelalterliche Siedlungsgrabung «Brüel», 4 Frühmittelalterliches Gräberfeld Hebsack, 5 Frühmittelalterliche Kirche mit Stiftergräbern. Landeskarte 1:25'000. Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie (BA 023962).
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Abb. 7: Ein Abbild der ersten Bewohner? Stilisierte Frauenstatuette, möglicherweise Halbfabrikat, vom Abri Schweizersbild bei Schaffhausen (Magdalénien, um 12000 v. Chr.). Die Figur misst 2,8 cm und ist aus Gagat (fossile Kohle) geschnitzt. Die Vorderseite lässt Brüste und durch eine Kerbe abgesetzte Beine erkennen; Die Rückseite zeigt ebenfalls einen Beineinschnitt. Die Statuetten dienten wahrscheinlich als Fruchtbarkeitsidole.
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I. Die frühmittelalterliche Siedlung
1.Von der keltischen zur frühmittelalterlichen Siedlung Markus Höneisen Während Alamannengräber in Schleitheim seit 1865 immer wieder zum Vorschein kamen, wurden Siedlungsspuren erst 100 Jahre später bekannt. 1961 wurden anlässlich des Sportplatzbaus erste Siedlungsfunde aufgelesen, in ihrer Bedeutung damals aber noch nicht erkannt. Die groben Keramikscherben hielt man noch für römische Gebrauchsware des 1. Jahrhunderts n.Chr. Die gleiche Zeitstellung wurde auch für die Fragmente von Lavezsteingefässen vermutet.13 Anfänglich nahm man an, dass sich die frühmittelalterliche Siedlung an gleicher Stelle wie das heutige Dorf Schleitheim befunden hatte (Abb. 3). Man rechnete daher damit, dass die frühmittelalterlichen Siedlungsspuren durch die spätere Bautätigkeit schon weitgehend zerstört worden waren. Den nahegelegenen Hangbereichen wurde somit anfänglich noch keine besondere Beachtung geschenkt. Erst eine neue Materialdurchsicht machte klar, dass es sich bei den Lesefunden vom Sportplatzareal unter anderem um frühmittelalterliche Siedlungsreste handelt. Archäologische Luftbilder, 1990–1992 von Otto Braasch aufgenommen, machten im Sportplatzbereich erstmals auf Pfostenlöcher und Gruben aufmerksam, die möglicherweise frühmittelalterliche Siedlungsspuren anzeigen (Abb. 5).14 1992 war es daher naheliegend, beim Bau des neuen Kindergartens, nordöstlich des Sportplatzes, die Aushubarbeiten zu überwachen. Ein Sondierschnitt machte klar, dass hier unter einer 60–100 cm starken Humusdecke eine dunklere Kulturschicht vorlag, die sowohl römische als auch frühmittelalterliche Funde enthielt. Im anstehenden grünlichen Gehängelehm zeichneten sich deutlich Pfostengruben ab – die ersten frühmittelalterlichen Siedlungsbefunde von Schleitheim. Das Siedlungsareal im Brüel liegt am Nordwestabhang des Randens, hochwassergeschützt auf einer Südost–Nordwest abfallenden Terrasse, etwa 15 Meter über dem Talboden des Schleitheimerbaches (Abb. 5). Die Terrasse ist heute noch weit-
gehend unverbaut und wird zum Teil für Schrebergärten genutzt. In einer neunwöchigen Grabungskampagne wurde ein Siedlungsausschnitt von 670 m2 untersucht (Abb. 6).15 Die etwa 15 cm starke Siedlungsschicht lag auf einer 25 cm mächtigen lehmbraunen Humuslage, die den grünen Gehängelehm überdeckte. Dieser war im Grabungsareal von einer von Osten nach Westen verlaufenden, natürlichen Rinne durchzogen, die mit bräunlich-lehmigem Material aufgefüllt war (Abb. 7). Die geringe Farbdifferenz zwischen der bräunlichen Unterlage und der Kulturschicht machte die archäologische Untersuchung in diesem Bereich äusserst schwierig.16 Pfostengruben waren hier erst in der heller werdenden Unterlage erkennbar. Nur wenig eingetiefte Strukturen konnten in diesen Bodenverhältnissen dagegen kaum oder gar nicht erkannt werden. Ebenso war die Kulturschicht nicht in einzelne Lagen trennbar. Dies ist umso bedauerlicher, als sich zeigte, dass gerade diese Rinne besonders fundreich war und neben frühmittelalterlichen Siedlungsspuren auch noch römische und latènezeitliche Siedlungsreste enthielt.
Spuren einer keltischen Siedlung Entlang des ganzen nördlichen Grabungsrandes zog sich ein flaches Gräbchen hin. In weiten Teilen war es erst nach Abbau der Kulturschicht, im grünen Gehängelehm erkennbar. Entsprechend dem natürlichen Terrain hatte es ein Gefälle von etwa 1.5%. Das Gräbchen war maximal 20 cm in den grünen Lehm eingetieft; die Sohlenbreite betrug etwa 30 cm. Das Gräbchen war mit dem unter der Kulturschicht liegenden braunen Humus einsedimentiert. Im Osten, nur im oberen Teil der Füllung, lagen einige Steine, Holzkohlepartikel und etwas latènezeitliche Keramik. Gegen Westen wurde das Gräbchen nach gut neun Metern Länge unterbrochen (Abb. 6 - 7). Nach knapp drei Metern war eine Fortsetzung zu beobachten. Das Gräbchen bog hier leicht nach Norden um, verlor sich dann aber bald in der nordwestlichen Gra-
Abb. 5 (linke Seite): Die Siedlungsfundstellen Schleitheim-Sportplatz und Brüel. Luftaufnahme von Otto Braasch.
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Abb. 6: Schleitheim-Brüel. Grabung 1992. Oben: Grabungsarbeiten. Mitte: Keltisches Gräbchen, Kindergrab, geschotterter Vorplatz. Unten: Pfostenlöcher, Hallenhaus A.
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RINNE
bungsecke. Im Bereich der unterbrochenen Zone lagen verschiedene Pfostengruben. Durch ihren hohen Anteil an gewachsenem Material unterschieden sie sich teilweise deutlich von den Gruben der Umgebung. Einzelne Gruben dürften daher ebenfalls latènezeitlich sein: so sicher die Gruben 131 und wohl auch 135. Ob der Unterbruch des Gräbchens den Durchlass eines Geheges oder gar den Eingangsbereich bzw. das Tor eines Gehöftes darstellt, lässt sich aus dem Befund nicht eindeutig erschliessen. Sicher ist nur, dass das Gräbchen älter als die frühmittelalterlichen Häuser in diesem Bereich ist, denn es wird von mindestens vier Pfosten der unten besprochenen Bauten A und B gestört. Latènezeitliche Funde in der Füllung, wie auch in der Grube 100, lassen eine Entstehung in der späten Eisenzeit vermuten. Ausser dem Gräbchenbereich streuen keltische Funde auch über grosse Teile der Rinne, vor allem im Nordwesten in unmittelbarer Nähe des Gräbchenunterbruches sowie in der ganzen Südostecke der Grabungsfläche. Sie fanden sich zur Hauptsache im Übergang von frühmittelalterlicher Kulturschicht und darunter liegender Humusschicht über dem grünen Gehängelehm. Einzelne Pfostengruben in der Südostecke gehören vielleicht ebenfalls zur einstigen keltischen Besiedlung. Nur etwa 70 Meter hangaufwärts im «Brühlgarten» sind bereits 1987 keltische Siedlungsspuren nachgewiesen worden.17 In gegen zwei Meter Tiefe fand sich dort eine 20–30 cm starke Kulturschicht. Als Überreste ehemaliger Holzbauten zeichneten sich etwa 40 Pfostengruben ab. Zum latènezeitlichen Fundmaterial der neuen Grabung gehören vor allem Fragmente von Kochtöpfen und Schüsseln mit eingezogenem Rand. Feinkeramik ist dagegen nur mit wenigen Exemplaren vorhanden. Wie schon 1987 ist wiederum auch Graphittonware vorhanden; zu den Neufunden zählt zudem eine Nauheimerfibel.18 Das Fundmaterial lässt sich der Stufe LT D1 zuordnen. Einmal mehr scheint die Spätphase der Spätlatènezeit also zu fehlen. Die keltische Ansiedlung lag annähernd im Bereich der späteren frühmittelalterlichen Siedlung. Am ehesten darf man wohl locker gestreute Höfe annehmen.
Zeugen des nahen römischen Gutshofes Eindeutige Siedlungsstrukturen aus römischer Zeit konnten im Grabungsareal nicht nachgewiesen werden. Fast über die ganze Grabungsfläche, vor allem aber im Bereich der Rinne, lagen hingegen römische Funde verstreut. Zweifellos stammen sie von der nur 70 m hangaufwärts gelegenen römischen Villa, die bereits 1868 ausgegraben worden ist.19 Bei einem Grossteil dürfte es
sich um abgeschwemmtes Material handeln, was nicht zuletzt auch durch die Kleinteiligkeit der Keramikscherben nahelegt wird. Ein Teil der Objekte ist möglicherweise aber auch als Lesefunde in die frühmittelalterliche Siedlung gelangt. Römische Lesefunde, vor allem Münzen und Fibeln, wurden nicht selten auch als Teil der frühmittelalterlichen Grabausstattung gefunden, sei es als Inhalt einer Tasche oder in Form eines Anhängers oder Amuletts.20 Die römischen Streufunde gehören alle in die zweite Hälfte des 1. und in die erste Hälfte des 2. Jahrhunderts n.Chr., also in die Blütezeit des Vicus Iuliomagus und der umliegenden Gutshöfe. Hinweise auf eine spätrömische Besiedlung liegen bisher aus Schleitheim nicht vor. Zwei im Areal «Brüel» und «Brühlgarten» gefundene spätrömische Münzen des Constans und Constantius II, beide um 350 n.Chr. datiert, möchte man daher eher mit dem Beginn der frühmittelalterlichen Besiedlung von Schleitheim in Verbindung bringen, als mit einer Spätbelegung des römischen Vicus von Schleitheim, beziehungsweise der umliegenden Gutshöfe. Einmal mehr stellt sich damit die Frage nach der Kontinuität der Ansiedlung in Schleitheim, die – wie schon für die keltisch-römische Übergangszeit – auch für die spätrömisch-frühmittelalterliche Wende einstweilen durch Funde nicht gesichert ist.
Siedlungsreste des frühmittelalterlichen Dorfes Das untersuchte Grabungsareal im «Brüel» lieferte insgesamt 280 Pfostengruben. Knapp die Hälfte davon konnte einzelnen Hausgrundrissen zugeordnet werden. Verschiedene Reihen von Pfostengruben stammen wahrscheinlich auch von Einzäunungen verschiedener Gehöfte (Abb. 8). Die in ihren Grundrissen noch erkennbaren Bauten zeigen mehrfach Überlagerungen, was auf mehrere Siedlungsphasen hinweist. Leider liess sich keine klare relativchronologische Abfolge erarbeiten, da weder klare Grubenüberschneidungen, noch trennbare Siedlungshorizonte vorliegen. Die relativchronologische Zuordnung der Bauten beruht daher lediglich auf der Form und der unterschiedlichen Ausrichtung der Häuser und im Vergleich mit der Bauabfolge in anderen Siedlungen, beispielsweise Schaffhausen-Berslingen und Ulm-Eggingen.21
Abb. 7 (linke Seite): Schleitheim-Brüel. Grabung 1992. Plan des ergrabenen Siedlungsausschnittes.
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Holzbauten einer älteren Siedlungsphase Als Bauten einer älteren Siedlung möchte man drei Gebäude ansprechen, die Südwest–Nordost, also parallel zum Hang orientiert sind: Gebäude B, C und G (Abb. 8a). Ihnen gemeinsam sind Pfostenstellungen im Abstand von drei bis vier Metern. Ob sie zu einem oder aber mehreren Gehöften gehört haben, lässt sich nicht entscheiden. Immerhin ist auffällig, dass sich genau in der Mitte zwischen Gebäude C und G eine Pfostenreihe senkrecht zum Hang und eine weitere hang-
Abb. 8: SchleitheimBrüel. Grabung 1992. Erkennbare Hausgrundrisse: Ältere Siedlungsphase (a), jüngere Siedlungsphase (b).
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parallel, in der Mitte zwischen Gebäude B und G, erkennen lässt. Am ehesten handelt es sich dabei um Zäune. Kleinhaus B ist ein quadratischer Bau mit einer Seitenlänge von 3.8 Meter. Die Verfüllung der Pfostengruben unterschied sich deutlich von allen übrigen Strukturen, indem sie teilweise mit Malmschutt eingefüllt waren. Der Durchmesser der Gruben betrug um die 40 cm. Alle Eckpfosten reichten etwa einen halben Meter unter die Kulturschicht; dagegen war der Mittelpfosten auf der Südostseite kleiner und weniger stark eingetieft.
Die beiden nördlichen Pfostengruben (80 und 84) durchschlugen das in die Latènezeit datierte Gräbchen am Nordrand der Grabung. Das zeitliche Verhältnis zu Haus A liess sich mangels direkter Überschneidungen nicht herausarbeiten. Bei beiden Gebäuden lagen die Sohlen der Pfostengruben annähernd in gleicher Tiefe. Haus C wurde erst nach einem weiteren Baggerabtrag sichtbar, der nach dem Handabtrag der Kulturschicht durchgeführt wurde (Abb. 9). Das Haus ist 3.5 m breit und 6.3 m lang. Die Längswände enthalten je einen zusätzlichen Mittelpfosten. Sie waren mit über 80 cm am tiefsten fundiert, während die Eckpfosten etwa 10 cm weniger eingetieft waren. Der östliche Teil des Hauses enthielt im Inneren weitere Pfostengruben, die eine Fläche von 2.40 x 2.60 m umschliessen. Eine kohlige Zone in der Nordwestecke dieses Innenraumes könnte von einer Feuerstelle herrühren. Auch in der Nordwestecke des anschliessenden Raumteiles wurde ein lehmiger Bereich mit Holzkohle angetroffen. Nördlich des Raumteiles mit der Innenkonstruktion lag eine dünne Malmschuttlage, welche vielleicht die Schotterung des Hausvorplatzes darstellt (Abb. 6). Im Bereich der Nordostecke lag eine Steinkonzentration und weitere nicht deutbare Pfostengruben. Im Zusammenhang mit diesem Haus steht auch die Bestattung eines Neugeborenen, unmittelbar an der Ostwand des Gebäudes. Die Grabgrube selber war nicht erkennbar. Das bestattete Kind lag nur in etwa 25 cm Tiefe, West–Ost orientiert, den Kopf im Westen (Abb. 6). Haus G, in der Südostecke der Grabungsfläche, besitzt annähernd gleiche Ausrichtung und auch gleichen Grundriss wie Haus C, nämlich 7 x 4 Meter. Die Pfostengruben waren mit 25 cm Durchmesser etwas kleiner und mit 40 cm etwas weniger eingetieft. Zwei Pfostengruben in der Mitte des Hauses könnten wiederum eine Zweiräumigkeit des Hauses andeuten. Weitere Pfostengruben in der Nordost- und Nordwestwand markieren vielleicht Türen. Im Zentrum des nordöstlichen Raumes stellen einige Sandsteinblöcke möglicherweise die Überreste einer Feuerstelle dar. Im übrigen war der Hausbereich auffallend fundleer. Südöstlich davon, also hangaufwärts, war dagegen eine deutliche Konzentration der Kulturschicht feststellbar. Zu den Funden in diesem Bereich zählen ein kleiner Silberbarren (Abb. 16), eine spätrömische Münze des Constantius II (Abb. 17), eine Bügelknopffibel (Abb. 14), sowie ein Pyramidenknopf aus Bein (Taf. 1.7).
Holzbauten einer jüngeren Siedlungsphase Das Hallenhaus A trat bereits auf der Grabung durch seine auffallend mächtigen Pfostengruben deutlich in Erscheinung (Abb. 6). Beim fast exakt West–Ost orientierten Gebäude handelt es sich wahrscheinlich um einen vierschiffigen Bau (Abb. 8b). Obwohl er nur zu etwa zwei Dritteln ausgegraben worden ist, kann seine Grösse aufgrund von Befunden in Ulm-Eggingen (Häuser K und Ab) auf etwa 11 x 20 m rekonstruiert werden. Der Durchmesser der Pfostengruben beträgt durchschnittlich etwa 60 cm. Die Pfosten waren 40–50 cm eingetieft. Oft waren die Pfostengruben mit Steinen verfüllt; in einigen Fällen liegt eine flache Steinplatte als ehemalige Pfostengrundlage auf der Grubensohle. Verschiedene Doppelpfostenstellungen belegen die Erneuerung eines Teils der Wandpfosten. Möglicherweise waren teilweise auch Wandgräbchen vorhanden, wie Ansätze in der Südwest- und Südostecke andeuten, vergleichbar etwa Befunden im Haus K von Ulm-Eggingen. Die Pfostengruben sind in mehr oder weniger regelmässigen Abständen angebracht. Während die Breite der beiden Seitenschiffe nur 2 bzw. 2.5 m (Südseite) beträgt, sind die zwei Mittelschiffe um die 3.5 m breit. Auffällig sind einige fehlende Pfostengruben im Zentrum des Hauses. Sie lassen bewusst eine zusammenhängende Halle von 7 x 10 m frei, die allseitig von einem Umgang umgeben war. Entsprechungen finden sich hierzu im bajuwarischen Raum. Aus der Anordnung der Pfosten ist eine Kombination von Sparren- und Pfettendach denkbar, wie sie für Haus K von Ulm-Eggingen vorgeschlagen worden ist. Die Dachhaut bildete wahrscheinlich ein Walmdach. Zur Raumeinteilung und Raumnutzung besitzen wir leider keinerlei Hinweise. Einzig die fehlende Pfostenstellung zwischen den südlichen Pfostengruben 47 und 92 könnte den Ort einer ehemaligen Türe anzeigen. Vom Grundriss her möchte man am ehesten an eine Nutzung als WohnStallhaus denken. Eine im Abstand von eineinhalb Metern zum Hallenhaus parallele Reihe kleiner Pfostengruben auf der Südseite stammt möglicherweise von einem Zaun. Vom ehemaligen Hausstandort liegen kaum Funde vor. Einzig in der Pfostengrube 44 fand sich ein Spinnwirtel. Eine kleine Glasperle fand sich im Bereich des südlichen Seitenschiffes. Bau F liegt in der Südwestecke der Grabungsfläche.22 Der Pfostenbau von 3 x 6.5 m Grundfläche nimmt wie das Hallenhaus A Bezug auf die natürliche Geländerinne (Abb. 7). Die Pfostengruben betragen im Durchmesser 25 cm. Während die Eckpfosten etwa 80 cm eingetieft worden sind, zeigen die Mittelpfosten eine Eintiefung von lediglich 50 cm. Möglicherweise 23
Abb. 9: SchleitheimBrüel. Grabung 1992. Detailplan. Haus C bzw. D mit Ansammlung von Webgewichten, geschottertem Hausvorplatz und Kindergrab.
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gehören zwei kleinere Pfosten an der Südostwand zu einer ehemaligen Türe. Knapp eineinhalb Meter vor der Nordwand verläuft offenbar wiederum ein Zaun, ähnlich jenem entlang der Südwand des Hallenhauses. Im Bereich des Hauses C war schon bald auf der Oberkante der Kulturschicht eine Ansammlung von Webgewichten erkennbar, die über eine Fläche von 1.8 x 1.2 m streuten (Abb. 9). Nur zwei Webgewichte fanden sich ausserhalb dieser Konzentration. Eine Pfostengrube in diesem Bereich (Nr. 129) enthielt, noch bis 15 cm eingetieft, derartige Webgewichte. Anfänglich glaubten wir, dass der ganze Bereich der Webgewichte zu Haus C selber gehört, indem vielleicht ein Webstuhl im Vorplatzbereich des Hauses aufgestellt gewesen wäre. Die Bearbeitung der Befunde machte aber deutlich, dass dem wohl nicht so ist und hier auch noch ein jüngerer Bau vorliegt. Die Pfostengruben dieses jüngeren Hauses D waren zum grössten Teil schon oberflächlich sichtbar, während diejenigen von Gebäude C erst nach dem zweiten Baggerabtrag zum Vorschein gekommen sind. Die auf dem Siedlungsabfall von Haus C liegenden Webgewichte gehören daher zweifellos zu einer jüngeren Siedlungsphase.23 Bei Haus D kann es sich nicht um ein Grubenhaus gehandelt haben, wie solche häufig für Webhäuser zu belegen sind.24 Hinweise auf eine sekundäre Ablagerung
der Webgewichte sind dagegen auch keine vorhanden. Man wird daher mit einem senkrechten Gewichtswebstuhl in einem ebenerdigen Haus rechnen müssen, wie ein solcher auch in einem Schwellbalkenhaus in Merishausen-Schulhaus nachgewiesen werden konnte.25 Vielleicht handelte es sich bei diesen Gebäuden auch nicht ausschliesslich um Webhäuser; vielmehr stand der Webstuhl möglicherweise in einem normalen Wohnhaus. Zum zeitlichen Verhältnis dieses «Webhauses» zu den Bauten A und F waren keine Hinweise zu gewinnen. Gebäude D scheint aber etwas anders orientiert gewesen zu sein als die Bauten B und F. Denkbar wäre daher, dass das Gebäude D einen Ersatz für das Gebäude C darstellt und vielleicht noch vor Gebäude A errichtet worden ist. Nicht ausgeschlossen werden kann aber natürlich die zeitgleiche Errichtung mit Gebäude A oder auch gar eine jüngere Entstehung. Die nähere Umgebung des Hausstandortes C bzw. D war recht fundreich. Entlang der Südostwand des Gebäudes C fand sich das Fragment eines Kammetuis (Taf. 1.6), vier Meter davon entfernt auch ein Kammfragment selber (Taf. 1.5). Von der Südwestseite des Hauses stammt eine Bodenscherbe mit anhaftender gelber Glaspaste (Abb. 21–22), eine gelbe Perle sowie ein Nietknopf aus Bronze.26
2. Die Siedlungsfunde Markus Höneisen Frühmittelalterliche Siedlungsfunde sind in Schleitheim erstmals 1961 als Lesefunde bei der Anlage des Sportplatzes gemacht worden. Es handelte sich um grobe Scherben von Kochgefässen, die sich von den spätlatènezeitlichen und römischen Kochtöpfen vor allem durch ihre starke Glimmermagerung unterscheiden. Auch im Material der Rettungsgrabung Brühlgarten 1988 befinden sich gleichartige Scherben, die damals ebenfalls als römerzeitlich angesprochen worden sind. Wenige Streuscherben liegen auch von der Ausgrabung in der Kirche vor. Darunter befinden sich drei Wandscherben (Taf. 112.7–8), die der importierten Karbonatitware zuzurechnen sind, wie sie auch von Schaffhausen-Berslingen und Osterfingen-Oberdorf «Haus 6» vorliegt. Karbonatitware wurde im Gebiet um den Kaiserstuhl hergestellt und findet seine dichteste Verbreitung im Breisgau. Die Schaffhauser Funde gehören mehrheitlich ins 8., vielleicht auch noch in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.27
Die Siedlungsfunde der Ausgrabung im Brüel 1992 Neben keltischen und römischen Funden besteht das geborgene Siedlungsmaterial zur Hauptsache aus frühmittelalterlichen Funden und wenigen jüngeren, mittelalterlichen und neuzeitlichen Streufunden. Die Masse des Fundmaterials machen Tierknochen und Keramikscherben aus. Dazu kommen Fragmente von Lavezgefässen, Steingeräte, Webgewichte, Spinnwirtel, wenige Geweih- und Knochengeräte, Bronze-, Silberund Eisenobjekte sowie auch Funde aus Glas (Abb. 10). Tierknochen Von den gegen 4000 bestimmbaren Tierknochen stammen aus der Siedlungsgrabung «Brüel 1992» über 99% von Haustieren und nur knapp 1% von Wildtieren.28 Das Material widerspiegelt demnach eine landwirtschaftliche Bevölkerung, mehrheitlich von Ackerbauern und Viehzüchtern. Unter den Haustieren dominiert anzahl- und gewichtsmässig das Rind (51 bzw. 74%). Neben der Nutzung zur Nahrungsproduktion benützte man es sicher auch als Zug- und Lasttier. Wichtigster Fleischlieferant war daneben das Schwein (30 bzw. 14%). Schafe und Ziegen kommen in etwa zu gleichen Teilen (16 bzw. 7%) vor. Die Haltung der kleinen Wiederkäuer war demnach in Schleitheim nicht auf die Wollproduktion ausgelegt.
Hauspferde und Maultiere machen indessen nurmehr einen kleinen Anteil (2 bzw. 5%) aus. Hinzu kommen wenige Knochen des Hundes und des Haushuhns. An Wildtieren sind Rothirsch, Reh und Feldhase belegt. Hirschgeweih war ein sehr beliebtes Rohmaterial für die Herstellung von Kämmen, Zierscheiben, Wirteln und Gerät- oder Waffenbestandteilen.
Abb. 10: SchleitheimBrüel. Grabung 1992. Die Siedlungsfunde im Überblick.
Gefässkeramik Die Gefässkeramik umfasst 1668 «frühmittelalterliche» Scherben. Für diese Publikation konnte das Material noch nicht abschliessend bearbeitet werden. Dies soll später im Rahmen einer vergleichenden Gesamtauswertung geleistet werden.29 Als Problem stellte sich die zeitliche Ansprache der Gefässkeramik heraus. Auf der Grabung konnten die Funde mit wenigen Ausnahmen weder nach Schichten, noch nach Befunden getrennt geborgen werden. Das Siedlungsmaterial enthält also sowohl spätlatènezeitliche und römische, als auch frühmittelalterliche und vereinzelt auch mittelalterliche Funde. Gut ansprechbar war die «seifige», mit Schamottmagerung durchsetzte Keramik der Spätlatènezeit und die schwarze, hartgebrannte, unter anderem stark mit Glimmer gemagerte frühmittelalterliche Gefässkeramik. Weniger eindeutig ist in vielen Fällen die Ansprache der Scherben mit sandiger Oberfläche und häufig auch der Feinkeramik. Vor allem für Boden- und unverzierte Wandscherben ist die zeitliche Zuweisung von blossem Auge häufig kaum möglich. Zudem sind viele Rand- und verzierte Wandscherben in ähnlicher Weise sowohl spätlatènezeitlich als auch frühmittelalterlich belegt. 25
An dieser Stelle soll daher vorerst nur eine Auswahl der sicher als frühmittelalterlich datierbaren Siedlungskeramik vorgestellt werden (Taf. 1016). Der überwiegende Teil entfällt auf die Grobkeramik, deren Bodenscherben etwa zur Hälfte Drehspuren erkennen lassen (Taf. 15). Zur Hauptsache liegen Scherben von vielfach schwarz gebrannten, eher gedrungenen Kochtöpfen vor (Taf. 12–16), die im Schulterbereich mit Kammstrich oder Wellenband verziert sein können (Taf. 12.132, 13.156, 14.176) oder eine einfache Fingertupfenreihe aufweisen (Taf. 14.175,180). In Form und Verzierung erinnern sie somit stark an spätlatènezeitliche Gefässe. Im Unterschied dazu ist ihr Randprofil aber meist kantiger ausgebildet und die Wandstärke ist teilweise gröber. Der Ton ist unter anderem stark mit Glimmer gemagert. Insgesamt entsprechen sie der rauh- und dickwandigen Ware von Berslingen30 und dem dort herausgearbeiteten Magerungstyp A.31 Zu den Kochtöpfen gehören in den meisten Fällen eher kurze ausladende Ränder, deren Randlippe oft mehr oder weniger gerade abgestrichen ist. Einige Beispiele zeigen einen extrem verkürzt umgebogenen Rand (Taf. 13.149–151), der im Extremfall nicht mehr auslädt, sondern fast aufrecht verläuft (Taf. 13.156). Ein Sonderfall der ausladenden Ränder besitzt auf der Innenseite eine Randkehlung und erinnert an die spätrömische Mayenerware (Taf. 13.152–154). Als verflaute Variante können zwei Randscherben mit S-förmigem Profil betrachtet werden (Taf. 13.169170). Eine Besonderheit bildet die grobkeramische Randscherbe Taf. 13.171. Sie weist unter dem Randansatz auf der Innenseite einen bogenförmigen Randlappen auf. Frühmittelalterliche Entsprechungen finden sich meines Wissens nur an zwei Kannen von Dittenheim. Dort ist auf der Seite der Gusstülle am Gefässrand eine Abdeckung angearbeitet, die das Überschwappen verhindern sollte.32 Die zweite grosse Gruppe der Grobkeramik bilden offene Formen mit eingezogenem Rand (Taf. 10). Auch diese Form ist latènezeitlich sehr häufig anzutreffen. Im Unterschied zu diesen zeigen indessen die frühmittelalterlichen Scherben vielfach wiederum eine kantigere Profilierung, mit nach innen verdickter und häufig auch gerade abgestrichener Randlippe. Die Innenseite der Scherben lässt mehrfach seichte Fingerrinnen erkennen (Taf. 14). Zu den besonderen Formen zählt eine grobkeramische Randscherbe, vielleicht eines Bechers, mit umlaufenden Horizontalrillen (Taf. 10.85). Gefässform und Rillen imitieren vielleicht einen Lavezbecher, wie solche im Siedlungsmaterial ebenfalls vorliegen (Taf. 16.222–224). Nur wenige Scherben von Kochtöpfen zeigen eine ähn26
liche Rillenzier (Taf. 14.173,177). Eine gleichartige Oberflächenbehandlung mit Horizontalrillen ist hingegen an zahlreichen Scherben aus einem frühmittelalterlichen Grubenhaus von Gächlingen SH zu beobachten; sie findet sich dort sowohl an offenen Formen wie an Kochtöpfen.33 Ähnlich verziert sind auch mehrere Scherben aus der Kirche von Schleitheim (Taf. 112). Eine weitere Randscherbe eines offenen Gefässes zeigt als Einzelfall eine umlaufende Randleiste (Taf. 10.86). Offene Gefässformen sind im Schleitheimer Siedlungsmaterial häufig anzutreffen und im Grubenhaus von Gächlingen ebenfalls gut vertreten. Im Material von Berslingen fehlen sie aber fast vollständig.34 Diese Beobachtungen fügen sich gut in eine chronologische Entwicklung ein, ausgehend von römischen Inventaren mit vielfältigen offenen keramischen Formen, über frühmittelalterliche Inventare mit schwindenden offenen Formen in römischer Tradition, bis hin zu mittelalterlichen Inventaren ohne tönerne Teller und Schüsseln. Wenige Scherben gehören der Gruppe der handgefertigten Rippen- und Buckelkeramik an (Taf. 11.91–94), die sich aus elbgermanischthüringischen Vorformen entwickelt hat. Am Bauchumbruch sind diese Gefässe häufig mit Rippen oder Buckeln versehen und zeigen in der Schulterzone Fransen, Zickzackbänder oder Eindruckstempel. Im Material von SchleitheimBrüel ist Stempelzier nur auf einer Wandscherbe überliefert (Taf. 11.95). Formal an die Rippen- und Buckelkeramik schliessen sich feinkeramische Gefässe an, deren Bauchumbruch gleichmässig gerundet oder als Knick ausgeführt ist. Meist zeigen sie wiederum Rillenzier oder vertikale Kerbreihen (Taf. 11). Zu den feinkeramischen Gefässen gehören vielfältige mehr oder weniger dünnwandige Randformen, mit teils verdickter und kantig ausgebildeter Randlippe (Taf. 11.113–131) und dünnwandige Böden, teilweise mit Standring (Taf. 10.87–90). Die typologisch nicht besonders vielfältige Siedlungskeramik von Schleitheim-Brüel widerspiegelt zweifellos die Keramik einer längeren Zeitspanne, vielleicht bereits vom späteren 4., sicher aber vom 5.–7. Jahrhundert. Ohne eine vergleichende Studie mit lokalen geschlossenen Komplexen, wie beispielsweise jene von Gächlingen und Berslingen, ist die Keramik von SchleitheimBrüel einstweilen chronologisch nicht genauer einzuordnen. Es ist daher zu hoffen, dass in naher Zukunft im weiteren Siedlungsgebiet von Schleitheim auch geschlossene Grubenkomplexe zum Vorschein kommen, die es ermöglichen, die noch immer kaum bekannte frühmittelalterliche Siedlungskeramik zeitlich besser zu gliedern.35
Abb. 11: SchleitheimBrüel. Fundsituation der Webgewichte.
Webgewichte aus Ton Gegen 30 eng beieinander liegende Webgewichte fanden sich im Bereich des Hausstandortes C (Abb. 9), zumeist auf der Oberfläche der Kulturschicht (Abb. 11). Teilweise liessen sie noch die Anordnung in Reihen erkennen, so dass eine sekundäre Ablagerung nicht anzunehmen ist. Vielmehr machen sie ein ebenerdiges Webhaus wahrscheinlich, das an Stelle des älteren Hauses C errichtet worden ist. Leider liess sich der Grundriss dieses Hauses nicht klar erkennen, so dass letztlich nicht auszuschliessen ist, dass der Webrahmen vielleicht auch auf der Aussenseite des Hauses angelehnt war. Die Webgewichte dieses Komplexes sind mehrheitlich von ovaler Form mit einem Gewicht zwischen 600 und 700 g (Abb. 12). Die meisten (Taf. 2–9) zeigen eine Marke in Form einer Kerbe (Abb. 13); in einem Fall ist auch eine Kreisrille vorhanden. Fragmente von drei weiteren Webgewichten fanden sich als Einzelfunde. Ein Fragment zeigt eine Marke in Form einer Kreuzrosette (Taf. 9.45), wie wir sie auch von Schaffhausen-Berslingen kennen.
Abb. 12: SchleitheimBrüel. Webgewichte aus der Siedlung (Gewichtsangaben mit Stern sind aus dem Fragmentierungsgrad hochgerechnet).
Abb. 13: SchleitheimBrüel. Webgewichte aus der Siedlung.
Spinnwirtel Der ergrabene Siedlungsausschnitt lieferte drei tönerne Spinnwirtel.36 Ein Exemplar (Taf. 1.22) fand sich im Bereich des Hallenhauses. Im Gegensatz zu den latènezeitlichen Spinnwirteln zeigen die frühmittelalterlichen Exemplare deutlich kantige Konturen. Aus den Gräbern im Hebsack liegen von den neueren Ausgrabungen insgesamt 16 tönerne Spinnwirtel von teils gleichartiger Form vor.37 27
Fragmente von Lavezsteingefässen Nicht selten sind im untersuchten Siedlungsausschnitt teils grössere Fragmente von Lavezsteingefässen gefunden worden (Taf. 16–17). Die Funde konzentrieren sich vor allem auf die Nordwestecke der Grabungsfläche, während aus der ganzen übrigen Fläche nur gerade sechs weitere Fragmente stammen, nämlich vier aus der Südost- und zwei aus der Nordostecke der Grabung.38 Die Lavezfunde lassen zwei Materialgruppen unterscheiden: Einerseits hellgrauer, feinkörniger, homogener Lavez (22 Fragmente), andererseits dunkelgrau-grüner, grober Lavez mit roten Granateinschlüssen (4 Fragmente). Letzterer ist ausschliesslich in der Nordwestecke der Grabung gefunden worden. Häufigkeit und Streuung der Lavezfragmente machen die Ansprache der Funde als römerzeitlich unwahrscheinlich. Aus dem ganzen römischen Vicusgebiet und den umliegenden Gutshöfen sind bisher nur wenige Lavezfragmente überliefert. Diese sind, wie auch die Funde aus dem spätrömischen Kastell und dem Kastellfriedhof von Stein am Rhein, immer auch feiner gearbeitet. Ihre Aussenwand zeigt zudem auch keine durchgehende Rillung, wie unsere Stücke vom Brüel. Vielmehr beschränkt sich die Rillung der römischen Gefässe auf wenige Parallelrillen zur besseren Haftung der angebrachten Bronzebänder.39 Lavezgefässe sind auch aus frühmittelalterlichen Siedlungen inzwischen hinreichend bekannt. Erwähnt seien hier nur gerade die Fragmente aus Berslingen, Gächlingen und Osterfingen.40 Die Lavezfragmente stammen von Töpfen und Schalen, vielleicht auch Tellern. Zur Hauptsache dienten die Gefässe als Kochgeschirr, da Lavezstein gut hitzebeständig ist und die Wärme ausgezeichnet speichert. Zwei Wandscherben zeigen die Reste einer dünnen vorstehenden Zierleiste.
Silices Aus der Grabungsfläche stammen insgesamt 28 Silices, die mit grosser Wahrscheinlichkeit auch zum frühmittelalterlichen Kontext gehören. Im Frühmittelalter wurden Silices zusammen mit Feuerstählen für die Erzeugung von Feuer verwendet und tauchen daher nicht selten auch als Grabbeigaben auf, vor allem im Tascheninhalt von Männern.41 Als ehemaliges prähistorisches Artefakt liegt das Fragment eines Kratzers vor, der einen sekundären Stichelabschlag aufweist (Taf. 1.10). Der Lesefund könnte daher sogar aus einem ehemals spätpaläolithischen Kontext stammen. Ein kleines Narbenfeld mit Gebrauchsretouchen belegt die Verwendung im Frühmittelalter zur Feuerherstellung. Bei einigen weiteren 28
Klingenfragmenten und Abschlägen handelt es sich wohl ebenfalls um Lesefunde von prähistorischen Siedlungsplätzen. Andere Stücke könnten auch von natürlichen Vorkommen der weiteren Umgebung stammen. Auffällig sind einige Chalcedontrümmer. Dieses Material ist mehrfach auch in den frühmittelalterlichen Gräbern von Schleitheim-Hebsack im Tascheninhalt belegt. Mehrheitlich sind die Silices aus der Siedlung unbearbeitet; nur einzelne Stücke zeigen wenig intensive Gebrauchsretouchen.
Bronzefunde Ein Fibelfragment, aus einem blechartigen Bronzestreifen gefertigt, stammt von einer spätkaiserzeitlichen Armbrustfibel42 (Abb. 15, Taf. 1.2). Im Umbruch von Fuss und Bügel sind Bearbeitungsspuren vorhanden. Zur Befestigung des Bügels am Eisenstift der Spiralkonstruktion ist der Blechbügel laschenförmig umgebogen. Auch an diesem Ende sind Bearbeitungsspuren vorhanden. Eine Ansatzstelle der Nadelrast ist am Fussteil nicht zu beobachten. Am ehesten handelt es sich deshalb um ein Halbfabrikat. Eine weitere Armbrustfibel kennen wir von Schleitheim als Oberflächenfund von Hinter Mauern, aus dem Bereich des römischen Vicus Iuliomagus (Abb. 15).43 Die Armbrustkonstruktion mit Bronzespiralen um einen Eisenstift und Sehne ist hier noch vollständig erhalten. Bügel und Fussteil sind reich verziert. Der Fuss endet fast spitz mit einem kleinen Abschlussknopf; die Nadelrast umfasst die ganze Länge des Fusses. Die zweite spätkaiserzeitliche Fibel aus der Siedlungsgrabung von 1992 aus dem Bereich des Hausstandortes G der älteren Siedlung gehört zur Gruppe der sogenannten Bügelknopffibeln (Abb. 14, Taf. 1.1). Namengebend für diese Gruppe ist ein Knopf am Bügel, der an unserem Stück pilzförmig oder konisch ausgebildet ist. Der Bügel besteht aus einem breiten Band, beidseitig als Wulst und in der Mitte kammförmig ausgebildet. Der kurze Fuss ist mit Einschnitten verziert. Die Nadelrast findet sich in Form eines Einschnittes. Die Feder für die Nadel bilden auch bei dieser Form wiederum Spiralwindungen, mit einer eng geführten inneren Sehne. Das Stück findet die nächste Entsprechung im spätkaiserzeitlichen Grab 500 von Schleitheim-Hebsack, das in die Zeit um 420/30 datiert wird (Abb. 14). Im Grab wurde die Fibel an der rechten Schulter des 30–40jährigen Mannes gefunden; ehemals hielt sie seinen Mantel zusammen. Im Unterschied zur Fibel aus der Siedlung besitzt die Fibel aus dem Grab aber einen Polyederkopf. Ihr Bügel ist zudem massiver gegossen und eine Rille gliedert den Bügelgrat. Im Vergleich möchte man die Fi-
Abb. 14: Spätkaiserzeitliche Bügelknopffibeln von Schleitheim: Siedlungsfund Brüel (links), Beigabe aus Kammergrab 500 von Schleitheim-Hebsack (rechts).
Abb. 15: Spätkaiserzeitliche Armbrustfibeln von Schleitheim: Halbfabrikat aus der Siedlung Brüel (oben), Oberflächenfund aus dem römischen Vicus Iuliomagus/Hinter Mauern (unten).
bel aus dem Siedlungsbereich eher noch etwas älter datieren, vielleicht noch in die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts. Bügelknopffibeln sind in der Nordschweiz auch im Zusammenhang mit römischen Ansiedlungen nachgewiesen, so in Augst BL, Windisch AG und im Gutshof von Stutheien TG. Während sie in den beiden ersten Orten mit anwesenden germanischen Söldnern in Verbindung gebracht werden, wird die Fibel in Stutheien zusammen mit spätantikem Glas und spätantiker Keramik als Verwahrfund eines vielleicht in Pfyn stationierten germanischen Söldners interpretiert.44 Die Fibel aus Stutheien besitzt wie unser Siedlungsfund einen flachen Bügel, zeigt aber einen langgezogenen doppelkonischen Bügelknopf und die Spiralkonstruktion hat eine bogenförmige weite Sehne.
Silberbarren Eine Überraschung für Schleitheim stellt der Fund eines kleinen Silberbarrens dar (Abb. 16, Taf. 1.4). Das Stück fand sich im Bereich von Haus G. Der kleine Barren von 1.6 cm Länge und 0.6 cm Breite und Dicke hat ein Gewicht von 7.55 g. Die Metallanalyse ergab einen Silbergehalt von 92.9% und Anteile von 5.4% Kupfer, 1.1% Blei und 0.6% Gold.45 Wie und vor allem warum der Fund in den Boden gelangte, wissen wir nicht. Bei dem Objekt handelt es sich entweder um ein Zahlungsmittel oder aber um Rohmaterial für einen Silberschmied. Silber wurde seit der Spätantike als Zahlungsmittel an Stelle der immer schlechter werdenden Münzen benutzt, vor allem in Form von Bruch-
silber im Lokalhandel. Zeugnisse hierfür sind beispielsweise die Silberschätze von Gross-Bodungen46 und Stenhojgaard, die beide Bruchsilber enthalten, letzterer zudem auch mehrere Barren.47 Vergleichsfunde im süddeutschen Raum sind vor allem von völkerwanderungszeitlichen Höhenstationen bekannt geworden, so vom Runden Berg bei Urach48 oder vom Geisskopf bei Offenburg.49 Die Funde werden hier als Rohmaterial von Silberschmieden angesehen. Nicht zuletzt waren die Herrschaftszentren auch Zentralorte mit spezialisierten Handwerkern.50 Aus zeitgenössischen Quellen wissen wir, dass oft der Auftraggeber dem Feinschmied das Rohmaterial zur Verfügung stellte.51 Die vielfältigen Gold- und 29
Abb. 16: SchleitheimBrüel. Kleiner Silberbarren aus der Siedlung (Gewicht 7.55 g, 92.9% Silbergehalt).
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Silberarbeiten aus den Gräbern von SchleitheimHebsack lassen daher zumindest teilweise auch eine lokale Herstellung von Schmuck und Trachtteilen vermuten. Ein Hinweis dazu gibt vielleicht der kleine Silberbarren. Einen weiteren Hinweis auf einen Feinschmied gibt möglicherweise das Grab 675. Zwischen zwei Lendenwirbeln des 55–64 Jahre alten Mannes fand sich nämlich ein Goldplättchen von 0.05 g, das an den Rändern deutliche Schnittspuren zeigt. Die Fundsituation im Unterleibsbereich könnte darauf hinweisen, dass sich das Reststückchen Gold in den Kleidern des Handwerkers verfangen hatte.52 Mit Grab 39 von Fellbach-Schmiden ist schliesslich auch ein Silberbarren in einem Grab selber nachgewiesen.53 Es handelt sich um ein Frauengrab. Der kleine Barren fand sich im rechten Schulterbereich, nahe bei einer Rosettenscheibenfibel. In diesem Fall wird man weniger an die Bestattung einer Feinschmiedin denken, als vielmehr an die Beigabe eines Wertgegenstandes oder Zahlungsmittels,54 vielleicht auch an einen aufbewahrten Rohstoff für eine spätere Herstellung oder Reparatur eines Schmuckgegenstandes. Letzteres gilt vielleicht auch für kleinere Silberstücke, möglicherweise römische Lesefunde beziehungsweise Hacksilber, aus Taschen in mehreren Gräbern von Schleitheim-Hebsack.55 Schliesslich ist von Schleitheim-Hebsack ein kleiner Bleibarren zu erwähnen, dem vielleicht als Grabbeigabe dieselbe Funktion zukam.56
Glasperlen Die Grabung 1992 im Brüel lieferte insgesamt sieben Glasperlen.57 Alle stammen aus unterschiedlichen Grabungsfeldern, so dass davon ausgegangen werden kann, dass alle Perlen auch einzeln in den Boden gelangt sind. Der Erhaltungszustand ist recht unterschiedlich, der überwiegende Teil ist beschädigt, bzw. fragmentiert. Eine chronologische Einordnung anhand einer stratigraphischen Lage ist nicht möglich. Die vorhandenen Typen beschränken sich nach Yvonne Reich indessen nicht auf einen eng begrenzten Zeitabschnitt, sondern können lediglich in einen weiter gefassten Rahmen gestellt werden. Die langzylindrische Perle (Taf. 1.15) tritt auch im Gräberfeld Hebsack auf (Typ 19), dort erstmals in Stufe 4 zu Beginn des 6. Jahrhunderts und kommt sehr vereinzelt noch bis in Stufe 9, d.h. bis kurz nach der Mitte des 7. Jahrhunderts vor. Die ringförmige schwach transluzide Perle (Taf. 1.13), eine leicht kleinere Variante des im Hebsack vertretenen Typs 7, hat dort eine Laufzeit vom Ende des 5. bis vereinzelt ans Ende des 7. Jahrhunderts. Die beiden gelben Perlen (Taf. 1.14) zählen bereits zur sogenannten «gelben Massenware» (Typ 31), die nach der Mitte des 6. Jahrhunderts bis gegen 700 im Hebsack vorhanden ist. Mit der kleinen doppelkonischen, transluzid dunkelblauen Perle (Taf. 1.12) ist ein Typ vertreten, welcher bereits in spätrömischer Zeit in Mode ist58 und schon früh Bestandteil von Ketten germanischer Damen wird, wie das Beispiel von Laufen am Neckar zeigt.59 Vereinzelte Stücke sind, zumindest in Schleitheim-Hebsack, bis ins 6. Jahrhundert anzutreffen. Zur letzten Perle schliesslich lassen sich aufgrund des äusserst schlechten Erhaltungszustandes keine weiteren Angaben machen. Eine weitere Perle (Taf. 1.17) muss sowohl wegen ihres Dekors und der verwendeten Farbkombination (blau, weiss, oliv und rotbraun) bezogen auf Schleitheim als Unikat angesehen werden. Die Durchsicht der gängigen Literatur des weiteren geographischen Umfeldes hat keinerlei exakte Vergleichsstücke ergeben. Da im Siedlungsbereich auch latènezeitliche Funde und Befunde vorliegen, kann für diese Perle eine solche Zeitstellung nicht von vorneherein ausgeschlossen werden.60
Tiegelfragment mit anhaftender Glaspaste Besonders bemerkenswert ist ein keramisches Bodenfragment mit anhaftender gelber Glaspaste (Abb. 21-22, Taf. 1.18). Es fand sich auf der Südwestseite von Haus C. Nur wenige Meter davon entfernt fand sich auch eine gelbe Glasperle. Die Bodenscherbe mit anhaftender Glaspaste weckte sofort den Verdacht, dass sie zu einem Tiegel gehören könnte, der mit der örtlichen Produktion von gelben Glasperlen im Zusammenhang steht. Die Vermutung wurde denn auch durch die Untersuchungen von Martin Heck an der Technischen Universität Darmstadt bestätigt.61 Glasperlen und Glaspaste zeigten eine Übereinstimmung der Gefügebefunde und der chemischen Zusammensetzung der Pigmentpartikel. Damit ist belegt, dass im Tiegel ein Gelbpigment hergestellt worden ist, das zur Herstellung von gelben Perlen verwendet wurde. Die Perlen wurden aus einer Mischung von Pigmentund Glasmasse im Gewichtsverhältnis 3:1 erschmolzen. Das dabei verwendete Glas lässt sich als typisches Kalk-Natron-Glas berechnen, das in der römischen Glastradition steht. Der Fund des Gusstiegelfragmentes aus dem Siedlungsbereich belegt somit eindrucksvoll, dass in Schleitheim zumindest Perlen der sogenannten «gelben Massenware» selber hergestellt worden sind. Dieser bislang sehr seltene Nachweis für eine merowingerzeitliche Glasperlenproduktion kann somit auch als Indiz gewertet werden für eine gewisse überregionale Bedeutung der Siedlung, wo offenbar auch spezialisierte Handwerker ansässig waren. In die gleiche Richtung wies auch bereits der Fund des kleinen Silberbarrens, der auch die lokale Silberbearbeitung wahrscheinlich macht.
Knochen- und Geweihgeräte Geräte aus organischem Material sind im Siedlungsmaterial nicht besonders häufig. Wohl im Zusammenhang mit der Textilverarbeitung steht eine Knochennadel (Taf. 1.8). Als Schmuckbesatz oder Amulett diente vielleicht ein durchbohrter Unterkiefereckzahn eines adulten, männlichen Hausschweines (Taf. 1.9),62 der unter dem Faunenmaterial entdeckt wurde. Zu den weiteren Funden aus Geweih zählt ein unfertiger Pyramidenknopf, der zum Wehrgehänge der Spatha gehört (Taf. 1.7). Hinzu kommt je auch ein Fragment eines Kammes (Taf. 1.5) und eines Kammetuis (Taf. 1.6).
3. Datierung und Entwicklung der Siedlung Markus Höneisen Die Datierung der Siedlungsspuren ist mit verschiedenen Schwierigkeiten verbunden. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass neben der frühmittelalterlichen Siedlung auch ältere Siedlungstätigkeit ihre Spuren hinterlassen hat. Als ältere Befunde erkannt wurden im nördlichen Grabungsbereich ein Abschlussgräbchen und einige Pfostengruben. Sie sind Bestandteile einer spätlatènezeitlichen Ansiedlung im Gewann Brüel. Aus römischer Zeit liegen im Grabungsareal keine baulichen Spuren vor, wohl aber Fundmaterial, wahrscheinlich grösstenteils abgeschwemmt, aus dem Bereich des hangaufwärts liegenden Gutshofes. Wie die Darlegung der Befunde gezeigt hat, liegen aus frühmittelalterlicher Zeit mehrere Siedlungsphasen vor; mindestens zwei Bauphasen liessen sich herausarbeiten. Die Schichtverhältnisse liessen im Areal keine klare Schichttrennung zu. Nur tendenziell lagen in einem unteren Horizont über dem meist grünen Hanglehm keltische und römische Funde; darüber, teilweise aber auch mit der Unterlage vermischt, fanden sich die frühmittelalterlichen Funde. Wie schon die römischen Funde konzentrierten auch sie sich überwiegend auf die Füllung einer natürlichen, breiten Rinne. Damit sind die Siedlungsspuren nur indirekt über das Fundmaterial datierbar. Zu den ältesten nachrömischen Funden gehören das Halbfabrikat einer Armbrustfibel (Abb. 15)63 sowie der Fund einer Bügelknopffibel (Abb. 14). Beide gehören noch in die späte Kaiserzeit (4. Jahrhundert) oder zumindest in das frühe 5. Jahrhundert. In der Siedlungsgrabung im Brüel fand sich, unweit der Armbrustfibel und wie diese im oberen Teil der Kulturschicht, auch eine fast prägefrische Bronzemünze (AE II) des Constantius II (337–361 n.Chr.), die im Jahr 350 n.Chr. in Siscia geprägt worden ist (Abb. 17).64 Sie kann nicht lange im Umlauf gewesen sein und dürfte schon bald in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts in Schleitheim in den Boden gekommen sein. Eine weitere Münze des Constans (337–350 n.Chr.), geprägt in Rom 348–350 n.Chr., ist uns vom Brühlgarten bekannt (Abb. 17).65 Sie zeigt stärkere Abnutzungsspuren und ist daher vielleicht etwas später in den Boden gelangt. Spätrömische Münzen sind in Schleitheim relativ selten.66 Die Münzreihe reicht hier sonst nur in die ersten Jahrzehnte des 3. Jahrhunderts n.Chr. und bricht dann ab. Man möchte daher annehmen, dass die beiden Münzfunde im Brüel mit der spätkaiserzeitlichen Neubesiedlung von Schleitheim im Zusammen-
Abb. 17: Spätrömische Münzfunde aus der frühmittelalterlichen Siedlung: Constantius, 350 n.Chr., von Schleitheim-Brüel (oben); Constans, 348– 350 n.Chr., von Schleitheim-Brühlgarten (unten).
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Abb. 18: SchleitheimBrüel. Zusammenstellung der 14C-Daten und grafische Darstellung. Datierung mittels AMS-Technik an der ETH-Zürich.
ITP
UZ-3839 ETH-14440 FNr. 70.2
1995
1260±60 y BP (13C: -24.8‰)
686–818, 92.3% 844–856, 7.7%
Holzkohle: 11 Quercus sp. 6 Picea abies
ITP
UZ-3838 ETH-14439 FNr. 107
1995
1405±60 y BP (13C: -25.8‰)
597–684, 100%
Holzkohle: 11 Picea abies
ITP
UZ-3841 ETH-14442 FNr. 215.1
1995
1400±60 y BP (13C: -25.1‰)
598–687, 100%
Holzkohle
ITP
UZ-3843 ETH-14444 FNr. 243.1
1995
1385±60 y BP (13C: -23.9‰)
606–703, 98.4% 749–751, 1.6%
Holzkohle: 3 Quercus sp. (Stichprobe)
hang stehen. Die ersten Siedlungsspuren im Brüel stammen daher wahrscheinlich bereits aus dem späteren 4. sicher aber aus dem 5. Jahrhundert. Darauf weisen zumindest auch die beiden Fibelfunde hin. Das weitere Fundmaterial spricht für eine Siedlungskontinuität an Ort und Stelle während des 6. und 7. Jahrhunderts. Dies wird allein schon durch das Spektrum der aufgefundenen Perlen angezeigt. Aus dem 6. Jahrhundert stammt ein Schilddorn. Ein Beleg für das 7. Jahrhundert ist das Halbfabrikat eines Pyramidenknopfes für die Spathaaufhängung. Nur allgemein als «merowingerzeitlich» anzusprechen sind zwei Kammfragmente, die Spinnwirtel und die Hauptmasse der Keramik. Das Fundmaterial aus der Siedlung bestätigt somit den auch aus dem Gräberfeld Hebsack gewonnenen Belegungszeitraum für die frühmittelalterliche Ansiedlung von Schleitheim. Die Ausgrabung im Brüel 1992 stellt nur einen sehr kleinen Ausschnitt aus der einstigen frühmittelalterlichen Siedlung dar. Die dabei gebor-
genen Funde haben gezeigt, dass in Schleitheim wahrscheinlich seit der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n.Chr. mit einer germanischen Besiedlung zu rechnen ist. Aus der Frühzeit liegen im Grabungsareal einstweilen nur Streufunde vor. Die beschriebenen Hausgrundrisse wird man aufgrund der wenigen datierenden Funde und der C14 Datierungen (Abb. 18) am ehesten in das 6. und 7. Jahrhundert n.Chr. stellen wollen. Die Siedlungskontinuität von Schleitheim bis in die heutige Zeit wird durch die Kirche, mit Adelsgräbern des 7. Jahrhunderts, zweifelsfrei belegt. Demnach ist in Schleitheim sicher auch mit karolingischen Siedlungsspuren zu rechnen. Die Anfangszeit des frühmittelalterlichen Schleitheims liegt einstweilen noch im Dunkeln. Denkbar wäre, dass die Besiedlung im Laufe des 4. Jahrhunderts n.Chr. gar in Form einer Höhensiedlung beginnt, wie solche in frühalamannischer Zeit, im römisch-germanischen Grenzgebiet, als neuer Siedlungstyp vielenorts zu belegen sind.67
900 850 800 750 700 650 600 550 500 FNr. 70.2
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FNr. 243.1
FNr. 215.1
FNr. 107
Die neuen Siedler führten jedenfalls die Siedlungstätigkeit im Zwerenbachtal, dem Ort des ehemaligen römischen Dorfes, nicht weiter fort, sondern suchten einen völlig neuen Standort für ihre Siedlung. Sie wählten den Südhang des Haupttales von Schleitheim, den schon die keltischen Siedler für die Anlage ihrer Gehöfte ausgewählt hatten. Die Gründe für diesen Standortwechsel sind uns nicht bekannt. Vielleicht waren die herumliegenden Bautrümmer im alten Siedlungsbereich für den neuen Siedlungsbau hinderlich. Nicht auszuschliessen ist aber auch, dass im Bereich des römischen Dorfes anfänglich noch romanische Nachfahren lebten, die weiterhin Anspruch auf dieses Gebiet hatten. Vielleicht richteten sich aber die Neusiedler insgesamt auch mehr nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Denkbar wäre, dass sie im Haupttal besser erschlossene Felder vorgefunden haben, die für Ackerbau und Viehzucht besonders günstig waren und möglichst nahe zur Siedlung liegen sollten. Der Gründe sind viele, eine Antwort geben die archäologischen Quellen einstweilen nicht. Die bisher ältesten, archäologisch nachgewiesenen Siedlungsspuren von Schleitheim finden sich jedenfalls im Haupttal von Schleitheim, im Bereich des heutigen Dorfes. Sie liegen nicht direkt entlang des Schleitheimer Baches, sondern finden sich in erhöhter Lage, auf einer flachen Hangterrasse zwischen 480 und 500 m. ü. M., also hochwassergeschützt, in gut 100 m Entfernung vom ehemals wohl mäandrierenden Schleitheimer Bach. Dieser fliesst heute auf der Höhe von etwa 470 m kanalisiert durch das Dorf.
Auf der gleichen Hangterrasse wurde bereits während der Spätlatènezeit gesiedelt. In römischer Zeit lag darauf auch ein römischer Gutshof. Vielleicht bildete dieser sogar den Ausgangspunkt für die Anlage der frühmittelalterlichen Siedlung. Die bisher frühesten germanischen Funde von Schleitheim liegen denn auch in unmittelbarer Nähe dieses Gutshofes (Abb. 19). Nach Westen dürfte der Rachistelbach ehemals die Siedlungsgrenze gebildet haben; westlich davon lag das Gräberfeld. Nicht gerade zufällig vielleicht liegen dort auf fast gleicher Höhe wie der römische Gutshof auch die beiden spätkaiserzeitlichen Kammergräber. Die Siedlung des 5. und auch 6. Jahrhunderts dürfte sich über die ganze Terrasse im Gewann Brüel erstreckt haben, vom Rachistelbach, bis vielleicht auf die Höhe der heutigen Kirche, wo der rückwärtige Hang beginnt etwas steiler abzufallen. Im Hebsack wurden die Gräber jener Zeit, im Vergleich zu den erwähnten Kammergräbern, weiter bachwärts angelegt. Die Siedlung des 7. Jahrhunderts erstreckte sich über eine bereits grössere Fläche. Möglicherweise erstmals darin einbezogen war auch das Gewann Breite, westlich des Rachistelbaches, sowie vielleicht sogar der näher am Schleitheimer Bach liegende Hangteil. Anzunehmen ist ebenfalls eine Besiedlung der Hanglage nördlich des Schleitheimer Baches, wie dies zumindest durch Streufunde angedeutet wird. Nach wie vor dürfte die Siedlung aber aus locker gestreuten Einzelhöfen bestanden haben und umfasste vielleicht gegen 200 Einwohner.
Abb. 19: Schleitheim im 7. Jahrhundert. Das Dorf wurde auf einer Terrasse über dem Schleitheimerbach in der Nähe eines ehemaligen römischen Gutshofes errichtet. Die Ansiedlung bestand aus 5–10 eingezäunten Gehöften mit jeweils mehreren Holzgebäuden. Auf einem markanten Sporn über dem Dorfbach wurde die frühe Kirche errichtet. In ihrer näheren Umgebung wird der zugehörige Adelshof vermutet. Am südwestlichen Dorfrand, ennet dem Rachistelbach, lag hangaufwärts das Reihengräberfeld Hebsack (Zeichnung Beat Scheffold).
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Abb. 20 (vorhergehende Doppelseite): Ankunft der germanischen Siedler in Schleitheim. Gerade kommt der Tross am Ende einer langen Wanderung mit Kind und Kegel, mit der beweglichen Habe und den Tieren aus dem nordöstlichen Mitteleuropa im Schleitheimer Tal an. Es ist bald nach 350 n.Chr. Ein Jahrhundert zuvor haben die Römer das Tal von Schleitheim weitgehend verlassen, als die Grenze (Limes), die quer durch das heutige Baden-Württemberg verlief, unter dem Druck germanischer Bevölkerungsgruppen und Alamanneneinfällen an den Rhein zurückgenommen werden musste. Das Land ist bereits wieder verödet; der Wald erstreckt sich fast bis zum Schleitheimer Bach. Die Ruine des ehemaligen Gutshofes Brüel bietet sich als Siedlungsplatz für die germanischen Neuankömmlinge an. Hier kann bereits gerodetes, jetzt verwahrlostes Land übernommen werden. Im Schutz der römischen Mauern hat sich die Vorhut niedergelassen. Ihr Anführer, der Siedlungsgründer, der später im Grab 500 bestattet wurde, begrüsst seine Partnerin, die später im Grab 363 bestattete Frau, der der Tross gefolgt ist. Als Willkommensgruss überreicht er ihr ein silbernes Toilettenbesteck. Auch wenn einiges im gezeichneten Lebensbild zunächst heiter wirkt, ist nicht zu vergessen, wie hart der Alltag und wie mühevoll das Unterwegssein gewesen ist. Beispielsweise ist dies am Krankentransport im Planwagen und an den Lastenträgern zu sehen. Verkehrsmässig war das Land nur gering erschlossen. Transport und Verkehr verliefen hauptsächlich über die römischen Fernstrassen. Schleitheim liegt an der ehemaligen Römerstrasse von Zurzach nach Hüfingen (Zeichnung Ruth Baur).
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Die Siedlungserweiterung erlaubte offenbar im Hebsack das Anlegen weiterer Gräber in flacher Terrassenlage bachwärts nicht mehr. Das Reihengräberfeld wurde daher neu organisiert und hangaufwärts erweitert. Davon deutlich abgesetzt, bestattete eine Adelsgruppe ihre Toten an anderer Stelle, nämlich im Innern der neu errichteten Kirche, auf der vorspringenden Hangzunge am Ostrand der bisherigen Siedlung. Der genaue Wohnplatz dieser Adelsgruppe ist bisher noch unbekannt. Vielleicht liegt er südlich der heutigen Kirche. Mit dem Kirchenbau verlagerte sich die Siedlung im 8. und 9. Jahrhundert möglicherweise auch weiter nach Osten (Abb. 20). Im christlichen Sinn wurde in der Folge in einem Friedhof um die Kirche bestattet, was bis 1865 so blieb, bis man aus Platzgründen wieder dazu überging, den Friedhof erneut im Hebsack anzulegen – genau am Ort des ehemaligen alamannischen Reihengräberfeldes. Für die weitere Entwicklung des Dorfes Schleitheim dürfte die Strasse nach Beggingen eine beträchtliche Rolle gespielt haben. Die vorher noch lockere Streuung in Form von Einzelhöfen verdichtete sich allmählich zu einem Strassendorf entlang des Schleitheimer Baches, der schliesslich auch künstlich korrigiert wurde.
4. Archäometrische Untersuchung eines merowingerzeitlichen Tiegelfragmentes mit anhaftendem gelbem Glas M.Heck, Th. Rehren, P. Hoffmann68 Der archäologische Kontext der untersuchten Proben ist an anderer Stelle ausführlich beschrieben.69 Dieser Bericht beschränkt sich auf die Ergebnisse und Interpretation der naturwissenschaftlichen Untersuchung der Proben. Dies sind zum einen ein ca. 10 auf 5 cm grosses Tiegelfragment (zwei Scherben) mit einem etwa 2 mm starken anhaftendem gelbem Glasfilm (Abb. 21–22) sowie sieben gelbe Glasperlen aus dem gleichen Fundmaterial.
Probenpräparation und Untersuchungsmethoden Die Proben wurden zunächst mit Hilfe der energiedispersiven Röntgenfluoreszenzanalyse (EDRFA)70 zerstörungsfrei untersucht. Die Quantifizierung erfolgte durch eine Kombination aus Kalibration mit zertifizierten Glasstandards und der Fundamentalparametermethode (FPM).71 Zur Untersuchung des Tiegelfragmentes im Licht- (LM) und Elektronenmikroskop (REM)72 wurde ein Querschliff angefertigt, der die Tiegelkeramik und das anhaftende gelbe Glas erfasst. Zusätzlich wurden noch einige kleine Glassplitter aus dem Tiegelfragment herauspräpariert. Von einem gelben Glasperlenbruchstück wurde zu Vergleichszwecken ebenfalls ein Querschliff angefertigt. Die Schliffe bzw. Splitter wurden auf einem Objektträger in Epoxiharz eingebettet, poliert73 und nach der Untersuchung mit dem LM mit einer ca. 10 nm starken Kohlenstoffschicht versehen.
Abb. 21 (linke Seite): Schleitheim-Brüel. Glastiegelfragment mit anhaftender gelber Glaspaste. Abb. 22: SchleitheimBrüel. Glastiegelfragment mit anhaftender gelber Glaspaste.
Mit Hilfe der REM-Untersuchungen wurden durch die Aufnahme rückgestreuter Elektronen (BSE) Bilder erhalten, die eine Darstellung der vorhandenen Phasen mit einem Ordnungszahlenkontrast74 (Z-Kontrast) ermöglichen. In einem Fall wurden auch Sekundärelektronen (SE) detektiert. Das Glas aus dem Tiegelfragment und der Perle sowie vorhandene kristalline Phasen und Einschlüsse beider Proben wurden abschliessend mit dem REM standardlos mittels energiedispersiver Detektion (ED-Analyse) nach der FPM quantifiziert. Zur Analyse des Glases wurden Flächen von ca. einigen hundert Quadratmikrometern bei Eindringtiefen von wenigen Mikrometern vermessen sowie Punktmessungen im homogenen Glasbereich ausgeführt, während für Phasenbestimmungen nur Punktanalysen durchgeführt wurden, die ein Volumen von wenigen Kubikmikrometern erfassten.
rer Ergebnisse wird aufgrund der fortgeschrittenen Verwitterung des Glases, an dieser Stelle verzichtet. Bei einer der RFA-Messungen wurde an einer Stelle des Glases ein stark erhöhter Silbergehalt festgestellt. Durch die genauere Untersuchung dieser Stelle konnte mit dem REM ein in der Glasmasse sitzendes Silberkorn mit einem Durchmesser von ca. 150 µm nachgewiesen werden (Abb. 23). Unter dem LM erscheint das Glas weitgehend durchsichtig und klar, mit einer leicht gelben Eigenfarbe. Deutlich zu erkennen ist die fortgeschrittene oberflächliche Verwitterung des Glases, hervorgerufen durch die lange Bodenlagerung sowie Risse und eine Vielzahl eingeschlossener runder Poren. Eine enthaltene kristalline Phase ist deutlich intensiver gelb gefärbt, die anderen sind farblos. Abbildung 24 gibt eine Übersicht des Querschliffes wieder. Der Bereich des Glases ist auf-
Ergebnisse Das Glas im Tiegelfragment Das der Tiegelkeramik anhaftende gelbe Glas ist den RFA-Analysen nach ein Bleisilikatglas, mit den beiden Hauptkomponenten Bleioxid (ca. 70 Gew.%) und Siliziumdioxid (ca. 10 Gew.%). Als Nebenbestandteile im Glas enthalten sind die Oxide der Elemente Natrium, Aluminium, Calcium, Eisen und Zinn. Auf die Darstellung präzise-
Abb. 23: Silberkorn im Glas [SE-Bild (Jeol JSM 6400, 20 kV, 0,2 nA)].
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Abb. 24: Überblick über den Querschliff des Tiegelfragmentes [BSE-Bild (Zeiss DSM 962, 30 kV, 48 µA)].
Abb. 25: Farbpigment Bleistannat (hell) mit Zinndioxidkernen (dunkel) in der Bleisilikatglasmatrix (grau) des Tiegelfragmentes [BSE-Bild (Zeiss DSM 962, 30 kV, 48 µA)].
Abb. 26: Abnahme der Farbpigmentkonzentration am Übergang zur Tiegelkeramik [BSE-Bild (Zeiss DSM 962, 30 kV, 48 µA)].
Abb. 27: Freies Zinndioxid (dunkel) und Bleistannat (hell) in der Bleisilikatglasmatrix [BSE-Bild (Jeol JSM 6400, 20 kV, 0,2 nA)].
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grund der hohen Ordnungszahl des enthaltenen Bleis deutlich heller als die Tiegelkeramik (unten) abgebildet. Das Einbettungsmittel erscheint schwarz (oben). Im Glas verteilt ist das im LM intensiv gelb erscheinende kristalline Farbpigment Bleistannat PbSnO3. In vielen der Kristalle sind Zinndioxidkerne zu sehen (Abb. 25). In Abbildung 26 ist zu sehen, dass die Konzentration des Farbpigmentes in der Nähe des Überganges zum Tiegelmaterial abnimmt. Weiterhin ist in dieser Abbildung gut zu erkennen, da dunkler als die Glasmasse erscheinend, die oberflächliche Verwitterung des Glases, die sich auch durch Risse ins Innere des Glases bis hin zur Tiegelkeramik ausgebreitet hat. Die Zusammensetzung des Tiegelglases wurde zum einen durch eine Flächenmessung und zum anderen durch eine Punktmessung im unverwitterten homogenen Glasbereich mittels ED-Analyse quantitativ bestimmt. Weiterhin wurde auch das Glas im Rand- oder Übergangsbereich zum Tiegel auf gleiche Weise untersucht (Tab. 1). Die Flächenmessung und die Punktmessung unterscheiden sich am deutlichsten in der Zinndioxidkonzentration, da das Zinndioxid vor allem in den Farbpigmentpartikeln vorliegt und nur zu ca. 1 Gew.% homogen in der Bleisilikatglasmatrix gelöst ist, wie die Punktmessung zeigt. Die Siliziumdioxid- und Aluminiumoxidkonzentrationen, die im Randbereich des Glases zum Tiegelmaterial bestimmt wurden, liegen deutlich höher als im restlichen Glas des Tiegels. In einem der entnommenen Glassplitter liegt freies Zinndioxid in der Bleisilikatglasmatrix vor (Abb. 27). Unten rechts ist eine grössere Ansammlung an Bleistannatpigmentpartikeln zu sehen. Es konnte in einem an der Oberfläche des Glases sitzenden Aggregat eingeschlossenes freies Bleioxid nachgewiesen werden (Abb. 28). Dieses von einem an Bleioxid angereicherten Netzwerk durchzogene Aggregat hat die in Tabelle 2 angegebene Zusammensetzung. Sie entspricht sehr genau der des gemeinen Kali-Feldspates (KAlSi3O8). Im Kali-Feldspat kann Natrium (hier ca. 1.5 Gew.%) und Eisen das Kalium auf seinen Plätzen ersetzen. Weitere Stücke des Kali-Feldspates, der mit einem Bleioxid angereicherten Netzwerk durchzogen ist, konnten auch in den präparierten Glassplittern nachgewiesen werden (Abb. 30). Eine weitere beobachtete Phase besteht ebenfalls überwiegend aus den Oxiden der Elemente Kalium, Aluminium und Silizium. Die Zusammensetzung dieser Phase entspricht im Rahmen der Messunsicherheit der des Feldspatvertreters Leucit KAlSi2O6 (Tab. 3). Dem Gefügebild nach ist die Entstehung einer Flüssig-Flüssig-Entmi-
schung zuzuordnen (Abb. 29). Es konnte in einem der Glassplitter auch ein ideomorpher Kristall nachgewiesen werden (Abb. 30), dessen Zusammensetzung ebenfalls der des Leucites entspricht (Tab. 3).
Die Tiegelkeramik Die Tiegelkeramik besteht aus einer feinkörnigen bis mikrokristallinen eisenhaltigen Matrix, in die verschiedene Phasen eingeschlossenen sind. Es wurde mit einer Flächenanalyse (ca. 16 mm2) die Zusammensetzung der Tiegelkeramik sowie durch Punktanalysen die Bestandteile der vorhandenen Phasen bestimmt (Tab. 4). Hierbei konnten u.a. Quarz, Natron-Feldspat75 und KaliFeldspat nachgewiesen werden.
Abb. 28: Aggregat (dunkel) mit freiem Bleioxid (hell) und bleioxidreichem Netzwerk (grau) [BSEBild (Zeiss DSM 962, 30 kV, 48 µA)].
Die Glasperle Die sieben gelben Glasperlen bestehen der RFAAnalyse nach ebenfalls aus einem Bleisilikatglas. Der Anteil an Bleioxid schwankt von ca. 40– 70 Gew.%, der an Siliziumdioxid von ca. 20– 40 Gew.%. Weiterhin sind Oxide der Elemente Natrium, Magnesium, Aluminium, Calcium, Eisen und Zinn im Bereich einiger Gewichtsprozente immer anwesend. Die Angabe genauerer Ergebnisse lässt auch hier die stark fortgeschrittene Verwitterung der Glasoberflächen nicht zu. Unter dem LM ist das Glas des für quantitative Untersuchungen präparierten Perlenfragmentes weitgehend durchsichtig und klar und entspricht damit dem Glas im Tiegelfragment. Die intensiv gelb gefärbte Phase liegt im Glas der Perle ebenfalls vor. Abbildung 31 gibt eine Übersicht über den zweiteiligen Querschliff. In der Bleisilikatglasmatrix verteilt ist das Farbpigment Bleistannat (hell) zu erkennen. An einigen Stellen tritt das sehr inhomogen verteilte Farbpigment gehäuft auf. Weiterhin gut zu erkennen ist die grosse Anzahl runder Poren, die im Glas eingeschlossen sind. In Abbildung 32 ist eine Detailaufnahme des Farbpigmentes dargestellt. Auch hier ist in einigen Bleistannatkristallen wiederum ein dunkler Zinndioxidkern zu sehen. Wie schon beim Glas im Tiegel wurde auch hier zu Vergleichszwecken eine Flächenmessung und eine Punktmessung im homogenen Glasbereich durchgeführt (Tab. 5). Der markanteste Unterschied liegt in den Bleioxid- und Zinndioxidgehalten, die bei der Flächenanalyse wegen der mitgemessenen Pigmentpartikel wieder höher liegen als in der Glasmatrix, während Siliziumdioxid entsprechend weniger vertreten ist.
Abb. 29: Entmischungsgefüge einer «leucitischen» Schmelze (dunkel) aus dem umgebenden Bleisilikatglas (hell) [BSE-Bild (Jeol JSM 6400, 20 kV, 0,2 nA)].
Abb. 30: Links oben ein Leucit-Kristall (dunkel) und rechts wiederum Kali-Feldspat mit bleioxidreichem Netzwerk [BSE-Bild (Jeol JSM 6400, 20 kV, 0,2 nA)].
Abb. 31: Überblick über den Querschliff der Glasperle (zweiteilig) [BSEBild (Zeiss DSM 962, 30 kV, 48 µA)].
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Abb. 32: Farbpigment Bleistannat (hell) mit Zinndioxidkernen (dunkel) in der Bleigsilikatglasmatrix (grau) der Perle [BSE-Bild (Zeiss DSM 962, 30 kV, 48 µA)].
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Gegenüberstellung der beiden Gläser
Interpretation
Nimmt man nur die zerstörungsfreien RFA-Messungen als Grundlage für den Vergleich, so lässt sich nichts über die Entstehung der beiden Gläser aussagen. Es kann nur die Aussage getroffen werden, dass beide Gläser vom gleichen Typ (Bleisilikatglas) sind und die gleiche qualitative Zusammensetzung aufweisen. Die oberflächliche Verwitterung des Glases und die geringen Informationstiefen gerade für die leichten Elemente wie das Natrium erlauben keinen exakten Vergleich. Erst durch die gezielte Entnahme von kleinen Proben zur Anfertigung von Schliffen, die eine Untersuchung ohne den Einfluss der Verwitterung ermöglichen, können die beiden Gläser sinnvoll miteinander verglichen werden, und daraus dann weitere Informationen gewonnen werden. Hinzu kommt, dass auch die Analyse und Identifikation der in den Gläsern enthaltenen Phasen, Einschlüsse und Gefüge mittels LM und REM nur durch die Anfertigung von Schliffen möglich ist. Unter dem LM und REM (Abb. 25 und 32) zeigen die beiden Gläser ein ähnliches Gefügebild. Das Gefüge der Farbpigmente mit ihren charakteristischen Zinndioxidkernen, die Grösse und die Dichte der Bleistannatkristalle in der Glasmatrix sind in beiden Gläsern nahezu identisch. Erst der Vergleich der mit dem REM bestimmten quantitativen Zusammensetzung der Gläser zeigt deutliche Unterschiede (Tab. 6). Während die Natriumoxid-, Siliziumdioxid- und Calciumoxidkonzentrationen im Glas der Perle alle höher sind als im Tiegelglas, findet man für Bleioxid und Zinndioxid entsprechend geringere Konzentrationen. Bildet man in beiden Gläsern das Verhältnis aus Bleioxid/Zinndioxid, so ergibt sich beim Glas im Tiegel 11.4 und im Glas der Perle 11.7. Es liegt also bei beiden Gläsern ein nahezu identisches Verhältnis von Bleioxid zu Zinndioxid vor. Das Verhältnis Siliziumdioxid/Aluminiumoxid (11.4 im Glas der Perle und 4.1 im Glas des Tiegels) unterscheidet sich in beiden Gläsern jedoch deutlich.
Durch die Messung der Glaszusammensetzung im Übergangsbereich Glas/Tiegelkeramik, die eine erhöhte Siliziumdioxid- und Aluminiumoxidkonzentration aufwies, konnte gezeigt werden, dass die aggressive bleioxidhaltige Schmelze die Tiegelkeramik stark angegriffen, aufgelöst und resorbiert hat. Dies führte zur Kontamination der Schmelze mit den Bestandteilen der Tiegelkeramik, vor allem mit den Hautkomponenten, also Aluminiumoxid und Siliziumdioxid. Dies wird auch daran deutlich, dass das Siliziumdioxid/Aluminmiumoxid-Verhältnis von 4.1 im Tiegelglas mit dem in der Tiegelkeramik mit 4.0 gut übereinstimmt. Daraus ist zu entnehmen, dass die Glasphase im Tiegel weitgehend aus der Resorption von Tiegelkeramik entstanden ist. Die Zusammensetzung der Perlen hingegen ist durch hohe Anteile des farbgebenden Pigmentes, aber auch eine typische Glaszusammensetzung mit deutlichen Gehalten an Natriumoxid, Calciumoxid und Siliziumdioxid gekennzeichnet, die im Tiegelglas fehlen. Daraus lässt sich ableiten, dass im Tiegel das gelbe Farbpigment Bleistannat aus Bleioxid und Zinndioxid, nicht aber gelbes Glas zur Perlenproduktion hergestellt wurde. Auch dem Gefüge nach entstand das Bleistannat im Tiegel. Als wichtigste Indizien hierfür gelten das Vorhandensein von freiem Bleioxid im reliktischen Kali-Feldspat und das Vorliegen von Zinndioxid in der Bleisilikatglasmatrix, also den beiden Ausgangsstoffen der Bleistannatherstellung, sowie die Zinndioxidkerne in dem Bleistannat. Das freie Bleioxid deutet darauf hin, dass zuerst das Blei bzw. Bleioxid im Tiegel geschmolzen wurde und Zinn bzw. Zinndioxid erst anschliessend dazugegeben worden ist. Ob nun die Oxide oder Metalle eingesetzt wurden und die Oxidation erst im Tiegel erfolgte, lässt sich nicht sagen. Weiterhin ist das Bleistannat auf bzw. um Zinndioxidpartikel herum gewachsen, wie das nachgewiesene Zinndioxid zeigt, das ausschliesslich im Kern und nicht am Rand der Bleistannatpigmente vorliegt. Auch die extreme Feinkörnigkeit des Bleistannates (zum Teil kleiner als 1 µm) spricht für eine Auskristallisation aus der Schmelze, da es im Frühmittelalter kaum möglich gewesen war, so klein zu mahlen. Der bleioxidhaltige Kali-Feldspat wurde während der Pigmentbildung durch den Angriff der Schmelze aus der Tiegelkeramik herausgelöst und ist aufgrund seiner geringeren Dichte im Vergleich zur Bleisilikatschmelze an die Oberfläche getrieben. Auch in Laborversuchen konnte das Bleistannatpigment aus den beiden Oxiden in einer siliziumdioxidhaltigen Schmelze hergestellt werden.76 Der Literatur nach bildet sich das Bleistannat aus Bleioxid und Zinndioxid in Gegenwart von Sili-
ziumdioxid bei Temperaturen oberhalb 600°C, zerfällt jedoch ab einer Temperatur von 900°C wieder in die beiden einzelnen Oxide. Hierdurch lässt sich zumindest der Temperaturbereich des Prozesses grob einschränken. Da die Lösungsund Kristallisationsmechanismen für Zinndioxid sowie die Bildung von Bleistannat aus bleioxidreichen Schmelzen zwar mehrfach in der Literatur angesprochen werden, aber nach wie vor keine überzeugenden Erklärungsmuster vorliegen, lassen sich aus diesen Befunden keine weiteren Rückschlüsse auf die Prozessbedingungen im Tiegel ziehen. Die im Glas des Tiegels beobachteten Entmischungen einer leucitischen Teilschmelze, wie sie ähnlich auch aus kalium- und aluminiumreichen, aber kieselsäurearmen Magmen und Schlacken bekannt ist, werden auch als unmittelbare Folge der Resorption eines Teils der Tiegelkeramik verstanden. Hierbei handelte es sich ursprünglich um Kali-Feldspat, der als Bestandteil der Tiegelkeramik nachgewiesen wurde und in diesem Falle nur teilweise durch die Schmelze resorbiert wurde. Bei der Abkühlung der Schmelze kam es zur Entmischung einer leucitischen Teilschmelze, sobald die Temperatur nicht mehr ausreichte, um eine einheitliche Schmelze aufrechtzuerhalten, sowie vereinzelt auch zur Kristallisation von Leucit. Die Umwandlung von Kali-Feldspat zu Leucit ist zu verstehen, wenn man bedenkt, dass Bleioxid einen Teil des Siliziumdioxides zur Glasbildung bindet, und der Unterschied zwischen den beiden Phasen genau einer Formeleinheit Siliziumdioxid entspricht. Die gelben Glasperlen unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung von dem gelben Pigment im Tiegel durch einen Anteil des bis in das frühe Mittelalter verwendeten Kalk-Natron-Glases.77 Daraus lässt sich ableiten, dass die untersuchte gelbe Glasperle durch die Zugabe einer typischen Glaskomponente zu der im Tiegel hergestellten Pigmentschmelze hergestellt wurde. Unter der Annahme, dass in dieser unbekannten Komponente kein Blei enthalten ist, was durch das gleich bleibende Verhältnis Bleioxid/Zinndioxid in den Gläsern von Tiegel und Perle nahelegt wird, so lässt sich diese unbekannte Komponente berechnen. Als Ergebnis resultiert hier eine Komponente mit ca. 25 Gew.% Natriumoxid, 66 Gew.% Siliziumdioxid und 7 Gew.% Calciumoxid. Diese Zusammensetzung entspricht der Zusammensetzung römischer und frühmittelalterlicher Gläser,78 in denen nur der Natriumoxidgehalt mit üblicherweise 20 Gew.% niedriger liegt. Es bleibt also festzuhalten, dass die gelbe Perle wohl durch die Zugabe des mit Tiegelmaterial kontaminierten Farbpigmentes (Anteil ca. 73 Gew.%) zu einem Rohglas (Anteil ca. 27 Gew.%) hergestellt wurde. Ein ähnlicher Befund, allerdings wesent-
lich weniger gut untersucht, wurde vor einiger Zeit aus Irland vorgelegt, der in das 2. Jahrhundert v.Chr. datiert.79 Die Interpretation, dass das Farbpigment nicht rein dargestellt wurde, sondern wechselnd stark mit Tiegelmaterial kontaminiert in einer Glasphase vorliegt, liefert eine plausible Erklärung für die starken Schwankungen der Zusammensetzung gelber Perlen,80 wie sie im Gegensatz dazu bei anderen Farbgruppen (braun, orange, weiss, grün) nicht beobachtet wird.81 Die Verbindung des Tiegels zur Silbermetallurgie, die durch das gefundene Silberkörnchen vermutet werden könnte, ist damit sehr unwahrscheinlich. Vielmehr ist anzunehmen, dass als Quelle für das Bleioxid entweder ein leicht silberhaltiges Blei oder aber Bleiglätte, in die ein Silberkorn eingeschlossen war, verwendet wurde. In beiden Fällen würde bei der Bildung des Bleisilikatglases das chemisch reaktionsträge und spezifisch schwere Silber als «Bodensatz» im Tiegel zurückbleiben.
Zusammenfassung Die detaillierte Untersuchung von Perlen und Tiegelfragmenten ergaben eine enge Zusammengehörigkeit der beiden Fundtypen. Die bis zur Identität gehende Übereinstimmung der Gefügebefunde und chemischen Zusammensetzung der Pigmentpartikel der beiden Materialklassen erlauben es, die Erzeugung desjenigen Gelbpigmentes in dem Tiegel zu postulieren, das anschliessend zur Herstellung von gelben Perlen verwendet wurde. Nur in Folge der Resorption von Bestandteilen der Keramik durch die Bleioxid/Zinndioxid-Schmelze entstand im Tiegel eine Glasphase, während die Perlen aus einer Mischung von Pigmentmasse und Glasmasse im Gewichtsverhältnis von rund 3:1 erschmolzen wurden. Das dabei verwendete Glas lässt sich als typisches Kalk-Natron-Glas berechnen, das damit in der römischen Glastradition steht, die bis in das frühe Mittelalter Bestand hatte. Durch den Nachweis der Pigmentherstellung im Tiegel kann die lokale Herstellung von gelbem Pigment und Glas belegt werden; offen bleiben muss allerdings die Frage nach der Herkunft des verwendeten Grundglases.
41
5. Archäozoologische Auswertung der Tierknochen André Rehazek
Abb. 33: SchleitheimBrüel. Bestimmbarkeit der Tierknochenfragmente in den verschiedenen stratigraphischen Einheiten.
Das Tierknochenmaterial der Siedlungsgrabung Schleitheim-Brüel82 umfasst insgesamt 6587 Fundstücke mit einem Gewicht von knapp 99 kg. Davon stammen aus stratifizierbarem Zusammenhang 6090 Knochen (88.5 kg).83 Sie datieren aus dem 6./7. Jahrhundert n.Chr. Die stratifizierten Tierknochen wurden mit Hilfe der osteologischen Vergleichssammlung am Seminar für Urund Frühgeschichte der Universität Basel bestimmt. Die Quantifizierung des Materials erfolgte mittels der Anzahl der Knochenfragmente (n) bzw. des Fragmentgewichts in Gramm (Gew.). Eine Berechnung der Mindestindividuenzahlen wurde ebenfalls durchgeführt und diente als Grundlage für das in diesem Band vorgelegte Wirtschaftsmodell.84 Über die Fragmentanzahl kann man die relative Häufigkeit der einzelnen Tierarten im Fundspektrum abschätzen und somit beurteilen, welche Arten bevorzugt genutzt wurden. Die Auswertung anhand des Fragmentgewichts gibt darüber hinaus Auskunft über die nahrungswirtschaftliche Bedeutung einer Tierart, da sich das Knochengewicht direkt proportional zum Körpergewicht des Tieres verhält.85 Die Bearbeitung der stratifizierbaren Tierknochen erfolgte aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse und der nicht einheitlichen Abtragungsart der Schichten (Handabtrag, maschineller Abtrag) getrennt in vier verschiedenen horizontalstratigraphischen Einheiten. Die Knochen der stratigraphischen Einheit «Nord» stammen aus dem nördlichen Teil der Grabungsfläche, die nördlich der Linie 514 und östlich der Linie 82 liegt. In diesem Bereich befinden sich die Grundrisse des Hauses B und des teilweise ausgegrabenen Hauses A. Die Funde aus dem Grabungsausschnitt «Süd» kommen aus dem Bereich des Hauses G, südlich der Linie 514 und östlich der Linie 86. Die grösste Anzahl der Tierknochen wurde
Bestimmbare
aus dem Westteil der Grabungsfläche geborgen, in dem die Grundrisse des Hauses C und der nur teilweise ergrabenen Häuser D und F liegen. Knochenkonzentrationen, die als Reste von Abfallhaufen gedeutet werden können, ergeben sich dabei an der Nordostecke des Hauses C und im westlichen Bereich des unvollständig ausgegrabenen Hauses D. Die Knochen dieser drei stratigraphischen Einheiten stammen aus Kulturschichten, die von Hand abgetragen wurden. Eine Schlämmung des Sediments wurde nicht durchgeführt. Die Funde des maschinellen Abtrags mit dem Bagger und der Sondiergräben wurden als eigene Einheit zusammengefasst, da aufgrund der weniger genauen Grabungstechnik deutliche Unterschiede in der Zusammensetzung des Materials gegenüber den handaufgelesenen Funden zu erwarten waren.86
Bestimmbarkeit und Durchschnittsgewicht Die Bestimmbarkeit des Tierknochenmaterials von Schleitheim-Brüel beträgt auf der Basis der Fragmentanzahl etwa 65%, auf der Basis des Fragmentgewichts ca. 91% (Abb. 33). Das Durchschnittsgewicht der bestimmbaren Fragmente liegt bei etwa 20 g. Während die bestimmbaren Knochen definitionsgemäss einer Tierart und einem Skelettteil zuweisbar sind, handelt es sich bei den unbestimmbaren Fragmenten um Funde, die lediglich einer Tiergruppe bzw. einer Tiergrössenklasse zugeordnet werden können oder um gänzlich unbestimmbare Knochensplitter. Ihr Durchschnittsgewicht beträgt knapp 4 g. In den Grabungsausschnitten Nord und Süd ergeben sich deutlich unterdurchschnittliche Bestimmbarkeiten, im Grabungsausschnitt West und dem Baggerabtrag waren die Knochen überdurchschnittlich gut bestimmbar. Im Falle der Tierknochen der Einheit «West» dürfte wohl die überdurchschnittlich gute Erhaltung für den grösseren Bestimmbarkeitsanteil entscheidend sein. Im Falle der Fundstücke des Baggerabtrags ist ihr relativ hohes Durchschnittsgewicht ausschlagge-
Unbestimmbare
Gesamt
Strat. Einheit Grabungsausschnitt Nord Grabungsausschnitt Süd Grabungsausschnitt West Baggerabtrag/Sondage
479 590 2356 526
56,4 8859,7 88,7 18,5 56,5 10184,7 88,9 17,3 69,3 44000,2 92,0 18,7 66,1 17444,3 90,7 33,2
370 454 1045 270
Gesamt
3951
64,9 80488,9
2139 35,1 8029,2
42
90,9 20,4
43,6 43,5 30,7 33,9
1129,4 11,3 1275,8 11,1 3827,1 8,0 1796,9 9,3 9,1
3,1 2,8 3,7 6,7
849 1044 3401 796
9989,1 11460,5 47827,3 19241,2
11,8 11,0 14,1 24,2
3,8
6090
88518,1
14,5
bend für den höheren Anteil bestimmbarer Knochen, da in der Regel grosse Fragmente besser als kleine Bruchstücke zu bestimmen sind. Bei einem Vergleich der Knochen-Durchschnittsgewichte innerhalb und ausserhalb der Häuser B, G und C zeigen sich nur im Falle des Hauses G87 deutliche Unterschiede: Im Innenbereich des Hauses G befinden sich Knochen mit einem geringeren Durchschnittsgewicht als im Aussenbereich. Dies deutet eventuell darauf hin, dass von den früheren Bewohnern versucht wurde, den Innenbereich des Hauses sauber zu halten und die Abfälle nach aussen zu befördern. Auch die Tatsache, dass bei allen drei untersuchten Häusern die Fundkonzentration im Innenbereich wesentlich geringer ist als im Aussenbereich, spricht für diese Hypothese.
Erhaltung Die überwiegende Mehrheit der Knochenfragmente (ca. 65%) ist mittelmässig erhalten. Ihre Oberfläche splittert meist nur wenig auf und ist weitgehend frei von Spuren, die auf einen Kontakt mit Pflanzenwurzeln («Wurzelfrass») oder auf Carnivoren-/Nagetierverbiss zurückzuführen sind. Nur wenige Fragmente weisen einen guten Erhaltungszustand mit intakter Knochenoberfläche auf (ca. 4%). Schlecht erhalten sind knapp 30% aller Funde. Überdurchschnittlich gut erhalten sind die Fragmente des Grabungsausschnitts «West», da sie vor allem in diesem Teil der Grabungsfläche in einer als «Sedimentfalle» wirkenden, natürlichen Bodenrinne besonders gute Erhaltungschancen besassen. Einen unterdurchschnittlichen Erhaltungszustand weisen dagegen die Fundstücke des Baggerabtrags auf. Ihre Oberfläche ist sehr selten völlig intakt und blättert, wohl infolge einer vor ihrer Einbettung vergleichsweise langen Lagerung an der Bodenoberfläche, schichtweise vom Knochen ab. In sämtlichen stratigraphischen Einheiten machen diejenigen Knochen, die Verbissspuren von Hunden aufweisen, ca. 12% des Gesamtmaterials aus. Dies spricht, zusammen mit der Tatsache, dass an einigen Fragmenten Verdauungsspuren nachgewiesen sind, zumindest für eine zeitweise Lagerung der Knochen an einem Ort, der für Hunde – gegebenenfalls auch für Hausschweine – gut zugänglich war.
Tierartenspektrum
stratigraphischen Einheiten sind dabei keine nennenswerten Abweichungen von diesen Werten zu beobachten (Abb. 34).89 Unter den Haustieren dominiert anzahl- und gewichtsmässig das Rind (Bos taurus) mit einem Anteil von gesamthaft 51% (n) bzw. 74% (Gew.). Im Vergleich mit anderen frühmittelalterlichen Fundstellen aus der Nordschweiz ist der Anteil der Rinder in Schleitheim damit als überdurchschnittlich hoch zu betrachten.90 Im Tierknochenmaterial des Baggerabtrags liegt der Rinderanteil sogar bei über 62%, da durch den maschinellen Abtrag der Fundschicht tendenziell eher grosse Knochenfragmente (z.B. von Rindern) als kleine Bruchstücke (z.B. von Schafen/Ziegen) geborgen wurden. Die Rinder hatten aufgrund der vorliegenden Ergebnisse für die früheren Bewohner der Siedlung unter allen nachgewiesenen Tierarten wohl die grösste wirtschaftliche Bedeutung, wenn man sich bewusst macht, dass sie ausser zur Fleischund Milchproduktion vor allem als Arbeitstiere (Zug- und Lasttiere) genutzt wurden.91 Haut, Knochen und Hornscheiden waren darüber hinaus wichtige Rohstoffe zur Herstellung von Le-
TIERART/TIERGRUPPE
n%
Gew.
Gew.% D-Gew.
Bos taurus Ovis aries Capra hircus Ovis/Capra Sus domesticus Equus spec. Canis familiaris Gallus domesticus
1993 13 15 591 1173 86 22 21
50,5 59529,3 0,3 158,3 0,4 156,9 15,0 3479,5 29,7 11613,4 2,2 4208,3 0,6 295,5 0,5 26
74,0 0,2 0,2 4,3 14,4 5,2 0,4
29,9 12,2 10,5 5,9 9,9 48,9 13,4 1,2
TOTAL HAUSTIERE
3914
99,1 79467,2
98,8
20,3
Cervus elaphus Capreolus capreolus Lepus europ.
33 1 1
0,8
961,7 7,6 1,4
1,2
29,1 7,6 1,4
TOTAL WILDTIERE
35
0,9
970,7
1,2
27,7
3949
100 80437,9
100
20,4
Gr. Wiederkäuer (GWK) Kl. Wiederkäuer (KWK)
204 24
1688,9 61,3
8,3 2,6
TOTAL GROSSGRUPPEN
228
1750,2
7,7
Grösse Bos/Cervus Grösse Sus Grösse Ovis indet.
629 425 262 595
4233,8 1061,6 346,5 637,1
6,7 2,5 1,3 1,1
1911
6279
3,3
2
51
6090
88518,1
TOTAL HAUS-/WILDTIERE
TOTAL UNBESTIMMBARE
Von den 3951 bestimmbaren Knochenfragmenten88 stammen über 99% von Haustieren und nur knapp 1% von Wildtieren. In den verschiedenen
n
Abb. 34: SchleitheimBrüel. Gesamtfunde. Tierarten und Tiergruppen und ihre Häufigkeiten.
Homo sapiens TOTAL GESAMT:
0,1
25,5 14,5
43
der, Werkzeug, Schmuck- und Gebrauchsgegenständen. Auf das Hausschwein (Sus domesticus) entfallen ca. 30% der bestimmbaren Knochen, die nach dem Fragmentgewicht einen Anteil von etwa 14% ausmachen. Im Vergleich mit etwa zeitgleichen Siedlungen in der Nordschweiz ist dies ein eher geringer Wert.92 Da sich beim Hausschwein Sekundärprodukte wie z.B. Milch oder Haut kaum nutzen liessen, diente es als klassisches «Fleischtier» praktisch ausschliesslich der Nahrungsproduktion und war somit mit dem Rind der wichtigste Fleischlieferant der Siedlung. Schafe und Ziegen (Ovis aries/Capra hircus) stellen gemeinsam ca. 16% (n) bzw. 5% (Gew.) der bestimmbaren Fundstücke. Diejenigen Knochen, die entweder dem Schaf oder der Ziege zugeordnet werden können,93 zeigen ein in etwa ausgeglichenes Verhältnis (13 zu 15) zueinander. Dies ist insofern ungewöhnlich, als in vergleichbaren frühmittelalterlichen Siedlungen meist ein deutliches Überwiegen von Schafen (Wollgewinnung!) festzustellen ist. So kann vorerst festgehalten werden, dass die Haltung von kleinen Wiederkäuern in Schleitheim-Brüel offenbar nicht in dem Masse wie in anderen Siedlungen auf die Wollproduktion ausgelegt war. Bei den insgesamt 86 Fundstücken der Pferdeartigen (Equus spec.), die ca. 2% der bestimmbaren Fragmente, jedoch über 5% des Knochengewichts ausmachen, handelt es sich wohl zum ganz überwiegenden Teil um Hauspferde (Equus caballus). Dies legen zumindest die metrischen Untersuchungen an einem Metacarpus III und drei ersten Phalangen nahe.94 Eventuell könnte es sich bei einigen der übrigen Fundstücke auch um Reste von Maultieren, einer Kreuzung von Eselstute und Pferdehengst, handeln. Ein sicherer Nachweis dafür fehlt im Fundmaterial allerdings. Pferde bzw. Maultiere zählen nicht zu den traditionellen Schlachttieren, sondern wurden in erster Linie als Arbeits- oder Reittiere eingesetzt. Der im Unterschied zu den Wiederkäuer- und Schweineknochen geringe Fragmentierungsgrad der Equidenknochen von Schleitheim-Brüel sowie fehlende Schlachtspuren95 bestätigen diese Annahme. Die gerade in frühmittelalterlichen Gräberfeldern zahlreichen Pferdebestattungen zeugen davon, dass Pferde für ihre Besitzer oft einen hohen emotionalen Wert besassen und häufig als Statussymbole dienten. Die wenigen Fundstücke des Hundes (Canis familiaris) und des Haushuhns (Gallus domesticus) komplettieren das für eine frühmittelalterliche Fundstelle recht typische Haustierartenspektrum. Lediglich die in vielen mittelalterlichen Siedlungen nachgewiesenen Knochen der Gans (Anser anser) und der Katze (Felis domesticus) fehlen im vorliegenden Fundmaterial. 44
An Wildtieren sind Rothirsch (Cervus elaphus) und mit je einem Fragment auch Reh (Capreolus capreolus) und Feldhase (Lepus europaeus) nachgewiesen. Ein Grund für die Rothirschjagd dürfte neben der zusätzlichen Versorgung der Siedlungsbewohner mit Fleisch auch die Geweihgewinnung gewesen sein. Hackspuren an einigen Geweihresten zeugen von der Nutzung für die Werkzeug- und Schmuckherstellung.
Skelettteilspektrum Anhand der Analyse des Skelettteilspektrums (Tab. 7–8) ist es möglich, Hinweise auf spezifische Verwertungsformen des vorliegenden Knochenmaterials zu erlangen. Um festzustellen, ob im osteologischen Fundmaterial z.B. eher Schlacht- und Speise-, oder Gewerbeabfälle vorliegen, bedient man sich eines Vergleichs der Skelettteilverteilung des Fundmaterials mit derjenigen eines vollständigen Tieres. Über die Ermittlung der relativen Gewichts-Differenz kann dann entschieden werden, ob bestimmte Skelettteile oder -regionen im Fundmaterial gegenüber dem Vergleichsskelett über-, unter- oder gleichvertreten sind. Führt man eine solche Untersuchung für die drei häufigsten Tierarten des Fundmaterials (Rind, Schwein, Schaf/Ziege) in den stratigraphischen Einheiten «Nord», «Süd» und «West» durch, so ergeben sich folgende Verteilungsmuster: Das Skelettteilspektrum vom Rind ist geprägt von einer Übervertretung der unteren Extremitätenpartien (Phalangen, Metacarpus, -tarsus, Handund Fusswurzelknochen) und des Humerus. Wirbel (Vertebrae) und Rippen (Costae) sind im Fundmaterial dagegen deutlich untervertreten, die Skelettteilelemente des mittleren Extremitätenskeletts (Tibia, Radius/Ulna) leicht überrepräsentiert. Schädel (Cranium), Unterkiefer (Mandibula), die Rumpfelemente Schulterblatt (Scapula) und Becken (Pelvis) sowie der Oberschenkel (Femur) zeigen eine gegenüber dem Vergleichsskelett in etwa identische Verteilung. Signifikante Unterschiede zu diesem Verteilungsmuster sind für das Rind in keiner der drei untersuchten stratigraphischen Einheiten zu beobachten. Die Zusammensetzung des Fundmaterials deutet aufgrund der Übervertretung von fleischarmen Skelettteilen (Phalangen, Metapodien, Carpus/ Tarsus) und der relativ ausgeglichenen Verteilung der Skelettteilelemente mittlerer bis guter Fleischqualität (Radius/Ulna, Tibia, Femur) auf eine Mischung von Schlacht- und Speiseabfällen hin. Die leichte Übervertretung des Humerus könnte auf eine bessere Bestimmbarkeit gegenüber anderen Knochen zurückzuführen sein, während die
Untervertretung der Wirbel und Rippen eventuell daher rührt, dass das Schlachten und grobe Zerteilen des Körpers in einem von der Ausgrabung nicht erfassten Bereich, vielleicht ausserhalb der Siedlung, geschah und nach dem Abtrennen des Fleisches der Grossteil der Wirbelsäule und der Rippen dort deponiert wurden. Die Skelettteilverteilung des Hausschweins zeigt z.T. deutliche Abweichungen von derjenigen des Hausrinds. So sind die Teile des unteren Extremitätenskeletts (Phalangen) gegenüber dem Vergleichsskelett leicht untervertreten, was aber vielleicht auf ihre geringe Grösse und damit ihre geringere Auffindungswahrscheinlichkeit gegenüber grösseren Skelettteilen zurückzuführen ist. Denkbar wäre auch, dass diese kleinen und fragilen Körperteile von Hunden komplett zerbissen, verdaut und damit einem archäologischen Nachweis weitgehend entzogen wurden.96 Auffallend ist die starke Überrepräsentanz des Unterkiefers, die im Grabungsausschnitt «Süd» besonders markant ausfällt. Der hohe Anteil an Schweineunterkiefern hängt eventuell mit der speziellen Verwertung des am Unterkiefer ansetzenden Kaumuskels zusammen, welcher auch heute noch als Spezialität («Schweinsbäckli») gilt. Aufgrund der erwähnten Skelettteilverteilung ist anzunehmen, dass es sich bei den Schweineknochenfragmenten aus Schleitheim-Brüel vor allem um Speise- und Küchenabfälle handelt. Die Schaf- und Ziegenknochen zeigen ein ähnliches Skelettteilspektrum wie die Rinderknochen. Es fallen jedoch auch hier markante Unterschiede auf, die sich vor allem in einer starken Übervertretung des Unterkiefers und der Tibia manifestieren. Die Rumpfelemente (Wirbel, Rippen, Schulterblatt, Becken) sind ähnlich stark untervertreten wie beim Rind oder beim Schwein. Während eventuell die gute Bestimmbarkeit der Tibia für ihren gegenüber anderen Knochen hohen Anteil im Fundmaterial verantwortlich gemacht werden kann, ist die Übervertretung der Unterkieferfragmente im Fundmaterial vorerst nicht schlüssig zu erklären. Eventuell spielt hier die hohe Erhaltungswahrscheinlichkeit des robusten Unterkiefers im Boden eine Rolle. Auch die Skelettteilverteilung der Schaf- und Ziegenknochen legt eine Interpretation der vorliegenden Reste als Speise- und Schlachtabfall nahe. Obwohl es sich, wie bereits dargestellt, beim Fundmaterial von Schleitheim-Brüel ganz überwiegend um Schlacht- und Speiseabfälle handelt, kann eine gewerbliche Nutzung eines Teils der Tierknochen belegt werden. Im Zusammenhang mit der Hornverarbeitung sind Sägespuren an zwei Rinder- und einem Ziegenhornzapfen zu interpretieren.97 Ein mit Säge-
spuren versehener Rinder-Metatarsus ist wohl mit der Knochenkammherstellung in Verbindung zu bringen.98 Schliesslich deuten auch Hackspuren an zwei Hirschgeweih-Fragmenten auf die Verwendung von Geweih zur Artefaktproduktion hin. Im Fundmaterial ist als einziges vollständiges Artefakt ein durchbohrter Unterkiefereckzahn eines adulten, männlichen Hausschweins zu erwähnen. Der Zahn wurde wahrscheinlich als Kettenanhänger oder als Kleiderapplikation getragen.
Alter und Geschlecht Eine Schlachtaltersbestimmung wurde einerseits anhand des Durchbruch-/Abnutzungsstadiums der Zähne, andererseits anhand der Epiphysenverwachsung des postkranialen Skeletts durchgeführt.99 Kieferteile mit Zahnreihen, z.T. auch Einzelzähne, lassen dabei relativ präzise Altersangaben zu, während die Merkmale am postkranialen Skelett in der Regel etwas ungenauere Daten liefern. Sie dienen als Ergänzung der Zahnalterbestimmungen. Zur Geschlechtsbestimmung eignen sich bei Rind, Schaf und Ziege die Hornzapfen, das Becken und die Metapodien.100 Eine Geschlechtertrennung beim Hausschwein ist am besten an den Ober- oder Unterkiefereckzähnen bzw. deren Alveolen durchführbar. Beim Rind überwiegen in allen stratigraphischen Einheiten adulte, d.h. mindestens drei Jahre alte Tiere gegenüber jüngeren, nicht ausgewachsenen Individuen im Verhältnis von etwa 3:1. Dieses Resultat ergibt sich sowohl bei der Auswertung des Zahnalters als auch bei der Altersanalyse des postkranialen Skeletts (Tab. 9a). Unter den nicht ausgewachsenen Tieren dominieren 15–18 Monate alte juvenile Individuen, die wohl vorrangig der Fleischgewinnung dienten. Ihr Schlachtzeitpunkt fällt, wenn man von der Geburt in den Frühjahrsmonaten ausgeht, etwa in den Herbst des zweiten Lebensjahres. Eine Schlachtung in den Herbstmonaten hatte den Vorteil, eine aufwendige Fütterung der Rinder in den Wintermonaten zu vermeiden. Der Grossteil der ausgewachsenen Rinder wurde jedoch mindestens sechs Jahre alt, was auf ihre primäre Nutzung als Arbeits- oder Milchtiere hinweist. Anhand des Geschlechterverhältnisses von elf weiblichen Tieren zu einem männlichen Tier ist zu vermuten, dass dabei wohl die Milchnutzung der Kühe im Vordergrund stand. Grundsätzlich können allerdings auch Kühe als Zug- und Lasttiere Verwendung gefunden haben. Beim Schwein zeigt sich in allen stratigraphischen Einheiten ein leichtes Überwiegen der adulten, d.h. über zweijährigen Tiere (Tab. 9b). Die 45
Tatsache, dass unter den adulten Tieren die Gruppe der mindestens dreijährigen Individuen101 den grössten Anteil stellt, erstaunt insofern, als man bei einem typischen «Fleischtier» wie dem Schwein eine deutliche Mehrheit jüngerer Schlachttiere erwarten würde.102 Bei den vorliegenden, über dreijährigen Individuen handelt es sich daher vielleicht um Tiere, die vor allem der Zucht dienten und erst in einem fortgeschritteneren Alter geschlachtet wurden. Das ausgewogene Geschlechterverhältnis von weiblichen und männlichen Schweinen in Schleitheim-Brüel ist als ein Hinweis auf eine Zucht am Ort zu deuten, die vor allem auf die Versorgung der Siedlungsbewohner und nicht auf den Export z.B. von männlichem Schlachtvieh ausgerichtet war. Weitgehend ausgeglichene Geschlechterverhältnisse von weiblichen und männlichen Schweinen können auch in vielen anderen ländlichen Siedlungen des frühen Mittelalters nachgewiesen werden.103 Bei den kleinen Wiederkäuern (Schafe/Ziegen) überwiegen adulte, d.h. mindestens zweijährige Individuen gegenüber den jüngeren Tieren im Verhältnis von ca. 7:1 (Zähne) bzw. ca. 2:1 (Postkran. Skelett) (Tab. 9c). Unter einem Jahr alte Tiere können im Fundmaterial nicht nachgewiesen werden. Offenbar wurden die kleinen Wiederkäuer nicht in erster Linie zur Fleischerzeugung gehalten, da bei ihnen ab einem Alter von ca. zwei Jahren trotz fortlaufender Fütterung praktisch kein Gewichtszuwachs mehr erzielt werden kann und sich eine Haltung über diesen Zeitpunkt hinaus fleischwirtschaftlich nicht lohnt. Daher stand mit einiger Sicherheit die Nutzung der Sekundärprodukte Wolle (Schafe) und Milch (Ziegen, Schafe) im Vordergrund. Mit lediglich vier Geschlechtsbestimmungen104 ist die statistische Basis jedoch allzu klein, um detailliertere Aussagen zum Nutzungsschwerpunkt der kleinen Wiederkäuer machen zu können. Obwohl die Reste des Rothirsches für eine Altersauswertung nicht ausreichen, sei dennoch erwähnt, dass keine Fundstücke von Jungtieren im Material vorliegen. Das könnte darauf hindeuten, dass eine selektive Jagd auf vorwiegend adulte Tiere durchgeführt wurde, welche einerseits einen relativ grossen Fleischertrag erbrachten und andererseits (bei männlichen Tieren) ein wesentlich stärker ausgebildetes Geweih (Rohmaterial zur Artefaktherstellung) als Jungtiere besassen. Innerhalb der Ausgrabungsfläche können keine Bereiche nachgewiesen werden, in denen ein Verzehr von Fleisch einer besonders guten Qualität (z.B. von Jungtieren, Wildtieren) postuliert werden kann. Aussagen zur sozialtopografischen Gliederung der Siedlung Schleitheim-Brüel können daher anhand des vorliegenden Tierknochenmaterials nicht gemacht werden.105 46
Schlacht- und Zerlegungsspuren An 220 (3.6%) der insgesamt 6090 Knochenfragmente sind Schnitt- und Hackspuren nachweisbar. Sie entstanden beim Schlacht- und Zerlegungsprozesses des Tierkörpers und finden sich daher vor allem an den Knochen der klassischen Wirtschaftstiere Rind, Schwein und Schaf/Ziege, aber auch an den Resten von Rothirsch und Hund. An den Knochen der Equiden sind dagegen weder Schnitt- noch Hackspuren nachweisbar. Die mit Hackspuren versehenen Knochen überwiegen gegenüber denjenigen mit Schnittspuren in sämtlichen stratigraphischen Einheiten. Hackspuren wurden durch Beilhiebe verursacht und befinden sich an den Gelenkenden und Diaphysen von Röhrenknochen, vor allem aber an den Rumpfelementen Schulterblatt, Becken, Rippen und Wirbel. Schnittspuren sind dagegen an den Röhrenknochen vor allem im Übergangsbereich der Diaphyse zur Epiphyse feststellbar. Dort setzen viele Sehnen und Bänder an, die beim Entfleischungs- und Portionierungsprozesses mit dem Messer durchtrennt wurden.
Brand- und Bratspuren Nur an wenigen Knochenfragmenten (ca. 1% des Gesamtmaterials) können Brand- oder Bratspuren festgestellt werden. Unter den mit Brandspuren versehenen Knochen überwiegen die kalzinierten gegenüber den verkohlten Stücken. Sie müssen über einen längeren Zeitraum einer Temperatur von mindestens 400 Grad Celsius ausgesetzt gewesen sein. Eine leichte Konzentration der verkohlten bzw. kalzinierten Stücke zeichnet sich in der nordöstlichen Ecke des Hauses C (Grabungsausschnitt «West») ab, in der aufgrund der archäologischen Befundsituation eine Feuerstelle vermutet wird. Eine Konzentration der wenigen infolge des Zubereitungsprozesses des Fleisches mit Bratspuren versehenen Knochenfragmente ist innerhalb der Ausgrabungsfläche nicht zu beobachten.
Pathologien und Anomalien An 18 Knochenfragmenten (0.3% des Gesamtmaterials) sind pathologische Veränderungen nachgewiesen. Diese geringe Anzahl spricht insgesamt für die relativ guten Haltungsbedingungen der Tiere in der Siedlung Schleitheim-Brüel. Dennoch deutet z.B. der wieder verwachsene Bruch eines Rinder-Astragalus, welcher schliesslich zu einer Verbreiterung der Gelenkfläche führte, auch auf die hohe Arbeitsbelastung hin, der einige Tiere ausgesetzt waren.
Osteometrie An dieser Stelle sei auf die detaillierten osteometrischen Analysen der Knochen von Rindern und anderen Haustieren von Schleitheim im Vergleich mit eisenzeitlichen und römischen Fundstellen in der Nordschweiz verwiesen.106 Die Ergebnisse der Widerristhöhenberechnungen, welche an den vollständigen Knochen der am häufigsten nachgewiesenen Tierarten von Schleitheim-Brüel vorgenommen wurden, seien jedoch in Kürze dargestellt. Sie ergeben für das Rind auf der Basis von insgesamt 14 Massen eine durchschnittliche Widerristhöhe von 116.1 cm. Weibliche Tiere (8 Masse) erreichen eine Schulterhöhe von durchschnittlich 112.3 cm. Obwohl beim Fundmaterial von Schleitheim-Brüel mit einer geringen Kontamination mit latènezeitlichem und römischen Material gerechnet werden muss,107 entsprechen diese Grössen doch ungefähr denjenigen, die man bei Rindern einer frühmittelalterlichen Zeitstellung erwarten würde. Sie weisen damit ähnliche Schulterhöhen wie z.B. rezente Hinterwälderrinder auf, die als alte Nutztierrasse heute noch in höheren Lagen des südlichen Schwarzwaldes und in der Schweiz gehalten werden. Auf einen überdurchschnittlich grossen Wuchs weist ein RinderMetacarpus III/IV hin (128.7 cm). Es könnte sich bei ihm eventuell um einen in die römische Zeit zu datierenden Fund handeln. Die durchschnittliche Widerristhöhe für die Hausschweine von Schleitheim-Brüel liegt bei 70.8 cm (drei Masse). Damit ist das Vorkommen von etwa mittelgrossen Schweinen in der Siedlung belegt. Zwei vollständige Schafknochen (Metatarsus und Calcaneus) ergeben Widerristhöhen von 58.3 cm und 70.9 cm. Der letzte Wert deutet auf ein im Vergleich mit heutigen alten Landrassen (Heidschnucke, braunes Bergschaf) recht grossgewachsenes Tier hin. Zwei Knochen des Pferdes/Maultiers ergeben Widerristhöhen von 137.7 cm und 142.9 cm.108
und Geweih hin. Die Ergebnisse der Alters- und Geschlechtsanalysen legen nahe, dass Rinder, Schafe und Ziegen in erster Linie zu Arbeitszwecken beziehungsweise zur Milch-/Wollproduktion eingesetzt wurden, während Schweine vor allem der Fleisch/Fettproduktion dienten. Wie bei einer ländlichen Siedlung des frühen Mittelalters nicht anders zu erwarten, ist zumindest für die Hausschweine von einer ortsansässigen Zucht und einem weitgehenden Eigenverbrauch der Tierprodukte auszugehen. Aufgrund der horizontalstratigraphischen Verteilung der Tierknochen innerhalb der Ausgrabungsfläche ist es nicht möglich, sichere Aussagen zu einer aktivitätsspezifischen oder sozialtopografischen Gliederung der Siedlung zu machen.
Zusammenfassung Die vorliegenden 6090 Tierknochen aus der alamannischen Siedlung Schleitheim-Brüel SH datieren ins 6./7. Jahrhundert n. Chr. Unter den 3951 bestimmbaren Fragmenten dominieren mit einem Anteil von über 50% die Rinderknochen, gefolgt von den Schweine- (ca. 30%) und Schaf-/Ziegenknochen (ca. 16%). Der Wildtieranteil beträgt etwa 1%. Beim Tierknochenmaterial handelt es sich vorwiegend um Speise- und Schlachtabfall der früheren Siedlungsbewohner. Einige Funde weisen auf die Verarbeitung von Knochen, Horn
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II. Das spätkaiserzeitlichfrühmittelalterliche Gräberfeld 1. Der Friedhof im «Hebsack» Beatrice Ruckstuhl
Lage des Gräberfeldes
Entdeckung und Erforschung
Das Gräberfeld «Hebsack» liegt an einem sanften, von Südost nach Nordwest gegen das Dorf abfallenden Abhang, in etwa 200 m Entfernung vom Dorfbach, gut 100 m von der Siedlung entfernt (Abb. 2-3). In historischer Zeit hatten die Bauern hier Obstgärten, Wies- und Ackerland. Seit den sechziger Jahren liegt das Gebiet in der Bauzone. Verläuft der Dorfbach im Norden auf einer Meereshöhe von 470 m, so dehnen sich die Grabreihen auf einer Höhe von gut 490 m ü. M. aus. Der Südrand dieser Reihen befindet sich etwas unterhalb der Höhe von 500 m. ü. M. Hinter dem heutigen Friedhof steigt das Gelände etwas steiler bis zum 576 m hohen «Santiergen» an. Im Westen zieht sich der Hang bis zum Zwärenbachtal, wo die römische Siedlung Iuliomagus lag. Im Osten unterbricht der Bach Rachistel den Abhang und schliesst das Gelände des Friedhofes ab. Der Name «Hebsack» scheint eine grössere Feldabteilung zu bezeichnen und ist in Süddeutschland und in der Schweiz verbreitet.109 Dieser Name meint den «Acker des Hepp» und geht auf die Kombination mit einem Personennamen zurück.110 Der Platz entspricht einer sorgfältigen Wahl und deckt sich mit der Lage anderer Friedhöfe der Merowingerzeit. Sie finden sich oft in Sichtweite oberhalb der Siedlung, an den flacheren Hängen der Moränenhügel. Die Entfernung sollte nicht mehr als 400 m betragen; nach Möglichkeit wurden ertragsarme Böden bevorzugt.111 Die Mächtigkeit der Humusdecke schwankt am Abhang des Hebsack zwischen 30–60 cm. Darunter befindet sich gelblicher Gehängelehm, der von mergeligen Lagen durchzogen ist. Gegen die Ostgrenze steigt der Mergelanteil. Hier ist die Farbe des Sedimentes je nach Schicht graugrün oder rotbraun. An der Nordwestecke fand sich unter dem Humus grüner Lehm. Die Gruben der Gräber waren im Gehängelehm meist gut zu erkennen. Das feine und zähe Sediment war nur schwer von Skelett und Funden zu trennen und das Freilegen der Funde gestaltete sich oft sehr schwierig.
Die Entdeckung des Gräberfeldes von Schleitheim fällt ins Jahr 1865. Damals beschloss die Gemeinde den Friedhof bei der Kirche aufzugeben, da er zu klein geworden war. Die Wahl für das neue Gelände fiel auf die Äcker im Hebsack, und so verlegten die Schleitheimer den Friedhof, den die Alamannen gegen Ende des 7. Jahrhunderts zur Kirche verlegt hatten, zufälligerweise genau an den Platz zurück, wo er sich einst befunden hatte. Bei den Arbeiten an der Friedhofsmauer kamen die ersten Gräber zu Tage: «…am dritten December 1865 kam beim Fundamentieren ein Gerippe zum Vorschein, zu dessen Füssen ein zwar stark vom Rost angegriffenes, aber doch noch ziemlich gut erhaltenes Messer lag. Die Arbeiter glaubten die Gebeine eines Franzosen gefunden zu haben. Ein zwei und achtzigjähriges Mütterchen, das von dem Fund sofort Kenntnis erhielt, bemerkte erschrocken: Das sei wohl der Leichnam des bösen kaiserlichen Soldaten, welcher einem frechen, starken Schleitheimer Bürger im Jahre 1799 ins Quartier gelegt, aber nicht mehr zum Appell gekommen und wohl dahin beseitigt worden sei. Mit dem Fortschreiten der Fundamentierungen stiess man auf weitere Gerippe, bei denen Messer, Messerreste, Schnallen, Ringe von Erzdraht und Korallen gefunden wurden. Die genauere Nachforschung zeigte, dass man mit der gewählten Stelle des neuen Gottesackers auf einen alten Begräbnisplatz gestossen war. Die Arbeiter entdeckten ganze Reihen von Gräbern… …In Folge einer von Lehrer Anton Pletscher in den hiesigen Blättern erschienenen Bekanntmachung verfügten sich sofort mehrere Mitglieder des Historisch-Antiquarischen Vereins von Schaffhausen an Ort und Stelle, erwarben die bis dahin gesammelten Fundgegenstände und erwirkten einen Vereinsbeschluss, wonach die Ausgrabung des Todtenfeldes mit aller Sorgfalt vorgenommen werden sollte. Die äusserst günstige Winterzeit sowie das freundliche Entgegenkommen der Bewohner Schleitheims erleichterte die Anhandnahme der Arbeit.»112
Abb. 35 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Plan der Ausgrabungen des Jahres 1866, nach Wanner 1867. Es handelt sich um die älteste Darstellung des Gräberfeldes. Die massstabsgerecht eingemessenen Gräber sind jedoch ohne Grabnummern, sodass eine Lokalisierung der Funde im Plan unmöglich ist. Der Mauergrundriss stellt die moderne Friedhofsmauer dar.
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Grabungskampagnen
untersucht
1/1866 2/1866 3/1866 4/1866
13 Gräber, darunter Steinkisten 7 Gräber, darunter Steinkisten, eine mit 4 Skeletten 48 Gräber, darunter Steinkisten 72 Gräber, darunter Steinkisten
Dez. 1865–Jan. 1866 15.–20. Jan. 22.–31. Jan. Feb.–17. März
Total 1/1867
2/1867 3/1867
2. Nov.
Total beide Publikationen Abb. 36: SchleitheimHebsack. Zusammenstellung der Gräber aus den Altgrabungen von 1865– 1867.
50
Total
40
180
90 Gräber
25
115
230 Gräber
65
295
140 Gräber 6.–9. März 11.–22. März Apr.–Mai 06. Mai 23. Aug.–31. Okt.
Total
sondiert
8 Gräber, Plattengräber östlich der Strasse 2 Plattengräber östlich der Strasse 15 Plattengräber östlich der Strasse 2 Plattengräber östlich der Strasse 57 Steinkisten und 21 ohne Einfassung lagen nördlich der Gräber von 1866 6 Gräber
Die Grabungen leiteten Dr. Martin Wanner, Staatsschreiber, der auch die Berichte verfasst hat, und Anton Pletscher. Der in Schleitheim ansässige Lehrer betreute die Grabungen täglich und führte darüber Tagebuch. Behilflich waren den beiden mehrere Arbeiter, deren Beobachtungen in die Aufzeichnungen immer wieder einfliessen. Leider sind Tagebücher und Originallisten nicht mehr erhalten.113 Anfänglich glaubten die Ausgräber Bestattungen der Gallier oder Römer gefunden zu haben, doch schon bald kam die alamannische Zeitstellung in die Diskussion. Nach den Protokollen des HAV vom 20. Dez. 1865 besuchten Dr. von Mandach, Reallehrer Meyer und Bäschlin am 10. Dezember das Leichenfeld und referierten in der Sitzung darüber. «…Der Verein trägt dem Vorstand auf, die Ausgrabungen fortzusetzen und zu untersuchen, ob es nicht passen wäre, Herrn Dr. Ferdinand Keller von Zürich114 beizuziehen». Am 14. März 1866 berichtet das Protokoll wie Dr. Ferdinand Keller sich äusserte: «…Die Art der Gräber …deutet mit aller Bestimmtheit auf alamannische Cultur hin».115 Interessant ist es zu sehen, worauf damals der Schwerpunkt der Grabung gelegt wurde: «Laut Vereinsbeschluss vom 11. Feb. 1867 setzen die Herren Dr. Wanner und Lehrer Pletscher die Ausgrabungen auf dem Leichenfeld bei Schleitheim fort. Ihr Bestreben ging hauptsächlich dahin, die Grenzen des Leichenfeldes zu finden.»116 Die Befunde der neuen Grabungen bezeugten dieses Vorgehen immer wieder. Waren manche Gräber «bis auf den letzten Knochen» ausgeräumt, z.B. Grab 315, so gibt es andere, die nur trichterartig in Brust- und Bauchbereich angegraben wurden und in denen ein Grossteil der Funde nachträglich geborgen werden konnte. So wurde 1866 in Grab 581 der Sax entfernt und 1990 dann die Saxscheide geborgen. Die Stelle, wo der Sax
lag, war als rostrote Verfärbung im Sediment noch erkennbar. Da die Ausgräber im letzten Jahrhundert ihre Funde nicht grabweise nummeriert hatten, kann der entsprechende Sax aus den Altfunden der Scheide nicht mehr zugeordnet werden.
Die Altgrabungen 1865–1867 Wanner erwähnt, dass in der ersten Grabungskampagne 1865/66 insgesamt 180 Gräber geöffnet worden sind. In seinen Beschreibungen treten 140 Gräber in Erscheinung, wohingegen auf dem Plan (Abb. 35) 193 eingezeichnet sind. In der zweiten Grabungskampagne 1867 wurden 90 Gräber geöffnet. Zudem konnten 25 Gräber mittels Stangensondagen ermittelt werden. Dies ergibt eine Gesamtzahl von 295 Gräbern (Abb. 36). Auf dem Plan beider Etappen sind insgesamt 267 Gräber eingezeichnet (Abb. 37). Die Ausdehnung des Gräberfeldes wurde mit 420 Fuss, in W–O Richtung und in N–S Richtung mit 320 Fuss festgestellt. Dies entspricht einer Fläche von 140 x 107 m, d.h. ca. 15’000 m2. Wie müssen wir uns diese Ausgrabungen am Ende des vorletzten Jahrhunderts vorstellen? Sicher waren Neugierde und Sammelleidenschaft wichtig. Der Vorstand des Historischen Vereins legte zudem Wert darauf, die Grabreihen und speziell die Ausdehnung des Gräberfeldes festzustellen. Die Gräber waren im Ackerland und in den Wiesen nicht zu erkennen. Um sie aufzuspüren, nahmen die Arbeiter dünne, eiserne Sondierstangen, die sie systematisch in den Boden trieben. Traf die Sondierstange auf etwas Ungewöhnliches, so wurde diese Stelle weiter abgesucht und bei positivem Befund geöffnet. Diese Methode begünstigt das Auffinden der Steinkisten (Abb. 38), was zu einem unvollständigen Bild führt. Immerhin haben die Ausgräber eine beachtliche Anzahl der
Erdgruben erfassen können, sei es, dass sie so geschickt waren, dass sie die Konsistenz der Füllung von derjenigen des gewachsenen Bodens unterscheiden konnten, sei es, dass der Grabinhalt der Sondierstange Widerstand bot. Die erneuten Untersuchungen der achtziger Jahre haben gezeigt, dass die Ausgräber die Gräber nicht immer gänzlich ausgeräumt haben. Der Brust- und Bauchbereich erfuhr eine sorgfältige Untersuchung, da hier Perlenketten und Waffen gefunden werden konnten. Bisweilen war eine trichterartige Vertiefung zu beobachten. Die restlichen Partien wurden oft nicht fertig freigelegt. Wie der Plan zeigt, massen die Ausgräber die Gräber ein. Die Grabgrösse und die Tiefe wurden festgehalten. Die Ausdehnung wurde im Plan dargestellt. Den Grabbau beschrieben die Ausgräber nur sporadisch in ihren Notizen. Auf den alten Plänen ist ein einziger Detailplan eines Grabes festgehalten. Der Geometer Bächtold hatte den Auftrag, die Gräber zu kartieren. Der Plan der ersten Etappe wurde in der Publikation Wanners von 1867 abgebildet (Abb. 35). Kartierungen der zweiten
Etappe wurden nie publiziert und die Existenz eines solchen Planes war der Forschung unbekannt. Am 17. September 1992 entdeckte Kurt Bänteli zufällig im Museum zu Allerheiligen den Originalplan von Geometer Bächtold (Abb. 37). Darauf war die Lage der Gräber beider Grabungsetappen eingetragen. Bächtold hatte an den Lageplan der ersten Grabung ein Stück Papier mit den Ergebnissen der zweiten Etappe angefügt. Während in der Publikation von 1867 die Gräber von 1866 als schraffierte Rechtecke abgebildet sind, sind auf diesem Plan alle Gräber signaturartig als Steinkisten dargestellt. Die Steinmauern der Gräber der ersten Phase sind blassrot eingefärbt. Die Ergänzungen von 1867 sind in einem leuchtenderen Rot koloriert worden. Bedauerlicherweise hat niemand die Grabnummern auf den Plan übertragen. So sind die von Wanner beschriebenen Grabinventare örtlich nicht mehr zuweisbar. Es war damals noch unbekannt, dass mit Kartierungen der Funde, des Alters und des Geschlechts der Toten interessante Aufschlüsse zur Entwicklung der Bevölkerung gewonnen werden können. Der Vergleich der Vermessungen der Alt-
Abb. 37: SchleitheimHebsack. Gräberfeldplan von Geometer Bächtold von 1866/67.
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Die neuen Grabungen 1983–1990 Anfang der sechziger Jahre wurde das Gelände zwischen Dorf und Friedhof als Bauland eingezont. Zu dieser Zeit dachte niemand daran, für das Gräberfeld eine archäologische Schutzzone auszuscheiden, um die Gräber vor einer Überbauung und Zerstörung zu schützen. Die Unterschutzstellung erfolgte erst anfangs der achtziger Jahre und beinhaltete eine Melde- und Grabungspflicht. Kurz darauf machten mehrere Bauprojekte von Ein- und Mehrfamilienhäusern vier grosse Rettungsgrabungen notwendig (Abb. 39 und 40).120 Anschliessend waren weitere kleinere Untersuchungen notwendig. Wie zu erwarten war, kamen in den Zonen der Altgrabung noch zahlreiche unberührte Gräber zum Vorschein, die den Sondierstangen des 19. Jahrhunderts entgangen waren.
Abb. 38: SchleitheimHebsack. Grab 525. Steinkiste 1867 ausgegraben und verfüllt. 1988 erneut freigelegt. Die Oberschenkel wurden 1867 entfernt.
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grabung mit den heutigen Vermessungen zeigt, dass die Gräber auf dem alten Plan etwa 50 cm nach NW verschoben sind. Wanner und Pletscher haben die Funde aufgesammelt und aufgelistet. Ein kleiner Teil wurde in der Publikation abgebildet. Leider verzichteten die Ausgräber damals die Fundlage aufzuzeichnen und die Funde grabweise zu nummerieren. So ist nicht mehr klar, welches Messer oder welcher Sax zu welchem Grab gehört. Ohne solche Inventare verliert das Material an Aussagekraft. Die Gräber können nicht einzeln datiert werden und der Ablauf der Grablegungen kann so nicht nachvollzogen werden. Ebenso unmöglich ist es, Gürtelgarnituren und Trachten zu rekonstruieren. In den folgenden Jahrzehnten wurde es um das Gräberfeld ruhig. Offenbar gelangte ein Teil der Funde 1868 ins Germanische Museum Nürnberg: «Auf Wunsch des Germanischen Museums in Nürnberg werden einige Gegenstände aus dem alamannischen Leichenfeld von Schleitheim, die in mehr als vierfacher Zahl erhalten sind, diesem Museum abgetreten. Dies nach einem Besuch des Vorstandes vom Germanischen Museum Nürnberg, Freiherr von und zu Aufsess».117 Bis zum Ende des Jahrhunderts kamen noch zwei frühmittelalterliche Gräber zum Vorschein, ein erstes 1877 bei der Kirche118 und ein weiteres 1889 im Hebsack.119
Die Rettungsgrabungen verursachten dem Kanton hohe Kosten. Da es in der Regel eine grosse Anzahl Gräber pro Fläche zu bewältigen galt, musste die Grabungsmethodik folgende Kriterien erfüllen: alle Gräber erfassen, schnell und effizient sein, kostensparend sein. Folgendes Vorgehen hat sich als angemessen bewährt: Die grösseren Flächen wurden vor der Grabung nivelliert, d.h. die absoluten Meereshöhen wurden eingemessen. Sie sollten zur Ermittlung der Grabtiefen dienen. Anschliessend wurde unter ständiger archäologischer Überwachung die bis zu 60 cm dicke Humusschicht vom Bagger abgeschoben. Schon waren im mergeligen Sediment die Verfüllungen der Grabgruben zu erkennen: Langrechteckige, dunklere Flecken, O/W-orientiert und zum Teil in Reihen angeordnet. Um des raschen Vorgehens willen wurde bewusst in Kauf genommen, dass das eine oder andere hochliegende Grab eine Störung erfuhr. Nach dem Humusabtrag erhielten alle grabgrubenähnlichen Verfärbungen eine laufende Grabnummer. Um Verwechslungen mit den 300 Gräbern der Altgrabungen zu vermeiden, setzen die Nummerierungen der neuen Grabungen mit der Nummer 301 ein. Die Nummerierung bezieht sich im Normalfall auf eine Nummer pro Grabgrube. Liegen in einer Grube mehrere Skelette so werden sie mit A, B, C bezeichnet. Leider ergaben sich bei der Arbeit einige Fehlnummerierungen. Die Nummern 305, 454 und 601 stellten sich nachträglich als Befunde ohne Grab heraus. Die Nummern 507 und 509 bezeichnen ein Grab mit Nachbestattung, andererseits bezeichnen Grab 444A und B und Grab 410A und B je zwei eigenständige Gräber. Für die Vermessung wurde während dem Baggereinsatz an beiden Schmalseiten der Grabgruben je ein Pflock mit der Grabnummer eingerammt. So war es zum einen möglich, rasch ei-
Die Grabungsetappen in Schleitheim-Hebsack (siehe Abb. 39) 1983 Nach über hundert Jahren wurde das Gräberfeld 1983 erneut geöffnet. Im Frühjahr kamen beim Bau eines Einfamilienhauses am Südostrand des Gräberfeldes zwei Gräber zum Vorschein. Die Grabungen erbrachten vier weitere Gräber und eine Grube mit einem zerlegten Pferdeskelett, von dem angenommen wurde, dass es zum frühmittelalterlichen Friedhof gehört. Ein C14 Datum, das eine viel jüngere Zeitstellung ergibt, hat nun diese Annahme widerlegt.121 Im November wurden vor dem Eingang des Friedhofes vier weitere Gräber ausgegraben. Anzahl Gräber: 11, Gräber 301–311. Bibl.: JbSGUF 67, 1984. 1984 Vor dem Eingang des heutigen Friedhofes wurde ein asphaltierter Parkplatz gebaut. Dies machte eine kleine Grabung in der 1866 gegrabenen Fläche notwendig. Ein Streifen von 54 m Länge und 6 m Breite wurde mit dem Bagger von der deckenden Humusschicht befreit. Von den 1866 ausgegrabenen und auf dem Plan verzeichneten Gräbern wurden sechs ein zweites Mal freigelegt (Gräber 308 und 312–316). Ferner kommen 16 intakte Gräber hinzu, die den Forschern des vorletzten Jahrhunderts mit ihren Sondierstangen und -gräben entgangen sind und auf ihren Plänen nicht vorkommen. Anzahl Gräber: 18, Gräber 312–329. Bibl.: JbSGUF 67, 1984. 1985 Nahe der Südgrenze wurde ein Dreifamilienhaus gebaut. Das Entfernen des Humus durch den Bagger wurde überwacht. In dieser Zone waren keine Gräber mehr vorhanden. Ein breiter Graben, der schräg über das Grundstück zieht, wurde als Rest eines wilden Bachlaufes interpretiert. Im östlich anschliessenden Grundstück wurde eine O/W-verlaufende Wasserleitung gebaut. Im Graben fanden sich die Gräber 330 und 331. Grab 331 war eine 1866 bereits gegrabene, auf dem Plan verzeichnete Steinkiste. Anzahl Gräber: 2, Gräber 330–331. Bibl.: JbSGUF 70, 1987, 237. 1986 Östlich der oben erwähnten Fläche, auf dem Grundstück GB1147, erfolgte der Bau eines Zweifamilienhauses. Am Südwestrand des Friedhofes wurde eine grössere Grabung notwendig, die 63 Gräber erbrachte. In der Südhälfte, wo das Gelände steiler ist, waren die Gräber schlecht erhalten. Zahlreiche Gräber lagen im Übergangsbereich von Humus und Lehm und hatten schlecht erkennbare Gruben. Die Humusüberdeckung war 40–60 cm dick. Neben Gräbern aus der Grabung von 1866 konnten zahlreiche neue Gräber gefunden werden. Anschliessend führ-
te ein zweiter Hausbau zu einer Grabung im NO-Bereich des Gräberfeldes. Diese Zone im Grundstück GB1143 war von den frühen Grabungen nur wenig in Mitleidenschaft gezogen worden. Hier gibt es Bereiche mit auffällig dichter Belegung, Grabüberschneidungen sind zahlreich. Leider blieb in dieser Zone ein etwa 4 m breiter Streifen unausgegraben. Da die Grösse des Gartens bei der Ausgrabung noch nicht klar war, gerieten die Gräber dieses Streifens unausgegraben und unzerstört unter die später erweiterte Gartenaufschüttung. Anzahl Gräber: 162, Gräber 332–493 (454 ist eine Grube). Fläche: 1800 m2. Datum der Grabung: Juni–August 1986. Bibl.: JbSGUF 70, 1987, 237. 1987 Nachträglich kamen im Mai in den beiden 1986 gegrabenen Flächen je ein Grab ans Tageslicht. Anzahl Gräber: 2, Gräber 494–495. 1988 Für den Bau eines weiteren Einfamilienhauses musste an der Ostgrenze des Gräberfeldes eine neue Fläche ausgegraben werden. Hier konnten zahlreiche, auf den alten Plänen verzeichnete Steinkisten identifiziert werden. Ausserdem zeigte sich deutlich, wie die Grabreihen an der Ostgrenze in der Fläche ausdünnen. Anzahl Gräber: 53, Gräber 496–546. Fläche: 750 m2. Datum der Grabung: September–Oktober 1988. Bibl.: JbSGUF 72, 1989, 246. 1990 Die Rettungsgrabungen erstreckten sich auf zwei Flächen. Ausserhalb der Nordostgrenze kamen auf einem östlich der Strasse gelegenen Grundstück GB1141 für ein Einfamilienhaus 11 Gräber zum Vorschein. Es handelt sich um eine Separatgruppe mit Erdgräbern früher Zeitstellung. Im Nordwesten des Gräberfeldes wurden auf Grundstück GB1143 291 Gräber ausgegraben. Hier wurde die Nord- und die Westgrenze des Gräberfeldes erreicht. Auffällig ist der hohe Anteil von Grabüberlagerungen sowie von Kinder- und Mehrfachbestattungen. Im südlichen Bereich dieser Fläche war die Humusdecke gegen 50 cm dick; entlang der mittleren O/W-Achse schwand sie auf etwa 30 cm, da hier eine Geländekante durchzieht. Gegen die Nordgrenze war die Humusdecke dünner. Darunter kam grüner Lehm zum Vorschein. Nahe der Westgrenze liessen sich die meisten Sondiergräben der Altgrabungen beobachten. Ausserdem konnte die Rinne eines jüngeren Bachlaufes gefasst werden. Anzahl Gräber: 300, Gräber 547–848 (509 und 601 kein Grab). Fläche: 660 m2 bzw. 2500 m2. Datum der Grabung: 2. Mai–17. Oktober1990. Bibl.: JbSGUF 1989.
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nen Überblick über die Anzahl der auszugrabenden Gräber zu erhalten. Zum andern waren so die frischen Verfärbungen festgehalten, war doch die eine oder andere Verfärbung nur im frisch abgezogenen Zustand zu erkennen. Sie wären so vielleicht später übersehen worden. Das Zentrum der oberen Pflockenden wurde als je ein Messpunkt Ost und West bei jedem Grabplan eingezeichnet. War eine Etappe Gräber ausgegraben und dokumentiert, wurden die beiden Messpunkte pro Grab bezüglich der Landestopographie eingemessen.122 Der Gräberfeldplan entstand dann am Zeichentisch im Massstab 1:200 anhand der Berechnungen und der Grabzeichnungen im Massstab 1:10. Ein einfaches Verfahren um den Gräberfeldplan zu konstruieren. Die Grabfüllungen wurden zuerst auf der Höhe der Oberschenkel mit einem etwa 20 cm breiten Sondierschnitt geöffnet, da an dieser Stelle nur selten Funde liegen und die Knochen am besten erhalten sind. War die Oberkante der Beine erreicht, so wurde die Füllung der Grabgruben mit Pickel und Schaufel ausgehoben, bis etwa 10 cm über dem Skelett. Das Grab wurde anschliessend in Handarbeit mit der Zungenkelle freigelegt und anschliessend photographiert. Das saubere Freilegen der Funde wurde durch das lehmige, zähe Sediment erschwert, das sich oft nur schwer von den weich gewordenen Knochen und den mürben Metallgegenständen lösen liess. Grabgrube, allfällige Sargreste, Skelett und Beigaben kamen im Massstab 1:10 auf einen Grabplan, in dem ferner die Meereshöhen festgehalten wurden. Die Grubengrenzen wurden dokumentiert. Ebenso kam ein Kurzbeschrieb von jedem Grab auf den Plan. Dichte Stellen mit vielen Perlen oder reich bestückte Taschen wurden zusätzlich im Massstab 1:1 aufgenommen, um eine spätere Rekonstruktion zu erleichtern. Zuerst legten wir eine Glasplatte im Lot über den Befund, darauf eine durchsichtige Folie, auf der die genaue Lage mit farbigem, wasserfestem Filzstift festgehalten wurde. Die Beigaben wurden durchnummeriert und soweit wie möglich bestimmt. Jedes Objekt erhielt eine Fundnummer, zusammengesetzt aus der Grabnummer und seiner Nummer auf dem Grabplan, z.B. Sax 629.1, Sax aus Grab 629 mit Fundlage 1 auf dem Grabplan. Perlenketten erhielten nur eine Nummer, bzw. pro Perlenkonzentration eine Nummer. Bei den Gürtelteilen wurde die Lage, Vorder- oder Rückseite und die Lage des Dorns festgehalten. Gleichzeitig wurde eine Inventarliste pro Grabinventar angelegt. Da stark korrodierte Eisenteile bei der Bergung zerfielen oder einen Verlust erfuhren, kamen die in-situMasse (die Masse in Originallage) in diese Liste. Auffällige Textilreste wurden vermerkt. In den frühen achtziger Jahren wurden die Funde im Labor des Kantons Thurgau restauriert.123 Die-
se Möglichkeit stand später nicht mehr zu Verfügung. Hilfe leistete das Schweizerische Landesmuseum Zürich.124 Die Restauratoren des Landesmuseums konservierten die Kämme und behandelten einen Teil der Eisenfunde mit der damals neuen Plasmamethode. Weitere Funde gingen an private Restauratoren. Seit 1990 haben das Museum zu Allerheiligen und die Kantonsarchäologie eine eigene Restauratorenstelle.125 Das Bergen der Funde reicherer Gräber in Styroporplatten erwies sich auf der Grabung als sehr hilfreich. Im Anschluss an die Dokumentation wurden die Partien der Gräber mit Funden im Massstab 1:1 mit wasserfestem Filzstift auf die Platten aufgezeichnet und die Fundnummern aufgetragen. Dann wurden die Negativformen der Fundstücke, z.B. eines Messers, wenig vergrössert in das 3–5 cm dicke, weiche Material hineingeschnitzt. Das sorgfältig geborgene Objekt konnte so in die vorbereitete Form gelegt werden. Dies gewährte eine stabilere Aufbewahrung als die Fundtüten. Zudem blieben die Inventare so beieinander und waren für eine erste Auswertung schneller greifbar.126 Besondere Befunde wie Taschen, Kämme, Gläser und der Klappstuhl aus Grab 551 wurden in Originallage «en bloc» eingegipst und so ins Labor gebracht.127 Nach dem Entfernen der Funde kamen die Anthropologen zum Zuge.128 Sie bestimmten, beschrieben und vermassen die Skelette in der Originallage im Grab, denn die teilweise stark vergangenen und weichen Knochen büssten nach der Bergung viele Informationen ein. Zurück blieben die leeren Grabgruben. Zum Abschluss einer Etappe überzogen wir die Fläche mit Sondiergräben, um kein Grab zu übersehen. Nur selten zeichnete sich im hellbraunen Lehm noch etwas ab. Hilfreich war diese Methode v.a. beim Erfassen alter Störungen und Gruben. Kleine Gruben und kleine Befunde wurden aufgenommen und abgeklärt, ob Störungen der Altgrabungen vorliegen.
Ausdehnung und Erhaltung des Gräberfeldes Die neuen Grabungen erfassten 546 Gräber mit 588 Bestattungen und 581 erhaltenen Skeletten.129 In sieben Grabgruben130 war kein Skelett erhalten. Dies sind Gräber, die anlässlich der Altgrabungen vollständig ausgeräumt wurden. 305 Gräber (56%) kamen ohne Störung ans Tageslicht. 241 Gräber weisen Störungen von unterschiedlichem Ausmass auf. 1866 sind 43 Gräber aus- oder angegraben worden. Bei acht Gräbern stammen die Störungen vermutlich ebenfalls aus dieser Zeit. 77 Gräber sind durch die Grabungen von 1867 gestört und bei sechs weiteren kann dies vermutet werden. Somit sind 134 Gräber, d.h. ein
Abb. 39: SchleitheimHebsack. Grabungsflächen der Jahre 1983– 1990 und 1998. Eingetragen sind die modernen Überbauungen bis Frühjahr 1998.
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Abb. 40: Schleitheim-Hebsack. Die Grabungen im Gräberfeld von 1986–1998. Verschiedene Situationen während der Ausgrabungen: Luftbildaufnahme von Otto Braasch, Freilegen der Gräber, Eingipsen eines Spezialbefundes, das Grabungsteam 1990 (von links nach rechts: Martin Mühletaler mit Jessy, Valentin Homberger, Andreas Müller, Richard Meier, Beatrice Ruckstuhl, Laurenz Müller, Gerhard Hotz, Susan Eugster, Martin Brühlmann, im Grab: Daniel Gerbothé). Anlässlich eines Regens sind die Gräber im kaum durchlässigen Lehmboden mit Wasser voll gelaufen. Nach dem vorläufigen Abschluss der Ausgrabungen sind die Sondiergräben und die offenen leeren Grabgruben zu sehen.
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Abb. 41: SchleitheimHebsack. Westgrenze des Gräberfeldes. Blick gegen Westen.
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Viertel, durch die alten Grabungen beeinträchtigt. 56 Gräber oder 10% weisen Störungen durch den Bagger auf. Drei davon sind durch Bagger und Altgrabungen in Mitleidenschaft gezogen. Die restlichen Gräber weisen Störungen durch jüngere Gräber auf. Zwei Gräber sind durch moderne Leitungen gestört. Die Grabnummerierung umfasst die Nummern 301–849, wobei sich nachträglich herausstellte, dass die Nummern 305, 454 und 601 keine Gräber bezeichnen. Die Altgrabungen erfassten 295 Gräber, von denen die modernen Grabungen 134 erneut freilegen konnten. Dies ergibt eine Gesamtzahl von 841 bisher ergrabenen Gräbern. Unter Berücksichtigung der noch nicht untersuchten Flächen ergibt sich für Schleitheim-Hebsack eine geschätzte Gesamtgräberzahl von 1000–1100 Gräbern, bzw. Bestattungen. Der Grabungskatalog der Neugrabungen umfasst 3554 Objekte mit Inventarnummer. Die Erhaltungsbedingungen der Skelette und Fundstücke im Sediment sind unterdurchschnittlich. Einerseits waren sie im zähen Gehängelehm oft nur unter Beschädigungen freizulegen und zudem sind die Störungen zahlreich. Der Anthropologe stellte bei 72% der Skelette eine schlechte bis sehr schlechte Erhaltung fest. Die Gräber verteilen sich auf einer Fläche von rund 15’000 m2. Die Form des Gräberfeldes ist annähernd langrechteckig. In der W/O-Achse ist es etwa 150 m lang. Die Breite in der N/S-Achse beträgt über 100 m (Beil. 1). Die neuen Grabungen bestätigen, dass Wanner und Pletscher die Grenzen bereits 1867 gut erfasst haben, was ein erklärtes Ziel ihrer Grabungen darstellte. Die Südgrenze liegt unter dem heutigen Friedhof, in der Zone der Grabung von 1866. In diesem südlichen Bereich ist die Konzentration der Steinkisten hoch. Auf dem alten Plan (Abb. 35) sind unterschiedlich lange Reihen erkennbar, die aber
nicht streng eingehalten werden. Damals wurden keine Überschneidungen von Gräbern festgestellt. Dies könnte daran liegen, dass nicht alle Gräber erfasst wurden. Zudem sind in den südlichen Arealen, ohne Belegung des 6. Jahrhunderts, Überschneidungen seltener. Gegen die Südwestecke sind die Reihen weniger deutlich erkennbar. In diesem Bereich wiesen die Gräber eine sehr schlechte Erhaltung auf. Die Überdeckung mit Humus war eher gering und die Gruben waren in der Übergangszone, zwischen Humus und Lehm liegend, nur schlecht zu finden. Die Westgrenze tritt deutlich hervor (Abb. 41). Im südlichen Teil verläuft sie etwa mit der Grabungsgrenze der 1986 ergrabenen Fläche. Auf den westlich anschliessenden Grundstücken fanden sich keine weiteren Gräber. So weist die Westgrenze eine relativ gerade Flucht auf, mit einer Lücke im mittleren Bereich zwischen den Gräbern 361 und 826. Hier befindet sich leicht abgesondert die Steinkiste 824. Die Nordwestecke des Gräberfeldes zeichnet sich gut ab (Beil. 1). So scheint die Nordgrenze im westlichen Bereich klar, währenddem im mittleren und östlichen Bereich das Ende der Ausdehnung noch nicht erreicht ist. Demzufolge können unter der nördlich anschliessenden Wiese mit Obstbäumen weitere Gräber erwartet werden.131 In der nördlichen Hälfte des Gräberfeldes sind Erdgräber häufiger und die Reihen sind streckenweise gut erkennbar. Über die ganze Länge reihen sich mindestens 35 bruchstückhafte, nicht regelmässig eingehaltene Reihen aneinander. Andererseits gibt es auch Zonen, in denen sich mehrere Reihen überlagern. Hier sind abweichende Orientierungen und Grabüberschneidungen gehäuft vertreten. Die stärkste Konzentration findet sich in Richtung Nordosten bei den Gräbern 455 und 477, weitere liegen Richtung Westen bei den Gräbern 560, 595 und 736. Östlich des heutigen Friedhofes sind laut der alten Pläne drei Gräber dokumentiert, weitere sollen undokumentiert ausgegraben worden sein. Die mittlere Partie der Ostgrenze scheint mit den Grabungen des Jahres 1988 erfasst worden zu sein (Abb. 39). Hier dünnen die Grabreihen aus. Etwas östlich liegt die Separatgruppe der Gräber 301–307 aus der Spätphase des Gräberfeldes. Der östlich gelegene Rachistelbach dürfte das definitive Ende der Gräber darstellen. Die Untersuchung einer jenseits des Baches gelegenen Baugrube im Jahre 1987 erbrachte erwartungsgemäss keine Gräber. Wie die Ostgrenze weiter nördlich verläuft ist noch ungesichert. Eine Gruppe aus den Anfängen der Belegung befindet sich östlich der Strasse an der Nordostecke des Gräberfeldes nahe der Siedlung. Währenddem im Westen keine weiteren Gräbergruppen zu erwarten sind, sind diese im Norden
nicht auszuschliessen. Nichts deutet darauf hin, dass die Totengräber des vorletzten Jahrhunderts südlich der Südgrenze auf weitere Gräber von Separatgruppen gestossen wären. Mit den Neugrabungen wurde der Humus in den Grabungsflächen gänzlich entfernt und die Befunde ausserhalb der Gräber ebenfalls dokumentiert. Es konnten keine Spuren einer Einfriedung des Gräberfeldes entdeckt werden. Die Süd- und die Westgrenze zeigen aber einen mehrheitlich gradlinigen Verlauf und bilden eine klare Ecke. Dies lässt auf eine Hecke oder einen Zaun schliessen. Sie könnten in Zusammenhang mit einer Umorganisation des Friedhofes an der Wende des 6. zum 7. Jahrhundert entstanden sein. Es scheint, dass zumindest das Areal der Gräbergruppe des 7. Jahrhunderts begrenzt war. Dieser Befund passt gut zu denjenigen der Gräberfelder von Lauchheim (D) und Kirchheim (D). An beiden Orten wird für die Gräbergruppe des 7. Jahrhunderts eine Einfriedung vermutet.132 Ein frisches Grab bleibt dank der frisch aufgeworfenen Erde über längere Zeit sichtbar. Wie und wie lange die Gräber darüber hinaus markiert blieben ist ungewiss. Einige Gräber weisen Pfostengruben auf, die von einer Grabmarkierung stammen könnten. Bei dem frühen Kammergrab 500 dürfen wir anfänglich eine deutliche Erhebung im Gelände annehmen. Grab 501 durchschlägt diesen Befund, was belegt, dass Grab 500 zu diesem Zeitpunkt nicht mehr zu erkennen und nicht mehr zu respektieren war. Weitere Hinweise auf Grabhügel und Friedhofsbauten fehlen. Die Belegung ist so dicht, dass keine eindeutigen Wege zu erkennen sind. Vorhanden sind einige kleine, freie Flächen wie beispielsweise um die Gräber 676, 679 und 682, ferner Grab 760 sowie Grab 564. Der Zugang zum Friedhof erfolgte vermutlich von Nordosten, wo die frühmittelalterliche Siedlung lag (Abb. 3). Auch hier fehlen Hinweise auf ein Tor und einen Weg, der in den Friedhof führte. Zwischen den Flächen der Grabungsetappen 1983–1990 (Abb. 39) verbleiben einige Zonen, die bisher erst von der Altgrabung erfasst worden sind: – das Gelände um den 1983/84 gegrabenen Parkplatz vor dem Friedhof. – der Gemüsegarten nördlich des Parkplatzes. – in der mittleren Partie des Gräberfeldes liegt der unter dem Humushaufen verbliebene Streifen an der Westgrenze der zweiten Grabungsfläche von 1986.
Orientierung der Gräber Die Gräber sind W/O-orientiert, wie es in der Merowingerzeit üblich ist. Die Skelette liegen in gestreckter Rückenlage; der Kopf liegt im Westen und der Blick ist nach Osten gewendet. Die Arme ruhen neben dem Körper. In wenigen Fällen liegen sie im Becken. Ein Blick auf den Plan (Beil. 1) zeigt, dass die Ausrichtung der Gräber schwankt. Der Hauptteil der Gräber weicht von der geographischen W/O-Achse ab und ist tendenziell gegen NO/SW gedreht. Diese häufigste Abweichung scheint damit zusammenzuhängen, dass die Gräber sich nicht der Himmelsrichtung sondern dem Verlauf des Abhangs anpassen. Die Gräber der frühen Horizonte halten sich vermehrt an die geographische O/W-Achse, was bei den drei Gruppen an der NO-Ecke der Fläche gut zu erkennen ist. Die Gräber einer Reihe sind in der Regel sehr ähnlich ausgerichtet. Der normale Abstand beträgt etwa einen halben Meter. Die frühen Gräber zeigen untereinander tendenziell grössere Abstände. In den beiden Kammergräbern 363 und 500 liegen die Toten N/S-orientiert. Sie stammen aus der Frühzeit, in der diese Orientierung der Regel entsprach.133 Wie in vielen Reihengräberfeldern Süddeutschlands gibt es wenige Ausnahmen, die sich nicht an die übliche Orientierung halten. Die Gräber 447 und 844 liegen quer zur üblichen O/W-Achse. In Grab 447 liegt der Kopf des Toten im Norden, der Blick geht gegen Süden. In Grab 844 liegt der Tote umgekehrt mit dem Kopf im Süden und nach Norden gewandtem Blick. Der Mann und der Jüngling liegen in einfachen Erdgräbern des 6. Jahrhunderts. Ihre Ausstattung mit Gürtel und Tasche ist einfach.134 Weitere Abweichungen finden sich bei den Kinderbestattungen in Grab 330 und 797.135
Störungen In allen Bereichen waren Spuren der Grabungen Wanners und Pletschers von 1866/67 aufzufinden (Kart. 1). Grab 566 weist in der Füllung eine Grube auf, die bis 60 cm unter das heutige Terrain reichte. Diese Störung, die wohl auf diese Sondierungen zurückzuführen ist,136 konnte die in 140 cm Tiefe liegende Bestattung nicht beeinträchtigen. Schon damals legten die Arbeiter die Sondiergräben mehr oder weniger in der Fallrichtung des Hanges, da so die grösste Chance besteht, die quer dazu liegenden Gräber anzuschneiden und zu erfassen. Folgende Gräben sind mit grosser Wahrscheinlichkeit alte Sondiergräben: Gräbchen 83/1 und 83/2 liegen zwischen der Ostgrenze und der Separatgruppe im Südosten 59
des Gräberfeldes. Sie laufen je in entgegengesetzter Richtung schräg über den Hang. Ihre Dimensionen und auch die Füllungen sind denen der anderen Sondiergräben sehr ähnlich. In der 1984 vor dem Friedhofseingang untersuchten Fläche wurden die beobachteten Sondiergräben nicht vollständig dokumentiert. In der Nordostecke des Friedhofes fand sich 1986 ein Sondiergraben 86/1, der die Ostwand von Grab 425 schneidet. Ein weiterer Sondiergraben 86/2 stört Grab 403. In der Grabungsfläche von 1988 sind drei Gräbchen dokumentiert worden. Gräbchen 88/1 schneidet die Ostwand von Grab 519. Es enthielt eine Scherbe des vorletzten Jahrhunderts. Die Gräbchen 88/2 und 88/3 laufen ausserhalb der östlichsten Grabreihen, mit einem Abstand von 140 cm, von Südost nach Nordwest über die Grabungsfläche. Gräbchen 88/2 hat eine Breite von 34 cm und eine erhaltene Tiefe von 25 cm. Die Sohle lag 75 cm unter dem heutigen Terrain. In der aus braunem Lehm bestehenden Füllung kam eine glasierte Scherbe zum Vorschein, die gut in die Zeit der Altgrabungen passt. Das andere Gräbchen war 27 cm breit, nur noch 5 cm tief unter dem Baggerhorizont erhalten und stellenweise vom Bagger entfernt. Die Füllung entsprach derjenigen des Gräbchens 88/1. In der südwestlichen Partie des Gräberfeldes häuften sich die Spuren der Altgrabung. Vier von Norden nach Süden angelegte Gräben 90/1–4 schneiden mehrere Gräber. Graben 90/1 schneidet die Gräber 742, 744, 745 und 746. Die beiden ersten Gräber, die er nur wenig an der Westwand streift, blieben von den Altgrabungen verschont. Die beiden anderen wurden bereits 1867 freigelegt. Die Gräbchen 90/2–4 erfassen je die Gräber 815, 816 und 799, die alle Störungen der Altgrabung verzeichnen. Westlich liegt ein weit grösserer Graben 90/5. Er beginnt östlich von Grab 834 mit gerundeter, grubenartiger Form. Die Breite beträgt 1 m und wächst bis zur 23 m nördlich gelegenen Grabungsgrenze auf über 2 m an. Das Grubenprofil ist unregelmässig und wirkt ausgeschwemmt. Die fundleere, lehmige Füllung enthält vereinzelt Kalksteine. Dieser Graben schneidet die 1867 gegrabenen Gräber 840, 794 und 833. Die überlagerten Gräber 793 und 794 sind ebenfalls stark gestört und vermutlich 1867 ausgegraben. Diese Überschneidungen machen deutlich, dass der Graben 90/5 jünger als der Friedhof aus dem Frühmittelalter ist. Merkwürdigerweise enthielt er keine Funde. Die Art des Grabens lässt am ehesten an einen wilden Bachlauf denken, der vermutlich nur kurzzeitig bestand. Auf der südwestlich gelegenen, 1985 überwachten Baustelle wurde ein ähnlicher Graben beobachtet. Dieser Befund ist ohne Hinweise zur Zeitstellung, er macht aber wahrscheinlich, dass im Hebsack mit Ab60
schwemmungen zu rechnen ist. Moderne Störungen sind selten. Die Nordosthälfte von Grab 406 war von einem Grenzstein aus historischer Zeit gestört. Grab 365 wies eine kleine Störung einer modernen Wärmepumpe auf. Für antiken Grabraub gibt es keine eindeutige Hinweise. Allfällige Spuren sind heute schwer von denjenigen der Altgrabungen zu unterscheiden. Störungen werden aus naheliegenden Gründen auf die Altgrabungen zurückgeführt. In vielen Fällen sind datierende Hinweise vorhanden, wie glasierte Scherben oder die Nickelbrille, die wir in einer Grabfüllung fanden.
Gruben und Befunde zwischen den Gräbern Mitten im Gräberfeld sind vier grössere Gruben gefunden worden (Kart. 1). Grube 86/C und Grube 86/D liegen zwischen den Gräbern 463 und 448. 86/C ist birnenförmig und hat einen Durchmesser von 110 x 90 cm. Grube 86/D schliesst direkt an die Südostecke von Grab 463 an und weist ähnliche Dimensionen auf. Beide Gruben sind ohne Funde und haben eine humose Füllung, die derjenigen der Gräber sehr ähnelt. Die linke obere Hälfte des Grabes 422 ist von einer jüngeren Grube gestört, deren Datierung und Interpretation unklar ist. Es besteht die Möglichkeit, dass es sich zum Teil um Baumpflanzgruben der ehemaligen Obstgärten handelt.137 Die fundleere Grube 90/G schliesst an die Nordostecke von Grab 768 an (Beil. 1). Grube 90/B liegt ausserhalb der Ostwand von Grab 669. Die Wände beider Gruben sind senkrecht, die Sohle ist horizontal. Grube 90/B hat einen Durchmesser von 120 cm und reicht 110 cm tief. Im Zentrum befindet sich eine zweite Grube von 60 cm Durchmesser und leicht abgeschrägter Wand. Die äussere Füllung ist humos-lehmig, mit einzelnen Holzkohlen und kleinen nicht mehr bestimmbaren Scherben. Die Füllung der inneren Grube ist fetter und humoser als die der äusseren. Sie enthielt kleine Holzkohlestücke, kleine Tierknochen und nicht mehr bestimmbare Scherbenfragmente. Da diese Gruben nicht in Zusammenhang mit den Gräbern stehen, ist ihre Interpretation offen. Nach dem Befund sind sie älter als die Gräber und könnten möglicherweise von älteren Siedlungshorizonten römischer oder keltischer Zeitstellung stammen. Zwei Gräben mit hangparallelem Verlauf konnten gefasst werden. Das 30 cm breite Gräbchen 90/A war noch 60 cm lang. Sein Profil ist unregelmässig und erreicht eine Tiefe von 70 cm. Es überlagert Grab 767 ohne aber die Funde, die in 130 cm Tiefe liegen, zu stören.
In der östlichen 1986 gegrabenen Fläche konnte ein hangparallel verlaufender Graben 86/4 festgestellt werden. Beginnend vor der Ostwand von Grab 480 läuft er bis gegen einen alten Grenzstein, der Grab 406 stört. Die Breite beträgt etwa 45 cm. Die dunkel-humose Füllung reicht bis 25 cm unter den Baggerhorizont. Der Verlauf dieses Gräbchens spricht gegen eine Interpretation als Sondiergraben von 1867. Der Bezug zu dem alten Grenzstein könnte auf eine Ackergrenze aus historischer Zeit hinweisen, als Spur eines ehemaligen Wölbackers.
Überlagerungen von Gräbern Im Gräberfeldplan (Beil. 1) sind einerseits viele Reihen zu erkennen, die unvermittelt wieder abbrechen, andererseits sind sie auch immer wieder durchbrochen. Dies ist in den meisten Fällen auf Mehrphasigkeit zurückzuführen, da über lange Zeit an einem Ort bestattet wurde. Hatte eine Generation ihre Toten in Reihen angeordnet, so sucht eine nächste oder übernächste das Gelände wieder auf. Die Gräber waren dann offenbar nicht mehr markiert oder die Markierung interessierte
nicht mehr; so kam es zu zahlreichen Überschneidungen. Diese bieten zur Überprüfung der Chronologie eine willkommene Hilfe. In gewissen Fällen überlagern sich mehrere Gräber, so z.B. Grab 598, das von den Gräbern 595, 604 und 584 überlagert wird. In Grab 595 ist der linke Fuss in die Grube von Grab 598 abgesunken, zudem ist auf der Sohle eine deutliche Verfärbung des älteren Grabes 598 erkennbar. Die Südwand ist von der jüngeren Steinkiste 604 durchschlagen. Es gibt Fälle bei denen das jüngere Grab 701 das ältere Grab 713 überlagert und ein Teil der Beigaben und des Skelettes der ersten Bestattung entfernt wurde. Das Erdgrab 545 wird von einer jüngeren Steinkiste überlagert, was die Entfernung eines Teils des Skelettes zur Folge hatte. Ebenso wird Grab 650 von der jüngeren Steinkiste 639 überlagert (Abb. 42). Die Gräber 706 und 693 überschneiden sich nur geringfügig. Hier war es mit archäologischen Mitteln nicht mehr möglich die Abfolge eindeutig abzuklären. Grab 611 wurde von den Gräbern 597 und 610 durchschlagen. Zwischen den jüngeren Gräbern blieb von Grab 611 lediglich ein 80 cm langer und 15 cm breiter Streifen erhalten, auf dem sich Fragmente des Schädels und Perlen erhalten haben.
Abb. 42: SchleitheimHebsack. Doppelbestattung 650 (6. Jahrhundert) wird von der jüngeren Steinkiste 639 (7. Jahrhundert) überlagert.
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Abb. 44 (rechte Seite): Schleitheim-Hebsack. Beispiele von Kindergräbern. Kinder sind wie Erwachsene mit Beigaben ausgestattet worden, wobei Amulette (Grab 626) verhältnismässig häufig vorkommen.
Abb. 43: SchleitheimHebsack. Anteile der Geschlechter und Altersgruppen nach der archäologischen und anthropologischen Bestimmung.
Übersicht über den Friedhof und die darin bestatteten Personen Aus den modernen Grabungen sind 581 Skelette erhalten und untersucht worden. Für die Geschlechtszuweisung stehen zwei Methoden zur Verfügung. Zum einen die archäologische Bestimmung, die sich zu Nutzen macht, dass sich Tracht und Beigaben je nach Geschlecht unterscheiden. Diese Methode assoziiert Männer mit Waffen und Werkzeugen und Frauen mit Schmuck und Textilarbeit. Die Erfahrung bestätigt, dass in den Gräbern des Frühmittelalters die Grabausstattung eindeutig geschlechtsspezifisch erfolgte. Daneben gibt es wenige geschlechtsunspezifische Beigaben wie Messer, Kämme und Gefässe. Die Anthropologie stützt ihre Bestimmung auf die geschlechtspezifischen Merkmale an Kopf und Becken und dem allgemeinen Eindruck von Schädel und Knochen. Diese Bestimmungen haben den grossen Vorteil, dass sie, unabhängig von den Beigaben, auf alle gut erhaltenen Skelette angewendet werden können. Dies erhöht die Anzahl geschlechtsbestimmter Skelette.138 Unsere Geschlechtsbestimmung beruht auf der archäologischen Beurteilung nach den geschlechtsspezifischen Beigaben und ergänzt Individuen ohne Beigaben gemäss ihrer anthropologischen Diagnose (Abb. 43). Im Katalog wird für jedes Grab zuerst die archäologische, dann die anthropologische Bestimmung aufgeführt, gefolgt von der anthropologischen Altersangabe. Das Verhältnis der Geschlechter ist mit 202 Frauen (52%) und 189 Männern (48%) annähernd ausgeglichen. 40 erwachsene Individuen konnten weder anthropologisch noch archäologisch bestimmt werden. Als Kinder werden hier alle Bestatteten unter 15 Jahren gezählt. Vor dem Pubertätsalter sind anthropologische Geschlechtsbestimmungen nicht möglich. Von den 150 Kindern konnte bei 93 das Geschlecht archäologisch nicht bestimmt werden.
Geschlecht
62
archäolog.
anthropolog.
Frauen Männer Erwachsene unbest. Mädchen Knaben Kinder unbest. Total
202 189 40 37 16 97 581
35% 33% 7% 6% 3% 17% 100%
114 119 193 37 19 93 575
202 155 62 – – 162 581
Total Erwachsene
431
74%
426
419
Total Kinder
150
26%
149
162
Bei den archäologischen Bestimmungen ist die Anzahl Frauen- und Männergräber mit 114 und 119 ausgeglichen. Die Mädchen überragen mit 37 die 19 Knaben deutlich. Dies liegt daran, dass einerseits Schmuck und Glasperlen gut erhalten und erkennbar sind. Andererseits ist auch zu erwägen, ob ein Teil der kleinen Jungen mit Schmuck ausgestattet wurde, der normalerweise der weiblichen Tracht zugeschrieben wird. Die anthropologischen Bestimmungen behandeln 419 Erwachsene, worunter 202 Frauen und 155 Männer erfasst werden konnten. Bezüglich des Geschlechts unbestimmbar bleiben 62 Erwachsene und 162 Kinder.139 Der Anteil der Kindergräber (Abb. 44) liegt mit 26%, im Vergleich mit anderen frühmittelalterlichen Friedhöfen, hoch. Es war in der Merowingerzeit normal, nur einen Teil der Kinder im Friedhof zu bestatten. Die Kartierungen ergeben keine deutlichen Konzentrationen nach Geschlecht und oder Alter (Kart. 2–3). Die Toten wurden anscheinend gemäss der Reihenfolge ihres Ablebens bestattet. Gewisse Konzentrationen deuten darauf hin, dass die Toten in Familienbezirken beigesetzt wurden. In Grab 754 sind ein Mann, eine Frau und ein Kind beigesetzt. Gegen Süden schliessen 14 Gräber an, die alle ins 6. Jahrhundert datieren (Kart. 7). In dieser Reihe sowie in der Zone östlich davon treten Kindergräber gehäuft auf. In der unmittelbaren Umgebung von Grab 754 ist eine Konzentration von Männergräbern zu beobachten (Kart. 2). Eine dichtere Belegung mit Kindern findet sich im Nordosten in der Umgebung des Grabes 451. Eine besonders auffällige Konzentration bildet die Gruppe von frühen Frauengräbern im Nordosten, die sich aber in weiteren Belangen von der grossen Hauptgruppe unterscheidet.
Mehrfachbestattungen In zahlreichen Fällen lagen mehrere Skelette miteinander auf gleichem Niveau in einer Grabgrube (Kart. 4, Abb. 45 u. 46). Am häufigsten sind Doppelbestattungen. Die Erdgrube wurde im Normalfall so breit ausgehoben, dass zwei Tote nebeneinander gelegt werden konnten. In Grab 763 lagen ein älterer und ein jüngerer Mann in einer 140 cm breiten und 100 cm tiefen Erdgrube. Kinder treten in den Doppelgräbern gehäuft auf.140 Von den 20 Doppelbestattungen waren acht (40%) reine Kindergräber. In je dreien lag ein Mann und ein Kind, bzw. eine Frau und ein Kind. Sechs Gräber bargen Erwachsene. Das Paar in Grab 569 scheint einander liebevoll zugewandt bestattet worden zu sein. Nur vier Bestattete waren ohne Beigaben; alles Kinder, die mit einem Erwachsenen ins Grab ka-
63
Anzahl
Individ.
Doppelbestattungen Dreifachbestattungen Nachbestattungen Dreifache Nachbestattung Gestörte Steinkisten mit 2 Skeletten
20 4 7 1 3
40 12 14 4 6
davon Kinder 22 12 – 1 –
Total
36
76
34
Abb. 45: SchleitheimHebsack. Zusammenstellung der Mehrfachbestattungen.
Abb. 46 (rechte Seite): Schleitheim-Hebsack. Mehrfachbestattungen.
Abb. 47: SchleitheimHebsack. Grab 620 mit den Bestattungen zweier Männer und eines Kindes im südlichen Grabbereich. Zwischen den Männern steckte die fränkische Wurfaxt (Franziska) mit der Klinge nach unten in der Erde.
men.141 Interessant wäre die Frage, ob in diesen Fällen zwischen Kind und Erwachsenem eine verwandtschaftliche Beziehung bestanden hat. Weniger wahrscheinlich ist die These, dass verstorbene Kinder aus «praktischen Gründen» familienfremden Erwachsenen beigelegt wurden. Die restlichen Erwachsenen und Kinder waren mit einfachen Beigaben der Qualitätsgruppe A2 ausgestattet.142 Zwei Ausnahmen bilden Grab 445, mit einer Frau mit feuervergoldeten Vogelfibeln, und Grab 569, in dem ein Mann mit einer Spatha lag, die beide zur Qualitätsgruppe B zählen. Sie befinden sich je in der nördlichen Hälfte der Grabgrube.143 In manchen Fällen, wie Grab 839, wurde für die Doppelbestattung keine speziell breite Grube ausgehoben. So liegen in einer nur 60 cm breiten Grube ein 9–14jähriges und ein 3–5jähriges Kind eng beieinander. Grab 330 ist ein Erdgrab mit Sarg, in dem ein Kind und ein Erwachsener, nach der anthropologischen Diagnose wahrscheinlich ein Mann, liegen. Beide Skelette liegen unter den Holzresten des Sargdeckels. Das Kind ruht auf den Beinen des Mannes und liegt mit dem Kopf im Osten, entgegengesetzt orientiert im Sarg. Vier Gräber sind Dreifachbestattungen144 (Abb. 47). Diese einfachen Erdgruben weisen eine Breite von ungefähr 150 cm und eine Tiefe von 70 cm
auf. Da diese Grube gemäss den Beobachtungen auf der Grabung in einem Zuge ausgehoben wurde und Hinweise auf eine nachträgliche Bestattung fehlen, ist davon auszugehen, dass hier die Toten in der Regel miteinander ins Grab gelegt wurden. Zudem sind bei vielen Mehrfachgräbern Kinder beteiligt, und es ist unwahrscheinlich, dass Kindergräber als Zweitbestattung bei der Anlage der ersten Bestattung geplant wurden. Dies steht auch im Widerspruch zu der allgemeinen Handhabung und Bewertung der Kinderbestattungen in dieser Zeit.145 So stellt sich die Frage, wie oft das zeitliche Miteinander auch Ausdruck eines sozialen Miteinanders im Sinne einer gleichen Familienzugehörigkeit war. Als Ursache für gemeinsame Todeszeit ist an Seuchen, ferner an Zufälle, Über- und Unglücksfälle zu denken. Im Falle des Dreifachgrabes 396A–C lieferte der archäologische Befund keine Argumente gegen eine gleichzeitige Beisetzung der drei Toten, die alle in einer Ebene bestattet waren. Einzig die lokale Erweiterung der Grabgrube bei den Füssen des Mannes 396A sticht ins Auge. Die Datierung der Funde ergab aber eine zeitliche Lücke von etwa hundert Jahren zwischen Bestattung C und A.147 Stammen die Perlen der Frau aus der Perlenstufe II, also noch aus dem 5. Jahrhundert, so datieren der Gürtel und der Breitsax des Mannes in die Stufe IV, d.h. frühestens ans Ende des 6. Jahrhunderts. Dies und die Erweiterung der Grabgrube machen es sehr wahrscheinlich, dass diese dritte Bestattung zufällig an die Seite der Doppelbestattung von Frau und Kind zu liegen kam. Die meisten Doppel- und Dreifachgräber datieren in den Friedhof der Stufe III. Zwei Ausnahmen bilden die Gräber 719 und die Bestattung 396C, die zeigen, dass erste Doppelgräber bereits in der Stufe II einsetzten148.
Nachbestattungen In fünf Steinkisten und zwei Erdgräbern149 konnte je eine Nachbestattung festgestellt werden, die alle zum Friedhof des 7. Jahrhunderts zählen. Ein bereits bestehendes Einzelgrab wurde erneut geöffnet und die Primärbestattung beiseite geräumt oder teilweise entfernt. Im Erdgrab 507 war von der Primärbestattung nur noch ein Teil des Unterkörpers vorhanden. In allen sieben Fällen wurde ein erwachsenes Individuum als Sekundärbestattung eines Erwachsenen beigesetzt. In drei Gräbern lagen ein Mann und eine Frau, wahrscheinlich Paare. In zwei anderen Gräbern befanden sich möglicherweise Paare und in weiteren zwei Gräbern je zwei Männer. In den Steinkisten 515 und 526 lagen Teile des primären Skelettes seitlich und nicht mehr im Verband (Abb. 48). Bei der Primärbestattung sind keine 64
754
620
719
714
763
Abb. 48: SchleitheimHebsack. Grab 526. Die Überreste eines Mannes wurden für die Nachbestattung auf die Nordseite geschoben. In Steinkistengräbern sind Nachbestattungen besonders häufig.
Abb. 49 (rechte Seite): Schleitheim-Hebsack. Grab 624 mit vier übereinanderliegenden Bestattungen: Rechts die Primärbestattung 624C. Links überlagert von der ersten Nachbestattung 624A. Beide werden von den Nachbestattungen 624D und 624B (Kind) überlagert.
66
Beigaben erhalten. Auch die Sekundärbestattungen sind gestört oder beigabenlos. Eine Ausnahme bildet die Frau in Grab 582B, die Drahtohrringe und eine Gürtelschnalle als Beigaben hat. Die Nachbestattungen zeigen, dass die Steinkisten oberirdisch gekennzeichnet und gut erkennbar waren. Offenbar war die Grablege und die Grababdeckung so organisiert, dass das Wiederöffnen einfacher war als bei den Erdgräbern. Es ist zu vermuten, dass diese Bestattungen bei der Grablege nicht mit Erde überschüttet wurden. Die hohe Zahl gestörter Steinkisten lässt annehmen, dass die Anzahl der Nachbestattungen in Wirklichkeit höher war. So sind in drei stark gestörten Steinkisten150 Reste zweier Skelette nachgewiesen. Die Befunde sind aber durch die Altgrabungen so stark beeinträchtigt, dass eine Vermischung der Knochen im letzten Jahrhundert nicht ausgeschlossen werden kann. In anderen
Gräberfeldern sind Steinkisten mit bis fünf Nachbestattungen belegt. Sie werden als Gruften und Ausdruck eines näheren Zusammenrückens der Familien interpretiert.151 Aussergewöhnlich ist Grab 624 mit vier Skeletten in einem Erdgrab mit Sarg (Abb. 49). In einer Erdgrube von 1 m Tiefe und nur 80 cm Breite lagen die Skelette versetzt übereinandergeschichtet. Die Seitenwände zeigen im unteren Bereich längsgemaserte Holzreste eines Sarges. An der Westseite fanden sich quergemaserte Holzreste. Auf der Sohle lag als Primärbestattung eine Frau C. Seitlich lag ein Mann A, dessen Becken und linker Oberschenkel auf dem rechten Oberschenkel der Frau lagen. Seine beiden Arme sind über dem Bauch verschränkt, was bei frühmittelalterlichen Bestattungen nur in Ausnahmefällen anzutreffen ist. Offenbar wurde bei seiner Niederlegung die westliche Hälfte der Südwand des primären Sarges beschädigt oder entfernt. Über dem Mann A war ein weiterer Mann D niedergelegt worden. Neben dem linken Bein des Mannes D lag der Schädel eines 3–4jährigen Kindes B. Die Erwachsenen sind mit einfachen Beigaben ausgestattet. Das Kind war ohne Beigaben. Die früheste Bestattung C trug Perlen aus dem späten 5. Jahrhundert (Perlenstufe P3). Die Beigaben der Männer 624A und 624D datieren in Stufe IV.152 Aufgrund dieser Datierungen wurde die erste Nachbestattung A in einem deutlichen zeitlichen Abstand zur Primärbestattung in die gleiche Erdgrube eingebracht. Trotz des deutlichen zeitlichen Abstandes lag die zweite Bestattung bei der Freilegung dicht über dem ersten Skelett. Wenige Jahrzehnte später wurde der zweite Mann D in derselben Grube beigesetzt. Die Lage des Kindes B neben dem linken Bein von Bestattung D legt die gemeinsame Beisetzung dieser beiden Toten nahe. Mit grosser Wahrscheinlichkeit war bei der Anlage der ersten Bestattung eine Nutzung als Etagengrab noch nicht geplant, sondern ergab sich im Verlauf der späteren Belegung. Dieser Befund ist bisher in Schleitheim-Hebsack einzigartig geblieben. Er passt gut zu den von Knaut in Kösingen beschriebenen Etagengräbern. Den Etagengräbern wird von der Forschung eine ähnliche Funktion wie diejenige der Steinkisten zugeschrieben, normalerweise werden sie als Gruft für Familienmitglieder genutzt.153
Sonderbestattungen Abweichungen im Grabritus sind selten. Abgesehen von den beiden frühen Kammergräbern liegen zwei Grabgruben N/S-orientiert. Grab 447 liegt mitten im Gräberfeld in der 1986 gegrabenen Fläche. Es ist ein Erdgrab mit rechteckiger,
70 cm tiefer Grube. Darin liegt ein 9–15 Jahre alter Jüngling, den Kopf im Norden, die Füsse im Süden gebettet. Die Geschlechtsbestimmung ist archäologisch und erfolgt nach der einfachen Ausstattung mit Messer, Silex und zwei Pfeilspitzen. Neben dem Kopf und zu Füssen liegen einzelne Kalksteine. Auf der Grabsohle sind die Spuren eines Holzsarges oder Totenbrettes erkennbar. Die Partie bei den Füssen läuft ungewöhnlicherweise quer zur Grabachse. Aussergewöhnlicher ist die Lage von Grab 844. Nach den heutigen Erkenntnissen liegt es an der Nordgrenze des Friedhofes, fast schon etwas abgesondert von den anschliessenden Grabreihen. Anders als bei Grab 447 liegt der Kopf des Toten im Süden. Es handelt sich um einen 30–40jährigen Mann mit einer Bronzegürtelschnalle und einer Tasche als Beigaben. Dieses Grab lag nur 40 cm unter dem Humus. Es wird angenommen, dass die abweichende Orientierung rechtliche Ursachen hat. Den Toten war aufgrund eines Vergehens eine Bestattung in konventioneller Orientierung verwehrt, ohne völligen Ausschluss aus der Gemeinschaft. Die Beigabe von Waffen in Grab 447 steht dazu in Widerspruch, da diese darauf hindeuten, dass die rechtliche Stellung des Toten intakt war. Weitere Ursachen für die auffällige Abweichung könnten eine seltene Krankheit oder ein anderer Makel sein. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Tote ein Fremder war. Die Gräber 447 und 844 datieren ins 6. Jahrhundert und sind sehr einfach ausgestattet. In denselben Zusammenhang gehören die Gräber 703 und 536. In ersterem war ein älterer Mann in Bauchlage bestattet worden. Sein Grab war 80 cm tief und bereits 1867 ausgegraben worden. Die verbliebenen Beigaben wirken einfach. Die Bauchlage könnte ein Hinweis auf einen bedingten Ausschluss aus der Gemeinschaft darstellen. In Grab 536 wurde eine junge Frau mit Spindelbeigabe vorgefunden. Hier ist die Sonderlage wohl auf einen sekundären Versturz des Sarges oder des Totenbrettes zurückzuführen. Eine weitere Besonderheit war in Grab 825 festzustellen. Die Grabgrube ist nur 40 cm tief, von unregelmässiger Form und auffällig kurz. Bestattet ist hier eine 30–40jährige Frau. Ihre Arme und Beine sind als linker Hocker nach links angewinkelt. Die Grabgrube wäre mit 160 cm Länge für eine Bestattung in gestreckter Rückenlage zu kurz gewesen. Ihre Ausstattung mit einer Achatgemme, einer vergoldeten Silberfibel und verschiedenen kostbaren Perlen weist sie als wohlhabend aus. In Grab 821 liegt ein Mann mit abgedrehtem Unterleib. Ob diese Verlagerung Absicht ist oder ob sie erst nach der Verwesung erfolgte, bleibt unklar. In Grab 797 liegt der Tote entgegengesetzt zu den
restlichen Skeletten. Der 7–11jährige Junge hat den Kopf im Osten und die Füsse im Westen. Er war mit einer Tasche ausgestattet. Zwei auf der Sohle sich abzeichnende Balkengräbchen weisen auf eine Bestattung mit Sarg oder Totenbrett. Die Frage, ob diese abweichende Orientierung Absicht war, oder ein Irrtum bei der Niederlegung des Sarges vorliegt, lässt sich nicht mehr klären. Grab 330 ist ein Erdgrab mit Sarg. Dem Mann wurde ein 5–9 Jahre altes Kind in den Sarg gelegt. Es hat den Kopf bei seinen Füssen im Osten der Grabgrube, liegt somit verkehrt zur üblichen 67
Orientierung.
Grabbau Am Anfang der Belegung des Gräberfeldes stehen die Kammergräber 363 und 500.154 In den anschliessenden Jahrhunderten sind die Erdgräber am häufigsten. Die Toten wurden in Särgen, auf Totenbrettern oder im Falle der einfacheren Gräber nur in ein Leichentuch gewickelt in die engen Grabgruben gelegt.155 Gab es zu Beginn des 6. Jahrhunderts auch Baumsärge, so setzen sich später Brettersärge durch. In den Friedhof der Stufe IV (7. Jahrhundert) datieren die Steinkisten.156 Auch in dieser Phase sind Erdgräber angelegt worden. Leider sind in Schleitheim die Erhaltungsbedingungen für Holz nicht ausreichend, um für die einzelnen Bestattungen die Verwendung von Sarg oder Totenbrett eindeutig zu klären. Sargspuren sind nur vereinzelt nachweisbar.
Masse der Grabgruben Die Gruben der Erdgräber sind mit denjenigen der Steinkisten nur bedingt vergleichbar. Daher wurden die Masse der Erdgräber und diejenigen der Steinkisten getrennt ausgewertet. Die Grabtiefen von 460 messbaren Erdgräbern reichen zwischen knapp 30 cm und 180 cm unter das heutige Gehniveau. Je etwa ein Viertel der Gräber lag in einer Tiefe von 40–60 cm, bzw. 60–80 cm. Rund ein Fünftel reicht 80–100 cm tief (Abb. 50). Grössere Tiefen sind selten. Die tiefsten Bestattungen sind mit 180 cm das äusserst reiche Männergrab 766 und das Kindergrab 834 mit 175 cm Tiefe. Gräber, die über 140 cm Tiefe erreichen, finden
Abb. 50: SchleitheimHebsack. Grabtiefen der Erd- und Spathagräber. Anzahl = 479.
sich nur in der nördlichen Hälfte des Gräberfeldes, wo mehrheitlich ältere Gräber liegen.157 Diese Verteilung deckt sich mit der Beobachtung, dass im 7. Jahrhundert weniger tief bestattet wird als im 6. Jahrhundert.158 Die Grabtiefen der Frauen- und Männergräber und diejenigen der Erwachsenen und Kindergräber unterscheiden sich nicht wesentlich. Eine Ausnahme bilden die Männergräber mit Spatha, die mindestens 60 cm tief sind (Abb. 50). Um die Entwicklung der Grundflächen der Grabgruben darzustellen, wurden die Längen- und Breitenmasse aller Erdgräber gemäss ihrer Stufenzugehörigkeit dargestellt (Tab. 10). Das Streuungsbild zeigt, dass die Grabbreite erwartungsgemäss mit steigender Grablänge zunimmt. Die grössten Häufigkeiten finden sich bei den Massen 200 x 60 und 210 x 65 cm. Beide Masse sind in allen drei Stufen vertreten. Die häufigsten Breiten liegen zwischen 60 und 70 cm. Die häufigsten Längen streuen mit 190–220 cm etwas breiter. Unter den wenigen Gräbern der Stufe II ist die Streuung dieser beiden Masse geringer, und sie finden sich eher in der unteren Hälfte der Punktwolke (Tab. 10). In dieser Zeit liegt die maximale Breite bei 80 cm. Bei den Gräbern des 6. Jahrhunderts liegt eine grössere Stichprobe vor. Hier finden sich die grössten Konzentrationen bei 190–220 x 50–70 cm. Hinter einer weiteren Verdichtung bei 220 x 80–100 cm sind die in fränkischer Tradition gebauten Grabgruben zu sehen, die oft einen grösseren Stauraum im Fussbereich aufweisen.159 Die Erdgräber der Stufe IV liegen eher in der oberen Hälfte der Verteilung und sind tendenziell breiter. Häufige Masse liegen bei 200 x 70–80 cm. Eine weitere Konzentration liegt bei 225 x
140 Erdgräber
121
Spathagräber
115
120
99
100 80 60 44
44
40 27 14
20 4
4
2
0
68
cm
1
2
1 1
breiter und länger als Frauengräber. In Schleitheim dominieren bei Männern und Frauen Grabbreiten von 60–70 cm, gefolgt von Werten zwischen 70–80 cm. Das breiteste Männergrab beträgt 115 cm. Wenige Frauengräber sind 120–150 cm breit. Grössere Grabbreiten finden sich bei den Mehrfachbestattungen, in denen die Skelette nebeneinander niedergelegt wurden. Die Gräber von Schleitheim sind vergleichsweise schmal. Mit dieser Sitte passt das Gräberfeld Schleitheim-Hebsack zu den südwestdeutschen Gräberfeldern des 6. und 7. Jahrhunderts, in denen Grabbreiten von 50–80 cm vorherrschen. Im baden-württembergischen Neresheim sind Grabbreiten von 40 cm vertreten.163 Sie heben sich deutlich von denen des fränkischen Siedlungsgebietes ab, wo grössere Grabbreiten üblich sind.164 Bei den 85 vermessbaren Steinkisten fehlen erwartungsgemäss grosse Tiefen. Normal sind Tiefen zwischen 50 und 80 cm. Acht Gräber erreichen eine maximale Tiefe von 120 cm. Die Verteilung der Anteile der restlichen Tiefenwerte ist derjenigen der Erdgräber ähnlich. Die Breiten der Steinkisten liegen im Normalfall bei 50–70 cm. Die Steinkisten B sind tendenziell etwas grösser als die Steinkisten A. Liegen bei Letzteren die Tiefen am häufigsten bei 40–60 cm, so sind viele Steinkisten der Bauweise B häufig 80–100 cm tief. Die Innenmasse der Steinkisten zeigen sowohl zeitlich wie typenmässig ein breites Spektrum. Die aus Steinplatten errichteten Kisten B beschränken sich auf geringere Breiten als die Typen A und C.
80–90 cm. Die Grabtiefen sind in Schleitheim vergleichsweise gering. In Elgg waren die meisten Gräber 100–200 cm und in Neresheim und Knösingen 60–120 cm tief.160 Eine wahrscheinliche Erklärung für die zahlreichen nur 20–40 cm tiefen Gräber in Schleitheim-Hebsack wäre, dass die heutige Wiesenoberfläche zumindest stellenweise nicht derjenigen des Frühmittelalters entspricht. Möglicherweise wurde das Gehniveau dank der Hanglage im Laufe der Jahrhunderte durch Erosion abgetragen. Ausserdem könnte der harte und zähe Boden im Bereich des Gräberfeldes eine Rolle gespielt haben. Die Untersuchungen von Elgg haben gezeigt, dass die Grabtiefe zudem mit der Beschaffenheit des Untergrundes zusammenhängt.161 Im Bereich mit hochliegender Molasse waren die Gräber weniger tief als im Bereich, wo sie in den Kies eingegraben werden konnten. Die Grabgruben waren normalerweise genügend lang und breit, um den Särgen und Totenbrettern ausreichend Platz zu bieten. Bei 387 Erdgräbern – ohne Mehrfachbestattungen – messen die Grabbreiten zwischen 30 cm und 150 cm. Am häufigsten sind die Grabgruben von 50–80 cm Breite. Rund 30% waren 60–70 cm breit. Breiten von über 110 cm sind selten (Abb. 51). Der Vergleich der Grabbreiten von 340 Frauen, Männern und Kindern zeigt, dass bei Kindergräbern geringere Grabbreiten vorherrschen. Für sie wurden üblicherweise Gruben mit kleineren Volumen ausgehoben.162 Anders als in Elgg zeigen sich in den Häufigkeiten der Grabbreiten zwischen Frauen- und Männergräbern keine nennenswerten Unterschiede. In Elgg sind Männergräber tendenziell
120
100
unbestimmt Kindergräber Frauengräber Männergräber
26
Abb. 51: SchleitheimHebsack. Breiten der Erdgräber nach Geschlecht und Alter. Anzahl = 358.
80 10 42
60
1 11
26
4
40 24
9
3 4
21
2
0
14
43
20 10 3 1
18
23
16
cm
10
2 7
14
9
1 1
2
1
69
Abb. 52 (rechte Seite): Schleitheim-Hebsack. Gräber 326, 329, 524, 467, 592, 440, 586 und 809 mit Sargspuren, die den Deckel und die Seitenwände aus Holz anzeigen. Teilweise sind quergelegte Balken zu erkennen, auf denen der Sarg ruhte. Die Beigaben liegen meist innerhalb des Holzsarges.
Erdgräber Von den 546 Grabgruben im Hebsack sind 460 (84%) Erdgräber. Davon zeigen 106 (23%) Spuren eines Totenbrettes oder eines Sarges. Zudem deuten bei 87 (19%) die vorhandenen Holzspuren auf einen Sarg hin. Holzspuren, die über das Skelett oder die Beigaben ziehen, wurden in der Regel als Reste eines Sargdeckels interpretiert. Andere Gräber wiesen hingegen eindeutige Sargspuren auf (Abb. 52). Die einfachen Erdgräber sind am häufigsten. In Stufe III erreicht ihr Anteil das Maximum. Entsprechend liegt der Nachweis von Särgen in Stufe III am tiefsten (Abb. 53). Holzspuren von Särgen und Totenbrettern waren in knapp der Hälfte der Erdgräber nachzuweisen. Die Gräber mit Sarg oder Totenbrett sind über die Stufen hinweg konstant vertreten. Erdgräber sind bei Frauen und Männern mit 153 Exemplaren, bzw. 149 etwa gleich häufig. Bei den Kindern sind sie mit 136 Erdgräbern häufiger. Der Anteil von Gräbern mit Sarg liegt bei den Erwachsenen deutlich höher als bei den Kindern. Bei Mann und Frau liegen sie in vergleichbarem Rahmen.
Einfache Erdgräber
Abb. 53: SchleitheimHebsack. Grabbau der Erdgräber in den Stufen I– IV (** In Stufe IV sind zusätzlich 92 Steinkisten vorhanden).
70
Bei den einfachen Erdgräbern wird das Skelett in einer Erdgrube ohne Steine oder Spuren von Holz gefunden. Die Grundform ist mehrheitlich rechteckig. Die Sohle ist horizontal, Wände und Ecken sind mehr oder weniger kantig ins Erdreich gearbeitet worden, bzw. erhalten. Seltener sind Erdgräber mit trapezförmigem Grundriss (Grab 609) und solche mit ovalem Grundriss wie Grab 473. Trapezförmiger Grundriss ist bei einem Doppelgrab 655 und einigen Kindergräbern belegt. Solche Formen treten bei kleineren, weniger aufwendigen Gräbern gehäuft auf. Die Grubenwände sind in den meisten Fällen senkrecht gearbeitet, wobei Ausbruchstellen vorkommen. Die Grabtiefen variieren zwischen 30 und 160 cm (Abb. 50), am häufigsten betragen sie um 60 cm. Die Grabsohle ist in der Regel horizontal gearbeitet. Es ist anzunehmen, dass einzelne Verstorbene ohne Sarg oder Totenbrett und wahrscheinlich in ein Leichentuch gehüllt beigesetzt wurden. Andererseits dürfen wir davon ausgehen, dass in vielen Fällen Sarg oder Totenbrett vollständig vergangen sind. Für diese These spricht, dass in 40% der Gräber mit Balkengräbchen keine Holzspuren nachweisbar sind. Die Konstruktionen mit zwei Unterlagehölzern legen einen Sarg oder ein Totenbrett nahe. Bei den Gräbern 518, 663 und 672 liegt die Meereshöhe der Grabsohle unter
dem Kopf 8–10 cm höher als bei den Füssen. Die Grösse der Gräber ist sehr unterschiedlich. Auch in den Formen sind viele Spielarten vertreten. Grab 612 weist eine rechteckige, an der Nordwand einziehende Grube auf. Bei Grab 602 baucht die Nordwand aus. In Grab 536 neigt sich die Südwand über die Grabsohle. Solche Verformungen sind am ehesten auf Einflüsse des sich verschiebenden, abfallenden Geländes zurückzuführen.
Erdgräber mit Balkengräbchen Unter den 460 Erdgräbern von Schleitheim konnten in 43 Fällen (9%) Reste von Balkengräbchen freigelegt werden. Üblich sind zwei Gräbchen, eines vor der West- und eines vor der Ostwand (Abb. 54). Sie zeichneten sich meist deutlich in der Grabsohle ab und waren mit feinem, lehmigem Sediment gefüllt. Ihre Länge entspricht etwa der Grabgrubenbreite. Etwa die Hälfte der Gräbchen ist 10 cm breit. Die Schmalsten sind 5– 6 cm breit und einige wenige messen 20–25 cm. Die Tiefe ist meistens um die Hälfte geringer als die Breite. Fast 50% haben eine Tiefe von 5 cm, einige sind nur 3 cm tief, vier Gräbchen messen 10 cm Tiefe. Bei Grab 768 liegen beide Gräbchen auf der Ostseite. Das erste Gräbchen hat zur Ostwand des Grabes 5 cm Abstand. Die Distanz zum zweiten Gräbchen beträgt ca. 20 cm. Auf dieser Höhe liegen die Füsse des toten Kindes. In vier Steinkisten sind Spuren von Balkengräbchen erhalten.165 Grab 384 ist ein Beispiel für einen auf Unterlagehölzern deponierten Baumsarg. Diese Gräbchen werden als Negative von Unterlagehölzern interpretiert, die auf die Grabsohle gelegt wurden. Der Tote wurde offenbar im Sarg oder auf dem Totenbrett an zwei Seilen in die Grube hinunter gelassen. Die Hölzer sollten einerseits für eine ausgewogene horizontale Lage sorgen, zum andern liessen sich so die Seile mühelos wieder unter der Last hervorziehen. Bei sechs Gräbern war die Spur nur eines Gräbchens erhalten, je dreimal vor der Westwand und dreimal vor der Ostwand. Vermutlich haben nicht alle Unterlagehölzer im Sediment ihre Spuren hinterlassen. Der Nachweis für Balkenholz konnte bei 17 (40%) der 43 Gräber erbracht werden.
I II III IV **
2 -
19 (53%) 8 (22%) 9 (25%) 195 (60%) 73 (23%) 57 (17%) 52 (52%) 19 (20%) 28 (28%)
71
Erdgräber mit Sarg
Abb. 54: SchleitheimHebsack. Grab 814 mit zwei Balkengräbchen.
72
Erdgräber mit Sarg oder Totenbrett Die Grundform dieser Gräber ist wie bei den einfachen Erdgräbern rechteckig. Da in den meisten Fällen nur wenig Holz als dunkle Spur im Sediment erhalten ist, kann normalerweise nicht gesagt werden, ob ein Holzrest nun von einem Sarg oder von einem Totenbrett stammt. Beim Totenbrett wären die Toten auf einem Brett niedergelegt, und allenfalls von einem Leichentuch geschützt, ins Grab gekommen. Gräber mit einfacher Holzspur laufen daher alle mit der Bestimmung «mit Sarg oder Totenbrett». In seltenen Fällen sind eindeutige Sargspuren belegt. Alle Gräber bei denen Holzspuren auf Skelett oder Beigaben zu beobachten waren, werden «mit Sarg» bezeichnet, da diese Spuren als Reste des Sargdeckels angesehen werden. In den Gräbern 440 und 524 sind Reste des Sargdeckels gut erkennbar (Abb. 52). Reste des Totenbrettes oder Sargbodens fanden sich häufig unter den Beigaben aus Metall. Diese Holzreste sind in der Regel im Verhältnis zum Toten und der Grabgrube längsgemasert. Manchmal sind grössere Partien eines Brettes oder einer Wand erhalten. In zahlreichen Gräbern treten sie in Kombination mit Balkengräbchen auf. Vermutlich wurden die Toten auf dem Totenbrett gebettet und mit einem Leichentuch verhüllt oder zugedeckt. In den Gräbern 457 und 618 liegen die Beine der Toten so nah beieinander, dass dies auf die Verwendung eines verschnürten Leichentuches hinweisen könnte.166
Im Gräberfeld haben sich die Überreste zahlreicher Särge erhalten (Abb. 52). Am häufigsten sind Holzspuren des Sargbodens, die aber nicht von einem Totenbrett unterschieden werden können. Holzreste über dem Skelett oder über den Metallbeigaben sind Reste des Sargdeckels. Seltener sind Reste der Süd- oder der Nordsargwand erhalten. Diese Wandreste sind aber nicht so, dass sie eine Rekonstruktion der Sarghöhe erlauben würden. Wie beim Boden und beim Deckel verläuft die Maserung der Holzreste in der Regel längs zum Skelett. Reste der Ost- und der Westwand sind seltener. Sie erkennt man einerseits an ihrer Lage, andererseits ebenso an der querlaufenden Maserung.167 Grab 326 hat eine 220 x 70 cm messende, 65 cm tiefe Grube. In 50 cm Tiefe sind Sargspuren aus Eichenholz erhalten. Die Deckbretter sind längsgemasert und auf einer Länge von 1.4 m erhalten. Die Seitenwände sind teilweise bis 25 cm hoch erhalten. Sie ergeben einen Sarg von 182 x 45 cm Grösse. In einigen Fällen ist die Spur des Sarges nur noch als sich im Sediment abzeichnende Sarggrube belegt, d.h. die Sarggrube zeichnet sich mit einem feineren, farblich abweichenden Sediment in der Grabfüllung ab. Selten finden sich in den Sarggruben Holzreste. Die häufigsten Masse für die Sarggruben sind 190 x 40 cm.168 Die erhaltene Tiefe bewegt sich zwischen 5 und 17 cm. Die ursprüngliche Höhe der Särge bleibt unklar. Die Särge waren im Normalfall recht schmal gearbeitet. Das Fehlen von Sargnägeln spricht für eine verzapfte oder verdübelte Konstruktion. In Hallau konnte ein Brettersarg mit vier Seitenbrettern beobachtet werden.169 In drei Gräbern waren Baumsärge erkennbar. Als Negativ eines Baumsarges kann die dunkle, muldenförmige Verfärbung in Grab 472 angesprochen werden. An den Rändern und über dem Skelett waren kieselige Lagen zu beobachten. Nach dem Verrotten des Baumes bildete sich ein Hohlraum, in den der feine Kies eingeschwemmt wurde. Im Kindergrab 660 waren Spuren, die auf einen Baumsarg deuten. Direkt über dem Skelett fand sich eine 130 x 20 cm grosse Holzschicht, die nahtlos in die noch ca. 10 cm hohe Sargwand mündete. Die Maserung verlief längs zum Skelett. Die nördliche Sargwand war 125 cm lang und bis zu 5 cm dick. Botanische Proben des Deckels, der Wand und des Bodens ergaben Eichenholz, wie in allen hier genannten Beispielen. Das Frauengrab 384 hat eine Rechteckgrube beachtlicher Grösse und Tiefe. Auf der Sohle sind zwei Balkengräbchen und eine 195 x 50 cm messende Verfärbung nachgewiesen. Die Verfärbung war muldenförmig mit rundem, maximal 15 cm tiefem Profil. Die oberste Lage der Verfärbung war eine
Holzschicht aus Eiche. Darunter folgte eine kiesige, dunkle Einschwemmschicht, die auf dem gewachsenen Boden lag. Die im Sediment überlieferte Mulde ist sehr wahrscheinlich das Negativ eines Baumsarges. Über dem Skelett war eine 80 cm lange und 25 cm breite, längsgemaserte Holzschicht erhalten, die vermutlich vom Deckel stammt. Unter den Beigaben war ein eiserner Ring, in dessen Korrosionsschicht Strohreste zu erkennen sind. Dieses Stroh kam vermutlich als Polsterung in den Sarg. Weitere Strohreste stammen von Sax und Gürtel aus Grab 412, von zwei Beschlägen aus Grab 414 und waren auf dem Sax aus Grab 416 zu erkennen. Ein Eisenring aus Grab 618 weist auf der Unterseite Strohreste und Fragmente von Sargholz auf und scheint somit in der Sargpolsterung gelegen zu haben. Vergleichbare Sargpolsterungen sind dank ihrer Lage im Moor aus gut erhaltenen Grabfunden von Oberflacht (D) bekannt.170
Erdgräber mit Holzeinbauten Grab 586 enthielt hoch in der Füllung Reste dreier Querhölzer. Ihre Eckpunkte lagen bis 60 cm über der Grabsohle. In der Mitte waren sie bis auf ein Niveau von 20 cm über dem Skelett in die Füllung hineingesackt. Dieser Befund hebt sich deutlich von dem ab, was wir in der Regel als Reste des Sargdeckels vorgefunden haben. Vermutlich stammen diese Hölzer von einer Abdeckung, die zusätzlich über den durch die deutliche Sarggrube belegten Sarg angebracht wurde. Vergleichbare Abdeckungen von Grabkammern sind in mehreren südwestdeutschen Gräberfeldern belegt, beispielsweise im Friedhof von Oberflacht.171 Vergleichbare Spuren von Querhölzern sind in Grab 440 niveaugleich mit dem Sargdeckel erhalten geblieben. In keiner der bis heute untersuchten Flächen sind Spuren von Grabaufbauten oder -markierungen erhalten. Hinweise auf Grabbauten, Kreisgräben, Hügel oder eine Umfriedung des Friedhofes fehlen. In einigen Gräbern haben sich Pfostenlöcher und -gruben erhalten, die vielleicht von Konstruktionen stammen könnten, die über das Grab hinausragten. In Grab 685 konnten fünf Pfostenlöcher beobachtet werden. Es handelt sich um eine Rechteckgrube, in der sich keine Spur eines Sarges oder Totenbrettes erhalten hat. Spuren organischen Materials unter der Gürtelschnalle gehen nicht auf Holz zurück,172 sondern möglicherweise auf Leder. Auf der horizontal gearbeiteten Grabsohle zieht je unter den Schultern und den Unterschenkeln ein bis 10 cm tiefes Balkengräbchen durch. Die Verfärbungen der Pfostenlöcher zeichneten sich erst ab einem Niveau von 10–20 cm über dem
Skelett in der Grabfüllung ab. Die Pfostenlöcher 1 und 2 wiesen einen Durchmesser von 11 bzw. 13 cm auf, die Wände waren senkrecht. In den Pfostengruben war brauner Lehm mit feinerer und homogenerer Konsistenz als in den Grabfüllungen. Die Pfostenlöcher 3–5 lagen in den beiden Balkengräbchen. Da die Füllung der Gräbchen derjenigen der Pfostenlöcher sehr ähnlich war, gaben sich letztere im Profil nicht zu erkennen. Alle Pfostenlöcher endeten auf der Grabsohle. Wurde hier über dem Skelett ein «Holzregal» aufgestellt, dessen Stützen eine Negativspur hinterlassen haben? Oder wurden die Pfosten nachträglich in die 120 cm tiefe Füllung hineingetrieben? Die Interpretation als Grabaufbau, vielleicht Grabmarkierung, ist am wahrscheinlichsten. Die Grabsohle wies zudem rechts der Brust des Skelettes ein wenig tiefes, nicht weiter interpretierbares Gräbchen auf. Im gleichen Friedhofsbezirk, etwa sechs Reihen westlich, liegt Grab 656. In diesem Grab sind keine Holzspuren erhalten. Beidseits der Füsse befinden sich zwei kleine Pfostenlöcher, die erst auf der Grabsohle erkennbar waren. Der Durchmesser beträgt etwa 13 cm. Sie reichen mit senkrechten Wänden etwa 10 cm tief in den gewachsenen Boden hinein. Die Füllung war derjenigen der Pfostenlöcher aus Grab 685 sehr ähnlich. Auch in diesem Fall könnten die Pfosten zu einer Grabmarkierung gehören. In Grab 747 war neben dem rechten Bein der Toten ein Kleinkind beigesetzt worden. Die beiden Toten kamen vermutlich gleichzeitig ins Grab. Wie in Grab 656 fanden sich beidseits der Füsse der Bestatteten zwei kleine Pfostenlöcher. Durchmesser und Tiefe sind ähnlich wie bei den oben genannten, die Grubenwände sind allerdings trichterförmig. Interessanterweise setzt über der Ostwand von Grab 747 leicht überlagernd die Westwand der Steinkiste 708 an. Dieses jüngere Grab überlagert das 95 cm tiefe Grab 747 nur minim und ohne die sich einst allenfalls erhebenden Pfosten zu tangieren. Im Erdgrab 365 fanden sich neben Spuren eines Sarges auch zwei Pfostengruben. Die erste lag an der Westwand, die zweite befand sich in der Südwestecke. Nach dem Spurenbild waren beide Pfosten ausserhalb des Sarges angebracht worden. Grab 532 liegt nahe der Ostgrenze des Gräberfeldes. Die Grabgrube ist grosszügig und weist zwei schmale Balkengräbchen auf. Zwischen den Füssen des alten Mannes und der Grabostwand bleibt auf einer Länge von 50 cm eine freie Fläche. Hier befindet sich eine Grube von 45 cm Durchmesser. Die Füllung besteht aus braunem Lehm, der sich deutlich von der Grabfüllung bestehend aus braunem Lehm mit Humus abhebt. Etwa 40 cm über der Grabsohle zeichnete sich diese 73
Grube mit einer mehrlagigen Steinpackung aus Kalksteinen ab. Sie reicht exakt auf die Sohle des Grabes. Stammt sie nicht aus jüngerer Zeit, so diente sie vielleicht zur Stabilisierung einer Grabmarkierung. In der nordwestlichen Fläche liegt eine Pfostengrube mit sehr ähnlichen Ausmassen. Sie trägt die Grabnummer 454 und liegt in der Fläche nördlich des von Ost nach West verlaufenden Grabens 86/4.173 Die Wände der auf einer Tiefe von 26 cm erhaltenen Grube sind senkrecht und münden in eine waagrechte Grabsohle. Die Füllung war lehmig-humos mit wenigen, kleinen Holzkohlen. Diese Grube wies allerdings keine datierenden Hinweise auf. Auffällig ist die Ähnlichkeit mit den oben beschriebenen Gruben, die sie in die Nähe möglicher ehemaliger Friedhofbauten rückt. Zwei weitere Gruben mit Dimensionen dieser Art fanden sich ausserhalb der Westwand von Grab 362. Die südwestliche Grube hat einen Durchmesser von 45 cm und eine Tiefe von noch 15 cm. Die nordwestliche Grube von 30 cm Durchmesser war nur noch 6 cm tief erhalten. Die Wände waren senkrecht, die Sohle horizontal gearbeitet. Dunkelbrauner Humus bildete die Füllung. Da datierende Elemente fehlen, kann nur erwogen werden, dass hier Reste gleichartiger Pfostengruben vorliegen, die möglicherweise Bezug zu Grab 362 haben. In einigen Erdgräbern174 sind einzelne Lesesteine gefunden worden. Möglicherweise dienten diese zum Verkeilen von Bohlenwänden, welche die Grabwand auskleideten.
Gruben und Nischen in den Erdgräbern Grab 673 weist neben dem rechten Oberarm eine kleine Mulde auf, die 8 cm tief ist. Die Grundform ist rund, von 12 cm Durchmesser. Die Funktion ist unklar, zumal die Bestattung in einem Sarg erfolgte. Nicht einfach zu interpretieren ist der Bau von Grab 725. Die erste grössere Grube ist rechteckig, von 195 x 100 cm Ausdehnung und 75 cm Tiefe. An der Grubensohle war eine kleinere Grube von 125 x 55 cm Fläche und 125 cm Tiefe eingetieft. Darin war ein 2–4jähriges Kind bestattet. Da die Füllung steril war, ist es unwahrscheinlich, dass bei der Anlage der kleineren Grube ein älteres Grab zerstört worden ist. Eher war die grosse Grube ungenutzt, um dann, aus welchen Gründen auch immer, die kleinere Grube für die Kinderbestattung aufzunehmen. Zwischen der Anlage der beiden Gruben dürfte kein grosser Zeitraum verstrichen sein. Grab 427 weist auf der Grabsohle neben der linken Seite des Toten eine Grube von 50 x 20 cm 74
auf, die 15 cm tief und fundleer war. In Grab 413B war unter der Bestattung eine unregelmässige Grube von 100 cm Länge und 60 cm Breite. Stammte diese 25 cm unter die Grabsohle von 413B reichende Grube von einem älteren Grab? In der Füllung waren keine Hinweise darauf vorhanden. In der Südostecke von Grab 697 war 14 cm über der Grabsohle eine kleine Nische in die Grabwand eingelassen, die einen Topf barg. In Grab 391 wurde in der Südwand, nahe der Südostecke, eine Nische angefügt, die mit einem Krug ausgestattet war. Eher zufällig wirkt dagegen eine nischenartige Vertiefung in der oberen Partie der Nordwand von Grab 618.
Steinkisten Die Steinkisten sind aus trocken gesetzten Steinmauern gebaut und geben Hinweise auf die Anfänge eines ländlichen Maurerhandwerkes. Einerseits wurden für den Bau Steinquader und -platten gebrochen, andererseits kamen Spolien aus den römischen Ruinen zur Verwendung. Die Toten wurden mit oder ohne Sarg- oder Totenbrett in die Grabkammern gelegt. Die Verwendung von Leichentüchern ist anzunehmen. Es sind 92 Steinkisten freigelegt worden, die in drei Kategorien, Steinkisten A–C, unterteilt werden (Abb. 55). 78 Kisten (85%) waren gestört. Dies hängt vorrangig mit den Methoden der Ausgräber des vorletzten Jahrhunderts zusammen, die das Auffinden von Steinkisten begünstigten. Die Männer suchten das Gelände systematisch mit eisernen Sondierstangen nach Gräbern ab. Die Altgrabungen haben hiervon deutliche Spuren hinterlassen: Von der Steinkiste 517 blieb eine unregelmässige mit Skeletteilen und losen Steinen verfüllte Grube erhalten. In Grab 632 blieb kein Stein in situ. Wanner berichtet, dass die Leute aus dem Dorf Steine der Steinkisten mit dem Wagen abführten.175 So wurden die römischen Spolien, die die Alamannen einst in den Ruinen der römischen Siedlungsreste geholt hatten, um ihre Grabkammern zu errichten, erneut gesammelt, um an einem neuen Ort ein drittes Mal verbaut zu werden. Die Steinkisten gehören den jüngeren Belegungshorizonten an.176 Unter den Bestattungen des 6. Jahrhunderts fehlen sie. Sie kommen erst am Ende des 6. Jahrhunderts auf und sind für Gräber des 7. Jahrhunderts typisch. Die Mehrzahl der Steinkisten liegt in den südlichen Zonen des Friedhofes, wo sich die Gräber des 7. Jahrhunderts häufen. SteinkistenAsetzen zu einem früheren Zeitpunkt ein als Steinkisten B und C. Die Steinkisten haben alle eine rechteckige Grundform.177 Etliche Steinkisten schneiden und stören
Abb. 56: SchleitheimHebsack. Steinkisten A: Gräber 809, 808, 302 und 537.
Steinkiste A Steinkiste B Steinkiste C Nicht bestimmbar Total
Trockenmauergrab Plattengrab Mischform A und B
34 12 15 31 92
Abb. 55: SchleitheimHebsack. Kategorien der Steinkisten.
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Abb. 57 (links): Schleitheim-Hebsack. Kindergrab 542. Boden mit Kalksteinplatten.
Abb. 58 (rechts): Schleitheim-Hebsack. Grab 301. Steinkiste B.
Gräber in älteren Bezirken (Kart. 5). In der 1988 gegrabenen Fläche nahe der Ostgrenze sind die meisten Steinkisten reihig angelegt worden. Den einfachsten Typ stellen die in Trockenmauertechnik errichteten Steinkisten A dar (Abb. 56). Einfache Steinkisten sind mit nur einer Lage Lesesteine gebaut. Bei den Steinen handelt es sich um aufgesammelte Kalksteine, die mit ihrer jeweils flachsten Seite zur Grabgrube vermauert wurden. So ergab sich eine Wand mit einer möglichst geraden Flucht. In derselben Weise wurde auch mehrlagig gearbeitet. Die Steinkisten 378 und 381 sind je an einer Seite einlagig, an der anderen zweilagig erhalten. Da dies einmal die Berg- und einmal die Talseite betrifft, scheint kein Zusammenhang mit dem Gefälle zu bestehen. Andere Steinkisten sind mit sorgfältig ausgewählten oder mit zugehauenen Steinen gebaut worden.178 Die Steinkiste 513 ist aus behauenen Kalk- und Sandsteinen errichtet. Die hellen Kalksteine wechseln sich musterartig mit den rötlichen Sandsteinen ab.179 Aufwändiger sind jene Steinkisten, die bis sieben Lagen hoch erhalten sind. Die Mehrheit der Steine ist zugehauen und von ähnlicher Grösse. Der Boden der Steinkiste 515 ist weitgehend mit Steinplatten ausgelegt. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich viele dieser Trockenmauern infolge des Hangdruckes verformt und bieten teilweise ein merkwürdiges Bild. Bei den Steinkisten A häuft sich die Verwendung von römischen Spolien,180 die vermutlich von den Überresten der nahen römischen Villa «im Brühl» stammen oder aus den Ruinen des Vicus im Zwärenbachtal herbeigeschafft wurden. Neben den üblichen Kalksteinen181 kamen Tuffe182 und Sandsteine183 zum Einsatz. Tuff ist in der näheren Umgebung von Schleitheim zu finden. In wenigen Gräbern sind römische Ziegelplatten 76
oder Suspensuraplatten eingebaut worden.184 Bei drei Gräbern waren an den römischen Spolien Reste von Ziegelschrotmörtel erhalten.185 Steinkisten wurden auch für Kinder gebaut.186 Steinkiste 542 misst 75 x 95 cm und ist 75 cm tief. Bis drei Lagen des Trockenmauerwerkes aus Kalk, Tuff und Sandstein sind erhalten. Der Boden war mit Kalksteinplatten ausgelegt (Abb. 57). Steinplattengräber (Steinkisten B)187 sind seltener. Sie sind meist aus hochkant gestellten Platten errichtet (Abb. 58).188 Die Grabgrube wurde mit Platten aus Kalk ausgekleidet. Charakteristisch ist, dass Ost- und Westwand aus je einer grossen Platte gebildet werden. Die Steinkiste 331 zeigt, dass auch sehr grobe Platten Verwendung fanden. Diese Gräber stammen aus dem mittleren und späten 7. Jahrhundert. Die Bestatteten waren in der Regel ohne Beigaben.189 Die Mischform (Steinkisten C)190 weist in Trockenmauertechnik errichtete Längswände auf. Die Ost- und Westwände bilden dann je eine Kalkplatte. Grab 377 ist vollständig aus behauenen Tuffsteinen gearbeitet (Abb. 59). Die Längswände sind eine bzw. zwei Lagen hoch erhalten. Die Ost- und Westwand besteht aus je einer hochkant stehenden Platte. Bei Grab 564 kamen zum Teil unbearbeitete Kalke und Tuffe zum Einsatz. Bei wenigen Steinkisten war auch der Grabboden mit Platten aus Kalk belegt. Dies tritt sowohl bei Typ A,191 wie auch bei Typ B192 auf. Meist liegen unter dem Kopf und unter den Füssen mehrere Kalkplatten. In Grab 533 war ein vollständiger Plattenboden erhalten. Steinkisten mit erhaltener Abdeckung sind selten. Wo vorhanden, ist sie nur partiell. Hier ist in den meisten Fällen der Befund durch die Altgrabungen gestört. Die 1867 gestörte Steinkiste 513 wies in der W-Hälfte über dem Skelett noch zwei gros-
se Decksteine auf. Grab 301 war ungestört und hatte eine Teilabdeckung (Abb. 58). Bei Grab 497 ist mit einer ursprünglich vollständigen Überdeckung aus Sandsteinplatten zu rechnen. Bei Grab 526 fand sich eine gestörte Teilabdeckung. In 12 der 92 Steinkisten waren Eichenholzspuren erhalten, die von einem Sarg oder einem Totenbrett stammen. Alle Steinkistentypen sind vertreten. Die Steinkisten 809 und 824 bargen Tannenholzsärge. Auf weitere Särge oder Totenbretter deutet das Vorkommen von Balkengräbchen in Steinkisten.193 Auch in den Steinkisten A 809 und 824 (Abb. 52 u. 56) konnten Särge festgestellt werden. Abb. 59: SchleitheimHebsack. Grab 377. Steinkiste C aus behauenen Tuffsteinen, mit Nachbestattung.
Holzarten der Särge und Totenbretter In vielen Gräbern waren die dunklen Spuren der hölzernen Grabeinbauten noch zu erkennen. Von allen Holzspuren wurde im Anschluss an die Dokumentation im Felde Proben genommen.194 Die Korrosionsschichten der Eisengeräte wie Messer enthielten häufig Holzspuren des Griffes. Gerade bei Spathen und Saxen waren oft die dicken, organischen Lagen der Scheide noch deutlich zu erkennen. Das Holz ist von Eisenoxid durchsetzt, wodurch die Holzstruktur gut erhalten ist. Bisweilen war nicht klar, ob der Holzrest vom Sarg oder von einer Scheide stammt. Weitere Proben stammen von Verfärbungen im Sediment. Von 122 Proben stammen 62 von einem nachweisbaren Sarg. Bei den übrigen bleibt unklar, ob ein Sarg oder ein Totenbrett vorlag. Die meisten Särge, Baumsärge und Totenbretter sind aus Eiche gearbeitet (Abb. 60). Weniger häufig ist Weisstanne, selten sind Grablegen aus Erle, Buche, Esche und Fichte. Zu den Bestattungen mit Weisstanne gehören zwei Steinkisten A mit Sarg195 und eine Steinkiste C mit Sarg oder Totenbrett.196 Tannenholz wurde offenbar gleich verwendet wie Eichenholz und ist überdurchschnittlich gut erhalten. In neun der 14 Gräber liess sich ein Sarg nachweisen. Die Proben der Sargreste von Grab 354 ergaben Tanne und Eiche. Nach den Proben sind beide Holzarten sowohl für die Sargwände wie auch für den Boden verwendet worden. Den Sargdeckel bildete Tannenholz. Dieses Grab hatte eine sehr grosszügige Sarggrube. Beide Holzarten sind auch in Grab 501 vertreten. Drei der 14 Weisstannengräber waren Kindergräber.197 Die Verteilung von Tannenholz in der Friedhofsfläche zeigt, dass sich diese Gräber mehrheitlich entlang der Bezirke an der Westgrenze häufen. In der Südostecke findet sich nur ein Grab. Des weiteren fehlen sie an der Nordgrenze (Kart. 6). Soweit datierbar scheinen Tannenholzeinbauten ausschliesslich in Gräbern des 7. Jahrhunderts
aufzutreten (Kart. 6). Dies deckt sich gut mit den Befunden im nahegelegenen Gräberfeld Hallau. In jenem Friedhof des 7. Jahrhunderts waren, soweit bestimmt, alle Särge und Totenbretter aus Tannenholz gefertigt.198 In Grab 424 lagen unter der Bügelfibel Eschenholzreste, die wohl von einem Sarg stammen. In Grab 495 waren neben dem Oberschenkel die 40 cm langen Reste eines Buchenholzsarges nachzuweisen. In den Gräbern 326, 434 und unter der Tasche in Grab 490 waren Laubholzreste eines Sarges oder Totenbrettes erhalten. Weitere Laubholzreste eines Sarges oder Totenbrettes lagen in den Gräbern 503, 602, 647, 657, 705 und 737. In mehreren Fällen fanden sich unter der Gürtelschnalle oder der Tasche Laubholzreste. Dabei handelt es sich vermutlich mehrheitlich um Eichenholz.
Holzart
lat. Bez.
Eiche Weisstanne Erle Buche Esche Fichte Laubholz N. bestimmbar
quercus abies alba alnus fagus silvatica fraxinus pinus
Total
83 14 3 2 2 1 9 8
43 9
122
62
2 1 3 4
Abb. 60: SchleitheimHebsack. Holzarten von Särgen und Totenbrettern.
77
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2. Die spätkaiserzeitlichen Kammergräber Jakob Leicht In diesem Kapitel werden der Grabbau und die Bestattungssitte der beiden spätkaiserzeitlichen Kammergräber 363 und 500 (Beil. 1) beschrieben und in einen grösseren Vergleich gestellt.199
Grabbau und Bestattungssitte Die Frauenbestattung 363 lag in einer unregelmässigen, leicht trapezförmigen Grube von 2.6–3 m Länge und 2.4–2.7 m Breite. Die Grube war Nord–Süd ausgerichtet. Die Bestattung lag in der westlichen Grabhälfte (Abb. 61–62).
Den gleichen Befund bot Männergrab 500. Die Grösse der Grube betrug 2.7 x maximal 1.9 m. Zusätzlich wurden hier, in einem Abstand von 10–20 cm, 51 am Grubenrand umlaufende Pfostenlöcher von 5 bis maximal 10 cm Durchmesser festgestellt (Abb. 63–64). Die Auffindung der Pfostenreihe beruhte auf einem Zufall. Bei der Ausgrabung waren die Verfärbungen der Pfosten wegen der schwierigen Bodenverhältnisse nicht erkennbar. Erst nach einem verregneten Wochenende zeichneten sie sich vom Untergrund ab. Es darf deshalb vermutet werden, dass bei Grab 363, während einer Trockenperiode gegraben, ebenfalls Grabeinbauten zu erwarten gewesen wären.
Abb. 61 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Kammergrab 363. Abb. 62: SchleitheimHebsack. Plan des Kammergrabes 363.
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Die Befunde erlauben nur beschränkte Aussagemöglichkeiten zur Rekonstruktion der Grabeinbauten.200 Eine Verschalung aus waagrecht aufeinanderliegenden Brettern zwischen den Pfosten und der Grubenwand ist denkbar, wäre aber mit einer weitaus geringeren Anzahl an Pfosten zu bewerkstelligen gewesen.201 Am wahrscheinlichsten erscheint mir deshalb eine Flechtwerkkonstruktion. Ein vergleichbarer Befund liegt aus Ammern, Kr. Unstrut-Hainich, Grab 2/1991 und 5/1991 vor. Das mindestens 3.25 m tiefe und 2.5 x 1.6 m grosse, vollkommen beraubte Grab 2/1991 hatte 42 randlich umlaufende Pfostengruben. Pferdegrab 5 B, eine Grube von 2.2 x 1.4 m, wies noch 34 Pfosten auf. Die Befunde datieren in das späte 6. oder 7. Jahrhundert.202 Bei einem weiteren gleichartigen Befund aus Grab 137 von Tauberbischofsheim-Dittigheim sollen randlich eingeschlagene zugespitzte Spalthölzer die seitlichen Bretterwände versteift haben.203 Spuren eines Bodens sowie einer Deckenkonstruktion fanden sich in Schleitheim nicht.204 Als Aufbau für die Kammerdecke kann nur eine, vom vermuteten Flechtwerk der Kammerwand unabhängige Konstruktion in Frage kommen. Nur auf einem Absatz der oberen Grubenwand aufliegende Hölzer können deshalb die Decke gebildet haben. Leider lässt sich auch dieser Vorschlag am Befund nicht verifizieren. Ob die runde, im Durchmesser 20 cm messende Mulde östlich des Schädels von Bestattung 500 im Zusammenhang mit einem Grabeinbau steht, ist nicht zu entscheiden. Bei Grab 363 hatte sich im Bereich des Gürtels eine dunkle, schmierige Verfärbung erhalten. Lederspuren waren bei der mikroskopischen Untersuchung nicht (mehr) nachweisbar, hingegen – neben zahlreichen Fliegenpuppen – Reste eines stark abgebauten Laubholzes. Ob es sich um den Kammerboden oder einen Sarg bzw. ein Totenbrett handelt, ist nicht zu entscheiden.205 Nach Grubengrösse und Art der Bestattung sind beide Gräber als Kammergräber anzusprechen. Die Kriterien für ein Kammergrab sind dieselben wie in der Merowingerzeit:206 Ein breitrechteckiger Schacht,207 geräumiger als zur Aufnahme des Toten notwendig, wobei die Bestattung einen Teil des Schachtes belegt und die andere Hälfte weitere Beigaben bergen kann; also eine Trennung in einen Bestattungs- und einen Beigabenraum. Hölzerne Grabeinbauten lässt die Definition bewusst unberücksichtigt, da diese oft nicht erhalten sind oder erkannt wurden. Für die Arbeit sind die Kammergräber der jüngeren Kaiserzeit, der Stufen C und D nach Eggers,208 zusammengestellt (Abb. 65).209 Anders als in der Merowingerzeit sind für die Kaiserzeit aber auch jene Gräber mitberücksichtigt, bei denen der Tote mittig, teil-
weise eingetieft, in der Kammer lag. Die Zusammenstellung beschränkt sich auf Befunde in Deutschland und den westlich angrenzenden Ländern.210 Wie M. Martin bereits ausgeführt hat, gibt es denselben Grabtyp im 3. und 4. Jahrhundert auch innerhalb des Römischen Imperiums.211 Die Gräber weisen aber nicht die Beigabenstruktur der germanischen Kammergräber auf, für welche die Mitgabe von Tracht und Bewaffnung charakteristisch ist, sondern sind in das romanische Beigabenbrauchtum integriert. Es handelt sich somit nicht um germanische, sondern um romanische Bestattungen, womit dieser Grabbau auch für die Romanitas belegt ist. Neben Krefeld-Gellep212 und Tongeren (B)213 lassen sich, wie eine Durchsicht neuerer Literatur zeigt, nun weitere Fundorte benennen.214 Diese romanischen Kammergräber bleiben für die weiteren Betrachtungen unberücksichtigt. Die Verbreitung der germanischen Kammergräber, die in der Germania eine alte Tradition haben,215 erstreckt sich innerhalb des gewählten Kartierungsraumes, von Nord-, über Mittel- nach Südwestdeutschland. Innerhalb der Grenzen des spätantiken Reiches sind sie nur in Nordgallien belegt. Die Lücke zwischen Rhein und Weser ist auf eine andersartige Bestattungssitte zurückzuführen.216 Regionale Zusammenhänge zeichnen sich ab, kartiert man die Niederlegung der Toten in Kammermitte oder an der Längswand (Abb. 66). Südwestdeutschland kennt nur die seitliche Deponierung, während im oberpfälzisch-oberfränkischen Raum die Mittellage vorherrscht. In Nord- und Mitteldeutschland zeichnen sich für beide Niederlegungsarten jeweils regionale Schwerpunkte ab. Steinerne Einbauten waren nur in wenigen Fällen vorhanden. In einem ehemaligen, gemauerten römischen Keller ruhte die Frau aus Mannheim-Sandhofen.217 Regelrechte Steinsetzungen fanden sich im Arbeitsgebiet nur in Lebus und Neudorf-Bornstein;218 Steinabdeckungen wiesen die Gräber aus Gommern, Lauffen Grab 1 und Wulfen auf.219
Abb. 63 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Kammergrab 500, gestört durch das spätere Grab 501. Abb. 64 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Plan des gestörten Kammergrabes 500.
Abb. 65: Verbreitung der spätkaiserzeitlichen, spätrömischen und germanischen Kammergräber (vgl. Fundliste 1).
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Einzelgräber bzw. kleine Grabgruppen
Abb. 66: Lage der Toten in den spätkaiserzeitlichen, germanischen Kammergräbern (Kreise: seitlich, Dreiecke: mittig).
Graborientierung Die beiden Bestattungen 363 und 500 lagen Nord–Süd orientiert – den Kopf im Norden – in ihren Grabkammern.220 Diese Lage gilt als typisch für die späte Kaiserzeit im elbgermanischen Raum, wobei Abweichungen möglich sind.221 Um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie die Orientierung der Toten in den Gräbern variieren kann, wurden die spätkaiserzeitlichen Graborientierungen in Südwestdeutschland ausgezählt. Materialgrundlage waren die Fundlisten von R. Roeren,222 D. Rosenstock223 und M. Knaut.224 Aufgenommen wurden zuerst nur Einzelgräber bzw. Einzelgrabgruppen bis vier Gräber. Gräber, die nicht datierbar waren, blieben unberücksichtigt.225 Kammergräber blieben vorerst unberücksichtigt. Insgesamt konnten 38 Gräber herangezogen werden. Im 4. Jahrhundert stellt die N-S Orientierung erwartungsgemäss fast zwei Drittel aller Anteile, die S-N und O-W Orientierung teilen sich das verbleibende Drittel, während die W-O Orientierung kaum eine Rolle spielt. Gravierende Veränderungen ergeben sich zum 5. Jahrhundert. Die W-O Orientierung stellt nun, ebenso wie die O-W Orientierung je ein Viertel der Anteile. Nur die S-N Orientierung blieb stabil. Insgesamt stellen nun die N-S und die W-O Achse die gleichen Anteile. Separat wurden die süd- und südwestdeutschen Kammergräber aufgeschlüsselt. Von besonderem Interesse sind die Anteile für die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts, denn in den Kammergräbern liegen die Bestatteten nun fast ausschliesslich N-S orientiert. Damit lassen sich im Vergleich mit den Erdgräbern gegenläufige Tendenzen fassen. Anders als bei jenen bleibt bei den Kammergräbern die N-S Achse die dominierende Ausrichtung für die Toten. 82
Das Einzelgrab oder eine Gruppe weniger Gräber ist typisch für spätkaiserzeitliche Bestattungen in Südwestdeutschland. Deren bis heute geringe Zahl steht allerdings in krassem Missverhältnis zur erwarteten Bevölkerungszahl. Dies hat zu verschiedenen Deutungsversuchen angeregt.226 H. Steuer sprach sich für eine semipermanente Lebensweise aus, was bedeutet, «dass die Alemannen weiterhin z.T. in Mitteldeutschland wohnen bleiben und nur zu Beutezügen in das römische Gebiet einfallen».227 Die zweite, hauptsächlich vertretene These besagt, dass die auffallend geringe Gräberzahl keine extensive Besiedelung bedeutet. Hierbei wird davon ausgegangen, dass das Gros der Bevölkerung brandbestattete. Brandgräber stellen auch während der Kaiserzeit im elbgermanischen Bereich die überwiegende Bestattungsform dar.228 Ausserdem wird auf die denkmalpflegerischen Schwierigkeiten hingewiesen, Brandgräber archäologisch nachzuweisen.229 Leider steht der eindeutige Nachweis bisher aus. Im Umkreis der beiden Schleitheimer Kammergräber wurden keinerlei Spuren von, oder Hinweise auf Brandgräber entdeckt. Mögliche Hinweise auf Brandgräber liegen aus Mengen vor.230 Dort wurden am Rande einer grossflächig, aber leider nicht vollständig untersuchten Siedlung zwei spätkaiserzeitliche Kammergräber aufgedeckt. Damit sind, auch bei grossflächigen Untersuchungen, in der unmittelbaren Umgebung spätkaiserzeitlicher Körpergräber, keine Brandgräber aufgefunden worden. Man darf daraus schliessen, dass Brand- und Körpergräber nicht denselben Bestattungsplatz teilen.231 Demnach müssen Brand- und Körpergräber getrennte Areale belegen. Diese Erkenntnis muss aber auch in der Wortwahl Konsequenzen nach sich ziehen. Die Körpergräber sind dann keine Einzelgräber mehr, sondern separierte Grablegen.232 Die beiden Schleitheimer Kammergräber möchte ich somit als Separatbestattungen bezeichnen. Damit würden zusätzlich zum Ausstattungsniveau zwei weitere Faktoren die Werteskala für den gesellschaftlichen Rang der beiden Bestatteten aus den Kammergräbern 363 und 500 abrunden, die Körperbestattung233 und die Separierung.
Das Frauengrab 363 Der Forschungs- und Publikationsstand zur südwestdeutschen Spätkaiserzeit darf als hervorragend gelten. In dieser Arbeit werden trotzdem einige Thesen einer erneuten Überprüfung unterzogen. Hierfür gibt es für mich zwei Ansatzpunkte: Erstens wird nach wie vor der gesamte südwestdeutsche Raum als eine, den Alamannen zugewiesene Einheit betrachtet. Neuansätze zu diesem Themenkreis werden dabei nur sehr zögerlich aufgenommen und umgesetzt. Zweitens sind die bestehenden chronologischen Ansätze zur spätrömischen Zeit und der Spätkaiserzeit in Bewegung geraten. Auch dadurch ergeben sich Ansätze für eine neue Sehweise und Interpretation.234 Damit sind auch die Ziele und Absichten der Arbeit abgesteckt. Ein erster Abschnitt gilt der Frage nach der chronologischen Gliederung der südwestdeutschen Grabfunde. Davon ausgehend werden Probleme zur späten Kaiserzeit erörtert. Der Friedhof von Schleitheim-Hebsack ist dabei immer Ausgangspunkt zu den verschiedenen Problemkreisen. Nachfolgend werden die Beigaben der Frauenbestattung 363 (Abb. 67) einzeln einer chronologischen und antiquarischen Analyse unterzogen. Die Untersuchungen bilden dann zusammen mit der Keramik die Grundlagen für die folgenden soziologischen, kultur-, tracht- und bevölkerungsgeschichtlichen Ausführungen.
Keramik Zur Einordnung der Keramik wurden süd- und südwestdeutsche Grab- und Keramikkomplexe in einer Vergesellschaftungstabelle zusammengestellt (Abb. 68). Die Chronologie der südwestdeutschen Grabkeramik ist verbunden mit der Nigrakeramik. Für Südwestdeutschland liegt eine Einteilung von R. Koch235 vor. Bernhard hat, auf breiter Basis, den Bestand zwischen Rhein, Main und Neckar vorgelegt.236 Letztere Zusammenstellung ist der Grundstock meiner Inventare, die um weitere Grabkomplexe ergänzt wurden.237 Die Tabelle lässt sich zweifach unterteilen. Stufe 1a ist vor allem als Auftakt zu verstehen, da der Anschluss an ältere Keramik fehlt. Stufe 1b umfasst mit den Gräbern von Gerlachsheim 1/2 und Lauffen Grab 1 Gräber, die auch in der Vergesellschaftungstabelle der Perlen einer Zeitstufe angehören. Wichtig für die zeitliche Abgrenzung der Stufe 1b zu 2 sind die Gräber von Wiesloch und Salem. In Wiesloch238 gehört, neben zwei Nigraschüsseln, ein konischer Glasbecher mit geriefter Wandung zum Inventar.239 Der Becher aus Wiesloch gehört zu meiner Variante 1, die in den Zeitraum von 380/90– 400/10 datiert werden
kann.240 In bester Übereinstimmung mit der Kombinationstabelle der Perlen eröffnet die Keramik aus dem Mädchengrab von Salem eine neue Typenfront und markiert, wie beim Halsschmuck, einen neuen Zeitabschnitt. In diesem Grab befindet sich eine Armbrustfibel mit trapezförmiger Fussplatte mit Pressblechauflage.241 Sie gehört zum Typ Vert-la-Gravelle nach Böhme.242 Diese kleine Gruppe kann derzeit über zwei Fundverbände datiert werden. Das namengebende Grab 7 von Vert-la-Gravelle enthielt neben einer Münze des Valens (364–378)243 Grabgefässbeigaben, die um und nach 400 n.Chr. zu datieren sind.244 Bestätigt wird dieser Zeitansatz durch einen Siedlungsbefund aus Krefeld-Gellep: In der Verfüllung eines polygonalen Grabens, der für die Kastellperiode VIIId als Fundamentgraben genutzt wurde, lag eine Fibel vom Typ Vert-la-Gravelle. Im Zusammenhang mit Periode VIIId wurde auch ein Zaun errichtet, in dessen Graben sich eine Münze des Arcadius (t. p. 388) fand. In der Bauphase VIIIb wurde ein Brunnen verfüllt, in dessen unterster Schicht eine Münze des Valentinian lag (Valentinian I. 364–375; Valentinian II. 375–383). In Kastellphase VIIIc wurden Gräben mit Brandschutt verfüllt, welche nach historischen Erwägungen mit den Ereignissen von 388 in Verbindung gebracht werden. In die folgende Phase VIIId fällt der Fibelfund. Die darauffolgende Bauphase IXa wird ins frühe 5. Jahrhundert datiert.245 Damit datieren die Gräber der Stufe 1b, nach der Mitte des 4. Jahrhunderts bis in die Zeit um 400 n.Chr. Somit ist nach den Regeln der Stufenchronologie der Beginn der Stufe 2 ebenfalls um 400 festgelegt. Das Ende der Stufe 2 lässt sich wiederum über den Beginn der nur noch rudimentär angedeuteten Stufe 3 festlegen. Stufe 3 ist nicht mehr spätkaiserzeitlich, sondern, wie die charakteristischen merowingerzeitlichen Glasschalen (Typ 23) zeigen, bereits frühmerowingerzeitlich. Dieser Wechsel datiert in oder vor die Mitte des 5. Jahrhunderts. Für die Stufe 1 gilt der Idealfall einer Kombinationstabelle. Hier können durch die Verknüpfung mit der folgenden Stufe innerhalb der Stufe 1 ältere von jüngeren Formen geschieden werden. Dieser Idealfall ist bei Stufe 2 nicht gegeben. Die sich für Stufe 2 andeutende Trennung beruht auf sich gegenseitig ausschliessenden Keramiktypen und -gattungen. Die Inventare beinhalten drei verschiedene Komponenten, von der Sonderstellung des Depotbefundes von Bellheim, der Stufe 2 deutlich zweiteilt, abgesehen. Zum ersten ist mit den Gräbern von Lauffen Grab 2 bis StuttgartBad Cannstatt246 ein ausgeprägter, Nigra führender Block vorhanden. Zweitens gibt es Gräber wie Schleitheim Grab 363 und Kemathen, die mit grösstenteils unspezifischer, handgemachter Wa83
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re ausgestattet sind, und drittens Gräber, wie das des Mannes aus Frankfurt a. Main-Praunheim «Ebel», dessen Geschirrausstattung aus dem rheinisch-nordgallischen Formenkreis stammt, womit spätantike Drehscheibenware vorherrscht. Für Stufe 2 in ihrer Gesamtheit gilt somit die Datierung in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts. Gleichartige Schnallen und scheibenförmige Riemenzungen von Hockenheim, Heidelberg-Neuenheim und Schleitheim sichern die Gleichzeitigkeit. Damit zeigt sich, dass die südwestdeutsche spätkaiserzeitliche Keramik feinchronologisch nur schwer auswertbar ist. Feinchronologische Unterschiede können nur zusammen mit den weiteren Beigaben erreicht werden. Verantwortlich dafür ist, neben der unspezifischen handgearbeiteten Ware, die Nigra-Keramik.247 Ein typisches Kennzeichen der Nigra-Ware ist ihre grosse Variationsbreite. Individualität herrscht vor, es gibt kaum übereinstimmende Stücke. Gleichartige Verzierungsschemata oder Formengebung waren bezeichnenderweise nur innerhalb eines Fundinventars anzutreffen. Es kann sich damit nicht um zentrale Produktionsstätten gehandelt haben.248 Die Verbreitungskarten einschlägiger Nigraware von R. Koch und H. Bernhard,249 jeweils mit regionalen Schwerpunkten, sind zwar in erster Linie als Absatzgebiete zu werten, vermögen aber die These zu unterstützen. Bei der Typeneinteilung der Nigra war dieser Individualität Rechnung zu tragen. Zu einem Typ sind letztlich nur Varianten maximaler Übereinstimmung zusammengefasst.250 Anhand der Tabelle lassen sich Entwicklungsund Veränderungsreihen für die Nigra aufzeigen. Ältere Nigra ist charakterisiert durch flache, mehrfach gegliederte, rundbauchige Schüsseln. Anders die jüngere Keramik, deren Form sich deutlich gewandelt hat. Die Gefässe sind höher, das Unterteil ist nun konisch ansteigend, oft nur noch andeutungsweise leicht gerundet. Die Schulter ist ebenfalls konisch, die typisch gerundete Nigraschulter noch eher zeigend. Ein Indiz für späteste kaiserzeitliche Nigra ist die nach aussen gestellte Randlippe. Identische Ränder liegen auch aus frühmittelalterlichen Gräbern vor, wie Basel-Gotterbarmweg Grab 6,251 Basel-Kleinhüningen Grab 63252 und Schleitheim-Hebsack Grab 455.253 Bei den Flaschen geht die Entwicklung von rundbauchigen Formen hin zu gegliederten, facettierten Körpern. Die Nigraentwicklung lässt sich an Hand der Körperform und Randbildung knapp folgendermassen zusammenfassen: Das niedere breite Gefäss verliert in einem ersten Schritt seinen gedrungenen Charakter, behält aber die typischen Rundungen an Bauch und Schulter bei. Am Endpunkt stehen dann annähernd doppelkonische Töpfe, zum Teil mit steiler, gerader Linienführung. Die
charakteristisch ausgestellte Randlippe der Grund- und Ausgangsformen wird im Verlauf des 4. Jahrhunderts zugunsten gerader, nur leicht nach aussen geneigter Formen aufgegeben. In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts wird dann der Rand wieder ausgestellt. Während sich die Keramik aus Grab 363 in die Vergesellschaftung der südwestdeutschen Keramik einfügen lässt, ist dies bei Grab 500 nicht möglich. Die Nigraschüssel 500.3 zeigt Anklänge an meinen Keramiktyp 16. Für die chronologische Einordnung von Grab 500 von grösster Bedeutung ist das kleine Nigraschälchen 500.2. Die nächsten Entsprechungen, Schleitheim-Hebsack Grab 455, Basel-Gotterbarmweg Grab 6 oder Flaach Grab 2,254 stammen bereits aus der frühen Merowingerzeit. Aus der späten Kaiserzeit war dieser Typ bisher nicht bekannt. Die oben genannten Gräber datieren um die Mitte des 5. Jahrhunderts. Damit steht die Keramik aus Grab 500 zeitlich unmittelbar an der Wende von der Kaiser- zur Merowingerzeit.
Perlenkette Spätkaiserzeitliche Perlen als eigenständige chronologische Quelle sind in der Forschung bisher nicht ausgewertet. Es liegen lediglich Einzeluntersuchungen zu bestimmten Typen vor, die innerhalb des Forschungsstandes nach Beifunden datiert wurden.255 Auch das umfangreiche Werk von M. Tempelmann-Maçzyńska bringt keine Fortschritte. Die Autorin hat hier, auch teilweise aus der Literatur, die kaiserzeitlichen Perlen zwischen Weichsel und Rhein zusammengestellt. Datiert wird über die Beifunde nach den bekannten chronologischen Vorstellungen.256 Die chronologische Stellung der Perlenkette aus Grab 363 (Abb. 76) im Rahmen einer eigenständigen südwestdeutschen spätkaiserzeitlichen Perlenabfolge wird in dieser Untersuchung aufgezeigt.257 Die Materialbasis ist aus der Literatur zusammengestellt.258 Die Tabelle259 (Abb. 69) zeigt die Verknüpfung der unterschiedlichen Ketten untereinander.260 In die Tabelle aufgenommen wurden, abgesehen von der letzten Stufe, nur Inventare, die sowohl in der Waagrechten als auch in der Senkrechten mindestens dreifach verknüpfbar waren. Miteingetragen ist auch die Synchronisation zur Keramikchronologie. Die Kombinationstabelle lässt sich dreifach unterteilen. Massgeblich für die Stufeneinteilung ist das Aussetzen alter und das Einsetzen neuer Typen. Leittypen der Stufe 1 sind, neben älteren Bernsteinberlockperlen (Typ 4), die charakteristisch kobaltblauen Glasberlockperlen (Typ 5). Sie dienen als entscheidendes Kriterium für die Abgrenzung von Stufe 1 zu Stufe 2. Innerhalb der
Abb. 67: SchleitheimHebsack. Die reiche Ausstattung des Frauengrabes 363 (1.Hälfte 5. Jahrhundert) umfasst – neben dem Keramikgeschirr – Fingerringe, Toilettenbesteck, Perlenkette mit Silberringlein, Bernsteincollier und tordierten Halsreif als Statussymbole. Die bronzene Gürtelgarnitur stammt ursprünglich von spätrömischen Militärgürteln ab.
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Typ
Grab Groß-Gerau 1962 Gundelsheim Burgheim 22 Worms-Kirschgarten Groß-Gerau 401 Gerlachsheim 4 Gerlachsheim 3 Gerlachsheim 2 Lauffen 1 Berching-Pollanten 2 Salem Mengen 1 Lauffen 2 Altendorf 79 Sierentz 32 Kaiseraugst 1236 Sponeck 13 Sierentz 46 Trebur Werbach Bergheim Schleitheim 363 Sponeck 20 Bondorf Schleitheim 455 Basel-Gotterbarm 18
86
1 2 3 4 5 2 1 3 3 4 3 1 2 2 2 3 3 2 4 3 4 4 4 4 2 1 3 2 4 4 1 3
6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 1 1 1 4 5 8 6 6 1 1 1 1 3 5 1 4 2 1 1 7 1 2 3 1 1 1 2
4
8 1
4
1 2 6 1 2
2 1 3 2 1 1 1 3 2 3 1 1 2 1 1 1 4 2 2 2 5 5 4 5 1 4 2 1 7 1 1 2 1 1 1 1 2 1 5 2 6 4 1 3 4 2 2 1 2
1b 1b 1b 1b 1 2 2 4 2 2 1 1 8
1
2 2 2a 3 1 1
1
1 2 2 2
3 3 3 3 2 1
2b 2
x 10 M 8 W 3 x 17 Z 3 7 3
Typ
Grab Groß-Gerau 1962 Gundelsheim Burgheim 22 Worms-Kirschgarten Groß-Gerau 401 Gerlachsheim 4 Gerlachsheim 3 Gerlachsheim 2 Lauffen 1 Berching-Pollanten 2 Salem Mengen 1 Lauffen 2 Altendorf 79 Sierentz 32 Kaiseraugst 1236 Sponeck 13 Sierentz 46 Trebur Werbach Bergheim Schleitheim 363 Sponeck 20 Bondorf Schleitheim 455 Basel-Gotterbarm 18
1 2 3 4 5 2 1 3 3 4 3 1 2 2 2 3 3 2 4 3 4 4 4 4 2 1 3 2 4 4 1 3
6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 1 1 1 4 5 8 6 6 1 1 1 1 3 5 1 4 2 1 1 7 1 2 3 1 1 1 2
4
8 1
4
1 2 6 1 2
2 1 3 2 1 1 1 3 2 3 1 1 2 1 1 1 4 2 2 2 5 5 4 5 1 4 2 1 7 1 1 2 1 1 1 1 2 1 5 2 6 4 1 3 4 2 2 1 2
1b 1b 1b 1b 1 2 2 4 2 2 1 1 8
1
2 2 2a 3 1 1
1
1 2 2 2
3 3 3 3 2 1
2b 2
x 10 M 8 W 3 x 17 Z 3 7 3
Abb. 68 (linke Seite): Keramikbeigaben in spätkaiserzeitlichen Gräbern. Kombinationstabelle. Abb. 69: Perlenketten in spätkaiserzeitlichen Gräbern. Kombinationstabelle.
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Stufe 1 deutet sich an, dass sich mit den WormsKirschgarten Grab 35 nachgeordneten Gräbern jüngere Inventare abzeichnen. Die Abgrenzung von Stufe 2 zu 3 wird durch das Auftreten der schwarzen, opaken Miniaturperlen (Typ 28) markiert. Innerhalb der Stufe 2 setzt sich mit den Typen 25 und 26 und durch das Ausdünnen der für Stufe 2 charakteristischen Perlen eine jüngere Stufe 2 b mit den Gräbern von Werbach, Bergheim und Schleitheim-Hebsack Grab 363 ab. Der zeitliche Beginn von Stufe 1 muss offen bleiben, da die Materialbasis zu schwach ist um ältere Gräber eindeutig darzustellen. Für die zeitliche Einordnung von grosser Bedeutung ist WormsKirschgarten Grab 35 mit einer Bronzemünze des Constantius II. (341/46). Der sich abzeichnende jüngere Block der Stufe 1 kann damit nach der Mitte des 4. Jahrhunderts gesetzt werden. Die gläsernen Ösenperlen bestätigen diesen Zeitansatz. Grab 1469 aus Krefeld-Gellep enthielt eine kobaltblaue Ösenperle und eine tönerne glasierte Fasskanne,261 eine Imitation der gläsernen Fasskannen.262 Diese sind in Krefeld-Gellep ab dem zweiten Viertel des 4. Jahrhunderts belegt.263 In Grab 69 von Brumath-Stephansfeld hingen vier gläserne Ösenperlen an der Kette.264 Das Belegungsende von Brumath-Stephansfeld wird bald nach der Mitte des 4. Jahrhunderts angesetzt.265 Folgt man den Hinweisen von U. Koch,266 zeichnet sich auch ein zeitlicher Zusammenhang zwischen Form und Anzahl der Perlen ab: Es gibt Ösenperlen mit flachem und kugeligem Körper. Erstere sind in Brumath-Stephansfeld Grab 69, sowie in Burgheim Grab 22 und Gundelsheim in geringer Anzahl belegt, letztere in Ketten mit mehr als zehn Exemplaren. Ausnahme ist Krefeld-Gellep Grab 1469 mit nur einer Perle mit kugeligem Körper.267 Vorsichtig formuliert scheinen wenige flache Ösenperlen einen frühen Horizont zu bilden. Gesichert ist ein Peak der kugeligen Ösenperlen von der Mitte des 4. Jahrhunderts bis in die Zeit um 400.268 Für das Ende der Stufe 1 steht, relativchronologisch abgesichert, wiederum Salem mit einem Zeitansatz um 400 zur Verfügung.269 Die Enddatierung von Stufe 1 ist zugleich die Anfangsdatierung für Stufe 2. Wie im 5. Jahrhundert fast schon üblich, ist die Münze aus Sierentz Grab 32, eine Prägung von Valentinian II. (t. p. 375), nicht datierend. Das Ende von Stufe 2 ist mit dem Beginn der Stufe 3, dem Einsetzen frühmerowingerzeitlicher Trachtbestandteile um die Mitte des 5. Jahrhunderts, fixiert. Stufe 2 b repräsentiert damit den spätest spätkaiserzeitlichen Horizont vor dem Einsetzen der frühen Merowingerzeit. In Struktur und Zusammensetzung der ausgewerteten Perlenketten lassen sich zeitgleich zwei Grundmuster erkennen. Eine Kategorie bilden Frauen mit umfangreichem Perlenschmuck. Da88
bei liegt jeweils eng um den Hals eine Kette mit kleinen Perlen. In Farbgebung und Zusammensetzung ähneln sie Ketten, die aus spätantiken Nekropolen bekannt sind,270 weshalb man sie als romanische Komponente des germanischen Halsschmuckes ansprechen darf. Eine zweite, grosse, bis zum Bauch reichende Kette vervollständigt das Ensemble.271 Auf ihr sind vor allem grosse Bernstein- oder bunte Glasperlen aufgezogen. Einen zweiten Typ vertreten Bestattungen mit nur einer Halskette, wobei dort grosse Bernstein- und grosse bunte Glasperlen fehlen. Regionale Zusammenhänge bestehen insoweit, dass Doppelketten, also enge Hals- und grosse Perlenkette, fast ausschliesslich von germanischem Boden bekannt sind.272
Spiralringe mit Federenden An der eng um den Hals getragenen kleinen Kette hatte die Dame aus Grab 363 vier dünne Silberdrahtringe mit Federenden aufgezogen. Dieser Schmuck ist in der Literatur bereits mehrfach zusammengestellt.273 Gegenwärtig wird er als eine zeitlose Schmuckform eingestuft.274 Für die Arbeit ist dieser Kettenschmuck erneut nach Zeitstellung und Verbreitung zusammengestellt.275 Dabei zeigt sich, dass diese Schmuckform in zwei zeitlich klar voneinander getrennten Abschnitten auftritt, nämlich im 5. und im 7. Jahrhundert.276 Wenden wir uns zuerst den älteren Vorkommen zu. Die Federringlein sind sowohl in spätkaiserwie in frühmerowingerzeitlichen Grabkomplexen vertreten. In Ersteren treten sie etwa doppelt so häufig auf wie in Letzteren. Zahlenmässig führen Cortrat Grab 26 und Bosau mit je acht und Schleitheim-Hebsack Grab 363 mit vier Exemplaren die kaiserzeitlichen Komplexe an. Alle übrigen Gräber beinhalten jeweils nur ein oder zwei Exemplare. Spitzenwerte mit je elf Ringlein werden erst im frühen Mittelalter mit Basel-Gotterbarmweg Grab 18 und Schleitheim-Hebsack Grab 455 erreicht. Alle weiteren frühmerowingerzeitlichen Gräber, ausser Basel-Kleinhüningen Grab 100 mit sieben Exemplaren, besitzen diese Anhänger nur je einmal. Für die zeitliche Einordnung dieser Schmuckform, liefert das nordgallische Chronologiesystem eindeutige Hinweise. Nijmegen-Nieuwstraat Grab 46 und Cortrat Grab 6 sind mit ihren Gefässbeigaben im zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts verankert.277 Innerhalb des südwestdeutschen Chronologiegefüges steht Schleitheim-Hebsack Grab 363 in spätest spätkaiserzeitlichen Zusammenhängen. Herten Grab 26 weist mit einem S-förmigen Haken eine identische Form auf, wie sie mit Typ 27 in der Zweizahl
für die Stufe 2 der Perlenchronologie charakteristisch ist.278 Bemerkenswert ist, dass alle vier merowingerzeitlichen Gräber Dreiknopfbügelfibeln, also älteste Bügelfibeln, enthielten.279 Basel-Kleinhüningen Grab 100, ohne Bügelfibeln, steht mit 146 Perlen des Typs 28 in Stufe 3 meiner Perlenchronologie. Damit lassen sich die Federringe zeitlich dem zweiten Viertel und dem mittleren Drittel des 5. Jahrhunderts zuweisen. Neben den westlichen Vorkommen gibt es auch einige Belege aus dem Osten. Diese kleine Gruppe ist jedoch formal uneinheitlich. Lediglich die fünf Exemplare aus dem Kindergrab von Untersiebenbrunn sind mit den westlichen Vorkommen identisch.280 Das Ringlein aus Mecholupy hat zwar die charakteristisch waagrechte Spiralwindung, jedoch ist der Draht zwischen Körper und Federenden nicht tordiert, sondern offen – eine Form, wie sie auch in Szekszárd-Palánk und Bosau vertreten ist. An allen drei Vorkommen hingen jeweils axtförmige Anhänger in den Schlaufen. Alle Fundorte liegen bezeichnenderweise an der Peripherie des Verbreitungsgebietes. Rábapordány darf man nur noch im weitesten Sinne dazuzählen. Jeweils drei separate Teile bilden ein Federringensemble. Die waagrechten Federenden sind durch je zwei gerippte Blechhülsen gebildet.281 Die Federspiralringlein des 5. Jahrhunderts zeigen eine weitgestreute Verbreitung von Frankreich bis Ungarn (Abb. 70). Schwerpunkte zeichnen sich am Hoch- und Mittelrhein ab. In Norddeutschland sind sie kaum vertreten, ein versprengtes, grösser und gröber gearbeitetes Exemplar mit zwei eingehängten Perlen fand sich in Akers sjö, Schweden. Unterscheidet man nach dem Material, setzen sich die östlichen Vorkommen mit ihren meist goldenen Anhängern von den westlichen aus Silber und Bronze ab. Wenden wir uns den jüngeren Vorkommen zu. Schon formal sind sie von älteren (vollständig erhaltenen) Exemplaren zu unterscheiden. Ihre Federenden bestehen pro Seite aus zwei, maximal drei Windungen. Im Gegensatz dazu haben die Vorkommen des 5. Jahrhunderts mehr Windungen und die Federenden können von leicht konischer Form sein.282 Zwar sind nun bronzene Exemplare häufiger als im 5. Jahrhundert, Silber dominiert aber nach wie vor.283 Die Anhänger aus Obrigheim I Grab 165 und Schleitheim-Hebsack Grab 824 haben einen plattgehämmerten bandförmigen Ringkörper und bilden eine nur im jüngeren Zeitraum belegte Variante.284 Zeitlich gehören die jüngeren Stücke dem 7. Jahrhundert an. Meist treten sie in der Ein- und Zweizahl an der Kette auf. Gnotzheim Grab 13 mit sechs Exemplaren bildet derzeit das Maximum. Im Gegensatz zur weitgestreuten Verbreitung der älte-
ren Exemplare zeigen die jüngeren eine Beschränkung auf den rheinfränkischen und südwestdeutschen Raum (Abb. 71). Zwischen den älteren und jüngeren Vorkommen liegt eine Zeitspanne von über 100 Jahren, in der aus dem fränkisch-alamannischen Bereich keine Spiralfederringe bekannt sind. Eine Ausnahme nach Zeitstellung und Verbreitung bilden die spanischen Vorkommen. Die elf(!) Anhänger aus Madrona Grab 347 sind wegen der mitgefundenen Schnalle mit Schilddorn285 etwa dem mittleren 6. Jahrhundert zuzuweisen. Die sieben An-
Abb. 70 (oben): Verbreitung der Spiralringe mit Federenden des 5. Jahrhunderts (vgl. Fundliste 3). Abb. 71 (unten): Verbreitung der Spiralringe mit Federenden des 7. Jahrhunderts (vgl. Fundliste 3).
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Abb. 72: SchleitheimHebsack. Gürtel und Bernsteincollier aus Grab 363 in Fundlage.
hänger aus Grab 321 der selben Nekropole waren mit einer Münze des Anastasios I. (491–518), für Athanagild (551–567) oder Leowa I. (568–573) vergesellschaftet. Das Exemplar aus Duraton Grab 36 dürfte wegen des schilddornartigen Abschlusses eines Beschlages ebenfalls dieser Zeit angehören.
Gürtelgarnitur Die angelegt beigegebene Gürtelgarnitur gehört mit zu den auffälligsten Beigaben der Bestattung 363 (Abb. 72). Die Garnitur wies charakteristische Abnutzungsspuren auf. Die Versteifungsleiste 363.16 zeigt mittig auf der Schauseite, der Schnallenbügel 363.9 auf der Rückseite, vorne randlich einen leichten Abrieb. Hier lag ehemals die Schnalle auf der Leiste auf. Solche Gebrauchsspuren sind auch von anderen, von Männern getragenen Garnituren aus Nordgallien bekannt. Sie zeigen, dass der Gürtel aus dem Frauengrab gleichartig aufgebaut und getragen worden war.286 Die Garnitur soll unter fünf Aspekten betrachtet werden: Gürtelschnalle, scheibenförmige Riemenzunge, Gürtelversteifungen und Astragalröhren, zur Bezeichnung als «Militärgürtel» und zur Verwendung in Frauengräbern.
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Gürtelschnalle Die Gürtelgarnitur gehört nach der Klassifikation von Böhme zur Form Trier-Basel. Diese «bestehen nur noch aus einzelnen, astragalierten Versteifungsröhren (Schlitztüllen) und sehr schmalen, leistenförmigen Gürtelbeschlägen … Allen Garnituren gemeinsam ist die ungewöhnlich grosse Breite von 9.5–16.0 cm».287 Betrachtet man die Schnalle alleine, so gehört sie der Form Verigenstadt nach Böhme an. Für diese sind «Stempeldreiecke in Wolfszahnanordnung, gelegentlich als flächendeckender Dekor»288 charakteristisch. Zwar besitzt unsere Schnalle die Kerbdreiecke nur in Reihung und nicht, wie die Definition verlangt, als Wolfszahnornament, also gegenständige Dreiecke. Dies scheint aber keine Rolle zu spielen, da die Garnitur aus Basel-Aeschenvorstadt Grab 379,289 welche in der Fundliste der Form Verigenstadt bei Böhme aufscheint,290 ebenfalls nur Dreieckskerben in Reihung aufweist. Welche Zuweisung man letztlich auch wählt, Trier-Basel oder Verigenstadt,291 wichtig ist, dass beide Formen ihren Verbreitungsschwerpunkt in Südwestdeutschland haben.292 Für die chronologische Einordnung bietet die Schnalle selbst Anhaltspunkte. Das Beschläg ist leicht trapezförmig gearbeitet. Trapezförmige Beschläge sind für jüngste spätrömische Gürtel
(meist mit festem hochschmalem Beschläg) charakteristisch.293 Sie sind auch noch im frühesten merowingerzeitlichen Horizont vertreten.294 Die Schnalle aus Schleitheim gehört damit zu den spätesten Vertretern der spätrömischen Tierkopfschnallen mit beweglichem Beschläg.
Scheibenförmige Riemenzunge Mit ihren gegenständigen Dreieckskerben und der gleichartigen Strichverzierung schliesst sich die Riemenzunge stilistisch eng an die Schnalle an (Abb. 73). Den engen Zusammenhang zwischen Schnallen der Form Verigenstadt und scheibenförmiger Riemenzunge hat bereits Böhme erkannt und ihm in einer Sammelkartierung Rechnung getragen.295 Über die Verbreitung der scheibenförmigen Riemenzungen sind wir dank der Arbeiten von R. Koch296 und H. Steuer297 gut unterrichtet. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in Südwestdeutschland. Aus der grossen Gruppe dieser Riemenzungen gehört unser Exemplar zur Untergruppe mit freistehenden Tierköpfen an der Zwinge bzw. seitlichen Pferdeköpfen. Für diese ist ein signifikanter Schwerpunkt innerhalb Südwestdeutschlands nicht erkennbar. Auf die Riemenzunge war randlich eine gerippte Bronzeblechhülse aufgeschoben. Das Zierröhrchen wurde in den Aussparungen unterhalb der Zwinge fixiert und vernietet. Die Aussparung ist integraler Bestandteil dieser Zier, da ohne die Schlitze die Hülse nicht halten würde. Riemenzungen mit diesen Schlitzen zeigen, dass ein Zierröhrchen ehemals vorhanden oder zumindest geplant war.298 In ihrer Verbreitung halten sie sich auffällig an die Rheinlinie bzw. an das Reichsgebiet.299 Scheibenförmige Riemenzungen oder Schnallen randlich mit Zierhülsen zu versehen liegt letztlich dieselbe Idee zugrunde, wie Enden eines Gürtels oder Gürtelversteifungen mit randlich aufgeschobenen Astragalröhren zu verzieren. Für die zeitliche Einordnung der scheibenförmigen Riemenzunge können innerhalb der erstellten südwestdeutschen Keramik- und Perlenchronologie drei Gräber eingeordnet werden. Heidelberg-Neuenheim gehört Keramikstufe 2 an, Werbach und Schleitheim-Hebsack Grab 363 bilden den jüngsten Horizont 2 b der Perlenstufe 2. Die Riemenzunge aus Babenhausen weist, wie noch ausgeführt wird, mit ihrer charakteristischen Punzverzierung ebenfalls eindeutig in diese Zeit. R. Koch hat bei seiner Analyse der Riemenzunge aus Kirchheim auf die Übereinstimmung in Material, Grösse und Gliederung mit der versprengten Riemenzunge aus Traprain Law in Schottland300 hingewiesen,301 wobei das Grab von Mecholupy,302 mit einem Derivat der Spiralringe mit Federenden, für die Beurteilung des Kerbschnit-
Abb. 73: SchleitheimHebsack. Riemenzunge des Gurtes aus Grab 363 mit zwei stilisierten Pferdeköpfen. Abb. 74: SchleitheimHebsack. Rekonstruktionsvorschlag des Gürtels aus Grab 363.
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tes eine wichtige Rolle spielte.303 In zwei Punkten unterscheidet sich die Kirchheimer Riemenzunge von den spätkaiserzeitlichen Exemplaren: Durch ein langes, trapezförmiges Zwingenteil und drei Endrundeln. Stilistisch und formal ist die Kirchheimer Riemenzunge kein spätkaiserzeitliches Altstück, sondern bereits ein frühmerowingerzeitliches Produkt.
Gürtelversteifungen und Astragalröhren Auf den Gürtel aus Grab 363 waren fünf Riemenversteifungen aufgenietet. Davon waren drei gleichartig (Abb. 74). Die Gürtelenden waren je mit einer aufgeschobenen Astragalröhre versehen. Die längste Versteifung mass 12.5 cm und gibt somit die Breite des Ledergurtes an. Anhand der Fundlage lässt sich der Gürtel gesichert rekonstruieren.304 Zu den Gürteln mit Versteifungsleisten gehört fast immer eine geschlitzte Astragalröhre, die auf die Gürtelenden aufgeschoben wurde. Wie eine Durchsicht des Tafelteiles der Arbeit von H. W. Böhme305 zeigt, sind einzelne oder auf Versteifungsplättchen randlich aufgeschobene Astragalröhrchen fast nur im Zusammenhang mit Schnallen mit festem Beschläg und/oder lanzettförmigen Riemenzungen kombiniert.306 In der Fundliste seiner Gürtelgarnituren der Form Trier-Basel,307 denen auch der Schleitheimer Gürtel zugerechnet werden darf, zählt Böhme auch drei Gürtelgarnituren auf, welche durch ein gleichartiges Verzierungselement, die Mandelpunze in Reihe – bei Mumpf AG gegossener Mandelkerbschnitt in Reihe308 – verbunden sind. Im Zusammenhang mit der Besprechung der Fibeln vom Typ Wiesbaden wird darauf noch einmal zurückgegriffen. Es unterstützt die oben gegebene Datierung. Neben den Gürteln wurden diese Astragale auch auf anderen Gegenständen verwendet. So sind auf die beiden geraden Kanten der gleicharmigen Kerbschnittfibel von Anderlingen, Kr. Rotenburg/Wümme, Grab A,309 je eine dünne astragalierte Blechröhre aufgeschoben. Durch zwei mitgefundene Vogelfibeln wird dieses Grab an die Wende von der Kaiser- zur frühen Merowingerzeit um die Mitte des 5. Jahrhunderts datiert.310 Die Analyse der Gürtelbestandteile hat gezeigt, dass die Garnitur ein zusammengehöriges, zeitlich geschlossenes Ensemble bildet. Es steht in spätest spätkaiserzeitlichen Zusammenhängen und darf dem zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts zugewiesen werden.
Zur Bezeichnung als «Militärgürtel» Nach derzeitigem Forschungsstand handelt es 92
sich bei dem Gürtel der Dame aus Grab 363 um einen (ursprünglich von einem Soldaten getragenen) Militärgürtel.311 Dieses Erklärungsmodell beruht auf dem Umstand, dass gegenwärtig fast alle spätrömischen Gürtel dem militärischen Bereich zugewiesen werden. Kritik an dieser generellen Zuweisung aller Gürtel an Soldaten312 ist H. W. Böhme mit einer Analyse der Fundumstände entgegengetreten, führte sie aber eingeschränkt nur für kerbschnittverzierte Gürtel aus.313 Dabei hatte er doch im selben Jahr letztlich alle Gürtel dem Militär zugewiesen.314 Finden sich die Gürtel in Gräbern, die nicht mit militärischen Anlagen (Kastellfriedhöfe, Friedhöfe von Bergbefestigungen) in Verbindung zu bringen sind, belegen «Waffen als Beigabe … unmittelbaren Zusammenhang mit spätrömischen Militäranlagen oder mit militärischem Bereich».315 Finden sie sich in ländlichen Siedlungen, so «kann angesichts des militärischen Umfeldes … der zivilen Siedlung»316 nur Militär als Träger der Gürtel in Frage kommen. Dies ist keine schlüssige Argumentation, sondern ein Zirkelschluss. Diese Untersuchungen, die vor allem die nordgallischen Verhältnisse beleuchten, sollten nicht gleichartig auf Südwestdeutschland angewandt werden. Zwar hat Böhme die sich ausschliessenden Schwerpunkte in den Verbreitungsbildern der lanzett- und scheibenförmigen Riemenzungen mit zugehörigen Schnallenformen als unterschiedliche Rekrutierungsräume und damit als Hinterlassenschaften zurückkehrender Söldner interpretiert.317 Aber wie Martin gezeigt hat, blieb den Alamannen ab der Mitte des 4. Jahrhunderts zunehmend die Integration in das spätrömische Heer versperrt.318 Ein Ausweg aus der Sackgasse ergibt sich aus H. Steuers Analyse der scheibenförmigen Riemenzungen. Auf neun Abbildungen hat er alle ihm seinerzeit bekannten Exemplare zusammengestellt.319 Auf stilistischem Weg kommt er dabei zu folgendem Ergebnis: «Die Form lässt sich äusserlich in ähnliche Gruppen gliedern, wobei innerhalb einer Gruppe kaum ein Stück dem anderen gleicht, sodass jede Gruppenbildung ein Mass an Beliebigkeit umfasst und eine Differenzierung nach strengen Massstäben kaum möglich ist … Vielmehr ist davon auszugehen, dass in jeder (Höhen-)Siedlung Metallbeschläge wie diese scheibenförmigen Riemenzungen hergestellt worden sind … Es ist jedenfalls auffällig, dass die Riemenzungen, die auf derselben Höhensiedlung gefunden worden sind, untereinander ähnlicher sind als Riemenzungen von verschiedenen Orten».320 Dieser Aussage ist vollumfänglich zuzustimmen. Da, wie auch in Schleitheim, ein enger stilistischer Zusammenhang zwischen Schnalle und Riemenzunge besteht321 und sich speziell die Ver-
breitungsgebiete der scheibenförmigen Riemenzungen und der Form Verigenstadt decken,322 ist analog auch für die Schnallen lokale Produktion zu fordern. Dass die Vorbilder für die scheibenförmigen Riemenzungen aus dem romanisch spätantiken Milieu stammen, bleibt unbestritten. Besonders qualitätvolle Stücke, auf deren Vorbildfunktion R. Koch hinweist,323 sind die Riemenzungen aus Ténès, Algerien oder Paris-St.-Marcel.324 Ich will auch nicht bestreiten, dass Militärgürtel die Gürtelmode der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts beeinflusst haben. Über den Grad der Beeinflussung sowie über echte Militärgürtel, cingula militiae,325 sind aber derzeit keine gesicherten Angaben zu machen. Für den Gürtel aus Schleitheim lehne ich somit die Interpretation eines militärischen Ausrüstungsgegenstandes in Zweitverwendung ab. In diesem Zusammenhang ist besonders bedauerlich, dass der Gürtel aus dem Grab 500 bei der Störung durch Grab 501 verloren gegangen ist. Erstmals hätten wir die Möglichkeit gehabt, eine zeitgleiche gürtelführende Frauen- und Männerbestattung miteinander vergleichen zu können.
«Militärgürtel» in Frauengräbern Die Dame war mit einem, möglicherweise der militärischen Mode der Zeit nachempfundenen, Gürtel bekleidet. Gürtel dieser Art finden sich überwiegend in Männergräbern. In Frauengräbern erregen sie besondere Aufmerksamkeit, scheinen sie doch eine Abweichung von der Norm darzustellen. So wurden die beiden engsten Parallelbefunde zu Grab 363 lange Zeit angezweifelt. Es handelt sich um die altgeborgenen Frauenbestattungen von Heidelberg-Neuenheim und Werbach. Beide Male wollte man wegen des Gürtels und der scheibenförmigen Riemenzunge eine nicht nach Inventaren getrennte Doppelbestattung von Mann und Frau sehen.326 Der Befund von Schleitheim räumt nun jeden Zweifel aus. Ja, als Befund «Frau mit spätrömischem Gürtel» fügt sich Schleitheim nahtlos in eine Gruppe gleichartiger Grabfunde ein.327 Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordfrankreich bis nach Nord-, Mittel- und Südwestdeutschland (Abb. 75). Die Grenzen im Westen werden durch die Beigabensitte (Frankreich südlich der Seine, Rhein–WeserGebiet), nach Osten durch die gewählten Schnallentypen, die dem westlichen Formenkreis entstammen, bestimmt. Bis auf Ausnahmen sind alle Schnallen oder Garnituren zum Zeitpunkt ihrer «Laufzeit» in die Gräber gelangt. Es handelt sich damit nicht um das «Auftragen» abgelegter (Männer)Gürtel, wofür auch die Anzahl und die gleichmässige geographische Streuung des Be-
fundes spricht. Daraus ergibt sich die Feststellung, dass solche Gürtel fester Bestandteil der Frauentracht sind. Dafür spricht auch, dass diese Sitte keine kurzfristige Modeerscheinung ist, sondern ältere Traditionen hat. In Hassleben, Frauengrab 8 (Fürstengrab), lag eine vergleichbare Schnalle wie in Hassleben, Männergrab 4.328 Ebenso haben die Schnallen aus Gerlachsheim Grab 3 und Lauffen Grab 2329 Entsprechungen in zeitgleichen Männergräbern.330 Die Irritationen, die spätrömische Gürtel in Frauengräbern bisher auslösten,331 sind forschungsgeschichtlich bedingt, nämlich durch die unmittelbare Verknüpfung der Gürtel mit der Militär- und damit der Männertracht.332 Meine bereits geäusserte skeptische Haltung zur Kennzeichnung als Militärgürtel erfährt hier ein weiteres Gegenargument. Denn die einseitige Zuweisung versperrt letztlich die Sicht auf die Gesamtzusammenhänge. Während der gesamten Kaiserzeit bilden gleiche – meist von Männern getragene – Gürtel ebenso den Bestandteil der Frauentracht.333 Unverkennbar ist dabei eine Bindung an ein gehobenes Ausstattungsniveau. Mit diesem Befund lässt sich eine feste Trachteigentümlichkeit des germanischen Kulturkreises fassen. Sie setzt sich unmittelbar in merowingische Zeit fort, wo wiederum überwiegend von Männern getragene Gürtel ebenso in der Frauentracht aufscheinen. So finden sich frühmerowingerzeitliche Gürtel mit hochrechteckigem oder nierenförmigem Beschläg334 ebenso in Frauengräbern,335 wie die folgenden Schild- und Kolbendornschnallen aus Bunt- und Edelmetall.336 Auch für die jüngermerowingerzeitlichen Gürtel ist diese Trachtei-
Abb. 75: Verbreitung der spätkaiserzeitlichen «Militärgürtel» in Frauengräbern (vgl. Fundliste 8). Stand 1992.
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gentümlichkeit noch wirksam. Allerdings lässt sich, nur für die drei- und mehrteiligen Garnituren, erstmals eine frauenspezifische Komponente fassen. Bei Frauenbestattungen findet sich, zumindest östlich des Rheins, jeweils nur eine einzelne Schnalle mit Beschlag, während in den Männergräbern komplette Garnituren vorliegen. Auch in der Merowingerzeit ist eine deutliche Bindung an ein gehobenes Ausstattungsniveau gegeben. So führt von Schleitheim-Hebsack Grab 363, um nur Beispiele aus der engsten Umgebung zu nennen, ein ununterbrochener Traditionsstrang zu Schleitheim-Hebsack Grab 548, Grab 665 und Grab 504 oder Schleitheim-Kirche Grab 30, hin zur spätmerowingerzeitlichen Mädchenbestattung von Stein am Rhein-Burg Grab 4.337
Abb. 77: SchleitheimHebsack. Rekonstruktion der Tracht der Dame aus Grab 363.
Halsring Neben den beiden Ketten trug die Dame um den Hals einen silbernen, vollständig tordierten Halsreif mit achterförmig zurückgebogenen Verschlusshäkchen (Abb. 76). Aus Südwestdeutschland sind tordierte Halsringe mehrfach bekannt geworden.338 Für die chronologische Beurteilung stehen mehrere Grabfunde zur Verfügung. Das Grab aus Gross-Gerau 1954 datiert in die Keramikstufe 1b und ist dort der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts zuzuweisen. Die Halsringe aus Mainz-Kostheim und Schleitheim-Hebsack sind wegen einer scheibenförmigen Riemenzunge mit randlich aufgeschobenen Zierröhrchen gleichzeitig und datieren in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts. Basel-Kleinhüningen Grab 94 ist der einzige frühmerowingerzeitliche Befund.339 Die Laufzeit dieses Halsringtyps umfasst damit einen grösseren Zeitraum, wobei eine Konzentrierung auf die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts unverkennbar ist.340 Die Verschlusskonstruktion des Schleitheimer Ringes findet sich identisch auch am Halsring von Bergheim.341 Das Grab wird, wie Schleitheim, in die Perlenstufe 2 b, also in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts datiert.
Kettenringe An der grossen Bernsteinkette waren vier grosse Silberringe aufgezogen. H. Schach-Dörges hat vorgeschlagen, dass daran organische, jetzt vergangene Materialien – möglicherweise mit apotropäischem Charakter – befestigt waren.342 Für eine scharfe chronologische Einordnung ist die Mode, Ringe – meist mit ineinandergeschlungenen Enden – an der Kette zu tragen, nicht zu verwenden.343 Jedoch sind Ringe, deren Durchmesser mehr als 4 cm beträgt, nur aus wenigen
Gräbern wie Schleitheim-Hebsack Grab 363 und Cortrat Grab 26 bekannt – Gräber, welche allesamt auch Ringlein mit Federspiralenden erbracht haben und somit in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts datieren. Befunde aus Caistor-by-Norwich, Norfolk, Grab 13,344 Bosau345 und Gródek am Bug, woiw. Zamość 346 zeigen, dass die Mode weiträumig beliebt war.347
Haarnadeln Neben der rechten Schläfe der Dame lagen in Körperachse, parallel zueinander und die Spitzen nach Norden, eine grosse Haarnadel und ein mittels Ringlein zusammengehaltenes Toilettbesteck, beides aus Silber. Toilettbesteck, das in gut ausgestatteten spätkaiserzeitlichen Gräbern mehrfach vertreten ist, wird üblicherweise an der Kette getragen und somit im Brustbereich aufgefunden.348 Gegen die Theorie, dass das Toilettbesteck bei Verwesungs- und Setzungsbewegungen verrutscht ist, sprechen die exakte Ausrichtung des Toilettgerätes mit der Haarnadel sowie identische Parallelbefunde.349 Eine identische Haarnadel ist im spätkaiserzeitlichen Material nur noch einmal, in einem Kindergrab von Grosswelzheim, Kr. Aschaffenburg, vertreten.350 Eine Torsion im oberen Drittel ist an Haarnadeln wenig üblich,351 an anderen Gegenständen wie Hals- und Armringen aber gut be-
Abb. 76: SchleitheimHebsack. Schmuck aus Grab 363.
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Abb. 78 (vorhergehende Doppelseite): Schleitheim-Hebsack. Bestattung der reichen Dame in Grab 363. In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts verstirbt die Siedlungsgründerin im Alter von 30 bis 40 Jahren. Die Grablegung, begleitet von den Dorfbewohnern und ihrem Partner, der später im zweiten Kammergrab (Grab 500) beigesetzt wird, erfolgt vermutlich als öffentliches Ereignis. Wir blicken in die noch offene Grabkammer, die eine Art Totenwohnung darstellt. Sie war aus Flechtwerk mit Eichenholz wie Kammergrab 500 oder aus Holzbohlen gefertigt. Archäologisch ist davon nur die quadratische Grabgrube überliefert. Auch das Pappelholz der Truhe war bis auf geringe Reste vergangen. Die Fundlage der Eisenbeschläge und des Schlosses sowie ankorrodierte Holzreste erlauben eine Rekonstruktion. Die prunkvolle Grabausstattung ist in Schleitheim und in der weiteren Umgebung ohne Parallele. Nach den vorchristlichen Glaubensvorstellungen soll das Leben im Jenseits standesgemäss weitergehen. Das macht eine Versorgung mit Tongeschirr, Spanferkel und mit der persönlichen Habe, die wohl in der Truhe aufbewahrt wurde, notwendig. Unsere Dame wurde in der Festtagstracht mit Schmuckzubehör aus Edelmetall bestattet. Hierzu gehören die knöchellange, mit einem spätrömischen «Militärgürtel» verschlossene Tunika, Bernsteincollier, Halsring und kleine Perlenkette, ferner Haarnadel, Toilettebesteck und Fingerringe. Für die Rekonstruktion der Bekleidung wurden die Fundlage der Beigaben in den Gräbern, geringe an den Funden haftende Textilreste und Bildquellen des 6. bis 8. Jahrhunderts herangezogen. Die Quellenlage ist dennoch zu dürftig, um ein vollständiges Bild zu entwerfen (Zeichnung Ruth Baur).
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legt.352 Ungewöhnlich ist die Endgestaltung als Schälchenkopf. Er erinnert sofort an Ohrlöffelchen von Toilettbesteck, weshalb B. Ruckstuhl eine Verwendung «auch als Ohrlöffelchen»353 vermutete. Das Toilettbesteck besteht aus zwei identischen, spitz zulaufenden Stäbchen. Mit ihrer geraden Form sind sie im weitesten Sinne dem Zahn-Reinigungsgerät mit «lanzettförmiger Spitze»354 zuzuordnen, welches sich von dem Toilettgerät deutlich unterscheidet, das eine «klauenartig gekrümmte Spitze»355 aufweist. Das Toilettensemble fällt wegen seiner Zusammenstellung mit zwei Zahnstochern vollkommen aus dem Rahmen bekannter Zweier-Sets mit Ohrlöffel und Zahnstocher. Da neben der chemischen Homogenität356 eine stilistische Übereinstimmung der Silberobjekte nicht zu verkennen ist, hat B. Ruckstuhl zu Recht vermutet, dass es sich um die Erzeugnisse eines auf germanischem Gebiet arbeitenden Silberschmiedes handelt.357 Eine sekundäre Verwendung der Gerätschaften ist auszuschließen. Damit bilden die grosse Haarnadel, als Ohrlöffel und das Toilettbesteck, als Zahnstocher, eine Einheit in mehrfacher Hinsicht: identisches Material, stilistische Gleichheit und thematische Einheit in Form eines – erweiterten – Toilettbestecks. Da man aufgrund der einheitlichen Ausrichtung von einer bewussten Plazierung aller drei Objekte am Platz ihrer Auffindung ausgehen darf, besaß die Dame mit dieser eigenwilligen Kombination drei Haarnadeln: eine singuläre grosse und zwei identische kleine. Das Haarnadel«besteck» darf als extravagante Auftragsarbeit der Schleitheimer Dame angesehen werden. Die drei Bestandteile waren von vornherein in ihrer unüblichen Zusammensetzung funktional als «Haarnadeln» geplant (Abb. 77). Neben dem Ring des «Toilettbestecks» lag ein halbmondförmiger Anhänger, mit stilisierten Tierköpfen an den Enden (Abb. 76). Diese «lunulae» haben als Schmuck oder Amulett eine lange Tradition.358 Vergleichbare Anhänger an Haarnadeln liegen aus dem späteströmischen Grab von Nijmegen-Niewstrat, Grab 46, zusammen mit Spiralringen mit Federenden vor. Ein weiterer Beleg stammt aus dem frühmerowingerzeitlichen Einzelgrab von Mahlberg.359 Deren Häufung in germanischen Gräbern der ersten beiden Drittel des 5. Jahrhunderts geht auf den Kontakt mit der romanischen Welt zurück. Die germanische Beigabensitte spiegelt jene Anhänger und Amulette wider, deren Nachweise uns wegen fehlender Beigabensitte im romanischen Gebiet fehlen. Gleichzeitig gibt Schleitheim eine germanische Umformung oder Interpretation wieder. Denn als Besonderheit sind beide Enden der Lunula als stilisierte Tierköpfe gearbeitet. Dieses Motiv ist in
Südwestdeutschland im 5. Jahrhundert zwar mehrfach bezeugt, aber letztlich nicht heimisch. Es handelt sich dabei um ein innergermanisches, östliches Motiv.360
Fingerringe An der linken Hand trug die Dame zwei silberne Fingerringe: Am Ringfinger einen Ring, dessen Enden zu vier entgegengesetzten Voluten aufgerollt waren, am Zeige- oder Mittelfinger einen Ring mit zweieinhalbfacher Wickelung und jeweils gerieften Enden (Abb. 79). Dank der Arbeit von Chr. Beckmann ist die Verbreitung beider Typen gut zu überblicken. Der Ring mit Doppelvoluten, ein sogenannter Doppelspiralring, hat sein Hauptverbreitungsgebiet in Ostpreussen und vor allem im Baltikum.361 Durch eine Reihe von Neufunden bildet sich Südwestdeutschland als westliche Fundregion heraus.362 Diese Ringform datiert im Hauptverbreitungsgebiet in die Spätkaiser- und Frühmerowingerzeit.363 In Südwestdeutschland ist der Ring bisher nur aus dem 5. Jahrhundert belegt. Seine Laufzeit vom ersten bis ins dritte Viertel des 5. Jahrhunderts belegen Lauffen Grab 2 und Basel-Kleinhüningen Grab 191.364 Ein westliches Verbreitungsbild zeigt der einfache Spiralring, der in Mittel- und Südwestdeutschland belegt ist.365 Chronologisch handelt es sich um eine sehr langlebige Form, die ab der späten Mittelkaiserzeit belegt ist und bis in die frühe Merowingerzeit getragen wird.366
Truhe In der Nordostecke der Grabgrube fanden sich Eisenbänder und -fragmente einer ehemals hölzernen Truhe (Abb. 61-62). Auf Grund ihrer Lage im Grab können die Abmessungen mit ca. 75 x 60 cm angegeben werden. Die Höhe dürfte ebenfalls ca. 60 cm betragen haben.367 Die Truhe war aus Pappelholz (Populus sp.) gefertigt, daneben fanden sich auch Reste von Weisstannenholz (Abies alba). Im Zuge der Restaurierung und der musealen Aufbereitung von Grab 363 hat U. Hürten, Restaurator am Konservierungslabor Schaffhausen, die Eisenfragmente bearbeitet. Seine Beobachtungen zeigen, dass auch vermeintlich unspektakuläre Funde bei sorgfältiger Dokumentation und Bergung zu neuen und weiterführenden Ergebnissen führen können (Abb.78). Für das Deckelscharnier ist demnach keine Anbringung über Kante zu rekonstruieren. Auf Grund ihrer Lage im Grab, sowie den in waagrechter Achse aneinanderkorrodierten Scharnierbacken ist eine andere Konstruktion zu fordern.
Nicht der gesamte obere Teil bildete den Deckel, sondern lediglich ein Teil davon war zu öffnen. Dabei war das Scharnier vollständig auf der Oberseite befestigt.368 Für den Schliessmechanismus der Truhe, das Schloss selbst, sind keine gesicherten Angaben möglich. Beim Schliessmechanismus handelt es sich um ein einfaches Federschloss. Zum Öffnen benötigte man entweder einen Hakenschlüssel, oder einen einfachen Stab. Ein Schlüssel, oder ein adäquat zu interpretierender Stab fand sich allerdings nicht unter den Beigaben der Dame aus Grab 363. Ein in Aufbau und den einzelnen Bestandteilen gleichartiges Schloss fand sich in Grab 2 von Lauffen am Neckar.369 Leider konnten dort wegen einer Pflugstörung nicht alle Teile in situ geborgen werden, sodass dieser Fundplatz für die Rekonstruktion keine weiteren Aufschlüsse liefert. Die nächsten Parallelen zu den tordierten Kantenbeschlägen liegen wiederum aus Lauffen Grab 2 vor,370 das wie Grab 363 der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts angehört. Bei 363.19–39 handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht um eine einfache Kiste, sondern um eine Truhe mit «Füssen». Dieser Sachverhalt erschliesst sich nicht aus dem archäologischen Befund, sondern auf Grund von weiter-
führenden Überlegungen. Im Bereich der Truhe fanden sich, bis auf die Gefässe 363.40,41 die auf, in (oder am ehesten unter?) der Truhe gestanden haben, keinerlei weiteren Funde. Da kaum anzunehmen ist, dass die Truhe ohne Inhalt ins Grab gekommen ist, muss man dann präziser formulieren, dass sie keine unvergänglichen Funde enthalten hatte. Keine (erhaltenen) Funde lagen auch bei der Truhe aus Lauffen Grab 2,371 womit Schleitheim einen weiteren Parallelbefund hat. Am ehesten ist mit Kleidungsstücken als Inhalt zu rechnen.372 Leider haben sich an den eisernen Bestandteilen der Truhe keinerlei Textilreste erhalten, die diese Vermutung belegen könnten. Bei der Bearbeitung der römischen Truhenbeschläge aus der römischen Villa von Eckartsbrunn hatte Kemkes darauf hingewiesen, dass Kleidertruhen nicht unmittelbar auf dem Boden aufliegen, sondern wegen der Bodenfeuchtigkeit erhöht, und damit auf Füssen oder den Holmen stehen.373 Dass es bereits damals solche Truhen gegeben hat, zeigen römische Truhen.374 Dass Kleidertruhen Bestandteile eines gehobenen spätantiken Lebensstiles bildeten, zeigen bildliche Darstellungen. Auf dem Thermenmosaik von Sidi Ghrib, Tunesien, reicht eine Dienerin der Hausherrin ihre Kleidung aus einer Truhe.375
Abb. 79: SchleitheimHebsack. Silberfingerringe aus Grab 363.
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Das Männergrab 500
Trachtgeschichtliche Einordnung
Wegen der Störung des Grabes im 7. Jahrhundert, der Bauch- und Beckenbereich fast vollständig zum Opfer fielen (Abb. 63–64), verblieb neben der Keramik nurmehr die hier zu besprechende Bügelknopffibel im Grab (Abb. 80).
Die Dame aus Grab 363 hatte keine Fibeln, wie in spätkaiserzeitlichen Gräbern gerade dieser Kategorie üblich. Ausgehend von der chronologischen Ordnung der Keramik und der Perlen, werden die süddeutschen Frauengräber in einer sehr straffen Tabelle (Abb. 81) trachtgeschichtlich ausgewertet. Berücksichtigt werden dabei lediglich Fibeln, Haarnadeln und Gürtel mit Beschläg. Die Entwicklung der spätkaiserzeitlichen Frauentracht, insbesondere Südwestdeutschlands, hat Martin kürzlich aufgezeigt.384 Dabei wurden auch die Beigaben der Dame aus Grab 363 trachtgeschichtlich eingeordnet. Wie Martin gezeigt hat, sind für einen älteren Abschnitt der späten Kaiserzeit in Südwestdeutschland – er entspricht zeitlich meiner Perlenstufe 1 – folgende Merkmale charakteristisch: Allen Gräbern gemeinsam sind die paarweise auf den Schultern getragenen Fibeln. Sie sind oft identisch oder differieren formal nur unwesentlich voneinander. Oft tritt eine dritte, in Brustmitte getragene, einzelne Fibel hinzu. Formal entspricht die Drittfibel nie dem Schulterfibelpaar. Ebenso kann – muss aber nicht – ein Haarnadelpaar die Ausstattung vervollständigen. In Erlbach waren es drei Nadeln – ein gleiches Paar und eine ungleiche Nadel – wofür sich in der Germania weitere Beispiele belegen lassen.385 Das Mädchen aus Gundelsheim hatte insgesamt sechs Fibeln im Grab: Je zwei Paare und zwei ungleiche Fibeln. In Hassleben Grab 8 wurden drei Fibeln in Trachtlage aufgefunden, ein zweites gleiches Fibelpaar und eine Drittfibel waren oberhalb des Kopfes deponiert. Martin deutet die zusätzlichen drei Fibeln als zweiten Fibelsatz.386 Zusammenfassend lässt sich für Trachtgruppe 1 sagen: Obligatorisch ist das Schulterfibelpaar, sozusagen im Baukastensystem kann die dritte ungleiche Fibel und/oder das Haarnadelpaar hinzutreten. Die südwestdeutsche Trachtgruppe 1 ist, wie Martin gezeigt hat, gleichartig wie ältere und zeitgleiche Gräber aus Mitteldeutschland. Neuerungen und Veränderungen zeigen sich in Perlenstufe 2. Eine geographische Aufschlüsselung der Fundorte bringt hier zusätzliche weiterführende Erkenntnisse. Die von mir bezeichnete Südgruppe umfasst Gräber aus dem Bereich südlich des Neckars bis zum Hochrhein. Die Nordgruppe beinhaltet Gräber aus dem Rhein–MainGebiet. Der Tracht beider Gebiete gemeinsam ist, wie Martin gezeigt hat, die Einführung einer einzelnen grossen Kopfputznadel – eine Neuerung, die ich als modernen, progressiven Zug bezeichnen möchte. Eine klare Ausnahme hiervon ist Schleitheim Grab 363. Die lange Ohrlöffelnadel entspricht der einzelnen, modernen, grossen Kopfputznadel. Die Zahnstochernadel, oder nu-
Bügelknopffibel Die Bügelknopffibel (Abb. 80 und 15) wurde in Trachtlage aufgefunden. Sie lag auf der rechten Schulter, wobei der Bügelknopf zu den Füssen wies. Es ist eine Fundlage, die auch für Zwiebelknopffibeln, als deren germanisches Pendant Bügelknopffibeln gelten, überliefert ist.376 Der charakteristische Bügelknopf, auf dem die Variantenbildungen dieser Fibeln beruhen,377 ist bei unserem Exemplar ein schmaler, polyedrischer Doppelkonus. Er besitzt damit letztlich zwei Einteilungskriterien. R. Koch hat die Fibeln mit glattem Doppelkonus, zu dem unser Stück nur im weiteren Sinne gezählt werden darf, als Typ Leutkirch benannt. Die Verbreitung zeigt einen deutlichen Schwerpunkt in Südwestdeutschland, streut aber nach Mitteldeutschland bis Mecklenburg.378 «Das stärkere Auftreten in Süddeutschland und das Vorkommen von drei aussergewöhnlich ähnlichen Exemplaren im Südwesten … legt die Vermutung nahe, dass zumindest ein grosser Teil dieser Fibeln auch in Süddeutschland gegossen wurde. Bestärkt wird dieser Verdacht, da in Mecklenburg nur auffallend wenige Bügelknopffibeln mit doppelkonischem Knopf vorkommen, obwohl Funde der späten Kaiserzeit dort weit zahlreicher sind als in Süddeutschland».379 Für Südwestdeutschland hat sich das Verbreitungsbild durch Neufunde verdichtet.380 Die Bügelknopffibeln mit Polyederkopf hat H. W. Böhme zusammengestellt.381 Wiederum liegt das Dichtezentrum in Südwestdeutschland und wird durch Neufunde bestätigt.382Die formalen Details des Bügelknopfes unserer Fibel sind somit klar im südwestdeutschen Spektrum verankert. Schwieriger ist die chronologische Einordnung der Fibel. Bezüglich stilistischer Merkmale gibt es keine erkennbaren Entwicklungen. Die Handwerker schöpften zwar aus einem beschränkten, in der Komposition aber individuell gehandhabten Formenschatz. Deshalb sind alle in dieser Arbeit datierbaren Bügelknopffibeln aus südwestdeutschen Gräbern der Grösse nach aufgelistet.383 Dabei zeigt sich, dass die Längen der Fibeln zeitlich auswertbar sind. Die Fibeln des 4. Jahrhunderts sind deutlich kleiner als die Schliessen des 5. Jahrhunderts. Unser Stück reiht sich nahtlos zwischen die Fibeln aus Frankfurt-Praunheim «Ebel», Stuttgart-Bad Cannstatt und Leutkirch in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts ein.
Abb. 80: SchleitheimHebsack. Grab 500. Infolge einer späteren Grabüberlagerung haben sich nur Mantelfibel und Reste des Keramikgeschirrs aus dem männlichen Gründergrab 500 (frühes 5. Jahrhundert) erhalten. Wahrscheinlich gehörten auch Waffen und Gürtelschmuck zur ursprünglich reichen Beigabenausstattung.
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Fibeln
N o r d
S ü d
Abb. 81: Zusammenstellung der spätkaiserzeitlichen und frühmerowingerzeitlichen Frauentracht Südwestdeutschlands. l kaiserzeitl. Fibel, n merowingerzeitl. Bügelfibel, o Kleinfibel. Raster: identisches Paar (fMWZ = frühe Merowingerzeit).
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Erlbach - «Spielberg» Groß-Gerau 1962 Gundelsheim Worms-Kirschgarten Gerlachsheim 3 Gerlachsheim 4 Lauffen 1 Berching-Pollanten 2 Mannheim-Sandhofen Trebur Werbach Wiesbaden Weilbach A Eschborn 16 Monsheim 3 Salem Lauffen 2 Mengen 1 Heidelberg - Neuenheim Bergheim Schleitheim-Hebsack 363 Schleitheim-Hebsack 455 Basel-Kleinhüningen 126
Paar l l ll l l l l l l l l l l n n l
nn no
merisch korrekt die beiden identischen Zahnstochernadeln, entsprechen entweder der für Trachtgruppe 1 nach Martin geläufigen zweiten Nadel, oder – eine Sehweise die ich favorisiere – einem gleichen Nadelpaar mit einer weiteren ungleichen Nadel.387 Von der Anzahl seiner Haarnadeln steht Schleitheim Grab 363 innerhalb zeitgleicher Gräber der Perlenstufe 2 bisher singulär in der südwestdeutschen Fundlandschaft.388 Es folgt, wie die Übersicht (Abb. 81) zeigt, älteren Vorbildern. Trotz der modernen, grossen Einzelnadel ist die Kopfputztracht der Dame aus Schleitheim gesamthaft gesehen als konservativ zu bezeichnen.389 Für die Südgruppe sind in Stufe 2a nach alter Sitte noch zwei gleiche Fibeln auf den Schultern belegt, oder wie die einzelne Fibel von Salem vermuten lässt, bereits Auflösungserscheinungen angedeutet.390 Mit der spätestkaiserzeitlichen Perlenstufe 2b sind dann in der Südgruppe keine Fibeln mehr vertreten.391 Hier wird gegen Ende der Kaiserzeit die alte kaiserzeitliche Fibelmode zugunsten einer kurzfristigen fibellosen Mode aufgegeben.392
Gürtel m. Beschläg
Nadeln
Einzel l ll l l
Paar l
Einzel l
l l
l
l n n l
l (?)
l
l
l
l l l l l l l
l l l l
Perlenstufe
1 1 1 1 1 1 1 1 1/2? 2a 2b 2b 2b fMWZ fMWZ 2a 2a 2a 2b 2b 2b fMWZ fMWZ
Einen anderen Weg geht die Trachtentwicklung der Stufe 2 in der von mir benannten Nordgruppe, dem Rhein–Main-Gebiet. Neu und gleichartig ist, wie im südlichen Südwestdeutschland, die Hinwendung zur einzelnen grossen Kopfputznadel. Anders als in der Südgruppe wird in der Nordgruppe die Fibeltracht jedoch nie aufgegeben. Hier ist von der Kaiser- bis zur Merowingerzeit eine ungebrochene Kontinuität in der Fibeltracht festzustellen.393 In der Tragweise findet allerdings auch hier ein Wechsel statt: Von der althergebrachten, konservativen, kaiserzeitlichen, paarigen Tragweise auf den Schultern hin zur modernen merowingerzeitlichen Tragweise im Bauchund Beckenbereich.394 Die Dame aus Grab 363 zeigt sich für die Trachtgeschichte als ergiebige Quelle und als Ausgangspunkt für weiterführende Erkenntnisse. In ihrer modernen fibellosen Tracht fügt sie sich nahtlos in die spätestkaiserzeitliche Mode des südlichen Südwestdeutschlands ein. Unüblich ist ihr Ensemble an Kopfputznadeln, das konservative kaiserzeitliche Züge trägt. Mit ihrem breiten Ledergürtel, eine Beigabe nicht nur aus Männergräbern, zeigt sie eine Eigentümlichkeit einer gehobenen germanischen Beigabensitte.
Material
Erlbach Gundelsheim Gerlachsheim 3 Lauffen 1 Salem Lauffen 2 Altendorf 79 Mengen 1 Heidelberg-Neuenh. Schleitheim 363 Laisacker Stockstadt 1 Berching-Pollanten Frankfurt-Pr. Ebel Schleitheim 500 Kemathen
l m l n ¤ l l ¤ n n n ¤ n n n n n u
Import
u 1 u
Keramik
2
1
1 1 1 2
1
? 3
1 u
1
u u 4 u 1 n o 1
1 1 6
4 4 5 4 ? 1 4 3
1 2 2
Soziologische Einordnung Über einen Vergleich der Ausstattung südwestdeutscher spätkaiserzeitlicher Gräber soll die soziologische Struktur der beiden Gräber beschrieben werden. In der Übersicht (Abb. 82) wurden nur Kammergräber und/oder edelmetallführende Bestattungen berücksichtigt. Für die mitteldeutsche Körpergräbergruppe Hassleben-Leuna hat W. Schlüter die Ausstattungen der Gräber untersucht und ein soziologisches Modell erstellt.395 Für die südwestdeutschen Grabfunde stellt sich nun die Frage, ob dieses Modell, zumal grösstenteils auch für einen jüngeren Zeitabschnitt, auch hier angewendet werden kann. Da Mittel- und Südwestdeutschland strukturell eng zusammenhängen, ist die Frage grundsätzlich zu bejahen, allerdings mit Einschränkungen. Deshalb sollen die Ergebnisse Schlüters meinen Ausführungen vorangestellt werden. Die Analyse Schlüters basiert auf der Grundannahme, die jeglicher archäologischer Analyse zugrunde liegt, nämlich «dass der Tote seine Ausstattung, die er im Leben besessen hat, mit ins Grab bekam und, dass dieser Grabbrauch – wie auch alle anderen Bestattungssitten – festen Regeln unterworfen war und nicht im Belieben sei-
1 1 1 5
0 3 1 6 5 8 4 6 6 4 4 2 1 13 4 6
? T?
x x x
T Kä ? T x x x Ag x Ag x
? x ? ? ? ? x x
? St ? K H K K K ? K ? St K K K K
?
?
x x x x x x ? x ? x x x x x
?
1a 1 1b 2 2 2a
2 2
2b
?
2 2
ner Angehörigen stand».396 Er kam dabei zu einer Trennung in zwei Grossgruppen: «Alle Gräber mit Beigaben aus Edelmetall oder mit Importgeschirr wurden zur Gruppe I zusammengefasst, die übrigen wurden zur Gruppe II … Die Gruppe I a setzt sich aus den Gräbern mit Beigaben aus Gold zusammen; … die restlichen Bestattungen der Gruppe I mit Beigaben aus Silber oder Importgeschirr bilden die Gruppe I b».397 Gruppe II beinhaltet in gestaffelter Form (II a–c) die restlichen Körpergräber. Schlüter hat die Gräber auch auf ihr chronologisches Verhalten hin untersucht und festgestellt, «dass alle Gräber der Gruppe I a dem älteren Abschnitt angehören und auch nur drei … Gräber der Gruppe I b in die jüngere Phase zu stellen sind. Der Grund hierfür liegt in der allgemeinen Verarmung der Grabbeigaben in Mitteldeutschland in der Stufe C 3 der römischen Kaiserzeit».398 Nachfolgend sind die Einschränkungen zu formulieren, die es nicht erlauben Schlüters System direkt mit Südwestdeutschland zu vergleichen. Die Spitzengruppe Ia von Schlüter gehört zur Kategorie der sogenannten Prunkgräber. Kossack hat diese Gräber beschrieben und charakterisiert.399 Daraus wird ersichtlich, dass Schlüters Gruppe I a der Spezialfall einer gehobenen Bei-
Abb. 82: Zusammenstellung der Beigaben in spätkaiserzeitlichen und frühmerowingerzeitlichen Männergräbern. o Eisenfibel, m Gold, ¤ vergoldet, l Silberfibel, n Silberobjekt(e), u gilt nur für Fibel, St Steinsetzung, H Nachbestattung in Grabhügel, K Kammergrab, x vorhanden, ? wegen Altgrabung nicht beurteilbar, Ag Fingerring bei Männern, T Truhe, Kä Kästchen.
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gabensitte ist. Dieser Prunk in den Gräbern resultiert aus einem übersteigerten Darstellungsbedürfnis einer tiefer stehenden Kultur beim Zusammentreffen mit einer Hochkultur.400 Beim Vergleich mit Südwestdeutschland darf deshalb keinesfalls das System Schlüters in seiner Gesamtheit angewendet werden. Vielmehr ist zu fragen, welche Kategorien nach Abzug der Prunkgrabfaktoren – hier vor allem Gold und Importreichtum – als konstante Faktoren für eine Spitzengruppe im Ausstattungsniveau verbleiben. In diesem Zusammenhang ist Schlüters Formulierung «Verarmung der Grabbeigaben» für mich unglücklich gewählt, zumal er auch ausführt, dass dieser Rückgang des Bestattungsaufwandes keineswegs auf einen sozialen Abstieg der Bevölkerung hindeutet.401 Ich möchte diesen Rückgang eine Normalisierung nennen. Ganz im Einklang mit der Definition von Kossack verebbt die übersteigerte Prunkgrabsitte. Sie mündet wieder in das normale Niveau der Kennzeichnung herausgehobener Bestattungen. Damit ist diejenige Plattform geschaffen, auf der der Vergleich mit dem System von Schlüter stattfinden darf. Für den Vergleich wird eine Auswahl südwestdeutscher spätkaiserzeitlicher Kammergräber und/oder edelmetallführender Gräber tabellarisch zusammengestellt (Abb. 82). Um etwaige Veränderungen zu erfassen sind sie zeitlich nach der Perlen- und Keramikchronologie aufgeschlüsselt. Da der Bestand an ausreichend dokumentierten Gräbern derzeit noch sehr gering ist, wurde auf eine differenzierte Aufschlüsselung verzichtet.402 Für die Tabelle werden auch Funde aus Altbergungen berücksichtigt. Nur so wird greifbar, mit welchem Substanzverlust zu rechnen ist, oder was sich noch immer, damals unerkannt, im Boden befindet. Für Schlüters Gruppe I a, die Spitze der Gesellschaft, sind folgende Faktoren kennzeichnend: Es handelt sich bei allen Gräbern (bei Männern und Frauen) um die Zurichtung als Kammergrab. Hinzu treten Speisebeigabe, Importgeschirr und die Verwendung von Gold, bei den Frauen zusätzlich Truhen oder Kästchen und silbernes Toilettbesteck und bei den Männern (symbolische) Waffen. Betrachten wir nun die Ausstattung der südwestdeutschen Gräber, ergeben sich folgende Merkmale: Für beide Geschlechter Kammergräber,403 Speisebeigaben, bei den Frauen zusätzlich Kästchen und die Verwendung von Gold, bei den Männern noch Waffen.404 Importgeschirr kann, muss jedoch nicht bindend beigegeben werden. Hierbei wird eine regionale und zeitliche Bindung greifbar (Abb. 82).405 So zeigt sich, dass sich in Südwestdeutschland Gräber der Perlen- und Keramikstufe 1 gut mit zeitgleichen, vor allem aber älteren Gräbern in Mitteldeutschland vergleichen lassen. Diese Struktur setzt sich kontinuierlich in 104
die jüngere Perlen- und Keramikstufe 2 fort. Anhand dieser Tabellen und Ausführungen zeigt sich, dass die beiden Bestattungen aus den Kammergräbern 363 und 500 von Schleitheim-Hebsack beigabengeschichtlich in eine führende Schicht eingebunden sind. Sie repräsentieren in ihrer Zeit höchstes Ausstattungsniveau. Das fast völlige Fehlen von Import – nur dem Mann aus Grab 500 war ein Glasgefäss beigegeben – sowie das Fehlen von Gold sind kein Argument dagegen. Es ist eine allgemeine Beigabenstruktur, die das südliche Südwestdeutschland in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts kennzeichnet. Fassen wir zusammen: Begreift man die Ausstattungsgruppe I a von Schlüter als Spezialfall einer gehobenen Bestattungssitte, so war zu prüfen, welche Kategorien nach Abzug der Prunkgrabfaktoren – hier vor allem Gold- und Importreichtum – als konstante Faktoren verbleiben. Dabei kommt dem Kammergrab eine tragende Rolle zu. Gold kann vorhanden sein, ebenso Importgeschirr, für das jedoch ein zeitlicher Faktor zu berücksichtigen ist. Inwieweit silbernes Toilettbesteck406 und Spanferkelbeigabe höchstes Ausstattungsniveau anzeigen, kann in Südwestdeutschland mangels genügender Funde nicht ermittelt werden. Unabhängig davon, ob man Schlüters System auf Südwestdeutschland übertragen will oder ein eigenes Schema entwirft, darf man in den Bestattungen der Kammergräber die Spitzen der spätkaiserzeitlichen Gesellschaft sehen.407 Mit den mitteldeutschen Ergebnissen stimmt auch überein, dass die Frauen- und Mädchengräber besser ausgestattet sind als die Männergräber. An dieser Stelle kann nun die Frage aufgeworfen und mit genügender Sicherheit auch beantwortet werden, welche Objekte bei der Störung aus Grab 500 entfernt wurden (Abb. 82). Mit grosser Wahrscheinlichkeit besass der Herr aus Grab 500 ehemals einen silbernen Fingerring. Drei bei seinem Körper deponierte symbolische Pfeilspitzen, wohl aus Buntmetall, wären ebenfalls zu erwarten gewesen.408 Möglicherweise auch ein Messer aus Buntmetall. Das Glasgefäss konnte mit geringen Scherbenresten nachgewiesen werden. Ein Gürtel, über dessen Form nur zu spekulieren ist, dürfte das Ensemble abgerundet haben.
Zusammenfassung Das Frauengrab 363 gehört relativchronologisch mit zu den jüngsten südwestdeutschen Gräbern der späten Kaiserzeit und datiert in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts. Wie in der jüngsten Phase der Kaiserzeit im südlichen Südwestdeutschland üblich, trägt die Frau eine fibellose
Tracht und, nach altgermanischer Sitte, einen Gürtel, der nicht Bestandteil einer militärischen Ausrüstung war, sondern – wie auch ihr Silberschmuck – in lokaler Produktion gefertigt wurde. Das Männergrab 500 wurde im 7. Jahrhundert bei der Anlage von Grab 501 gestört, wobei Teile der Beigaben entfernt worden sind. Über die Keramik ist das Grab ebenfalls in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts zu setzen. Eine Bügelknopffibel wurde auf der rechten Schulter noch in Trachtlage aufgefunden. Durch den Vergleich mit zeitgleichen Gräbern konnte wahrscheinlich gemacht werden, dass der Störung ein Silberfingerring, drei Pfeilspitzen wohl aus Buntmetall und der Gürtel zum Opfer gefallen sind. Die Beigaben beider Gräber sind fest im südwestdeutschen Formenkreis verankert. Im überregionalen Vergleich zeigt die Beigabensitte deutlich ein elbgermanisches Gepräge. Von ihrer Ausstattung her gehören beide Grablegungen zur Spitze der südwestdeutschen Bevölkerung. Man darf wertfrei von Repräsentanten einer Führungsschicht sprechen.
Versuch einer Interpretation der Bevölkerungsverhältnisse in Südwestdeutschland409 Im bisherigen Verlauf der Arbeit sind die Begriffe «alamannisch» oder «frühalamannisch» weitgehend vermieden worden, zugunsten einer wertfreien zeitlichen Umschreibung als «spätkaiserzeitlich» oder einer geographischen Benennung. Die Alamannen sind uns als Verband und Stamm410 der späten Kaiserzeit und des frühen Mittelalters bekannt.411 Bezeichnet man einen Fund als alamannisch, so ist es letztlich gleichbedeutend damit, dass er innerhalb des, aus Schriftquellen bekannten, geographischen alamannischen Stammesgebietes zu Tage kam. Die Frage, welche Funde spezifisch alamannisch sind, hat z.B. W. Hübener explizit gestellt.412 Sein Fazit lautete: «So lösen sich die archäologischen Funde Alamanniens in zahllose Gruppen mit jeweils sehr unterschiedlicher, meist sehr weiträumiger Verbreitung auf. Sie zeigen, dass es keine ausschliesslich am Limes begrenzbaren Kulturgüterkombinationen oder -konzentrationen gibt. Der alamannische Raum hat im 3. und 4. Jahrhundert an allen archäologisch fassbaren Substanzen seinen mehr oder weniger grossen Anteil, wie andere mittel- und westeuropäische Räume auch. Eine spezifisch «alamannische» Kennzeichnung, die dem politischen und geographischen Bilde entsprechen würde, lässt sich nicht herausarbeiten. Die Grenze des «alamannischen Raumes» wird paradoxerweise archäologisch durch die römische Befestigungslinie hervorge-
hoben».413 Das würde bedeuten, dass den spätkaiserzeitlichen Fundgruppen letztlich keinerlei ethnische Aussagekraft zukommt. Diese Einschätzung war nicht immer so. In den Schriftquellen werden für Südwestdeutschland neben den Alamannen414 im Rhein–Main-Gebiet auch die Burgunden genannt.415 Inwieweit dieser Sachverhalt in die archäologische Forschung eingeflossen ist, soll in einem kurzen Überblick über die Forschungsgeschichte dargestellt werden. W. Unverzagt, G. Behrens und F. Behn stellten bei der Besprechung der Fibeln von Wiesbaden,416 der Mode, Halsringe zu tragen417 und der Mitgabe des Beiles418 den ostgermanischen Charakter der Beigabensitte und ihre Konzentrierung auf das Rhein-Main-Gebiet heraus und wiesen sie den Burgunden zu. Diese Meinung vertrat auch K. Schumacher,419 wenngleich vorsichtiger formuliert. Einen entgegengesetzten Standpunkt vertrat H. Zeiss. Er kam zu der Erkenntnis, «dass in Südwestdeutschland sichere burgundische Bestattungen bisher nicht auszuscheiden sind … und … dass eine zuverlässige Unterscheidung z.B. zwischen Alamannen und Burgunden»420 nicht möglich sei. Damit war ein Machtwort gesprochen. Zu dieser Einschätzung dürfte letztlich entscheidend eine Nachricht bei Ammianus Marcellinus beigetragen haben, welcher für die Zeit um 370 berichtet, dass das rechtsrheinische Vorland von Mainz sich im Besitz der alamannischen Bucinobanten befindet.421 In der Folge wurde nunmehr der südwestdeutsche Raum als Gesamtheit betrachtet und als «alamannisch» benannt.422 Selbst bei Regionalaufarbeitungen des Rhein–MainGebietes waren die Burgunden kein Diskussionsthema.423 Es ist das Verdienst von M. Schulze-Dörrlamm, die Diskussion neu belebt und erneut auf massgebliche Unterschiede hingewiesen zu haben. Ausgehend von der Waffenbeigabe, einer Bestattungssitte, wies sie erneut auf die Unterschiede hin, die das Rhein-Main-Gebiet vom übrigen Südwestdeutschland trennt424 und wies diese Sitte Ostgermanen, Burgunden zu – eine Meinung, die auch D. Rosenstock vorsichtig vertrat.425 Damit ist ein schwieriges Kapitel der frühmittelalterlichen Archäologie angeschnitten: die ethnische Deutung des Fundstoffes. Diese Frage wird auch methodisch sehr kontrovers diskutiert.426 Inzwischen gewinnt, langsam aber sicher, diejenige Vorgehensweise an Boden, bei der die Beurteilung der Beigabensitte im Vordergrund steht.427 Aus den Ausführungen ergibt sich, dass bei der Frage, warum Funde als alamannisch anzusprechen sind, die Beweisführung in erster Linie auf den Grabfunden und deren Beigabensitte fusst. Erst in einem zweiten Schritt dürfen dann, bereits auf abgesicherter Basis, einzelne Fundgruppen mit herangezogen werden.428 105
Waffenlose und waffenführende Männergräber Südwestdeutschland zeigt bezüglich waffenführender und waffenloser Gräber eine deutliche Zweiteilung. Im Süden fehlen Waffen fast vollständig, während sie aus dem Rhein-Main-Gebiet aus zeitgleichen Bestattungen bekannt sind.429 Dieser Sachverhalt brachte die Forschung in ein Dilemma. Denn für jene mitteldeutsch-elbgermanischen Gebiete, die als Ausgangspunkt für eine «Landnahme» nach dem Zusammenbruch der militärischen Oberhoheit430 galten, sind waffenlose Männergräber431 kennzeichnend. Das Problem wurde dadurch gelöst, dass man die Alamannia in eine Nord- und eine Südalamannia teilte.432 Die Waffenbeigabe der «Nordalamannen» wurde, mit K. Böhner, «durch Vermittlung aus dem nordfranzösisch-belgischen Gebiet»433 erklärt, aus dem zeitgleiche waffenführende Gräber vorliegen.434 Alamannischen Bukinobanten oder Juthungen wollte R. Christlein die Waffenbeigabe zuschreiben.435 Als eine erneute Wende in der Forschungsgeschichte dürfen die Ansätze von M. Schulze-Dörrlamm bezeichnet werden. In einer ersten Arbeit stellte sie die Kriegergräber des 3. und 4. Jahrhunderts zusammen, welche die Waffenkombination von Axt und Bogen enthielten,436 eine Kombination, die bereits R. Christlein aufgefallen war.437 Für das 3. und 4. Jahrhundert ergaben sich zwei Verbreitungsschwerpunkte: der Bereich der Lebus-Lausitz-Kultur mit Ausläufern nach Böhmen und das Rhein–Main -Gebiet.438 Ab dem 5. Jahrhundert ist diese Kombination dann auch in Nordgallien nachweisbar und folglich nicht mehr signifikant.439 In einer zweiten umfassenden Arbeit ging dieselbe Autorin dem Aufkommen der Waffenbeigabensitte in Nordgallien nach, exemplarisch dargestellt anhand der Schwertbeigabe.440 In drei zeitlich gestaffelten Kartierungen – für das späte 3. und die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts,441 die zweite Hälfte des 4. Jahrhunderts442 und die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts443 – untersuchte sie die Verbreitungsräume. Da sich seither Veränderungen im chronologischen Gefüge ergeben haben, sind die Kartierungen, soweit sie das Arbeitsgebiet betreffen, zu modifizieren.444 Für die Verbreitung der germanischen Kriegergräber in Mitteleuropa zeichnet sich für das späte 3. und das 4. Jahrhundert der Raum zwischen Elbe und Weichsel, der Bereich der Lebus-Lausitz und der Przeworsk-Kultur, als Zentrum der Beigabensitte ab. Ein zweites, kleineres Verbreitungszentrum befindet sich im Rhein-Main-Gebiet, teilweise auf ehemaligem reichsrömischen Boden. Dieser auffällige Lagebezug zur römischen Rheingrenze sowie das kompakte Verbreitungsgebiet widerlegen die Thesen von H. Schönberger und A. van Doorselaer, «dass es sich bei 106
der Waffen- bzw. Schwertbeigabe um eine traditionelle Beigabensitte der provinzialrömischen Bevölkerung gehandelt habe».445 Auch die Tatsache, dass es sich bei den Bestattungen zwischen Elbe und Weichsel fast ausschliesslich um Brandgräber, im Westen nur um Körpergräber handelt, spielt keine Rolle, da die Brandbestattung im inneren Germaniens die vorherrschende Bestattungsform ist, während mit der Nähe zur Rheingrenze auch von den Germanen die Körperbestattung übernommen wurde.446 Für J. Werner war seinerzeit die unterschiedliche Bestattungssitte ein Grund, die Ableitung der Waffenbeigabe aus den osteuropäischen Gebieten abzulehnen.447 In einem weiteren Arbeitsschritt wurden von Schulze-Dörlamm die Waffenkombinationen der Inventare ausgewertet.448 Dabei sonderten sich sowohl der skandinavische als auch der donauländisch-schwarzmeerische Bereich mit charakteristischen Beigabenkombinationen klar ab. Eine gleichartige Vielfalt in den Waffenkombinationen wiesen das Rhein–Main- und das Elbe–Weichsel-Gebiet auf, wobei ausschliesslich im Ostteil der Lebus-Lausitz-Kultur, wie im Rhein-Main-Gebiet, auf die Mitgabe des Schildes verzichtet wurde.449 Die Kartierung der Schwertgräber aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts weist nun auch zahlreiche Fundstellen in Nordgallien und Norddeutschland auf.450 Schulze-Dörrlamm sah in dieser gestaffelten Ausbreitung der Schwert-, respektive der Waffenbeigabe den Beweis, dass ursächlich Ostgermanen die Waffenbeigabensitte nach Nordgallien vermittelt haben.451 SchulzeDörrlamm hat in ihren beiden Untersuchungen nicht die Waffenbeigabe allgemein analysiert, sondern signifikante Spezialfälle, die grossräumige Zusammenhänge erkennen lassen. Zieht man etwa die Mitgabe der Beilwaffe im 3. und 4. Jahrhundert mit heran, würde sich zwar das Bild waffenführender Gräber im Rhein-Main-Gebiet weiter verdichten, aber wegen der weiten Streuung dieser Waffenbeigaben wären klare Zusammenhänge nicht mehr erkennbar.452 Für Südwestdeutschland ist wichtig, dass sich das Verbreitungsgebiet der Schwertbeigabe im 4. und in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts gleichen. Innerhalb des südlichen Südwestdeutschlands gibt es einen sicheren und vielleicht zwei fragliche Fundorte, die waffenführende Gräber erbracht haben. Bezeichnenderweise stehen sie aber nicht in den oben beschriebenen signifikant ostgermanischen Zusammenhängen. In Ihringen, Kr. Breisgau–Hochschwarzwald, wurde 1938 eine Nord–Süd orientierte Bestattung der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts geborgen. Um den Hals trug der Tote einen tordierten Bronzehalsring. Neben dem rechten Arm lag der 55 cm
lange eiserne Schaft einer Widerhakenlanze.453 In Säckingen, Kr. Waldshut-Tiengen, wurden 1916 zwei Lanzenspitzen, zwei Schildbuckel und ein Messer geborgen. Über die Fundumstände liegen keine Angaben vor; nach der Brandpatina stammen sie wohl aus Brandgräbern.454 Die Funde werden in das 3./4. Jahrhundert datiert.455 Leider sind auch angebliche Waffenfunde der Vorkriegszeit aus dem Friedhof von Sponeck nicht erhalten.456 Bemerkenswert ist die Tatsache, dass alle diese Fundpunkte, die Waffen aus Gräbern erbracht haben, entlang der Rheingrenze liegen.
Die Mitgabe «symbolischer» Pfeilspitzen Zu den Beigaben spätkaiserzeitlicher Männergräber können Pfeilspitzen aus Bronze oder Silber gehören. J. Werner hat sie erstmals zusammengestellt.457 Neufunde haben das Bild verdichtet.458 Das Verbreitungsbild reicht von Mecklenburg über Mitteldeutschland und Böhmen bis nach Südwestdeutschland. Am dichtesten ist das Fundbild in Mitteldeutschland. Lediglich aus Brandenburg liegen die Pfeilspitzen ausschliesslich aus Brandgräbern vor, dann meist in der Einzahl. Aus Körpergräbern ist die Dreizahl, mit wenigen Abweichungen, die Regel.459 Das Verbreitungsgebiet in Süddeutschland umfasst das südliche Südwestdeutschland und die Oberpfalz. Das Rhein-Main-Gebiet fällt vollständig aus. Diese Beigabensitte ist als charakteristisch für das Gebiet zwischen Rhein, Neckar und lller anzusprechen. J. Werner wollte in den Pfeilspitzen aus Bunt- und Edelmetall Sportwaffen sehen, mit denen sich germanische Adelige im Bogenschiessen massen,460 womit ihnen letztlich die Bedeutung als Standesabzeichen zukam. H.-J. Dölle hat dem, mit Hinweis auf die bisweilen nur papierdünnen Bleche der Pfeilblätter widersprochen. Er möchte sie in erster Linie als Würdezeichen sehen, wobei er bei geeigneter Blattstärke Wettkampfwaffen nicht ausschliesst.461 Welcher Interpretation man sich auch anschliessen mag, als gesichert kann gelten, dass die Pfeilspitzen nicht als Kampf- und Jagdwaffen benutzt wurden. Mit dem Einsetzen der merowingerzeitlichen Reihengräberfelder bricht diese kaiserzeitliche Beigabensitte ohne jegliche Nachläufer ab.462 Die allgemeine Waffenbeigabensitte bestimmt nun das Bild. Doch ist der Bruch wirklich so radikal wie vermutet? Ein Blick auf die Ausstattungstabelle der spätkaiserzeitlichen Männergräber (Abb. 82) bietet die Lösung. In ihrer Grundzusammensetzung sind die, höchstes Ausstattungsniveau repräsentierenden Grabinventare des südlichen Südwestdeutschlands, des Rhein–MainGebietes und Nordbayerns mit der Oberpfalz er-
staunlich einheitlich.463 Den Buntmetallpfeilspitzen kommt damit derselbe Aussagewert zu, wie den Spathen in den anderen Gräbern. Das Einsetzen der allgemeinen Waffenbeigabe im Südwestdeutschen war damit nur der Austausch der Darstellungsmöglichkeit für ein und dieselbe Aussage, nämlich «Spathaträger». Was sich auf den ersten Blick als radikaler Bruch darstellt, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als ein Kulturwandel und letztlich als Kontinuität. Den Gegenbeweis liefern die ostgermanischen Ost- und Westgoten. Für diese ist Waffenlosigkeit bei den Männerbestattungen sowohl während der Kaiserals auch während der gesamten Merowingerzeit uneingeschränkt kennzeichnend.464 Ihr Bestattungskult war ein waffenloser, der kein (austauschbares) Äquivalent kannte um Waffenträger darzustellen. Die Mitgabe von Pfeilspitzen aus Bunt- und Edelmetall ist damit als symbolische Waffenbeigabe anzusprechen.465 Sie ist zugleich ein sozialer Indikator.
Die Halsringbeigabe Mit Einschränkung ist auch die Sitte den Toten mit Halsring zu bestatten für unsere Belange auswertbar. Bereits G. Behrens hatte gefolgert, «dass das Tragen von Halsringen eine ostgermanische «Mode» ist, die aber teilweise von den Westgermanen, besonders in Mitteldeutschland, übernommen wurde».466 Für diese Arbeit werden die Halsringe lediglich nach ihrer Verbreitung betrachtet. Fragen der Herkunft bestimmter Formen bleiben ausgeklammert.467 E. Keller hat die Halsringe mit birnen-468 und scheibenförmiger469 Öse zusammengestellt, wobei er erstere als die älteren ansah.470 Für Südwestdeutschland zeigen beide Formen einen Verbreitungsschwerpunkt im Rhein-Main-Gebiet, der Halsring mit scheibenförmiger Öse ein zweites Dichtezentrum an der Iller–Donau-Linie und den nördlich angrenzenden Gebieten. Das südliche Südwestdeutschland bleibt weitgehend fundleer.471 Aus kaiserzeitlichen Gräbern sind hier bisher keine solchen Halsringe, die überwiegend in das 4. Jahrhundert datieren, bekannt. Erst im 5. Jahrhundert findet die Halsringbeigabe auch im südlichen Südwestdeutschland Eingang. Für die Untersuchung dürfen nur die Verhältnisse im 4. Jahrhundert ausgewertet werden. In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zeigt das gesamte Südwestdeutschland ein einheitliches Bild. Damit lassen sich von der Beigabensitte das südliche Südwestdeutschland einerseits und das Rhein-Main-Gebiet andererseits deutlich gegeneinander abgrenzen. Während im Norden die Waffenbeigabe üblich ist, werden im südlichen Teil keine, oder nur symbolische Waffen beige107
Abb. 83: Verbreitung der Fibeln mit umgeschlagenem Fuss (vgl. Fundliste 4).
geben. Auch das Fehlen von Halsringen im 4. Jahrhundert im südlichen Teil weist auf eine andere Beigabensitte hin. Dass im Rhein-Main-Gebiet die Sitte Fibeln zu tragen und den Verstorbenen mit ins Grab zu geben im Verlauf der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts nicht versiegt ist, wurde bereits ausgeführt. Auch in der Zusammensetzung der Grabkeramik offenbaren sich im Verlauf der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts Unterschiede. Im Übrigen grenzt sich auch der nordbayerisch-oberpfälzische Bereich durch eine andersartige Deponierung im Kammergrab vom Südwesten ab. Auf dieser Basis sollen nun ausgewählte Fundgruppen untersucht werden.
Fibel mit umgeschlagenem Fuss Der Fibel mit umgeschlagenem Fuss wurde bisher in der «alamannischen» Realienkunde eine untergeordnete Rolle zugeschrieben.472 Durch zahlreiche, vor allem von Sondengängern geborgene Neufunde verdichtete sich im Rhein-Main-Gebiet das Fundbild, was D. Rosenstock mit den Burgunden in Zusammenhang brachte.473 Um die These zu überprüfen, habe ich alle mir im Westen bekannt gewordenen Fibeln mit umgeschlagenem Fuss gesammelt. Dabei sind alle Fibeln berücksichtigt, deren umgeschlagener Fuss in einer echten oder Scheinumwicklung am Bügelansatz endet. Es war unerheblich, ob sie einoder mehrgliedrig waren, einen draht- oder bandförmigen Bügel hatten oder Bügelknöpfe aufwiesen. Nicht berücksichtigt sind Fibeln mit umgeschlagenem trapezförmigem Fuss. Das bedeu108
tet aber nicht, dass die Fibel mit umgeschlagenem Fuss als ein einheitlicher Komplex aufgefasst wird. R. Koch hat über Typenbildung und Parallelen überzeugend Zusammenhänge aufgezeigt. Die zusammenfassende Betrachtung ist insoweit ein Rückschritt. Da jedoch wegen fehlender überregionaler Aufarbeitungen weder das Gesamtverbreitungsgebiet einzelner Typen noch deren chronologischer Rahmen weiterführend beurteilt werden kann, genügt für meine Fragestellung eine allgemeine Ansprache.474 Für die Kartierung der Westverbreitung (Abb. 83) ist ein Gebiet gewählt, das nach Osten durch die Linie Weser–Fulda–Fichtelgebirge–Naab–Donau–Inn begrenzt wird. Neben kursorischen Auflistungen475 waren vor allem die Zusammenstellungen der südwestdeutschen476 und der mainfränkischen477 Fundorte sehr hilfreich. Deutlich zeichnet sich das Rhein–Main-Gebiet als Schwerpunkt ab.478 Linksrheinisch streut die Verbreitung bis entlang der Mosel. Ein zweites kleines Dichtezentrum liegt an der Donau zwischen Altmühl und Regen. Sporadische Vorkommen im RheinWeser-Gebiet zeigen, dass die Fibeln auch hier gebräuchlich waren. In Nordgallien ist die Fibel mit umgeschlagenem Fuss bisher nicht belegt. Da aus diesem Gebiet zahlreiche Grabfunde vorliegen,479 zeigt die Fundleere eine echte Verbreitungsgrenze an. Aus dem übrigen Frankreich liegen ein Fund aus der Dordogne und Fundorte aus der Gegend um Dijon vor. Sie sind in diesem Milieu echte Fremdformen.480 Sehr klar spiegelt sich wieder der Gegensatz zwischen dem Rhein-Main-Gebiet und dem südlichen Südwestdeutschland wider. Und nur der Gegensatz im Verbreitungsbild, der, aufgrund des guten Publikationsstandes, eine echte Verbreitungsgrenze widerspiegelt, darf für unsere Fragestellung ausgewertet werden. Die Mehrzahl der Fibeln liegt, wie eingangs erwähnt, als Einzelfunde vor. Damit entfallen im grösseren Rahmen chronologische Schlussfolgerungen. Fibeln mit bandförmigem Bügel zählen relativchronologisch zu den jüngsten Formen.481 Die wenigen datierbaren Exemplare weisen dabei mehrheitlich in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts.482
Kämme mit halbrunder Griffplatte Eine weitere Fundgruppe mit aussagekräftigem Verbreitungsbild sind die Kämme mit halbrunder Griffplatte.483 Wiederum ist das Rhein-Main-Gebiet ein Dichtezentrum. Die Streuung der linksrheinischen Fundorte ist dabei gleichartig, wie bei den Fibeln mit umgeschlagenem Fuss. Auffällig ist auch die Übereinstimmung im Verbreitungsbild an der oberen Donau an Altmühl und Regen und den sporadischen Vorkommen in Frankreich.
Damit grenzt sich wiederum das südliche Südwestdeutschland vom Rhein-Main-Gebiet und Nordbayern mit der Oberpfalz ab.
Fibel vom Typ Wiesbaden 1981 hat J. Werner eine Fibelgruppe zusammengestellt, die er in Anlehnung an ältere Forschungen, Fibeln vom Typ Wiesbaden nannte. Kennzeichnende Merkmale sind Zweigliedrigkeit, ein Fibelkörper aus Silber- oder Bronzeblech, eine Kopfplatte, «hohler» gewölbter breiter Bügel und keine Kerbschnitt-, sondern Punz- und Nielloverzierung.484 J. Werner datierte die Fibelgruppe seinerzeit in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts.485 Sie kann heute enger in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts datiert werden. Dies belegt, neben typologischen Übereinstimmungen mit frühen Dreiknopfbügelfibeln,486 auch der auf das Jahr 433±10 dendrodatierte Hortfund von Świlcza, woiw. Rzeszów in Polen.487 Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom Rhein-Main-Gebiet über Mitteldeutschland bis Hinterpommern, was auch durch Neufunde bestätigt wird.488 Wie bei den Fibeln mit umgeschlagenem Fuss und den Kämmen mit halbrunder Griffplatte scheint nun auch die obere Donau im Verbreitungsbild auf. Ebenso waren jeweils, was bisher noch nicht hervorgehoben wurde, die Nordschweiz bzw. das Schweizer Mittelland in den Verbreitungsbildern vertreten. Hier kann sich in den nächsten Jahrzehnten das Fundbild langsam aber stetig verdichten. Für das südliche Südwestdeutschland liegt mit Whyl jetzt ein möglicher Fundort vor.489 Erst nach der Publikation des Gräberfeldes kann entschieden werden, ob die Fibel nur noch formal dem Typ Wiesbaden zugerechnet werden darf. Aus dem Gesamtverbreitungsgebiet der Fibeln lässt sich wiederum kein Aufschluss über eine ethnische oder stammliche Zuweisung gewinnen.490 Für unsere Fragestellung von Bedeutung ist wiederum die Konzentration der Fibeln im Rhein-Main-Gebiet. Doch spiegelt sich darin eine echte Verbreitungsgrenze wider? Oder bewahrheitet sich, wie der Fund von Whyl andeuten könnte, die These Werners, der glaubte, diesen Fibeltyp «auch im alamannischen Südwestdeutschland»491 supponieren zu dürfen? Ein weiterer Grund für das Fehlen könnte auch chronologisch-trachtgeschichtlich sein. Denn die Fibeln datieren grösstenteils in jenen Zeitraum, in dem im südlichen Südwestdeutschland eine fibellose Tracht vorherrschte. Für eine echte Verbreitungsgrenze spricht aber, dass derzeit keine Fibeln aus den einschlägigen Siedlungsgrabungen vorliegen.492
Exkurs: Zur Mandelpunze in Reihung Im Zusammenhang mit den Fibeln vom Typ Wiesbaden machte Werner auf ein Verzierungsmotiv, die sogenannten Mandelpunzen, aufmerksam.493 Darunter versteht man «kleine, spitzovale Einschläge, die wie flacher Kerbschnitt wirken».494 Vorbild dafür sind, spätantike Traditionen umsetzende, Kerbschnittarbeiten,495 wobei der spitzovale Kerbschnitt letztlich auf das Zirkelschlagmotiv zurückzuführen ist.496 Werner griff sich einen Spezialfall dieser Punzornamentik, die Mandelpunze in Reihung heraus, die er als typisch germanisch ansah.497 Dabei stellte er einen mittelrheinischen, im Mainmündungsgebiet arbeitenden Werkstattkreis heraus, der neben der Mandelpunze in Reihung Niello-Einlagen in Gittermuster als charakteristisches Dekorationselement verarbeitete.498 Ausgehend von der Zusammenstellung Werners bin ich dem Motiv der Mandelpunze in Reihung erneut nachgegangen (Abb. 84).499 Die gepunzte Einfassung des Rosettenmotives, letztlich auch eine Reihung, blieb unberücksichtigt. Zuerst soll die chronologische Stellung dieses Ornamentes, das, wie Werner richtig erkannte, «zeitgebunden»500 verwendet wird und damit als chronologischer Indikator von besonderer Bedeutung ist, aufgezeigt werden. Es findet sich auf Fibeln vom Typ Wiesbaden aus Kreuzwertheim, Vinařice und Wiesbaden, auf den scheibenförmigen Riemenzungen von Babenhausen und Werbach, auf den breiten Gürtelgarnituren von Alzey-Weinheim, Günzburg und Trier. Ebenso auf einer Schnalle mit beweglichem, trapezförmigen Beschläg von Mannheim-Neckarau und auf zwei Fibeln mit umgeschlagenem Fuss mit bandförmigem Bügel aus Belgrad-Cukarica (Ostružnica). Im Frauengrab von Untersiebenbrunn fanden sich neben dem mandelpunzverzierten Pferdegeschirr auch Federringe mit Spiralenden. Auch ist ein Neben-
Abb. 84: Verbreitung der Mandelpunzen in Reihung (vgl. Fundliste 5).
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Abb. 85: Regionale Unterschiede in der Beigabensitte (oben) und ausgewählter Fundgruppen (unten) während der späten Kaiserzeit (Br Breisgau).
einander mit frühen, östlichen, kerbschnittverzierten Fibeln gesichert. Im Schatzfund von Kielpino501 fand sich eine solche zusammen mit einer mandelgepunzten Fibel. Damit schliesst sich der Bogen von den frühen östlichen Kerbschnittfibeln in Kiel-pino oder Mecholupy502 einerseits, über vergleichbare Kerbschnittarbeiten wie aus Wiesbaden-Kastel,503 die scheibenförmige Riemenzunge aus Babenhausen mit Mandelpunzen in Reihe oder Kirchheim am Neckar, Kr. Ludwigsburg,504 welche durch gleichartige Niello-Einlagen in Gittermuster mit den Fibeln vom Typ Wiesbaden aus Wiesbaden, Wiesloch, Vinařice und Bostrop verbunden sind,505 hin zu den kerbschnittverzierten gegossenen Varianten des Typs Wiesbaden.506 An die Fibel aus dem Schatzfund von Wiesbaden-Kastel507 lassen sich zwei slowakische Fibeln anschliessen,508 welche ihre Parallelen im rumänischen Cosovenii des Jos, jud. Dolj haben.509 Es handelt sich dabei um eine dem Typ Wiesbaden nahestehende Fibelgruppe. Die Fibel in Cosovenii des Jos ist mit Pferdegeschirr vergesellschaftet, wie es identisch in Dahmker und Untersiebenbrunn jeweils mit Mandelpunze in Reihung verziert ist. Damit befinden wir uns absolutchronologisch im zweiten Viertel bis Mitte des 5. Jahrhunderts. Auf spätantiken Kerbschnittarbeiten ist spitzovaler Kerbschnitt in Reihung eher selten vertreten.510 Als kleiner, unmittelbar vom Punzmotiv abgeleiteter, in Kerbschnitt umgesetzter Dekor findet er noch bei einer kleinen Anzahl frühmerowingischer Bü-
symbolische Waffen
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Schwertbeigabe im 3./4. Jh. Beigabe von Axt/Pfeil im 3./4. Jh. Halsringbeigabe 4. Jh.
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Über 50% Importkeramik 1. H. 5. Jh. Fibel mit umgeschlag. Fuss Fibel vom Typ Wiesbaden Keramik Typ Friedenheim-Prest'ovice Mandelpunzen in Reihe Fibeln vom sog. Vinarice-Typ
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gelfibeln Verwendung.511 Es sind die letzten Ausläufer der «Mandelpunze in Reihung», die im jüngeren Repertoire des Bügelfibeldekors keine weitere Fortsetzung findet.512 Das weit gefächerte Verbreitungsgebiet der Mandelpunze in Reihe zeigt einen eindeutigen Schwerpunkt. Etwa ein Viertel aller Fundpunkte liegt im Rhein-Main-Gebiet. Das südliche Südwestdeutschland ist zwar nicht fundleer, zeigt aber wiederum den deutlichen Kontrast zum nördlichen Gebiet. Zwar gibt es im südlichen Südwestdeutschland den spitzovalen Kerbschnitt als Rosettenmotiv, wie etwa auf der Riemenzunge aus Schleitheim-Hebsack Grab 363 selbst.513 Mandelpunzen in Reihung, wie Mandelpunzen überhaupt,514 sind in diesem, von Kerbschnittdreiecken geprägten Formenkreis eine echte Ausnahme. In Nord- und dem östlichen Mitteleuropa streut das Verbreitungsbild ohne nennenswerte Schwerpunkte. Die Linie Weichsel–Theiss–Donau ist derzeit die Ostgrenze der Verbreitung der Mandelpunze in Reihung.515 Die westlichsten Fundpunkte stammen aus dem spanischen Westgotenreich.516
Keramik vom Typ Friedenhain-Přešt’ovice Eine weitere, in diesem Zusammenhang sehr interessante, aber nicht einfach zu interpretierende Fundgattung stellt die mit Schrägkanneluren verzierte Keramik dar. Sie wird nach zwei Fundorten Keramik vom Typ Friedenhain-Přešt’ovice genannt.517 Springer hat diese Keramik zusammengestellt und gezeigt, dass diese weit verbreitet ist.518 In Süddeutschland sind das Rhein-MainGebiet, insbesondere aber der nordbayerischoberpfälzische Raum ein Verbreitungsschwerpunkt. Das südliche Südwestdeutschland schien damals im Fundbild nicht auf. Scheinbar eine gute Übereinstimmung zu den Verbreitungsbildern der Fibel mit umgeschlagenem Fuss oder den Kämmen mit halbrunder Griffplatte. Durch Neufunde und Nachträge ist der Breisgau inzwischen im Fundbild gut vertreten.519 Ja, Horizontalrillen und Schrägkanneluren sind «eine offensichtlich für den Breisgau typische Verzierungskombination».520 Das Verbreitungsbild ist heute nicht einfach zu beurteilen. Feintypologische Aufgliederungen werden zukünftig vielleicht weitere Aufschlüsse geben können. Nach heutigem Kenntnisstand darf diese Keramik nach wie vor nicht für das gesamte Südwestdeutschland als kennzeichnend angesehen werden.
Zusammenfassung In den vorangegangenen Kapiteln wurde aufgezeigt, dass Südwestdeutschland während der späten Kaiserzeit archäologisch in unterschiedliche Räume zerfällt. In einer zusammenfassenden Tabelle sind noch einmal alle relevanten Aspekte zusammengestellt (Abb. 85). Im oberen Block ist, nach meiner methodischen Vorgabe, die Beigabensitte als bestimmender Faktor eingetragen, im unteren, nachgeordnet, die ausgewählten Fundgruppen.521 Der Kontrast zwischen dem südlichen Südwestdeutschland und dem Rhein–Main-Gebiet tritt deutlich hervor. Die Grenze zwischen beiden Regionen ist nicht exakt beschreibbar, sie verläuft zwischen Main und Unterlauf des Neckar.522 Ein weiteres Gebiet, Nordbayern und die Oberpfalz, also das Gebiet an der oberen Donau, setzt sich eigenständig anhand dieser Charakteristika von den beiden oben genannten Regionen ab. Die Grenze zum südlichen Südwestdeutschland entspricht etwa der Linie Iller–Jagst.523 Wie bei den Fundkartierungen immer wieder deutlich wurde, gibt es für einzelne Regionen deutliche Übereinstimmungen. Anhand gleichartiger Waffenbeigabensitte hatte Schulze-Dörrlamm auf Zuwanderung von Ostgermanen ins Rhein-Main-Gebiet geschlossen. Die Antwort auf die Frage, woher die Personengruppen kamen, welche das ehemalige Dekumatland aufgesiedelt haben, fällt seit langem eindeutig aus.524 Nach grösstmöglicher Übereinstimmung in der Beigabensitte, und nachgeordnet der Funde kommt dafür nur der elbgermanische Kulturkreis in Frage. Dass sich dabei die beiden Formenkreise in der materiellen Sachkultur deutlich unterscheiden können, ist als Ergebnis eine wichtige Erkenntnis. Für den nordbayerisch-oberpfälzischen Raum ist, nach den wenigen, bisher bekannten Körpergräbern (Erlbach, Laisacker), ab dem späten 3. Jahrhundert eine Zugehörigkeit zum elbgermanischen Kulturkreis gesichert. Im Verlauf der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts werden aber verstärkt «östliche» Traditionen fassbar (BerchingPollanten, Kemathen).525 Dieser Befund deckt sich gut mit den übrigen Brandbestattungen und der charakteristischen Tonware. Hier werden wohl, ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts, über die Keramik konkrete Bezüge ins böhmische Becken greifbar.526 Betrachtet man für diesen Raum die Verbreitungen der Halsringe, der Kämme mit halbrunder Griffplatte, der Fibel mit umgeschlagenem Fuss oder der Keramik vom Typ Friedenhain-Přešt’ovice,527 so zeigen sich während der späten Kaiserzeit gleichartige Verbreitungsräume. Das kann nur bedeuten, dass die kulturellen Verhältnisse
hier stabil geblieben sein müssen. Es dürfte uns damit – im Rahmen – konstante Bevölkerungsverhältnisse anzeigen.528 Darüber hinaus setzt sich diese Kontinuität der Verbreitungsräume gleichartig auch in frühmerowingischer Zeit fort. Die zeitlich folgenden frühmerowingischen Fibeln vom sogenannten Vinařice-Typus zeigen wiederum im Rhein-Main-Gebiet und an der oberen Donau Verbreitungsschwerpunkte. Das südliche Südwestdeutschland scheint im Verbreitungsbild schütter und nur östlich des Schwarzwaldes sowie nördlich der Schwäbischen Alb auf.529
Versuch einer archäologisch-historischen Synthese Ausgangspunkt der Untersuchung war die Frage, wie sich «das Alamannische» archäologisch fassen lässt, also die Suche nach Strukturen, die einen Raum archäologisch begrenzbar umschreiben. Als methodische Vorgabe galt, dass der Beigabensitte bestimmende Funktion zukommt. Auf dieser Basis traten klare Konturen zu Tage, die in einem zweiten Schritt über einzelne Sachaltertümer verstärkt werden konnten. Wider Erwarten kristallisierten sich im Arbeitsgebiet nicht zwei, sondern drei unterschiedliche Räume heraus: das Rhein-Main-Gebiet, Südwestdeutschland zwischen Neckar, Rhein und lller mit einer Sonderzone Breisgau sowie das nordbayerische-oberpfälzische Gebiet. Akzeptiert man die archäologische Eigenständigkeit der drei Räume, dann kann man diese mit der historischen Ethnographie verknüpfen und das südliche Südwestdeutschland den Alamannen, das Rhein-Main-Gebiet den Burgunden und das nordbayerisch-oberpfälzische Gebiet den Juthungen zuweisen.530 Seit der Arbeit von Wenskus ist deutlich, dass der Begriff Stamm eine sehr differenzierte Bedeutung beinhaltet.531 Die Erkenntnisse Wenskus’ auf die Frühgeschichtsforschung angewendet bedeuten, dass der Stammesname lediglich ein Schlagwort ist, hinter dem archäologisch – im günstigsten Fall – ein «kleinster gemeinsamer Nenner» zu verstehen ist. Auch der Begriff „Landnahme” ist von historischer Seite präzisiert worden. «Dass die Völker, deren «Landnahme» sich in historischen Quellen niederschlug, viel älter als der so bezeichnete Vorgang waren und dass in der Landnahme nur so etwas wie eine neue Phase ihrer Entwicklung begann, war die kaum einmal hinterfragte Grundannahme».532 Und: «Das Axiom, dass die völkerwanderungszeitlich-frühmittelalterlichen gentes mit der Landnahme in ein neues Stadium ihrer Existenz getreten seien, sich aber als historische Subjekte über die Wanderungszeit 111
hinweg bis in die germanische Vorzeit zurückverfolgen liessen, ist durch die historischen Forschungen der letzten Jahre gründlich in Frage gestellt worden».533 Für die Archäologie bedeutet dies, dass der Kulturausprägung im Einwanderungsgebiet nicht zwingend ein identischer Kulturraum entspricht, der dann als Ausgangsraum der Landnahme anzusprechen wäre. Die Landnahme kann kulturverändernd wirken. Im günstigen Fall lässt sich der Ausgangsraum über signifikante, verbindende Traditionen beschreiben (Abb. 85). «Das Jahr 260 ist die Geburtsstunde des alamannischen Stammes als Staatsgebilde».534 Diese, von Christlein formulierte Aussage, galt lange als feste Erkenntnis. Fundierte Gegenargumente von historischer Seite535 und die Neubewertung der Ereignisse um 260 führten zu einem Umdenkprozess.536 Sie lassen die germanische Aufsiedlung in einem neuen Licht erscheinen. Wie zeitlich differenzierte Kartierungen germanischer Grabfunde zeigen, ist die Aufsiedlung des ehemals römischen rechtsrheinischen Reichsgebietes schrittweise, gestaffelt von Nord nach Süd, vonstatten gegangen.537 Erst ab dem späten 4. Jahrhundert ist, nach Ausweis der Grabfunde, mit dem Hochrheingebiet die germanische Aufsiedlung abgeschlossen. Allerdings wäre eine solche Betrachtungsweise isoliert und würde den Gesamtzusammenhang nicht berücksichtigen. Denn für die historische Bewertung bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts liegt von numismatischer Seite eine schlüssige Untersuchung vor. K. Stribrny hat sich mit dem Problem der Münzfunde nach 260 n.Chr. im Limeshinterland auseinandergesetzt.538 Dabei konnte er drei Regionen mit verschiedenen monetären Tendenzen herausarbeiten. Entlang des Rheins «Regionen der Kontinuität der Geldzufuhr bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts unter Depression in der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts … Zonen merklichen Rückgangs; es werden noch Reihen mit strukturellen Andeutungen gebildet … [und]…Zonen der Diskontinuität ohne regelmässige Geldversorgung nach spätestens 260 n.Chr. Münzfunde treten nur noch vereinzelt auf, ohne Reihen zu bilden».539 «Das Phänomen eines noch einmal geregelten, spätantiken Geldumlaufs auf reduziertem Raum ist in ein Verhältnis zu setzen zur alamannischen Landnahme im Limeshinterland».540 Diese Feststellung ist Ausgangspunkt der Diskussion seiner Ergebnisse. Die Träger des geregelten Münzumlaufes können seinen Argumenten zufolge weder landnehmende noch foederierte Germanen sein. Bei ersteren wären keine gleichlaufenden Münzreihen links wie rechts des Rheines zu erwarten.541 Foederaten wurden üblicherweise in Edelmetall ausgezahlt.542 Dasselbe monetäre Verhalten bei112
derseits des Rheins lässt somit auf romanische Bevölkerung schliessen. Dabei führt er aus, dass geregelter Münzverlust auch geregelte Geldzufuhr bedeuten muss und mit einem nicht zivilen, sondern militärischen Charakter unmittelbar gekoppelt ist.543 Einen einschneidenden Wandel, weil Zusammenbruch des geregelten Münzumlaufes, sieht Stribrny erst in der Mitte des 4. Jahrhunderts. «Es ist vertretbar, die alamannische Landnahme erst jetzt als auch die rheinnahen Räume umfassend und unumkehrbar einzuschätzen».544 Damit rechnet Stribrny nach Konsolidierung des spätrömischen Limes bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts mit einer rechtsrheinischen Vorfeldsicherung und damit einem militärisch motivierten Umfeld. Dass allerdings nicht nur Romanen oder romanische Milizen diese Aufgabe übernahmen, darauf können die Waffenfunde von Säckingen hinweisen. Sie dürfen als Indiz für germanische Brandgräber vor der Mitte des 4. Jahrhunderts gelten.545 Sie zeigen, dass neben Romanen auch Germanen Anteil an der Grenzsicherung hatten.546 Die Bindung der ältesten germanischen Spuren an weiter bestehende romanische Zentren erfährt somit ihre einfache Erklärung.547 Um die Mitte des 4. Jahrhunderts bricht der geregelte rechtsrheinische Münzumlauf zusammen. Es ist eine Zeit des Umbruchs und der politischen Instabilität zwischen den alamannischen gentes und Rom. Mit weitreichenden Folgen geraten die Alamannen in den Strudel der Reichspolitik. Für die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts dürfen wir mit einer respektvollen spätantiken Koexistenz beider Mächte rechnen. Das bedeutete für die alamannischen gentes den Aufstieg einer alamannischen Offiziersschicht im spätrömischen Heer, und mit ihrer Integration letztlich auch die ihrer Gefolgsleute. Rom legte, wie Münzbilder zeigen, einen betont gemässigten Tonfall gegenüber den Alamannen zu Tage. Die Anerkennung der siegreichen Überlegenheit Roms durch die Alamannen war wichtiger als eine demonstrative Zurschaustellung der Macht. Jedenfalls sind für die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts keine Kämpfe mit, oder Siege über die Alamannen bekannt. Lediglich auf Münzbildern ist der Ehrentitel «Alamannicus» (Sieger über die Alamannen) überliefert.548 Ein intaktes romanisches (provinzial-römisches) Leben im rechtsrheinischen Vorfeld, wie es aus dem geregelten Münzumlauf geschlossen werden kann, ist in diesem Zusammenhang gut denkbar. «Umso gegensätzlicher waren die Jahre nach 350! Als zu Beginn dieses Jahres der Offizier Magnentius in Gallien als Usurpator gegen den rechtmässigen Kaiser Constans den Pupur nahm, gerieten nicht nur die im römischen Heer dienenden alamannischen Offiziere und Soldaten zwischen
die Fronten der im Reich um die Macht kämpfenden Parteien. Magnentius, hinter dem viele Hofleute und offenbar auch die oberste Gesellschaftsschicht Galliens standen, konnte sich auf die von Konstantin dem Grossen aufgebaute schlagkräftige Gallienarmee stützen, in der vor allem reichsrömische und fränkische Offiziere eine Rolle spielten. Im Heer des Constantius II., der den verlorenen Reichsteil seines Bruders zurückzuerobern hatte, dienten auch hohe alamannische Offiziere, zweifellos mit alamannischen Söldnern. Um eine zweite Front gegen den ihm über Italien und Illyrien entgegenziehenden Magnentius aufzubauen, griff der Kaiser zu einem Mittel, das für die Geschichte der Grenzprovinzen am Rhein wie auch für die gesamte alamannische Entwicklung tiefgreifende Folgen zeitigte: Er ermunterte die Alamannen zu Einfällen in das von Magnentius beherrschte Gallien und sicherte ihnen brieflich unter Aufhebung bisheriger Abmachungen zu, dass sie sich dort niederlassen könnten. Dies wurde bereitwillig aufgenommen, wie die Schriftquellen berichten und archäologisch die vielen während der Usurpationszeit 350–353 in den betreffenden Grenzzonen verborgenen Münzdepots bezeugen.»549 Dieser Ansiedlungsprozess geht auch nach der Beseitigung des Usurpators Magnentius im Herbst 353 weiter. Constantius II. vollzieht nun allerdings eine politische Kehrtwende und überträgt seinem Vetter Julian im November 355 den Kampf gegen die Alamannen, die er selbst nach Gallien gerufen hatte. Innerhalb von zwei Jahren gelingt es Julian, die eingedrungene alamannische Bevölkerung aus den Grenzprovinzen zu vertreiben. Im Zuge dieser Auseinandersetzung kommt es 357 bei Strassburg zur Schlacht, die Rom siegreich für sich entscheiden kann. Der Zusammenbruch der Münzzufuhr, sowie des rechtsrheinischen Münzumlaufes überhaupt findet hier seine Erklärung. Die neue politische Haltung Roms gegenüber den Alamannen, findet nun ihren Ausdruck darin, dass im Reichsdienst stehende alamannische Offiziere durch Franken aus den militärischen Ämtern verdrängt werden. Mit ihrer Spitze werden auch alamannische Gefolgschaften von der Anbindung und der Integration in das römische Reich ausgeschlossen. Eine Politik, die auch unter der, der konstantinischen folgenden, valentinianischen Dynastie beibehalten wird. Diesen «Abstieg unter neuen Kaisern», diese «verpasste Integration» ab der Mitte des 4. Jahrhunderts hat Martin deutlich herausgestellt. Dass nun das rechtsrheinische Vorfeld nicht mehr respektiert wird und alamannische Grabfunde bis an die Rheingrenze nachweisbar sind, ist in diesem Zusammenhang eine unmittelbare Folge. Der römische Kordon wird nun von alamannischer Seite nicht mehr respektiert. Bezeichnen-
derweise fällt in valentinianische Zeit auch der Bau befestigter römischer Brückenköpfe auf der rechtsrheinischen Uferseite.550 Mit dem Jahr 378 endet der Bericht von Ammianus Marcellinus, einem Zeitzeugen der Ereignisse. Über die Geschehnisse der nächsten Jahrzehnte fliessen die Schriftquellen nur noch spärlich. Auf Grundlagen der veränderten Chronologie wird der Versuch unternommen, die Verhältnisse vor allem an der Rheingrenze darzustellen. Eine Schlüsselfunktion bei der Interpretation spielen dabei die archäologischen Hinterlassenschaften der Burgunden im Rhein-Main-Gebiet. Ihr archäologischer Nachweis ist ein mehrschichtiges Problem.551 Mit Altendorf und Kleinlangheim552 liegen hier Gräberfelder vor, die von der frühen bis in die späte Kaiserzeit kontinuierlich belegt sind und so archäologisch Bevölkerungskonstanz signalisieren. Für diesen Raum ist deshalb mit Überschichtungsvorgängen zu rechnen. Das neu entdeckte Gräberfeld und die Siedlung von Kahl a. Main, Kr. Aschaffenburg, könnte diesbezüglich zu einem Schlüssel werden.553 Etwa ab 300 n.Chr. lassen sich im mainfränkischen Gebiet und auch links des Rheins Bestattungssitten fassen, die nicht auf das einheimische Milieu zurückzuführen sind.554 Sie weisen in ostgermanische Siedlungsgebiete der Lebus-Lausitz-Kultur, die den Burgunden zugeschrieben werden. Für das 4. Jahrhundert sind Burgunden in den Schriftquellen im Rhein-Main-Gebiet bezeugt.555 Im Jahr 411 verhelfen burgundische Truppen dem Usurpator Jovinus auf den Kaiserthron. Nach Jovinus’ Ende 413 wurden den Burgunden als Foederaten linksrheinische Gebiete zuerkannt. Die Fibeln mit umgeschlagenem Fuss und Kämme mit halbrunder Kopfplatte umschreiben die möglichen Siedelgebiete. Damit können linksrheinische Gräberfelder, bzw. Gräberfeldteile wie Eisenberg-Bems, Mayen oder Polch-Ruitsch556 (auch) burgundische Bestattungsplätze sein. Denn romanische Gräberfelder zeigen ab der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts einen deutlichen Rückgang der Beigaben. Gegen 400 versiegt die Mitgabe von Glas und Keramik vollständig.557 Jedenfalls muss es sich bei den obengenannten Orten (auch) um germanische Grablegen handeln. Hier wird, während der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, weiterhin reichlich Glas und Keramik beigegeben.558 Waffengräber sind in diesem Gebiet eher spärlich vertreten.559 Ganz nach den Erkenntnissen der Historiker wirkt damit die «Völkerwanderung» kulturverändernd. Mit dem Übertritt auf ehemals reichsrömischen Boden geben die ehemaligen Träger der Waffenbeigabensitte die Waffenbeigaben auf. Ja sie können nur über die korrigierte chronologische Einordnung ihrer Beigaben, die fast vollumfänglich den spätrömischen Werkstätten entstammen, als 113
Germanen identifiziert werden.560 Allerdings, und das ist eine Erkenntnis mit weitreichender Wirkung, darf das archäologische Problem der Burgunden nicht eingleisig gesehen werden. Wie die Untersuchungen gezeigt haben, bleiben die signifikanten Unterschiede, die das Rhein-Main-Gebiet und Südwestdeutschland während des 4. Jahrhunderts trennten, auch für die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts bestehen. Der Übertritt auf das Reichsgebiet und die Gründung des Burgunderreiches um Worms561 haben für den mainfränkischen Bereich keinen Kulturbruch zur Folge. Das kann nur bedeuten, dass die Gründung des Reiches um Worms nicht gleichbedeutend mit einer Totalabwanderung aus den rechtsrheinischen Gebieten war, sondern dass weiterhin Burgunden im mainfränkischen Bereich verblieben.562 Das archäologische Bild erfährt durch eine, erst in jüngerer Zeit akzeptierte Textstelle seine Bestätigung.563 Der Kirchenhistoriker Sokrates berichtet, dass um 430 rechts des Rheins wohnende Burgunden eine hunnische Streifschar besiegt hätten.564 O. Maenchen-Helfen hat eine weitere Textstelle für den Nachweis rechtsrheinischer Burgunden herangezogen. Im Panegyricus auf Avitus zählt Sidonius die Burgunden unter den Völkern auf, die Attila auf seinem Zug nach Gallien folgten. Da die von Worms inzwischen in die Sapaudia umgesiedelten Burgunden auf Seiten des Aetius gegen Attila gekämpft hatten, wäre es ein Affront gewesen, sie bei jenen Völkerschaften aufzuzählen, die mit den Hunnen nach Westen gezogen waren. Bei den mit Attila gezogenen Burgunden kann es sich somit nur um die rechtsrheinischen Burgunden gehandelt haben.565 Damit tritt archäologisch-beigabengeschichtlich der zweite Strang der Burgunden hervor. Der erste Strang zeichnet sich durch Waffenlosigkeit und eine fibellose Frauentracht aus. Da er sich einem Vorbild, dem romanischen Bestattungsbrauchtum angleicht, möchte ich ihn als progressiv bezeichnen. Bestattungsbrauchtum und Beigaben unterscheiden sich (derzeit?) nicht von denen der romanischen Bevölkerung. Nur über die chronologische Stellung der Beigaben sind sie ab dem späteren 4. Jahrhundert als Germanen zu identifizieren, da bei den Romanen ab diesem Zeitpunkt die Mitgabe von Grabbeigaben stark reduziert wird. Für den zweiten Strang ist eine gegenteilige Beigabensitte, also Waffen- und Fibelbeigabe, kennzeichnend. Sie entspricht Altvätersitte und wird deshalb als konservativ angesprochen. Für die historische Bewertung der Burgunden können sich dadurch neue Aspekte ergeben. 413 wird den Burgunden das linksrheinische Gebiet um Worms und Mainz auf Dauer bestätigt. Als diese Burgunden im Verlauf der 30er Jahre des 5. Jahrhunderts zu expandieren versuchen, tritt ihnen der weströmische Heermeister Aetius 114
entgegen. Auf seine Veranlassung hin führen hunnische Söldner eine Strafexpedition durch. Sie endet mit einer katastrophalen Niederlage der linksrheinischen Burgunden. Die dann Mitte des 5. Jahrhunderts erfolgte Umsiedlung dieser Burgunden in die Sapaudia durch Aetius scheint nur der letzte Akt der burgundischen Tragödie zu sein. Für mich ist auch eine andere Interpretation möglich. Aetius siedelte die Burgunden in die Sapaudia aus. Ihre archäologischen Hinterlassenschaften dort konzentrieren sich auf zwei Regionen: Das Gebiet um den Genfersee und die Gegend um Dijon. Als Caesar zur Sicherung der eroberten gallischen Gebiete Kolonien gründete, wählte er Kaiseraugst (Colonia Augusta Raurica), Nyon am Genfersee (Colonia Julia Equestris) und Lyon (Colonia Copia Claudia Augusta). Er sicherte damit die klassischen Einfallrouten nach Gallien. Just an dieselben strategisch sensiblen Stellen wurden nun zur Sicherung die Burgunden angesiedelt. Es stellt sich hier nun eine wichtige Frage: Wie konnten zehn Jahre nach ihrer Dezimierung die burgundischen Überreste eine so wichtige strategische Aufgabe übernehmen? Für die Lösung der Frage kommt für mich den rechtsrheinischen Burgunden eine entscheidende Rolle zu. Ihre konservative beigabengeschichtliche Komponente bezeugt, dass der Kontakt nach Innergermanien nicht abgebrochen war. Von hier aus konnten die Lücken bevölkerungsmässig links des Rheins wieder aufgefüllt werden. Gut zehn Jahre nach der Katastrophe von 433 müssen die Kontingente soweit aufgestockt worden sein, dass ihnen die zugedachten Sicherungsaufgaben mit Aussicht auf Erfolg übertragen werden konnten. Für eine innergermanische Auffüllung der Reihen können neben waffen- und fibelführenden Gräbern566 auch die stark deformierten Schädel567 sprechen. Bekanntermassen standen die Burgunden den Hunnen, die diese Sitte der Schädeldeformation dem Westen vermittelt haben, sehr nahe. Es ist für mich weitaus besser nachvollziehbar, dass die konservativ-germanisch rechtsrheinischen Burgunden diese Sitte übernommen haben, als die nach romanisch-spätantikem Vorbild lebenden, progressiven linksrheinischen Burgunden. Mit dieser zweigleisigen Interpretation löst sich auch ein Widerspruch auf. Für die Burgunden war eine Nähe zur römisch-spätantiken Kultur einerseits und eine starke hunnisch-reiternomadische Komponente andererseits überliefert.568 Unter diesem Aspekt kann die Umsiedlung in die Sapaudia noch weitere, politische Gründe gehabt haben. Gut zehn Jahre nach der vernichtenden Strafexpedition von 433, sie bildet den historischen Kern der Nibelungensage, können die Burgunden wieder mächtig, vielleicht zu mächtig und durch innergermanischen und hunnischen
Kontakt unberechenbar geworden sein. Aetius, der kühle Stratege, sah, dass auf die Dauer drei aufstrebende, expansive Völkerschaften – die Alamannen, die Burgunden und die Franken – für das weströmische Reich eine zu grosse Gefährdung darstellen würden. Mit überlegener Diplomatie variierte er das stete Thema der Völkerwanderungszeit, das Ausspielen der germanischen Völkerschaften gegeneinander, aufs Neue. Denn die Umsiedlung der Burgunden erfüllte mehrere Zwecke. Für die Alamannen ergab sich nun die Möglichkeit, sich nach Nordwesten, auch über den Rhein hinweg, auszudehnen. Zwangsläufig mussten sie dabei in Konflikt mit den Franken geraten. Aetius hoffte wohl so, Teile der Alamannen und Franken zu binden. Andererseits war die Umsiedlung auch mit einem klaren Konzept gegen eine Süd- und Westausdehnung der Alamannen über den Rhein hinweg verbunden.569 Aetius machte sich die alte Feindschaft zwischen Alamannen und Burgunden zu Nutze und schob den Alamannen einen burgundischen Sperriegel vor, um die Expansion nach Norden, Richtung Franken, zu forcieren. Doch zurück zum Hoch- und Oberrheingebiet, dem Ausgangspunkt der Betrachtungen. Im linksrheinischen Vorfeld der Hochrheingrenze lassen sich schon während der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts germanische Funde fassen, die einen ostgermanischen Charakter tragen. Vielleicht wurden hier bereits früher burgundische Kontingente angesiedelt. Ihre Umsiedlung in die Sapaudia um die Mitte des 5. Jahrhunderts wäre unter diesem Gesichtspunkt kein willkürlich politischer Akt, sondern die konsequent logische Fortführung einer älteren Strategie. In der Regierungszeit von Valentinian I. stabilisiert sich das Verhältnis zwischen Rom und den Alamannen. Valentinian I., der letzte römische Kaiser, der zu einer militärischen Expedition rechtsrheinischen Boden betritt, scheint die Verhältnisse durch Verträge zu regeln. Gleichzeitig lässt er die Rheinlinie ausbauen und befestigten. Dazu gehört auch die Errichtung von Brückenköpfen und/oder die Wiederinstandsetzung wichtiger Brücken. Fast hat es den Anschein, als ob Rom de jure weiterhin einen Anspruch auf das rechtsrheinische Vorfeld damit zum Ausdruck bringt. Die Stabilisierung der Verhältnisse bedeutet aber keineswegs eine Änderung in der Politik gegenüber den Alamannen. Der Aufstieg im spätrömischen Heer blieb ihnen weiterhin versagt. Diese Ausgrenzung spiegelt sich für mich in den Grablegen der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts wider. Spätrömische Drehscheibenware tritt gegenüber der einheimischen Nigra und der handgemachten Ware völlig in den Hintergrund. Dafür
stehen beispielhaft die Gräber von Lauffen Grab 2, Mengen Grab 1 und 2, Salem oder Schleitheim. Spätrömische Drehscheibenware dieser Zeitstellung wäre und ist um diese Zeit greifbar und beziehbar gewesen, wie beispielhaft die Funde dieser Keramik auf Höhensiedlungen zeigen.570 In den Gräbern spiegelt sich damit eine gewollte Auswahl, eine dezidierte Hinwendung zu «eigener» Keramik wider. Diese Form der Selbstdarstellung im Grabbrauch, dieser Rückgriff auf alte Traditionen ist ein psychologischer Ausdruck für die Ausgrenzung aus der spätantiken Gesellschaft. Sie führte zu einer Rückbesinnung auf eigene, auf alte Werte. Auch die Ausrichtung der Toten in den Kammergräbern in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts weist in diese Richtung. Konsequent wurde bei den herausgehobenen Bestattungen die traditionelle N-S gerichtete Totenorientierung beibehalten. Hierin erklärt sich auch der gegenläufige Trend der sich in den Orientierungen der Toten zwischen Erd-571 und Kammergräbern während der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts widerspiegelt.572 Zwei Fundplätze fallen vollständig aus dem beschriebenen Spektrum heraus: Die Bestattungsplätze von Sponeck und Whyl im Breisgau, beide Kr. Emmendingen. Die Nekropole von Sponeck umfasst 20, überwiegend in N-S Achse liegende Körperbestattungen. Die Bearbeiterin datierte die Gräber an das Ende des 4. Jahrhunderts bzw. in die Zeit um 400.573 Nach Ausweis meiner Perlenchronologie ist der Friedhof in die erste Hälfte bis Mitte des 5. Jahrhunderts zu datieren. Der zweite Fundplatz ist der nur aus Vorberichten bekannte Friedhof von Whyl «Am Leiselheimer Kreuz».574 Hier bilden 25 Körpergräber in W-O Achse ein locker belegtes Gräberfeld.575 Die Belegung fällt in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts. Zu den jüngsten Inventaren gehört ein Grab mit einer Spatha vom Typ Krefeld-Gellep/Samson/Abingdon576 – Schwerter, die auf merowingerzeitlichen Reihengräberfeldern eine älteste Schicht bilden. In beiden Fällen handelt es sich somit in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts um Körpergräberfelder. Sie stehen im krassen Kontrast zu den bisher beschriebenen Separatgrablegen. In beiden Fällen liegen die Nekropolen unmittelbar an der Rheingrenze. Sponeck ist der Bestattungsplatz eines spätrömischen Kastells im Vorfeld der Grenze.577 Die Grenzsicherung mit Brückenköpfen ist für die spätrömische Grenze am Hoch- und Oberrhein mehrfach bezeugt.578 Für die bei Whyl bestattende Personengruppe nimmt Fingerlin ein vertraglich geregeltes Verhältnis zum Imperium an.579 Ihre Beziehung zum Römischen Reich spiegelt sich auch in der Beigabenausstattung wider. Aus Whyl ist für die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts Glas- und Sigillatageschirr580 belegt, zu ei115
ner Zeit, in der in der Alamannia in den übrigen Grabfunden eine Hinwendung zu Nigra- und handgemachter Ware zu verzeichnen ist. Aus Sponeck liegen keine Bestattungen vor, die nach germanischem Brauch grosse Halsketten tragen. Damit entsprechen die Friedhöfe von Sponeck und – nach den Vorberichten zu urteilen – von Whyl, gänzlich Friedhöfen wie etwa Sierentz, Dép. Haut-Rhin, nördlich des Basler Rheinknies, auf reichsrömischem Gebiet, unmittelbar am Rhein gelegen.581 Der Friedhof von Sierentz mit seinen meist N-S orientierten Bestattungen setzt im Verlauf des späteren 4. Jahrhunderts ein und wird spätestens um die Mitte des 5. Jahrhunderts wieder aufgegeben.582 Damit lassen sich im südlichen Südwestdeutschland in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zwei unterschiedliche Bestattungssitten fassen. Die Gräberfelder von Sponeck und Whyl liegen unmittelbar an der Rheingrenze. Beidemale ist durch das Umfeld – eine spätrömische Befestigung im Falle von Sponeck, eine Furt in Whyl – ein militärischer Zusammenhang gegeben. Für mich hat es den Anschein, dass sich vom geregelten Münzumlauf der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, über den Bau von Brückenköpfen in der zweiten Jahrhunderthälfte, bis zur Grenzsicherung der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts ein kontinuierlicher Anspruch des spätrömischen Reiches auf das rechtsrheinische Vorfeld fassen lässt. Ob die Germanen von Sponeck oder Whyl Alamannen waren, wie Fingerlin für Whyl annimmt,583 oder Angehörige anderer Gruppierungen, sei dahingestellt. Die Anlage von Körpergräberfeldern, wie sie auf romanischem Gebiet schon lange üblich waren,584 zeigt, dass der unmittelbare Kontakt mit dem Imperium auch unmittelbar auf das germanische Bestattungsbrauchtum gewirkt hat. Für diese Frage darf nicht unbeachtet bleiben, dass die Belegung der Bestattungsplätze von Sponeck und Whyl, wie etwa auch die des linksrheinischen Gräberfeldes von Sierentz, unmittelbar nach der Wende von der Kaiser- zur Merowingerzeit abbricht. Die dortigen Siedelgemeinschaften gehen nicht, wie etwa Schleitheim, in ein frühmittelalterliches Reihengräberfeld über. Auch dieser Unterschied trennt beide Gräberfeldtypen. So bilden die Siedelgemeinschaften von Sponeck oder Whyl landesgeschichtlich nur eine Episode, während mit Schleitheim eine kontinuierliche alamannische Entwicklung fassbar wird. Gemeinsam ist beiden Gräberfeldtypen, dass der Epochenwechsel innerhalb der Gräberfelder eine Zäsur darstellt.
Der Modellfall Schleitheim: Zum Beginn der Reihengräberfelder Die beiden Kammergräber von Schleitheim-Hebsack wurden inmitten merowingerzeitlicher Gräber des 7. Jahrhunderts aufgedeckt. Dabei wurde Grab 500 im 7. Jahrhundert durch Grab 501 empfindlich gestört. Damit ist für die Alamannia innerhalb eines Fundplatzes durch eine moderne Grabung eine Kontinuität von der spätesten Kaiserzeit ins frühe Mittelalter nachgewiesen. Schon Anfang der 70er Jahre hat K. Weidemann eine Reihe von Fundorten aufgeführt, bei denen sich seiner Meinung nach eine Kontinuität nachweisen liesse.585 Davon ausgehend beschränke ich mich jedoch nur auf das südliche Südwestdeutschland, da im Rhein-Main-Gebiet, wie gezeigt, eine andere Entwicklung verläuft. Folgende Fundorte lassen sich aussondern, die aus dem frühmittelalterlichen Friedhofsbereich auch kaiserzeitliche Bestattungen erbracht haben: 1. In Gundelsheim, Kr. Heilbronn, wurde südlich des heutigen Ortes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Gräberfeld angeschnitten.586 1958 kam im Bereich von Gräbern, wohl des 7. Jahrhunderts,587 eine frühalamannische Bestattung des 4. Jahrhunderts zu Tage.588 Die unsystematische Erforschung des Friedhofes ist nach Weidemann daran schuld, «dass bisher Bestattungen aus dem 5. Jahrhundert fehlen».589 2. In Sasbach, Kr. Emmendingen, wurde in einem immer wieder angeschnittenen Gräberfeld, das Funde des 6./7. Jahrhunderts erbrachte,590 ein Kindergrab von der Wende der Spätkaiser- zur Frühmerowingerzeit aufgedeckt.591 Befundbeobachtungen liegen nicht vor, eine zugehörige Siedlung ist bekannt.592 3. In Inzlingen, Kr. Lörrach, kam im Gräberfeld mit Bestattungen des 6. und 7. Jahrhunderts eine N-S orientierte, kaiserzeitliche Bestattung zum Vorschein.593 4. In Hirrlingen, Kr. Tübingen, wurde ohne Befundbeobachtung aus einer Baugrube ein spätkaiserzeitliches Grab geborgen. Es lag im Bereich eines merowingerzeitlichen Friedhofes, dessen Datierung nicht angegeben wird.594 5. In Kipfenberg, Kr. Eichstätt, – schon ausserhalb der Alamannia – liegen unmittelbar beim Westrand des Gräberfeldes zwei spätkaiserzeitliche «Depotfunde», wohl Beigaben unerkannter Gräber. Die umliegenden Gräber sind so stark gestört, dass eine Datierung nicht angegeben werden kann. Zeitliche Kontinuität zwischen Kaiserund Merowingerzeit ist gesichert.595 Leider sind die wenigsten Befunde eindeutig. Eine Tendenz lässt sich allerdings erkennen. Die kaiserzeitlichen Bestattungen liegen vor allem in Arealen mit Bestattungen des 6. und 7. Jahrhun-
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derts. Das kann nicht zufällig sein und Schleitheim, das sich nahtlos einfügt, kann als Modell für eine Erklärung stehen. Seine beiden Kammergräber waren nicht nur in gehörigem Abstand voneinander angelegt, sondern auch etwa 80 m von den zeitlich unmittelbar folgenden frühmerowingerzeitlichen Gräbern. Das heisst, dass in einem zweiten Schritt auch jene Fundorte in die Überlegung miteinbezogen werden müssen, bei denen Gräber der späten Kaiserzeit und (zeitlich anschliessende) des frühen Mittelalters in einiger Entfernung voneinander liegen: 1. Bei Wiesloch, Rhein–Neckar-Kreis, wurde in einer Kiesgrube ein vereinzelter kaiserzeitlicher Grabfund aufgedeckt.596 Ca. 150–200 m nördlich davon liegt ein frühmerowingischer Friedhof.597 2. In Ditzingen, Kr. Ludwigsburg, wurde ca. 200 m nördlich eines in der Frühmerowingerzeit beginnenden Friedhofs598 ein vereinzeltes spätkaiserzeitliches Grab geborgen.599 Mit Heilbronn-Böckingen, wo 300 m voneinander entfernt zwei spätkaiserzeitliche Gräber und jeweils 750 m davon entfernt zwei Nekropolen der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts zum Vorschein kamen600 und Heidelberg-Neuenheim, wo 400 m voneinander entfernt ein spätkaiserzeitliches Grab und ein frühmittelalterliches Gräberfeld lagen,601 dürften die für unsere Belange akzeptablen Entfernungen bereits überschritten sein. Aus dem Modellfall Schleitheim und den dargestellten Befunden lässt sich eine Tendenz erkennen. Jeweils liegt zwischen kaiserzeitlichen und zeitlich unmittelbar folgenden frühmerowingerzeitlichen Bestattungen ein deutlicher räumlicher Abstand. Liegen kaiserzeitliche Bestattungen innerhalb eines merowingerzeitlichen Friedhofes, befinden sich diese nicht im Bereich der Gräber aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, sondern inmitten der Gräber des 6. und 7. Jahrhunderts. Das heisst, die kaiserzeitlichen Gräber liegen erst dann im Bereich des merowingerzeitlichen Friedhofes, wenn er in Richtung der kaiserzeitlichen Gräber belegt wird und/oder bei grosser Gräberzahl eine entsprechende Ausdehnung erfährt. Akzeptiert man die von mir vorgeschlagene Sehweise, heisst das, dass der Begriff Friedhof im wahrsten Sinne des Wortes weiträumiger zu fassen ist. Schleitheim ist dann nicht ein Ausnahmebefund, sondern ein endlich modern ergrabener und dokumentierter Regelbefund! Damit könnten alle kleinen Nekropolen wie Aldingen, Basel-Gotterbarmweg, Hemmingen oder Heidenheim-Grosskuchen602 – um einige der Friedhöfe zu nennen, die nur bis an die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert belegt sind und maximal
50–60 Gräber umfassen – spätkaiserzeitliche Vorgängerbestattungen aufweisen. Umgekehrt könnten dann aber auch einzelne spätestkaiserzeitliche Bestattungen wie Bergheim oder Leutkirch603 ihre unmittelbare Fortsetzung in einem Reihengräberfeld fordern. Der Beginn der Reihengräberfelder wäre somit keine Neuanlage, sondern eine Verlagerung innerhalb eines bereits bestehenden Bestattungsplatzes. Die frühmerowingische Situation würde damit auch spätkaiserzeitliche Verhältnisse widerspiegeln. Damit würde sich auch bevölkerungsgeschichtlich die Lage entspannen. Denn auf die bisher bekannten wenigen spätkaiserzeitlichen Bestattungsplätze folgen zahlreiche ab der Mitte des 5. Jahrhunderts belegte frühmittelalterliche Gräberfelder. Das Phänomen der Multiplizierung der Gräberanzahl von der Kaiserzeit zum Frühmittelalter gewinnt hierdurch deutlich an Kontur.604 Der Übergang von der Kaiserzeit zum Frühmittelalter zeigt sich als tiefgreifender Einschnitt in der Entwicklung eines Friedhofes. Mit der Frage nach dem Beginn der Reihengräberfelder hat sich Werner auseinandergesetzt.605 Nach Werner zeichnet sich die «Reihengräberzivilisation», wie er sie nannte, durch drei charakteristische Punkte aus:606 1. Sie setzt um 500 fertig ein. 2. Die Bestattung erfolgt mit Tracht und Bewaffnung. 3. Die Bestattungen sind W-O orientiert. Der Beginn der Reihengräberfelder (=per definitionem der frühmittelalterlichen Gräberfelder) wird heute gegen die Mitte, mit derzeitiger Tendenz vor die Mitte des 5. Jahrhunderts, angesetzt.607 Für Südwestdeutschland hat Werner ausgeführt, dass hier die frühmittelalterlichen Reihengräberfelder unvermittelt, ohne bekannte Vorgängerbestattungen, beginnen.608 Werner hatte deshalb seine Betrachtungen auf Nordgallien konzentriert, da es dort bereits in spätrömischer Zeit Bestattungen gab, die mit Tracht und Bewaffnung beigesetzt waren. Die damals in diesem Raum festgestellte Friedhofs- und Bevölkerungskontinuität609 tritt durch die veränderte Chronologie sowie neu ergrabene Gräberfelder noch deutlicher in den Vordergrund. Bei den nordgallischen Gräberfeldern handelt es sich um Bestattungsplätze mit spätrömischen, in N–S-Achse liegenden Bestattungen mit Tracht und Bewaffnung, welche in einen geosteten merowingerzeitlichen Friedhof übergehen.610 Die Sitte der W-O Orientierung sah Werner damals mit donauländischem Einfluss im Zusammenhang.611 In der neueren Literatur setzt sich die Einschätzung durch, dass die W-O- Orientierung aus dem romanischen Bestattungsbrauchtum übernommen wurde.612 117
C. Seillier hat am Friedhof von Vron, Dép. Somme, den Orientierungswechsel dargestellt. Die Belegung des Friedhofes beginnt, nach den Ausführungen Seilliers, um 370.613 Germanen bestatten hier in S-N orientierten Gräbern. Gegen die Mitte des 5. Jahrhunderts findet ein Orientierungswechsel statt, wobei die Gräber nun geostet sind. Seillier hat für diese Art von Gräberfeld die Bezeichnung «tombes de transition» gewählt. Der Friedhof von Vron soll Ausgangspunkt der weiteren Betrachtungen sein. Der Friedhof lässt sich vom äusseren Erscheinungsbild, rein optisch, folgendermassen charakterisieren:614 Die S-N orientierten Bestattungen weisen eine lockere Belegung auf. Es handelt sich um die ältesten Gräber. Die jüngeren, geosteten Bestattungen werden abgesetzt von den S-N Bestattungen auf neuem Terrain angelegt. Die Belegung ist nun dichter. Diese klare Struktur lässt sich auch bei weiteren, fürs erste nordgallischen Gräberfeldern wie Rhenen, Frénouville und, vielleicht nur noch andeutungsweise erkennbar, bei Nouvion-en-Ponthieu, nachvollziehen.615 Alle Gräberfelder verbindet ohne Einschränkung die bekannte Struktur: 1. Locker gestreute Gräber in N-S Achse. 2. Bewusstes Absetzen der zeitlich folgenden geosteten Bestattungen. 3. Bei den geosteten Bestattungen dichtere Belegung. Bei allen Gräberfeldern findet der Wechsel etwa gleichzeitig gegen die Mitte des 5. Jahrhunderts statt. Alle Gräberfelder zeigen durch Mitgabe von Tracht und Bewaffnung ein germanisches Ethnikum der Bestatteten an. Es stellt sich nun die Frage, ob diese Struktur im rheinisch- nordgallischen Raum Vorläufer hat? Antwort gibt das Gräberfeld von Krefeld-Gellep.616 Dort setzte sich die Belegung des Areales B zeitlich folgend in Areal E fort. In Areal B liegen die Bestattungen N-S orientiert und locker gestreut. Um 400 kommt es zu einer Neuorganisation. Deutlich abgesetzt von Areal B wird nun Areal E für die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts der neue Bestattungsplatz. Damit verbunden ist ein Orientierungswechsel auf die W-O Achse und eine dichtere Belegung. Für die klare räumliche Trennung zwischen Areal B und E macht Pirling einen archäologisch nachgewiesenen römischen Grabenzug des 1. Jahrhunderts verantwortlich.617 Abgesehen davon, dass die Gräber 1488, 1496 und 2345 den Grabenzug überlagern618 und damit anzeigen (können), dass der Graben bereits verfüllt war, ist dieser Sachverhalt kein Widerspruch zu meiner Aussage. Bewusst wird nicht mehr in Areal B weiterbestattet, obwohl noch genügend freier Raum vorhanden war. Die Areale B und E sind die Bestattungsplätze der romanischen Bevölkerung. Zeitgleiche germanische Bestattungen liegen unter anderem aus den Randbereichen der Areale B und E vor.619 Kre118
feld-Gellep ist im rheinisch-nordgallischen Raum das älteste Beispiel. Der Strukturwandel geht somit auf das romanische Bestattungsbrauchtum zurück. Er wird dann gegen die Mitte des 5. Jahrhunderts von den Germanen nicht nur übernommen, sondern vollumfänglich kopiert! Eine weitere Bestätigung dieser Thesen liefern nordgallische Gräberfelder, die diese Entwicklung nicht oder verzögert zeigen. Das kleine germanische Gräberfeld von Haillot, Prov. Namur, vom zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts bis in die Zeit um 500 belegt, weist während des ganzen Belegungszeitraumes locker gestreute N-S orientierte Bestattungen auf.620 Bezeichnend auch der germanische Fundplatz von Vieuxville, Prov. Lüttich. Hier wurde seit dem 5. Jahrhundert kontinuierlich belegt. Die Gräber mit N-S Achse liegen locker verteilt. Erst im Verlauf des späteren 6. Jahrhunderts findet der Wechsel von der N-S auf die W-O Achse statt. Erst damit ist dann eine engere Belegung verbunden.621 Daneben gibt es auch Friedhöfe, die während der gesamten Merowingerzeit ihre N-S Achse beibehalten.622 So weist der Friedhof von Wageningen, Prov. Gelderland, vom 4. bis zum 8. Jahrhundert Bestattungen in N-S Achse auf. Erst die Gräber des 9. Jahrhunderts liegen dann, leicht abseits vom merowingerzeitlichen Friedhof, in dichter belegten W-O orientierten Grabgruben.623 Diese Friedhöfe liegen in Belgien und Holland an der Peripherie zu jenen Gebieten links des Rheines, in denen während der gesamten Merowingerzeit die N-S Ausrichtung niemals vollständig von der W-O Ausrichtung verdrängt wurde.624 Nach der strengen Definition Werners dürften diese Gräberfelder nicht der «Reihengräberzivilisation» zugerechnet werden. Doch nicht nur in Nordgallien, auch weiter südlich lässt sich der Orientierungswechsel auf Gräberfeldern fassen. Die ältesten Gräber von Avusy-Sézegnin GE liegen locker gestreut in N-S Achse. Die zeitlich folgenden Gräber sind davon leicht abgesetzt in W-O Achse angelegt. Diese Gräber zeigen ein dichteres Belegungsbild.625 Der Wechsel wird von der Autorin an die Wende vom 4. zum 5. Jahrhundert datiert. Dasselbe Bild zeigt sich auch in Monnet-la-Ville, Dép. Jura.626 Der Orientierungswechsel ist wohl spätestens gegen die Mitte des 5. Jahrhunderts vollzogen.627 Der Wechsel von der N-S zur W-O Achse unterliegt vom romanischen zum germanischen Bestattungsbrauchtum zeitlichen Schwankungen. So setzt die Kastellnekropole von Kaiseraugst um die Mitte des 4. Jahrhunderts bereits mit Gräbern in der W-O Achse, überwiegend W-O orientiert, ein.628 Es ist derzeit noch nicht ersichtlich, ob sich dahinter eine zeitliche Verzögerung von Süd nach Nord andeutet, oder ob es von Gräberfeld zu Gräberfeld individuell variiert.629
Verallgemeindernd zusammengefasst, lassen sich auf dieser Basis für die Entwicklung des (provinzial)römisch-romanischen und des germanischen Bestattungsbrauchtumes auf Körpergräberfeldern folgende Gemeinsamkeiten und Abhängigkeiten aufzeigen: Im Verlauf der mittleren Kaiserzeit geht die romanische Bevölkerung von der Brand- zur Körperbestattung über. Die Gräber werden in N-S Achse angelegt. Als die Grabausrichtung im Verlauf des 4. Jahrhunderts zur W-O Achse übergeht, ist die N-S Achse fester Bestandteil der germanischen Körpergräber. Hierbei ist eine Tendenz zur N-S Orientierung zu beobachten. Kennzeichnend sowohl für spätrömisch-romanische, als auch für spätkaiserzeitlich/spätrömisch-germanische Körpergräberfelder ist eine lockere Belegung des Friedhofes. Gegen 400 geht die romanische Bevölkerung endgültig dazu über, ihre Toten W-O orientiert beizusetzen. Gleichzeitig lässt sich nun eine dichtere Belegung auf dem Gräberfeld fassen. Dieses Muster wird, mit zeitlicher Verzögerung, dann auch von den Germanen übernommen.630 Vergleicht man die germanischen Befunde in Nordgallien (Rhenen, Vron) mit SchleitheimHebsack, zeigen sich Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten. Der Unterschied besteht darin, dass in der Alamannia in der Kaiserzeit, abgesehen von den besprochenen Ausnahmen Whyl und Sponeck, nur Separatgrablegen bekannt sind, während in Nordgallien bereits Friedhöfe angelegt werden. Gemeinsam ist ihnen die N-S Achse in der Kaiserzeit sowie das Einsetzen eines Friedhofes mit W-O Bestattungen gegen die Mitte des 5. Jahrhunderts. Versuchsweise könnte man den Abstand der beiden Kammergräber in Schleitheim zu den frühesten merowingerzeitlichen Gräbern im Sinne eines sich räumlichen Absetzens interpretieren. Damit würde sowohl in der Alamannia als auch in Nordgallien dem Einsetzen der geosteten merowingerzeitlichen Gräberfelder ein gleiches Schema zugrunde liegen.631 Ausgangspunkt der Überlegungen war die Frage nach dem Einsetzen der Reihengräberfelder. Dabei zeigte sich, dass der Begriff «Reihengräberfeld» in seinem Bedeutungsinhalt als merowingerzeitliches Körpergräberfeld mit geosteten Bestattungen und der Mitgabe von Tracht und Bewaffnung nicht die Gesamterscheinung merowingerzeitlicher Körpergräberfelder repräsentiert. Letztlich ist auch die Beschränkung auf das Frühmittelalter ein künstlicher Einschnitt. Doch ist sinnvollerweise der Begriff «Reihengräberfeld» für ein frühmittelalterliches Körpergräberfeld als ein, in die Forschung eingeführter, «terminus technicus» beizubehalten. Ausschlaggebend für die Ausbildung von germanischen Reihengräberfeldern war das Vorbild der romanischen Körpergräberfelder.
Ausblick In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts lassen sich in der Alamannia zwei unterschiedliche Gräberfeldtypen fassen: Konservativ-germanische Separatgrablegen einerseits und progressive, vom romanischen Bestattungsbrauchtum beeinflusste Körpergräberfelder andererseits. Als tiefgreifender Einschnitt zeigt sich der Wechsel von der späten Kaiserzeit zur frühen Merowingerzeit. Die in militärischem Zusammenhang stehenden Körpergräberfelder der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts, wie Whyl oder Sponeck, brechen ab. Gesamthaft setzen nun Körpergräberfelder ein. Dieser Wechsel ist in mehrfacher Hinsicht ein bemerkenswerter. Einesteils lassen sich Kontinuitäten fassen, andererseits markiert der Epochenwechsel einen Bruch und Neuanfang. Wie gezeigt, präsentiert sich die alamannische Führungsschicht gegen Ende der Kaiserzeit betont konservativ. Sie bestattet in separat gelegenen Kammergräbern, wobei die Orientierung der Toten nord–südlich ist. Im beigegebenen Geschirrsatz spiegelt sich eine deutliche Abkehr von spätrömischer Drehscheibenkeramik, hin zu eigener, handgemachter Ware wider. Auf den dann einsetzenden frühmittelalterlichen Gräberfeldern ist davon kaum, oder nichts mehr zu spüren.632 Die Orientierung der Toten ist nun, nach romanischem Vorbild, fast ausnahmslos west-östlich. Die beigegebene Keramik stammt nun zu einem grossen Teil wieder aus spätantiken Werkstätten oder nimmt spätantike Vorbilder auf.633 Dass, wie in Schleitheim, Krüge dominieren, ist ebenfalls eine Änderung gegenüber der von Schüsseln und Schalen dominierten spätestkaiserzeitlichen Beigabensitte.634 Grosse protzige Halsketten, wie sie etwa die Dame aus Grab 363 trägt, verschwinden schlagartig und machen dezenten, auf romanischen Geschmack zurückgehenden Ketten Platz, in denen kleine Perlen dominieren. Ausnahmen hiervon verdienen deshalb besondere Aufmerksamkeit.635 Auch die Kammergrabsitte bricht schlagartig ab. Frühmerowingerzeitliche Kammergräber sind im südlichen Südwestdeutschland nicht bekannt.636 Das erneute Einsetzen der Kammergrabsitte in der Alamannia im Verlauf des 6. Jahrhunderts erfolgte nach einem deutlichen zeitlichen Unterbruch, der es nicht erlaubt, die frühmittelalterlichen direkt von den kaiserzeitlichen Grabkammern abzuleiten. M. Martin hat dargelegt, dass dieses erneute Einsetzen mit der Zuwanderung von Germanen aus Gebieten der nördlichen und nordöstlichen Randzonen des Frankenreiches verbunden ist.637 Dagegen finden sich frühmerowingerzeitliche Kammergräber in Nordgallien und entlang des Rheins, auf linksrheinischer Seite.638 In Nordgal119
lien sind auf dem knapp 20 Bestattungen umfassenden Gräberfeld von Haillot mehrere Kammergräber nachgewiesen. Es handelt sich bezeichnenderweise um jenen Fundplatz, der während des gesamten 5. Jahrhunderts die N-S Ausrichtung der Bestattungen und die aufgelockerte Belegung beibehielt. Die Kammergrabsitte unterstreicht damit den konservativen, germanischen Charakter der Nekropole. Im Rhein-Main-Gebiet spiegeln Eschborn und Kleinwallstadt sicher nur unvollständig die tatsächlichen Verhältnisse wider. So stammt aus diesem Gebiet eine Grosszahl von Grabfunden aus nicht dokumentierten Grabungen des 19. und frühen 20. Jahrhunderts,639 oder sind – wie die Friedhöfe von Eltville, Rheingaukreis, Friedberg-Wartfeld und Weilbach, Main–TaunusKreis,640 jeweils mit zahlreichen Kammergrabbefunden – so stark beraubt, dass gesicherte Datierungsanhalte in das 5. Jahrhundert nicht mehr gegeben sind. Jedenfalls gehört Hessen im 6. und 7. Jahrhundert zu den Dichtezentren der Kammergrabsitte.641 Derzeit können die beiden Fundpunkte im Rhein-Main-Gebiet nur einen Trend anzeigen, aber es scheint sich abzuzeichnen, dass am Main und Mittelrhein die Kammergrabsitte von der Kaiser- zur Merowingerzeit keinen Unterbruch erfährt. Es bedeutet, dass diese innergermanische Tradition hier kontinuierlich fortgeführt wurde.642 Dass wiederum das Rhein-Main-Gebiet in der Verbreitung aufscheint, ist im Hinblick auf die aufgezeigten spätkaiserzeitlichen Strukturen bedeutsam. Das Gräberfeld von Eschborn ist für diese Kontinuitäten exemplarisch. Neben Kammergräbern, liegt aus Grab 16 eine Dreibügelfibeltracht vor, die Traditionen der spätkaiserzeitlichen Trachtgruppe Nord fortführt. Aus demselben Grab sind zwei Haarnadeln belegt, zu einer Zeit, da eine einzelne grosse Haarnadel modern war.643 Schliesslich liegen aus den Gräbern 29 und 43 Fibeln vom Typ Niederflorstadt-Wiesloch/Gross-Umstadt vor,644 deren Verbreitungszentren in bester spätkaiserzeitlicher Kontinuität, mit den Fibeln mit umgeschlagenem Fuss oder den Kämmen mit halbrunder Kopfplatte übereinstimmen. Hier zeigen sich für mich jene innergermanischen Verbindungen, die in spätkaiserzeitlichem Gewand, bezogen auf das RheinMain-Gebiet, von mir als burgundisch bezeichnet werden. Akzeptiert man diese Sehweise, darf ein weiterer Faktor nicht ausser Acht gelassen werden. Mit dem Wechsel von der Kaiser- zur Merowingerzeit werden auch in der archäologischen Terminologie neue Bezeichnungen eingeführt. Die spätkaiserzeitlichen Reverenzräume nach Innergermanien werden nun mit den Schlagwörtern wie «thüringisch», «langobardisch» oder «östlich-merowingisch» bezeichnet. Für das 120
Hochrheingebiet kommt dieser Sehweise erhöhte Bedeutung zu. Neben den Funden spätkaiserzeitlicher-östlicher Prägung, wie dem Kamm mit halbrunder Kopfplatte aus Winterthur ZH, den Fibeln mit umgeschlagenem Fuss aus Augst BL und Bregenz, der «östlichen» Fibel vom Typ Kiew aus Ebersberg-Irchel ZH,645 liegt aus Windisch-Oberburg AG, Grab 4 eine Fibel vom Typ Gross-Umstadt vor,646 die das Hochrheingebiet mit dem Rhein-Main-Gebiet oder Böhmen verbindet. Bezeichnenderweise liegt aus diesem Grab auch ein Gürtel vor, dessen nächste Parallelen in das Karpatenbecken weisen.647 Das neu entdeckte Gräberfeld von Flaach ZH, aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, setzt diesen aufgezeigten Strang der Kulturbeziehungen auch in die frühe Merowingerzeit fort. In Grab 2 lag eine Bestattung in einem Holzkammergrab. Konservativ-germanisch ist ebenfalls ein einzeiliger Kamm mit langdreieckiger Griffplatte aus Grab 8. Er führt die germanische Tradition der einzeiligen Dreilagenkämme mit dreieckiger Griffplatte fort.648 Auf südwestdeutschen Gräberfeldern der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts tritt er anteilsmässig deutlich hinter den zweizeiligen Kämmen zurück. Dagegen ist er von Mitteldeutschland bis Böhmen gut belegt.649 Er passt gut zum Charakter des Gräberfeldes, dessen Beziehungen, neben einer «östlichen» Komponente, spezieller nach Mitteldeutschland und Böhmen weisen.650 Für mich steht es ausser Frage, dass dieses Gräberfeld im Zusammenhang mit der Umsiedlung der Burgunden, oder besser ost- beziehungsweise innergermanischer Kontingente, für eine militärische Sicherung der Hochrheingrenze, steht. So setzt sich am Hochrhein kontinuierlich eine gleichartige kulturelle Ausprägung der Funde von der ersten zur zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts fort. Dass nicht nur Feindschaft und Gegnerschaft das Bild in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts am Hochrhein bestimmt haben, zeigen für mich die unmittelbar rechtsrheinisch gelegenen Gräberfelder. Sie zeigen einen auffällig gehäuften «östlichen» Einschlag im Fundstoff.651 Ob hier östliche Modeströmungen intensiver rezipiert wurden, oder echter Zuzug vorliegt, wird im Einzelfall schwer nachzuweisen sein. Ich persönlich sehe es als Ausdruck eines intensiven Kulturkontaktes, der durchaus zu Bindungen über den Rhein hinweg führen konnte. Bei der Analyse der Beigaben von Schleitheim Grab 551 wies sowohl die Tatsache, dass zu dieser Zeitstellung noch ein Gefäss beigegeben wurde, als auch das Gefäss selbst auf eine auswärtige Komponente hin. Ihre Kleinfibeln, singuläre Stücke in Südwestdeutschland, finden ihre besten stilistischen Parallelen in den Kopfplatten der mitteldeutschen Bügelfibeln mit nach unten beissenden Tierköpfen.
Zusammenfassung der Ergebnisse Im ersten Kapitel wurden Zeitstellung und soziale Einbindung der beiden ältesten Gräber 363 und 500 von Schleitheim-Hebsack innerhalb der späten Kaiserzeit Südwestdeutschlands ausgewertet. Beide Bestattungen datieren in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts und stehen unmittelbar an der Wende von der späten Kaiserzeit zur frühen Merowingerzeit. Beigaben- und trachtgeschichtlich sind sie fest im Spektrum des südlichen Südwestdeutschlands verankert. Für das Frauengrab 363 konnte jedoch eine konservative trachtgeschichtliche Komponente herausgearbeitet werden. Beide Gräber gehören vom Ausstattungsmuster zur Spitze der spätkaiserzeitlichen Bevölkerung. Sie dürfen als Repräsentanten einer Führungsschicht angesprochen werden. Ausgehend von diesen beiden Gräbern konnte gezeigt werden, dass die Beigabenstruktur und damit die Bevölkerung Südwestdeutschlands während der späten Kaiserzeit in drei Gruppen zerfällt. So konnte anhand aussagekräftiger Kartierungen das Rhein-Main-Gebiet, das südliche Südwestdeutschland (mit einer Sonderzone Breisgau) und Nordbayern mit der Oberpfalz als eigenständige Zonen erkannt werden. Sie wur-
den, nach den historischen Überlieferungen den Burgunden, den Alamannen und den Juthungen zugewiesen. Zusammen mit der Numismatik und den neuesten historischen Ergebnissen wurde ein Bild der politischen Verhältnisse für das 4. und die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts entworfen. Dabei zeigt sich erstens, dass für die Beurteilung der Verhältnisse im südlichen Südwestdeutschland die andersartige Fundgruppe des Rhein–Main-Gebietes eine erhebliche Rolle spielt. Zweitens deutete sich an, dass das spätrömische Reich auch nach der germanischen Aufsiedlung des südlichen Südwestdeutschlands weiterhin de jure Ansprüche auf rechtsrheinische Territorien aufrecht erhielt. Der letzte Abschnitt befasste sich mit der Epochengrenze zwischen später Kaiser- und früher Merowingerzeit. Es konnte gezeigt werden, dass das Einsetzen von (Reihengräber)Friedhöfen einem romanischen Vorbild folgt. Trotz einer deutlichen Zäsur zwischen beiden Epochengrenzen liessen sich neben Veränderungen auch Kontinuitäten aufzeigen. In einem Ausblick wurde dann auf verbindende Strukturen hingewiesen, die das Hochrheingebiet von der späten Kaiserzeit bis in die frühe Merowingerzeit verbinden.
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3. Die Beigaben der frühmittelalterlichen Gräber: Grabungen 1983–1990 Jakob Leicht Die folgende Auswertung behandelt die Gräber 300–842 der Grabungskampagnen 1983–1990 (Abb. 39, Beil. 1). Die Bearbeitung wurde Mitte 1998 abgeschlossen. Die Funde der jüngsten Grabung von 1998 konnten in dieser Arbeit nicht mehr aufgenommen werden.652 Die Altfunde des 19. Jahrhunderts wurden auf ihre Aussagefähigkeit für die Auswertung des Gräberfeldes durchleuchtet. Der Erfolg hielt sich in Grenzen.653 Überwiegend als Einzelfunde, bisweilen in ihrem Grabzusammenhang, sind sie mit schwankender Gewichtung in die Auswertung miteinbezogen.
Ausstattung der Männergräber Spathen Aus Schleitheim liegen 14 Spathen aus den modernen Grabungen vor.654 Bis auf Spatha 783.1 waren alle damasziert. Für eine Untergliederung der Spathen eignen sich am besten die metallenen Bestandteile des Griffes, denn Knauf und Parierstange unterliegen einer zeitlichen Entwicklung. Keine Spatha ist der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts zuzuweisen; alle gehören dem 6. und 7. Jahrhundert an. Hier offenbart sich ein klares Missverhältnis. Während gut und sehr gut ausgestattete Frauengräber des 5. Jahrhunderts vorliegen, fehlen entsprechende, mit einer Spatha ausgestattete Männergräber jener Zeit.655 Die Veränderungen der Handhaben in Schleitheim entspricht dem bekannten Bild.656 Einfache Griffangeln sind für das 6. und das frühe 7. Jahrhundert belegt. Kleine ovale Knäufe sind ganz auf das 6. Jahrhundert beschränkt. Pyramidenförmige Knäufe reichen auch in das 7. Jahrhundert. Am Übergang von der älteren zur jüngeren Merowingerzeit setzen grosse bootsförmige Abschlüsse ein. Eine dem 7. Jahrhundert eigene Entwicklung ist das Aufkommen von eisernen Knauf- und Parierstangen. Trotz der unterschiedlichen Griffabschlüsse zeigen alle Spathen bei guten Erhaltungsbedingungen gleichartige Abdrücke auf den Griffen. Sie gestatten Rückschlüsse auf den ehemaligen Aufbau der Handhaben. Zwischen Griff und Klinge war eine Parierstange aufgeschoben. Diese schloss jedoch nicht bündig mit der Klinge ab, sondern war etwas auf die Klinge aufgeschoben. Bei guten Erhaltungsbedingungen ist die Parierstange immer in zwei Lagen nachgewiesen. Auch
das Griffende war, auch bei metallenen Griffabschlüssen, immer mit einer organischen Knaufplatte versehen. Auch hier dokumentieren in wenigen Fällen eindeutige Abdruckspuren eine Zweilagigkeit. So wurde gewährleistet, dass das Schwert bei der Handhabung nicht aus der Faust herausgleiten konnte. Mit Spatha 414.1, der zusätzlich zur eisernen auch eine organische Parierstange mit aufgeschoben war, und deren eiserne Knaufplatte von je einer organischen Lage gefasst war (Abb. 87a), geht die Ära der organischen Griffplatten zu Ende; von nun an bestehen diese aus Eisen.657
Spathazubehör Die Spathen waren, auch wenn keine metallenen Bestandteile erhalten sind, in ihren Scheiden beigegeben worden. Organische Reste davon haben sich an fast allen Spathen erhalten. Am besten erhalten ist die Scheide 470.1. Sie ist bereits bei der Untersuchung von Windler berücksichtigt. Eine damals noch nicht dokumentierte Fellauskleidung konnte jetzt bei der Restaurierung nachgewiesen werden.658 Die Scheide war demnach folgendermassen aufgebaut: Zwei Schalen aus Holz, ausgekleidet mit Fell, bilden den Grundaufbau. Das Holz wurde aussen vollständig mit Leder überzogen. Unterhalb des Scheidenmundes war eine äussere Umwicklung aus Birkenbast noch auf einer Länge von vier Zentimetern erhalten (Abb. 87b). In drei Fällen lassen sich auf den Spathen noch Fellspuren erkennen.659 Tendenziell lässt sich eine Ausrichtung der Haare zur Klingenachse feststellen, eine Beobachtung, die jedoch nicht überbewertet werden sollte.660 Metallene Bestandteile der Scheide liegen nur in wenigen Fällen vor. In Grab 488 waren die Ränder des Futterals im oberen Bereich beidseitig mit U-förmigen Bronzeblechen gefasst. Auch die Spitze der Scheide war ortbandartig mit einer ebensolchen Fassung geschützt. Zwei auf der Scheide angebrachte eiserne Tragebügel waren auf der Spatha 409.2 ankorrodiert. Wegen des sehr fragmentarischen Zustandes der Spatha waren aber keine weiterführenden Beobachtungen mehr möglich.661 Zur Scheidenaufhängung gehören, wie gut dokumentierte Befunde zeigen, auch die Pyramidenknöpfe 340.4, 414.5 und 488.5.662 In Grab 414 und 488 bestanden sie aus Bein, im Falle von Grab 340 aus Bronze. Metallene Bestandteile eines Spathagurtes sind nur in zwei Fällen belegt: Für die Rechteckschnalle 766.6 darf die Funktion als Verschluss eines Spathagurtes angenommen werden. Ein mehrteiliges Wehrgehänge stammt aus Grab 414. Von den Spathen liegen keine Hinweise vor, die auf ihre Tragweise im realen Gebrauch
Abb. 86 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Sax mit Nieten und Scheidenmundblech der Lederscheide aus Grab 538. Neben dem einschneidigen Kurzschwert liegt die Gürtelschnalle, die den Saxgurt verschlossen hat.
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schliessen lassen. In der Forschung hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die Spathen mittels eines Schultergurtes getragen wurden.663
Zur Ausstattung der Spathagräber Die Inventare der Spathagräber wurden nach Zeiteinheiten geordnet (Abb. 88). Bewaffnung und Sondergaben sind innerhalb dieser Zeiteinheiten Ordnungskriterien. Prinzipiell ist die Spatha nur Männern mit ins Grab beigegeben worden.664 Sowohl für die Zeit der beschläglosen Schnallen (Stufe III), als auch der beschlägführenden Garnituren (Stufe IV) ist der Deponierungsort, der immer mit der Spitze zu den Füssen weisenden Spatha, uneinheitlich.665 Die am besten ausgestatteten Gräber ihrer Zeitstufe zeichnen sich in erster Linie durch die Mitgabe eines Schildes aus. Für die Zeit der beschläglosen Schnallen ist eine beigelegte Lanze ein weiteres Kriterium. Nur das am besten ausgestattete Grab 766 hatte ein Keramikgefäss, eine silberne Gürtelschnalle sowie eine Schnalle für den Spathagurt. Auch in Bezug auf den ausgehobenen Grabraum dominiert es klar über die übrigen Gräber. Grab 772, ebenfalls mit Schild und Lanze, jedoch ohne Sondergaben und mit Buntmetallschnalle, steht bezüglich Grabvolumen bereits deutlich hinter Grab 766. Insgesamt stehen in dieser Zeitgruppe den beiden Spitzenreitern der kaum mehr zu gliedernde Rest gegenüber. Bestenfalls als Tendenzen lassen sich Abhängigkeiten zwischen den weiteren Beigaben erkennen. Signifikant ist, dass die kleinsten Spathen den Abschluss bilden.666 Weniger ausgeprägt ist die Hierarchisierung zur Zeit der beschlägführenden Garnituren. Grab 414 mit Schild und Sax sowie als einziges Grab mit Spathagarnitur steht bezüglich Grabvolumen an der Spitze. Im Gegensatz dazu weist Grab 428 mit seiner qualitätvoll tauschierten Gürtelgarnitur und silbernem Ring als Sondergabe das geringste Volumen auf.667 Für das späte Spathagrab 340 lassen sich wegen der Störung und dem Fehlen von Vergleichsgräbern keine Aussagen treffen.
Schilde In vier Gräbern sind Schilde nachgewiesen.668 Erhalten hatte sich der eiserne Schildbuckel und die Handhabe, die Schildfessel.669 Die Form der Schildbuckel unterliegt im Laufe der Zeit Veränderungen und kann deshalb für eine zeitliche Bestimmung herangezogen werden.670 Vom Schild 340.2 waren wegen der Störung des 19. Jahrhunderts nur noch Fragmente des Schildbuckels und der Schildfessel vorhanden.671 Im ge124
störten Grab 414 weist nur noch das charakteristische Fragment 414.12 auf einen ehemals vorhandenen Schild hin. Nur in Grab 766 und 772 waren die metallenen Bestandteile der Schilde vollständig erhalten. Beide Schildbuckel bestehen aus einer kegelförmigen Haube und einem zylindrischen Kragen. Bei 772.3 ist der Übergang deutlicher ausgeprägt. Seine Spitze ist mit einem flachen Schlussknopf versehen, bei 766.3 ist nur noch ein Absatz vorhanden. Mittels einer flachliegenden Krempe sind beide Buckel auf dem Schildholz befestigt. Bei 772.3 sind es verzinnte Bronzeniete, bei 766.3 verzinnte Eisenniete. Bronzeniete bei Schildbuckeln kommen im Verlauf der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts in Mode und lösen ältere, silberblechplattierte Vorkommen ab.672 Die (verzinnten) Eisenniete von Grab 766, dem am besten ausgestatteten Grab des 6. Jahrhunderts, sind gut mit dem Befund von Basel-Bernerring zu vergleichen. Das dortige, am besten ausgestattete Grab 33 hatte ebenfalls nur Eisenniete zur Befestigung.673 Beide Schildfesseln waren leicht gebogen. Dies, sowie die Wölbung der Krampe der Schildbuckel zeigen, dass die Schilde leicht gewölbt waren. Analog zu dem erhaltenen Holzschild aus Oberflacht darf ein Schild von runder Form rekonstruiert werden.674 Anhaltspunkte für die Schildgrösse gibt, mit 56 cm Länge, die einzig vollständig erhaltene Schildfessel 772.3. Hier haben sich im Bereich der Handhabe und am Schildbuckel Holzreste soweit erhalten, dass weiterführende Beobachtungen möglich waren. Die Schildfessel war mit je einem Eisennagel mit grossem rundem Flachkopf ober- und unterhalb der Handhabe von innen am Schildholz befestigt worden. Die auf der Aussenseite überstehende Nagelspitze war umgebogen und wurde wie üblich von der Krampe des Schildbuckels überdeckt.675 Die beiden äusseren Enden der Fessel waren von aussen mit zwei Bronzenägeln mit runden Flachköpfen am Schildholz befestigt. Die Dicke des Holzes betrug jeweils knapp einen Zentimeter. In der Wölbung der Handhabe hatten sich die längsgemaserten Reste des Holzstabes erhalten. Die Handhabe war, nach den Spuren der organischen Reste, wohl mit Leder umwickelt.676 Die Maserung des Schildholzes, von dem im Bereich der Handhabe drei Teilbretter erkennbar waren, verlief diagonal zur Schildfessel. Alle Holzproben ergaben Erlenholz. Auf dem Schild war ein eisernes Blechband mit 13 Bronzenieten befestigt. Von der erhaltenen Maserung des Holzes auf der Rückseite muss der Beschlag demnach in Achse der Fessel oder senkrecht dazu auf dem Schild befestigt gewesen sein.677
Lage
Grab
Alter
766 772 481 489 470 483 783 414 428 409 569B 488 812 340
35–44 40–49 20–59 30–49 50–54 40–49 40–49 30–39 35–44 20–59 40–49 30–49 40–49 20–59
l l l l l l l
Spatha
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Waffen
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Übrige Beigaben
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Ag Bz Bz + H
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Bz + H Fe l
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Saxe Als Saxe werden alle einschneidigen Blankwaffen ab einer Klingenlänge von 18 cm angesprochen. Dieser Wert hat sich in der Forschung als Abgrenzung zum Messer durchgesetzt678- wie noch ausgeführt wird, ein künstlicher Einschnitt, zugunsten einer eindeutigen Definition. Für die Differenzierung der Saxe wird nur die Klinge herangezogen. Dabei werden die Klingenlänge und die, am Klingenansatz gemessene, maximale Klingenbreite in ein Diagramm eingetragen. Die Gesamtlänge des Saxes und damit die stark schwankenden Griffangellängen spielen keine Rolle. Aus dem Gräberfeld liegen 54 beurteilbare Saxe vor (Abb. 89). Zusammen mit 12 weiteren Exemplaren – den mitberücksichtigten Alt- und Streufunden – sind damit 66 Saxe erfasst. Die rein metrische Abgrenzung folgt der Arbeit von Wernard. Auf der Grundlage von ca. 1500 Saxen, davon knapp 800 aus datierenden Komplexen, liegt eine Einteilung auf einer tragfähigen Materialbasis vor.679 Entscheidendes Kriterium für die Abgrenzung ist dabei in erster Linie die Klingenbreite.680 Dieser Weg der Abgrenzung unterscheidet sich grundsätzlich von der Vorgehensweise von Hübener. Dieser hatte seine Einteilung nur auf die Klingenlänge aufgebaut, was letztlich ein kontinuierliches Klingenwachstum bedeutet hätte, ein Ansatz, den Wernard klar widerlegen konnte.681 Wernard ermittelte seine Unterteilung an Hand der Verdichtungszentren auf einem Diagramm. Seine «harte» Definition der Grenzwer-
Fe 1 l
org./Bz
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l G? l
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te bringt es mit sich, dass nicht alle Werte innerhalb der fest definierten Kernbereiche liegen können. Auch in Schleitheim bleiben Werte ausserhalb der definierten Bereiche. Dies bedeutet keinesfalls, dass die erarbeiteten Grenzwerte unscharf sind. Die «harte» Definition schafft Grenzfälle. Für die Saxe sind diese «Abweichungen von der Regel» wichtig und interessant, können sie doch zeigen, dass die Entwicklung der Saxe im 6. Jahrhundert keineswegs so geradlinig verlaufen ist, wie es die zeitliche Abfolge vom Kurzsax zum Schmalsax und Breitsax erscheinen lässt.682
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4,0 1,7 1,3 0,8 0,8 0,7 1,0 2,2 1,0 1,7 DB 1,3 1,8
III
IV
IV spät Abb. 87 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Spathascheiden mit organischen Resten: a) Grab 414, b) Grab 470. Abb. 88 (oben): Schleitheim-Hebsack. Ausstattung der Spathagräber. G Gewicht, H Haftel, t metallene Bestandteile am Spathagriff, DB Doppelbestattung.
Langer Schmalsax683 In den Gräbern 391 und 406 fand sich je eine einschneidige Waffe mit langer schmaler Klinge (Abb. 89). Sie sind die ältesten Saxe von Schleitheim. Für diese Waffen hat sich seit Werner die Bezeichnung «langer Schmalsax» eingebürgert.684 Die Forschung ist sich prinzipiell einig, dass diese Waffe vom Osten dem Westen vermittelt wurde. Werner nimmt eine direkte Ableitung von reiternomadischen Hiebwaffen an und nennt den langen Schmalsax letztlich einen «Säbel mit gerader Klinge».685 Vorsichtiger äussert sich Szameit, der ausführt dass «Herkunft und Entwicklung der frühen Saxe im germanischen Milieu solange von Unsicherheitsfaktoren überschattet bleiben, wie die Frage nach der gotischen Bewaffnung des 4. und frühen 5. Jahrhunderts aus archäologischer Sicht nicht ausreichend geklärt werden kann».686 Im Westen zeichnet sich inzwi125
Schmalsax
Langer Schmalsax 391
406
695
425
569B
Kurzsax
735
427
432
490
423
841
402
Leichter Breitsax 416
396A
488
503
412
538
401
408
Schwerer Breitsax 325
126
701
328
414
Langsax 568
501
605
365
545
524
schen Südwestdeutschland als ein Verbreitungsschwerpunkt ab. Bei den Franken wurde diese Waffe seltener übernommen.687 Martin hat die Klingenproportionen aller damals bekannten westlichen und östlichen langen Schmalsaxe untersucht. In ein Diagramm wurde auf der Horizontalen die Klingenlänge, auf der Vertikalen die Klingenbreite im prozentualen Anteil der Klingenlänge eingetragen. Die beiden Saxe 391.2 und 406.1 liegen mit ihren Klingenproportionen gut im Bereich der südwestdeutschen Exemplare.688 Chronologisch gehören die langen Schmalsaxe zu den Leitfunden der frühen Merowingerzeit.689 Die Exemplare 391.2 und 406.1 lassen sich auf Grund ihrer Beifunde in das mittlere bis dritte Viertel des 5. Jahrhunderts datieren. Bei seiner Zusammenstellung konnte Martin, wie auch schon Szameit, zeigen, dass es zum langen Schmalsax auch eine kurze Variante gibt.690 In diese Rubrik kann Sax 695.1 fallen. Von seinen Proportionen kann er noch zur kurzen Variante nach Martin gerechnet werden, wobei er aber deutlich randlich liegt. Nach der Definition von Wernard handelt es sich um einen massiven Kurzsax. Sax 695.1 gehört dem späten 5. und beginnenden 6. Jahrhundert an.691 Die Scheide des Saxes aus Grab 391 war mit metallenen Bestandteilen versehen. Sax 391.2 hat ein kurzes, u-förmiges, gleichschenkliges Ortband aus Eisenblech, wie es gleichartig etwa in BaselKleinhüningen, Grab 63 und 67 sowie in Weingarten, Grab 238 belegt ist.692 Am Übergang von der Klinge zum Griff lag ein bronzenes Scheidenmundblech, vernietet mit einem parallel zur Klinge liegenden Scheidenrandblech. Dieses 2.2 cm lange, einseitig gewölbte Scheidenrandblech war mit vier Nieten auf der Scheide befestigt. Formale Vorläufer dieser Scheidenrandbleche gehen auf östliche, reiternomadische Vorbilder zurück.693 Ein weiterer früher Nachweis dieser Form im Westen liegt von der Saxscheide aus Hemmingen, Grab 15 vor.694 Dort ist das Randblech allerdings fünfeckig und wurde ohne Mundblech aufgefunden. Es war aber – im Gegensatz zum unverzierten Randblech 391.3 – mit einem gepunzten Fiedermuster verziert, ein Motiv attilazeitlicher, reiternomadisch beeinflusster Fundkomplexe.695 Jünger sind das kleine, mit Cloisonné verzierte Exemplar aus Basel-Kleinhüningen, Grab 63696 und der prunkvolle, ebenfalls mit Steineinlage verzierte, goldene Scheidenbesatz des Childerichgrabes.697 Mundblech und Scheidenrandbesatz 391.3 wiesen allerdings eine Besonderheit auf. Üblicherweise ist die Wölbung oder die spitze Kante des Randbesatzes nach aussen orientiert, wie das aus einem Stück gefertigte Mund- und Randblech des Childerichgrabes zeigt. In Schleitheim ist, wie die anpassenden Bruchstücke zweifelsfrei belegen, die Wölbung
nach innen montiert. Diese Anordnung zeigt, dass der Hersteller zwar formal das östliche Vorbild kopierte, es funktional aber nicht korrekt umsetzte. Sax und zugehörige Scheide dürften deshalb aus lokaler Produktion stammen. Es ist für mich ein wichtiger Hinweis dafür, dass die Träger dieser Saxe aus dem einheimischen Umfeld stammen. Um die Klingenspitze von Sax 406.1 wurden bei der Ausgrabung unbestimmbare Eisenfragmente und Eisenoxydspuren freigelegt. Es dürfte sich um die Überreste des ehemals vorhandenen eisernen Ortbandes handeln. Auch der Sax aus Grab 695 hatte wohl ein genietetes Futteral.698 Im Ausstattungsmuster der Bewaffnung steht der lange Schmalsax üblicherweise an nachgeordneter Stelle. Der erste Rang wird der Spatha zugesprochen. Martin hat in diesem Zusammenhang auf ein gleichartiges, fast nur in Südwestdeutschland anzutreffendes Ausstattungsmuster hingewiesen. Hier ist der lange Schmalsax Primärwaffe; dazu tritt als Distanzwaffe Pfeil und – der in den Gräbern nicht mehr nachweisbare – Bogen.699 Die Gräber 391 und 406 fügen sich nahtlos in dieses Ausstattungsmuster ein. In Aldingen, Grab 7, ist der Pfeil und Bogen durch eine andere Distanzwaffe, eine Wurfaxt, ersetzt. Allerdings barg Weingarten, Grab 238, neben dem Sax sowohl Pfeil und Bogen als auch Wurfaxt. In Basel-Gotterbarmweg, Grab 34 ist, bisher singulär, eine Lanze beigegeben. In Weingarten, Grab 515, ist der Sax einzige Waffe. Mit einer Klingenlänge von 65.3 cm ist er das längste westliche Exemplar.700 Wie Unterthürheim, Grab 214 zeigen, ist bei den kurzen Exemplaren das Ausstattungsmuster langer Schmalsax mit Distanzwaffe nicht zwingend gegeben. Hier ist der Sax die einzige Waffe.701 Die Bestatteten der Ausstattungsgruppe langer Schmalsax mit Distanzwaffe sind nach Martin Reiterkrieger und gehören einer sozial tiefer stehenden Schicht an.702 Sie scheiden sich – in ihrer Zeit – deutlich von den sozial höher stehenden Spathaträgern.
Exkurs: Zum Beginn des Kurzsaxes. Das spätrömische und spätantik/merowingerzeitliche Kampfmesser In seiner Untersuchung über die Anfänge der Kurzsaxe, hat Martin auf die tragende Rolle der spätrömischen Kampfmesser bei der Herausbildung dieser Waffe hingewiesen. Um einerseits die skizzierte Entwicklung verfolgen zu können und andererseits Grauzonen in der Terminologie zu vermeiden, ist es nötig, gültige Kriterien dafür aufzustellen, wann ein Messer in erster Linie als Blankwaffe, als Kampfmesser, anzusprechen ist. Diese Kriterien können sich nur aus dem Lage-
Abb. 89 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Auswahl verschiedener Saxtypen.
127
befund in einem Grab ergeben. Die Kriterien gelten sowohl für die spätrömische, als auch für die merowingische Zeit: a) Das Messer darf nicht in Verbindung mit einer Tasche aufgefunden werden. b) In der Merowingerzeit sind einzelne, bei einem Rückenbeschläg liegende Messer ebenso auszuschliessen wie Messer, die sich durch ihre Lage quer beim Becken als Taschenmesser zu erkennen geben.703 c) Es darf sich nicht um ein Beimesser auf Sax oder Spatha handeln. d) Ein Bezug zum Gürtel sollte vorhanden sein. Er ist jedoch nicht immer nachweisbar.
Spätrömische Messer mit geschweifter Klinge704 Messer werden auf allen spätrömischen und spätkaiserzeitlichen Gräberfeldern von England bis Ungarn zahlreich beigegeben.705 Es lassen sich letztlich zwei Messertypen aussondern, die durch folgende Merkmale charakterisiert werden: Typ 1: Die Griffangel setzt in Klingenmitte an. Der Klingenrücken ist immer gebogen, geschweift oder geknickt und zieht an der Spitze hoch. Oft ist der Griff durch eine Heftplatte von der Klinge abgesetzt. Typ 2: Eine mittig ansetzende, überlange Griffangel ist ausschlaggebend für diese Form. Die Klinge kann noch kurz, breit und gedrungen sein und weist damit deutlich auf ihre Vorformen hin.706 In der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts ist die Klinge aber bereits überwiegend schlanker und schmäler. Der Klingenrücken ist meist zur leicht ansteigenden Schneide hin gebogen. Wichtig ist, was schon Martin hervorgehoben hat,707 dass diese Messer in gut beobachteten Gräbern durch ihre Lage in eindeutiger Verbindung mit dem Gürtel stehen.708 Sie werden deshalb als Waffe, als Kampfmesser, bezeichnet. Über die Scheiden der Messer ist uns wenig bekannt. Es muss sich meist um einfache Futterale aus Holz und/oder Leder gehandelt haben. Die oft nachgewiesenen Heftplatten zeigen, dass diese Messer nur bis zum Heft in der Scheide steckten.709
Kampfmesser mit gerader Klinge: Die Anfänge des Kurzsaxes Neben den Messern, die klar in romanisch-spätrömischer Formentradition stehen, also eine charakteristische geschwungene Klingenführung oder eine überlange Griffangel aufweisen, gibt es in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts auf nordfranzösischen Gräberfeldern wenige, aber bedeutsame Ausnahmen. So weisen etwa die Messer aus Rhenen, Grab 819 und 846, eine gerade, 128
schmale Klinge auf.710 Wichtig ist der Befund aus Vireux-Molhain, Grab 11. Dort war, wie in Rhenen, Grab 842, eine identische und damit zeitgleiche Gürtelgarnitur niedergelegt worden. Das Messer mit gerader Klinge aus Vireux-Molhain lag an exakt derselben Stelle, wie das Messer mit geschwungener Klinge aus Rhenen.711 Dieser Lagebefund sichert damit für beide Messer die gleiche Funktion als Kampfmesser. Von zentraler Bedeutung für die Kurzsaxdiskussion dürfte derzeit aber Vireux-Molhain, Grab 17, sein. Dort fanden sich offensichtlich beim Gürtel ein grosses und ein kleines Messer mit paralleler Klingenführung.712 Auch für frühe merowingerzeitliche Gräber mit Vorläufern (der Kurzsaxe, also Kampfmesser) bzw. Kurzsaxen sind zwei unterschiedlich grosse Messer charakteristisch.713 Mit ihrer Klingenlänge kommen die spät(est)römischen Exemplare den kürzesten frühmerowingerzeitlichen Klingen mit 15.6–17.2 cm bereits sehr nahe. Diese Messer stehen am Beginn der Entwicklung der Kurzsaxe. Sie sind die unmittelbaren Vorläufer und datieren in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts. Definitionsgemäss werden sie aber erst ab einer Klingenlänge von 18 cm als Kurzsax angesprochen, eine Klingenlänge, die sie erst im Verlauf der frühen Merowingerzeit erreichen.714 Demgegenüber hatte Martin vorgeschlagen, dass der Kurzsax eine Erfindung der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts ist, wobei das (geschweifte) spätrömische Kampfmesser einerseits und die parallele Klingenführung der östlichen langen Schmalsaxe andererseits miteinander zu einer Waffe verschmolzen sind.715 Mehrere Argumente sprechen gegen diese Ableitung. Wie ausgeführt, liegen bereits aus der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts Messer mit gerader Klingenführung als Messerset vor, wie sie dann für die frühmerowingerzeitlichen Kurzsaxe bzw. -vorläufer charakteristisch sind. Keine einzige dieser frühmerowingerzeitlichen Waffen zeigt bisher formale Übereinstimmungen – wie überlange Griffangel oder geschwungene Klingenführung – zu den spätrömischen Kampfmessern. Es gibt somit auf typologischem Weg kein «rudimentäres Element», das diese Ableitung belegen würde; und nur auf diesem typologischen Weg könnte ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis nachweislich begründet werden. Frühmerowingerzeitliche Kurzsaxe bzw. -vorläufer liegen vor allem von nordgallischen Fundplätzen vor, weshalb hier auch ihr Entstehungsgebiet vermutet wird.716 Aber gerade in Nordgallien hat sich der lange Schmalsax als frühe Waffe kaum durchgesetzt.717 Ihm nun hier eine tragende Rolle bei der Herausbildung des Kurzsaxes zukommen zu lassen ist deshalb überraschend. Eine Genese der Kurzsaxe aus schmalem Langsax und spätrömischem
Kampfmesser mit geschweifter Klinge ist damit weder zeitlich noch typologisch begründbar. Nicht in Abrede stellen möchte ich, dass die «Idee» des Kampfmessers die tragende Rolle bei der Herausbildung des Kurzsaxes gebildet hat. Angesichts zahlreicher spätkaiserzeitlicher norddeutscher und skandinavischer Messerfunde mit gerader Klinge, ist aber auch an eine Entstehung des Kurzsaxes aus germanischer Wurzel zu denken.718 Damit begann der Sax, charakterisiert als ein einschneidiges Hiebschwert, seine «Karriere» als Stichwaffe oder, wie Szameit vorsichtiger formuliert, «als Mehr-/Allzweckmesser».719
Merowingerzeitliche Messer spätantiker Tradition Über die Kurzsaxe von Kranj, Nocera Umbra und Castel Trosino hat Martin nachgewiesen, dass der Gebrauch der kurzen Blankwaffe im romanischen Milieu nicht ausser Mode gekommen ist.720 Sie waren dort in Gebrauch, als nördlich der Alpen bereits die längeren Schmalsaxe und leichten Breitsaxe den Kurzsax verdrängt hatten. Die Friedhöfe von Nocera Umbra und Castel Trosino lieferten auch Messer, die Martin in eine Reihe mit den spätantiken Kampfmessern stellt.721 Ich glaube, dass sich die Waffe auch nördlich der Alpen im germanischen Milieu, z.B. in SchleitheimHebsack selbst, nachweisen lässt. Dem 6. Jahrhundert gehört die Bestattung 683 an. Dort liegt beim Becken links ein singuläres Messer; der Tascheninhalt befindet sich an der rechten Seite. In Grab 679 lag ein 45–54 Jahre alter Mann, dem ein in Längsachse unter dem Becken und der Wirbelsäule liegendes Messer mitgegeben war. Beim Messer fanden sich keinerlei weitere Gegenstände. Die Schnalle lag im Bauchbereich über einem Wirbel. In Grab 685 war dem 40–49 Jahre alten Mann ein Messer quer über die Oberschenkel gelegt worden. Teilweise unter dem linken Becken lag der Tascheninhalt. Eine westliche Schnalle mit festem Beschläg lag mittig im Becken.722 Dem 7. Jahrhundert gehören die Gräber 360, 366 und 378 an. Anhand der beigelegten Garnituren lässt sich erkennen, dass die Messer jeweils zwischen Schnalle und Rückenbeschläg situiert waren. Das Messer aus Grab 378 steckte zudem in einer metallbeschlagenen Scheide. Auch dem Messer aus Grab 502, zusammen deponiert mit einer untypisch zusammengesetzten Garnitur, kommt diese Funktion zu. Neben Erwachsenen sind auch Kinder mit solchen Messern ausgestattet.723 Ebenfalls dem 7. Jahrhundert gehören die Kinderbestattungen 510 und 520 an. Diese Messer auch aus Kindergräbern belegen, dass eine kurze Blankwaffe in merowingischer Zeit auch nördlich der Alpen bekannt war.
Die Befunde aus Schleitheim sind nicht singulär und lassen sich auch auf anderen Gräberfeldern, zum Beispiel Fridingen und Marktoberdorf, verifizieren. In Fridingen, Grab 83, einer 55–61jährigen männlichen Bestattung, lag mittig im Becken neben der Schnalle und getrennt vom Tascheninhalt ein Messer, das von der Autorin mit «eventuell Kindersax» bezeichnet wird. In Grab 115 lag neben dem rechten Unterschenkel ein einzelnes Messer. Ein zweites Messer lag bei der Spatha auf der linken Seite. Das rechte Messer zeichnet sich durch eine längere, breitere und wuchtigere Klinge aus als das Beimesser der Spatha. In Grab 202 I fand sich im Becken ein wuchtiges Messer. In Grab 245 lag über die Unterschenkel ein Messer, das mit «eventuell Sax» bezeichnet wird.724 In Marktoberdorf, Grab 109, lag oberhalb des Tascheninhaltes zwischen den Oberschenkeln, in deutlich anderer Ausrichtung als der Tascheninhalt, ein Messer. In Grab 218 fand sich zwischen Schnalle und Rückenbeschläg, näher bei der Schnalle, ein Messer.725 Diese Beispiele lassen sich auch auf anderen Gräberfeldern zwanglos vermehren.726 Auf dieser Basis lässt sich erkennen, dass – und hier kommen wir auf den wichtigen Punkt der Datierung zu sprechen – ab der Zeit der beschlägführenden Garnituren, ein einzelnes, am Gürtel getragenes Messer vermehrt im Fundgut aufscheint. Zwei Gründe können hierfür angeführt werden. In frühmerowingischer Zeit wird das Kampfmesser nordwärts der Alpen scheinbar in den Hintergrund gedrängt. Letztlich verschleiern aber nur die Schlagwörter – Kampfmesser einerseits, Kurzsax andererseits – die ungebrochene Entwicklung. Denn das zum Kurzsax avancierte Kampfmesser übernahm letztendlich dieselbe Funktion. Erst ab den Saxen mit einer längeren Klinge, den Schmalsaxen und vor allem ab den Breitsaxen, besteht dann wieder die Nachfrage nach einer kürzeren Blankwaffe. Über den zweiten Impuls, der (wieder) ein verstärktes Aufscheinen von Kampfmessern bewirkt, gibt Grab 502 von Schleitheim Aufschluss. Dort war ein Mann bestattet, über dessen Unterschenkel ein Messer und die dazugehörige Gürtelgarnitur deponiert war. Das Messer hat eine breite, heute noch 15.5 cm lange Klinge, deren Rücken zur fast geraden Schneide zieht. Die 16 cm lange Griffangel ist im Verhältnis zur Klinge überlang. Damit weist das Messer schlagende typologische Übereinstimmungen mit den spätrömischen Messern der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts auf. In Grab 510 lag quer über dem Becken, neben der Gürtelschnalle, ein Messer mit den metallenen Überresten der Scheide, wobei auch Teile des Griffes mit in der Scheide steckten. Die Länge der Klinge beträgt 12 cm. Vom Griff steckten, wie die Lage des Scheidenmundbleches zeigt, 7 cm im Futteral.727 Um ein rei129
bungsloses Ziehen des Messers zu gewährleisten, sind im Minimum weitere 5, eher 10 cm Grifflänge zu veranschlagen. Damit liegt wiederum ein Messer mit überlanger Griffangel vor, letztlich ein Messer in spätrömischer Formentradition. Hier wird romanischer Formenschatz und Geschmack greifbar, der sich ungebrochen ab dem späten 6. und deutlicher ab dem 7. Jahrhundert der germanisch-merowingischen Sachkultur mitteilt. Als direkte, vergrösserte Kopien dieser Messer dürfen Saxe mit kurzer gedrungener Klinge und überlanger Griffangel angesehen werden.728 Ich möchte auch annehmen, dass die überlangen Griffangeln an den Saxen direkt auf diese romanischen Vorbilder zurückgehen. Gleichzeitig wird die überlange Griffangel, deren Einsetzen für mich ein modischer Ausdruck ist, und deren Impuls sich auch zeitlich scharf fassen lässt, wohl ganz pragmatisch umgesetzt; nämlich als überlanger Griff für eine zunehmend als Bihänder benutzte Waffe.729 Bezeichnenderweise tritt in der jüngeren Merowingerzeit die Spatha als Primärwaffe deutlich in den Hintergrund.730
Kurzsax Mit 27 Exemplaren, davon 24 aus den modernen Grabungen, stellen die Kurzsaxe innerhalb der Saxe die grösste Gruppe.731 Definitionsgemäss liegt die Klingenlänge bei 18–30 cm, bei einer Klingenbreite bis zu 3.5 cm. Bei den Saxen 432, 490, 795 und 843 zieht die Schneide zum geraden Rücken. Es ist eine Klingenführung die für ältere Serien charakteristisch ist. Beim überwiegenden Teil liegt die Klingenspitze zur Klingenmitte hin. Nur bei zwei Einzelfunden biegt der Rücken zur fast geraden Schneide. Es ist eine Klingenführung, die sich im Verlauf des 7. Jahrhunderts durchsetzt.732 Kürzere Kurzsaxe zeichnen sich durch ein grösseres Spektrum der Klingenbreiten aus. Vergesellschaftet sind die Kurzsaxe überwiegend mit beschläglosen Schnallen, zweimal mit einer Schnalle mit festem Beschläg und dreimal mit beschlägführenden Garnituren. Zwei der Letzteren gehören noch dem älteren Horizont des späten 6. Jahrhunderts an. Nur der Kurzsax aus Grab 522, vergesellschaftet mit einer dreiteiligen Garnitur mit zungenförmigem Beschläg, gehört in das erste Drittel des 7. Jahrhunderts. Eindeutig in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts zu datierende Kurzsaxe fehlen in Schleitheim. Dem späten 5. Jahrhundert gehört der massive Kurzsax 695.1 an. Vorwiegend gehören sie dem ersten und zweiten Drittel des 6. Jahrhunderts an. Die jüngeren Gräber 620C und 758, verknüpft mit älteren einbis dreiteiligen Garnituren, können Ausläufer eines Ablösungsprozesses sein, bei dem der Kurz130
sax durch den Schmalsax und den leichten Breitsax ersetzt wird. Sie können aber auch, und das gilt speziell für Grab 522, als Hinweis darauf gewertet werden, dass die kurze Blankwaffe im Verlauf des 7. Jahrhunderts wieder verstärkt in den Vordergrund tritt.
Schmalsax Dem engen Definitionsbereich der Schmalsaxe sind in Schleitheim nur drei Exemplare zuzuordnen.733 Damit ist der Schmalsax deutlich unterrepräsentiert, was sicher nicht nur auf den kleinen Definitionsbereich zurückgeführt werden kann. Die beiden Exemplare aus Grab 427 und 560/561 gehören zur Untergruppe der Leichtsaxe nach Wernard, die durch eine Klingenlänge von 30–36 cm und einer Klingenbreite von 3.5–4 cm, definiert sind. Sie werden hier bei den Schmalsaxen mitbehandelt. Eine Klingenführung, bei der die Schneide zum geraden Rücken zieht, kommt bei den Schmalsaxen nicht mehr vor. Die Klingenspitze liegt meist in Klingenmitte. Nur bei 427.1 neigt sich der Rücken stark zu der geraden, nur zur Spitze leicht ansteigenden Schneide. Dieser Sax hat auf der Klinge Rillen.734 In Grab 735 ist der Schmalsax mit einer beschläglosen Schnalle kombiniert, in den gestörten Gräbern 425, 427 und möglicherweise 560/561 mit den Überresten wohl dreiteiliger Garnituren. Im Doppelgrab 569 lagen sowohl ein Kurz- als auch ein Schmalsax. Während sich der Schmalsax klar Bestattung B zuweisen lässt, kann der Kurzsax wegen seiner Lage sowohl zu Bestattung A als auch B gehören. Die Schmalsaxe sind in der Masse jünger als die Kurzsaxe. Sie können, wie in Basel-Bernerring, Grab 25 und 32, mit beschläglosen Buntmetallschnallen vergesellschaftet sein.735 Hauptsächlich gehören sie jedoch in die Zeit der ein- bis dreiteiligen Garnituren.
Leichte und schwere Breitsaxe Mit der jüngeren Merowingerzeit setzen die leichten Breitsaxe ein.736 Sie lösen mit Masse die Kurzsaxe ab. Von den leichten Breitsaxen führt eine kontinuierliche Entwicklung zu den schweren Breitsaxen. Ab den leichten Breitsaxen lassen sich auf den Klingen regelmässig Rillen, sog. Blutrillen, nachweisen.737 Auf der Klinge von Sax 488.6 sind beidseitig noch Reste einer Flechtbandverzierung erkennbar.738 Der leichte Breitsax ist gut bei älteren ein- bis dreiteiligen Garnituren, bzw. zeitgleichen singulären Eisenschnallen mit schrägem Bügelquerschnitt und den jüngeren dreiteiligen Garnituren vertreten. In einem Fall
scheint auch eine mehrteilige Garnitur auf. Der schwere Breitsax hat bei den jüngeren dreiund mehrteiligen Garnituren seinen zeitlichen Schwerpunkt.739 Damit gehört der leichte Breitsax der Zeit vom späten 6. bis vor die Mitte des 7. Jahrhunderts, der schwere Breitsax dagegen den ersten beiden Dritteln des 7. Jahrhunderts an.740
Langsax Der einzige modern geborgene Langsax liegt aus Grab 524 vor.741 Für den Ablöseprozess vom schweren Breitsax zum Langsax lassen sich in Schleitheim leider keine ausreichenden Anhaltspunkte erarbeiten. Üblicherweise sind Langsaxe mit späten viel- und mehrteiligen Garnituren oder der zeitlich folgenden Gürtelmode verknüpft.742 Mit seiner dreiteiligen Garnitur mit Ösenbeschlägen trug der 30–39jährige Mann eine zu seinen Lebzeiten bereits längst aus der Mode gekommene Gürtelgarnitur.
Saxscheiden Auch die Saxe haben, wie die Spathen, in Futteralen aus Holz und/oder Leder gesteckt. Im Verlauf der jüngeren Merowingerzeit wird es üblich, die Saxscheiden mit metallenen Nieten und Tragbügeln zu versehen, womit sie auch archäologisch direkt nachweisbar werden. Natürlich haben auch die älteren Saxe in Futteralen gesteckt, wie anhaftende organische Reste auf den Klingen zeigen.743 Sie kamen aber weitgehend ohne metallene Bestandteile aus. Eine Ausnahme hiervon machen die langen Schmalsaxe, deren Futterale bereits bei der Behandlung dieser Saxform besprochen wurden.744 Zu den nicht sehr häufigen ältermerowingerzeitlichen Vorkommen mit genieteter Saxscheide ist wohl Grab 695 zu zählen.745 Auf der Seite der Schneide und in direkter Verlängerung davon lag auf halber Griffhöhe ein einzelner Niet. Dieser Lagebefund ist deshalb so interessant, da er zeigt, dass auch bei älteren Saxen der Griff teilweise mit im Futteral steckte.746 Im Verlauf der jüngeren Merowingerzeit werden die Saxscheiden fast regelhaft mit Nieten und Tragebügel versehen. Durch die Nietung lässt sich eindeutig nachvollziehen, dass das Futteral deutlich über den Griffansatz reicht.747 Einer der ältesten Nachweise ist Grab 608, das lediglich einen Tragebügel mit eisernen scheibenförmigen Nietköpfen enthielt. Erst in der Zeit um 600 setzt dann regelhaft die Vernietung mit grossen und kleinen Buntmetallnieten ein. Bei den grossen Saxscheidennieten geht die Entwicklung von den schei-
benförmigen, flachen Nietköpfen hin zu den grossen hohlen Nieten mit gekerbtem Rand oder Perlrand. Auch die kleinen Nieten folgen diesem Trend. Die kleinen massiven Köpfe werden durch solche mit hohlen Köpfen ersetzt. Gleichzeitig gewinnen die kleinen Nieten an Grösse. Auch die Scheiden der zeitgleichen Kampfmesser fügen sich in dieses Schema. Jüngermerowingerzeitliche Beimesser auf den Saxscheiden sind ebenfalls erst ab der Zeit um 600 belegt.748 Für Schleitheim deutet sich zu Beginn noch eine regelhafte Anbringung auf Höhe der Klingenmitte an. Ab den schweren Breitsaxen bzw. den mehrteiligen Garnituren können dann die Beimesser auf dem gesamten Scheidenbereich angebracht sein. Wenige Ränder der Lederscheide sind mit U-förmigen Randblechen verstärkt, wie die prunkvolle Nietung der Scheide 365.2–4 zeigt. Das im 90° Winkel gebogene Blech schützte und fasste die obere Kante der beiden Lederlagen, die in einem breiten Streifen vernietet wurden.749 Deutlich wird auch, dass die Blähung des Randbleches auf der Höhe des Klingenabschlusses liegt und noch ein Teil des Griffes im Futteral steckte. Metallene Mundbleche sind in vier Fällen überliefert. Dreimal handelt es sich um ein schmales, rundgebogenes, an den Enden vernietetes Blech. Nur 538.2 hat einen im 90° Winkel abgehenden Fortsatz, in Form eines stilisierten, zähnefletschenden Tierkopfes.750 Aus Männergrab 389 und Knabengrab 699 liegt jeweils ein tönerner Spinnwirtel vor. Im gestörten Grab 389 lag der Wirtel gut 10 cm oberhalb des Saxgriffes, in Grab 699 direkt beim Sax. Bei einem gleichartigen Befund von Villigen AG hat Reich den Wirtel als zum Sax gehörigen Anhänger gedeutet,751 eine Interpretation, die bereits früher von Dannheimer vorgeschlagen worden war.752 Wie eine Durchsicht vor allem von nordschweizer und süddeutschen Gräberfeldern zeigt, ist die Vergesellschaftung von Sax und Spinnwirtel hier gut belegt. Jedoch lässt sich nicht in allen Fällen ein eindeutiger Lagebezug zum Sax, bzw. Saxgriff feststellen. Bisweilen liegt der Wirtel in der Gürteltasche.753 Die Befunde datieren fast ausnahmslos in die jüngere Merowingerzeit.754 Dass analog zur Schwertperle die Interpretation als Saxanhänger das Richtige trifft, zeigt auch die Verwendung von Spinnwirteln als Schwertanhänger.755 Ganz offensichtlich wurden nach dem merklichen Abklingen der prunkvollen Schwertanhänger vom 5. zum 6. Jahrhundert,756 zur jüngeren Merowingerzeit wieder grosse Wirtel populär.757 Dass sie sich nun überwiegend an den Saxen befinden zeigt, dass der Sax an die Stelle der Spatha getreten ist.
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Lanzenspitzen Bei den modernen Grabungen wurden aus zwölf Gräbern Lanzenspitzen geborgen. Fünfmal ist die Tülle geschlossen, drei Exemplare weisen eine Schlitztülle auf. In vier Fällen ist die Tülle so fragmentarisch erhalten, dass keine Beurteilung mehr möglich ist.758 Sechs Exemplare gehören zu der sehr variantenreichen Gruppe der Lanzenspitzen mit langem Schaft.759 Alle Schlitztüllen finden sich nur bei dieser Gruppe. Zweimal sind die Tüllen nicht mehr beurteilbar. Nur bei 753.1 ist sie geschlossen. Alle Spitzen wiesen ein spitzovales Blatt auf. Koch konnte in Schretzheim bei dieser Gruppe von Lanzenspitzen eine deutliche «Entwicklung zu immer längeren Formen beobachten».760 Die vier kürzeren Exemplare 579.1, 762.1, 766.1 und 772.1 mit einer Länge zwischen 25.8 und 32 cm sind dreimal mit beschläglosen Gürteln, einmal mit einer Schnalle mit festem Beschläg kombiniert. Sie gehören damit den ersten beiden Dritteln des 6. Jahrhunderts an. Die 44 cm lange Spitze 753.1 weist eine geschlossene Tülle auf. Das Exemplar gehört zu den jüngeren Vertretern der Gruppe. Im westlichen Reihengräberkreis werden, im Gegensatz zum östlichen, Lanzenspitzen mit Schlitztülle von solchen mit Ganztülle abgelöst. Dieser Wechsel datiert in das letzte Drittel oder Viertel des 6. Jahrhunderts.761 Die mit 47 cm längste Spitze 409.1 war mit einer beschläglosen, in Strichgruppen tauschierten Schnalle vergesellschaftet. Mit einer Bügelbreite von 4.2 cm liegt die Schnalle im Überschneidungsbereich der Bügelbreiten beschlägloser Bunt- und Edelmetallschnallen und der Schnallen mit Beschläg.762 Grab 409 ist deshalb dem späten 6. Jahrhundert zuzuweisen. Damit lässt sich für Schleitheim, wie in Schretzheim, eine Entwicklung von kürzeren zu langen Spitzen feststellen. In Schleitheim unterscheiden sich die jüngsten Exemplare mit geschlossener Tülle und langschmalem Blatt klar von den langen Exemplaren der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, die durch überlangen Schaft und kurzes Blatt gekennzeichnet sind.763 Den vier kurzen Lanzenspitzen sind auch noch die drei 1867 geborgenen Spitzen 119 d, 123 a und 128 an die Seite zu stellen. Für 119 d und 123 a ist eine Schlitztülle gesichert; die Tülle 128 ist nicht mehr beurteilbar. Nach gesicherten Beifunden sind auch diese Lanzenspitzen dem ersten und zweiten Drittel des 6. Jahrhunderts zuzuweisen. Die Lanzenspitzen 443.1 und 658.1 besitzen ein spitzovales Blatt und eine geschlossene Tülle. Wie Koch gezeigt hat, geht die Entwicklung von den Exemplaren mit breitem Blatt und kurzer Tülle zu Stücken mit schlankem Blatt,764 zu denen 132
auch die beiden Stücke aus Schleitheim gehören. Beide Male sind die Lanzenspitzen mit Schilddornschnallen mit einer Bügelbreite über 3.3 cm vergesellschaftet, womit die Gräber nach dem ersten Viertel und vor das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts datieren. Die beiden Lanzen nehmen mit ihren geschlossenen Tüllen eine Entwicklung vorweg, die erst im folgenden Zeitabschnitt einsetzen sollte.765 Tatsächlich verläuft die Abfolge der Tüllenentwicklung keineswegs so geradlinig, worauf Reiss bei der Bearbeitung der Westheimer Stangenwaffen nachdrücklich hinweist.766 So werden beide Tüllenformen zeitlich parallel verwendet, und erst im späteren 6. Jahrhundert wird die Schlitz- von der Ganztülle abgelöst. Ausserdem scheinen mir beide Schäftungsarten an Lanzentypen gebunden zu sein, wie eine erste und deshalb nur mit Vorbehalt zu wertende Durchsicht süddeutscher Gräberfelder zeigt.767 So haben Lanzenspitzen mit langem Schaft in der Regel eine Schlitztülle; nur jüngste Exemplare – was sich auch in Schleitheim, über die Gürtel abgesichert, gezeigt hat – weisen eine Ganztülle auf.768 Dagegen sind Lanzenspitzen mit spitzovalem Blatt bereits zur Zeit der beschläglosen Schnallen häufig mit Ganztülle versehen.769 Die beiden Lanzenspitzen 443.1 und 658.1 fügen sich damit gut in das süddeutsche Fundspektrum ein.770 Die Lanzenspitzen 412.1 und 656.1 gehören zu der grossen Gruppe von Spitzen, bei denen die Tülle in das Blatt reicht. Sie sind unter der Bezeichnung «Lanze mit Mittelrippe» oder dem Typ «Dorfmerkingen» zusammengefasst.771 Bei der Spitze 656.1 geht die Tülle im oberen Drittel in das Blatt über. Die unteren zwei Drittel des Blattes sind beidseitig der Tülle vom Blattansatz bis zum Tüllenende mit einem Punkt-Dreieck-Ornament punzverziert. Auch auf der Tülle unterhalb des Blattansatzes haben sich Reste einer Strichverzierung erhalten. Damit lässt sich unser Exemplar den stempelverzierten Spitzen mit Dreieckstempel zuordnen, die Koch zusammengestellt hat.772 Eine geschweifte Blattform kennzeichnet den Typ «Hellmitzheim», ein spitzovales Blatt den Typ «Reute». Trotz seiner leicht einschwingenden Schneide ist 656.1 eher dem Typ «Reute» zuzuordnen. Da das Grab keine weiterführenden, chronologisch aussagekräftige Beigaben barg, kann es nur über den Typ Hellmitzheim und Reute allgemein zeitlich eingeordnet werden. Typ Hellmitzheim datiert in die Mitte und zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts, Typ Reute in die zweite Hälfte des 6. und das frühe 7. Jahrhundert.773 Unsere Spitze wird demnach der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts angehören. Das Hauptverbreitungsgebiet dieser Lanzenspitzen liegt vor allem in Südwestdeutschland.774 Auch bei der Spitze 412.1 geht die Tülle im oberen Drittel in das Blatt über. Die Blattform ist spitzoval. Da kei-
ne Verzierungen festgestellt wurden, gehört sie zu den unverzierten Lanzenspitzen mit Mittelrippe. Diese sind vor allem mit den älteren Serien der dreiteiligen Garnituren verknüpft. Dem entspricht auch der Befund in Schleitheim; 412.1 ist hier mit einer dreiteiligen Garnitur mit rundem Beschläg vergesellschaftet. Lanzenspitzen mit rautenförmigem Blatt und Rillendekor an Blattansatz und Mittelgrat charakterisieren eine grosse Gruppe von Lanzenspitzen des 7. Jahrhunderts.775 328.1 besitzt ein breites, rautenförmiges Blatt, das seine Breite bereits knapp oberhalb des Blattansatzes erreicht. Der Querschnitt ist flachoval; auf Vorder- und Rückseite sind mittig drei kräftige Rillen angebracht, die kurz vor der Spitze zusammenlaufen. Die Spitze ist nicht vollständig erhalten. Gute Parallelen dazu, mit sehr tief liegender maximaler Blattbreite und langem breitem Blatt, sind im südwestdeutschen Fundmaterial weitaus weniger häufig, als ihre schlanken Vertreter.776 Ein breites Blatt kennzeichnet die älteren Stücke, ein langes rautenförmiges die jüngeren.777 Vergesellschaftet sind die älteren Spitzen mit jüngeren dreiteiligen sowie viel- und mehrteiligen Garnituren. Zu diesem Zeitansatz passt die bronzene Gürtelgarnitur aus Grab 328. Aus Grab 359 liegt eine schmale, im Querschnitt rautenförmige Spitze vor. Trotz der Störung des Grabes 1866 dürfte der Substanzverlust nur gering sein, da sich gute Parallelen benennen lassen.778 Sie lassen zum Teil noch deutlich ihre Abkunft von den schlanken rautenförmigen Spitzen erkennen. Der massgebliche Impuls für die Herausbildung dieser Stangenwaffen des 7. Jahrhunderts wurde durch die awarischen Reiterspiesse ausgelöst.779 Zeitlich sind solche Spitzen ab dem Horizont der kurzen Vielteiligen belegt. Diese Waffen bleiben bis zum Ende des 7. Jahrhunderts in Gebrauch. 359.1 ist mit einer, nur noch fragmentarisch erhaltenen, mehrteiligen Garnitur mit langschmalem Beschläg nach der Mitte des 7. Jahrhunderts datiert.780
Beilwaffen Aus den modernen Grabungen liegen vier Äxte vor (Abb. 90).781 Bei den Exemplaren 422.11, 471.1 und 620B.10 handelt es sich um Wurfäxte, für die aus der antiken Literatur der Name francisca bezeugt ist.782 Zusammen mit drei weiteren Wurfäxten, die allesamt aus der Grabung von 1866 stammen,783 liegen von diesem Fundplatz somit sechs Exemplare vor. Eine zeitliche Entwicklung lässt sich an Form und Gestalt der Schneide erkennen, wobei die Übergänge fliessend sind. Ältere Wurfäxte haben ein schlankes Blatt mit beidseitig in Spitzen enden-
der Schneide. Die Oberkante weist einen geschwungenen S-förmigen Verlauf auf, die Unterkante ist gleichmässig gekrümmt. Jüngere Franzisken haben eine einseitig an der Oberkante stark auszipfelnde Schneide und eine ungleichmässig geschwungene Unterkante, deren Scheitelpunkt dem Rücken näher liegt.784 Die beiden älteren Franzisken sind als alleinige Waffe ins Grab gekommen. Sie waren, wie auch die Franziska aus Grab 120, rechts des Toten deponiert.785 Für Grab 620 lässt sich die Zuordnung der Franziska und der Pfeilspitze zu Bestattung B oder C nicht eindeutig klären.786 Die Gräber 119 und 128 waren gleichartig mit Lanze und Franziska ausgestattet. Die Franziska gilt, was auch ihr antik überlieferter Name ausdrückt, als eine typisch fränkische Waffe. Allerdings ist sie auf frühmerowingerzeitlichen Friedhöfen Südwestdeutschlands eine gut bezeugte Waffe. Sie darf deshalb nicht ethnisch gebunden interpretiert werden.787 Auch in Schleitheim finden sich diese Waffen im 6. Jahrhundert in keinem Grab, das von seiner Beigabensitte her eindeutig auswärtige Bezüge aufweist. Im Knabengrab 773 war links der Bestattung eine Tüllenaxt mit breiter, symmetrischer Schneide deponiert. Diese Beilwaffen finden sich in den Gebieten links des Rheins, vom Mittelrheingebiet bis nach Südwestdeutschland.788 Eine vergleichbare Axt fand sich etwa auch in Weingarten, Grab 731.789 Auf Grund ihrer geringen Grösse war 773.1 nicht für die Handhabung eines Erwachsenen gedacht, sondern speziell für den Knaben angefertigt.790
Pfeilspitzen Aus 46 Gräbern791 liegen insgesamt 85 Pfeilspitzen vor.792 Sechs Exemplare stammen aus Taschen und waren deshalb nicht als Waffe beigegeben.793 Keines dieser Gräber enthielt weitere Spitzen. Damit liegen von 40 Bestattungen 79 Spitzen als beigelegte Waffen vor.794 Den Löwenanteil stellen die weidenblattförmigen Spitzen. An zweiter Stelle, mit deutlich geringerer Stückzahl, stehen Spitzen mit Widerhaken, deren Schaft oft tordiert ist. Mit fast gleicher Stückzahl sind Spitzen mit rauten- und lanzettförmigem Blatt sowie Bolzenspitzen795 vertreten. Noch gerade bei über der Hälfte aller Spitzen konnte die Form der Tülle bestimmt werden. Bei fünf Exemplaren796 waren noch die Nägelchen zu erkennen, welche die Spitzen mit dem Schaftholz797 fixierten. Die Längen der Spitzen liegen im Bereich der bisher bekannten Grössen,798 wobei 480.1 mit 14.5 cm Länge das grösste Exemplar darstellt. Ein getreppter Blattquerschnitt – die linke und die rechte Blatthälfte sind in ihrer Achse leicht ge133
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geneinander versetzt – liess sich nur bei lanzettund rautenförmigen Exemplaren nachweisen.799 Die dadurch bewirkte unterschiedliche Luftströmung beim Flug erzeugte eine (zusätzliche) Rotation des Pfeiles und damit eine Stabilisierung der Flugbahn.800 In Stufe II liegen Pfeilspitzen nur aus Erwachsenengräbern vor. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt in Stufe III. Hier treten Geschossspitzen sowohl in Erwachsenen-, als auch in Kindergräbern auf. Im Verlauf des 7. Jahrhunderts verschwinden sie aus dem Waffenensemble. Alle Nachweise der Stufe IV stammen aus der Zeit der ein- bis dreiteiligen Garnituren. Sie sind nur noch aus Erwachsenengräbern belegt.801 Bei der Anzahl der beigegebenen Spitzen überwiegt, sowohl bei den Erwachsenen-, wie auch bei den Kindergräbern, die Ein- und Zweizahl. Die Dreizahl ist nur im Zusammenhang mit Erwachsenen belegt. Aus dem Knabengrab 585 liegen fünf, aus dem Männergrab 325 sechs Exemplare vor. Für vier Gräber liegen Befunde vor, die belegen, dass die Spitzen auch mit Köcher beigegeben worden waren.802 In Grab 325 sind die bei und unterhalb der Spitzen liegenden Riemenzungen und Beschläge 325.22–29 die metallenen Bestandteile des Köchers. Auf Pfeilspitze 662.12 war ein nur noch fragmentarisch erhaltener Eisenreif ankorrodiert. Ein Eisenring lag auch in Niederstotzingen, Grab 3c unterhalb der Pfeilspitzen und wird dort als Bestandteil des Köchers interpretiert.803 In diesem Sinn kann auch Schnalle 616A.2 interpretiert werden, die sich 5 cm unterhalb der Pfeilspitze fand. Dass es auch Köcher ohne metallene Bestandteile gab, kann Grab 463 anzeigen. Pfeilspitze 463.1 weist Lederauflagen an der Tülle und Fellspuren am Blatt auf. Sie dürften die Überreste des ledernen Köchers sein.804 Dass jedoch nicht alle Pfeile mitsamt Köcher beigegeben wurden, zeigt der Befund aus Grab 569. Rechts neben dem Becken von Bestattung 569A lagen nebeneinander zwei Pfeilspitzen. Dabei wies die Spitze von 569A.3 zu den Füssen, diejenige von 569A.4 zum Kopf. Die dritte Spitze 569A.5 lag beim Oberarm.805 Von den, zusammen mit den Pfeilen beigegebenen Bögen, haben sich in Schleitheim keinerlei Spuren mehr erhalten.806
Reitzubehör Sporen Aus sechs Erwachsenengräbern liegen Sporen vor (Tab. 63–64).807 Sofern die Bestattung, bzw. der Beinbereich von den Grabungen des 19. Jahrhunderts verschont geblieben war, sind die Sporen jeweils in der Einzahl überliefert. Die Fundlage ist regelhaft beim linken Fuss.
Sporn 763A.1 gehört zu den in Südwestdeutschland bisher nur selten belegten ältermerowingerzeitlichen Bandsporen mit kurzen Schenkeln.808 Er ist die einzige Beigabe von Bestattung 763A. Auch die zweite Bestattung 763B bietet für eine genauere zeitliche Einordnung keine Hinweise.809 Dass Sporengräber der älteren Merowingerzeit durchaus sehr ärmlich ausgestattet sein können, hat Rettner ausgeführt.810 Ein Sporn als alleinige Beigaben ist – soweit nachprüfbar – nur noch einmal von einem nordfranzösischen Fundort belegt.811 Nicht abschliessend beurteilbar ist der Befund aus Grab 766. Am linken oder rechten Fuss lag Schnalle 766.9.812 An Hand eines gleichartigen Befundes von Basel-Bernerring, Grab 33 stellt Rettner zur Diskussion, ob sich hierin ein mitgegebener Sporn, «vielleicht … sogar ein entsprechend präparierter Dorn aus Holz …»813 widerspiegeln könnte. Merkwürdigerweise wurde die zweite gleichartige Schnalle 766.21 beim Schlämmen des Inhaltes des Rippentopfes geborgen.814 Das Gefäss war links neben dem Fuss deponiert worden.815 Am linken Fuss der Bestattung 441 kam ein Plattensporn zu Tage. Er besteht aus einem scheibenförmigen Kopf mit kurzer, von organischen Resten bedeckter Spitze. Er war wohl ursprünglich in Leder eingenäht oder eingeknöpft. Die Identifizierung dieser unscheinbaren Objekte als Sporn gelang erst in jüngster Zeit. Über die aufgezeigten Parallelen kann an der Funktion als Sporn indessen kein Zweifel mehr bestehen.816 Beim rechten Fuss der Bestattung wurde ein so stark fragmentiertes Eisenobjekt geborgen, dass eine Identifizierung nicht mehr möglich ist. Es besteht die Möglichkeit, dass hier ein zweiter Sporn lag. Zeitlich gehört 441.4 mit einem einteiligen Gürtel mit triangulärem Beschläg vergesellschaftet, dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts an. Alle weiteren Sporen stammen aus Gräbern des 7. Jahrhunderts. Es handelt sich nun, bis auf 389.4, um Sporen mit langen Schenkeln.817 Sofern die Befunde eindeutig sind, wurden die Sporen immer einzeln, am linken Fuss aufgefunden.818 Dass die Sporen einzeln getragen und damit auch einzeln benutzt wurden, wie man häufig liest, ist sicher nicht zutreffend. Sie wurden lediglich einzeln beigegeben.819 Das bedeutet, der Bestattete wurde damit als Reiter gekennzeichnet. Eindrucksvoll belegt dies eine Episode aus dem frühen 7. Jahrhundert, als die fränkische Königin Brunichilde dem alamannischen Herzog Uncelin einen Fuss abschlagen liess. «Diese Verstümmelung machte ihn gemäss den Bestimmungen der Lex Alamannorum amtsunfähig, da er nicht mehr in der Lage war, ein Pferd zu besteigen».820
Abb. 90: SchleitheimHebsack. Beilwaffen aus den Gräbern (von vorne nach hinten) 773, 862, 471, 620B und 422. Die Franziska mit geschweifter Klinge stellt eine typisch fränkische Waffe dar (5. und 6. Jahrhundert).
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Trensen Im Fussbereich des verworfenen Skelettes 754A lag eine Trense. Die Bestattung ist anthropologisch als Mann bestimmt. Alle weiteren Beigaben sind nicht eindeutig geschlechtsspezifisch.821 Kleinräumig und deshalb sicher in Originallage liegen Funde eines Tascheninhaltes aussen auf Höhe des linken Knies. Es handelt sich deshalb mit grösster Wahrscheinlichkeit um eine Frauenbestattung. Die Trense wird deshalb bei den Gehängeteilen der Frauenbestattungen mitbehandelt. In Grab 619B, einer 5–7jährigen Kinderbestattung, lag beim Tascheninhalt der Teil einer Knebeltrense.822 Aufgrund der Lage ist das unvollständige Trensenteil eindeutig Tascheninhalt. Damit wurde in Schleitheim die Mitgabe von Zaumzeug in Männergräbern nicht geübt.
Gürtel Gürtel und Gürtelbestandteile gehören, neben Perlen und Saxen, zu den durchgehend und in ausreichender Anzahl vorhandenen Funden und bilden chronologische Leittypen der merowingerzeitlichen Archäologie (Kart. 7). Bei der Analyse der Gürtel habe ich vorab auf eine getrennte Besprechung von Frauen- und Männergürtel verzichtet. Gleichzeitig kristallisieren sich aber dadurch die Unterschiede zwischen den Gürtelschliessen der Frauen und Männer heraus. Geschlechtsbezogene Betrachtungen werden in einem eigenen Kapitel abgehandelt.
Frühmerowingerzeitliche Gürtel mit Beschläg Im Zuge der Neugruppierung der frühmerowingerzeitlichen Spathagräber unterzog Martin auch die auf der Münzreihe Böhners basierende Datierung zwischen Stufe II und Stufe III einer erneuten Betrachtung und kam für die Schlussdatierung der Stufe Böhner II zu einem neuen zeitlichen Ansatz.823 Dreh- und Angelpunkt der Argumentation war dabei das münzdatierte Grab von Monceau-le-Neuf (t.p. 518), das einen cloisonnierten Taschenbügel enthielt und für Böhner das Ende der Stufe II markierte, da nach damaligem Forschungsstand Taschenbügel nur auf Stufe II beschränkt zu sein schienen.824 Heute ist jedoch klar, dass cloisonnierte Taschenbügel auch in jüngeren Fundverbänden vertreten sind.825 Damit müssen «beim jetzigen Forschungsstand anstelle der Münze dieses Grabes konsequenterweise die nächstälteren Prägungen zur Festlegung des Enddatums der Stufe II herangezogen werden».826 Die nächstälteren Münzen sind Prägun136
gen des Anastasius, dessen Regierungsantritt in das Jahr 491 n.Chr. fällt. Als Zeitpunkt für den Wechsel von Stufe II zu Stufe III schlägt Martin deshalb die Jahre um 510 n.Chr. vor827 – ein Ansatz, den auch Quast befürwortet828 und der auch in dieser Arbeit verwendet wird. Frühmerowingerzeitliche Gürtel mit Beschläg sind Nachläufer der spätrömischen Gürtelmode und wie diese (hoch)rechteckig, trapezförmig, rund oder nierenförmig.829 Ein wichtiger Faktor scheidet aber – bei aller Kontinuität der Gürteltradition – spätrömische und frühmerowingerzeitliche Schliessen. Noch in späteströmische Zeit fällt ein Modewechsel. Die bis zu 13 cm breiten Gürtel, vielfach durch Astragalplatten und Versteifungsleisten stabilisiert,830 wurden vollständig durch schmale Gürtel ersetzt, wobei auch Gürtelzubehör, wie Versteifungsleisten, Ösen und Riemenzungen, fast vollständig wegfallen. Möglicherweise geht dieser Wandel auf östliche, reiternomadische Anregungen zurück, da diesen Völkerschaften – Reiterkrieger – der breite Gürtel fremd war. Diese Tatsache ist zu berücksichtigen, betrachtet man den Wechsel von der spätrömischen Zeit zur frühen Merowingerzeit. Sie lässt den Modewandel krasser erscheinen, als er tatsächlich ist.
Gürtel mit hochrechtreckigem Beschläg831 Im Männergrab 406 lag, teilweise unter dem Sax, ein eiserner Gürtel, dessen Bügel auf der Beschlägunterseite festkorrodiert ist. Weder im Röntgenfoto noch bei der Restaurierung ergaben sich Hinweise für eine Tauschierung des Beschläges. Im Gegensatz dazu ist der leicht nierenförmige und leicht gerippte Schnallenbügel streifentauschiert. Vom Dorn haben sich nur Spuren erhalten. Im Becken lag die Schnalle aus Frauengrab 548.832 Das Beschläg weist drei untereinander liegende Kreisaugenpaare auf, wobei die oberen und unteren vier Köpfe der Buntmetallnieten die inneren Kreisaugen bilden. Sowohl der leicht nierenförmige Bügel als auch der Dorn sind streifentauschiert. 406.2 ist zudem gerippt und mit 14 Messingfäden streifentauschiert, 548.1 ist mit 22 silbernen breiten Einlagen ebenfalls streifentauschiert. Die Streifentauschierung unterstreicht bzw. imitiert durch ihren hell-dunkel Kontrast die Bügelrippung. Da gerippte nierenförmige Schnallen im spätrömischen Fundmaterial des Westens fehlen,833 im Osten aber gut belegt sind, darf man diese Mode östlicher Herkunft zuschreiben, die im Zuge der Westausdehnung des Attilareiches dem Westen vermittelt wurde.834 Breite Streifentauschierung, wie Bügel und Dorn von 548.1, ist nur im Zusammenhang mit frühen Tauschierarbeiten belegt, tritt aber im Gegensatz
zu dünn eingelegten Metallfäden weit weniger häufig auf.835 Kreistauschierte Beschläge, aus Männer- wie Frauengräbern, sind von England über Nordgallien, dem Rheingebiet, Mittel-, Süd- und Südwestdeutschland bekannt.836 Wie in Schleitheim sind die Bügel bevorzugt streifentauschiert, nierenförmig oder gerippt. Das Kreisaugenmotiv hat seine Vorbilder in der spätrömischen Handwerkstradition, an die diese Schnallengruppe sowohl formal, als auch zeitlich anschliesst.837 Dies zeigt deutlich der Vergleich von Beschläg 548.1 mit einem bronzenen Beschläg mit eingedrehten Kreisaugen aus Aldeno, Prov. Trento (I).838 Dort findet sich nicht nur die identische Anordnung der sechs Kreisaugen, sondern auch die dicken Metallfäden können dort von den eingedrehten Kreisaugen mit zwei engen konzentrischen Kreisen unmittelbar abgeleitet werden. Bei der Umsetzung des Motivs in die Tauschiertechnik wurden nicht die eingedrehten Kreise mit einer Metalleinlage versehen, sondern völlig logisch der erhabene und damit hellere, breitere Zwischenraum damit verziert. Dass die Vernietung in die Motivkomposition integriert ist, scheint bei tauschierten Beschlägen häufiger der Fall zu sein.839 Bei den spätrömischen bronzenen Beschlägen ist dies nur selten anzutreffen.840 Relativchronologisch gehören solcher Art tauschierte Schnallen zum ältestmerowingischen Formenschatz (Gruppe A nach Martin) und können nach Vergesellschaftung und numismatischen Zeugnissen in das mittlere Drittel, maximal das dritte Viertel des 5. Jahrhunderts datiert werden.841
Gürtel mit nierenförmigem, cloisonniertem Beschläg Sowohl Bügel als auch Beschläg 695.3 bestehen aus einer eisernen Kastenkonstruktion mit eingesetztem feuervergoldetem Bronzezellwerk mit Stein- und organischen Einlagen. Der Dorn besteht aus einer feuervergoldeten Silber- oder Buntmetallegierung mit Kastendorn. Die Vernietung des Beschlägs ist in das Zellwerk eingebracht. Bestimmendes stilistisches Merkmal sind die beiden Rundeln in der Beschlägmitte. Es handelt sich um ein Motiv, das fast ausschliesslich auf gleichartigen Schnallen Nordfrankreichs, der Rheinlande und Südwestdeutschlands zu finden ist.842 Weniger aufwendig und qualitätvoll ist die Schnalle aus Grab 776 gearbeitet. Auch hier ist in eine eiserne Kastenkonstruktion feuervergoldetes Bronzezellwerk mit Steineinlage eingesetzt. Die Nietung des Beschlages ist im oder am Rahmen angebracht. Anders ist auch die Gestaltung des
Cloisonné. Es ist in der Vertikalen dreifach unterteilt. Die optische Wirkung zielt nicht, wie bei 695.3 auf das Zentralmotiv. Das westliche Motiv der Zweirundelanordnung ist allerdings auch hier vertreten, nämlich durch zwei Halbkreise, rückwärtig durch je ein Dreieck geschlossen. Letztlich sind hier zwei schildförmige Gürtelhaften in Steineinlage umgesetzt und zwar in einer Position – nämlich übereinander – wie sie für das 6. Jahrhundert gut bezeugt ist.843 Der Bügel von 776.1 ist rechteckig. Quast hat alle Schnallen mit Beschläg, Steineinlage und rechteckigem Bügel unter dem Typ «Haillot-Mezières» zusammengestellt.844 Sie zeigen einen deutlichen Schwerpunkt in Nordgallien und streuen bis nach Südwestdeutschland, sind also wiederum eine westliche Form. Die beiden vorderen Ecken des Bügels von 776.1 tragen im Zwickel eine viertelrunde Steineinlage. Bügel 695.3 hat in der Bügelwölbung je eine ovale Einlage. Vergleichbares findet sich auch in Lavoye, Grab 319 b.845 Auf dem Bügel der Schnalle von Mezière, Grab 68, sitzt im Zwickel je ein Würfelauge aus Elfenbeineinlage.846 Damit wird deutlich, dass zur Dornrast schauende Tierköpfe symbolisiert sind, die in Lavoye und Schleitheim nur noch stark stilisiert dargestellt sind und sich letztlich von spätrömischen Schnallen mit zur Mitte beissenden Tierköpfen ableiten.847 Nach Martin gehören Gürtelschnallen mit cloisonniertem Bügel und Beschläg relativchronologisch zu den jüngeren Funden der Stufe Böhner II bzw. seiner Gruppe B.848 Lavoye, Grab 319 b, und Mezière, Grab 68 – beide durch einen Triens des Zeno (474–491) münzdatiert – liefern absolutchronologische Fixpunkte für die Schnalle 695.3 (Zweirundelmotiv wie Lavoye) und 776.1 (rechteckiger Bügel wie Lavoye und Mezière). Das 482 n.Chr. in den Boden gelangte Inventar des Childerich-Grabes, mit einem prunkvollen goldenen Vertreter dieser Schnallengruppe, bestätigt die Münzdatierungen.849 Cloisonnierte Schnallen dieser Art waren demnach im letzten Drittel des 5. Jahrhunderts, bis in die Zeit um 500 in Gebrauch und Mode.850 Die in Cloisonné umgesetzten Haften verbinden dabei typologisch wie chronologisch die Schnalle 776.1 mit den frühen Vertretern der Schilddornschnallen mit Gürtelhafte(n).851 Aus Frauengrab 791 liegt das eiserne Kastenwerk einer rechteckigen Schnalle vor. Sie hat grüne und rote Steineinlagen. Grab 791 ist nach der Vergesellschaftung mit den Perlen (Perlenstufe 3) der Zeit von 480/90–500/10 zuzuweisen.
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Beschläglose Gürtel aus Bunt- und Edelmetall Die beschläglosen Schnallen stellen innerhalb der Gürtelschliessen des Schleitheimer Gräberfeldes, wie auf allen frühmittelalterlichen Gräberfeldern, die häufigste Gürtelform dar. Sie werden während der gesamten Merowingerzeit getragen und liegen aus Bunt- und Edelmetall, in der Masse jedoch aus Eisen vor.852 Beschläglose Bunt- und Edelmetallschnallen sind vor allem eine Leitform der älteren Merowingerzeit (Kart. 7). Eine klare Abgrenzung etwa der frühmerowingerzeitlichen Schild- und Kolbendornschnallen ist noch nicht erarbeitet. Jedoch ist die Entwicklung, z.B. bei den Schilddornschnallen generell bekannt. Zu den älteren Serien gehören kleinere, leichte, durch einen noch relativ schlanken Bügel zierlich wirkende Schnallen, die ausnahmsweise mit Gürtelhafte(n) versehen sind. Dem folgen im mittleren 6. Jahrhundert Serien mit bereits recht kräftigen, bisweilen facettierten Bügeln. Anhand absolut datierbarer Schilddornschnallen zeichnete sich ausserdem ein kontinuierliches Wachstum der Schnallenbügel ab.853 Meine Absicht war es zu prüfen, ob sich diese in Worte gefasste Entwicklung ganz pragmatisch in durch Zahlen definierbare Bereiche gliedern lässt. Dazu werden die Schnallen nach einem einheitlichen Kriterium, der Bügelgrösse zur lichten Weite, gegliedert.854 In einem ersten Schritt wurden alle münzdatierten Bunt- und Edelmetallschnallen von Nordfrankreich bis Südwestdeutschland zusammengestellt.855 In der Tabelle (Tab. 11) ist neben dem Fundortnachweis856 angegeben, ob es sich um eine Männer-, Frauenoder Kinderbestattung handelt. In der zweiten Tabelle (Tab. 12) sind die Schnallen nach Typen und Merkmalen näher untergliedert. In der dritten Tabelle (Tab. 13) schliesslich sind die Prägezeiten eingetragen. Dabei wurde nach drei Emissionszeiträumen unterschieden: a) Prägungen der zweiten Hälfte des 5. und des beginnenden 6. Jahrhunderts. Die jüngsten Emissionen sind Münzen des Anastasius (491–518), also jene Prägungen, die auch die Schlussmünzen für die Abgrenzung der Stufe Böhner II zu III stellen.857 b) Prägungen von Justinus I. (518–527) und Justinian (527–565)858 bzw. Athalarich (526–534), wobei die Emissionen ab 540 zusätzlich gekennzeichnet sind. c) Nachjustinianische Prägungen ab 565. Aus den Diagrammen lassen sich folgende Erkenntnisse gewinnen: 1. Es setzt sich ein Bereich mit kleinen Bügelgrössen ab, in dem Kinderbestattungen stark vertreten sind. Sie umfassen in der Breite maximal 2.8 cm, in der lichten Weite maximal 1.8 cm. 138
2. Die Schnallen der Frauengräber zeichnen sich mit Masse durch eine grössere lichte Weite aus und sind damit nur bedingt mit den Schnallen der Männergräber direkt vergleichbar. 3. Kolbendornschnallen zeichnen sich in der Masse durch eine grössere lichte Weite aus als Schilddornschnallen. Auch die Tatsache, dass Kolbendornschnallen gerne einen schräg gestellten Bügelquerschnitt aufweisen, zeigt, dass beide Bügelformen aus unterschiedlichen Wurzeln schöpfen. Gesamthaft gesehen sind damit die Bügelproportionen von Schild- und Kolbendornschnallen unterschiedlich und somit nicht direkt vergleichbar. 4. Münzen vorjustinianischer Zeit finden sich generell nur bei Schnallen bis zu einer Bügelbreite von 3.3 cm. Jüngere Prägedaten sind in diesem Bereich nur bei Kindergräbern vorhanden. Das bedeutet, dass im Bereich der kleinen Schnallen lediglich Erwachsenengräber aussagefähig sind. 5. Bereits bei einer Bügelbreite von 2.9 cm ist bei Kolbendornschnallen mit einer justinianischen Zeitstellung zu rechnen. 6. Sehr differenziert sind Schilddornschnallen zu betrachten, weil offensichtlich unterschiedliche Wurzeln vorliegen. So weisen die dünnen rundstabigen Bügel von Fridingen und Sézegnin Bügelbreiten bis zu 3.3 cm auf. Ihre ältere Zeitstellung dokumentiert neben den Münzen vor allem die frühe Form des Schilddornes. Diese Bügel unterscheiden sich deutlich von den «klassischen» Bügeln der Schilddornschnallen und dürfen mit diesen nicht direkt verglichen werden.859 Für die «klassischen» Schilddornschnallen sind justinianische Prägungen ab einer Bügelbreite von 3.3 cm belegt. Klar bestätigt sich auch, dass facettierte Bügel erst ab einer Breite von 3.3 cm und mit Prägungen von Justinian belegt sind.860 Deutlich separieren sich auch die jüngsten, gedrungen wirkenden Serien von Schilddornschnallen mit einer Bügelbreite von 3.6–4.6 cm, bei einer lichten Weite von nur 1.8–2.2 cm. 7. Andere Gürtel, wie nierenförmige und langovale Schnallen mit dünnem Bügelquerschnitt oder mit anderen Dornen, dürfen nicht in ein direktes metrisches Abhängigkeitsverhältnis zu den übrigen Schnallen gesetzt werden. 8. Diese Einteilung sollte vorab nur auf die Männergräber angewendet werden. Die Frauengräber können sich in dieses Schema fügen, es lassen sich jedoch latent Abweichungen davon erkennen. Auf dieser Basis lassen sich Grenzwerte gewinnen, die es erlauben frühmerowingerzeitliche Schnallen von den übrigen ältermerowingerzeitlichen Serien trennen. In einem zweiten Schritt wurden alle Bunt- und Edelmetallschnallen von Schleitheim gleichartig aufgeschlüsselt.861 Im ersten Diagramm ist wiederum nach Männern,
Frauen und Kindern differenziert (Tab. 14), in einem zweiten nach Typen und ihren Merkmalen (Tab. 15). Die Ergebnisse sind ohne Abweichungen im Vergleich zu den münzdatierten Schnallen. Es zeichnen sich wiederum zwei Verdichtungsbereiche ab: Eine kleine Gruppe mit einer maximalen Bügelbreite von 2.8 cm und eine Hauptgruppe mit einer Bügelbreite von 3.0–4.4 cm.862 Kindergräber sind in der Gruppe bis 2.8 cm überproportional häufig vertreten. In der Gruppe von 3.0–4.4 cm streuen sie über das gesamte Spektrum. Kolben- und Schilddornschnallen scheiden sich auch hier durch ihre Bügelproportionen in zwei getrennte Serien. Damit ist für Schleitheim eine analoge Entwicklung wie für die münzdatierten Schnallen gesichert. Für die Untergliederung werden deshalb die bei den münzdatierten Schnallen erarbeiteten Grenzwerte übernommen.863
Nierenförmige Schnallen864 Die gerippte Bronzeschnalle aus Frauengrab 549 hat einen eisernen Dorn. Nach dem Erhaltungszustand dürfte es sich um einen Kolbendorn handeln, vergleichbar Basel-Kleinhünigen, Grab 101, in silberner Ausführung.865 Auch die gebuckelten Bronzebügel aus Hemmingen, Grab 24, oder Basel-Gotterbarmweg, Grab 16, haben Eisendorne. Allen Schnallen gemeinsam ist ein quergestellter Bügelquerschnitt.866 Sie gehören der frühen Merowingerzeit an. Nierenförmige Schnallen ohne Rippung und mit anderem Bügelquerschnitt sind auch später weiterhin belegt.867 Einen flachen, schräg gestellten Bügel hat 660.2 mit einem Eisendorn. Die Perlenkette datiert dieses Kindergrab in die Perlenstufe 4 (500/10–520/30). Schnalle 844.1 ist beidseitig der Dornrast sowie des Achsansatzes gerippt. Das verbindet sie mit den beiden Schnallen mit ovalem Bügel aus Grab 485 und 587 mit gleichartiger Rippung oder Rillenzier. Über Schnalle 485.1 lässt sich erahnen, dass hier in sehr stilisierter Form zur Dornrast und -achse beissende Tierköpfe oder Delphine umgesetzt sind. Sie haben ihre Vorbilder im spätrömischen Kunsthandwerk und sind auch während der Merowingerzeit in geringer Stückzahl vertreten.868
Kolbendornschnallen Kolbendornschnallen gehören in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts bei den Bunt- und Edelmetallschnallen zu den häufigsten Vertretern bei Gürtelschliessen. Sie werden grossteils durch die
Schilddornschnallen abgelöst, die dann im 6. Jahrhundert das Bild beherrschen.869 Allerdings werden Kolbendornschnallen bis zum Ende der beschläglosen Gürtelmode getragen. Die Kolbendornschnallen zerfallen typologisch in zwei Gruppen: Einfache Kolbendornschnallen und Kolbendornschnallen mit geripptem Dorn und Bügelgrat. a. Einfache Kolbendornschnallen870 Wie die gerippten Schnallen gehen die Kolbendornschnallen auf östliche Vorbilder zurück.871 Ein scharfgratiger Dorn wie 654.1 sowie ein schlankes schmales Dornende wie 625.1 und 728.1 sind typologische Verbindungen zu älteren Serien. Auch die leicht D-förmigen Schnallenbügel 625.1, 653.1 und 654.1 erinnern an die runden Schnallenbügel der östlichen Vorbilder.872 Alle Dorne haben eine Dorneinschnürung sowie einen endständigen Dornhaken. Zur zweiten Gruppe leitet die eiserne Kolbendornschnalle 448.1 über. Der rundstabige Bügel trug auf der Schauseite Kreuztauschierungen, die heute leider ausgefallen sind.873 Der Kolbendorn weist eine Dorneinschnürung auf und ist, wie alle Exemplare der zweiten Gruppe, geriffelt. b. Kolbendornschnallen mit geripptem Dorn und Bügelgrat874 Sehr einheitlich präsentieren sich die Kolbendornschnallen mit geripptem Dorn und einem Schnallenbügel mit Grat beidseitig der Dornachsen und der Dornrast.875 Sie sind grösser als die einfachen Kolbendornschnallen. Von Dorn 565.1 haben sich geringe Eisenoxydreste erhalten. In Grab 645 und 677 war dieser Schnallenbügel – was vereinzelt belegt ist876 – mit einem Schilddorn kombiniert. Alle Bügel haben einen schrägen Bügelquerschnitt. Alle Dorne weisen einen endständigen Dornhaken auf. Nur bei 769.3 ist eine leichte Dorneinschnürung zu verzeichnen. Sowohl das gerippte Kolbendornende als auch der Bügelgrat gehören seit der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zum südosteuropäischen Formenschatz,877 der sich dem Westen mitgeteilt hat. Mit Schnalle 677.2 liegt ein früher Nachweis des 5. Jahrhunderts, zu dieser hauptsächlich im 6. Jahrhundert bezeugten Schnallengruppe vor.878
Schilddornschnallen879 Schilddornschnallen stellen auf frühmittelalterlichen Gräberfeldern unter den beschläglosen Schnallen den grössten Anteil. «Der Dorn mit schildförmiger Basis ist vielleicht die Antwort auf den seit der Attilazeit beliebten, kolbenförmigen Schnallendorn, der im Gegensatz zum westlichen Schilddorn im ganzen Mittelmeergebiet vertreten 139
ist».880 Ein typologisch früher Schilddorn liegt mit 677.2 vor, wobei der Schnallenbügel normalerweise für Kolbendornschnallen charakteristisch ist. Auf der leicht keulenförmigen Dornbasis ist ein Schilddorn angedeutet. Der Dornhaken ist nicht endständig, sondern wie ein Banddorn einfach rund gebogen. Dornschilde dieser Art mit nur seitlichen Einbuchtungen hat Martin besprochen. Es handelt sich dabei um Dornschilde, die noch deutlich ihre Abkunft von den gegenständig gekerbten Dornbasen spätrömischer Schnallen erkennen lassen.881 Durch die Kette wird Grab 677 in die Perlenstufe 3 (480/90–500/10), in den jüngeren Abschnitt der Stufe II datiert. Wie sich bei den münzführenden Schnallen (Tab. 11) gezeigt hat, ist eine Bügelbreite ab 3.3 cm die Grenze zwischen den früh- und den übrigen ältermerowingerzeitlichen Serien. Ab dieser Bügelbreite können auch die Bügel facettiert sein. Aber noch ein weiterer Grenzwert lässt sich ermitteln. Münzdatierte Schnallen mit einem terminus post von 540 sind erst ab Bügelbreiten von 3.8 cm belegt. Damit lassen sich die jüngsten Serien ab der Mitte des 6. Jahrhunderts fassen. Zur Gruppe der massiven, gedrungen wirkenden Schnallen mit einer lichten Weite von 1.8–2.2 cm ist nur die Schnalle 616A.1 zu rechnen. Endständige Dornhaken – in Schleitheim an allen Kolbendornschnallen vertreten – sind während der gesamten Laufzeit der Schilddornschnallen vertreten. Vom Kindergrab 447 abgesehen, setzen in den Dornschild eingezapfte Dornhaken erst ab einer Bügelbreite von 3.4 cm ein. Die Schilddornschnallen von Schleitheim liegen in verschiedenen, zum Teil verzierten Varianten vor. Leider stehen bisher kaum Arbeiten zu einzelnen Schnallentypen oder ihren Verzierungsmotiven zur Verfügung, die Verbreitungsgebiet, Entwicklung und Zeitstellung beleuchten.882
Gürtelhaften Vor allem im 6. Jahrhundert gehören Gürtelhaften883 häufig zum Bestandteil beschlägloser Gürtelschnallen des westlichen Reihengräberkreises.884 In Schleitheim sind schildförmige Haften nur aus Männergräbern885 und in Verbindung mit Beschlägbreiten ab 3.3 cm belegt. Bis auf Grab 481 mit einem Schnallenbügel mit Eisendorn und dem gestörten Grab 784 sind schildförmige Haften nur in Verbindung mit Schilddornschnallen belegt. Sie treten in der Ein- bis Dreizahl auf.886 Nur in Grab 671 ist wohl eine Schilddornschnalle mit drei runden, massiven Haften mit geschlitzter Krempe verknüpft, die sonst nur in Verbindung mit Bügel mit Bügelgrat bezeugt sind.887 140
Drei Gräber, zwei davon mit eisernen Schnallen, erbrachten runde Haften.888 Während die ältesten und einzigen frühmerowingischen Haften 622.2,3 noch echt vernietet waren, besitzt 766.7 ein Ösenniet, wie fast durchgängig üblich.889 Mit 665.7,8 liegen die einzigen, am Gürtel getragenen Haften aus einem Frauengrab vor. In Zweitverwendung sind Haften auch am Gehänge der Frauengräber belegt, wobei hier auch Haften Verwendung fanden, die im Gräberfeld, am Gürtel getragen, nicht bezeugt sind. Der bekannten runden Form mit halbkugeligem Kopf und gekerbter oder geschlitzter Krempe gehört die Hafte 647.4 an. Eine massive, pyramidenförmige, fünfeckige Hafte liegt aus Grab 697 vor. Vier-, fünf- oder sechseckige Exemplare dieser Form sind weitaus seltener belegt als die gängigen runden oder schildförmigen Haften.890 Das gilt auch für die pyramidenförmig getreppte Hafte wie aus Grab 624C.891
Schnallen mit Kastendorn892 Bügel und Dorn der Schnalle 421.2 bestehen aus Eisen. Die Einlage der kastenförmigen Dornbasis ist heute nicht mehr erhalten. Einen eisernen nierenförmigen Bügel weist 622.1 auf. Der Dorn besteht aus Bronze mit einem eisernen Dornhaken. Auch hier fehlt heute die Einlage der Dornbasis. Beide Bügel sind eng streifentauschiert. Einen Kastendorn mit Steineinlage weist auch die Schnalle mit nierenförmigem Beschläg 695.3 auf. Solche Dorne sind auch auf weiteren, in spätantiker Tradition stehenden frühmerowingerzeitlichen Schnallen mit Beschläg etwa aus BaselKleinhüningen belegt.893 Damit ist eine frühmerowingische Zeitstellung gesichert. Der Gürtel von Schnalle 622.1 war mit zwei bronzenen Haften mit rundem scheibenförmigem Kopf mit Silberauflage vernietet. Mit zwei vergleichbaren Nieten, aus Silber und mit gekerbten Rändern, war auch der Gürtel aus Spathagrab 212Avon Basel-Kleinhüningen vernietet.894 Über den feuervergoldeten Bronzedorn mit noch erhaltener roter Steineinlage auf Waffelfolie, kann Schnalle 471.2 an die beiden vorherigen Schnallen typologisch und zeitlich angeschlossen werden. Der Bügel besteht aus einem Eisenkern, der mit Silberblech überzogen ist. Alle Schnallen mit Kastendorn gehören in Schleitheim der frühen Merowingerzeit an.
Beschläglose Gürtel aus Eisen Eiserne Exemplare stellen die Masse der beschläglosen Schnallen. Die Gürtelentwicklung der Männer läuft parallel zu jener der Bunt- und Edelmetallschnallen und der jüngeren Garnituren, was sich dank moderner sorgfältiger Restaurierungstechnik erkennen lässt.895 Deshalb habe ich auch für diese Schnallen, ausser Sonderformen,896 diese Grenzwerte übernommen. So können auch hier Schnallen aus Männergräbern mit kleinen Abmessungen, die nicht aus Kindergräbern stammen einer frühmerowingischen Zeitstellung zugewiesen werden.897 Jüngermerowingerzeitliche Serien zeigen dann den schräg gestellten Bügelquerschnitt, wobei die Bügelabmessungen jenen der Garnituren entsprechen. Es besteht damit eine klare Bindung an die allgemeine Gürtelmode.
Schnallen mit Laschenbeschläg898 Bereits vor dem Beginn der Gürtelmode mit ihren charakteristischen ein- bis dreiteiligen Garnituren lassen sich im Fundstoff Schnallen mit Beschläg nachweisen.899 Sie unterscheiden sich aber formal und konstruktiv von den jüngermerowingerzeitlichen Garnituren. Die Schnallenbeschläge sind überwiegend (lang)rechteckig. Das Beschläg besteht meist aus einem gefalteten Metallblech. Zu den einfachen Vertretern aus Eisen gehört die Schnalle 684.1.900 Zwei sehr fragmentarische Exemplare können aus den beiden Kindergräbern 433B und 491 stammen. Einfache Vertreter aus Bronze901 sind in Schleitheim nicht belegt. Die qualitätvollen Vertreter aus Bunt- und Edelmetall hat Windler zusammengestellt und chronologisch sowie kulturhistorisch eingeordnet. Kennzeichen dieser Schnallen und Garnituren ist eine endständige Nietreihe, oft ein rechteckiger getreppter Dornschild sowie ein oder zwei weitere gleichartige Beschläge. Sie können über münzdatierte Grabfunde in das zweite und dritte Viertel des 6. Jahrhunderts datiert werden.902 Dabei ist eine Entwicklung in den Proportionen erkennbar, die von gedrungenen zu gestreckten Beschlägen führt. Ein einzelner gedrungener und damit typologisch älterer Bronzebeschlag mit Silberfiligranauflage war auf dem Gürtel von Bestattung 481 befestigt.903 Von der beschläglosen Gürtelschnalle aus Buntmetall mit einer Bügelbreite von 3.6 cm, hatten sich an der Dornachse nur noch geringe Eisenoxydreste erhalten. Für ein gleichartiges Beschläg aus Elgg, Grab 164, ist die Funktion als Rückenbeschläg gesichert.904 In Schleitheim ist dieselbe Verwendung anzunehmen,905 auch wenn die Lage im Grab – der Gürtel war um die Tasche gewickelt – eine eindeutig abgesicherte Aussage
nicht zulässt. Beschläg 481.9 (Abb. 91) gehört ursprünglich zu einer Garnitur vom Typ Concevreux. Dieser durch geometrischen Filigrandekor definierte Typ ist hauptsächlich zwischen Seine und Rhein verbreitet.906 Formal wurzelt die Schnallengruppe im romanischen Milieu.907 Ein ungewöhnliches Stück stellt die Schnalle 396A.2 dar. Auf dem leicht trapezförmigen, noch 5.9 cm langen Beschläg konnten, dank der sorgfältigen Restaurierung, mittig eingedrehte Kreisaugen sowie randlich gepunzte, gegenständige Dreieckkerben freigelegt werden. Nach typologischen Erwägungen – die Entwicklung geht von gedrungenen zu gestreckten Formen – gehört die Schnalle zur jüngsten Serie. Die Vergesellschaftung mit einem leichten Breitsax bestätigt diesen Ansatz. Diese Waffe ist erst im Zusammenhang mit beschlägführenden Gürtelgarnituren belegt. Die Schnalle datiert deshalb frühestens in das späte 6. Jahrhundert.908 Die randliche Punzierung mit Dreieckskerben ist ein gängiges Motiv punzverzierter merowingischer Buntmetallschnallen.909 Eine vergleichbare Kreisaugenverzierung dieser Zeitstellung findet sich etwa auf einer Schnalle vom Typ Bülach aus Riaz/Tronche Bélon Grab 126.910 Sowohl die Form, als auch die Verzierung sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich bei 396A.2 um eine Schnalle aus dem romanischen Formenkreis handelt.911
Abb. 91: SchleitheimHebsack. Beschläg aus Grab 481 (6. Jahrhundert). Das eingetiefte Zierfeld mit silbernem Filigrandekor besitzt Vorbilder in Frankreich.
141
Schnallen mit festem Beschläg912
Abb. 92: SchleitheimHebsack. Gürtelschnalle aus Grab 766 (6. Jahrhundert). Die nächsten Parallelen zu dieser Schnalle finden sich v.a. westlich des Rheins. Der Mann, der als einziger seiner Zeit in Schleitheim einen Gürtelverschluss dieser Qualität trug, war wohl ein fränkischer «Beamter».
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Schnallen mit festem Beschläg lassen sich vorderhand in zwei Gruppen unterteilen: Schnallen mit massivem und mit durchbrochenem Beschläg. Sie bestehen meist aus Bunt-, seltener aus Edelmetall. Aus einem Stück gegossene Schnallen – Bügel und Beschläg sind somit starr – entstammen einem romanischen Formengeschmack. Für diese Schnallen hat sich deshalb der Begriff «mediterrane Schnallen» eingebürgert.913 Ein Kennzeichen dieser Schnallen ist die grosse Individualität und der Variantenreichtum; jedes Stück ist quasi ein Einzelstück. Schnalle 588C.2 ist zu den durchbrochenen Schnallen mit vier randständigen Haken zu rechnen. Das Beschläg ist alt gebrochen, aber wieder repariert worden. Dazu durchbohrte man jeweils knapp hinter den Bruchkanten den Beschlägrahmen und vernietete eiserne Unterlegeplättchen.914 Weitaus häufiger sind vom Umriss her gleichartige Schnallen mit massivem Beschläg, das zusätzlich auch eine erhöhte Mittelrippe aufweisen kann.915 Ein kreuzförmiger Durchbruch, wie bei 588C.2, ist bei der ganzen Gruppe der westlichen mediterranen Schnallen selten.916 Dagegen ist ei-
ne kreuzförmige Unterteilung in Form von Stegen als Gliederungsprinzip durchbrochener Beschläge hier gut belegt.917 Für die zeitliche Einordnung ist der Schilddorn wichtig. Schnallen mit festem Beschläg sind zum überwiegenden Teil mit solchen Dornen versehen.918 Jüngere Pilzdorne, die den Horizont der ein- bis mehrteiligen Gürtelgarnituren charakterisieren, sind nur selten belegt. Diese Schnallen datieren deshalb mit Masse vor die ein- bis dreiteiligen Garnituren. 588C.2 gehört der Mitte und dem dritten Viertel des 6. Jahrhunderts an. Die Schnalle 766.5 besteht aus massivem Silber (Abb. 92). In vier vertiefte Felder sind Goldbleche mit goldener Filigrandrahtauflage direkt auf dem Beschlag vernietet.919 Die rahmenartig gefassten Felder sind mit gegenständigen Niellodreiecken verziert. Wie die teilweise abgestemmte Verzierung zeigt, wurde der Rahmen nach dem Niellieren für die offensichtlich separat vorgefertigten Goldbleche zurechtgearbeitet. Mit 766.5 liegt das erste, direkt vergleichbare Gegenstück zur silbernen Schnalle von Basel-Bernerring Grab 33 vor.920 Die Basler Schnalle ist aber eleganter gearbeitet. Dieser Eindruck wird vor allem durch die feineren Stege und die natu-
ralistisch gestalteten Pferdeköpfe bewirkt. Auch unter den Buntmetallschnallen sind gute Vergleichsstücke, sowohl bei massiven, als auch bei durchbrochenen Beschlägen zu benennen. Das alle Schnallen miteinander verbindende Merkmal ist das Kompositionsprinzip der Durchbrüche beziehungsweise vertieften Felder. Es handelt sich um ein zum Beschlägende hin trapezförmig bis spitz zulaufendes Drei- bis Fünfeck, wobei die Längsseiten eingezogen sein können. Die Endrundeln haben je eine runde oder ovale Aussparung. Nur das Motivfeld der vorderen Hälfte, das von der hinteren Hälfte immer durch einen vertikalen Steg getrennt ist, kann individuell gestaltet sein. Fast alle Schnallenbügel sind rechteckig.921 Mit der Basler Schnalle verbunden ist unser Exemplar auch durch die Filigrandrahtauflage. Als Motive sind Spiralhaken, Kreise, Halbkreise und zwei verschiedene Schlaufenornamente verwendet worden. Sie sind jeweils einbahnig und mit gekerbten Drähten ausgeführt. Damit weist die Schnalle fünf von sechs Ziermotiven auf, die für die filigranverzierten Schnallen vom Typ Concevreux charakteristisch sind.922 Wie bei den rechteckigen Filigranscheibenfibeln 814.2,3 ergeben sich auch hier vom technischen Aufbau, vom Motivschatz der Drahtauflagen und von der Form, klare westliche Bezüge. Nur in diesem Umfeld kann die Schnalle 766.5 hergestellt worden sein. Für die zeitliche Einordnung ist wiederum Basel-Bernerring Grab 33 wichtig. Es enthielt einen ca. 550 geprägten Triens des Justinianus I. Für unsere Schnalle gilt deshalb ein Zeitansatz von der Mitte bis drittes Viertel des 6. Jahrhunderts. Die Schnalle 685.1 hat im Gegensatz zu den vorher besprochenen ein kurzes, in seiner Grundform dreieckiges Beschläg. Es endet in zwei profilierten Rundeln oder Voluten mit einem mittigen Endfortsatz. Randlich zwischen Beschlägansatz und Voluten erkennt man stilisierte Delphine.923 Ohne die seitlichen Meerestiere zeigen die Durchbrüche mit dem spitz zum Beschlägende zulaufenden Dreieck und den beiden Kreisen in den Rundeln, ein Kompositionsprinzip, wie es für die Vergleichsstücke von 766.5 charakteristisch war.924 Auch ist die Profilierung des Beschlägendes (ohne den Endfortsatz) gut mit 766.5 vergleichbar. Kleine randliche Delphine finden sich auch an der Schnalle aus Grab 33 von Basel-Bernerring und auf italischen Schnallen und Gürtelbestandteilen.925 Grosse Delphine, als Zierelement fester Beschläge achsensymmetrisch angeordnet, sind für die Gebiete links des Rheins ebenfalls mehrfach belegt.926 Aus Bopfingen, Ostalbkreis, Grab 84 liegt eine kurze, aber andersartig durchbrochene Silberschnalle mit festem Beschläg vor. Sie trägt randlich, direkt hinter dem Bügel, je eine kleine Tierdarstellung.927 Randli-
che Tierdarstellungen in frühchristlichem Motivzusammenhang trägt auch eine Silberschnalle aus Ditzingen, Kr. Ludwigsburg.928 In Bügel und Dorngestaltung unterscheidet sich 685.1 deutlich von der Masse der Schnallen mit festem Beschläg. Der abgesetzte Bügel929 ist nicht rechteckig, sondern nierenförmig und gerippt. Wie bei den beschläglosen Schnallen ausgeführt, sind nierenförmig gerippte Schnallen für das 5. Jahrhundert charakteristisch. Sie werden aber auch im 6. Jahrhundert in geringerem Umfang getragen und hergestellt.930 Als weitere Besonderheit weist die Schnalle einen Höckerdorn auf. In Herten, Kr. Lörrach, Grab 23 ist ein solcher Dorn für die erste Hälfte bis Mitte des 6. Jahrhunderts belegt.931 In Elgg ZH, Grab 24 B gehört die nierenförmige Schnalle mit Höckerdorn in die dortige Phase 2 (600/10–620/30).932 Höckerdorne sind eine mediterrane Form, die dann ab dem 7. Jahrhundert sowohl im west-, wie im ostmediterranen Bereich gut bezeugt ist.933 Anhand der guten Übereinstimmungen kann die Schnalle deshalb als ein Produkt westlicher Werkstätten bestimmt werden.934 Wie 766.5 ist sie in die Mitte und das dritte Viertel des 6. Jahrhunderts zu datieren. Zu den ein- bis dreiteiligen Garnituren leitet die Schnalle 592.1 über. Sie besteht aus einer ovalen Eisenschnalle und einem separaten Buntmetallbeschläg mit Zweirundelabschluss. Durch zwei mitgegossene Ösenstege konnte der Beschlag am Gürtel befestigt werden. Auf der Schauseite befinden sich drei vertiefte Felder: ein länglich trapezförmiges und zwei kreisförmige in den Rundeln. In den Vertiefungen haben sich noch Reste der Kittmasse und Fragmente der ehemals vorhandenen Silberbleche erhalten. Wiederum lässt sich mit der trapezförmigen, zum Beschlagende weisenden Vertiefung und dem Zweirundelabschluss die westliche Motivkomposition fassen. Die vertieften Felder mit eingelegten Zierblechen zielen auf eine Wirkung wie bei 766.5. Gürtel mit vergleichbaren Beschlägen streuen von den Niederlanden bis nach Slowenien.935 Sie entstammen wiederum dem romanischen Formenkreis. Zeitlich gehören diese Garnituren der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts an. Sie sind unmittelbare Vorbilder für Garnituren wie 620C.3,4 mit denen sie zeitlich auch parallel laufen können.
Jüngermerowingerzeitliche Gürtel Ein- bis dreiteilige Garnituren (Abb. 93), mit denen bei den Männergräbern der Formenbestand der jüngeren Merowingerzeit einsetzt, werden nach der Klassifikation von Christlein als Gürtel der Schicht 2 bezeichnet (Kart. 7). Der Materialbestand von Schleitheim ist gross genug, um die 143
Verknüpfungen der Grabinventare zu- und untereinander in einer Kombinationsstabelle darzustellen (Tab. 16). Aufgegliedert nach Gürtelformen, -zubehör, Tauschiermotiven und Waffen wurden die Männergräber miteinander kombiniert. Für die Ansprache der Gürtel habe ich mich auf fünf Hauptformen beschränkt:936 - Gürtel mit rundem Beschläg - Gürtel mit triangulärem Beschläg - Gürtel mit zungenförmigem Beschläg. Es kann gerade oder profiliert sein und in einer runden Endscheibe enden. - Gürtel mit trapezförmigem Beschläg. Die Beschlägkanten können gerade sein und ein schwalbenschwanzartiges Ende besitzen (Typ Bülach) oder profiliert sein. - Gürtel mit einem schmalen, profilierten, überlangen Beschläg. Beim Gürtelzubehör, den Ösenbeschlägen, sind in Schleitheim folgende Formen vertreten:937 - Stangenförmig, schmal, bei der Öse glockenförmig verbreitert938 - Triangulär, breit mit runder Endscheibe939 - Triangulär, mit geraden Seiten, runder Endscheibe und zwei halbrunden Ausbuchtungen beidseits oberhalb der Öse940 - Triangulär bis dreieckige, gedrungene Plättchen mit profilierten Seiten. Sie können auch punzverziert sein941 - Wie vorhergehend, mit Ritz- oder Kerbschnittverzierung im Tierstil942 - Rechteckig, mit einer Aussparung943 - Kleine langrechteckige, an den Ecken abgeflachte, oder an den Schmalseiten gerundete Plättchen.944 Die Ösenbeschläge schützten Durchlochungen im Gürtelleder, in denen kleine Halteriemen befestigt waren, vor dem Ausreissen.945 Auf der Vergesellschaftungstabelle lassen sich vier Stufen abgrenzen. Bestimmende Faktoren für die Abgrenzung sind Gürtelformen und Verzierungsmotive. Die erste Stufe – sie umfasst ausgewählte Inventare der beschläglosen Schnallen – dient dabei lediglich als Auftakt für die zweite Stufe. Mit Stufe 2 beginnt die allgemeine Mode der ein- bis dreiteiligen Garnituren. Früheste Garnituren zeigen noch deutlich Verbindungen zu den beschläglosen Gürteln. Die ältesten Garnituren, oft nur ein- oder zweiteilig, haben noch keine Ösenplättchen. Sie sind erst im Zusammenhang mit dreiteiligen Garnituren belegt.946
Schnallen mit rundem Beschläg947 Von den fünf Garnituren ist 603.1 einteilig, 505.1,2 zweiteilig. Beide fallen durch ihre geringe Grösse auf. Die übrigen drei Garnituren bestehen einheitlich aus rundem Beschläg, gleich144
artigem Gegenbeschläg und rechteckiger Rückenplatte. Sie sind auch bedeutend grösser. Einzig Garnitur 428.2–4 ist tauschiert. In bichromer Ausführung ist sie mit der für die älteren Garnituren charakteristischen Pilzzellentauschierung bedeckt.948 Soweit überhaupt beurteilbar – denn ein Kennzeichen dieser frühen Tauschierarbeiten ist, dass sich aus dem Gesamtbestand letztlich keine identischen Gegenstücke aussondern lassen – ist die Garnitur in ihrer Komposition im Motivschatz östlich des Rheins verankert.949 Bei seiner Untersuchung der engzellig tauschierten Schnallen mit rundem Beschläg konnte Koch zeigen, dass ein- und zweiteilige Garnituren vor allem westlich des Rheins verbreitet sind, während die dreiteiligen Garnituren sich östlich des Rheins und in der Nordschweiz massieren.950 Ergänzend dazu hat Martin festgestellt, dass der Anteil von Schnallen mit rundem Beschläg von Westen nach Osten merklich abnimmt. Der Anteil der Gürtel mit rundem Beschläg an den Männerbestattungen mit Gürtel mit Beschläg bzw. Garnituren951 beträgt in Schleitheim 9.4%. Er liegt damit gut im südwestdeutschen Vergleichsrahmen. In Herten beträgt der Anteil 14%, in Marktoberdorf noch 8%, während Kaiseraugst mit 33% und Lavoye mit 26% zu Buche schlagen.952 Mit den Schnallen mit rundem Beschläg fassen wir demnach Garnituren, «die im fränkischen Gebiet ausgebildet worden sein dürften».953
Schnallen mit triangulärem Beschläg954 Zeitgleich mit den runden sind trianguläre Beschläge in Gebrauch, und wie diese sind ein- oder zweiteilige Garnituren kleiner und älter als die genormten, symmetrischen, dreiteiligen Garnituren. Mit Grab 441 und 620C liegen einteilige Garnituren vor. Grab 758 ist nicht sicher zu beurteilen, da die Bestattung nicht vollständig ausgegraben werden konnte. Das Beschläg wurde zudem antik gekürzt. Mit der Garnitur 620C.3,4 liegt ein früher bronzener Vertreter vor, der ein Bindeglied zwischen den beschläglosen und den beschlägführenden Schnallen darstellt. Denn hier wurde eine bronzene Schilddornschnalle mit einem separaten bronzenen Beschläg kombiniert. Der Schnallenbügel hat schon den – bei den beschlägführenden Schnallen fast schlagartig modern werdenden – schrägen Bügelquerschnitt, aber noch einen ausgeprägten Schilddorn und nicht – wie dann ebenfalls üblich werdend – einen Pilzdorn. Das nur randlich zwischen den Nieten mit Kerbdrahtimitation verzierte Beschläg ist weder durch Laschen noch durch Scharnierkonstruktion mit der Schnalle verbunden. Bei seinen drei Nieten han-
delt es sich um echte Nieten. Diese wurden durch Schlitze im Beschläg gesteckt und dann vernietet. Sie stehen damit noch gänzlich in der Tradition der Gürtelhaften.955 Mit der Garnitur 501.5–9 ist dann eine genormte symmetrische dreiteilige Garnitur belegt, die zusätzlich noch mit Ösenbeschlägen kombiniert ist. Innerhalb der triangulären Gürtel gehören die bronzenen Garnituren 328.5–7 und 538.7–9 einer formal sehr einheitlichen Gruppe, dem Typ Tauberbischofsheim, an.956 Bügel und Beschläg sind – im Gegensatz zur sonst üblichen Laschenkonstruktion – durch eine Scharnierkonstruktion miteinander verbunden. Die Beschläge sind nicht massiv, sondern mit äusserem Rahmen. Die Befestigung auf dem Gürtel wird durch seitliche am Rahmen angegossene Ösen bewerkstelligt. Die Nieten auf dem Beschläg haben reine Zierfunktion. Das Rückenbeschläg ist nicht rechteckig, sondern dreieckig. Die Garnitur 328 hatte zusätzlich einen eisernen Riemenschieber. Zeitlich gehören beide Garnituren, wie die Kombinationstabelle zeigt, nicht zum älteren Formenbestand der dreiteiligen Garnituren.957 Auch diese Gürtel gleichen sich der allgemeinen Entwicklung an und werden im Laufe der Zeit länger und schmäler.958
Schnallen mit zungenförmigem Beschläg959 Schnallen mit zungenförmigem Beschläg stellen innerhalb der beschlägführenden Garnituren den grössten Anteil. Drei einteilige unverzierte Garnituren – 331.1, 335.3 und 519.13 – stammen aus Frauengräbern.960 Schnallen mit diesem Beschläg gehören nicht nur zum Formenbestand der Stufe 2, sondern auch der Stufe 3. Kennzeichnend für die jüngeren Garnituren der Stufe 2 sind mit Punktband gefüllte Schlaufen- und Flechtbänder sowie Leiterbänder. Der Hintergrund ist meist scharriert. Nur Garnitur 325.4–6 ist solcherart tauschiert. Das Schnallenbeschläg 534.1 war mit Saxscheidennieten auf dem Gürtel befestigt. Die Niethauben der Beschläge 524.3,4 und der jüngeren Garnitur 545.6 waren mit einem Diagonalkreuz tauschiert.961
Schnallen mit trapezförmigem Beschläg und Schwalbenschwanzende962 Neben den profilierten und zungenförmigen Garnituren gehören auch trapezförmige Garnituren mit Schwalbenschwanzende zum jüngeren Formenbestand der Stufe 2. Diese werden nach ihrem namengebenden Fundort als Typ Bülach bezeichnet. Charakteristische Zierelemente sind auch hier Schlaufen- und Flechtbänder in Punktband sowie Leiterbänder. Auch kündigt sich hier
bereits die Flächentauschierung an, die dann für die folgenden Garnituren charakteristisch wird. Analog zum Rechteckbeschläg 503.9 wird deshalb Rückenbeschläg 381.1 hier zugeordnet.963 Neben der Tauschierung lassen sich in Schleitheim auch ritzverzierte Beschläge nachweisen. Nach gegenwärtigem Forschungsstand, der sicher stark von der gewählten Restaurierungstechnik abhängt, sind solche Garnituren «vor allem in der Westschweiz, in Ausläufern bis in die Nordostschweiz verbreitet».964 Wie Schleitheim belegt, darf auch das rechtsrheinische Vorfeld mit in das Verbreitungsgebiet miteinbezogen werden.965 Allerdings ist bei einem so schlechten Erhaltungszustand, wie bei den Schleitheimer Garnituren nicht immer zweifelsfrei zu klären, ob eine echte Ritzverzierung vorliegt. Gesichert ritzund punzverziert sind die Beschläge 396A.2 und 414.14,15. Wohl um ausgefallene Tauschierungen handelt es sich bei 425.2, 605.12,13 und 568.9.
Gürtelgarnitur aus Grab 812 In Grab 812 lag ein Gürtel mit Beschlägen aus organischem Material. Erhalten blieben nur die metallenen Nieten, mit denen die Beschläge auf dem Gürtelleder befestigt worden waren sowie der Pilzdorn der Schnalle. Bei den Nieten 812.3–8 handelt es sich um Ösennieten. Über Aufbau und Form des Gürtels können keine Angaben gemacht werden, da das Grab im Becken und Oberschenkelbereich verworfen war. Vier beim Tascheninhalt in einem Viereck von 2 x 2.5 cm angeordnete Nieten, links der Bestattung, könnten – sofern sie nicht zur Tasche selbst gehören – am ehesten als ein rechteckiger Ösenbeschlag angesprochen werden. Damit würde die Garnitur nicht zu den ältesten beschlägführenden Garnituren zu rechnen sein. Dass sie in dieser Zeit nicht zu den jüngsten Garnituren zu zählen ist, darauf weist der noch sehr zierliche Pilzdorn hin. Durch modern dokumentierte Befunde wird die Gruppe der Schnallen mit organischen Beschlägen nun deutlicher greifbar.966 Stufe 3 von Schleitheim wird in der Gürtelmode durch einen neuen Tauschierstil definiert: Flächentauschierung, früher aufgrund des optischen Effektes fälschlicherweise als Plattierung bezeichnet, und Tierstil. Zudem ist formal eine Veränderung an den Gürteln greifbar. Die Beschläge werden länger und gleichzeitig die Bügelbreiten schmäler. Auch die stangenförmigen Ösenbeschläge verschwinden aus dem Formenbestand.
Abb. 93 (folgende Doppelseite): Schleitheim-Hebsack. Auswahl verschiedener Tauschierungen.
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Schnallen mit trapezförmigem Beschläg967 Die Schnallen mit trapezförmigem Beschläg führen, wie teilweise ihre spitzen Enden zeigen, die formale Tradition des Typs Bülach weiter.
Schnallen mit zungenförmigem, profiliertem Beschläg968 Über Tauschiermuster und Vergesellschaftungstabelle lassen sich diese vier Garnituren der Stufe 3 zuordnen. Garnitur 605 zeigt bereits ein deutlich längeres Beschläg. Hier sind auch Altfunde der Grabung von 1865/66 einzuordnen, die, wie heute über die Belegung klar nachvollziehbar ist, aus dem jüngeren Gräberfeldteil stammen müssen.969 Stufe 3 ist somit nur in rudimentärer Form in der Vergesellschaftungstabelle vertreten, wobei die geringe Anzahl an langen Beschlägen es nicht einmal erlaubt hat, diesen als eigenen Typ auszuweisen.
970
Mehrteilige Garnituren
Mit Stufe 4 wird die Mode der meist dreiteiligen Garnituren zugunsten der mehrteiligen Garnituren aufgegeben. Definiert werden diese Garnituren durch Vertikalbeschläge. Die Gürtel sind nun schmal, die Beschläge lang und profiliert. Ösenbeschläge, wie sie für Stufe 2 und 3 charakteristisch sind, treten nicht mehr auf. Ebenso verschwinden die rechteckigen Rückenbeschläge aus dem Formenbestand.971 Nach wie vor werden die Garnituren flächentauschiert. Damit endet für Schleitheim die, in einer Vergesellschaftungstabelle darstellbare Gürtelentwicklung. Jüngere Gürtel sind wegen der massiven Störungen des 19. Jahrhunderts nur in Ansätzen greifbar.972
Vielteilige Garnituren Die Gürtelentwicklung in Schleitheim folgt der westlichen Gürtelmode. Im Gegensatz dazu hat sich im ostalamannischen und bajuwarischen Gebiet die östliche Gürtelmode der vielteiligen Garnituren durchgesetzt.973 Hier sind, abgesehen von der Hauptriemenzunge des Gürtelendes, auf einem sehr schmalen Gürtel Beschläge vernietet, von denen Riemen abgehen, deren Enden mit Riemenzungen versehen sind. Im Laufe der Zeit werden diese Riemenzungen immer länger und erlauben dadurch eine zeitliche Einordnung.974 Im gestörten Knabengrab 357 lag der einzige Gürtel dieser Art auf dem Ortsgräberfeld.975 Es handelt sich um eine mittlere vielteilige Garnitur, die in die Zeit von 630–650 zu datieren ist.976 Ansons148
ten liegen nur Bestandteile, zum Teil in Zweitverwendung vor. Der Beschlag einer kurzen Vielteiligen fand sich beim Tascheninhalt von Grab 326. Dem Mann aus Grab 502 war eine extravagant zusammengesetzte Garnitur beigegeben. Hier fanden neben Teilen einer kurzen, mittleren und langen(?) Vielteiligen auch der rhombische Beschlag einer Spathagarnitur Verwendung. In Kindergrab 700 fand sich neben einer eisernen Schnalle eine wabenplattierte Riemenzunge. Wir können damit vielleicht eines der wenigen Gräber fassen, die einen Gürtel enthalten, der für die Zeit nach den beschlägführenden Garnituren charakteristisch ist: Nämlich einfache Gürtelschnallen geringer Bügelbreiten, zum Teil mit kleinem Beschläg und/oder einer grossen Riemenzunge.977 Sie werden als Gürtel der Schicht 4 nach Christlein bezeichnet und folgen auf die mehrund vielteiligen Garnituren. Zur relativchronologischen Stellung der Gürtelformen Die Gürtelentwicklung in Schleitheim verläuft analog zu bekannten und über die Horizontalstratigraphien nachprüfbaren Belegungen.978 Früheste beschlägführende Garnituren – quasi der Auftakt – sind kleine, ein- bis zweiteilige, runde und trianguläre Garnituren. In Schleitheim ist keiner dieser Gürtel tauschiert. Dem folgen dann meist dreiteilige, weiterhin runde und trianguläre Garnituren, wobei nur 428.2–4 die charakteristische engzellige Tauschierung aufweist. Interessant sind die Bügelbreiten der beschlägführenden Schnallen. Die Abmessungen der «Auftaktphase» liegen noch ganz im Bereich der jüngsten beschläglosen Schnallen (Tab. 17–18). Die nächstfolgenden Garnituren haben dann bereits 1.5–2 cm breitere Bügel. Vergegenwärtigt man sich das über 100 Jahre langsame evolutionäre Anwachsen der Bügelbreiten der beschläglosen Schnallen, so ist die sprunghafte Zunahme bei den beschlägführenden kaum als kontinuierlicher Entwicklungsprozess zu bezeichnen. Wie der Befund in Schleitheim zeigt, wird innerhalb der Mode der Gürtel mit rundem Beschläg die maximale Beschlägbreite erreicht. Entweder gab es eine «Revolution» bei der Entwicklung der Bügelbreiten oder, eine Version die ich bevorzuge, es gab Vorbilder, denen man sich anglich. Mit ein- bis dreiteiligen Garnituren mit rundem und triangulärem Beschläg sowie engzelliger Tauschierung haben wir einen Formenschatz vor uns, der als älterer Abschnitt der Schicht 2 nach Christlein (= Schleitheim Gürtelstufe 2) bezeichnet wird.979 Wie Motschi anhand der Kartierung von Bülach gezeigt hat, gehören auch noch Garnituren mit breiten profilierten Beschlägen zum älteren Formenbestand.980 Das bestätigt auch die
Verteilung der spätmerowingischen Gürtel auf dem Gräberfeld von Schleitheim (Kart. 23–24). Charakteristisches Ziermotiv der jüngeren Phase von Schicht 2 (= Schleitheim Gürtelstufe 3) sind punkt- oder leiterbandgefüllte Flecht- und Schlaufenbänder, oft auf scharriertem Hintergrund.981 Diese Verzierung kann noch auf Garnituren mit rundem Beschläg vertreten sein.982 Sie ist aber vor allem für profilierte, zungenförmige und trapezformige Garnituren belegt. Der weitere Gang der Gürtelentwicklung lässt sich wieder über das Gräberfeld von Bülach gut verfolgen, denn in Schleitheim wird die westliche Gürtelmode beibehalten.983 Die nun meist profilierten Beschläge werden länger und schmäler, bis Garnituren mit überlangen schmalen Beschlägen vorliegen (Tab. 17–18).984 Verziert sind sie mit Flächentauschierung und Tierstilornamentik (= Schleitheim Gürtelstufe 4). Die nächstfolgende Gürtelmode, einfache Schnallen, zum Teil mit kleinen Beschlägen und/oder einer grossen Riemenzunge, ist nur noch rudimentär vertreten. Diese Gräber liegen schwerpunktmässig im Bereich der Grabungen des 19. Jahrhunderts.985
Absolutchronologische Einordnung Die absoluten Angaben für die Datierung der Gürtel werden, ebenso wie bei den beschläglosen Schnallen, über auswärtige Bezüge gewonnen, da das Schleitheimer Fundgut aus sich selbst heraus keinen Datierungsansatz bietet. Die absolutchronologische Einordnung der frühen Garnituren ist hervorragend abgesichert. Sie fusst auf münz- und dendrodatierten Grabinventaren, in denen trianguläre Garnituren und engzellige Tauschierung vertreten oder verknüpft sind.986 Mit Beckum und Riaz/Tronche Bélon Grab 126, liegen einteilige Bronzegarnituren vor, mit Morken eine zweiteilige, eiserne, engzellig tauschierte Garnitur (das Schnallenbeschläg auf gepunzter bronzener Grundplatte). Bei den beigegebenen Münzen handelt es sich um Prägungen von Justinus II. (565–578) und Tiberius II. Constantinus (578582). Die unbestimmbare Garnitur von Hüfingen mit engzellig tauschiertem Bügel ist auf 606 n.Chr. jahrgenau dendrodatiert. Damit ist der zeitliche Rahmen abgesteckt.987 Aber auch über die Abmessung der durch eine Prägung von Tiberius II. Constantinus (578–582) münzdatierten Schnalle von Munningen Grab 1 lassen sich weitere Anhaltspunkte gewinnen. Die beschläglose Bronzeschnalle mit schrägem Bügelquerschnitt kann zusammen mit der Garnitur von Morken zur Abgrenzung der Werte der beschläglosen und beschlägführenden Gürtel beitragen.988 Damit datieren runde und trianguläre Garnituren in das letzte Viertel des 6. Jahrhunderts. Grosse
dreiteilige Garnituren, noch mit Pilzzellentauschierung, in die Zeit um 600. Auch grosse dreiteilige Garnituren mit zungenförmigem Beschläg setzen um diese Zeit ein. Die folgenden punktund leiterband tauschierten Garnituren gehören mehrheitlich dem ersten Viertel an. Sie werden ab 620/30 von den flächentauschierten, tierstilverzierten Garnituren abgelöst. Noch vor der Jahrhundertmitte setzen sich, wie der gleichartige Tauschierstil zeigt, die langschmalen mehrteiligen Garnituren durch. Sie prägen mehrheitlich das Bild der Gürtelmode im dritten Viertel des 7. Jahrhunderts. Die Mode der beschlägführenden Gürtel endet in den Jahren um 670/80.989
Taschen Gürteltaschen lassen sich über den gesamten Belegungszeitraum hinweg nachweisen. Wie die Korrosionsprodukte auf den Tascheninhalten zeigen, bestanden diese aus Leder. Der Tascheninhalt lag jeweils auf einer Fläche von 15 x 10 bis maximal 20 x 15 cm zusammen und gibt damit die ursprüngliche Grösse der Tasche an. In Grab 645 hatten sich zusätzlich zum Leder Holzreste erhalten, die nach ihrer Stratigraphie zur Tasche gehören können. Wie in Oberflacht belegt, ist auch Holz als Versteifung oder Rahmenwerk für die Tasche benützt worden.990 Neben den organischen Materialien waren die Taschen auch mit metallenen Bestandteilen versehen. Die Taschen wurden zu Lebzeiten am Gürtel mittig am Rücken getragen.991
Taschenbügel Aus Schleitheim liegen zwei mit Steineinlagen verzierte Taschenbügel vor (Abb. 94). Sowohl 695.4, als auch 766.11 bestehen aus einem äusseren eisernen Gehäuse mit innerem Zellwerkkasten aus Buntmetall, der an der Oberseite feuervergoldet ist. Die Zellen sind mit Glas- oder Granateinlagen auf gewaffelter Goldfolie eingelegt. Beide Taschenbügel gehören zum Typ Aulnizeux, für den bronzenes Stegwerk und einfacheres grobmaschigeres Zellwerk mit fast durchwegs geraden Stegen charakteristisch ist.992 Die Linienführung der zwei endständigen Pferdeköpfe des älteren Taschenbügels 695.4 gleichen denen des Typs Arlon.993 Der prunkvolle Typ Arlon war Vorbild für die Imitationen des Typs Aulnizeux. Grab 695 aus dem späten 5. und dem frühen 6. Jahrhundert gehört mit zu den ältesten Vertretern, dieser bis in die Zeit um 600 belegten Taschenbügel. Auf der Tasche waren die Bügel mit einem dünnen Lederbändchen befestigt. Bei 695.4 hatte 149
sich, jeweils quer über den Kopf, diese Art der Fixierung erhalten (Abb. 95). Neben Elgg, Grab 193, konnte diese Technik, dank sorgfältiger Restaurierung nun zum zweitenmal nachgewiesen werden.994 Aus fünf Gräbern liegen weitere Taschenbügel vor,995 475.2, 680.3, 776.3 und 841.6 gehören zu den Taschenbügeln mit auszipfelnden Enden und gewölbten Rücken. Die bei 680.3 und 841.6 fehlenden Schnallen müssen ehemals vorhanden gewesen sein, da jeweils noch die Reste der Laschenkonstruktion vorhanden sind. Ausser 475.2 sind alle ritzverziert. 776.3 ist mit Diagonalkreuzen verziert, wie sie ähnlich auch einen Taschenbügel aus Elgg, Grab 127 zieren.996 Ein Dreiecksmotiv aus einer Punktlinie weist 680.3 auf. Als Tierköpfe sind die Enden von 841.6 verziert. Zum Typ der Taschenbügel mit zurückblickenden Vogelköpfen und überlangem Schnabel gehört 776.3.997 Vergleichbar gestaltet ist auch der Feuerstahl 470.6. Ob es sich bei 658.5 um einen Taschenbügel oder um einen Feuerstahl handelt, ist nicht zu klären. Er war mit einem (noch erhaltenen) Tierkopf, sowie Punkt- und Tannenzweigmotiv verziert. Der älteste dieser Taschenbügel 776.3 stammt aus dem späten 5. und frühen 6. Jahrhundert, alle anderen gehören der Stufe III an. Im 6. Jahrhundert sind «einfache, eiserne Taschenbügel … in linksrheinischen Gräberfeldern zwischen Seine und Rhein recht häufig belegt … [dagegen] … deutlich seltener … in Südwestdeutschland».998
Taschenrahmen In drei Fällen, in den Gräbern 325, 662 und 680, waren die Taschen durch rahmenartige Eisenbügel verstärkt. Sie sind jeweils aus dünnen Eisenrundstäben gefertigt. 662.3 war am erhaltenen Ende flach ausgehämmert. Hier fanden sich auch, als Korrosionsprodukte, anhaftende umgeschlagene Lederreste. Diese Versteifungen, vergesellschaftet mit einer Kolben- (Grab 662) und Schilddornschnalle (Grab 680), unterscheiden sich von den bisher bekannten bandförmigen Versteifungen.999 Letztere sind mit beschlägführenden Garnituren verknüpft und damit jünger. Mit 662.3 und 680.2 liegt damit ein älterer Traditionsstrang vor, denn mit 325.10 sind diese auch für das 7. Jahrhundert nachgewiesen. Auf Grund ihrer Form können sie leicht mit dem Tascheninhalt verwechselt werden. Nur dank Blockbergungen und sorgfältiger Restaurierung ist diese Identifizierung gelungen. Unter den vielen stabförmigen Fragmenten der Tascheninhalte können sich durchaus noch weitere Überreste ehemaliger Versteifungsleisten befinden.
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Taschenschnallen In 27 Gräbern kamen beim Tascheninhalt Schnällchen zu Tage, die zum Verschliessen der Tasche gedient haben. Mit 16 Nachweisen stellen die Rechteckschnallen das grösste Kontingent.1000 Alle besitzen einen bandförmigen Bügelquerschnitt und – sofern noch erkennbar – einen abgeschrägten Rand. Eine Sonderform ist 658.3. Der Bügel ist nicht rechteckig, sondern rautenförmig mit getrepptem Querschnitt. Zur Schnalle 687.8 gehörte unter Umständen die kleine Bleiriemenzunge 687.9. Die älteste Rechteckschnalle 622.4, das einzige Exemplar aus Knochen, stammt aus einem Grab der Stufe II. Ein gleichartig zu datierender Befund liegt aus Frénouville, Dép. Calvados, Grab 189 vor. Dort war eine silberne rechteckige Taschenschnalle mit einer Schnalle mit nierenförmigem cloisonnierten Beschläg vergesellschaftet.1001 Beide Befunde zeigen, dass bereits ab dem späten 5. Jahrhundert mit solchen Schnallen zu rechnen ist. Der Schwerpunkt ihres Auftretens liegt aber in Stufe III. Jüngermerowingerzeitliche Nachweise sind für Schleitheim nicht belegt.1002 Hinter den Rechteckschnallen treten die ovalen Vertreter deutlich zurück. Knapp ein Drittel davon besteht aus Eisen.1003 Rechteckige, aber auch ovale Taschenschnallen sind vor allem für fränkische und fränkisch geprägte Gräberfelder charakteristisch, während sie im südwestdeutschen Raum selten verwendet wurden.1004 Mit über zwanzig Nachweisen dieser Taschenschnallen stellt Schleitheim ein bemerkenswertes Ensemble. Eine dritte Gruppe dieser Schliessen bilden Schnallen mit Beschläg.1005 Dabei kann es sich um ein Laschenbeschläg handeln, wie bei 623.4. Häufiger ist ein festes Beschläg wie bei 436.2, 603.2 und 654.2. Für eine Bestimmung zu fragmentiert ist das verzinnte Eisenschnällchen 419.3. Zwei Belege stammen aus Stufe IV, sind jedoch noch in das späte 6. Jahrhundert zu datieren. Damit haben sich die Möglichkeiten erschöpft, eine Verschlusskonstruktion eindeutig nachzuweisen. Unter den zahlreichen Eisenfragmenten kann sich noch eine grössere Anzahl nicht mehr erkennbarer Schnallen verbergen. Auch besteht die Möglichkeit, dass Ringe, wie z.B. 662.5 oder 762.14, ehemals zum Verschluss gehört haben. Nur Detailbeobachtungen an Blockbergungen können hier künftig weiterführende Ergebnisse bringen.
Abb. 94: SchleitheimHebsack. Taschenbügel mit organischen Resten aus den Gräbern 695 (unten, 5. Jahrhundert) und 766 (oben, 6. Jahrhundert). Kennzeichnend ist das Cloisonné mit roten Granat- und farbigen Glaseinlagen auf Goldfolie zur Verstärkung der Leuchtkraft.
151
Abb. 95: Rekonstruktionsversuch einer Tasche mit Taschenbügel aus Grab 695. Die ursprüngliche Position des Taschenbügels ist nicht mehr feststellbar. Er könnte sich auch im unteren Taschenbereich oder mit den Pferdeköpfen nach unten befunden haben. Sicher ist, dass er mit zwei Lederbändern fixiert war (Zeichnung Ruth Baur.
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Tascheninhalt
Feuerstahl und Feuerstein
Messer
Feuerstähle kamen deutlich weniger oft in die Taschen als Feuersteine. Die Feuerstähle gehören fast regelhaft zum Typ mit aufgebogenen, auszipfelnden Enden und gewölbtem Mittelteil.1008 Häufig sind Feuersteine alleine belegt, denn der Feuerstahl «liess sich durch ein anderes Eisenstück, z.B. den Messerrücken, jederzeit ersetzen».1009 Beim Gebrauch entstehen dabei an den Feuersteinen die charakteristischen Schlagmarken.1010
Neben nicht (mehr) bestimmbaren Eisenresten gehören Messer mit zum geläufigsten Inventar der Tasche. Häufig sind zwei Messer belegt, wobei ein Messer dann immer deutlich kleiner ausfällt.1006 Ob alle Messer in der Tasche aufbewahrt wurden, oder in einem separaten Futteral an der Tasche, wie Martin vorschlägt,1007 dafür liegen aus Schleitheim keine auswertbaren Befunde vor. Allerdings wäre es reichlich unpraktisch, das Messer als Allzweckgerät für jeden Gebrauch erst aus der Tasche zu holen. Messer werden in, oder besser an der Tasche getragen, wobei im 7. Jahrhundert die Nachweise deutlich abnehmen. Ein Grund für sein Verschwinden von den Taschen ist das nun am Sax getragene Beimesser. Auch einzeln am Gürtel getragen sind sie nun wieder vermehrt nachweisbar.
Werkzeug Zum häufigsten Werkzeug in den Taschen zählen Pfrieme und Ahlen. Pfrieme zeichnen sich durch einen, bisweilen tordierten, langen Schaft und ein umgebogenes Ösenende aus. Ahlen sind deutlich kleiner. Bei sehr gut erhaltenen Exemplaren1011
lässt sich ein regelhaft gleichartiger Aufbau studieren. Demnach war das Griffteil immer deutlich länger und mit Holz verkleidet. Die kurze Spitze konnte, wie bei 396A.5 durch eine tellerförmige Manschette vom Griffteil abgesetzt sein. Das Metall weniger Spitzen war durch den Gebrauch derart verdichtet, dass es keinerlei Korrosionsspuren aufwies. In der Regel schliessen sich Pfrieme und Ahlen als Tascheninhalt aus.1012 Die Funktion von Pfriemen und Ahlen können neben den zahlreichen Stift- und Stabfragmenten auch Nägel erfüllt haben. Als weitere Werkzeuge sind mit 766.13 eine Feile1013 und mit 776.4 ein kleiner Flachmeissel belegt.
Scheren Scheren, die nicht in allen Gebieten gleichmässig in die Gräber gelangten, sind in Schleitheim in drei Männergräbern nachgewiesen.1014 Auffällig ist die sehr kleine Ausführung der Schere 396A.19.1015 Scheren wurden bei den Männern nur während der letzten beiden Drittel des 6. Jahrhunderts in die Gräber mitgegeben.
Waagen Aus den drei Gräbern 409, 436 und 609 sind Balkenwaagen überliefert. Bei 409.6 konnte bei der Freilegung noch die Korrosionsspur einer Waagschale aus Buntmetall beobachtet werden. Sie war jedoch nicht mehr zu bergen. Erhalten blieb sie dagegen bei der Waage 609.4. Bei 436.3 ergaben sich diesbezüglich keine Anhaltspunkte. Alle drei Waagen kamen in einem relativ kurzen Zeitraum in die Erde. Grab 409 und 436 wiesen jeweils Eisenschnallen mit gewölbtem Bügel und Streifentauschierung auf und gehören damit dem späten 6. Jahrhundert an. Der Mann aus Grab 609 zeigte eine Schädelverletzung. Er lag zusammen mit drei weiteren Bestattungen mit Kampfverletzungen auf einem sehr eng begrenzten Raum.1016 Diese Bestattungen können über die Beifunde ins ausgehende 6. Jahrhundert datiert werden. Die Sitte, Waagen mit in die Gräber beizugeben, wurde vor allem im 6., seltener im 7. Jahrhundert geübt.1017
Ausstattung der Frauengräber Gürtel Die beschläglosen Buntmetallschnallen der Frauengräber wurden bereits bei der Klassifizierung der Männergräber mit berücksichtigt. Ihre Entwicklung darf nicht von denen der Männergräber
isoliert betrachtet werden. Ebenso waren die eisernen Schnallen in einem ersten Schritt zusammen mit allen Vorkommen untersucht worden. Ziel war es gewesen, einschlägige Kriterien bei den Bügelabmessungen herauszuarbeiten, die chronologisch verwertbar waren. Während dies bei den Männergräbern mit Einschränkung auf bestimmte Schnallentypen gelang, zeigten sich bei den Frauengräbern keine festen Kriterien. Die Gürtel der Damen können sich im Rahmen der herausgearbeiteten Kriterien bewegen. Sie sind aber an keine nachvollziehbaren Regeln gebunden. Entscheidendes chronologisches Kriterium sind hier die Beifunde. Bei den Gürteln der Frauen fallen einige Altstücke aus Buntmetall in Zweitverwendung auf. In Grab 384 fand sich eine spätrömische Schnalle mit halbrundem (?) Laschenbeschläg. Die Schnalle war so gut erhalten, dass sie im 6. Jahrhundert noch voll funktionsfähig am Gürtel getragen werden konnte.1018 Der Bügel einer spätrömischen Tierkopfschnalle wurde als Gürtel in Grab 719A verwendet. Ein Beschläg war nicht mehr vorhanden, der alte Dorn war vielleicht durch einen eisernen ersetzt.1019 Eine vergleichbare, komplette Garnitur lag im spätkaiserzeitlichen Kammergrab 363. Auch die Schnallenbügel 439.6 und 719B.1 waren ursprünglich mit einem Beschläg versehen. Beide Male hat es sich, wie die charakteristischen Bügel zeigen, um grosse rechteckige Beschläge gehandelt.1020 Eine solche Schnalle liegt aus Grab 476 vor. Sie ist aus Eisen und leider sehr schlecht erhaltenen. Auf die Schauseite der rechteckigen Grundplatte war mit vier Eisennieten ein dünnes Silberblech befestigt. Möglicherweise war die Grundplatte grösser und das Blech in die Unterlage eingepasst. Auf dem Silberblech fanden sich keinerlei Verzierungsspuren. Durch die Perlen wird das Grab in die Perlenstufe 5, dem zweiten Viertel des 6. Jahrhunderts datiert. Schnallen mit rechteckigem Beschläg können aus der romanischen Gürtelmode abgeleitet werden, denn Rechteckbeschläge sind auf spätrömischem Reichsgebiet – auch ausserhalb ostgermanischer Siedelgebiete – bezeugt. Gerade in der Burgundia lässt sich vom 5. bis zum 7. Jahrhundert die Tradition des Rechteckbeschlägs nachweisen, das insbesondere mit den B-Beschlägen der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts ein typischer Bestandteil der Frauentracht ist.1021 Es ist deshalb kein Zufall, dass sich im Vorfeld der romanischen Gebiete auf südwestdeutschem und schweizerischem Boden im 5. und 6. Jahrhundert Frauengräber mit Schnallen mit Rechteckbeschläg nachweisen lassen.1022 Die Dame aus Grab 476 trug demnach einen Gürtel, der dem romanischen Formenschatz entnommen oder nachempfunden worden war.1023 153
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Fibeln Bügelfibeln (Abb. 96)1024 Das Bügelfibelpaar 424.1,2 hat eine zweizonige, mit Kerbschnitt verzierte Kopfplatte: eine zentrale Palmette und randlich umlaufend Dreieckskerben. Die fünf Bügelknöpfe sind ebenfalls kerbschnittverziert und als sog. Laternenknöpfe gestaltet. Dreieckskerben zieren auch die Randzonen von Bügel und Fuss. Kühn hat alle Fibeln mit diesem gleichen Dekor der Kopfplatte zu seinem Typ Westhofen zusammengefasst.1025 Er ist vor allem am Mittelrhein und in Süddeutschland belegt. Koch hat auf dieser Basis noch feiner differenziert, wobei sich jedoch in den Verbreitungsschwerpunkten nichts verändert hat.1026 Da jedoch nur Fibeln mit ovalen Bügelknöpfen berücksichtigt sind, ist für die Fibeln 424.1,2 auf die weitergefasste Einteilung von Kühn zurückzugreifen. Die kerbschnittverzierten Knöpfe, «westlich verbreitet mit Schwerpunkt im fränkischen und alamannischen Siedelgebiet … [sind] … formenkundlich und zeitlich nicht einheitlich».1027 Allerdings sind älteste Belege nur aus dem südwestdeutschen Raum belegt,1028 wobei sie auf frühesten Dreiknopfbügelfibeln bisher nicht nachgewiesen sind. Da Grab 424 über die Perlenchronologie von Schleitheim nicht verknüpft werden kann, muss die Datierung über typologische und auswärtige Bezüge erfolgen. Der zeitliche Beginn des Typs Westhofen im Verlauf der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts lässt sich über Grab 120 von Basel-Kleinhüningen und Hemmingen Grab 35 fixieren.1029 Im namengebenden Grab von Westhofen lag angeblich ein Solidus des Anastasius (491–518).1030 Der Fibelfuss ist, wie für ältere Fibelserien charakteristisch, nur leicht trapezförmig. Jüngere Fibelserien, vor allem des 6. Jahrhunderts haben dann einen ausgeprägten trapezförmigen Fuss. Damit ergibt sich für die Fibeln 424.1,2 eine Datierung in das spätere 5. Jahrhundert. Grab 455 enthielt insgesamt vier Bügelfibeln, zwei Dreiknopf- und zwei Miniaturbügelfibeln.1031 Zwei S-förmige Spiralhaken, in tiefem sauberen Kerbschnitt ausgeführt, zieren die halbrunde Kopfplatte der Dreiknopfbügelfibeln. Der mittlere Bügelknopf ist als stilisierter Tierkopf ausgeführt und länger als die beiden seitlichen profilierten Knöpfe. In den annähernd gleichbreiten Fuss sind randlich tiefe Kreisaugen eingedreht, wobei 455.7 davon je fünf, 455.8 dagegen nur je vier besitzt. Wie die Zusammenstellung aller Dreiknopfbügelfibeln mit S-förmigem, bzw. Vier-Spiralen-Kerbschnitt auf der Kopfplatte durch Koch zeigt, ist dieser Dekor in dieser Zeit vor allem auf Süd- und Südwestdeutschland be-
schränkt.1032 Identische Gegenstücke sind bisher nicht bekannt geworden. Am besten vergleichbar mit 455.7,8 sind die Fibeln von Basel-Gotterbarmweg Grab 18.1033 Allerdings sind dort die Spiralhaken der Kopfplatte unsauberer gearbeitet. Der Fibelfuss ist nicht gleich breit, sondern endet in einem Tierkopf und trägt seitlich nur je drei eingedrehte tiefe Kreisaugenpaare. Tiefe, sehr exakt eingedrehte Kreisaugen auf dem Fibelfuss sind in Südwestdeutschland nur auf frühen Fibeln anzutreffen.1034 Als Kleinfibeln trug die Dame die beiden Miniaturbügelfibeln 455.5,6. Die dreieckige Kopfplatte mit drei Knöpfen ist mit Palmettendekor in Kerbschnitttechnik verziert. Er zieht sich über den Bügel bis zu dem spitzdreieckigen Fuss. Die Fibeln sind dem Typ Sindelfingen nach Kühn zuzuweisen, der vom Donauraum bis Nordfrankreich verbreitet ist.1035 Äusserlich formal sehr einheitlich, sind im Dekor identische Gegenstücke bisher nicht bekannt. Eine annähernd dreieckige Kopfplatte weisen innerhalb des Typs Sindelfingen nur noch die Fibeln von Basel-Gotterbarmweg Grab 13 auf.1036 Ansonsten ist die Kopfplatte immer halbrund. Mit ihrer in Kerbschnitttechnik ausgeführten Bügelverzierung sind die Schleitheimer Exemplare bisher singulär. Lediglich auf den Fibeln von Eschborn Grab 16 und Enns-Lauriacum Grab 25/1953, sind allerdings andersartig, noch einmal verzierte Bügel belegt.1037 Zeitlich sind beide Bügelfibelpaare in der Perlenstufe 1 verankert, und gehören damit der Zeit um die Mitte des 5. Jahrhunderts an. Es ist auch ein Charakteristikum solch früher Bügelfibeln, dass identische Gegenstücke kaum zu benennen sind.1038 Die Fibeln 551.4,5 tragen auf der Kopfplatte Spiraldekor. Die fünf Bügelknöpfe sind kerbschnittverziert als sogenannte Laternenknöpfe gearbeitet. Der Bügel ist unverziert, der trapezförmige Fuss trägt randlich Dreieckskerben. Sie gehören zu einer grossen Gruppe von Fibeln, die im gesamten westlichen Reihengräberkreis verbreitet sind und hauptsächlich der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts angehören.1039 Zwei auswärtige Fundpunkte sind für die zeitliche Einordnung der Fibeln 551.4,5 wichtig, da sie über die Perlenchronologie von Schleitheim nicht eingeordnet werden können. In Lavoye Grab 307bis lag ein Fibelpaar dieser Gruppe. Allerdings sind hier die Enden der Laternenknöpfe grösstenteils gekerbt, und der Bügel trägt randlich Dreieckkerben. Der Fuss ist nur leicht trapezförmig. Das Grab enthielt einen Goldtriens des Anastasius (491–518).1040 Der zweite Fundplatz ist der Runde Berg bei Urach mit seinen Fibelverwahrfunden. Hortfund G barg eine Fibel vergleichbar 551.4,5, nur endete dort der Fuss in einem stilisierten Tierkopf. Die Fibel war an der Bügeloberseite abgenutzt.1041
Abb. 96: SchleitheimHebsack. Auswahl von Bügelfibeln aus Edelmetall (5. und 6. Jahrhundert) aus den Gräbern 852, 853, 555, 455, 761, 551, 859B, 665, 424 und 552 (von vorne nach hinten). Paarweise getragen, gehören sie zum Trachtschmuck. Unterschiede in Form und Dekor verraten die verschiedenen Herkunftsgebiete der wohlhabenden Damen.
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Abb. 97: SchleitheimHebsack. Auswahl von Vogelfibeln (5. und 6. Jahrhundert) mit Silbervergoldung und Granateinlagen aus den Gräbern 689, 637, 552, 853, 649, 445B, 424 und 686. Als Kleinfibeln verschlossen die Vogelfibeln einen Umhang oder ein grosses Kopftuch auf der Brustmitte. Reste eines feinen Leinwandgewebes sind auf der obersten Fibel erhalten.
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Für den trapezförmig gestalteten Fuss von 551.4,5 ist die Bügelfibel aus Hort E wichtig. Mit den Schleitheimer Fibeln verbindet sie lediglich der trapezförmige Fuss mit randlichen Dreieckskerben und, im weitesten Sinne, der Spiraldekor der Kopfplatte. Die Fibel zeigt keine Abnutzungsspuren.1042 Da der Hortfund vor der Zerstörung der Höhensiedlung durch die Franken im Jahr 506 vergraben worden sein dürfte, ist ein weiterer Datierungsanhalt gewonnen. Die Fibeln 551.4,5 sind damit um 500 und dem ersten Viertel des 6. Jahrhunderts zu datieren. Das Fünfknopffibelpaar 552.3,4 zeigt auf der Kopfplatte randlich umlaufend Dreieckskerben. Ebenso ist das halbrunde Zentralfeld verziert. Der gleich breite Fuss endet in einem stilisierten Tierkopf. Auch Bügel und Fuss sind mit Dreieckskerbschnitt verziert. Exakte Gegenstücke lassen sich bis jetzt nicht benennen, doch ist das Paar einer Gruppe von Fibeln anzuschliessen, die in ihrer Gestaltung stark variieren können.1043 Von Proportion und Gestaltung, besonders der zierlichen Kopfplatte, sind noch deutlich die Anklänge an Dreiknopfbügelfibeln zu spüren,1044 denen sie zeitlich folgen. Damit ist Grab 552, das leider nicht über die Perlenchronologie von Schleitheim fixiert werden kann, zeitlich der Perlenstufe 2 (460/70–480/90) zuzuordnen. Eine spitzdreieckige Kopfplatte haben die Miniaturbügelfibeln 555.1,2. Zwar ist einzig die Spitze als Knopf ausgebildet, dennoch wird durch die dreieckige Form der Kopfplatte eine Dreiknopffibel impliziert.1045 Sie ist durch schräg aneinandergestellten konturenbegleitenden Kerbschnitt verziert. Der Bügel ist am Kopfplattenansatz mit doppelten Halbkreisbögen punzverziert. Auf dem stark abgenutzten Bügel sind nur noch wenige Punktpunzen zu erkennen. Die Fussplatte ist langrechteckig und randlich von einer Perlreihe gefasst. Am Fussende sitzt mittig ein Knopf. Der Fuss ist mit grossen Kerbschnittdreiecken verziert. Im frühmerowingischen Fibelbestand sind diese Fibeln bisher nur selten belegt.1046 Jedoch sind alle Dekor- und Formelemente von anderen Fibeln bekannt. Eine spitzdreieckige Kopfplatte ist kennzeichnend für die Fibelgruppe Niederflorstadt-Wiesloch,1047 wobei die Form der Kopfplatte auf donauländische Vorbilder zurückgeführt werden darf.1048 Ein gleichartiger Fibelfuss ist auch bei dem 6.5 cm langen Fibelpaar aus dem belgischen Tournai-St. Brice, Grab 6 belegt. Allerdings sind hier seitlich noch je zwei Fortsätze vorhanden.1049 Es handelt sich hierbei um eine vor allem in Nordfrankreich und am Rhein verbreitete Fibelgruppe. Diese zeichnet sich dort durch eine ausschliesslich halbrunde Kopfplatte, einen überwiegend schwalbenschwanzförmigen Fuss und sehr qualitätvollen Kerbschnitt aus. Noch deutlich sind hier die Vorbilder, spätestkai-
serzeitliche Fibeln vom Typ Wiesbaden,1050 zu erkennen. Für die zeitliche Bestimmung muss wiederum auf auswärtige Bezüge zurückgegriffen werden, da die Perlen nicht kombinierfähig waren. Die Fibelgruppe Niederflorstadt-Wiesloch steht chronologisch an der Wende von der späten Kaiser- zur frühen Merowingerzeit. Die Fibeln 555.1,2 gehören damit typologisch zum ältesten merowingerzeitlichen Fibelbestand und datieren um die Mitte des 5. Jahrhunderts.1051 Sie sind damit der Perlenstufe 1 zuzuordnen. «Diese neuartigen, häufig noch recht kleinen Bügelfibeln des 5. Jahrhunderts zwischen Nordfrankreich und mittlerem Donaubecken sind gekennzeichnet durch eine ausserordentliche Formenvielfalt als Folge einer nahezu unbegrenzten Experimentierfreude beim Kombinieren verschiedener Formund Verzierungsdetails. Dementsprechend kam es in der Frühzeit der Bügelfibelentwicklung noch kaum zur Ausbildung von fest umrissenen Typen oder Serien mit grösserer Stückzahl. Fast jede Fibel kann mit einiger Berechtigung als individuelle Einzelanfertigung bezeichnet werden, die sich einer genauen Typenansprache weitgehend entzieht».1052 Ein nicht sehr sorgfältig ausgeführtes Kreistangentenmotiv ziert die zweizonig gegliederte Kopfplatte der Bügelfibeln 665.5,6. Die vier äusseren der fünf Bügelknöpfe sind als Vogelköpfe gestaltet, wobei die Augen mit runden roten Steineinlagen stilisiert sind. Die Schnäbel weisen jeweils zum Mittelknopf, der ebenfalls mit einer Steineinlage verziert ist. Die rautenförmige Fussplatte trägt an ihrer breitesten Stelle zwei nach oben blickende Tierköpfe. Sie ist zweizonig und im äusseren Feld mit Kreistangenten, im Zentralfeld mit einem Rautenmotiv verziert. Der Fuss endet in einem Tierkopf mit Öhrchen. Damit gehört die Fibel zu dem sehr einheitlichen Typ Champlieu, der vor allem südlich und westlich des Rheins aufgefunden wurde.1053 Über die Perlen kann Grab 665 in die Perlenstufe 4 (500/10520/30) datiert werden. Eng verwandt mit dem Typ Champlieu, und gleichartig verbreitet, ist der Typ Brébant.1054 Er unterscheidet sich vom ersteren nur durch andersartigen Dekor. Statt Kreisund Kreistangenten trägt dieser auf Kopfplatte und Fuss ein Leiterbanddekor. Die Fibeln 761.1,2 gehören zu einer grossen Gruppe von Bügelfibeln, deren Verbreitung einen deutlichen Schwerpunkt in Nordfrankreich und den Rheinlanden zeigt. Sie ist gekennzeichnet durch eine gegitterte Kopfplatte im Kerbschnittdekor und fünf, meist mit Steineinlagen besetzte Bügelknöpfe. Der Fuss ist regelhaft mit Dreieckskerben versehen. Variieren können die Bügel- und Mittelsteggestaltung. Der Bügel kann Dreieckskerben, oder, wie 761.1,2, einen Bügelgrat aufweisen. Der Mittelsteg kann, wie in
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Schleitheim, von Kreisaugen oder mit kleinen Dreieckskerben bedeckt sein.1055 Ament hat innerhalb dieser grossen Gruppe diejenigen Fibeln zusammengestellt, deren Fuss mit einer trapezförmigen Steineinlage endet. Diese Einlage kann aus einem Stück, oder, wie in Schleitheim, aus zwei, mittels Steg getrennten Steinen bestehen. Das Verbreitungsbild zeigt eine deutliche Verdichtung im Rheinland und dem ostfränkischen Bereich.1056 Innerhalb dieser Gruppe kann die Bügel- und Mittelsteggestaltung, im oben beschriebenen Rahmen variieren.1057 Die einzige mit Schleitheim völlig übereinstimmende Fibel liegt aus dem oberbayerischen Altenerding, Grab 14 vor.1058 Fragmente von zweiteiligen Lehmformen zur Produktion dieser Fibeln fanden sich im belgischen Huy, Fundstelle «Batta».1059 Das Fragment eines Bleimodels für eine Bügelfibel fand sich unter den Utensilien des Tascheninhaltes der Frau aus Grab 637. Bei dem Model 637.11 handelt es sich um Bügel und Fuss. Sowohl der Bügel, als auch der Fuss weisen randliche Dreieckskerben auf.
Kleinfibeln Vogelfibeln Vogelfibeln1060 (Abb. 97) gehören zu den vornehmlich auf den westlichen Reihengräberkreis beschränkten Kleinfibeln. Ihre letzte gesamthafte Bearbeitung liegt weit über 50 Jahre zurück.1061 Seither sind nur ausgewählte, klar umreissbare Typen bearbeitet worden.1062 Hinzu kommt auch für die Vogelfibeln eine «für die merowingerzeitliche Goldschmiedekunst bezeichnende Eigentümlichkeit: Auch über grosse geographische Entfernungen hinweg …[können]… die verschiedenen Details einer Schmuckform vielfach miteinander kombiniert werden. Die daraus resultierende Vielzahl von Varianten erschwert eine Klassifizierung und verhindert … eine Werkstättenzuweisung».1063 Bis auf die Vogelfibeln 445B.1 und 637.1 gehören alle zur grossen Gruppe der einfachen Vogelfibeln ohne Steineinlage.1064 Das modelgleiche Paar 424.3,4 zeichnet sich durch einen grossen breiten Schnabel aus. Die Krallen sind sichelförmig und setzen sich, wie auch die schmalen Flügel, klar vom Körper ab. Der Schwanz ist ausgeprägt trapezförmig, mit leicht auszipfelnden Spitzen. Die Zweiteilung des Schwanzgefieders ist in Kerbschnitt umgesetzt. Am Hals und – durch die Abnutzung kaum mehr erkennbar – entlang des Bauches verläuft eine Linie aus Kreispunzen. Durch seinen langen, im rechten Winkel herabhängenden Flügel und seinen kastenförmigen, 158
durch Längsrillen gegliederten Schwanz, ist die Fibel 445B.2 dem Typ Straubing zuzuordnen, der vom Rhein bis Süddeutschland verbreitet ist.1065 Vergleichbare Fibeln finden sich etwa auch in den Gräbern 215, 796 und 797 von Weingarten.1066 Auch die Stücke 552.1,2 sind modelgleich. Die rechtwinklig abknickende Fortsetzung des Halses bildet die Flügel. Sie sind, wie auch bei 686.1,2, bandförmig und schmal gestaltet. Die Krallen sind, was der Kerbschnitt betont, sichelförmig, vom Umriss her jedoch rund. Die Schwanzgestaltung ist wie bei 424.6,7 ausgeprägt trapezförmig mit auszipfelnden Spitzen. Die Unterseite ist jedoch nicht gerade sondern gerundet. Ein massig wirkender Körper kennzeichnet die Fibel 649.4, da der Flügel in den Körper integriert ist und nur durch die Verzierung abgesetzt ist. Der Schnabel ist breit wie auch bei 424.6,7. Der zweigeteilte trapezförmige Schwanz ist an den Kanten so stark abgerieben, dass nicht mehr entschieden werden kann, ob die untere Kante ursprünglich gerade oder gerundet war. Der Körper ist mit einem Gefieder imitierenden Punzmuster überzogen. Dasselbe Muster findet sich auch auf dem modelgleichen Paar 686.1,2. Ein schmaler bandförmiger Flügel, der wie bei 552.1,2 im rechten Winkel am Hals ansetzt, eine sichelförmige Kralle sowie ein trapezförmiger Fuss kennzeichnen diese Fibeln. Vergleichbare Fibeln finden sich etwa in Weingarten Grab 118 und 119.1067 Von gestreckter schlanker Figur sind die zwei modelgleichen Fibeln 689.1,2 mit sichelförmiger Kralle. Der Schnabel ist leicht nach oben stehend, die Flügel sind lang und sehr schmal. Der zweigeteilte trapezförmige Schwanz erscheint im Zwickel wie ausgespart. Ein gleichartiges Fibelpaar liegt aus Herten Grab 40 vor.1068 Die Übereinstimmung ist so gross, dass beide Fibelpaare wohl vom selben Model abgeformt worden sind. Die Fibel 445B.1 gehört zu den einfachen Vogelfibeln mit Steineinlage,1069 da zusätzlich zu den Augen auch noch Flügel, Kralle und Schwanz eine Steineinlage tragen. Das Vorkommen dieser Fibeln liegt schwerpunktmässig auf nordfranzösisch-rheinischen Gräberfeldern.1070 Weniger häufig sind sie auch auf süd- und südwestdeutschen Gräberfeldern vertreten.1071 Der Fibelkörper weist mittig eine vom Hals bis zum Schwanz laufende Rille auf, die sich unterhalb von Flügel und Kralle jeweils schräg gabelt. Das gleiche Motiv findet sich auch auf dem Vogelfibelpaar von Weingarten Grab 797 oder Straubing-Bajuwarenstrasse Grab 355. Allerdings ist hier noch eine zusätzliche gleichartige Gabelung zum Kopf hin vorhanden. Vergleichbar ist auch der Punzdekor der Vogelfibel aus Hemmingen Grab 13, wobei die Punzlinie nur bis zur Gabelung läuft.1072 Fibel 637.1 gehört zur Gruppe der Vogelfibeln mit
Cabochonverzierung, die sich prinzipiell zweiteilen lässt. Bei Typus 1 ist der Vogelkörper gänzlich aus Zellwerk aufgebaut. Bei Typus 2, dem auch 637.1 angehört, ist er gegossen. Mit eingelegten Steinen sind die wesentlichen Partien wie Kopf, Flügel, Schwanz und Kralle betont.1073 Der Körper ist mit Zickzackkerbschnitt verziert. Von der Aufteilung ähnelt 637.1 dem Typ Aubing, der freilich ohne Steineinlagen auskommt und vollständig kerbschnittverziert ist.1074 Am besten vergleichbar ist eine Fibel aus Truchtelfingen Grab 1 (Grabungen 1900–1904). Hier sind, wie in Schleitheim, dieselben Partien mit einer Steineinlage versehen, aber zusätzlich ist der Körper durch eine weitere Steineinlage zweigeteilt.1075 Aus der zeitlichen Verteilung der Vogelfibeln (Tab. 65–66) lassen sich für Schleitheim klare Tendenzen ableiten. Die beiden ältesten Paare 552.1,2 und 424.6,7 zeigen sich im Querschnitt deutlich plastischer als die jüngeren Fibeln, die flacher, fast blechartig gearbeitet sind. Ebenfalls nur auf diese beiden ältesten Paare beschränkt sind die deutlich auszipfelnden Enden des trapezförmigen Schwanzes. Bei 552.1,2 ist die Unterkante gerundet. Bei den jüngeren Exemplaren ist der Schwanz gerne kastenförmig und schematisiert dargestellt. Die kerbschnittverzierten Fibeln 551.1,2 (Abb. 98), mit zwei nach unten blickenden Vogelköpfen, gehören zu einer sehr kleinen Gruppe von Gewandhaften. Bisher sind zehn Exemplare bekannt,1076 wobei die Exemplare aus Brény,
Klepsau, Lens und dem Britischen Museum aus Zellwerk bestehen. Die Fibeln aus Klepsau, Kranj, Lens (?), Pforzen und Schleitheim liegen aus derzeit beurteilbaren Grabfunden vor. Das Grab aus Erfurt-Gispersleben, dessen Fibel die beste Parallele zu den Fibeln aus Schleitheim darstellt, ist gesamthaft noch nicht publiziert. Ein Einzelfund ist die Fibel aus Novi Banovci. Bis auf das Paar aus Klepsau, aus dem dritten Viertel des 6. Jahrhunderts, stammen die datierbaren Fibeln aus der ersten Hälfte und Mitte des 6. Jahrhunderts.1077 Das Fibelpaar aus Schleitheim aus dem frühen 6. Jahrhundert gehört damit zum frühesten Vorkommen. Bei der Besprechung der Fibeln aus Pforzen hat Babucke auf die Herkunft dieser Fibeln aus dem östlichen Reihengräberkreis hingewiesen. In Pforzen wird dies eindrucksvoll durch die Mitgabe eines am Hals glättverzierten Töpfchens unterstrichen, «das seine besten Entsprechungen in den gepidischen Gräberfeldern an der Theiss findet».1078 Damit ist für vier der fünf kerbschnittverzierten Fibeln – Erfurt-Gispersleben, Kranj, Novi Banovci und Pforzen – die Zugehörigkeit zum östlichen Reihengräberkreis gesichert. Eine Bestätigung mit deutlicher Gewichtung ist die Beobachtung, dass diese Kleinfibeln letztlich nur das Kopfplattenmotiv der Bügelfibeln mit nach unten oder aussen beissenden Vogelköpfen umsetzen.1079 Diese Fibeln sind charakteristisch für den östlichen Reihengräberkreis und hier haben die in Kerbschnitt ausgeführten Kleinfibeln 551.1,2 ihre unmittelbaren Parallelen und Vorbilder.1080
Abb. 98: Schleitheim-Hebsack. Fibelpaar mit doppeltem Vogelkopf aus Grab 551 (5. Jahrhundert). Nicht nur in unserer Fundlandschaft stellen diese Fibeln ein Fremdstück dar. Ihre Verbreitung weist auf eine Herkunft aus dem östlichen Mitteleuropa hin.
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Abb. 99: SchleitheimHebsack. S-Fibeln (6. Jahrhundert) aus den Gräbern 825, 664, 449, 649, 629, 665 und 573 (von vorne nach hinten). Ihr S-förmiger Körper erinnert an eine Schlange mit zwei adlerähnlichen Köpfen. Deutlich ist das Auge (Granateinlage) und der Schnabel zu erkennen.
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Doch noch weitere Fundgattungen unterstreichen die östliche Provenienz dieses Motives. Als Appliken, sofern gesicherte Befunde vorliegen, von Spathascheiden ist dieses Motiv im südwestdeutschen Raum nur während der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts nachzuweisen.1081 Bei der Besprechung des Gültlinger Beschlages verwies Quast auf Parallelen aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts aus dem südrussisch-ungarischen Raum.1082 Aber auch als Anhänger ist das doppelköpfige Vogelmotiv im Osten gut belegt. Der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts gehören die peltenförmigen, punz- und ritzverzierten Anhänger des Pferdegeschirres vom Typ Untersiebenbrunn an, die – sofern vollständig – jeweils das Motiv der nach unten blickenden Vogelköpfe aufweisen.1083 In die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts gehören die 27 cloisonnierten Appliken der Sattelriemen, die sich im zweiten Fürstengrab von Apahida, nahe der siebenbürgischen Stadt Cluj fanden.1084 In Fortführung dieser Tradition, also in Cloisonnétechnik gearbeitet, stehen die um 500 datierte Fibel ohne Fundortangabe aus dem Britischen Museum,1085 die Anhänger aus Grab 14 des thüringischen Gräberfeldes von Mühlhausen, Unstrut–Hainich-Kreis1086 und des langobardischen Bestattungsplatzes aus dem mährischen Luz(!)ice, Bez. Hodonín.1087 Für die cloisonnierten Fibeln aus Klepsau hat Koch auf diese Vorbilder hingewiesen, die ab der Mitte des 6. Jahrhunderts dann auch im Westen vereinzelt bezeugt sind.1088 Doch nicht nur in Zellwerk, auch in Blechform sind solche Anhänger belegt. In die zweite (späte?) Hälfte des 5. Jahrhunderts gehört der Anhänger aus dem mährischen Fundort Strachotín, Bez. Breclav Grab 80, verziert mit Perldraht und roten Glaseinlagen.1089 Dass hier kein – aus römischer und spätantiker Tradition kommender – halbmondförmiger Anhänger gemeint ist, belegen die ebenfalls durch Steineinlage hervorgehobenen Augen und Schnäbel sowie die als Fortsatz an der Innenkante angedeuteten Krallen.1090 Letzterem Detail wird man künftig erhöhte Aufmerksamkeit zukommen lassen müssen, um halbmond- oder peltenförmige Anhänger von ikonographisch eindeutigen Vogeldarstellungen zu trennen,1091 sofern dies überhaupt möglich ist.1092 Wie gezeigt, gehören doppelköpfige, nach unten blickende Vogelköpfe fest zur Ikonographie des östlich-donauländischen und dann des östlichmerowingischen Formenkreises.1093 Nur hier gibt es direkte Parallelen zu den Fibeln. Im Westen hat dieses Motiv keine Wurzeln. Erst ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts wird es hier übernommen. Das Fibelpaar aus Schleitheim ist deshalb als ein Fremdstück innerhalb der Fundlandschaft anzusprechen.
S-Fibeln (Abb. 99)1094 Fast scheibenförmig gearbeitet ist das modelgleiche Fibelpaar 449.1,2. Der Fibelkörper trägt drei Steineinlagen, die Zwischenräume sind mit einzelligen Voluten in Kerbschnitt ausgefüllt. Randlich umlaufend, nur durch die Augen unterbrochen, ist ein breites Band aus gegenständigen Niellodreiecken. Die Fibeln sind, wie auch 573.1 und 665.1,2, linksläufig. Stilistisch sind diese Fibeln dem Typ Várpalota zuzuordnen,1095 der auch häufig im langobardischen Fundstoff Italiens belegt ist, wodurch seine Datierung in die Mitte und zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts durch das historische Datum 567/68 – die Einwanderung der Langobarden nach Italien – abgesichert wird.1096 Allerdings sind die italischen S- Fibeln vom Typ Várpalota durchwegs schlanker gearbeitet. Ein umlaufendes Nielloband ist auf pannonischen und italischen S- Fibeln eine Seltenheit.1097 Es ist dagegen charakteristisch für eine kleine Gruppe süddeutscher Vorkommen aus der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts, die allesamt scheibenartig gearbeitet sind.1098 Ebenfalls einen scheibenartigen gedrungenen Körper haben die modelgleichen Fibeln 573.1,2. Drei Zonen mit geometrischem Kerbschnitt sind durch zwei Stege, auf denen runde Steineinlagen sitzen, voneinander getrennt. Vergleichbares sucht man vergeblich im langobardischen Fundgut Ungarns und Italiens.1099 Parallelen können nur aus dem südwestdeutschen Raum benannt werden.1100 Für eine eigenständige nordalpine Produktion spricht auch das hier wieder vorhandene umlaufende Band gegenständiger niellierter Dreiecke.1101 Gewandhafte 629.1 gehört zu einer geläufigen SFibel vom Typ Schwechat-Pallersdorf. Charakteristisch sind die Längsrillen auf dem schlanken Körper, die zentrale rechteckige sowie die beiden dreieckigen Steineinlagen. Augenfällig ist, wegen der gleichartigen Form und Anordnung der Steineinlagen, die Verwandtschaft mit dem Typ Várpalota. In Süddeutschland und auf langobardischen Gräberfeldern der voritalischen Phase ist der Typ Schwechat-Pallersdorf häufig vertreten. Nur vereinzelt dagegen ist er auf italischen Fundplätzen belegt, und zeigt dadurch, dass es sich hierbei um einen älteren S-Fibeltyp handelt.1102 Ohne exakte Parallelen ist derzeit das modelgleiche Paar 664.1,2 mit seinem in sechs kleinen Kerbschnittzellen gegliederten Körper. Unverkennbar ist über die charakteristische, wenig gekrümmte Form sowie die gleiche Gestaltung von Schnabel und Auge, die formale Nähe zu den Fibeln vom Typ Várpalota 34/Vinkovci bzw. Kipfenberg/Anhausen und den einfachen ungegliederten S-Fibeln.1103 Es handelt sich hierbei um die ältesten S-Fibel Serien, die von Nordfrankreich
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Abb. 100: SchleitheimHebsack. Löwenfibelpaar aus Grab 553 (5. Jahrhundert). Die lebenslange Trageweise führte zur starken Abnutzung der Vergoldung. Die Trägerin wurde etwa 55 Jahre alt.
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bis Ungarn verbreitet sind, wobei sich Südwestdeutschland als Schwerpunkt abzeichnet. Von einem Model stammen auch die Fibeln 665.1,2. Mit ihrem mittigen Mäanderhaken und dem geöffneten Maul entsprechen sie der Definition des Typs Poysdorf.1104 Die Fibeln dieses Typs lassen sich an Hand ihrer Merkmale in zwei Varianten gliedern. Die Schleitheimer Exemplare gehören wegen der abgesetzten Ohren und dem aufgerollten Schnabel zur Variante A.1105 Allerdings unterscheidet sich die Körpergestaltung von 665.1,2 mit gegenständigen Dreieckskerben grundlegend vom übrigen Fundbestand, für den fast ausschliesslich Quer- oder Längsriefung üblich ist. Eine direkte Parallele bilden derzeit nur die Fibeln aus Weingarten Grab 509.1106 S-Fibeln mit Dreieckskerben ohne Mittelfeld sind ebenfalls aus dem südwestdeutschen Bereich bekannt.1107 Die Fibel 825.2 trägt einfachen linearen Kerbschnitt, das Mittelfeld ist mit einem Mäanderhaken verziert. Fibeln dieser Art sind als eigenständiger Typ bislang noch nicht klassifiziert. Die lineare Verzierung verbindet sie mit der Fibel 629.1 vom Typ Schwechat-Pallersdorf. Südwestdeutsche Parallelen dazu liegen aus Herbrechtingen und Neresheim vor.1108 Allerdings ist lediglich bei
der Fibel aus Neresheim an einem Kopf ein Schnabelwulst angedeutet, während bei 825.2 deutliche Schnabelwulste vorliegen. Eine Zwitterstellung unter den S-Fibeln nimmt 649.3 ein. Vorbilder dafür sind dem spätantiken Kunstgewerbe entnommene, nach rückwärts blickende Seetierfibeln. Nicht nur die Kopfgestaltung ist diesen Fibeln entnommen, sondern auch die Verzierung des Körpers mit Fischgrätmuster.1109 In ihrer Umsetzung als S-Fibel gehören diese Gewandhaften zur Variante A der als Typ Cléry zusammengefassten Fibeln. Sie sind hauptsächlich links des Rheins verbreitet und streuen mit geringer Stückzahl auch in den süddeutschen Bereich.1110
Tierfibeln Das aus einem gleichen Model geschnittene Fibelpaar 553.2,5 (Abb. 100) zeigt in Seitenansicht ein nach rechts gewandtes und blickendes Tier. Die Darstellung ist nicht naturalistisch gehalten, sondern stark stilisiert. Trotzdem sind die Merkmale so charakteristisch, dass über die kurze breite Schnauze und die vom Gesichtsschädel abgesetzte Mähne ein kauernder oder liegender Löwe
mit geschlossenem Maul bestimmt werden kann. Löwendarstellungen sind dem römischen Kunsthandwerk entnommen.1111 Auf spätantiken Kerbschnittarbeiten treten Löwen vor allem als sogenannte Randtiere auf, allerdings oft mit geöffnetem beissendem Maul.1112 Löwen- und sogenannte Löwenfibeln gibt es während der Merowingerzeit sowohl im östlichen als auch im westlichen Reihengräberkreis.1113 Unter den publizierten Beständen finden sich jedoch keine vergleichbaren Fibeln, da sie durchwegs naturalistischer gestaltet sind. Die Fibeln 553.2,5 sind derzeit als Unikate anzusprechen. Diese Fibeln, die das Motiv des liegenden Tieres zum Teil in sehr individueller Ausführung wiedergeben, sind Produkte aus in spätantiker Tradition arbeitenden Werkstätten.1114 Möglicherweise lassen sich mit 553.2,5 rudimentäre Ausläufer einer ehemals grösseren Serie fassen, die für einen romanischen Kundenkreis produziert wurden. Ihre spärlichen Nachweise rühren daher, dass die romanische Bevölkerung die Beigabensitte nicht mehr geübt hat und diese Fibeln nur vereinzelt von Germaninnen getragen wurden. Es ist deshalb kein Zufall, dass ein solches Fibelpaar in einem rheinnahen, der romanischen Landschaft unmittelbar vorgelagerten Gräberfeld in den Boden gekommen ist.
Der Pferdchenfibel aus Grab 842 kommt bei der Verknüpfung der Grabungen des 19. und 20. Jahrhunderts eine tragende Rolle zu. Das gestörte Grab 842 enthielt eine Pferdchenfibel, die identisch mit einer zweiten aus Grab 121 der Altgrabung ist (Abb. 101). Damit ist mit grosser Wahrscheinlichkeit die Identität von Grab 121 mit Grab 842 gesichert. Die merowingerzeitlichen Pferdchenfibeln hat zuletzt Marti zusammengestellt. Er wies darauf hin, dass im Laufe der Zeit die naturalistische Darstellung zunehmend durch eine abstrakte abgelöst wird. Das Schleitheimer Exemplar ordnete er jenen Fibeln der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts zu, bei denen diese Wandlung bereits sichtbar wird.1115
Scheibenfibeln Unter der Bezeichnung Scheibenfibel ist eine Vielzahl von in Aufbau und Grösse verschiedenartigen Gewandhaften zusammengefasst (Abb. 102). Kerbschnittverzierte Exemplare erbrachten die Gräber 673, 765 und 835. Eine sechsblättrige Rosette mit zentraler runder Steineinlage kennzeichnet die Fibeln 673.1,2. In den Zwickeln der Blätter sitzen sechs weitere Run-
Abb. 101: SchleitheimHebsack. Silbervergoldete Pferdchenfibeln aus Grab 121 (Altfund unten) und Grab 842 (oben). Es handelt sich um ein Paar, von dem eine Fibel bereits im 19. Jahrhundert «ausgegraben» wurde. Bei erneuter Entdeckung desselben Grabes, mit der Nummer 842 (6. Jahrhundert), stiess man auf das Gegenstück.
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deln mit Steineinlagen, die der gegossenen Scheibenfibel letztlich den Umriss einer Rosette geben. Formal verwandt sind einerseits die kleinen, immer runden Fibeln vom Typ Kehlheim. Hier sind an einem Mittelkreis, der auch eine Steineinlage tragen kann, fünf hufeisenförmige Bögen radial angeordnet.1116 Dieser Komposition fehlt allerdings die Eleganz, die unsere Stücke auszeichnet. Andererseits besteht auch Verwandtschaft zu den sogenannten Wirbelfibeln mit äusseren radial angeordneten Tierköpfen, wobei kleine runde Steineinlagen die Augen bilden.1117 Nur noch entfernt vergleichbar sind Fibeln mit vier kleinen, randständigen Almandinrundeln und Kerbschnittkreisaugen und seinen, vor allem im Westen verbreiteten, bronzenen Derivaten.1118 Letztlich sind die Fibeln aber von provinzialrömischen Scheibenfibeln abzuleiten. Aus Rifnik ist eine solcherart verzierte Scheibenfibel auch für die Merowingerzeit belegt. Allerdings ist die Rosette dort achtblättrig.1119 Vorderhand muss das qualitätvolle Fibelpaar 673.1,2 derzeit als Unikat angesprochen werden. Es ist aber zutreffender, wie bereits bei 553.2,5 ausgeführt, sie als Vertreter einer romanischen Fibelserie aufzufassen. Die Fibeln 765.1,2 gehören zu einer kleinen Gruppe von Scheibenfibeln, bei denen um den Mittelkreis ein Band gegenständiger Kerbschnittdreiecke umläuft. Bei unseren beiden Stücken ist die ehemals eingesetzte Einlage nicht mehr vorhanden. Diese Fibeln werden als Typ Thalmässing bezeichnet. Sie sind fast ausschliesslich aus Süd- und Südwestdeutschland bekannt.1120 Sehr ähnlich ist das Fibelpaar 835.1,2. Nur gehen hier vom Mittelkreis radial umlaufende Bögen ab. Damit stehen sie dem Typ Nikitsch nahe, für den radial umlaufende Geraden charakteristisch sind.1121
Unter den Begriff Granatscheibenfibel fallen alle Fibeln, die einen kastenförmigen Aufbau und eine zellenförmige Untergliederung mit Steineinlage aufweisen. Aus sechs Gräbern liegen insgesamt neun Scheiben- bzw. Rosettenfibeln vor.1122 In das Kastenwerk aus Silberblech sind jeweils radial, in Segmenten gefasste und durch Stege getrennte Steineinlagen eingesetzt. Um die optische Wirkung dieser roten, transluziden Einlagen zu erhöhen, sind sie gerne mit einer gewaffelten, sehr dünnen Edelmetallfolie unterlegt. Das Zentralfeld ist bei allen Fibeln mit Filigrandrahtauflage mit einfachen geometrischen Motiven verziert. Ein besonderer optischer Effekt wird bei Fibelpaar 717.1,2 beabsichtigt. Hier ist, jeweils gegenüberliegend, ein Segment nicht mit einer Granat-, sondern mit einer Perlmutteinlage besetzt. Die Einlagen waren dabei einmal waagrecht und einmal senkrecht zur Nadelachse angebracht. Eine Vierpassform haben die Fibeln 761.3,4. Die vier halbrunden Zellen sind mit roten Steineinlagen versehen; in der Mitte sitzt ein quadratisches Silberblech mit einem von der Blechrückseite herausgetriebenen dreifachen konzentrischen Kreis. Ament hat diese Fibeln zusammengestellt und sie wegen ihres Hauptvorkommens als rheinisch-nordfranzösischen Fibeltyp bezeichnet. In Süd- und Südwestdeutschland sind sie in geringerer Anzahl bezeugt.1123 Vergleicht man die Zellmotive aller dieser Fibeln miteinander, stellt man fest, dass im Gesamtbestand kaum eine Fibel der anderen gleicht.1124 Für 761.3,4 ist deshalb bis jetzt keine exakte Parallele zu benennen.
Abb. 102 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Auswahl von Scheibenfibeln (meist 6. Jahrhundert) aus den Gräbern 761, 673, 697, 765, 835, 571, 723 und 717 (von vorne nach hinten). Typisch ist die Verwendung von Granateinlage, Filigran und Kerbschnitt. Wie andere Kleinfibeln dienten sie zum Verschluss eines Umhanges oder Kopftuches. Abb. 103 (oben): Schleitheim-Hebsack. Rechteckfibelpaar aus Grab 814 (6. Jahrhundert), wohl eine der schönsten Fibeln aus dem Reihengräberfeld.
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Rechteckfibel Die beiden Rechteckfibeln 814.2,3 (Abb. 103) bestehen aus einer massiven silbernen Grundplatte. Darauf ist ein Goldblech festgenietet. In der Mitte sitzt eine rechteckige Kastenfassung aus Gold mit Steineinlage. Die verbleibende Fläche ist zweizonig unterteilt und mit einer goldenen Filigrandrahtauflage verziert. Das äussere Feld zeigt umlaufend nebeneinander liegende Kreise, das innere ineinandergreifende S-Haken, zum Teil mit Kreisen. Rechteckfibeln sind im merowingerzeitlichen Fundstoff nur links des Rheins oder in rheinnahen Zonen vertreten.1125 Mit all diesen Stücken haben unsere Fibeln lediglich die Form gemeinsam. Im Aufbau zeigen sie vielmehr Übereinstimmung mit Filigranscheibenfibeln.1126 Mit diesen verbindet sie das zentrale, erhabene Almandinfeld, wobei eine rechteckige Kastenfassung dort nicht belegt ist. Auch das Goldblech mit Filigrandrahtauflage entspricht diesem Aufbau. Der einfache Motivschatz der Drahtauflage findet sich auch auf Filigranscheibenfibeln, aber schon im drahtverzierten Innenfeld älterer Granatscheibenfibeln.1127 Der Aufbau der Fibeln, das direkt auf die Grundplatte vernietete Blech, ist in Schleitheim auch für die Schnalle 766.5 (Abb. 92) belegt. Diese Technik ist auch kennzeichnend für zeitgleiche Gürtelgarnituren vom Typ Concevreux.1128 Bezeichnenderweise sind auf diesen Gürteln dieselben Motive für die Filigranauflage vertreten wie auf 814.2,3.1129 Sowohl über die Rechteckform und den Fibelaufbau, als auch den Motivschatz sind die Fibeln fest im westlichen linksrheinischen Formen- und Kulturkreis verankert. Gerade in der unmittelbar anschliessenden rechtsrheinischen Kontaktzone gelangten solche Exemplare westlicher Serien, quasi als Ausläufer, häufiger in den Boden.1130 Die paarig getragenen Fibeln 814.2,3 können über die Perlen (Stufe 6) in die Zeit von 540/50–570/80 datiert werden. Für die Filigranscheibenfibeln ist dann bereits die Einzeltragweise üblich.1131 Formal wie trachtgeschichtlich stellen die Fibeln 814.2,3 ein Bindeglied zwischen den paarig und den einzeln getragenen Fibeln dar.
Pressblechscheibenfibeln Die Fibeln 334.3 und 371.4,5 vertreten die jüngsten in Schleitheim aufgefundenen Fibeln. Sie bestehen, im Gegensatz zu den bisher besprochenen Fibeln, aus Bronze. Auf einer Grundplatte wurde ein verziertes Pressblech befestigt. In beiden Gräbern hatte sich von der Auflage nichts mehr erhalten. Blechreste vor allem an der Unterseite von 371.4,5 zeigen, dass das Paar technologisch den 166
Pressblechfibeln mit umgebördeltem Rand zuzuordnen ist.1132 Da die Pressblechauflagen fehlen, ist eine weiterführende stilistische Einordnung der Fibeln nicht möglich.1133 Über die Ketten (Perlenstufe 10) können beide Gräber in das letzte Drittel des 7. Jahrhunderts datiert werden.
Zur Tragweise der Fibeln Die Tragweise der Fibeln in Schleitheim fügt sich in das bekannte Bild der Fibelmoden ein.1134 Allerdings gibt es auch Abweichungen davon, die zeigen können, dass die Fibelmode keineswegs in allen Landschaften gleichartig verlaufen sein muss. Gerade der Kontaktzone zwischen romanischem und germanischem Kulturkreis kommt dafür eine tragende Rolle zu. Am Beginn der Merowingerzeit steht die Bügelfibelmode. Bei der Vierfibeltracht werden zwei Bügelfibeln im Becken, zwei (gleiche) Kleinfibeln im Oberkörperbereich getragen. Allerdings sind von Anfang an auch nur zwei Bügelfibeln im Beckenbereich oder zwei (gleiche) Kleinfibeln im Oberkörperbereich belegt. Dieser Sachverhalt zeigt, dass beide Fibelpaare unabhängig voneinander getragen werden können und nicht funktional miteinander verknüpft sind. Eindrücklich belegt dies Grab 551. Die zwei im Becken rechts aufgefundenen Bügelfibeln kamen nicht in Trachtlage ins Grab, sondern waren in einem mit Moos ausgekleideten Behältnis (Tasche?) deponiert worden. Für Schleitheim dokumentiert dieses Grab die Abkehr von der Bügelfibelmode, hin zur Kleinfibelmode. In Schleitheim sind Bügelfibeln regelhaft nur bis ins späte 5. Jahrhundert beigegeben worden. Die Gräber 665 und 761, die die Vierfibeltracht auch noch während der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts belegen, zeigen bezeichnenderweise auswärtige, fränkische Bezüge.1135 Im fränkischen, wie auch im langobardischen Bereich, wurde die Vierfibeltracht weitaus länger getragen, als am Oberrhein in Schleitheim.1136 Die Funktion der Bügelfibeln und damit dem Kleidungsstück, dem sie zuzuordnen sind, ist nach wie vor nicht gesichert geklärt. Neuerdings werden sie als Besatz einer Schärpe interpretiert.1137 In Grab 424 überlagerte der Fuss der unteren Bügelfibel die Gürtelschnalle und zeigt damit an, dass die Fibeln zu einer oberen Gewandschicht gehört.1138 Die Kleinfibeln sollen ein Obergewand, einen leichten Mantel verschlossen haben.1139 In zwei Fällen gibt es Überlagerungssituationen mit Perlen. In Grab 424 wurde die Vogelfibel 424.3 von den silbernen Kettenringen 424.5,6 überlagert. In Grab 664 lag die S-Fibel 664.1 über den Perlen 664.3.1140
Nach dem Wegfall der Bügelfibeln verbleibt das im Oberkörperbereich aufgefundene Kleinfibelpaar. Es ist für Schleitheim die dominierende Fibeltracht der ersten beiden Drittel des 6. Jahrhunderts. Tendenziell sind dabei Tier- und Vogelfibeln älter als Granat- und S-Fibeln. Ein allgemeiner Modewechsel findet ab dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts statt. Die paarige Kleinfibeltracht wird – zumindest regelhaft östlich des Rheins1141 – zugunsten der Einfibeltracht abgelöst. Dabei ersetzt dann, in selber Funktion, eine grosse Scheibenfibel das Kleinfibelpaar. Diese Einzelfibeln liegen fast regelhaft unterhalb des Kinns. Eine solche grosse Einzelfibel ist in Schleitheim nicht belegt. Allerdings lässt sich der Trachtwechsel, der nicht schlagartig stattfand, sondern schrittweise vor sich ging, auch in Schleitheim verfolgen. In einer Übergangsphase übernehmen einzeln getragene Kleinfibeln die Funktion der (dann echten, einzeln angefertigten) Einzelfibel. Für Schleitheim ist diese Einfibeltracht mit den Gräbern 476, 618, 637, 697 und 825 ab der Perlenstufe 5 (520/30–540/50) belegt. Die Mitgabe einer einzelnen Fibel lässt sich in Schleitheim damit schon sehr früh nachweisen.1142 Die Fibel aus Grab 476 wurde im Oberkörperbereich, 10 cm über dem Niveau des Skelettes angetroffen. Sie war deshalb nicht in Trachtlage beigegeben, sondern (auf dem Sarg?) niedergelegt worden.1143 Es ist sicher kein Zufall, dass gerade dieses Grab einen romanischen Gürtel mit rechteckigem Beschläg erbrachte. Auch für die einzeln getragenen Fibeln liegt eine Überlagerungssituation mit Perlen vor. In Grab 618 überlagerte die, in klassischer Position unterhalb des Kinns aufgefundene, Granatscheibenfibel 618.1 die Perlen 618.2, ein Befund, der für einzelne grosse Scheibenfibeln mehrfach belegt ist.1144 Dass wir in der Übergangszeit von der Zwei- zur Einfibeltracht und ihren charakteristischen Tragweisen noch mit einer dritten Tragweise rechnen müssen, zeigt Grab 814. Seine zwei Filigranscheibenfibeln, die in Form, Dekor und Machart fest im linksrheinischen Formengut verankert sind, lagen in einer Achse im Brust- und Bauchbereich. Sie sind mit der üblichen Tragweise der Kleinfibelpaare in keinerlei Weise zu verbinden. Es ist jene Lage, die für die Fibeln aus dem Grab der fränkischen Königin Arnegunde aus SaintDenis bei Paris überliefert ist.1145 Sie verschlossen dort einen vorne offenen Mantel aus rotbrauner Seide.1146 Mit dieser Tragweise muss, nach der Mitte des 6. Jahrhunderts, als dritter, bisher noch nicht systematisch nachgespürten Trachtlage gerechnet werden.1147 Der weitere Verlauf der Fibelmoden und ihrer Tragweisen lässt sich in Schleitheim wegen fehlender Fibelbeigaben in den folgenden Jahrzehn-
ten nicht mehr weiter verfolgen. Erst im späten 7. Jahrhundert wird mit den Pressblechscheibenfibeln die Fibelbeigabe, nur noch in Mädchengräbern, wieder aufgenommen.1148 Grab 371 gehört dabei zu den wenigen Gräbern, die zwei und nicht wie üblich eine Fibel enthielt.1149 Es ist sicher kein Zufall, dass Grab 371 zwei Fibeln in ähnlicher Position erbracht hat, wie Grab 814.
Zu den Gewichtseinheiten Wie die Forschungen der letzten Jahre gezeigt haben, und wie nachdrücklich auch der Münzschatz aus Grab 590 belegt,1150 liegt der Verarbeitung von Edelmetall im frühen Mittelalter ein festes Gewichtssystem zugrunde. Für Silber handelt es sich um das römische und byzantinische Gewichtssystem, das auf dem römischen Pfund zu 327.45 g und seinen Dritteilen fusst. Gängige Gewichtseinheit ist vor allem der zwölfte Teil des römischen Pfundes, die unica zu 27.2875 g. Wie Martin gezeigt hat, kann dieses Unzensystem den Bügelfibeln zugrunde liegen.1151 Die Gewichte aller Bügelfibeln wurden in Bezug auf die Unze und ihren Dritteilen tabellarisch eingetragen (Tab. 19).1152 Dabei zeigt sich, dass die Fibeln der Gräber 424, 551 und 552 fast exakt diesem Gewichtssystem entsprechen.1153 Darüber hinaus gibt es Bügelfibeln, wie die der Gräber 455, 665 und 761, die davon mehr oder minder abweichen. Sie weichen jedoch nur scheinbar ab, denn für die Beurteilung dürfen nicht nur die Bügelfibeln alleine herangezogen werden. Der gesamte Edelmetallbestand eines Grabes, Gold und Silber getrennt, muss die Grundlage sein. So kompensieren die Bügelfibeln aus Grab 665 die fehlenden Gewichtseinheiten bei den Kleinfibeln. Noch deutlicher wird der Zusammenhang bei Grab 455. Erst dessen gesamtes silbernes Ensemble kommt auf den «geraden» Wert von 1 2/3 Unzen. Aber noch eine weitere Erkenntnis ergibt sich aus der Beschäftigung mit den Gewichtseinheiten. Neben der Unze und ihren Dritteilen ist eine noch kleinere Einheit wichtig, nämlich der neunte Teil der Unze, der dem 1/108 Teil des römischen Pfundes zu 3.0319 g entspricht (Tab. 20). So wiegen die Kleinfibeln aus Grab 552 1/54 des römischen Pfundes. Die Bügelfibeln aus Grab 761 eine Unze und 1/54 Pfund (100.89%), wobei die fehlenden drei Gramm auf die Gewichtseinheit von 1 1/3 Unze sicher beim Silberblech der Kleinfibeln Verwendung fanden. Auch die sehr abgenutzten Fibeln aus Grab 555 dürften ehemals 3/108 Pfund entsprochen haben.1154 Der Kolbenarmring aus Grab 548 entspricht mit seinen 61.13 g 2 Unzen 1/54 Pfund (100.81%). Gerade die Werte der Kleinfibeln legen nahe, dass der 1/108 Teil des Pfundes hier die massgebliche Gewichtseinheit 167
war. Doch nicht nur der Edelmetallwert der Frauengräber, auch jener der Männergräber folgte den Regeln dieses Systems. Die silberne Schnalle mit eingelegten Goldblechen aus Grab 766 entspricht zwei Unzen (101.1%). Es ist sicher kein Zufall, dass das am besten ausgestattete Frauengrab 665 in der Gesamtsumme an Edelmetall ebenfalls zwei Unzen (100.44%) aufwies. Dass auch bei den Männern die Gesamtsumme ausschlaggebend ist, belegt die Gürtelgarnitur aus Grab 841.1155 Trotz der geringen Stückzahlen, konnten für das Gewichtsverhalten bei Edelmetall an Hand von Schleitheim neue Aspekte herausgearbeitet werden: - Bügelfibeln können sich exakt auf das Unzensystem und ihren Dritteilen davon beziehen. Es ist jedoch nicht zwingend. - Für Abweichungen davon können auch kleinere metrische Einheiten verantwortlich gemacht werden. Als Grundmass gibt sich der 1/108 Teil des Pfundes (und darauf natürlich aufbauend das Unzensystem) deutlich zu erkennen.1156 - Für die Beurteilung eines Grabes dürfen nicht isolierte Werte, wie etwa die Bügelfibeln herangezogen werden. Es muss das gesamte Edelmetallensemble berücksichtigt werden.1157 Für Schleitheim lässt sich das, auf dem 1/108 Teil des Pfundes aufbauende, metrische Grundsystem fast über die ganze Belegungszeit hinweg nachvollziehen. Das spätkaiserzeitliche Grab 363 schlägt mit einem Gesamtedelmetallwert von 1 Unze 1/54 Pfund (100.0%) zu Buche. Die Ohrringe aus Grab 590 aus dem mittleren Drittel des 7. Jahrhunderts weisen 1/54 Pfund (98.96%) auf. Angesichts dieser Regelhaftigkeiten ist es nicht verwunderlich, dass die leere, und deshalb exakt zu wiegende Goldhülse 551.7 auf dem Gewichtssystem des Goldes fusst. Mit 1.13 g entspricht sie fast exakt (99.55%) einem Viertel Solidus.1158
Abnutzungsspuren an Bügelfibeln Bei der Untersuchung der Abnutzungsspuren an den Bügelfibeln von Altenerding hat Martin zwei Abhängigkeiten herausgearbeitet. Zum einen war der Abnutzungsgrad der Fibeln (an der Nadelrast) umso stärker, je älter die Trägerin war. Nebenbei war dies der Nachweis, dass die Fibeln benutzt, also funktionell getragen worden waren. Zweitens durfte gefolgert werden, dass «zur Merowingerzeit … weibliche Angehörige der wohlhabenden Oberschicht im juvenilen Alter ein Bügelfibelpaar [erhielten], das gewöhnlich … bis ans Lebensende … getragen wurde».1159 Ausserdem zeigte sich, dass die Fibeln eines Paares unterschiedliche Abnutzungsgrade aufwiesen. Eine 168
«intensivere Abnutzung scheint vor allem die untere, tiefere Fibel betroffen zu haben, die möglicherweise (durch Gehängeteile?) stärker belastet wurde».1160 Ohne Ausnahme lässt sich in Schleitheim erkennen, dass die Fibeln der älteren Frauen stärker abgenutzt sind als die der jüngeren. Auch die ungleiche Abnutzung der Fibeln innerhalb eines Paares bestätigt sich an der Schleitheimer Fibelserie.1161
Armschmuck Aus zehn Gräbern liegen insgesamt zwölf Armringe vor (Tab. 21), da in den Gräbern 647 und 824 jeweils zwei Armringe aufgefunden wurden. Die meisten Armringe lagen, wie meist üblich, am linken Handgelenk.1162 In Grab 461 und 371 wurden sie an der rechten Hand aufgefunden. Je ein Armband an der rechten und linken Hand lag in Grab 824. Das Spektrum der Armringe reicht von den Kolbenarmringen über den drahtförmigen bis zum bandförmigen Armschmuck. Silberne Armringe sind nur für das 5. und 6. Jahrhundert belegt. Im 7. Jahrhundert bestehen sie ausschliesslich aus Buntmetall. Je ein eiserner Armring liegt aus den Gräbern 547 und 647 vor. Die Armringbeigabe hat einen deutlichen Schwerpunkt im 7. Jahrhundert. Kolbenarmring 548.2 ist an den Kolbenenden mit zwei gegenständigen eingeritzten und -gepunzten Tierköpfen versehen. Damit gehört er zur grossen Gruppe der verzierten silbernen Kolbenarmringe, die im Mittelrheingebiet und östlich des Rheins belegt sind. Westlich des Rheins überwiegen unverzierte Kolbenenden.1163 Die offenen Enden eines Armringes als Tierkopf zu gestalten, ist bereits in spätrömischer Zeit belegt.1164 Die tierkopfverzierten Kolbenarmringe der zweiten Hälfte des 5. und ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts sind zum Teil sehr individuell gestaltet.1165 Eine sehr gute Parallele zu 548.2 stammt aus Obrigheim, Grab 85.1166 Wie in Schleitheim waren auch hier die verzierten Kolbenenden feuervergoldet. Bestimmendes Merkmal sind die mandelförmigen und schräggestellten Augen. Nach diesem Kriterium lassen sich auch zeitgleiche Bügelfibeln mit Tierköpfen am Fussende als weitere Vergleiche heranziehen, die aus dem südwestdeutschen und mittelrheinischen Bereich stammen.1167 Silberne Kolbenarmringe finden sich ausschliesslich in reich ausgestatteten Frauengräbern. Sie gelten als Indikator für eine gehobene soziale Schicht.1168 Das ungestörte Grab 548 fällt diesbezüglich aus dem Rahmen. Es enthielt als einzige weitere Beigabe eine tauschierte Gürtelschnalle.1169 Dass keine Fibeln vorliegen, dafür sprechen zeitliche Gründe. Grab 548 gehört mit zu den frühesten Gräbern. Es ist möglich, dass
sich die Dame noch in der spätkaiserzeitlichen, fibellosen Tracht bestatten liess. Die Dame war damit nur mit den zwei, sie in ihrer sozialen Stellung eindeutig kennzeichnenden Attributen – einem silbernen Kolbenarmring und einem Gürtel (mit Beschläg!) – beigesetzt worden.1170 Sie ist (derzeit) die einzige mit einem solchen Armschmuck bestattete Person auf dem Gräberfeld. Nur bedingt den Kolbenarmringen zuzurechnen ist das silberne Exemplar aus Mädchengrab 664. Zwar ist der Ringkörper rund. Er endet aber nicht kolbenartig, sondern flach, wobei die Enden in der Aufsicht kolbenförmig verbreitert sind. Die Enden waren mit je zwei Strichbündeln ritzverziert und feuervergoldet. Diese Art der Verzierung ist auch von echten Kolbenarmringen, vor allem östlich des Rheins, bekannt.1171 Das Grab datiert in das zweite Viertel des 6. Jahrhunderts (Perlenstufe 5). Der bronzene Handgelenksring 318.15 trägt an seinen nur sehr schwach ausgebildeten Kolbenenden eingeritzte Strichgruppen. Sie sind jeweils nur auf der diagonal gegenüberliegenden Aussenseite angebracht. Armring 461.6 war antik gebrochen und wieder repariert worden. Zu diesem Zweck wurden die beiden Bruchstücke wieder zusammengelötet. Um die Haltbarkeit dieser Reparatur zu gewährleisten, wurden beide Pufferenden im oberen Bereich, knapp hinter der wulstigen Verdickung, angebohrt. Durch diese Bohrkanäle wurde ein kleiner Eisenring geschoben und verschmiedet um so beide Enden miteinander zu verbinden. Mit dieser «Brückenkonstruktion» wurde eine Entlastung der Lötstelle erreicht und eine erfolgreiche Reparatur gewährleistet. Mit seiner charakteristischen Verzierung – eingetieftes doppeltes Perlband, eingetiefter sechsblättriger Rosette und grossen gepunzten Kreisen, bestehend aus zwei breiten Halbkreispunzen mit innerer Perlung – gehört 461.6 zu einer Gruppe gleichartig verzierter Armringe, die ihren Verbreitungsschwerpunkt im bajuwarischen Gebiet zwischen Inn und Lech haben.1172 Belege aus dem südwestdeutschen Bereich sind mir derzeit nicht bekannt. Der Armring ist für das Oberrheingebiet eine Fremdform. Aus dem Mädchengrab 547 stammt ein eiserner drahtförmiger Armring. Leider wurde das sehr hoch liegende Grab beim Oberbodenabtrag vom Bagger gestört. Dabei wurde der Armring verlagert. Wohl aus diesem Grund ist heute nur noch an einem Ende eine aufgeschobene Hülse aus Buntmetall vorhanden. Eiserne Armringe aus Frauengräbern der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts sind nicht zu häufig belegt. Ein Kolbenarmring mit flächentauschierten, gerippten Enden aus Buntmetall oder Gold (?) liegt aus Neresheim Grab 49 vor.1173 In Altenerding waren an
den spatelartig verbreiteten Enden des Armringes aus Grab 1299 noch die Reste «einer sehr starken Goldauflage»1174 erhalten. Die ursprünglich goldgelb glänzende Buntmetallhülse von 547.3 darf als Imitation einer echten Goldauflage betrachtet werden. Dass es sich nicht nur um blossen Schmuck, sondern auch um ein Standesabzeichen handelt, gleich den silbernen Armringen, die an ihren Enden ebenfalls vergoldet waren, belegt auch die Lage des Grabes bei den reichen Frauengräbern. Direkt vergleichbar mit unserem Armring ist der aus der Mitte des 5. Jahrhunderts stammende Armring eines Knaben aus Köln, St. Severin Grab III,64. Dem dortigen Armring waren an den Enden goldene Hülsen aufgeschoben.1175 In Grab 647 lagen am linken Handgelenk zwei Armringe. 647.12 ist aus Bronze, seine Enden sind jeweils sechsfach gerippt. Der eiserne Armring 647.13 ist nur noch in Fragmenten erhalten. Eiserne Armringe, die sich bereits in spätrömischer Zeit nachweisen lassen, sind während der Merowingerzeit eine beliebte Schmuckform der Romanen. Dies belegt eindrucksvoll der Befund von Kaiseraugst, wo von insgesamt 14 Armringen neun aus Eisen bestanden.1176 Auch die Sitte zwei Armringe zu tragen «verweist in den romanischen Bereich».1177 Ein einfaches unverziertes Armband schmückte die linke Hand des Mädchens aus Grab 346. Jeweils demselben Typ, der Armbänder mit Scharnierverschluss, gehören 303.3, 371.6 und die beiden Exemplare 824.19,21 an. Zum Verschliessen wird der an einer Seite mittelständig umgebogene Haken in eine meist eiserne Achse verhängt, die auf der gegenüberliegenden Seite durch zwei Blechlaschen gehalten wird. 303.3 und 371.6 tragen einfachen Punzdekor. Qualitätvoller ist das Paar aus Grab 824 gestaltet. Zwischen drei sauber gepunzten Bändern, die Perldraht imitieren, ist ein Wabenmuster eingeritzt. Auf dem Band sind paarweise vier silberne Nietpaare angebracht, die von silbernem Kerbdraht eingefasst sind. Alle Armbänder datieren einheitlich in die Perlenstufe 10, dem letzten Drittel des 7. Jahrhunderts. Diesen späten Zeitansatz bestätigen auch die bekannten Parallelbefunde.1178
Ohrringe Aus 39 modern ergrabenen Bestattungen liegen insgesamt 66 in Trachtlage aufgefundene Ohrringe vor. Drei Ohrringe stammen dabei aus Männergräbern (Tab. 22). Einer der frühesten Ohrringe stammt aus Grab 554. Nur noch bei 554.2 ist ein knebelförmiger Abschlussknopf erhalten.1179 Er erinnert an einen ähnlich gestalteten Abschluss eines zeitgleichen Ohrringpaares aus Basel-Kleinhüningen Grab 74.1180 169
Ohrringe mit massivem Polyeder stellen in Schleitheim den zweitgrössten Anteil.1181 Aus östlicher Wurzel stammend, sind sie vom 5. bis ins 7. Jahrhundert der beliebteste Ohrringtyp.1182 Das Paar 649.1,2 zeigt, wie bei älteren Serien üblich, eine Rippung hinter dem Knopf. Auch die viergeteilte Raute auf den Würfelseiten ist als Verzierung hier gut belegt.1183 Die Polyederohrringe der jüngeren Merowingerzeit sind unverziert oder tragen ein einfaches Kreis- oder Kreisaugenmotiv.1184 Die Polyederknöpfe können länglich oder leicht konisch gestaltet sein.1185 Drei Ohrringpaare sind nach mediterranen romanischen Vorbildern gefertigt. 647.1,2 gehört zur Gruppe der Ohrringe mit Glas- oder Steinanhänger.1186 Üblicherweise sind die Anhänger beweglich am Ring befestigt. Bei 647.1,2 ist das Stäbchen fest am Ring mitgegossen. Auf dem Stäbchen war ein Buntmetallstreifen festgezwickt. Er sollte einen goldenen Anhänger imitieren.1187 Bei 647.2 ist noch unterhalb des Ringes, am Stäbchenansatz, ein kegelstumpfförmiges, eine Fassung imitierendes Blech zu erkennen. Die Körbchenohrringe 740.1,2 sind nur noch schlecht erhalten. Sie gehören zu den durchbrochenen, gegossenen Bronzeohrringen, die auf byzantinische Vorbilder zurückgehen. Ein bei 740.1 noch erhaltener Steg in Längsachse, über die heute nicht mehr vorhandene Einlage der Schauseite, verweist deutlich auf die Vorbilder.1188 Diese Nachahmungen sind nordwärts der Alpen in der Nordschweiz und Südwestdeutschland verbreitet.1189 Für das östlich angrenzende bajuwarische Siedelgebiet sind im Gegensatz dazu geschlossene Körbchen charakteristisch.1190 Auf einen Drahtohrring waren die Polyederkapseln des Paares 461.1,2 aufgeschoben. Wie für die jüngere Merowingerzeit üblich, bestehen die Polyederkapseln aus Silberblech. Bei den Steineinlagen handelt es sich grösstenteils um Glas.1191 «Insgesamt kann festgehalten werden, dass die Gräber mit Polyederkapselohrringen selbst einen eigenen Wert darstellten».1192 Grab 461 fügt sich mit seinem bronzenen Kolbenarmring in dieses gehobene Milieu ein. Die drahtförmigen Ohrringe stellen in Schleitheim den grössten Anteil. Sie verdrängen im 7. Jahrhundert als Massenware die bis dahin populären Ohrringe mit Polyederknöpfen.1193 Von den verschiedenen Verschlusskonstruktionen ist der Mechanismus mit Ösen- und Schleifenverschluss vor allem auf die Nordschweiz, das Elsass und den südwestdeutschen Bereich beschränkt.1194 Letztlich eine Sonderform davon sind die Ohrringe mit einem stabförmigen Ende. Gesichert zugeordnet werden können die Ohrringe 349.1, 590.1,2 und 786.1,2.1195 Auch sie sind ebenfalls nur im nordschweizerisch, elsässisch und südwestdeutschen Gebiet verbreitet.1196 Auch 170
die Verzierung der ansonsten glatten Ohrringe in Abständen mit Strich- und Riefenbündel ist ebenfalls nur in diesen Gebieten belegt.1197 Sie imitieren Ohrringe, bei denen dünne Blechmanschetten aus Edelmetall in die Riefung der Ringe gedrückt wurden.1198 Das silberne Paar aus Grab 590, wobei nur 590.2 mit einer Manschette aus Goldblech versehen ist, gehört mit zu den exklusivsten Exemplaren. Sie finden sich nur in wenigen exzeptionell ausgestatteten Frauengräbern ihrer Zeit.1199 Grab 590, das mit seiner Münzbörse zu den herausragenden Bestattungen des 7. Jahrhunderts auf dem Gräberfeld gehört, bestätigt diese Beobachtung erneut eindrucksvoll. In den zwei ungestörten Frauengräbern 457 und 801 wurde jeweils nur ein Ohrring aufgefunden. In Grab 457 lag er an der linken, in Grab 801 an der rechten Seite.1200 Die Sitte, einen einzelnen Ohrring zu tragen, soll auf die Anfangszeit des Neuauflebens Ohrringe zu tragen beschränkt sein.1201 In Schleitheim lässt sich diese Beobachtung nicht nachvollziehen, da beide Gräber der Perlenstufe 9, dem mittleren Drittel des 7. Jahrhunderts angehören. Wie auf anderen Gräberfeldern lässt sich auch in Schleitheim beobachten, dass ein Ohrringpaar aus zwei ungleichen Exemplaren besteht.1202 Dieses Phänomen ist erst ab dem 7. Jahrhundert zu beobachten. Innerhalb dieses Zeitraumes verteilen sich die Gräber gleichmässig.1203 Es handelt sich damit nicht um eine kurzfristige, zeitlich gebundene Modeerscheinung. Auch in drei Männergräbern fand sich jeweils ein Ohrring. In Grab 391 lag er links, in den Gräbern 365 und 735 rechts vom Schädel. Auch zeitlich setzen sich die Gräber deutlich voneinander ab. Grab 391 gehört mit zu den ältesten Bestattungen des Friedhofes. Grab 735 ist wegen des Schmalsaxes dem späten 6. bis beginnenden 7. Jahrhundert zuzurechnen. Grab 365 gehört mit seiner mehrteiligen Garnitur in das mittlere 7. Jahrhundert. Die Sitte, dass Männer einzelne Ohrringe tragen, lässt sich im süddeutschen Bereich auf zwei voneinander getrennte zeitliche Abschnitte eingrenzen: der Mitte bis zweiten Hälfte des 5. und den ersten beiden Dritteln des 7. Jahrhunderts. Von der Sachkultur abgeleitet, die mit der hunnischen Expansion dem Westen vermittelt wird, ist 391.1. Er ist rundstabig, in der Mitte verdickt und läuft zu den Enden spitz zu. Leider ist der Bronzeohrring sehr schlecht erhalten und in der Mitte auseinandergebrochen. Es lässt sich jedoch mit Sicherheit ausschliessen, dass der Ohrring in der Mitte ursprünglich eine zäpfchenartige Verdickung aufwies. Sein ursprünglich messingfarbenes Aussehen imitierte diese oft goldenen Ohrringe. Parallelbefunde dazu können im Westen fast nur aus Frankreich benannt werden.1204
Zahlreicher sind die Nachweise für den zweiten Abschnitt.1205 In Grab 735 war ein dünnes, verlötetes Silberblech zu einem Ring gebogen. Ein zweiter silberner Ohrring mit Polyederknopf lag auf der rechten Brustseite über den Rippenknochen. Der ebenfalls silberne Ohrring aus Grab 365 bestand aus einem Zäpfchen, das in einer Spirale aus zwei Windungen endete. Für Schleitheim sind in den Männergräbern nur Ohrringe belegt, die aus Frauengräbern nicht bezeugt sind. Die Sitte im 5. Jahrhundert geht, wie die Vorbilder zu 391.1 zeigen, auf östliche reiternomadische Kontakte zurück. Möglicherweise ein gleichartiger Impuls liegt den jüngermerowingerzeitlichen Nachweisen zu Grunde. Denn für awarische Männerbestattungen ist ein einzelner Ohrring gut bezeugt.1206
Fingerringe Aus 22 Frauengräbern liegen insgesamt 29 getragene Fingerringen vor.1207 Sieben weitere Exemplare stammen aus Taschen oder vom Gehänge, wobei hier römische Altstücke überwiegen.1208 Das Gros der Ringe besteht aus Buntmetall, wenige aus Silber. Einzig in Grab 554 wurde ein eiserner Ring getragen. Mit Grab 428 liegt der einzige von einem Mann getragene Fingerring vor. Überwiegend wurden die Ringe an der linken Hand getragen. Nur in Grab 306 und 318 fanden sie sich an der rechten Hand. Jeweils einen Fingerring an der rechten und linken Hand erbrachten Grab 719B und 824. In wenigen Fällen konnte auch die genaue Lage an der Hand bestimmt werden.1209 Mehr als einen Ring trugen vier Frauen, darunter auch die Frau mit deformiertem Schädel aus Grab 719B aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts mit zwei Fingerringen. Es ist wohl noch eine Reminiszenz an kaiserzeitliche Verhältnisse, denn die Dame aus Grab 363 trug ebenfalls zwei Fingerringe. Allerdings trug sie beide Ringe an der linken Hand; die Frau aus Grab 719B trug an jeder Hand je einen Ring. Im Verlauf des 7. Jahrhunderts, in Schleitheim nicht vor dem mittleren Drittel belegt, wird es (wieder) üblich mehrere Fingerringe anzustecken. Zwei Exemplare stammen aus Grab 824, drei aus Grab 536 und vier aus Grab 303. Der überwiegende Teil der Fingerringe besteht aus gegossenen Ringen oder zusammen gebogenen Stiften und Stäben. Bei 303.4 diente ein ehemaliger Polyederohrring als Fingerring. Zweimal, in Grab 664 und 717, sind römische Altstücke wieder getragen worden. Unter den wenigen Ringen, die vom einfachen Schema abweichen, ist 329.5 hervorzuheben. Er besteht aus Bronze mit einer ovalen Platte mit gekerbtem Rand. Das Motiv der Schauseite ist heute wegen der starken Korrosion nicht mehr lesbar.
Der Ring kann formal mit dem qualitätvollen goldenen Fingerring der Dame aus Grab 30 der Kirche St. Maria in Schleitheim (Abb. 282) gut verglichen werden.1210 Beide Ringe datieren in die Perlenstufe 8. Fingerringe in Männergräbern sind auf frühmittelalterlichen Gräberfeldern nur in geringer Zahl belegt.1211 Der silberne Fingerring 428.14 besteht aus einem bandförmigen Ringkörper mit schwachem Mittelgrat. Die ovale Basis ist randlich mit Perldrahtimitation verziert. Die sich nach oben erweiternde hohe Fassung ist heute leider leer.1212
Kopfputz Aus Schleitheim liegen insgesamt acht Kopfputznadeln und ein Fragment davon vor (Abb. 104).1213 Fünf Nadeln wurden beim Kopf in Trachtlage gefunden.1214 Nadel 455.1 gehört zur Gruppe der Haarnadeln mit polyedrischem Kopf.1215 Charakteristisch für diese frühen Haarnadeln ist die Lage rechts vom Schädel, wobei die Nadelspitze zum Kopf weist und das verzierte Ende in Kinnhöhe liegt. Eine solche Lage ist auch für die Silbernadel 363.1 der kaiserzeitlichen Frauenbestattung belegt. Sie ist ein verbindendes trachtgeschichtliches Element zwischen den beiden Epochen. Grab 455 ist der einzige Nachweis der älteren Merowingerzeit. Erst mit der jüngeren Merowingerzeit setzt dann wieder die Mitgabe von Haarnadeln ein. Ein Schwerpunkt liegt dabei in Schleitheim in den letzten beiden Dritteln des 7. Jahrhunderts. Über das Aussehen von 431.1 lassen sich heute wegen der schlechten Erhaltung keine Aussagen mehr treffen. Den Kopf von 337.1 zierte einst ein heute nur noch fragmentarisch erhaltener Kugelkopf.1216 Bei der gleichartigen Nadel 536.3 ist der Kugelkopf komplett erhalten. Er besteht aus zwei zusammengelöteten Halbkugeln.1217 Vergleichbare Nadeln fanden sich paarweise etwa im reichen Frauengrab 326 von Kirchheim /Ries.1218 In diesem Grab lag auch eine Nadel, die mit 824.3 verglichen werden kann. Über einen im oberen Bereich gerippten Eisenkern wurde ein Silberblech gelegt.1219 In der Mitte der Ummantelung befindet sich eine Kapsel aus Silberblech. Dieserart verzierte Nadeln sind bereits im späten 6. Jahrhundert belegt, wie das Grab der Arnegunde in St. Denis bei Paris zeigt.1220 Die Polyederkopfnadel 418.3 lag links neben dem Becken. Zwar ist die Bestattung bei Setzungsbewegungen verrutscht, an der Zugehörigkeit der Nadel zum Gehänge kann aber, wie zahlreiche gleichartige Befundlagen zeigen, kein Zweifel bestehen.1221 Nicht eindeutig zu klären ist der Befund aus Grab 718. Noch im Bereich der Nordostecke der Gru171
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be, knapp 50 cm über der Sohle des 1.25 m tiefen Grabes, lag Nadel 718.9. Eine absichtliche Deponierung ist nicht auszuschliessen. Aber wahrscheinlich kam die Nadel, ein mittel- bis spätkaiserzeitliches Exemplar, durch Verlust zufälligerweise mit in die Grabgrube.1222 Wohl ebenfalls als Verlustfund mit in die Grabfüllung gekommen ist das Fragment 329.11. Es besteht aus Bronze mit winzigen Resten von Vergoldung. Die Augenaussparung für eine runde Steineinlage und der Schnabelansatz lassen einen Vogelkopf erkennen. Von der schlanken Form her handelt es sich am ehesten um eine Vogelkopfnadel.1223
Schuh- und Wadenbindengarnituren Aus sieben Gräbern liegen Schuh- und Wadenbindengarnituren vor. Die in Grab 354 verbliebenen Reste werden als Fragmente einer tauschierten Garnitur angesprochen. Nur die zwei silbernen Riemenzungen 424.12,13 gehören der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts an. Sie sind ein typischer Bestandteil gut ausgestatteter Frauengräber der zweiten Hälfte des 5. und der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Oft sind diese Riemenzungen auch kerbschnittverziert. Ein Diagonalkreuz auf der Tülle ist häufig belegt.1224 Die beiden Riemenzungen 424.12,13 bestehen jeweils aus zwei dünnen zusammengelöteten Silberblechen. Sehr gut vergleichbar ist ein gleichartiges Blechvorderteil aus dem reichen Frauengrab 126 von Basel-Kleinhüningen.1225 Zwei Vorkommen stammen aus dem 6. Jahrhundert. Im Frauengrab 697 lag eine kleine Rechteckschnalle beim linken Fuss und wird deshalb als Bestandteil der Schuhgarnitur angesprochen. Ein vergleichbarer Befund liegt von der oberen Donau, aus Unterthürheim Grab 36 vor, also jener Region, aus der auch die besten Parallelen zum beigegebenen Beutelgefäss stammen. Überhaupt waren dort alle Schuhschnallen des 6. Jahrhunderts rechteckig.1226 Alle weiteren Vorkommen aus Schleitheim stammen aus dem 7. Jahrhundert, wobei der Schwerpunkt auf den letzten beiden Dritteln liegt. Diese Garnituren zerfallen in zwei unterschiedliche Funktionsbereiche. Die Bestandteile der Wadenbindengarnitur bestehen aus Riemenzungen und Beschlägen und liegen im Grab vom Fuss bis zum Wadenbereich. Im Kniebereich sind Schnallen, Riemenzungen und/oder Beschläge anzutreffen, die häufig aus Eisen sind. Schuhgarnituren sind ganz auf den Fussbereich beschränkt und bestehen aus Schnallen, Gegenbeschläg und Riemenzungen.1227 Neue Erkenntnisse zur Tragweise, die über das bereits bekannte hinausgehen, lassen sich aus den Befunden von Schleitheim nicht gewinnen.1228
Die Wertschätzung der Garnituren durch ihre Besitzerinnen zeigt sich an den Reparaturen der grossen Riemenzungen. 318.9,12 wurden nach einem Bruch mit einer passenden Eisenplatte hinterlegt, die mittig vernietet wurde. Bei 824.39 musste wohl nur die gebrochene Grundplatte ausgetauscht werden, da, wie die intakte Riemenzunge 824.31 zeigt, beide Riemenzungen mit einem Eisenblech hinterfüttert waren. Bei 338.10 wurde die Bruchstelle kleinräumig mit einem Bronzeblech hinterlegt. Wie die, auch in ungestörten Gräbern, oft unvollständigen Garnituren zeigen, müssen diese sehr verlustanfällig gewesen sein. Eine interessante Detailbeobachtung liegt für 304.11,12 vor. Zwischen den beiden zusammenliegenden Teilen, waren bei der Fundbergung deutlich zwei Wülste des Leders zu erkennen. Die Form der kleineren Riemenzungen unterliegt im Laufe der Zeit einer Veränderung. Die Rundung wandelt sich zu einem Spitz mit facettiertem Rand. Dieser Wechsel findet im mittleren 7. Jahrhundert statt.1229 Mit 338.7,14 liegt dabei eine echte Übergangsform vor. Als Leitform des späteren 7. Jahrhunderts dürfen dann die schmalen, spitzen, facettierten Riemenzungen gelten, deren Nieten, wie in Grab 824, von Kerb- oder Perldraht eingefasst sein können.1230 Die Garnituren aus Grab 303, 304 und 338 sind unverziert. Tierstilverzierung weisen die Schuhgarnituren aus Grab 338 und 457 auf. Garnitur 457.4–7 ist mit einem einfachen Punzmuster verziert. Mit gravierten Ornamenten sind die Garnituren 318 und 824 geschmückt. Wie Fingerlin aufgezeigt hat, lösen die jüngeren gravierten, die älteren tierstilverzierten Garnituren ab,1231 ein Befund, der sich auch in Schleitheim bestätigt. So gehören die tierstilverzierte Garnitur aus Grab 30 von St. Maria in Schleitheim der Perlenstufe 8, die beiden gravierten grossen Riemenzungen 318.9,12 und 824.31,39 der Perlenstufe 9 und 10 an. Charakteristische Zierelemente dieser gravierten Garnituren sind ein Zickzackband und/oder das randlich umlaufende getreppte Ornament. Neben gleichartig verzierten Riemenzungen aus den Altfunden1232 finden sich weitere vergleichbare Garnituren nur vom Oberrhein bis zur Donau und im südlichen Baden.1233
Gehänge Gehänge- und Gehängeteile stellen in Frauengräbern einen ansehnlichen Fundanfall. An ein oder mehreren Riemen, oft gefasst durch Ringe, waren in sehr individueller Weise verschiedenste Gegenstände befestigt. Die Palette reicht von den Gebrauchsgegenständen des täglichen Lebens, wie Messer und Kamm, bis hin zum Amulettwesen.1234
Abb. 104: SchleitheimHebsack. Auswahl von Haarnadeln (5. bis 7. Jahrhundert) aus den Gräbern 536, 824, 854, 363, 455, 418 und 718 (von vorne nach hinten).
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Die Fundlage der Gehängeteile ist meist neben dem linken Bein, von der Hüfte abwärts. Seltener ist ein mittleres Gehänge nachgewiesen. Hier liegen die Funde zwischen den Beinen. Das mittlere Gehänge kam um die Mitte des 5. Jahrhunderts auf.1235 Es ist in Schleitheim vor allem in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts gut bezeugt, wird aber im Verlauf des 6. Jahrhunderts vom linken, seitlichen Gehänge zusehends in den Hintergrund gedrängt. Da die Gestaltung der Gehänge dem persönlichen Geschmack der Trägerin unterliegt, beschränke ich mich bei der Besprechung auf Fundobjekte, die auch auf anderen Fundplätzen vertreten sind.
Zierscheiben und Zierringe
Abb. 105: SchleitheimHebsack. Auswahl von Zierscheiben aus Bein (Knochen und Geweih).
624C
761
717
Bronzene Zierscheiben liegen lediglich aus zwei Gräbern vor. In Grab 337 war nurmehr das Fragment einer Zierscheibe am Gehänge befestigt. Auch in Grab 418 war die Zierscheibe nur noch zur Hälfte erhalten und damit fragmentarisch beigegeben. Die Zierscheibe lag innerhalb eines Ringes aus Elfenbein. Auch er war nicht mehr komplett erhalten. Fassungen aus Bronzeblech zeigen, dass der Ring vielleicht geflickt wurde, oder, viel wahrscheinlicher, aus mehreren Teilen zusammengesetzt war.1236 Solche Beinringe treten, im allgemeinen zusammen mit bronzenen Zierscheiben, seit der Mitte des 6. Jahrhunderts im ostfränkischen und alamannischen Gebiet als unterer Abschluss bei Gehängen auf.1237
Zierscheiben aus der Rose des Geweihes liegen aus fünf Gräbern vor. Alle sind beidseitig mit Kreisaugen- oder Zirkelschlagmotiv verziert (Abb. 105). In den Gräbern 677 und 678 zierten sie den unteren Teil eines linken, in Grab 789 den unteren Teil eines mittleren Gehänges. In Grab 814 war die sehr kleine Zierscheibe auf halber Höhe am linken Gehänge angebracht. In Grab 649 lag sie links beim Becken. Zeitlich gehören sie dem späten 5. und den ersten beiden Dritteln des 6. Jahrhunderts an. Solche Hirschhornscheiben zierten «vor allem im fränkischen, seltener auch im alamannischen Gebiet das weibliche Gürtelgehänge».1238 Neben der reinen Zierfunktion ist vor allem der Amulettcharakter der Hirschhornscheiben zu betonen.1239 Eine kleine Knochenscheibe mit zentraler Lochung war am Gehänge von Bestattung 744A befestigt. In denselben Bereich gehören auch die Geweihringe der Rose aus Grab 624C und 761. Beide stammen aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Beidemale zierte die Scheibe ein Gehänge im Beckenbereich. Ein kleiner Knochenring stammt aus Grab 717. Die Gräber 649, 761 und 624C fallen durch die Fundlage der beinernen Zierscheiben und –ringe auf. Diese fanden sich jeweils links im Beckenbereich. Es ist eine Position, die im frühen Mittelalter auch bronzene Zierscheiben einnehmen können, allerdings nicht Zierscheiben aus dem südwestdeutschen Bereich. Denn «während Zierscheiben im austrasischen Raum fast ausschliesslich in der Beingegend der Toten auftreten, ist die Fundlage am Becken, mit wenigen Ausnahmen, auf den westfränkischen Raum beschränkt».1240
677
649
789
744A
814
678
Die Sitte, beinerne Zierringe auf Hüfthöhe zu tragen, ist schon für die späte Kaiserzeit überliefert. Von südwestdeutschen Fundorten liegen aus dieser Zeit mehrere Befunde vor.1241 Im Verlauf der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts wird diese Sitte aufgegeben. Die Dame aus Grab 363 trägt keine solchen Ringe mehr. Aber offensichtlich wurde diese Position der Tragweise nur im westlich merowingischen Bereich östlich des Rheins aufgegeben.1242 Im östlich merowingischen Bereich muss diese Sitte und Tragweise lebendig geblieben sein. Gegen die Mitte des 6. Jahrhunderts werden beinerne Zierscheiben durch bronzene abgelöst.1243 Bei der Untersuchung der bronzenen Zierscheiben hat Renner festgestellt, «dass vor der Mitte des 6. Jahrhunderts im ‚östlich-merowingischen Kreis’ mit dem Aufkommen runder durchbrochener Scheiben als Trachtbestandteil zu rechnen ist».1244 Bezeichnenderweise ist die Lage dann, sofern der Befund überliefert ist, beim Becken.1245 Die westfränkische Mode, Zierscheiben im Becken zu tragen, ist demnach eine konservative germanische Sitte. Sie zeigt, dass die Verbindungen der westfränkischen Reichsteile mit den Landschaften rechts des Rheins nie abgebrochen sind.1246 Die bestatteten Damen trugen demnach die Geweihscheibe (Grab 649) und die Geweihringe (Grab 624C und 761) nach einer auswärtigen Mode. Dazu passt gut, dass Grab 761, neben Grab 665, mit zu jenen zwei Gräbern der Stufe III gehört, die jeweils noch eine Vierfibeltracht aufwiesen und deren Fibeln ihre Verbreitungsschwerpunkte in fränkischen Gebieten haben. Zusammen mit Grab 649 liegt Grab 761 (wie auch Grab 665) in einem Bereich des Friedhofes, in dem sich auch die Gräber mit auswärtiger Keramik konzentrieren.1247 Grab 624C liegt deutlich abseits dieser Gruppe.
Bärenzähne, Wirtel, Perlen und Schnecken Aus sechs Gräbern liegen Bärenzähne vor, die jeweils an der Wurzel gelocht waren. Bis auf 626.9 fanden sie sich am Gehänge. Sie datieren ins späte 5. und die ersten beiden Drittel des 6. Jahrhunderts.1248 In Grab 796 und 840 lagen knöcherne Wirtel beim Gehänge. Sie werden, zusammen mit den tönernen Spinnwirteln, bei den Geräten besprochen. Neben gewöhnlichen Perlen, schmückten auch singuläre, sehr grosse Perlen das Gehänge:1249 424.8–10: Bernstein; 484.9 und 792.3: Glas; 551.9: Achat; 721.7: Kalkstein; 792.3: Glas. Der Millefioriglaswirtel 629.7 (Abb. 106) war im Grab deponiert worden, wird aber ursprünglich am Gehänge getragen worden sein.
Aus dem Mädchengrab 334 stammt die einzige Muschel des Gräberfeldes, eine Tigermuschel (Cypraea tigris).1250 Schnecken am Gehänge finden sich «vorwiegend … aus dem Osten des fränkischen Raumes und aus dem alamannischen Süddeutschland».1251 Die Schnecke liegt nur noch in sehr fragmentarischem Zustand vor. Es besteht deshalb die Möglichkeit, dass die Schnecke dem Mädchen im späten 7. Jahrhundert bereits unvollständig mit ins Grab gegeben wurde.
Reitzubehör als Gehängeteile Im vom Bagger gestörten Frauengrab 711 lag im Bauchbereich eine Schnalle mit Laschenbeschläg und aussen beim rechten Becken der Dreiriemenverteiler einer Pferdeschirrung. Dreiriemenverteiler sind ausschliesslich an Form III der Knebeltrensen gebunden und setzen damit erst ab dem späten 6. Jahrhundert ein.1252 Über die Funktion und Lage im Grab können wegen der Störung keine Angaben gemacht werden. Möglicherweise gehörte auch die Schnalle ursprünglich zur Schirrung. In eindeutiger Fundlage und zusammen mit Gehängebestandteilen liegt die Ringtrense 718.4. Dass es sich hierbei nicht um eine beigelegte Trense handelt, zeigen auch die fehlenden Riemenzwingen.1253 Wohl ebenfalls einem Gehänge zuzurechnen ist die bronzene Knebeltrense 754A.2. Die Originallage ist wegen der Störung von 1866 leider nicht mehr anzugeben. Wie die Funde eines Tascheninhaltes beim linken Knie zeigen, darf mit einem linksseitigen Gehänge gerechnet werden. Die Trense gehört zu den Knebeltrensen mit Achterenden. Weitere bestimmende Bestandteile fehlen, doch wird sie der Form II angehört haben, da nur hier Bronze als Material Verwendung fand.1254 Reitzubehör wurde demnach in Schleitheim in Frauengräbern nur in sekundärer Verwendung beigegeben. Als Bestandteile von Gehängen sind sie mehrfach belegt. Ihr Aufbau mit Ringen und Ösen bot sich dafür geradezu an.1255
Abb. 106: SchleitheimHebsack. Grosse Perle aus Millefioriglas aus Grab 629 (6. Jahrhundert). Wahrscheinlich handelt es sich um ein Amulett, das Unheil abwehren sollte.
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Abb. 107: SchleitheimHebsack. Auswahl verzierter Wirtel aus Bein (Knochen und Geweih). Kennzeichnend sind die eingedrehten Kreisaugen und weitere Kreismotive.
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Das Gehänge aus Grab 504
Das Gerät
Ein aussergewöhnliches Gehänge trug die Dame aus Grab 504. Innen vom linken Oberschenkel reichte ein dreibahniges Gehänge vom Becken bis zum Knöchel (Taf. 53–54). Das Gehänge ging von einem auf der Hüfte getragenen, nur noch fragmentarisch erhaltenen, eisernen Stabgürtel ab.1256 Als oberster Gehängeverteiler fungiert ein Buntmetallkreuz, von dessen Unterseite die drei Stränge abgehen. Sie bestanden aus eisernen, an den Enden jeweils verschlauften Gliedern, auf die spiralig ein Buntmetalldraht aufgewickelt war. Den Abschluss bildete jeweils ein Klöppel aus Buntmetall. Vergleichbare dreibahnige Gehänge, die allerdings nur aus Ringketten bestehen, hat Koch erstmals zusammengestellt. Ihre Vorkommen sind geographisch nur auf den mittleren Teil von Württemberg und den Norden von Bayerisch-Schwaben begrenzt.1257 Daneben gibt es auch gleichartige Gehänge, die, wie in Schleitheim, aus Stangengliedern aufgebaut sind. Sie haben ein viel weiter gestreutes Verbreitungsgebiet als die Ringkettengehänge. Die nur aus Bronze bestehenden Stangengehänge sind dabei auf das Mittelrheingebiet konzentriert.1258 Im Zusammenhang mit solchen Gehängen sind Kreuze mehrfach belegt. In Esslingen-Sirnau, Grab 33 war das Kreuz mittig am Gehänge angebracht. In Bargen Grab 26 verraten Eisenoxydreste in den drei Löchern des Kreuzes, dass es ehemals zu einem Gehänge gehörte.1259 Auch mit Buntmetall umwickelte Gehängeglieder sind mehrfach belegt, so zum Beispiel an Gehängen aus Kirchheim am Ries, Schretzheim oder Weingarten.1260 In Schretzheim Grab 226 b sind an einem dreibahnigen Kettengehänge gleichartige Klöppel wie in Schleitheim als Abschluss vorhanden.1261 Grab 504 kann durch die Perlenkette (Perlenstufe 8) in das erste Drittel des 7. Jahrhunderts datiert werden.
Neben individuellen und standardisierten Gehänge- und Amulettbestandteilen wurden auch Gebrauchsgeräte des täglichen Lebens am Gehänge getragen. Messer gehören zum häufigsten Bestandteil. Auch für Schleitheim bestätigt sich die Beobachtung, dass die Messer der Frauen durchschnittlich kleiner sind als jene der Männer.1262
Spinnwirtel Spinnwirtel fanden sich sowohl am Gehänge, als auch im Grab deponiert. Insgesamt liegen aus Schleitheim 21 Wirtel vor. 16 davon bestehen aus Ton, die restlichen aus Geweih. In Grab 637 kamen insgesamt drei Wirtel zu Tage. Der tönerne Wirtel 637.5 lag zwischen den Oberschenkeln, die beiden Exemplare aus Geweih in einem Kästchen neben dem rechten Fuss. In allen übrigen Gräbern ist jeweils nur ein Wirtel beigegeben.1263 Die formale Palette reicht von doppelkonisch bis kegelstumpfförmig mit konisch einziehendem Unterteil. Innerhalb dieser Bandbreite ist es nicht möglich bestimmte Formen einem Zeitabschnitt zuzuweisen. Es darf angenommen werden, dass der Wirtel nicht einzeln ins Grab gelegt wurde, sondern als vollständiges Gerät, mit Spindel und Wolle. Der hölzerne Spindelstab und die Wolle haben sich, da aus vergänglichem Material bestehend, nicht erhalten.1264 In Schleitheim ist die Spindelbeigabe während der gesamten Belegungszeit kontinuierlich belegt. Nachweise fehlen lediglich aus dem späten 7. Jahrhundert. Für die Deponierung der Spindel im Grab lassen sich keine bevorzugten Positionen herausstellen. Die formale Palette der beinernen Wirtel reicht vom kugelsegmentförmig gedrechselten Wirtel 637.27 bis zum kegelstumpfförmigen Wirtel 715.2. Hierin spiegelt sich ein chronologischer
Unterschied wider. 715.2 ist, was auch die Beifunde bestätigen, eine jüngere Form und gehört zu den weniger häufigen Belegen aus dem frühen 7. Jahrhundert.1265 Alle Wirtel sind einseitig mit Kreis- und Zirkelschlagmotiven verziert, 715.2 und 796.4 zusätzlich mit einem Kreuzmotiv (Abb. 107). «Knochenwirtel sind vor allem am Mittelrhein, im Rheinland, am Unterlauf des Mains, in Ostfrankreich und Belgien verbreitet; im süddeutschen Raum kommen sie dagegen deutlich seltener vor».1266
Schlüssel und Scheren Aus drei Gräbern liegen gesichert Schlüssel vor.1267 Alle bestehen aus Eisen und sind teilweise in einem sehr schlechten Erhaltungszustand. Soweit erkennbar, handelt es sich ausschliesslich um Hakenschlüssel. Alle wurden am Gehänge aufgefunden. Zwei Schlüssel fanden sich in Grab 438, dem ältesten Grab mit Schlüsselbeigabe;1268 je ein Schlüssel lag in Grab 519 und 644. Nur noch die Fragmente einer Schere fanden sich beim Gehänge der Dame aus Grab 439. Häufiger sind Scheren in Schleitheim aus Männergräbern belegt.1269
Büchsen und Kästchen Aus zwei Gräbern liegen kleine Behälter aus Bein vor (Abb. 108). 484.11 ist aus Knochensparren zusammengefügt. Innen ist eine Nut für den (nicht erhaltenen) Bodeneinsatz eingefräst. Knapp unterhalb des Randes ist eine Durchlochung. Neben 484.11 lag der gebogene Eisenstab 484.12. Von den Abmessungen passt er als Henkel. Damit würde ein kleines Eimerchen vorliegen. In Grab 484 ist ein zwölfjähriges Mädchen bestattet. Es ist gut denkbar, dass es hier sein Spielzeug mit ins Grab bekam. Vorstellbar ist aber auch, dass der Eimer ein Hinweis auf ihre spätere Position als Hausherrin und Gastgeberin ist.1270 Das Eimerchen 484.11,12 wurde mittig der östlichen Stirnwand, 10 cm über der Sohle aufgefunden. Es war deshalb im Grab deponiert worden.1271 Aus einem Röhrenknochenstück ist die Büchse 721.5 gearbeitet. Das eingepasste Bodenteil ist mit drei Eisennieten fixiert. Der Deckel ist, wohl für den Schliessmechanismus, zentral durchbohrt. Beide Behältnisse sind mit Kreisaugenund Zirkelschlagmotiv verziert. Beinerne Behältnisse gehören zu einer nicht sehr häufig belegten Fundgattung auf frühmittelalterlichen Gräberfeldern. Meist handelt es sich dann um knöcherne Nadelbüchsen aus einem Röhrenknochen.1272 Mit 721.5 gut vergleichbar ist eine Knochenbüchse aus Grab 231 von Wenigumstadt.1273 Wie in Grab
721 fand sich auch die Büchse von Wenigumstadt im Beckenbereich. Die Funktion von 629.5 ist nicht zu klären. Mit Vorbehalt handelt es sich um die Reste eines Döschens oder einer Kapsel.1274 Das dünne fragmentarische Bronzeblech wies einen umgebördelten Rand auf. In drei Frauengräbern waren Kästchen beigegeben. In Grab 637 hatte sich die östliche Schmalseite des Kästchens als quergemaserte Spur über dem längsgemaserten Kästchenboden erhalten. Das Kästchen bestand aus Ahorn. Über den Aufbau liessen sich keine Angaben gewinnen. Seine Abmessung wird etwa 20 x 20 cm betragen haben. Auf dieser Fläche fanden sich die Funde des Inhaltes. Auch in Kindergrab 626 ist mit einem Kästchen zu rechnen. Hier waren, wie bei 637, rechts des Fusses, ebenfalls auf einer Fläche von 20 x 20 cm, die Funde 626.4–12 verteilt. Gesicherte Hinweise auf ein Kästchen liegen allerdings nicht vor. Auch die Münzbörse aus Grab 590 scheint in einem Kästchen mitgegeben worden zu sein. Leider waren die Bodenverhältnisse in diesem Bereich sehr schlecht. Die Bestattung wurde erst als solche erkannt, als bereits Teile des Skelettes von der Baggerschaufel erfasst waren. Glücklicherweise ging dadurch, wie die Analyse der Börse zeigt, keine Münze verloren.1275 Die bei den Münzen liegenden Funde und Fragmente 590.26–31 sind mit grosser Wahrscheinlichkeit die Überreste eines kleinen Kästchens. Über die Grösse lassen sich keinerlei Angaben mehr gewinnen; Münzen und Kästchenbestandteile lagen wegen der Störung auf einer grösseren Fläche verstreut. Eine vage Vorstellung von seinem Aussehen können die Überreste vermitteln. Das Kästchen war mit Eisenbändern (an den Ecken?) beschlagen. Das gelochte Eisenplättchen 590.26 kann zu einem Schlossblech gehört haben. Bei Bronzering und Eisensplint 590.28 dürfte es sich um einen Griff oder Tragering handeln. Wie ein solches Kästchen vielleicht ausgesehen hat, zeigt Grab III,73 von Köln, St. Severin. Dort konnte aus einem Grab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts ein erhaltenes Kästchen geborgen werden.1276
Abb. 108: SchleitheimHebsack. Dosenfragmente aus Bein (Knochen und Geweih).
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Gemeinsame Beigaben von Frauenund Männergräbern Keramikgefässe
Abb. 109: SchleitheimHebsack. Tonkrüge, scheibengedreht (Hintergrund) und einmal handgefertigt (Vordergrund), aus den Gräbern (von links nach rechts) 421, 406, 555 und 391 (5. Jahrhundert).
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Aus insgesamt 14 merowingerzeitlichen Gräbern liegen Keramikgefässe als Beigaben vor.1277 In jedem Grab kam nur jeweils ein Gefäss zu Tage. Bevorzugter Deponierungsort war die Fussregion. Aus Grab 455 stammt eine kleine, schwarze, feintonige und matt glänzende Knickwandschüssel. Aus dem spätkaiserzeitlichen Grab 500 liegt mit der Knickwandschüssel 500.2 ein Vorläufer und eine gute Parallele zu 455.14 vor. Standring, extremer Bauchknick sowie vor allem die wulstig verdickte Randlippe einerseits, gleichartige Beschaffenheit von Ton und Magerung und die speckig wirkende Oberfläche andererseits zeigen die gleiche Werkstatttradition. Der Randwulst am Bauchknick von 500.2 weist deutlich auf die Vorbilder, die Nigra-Ware hin.1278 Damit bildet 500.2 ein «missing link» zwischen der spätestkaiserzeitlichen Nigra und den frühmerowingerzeitlichen Knickwandschüsseln und belegt an einem Fundort aus gesichertem Fundverband die kontinuierliche Keramiktradition. Die Gefässwand von 455.14 ist mit einem eingeglätteten gerahmten Zickzack- oder Wellenband verziert. Ein vergleichbares und gleichartig verziertes Gefäss liegt von Basel-Gotterbarmweg Grab 6 vor.1279 Diese Einglättverzierung, eine östliche Verzierungsart, wurde für gut über ein halbes Jahrhundert auch in Südwestdeutschland übernommen, «wobei die feintonige Beschaffenheit und die Brennweise der Nigra … ideale Voraussetzungen zur Übernahme der neuen Verzierungstechnik»1280 boten. Neben der Wellenbandverzierung war aber vor allem das Gittermuster die bevorzugte Verzierungsart.1281 Da 500.2 unverziert ist und erst 455.14 die Einglättverzierung aufweist, lässt sich die Übernahme dieser Dekorationsweise auf vor und um die Mitte des 5. Jahrhunderts festlegen. Eine direkte östliche Herkunft, wie sie für 455.14 (und die Knickwandschüssel von Basel-Gotterbarmweg Grab 6) vermutet wird,1282 scheidet für mich wegen des eindeutigen Befundes von Schleitheim aus. Wie aber die konservative trachtgeschichtliche Komponente der Haarnadeln und der halbmondförmigen Anhänger mit stilisierten Tierköpfen (möglicherweise auch die Berlockperlen aus Bernstein) aus Grab 363 zeigen, ist es möglich, dass mit 455.14 eine östliche Keramiktradition in «zweiter Generation» umgesetzt wurde. Aus den Gräbern 391, 406 und 421 stammt jeweils ein scheibengedrehter rauhwandiger Krug, ein weiterer aus Grab 555 ist von Hand aufgebaut
(Abb. 109). Der maximale Bauchdurchmesser des wohlproportionierten Kruges 391.14 liegt in der Gefässmitte. Der Hals ist schlank, der Rand bandartig mit leicht ausschwingender leicht verdickter Randlippe. Der Übergang vom Hals zum Bauch ist durch rundumlaufende Eindrücke verziert. Der bandförmige Henkel setzt knapp oberhalb des Bauchumbruches und unterhalb des Randes an. Der überbreite maximale Bauchdurchmesser von Krug 421.1 liegt knapp unterhalb der Gefässmitte. Dadurch wirkt er deutlich unproportionierter, was durch den schlanken Hals verstärkt wird. Der Rand ist nur leicht vom Hals abgesetzt, die ungegliederte Randlippe ist ausschwingend. Die Mündung ist extrem stark eingekniffen. Der bandförmige, in der Mitte durch eine Rille gegliederte, Henkel setzt auf dem Bauchumbruch und unterhalb des Randes an. Am unteren Ansatz ist der Henkel mit einem deutlich sichtbaren Daumeneindruck am Gefäss fixiert worden. Der Krug 406.5 unterscheidet sich formal deutlich von den beiden erstgenannten. Der gegliederte, breite, konische Hals setzt sich durch einen Absatz deutlich vom Bauch ab. Die ungegliederte Randlippe ist leicht ausladend. Der vierfach gegliederte bandförmige Henkel endet randständig, und der bauchige Körper geht direkt in die Standfläche über. Eine vollkommen andere handwerkliche Technik und Machart liegt Krug 555.7 zugrunde. Er wurde von Hand aufgebaut und nachgedreht. Seine Oberfläche ist dadurch glatt. Der schlanke Krug hat einen geraden Rand und keine Ausgussschnauze. Der kompakte Henkel hat mittig eine tiefe Rille. Alle vier Krüge aus Schleitheim stammen aus frühmerowingerzeitlichen Zusammenhängen. Damit sind von insgesamt sechs Tongefässen dieser Zeitstellung zwei Drittel Krüge. Ähnliche Verhältnisse liegen auch vom frühmerowingerzeitlichen Fundplatz von Hemmingen vor, bei dem über die Hälfte der beigegebenen Tongefässe Krüge waren.1283 Die Krugformen sind entweder direkt dem spätrömischen Formenschatz entnommen oder Weiterentwicklungen.1284 Die Stücke 391.14 und 421.1 gehören zu einer grösseren Gruppe von Krügen, zu denen nicht immer exakt übereinstimmende Parallelen aus Südwestdeutschland vorliegen.1285 Massiv und gedrungen wirkende Krüge wie 406.5 sind im frühmerowingerzeitlichen Fundgut selten vertreten. Entfernt vergleichbar ist ein Krug aus Hemmingen Grab 58, der allerdings keine gekniffene Schnauze besitzt, und dessen Henkel unterhalb des Randes ansetzt.1286 Krug 555.7 erinnert einerseits in Form und Proportion an sog. Mayener Krüge, deren Produktion von spätrömischer Zeit bis in die Merowingerzeit belegt ist. Wie diese hat auch 555.7
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keine Ausgussschnauze, weshalb 555.7 eine Imitation dieser Krüge sein könnte. Allerdings fehlt unserem Stück, was bei einer handgemachten Imitation nicht so sehr ins Gewicht fällt, die verdickte Randlippe.1287 Andererseits besteht auch eine formale Übereinstimmung zu einem handgearbeiteten Becher aus dem spätkaiserzeitlichen Grab 2 von Lauffen. Er hat keinen Henkel und senkrechte Kanneluren auf der Wandung.1288 Unabhängig von den formalen Vorbildern belegt der handgearbeitete Krug eine spätkaiserzeitliche Handwerkstradition. Grab 555 gehört zu den ältesten frühmerowingerzeitlichen Gräbern. Von fast kugeliger Form ist Topf 837.3. Der Sförmig ausbiegende Rand ist schräg abgestrichen. Die Wandung ist in der unteren Hälfte sehr dick. Kugelige Gefässformen sind vor allem für ein Keramikspektrum der Karolingerzeit typisch.1289 Doch lassen sich in Süddeutschland gute Parallelen – wenngleich in geringem Umfang – seit dem 6. Jahrhundert nachweisen.1290 Klar davon abzugrenzen und nicht damit zu verwechseln, ist eine Gruppe von gedrungenen, bauchig wirkenden Wölbwandtöpfen. Sie sind Derivate, der dem spätrömischen Formenkreis entstammenden Wölbwandtöpfe, die üblicherweise einen länglichen eiförmigen Körper aufweisen.1291 Grab 837 hat keine datierende Beifunde, sodass der Topf aus sich selbst heraus datiert werden muss. Bestimmendes Kriterium ist der schräg abgestrichene Rand, der bei den genannten Parallelen erst mit Gürtelgarnituren mit Beschläg belegt ist.1292 Ein handgemachtes Henkelgefäss liegt aus Grab 785 vor. Es war bei seiner Auffindung in einem sehr schlechten Zustand und konnte nur als Präparat mit dem gesamten innenliegenden Erdreich erhalten werden. Es präsentiert sich heute in seinem Auffindungszustand: Die Oberwand ist verdrückt und nur noch teilweise erhalten. Originale Randpartien liegen nicht frei. Trotzdem lässt sich ein bauchiger, zum Rand hin einschwingender Gefässkörper erkennen, freilich ohne ihn exakt rekonstruieren zu können. Der Henkel ist bandförmig und sorgfältig gearbeitet. Tassenartige Henkelgefässe sind im merowingerzeitlichen südwestdeutschen Fundgut in letztlich zwei Ausprägungen vertreten. Entweder sind Kümpfe die Grundform, an die noch ein Henkel angebracht wird, oder es liegen, wie bei 785.2, gegliederte Gefässe mit Bauch- und Halspartie vor.1293 Ob 785.2 eine kleine Ausgussschnauze enthielt, wie etwa das Gefäss aus Basel-Kleinhüningen Grab 74, lässt sich wegen des schlechten Erhaltungszustandes nicht klären. Ein zugehöriger Deckel, wie in unserem Grab, fand sich auch in Grab 74 aus Basel-Kleinhüningen. Er war dort sekundär aus dem Boden eines römischen Sigillatagefässes gearbeitet worden.1294
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Der Knickwandtopf 384.13 war bei seiner Auffindung schlecht erhalten und wurde bei der Restaurierung ergänzt und überarbeitet. So lässt sich nicht mehr feststellen ob seine heutige, schräg und unsauber wirkende Ausführung einen ursprünglichen Zustand wiedergibt oder durch die Lagerung im Erdreich hervorgerufen wurde.1295 Der Rand ist von der Schulter durch einen kaum wahrnehmbaren und original nur noch wenig erhaltenen Absatz getrennt. Der maximale Bauchdurchmesser liegt ziemlich genau in der Gefässmitte. Seine besten Entsprechungen findet 384.13 in drei Knickwandtöpfen des fränkischen Friedhofes von Basel-Bernerring.1296 Im Gegensatz zu den Bernerringer Exemplaren, deren Schultern umlaufende markante Riefen tragen, ist das Schleitheimer Stück glattwandig. Auch der Boden weist keine charakteristischen Spuren auf. Trotz dieser Unterschiede schliesst sich 384.13 formal eng an die Bernerringer Stücke an, die man wegen ihrer gedrungenen breiten Form «ebenso gut als Schalen bezeichnen könnte».1297 Gute Gegenstücke aus dem Rheinland, immer mit deutlichen Riefen, sind nach wie vor schwer zu benennen.1298 Vorbilder und Gegenstücke zu diesen Schalen konnte Martin aus dem östlichen Reihengräberkreis «unter der handgemachten und scheibengedrehten thüringischen Keramik des 5. und der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts»1299 benennen. Der Knickwandbecher 551.10 ist gekennzeichnet durch einen scharfen tiefliegenden Bauchknick und eine hohe leicht einschwingende Oberwand. Der Mündungsdurchmesser ist kleiner als der maximale Bauchdurchmesser, jedoch geringfügig grösser als die Höhe des Gefässes. Er entspricht rheinfränkischen Knickwandbechern, für die üblicherweise eine rillenverzierte Oberwand charakteristisch ist.1300 Enge formale Zusammenhänge bestehen aber auch zu den südwestdeutschen Knickwandbechern. Doch haben diese immer einen Standring sowie eine gewölbte Unterwand.1301 Als Verzierung trägt 551.10 oberhalb des Bauchknickes und unterhalb der maximalen Einschnürung der Oberwand ein sorgfältig eingeritztes Gittermuster. Es ist nicht einglättverziert, wie es für die südwestdeutsche Keramik des 5. Jahrhunderts charakteristisch ist.1302 Für die mehrzonig eingefasste Verzierung wie bei 551.10 lassen sich auch aus dem südwestdeutschen Bereich Parallelen benennen.1303 Trotz formaler Übereinstimmungen mit südwestdeutscher Keramik1304 zeigt Knickwandbecher 551.10 eher eine Zugehörigkeit zum mittelrheinischen Formenspektrum an. Aus dem Mädchengrab 768, das über die Perlen (Stufe 6) in die Zeit von 540/50–560/70 datiert wird, kam ein Topf zum Vorschein, der dieselbe Grundform wie 551.10 aufweist. Ein tiefliegen-
der Bauchumbruch, eine hohe, seicht einschwingende Oberwand und eine geringere Höhe als der maximale Mündungsdurchmesser kennzeichnen diesen Knickwandbecher (Abb. 110). Unterschiede bestehen darin, dass 768.9 einen angedrehten Standfuss aufweist, die Unterwand gewölbt, der Bauchdurchmesser kleiner als der Mündungsdurchmesser ist und der Rand stärker ausschwingt. Im Gefäss sind deutlich Gebrauchsspuren als Streifen zu erkennen. Da das Gefäss erst im Labor ausgeschlämmt wurde, handelt es sich nicht um auf der Grabung entstandene Kratzspuren, sondern um ein echtes Zeugnis der antiken Nutzung. Eine formal sehr gute Entsprechung liegt von Basel-Bernerring Grab 8 vor. Allerdings ist dieses Exemplar grösser und hat sieben spiralig umlaufende Riefen.1305 Beheimatet ist diese Gefässform im rheinfränkischen, mit Schwerpunkt in Rheinhessen und der Pfalz.1306 Singulär ist die Verzierung des Gefässes. In sehr rustikaler Ausführung ist die gesamte Aussenwand rundumlaufend ritzverziert (Abb. 111). Oberhalb des Bauchknicks ist, beidseitig von einem Zickzack- bzw. Wellenband begrenzt, ein imitierendes Rollrädchenmotiv eingeritzt. Die Unterwand trägt ein grosses Zickzackband mit, zum Teil von der Spitze her, einbeschriebenen Senkrechten. Bei der Imitation des Rollrädchenmotives handelt es sich um ein fortlaufendes mehrbahniges Zickzackmuster. Anfang beziehungsweise Ende sind durch ein – wie es vorerst scheint – ineinanderbeschriebenes Balken- und Diagonalkreuz gekennzeichnet. Das gerahmte, umlaufende, mehrbahnige Zickzackband ist einem Verzierungsmotiv nachempfunden, das sowohl von spätrömischer Rädchensigillata,1307 als auch von rollrädchenverzierter merowingerzeitlicher Keramik her bekannt ist.1308 Das Kreuzmotiv ist ebenfalls aus einem älteren Fundkontext belegt.1309 Es ist müssig darüber zu diskutieren, ob diese Verzierung nach spätrömischem oder merowingerzeitlichem Vorbild gefertigt wurde. Wichtig ist die Tatsache, dass rollrädchenverzierte frühmittelalterliche Keramik im südlichen Südwestdeutschland keine Tradition hat. Sie ist erst ab dem rheinhessischen und pfälzischen Gebiet zahlreich bezeugt.1310 Das mehrbahnige Zickzackmotiv ist dort gut belegt. Vergleichbare unsauber geritzte, einbahnige Zickzack- oder Wellenbänder, wie sie bei 768.9 randbegleitend das Rollrädchenmotiv säumen, finden sich auf Keramik vom 5. bis zum 7. Jahrhundert. Im 6. Jahrhundert lässt sich für West- und Südwestdeutschland eine Tendenz erkennen. Es treten diejenigen Landschaften deutlicher hervor, die auch im grösseren Umfang handgemachte Keramik aufweisen.1311
Unterbrochen wird das mehrbahnige Zickzackband nur von einem Kreuzmotiv. Auf den ersten Blick ist hier – nicht ganz korrekt – ein ineinanderbeschriebenes Balken- und Diagonalkreuz abgebildet. Am Original ist klar zu erkennen, dass das Diagonalkreuz und der senkrechte Strich des Balkenkreuzes jeweils in einem Zug geritzt wurden. Lediglich beim Ritzen der Waagrechten hat der Künstler zweimal angesetzt: Vom Betrachter aus nach links, korrekt vom Zentrum aus. Nach rechts, am rechten oberen Querarm des Diagonalkreuzes mittig ansetzend, schräg nach unten. Ist es nur ein Zufall, oder hat der Künstler absichtlich dieses Motiv gewählt? Darf man, angesichts der Tatsache, dass auch das mehrbahnige Zickzackmotiv unübliche Verzweigungen aufweist, weiterführende Schlüsse daraus ziehen? Ein ineinanderbeschriebenes Balken- und Diagonalkreuz wäre ohne grosse Schwierigkeiten und Abweichungen mit vier Strichen zu bewerkstelligen gewesen. Ganz offensichtlich folgte hier der Künstler einem anderen Vorbild. Unweigerlich drängt sich hier die Interpretation als Christogramm auf. Ein einfaches Christogramm, das aus einer Senkrechten mit Diagonalkreuz besteht und auch auf Daniel- und Greifenschnallen der zweiten Hälfte des 6. und des beginnenden 7. Jahrhunderts belegt ist, scheidet aus.1312 Vielmehr hat der Künstler auf das, seit der Spätantike bekannte, Chi-Rho-Gramm mit einbeschriebenem alfa und omega zurückgegriffen1313 und es in vollständiger Ligatur wiedergegeben. Das nach rechts gewandte P wird durch den nach rechts oben führenden Diagonalstrich wiedergegeben, woran sich das A anschliesst. Sowohl für das P, als auch für das A lässt sich erkennen, dass sich der Künstler soweit wie möglich an eine «dreieckige» Struktur hält. Damit erschliesst sich auch die Lesung des omega, das als doppeltes V wiedergegeben ist. Es ist, um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht, zwischen die Schenkel der linken Hälfte des Diagonalkreuzes integriert. Die Lesung bereitet somit keine Schwierigkeiten, allerdings haben Chi-Rho-Gramme üblicherweise das A links, und das W rechts vom P stehen. Wie jedoch eine Durchsicht einschlägiger Denkmäler zeigt, ist in geringem Umfang auch die umgekehrte Anordnung möglich.1314 Dabei ist es wichtig, dass es sich nicht um eine spiegelverkehrte Anordnung handelt, bei der das P nach links orientiert ist, sondern jeweils das P in korrekter, nach rechts orientierter Schreibweise wiedergegeben ist. Aber auch eine spiegelverkehrte Schreibweise ist in unserem Fall nicht auszuschliessen.1315 Die Deutung als christliches Heilszeichen erschliesst sich vollends in Verbindung mit der Verzierung der Unterwand. Dabei wird deutlich, dass es sich beim Chi-Rho-Gramm um das Zentralmotiv der Oberwandung handelt. 181
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Bevor ich die Unterseite bespreche, ist noch auf ein weiteres Ritzmuster hinzuweisen. Vier Zentimeter rechts vom Kreuzmotiv ist direkt unterhalb der unteren Begrenzungslinie des Rollrädchenmotives – und das untere Zickzackband unterbrechend – eine weitere Ritzung sichtbar. Unter einem fast bogenförmigen Segment sind fünf Striche angebracht, die wie «Krähenfüsse» wirken. Die Bedeutung bleibt unklar. Parallelen weisen nach Mitteldeutschland und ins Mainfränkische.1316 Auffällig ist, dass das obere einbahnige Zickzackband just über diesem Motiv nicht geschlossen ist und hier die einzige winkelhalbierende Senkrechte liegt. Ist die Unterbrechung nur auf die Fahrlässigkeit des Künstlers zurückzuführen, heisst das, dass er das Krähenfussmotiv unbewusst als Zäsur begriff und deshalb gerade hier mit seiner Ritzung begonnen und geendet hat. Das bedeutet auch – Zufälligkeiten einmal ausgeschlossen – dass das Krähenfussmotiv früher geritzt wurde als das obere Zickzackband. Ist die obere Unterbrechung allerdings gewollt, darf man daraus folgern, dass die untere Unterbrechung des Zickzackbandes – wobei die Linie durch das sie verbindende Kreissegment letztlich geschlossen bleibt – einen Unterbruch des oberen Bandes fordert. Um das Mass an Zufälligkeiten vollzumachen, ist hier die einzige Stelle, an der sich die Verzierung der Ober- und Unterwandung fast berühren. Dabei bildet der dritte Strich von links mit der unteren Verzierung eine direkte Verlängerung. Die Unterseite ist fast durchgängig mit einem grossen Zickzackband bedeckt. Es ist jedoch nicht geschlossen. Zwischen seinen beiden Enden und direkt unter dem Christogramm (!) der Oberwandung, ist, mit linearen Strichen stilisiert, eine anthropomorphe Figur eingeritzt (Abb. 110). Es zeigt in Frontalansicht eine Figur mit erhobe-
nen angewinkelten Armen im typischen Orantengestus.1317 Der Kopf ist durch zwei kurze Striche, einer davon leicht gekrümmt, angedeutet. Die Hände sind durch eine V-förmige Verzweigung dargestellt. Auch auf Daniel- und Orantenschnallen sind die Hände immer deutlich ausgestaltet.1318 Für die Interpretation des Beinbereiches gibt es zwei Möglichkeiten. Die Füsse sind stark angewinkelt und zeigen dass die Figur sitzt oder kniet. Eine sitzende oder kniende Orans ist mir bei der Durchsicht des frühmittelalterlichen Fundmaterials jedoch nicht bekannt geworden.1319 Über die, bereits als Vergleich herangezogenen Danielschnallen bietet sich eine weitere Lösung an. Die frühmittelalterliche Danielikonographie kennt zwei Motive. Der stehende Daniel mit zwei ihn flankierenden Löwen, wobei die Löwenköpfe nach oben weisen. Die zweite Darstellung zeigt den stehenden Daniel mit den zwei ihn flankierenden Löwen, die sich ihm unterworfen haben und ihm die Füsse lecken. Die beiden Löwenköpfe sind dabei auf Höhe der Füsse.1320 Die beiden Hacken links und rechts der Figur auf dem Becher stellen wohl deshalb nicht die verschränkten oder knienden Beine dar, sondern die beiden nach unten gerichteten Löwenköpfe.1321 Der Künstler hat sich damit auf die knappste Form der Stilisierung beschränkt. Der Orant ist nur dann erkennbar und lesbar, wenn der Becher steht.1322 Die Geschichte von Daniel in der Löwengrube wird im frühen Christentum als Symbol für die Erlösung und Errettung und damit auf Christus selbst gedeutet.1323 Wie Inschriften auf einigen Danielschnallen eindeutig belegen, kann das Danielmotiv auch mit Jesus gleichgesetzt werden.1324 Eine gleichartig stilisierte, stehende Orans ist auch auf einem tönernen Vogelgefäss aus Mitteldeutschland von Oberröblingen, Kr. Sangerhausen, eingeritzt.1325 Ein christlicher Zusammen-
Abb. 110 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Ritzverziertes Gefäss aus Grab 768 (6. Jahrhundert). Abb. 111 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Abrollung des ritzverzierten Gefässes aus Grab 768 mit christlichen Motiven in Form eines Adoranten unter einem Chi-Rho-Zeichen.
Abb. 112: Daniel in der Löwengrube. Vergleichsbeispiele zur Darstellung auf dem Gefäss aus Grab 768 von Schleitheim-Hebsack: 1 Lavigny, 2 Charenton-du-Cher, 3 Bouvignes, 4 Vellechevreux, 5 Preignan (nach Aufleger 1997).
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hang darf hier aber verneint werden.1326 Auf nordfranzösischer Keramik der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts gibt es Rollrädchenmuster, die menschliche Figuren darstellen. In seiner kargen Stilisierung stellt das Motiv «Orans zwischen Arkadenbögen» eine gute Übereinstimmung mit dem Oranten von 768.9 dar.1327 Diese Keramik bietet nicht nur hervorragende Vergleichsmöglichkeiten für die Ikonographie der figürlich verzierten Buntmetallschnallen, sondern sie ist eine gleichwertige, eigenständige, ikonographische Quelle (Abb. 112).1328 Auf der, dem Oranten gegenüberliegenden Gefässhälfte reihen sich regelmässig grosse Dreiecke aneinander, wobei von den, zum Standboden hin orientierten Spitzen halbierende Senkrechten zum Bauchknick laufen. Parallelen hierzu stammen bezeichnenderweise fast wiederum nur aus dem Bereich vom Mittelrhein bis Mitteldeutschland bzw. von charakteristischer handgemachter Keramik östlich-merowingischer Prägung.1329 Dieses System ist – auf der Abrollung rechts der Orans – nur einmal mit einer zum Boden weisenden halbierenden Senkrechten versehen. Begreift man diesen Wechsel nicht als eine Laune des Künstlers, sondern als Signal, als Zäsur, ergibt sich für die verbleibenden «Dreiecke» eine überraschende Lesung. In vollständiger Ligatur ist hier, dem Rhythmus der Dreiecke angepasst, in lateinischer Sprache der Spruch «vale» (lebe wohl) angebracht.1330 Er ist so auf dem Gefäss angebracht, dass er nur beim Gebrauch – beim Trinken – dem Benutzer sichtbar und lesbar wird. Auch für die Seite links der Orans weisen Unregelmässigkeiten der Dreiecke auf eine mögliche Botschaft hin. Eine zum Boden weisende halbierende Senkrechte sucht man auf dieser Seite vergebens. Da unser Künstler, wie immer wieder deutlich wurde, sehr systematisch gearbeitet hat, war es ihm vielleicht nicht möglich einen solchen Strich anzubringen ohne eine logische Struktur zu stören. Auf der rechten Seite markiert des gesamte Dreieck mit der zum Boden weisenden Senkrechten die Abgrenzung zur Inschrift. Sucht man nun, davon ausgehend, gegen den Uhrzeigersinn eine Abweichung von der Regelhaftigkeit, landen wir auf der linken Seite bei einem Dreieck mit zwei einbeschriebenen Senkrechten. Übernehmen wir die logische Struktur der rechten Seite – das komplette Dreieck bildet die Zäsur – auch für die linke Seite, könnte dies bedeutet, dass das gesamte Dreieck mit den beiden Senkrechten hier die Markierung bildet. Die nun folgenden Dreiecke bis zur Orans müssten dann die Information beinhalten. Das könnte auch erklären, warum es dem Künstler nicht möglich war eine zum Boden weisende Halbierende einzuritzen. Beim Dreieck links der beiden einbeschriebenen Senkrechten 184
käme die Markierung zu früh, rechts davon zu spät, weil bereits ein Schenkel Bestandteil der Information ist. Dieses Gedankenspiel bleibt allerdings hypothetisch, da hier eine Lesung nicht gelingt. Es ist natürlich nicht auszuschliessen, dass die Information bereits mit dem Dreieck mit den beiden Senkrechten beginnt, oder dem von der Ober- zur Unterwandung weisenden Krähenfussmotiv diesbezüglich eine Bedeutung zukommt. Nicht auszuschliessen ist auch, dass es sich hier nur um schriftähnliche Zeichen, um eine Trugschrift handelt.1331 Dieses Gefäss, dessen frühchristlicher Sinngehalt für mich ausser Frage steht, bietet aufschlussreiche weiterführende Hinweise. Der Künstler hat aufs Ganze gesehen das Gefäss in sehr rustikaler Weise ritzverziert. Er erweist sich aber im Detail trotz seiner sparsamen Stilisierungen als sehr präzise. Soweit sich der Bedeutungsinhalt aufhellen lässt, ist er immer in klare logische Strukturen eingebettet. In der Ästhetik seiner Ritzungen der Schrift und des Christogrammes folgt er einer Linie, in der das Dreieck das vorgegebene Mass der Dinge ist. So wird der Querstrich beim A als gerader Strich eingezogen und nicht, wie auf Inschriften dieser Zeit ebenfalls gut bezeugt, als Winkel.1332 Auch bei der Ligatur von vale sind gerade die notwendigsten Abweichungen vom Dreieck verwendet, um die Buchstaben und damit das Wort lesbar zu machen. Die Vermutung, dass der Künstler nicht nur im Auftrag ritzte, sondern selbst der lateinischen Schrift mächtig war drängt sich hier auf. Dafür spricht auch, dass mir das Formular vale in frühchristlichen Zusammenhängen bisher nicht bekannt geworden ist.1333 Sowohl die Technik der Ritzverzierung, als auch die verwendeten Motive weisen auf eine Zone vom Mittelrhein bis Mitteldeutschland hin. Über die Topfform kann das Herstellungsgebiet auf das Mittelrheingebiet festgelegt werden. Obwohl der Topf scheibengedreht ist, werden über die Ritzverzierung und die verwendeten Motive Keramiktraditionen fassbar, die eine deutliche Verbindung zu handgemachter Ware aufweisen. In und aus diesem Umfeld heraus ist Knickwandbecher 768.9 anzusiedeln und damit für Schleitheim als Fremdform anzusprechen. In einen ganz anderen Bereich weisen die Danieldarstellung und die Inschrift. Auf Schnallen ist die Darstellung des Danielmotives mit zwei Löwen zu Füssen nur auf eine Zone von Burgund über Savoyen bis zum Genfersee beschränkt. Die Grenze nach Norden und Osten stellt wegen der geübten Beigabensitte eine echte Verbreitungsgrenze dar, während das Fehlen dieser Schnallen im Süden und Westen – ausser natürlich dem aquitanischen Bereich – auf die Beigabenlosigkeit der romanischen Bevölkerung zurückgeht. Die wenigen Schnallen mit Danielmotiv, die ausserhalb
dieses Kernbereiches aufgefunden worden sind, setzen sich dann bezeichnenderweise stilistisch ab, oder werden, bei gleichartiger Stilistik, als Import aus dieser Kernzone interpretiert.1334 Für Südwestdeutschland ist das Gefäss singulär. Die nächste Parallele dazu stammt vom Mittelrhein. Es handelt sich um den ritzverzierten Knickwandtopf aus Freilaubersheim, Kr. Bad Kreuznach mit seiner leider nicht auflösbaren Inschrift.1335 Gesamtmerowingisch aber ist der Topf so singulär nicht. Denn noch eine dritte Zone hat Anteil an diesem Gefäss. Aus Nordfrankreich kennt man solche Gefässe in einiger Zahl. Immer ist die Ritzverzierung sehr rustikal gehalten. Die Motive sind geometrisch bis floral. Neben Tierdarstellungen ist auch einmal ein Orant vertreten. Das Krähenfuss- bzw. Tannenreismotiv ist besonders häufig vertreten. Eine umfangreiche frühchristliche Inschrift ist einmal auf einer Pilgerflasche angebracht.1336 Der Topf aus Freilaubersheim kann stilistisch als südöstlichster Ausläufer dieser Keramikgruppe angeschlossen werden. Nicht jedoch 768.9, der sich stilistisch von dieser nordfranzösischen Gruppe deutlich unterscheidet. In 768.9 vereinigen sich mehrere Formenkreise. Die Form der Keramik weist ins Mittelrheingebiet. Die rustikale Ritztechnik findet sich von Nordfrankreich über das Mittelrheingebiet bis nach Mitteldeutschland, wobei Details eher auf den östlich-merowingischen Bereich hinweisen. Stilistisch kann die frühchristliche Ikonographie auf den Raum zwischen Burgund, Savoyen und dem Genfersee eingeengt werden. Bedeutungsvoll ist das Gefäss in mehrerlei Hinsicht. Schlaglichtartig wird klar, wie vernetzt und austauschbar die Informationsträger – Schnallen, Keramik, Steinmetzarbeiten oder Malerei – für frühchristliche Ikonographie sein können. Für Schleitheim ist es ein Zeugnis für das Christentum vor dem ersten nachweisbaren Kirchenbau. Interessanterweise steht das Gefäss im Zusammenhang mit der auswärtigen, der fränkischen Komponente. Aus einem Frauengrab der Perlenstufe 6 (540/50–570/80) kam der handgemachte Topf 697.18 zu Tage, der auf der Scheibe nachgedreht ist. Er ist den beutelförmigen Gefässen zuzurechnen, die auf eine östlich-merowingische Mode zurückgehen.1337 Diese Gefässe treten letztlich in zwei Varianten auf. Schmale schlanke Gefässe mit ihrem charakteristischen Stempeldekor, die in Süddeutschland deutlich an der oberen Donau konzentriert sind,1338 und breite, gedrungene, standfeste Töpfe. Formal gute Entsprechungen mit sehr tiefliegendem Bauchumbruch sind ebenfalls nur aus diesem Gebiet belegt.1339 Die zwei deutlichen Riefen knapp oberhalb des Bauchumbruches sucht man auf vergleichbaren Beutelgefässen jedoch vergebens. Dieses Detail ist letzt-
lich von fränkischen Knickwandtöpfen entlehnt.1340 Die Verzierung von 697.18 findet wiederum an der oberen Donau, sowohl in der Kombination von Ritz- und Stempelverzierung, als auch in der Kombination Kreisstempel und Wellenband, ihre beste Entsprechung. Während bei unserem Gefäss in die Zwickel der zwei Wellenbänder jeweils ein Doppelkreisstempel1341 geschlagen wurde, hat das Ulmer Gefäss vier, durch Ritzlinien voneinander getrennte Zonen. Die Oberste mit einem geritzten Wellen- oder ZickZack-Band, die verbleibenden drei unteren mit einfachen Kreisstempeln. Auch formal sind die Gefäße vergleichbar. Beim Ulmer Gefäss ist nur der mit Dellen versehene Bauchumbruch als Knick ausgebildet.1342 Für das Oberrheingebiet darf diese Keramik als Fremdform gewertet werden. Dies wird auch dadurch unterstrichen, dass das Gefäss in einer Nische abgestellt worden war. Nischengräber dieser Zeitstellung sind in der westlichen Alamannia nicht belegt, sondern finden sich auf ostalamannischen und baiuwarischen Gräberfeldern.1343 Das Profil von Knickwandtopf 752.10 ist flau, der Bauchumbruch ist gerundet und der Boden dick und leicht nach innen gewölbt. In der Mitte der Standfläche sind drei, zu einem Dreieck angeordnete, Fingerkuppeneindrücke. Auf der Schulter ist ein Gittermuster sauber eingeritzt. Am Rand sind noch deutliche Kniffspuren erkennbar. Töpfe mit einem flauen Knickwand- oder S-förmigen Profil gehören einem vom Mittelrhein bis Mitteldeutschland geläufigen Formenspektrum an. Hier sind auch die Vorbilder zu suchen.1344 Dafür spricht auch die Verzierung der Oberwand mit einem Gittermuster. Dieser Dekor ist während der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts einglättverziert im gesamten südwestdeutschen Bereich gut belegt und kommt nach 500, wie die Einglättverzierung überhaupt, aus der Mode.1345 Erst im Verlauf der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts findet sowohl der Dekor, als auch die Technik der Einglättverzierung hier wieder Eingang.1346 Anders ist die Entwicklung im östlich-merowingischen, wo dieser Dekor ohne Unterbruch verwendet wird.1347 Die wenigen ritzverzierten Parallelen des 6. Jahrhunderts stammen denn auch bezeichnenderweise aus dem Mittelrheingebiet und den östlich vorgelagerten Landschaften.1348 Aus dem bauchig gedrungenen Körper von 766.10 sind von innen neun Rippen herausgedrückt. Der Rand ist gerade und leicht ausschwingend. Er ist von der Schulter durch zwei Ritzlinien abgesetzt. Die Schulter ist mit einem, jeweils gleichen, Kreisstempel mit innerer waagrechter Schraffur verziert. Die einzeilige Stempelreihe folgt der oberen Schulterkontur bis in die Zwickel der Rippen und beschreibt damit ein umlaufendes Dreiecksband. 766.10 gehört zu einer 185
charakteristischen Keramikgattung, die nicht auf einheimischer Tradition beruht, «sondern um Fremdgut, das mit Zuzügern aus Randgebieten des Merowingerreiches in Zusammenhang steht».1349 Ähnliche Buckelgefässe aus dem südwestdeutschen Bereich zu benennen fällt nicht schwer.1350 Allerdings sind diese Gefässe meist schlanker gearbeitet und haben einen Wackelboden. Deutlich ist hier die, aus östlich-merowingischer Tradition stammende beutelförmige Tonware als Vorbild zu erkennen.1351 Breitere, der Proportion wie 766.10 entsprechende Gefässe, sind gegenüber den schlanken beutelförmigen in der Minderzahl.1352 Ihnen liegen breite Gefässe mit flauem Knickwand- oder S-förmigem Profil zugrunde, die ihre Vorbilder im mittelrheinischen und mitteldeutschen Formenspektrum finden.1353 Die Verwendung des Stempeldekors, der in Mitteldeutschland zwar nicht fehlt, aber dort vor allem auf Schalen anzutreffen ist, lässt für unser Gefäss auf engere Beziehungen zu den Landschaften am Mittelrhein und den nördlich angrenzenden Gebieten schliessen.1354 Ein ovaler und entfernter vergleichbarer Stempel liegt aus Kösingen, von der oberen Donau, vor.1355 Ein in Form und Machart gleichartiges Fragment stammt als Lesefund aus der Siedlung Schleitheim-Brüel.1356 Die Schulter ziert dort allerdings kein Stempeldekor, sondern ein grosses, mehrbahniges, eingeritztes Dreieck. Das Dreiecksdekor ist, wie bei 768.9 ausgeführt, im Umfeld der handgearbeiteten Keramik ein beliebtes Motiv.
Glasgefässe
Abb. 113: SchleitheimHebsack. Glasgefässe aus den Gräbern (von vorne nach hinten) 854, 586 und 626 (5. und 6. Jahrhundert). Die Herstellung erfolgte in rheinländischen Werkstätten.
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Glasgefässe wurden anlässlich der Neugrabungen in zwei Gräbern gefunden (Abb. 113).1357 Ein Sturzbecher stammt aus Grab 586, eine Schale aus Grab 626. Sturzbecher 586.6 ist aus grünem Glas, von unterschiedlicher Wandstärke. Am rundgeschmolzenen Rand und am Boden ist die Wandung am stärksten. Hier spielt die Farbe ins dunkelgrüne. Im unteren Wandungsbereich ist das Glas sehr dünn. Es weist gesamthaft zahlreiche Blaseneinschlüsse auf. Im unteren Bereich befindet sich ein ca. 3 x 2 mm grosser roter Einschluss. Optisch erscheint das Glas wie vertikal gerippt. Doch lässt sich die Rippung – wenn überhaupt – nur in Nuancen ertasten. Trotz der Blaseneinschlüsse ist das Glas ein qualitätvolles Produkt. Typologisch gehört 586.6 wegen seiner einschwingenden Wandung der älteren Form A, der Sturzbecher an.1358 Nach der Mitte des 6. Jahrhunderts wird Sturzbecher A von der Form B, für die eine konische Wandung kennzeichnend ist, abgelöst.1359 Grab 586, durch die Perlen (Perlenstufe 5) in die Zeit von 520/30–540/50 datiert, passt sich diesem chronologischen Rahmen naht-
los an. Sturzbecher, die in Südwestdeutschland in einiger Zahl belegt sind, gelten als Import, da «im alamannischen Gebiet … überhaupt keine Trinkgläser hergestellt [wurden]».1360 Mit seinem gerundeten Boden entspricht 586.6 Becherformen, wie sie für das Mittel- und Niederrheingebiet üblich sind.1361 Die Glasschale 626.4 besteht aus hellgrünem, im dünnen Wandungsbereich fast entfärbt wirkendem Glas, mit vielen sehr kleinen Einschlüssen und Blasen. An der Aussenseite, unterhalb des rundgeschmolzenen Randes verläuft ein breites Schliffband. Dieses erfüllt die gleiche Funktion wie eine opake Fadenauflage, weshalb 626.4 letztlich zur grossen Gruppe der «Glasschalen mit opaker Fadenzone unter dem Rand» zu zählen ist.1362 Gläser mit Glasschliff sind dabei in der Minderzahl. Oft ist die opake Auflage stark verwittert und lässt bei flüchtiger Betrachtung den Eindruck einer Schliffverzierung entstehen. Zeitlich gehört Grab 626 dem ersten Viertel des 6. Jahrhunderts an. Bei den Grabungen des 19. Jahrhunderts wurden drei Glasgefässe, bzw. nur Teile davon geborgen. Alle drei kamen bei der letzten Kampagne des Jahres 1867 zu Tage. In Grab 124 «ohne schützende Umgebung, kamen ausser dem Skelett, dessen Lage verschoben war, Bronzestücke und der Fuss eines Glasgefässes vor».1363 Für Grab 133 vermerkt Wanner: «Das Gerippe lag ziemlich an der Oberfläche und war deshalb zerstört. Es fanden sich … eine bronzene Schnalle (Taf. III, Fig. 2), Trümmer eines Glasgefässes (Taf. III, Fig. 3) und Nietköpfe (Taf. III, Fig. 4)».1364 Grab 151 «war ein Kindergrab, in welchem ein Glasgefäss gefunden wurde, das aber beim Herausnehmen aus der Erde in Stücke zerfiel».1365 Von zwei der drei erwähnten Gläsern existieren Abbildungen. Es handelt sich um einen Rüsselbecher und um einen glockenförmigen Sturzbecher mit Endknopf.1366 Über die Abbildung bei Wanner kann der Rüsselbecher Grab 133 zugewiesen werden und ist nur nach der Wiedergabe bei Wanner zu beurteilen. Demnach sind die Rüssel schlank und tragen keine Kerbbänder. Die (mit spiralig aufgelegten Fäden?) verzierte Zone unterhalb des Halses ist sehr schmal. Leider lässt sich nicht bestimmen, ob er wie die Masse der Becher zwei, oder, wie nur wenige Exemplare, nur eine Rüsselzone aufweist. Damit sprechen die formalen Indizien – allen voran die schlanken Rüssel ohne Kerbband – für jüngere Rüsselbecherserien.1367 Auch die Wiedergabe des Inventars bei Wanner hilft für eine zeitliche Bestimmung nicht weiter. Unglücklicherweise hat Wanner auf seiner Tafel 3, zwei zeitlich sehr unterschiedliche Schnallen mit ein und derselben Nummer versehen und abgebildet.1368 Die Schnalle mit nierenförmigem Beschläg und Kolbendorn gehört der frühen, je-
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ne mit zungenförmigem Beschläg der jüngeren Merowingerzeit an. Der Bericht erwähnt aber ausdrücklich nur eine erhobene Schnalle. Damit ist eine der Schnallen fälschlicherweise dem Inventar zugeordnet. Die Datierung des Bechers muss dadurch offen bleiben. Das glockenförmige Glas mit Endknopf ist nur noch nach einem Foto beurteilbar. Bei Wanner sind keine sicheren Angaben darüber zu gewinnen ob es aus Grab 124 oder 151 stammt. Das nach dem Foto zerscherbte und wieder zusammengeklebte Glas spricht eher für Grab 151. Gläser dieser Form sind nicht sehr häufig. Sie können mit umlaufenden Glasfäden oder girlandenartigen Glasauflagen verziert sein. Der Glasfaden kann gleichfarbig oder opak sein. Älteste Exemplare stammen aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts1369 Sie sind aber auch im 6. Jahrhundert belegt.1370
Zur Beigabe von Keramik- und Glasgefässen In der Beigabe von Keramik und Glas lassen sich in Schleitheim klare Strukturen erkennen. Die beiden spätkaiserzeitlichen Kammergräber 363 und 500 zeigen einen für ihre Zeitstellung und Region typischen Geschirrsatz aus Schüsseln und Näpfen. Die nächsten Bestattungen mit Gefässbeigabe sind die Gräber 391, 406, 421, 455 und 555. Davon haben drei (vielleicht auch vier) Gräber jeweils einen, in spätrömischer Tradition stehenden Krug und Grab 455 eine Knickwandschüssel, die noch ganz in der Tradition der spätkaiserzeitlichen Nigraware steht. Alle diese Gefässe, bis auf den handgearbeiteten Krug 555.7, sind auf der Scheibe gedreht. Alle Gräber werden durch ihre Beifunde in die Mitte und das dritte Viertel des 5. Jahrhunderts datiert. Damit wird die frühmerowingerzeitliche Gefässbeigabe nur in einem sehr kurzen, der späten Kaiserzeit unmittelbar folgenden Zeitraum geübt. Der Krug aus Grab 391 stand in einer Nische, die neben dem rechten Bein in die Grubenwand gegraben worden war. In frühmerowingerzeitlichen Grabfunden Südwestdeutschlands sind Grabnischen, die in spätrömischer Tradition stehen, durchaus geläufig. Diese Sitte erlischt jedoch zu Beginn des 6. Jahrhunderts.1371 Die Keramik führenden Gräber konzentrieren sich im Gräberfeld auf einen sehr engen Raum. Sie findet sich nur in Erwachsenengräbern, wobei das Geschlechterverhältnis ausgewogen ist. Das Einsetzen der Keramikbeigabe im 6. Jahrhundert ist klar mit einem auswärtigen Formenspektrum verknüpft. Damit handelt es sich nicht um eine Beigabensitte, die einer einheimischen Tradition entspringt. Es handelt sich um die Gräber 384, 551, 697, 752, 766 und 768. Die Gefässe aus den Gräbern 697, 752 und 188
766 sind von Hand aufgebaut. Mit Ausnahme von Grab 551, das dem ersten Viertel des 6. Jahrhunderts angehört, datieren alle Gefässe in das zweite und dritte Viertel des 6. Jahrhunderts. Die Ausnahmestellung von Grab 551 wird auch durch die Lage im Gräberfeld unterstrichen. Es befindet sich in der Gruppe der reichen Frauengräber. Die Bestattungen 752, 766 und 768 liegen eng beieinander. Zusammen mit weiteren auswärtigen Beigaben- und Trachtsitten bilden sie eine regelrechte nordwest-südost orientierte Achse im Gräberfeld, an die sich auch Grab 384 anschliessen lässt. Bis auf Grab 697 weisen alle Gefässe Bezüge zum Mittelrhein und den nördlich anschliessenden Landschaften auf. Bezeichnenderweise liegt Grab 697, dessen handgearbeitetes Beutelgefäss seine besten Entsprechungen an der oberen Donau hat, abseits dieser Achse. Mit fünf Bestattungen liegt ein deutliches Übergewicht bei den Frauen. Davon sind zwei noch nicht erwachsen. Die Gräber 586, 626, 785 und 837 stellen erneut eine einheimische Komponente der Gefässbeigabe dar. Davon ausgeklammert bleibt der Kumpf 763B.1, der als Utensil eines Metallgiessers eine Sonderstellung einnimmt. Wie die auswärtig geprägte Gefässbeigabe, beginnt auch die einheimische im zweiten Viertel des 6. Jahrhunderts. Neben Keramik werden auch Gläser beigegeben. Dem 6. Jahrhundert gehören die Gräber 586, 626 und 785 an, jüngermerowingerzeitlich ist Grab 837. Alle vier Gräber sind Kinderbestattungen.1372 Bis auf das unbestimmbare Grab 837 handelt es sich ausschliesslich um Mädchengräber. Damit hat sich die Struktur der einheimischen Gefässbeigabensitte vom 5. zum 6./7. Jahrhundert grundlegend gewandelt. Waren es im 5. Jahrhundert Erwachsene beiderlei Geschlechts, werden ab dem 6. Jahrhundert, nach einem deutlichen Unterbruch von etwa 50 Jahren, nur noch Kinder – soweit bestimmbar Mädchen – mit Gefässen bedacht.
Kämme Aus 82 merowingerzeitlichen Bestattungen liegen Kämme oder Bestandteile davon vor.1373 Teilweise wurden die Kämme im Block geborgen und als Präparate konserviert. Sie liegen deshalb nur einseitig, mit der im Grab nach oben deponierten Seite vor (Abb. 114).1374 Für eine ausgewählte Anzahl von Kämmen liegt eine Materialbestimmung vor. Dabei handelt es sich jeweils um Geweih oder, in nicht eindeutigen Fällen, tendenziell eher um Geweih.1375 Sechs Kämme1376 sind, nach germanischem Geschmack,1377 einzeilige Dreilagenkämme. Zwei von ihnen, 391.13 und 769.2, waren in einem Etui (Abb. 115).
Ein Unikat ist Kamm 391.13. Leider war er bei seiner Auffindung in einem desolaten Zustand. Obwohl er im Block geborgen wurde, lässt er sich nicht mehr vollständig rekonstruieren. Das kleine zierliche Stück gehört zur Gruppe der Kämme mit dreieckiger Griffplatte.1378 Die beiden Deckleisten sind jedoch deutlich kleiner als die mittlere Lage. Sie ist in Form zweier, die Schrägseiten der Dreiecke überragender Buckel gestaltet. Sie erwecken entfernte Anklänge an die Kämme mit halbrunder oder glockenförmiger Griffplatte. Ein Tierkopfprotom liegt als Fragment vor. Ein zweites, die Symmetrie wahrendes Gegenstück, darf angenommen werden. Da keinerlei Passstellen vorhanden sind, kann dessen Position nicht bestimmt werden. Hierfür in Frage kommen die Griffplatten oder die Seitenenden des Etuis.1379 Die Buckel und das Protom sind mit Kreisaugen verziert. Die Deckplatten, wie für Kämme mit dreieckiger Griffplatte in Südwestdeutschland ab der Mitte des 5. Jahrhunderts üblich, sind mit randbegleitenden Strichbündeln versehen.1380 Die Randleisten schliessen gerade ab und sind angesägt. Der Kamm steckt in einem Etui, das auf der Schauseite aus zwei untereinander liegenden Leisten besteht. Die Leisten der Schauseite sind halbrund, die der Rückseite flach. Ein mit Tierkopfprotomen versehener Kamm mit glockenförmiger Griffplatte aus Mingolsheim, Kr. Karlsruhe, steckt in einem gleichartigen Etui. Nur sind hier alle Leisten flach.1381 Kämme mit Tierkopfprotomen sind bereits in spätrömischer Zeit belegt und gehören zum älteren Bestand der frühmerowingerzeitlichen Sachkultur. Die übrigen fünf Exemplare gehören zur Gruppe der Kämme mit flachdreieckiger Griffplatte.1382 Die Kämme 599.3 und 769.2 gehören dem 6. Jahrhundert an, die verbleibenden dem 7. Alle diese Kämme stammen aus Männergräbern. Bei den restlichen Kämmen handelt es sich – soweit beurteilbar – um zweizeilige Dreilagenkämme, eine letztlich provinzialrömische Kammform.1383 Während es sich bei den Etuis der einzeiligen Kämme um einfache Stecketuis handelt, sind die der zweizeiligen aufklappbare Futterale, die beide Zahnreihen schützen. Sie finden sich nur in Frauengräbern. In den beiden ungestörten Gräbern 637 und 732 fand sich lediglich das Futteral ohne Kamm. Für einen gleichartigen Befund aus Kaiseraugst hat Martin die Frage gestellt, «ob der zugehörige Kamm etwa aus Holz bestand und darum nicht erhalten blieb?»1384 Die Intensität der Kammbeigabe, sowie die Verteilung auf Männer- und Frauenbestattungen ist vom 5. zum 7. Jahrhundert Schwankungen unterworfen. Im 5. Jahrhundert wird die Kammbeigabe mehrheitlich von Frauen geübt. Im 6. Jahrhundert ist mit über der Hälfte aller beigegebenen Kämme der Höhepunkt dieser Beigabensitte er-
reicht. Nach wie vor dominiert der Kamm in Frauengräbern. Mit fast einem Drittel Anteil haben die Männerbestattungen aber deutlich zugenommen. Im 7. Jahrhundert finden sich rund zwei Fünftel aller Kämme in Männergräbern.1385 Eine Aufschlüsselung nach Erwachsenen und Kindern zeigt weitere Tendenzen in der Entwicklung dieser Beigabensitte auf. Für das 5. Jahrhundert ist sie bei Kinderbestattungen nicht belegt. Sie setzt hier erst im 6. Jahrhundert ein. Für das 7. Jahrhundert beträgt der Anteil der Kinder nun ein Viertel. Gesamthaft gesehen beträgt der Kinderanteil nicht einmal ein Fünftel. Wegen der fragmentarischen Überlieferung kann nur gut die Hälfte der Kämme für eine formale Untergliederung herangezogen werden. Die Beobachtung, dass die Kammlänge und die Anzahl der Nieten im Laufe der Zeit zunimmt,1386 lässt sich in Schleitheim allenfalls als Tendenz erkennen. Klar präsentiert sich die Entwicklung des Zähnungsverhältnisses. Sie geht – wie auch andernorts1387 – von Kämmen mit ausgeprägter grober und feiner Zähnung hin zu Stücken mit schwächerem Zähnungsunterschied. Auch die Deckleisten können zur Unterteilung herangezogen werden. Zur Hauptsache sind sie halbrund beziehungsweise gewölbt. In sieben Fällen sind die Deckleisten schmal und flach, wobei noch Unterschiede in der Ausprägung der Kanten bestehen.1388 Deckleisten mit gerader, senkrechter Kante sind im südwestdeutschen Bereich geradezu eine Leitform für frühmerowingische Zeitstellung.1389 Grab 555 gehört zur ältesten Belegungsschicht von Schleitheim. Abgeschrägte Kanten haben die Kämme 761.10 und 762.7. Diese Leistenform ist bereits seit spätrömischer Zeit bekannt.1390 Interessanterweise lag einer der Kämme im fränkischen Frauengrab 762. In unmittelbarer Nachbarschaft liegt auch das zeitgleiche Männergrab 761. Beide Kämme haben, als einzige des Friedhofes, mittig an der Schmalseite eine Durchbohrung.1391 Auch die nur einmal vertretene walmdachartig facettierte Leiste von Kamm 551.11 stammt aus einem Grab, das auswärtige Bezüge aufweist. Die an den Kanten gerundeten Leisten der Kämme 645.4, 676.2 und 682.2 gehören zeitlich sowohl der zweiten Hälfte des 5., als auch dem 6. Jahrhundert an. Die Kämme 605.22 und 613.16 aus dem mittleren Drittel des 7. Jahrhunderts weisen zwei parallel liegende Deckleisten auf.1392 Fast alle Kämme sind mit eisernen Stiften vernietet. Bronzenieten weisen lediglich die Kämme 551.11 und 555.5 auf. Beide Gräber liegen in der Gruppe der reichen Frauengräber, womit sich die Buntmetallnietung hier als gehobenere Ausführung zu erkennen gibt.1393 Für die Deponierung der Kämme im Grab zeigen sich weder für Männer, noch für Frauen signifi-
Abb. 114 (folgende Doppelseite): Schleitheim-Hebsack. Auswahl von Kämmen. Der Kamm diente als Gerät der Haarpflege und gegen die Läuseplage. Im Zusammenhang mit nachwachsendem Haupthaar wurde der Kamm auch als Symbol für Kraft und Stärke betrachtet.
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kante Unterschiede. Ausgenommen sind natürlich die, meist links am Gehänge aufgefundenen Exemplare aus Frauenbestattungen. Unübersehbar ist, wie auch andernorts,1394 eine Bevorzugung der rechten Körperseite. Lediglich für das 5. Jahrhundert ist eine Bevorzugung der Fussregion erkennbar.1395 In acht Männergräbern lag der Kamm in der Gürteltasche.1396
Utensilien des gehobenen Lebensstils Goldhülsen In Frauengrab 551 (Abb. 296) lag oberhalb der Knie, zwischen den Oberschenkeln, Messer 551.8, das als Oxydspur noch vollständig nachgewiesen werden konnte. Es war mit einer Griffverkleidung aus Goldblech versehen. Eine zweite gleichartige Hülse lag, teilweise unter dem rechten Oberschenkel, gut 10 cm oberhalb davon. Die Sitte, den Griff eines Messers des Essbesteckes mit Edelmetallblech zu verkleiden, ist aus dem provinzialrömischen Bereich herzuleiten. Sie wurde vor allem in der Merowingerzeit im fränkisch-alamannischen Bereich geübt und ist auf reich bis sehr reich ausgestattete Gräber beschränkt.1397 Sowohl eine kurze, direkt oberhalb der Klinge ansetzende Griffhülse, als auch eine gleichartige Rippung, wie bei 551.8 ist im Gesamtbestand mehrfach belegt.1398 Für Schleitheim lassen sorgfältige Fundbergung und detaillierte Beobachtungen bei der Restaurierung weitergehende Schlüsse zu. Das in situ noch vollständig nachzuweisende Messer 551.8 konnte nur fragmentarisch geborgen werden. Bei Hülse 551.7 waren in situ keinerlei Eisenoxydspuren festzustellen. Auch das Ausschlämmen und Untersuchen des innen liegenden Erdreiches im Konservierungslabor ergab nicht den geringsten Hinweis auf Eisenreste. Für 551.7 ist deshalb die Verwendung als Griffhülse für ein zweite Eisenmesser auszuschliessen. Beide Hülsen zeigten gleichartige Risse im Goldblech. Eine Verformung durch Erddruck, scheidet aus, da beide Hülsen nicht platt gedrückt waren. Vielmehr kommt dafür nur Quelldruck in Frage, wie es bei 551.8 durch die aufgequollenen Eisenoxydreste augenfällig nachgewiesen ist. Die Hülse muss deshalb ein organisches, bei der Lagerung im Boden quellfähiges, bei der Bergung vollständig vergangenes Objekt geziert haben. Abnutzungsspuren am Goldblech belegen seinen Gebrauch. 551.8 lag schräg zwischen den Oberschenkeln oberhalb der Knie. Die Messerspitze zeigte zur Nordostecke der Grabgrube. Hülse 551.7 lag gut 10 cm oberhalb davon, zum Teil unter dem rechten Oberschenkel. Von seiner Orientierung liegt 551.7 knapp um 90° aus der Achse von 551.8. In-
teressanterweise hat der Schleitheimer Befund eine weitere Parallele in Basel-Kleinhüningen Grab 126.1399 Messer Nr. 49 lag dort beim Gehänge, zwischen den Knien. Messer Nr. 50 aussen neben dem rechten Unterschenkel, direkt unterhalb vom Knie. Es hat, wie 551.8, eine Edelmetallmanschette am Griffansatz. Die Messer Nr. 49 zugewiesene (!) Griffhülse – beide Objekte haben die Katalognummer 49, obwohl sie letztlich separat liegen – befindet sich wiederum ca. 10 cm oberhalb von Nr. 50. Messer und Griffblech Nr. 49 liegen in einem Abstand von knapp 10 cm parallel nebeneinander. Die Verwendung von 551.7 ist vom Befund her nicht eindeutig bestimmbar. Eine Interpretation als oberer Knaufabschluss des organischen Messergriffes von 551.8 ist denkbar. 551.7 wäre dann durch Setzungsbewegungen im Grab aus der verlängerten Achse von 551.8 verlagert worden. Von der Lage im Grab – 551.7, 551.8 und der Achatwirtel 551.9 lagen in einer Achse – ist auch eine eigenständige Nutzung möglich.1400 Jedenfalls zeigt der Befund von Schleitheim, dass künftig einem gleichartigen Lagebefund erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Klappstühle In Grab 551 kam an der östlichen Grubenwand ein Eisenstab zu Tage. Er lag waagrecht, parallel zur östlichen Schmalseite des Grabes. Oberhalb des Stabes fanden sich Bronzeblechbänder und -nägel. Durch das Metall hatten sich auch zugehörige Holzreste in grösserem Umfang erhalten. Die Teile wurden vom anwesenden Restaurator noch in situ als Überreste eines hölzernen Klappstuhles erkannt.1401 Die Funddokumentation und -bergung geschah daraufhin mit grösster Sorgfalt und erlaubt damit erstmals konkret die Beschreibung einer für das Frühmittelalter bisher unerkannten Fundgattung (Taf. 63).1402 Bisher sind aus frühmittelalterlicher Zeit nur wenige, eiserne Klappstühle bekannt.1403 Sie sind jüngst von Kiss zusammengestellt und auf ihre Tauschiermuster hin untersucht worden.1404 An ihre Seite treten nun weitere, fast vollständig aus Holz gefertigte Faltstühle. Ihr bestimmendes Merkmal ist eine durchgehende eiserne Achse. Solche Achsen sind bisher von einigen Grabfunden bekannt. Ihre Funktion blieb jedoch unerkannt. Meist wurden sie als Bratspiesse oder Kesselhaken angesprochen.1405 Welche Schwierigkeit die Identifizierung dieser Fundgattung auf der Grabung macht, zeigt der Umstand, dass der zweite Klappstuhl aus Grab 665 von Schleitheim erst nachträglich als solcher erkannt wurde. Tabellarisch sind alle mir bekannten vergleichbaren Achsen nach ihren Merkmalen aufge-
Abb. 115: SchleitheimHebsack. Kämme mit Etui aus den Gräbern (von vorne nach hinten) 686, 618, 477, 767 und 765 (6. Jahrhundert).
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Abb. 116: Verbreitung der Holzklappstühle (vgl. Fundliste 6).
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schlüsselt (Tab. 23).1406 Die Länge der Achsen schwankt zwischen 37.5 und 52 cm. Nur einmal wird eine Länge von ca. 60 cm erreicht. Grösstenteils liegen sie im Bereich von 42–48 cm.1407 Ihre Enden können unterschiedlich gestaltet sein. Letztlich lassen sich drei Gruppen aussondern: Achsen, bei denen nur ein Endknopf vorhanden ist, Achsen mit einem Endknopf und einer umgebogenen Öse und Achsen mit zwei umgebogenen Ösen. In diesen Ösen können sich zusätzlich auch Ringe befinden. Bei 551.12 ist ein Ende pilzförmig bis konisch gestaltet. Ein gleichartiges Ende konnte auf der Grabung noch für die gegenüberliegende Seite dokumentiert, aber nicht mehr geborgen werden. Es scheint ein Kennzeichen aller Achsen mit zwei Abschlussknöpfen zu sein, dass nur noch ein Ende erhalten ist. Offensichtlich widerstand das ausgeschmiedete Ende der Korrosion besser, als das angeschmiedete.1408 Die Gestaltung der Achsenden zeigt keine signifikanten Schwerpunkte im Verbreitungsbild. Ein runder Achsquerschnitt scheint konstruktiv nicht immer zwingend nötig zu sein. Zu den Bronzeblechbändern und der Nagelung der Sitzfläche von 551.12 gibt es nur aus Straubing-Baiuwarenstrasse Grab 266 eine entsprechende Parallele. Für die Deponierung der Stühle im Grab sind derzeit acht mögliche Positionen bekannt. Deutlich bevorzugt ist dabei der Beinbereich. Der Stuhl konnte sowohl ausserhalb des Sarges, als auch unmittelbar bei der Bestattung deponiert werden.1409 Er konnte ins Grab gelegt, oder an eine Grubenwand gelehnt werden. Für beide in Schleitheim belegte Fundpositionen lassen sich jeweils Parallelbefunde anführen. Die Verbreitung der hölzernen Klappstühle mit durchgehender Achse zeigt einen Schwerpunkt in Süddeutschland und der Nordschweiz (Abb. 116). Entlang der Donau finden sich Nach-
weise bis aus den bajuwarischen Siedelgebieten. Weitere Belege stammen vom Mittelrhein. Aus Nordfrankreich liegt derzeit ein gesicherter Fundort vor. Damit schliessen sich die eisernen und hölzernen Klappstühle in den Schwerpunkten ihrer Verbreitung aus. Der älteste, mir derzeit bekannte Klappstuhl dieser Art liegt aus dem Karpatenbecken vor. Er stammt aus Körpergrab 507 des rumänischen Gräberfeldes von Bîrlad-Valea Seaca und datiert in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts. Es ist derzeit das einzige mir bekannte östliche Exemplar. Alle anderen stammen aus dem Bereich des westlichen Reihengräberkreises. Zeitlich gehören sie der zweiten Hälfte des 5. und den ersten beiden Dritteln des 6. Jahrhunderts an.1410 Schwerpunktmässig sind die Nachweise der eisernen Faltstühle jünger, als die der hölzernen. Zum überwiegenden Teil finden sich die Stühle in Frauengräbern. Alle Frauengräber, die bisher Klappstühle erbracht haben, gehören jeweils der höchsten Ausstattungskategorie an.1411 Auch die beiden Schleitheimer Gräber stehen im Ausstattungsmuster des Gräberfeldes jeweils an der Spitze.1412 Höchstes Ausstattungsniveau gilt auch für das Grab mit Goldgriffspatha aus Entringen. Anders verhält es sich mit dem Klappstuhl aus dem Männergrab von Unterthürheim. Vom Ausstattungsmuster rangiert er an zweiter Stelle hinter zeitgleichen Spathaträgern.1413 Mit seiner gewichtigen Silberschnalle darf er gesamthaft gesehen aber immer noch zur Spitzengruppe gerechnet werden. Damit erweisen sich Klappstühle in merowingerzeitlichen Gräbern als Bestandteil eines gehobenen Ausstattungsmusters. Sie dürfen zu den Sondergaben gerechnet werden. Klappstühle gehören schon in etruskischer und dann vor allem in römischer Zeit zu den Insignien. Sie repräsentieren die Macht und Würde seines Besitzers.1414 Von besonderem Interesse für unsere Belange sind spätantik/frühmittelalterliche Darstellungen von Klappstühlen.1415 Sie zeigen sowohl sitzende Männer wie Frauen. Die szenischen Darstellungen zeigen, sofern sie dem profanen Bereich entstammen, dass der Klappstuhl zur Repräsentation eines gehobenen Lebensstiles gehört. So wird die auf einem Klappstuhl sitzende Dame des Kästchens der Proiecta aus dem Esquilinschatz von zwei Dienerinnen ebenso umsorgt, wie die Dame des Thermenmosaikes von Sidi Ghirib aus Tunesien (Abb. 117).1416 Über den gehobenen spätantiken Lebensstil wurde der Klappstuhl auch den germanischen Völkerschaften bekannt. Ebenso wie Löffel, Weinsiebchen, Toilettbesteck oder das Bronzebecken zum Waschen der Hände weisen sie bei den Germanen auf das Vorbild hin, dem sie nachstrebten und das sie kopierten. Aus diesem spätantik-frühmittelalterlichen Milieu
fand der Klappstuhl dann als Repräsentationsmöbel Eingang in die Welt des gehobenen mittelalterlichen Lebens.1417 Konkret zurück zu den frühmittelalterlichen Klappstühlen mit durchgehender eiserner Achse. Fast alle bisher entdeckten Klappstühle römischer, spätantiker, frühmittelalterlicher und mittelalterlicher Zeitstellung weisen eine Scharnierkonstruktion auf.1418 Dadurch unterscheiden sich die nun identifizierten Holzklappstühle grundsätzlich von diesen. Ebenso eindeutig sind, durch alle Zeiten, die bildlichen Darstellungen. Fast ausschliesslich werden Scharnierkonstruktionen dargestellt. Es gibt allerdings auch einige wenige Ausnahmen, die eine durchgängige Achse erkennen lassen. Die Konstruktion besteht dabei immer aus mehreren Scheren.1419 Aus römischer Zeit sind bisher nur wenige Fundstücke mit durchgehender Achse bekannt geworden. Allerdings weisen die Stühle jeweils nur eine zweifache Scherenkonstruktion auf. Ein Exemplar stammt aus Grab 49 des römischen Friedhofes von Nijmegen-Hunnerberg und datiert in claudische Zeit.1420 Die Scheren sind hier mit vier Längsstreben knapp oberhalb und unterhalb der Enden verstärkt. Ein weiterer Faltstuhl stammt aus einem reich ausgestatteten Grab aus Saintes, Dép. Charente-Maritime, das in claudisch-neronische Zeit datiert wird.1421 Damit sind sowohl von bildlichen Darstellungen, als auch von Bodenfunden unmittelbare Vorbilder bekannt. Dass bei 551.12 neben den äusseren
Scheren auch noch innere vorhanden waren, zeigen anhaftende Holzreste.1422 Zwei weitere unabhängige Quellen bestätigen die Existenz von hölzernen Klappstühlen. Aus der rumänischen Moldauprovinz liegen vom Fundort Concesti, Kr. Botosçami Silberbleche vor, die einst einen Holzklappstuhl überzogen haben. Der Fund wird in das 5. Jahrhundert datiert.1423 Aus dem frühen 6. Jahrhundert stammt ein schriftliches Zeugnis. Aus ihm geht hervor, dass im Kloster Condat «Holzarbeiten (eine sella) angefertigt wurden».1424 Durch die sorgfältige Dokumentation ist auch gesichert, dass sich die überkreuzenden Stuhlbeine auf der Vorder- und Rückseite des Stuhles befanden. Es ist eine Art und Weise zu sitzen, die für das Mittelalter und die Neuzeit charakteristisch ist und nun auch für das Frühmittelalter nachgewiesen ist. Im Gegensatz dazu sass man im Altertum so, dass sich die Beinscheren an den Seiten des Stuhles befanden.1425 Für das frühe Mittelalter hat sich mit dem Befund aus Schleitheim eine neue Fundgattung erschlossen. In groben Zügen können diese Klappstühle nun beschrieben und rekonstruiert werden (Taf. 63). Im Detail bleiben aber viele Fragen offen. Es bleibt zu hoffen, dass künftig gleichartigen Befunden schon auf der Ausgrabung erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Abb. 117: Darstellung eines Klappstuhles auf dem Thermenmosaik von Sidi Ghirib (nach Baratte 1997, Abb. 22).
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196
4. Die Beigaben der frühmittelalterlichen Gräber: Grabung 1998
struktion unmöglich ist. Streifenartige Verfärbungen über Skelett und Beigaben, so in Grab 851, 855 und 856, legen die Annahme eines hölzernen Sargdeckels im Sinne eines oder mehrerer durchgehender Bretter nahe. Grössere Spuren haben sich in Grab 854 erhalten. Auf einer Fläche von 1.90 x 0.38 m erstreckt sich die Holzkohleschicht des hölzernen Sargdeckels, der das Skelett fast vollständig, die Glassschale und den Kamm teilweise bedeckte. Das genannte Mass ist das übliche in Schleitheim-Hebsack (Tab. 10).1428 Auch unterhalb des Skelettes fanden sich Reste von Holzspuren. Die Grablänge schwankt zwischen 1.75 und 2.20 m, die Grabbreite zwischen 0.55 und 0.85 m (Abb. 119). Bei den Männern und Erdgräbern mit Sarg oder Totenbrett ist eventuell eine allfällige Tendenz zu grösseren Grabgruben zu sehen. Ein Zusammenhang mit den Qualitätsgruppen lässt sich nicht belegen. Der Vergleich (Tab. 10) verdeutlicht, dass sich die Gräber von 1998 in das Streuungsbild, bezogen auf die Grundfläche der Erdgräber, eingliedern lassen. Die festgestellten, häufigsten Werte von 0.5–0.8 m für die Grabbreite der Erdgräber1429 und von 1.9–2.2 m für die Grablänge sind also gut mit den Ausmessungen der neuen Gräber vergleichbar. Dasselbe gilt für die Grabtiefe, die zwischen 0.3 und 1.0 m schwankt, überwiegend allerdings Tiefen von 0.4–0.8 m erreicht.1430 Die Orientierung der Gräber folgt der SW-NOund in einem Falle (Grab 856) der W-O-Achse. Dabei sind die Gräber nicht streng auf die SWNO-Richtung angelegt, sondern weisen gewisse Schwankungen um die Achse auf. Die SW-NOOrientierung harmonisiert mit dem Geländeverlauf und wird erst nach einer gewissen Zeit der Richtungsschwankungen (P1) am Ende des 5. Jahrhunderts zur allgemeingültigen Norm.1431 Wie es für die Generation nach den Gründergrä-
Anke Burzler Unter den 1998 untersuchten 13 Bestattungen gehören sechs (davon zwei fraglich) dem männlichen und fünf dem weiblichen Geschlecht an (Abb. 119). Das Geschlecht eines jeweils beigabenlosen Erwachsenen (Grab 849) und eines Kindes (Grab 859A) liess sich anthropologisch nicht bestimmen. Damit lieferte die letzte Grabungsetappe ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern, so dass der zunächst beobachtete, vierfache Frauenüberschuss der Zeitstufe II mit dem neuen Ausgrabungsergebnis etwas ausgeglichen wird.1426 Dennoch bleiben die Frauen in der für das 5. Jahrhundert typischen Überzahl; offensichtlich wurde – wie bereits zu Anfang vermutet – noch nicht die gesamte Siedlungsgemeinschaft im Hebsack bestattet. Es fällt auf, dass viele der Personen ein hohes Alter erreicht haben. Alle 13 Gräber sind noch nicht nach Reihen angelegt, sondern bilden eine der drei Gräbergruppen. Somit wird dem erkannten Belegungsbild aus der Mitte und der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts entsprochen.1427 Auch bei der letzten Grabungskampagne hat sich bestätigt, dass das Kammergrab als privilegierte Grabform den beiden Gründergräbern vorbehalten bleibt. Das Erdgrab ist – wie üblicherweise – der häufigste Bestattungstyp, wobei in sieben Fällen das einfache Erdgrab (ohne Sargspuren) und ansonsten das Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett nachgewiesen ist. Spuren des Holzsarges, als schwarz-humose Holzkohleschicht mit teilweise erhaltener Längsmaserung, sind nur in rudimentärer Form überliefert, sodass eine Rekon-
Grab
Gestört
849 850 851
x x
852 853 854 855 856 859A 859B 860 861 862
x x x ?
Geschlecht
Alter
Zeitstufe Perlenstufe
Mann Mann
50–59 50–59
II II
Frau Frau Frau Mann Frau Indet / subadult
70–89 35–44 60–69 35–44 35–44 3–5.9
II II II II
Frau Mann Mann? Mann?
60–79 40–49 40–59 40–59
II II II
P 1/2 P3 P1
Abb. 118 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Beigaben aus Grab 853 mit Bügel- sowie Kleinfibeln und Ohrringpaar aus Edelmetall (5. Jahrhundert).
Abb. 119: SchleitheimHebsack. Übersicht und Datierung der 1998 untersuchten Gräber (Grab 850, 861 und 862 werden mit einiger Unsicherheit in Zeitstufe II datiert). E Erdgrab, ES Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett.
Qualitätsgruppe
Grabform
Grabtiefe
Grabmasse
A1 A2 B1
E E ES
0,4 0,8 1
2.05 x 0.85 2.12 x 0.85
B2 B2 B1 A2 A2 A1
E E ES ES ES
0,6
B1 A1 A2 A2
ES E E E
0,7 0,3 0,5 0,4
0,8 0,5 0,7 0,3
1.90 x 0.80 1.75 x 0.60 2.20 x 0.55 2.10 x 0.55 1.93 x 0.70 1.98 x 0.73 2.15 x 0.5–0.8 2.15 x 0.70
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bern, beispielsweise für die benachbarte separierte Gruppe der reichen Frauen, typisch ist, liegen die einzelnen Gräber mit grossem Abstand zueinander. Die Bettung erfolgt in gestreckter Rückenlage, wobei ein Grab jeweils eine Bestattung enthielt. Dagegen liefert Grab 859 eine Doppelbestattung einer alten Frau und eines 3–5.9jährigen Kindes, letzteres ohne Beigaben. Unter den Mehrfachbestattungen von Schleitheim-Hebsack kommen Doppelgräber am häufigsten vor, wobei die relativ grosse Anzahl von Kindern auffällt.1432
Der neue Fundstoff Waffen Franziska Die Franziska 862.6 muss mit ihrem nur im Schaftloch erhaltenen Holzschaft schräg nach oben «griffbereit» über beide Oberschenkel gelegen haben, wie es die Fundlage der Schneide oberhalb des rechten Knies wahrscheinlich macht. Den Schaft zum Kopf und die Schneide zum Körper weisend, zeigt die Fundsituation in Grab 422, 471 und 620.1433 Möglicherweise handelt es sich um eine überregionale Deponierungsweise.1434 Die kräftig geschwungene Wurfaxt 862.6 mit dem relativ schmalen Nacken lässt sich mit den Exemplaren 422.2 und 471.1 in Schleitheim ungefähr vergleichen (Abb. 90).1435 Zunächst kann sich eine zeitliche Eingrenzung an diesen Stücken orientieren, die in der Schleitheimer Stufe II anhand der mitgegebenen Gürtel verankert sind. Gemäss der Typologie K. Böhners ist die Franziska seinem Typ A zuzurechnen, der sich durch eine annähernd gleichmässig geschwungene Unter- und eine S-förmig geschwungene Oberkante auszeichnet.1436 Böhner datiert die Entstehungszeit «nicht lange vor dem Beginn der (Böhner) Stufe II»1437 (Abb. 290–291). Für ein hauptsächliches Vorkommen in der Chlodwigzeit, also der fortgeschrittenen Zeitstufe II, spricht sich Quast aus.1438 Wichtig für die zeitliche Einordnung ist ferner Heidenheim-Grosskuchen Grab 17, das in die Zeit um 500 datiert wird.1439 Dieses Grab wird auch für die Datierung der Gürtelschnalle 851.1 in die Schleitheimer Zeitstufe II herangezogen1440. Der Franziska (und anderen Äxten) ist der Ruf eigen, eine speziell fränkische Waffe zu sein.1441 Für die Franziska aus dem Childerichgrab gilt dies zu Recht;1442 bei anderen eine entsprechende Zugehörigkeit anzunehmen, ist a priori nicht ratsam. Eine Verbreitungskarte der Wurfaxt zeigt, dass die Schwerpunkte im Rheinland und Nordgallien liegen und die Verbreitungsdichte vom Rhein 198
nach Osten zurückgeht.1443 Die Altfunde mitberücksichtigt, liegen aus Schleitheim insgesamt sieben Exemplare vor;1444 aus Basel-Kleinhüningen sind beispielsweise zwei Franzisken bekannt.1445 In der Schweiz südlich des Rheins gehört die Franziska zu den Seltenheiten.1446
Pfeile Besondere Fundumstände und die Fundlage weisen darauf hin, dass die Pfeile, die in der Kampagne 1998 in den Gräbern 861 und 862 zum Vorschein kamen, offenbar in einem Behältnis bzw. Köcher lagen.1447 Dabei befanden sie sich entweder rechts und links des Körpers.1448 In beiden Ensembles können zwei Formen der eisernen Pfeilspitzen unterschieden werden, zum einen das geflügelte bzw. mit Widerhaken versehene Blatt, das einen tordierten Schaft aufweist,1449 zum anderen das weidenblattförmige Blatt.1450 Beide Formen können gemeinsam vorkommen.1451 Während der gesamten Merowingerzeit sind Pfeilspitzen, in unterschiedlicher Anzahl beigegeben, Bestandteil der Beigabensitte. Diese Beigabensitte wird in Schleitheim während der Zeitstufe II zurückhaltend verwirklicht, was an der geringen überlieferten Anzahl der Männer zu diesem Zeitpunkt liegen könnte (Tab. 62). In Zeitstufe III (Tab. 63) nimmt die Beigabe von Pfeil und (dem nicht erhaltenen) Holzbogen stark zu,1452 was sich sowohl in der grösseren Anzahl der Pfeile als auch in der Menge der mit Pfeilen ausgerüsteten Männergräber zeigt.1453 Unter Umständen könnte das auf eine Stellung von Grab 861 und 862 in Zeitstufe III deuten. Dagegen spricht jedoch die Lage in einer separaten Gräbergruppe, welche typisch für die Belegung der Zeitstufe II ist, und die Nachbarschaft zu fest datierten Gräbern (Kart. 26). Zusätzlich wird dies durch die Franziska 862.5 bekräftigt, die der Stufe II angehört.1454
Gürtel Im ungestörten Grab 851 eines 50–59jährigen Mannes traf man auf eine schöne Befundsituation von Gürtelschnalle und Tasche. Die Gürtelschnalle 851.1, mit dem Beschläg nach links getragen, lag auf der rechten Beckenseite und ist als stellvertretend für einen waagrecht umlaufenden (Leder-?)Gürtel zu betrachten. Durch eine 15 x 5 cm messende Verfärbung zwischen der Aussenseite des rechten Beckens und der Innenseite des rechten Unterarms werden die Umrisse der Tasche 851.3–15 deutlich, so dass sie sich im rechten Winkel zum Gürtel befindet und zu den Füssen weist. Auch die Spitze des in der Tasche gelegenen Messers 851.3 zeigt in diese Richtung.
Demnach wird man sich für die Männertasche ein rechteckiges Behältnis vorstellen können, das – möglicherweise auf Höhe seiner Mittelachse – auf dem Leibgurt befestigt war und an der rechten Hüfte getragen wurde.1455 Die Gürtelschnalle 851.1 (Abb. 120) stellt eine frühmerowingerzeitliche Form dar. Kennzeichnend sind der nierenförmige Bügel, der anzunehmende Kastendorn und das hochrechteckige Beschläg. Beschläg- und Bügelform sind wiederholt in Schleitheim-Hebsack nachgewiesen (Grab 406 und 548). Unser Exemplar unterscheidet sich dadurch, dass anstelle der (Streifen-)Tauschierung auf dem Schnallenbügel beidseits des Dorns je vier plane Almandine von einer kreisrunden Fassung aus Kupferlegierung umgeben sind und ein gewölbter Almandin zentral zwischen zwei tauschierten Kreisaugen auf dem Beschläg sitzt. Aufgrund der Beschlägform und der Tauschierung liegt es nahe, eine Verbindung zu einer variantenreichen Gruppe kreistauschierter Schnallen anzunehmen, die in westlichen, nach Böhme in nordgallischen Werkstätten verwurzelt ist.1456 Die Schnalle aus Grab 548 gehört – besser als 851.1 – dieser Fundgruppe an. Deren Verbreitung geht über England nach Nordgallien und Thüringen in die Schweiz und Süddeutschland, hier mit einer gewissen Konzentration.1457 Für unser Stück lässt sich daraus vorsichtig folgern, dass es, wie andere Fundgruppen, z.B. bestimmte Fibel- oder Waffenformen, eine westliche Ausrichtung besitzt. Tritt nun das Kreisaugenmotiv auch in der Umgebung auf,1458 so lassen sich Parallelen für die Almandinzier – sowohl
den Bügel als auch das Beschläg betreffend – dagegen schwer finden:1459 Anstelle des zentralen gewölbten Almandins auf der Beschlägplatte 851.1 herrscht das Kreisauge und auf dem Bügel Streifentauschierung vor. Almandine haben dagegen ihr Umfeld im Cloisonné, das selten mit der Tauschierung kombiniert wird.1460 Für Schleitheim entsteht der Eindruck, dass die Almandine in den Kreisaugendekor integriert sind, da alle Steine von kreisrunden Fassungen aus Kupferlegierung umgeben sind, welche bei beiden Kreisaugen wiederkehren. J. Leicht datiert diese Schnallengruppe in den frühen Abschnitt der Zeitstufe II,1461 was der Perlenstufe 1–2 entsprechen würde.1462 Basel-Kleinhüningen Grab 126, das neben der paarigen Vierfibeltracht eine kreisaugentauschierte Schnalle enthält, gibt mit dem Terminus post quem 445 einen wichtigen Datierungshinweis für die absolutchronologische Einordnung von P1–2:1463 Der Beginn der Schnallengruppe kann somit um die Jahrhundertmitte gelegen haben, was mit der Einteilung von Y. Reich übereinstimmt.1464 Wenige Reste lassen annehmen, dass der Dorn 851.1 aus Kupferlegierung eine ursprünglich kastenförmige Fassung besessen hat. Zwar ist die Oberfläche stark zerstört, aber die rechteckig breit gehämmerte Dornbasis gibt, gleichsam als Abdruck, randliche stegähnliche Fragmente zu erkennen, die als eine kastenähnliche Fassung für eine (nicht erhaltene) Almandineinlage gedient haben könnten. Diese spezielle Dornform wird von D. Quast in die Stufe Flonheim-Gültlingen datiert, die ungefähr parallel zu unserer Zeit-
Abb. 120: SchleitheimHebsack. Gürtelschnalle mit Almandinen und Kreisaugentauschierung aus Grab 851 (5. Jahrhundert).
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stufe II verläuft.1465 In Stufe II gehören jene Gräber aus Schleitheim-Hebsack, die eine vergleichbare Dornbasis, einen nierenförmigen Bügel oder eine Streifentauschierung aufweisen.1466 Eine Streifentauschierung aus Messing kennzeichnet auch die stark korrodierte Gürtelschnalle 855.1. Auf dem ovalen Bügel ist die Tauschierung teilweise aus den eingetieften Rillen ausgefallen, welche ursprünglich die Einlage aus Messingfaden enthielten; Fragmente dieser Rillen auf dem Dorn weisen darauf hin, dass auch der Dorn streifentauschiert war. Das fragmentierte, offenbar unverzierte, eiserne Beschläg mit drei Bronzenieten scheint eine ovale Form besessen zu haben; ein Rillendekor am äusseren Rand könnte den Rest einer ehemaligen Streifentauschierung darstellen. Im Unterschied zum Schnallenbügel1467 ist eine derartige Beschlägform in Schleitheim-Hebsack nicht zu finden. Der streifentauschierte Schnallenbügel begegnete uns bereits im münzführenden Grab 126 von Basel-Kleinhüningen.1468 Von diesem für die frühe Merowingerzeit bedeutenden Fundplatz stammen ferner einige Vergleichsfunde zur Schnalle 855.1, deren ovales bis leicht nierenförmiges Beschläg dort meist silberplattiert ist.1469 In Hemmingen wird ein Vertreter dieser Schnallengruppe in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts datiert.1470 Ein weiterer Vergleichsfund aus Basel-Gotterbarmweg (Grab 19) gehört der Childerichzeit an.1471 Für die Gürtelschnalle 855.1, die einzige Beigabe in diesem Grab, ergibt sich daraus eine Stellung in Zeitstufe II. Trat bislang die Gürtelschnalle in Männergräbern auf, so bestätigt sich auch in Schleitheim die Beobachtung, dass streifen- bzw. kreistauschierte Schnallen bei beiden Geschlechtern vorkommen.1472 Die Frau aus Grab 859B besass eine ovale Gürtelschnalle 859B.2 mit monochromer Streifentauschierung aus Kupferlegierung. Die Schnalle ist so schlecht erhalten, dass sie erst mit Hilfe eines Röntgenbildes bestimmt werden konnte. Da metallisches Eisen nicht zu erkennen war, kann nur die Tauschierung gewisse Anhaltspunkte für Grösse und Form geben. Die Tauschierungsreste entsprechen teilweise noch der Rundung des Eisens, teilweise sind sie aus der ursprünglichen Lage verworfen. Demnach ist zu vermuten, dass es sich um eine ovale Schnalle mit streifentauschiertem Bügel und ebenfalls streifentauschiertem Dorn handelt. Die Dornform lässt sich nicht mehr feststellen. Hinweise auf ein Beschläg liegen offensichtlich nicht vor. Falls ein solches vorhanden gewesen wäre, scheint es aus unverziertem Eisen bzw. ohne Tauschierung bestanden zu haben. Direkt neben der Schnalle wurden je ein kreisrunder und ein schildförmiger Bronzeniet (ohne Einschnürung) aufgefunden. Gürtelhaften1473 in 200
Schildform mit Einschnürung sind aus Gräbern der Zeitstufe III bekannt.1474 Das Exemplar 859B.2 könnte die Vorform hierzu bieten. Kreisrunde Gürtelhaften 622.2–3 gehören zur streifentauschierten Schnalle 622.1 mit Kastendorn, deren Stellung in Zeitstufe II als sicher gelten kann.1475 Die Datierung von Grab 859B in Zeitstufe II wird zusätzlich durch die Mitgabe einer Bügelfibel bestätigt, welche im Folgenden der Perlenstufe 3 zugeordnet wird. Einfache Eisenschnallen ohne Beschläg stammen aus Frauen- und Männergräbern.1476 Überwiegend wurden sie im Beckenbereich aufgefunden. Fallweise sind nur eine Rostspur bzw. wenige Bruchstücke überliefert, sodass die Ansprache als einfache Schnalle aufgrund der Erhaltung fraglich ist.1477 Die Breite der Schnallen liegt zwischen 3.0 und 4.0 cm; ihre Form ist zeitlich kaum empfindlich, sodass sich die Datierung in Zeitstufe II auf andere Beigaben wie Schnalle mit Rechteckbeschläg 851.1, Bügelfibel 853.6–7 und Franziska 862.6 stützt. Grab 861 enthielt zwei nicht konservierbare Bronzenieten, die infolge ihrer Lage am Becken wohl zum Gürtelzubehör zählen. Einen metallenen Gürtelverschluss besass dieses Grab nicht. Gürtelnieten kamen auch in Grab 859B.2 vor.
Fibeln Bügelfibeln Die einzeln überlieferte Bügelfibel aus Grab 859B gehört wie das Bügelfibelpaar aus Grab 853 zur grossen Fibelgruppe mit halbrunder Kopfplatte und gleichbreitem bzw. trapezoidem Fuss, welche zahlreiche Typen und Varianten umfasst.1478 Sie lässt sich wiederum analog einer Unterabteilung zuordnen, die von A. Koch als «Fibeln mit spiralranken- oder -hakenverzierter Kopfplatte, konzentrischen Kreisen, Flechtband bzw. deren Rudimenten oder aufgelöstem Tierornament» umschrieben wurde.1479 Im engeren Sinne entspricht unser Exemplar 859B.1 dem Typ Reutlingen nach J. Werner bzw. der typologischen Definition A. Kochs als «Fibel mit zu konzentrischen Kreisen gewordenen Spiralranken auf der Kopfplatte (Typ Reutlingen)».1480 Die Zuweisung zu Typ Reutlingen beruht zunächst auf dem Dekor der Kopfplatte mit zwei randbegleitenden Stegen und vier in Kerbschnittechnik gestalteten, konzentrischen Kreisen (anstelle von Spiralranken). Kennzeichnend sind weiter der quergerippte Bügel und der leicht trapezoide Fuss mit unverziertem Mittelstreifen und je einem seitlichen Zickzackband sowie eine gedrungene Fibelform. Der Fibeltyp Reutlingen ist in Südwestdeutschland beheimatet und kommt hauptsächlich im Ge-
biet zwischen Bodensee und Neckar vor.1481 Er stellt möglicherweise eine alamannische Form dar, welche keinen nennenswerten Eingang in das fränkische Kunsthandwerk gefunden hat.1482 Da Grab 859B keine Perlen enthielt, fällt diese Möglichkeit zur Datierung aus. Einen wichtigen zeitlichen Hinweis gibt ein weiterer Vertreter dieses Typs vom Runden Berg bei Urach; er entstammt dem sog. Schatzfundhorizont, was auf eine Vergrabungszeit um 506 hindeuten kann.1483 Übertragen auf die Perlenchronologie Schleitheims hat dies eine Einstufung in Perlenstufe 3 zur Folge. Aus methodischer Sicht wird damit allerdings ein Unschärfebereich erreicht, da die Perlenchronologie auf dem Zeitraum der Grablegung beruht, Schatz- oder Depotfunde dagegen auf dem Zeitpunkt der Vergrabung, der sicherlich der Herstellungszeit näherkommt als die Grablegung.1484 Davon abgesehen, gehört Grab 859B sicher in Zeitstufe II. Aus Grab 852 stammt ein silbervergoldetes Paar Dreiknopfbügelfibeln, das rechts neben der Wirbelsäule am oberen Beckenrand aufgefunden wurde. Dabei überlagert Bügelfibel 852.1 das Gegenstück 852.2.1485 Das Paar 852.1–2 ist durch geringe Grösse, ausgezogen halbrunde Kopfplatte mit randlicher Perldrahtimitation (Kerbsteg) und axialsymmetrischen Dekor mit spitzovalen «Fischblasen» sowie leicht trapezoiden, quergerippten und konkaven Fuss mit stark stilisiertem Tierkopf ausgezeichnet. Am Bügel, an den erhabenen Stellen der Kopfplatte und an den Querrillen des Fusses zeigen sich starke Abnützungsspuren der ehemaligen Vergoldung. Unter den Schleitheimer Bügelfibeln liegt nichts Vergleichbares vor. Aus Saint-Sulpice VD stammt ein Einzelstück, das unserem Exemplar recht ähnlich ist.1486 Im Vergleich damit und einem weiteren anzuschliessenden Fibelfund aus Walheim (D) weist unser Fibelpaar einen stärkeren Mittelgrat am Bügel, eine gestrecktere Kopfplatte mit Kerbsteg und spitzovaleren Fischblasen sowie eine insgesamt schlankere Form auf. Das Schleitheimer Paar besitzt einen mitgegossenen Knopf in Verlängerung der Mittelachse, während die beiden seitlichen zur rückwärtigen Nadelspirale gehören. Das Exemplar aus SaintSulpice mit drei mitgegossenen Knöpfen und zwei Achsträgern für die Spiralkonstruktion (deswegen die hier breitere Kopfplatte?) vertritt möglicherweise eine Weiterentwicklung.1487 R. Marti datiert die Herstellungszeit für den westschweizerischen Fund aufgrund historischer Erwägungen noch vor 443, der Ansiedlung der Burgunder in der Sapaudia, und den Zeitraum der Grablegung schliesslich für die zweite Jahrhunderthälfte.1488 Grab 852 ist aufgrund der Perlen in Perlenstufe 1/2 (440/50–480/90) fixiert (Tab. 65). Eine Stel-
lung um bzw. nach der Jahrhundertmitte lässt sich ferner durch Herten (D) Grab 68 bestätigen. Neben der besagten Bügelfibel, allerdings mit rhombischem Fuss, fand sich dort ein silberner Hakenverschluss, wie er in Grab 455 der Perlenstufe 1 vorkommt.1489 Der quergerippte Fuss tritt auch bei kleinen Bügelfibeln der Formengruppen Niederflorstadt-Wiesloch und Grossumstadt auf.1490 Diese lassen sich ins mittlere Drittel des 5. Jahrhunderts datieren und gehen den frühmerowingischen Bügelfibeln mit drei der später üblichen fünf Knöpfen – wie z.B. Grab 853 der Perlenstufe 3 – voraus.1491 Betrachtet man die Verbreitungskarte, für die Marti sieben Vergleichsfunde zusammengestellt hat, liegt Schleitheim und Herten in der Mitte zwischen dem «Ausreisser» in der Burgundia und dem gestreuten Vorkommen in Südwest- und Mitteldeutschland.1492 Dass ein relativ einheitlicher Typ über weite Entfernungen nachgewiesen ist, scheint für die frühe Merowingerzeit kennzeichnend zu sein.1493 Grab 853 enthält die «klassische» Vierfibeltracht, die für hervorgehobene Damen der frühen Merowingerzeit kennzeichnend ist (Abb. 118). Das Kleinfibelpaar 853.3–4 wurde im Bereich des Oberkörpers (rechtes Schlüsselbein), das Bügelfibelpaar 853.6–7 in relativ hoher Position in der Taillengegend angetroffen, wobei die Bügelfibeln in einer vertikalen Reihe, leicht schräg gestellt, mit der Kopfplatte in Richtung Füsse liegen. Diese Fundlage kleiner und deshalb meist früher Bügelfibeln – wie unser Paar – wurde für die frühe Merowingerzeit als typisch erkannt.1494 Die dem Schädel zugewandte Fibel 853.6 überlagert mit ihrer Kopfplatte die Fussplatte der zweiten, fusswärts gerichteten Fibel 853.7. Eine umgekehrte «Stratigraphie» der Bügelfibeln liess sich in einem weiteren Frauengrab mit paariger Vierfibeltracht, Grab 761, beobachten;1495 dabei sind die Bügelfibeln – wiederum in einer vertikalen Reihe – parallel zur Körperachse ausgerichtet und etwas tiefer ins Becken gerutscht. Dies bestätigt andernorts gemachte Beobachtungen, dass Bügelfibeln im Laufe der Zeit in Richtung Füsse «wandern»:1496 Bügelfibeln werden nicht mehr im Becken-/Taillenbereich, sondern zwischen den Oberschenkeln aufgefunden. Grab 761 datiert in Zeitstufe III. Eine Übersicht (Abb. 121) verdeutlicht das Vorkommen der Bügelfibeln in Schleitheim. Die Abnützungsspuren, welche indirekt die Dauer des Tragens und Benutzens zeitlebens angeben, nehmen offenbar mit steigendem Alter zu.1497 Von den zehn Gräbern gehören acht der Zeitstufe II an, ein deutlicher Fingerzeig, dass Bügelfibeln im 5. Jahrhundert besonders populär waren. Entsprechendes gilt für die Vierfibeltracht, bei der das Bügelfibelpaar einen integrierten Bestandteil bil201
Grab 455 853 424 552 551 852 555 859A 665 761
gestört
?
x
Alter
Datierung
Bügelfibel
Kleinfibel
60–69 35–44 25–29 45–54 25–34 70–89 57–63 60–79 30–39 50–59
P1 P3 II II II P1/2 II II P4 III
o=o VS o=o VS o=o VS o=o RS o=o VS o=o VS/RS M=M RS o VS o=o RS/VS o=o VS
M=M RS V=V VS/RS V=V VS V=V VS/RS V=V VS
Abb. 121: SchleitheimHebsack. Vorkommen der Bügelfibeln. o=o Paar, o o ungleiches Paar, o einzelnes Stück S=S-Fibel, V=Vogelfibel (Grab 551: Doppelvogelkopffibel), P=Vierpassfibel mit Almandinen, M=Miniaturbügelfibel (Grab 555: Lage wie bei Bügelfibel; Grab 455: Lage wie bei Kleinfibel).VS=Fundlage Vorderseite, RS=Fundlage Rückseite
202
S=S RS/VS P=P VS
det: Fünf Gräber der Stufe II (Gräber 455, 853, 424, 552, 551) datieren in die Gründungsgeneration oder kurz danach wie Grab 853, während nur noch zwei Frauen in Stufe III der Vierfibeltracht mit Bügel- und Kleinfibelpaar anhingen (Gräber 665, 761). Damit kamen die Fibeln nicht etwa generell ausser Mode, aber ein Teil der Fibelausstattung bzw. die Bügelfibeln und damit ein auffallendes Trachtelement sind weitgehend verschwunden. In Zeitstufe II überwiegt die Vierfibeltracht (Tab. 65); die Trageweise alleine mit Kleinfibeln oder -paar, die wohl einen Mantel/Umhang verschliessen,1498 ist selten.1499 Das Miniaturbügelfibelpaar aus Grab 555 wurde mit der Rückseite nach oben in der Fundlage angetroffen, die ansonsten für Bügelfibeln typisch ist: Möglicherweise haben hier die Miniaturbügelfibeln eine andere Funktion übernommen, die ansonsten den Bügelfibeln zukommt. Bei der Frau mit paariger Vierfibeltracht aus Grab 455 lag dagegen ein weiteres Miniaturbügelfibelpaar «richtig» im Bereich der Kleinfibeln.1500 In Zeitstufe III verändert sich die Fibelmode dahingehend, dass jetzt das Kleinfibelpaar oder eine einzelne Kleinfibel, meist im Oberkörperbereich und teilweise auf einer Vertikalachse aufgefunden, vorherrscht (Tab. 66). Dagegen bietet Grab 853 ein schönes Beispiel einer vollständigen Fibelausstattung für Zeitstufe II. Aus dem vielfältigen Formenkreis der Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte vertreten die Fibeln mit fünf Knöpfen den grössten Teil.1501 Dabei nehmen die Stücke mit gleichbreitem bzw. leicht trapezoidem Fuss aufgrund ihres häufigen Vorkommens eine führende Stellung ein.1502 Beide formalen Merkmale kennzeichnen die Schleitheimer Stücke 853.6–7. Die halbrunde Kopfplatte zeigt als zentrales Element ein konzentrisches Kreismotiv (Kreisauge) in Kerbschnitt; darum sind symmetrisch je drei «stehende», also sechs Haken gruppiert, die, ebenso wie die durch eine Linie wiedergegebene Basis, von einem Perlsteg umrahmt werden. Stufenmäander und Zickzackband säumen die Seitenstreifen des leicht abgerundeten Fusses.
Die Verzierung erlaubt eine engere Zuweisung zu einer Fibelgruppe, welche neben den formalen Kriterien (halbrunde Kopfplatte, gleichbreiter Fuss) u.a. durch spiralranken- oder -hakenverzierter Kopfplatte und konzentrische Kreise bestimmt ist.1503 Innerhalb dieser liess sich auf feintypologischem Weg eine Untergruppe aussondern, deren Kopfplatte «sechs meist spiegelsymmetrisch angeordnete, stehende Haken in einem bogenförmigen Feld» «um ein freies oder nur punzverziertes Mittelfeld» aufweist.1504 Bei unserem Paar und den folgenden Vergleichsfunden wird dieses Mittelfeld durch ein zentrales Kreisauge ersetzt, so dass sie als Variante gelten können.1505 Gut vergleichbar ist das Bügelfibelpaar aus Brochon (F), wobei die Verzierung der Kopfplatte und teilweise des Fusses übereinstimmen.1506 Näher zu unserem Gebiet findet sich eine weitere Bügelfibel aus Hugstetten in Südbaden als eine typgleiche Entsprechung.1507 Zusätzlich fällt eine gewisse Asymmetrie auf, da die Anordnung der Haken und des Kreisauges nicht ganz auf der Mittelachse liegt, was für eine Herkunft aus der gleichen Serie spricht. Für uns Heutige mit modernem Verkehrswesen und Telekommunikation ist es immer wieder überraschend, dass über weite räumliche Distanzen Übereinstimmungen in Form und Dekor – teilweise im Detail, teilweise im Ganzen – bestehen. Der Verbreitungsschwerpunkt unserer Fibelserie liegt im nördlichen Frankreich; einzelne Belege kommen im Burgund, in den Rheinlanden und in Südwestdeutschland vor.1508 Offenbar schöpfte das Kunsthandwerk aus einem überregional geläufigen Repertoire. Es wurde bereits vermutet, dass das burgundische Brochon die Vorlage zu Hugstetten liefert.1509 Vergleicht man die drei Fundplätze, lässt sich das Schleitheimer Paar 853.6–7 anhand des ausgearbeiteten Reliefs der Zierknöpfe, des gekerbten Steges auf der Kopfplatte und des abgerundeten Fusses enger an das Paar aus Brochon als an die Fibel aus Hugstetten anschliessen. Dies erstaunt nicht, zeigt sich doch in Gestalt der Vogel- und Bügelfibeln in Grab 853 eine besondere westliche fränkische Komponente, die teilweise auch bei anderen Fibeltypen von Schleitheim erscheint.1510 Bislang beruhte die absolute Datierung, die die Fibeln aus Brochon und Hugstetten in die Zeit um 500 und in das beginnende 6. Jahrhundert setzt, überwiegend (und zu Recht) auf der typologischen Einordnung.1511 In Schleitheim gelingt nun eine Verknüpfung mit der Perlenchronologie, nach der Grab 853 in Perlenstufe 3 (480/90–500/10) gehört.1512 Deshalb ist ein etwas früherer Beginn der Laufzeit unserer Fibelserie noch im ausgehenden 5. Jahrhundert vorstellbar, wie dies bereits angedeutet wurde.1513
Vogelfibeln Die grosse Gruppe der altmerowingischen Vogelfibeln ist v.a. im nördlichen Frankreich, dem mittleren Rheingebiet und in Süddeutschland zwischen Oberrhein und Inn verbreitet.1514 Seit der grundlegenden Bearbeitung aus dem Jahre 1939 durch G. Thiry hat sich der Fundbestand auf annähernd 1000 Stücke beinahe verdoppelt und wurde jüngst in einer Münchner Dissertation einer eingehenden Analyse unterzogen.1515 Nach den Ergebnissen von U. Haimerl handelt es sich – im Gegensatz zur Bügelfibel – nicht um eine genuin germanische Fibelform; vielmehr ist eine Verwurzelung im romanischen Milieu anzunehmen, wobei die Fibel nach der Mitte des 5. Jahrhunderts dank der germanischen Beigabensitte überliefert wird.1516 Das Paar aus Grab 853 datiert anhand seiner Perlen in die Perlenstufe P3 bzw. Zeitstufe II und gehört einem frühen, wenn auch nicht dem ältesten Abschnitt der Entwicklung der Vogelfibeln an.1517 Vogelfibeln treten in Schleitheim-Hebsack vereinzelt in Zeitstufe II und vermehrt in Stufe III auf (Abb. 97). Für unseren Fundplatz ist die Beigabe der Vogelfibel in allen Alterstufen erwachsener Frauen belegt. J. Leicht wies die meisten der Schleitheimer Fibeln der Gruppe der «einfachen Vogelfibel ohne Steinauflage» zu.1518 Davon weichen zwei Vogelfibeln (445.B.1, 637.1) ab; eine davon (Grab 637) bietet aufgrund des flächigen Cloisonnés, das die gleichen Stellen wie 853.1–2 ziert, und anhand des Kerbschnittdekors ein Vergleichsstück.1519 Bei den Vogelfibeln aus Grab 853 (Abb. 118) handelt es sich um ein identisches Paar, zwischen Wirbelsäule und rechtem Schlüsselbein der Toten angetroffen. Diese Fundlage ist geradezu typisch für diese Kleinfibelgattung.1520 Der markante, adlerartige Schnabel, das grosse Auge, Flügel, sichelförmige Kralle und Schwanzfeder sind zur Hervorhebung mit Cloisonné aus Almandin besetzt. Darunter ist, stellenweise unterschiedlich gut, eine gegitterte Edelmetallfolie zu erkennen. Hals und Körper sind jeweils durch eine Rille vom Cloisonné abgesetzt. Der Körper ist durch ein eingetieftes Zierfeld mit Zickzackband in Kerbschnitt dargestellt. Das Paar 853.3–4 ist nicht ohne weiteres der von Thiry vorgenommenen Einteilung in vier typologische Gruppen zuweisbar.1521 Der Vergleich mit der Vogelfibel mit Steinauflage kann nur eingeschränkt erfolgen:1522 Nach der Definition Thirys ist Auge, Flügel, Kralle und Schwanz (vgl. Abb. 123) mit plangeschliffenen Almandinen besetzt.1523 Dies trifft auf unser Exemplar zu, jedoch mit dem Unterschied, dass es einen flächigen Cloisonné-artigen Dekor auf Flügel und Schwanz sowie einen kerbschnittverzierten Körper und ei-
Grab 853 424 552 686 689 445B 637 649
gestört
?
Alter
Datierung
Vogelfibel
Bügelfibel
35–44 25–29 45–54 60–69 40–59 20–29 15–20 25–29
P3 II II P6 III P4 P5 P5
o=o o=o o=o o=o o=o oo o Brustmitte oS
o=o o=o o=o
nen almandinbesetzten Schnabel aufweist.1524 In der Gruppe der einfachen Vogelfibel mit und ohne Steinauflage ist ein Körper mit Kerbschnitt in Zickzackdekor nicht zu erkennen.1525 Stattdessen ist der Körper leicht gewölbt – nicht vertieft wie bei unserem Stück – und kann unverziert, mit Punzreihen oder mit einem Gefieder imitierenden, punzierten Schuppenmuster verziert sein. Die Gruppe der kerbschnittverzierten Vogelfibeln weist wiederholt zweibahnige Zickzackbänder auf, lässt dagegen eine flächigere Steinauflage oder Cloisonné des Schnabels, Flügels, Schwanzes und der Kralle vermissen, so dass ein direkter Vergleich schwer fällt.1526 Als Vergleich bieten sich zwei Vogelfibeln an, die cloisonnierte Flügel, Schnabel, Kralle und Schwanz sowie in einem Falle einen kerbschnittverzierten Körper besitzen.1527 Für den Betrachter besitzt unser Vogelfibelpaar den Ausdruck eines Raubvogels oder Adlers. Massgeblich wird dies durch das betonte, «scharfe» Auge und den markanten Schnabel hervorgerufen, ferner durch weitere Körperteile, welche Fliegen (Flügel, Schwanzgefieder) und Greifen der Beute (Kralle) symbolisieren. Wohl nicht zufällig sind diese Teile durch qualitätvolles Cloisonné hervorgehoben. Der Adler gilt als Symbol des Himmels und der göttlichen Herkunft und kann der Vogel des Hauptgottes sein, in der klas-
Abb. 122: SchleitheimHebsack. Vorkommen der Vogelfibeln. o=o Paar, o o ungleiches Paar, o einzelnes Stück, S=S-Fibel.
Abb. 123: SchleitheimHebsack. Grab 853. Vogelfibel mit den im Text erwähnten Körperteilen.
Auge
Schnabel
Flügel
Kralle Körper
Schwanzfeder
203
sischen Antike von Zeus und im germanischen Bereich von Wotan; in der frühchristlichen Patristik und Kunst ist der Adler ein Symbol Christi und später Symbol des Evangelisten Johannes.1528 Einige Vogelfibeln zeigen auf ihrem Körper die Wiedergabe eines Fisches und könnten auf ein christlichen Motiv weisen, das «in der spätantikromanischen Symbolwelt als christologische Bildformel für Christus als Seelenträger» bekannt war.1529 In Schleitheim dürfte der christliche Sinngehalt für Perlenstufe 3 kaum verstanden werden, so dass eher die heidnische Interpretation zutrifft. Diese doppelte Lesbarkeit könnte jedoch eine übergreifende Verbindung zwischen Spätantike und Frühmittelalter schaffen.1530
Ohrringe
Abb. 124: SchleitheimHebsack. Beigaben aus Grab 854 (5. Jahrhundert), bestehend aus Kamm, Haarnadel, Beschläg eines Holzgefässes, Perlenkette und Glasgefäss. In unserer Region gelangte Glas nur selten ins Grab.
204
Grab 853 enthielt ein Paar silberner Polyederohrringe (Abb. 118), die an beiden Seiten des Schädels lagen. Das Paar 853.1–2 gehört der Ohrringgruppe der massiven Polyeder mit runder bzw. rautenförmiger Almandineinlage an.1531 Ohrringe mit massivem Polyeder oder Polyederkapsel stellen die älteste nachweisbare Ohrringgruppe bei den Alamannen dar; in der Zeit um 500 sind sie der Modetrend.1532 U. v. Freeden schlägt eine Datierung in AM I vor (Abb. 291).1533 Dieser zeitliche Rahmen geht über die Schleitheimer Zeitstufe II hinaus, lässt sich jedoch dahingehend präzisieren, dass Grab 853 dank seiner Perlen in Perlenstufe 3 datiert. Damit vertritt das Paar die ältesten Polyederohrringe in Schleitheim-Hebsack:1534 Die Dame mit der paarigen Vierfibeltracht gibt sich ausgesprochen trendy. Sucht man nach Vergleichsbeispielen in Schleitheim-Hebsack, findet man sie nicht in den zeitgleichen gut ausgestatteten Frauengräbern mit Vierfibeltracht (Abb. 121), die alle Ohrringe entbehren.1535 Einzig Grab 853 ist mit der paarigen Vierfibeltracht und einem silbernen Polyederohrringpaar versehen. Vom Hochrhein sind gut bis überdurchschnittlich ausgestattete Frauengräber des 5. Jahrhunderts bekannt. Basel-Kleinhüningen Grab 126 und Flaach Grab 19 beispielsweise repräsentieren die neue Mode mit Vierfibeltracht und Polyederohrringen.1536 Überhaupt ist in Schleitheim die Sitte, Ohrringe beizugeben, in Zeitstufe I und II, nur sehr schwach ausgeprägt, bis sich Ohrringe zu einer gut vertretenen Ausstattungsgruppe in Zeitstufe IV auf Kosten der Fibelgräber entwickeln.1537 Vom ältesten Nachweis (Grab 853) abgesehen, kommen Polyederohrringpaare erst in Zeitstufe III auf.1538 Dem Modetrend folgend sind keine anderen Ohrringformen nachgewiesen. In Zeitstufe IV treten noch einige Polyederohrringe auf.1539 Dass die Mode nun auf die Drahtohrringe, die typisch für
die jüngere Merowingerzeit sind, übergegangen ist, zeigt Grab 303: Der Drahtohrring 303.1 wurde als Ohrring, der Polyederohrring 303.4 als sekundär verwendeter Fingerring getragen.1540 Der Ursprung des Polyederohrringes wird im römischen Milieu angenommen.1541 Dem steht eine andere Annahme gegenüber, dass Polyederohrringe «auf eine der im Imperium neu angesiedelten Bevölkerungsgruppen des 4. Jahrhunderts» zurückgehen und durch Vermittlung der Völkerwanderung nach Westen gelangten, ihre Heimat jedoch zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer zu suchen sei.1542 Es fällt auf, dass Polyederohrringe in Gebieten der römischen Provinzen erscheinen.1543 Eine Verbreitungskarte für alamannisches Gebiet zeigt Verdichtungen am Rhein.1544 Dies betrifft v.a. die Basler Gegend, die als romanisch-fränkisch-alamannische Kontaktzone gilt.1545 Insofern ist eine römische Ableitung nicht gänzlich abwegig.
Haarnadel Die Haarnadel 854.1 (Abb. 124) aus Silber mit feuervergoldetem Kopf fand sich unterhalb des Schädels. Nach der Fundlage zu urteilen, wurde die Nadel quergesteckt zum Kopf oberhalb des rechten Ohres getragen. Diese Trageweise wird auch für Grab 363 und 455 angenommen.1546 Der (pinien-?)zapfenähnlich verdickte Kopf ist mit einem diagonal eingekerbten und sorgfältig ausgeführten Gittermuster verziert. Nur darin haben sich Spuren der ehemals vollständig den Kopf bedeckenden Feuervergoldung erhalten, was starke Abnützungsspuren verrät. Dies wird durch die Kopfspitze bestätigt, die einen gleichfalls starken Abrieb erkennen lässt. Bei einer lebenslangen Trageweise und einem Alter von 60–69 Jahren erklärt sich das von selbst. Bei der seltenen Mitgabe von Haarnadeln in frühmerowingischer Zeit kommen keine Vergleichsfunde in Schleitheim vor.1547 Die Suche nach Parallelen ist schwierig, da weder die Dissertation über die Schmucknadeln der Merowingerzeit noch einschlägige Gräberfelder Entsprechendes aufweisen.1548 Entfernt Vergleichbares lässt sich bei römischen Nadelformen entdecken, die überwiegend aus dem billigeren Bein hergestellt sind: Aus Augst und Kaiseraugst stammen Beinnadeln mit Pinienzapfenkopf und diagonalem Kerbnetz.1549 Die Datierung der Beinnadeln betrifft die spätantike Zeit um 300 und das 4. Jahrhundert;1550 unsere Haarnadel aus Silber gehört der Perlenstufe 1 an.
205
Tasche und Gerät Auf und links neben dem rechten Unterarm (Grab 851) zeichnete sich eine 15 x 5 cm messende, rechteckige Verfärbung ab, die im Block geborgen wurde. Sie enthielt die Ausrüstung einer Männertasche 851.3–15.1551 Der prominenteste Bestandteil, der mit organischen Resten umgebene, eiserne Taschenbügel 851.4 mit eingerollten Enden, ist in der Forschung bereits früh und mehrmals behandelt worden.1552 Es ist leider unklar, ob er sich in oder auf der Tasche, im Sinne eines Taschenbesatzes,1553 befunden hat. Läge er dagegen in der Tasche, gleichsam als Tascheninhalt, wäre dies ein Indiz für eine Funktion als Feuerstahl. Nach seiner Grundform handelt es sich um einen «Feuerstahl mit Schnällchen».1554 Möglicherweise deutet das angenietete Schnällchen eine Funktion als Taschenverschluss an; Schlagspuren sind auf unserem Exemplar nicht zu erkennen.1555 Einfache eiserne Taschenbügel treten bevorzugt im linksrheinischen Raum auf und lassen sich in die Mitte oder zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts datieren.1556 In Schleitheim kommen sie auch in Zeitstufe III vor1557 und unterscheiden sich durch ihre mindere Qualität deutlich von den cloisonnierten «Luxus»-Taschenbügeln.1558 Neben dem Taschenbügel 851.4 zählen das Messer 851.3 als Allzweckgerät, Pinzette 851.5, verschiedene Fragmente 851.7–10 aus Kupferlegierung, Nägel 851.11–12, Silices 851.13–14 und ein Tierzahn 851.15 zum Tascheninhalt. Somit finden sich in der Tasche Gegenstände unterschiedlicher Bedeutung. Die Pinzette darf als Hygieneartikel1559 und Feinwerkzeug gelten. Die Buntmetallfragmente sind wohl dem Altmetall zuzuordnen, während Silex möglicherweise in Verbindung mit dem eisernen Taschenbügel zum Feuermachen diente. Dagegen könnte dem Tierzahn ein Amulettcharakter zukommen, sodass sich nicht nur Frauen mit Amuletten – vornehmlich am Gehänge – umgaben. Im Vergleich mit anderen Männertaschen der Zeitstufe II liegt hier ein recht reichhaltiger Tascheninhalt vor (Tab. 62):1560 Messer und Silex sind häufig vertreten, während Taschenbügel bzw. Feuerstahl und besonders die Pinzette seltener vorkommen.1561 Daneben erscheinen Ahle/Pfriem und römische Bronzemünze in den Männertaschen, die einen wichtigen Bestandteil der Männertracht bilden. Nicht zuletzt deswegen wurden sie wiederholt am Gürtel getragen. Die Pinzette 851.5 besitzt eine Form, die im 5. und noch im 6. Jahrhundert zu finden ist.1562 Wie auch an anderen Plätzen, sind Pinzetten für die männliche Ausrüstung kennzeichnend und in Frauengräbern selten belegt.1563 Aus HeidenheimGrosskuchen (D) stammt eine Bronzepinzette des 5. Jahrhunderts als Vergleichsstück.1564 206
Wie bereits angedeutet, ist das Messer als Allzweckgerät am meisten vertreten1565 (Tab. 62–64), wobei Messer bei Männern häufiger vorkommen und bei Frauen am Gehänge befestigt sind (852.3). Franziskagrab 862 liefert wiederum eine Befundsituation für die Männertasche, wie sie auf ähnliche Weise aus Grab 851 bekannt ist:1566 Die Gürtelschnalle 862.4 liegt in der Beckenmitte, die Tasche in einer organischen Verfärbung von 15 x 5 cm am rechten Unterarm. Messer 862.5, Taschenrandversteifung 862.8, Bronzemünze 862.9 und Silex 862.10 gehören zur Tasche, wobei die Objekte mit organischen Resten bedeckt waren. Laut Restaurierungsprotokoll ist nicht festzustellen, ob das Messer aussen oder innen an der Tasche angebracht gewesen ist. Dagegen befanden sich Bronzemünze und Silex in der Tasche. Offensichtlich lag auch die Taschenrandversteifung in der Tasche; die dicke Schicht organischer Reste besteht aus Textil, Leder und Bast. Eine der anderen Taschenrandversteifungen weist anhaftende umgeschlagene Lederreste auf.1567
Kamm Unterhalb des rechten Fusses und der Glassschale, am Grabende, befand sich der Kamm 854.4 aus Bein (Abb. 124). Diese Fundlage ist für Zeitstufe II typisch und wiederholt sich in weiteren Gräbern, manchmal in Nachbarschaft zu einem Tongefäss.1568 Die schwarze Holzkohleschicht, die sich in unterschiedlicher Dicke über dem Skelett erstreckt und auch die Glasschale bedeckt, stammt vermutlich vom Deckel des Holzsarges. Obwohl diese Schicht dem Fussende zu unregelmässiger und dünner wird, aber über den Kamm hinaus reicht, ist es wahrscheinlich, dass der Kamm von dieser überlagert wird. Wahrscheinlich wurde er mit der Glassschale im Holzsarg abgestellt. Der leicht fragmentierte dreieckige und einzeilige Dreilagenkamm aus Bein besitzt eine innere Zahnplatte mit stark nach aussen geschweiften Enden. Der auf beiden Seiten nahezu übereinstimmende Dekor der dreieckigen äusseren Griffplatten besteht aus konzentrischen Kreisen und Kreisaugen, die sich in unregelmässiger Anordnung, aber flächendeckend verteilen. Vier parallele Ritzlinien bilden randbegleitend den Rahmen der Griffplatten. Parallel dazu erscheint auf der Zahnplatte ein durchbrochener Randfries, der aus aneinander gereihten Vogelköpfen gebildet wird. Das Auge, das durch ein Kreisauge markiert ist, Gefieder über dem Auge und der kräftig gebogene Schnabel weisen auf Raubvögel (Adler?) hin. Ein Detail verdient besondere Beachtung:1569 Die Maserung des Beinmaterials ist auf beiden äus-
seren Griffplatten waagrecht, auf der Zahnplatte – den Zähnen entsprechend – senkrecht. Davon weichen jedoch die beiden geschweiften Enden ab, wo die Maserung in einen gebogenen Verlauf übergeht. Darin zeigt sich die Kenntnis für das zu verarbeitende Material. In typologischer Hinsicht stellt der Kamm 854.4 ein älteres Stück im Vergleich zu den anderen Kämmen von Schleitheim-Hebsack dar.1570 Er gehört zu einer besonderen Variante der einzeiligen Dreilagenkämme, welche von Thomas als Typ II/Variante 3 und von Böhme als Form D und E definiert wurde.1571 Diese Kämme sind häufig kreisaugenverziert mit randbegleitenden Ritzlinien, besitzen ihre Wurzeln in der späten römischen Kaiserzeit und werden in das späte 4. und 5. Jahrhundert datiert.1572 Wie bei unserem Exemplar sitzen die Nieten häufig zwischen den Zahnplatten.1573 Kennzeichnend ist die randliche Erweiterung mit durchbrochenen Friesen oder Tierköpfen bzw. Pferdeprotomen, die, ausgehend von der Zahnplatte, die dreieckige Griffplatte überragt. Unter der Gesamtheit der Dreieckskämme stellt der Randfries eine geschätzte Ausnahme dar.1574 Ein Gegenstück zum Randfries 854.4, der aus aneinander gereihten Raubvogelköpfen besteht, fehlt in Schleitheim.1575 Ein einziger Hinweis auf einen tierkopfähnlichen Fortsatz findet sich im schon erwähnten Grab 391 in Gestalt eines Fragmentes, das leider keine anpassenden Stellen enthält. Raubvogelköpfe scheinen weit weniger als etwa Pferdeprotome den Rand der Dreieckskämme zu zieren.1576 Kämme mit dreieckiger Griffplatte stammen in Schleitheim u.a. aus dem Gründergrab 363 und einem Männergrab der Zeitstufe II (Grab 391). Darin manifestiert sich eine Zeitstellung vor/um die Mitte und im dritten Viertel des 5. Jahrhunderts, die durch die Datierung der Perlen aus Grab 854 in Perlenstufe 1 bestätigt wird.1577 Das betrifft einerseits den Beginn des Gräberfeldes, andererseits das Ende der Laufzeit des Dreieckkammes: Die dreieckige Griffplatte ist während des 4. und 5. Jahrhunderts typisch für die gallischen Provinzen und die angrenzende Germania libera und unterscheidet sich von der provinzialrömischen Kammform durch ihre Einzeiligkeit.1578
Gefässe Glas Das Glasgefäss 854.3 (Abb. 124) lag zwischen den Füssen und dem Beinkamm 854.4. Die schwarze Holzkohleschicht des hölzernen Sargdeckels überlagerte – deutlicher als beim Kamm – die Schale, so dass eine Deponierung im Sarg
anzunehmen ist. Bis auf einen kleinen Randausbruch ist das Gefäss vollständig erhalten. Mit einer «Wandstärke» von 1–2 mm ist es von zarter Machart, was für die frühmerowingischen Schalen mit leicht ausbiegendem Rand kennzeichnend ist.1579 Die hellgrüne Schale ist charakterisiert durch einen rundgeschmolzenen, leicht verdickten und ausbiegenden Rand und einen gleichfalls verdickten und eingezogenen Boden; die äussere Oberfläche ist schlierig-streifig, die innere dagegen glatt. Eine opak weisse Fadenauflage bildet den unterschiedlich ausgeführten Dekor: Rand, Schulter und Boden zeigen jeweils waagrechte Zonen mit mehrfach umlaufender, auf dem Boden spiralförmiger Fadenauflage. Knapp unterhalb der Gefässmitte befindet sich ein nach unten gekämmtes Arkadenmuster mit neun Bögen. Nach den Untersuchungen U. Kochs zu den Gläsern vom Runden Berg lässt sich unser Exemplar der «Schale mit nach unten gekämmtem Arkadendekor» zuordnen.1580 Neben dieser Zierweise erfüllt das Schleitheimer Gefäss die formalen Merkmale, die durch den rundgeschmolzenen Rand von 2.0–2.5 mm Stärke, einer Wandstärke von teils unter 1 mm und einen verdickten Boden bestimmt sind.1581 Als Datierung wird die Zeit um 500 und das frühe 6. Jahrhundert bzw. die Stufe Flonheim-Gültlingen vorgeschlagen.1582 Da jedoch die verwandten Glasschalen mit Bodenrosette bereits früher vorkommen, vermutet U. Koch, dass «Schalen mit Arkaden parallel zu denen mit Bodenrosette schon über einen längeren Zeitraum produziert worden» sein könnten.1583 Dies wird durch die Perlen aus Grab 854 unterstrichen, die eine Zeitstellung in P1 dokumentieren. Grab 854 stellt somit einen frühen Nachweis für die geschweift-schrägwandige Glasform dar, ebenso Grab 16 von Eschborn, das eine unverzierte Glasschale ähnlich unserem Stück, jedoch mit dickerer Wandung, liefert. Mit Hilfe seiner Miniaturbügelfibeln ist das Eschborner Grab der Jahrhundertmitte bzw. im übertragenen Sinne der Schleitheimer Perlenstufe 1 zuzuteilen.1584 Aus der childerichzeitlichen Frühphase von Hemmingen, namentlich das beraubte Kriegergrab 25, stammt eine Glasschale mit zweizoniger Fadenauflage, die wie Grab 854 mit einem Dreieckskamm vergesellschaftet war.1585 Da die Frau aus Grab 854 mit 60–69 Jahren ein hohes Lebensalter besass, relativiert sich die Zeitstellung dieser Glasform, die in Basel Bernerring, in einem Falle mit einem Terminus post quem 550, zwei letzte späte Vertreter besitzt.1586 Früher ins 6. Jahrhundert datiert die zweite schrägwandige Glasschale aus Grab 624.4, die der Perlenstufe 4 angehört.1587 K. Böhner spricht sich für eine Datierung der schrägwandigen Glasschale, wie er die Form bezeichnet, in seine Stufe II aus. Mit zeitlicher Korrektur ist Böhner Stufe II etwa mit der 207
Schleitheimer Zeitstufe II zu parallelisieren (Abb. 291).1588 Die Glasform mit gekämmtem Fadendekor dürfte ein fränkisches Erzeugnis darstellen.1589 Auf einer Verbreitungskarte befinden sich fast alle Fundorte links des Rheins im nordgallischen Raum. Dieser westlichen Ausrichtung stehen vereinzelte rechtsrheinische Nachweise gegenüber, beispielsweise in Hugstetten in Südbaden und auf dem Runden Berg.1590
Holz In der Füllung der Glasschale 854.3,1591 fand sich ein spitz zulaufendes Beschläg 854.9 aus einem Bronzeblechstreifen (Abb. 124), der mit je einer randlichen Buckelreihe verziert ist. Holzreste, die innen am zwingenförmig umgeschlagenen Rand und an dem dortigen einem und einem weiteren Nietpaar anoxidiert sind, legen eine Bestimmung als ehemaliges Holzgefäss nahe, wobei das Beschläg an dessen Rand bzw. Mündung montiert war. Ähnlich wie bei den Textilien1592 hat sich davon nur das organische Material, das in direktem Kontakt zum Metall steht, bewahrt. Aufgrund der geringen Reste ist eine Rekonstruktion der Gefässform kaum möglich; die Wölbung des Beschlägstreifens lässt eine gerundete Form, z.B. eine Schale oder auch einen kumpfähnlichen Becher, vermuten. Fragmente (Ahornholz) aus der Kastellkirche Stein am Rhein-Burg dürften einem kumpfähnlichen Holzbecher entsprechen;1593 dort ist wie in Schleitheim nur ein Beschläg überliefert.1594 Vergleichbare frühmerowingische Beschläge mit randlicher Punzreihe sind z.B. aus Hemmingen und Basel-Gotterbarmweg bekannt.1595 Durch die Fundlage des Beschlägs ist vorgegeben, dass das Holzgefäss nicht grösser, jedenfalls nicht viel, als die Glasschale sein kann und möglicherweise eine ähnlich flache Form wie diese besessen hat.1596 Der Blechstreifen 854.9 ist am Rand zu schmal, um den Durchmesser zu ermitteln. Die lichte Weite des umgebogenen Randes und das untere Nietpaar geben eine Wandstärke des Holzes von 0.4–0.5 cm an. Der erschlossene Durchmesser einer Holzsschale von 19 cm in Kirchheim/Ries ist für unser Exemplar zu gross.1597 Dagegen ist eine rekonstruierte Holzschale aus Zeuzleben (D) eher als mögliches Vorbild vorstellbar.1598
208
Beigabenausstattung Ordnet man die Grabinventare den Qualitätsgruppen zu, sind vier weibliche und nur ein männliches Ensemble der Kategorie B zuzuweisen (Abb. 119). Dagegen gehören ein Frauen- und vier Männergräber der Qualitätsgruppe A an. Hierin drückt sich die fehlende Spathabeigabe aus. Beigabenlosigkeit liegt in drei Fällen vor, davon einmal bei einer Nachbestattung eines Kindes (Grab 859A). Hinsichtlich der Grabqualitätsgruppen erscheinen die Frauen als deutlich bevorzugt gegenüber den Männern, da bei ihnen allgemein die Tendenz zur höheren Beigabenqualität besteht. Diese ungleiche und offenbar an die geschlechtsspezifische Beigabenausstattung geknüpfte Verteilung der Grabqualitätsgruppen liess sich wiederholt beobachten, wobei bereits darauf hingewiesen wurde, dass die Ursache in der – nicht immer geeigneten – Bestimmung der qualitätsdefinierenden Grabbeigaben zu suchen ist.1599 Diese Divergenz im Kleinen, bezogen auf die Gräber der Grabungsetappe 1998, widerspiegelt sich im Grossen. Im Grunde genommen gilt, dass die Gräber von 1998 die bisherigen Tendenzen und Ergebnisse zur Beigabensitte bestätigen.1600 Die Männer sind ohne Spatha, Frauen dagegen mit Fibel-, Schmuck- und Trachtzubehör aus Edelmetall versehen. Trotz der veränderten Zahlenverhältnisse bleibt der weibliche Vorsprung hinsichtlich der Beigabenqualität und des zahlenmässigen Vorkommens im 5. Jahrhundert bestehen; ebenso ist die Einordnung der Frauen in die dritte (Grab 856) und zweite (Grab 852, 853, 854, 859B) Ausstattungsgruppe möglich.1601 Der qualitative Rückschritt in Zeitstufe III lässt sich auch durch die 1998 untersuchten Gräber nicht aufheben.
Besondere Befunde Während der Grabungsetappe 1998 fiel wiederholt der schlechte und teilweise äusserst fragile Erhaltungszustand der Beigaben auf und dies umso mehr, weil Funde aus früheren Grabungsetappen und aus den Grabungen des 19. Jahrhunderts nicht in solch aufgelöstem Zustand aus dem Boden kamen. Hierfür scheint weniger die Qualität der Funde ausschlaggebend zu sein als vielmehr die Beobachtung, dass die allseitig zunehmende Umweltbelastung in den Boden eingedrungen ist und damit den Funden im stärkeren Masse als bisher zusetzt. Hätte man die Beigaben zur üblichen Entnahme frei präpariert, hätte das eine oder andere Stück kaum überlebt. Die spezielle Situation machte viele Bergungen im Gipsblock notwendig, welche dann im Labor freigelegt wurden. Ein
besonders schönes Produkt dieser Unternehmungen wird im Museum zu Allerheiligen als Abguss zu besichtigen sein: Das reich ausgestattete Grab 853 mit paariger Vierfibeltracht wurde vom Becken aufwärts im Gipsblock geborgen und mit Silikon abgegossen. Um zu den Funden zu gelangen, musste das Skelett von seiner Rückseite her im Präparat freigelegt werden. Diese ungewöhnliche Untersuchungsweise brachte einen besonderen Befund ans Tageslicht: Unter dem Skelett fanden sich bei den Schultern Perlen 853.10–11 und auf dem Steissbein ein Bronzering 853.9. Die Fundlage der Perlen 853.10 (Abb. 125) zeigt einige Auffälligkeiten, die in Schleitheim-Hebsack ohne Parallelen sind. Die Perlen wurden nicht – wie üblicherweise – um den Hals oder auf der Brust, sondern unter dem Skelett bei den Schultern aufgefunden.1602 Die Fundlage spricht eventuell für einen einreihigen Perlenstrang, welcher auf Schulterhöhe ungefähr waagrecht verlaufen ist: Die Perlenachsen liegen teilweise noch in einer Reihe. Gemäss den zwei Fundkonzentrationen an der rechten und linken Schulter werden zwei Perlengruppen suggeriert. Da jedoch die Perlen selten auf den Knochen, sondern meist in den eingesunkenen Partien dazwischen liegen, lässt sich dadurch möglicherweise die Fundleere auf der Wirbelsäule erklären. Die Perle 853.5 wurde als einzige auf der Brust aufgefunden.1603
Streng genommen erlaubt die Fundlage keine engeren Aussagen zur Trageweise, ob etwa die Perlen auf einer Schnur als Kette aufgezogen1604 oder auf ein Kleidungsteil gestickt waren. Für Grab 853 ist eine Perlenkette zum einen durch die Fundsituation wohl auszuschliessen, zum anderen dadurch, dass die Anordnung der Perlen keinen Bogen, sondern einen waagerechten Verlauf bildet. Dementsprechend ist eine Bestickung auf ein Kleidungsteil, wahrscheinlich als schmückende Perlen auf einem Rand, Brettchenkante o.ä, zu vermuten. Wendet man sich der Vorderfront des Körpers zu, so finden sich auf gleicher Höhe die beiden Vogelfibeln 853.3–4. Tatsächlich erscheint auf dem rückwärtigen Präparat ein Nadelhalter der Vogelfibel wenige Zentimeter unterhalb der Perlen. Die rückwärtigen Perlen könnten den schmückenden Besatz am Halsausschnitt des Kleides bilden. Die von A. Rast-Eicher durchgeführten Textiluntersuchungen1605 zeigen, dass die Pflanzenfaser um Perle 20 sich mit derjenigen der Ohrringe 853.1–2 verbinden lässt und eine Vogelfibel 853.4 des Kleinfibelpaares gleichfalls pflanzliche Fasern enthält, was die Interpretation des feinen und häufig an Kleinfibeln anhaftenden Leinwandgewebes als grosses Kopftuch/Umhang bestätigt.1606 Demnach würde das grosse Kopftuch rückwärts über den perlenbestickten Halsrand fallen. Pflanzliche Fasern fanden sich
Abb. 125: SchleitheimHebsack. Grab 853. Lage der Perlen auf der Rückseite in der Schulter.
209
Abb. 126: SchleitheimHebsack. Grab 859B. Röntgenaufnahme. Die Bügelfibel 859B.1 liegt über der Gürtelschnalle 859B.2. Von dieser ist das Eisenmetall aufgelöst. Nur die Streifentauschierung, die in den Schnallenbügel eingehämmert ist, verrät die ursprüngliche Form. Links von der Fibel eine kreisrunde Gürtelhafte 859B.2, die auf dem Ledergurt sass.
ferner am Bronzering 853.9 mit Fundlage am Steissbein. Unsicher ist, ob damit die Länge des Kopftuches/Umhanges oder ein anderes Textil angezeigt wird. Die Bügelfibel 859B.1 liegt «richtig» mit der Kopfplatte nach unten in der Beckenmitte und überlagert dabei die Gürtelschnalle 859B.2.1607 Diese Fundlage war infolge der schlechten Erhaltung der Schnalle auf der Grabung noch nicht, sondern erst auf dem Röntgenphoto sichtbar (Abb. 126). Die Überlagerung deutet an, dass Fibel und Gürtelschnalle (ohne Beschläg) zu verschiedenen Kleiderschichten gehören, die für die Fibel als körperfern und für die Schnalle als körpernah gelten können. Der Nachweis lässt sich an dieser Stratigraphie leider nicht erbringen, da die Schnalle aufgrund der sehr starken Korrodierung keine Textilfunde erbrachte. Wie in Grab 853 fanden sich an der Bügelfibel 859B.1 Wollreste;1608 die Fibel war verschlossen, da die Nadelspitze in der Nadelrast steckt. Dass Pfeile mit eiserner Spitze in einem Behältnis beigegeben wurden, verdeutlicht der Befund aus Grab 862. Das Inventar besteht aus Pfeilen 862.1–2, (Gürtel-?) Schnallen 862.4,7, Franziska 862.6 und Tascheninhalt 862.5,8–10. Parallel zur linken Körperseite zeichnet sich eine Verfärbung von etwa 10 x 70 cm ab, innerhalb derer die beiden Pfeilspitzen – in einer Reihe untereinander – angetroffen wurden. Gegenüber den Pfeilspitzen 210
lagen zwei Eisenniete 862.3 am äusseren Rand der Verfärbung. Die Verfärbung konnte als Leder bestimmt werden,1609 so dass der Befund wohl die lederne Hülle eines Köchers darstellt, in denen die Pfeile steckten. Nach der Ausdehnung der Verfärbung scheint der Köcher länger als die Pfeile zu sein, die – nach der Fundlage – eine unterschiedliche Länge besitzen könnten. Das Längenmass von 70 cm für den vermuteten Köcher passt genau zu dem Wert, den R. Marti für den Köcher von Altdorf rekonstruierte:1610 Im dortigen Kirchengrab haben sich als grosse Rarität Reste des hölzernen und mit pressverziertem Leder verkleideten Köchers erhalten. Während sich drei Pfeilspitzen unregelmässig über die obere Grabhälfte verteilen, liegen in Grab 861 vier Pfeilspitzen 861.5–8 neben- und übereinander, wobei sie einheitlich in Kopfrichtung weisen. Auch wenn Hinweise durch Bodenverfärbung oder organische Reste fehlen, weist die gleichsam gebündelte Lage auch hier auf eine Deponierung im Köcher oder eine Verschnürung der Pfeile hin.1611 Man wird davon ausgehen können, dass in beiden Männergräbern die Pfeile in einem Köcher niedergelegt wurden, jeweils auf der rechten oder linken Körperseite.
5. Detailuntersuchungen an ausgewählten Beigaben 5.1.Textilfunde Antoinette Rast-Eicher
Einleitung und Vorgehen Die Auswertung der Textilien aus dem Gräberfeld Schleitheim-Hebsack bietet die Möglichkeit aus einem grossen Gräberfeld Datenmaterial zu sammeln, das den Gräberfeldern aus der Nordostschweiz (Elgg, Flurlingen, Bülach, Flaach) gegenübergestellt werden kann.1612 Dabei ist auch die Auswertung des Befundes sehr wichtig, denn nur so können wir die definierten Textiltypen auch funktional interpretieren. Die Fragmente sind zum Teil so klein, dass ihre Funktion nur dank einer gewissen Anzahl ähnlicher oder gleicher Befunde klar wird; deshalb sind auch die unscheinbarsten Reste von Interesse. Das Material aus den älteren Grabungen von Schleitheim – den verschiedenen Grabungskampagnen seit 1984 – war mit wenigen Ausnahmen restauriert, als die Aufnahme und Auswertung der Textilien in Angriff genommen wurde. Aus den älteren Grabungskampagnen sind deshalb praktisch keine Textilien erhalten, während aus den jüngeren dem organischen Material mehr Beachtung geschenkt wurde. Zudem sind die Erhaltungsbedingungen im Boden schwierig. Wie die Grabung 1998 abermals zeigte, sind organische Reste im dunklen, lehmigen Boden fast nicht zu sehen. Trocken ist er sehr hart, sodass eine Freilegung von Objekten im Labor im Hinblick auf organische Reste erschwert ist. Die Feuchtigkeit im Boden scheint in Schleitheim sehr unterschiedlich zu sein. Dies bringt je nach Grab auch ganz andere Bedingungen für die Oxidation des Metalls, die unter anderem von der Feuchtigkeit und vom Anteil Sauerstoff (Grabtiefe, Geologie)1613 beeinflusst wird. Ein weiterer Faktor stellt das Metall dar: je edler das Metall, desto langsamer ist die Oxidation. Wenn wir also Pech haben, zerfällt ein Gewebe, noch bevor das Metall oxidiert oder es ist mit dem organischen Material schon so stark oxidiert – was gerade bei Eisen aus der Grabung 1998 zu beobachten war –, dass nur noch eine braune Schicht übrigblieb. Diese chemischen Vorgänge sind noch schlecht erforscht, aber bei Grabfunden müssen wir mit sehr vielen Faktoren rechnen. Die Bedingungen werden zum Beispiel auch zwischen Bestattungen mit einem Sarg und solche ohne Sarg, im Freien oder in einer Kirche variieren. Ähnliche Ausstattungen können anhand des organischen Materials unter
Umständen ein völlig anderes Bild ergeben. Deshalb sind gerade bei Textilien – abgesehen von guten Befunden – ohne grössere Materialmengen allgemeine Aussagen schwierig. Aufgenommen wurden nur die Gewebe, die im Katalog aufgrund der Restaurierungsberichte der Objekte schon vermerkt waren, und die Textilien aus den Gräbern 414, 439, 504, 689 und 791, in denen alle Objekte durchgesehen wurden. Aus Grab 776 untersuchte A. Bartel die Schnalle (Nr. 1),1614 und aus Grab 761 hatte vorgängig N. Gebhard die Bügelfibel Nr. 2 in ihrer Diplomarbeit für Restaurierung bearbeitet.1615 In der Aufnahme sind Grösse des Textils, Spinnrichtung, Fadendurchmesser, Einstellung und Bindung berücksichtigt. Die Verwendung von Kriterien wie Fadendurchmesser und Einstellung, die bei sogenannt «gut erhaltenem» Material zum Teil schlecht zu verwenden sind, da sich zum Beispiel die Fäden aufgedreht haben und sich so das Mass veränderte, ist bei oxidierten Textilien weniger problematisch. Wie die nachfolgenden Bilder zeigen, haben sich die Gewebe gegenüber ihrem ursprünglichen Zustand kaum verändert. Die Fäden sind meist noch sehr rund und fest gedreht, das Gewebe dicht. Vollständige Oxidation «friert» das Textil in einem Zustand ein, bei dem es möglich wird, die wichtigsten textiltechnischen Kriterien anzuwenden. In den Tabellen wird der Fadendurchmesser und die Einstellung zu einem Qualitätskriterium zusammengefasst.1616 Einzelne Fäden und Faserreste wurden am Material der älteren Grabungen nur in Ausnahmefällen aufgenommen, z.B. an Fibeln, wo sie für die Interpretation wichtige Informationen liefern konnten. Für die Auswertung wurden die verschiedenen Kriterien in einer Datenbank erfasst. Die Datierung stützt sich auf die Perlenstufen von Y. Reich,1617 die anthropologische Zuweisung auf den Bericht von G. Hotz.1618 Die schon erfolgte Konservierung der Objekte ergab wegen der Konservierungsmittel auf der Oberfläche für die Faserbestimmung nicht ideale Bedingungen, sodass Proben nur bei genügend Material genommen wurden. Die Faserbestimmung erfolgte wegen der Oxidation (Fasern sind mineralisiert) mittels Rasterelektronenmikroskopie.1619 Mit der Grabung von 1998 ergab sich die Möglichkeit, das organische Material aus einzelnen Gräbern eingehend zu untersuchen. Aus der Auswertung der Altfunde blieben Fragen, vor allem zu den Frauengräbern mit Bügelfibeln (Gräber 852 und 853), sodass diese Gräber als Schwerpunkt untersucht wurden. Das Präparat von Grab 853, das im Labor umgekehrt, das heisst vom Rücken her, freigelegt wurde, ermöglichte eine «zweite Dimension» der Probenentnahme an einem so grossen Präparat. Die unterste Schicht, die 211
sonst kaum in diesem Ausmass in Betracht genommen werden kann, wurde grossflächig untersucht. Die Untersuchung der Proben aus den Männergräbern wurde aus Zeitgründen zurückgestellt. Auffallend war allgemein die schlechte Erhaltung des organischen Materials; am Eisen blieb manchmal nur noch eine dunkle Spur der organischen Reste übrig. Trotzdem konnten in Grab 853, in dem nur zwei Textilien erhalten sind, mit einer Serie von Faserproben in Verfärbungen Regelmässigkeiten nachgewiesen werden, die eine Interpretation von verschiedenen Textilschichten erlauben.1620 Einzelne Vergleiche, die vor allem ein textiltechnisches Detail betreffen, sind schon hier im Bericht aufgeführt. Eine breitere Diskussion erfolgt aber im Kapitel «Beobachtungen zur Tracht und Kleidung».
Bindung und Einstellung nicht bestimmbar gewesen. Erst die Befundanalyse kann die Funktion – mindestens der einen Gewebe – aufzeigen. Die Anzahl Frauen- und Männergräber schwankt je nach Datierung (Abb. 127). Textilien in Männergräbern sind seltener. Dies hängt u.a. damit zusammen, dass die Männer keine Fibeln und Armringe tragen, die wie in Frauengräbern direkt mit der Kleidung in Kontakt waren. Zudem war bei den Männern Leder und Fell womöglich ebenso wichtig wie Textilien.1621 An den Waffen sind zudem häufiger Lederreste zu beobachten, seltener Textilien. Ausserdem fehlen in Schleitheim die reichen Männergräber, die auch mehr Metall hätten. Wichtig in Männergräbern sind deshalb die Gürtelschnallen, die Aussagen über die Bekleidung erlauben.
Umwicklungen mit Faden oder Schnur
Material
Einzelne, nicht zur Textildatenbank gehörende Fäden, sind Umwicklungen mit Faden oder Schnur, wie die Pinzette aus Grab 428.8, bei der der Griff mit Faden umwickelt wurde (Z-Zwirn, Fadendurchmesser 0.8mm). Seitlich ist ein Knoten, ein halber Schlag, erkennbar. An der Spatha 569B.1 sind Reste einer Umwicklung sichtbar. Der Faden ist Z-gezwirnt, der Fadendurchmesser beträgt 1.2–1.5 mm. Dieser Befund weist auf die Tatsache hin, dass zum Teil verschiedene Materialien kombiniert werden konnten, wie hier ein Holzgriff oder eine Scheide mit Schnurumwicklung.
Rohstoffe
Die Textilien: Technische Kriterien
Abb. 127: SchleitheimHebsack. Gewebe in den Gräbern nach Datierung, inkl. Grabung 1998 (Perlenstufen) und Geschlecht (f= Frau, m=Mann, k= Kind, j = Juvenil).
120 Gewebe aus 74 Gräbern konnten bestimmt werden, wobei aus der Grabung 1998 nur fünf Gewebe erhalten sind. Der allgemeine Eindruck ist der einer Vielzahl von Gewebetypen, die es zuerst nach textiltechnischen Kriterien aufzuschlüsseln galt. Die Gewebe sind meistens stark fragmentiert. Es wurde als Gewebe aufgenommen, sobald zwei Fadenrichtungen als textile Struktur erkennbar waren. In diesen Fällen ist die Datierung
212
f/f?
5. Jh. 6. Jh. P 1/2 P 3/4 P 5/6 P 7/8 P9
6 3 1 11 38 6 5
8,6% 4,3% 1,4% 15,7% 54,3% 8,6% 7,1%
Total
70 100,0%
Die Rohstoffe der Gewebe wurden nur punktuell untersucht. Von den Geweben (ohne Einzelfäden) wurden an den Altfunden 44 Proben genommen.1622 Aus der Grabung 1998 sind weitere 88 Proben, zum Teil aus Verfärbungen oder auch Faserreste, genommen worden. Abbildung 130 zeigt die Erhaltung einer pflanzlichen Faser (Lein/Hanf) aus einer Verfärbung (Grab 853). Die Einzelfaser ist schon stark zerfallen, sichtbar sind jedoch noch die für solche Fasern typischen Verschiebungsknoten (Pfeil). 14 Proben entfallen auf Grab 504, im wesentlichen auf zwei Gewebe und Fell.1623 Wegen der Auswahl der Proben von Schleitheim ist das Verhältnis Pflanzenfaser zu Wolle nicht aussagekräftig. Statistisch auswertbar wären nur Proben von ganz bestimmten Objekten, z.B. den Gürtelschnallen, dafür ist hier aber die Datenmenge zu klein. Drei zusätzliche Proben von losen Fäden aus dem Restaurierungssabfall an den Objekten 471.2, 497.7 und 673.4 ergänzen die Gewebeproben. An 471.4 ergab die Probe Wolle (Abb. 128), an 497.7 (Abb. 129) eine pflanzliche Faser (Lein/Hanf).
m/m? 5 2 1 8 14 1
16,1% 6,5% 0,0% 3,2% 25,8% 45,2% 3,2%
31 100,0%
k/j 2 1 7 3
? 0,0% 15,4% 0,0% 7,7% 53,8% 23,1% 0,0%
13 100,0%
4
4
Total
0,0% 0,0% 0,0% 0,0% 100,0% 0,0% 0,0%
11 7 1 13 57 23 6
9,3% 5,9% 0,8% 11,0% 48,3% 19,5% 5,1%
100,0%
118
100,0%
Die Fasern von Nr. 673.4, von einer Gürtelschnalle, sind wahrscheinlich Baumwollfasern und gehören zu einem Gewebe, das auf oder unter der Schnalle lag. Diese Fasern sind flach und haben eine Drehung, die für Lein oder Hanf untypisch ist. Baumwolle in den Gräbern von Lauchheim (D)1624 und Bülach ZH zeigen, dass diese Faser im Frühmittelalter hier bekannt war.1625 Hanf, der wahrscheinlich wie Lein im Raum Schaffhausen angebaut wurde, ist in frühmittelalterlichen Schichten im Jura botanisch nachgewiesen.1626 Wie wir dann in Kombination mit den Bindungen zeigen können, sind allgemein die Köper 2/2-Gewebe als Wollgewebe belegt. Der Rippenköper ist als Woll- oder Leinengewebe hergestellt worden.
Wollfeinheitsmessung Wolle kann mittels Messung der einzelnen Fasern im Faden beurteilt werden. Die Häufigkeitsverteilung der Haardicken auf 100 Messungen zeigt die Merkmale der verschiedenen Vliesqualitäten. Im 20. Jahrhundert wurde dieses Verfahren von der Industrie entwickelt, um verschiedene Schafrassen, resp. deren Vlies zu unterscheiden.1627 Diese Methode wurde in der Archäologie zuerst in Nordeuropa angewendet.1628 Die Resultate an archäologischem Material zeigen keine bestimmte «Rasse» an, da es bis in die Neuzeit keine klare Unterscheidung nach Rassen im heutigen Sinn gab. Wir können daher im Wesentlichen zwischen grobwolligen, gemischtwolligen und feinwolligen Schafen unterscheiden. Die Variationsbreite unter den einzelnen Tieren alter «Rassen» sind zudem grösser als bei heutigen Schafen.1629 Die Messresultate aus nordeuropäischen Funden ergeben für bronzezeitliche Wolle eine grobwollige Qualität. Feine Wolle kann aus unserem Raum spätestens (unter römischem Einfluss?) in spätkeltischer Zeit nachgewiesen werden.1630 Messungen frühmittelalterlicher Wolle – auch an oxidiertem Material – können deshalb zeigen, welcher Schaftyp im Gebiet von Schleitheim gehalten und welche Wollqualität für bestimmte Gewebetypen benutzt wurde. Messwerte von frühmittelalterlichen Textilien fehlen hier (und auch im süddeutschen Raum) noch vollständig. Ein Grund dafür ist sicher die oxidierte Erhaltung und bis vor kurzem die Unmöglichkeit, solche Wolle auszumessen. Aus Deutschland gibt es nur einige Messungen an Geweben aus dem 8./9. Jahrhundert; sie stammen aber alle aus dem Norden und zeigen eine recht grobe Qualität (nach Ryder «hairy medium» und «hairy»), die den heutigen «Heidschnucke» entspricht.1631
Abb. 128: SchleitheimHebsack. Wolle, Negativabdruck der Schuppen. Gürtelschnalle 471.2 (REM-Foto).
Abb. 129: SchleitheimHebsack. Pflanzliche Faser (Lein). Fingerring 497.7 (REM-Foto).
Abb. 130: SchleitheimHebsack. Pflanzliche Fasern aus einer Verfärbung. Grab 853 (REM-Foto).
Abb. 131: SchleitheimHebsack. Querschnitt eines Wollfadens vom Kreuzanhänger 504.12. Die Löcher entsprechen den Durchmessern der Haare (REM-Foto).
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Die Auswahlmöglichkeit für messbare Querschnitte war nicht sehr gross. An nur vier Geweben – zum Glück an verschiedenen Gewebetypen – waren die Bilder so gut, dass sie auch vermessen werden konnten. Die auf den Querschnitten sichtbaren Löcher geben die ursprünglichen Durchmesser der Wollfasern an, die als eigentliches Haar nicht mehr erhalten sind. Manchmal ist am Rand des Loches die Cuticula sichtbar (Abb. 131). Gemessen wird der innere Durchmesser der Löcher von Querschnittbildern, die möglichst plan aufgenommen wurden. Ganz plan ist häufig nicht möglich, da der Drall des Fadens mitoxidiert wurde. Ovale Löcher entstehen durch das Zusammenfallen des Haares wegen eines Mittelkanals, der ein Indiz für gröbere Wolle darstellt: Merinowolle hat keine Haare mit durchgehendem Mittelkanal, grobe Wolle hingegen häufig. Die Werte von oxidiertem Material können eine leichte Verschiebung im Vergleich zu den Werten von «gut erhaltenem» Material aufweisen.1632 Mit oxidiertem Material sind die Kriterien wie Stapellänge, Kräuselung und Pigmentierung der Haare, die für eine klarere Definition des Vlieses wichtig wären, nicht zu bestimmen. Wir müssen uns daher auf die Querschnitte beschränken und die mögliche Aussage reduziert sich auf eine Unterscheidung der Qualitäten «grob/mittel/fein». Die Haardickenkurven von Mischwollen unterscheiden sich von andern Typen dadurch, dass ein Hauptmaximum und ein Nebenmaximum vorhanden ist und die absteigende Kurve unregelmässig und zackig verläuft.1633 Dazu ist die Variabilität unter verschiedenen Tieren recht gross. Deshalb ist umso wichtiger, dass bei möglichst vielen Textilien die Wollfeinheit gemessen wird. Nur so lassen sich aus einem Fundort bei verschiedenen Textiltypen die Vliesqualitäten definieren. Die Werte der Proben aus Schleitheim-Hebsack sind alle im selben Bereich anzusiedeln (Tab. 24). Es handelt sich um eine mittlere Wolle ohne grobe Grannenhaare (nach Ryder «medium/hairy medium»). Die einen Maxima liegen um 60µ, nach Ryder «medium», andere haben einige Haare über 60µ, bei 564.1 gibt es einen Wert über 80µ. Ovale Löcher weisen auf Fasern mit Markkanal (durchgehend oder unterbrochen). Damit fallen die Fasern etwas in sich zusammen und bilden ein ovales statt ein rundes Loch. Bei ganz groben Haaren mit sehr breitem durchgehenden Markkanal, wären die Löcher mehr verformt, z.T. wie eine Acht. Solche Haare fehlen eindeutig in der Wolle aus Schleitheim, sind aber bei den Heidschnucke oder bei den Skudden noch zu finden.1634 Die Schleitheimer Wolle gehört zu den Mischwollen, die etwas feiner als Heidschnucken-Wolle ist, sich aber noch klar von feinen Wollen unterscheidet. Dass die verschiede214
nen Textiltypen mit sehr ähnlicher Wolle hergestellt wurden, ist besonders aufschlussreich. Das plissierte Gewebe, das als körpernahes Gewebe angesehen werden muss,1635 ist mit derselben Wolle gewebt wie die beiden Diamantkaros, die keine körpernahe Schicht bilden.1636 Es gibt also keine unterschiedliche Wolle bei den verschiedenen Verwendungen oder Gewebetypen. Unterschiedliche Wolltypen könnten zudem auf einen andern Herstellungsort mit andern Schaftypen gedeutet werden. Das Resultat am Material von Schleitheim kann deshalb so interpretiert werden, dass diese Textiltypen wahrscheinlich lokal produziert worden sind. Bei einem Querschnitt sind zudem Gruppierungen von groben und feinen Haaren (d.h. grosse und kleine Löcher) zu erkennen. Dies bedeutet, dass die Wolle kaum gekratzt (gekardet) worden ist, was ein durchmischtes Vlies ergeben würde, sondern gleich nach dem Scheren versponnen wurde. Fettige Wolle ist sehr gut zu verspinnen. In einem solchen Fall wurde – wenn überhaupt – die Strange, die gewaschen, resp. entfettet werden musste, nach dem Spinnen gefärbt. Möglich ist ebenfalls die Verwendung der natürlichen Wollfarben weiss, braun, grau und schwarz.
Fadendrehung (Tab. 25) Die Fäden sind mit einer Ausnahme Garne. An der Schnalle des Grabes 510 befindet sich ein grobes Hanfgewebe aus S-gezwirnten Fäden. Die Fadendrehung ist material- und bindungsabhängig. Gewebe aus Pflanzenfasern sind mehrheitlich – mit einer Ausnahme – z/z-gesponnen, unabhängig von Geschlecht und Datierung. Ein Gewebe (761.2) ist z/s-gesponnen. Bei den Wollgeweben sind alle Tuche (inkl. Plissée) z/z-gesponnen, die Köper hingegen im Verhältnis 3:1 (z/s: z/z) z/sgesponnen. Zu den Tuchen sind wahrscheinlich noch einige Gewebe in Leinwand- oder Tuchbindung ohne Faserbestimmung – möglicherweise auch z/s-gedrehte – zu rechnen. Mehrheitlich z/zgedrehte Garne bei Tuchen sind ebenfalls in andern frühmittelalterlichen Gräberfeldern aus der Nordostschweiz und Süddeutschland nachzuweisen, so in Altenerding und Donzdorf. In Kleinlangheim, Giengen, Elgg, Flurlingen und Bülach sind nur je eines belegt, aber auch dieses ist z/zgesponnen.1637 Dies entspricht auch den Werten von Mittel- und Norddeutschland.1638 Einen Spezialfall stellen die spinngemusterten Gewebe dar, die in einer Fadenrichtung «z» und «s»-Fäden in regelmässigen Gruppen enthalten («z/z+s»). Diese Gruppe wird unter «Bindungen» behandelt. Die Fadendrehung basiert jedoch, wie bei den Geweben aus pflanzlichen Fasern üblich, auf einer z/z-Drehung.
Bindungen und Qualität Die Bindungen sind, aufgeschlüsselt nach Geschlecht, in zu wenig grosser Anzahl vorhanden, als dass sie statistisch ausgewertet werden könnten. Wichtig sind dann die Vergleiche zum übrigen deutschen Raum, die sich im wesentlichen auf die Publikation von L. Bender Jørgensen 1992 und die publizierten Textilkataloge von H. J. Hundt stützen.1639 Die Gewebe aus der Grabung 1998 sind in sehr kleinen Fragmenten erhalten. Bindung und Einstellung konnte demzufolge nicht oder nur mit Fragezeichen aufgenommen werden. Leinwand-/Tuchbindung: Wir können einfache leinwandbindige Gewebe aus pflanzlichen Fasern oder aus Wolle (= Tuche) bestimmen (Abb. 132). Ein spezielles Tuch stellt das Plissée-Gewebe dar, das nach dem Weben fein gefältelt wurde. Es stellt keine eigentliche Bindungsvariante dar, wird aber hier gesondert geführt, da sich das Erscheinungsbild stark von den übrigen Tuchen unterscheidet. Die Grundidee war aber möglicherweise dieselbe wie bei den Rippenköper. Eine Variante der Leinwandbindung bildet die Spinnmusterung, bei denen in der einen Fadenrichtung die Fadendrehung nach zwei oder vier Fäden in die andere Richtung wechselt (Abb. 133). Diese sind aus Leinen hergestellt. Die Spinnmusterung ergibt, ev. zusätzlich durch Farben verstärkt, ein Streifenmuster. Die Notation ist für eine Fadendrehung «z+s». Panama ist eine weitere Variante der Leinwandbindung. Dabei wird eine (oder beide) Fadenrichtung(en) doppelt geführt. Das Beispiel aus Schleitheim (441.2) ist klein und unsicher. Rips wird bei Webkanten verwendet, ist aber als Bindung selten (Abb. 134). Bei kleinen Fragmenten kann er ein Randrest sein. In Schleitheim sind jedoch zwei Rips als Haupt-Gewebebindung erkennbar. Es handelt sich um die Fragmente an der Trense in Grab 718 und diejenigen am Klappstuhl aus Grab 551, der als Möbelstoff angesprochen werden kann.1640 Es gibt Vergleiche, bei denen der Rips ein gewirktes Gewebe (Gobelingewebe) ist.1641 Die dafür typischen Übergänge sind an kleinen oxidierten Fragmenten jedoch nur zufällig zu finden. Köper 2/1, Rippenköper: Köper 2/1 ist in drei Fällen nachgewiesen. Köper 2/1 ist häufiger als Rippenköper erhalten, eine Bindung, die eine feine Fältelung des Gewebes bewirkt. Diese Fältelung entsteht anders als beim Plissée-Stoff durch die Bindung, indem der Köper 2/1 nach einer bestimmten Anzahl Schussfäden in Köper 1/2 umgekehrt wird. Der Effekt ist derselbe wie beim Plissée-Gewebe.1642 In Schleitheim wechselt der Köper 2/1 in Köper 1/2 nach jeweils drei Fäden.
Abb. 132: SchleitheimHebsack. Leinwandbindiges Gewebe. Vogelfibel 686.2.
Abb. 133: SchleitheimHebsack. Umzeichnung des spinngemusterten Gewebes. Grab 504.
Abb. 134: SchleitheimHebsack. Rips. Trense 718.4.
Abb. 135: SchleitheimHebsack. Rippenköper. Schnalle 484.3.
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Abb. 136: SchleitheimHebsack. Diamantkaro. Gürtelschnalle 644.2.
Sie sind in Elgg als Leinengewebe, in Schleitheim als Leinen- und als Wollgewebe erhalten.1643 Da die Rippenköper aus webtechnischen Gründen in Kette und Schuss immer die gleiche Fadendrehung haben müssen, ist der einzige glatte Köper 2/1 aus Schleitheim sicher kein Rippenköper (Abb. 135). Köper 2/2: Köper 2/2 (Gleichgratköper) besteht aus Wolle und befindet sich in Männer- und Frauengräbern. Das Gewebe ist durch die weit auseinanderliegenden Bindungspunkte locker und elastisch. Die Köper 2/2 sind in Schleitheim als kleine, häufig schlecht erhaltene Fragmente belegt. Diamantkaro: Er ist eine Variante des Köper 2/2, die ein rautenförmiges Muster bildet. Bender Jørgensen unterscheidet bei dieser Bindung zwischen z/s und z/z-gesponnenen Fäden. Da in Schleitheim kein besonderer Unterschied in Qualität und Befund vorhanden ist (Abb. 136), bleiben sie als eine einzige Gruppe geführt (Tab 26).1644 Ein anderes Rautenmuster bildet der Spitzkaro, der möglicherweise in 624.C4 zu finden ist. Das Stück ist nicht sehr gut erhalten, der Spitzkaro schlecht erkennbar. Es unterscheidet sich vom Diamantkaro, indem die Raute eine durchgehende Spitze statt eine Verschiebung aufweist. Die Qualität ist von den Diamantkaros nicht verschieden, deshalb behandle ich beide Bindungen zusammen. Alle noch gut erhaltenen Diamantkaros, bei denen der Rapport umgezeichnet werden konnte, haben denselben Rapport 20/18,1645 ein Rapport, der während des ganzen Frühmittelalters bis nach Nordeuropa wichtig ist.1646 Brettchenweberei: Brettchenweberei wurde vorwiegend für Ränder und Zierborten verwendet. Schmale Gewebekanten sind während der Arbeit am Tuch direkt angewebt worden. Charakteristisch sind die gezwirnten Fäden, die von der einen Fadenrichtung sichtbar sind; der Schussfaden ist meist nicht erkennbar. Die Kettfäden können mit Hilfe von sogenannten Brettchen so gedreht werden, dass praktisch jede beliebige Musterung entstehen kann. Es gibt aus dem Raum Schaffhausen frühmittelaltererliche Brettchenfunde aus
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Knochen, die diese Webart belegen.1647 Die Zusammenstellung der Bindungen in Frauen- und Männergräbern (Tab. 27) zeigt auf den ersten Blick eine grössere Variation der Bindungen bei den Frauen. Einerseits tragen die Männer keine Fibel und keine Gehänge, andererseits ist die Anzahl Textilien zu klein, um diese Frage abschliessend zu beurteilen. Zudem muss in Männergräbern mit Leder und Fell, auch als Bekleidung, gerechnet werden. Einige Bindungen, wie die spinngemusterten Gewebe und die Rippenköper, die in andern Fundorten auch in Männergräbern belegt sind, wurden in Schleitheim nicht gefunden.1648 Die Plissées stammen bisher alle aus Frauengräbern. Wichtigste Bindungen sind die Leinwand- resp. Tuchbindung, Köper 2/2 und Diamantkaro, die bei beiden Geschlechtern vertreten sind. Die Köper 2/1-Bindung ist – ausgenommen die Variante «Rippenköper» – allgemein bis ins Hochmittelalter selten, da sich ungerade Köper schlechter auf den vertikalen Webstuhl einrichten lassen.1649 Die ungeraden Köper (Köper 2/1) sind in Schleitheim nur in den späteren Gräbern nachgewiesen. Ob diese Gewebe auf dem Rahmen- oder Gewichtswebstuhl hergestellt wurden, kann hier nicht beurteilt werden, da keine Ränder erhalten sind.1650 Die Kindergräber (Kinder/Juvenil) sind vorsichtig zu interpretieren, da wir nur wenige Belege haben (Tab. 27). Leinwand- und Tuchbindung (LW) sind wie bei Frauen und Männern die häufigste Bindung. Auffallend ist das Fehlen des Köper 2/2 (K2/2). Die andern Bindungen, die bei den Erwachsenen selten vorkommen, können bei den Kindern zufälligerweise fehlen.
Textiltypen Die Bindungen aus Schleitheim werden nachfolgend als Typ zusammengefasst, die unten mit dem Befund untersucht werden sollen (Abb. 137). Eine Unterscheidung nach Material ist häufig nicht möglich, da Faserbestimmungen nur punktuell vorgenommen wurden. Die Leinwandbindung (und Tuchbindung) hat ganz verschiedene Qualitäten, vom groben Gewebe mit gezwirnten Fäden zum sehr feinen Gewebe aus Garn (Tab. 26). Es gilt deshalb die Funktion etwas näher zu betrachten. Auffallend ist zum Beispiel der Unterschied von Leinwand an den Kleinfibeln, die zu den feinen bis sehr feinen Geweben gehört (über 15 Fäden/cm), zur mittleren Leinwand am Taschenbügel von 766.11 mit 11 Fäden pro cm. Weiter auffallend ist die feine Leinwand mit 19 Fäden pro cm unter einem Diamantkaro aus Grab 439. Waren allgemein körpernahe Gewebe feiner? Können wir so zwischen Kleiderstoffen und Umwicklungen oder Bedeckungen von Gegen-
ständen unterscheiden? Oder gab es womöglich eine Abstufung je nach Reichtum des Grabes? Das Material aus Schleitheim-Hebsack reicht nicht aus, um die Funktion der verschiedenen Textiltypen zu erklären, die vorhandenen Funde jedoch und die Textilstratigrafien können wenigstens einige Regelmässigkeiten aufzeigen. Die Diamantkaros sind grösstenteils in der Qualität zwischen 15–20 Fäden/cm gewebt worden (Tab. 28). Die vermuteten Spitzkaros gehören zu den feinsten Rautenköper mit 20–25 Fäden/cm. Dagegen heben sich die Gleichgratköper (K2/2) deutlich ab. Deshalb können wir auch vermuten, dass die Funktion nicht die gleiche sein konnte, was auch die Überlagerung eines Diamantkaros mit einem (gröberen) Gleichgratköper 2/2 zeigt. Die Diamantkaros waren wahrscheinlich alle aus Wolle gefertigt (Tab. 31 und 32). Zudem sind mir sonst keine frühmittelalterlichen Diamantkaros aus Mittel- und Nordeuropa bekannt, die nicht aus Wolle bestehen.
Der Befund einzelner Textiltypen Dieses Kapitel soll zuerst von den Objekten, resp. Objektgruppen her betrachtet werden. So können Typen, die an bestimmten Objekten (Objektgruppen) auftreten, am ehesten erfasst werden. Einzelne Bindungen oder Objekte werden mit der Auswertung der Bindung untersucht. Der Befund wurde als US (Unterseite) oder OS (Oberseite) angegeben. Gemeint ist die Lage im Grab, da die Vorderseite nicht immer mit der Oberseite übereinstimmt. Es gibt Fälle, bei denen z.B. die Gürtelschnalle nachgewiesenermassen verkehrt lag, die «schöne» Seite, – die Vorderseite – also nach unten gerichtet war, die Rückseite im Grab nach oben. Die Textilien wurden nach ihrer Schichtung nummeriert («Textilnummer»), Nr. 1 ist immer das Gewebe unmittelbar auf dem Metall, Nr. 2 liegt auf Nummer 1, etc. Liegt ein Objekt wie ein Rückenbeschlag unter dem Körper, wird ein Gewebe auf der Unterseite als «UUS» bezeichnet. Ein Gewebe, das vom Gürtel gehalten wird, erscheint auf der Unterseite (ist normalerweise die Rückseite), manchmal durch einen Falt auch auf der Oberseite. Liegt aber ein Textil über der Schnalle, z.B. als Decke, so wird es nur auf der Oberseite zu finden sein; es wird kaum auf die Unterseite rutschen können. Wir müssen deshalb bei diesen Befunduntersuchungen genau beobachten, ob das Gewebe an der Kante des Metallobjektes abbricht oder über die Kante verläuft. Einige Objekte sind in Textil eingewickelt – dort erscheint das Gewebe auf der Unterseite und Oberseite und an den Kanten. Die Funktion einzelner Textiltypen kann bei kleinen Fragmenten, wie wir sie hier vorfinden, nur
Bindung Leinwand Tuch Leinwand spinngemustert Tuch plissiert Panama Rips Diamant-/Spitzkaro Köper 2/2 Rippenköper Brettchengewebe
Fadendrehung
Qualität
z/z z/z (z/s) z/z z/z z/z ?/z z/s; z/z z/s; z/z z/z S und Z
mittel-sehr fein mittel - fein mittel - fein fein mittel? mittel mittel-fein grob - mittel fein-sehr fein mittel-fein
in Verbindung zu den Objekten festgestellt werden. Je häufiger ein Typ zusammen mit einem bestimmten Objekt zu finden ist, desto wahrscheinlicher wird die Interpretation der Funktion. Ein anderer Weg ist die Untersuchung von vollständigen Inventaren, bei denen sämtliche Textilien untersucht werden können. Dies setzt schon ein besonderes Vorgehen auf der Grabung, z.B. mit Blockbergungen, voraus. Die genaue Beobachtung kleinster organischer Reste (inkl. Leder und Holz) und die Verteilung gewisser Textiltypen in einem Grab lassen dann Schlüsse auf ihre Verwendung zu. Mit dem vorliegenden Material aus den alten Grabungen von Schleitheim gelang dies am besten mit Grab 504.1651 Im Material aus der neuen Grabung (1998) wurde das gleiche Prinzip, zum Teil aber nur mit Faserresten, angewendet.1652 Im vorliegenden Kapitel soll weiter versucht werden, zwischen Grablegung und Tracht zu unterscheiden (Tab. 34). Nicht alle Textilien, die in einem Grab gefunden werden, gehören zu den Kleiderstoffen. Einige sind sehr schnell zu identifizieren, andere brauchen den Vergleich zu gut erhaltenem Material, und einige sind mit einem Fragezeichen notiert; diese sind als Hypothese aufzufassen und müssen später mit neuen Funden bestätigt oder neu interpretiert werden. Erst wenn wir gut zwischen Grablegung und Bekleidung unterscheiden können, können wir die Tracht der verschiedenen Perioden und Gegenden rekonstruieren. Dazu braucht es aber bei oxidierten Geweben und entsprechend kleinen Fragmenten sehr viel Material, um allgemeingültige Aussagen machen zu können.
Abb. 137: SchleitheimHebsack. Nachgewiesene Textiltypen.
Umwicklungen mit Stoff Die einfachste Gruppe stellen umwickelte Objekte dar. Sie sind unabhängig von Geschlecht und Datierung zu finden (Tab. 29). Es handelt sich bei allen um eine einfache Leinwand. Von den Geweben aus Schleitheim wurden zwar keine Faserproben genommen, aber aufgrund von Ver217
gleichsmaterial gibt es kaum Zweifel, dass es sich dabei um Leinwand und nicht um Tuch handelt.1653 Die grösste Gruppe stellen die umwickelten Messer dar. Denkbar wären auch grössere umwickelte Gegenstände, bei denen es wegen ihrer Grösse viel schwieriger wäre, die Umwicklung nachzuweisen. Wir müssen daher vermuten, dass entweder nicht alle eine Messerscheide aus Leder haben konnten oder dass sich umwickelte Leinwand genauso gut zum Schutz der Klinge eignen konnte, ohne den Gebrauch wesentlich zu komplizieren. Umwickelte Objekte sind sonst unter Umständen mit der Grablegung zu deuten.1654 Im Alltag der lebenden Person hatte dieser Gewebetyp kaum eine bestimmte Funktion; Leinwand ist für viele verschiedene Zwecke zu gebrauchen (Tab. 34). Beim Ripsfragment an der Trense (Grab 718), das über einer mittleren Leinwand liegt, handelt es sich möglicherweise um einen solchen Verpackungsstoff, da er sonst funktional kaum zu deuten ist1655 (Abb. 134). Eine dritte Art Umwicklung ist der aufgerollte Gurt aus Grab 776, der für die Grablegung so aufgerollt und beigelegt wurde (Abb. 150).1656
Die Textilien an den Fibeln Die Fibeln wurden nur in Frauengräbern gefunden. Hier ist eine Differenzierung der Fibeltypen notwendig (Tab. 30). Textilien ohne Faserbestimmung wurden als Leinwand/Tuch angegeben. Die Bindung ist in einigen Fällen nicht erkennbar; dort deuten einzelne Fäden auf die Qualität des Gewebes. Wir können zwei Gruppen unterscheiden: die Kleinfibeln (Vogelfibeln, Rosettenfibel, Pferdchenfibel, kleine Scheibenfibel, SFibeln) und die Bügelfibeln. An den Kleinfibeln, die sich im Brust/Schulterbereich der Toten befinden, wurde feines Leinwandgewebe gefunden. Sämtliche Faserbestimmungen an Textilien der Kleinfibeln ergaben pflanzliche Fasern, das heisst, dass auch die fehlenden Bestimmungen mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls Lein oder Hanf ergeben würden. Die Gewebe befinden sich mindestens an der Rückseite, auch, wenn diese in einzelnen Fällen im Grab nach oben lag (RS=OS). An einigen Fibeln sind sogar die Ösen erhalten, sodass die Kleinfibeln sicher diese feinen Leinengewebe verschlossen haben. Die Brettchenkante, die sich fragmentarisch an der Pferdchenfibel aus Grab 842 erhalten hat und ev. auch an der Rosettenfibel (673.2), zeigt, dass es sich um ein Gewand handeln muss, das vorn offen (oder teilweise offen) ist, und, wie das Fibelpaar aus Grab 445 belegt, von zwei Kleinfibeln gehalten wird. Eine Brettchenkante, resp. zwei sich kreuzende Kan218
ten, auf der Unterseite wurde auch an einer kleinen Almandinscheibenfibel aus Flaach (5. Jahrhundert) gefunden.1657 Aus Grab 853 der neuen Grabung gibt es an den beiden Kleinfibeln eventuell nicht den gleichen Stoff: bei der einen konnten Wollfasern, bei der andern pflanzliche Fasern nachgewiesen werden. Die kleine Scheibenfibel aus Grab 835 ist ein interessanter Fall. Sie gehört, wie die Scheibenfibel aus Grab 842, zu einem Fibelpaar und damit zur Tradition der Kleinfibeln. Das dazu gefundene Gewebe – eine spinngemusterte Leinwand – lag separat, der Befund ist also nicht sicher. Spinngemusterte Gewebe können, wie der zwar jüngere Befund aus Grab 504 und das Gewebe im Grab aus Bülach zeigen, als Umhang interpretiert werden.1658 Entweder sie stammen von Scheibenfibeln (US), die einzeln getragen wurden, oder von der Oberseite von Schnallen oder Riemenzungen.1659 In Schleitheim und Bülach gibt es zudem zwei gute Belege am Gehänge. In Grab 504 von Schleitheim liegt es als oberstes und unterstes Gewebe, dazwischen sind die Eisenstäbe des Gehänges und das Kleid. Leider gibt es aus Grab 504 keine Fibel. Aus diesen Betrachtungen zu den spinngemusterten Geweben lässt sich schliessen, dass die Textilien aus späteren Gräbern (P7/8) gut – auch aufgrund der Vergleiche und der Ikonografie – als Mantel/Umhang interpretiert werden können.1660 Die feine Leinwand an den Kleinfibeln scheint – allgemein wegen der Feinheit der Gewebe – eher auf ein Kopftuch oder ein feines Kleid zu deuten. Die Scheibenfibel aus Grab 835 von Schleitheim konnte, wie die Vergleiche gezeigt haben, entweder das feine Gewand verschlossen haben oder den Umhang (spinngemustertes Gewebe). Kleinfibeln sind offensichtlich in dieser Zeit für beide Textiltypen benutzt worden. Die Interpretation der Texilreste an den Bügelfibeln und ihr Befund ist komplexer als bei den Kleinfibeln. In der Forschung ist die Funktion der Bügelfibel und der Zusammenhang Bügelfibel/Kleinfibeln umstritten; deshalb ist die Bügelfibel 761.2 von besonderem Interesse.1661 Die Gräber mit Bügelfibeln aus der Grabung 1998 wurden auch deshalb besonders sorgfältig untersucht. Die Fibel 761.2 hat auf der Ober- und möglicherweise, wie ein kleiner Rest an der Kante zeigt, auf der Unterseite ein feines Leinwandgewebe (Abb. 138). Es ist an der Kante und unter dem dicken oxidierten Textilrest noch am Rand der Bügelplatte sichtbar. Falten, die seitlich, in der Mitte des dicken Textilpakets, erkennbar sind, deuten auf eine Naht oder auf einen Stoffriegel. Von der Seite sind im Wesentlichen drei Schichten zu erkennen, die mehrere Stofflagen haben. Die Schicht, die am weitesten vom Bügel entfernt ist, gehört zum Dia-
mantkaro; die andern beiden Schichten zwischen dem Bügel und dem Diamantkaro sind schwierig zu interpretieren. Sie können entweder aus der feinen Leinwand bestehen (derselben wie auf der Oberseite), und/oder aus weiteren Lagen des Diamantkaro. Auf der Unterseite befindet sich als unterste Lage ein Wollgewebe in Diamantkaro mit Brettchenkante. Wahrscheinlich ist zudem eine Gewebeecke erkennbar (Abb. 138), die aber zur zweitobersten Schicht des Textilpakets gehören könnte. Ein kleiner Lederrest befindet sich auf dem Diamantkaro. Das Muster des Diamantkaros ist unter der Kopfund Bügelplatte nur schwach sichtbar, die Qualität entspricht aber den übrigen Diamantkaros aus Schleitheim.1662 Es ist möglich, dass auch die zweitoberste Schicht ebenfalls zum Diamantkaro gehört. Auf der rechten Fibelseite gibt es noch eine weitere Brettchenkante, die aber anders als die der linken Seite ausgerichtet ist. Die Reste der Nadel (oder was davon übrigbleibt) ist in einem Querriss sichtbar, aber, wo die Nadel das Wollgewebe durchstechen müsste, ist das Gewebe leider nicht durchgehend. Wir sehen deshalb an diesem Stück nicht, ob sich zwei Gewebe verkreuzen und ob sie die Nadel durchsticht. Diamantkaros sind – wie wir oben gezeigt haben – eine häufige Bindung (die Funktion des Diamantkaro wird weiter unten noch besprochen). Sie gehören in Frauengräbern des 5./6. Jh. zu einer Art «Normausstattung» (Tab. 27). Weshalb ein feines Leinwand-Gewebe über einem mittelfeinen Wollgewebe liegt, kann hier nur vermutet werden. Dies scheint in der Abfolge von Kleidern nicht zu stimmen, bei der man das feine Gewebe eher körpernah erwartet. Denkbar wäre jedenfalls, dass der feine Umhang noch bis auf die eine Bügelfibel fällt. Andere Bügelfibeln zeigen das gleiche feine leinwandbindige Textil.1663 Ob das feine Leinwandgewebe, das mindestens auf der Oberseite der Fibeln belegt ist, ein Teil der Grabausstattung oder der Kleidung darstellt, müssen neuere Funde mit Textilien zeigen. Aus der Grabung 1998 sind drei Gräber mit Bügelfibeln gefunden worden (852, 953, 859). Jedes Grab hat eine spezielle Bügelfibel oder Anordnung derselben, sodass wir kaum Regelmässigkeiten herauslesen können. Zudem ist bei keiner ein Textil so erhalten, dass die Bindung bestimmbar gewesen wäre. Die Faserproben wurden gezielt so dicht an der Nadel oder am Nadelhalter genommen, dass die dort gefundene Faser vom Textil stammt, das von dieser Fibel gehalten wurde. So sind in Grab 852 an den zwei kleinen Bügelfibeln zwei verschiedene Fasern belegt, an Fibel 852.1 eine pflanzliche Faser, an Fibel 852.2 Wolle. In Grab 853 verschlossen beide Bügelfibeln ein Wollgewebe. Die untere lag auf einem
Wollgewebe, dessen Fadendrehung (beide Richtungen) und Fadendurchmesser dem Gewebe an der Schnalle entspricht (Abb. 142). Die obere lag über einer Schicht mit pflanzlichem Material (Polsterfüllung?) und hielt ebenfalls ein Wollgewebe. Im dritten Grab (859) lag nur eine Bügelfibel und zwar unmittelbar auf der Schnalle. Einzelne Wollfasern konnten am Nadelhalter gefunden werden. Die Schnalle war leider so durchkorrodiert, dass kein organisches Material mehr vorhanden war und deshalb nicht beurteilt werden kann, welches Textil die Schnalle hielt. Diese Befunde zeigen, dass wir mit verschiedenen Textilien an den Bügelfibeln rechnen müssen, die beiden Fibeln also nicht unbedingt dasselbe Gewand verschlossen.
Abb. 138: SchleitheimHebsack. Bügelfibel 761.2. Leinwandgewebe auf der Oberseite (oben), Unterseite (unten).
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Die Textilien an den Schnallen Die Schnallen geben weitere wichtige Anhaltspunkte zur Funktion von Textilien. Wir müssen zwischen Männer- und Frauengräbern unterscheiden. Aus Schleitheim gibt es nur zwei Gräber mit Textilien an den Fibeln und an der Schnalle.1664 Bei 689 gibt es nur eine Kleinfibel mit Textilrest, in Grab 853 sind an allen Fibeln mindestens Faserreste bestimmt worden. An den Schnallen aus den Frauengräbern gibt es verschiedene Textiltypen (Tab. 31). Bei einigen war nur so wenig vorhanden, dass die Bindung nicht bestimmt werden konnte. Zwei Textiltypen fallen auf: der mittelfeine Diamantkaro, der vorwiegend auf der Unterseite gefunden wurde (oder US/OS) und der sehr feine Rippenköper. Der Wechsel von Köper 2/1 zu 1/2 geschieht nach drei Fäden. Dieser Rippenköper kann aufgrund des Befundes analog zum gut dokumentierten Rippenköper aus Elgg als Kleid interpretiert werden.1665 Er gehört wie in Schleitheim zu den feinen Geweben und wurde aus Leinen/Hanf hergestellt. Dieser sehr feine Rippenköper aus Schleitheim stammt aus dem Grab eines 10–15jährigen Mädchens, was darauf hinweist, dass Mädchen in diesem Alter die gleiche Kleidung trugen wie Erwachsene. Ein anderer Gewebetyp, der mittelfeine Diamantkaro aus Wolle, wurde auch an der Unterseite der Schnalle gefunden. Einzig in Grab 548 lag noch eine andere Stoffschicht unter dem Diamantkaro, die aber leider nicht bestimmbar war. In Männergräbern sind gut erhaltene Bindungen an den Schnallen selten (Tab. 31). Die Textilien aus Grab 414 gehören zu einem Spathagurt, die aus Grab 748 zu einer Taschenschnalle, was die Feinheit des Gewebes erklären kann. An den Oberseiten scheinen vorwiegend mittlere Gewebe in Leinwandbindung zu haften. Die Gewebe auf der Unterseite sind nur schlecht zu deuten. Nur bei 414.8 befand sich unter einem mittleren Köpergewebe eine feine Leinwand. Ob diese wie auch der Köper aus Grab 776.1 einem Diamantkaro entspricht, lässt sich nicht beurteilen. Im Gegensatz zu der Leinwand auf der Oberseite sind die Leinwand-Gewebe auf der Unterseite eher fein. In Elgg gibt es im Vergleich zu Schleitheim ein ähnliches Resultat: in Grab 184 ist die Leinwand auf der Unterseite der Schnalle fein, diejenige auf der Oberseite des Ösenbeschlags von Grab 38 jedoch mittel.1666 Wir müssen damit rechnen, dass sich nicht nur ein Gewebe aus pflanzlichen Fasern auf der Unterseite des Gurtes befand, sondern wie in den Frauengräbern eine Köpervariante mittlerer Qualität aus Wolle wie ein Diamantkaro. Wie die Gewebe auf den Oberseiten interpretiert werden können, bleibt unklar. Es kann sich um einen Umhang handeln, wie wir ihn als 220
spinngemustertes Gewebe ebenfalls auf der Oberseite der Schnallen fassen oder um ein Gewebe, das den Toten bedeckte. Die Gräber der Kinder und Jugendlichen widerspiegeln die Befunde der Frauen- und Männergräber (Tab. 31). Auf der Oberseite der Schnalle aus Grab 510 befindet sich das grobe Gewebe mit gezwirnten Fäden. Unter dieser Schnalle liegt eine mittlere Leinwand, die – wie in Männer- und Frauengräbern – wahrscheinlich zu der Bekleidung gehören muss. Auch der Rippenköper aus Grab 782 spricht aufgrund des Befundes für getragene Kleidung. Ich denke, dass aber der grobe Stoff von Grab 510 kaum zu einer Bekleidung gehört, sondern eher zu einem Leichentuch oder zu einer Bedeckung.
Textilien nach Bindung und Objekt Da einige Bindungen wie der Diamantkaro (und Spitzkaro) mit dem Befund an den Schnallen funktional nicht gedeutet werden kann, müssen die restlichen Objekte (Gehänge, Ringe usw.) mit den Bindungen betrachtet werden. Einige Objekttypen wie Armringe, Ohrringe, Nadeln und Wadenbindengarnituren haben nur selten Textilien.1667 Es ist aufgrund des Befundes als Kleid zu interpretieren. In Tab. 32 sind die Diamantkaros nach Befund und Geschlecht geordnet dargestellt. Die Beispiele an den Schnallen und Fibeln sind nicht mehr aufgeführt. Die Diamantkaros sind in Frauengräbern auf der Oberseite, in Grab 439 als zweites Gewebe auf dem Gehänge, wie auch auf der Unterseite, belegt. In den Gräbern 791 und 644 lag der Diamantkaro auch unter der Schnalle. In Männergräbern befindet sich dieser Gewebetyp in einem Grab (396) um Eisenringe. In einem andern (851) ist er an der Tasche belegt. In den Frauengräbern muss es sich um ein Gewand handeln, das teilweise über, teilweise unter dem Gürtel getragen wurde, d.h. möglicherweise um einen Umhang/Mantel oder um ein Kleid, dessen Gewandbausch beidseitig an Objekten zu finden ist. Chronologisch lässt sich der Diamantkaro nicht eingrenzen, er erscheint in süddeutschen Gräbern auch noch im 7. Jahrhundert1668 und dauert im Alpenraum noch bis ins 9. Jahrhundert, wie ein Abdruck im karolingischen Fresko in Müstair belegt.1669 Funde aus der Perlenstufe 9 sind aus Schleitheim leider keine vorhanden. Ein zweites Wolltuch, das wir in den Gräbern fassen, ist der grobe Köper 2/2, der in Schleitheim meist schlecht erhalten ist. Der Köper 2/2 hebt sich generell in der Qualität klar vom Diamantkaro ab (Tab. 28), was auch auf eine unterschiedliche Funktion deutet (Tab. 34). Abgesehen von der Schnalle aus Grab 463 ist er in vier wei-
teren Gräbern (f und m) zu finden (Tab. 33). In einem Fall ist er als zweites Gewebe belegt, über einem feinen Wollgewebe, dessen Bindung nicht mehr ermittelbar war. Im Grab von Bülach konnte der grobe Köper als oberstes Gewebe – über dem spinngemusterten Leinenumhang – nachgewiesen werden.1670 Vergleiche mit weiter entfernten Gräberfeldern legen die Interpretation eines Rechtecktuches nahe.1671 Wir finden diesen Typ zudem in Schleitheim nicht unter Fibeln oder Schnallen. Er bedeckte oder umfasste den ganzen Körper mit den Beigaben, wie in Schleitheim den Sax.1672 In Grab 587 befindet sich ein Diamantkaro unter der Schnalle, in 776 ebenfalls ein mittlerer Köper unter der Schnalle, der nicht genauer bestimmt werden konnte. Der Rückenbeschlag aus Grab 414 lag am Fussende, was die Gewebelage US/OS erklärt. Auch diese Beigaben waren im groben Stoff eingeschlagen. Dies könnte die Funktion des groben Köper 2/2 im Grab als Leichentuch festlegen. In keinem dieser Gräber konnte zuoberst die feine Leinwand beobachtet werden.
Horizontalstratigrafie verschiedener Textiltypen Eine horizontalstratigrafische Auswertung von Textilfunden fehlt bisher in solchen Auswertungen. Sie wäre aber gerade bei grossen Gräberfeldern unbedingt zu erstellen, wenn von einzelnen Typen genügend Belege vorhanden sind. Die Horizontalstratigrafie aus Schleitheim ist nur bedingt aussagekräftig. Die Funde aus den älteren Grabungskampagnen haben keine Textilien mehr. Die Diamantkaros sind im übrigen Teil überall, auch bei der Gruppe der reicheren Gräber im Norden des Gräberfeldes, vertreten. Das Fehlen im Osten ist vor allem chronologisch zu erklären, da sich dort Gräber der Perlenstufe 7/8 und 9 befinden. In diesem Teil finden wir hingegen das Plissée mit dem spinngemusterten Umhang (Grab 504) und gleich daneben einer der Rippenköper. Der andere Rippenköper liegt auf der anderen Seite des Gräberfeldes, im Westen. Diese Beispiele zeigen, wie schwierig eine solche Horizontalstratigrafie hier ist. Charakteristische Textiltypen, wie wir sie im Frühmittelalter vorfinden, würden sich jedoch bei einer genügend grossen Materialmenge ausgezeichnet dafür eignen.
Vollständig aufgenommene Inventare Material aus älteren Grabungen ist nicht ideal für die Aufnahme von ganzen Inventaren. Es fehlen ohne genaue Beobachtungen meist die andern organischen Materialien wie Leder, Federn, Moos und ähnliches, die ebenso zum Grabinventar gehören. Die Restaurierungsdokumentation wurde durchgesehen und dabei noch fotografisch dokumentierte Einzelheiten gefunden. So gibt es auf der Oberseite von 552.4 (Bügelfibel) Federn, die wie Funde aus andern Gräberfeldern möglicherweise als Beigabe oder als Füllung eines Kissens oder einer Decke zu interpretieren sind.1673 Ein Foto der Blockbergung der Bügelfibel aus Grab 551 zeigt eine Schicht Moos, das von der Unterseite auf die Oberseite reicht. Ein ähnlicher Befund gab es in einem Grab von Lauchheim (D), bei dem Moos als Füllung einer Decke erkennbar war.1674 Wir haben daher diesen Befund analog zu Lauchheim als Decke interpretiert und nicht als Tasche. Im gleichen Grab wurden an einem losen Nagel des Klappstuhls auf dem Nagelkopf über einer Wollschicht ebenfalls Federn gefunden, die mit der Konstruktion des Stuhls (Polster) oder mit einem darüberliegenden Kissen in Verbindung zu bringen sind.1675 Die Inventare in Schleitheim wurden sehr subjektiv ausgewählt, je nachdem, was noch vorhanden war: Gräber mit guten Textil-Stratigrafien oder Gräber mit mehreren Metallobjekten und Geweben. Die nachfolgenden Tabellen mit den organischen Funden zu den einzelnen Gräbern geben – abgesehen vom Gürtel und Gehänge aus Grab 504 – den konservierten Zustand wieder. Die Anzahl Textilien und übrigen organischen Materialien bleibt deshalb meist bescheiden. Die Inventare der Gräber von 1998 wurden hingegen alle vollständig aufgenommen. Grab 414/Mann (Perlenstufe 7/8) (Tab. 35): Dieses Grab ist stark gestört, möglicherweise beraubt. Der Befund ist deshalb mit Vorsicht zu interpretieren. Der Gurt war wahrscheinlich auseinandergerissen und nicht ursprünglich am Fussende. Die Zugehörigkeit einzelner Schnallen ist deshalb zum Teil nicht klar (z.B. Nr. 8 zu Nr. 15). An der Spatha konnte Fell bestimmt werden. Es handelt sich um ein Schaffell in der Scheide, mit der Hautseite zur Klinge gerichtet, das als Polster benutzt wurde. Sowohl in der Nordostschweiz wie später im Norden Europas scheint dies eine bewährte Methode gewesen zu sein, die Klinge zu halten.1676 Der Gurt, inkl. Rückenplatte lag am Fussende. Daran haften als erstes Gewebe (an Nr. 8) ein feines Leinwandgewebe, darüber befindet sich ein Köper 2/2 (an Nr. 15). Der wegen der Störung möglicherweise sekundär verlegte Gurt war mit Leinwand bedeckt oder eingewickelt; 221
Abb. 139: SchleitheimHebsack. Grab 504. Grabplan.
Metall Wollfasern Wollgewebe Lein/Hanffasern Leinengewebe
Abb. 140: SchleitheimHebsack. Kettengliedergehänge 504/A1 im Querschnitt.
darüber lag noch ein grober Köper 2/2, den wir als Leichentuch interpretiert haben. Grab 439/Frau (Perlenstufe 5/6): Aus diesem Grab gibt es eine Reihe von Belegen einer ganz bestimmten Textilstratigrafie (Tab. 35). Die Textilien befinden sich auf dem Gehänge, das aus vielen Bestandteilen besteht. Auf dem Metall liegt ein feines Tuch (Textil 1, Wolle!), darüber ein Diamantkaro (Textil 2) und zuoberst – nur bei wenigen Objekten erkennbar – ein weiteres Wollgewebe (Textil 3). Textil 3 könnte eine zweite Schicht des Diamantkaro oder der Rest eines groben Köper 2/2 darstellen, den wir in andern Gräbern schon nachgewiesen und als (Leichen-)Tuch interpretiert haben. Die unterschiedliche Fadendrehung unterscheidet Textil 1 auch in kleinsten Fragmenten klar von Textil 2. Diese Textilstratigrafie ist zudem auf mehreren Objekten erkennbar. Leider gibt die Dokumentation keine Anhaltspunkte über den genauen Befund, d.h. ob die Gewebe auf der Unter- oder Oberseite lagen. Auf der anderen Seite des Objektes 439.10 lagen nicht definierbare Textilschichten. Die äusserste Textillage, ein Wollgewebe (Tuch), konnte nicht genau bestimmt werden. Die Lage des Textils bei den Oberschenkeln könnte auch auf einen Futterstoff des Diamantkaros oder auf das Kleid der Verstorbenen deuten.1677 Auffallend ist die Feinheit des Tuches, das unter dem Diamantkaro liegt. Wir können aufgrund der Lage wohl auf das Kleid (Wollkleid) und einen darüberliegenden Umhang schliessen. Dieses Kleid ist mindestens bis zum Knie belegt, aber da unter dem Knie Metallteile fehlen, ist die Länge des Kleides nicht erkennbar. Grab 504/Frau (Perlenstufe 7/8): In Grab 504 (Abb. 139) sind ein eiserner Gürtel mit Stäbchen und das dazugehörige dreisträngige Kettengehänge erhalten (Tab. 35). Sie wurden in ihrer ursprünglichen Lage in Sagex gebettet und konnten so – noch unrestauriert – untersucht werden. Die übrigen Objekte aus diesem Grab waren restauriert. An der Schnalle (Nr. 5) und am Messer (Nr. 13) konnten nur noch nicht näher bestimmbare Gewebereste dokumentiert werden. Zuerst wurde das auffälligste Stück (504.12/A1) aufgenommen, der erste Abschnitt unterhalb des Gurtes. Im Querschnitt können folgende Lagen erkannt werden: zuoberst eine Lage Gewebe (flach), dann die Eisenstäbchen, zwei Lagen Gewebe scharf gefältelt und zuunterst wieder eine Lage Gewebe (flach) (Abb. 140). An diesem Stück wurden die Gewebe nach textiltechnischen Kriterien genau untersucht. Danach konnten die zwei bestimmten Textiltypen auf dem Gehänge, auf allen Teilen weiterverfolgt
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werden. Zu der Gewebeuntersuchung wurde an jedem wichtigen neuen Teil des Gehänges (Nr.12) mindestens eine Faserprobe genommen. Am Gurt (Nr. 11) ist das Gewebe schlecht sichtbar, die Proben wurden dort aber trotzdem regelmässig über die ganze Breite genommen. Die Untersuchung ergab zwei Textilien, ein spinngemustertes Leinengewebe (Abb. 133), das zuoberst und zuunterst liegt und zwei Lagen WollPlissée unter den Eisenstäbchen. Wie die Faserproben belegen, hielt der Gurt (Nr. 11) das Plissée-Gewebe (nur Wolle bestimmt). Am Gehänge konnten die zwei Textilien dank unterschiedlicher Faser gut auseinandergehalten werden. Das Gehänge ist in fünf Teilabschnitte (A1–5) aufgeteilt worden. Wie auf dem Grabplan sichtbar, reicht die spinngemusterte Leinwand bis A4, d.h. unterhalb des Knies. Das Plissée-Gewebe ist noch weiter unten zu fassen, und zwar bis auf den Stab, der den Klöppel hält (unter A5). Die verschiedenen Schichten, die in A1 sehr gut zu sehen sind, sind nicht auf allen Teilabschnitten gleich gut zu erkennen. Zudem verändert sich das in A1 stark gefältelte Gewebe weiter unten zu einem nur leicht gewellten Stoff. Die Faserbestimmung und der Befund lassen darüber keinen Zweifel, dass es sich auch da um das Plissée handelt. Das plissierte Gewebe, das am Gehänge immer unter den Eisenstäbchen und am Gurt durch die Faserbestimmung erkennbar ist, ist als Kleid der Frau zu interpretieren. Nur so sind auch die zwei Lagen unter den Stäbchen zu erklären. Das spinngemusterte Gewebe, das weiter oben als Umhang/Mantel definiert wurde, liegt unter der Toten – deshalb die Lage unter dem Kleid – und über den Eisenstäbchen. Sie trug diesen Umhang wie zu Lebzeiten. Er hat hier nicht die Länge des Kleides, das an der Taille fein gefältelt war, in A4 ist er nur noch schwach zu erkennen, in A5 gar nicht mehr. Dieser Befund ist sehr wichtig für die Interpretation der Tracht. Wir verfügen hier über einen seltenen Fall, bei dem sowohl das Kleid wie der Umhang in der Länge fassbar sind. Die Rekonstruktionen mit einem kurzen Kleid und einem kurzen Umhang treffen hier sicher nicht zu. Der wadenlange Umhang (spinngemusterte Leinwand) wurde auch im Grab der «Adeligen» aus Bülach bis auf Höhe des Wadenbeins (Zierscheibe des Gehänges) gefasst.1678 Nur wenige Fundorte von Plissée-Geweben konnten ausfindig gemacht werden. Es handelt sich um Textilien aus Norddeutschland und Dänemark, die ins 8./9. Jahrhundert datiert sind, um Stoffe aus Haithabu, Birka (mehrere Belege) und Buchholz-Vaense (Kreis Harburg) und eines aus dem süddeutschen Raum.1679 Ein weiterer Stoff stammt aus Carmon bei Sevilla (Spanien) und ist bronzezeitlich datiert, ein Stoff, der wohl aus der ägyptischen Tradition hervorkommt und kaum
mit den frühmittelalterlichen plissierten Geweben zusammenhängt.1680 Die frühmittelalterlichen Funde sind feine Gewebe aus z/z-gedrehten Garnen. Das Beispiel aus Haithabu stammt aus dem Kammergrab 5 und war auf den Eisenbeschlägen der Truhe erhalten. Die Stoffe aus Birka sind im Gegensatz zu den beiden andern Fundorten aus Leinen hergestellt, die Falten sind, wie Geijer vermerkt, gerundet. Sie sind an den Spangen an der Schulter wie am Gehänge sichtbar, was ebenfalls für ein langes Kleid spricht. Die Fältelung ist wie in Schleitheim in der Längsachse des Grabes erhalten. Die gerundeten Falten entsprechen nicht den Falten von Schleitheim, die sehr scharf sind (Abb. 140). Wir können deshalb vermuten, dass sie in Schleitheim anders hergestellt worden sind. Trachten mit plissiertem Stoff sind heute noch belegt.1681 Die Beispiele aus Südmähren sind jetzt aus Baumwolle hergestellt. Das Verfahren dürfte sich jedoch vom Plissieren von Wolle oder Lein nicht grundlegend unterscheiden. Wolle wird nur feucht und auf Druck fein faltbar. Das Plissieren erfolgt dort mit Hilfe eines gerillten Kammes, heissen Eisenstäben (runde Falten) oder von Hand (spitze Falten) nach jeder Wäsche. Die plissierten Stoffe sind in einer Naht oder in einem Band gefasst. Bei den norwegischen Trachten wird der Stoff durch Zusammenziehen von einfachen Nähten plissiert. Die Falten werden zudem mit Stichen fixiert. Der Stoffverbrauch wird bei einem plissierten Gewebe erheblich grösser. Für die Plissierung wird generell dreimal die Hüftweite gerechnet. Für eine normale Hüftweite von 90 cm ergibt dies für ein Kleid eine unplissierte Stoffbreite von mindestens 2.70 m, die wahrscheinlich in mehreren Bahnen verarbeitet wurde. Wenn man den Aufwand für das Spinnen und Weben am Gewichtswebstuhl bedenkt, konnte ein solches Kleid kaum zu den billigen Stoffen gehören.1682 Weiter kann vermutet werden, dass der Rippenköper und die Plissierung dasselbe zum Ziel hatten, nämlich einen fein gefältelten Stoff. Da aber der Rippenköper sicher schwieriger herzustellen ist als ein Tuch, ist eine Plissierung möglicherweise die billigere und einfachere Variante des Rippenköpers. Warum im süddeutschen Raum fast keine PlisséeStoffe gefunden wurden, bleibt ein Rätsel.1683 Die Textiltypen, die wir in der Nordostschweiz antreffen, sind üblicherweise in Süddeutschland ebenfalls belegt. Es kann aber durchaus sein, dass Gewebe als Rippenköper (Köper 2/1) statt als Tuch bestimmt wurden. Der Köper 2/1 ist manchmal, wenn er eng gewebt und nicht gut erhalten ist, schlecht als Köper zu erkennen. Wir müssen deshalb vorsichtigerweise annehmen, dass mehr Vergleichsbeispiele in Süddeutschland zu finden wären.1684 Zudem ist ein Plissée-Gewebe kaum als solches zu erkennen, wenn nicht die scharfen 223
Falten zu sehen sind, die sich am Bund befinden müssen. Leicht gewellte Falten, wie weiter unten am Plissée 504/A4 (Abb. 140), würden kaum als Plissée-Gewebe angesprochen, sondern ganz einfach als zufällige Falten. Demgegenüber sind Rippenköper immer gut erkennbar, da sich die Falten durch die spezielle Bindung automatisch bilden. Zu den zwei Gewebetypen konnten im Abschnitt 7 des Gurtes, an den zwei Stäbchen über und unter dem Kreuz, Leder und Fell belegt werden. Auf der Unterseite sind zwei Lagen Schaffell sichtbar, auf der Oberseite ein Rest Fell oder ein gelöstes Gewebe (Schaf- oder Ziegenhaar). Ob diese Reste zu Taschen/Beutel, zu der Matratze oder auf der Oberseite zu einer Bedeckung gehören, bleibt unklar.
Abb. 141: SchleitheimHebsack. Eisenringe 791.3 mit Textil.
Grab 689/Frau (Perlenstufe 5/6): Das Grab hat nur wenig textile Belege. Die wenigen erhaltenen Stoffe sind interessant, da der Stoff an der Vogelfibel sicher nicht derselbe ist wie das Textil unter der Gürtelschnalle. Die Bindung an der Gürtelschnalle weist eine Umkehrstelle auf, sie ist demzufolge eine Köpervariante und kein Gleichgratköper. Nach der Häufigkeit der Diamantkaros zu schliessen, kann bei diesem Stoff ein Diamantkaro vermutet werden. Beim Gewebe an der Vogelfibel handelt es sich um ein feines Leinwandgewebe, das wohl zu einem Kopftuch/Umhang gehörte, wie es – nicht nur in Schleitheim – vielfach gut belegt ist. Grab 791/Frau (Perlenstufe 3/4):
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Auf der einen Seite der Unterseite ist die Gürtelschnalle freigelegt, auf der andern ist eine dicke Textilschicht erkennbar. Es handelt sich wie an den Ringen um einen Diamantkaro (Abb. 141). Die Ringe liegen seitlich an der Hüfte und gehören wohl zu einem Gehänge. Derselbe Stoff lag auf der andern Seite an der Gurtschnalle. Dies legt den Schluss nahe, dass es sich dabei um ein Kleid oder aber auch um einen gegürteten Mantel handeln kann.1685 Aus der Grabung 1998 wurden alle Inventare möglichst komplett aufgenommen. Durch den schlechten Erhaltungszustand des organischen Materials blieben die eigentlichen Textilfunde in bescheidenem Rahmen; einzelne Fasern (d.h. ohne Textilstruktur), die bestimmt werden konnten, lieferten aber in einzelnen Fällen trotzdem wichtige Aussagen zur Verwendung bestimmter Fibeln. Im Detail diskutiert werden hier vor allem die Frauengräber mit Fibeln, die Männergräber werden summarisch behandelt. Grab 852/Frau (5. Jh.): Die Frau trug die beiden kleinen Bügelfibeln an ihrer rechten Seite. Die eine (852.1) fasst ein Leinen- oder Hanfgewebe, die andere ein Wollgewebe. Das Gewebe aus Lein/Hanf scheint fein zu sein, da noch einzelne gesponnene Fäden mit einem Durchmesser von 0.3 mm und ein seitlich sichtbarer Gewebefalt erhalten sind. Die naheliegendste Parallele ist das feine Leinengewebe, das wir bei der Bügelfibel aus Grab 761 gefunden ha-
Abb. 142: SchleitheimHebsack. Grab 853 vorn und hinten.
Metall Wollfasern Wollgewebe Lein/Hanffasern Leinengewebe
ben, das aber auch anderswo belegt ist.1686 Die zweite Bügelfibel (852.2) verschloss ein Wollgewebe – eventuell das gleiche mittelfeine Wollgewebe wie am Messer (über dem linken Bein). Grab 853/Frau (5. Jh.): Dieses Grab – das einzige aus der neuen Grabung mit der Vierfibeltracht – wurde als grosses Präparat von der Hüfte aufwärts herausgenommen. Erste Proben konnten in Verfärbungen auf der Oberseite genommen werden, bevor das ganze Präparat umgedreht und von hinten ausgegraben wurde. Die Zusammenstellung aller Proben aus der Vorder- und Rückseite, die zum Teil aus Verfärbungen entnommen wurden, und die Resultate der Proben an den Objekten selbst, hat ein Bild dieser Bestattung ergeben (Abb. 142 und Tab. 35). An beiden Ohrringen sind pflanzliche Fasern (Lein/Hanf) belegt, am linken, vom Schädel verdeckten Ohrring, sogar noch Haar der Verstorbenen. Die Perlen, die auf der Rückseite des Präparats zum Vorschein kamen, wurden in der Durchbohrung nach möglichen Fadenresten durchgesehen. Unter dem Binokular entstand der Eindruck, dass noch Faden vorhanden war, aber keine dieser Proben hat ein positives Resultat ergeben. Nur die Probe um (nicht in) Perle 20 ergab eine pflanz-
liche Faser, die man mit der pflanzlichen Faser an den Ohrringen in Verbindung bringen und zum Kopftuch gehörig interpretieren kann. Eine Probe mit pflanzlichen Fasern aus der Verfärbung über den Kleinfibeln gehört möglicherweise ebenfalls dazu. Beide Kleinfibeln lagen mit der Rückseite nach oben zwischen den Rippen auf der rechten Seite. An der einen Kleinfibel (853.3) waren pflanzliche Fasern erhalten, an der andern (853.4) Wolle. Die beiden Fibeln verschlossen möglicherweise nicht das gleiche Gewebe. Denkbar wäre aber auch bei der einen ein Rand aus Wolle in Brettchenweberei, wie dies schon in Flaach gefunden wurde.1687 Aus Schleitheim gibt es eine Reihe von Kleinfibeln, die ein feines Leinwandgewebe verschlossen (Tab. 30). Nur aus Grab 445 ist an beiden Vogelfibeln das gleiche Gewebe nachgewiesen, sonst fehlt jeweils das Textil an der zweiten Kleinfibel. An beiden Bügelfibeln war Wolle, resp. ein Wollgewebe erhalten. Das Wollgewebe ist klar unmittelbar unter dem Metall vorhanden (Probe am Nadelhalter), bei Fibel 853.7 in mehreren Schichten. Darunter liegt an der Fibel 853.6 eine Schicht aus pflanzlichem Material mit grossflächiger Struktur, bei dem keine gesponnenen Fäden sichtbar waren. Am REM sind breite Zellen erkenn225
bar, die aber für Lein oder Hanf zu gross wären. In Frage kommen deshalb Gras, Moos, Blätter, usw. Diese Fibel liegt mit der Kopfplatte über dem Fuss von 853.7 und eine grosse dunkle Verfärbung war weit über den beiden Fibeln sichtbar. Auch wenn die Erhaltung aus dem Grab 853 nicht sehr gut ist, weisen diese Reste auf eine mit Moos u.ä. gefütterte Decke hin, wie sie in Lauchheim gefunden worden ist.1688 Eine solche Decke besteht aussen aus Wollgewebe und einer Füllung aus pflanzlichem Material. Einen ähnlichen Befund gibt es auch aus Flaach ZH.1689 Wir können zudem auf das Moos hinweisen, das an der Bügelfibel von Grab 551 erhalten war und das meiner Meinung nach zu einer solchen Decke gehören musste. Die darunterliegende Bügelfibel 853.7 hielt ein Wollgewebe, das, wie Reste an der Schnalle zeigen, womöglich eher auf das Kleid deuten. Sowohl die Fadendrehung wie die Durchmesser stimmen gut überein. Drei der sechs Faserproben im Bereich der Bügelfibeln auf der Rückseite des Präparats ergaben pflanzliche Fasern (Lein/Hanf), ebenso eine Probe am Ring 853.9, der sich unter dem Steissbein befand. Die Frau trug möglicherweise einen Mantel oder lag auf einem Leintuch. Ob das pflanzliche Material, das über den Bügelfibeln auf der Vorderseite zu belegen ist, auch dazu gehört, ist nicht bestimmbar. Mit diesem Grab hätten wir nun einen klaren Hinweis, dass die eine Bügelfibel am Kleid fixiert war und die andere darüber eine Decke hielt. Grab 859/Frau (5. Jh.): Die Frau trug nur eine Bügelfibel; sie lag auf der Eisenschnalle. Am Nadelhalter lagen Reste von Wollfasern, die auf ein von der Bügelfibel gefasstes Wollgewebe schliessen lässt. Was die Schnalle hielt, ist nicht mehr feststellbar, da diese in sehr schlechtem Zustand ist. Im Folgenden sollen Besonderheiten zu einzelnen Gräbern beschrieben werden, denen während der Freilegung der Präparate spezielle Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Grab 850: Auf der Oberseite der Schnalle 850.1 befindet sich der Rest eines mittelfeinen Gewebes (Bindung nicht bestimmbar), das wahrscheinlich von einem Gewebefalt des darunterliegenden Kleides stammt. Grab 851: Der Tascheninhalt lag zwischen dem rechten Unterarm und dem Becken. Auf der Oberseite des Messers 851.3 haftet ein Wollgewebe, wahrscheinlich ein Diamantkaro. Darunter erscheint das Leder, das wohl als Tasche angesprochen werden kann. In der Tasche sind die Pinzette und ein 226
Niet mit seitlicher Durchbohrung in ein Fell (Fellbeutel?) eingepackt. Es ist flächig sichtbar und verläuft klar um diese Gegenstände. Das Fell war am REM nicht mehr bestimmbar, da die Haarschuppen schon zu stark zerstört waren. Zwischen dem Messer und der Pinzette war eine schwarze Schicht erkennbar, die als Wolle bestimmt werden konnte. Es ist deshalb möglich, dass auch das Messer umwickelt war. Grab 854: In der Glasschale, die am Fussende lag, sind Fasern sichtbar gewesen. Sie lagen in mehreren Schichten, zuoberst unter einem kleinen bronzenen Beschlag. Dort waren diese Fasern wegen der Bronze grünlich, darunter mit Erde vermischt grau bis schwarz. Die Bestimmung ergab bei allen Proben das gleiche Bild; es handelt sich wahrscheinlich um Holz, das völlig auseinandergefallen ist. Wir können daher vermuten, dass die Schale, vielleicht zusammen mit dem Kamm, in einem kleinen Holzkästchen lag. Grab 862: Der Mann wurde mit zwei Schnallen in Trachtlage, einer Tasche und einer Franziska bestattet. Auf seiner linken Seite befand sich eine dunkle längliche Verfärbung, die als Präparat geborgen wurde. In dieser Verfärbung lag eine Pfeilspitze. Schon am Binokular wurde vermutet, dass diese Verfärbung ursprünglich Leder war, was mit einer REM-Probe bestätigt werden konnte. Ein solches Leder ist möglicherweise als Köcher zu interpretieren, da ja auch die Pfeilspitze dabei lag.
Ösen/Verschlüsse Im Material von Schleitheim sind eine Reihe von Ösen und Verschlüssen erhalten geblieben. Zum einen handelt es sich um Ösen an feiner Leinwand, zum andern um Lederbändchen, die zum Verschluss zu gehören scheinen. Die Ösen sind hier alle auf die gleiche Art gemacht. Sie sind umwickelte Ösen, d.h. eine Schlaufe mit Faden, die im Textil angenäht ist, wird zur Verstärkung mit Faden umwickelt. Bei vier Kleinfibeln sind solche Ösenfragmente sichtbar (649.3, 673.2, 686.2, 842.1). Sie sind quer zur Nadel erhalten, d.h. die Öse (es müssten für den Verschluss zwei sein) wurde von der Nadel gefasst (Abb. 143). Bei 649.3 und 673.2 ist zusätzlich ein feines Lederband zwischen Spirale und Nadel, in der mittleren Wicklung eingeklemmt. Bei 649.3 erscheint es beidseitig der Nadel als loses Lederband. Wir können uns vorstellen, wie dies A. Bartel vorgeschlagen hat, dass diese Lederriemchen zur Verstärkung des Verschlusses gedient haben.1690 Ein ähnliches Lederband befindet sich auch an der Bügelfibel 665.7. Es fängt wie bei den Kleinfibeln hinter der Spirale an. Seine Fortsetzung ist aber nicht mehr erhalten. Diese weit verbreiteten Ösen zeigen, dass allgemein bei den Klein- und Bügelfibeln die Nadel den Stoff nicht einfach durchstochen hat, sondern Ösen fasste.
Abb. 143: SchleitheimHebsack. Ösenfragment von 686.2 (Dia 6x) und schematische Zeichnung einer umwickelten Öse.
Zusammenfassung Die Textilien von Schleitheim zeigen die für das Frühmittelalter gut belegten Gewebetypen wie vor allem Leinwand-/Tuchbindung, Diamantkaro, Rippenköper und Gleichgratköper 2/2. Das plissierte Gewebe aus Grab 504 ist ein sonst seltener gefundenes Gewebe. Die Lage der verschiedenen Gewebe liess zum Teil eine Interpretation als Kleidung zu. Besonders der Befund aus Grab 504 lässt sehr schön die Tracht rekonstruieren. Die in ihrer Qualität sehr einheitlichen Diamantkaros sind als Mantel oder Umhang, bei Frauen eventuell aber auch als Kleid zu interpretieren. Die Kleinfibeln fassten mit Ösen ein feines bis sehr feines Leinengewebe, das ein Umhang/Kopftuch war. Rippenköper und das plissierte Gewebe waren zu Frauenkleidern verarbeitet. Die Tunika der Männer ist als Leinengewebe unter dem Gürtel nachweisbar.
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Glossar
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– Bindung s. «Gewebebindung» – Brettchenweberei: Gewebe (Bänder), die mit gelochten Karten oder Brettchen für die Fachbildung hergestellt werden. Im Frühmittelalter bestanden die «Brettchen» aus Knochen. – Einstellung: Anzahl Fäden/cm: Die Zahl der Fäden wird wenn möglich auf 2 cm gezählt, dann halbiert. Ist das Fragment zu klein, wird es dementsprechend umgerechnet. Notation: x/y, z.B.: (12/8). – Fadendrehung: Die Spinnrichtung für einfaches Garn wird mit «s» oder «z» angegeben, je nachdem ob es links- oder rechtsläufig gesponnen ist. Werden zwei Garne zusammen verdreht, spricht man von Zwirn, der analog zum Garn mit «S» oder «Z» (Grossschreibung) angegeben wird (Nr. 1). – Fadendurchmesser: Messungen möglichst an drei verschiedenen Fäden. Der durchschnittliche Wert ist dann (in mm) angegeben. Notation: nach Kette/Schuss (x/y), z.B. (0.5/0.8) – Garn: einfach gedrehter Faden; s. auch «Fadendrehung» – Gewichtswebstuhl: Vertikaler Webstuhl, bei dem die Kette mit Gewichten (aus Ton) gespannt wird. – Gewebebindungen: Leinwandbindung (bei Wolle als «Tuchbindung» bezeichnet): einfachste Bindung, bei der der Schussfaden immer über/unter einen Kettfaden verläuft (Nr. 2). Rips: Leinwandbindung, bei der nur das eine Fadensystem sichtbar ist (Kett- oder Schussrips). Panama: Leinwandbindung, bei der Kett- und Schussfaden doppelt geführt werden. Köperbindung: Bindung, bei der der Schussfaden mindestens über einen und unter zwei Fäden verläuft (sog. dreibindiger Köper). Der Kreuzungspunkt wird mit jedem Schuss um einen Kettfaden verschoben, so dass ein schräger Grat entsteht. Notation:K2/2 = Köper mit 2 Schussfäden über 2 Kettfäden (Nr. 3) K2/1 = Köper mit 2 Schussfäden über 1 Kettfaden Es sind verschiedene Variationen der Köperbindung möglich: Fischgratköper, Rautenköper, Diamantkaro (Nr. 4), Rosengang, etc. – spinngemustert: wechselnde Fadendrehung innerhalb einer Fadenrichtung, meist in Gruppen von 2, 4, oder 6 Fäden. – «S», «Z»: Spinnrichtung, links- oder rechtsgedrehter Faden, Kleinschreibung z.B. «s» = gesponnen; Grossschreibung: «S» = gezwirnt; Notation Kette/Schuss: zum Beispiel «z/s». – wirken: oder «broschiert», «Gobelingewebe», Zierschusseinträg in der Breite des Musters, die die Grundfäden verdecken. – Zwirn: zwei- oder mehrfach gedrehter Faden s. «Fadendrehung».
5.2. Organische Reste an der Gürtelschnalle 776.1
Abb. 144: SchleitheimHebsack. Gürtelschnalle 776.1. Verhüllte Schauseite.
Antja Bartel Aus dem Gürtelbereich des Toten wurde ein kleiner Erdblock geborgen, in dem sich eine Schnalle mit rechteckigem Rahmen und cloisonnéverziertem nierenförmigen Beschläg befand. Das Fundstück war von organischen Substanzen umgeben, die mit dem Objekt in Verbindung standen. Während sie im Röntgenbild als diffuse Anhaftungen zu erkennen waren, bildeten sie nach aussen eine kompakte Auflage, die sich im Bezug zur Gürtelschnalle lokalisieren liess. Um das Trachtobjekt in seiner Gesamtfundsituation im Grabzusammenhang untersuchen und auswerten zu können, musste die stratigraphische Erfassung der 3 cm dicken Auflagenschicht vorausgehen. Sie versprach Informationen über die Materialbeschaffenheit der verschiedenen Substanzen, ihren Einsatz an der Schnalle und Beobachtungen zur Tragweise des Objektes. Die undefinierbaren organischen Reste stellten auch für den Bearbeiter ein grosses Problem dar, zumal das Blöckchen lange ausserhalb des Grabes gelagert wurde und daher mit einer zusätzlichen Einflussnahme des neuen, veränderten Umfeldes auf die unterschiedlichen Materialgruppen zu rechnen war.1691
Abb. 145: SchleitheimHebsack. Gürtelschnalle 776.1. Textile Strukturen mit Nählöchern. Schauseite (Mikroskopaufnahme).
Abb. 146: SchleitheimHebsack. Gürtelschnalle 776.1. Verbindung der Materialsubstanzen Textil/Leder, Nählöcher (Mikroskopaufnahme).
Betrachtung unter dem Stereomikroskop und Versuch einer stratigraphischen Erfassung der Schichtabfolge Der Übergang vom Beschläg zur Schnalle wurde durch die organischen Reste besonders in Anspruch genommen, die sich im weiteren Verlauf im eigentlichen Schliessbereich der Schnallenschauseite konzentrierten (Abb. 144). Ihr Zustand machte eine Erfassung in herkömmlicher Weise unmöglich. Auf der Schauseite waren die Materialien so abgebaut, dass die charakteristischen Merkmale der Ausgangsstoffe verlorengingen. Lediglich Spuren davon und farbliche Differenzierungen wiesen auf eine ursprüngliche Schichtabfolge hin. Das Blöckchen zeigte starke Korrosions- und Schmutzeinlagerungen. Nachdem diese unter dem Stereomikroskop entfernt wurden, kam ein noch 1x1 cm grosser Bereich mit textilähnlichen Strukturen zum Vorschein. In der Mitte befanden sich zwei kleine Löcher (Abb. 145). Von seiner hellgelben Farbgebung ging der textile Bereich in eine orange bis braunrote Ledersubstanz über. Die angrenzende Zone bestand aus einer grauen, fast wachsartigen Substanz, die mit den geschilderten Auflagen in
Abb. 147: SchleitheimHebsack. Gürtelschnalle 776.1. Verhüllte Rückseite des Trachtobjektes mit abgebauten Riemenresten.
Abb. 148: SchleitheimHebsack. Gürtelschnalle 776.1. Detail des Köpergewebes auf der Rückseite.
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wechselnder Abfolge bis auf das Metallobjekt hinunter zu verfolgen war. Unter dem Stereomikroskop waren stellenweise Nählöcher in geregelter Abfolge zu sehen, die eine gemeinsame Verbindung der beiden erstgenannten Substanzen (Textil/Leder) dokumentierten (Abb. 146). Auf der Schauseite kennzeichneten weitverzweigte Haarrisse den Übergang der Schnalle zum Beschläg, auf dem Almandineinlagen unter einer dünneren Auflage hervorschauten. Als Materialkombination aus Textil und Leder (?) setzte sich die Auflagenschicht auf der Schnallenrückseite fort (Abb. 147). Auch hier blieben Spuren der grauen und braunroten Substanz in Verbindung mit wenig Textilrestchen erhalten. Deutlich zeigte sich am Beschläg ein querverlaufender Riss, der in die Tiefe führte und das Trachtobjekt dort trennte. Die Kittmasse der Glaseinlagen war grösstenteils vergangen, sodass einige schon bei der geringsten Berührung aus der Fassung fielen. Von einer weiteren Freilegung der organischen Reste wurde mit Rücksicht auf das Untergrundobjekt Abstand genommen und die notwendigen Sicherungsmassnahmen erfolgten nach Abstimmung durch einen Metallrestaurator.1692
Technische Analyse der Gewebereste auf der Schnallenrückseite
Abb. 149: Neuzeitlicher Gürtel aus Naturgeflecht, verstärkt und eingefasst mit Leder.
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Bindungsart: Köperbindung, wohl Ableitung einer Köperbindung (Diamantköper?). Rapport nicht mehr eindeutig feststellbar, stellenweise hindeutend auf Gleichgrat oder Diamantköper (?), (Abb. 148). Fadenart: Garn Torsion: z-gedrehtes Garn, etwas fester gedreht, (Kette?) Torsion: s-gedrehtes Garn, etwas lockerer gedreht (Schuss?) Faden Dm: Kette (?) 0.4mm, variierend; Schuss (?) 0.5–0.6 mm, variierend Faden/cm: nicht mehr ermittelbar Faserstoff: Wolle.1693 Orange-braunrote Substanz: In Verbindung mitdem Textil ist es wohl abgebautes Leder. Graue, wachsartige Substanz: Sekundär eingelagert, nicht näher bestimmbar.
Auswertung Ein Streifen feinen Köpergewebes aus Wolle hatte man mit Leder gemeinsam zu einem strapazierfähigen flexiblen Gürtel gestaltet. Die Materialien wurden dafür sorgfältig ausgewählt und auf den vorgesehenen Verwendungszweck abgestimmt. Mit der Breite von 1.6 bis gut 2 cm konnte der Gürtel auf Wunsch den Durchzug der Schnalle passieren und entsprach auch ästhetisch dem wertvollen Trachtobjekt.1694 Materialkombinationen aus organischen Stoffen sind auf bildlichen Darstellungen und in frühmittelalterlichem Fundmaterial häufig zu beobachten. Sie wurden für Bereiche besonderer Beanspruchung benötigt, z.B. für Randeinfassungen und Besätze von Gewändern oder zur Stabilisierung von Bändern, die zug- und schiebefest sein mussten.1695 Bis in unsere Zeit lassen sich dafür Belege aufzeigen (Abb. 149). Der vorliegende Gürtel wurde um das Beschlägstück der Gürtelschnalle geschlungen, im Übergang zur Schnalle rückwärtig verkreuzt und mehrfach um den Schnallenrahmen geführt, bevor er auf der Schnallenschauseite zu liegen kam.1696 Wahrscheinlich steckte man sein Ende in eines der umlaufenden Riemenlagen und fixierte es zusätzlich, um das Abrutschen des Gürtels am Schnallenrahmen zu verhindern. Auf diese Weise umgab er die wertvolle Gürtelschnalle fast vollständig und zwar so, wie man ihn auch heute noch aufwickeln konnte, um ihn anschliessend zu verwahren (Abb. 150). Der Verlauf der organischen Reste spricht keinesfalls dafür, dass der Gürtel zur Grablegung angelegt wurde, doch Gürtel besassen neben der praktischen wohl auch allegorische Bedeutung und das durch alle Zeiten hindurch. Schon Homer nennt Frauen, wenn er sie loben will «schön gegürtet» und im Mittelalter galt er u.a. als «Zeichen der Anmut, Unschuld und Kraft». Für den Mann als Waffenträger war er jedoch unentbehrlich und stellte gleichzeitig ein wichtiges Statussymbol dar.1697 Belege für eine bewusst vorgenommene Verhüllung von Statussymbolen oder Beigaben besonderer Wertschätzung, zu denen auch der vorliegende Gürtel gehörte, mehren sich zusehends. Schon die bronzene Schnabelkanne des Keltenfürsten von Glauburg-Glauberg, Wetteraukreis bietet ein konkretes Beispiel dafür.1698 In diesem Zusammenhang wird auch die Verpackung eines Männergürtels aus dem späten 3. Jahrhundert von Interesse, die 1993 in einem Beitrag ausführlich dokumentiert wurde. Zu dem ebenfalls aufgewickelten Gürtel gehörten drei Lederriemen, die wie in Schleitheim jeweils über einem runden Beschläg mit der Aufwicklung begannen. Dort wird konkret auf die Materialkom-
bination des Gürtels eingegangen, die dem schematischen Aufbau nach aus ornamental durchbrochenem Deckleder, mit Blattgold versehenem hinternähtem Leder und einer abschliessenden Lage aus Leder oder Gewebe bestand.1699
Zusammenfassung Die organischen Reste an der Gürtelschnalle des Toten im Grab 776 aus Schleitheim konnten als Gürtelriemen identifiziert werden, der mit seinen ausgesuchten Materialien auch ästhetisch dem wertvollen Trachtobjekt entsprach. Der Verlauf der organischen Reste beweist, dass der Gürtel zum Zeitpunkt der Grablegung nicht getragen wurde, obwohl er für den praktischen Gebrauch gefertigt war. Damit stellt der Gürtel eine «echte Beigabe» im Männergrab 776 dar.1700 Für eine Tragweise im Leben wäre es denkbar, dass ein
solcher Gürtel den Durchzug passierte, im Übergang des Beschlägs zur Schnalle verkreuzend geschlungen wurde und mit dem verbleibenden Ende den Riemen am Körper umwand oder frei herunterhing. Es lässt sich wohl davon ausgehen, dass Gürtel der vorliegenden Art mit funktionstüchtigen, sehr wertvollen, aber auch empfindlichen Trachtbestandteilen wie der Gürtelschnalle und dem Beschläg, eher als Statussymbole am Riemen im Einsatz waren. Mitunter trug man den Gürtel gemeinsam mit einer ebenfalls dem Status entsprechenden Waffe wohl zu besonderen Anlässen und bewahrte die Attribute der Vorrangstellung ihres Trägers.1701 Ständiges Tragen, noch dazu bei häufigem Waffengang, hätte schon bald den Verlust solcher Objekte zur Folge gehabt. Die sorgfältige Ablage und gleichzeitige Verhüllung des Gürtels unterstreicht seine Wertschätzung als Statussymbol.
Abb. 150: SchleitheimHebsack. Gürtelschnalle 776.1. Versuch einer zeichnerischen Rekonstruktion der Befundlage des Gürtels.
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Abb. 151: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 2: Perlen aus den Gräbern 551, 552 und 555.
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5.3. Die Perlen Yvonne Reich (mit einem Kommentar von Werner Vach)1714
Bergung, Dokumentation und Datenbearbeitung Die Bergung und Dokumentation der Perlen erfolgte zunächst vor Ort, indem sie zusammen mit den übrigen Beigaben freigelegt wurden. Die Lage des gesamten freigelegten Perlenensembles wurde dann auf einer Plastikfolie grob zeichnerisch festgehalten, welche darüber ausgebreitet wurde. Auf eine weitere detaillierte fotografische und zeichnerische Dokumentation der Perlen noch während der Grabung wurde verzichtet, es liegen lediglich die fotografischen Gesamtaufnahmen sowie der gezeichnete Grabplan im Massstab 1:20 vor. Die geborgenen Perlen wurden schliesslich ihrer Fundlage entsprechend auf einer Styroporplatte gelagert und ins Labor gebracht. Die Plastikfolien wurden ins Reine1702 gezeichnet, jede einzelne Perle darauf nummeriert.1703 Gemäss dieser Nummerierung wurden die gereinigten und restaurierten Perlen aufgefädelt, defekte Perlen durch Platzhalter ersetzt, welche im Perlenkatalog durch Sternchen markiert sind. Die im Rahmen der Alt- und Neugrabungen geborgenen Perlen stellen mit knapp 8700 Exemplaren eine beträchtliche Materialmenge dar, deren Auswertung ohne die entsprechende Computer- und Programmunterstützung nicht oder nur sehr aufwendig zu bewältigen wäre. Da an anderer Stelle vor kurzem eine vergleichbare Verarbeitung ähnlich grosser Inventare umfassend dargestellt wurde, mögen in diesem Rahmen die einzelnen Schritte nur in groben Zügen skizziert werden.1704 In einem ersten Schritt erfolgte die Datenaufnahme mit dem eigens für Perlen entwickelten Erfassungsprogramm ProPer.1705 Bedingt durch die vorgegebenen, sehr detaillierten Erfassungsformulare werden die verschiedenen Komponenten einer Perle wie Identifikation, Material und Verarbeitung, Muster, Formmerkmale sowie Masse nacheinander eingegeben, jede einzelne Perle wird somit genauestens beschrieben.1706 Die Farbbestimmung der Glasperlen erfolgte nach dem ACC-Code (Account Colour Collection) des Farbfächers «Colour Collection 3031»der Firma Sikkens.1707 Diese Farbcodes sind in ProPer bereits integriert, ebenso die automatische Umsetzung in die Codes des Munsell Book of Colours. Dank des Aufbaus von ProPer ist es sehr einfach, Formen bzw. Muster, welche noch nicht in einem entsprechenden Makro vorgegeben sind, selbst
im Baukastenprinzip zu kreieren, d.h. an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Eine Klassifizierung der Perlen wird durch die hierarchische Merkmalsgliederung ermöglicht, was aber noch keinem Typenbildungsprozess entspricht. Der Katalogtext lässt sich aus den unverschlüsselten Textteilen in einem einfachen Auswahlverfahren zusammenfügen, während die Daten selbst die Grundlage bilden für eine statistische Auswertung und die eigentliche Typenbildung.1708 Anschliessend wurden die Daten in ein Datenbankprogramm1709 überführt und aufbereitet; mit seiner Hilfe sowie des Statistikprogramms SAS erfolgte schliesslich die Merkmalsanalyse. Da ProPer nicht mit vorgegebenen Typen arbeitet, konnten diese nun durch die Verfasserin selbst definiert bzw. abgefragt werden.1710 Die hierbei erzielten Ergebnisse bilden somit die Ausgangslage für weitere Untersuchungen. Die chronologische Gliederung des modern ergrabenen Perlenmaterials stand als Hauptziel der Untersuchungen im Vordergrund, wobei zwei grundsätzlich verschiedene Methoden gewählt wurden: Zum einen wurde, wie an anderer Stelle bereits praktiziert,1711 die Seriation und Korrespondenzanalyse mit Hilfe der entsprechenden Programme vom Computer errechnet, zunächst dankenswerterweise durch Werner Vach,1712 da die nötigen Vorkenntnisse und Infrastruktur bei Verf. nicht vorhanden waren. Eine weitere computergerechnete Seriation und Korrespondenzanalyse wurde dann durch Verf. mit einem bereinigten Typenspektrum vorgenommen (Tab. 36).1713 Parallel zu den computergerechneten Sortier- und Ordnungsverfahren wurden dieselben Typen und Gräber auch «von Hand» geordnet, die Neufunde von den Altfunden gesondert (Tab. 37–38).1714 Ausgangsbasis bei diesem Sortierverfahren bildete allerdings die durch W. Vach computergerechnete Seriation. Ohne diese Ausgangsbasis wäre angesichts der Typenvielfalt und Datenmenge eine Handseriation kaum zu bewältigen gewesen. Bei der Handseriation sollte aber nicht der errechnete, statistische Durchschnittswert die letztendlich chronologische Stellung des Grabes bestimmen, sondern die Abfolge von jeweils jüngsten Typenfronten und Leitformen. Die Stellung jedes Grabes wurde also durch den jeweils jüngsten Typ bestimmt. Bei der Ordnung von Hand wurden bewusst archäologische Vorinformationen nicht berücksichtigt, wie stratigraphische Angaben, allfällige Münzfunde oder übrige Beigaben. Neben der computergerechneten Seriation als Ausgangsbasis wurde aber eine weitere, wesentliche Vorarbeit getroffen, indem sämtliche Perlenketten ausgelegt und nach rein optischen Kriterien (d.h. nach ihrer Typenzusammensetzung) sortiert, zu Gruppen zusammenge233
fasst und in eine Reihenfolge gebracht wurden, wie sie von Verf. als chronologische Abfolge erachtet wird. Was die chronologische Komponente dieses Verfahrens betrifft, so wurden Forschungsergebnisse zur Perlenchronologie von aussen herangezogen.1715 Bei der Handseriation wurden ausserdem Unstimmigkeiten bereinigt, die sich aus der Typendefinition ergeben hatten: es wurden einzelne Perlen eliminiert, welche aufgrund der Typendefinition vom Computer aussortiert und einem bestimmten Typ zugeordnet wurden, bei einer Nachkontrolle sich aber als Sonderformen, Spezialfälle oder verwandte Typen herausstellten. Ein abschliessender Stabilitätstest der Handseriation erfolgte schliesslich, indem externe Informationen herangezogen wurden: Verbreitung auf dem Gräberfeld und horizontalstratigraphischer Vergleich mit den Männergräbern sowie stratigraphische Überlagerungen. Ziel des computergerechneten Sortierverfahrens ist es, nicht die exakte Position des einzelnen Grabes innerhalb einer Tabelle wiederzugeben, sondern einen Laufzeitintervall.1716 Wird bei einem solch statistischen Verfahren nun aufgrund archäologischer Überlegungen eine Stufeneinteilung vorgenommen, so gibt es stets eine gewisse Anzahl von Gräbern, deren Stufenzuteilung angesichts der Laufzeitintervalle nicht immer eindeutig ist. Anders sieht es hingegen bei der von Hand geordneten Gräber- und Typenabfolge aus, wo eine eindeutigere Zuordnung vorgenommen werden kann, auch auf die Gefahr hin, dass dieses Verfahren aus statistischer Sicht ein instabileres Resultat erbringt. Die «von Hand» vorgenommene Seriation widerspiegelt rein aus archäologischer Sicht sehr viel klarer Entwicklung und Zusammensetzung der einzelnen Perlenkombinationsgruppen, indem jedes einzelne Grab einer bestimmten Stufe zugeordnet werden kann. Zieht man sowohl die computergerechneten Seriationen von Weingarten und Schleitheim-Hebsack heran und vergleicht sie mit der von Hand geordneten Seriation, so erkennt man die Unterschiede. Denn neben der chronologischen Gliederung des Perlenmaterials sollte es doch ein weiteres wesentliches Ziel sein, die Entwicklung der Perlenmode aufzuzeigen. Aufgrund dieser Tatsache erfolgte anhand der Handseriation die Stufeneinteilung des Perlenmaterials und somit die chronologische Gliederung der Frauen- und Mädchengräber von Schleitheim. Überprüft wurde diese chronologische Einteilung schliesslich, indem sie den perlenchronologischen Resultaten von anderen Gräberfeldern gegenübergestellt wurde. Während die Seriation von Weingarten mit der von Hand vorgenommenen aus Schleitheim in der Abfolge der Leittypen weitgehend überein234
stimmt, so sind die Ergebnisse der beiden auf Schleitheim angewandten Verfahren nur in den Grundzügen identisch. So erstaunt beispielsweise die Tatsache, dass in der computergerechneten Seriation die Typen eng gekreuzte, blaue Wellenbänder auf weissem Hintergrund und eng gekreuzte, weisse Wellenbänder auf rotem Hintergrund nach den Doppelkoni und den grün segmentierten Perlen eingereiht sind und sich auch nicht stufenmässig absetzen, was der gängigen Meinung eigentlich widerspricht. Eine weitere Unstimmigkeit sind ausserdem einzelne Perlentypen, die sich auf einer vom Programm errechneten, sehr weit oben angesetzten Position befinden, somit als früh zu interpretieren sind, während identische Typen weiter unten in einem sehr viel jüngeren Kontext auftauchen.1717 Abgesehen von den beiden frühen Gräbern 363 und 455 sind ansonsten nur noch zwei signifikante Hauptgruppen unterscheidbar, indem sich dort ab Grab 431 ein markanter Typenwechsel bemerkbar macht, wie er auf der von Hand erstellten Tabelle an gleicher Stelle ebenso deutlich sichtbar ist. Die klare Verbreitung der gelben «Massenware» (Kuritoge und Kuritog2) zeigt allerdings, dass in der errechneten Seriation auch Typen mit langen Laufzeiten aus archäologischer Sicht sinnvoll eingeteilt werden können. Da im Falle von Schleitheim die computergerechnete Seriation nicht in dem Masse wie in Weingarten statistisch weiter bearbeitet wurde, darf man bessere Resultate aufgrund dieser Methodik nicht von vornherein ausschliessen. In beiden für Schleitheim angewandten Verfahren wurde nicht mit den absoluten Häufigkeiten der Perlen gearbeitet, sondern mit ihrer Wurzel. Im Gegensatz zu der letzten computergerechneten Seriation von Weingarten1718 wurden hier bewusst die segmentierten gelben Perlen sowie die Bernsteinperlen in die Untersuchungen miteinbezogen. Aus statistischer Sicht mag ihr Weglassen gerechtfertigt sein, keinesfalls aus archäologischer, handelt es sich doch um zwei sehr häufige Typen. So kann man sich fragen, inwieweit eine solche Typenselektion angesichts eines günstigeren Parabeltests gerechtfertigt ist, zumal die gelben segmentierten Perlen und kleinen Bernsteinperlen nicht unbedingt die einzigen Typen mit langen Laufzeiten und gehäuftem Auftreten sind, wie die Beispiele der kleinen runden opaken Ringelchen oder der Überfangperlen zeigen. Setzt man nachträglich von Hand die gelben segmentierten Perlen in die Seriation von Weingarten1719 ohne nochmaliges Sortierverfahren wieder ein, zeigt sich insofern Erstaunliches, als dass dieser Typ erstmals in Grab 243 auftauchen würde, welches zur Perlenkombinationsgruppe B zählt, somit in die Zeit zwischen 490–530 eingeordnet
wird, was aus archäologischer Sicht wohl nicht sein kann. Konsultiert man nun den Katalog Weingarten,1720 so hat es wohl gedrückt kugelige, opak hellgelbe Perlen in diesem Grab, von einer Segmentierung ist dort allerdings keine Rede mehr bzw. nichts mehr zu sehen, da von den 25 Exemplaren auch nur vier abgebildet sind. Möglicherweise handelt es sich aber gar nicht um Perlen der gelben «Massenware», wie sie hauptsächlich im 7. Jahrhundert anzutreffen sind, sondern um einen Perlentyp, der in Schleitheim als «Tonne, klein gelb, opak» bezeichnet wird und dort in der Stufe 5 auftritt, somit in die Zeit um 520/30 und 540/550. Weitere frühe Vorkommen wären in den Gräbern 772 (PKG C) sowie 710, 382 und 220 zu verzeichnen (PKG D1). Diese Tatsache zeigt sehr gut, dass für Weingarten wohl eine statistische Idealverteilung der Typen und Gräber stattgefunden hat, diese aber in Einzelfällen archäologische Widersprüche in sich birgt, die letztlich auf eine unsaubere Typendefinition zurückzuführen sind. Es zeigt sich somit deutlich, dass wohl mit Hilfe des Computers Typen definiert und abgefragt werden können, es aber Typen gibt, die anhand ihrer Merkmale (Form, Farbe, Achslänge) derart eng benachbart sind, dass wohl der Mensch einen Unterschied erkennt und «begreift», dieser Sachverhalt sich aber nur schwer für den Computer «übersetzen» lässt. Ein weiterer Punkt wäre das jeweils erste Auftreten von Perlentypen; in wieweit entspricht es der Realität, dass ein Typ in einer Perlenkombinationsgruppe zunächst nur einmal1721 auftaucht, um nach einigem Unterbruch, in den nächsten Gruppen dann regelmässiger und häufiger vorhanden zu sein? Diese Frage ist nicht unwesentlich, überlegt man sich, unter welchen Umständen und in welchem Umfang neue Perlentypen zu den Trägerinnen gelangt sind: waren es zunächst wenige Einzelstücke, die nur von wenigen getragen wurden, oder standen von Anfang an grosse Mengen zur Verfügung? Wie stark wird ein solcher Sachverhalt in einer computergerechneten Seriation berücksichtigt, die jeweils nur von statistischen Durchschnittswerten ausgeht? Gerade bei der Fundgattung der Perlen muss man sich fragen, wie richtig auch die Annahme ist, dass alle Perlen in ihrem Auftreten zunächst zunehmen, einen Kulminationspunkt erreichen um dann schliesslich abzunehmen.1722 Vielmehr ist bei wenigen Typen in Schleitheim1723 zu beobachten, dass sie in unterschiedlicher Intensität über die einzelnen Zeitstufen verteilt sind und damit keine Glockenkurve beschreiben sondern vielmehr eine Wellenbewegung. Dieser Tatsache wird eine computergerechnete Seriation somit weniger gerecht. Wie nun die Perlenketten konkret entstanden sind, stellt sowohl für die statistische als auch archäo-
logische Methode dieselbe Grundproblematik dar. Wie, von wem welche Perlentypen wann erworben wurden, inwieweit Perlen vererbt wurden, wie lange sie Verwendung fanden, kurz der ganze «Mechanismus» der Kettenbildung ist weitgehend unklar. Der absoluten Wahrheit, welche diese Prozesse genau aufzeigen würde, kann man sich sowohl seitens der Statistik als auch der Archäologie nur annähern.
Anzahl und Verteilung auf die Gräber Wie bereits ausgeführt, stammen aus dem Gräberfeld knapp 8700 Perlen1724 aus insgesamt 177 Inventaren, welche mehrheitlich in den neuen Grabungskampagnen zutage gefördert wurden, während die Altfunde1725 nur einen Bruchteil der Gesamtmenge ausmachen. Anlässlich der Grabungen in den Jahren 1865–1867 wurden zwar annähernd 300 Gräber freigelegt, das daraus stammende Fundmaterial ist jedoch unvollständig überliefert, was leider auch für die Perlen zu gelten hat. Wahrscheinlich wurde bereits beim Ausgraben unsorgfältig gearbeitet, da der Anteil der Perlenketten sehr viel geringer ist: nimmt man an, dass von den rund 300 Gräbern die Hälfte weiblichen Individuen zugeordnet werden kann, so haben hiervon nur rund 15% eine Perlenkette besessen, was im krassen Gegensatz zu den modern gegrabenen Frauengräbern steht. Zudem kann im nachhinein nicht mehr zweifelsfrei geklärt werden, inwieweit die Perlencolliers tatsächlich noch geschlossene Inventare darstellen oder ob ihre Zusammensetzung zumindest teilweise willkürlich ist.1726 Anlässlich der modernen Grabungskampagnen wurden insgesamt 154 Individuen geborgen, welche mit Perlen vergesellschaftet waren (Abb. 152). Von 126 archäologisch nachweisbaren Frauen besassen 106 Perlen, was einem An-
Abb. 152: SchleitheimHebsack. Verteilung der Perlen nach Geschlecht.
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teil von 84% entspricht und sich gut mit dem Gräberfeld von Eichstetten vergleichen lässt.1727 Etwas höher ist der Anteil bei den Mädchen mit 92%. 22 Individuen mit Perlen können weder aus anthropologischer noch aus archäologischer Sicht eindeutig als weiblich bestimmt werden. Geht man jedoch davon aus, dass Perlen ein geschlechtsspezifisches Trachtbestandteil darstellen, würde sich der Anteil weiblicher Individuen mit Perlen nochmals erhöhen. Wie bedeutend die Perlen zur feinchronologischen Bestimmung der Frauen- und Mädchengräber sind, verdeutlicht die Tatsache, dass von den 154 Individuen 120 oder knapp 78% für die Seriation verwendet werden konnten. Der Umstand, dass ein Knaben- und drei Männergräber Perlen enthielten, muss insofern relativiert werden, da von dort mit einer Ausnahme Einzelperlen stammen, die entweder in der Grabeinfüllung, beim linken Knie oder in einer Tasche gefunden wurden.1728 Einzig Grab 608 enthielt eine vollständige Perlenkette, welche wahrscheinlich in einer Tasche verstaut war. Die übrigen Beigaben von dort geben leider keinerlei Auskunft darüber, ob es sich beim Toten allenfalls um einen Perlenhändler oder sogar -produzenten gehandelt hat.
Verwendete Materialien
Abb. 153: SchleitheimHebsack. Perlen. Häufigkeit der verwendeten Materialien.
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Glasperlen bilden den Hauptanteil des gesamten Perlenbestandes (Abb. 153), während Bernstein als zweithäufigstes Material nur noch einen Anteil von 11% aufweist. Betrachtet man jedoch die Anzahl der Gräber, welche Bernstein enthalten, so sind dies 51.4%. Deutlich geringer ist die Zahl der Metallperlen mit 100 Stück, ebenso ihr Vorkommen in den Gräbern. Verschiedenste, oftmals
nicht genauer zu bestimmende Steinarten als Perlenrohstoff sind mit 13 Exemplaren als selten zu bezeichnen, genauso wie Gagat, «Holz», Knochen, Zahn, Muschelmaterial und Keramik.
Relativchronologische Abfolge anhand von Kombinationsgruppen1729 Belegungsbeginn mit Grab 363 Dieses mit seinen zahlreichen kostbaren Beigaben und wegen seiner aufwendigen Bauweise herausragende Frauengrab bildet den Anfang in der Belegung des Gräberfeldes.1730 Die Dame aus diesem Grab trug zwei Ketten: eine kleinere, eng an den Hals anliegende sowie eine zweite, die den gesamten Brustbereich abdeckte. Diejenige am Hals besteht aus kleinen, vorwiegend transluziden Glasperlen sowie silbernen Federspiralringen und umfasst folgendes Typenspektrum: – zylindrisch, transluzid bzw. schwach transluzid, grün – zylindrisch, transluzid, violett – Miniatur-Kurzzylinder, schwach transluzid, grün – Kurzzylinder, schwach transluzid, grün – Überfangperlen, goldfarben – Polyeder, transluzid, dunkelblau Diese Perlen beschränken sich in Schleitheim aufgrund ihrer Art und Herstellungsqualität nur auf Grab 363 (Abb. 76), weshalb der Vergleich und eine Verknüpfung mit den übrigen Gräbern hier nicht gelingt. Nur über folgende drei Typen lässt sich eine Verbindung mit dem zeitlich darauffolgenden Grab 455 herstellen: – Federspiralringe, Silberdraht – Kugelig-rundlich, Miniatur, schwach transluzid, grün – Kugelig-rundlich, Miniatur, schwach transluzid, dunkelblau Für Schleitheim einzigartig ist die äusserst umfangreiche Bernsteinperlenkette, welche durch zwei grosse Polyeder aus transluzidem dunkelblauem Glas sowie vier grosse Federspiralringe aus Silber ergänzt wurde. Die 52 Bernsteinperlen von insgesamt 225 g Gewicht zeichnen sich durch ihre aussergewöhnliche Grösse aus sowie durch die Tatsache, dass sie allesamt stark bearbeitet sind und mehrheitlich in streng geometrische Formen gebracht wurden: Zylinder, Scheiben und Walzen in verschiedenen Grössenklassen. Bei drei Exemplaren sind an den Schmalseiten Rillen feststellbar, was ein Hinweis auf den Herstellungsprozess sein könnte. Vier Bernsteine sind bzw. waren, da heute fragmentiert, wie Ösenperlen geformt. Gedrückt kugelige bis scheibenförmige Bernsteinperlen sind bei elbgermanischalamannischen sowie ostgermanischen Frauen
des 4. und 5. Jahrhunderts sehr beliebt und bleiben auch während der Stufe Flonheim-Gültlingen in Mode.1731
Stufe 11732 Grab 455 (Abb. 154) ist das Verbindungsglied zwischen Grab 363 sowie den Gräbern 553 und 549. Wie oben dargelegt, lässt sich mit Hilfe von drei Typen der Bezug zu 363 herstellen, während dank zweier neuer Typen der zeitlich folgende Anschluss gefunden werden kann: – Miniatur rundlich schwarz, klein – Überfang, klein Grab 455 besitzt mit annähernd 500 Perlen die meisten Exemplare, was zum übrigen Beigabenreichtum korrespondiert, während die Gräber 5531733 und 549 mit knapp 100 bzw. 60 Perlen sehr viel weniger aufweisen. Die Perlen dieser Gräber wurden allesamt in konzentrierter Anhäufung im Halsbereich aufgefunden, was darauf schliessen lässt, dass sie in mehreren Reihen angeordnet waren: die genaue Lage
lässt sich anhand der Dokumentation nicht mehr ermitteln. Was die Tragweise der Perlen betrifft, so lässt sich hier nicht entscheiden, ob sie ein mehrreihiges Collier bildeten oder allenfalls auch die vielreihige Bestickung des Halsausschnittes eines Kleides waren. Gesamterscheinung: die Perlenketten dieser kleinen Gruppe wirken sehr homogen in ihrer Zusammensetzung was Grösse und Farbe der einzelnen Perlen betrifft sowie die geringe Anzahl der vertretenen Perlentypen. Vorherrschende Farben sind schwarz sowie silber- bzw. metallfarben. Mit den Perlen aus Grab 5551734 zeichnet sich ein starker Einschnitt in der Perlenmode ab, wie er für Stufe 2 charakteristisch ist, indem die Ensembles nur noch aus extrem wenigen Perlen bestehen bzw. Perlen überhaupt nicht getragen wurden. Für feinchronologische Fragen können solche Perleninventare somit nicht herangezogen werden, zumal ihre Eingliederung in die Kombinationstabelle nicht möglich ist.
Abb. 154: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 1: Perlenkette aus Grab 455.
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Stufe 2: Ein radikaler Einschnitt in der Perlenmode Diese Stufe (Abb. 151) ist durch einen einschneidenden Wandel in der Perlenmode gekennzeichnet, da entweder nur sehr wenige Perlen bzw. gar keine Perlen zur Tracht gehörten, obwohl aufgrund der übrigen Trachtbestandteile sowie deren Qualität von wohlhabenden Frauen ausgegangen werden muss. Es findet sich in diesen Gräbern nur noch eine äusserst geringe Anzahl von Perlen, die zudem nicht in der Kombinationstabelle eingeordnet werden können, da es sich entweder nur um einen einzeln auftretenden Perlentyp, um nicht verknüpfbare Einzelstücke bzw. um zeitlich immer wieder auftauchende Typen handelt. Grab 5521735 zeigt diesen Sachverhalt sehr deutlich. Mit Grab 554 ist ein Fall zu verzeichnen, wo keinerlei Perlen getragen wurden; da diese Bestattung ansonsten mit anderen reichen Trachtbestandteilen und Beigaben versehen ist, kann man sicher sein, dass die Trägerin nicht aus finanziellen Gründen auf Perlen verzichten musste, sondern eine aktuelle Modeerscheinung ist. Es zeigt sich, dass Stufe 2 durch Inventare charakterisiert werden kann, die nur wenige bzw. gar keine Perlen besitzen. Die chronologische Einordnung erfolgt letztlich aufgrund der Fibeln. Umgekehrt lässt sich aber aufzeigen, dass das Vorhandensein von wenigen Perlen nicht automatisch eine Zuordnung in Stufe 2 rechtfertigt, sondern für diesen Fall stets die übrigen Trachtbestandteile miteinbezogen werden müssen.
Stufe 31736 In dieser Tradition, nur sehr wenige Glasperlen zu tragen, stehen noch die Gräber 551,1737 424 und 547. Aufgrund der transluziden Melonenperle dürfte letzteres Grab bereits zur Stufe 3 zu zählen sein. Auf der Kombinationstabelle erscheint der Übergang von Stufe 1 zu Stufe 3 als Hiatus, jedoch nur aufgrund der Tatsache, weil aus oben dargelegten Gründen die Gräber der Stufe 2 nicht in die Tabelle mitaufgenommen werden konnten. Das Perlenspektrum von Stufe 3 (Abb. 155) erfährt eine Erweiterung um mehrere Typen, die in gestaffelter Folge aufkommen, aber nicht in jedem Grab im vollen Kombinationsspektrum vertreten sind, sondern verschiedene Kombinationen untereinander bilden. – Melone, transluzid, 3–5 Rippen – Grosser Ring, transluzid, verschiedene Farben – Miniatur, rundlich, schwarz, gross – Überfangperlen, gross – Gezogener Miniatur-Kurzzylinder, schwach transluzid, grün 238
– Bernsteinperlen, klein, amorph, 3- und 4-kantiger Querschnitt – Klein rundlich opak (Ringelchen) Eine erste kleinere Gruppe hat v.a. Melonenperlen, transluzide farbige Ringe und kugelige schwarze Miniaturperlen. Eine zweite, gut in sich geschlossene Gruppe hat v.a. gezogene grüne Miniatur-Kurzzylinder und Bernsteinperlen während in der letzten erstmals die kleinen rundlichen Ringelchen auftreten, hauptsächlich kombiniert mit Bernsteinperlen. Aus der vorhergehenden Phase werden die kleinen schwarzen Miniaturperlen sowie die kleinen Überfangperlen weiterverwendet. Mit der Erweiterung des Typenspektrums hat auch die Anzahl der Perlen pro Halskette wieder zugenommen, ohne jedoch wieder eine Menge wie in Grab 455 zu erreichen. Aufgrund der grösseren Typenvielfalt sind nun in einer Kette vermehrt verschiedene Formen, verschiedene Grössenklassen und ein erweitertes Farbspektrum vertreten: neben schwarz, silberfarben und dunkelblau nun auch hellgrün, gelb und braun. Die Tragweise dieser Perlen ist nun, abgesehen von denjenigen aus Grab 547, relativ einheitlich; die Perlen konzentrieren sich vorwiegend im Halsbereich, wobei sie in mehreren Reihen und sehr dicht angeordnet sind (Abb. 156). Da der Fadenverlauf der einzelnen Perlen oftmals senkrecht bzw. das gesamte Perlenensemble eher in Längsrichtung orientiert ist und somit dem gängigen Halskettenschema nicht entspricht, liegt die Vermutung nahe, dass mit diesen Perlen der Ausschnitt bzw. die Borten eines Kleides bestickt waren. Besonders dort wo kleine grüne Miniaturkurzzylinder mit anderen, grössern Perlen vergesellschaftet sind erscheint eine Perlenstickerei sehr plausibel, da dieser extrem kleine Perlentyp, sobald er aufgefädelt ist, gerne in die grösseren Fadenlöcher der anderen Perlen hineinrutscht und somit nicht mehr sichtbar ist. Dieses Problem des Hineinrutschens liesse sich vielleicht mit Knoten oder geeigneten «Trennstücken» lösen, die bis jetzt aber noch nicht nachgewiesen werden konnten. Der Bernsteinanteil dieser zahlenmässig nie sehr umfangreichen Ensembles ist relativ hoch, indem er Werte von bis zu 85% erreicht.
Stufe 41738 In dieser Stufe erscheinen ebenfalls in gestaffelter Folge neue Typen, während diejenigen aus der vorhergehenden Stufe mehrheitlich weiterverwendet werden. Neu sind: – Reticella, kleiner Ring – Melonenperle, mittelgross, transluzid, mit 6–9 und mehr Rippen – schwach transluzide bis opake Prismen
Abb. 155: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 3: Perlenketten aus den Gräbern 438 und 624C.
Abb. 156: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 3: Grab 438. Grab- und Detailplan der Perlen.
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Abb. 157: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 4: Perlenkette aus Grab 384.
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– Spiralen bzw. Girlanden auf grossen Langzylindern – Gekämmte Spiralen auf kleinem Zylinder – Gezogene, transluzide, sehr lange blaue Zylinder Die Grössen- und Typenvielfalt sowie Farbigkeit der Perlen nimmt in dieser Stufe weiterhin zu (Abb. 157); vermehrt treten nun mit den kleinen Reticellaringelchen sowie den mit Spiralen und Girlanden verzierten zylindrischen Formen zweifarbige Perlen auf. Wie in der vorherigen Stufe sind immer noch anzahlmässig geringe Perlenensembles vertreten, es zeichnet sich aber in einigen Inventaren eine Trendumkehr ab. Nachdem in Stufe 2 und zu Beginn von Stufe 3 die kleinen schwarzen rundlichen Miniaturperlen sowie die kleinen Überfangperlen nicht getragen wurden, tauchen besonders letztere vermehrt wieder auf. Auffallend sind nun auch die Grössenunterschiede der verschiedenen Perlentypen, was sich auch in ihrer Tragweise widerspiegelt. So lässt sich bei den Ensembles aus den Gräbern 571, 445B, 626, 660 und 384 eine deutliche Zweiteilung in der Anordnung der Perlen feststellen: Im Halsbereich wiederum eine konzentrierte, mehrreihige Anordnung der Kleinperlen, v.a. Bernstein, Überfang, grüne Miniaturkurzzylinder, kleine Ringelchen, schwarze Miniaturperlen. Dort ist wiederum in einigen Fällen ein senkrechter Fadenver-
lauf gut ablesbar. Auf dem Oberkörper hingegen befinden sich die grossen zwei- und einfarbigen Perlen, z.T. ausgesucht schöne Stücke. Ihre Anordnung ist völlig anders, indem sie senkrecht über den Oberkörper verlaufen, meistens an der Innenseite des rechten Oberarms. Varianten bestehen insofern, indem die Perlen auf der Höhe des Ellbogens im rechten Winkel abbiegen, um nun quer über den Bauch zu verlaufen oder sämtliche Prachtperlen diagonal über den Brustraum verlaufen. Da die dazugehörigen Stoffe sich nicht erhalten haben, ist es problematisch, eine Zuordnung zu einzelnen Kleidungsstücken bzw. eine Interpretation als Halskette zu treffen. Wie oben bereits erwähnt, lassen sich die Kleinperlen aufgrund ihrer Anordnung entweder als mehrreihiges Collier verstehen oder als Perlenstickerei am Ausschnitt eines Kleides. Der senkrechte Verlauf der grossen Prachtperlen lässt hingegen weniger auf eine Kette schliessen, als vielmehr auf die Bestickung einer Kleiderkante, beispielsweise eines Mantels oder Umhangs. So ist es sehr gut denkbar, dass die Perlen auf zwei Kleiderebenen angeordnet waren (Kleid und Mantel/Umhang), was sich aber aufgrund fehlender organischer Überreste hier letztlich nicht beweisen lässt (Abb. 158).
Stufe 51739 Diese Stufe (Abb. 159) ist besonders gekennzeichnet durch das Aufkommen von grossen Reticellaperlen, während ansonsten nur sehr wenige neue Typen hinzukommen: – Reticella gross – Mandeln, v.a. transluzid und schwach transluzid – Gezogene, kleine Zylinder – Kleine braune Tonnen – Kleine gelbe Tonnen – langer Doppelkonus – Kurzzylinder, nicht gelb – Weit gekreuzte Wellenbänder auf kugeligem bis tonnenförmigem Körper Die beiden letzten Typen sind allerdings zwei Sonderformen und können höchstens als Vorwegnahme des eigentlichen Typs in der übernächsten Stufe interpretiert werden. Die Perlenensembles von Stufe 4 weisen immer noch eine grosse Vielfalt auf, indem Typen reichlich weiterverwendet werden, die bereits in den vorhergehenden Stufen aufgekommen sind. Die Farbigkeit und Verwendung von einzelnen besonders prächtig und aufwendig gefertigten Perlen nimmt weiterhin zu. Was den Umfang der Perlenensembles angeht, so sind in dieser Stufe die Gegensätze sehr gross. Neben sehr kleinen Inventaren treten nun solche auf, die überaus zahl-
reiche Perlen aufweisen.1740 Mit den Gräbern 717 und 649 sind wiederum typische Vertreter der zweiteiligen Perlentragweise in dieser Gruppe vertreten: eine enge, mehrreihige Vergesellschaftung von Kleinperlen in der Halszone, grosse und prächtige Perlen in linearer Anordnung im Oberkörperbereich. Völlig anders ist der Befund bei den Perlen aus Grab 637; hier sind sowohl die Klein- als auch die grösseren Prachtperlen nicht voneinander getrennt, im Halsbereich zeichnet sich, anders als vorher, keine klar abgegrenzte Perlenkonzentration ab. Klein- und Prachtperlen verlaufen in einem breiten, mehrreihigen Strang vom Halsansatz senkrecht über den oberen Brustraum. Die Perlenkonzentration ist teilweise sehr dicht, ein senkrechter Fadenverlauf lässt sich besonders gut an den Langzylindern und mehrfach segmentierten Überfangperlen ablesen. Wiederum ist es denkbar, dass mit diesen Perlen die Kante eines Kleidungsstückes bestickt war, aber ebenso wäre es im Bereich des möglichen, wenn die Halskette leicht zusammengefaltet auf der Toten niedergelegt wurde.
Abb. 158: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 4: Grab 445B. Grab- und Detailplan der Perlen.
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Auch in den Gräbern 484, 664, 476 lässt sich ein solches Tragschema beobachten: keine Trennung von Klein- und Grossperlen, sondern gemeinsames Auftreten im gesamten Oberkörperbereich (Abb. 160). Im Fall von Grab 484 erinnert die Anordnung der Perlen am ehesten an die Tragweise, wie sie gemeinhin erwartet wird: aufgrund des linearen Verlaufs zu beiden Seiten des Oberkörpers sowie der waagrechten Verbindung im unteren Bereich wirkt sie wie eine «typische» Perlenkette. Wie allerdings von der Besitzerin die Perlen aufgereiht wurden, aus wievielen Strängen die Kette bestand sowie deren gemeinsame Verbindung, kann nicht beantwortet werden. Auch in Grab 664 sind Gross- und Kleinperlen auf dem gesamten Oberkörper miteinander vergesellschaftet, aber nicht wie in Grab 484 in der Art einer Kette. Vielmehr erinnern die regelmässig gereihten Kleinperlen an eine bestickte Kleiderkante.
Die Gruppe um Grab 692: ein chronologischtypologischer Widerspruch Grab 692 bildet vorläufig einen nicht zu lösenden Widerspruch hinsichtlich seiner typologischen Einordnung und seiner horizontalstratigraphischen Lage. Dieses Grab sowie die Gräber 836, 811, 678 und 718 bilden eine relativ einheitliche Gruppe, die sich problemlos in Stufe 4 einreiht. Aufgrund eindeutiger horizontalstratigraphischer Gegebenheiten muss Grab 692 jedoch als wesentlich jünger eingestuft werden: 692 überlagert Grab 700, welches eine wabenplattierte Riemenzunge enthält. In ihrer Erscheinung ist diese Gruppe relativ einheitlich und fällt dadurch auf, dass die Bestattungen keine grösseren Prachtperlen besitzen. Wie das Beispiel von Grab 692 zeigt, wurden die Kleinperlen im Halsbereich, wohl in mehrreihiger Anordnung getragen, einem Tragschema, wie es bereits in früheren Stufen anzutreffen war. Die Perlenkette aus Grab 692 enthält keinen einzigen Typ, welcher eindeutig ins späte 7. Jahrhundert datiert; da seine chronologische Einordnung aufgrund horizontalstratigraphischer Überlegungen unumstösslich ist, scheint hiermit wohl ein Beispiel für ein äusserst konservatives Modebewusstsein dokumentiert zu sein. Was die Zeitstellung der übrigen Gräber dieser kleinen Sondergruppe betrifft, so kann man weder anhand der übrigen Beigaben noch aufgrund von Überlagerungen einen genaueren Datierungsansatz erlangen.
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Stufe 61741 Diese Stufe ist charakterisiert durch das Aufkommen von Millefioriperlen, die in zwei Typen untergliedert werden können: – Millefiori A: Zylindrische und prismatische Millefioriperlen – Millefiori B: kugelige und tonnenförmige Millefioriperlen Wie in der vorhergehenden Stufe sind, nun aber deutlich vermehrt, grosse transluzide Ringe sowie transluzide Melonenperlen vertreten, ebenso Bernsteinperlen sowie die kleinen ringförmigen Perlen in braun und gelb (Abb. 161). Es zeigt sich nun ein Höhepunkt in der Prachtentfaltung: mit den Millefiori, grossen Reticellaperlen, den zahlreichen grossen Langzylindern mit Spiral- oder Girlandenverzierung sowie vereinzelt vorkommenden «Spezialanfertigungen» sind die Ensembles sehr farbig, üppig und zeigen eine grosse Formen- und Dekorvielfalt. Die Anzahl der Perlen pro Individuum ist im Vergleich zu den vorhergehenden Stufen weiterhin angestiegen. Grab 814 überragt mit 500 Perlen die übrigen Gräber der Stufen überaus deutlich. Es weist die gleiche Anzahl wie Grab 455 auf, hat aber dank der verschiedenen Formen, Farben und Grössen eine völlig andere Masse und Wirkung. Mit den Gräbern 573 und 629 lässt sich immer noch die zweiteilige Tragweise beobachten, ebenso bei Grab 439. Im letzteren Fall erstrecken sich jedoch die grösseren Perlen vom Oberkörperbereich bis ins Becken, was auf eine längere, verzierte Kleiderkante hindeutet. Die Dame aus Grab 814 hatte wohl eine ebenso verzierte Kleiderkante, die vom Oberkörper bis ins Becken reichte. Hier sind grosse und kleine Perlen in mehreren Reihen nebeneinander angeordnet. Die obere Brustpartie muss von einem prächtigen Collier bestickt gewesen sein. Hauptsächlich kleinere Perlen aus Glas und Bernstein sind dort in mindestens 15 Reihen auf einer Breite von ca. 20 cm verteilt. Der senkrechte Fadenverlauf sowie die aufgefächerte Anordnung der einzelnen Reihen bestärken den Eindruck eines bestickten Kleides (Abb. 162). Eine den gesamten Oberkörperbereich abdeckende Perlenanhäufung ist bei den beiden Mädchen aus Grab 385 zu beobachten, einer eindeutigen Doppelbestattung. Es handelt sich somit um eine Anordnung von Perlen, wie sie bereits in den vorhergehenden Stufen vertreten war. Somit ist nicht nur die Zusammensetzung des Perlenensembles nahezu identisch, sondern auch die Tragweise. Auch in diesem Fall ist eher an einen Kleiderbesatz als an eine eigentliche Kette zu denken. Die Lage der Perlen in Grab 618 hingegen könnte auf eine Halskette hindeuten; dieses Perlenensemble ist auch insofern herausragend, da die Trä-
gerin sehr bewusst auf eine symmetrische Zusammensetzung ihrer Kette geachtet hat, indem bei den grösseren Perlentypen auf ein paariges bzw. mehrpaariges Auftreten geachtet wurde. Die Gräber 473 und 686 fallen durch ihre geringe Perlenanzahl auf; diese Tatsache wird jedoch durch die aussergewöhnliche Qualität der Millefioriperlen wettgemacht.
Stufe 71742 Diese Stufe (Abb. 163) wird nicht nur durch eine markante Typenerweiterung charakterisiert, sondern kann als eigentliche Umbruchphase bezeichnet werden. Denn neben dem neuen Spektrum treten die Typen der vorhergehenden Stufen kaum noch in Erscheinung sondern bilden nurmehr eine äusserst schwache Grundströmung. Neu sind: – eng gekreuzte Wellenbänder auf kugeligen bzw. tonnenförmigen Typen – kugelig-ringförmige und tonnenförmige gelbe opake Typen, Einzelperlen – kleine Melonen, opak, wenig bzw. viel gerippt – mittlere Zylinder – eng gekreuzte Wellenbänder blau oder grünblau
auf weissem Grund, kugelige oder tonnenförmige Typen – eng gekreuzte Wellenbänder weiss auf rotem oder braunrotem Grund, kugelige oder tonnenförmige Typen – Zwölf Punkte auf Quader – Spiralen auf kleinen Zylindern – kurze Zylinder, gelb – Tonnen mit 3 oder 4 Punkten – Spiralen auf Tonnen – Bernsteinperlen, länger als breit, oft deutlich facettierte, unregelmässige Querschnitte Die markanten Grössenunterschiede entfallen nahezu, eigentliche Prachtperlen bzw. extravagante Sonderformen sind kaum mehr auszumachen, die Ensembles wirken sehr viel homogener und harmonischer. Der Bernsteinanteil nimmt sehr drastisch ab, die Proportionen der Bernsteine verändern sich ebenso, indem nun vermehrt Formen gewählt werden, die deutlich länger als breit sind und meistens deutlich facettierte, unregelmässige Querschnitte aufweisen. Überfangperlen sind so gut wie nicht mehr vorhanden und finden in der mehrfach segmentierten, opak gelben «Massenware» ihre Nachfolger. Dominierende Farben sind nun blau, weiss und gelb.
Abb. 159: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 5: Perlenketten aus den Gräbern 484 und 744A.
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Abb. 160: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 5: Grab 484. Grab- und Detailplan der Perlen.
Perlenensembles mit über 100 Perlen sind nur zweimal vertreten, doch selbst dort werden anzahlmässige Spitzenwerte wie in Stufe 5 nicht erreicht. Die Perlen konzentrieren sich hauptsächlich im Hals oder oberen Brustbereich, wobei im Falle der Gräber 825 und 417 wahrscheinlich von einer Bestickerei ausgegangen werden kann. Grab 519, mit dem grössten Perlenensemble, weist sowohl eine Perlenkonzentration im Halsbereich auf, als auch wiederum eine lineare Verteilung im Oberkörperbereich, während bei Grab 431 Konzentrationen von Kleinperlen in der Halszone und 244
im Bereich des Beckens zu beobachten sind. Der Ausgräber zog hierbei einen Ärmelbesatz in Betracht, es fehlt allerdings der schlüssige Beweis (Abb. 164).
Stufe 81743 Das Spektrum entspricht demjenigen von Stufe 7, wird aber durch folgende Typen ergänzt: – Doppelkonus – Tonnenförmig gestreckt, schlank – orangefarbene Tonne
– kugelig-ringförmige und tonnenförmige gelbe opake Typen, bis dreifach segmentiert Die Merkmale bezüglich Formen, Farben und Grösse sind zunächst wie in der vorhergehenden Stufe, doch gibt es eine ganze Reihe von Perlenensembles, welche durch Typenarmut auffallen: Doppelkoni bzw. gelbe Massenware bestimmen dort das Bild, zweifarbige bzw. verzierte Perlen werden immer seltener. Grössere Bernsteinperlen sind immer noch sehr rar, ebenso wie kleinere Bernsteinperlen, die als Altstücke zu interpretieren sind. Wie in der vorhergehenden Stufe sind umfangreichere Perlenensembles selten, da nur drei Inventare mehr als 100 Exemplare aufweisen (Abb. 165). Grab 30 aus der Kirche St. Maria in Schleitheim, welches zu den vermuteten Stiftergräbern zu zählen ist, fügt sich sehr gut in die Seriation des Gräberfeldes ein. Die relativ kleinen Doppelkoni der Gräber 541 und 504 passen in ihrer Grösse und Machart sehr gut zu denjenigen der privilegiert bestatteten Dame aus der Kirche.
Die Tragweise der Perlen ist, soweit dokumentiert, sehr unterschiedlich. Im Falle von Grab 418 zeigt sich eine grössere Perlenkonzentration im Halsbereich, weitere Exemplare müssen am Gehänge integriert gewesen sein, indem sie zumindest auf verschiedenen Schnüren aufgefädelt waren (Abb. 166). In Grab 440 beispielsweise befinden sich die Perlen im Oberkörperbereich, zu zwei deutlich voneinander getrennten Strängen angeordnet. Es kann nicht entschieden werden, ob es sich hierbei um eine Stickerei oder eine besondere Art einer Auffädelung handelt. Grab 540, das in die Gruppe mit geringer Typenvielfalt gehört, zeigt eine weitere Variante der Perlenanordnung. Am Hals, auf dem Oberkörper und in der Beckenzone befinden sich kleinere, klar voneinander abgetrennte und mehrreihige Perlenkonzentrationen. Leider ist der Befund durch die Altgrabung teilweise gestört, über den intakten Zustand kann nur noch spekuliert werden.
Abb. 161: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 6: Perlenkette aus Grab 618.
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Abb. 162: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 6: Grab 814. Grab- und Detailplan der Perlen. Abb. 163 (rechte Seite): Schleitheim-Hebsack. Perlenstufe 7: Perlenkette aus Grab 519.
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Abb. 164: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 7: Grab 519. Grab- und Detailplan der Perlen. Abb. 165 (rechte Seite): Schleitheim-Hebsack. Perlenstufe 8: Perlenkette aus den Gräbern 329 und 540.
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Stufe 91744 Wie in der vorhergehenden Stufe erfährt das Perlenspektrum in dieser Phase nur eine kleine Erweiterung: – Gekreuzte Wellen mit Punkten – mehrfach segmentierte grüne Perlen Aus den vorhergehenden Stufen werden vereinzelte Perlen weiterverwendet, es ergibt sich diesbezüglich aber kein einheitliches Bild. Weiterhin dominant ist der Typ kugelig-ringförmig oder tonnenförmig gelb, als Einzelperle oder als mehrfach segmentierte Variante, etwas häufiger sind nun die länglicheren, facettierten Bernsteinperlen. Vorherrschende Farbe ist nun gelb, aufwendig verzierte Perlen sind eine Seltenheit. Wenn Bernsteinperlen vertreten sind, so heben sie sich deutlich von den sehr viel kleineren Glasperlen ab (Abb. 167). Die Anzahl der Perlen innerhalb eines Ensembles ist auch in dieser Stufe Schwankungen unterworfen, jedoch sind Inventare mit weniger als 20 Perlen eher selten, ebenso wie solche mit über 100 bzw. über 150 Exemplaren. Die Frau aus Grab 590 hat verhältnismässig wenige Perlen besessen, zieht man die Tatsache in Betracht, dass ihr 20 Goldmünzen beigegeben wurden und in derselben Stufe noch sehr viel umfangreichere Perlenketten getragen wurden. Die relativ geringe Menge widerspiegelt somit vielleicht einen Modetrend. Dieser Widerspruch wird durch den sehr schlechten Erhaltungszustand der Perlen noch unterstrichen.1745 Die Perlen sind nun alle am Hals oder im oberen Brustbereich vorzufinden, die zweiteilige Tragweise ist verschwunden. Die Anordnung der Perlen erscheint sehr viel diffuser, sodass nicht eindeutig bestimmt werden kann, ob die Perlen als Stickerei auf dem Kleidungsstück angebracht wurden oder in Form einer Halskette getragen wurden (Abb. 168).
Stufe 101746 Auch die letzte Stufe (Abb. 169) ist nur durch eine kleine Typenerweiterung gekennzeichnet: – rundlich, schwarz mit bunten (gelben, roten, grünen) Punkten bzw. gelben Splittern Weiterhin dominierend ist die gelbe Massenware, somit gelbe Einzel- und mehrfach segmentierte Perlen, Doppelkoni sind ebenfalls noch häufig vertreten. Der neue Perlentyp rundlich, schwarz mit bunten Punkten bzw. gelben Splittern dominiert kein einziges Perlenensemble und kann keineswegs als auffallende Perle bezeichnet werden. Vorherrschende Farbe ist gelb. Was die Tragweise der Perlen betrifft, so hat sich im Vergleich zur vorhergehenden Stufe nichts geändert. 250
Gestörte Gräber Die Verteilung der gestörten Gräber ist hinsichtlich der relativchronologischen Stufengliederung sehr unregelmässig. Während in den Stufen 1–6 nur die wenigsten Gräber gestört sind, ist ihr Anteil in den folgenden Stufen umso grösser, da nahezu fast jedes zweite Grab dort nicht mehr intakt ist. Der Grad der Störung ist sehr unterschiedlich, was sich hinsichtlich der Erhaltungsbedingungen der Perlen auswirkt: einige dieser Perleninventare sind nahezu vollständig und unbeschädigt, von anderen liegen hingegen nur noch Restbestände vor.1747
Stratigraphische Hinweise Wie in anderen Friedhöfen, so sind auch in Schleitheim Überlagerungen bzw. Überschneidungen von Gräbern festzustellen. So lassen sich in drei Fällen Perlen in eine unmittelbare stratigraphische Abfolge bringen,1748 was gleichzeitig auch die Stufengliederung auf ihre Richtigkeit überprüft: – 456 überlagert 455 (Stufe 3 überlagert Stufe 1) – 641 überlagert 704 (Stufe 8 überlagert Stufe 4) – 836 überlagert 830 (Stufe 5 überlagert Stufe 4)
Die Perlen aus den Altgrabungen: Gräber 121, 139, 10, 96, 53, 9, 61, 95, 6, 27, 62, 35, 145, 118, 97, 52, 15 sowie x1–x31749 und SLM 16201750 Wie eingangs erwähnt, wurden im Rahmen der Altgrabungen auch einige Perlenensembles zutage gefördert. Zusammensetzung und Umfang der heute vorliegenden Perlenketten gelten nicht als eindeutig gesichert, weshalb sie in der Hauptseriation zunächst nicht miteinbezogen wurden. Behält man die Typenabfolge bei und ordnet die Altfunde entsprechend ein, ergeben sich Stufengliederungen wie in der Hauptseriation (Tab. 38). Das Perlenspektrum setzt allerdings erst mit den Stufen 5 und 6 ein, wobei es sich hierbei nur um zwei Gräber handelt. Der Hauptanteil der Funde lässt sich in die Stufen 8, 9 und 10 einreihen, während die Stufe 7 nicht vertreten zu sein scheint. Die zeitliche Verteilung der Perlen aus den Altgrabungen wird durch die übrigen Trachtbestandteile und Beigaben bestätigt und zeigt auf, dass dieser Teil des Gräberfeldes erst zu einem späteren Zeitpunkt belegt wurde und nicht zum eigentlichen Gründungsbereich zu zählen ist. Da keinerlei entsprechende Dokumentation erstellt wurde, können keine Aussagen zur Tragweise gemacht werden.
Zusammensetzung der Perleninventare anhand einiger Perlentypen Das Aufkommen neuer Perlentypen zeigt einen fortlaufenden Wechsel innerhalb der Perlenmode auf. Neben den einzelnen Typen sind auch ihre Vielfalt und Menge charakteristisch für die einzelnen Zeitstufen und zeigen somit die jeweiligen Vorlieben und Traditionen in der Perlenmode an. Eine sehr geringe Typenvielfalt ist bei Grab 363 sowie der Stufe 1 feststellbar, wobei Grab 363 diesbezüglich die anderen Gräber noch übertrifft. Ein deutlicher Wandel zeichnet sich erst in Stufe 3 ab, dies umso deutlicher angesichts von Stufe 2, die durch äusserste Perlenarmut gekennzeichnet ist. So ist ab Stufe 3 eine stetige Zunahme von Typen zu verzeichnen, die mit der Stufe 6 ihren Höhepunkt erreicht. Mit Stufe 7 geht ein radikaler Wandel des Typenspektrums einher: zwar zeigt sich auch hier noch eine grosse Typenvielfalt, doch handelt es sich um eine völlig neue Typenpalette, die in den folgenden Stufen weiter verwendet und ergänzt wird. Typen aus den vorangehenden Stufen sind wohl immer noch vorhanden, jedoch nur noch vereinzelt und in geringen Stückzahlen. Die Betrachtung von einigen wenigen Typen über alle Zeitstufen hinweg unterstreicht zusätzlich den steten Wandel in der Perlenmode. Die wechselnden Anteile von transluziden Perlen, Bernsteinperlen sowie verzierten Perlen verdeutlichen dies, ebenso wie der Umgang mit sogenannten Massenerzeugnissen, die wohl über mehrere Stufen verteilt auftreten, aber jeweils in ihrer Häufigkeit durchaus Charakteristika aufweisen: Überfangperlen, kleine rundliche, opake Perlen sowie die segmentierte gelbe «Massenware» (Tab. 39). Grab 363 hat noch einen äusserst hohen Anteil an transluziden Perlen, der dann in Stufe 1 stark abfällt. Ab Stufe 3 ist in vereinzelten Ketten eine leichte Zunahme zu verzeichnen, die sich in den folgenden Stufen 4, 5 und 6 deutlich weiter fortsetzt. Mit der Zunahme der Typenvielfalt scheint somit auch ein Anstieg der transluziden Perlen einherzugehen.1751 In Stufe 7 kommen nicht nur zahlreiche neue Typen auf, auch der Anteil der transluziden Perlen verringert sich nun markant. Bis auf wenige Ausnahmen in den Stufen 8 und 9 setzt sich diese Tendenz fort. Ein ähnliches Verhalten lässt sich auch bei den Bernsteinperlen beobachten. Grab 363 hat nicht nur einen hohen Anteil transluzider Perlen, sondern auch die Bernsteinperlen erreichen mit 38% einen sehr hohen Wert. Dieser Wert sinkt radikal in Stufe 1, da diese Gräber überhaupt keine Perlen aus diesem Material aufweisen. Ein gänzlich anderes Bild wird dann wiederum in Stufe 3 vermittelt; von vier Ausnahmen abgesehen, haben
Abb. 166 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Perlenstufe 8: Grab 418. Grab- und Detailplan der Perlen.
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die Ketten dieser Stufe sehr hohe Bernsteinanteile, womit in Schleitheim die kleinen rundlichen Bernsteinperlen schon vor dem mittleren Drittel des 6. Jahrhunderts in Massen auftreten.1752 In den folgenden Stufen sind Bernsteinperlen weiterhin zahlen- und anteilmässig gut vertreten, um dann in Stufe 7 deutlich weniger zu werden. Abgesehen von wenigen Ausnahmen, sind in Stufe 8, mit dem Aufkommen der Doppelkoni, so gut wie keine Bernsteinperlen vertreten. Erst in Stufe 9 sind wenige Inventare zu finden, welche die Bernstein-Tradition fortsetzen. Auch der Anteil der verzierten Perlen ist Schwankungen unterworfen. Erst ab Stufe 3 sind erste, wenige verzierte Perlen zu verzeichnen, die in den Stufen 4, 5 und 6 stetig zunehmen. In Stufe 7 vergrössert sich ihr Anteil, was sich durch das Aufkommen der eng gekreuzten Wellenbänder erklären lässt. In Stufe 8 hängt der Verzierungsgrad davon ab, wo dieser Perlentyp auftaucht; so sind neben Inventaren mit verzierten Perlen zahlreiche unverzierte anzutreffen. In den Stufen 9 und 10 ist der Verzierungsanteil gering, wobei mit dem Aufkommen des Typs rundlich, schwarz, mit bunten Punkten wieder ein Anstieg erfolgt.
Überfangperlen,1753 kleine rundliche opake1754 sowie rundliche, gelbe, mehrfach segmentierte1755 Perlen sind jeweils in Massen hergestellt und häufig auch in grosser Stückzahl getragen worden. Als erste setzen die Überfangperlen ein, indem sie zunächst in kleiner Stückzahl und ausgezeichneter Qualität1756 in Grab 363 sowie in Stufe 1 vorkommen. In Stufe 3 sind die Anteile dann sehr gross, um dann in Stufe 4 etwas geringer zu werden und in Stufe 5 umso häufiger aufzutreten. Ab Stufe 6 ist ihr Anteil wieder deutlich geringer, um dann ab Stufe 7 so gut wie nicht mehr aufzutauchen. Ähnlich verhält es sich mit dem Typ klein, rundlich opak, der erst im Verlauf der Stufe 3 auftritt, in einzelnen Inventaren in sehr hoher Konzentration. Ebenso ist es in den Stufen 4, 5 und 6, um wie die Überfangperlen ab Stufe 7 nur noch in den seltensten Fällen aufzutauchen. Diese oftmals in Massen auftretenden Perlentypen werden durch andere Massenware ersetzt: zunächst ab Stufe 7 die rundlichen, gelben Einzelperlen, ab Stufe 8 diese dann ergänzt durch die mehrfach segmentierte Variante.
Abb. 167 (linke Seite): Schleitheim-Hebsack. Perlenstufe 9: Perlenketten aus Grab 318. Abb. 168: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 9: Grab 318. Grab- und Detailplan der Perlen.
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Abb. 169: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 10: Perlenketten aus den Gräbern 824 (links und Mitte) und 303 (rechts).
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Verteilung auf Altersgruppen1757 In etwas mehr als 30% der Gräber, welche mit Hilfe der Seriation chronologisch eingeordnet werden können, sind Kinder1758 bestattet worden. Der Anteil dieser Altersgruppe ist jedoch nicht regelmässig über alle Zeitstufen verteilt (Tab. 37). Besonders in den Stufen 4 und 5, welche eine recht grosse Datenmenge darstellen, ist jede zweite Bestattung diejenige eines Kindes. Es fragt sich, inwieweit diese Tatsache Auswirkungen auf die chronologische Interpretation der Perlen haben könnte, v.a. unter der Annahme, dass vielleicht sehr kleine Kinder mitunter nicht immer Trachtbestandteile erhalten haben, die dem aktuellen Modetrend entsprechen. Betrachtet man den Umfang der Perlenketten aus den Kindergräbern, so stellt man fest, dass auch Kinder1759 durchaus mit vielen Perlen ausgestattet worden sein können, sie also nicht a priori aufgrund ihres Alters weniger bekamen. Dieser Sachverhalt zeigt sich ja auch bei den übrigen Trachtbestandteilen und Beigaben, womit eine soziale Hierarchisierung bereits bei den Kindern einsetzt.
Die 14–19jährigen stellen mit rund 6% nur eine kleine Altersgruppe dar, ebenso wie die über 60jährigen mit etwas mehr als 4%. Sehr viel grösser ist die Gruppe der 20–30jährigen mit 15% sowie der 30–40jährigen mit 19%, während er bei den 41–50jährigen nur noch 12%, bei den über 50jährigen noch 10% beträgt.
Absolutchronologische Gliederung Da aus dem gesamten Gräberfeld weder münznoch dendrodatierte Gräber vorliegen, erfolgt die absolutchronologische Datierung des Perlenmaterials anhand entsprechender Vergleiche aus anderen Gräberfeldern. Stufe 1: um 440/450–460/470 Stufe 2: um 460/470–480/490 Stufe 3: um 480/490–500/510 Stufe 4: um 500/510–520/530 Stufe 5: um 520/530–540/550 Stufe 6: um 540/550–570/580 Stufe 7: um 570/580–600/610 Stufe 8: um 600/610–630/640 Stufe 9: um 630/640–660/670 Stufe 10: um 660/670–690/700
Belegungsbeginn und Stufe 1, um 440/50–460/70 (Kart. 8) Grab 363 kennzeichnet den Belegungsbeginn des Gräberfeldes, ebenso wie Grab 455, welches bereits in Stufe 1 einzuordnen ist.1760 Während Grab 363 ins zweite Viertel des 5. Jahrhunderts datiert, erfolgt für Stufe 1 ein zeitlicher Ansatz um 440/50–460/70. Überwiegend aus Miniaturperlen zusammengestellte Ketten finden sich auch in Hemmingen in den Gräbern 14 und 35, in Basel-Gotterbarmweg Grab 18, Basel-Kleinhüningen Grab 100,1761 Altenerding Grab 512 oder in Bittenbrunn Grab 6.1762 Mit der Kette aus Eschborn Grab 16 ist ein weiteres Beispiel dieser Perlenmode zu nennen. Dieses Grab zählt dort zur älteren Fibelentwicklungsstufe, weshalb eine Datierung ungefähr ins mittlere Drittel des 5. Jahrhunderts erfolgt.1763 Im Gräberfeld von Weingarten ist diese Zeitstufe innerhalb der Perlenmode noch nicht vertreten.
Stufe 2, um 460/470–480/490 (Kart. 8) Transluzide Perlen unterschiedlicher Form, meist bläulicher oder grüner Farbe sind laut Heege charakteristisch für Perlenketten und Gürtelgehänge der zweiten Hälfte des 5. und des frühen 6. Jahrhunderts in Süddeutschland.1764 Mit Hemmingen,1765 Basel-Kleinhüningen,1766 Monsheim,1767 Herten,1768 Heidelberg-Kirchheim,1769 Heidenheim-Gassenäcker,1770 Eschborn1771 oder Weingarten,1772 um nur eine kleine Auswahl zu nennen, lassen sich zahlreiche Belege für die Perlenmode und -typen dieser Zeitstufe aufzeigen. Die Anzahl der Perlen variiert sehr stark, zwischen sehr wenigen, z.B. zwei, fünf oder 16 Stücken bis hin zu Inventaren mit bis zu 20 oder 50 Exemplaren. Die Perlen wurden hauptsächlich im Hals- oder Armbereich bzw. am Gehänge getragen. In Weingarten datieren Gräber mit Perlen dieser Typengruppe und dieser Tragweise in die Kombinationsgruppe A, somit in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts.1773 Münzdatierte Gräber als Vergleichsfunde: BaselKleinhüningen Grab 126 (t.p. 445–450) und Basel-Kleinhüningen Grab 94 (t.p. 424–455).1774
Stufe 3, um 480/90–500/510 (Kart. 8) Stufe 3 weist im Vergleich zu Stufe 2 wieder Halsketten im eigentlichen Sinne auf. Die Typenzusammensetzung entspricht weitgehend der Kombinationsgruppe B (490–530) nach Sasse und Theune.1775 Mittelgrosse transluzide Melonenperlen mit drei bis fünf Rippen scheinen in Schleitheim früher einzusetzen als diejenigen mit
sechs bis neun und mehr Rippen, welche erst in der folgenden Stufe aufkommen. Neu in Stufe 3 sind die schwarzen rundlichen Miniaturperlen der Grössenklasse B, ebenso wie die Überfangperlen der ebenfalls grösseren Grössenklasse B. Wie das Beispiel von Kaiseraugst zeigt, sind Überfangperlen bereits in spätrömischer Zeit in Mode.1776 Sie finden in Schleitheim bis in die Mitte bzw. bis gegen Ende des 6. Jahrhunderts Verwendung, wie in anderen Gräberfeldern auch.1777 Das münzdatierte Grab 755 aus Weingarten (t.p. 493)1778 bietet eine gute Datierungsgrundlage für diese Stufe. Die gezogenen grünen Miniaturkurzzylinder sowie die kleinen rundlichen opaken Ringelchen sind in Schleitheim in Stufe 3 ebenso charakteristisch wie in Weingarten und Eichstetten die Kombinationsgruppe B. Kleine rundliche Bernsteinperlen, in Schleitheim unterschieden in solche mit vier- und dreikantigem Querschnitt, sind nun erstmals in Stufe 3 vertreten, somit deutlich vor dem mittleren Drittel wie in Basel-Bernerring oder anderswo beobachtet.1779 Im Falle von Kaiseraugst sind Ketten mit zahlreichen kleinen Bernsteinperlen der von Martin bezeichneten Serie A charakteristisch für die Zeitschichten C (510/30–580) und D (580–610/620)1780 und umschreiben somit den zeitlichen Rahmen, wie er auch in Schleitheim für die Stufen 3–7 weitgehend gilt, abgesehen von wenigen Altstücken in jüngeren Inventaren. Münzdatierte Gräber als Vergleichsfunde: Fridingen Grab 1501781 (t.p. 493–518) und Weingarten Grab 755 (t.p. 493–532).1782
Stufe 4, um 500/510–520/30 (Kart. 8) Diese Stufe besitzt mit den kleinen Reticellaperlen, die aus einem tordierten zweifarbigen Fadenstrang gewickelt sind, einen unverkennbaren Perlentyp. Koch ordnet sie in Schretzheim in Gruppe 47,1783 ohne jedoch eine genauere chronologische Einordnung vorzunehmen. In der Seriation von Weingarten erscheint sie in der Perlenkombinationsgruppe B1784 (Datierung von Perlenkombinationsgruppe B: 490–530), ebenso in der gemeinsamen Untersuchung von Weingarten und Eichstetten.1785 Die mittelgrossen, transluziden Melonenperlen mit sechs bis neun und mehr Rippen1786 werden von Sasse und Theune in die Perlenkombinationsgruppen C bzw. B2 (in der gemeinsamen Korrespondenzanalyse) eingeordnet, was weitgehend dem Zeitrahmen von Schleitheim entspricht. Prismaförmige Perlen sind in dieser Stufe sowohl von transluzider als auch opaker Beschaffenheit. Ähnlich zu datieren sind die gezogenen, sehr langen blauen (seltener grünen) transluziden Zylin255
der, welche auch bei Sasse und Theune erstmals in der Kombinationsgruppe B (490–530) erscheinen, was ebenfalls für die grossen Langzylinder mit Spiral- bzw. Girlandendekor zu gelten hat.1787 Anders verhält es sich jedoch mit der chronologischen Beurteilung der gekämmten Spiralen auf kleinen Zylindern, welche von Sasse und Theune wesentlich jünger angesetzt werden (Kombinationsgruppen D–E bzw. D–F, somit Ende 6. und 7. Jahrhundert).1788 Der Grund für diese Diskrepanz dürfte im Vergleich zu Schleitheim in der unterschiedlichen Definition dieses Typs zu suchen sein. Zieht man nämlich die von Koch in Schretzheim definierte Gruppe 45 heran, so sind hierfür bereits Belege in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts zu verzeichnen.1789 Münzdatierte Gräber als Vergleichsfunde: KölnMüngersdorf, Grab 131 (t.p. 527).1790
Stufe 5, um 520/30–540/50 (Kart. 8) Die Stufe ist durch das Aufkommen der grossen Reticella-Perlen gekennzeichnet, wobei es sich mit einer Ausnahme1791 um zylindrische Formen handelt; doppelkonische Typen fehlen hier völlig. Dieser Perlentyp ist gemäss der Einteilung von Koch in Schretzheim1792 zur Perlengruppe 48 zu zählen. Dort fehlt er in Stufe 1 (525/35–545/50, ist in Stufe 2 (545/50–565/70) häufig, ebenso in Stufe 3, während in Stufe 4 nur noch ein Beleg zu verzeichnen ist. Im Vergleich zu dieser Fundstelle sind die grossen Reticellaperlen in Schleitheim zeitlich früher angesetzt, indem sie auch vor den Millefioriperlen erstmals vorkommen. Zieht man die Ergebnisse der gemeinsamen Korrespondenzanalyse von Weingarten und Eichstetten heran, so sind sie mit Schleitheim durchaus vergleichbar: dort tauchen die grossen Reticellaperlen erstmals in der Kombinationsgruppe B2 auf (Datierung von B: 490–530),1793 in der Matrix der Korrespondenzanalyse von Weingarten allerdings in der Perlenkombinationsgruppe C1794 (530–570). Auffallend ist in Schleitheim ein erstes Auftreten von mandelförmigen bzw. asymmetrisch mandelförmigen Perlen, die allesamt von transluzider Beschaffenheit sind und sich somit deutlich von den opaken, jüngeren Exemplaren unterscheiden. Perlen mit weitgekreuzten Wellenbändern, ein eher seltener Typ in Schleitheim, treten auch in der gemeinsamen Seriation von Weingarten und Eichstetten zusammen mit den Reticellaperlen auf, allerdings erst ab der Kombinationsgruppe C.1795 Münzdatierte Gräber als Vergleichsfunde: Obrigheim Grab 86 (t.p. 541–552).1796 Die Münze weist somit in die Schleitheimer Stufe 5, die Zusammensetzung der Kette jedoch eher in Stufe 3. Es 256
wäre in diesem Zusammenhang interessant zu wissen, wie alt die Dame aus Grab 86 war.
Stufe 6, um 540/50–570/80 (Kart. 8) Die Stufe ist durch Millefiori-Perlen definiert, wobei sowohl länglich-prismatische als auch kugelige bzw. tonnenförmige Typen hier wohl gleichzeitig auftauchen. Aufgrund der geringen Mengen und der wenigen Gräber, wo sie vorhanden sind, lässt sich in Schleitheim ein früheres Auftauchen des prismatischen Typs nicht schlüssig nachweisen, wie es bereits Martin vermutet hat.1797 Millefioriperlen beider Typen kommen laut Martin nördlich der Alpen um die Mitte des 6. Jahrhunderts auf, wohin auch das münzdatierte Grab 90 von Köln-Müngersdorf mit einem t.p. von 555 weist.1798 Ähnlich verhält es sich im Falle von Schretzheim; dort fehlen Millefioriperlen fast ganz in Stufe 1 (525/35–545/50), Ketten mit fünf Millefioriperlen fallen in Stufe 2 (545/50–565/70) noch sehr auf, und erst in Stufe 3 (565/70–590/600) sind Ketten mit mehr als fünf Millefioriperlen häufiger.1799 Derart reich mit Millefioriperlen bestückte Ketten sind in Schleitheim nur in zwei Fällen zu vermerken, wobei es sich in beiden Fällen auch um sehr umfangreiche Ketten handelt.1800 Im Vergleich mit den aufgeführten Gräberfeldern liegt für Schleitheim somit eine weitgehende chronologische Übereinstimmung vor. Anders als in Schretzheim sind jedoch in Schleitheim keinerlei Millefioriperlen als Altstücke zu verzeichnen. Wie von Martin in BaselBernerring bemerkt,1801 sind auch in Schleitheim Millefioriperlen in sehr unterschiedlicher Qualitätsausprägung vorhanden; diese Unterschiede beschränken sich weder auf einzelne Inventare noch sind sie ausschliesslich in einer Kette vorhanden, sondern stets sind gute und schlechte Qualität miteinander vertreten. Die Untersuchungen von Sasse und Theune1802 weisen zumindest in dieselbe chronologische Richtung: in Weingarten treten Millefioriperlen in der Perlenkombinationsgruppe C auf,1803 wobei es leicht irritierend ist, dass auf der entsprechenden Matrix der Korrespondenzanalyse1804 Millefioriperlen erst in der Perlenkombinationsgruppe D1 einsetzen. In der gemeinsamen Korrespondenzanalyse für Weingarten und Eichstetten tauchen Millefioriperlen in der Kombinationsgruppe D1 auf1805 (Datierung der Perlenkombinationsgruppe D: 570–610), was im Vergleich zu Schleitheim später ist. Diesbezüglich widersprüchlich ist im Falle von Weingarten die Position von Grab 125, welches eine Millefioriperle enthält: die Perlenkette aus diesem Grab wird als typisch für die Kombinationsgruppe C abgebildet,1806 ist aber auf der Matrix der Korrespondenz-
analyse von Weingarten in die Perlenkombinationsgruppe D2 eingeordnet, während es aufgrund der gemeinsamen Korrespondenzanalyse in D1 eingestuft ist. Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich den chronologischen Spielraum eines Systems, welches ausschliesslich auf computergerechneten, statistischen Mittelwerten beruht und vertraut. Münzdatierte Gräber als Vergleichsfunde: BaselBernerring Grab 8 (t.p. 541–552), Basel-Bernerring Grab 27 (t.p. 560/70),1807 Herbrechtingen (t.p. 555–587?),1808 Köln-Müngersdorf Grab 90 (t.p. 555–565)1809 und Unterthürheim (t.p. 555–565).1810 Mit den Perlen aus Oberflacht der «Gräber 78–81» würde sich die Gelegenheit ergeben, Dendrodaten beizuziehen, wenn sie, die Perlen, zweifelsfrei einem einzigen Grab zugewiesen werden könnten. So dürften die Perlen zum Teil aus Grab 79 und Grab 80 stammen und «nachträglich mit weiteren Perlen zu zwei Ketten vereinigt worden sein.»1811 Die Dendrodaten der Gräber 78, 79, 80 und 81 zeigen eine relativ eng begrenzte Zeitspanne von 558–572 n.Chr.,1812 was sich auch in den Zeitansatz der Schleitheimer Stufe 6 einfügen würde.1813
Stufe 7, um 570/80–600/610 (Kart. 9) Die Stufe zeigt einen starken Zuwachs an neuen Perlentypen. Charakteristisch sind nun kugelige Perlen mit eng gekreuzten Wellenbändern, welche in Schretzheim den Beginn der Stufe 4 (590/600–620/30) markieren.1814 Perlen mit blauen oder grünblauen, eng gekreuzten Wellenbändern auf weissem Grund sind laut Koch ein langlebiger Perlentyp, der um 600 einsetzt,1815 was auch die Untersuchungen für Weingarten und Eichstetten erbracht haben, wo er in den Kombinationsgruppen D bis E vertreten ist (Kombinationsgruppe D datiert 570–610).1816 Ein ebenfalls leicht zu erkennender Typ in Stufe 7 ist der Zwölfpunktequader, welcher in Schretzheim auch als Leitform der Stufe 4 gilt.1817 Kleine opake Melonenperlen, sowohl mit wenigen als auch mit vielen Rippen, widerspiegeln in Weingarten und Eichstetten aufgrund ihrer chronologischen Stellung in den Kombinationsgruppen D2–F einen ähnlichen Horizont wie in Schleitheim, was auch für die Mittelzylinder zu gelten hat.1818 Die Kurzzylinder,1819 von Martin1820 ins letzte Viertel des 6. Jahrhunderts datiert, sind somit in Schleitheim im entsprechenden Horizont, ebenso wie in Weingarten und Eichstetten in den Kombinationsgruppen D2–F.1821 Kleine Zylinder mit Spiralen, laut Koch als jüngere Exemplare der Gruppe 42 zu bezeichnen und somit in Stufe 4 zu datieren,1822 werden von Sasse und Theune in die Kombinati-
onsgruppe D–F gesetzt, ebenso wie die Tönnchen mit Spirale.1823 Tonnen mit drei Punkten tauchen in Schretzheim ab Stufe 4 auf, wohingegen die Untersuchungen in Weingarten und Eichstetten ein etwas späteres Einsetzen ergeben haben, nämlich in den Stufen E bzw. E2–G1824 (Datierung von E: 610–650/70). Nur durch ein einziges Inventar belegt, Grab 825, setzen in der Schleitheimer Stufe 7 längliche, facettierte Bernsteinperlen ein. Da dieses Grab nur drei weitere Perlentypen enthält, die zudem einen wesentlich älteren Zeitansatz erlauben, ist dieses Inventar nicht über alle Zweifel erhaben. Hat man es möglicherweise mit Bernsteinperlen zu tun, die in einem älteren Horizont als Spezialanfertigung bezeichnet werden müssten? Die länglichen, facettierten Bernsteinperlen entsprechen der Bernsteinserie B in Kaiseraugst,1825 welche dort zu einem kleinen Teil noch in ZS D (580–610/620), meistens jedoch in ZS E (610/620–700/720) verbreitet ist, was auch den Gegebenheiten in Schleitheim sehr gut entspricht. Mit Stufe 7 setzen auch kugelige bis tonnenförmige, opake gelbe Perlen ein, hauptsächlich unsegmentiert, welche als Massenware des 7. Jahrhunderts bezeichnet wird.1826 Marti entwirft ein Bild, wonach die frühen gelben Perlen meistens noch einfach sind, aber im mittleren Drittel vermehrt zwei- und dreifach segmentierte Perlen auftreten. Anders als Marti, der vier- und fünffach segmentierte Perlen diesen Typs sich kaum vor der Mitte des 7. Jahrhunderts vorstellen kann, ist mit Grab 518 in Schleitheim ein Inventar vertreten, welches bereits in Stufe 8 (600/610–630/40) fünf-, sechs-, sieben- und sogar achtfach segmentierte gelbe Perlen enthält. A propos Massenware: vielleicht hat man mit den gelben Perlen aus Grab 431, welche von ausserordentlich guter Qualität sind und sich deutlich vom vielfach vertretenen, porösen Glasmaterial unterscheiden, die frühesten Exemplare («Prototypen») vorliegen, welche den Ausgangspunkt einer Massenproduktion darstellen. In Weingarten gehören seit der Kombinationsgruppe D (570–610) auch die segmentierten gelben Perlen «obligatorisch» in die Ensembles,1827 wurden dort jedoch nicht seriiert, da dieser Typ das Untersuchungsergebnis der anderen Typen verwischte.1828 Es wäre in diesem Zusammenhang sicherlich interessant zu wissen, wie sich die vielfach segmentierten Perlen in Weingarten chronologisch verhalten. Münzdatierte Gräber als Vergleichsfunde: Oberolm Grab 4 (t.p. 580–650)1829 und Thalmässing Grab 99 (t.p. 578).1830
Stufe 8, um 600/610–630/40 (Kart. 9) Die Stufe ist durch das Auftauchen zweier charakteristischer Typen gekennzeichnet, den Dop257
pelkoni sowie den orangefarbenen tonnenförmigen Perlen. Doppelkoni sind in Marktoberdorf von Christlein als unverkennbare Leitformen in Perlengruppe C eingeordnet worden, welche sich aufgrund horizontalstratigraphischer Überlegungen ziemlich genau mit dem Friedhofsabschnitt der Schicht 3 (620/630–670/80) deckt und wohl auch mit Schicht 4.1831 Ein ähnlicher chronologischer Ansatz muss auch für Weingarten und Eichstetten gelten, wo Doppelkoni als Leittypen für die Kombinationsgruppe E (Kombinationsgruppe E: 610–650/70) bezeichnet werden. In Weingarten selber scheinen sie bereits in Ensembles der Perlenkombinationsgruppe D2 zu erscheinen.1832 Bemerkenswerterweise zeigt die Matrix der gemeinsamen Seriation von Weingarten und Eichstetten mit Grab 464 ein Ensemble mit Doppelkonus ebenfalls bereits in der Kombinationsgruppe D2 (Kombinationsgruppe D: 570–610).1833 Eine Überprüfung im Katalog- und Abbildungsteil zeigt jedoch, dass dieses Grab keinen Doppelkonus gemäss Typendefinition enthält.1834 Bei einer kritischen Schlussbetrachtung der Matrix rein aus archäologischer Sicht durch die Bearbeiterinnen hätte eigentlich diese Unstimmigkeit auffallen müssen und somit schnell eliminiert werden können. Auffallend, aber nicht pro Kette in dominanten Mengen vorhanden wie im bajuwarischen Stammesgebiet,1835 sind die orangefarbenen tonnenförmigen Perlen. In Weingarten und Eichstetten treten sie in den Stufen D2–G bzw. bis F auf.1836 In Fridingen ist dieser Typ in den Schichten 2 und 3 (Schicht 2: 570/80–620/30, Schicht 3: 620/30–670/80) vertreten,1837 während in Kirchheim am Ries orangefarbene Perlen sehr viel später einzusetzen scheinen, indem sie nicht vor der Mitte des 7. Jahrhunderts auftauchen.1838 Dendrodatiertes Grab als Vergleichsfund: Beerlegem Grab 111 (587 n.Chr., ±10 Jahre).1839
Stufe 9, um 630/40–660/70 (Kart. 9) Die Stufe ist nur durch zwei weitere neue Perlentypen definiert, den grünen, mehrfach segmentierten Perlen sowie den rundlichen Perlen mit gekreuzten Wellenbändern mit einbeschriebenen Punkten. Ersterer Typ taucht in Weingarten in der Kombinationsgruppe E auf,1840 in dieser Stufe allerdings nur in zwei Gräbern vertreten. In der gemeinsamen Seriation von Weingarten und Eichstetten setzen die mehrfach segmentierten grünen Perlen in Stufe E 2 ein, dort nur durch ein einziges Grab belegt.1841 Leider ist eine genauere zeitliche Trennung der beiden Perlenkombinationsgruppen E und F (datiert 610–650/70) in Weingarten und Eichstetten nicht möglich, weshalb eine feinchronologische Aus258
sage wie in Schleitheim nicht möglich ist.1842 Grüne, mehrfach segmentierte Perlen sind auch in Fridingen1843 zu finden, wo sie in den Schichten 2 (570/80–620/30),1844 3 (620/30–670/80) und 4 (670/80 bis Ende der Beigabensitte) auftreten. Angesichts der silber- und messingtauschierten Schnallenbeschläge in den beiden Gräbern aus Schicht 2 muss eine Datierung bereits ins beginnende 7. Jahrhundert erfolgen. Ein ähnlicher Datierungsansatz ergibt sich auch beim Vergleich mit den Gräberfeldern von Bargen und Berghausen,1845 wo grüne, mehrfach segmentierte Perlen in Gräbern der Kombinationsgruppen B und C vorzufinden sind. Für die Gruppe B1846 ergibt sich ein Datierungsansatz durch den Vergleich mit Gruppe C in Marktoberdorf, somit in die Zeit um 625–670, für Gruppe C1847 wird Rübenach Phase C herangezogen, womit sich ein chronologischer Ansatz um 640/50–660/70 ergibt.1848 Der zweite neue Typ in der Schleitheimer Stufe 9 erfährt in Weingarten und Eichstetten eine ältere Datierung, indem er dort in der Kombinationsgruppe D erstmals auftaucht, somit in der Zeit um 570–610.1849 Im übrigen deckt sich die von H. U. Geiger ermittelte Datierung der Münzbeigaben in Grab 590 gut mit der chronologischen Einteilung der Perlen.1850
Stufe 10, um 660/70–690/700 (Kart. 9) In dieser Stufe tritt schliesslich nur noch ein neuer Perlentyp auf. Es sind dies die rundlichen, schwarzen Perlen, die mit bunten, d.h. gelben, roten und grünen Punkten oder Splittern verziert sind. Eine Variante sind die Exemplare, deren Punkte und Splitter ausschliesslich gelb sind. In Weingarten und Eichstetten ist dieser Perlentyp ebenfalls vertreten, wo er abgesehen von einer Ausnahme in den Stufen G (Stufe G = 670–720) auftritt.1851 Bei dieser Ausnahme, welche in der Kombinationsgruppe F bzw. F1 (E und F = 610–650/70) zu liegen kommt, handelt es sich um Grab 153 aus Weingarten,1852 welches bemerkenswerterweise in der Gesamtuntersuchung südwestdeutscher Frauengräber von Roth und Theune1853 in die Modephase K eingeteilt wurde (Modephase K= 690–720), was der Stufeneinteilung von Schleitheim sehr gut entsprechen würde. Einmal mehr zeigt sich anhand dieses Beispiels, wie gefährlich es sein kann, die vom Computer errechnete statistische Verteilung nicht kritisch, d.h. aufgrund der archäologischen Artefakte, zu hinterfragen. In Kirchheim am Ries gehören diese Perlen in die Zeit kurz vor und nach 700,1854 in Fridingen in Schicht 4 (670/80–Ende Beigabensitte).1855
Glasperlen Nicht weiter erstaunlich ist die Tatsache, dass 66% aller Glasperlen von ringförmig-kugeliger Gestalt sind, gehören doch die häufig auftretenden Perlentypen wie «gelbe Massenware», Überfangperlen, schwarze Miniaturperlen oder gelbe und braune Ringelchen in diese Formenkategorie. 12 bzw. 10% des Bestandes sind zylindrische und tonnenförmige Perlen, während doppelkonische Formen nur noch 5% ausmachen. Ungleich häufiger sind sie aber, betrachtet man ihr Vorkommen in den einzelnen Gräbern. Mengenmässig im deutlichen Abstand sind alle anderen Perlenformen (Tab. 40). Betrachtet man jedoch ihre Verteilung in den Gräbern, so sind sie aber in einigen Fällen alles andere als selten. Opake Perlen treten am häufigsten auf, gefolgt von den schwach transluziden und transluziden Perlen. Die relativ hohe Anzahl von schwach transluziden Perlen ist darauf zurückzuführen, dass hierzu die Überfangperlen sowie die grünen Miniaturkurzzylinder zählen. Auffallend ist, dass transluzide Perlen in mehr Gräbern auftreten, als schwach transluzide. Dies erklärt sich sicher auch aufgrund der Tatsache, dass einzelne römische und spätantike Altstücke auch noch in jüngeren Inventaren immer wieder auftauchen. Auf die Formen bezogen zeigt sich, dass ring- und kugelförmige Perlen in überwiegender Anzahl opak sind, ebenso wie die tonnenförmigen und doppelkonischen. Relativ hoch ist hingegen der Anteil schwach transluzider und transluzider Perlen bei den zylindrischen Formen, was sich durch die Überfangperlen sowie die langen dünnen Zylinderperlen begründen lässt. Von den gerippten Perlen schliesslich sind über die Hälfte zu den transluziden bzw. schwach transluziden Perlen zu zählen (Tab. 41). Spezielle Herstellungstechniken sind angesichts der grossen Perlenmasse relativ selten vertreten. In Überfangtechnik wurden immerhin 8% der Perlen gefertigt, während Mosaik-, Reticella- und Millefioriperlen nur geringe Mengen ausmachen (Tab. 42). Was die Farbgebung der Perlen betrifft (Tab. 43), so sind gelbe Farbtöne eindeutig dominierend, da schliesslich die ringförmigen und die sogenannte «Massenware» in diese Farbkategorie gehören. Die hohe Anzahl der Gräber, wo gelbe Perlen auftauchen, unterstreicht diese Gegebenheit. An zweiter Stelle der Farbhäufigkeit steht schwarz (Miniaturperlen), gefolgt von grün, rot, metallfarben (Überfangperlen), blau, braun, grünblau, oliv, orange, farblos und blauviolett. Aufgrund dieser Tatsachen leuchtet es ein, dass bei den gelben Farben die ring- und kugelförmigen Formen am häufigsten vertreten sind, doppelkonische, zylindrische oder gar gerippte Formen sind dort da-
gegen äusserst selten. Da die schwarzen Miniaturperlen sehr zahlreich sind, dominieren in dieser Farbkategorie die ring- und kugelförmigen Formen, während die Anzahl doppelkonischer und gerippter Formen auch hier verschwindend gering ist. Braune sowie rotbraune Perlen sind am häufigsten ring- oder kugelförmig wie auch die metallfarbenen, was wiederum auf die entsprechenden Perlentypen zurückzuführen ist. Bei den doppelkonischen Perlen zeigt sich, dass dort rot und rotbraune Farbtöne eindeutig dominant sind, gefolgt von weiss, grünblau, blau sowie orange. Die Farbe grün tritt mit grosser Mehrheit bei den zylindrischen Formen auf, was auf die MiniaturKurzzylinder sowie Kurzzylinder zurückzuführen ist. Gerippte Perlen sind sehr häufig rot bzw. rotbraun, worunter sich die kleinen gerippten opaken Perlen verbergen, während es bei den grünen olivfarbenen Varianten die transluziden Exemplare sind. Verzierungen (Tab. 44) treten, gemessen am prozentualen Anteil, sehr häufig an tonnenförmigen Exemplaren auf, dicht gefolgt von den zylindrischen und gerippten Perlen. Ringförmig-kugelige sowie doppelkonische1856 Perlen haben dagegen nur Anteile von 6%. Zieht man hingegen die absoluten Zahlen heran, so zeigt sich, dass dann Verzierungen am häufigsten bei den ringförmigkugeligen Typen auftreten, gefolgt von den tonnenförmigen, zylindrischen, doppelkonischen und schliesslich gerippten Perlen. Auch bezüglich der Achsklassen sind bei den verschiedenen Perlenformen deutliche Unterschiede festzustellen. So liegt der anzahlmässige Schwerpunkt der ring- und kugelförmigen Perlen in der Klasse mit Achslängen unter 4 mm, ebenso bei den zylindrischen Perlen. Tonnenförmige Perlen sind mehrheitlich in der Achsklasse 4–5 mm vorzufinden, doppelkonische und gerippte Perlen hingegen in der Klasse 8–10 mm (Tab. 45–46). Einzelne Perlentypen, die in grossen Mengen und verschiedenen Farb- und Grössenvarianten hergestellt wurden, zeigen bezüglich ihrer Achslängen, Durchmesser und Farbklasse spezifische Häufungen auf, wobei die Menge des Typs die Anzahl der Varianten ansteigen lässt. So zeigen sich bei den Doppelkoni (Tab. 47–48) in jeder Farbkategorie unterschiedliche Häufungen in den einzelnen Grössenklassen. Blaue und weisse Perlen diesen Typs sind besonders zahlreich mit einer Achslänge von 9.5 mm und einem Durchmesser von 10.0 mm, rote hingegen sind am häufigsten mit einer Achslänge von 8.5 mm und einem Durchmesser von 10.0 mm. Die grünblauen Doppelkoni nehmen insofern eine mittlere Position ein, indem sie am häufigsten eine Achslänge von 9.0 mm aufweisen, ebenfalls bei einem Durchmesser von 10.0 mm. Rote und weisse Doppelkoni, die in vergleichbarer Menge auftreten, 259
haben eine ähnlich breite Streuung an Grössenvarianten, wobei sie sich aber in der mengenmässigen Verteilung voneinander unterscheiden. Orangefarbene und grünblaue Doppelkoni zeigen ebenfalls eine gewisse Bandbreite an Grössenklassen, während die blauen auf ein sehr viel engeres Feld eingegrenzt werden können, was aber zumindest teilweise mit ihrer geringen Anzahl in Zusammenhang stehen dürfte. Zieht man alle Doppelkoni heran, so erkennt man, dass die überwiegende Mehrzahl einen Durchmesser von 10.0 mm sowie am häufigsten eine Achslänge von 9.5 mm aufweist. Ein ähnliches Bild von Grössen- und Farbklassen vermittelt ein weiterer häufig anzutreffender Perlentyp, die kleinen, rundlichen, opaken Ringelchen, überwiegend von gelber, brauner und rotbrauner Farbe (Tab. 49). Was widerspiegeln nun diese unterschiedlichen Grössen- und Farbklassen eines Perlentyps? Eine erste Interpretation wäre sicherlich, darin die Erzeugnisse verschiedener Werkstätten oder allenfalls verschiedener Handwerker innerhalb einer Werkstätte zu vermuten, die sich möglicherweise nicht nur in Raum, sondern auch in der Zeit unterscheiden. Solange aber die Herstellungsorte samt ihrer Rohstoffe und Produkte noch nicht entdeckt sind, bleiben solche Überlegungen vorerst rein hypothetisch. Eine möglichst breit angelegte Untersuchung der chemischen Zusammensetzung von Glasperlen wird vielleicht herstellungs- und handelsgeschichtliche Fragen beantworten können.1857 Es wird sich mit der Zeit zeigen, inwieweit die umfassende Datenaufnahme möglichst vieler Perleninventare mittels ProPer sowie die entsprechende Auswertung im kleinund überregionalen Vergleich zur Lösung solcher Fragestellungen beitragen kann.
Bernsteinperlen Über die Hälfte der Schleitheimer Perleninventare enthält Bernsteinperlen, wobei die Anteile an den einzelnen Ketten sehr unterschiedlich sind und somit, neben persönlichen Präferenzen und wohl auch Reichtum der einzelnen Trägerinnen, vor allem auch die jeweilige Perlenmode widerspiegeln. Betrachtet man die Verteilung der Durchmesser und Achslängen aller Bernsteinperlen, lassen sich eindeutige Konzentrationen ablesen: annähernd 60% aller Durchmesser liegen zwischen 6 und 9 mm, knapp über 60% aller Achslängen zwischen 6 und 10 mm (Tab. 50). Je grösser Achslängen und Durchmesser, desto geringer sind sowohl Anzahl und Vorkommen in Gräbern, da es sich dann überwiegend nur um die grossen Perlen der Prunkkette aus Grab 363 han260
delt. Dieser Sachverhalt trifft auch dann zu, wenn man die Achs- und Durchmesserklassen bezogen auf die Formen der Bernsteinperlen betrachtet. So gehören die streng geometrischen Formen selten in die kleinste Achsklasse (Tab. 51). Die überwiegende Anzahl der beurteilbaren Bernsteinperlen sind den sogenannt amorphen Formen zuzuordnen (Tab. 52): in der horizontalen Aufsicht sind sie mehr oder weniger regelmässig rundlich oder linsenförmig, im Querschnitt in der Regel drei- oder vierkantig in unterschiedlichen Ausprägungen; sie sind mit 294 bzw. 400 Exemplaren im Vergleich mit dem grösseren und facettierten Bernsteintyp deutlich in der Überzahl, da diese nur in 25 Fällen eindeutig nachzuweisen sind. Streng geometrisch geformte Bernsteinperlen sind in Schleitheim äusserst selten. So sind ringförmig-kugelige Exemplare nur in 48 Exemplaren vorhanden, wovon allerdings 83% auf Grab 363 entfallen und ansonsten nur noch in sechs weiteren Gräbern1858 anzutreffen sind. Ähnlich verhält es sich mit den zylindrischen Bernsteinperlen; von insgesamt 12 Stück sind 11 in Grab 363 zu verzeichnen, daneben gibt es sie nur noch in einem weiteren Grab.1859 Quaderförmigrechteckige Perlen sind im gesamten Gräberfeld nur in sieben Exemplaren vertreten, verteilt auf sechs Gräber.1860 Bernsteine, die als sogenannte Ösenperlen geformt sind, treten ausschliesslich in Grab 363 auf. In geringer Anzahl sind quaderförmig-würfelförmige,1861 tonnenförmige,1862 asymmetrisch-ringförmige1863 sowie rhombische1864 Typen zu verzeichnen, die lediglich in einem oder zwei Gräbern auftauchen. Nur in den wenigsten Fällen kann man mit Sicherheit von spätantiken Altstücken ausgehen; bei den übrigen handelt es sich um Einzelstücke, die zumindest vom antiken Formenschatz inspiriert wurden. Die Grössenentwicklung der Bernsteinperlen innerhalb der einzelnen chronologischen Stufen lässt sich anhand der Durchmesser und Achslängen aufzeigen. In den Stufen 3, 4 und 5 zeichnen sich deutliche Konzentrationen in wenigen Grössenklassen ab (Tab. 53). Es scheint fast so, als ob bei der Herstellung der Bernsteinperlen bewusst grosse Mengen in standardisierten Grössen hergestellt worden sind. Nur wenige Exemplare befinden sich ausserhalb des Grössenbereiches der Hauptmasse. Ein ähnliches Bild (Tab. 54) trifft auch auf die Bernsteinperlen der Stufe 6 zu, indem auch dort Ballungen in gewissen Grössenklassen feststellbar sind. Die Vielfalt der einzelnen Grössenklassen ist jedoch schon im Zunehmen begriffen, es treten gehäuft grössere Exemplare auf. Ab Stufe 7 nehmen die Durchmesser deutlich zu, standardisierte Grössenklassen sind kaum noch auszumachen, was sich teilweise durch die sehr viel geringere Anzahl der Bernsteinperlen erklären lässt. In Stufe 8 treten nun
Bernsteinperlen mit deutlich grösseren Achslängen auf, wobei deren Durchmesser sich durchaus in den Grössenkategorien der vorhergehenden Stufen bewegen. Stufe 9 setzt sich überdeutlich von den vorangehenden Stufen ab (Tab. 55), weil nun sehr lange Bernsteinperlen in allen möglichen Grössenkategorien auftreten, wobei eigentliche Grössenkonzentrationen fast völlig fehlen. Stufe 10 bildet zu Stufe 9 insofern einen deutlichen Gegensatz, da lange, grosse Perlen mit wenigen Ausnahmen nun nicht mehr vorhanden sind, sondern sich wieder in Grössenkategorien wie in Stufe 8 bewegen. Ein vergleichbares Bild zeichnet sich auch bei den Bernsteinperlen aus Weingarten1865 ab, wobei dort allerdings in den Diagrammen nicht zwischen den einzelnen Perlenkombinationsgruppen unterschieden wurde. Unterstützt wird dieser Sachverhalt auch durch die ähnlichen Datierungsansätze.1866
Überlegungen zur Tragweise der Perlen Anders als bei den metallenen Trachtbestandteilen wie den Fibeln, Gürteln oder Riemenzungen sind bei den Glas- und Bernsteinperlen aufgrund ihrer Materialbeschaffenheit keinerlei anhaftende Textil- oder Lederreste zu erwarten. Wegen dieser Gegebenheiten sind Aussagen über Fäden oder Schnüre der Ketten ebenso wenig möglich, wie sich ein direkter Bezug zu den Kleidern herstellen lässt, auf welchen die Perlen entweder aufgestickt waren oder aufgrund ihrer spezifischen Tragweise auflagen.
Bild- oder Schriftquellen zur fränkischen oder alamannischen Frauentracht des 5. bis 7. Jahrhunderts fehlen gänzlich oder bieten lediglich punktuelle Informationen.1867 Die Suche nach entsprechenden Hinweisen wird allerdings mit Erfolg belohnt, wendet man sich anderen Kulturkreisen oder Epochen zu. Zwar tragen diese Quellen nicht zur lückenlosen Rekonstruktion der Trachtentwicklung bei, schon gar nicht in Bezug auf die Perlen, aber sie bieten nichtsdestoweniger zahlreiche Hinweise und Ideen zur Kettengestaltung, die sich zumindest teilweise auch auf die Gegebenheiten in Schleitheim-Hebsack oder generell auf die germanische Frauentracht übertragen lassen. Die aus dem 1. und 2. Jahrhundert n.Chr. datierenden Grabreliefs aus dem norisch-pannonischen Gebiet (Abb. 170) zeigen u.a. Damen mit eng an den Hals anliegenden, in mehreren Strängen verlaufenden Ketten aus kleinen Perlen, zuweilen auch in Kombination mit einem metallenen Halsring.1868 So detailreich diese Darstellungen auch sein mögen, so lässt sich die Art der Perlen auf diesen Reliefs nicht exakt bestimmen, über ihre Auffädelung oder den Kettenverschluss erfahren wir ebenso wenig. So weit die Perlen als Grabfunde überliefert sind, zeigt sich, dass sie eher klein sind und aus Glas oder Bernstein bestehen.1869 Wie das Beispiel eines ungefähr gleichzeitigen Mumienportraits aus Fayum (Abb. 171) zeigt, scheinen sich mehrreihige, eng am Hals anliegende Ketten nicht auf ein einziges Gebiet beschränkt zu haben, wobei neben Glas auch in Gold gefasste, geschliffene Edelsteine Verwendung fanden.1870 Die Mode, kleine Glas- und Bern-
Abb. 170: Norisch-pannonisches Grabrelief aus Neumarkt im Tauchental. Wien, Niederösterreichisches Landesmuseum (nach Balty 1991).
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Abb. 171: Mumienportrait aus Fayum. Getty Museum, Malibu, California (nach Stout 1994). Abb. 172 (rechte Seite): Kaiserin Ariadne. Elfenbeindiptychon. Florenz (nach Schulze-Dörrlamm 1976).
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steinperlen in einer ein- oder mehrreihigen Kette am Hals zu tragen scheint innerhalb des römischen Kulturkreises bis in spätantike Zeiten1871 fortbestanden zu haben, um dann ab dem 5. Jahrhundert1872 auch im germanischen Umfeld aufgenommen zu werden, wie dies für Schleitheim ebenfalls dokumentiert ist. Dort ist bei einigen Bestattungen eine enge, mehrreihige Anordnung von kleinen Perlen belegt, wobei die Perlen stets auf der Vorderseite des Halses, nie aber unter dem Kopf oder den Halswirbeln vorgefunden wurden. Das Tragen von mehrheitlich einreihigen sowie doppelten und seltener dreifachen Halsketten ist auch bei den weiblichen Mitgliedern des konstantinischen Hauses aufgrund bildlicher Zeugnisse belegt, wobei anzunehmen ist, dass hier grundsätzlich wertvolle Materialien wie Gold und Edelsteine verwendet wurden. Die konstantinischen Deckengemälde in Trier oder auch zahlrei-
che Münzbilder zeigen recht deutlich die kaiserlichen Damen mit ihrem Schmuck.1873 Inwieweit es sich gerade bei den Münzen allerdings um das Fortleben eines traditionellen Münzbildes bzw. um die reale Wiedergabe tatsächlich getragenen Schmuckes handelt, sei dahingestellt, denn andere Bildzeugnisse von Licinia Eudoxia oder Ariadne zeigen einen weit prächtigeren Halsschmuck, der in der Literatur als Juwelenkragen bezeichnet wird. Der Schmuck wird sich auch nicht von demjenigen anderer vornehmer, nicht kaiserlicher Damen unterschieden haben.1874 Die Brustbilder der Eheleute Secundus und Proiecta auf dem sogenannten «Brautkasten der Proiecta» aus dem dritten Viertel des 4. Jahrhunderts veranschaulichen deutlich, dass auch Damen aus der Aristokratie einen breit ausladenden, mehrreihigen Halsschmuck trugen.1875 Am deutlichsten ist der Aufbau des Juwelenkragens allerdings auf den beiden Diptychen der Kaiserin Ariadne in Florenz (Abb. 172) und Wien, datiert um ca. 500, zu erkennen: ein breiter, auf den Schultern und am Halsansatz aufliegender Reif, der von Perlen gesäumt und mit runden, buckelig geschliffenen Edelsteinen besetzt ist. An seinem unteren Rand sind Pendilien angebracht, deren Enden mit einem kugelig geschliffenen Edelstein versehen sind.1876 Wie die Mosaikdarstellung der heiligen Jungfrauen in Sant’ Apollinare Nuovo1877 zu Ravenna zeigt, tragen auch sie einen Juwelenkragen, wenngleich ohne Pendilien, weshalb angenommen wird, dass sich dieses Schmuckteil auch kurz nach der Mitte des 6. Jahrhunderts noch nicht auf die Kaiserinnen allein beschränkte (Abb. 173).1878 Interessanterweise zeigen sich verschiedene Varianten ihrer Juwelenkragen, indem diese kleinbzw. grossteilig bestickt sind. Auch in der Musterung der Stoffe, der Art der Diademe lassen sich Unterschiede feststellen, weshalb die Jungfrauen verschieden und doch wiederum fast gleich sind. Das berühmte Mosaikbildnis der Kaiserin Theodora in Ravenna San Vitale (Abb. 174), kurz vor der Mitte des 6. Jahrhunderts entstanden, zeigt nun einen breit ausladenden Juwelenkragen, der die Schultern ganz bedeckt.1879 Der Kragen hat jetzt die Grösse erreicht, die bis ans Ende des byzantinischen Reiches beibehalten wird.1880 Doch nicht nur in der Grösse unterscheidet sich der Juwelenkragen der Kaiserin Theodora; vergleicht man ihn mit demjenigen der Kaiserin Ariadne, so zeigt sich, dass er nicht die Menge kleinteiliger Elemente erhält, sondern ähnlich, aber viel ausladender als bei einigen Jungfrauen in Sant’Apollinare mit grossen, goldgefassten Edelsteinen belegt ist, die zentral in einer umlaufenden Reihe angeordnet und von grossen Perlen umsäumt sind. Am unteren Rand sind schliesslich tropfenbis mandelförmige Anhänger angebracht. Da die Aussagekraft der Mosaiken bis zu einem gewis-
sen Grad beschränkt ist, so ist lediglich anzunehmen, dass das Trägermaterial aus Stoff besteht, worauf die Perlen und Edelsteine aufgestickt sind.1881 Eine der Hofdamen, welche Theodora begleiten, trägt ebenfalls einen Juwelenkragen mit Anhängern, wenngleich er sehr viel kleiner und wohl auch weniger wertvoll scheint, eine weitere Hofdame trägt schliesslich einen Juwelenkragen ohne Pendilien (Abb. 175).1882 Zusätzlich zum Juwelenkragen trägt Theodora ausserdem eine einreihige, eng anliegende Halskette, wahrscheinlich aus Edelsteinen, die mit goldenen Kettengliedern miteinander verbunden sind. Dieser Halsschmuck ist, wenn auch in verschiedenen Ausführungsvarianten, auch auf dem Diptychon mit der Ariadnedarstellung aus Florenz, bei den heiligen Jungfrauen aus Sant’ Apollinare Nuovo oder bei den Hofdamen der Theodora zu erkennen. Angesichts der unterschiedlichen Materialbeschaffenheit und der Distanz, auf welche Mosaiken wirken und Informationen vermitteln, muss man sich allerdings auch fragen, inwieweit sich, verglichen mit Elfenbeintafeln, auf Mosaiken auch kleinteilige Details festhalten lassen. Die Darstellungen auf Mosaiken und Elfenbeindiptychen zeigen weitere Details der Kleidung und des Schmucks: prächtige, z.T. aufwendig gemusterte Stoffe, bestickte Borten, perlenbesetzte Armbänder oder sogar perlenbestickte Manschetten, Schuhe und Gürtel. Darüber hinaus vermitteln sie im Falle der Kaiserinnendarstellungen Informationen über ihre Insignien sowie die Kleidungsstücke des Kaiserinnenornats. Die annähernd vollplastischen Stuckskulpturen aus der Kirche Santa Maria in Valle in Cividale1883 (tempietto longobardo) zeigen im Falle der sogenannten «Prinzessinnen» wahrscheinlich eine Weiterentwicklung des Juwelenkragens. In seinen Ausmassen deutlich kleiner, setzt sich der Kragen nurmehr aus drei Teilen zusammen: einer zentralen Zone aus grossen tropfenförmigen Objekten, die in einer umlaufenden Reihe angeordnet sind und durch eine obere und untere Reihe von annähernd kugeligen Perlen abgeschlossen werden. Wiederum sind perlenbestickte Säume, Kleiderkanten und Borten zu erkennen. Aus salischer Zeit sind aus dem berühmten Mainzer Schatzfund sowohl der Juwelenkragen als auch der Brustbehang überliefert, welche Kaiserin Agnes zugeordnet werden und eine klare Orientierung am byzantinischen Kaiserinnenornat aufzeigen.1884 Nur wenig älter sind zwei Bildquellen aus dem 10. Jahrhundert, welche, zwar in etwas abgewandelter Form, ebenfalls einen Juwelenkragen zeigen: es sind dies das Bildnis der Ecclesia als Braut Christi in einer Reichenauer Sammelhandschrift und das Bildnis der thronenden Ecclesia im Sakramentar von Petershausen.1885 263
Abb. 173: Detail der Prozession der heiligen Jungfrauen. Sant’Apollinare Nuovo, Ravenna (nach Paola Porta 1991).
Abb. 174: Kaiserin Theodora. Mosaik in San Vitale, Ravenna (nach Guillon 1991).
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Schulze-Dörrlamm stellte die Einflüsse byzantinischer Prunkgewänder auf die fränkische Frauentracht zur Diskussion, indem sie zahlreiche schematisierte Beispiele des 6. und 7. Jahrhunderts anführt und mit byzantinischen Bildquellen vergleicht.1886 Aufgrund bestehender Handelsverbindungen sollen die entsprechenden Informationen über das Aussehen der Prunkgewänder durch Schilderungen von Händlern, Soldaten oder Gesandten zu den fränkischen Frauen gelangt sein. Nimmt man jedoch die ein- oder mehrreihigen, am Hals anliegenden Halsketten, so können die Vorbilder durchaus auch dem unmittelbaren Umfeld der Fränkinnen entstammen, nämlich von den Damen der romanisierten Bevölkerung. Die Informationen können somit viel direkter, ja sogar durch eigene Anschauung zu den Fränkinnen gelangt sein. So erscheint es auch naheliegend, dass die Juwelenkragen der byzantinischen Kaiserinnen sich aus der bestehenden Halskettenmode heraus entwickelt haben, was es allerdings auch erschwert, immer zu unterscheiden, ob der Halsschmuck einer fränkischen Dame nun generell in spätantiker Tradition steht oder explizit als Imitation byzantinischen Kaiserinnenornats zu verstehen ist. Es sei unbestritten, dass eine Beeinflussung auf die Tragweise der Perlen durch das byzantinische Kaiserinnenornat stattgefunden hat, zu unterschiedlichen Zeiten (fränkische? und nordeuropäische Damen, salische Kaiserinnen) und an verschiedenen Orten. Weder seitens der Bildnoch der Materialquellen kann allerdings mit letzter Sicherheit eine lückenlose Linie vom 6. Jahrhundert bis ins Hochmittelalter gezogen werden. So ist es durchaus denkbar, dass Byzanz zu unterschiedlichen Zeiten Vorbildcharakter hatte: aus dem Frühmittelalter Mittel-, Nord- und Südeuropas1887 sind Beispiele bekannt, die, um die Worte von Hayo Vierck zu verwenden, in unmittelbarer bzw. mittelbarer Nachfolge zu den kaiserlichen Vorbildern stehen. Es handelt sich hierbei um einoder mehrreihige Ketten mit Pendilien, Münzanhängern u.ä.1888 Mit dem Grab der Arnegundis ist nicht nur eine namentlich zuweisbare Dame aus dem merowingischen Königshaus bekannt, sondern vorzügliche Erhaltungsbedingungen erlauben auch detaillierte Angaben zu ihrer Kleidung.1889 Ihre Trachtbestandteile und ihr Schmuck machen hingegen deutlich, dass Arnegundis keinen Halsbzw. Brustschmuck getragen hat. Dieser Befund lässt zwei Schlüsse zu: entweder wurde ihr der Halsschmuck, sofern sie einen besessen hat, nicht mitgegeben, oder Arnegundis ist mit ihrem Halsschmuck weder der germanisch-fränkischen noch der vom byzantinischen Hof entwickelten Kettenmode gefolgt. Anders ist hingegen die Situation bei der Dame aus dem Kölner Dom. Ihr Hals-
schmuck mit Perlen aus Glas und Goldblech sowie goldenen Münzanhängern und goldenen cloisonnéverzierten Anhängern1890 kann als Nachahmung des Halsschmucks und insbesondere des Juwelenkragens der Damen des byzantinischen Hofes verstanden werden.1891 Auf dieselbe Weise sind der aufgestickte Juwelenkragen auf dem Hemd der hl. Balthilde in Chelles (datiert um 680)1892 oder beispielsweise die Ketten aus Eltville Grab 4591893 (datiert zweites Drittel des 6. Jahrhunderts), Rommerskirchen Grab 1361894 (datiert um 700) oder dem Mädchengrab unter dem Frankfurter Dom1895 (datiert um 680) zu interpretieren. Kurzum: germanische Damen von hoher sozialer Stellung scheinen mit den ihnen eigenen, zur Verfügung stehenden Mitteln, Halsschmuck getragen zu haben, der sich an byzantinischen Vorbildern orientiert, diese jedoch nicht vollständig imitiert; in keinem Fall, am ehesten noch abgesehen vom Hemd der Balthilde, trugen die Damen einen Juwelenkragen, wie ihn Ariadne oder Theodora hatten. Im Falle von Arnegunde zeigt sich ausserdem, dass diese Modeerscheinung selbst von weiblichen Mitgliedern des merowingischen Königshauses nicht unbedingt nachgeahmt worden ist. Ein- oder mehrreihiger Halsschmuck ohne Anhänger, nur aus kleinen Glas- und/oder Bernsteinperlen bestehend, kann hingegen, wie oben bereits dargelegt, gut anhand der Tracht einheimischer Romaninnen nachempfunden worden sein; diese Art des Perlenschmucks scheint spätantikes «Allgemeingut» gewesen zu sein und muss sich nicht unbedingt auf Vorbilder des byzantinischen Königshauses zurückführen lassen. Schulze-Dörrlamm führt als weitere byzantinische Einflüsse auf die fränkische Frauentracht Perlen auf, die als Armbänder, als Bestickung von Ärmelsäumen oder als Gürtelschmuck getragen wurden; ausserdem vermutet sie an Nähten und Säumen oder gar flächendeckend eine Perlenstickerei. Auf den wohlgeordneten, schematisierten Darstellungen die sie anführt, wirkt dies auch ziemlich einleuchtend. Zieht man jedoch die entsprechenden byzantinischen Bildquellen heran, wird schnell klar, dass tatsächlich nur von Einflüssen die Rede sein kann, nicht hingegen von einer echten Imitation: die byzantinischen Damen haben z.T. sehr breit bestickte Ärmelmanschetten, schmale Perlengürtel, alles in harmonischen Farben, einheitlichen Formen und in symmetrischer Anordnung, alles Aspekte, die sich an schematisierten Abbildungen nicht nachvollziehen lassen. Anhand der detaillierten Perlenpläne von Schleitheim-Hebsack lässt sich denn feststellen, dass die Damen ihre Perlen zu bestimmten Phasen offenbar ohne Berücksichtigung von Grösse, Form, harmonischem Farbenspiel und symmetrischer Anordnung getragen haben, somit ganz und
gar nicht diesbezüglich dem byzantinischen Vorbild entsprechen, wenn überhaupt sie sich je daran orientiert haben. Grundsätzliche Schwierigkeiten bei der Beurteilung der Tragweise der Perlen ergeben sich durch die verschiedenen äusseren Einflüsse, welche im Grab Verschiebungen des Perlenmaterials mit sich bringen, weshalb die genaue Anordnung und Abfolge der Perlen oft nur sektor- oder abschnittsweise mit Sicherheit rekonstruiert werden kann. Wünschenswert wäre auch der Einbezug und somit direkte Vergleich von anderen Gräberfeldern, was aber so gut wie immer an der ungenügenden Dokumentation der Perlen scheitert: ihre Lage scheint, v.a. was ältere Grabungen betrifft, nur sehr summarisch und schematisch wiedergegeben; bedingt durch die Art der Abbildung lassen sich zudem keine Perlentypen oder -grössen unterscheiden. Wie die Typenverteilung, deren Position und Ausrichtung am Körper war (z.B. kleine Perlen ausschliesslich am Hals) lässt sich somit allzu oft nurmehr erahnen.
Abb. 175: Hofdamen der Kaiserin Theodora. Mosaik in San Vitale, Ravenna (nach Guillon 1991).
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Für Schleitheim-Hebsack lassen die vorliegenden Detailpläne gewisse Aussagen über die mögliche Tragweise zu. Was hingegen die konkrete Lage auf der Kleidung und im Falle von vermuteten Bestickungen die genaue Zuweisung zu einem Kleidungsstück betrifft, muss man sich, wie oben bereits erwähnt, aufgrund der materiellen Gegebenheiten vielfach auf Spekulationen verlassen. Im Falle von Schleitheim-Hebsack lassen sich somit, neben der rein chronologischen und typologischen Betrachtungsweise, auch einige Beobachtungen zur Tragweise der Perlen machen, wobei nicht für alle Stufen und Gräber der Dokumentationsstand aufgrund der Erhaltungsbedingungen gleich gut ist. In Stufe 3 fallen einige Inventare auf, wo kleinteilige Perlen in mehreren Reihen eng am Hals angeordnet sind, nicht jedoch im Nacken. Besonders exemplarisch lässt sich dies anhand von Grab 438 (Abb. 156) aufzeigen. Insgesamt lässt sich bei Gräbern dieser Stufe eine Konzentration der Perlen im Hals- bzw. im oberen Brustbereich feststellen. Es bleibt allerdings unklar, ob es sich hierbei um einen bestickten Kleiderausschnitt, eine mehrreihige collierartige Kette, wie sie auch von Damen des spätantiken romanischen Kulturkreises getragen wurden oder allenfalls um ein besticktes Stoffband handelt, welches um den Hals getragen wurde. In Stufe 4 ist bei einigen Inventaren eine markante Erweiterung in der Tragweise auszumachen. Wiederum sind im Halsbereich kleine, in mehreren Reihen sehr eng angeordnete Perlen. Deutlich grössere, oftmals in Form und Farbe sehr auffällige Perlen liegen nun quer über den Oberkörper, d.h. von der rechten oberen Brustseite bzw. vom rechten oberen Schulter- bis in den linken Hüftbereich. Der Abstand zwischen diesen Perlen ist recht unterschiedlich, die Breite dieses Stranges aufgrund der Menge der angeordneten Perlen ebenso. In diesem Zusammenhang besonders auffällig ist Grab 445B (Abb. 158), weil dort der Perlenstrang in gerader Linie entlang der Innenseite des rechten Oberarmes, dann im rechten Winkel abbiegend quer über den Bauch verläuft. Anhand der Detailpläne lässt sich für den Strang entlang des Armes eindeutig ein senkrechter Fadenverlauf ablesen, für den Teil über den Bauch ein waagrechter. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die unterste Perle des senkrechten Stranges und die erste, in ca. 10 cm Abstand anschliessende Perle des horizontalen Stranges beides Fragmente sind, die zusammenpassen und somit ursprünglich ein und dieselbe Perle waren. Die Interpretation dieses Befundes lässt mehrere Möglichkeiten zu. Der vertikale Perlenstrang könnte als lose herabbaumelnde Perlenschnur interpretiert werden, wie es für andere Fundstellen bereits postuliert wur266
de.1896 Ebenso denkbar wäre eine Ansprache als bestickte Kleiderkante. Die Interpretation des horizontalen Teilstücks ist bedeutend schwieriger; am ehesten liesse sich an eine Stickerei denken.1897 Die quer über den Oberkörper verlaufenden Perlenstränge müssen wahrscheinlich ebenfalls als Stickereien auf der Kleidung gesehen werden oder sogar als mit Perlen bestickte Stoffbänder oder Schärpen, die in irgendeiner Form auf dem Oberkörper auflagen. Bei der Betrachtung der heiligen Jungfrauen auf dem Mosaikfries in Sant’ Apollinare Nuovo zu Ravenna fällt auf, dass bei jeder Jungfrau ein schmales weisses Band quer über den Oberkörper verläuft (Abb. 173). Möglicherweise handelt es sich um ein Band, welches dazu dient, den weiten Umhang, der auch den Hinterkopf bedeckt, am Hinunterrutschen zu hindern. Vielleicht liegt ja im Falle von Schleitheim ein ebensolches Hilfsmittel vor, das zudem mit Perlen bestickt war (Abb. 176). In Stufe 5 trifft man wiederum auf Inventare, welche eine Konzentration der Kleinperlen im Halsund Schulterbereich aufweisen, sowie deutlich davon abgesetzt grössere, polychrome Perlen im Bauch- und Beckenbereich.1898 Daneben sind Gräber zu nennen, wo sich die Perlen im Oberkörperbereich auf eine relativ begrenzte Fläche konzentrieren.1899 Wie das Beispiel von Grab 476 zeigt, sind auch Inventare vertreten, wo sämtliche Perlen im Hals- und Schulterbereich vorzufinden sind, wobei aber in diesem Fall die Lage der Perlen keine eigentliche Anordnung in regelmässigen Reihen erkennen lässt. Mit Grab 484 (Abb. 160) liegt ein Grab vor, wo im Halsbereich einige wenige Kleinperlen in loser Anordnung vorzufinden sind, der Hauptanteil der Perlen, worunter auch sehr viele prächtige Grossperlen, zu einem zweireihigen Strang angeordnet ist, der sich über den gesamten Oberkörper bis knapp auf Beckenhöhe erstreckt. Der Verlauf dieses Stranges entspricht dem für unser Empfinden «normalen» Tragschema, indem er sich aus zwei vertikalen und einem verbindenden horizontalen Teil zusammensetzt. Es sind sowohl kleine als auch grosse Perlen miteinander vergesellschaftet, wobei es denkbar ist, dass einzelne Grossperlen eine Funktion als Kettenschieber haben (Abb. 178).1900 Auch für Stufe 6 sind die bereits bekannten Tragschemata zu verzeichnen. Im Hals- und Schulterbereich sind überwiegend Kleinperlen vorhanden, während ein aus Gross- und Kleinperlen zusammengesetzter, mehrreihiger Strang sich mehr oder weniger schräg über den gesamten Oberkörper erstreckt.1901 Wie in der vorhergehenden Stufe sind auch hier bestickte Schärpen, Kleider bzw. –kanten zu vermuten, wobei angesichts der grossen Perlenzahl bei der Dame aus Grab 814
(Abb. 162) eine besonders grosse Prachtentfaltung vorhanden war. Der Detailplan zeigt im oberen Brustbereich mehrere parallel verlaufende Perlenstränge, deren Fadenverlauf eindeutig senkrecht ist. Dieser Befund lässt an ein Collier denken, sei es nun als Bestickung oder separates Schmuckteil. In den Gräbern 629 und 573 ist wiederum das Schema anzutreffen, wo im Halsbereich Kleinperlen teilweise in mehreren Reihen konzentriert anzutreffen sind, während entlang der Innenseite des rechten bzw. des linken Armes ein einreihiger Strang von Grossperlen verläuft. Im Falle von Grab 573 lässt sich mit dem Perlenstrang womöglich ein Zusammenhang mit einer S-Fibel herstellen, welche oberhalb des Stranges zu liegen kommt.1902 Eine einzelne Bernsteinperle, die auf der Fibel liegt, ist wahrscheinlich von der Perlenkette des Halsbereiches hinunterge-
rutscht. Die Kette aus Grab 618 sticht durch ihren hohen Anteil schön gearbeiteter, polychromer Perlen hervor, die zudem in ihrer Anordnung und Typenzusammensetzung Symmetrien erkennen lassen. Indem sowohl Klein- als auch Grossperlen wohl zu einem ein- oder mehrreihigen Strang zusammengesetzt waren, wurde die Kette wahrscheinlich auf dem Oberkörper getragen, womit in diesem Fall eine Abkehr einer zweiteiligen Tragweise (v.a. Kleinperlen im Halsbereich, wohl als Collier getragen, grössere Perlen in einem Strang über den Oberkörper) festzustellen ist. Stufe 7 ist nur durch relativ wenige Gräber belegt, wodurch der Anteil der Störungen besonders ins Gewicht fällt. Ab dieser Stufe verschwindet die deutliche Zweiteilung in der Tragweise zwischen Klein- und Grossperlen, es finden sich nunmehr unterschiedliche Konzentrationen im Hals-
Abb. 176: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 4: Grab 660. Grab- und Detailplan der Perlen.
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Abb. 177: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 4: Grab 626. Grab- und Detailplan der Perlen.
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oder Oberkörperbereich, welche wohl mehrheitlich als Ketten im herkömmlichen Sinne interpretiert werden müssen, wobei allerdings auch Stickereien nicht ausgeschlossen werden dürfen. Die Anordnung der Perlen wirkt sehr viel diffuser, oftmals hat man starke Perlenmassierungen vor sich, was vermuten lässt, dass die Perlen in mehreren, «wild» durcheinanderliegenden Strängen angeordnet waren. Die beiden Gräber 418 (Abb. 166) und 440 (Abb. 179) in Stufe 8 sind besonders hervorzuheben. In ersterer Bestattung lassen sich im Bereich des Gehänges mindestens zwei Perlenschnüre nachweisen. In Grab 440 befinden sich auf dem Oberkörper zwei in sich geschlossene, voneinander abgesetzte Stränge in symmetrischer Anordnung, welche auf jeweils einer Körperseite zu liegen kommen. Dieser Befund lässt an ei-
ne Bestickung denken, es sei denn, eventuelle organische Bestandteile hätten das ganze zu einer Halskette verbunden. Dieselben oftmals sehr chaotisch wirkenden Massierungen im Hals- und Oberkörperbereich lassen sich auch bei den Gräbern der Stufen 9 (Abb. 168) und 10 feststellen. Erschwerend kommt hinzu, dass angesichts der zur Verfügung stehenden Gräber der Anteil der Störungen sich negativ niederschlägt. Diese kurze Zusammenschau über den Aufbau der Perlenketten zeigt, dass bezüglich der Tragweise in Schleitheim-Hebsack deutlich wahrnehmbare Unterschiede vorhanden sind. Angesichts der collierartig angeordneten Perlen im Halsbereich erscheint eine Beeinflussung durch Vorbilder aus dem römisch-byzantinischen Kulturkreis sehr plausibel, wobei allerdings keine
Kopien im eigentlichen Sinne hergestellt wurden. Es erscheint plausibel, dass nicht unbedingt der byzantinische Kaiserinnenornat, sondern eher die Mode der Damen aus der romanischen Oberschicht nachgeahmt wurde, und das vielleicht im einen oder anderen Fall anhand eigener Anschauung. Daneben bestehen tatsächlich, wie oben bereits angeführt, durchaus Beispiele, wohlgemerkt nicht in Schleitheim-Hebsack, wo aufgrund des juwelenkragenartigen Aufbaus von einer direkten Orientierung bei byzantinischen Kaiserinnen ausgegangen werden muss: Symmetrische Anordnung der Perlen, die Verwendung von Amethysten und anderen Halbedel- und Edelsteinen sowie von Goldblechanhängern. Wie bereits Schulze-Dörrlamm bemerkt hat, was auch für Schleitheim-Hebsack zutrifft, sind andere, ebenfalls perlenverzierte Elemente des Kaiserin-
nenornats nicht übernommen worden, wie das Diadem oder Schuhe.1903 Daraus lässt sich schliessen, dass nur bereits vorhandene Schmuckelemente eine Beeinflussung erfahren haben, der eigentliche Schmuckkanon demnach nicht erweitert wurde. Für perlenverzierten Armschmuck oder sogar Gürtel, wie er von SchulzeDörrlamm bei der fränkischen Frauentracht postuliert und auch auf eine byzantinische Beeinflussung zurückgeführt wird,1904 finden sich in Schleitheim-Hebsack keine eindeutigen, überzeugenden Belege. Die Damen von SchleitheimHebsack orientierten sich aber nicht allein an Vorbildern der römisch-byzantinischen Welt, sondern in Verwendung und Anordnung der Perlen zeigen sich Tendenzen, die als eigenständig angesehen werden müssen.
Abb. 178: Ethnologisches Beispiel: Frau mit Halsschmuck aus Südwestmarokko. Bündelung von Kettensträngen durch Grossperlen (nach Daniels 1989). Abb. 179: SchleitheimHebsack. Perlenstufe 8: Grab 440. Grab- und Detailplan der Perlen.
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5.4. Zeugnisse des Fernhandels – Die Cypraea aus Grab 334 Karl Banghard Wenn in allen Tautropfen edle Perlen lägen, gleich den Eselsmuscheln wären sie auf allen Wegen. Sa’di, Bostan, Diwan, Gulistan Das persische Zitat aus dem Jahr 1257 n.Chr.1905 spricht unfreiwillig ein Hauptcharakteristikum der Kaurischnecke1906 im gesamten Mittelalter an: Sie kommt häufig vor und kursiert auf Wegen im allgemeinsten Sinn. In der Merowingerzeit stellen Kaurischnecken das neben Almandin und Elfenbein quantitativ aussagefähigste archäologische Quellenmaterial aus dem Orient. Ihre verhältnismässig präzise naturwissenschaftliche Provenienzbestimmung lässt dabei ein besonderes Potential handelsgeschichtlicher Aussagemöglichkeiten erwarten. Um dieses Potential zu nutzen, hat sich eine archäologisch-zoologische Arbeitsgruppe gebildet,1907 die zur Zeit die Kauris aus Reihengräbern Süddeutschlands und der Schweiz neu bestimmt. In jenem Rahmen wurden auch die drei im Kanton Schaffhausen bekannt gewordenen merowingerzeitlichen Cypraeen untersucht: Aus Beggingen-Löbern Grab 43,1908 aus Löhningen,1909 und aus Schleitheim-Hebsack Grab 334. Zum näheren Verständnis dieser Artbestimmung sei zunächst ein kurzer zoologischer Exkurs eingeschoben: Kauris sind fast ausschliesslich in tropischen und subtropischen Klimazonen beheimatete Meeresschnecken.1910 In der archäologischen Literatur wird häufig die Bezeichnung Cypraea als Synonym verwendet. Wichtige Kriterien der zoologischen Art- und somit der Provenienzbestimmung sind die Form und die Grösse des Gehäuses sowie sein Pigmentmuster. Letzteres ist bei frühgeschichtlichen Cypraeen zwar erhaltungsbedingt verblasst, jedoch in seiner Grundstruktur in der Regel noch deutlich erkennbar. Die Ergebnisse der bisherigen Bestimmungen sind monoton und deshalb interessant – bei allen Exemplaren handelt es sich um die Art cypraea pantherina, die ausschliesslich im Roten Meer und im Golf von Aden vorkommt.1911 Bei sämtlichen durch Felix Lorenz bestimmten Stücken konnte das Herkunftsgebiet sogar exakter eingegrenzt werden, nämlich auf den Bereich des mittleren und südlichen Roten Meeres. Auch die Exemplare aus Schleitheim und Löhningen kamen aus dieser Region. Schwieriger zu beurteilen ist momentan noch die Cypraea aus Beggin270
gen-Löbern: Sie liess sich bei der ersten Autopsie im Naturhistorischen Museum Basel noch nicht genau einordnen. Eine erneute Untersuchung würde hier mit hoher Wahrscheinlichkeit Klärung verschaffen. Nicht wenige der bislang untersuchten Exemplare wurden durch ältere Bestimmungen der Art cypraea tigris zugeordnet, die ein grösseres, diffuseres und damit für handelsgeschichtliche Überlegungen weniger aussagekräftiges Verbreitungsgebiet im Indischen Ozean und im Westpazifik aufweist.1912 Da diese Bestimmungen nun zu korrigieren sind, ist zumindest für den Untersuchungsraum bisher ausgeschlossen, dass die Cypraeen aus Indien kamen, wie dies vor einigen Jahren an prominenter Stelle vermittelt worden ist.1913 Diese Interpretation wurde durch die Schriftquellen stimuliert: Die in der archäologischen Literatur als Quelle ungebrochen beliebte Topografia des Cosmas Indikopleustes erwähnt in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts den indischen Hafen Marallo als Cypraeen-Umschlagplatz. Hier könnte aber auch von einem Export in eine ganz andere Richtung die Rede sein. Auch die nicht gerade häufigen Erwähnungen von Kauris in lateinischen Quellen1914 und bei chinesischen Pilgerreisenden1915 der ersten Jahrtausendhälfte haben geringe handelsgeschichtliche Aussagekraft. Aber nicht allein die naturwissenschaftliche Herkunftsbestimmung macht die Kauris zu einem Indikator des transmediterranen Güteraustausches: Ihr hohes Fundaufkommen und ihr Auftreten in reichen und somit feinchronologisch gut ansprechbaren Frauengräbern erlaubt quantitative Untersuchungen zu ihrer zeitlichen und räumlichen Verteilung. Von handelsgeschichtlicher Relevanz ist vor allem die Frage, ob Kauris immer in gleichen Mengen verfügbar waren oder zu verschiedenen Zeiten in unterschiedlicher Intensität vorkamen. Letzteres scheint der Fall zu sein – es zeichnen sich unterschiedliche Phasen ab, in denen sie massiert auftreten. Der erste Anstieg der Kauribeigabe erfolgte während der mittleren Kaiserzeit im osteuropäischen Raum.1916 Die Gehäuse wurden in dieser Zeit in der Regel in Blechaufhängungen gefasst als sogenannte gebundene Anhänger1917 getragen. Die ältere Forschung bezeichnete sie in Bezugnahme auf Gustaf Kossinna1918 schlicht als «Muschelbirnen».1919 Derartige Blechaufhängungen gingen im Verlauf des vierten Jahrhunderts zurück. Kauris wurden nun mit geringerem Aufwand befestigt: Man durchlochte sie an der dafür am besten geeigneten Stelle im Bereich des ersten Zahnes der Vorderseite, der sogenannten Terminalrippe. Da die Schale an dieser Stelle besonders dick ist, bietet sich hier ein optimaler Schutz vor dem Ausbrechen der Aufhängung. Diese seit dem Spätpaläo-
lithikum1920 bekannte Technik kann im Verlauf der europäischen Vorgeschichte immer wieder beobachtet werden.1921 Sie hat den Vorteil, dass das Gehäuse offen präsentiert werden kann. Eine Blechfassung verdeckt dagegen das exotische Stück. Die gelochten Kaurischnecken haben in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts einen Verbreitungsschwerpunkt in der Ukraine und im Karpatenbecken. Ihr Platz im Trachtzusammenhang ist durch genauere Grabbeobachtungen bestimmbar: Sie gehörten zum Gürtelgehänge der Frau. In dieser Sitte wurzelt die Befestigungs- und Trageweise der Kaurischnecken im merowingerzeitlichen Mitteleuropa. Weniger zukunftsträchtig war ein dritter, in provinzialrömischer Tradition stehender Brauch, Kauris ungelocht in einem Kästchen ins Grab zu geben.1922 Kauris in Kästchen finden sich im Rhein-Main-Gebiet noch bis in die jüngere Merowingerzeit.1923 Auch im angelsächsischen Raum wurden sie häufiger in Kästchen angetroffen,1924 dort jedoch meist gelocht. In diesen Fällen dürfte es sich um Anhänger des nicht in Trachtlage deponierten Gürtelgehänges handeln. Vereinzelt werden Kauris noch während der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts getragen. Im Ver-
lauf des 5. und frühen 6. Jahrhunderts dünnt ihr Vorkommen in Mitteleuropa deutlich aus. Seit der Mitte des 6. Jahrhunderts steigert sich ihr Nachweis wieder bis zum grossen Höhepunkt in der Zeit um 600 n.Chr. Danach gehen sie merklich zurück, bis um 650 n.Chr. erneut eine kleine Zunahme feststellbar wird. Nach dem Ende der Beigabensitte in Mitteleuropa erlebte die Cypraeenbeigabe in Osteuropa im 9.–12. Jahrhundert eine Renaissance, deren Schwerpunkt im Karpatenbecken lag.1925 Soweit zoologische Bestimmungen vorliegen, handelt es sich dort um die Art cypraea moneta, also nicht um cypraea pantherina wie im merowingerzeitlichen Mitteleuropa. Allein dies spricht schon dafür, dass hier unterschiedliche Bezugssysteme vorliegen. Bereits in der Völkerwanderungszeit scheint diese Region Zugriff auf Kauris aus unterschiedlichen Meeren gehabt zu haben: Glaubt man den zoologischen Bestimmungen, herrscht bei den Kaurifunden im Karpatenbecken eine grössere Artenvielfalt als in unserem Untersuchungsraum.1926 Die Frage, ob Änderungen im Fernhandel oder in der Tracht- bzw. Beigabensitte für die Zu- und Abnahmen verantwortlich sind, lässt sich etwa durch Einbeziehung anderer orientalischer Güter klären: Bleiben diese synchron aus, sind die Ur-
Abb. 180: Grosse Kaurischnecken im merowingerzeitlichen Mitteleuropa.
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sachen in einer Krise der Verfügbarkeit von Exotica zu suchen, im weitesten Sinn also in der Handelsgeschichte. Zumindest der Rückgang seit der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts kann nur schwer mit Veränderungen in der Tracht erklärt werden, da Gehänge auch in dieser Zeit vorkommen. Als Ursache dieser Krise kommen die Ereignisse während und in Folge der Sassanidenkriege in Frage. Doch schon Ende des 7. Jahrhunderts – im Orient also in frühummayadischer Zeit – scheint sich die Situation wieder zu beruhigen. Um 700 n.Chr. setzen Perlen aus «Muschelscheibchen» in Massen ein, bei denen eine Provenienz aus dem ostmediterranen Raum vermutet wurde.1927 Spätmerowingerzeitliche Kauris und Muschelscheibchen können deshalb Anzeiger des selben handelsgeschichtlichen Phänomens sein. Zumindest vereinzelt wurden solche Perlen aus England1928, Skandinavien1929 und dem Rheinland1930 aus Kaurischnecken gefertigt. Die handelsgeographische Situation im Merowingerreich kann durch die Verbreitungskarte umrissen werden. Ausserhalb des Kartenausschnittes liegen die Funde von Staxton in Nordengland1931 und La Turraque in den Pyrenäen.1932 Im vendelzeitlichen Skandinavien gibt es eine Fundkonzentration auf Gotland.1933 Die Fundlücke am Niederrhein erklärt sich durch die kalkarmen Böden, auf denen die Gräberfelder von Rödingen und Krefeld-Gellep angelegt worden sind. Sie boten nicht nur für die Skelette, sondern auch für Meeresschneckengehäuse schlechte Erhaltungschancen. Das fächerförmige Verbreitungsbild der Kaurifunde (Abb. 180), dessen Mittelachse direkt nach Burgund weist, deutet auf den Rhône–SaôneKorridor als wichtige Handelsroute. Auf Grund ihrer Bedeutung für das Kartenbild soll auf die beiden Fundstellen in diesem Bereich, Dampierre-sur-le-Doubs1934 und Brèves,1935 kurz näher eingegangen werden: Beide Gräber gehören nicht zum in der Region Üblichen. In Brèves handelt es sich um ein Brandgrab, in Dampierre um eine Bestattung mit einem Gürtelgehänge, das man eher im Oberrheintal vermuten würde. Nicht auszuschliessen ist, dass hier die Kauri mit ihrer Trägerin in den Raum gekommen ist. Trotz dieser Vorbehalte ist das Rhônetal die schlüssigste Verkehrsleitlinie, über die die Kaurischnecken nach Norden gelangt sind. Die Alpenpässe scheinen – wenn überhaupt – erst seit dem ausgehenden 7. Jahrhundert an Bedeutung gewonnen zu haben, da Funde dieser Zeitstellung sich in ihrem Einzugsbereich häufen. Die Verhältnisse im langobardenzeitlichen Italien lassen sich nur schwer beurteilen, sind doch dort Gürtelgehänge weitaus seltener. Im östlichen Merowingerreich reihen sich die Fundstellen entlang der grossen Flusssysteme von Rhein, Main und Donau. Im Westen 272
kann dagegen kein Prinzip erkannt werden, hier wie dort sind kleinräumige Untersuchungen notwendig. Der merowingerzeitliche Fernhandel ist natürlich nicht allein durch Kaurischnecken erklärbar. Doch bieten sie durch ihre Häufigkeit und ihre recht präzise Herkunftsbestimmung bisher kaum beachtete Erkenntnismöglichkeiten. Bemerkenswert ist, wie viele orientalische Güter der Merowingerzeit aus dem Bereich des Roten Meeres stammen. Man denke etwa an den Weihrauch, der in Schleitheim-Hebsack erstmals als ins Grab eingestreut nachgewiesen wurde.1936 Da ein solcher Ritus bei der Bestattung archäologisch nur in den seltensten Fällen nachweisbar ist, dürfte im merowingerzeitlichen Mitteleuropa mit mehr Weihrauch zu rechnen sein als bislang angenommen. Dasselbe gilt für andere organische Materialien von der arabischen Halbinsel, wie etwa für das in einen Stoff eingewobene Kamelhaar aus dem Grab 50 von Paris, Saint Denis, das an das Ende des 5. oder den Anfang des 6. nachchristlichen Jahrhunderts datiert.1937 Handelsgeschichtlich besser beurteilbar ist das Elfenbein, das nach den Schriftquellen in grossen Mengen von arabischen Stämmen umgeschlagen worden ist. Echte Perlen treten immer wieder in merowingerzeitlichen Gräbern auf. Sie können zwar auch im Mittelmeer ertaucht werden, in den Schriftquellen werden jedoch Perlen aus dem Roten Meer erwähnt.1938 Auch ein Grossteil der Almandine scheint über diese Region nach Westen vermittelt worden zu sein.1939 Die kulturelle Anbindung an den mediterranen Raum ist in dieser Zeit im Bereich des südlichen und mittleren Roten Meeres weitaus stärker als im nestorianisch beeinflussten Norden der arabischen Halbinsel. Kirchenhistoriker wie Theodoros Lector berichten im 6. Jahrhundert von monophysitischen, aber auch von chalzedonischen Christen am südlichen Roten Meer. Trotz schlechter Forschungslage zeichnet sich immer mehr ab, dass das südwestliche Arabien in den drei Jahrhunderten vor dem Aufkommen des Islam prosperierte.1940 Dies ist zusammen mit der kulturellen Anbindung an Byzanz sicherlich ein Grund für die Vielzahl der Kontakte nach Westen, die spürbar bis nach Mittel- und sogar nach Nordeuropa ausstrahlen.
5.5. Der merowingische Münzfund aus Grab 590 Hans-Ulrich Geiger und Kurt Wyprächtiger Die zwanzig Goldmünzen, alles Tremisses oder Drittelsolidistücke (Abb. 182), sind weitaus das Kostbarste und Interessanteste, das das Grab 590 birgt. Sie fanden sich mittig links neben dem linken Oberschenkel einer etwa 50jährigen Frau, auf einer Fläche von 13 x 5 cm (Abb. 181). Von der Fundlage her kann es sich kaum um etwas anderes als um den Inhalt einer Börse handeln. Fraglich bleibt, ob die verschiedenen Metallfragmente Beschläge für ein Kästchen waren, das die Münzen hätte enthalten können.1941 Die intensive Münzgeldwirtschaft, wie sie das römische Weltreich kannte, brach mit dessen Zerfall zusammen, da in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts die Alimentierung der Wirtschaft mit Zahlungsmitteln, d.h. mit Münzen, versiegte. Das Geldsystem mit der Basiseinheit des Solidus als Goldmünze zu 4.53 g blieb hingegen erhalten und wurde von den germanischen Nachfolgestaaten übernommen. Die Goldmünzen prägten diese im Namen und mit dem Münzbild des oströmischen Kaisers weiter, Silber- und Bronzemünzen gaben die germanischen Herrscher in eigenem Namen aus, jedoch nur noch in höchst geringen Emissionen. Im Verlauf des 6. Jahrhunderts wurde fast nur noch der Tremissis oder Drittelsolidus aus Gold mit einem ursprünglichen Sollgewicht von 1.51 g in zunehmend barbarisierender Weise geprägt. Sie werden als «pseudo-
imperiale» Münzen bezeichnet. Im merowingischen Frankenreich kam es zu einer Art Teilprivatisierung der Münzprägung, indem während der zweiten Hälfte des 6. und des 7. Jahrhunderts sogenannte Monetare für über 800 Emissionsorte Tremisses prägten und mit ihrem eigenen Namen kennzeichneten, ohne dass dabei die Währungseinheit verloren ging. Nur ausnahmsweise wurde der Name des regierenden Frankenkönigs auf die Münze gesetzt. Das Münzbild orientierte sich an den spätrömisch-byzantinischen Geprägen mit der Kaiserbüste auf der Vorder- und der Victoria auf der Rückseite. Letztere wurde Ende des 6. Jahrhunderts durch das Stufenkreuz ersetzt. Hie und da gestalteten die Monetare die Rückseite auch mit eigenwilligeren Motiven. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts kam es im Frankenreich zu einer rapiden Verschlechterung des Tremissis, dem man immer mehr Silber zusetzte, bis er um 675 durch den silbernen Denar ersetzt wurde.1942 Die Funktion dieser Münzen dürfte vorwiegend fiskalischer Natur gewesen sein, daneben ermöglichten sie grössere Transaktionen und wurden als Wertaufbewahrungsmittel für Hortzwecke verwendet. Münzschätze und grössere Ansammlungen von Münzen aus der Merowingerzeit sind nicht eben häufig,1943 besonders auch im alamannischen Gebiet. Der einzige Schatz, der bis jetzt auf schweizerischem Boden bekannt wurde, ist jener vom Wittnauer Horn, mit einer kleinen Serie von 8 Denaren aus dem 8. Jahrhundert.1944 Im süddeutschen Gebiet ist es vor allem der verschollene Goldschatz aus dem 6. Jahrhundert von Frickingen (Kr. Heidenheim) mit 22 Münzen: 15 Solidi
Abb. 181: SchleitheimHebsack. Grab 590. Die Börse mit 20 Goldmünzen fand sich neben dem linken Oberschenkel einer 50jährigen Frau, vielleicht ehemals in einem Kästchen deponiert.
Abb. 182 (nachfolgende Doppelseite): Schleitheim-Hebsack. Grab 590. Goldmünzen. Vorderseiten (links) und Rückseiten (rechts). M. 2:1.
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19 Abb. 183: SchleitheimHebsack. Grab 590. Goldmünzen Nr. 1–20.
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und 7 Tremisses.1945 Aus dem Elsass kennen wir den Schatz von Fessenheim (Bas-Rhin) bei Strassburg von 1835 aus der Mitte des 7. Jahrhunderts mit 60 merowingischen Münzen, der leider zerstreut ist.1946 Etwas weiter entfernt liegt Rockenhausen (Pfalz), wo 1896 ein kleiner Schatz mit 11 Münzen des 6. Jahrhunderts gefunden wurde, aus dem 6 byzantinische Folles und Halbfolles von Justin II. und Maurikios Tiberios dokumentiert sind.1947 Aus Grabkomplexen sind bis jetzt innerhalb der Schweiz nur zwei Beispiele belegt, die mehrere frühmittelalterliche Münzen als Ensembles enthalten: das Männergrab 126 von Kaiseraugst mit 5 Tremisses, die sich in der linken Hand befanden,1948 und das Männergrab 138 aus Riaz FR mit 9 kleinen Silbermünzchen, langobardische Imitationen von Halbsiliquae Justinians I. 568–574, die zusammen mit einem Messer, Feuerstein und Altmetall den Inhalt einer Tasche bildeten.1949 In Süddeutschland ist auf das von Schleitheim nicht weit entfernte Hüfingen (Kr. Schwarzwald-Baar) hinzuweisen. Das alamannische Gräberfeld im Gewann «Auf Hohen» weist sechs Gräber auf mit insgesamt 20 frühmittelalterlichen Münzen oder münzähnlichen Objekten. Sie sind alle geöst oder gelocht und dienten z.T. zusammen mit Perlen als Schmuck.1950 Wie bei vielen merowingerzeitlichen Münzfunden bringt auch der Schleitheimer Komplex unbekanntes, neues Material. Unter den zwanzig Tremisses (Abb. 183) befindet sich nur ein Exemplar (Nr. 12), dessen Typ bereits bekannt ist.1951 Nr. 1–7: Über ein Drittel dieses kleinen Ensembles sind Nachahmungen kaiserlicher Münzen, sogenannte pseudoimperiale Prägungen, davon fünf (Nr. 1–5) langobardischen Ursprungs. Bereits Christ hat auf das Primat italischer Prägungen in Südwestdeutschland hingewiesen,1952 die in erster Linie ostgotisch-byzantinischen aber auch langobardischen Ursprungs sind. Im Münzschatz von Aldrans in Tirol sind typologisch vergleichbare Stücke zum Vorschein gekommen,1953 und auch im Gräberfeld von Wesel-Bislich findet sich ein Münzanhänger mit einer ähnlich glockenförmigen Victoria.1954 Ein etwas älterer Vorgänger dieses Typs ist in Grab 27 von Hüfingen zum Vorschein gekommen. Die Vorderseite zeigt eine ähnlich lineare Ausarbeitung der Gewandfalten, die Rückseite eine glockenförmige Victoria, wobei der Stempelschnitt präziser und feiner ist als bei unseren Beispielen.1955 Drei unserer Stücke (Nr. 3–5) müssen vom gleichen Stempelschneider geschnitten worden sein, zwei sind sogar stempelgleich. Einen ähnlichen Fall haben wir bei einem Grabkomplex aus Kaiseraugst, wo ebenfalls stempelgleiche Münzen vorkommen.1956 Die
beiden Münzgruppen aus Schleitheim und Kaiseraugst sind stilistisch miteinander verwandt, sodass wir vermuten, dass sie in derselben Münzstätte geprägt wurden. Die Frage bleibt offen, ob es sich um langobardische Prägungen oberitalischen Ursprungs oder um lokale und somit irreguläre Nachahmungen aus unserer Gegend handelt. Nr. 7 gehört noch zu den Nachprägungen kaiserlicher Emissionen, lässt sich aber durch seine typologische Verknüpfung mit einiger Wahrscheinlichkeit bereits einem bestimmten Emissionsort zuweisen, nämlich Reims, auch wenn die Legende nicht deutbar ist. Die Vs. stammt von der gleichen Hand wie Paris, Bibl. Nat. Nr. R 3081 mit der Legende REMVS FIT eines Monetars Filacharius (Abb. 184.4).1957 Die Victoria der Rs. hat eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Tremissis, gefunden in Kümmern (Mannebach, Kr. Saarburg),1958 der ein R im Feld vor der Büste trägt und somit ebenfalls Reims zugeschrieben werden könnte (Abb. 184.1). Belfort (3717–3718) legt diesen Typ allerdings nach Rennes. Ein besser geschnittenes Stück ähnlicher Art findet sich in Grab 10 von Hérouvillette, bei dem sich das R aber auf der Rs. l. neben der Victoria findet (Abb. 184.2). Lafaurie möchte dieses ebenfalls für Reims in Anspruch nehmen.1959 Unser Stück (Abb. 184.3) bildet somit das Bindeglied zwischen den noch pseudoimperialen Prägungen von Reims, allenfalls durch ein R gekennzeichnet, und den Monetarprägungen, bei denen die Victoria auf der Rückseite bereits durch das Kreuz ersetzt wurde (Abb. 184.4).1960
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Abb. 184: Tremisses von Reims aus Kümmern (1) nach Böhner 1958, Nr. 33, aus Hérouvillette (2) nach Lafaurie 1971, Nr. 37, Tremissis Nr. 7 aus Schleitheim von Reims (3), Tremissis von Reims (4) nach Maxe-Werly 1888, pl. XIV,8.
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Nr. 8: Chalon-sur-Saône verzeichnet die dichteste Emissionstätigkeit der merowingischen Epoche. Unser Fundstück gehört in die grosse Serie der Prägungen von Wintrio und Bonifacius, die z.T. auch mit einem Kreuz vor der Büste gekennzeichnet ist. Ein gleichartiges Stück liess sich jedoch nicht finden. Da der Tremissis gefüttert ist (feuervergoldeter Silberkern),1961 muss er aus einer Fälscherwerkstatt stammen. Ein ähnliches, ebenfalls mit Silberkern gefüttertes Stück befindet sich im Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz (Nr. 0.23943, 0.79g, B. 1172var.). Dass Münzen oder Barren durch Fütterung zu Betrugszwecken gefälscht wurden, war nichts Ungewöhnliches und bereits den Zeitgenossen bekannt, wie Gregor von Tours berichtet.1962 Nr. 9: Für die Lokalisierung von Exelleduno gibt es drei Möglichkeiten, wobei Issoudun (Creuse)1963 den Vorzug vor dem von Max Martin vorgeschlagenen Issoudun (Indre) zu geben ist, obwohl dieser Ort bedeutende Funde aus dem 5. Jahrhundert aufweist.1964 Unser Tremissis trägt jedoch auf der Rückseite mit L - E die Marke der civitas der Lemovices, die auch das heutige Département Creuse umfasste. Der Monetar Glaius war zudem in Vallaria/Vallières (Creuse) tätig,1965 wobei die stilistische Übereinstimmung in der Gestaltung der Büste zu beachten ist. Yssandon (Corrèze)1966 als dritte der Möglichkeiten dürfte am wenigsten in Frage kommen.
Abb. 185: Tremisses von Mainz nach Diepenbach 1949/50, Nr. 6 (1), nach Werner 1935, M 138 (2).
Nr. 10: Der Monetar Austrulfus ist der Standardliteratur zufolge bis jetzt nur für Autun belegt (B. 462, 463, 465 = P. 143). Dessen Prägungen passen aber stilistisch gut zu jenen von Agomares (B. 849 = P. 1668) und Aigimundus (B. 848 = P. 1669) in Bourges. Austrulfus wird demzufolge sowohl in Autun wie in Bourges tätig gewesen sein. Die grosse Differenz zwischen dem Feingehalt der Oberfläche und dem spezifischen Gewicht lassen auf Plattierung mit Silberkern schliessen.
connus, von dem sich zusätzlich zum Exemplar in Paris BN ein bis jetzt unbekanntes Stück im Museum von Stralsund gefunden hat.1967 Der Stempelschnitt ist viel gröber und stilisierter, doch die Kopfform der Vorderseite ist dieselbe. Die Figur der Rückseite ist in Punktiermanier gestaltet und auf dem Exemplar in Stralsund als stehende Figur mit erhobenen Armen erkennbar, die mit einem Rock bekleidet ist. Ähnliche Figuren V finden sich im weitern auf einer Prägung von Clermont-Ferrand (+IIT RVERNOCIVITATI; Paris Bibl. Nat. Nouv. accq. 225) und unbestimmten Münzen (P. 2492, 2496, 2498). Die Ausbruchstelle legt den Silberkern unserer Münze offen, sie ist zweifelsfrei gefüttert. Nr. 13: Lafaurie hält es nicht für unmöglich, diese Münze aufgrund des G, das auf der Rs. im 1. Zwickel des Kreuzes liegt, Genf zuzuschreiben.1968 Ähnlichkeiten mit der Genfer Prägung gibt es nicht, ohne weitere Belege bleibt eine solche Zuschreibung hypothetisch. Nr. 14–16 lassen sich mit den Emissionen von Mainz vergleichen (Abb. 185.1–2) und sind mit grosser Wahrscheinlichkeit am Mittelrhein entstanden, möglicherweise sogar in Mainz selber. Nr. 15 ist wahrscheinlich gefüttert. Dieses Stück gehört zu einer recht verbreiteten Gruppe, die von Arent Pol näher untersucht wird. Er bezeichnet diese Tremisses mit «geärmeltem Kreuz» nach dem Fundort mit der häufigsten Anzahl als Typ von Remmerden.1969
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2 Nr. 11: Der Münzmeistername Teodomaris kommt neben St-Même-le-Tenu (Loire Atlantique) auch auf Tremisses in Antrum (Antre, Jura; B. 231, P.1260) vor, dann in Mosomum (Mouzon, Ardennes; B. 3075–3079, P. 1041–1044), Vultaconnys (Voultegon, Deux-Sèvres; B. 4995, P. 2404), Sillionacus (unbest.; B. 4122, P. 2633), dazu noch auf einem unbestimmten Denar (B. 3870 = 6627 = P. 2750). Von der Feinheit des Stils kommt der Tremissis von Antre unserem am nächsten. Vom Typ her hat das Stück von Sillionacus einen ähnlichen Kopf und auf der Rs. eine geometrisch stilisierte Darstellung, die man ebenfalls als tanzende Figur bezeichnen könnte. Noch näher sind die Prägungen von Voultegon/Vulta278
Nr. 17 geht auf den friesischen Typ von Dronrijp zurück (Abb. 186.1–2), der seinen Ursprung offensichtlich in Tremisses Sigiberts III. (634–656) aus Marseille (vgl. P. 1396–1412, bes. 1407) hat.1970 Unser Stück ist stark verwildert und vermutlich gefüttert. Lafaurie datiert den Schatz von Dronrijp um 640–645,1971 das Schleitheimer Exemplar ist somit in die Mitte des 7. Jahrhunderts zu legen. In Güttingen (Kr. Konstanz) ist in einem Grab ebenfalls ein subärater Tremissis vom Typ Dronrijp gefunden worden.1972
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Nr. 18: Das ebenfalls gefütterte Stück könnte eine verwilderte Imitation einer Prägung von Mainz sein, die wiederum auf die Tremisses von Quentovic zurückgeht (Abb. 187.1–2). Beide zeigen auf der Rs. ein Kreuz auf einem Sockel, der mit einem kleinen Kreuz verziert ist, hier durch einen Punkt markiert.1973
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2 Die Nr. 19 und 20 schliesslich geben in ihrer rohen und verwilderten Form nichts von ihren Geheimnissen preis, ihre Herkunft muss wohl am ehesten am Rhein, eventuell auch in Friesland zu suchen sein. Das Ensemble (Abb. 183) lässt sich in drei Gruppen einteilen. Die älteste wird durch pseudoimperiale Nachprägungen zumeist langobardischen Ursprungs gebildet (Nr. 1–6). Sie gehört wohl noch ins letzte Viertel des 6. Jahrhunderts und ist vermutlich in Oberitalien entstanden. Dass sie noch in Ungarn geprägt und von den Langobarden nach Italien mitgebracht wurde, scheint mir weniger wahrscheinlich. Es könnte sich aber auch um Nachahmungen aus unserer Gegend handeln, wie oben bereits dargelegt. Die zweite Gruppe umfasst eindeutig zuschreibbare Monetarmünzen (Nr. 7–12), die aus der Zeit von 600 bis gegen die Mitte des 7. Jahrhunderts stammen. Sie liegen auf einem breiten Streifen quer durch Mittelfrankreich (St-Même-leTenu/Loire-Atlantique, Saint-Yrieix/HauteVienne, Issoudun/ Creuse, Bourges/Cher, Chalon-sur-Saône/Saône-et-Loire) und verbinden den Atlantik mit dem Jura. Die dritte Gruppe (Nr. 14–20) setzt sich aus schwer oder überhaupt nicht identifizierbaren Münzen zusammen. Es sind mehr oder weniger stark verwilderte Nachprägungen nach Vorbildern von Mainz und Friesland, deren Ursprung
wohl zum grösseren Teil am Mittelrhein zu suchen ist. Sie müssen alle recht spät, d.h. im dritten Viertel des 7. Jahrhunderts anzusetzen sein.1974 Das Bildungsalter dieser kleine Börse umfasst eine verhältnismässig lange Zeitspanne von fast hundert Jahren, die von etwa 570 bis um 670 reicht. Die Möglichkeit einer langen Umlaufzeit wird auch durch andere Beobachtungen gestützt.1975 Die Herkunft gibt ein leicht abweichendes Bild im Vergleich mit den übrigen Fundmünzen der Schweiz aus dem 6./7. Jahrhundert (Abb. 188). Die oberitalisch-langobardische Komponente, bis jetzt vor allem durch Silbermünzen vertreten, wird durch den Schleitheimer Komplex verstärkt. Die gallischen Monetarmünzen lassen sich gut in das bereits bekannte Bild einordnen. Dass sich eine Prägung von Chalon-sur-Saône darunter befindet, unterstreicht die Bedeutung dieses Emissionsortes, der mit Abstand die meisten Fundstücke aus der Schweiz aufweist. Die rheinischfriesische Komponente, die in Südwestdeutschland gut belegt ist, fehlte in der Schweiz bis zum Fund vom Wittnauer Horn AG (1979) gänzlich und erhält hier eine zusätzliche Bedeutung.1976 Bei der Gewichtsverteilung unseres Komplexes fällt auf, dass 8 von 20 Stück (40%) weniger als 1 g wiegen und der höchste Wert gerade 1.258 g erreicht. Dabei ist zu beachten, dass der Solidus als 1/72 des römischen Pfundes ein Sollgewicht von 4.53 g, der Tremissis oder Drittelsolidus ein solches von 1.51 g besitzt. Beim Feingehalt, der im Chemisch-physikalischen Forschungslabor des Schweiz. Landesmuseums ermittelt wurde,1977 ist es nicht besser. Dabei gibt es z.T. erhebliche Differenzen zwischen den Oberflächendaten der Röntgenfluoreszenzmessung und den durch das Spezifische Gewicht korrigierten Werten, Differenzen, die durch Verunreinigungen, Hohlräume und Luftbläschen im Innern der Münzen verursacht werden können. Die Oberflächendaten sind im Allgemeinen zu hoch, die korrigierten zu tief, dem realen Wert wohl aber näher stehend. Diese werden deshalb auch im Katalog aufgeführt. Es ist durchaus möglich, dass mehrere Münzen, denen man äusserlich nichts ansieht, gefüttert sind. Bei den Nr. 8, 11 und 18 ist das offensichtlich, bei Nr. 10, 15 und 17 muss man es vermuten. Bei letzterem lassen sich am Rand so etwas wie Nahtstellen einer Plattierung erkennen. Nr. 15 zeigt äusserlich zwar kein Merkmal eines unedleren Kerns, die Differenz zwischen Oberflächenwert und korrigiertem Wert von 18.6% legt einen solchen Schluss indessen nahe. Die Anzahl der möglicherweise gefütterten Stücke beträgt demnach 6 Münzen.1978 Der Vergleich der korrigierten Werte zeigt, dass ein Stück mehr als 50% Gold hält, 8 Stück (40%) liegen unter 25%,11 Exemplare (55%) zwischen
Abb. 186: Tremisses vom Typ Dronrijp nach Berghaus 1961, Nr. 15i (1), nach MEC Nr. 488 (2).
Abb. 187: Tremissis von Quentovic (1) nach MEC Nr. 471, Tremissis von Mainz (2) nach Diepenbach 1949/50, Nr. 12.
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25% und 50%, davon 5 (25%) mit über 40% Gold. Verglichen mit den Werten der übrigen Fundmünzen in der Schweiz1979 liegen die Schleitheimer weit unter dem Durchschnitt. Auch die drei Stücke (Nr. 3–5), die eine gewisse Ähnlichkeit mit den Tremisses aus Grab 126 von Kaiseraugst haben, sind leichter und gesamthaft auch geringhaltiger als jene. Unser Komplex dokumentiert die Spätphase der merowingischen Goldprägung, die um 675 in den silbernen Denar übergeht. Die Plattierung eines Silberkerns mit einer Goldfolie, die selber mehr Silber als Gold enthält,1980 konnte wirklich nicht viel mehr als ein blasser Schein bewahren. Es stellt sich deshalb die Frage, ob hinter der Manipulation der Fütterung eine Betrugsabsicht steht, oder ob schlicht der Mangel an Gold kaschiert werden sollte. Das Bruttogesamtgewicht dieses Ensembles beträgt 20.6675 g, das Nettogewicht in Gold zwischen 8.3131 g und 6.0778 g (korrigiert mit Spez. Gew.). Diese tiefen Werte legen die Vermutung nahe, dass es sich beim Inhalt der Schleitheimer Börse um eine Negativauswahl handelt und der alten Frau mit Absicht nur leichte und, soweit damals erkennbar, geringhaltige Stücke ins Grab mitgegeben wurden. Die eingehende Untersuchung der Münzen hat im weiteren gezeigt, dass entgegen einem ersten, flüchtigen Eindruck alle Stücke geprägt sein müssen. Zwar könnten einige Stücke vermuten lassen, dass sie gegossen wurden, sie tragen aber alle Kennzeichen, die auf eine Prägung deuten, vor allem in der Randgestaltung. Einige der Prägestempel müssen von sehr schlechter Qualität gewesen sein, z.T. waren sie auch stark verrostet. Alle Münzen zeigen mehr oder weniger deutlich Umlaufspuren, sind also nicht für Grabzwecke hergestellt worden, sondern müssen vorher zirkuliert haben. Achtzehn von zwanzig Münzen tragen in unterschiedlichem Grad Eisenoxydauflagen, die von einem daneben liegenden Gegenstand stammen können. Wie diese Börse wertmässig eingestuft werden muss, ist schwierig zu sagen. Über Geldwerte und ihre Kaufkraft sind wir für die merowingische Zeit schlecht unterrichtet. Zwar gibt es bei Gregor von Tours in seiner Historia Francorum einige Hinweise, sie betreffen aber nur ausserordentliche und deshalb festhaltenswerte Dinge, alltägliche Geschäfte werden kaum erwähnt. Dazu ist fraglich, wie weit die spärlichen Hinweise, die wir haben, wirklich repräsentativ sind. Geld ist bei Gregor vor allem Symbol der Macht und der Herrschaft.1981 Ein Sklave kostete 533 12 aurei (d.h. solidi) und somit 36 Tremisses.1982 Der Preis für ein Landgut (villa cum domibus, vineis, terris, mancipiis et omni potione illa) lag im Durchschnitt zwischen 100 und 300 solidi, konnte aber bis auf 1000 solidi steigen.1983 Dass man 280
während der Hungersnot von 585 für einen Tremissis nur 8.5 l Getreide oder 4.25 l Wein bekam, muss schon ganz aussergewöhnlich gewesen sein.1984 250 Schweine wurden für 100 solidi gehandelt, 1 Schwein kostete demnach 1.3 Tremissis.1985 Für den Nominalwert der Schleitheimer Börse von 20 Tremisses hätte man theoretisch 15 Schweine erwerben können. Schätze, thesauri, waren in der Merowingerzeit macht- und sozialpolitische Statussymbole.1986 Königsschätze bewegten sich in Grössenordnungen von 100’000 solidi. Aber auch Adelige besassen ihre thesauri.1987 Das Vermögen des Bischofs Berthram von Le Mans wird etwa10’000 solidi betragen haben, eine Grössenordnung, die wohl im Adel üblich gewesen sein dürfte.1988 Diese spärlichen Hinweise dürften die geldmässige Bedeutung unserer Börse relativieren. Man wollte der Verstorbenen eine erkleckliche Summe mitgeben, das Familienvermögen sollte dadurch aber wohl kaum beeinträchtigt werden. Deshalb müssen minderwertige Stücke aus einem grösseren Bestand oder eben Schatz heraussortiert worden sein. Sicher ist, dass sich eine solche Grabbeigabe nur eine gut situierte Familie leisten konnte. Der Geldumlauf, wenn überhaupt von einem solchen gesprochen werden kann, blieb auf eine oberste Stufe beschränkt, und Münzen hatten neben ihrer fiskalischen Bedeutung eher die Funktion eines Thesaurierungs- denn eines Zahlungsmittels.1989 Dass einem Verstorbenen in merowingischer Zeit eine kleine Börse mitgegeben wurde, sei es dass er sie bereits bei seinem Ableben bei sich trug, sei es, dass sie ihm absichtlich ins Grab gelegt wurde, ist nicht häufig, kommt aber immer wieder vor.1990 Sie kann, wie Max Martin beschreibt, «als persönliche Barschaft an sich oder für das Dasein im Jenseits oder – spezieller– als Fährgeld interpretiert werden». Obolus und Börse können somit im Grab auf einander nahestehende Vorstellungen zurückgehen.1991 Meist handelt es sich dabei nur um kleine Summen, um ein paar Münzen. Folgende Beispiele mögen hier angeführt sein: Der Grabfund von Riaz FR wurde bereits erwähnt, auf Kaiseraugst werden wir unten nochmals zurückkommen. Im weiteren sei auf die Funde im Kölner Dom hingewiesen, einmal auf das fränkische Frauengrab unter dem Chor mit aussergewöhnlich reicher Ausstattung, darunter neben einem Münzgehänge mit 8 spätrömischen Solidi vier einzelne Münzen,1992 sowie das Knabengrab mit 5 fränkischen Silbermünzen, einseitig hohl geprägt, aus dem 6. Jahrhundert.1993 Dann Grab 10 von Hérouvilette (Calvados) mit rund 40 Münzen, zur Hauptsache römische Bronzemünzen. Es muss das Grab eines Handwerkers sein
mit ausserordentlich vielen Beigaben. Darunter befindet sich eine Börse bei der linken Hüfte mit 15–17 Silbermünzen ostgotischer Prägung aus der Provence sowie fränkischer Provenienz aus dem Norden Galliens, die vorwiegend aus den Zwanziger- und Dreissigerjahren des 6. Jahrhunderts stammen.1994 Ein interessanter Münzkomplex, der aus der Nekropole von Roujan (Hérault, arr. Béziers) kommen muss, umfasst 28 Münzen, die in einem kleinen Bronzeetui mit Schiebedeckel verwahrt waren. Die 4 Solidi und 24 Tremisses, Imitationen nach Justin I. byzantinischer, ostgotischer, burgundischer, westgotischer und fränkischer Herkunft, werden in die Zeit vor 524 datiert und ergeben ein Goldgewicht von 53 g, was 2 Unzen entspricht.1995 Die hier aufgeführten Beispiele lassen sich durch eine andere Zusammensetzung, dann aber auch von der verschiedenen Zeitstellung her, nicht unmittelbar mit Schleitheim vergleichen. Unmittelbar vergleichbar indessen ist Männergrab 1 aus dem Gräberfeld Munningen (Kr. Nördlingen), gefunden 1906. Zusammen mit einem heute nicht mehr erhaltenen Sax, einer eisernen Lanzenspitze, einem kleinen Messer und einer bronzenen Gürtelschnalle barg es 9 Goldmünzen: 3 Solidi und 6 Tremisses, pseudoimperiale Nachahmungen von Justinian I. bis Tiberius I. (578–582). Diese Börse wird in die Zeit um 590 datiert.1996 Wie in Schleitheim stehen dieser bedeutenden Summe an gemünztem Geld durchschnittliche Grabbeigaben zur Seite. Im Vergleich der beiden Börsen sind Stückzahl und Geldwert verschieden (Schleitheim 20 Stück bzw. 62/3 sol., Munningen 9 Stück bzw. 5 sol.), dafür deckt sich das Gesamtgewicht in auffallender Weise: Schleitheim 20.67 g, Munningen 20.51 g. Das dürfte kaum auf einem Zufall beruhen. Die beiden Börsen von Schleitheim und Munningen entsprechen somit recht genau 3/4 Unze oder 3 sicilici zu 20.40 g. Die Berechnung basiert auf dem von Guilhiermoz errechneten römischen Pfund von 326.3372 g à 12 Unzen (Abb. 189), das ich hier dem von Böckh errechneten vorziehe.1997 Wenn wir den Vergleich des Gesamtgewichtes noch auf weitere Münzbörsen als Grabbeigaben ausdehnen, so kommen wir auf erstaunliche Ergebnisse (Abb. 190).1998 In diesem Zusammenhang müssen wir in erster Linie den singulären Komplex von Sutton Hoo beiziehen, wo einem reich ausgestatteten königlichen Grab auch 37 Goldmünzen beigegeben wurden, die durch 3 Schrötlinge und 2 kleine Goldbarren auf 42 aufsummiert wurden. Dieses Ensemble muss um 620–625 zusammengestellt worden sein.1999 Das Gesamtgewicht dieser Börse beträgt 61.1115 g. Dies entspricht mit einer Ab-
weichung von –1.25% 21/4 römischer Unzen oder 2 Unzen der skandinavischen Mark, die 9 römische Unzen wiegt, sich aber in 8 Unzen teilt (Abb. 190).2000 Die Gewichte der Börsen von Schleitheim und Munningen entsprechen also einem Drittel jener von Sutton Hoo. Die 5 Tremisses aus dem bereits erwähnten Grab 126 von Kaiseraugst wiegen zusammen 6.38 g und reichen knapp (Abweichung –6%) an 1/4 Unze von 6.7987 g heran. In einem Männergrab aus Lucy (Seine-Maritime) fanden sich ebenfalls 5 Tremisses, die unter dem Beschläg der Gürtelschnalle verwahrt waren. Das Gesamtgewicht dieser 5 Tremisses, die wie unsere Schleitheimer Stücke aus sehr schlechten Goldlegierungen bestehen, beträgt 6.207g.2001 Mit einer Differenz von 2.7% liegen diese beiden Totenbörsen sehr nahe beieinander. Sie entsprechen einem Drittel des Gewichtes von Schleitheim und Munningen oder einem Neuntel von Sutton Hoo. Wir haben also drei Gewichts- oder Wertstufen vorliegen, die sich im Verhältnis von 1:3 gegeneinander abgrenzen. Nicht in dieses System passt die oben aufgeführte Börse von Roujan mit ihrem Gewicht von 2 Unzen und ebenso wenig die Lederbörse mit 4 merowingischen Tremisses aus Grab 59 von Manre (Ardennes), die zwischen den Beinen des Skelettes zum Vorschein kam. Auch diese bestehen aus einer sehr schlechten Legierung (Silber mit sehr kleiner Goldmenge) und stehen möglicherweise am Übergang vom Tremissis zum Denar.2002 Ihr Gesamtgewicht beträgt 4.540 g und entspricht damit genau dem Sollgewicht des Solidus (4.5324 g) oder dem Sechstel einer Unze. Mit Roujan steht sie somit in einem Verhältnis von 1:12.
Abb. 188: Herkunft der Münzen der Schleitheimer Börse. (Nicht genau lokalisierbare Münzen sind mit «?» in der zu vermutenden Herkunftsregion bezeichnet. + Fundort Schleitheim).
+
281
Abb. 189: Übersicht über das römische und skandinavische Gewicht.
Römisches Pfund
nach Guilhiermoz
nach Böckh
1 lb. à 12 Unzen 1 Unze 1 sicilicus
1/12 lb. 1/4 Unze
326.3372 g 27.1948 g 6.7987 g
327.45 g 27.28 g 6.82 g
3 sicilici
3/4 Unze
20.3961 g
20.46 g
244.7528 g 30.5941 g 15.2971 g
245.52 g 30.69 g 15.34 g
20.3961 g
20.46 g
Skandinavische Mark à 9 römische Unzen 1 M à 8 Unzen 1 Unze 1 Lot
1/8 M 1/2 Unze
2/3 Unze
=3/4 röm. Unze
Aus diesem Tatbestand können wir nun folgendes schliessen: 1. Diese Börsen sind nicht Geldbeutel, die der Tote zufälligerweise bei seinem Hinschied auf sich trug, sondern sind dem Bestatteten absichtlich beigegeben. Analog zu den Totenoboli können wir in diesen Fällen von Totenbörsen sprechen. 2. Nicht die Stückzahl ist ausschlaggebend, sondern das Gesamtgewicht. Dass dieses nicht zwangsläufig allein durch Münzen gestellt werden muss, belegen die Schrötlinge und kleinen Barren von Sutton Hoo. 3. Nicht einmal auf die Qualität des Goldes kommt es an, das belegt neben der bereits erwähnten Negativauswahl von Schleitheim auch die Minderwertigkeit der Stücke von Lucy und Manre. Ob beim Goldschmuck in Gräbern ähnliche Gewichtsverhältnisse festzustellen sind, konnte im Rahmen dieser Arbeit nicht untersucht werden. J. Werner und M. Martin sind Fragen des Gewichtes bei germanischem Schmuck bereits nachgegangen und haben entsprechende Untersuchungen vorgelegt.2003
Abb. 190: Gewichtsverhältnisse der Münzbörsen in Gräbern.
282
röm. Gewicht nach Guilhiermoz
Fundort
Anzahl
g
skandinav. Gewicht
+/–
Manre
5
4,54
1/6 Unze = 1 solidus = 4.5324 g
0,2%
Kaiseraugst
5
6,38
1/4 Unze = 1 sicilicus = 6.7987 g
–6%
Lucy
5
6,207
Schleitheim
20
20,6675
Munningen
9
20,51
Roujan
28
53
Sutton Hoo
42
61,1115
1
–6% 3/4 Unze = 3 sicilici = 20.3961 g
2/3 Unze = 20.3961 g
1,0%
3
0,6% 2 Unzen = 8 sicilici = 54.3896 g 21/4 Unzen = 9 sicilici = 61.1883 g
–2.5% 2 Unzen = 61.1883 g
–1.25%
9
1 Pseudoimperial, Imitation nach Iustinian (527– 565)? Langobardisch Tremissis Vs.: Büste n.r. IVNIIX [-2-] IS(lieg.)IS(lieg.) Rs.: Victoria v.v., rechts C. Perlkreis. IHI 1.0293 g (27.5% Au, 68.5% Ag), 14.0 mm, 360°. Schwache Eisenoxydauflagen. NF 10127, MA 46899. Lit. Vgl. Werner 41. Hahn, Aldrans 54–58.
Rs.: Stilisiert Victoria? Kleid in Form einer Gocke. Im Abschnitt: OHO 1.1700 g (32% Au, 65% Ag), 13.6 mm, 315°. Eisenoxydauflagen, Schrötlingsriss NF 10126, MA 46898 Lit. Vgl. Werner 188. 7 Reims, Imitation nach Iustinian (527–565)? Tremissis Vs.: Kopf n.r., Typ von Mainz (Imitation?) DV [-?-] ODN S (S liegend) Rs.: Victoria n.l. Perlkreis. [-?-] VV 1.0596 g (44% Au, 53.6% Ag), 13.4 mm, 180°. Verrosteter Stempel? Eisenoxydauflagen am Rand NF 10114, MA46886 Vgl. Paris, Bibl.Nat. R 3081: Gleiche Büste, nur ganz leicht variert, Vs. REMVSFIT / Rs. Krückenkreuz, FILACHARIVS = RBN 1888, pl. XIV,8. Ähnliche Victoria Böhner, 33, Fd. Mannebach (Kr. Saarburg) Kümmern. Lit. RBN 1888, 553, pl. XIV,8. Vgl. Werner 87(Vs); 122(Rs) = Böhner,Trierer Land M 33. Lafaurie, Hérouvillette no 37. Lafaurie, Escharen, S. 162, Typ 3.
V
Fundmünzen aus Grab 590
V
2 Pseudoimperial, Imitation nach Maurcius Tiberius (582–602), Langobardisch Tremissis Vs.: Büste n.r. mit extrem langen Lippen. •N ML V R [-?-] Rs.: Victoria v.v. IIIVONNI IIVI¬OLVIII. Im Abschnitt: ‘ O I I O ‘ 0.9044 g (20% Au, 76% Ag), 14.6 mm, 135°. Schwache Eisenoxydauflagen. NF 10116, MA 46888. Ähnlich Mainz RGZM 0.28254, aber Kreuz auf Rs. Lit. Vgl. Grierson, MEC 304. Für Rs. vgl. Hahn, Aldrans 59–60.
VV
3 Pseudoimperial, Imitation nach Iustinian (527– 565)? Langobardisch? Tremissis Vs.: Büste n.r., davor L (?). [-1-] IVT< IILVIPV Rs.: Victoria v.v. OVIP•I>V. TTT IT. Im Abschnitt: O 1.0848 g (53% Au, 45% Ag), 17.3 mm, 180°. Verrostete Stempel. NF 10128, MA 46900 Vergleichsstück Paris, Bibl.Nat. R 1118. Ähnlich Mainz, RGZM Nr. 0.17501. Lit. Vgl. Geiger, Merowinger 171–172. Hahn, Aldrans 61–62. Werner 192. Zedelius, Wesel-Bislich, 11. Fischer, Hüfingen, 6.
V
V
V V
4 Pseudoimperial, Langobardisch? Tremissis Vs.: Büste n.r., davor + oder . Glatter Kreis. (?) Rs.: Stilisierte Victoria v.v. Glatter Kreis. [-?-] VA 1.0370 g (40.5% Au, 56.6% Ag), 16.6 mm, 180°. Stempelgleich zu MA 46890. Spuren von Eisenoxydauflagen NF 10117, MA 46889. Lit. Vgl. Geiger 171–173. Hahn, Aldrans 61–62. Zedelius, Wesel-Bislich, 11.Fischer, Hüfingen, 6.
V
5 Pseudoimperial, Langobardisch Tremissis Vs.: Büste n.r., davor + oder L. Glatter Kreis. VV [?-] Rs.: Stilisierte Victoria v.v. Glatter Kreis. [-?-] 1.1194 g (35% Au, 60.5% Ag), 16.2 mm, 190°. Stempelgleich zu MA 46889, Spuren von Eisenoxydauflagen NF 10118, MA 46890 Lit. Vgl. Geiger 171–173. Hahn, Aldrans 61–62. Zedelius, Wesel-Bislich, 11. Fischer, Hüfingen, 6. 6 Tremissis Vs.: Büste n.r. TVVTOMIUTI [-1-]
8 Chalon-sur-Saône (Saône-et-Loire) Cabillonno, Monetar: Bonefacius Tremissis, Ende 6. Jh. Vs.: Büste n.r., vor der Nase gleichschenkliges Kreuz. +CABIL L ONNO FIT Rs.: In Perlkreis Stufenkreuz zw. C - A.; [+] OB(?)AC [-3-] MO(?) 0.8770 g (9.1% Au, 89.6% Ag), 12.9 mm, 180°. Gefüttert: Silberkern feuervergoldet, Eisenoxydauflagen NF 10112, MA 46884 Der Überzug hat 54.0%Au, 45%Ag. Ähnlich Mainz, RGZM 0.23943: gefüttert mit Silberkern, 0.79 g, B. 1172var. Lit. Vgl. B. 1161f., 1198ff. P. 191–193. Grierson, MEC 400. 9 Issoudun (Creuse, ar. Aubusson c. Chenerailles) od. Yssandon (Corrèze) Exelleduno, Monetar: Glavius Tremissis Vs.: Büste n.r. +EXELLEDVNO FT(ligiert für FIT) Rs.: Kreuz zw. L - E. Perlkreis. +G [LAVIO] MONITLRIO 1.2580 g (25% Au, 72.3% Ag), 13.3 mm, 90°. Schwache Eisenoxydauflagen NF 10123, MA 46895 Vgl. Vente Bourgey 21/22.1.1992 no 226: Exelleduno / Glavio Für die Gravur der Buchstaben möglicherweise kleine Dreieckspunzen verwendet. Lit. cf. P. 1988 (ISANDONE, Yssandon). B. 4660, 4661= P. 2023, B. 4662= P. 2024 (VALLARIA, Vallières (Creuse) = gleicher Monetar u. Stil. 10 Bourges (Cher) Betoregas, Monetar: Austrulfus Tremissis, gegen 600 Vs.: Büste n.r. [BET]OREG[A] Rs.: Gleichschenkliges Kreuz. +[AVSTR (?)] VLF [S(lieg.)]
283
1.1622 g (23% Au, 76% Ag), 12.2 mm, 270°? Wahrscheinlich gefüttert mit Silberkern, Eisenoxydauflagen NF 10131, MA 46903 Austrulfus vgl. Autun: B. 462, 463, 465 = P. 143. Lit. -. Vgl. P. 1668. 11 St-Même-le-Tenu (Loire-Atlantique) Port Vediri, Monetar: Teodomaris Tremissis, anf. 7. Jh. Vs.: Büste n.r. Glatter Kreis PORTOVETRI Rs.: Nackte menschliche Figur n.r., mit erhobenen Armen tanzend. Perlkreis TEODOMA REMO 1.1824 g (10.5% Au, 86% Ag), 15.5 mm, 360°. Ausgebrochen, gefüttert mit Silberkern NF 10129, MA 46901 Zuschreibung zu St-Même-le-Tenu (Loire-Atlantique) durch J. Lafaurie. Briefl. 11.1.1997 u. 16.6.1997 u. briefl. Hinweis von F. Feldern 22.8.01. Lit. Vgl. B. 3674. P. 2336 (Le Port-Saint-Père, Loire Atlantique) 12 Saint-Yrieix (Haute-Vienne) Sancto Aredio, Monetar: Baudolefius Tremissis, ca. 640? Vs.: Büste n.r. SCOARED[IOF]IT Rs.: Gleichschenkliges Kreuz, in den Zwickeln: L / E / - /•. Perlkreis. +[B] AV(lig.)DOLEFIVSM 1.0427 g (40% Au, 59.3% Ag), 13.4 mm, 180°. Eisenoxydauflagen, deutliche Umlaufsspuren, leichter Doppelschlag NF 10124, MA 46896 Lit. B. 4040 = P. 2004. 13 Unbestimmt (möglicherweise Genf?) Tremissis Vs.: Ungeklärtes Zeichen aus 2 Kreisen m. Punkt, Kreuzchen u. «Leiter». Perlkreis Rs.: Gleichschenkliges Kreuz mit Dreieckenden, in den Zwickeln: G / Rosette / (?) / (?) 0.9918 g (28.5% Au, 68% Ag), 13.5 mm. Eisenoxydauflage NF 10115, MA 46887 Mögliche Zuschreibung an Genf auf Grund des G auf der Rs. gesprächsweise Lafaurie 10.11.96. 14 Unbestimmt, Mainz, Friesland? Tremissis Vs.: Büste n.r. OAIUN D L-N II (N, D und G rückläufig) Rs.: Gleichschenkliges Kreuz, je 1 Punkt in den Zwickeln. [-2-] OTI IO I-OVA [-1-] 0.9531 g (22% Au, 73.5% Ag), 13.1 mm. In 2 Teile zerbrochen u. geklebt NF 10130, MA 46902 Ähnlich Paris, Bibl.Nat. P. 2673, Rs. Kreuz mit C -R in den beiden oberen Zwickeln
V
V VV V
V
15 Mittelrhein? Mainz? «Hennegaugias»-Typ oder Typ von Remmerden Tremissis Vs.: Kopf l., sehr stilisiert? Glatter Kreis. [-?-] TEST [-?-] Rs.: Gleichschenkliges Kreuz. Glatter Kreis. NON [2-] HIIHNVI (1. N rückwärts, am Ende oben vier und unten zwei Kreischen). 1.2237 g (43%Au, 52% Ag), 12.8 mm. Überprägt,
284
schwache Eisenoxydauflagen, möglicherweise gefüttert NF 10121, MA 46893 Vgl. Leiden, KPK 1991–301; Lausanne, CdM 8281 (Gips im SLM); Leeuwarden, FM 472. (Laut briefl. Mitteilung und Karteiauszug von A. Pol vom 18.4.1997.) Lit. Vgl. B. 2234=3036,3025f. Diepenbach 5–7. Werner 138. 16 Mainz? Tremissis Vs.: Ungeklärtes Zeichen. Rs.: Gleichschenkliges Krückenkreuz. Perlkreis. EUH [-?-] X(?) O(?) 1.2475 g (22% Au, 71% Ag), 12.9 mm. Eisenoxydauflagen NF 10120, MA 46892 Lit. Vgl. B. 3017. Diepenbach 15. 17 Friesland, unbestimmte Münzstätte, Typ «Dronrijp C» Tremissis, Mitte 7. Jh. Vs.: Büste n.l.? sehr stilisiert Rs.: Kreuz mit unklaren Beizeichen 0.7356 g (15.5% Au, 78% Ag), 13.1 mm. Plattiert? Am Rand teilweise Naht der Plattierung sichtbar NF 10119, MA 46891 Paris, Bibl.Nat. cf. Nouv. acq. P. 742 (Marianus). P. 294. 1965/1023: Blioux, région d’Orléans. 1967/286: Scarpona. Nouv. acq. R 1603: ähnl. «Kopf»(appendice perlé), aber n.r. Unser Stück ist noch stärker stilisiert als das Fundstück aus Altenwalde (Berghaus 15i). Bern BHM: Slg. Scherrer 50: goldplatierter Tremissis mit noch stärker stilisierten Vs. Lit. Vgl. P. 742. Berghaus, Altenwalde, Nr. 15i. Boeles, Dronrijp 30. Grierson MEC, 488. Werner 158. 18 Unbestimmt, Imitation nach Quentovic? oder Mainz? Tremissis Vs.: Kreuz auf breiter Basis mit Punkt Rs.: Gleichschenkliges Kreuz, verzogen. Glatter Kreis 0.8377 g (42.6% Au, 53.8% Ag), 12.6 mm. Oberfläche an mehreren Stellen am platzen, gefüttert, Eisenoxydauflagen NF 10125, MA 46897 Lit. Vgl. B. 3018. Diepenbach 12. Grierson MEC 471f. Zedelius, Quentovic 4–7. 19 Unbestimmt, friesisch? Tremissis Vs.: Unklare Zeichen Rs.: Unklare Zeichen 0.8682 g (27% Au, 64.5% Ag), 13.3 mm. Schrötlingsriss NF 10122, MA 46894 20 Unbestimmt, friesisch? Tremissis Vs.: Kreuz m. je 1 Buchstaben in den Zwickeln? C, I? Rs.: undefinierbar. 0.8831g (21% Au, 73% Ag) 12.7 mm. Eisenoxydauflagen NF 10113, MA 46885 Mit rohem oder stark vernutztem Stempel geprägt
5.6. Bemerkungen zu den Weihrauchfunden Werner H. Schoch Räucherwerk, Wohlgerüche und Wohlbefinden In der Geschichte der Menschheit haben Düfte und Gerüche wohl schon immer eine grosse Rolle gespielt. Wohlgeruch, Wohlbefinden und Gesundheit sind Begriffe, die nicht zu trennen sind. Seit Ende der 1970er Jahre werden verschiedene Wissenschaften unter dem Begriff Esoterik zusammengefasst, neben der spirituell, weltanschaulich ausgerichteten Esoterik ist die kommerzielle Esoterik ein florierender Geschäftszweig geworden. Die Verfasser vom Buch «Weihrauch & Räucherwerk. Düfte zum Heilen, Träumen, Lieben, Meditieren, Anregen und mehr»2004 geben einen Einblick in heutige Gebräuche und preisen ihr Buch folgendermassen an: «Wir leben in einer Zeit der Wiederentdeckung schöner Düfte. Wohlriechendes zieht uns magisch an, und spezielle Aromen und Düfte berühren sanft unsere Gefühle und Emotionen. Und so lassen wir uns gerne wieder vom erhebenden Wohlgeruch edler Hölzer und Essenzen in himmlische Sphären locken. Weihrauch setzte man schon immer ein, um die Seele des Menschen in eine bestimmte Stimmung zu versetzen, ihn dem Geistigen und Göttlichen zu öffnen. Mit diesem Buch kann man vieles über diese besonderen Düfte erfahren. Von der Auswahl der Räucherstoffe über Rezepturen bis hin zu geheimnisvollen Ritualen sind viele Techniken beschrieben, wird die traditionelle Verwendung erklärt, inklusive der Zuordnungen zu den einzelnen Wochentagen, Farben und spirituellen Prinzipien. Man wird zu einem Meister der lichtvollen Duft-«Magie». Sehr viele weitverbreitete Rituale sind unmittelbar mit dem Verbrennen von Weihrauch verbunden. Tempelweihrauch, Liebesweihrauch, Heilender Weihrauch, Weihrauch zum Hellsehen – die Palette der aromatischen Duftmischungen und Rezepturen ist groß, die Anwendungen unter astrologischen und farbtherapeutischen Aspekten breit; für jeden einzelnen gibt es eine eigene geheimnisvolle Duftmischung». Wie mag der Umgang mit Weihrauch wohl zur Zeit der Entstehung des Schleitheimer Gräberfeldes gewesen sein? Was hat er den Menschen bedeutet, welche Kraft hat er ihnen gegeben? Woher haben sie diese kostbare Substanz bezogen? Fragen, auf die die Ausgrabungen kaum Antwort geben können, die Tatsache, dass man den Verstorbenen aber Weihrauch mit ins Grab gegeben hat, zeigt, dass man diese Substanz hoch schätzte und als ein besonderes Gut betrachtete.
Weihrauch in Schleitheimer Gräbern Aus den Gräbern von Schleitheim wurden zahlreiche Holzreste analysiert. Mit den Hölzern gelangten vereinzelte Proben ins Labor, die schlicht als «organisches» oder «botanisches» Material bezeichnet wurden. Eine erste mikroskopische Analyse liess vermuten, dass es sich dabei um ein Gemisch verschiedener Substanzen handelte. Es lag ein eigenartiges Material vor, das dem Labor bisher noch nie angeliefert wurde.2005 Die dunkle, harte Masse wird beim Erhitzen plastisch. Die Substanz liegt sicher nicht in einer reinen Form vor, das Material ist mit pflanzlichen Zellfragmenten verunreinigt. Eine ähnliche Konsistenz findet man bei Birkenteer (Vergleichsmaterial aus dem Neolithikum und der Bronzezeit). In den vorgelegten Proben von Schleitheim konnten mikroskopisch keine Birkenrindenzellen gefunden werden, auch fehlt beim Erhitzen der für Birkenteer typische Geruch. Bei einer Probe wurde als nähere Bezeichnung «Tascheninhalt» angegeben. Diese Tatsache zeigte, dass es sich bei diesem Material um eine bewusst beigefügte Grabbeigabe handelt. Könnte es Weihrauch sein? Zur Zeit der Analyse waren dem Labor keine Belege für entsprechende Handelsbeziehungen oder Kontakte der in Schleitheim bestatteten Bevölkerung zu arabischen Ländern bekannt, Hinweise auf den Gebrauch von Weihrauch zu jener Zeit fehlten. Das organische Material besteht aus einer harzähnlichen Substanz. Diese Substanz liegt, wie oben erwähnt, nicht in reiner Form vor, die mikroskopische Analyse lässt eine Verunreinigung mit pflanzlichen Zellfragmenten erkennen. Wohl könnte Weihrauch ein Bestandteil des Gemisches, aber auch Harz oder sogar Birkenteer könnten beigemengt sein. Nach längerem Suchen konnten von einem Importeur orientalischer Spezialitäten in Holland Weihrauchproben beschafft werden. Dabei ist bewusst eine schlechte Qualität verlangt worden, die nicht absolut reines Harz, sondern noch pflanzliche Verunreinigungen (Rinde) enthält. Die mikroskopische Untersuchung dieses Vergleichsmaterials mit der Schleitheimer Substanz liess keine sicheren Schlüsse ziehen. Die organischen Rindenfragmente zeigten keine spezifische, arttypische Merkmale, die eine Bestimmung zulassen würden. Aus diesem Grund wurde die relativ aufwendige dünnschichtchromatographische Analyse gewählt. Dabei wird eine kleine Menge der gelösten zu untersuchenden Substanz mit Vergleichssubstanzen auf einer horizontalen Linie auf eine mit einem Trägermaterial beschichtete Glasplatte aufgetragen. In einer geschlossenen Kammer wird der Rand der Glasplatte in ein Lösungsmittelgemisch gestellt, das 285
Abb. 191: Olibanum- oder Weihrauchharz wird aus verschiedenen BoswelliaArten gewonnen. Boswelliazweig (nach Köhlers Medizinal-Pflanzen Atlas 1887/1898) und Weihrauchernte (nach Groom 1981).
Weihrauch zu; es fehlen einige leichtere Substanzen, die im rezenten Weihrauch vorhanden sind. Dies ist wahrscheinlich auf die Alterung und die Lagerung im Sediment (biologischer Abbau) zurückzuführen. Kiefernharz und Birkenteer können ausgeschlossen werden, die für diese Stoffe typischen Bestandteile sind nicht nachweisbar. So scheint es sich bei diesen Schleitheimer Grabbeigaben mit grösster Wahrscheinlichkeit um eine Beigabe zu handeln, die mindestens Weihrauch enthält. Auf eine genauere Bestimmung ist verzichtet worden. Sie wäre wohl zu aufwendig, denn allein in der holländischen Firma werden über 30 Sorten Weihrauch gehandelt.
Botanisches über Weihrauch
durch die Beschichtung langsam hochsteigt. Erneut wird das Substanzgemisch gelöst und je nach Molekülgrösse mehr oder weniger weit mitgezogen. Mit bestimmten Chemikalien können nach Ende des Prozesses die einzelnen Komponenten sichtbar gemacht werden. Enthält nun der zu analysierende Stoff gleiche Substanzen wie die bekannte Vergleichssubstanz, finden sich diese im gleichen Abstand von der Startlinie, d.h., in beiden Substanzen sind dieselben Komponenten vorhanden. Sind alle Komponenten identisch, handelt es sich um die gleiche Substanz. Die Schleitheimer Proben sind mit Kiefernharz, mit daraus hergestelltem Pech, mit Birkenpech, mit reinem Betulin (Komponente in Birkenrinde und -teer) und mit Weihrauch verglichen worden. Die Resultate bereits des ersten Versuches waren höchst erfreulich. Die im Chromatogramm aufgetrennten Substanzen sind teilweise mit denen aus dem Weihrauch identisch, dies trifft besonders auf die Hauptkomponente von rezentem 286
Die Familie der Burseraceae umfasst nach älteren Angaben über 300 Arten tropischer Bäume und Sträucher. Sie enthalten in den Exretgängen der Rinde aromatische Stoffe, Balsame und Harze. Das Olibanum- oder Weihrauchharz, das aus verschiedenen Boswellia-Arten gewonnen wird, ist dabei wohl das bekannteste Produkt (Abb. 191). Versucht man zu ergründen, um welches Harz es sich bei Weihrauch handelt, stösst man bald auf beinahe unüberwindbare Schwierigkeiten. In früheren Jahrhunderten gehandelte und beschriebene Harze oder Harzmischungen sind heute kaum oder gar nicht mehr bekannt und damit auch nicht mehr im Handel. Als Beispiel dafür steht der Mekkabalsam, der wegen seinem aromatischen Geruch sehr geschätzt war und auch medizinisch bei Erkrankungen der Atemwege und bei Lungenleiden eingesetzt wurde. Der Harzlieferant, ein einst auf beiden Seiten des Roten Meeres, in Arabien, an der nubischen Küste und in Abessinien heimischer Strauch (Abb. 192), wurde als Commiphora opobalsamum (L.) Engl. beschrieben, die gleiche Art wird aber auch als Balsamodendron opobalsamum Knth., B. gileadense Knth., Amyris gileadense L.; C. opobalsamum (L.) Engl., var. gileadensis (L.) Engl. und mit anderen Namen bezeichnet. Von dieser Pflanze wurden auch das Holz als Balsamholz und die Früchte als Balsamkörner gehandelt.
Die Herkunft des Weihrauchs Der Handel mit Harzen, Ölen, Balsamen, Myrrhe und Weihrauch wurde schon im Altertum mit Drogenhandel gleichgesetzt. Allzu kostbar waren diese Substanzen, als dass man deren genaue Herkunft bekanntgeben wollte, die Händler hielten ihre Quellen geheim und achteten sorgsam über ihre Vormachtstellung in diesem Handelszweig. Bis ins frühe Mittelalter herrschte in Europa weit-
gehend die Meinung, Weihrauch und Myrrhe seien Produkte aus dem Gebiet der heutigen Staaten Syrien – Libanon. Dieser Glaube hatte seinen Ursprung in der Tatsache, dass die Phönizier, die auch nach Persien und Babylonien lieferten, ihren Handel lange Zeit über den ägyptischen Hafen Kussir und auf dem Landweg über Palästina abwickelten. Hinweise über die wahre Herkunft sind in der Bibel zu finden, so ist in Jeremia 6.20 zu lesen: «Was soll mir da der Weihrauch aus Saba oder das köstliche Würzrohr aus fernem Lande?» und bereits in der früheren Aufzeichnung von Jesaja finden wir in 60.6.: «Eine Flut von Kamelen wird dich bedecken und auch die jungen Tiere aus Midian und Epha (aus Nord- und Südarabien). Auch aus Saba kommen sie und bringen Gold und Weihrauch herbei.» Einmal mehr finden wir in den Schriften Herodots den Herkunftsort von Weihrauch. Er bezeichnet ihn als Produkt aus Arabien, dem «äussersten Land im Süden der Erde». Später wird immer wieder das Königreich Saba, oder das Sabäerreich genannt, die spätere Erwähnung von Dhofar ist wohl eine der genauesten Herkunftsbezeichnungen. Im pharaonischen Ägypten ist Weihrauch ein wichtiges Produkt als Räuchermittel. Kultusgebote schlossen aber seine Verwendung als Harz bei der Mumifizierung aus, in karthagischen Mumien hingegen konnte Weihrauch nachgewiesen werden. Bei ägyptischen Kultritualen in den Tempeln und bei Bestattungen wurde er in grossen Mengen verbraucht. Allerdings ist dieser Stoff bisher nur in einem Fall chemisch nachgewiesen worden, im Grab von Tutanchamun fanden sich einige Weihrauchbällchen. Altägyptische Texte geben ein recht genaues Bild über die Verwendung von Weihrauch in Kult und Medizin. Auf einem Grabrelief der 5. Dynastie wird die Ernte von Weihrauch an einem in einem Garten gepflanzten Baum dargestellt,2006 die Darstellung von Weihrauchbäumen als Kübelpflanzen im Grabtempel der Königin Hatschepsut (15041483 v.Chr.) in Der el Bahari zeugen sogar vom Import dieser Pflanzen – offenbar hat man versucht, diese Art zu kultivieren.
Der Handel mit Weihrauch In der Geschichte sind «Seidenstrasse» und «Weihrauchstrasse» Begriffe, die bis heute bekannt sind. Die Weihrauchstrasse gilt als die älteste Welthandelsstrasse. Sie verband als Landweg über mehr als 3500 Kilometer die Küste des Indischen Ozeans mit der Küste des Mittelmeeres. Nach einigen Angaben soll diese Route schon um 2500 v.Chr. genutzt worden sein; dies ist aber nicht gesichert, man nimmt an, dass ein Transport ohne Kamele nicht möglich gewesen wäre. Ka-
Abb. 192: Verbreitung von Boswellia sacra, der das Weihrauchharz lieferte.
mele sind nach dem heutigen Wissenstand in Arabien erst im 13./12. Jh. v.Chr. domestiziert worden. Zahlreich sind Zeugen entlang der antiken Weihrauchstrasse, Städte, die durch den Handel mit den kostbaren Stoffen sagenhaften Reichtum erlangten. Der genaue Verlauf der Weihrauchstrasse ist aber bis heute nicht gesichert, mehrmals hat er sich geändert, eine Folge der jeweiligen politischen Verhältnisse in Arabien und der damit zusammenhängenden kriegerischen Ereignisse. Die Organisation und damit der Profit der Weihrauchstrasse wechselte im Lauf der Jahrhunderte; welche der südarabischen Stadtstaaten und Königreiche diese wichtige Handelsstrasse wann beherrschten, ist heute unklar. Über Verträge oder Abmachungen, besonders auch mit Stammesfürsten von Nomaden, durch deren Gebiete die Strasse führte, sind keine Überlieferungen vorhanden. Nur lückenhaft ist die Geschichte vor Beginn unserer Zeitrechnung bekannt. Als frühestes Königreich wird das um das 13. Jahrhundert gegründete minäische Reich angenommen, zwischen 950 und 650 v.Chr. beherrschten die Minäer beinahe ganz Arabien. Die Anfänge des sagenhaften Sabäerreiches sind zeitlich unsicher, als Könige von Saba erlangten sie Ende des 7. Jahrhunderts die Vorherrschaft. Doch auch dies ist eine Annahme, andere Quellen belegen eine weitgehende Beherrschung der Weihrauchstrasse durch die Minäer bis 343 v.Chr. – ihre Hauptstadt war das legendäre Marib. Mit der Zerschlagung des israelitischen Reiches um 70 n.Chr. übernahmen die Römer die Kontrolle über den nördlichen Teil der Weihrauchstrasse. Die folgenden Jahrhunderte waren durch Auseinandersetzungen geprägt, gegen Ende des 6. Jahrhunderts besetzten die Perser Südarabien, diese Besetzung dauerte bis 628. Mehr und mehr verlagerte sich der Handel auf den Seeweg; der Landweg behielt aber eine – wenn auch unterschiedliche – Bedeutung bis in unsere Zeit. Zwischen 1600 und 1800 erlebte er eine erneute Blüte – die Piraterie im Golf von Aden und im Roten 287
Meer erzwang den Transport auf dem Landweg. Es gibt Quellen, die aus dieser Zeit Kamelkarawanen mit 400 Tieren erwähnen, die 53 Tonnen des Harzes transportierten!
Die Verwendung von Weihrauch Bis vor kurzer Zeit brachten die meisten Menschen die Begriffe «Weihrauch und Myrrhe» in Zusammenhang mit religiösen Riten, besonders die Verwendung von Weihrauch bei gottesdienstlichen Handlungen in der katholischen Kirche sind bekannt. In vielen vorchristlichen Religionen, so bei den Assyrern, Hebräern, Persern, Phöniziern und Griechen wurde Weihrauch im Tempeldienst verräuchert. Sehr gut dokumentiert sind entsprechende Handlungen im alten Ägypten, aus der 5. Dynastie (um 2450 v.Chr.) sind sogar erste Expeditionen nach Punt, um Weihrauch und Myrrhe nach Ägypten zu holen, bekannt. Zahlreich sind Darstellungen von zeremoniellen Handlungen, die Könige, Priester und Hohepriesterinnen bei der Handhabung von Weihrauchgefässen zeigen. Im römischen Reich wurde Weihrauch als Opfergabe verbrannt, sowohl Göttern als auch gottgleichen Personen (Kaiserkult) und, wenn auch selten, lebenden Personen, die beinahe göttliche Verehrung genossen, wurde diese Ehre zuteil. Ähnlich dem griechischen Aphroditekult wurde in Rom der Venus Weihrauch dargebracht, als Dankopfer nach Errettung aus Gefahren und bei Begräbnissen wurde Weihrauch geopfert. Kaiser Nero soll im Jahre 65 beim Begräbnis seiner Gattin Sabina Poppäa die gesamte arabische Jahresernte an Weihrauch verbrannt haben. In der frühchristlichen Kirche war das Räuchern mit Weihrauch und Myrrhe über 200 Jahre lang als «heidnischer Brauch» verboten. In der Zeit des römischen Kaisers Konstantin (280–377), nach anderen Quellen erst ab dem 5. Jahrhundert, wurde der Brauch des Räucherns wieder aufgenommen. Seither ist es in der katholischen und griechischen Kirche wieder ein fester Bestandteil der Kulthandlungen. Weihrauch oder dessen Bestandteile fanden mannigfaltige Anwendung im täglichen Leben. So wird berichtet, dass im Altertum Mischungen mit Rinde vom Weihrauchbaum als Lockmittel zum Fischfang verwendet wurden. Zur Körperpflege wurde sowohl Weihrauchpulver wie auch das Räuchern selbst verwendet, in der Kosmetik fand Weihrauchruss Anwendung als Augenschminke und zum Schwärzen der Augenbrauen. Das ätherische Weihrauchöl ist auch heute noch Bestandteil bekannter Parfüme. Die Orientalen räucherten Kleider und Räume ihrer Häuser; bis heute hat sich in einigen afrikanischen und asiatischen Ländern der Brauch bewahrt, zu Ehren ankommen288
der Gäste deren Kleider, männlichen Besuchern auch den Bart zu räuchern. Hier ist neben dem Wohlgeruch sicher auch die desinfizierende und antiseptische Wirkung der beim Räuchern entstehenden phenolischen Stoffe ausgenützt worden. Eine Mischung von Weihrauch und Honig wurde bis in unsere Zeit als Kaumittel gegen schlechten Atem angewandt. Das Kauen von Weihrauch gegen Magenverstimmung bei den Beduinen und die oft beschriebene schmerzlindernde bis sogar betäubende Wirkung von mit Wein vermischtem Weihrauch weist auf die Bedeutung dieses Stoffes in der medizinischen Anwendung hin. Ein Papyrus aus dem 16. Jh. v.Chr., ursprünglich im Besitz des Königs Amenophis I., berichtet als erstes bekanntes Dokument von Weihrauch als Arzneimittel. Dieses ehemalige Handbuch für Ärzte wurde vom Leipziger Ägyptologieprofessor Georg Moritz Ebers 1873 in Luxor erworben, als «Papyrus Ebers» ist er der Leipziger Universitätsbibliothek übergeben worden. Nahezu alle berühmten Ärzte, Botaniker und Philosophen der griechisch-römischen Antike führen Weihrauch in ihren Schriften an. Neben vielen Wirkungen, die von der heutigen Pharmakologie durchaus anerkannt und durch moderne Untersuchungen bestätigt wurden, finden sich dabei auch phantasievolle, unhaltbare Anwendungen; der griechische Philosoph Theophrast von Eresos (372–287), beschreibt Weihrauch als Gegenmittel zum hochgiftigen Gefleckten Schierling, und in der persischen Medizin soll er gegen Sommersprossen und Pockennarben verabreicht worden sein. Als sicher gelten antimikrobielle und antiphlogistische (entzündungshemmende) Eigenschaften der Weihrauchkomponenten. Viele der seit der Antike bekannten Anwendungen sind auf diese Eigenschaften zurückzuführen. Als Weihrauch allein oder als Bestandteil in Mischungen, Pulvern, Ölen, Extrakten und Salben wurde er gegen Blutfluss, Blutspucken, Geschwüre, Erkrankungen der Atemwege, Entzündungen, Abszesse, Geschlechtskrankheiten, Durchfall, Magenschwäche, Gicht, Rheuma, Nieren- und Blasenleiden und gegen Tumore und Krebs eingesetzt. Dies ist nur eine kleine Auswahl der Krankheiten, gegen die Weihrauch helfen sollte oder half. In neuerer Zeit verlagerte sich die Verschreibung mehr und mehr auf äusserliche Anwendung, die innerliche Therapie wurde nur noch bei wenigen speziellen Indikationen vorgezogen. Durch das Zurückfinden zu Naturheilmitteln in neuester Zeit erlebt der Weihrauch in der Medizin eine Renaissance. Im Internet finden sich unter dem Stichort «Weihrauch» hunderte von Artikeln, die sich besonders mit Weihrauchtherapien im Zusammenhang mit Rheuma und Darmerkrankungen bis zur Bekämpfung von Tumoren befassen.
5.7. Zur Beigabe von Silices Markus Höneisen Hinlänglich ist bekannt, dass in frühmittelalterlichen Gräbern Silices als Beigaben vorkommen, hauptsächlich in Männergräbern, als Bestandteile der Tasche. Nicht selten finden sie sich aber auch in frühmittelalterlichen Siedlungsschichten.2007 Obwohl bereits früh auf diese Tatsache aufmerksam gemacht wurde,2008 werden die Silices bis heute im allgemeinen noch immer stiefmütterlich behandelt. Üblicherweise werden sie als Schlagsteine angesprochen. In Verbindung mit Feuerstählen sollen sie als «Feuerzeug» gedient haben.2009 Eine Verwendung in diesem Sinne ist noch bis in jüngste Zeit hinein bekannt, im Zusammenhang mit den Steinschlossflinten.2010 Auch aus dem Schleitheimer Gräberfeld Hebsack liegen aus 84 Bestattungen insgesamt 165 Silices vor. Mehrheitlich handelt es sich nach dem Befund um echte Beigaben, vor allem um Bestandteile einer Tasche, zusammen mit allerlei anderen nützlichen oder aufgesammelten kuriosen Dingen des Alltags, worunter auch prähistorische und römische Altfunde und einem Sammelsurium aus Eisen. In einzelnen Fällen ist der einstige Fundkontext dagegen unklar: Silices liegen auch neben dem rechten Fuss, neben dem rechten Knie, im Unter- und Oberschenkelbereich sowie oberhalb des Beckens. In wenigen Fällen wurden Silices auch als Einschlüsse in der Grabfüllung geborgen. Bei der Mehrzahl der Bestattungen mit einer Silexbeigabe handelt es sich auch in Schleitheim um Männergräber oder um Bestattungen von Knaben. In sieben Fällen fanden sich Silices indessen in eindeutigen Frauengräbern.2011 Die Anzahl der beigegebenen Silices schwankt zwischen ein und fünf Stücken; die Mehrzahl der Gräber enthält nur ein oder zwei Exemplare (Abb. 193).2012 Bei der Vorlage der Funde von Schleitheim-Brüel wurde darauf hingewiesen, dass auch aus der kleinen Grabungsfläche im frühmittelalterlichen Siedlungsgebiet insgesamt 28 Silices stammen.2013 Sie lassen nicht daran zweifeln, dass die Silices ebenfalls in den frühmittelalterlichen Kontext gehören.
Rohmaterial und Grundformen Den alamannischen Siedlern standen zweifellos genügend einheimische Silexvorkommen zur Verfügung, wenn auch nicht im unmittelbaren Siedlungsraum von Schleitheim selber. Aus na-
türlichen Vorkommen mussten die Stücke im Südranden und möglicherweise im Reiat aufgesammelt werden. Das Material von Schleitheim enthält Formen, wie sie an der Oberfläche in diesen Gebieten natürlich vorkommen. Eine andere, unter Umständen noch nähere Quelle waren ehemalige prähistorische, vor allem neolithische Siedlungsplätze, die im Raum Schleitheim einstweilen nicht genauer lokalisiert, aber aufgrund von Streufunden anzunehmen sind. Die Mehrzahl der Silices von Schleitheim-Hebsack macht denn auch den Anschein, aus Aufsammlungen von prähistorischen Siedlungsplätzen zu stammen. Zu den vorhandenen Grundformen gehören einerseits effektive Artefakte, wie Pfeilspitzen und Kratzer, andererseits Klingen, Lamellen, Kerne und Kernteile, Abschläge und Trümmer. Die Stücke müssen von den frühmittelalterlichen Siedlern als Altfunde aufgelesen und gesammelt worden sein, sei es bewusst als Antiquitäten oder Kuriositäten, oder aber als Rohmaterial, um sie in der einen oder anderen Form weiter zu verwenden. Das Silexmaterial von Schleitheim-Hebsack wurde einstweilen nur von Auge in Bezug auf die Herkunft durchgesehen. Bei der Mehrzahl der Silices dürfte es sich dabei um Jurahornstein handeln, wie solcher im Kanton Schaffhausen am Südranden, am Rheinfall und auf dem Reiat vorkommt. Das Material vom Südranden und Rheinfall ist mehrheitlich von grau-weisser Farbe und verhältnismässig homogen. Der Hornstein vom Reiat, aus oberflächlichen Vorkommen im Zusammenhang mit Bohnerz, zeigt dagegen dunkel- bis rotbraune Farbe und enthält häufig auch zahlreiche Einschlüsse. Vom üblichen lokalen Hornstein optisch abweichend sind indessen mindestens 13 Silices. Eine erste Gruppe von 11 Stücken ist quarzig-milchig und von weiss-graublauer Farbe; bei ihnen handelt es sich um Chalcedon, ein Material, das im
Anzahl
Abb. 193: SchleitheimHebsack. Silexbeigaben in den Gräbern.
Geschlecht
0 1 2 3 4 5 6
45 18 9 4 7 1
45 36 27 16 35 6
35 15 7 4 6
5 1 1
Total
84
165
67
7
2 1
3
1
1
2 1 1
4 6 5 4
1 1
3
6
22
289
prähistorischen Kontext unserer Region nie auftritt. In Bezug auf die Herkunft könnte das unterschiedlich gut auskristallisierte Material aus dem Buntsandstein oder dem Muschelkalk der näheren Umgebung, beispielsweise aus der Trias des Wutachtals, stammen.2014 Gleich drei derartige Exemplare stammen aus Grab 428, das als Altfund auch einen mittelbronzezeitlichen Dolch enthielt. Acht zum Teil grössere Stücke dieses Materials stammen zudem aus der Siedlungsgrabung. Zwei weitere Stücke sind indessen eindeutige Importe. Ein Exemplar ist glasig schwarz und erinnert an nordischen Kreidefeuerstein. Ein weiteres Exemplar ist transparent-glasig und von braunschwarzer Färbung; am ehesten ist eine Herkunft aus dem Rheinland oder dem Pariser-Becken denkbar.
Zur Verwendung der Silices im Frühmittelalter Zu den aufgesammelten Altfunden gehören, wie erwähnt, mehrere Silexgeräte, hauptsächlich Pfeilspitzen und Kratzer (Abb. 194). Das schönste Stück, die gestielte Pfeilspitze 481.26, ist noch annähernd intakt und war Bestandteil des Tascheninhalts. Gut datierte Vergleichsstücke sind etwa aus der frühbronzezeitlichen Siedlung von Zürich-Mozartstrasse bekannt.2015 Sie sind, wie unser Stück, fein retuschiert und mit ausgeprägtem Dorn, was bei den gestielten Pfeilspitzen der Schnurkeramik normalerweise weniger der Fall ist.2016 Die Pfeilspitze 620A.3 ist dagegen nur als Teil einer gestielten Pfeilspitze überliefert; sie fand sich in sekundärer Lage in einem Kindergrab. Die dritte Pfeilspitze 538.13 mit gerader Basis ist abgerollt und überdeckt von Eisenkorrosionsspuren. Ein weiteres Stück 588C.10 ist sehr grob zugearbeitet und vielleicht nur ein Rohling einer Pfeilspitze. Das letzte Stück 579.3 von hellgrauer Farbe ist von ungewöhnlich langgezogener schmaler Form mit gerader Basis. Als zweiter vorliegender Artefakttyp sind Kratzer zu erwähnen: der vollständig erhaltene Klingenkratzer 620B.7, das stark abgenutzte Stück 698.5 und das recht unförmige Exemplar 753.4. Die meisten der erwähnten Artefakte sind in nahezu unversehrtem Zustand überliefert und hätten von den frühmittelalterlichen Siedlern wohl noch im ursprünglichen Sinn verwendet werden können. Wahrscheinlich aber wurden sie dazu nicht mehr benützt. Dies zeigt sich zumindest klar am Beispiel des Kratzers 753.4, der sekundäre, starke stufige Gebrauchsretouchen aufweist. Ähnlich verhält es sich mit der Importklinge 675.3. Auch sie dürfte bereits in prähistorischer Zeit geschlagen worden sein. Ihre auffällig weisse Patina weist darauf hin, dass die Klinge 290
während längerer Zeit an der Oberfläche gelegen hatte. Die frühmittelalterlichen Siedler haben sie wohl im Norden aufgelesen und nach Schleitheim gebracht. Von ihrer sekundären Verwendung zeugen die steilen, gestuften Gebrauchsretouchen an einer Längsseite, wobei die weisse Patina abgearbeitet worden ist. Bei der Benutzung muss die Klinge auch entzwei gebrochen sein, weshalb sie schliesslich nurmehr als Fragment in die Tasche des Toten gelangte. Viele der übrigen Silices zeigen gleichartige, steile, feinstufige Gebrauchsretouchen, die oft in Form einer Kerbe angeordnet sind (Abb. 194). Ähnliche Gebrauchsretouchen kommen auch an den Silexeinsätzen der Steinschlossflinten vor. Sie entstanden durch wiederholtes Anschlagen im Kontakt mit dem Metall. Im Frühmittelalter führte die Verwendung von Feuerstahl zu diesen feinen Gebrauchsretouchen, beim Abschlagen von Funken zur Feuerherstellung. Es ist daher sicher kein Zufall, dass in frühmittelalterlichen Gräbern Silices und Feuerstahl häufig ein Set bilden und ehemals vielleicht sogar zusammen in einem Beutel in der Tasche aufbewahrt wurden. Anstelle eines Feuerstahls konnten aber auch andere Eisenteile, beispielsweise Messer, die gleiche Funktion übernehmen. Daher ist es nicht erstaunlich, dass Feuerstähle meist in relativ geringer Anzahl vorkommen. Im Gräberfeld von SchleitheimHebsack liegen aus 18 Bestattungen der insgesamt 84 silexführenden Gräber Feuerstähle vor; nur viermal fand sich ein Feuerstahl auch in einem Grab ohne Silexbeigabe. Im Falle von Grab 490 war sogar ein Silex an einem Feuerstahl ankorrodiert. Die Abnutzungsspuren der Silices sind indessen in den meisten Fällen nicht besonders intensiv. Gut die Hälfte der Stücke lässt sogar keinerlei Abnutzung erkennen. Wieso? Man könnte dies dahingehend interpretieren, dass die Männer zu Lebzeiten in ihren Taschen Silices auf Vorrat herumgetragen haben. Denkbar wäre aber auch, dass den Verstorbenen vorsorglich oder auch nur symbolisch ungebrauchte Silices als Tascheninhalt beigelegt worden sind. Das breite individuelle Sammelsurium vieler Taschen spricht indessen eher dafür, dass dem Verstorbenen die Tasche mit seinen ganz persönlichen Dingen mitgegeben wurde. Die Taschen enthielten allerlei «nützliche» Dinge, die als Kuriosum oder Artikel für eine spätere Verwendung aufgesammelt worden sind. Hierzu gehören unter anderem Versteinerungen, die besprochenen Silices, aber auch prähistorische und besonders zahlreich römische Altfunde.2017 Ausser den Silices liegen aus dem Gräberfeld Schleitheim-Hebsack auch noch drei weitere prähistorische Objekte vor: das endneolithische Steinbeilchen 619B.2 (Taf. 74),2018 die mittelbronzezeitliche zweinietige Bronzedolch-
spitze 428.21 (Taf. 39)2019 und die hallstattzeitliche bronzene Zweischalennadel 536.3 (Taf. 58).2020 Sie zeigen, dass die frühmittelalterlichen Siedler da und dort auf Artefakte ihrer Vorgänger gestossen sind oder sogar bewusst danach gesucht haben. Aus welchen Gründen Altfunde gesammelt und aufbewahrt wurden, wissen wir nicht. War es urmenschlicher Sammeltrieb, sammelte man wegen des Materialwertes oder waren
die Zeugen der Vergangenheit Glücksbringer? Im Gegensatz zu vielen Silices und manchen römischen Artefakten lassen die vorliegenden prähistorischen Stücke jedenfalls keine Sekundärnutzung erkennen. Die Freude an einem «Fund» und das Geheimnisvolle, das diesen Gegenständen anhaftet, mögen daher ebenso eine Rolle gespielt haben.2021
Abb. 194: SchleitheimHebsack. Silexbeigaben: Prähistorische Artefakte (Pfeilspitzen und Kratzer) und weitere Grundformen (Kerne, Klingen, Abschläge, Trümmer).
291
Abb. 195: Schleitheim Hebsack. Übersicht zu den Kategorien der spätlatènezeitlichen und römischen Altfunde.
5.8. Zur Beigabe von Altfunden
Historisch-Antiquarische Analyse
Eckhard Deschler-Erb
Der Kategorie Schmuck/Tracht liessen sich 27 Objekte zuweisen, die sich auf die Unterkategorien Haarnadeln, Fingerring/Gemme, Fibeln und Anhänger verteilen (Abb. 195).
Bei der Ausgrabung von Schleitheim-Hebsack kamen auch Objekte zu Tage, die aus einer Zeit vor der Anlage des frühmittelalterlichen Gräberfeldes stammen. Darunter befinden sich neben zahlreichen Silices, einem neolithischen Steinbeil, einem mittelbronzezeitlichen Dolch und einer hallstattzeitlichen Nadel auch 53 kaiserzeitliche Münzen2022 und insgesamt 139 spätlatènezeitliche und römische Altsachen.2023 Der zeitliche Rahmen der spätlatènezeitlichen und römischen Altsachen umfasst die Spanne vom 1. Jahrhundert v.Chr. bis zum 3. Jahrhundert n.Chr. Objekte der Spätantike2024 fanden keine Berücksichtigung, da sie bei Belegungsbeginn von Schleitheim-Hebsack noch im allgemeinen Gebrauch standen und somit eher nicht unter die Rubrik «Altfund» fallen.2025 Die Objekte, unter denen sich auch vier Fibeln aus den Grabungen vor 1983 befinden,2026 verteilen sich auf vier Kategorien (Abb. 195) und innerhalb dieser Kategorien auf mehrere Unterkategorien. Im Kapitel der historisch-antiquarischen Analyse werden die Objekte diesen Kategorien und Unterkategorien zugeordnet und datiert. Für eine weiterführende Beschreibung der Funde sei in diesem Zusammenhang auf die jeweiligen Einträge im Katalog verwiesen; unter den Grabinventaren sind die Objekte im Tafelteil jeweils abgebildet. Die Ergebnisse der historisch-antiquarischen Analyse werden unten im Auswertungskapitel auf den Befund im Gräberfeld übertragen und interpretiert. In diesem auswertenden Teil kommen dann auch das neolithische Steinbeil aus Grab 619B, der mittelbronzezeitliche Dolch aus Grab 428, die hallstattzeitliche Nadel aus Grab 536 und die kaiserzeitlichen Münzen hinzu.
Schmuck/Tracht
Anzahl Total
292
Schmuck/Tracht
2
10
17 31
Haarnadeln2027 Die bronzene Nadel 616A.15 mit sehr kleinem Scheibenkopf und bombiert gearbeitetem Schaft lässt sich aufgrund ihrer unvollständigen Erhaltung nicht mehr mit Sicherheit einem bestimmten provinzialrömischen Haarnadeltyp zuweisen. Am ehesten dürfte das Fragment den Haarnadeln mit Kegel- oder Nagelkopf entsprechen, die allgemein ins 3. bis 4. Jahrhundert n.Chr. datiert werden. Allerdings sind zu der extrem flachen Ausformung des Kopfes bisher einzig Parallelen aus Knochen bekannt.2028 Einfacher gestaltet sich die Zuweisung der bronzenen Haarnadel 718.9. Mit dem Pilzkopf und der zusätzlichen Rillenverzierung gehört sie zu einem Typ des 3. Jahrhunderts, der in Knochen oder aus Bronze mehr oder weniger im gesamten Imperium verbreitet ist.2029 Bei diesen Stücken besteht eine gewisse Ähnlichkeit zu germanischen Haarnadeln des 4./5. Jahrhunderts; diese sind jedoch erheblich grösser und haben eine viel umfangreichere Schaftverzierung.2030
Fingerringe/Gemmen2031 Neben zwei Gemmen fanden sich im Gräberfeld acht Fingerringe bzw. Fingerringfragmente.2032 Die beiden Gemmen aus den Gräbern 319 und 825 sind beide Nicolos mit hellblau-dunkelblauer Schichtung; die Rückseite von 319 zeigt zusätzlich eine rötlich-braune Marmorierung.2033
Toilettger.
2
1
8 9
Gerät
8
1
6 20
Gefässteile
4
1
4
42
2 79
Total
31 139
Mit der ovalen Form und dem spitzovalen Querschnitt entsprechen sie der Form P4 nach Guiraud.2034 Die Bilder wurden mit dem Rädchenbohrer eingeschnitten.2035 Dabei zeigt 319.2 einen Schnitter mit Ähre und 825.3 eine Victoria nach rechts mit Kranz und Palmzweig (Abb. 196). Erstere Darstellung ist von einer erheblich besseren Qualität als 825.3, die sehr grob und flüchtig gemacht aussieht. Die verwendeten Motive entstammen einem weit verbreiteten Formenschatz, der zahlreiche Parallelen hat und keine Besonderheiten erkennen lässt.2036 Beide Gemmen lassen sich in die mittlere römische Kaiserzeit datieren; ursprünglich sassen sie wohl in einem Fingerring. Bei der Niederlegung im frühmittelalterlichen Grab war dies bei beiden Exemplaren nicht mehr der Fall. Die Reste einer Fassung, die bei 825.3 gefunden wurden, dürften dazu gedient haben, die Gemme an einer Halskette zu befestigen.2037 319.2 stammt aus einem gestörten Grab und lässt sich in seiner Befundlage nicht mehr genau rekonstruieren. Unter den Fingerringen soll zuerst der bronzene Schlangenfingerring 743.7 näher besprochen werden. Dieser offene Reif endet in zwei gegenständig gestellten, fein ausgeformten Schlangenköpfen. Schlangenfingerringe, die häufig auch in Gold gefertigt sind, stellen eine Form dar, die ihren Ursprung im mediterranen Bereich hat und während der gesamten römischen Kaiserzeit getragen wurde. Ihre Verbreitung erstreckt sich über die gesamte römische Welt.2038 Der schwarze Glasfingerring 440.3 mit seiner qualitätvoll ausgeführten Verzierung aus Punktband und Riefung war wohl als Nachahmung eines Gagatringes gedacht. Glasfingerringe generell stellen eine späte Erscheinung im provinzialrömischen Kunstschaffen dar, die frühestens ab dem 3. Jahrhundert n.Chr. bis in die Spätantike hinein produziert wurden. Unser Exemplar, das in sehr guter Qualität gearbeitet ist, scheint dabei am ehesten aus dem 3. Jahrhundert zu stammen.2039 Der bronzene Schlüsselfingerring2040 717.6 ist vollständig erhalten und könnte aufgrund der Lage im Grab von seinem Besitzer bei der Bestattung noch getragen worden sein. Mit dem stark betonten Bart und dem senkrecht stehenden Schaft gehört dieser Ring zu der häufigsten und am weitesten verbreiteten Form unter den Schlüsselfingerringen, die in dieser Ausprägung hauptsächlich ins 3. Jahrhundert zu datieren ist.2041 Fingerringe in Sphendonenform wie sie aus den Gräbern 401 (Eisen), 620 (Bronze) und 664 (Bronze) vorliegen, zählen zu der am weitesten verbreiteten Form unter den provinzialrömischen Fingerringen. Charakteristisch für diese Form, besonders wie sie in Schleitheim vorliegt, sind die
hervorgehobenen, betonten Schultern, die ohne Absatz in eine flache Ringplatte mit eingefügtem Schmuckstein (Glas oder Gemme) übergehen. Von den Schleitheimer Fingerringen in Sphendonenform besitzt keiner mehr eine Einlage. Fingerringe dieser Art sind mehrheitlich in das 2. und 3. Jahrhundert zu datieren.2042 Zum Abschluss sei noch auf den eisernen Fingerring 603.13 hingewiesen, der aufgrund der Gesamtform ein provinzialrömischer Fingerring gewesen sein muss, wegen der schlechten Erhaltung aber nicht mehr präziser eingeordnet werden kann.
Fibeln2043 Mit insgesamt 17 Exemplaren – darunter vier aus Altgrabungen (Abb. 197) – bilden die Fibeln2044 nach Keramik und Glas die grösste Gruppe unter den spätlatène- bis kaiserzeitlichen Altfunden aus dem Gräberfeld. Die ersten drei zu besprechenden Fibeln zählen alle zur Gruppe der Fibeln mit eingliedriger Spirale, vier Windungen und oberer Sehne.2045 Sie stammen aus den Gräbern 645, 571 und 418. Als ältestes Exemplar ist die Fibel 645.10 (Nauheimer Fibel) zu nennen.2046 Das Stück ist relativ klein geraten, liegt aber noch im Bereich des üblichen Spektrums.2047 Nauheimer Fibeln zählen zu
Abb. 196: SchleitheimHebsack. Antike Gemmen: 319.2 Schnitter mit Ähre (unten) und 825.3 Victoria mit Kranz und Palmzweig (oben). Mittlere römische Kaiserzeit.
293
1
2
3
4 Abb. 197: SchleitheimHebsack. Römische Fibeln aus den Altgrabungen. Sog. Backenscharnierfibeln mit Niello- (1) und Emaileinlagen (2–4). M. 1:1.
294
den häufigsten und am weitesten verbreiteten Formen der Spätlatènezeit. Die gegossene Schüsselfibel 571.18 stellt ein für die hiesige Region ganz besonderes Stück dar. Mit dem vom Bügel abgesetzten, schüsselförmigen und leistenverzierten Kopf, dem Bügelknoten und dem einfachen dachförmig gewölbten Fuss, ist diese Fibel der sogenannten Variante Bentumersiel der frühkaiserzeitlichen Schüsselfibeln zuweisbar.2048 Dieser Typus entwickelte sich aus spätlatènezeitlichen Vorläufern und war in augusteisch/tiberischer Zeit im Umlauf.2049 Aufgrund der bisher bekannten Parallelen lässt sich die Verbreitung der frühkaiserzeitlichen Schüsselfibeln, insbesondere der Variante Bentumersiel, auf Niedergermanien eingrenzen. Aus Obergermanien, Gallien oder Raetien sind mir bis auf Exemplare aus Rheinzabern (D) und Augusta Raurica bisher keine Vergleichsfunde bekannt.2050 Es scheint eher unwahrscheinlich, dass die hier vorliegende kaiserzeitliche Schüsselfibel, Variante Bentumersiel, bereits in römischer Zeit in den Süden gelangte. Viel wahrscheinlicher ist die Vermutung, dass diese Fibel erst im Frühmittelalter in unsere Region gebracht wurde.
Den beiden bisher besprochenen Fibeln mit eingliedriger Spirale lässt sich mit 418.11 ein weiteres Fragment der gleichen Gruppe anschliessen. Das Stück ist jedoch zu schlecht erhalten um eine weitere Zuweisung zu ermöglichen. Aus Grab 443 liegt der Rest einer zweigliedrigen Spiralfibel vor. Das Stück ist aber ebenfalls zu schlecht erhalten, als dass eine weitergehende zeitliche oder räumliche Einordnung möglich wäre.2051 Die folgenden vier Fibeln aus den Gräbern 565, 449, 640 und 832 gehören alle zur Gruppe der Hülsenscharnierfibeln.2052 Die Fibel 565.4 gehört zu den Scharnierfibeln mit ungeteiltem Bügel und Fussknopfrudiment. Dieser Typ, der äusserst variantenreich sein kann, datiert hauptsächlich in die zweite Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. und hat seinen Verbreitungsschwerpunkt in Gallien.2053 In den gleichen chronologischen und geographischen Raum gehört auch die Scharnierfibel mit seitlichen Scharnierknöpfen 449.6. Wobei bei der hier vorliegenden Variante diese Scharnierknöpfe gerade fehlen.2054 Die Fibel 640.5 ist durch einen flachen Bügel mit einem Fiedermuster, das ursprünglich mit Niello gefüllt war, charakterisiert. Damit lässt sie sich der äusserst vielfältigen Gruppe der Scharnierfibeln mit Nielloverzierung anschliessen, die mehrheitlich aus der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. stammen und ihren Verbreitungsschwerpunkt in Gallien haben.2055 Am Schluss der typologischen Reihe der Hülsenscharnierfibeln stehen die Emailbügelfibeln. Ein Exemplar dieses Typs liegt mit 832.3 vor. Charakteristisch ist der flache rechteckige Bügel mit einer Verzierung aus Wellenbandstegen, die ursprünglich mit Email gefüllt waren. Fibeln dieses Typs waren vom Ende des 1. bis ins mittlere 2. Jahrhundert hinein im Umlauf, mit einem Verbreitungsschwerpunkt in den westlichen Provinzen des Imperiums.2056 Die folgenden sechs Fibeln 620C.11, 637.12, 393.1 und aus den Altgrabungen A1–3 und A29 (Abb. 197) gehören alle zur Gruppe der Backenscharnierfibeln.2057 A2 ist eine radförmige Fibel mit Mittelzier (Abb. 197.2). Mit den sechs Speichen, dem Weissmetallüberzug und der grossen, mit einer Einlage verzierten Speiche entspricht sie einer zwar seltenen, aber weit verbreiteten Form. Aufgrund ihrer Emaileinlage werden radförmige Fibeln mit Mittelzier ins 2. Jahrhundert datiert.2058 Aus den Gräbern 620C und 637 stammen zwei tutulusähnliche Backenscharnierfibeln in rhombischer Form mit – heute verlorener – Emaileinlage. Dieser sehr beliebte Fibeltyp war sehr weit verbreitet und lässt sich ab flavischer Zeit bis ans Ende des 2. Jahrhunderts hin nachweisen.2059
Die Fibeln aus Grab 393 und A3 zählen zu den gleichseitigen Scheibenfibeln mit Backenscharnier. Charakteristisch für die mit 393.1 vorliegende Variante sind das rhombische Mittelfeld, das ehemals mit Email gefüllt war, und Kopf sowie Fuss, die als stilisierte Tierköpfe gestaltet sind. Dahingegen ist für die mit A3 vorliegende Variante ein hoch gewölbter Bügel mit schmalem, ebenfalls emailgefülltem Mittelfeld charakteristisch (Abb. 197.3).2060 Gleichseitige Backenscharnierfibeln mit Emailzier waren in allen westlichen Provinzen des Imperiums bekannt. Die Datierung der verschiedenen Varianten hängt vom Umfang der Emaileinlagen ab. Während Exemplare, wie sie mit dem 393.1 vorliegen, aufgrund der reichen Emaileinlagen voll ins 2. Jahrhundert zu setzen sind, könnten die einfacher verzierten Exemplare, wie A3, eher ans Ende des 1. und den Anfang des 2. Jahrhunderts gestellt werden.2061 Die Emailscheibenfibel A 29 stellt mit ihrer fünfscheibigen Konstruktion eine besonders prachtvoll ausgeführte Variante unter den sogenannten komplizierten Emailfibeln dar (Abb. 197.4).2062 Diese Variante, die sich ab der Mitte des 2. bis ins 3. Jahrhundert hinein nachweisen lässt, ist relativ selten, streut aber von den Donauprovinzen bis nach Gallien. Interessanterweise fanden sich einige Exemplare auch in sarmatischen Gräbern ausserhalb des Imperiums, wo sie wohl als Trachtbestandteil Verwendung fanden.2063 Mit der Vogelfibel A1 liegt ein Vertreter des Typs der Figurenfibeln mit Nielloeinlagen vor (Abb. 197.1). Dieser Fibeltyp stammt aus dem gallorömischen Bereich und lässt sich ans Ende des 1. Jahrhunderts datieren.2064 Als letzte unter den eindeutig zuweisbaren Fibeln verbleibt der gelochte Knopf einer Zwiebelknopffibel aus Grab 626.2065 Dieser Knopf entspricht am ehesten dem von Keller definierten Typ 3, der sich ins 4. Jahrhundert datieren lässt und der aus dem gesamten Imperium bekannt ist.2066 Dieses zum Anhänger umgestaltete Fibelfragment stellt den einzigen spätantiken Fund dar, der in den Katalog der Altfunde aufgenommen wurde. Zum Abschluss sei noch auf das stark fragmentierte Nadelhalterfragment 592.4 hingewiesen, das sich aufgrund der schlechten Erhaltung keiner Fibelgruppe mehr mit Sicherheit zuweisen lässt.
Anhänger2067 Nur zwei der spätlatène- bis kaiserzeitlichen Altfunde aus dem Gräberfeld lassen sich Schmuckanhängern zuweisen. Während der Anhänger 383.2 nicht mit letzter Sicherheit als Altfund bestimmt werden kann, gehört der Rädchenanhän-
ger 637.17 zu einer sehr weit verbreiteten Gruppe. Anhänger in Radform haben eine sehr lange Tradition, die in Mitteleuropa bis in die Bronzezeit zurückreicht. Sie kamen mit Sicherheit als eine Art Amulett zum Einsatz und wurden in der hier vorliegenden Art an einer Schmuckkette getragen. Das Stück aus Grab 637, das wie ein Wagenrad geformt ist, gehört zu einer spätlatènefrühkaiserzeitlichen Ausprägung, die im gallorömischen Raum weit verbreitet war.2068
Toilettgerät Die neun Altfunde von Schleitheim-Hebsack, die sich dem Toilettgerät zuweisen lassen, teilen sich in ein Ohrlöffelchen und acht Spiegelteile auf.
Ohrlöffelchen2069 Die Ohrlöffelchen2070 stellen die grösste und am weitesten verbreitete Form unter dem kaiserzeitlichen Toilettgerät dar, die in zahlreichen Varianten erscheinen kann. Das mit 603.3 vorliegende Stück zählt mit dem glatten Schaft und der leichten Schwellung zur einfachsten Ausführung der Ohrlöffelchen, die sich chronologisch und geographisch nicht weiter einordnen lässt.2071
Spiegel2072 Die acht kaiserzeitlichen Spiegelreste2073 aus dem Gräberfeld, die teilweise nur als kleine Fragmente vorliegen, lassen sich drei verschiedenen Gruppen zuweisen. Dabei gehören die Teile 434.2, 438.15, 443.12, 588C.5 und 623.6/7 in die Gruppe der Rahmenspiegel, das Fragment 744A.8 in die Gruppe der Griffspiegel und das Stück 626.6 zu den Klappspiegeln. Bei den Rahmenspiegeln wurde eine Metallscheibe aus Spiegelbronze in einen Rahmen aus meist organischem Material gesetzt.2074 Aus diesem Grund besitzen sie eine glatt polierte Vorderseite und eine leicht aufgerauhte Rückseite. Rahmenspiegel können in runder oder rechteckiger Form erscheinen; aufgrund der Kleinteiligkeit der Fragmente aus Schleitheim Hebsack ist eine Zuweisung unserer Stücke an rechteckige oder runde Exemplare nicht möglich. Rahmenspiegel sind sehr weit verbreitet und sie wurden wohl hauptsächlich in der frühen und mittleren Kaiserzeit verwendet.2075 Das Spiegelscheibenfragment 744A.8 zeigt auf der einen Seite eingepunzte Kreisaugen und auf der anderen Seite Drehrillen. Damit lässt es sich der Gruppe der Griffspiegel zuweisen, bei der eine beidseitig polierte Metallscheibe aus Spiegel295
bronze mit Hilfe eines separat angelöteten Griffes gehalten werden konnte.2076 Aufgrund der Verzierung lässt sich unser Stück der Gruppe der Griffspiegel mit Reliefrand zuweisen. Diese weit verbreitete Gruppe wird von der Mitte des 1. bis ans Ende des 2. Jahrhunderts datiert.2077 Der am besten erhaltene Spiegel des Gräberfeldes ist der zur Hälfte erhaltene Klappspiegel 626.6. Die fast gefässförmig tief gewölbte Scheibe wurde nach dem Guss auf der Drehscheibe überarbeitet und fein poliert, sodass noch heute der Eindruck entsteht, eine Scheibe aus Silber vor sich zu haben. Klappspiegel bestehen aus zwei ineinander passenden Metallscheiben, die durch ein Scharnier miteinander verbunden sind und bei Gebrauch auseinander geklappt wurden.2078 Aufgrund der Wölbung und Profilierung der Scheiben lassen sich die Klappspiegel in Gruppen aufteilen. Unser Stück gehört dabei in die von LloydMorgan gebildete Gruppe Rc.2079 Diese Gruppe stellt die letzte Entwicklungsstufe der Klappspiegel dar und lässt sich ins 1. Jahrhundert datieren. Ihre Verbreitung beschränkt sich anscheinend hauptsächlich auf die nordwestlichen Provinzen.2080 Gerät In dieser Gruppe ist im Gegensatz zu den beiden vorhergehenden Gruppen eher heterogenes Material vereinigt, das vom Pferdegeschirr über Gürtel- und Möbelteile bis hin zu Nähnadeln, Spielsteinen, Mosaiksteinen und Tubulifragmenten reicht.
Beschläge2081 Die unter der Rubrik «Beschläge» zusammengefassten acht Objekte teilen sich in Bestandteile für Pferd oder Soldat und in Bestandteile für Möbel(?) auf. Der nur teilweise erhaltene Gürtelbeschlag 626.2 ist durchbrochen gearbeitet und zeigt in der erhaltenen Ecke eine Lochung für einen Befestigungsniet. Zu derart gestalteten Gürtelteilen, die sich der Militärausrüstung zuweisen lassen, gibt es gute Vergleichsbeispiele aus fast allen Grenzprovinzen des Imperiums. Sie erlauben eine Datierung ins spätere 2. und frühere 3. Jahrhundert.2082 Für das Objekt in Pinienzapfenform mit Stiel 754A.3 ist eine Deutung als Helmbeschlagteil am wahrscheinlichsten. Beschläge dieser Art dienten dazu, Kalotten- und Stirnbügel an Helmen vom Typ Niederbiber zu befestigen. Diese Helmform war im 2. bis 3. Jahrhundert im Gebrauch.2083 Der Beschlag 480.14 mit seinen eingezogenen Langseiten besass ursprünglich wohl eine Einla296
ge aus Email. Dieser Typ, der teilweise auch «Waffenschildchen» genannt wird, ist von zahlreichen Fundplätzen aus den Nordwestprovinzen bekannt und ins spätere 2. bis 3. Jahrhundert zu datieren.2084 Der Riemenverteiler in Kreuzform 434.3 stellt die einfachere Ausführung eines Typs dar, dessen Arme normalerweise in Form von Lilien enden.2085 Die feinere Ausführung ist weit verbreitet und datiert gemeinhin ins 2. und 3. Jahrhundert. Dieser Datierung lässt sich auch die einfachere Ausführung anschliessen.2086 Während die bisher vorgestellten Beschlagteile militärischen Ursprunges alle aus dem 2. bis 3. Jahrhundert stammen, gehört der Pferdegeschirranhänger 626.8 in eine frühere Zeit. Obwohl die schlechte Erhaltung des Stückes keine genaue Zuweisung mehr erlaubt, ist aufgrund der Versilberung/Verzinnung der Schauseite und des einfachen Aufhängehakens eine Zuweisung ins 1. Jahrhundert ohne Zweifel möglich.2087 Die folgenden drei Beschläge fallen nicht mehr in den militärischen Bereich und dürften am ehesten der Rubrik «Möbelteile» angehören. Am wahrscheinlichsten ist dies beim Ziernagel 719B.9 in Form einer Bauern-Schachfigur. Ziernägel dieser Art gehören zu einem bekannteren Typ, der im mehrfachen Satz ausgeliefert wurde und zur Befestigung von Schlossblechen gedient hat. Solche Ziernägel waren weit verbreitet und datieren mehrheitlich ins 2. Jahrhundert.2088 Die zwei weiteren Beschläge 481.21 und 770.5 haben keine unmittelbaren Vergleichsstücke und lassen sich nur unter Vorbehalt als kaiserzeitliche Objekte bezeichnen. Am ehesten scheinen sie mir als Zierbeschläge an irgendwelchen Möbelteilen vorstellbar.
Nähnadeln2089 Bei einem im frühmittelalterlichen wie kaiserzeitlichen Alltag gleichermassen verwendeten Objekt, wie es die Nähnadel darstellt, bleibt die Zuweisung von 738.4 in die Gruppe der Altfunde fraglich.2090 Die Anbringung des Öhrs im Verlauf einer Nut spricht im hier vorliegenden Fall dafür, dass wir es mit einer Nähnadel aus kaiserzeitlichem Zusammenhang zu tun haben.2091
Spielsteine2092 Auch wenn natürlich im Frühmittelalter das Brettspiel weiterhin gepflegt wurde, ist bei den Spielsteinen, die in Schleitheim-Hebsack gefunden wurden, davon auszugehen, dass es sich um kaiserzeitliche Altfunde handelt, die sicher nicht mehr in der Funktion als Spielgerät beigegeben
waren.2093 Die vorliegenden sechs Spielsteine sind entweder aus Glas (448.4/5, 766.18) oder aus Knochen (432.11, 624C.11, 738.10) gemacht. Die gläsernen Stücke sind in halbkugeliger Form gearbeitet. Die beiden Exemplare 448.4,5 wurden grün und das Exemplar 766.18 wurde schwarz gefärbt. Die einfache Gestaltung erlaubt es nicht, gläserne Spielsteine der hier vorgestellten Art innerhalb der römischen Kaiserzeit näher zu datieren, oder geographisch einzugrenzen. Die verschiedene Färbung der Stücke lässt auf die ursprüngliche Verwendung solcher Steine in Brettspielen mit zwei Parteien schliessen.2094 Von den drei knöchernen Spielsteinen ist 432.11 mit konzentrischen Kerben ohne Stege verziert. Die beiden anderen Stücke 624C.11 und 738.10 zeigen dagegen einen einfachen Punkt in der Mitte. Alle drei Spielsteine besitzen Durchmesser zwischen 1.8 und 2 cm, womit sie genau im Durchschnitt des bekannten Typenspektrums liegen.2095 In der hier vorliegenden Art gehören sie zu den am weitesten verbreiteten Typen überhaupt; ihre Datierung ist innerhalb des 1. bis 3. Jahrhunderts n.Chr. nicht näher einzugrenzen. Wie bei den gläsernen Spielsteinen deutet die unterschiedliche Gestaltung der Schauseite auf eine Verwendung der knöchernen Spielsteine bei Brettspielen mit zwei Parteien hin.2096
Mosaiksteine2097 Die vier Mosaiksteine aus Schleitheim-Hebsack sind quaderförmig und bestehen aus Glas, das bis auf das hellgrüne Exemplar aus Grab 656 blau gefärbt ist.2098 Mosaiksteine aus Glas wurden in der Kaiserzeit nur bei qualitätvolleren Mosaiken eingesetzt. Ihre Verwendung lässt sich, zumindest im Bereich der heutigen Schweiz, auf die zweite Hälfte des 2. bis ins frühere 3. Jahrhundert hinein eingrenzen.2099
Ziegel/Tubuli Aus den Grabfüllungen bzw. den umgebenden Sedimenten des Gräberfeldes stammt eine Unmenge von Ziegelfragmenten, die aber aufgrund ihrer hohen Fragmentierung nicht näher zu datieren sind und in vielen Fällen auch aus der Neuzeit stammen können. Einzig das Tubulusfragment aus der Füllung von Grab 389 ist mit Sicherheit der römischen Kaiserzeit zuweisbar. Tubulusziegel kamen als Bestandteil der Wandbeheizung in römischen Thermen zum Einsatz.2100
Gefässteile Die 79 spätlatène- und kaiserzeitlichen Gefässteile aus dem Gräberfeld bestehen aus Bronze, Keramik, Lavez oder Glas. Die Mehrzahl der Gefässfragmente stammt aus den Grabfüllungen. Unter den Stücken, die als Beigabe identifiziert werden konnten, befindet sich kein einziges komplettes Gefäss.
Bronzegefässe2101 Die vier Fragmente aus Schleitheim Hebsack, die kaiserzeitlichen Bronzegefässen zuweisbar sind, wurden allesamt als Beigaben in die Gräber gelegt. Neben den beiden nicht näher zu bestimmenden Gefässrändern eines Siebes 723.72102 und eines nicht näher bestimmbaren Gefässes 754A.11, erlauben die beiden anderen Bronzegefässteile eine genauere Einordnung. Beim durchbrochen gearbeiteten Fragment 449.7 handelt es sich um den Teil eines einheimischen Siebgriffes. Griffe dieser Art sind in tiberischclaudische Zeit zu datieren und ihre Verbreitung beschränkt sich auf einen Raum, der sich von Luxemburg im Norden über den Auerberg (D) im Osten, nach Lausanne VD im Süden und den Mont Beuvray (F) im Westen erstreckt.2103 Da bis heute noch keine vollständigen Gefässe mit derartig durchbrochenen Griffen bekannt sind, ist die Deutung als Gefässteil nicht ganz unumstritten. Letztendlich aber wird man sich ein kleines skyphosähnliches Weinsieb mit angenieteten Griffen vorstellen können, das in einheimischer Technik ein republikanisches Vorbild aus Italien nachahmt.2104 Die spitzdreieckige Attasche 476.7 gehört zu einem Eimer vom Typ Eggers 36 bzw. Typ Vaengegaard.2105 Die Attaschen waren am Gefässrand angelötet und nahmen den Eimerhenkel auf. Eimer vom Typ Eggers 36 waren sehr sorgfältig gearbeitet und dienten wohl als Teil vom Trinkgeschirr. Ihre Herstellung und Verbreitung lässt sich innerhalb des Römischen Reichs hauptsächlich auf den gallorömischen Raum und die Rheinprovinzen beschränken, wobei sie aber auch ausserhalb des Imperiums im sogenannten «freien Germanien» als Importgut nachweisbar sind. Ihre Hauptnutzungszeit reicht vom mittleren 2. bis ins 3. Jahrhundert.2106
Keramik Bis auf einen Krughals aus Grab 488 stammen alle spätlatènezeitlichen und kaiserzeitlichen Keramikfragmente in Schleitheim-Hebsack aus den Grabfüllungen. Die Bestimmungen der verschie297
denen, meist sehr kleinteilig vorliegenden Keramikfragmente sind dem Katalog zu entnehmen. Der bis zum Henkelansatz hin vollständige Krughals 488.20 stellt das grösste kaiserzeitliche Keramikfragment aus dem Bereich des Gräberfeldes dar. Es besteht aus sehr hellem, sandigem Krugton mit fast vollständig abgeriebener Oberfläche. Der glatte Kragenrand ist schwach ausgeprägt und vom Hals mit einer nur leicht betonten Leiste abgesetzt. Er steht damit am fliessenden Übergang zwischen Krügen mit Kragenrand und solchen mit Wulstrand.2107 In der vorliegenden Ausführung scheint unser Stück von der Mitte des 1. Jahrhunderts bis ins 2. Jahrhundert hinein datierbar zu sein.2108
Lavez Auch die beiden Lavezfragmente aus Grab 761 dürften am ehesten aus der Grabfüllung stammen. Sie sind so kleinfragmentiert, dass eine nähere Zuweisung nicht möglich ist.
Glas Im Fundmaterial des Gräberfeldes liessen sich 31 Glasfragmente als kaiserzeitliche Altfunde bestimmen. Davon waren 16 nicht mehr einer genauen Form zuweisbar. Bei diesen Stücken ist nicht mit vollständiger Sicherheit auszuschliessen, dass sich darunter auch Reste frühmittelalterlicher Gläser befinden.2109 Die 15 Glasfragmente, die einer Form zuweisbar waren, lassen sich als die Reste von drei Henkeln, fünf Rippenschalen, einer Schale mit vertikalem Röhrchenrand, vier Standringen, eines Töpfchens mit gefaltetem Vertikalrand und eines Bodenstücks einer Vierkantflasche bestimmen.2110 Rippenschalen und Standringe machen unter den bestimmbaren Gläsern die absolute Mehrheit aus. Dies braucht aber nicht zu verwundern, denn Rippenschalen sind auch in sehr stark fragmentiertem Zustand immer noch erkennbar und Standringe, die den stabilsten Teil eines Glases darstellen, zerbrechen in der Regel nicht in allerkleinste und damit unbestimmbare Fragmente. Das vorhandene Spektrum weist keine Besonderheiten auf und lässt sich vom 1. bis 3. Jahrhundert datieren.2111
Auswertung In die Auswertung werden, wie oben bereits gesagt, auch die 53 kaiserzeitlichen Münzen, das neolithische Steinbeil aus Grab 619B, der mittelbronzezeitliche Dolch aus Grab 428 und die hall298
stattzeitliche Nadel aus Grab 536 einbezogen.2112 Damit stehen insgesamt 195 Objekte zur Verfügung. Als Arbeitsgrundlage dient eine Tabelle (Tab. 56), in der neben der Grab- und Katalognummer, zu jedem relevanten Objekt die Fundlage, der Grabstatus, die Datierung und das Geschlecht der jeweiligen Bestattung notiert sind. Die Bestimmung der Fundlage beruht auf den Angaben im Katalog der Gräber; Grabstatus, Datierung und Geschlecht beruhen auf den Angaben in den jeweiligen Kapiteln.2113
Altfunde aus Grabfüllungen/Streufunde Von den 195 mir vorliegenden Altfunden aus Schleitheim-Hebsack stammen insgesamt 48 Objekte aus Grabfüllungen. Drei Objekte aus Grabungen vor 1983 lassen sich nicht mehr mit Sicherheit einer Bestattung zuweisen. Diese 51 Funde werden für die weitere Auswertung nicht mehr herangezogen. Mit Fundmaterial aus Grabfüllungen lassen sich zwar Aussagen zur Besiedlungsgeschichte des Gräberfeldareals machen; für die Bestattungen an sich sind diese Objekte jedoch nicht relevant. Eine Tabelle (Tab. 57) gibt einen Überblick zu diesem Material, wobei neuzeitliches Material (Ziegel, Keramik), das ebenfalls in der einen oder anderen Grabfüllung nachweisbar ist (vgl. Katalog der Gräber), nicht berücksichtigt wurde. Die sehr kleinteiligen Stücke verteilen sich auf Glas-, Keramik-, Lavezund Ziegelfragmente und erlauben nur wenig Rückschlüsse. Aber wie es aussieht, lässt sich mit dem Material eine Zeitspanne von der Spätlatènezeit bis ins 3./4. Jahrhundert n.Chr. hinein abdecken.2114 Zu den Funden aus der Füllung gehören weiterhin eine Münze aus Grab 422 (4. Jh.) und eine Haarnadel aus Grab 718 (3. Jh.), die beide sehr hoch über den jeweiligen Bestattungen gefunden wurden.2115 Beide Objekte können ohne Probleme dem umgebenden Siedlungsmaterial zugewiesen werden. Ebenfalls nicht mehr für eine weitere Auswertung relevant sind die drei Fibeln A1–3 der Altgrabungen, da sie nicht in einen Grabzusammenhang gebracht werden können. Allerdings ist bei diesen Stücken mit grosser Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass auch sie ehemals Grabbeigaben gewesen sind.2116 Für eine Auswertung bleiben somit 144 Funde (Tab. 58). Diese verteilen sich auf 87 Bestattungen, was bei einer Gesamtbelegung des Gräberfeldes mit mindestens 834 Bestattungen einen Anteil von etwas mehr als 10% ausmacht.2117
Geschlecht und Beigabenmenge Von den 87 Bestattungen sind 27 weiblich und 37 männlich, 11 konnten Mädchen und zwei Jungen zugeordnet werden. Bei sechs Kindern und vier (drei)2118 Erwachsenen war das Geschlecht nicht mehr bestimmbar. Im Gesamtvergleich, der aber nur den seit 1983 ausgegrabenen Bereich des Gräberfeldes (n=581) berücksichtigt (Abb. 198),2119 zeigt es sich, dass der höchste Anteil von Altfunden aus Mädchen- gefolgt von Männergräbern stammt. Die Altfunde aus Jungengräbern liegen genau im Durchschnitt, während Frauen sowie «Kind, unbestimmt» darunter bleiben.2120 Die meisten der 86 Bestattungen mit Altfunden haben nur ein (53x) bis zwei (22x) solcher Objekte im Grab. Daneben aber hat es aber auch welche mit drei (434, 569B, 620C, 623, 634, 738), vier (481, 754A), fünf (476, 626, 744A) oder gar sieben Altfunden (637). Dabei ist zu bemerken, dass Bestattungen mit fünf und sieben Altfunden ausschliesslich Frauen- oder Mädchengräber und Bestattungen mit drei bis vier Altfunden ausschliesslich Männer- oder Jungengräber sind (Tab. 58).
(Abb. 199). Den höchsten Anteil besitzen die Gräber mit Altfunden unter der Gruppe der Bestattungen mit dem sozialen Status B1 oder B2 (wohlhabend), während in der Gruppe A2 (arm) und C (sehr wohlhabend) ein kleinerer Anteil feststellbar ist. Die Menge der Altfunde scheint bei der Definition des sozialen Status eine geringere Rolle zu spielen. Von den Bestattungen mit sieben oder fünf Altfunden besitzen zwar drei den Status B2 (476, 626, 637), aber eine Bestattung mit fünf Altfunden gehört auch dem Status A2 an (744A). Auf der anderen Seite hat die Bestattung mit Status C (766) nur einen Altfund.2122
Zeitliche Verteilung Als nächstes soll nun die Verteilung von Bestattungen mit Altfunden innerhalb der drei Zeitstufen des Gräberfeldes betrachtet werden.2123 Eindeutig ist dabei, im Gegensatz zur Verteilung aller Bestattungen, ein Schwerpunkt in Zeitstufe II (6. Jh.) zu erkennen (Abb. 200). Ähnliche Verteilungen lassen sich auch bei anderen Gräberfeldern feststellen.2124 Es scheint so, dass im 6. Jahrhundert die Sitte, Verstorbenen Altfunde mitzugeben, ihren Höhepunkt erlebte.
Abb. 198 (links): Schleitheim-Hebsack. Geschlechtsverteilung der Bestattungen mit Altfunden im Vergleich zum gesamten Gräberfeld. Nicht berücksichtigt wurden die bereits vor 1983 ausgehobenen Bestattungen für die keine Geschlechtsbestimmung vorliegt.
Geschlecht Frauen Männer unbest. Erwachsen Mädchen Knaben unbest. Kind
202 189 40 37 16 97
27 37 3 11 2 6
13% 20% 8% 30% 13% 6%
Total
581
86
15%
Datierung II III IV
41 258 247
8% 47% 45%
6 58 22
7% 67% 26%
Total
546
100%
86
100%
Sozialer Status Mit der Menge der Altfunde hängt eng die Frage nach dem sozialen Status der Bestattungen zusammen. Zur Diskussion dieses Aspektes stehen 82 Gräber zur Verfügung.2121 Diese wurden ausgezählt und mit den Gesamtzahlen verglichen
Status A2 B1 B2 C
290 34 51 7
54 8 19 1
19% 24% 37% 14%
Total
382
82
21%
Abb. 200 (rechts): Schleitheim-Hebsack. Die Verteilung der Bestattungen mit Altfunden innerhalb der verschiedenen Zeitstufen im Vergleich mit der Gesamtverteilung. Die zwei spätantiken Bestattungen 363 und 500 sind bei der Auszählung nicht berücksichtigt (II = 5. Jh., III = 6. Jh., IV = 7. Jh.).
Fundlage im Grab Es zeigt sich, dass die meisten Altfunde aus der Gürteltasche oder Taschen, die am Gürtelgehänge befestigt waren, stammen (Abb. 201). Daneben bildeten sie häufig Bestandteil einer Halskette oder eines Gürtelgehänges, während sie eher seltener in einem Behältnis oder Kästchen zu finden sind.2125 Fünf Altfunde, ausschliesslich Münzen, sind als sogenannter Obolus anzusprechen. 11 Objekte schliesslich liegen so im Grab, dass sie nicht einer der bisher genannten Befundlagen zugewiesen werden können. Teilt man die Betrachtung der Fundlage auf die verschiedenen Geschlechter bzw. Altersstufen auf, so ergeben sich gewisse Unterschiede (Tab. 59): Die Beigabe von Altfunden in einem
Abb. 199 (links): Schleitheim-Hebsack. Sozialer Status der Bestattungen mit Altfunden im Vergleich zum gesamten Gräberfeld. Nicht berücksichtigt wurden gestörte oder beigabenlose Bestattungen.
299
Abb. 201: SchleitheimHebsack. Die Verteilung der Altfunde innerhalb der Gräber.
Lage
n
n%
Behältnis Beigabe Gehänge Halskette Kästchen Obolus Tasche
5 11 18 11 5 5 89
3% 8% 13% 8% 3% 3% 62%
144
100%
Total
Behältnis oder Kästchen beschränkt sich auf drei Mädchengräber (626, 637, 770) und ein Frauengrab (744A), wobei bei letzterem das Kästchen nicht ganz gesichert ist. Besonders interessant ist der Inhalt aus dem mutmasslichen Kästchen im Mädchengrab 626 mit einem fast vollständigen Klappspiegel, einem Pferdegeschirranhänger, dem Fragment einer Zwiebelknopffibel, einem Glasboden, einem Bärenzahn, einer Tonkugel, einer frühmittelalterlichen Glasschale und einer organischen Beigabe aus Harz bzw. Weihrauch.2126 Die 11 Altfunde, die unter der allgemein gehaltenen Rubrik «Beigabe» aufgeführt sind, verteilen sich auf beide Geschlechter, wobei bei den Mädchengräbern ein leichtes Übergewicht feststellbar ist. Gewisse Objekte aus dieser Rubrik wie der Fingerring aus Grab 717, die hallstattzeitliche Haarnadel aus Grab 536 oder eventuell die beiden Fibeln aus Grab 29 und Grab 393 scheinen wirklich einen Bestandteil der Tracht gebildet zu haben. Die anderen Objekte stammen aus gestörtem Zusammenhang (Fingerring 664.9 und Gemme 319.2)2127 oder wurden als Einzelstücke in das jeweilige Grab gelegt (mittelbronzezeitlicher Dolch 428.21, Glas- und Keramikreste 371.7, 400B.1, 586.5, 488.20). Altfunde an Gürtelgehängen oder Halsketten sind nur in Frauen- oder Mädchengräbern nachweisbar. Diese Zuweisung verwundert nicht weiter, denn beide Trachtbestandteile sind im Frühmittelalter eindeutig der weiblichen Sphäre zugeordnet.2128 An Halsketten oder Gürtelgehängen konnten alle möglichen Altfunde befestigt sein, von Fingerringen und Gemmen, über Fibeln, Beschläge und Gefässteile bis hin zu Münzen (vgl. Angaben im Katalog). Besonders interessant ist das Gürtelgehänge aus Grab 476, an dem sich neben der Bronzeattasche eines Eimers Eggers Typ 36 insgesamt vier gelochte Münzen aus dem 1. bis 4. Jahrhundert n.Chr. befanden (676.7,9, 10,16,17). Als eine ganz spezielle Bestattungssitte muss der sogenannte Obolus bezeichnet werden, also die gezielte Beigabe von Münzen im Mund- (484.1, 685.10, 729.1, 741.1) oder Handbereich (441.1). Diese Art der Beigabe ist gleichmässig über die Geschlechter verteilt und kommt in Zeitstufe III 300
und IV vor.2129 Eine Besonderheit stellen die beiden halbierten Münzen des 2. Jahrhunderts n.Chr. aus Grab 685 und 729 dar, denn im Gegensatz zu Münzen aus der späten Republik und der frühen Kaiserzeit war es im 2. Jahrhundert n.Chr. nur sehr selten üblich, Münzen zu halbieren. Es wäre also möglich, dass die beiden Stücke aus Grab 685 und 729 erst im Frühmittelalter halbiert wurden.2130 Als letzte Befundlage von Altfunden müssen die Taschen angesprochen werden. Diese sind der Ort an dem am meisten Altfunde aufbewahrt wurden; bei den Männern und Jungen stellen sie sogar – in Form der Gürteltasche – den fast ausschliesslichen Aufbewahrungsort dar. Aber auch Frauen und Mädchen deponierten Altfunde in Taschen. Diese Taschen waren am Gürtelgehänge befestigt. Als Inhalt der Taschen lässt sich – geschlechtsunabhängig – bis auf Keramik alles nachweisen, was an Kategorien vorgestellt wurde. Besonders interessant sind das Steinbeil aus dem Kindergrab 619B und die zahlreichen Spiegelfragmente aus den Gräbern 434, 438, 443, 588C, 623 und 744A. Wobei letztere – aufgrund einer sehr kleinteiligen Fragmentierung – mit Sicherheit nicht mehr in der Funktion von Spiegeln eingesetzt werden konnten.
Fazit Zum Abschluss unserer Überlegungen soll noch einmal der Frage nach «Verwendungszweck» und Herkunft von Altfunden in einem frühmittelalterlichen Gräberfeld nachgegangen werden. Die Frage nach dem Sinn und Zweck von Altfunden kann natürlich nicht für alle Objekte auf die gleiche Art beantwortet werden, zumal wir ja gesehen haben, auf welch unterschiedliche Art und Weise die Stücke den jeweiligen Toten mitgegeben wurden. Grundsätzlich muss zwischen zwei verschiedenen Kategorien unterschieden werden: Auf der einen Seite steht die eher profane Verwendung des Objekts als funktionstüchtiger Gebrauchsgegenstand oder als Lieferant von Rohmaterial. Letzteres könnte auch in einer gewissen Art – aufgrund des Materialwertes – als «Geldersatz» gesehen werden. Auf der anderen Seite steht die eher «gehobene» Verwendung als Schmuck- bzw. Sammlerstück oder als Amulett.2131 In die erste Kategorie fallen mit Sicherheit Haarnadeln, Fibeln oder Fingerringe in Trachtlage wie es für Grab 536 (Haarnadel), 717 (Fingerring) oder Grab 29 und Grab 393 (Fibeln) festgestellt wurde. Auch der zur Hälfte erhaltene Klappspiegel aus Grab 626 könnte von der Bestatteten vor ihrem Tod noch gebraucht worden sein. Als Lieferant von Rohmaterial, das aufgrund seines Materialwertes gesammelt wurde, sind wohl
die meisten Objekte aus Metall oder Glas zu sehen, die in Taschen aufbewahrt wurden.2132 Besonders erwähnen möchte ich darunter die zahlreichen Münzen und die oben aufgeführten kleinteiligen Spiegelfragmente. Gerade letztere, deren Scheiben aus der sogenannten Spiegelbronze bestehen, bewahren im Boden – im Gegensatz zu anderen Bronzelegierungen – ihren silbrigen Glanz und könnten vorwiegend aus diesem Grund aufgelesen worden sein. In die Kategorie der Schmuck- bzw. Sammlerstücke fallen mit Sicherheit alle Objekte, die sich sichtbar an einer Halskette oder einem Gürtelgehänge befanden. Ähnliches kann auch für Stücke aus Kästchen/Behältnissen oder Taschen angenommen werden, sofern sie nicht in die oben bereits erwähnte Kategorie des wiederverwertbaren Rohmaterials fallen.2133 Als Amulett könnte natürlich jeder Altfund aus einem Grab gedient haben. Letztendlich ist eine solche «Verwendung» stark individuell geprägt und lässt sich kaum eindeutig beweisen.2134 In Schleitheim-Hebsack scheint mir eine Verwendung als Amulett am ehesten noch bei dem Inhalt des Kästchens aus dem Mädchengrab 626 möglich, der, besonders in Kombination mit einer Harz- oder Weihrauchkugel, wohl nur in diese Richtung zu deuten ist. Die Altfunde stammen nicht allesamt aus einer Quelle und sie gelangten auch nicht alle auf ein und dieselbe Weise in die Hände der Menschen des Frühmittelalters. Als Möglichkeiten des Erwerbs werden zufälliges Finden, systematisches Suchen, Vererbung oder auch Handel in Betracht gezogen.2135 Ein Zufallsfund ist natürlich nie ganz auszuschliessen, am wahrscheinlichsten erscheint mir aber doch die systematische Suche in alten Siedlungsstellen. Es ist davon auszugehen, dass Siedlungsstellen aus römischer, aber auch aus früherer Zeit den frühmittelalterlichen Menschen bekannt waren und von diesen auf der Suche nach verwertbarem Material durchforstet wurden. Dabei behielten sie gewisse Kleinfunde, die uns dann in den Bestattungen begegnen und führten den Rest sofort einer Wieder- oder Weiterverwertung zu.2136 Einen Beleg für diesen Weg stellen auch die immer wieder vorkommenden Altfunde aus zeitgleichen Höhensiedlungen dar, die nicht von einer älteren Besiedlung stammen, sondern bei gezielter Materialsuche in der näheren Umgebung aufgelesen worden sein dürften.2137 Neben dem Ausschlachten von Siedlungsstellen wird auch Grabraub in Erwägung gezogen.2138 Dieser ist für Gräberfelder des Frühmittelalters selbst gut belegt, scheint mir aber zum Erwerb von Altfunden weniger relevant gewesen zu sein. Abgesehen von Megalithgräbern oder Hügelgrä-
bern dürften die Bestattungen jüngerer Epochen, insbesondere römische Brandgräber, einige hundert Jahre nach ihrer Anlage nur noch wenig im Gelände erkennbar gewesen sein. Trümmerstellen von Siedlungen gerade der römischen Zeit waren im Frühmittelalter viel besser greifbar und sie lieferten so viel Material, dass eine Suche nach unscheinbaren Brandgräbern der Mühe gar nicht wert war. Als weiteres Argument gegen Grabraub ist auch darauf hinzuweisen, dass in diesem Fall einige der kaiserzeitlichen Objekte aus Schleitheim-Hebsack, insbesondere unter den Glasfunden, verbrannt oder zerschmolzen sein müssten. Eine solche Beobachtung konnte ich jedoch bei dem mir vorliegenden Material nicht machen. Die Altfunde aus Schleitheim-Hebsack dürften bis auf eine relativ sichere Ausnahme alle aus der näheren Umgebung stammen. Die römischen Objekte können aus dem kaiserzeitlichen Vicus Iuliomagus bzw. den umgebenden Gutshöfen geholt worden sein. Die wenigen Objekte der Spätlatènezeit können entweder direkt aus dem nahen Siedlungsbereich von Schleitheim-Brüel oder auch aus dem Oppidum Altenburg-Rheinau stammen.2139 Die einzige Ausnahme dieser regionalen Herkunft der Altfunde bildet die Schüsselfibel, Variante Bentumersiel aus Grab 571. Wie oben bereits festgestellt, handelt es sich bei dieser Fibel um einen Typ der frühen Kaiserzeit mit Verbreitungsschwerpunkt am Niederrhein. Bis auf ein Exemplar aus Augusta Raurica kommt dieser Typ im Gebiet der heutigen Schweiz und den nordöstlich angrenzenden Gegenden nicht vor. Es scheint mir daher recht unwahrscheinlich, dass diese Fibel bereits in römischer Zeit in die Region Schleitheim gelangte und von dort aus ins Grab genommen wurde. Möglich wäre es, dass die Schüsselfibel im Frühmittelalter durch Handel vom Niederrhein nach Süden kam, doch sind Hinweise auf einen Handel mit solch relativ unscheinbaren Produkten nicht belegt.2140 Eine bessere Lösung lässt sich von der Tracht der Toten aus Grab 571 ableiten. Diese erlaubt die Vermutung, dass die Tote ursprünglich am Niederrhein lebte.2141 Am wahrscheinlichsten scheint mir also das Szenario, dass die Frau aus Grab 571 ihr Leben am Niederrhein begann und dort auf eine der oben beschriebenen Möglichkeiten in den Besitz der Schüsselfibel 571.18 gelangte. Unter uns unbekannten Umständen wechselte sie dann an den Hochrhein und wurde zuletzt in SchleitheimHebsack mitsamt ihrer heimischen Tracht bestattet. Die Schüsselfibel aus Grab 571 hätte damit beigeholfen, das individuelle Schicksal einer Frau aus dem Frühmittelalter etwas zu erhellen.
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6. Die Belegungsabfolge des Gräberfeldes Beatrice Ruckstuhl Der Gräberfeldplan (Beil. 1) zeigt auffällige Konzentrationen von Gräbern.2142 Als erstes spiegelt sich die Forschungsgeschichte.2143 Die Altgrabungen hinterlassen ein anderes Bild als die Neugrabungen. Die Nordwestecke weist eine dichte Belegung und geringere Störungen der Altgrabungen auf. In der Südhälfte sind weite Partien ausschliesslich durch die Altgrabungen erschlossen. Randlich liegen modern gegrabene Zonen, aber auch hier sind viele Gräber alt gestört. Über das gesamte Areal streuen Reihen. Sie verlaufen NW/SO und folgen dem leichten Schwung der Hangneigung. An den Rändern dünnen sie unregelmässig aus. An mehreren Stellen finden sich ausserhalb, in geringer Distanz zur Hauptgruppe, kleinere Gräbergruppen, die nicht in Reihen angelegt sind, zwei an der Nordostecke und eine an der Südostecke. In der Nordostecke sind eine Anzahl Gräber genau O/W-orientiert, während die restlichen Gräber NW/OW-orientiert sind. Die Kartierung der Grabtypen zeigt in der Südhälfte zwei Kammergräber aus der Anfangszeit der Belegung. In der Nordhälfte häufen sich Erdgräber, wohingegen Steinkisten seltener sind. Bei den Gräbern, die ältere überlagern oder schneiden, überwiegen die Steinkisten. Diese weichen tendenziell häufiger von der vorherrschenden Orientierung in einer Reihe ab. In der Südhälfte des Gräberfeldes, der letzten Belegungsphase, ist der Anteil an Steinkisten grösser.
Zur Methode Das Gräberfeld im Hebsack weist mit über 250 Jahren und etwa 10 Generationen eine aussergewöhnlich lange Belegung auf. Viele der frühen Gräberfelder brechen um 500 ab oder beschränken sich auf das 6. oder 7. Jahrhundert.2144 Die Kartierungen der Gräber gemäss den Datierungen der Perlen- und Gürtelchronologie zeigen eine komplizierte Belegungsabfolge (Kart. 6). Die Areale legen sich nicht, wie im Idealfall des Gräberfeldes von Schretzheim,2145 wie Zwiebelschalen um eine Zentralgruppe, und die Belegung erfolgte auch nicht radial, wie im Gräberfeld von Elgg.2146 Gewisse Areale im Nordosten sind nur in der Frühzeit belegt worden, andere werden in den Stufen III und IV (6. und 7. Jh.) erschlossen, und wieder andere sind durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder genutzt worden, was gerade in zentralen Partien zu zahlreichen Überschneidungen von Gräbern geführt hat. Ände302
rungen in der Orientierung, im Grabbau und in der Ausdehnung deuten darauf hin, dass die Belegung des Friedhofes mehrfach umorganisiert wurde. Mittels einer Analyse ausgewählter Merkmale innerhalb der Reihen wurde versucht, die Abfolge der Belegung nachzuvollziehen. Als Ausgangspunkt dienten die Resultate der Arbeiten zur Chronologie.2147 Dank der Perlenchronologie ist der Anteil genau datierbarer Frauengräber der Perlenstufen 1–10 höher als jener, der mehrheitlich anhand der Gürtelschnallen datierten Männergräber der Stufen II-IV.2148 Die erste Untersuchung galt dem Friedhof der Zeitstufe III. Dabei stellte sich einerseits die Frage nach der Chronologie und der Abfolge der Grablegen, andererseits nach der Zusammengehörigkeit der Bestatteten zu Familien oder Grossfamilien und Hofgemeinschaften. Folgende Siedlungsform ist für Schleitheim anzunehmen: eine oder mehrere Familien und Einzelne lebten als Gemeinschaft auf einem entsprechend grossen Gehöft zusammen.2149 Die Gruppe der Leute auf einem Hof «…entsprach der römischen familia; sie waren sicher nur zum Teil blutsverwandt, denn es gehörten Gefolgsleute, Bedienstete, Mägde und Knechte dazu».2150 Mehrere Höfe bildeten eine Siedlung mit einem gemeinsamen Friedhof. Die einzelnen Gemeinschaften bestatteten ihre Toten in einem bestimmten Areal des Friedhofes, der ausserhalb der Siedlung lag. Ausserdem interessiert die soziale und ethnische Zugehörigkeit der Bestatteten.2151 Ein Nebeneinander der Areale von reicheren und ärmeren bäuerlichen Familien ist zu erwarten. Da innerhalb der Hofgemeinschaft unterschiedliche soziale Rollen vertreten waren, sind auch unterschiedliche Qualitätsgruppen und Beigabenausstattungen innerhalb eines Hofareales zu erwarten. Nach einem anderen Modell sind die Toten ohne Rücksicht auf ihre Familienzugehörigkeit gemäss der Sterbefolge in Reihen beigesetzt worden.2152 In beiden Fällen gilt es zu berücksichtigen, dass nicht alle Kindergräber vertreten sind.2153 In Lauchheim war es so, dass nur die Oberschicht ihre Kinder konsequent auf dem Ortsfriedhof bestattet hat.2154 Auf den Plänen der Altgrabungen und auf dem neuen Gesamtplan sind deutliche Grabreihen zu erkennen.2155 Die sich von Norden nach Süden erstreckenden Reihen zeichneten sich deutlicher ab (Abb. 202) und wurden so als Ausgangspunkt für die Analyse gewählt. Westlich der heutigen Strasse liessen sich 29 Reihen definieren (Kart. 10), wobei die meisten (besonders Reihen 18 und 19) nur teilweise ausgegraben sind.2156 Östlich der Strasse konnten Ausschnitte der Reihen 31–38 ausgegraben werden. Die Ausdehnung der Reihen ist zum Teil durch die Grabungsgrenzen bestimmt. Jede Reihe wurde in einer Tabelle er-
fasst.2157 Als Kriterien wurden Alter, Geschlecht und genaue Datierung (wenn vorhanden die Perlenstufe P) und möglicher Zeitraum der Grablege aufgezeichnet. Ausserdem wurden auffällige Beigaben wie Waffen oder Spindeln vermerkt. Der Belegungsanfang einer Reihe wurde als gesichert angesehen, wenn zwei Gräber derselben Perlenstufe nachweisbar waren. So weist Reihe 7 eine Bestattung der Phase 1 auf und daneben ein Kindergrab der Phase 2. Das Auffüllen dieser Reihe ist aber erst in der Phase 5 nachweisbar. Zu den zwei frühesten Gräbern wurden anschliessend Zeitgenossen und Individuen der nächsten Generation herausgesucht und abgeklärt, ob sich zu den Beziehungen zwischen diesen Leuten etwas aussagen lässt. Die visuelle Darstellung des möglichen Bestattungszeitraums war für diese Frage sehr hilfreich. Denn – wie sieht die Bestattungsfolge innerhalb einer Familie aus? Einige theoretische Überlegungen sind als Grundlage der Beurteilung notwendig. Nehmen wir das Beispiel eines gut sechzigjährigen Mannes mit einer Gürtelschnalle aus der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts. Wann hat er diesen Gürtel erhalten? Vermutlich als junger, kampffähiger Mann. Oder erhielt er mit 50 Jahren ein Exemplar der neuesten Mode für die tapferen Verdienste, die er seinem Herrn geleistet hatte? Letzteres ist weniger wahrscheinlich, muss aber theoretisch immer mit in Betracht gezogen werden. Neben dem sechzigjährigen Mann ist ein dreijähriges Kind ohne Beigaben bestattet. Lage und Grabbau machen wahrscheinlich, dass es im 6. Jahrhundert bestattet wurde. Ist es der kleine Bruder, der vor der Geburt des Mannes schon hier beigesetzt wurde? Ist es seine Tochter, die er mit 25 Jahren verloren hat oder seine Enkelin, die erst nach seinem Tod geboren wurde? Und was für ein Inventar trug seine Mutter, die er bereits mit 10 Jahren verloren hatte? Liegt sie in einem der nahen Gräber? Die Forschung ist der Meinung, dass die Frauen ihre Fibeln zur Verlobung oder Hochzeit gemäss ihrer Stammeszugehörigkeit bekommen haben und bis zum Lebensende getragen haben.2158 Und was ist mit den Kindern? Was ist mit den unverheirateten Frauen? Gab es zu dieser Zeit nicht auch die Launen der Mode? Wie sind Perlen und Schmuckbeigaben bei Mädchengräbern zu verstehen? Trugen sie vor der Verlobung oder Heirat einen anderen Schmuck? Oder erhielten sie diesen als Abschied von ihren weiblichen Verwandten als Grabbeigabe?2159 Dies würde aber bedeuten, dass gewisse Frauen mehrfache Schmucksets besessen hatten? So ist es bei Perlenschmuck theoretisch denkbar, dass die Trägerinnen und Träger auch nach der Hochzeit in dessen Besitz gelangt sein könnten. Das Beispiel der Gräber 665 und 664 zeigt, dass eine Frau mit Perlen der Perlenstufe P4 möglicherweise ein Kind haben kann,
das Perlen der Perlenstufen P5 trägt und so Kernfamilien sich über zwei bis drei Perlenstufen erstrecken können. Solche Überlegungen sind wichtig, da sie zeigen, dass theoretisch Jahrzehnte vergehen können, bis in einer Kernfamilie das nächste Familienmitglied bestattet wird. Als erstes wurden die Bestattungen der Stufe IV von den älteren geschieden, um je den Friedhof der Stufen II und III zu analysieren (Kart. 11). Der Anfang der Reihen wurde mit den perlendatierten Gräbern von Frauen und Mädchen erfasst. Das Bild entwirrte sich nur zaghaft, da die Leute der gleichen Generation zu unterschiedlichen Zeitpunkten beigesetzt wurden. Zur Ausscheidung der Familien und möglicher Gruppen eines Gehöfts wurden folgende Kriterien beigezogen: Zuerst wurde nach Paaren mit etwa gleich aufwendiger Ausstattung und ihren möglichen Kindern gesucht. Dann wurde abgeklärt, ob ihre Beigaben darauf hinweisen, dass sie einst einem Gehöft vorstanden. Hierfür kommen die Träger einer Spatha, in Arealen mit einfach ausgestatteten Gräbern, die Träger eines Saxes in Frage. Die passende Frau müsste entsprechenden Fibelschmuck, reiche oder bescheidenere Trachtbestandteile sowie eine Spindel als Beigaben aufweisen. Ursula Koch hat hervorgehoben, dass die Beigabe einer Spindel oder eines Schlüssels in der Regel die Vorsteherin eines Haushaltes kennzeichnet.2160 Paare sind in der Regel nur zu postulieren, wenn ihre Gräber nahe oder nebeneinander liegen. Die Zugehörigkeit nahe gelegener Kinder des gleichen Zeithorizontes kann nur vermutet werden. Daher wurde der Suche nach den Kindern geringere Aufmerksamkeit geschenkt und nur nahe gelegene Kinder für die Diskussion berücksichtigt.
Abb. 202: SchleitheimHebsack. Reihe 6. Blick nach Süden, im Vordergrund Grab 754.
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Übersicht der Belegungsphasen des Gräberfeldes Hebsack Phase 0 Zwei Kammergräber, Einzelgräber in gut 80 m Distanz angelegt, N/S-orientiert Lage: in prominenter Lage über der Siedlung, separiert Gründergräber Stufe I, 2. Viertel 5. Jh. Phase 1 Drei kleinere Gräbergruppen, Haufenbildung ohne Reihen, exakt W/O-orientiert Frauenüberschuss (bis Phase 3) Lage: im Übergang zu etwas steilerer Hangzone 1. Generation Stufe II, Perlenstufe P1, 440/450–460/70 Phase 2 Einzelgräber, NW/SO-orientiert, innerhalb und westlich der drei Gräbergruppen. Phase 1, Achsbildung zwischen Gräbern 424 und 719, entlang hypothetischen Weges Lage: im Übergang zu etwas steilerer Hangzone 2. Generation Stufe II, Perlenstufe P2, 460/470–480/90 Phase 3 Erste Neuorganisation: Bildung erster Reihen beidseitig der Wegachse, NW/SO-orientiert. Ende der drei Gräbergruppen. Verdoppelung des Areals, dank Erweiterung südlich des Weges hangaufwärts, Reihen 4, 5, 9, 11, 15, 17, 20 3. Generation Stufe II, Perlenstufe P3, 480/90–500/510 Phase 4 Auffüllen der Reihen bezüglich Gräber Phase 2 und Phase 3, Erweiterung nach Westen, hinzu kommen Reihen 2, 6, 8, 10, 12, 14 4. Generation Stufe III, Perlenstufe P4, 500/510–520/30
Abb. 203: SchleitheimHebsack. Die Belegungsabfolge im Gräberfeld.
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Phase 5 Auffüllen der Reihen, hinzu kommen Reihen 7, 13, 16, 22, 23 5. Generation Stufe III, Perlenstufe P5, 520/530–540/50 Phase 6 Auffüllen der Reihen, hinzu kommen Reihen 1, 3, 10a, 10b, 24 6. Generation Stufe III, Perlenstufe P6, 540/550–570/580 Phase 7 Zweite Neuorganisation der Reihen südlich des Weges. Aufgabe der Reihen nördlich des Weges. Erweiterung der Reihen 10–29 nach Süden Aufkommen der Steinkistengräber 7. Generation Stufe IV, Perlenstufe P7, 570/580–600/610 Phase 8 Verdoppelung des Areals gegen Süden, hangaufwärts und Erweiterung gegen Osten. Dichte Belegung in Südhälfte, Reihen 21–29. Neuanlage im Osten: Reihen 31–38 und kleine Gräbergruppe ganz im Osten. Südliche Erweiterung der Reihen 1–7 und vermutlich 8–30 Bau der Kirche 8. Generation Stufe IV, Perlenstufe P8, 600/610–630/640 Phase 9 Hauptbelegung in den südlichen Arealen. Konzentrationen liegen tendenziell südlicher als Phase 8 9. Generation Stufe IV, Perlenstufe P9, 630/40–660/670 Phase 10 Wenige Gräber in randlicher Lage des Gräberfeldes. Wenige Beigaben, Tendenz zur Aufgabe der Beigabensitte Verlagerung des Gräberfeldes zur Kirche 10. Generation Stufe IV, Perlenstufe P10, 660/70–690/700
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Die Belegung der Stufen I und II Die Belegung des Gräberfeldes erfolgte in 11 Phasen (Kart. 11–15 u. 17) und stützt sich auf die Datierung der Frauengräber und der aufgrund der Gürtel zugeordneten Männergräber (Abb. 203).2161 Die Gründergeneration Die beiden Gräber 363 und 500, aus der Zeit der ersten alamannischen Siedler aus dem frühen 5. Jahrhundert, sind im Ritus der späten Kaiserzeit angelegt und liegen in einem Abstand von gut 85 Metern.2162 Die Bestattungen sind N/S-orientiert. Die zwei Einzelgräber sind Ausgangspunkt für die spätere Belegung. In der Umgebung dieser Gräber wurde erst wieder in der jüngeren Merowingerzeit bestattet. Diese jüngeren Gräber respektieren das Frauengrab 363 in einer Weise, die darauf hindeutet, dass das Grab im 7. Jahrhundert noch bekannt und wohl als Hügel sichtbar war. Grab 500 hingegen wurde von Grab 501 aus Phase 8 (7. Jh.) gestört.
Die 1. und 2. Generation Die Gräber der beiden ersten Generationen befinden sich in der Nordostecke des Gräberfeldes, in der Zone, die der Siedlung am nächsten liegt (Kart. 12). Sie umfassen die Gräber der Phasen 1 und 2 und gehören der Mitte und der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts an. Die meisten sind exakt W/O-orientiert und in sogenannter Haufenbildung angelegt. Es sind drei frühe Gruppen zu erkennen, die vermutlich etwa gleichzeitig einsetzen. In Anlehnung an Befunde in anderen Gräberfeldern könnte es sich um die Bestattungsareale dreier Gehöfte handeln.2163 Im Laufe der Belegung kommen Einzelgräber in NW/SO-Orientierung hinzu, eine Lage, die dem Verlauf des Geländes besser angepasst ist. Gegen Westen werden wenige Einzelgräber in dieser neuen Orientierung angelegt. In den Gräbergruppen dieser Phase scheint ein Teil der Bevölkerung zu fehlen. Die ergrabenen Skelette zeigen einen Frauenüberschuss, der erst im Friedhof der Stufe III ausgeglichen wird.2164
Ein alter Weg als Grenze im Friedhof Zu Phase 2 zählen die Gräber 676 und 719A/B sowie 776 und 695 (Kart. 12), die vereinzelt liegen. Besonders zentral liegt Grab 676, zwischen den Reihen 10 und 11. Es weist einen ungewöhnlich ausgedehnten, bestattungsfreien Hof auf, der während der gesamten Belegungszeit von 306
den nachfolgenden Gräbern respektiert wurde. Vermutlich hatte dieses Grab eine Markierung, wahrscheinlich einen Hügel. Der gezollte Respekt steht im Widerspruch zu der einfachen Ausstattung des Grabes. Es handelt sich nach den anthropologischen Bestimmungen um eine alte Frau, die eine nierenförmige Gürtelschnalle trug und einen Kamm hatte. Die Schnalle wird in die Mitte bzw. das dritte Viertel des 5. Jahrhunderts datiert und weist die alte Frau als Zeitgenossin der östlich gelegenen Gräbergruppen um die Gräber 552 bzw. 455 aus. Die Lage von Grab 676 spricht dafür, dass es noch vor der Reihenachse errichtet wurde. In denselben Zeitraum datiert das Doppelgrab 719 zweier Frauen, das 11 m südwestlich liegt. Beide Frauen sind mit frühen Gürtelschnallen ausgestattet. Die Frau 719A trägt eine Tierkopfschnalle, 719B ist mit einer Gürtelschnalle, zwei bronzenen Fingerringen und einer Tasche mit einer bearbeiteten Gagatscheibe etwas reicher ausgestattet. Die Dame 719B hatte eine markante Schädeldeformation.2165 Die Beigabe einer Spindel zeichnet sie wahrscheinlich als Herrin eines Gehöftes aus, die vermutlich mit ihrer Verwalterin oder einer Verwandten bestattet wurde.2166 Von Grab 719 aus erstreckt sich nach Westen wie nach Osten eine Reihe mit Gräbern des ausgehenden 5. und des frühen 6. Jahrhunderts, in denen bis auf Grab 695 nur Frauen lagen (Kart. 14). Sie liegen locker angeordnet an einer klaren Flucht, als wären sie entlang eines (alten?) Weges angelegt worden. Diese Achse bildet sich durch die frühen Gräber 719A/B und das reiche Frauengrab 424. Diese Frauen entstammen etwa demselben Zeitraum. In Grab 424 lag eine vornehme Dame, deren Tracht westliche Einflüsse zeigt. Sie trägt eine Vierfibeltracht mit Bügel- und Vogelfibeln. Der Schädel der knapp dreissigjährigen Frau ist ebenfalls deformiert. Ihr Grab zählt in der sie umgebenden Gruppe früher Gräber zu den jüngsten und datiert in die Perlenstufe P2. Liegen die Gräber in der Umgebung exakt in der W/O-Achse, so weicht Grab 424 und ebenso das Männergrab 391 von der im 5. Jahrhundert üblichen exakt geosteten Orientierung ab.2167 Eine dritte, wahrscheinlich wenig früher bestattete Frau mit deformiertem Schädel findet sich östlich der Strasse in Grab 552. Zwischen Grab 424 und Grab 719 liegt das in der Stufe II angelegte und reich ausgestattete Männergrab 695. Dieser Mann hatte einen Sax, eine feuervergoldete und cloisonnierte Schnalle mit nierenförmigem Beschläg und einen Taschenbügel gleicher Machart. Ein reicher Zeitgenosse findet sich etwas nördlich: In Grab 776 lag ein mit Sax ausgestatteter, alter Mann mit vergleichbarer Schnalle und Taschenbügel. Beide Bestattungen enthalten Beigaben, die eher in
westlicher Tradition stehen und auf fränkischen Einfluss hindeuten. Da sich sämtliche späteren Grabreihen senkrecht auf diese Wegachse beziehen, gehören die Orientierungsänderung und das Anlegen erster Gräber entlang dieser Achse zu den ersten Schritten einer Entwicklung, die in den Reihengräberfriedhof der Stufe III mündet. Die entscheidenden Frauengräber mit Schädeldeformationen machen wahrscheinlich, dass diese Vorgänge in eine Phase mit Einflüssen aus dem Westen fällt. Bemerkenswert ist, dass kein Grab der Phase 2 südlich der Wegachse liegt, was deren Grenzcharakter unterstreicht (Kart. 12–13). Grenzen und Achsen sind oft mit Wegen in Verbindung zu setzen und so wird diese Achse im Folgenden als Weg postuliert und bezeichnet. Freilich liess sich der alte Weg archäologisch nicht erfassen, und auch im Kartenbild der späteren Grabreihen ist er so nicht erkennbar. Er tritt aber als «magische» Grenze in der Geschichte der Friedhofentwicklung durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder in Erscheinung. Es gibt weitere Argumente, die die These einer Wegachse stützen: Das Grab des vermutlichen Siedlungschefs der Stufe II aus Grab 695 wurde an dieser Achse beigesetzt. Das Grab seines Nachfolgers in Stufe III, Grab 766, liegt neben ihm und bezieht sich somit auf diesen Weg. Im Zuge der Neuorganisation des Gräberfeldes in Phase 7 wird die Wegachse erneut fassbar, da nun kaum noch nördlich dieser Achse bestattet wird. Die Reihen südlich des Weges werden hingegen erweitert und von neuen Reihen überlagert. Im fränkischen Gräberfeld von Basel-Bernerring erstrecken sich die Kammergräber in vergleichbarer Art entlang einer Achse.2168 Das Gräberfeld von Mengen (D) liegt beidseits eines alten Hohlweges.2169
Die 3. Generation Gräber mit exakter Ostung finden sich in der östlichen Zone der frühen Bestattungen. Gegen Westen kommen in der Spätphase der Stufe II die Gräber der Perlenstufe P3 (Kart. 11 und 13) auf. Sie erstrecken sich nördlich und südlich des Weges auf einer Ausdehnung, die der Fläche des Friedhofes der folgenden Stufe III entspricht. Die Orientierung dieser Gräber ist NW/SO und richtet sich genau nach der Wegachse; sie stehen so am Anfang der flächendeckenden Reihenbelegung. Sie werden daher im Zuge der Reihenanalyse des Friedhofes der Stufe III mitbesprochen. In dieser Phase werden die drei Gräbergruppen der 1. und 2. Generation aufgegeben. In der westlichen Zone schliessen Gräber der Phase 3 praktisch nie direkt an die Gräber der vorangehenden Phase 2 an.
Der Anfang der Reihen datiert somit in Phase 3, d.h. an den Übergang der Stufe II zu Stufe III (Kart. 15). Dies passt gut zu der andernorts festgestellten, chlodwigzeitlichen Ausbreitung der Reihengräbersitte.2170 Die Analyse macht deutlich, dass die Entwicklung in Schleitheim keinen Hiatus aufweist; vielmehr kommen neue Elemente auf und führen so zu Änderungen in der Bestattungssitte.
Die Entwicklung der Reihen des Friedhofes der Stufe III Im Folgenden sind die Ergebnisse der Reihenanalyse zusammengestellt (Kart. 11–15). Alle Interpretationen bezüglich Familienzugehörigkeiten sind als Hypothesen zu verstehen, für die eine gewisse Wahrscheinlichkeit besteht. Um der Lesbarkeit willen wurde im folgenden Abschnitt darauf verzichtet, in jedem Fall hypothetischen Charakter des Beschriebenen zu betonen. Die Abfolge wurde nach der Perlenchronologie erstellt, da für die Frauengräber feinere Datierungen vorliegen.2171 Die Kartierung der Phasen 3–6 zeigt, dass die West- und die Südgrenze dieser Phasen deutlich erfasst worden sind (Kart. 11). Auch im Osten ist das Ausdünnen der Reihen gut zu erkennen. In der Nordostecke fehlen, wie die Grabung von 1998 gezeigt hat, vermutlich nur wenige Gräber. Der Beginn der Reihenbelegung fällt in die Phase 3, wurzelt somit in Stufe II. Da sich Anfang und Auffüllen der Reihen über die Phasen 3–6 erstreckten, werden die für die Reihenbelegung relevanten Gräber der Phase 3 hier mitbesprochen. Die am frühesten einsetzenden Reihen sind Reihe 4, 5, 9, 11, 15, 17 und 20 mit mindestens zwei Gräbern der Perlenstufe P3, d.h. aus den Jahrzehnten vor und um 500. Ist es ein Zufall, dass zwischen den ersten Reihen meist mindestens eine Reihe leer blieb? Waren sie als Platzreserve für spätere Generationen geplant und dienten die freien Streifen anfänglich als Zugangswege zu den Gräbern? Die genannten Reihen folgen zeitlich auf die 2. Generation. Sie meiden einen Anschluss an Reihen, die an die Einzelgräber anschliessen würden. Die neuen Gräber liegen auffällig regelhaft in neuen Streifen und stehen am Anfang von Reihen, die dann in den folgenden Generationen aufgefüllt werden. Gräber der 4. und 5. Generation hingegen füllen dann auch Reihen, die an Gräber der 2. Generation anschliessen (Kart. 12 und 14). So setzen in der 4. Generation der ersten Jahrzehnte des 6. Jahrhunderts (Perlenstufe P4) die Reihen 2, 6, 8, 10, 12 und 14 ein. Im zweiten Viertel des 6. Jahrhunderts (Perlenstufe P5) folgen Reihe 7,13, 16, 22 und 23. Die frühesten Perlen 307
der Reihen 1, 3, 10a, 10b und 24 fallen in die Perlenstufe P6. In diesen Reihen müssen aber teilweise ältere Gräber mit wenigen nicht genau datierbaren Beigaben vertreten sein, wie Überlagerungen wahrscheinlich machen. Die Reihen entfalten sich entlang der Achse zwischen den Gräbern 719 und 424. Die frühesten Reihen setzen mit der Perlenstufe P3 ein (Kart. 11 und 15). Reihe 7 schliesst an Grab 719 an. Sie besteht aus dem Kindergrab 782 der Perlenstufe P3 und nicht genauer datierbaren Gräbern aus der Stufe III. Weitere datierbare Gräber der Phase 3 und 4 fehlen. Da erst die Phase 5 mehrfach belegt ist, scheint es, dass diese Reihe erst jetzt aufgefüllt wurde. Im Doppelgrab 714 war ein Paar bestattet, zu dem die Kinder in den nahen Gräbern 709 und 712 gehört haben könnten. Der Mann hatte einen Sax und eine Schilddornschnalle. Hier wird eine jüngere Phase des Gehöftes der Leute der Reihen 5 und 6 fassbar. Reihe 6 setzt mit den Gräbern 744 und 747 in der Perlenstufe P4 ein. In dieser Reihe konzentrieren sich Kinderbestattungen des 6. Jahrhunderts, die mit einer möglichen Seuche oder Epidemie im 6. Jahrhundert in Zusammenhang steht.2172 In den Doppelgräbern 744 und 747 sind vermutlich jeweils Mutter und Kind beigesetzt worden, wobei die Mütter in der nördlichen Grabhälfte lagen. In Grab 753 war ein Mann mit Lanze und Pfeilen. In Grab 748 lag ein weiterer Mann. Davon ausgehend, dass Paare nicht immer nebeneinander bestattet wurden, könnten wir auf mehrere Familien schliessen, die vielleicht zum Gehöft des Mannes aus Grab 783 in Reihe 5 gehörten. Das Männergrab 753 mit Lanze und Pfeil scheint sich auf Grab 783 mit Spatha zu beziehen, was für eine Abhängigkeit der Leute aus Reihe 6 von den Leuten in Reihe 5 sprechen könnte. In der nördlichen Hälfte ist das Dreifachgrab 754, das mit Vater, Kind und Mutter von einer einfachen Familie stammen könnte. Mit Perlen der Perlenstufe P6 liegt hier die letzte Generation dieser Reihe bestattet. In Reihe 5 stammen die Gräber 783 und 789 wohl von einem Paar der Stufe III (Kart. 18). Die Beigabe einer Spatha macht wahrscheinlich, dass der Mann einem Gehöft vorstand. Seine ebenfalls mit etwa fünfzig Jahren verstorbene Gattin hat eine Zierscheibe aus Geweih, wohl ein Fruchtbarkeitsamulett, und eine Spindel als Beigabe, was sie als Vorsteherin eines entsprechend grossen Haushaltes auszeichnet. Sie liegen im Bereich mit Gräbern der Perlenstufe P3. In derselben Reihe sind wenige Kinder bestattet. Die einfache Bestattung einer Frau in Grab 781 könnte von der Verwalterin des Haushaltes stammen.2173 In Reihe 4 finden sich Bestattungen einfacherer Leute. In Grab 796 lag eine etwa dreissigjährige 308
Frau. An ihrem Gehänge trug sie einen Spinnwirtel aus Geweih, der sie als Vorsteherin eines einfachen Haushaltes auszeichnet. Ihr Grab liegt an einem Weg mit den beiden Frauen aus Grab 719. Ihre Perlen datieren in die Perlenstufe P3, wie diejenigen des südlich gelegenen Grabes 791. Hinzu kommen einfach ausgestattete, alte Frauen in den Gräbern 816 und 818 und beigabenlose Kindergräber. Grab 795 barg einen Mann mit Sax und liegt nahe dem Spathagrab 783. Diese Leute könnten ein eigenes einfaches Gehöft besessen haben, was durch die Bestattung 796 mit Spindel wahrscheinlich wird. Es ist denkbar, dass der Mann aus Grab 795 Gefolgsmann des Mannes aus Grab 783 war. Reihe 3 bietet ein ähnliches Bild mit einfachen Leuten wie Reihe 4. Zu einer späteren Generation gehört die Frau in Grab 814, die mit einem Paar goldener Rechteckfibeln und P6-Perlen wesentlich besser ausgestattet ist. Mit den Kindergräbern 802, 807 und 819 liegt sie etwas abseits zu den restlichen Gräbern dieser Reihe. In Reihe 2 finden sich einige Bestattungen reiferer Frauen. Diejenige in Grab 840 trug einen Gürtel mit Kolbendornschnalle und eine Spindel mit Geweihwirtel. Ganz am Rand des Gräberfeldes lag in Grab 826 ein gleichaltriger Mann. Eine sehr ähnliche Kolbendornschnalle und ein sehr ähnlicher Grabbau sprechen für gleiche Familienzugehörigkeit oder für ein Paar. Zusammen mit Grab 825, einer in linker Hockerlage bestatteten Frau mit S-Fibeln und P7-Perlen, bildet sich hier eine Gruppe von Gräbern, die über mehrere Generationen östliche Einflüsse zeigen. Möglicherweise hatte hier in Randlage im Verlauf des 6. Jahrhunderts eine Gruppe mit östlichen Einflüssen oder östlicher Herkunft ihr Bestattungsareal. Nördlich liegt eine Gruppe von Gräbern mit westlichen Einflüssen. Die Männer in Grab 821 und 822 trugen einen Sax und einen Gürtel mit Schilddornschnalle.2174 Grab 832 barg einen Erwachsenen mit Schilddornschnalle. Derselben Gruppe, aber einer späteren Generation, gehörten wohl auch die Frau in Grab 833 und der mit einem Pfeil ausgestattete Knabe aus Grab 793 an. Es könnte ein Bezug zu dem Gehöft B der Reihen 2 und 3 bestehen. Die beiden beschriebenen Gruppen zeigen, dass in peripherer Lage des Friedhofes Familien oder Grossfamilien ihre Gräber in Gruppen und nicht in Reihen angelegt hatten. Allgemein sind in dieser westlichen Zone des Friedhofes keine besonders reichen Gräber zu finden. Die Bestatteten des 6. Jahrhunderts scheinen mehreren Gehöften angehört zu haben, einem grösseren, dem das Paar aus Grab 783 und Grab 789 vorstand und einem kleineren, das sich um die Frau mit Spindel aus Grab 796 gruppiert. Ein weiterer Hof ergibt sich für die Gruppe mit Kolbendornschnallen.
Das älteste Grab in Reihe 8 ist Grab 704, ein Mädchen mit Perlen aus Perlenstufe P4, das in der Achse des Friedhofes liegt. Mit dem Mädchengrab 743 der Perlenstufe P5 bezieht es sich auf das Doppelgrab 719. Nördlich von Grab 704 liegen weitere Kinder und zwei Männer. Südlich davon sind Kindergräber häufig. Grab 637 stammt von einer jungen Frau, die mit einer Vogelfibel und einer Perlenkette der Perlenstufe P5 ausgestattet war. In einem neben dem rechten Fuss niedergelegten Kästchen fanden sich unter anderem das Bleimodell einer Bügelfibel, zwei Geweihspindeln und eine Tonspindel, die sie als Haushaltsvorsteherin hervorhebt. In Grab 629 lag vermutlich eine Mutter, umgeben von ihren Söhnen in den Gräbern 630 und 635. Sie trug eine S-Fibel, P6-Perlen und in der Grabfüllung fand sich ein kostbarer Wirtel aus Millefioriglas. Ihre Kette mit Perlen der Perlenstufe P6 weist sie als Angehörige der folgenden Generation aus. Der Fund zweier Wirtel aus zwei aufeinanderfolgenden Perlenstufen könnte darauf hindeuten, dass sich hier die Bestattungen mehrerer Generationen vereinen. Im nördlichen Teil dieser Reihe respektieren die Gräber einer mutmasslichen Familie2175 das wenig ältere Grab 721 nicht. Die Frau in Grab 697 wies Perlen aus der Perlenstufe P6 auf und zählt zu einer späteren Generation. In Grab 721 lag eine alte Frau mit einem Gehänge, an dem eine beinerne Büchse als Amulett befestigt war. Reihe 9 beginnt mit den Gräbern 624C und 625 der Perlenstufe P3. Bei Grab 624 handelt es sich um ein Grab mit drei deutlich jüngeren Nachbestattungen, die erst in den Phasen 7–8 eingebracht wurden. Hinter den Gräbern 596 und 652 könnte sich ein einfach ausgestattetes Paar verbergen, wobei der Mann ohne Beigaben war. In derselben Reihe sind mehrere einfache Kindergräber, die zu dieser Familie gezählt haben könnten. Nördlich liegen die Kindergräber 644 und 660 aus der Perlenstufe P4. Das Mädchen in Grab 644 war mit einem Gehänge mit Schlüssel beigesetzt worden. Weiter nördlich bilden die Gräber 645 und 643 ein mögliches Paar. Der Mann war mit einer Schilddornschnalle versehen. Diese Gräber scheinen vor denjenigen der Gruppe der Gräber 697 und 698 in den Boden gekommen zu sein. Überlagerungen machen wahrscheinlich, dass die Gräber 721 und 670 wiederum noch früher angelegt wurden. In Reihe 10 gibt es wenig genauer datierbare Gräber. Kinderbestattungen sind häufig. In den Gräbern 656, 658 und 671 waren drei Männer beigesetzt. Die beiden in den Gräbern 656 und 658 waren Mitte Dreissig verstorben und trugen je eine Lanze. Die drei Grabgruben sind auffällig gross gearbeitet und zwei der Gürtelschnallen weisen auf fränkische Einflüsse hin. Grab 626 war ein
reiches Kindergrab mit P4-Perlen, das etwas isoliert liegt. Südlich 626 liegen weitere jüngere Gräber der Stufe III. Die Reihe 10b erstreckt sich neben 10, südlich der Lücke, die sich um das ältere Grab 676 auftut. In Grab 673 liegt eine mit zwei feuervergoldeten Rosettenfibeln ausgestattete, etwa fünfunddreissigjährige Frau, die vielleicht die Mutter des mit Pfeilspitze bestatteten Knaben aus Grab 674 war und mit P6-Perlen zu den späten Bestattungen zählt. Die Gräber 612 und 617 könnten ein sehr einfaches Paar geborgen haben. In Grab 579 lag ein über fünfzigjähriger Mann mit einer Lanzenspitze. Seine Partnerin könnte die mit einer Spindel beigesetzte Frau in Grab 595 gewesen sein. Die beiden könnten einen einfacheren Hof bewirtschaftet haben. Zu derselben Familie zählen vermutlich die Leute in den Gräbern 573 und 598. Die Frau in Grab 573 mit zwei kostbaren SFibeln und P6-Perlen war anscheinend sozial besser gestellt. Es ist wahrscheinlich, dass Reihe 10 eine Spätphase der Belegung in den Reihen 8 und 9 darstellt. Diese drei Reihen lassen sich zum Areal des Gehöftes D zusammenfassen. Reihe 11 beginnt mit den Kindergräbern 677 und 611 der Perlenstufe P3. Die Gräber respektieren das frühe Frauengrab 676. Die junge Frau in Grab 677 war mit P3-Perlen bestattet worden. Die Verteilung von Geschlechtern und Altersklassen in Reihe 11 wirkt ausgeglichen, sodass die Bestattungen einer Familie vorliegen könnten. Sie gehörten vielleicht zum Gehöft des Paares in Reihe 12. Im Norden liegt das N/S-orientierte Grab 844. Im Doppelgrab 763 waren zwei Männer; der ältere trug einen Sporn, der jüngere zwei Pfeilspitzen. Die Frauen in Grab 749 und 647 (P7) lagen etwas westlich der Reihenachse und zählen zu einer späteren Generation am Ende des 6. Jahrhunderts. In Reihe 12 häufen sich ältere Leute. Kinder fehlen bis auf den Jüngling in Grab 680. Grab 776 barg einen alten Mann mit einer cloisonnierten Rechteckschnalle mit nierenförmigem Beschläg. Diese Bestattung datiert noch in das späte 5. Jahrhundert. Es schliessen etwas jüngere, einfachere Bestattungen an. Die Reihe weist bei Grab 679, einem mit Schilddornschnalle ausgestatteten Mann, eine Lücke auf. Grab 588 ist eine Dreifachbestattung, in der ein Paar und der mit Sax ausgestattete Mann 588C ruhten. In Grab 571 lag eine Frau (P4), die Ende Zwanzig verstarb. Zu ihrer Tracht zählten zwei Almandinscheibenfibeln, ein Gehänge und als Beigabe eine Spindel. Vielleicht stand sie mit dem Mann in Grab 687 einem Gehöft vor. Dieser verstarb Ende Dreissig und war mit Sax und Pfeilen bewaffnet. Das Kindergrab 586 liegt weiter südlich durch jüngere Gräber von den Bestattungen des 6. Jahrhunderts getrennt. Das Mädchen ist mit Perlen der Perlen309
stufe P4 und mit einem Sturzbecher aus Glas überdurchschnittlich reich ausgestattet. Es bleibt unklar, welches seine standesgemässe Familie gewesen sein könnte. Die Reihe 13 ist kurz. Der Mann in Grab 777 wies einen Gurt mit Schilddornschnalle und schildförmigen Hafteln auf. Besser ausgestattet ist die Frau am unteren Ende der Reihe aus Grab 665 mit einer feuervergoldeten Vierfibeltracht mit westlichen Einflüssen. Ihre Perlen datieren in die Perlenstufe P4. Das mit Perlen der Perlenstufe P5 ausgestattete Mädchen in Grab 664 könnte ihre Tochter gewesen sein. Der Junge mit Bartaxt aus Grab 773 passt mit seiner Bewaffnung zu der Frau in Grab 665. In der kurzen Reihe 14 finden sich zwei Gräber mit östlichen Kolbendornschnallen des 6. Jahrhunderts. Der Mann in Grab 662 könnte der Vater des Kindes in Grab 653 gewesen sein. Reihe 15 weist mit dem Kindergrab 770 und den Frauen aus den Gräbern 723 und 724 drei Gräber der Perlenstufe P3 auf, wobei Grab 723 an den Anfang gehört. In dieser Reihe häufen sich die vornehmen alten Damen mit auffällig geräumigen Grabgruben. Drei gehören der Qualitätsgruppe B2 und zwei derjenigen B1 an. Die Damen in den Gräbern 717 und 723 hatten Almandinscheibenfibeln, wobei diejenige in Grab 717 eine Kolbendornschnalle trug, was auf östliche Einflüsse hindeutet. Die Frauen der besonders gross gearbeiteten Grabgruben 686 und 689 trugen je ein Vogelfibelpaar. Die Frau in Grab 770 könnte die Partnerin des Mannes mit Lanze in Grab 762 sein. Beide verstarben recht jung – sie kurz vor und er kurz nach Zwanzig. Im Grab der jungen Frau wurden die Zeichen einer Hausherrin, nämlich eine Spindel und eine Nähnadel, gefunden. Unklar bleibt, zu welcher der Damen der Mann in Grab 685 gehörte, der mit der schönen Gürtelschnalle mit festem Beschläg und mit zwei Pfeilspitzen etwas bescheiden ausgestattet ist. Mit Lanze, Spatha und Schild war der etwa fünfzigjährige Krieger aus Grab 772 in Reihe 16 ins Grab gelegt worden. Sein Grab schliesst unmittelbar an Grab 761 an, das seine mutmassliche Frau barg. Sie trug eine feuervergoldete Vierfibeltracht. Der Krieger mit Sax in Grab 843 zählte wohl zum Gefolge. Es könnte sein, dass das Paar eine Anfangsphase zur Belegung von Reihe 16 darstellt. Die weiteren bestatteten Personen der Reihe 16 lebten wahrscheinlich auf dem Hof dieses reichen Paares. In Reihe 17 liegen die Angehörigen der reichsten Familie der Siedlung. Der Mann aus Grab 766 trägt, mit Waffen und der massiven Silberschnalle, die maximale Ausstattung C seiner Epoche und war der Chef des Dorfes. Vermutlich hatte er auch die militärische Herrschaft inne und stand einem grossen Gehöft mit mehreren Familien vor. Er ist 310
Nachfolger (und Sohn?) des in Grab 695 beigesetzten Mannes, der im 5. Jahrhundert wohl dem Dorf vorstand. In Grab 765 lag eine vornehme Dame, die wohl einst dieser führenden Familie angehört hatte. Ihre Perlen entstammen der Perlenstufe P3 und sie verstarb hochbetagt. Es fällt auf, dass den Männerausstattungen vergleichbar reich ausgestattete Frauengräber mit Spindel fehlen. Nördlich Grab 766 liegen Gräber von Leuten, die zum Gefolge gezählt haben müssen, wie beispielsweise Grab 769, in dem ein Mann mit Sax war. Er hatte einen Gurt mit Kolbendornschnalle. Weitere Gräber mit östlichen Merkmalen finden sich in Grab 717, 653 und 662. Diese Gräber weisen darauf hin, dass im Gefolge des Mannes aus Grab 766 auch Leute östlicher Herkunft oder Abstammung zählten. Südlich sind einfache Kinder- und Erwachsenengräber, die von auf seinem Gehöfte lebenden Familien stammen könnten. Die Reihen 18 und 19 sind nur teilweise erfasst worden.2176 In Grab 445B war eine Frau mit einem Vogelfibelpaar bestattet. Im südlichen Teil der Reihe 20 finden sich zwei Gräber mit Kolbendornschnalle. In Grab 439 war eine Frau beigesetzt worden, die eine Perlenkette der Perlenstufe P6 trug. In die Perlenstufe P3 gehört das frühe mit S-Fibel versehene Frauengrab 449. Zwischen diesen Gräbern lag das reiche Spathagrab 481, das eine Schuhschnalle mit Schilddorn enthielt. Auch Grab 433A enthielt eine Schnalle mit Schilddorn. Hier treten westliche und östliche Merkmale nebeneinander auf. Verschiedene Erklärungen kommen für diese Tatsache in Betracht: Es wurde hier streng nach der Reihengräbersitte bestattet ohne Rücksicht auf Familienzugehörigkeit oder Herkunft, oder aber die Toten stammen von einem Gehöft, auf dem sowohl Familien westlicher wie auch östlicher Herkunft zusammenlebten. Ersteres könnte gut zu den Vorstellungen der Verhältnisse auf einem Herrenhof passen. In Reihe 21 ist eine Konzentration von Männerbestattungen des mittleren 6. Jahrhunderts.2177 Grab 447 war N/S-orientiert und barg einen mit Pfeilen ausgestatteten Jüngling. In Grab 443 war ein Mann mit Lanzenspitze. Beide hatten eine Schilddornschnalle. Der Nachbar in Grab 465 trug einen Sax. Besonders früh ist die Bestattung einer Frau aus Grab 438 mit Perlen der Perlenstufe P3. Die Beigabe eines Schlüssels weist darauf hin, dass sie Verantwortung getragen hat. Ihre Bestattung schliesst eine Reihe ab, in der mehrheitlich Krieger beigesetzt worden waren. Sind hier die Opfer eines Kampfes miteinander bestattet worden? Oder war diese Reihe «Waffenbrüdern» vorbehalten? In Reihe 22 lässt sich eine Kernfamilie des mittleren 6. Jahrhunderts vermuten. Die Frau in Grab
476 trägt eine Almandinscheibenfibel, Perlen der Perlenstufe P5 und Reste eines Schlüssels. Im anschliessenden Grab 483 liegt ein ebenfalls knapp fünfzigjähriger Mann mit einer Spatha. Das gut zehnjährige Mädchen aus Grab 484 mit Glaswirtel und Spindel trug Perlen derselben Zeitstufe wie die Frau in Grab 476, die möglicherweise ihre Mutter war. Die Gräber 463 und 383 waren mit Pfeilspitzen ausgestattet. Am südlichen Ende häufen sich deutlich jüngere Gräber der Phase 8. In Reihe 23 gibt es eine Vielzahl von Überlagerungen. Am Anfang steht Grab 396C mit Perlen der Perlenstufe P3. Das darunterliegende beigabenlose Grab 395 muss demnach älter sein, was durch die genaue Ostorientierung dieses Grabes bestätigt wird. Weitere Frauen- und Mädchengräber dieser Reihe gehören in die Perlenstufen P5 und P6. Passend wären die Männergräber 490 und 489. In letzterem lagen ein Mann von Mitte Dreissig, der eine Spatha und einige Pfeile als Bewaffnung trug. Ferner gehören dieser Reihe zwei Gräber nicht genauer bestimmbarer Erwachsener an. Diese Zusammensetzung könnte auf mehrere Generationen der Familien eines einfacheren Gehöftes H hindeuten. Reihe 24 beinhaltet im nördlichen Teil mehrere Frauen- und Kindergräber. Grab 456 gehört in die Perlenstufe P3 und überlagert Grab 455 der Perlenstufe P1, das zum Friedhof des 5. Jahrhunderts gehört und exakt geostet ist. Östlich der Reihe 24 sind keine klaren Verhältnisse mehr erkennbar. In Reihe 25 überlagert Grab 423, ein Mann mit Sax und Schilddornschnalle, Grab 458, das wohl in den frühen Friedhof gehört. Neben Grab 423 ist ein Jüngling bestattet, der einen Sax als Beigabe hatte. Mit dem Jugendlichen in Grab 402 zählte er möglicherweise zu Gehöft H. Am südlichen Ende dieser Reihe ist ein Mädchengrab 384 der Perlenstufe P4 mit einem Baumsarg. Sein Nachbargrab 472 birgt eine Bestattung mit Baumsarg und gehört ebenso ins 6. Jahrhundert. Die Ausdehnung der Bestattungen der Stufe III findet somit hier ihren Ostabschluss. Sie schliesst an die Gräbergruppe der Stufe II an, ohne die älteren Gräber zu stören. Die Störungen und Überlagerungen älterer Gräber in dieser Zone erfolgten erst in der Stufe IV nach der Neuorganisation der Belegung.
weisen, sind Schilddornschnallen, Gürtelhaften und die Vogelfibeln kartiert worden. Die früheste sicher datierbare Kolbendornschnalle fand sich im Kindergrab 625, das Perlen der Perlenstufe P3 enthielt. Weitere Kolbendornschnallen fanden sich in sieben Männergräbern, dem Kindergrab 653 und drei Frauengräbern.2179 Die auffälligste Konzentration von Kolbendornschnallen findet sich an der Westgrenze des Gräberfeldes. Die mit einer Spindel ausgestattete Frau aus Grab 840 gehörte vielleicht zu dem ganz am Rand bestatteten Mann in Grab 826. Er war gleich alt, die Gräber waren sehr ähnlich und auch die Kolbendornschnallen weisen sehr ähnliche Form auf. Das Vorhandensein der Spindel weist darauf hin, dass sie möglicherweise ein einfaches Gehöft A hatten. Nördlich dieser Gruppe liegt eine ähnliche «Familiengruppe», die mit zwei Gräbern mit Schilddornschnallen2180 westliche Merkmale aufweist und vermutlich zu Gehöft B zählt. Ob der Mann in Grab 654 und das Kind in Grab 625, die beide in Reihe 9 bestattet wurden, Verwandte waren, bleibt unklar. Eine weitere Konzentration von Kolbendornschnallen findet sich bei den Gräbern 662 (Vater) und 653 (Kind). Ganz in der Nähe liegt die reichste Bestattung dieses Schnallentyps. Grab 717 barg eine reiche Dame mit Perlen der Perlenstufe P5. Die Frau besass zwei feuervergoldete Almandinscheibenfibeln, ein silbernes Toilettengerät, einen römischen Schlüsselring und Amulette wie einen Bärenzahn und eine Gagatscheibe. Sie lag in einer Reihe mit weiteren, sehr reich ausgestatteten Damen, die wohl zur Verwandtschaft der führenden Familien des Dorfes zählten. Drei Gräber nördlich vom «Chefgrab» 766 fand sich Grab 769 mit einem Mann mit Kolbendornschnalle und Sax. Diese Gräber deuten darauf hin, dass eine Gruppe von Leuten mit östlichen Merkmalen zum Gefolge der führenden Familie des Dorfes gehört haben. Der eine Kolbendornschnalle tragende Mann mit Sax und Pfeilspitze aus Grab 432 zählte vermutlich zu demselben reichen Gehöft G. Nach dem Kartenbild liegen Areale mit Kolbendornschnallen tendenziell peripher. Es scheint, dass diese Gräber weniger konsequent in Reihen angelegt wurden. In diesen Gräbern fehlen Spindeln und Spathen, was auf einfachere Verhältnisse hindeutet.
Kartierung östlicher und westlicher Merkmale Auf Kart. 16 sind die Kolbendornschnallen als Merkmal östlicher Einflüsse aufgetragen. Ergänzend sind die S-Fibeln kartiert. Sie haben östliche Vorbilder; gewisse Formen sind aber in Südwestdeutschland verbreitet.2178 Als westliche Komponenten, die auf fränkische Einflüsse hin-
Die Entwicklung des Friedhofes der Stufe IV An der Wende zum 7. Jahrhundert, in Phase 7, kam es zu einer Neuorganisation des Friedhofes (Kart. 17 und Abb. 203). Neu ist die Sitte, einen Teil der Gräber als Steinkisten zu errichten. Das 311
Bauen der Gräber in Trockenmauertechnik ist um einiges aufwendiger als die Anlage der Erdgräber. Verschiedene Autoren wiesen darauf hin, dass die Steinkisten das Einbringen von Nachbestattungen erleichtern und dass eine familienweise Nutzung naheliegt.2181 Im Gegensatz zu anderen Gräberfeldern ist in Schleitheim maximal eine Nachbestattung pro Steinkiste belegt.2182 Mit dem neuen Grabtyp geht eine neue Art der Belegungsweise einher. Die Abfolge der Toten in den Reihen spricht mehrheitlich für eine lineare Belegung gemäss der Sterbefolge. Familienmitglieder wurden bisweilen in derselben Steinkiste beigesetzt. Als weitere Neuerung tritt eine Verlagerung und Erweiterung des Friedhofes nach Süden in Kraft. Das Prinzip der Reihen wird beibehalten, doch zeigen viele Gräber leicht abweichende Orientierung. Es scheint, dass der genauen Einhaltung der Orientierung geringere Aufmerksamkeit gezollt wurde als in den früheren Stufen. Ferner gibt es Stellen, wo die Gräber der neuen Phasen zwar die alten Reihen mehr oder weniger einhalten, das Stören, Überlagern und Durchschlagen älterer Gräber wurde aber in Kauf genommen. Phase 7 zeichnet sich durch die Aufgabe der Reihen nördlich der Wegachse aus. Die Reihen 10–29, die bis anhin nicht bis zur südlichen Grabungsgrenze von 1990 reichten, werden nach Süden erweitert. Es treten erste Steinkistengräber auf. Die Belegung in dieser Zone war zu dicht geworden und eine Erweiterung nach Norden, Richtung Siedlung und Bach, schien nicht in Frage zu kommen. Ebenso schien eine Erweiterung nach Westen auszuscheiden. Wieso das so war, ist nicht bekannt. Vielleicht verhinderten Besitzverhältnisse eine Ausdehnung nach Westen. Gräber, die nach diesem Zeitpunkt noch nördlich des postulierten Weges eingebracht wurden, sind selten. Sicher in Perlenstufe P7 zählen die beiden Frauengräber 647 und 825. Grab 647 liegt in einer Zone einer Familie und scheint eine Bestattung zu sein, die an die Gräber ihrer verstorbenen Familienmitglieder anschliesst. Grab 825 liegt ganz an der Peripherie im Areal einer einfachen Familie. Die Reihen südlich des Weges werden in der oben beschriebenen Art neu organisiert. In Phase 8, der Zeit des Kirchenbaus,2183 wird das Areal gegen Süden hangaufwärts verdoppelt. Dies betrifft die Reihen 1–7 und sehr wahrscheinlich die Reihen 8–30. Ebenso wird das Gräberfeld gegen Südosten, unter Berücksichtigung des Friedhofes des 5. Jahrhunderts, um die Reihen 31–38 erweitert. Weiter östlich entsteht zudem eine weitere kleine Gräbergruppe. Steinkisten A und C sind jetzt häufig. In dieser Partie erfolgt eine Erweiterung nach Osten in frisches Gelände nach dem Zwiebelschalenprinzip. Die Hauptbelegung von Phase 8 spielt sich an der Süd312
grenze des alten Friedhofes der Zeitstufe III, im Bereich der Reihen 21–29 ab, reicht aber teilweise auch bis gegen die Südgrenze des neuen Areals. Phase 9 hat den Schwerpunkt der Belegung im frisch erschlossenen, südlichen Areal. Die Konzentrationen der Gräber dieser Phase liegen tendenziell südlicher und östlicher als diejenigen der Phase 8. In Phase 10 nimmt die Anzahl der Gräber ab. Sie liegen – soweit die modernen Grabungsausschnitte eine Beurteilung zulassen – zur Hauptsache in randlicher Lage, besonders gegen die Südgrenze des Gräberfeldes. An der südlichen Westgrenze gehören viele Gräber in die Perlenstufen P9–P10. Reife Frauen der Perlenstufe P9 dominieren und die Bestattungen von Kindern sind äusserst selten. Die Bestattungen der Phase 10 weisen weniger Beigaben und Trachtbestandteile auf. Es ist die Zeit des Endes der Beigabensitte und die Phase, in der das Gräberfeld aufgegeben und zur Kirche verlagert wird.2184 Der Friedhof des 7. Jahrhunderts weist somit einige entscheidende Neuerungen auf, die mit Veränderungen in der Siedlung und in der Gesellschaft einhergehen.2185
Reihenanalyse der Phasen 7–10 Grab 825 liegt an der Westgrenze des Gräberfeldes in Reihe 1 (Kart. 17). Die Bestattete trug eine S-Fibel und Perlen der Perlenstufe P7. Sie war in linker Hockerlage beigesetzt, was sehr aussergewöhnlich ist. Dieses Grab weist, wie einige ältere Bestattungen dieses Areals, östliche Merkmale auf. Es hat den Anschein, dass hier, an der Peripherie des Gräberfeldes, die Leute eines Gehöftes ihr Areal in Phase 7 kontinuierlich weitergenutzt haben. Die erwähnte Neuorganisation schloss offenbar eine gewisse Kontinuität mit ein. So wurde das Areal von Gehöft A in Phase 7 weitergenutzt. Grab 829, die gestörte Steinkiste A eines Mannes, liegt isoliert am Rande und zeigt eine abweichende Orientierung. Gegen Süden erstreckt sich eine grosse Lücke, an die Grab 335 mit einer mit P8-Perlen ausgestatteten Frau anschliesst. Grab 332 war eine gestörte Steinkiste, die nur wenig Aussagen erlaubt. In der Nordhälfte von Reihe 2 sind keine Bestattungen des 7. Jahrhunderts erhalten. Grab 824 war ein sehr reiches Frauengrab aus der Endphase der Belegung mit Perlen der Perlenstufe P10. Art und Lage ihrer Bestattung zeigen keine Bezüge zu den nördlich gelegenen, älteren Gräbern. Die Reihe 3 barg in Stufe III die Gräber der Leute eines einfachen Hofes B. Die Gräber der Phasen 7–10 weisen Elemente auf, die für eine kontinuierliche Weiternutzung der nach Süden erweiterten Reihe durch dieselbe Familie sprechen.
Das Kindergrab 837 fand sich zwischen Reihe 2 und 3. Die Steinkiste 808 liegt neben dem P6-zeitlichen Grab 820, weicht aber in der Orientierung deutlich von diesem ab. In der Steinkiste 805 war ein Kind bestattet. Der Mann in Grab 812 trug eine Spatha, was ein Hinweis auf seine Position als Gehöftschef der Phasen 7 oder 8 sein könnte (Kart. 34). Grab 810 mit Perlen der Perlenstufe P7 weist ebenso auf kontinuierliche Weiternutzung hin. Auf die gestörte Steinkiste 809 folgt südlich eine grosse Lücke. Das Mädchen in Grab 337 trug Perlen der Perlenstufe P9. Die Bestatteten der Gräber 338 und 339 könnten ein Paar gewesen sein, möglicherweise die Eltern des Mädchens aus Grab 337. Die Frau war mit Wadenbinden und er mit einem Sax ausgestattet. Die Zusammensetzung dieser Reihe macht die Weiterführung des Bestattungsareales eines Gehöftes postulierbar, doch fehlen Hinweise auf einen familiären Bezug zwischen der nördlichen und der südlichen Partie. Die Gräber der südlichen Reihe 4 trennen grosse Abstände. Sie zeigen keine Merkmale, die auf verwandtschaftliche Bande zu anderen Bestatteten hindeuten. Von der fast vollständig zerstörten Steinkiste 815 waren nur noch wenige Informationen zu gewinnen. Das Kindergrab 802 liegt zwischen Reihe 2 und 3. In der Südhälfte waren fast alle Gräber gestört. Die Frauen in den benachbarten Gräbern 349 und 341 trugen Perlen der Perlenstufe P8. Der Krieger in Grab 340 war mit der jüngsten überlieferten Spatha des Gräberfeldes und einem Schild bewehrt. Ferner zählte ein Sporn zu seiner nur unvollständig erhaltenen Ausstattung. Die 1867 gegrabene Steinkiste 788 liegt isoliert zwischen den Gräbern der Stufe III der Reihe 5 und stört Grab 789. Die etwa fünfzigjährige Frau könnte eine Angehörige der hier in Stufe III bestattenden Familie gewesen sein. Die Gräber der Südhälfte von Reihe 5 waren mit Ausnahme von Grab 366 und Grab 368 bereits durch die Altgrabungen erfasst worden, was die Aussagemöglichkeiten einschränkt. Grab 366 mit einem mit dreiteiliger Gürtelgarnitur ausgestatteten Mann datiert früh in Stufe IV (Phase 7). Die Frauengräber 364 und 353 waren mit P9-zeitlichen Perlen versehen. Die Männer der Gräber 362 und 368 entstammen etwa demselben Zeitraum. Die Abstände zwischen den Gräbern und die Variationen der Orientierung ergeben aber keine Hinweise auf Paare oder Verwandtschaften. Ferner sind in dieser Reihe keine Gräber von Kindern oder Jugendlichen erhalten. Die Kinderreihe 6 zeigt interessanterweise keine Überlagerungen mit Gräbern der Stufe IV. Es macht Sinn, dass Kindergräber in geringerem Masse Kontinuität herbeirufen als Gräber würdiger Ahnen, auf die sich folgende Generationen be-
ziehen. Die südliche Partie der Reihe 6 setzt mit Bestattungen ein, die Grab 363 der Gründergeneration respektieren. In den Gräbern 346 und 371 lagen Mädchen aus der Spätzeit der Belegung mit Perlen der Perlenstufen P9 und P10. Die restlichen Gräber zeigen Spuren der Zerstörung der Altgrabungen. Grab 370 ist die einzige Steinkiste in dieser Zone. Die Nordhälfte der Reihe 7 wird von einer Reihe von acht Gräbern der Stufe IV überlagert, was ein gegensätzliches Bild zu Reihe 6 ergibt. Sie sind in derselben Flucht der Vorgängerreihe 7 angeordnet, zeigen aber in der Orientierung merkliche Abweichungen. Fünf der acht Gräber überlagern ältere Bestattungen. Die Erdgräber der Stufe IV haben geringe Tiefe von 35–40 cm und zerstören die älteren Kindergräber nicht. Diese Grabreihe zeigt bei dem alten Doppelgrab 719 eine Lücke. Möglicherweise wies dieses Grab einen Hügel oder eine Markierung auf und war als Ahnengrab zu respektieren. Grab 701 der Perlenstufe P9 ist die jüngste Bestattung weit und breit. Der mit Sax versehene Mann fand sich zwischen den Reihen 7 und 8. In Grab 726 lag ein reifer Mann. Sein Grab scheint Bezug zu Grab 642 in Reihe 8 zu haben. Gleich alt wurde der Mann in Grab 730, der in einem Sarg aus Tannenholz beigesetzt wurde. In Grab 711 lag eine Greisin, der eine Ringtrense beigegeben wurde. Die Gräber 707 und 708 waren einfache Steinkisten. Infolge der Störungen der Altgrabungen bleibt ihre Aussagekraft beschränkt. Grab 331 ist eine im neuen Südareal liegende, aus Steinplatten gebaute Steinkiste B und überlagert das Grab 330. Im Erdgrab 345 war eine grosse Drahtohrringe tragende Frau beigesetzt. In Grab 345, das in Perlenstufe P9 datiert, waren Tannenholzspuren eines Sarges oder Totenbrettes erhalten.2186 In dieser Reihe gibt es keine Merkmale, die für ein kontinuierliches Weiternutzen dieser Reihe durch dieselbe Familie sprechen. Die Analyse zeigt, dass in Reihe 7 über mehrere Generationen hinweg bestattet wurde. Am Anfang steht das Doppelgrab 719 zweier Frauen. Sie gehörten der zweiten Generation an und wurden entlang der Wegachse beigesetzt. Eine einzelne Kinderbestattung Grab 782 erfolgte in der 3. Generation. Das Auffüllen dieser Reihe lässt sich in der 5. Generation nachweisen. Aus dieser Phase stammt das Paar in dem Doppelgrab 714. Im 7. Jahrhundert wird die Nordhälfte dieser Reihe erneut belegt und Steinkistengräber überlagern die älteren Bestattungen. Die Bestatteten dieser Reihe zählen zu den einfacheren Leuten der Siedlung. In Reihe 8 sind weitere Bestattungen desselben Gehöftes D wie vor der Neuorganisation zu vermuten. Wie in Reihe 7 überlagern einige Gräber der Stufe IV die Reihe der Stufe III. In Grab 699 313
lag ein Mädchen mit Spindel. Südlich des Mannes in der Steinkiste 701, die zwischen Reihe 7 und 8 liegt, war Grab 703 mit einem in Bauchlage bestatteten Mann. Ins 7. Jahrhundert datieren die 1867 gegrabenen Steinkisten 632 und 631. In Grab 632 war eine Frau und in Grab 631 lagen die Skelette zweier Männer in der Füllung. Es besteht die Möglichkeit, dass hier die Gräber eines Paares waren und dass die Skelettreste des zweiten Mannes 631B erst mit der Verfüllung von 1867 in diese Steinkiste gelangten. Für diese Reihe ist nicht auszuschliessen, dass eine Familie hier trotz Neuorganisation zwischen III und IV weiter bestattete. Die Südhälfte von Reihe 8 steht leider nicht zur Auswertung zur Verfügung, da diese Zone noch unausgegraben ist. In Reihe 9 konnten vier gestörte, wenig Information bietende Steinkisten des 7. Jahrhunderts erfasst werden: Gräber 659, 641, 633 und 639. Die Kindergräber 642, 641 und 715 liegen etwas nach Westen versetzt und respektieren das etwa hundert Jahre ältere Grab 672, das an der postulierten Wegachse liegt. Grab 715 enthielt ein mit Geweihwirtel ausgestattetes Mädchen. Seine Perlen datieren in P8. Grab 624 enthält Nachbestattungen der Phasen 7 und 8.2187 Zwischen Reihe 8 und Reihe 9 wurde das Frauengrab 634 eingebracht, das Perlen der Perlenstufe P9 barg. Die Reihe 9 wurde in Stufe IV mit Gräbern überlagert, die der gleichen einfachen Familie angehört haben könnten, die hier in Stufe III bestattet hat. Alle jüngeren Gräber wirken leicht versetzt zu denen der Stufe III und weichen in der Orientierung von den älteren ab. Östlich von Reihe 9 finden sich kaum mehr Gräber der Stufe IV, die nördlich der alten Wegachse des Friedhofes der Stufe III angelegt wurden. Bis Reihe 31 sind die Aussagemöglichkeiten empfindlich eingeschränkt, da im Bereich des heutigen Gemüsegartens moderne Untersuchungen ausstehen. In Reihe 10 stehen nur wenige Gräber zur Beurteilung des Friedhofes der Stufe IV zur Verfügung. Grab 614 mit Perlen der Perlenstufe P7 weist möglicherweise darauf hin, dass hier eine einfache Familie kontinuierlich weiter bestattet hat. Die Steinkiste A 613 barg einen Mann aus Phase 9. Reihe 10b erstreckt sich nur südlich der Wegachse. Grab 673 mit Perlen der Perlenstufe P6 zeigt eine zeitliche Kontinuität. Ebenso die Steinkiste 605 und das Erdgrab 609, die je einen Bewaffneten bargen, wobei der Mann in Grab 609 aus Phase 7–8 zur älteren Generation zählte. Reihe 11 respektiert – wie die Reihen 10 und 10b – das aus der ersten Generation stammende Frauengrab 676. Das Frauengrab 647 liegt vereinzelt nördlich der Wegachse. Seine Perlen datieren in die Zeit der Neuorganisation P7, was heisst, dass es wahrscheinlich noch vor 600 angelegt wurde 314
und im Zuge einer Kontinuität noch an den angestammten Platz der Familie zu liegen kam. Es befindet sich etwas abseits zwischen Reihe 10 und 11. Die beiden Frauen Grab 593 und Grab 590, mit den zahlreichen Goldmünzen,2188 überlagern einen mit Sax ausgestatteten und etwa mit sechzig Jahren verstorbenen «Verwandten». Grab 593 ist ein Steinplattengrab B der Spätphase von Stufe IV und passt gut zu Grab 590, das – neben den Goldmünzen – Perlen der Perlenstufe P9 enthielt. In der Südhälfte bilden die Gräber 583, 589, 594 und 590 eine neue Reihe mit eigener Orientierung, die sich im Rahmen der neuen Friedhofsstruktur herausgebildet hat. Ob es sich hierbei um Angehörige derselben Familie und desselben Gehöftes handelt, bleibt unklärbar. Der bedeutende Goldbesitz der Frau aus Grab 590 deutet darauf hin, dass es Leute waren, die im Verlaufe des 7. Jahrhunderts Reichtum und Eigenständigkeit besassen. Sie heben sich von der reichen Familie ab, die ihre Gräber bereits in der neu erbauten Kirche anlegte. Reihe 12 weist wenige Bestattungen des 7. Jahrhunderts auf. Grab 583 lag zwischen Reihe 11 und Reihe 12. Die Steinkisten 580 und 582 enthielten eine Frau beziehungsweise ein Paar, wobei die Frau als spätere Nachbestattung beigesetzt wurde. Die Reihen 13 und 14 beschränken sich auf die Nordhälfte und blieben ohne Gräber der Stufe IV. Reihe 15 zeigt im südlichen Abschnitt wie 11 und 12 eine überlagernde Reihe dieser Zeit. Die Steinkiste 567 ist in Steinplattentechnik erbaut und weicht in der Orientierung von den Gräbern 568 und 575 ab. In der Steinkiste 564 war ein Mann mit Sax beigesetzt worden. Die Gräber der Reihe 15 weisen viele Störungen auf. Sie zeigen hingegen keine Merkmale, die eine Kontinuität zu den reichen Frauengräbern des älteren Friedhofes in dieser Reihe belegen würden. Beigaben und Sozialgefüge scheinen sich geändert zu haben. Reihe 16 weist nördlich der Wegachse die Bestattung einer Frau in einer Steinkiste 688 auf. Die südlicheren Gräber haben viele Störungen der Altgrabungen und vieles bleibt unklar. Sie halten sich nicht an die Ausrichtung der Gräber der Stufe III. In den Steinkisten fehlen Beigaben, die dem reichen Standart der älteren Gräber in dieser Zone entsprechen würden. Reihe 17 wurde, wie Grab 768 mit Perlen aus Perlenstufe P6 zeigt, bis zur Neuorganisation genutzt. Zeitlich anschliessend ist das deutlich südlicher liegende Grab 558 mit Mutter und Kind, das die nächste Stufe datiert. In Grab 758 war ein einfacher Mann beigesetzt. Die Gräber dieser Reihe zeigen eine zeitliche, aber keine soziale Kontinuität zu den älteren Gräbern, in der früher die führende Familie der Siedlung bestattet hat. Zu den Reihen 18 und 19 sind nur spärliche In-
formationen erhalten. In Reihe 20 liegt die Steinkiste 442 neben dem P6-zeitlichen Erdgrab 439. Diese Reihe wird anscheinend kontinuierlich weiter gefüllt, worauf auch Grab 431 mit Perlen der Perlenstufe P7 hindeutet. Es liegt allerdings versetzt zwischen Reihe 19 und 20. In Reihe 21 häuften sich in Stufe III Männergräber, drei davon mit Waffen. Grab 436, das in die Phasen 7–8 datiert, schliesst zeitlich, aber ohne Bewaffnung, an die älteren Bestattungen an. Die weiteren Männer in den Gräbern 436, 437 und 487 sind ebenfalls ohne Waffen geblieben. Männerbestattungen sind also in dieser Reihe immer noch vorherrschend, doch fehlen ihnen nun die Waffenbeigaben. Es tritt eine andere Belegungsgruppe in Erscheinung. Die Gründe dafür bleiben im Dunkeln, sind aber im Zusammenhang mit der Neuorganisation zu sehen. Dass im 7. Jahrhundert Waffengräber noch üblich waren, ja sogar häufiger auftreten,2189 belegt eine Konzentration fünf Reihen weiter östlich. In Reihe 22 ist eine Belegungslücke von mindestens fünfzig Jahren, zwischen der Phase 5 und 8, zu konstatieren.2190 Diese Tatsache spricht deutlich gegen eine Kontinuität von Nutzern und Nutzung. In Reihe 23 werden die Gräber der Stufe III von einer Gruppe der Stufe IV, überlagert, wobei die älteren massive Störungen erfuhren. Grab 461 barg eine vierzigjährige Frau mit P8-zeitlichen Perlen und einer gehobenen Schmuckausstattung. In Grab 389 befand sich ein Reiter der Phase 9 mit Sporn und Sax. Die folgenden beiden Gräber2191 enthielten eine Frau und ein Kind derselben Perlenstufe. Die Steinkiste 381 und das Kindergrab 373 liegen vereinzelt weiter südlich, wobei 381 dieselbe Orientierung wie Grab 461 aufweist. Die Gräber der Stufe IV bilden somit keine eigentliche Reihe. Die nördliche Gruppe, zu der auch Grab 403 in Reihe 22 gezählt werden kann, stört die älteren Gräber in einem aussergewöhnlichen Masse. Es fragt sich, ob diese lokale Überlagerung auf eine Familienkontinuität hindeutet. Dagegen spricht aber, dass die alten Bestattungen in keiner Weise respektiert werden. Auch zeitlich fehlt eine Kontinuität, da Bestattungen der Perlenstufe P7 in dieser Zone nicht nachweisbar sind. Die Merkmale unterstützen so die Hypothese einer lokalen Wiederbenutzung durch eine neue Gruppe oder Familie, eine kleine Gräbergruppe des 7. Jahrhunderts in privilegierter Lage nahe des Friedhofzuganges und nahe der Siedlung.2192 Mehrere gereihte Gräber der Stufe IV bilden den südlichen Abschluss gegen die Grabungsgrenze der Reihe 24. Grab 376 war beigabenlos, datiert aber vermutlich ins 7. Jahrhundert. In Grab 486 lag ein Mann mit Sax. Dieses Grab wurde von der Steinkiste 375 überlagert. Grab 374 war ebenso arm an Informationen.
Am Südende der Reihe 25 war Grab 409 – als einzige Bestattung dieser Phase – ein Mann mit Spatha, Lanzenspitze und Balkenwaage beigesetzt. Weitere zeitgleiche Gräber sind Richtung Süden unter dem nicht untersuchten Gemüsegarten zu vermuten. Reihe 26 hat eine längere Reihe mit Bestattungen aus der Zeit nach der Neuorganisation. Grab 428 datiert mit einem Mann mit Spatha in die Perlenstufe P7–8. Grab 429 enthielt eine Kette der Perlenstufe P8. Die folgenden Gräber liegen vereinzelt und haben leider zu wenige Merkmale, um Aufschlüsse über das Sozialgefüge der Bestatteten gewinnen zu können.2193 In Grab 412 war ein mit Lanze und Sax bewaffneter Mann der Phasen 7–8. Es folgt ein Mädchen mit P7-Perlen. Südlich schliessen eine alte Frau und ein beigabenloser Erwachsener an.2194 Die genannten Gräber bilden keine klare Reihe. Ihre Orientierung ist teilweise sehr unterschiedlich. In dieser Zone fehlen interessanterweise Steinkisten und die meisten Gräber datieren in die Jahrzehnte um 600. Grab 411 ist mit Grab 407 das früheste Grab der Zone und datiert in die Phase 7, den gleichen Zeitraum wie Grab 407, das weiter nördlich etwas vereinzelt liegt. Reihe 28 schliesst südlich an die Gräbergruppe des 5. Jahrhunderts an. Grab 425 war ein Mann mit Sax, der eine mit Franziska bewehrte Bestattung 471 der Stufe II überlagert. In Grab 417 war eine Frau mit P7-zeitlichen Perlen, also aus der Zeit unmittelbar nach der Neuorganisation. In Grab 416 lag ein Mann mit Sax und Feuerstahl. Die gestörte Steinkiste 415 war ohne Beigaben. In den Gräbern 474 und 478 waren Kinder. Die Männerbestattung 414 mit Spatha, Spathagehänge, Schildfessel und dreiteiliger Gürtelgarnitur der Perlenstufe P7–8 ist das reichste Männergrab dieser Zone. Die Gräber der Reihe 28 sind mehr oder weniger gereiht und zeigen eine gut gemischte Zusammensetzung mit Kindern und reiferen Menschen. Wie Reihe 27 datieren die Gräber in die Jahrzehnte um 600, d.h. die Zeit nach der Neuorganisation. Auch die wenigen Gräber2195 der beiden folgenden Reihen gehören in denselben Zeitraum. Die Reihen der Stufe IV weisen in vielen Fällen eine zeitliche Kontinuität mit den Reihen der Stufe III auf. Dies bestätigt die Kontinuität der Nutzung durch dieselbe Bevölkerung. Neu ist die Bestattungsart. Ebenso haben sich die Zusammensetzung und die Art der Beigaben verändert. In wenigen Fällen kann eine Weiternutzung der Gehöftsareale der Stufe III in die Stufe IV vermutet werden. Im Normalfall weisen die neuen Reihen neue Merkmale der Abfolge auf und eine lineare Belegung nach der Sterbefolge ist anzunehmen. Zusammengehörigkeit unter Verstorbe315
nen drückt sich nun durch Nachbestattung in Steinkisten mutmasslicher Verwandter aus. Eine mögliche Ausnahme stellen die einfachen Gehöfte A und B an der Westgrenze dar. Ebenso könnten in den Zonen I, K und L gehöftweise Bestattungen erfolgt sein. Im 1983/84 gegrabenen Streifen vor dem Friedhof sind nur wenige Aussagen möglich. Die Stichprobe ist zu gering und ausserdem sind zwei Drittel der Gräber durch die Ausgrabungen des letzten Jahrhunderts beeinträchtigt. Hier dominieren Gräber der Phase 9, wohingegen Gräber der abschliessenden Phase 10 nicht nachgewiesen sind. Wenige Gräber aus der Phase 7–8 liegen im Ostbereich dieses Streifens. In der 1988 gegrabenen Fläche westlich der heutigen Strasse finden sich ausschliesslich Gräber der Stufe IV. Es sind Reihen 31–36 und die östliche Gräbergruppe. Die westliche Zone dieser Fläche weist weniger Störungen der Altgrabungen auf, und im Nordwesten konzentrieren sich Gräber aus der Zeit nach der Friedhofserweiterung. Die Tatsache, dass in dieser Partie keine Bestattungen mit einer Spatha erhalten sind, deckt sich gut mit der Tatsache, dass in Stufe IV die Sitte der Spathabeigabe deutlich abnimmt.2196 Die Gräber 519 und 542 mit Perlen der Perlenstufe P7 stehen am Anfang der Belegung. Die Hauptbelegung fällt in die Phase 8. Randlich liegen die Gräber 497 und 536 der Phase 9. Gräber der Schlussphase 10 finden sich nur in der weiter östlich gelegenen Gräbergruppe. Von Reihe 31 sind zwei einfache Männergräber auf uns gekommen. In Grab 538 war ein Greis und in Grab 539 ein Mann mit Sax und Pilzdornschnalle beigesetzt. Die Gräber 522 und 506 der Reihe 32 bargen zwei reife Männer mit Sax, beziehungsweise mit Sax und Pfeilspitze. Auf den Mann in Grab 502 folgt Grab 504, die reichste Frauenbestattung dieser Zone. Die etwa dreissigjährige Frau trug Silberohrringe, eine Spindel und ein Kettengehänge mit versilbertem Bronzekreuz als Kettenverteiler. Es zählt zu den wenigen christlichen Symbolen, die im Gräberfeld auftauchen.2197 Diese Bestattung datiert in die Periode des Kirchenbaus. Der Mann in Grab 503 trug einen Sax und eine dreiteilige Gürtelgarnitur, ist aber eher zu einfach ausgestattet, um als Partner der Dame in Grab 504 bestehen zu können. In welcher Beziehung die Frau aus Grab 504 zu der adligen Familie der Kirchenbauer stand, ist leider unbekannt. Jedenfalls fehlen in ihrer Umgebung ähnlich gehobene Bestattungen. Möglicherweise können wir in Schleitheim mit der Existenz von mindestens zwei wohlhabenden Familien rechnen, von denen die «fortschrittlichere» die Kirche erbaute.2198 In Grab 545 lag ein alter Mann mit Sax und Gürtelgarnitur der Perlenstufe P7–8. Sein Grab wird 316
von einer jüngeren Bestattung 497 mit Perlen der Perlenstufe P9 und einem Spinnwirtel überlagert. In der Grabreihe 32 finden sich somit zwei Frauengräber mit Spindel aus zwei aufeinanderfolgenden Generationen. Art und Struktur der Reihe lässt an die Bestattungsfolge einer Familie eines Gehöftes denken, dem die beiden Frauen vorstanden. Die Ausstattung der jüngeren Frau ist allerdings einfacher als diejenige der Frau in Grab 504. Dabei muss berücksichtigt werden, dass Grab 497 nicht vollständig auf uns gekommen ist.2199 Das früheste Grab der Reihe 33 ist – wie erwähnt – Grab 519, in dem eine Frau mit einer Perlenkette der Perlenstufe P7, Ohrringen und einem Schlüssel bestattet lag. Mit ihrem Schlüssel könnte sie in der Rolle der Haushaltsvorsteherin als Vorgängerin der Frauen in Reihe 32 in Frage kommen. Zu ihrer Rechten in Grab 521 war ein Kleinkind, zu ihrer Linken lag eine Greisin (Grab 532) mit Kammbeigabe. Gegen Süden erstreckte sich dann eine Lücke, auf die das Grab 501 eines jungen Mannes mit Sax und Pinzette folgt. Es durchschlägt das Kammergrab 500 aus der Zeit der Gründergeneration, das nach 600 offenbar nicht mehr gekennzeichnet war und offensichtlich als Ahnengrab nicht mehr respektiert wurde. Zu Reihe 34 zählt Grab 526, eine schön gefügte Steinkiste, deren Trockenmauer noch sechs Lagen hoch erhalten war. Sie barg zwei reifere Männer, wobei einer nachbestattet war. Die Steinkisten 535, 534, 533 und das Erdgrab 531 waren durch die Altgrabungen gestört. In Grab 530 war eine ältere Frau mit Perlen der Perlenstufe P8. Dann folgen drei Kindergräber.2200 Die Gräber dieser Reihe weisen einen erhöhten Anteil von Störungen der Altgrabungen auf und erlauben keine klare Interpretation. Sämtliche Bestattungen der Reihe 35 waren in gleicher Weise gestört. Die Steinkisten 540 und 541 enthielten eine Frau und ein Mädchen – beide mit Perlen der Perlenstufe P8. Südlich folgen sechs Bestattungen von Erwachsenen und Kindern.2201 Der Ausschnitt der Reihe 36 besteht aus einem beigabenlosen Erdgrab 527 und drei gestörten Steinkisten.2202 In der Steinkiste 515 war vermutlich ein Paar bestattet. In Reihe 37 waren zwei gestörte Steinkisten von Erwachsenen. Zu Reihe 38 zählte das Grab einer jungen Frau 536 mit Spindel und Perlen der Perlenstufe P9. Diese Bestattung liegt peripher und zählt zu den letzten Gräbern in dieser Zone. Die Spindel weist sie als Gehöftsvorsteherin aus. Das Skelett wurde in Bauchlage vorgefunden, doch scheint diese Lagerung weniger intentionell als durch eine Verlagerung im Sarg zustande gekommen zu sein. Für diese Interpretation spricht, dass das Skelett
randlich in der Grube liegend vorgefunden wurde. Ferner gehören zu Reihe 38 zwei Steinkisten 537 und 516. Auf die Freifläche, die sich an Reihe 38 anschliesst, folgt eine vom Reihengräberfeld separierte Gräbergruppe. Am Anfang stehen die Frauengräber mit P8-Perlen.2203 In Grab 304 war eine Frau, die Ohrringe, Wadenbinden und Perlen der anschliessenden Perlenstufe P9 trug. Die Gräber 301 und 303 enthielten Perlen der letzten Belegungsphase 10. Es bleibt unklar, wie es zu diesem Frauenüberschuss kam. Immerhin könnte sich diese Gräbergruppe gegen Süden und gegen Nordwesten weiter ausgedehnt haben. Es liegt eine Gruppe vor, die sich mit ihrem Friedhof von der allgemeinen Belegung abgegrenzt hat, wie es auch unter dem Adel des 7. Jahrhunderts verschiedentlich beobachtet werden konnte.2204 Denkbar ist auch, dass am Belegungsende – ähnlich wie am Belegungsbeginn – nicht alle Mitglieder der Siedlungsgemeinschaft im Hebsack bestatteten, sondern bereits in der Nähe der neu gegründeten Kirche.
Bestattungsareale von Gehöften Die Verteilung möglicher Paare Zur Ausscheidung der hypothetischen Paare wurden folgende Merkmale berücksichtigt: Die Gräber liegen im Idealfall nebeneinander und aufeinander bezogen. Ferner müssen Phase, Altersklasse und sozialer Stand passen, wobei zu berücksichtigen ist, dass der Tod der beiden Partner Jahrzehnte auseinander liegen kann. Ihre Tracht und Beigaben müssen bezüglich der Qualitätsgruppen und der Herkunft nicht unbedingt homogen sein. In Grab 754 ist die Bestattung einer Familie zu vermuten, obwohl die Qualitätsgruppen differieren. Aus anderen Fundstellen sind Frauen in nordischer Tracht bekannt, die offensichtlich durch Heirat in das alamannische Gebiet gelangt sind.2205 Die These für ein Paar verdichtet sich, wenn sie eine Spindel und er eine Waffe trägt (z.B. Gräber 789 und 783). Hier werden die Bestatteten über ihre Beigaben in ihrer Funktion näher definiert. Die Spindel oder ein Schlüssel deuten auf Hauhaltsvorsteherinnen hin. Viele Männer mit Spatha, der prominentesten Waffe, waren in der Hierarchie weit oben und hatten wohl meist die leitende Funktion als Gutsherren (Kart. 34). Ebenso hatten Männer mit einem Sax bewaffnet sehr oft ein eigenes Gehöft. Enge Familienbeziehungen sind bei Bestatteten in einem Mehrfachgrab oder in einem Grab mit Nachbestattung wahrscheinlich. Gerade bei Steinkisten wird eine Nutzung als Familiengrab vermutet.2206 In den Arealen der Phasen 1–3 lie-
gen keine Hinweise auf Paare vor. Hier gibt es zudem einen Überschuss an Frauenbestattungen. Die Belegung der Phasen 4–6 zeigt die höchste Konzentration von Paaren. In der Westhälfte sind vermutliche Paare am häufigsten (Kart. 18). Es scheint eine Zone zu sein, in der einfachere Höfe ihre Belegungsareale hatten. Gegen Osten, ab Reihe 17, nimmt die Dichte der Paare ab. Hier ist der Friedhof des Hauptgehöftes zu vermuten, mit bewaffneten Gefolgsleuten, Bediensteten und Abhängigen – eine Zone, in der vermutlich eher nach der Sterbefolge und weniger nach dem Familienbezug bestattet wurde. Im Umkreis der Reihe 22 und der Gräber 484 und 476 liegt wahrscheinlich ein weiteres Familienareal vor. In den Phasen 7–10 konnten nur wenige Paare ausgemacht werden. In den Steinkisten 515 und 582 sind je Paare zu vermuten. Dies liegt einerseits am höheren Anteil von durch die Altgrabung gestörten Gräbern und andererseits an der allgemeinen Veränderung der Bestattungssitten. Vielleicht spielte nach der Neuorganisation des Friedhofes der Familienbezug bei der Wahl des Grabstandortes eine geringere Rolle als noch im 6. Jahrhundert. Der Hypothese folgend, dass mehrere Hofverbände einer grossen Siedlungsgemeinschaft gemeinsam einen Friedhof belegten, wird im Folgenden versucht, die Areale verschiedener Gehöfte zu erfassen und voneinander abzugrenzen. Die Reihenanalyse dient als Hilfe, um Gesetzmässigkeiten der Belegungsabfolge zu erfassen und diese dann zu rekonstruieren. So wird es möglich, Zonen herauszuschälen, in denen wahrscheinlich eine Familie oder die Leute eines Gehöftes bestattet haben. Die folgenden Resultate stellen Hypothesen dar und die Areale und Grenzen (Kart. 19) stehen für mögliche Tendenzen. Die Zugehörigkeit der einzelnen Individuen zu Gehöft X oder Y bleibt gerade in den Grenzbereichen unklar, da die Reihenordnung nicht immer strikt eingehalten wurde und Überlappungen nicht auszuschliessen sind. Zonen mit Paaren, Frauengräber mit Spinnwirtel und Männergräber mit Waffen (Kart. 29, 30 u. 34) liefern Hinweise auf Gehöftsareale. Sind diese Merkmale in einem Areal über mehrere Phasen hinweg vertreten – wie in den Gehöften C und K – so unterstützt dies die These einer Hofgemeinschaft. In Zonen, in denen diese Merkmale selten sind, ist eine Bestattung nach der Sterbefolge wahrscheinlicher. Ausserdem stellt sich die Frage, wie sich die Neuorganisation zwischen den Stufen IV und III auf die Nutzung der Bestattungsareale der Stufe III ausgewirkt hat. Die Gräber der Stufe II verteilen sich auf drei Gräbergruppen und eine Zone mit Einzelgräbern (Kart. 12–13). Die drei Gruppen sind in Haufen angelegt und es liegt – gerade auch aufgrund von 317
Vergleichen mit anderen Friedhöfen – nahe, die drei Areale drei Gehöften zuzuschreiben. Die Zusammensetzung der Gruppen nach Alter und Geschlecht unterstützt diese Vermutung nur teilweise. So besteht in der östlichsten Gruppe ein grosser Frauenüberschuss und Kinder sind ganz selten. Die Frage nach den Gehöften ist für diese Stufe nur schwer zu beantworten. Andererseits drängt sich eine Zuordnung von drei Gräbergruppen zu drei Gehöften auf, zumal diese Anzahl für die Siedlung dieses Zeitabschnittes als wahrscheinlich scheint. Die etwas westlich gelegenen Einzelgräber dieser Stufe entstehen als Vorboten einer neuen Struktur des Gräberfeldes, die sich mit der Entwicklung der Siedlung am Ende des 5. Jahrhunderts herausbildet.
Bestattungsareale von Gehöften in Stufe III
Abb. 204: SchleitheimHebsack. Belegungszeit der Gehöftareale im Gräberfeld (x=zeitliche und soziale Kontinuität, o=nur zeitliche Kontinuität).
Gehöft
Reihe
Für die Stufe III liessen sich acht Gehöftsareale ausarbeiten. Der grosse Haupthof G liegt ungefähr in der Mitte des Gräberfeldes im Bereich der Reihen 17–21 (Kart. 19). In Reihe 17 lag das Männergrab 766 der Qualitätstufe C, in dem der Chef der Siedlung zu vermuten ist. In derselben Reihe liegt Grab 695 mit einem Bestatteten der Qualitätstufe B, der sein Vorgänger gewesen sein könnte.2207 Weiter östlich befinden sich Reihen, die eher auf Bestattung nach der Sterbefolge hindeuten. Die Grabreihen 18 und 19 sind wegen Störungen nicht beurteilbar. Die Reihen 20 und 21 weisen nach Alter und Geschlecht eine Abfolge auf, die gegen eine Familie spricht. Hier sind Gefolgsleute, Knechte und Mägde zu vermuten. Die Reihen 15 und 16 bergen Bestattungen gehobenen Standes, die zu einem Gehöft F einer weiteren führenden Familie gezählt werden können. Gehöft E umfasst die Reihen 11–13 und barg mehrheitlich Bestattungen gehobenen Standards. Weiter westlich schliessen sich die kleineren und einfacheren Gehöfte B-D an. D erstreckt sich in den Reihen 8–10. Die Belegung über mehrere Ge-
Phase
Sozialstatus in Stufe III
2 3 4 5 6 7 8 9 10 A B C D E F G H I K
318
1–2 x x x x 3–4 x x x x o 5–7 x x x x x o 8–10 x x x x o 11–14 x x x x o 15–16 x x x x o 17–21 x x x x o 22–23 x x Gruppe 32–33 o
o o o o o o
o o o o o
o o o o
sehr einfach einfach einfach gehoben gehoben gehoben gehoben, Herrenhof einfach gehoben einfach
nerationen lässt sich gut nachvollziehen. Die Gehöfte B und C bargen mehrheitlich einfachere Bestattungen. In der Nordwestecke liegen einige vereinzelte Gräber mehrheitlich mit westlichen Merkmalen, die wohl zu Gehöft B zählten. Am Westrand liegt Gehöft A mit einer Konzentration von Gräbern mit Merkmalen östlicher Herkunft (Kart. 16), die auf ein Gehöft einer östlich geprägten Familie hindeuten, dessen Bestehen zwischen den Phasen 3–7 nachgewiesen ist. Hier an der Westgrenze sind die Reihen kürzer und weniger strikt genutzt als im Zentrum. Östlich des Herrenhofes liegt ein Areal, das wohl von den Leuten eines einfacheren Gehöftes H genutzt wurde. Es umfasst die Reihen 22 und 23. Reihe 24 schliesst sich fragmentarisch an und es scheint, dass hier, an der Ostgrenze der Stufe III, wie an der Westgrenze, die Reihen weniger streng eingehalten wurden. Es finden sich vereinzelte Gräber, deren Zugehörigkeit zu einem Gehöft unklar bleibt. An der Peripherie liegt naturgemäss mehr Platz vor, was Raum für Ausnahmefälle und Abweichungen von der Reihenbelegung erleichterte. Es ist der Bereich, wo einfachere Leute von einfacheren Gehöften bestattet wurden.
Bestattungsareale von Gehöften in Stufe IV Die Suche nach Gehöften ist in dieser Stufe schwieriger als in der vorangehenden, da nun mehr Gräber durch die Altgrabungen gestört sind.2208 Die gut datierbaren, intakten Gräber liegen so weniger kompakt beieinander und es liessen sich deutlich weniger Paare nachweisen (Kart. 18). Die Sterbefolge einer Reihe wurde systematisch mit derjenigen in Stufe III verglichen. Folgende Fragen standen im Zentrum. Bestätigt sich eine zeitliche Kontinuität in einer Reihe? Besteht eine soziale Kontinuität? Wie wirkte sich die Umstrukturierung und Erweiterung des Friedhofes zwischen den Stufen III und IV aus? Werden Gehöftareale beibehalten? Wo hat eine grössere Gruppe nach der Sterbefolge (Reihengräberprinzip) bestattet? Die Zone des Herrenhofes G lässt sich in Stufe IV nicht weiterverfolgen. In Reihe 17 ist eine zeitliche aber keine soziale Kontinuität zu fassen. Die Reihen 19 und 20 liefern zu wenige Aussagen. Die beiden folgenden Reihen zeigen ebenfalls keine soziale Kontinuität. In Reihe 21 folgt auf die Konzentration von bewaffneten Männern in III, südlich anschliessend, in der Stufe IV eine weitere Konzentration von Männern ohne Waffen, was auf eine andere Belegungsgruppe hindeutet. Bewaffnete Männer finden sich in dieser Zeit gehäufter weiter östlich in den Reihen 27–29. Der kleine Hof H lässt eine Kontinuität vermissen, die über die Neuorganisation des Gräberfel-
des in Phase 7 hinausreicht. In diesem Zeitraum weist die Belegung dieser Reihe eine Lücke von etwa 50 Jahren auf. Die reichen Leute von Gehöft F finden sich in der Stufe IV der Reihen nicht wieder. Es fehlen Merkmale, die auf eine soziale Kontinuität hinweisen. Dasselbe Bild bietet sich für Gehöft E der Reihen 11–13. Soweit dies zu beurteilen ist, scheint im Gebiet des Haupthofes G und der bedeutenderen Höfe E und F nach der Neuorganisation ein Gebiet zu entstehen, in dem die Angehörigen eines grösseren Gemeinwesens in Sterbefolge bestatten. Dies heisst nicht, dass sich die Gehöfte in dieser Zeit aufgelöst haben, sondern, dass sich der Grossteil der Höfe, unter Beteiligung des Haupthofes, zu einem neuen Areal zusammengefunden hat und nun nach Sterbefolge (Reihengräberprinzip) bestattet (Abb. 204). Für die Leute des Gehöftes H an der Ostgrenze scheint dasselbe zu gelten. Nach einem Unterbruch von etwa fünfzig Jahren setzt im Bereich der Reihen 22–24 die Belegung wieder ein, was einer Kontinuität einer Familie widerspricht. Hier wird eine Separatgruppe I fassbar, die der östlichen Separatgruppe der Gräber 301–307 entspricht. Die mehr westlich gelegenen Reihen 8–10 (Hof D) zeigen hingegen keinen Unterbruch in der Belegung und in der Art der Nutzung durch eine Familie mit einem einfacheren Gehöft. Für Gehöft C gilt dasselbe, wobei die Beobachtung interessant ist, dass die Kinderreihe 6 der Stufen III in IV keine Fortsetzung fand. Auch das Areal von Gehöft B könnte in IV von denselben Leuten weitergenutzt worden sein. Das Areal Gehöft A bestand anscheinend nur bis in die Phase 7 und be-
stätigt die Beobachtung, dass die Verhältnisse am Gräberfeldrand oft weniger klar sind als in den zentraleren Arealen. Im Areal der neuen Reihen 27–29 finden wir eine Belegung vor, die der Sterbefolge eines grösseren Gemeinwesens entsprechen könnte. Einzig in den neuen Reihen 31–36 findet sich eine Belegung, die sowohl als Sterbefolge der Siedlung als auch als die der Leute eines Gehöftes K interpretiert werden kann. Es erstreckte sich in den Reihen 32–34. Die Gräber in der östlichen Randzone können nicht zugewiesen werden. Weiter östlich und abgegrenzt liegt die Gräbergruppe L mit einem Überschuss an Frauengräbern. Gruppe I ist weniger deutlich abgegrenzt und überlagert und stört Gräber der Stufe III. Separatfriedhöfe treten gegen Ende des 7. Jahrhunderts wiederholt auf und werden als Bestattungsareale von Familien interpretiert.2209 Da die Gruppen I und L nur einfache Gräber vereinen sind sie wohl nicht im Zusammenhang mit dem Adel zu sehen, sondern eher im Geschehen der Auflösung der Beigabensitte.
Zur Struktur der Belegung und zur Entwicklung der Gehöftanzahl Die Belegung des Gräberfeldes SchleitheimHebsack gründet auf einer klaren räumlichen Struktur, die von einer Wegachse ausgeht. Trotzdem war die Abfolge der Grablegen flexibel und nicht linear. Die obige Analyse ist ein Versuch, den Befund zu beschreiben, ohne zu schematisch zu werden. Es zeigte sich, dass die Grundstruktur im 6. Jahrhundert Hofverbände sind, die Reihen
2. V. 5. Jh
I
0
420–440
20
2
2
?
?
1–2
?
2. H. 5. Jh.
II
3
47
100
?
?
3
III
80
4
294
350
150
7–8
8
7. Jh.
IV
440/50–460/70 460/70–480/90 480/90–500/10 500/10–520/30 520/30–540/50 540/50–570/80 570/80–600/10 600/10–630/40 630/40–660/70 660/70–690/700
60
6. Jh.
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
120
6
238 550-600
210
10–11
?
Abb. 205: SchleitheimHebsack. Entwicklung der Bevölkerung und der Gehöftanzahl.
319
anlegen. Es sind Areale von Familien und Gehöften, die sich teilweise über mehrere Reihen hinweg ausdehnen. Ferner treten Konzentrationen von Kindergräbern (Reihen 6 und 7) und in Reihe 21 von Männern auf. Eine Ansammlung vornehmer Damen ergibt sich in Reihe 16, die in der Perlenstufe P5 angelegt wurde. Es gibt Bestattungen mit nahen Verwandten in der Umgebung und andere, bei denen keine Hinweise für Verwandte da sind. In diesen Fällen wurde wohl nach der Sterbefolge bestattet. In der Peripherie scheinen einzelne Familien und Gehöfte ihre Gräber in Haufen anzulegen. Generell scheinen im Westen Bestattungen einfacherer Familien und Gehöfte vorzuliegen. Östlich von Reihe 11 häufen sich gut ausgestattete Gräber, von denen viele im Gräberfeldplan dank ihrer grossen Grundfläche erkennbar sind (Kart. 16). Die Reihen 15–17 bergen die Gräber der vornehmsten Familien der Phasen 2–6. In den unvollständigen Reihen 18 und 19 dürfen weitere Gräber ihres Gehöftes vermutet werden. Vermutlich gab es zwei führende Familien. Die erste und wichtigere schart sich um den Mann in Grab 695. Sein Nachfolger wurde im Nachbargrab 766 beigesetzt. Diese Männer hatten wahrscheinlich als Siedlungschefs die politische Gewalt inne. Für beide fehlt eine passende Frauenbestattung. Sie könnten in den unausgegrabenen Grabreihen 18 und 19 zu finden sein. In Grab 776 lag ein reicher Zeitgenosse des Mannes aus Grab 695. Zur folgenden Generation zählt der gut bewaffnete Krieger aus Grab 772. Die Lage dieses Grabes, das in der erst in der Perlenstufe P5 entstandenen Reihe 16 liegt, könnte für eine weitere reiche Familie sprechen. Das Gefolge des führenden Gehöftes um die Gräber 695 und 766 ist in den Reihen 20 und 21 bestattet worden. Hier finden sich mehrere Gräber bewaffneter Männer. Wenige einfachere Gräber könnten von den Bediensteten oder Abhängigen stammen. In Reihe 23 bestatteten Leute eines einfachen Gehöftes. In den der Siedlung zugewandten Reihen 20–25 konnten auffällig weniger mögliche Paare identifiziert werden als in den westlichen Partien des Gräberfeldes. In der Zeitstufe II werden die Gräber in drei Zonen angelegt, die mit grosser Wahrscheinlichkeit den Bestattungsarealen von drei Höfen entsprechen(Kart. 12). Die Reihenanalyse erbrachte für die Zeitstufe III acht Gehöfte. Ausgehend von einer Lebendbevölkerung von 150 Individuen2210 hätten auf einem Gehöft durchschnittlich 19 Menschen gelebt (Abb. 205). Diese Zahl fügt sich gut in andere Forschungergebnisse – mit Angaben von 9–13 bis zu 20–30 Individuen pro Hof – ein.2211 In Stufe IV lässt sich die Gehöftzahl in der Reihenanalyse aus verschiedenen Gründen weniger 320
exakt fassen. Bei gleichbleibender durchschnittlicher Anzahl Menschen pro Gehöft wie in Stufe III ergäben sich rund 11 Gehöfte.
Überlegungen zu geschichtlichen Zusammenhängen Die erwähnten Phänomene der Achsen- und Reihenbildung sind das Ergebnis einer Neuorganisation des Friedhofes am Ende des 5. Jahrhunderts. Diese Neuorganisation lässt sich in Anlehnung an Beobachtungen anderer Gräberfelder mit historischen Ereignissen der alamannischen Geschichte in Verbindung setzen.2212 Zu Ende des 5. Jahrhunderts geht eine erste Blütezeit der Alamannen zu Ende und unsere Region fällt in den erweiterten Einflussbereich der Franken. Die Alamannen hatten 497 die entscheidende Schlacht in Tolbiacum verloren. Im Jahr 506 wurde ein mutmasslicher Aufstand der Alamannen niedergeschlagen und in der Folge wurde die Höhensiedlung auf dem Runden Berg bei Urach aufgegeben. In dieser Zeit wurden etliche frühe, in Haufenbildung angelegte Gräberfelder wie Flaach ZH, BaselGotterbarmweg, Grosskuchen-Grossäcker und Hemmingen aufgegeben.2213 Es wird vermutet, dass ein Grossteil der alamannischen Oberschicht nach Osten und Süden gezogen ist. In vielen Orten ist ein Einflussgewinn der Franken feststellbar. Dieser Einfluss steht am Anfang neuer Friedhöfe: Reihengräberfelder, die ab Mitte des 5. Jahrhunderts oder etwas später einsetzen.2214 So ist es sehr wahrscheinlich, dass um 500 in Schleitheim ein Teil der Alamannen abzieht und die Franken an Einfluss gewinnen. Unter ihrem Einfluss wird das Gräberfeld mit Anlage der Gräber 719, 424 und 695 neu strukturiert. Zu diesen Überlegungen passt die Tatsache, dass in Schleitheim um 500 die Anzahl der Gräber zurückgeht und auch die Anzahl der Edelmetallfibeln in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts deutlich nachlässt.2215 Im Verlauf des 6. Jahrhunderts nahm die Bevölkerung in der Alamannia und in Schleitheim wieder zu. Der Friedhof wurde gegen Süden erweitert. Neu ist das Errichten von Steinkistengräbern.2216 Diese Partien, die teilweise unter dem heutigen Friedhof liegen, wurden von den Altgrabungen 1866/67 zum grossen Teil ausgegraben. Auf den alten Plänen und in der östlich der Strasse gelegenen, 1988 untersuchten Zone lassen sich klare Reihen erkennen. Ein Teil der Bestattungen des 7. Jahrhunderts wurde auch im Friedhof des 6. Jahrhunderts weitergeführt. Hier sind die Reihen aber weniger klar erkennbar (Kart. 17). Zum Teil sind es Gräber, die wohl Familienareale weiterführen. Daneben gibt es eine beachtliche Anzahl von Steinkisten, die ohne Bezug zu den älteren Bestattungen angelegt wurden.
7. Zum Belegungsende des Reihengräberfeldes Hebsack Anke Burzler
Quellenlage Unter Belegungsende wird die jüngste bzw. letzte Belegungsphase der mit Beigaben ausgestatteten Gräber in Schleitheim-Hebsack verstanden. Die diesbezüglichen Aussagemöglichkeiten sind allerdings beschränkt, was die Auswertung nach Belegungsgang und Beigabenkombination im Hinblick auf christliche Einflüsse und Auflösungserscheinungen der alten Gebräuche anbelangt. Denn leider sind es die Altinventare, die vornehmlich die spätmerowingerzeitlichen Funde lieferten und somit dem Belegungsende zeitlich am nächsten kommen.2217 Da nach damaliger «Grabungsmethode» Steingräber leichter als einfache Erdbestattungen auffindbar waren,2218 betrafen die «Ausgrabungen» des 19. Jahrhunderts vor allem den Gräberfeldbereich mit den Steinkistengräbern, welche bekanntlich die im 7. Jahrhundert vorherrschende Grabform darstellen. Das dabei erzielte Ergebnis – ein Gräberfeldplan ohne Grabnummern (und deshalb unmöglicher Lagezuordnung der Gräber innerhalb des Friedhofes) sowie nicht getrennte oder vermischte Grabinventare – ist kennzeichnend für die vorwissenschaftliche Epoche der Vor- und Frühgeschichte. Gesicherte Altinventare sind nach J. Leicht kaum vorhanden, sodass die Altfunde gleichsam als Einzelfunde behandelt werden müssen.2219 Trotz einer ausreichenden Fundmenge ist deshalb die Quellenlage als ungünstig und für heutige wissenschaftliche Zwecke kaum als auswertbar zu bezeichnen. «Was wüssten wir, wenn kein Gräberfeldplan… vorläge oder die Funde nicht den einzelnen Bestattungen zugeteilt und damit auch nicht mehr innerhalb des Friedhofs lokalisiert werden könnten?» – so fragt M. Martin anlässlich der Auswertung des Gräberfeldes von Basel-Bernerring zu Recht.2220
Zeitstellung der jüngsten Gräber und der Alt- bzw. Einzelfunde Ein Datierungshinweis ergibt sich – wie erwähnt – aus dem Vorkommen von Steinkistengräbern, bei denen die Störungsquote durch ihre Auffindung im 19. Jahrhundert besonders hoch ist (85%).2221 Da diese spezifische Grabform hauptsächlich im 7. und bereits am Ende des 6. Jahrhunderts vorkommt, erweist sie sich als zeitliche Datierungshilfe.2222 Ihre Verteilung im Reihengräberfeld (Kart. 5) zeigt eine fortgeschritte-
ne Belegungsphase an, die mit Zeitstufe IV zu parallelisieren ist (Abb. 290). Deutlich tritt die teils extreme Randlage der Steinkistengräber an der West- und vor allem an der Ostgrenze hervor, sodass das bevorstehende Belegungsende angezeigt wird. Dem entspricht, dass die Gräber am Belegungsende, die in die Zeit der Perlenstufe 10 (660/70–690/700) oder möglicherweise noch später datieren, eine vergleichbare Position einnehmen (Kart. 21). Hier ist die Tendenz zur Randlage deutlicher ausgeprägt. Die Durchsicht der Altfunde kann allgemein diesen Zeitraum bestätigen.2223 Oben genannte Bedingungen der Überlieferung verhindern eine Zusammenführung der Grabungen des 19. und 20. Jahrhunderts, sodass im Hinblick auf unsere Fragestellung der ernüchternde Weg übrig bleibt zu prüfen, ob und inwieweit die Alt- bzw. Einzelfunde einen anderen Zeitraum als die modern untersuchten Grabfunde vertreten. Unter den Altinventaren findet sich – wie erwähnt – überwiegend Fundgut der späten Merowingerzeit bzw. der Zeitstufe IV. Die frühmerowingischen «Ausnahmen» beruhen beispielsweise auf Franzisken, bestimmten Schnallen- oder Fibelformen.2224 Unter dem von Wanner und Guyan vorgelegten Fundstoff lassen sich exemplarisch folgende Formen aussondern, die typisch für die späte bzw. späteste Merowingerzeit sind. Bei den weiblichen Bestattungen zählen hierzu als Fibelleitform die Pressblechscheibenfibel,2225 spitzendige Riemenzunge, z.T. mit seitlicher Facettierung und/oder Perlrandnieten,2226 grosse Drahtohrringe2227 und Bommelohrringe.2228 Das Beigabenspektrum in Männergräbern umfasst den schweren Breitsax,2229 den Langsax2230 sowie überlange bzw. spitzendige Riemenzungen.2231 Vergleicht man die genannten Fundstücke der Altgrabungen mit dem modern untersuchten Fundmaterial, ergibt sich Folgendes: Zum einen betrifft ein Teil der Altfunde noch den unmittelbaren Zeitraum vor dem Belegungsende (P10). Zum anderen berühren die Altfunde einen Zeithorizont, der über das durch die Neufunde angezeigte Belegungsende hinausgeht und damit ein wenig jünger als das «eigentliche» Belegungsende (P10) ist. Die Gürtelleitform der Zeitschicht 4 nach Christlein, der einfachen Schnalle mit Laschenbeschläg und Perlrandnieten, die in Stein am Rhein-Burg Grab 4 mit einem Terminus post quem 692 verbunden ist und diesen spätest- bzw. endmerowingischen Fundhorizont in die Zeit um und kurz nach 700 datiert, ist in den Altfunden nicht belegt.2232 Mit anderen Worten: Die letzte Zeitschicht der mit Beigaben ausgestatteten Gräber vor dem Ende der Beigabensitte, die noch jünger als die Schleitheimer Zeitstufe IV und exemplarisch durch die Kastellkirche Burg mit Grab 3 und 4 in der Zeit um 700, schliesslich mit Grab 6, 321
Abb. 206: SchleitheimHebsack. Grab 340, das jüngste Spathagrab (Ende des 7. Jahrhunderts). Spatha und Riemenzunge sind für die Stellung am Belegungsende des Friedhofes Hebsack datierend.
322
29 und 32 im frühen 8. Jahrhundert repräsentiert sind,2233 lässt sich in Schleitheim-Hebsack nicht (mehr) nachweisen. Die Belegung bricht kurz zuvor ab. Um diesen Übergang zu beleuchten und innerhalb des Belegungsganges zu lokalisieren, sei der Blick darauf gelenkt, ob unter den modern untersuchten Gräbern (300–862) Gleichzeitiges zu den Altfunden begegnet, um zumindest eine zeitliche Verbindung herzustellen. Beginnen wir mit der Pressblechscheibenfibel: Von den drei erhaltenen Exemplaren Schleitheim-Hebsacks2234 hat sich die Auflage aus Pressblech gar nicht oder nur in Gestalt von Umbördelungsresten bewahrt. Deshalb ist eine genauere zeitliche Aussage anhand des Pressblechdekors nicht zu treffen, sodass die Datierung mit Hilfe der Pressblechscheibenfibel an sich bzw. der mit aufgefundenen Perlen erfolgen muss. Grab 334 und 371 datieren gräberfeldintern in P10; beide (Mädchen-)Gräber enthalten zudem Drahtohrringe. U. Koch setzt den Beginn der Pressblechscheibenfibeln ein bis zwei Jahrzehnte nach der Mitte des 7. Jahrhunderts an, was unserer fortgeschrittenen Zeitstufe IV entspricht.2235 Grab 371 liegt im westlichen Randbereich und Grab 334 fast am westlichen Gräberfeldrand (Kart. 21), sodass sich auch hierin eine Stellung im ausgehenden 7. Jahrhundert zeigt. Darüber hinaus erschliesst die Fibelgruppe einen noch jüngeren, endmerowingischen Fundhorizont. Frauengrab 48 aus der Kirche Schwyz lieferte eine Pressblechscheibenfibel, die mit der Gürtelleitform der Zeitschicht 4 vergesellschaftet ist.2236 Dieser Gürtel mit Laschenbeschläg und Perlrandnieten ist in Stein am Rhein-Burg Grab 4 bekanntlich mit dem Terminus post quem 692 verbunden. Als Folge des nicht erhaltenen Pressblechdekors lässt sich nicht mehr klären, ob die Fibeln 334.3 und 371.4–5 möglicherweise Heilsbilder christlichen Charakters trugen, wie es für diese Fibelgruppe kennzeichnend ist.2237 Falls diese Annahme im Analogieverfahren zutrifft, wären Grabbeigaben mit christlicher Symbolik am Belegungsende zeitgleich zu den Begräbnissen in der Schleitheimer Dorfkirche belegt.2238 Riemenzungen mit spitzem Ende und teilweise mit seitlicher Facettierung kommen in Schleitheim-Hebsack einmal bei Männern (Grab 340.5, Abb. 206) und mehrmals bei Frauen vor. Wiederholt bilden sie Bestandteile der Strumpfbandbzw. Wadenbindengarnitur.2239 Die Position im Reihengräberfeld zeigt eine periphere Lage der einschlägigen Gräber, am westlichen Rand oder in der östlich abgesonderten Gräbergruppe, zeitlich unmittelbar vor dem Belegungsende (Kart. 21). Dieselbe zeitliche Zugehörigkeit manifestiert sich in der Beigabenausstattung: Die Frauengräber verfügen über eine hauptsächlich aus
Ringschmuck (z.B. Drahtohrringe, teilweise mit Hakenverschluss2240) und Wadenbinden bestehende Ausstattung ohne Fibel (Abb. 207); das Männergrab besitzt zeitgemäss einen Sporn.2241 Eine überlange spitzendige Riemenzunge mit seitlicher Facettierung ist als Einzelfund überliefert; ein kostbarer Vergleichsfund aus Silber (mit Perlrandnieten) – datiert um 700 – stammt von Eschenz.2242 Die Perlen setzen die Gräber 303, 304 und 824 (Abb. 207) in P9 oder P10. Diesen Zeitraum nimmt das Männergrab 340 (Abb. 206) anhand der Spatha und des Messers mit geknicktem Rücken ein.2243 Eine vielteilige silberplattierte Gürtelgarnitur mit sehr langen Nebenriemenzungen aus Weingarten Grab 612, einem an Grab 340 anzuschliessenden Ensemble, vertritt die letzte Stufe der vielteiligen Garnituren, welche auch in den Kirchengräbern 21 und 23 auftritt und mit P10 zu parallelisieren ist.2244 Im Vergleich zu den erwähnten Neufunden weisen die Altfunde eine spitzere Form des Riemenzungenendes, zum Teil mit randbegleitender «Stichverzierung», auf, sodass sie ein typologisch weiter fortgeschrittenes Stadium vertreten könnten.2245 Ähnlich wie bei der Pressblechscheibenfibel lässt sich damit ansatzweise eine Verbindung zu einem endmerowingischen Fundhorizont herstellen, der anhand der Gräber 300–862 nicht im vollen Umfang fassbar ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn die spitzendige Riemenzunge als Gürtelzubehör auftritt.2246 Allerdings ist zu berücksichtigen, dass für kleinere spitzendige Riemenzungen ein Terminus post quem bereits für das Jahr 668 vorliegt, der sich gut für die absolutchronologische Bestimmung der Schleitheimer Perlenstufe P10 eignet.2247 Drahtohrringe stellen die häufigste Ohrringform der Zeitstufe IV dar.2248 Ein Vorkommen vor Perlenstufe P7 lässt sich nicht sicher nachwiesen. Teilt man die Drahtohrringe nach P8, P9 oder P10 auf, ist keine ausserordentliche Konzentration auf eine Perlenstufe feststellbar (Kart. 22).2249 Bei der Verteilung im Reihengräberfeld Hebsack (Kart. 22) wird eine weite Streuung sichtbar, wobei die Ohrringe weniger im älteren Nord- und häufiger im jüngeren Südteil auftreten und sich die Tendenz zur peripheren Lage wiederholt. Dabei zeigen sich interessante Details. Von Grab 335 abgesehen, sind P8-Gräber nicht direkt an den Gräberfeldgrenzen zu beobachten. Dort liegen eher die Gräber der Perlenstufen P9–P10.2250 Allgemein geht die Laufzeit der Drahtohrringe über die Belegungsdauer von Schleitheim-Hebsack hinaus. In zeitlicher Abhängigkeit scheint sich dabei der Durchmesser der Ohrringe zu vergrössern.2251 Eine Zeitzuordnung der Einzel- und Altfunde sollte sich jedoch nicht nur im Durchmesser orientieren und ist daher präziser als Zeit-
323
Abb. 207: SchleitheimHebsack. Grab 824 (Ende des 7. Jahrhunderts). Kurz vor der Aufgabe der Beigabensitte sind Armringe, grosse Ohrringe und Strumpfbandbesatz charakteristisch.
324
stufe IV nicht möglich, auch wenn man für grössere Exemplare mit Schleifenverschluss eine etwas spätere Zeitstellung annehmen möchte.2252 Der erforderliche Durchmesser von mindestens 8 cm wird allerdings kaum erreicht.2253 Was die zeitliche Dimension dieser Fundgruppe angeht, stimmen also Alt- und Neufunde weitgehend überein. Im Unterschied zu den Drahtohrringen ist ein Bommelohrring unter den Neufunden nicht zu sichten. Verantwortlich hierfür kann einerseits die Laufzeit der Bommelohrringe sein, die neben den Drahtohrringen die bedeutendste Ohrringform der späten und spätesten Merowingerzeit bilden. Offensichtlich erscheint der Bommelohrring später als der Drahtohrring im Laufe des ausgehenden 7. Jahrhunderts, kaum jedoch vor der Jahrhundertmitte wie längstens der Drahtohrring. Sein Vorkommen konzentriert sich auf die Zeit um 700 und auf das frühe 8. Jahrhundert, als das Reihengräberfeld Hebsack bereits aufgegeben wurde.2254 Andererseits scheint der Bommelohrring eher eine östliche Verbreitung zu besitzen.2255 Neben dem zeitlichen Aspekt kann das sein Ausbleiben im Hebsack erklären, da das Ortsgräberfeld mehr westliche als östliche Beziehungen erkennen lässt.2256 Aus den Altgrabungen stammt ein schwerer Breitsax, welcher die Hauptwaffe während Zeitstufe IV vertritt. Jünger und damit näher zum Belegungsende ist der Langsax.2257 J. Leicht ordnet den Sax 524.1 der Gruppe der Langsaxe zu. Doch verdeutlichen Masse (Klingenlänge von etwa 48 cm) und Proportionen möglicherweise erst eine Übergangsstellung zum Langsax, wenn man die Stücke aus Merishausen und Schaffhausen zum Vergleich heranzieht.2258 Vertreter dieser Spezies sind im Hebsack nicht (mehr) belegt. Grab 524 liegt dagegen am östlichen Gräberfeldrand im Bereich der Gürtelgarnituren mit zungenförmigem Beschläg (Kart. 23). Eine spitzendige Riemenzunge kehrt in Grab 340 (Abb. 206) wieder. Das Grab, allgemein eines der jüngsten und das jüngste Spathagrab überhaupt, liefert u.a. ein Messer mit geknicktem Rücken, einen Nietsporn und eine Riemenzunge mit Seitenfacettierung und spitzem Ende, die wohl zur Sporngarnitur gehört. Alle Funde leiten bereits zur Zeitschicht 4 über. Grab 340 wird von weiteren Gräbern des Belegungsendes umgeben (Kart. 21). Wenn wir im Folgenden bei den Männergürteln verbleiben, ist wiederum festzustellen, dass sich in Übereinstimmung zu den «besseren» (weiblichen) Hälften die endmerowingische Gürtelleitform, vertreten durch die einfache Schnalle mit Laschenbeschläg, nicht belegen lässt.2259 Das deutet ein Belegungsende im letzten Viertel des 7. Jahrhunderts an. Dagegen lieferten die Altgra-
bungen beispielsweise Gürtel des Bülacher Typus,2260 ferner Gürtelschnallen mit profiliertem,2261 trapez- oder zungenförmigem, silbertauschiertem oder -plattiertem Beschläg.2262 Sie alle sind im 7. Jahrhundert (Zeitstufe IV) gut vertreten.2263 Entsprechendes findet man auch unter den Neufunden.2264 Im Reihengräberfeld Hebsack liegen einige der einschlägigen Gräber im älteren Nordteil und dort teilweise im Inneren, teilweise mit Tendenz nach aussen (Kart. 23).2265 Einige Gräber befinden sich in den Randbezirken des Südteils. Bis auf wenige Ausnahmen werden die Friedhofsgrenzen nicht erreicht – ein Hinweis, dass zwar die Belegung im Verlauf der Zeitstufe IV fortgeschritten ist, aber das Belegungsende (P10) nicht unmittelbar bevorsteht. Uns interessieren die spätesten Gürtel. Dabei handelt es sich – bezogen auf Schleitheim-Hebsack – um viel- oder mehrteilige Gürtelgarnituren, die die westliche bzw. östliche Gürtelmode vertreten.2266 Unter den Altfunden ist ein Element einer vielteiligen tauschierten Garnitur überliefert.2267 Mehrteilige Garnituren mit Vertikalbeschlägen stammen aus mehreren, modern untersuchten Gräbern; demgegenüber treten vielteilige Gürtel mit Nebenriemenzungen, die in Schleitheim unvollständig oder zusammengesetzt sind, zahlenmässig zurück. Wiederum streuen die Belege beider Gürtelmoden weit über das Gräberfeld, wobei sich eine Gruppierung an der Westgrenze abzeichnet (Kart. 24). Beide Gürtelarten gehören der Zeitschicht 3 bzw. Schleitheimer Zeitstufe IV an, die einfache und in Schleitheim nicht fassbare Schnalle mit Laschenbeschläg der nächstfolgenden Schicht 4. Die Belegung endet also vor der Schicht 4 während des letzten Viertels des 7. Jahrhunderts. Dafür spricht auch, dass die zeitlichen Leitformen der Schicht 4, z.B. Spatha mit wuchtigem Knauf, zuckerhutförmiger Schildbuckel, bestimmte Lanzenspitzen und Nietsporen, nicht in Schleitheim erscheinen.2268 Ein Blick auf die Kartierungen (Kart. 23–24) verrät, dass die Gräberfeldgrenzen ansatzweise, nicht aber in grösserer Breite belegt werden. Eine Konzentration an den Grenzen des Reihengräberfeldes zeichnet sich jedoch nicht ab. Demnach ist möglich, dass die Gräber in den extremen Randlagen einen letzten Belegungszeitraum repräsentieren, der am Ende von Zeitschicht 3 und am Übergang zur endmerowingischen Schicht 4 liegt. Unter den Altfunden erscheinen jedoch einige Formen wie Pressblechscheibenfibel, spitze Riemenzunge, z.T. mit Seitenfacettierung und Langsax, die bereits zur Zeitschicht 4 überleiten. Theoretisch würden sie einer fingierten Schleitheimer Zeitstufe V entsprechen. Die Lage dieser Funde innerhalb des Belegungsganges wäre besonders für das Belegungsende von Bedeutung. Aufgrund der Fundumstände des 19.
325
Jahrhunderts ist dieser Wunsch nicht zu erfüllen. Die östliche und westliche Grenze von Schleitheim-Hebsack ist ungefähr bekannt, nicht aber die Südgrenze, die sich unter dem heutigen Friedhof befindet. Ist es nicht verlockend anzunehmen, dass sich hier späteste Gräber befunden haben könnten?
lität zum Ausdruck kommen.2273 Allgemein stellt das ein Merkmal des spätmerowingischen Gesellschaftswandels dar. Dabei ist kaum zu entscheiden, ob die Zersplitterung des gemeinsamen Bestattungsplatzes eine soziale Vereinzelung bedeutet und/oder eine ehemals gemeinschaftliche Zusammengehörigkeit einem stärkeren Familienbewusstsein (Steinkistengräber!) gewichen ist.
Belegungsweise Ausstattung mit Beigaben Das Belegungsende eines Reihengräberfeldes bedeutet den Abbruch einer Tradition, der nicht abrupt, sondern in diversen Zwischenschritten erfolgt. Darin zeigen sich Auflösungserscheinungen unterdessen nicht mehr gültiger Regeln. Selbst in dem kleinen Areal, das im Südteil von den «Ausgrabungen» des 19. Jahrhunderts verschont blieb, zeigt sich die Lageordnung der Gräber anders strukturiert als im dicht belegten, älteren Nordteil (Kart. 21). Im Südteil ist die Belegung strenger nach Reihen angelegt, was sich v.a. an der Ostgrenze feststellen lässt. Zugleich erscheint die Belegung weniger dicht mit geringerer Anzahl von Grabüberlagerungen. Eine wichtige Auflösungserscheinung beruht auf dem Ausdünnen der Gräber an den Gräberfeldgrenzen, sodass das baldige Belegungsende angezeigt wird. Der Rückgang der Gräber und die geringere Belegungsdichte weisen daraufhin, dass nicht Platzmangel – wie im Kirchhof des 19. Jahrhunderts –, sondern eine andere Ursache zur Aufgabe des Friedhofes führte. In dieser Hinsicht berührt die Gründung des kirchlichen Sonderfriedhofes tief die Reihengräbersitte, da nun das ehemals gültige Reihengräberprinzip, das für Alle gegolten hat, für eine privilegierte Familie aufgehoben wird.2269 Auch wenn diese Ausnahme einen exklusiven Charakter besitzt, der im Rahmen der Nobilifizierung nicht auf weite Bevölkerungskreise ausgedehnt werden kann, wird in bestehende Prinzipien eingegriffen. Auch auf einer niedrigeren sozialen Ebene kann dies als Beispiel übernommen werden. In diesem Sinne ist die östlich gelegene Gruppe (Gräber 301–307) zu betrachten, wobei ihre «Separierung» weniger auf die Nobilifizierung als auf die Zersplitterung des Reihengräberfeldes kurz vor seinem Ende zurückgeht. Der räumliche Bezug dieser Gräbergruppe zum Hebsack ist gegeben; am ehesten wird man hier von einer abseits bestattenden Hofgemeinschaft sprechen (Hofgrablege),2270 sofern der Grabungsstand nicht täuscht.2271 Es ist auffallend, dass die Gräbergruppe fast nur Frauen bzw. Mädchen enthält.2272 Es entsteht der Eindruck, dass sich darin andersartige oder vielleicht fester werdende Familienstrukturen spiegeln könnten, welche auch in der Bildung von Sonderfriedhöfen der Nobi326
Die Entwicklung der Beigabensitte verläuft synchron zur Auflösung des ursprünglich festen Lageverbandes innerhalb des Reihengräberfeldes – ein Fingerzeig, dass das Ende von Bestattungsund Bestattungssitte nicht isoliert, sondern im grösseren Zusammenhang eines Wandels steht, der die ganze Siedlungsgemeinschaft erfasst. Das Streben nach einer möglichst vollständigen Beigabenausstattung mit Waffen-, Tracht- und Schmuckzubehör wurde in Schleitheim im vollen Ausmass der Möglichkeiten generell nicht verwirklicht: Es gibt «reicher» ausgestattete Reihengräberfelder. In der Spätzeit (Tab. 64, 67) – gemeint ist die Zeitstufe IV – machen sich jedoch Tendenzen zu einer teilweise reduzierten Beigabensitte bemerkbar.2274 Die angestiegene Beigabenlosigkeit wird häufig im ursächlichen Zusammenhang mit dem Erstarken des Christentums betrachtet.2275 Dies kann, muss aber nicht zutreffend sein, da ein christliches Bekenntnis einer Beigabenausstattung nicht widerspricht (Kirchengräber!). Der Grabraub, häufig mit christlichem Hintergrund in Verbindung gebracht, ist für Schleitheim-Hebsack (infolge der Störungen) nicht sicher nachweisbar.2276 Angesichts der Auflösungserscheinungen der Reihengräbersitte stellt sich die Frage, ob sich entsprechende Aspekte in den Beigabenausstattungen zeigen. In Analogie zum Belegungsgang liegt die zu überprüfende Annahme nahe, dass die Entwicklung der Beigabensitte einem ähnlichen Auflösungsprozess unterliegt, der sich in der Zersplitterung bisheriger Ausstattungsgruppen und -muster manifestieren könnte. Zu diesem Zweck werden zunächst die Frauengräber der Stufe P9 und P10, dann die Männergräber der Stufe P9–P10 aus Ausstattungstabellen der Zeitstufe IV (Tab. 64, 67) herausgelöst und mit denjenigen der Stufen P7 und P8, welche in den Ausstattungstabellen (Tab. 64, 67) verblieben sind, hinsichtlich allfälliger Veränderungen bzw. Reduzierung der Beigabensitte verglichen. Betrachtet man daraufhin die Ausstattung in Mädchen- und Frauengräbern (Tab. 68),2277 zeigt sich, dass nicht innerhalb der Zeitstufe IV, sondern im Vergleich zur frühmerowingischen Zeit (Zeitstufe II–III) ein Wandel einsetzt, indem die
Beigabenmenge und der Beigabenreichtum, die Verwendung von Fibeln und Edelmetall zurückgehen. Als Neuheit kommen Ringschmuck, v.a. Ohrringe, und Wadenbindengarnituren auf.2278 Obligatorisch ist weiterhin die Beigabe von Perlenkette und Gürtel. Es hat den Anschein, dass die weiblichen Ausstattungen in der gesamten Zeitstufe IV relativ einheitlich strukturiert sind: Allzu grosse Unterschiede oder Auffälligkeiten zwischen dem späten (= P9–P10) und dem frühen (= P7–P8) Abschnitt der Stufe IV bestehen nicht. Der Einschnitt in die Entwicklung der Beigabensitte, der von Zeitstufe III auf IV erfolgte, verändert sich in Zeitstufe IV nicht weiter, sodass die Grundzüge der zweiten (Ringschmuck, Wadenbindengarnituren) und der dritten Ausstattungsgruppe (Perlenkette, Leibgurt) bis zum Belegungsende (P10) zu beobachten sind.2279 Dies führt zum Verzicht auf Fibeln2280 und demgegenüber zum Vorherrschen von Ohrringen und Ringschmuck. Im Vergleich zu Zeitstufe III (Tab. 66) ist also die Tendenz zu einer bescheideneren Ausstattung unverkennbar, die durch einen Rückgang der Beigabenmenge und der Verwendung von Edelmetall sowie durch einen Anstieg von Bronzeobjekten begleitet wird. Dies kennzeichnet die Zeitstufe IV im Gesamten. Indessen, der Wandel zur stark reduzierten Beigabensitte, in dem man einen fliessenden Übergang zur Beigabenlosigkeit erkennen könnte, oder eine Beschränkung auf die untere Qualitätsgruppe A bleibt am Belegungsende aus. Offensichtlich wurde die Beigabenausstattung noch als sehr wesentlich empfunden. Diese Annahme gilt auch für Männer, die allerdings in geringerer Anzahl als Frauengräber vorkommen und sich – in Ermangelung von Perlen – zeitlich nicht so fein differenzieren lassen. Um und nach der Jahrhundertmitte (= P9–10), im Spätabschnitt der Zeitstufe IV mit der Gürtelleitform der mehr- und vielteiligen Garnituren, weisen sie ein Beigabenspektrum auf, das die mit Beginn der Zeitstufe IV erkannten Prinzipien weiterführt und diese bis zum Belegungsende beibehält (Tab. 69): Einzelne Ausstattungsgruppen, z.B. Spatha-, Sax- und Gräber ohne Waffen, sind weiterhin nachgewiesen.2281 So ergibt sich eine strukturelle Übereinstimmung mit der weiblichen Beigabensitte am Belegungsende; der Wandel von Zeitstufe III auf IV ist stärker ausgeprägt und die Neuheiten in IV2282 bleiben bis zum Ende bestehen, sodass sich wiederum kein fliessender Übergang zur Beigabenlosigkeit zeigt. Trotzdem ergeben sich gewisse Modifikationen (Tab. 69). Nurmehr ein einziges Spathagrab, Grab 340 (Abb. 206), ist belegt, zeitgemäss mit Sporn versehen, der angesichts der geringen Gräberanzahl gut vertreten ist. Der gestiegenen Bedeutung des Saxes entsprechend sind die Saxgräber mit
Gürtel(-garnituren) und Messer vorherrschend. Dieser Entwicklung der Beigabensitte entspricht auf der anderen Seite, dass es offenbar nicht zu einer besonderen Konzentration beigabenloser Gräber am Belegungsende kommt. Wenn man die Kartierung der Qualitätsgruppen und hier die Gruppe A1 (ohne Beigaben) zu Rate zieht (Kart. 25), sind die ungestörten beigabenlosen Gräber unregelmässig über den Ortsfriedhof verstreut. Würden die einschlägigen Fälle tatsächlich an das Belegungsende datieren, müssten sie im Südteil oder an den Gräberfeldgrenzen anzutreffen sein.2283 Das Belegungsbild zeigt jedoch keine entsprechenden Tendenzen; ebenso wenig haben sich Anhaltspunkte dafür ergeben, dass, wie beispielsweise in Kirchheim/Ries, beigabenlose Gräber als letzte Belegungsschicht über beigabenführenden Bestattungen liegen können.2284 Die Zunahme der Beigabenlosigkeit im Vergleich zu den früheren Zeitstufen deutet daraufhin, dass das Ende der Beigabensitte nicht allzu weit entfernt ist.2285
Überlegungen zum Ende der Reihengräber- sowie der Beigabensitte und die Verlegung der Friedhöfe zu den Kirchen Für das Ende der Reihengräber- und Beigabensitte kommt das ausgehende 7. und das beginnende 8. Jahrhundert in Betracht. Vor über 30 Jahren und bis heute zutreffend wies F. Stein daraufhin, dass «die Analyse grosser, annähernd vollständig ausgegrabener Reihengräberfelder… lehren (müsste), wann und wie die Beigabensitte ausklingt».2286 Doch selbst dann bleibt meines Erachtens eine sichere Aussage schwierig, da die archäologische Sachkultur nicht primär den geistigen Hintergrund beleuchtet. Die Autorin konnte zeigen, dass die Beigabensitte im Rahmen einer längeren Entwicklung regional verschieden und zu unterschiedlichen Zeiten aufgegeben wurde und die Bajuwaren am überkommenen Brauchtum am Konservativsten (nicht nur damals!) festhielten.2287 Das Ende der angestammten Ortsgräberfelder ist nach H. W. Böhme «kein gleichzeitiger und einheitlicher, etwa ‘von ganz oben’ verordneter Vorgang», sondern ein «langsamer Auflösungsprozess» mit lokalen Faktoren.2288 Zu Recht stellt R. Marti die Frage, ob nicht auch die sogenannten Hofgrablegen «im allgemeinen Trend zu Sonder- beziehungsweise Familienbestattungsplätzen liegen, d.h. auf Kosten der angestammten Reihengräberfelder entstanden, die in derselben Zeit allmählich aufgegeben wurden».2289 In Schleitheim-Hebsack lässt sich das Bele327
gungsende für das letzte Viertel des 7. Jahrhunderts (P10) bestimmen. Zeitschicht 4 nach R. Christlein wird nicht mehr im vollen Umfang erreicht. Mit der Gründung des kirchlichen Separatfriedhofes im beginnenden 7. Jahrhundert (P8) erfolgt die Belegung beider Bestattungsplätze in Koexistenz oder vielleicht eher in Konkurrenz zueinander, bis die Kirche gewinnt. Abgesehen von der gesellschaftlichen Dimension zeigt dieser Wandel eine Wirkung auf die Belegung von Schleitheim-Hebsack. Diese äussert sich nicht, wie man nach einer These Christleins annehmen könnte, im sofortigen Abbruch des Reihengräberfeldes.2290 Im Gegenteil, das Reihengräberfeld besteht für eine geraume Zeit weiter, aber die Belegungsweise verändert sich durch die zweite Umorganisation des Reihengräberfriedhofes, wobei nun die Belegungsweise des 6. Jahrhunderts aufgegeben wird.2291 Die Privilegien für eine hervorgehobene Familie innerhalb der Bestattungssitten und der für sie reservierte Gräberbezirk in der neu gegründeten Kirche schränken die bisherige Regel des Reihengräberprinzipes ein und tragen damit zur schleichenden Auflösung der ursprünglich allgemeingültigen Norm der Bestattungssitte bei,2292 da die führende Familie auf ihrem Privatfriedhof bestattet und durch ihren «Auszug» aus dem Hebsack die Gemeinschaft im Leben danach nicht mehr aufrecht erhält. Die Aufgabe des Reihengräberfeldes Hebsack ist also mit einer längeren Entwicklung verbunden und zeigt sich in einem weiteren Aspekt: Die Belegung wird vor allem am östlichen Gräberfeldrand merklich dünner. Zugleich zeichnet sich das Vorhandensein einer kleineren Gräbergruppe ab, die abgesondert der östlichen Gräberfeldgrenze vorgelagert ist.2293 Wiederholt wurde ein Zusammenhang zwischen dem Ende der Reihengräberfelder und dem Erstarken der Kirche(norganisation) erkannt. An den Beispielen der bis ins frühe 8. Jahrhundert belegten Reihengräberfelder (Tab. 76) konnte man sehen, dass diese späten Reihengräberfelder, von einer Ausnahme (Staubing) abgesehen, keinen kirchlichen Bau innerhalb ihrer vorauszusetzenden Abgrenzung (Zaun, Hecke etc.) besassen. Ob damit die Interpretation erlaubt ist, dass die Kirche nicht Altes reorganisiert, sondern etwas Neues schafft? Die Topographie von Schleitheim (Abb. 1–3) bestätigt den Regelbefund, dass frühmittelalterliche Kirchen und Reihengräberfelder örtlich getrennte Einheiten darstellen.2294 Wenn das Reihengräberfeld als paganer Ort für die neue Kirche nicht geeignet war, ist es auffällig, dass gemäss den Grabbeigaben mit «christlicher» Symbolik Personen, die zumindest dem Christentum gegenüber aufgeschlossen waren, im Reihengräberfeld verblieben.2295 Hier wirken Barrieren, die einerseits in der sozialen Exklusivität des Kirchenbegräbnisses begründet sind. Anderer328
seits bilden Kirche und Reihengräberfeld fast zwangsläufig ein Gegensatzpaar, wenn man davon ausgeht, dass vor dem Auszug der führenden Personen das Reihengräberfeld als Gemeinschaftsfriedhof diente und wohl auf gemeinschaftlichem Grund stand, die Kirche sich jedoch nicht im Reihengräberfeld, sondern auf dem Privatgrund der örtlichen Elite befand.2296 Demgegenüber beginnt mit der Kirchensepultur etwas Neues, sie erweist sich als dem Zeitgeist entsprechend und zukunftweisend: Der neue Friedhof um die Kirche hat durch das Mittelalter hindurch Bestand, bis er in Schleitheim während des 19. Jahrhunderts aus Raumnot an die Stelle verlagert wird, wo sich ehemals das Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack befand: Zufall oder, bildlich gesprochen, die Rückkehr zu eigenen Wurzeln? Als Grundregel gilt: Je weiter westlich in der Francia, desto früher werden die Reihengräberfelder aufgelassen. Sogleich fühlt man sich als strukturelle Parallele an die Kirchengräber erinnert, welche einer Ausrichtung von West nach Ost unterliegen und bekanntlich im Westen mit Chlodwig wesentlich früher als im Osten begannen.2297 Im süddeutsch-schweizerischen Raum setzt das Ende der kontinuierlichen Belegung der Reihengräberfelder vereinzelt in der Mitte des 7. Jahrhunderts ein, ehe in der zweiten Jahrhunderthälfte und besonders in der Zeit um 700 die meisten aufgegeben werden.2298 Während der fortgeschrittenen ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts enden die jüngsten Reihengräberfelder. Innerhalb dieser Übergangszeit nimmt Schleitheim-Hebsack eine mittlere Position ein. Das Ende der Reihengräberfelder bedeutet nicht nur das Ende einer mehrhundertjährigen Tradition eines Grabbrauches und von Jenseitsvorstellungen, sondern auch einen vielschichtigen Wandel. In ihm manifestiert sich auch eine Wende der Mentalitätsgeschichte, den die spätmerowingische Gesellschaft – in Schleitheim und anderswo – erfuhr. Mit dem Ende der Reihengräberfelder geht die Aufgabe der Beigabensitte einher,2299 die für eine bestimmte Verhaltens- und Denkweise des Menschen steht. Seit der Vorgeschichte wurden die Verstorbenen mit Beigaben versehen, die ihnen eine angemessene Fortsetzung ihrer jenseitigen Existenz ermöglichen sollten. Über biologische Grenzen hinaus kann dies ein Indiz auf Einheit und Kontinuität des Seins darstellen: Der Unterschied zwischen Seele und Körper wurde nicht gezogen.2300 Die christliche Erlösungs- und Wiederauferstehungslehre sowie der Gleichheit Aller vor dem einen Gott kann den geistigen Wandel einleiten, der durch die irofränkische Mission (nicht nur aus religiösen Gründen, sondern auch aus Gründen der Staatsräson) vorangetrieben wurde. Die gegenständliche Totenfürsorge mit
Beigaben schwindet. Der Umbruch im alten Glauben, der von der neuen christlichen Religion überlagert wird, ist in anbetracht seiner uralten und überregionalen Tradition, selbst für die synkretistische Verschmelzung der beiden Richtungen im 7. Jahrhundert, als aussergewöhnlich zu betrachten. Da sich jedoch Beigabensitte und christliches Bekenntnis nicht widersprechen müssen – wie wäre ansonsten das Vorhandensein von Beigaben in Kirchengräbern und in den überwiegend christlichen Reihengräberfeldern verständlich – scheint weniger die Christianisierung als vielmehr die zunehmende kirchliche Verwaltungsorganisation von Bedeutung zu sein.2301 Wahrscheinlich ist deshalb mit der Verlegung der Bestattungen in den Kirchhof ein erster Ansatz zu einer stärkeren christlichen Erfassung der Bevölkerung im Rahmen eines kirchlichen Institutionalisierungsprozesses gelegt, der sich zum Aufbau einer Pfarreiorganisation weiterentwickeln sollte.2302 R. Marti wies kürzlich daraufhin, dass im Laufe des 8. Jahrhunderts mit dem Entstehen der Pfarreien zwangsläufig die Aufgabe der paganen Reihengräberfelder verbunden war.2303 Bereits 1925 machte Paul Reinecke auf den Zusammenhang zwischen dem Ende der Reihengräberfelder, dem Verlegen der Bestattungen zu den Kirchen und dem Erstarken der Kirchenorganisation aufmerksam.2304 Da aber die Personen, die auf den Reihengräberfeldern bestatteten, zu dieser Zeit bereits überwiegend Christen waren, ist nach Reinecke weniger die Christianisierung die Ursache für den Standortwechsel, sondern der stärkere Einfluss der (römisch-katholischen) Kirche, die ab jetzt den Platz für die letzte Ruhestätte zur Verfügung stellt.2305 Wir können auch heute die Ursachen für das Ende der Reihengräber- und Beigabensitte nicht endgültig benennen. In der Vorgeschichte erscheint bisweilen das Ende der Beigabensitte zu einem Zeitpunkt, als sich eine Kultur am Übergang zur Schriftlichkeit befindet, z.B. die Griechen der spätgeometrischen oder die Kelten am Ende der Spätlatènezeit. Im Frühmittelalter wurde – als eine unter mehreren Lösungsmöglichkeiten – versucht, das Ende der Beigabensitte rechtsgeschichtlich mit einer Veränderung des Erbrechtes zu begründen – ein aus archäologischer Sicht schwieriges Unterfangen, da wir uns Besitz- und Eigentumsrechte kaum erschliessen können.2306 Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass die Beigabenausstattung als persönlicher Besitz des Verstorbenen vom Erbgang ausgeschlossen ist und deshalb ins Grab folgt. Die frühmittelalterlichen Beigabenausstattungen werden dabei mit den persönlichen Ausstattungen des Mannes («Heergewäte») und der Frau («Gerade») gleichgesetzt.2307 Diese Begriffe erschei-
nen allerdings erst in hochmittelalterlichen Schriftquellen, wobei vermerkt wird, dass die persönliche Habe, falls keine direkten Erben existieren, in kirchlichen Besitz übergeht. Eine begriffliche Rückführung ins Frühmittelalter ist jedoch problematisch. Zu Recht hat H. W. Müller die eigentumsrechtliche Erklärung für die Beigabensitte zurückgewiesen, da ein «kausaler Zusammenhang zwischen Beigabenbrauch und Erbgang» nicht nachweisbar ist.2308 Wichtige Aufschlüsse sind von Testamenten zu erwarten, die in spätmerowingische oder karolingische Zeit datieren.2309 Erminethrude vermacht Kirchen zu Paris Gegenstände, die sich in den östlichen Gebieten des Merowingerreiches (noch) als Grabbeigaben finden lassen:2310 Ein Teil des Silbergeschirrs und Kleidung, ferner z.B. fibula aurea gemmata und anulus aureus, nomen meu(m i) in se habentem scribtum (steinbesetzte Goldfibel und goldener Namens- bzw. Siegelring). Die Übereignung dient dem guten Gedenken und dem Heil der Seele: pro remedium animae meae. Männliches Inventar, bestehend aus Edelmetall, Pferden, Waffen und Kleidung, wird im Testament des Adalhram an das Kloster St. Gallen vermacht, für das eigene Seelenheil und das seines Sohnes.2311 Offensichtlich erfolgte eine christliche Umdeutung der «heidnischen» Grabbeigaben in Spenden für das Seelenheil pro salute animae.2312 Das lässt die Schlussfolgerung zu, dass die Kirche heidnisches Potential in ihr Gedankengut umzulenken wusste. Aus «taktischen» Gründen ist dies nicht nur klug, sondern eröffnet den – vermutlich nur teilweise und im synkretistischen Sinne zu verstehenden – Bekehrten des frühen Mittelalters die Möglichkeit, sich partiell mit dem Neuen zu identifizieren und noch das Alte zu belassen. Deshalb muss die Ausstattung mit Beigaben, auch im christlichen Kontext der Kirchengräber, und die Koexistenz zweier verschiedenartiger Bestattungsplätze, wie beispielsweise in Schleitheim, zunächst noch keinen Widerspruch für die Zeitgenossen darstellen.2313 Der Wandel unter christlichem Vorzeichen ist unaufhaltsam. Ebenso wie sich die Volksreligiosität im starken Wandel befindet, zeigen sich die neuen Verhältnisse im Standortwechsel der letzten Ruhestätte. Die Topographie von Schleitheim (Abb. 3) verdeutlicht, dass das Reihengräberfeld zwar in der Nähe der dazugehörigen Siedlung Brüel, aber dennoch ausserhalb von ihr liegt und zugleich die Kirche die Örtlichkeit des Reihengräberfeldes meidet. Dieser Lagebefund wiederholt sich an anderen Plätzen, sodass es sich in Schleitheim nicht um eine regionale Eigenheit handelt.2314 Die räumliche Trennung von Siedlung und Nekropole spiegelt eine Geisteshaltung mit vorchristlichen Wurzeln, die u.a. in der antiken 329
Welt verbreitet gewesen sind: Die Bereiche der Toten und der Lebenden wurden geschieden.2315 Diese Haltung drückt sich im römischen Zwölftafelgesetz mit dem Bestattungsverbot intra muros (innerhalb der Stadtmauern, im übertragenen Sinne innerhalb der Siedlungen) aus, das nur für Stadtgründer, Heroen oder Caesaren ausser Kraft gesetzt wurde. Auch wenn dieses Gesetz den frühmittelalterlichen Schleitheimern kaum geläufig gewesen ist, manifestiert sich darin jene vorchristliche Denkungsart, die zur Trennung beider Bereiche führt und erst durch das Christentum überwunden wird. Mit der stärkeren christlichen Durchdringung gewinnt der Friedhof seinen Platz inmitten der Lebenden, verbunden mit einem Standortwechsel: Das pagane Reihengräberfeld, der «Freilandfriedhof»,2316 wird aufgegeben und die mittlerweile beigabenlosen Bestattungen liegen nun im Umkreis bzw. im Kirchhof bei den neu gegründeten Kirchen in den Siedlungen. Im Unterschied zu den Reihengräberfeldern sind Kirchen selten auf freiem Felde, sondern in Dörfern, Städten oder in wüst gefallenen Siedlungen, aber auch dort meist innerhalb des Siedlungsbereiches, anzutreffen.2317 Dies bewirkte zugleich einen neuen Abschnitt des Siedlungsgeschehens mit der Kirche als Zentrum im Dorf, ohne dass dies generell eine Verlagerung oder einen Ab-
330
bruch der Siedlung nach sich ziehen muss.2318 Von Karl dem Grossen ist bekannt, dass die Verlagerung der Gräber zu den Kirchen hin nicht immer freiwillig geschah.2319 Vor dem 8. Jahrhundert ist jedoch noch kein allgemeiner Bestattungszwang bei den Kirchen anzunehmen.2320 Bei diesen Überlegungen soll nicht vergessen werden, dass Beigaben und Gräber die tote Kultur reflektieren. Wieviel sagen diese aber tatsächlich über die gelebte historische Wirklichkeit aus? Wiederholt stösst die Archäologie an dieses fachimmanente Problem und sie muss sich fragen, ob aus dem Ende der Beigabensitte und damit aus einer Verhaltensweise in der toten Kultur weitreichende Ausdeutungen gezogen werden können. Jüngst wurde vorgeschlagen, «ihr weitgehendes Ende als Fortführung dieser bereits zuvor im Zeitabschnitt C nachlassenden Kontraste zu deuten» und darin gleichsam eine Nivellierung ethnischer Gruppierungen zu erblicken.2321 Im Rahmen der sozialen Differenzierung könne das Ende der Beigabensitte allfällig eine Stabilisierung bedeuten.2322 Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich in Zeitstufe IV eine Konsolidierung der wirtschaftlich-sozialen Verhältnisse abzeichnet.2323 Diese scheint jedoch vor dem Ende der Beigabensitte stattzufinden; ansonsten wäre sie auf archäologischem Wege kaum fassbar.
8. Demographie und Gesundheitssituation der Bevölkerung Gerhard Hotz (in memoriam Christian Simon, 1940–2000) Im Siedlungsraum Schleitheim sind für die Zeit des 5.–7. Jahrhunderts mindestens drei zum Teil zeitgleiche Bestattungsplätze festzustellen: das Gräberfeld Hebsack, die Kirche mit dem Sonderfriedhof und der Siedlungsplatz. Die frühesten Bestattungen liegen vom Gräberfeld Hebsack vor. Es handelt sich um zwei spätkaiserzeitliche Kammergräber der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts und im 6. Jahrhundert wurde auf dem Gräberfeld weiterhin bestattet. Mit dem Bau der Kirche im 7. Jahrhundert schuf sich eine bestimmte Bevölkerungsschicht einen privilegierten Bestattungsort.2324 Anfänglich war die Kirche als Bestattungsplatz wohl nur dieser Bevölkerungsgruppe vorbehalten, aber mit der Aufgabe der Bestattungstätigkeit auf dem Gräberfeld Ende des 7. Jahrhunderts wurde der Friedhof um die Kirche zum allgemeinen Dorffriedhof. Ebenfalls im 7. Jahrhundert wurde ein Säugling innerhalb der Siedlung bestattet. Dies ist zwar ein äusserst seltener Befund, aber durchaus nicht ungewöhnlich für den Kulturraum der Alamannia.2325 Im Folgenden werden alle Individuen der drei Bestattungsplätze als eine Siedlungsgemeinschaft angesprochen. Nur in Fällen von Bedeutung, wie z.B. bei sozialspezifischen Fragestellungen, wird auf die unterschiedliche Herkunft der Bestattungen verwiesen.
Material, Erhaltungszustand und Methoden Das Gräberfeld Hebsack wurde in den Jahren 1983–1990 untersucht.2326 Insgesamt wurden 546 Grabgruben ausgegraben, welche Überreste von 581 Menschen beinhalteten. 10% aller Bestattungen befanden sich in einem guten Erhaltungszustand, weitere 18% waren mässig erhalten, beinahe die Hälfte (44%) des Skelettmaterials war in schlechtem Erhaltungszustand. Von einem weiteren Viertel konnten nur gerade die Zähne untersucht und die Körperhöhe gemessen werden. Bei dreizehn Gräbern konnte keine Bestattung insitu festgestellt werden. Diese Bestattungen wurden in den Grabungsetappen 1865/67 entweder stark gestört, vollständig ausgeräumt oder aber das Skelett hatte sich bereits zersetzt.2327 Insgesamt wurden 20 Doppelbestattungen und vier Dreifachbestattung festgestellt. In sieben Fällen wurde eine Nachbestattung vorgenommen. Beim
Grab Nummer 624 erfolgten sogar drei Nachbestattungen. Alle Sekundärbestattungen, mit Ausnahme von 624A, stammen aus dem 7. Jahrhundert. In der Kirche St. Maria wurden insgesamt 36 Gräber freigelegt, wovon sieben Gräber mit insgesamt acht Bestattungen als frühmittelalterlich einzuordnen sind. Vier dieser Gräber erfolgten gleichzeitig zu den Bestattungen des Gräberfeldes. Der Erhaltungszustand dieses Skelettmaterials ist vorwiegend gut. Das Siedlungsareal Schleitheim-Brüel hat eine Bestattung freigegeben, deren Erhaltungszustand als mässig zu bezeichnen ist.
Geschlechtsbestimmung Die Geschlechts- und Altersbestimmung richtet sich nach den Empfehlungen der Arbeitsgruppe europäischer Anthropologen (EAA).2328 Gesicherte Geschlechtsbestimmungen lassen sich morphognostisch routinemässig nur für Skelette erwachsener Menschen durchführen. Berücksichtigt wurden vor allem die funktionell-anatomischen Unterschiede an den Beckenknochen. Bei Kindern sind die anatomisch bedingten Unterschiede noch nicht vollständig ausgeprägt. Liegt ein vollständiges und gut erhaltenes Skelett vor, so lässt sich die Geschlechtsbestimmung mit fast hundertprozentiger Sicherheit durchführen.2329 Trotz des schlechten Erhaltungszustandes des Schleitheimer Materials, konnte bei 78% der Erwachsenen das Geschlecht eindeutig bestimmt werden. Von den 581 Skelettresten konnten 357 Individuen im Labor untersucht werden (287 Adulte und 70 Subadulte). So wurde jedes Geschlecht mindestens zweimal diagnostiziert. Waren die Geschlechtsunterschiede nicht eindeutig ausgeprägt, musste eine dritte Diagnose erstellt werden.
Altersbestimmung Bei der Feststellung des Sterbealters gelangte die sogenannte «Kombinierte Methode» zur Anwendung.2330 Ebenso wurden aber auch die Degenerationserscheinungen der grossen Gelenke und der Wirbelsäule berücksichtigt. Bei schlecht erhaltenen Skeletten konnte häufig das Sterbealter nur noch anhand der Zahnabrasion geschätzt werden. Bei den Kindern wird das Alter nach dem Entwicklungszustand des Gebisses beurteilt.2331 Das Sterbealter von Jugendlichen wird aufgrund des Verwachsungszustandes der Wachstumsfugen der langen Röhrenknochen geschätzt.2332
331
Abb. 208: Zeitliche Zuordnung der Bestattungen von Schleitheim-Hebsack (Gräberfeld), SchleitheimKirche (Adelsgräber) und Schleitheim-Brüel (Siedlung).
332
Paläodemographie
Übersicht
Die Demographie untersucht die Alters- und Geschlechterstrukturen einzelner Bevölkerungsgruppen oder ganzer Nationen. Im Zentrum des Interesses stehen die Zusammenhänge zwischen den demographischen Veränderungen und wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen oder klimatischen Einflüssen. Grundlage für solche komplexe Interpretationen ist die Aufnahme möglichst genauer und umfassender demographischer Daten einer Bevölkerung. Die Paläodemographie2333 untersucht die Bevölkerungsstrukturen schriftarmer oder schriftloser Gesellschaften und hat sachgemäss mit einigen schweren methodischen Problemen zu kämpfen. Als Quellenmaterial kommen naturgemäss vor allem die menschlichen Skelette in Frage, die mit ihren biologischen Informationen zu Sterbealter, Geschlecht und Gesundheit eine einzigartige Quelle darstellen. Das schwierigste Problem stellt die Bestimmung des Sterbealters menschlicher Skelette dar. Wird dieses mit konventionellen Methoden durchgeführt, sind die Ergebnisse mit einem nicht unerheblichen Fehler belastet.2334 Einzig die Altersbestimmung anhand der Zahnzementringe lässt eine auf wenige Jahre genaue Altersbestimmung zu, nur ist eine solche Untersuchung sehr arbeitsintensiv und sprengt bei grösseren Skelettserien schnell den finanziellen Rahmen. Trotzdem können gewisse elementare paläodemographische Grössen wie z.B. die Sterblichkeit und die Lebenserwartung berechnet werden. Aufgrund solcher Grössen lassen sich verschiedene Gräberfelder miteinander vergleichen. Die berechneten paläodemographischen Grundwerte gelten dabei nur für die Gesamtheit der untersuchten Bestattungen; z.B. gilt die berechnete Sterbewahrscheinlichkeit in Schleitheim im 6. Jahrhundert nur für die 294 dem 6. Jahrhundert zugeordneten Bestattungen. Es können keine weiterführende Verallgemeinerungen gezogen werden, oder solche Verallgemeinerungen sind als hypothetische Aussagen zu deklarieren.2335 Im folgenden soll die Bevölkerung des 5., 6. und 7. Jahrhunderts demographisch analysiert werden. Parameter wie Lebenserwartung, Sterblichkeit, Geschlechterverhältnis, Anteil an reproduktiven Frauen usw. lassen Rückschlüsse auf die Umweltbedingungen, respektive die Lebenssituation der Bevölkerungen des jeweiligen Zeitraumes zu. Die Wirtschaftsform wird in einem separaten Beitrag dargestellt.2336 In einzelnen demographischen Tabellen kommt es zu minimalen Rundungsfehlern.
Insgesamt konnten 581 menschliche Skelette des Gräberfeldes untersucht werden. Zusätzlich werden die Gräber des 7. Jahrhunderts aus der Kirche St. Maria (4 Individuen) und die zeitgleiche Bestattung eines Neugeborenen aus der Siedlung Schleitheim-Brüel berücksichtigt. Total liegen also die anthropologischen Daten von 586 Individuen vor. Anhand der Grabbeigaben lassen sich die Bestattungen einer Relativchronologie zuordnen,2337 ebenso wurde eine Belegungsanalyse der Gräber vorgenommen.2338 Das 5. Jahrhundert weist nur eine kleine Gräberfeldbevölkerung von 49 Individuen auf. Das 6. Jahrhundert ist mit 294 Bestattungen am stärksten vertreten, während die Bevölkerung des 7. Jahrhunderts 243 Individuen aufweist (Abb. 208).
5. Jh. 6. Jh. 7. Jh.
49 294 243
30,0 84,0 81,3
11,0 83,9 88,0
6,7 111,1 51,2
1,3 15,0 22,4
Total
586
195,3
182,9
169,0
38,7
Geschlechtsbestimmung anhand anthropologischer und archäologischer Kriterien Von insgesamt 202 sowohl anthropologisch wie auch archäologisch geschlechtsbestimmten Individuen, konnten in 182 Fällen (=90.5%) eine Übereinstimmung der Geschlechter festgestellt werden. Bei drei weiblichen und 16 männlichen Skeletten wurde eine unterschiedliche Geschlechtszuweisung vorgenommen.2339 Eine 91% Übereinstimmung für ein schlecht erhaltenes Skelettmaterial darf als sehr gutes Resultat gelten. Bei den erwähnten 19 Individuen handelt es sich um schlecht bis sehr schlecht erhaltene Skelette, bei welchen eine sichere Diagnose nicht möglich ist. Aufgrund der erhaltungsbedingten Unsicherheit wurde die archäologische Geschlechtszuweisung übernommen. Bei weiteren 25 anthropologisch geschlechtsunbestimmten Individuen mit archäologischer Geschlechtszuweisung (10 Frauen und 15 Männer) wurde das Geschlecht in der demographischen Auswertung berücksichtigt, um auf diese Weise vorhandene Informationen optimal auszuschöpfen. Dadurch konnte der Anteil an geschlechtsunbestimmten erwachsenen Individuen auf 6.6% gesenkt werden. Bei 66 subadulten Individuen (66% weiblich, 34% männlich) ist das Geschlecht seitens der
Geschlechterstruktur Gesamtindividuenzahl Frauen Geschlechtsunbest. Erwachsene Kinder, Jugendliche Männer
Demographische Parameter 586,0 195,3 38,8 169 182,9
100% 33,3% 6,6% 28,8% 31,2%
47,0 29,0 1,3 6,7 10,0
100% 61,7% 2,8% 14,3% 21,3%
Geschlechterstruktur Gesamtindividuenzahl Frauen Geschlechtunbest. Erwachsene Kinder, Subadulte Männer
0
Lebenserwartung e 0 0 Tafelsterbeziffer (1 / e 0) Säuglingssterbewahrscheinlichkeit 1q0 Sexualproportion (=MI)
39.5 Jahre 0,0251 0,0000 34,5
Demographische Parameter 294,0 84,0 15,0 111,1 83,9
100% 28,6% 5,1% 37,8% 28,5%
Geschlechterstruktur Gesamtindividuenzahl Frauen Geschlechtunbest. Erwachsene Kinder, Subadulte Männer
33.1 Jahre 0,0302 0,0040 93,6
Demographische Parameter
Geschlechterstruktur Gesamtindividuenzahl Frauen Geschlechtunbest. Erwachsene Kinder, Subadulte Männer
0
Lebenserwartung e 0 0 Tafelsterbeziffer (1 / e 0) Säuglingssterbewahrscheinlichkeit 1q0 Sexualproportion (=MI)
0
Lebenserwartung e 0 0 Tafelsterbeziffer (1 / e 0) Säuglingssterbewahrscheinlichkeit 1q0 Sexualproportion (=MI)
29.0 Jahre 0,0345 0,0015 99,9
Demographische Parameter 243 81,3 22,4 51,2 88,0
Archäologie ebenfalls bekannt. In diesen Fällen wird auf eine Übernahme des Geschlechts verzichtet, da sie nur 39% der Kinder und Jugendlichen betreffen und eine geschlechtsspezifische Auswertung mit einer so kleinen Datenbasis keinen Sinn macht (Abb. 209a2340). 33.3% der Gesamtbevölkerung werden durch erwachsene Frauen repräsentiert; damit liegt der Anteil der Frauen um 2.1% höher als derjenige der Männer (31.2%). Die erwachsene Bevölkerung von Schleitheim besitzt eine Sexualproportion von 93.6, d.h. auf 100 Frauen kommen 93.6 Männer. Bei 6.6% der erwachsenen Individuen konnte das Geschlecht nicht mehr diagnostiziert werden. Diese 6.6% beinhalten einen gewissen Unsicherheitsfaktor in Bezug auf die Sexualproportion. Die Unsicherheit hält sich aber in Grenzen, da es sehr unwahrscheinlich scheint, dass diese Gruppe nur aus Frauen oder Männern besteht. Folglich muss nicht mit einer grösseren Abweichung bezüglich der Sexualproportion gerechnet werden. Kinder und Jugendliche stellen
100% 33,5% 9,2% 21,1% 36,2%
0
Lebenserwartung e 0 0 Tafelsterbeziffer (1 / e 0) Säuglingssterbewahrscheinlichkeit 1q0 Sexualproportion (=MI)
mit 28.8% die kleinste Gruppe. Für das Frühmittelalter dürfen sie als eine typische Grösse gelten; der Kinderanteil liegt normalerweise zwischen 13.5 und 33.7%.2341 Untersuchungen an historischen und prähistorischen Skelettserien ergeben dagegen einen Kinderanteil2342 von 45% bis zu 60%. Wie die folgenden demographischen Analysen zeigen, besteht ein Kinderdefizit (vor allem Säuglinge). Die Ursache dieses sogenannten Kleinkinderdefizites wird in der Literatur sehr kontrovers diskutiert und wird uns in der Folge noch beschäftigen.
36.9 Jahre 0,0271 0,0079 108,2
Abb. 209: Geschlechterzusammensetzung der Schleitheimer Bevölkerung: 5.–7. Jh. gesamt (a), 5. Jh. (b), 6. Jh. (c), 7. Jh. (d).
Gräberfeldbevölkerung des 5. Jahrhunderts Mit zwei Bestattungen2343 der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts hinterlässt die alamannische «Landnahme» ihre einzigen Spuren auf dem Gräberfeld.2344 Es handelt sich um die Gräber einer 25–29jährigen Frau und eines 30–39jährigen Mannes (Abb. 209b). 333
Die Gräberfeldbevölkerung der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts weist eine Grösse von 47 Individuen auf. Über die Hälfte davon sind Frauen (61.7%). Der Männeranteil beträgt nur 21.3%, derjenige der Kinder liegt sogar nur bei 14.2%. Offensichtlich sind die Frauen stark übervertreten. Wir vermuten, dass nicht alle Bestattungen des 5. Jahrhunderts erfasst wurden und ein Teil der männlichen Bestattungen noch nicht ergraben ist.2345 Andererseits zeigt eine Untersuchung im süddeutschen Gebiet bei Bestattungen des 3. und 4. Jahrhunderts ebenfalls einen höheren Frauenanteil.2346 Um die Sterblichkeit der kindlichen Bevölkerung Schleitheims mit zeitgleichen und historischen Bevölkerungen vergleichen zu können, werden die Sterbewahrscheinlichkeiten für jedes einzelne Lebensjahr berechnet (Abb. 210a).2347 Um eine anschauliche Vergleichsmöglichkeit eines Sterbekurvenverlaufes zu erhalten, wird eine aufgrund einer ungarischen Skelettserie (10.–12. Jahrhundert) errechnete Modellsterbetafelkurve eingefügt. Als zweite Vergleichsmöglichkeit berücksichtigen wir die subadulte Sterblichkeit des Gräberfeldes von Elgg.2348 Es fällt sofort die tiefe Sterblichkeit der 0–6jährigen Kinder auf. Die Sterbewahrscheinlichkeit der älteren Kinder und Jugendliche zeigt hingegen eine grosse Übereinstimmung mit derjenigen von Elgg und eine grosse Annäherung an die Modellsterbetafelkurve des 10.–12. Jahrhunderts. Es scheint, dass die Altersgruppe der Kleinkinder nicht oder ungenügend auf dem Gräberfeld vertreten ist und dass dadurch die Sterbewahrscheinlichkeit zu niedrig ausfällt. Ebenso muss auch der kleine Stichprobenumfang von nur 6.7 Individuen als Ursache in Betracht gezogen werden.2349 Für die Sterblichkeitsstruktur der Erwachsenen wählen wir dieselbe Darstellungsform. Die altersspezifischen Sterbewahrscheinlichkeiten der Adulten werden aber für eine Intervallsbreite von fünf Jahren berechnet. Eine geschlechtsspezifische Sterbewahrscheinlichkeit der subadulten Individuen kann nicht berücksichtigt werden, da wir ihr Geschlecht nur zum Teil kennen (Abb. 211a).2350 Bei den 20–24jährigen Frauen liegt die Sterbewahrscheinlichkeit noch unter derjenigen der gleich alten Männer. In den folgenden drei Altersklassen liegt die Sterbewahrscheinlichkeit über jener der Männer. Eine Übersterblichkeit junger Frauen wird häufig mit der Gefährdung durch Schwangerschaft und Geburt in Verbindung gebracht.2351 Mit der Altersgruppe der 40–44jährigen Frauen sinkt ihre Sterbewahrscheinlichkeit wieder unter jene der gleich alten Männer. Die Männer zeigen für die ersten 20 Jahre des Erwachsenenlebens eine sehr tiefe Sterbewahr334
scheinlichkeit, die aber mit der Altersklasse der 40–44jährigen sprunghaft ansteigt. Es handelt sich aber bei der tiefen Sterblichkeit der jungen Männer mit grosser Wahrscheinlichkeit um ein Artefakt. Nur einer der zehn Männer ist jünger als 30jährig verstorben. Wir gehen davon aus, dass weitere Männerbestattungen der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts noch nicht ergraben sind und dass diese Gräber wohl einen grossen Anteil an jungen Männern aufweisen dürfte. Ebenso legt die Überpräsenz der Frauen den Schluss nahe, dass uns nicht die ganze Bevölkerung der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts vorliegt. Als mögliche Alternative kommen separate Bestattungsareale in Betracht. Diese Annahme wird durch eine abseits liegende Bestattungsgruppe im Osten des Gräberfeldes gestützt. Sie setzt sich mit Ausnahme von einem Mann, ausschliesslich aus weiblichen Individuen zusammen.2352
Gräberfeldbevölkerung des 6. Jahrhunderts Die Bevölkerung des 6. Jahrhunderts erfüllt mit einer Individuenzahl von 294 Skeletten die meisten Voraussetzungen einer statistischen Auswertung (Abb. 209c).2353 Das 6. Jahrhundert bezeichnet den Zeitraum von 500/510–570/580, dies entspricht etwa einer Periode von 70–80 Jahren oder anders ausgedrückt, der Abfolge von ca. drei Generationen.2354 Die Bestattungen des 6. Jahrhunderts sind zu schätzungsweise 80% ergraben.2355 Die Frauen und Männer weisen einen Anteil von 28.6% bzw. 28.5% auf. Es besteht ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis.2356 Der Anteil geschlechtsunbestimmter Erwachsener liegt bei 5.1%. Der Anteil an Kindern liegt mit 37.8% für frühmittelalterliche Verhältnisse eher hoch.2357 Als erstes fällt ein bekanntes Phänomen auf, die geringe Repräsentation der ersten drei Lebensjahre. Die Säuglingssterbewahrscheinlichkeit des Frühmittelalters liegt mit 0.00152358 ca. siebenmal tiefer als in der heutigen Zeit. Es dürfte als sehr unwahrscheinlich gelten, dass im Frühmittelalter für Neugeborene bessere Überlebenschancen bestanden hatten als heute, auch wenn wir dem Frühmittelalter sehr gute Hygiene- und Umweltbedingungen zubilligen. Die Gründe für die tiefe Säuglingssterbewahrscheinlichkeit müssen also anderweitig liegen. Möglicherweise wurden Kleinkinder nur in Ausnahmefällen auf dem Gräberfeld bestattet. Für eine solche Bestattungssitte spricht auch das Grab eines Neugeborenen in der zugehörigen Siedlung Schleitheim-Brüel. Das Kleinkinderdefizit lässt sich nach einer Berechnungsformel von Bocquet und Masset2359 annäherungsweise ausgleichen (Abb. 210b).
Zweitens fällt die stark überhöhte Sterblichkeit der 5–11jährigen Kinder der Bevölkerung Schleitheims auf. Als mögliche Ursache kommen Infektionskrankheiten wie Ruhr oder Pocken in Betracht. Historische Untersuchungen2360 von Ruhrepidemien zeigen bei den 10–20jährigen eine doppelt so hohe Sterblichkeit wie bei den restlichen Altersklassen. Auf die Anwesenheit ansteckender Krankheiten weisen auch die Doppelbestattungen mit einem Kinderanteil von 62% hin. Diese treten fast ausschliesslich im 6. Jahrhundert auf. Die Pest kommt als mögliche Ursache nicht in Betracht, da diese vor allem die jungen Erwachsenen und weniger die Kinder betrifft.2361 Soll die Sterbewahrscheinlichkeitskurve des 6. Jahrhunderts ähnlich wie die Referenzkurve aus dem 10./12. Jahrhundert verlaufen, so haben wir eine Übersterblichkeit von schätzungsweise 49 Kindern, die alle zwischen dem 5. und 11. Lebensjahr verstorben waren. Wir stellen die Hypothese zur Diskussion, dass im Zeitraum des 6. Jahrhunderts ungefähr 50 Kinder während einer oder mehrerer Krisen gestorben sind. Die Krise selbst können wir nicht genauer umschreiben. Für das 6. Jahrhundert zeichnet sich ein ungewöhnliches Sterbeverhalten der erwachsenen Frauen und Männer ab (Abb. 211b). Zwischen dem 20. und dem 64. Lebensjahr liegt die Sterbewahrscheinlichkeit der Frauen nur in der Altersklasse der 25–29jährigen über derjenigen der Männer. Normalerweise liegt die Sterbewahrscheinlichkeit der 20–39jährigen Frauen deutlich über derjenigen der Männer und sinkt erst in der Altersklasse der 40–49jährigen Frauen unter jene der Männer. Dies weist auf eine deutliche Übersterblichkeit der 20–39jährigen Männer hin. Von 100 erwachsenen Männern verstarben 48 zwischen dem 20. und 39. Lebensjahr und weitere 31 zwischen dem 40. und 49. Lebensjahr. Nur gerade 21 Männer wurden demnach älter als 50 Jahre. Diese hohe Sterblichkeit der jungen Männer könnte auf eine Krisensituation hinweisen, die vor allem die männlichen Erwachsenen betraf.
Gräberfeldbevölkerung des 7. Jahrhunderts Die Bevölkerung des 7. Jahrhunderts stellt mit 238 Individuen die zweitgrösste Gruppe dar. Zusätzlich zur Gräberfeldpopulation wurden vier frühmittelalterliche Bestattungen der Kirche St. Maria sowie die Säuglingsbestattung der Siedlung Schleitheim-Brüel berücksichtigt. Im Gegensatz zum 6. Jahrhundert, wird das Bestattungsareal des 7. Jahrhunderts nur zu schätzungsweise 40% erfasst.2362 Da sich auf dem Gräberfeld, abgesehen von den kleinen und darum nicht ins Gewicht fallenden Separatgruppen, keine nennenswerten Konzentrationen nach Ge-
0,10 0,09 0,08 0,07 0,06 0,05 0,04 0,03
Säuglingssterblichkeit q=0.2000 Schleitheim-Hebsack Referenzserie: Elgg (Langenegger 1993) Referenzserie (10th-12th-century Hungerian series)
Säuglingssterblichkeit q=0.0000
0,02 0,01 0,00 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Alter
0,10 0,09 0,08 0,07 0,06 0,05 0,04 0,03
Säuglingssterblichkeit q=0.2000
Säuglingssterblichkeit q° = 0.0015
0,02 0,01 0,00 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Alter
0,10 0,09 0,08 0,07 0,06 0,05 0,04 0,03
Säuglingssterblichkeit q=0.2000
Säuglingssterblichkeit q° = 0.0079
0,02 0,01 0,00 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19
Alter
Abb. 210: Subadulte Sterbewahrscheinlichkeit der zweiten Hälfte des 5. Jhs. (a), 6. Jh. (b), 7. Jh. (c).
335
q (Alle)
q (Frauen)
q (Männer)
1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0
5
10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 Alter
0
5
10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75
1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0
Alter
1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0
5
10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75
Alter
Abb. 211: Sterbewahrscheinlichkeiten der Frauen und Männer der zweiten Hälfte des 5. Jhs. (a), 6. Jh. (b), 7. Jh. (c).
336
schlecht oder Alter zeigen, lassen sich die demographischen Resultate auf die gesamte Bevölkerung des 7. Jahrhunderts übertragen, ohne dass mit einer zu grossen Abweichung zu rechnen ist (Abb. 209d).2363 Die zeitliche Dimension umfasst ungefähr 120–130 Jahre (ca. fünf Generationen), d.h. den Zeitraum von 570/580–690/700. Der prozentuale Anteil der Frauen liegt mit 33.5% im Schleitheimer Rahmen. Der Anteil der Männer liegt mit 36.2% über dem Durchschnitt. Die Kinder zeigen mit 21.1% einen sehr tiefen Anteil. Die Säuglingsbestattung aus der Siedlung Schleitheim-Brüel ist ein äusserst seltener Befund. Auf den Gräberfeldern sind Säuglinge entweder nicht oder nur in wenigen Fällen vorhanden. In ihrer Dissertation untersuchte Lohrke gerade dieses Phänomen für den Siedlungsraum der Alamannia.2364 Insgesamt berücksichtigte die Autorin 28 Gräberfelder mit einem Total von 5165 Bestattungen. Nur 34 der 5165 Bestattungen waren Säuglinge, was 0.7% entspricht. Auch wenn wir eine sehr bescheidene Säuglingssterblichkeit von q = 0.100 annehmen würden, müssten bei über 5000 Bestattungen mindestens 500 Säuglinge gefunden werden. Die meisten Forscher nehmen inzwischen an, dass die Säuglinge an besonderen Orten bestattet wurden, wie z.B. innerhalb von Siedlungen. Neben Schleitheim wurden nur noch in Lauchheim Säuglingsbestattungen innerhalb der Siedlung gefunden.2365 Abgesehen vom Säuglings- und Kleinkinderdefizit scheint die Sterbewahrscheinlichkeitskurve den Gegebenheiten des Frühmittelalters zu entsprechen (Abb. 210c). Die auffällige Sterblichkeit der 5–11jährigen des 6. Jahrhunderts tritt im 7. Jahrhundert nicht auf. Mit der Altersklasse der 5jährigen sinkt die Sterblichkeit kontinuierlich ab und erreicht mit den 13jährigen ein Minimum. Mit dem Beginn der Pubertät steigt die Sterblichkeit wieder kontinuierlich an. Wir haben also einen natürlichen, biologisch bedingten, Verlauf der Sterbekurve, welcher weder grössere Unglücke noch Missstände erkennen lässt. Das Geschlechterverhältnis ist mit 33.5% Frauen und 36.2% Männer sehr ausgewogen. Die Sterbewahrscheinlichkeit der weiblichen Bevölkerung hat sich vom 6. zum 7. Jahrhundert nicht sehr verändert. Mit der Altersklasse der 40–44jährigen Frauen sinkt ihre Sterbewahrscheinlichkeit unter diejenige der Männer (Abb. 211c). Eine männliche Übersterblichkeit der 20–39jährigen lässt sich im 7. Jahrhundert nicht mehr nachweisen. Im 6. Jahrhundert verstarben noch 48.4% in diesem Altersbereich, im 7. Jahrhundert beträgt deren Anteil nur noch 31.7%. Insofern zeigt sich wieder die geschlechtsspezifische Verteilung der Sterbewahrscheinlichkeiten, wie wir sie auch aus der historischen Demographie kennen.
Zusammenfassung der Sterbewahrscheinlichkeiten des 5.–7. Jahrhunderts Die Sterbewahrscheinlichkeiten des 5. Jahrhunderts weichen stark von denjenigen des 6. und 7. Jahrhunderts ab. Durch die kleine Individuenzahl von 27 Frauen müssen diese Abweichungen allerdings mit Vorbehalt gewertet werden (Abb. 212a). Tendenziell verlaufen die Sterbewahrscheinlichkeiten des 6. und 7. Jahrhunderts ähnlich. In den ersten vier Altersklassen zeigen beide Gruppen einen beinahe identischen Kurvenverlauf. Die 20–24jährigen Frauen zeigen eine tiefe Sterblichkeit. Bei den 25–29jährigen erhöht sich die Sterblichkeit leicht und bleibt bei den 30–34jährigen auf gleichem Niveau. Mit den 35–39jährigen übersteigt die Sterblichkeit im 7. Jahrhundert diejenige des 6. Jahrhunderts und verläuft bis zum 55–59. Lebensjahr parallel über der Kurve des 6. Jahrhunderts. Tendenziell könnte dies mit einer grösseren Belastung der Altersklassen ab dem 35. Lebensjahr erklärt werden. Erst in der Altersgruppe der 65–69jährigen liegt die Sterbewahrscheinlichkeit des 6. Jahrhunderts wieder höher. Die Sterblichkeit der Männer des 5. Jahrhunderts soll von einem Vergleich mit dem 6. und 7. Jahrhundert ausgeschlossen werden, da das 5. Jahrhundert nur durch elf Individuen repräsentiert wird (Abb. 212b).2366 Im Altersbereich der 20–65jährigen liegt die Sterbewahrscheinlichkeit im 6. Jahrhundert stets über derjenigen des 7. Jahrhunderts. Diese stark erhöhte Sterblichkeit der Männer im 6. Jahrhundert steht möglicherweise mit einer erhöhten Belastung im Zusammenhang. Es stellt sich hier die Frage, welche männerspezifischen Belastungen in Frage kommen, da wir bei den Frauen des 6. Jahrhunderts keine ähnlichen Belastungen feststellen können. Im Gegenteil, die Sterbewahrscheinlichkeiten der Frauen zeigen erst im 7. Jahrhundert eine stärkere Belastung an. Die demographischen Parameter zeigen für die Frauen eine Verschlechterung der Lebensbedingungen vom 6. zum 7. Jahrhundert. Die Tendenz ist allerdings nur schwach ausgeprägt. Vor allem die 40–59jährigen Frauen sind im 6. Jahrhundert einem erhöhten Sterberisiko ausgesetzt. Die Lebenserwartung liegt im 7. Jahrhundert um ein Jahr tiefer und der Anteil von über 60jährigen Frauen sinkt von 12.1% im 6. Jahrhundert auf 7.2% im 7. Jahrhundert. Im Gegensatz zur nur schwach ausgeprägten positiven Tendenz der Frauen, manifestiert sich die Verschlechterung der Lebensbedingungen der Männer vom 6. zum 7. Jahrhundert sehr deutlich. Die Sterblichkeit im 6. Jahrhundert liegt über jener des 7. Jahrhunderts. Die Lebenserwartung liegt im 6. Jahrhundert um 4.5 Jahre tiefer und der
1,0
Elgg (Langenegger Elgg (Langenegger1993) 1993) Schleitheim-Hebsack (5. Schleitheim-Hebsack (5.Jh.) JH)
0,9 0,8
Schleitheim-Hebsack (6. Schleitheim-Hebsack (6.Jh.) JH) Schleitheim-Hebsack (7.Jh.) JH) Schleitheim-Hebsack (7.
0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80
Alter 1,0
Elgg (Langenegger (Langenegger1993) 1993) Schleitheim-Hebsack JH) Schleitheim-Hebsack (5.(5.Jh.)
0,9 0,8
Schleitheim-Hebsack JH) Schleitheim-Hebsack (6.(6.Jh.) Schleitheim-Hebsack JH) Schleitheim-Hebsack (7.(7.Jh.)
0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80
Alter 1,0
Schleitheim-Hebsack (6. Schleitheim-Hebsack (6.Jh.) JH) Schleitheim-Hebsack (7. Schleitheim-Hebsack (7.Jh.) JH)
0,9 0,8
Schleitheim-Hebsack (6. Schleitheim-Hebsack (6.Jh.) JH) Schleitheim-Hebsack (7.Jh.) JH) Schleitheim-Hebsack (7.
0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80
Alter Abb. 212: Sterbewahrscheinlichkeiten der Frauen (a), der Männer (b), der Frauen und Männer (c: Säulen: Frauen, Linie: Männer).
337
Bülach-Füchsli (Gombay 1976) Bülach-Füchsli (Gombay 1976) Schleitheim-Hebsack (6.(6.Jh.) Schleitheim-Hebsack JH) Schleitheim-Hebsack (7.(7.Jh.) Schleitheim-Hebsack JH) Elgg (Langenegger (Langenegger1993) 1993) Berslingen SH(Kaufmann/Xirotiris (Kaufmann/Xirotiris 1991) Berslingen SH 1991)
1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80
Alter
1,0 0,9 0,8 0,7 0,6 0,5 0,4 0,3 0,2 0,1 0,0 0
5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80
Alter Abb. 213: Vergleich der Sterbewahrscheinlichkeiten der Frauen (a) und der Männer (b) mit anderen Gräberfeldern.
338
Anteil der über 60jährigen ist mit nur 3.1% gegenüber 8.3% im 7. Jahrhundert deutlich kleiner. Vergleicht man die beiden Geschlechter miteinander, so zeigen sich interessante Phänomene (Abb. 212c). Die Sterblichkeit der Männer des 7. Jahrhunderts hebt sich deutlich von derjenigen des 6. Jahrhunderts ab, während der Unterschied bei den Frauen nicht so deutlich ausfällt. Allein die 25–29jährigen Frauen zeigen ein höheres Sterberisiko als die Männer des 6. und 7. Jahrhunderts. Die Sterblichkeitskurve der Männer des 6. Jahrhunderts zeigt in den ersten vier Altersklassen (20–39jährige) tiefere Werte an, als jene der Frauen. Erst mit den 40–44jährigen Männern liegt die Kurve höher und setzt sich in den folgenden Altersklassen deutlich von der weiblichen Sterblichkeitskurve ab. Der Vergleich der Männer des 7. Jahrhunderts mit den Frauen zeigt einen geschlechtstypischen Kurvenverlauf und wird im allgemeinen mit einer höheren Gefährdung der Männer (von Geburt an) erklärt. Nur in den reproduktiven Jahren liegt die Sterblichkeit der Frauen über derjenigen der Männer.
Vergleich mit anderen Gräberfeldern Die Populationen des 6. und 7. Jahrhunderts sollen mit zeitgleichen Gräberfeldern2367 und einem zeitlich jüngeren Gräberfeld2368 verglichen werden (Abb. 213). Die Daten der Gräberfelder werden leicht modifiziert um eine Einheitlichkeit der Darstellung zu erreichen.2369 Bei den Frauen verlaufen die Sterblichkeitskurven in einem sehr engen Bereich (Abb. 213a). In den ersten zwei Altersklassen der 20–29jährigen treten die Frauen von Bülach mit einer erhöhten Sterblichkeit hervor, während die Frauen von Berslingen mit einer tiefen Sterblichkeit auffallen. In den folgenden zwei Altersklassen hebt sich Elgg durch eine erhöhte Sterblichkeit ab, während der Kurvenverlauf der anderen Gräberfelder sich kaum unterscheiden lässt. Bei den 40–59jährigen Frauen des 7. Jahrhunderts zeigt sich eine stark erhöhte Sterblichkeit. Die Verschlechterung der Lebensumstände im 7. Jahrhundert in Schleitheim zeigt sich also auch im Vergleich mit anderen Gräberfeldern. Schliesst man von den Sterblichkeitskurven auf die Lebensumstände, so hatten die Frauen von Schleitheim (7. Jahrhundert) die schlechtesten Voraussetzungen, gefolgt von den Frauen desselben Gräberfeldes im 6. Jahrhundert. Elgg nimmt eine Zwischenstellung ein, weil es einerseits durch eine hohe Sterblichkeit der 30–39jährigen geprägt ist, sonst aber eine tiefe Sterblichkeit aufweist. Berslingen zeigt einen sehr ähnlichen Kurvenverlauf auf wie Schleitheim, liegt aber deutlich unterhalb der Sterblichkeitskurven von Schleitheim. Bülach hebt sich abgesehen von 20–29jährigen Frauen mit einer sehr tiefen Sterblichkeit ab. Im Altersbereich der 50–79jährigen weisen Bülach und Elgg einen sehr ähnlichen Verlauf auf, während Berslingen und Schleitheim über den gesamten Altersbereich einen ähnlichen Kurvenverlauf zeigen. Ob sich hier «regionale» Muster abzeichnen ist fraglich. Bei den Männern unterscheidet sich die Schleitheimer Bevölkerung klar von den Referenzpopulationen (Abb. 213b). Die Sterblichkeit der Männer des 7. Jahrhunderts ist im Vergleich mit den Referenzserien leicht überhöht, während sich die Sterblichkeitskurve des 6. Jahrhunderts mit aller Deutlichkeit abhebt. Interessanterweise fallen die 20–29jährigen Männer noch nicht aus dem Rahmen. Betrachtet man den Altersbereich der 20–59jährigen, so zeigt sich folgende Sterblichkeitsabfolge: Schleitheim 6. Jahrhundert, Schleitheim 7. Jahrhundert, Elgg, Bülach und schliesslich Berslingen. Letzteres erstaunt durch eine sehr tiefe Sterblichkeit der 20–29jährigen Männer. Wiederum zeigen Bülach und Elgg einen sehr ähnlichen Sterblichkeitsverlauf. Wie oben erwähnt wäre
aber eine Interpretation als «regionales Muster» eine grobe Vereinfachung der wohl viel komplexeren Zusammenhänge zwischen Lebensbedingungen und Sterblichkeitsraten. Genauere Rückschlüsse auf Lebensumstände können wohl erst gezogen werden, wenn mehrere demographische und epidemiologische Parameter miteinander verglichen werden.
Rekonstruktion der Lebendbevölkerungen des 6. und 7. Jahrhunderts Die Sterblichkeitsstruktur stellt ein ausgezeichnetes Instrument dar, um Bevölkerungen und ihre Lebensbedingungen miteinander zu vergleichen. In den vorangegangenen Abschnitten haben wir bewusst immer von Gräberfeldbevölkerung gesprochen, da diese nicht der Lebendbevölkerung entspricht. Eine Gräberfeldbevölkerung entsteht im Laufe der Zeit aus den jährlichen Todesfällen der Lebendbevölkerung.2370 In einem gewissen Sinne stellt die Gräberfeldbevölkerung ein «umgekehrtes Abbild» der Lebendbevölkerung dar, d.h. die Alters- und Geschlechtergruppen, die auf dem Gräberfeld überrepräsentiert sind, fallen in der Lebendbevölkerung durch ihr «Fehlen» auf. Es sei hier nur an die Opfer des z.B. ersten Weltkrieges erinnert. Die durch den Krieg entstandenen Bevölkerungsverluste konnten noch während Jahrzehnten in den demographischen Alterspyramiden der Lebendbevölkerungen als Lücken festgestellt werden. Die Lebendbevölkerung Schleitheims sind die Menschen, die gleichzeitig in der Siedlung von Schleitheim gelebt hatten. Mit den Rekonstruktionen vergangener Lebendbevölkerungen betreten wir ein sehr hypothetisches Gebiet. Es muss in aller Deutlichkeit gesagt werden, dass die errechneten Individuenzahlen nur als hypothetische Grössen verstanden werden dürfen. Ebenso sind alle weiteren demographischen Berechnungen (Geburten usw.) nur als Richtgrössen zu verstehen.2371 Es müssen zu viele Annahmen gemacht werden, als dass die Berechnungen als verbindliche Resultate gelten dürfen.2372 Es interessieren uns folgende Bevölkerungsgruppen: Kinderzahl der Siedlungsbevölkerung, Anzahl der Frauen im fertilen Alter, durchschnittliche Kinderzahl pro Frau, durchschnittliche Geburtenzahl pro Jahr in der Siedlung, Anzahl der reproduktiven Paare, natürliche Wachstumsrate der Bevölkerung, Anteil der «arbeitsfähigen» Bevölkerung, Anteil der «alten» Bevölkerung. Bei einigen dieser Gruppierungen müssen wir auf Erfahrungswerte seitens der historischen Demographie oder der Ethnologie zurückgreifen, da uns vorerst der direkte Zugang zu den anthropologi-
schen Informationen aus methodischen Gründen verwehrt ist.2373 Wir können aufgrund von Sterbetafeln und der dort integrierten Funktion «Überlebende »2374 die Altersstruktur der Lebendbevölkerung rekonstruieren. Die Grösse der Lebendbevölkerung kann anhand der Formel von Gejvall2375 oder derjenigen von Ascadi/Nemeskéri2376 geschätzt werden:
P = K +
D . e00 t
Dabei bedeuten: Gesamtzahl der Verstorbenen (D), durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt e00, Belegdauer des Gräberfeldes (t), Korrekturfaktor (k) berücksichtigt eine bestimmte Abwanderung, Emigration und entspricht 10% der Bruchzahl. Um die Lebend- oder Siedlungsbevölkerung berechnen zu können, fehlen uns also noch zwei Grössen: die Gesamtzahl der Verstorbenen und die Lebenserwartung bei Geburt. Die Gesamtzahl2377 der auf dem Gräberfeld bestatteten Verstorbenen lässt sich am einfachsten berechnen, da man die ursprüngliche Grösse des Gräberfeldes in Schleitheim abschätzen2378 und so die fehlende Zahl an Gräbern berechnen kann.2379 Die Gesamtindividuenzahl des Gräberfeldes wird auf 1000–1100 Individuen geschätzt.2380 Im 5. Jahrhundert konnten wir nicht alle Gräber erfassen, wahrscheinlich betrug die Gesamtzahl der Bestattungen des 5. Jahrhunderts zw. 80 und 100 Gräber. Geht man davon aus, dass wir im 6. Jahrhundert 80% der Gräber erfasst haben,2381 so wurden im 6. Jahrhundert insgesamt ca. 370 Menschen auf dem Gräberfeld bestattet. So verbleiben für das 7. Jahrhundert ca. 630–650 Bestattungen. Die Bestattungen des 7. Jahrhunderts wären somit zu ca. 40% repräsentiert. Die zweite Unbekannte, die Lebenserwartung bei Geburt, lässt sich mittels der Sterbetafelfunktionen berechnen. Hier treffen wir aber auf ein Problem, welches durch den sehr kleinen Anteil an unter 5jährigen Kindern auf dem Gräberfeld verursacht wird. Für die gesamte Belegungszeit von 250 Jahren wurden nur 44 Kleinkinder, davon drei Säuglinge2382 auf dem Gräberfeld bestattet. Durch diesen sehr geringen Anteil an Kleinkindern erhält die Lebenserwartung bei Geburt einen zu hohen Wert. Hier spiegelt sich das sehr kontrovers diskutierte Problem des Säuglings- und Kleinkinderdefizits.2383 Diese Problematik soll hier nicht in aller Ausführlichkeit erörtert werden. Es soll nur soviel gesagt sein, dass die für die Schleitheimer Bevölkerung errechnete Säuglingssterbewahrscheinlichkeit einen siebenfach tieferen Wert aufweist als heutzutage in der Schweiz festgestellt wird.2384 Wir halten dies nicht für sehr rea339
Abb. 214: Demographische Schätzparameter des 6. Jahrhunderts.
Alle
listisch und gehen davon aus, dass Kleinkinder eine Sonderbestattung erhalten hatten. Die Säuglinge und Kleinkinder mussten an einer anderen Örtlichkeit bestattet worden sein. Diese Annahme wird durch die Bestattung eines Neonaten im Siedlungsareal von Schleitheim-Brüel bestätigt. Um die «ursprüngliche» Lebenserwartung bei Geburt richtig berechnen zu können, müssen wir zuerst abschätzen, wieviele Kleinkinder in Schleitheim in «Wirklichkeit» gestorben sind. Ebenso sollten die 5–9.9jährigen Kinder in einem bestimmten «natürlichen» Verhältnis zu den 10–14.9jährigen stehen.2385 Fehlende Säuglinge und Kleinkinder lassen sich anhand einer von Boquet und Masset2386 entwickelten Schätzformel berechnen. Dabei werden demograpische Beziehungen zwischen Lebenserwartung bei Geburt und dem Verhältnis bestimmter Altersgruppen zueinander ausgenutzt (Abb. 214).2387 Wir erhalten so für den Zeitraum des 6. Jahrhunderts (d.h. für ungefähr 80 Jahre) eine zusätzliche, nicht auf dem Gräberfeld bestattete Säuglingsanzahl von 186.38 und weitere 144.30 Kleinkinder. Da wir aber davon ausgehen, dass die Bestattungen des 6. Jahrhunderts nur zu 80% erfasst wurden, müssen diese geschätzten Zahlen um 20% erhöht werden, sodass wir auf 233.53 Säuglinge und 215.38 1–4.9jährige Kinder kommen. Diese Anzahl erscheint im Vergleich zu den bekannten Bestattungen (294 Individuen, resp. 367.5 wenn wir ebenfalls auf 100% ergänzen) erstaunlich hoch. Werden die berechneten Säuglings- und Kleinkinderzahlen durch den zugewiesenen Zeitraum von 80 Jahren dividiert, so wären dies jährlich durchschnittlich ca. drei Säuglings- und drei Kleinkindertodesfälle. Die geschätzten Zahlen scheinen also durchaus im Rahmen des Möglichen zu sein. Die zur Berechnung der Siedlungsbevölkerungszahl benötigte Kenntnis der Lebenserwartung sinkt durch die zusätzlich geschätzte Zahl von Säuglingen von ursprünglich 29.0 Jahre bei Geburt auf 14.3 Jahre2388 bei Geburt ab.2389
0–0.9 j. 1–4.9 j. 5–9.9 j.
e00
q
1 0
Ausgangssituation: unveränderte demographische Daten 294 0.44 28,01 47,66 29,0 0.0015
q
5 0
m
0.0968 n. bek.
Ergänzte demographische Daten (Kleinkinderdefizit berücksichtigt) 625.18 186.82 172.30 48.17 14,3 0.2988 0.5744 0.066 Differenz zwischen bekannten und geschätzten Kleinkinderzahlen 331.18 186.38 144.30 0.51
340
Lebendbevölkerung des 6. Jahrhunderts Mit der oben beschriebenen Formel von Ascádi und Nemeskéri lässt sich für das 6. Jahrhundert eine ständige Siedlungsbevölkerung von 146–154 Individuen berechnen.2390 Wir gehen von einer ständigen Einwohnerzahl von 150 Menschen aller Alterklassen aus.2391 Das Kleinkinderdefizit wurde berücksichtigt (Abb. 215a). Wir stehen einer Siedlungsbevölkerung mit einer fast ausgeglichenen Sexualproportion gegenüber. In der Siedlung leben 75.1 weibliche2392 und 74.9 männliche Bewohner.2393 Der Anteil der betagten Bevölkerung, d.h. der über 60jährigen ist mit 1.0 Frauen und 0.2 Männern verschwindend gering. 41 Frauen im Alter von 15–59 Jahren stehen 39 Männern der gleichen Altersgruppe gegenüber. 37 der 41 Frauen befinden sich in ihrer reproduktiven Lebensphase. Geht man davon aus, dass alle Personen im heiratsfähigen Alter sich mit einem Partner oder einer Partnerin verbunden hatten2394 und geht man ebenso von einer allgemeinen 10% Sterilität2395 aus, so kann man ca. 30–33 Paare als fruchtbar bezeichnen. Der Kinderanteil liegt mit 35 Mädchen und 35 Knaben bei 50% der Gesamtbevölkerung.2396 Wir haben es mit einer sehr kinderreichen Siedlung zu tun.2397 Wenn die Bevölkerung weder wachsen noch schrumpfen soll, muss jede Frau aufgrund der hohen Kleinkindersterblichkeit von 0.5744 durchschnittlich 9.3 Kinder gebären.2398 Beinahe ein Drittel dieser 9.3 Säuglinge überlebten das erste Lebensjahr nicht und nur gerade vier der Säuglinge erreichten das fünfte Lebensjahr. Nicht einmal drei Kinder würden das 15. Lebensjahr erlangen und damit in die reproduktive Phase eintreten. Würde man die reproduktive Phase der Frauen erst mit den 20jährigen beginnen lassen, so würde jede Frau durchschnittlich nur noch 8.2 Kinder auf die Welt bringen. Unter den gleichen Mortalitätsbedingungen würde die Bevölkerung in 100 Jahren auf eine Siedlungsgrösse von 88 Bewohnern schrumpfen. Wir wollen mit diesem Rechenbeispiel den modellhaften Charakter unserer Beschreibung noch einmal in Erinnerung rufen und ebenso auf die grosse Bedeutung der Dauer der reproduktiven Phase hinweisen. In der Mitte des 6. Jahrhunderts,2399 unter der Annahme einer stabilen Bevölkerungsgrösse, würden in der Siedlung jährlich 10.7 Kinder geboren werden, die gleiche Zahl an Menschen würde im gleichen Jahr versterben. 3.3 der 10.7 Neugeborenen würden noch im ersten Lebensjahr sterben. Bei einem Bevölkerungswachstum von 0.3% kämen 11.7 Säuglinge auf die Welt, wovon 3.6 Säuglinge noch im gleichen Jahr sterben würden. In einem Jahr gäbe es insgesamt 10.8 Todesfälle.2400
Schleitheim-Hebsack
Lebendbevölkerung
Lebendbevölkerung des 7. Jahrhunderts Alterspyramide der Lebendbevölkerung: 150 Individuen 95 Männer Frauen 90
Nach den oben aufgeführten Schätzungen scheint die Siedlungsbevölkerung ausgehend vom 6. 85 Jahrhundert innerhalb von ca. 100 Jahren auf 210 80 Einwohner im 7. Jahrhundert angewachsen zu 75 Männer (60–99jährig): sein (Abb. 215b). Dies entspricht einem beschei0.2 Männer 70 denen Bevölkerungswachstum2401 von 0.3%.2402 65 Die Sexualproportion dieser Bevölkerung hat 60 Männer sich nun zu Ungunsten der Frauen verschoben, es (15–59jährig): 55 38.7 Männer kommen nun 111.5 Männer auf 100 Frauen. Der 50 Anteil an betagten Menschen hat sich bei den 45 Frauen vermindert, es leben nun 1.2 Frauen, die 40 älter als 60 Jahre sind in der Siedlung. Der Anteil 35 der alten Männer ist von 0.2 im 6. Jahrhundert auf 30 1.1 Personen im 7. Jahrhundert angewachsen. 25 57.4 Frauen zwischen 15 und 59 Jahren stehen 20 68.8 Männern derselben Altersklassen gegenü15 ber. Es lebten 79.8 Kinder im Dorf, das entspricht 10 Kinder, Knaben einem Kinderanteil von 36% (6. Jh.: 50%). (0–14jährig): 34.8 5 Insgesamt dürften ca. 45–48 fruchtbare Paare in 0 der Siedlung gelebt haben. Die Säuglingssterbe20,0 10,0 0,0 10,0 0,0 20,0 wahrscheinlichkeit ist von 0.2988 im 6. JahrhunIndividuenzahl dert auf 0.1983 im 7. Jahrhundert abgesunken, d.h. im 7. Jahrhundert überlebt jeder fünfte SäugSchleitheim-Hebsack ling das erste Lebensalter nicht (im 6. Jahrhun- Schleitheim-Hebsack dert war es noch jeder 3. Säugling). Wenn jede Schleitheimer Frau durchschnittlich 5.3 Kinder Alterspyramide der Lebendbevölkerung: auf die Welt bringen würde, bliebe die Einwoh9595 Männer nerzahl der Siedlung konstant.2403 Bei durchMänner 9090 schnittlich 5.8 Kindern würde die Bevölkerung 8585 eine jährliche Wachstumsrate von 0.3% aufwei8080 sen. 7575 Männer (60–99jährig): In der Mitte des 7. Jahrhunderts,2404 unter der An1.1 Männer 7070 nahme eines Nullwachstumes, kämen 8.8 Säug6565 linge auf die Welt, wovon 1.9 der Neugeborenen 6060 Männer:15–59jährig): im ersten Lebensjahr schon sterben würden. Wür68.8 Männer 5555 de die Bevölkerung ein Wachstum von 0.3% auf5050 weisen, kämen 9.6 Kinder im Jahr auf die Welt. 4545 Zwei der Neugeborenen würden das erste Jahr 4040 nicht überleben. Im gleichen Zeitraum gäbe es in 3535 einem Jahr 8.9 Todesfälle. 3030
Frauen (60–99jährig): 1.0 Frauen
Frauen (15–59jährig): 40.5 Frauen
Frauen (15–49jährig): 37.0 Frauen (fruchtbare Phase)
Kinder, Mädchen (0–14jährig): 34.8
10,0 10,0
20,0 20,0
Lebendbevölkerung Lebendbevölkerung Seite
210 Individuen Frauen
Frauen (60–99jährig): 1.2 Frauen
Frauen (15–59jährig): 57.4 Frauen
Frauen (15-49jährig): 53.1 Frauen (fruchtbare Phase)
2525 2020
Siedlungsgrösse Donat und Ullrich2405 rechnen für das Frühmittelalter ungefähr mit 20–30 Menschen pro Gehöft. Im 6. Jahrhundert schätzten wir eine ständige Wohnbevölkerung von 150 Individuen, dies entspricht einer Siedlung von fünf bis acht Gehöften.2406 Im 7. Jahrhundert hat sich die Individuenzahl erhöht, wir gehen von einer Einwohnerzahl von 210 Menschen aus. Das setzt eine Siedlung von ca. sieben bis elf Gehöften voraus. Ausführlicher wird das Thema Siedlungsgrösse und Umwelt unten im Beitrag «Modellberechnungen zur agrarwirtschaftlichen Tragfähigkeit des Siedlungsraumes Schleitheim» besprochen.2407
1515 1010
Kinder, Knaben (0-14jährig): 39.9
Kinder, Mädchen (0-14jährig): 39.9
5 5 0 0
20,0 20,0 20,0
10,0 10,0
0,00,0 0,0
10,0 10,0 10,0
20,0 20,0 20,0
Individuenzahl
Seite Seite
Abb. 215: Lebendbevölkerung des 6. Jhs. (a), des 7. Jhs. (b).
341
Einige Gedanken zum Bevölkerungswachstum Würde sich die demographische Struktur der Bevölkerung des 7. Jahrhunderts nicht verändern und bestünde eine jährliche Wachstumsrate von 0.27%, so wäre die Schleitheimer Bevölkerung nach 600 Jahren, Mitte des 14. Jahrhunderts, auf fast 1040 Menschen angewachsen. Dies wäre ungefähr die Bevölkerungsgrösse, die der Siedlungsraum Schleitheim zu frühmittelalterlichen Bedingungen ernähren konnte. Nun treffen wir aber Mitte des 14. Jahrhunderts eine Bevölkerungsgrösse von ca. 380 Einwohnern an,2408 eine Grösse, die bereits nach etwas mehr als 200 Jahren erreicht wäre. Stark vereinfacht ausgedrückt: spätestens nach diesen 200 Jahren müsste man mit einer Abwanderungsbewegung seitens der Schleitheimer Bevölkerung rechnen, d.h. spätestens im 9. Jahrhundert setzte eine Abwanderungsbewegung ein. Aber wahrscheinlich trat diese bereits früher ein. Wir verstehen eine Abwanderung eher als einen kontinuierlichen Prozess, der nicht nur von einem Parameter ausgelöst wird. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird eine solche Bewegung von diversen Faktoren, wirtschaftlicher und kultureller Natur, beeinflusst. Würde z.B. alle zehn Jahre eine Gruppe von vier bis fünf Menschen abwandern, hätte Schleitheim nach ca. 600 Jahren bei einer Wachstumsrate von 0.27% eine Endbevölkerung von 380 Menschen. Damit wäre für das 14. Jahrhundert die Bevölkerungszahl, die uns angemessen scheint, durch konstantes Wachstum inklusive einer bestimmten Abwanderung erreicht. Es handelt sich hier um stark vereinfachte Schätzungen, die uns aber das ungefähre Ausmass des Bevölkerungswachstums und der daraus resultierenden Abwanderung veranschaulichen sollen.
Zusammenfassung Wir haben die Lebendbevölkerungen des 6. und 7. Jahrhunderts rekonstruiert. Zu diesem Zwecke musste die Lebenserwartung bei Geburt, resp. die Säuglingssterblichkeit berechnet werden. Für das 6. Jahrhundert lässt sich eine Bevölkerungsgrösse von 150 Einwohnern errechnen. Die neugeborenen Kinder unterlagen einer Säuglingssterblichkeit von 0.2988. Diese hohe Sterblichkeit machte eine hohe durchschnittliche Kinderzahl von 9.3 resp. 10.3 Kinder pro Frau notwendig, wenn die Bevölkerungsgrösse stabil oder sogar um 0.3% wachsen sollte. Diese hohe Säuglingssterblichkeit wird durch eine ungewöhnlich hohe Kindersterblichkeit im 6. Jahrhundert indiziert. Wir konnten zeigen, dass ungefähr 50 Kinder zwischen 5- und 11jährig «zusätzlich» verstarben. Diese hohe Kindersterblichkeit bringen wir z.B. 342
mit Missernten im 6. Jahrhundert in Zusammenhang.2409 Für das 7. Jahrhundert konnte eine Lebendbevölkerung von 210 Individuen geschätzt werden. Dies setzt ein jährliches Wachstum seit dem 6. Jahrhundert von 0.3% voraus. Die Bevölkerungsstruktur des 7. Jahrhunderts impliziert eine Säuglingssterblichkeit von 0.1983. Wenn jede Frau durchschnittlich 5.3 Kinder auf die Welt brachte, konnte die Schleitheimer Bevölkerung des 7. Jahrhunderts ihre Grösse konstant halten. Wir sind der Auffassung, dass die Säuglingssterblichkeit im 6. Jahrhundert aufgrund der hohen Kindersterblichkeit überschätzt wurde. Wenn man in der Projektionsmatrix des 6. Jahrhunderts versuchsweise die Sterbewahrscheinlichkeiten des 7. Jahrhunderts verwendet, kann die Bevölkerungsgrösse bei durchschnittlich 5.2 Geburten pro Frau stabil bleiben. Bei durchschnittlich 5.8 Geburten pro Frau würde die Bevölkerung bei konstanten Mortalitätsbedingungen in hundert Jahren auf 210 Einwohner anwachsen. Ebenso sind wir mit Dinkel2410 einer Meinung, dass die durchschnittliche Lebenserwartung bei Geburt einer Bevölkerung nicht unter 20 Jahre sinken sollte (6. Jahrhundert: 14.3 Jahre, 7. Jahrhundert: 25.2 Jahre), da sonst eine solche Bevölkerung augrund mangelnder Reprodutionschancen geringe Überlebenschancen hätte. Die Überschätzung der Säuglingssterblichkeit im 6. Jahrhundert geschieht aufgrund eines methodologischen Problemes. Skelettpopulationen können in der Paläodemographie in den meisten Fällen nur über grössere Zeiträume erfasst werden. Die so errechenbaren Sterbestrukturen werden logischerweise durch den grossen Zeitraum nivelliert. Bevölkerungskrisen erhalten auf diese Weise den Charakter eines «quasi alltäglichen Ereignisses», welches sich in den Sterblichkeitsstrukturen der betroffenen Bevölkerung ausdrückt. Die Reaktion der betroffenen Bevölkerung ist aber eine andere. Die Bevölkerung reagiert nicht wie dies durch die durchschnittliche paläodemographische Sterbestruktur impliziert wird, mit einer stetigen leicht erhöhten Konzeption. Die Reaktion geschieht in weitaus dynamischerer Form. Bevölkerungsverluste werden innerhalb weniger Jahre durch eine erhöhte Konzeption ausgeglichen. Anschliessend «kehrt» die Bevölkerung wieder zu ihrer bewährten Subsistenzstrategie zurück. Selbst die Verluste der Pest im Hoch- und Spätmittelalter, welche in der Grössenordnung von 25% und mehr lagen, wurden innerhalb von drei bis zwölf Jahren wieder ausgeglichen.2411 Bevölkerungen verfügen über ein hohes reproduktives Potential, das erst in Krisenjahren ausgereizt wird. Die Paläodemographie kann der Dynamik einer Bevölkerung noch nicht Rechnung tragen. Hier
besteht offensichtlich noch Forschungsbedarf. Soll aufgrund von Sterblichkeitsstrukturen präund historischer Bevölkerungen das Kleinkinderdefizit geschätzt werden, sollte auf jeden Fall die subadulte Sterbewahrscheinlichkeit analysiert werden. Zeigt die demographische Struktur eine starke Übersterblichkeit der Subadulten, sollte keine Schätzung des Kleinkinderdefizites vorgenommen werden.
Zähne (Karies, Schmelzhypoplasie, Abrasion und Zahnstein) untersucht werden, da diese von 57% aller Individuen geborgen wurden. Da wir die Gesundheitssituation der Bevölkerung rekonstruieren wollen, geben wir im Folgenden jeweils die Bevölkerungsanteile, die nicht von der Krankheit betroffen sind. Wir sprechen also von den Nicht-Betroffenen, resp. von der Nicht-Betroffenheit.2413
Gesundheitssituation einer Bevölkerung
Ernährungssituation
Für eine Rekonstruktion der Gesundheit einer prä- und historischen Bevölkerung, stellen die Skelette, die denkbar beste Informationsquelle dar. Jedes Skelett beinhaltet individuelle Informationen zur Gesundheit, Ernährung und Krankheit dieser Person. Unser Ziel ist es, durch systematisches Erfassen dieser Informationen, die Lebensumstände der Schleitheimer Bevölkerung zu rekonstruieren. Es werden jegliche Veränderungen, Ungewöhnlichkeiten am gesamten Knochenmaterial, die auf eine durchlebte Krankheit oder Stresssituation hinweisen, registriert. Diese Ergebnisse stellen die Grundlagen für eine Interpretation der Gesundheitssituation dar. Dabei wird nicht nur das Vorhandensein eines Krankheitssymptoms berücksichtigt, ebenso wichtig ist das Fehlen solcher Symptome. Wichtige Gesundheitsindikatoren sind z.B. auch diverse Mangelerscheinungen. Sie entstehen durch eine unzureichende oder einseitige Ernährung und verursachen spezifische Deformationen des Skelettes. Eine weitere Gruppe von Indikatoren stellen die Degenerationserscheinungen der Gelenke dar. Sie widerspiegeln unter anderem die Arbeitsbelastung eines Individuums. Die Forderung eines epidemiologischen Ansatzes ist für das Schleitheimer Gräberfeld besonders problematisch. Die erste Schwierigkeit liegt im schlechten Erhaltungszustand des Skelettmaterials (72% des Skelettmaterials ist schlecht oder sehr schlecht erhalten). So konnten z.B. die Wirbelsäulen nur selten untersucht werden, da diese meistens vollständig zerfallen waren. Die zweite Schwierigkeit besteht darin, dass nicht grundsätzlich alles anthropologische Material aufbewahrt wurde. So entstanden Lücken im Skelettmaterial, die eine Auswertung empfindlich stören. Diese Lücken müssen in den verschiedenen Fragestellungen berücksichtigt werden. Die dritte Schwierigkeit liegt darin, dass sich die Ausgrabung auf mehrere Etappen2412 mit unterschiedlichen Bearbeitern aufteilt und so eine einheitliche Datenerfassung gewisse Schwierigkeiten beinhaltet. Epidemiologisch können eigentlich nur die
An erster Stelle wollen wir auf die Ernährung, als eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Gesundheit resp. Krankheit eingehen. Pfister2414 weist explizit auf den Zusammenhang zwischen dem Proteinmangel der menschlichen Ernährung im Spätwinter und Frühling und dem saisonalen Sterblichkeitsmaximum hin. So ist Hunger als Todesursache selten, da ein Mensch zuvor an einer Erkrankung vor allem des Magen-Darm-Traktes2415 zugrunde geht. Die Qualität der Ernährung einer Bevölkerung lässt sich anhand verschiedener Mangelerscheinungen am Skelett unter unterschiedlichen Aspekten untersuchen. So zeigt z.B. das Augenhöhlendach spezifische Veränderungen, die z.T. auf Eisenmangel zurückgehen. Ernährungsdefizite (Stress) in der Kindheit hinterlassen ihre Spuren an den Zähnen, als sogenannte transversale Schmelzhypoplasien. Ebenfalls wird die Körperhöhe durch ein Ernährungsdefizit beeinträchtigt. Ein weiteres Merkmal stellt die Zahnkaries dar. Sie wird unter anderem als Indikator einer kohlenhydratreichen Ernährung interpretiert. Anhand dieser Merkmale lässt sich die Qualität der Grundernährung einer Bevölkerung tendenziell erfassen. Liegt eine zeitlich differenzierbare Bestattungsabfolge vor, lassen sich die Bevölkerungsgruppen in zeitlicher Abhängigkeit untersuchen. Weitere interessante Fragen ergeben sich durch unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, wie den Frauen oder den Männern, reich oder arm (Beigabenreichtum). Zeigen sich Unterschiede zwischen den Bestattungen aus der Kirche St. Maria und dem Gräberfeld? Wie verhalten sich die Merkmale in Abhängigkeit vom Alter? Gibt es Zusammenhänge zwischen den Merkmalen, wie z.B. negative Korrelation zwischen der Körperhöhe und der Häufigkeit der Hypoplasie?
Cribra orbitalia Unter der Cribra orbitalia versteht man eine siebartige Perforation des Augenhöhlendaches. Diese Eisenmangel-Anämie ist eine weitverbreitete Erscheinung und betrifft vor allem Kinder 343
100
Frau
Mann
100
Frau
Mann
80
75
60 50 40 25
20 0
0 20-29
30-39
40-49
50-59
60-69
Altersklassen
Abb. 216 (links) : Altersspezifische Häufigkeitsverteilung der Cribra orbitalia. Abb. 217 (rechts): Häufigkeitsverteilung der Cribra orbitalia.
344
(Wachstum bedingt einen höheren Eisenbedarf) und menstruierende Frauen (Eisenverluste durch die Menstruationsblutungen). Eine vorwiegend vegetarische Ernährung kann unter Umständen den Eisenbedarf nicht abdecken. Dieses Problem tritt bei Wechselkost seltener auf. Am besten lässt sich das Eisen aus Fleisch (20–30%) resorbieren, bei vegetarischen Produkten und Milchprodukten beträgt die Resorption2416 nur ca. 1–5%. Im weiteren werden auch chronische Infektionen und chronischer Proteinmangel als Verursacher der Cribra orbitalia in Betracht gezogen. Es handelt sich also um sehr komplexe Zusammenhänge, die direkte Rückschlüsse nicht zulassen. Trotzdem beinhaltet die Veränderung des Augenhöhlendaches eine Information im Sinne eines Stressindikators (Abb. 216). Insgesamt konnten von 73 Frauen und 67 Männern die Augenhöhlen untersucht werden. Total waren 76% der Bevölkerung nicht von dieser Mangelerscheinung betroffen. Vergleicht man diesen Wert mit der 42% Nicht-Betroffenheit der Bevölkerung des Gräberfeldes von Neresheim,2417 so scheint die Schleitheimer Bevölkerung einem geringeren Stresspotential ausgesetzt gewesen zu sein. Bei den Frauen sind 82% und bei den Männern 69% ohne Veränderung der Orbita. Es ist erstaunlich, dass die Frauen eine höhere Nicht-Betroffenenheit zeigen, als die Männer, umso mehr die Frauen durch die Menstruation einen grösseren Eisenbedarf haben. Für das Gräberfeld von Neresheim scheint sich aber dasselbe Phänomen abzuzeichnen. Gliedert man die Individuen nach Altersklassen, zeigt sich, dass mit Ausnahme der 60–69jährigen Frauen alle restlichen Altersklassen der Frauen schwächer betroffen sind als die Männer.2418 Besonders stark betroffen sind die 20–29jährigen und 40–49jährigen Männer. Bei den Frauen lässt sich mit zunehmendem Alter eine Verstärkung der Nicht-Betroffenheit erkennen, bei den Männern zeigt sich diese Tendenz nicht.
5. JH Jh. 5.
6. Jh. JH Jahrhundert
7. 7. Jh. JH
Aus dem 5. Jahrhundert kennen wir sieben Frauen, die alle keine Veränderung des Augendaches aufweisen (100% Nicht-Betroffene) (Abb. 217). Die Männer sind mit nur vier Individuen vertreten, von denen zwei keine Veränderung der Orbita aufweisen (50% Nicht-Betroffenheit). Beide Gruppen können nicht zu statistischen Aussagen verwendet werden. Das 6. Jahrhundert ist zahlenmässig bei den Frauen und bei den Männern gut vertreten.2419 Bei den Frauen sind 84.2% frei von Cribra orbitalia, bei den Männern liegt der Anteil der Nicht-Betroffenen bei 67.6%. Im 7. Jahrhundert sind 75.0% der Frauen und 72.4% der Männer frei von Cribra orbitalia. Die zwei männlichen Individuen,2420 die in der Kirche St. Maria bestattet worden sind, passen gut in die aufgezeigten Umstände. Beide weisen keine Veränderungen der Augenhöhlen auf. Da es sich bei Bestattungen in Kirchen meist um privilegierte Gruppen handelt,2421 erstaunt dieser Befund nicht weiter. Interessant ist die gegenläufige Tendenz, die sich bei den Geschlechtern abzeichnet. Bei den Frauen nimmt der Anteil der Nicht-Betroffenen im Verlauf der Zeit ab. Nach den Augenhöhlen zu urteilen, hat sich bei den Frauen die Belastung (Stresssituation) verstärkt. Bei den Männern sehen wir den umgekehrten Verlauf, eine Vergrösserung des Anteils der Nicht-Betroffenen. Im 7. Jahrhundert liegt die Häufigkeit der Nicht-Betroffenen für beide Geschlechter ähnlich hoch.2422 Stark vereinfacht ausgedrückt, scheint sich die Ernährungssituation der Frauen demnach im Laufe der Zeit zu verschlechtern, diejenige der Männer verbessert sich. Im 7. Jahrhundert scheinen beide Geschlechter von ähnlichen Voraussetzungen profitiert zu haben.
Transversale und punktförmige Schmelzhypoplasien Unter den transversalen und punktförmigen Schmelzhypoplasien versteht man Mineralisationsstörungen des Zahnschmelzes. Wie der Name «transversal» und «punktförmig» beschreibt, handelt es sich dabei um rillen- oder grübchenförmige Einsparungen im Zahnschmelz. Die Defekte werden während des Zahnwachstums gebildet und betreffen sowohl Milch- wie Dauergebiss. Auch bei diesem Krankheitsbild sind die Ursachen noch nicht vollständig geklärt, man geht von Proteinmangelernährung aus.2423 Dabei sind die Kinder sehr viel anfälliger, da sie bedingt durch das Grössenwachstum einen ungefähr doppelt so hohen Proteinbedarf haben. Caselitz diskutiert vor allem einen Mangel an Vitamin A und D.2424 Die Schmelzhypoplasien2425 sollen nun bei 249 Individuen mit insgesamt 4593 Zähnen untersucht werden. In der Beobachtung wurden Oberund Unterkiefer, linke und rechte Seite unterschieden, aber Schneidezähne, Prämolar und Molar werden als je eine Einheit zusammengefasst. Die 32 Zähne eines Gebisses werden auf 16 Merkmale (=Einheiten) reduziert. Schmelzhypoplasien konnten bei 697 Einheiten beobachtet werden. Dies entspricht 26.6% aller 2622 Zahneinheiten. Die Altersverteilung zeigt mit zunehmendem Alter eine steigende Nicht-Betroffenheit bei der weiblichen Bevölkerung (Abb. 218). Bei den Männern zeigt sich keine klare Tendenz. Die 20–29jährigen Frauen zeigen eine Nicht-Betroffenheit von 71.2%, bei den 30–39jährigen sinkt diese auf 69.9%. In den folgenden zwei Lebensdekaden erhöht sie sich von 74.5% auf 85.3%. Die 50–59jährigen Frauen zeigen damit die höchste Nicht-Betroffenheit. Mit den 60–69jährigen Frauen sinkt der Anteil auf 81.9%. Die Nicht-Betroffenheit der männlichen Bevölkerung zeigt eine regelmässigere Verteilung; ihre Werte variieren von 67–71%. Eine Ausnahme bilden die 40–49jährigen mit einer Nicht-Betroffenheit von 78.7%. Erstaunlich ist, dass bei beiden Geschlechtern die tiefste Nicht-Betroffenheit in derselben Altersgruppe, den 30–39jährigen auftritt. Eine Kumulation der Nicht-Betroffenheit im Alter sollte eigentlich nicht auftreten, da die Schmelzhypoplasie in einem bestimmten Lebensabschnitt während der Zahngenese gebildet wird. Es kommen verschiedene Möglichkeiten als Erklärung in Betracht. Möglicherweise besteht ein statistischer Zusammenhang zwischen der Hypoplasiehäufigkeit und der durchschnittlichen Anzahl der Zahneinheiten. Je geringer diese Anzahl ist, desto grösser die Wahrscheinlichkeit ein Gebiss ohne Hypoplasie vorzufinden. Ein
Frauen Frau (durchschn. Zahneinheit)
Männer Mann (durchschn. Zahneinheit)
100
18 16
75
14
13,7 12,3
12,1 10,8
12 10,5
50 8,4
9,2
9,5
8,5
7,2
10 8 6
25
4 2
0
0 20-29
30-39
40-49 Altersklassen
solcher Zusammenhang zeigt sich aber weder für Frauen, noch für Männer. Eine weitere Erklärungsmöglichkeit liegt darin, dass hypoplasiegeschädigte Zähne anfälliger auf Karies sind. Diese Zähne gehen durch den kariösen Zerstörungsprozess verloren, wodurch eine altersabhängige Kumulation hypoplasiefreier Zähne aufgezeigt wird; oder Menschen ohne Schmelzhypoplasie besitzen einen Fitnessvorsprung (höhere Vitalität) und leben dementsprechend länger. Das 5. Jahrhundert ist durch 23 Frauen und sechs Männer vertreten, eine statistische Aussage lässt sich nur von der weiblichen Stichprobe erwarten. Als Trend kann die männliche Stichprobe trotzdem zur Kenntnis genommen werden. Das 6. Jahrhundert ist mit 72 Frauen und 57 Männern gut repräsentiert. Das 7. Jahrhundert kann statistisch ebenfalls berücksichtigt werden. Die Stichprobe beträgt 41 Frauen und 50 Männer. Im 5. Jahrhundert weisen 79.2% aller Zahneinheiten der Frauen keine Ausprägung der Schmelzhypoplasie auf (Abb. 219). Im 6. Jahrhundert sinkt ihr Anteil auf 72.7% ab und steigt im 7. Jahrhundert auf 76.3% an. Bei den Männern zeigt sich eine ähnliche Tendenz. Im 5. Jahrhundert sind 80
Frau
Mann
6. 6. Jh. JH Jahrhundert
7. JH Jh. 7.
50-59
60-69
Abb. 218: Altersgliederung der Schmelzhypoplasie.
Abb. 219: Diachrone Häufigkeitsverteilung der Schmelzhypoplasie.
76 72 68 64
5.5.Jh. JH
345
Abb. 220: Nicht-Betroffenheit durch Karies nach Altersklassen und Geschlecht.
100 Frau
96
Mann
92 88 84
Vereinfacht ausgedrückt waren beide Bevölkerungsgruppen im 6. Jahrhundert einem grösseren «Ernährungsstress» ausgesetzt. Im 7. Jahrhundert muss sich die Ernährungssituation bei den Frauen leicht verbessert haben, während bei den Männern keine Verbesserung angezeigt wird.
80 76
Karies
72 68 20-29
30-39
40-49
50-59
60-69
Altersklassen
5.–7. Jh. 5. Jh. 6. Jh. 7. Jh.
142 24 73 45
2469 441 1350 678
229 36 137 56
9,3% 8,2% 10,1% 8,3%
90,7% 91,8% 89,9% 91,7%
5.–7. Jh. 5. Jh. 6. Jh. 7. Jh.
116 6 61 49
2245 169 1311 765
211 7 127 77
9,4% 4,1% 9,7% 10,1%
90,6% 95,9% 90,3% 89,9%
Abb. 221 (oben): Anteil der kariösen Zähne bei weiblichen und männlichen Individuen.
98 Frau
Mann
96 94 92 90 88 86 5. Jh. JH
Abb. 222: Nicht-Betroffenheit durch Karies bezüglich der drei Zeithorizonte für Frauen und Männer.
346
6. JH Jh. 6. Jahrhundert
7. Jh. JH
74.4% aller Zahneinheiten nicht von der Hypoplasie betroffen, im 6. Jahrhundert sinkt ihr Anteil auf 71.4% ab und im 7. Jahrhundert liegt der Anteil bei 71.9%. Die weibliche Bevölkerung hat über den gesamten Zeitraum den grösseren Anteil an nicht betroffenen Individuen. Im 6. Jahrhundert ist dieser Unterschied aber nur geringfügig ausgebildet (1.3%). Während bei den Frauen im 7. Jahrhundert die Nicht-Betroffenheit wieder zunimmt, bleibt sie bei den Männern auf gleichem Niveau.
Die Karies wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass vor allem die Mundflora und die Ernährung eine wesentliche Rolle spielen, hingegen der genetische Einfluss geringer ist, als im allgemeinen angenommen wurde.2426 Eine kohlenhydratreiche Ernährung fördert die Kariesbildung, da in ihr Saccharose enthalten ist, die von Bakterien (vor allem Streptococcen) zu Milchsäure vergoren wird und eine kariogene Wirkung besitzt. Hingegen fördert eine eiweissreiche Nahrung (Milchprodukte, Fleisch etc.) die Karies nicht. Bis jetzt wurde nur «vollwertige» Ernährung auf ihren Kohlenhydrat- oder Eiweissanteil hin berücksichtigt, Mangelernährung besitzt aber ebenfalls eine kariogene Wirkung. So führt ein Mangel der Vitamine A, C, und D zu Störungen der Zahnschmelzbildung. Diese wiederum bilden Schwachstellen im Schmelz und können eine Karies indizieren. Als ein zusätzlicher Faktor beeinflusst auch der Fluorgehalt des Grundwassers die Kariesbildung.2427 Insgesamt wurden 5154 Zähne von 258 Individuen untersucht. 440 Zähne weisen einen kariösen Defekt auf, das entspricht einer Häufigkeit von 9.3%, bzw. eine 90.7% Nicht-Betroffenheit. Gliedert man die Nicht-Betroffenheit durch Karies nach den Altersklassen, tritt die Altersabhängigkeit dieser Krankheit klar hervor (Abb. 220). Die 20–29jährige zeigen eine Nicht-Betroffenheit von 95.0% bzw. 94.4%. Die Nicht-Betroffenheit nimmt in den folgenden Altersklassen stetig ab. Die 50–59jährigen Männer zeigen eine NichtBetroffenheit von 81.1% und die 60–69jährigen Frauen eine solche von 74.8%. Schlussfolgerung: Will man anhand der Karies Rückschlüsse auf die Grundernährung einer Bevölkerung ziehen, muss deren Altersstruktur mitberücksichtigt werden. Bei 142 Frauen wurden 2698 Zähne untersucht, davon waren 229 Zähne kariös. Der Kariesbefall liegt bei den Frauen damit gesamthaft bei 9.3%, bzw. zeigt eine Nicht-Betroffenheit von 90.7% (Abb. 221). Das 5. Jahrhundert kann mit 24 Individuen statistisch berücksichtigt werden. Das 6. Jahrhundert ist mit 73 Individuen sehr gut vertreten, das 7. Jahrhundert mit 45 Frauen kann ebenfalls berücksichtigt werden.
Von 116 Männern wurden 2456 Zähne untersucht, 9.4% waren kariös geschädigt, bzw. die Nicht-Betroffenheit beträgt 89.6% (Abb. 221). Das 5. Jahrhundert wird durch sechs Männer repräsentiert. Für das 6. Jahrhundert, bzw. 7. Jahrhundert mit 61 bzw. 49 Individuen lassen sich statistisch zulässige Folgerungen ziehen. Die weibliche Bevölkerung zeigt im 5. und 7. Jahrhundert eine relative hohe Nicht-Betroffenheit von 91.8%, bzw. 91.7%, im 6. Jahrhundert liegt die Nicht-Betroffenheit bei 89.9% (Abb. 222). Bei den Männern kann das 5. Jahrhundert nicht berücksichtigt werden. Im 6. Jahrhundert liegt die Nicht-Betroffenheit bei 90.3% und sinkt im 7. Jahrhundert geringfügig auf 89.9% ab. Es zeigt sich eine deutlich parallel verlaufende Tendenz zwischen Schmelzhypoplasie und Karies. Im 5. Jahrhundert lässt sich diese Tendenz noch nicht erkennen. Im 6. Jahrhundert liegt die Nicht-Betroffenheit bezüglich Karies bei Frauen und Männern nahe beieinander; das gleiche gilt für die Hypoplasie. Im 7. Jahrhundert erhöht sich bei den Frauen die Nicht-Betroffenheit der Karies, während bei den Männern eine Stagnation zu verzeichnen ist. Für die Schmelzhypoplasie zeichnet sich dieselbe geschlechtsspezifische Tendenz ab. Der in der Ursachenbeschreibung erwähnte kausale Zusammenhang scheint sich klar ausgewirkt zu haben: Zähne die durch Hypoplasie geschädigt sind, besitzen eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Karies.2428 Vergleicht man Schleitheim mit den Karieswerten von umliegenden Gräberfeldern aus der Schweiz und dem süddeutschen Raum, zeigt sich, dass Schleitheim an der oberen Grenze der NichtBetroffenheit liegt. Bei Schleitheim und Neresheim treten keine geschlechtsspezifischen Unterschiede auf, während in Kirchheim/Ries und Donzdorf die männliche Population eine geringere Nicht-Betroffenheit aufweist. Bei Sontheim zeigen hingegen die Zähne der weiblichen Bevölkerung eine tiefere Nicht-Betroffenheit.
Körperhöhe Die Körperhöhe gilt ebenfalls als Indikator für allgemeine Nahrungsmängel.2429 Sie ist zu über 90% genetisch determiniert, die restlichen Anteile werden vor allem durch die Ernährung und andere Umwelteinflüsse bestimmt.2430 Die Körperhöhe lässt sich anhand der Länge der Extremitätenknochen errechnen.2431 Untersuchungen im süddeutschen Raum ergeben für Frauen im 6. und 7. Jahrhundert eine Zunahme und im 8. Jahrhundert eine leichte Abnahme der Körperhöhe. Für die Männer zeigt sich der gegenläufige Trend, eine Körperhöhenabnahme im 6. und 7. Jahrhun-
Abb. 223: Körperhöhe nach Geschlecht und Jahrhundert (Werte in cm).
5.–7. Jh. 5. Jh. 6. Jh. 7. Jh.
164 29 78 57
142.2 156.1 142.2 151.6
171.2 167.3 171.2 170.5
161.4 161.6 161.7 161.0
5.–7. Jh. 5. Jh. 6. Jh. 7. Jh.
127 9 68 50
160.4 163.4 160.4 163.2
180.4 177.0 180.4 177.9
170.2 171.2 170.1 170.2
dert und eine leichte Zunahme im 8. Jahrhundert (Abb. 223). Die für den süddeutschen Raum festgestellten Tendenzen lassen sich für Schleitheim nicht nachvollziehen. Die Körperhöhe vergrössert sich bei den Frauen vom 5. in das 6. Jahrhundert nur geringfügig (Zunahme um 0.1 cm) und vom 6. in das 7. Jahrhundert verringert sich die Körperhöhe um 0.7 cm. Diese Differenzen lassen sich aber vernachlässigen. Bei den Männern zeigen sich keine nennenswerten Veränderungen. Vergleicht man die Körperhöhe der Schleitheimer Bevölkerung mit den Werten aus dem süddeutschen Raum und der Schweiz, so passt sich Schleitheim gut in die geographischen Gegebenheiten ein. Die Frauen sind durchschnittlich 10 cm kleiner als die Männer. Die durchschnittliche Körperhöhe der Frauen beträgt ca. 162 cm, diejenige der Männer 172 cm. Die Frauen des Gräberfeldes von Elgg entsprechen diesen Durchschnittswerten, während die Männer bereits ein wenig kleiner sind. Dies entspricht aber durchaus dem bekannten Nord–Süd-Gefäll, welches mit einer Abnahme der Körperhöhe verbunden ist.2432
Soziale Gliederung und Gesundheit Grabbeigaben, wie Gebrauchsgegenstände des Alltags, Trachtbestandteile, Schmuck oder Waffen, die einem Toten für sein Weiterleben im Jenseits mitgegeben wurden, ermöglichen eine soziale Aufgliederung. Dabei wird der Beigabenreichtum als Massstab genommen. Uns interessiert nun, inwieweit sich ein Zusammenhang zwischen sozialem Status und Gesundheit nachweisen lässt. Dabei muss der Begriff «sozialer Status» mit einer gewissen Vorsicht behandelt werden, da die alamannische Gesellschaft durch eine hohe soziale Mobilität ausgezeichnet war.2433 Es kann folglich nicht selbstverständlich angenommen werden, dass eine mit reichen Beigaben ausgestatteten Person von Kindheit an ohne materielle Schwierigkeiten gelebt hat. Zweitens sind Themen wie Besitztum, soziale Gliederung und 347
Gesundheit sehr komplexe Bereiche, die selten durch einfache kausale Zusammenhänge begreifbar sind. Da die Gruppen A1 der Schleitheimer Bevölkerung nur 11%, B1 nur 8% und C nur 2% (fünf Frauen und zwei Männer) betragen, müssen diese aus statistischen Gründen zusammengefasst werden. Es fallen die Gruppen A1 und A2, sowie die Gruppen B1, B2 und C zusammen. Es wird also die Unterscheidung: Gräber ohne oder mit bescheidenen Beigaben (A) sowie Gräber mit reichen Beigaben (B/C) getroffen. Ebenfalls aus statistischen Gründen können die Separatgruppen des Gräberfeldes und die Kirchengruppe nicht für sich allein erfasst werden. Wir betrachten die diachronen Entwicklungen innerhalb der sozialen Gruppen und anschliessend die Unterschiede zwischen den sozialen Gruppen. In den folgenden Histogrammen werden die einzelnen Parameter dargestellt, wobei die Linien jeweils die Individuenzahlen der einzelnen Gruppen anzeigen (abs. Frauen, abs. Männer). Ordnet man die Parameter gruppenweise in chronologischer Reihenfolge, so zeigen drei der fünf Parameter bei drei der vier sozialen Gruppen (beide Gruppen der Männer und Gruppe A der Frauen) gleiche positive Trendentwicklungen. Bei den Parametern handelt es sich um die Cribra orbitaAbb. 224a
Abb. 224: Gleichgerichtete diachrone Tendenzen innerhalb der sozialen Gruppen: (a) weibliche und (b) männliche Bevölkerungen.
5. JH (Frauen) 40
6. JH (Frauen) 100
7. JH (Frauen)
81
87
87,9
80
35
75,5
5. JH (Frauen: abs.)
74,2 71,1
6. JH (Frauen: abs.) 7. JH (Frauen: abs.)
30
63,1
62,5
25
20
15 22,8
24,4
25,6
25 20,1 19,4
10
5
0 Cribra orb. (A)
Hypoplasie (A)
Lebenserw. (A)
Cribra orb. (B/C)
Hypoplasie (B/C)
Lebenserw. (B/C)
Parameter Abb. 224b
Seite 1
30 81,8
79,2
87,7
5. JH (nicht berücksichtigt)
74,8
25
6. JH (Männer)
69,2
7. JH (Männer)
64
66,7
5. JH (Männer: abs.) 20
6. JH (Männer: abs.) 7. JH (Männer: abs.)
50 15
10
26,3 20,9
20,9
22,9
5
0 Cribra orb. (A)
Hypoplasie (A)
Lebenserw. (A)
Cribra orb. (B/C) Parameter
348
Seite 1
Hypoplasie (B/C)
Lebenserw. (B/C)
lia, die Schmelzhypoplasie (in der Abbildung als Hypoplasie bezeichnet) und die Lebenserwartung der 20jährigen. Die Frauen der Gruppe A zeigen für die Zeitabschnitte des 5.–6.und 7. Jahrhunderts eine positive Entwicklung für die drei erwähnten Parameter. Die sozial höher stehende Gruppe B/C hingegen weist gerade die umgekehrte Tendenz auf. Bei dieser Gruppe geben die Parameter einen negativen Trend an (Abb. 224a). Das 5. Jahrhundert erweist sich als schwierige Ausgangslage für die Frauen der Gruppe A. Die Frauen zeigen in der Schmelzhypoplasie (A: 71.1%, B/C: 87.9%), in der Lebenserwartung (A: 22.8, B/C: 25.0) und der Körperhöhe (A: 161.6 cm, B/C: 161.8cm) tiefere Werte als Gruppe B/C. Im 6. Jahrhundert zeigen die beiden sozialen Gruppen z.T. ähnliche Werte: Schmelzhypoplasie (A: 74.2%, B/C: 75.2%) und z.T. liegen die Werte der Gruppe A über den Werten der Gruppe B/C: Cribra orbitalia (A: 87.0%, B/C: 80.0%) und in der Lebenserwartung (A: 24.4, B/C: 20.1). Die mittlere Körperhöhe der Gruppe Aliegt unter dem Durchschnittswert der Gruppe B/C (A: 161.1 cm, B/C: 162.2 cm). Die Gruppe A scheint bereits von günstigeren Lebensumständen profitieren zu können. Im 7. Jahrhundert verschlechtern sich die Parameter der Gruppe B/C noch weiter. Die Gruppe A zeigt sowohl in der Cribra (A: 100%, B/C: 62.5%), in der Schmelzhypoplasie (A: 81.0%, B/C: 63.1%) wie auch in der Lebenserwartung (A: 25.6, B/C: 19.4) höhere Werte. Besonders drastisch fällt der Unterschied in der Lebenserwartung aus: die Differenz beträgt 6.2 Jahre, diese Tendenz zeichnet sich bereits im 6. Jahrhundert ab. Nur die Körperhöhe der Gruppe B/C zeigt weiterhin einen höheren Wert als die der Gruppe A (A: 160.4 cm, 161.6 B/C: cm). Dies lässt die Körperhöhe als ein unabhängiges Merkmal erscheinen, welche von Faktoren einer übergeordneten Ebene beeinflusst werden. Inwieweit die sehr tiefe Lebenserwartung der Gruppe B/C im 6. und 7. Jahrhundert ausschliesslich auf die sich verschlechternden Lebensumstände zurückzuführen ist, muss offen bleiben. Die männlichen Stichproben des 5. Jahrhunderts können nicht berücksichtigt werden, da diese zu klein sind. Beide sozialen Gruppen der Männer zeigen bei allen Parametern, mit Ausnahme der Cribra orbitalia der Gruppe B/C, eine positive Tendenz (Abb. 224b). Im 6. Jahrhundert zeigen beide sozialen Gruppen für die Cribra eine ähnliche Nicht-Betroffenheit (A: 64.0%, B/C: 66.7%). Ebenso weisen beide Gruppen dieselben Werte für die Lebenserwartung (A: 20.6, B/C: 20.6) auf, welche mit 20.6 Jahren sehr tief liegt. Für die Schmelzhypoplasie
weist die Gruppe B/C den höheren Wert auf (A: 69.2%, B/C: 79.2%). Nur die durchschnittliche Körperhöhe der Gruppe A überragt mit 0.9 cm die der Gruppe B/C (A: 169.9 cm, B/C: 169.0 cm). Interpretiert man eine tiefe Kariesintensität als Anzeichen für proteinreiche Nahrung, so hatte die Gruppe B/C im 6. Jahrhundert eher Zugang zu tierischen Nahrungsmitteln (A: 10.3, B/C: 6.1%). Werden alle Parameter berücksichtigt, scheint die Gruppe B/C von günstigeren Lebensumständen profitiert zu haben. Im 7. Jahrhundert erhöht sich die Nicht-Betroffenheit für Cribra orbitalia der Gruppe A, gleichzeitig sinkt die Nicht-Betroffenheit der Gruppe B/C (A: 81.8%, B/C: 50%). Die Gruppe B/C wird durch eine kleine Stichprobe repräsentiert. Bei der Hypoplasie bleibt die Sachlage unverändert, nur liegt die Nicht-Betroffenheit bei beiden Gruppen höher (A: 74.8%, B/C: 87.7%). Die Körperhöhe der Gruppe A erhöht sich geringfügig im Vergleich zum 6. Jahrhundert, die Gruppe B/C zeigt hingegen eine starke Zunahme von 2.4 cm und überragt damit die Gruppe A (A: 169.9 cm, B/C: 171.4 cm). Die Lebenserwartung erhöht sich für beide Gruppen, nur zeigt die Gruppe A eine Erhöhung um 5.4 Jahre, während die Gruppe B/C eine solche von 2.0 Jahren aufweist (A: 26.3, B/C: 22.9). Es zeichnet sich damit im 7. Jahrhundert für beide Gruppen eine Verbesserung der Lebensumstände ab. Diese scheinen aber für die Gruppe A günstiger auszufallen. Die Körperhöhe scheint sich bei den Frauen unabhängig von den drei anderen Parametern zu verändern. Sie zeigt für die weibliche Bevölkerung der Gruppe A eine geringe aber kontinuierliche Abnahme, was im Gegensatz zu den positiven Tendenzen der Parameter dieser Gruppe steht. Die Gruppe B/C zeigt anfänglich eine Steigerung der Körperhöhe vom 5. ins 6. Jahrhundert. Diese fällt im 7. Jahrhundert aber unter das Niveau des 5. Jahrhunderts; insofern lässt sich auch für diese Bevölkerungsgruppe eher eine negative Tendenz postulieren. Die Männer der Gruppe A zeigen im 6. und 7. Jahrhundert beinahe dieselben Durchschnittswerte. Die Gruppe B/C zeigt eine klare Zunahme der Körperhöhe vom 6. zum 7. Jahrhundert. Es lässt sich also für beide sozialen Gruppen eine positive Tendenz annehmen. Damit liegt die Körperhöhe in allen Teilbevölkerungen der Gruppe A tiefer, als in den entsprechenden Teilbevölkerungen der Gruppe B/C, mit Ausnahme der Männer des 6. Jahrhunderts. Die Körperhöhe scheint sich unabhängig von den drei Parametern zu verändern. Dies steht im logischen Kontext, wonach die Körperhöhe zu 90% von Umweltfaktoren und Vererbung bestimmt wird und nur zu 10% von der Ernährung.
Interpretiert man die Kariesintensität von der Prämisse tiefe Karies gleich hoher Proteinanteil in der Grundnahrung, so scheinen die Frauen der Gruppe A im 5. und 7. Jahrhundert einen höheren Proteinanteil in der Nahrung aufzuweisen, als im 6. Jahrhundert (Gruppe A: 5. Jahrhundert: 7.7%, 6. Jahrhundert: 10.7%, 7. Jahrhundert: 7.8%). Die Gruppe B/C zeigt in allen drei Zeithorizonten nahezu konstante Karieswerte (5. Jahrhundert: 9.5%, 6. Jahrhundert: 9.5% und 7. Jahrhundert: 9.3%). Sie liegen damit leicht unterhalb der Kariesintensität der Gruppe A des 6. Jahrhunderts. Für die Frauen lassen sich keine sozialspezifischen Muster erkennen, ausser, dass die Gruppe B/C eine konstante Kariesintensität in den drei Jahrhunderten besitzt. Die Männer der Gruppe A des 6. und 7. Jahrhunderts zeigen ähnliche Werte (10.3% und 9.7%), während die Intensität der Gruppe B/C vom 6. zum 7. Jahrhundert stark ansteigt, von 6.1% auf 10.5%. Die Gruppen B/C des 6. und 7. Jahrhunderts werden aber durch kleine Stichproben von neun bzw. sechs Männern repräsentiert. Ebenfalls lassen sich keine sozialspezifischen Tendenzen ablesen. Diese Resultate erstaunen in doppelter Hinsicht. Erstens zeigen sie, dass sich die Lebensumstände der sozial höher stehenden Schichten von anfänglich besseren Voraussetzungen im Laufe der Zeit verschlechtern, während die sozial tiefer stehenden Schichten von anfänglich schlechteren Umständen eine zum Teil deutliche Verbesserung ihrer Lebenssituation erfahren. Dieser Unterschied zeigt sich für die weiblichen Gruppen besonders ausgeprägt. Es scheint sich ein diachroner Wechsel der Lebensumstände abzuzeichnen, wonach die sozial besser gestellten Personen an Lebensqualitäten verlieren und die sozial tiefer stehenden von besseren Umständen zu profitieren scheinen. Dieser Wechsel zeichnet sich für die Frauen vom 5. ins 7. Jahrhundert ab. Für die Männer ist der Wechsel aus statistischen Gründen erst vom 6. ins 7. Jahrhundert erkennbar. Inwieweit diese Veränderungen mit einem Machtwechsel im politischen Gefüge zusammenhängen, lässt sich nicht beantworten. Zweitens erstaunt der Umstand, dass die Frauen anscheinend von besseren Lebensumständen profitiert hatten. Die meisten historischen und soziologischen Untersuchungen zeigen in patriarchalisch strukturierten Gesellschaften eine deutliche Benachteiligung der Frauen. In dieser Untersuchung wurden Frauen und Männer mit den gleichen physiologischen Kriterien gemessen. Möglicherweise besitzen die Frauen, dank ihrer höheren physiologischen Vitalität, die Fähigkeit, trotz schlechteren Voraussetzungen eine bessere körperliche Konstitution zu erlangen. 349
Verletzungen
Abb. 225: SchleitheimKirche. Beim 52–65jährigen Mann aus Grab 34 zeigt sich auf der linken Schädelhälfte eine schräg nach unten verlaufende Hiebverletzung.
350
Verheilte Verletzungen oder solche mit tödlichem Ausgang, seien diese durch einen Unfall oder durch bewusste Gewalteinwirkung von aussen entstanden, geben uns zu unterschiedlichen Zuständen Auskunft. So wird die Gefährdung einer Bevölkerung durch alltägliche Tätigkeiten bis zu einem bestimmten Grad fassbar. Viehzucht betreibende Bevölkerungen haben ein geringeres Unfallrisiko, als Bevölkerungen, die sich vom Ackerbau ernähren.2434 Versorgungsgrad (z.B. Schienung einer Fraktur) und Heilungszustand einer Verletzung zeigen uns, in welchem Ausmass eine Bevölkerung über heilende Kenntnisse verfügte und diese auch anzuwenden wusste. Gewaltsame Einwirkungen, wie z.B. Hiebverletzungen können als Indiz für unruhige Zeiten gelten. Eine interessante Untersuchung von Czarnetzki2435 lässt uns das Frühmittelalter, als eine Zeit mit zum Teil fortgeschrittenen Kenntnissen im medizinischen Bereich erscheinen. Der Autor konnte an Schädelverletzungen (mit Durchtrennung der inneren Schädelhaut) nachweisen, dass solche zum Teil ohne entzündliche Reaktionen verheilt sind. Solche Resultate setzen profunde Kenntnisse der sterilen Wundpflege voraus. In einem weiteren Falle2436 wurden bei einer Schädelverletzung isoliert vorliegende Knochenfragmente an ihre ursprüngliche Stelle repositioniert, also in gewisser Weise eine plastische Chirurgie vorgenommen. Im weiteren bezieht Czarnetzki auch Gesetzestexte der Lex alamannorum in seine Überlegungen mit ein und kann uns glaub-
würdig dokumentieren, dass ein gewisser Umgang mit schweren Verletzungen zu den ärztlichen Grundkenntnissen gehörte. Zusätzlich postuliert der Forscher auch, dass solche heilkundigen Personen innert kurzer Zeit zur Stelle waren, da schwere Schädelverletzungen innerhalb von 20 Minuten in vollständiger Sterilität versorgt werden sollten.
Schädelverletzungen Vier (bzw. fünf) Individuen weisen am Schädel Hiebverletzungen auf; es handelt sich ausschliesslich um Männer. Die fünf Männer werden durch ihre Beigaben ins 7. Jahrhundert datiert. Bei 89 untersuchten männlichen Schädeln, entspricht dies einer Häufigkeit von 4.5% für den gesamten Zeitraum oder, da alle aus dem 7. Jahrhundert stammen, erhöht sich die Häufigkeit auf 9.3%. D.h. beinahe jeder zehnte Mann2437 im 7. Jahrhundert hatte eine Hiebverletzung. Drei davon endeten tödlich oder anders ausgedrückt: 7% der Männer des 7. Jahrhunderts starben an Hiebverletzungen. Drei der Männer mit Hiebverletzungen stammen vom Gräberfeld, zwei aus der Kirche St. Maria. In einem Falle ist die Sachlage nicht eindeutig. Der Schädel des 30–39jährigen Mannes aus Grab 524 weist am Hinterhaupt eine Schnittspur auf. Diese ist aber sehr diskret ausgebildet und lässt daher keine sichere Diagnose zu. Postmortale Einwirkungen, durch z.B. Grabraub, können ausgeschlossen werden, da das Grab ungestört vorlag. Zu statistischem Zweck wird dieser Fall nicht
verwendet. Bei den Individuen 308 und 701 sind die Hiebspuren eindeutig. Beide Männer hatten die Verletzungen nicht überlebt. Der 30–39jährige Mann aus Grab 701 wurde von zwei Hieben verletzt und dadurch getötet. Der eine Hieb traf das linke Scheitelbein und durchtrennte dieses in einer Länge von etwa 80 mm. Der zweite Hieb traf das rechte Scheitelbein. Zusätzliche Verletzungen konnten nicht festgestellt werden. Der Schädel des 30–49jährigen Mannes aus Grab 308 weist an zwei Fragmenten Hiebspuren auf. Mindestens eine Hiebverletzung traf das rechte Scheitelbein. Vom Schädel sind leider nur 15 kleine Fragmente erhalten. Grab 308 wurde 1865/67 gestört, aber die Hiebspuren sind eindeutig noch zu Lebenszeiten des Mannes entstanden. Der 55–64jährige Mann aus Grab 18 (Kirche) zeigt auf der linken Stirnseite eine 25 mm lange verheilte Hiebverletzung. Die Hiebwaffe ist nicht sehr tief in den Schädelknochen eingedrungen, sodass wohl eine nie ernsthafte Gefahr für sein Leben bestanden hatte. Hingegen zeigt die Bestattung 342438 eine Hiebverletzung, die das ganze linke Scheitelbein durchtrennt (Länge der Hiebwunde: 74 mm). Der Tod muss unmittelbar eingetreten sein, da sich keinerlei Anzeichen eines Heilungsprozesses feststellen lassen (Abb. 225). Folgende Individuen zeigen eine leichtere Verletzungsform, Impressionen am Stirnbein in den Gräbern 6662439 und 702,2440 am Scheitelbein in Grab 693.2441 Es handelt sich ausschliesslich um Impressionsfrakturen am Schädel, die wahrscheinlich durch einen stumpfen Gegenstand verursacht wurden.
Hämatom Fünf Individuen zeigen an der inneren Schädeloberfläche2442 ornamentförmige Strukturveränderungen. Interessanterweise treten diese immer an derselben Stelle auf, entlang der Sagittalnaht2443 oder am Hinterhauptsbein.2444 Beim Schädel aus Grab 665 tritt die Strukturveränderung zusätzlich an der Innenfläche der Stirn auf (Abb. 226). Solche Veränderungen können durch einen Bluterguss im Schädelinnern bewirkt worden sein, durch äussere Gewalteinwirkung oder aber auch durch Blutungen im Zusammenhang z.B. mit einem chronischen Vitamin-C Mangel.2445 In Frage kommen z.B. auch Tumore, die die Hirnhaut an die Oberfläche pressen und so die Strukturveränderung bewirken. Der Schädel von Grab 665 zeigt ein weiteres Indiz, das auf eine Tumorerkrankung hinweisen könnte. Am rechten Parietale, gerade oberhalb des Lambda, zeigt sich eine feinporöse Vertiefung, wie sie durch Tumorerkrankungen bewirkt werden können. Allgemein lassen sich
Abb. 226: SchleitheimHebsack. Beim 45– 54jährigen Mann weist die Tabula interna im Bereich der Nahtabschnitte S2 und S3 der Sagittalnaht eine grobstrukturierte Oberfläche auf (Grab 526A). Solche Veränderungen der Oberfläche können unter anderem auf einen Bluterguss zurückgeführt werden.
unspezifische Entzündungsprozesse nicht ausschliessen. Vor allem die Läsion des Schädels 526A erinnert eher an einen solchen Prozess.2446 Interessant ist in diesem speziellen Fall der stark porös aufgetriebene Oberkiefer, dessen Ursache noch abgeklärt werden muss. Worauf die bleifarbenen Verfärbungen in den Gräbern 665 und 717 zurückzuführen sind, muss ebenfalls noch abgeklärt werden. Das Individuum aus Grab 687 zeigte in den Abschnitten S2–S4 eine solche Verfärbung, aber sonst keine Strukturveränderungen.Trotz vielfältiger Entstehungsmöglichkeiten, sollen diese spezifischen Strukturveränderungen als Ursache äusserer Gewalteinwirkung mit Bluterguss erklärt und bewertet werden.
Frakturen Am häufigsten von Frakturen betroffen, waren die Elle und das Schienbein. Beide Körperpartien waren in je drei Fällen betroffen. Im weiteren wurden aber auch noch je eine Fraktur eines Oberarmes und eines Fingers festgestellt. Erstaunlicherweise traten keine Frakturen des Schlüsselbeins auf, eine sonst häufig auftretende Verletzung. Drei verheilte Brüche wurden bei Frauen und derer fünf bei Männern bemerkt. Bei Kindern konnten keine Frakturen festgestellt werden. Im 6. Jahrhundert treten nur zwei Frakturen auf, während es im 7. Jahrhundert deren sechs sind.
Epoche
O'arm
Finger
Grabnr.
Grabnr.
5. Jh. 6. Jh. 7. Jh. 5. Jh. 6. Jh. 7. Jh.
----634 ----624D
Häufigkeit
Abb. 227: Frakturverteilung in Bezug auf Epochen und Körperpartie: Frauen und Männer.
Elle
Häufigkeit
Grabnr. 0.0% 0.0% 3.4%
----515A
0.0% 0.0% 3.4%
0.0% 0.0% 2.4%
----321, 605
0.0% 0.0% 4.8%
351
5. Jh. 6. Jh. 7. Jh.
0 1 2
0 2 0
0 0 0
0 2 0
Total
3
2
0
2
5. Jh. 6. Jh. 7. Jh.
0 1 4 (5)
0 1 0
0 0 4
1 1 1
Total
5 (6)
1
4
3
Abb. 228: Verletzungen bei den Frauen und Männern (5.–7. Jahrhundert). Die in Klammer stehenden Werte beziehen sich auf das Individuum 624D, welches zwei Frakturen (Oberarm und Schienbein aufweist). Bei diesen Werten wurden beide Brüche berücksichtigt.
352
0 5 2 7 1 3 9 (10) 13 (14)
Drei Frakturen treten bei den Frauen auf, während die restlichen Männer betreffen (Abb. 227). Männer sind also, wie häufig beobachtet, stärker durch äussere Gewalt gefährdet. Dies muss nicht in jedem Falle mit kriegerischen Auseinandersetzungen in Zusammenhang gebracht werden. Sie kann ganz einfach in der traditionell aggressiver definierten Rolle des männlichen Geschlechts ihre Ursache haben. Das Schienbein gilt, nach dem Kopf, als die exponierteste und daher am stärksten gefährdete Körperstelle. Die Hälfte aller Frakturen betrifft das Schienbein (eine Frau, vier Männer). Als nächst häufigste Frakturart tritt die Elle auf. Bei einer Frau und zwei Männern konnte eine Fraktur der linken Elle beobachtet werden. Ursache einer solchen Verletzung ist meistens eine Abwehrreaktion des Armes, eine sogenannte Parierfraktur. Der Arm wird in einer bedrohlichen Situation instinktiv schützend vor das Gesicht gehoben. Dabei wird die Elle exponiert und es kann zu dessen Verletzung kommen. Die Frakturen der oberer Körperpartie sind relativ sauber verheilt, was normal ist, da die oberen Extremitäten das Körpergewicht nicht tragen müssen. Bei der Ellenfraktur aus Grab 515A kam es zu einer leichten Abwinklung der beiden Knochenstücke. Der Wadenbeinbruch der 25–29jährigen Frau aus Grab 778 konnte nur indirekt durch die Ausbildung eines sogenannten Pseudogelenkes nachgewiesen werden. Es dürfte sich in diesem Fall um eine leichte Fraktur gehandelt haben. Der etwa 40–49jährige Mann aus Grab 624D weist eine schlecht verheilte Schienbeinfraktur auf. Das rechte Bein wurde durch diese Fraktur um etwa 30 mm verkürzt, was eine Gehbehinderung zur Folge hatte. Zusätzlich weist die Fraktur eine starke Reaktion des Knochens und Markes auf, der ganze Schienbeinschaft ist stark verdickt und weist mehrere Fistelgänge, die dem Eiter als Abflusskanäle dienten, auf. Dies deutet auf eine offene Fraktur hin. In die offene Wunde
konnten Wundkeime gelangen und führten so zu einer Entzündung. Solche Entzündungen konnten sich ohne weiteres über mehrere Jahre hinweg erstrecken und waren schmerzhaft und zudem mit Eiterabfluss verbunden. Im extremsten Fall konnte eine solche Verletzung mit einer Blutvergiftung (Sepsis) tödlich enden. Zwei weitere Unterschenkelfrakturen2447 führten ebenfalls zu Komplikationen beim Heilungsprozess. Beim 45–54jährigen Mann aus Grab 609 ist der ganze Tibiaschaft stark angeschwollen, sodass eine eindeutige Diagnose einer Fraktur nur schwer möglich ist. Beim 50–59jährigen Mann aus Grab 730 ist die Fraktur schief verheilt. Obwohl die Frauen zahlreicher sind, treten weniger Frakturen und Hämatome auf. Hiebverletzungen konnten wir bei der weiblichen Bevölkerung keine feststellen. Nur in der Anzahl von Impressionsfrakturen übertrifft die weibliche die männliche Bevölkerung. Im 5. Jahrhundert kann keine einzige Verletzung festgestellt werden. Das 6. Jahrhundert scheint mit total fünf Verletzungen die risikoreichste Zeit für die Frauen gewesen zu sein (im Gegensatz zu den Männern). Im 7. Jahrhundert treffen wir «nur» zwei Verletzungen an, beides Frakturen, wobei die Fingerfraktur als harmlos angesehen werden muss (Abb. 228). Die Männer lebten mit einer höheren Gefährdung als die Frauen. Bei ihnen treten häufiger Frakturen, Hämatome und Hiebverletzungen auf. Im 7. Jahrhundert kamen allein drei Männer durch Hiebverletzungen ums Leben (Abb. 228). Im Gegensatz zu den Frauen, scheint das 7. Jahrhundert für die Männer mit neun bzw. zehn Verletzungen risikoreicher gewesen zu sein, als das 6. Jahrhundert mit «nur» drei Verletzungen. Es muss an dieser Stelle erinnert werden, dass das 6. Jahrhundert für einen Zeitraum von 80 Jahren steht und das 7. Jahrhundert für einen solchen von 120 Jahren. Die Werte des 6. Jahrhunderts müssten mit dem Faktor 1.5 multipliziert werden, um eine vergleichbare Basis zu erhalten. Wir berücksichtigen also eine Verletztenzahl von 4.5 Männern. Damit liegen die Werte des 6. Jahrhunderts immer noch unter denjenigen des 7. Jahrhunderts. Interessant ist, dass im 7. Jahrhundert zwei Bestattungen2448 mit Frakturen nebeneinander liegen. Zwei weitere Gräber des 6. und des 7. Jahrhunderts2449 liegen nebeneinander, beide weisen eine Fraktur auf. Zusätzlich liegen diese vier Gräber nahe zusammen. Die Frage nach einem Zusammenhang ist schwierig zu beantworten. Die Versorgung und Pflege von Frakturen scheint zum Teil professionell vorgenommen worden zu sein. Zum anderen gibt es aber auch Fälle, die entweder auf Unkenntnis, sprich Abwesenheit einer heilkundigen Person hindeuten, oder der verletzten Person war es aus ökonomischen Gründen
nicht möglich, solche Dienste in Anspruch zu nehmen. Oder es war schlicht unmöglich eine ausreichend lange Ruhephase einzulegen, um einen guten Heilungsprozess zu ermöglichen. Aus diesen Gründen scheint es uns eher unwahrscheinlich, dass eine professionelle heilkundige Person ständig in der Siedlung Schleitheim anwesend war. Die Bevölkerung von Schleitheim scheint zudem nicht in einem starken Masse unter Gewalttaten gelitten zu haben. In Elgg wurden zwei Männer mit Schädelverletzungen festgestellt. Ein Mann überlebte die Verletzung nicht, beim Zweiten verheilte sie. Bei den Frauen konnte die Autorin keine Hiebverletzungen feststellen. Wenn alle Schädel der 71 Männer des Gräberfeldes untersucht werden konnten, treten die Hiebverletzungen im 6. und 7. Jahrhundert mit einer Häufigkeit von 2.8% auf. Für Schleitheim wurde eine Häufigkeit von 4.5% berechnet, es konnte aber nur die Hälfte aller Schädel untersucht werden. Es ist anzunehmen, das die Häufigkeit der Hiebverletzungen von Elgg sich noch erhöht und damit nahe dem Wert von Schleitheim zu liegen kommt. Leider liegen uns keine epidemiologische Zahlen anderer Gräberfelder vor, sodass ein Vergleich schwer fällt.
Infektionskrankheiten Heutzutage stehen als häufigste Todesursache Herzversagen und Krebs an der Spitze der Todesursachenstatistik.2450 In früherer Zeit wurde die Lebenserwartung vor allem durch Infektionskrankheiten, wie Typhus, Ruhr (Dysenterie), Tuberkulose und Pest reduziert. Krankheiten und Ernährung sind eng miteinander verbunden. Weitere Faktoren wie Behausung (Hygiene), Siedlungsform (Siedlungsdichte) und geographische Gegebenheiten (Klima, Wasserqualität etc.) bestimmen das Vorkommen und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Diese Krankheiten sind oft schwierig nachzuweisen, da sie selten Veränderungen am Knochen bewirken. Häufig tritt der Tod innerhalb kurzer Zeit ein, sodass sich ein Strukturwandel am Skelett nicht ausprägen kann. Obwohl diese Krankheiten selten sichtbare Spuren hinterlassen, können wir sie auf indirekte Weise feststellen. Bestimmte Altersgruppen wie Kinder und Alte werden von diesen Krankheiten stärker dezimiert. Eine Epidemie kann sich in einer Häufung dieser Altersgruppen zum Ausdruck bringen. Voraussetzung für einen derartigen Nachweis, ist das Bestehen einer umfassenden Relativchronologie. Ein weiteres Problem stellt die Erstellung einer eindeutigen Diagnose dar, da verschiedene Infektionskrankheiten und Tumorkrankheiten ähnliche Veränderungen bewirken können.2451
Unter spezifischen Infektionskrankheiten versteht man Krankheiten, die von ihrem Krankheitsbild her eindeutig identifizierbar sind. Am Schleitheimer Skelettmaterial konnten weder Tuberkulose, Syphilis noch Lepra nachgewiesen werden. Bei unspezifischen Infektionen lassen sich die Erreger nicht mehr identifizieren. Es handelt sich dabei vor allem um Staphylokokken oder Streptokokken. Diese Bakterien können entweder über die Blutbahnen (bzw. Lymphwege) oder über eine offene Wunde in den Organismus eindringen. Nicht identifizierbare Infektionskrankheiten hinterlassen häufig an den Langknochen ihre strukturellen Veränderungen. Je nach dem Ausgangsort der Entzündung, spricht man von Osteomyelitis, Osteitis oder Periostitis.2452 Häufig treten diese drei Formen gemeinsam auf.
Periostitis, Osteitis und Osteomyelitis Es werden nun alle Fälle begutachtet, die man gemein hin mit periostaler Knochenveränderung (Veränderung der Knochenhaut) umschreiben kann. Dabei sollen vorerst Osteitis und Osteomyelitis mit in diesen Formenkreis eingeschlossen sein, da eine genauere Identifikation erst später durch mikroskopische und radiologische Untersuchungen erfolgen kann. Es lassen sich drei Grade der Ausprägung unterscheiden, wobei der leichteste Grad am häufigsten auftritt. Bei dieser Form ist die makroskopische Unterscheidung, ob die Entzündung vom Knochenmark, von der Knochensubstanz oder vom Periost ausgegangen ist, am schwierigsten. Erst bei schwereren Ausprägungen wird die Diagnosemöglichkeit zuverlässiger. Am häufigsten zeigen sich solche Veränderungen am Unterschenkel, da er eine sehr exponierte Körperstelle ist. Dies drückt sich auch durch eine Häufung von Verletzungen wie Brüche aus. Es treten neun leichte Fälle von «Periostitis» auf.2453 Die leichte Form kann aber nicht als Krankheit bezeichnet werden, sie entspricht einer leichten Reizung der Knochenhaut, wie sie durch einen festen Schlag gegen das Schienbein ausgelöst werden kann. Bei den mittelstarken Ausprägungen ist vor allem die mediale Fläche der Tibia betroffen. Eine eindeutige Diagnose ist auch für diese Fälle nicht möglich, da die Veränderungen zu wenig spezifisch ausgeprägt sind. In Betracht kommen die unspezifischen Entzündungen wie auch spezifische Infektionen wie Tuberkulose, Lepra oder Syphilis. Für eine weiterführende Diagnose müssten mikroskopische (Dünnschliff), seriologische sowie radiologische Untersuchungen durchgeführt werden. Es treten neun Fälle2454 mit Periostitis auf. Zu den schwe353
ren Ausprägungen können nur zwei Fälle gerechnet werden. Beim 50–59jährigen Mann aus Grab 579 ist der ganze rechte Oberschenkel aufgetrieben und das rechte Schienbein zeigt in der Schaftmitte eine starke wulstförmige Knochenauflagerung. Die linke Seite ist nicht betroffen. Als Ursache kommen eine extreme Form der Periostitis (wahrscheinlich sogar eine Osteomyelitis) oder die Paget Krankheit in Frage. Beim 35–44jährigen Mann aus Grab 728 zeigt das linke Schienbein2455 eine starke striemige Knochenauflagerung, die vor allem in der Schaftmitte2456 stark vorgewölbt ist. Die seitlich gelegene Knochenfläche2457 zeigt an drei Stellen Gefässimpressionen, an diesen Stellen ist die Knochenoberfläche feinporös ausgebildet. Das Wadenbein ist ebenfalls stark verändert. Es zeigen sich keine Anzeichen einer Osteomyelitis (wie Fistelgang oder Kloake). Aufgrund der Verdickung der Metaphyse kommt als Ursache neben einer Periostitis auch eine Tuberkulose in Frage. Andere Infektionskrankheiten wie Syphilis oder Lepra können in diesem Falle nicht eindeutig ausgeschlossen werden (Abb. 229). Es erstaunt, dass weder im 6. noch im 7. Jahrhundert Fälle von Periostitis bei den Frauen auftreten. Die Männer scheinen dagegen stärker von Periostitis betroffen zu sein,.2458 vor allem im 6. Jahrhundert, womit die Hypothese einer Krise im 6. Jahrhundert zusätzlich an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Ebenso auffallend ist das beinahe ausschliessliche Auftreten dieser Krankheitsform innerhalb der sozialen Gruppe A. Nur eine Bestattung2459 gehört in die Gruppe B/C. Zwei Gräber2460 wurden antik beraubt und können daher keiner sozialen Gruppe zugeordnet werden. Auch wenn diese beiden Bestattungen zur Gruppe B/C gehören, bleibt die höhere Häufigkeit innerhalb der Gruppe A erhalten. Lässt sich eine solche höhere Gefährdung im Zusammenhang mit einer Tätigkeit sehen, die vor allem die Unterschenkel betrifft? In Frage kommt z.B. der Ackerbau, der eine höhere Gefährdung der Extremitäten mit sich bringt. Ähnliche Knochenveränderungen können durch einen Bluterguss2461 hervorgerufen werden. Des weiteren führen Unterschenkelgeschwüre und
Abb. 229 (links): «Periostitis» in Bezug auf Jahrhundert und Geschlecht (* stehen für die beiden schweren Fälle). Abb. 230 (rechts): Schleitheim-Hebsack. Mögliche Krebsmetastase (Grab 505), die zu einer kreisrunden Destruktion des Stirnbeines geführt hat.
Epoche
5. Jh.
Frauen
Männer
«Periostitis»
Häufigkeit
549, 554, 724
14.3%
6. Jh.
---
0.0%
7. Jh.
---
0.0%
354
«Periostitis»
Häufigkeit 0.0%
612, 693, 841, 579*, 728* 631A, 631B
8.2% 5.5%
Durchblutungsstörungen2462 zu ähnlichen Symptomen. Für den Anthropologen ist nun nicht nur der Nachweis der einzelnen Krankheiten wichtig. Spannend wird seine Arbeit dann, wenn er die Frage nach der Ursache stellt und so Antworten über die Lebensumstände der untersuchten Bevölkerung erhält.
Tumore – Knochengeschwulste Unter Tumoren versteht man alle nicht kontrollierten Zellwucherungen. Gut- und bösartige Tumore2463 traten schon in früheren Bevölkerungen auf. Sie sind also nicht, wie häufig angenommen wird, eine Krankheit ausschliesslich der heutigen Zeit, eine sogenannte Zivilisationskrankheit. Tumore stellen aber in früheren Bevölkerungen eine Rarität dar, weil diese Geschwüre eher eine Erkrankung des Alters sind.2464 In prähistorischer Zeit lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei ca. 30–40 Jahren, während sie heute bei ungefähr 80 Jahren liegt. Des weiteren lassen sich viele Tumorarten erst im Röntgenbild erkennen. Systematische radiologische Untersuchungen aller tumorsensiblen Knochenpartien könnten uns Auskunft über Vorkommen und Häufigkeiten dieser Krankheit geben. Primäre2465 bösartige Knochentumore sind zudem äusserst selten, sie stellen nur gerade 1% aller bösartigen Tumore.
Tumor und Tumormetastasen Weitaus häufiger als primäre Knochentumore sind Schädigungen (=Läsionen), die durch Weichteiltumore wie Brust-, Prostata-, Schilddrüsen-, Nieren- und Lungenkrebs verursacht werden. Die einen Krebsarten bewirken eine Knochenauflösung,2466 während z.B. der Prostatakrebs die Knochen zu einer Anbaureaktion2467 anregt. Brustkrebs kann beides bewirken.2468 Häufig treten die durch Metastasen ausgelösten Läsionen nahe beim primären Tumor auf. Bevorzugte Regionen sind Wirbelsäule, Becken, Rippen, proximaler Oberarm und Oberschenkel. Im Falle des 40–49jährigen Mannes aus Grab 505 zeigt sich auf der Stirne ein solcher runder Defekt
(Durchmesser 14 mm). Die Aussenfläche des Schädels wurde in einem Umkreis von 14 mm aufgelöst, dabei wurde eine Art Höhle gebildet, aber ohne dass diese ins Schädelinnere durchgebrochen ist (Abb. 230). Solche Veränderungen könnten karzinogener oder infektiöser Natur sein. Eine postmortale Knochenveränderung lässt sich aber nicht mit Sicherheit ausschliessen. Die 55–64jährige Frau aus Grab 676 zeigt am rechten Frontale und Parietale in einem grossflächigen Bereich stark porös ausgebildet Stellen. Der Schädelknochen ist stellenweise wegerodiert. Die Innenfläche zeigt an korrespondierenden Stellen ebenfalls poröse Struktur auf. Zusätzlich weist das Frontale an zwei Stellen ähnliche kreisförmige Destruktionsherde auf, wie sie die Frau aus Grab 505 ebenfalls am Frontale zeigt. Diese beiden Veränderungen sprechen gegen postmortale Veränderung. Die Diagnose müsste mit mikroskopischen und radiologischen Untersuchungen verifiziert werden. Ein weiteres Individuum, die 60–69jährige Frau aus Grab 532, zeigt am Hinterhaupt verdächtige Auflösungserscheinungen (Abb. 231). Die Destruktion befindet sich gerade oberhalb des Bregmas und zeigt in einem dreieckförmigen Bereich (Seitenlänge ca. 6 cm) eine aufgerauhte, bis stark aufgelöste Struktur. Verdachtsmomente die auf Verwitterung hinweisen werden durch eine feinporöse Struktur des linken Parietale entkräftet. Die feinporöse Struktur zieht sich auf beiden Scheitelbeinen bis zur Coronalnaht und darüber hinaus. Die Tabula interna zeigt keine auffälligen Veränderungen. Als Ursachen für diese Läsion kommen neben der Metastasenbildung z.B. eines Lungentumors, auch die Tuberkulose und die Syphilis in Frage. Beide Infektionskrankheiten führen zu ähnlichen Schädigungsstrukturen am Schädel.
Unterschenkelgeschwür Unterschenkelgeschwüre hinterlassen typische Strukturveränderungen, die vor allem das Schienbein, in seltenen Fällen auch das Wadenbein betreffen.2469 Hacket beschreibt die Veränderung; als «plaque» beschrieben, zeichnet sie sich als eine in sich geschlossene flache, ovale oder runde Erhebung aus, die nur wenige Millimeter über die Knochenhaut hinausragt. Ihre Silhouette kann konkav ausgebildet sein.2470 Der 45–54jährige Mann aus Grab 679 zeigt auf der hinteren Fläche des linken Schienbeins eine solche «plaque». Sie ist auf einer Fläche von 16 auf 20 mm ausgebildet und zeigt eine feinporöse Oberfläche. Eine zweite, diskretere «plaque» befindet sich gerade oberhalb der Gelenkfläche.
Abb. 231: SchleitheimHebsack: Auflösungserscheinungen am Hinterhaupt der Bestattung aus Grab 532.
Osteom Ein häufig diagnostizierter Tumor ist das sogenannte Osteom. Es ist eine harmlose Knochenwucherung, die meistens am Schädel auftritt und mit keinerlei Beschwerden verbunden ist. Osteome sind im allgemeinen sehr klein ausgebildet, mit einem Durchmesser nicht grösser als 10 mm. Meistens haben sie einen runden klar abgegrenzten Umriss. In seltenen Fällen können sie aber durchaus die Grösse eines Taubeneies erreichen und können dann in Abhängigkeit von der Lokalisierung, als störend empfunden werden. In Skelettserien tritt es mit einer Häufigkeit bis zu 3% auf, in heutiger Zeit wird dieser gutartige Tumor seltener festgestellt.2471 Im Schleitheimer Gräberfeld treten neun Fälle2472 auf, damit liegt die Häufigkeit der Osteomausprägung bei 5%.
Myositis ossificans Myositis ossificans gehört zu den Grenzfällen der Tumorerkrankungen und führt zu lokaler Verknöcherung von Muskeln und Sehnen. Seine Ursache ist noch ungeklärt, aber es können drei verschiedene Krankheitsbilder unterschieden werden: Myositis ossificans progressiva, M. o. traumatica und M. o. neurotica. Erstere Form zeigt die schwersten Auswirkungen und ist eine angeborene Krankheit. Im Verlauf der Lebensjahre verknöchern Muskeln und Bandapparat der Wirbelsäule und der Rippen, was zu völliger Unbeweglichkeit führen kann. Erkrankte werden in heutiger Zeit kaum älter als 30–40jährig. Die dritte Form tritt bei Nervenschädigung (des Hirns, Rückenmarks etc.) auf. Sie ist z.B. eine häufige Begleiterscheinung der Querschnittlähmung und führt zu der vollständigen Verknöcherung der betroffenen Gelenke.2473 Diese beiden Formen werden kaum oder nie in Gräberfeldserien angetroffen. Die Myositis ossificans traumatica ist dafür eine häufigere Erscheinung in Skelettserien.2474 Sie tritt z.B. in Folge einer Gewalteinwirkung auf und ist häufig am Ellbogengelenk und am Ober- und Unterschenkel zu beobachten. Insofern stellt die Myositis 355
ossificans traumatica wie auch die Frakturen ein Mass dar, mit dem die Gefährdung einer Bevölkerung durch Arbeitsverletzungen oder gewalttätige Verletzungen dargestellt werden kann. Bei dieser Krankheitsform verknöchert das Bindegewebe zwischen den geschädigten Muskeln und kann groteske knöcherne Auswüchse bilden. Im allgemeinen sind diese Veränderungen beschwerdelos. Die 50–59jährige Frau aus Grab 549 zeigt am linken Oberschenkel, am seitlichen Rand eine «sanfte» Ausbuchtung gerade unterhalb der Schaftmitte. Die Oberfläche dieser Ausbuchtung ist feinporös ausgebildet und zeigt eine Rinne, die in Richtung der Schaftmitte verläuft. Der restliche Oberschenkel ist z.T. striemig strukturiert (Verdacht auf Periostitis). Möglicherweise handelt es sich hier um eine leichte Form der M. o. traumatica, bei der die Muskeln der Adduktorengruppe geschädigt worden sind. Eine ähnliche knöcherne Ausbuchtung zeigt sich beim 36–52jährigen Mann aus Grab 631B an beinahe derselben Stelle. Am linken Oberschenkel, in der oberen Schafthälfte, zeigt sich am seitlichen Rand eine Ausbuchtung, die auf einer Länge von 60 mm ausgeprägt ist. Dieser Wulst ragt ca. 8 mm über die Knochenoberfläche heraus. Die Oberfläche ist feinporös ausgebildet, zeigt aber stellenweise auch eine striemige Struktur.
Degenerative Erscheinungen Unter degenerativen Erscheinungen versteht man nicht im eigentlichen Sinne eine Krankheit. Sie stellen vielmehr einen Alterungs- und Abnützungsprozess der Gelenke dar. Eine Folge des Alterungsprozesses ist eine zunehmend schwächer werdende Nährstoffversorgung des Knorpels, welche zur Degeneration desselben führt. Ist der Knorpelbelag eines Gelenkes einmal geschädigt, so wird auch dessen Bandapparat, der zusammen mit den Muskeln das Gelenk zusammenhält, stärker strapaziert. Das Gelenk reagiert auf diese Überforderung mit der Bildung sogenannter Osteophyten (=Knochenzacken). Die genaue Ursache und der Ablauf dieser Osteophytenbildung ist noch nicht vollständig geklärt. Ein ähnlicher Degenerationsablauf spielt sich bei der Wirbelsäule ab.
Grosse Gelenke Degenerative Erscheinungen (=Arthropathien) können an allen Gelenken beobachtet werden. Die Lokalität und der Grad ihrer Ausprägung hängen einerseits von der Konstitution jedes Einzelnen ab, anderseits führen alltägliche Belastungen 356
der Gelenke zu typischen Verschleissspuren. So bewirken einseitige oder spezielle Belastungen durch bestimmte Tätigkeiten2475 ein «spezifisches Krankheitsbild». Durch diese Degenerationserscheinungen können Bevölkerungen in Raum und Zeit auf ihre körperliche Belastung hin untersucht und verglichen werden. Natürlich müssen in einem solchen Vergleich auch kulturelle und umweltbedingte Faktoren berücksichtigt werden. Der 45–54jährige Mann aus Grab 470 zeigt eine starke Arthrose im rechten Kniegelenk, dabei kommt es an den Epikondylen zu Randwulstbildungen (sog. Osteophyten). Die laterale Epikondyle zeigt massive Abschliffspuren (Eburnisation), die durch die Kniescheibe verursacht wurde. Dabei wurden mindestens 3 mm Knochensubstanz abgeschliffen, sodass die Spongiosa als poröse Struktur zum Vorschein kommt. Es handelte sich hier um einen Prozess der mit grossen Schmerzen verbunden war. Die massive Zerstörung des Kniegelenkes dürfte durch die starke Antetorsion des Schenkelhalses von 25° begünstigt worden sein. 10 mm oberhalb der lateralen Gelenkfläche, zeigt der Femurschaft eine 10 mm messende Impression von ca. 4 mm Tiefe. Sie dürfte gerade ausserhalb der Gelenkkapsel gelegen haben. Möglicherweise handelt es sich hier um einen durch einen entzündeten Schleimbeutel (Bursa subtendinea m. gastrocnemii lateralis) hervorgerufenen Knochenabbau, im Sinne einer Druckerosion.2476 Das 50–59jährige männliche Individuum aus Grab 543 zeigt an beinahe identischer Stelle dasselbe Phänomen. Bei diesem Mann wurde beim rechten Kniegelenk die laterale Gelenkfläche massiv zerstört. Die Kniescheibe hat eine ca. 5 mm tiefe Rinne in das Kniegelenk eingegraben. Die Kniescheibe selbst zeigt an korrespondierender Stelle eine etwa 7 mm tiefe Kerbe. Die Abschliffspuren sind derart ausgeprägt, dass die Oberfläche spiegelglatt geschliffen ist und nur stellenweise durch die Spongiosastruktur durchbrochen wird (Abb.232). Eine zweite pathologische Veränderung zeigt sich 5 mm oberhalb der Gelenkfläche. Es handelt sich dabei um eine ovalförmige Grube, mit einem Durchmesser von ungefähr 20 mm und einer Tiefe von 5–7 mm. Die Vertiefung liegt etwa gerade innerhalb der obersten Ansatzstelle der Gelenkkapsel und wurde wahrscheinlich durch eine verstärkte Belastung des Kniegelenkes verursacht. Möglicherweise rührt dieser Prozess von einer entzündlichen Reaktion2477 der Bursa suprapatellaris her, im Sinne einer Druckerosion.2478 Ein ähnlicher Fall liegt beim Individuum 470 vor, nur nicht in so ausgeprägter Form.
Abb. 232: SchleitheimHebsack, Grab 543. Massive Zerstörung des rechten Knies. Die Kniescheibe hat eine 5 mm tiefe Rinne in den Knochen eingegraben. Oberhalb des Knies zeigt sich eine muldenförmige Eintiefung, möglicherweise durch eine Entzündung der Bursa suprapatellaris.
Wirbelsäule Die Wirbelsäule ist ein sehr komplexer Bewegungsapparat, der empfindlich auf starke Beanspruchungen oder einseitige Belastungen reagiert. Sie stellt daher eine ausgezeichnete Informationsquelle dar, um die Belastung einer Bevölkerung oder Bevölkerungsgruppe zu untersuchen. Leider lassen sich solche Untersuchungen nicht serienmässig für die Schleitheimer Bevölkerung durchführen, da nur wenige Wirbelsäulen erhalten blieben. Ähnlich wie bei den grossen Gelenken führt eine verminderte Nährstoffversorgung der Bandscheiben, zu dessen Degeneration. Die Degenerationsabläufe sind noch nicht bis ins Detail geklärt. Ein Erklärungsmodell basiert auf der Annahme, dass die Wirbelkörper die entstabilisierten Druckverhältnisse (verursacht durch die Degeneration der Bandscheiben) durch sogenannte Spondylophyten (=Wirbelkörperzacken) auszugleichen versucht. Die Randzacken vergrössern die Oberfläche und gleichen so die Druckverhältnisse aus. Eine weitere Hypothese geht von der Annahme aus, dass die durch die Degeneration veränderten statischen Verhältnisse zu Mikrofrakturen (Risse) im Bandapparat führen und dass diese die Spondylophyten induzieren (Abb. 233). Die Lendenwirbel sind als unterste Partie der Wirbelsäule am stärksten belastet. Als Beeinträchtigung durch diese Spondylophyten kommt einerseits eine Einschränkung der Beweglichkeit der Wirbelsäule in Betracht. Diese Einschränkung ist aber mit einer Verminderung des Schmerzes verbunden und wird deshalb eher als erleichternd empfunden. Anderseits können die Nervenbahnen durch die Randzacken komprimiert werden, was zu Beschwerden wie Ischias führen kann. Der 55–64jährige Mann aus Grab 18 zeigt eine durch Spondylosis deformans schwer geschädigte Wirbelsäule. Zwischen dem dritten und vierten Lendenwirbel (=L3 und L4) hat sich auf der linken Seite ein isolierter Desmophyt (Länge 44 mm, Breite 21 mm) gebildet, der mit L3 und L4 durch Pseudogelenke in Verbindung steht. Zusätzlich hat L4 einen geschwulstartigen Fortsatz (Länge: 46 mm, Breite: 27 mm, Tiefe: 16 mm) gebildet, der sich tropfenförmig nach links unten vorwölbt (Abb. 234).
Künstliche Schädeldeformierungen In der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts treten drei weibliche Bestattungen mit ungewöhnlich ausgebildeten Hirnschädeln auf. Alle drei Schädel zeigen eine aussergewöhnlich steile Stirne mit abgeflachtem Frontale. Es kommen zwei Mög-
Abb. 233: SchleitheimHebsack. Dritter Lendenwirbel (L 3) des Individuums 669. An der Dorsalfläche haben sich zwei Spondylophyten ausgebildet.
Abb. 234: Schleitheim Kirche, Grab 18. Detailaufnahme einer tropfenförmigen degenerativen Knochenbildung am vierten Lendenwirbel eines 55–64jährigen Mannes.
lichkeiten in Frage, um eine solche Erscheinung zu erklären. Eine frühzeitige Verknöcherung der Coronalnaht (sie trennt den Stirnknochen von den beiden Scheitelknochen) führt zu einer turmartigen Aufwölbung des hinteren Schädelbereiches. Deshalb wird diese Form auch als Turmschädel (Akrozephalus) bezeichnet. Die zweite Erklärungsmöglichkeit besteht in einer künstlichen Schädeldeformierung. Die pathologische Variante kann mit grosser Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, da die Schädel 424 und 552 eine beinahe gerade Stirne aufweisen, die als typi357
Abb. 235: SchleitheimHebsack. Seitenansichten (Lateralriss): Schädel 424 (oben) und Schädel 552 (unten).
Abb. 236: Künstliche Schädeldeformierung anhand eines Stirnbrettchens und Bandagen (nach Simon 1995).
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sches Kennzeichen einer bestimmten Variante der künstlichen Deformation gilt. Zudem weisen die Schädel 424 und 719B ein für Turmschädel sehr uncharakteristisches steiles abgeflachtes Hinterhaupt auf. Aufgrund dieser formentypischen Kennzeichen gehen wir davon aus, dass es sich um künstliche Schädeldeformierungen handelt. Das Grab 424 gehört der Separatgruppe im Norden des Gräberfeldes an. Die Bestattung 552 liegt nicht allzu weit südlich von 424 und Grab 719B wurde im Ostteil des Gräberfeldes bestattet (Abb. 235). Die 25–29jährige Frau aus Grab 424 weist eine sehr steile Stirne auf, die vor allem im Mittelbereich beinahe keine Krümmung aufweist. Die 45–54jährige Frau aus Grab 552 zeigt ebenfalls eine solche steile, fadengerade Stirne. Bei dieser Frau ist die Geradheit der Stirne noch ausgeprägter. Sie lässt darauf schliessen, dass die künstliche Schädelform mit Hilfe von Bandagen und einem Holzbrettchen erwirkt wurde. Dabei muss der Schädel schon von früher Kindheit an bis ins frühe Erwachsenenalter mit Hilfe der Bandagen und des Brettchens eingebunden worden sein, wenn die gewünschte Form erhalten bleiben sollte – eine für Kinder und Jugendliche sicher unangenehme Behinderung, ständig mit solchen Bandagen leben zu müssen. Es ist natürlich für uns schwierig die Motivation, die dahinter steht, nachvollziehen zu können. Mit einer geistigen Behinderung als Folgeschaden ist indessen nicht zu rechnen, da sich das Hirn plastisch anpassen kann (Abb. 236). Die Schädeldeformierung der 55–64jährigen Frau aus Grab 719B ist die am wenigsten auffällige. Sie zeigt ebenfalls die typische steile Stirne und ähnlich wie bei Grab 424, eine sehr kurze Schädellänge (Abb. 237). Artifizielle Schädeldeformierungen werden im allgemeinen mit den Burgundern in Verbindung gebracht,2479 welche diesen Brauch von den Hunnen übernommen haben sollen. So sind beinahe 20 Schädeldeformierungen aus dem Genfer Becken bekannt, die von Gräberfeldern der Burgunder stammen. Künstliche Schädeldeformierungen galten bislang, als ein in der Alamannia unüblicher Brauch.2480 In letzter Zeit wurden auf grösseren Gräberfeldern des alamannischen Gebietes fast immer eine bis mehrere künstliche Schädeldeformierungen entdeckt. Meistens handelt es sich um Frauen, in seltenen Fällen treten diese Deformierungen auch bei Männern auf.2481 Bisher wurde angenommen, dass es sich dabei entweder um ein Schönheitsideal oder aber ein Standeszeichen handelt und dass es sich um eingeheiratete Frauen burgundischer Herkunft handelt. Hahn2482 konnte anhand des Gräberfeldes von Neresheim zeigen, dass die dort gefundenen künstlichen Schädeldeformierungen (zwei Män-
ner, eine Frau) sich in ihren genetischen Skelettmerkmalen innerhalb der Variationsbreite der Neresheimer Bevölkerung bewegen. Eine Einheirat konnte somit für alle drei Fälle verneint werden. Die Autorin stellt die interessante Überlegung an, dass trotz einer grossen Anzahl künstlich deformierter Schädel, bislang erst zwei Kinder und zwei Jugendliche mit einer solchen Deformierung bekannt sind. Die Autorin schliesst daraus, dass diese Menschen schon von Kindheit an, die besseren Lebensbedingungen als ihre Gleichaltrigen hatten, sodass sie selten im Kindesalter verstarben.2483 Die Autorin kommt zum Schluss, dass Menschen mit einer Schädeldeformierung eine uns zwar unbekannte Funktion in der alamannischen Gesellschaft ausübten und dass diese Funktion ein sehr hohes Ansehen beinhaltete. Unterstützt wird diese Hypothese durch die Tatsache, dass die drei Fälle von Neresheim in einem bestimmten Bezirk des Gräberfeldes bestattet wurden. Für Schleitheim trifft dies nur bedingt zu. Die Frau aus dem Grab 424 gehört zur Separatgruppe im Norden des Gräberfeldes, aber insgesamt verteilen sich die drei Bestattungen regellos auf dem Gräberfeld. Der Sonderstellung widerspricht auch die soziale Stellung der drei Frauen. Die Gräber 424 und 552 gehören zwar in die Gruppe B2, also einer eher wohlhabenden Schicht an. Die Bestattung 719B hatte aber nur einfache Grabbeigaben und wird deshalb der sozialen Gruppe A2 zugeordnet. Eine Sonderstellung innerhalb einer Gesellschaft muss nicht in jedem Falle mit materiellem Wohlstand verbunden sein, insofern lässt sich die Hypothese von Hahn nicht schlüssig widerlegen. Die Frage, nach der Bedeutung und Stellung dieser drei Frauen innerhalb der Siedlungsgemeinschaft von Schleitheim muss deshalb vorerst offen bleiben.
Abb. 237: SchleitheimHebsack. Schädel 719B (oben) und Vergleichsschädel 673 (unten).
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9. Freuden und Leiden des Alltags Beatrice Ruckstuhl Die Funde des Gräberfeldes sind Spiegel einer lebendigen Siedlung. Das Bild des frühmittelalterlichen Schleitheims erschliesst sich über die Spuren der Toten. Was ist über die lebende Bevölkerung dieser Siedlung des 5.–7. Jahrhunderts auszusagen? Was für Lebensentwürfe gab es? Wie unterschied sich das Leben von Frau und Mann? Was lässt sich über das Leben der Erwachsenen und der Alten sagen? Wie lebten die Kinder, die Jugendlichen? Womit beschäftigten sie sich? Wie sahen die Leute aus? Wie ging es ihnen gesundheitlich? Was taten sie fürs Gemüt? Um diesen Fragen nachzugehen, werden punktuell historische Quellen beigezogen.
Rahmenbedingungen des Zusammenlebens Abseits der grossen Zentren lebten die Leute auf Gehöften zusammen, die Siedlungen unterschiedlicher Grösse bildeten.2484 In Schleitheim nahm die Anzahl der Gehöfte und der Bewohner und Bewohnerinnen im Laufe der Jahrhunderte zu (Abb.205). Auf einer Einheit lebten um die 20 Personen zusammen.2485 Die Gehöfte spiegelten soziale Unterschiede. So gehörten ausgedehntere Gehöfte reicheren Leuten mit grösserem Einfluss. Auf kleineren Gehöften lebten in der Regel weniger Leute in bescheideneren Umständen.2486 Nach Quellen aus dem 9. Jahrhundert lebte in der Regel ein Paar auf einem Gehöft. Mit ihnen lebten und arbeiteten oft Einzelpersonen, die aus derselben Familie stammten. Geringer war die Zahl von Höfen, auf denen mehrere Paare zusammen wirtschafteten.2487 Die meisten Frauen und Männer gründeten eine Familie. Das Zusammenleben von Frau und Mann war durch Heirat geregelt. Bei einer Heirat zog die Frau normalerweise in das Haus des Mannes. Die Ausstattung mit Fibeln sowie mit Amuletten angereicherte Holzkästchen weisen auf verheiratete Frauen hin.2488 Ebenso war es möglich, ehelos zu leben. Auch Alleinlebende und Witwen und Witwer konnten einem Hof vorstehen. Der Pactus Legis Alamannorum schreibt vor, was bei einer Trennung zu geschehen hatte. Eine Heirat brachte nicht zwingend einen Standeswechsel mit sich. Die Quellen berichten von einem Manulf. Dieser verzichtete auf die Versklavung einer mit einem Sklaven verheirateten Frau und deren Kinder.2489 Leider ist wenig bekannt, wie die Gehöfte einer 360
Siedlung zueinander standen. Meist wurden sie unter einem Herrn zusammengefasst. Interessant wäre die Frage, wie innerhalb der Siedlungen Gemeinschaftsarbeiten gelöst wurden. Gerade beim Bau eines neuen Hauses, ebenso bei einer kriegerischen Bedrohung war die Zusammenarbeit von Leuten mehrerer Gehöfte notwendig. Und wie sah es bei der Anlage und Betreuung des Friedhofes aus? Die Leges Alamannorum zeigen, dass gerade zum Friedhof Regelungen bestanden, so heisst es: «Wenn jemand einen Toten in fremde Erde legt, zahle er 12 Schilling oder schwöre mit 12 Leuten, dass dies nicht wieder aus Bosheit getan wird».2490
Tätigkeiten, Lebensaufgaben und Berufe Die Funde im Gräberfeld Hebsack geben zu berufsspezifischen Tätigkeiten nur beschränkt Hinweise. Das Bild der Trachtausstattung und der Beigaben macht sichtbar, dass sich die Welt der Frauen und Männer deutlich unterschied. Viele der weiblichen und der männlichen Tätigkeitsbereiche sind klar abgetrennt, aber dennoch verwoben. Arbeitsintensive Bereiche wie die Ernte konnten nur unter Mitarbeit von Mann und Frau bewältigt werden. Die Arbeit in der Landwirtschaft dürfte grosse Arbeitsbelastung für beide Geschlechter bedeutet haben.2491
Tätigkeiten der Frauen Nach der klar abgegrenzten Aufgabenteilung zwischen Mann und Frau ist anzunehmen, dass die Betreuung der Kinder zur Hauptsache den Frauen zufiel. Sie waren mit vielen Arbeitsbereichen betraut. Wie Haushaltvorsteherinnen, Bedienstete und Abhängige die Arbeiten verteilten, ist nicht bekannt. Frauen höheren Standes hatten in der Regel ein geringeres Arbeitsaufkommen.2492 Interessanterweise sind im Fundmaterial des Friedhofes wenige Hinweise auf Küche und Kochkunst vorhanden. Wahrscheinlich waren viele Küchengeräte wie Gefässe, Löffel und Kellen aus Holz gefertigt. Im Gräberfeld treten einige Gefässbeigaben in Erscheinung. Die Gefässformen weisen eher auf Speisebeigaben und -sitten als auf die Herstellung von Speisen. Die Mehrzahl fällt in die Stufe III. Sie sind bei beiden Geschlechtern und in allen Altersklassen zu finden. In der Stufe IV hat nur das Kindergrab 837 eine Gefässbeigabe. Das Spektrum der Gefässe umfasst Töpfe, Krüge (Abb. 109), Schalen und Schüsseln. Die Keramikherstellung dürfte sowohl auf den Höfen wie auch in grösseren Werkstätten als Werk beider Geschlechter erfolgt
sein.2493 Holzgefässe, Holzkellen und -löffel haben sich in der Regel weder in Siedlungen noch in Gräbern als Funde erhalten. Ausnahmsweise gut erhalten blieben Holzgegenstände in den frühmittelalterlichen Gräbern von Oberflacht. Dort sind aus Laubhölzern gearbeitete Schalen und Schüsseln teilweise mit Speiseresten bekannt. Es handelt sich um gedrechseltes Holz von Ahorn und Esche, seltener von Erle, Birke und Buche.2494 Die Behältnisse dienten der Aufbewahrung von Brot, Fleisch, Obst und Nüssen. Für Getränke wurden Becher aus Holz, Ton oder Glas und Kannen aus Ton oder Holz verwendet. Das Sammeln von Nahrungsmitteln und die Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse fiel in den Arbeitsbereich der Frauen. Die Früchte bestanden zum grossen Teil aus gesammeltem Wildobst.2495 Nach etwas jüngeren Quellen bewältigten die Frauen mehrheitlich das Dreschen und Mahlen des Getreides. In ihren Bereich fiel auch das Backen, das Brauen sowie die Verarbeitung von Fleisch und Milch.2496 Weitere Tätigkeiten im Haus waren das Wasser holen, das Kochen, das Feuer machen und das Putzen.2497 Die Arbeiten richteten sich nach dem Verlauf der Jahreszeiten und den in der Natur anfallenden Ernte- und Ruhezeiten. Besitz und Gebrauch von Waffen war bei den Frauen nicht üblich.2498 Es ist anzunehmen, dass die Frauen sich zum Teil auch der Feld- und Gartenarbeiten annahmen.2499 Beim erhöhten Arbeitsanfall von Saat und Ernte sowie beim Heuen verwoben sich die Arbeiten von Männern und Frauen.2500 Die Betreuung des Kleinviehs könnte in den Händen der Frauen gelegen haben.2501 Zudem gibt es Hinweise, dass sich die Frauen auch mit der Bearbeitung von Fellen und Holz befassten.2502 Ganz in Frauenhänden lag das Textilhandwerk. Zu diesen Arbeiten zählte neben dem Spinnen und Weben von Tüchern auch die Schafschur und der Flachsanbau.2503 Spuren von Flachs und Wollgeweben sind im Gräberfeld von Schleitheim nachgewiesen.2504 Spindeln zum Herstellen der Garne kamen nur in wenigen Fällen in die Gräber (Kart. 19). Von anderen Fundstellen ist bekannt, dass auf einem Gehöft nur eine Frau pro Generation, die Haushaltsvorsteherin, das Recht auf eine Spindel als Grabbeigabe besass.2505 Zwei Frauen, Grab 719B und Grab 770, hatten zusätzlich zur Spindel eine knöcherne Nähnadel beigegeben.2506 Weitere Hinweise auf das Textilhandwerk gibt die Beigabe von eisernen Webschwertern in Frauengräbern.2507 Frauen wirkten als Heilerinnen und Hebammen und kannten sich mit Kräutern aus. Zahlreiche Frauen und Mädchen trugen an ihren Gewändern Amulette, die sich günstig auf das Leben und die Fruchtbarkeit der Trägerinnen auswirken sollten.
Andere Forscherinnen und Forscher weisen daraufhin, dass Knotenringe auf die Tätigkeit einer Hebamme hinweisen könnten.2508 Mit zunehmender Christianisierung erschloss sich vornehmlich adligen Frauen die Möglichkeit, das Leben einer Nonne zu führen und sich so Bildung anzueignen.2509 Dieser Weg dürfte den Frauen von Schleitheim wahrscheinlich nicht offen gestanden haben, zumal in unserer Gegend die Klostergründungen erst im 8. Jahrhundert erfolgten. Sehr wahrscheinlich gab es ausserdem Frauen, die als Händlerinnen oder Angehörige von Händlergruppen in der Welt herumzogen.
Tätigkeiten der Männer Bauern, Jäger und Krieger – das sind die Tätigkeiten, die wir für die Männer in SchleitheimHebsack annehmen dürfen. Vermutlich waren die meisten Männer in allen drei Sparten aktiv. Die Männer hatten auch die Aufgabe zu pflügen, zu ernten und zu mähen (Abb. 238 und 248), ferner Zäune und Häuser zu bauen und sich um Fuhren zu kümmern. Sie brauchten Kenntnisse in der Feld- und Waldarbeit, in der Tierzucht und je nach dem in der Fischerei und in handwerklichen Tätigkeiten wie der Holz- und Knochenbearbei-
Abb. 238: SchleitheimLendenberg. Wahrscheinlich frühmittelalterliche Eisensensen aus dem Bereich des römischen Gutshofes.
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tung.2510 In diesem Zusammenhang wäre es spannend zu erfahren, ob das Schlachten und die Verarbeitung von Leder ebenso zum Tätigkeitsfeld der Männer zählte. Drei Bronzenadeln mit Öhr stammen aus den Taschen von Männergräbern2511 und wurden wahrscheinlich bei der Verarbeitung von Leder verwendet. Ferner wäre es interessant zu wissen, wer sich um den Sarg- und Grabbau kümmerte. Eisengewinnung und -verarbeitung, Buntmetall- und Glashandwerk war wohl eher Sache von spezialisierten Handwerkern.2512 Im Schleitheimer Gräberfeld selber sind wenige Hinweise auf Metallhandwerker vorhanden: Ein Bleimodell, das als Grundlage für den Guss einer Bügelfibel nützlich war, wurde in der Tasche des Frauengrabes gefunden. Bleibarren oder kleine Silberstücke treten selten im Sammelgut der Taschen von Männergräbern auf.2513 In der fränkischen Gesellschaft waren die Metallhandwerker Freie oder Halbfreie, die im Dienste eines Herren standen. Sie genossen aufgrund ihrer Fähigkeiten ein höheres Ansehen.2514 Die Taschen dreier Männergräber enthielten Reste von Balkenwaagen aus Bronze.2515 Diese kleinen Waagen könnten auf eine Tätigkeit als Händler hinweisen. Die Aufgaben fielen gemäss dem Lauf der Jahreszeiten an: Feldarbeit im Sommerhalbjahr, Handwerk, Waldarbeit und Jagd eher im Winterhalbjahr. Wie Gemeinschaftsarbeit und Fronarbeit, die im Mittelalter belegt sind, gelöst waren, ist nicht bekannt. Die verbreitetste Waffe, Pfeil und Bogen, deutet darauf hin, dass die Männer in der Regel auch geübte Jäger und Krieger waren. Das Erlernen von Waffengebrauch und Kampftechniken spielte wahrscheinlich bereits bei vielen jungen Männern eine wichtige Rolle.
Die Welt der Kinder und Jugendlichen Die Welt der Kinder erschliesst sich uns sehr lückenhaft. Eine Kindheit verlief in dieser Zeit noch ohne Dorfschule und wir haben keine Hinweise auf ihre Ausbildung. Trotzdem mussten die Kinder in vielfältige handwerkliche Künste eingearbeitet werden. Vermutlich ergaben sich diese Unterweisungen im alltäglichen Zusammensein von Jung und Alt. Ausserdem war die Jugend wohl an der jahreszeitlich bedingten Sammlung und Verarbeitung der Feld- und Wildfrüchte mitbeteiligt. Kinderspielzeug ist nur in geringem Umfang überliefert. War es aus organischen Materialien gefertigt, hatte es nur wenig Chancen auf Erhaltung. Das Grab eines siebenjährigen Jungen enthielt eine kleine Steinbeilklinge 619B.2. Als urgeschichtlicher Altfund aufgelesen,2516 scheint dieses Stück für Kinderhände wie gemacht. Als 362
Spielzeug wäre ebenso der kleine Axtanhänger 571.11 denkbar. Er fand sich als Amulett am Gehänge einer Frau befestigt. In manchen Knabengräbern sind Pfeile und Messer belegt.2517 Diese Waffen deuten einerseits darauf hin, dass die Knaben bereits in der Waffenkunst unterrichtet wurden. Andererseits treten sie in relativ wohl ausgestatteten Zusammenhängen auf, als Zeichen des wirtschaftlichen und sozialen Ranges der Eltern, der an die Kinder weitergegeben wurde.2518 Die Bartaxt 773.1 diente dem Knaben wohl als Arbeitsgerät und zu Geschicklichkeitsübungen. Sie war mit einem Stiel aus Hasel ausgestattet und lag mit einem Gewicht von 274g deutlich unter dem Gewicht der in Männergräbern geborgenen Franzisken. Mädchen erhielten keine den Waffenbeigaben in den Knabengräbern entsprechenden Miniaturausführungen von Fibeln.2519 Frauenfibeln fehlen in den Mädchengräbern sowohl in Stufe II wie auch in Stufe III (Tab. 65–66). Erst im heiratsfähigen Alter kamen die jungen Frauen in den Besitz von Fibeln.2520 Die bestatteten Mädchen waren vorzugsweise mit Perlenketten und Amuletten, darunter zahlreiche Altfunde,2521 versehen. Im 6. Jahrhundert wurden den Mädchen wiederholt kleine Gefässe beigegeben.2522 Welche Bedeutung sie im Alltag für diese Kinder hatten, ist nicht erforscht. Die Auswertungen haben gezeigt, dass in Schleitheim-Hebsack – wie auch in anderen Friedhöfen – nur ein Teil der Kinder beigesetzt wurde.2523 Kleinkinder und Säuglinge kamen in der Regel nicht auf den Friedhof. In den Stufen I und II gab es keine Kindergräber und es ist nicht die ganze Bevölkerung im Friedhof bestattet worden. Reiche Kindergräber sind eine Erscheinung des 6. Jahrhunderts. In der Regel bestattete nur die Oberschicht alle ihre Kinder auf dem Ortsfriedhof.2524
Ernährung als Grundlage eines gesunden Lebens Das Gräberfeld liefert nur wenige Hinweise auf die Ernährung, die für die Gesundheit der Bevölkerung entscheidend war. Wenige Tierknochen lassen sich als Speisebeigabe interpretieren. So das Ferkel, das in der Grabkammer 363 beigegeben wurde. Ferner fanden sich in der Nordwestecke des Grabes 448 die Überreste eines Hühnerflügels. Nach dem Bericht von Julius Caesar stand bei den Germanen die Tierhaltung an erster Stelle: «Ackerbau betreiben sie nicht sonderlich eifrig und der grösste Teil ihrer Nahrung besteht aus Milch, Käse und Fleisch». Nach Tacitus waren Bier, gelegentlich Wein, wildes Obst, frisches
Wildbret und geronnene Milch beliebt.2525 Demgegenüber zeigen neuere Untersuchungen, dass die Alamannen von der Landwirtschaft und vorwiegend vom Ackerbau lebten.2526 Eine Vielfalt von Pflanzen trug zur Ernährung der Menschen bei. Unter verschiedenen Getreiden wie Hafer, Roggen, Einkorn, Nacktweizen, Dinkel, Emmer und Rispenhirse überwog die Gerste. Als Lieferantin von Eiweiss spielte die Linse eine wichtige Rolle. Ferner wurde Lein angebaut.2527 Hinzu kamen die Erträge der Gärten. Das jahrringchronologisch ins Jahr 703 datierte Grab 27 von Lauchheim erbrachte als Gartenfrüchte Koriander, Dill, Runkelrübe, Mangold, Bohnenkraut, Petersilie und Kohl. Als Kultursorten waren Kirsche, Pflaume, Kornelkirsche und Feige vertreten. Aus weiteren Grabungen sind Senf und Weintrauben belegt.2528 Diese Kultursorten stammen aus dem Mittelmeergebiet und konnten hierzulande nur mit gärtnerischer Betreuung überleben. Demnach haben die Alamannen Bereiche der römischen Gartenkultur übernommen und weitergeführt. Viele nutzbare Kräuter treten als sogenannte Unkräuter als Begleiter der Feld- und Gartenarbeit oder einfach als Begleiter der Siedlungstätigkeit auf und konnten in Küche und Medizin genutzt werden. Einen wesentlichen Beitrag leistete das Sammeln von Wildpflanzen. So wurden Obst, Beeren und Nüsse im Ablauf der Jahreszeiten gesammelt. Dies setzte eine gute Kenntnis der Standorte und der entsprechenden Erntezeiten voraus, da sonst Vögel und Wildtiere den Ertrag minderten oder für sich gewannen. In den Gräbern von Oberflacht waren Holzschalen mit Beigaben von Äpfeln, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Wal- und Haselnüssen erhalten.2529 Den Speiseplan ergänzten Eier, Honig, Milch, Bier und Wein. Eingehendere Untersuchungen der Spurenelemente in Fundstellen Baden-Württembergs zeigen, dass sich die Anteile von pflanzlicher und tierischer Nahrung offenbar von Siedlergruppe zu Siedlergruppe unterscheiden. So stand der Bevölkerung aus Kirchheim/Teck ein höherer Anteil an Fleisch, Eiern und Milch zur Verfügung als den Leuten in Weingarten, bei denen nach den archäologischen Spuren die pflanzliche Kost überwog.2530 Auf die Tierhaltung und die Jagd wird an anderer Stelle näher eingegangen.2531 Die archäologischen Spuren zeigen, dass die Ernährung auf dem Prinzip der Selbstversorgung basierte. Die erhaltenen Reste zeugen von einer vielseitigen Ernährung, die Grundlage für ein gesundes Leben sein konnte. Gewiss gab es Ende des Winters Versorgungsschwierigkeiten. Auch Missernten oder Schäden durch Naturgewalten und Wildtiere konnten zu Engpässen in der Versorgung führen. Dem versuchten die Leute mit einer vielfältigen, saisonal streuenden Auswahl an
Nahrungsmitteln entgegen zu wirken. Darauf wurde gerade auch bei der Zusammenstellung der angebauten Getreidesorten grosser Wert gelegt.2532
Medizinische Versorgung Grabfunde erschliessen einen Blick auf diejenigen Krankheitsbilder, die ihre Spuren auf den Knochen hinterlassen.2533 Arthrotische Veränderungen sind bei den Alamannen ab dem vierzigsten Altersjahr fast regelmässig festzustellen. Spuren an den Skeletten aus Stein am Rhein und Lauchheim weisen auf Menschen hin, die schwer arbeiten mussten. Karies tritt in der Merowingerzeit mit einem Anteil von 10–15% der Zähne auf.2534 Befunde in Lauchheim und in Schleitheim deuten auf Mangelerscheinungen wie Rachitis, Skorbut, anämische Zustände und dergleichen hin. Gregor von Tours beschreibt für das 6. Jahrhundert u.a. noch Ruhr, Blattern, Geschwüre, verschiedene Augenleiden, Gicht, Wassersucht, Muskelschwund, Epilepsie und Geisteskrankheiten, Unterernährung und angeborene Missbildungen.2535 Ferner soll um die Mitte und in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts eine grosse Pestepidemie ganz Europa heimgesucht haben.2536 Die Skelettreste geben nicht nur über gewisse Krankheiten Auskunft, sondern erlauben Rückschlüsse auf die medizinische Versorgung. An den Skeletteilen festgestellte Wundheilungen zeigen Spuren einer «professionellen» Betreuung der Wunden. Die meisten Schädelverletzungen, die das Opfer überlebte, sind nach dem Spurenbild medizinisch versorgt worden: lose Knochentrümmer wurden entfernt und die Wundränder gar mit einem medizinischen Instrument geglättet. Aus der schriftlichen Überlieferung wissen wir, dass heilungsfördernde und schmerzlindernde Kräuter und Salben bekannt waren. Es gab Kenntnisse darüber, wie Kopfwunden mit Seidenfäden und Sehnen vernäht werden konnten. Das Anbringen von Bandagen, Stütz- und Druckverbänden aus wachsartiger Masse ist belegt.2537 Bestattungen von Frauen und Männern in der Schweiz und in Frankreich haben Überreste von Bruchbändern erbracht. Ein Bruchband aus Bülach besteht aus einem eisernen Reifen, der in einer löffelartigen Scheibe endet.2538 Die Seltenheit entzündlicher Prozesse erlaubt den Schluss auf erfolgreiche desinfizierende Massnahmen. Über die Hälfte der Opfer von Schädelverletzungen überlebte, was den Erfolg der frühmittelalterlichen Medizin belegt.2539 In Lauchheim sind bei fast jedem zwölften Mann Kampfverletzungen nachweisbar.2540 Anzeichen gewaltsamer Auseinandersetzungen finden sich fast aus363
schliesslich bei Männern. Bei jedem zehnten Mann war eine Hiebverletzung nachweisbar und 7% sind durch Hieb getötet worden.2541 Im Schleitheimer Skelettmaterial liessen sich bei vier Männern Schädelverletzungen feststellen, die alle ins 7. Jahrhundert datieren. In einem Fall scheint der Mann anschliessend weitergelebt zu haben.2542 Frakturen der Arme oder Beine sind bei Männern häufiger gefunden worden. Viele sind Folgen des Parierens im Kampf. Die meisten Traumen liegen an der linken Schädelhälfte und stammen aus dem Zweikampf.2543
Medikus und Kräuterfrau
Abb. 239: SchleitheimHebsack. Verteilung der Kämme nach Alter und Geschlecht.
Stufe
Frau
I/II III IV
8 23 9
Total
40
364
Die Leges, die ältesten Rechtsaufzeichnungen der Germanen, enthalten viele Hinweise zur Medizin des Frühmittelalters. Es sind westgotische, burgundische, bajuwarische und langobardische Texte belegt.2544 Auf die Alamannen beziehen sich der Pactus Legis Alamannorum 1–11 und die Leges Alamannorum 57§1–69.2545 Die Heilkunde umfasste zwei Richtungen. Zum einen eine einheimische Volksmedizin, die vorwiegend mündlich tradiert wurde und in den Händen von Laienärztinnen und -ärzten lag. Kennzeichnend sind Elemente wie wundchirurgische Massnahmen sowie der Gebrauch von Amuletten und Beschwörungsformeln.2546 Zu dieser Gruppe zählten auch die im Pactus Legis Alamannorum erwähnten Kräuterfrauen, die ihre Kenntnisse von Gewürzen und Heilpflanzen in die Krankenpflege einbrachten und als Hebammen wirkten. Das Sammeln und der Anbau einer Vielfalt von Heilkräutern ist verschiedentlich belegt. Kräuter kamen in der Heilkunde und in der Familienplanung zum Einsatz.2547 Der Medikus bewegte sich mehrheitlich in der Oberschicht. Seine Kunst stand, wie die in den Klöstern gepflegte Heilkunde, in der antiken medizinischen Tradition. Medikus und Kräuterfrau waren gemäss der Texte hochgeschätzt.2548 In den Rechtsaufzeichnungen treten «Wundbusskataloge» auf, wo aufgelistet wird, welche Verletzung welche Geldbusse nach sich zieht. Entscheidend für die jeweiligen Bussen war auch die soziale Stellung der Verwundeten. Zur Busse kamen die Arztkosten hinzu, sofern der Verletzte überlebte. Verstarb ein Patient während eines Aderlasses, so
Mann 89% 51% 32%
1 14 11 26
11% 31% 39%
Erwachsen (unbest.) 0 0 1 1
0% 0% 4%
Kinder 0 8 7 15
0% 18% 25%
hatte der Arzt eine Busse zu zahlen. Weitere Spuren bezeugen die Kenntnisse der Schädeltrepanation. Mit einem Messer wurde im Schädelknochen eine Öffnung angebracht, die erhöhten Hirndruck, Neuralgien und Epilepsie lindern sollte. Die anthropologischen Untersuchungen an den Schädeln Schleitheim-Hebsack ergaben keine derartigen Spuren. Zahnextraktionen, Kaiserschnitt, Exartikulationen und Amputationen wurden ebenso praktiziert. In verschiedenen Gräbern des Frühmittelalters sind Spuren von Prothesen unterschiedlicher Machart belegt.2549 Alten Leuten wurde zuweilen ein Stab beigelegt, wie er in Grab 30 der Kirche anhand von Bronzebeschlägen bezeugt ist. Diese Stäbe gelten aber zusätzlich als Attribut des gehobenen Standes.2550 Gregor von Tours berichtet ausserdem von der Methode des Schröpfens.2551
Gesundheit und Körperpflege Die äussere Erscheinung der Leute in Schleitheim dürfen wir uns nicht allzu einheitlich vorstellen. Vermutlich trafen in der Zeit um 450 und danach in unserer Gegend Menschen unterschiedlicher Herkunft aufeinander. Die Untersuchungen im südlichen Baden-Württemberg haben gezeigt, dass die Menschen des 6. und 7. Jahrhunderts deutlich grösser waren als die Leute im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit. Die durchschnittliche Grösse der Bevölkerung betrug bei den Männern 172 cm, bei den Frauen waren es etwa 10 cm weniger.2552 Die Gesundheit einer Bevölkerung ist mit der Körperpflege verknüpft. Als Zeugen dieser Aktivitäten sind Kämme, Fragmente römischer Spiegel, Pinzetten, Toilettengeräte und – mit Einschränkungen – Scheren zu nennen. In den Gräbern der Neugrabungen konnten insgesamt 82 Kämme geborgen werden, was einen Anteil von 14% der Bestatteten ausmacht. Sie wurden in der Schönheits- und Körperpflege eingesetzt. Die meisten Kämme sind zweizeilig mit unterschiedlichen Zahnabständen (Abb. 114/115).2553 Wie neuere Funde aus dem römischen Eschenz-Tasgetium belegen, waren die engzähnigen Kämme im Kampf gegen die Läuseplage ein wichtiges gesundheitserhaltendes Instrument.2554 Sie treten bei Angehörigen sämtlicher Qualitätsgruppen A–C als Beigabe auf. Die Kämme waren aus dem Geweih des Rothirsches oder aus Knochen gearbeitet.2555 Ein grosser Teil trug aufwendige Verzierungen. War die Beigabe eines Kammes bis Stufe III bei den Frauen vorherrschend, so wird die Kammbeigabe unter den Bestatteten der Stufe IV bei Männern und Kindern häufiger (Abb. 239).
Die Beigabe einer Pinzette erfolgte in wenigen Fällen und in der gehobenen Qualitätsgruppe B. Zwei Männerbestattungen des 7. Jahrhunderts enthielten je eine zur Bart- und Haarpflege dienende Pinzette aus Bronze.2556 Aus Frauengräbern stammen zwei eiserne Pinzetten: Grab 723 datiert anfangs des 6. Jahrhunderts, währenddem Grab 336 aus der Spätphase der Belegungszeit stammt und zur Qualitätsgruppe A2 zählt. Scheren könnten neben der Haar- und Körperpflege in Handwerk und Schafschur Verwendung finden. Sie sind in Schleitheim mit einer Ausnahme in den Gräbern von Männern und Knaben anzutreffen.2557 Äusserst selten sind Toilettengeräte erhalten. Im Kammergrab 363 fand sich ein mehrteiliges silbernes Toilettenbesteck, das zur Nagelund Zahnpflege eingesetzt werden konnte. Dazu zählte eine als Ohrlöffelchen gestaltete Haarnadel im selben Stil. Das gehobene B2-Frauengrab 717 aus dem 6. Jahrhundert enthielt ein silbernes Toilettengerät mit Ring, das die Tradition aus Grab 363 weiterführt. Ein weiteres Ohrlöffelchen war als römischer Altfund in der Tasche des einfachen Männergrabes 603 der Stufe IV erhalten. Eiserne Messer könnten als Allzweckgeräte zur Pflege der Nägel gedient haben. Im Fundmaterial von Schleitheim-Hebsack fehlen die spezifischen Rasiermesser der Männer. Diese bürgerten sich in unserer Gegend erst im Verlauf des 7. Jahrhunderts ein und waren bei den Alamannen Süddeutschlands meist als Klappmesser gestaltet. In den Gräbern von Bülach waren Rasiermesser mit geschweifter Klinge und abgesetzter Griffangel gebräuchlich. Als Futteral diente ein leinenes Tuch, das als Rasiertuch interpretiert wird.2558 Bronzenadeln, auch als Allzweckgeräte denkbar, könnten bei der Entfernung von Splittern gute Dienste geleistet haben.2559 Bei den Frauen finden wir sie entweder als Schmucknadel am Kopf oder im Bereich des Gehänges.2560 Bei Männern lag eine Bronzenadel bei der Spatha oder in der Tasche.2561 Kleine Dosen aus Bronze und Knochen könnten Schminke, Salben oder medizinische Pulver enthalten haben. Zwei aus Hirschgeweih gearbeitete Büchsen waren an Gehängen von Frauentrachten befestigt.2562 Zu einem weiteren Gehänge des 6. Jahrhunderts zählen Reste einer Dose aus Bronzeblech aus Grab 629. Diese Behältnisse stehen im Zusammenhang mit weiteren Amuletten, die Frauen an ihren Gehängen trugen. Sechs kleine Fragmente von Spiegeln stammen aus den Taschen von drei Männern, zwei Frauen und einem Kind. Es sind Altstücke aus römischer Zeit, die gesammelt und mit Amuletten und anderen Geräten aufbewahrt wurden.2563
Religion, Muse, Kunst und Schrift Die religiösen Vorstellungen der Bevölkerung von Schleitheim erschliessen sich uns aus den Grabsitten, die auf dem germanischen Glauben beruhen. Dazu gehört der Glaube an ein Weiterleben nach dem Tod. Das Grab ist das Haus des Toten, der eine leibliche Existenz im Jenseits weiterführt und deshalb mit einem Teil seiner Habe ausgestattet wird. Zur Bestattungszeremonie gehörte ein feierliches Totenmahl.2564 Der vielschichtige Wandel in den Grab- und Trachtsitten im Verlauf des 5.–7. Jahrhunderts und die allmähliche Festsetzung christlicher Gedanken machen wahrscheinlich, dass die oben umrissenen Vorstellungen Veränderungen unterworfen waren, von denen wir nur wenig erschließen können. Die Forschung ist der Ansicht, dass bereits vor dem Bau der ersten Kirchen christliche Vorstellungen verbreitet waren und die Leute mit dem germanischen Gehalt der selten vorhandenen bildlichen Darstellungen nur noch wenig anfangen konnten.2565 Dies zu glauben fällt schwer, da zu dieser Zeit mündliche Überlieferung vorherrschte. Das Erzählen von Sagen und Geschichten zählte vermutlich zu einer der beliebtesten Freizeitaktivitäten. Die Seltenheit von Schriftquellen und von archäologischen Nachweisen vorchristlicher Ritualplätze, erlauben keinen direkten Rückschluss auf ein spärliches Geschichten- und Sagengut. Hinzu kommt, dass sich sämtliche erhaltenen Quellen stark nach dem Leben der Herrenhöfe und des gehobenen Standes richten und Vorgänge in ländlichen Regionen zu wenig berücksichtigen. Vermutlich führten religiöse Gründe dazu, dass bildliche Darstellungen von Gottheiten nicht vorgesehen waren. Entgegen Bildern und plastischen Kunstwerken, war der Gebrauch von Amuletten hingegen weit verbreitet. Zur Fruchtbarkeit wurden Gehänge mit Rosetten aus Hirschgeweih und Herkuleskeulenanhänger getragen. Bärenzähne sollen mit dem Bär als Symbol einer Vegetationsgottheit in Verbindung stehen. Bergkristallamulette schützten vor Krankheit und Fetzen von im Kampf getragenen Kettenhemden sollen zum Schutz vor dem Bösen eingesetzt worden sein.2566
Freizeit, Feste und Spiele Wie kamen neben der grossen Arbeitsbelastung und der einfachen Lebensweise mit geringer Bildung Vergnügen und Entspannung zum Tragen? Feste, gemütliche Stunden, Geschichten, Witz und Wettbewerb sind archäologisch nicht fassbar. Wie stand es mit Ballspielen oder Tanz? Immerhin wird durch den erhaltenen Schmuck deutlich, dass die Leute Freude an ihrem Äusseren hatten,
Abb. 240 (folgende Doppelseite): Festgelage. Im frühen 6. Jahrhundert beenden kriegerischeNiederlagen mit den Franken zunächst die alamannische Blütezeit. Die Alamannia wird zur fränkischen Randprovinz. In Schleitheim wird dies indirekt durch den Rückgang des Beigabenreichtums angezeigt, bis es im Verlauf des 6. Jahrhunderts zu einer Erholung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse kommt. Im Unterschied zu anderen Siedlungen hat Schleitheim die Krisenzeit überstanden und ist zu einem nicht unbeträchtlichen Dorf mit repräsentativer Holzarchitektur herangewachsen. Es wird gefestet. Im kargen und harten Alltag bedeutet das eine willkommene Abwechslung, wo ausgiebig gegessen, Bier und Met getrunken und mit der Leier gesungen, aber auch das soziale Band erneuert wird. Doch einige Bewohner stehen der neuen Zeit der fränkischen Vorherrschaft misstrauisch gegenüber: Wird sie Gutes bringen? Davon ist der neue Siedlungschef (Grab 766) überzeugt, der mit einem speziellen Gürtel und Männertasche enge Beziehungen zum Frankenreich aufweist. An seinem Tisch sitzen seine Gefolgschaft oder Mitglieder seines Hofverbandes. Vermutlich setzte sich das Dorf aus verschiedenen grossfamilienähnlichen Hofverbänden unterschiedlichen sozialen Ranges zusammen (Zeichnung Ruth Baur).
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sich gerne schmückten. Fast jede Generation hatte eine neue Tracht und Perlenmode vorzuweisen. Auch die Männertracht wandelte sich. Der Wandel der Waffen widerspiegelt Veränderungen in der Kampftechnik, aber auch der Beigabensitte. In den gut 300 Jahren Belegungszeit des Gräberfeldes änderte sich fast alles: Grabbauten, Schmuck, Stil, Perlen, Art und Grösse der Perlenketten, Waffen, Gürtelschnallen, die Schuhmode und vieles mehr. Solche Änderungen sind in der Regel immer über mehrere Regionen hinweg fassbar (z.B. Aufgabe der Fibelmode, Aufgabe der Franziska, Bau von Steinkistengräbern). Somit war den Leuten die Mode sehr wichtig und es bestand über weite Regionen hinweg ein Austausch, der auf die Präsenz von Händlern und eine lebendige Mundpropaganda schliessen lässt. Als Freizeitbeschäftigung kann die systematische Suche von Altfunden in den römischen Siedlungsstellen betrachtet werden.2567 Vermutlich wurden diese Objekte, denen Amulettcharakter zugeschrieben wird, auch gehandelt. Den Alltag lockerten kleine Feiern mit Tanz und Musik, Märkte, vielleicht auch Wettkämpfe auf. Jahreszeitlich wiederkehrende Feste sind im Frühling, zur Erntezeit und in der dunklen Winterzeit anzunehmen (Abb. 239). Die Leute kamen bei Hochzeiten und Trauerfeiern zusammen. Einen Hinweis für Musik geben uns zwei Männergräber von Oberflacht, in denen sich Leiern aus Holz erhalten haben. Sie wurden bei Helden- und Preisliedern verwendet, in denen der Zweikampf von Kriegern oder der Kampf mit einem Ungeheuer besungen wurde – eine Kunst, die mit dem gehobenen Lebensstil in Verbindung gebracht wird.2568 Alltäglicher Gesang und Tanz blieben leider ohne Spuren. Einer der abwechslungsreicheren Freizeitbelege sind Spielsteine. Die in Schleitheim und anderen Gräberfeldern gefundenen Spielsteine aus Knochen und Glas sind alles Altstücke aus der Römerzeit.2569 Sie finden sich in den Taschen der Männergräber der Stufe III. Mit Ausnahme des reichsten C-Grabes 766 gehören diese Bestattungen in die Qualitätsgruppe A2. Aus anderen Gräbern der Qualitätsgruppen B und C kennt man Brettspiele mit zwei Parteien und je 10–12 Steinen. Knochenwürfel sind selten belegt.2570 Das Würfelspiel ist im Frühmittelalter gleich häufig bei beiden Geschlechtern nachgewiesen,2571 während Brettspiele häufiger in Männergräbern zu Tage traten.2572 Ebenso sind auch Spiele in Form von Wettkämpfen anzunehmen. Belege für Pferde sind eine Seltenheit und das Reisen war Händlern und Kriegern vorbehalten.
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Reich und Arm – Alt und Jung Bau und Ausstattung frühmittelalterlicher Gräber zeigen grosse Unterschiede. Schmuck und Bewaffnung sind in Anzahl und Ausarbeitung variabel. Ihre Zusammensetzung erlaubt Rückschlüsse auf Reichtum und sozialen Stand der Bestatteten. Wenige schriftliche Quellen überliefern und benennen die sozialen Unterschiede innerhalb der alamannischen Gesellschaft. Umso schwieriger wird es, wenn versucht wird, sich in den Gräbern wiederholende Trachtkombinationen auf Begriffe wie Adel, Abhängige oder Sklaven zu übertragen. Einerseits ist anzunehmen, dass gewisse Gegenstände wie Waffen und Fibeln besonders reichen und gut gestellten Leuten vorbehalten waren, andererseits war die praktische Umsetzung dieser Regeln variabel. Wie und ob regelhafte Fundkombinationen soziale Verhältnisse und Schichtzugehörigkeiten widerspiegeln, ist Gegenstand ausführlicher Diskussionen.2573 Ein wichtiger Zugang zur sozialen Gliederung der Alamannen sind die schriftlichen Quellen.2574 Nach dem Pactus Alamannorum, aus der Zeit des Merowingerkönigs Chlothar II. (584–629), und der Lex Alamannorum des Herzogs Lantfried (709–730), teilten sich Frauen und Männer wie folgt auf: Abhängige, Hörige und Sklaven (servi); Halbfreie oder Freigelassene (liten oder laten); Freie (liberi oder ingenui).2575 An der Spitze der Gesellschaft standen Adlige, die ihre Gefolgsleute hatten. Sie besassen teilweise mehrere Landsitze, auf denen Freie und Abhängige für sie arbeiteten und lebten. Viele Gefolgsleute waren Freie mit eigenem Land und Gehöft. Es war das Grundrecht der Freien, eine Waffe zu tragen. Unter ihnen bestanden beachtliche Unterschiede in Reichtum und Besitz. Das Leben der Abhängigen und Hörigen spielte sich auf dem Landbesitz der Freien ab. Sie waren als Mägde, Knechte und Handwerker tätig. In den Quellen werden Sklaven erwähnt. Die Lebensumstände dieser beiden Gruppen werden nur wenig beleuchtet und sind auch archäologisch schwieriger zu erfassen. Immerhin war die soziale Hierarchie der Alamannen offenbar flexibel und es herrschte grosse soziale Mobilität, die den Hörigen Aufstiegsmöglichkeiten bot.2576
Soziale Unterschiede und Qualitätsgruppen in Schleitheim Um das soziale Gefälle innerhalb der Gräber zu erfassen, hat Christlein vier Qualitätsgruppen A–D erarbeitet. Dieses Vorgehen beruht auf der Annahme, dass die Leute mit derselben Tracht, die sie im Leben getragen hatten, ins Grab gelegt wurden.2577 Die Qualitätsgruppen erfassen so Per-
sonen gleichen Besitzstandes, was ohne Kenntnisse der Rechtsstellung eine gewisse soziale Einschätzung erlaubt.2578 Währenddem Christleins Arbeiten vor allem auf die Beschreibung der reich ausgestatteten Gräber der Qualitätsgruppen B, C und D zielten, galt in dieser Untersuchung das Augenmerk der breiten Bevölkerung. Die anthropologischen Ergebnisse sollten Rückschlüsse auf die Gesundheit der unterschiedlichen Qualitätsgruppen liefern. Dies ausgehend von der Annahme, dass die ärmeren Gruppen erschwertere Lebensbedingungen (Ernährung und Arbeitsbelastung) und somit grössere gesundheitliche Schwierigkeiten hatten. Die Einteilung Christleins wurde daher für diese Fragestellung erweitert und seine Qualitätsgruppen A und B für Schleitheim gemäss den vorliegenden Fundvergesellschaftungen je zweigeteilt.2579 Die beigabenlosen Bestattungen kamen in die Gruppe A1, da die Unterschiede zwischen beigabenlos und arm (A2) interessierten.2580 Männer mit Gurt und Tasche sowie Männer mit einer Waffe finden sich in der Kategorie A2.2581 Hier sind die Gräber von Leuten zusammengefasst, die trotz kleinem Besitz nicht als wohlhabend zu bezeichnen sind. Zu dieser Gruppe zählten wir auch Gräber, die nur eine Lanzenspitze bzw. eine Bartaxt als Waffe hatten.2582 Im 5. Jahrhundert herrschten diesbezüglich noch andere Sitten. In diesem Zeitraum sind Männergräber mit einer Waffe und einer Keramikkanne gut ausgestattet und gehören in die Stufe B1 (Tab. 62). A2 umfasst entsprechend Frauen, die zu Gurt und Perlen ein Gehänge, oder selten einfache bronzene Drahtohrringe aber keine Fibel tragen. B1 sind Bestattungen, die wohlhabend wirken und einige Merkmale der Gruppe B2583 in sich vereinigen. Die Gruppe B2 unterscheidet sich von B1 durch einen geschlossenen Ensemblecharakter bei Waffen oder Schmuck. So zählen Frauen mit Schmuck und Fibeln aus Edelmetall und Männer mit Gürteln aus Edelmetall zur Gruppe B2.2584 Gruppe C tritt in bescheidenem Masse auf und die gehobenste Gruppe D der hohen Adligen und Herzöge ist in Schleitheim nicht vertreten. Von den 581 Skeletten waren 153 (26%) durch die Altgrabungen oder den Bagger gestört und wurden deshalb von der Untersuchung ausgeschlossen.2585 Die restlichen 428 ungestörten Bestattungen wurden den Gruppen A–C zugeordnet. 46 (11%) zählen zu A1: arm, ohne Beigaben. Der Hauptteil 290 (68%) umfasst die Gruppe A2 der armen Bestattungen mit wenigen Beigaben (Abb. 241 und Kart. 25). Die Verteilung der Altersklassen in den Qualitätsgruppen zeigt die Altersabhängigkeit der Beigabenausstattung (Abb. 242). Der Anteil von Kindern, Erwachsenen (hier 15–49 J.) und «Alten» schwankt innerhalb dieser Qualitätsgruppen.
A1 A2 B1 B2 C
beigabenlos, arm wenige Beigaben, evtl. eine Waffe, arm einige Waffen oder Schmuckstücke und Fibeln, wohlhabend Ensemble von Waffen oder Schmuck (Fibeln, Edelmetall), wohlhabend überdurchschnittliche wohlhabend, Sondergaben
Total
Kinder
Total
11% 68% 8%
51
12%
7
2%
428 100%
Bei den beigabenlosen Gräbern sind über die Hälfte (57%) Kinder. Offenbar lebten die Kinder ohne Tracht und dem Stand ihrer Familie entsprechende Attribute und so schlug sich die soziale Gruppe ihrer Familie in der Ausstattung der Gräber noch nicht nieder. Hinzu kommt, dass sie in den frühmittelalterlichen Friedhöfen unterrepräsentiert sind und vor allem Kleinkinder und Säuglinge nur in Ausnahmefällen im Friedhof beerdigt wurden.2586 Bei höherem Wohlstand sinkt der Kinderanteil (Abb. 242). In der Gruppe C, mit nur 7 Bestattungen, finden wir keine Kinder. In den Gruppen A2–C dominieren die Erwachsenen, bei den Gruppen B und C erreichen sie 71–78% der Bestattungen. Die Älteren sind in diesen Gruppen mit 10–29% vertreten. Bei den Alten scheint wie bei den Kindern das Tragen der Tracht als Zeichen des Besitzes in den Hintergrund zu treten. So wurde auch im Gräberfeld von Fridingen bei den Bestattungen der Greise eine Abnahme der Beigabenzahl gegenüber dem maturen Alter festgestellt.2587 Die Kartierung zeigt, dass mit Ausnahme der kinderreichen Reihe 6 aus dem 6. Jahrhundert, in der Fläche kaum eindeutige Konzentrationen der Gräber nach Altersklassen vorliegen (Kart. 2 u. 3).
A1 A2 B1 B2 C
46 290 34
Erwachsene
Abb. 241: SchleitheimHebsack. Defnition der Qualitätsgruppen und Anteile innerhalb der ungestörten Gräber.
Abb. 242: SchleitheimHebsack. Altersstufen innerhalb der Qualitätsgruppen.
Alte
Total
26 86 4 6 0
57% 30% 12% 12% 0%
10 158 24 40 5
22% 54% 71% 78% 71%
10 46 6 5 2
22% 16% 18% 10% 29%
46 290 34 51 7
122
29%
237
55%
69
16%
428
Gräber ohne Beigaben Der Anteil beigabenloser Gräber auf frühmittelalterlichen Gräberfeldern der Alamannia bewegt sich um 10%.2588 Sie heben sich von den mit Waffen oder mit Schmuck und farbigen Perlen ausgestatteten Gräbern deutlich ab, und es fragt sich, wer sich hinter diesen Gräbern verbirgt. Bei den folgenden Betrachtungen gilt es zu beachten, dass bei manchen Gräbern die Beigabenlosigkeit nur 369
Stufe
A1*
A2
I/II** III IV
2 5% 21 8% 23 17%
24 56% 189 76% 77 57%
Abb. 243: SchleitheimHebsack. Die Entwicklung der Qualitätsgruppen. A1–C während der gesamten Belegungszeit. (* Datierung nach Lage im Gräberfeld und Grabbau, ** ohne Gräber 363 und 500).
Stufe I/II III IV
B1
Kinder 3 13% 65 34% 15 19%
B2
6 14% 14 6% 14 10%
C**
9 21% 24 10% 18 13%
2 5% 1 0% 2 1%
Total 43 249 134
erhaltungsbedingt ist und den Leuten vielleicht rein textile oder lederne Gürtel, Schmuck (Holzperlen, Federn, Leder etc.) und Beigaben wie Blumen2589 und Holzgefässe mit Nahrung ins Grab mitgegeben wurden. Trotzdem stellt das Fehlen von Metallgegenständen, Glasschmuck etc. ein auffälliges Merkmal dar, da diese Objekte anscheinend innerhalb der Gesellschaft wirtschaftlich bedeutend und mit Prestige verbunden waren.
Erw.
Alte
15 63% 88 47% 41 53%
Unbest.
6 25% 30 16% 18 23%
0 6 3
Total
0% 3% 4%
24 189 77
0 0 1
2 21 23
Abb. 244: SchleitheimHebsack. Qualitätsgruppe A2. Verteilung der Altersklassen. Abb. 245: SchleitheimHebsack. Verteilung der Altersklassen in der Qualitätsgruppe A1.
Stufe I/II III IV
A2 24 59% 189 83% 77 69%
Abb. 246: SchleitheimHebsack. Anteile der Qualitätsgruppen ohne beigabenlose Gräber A1.
370
I/II III IV
1 16 9
B1 6 15% 14 6% 14 13%
1 3 5
B2 9 22% 24 11% 18 16%
0 2 8
C 2 1 2
Total 5% 0% 2%
41 228 111
Die Gruppe A1 umfasst 46 ungestörte beigabenlose Gräber. In dieser Gruppe gab es 26 Kinder (57%). Auch bei den Älteren von über 50 Jahren ist mit 22% ein Trend zu einfacheren Gräbern festzustellen. Die beigabenlosen Gräber verteilen sich über die ganze Fläche. Sie bilden keine Reihen oder Konzentrationen, die auf Familien hindeuten könnten. Tendenziell liegen sie eher peripher zu den verschiedenen Gräberzonen im Gräberfeld (Kart. 25).Mit 13 Individuen treten beigabenlose Gräber neben denjenigen der Qualitätsgruppe A2, in den Mehrfachbestattungen gehäuft auf.2590 Davon waren neun Kinder sowie je zwei Frauen und Männer.
Wie entwickelt sich der Anteil der beigabenlosen Gräber im Verlauf des 5.–7. Jahrhunderts? J. Leicht hat die beigabenlosen Gräber aufgrund der Merkmale «Lage bezüglich datierter Gräber» und «Grabbau» den drei Jahrhunderten hypothetisch zugeordnet.2591 Dies erlaubt es, Tendenzen in der Entwicklung der Grabsitten zu erfassen. Im 5. Jahrhundert spielten beigabenlose Gräber eine geringe Rolle. Bei nur zwei Stück gilt es zu berücksichtigen, dass zu dieser Zeit noch nicht die ganze Bevölkerung im Gräberfeld beigesetzt wurde. Für Stufe III ergibt sich ein Anteil A1-Gräber von 8% und für die folgende Stufe IV ein Anwachsen auf 17% (Abb. 243). Eine vergleichbare Zunahme beigabenloser Gräber in Stufe VI wurde in Schretzheim beobachtet.2592 Die Zunahme v.a. in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts wird im Zusammenhang mit der unter christlichem Einfluss erfolgten Aufgabe der Beigabensitte gesehen.2593 Die beigabenlosen Gräber der Stufe III umfassen zu drei Vierteln Kinder, hinzu kommen 10% Alte und 15% Erwachsene (Abb. 245). Selbst unter Berücksichtigung des erhöhten Kinderanteils dieser Stufe, der sich in dieser Zahl ausdrückt, belegt das Vorhandensein von nur drei Erwachsenen ohne Beigaben, dass hier keine regelhafte Sitte für eine arme und sozial schlecht gestellte Schicht vorliegt. Beigabenlosigkeit ist in Stufe III für Erwachsene ein Sonderfall, für Kinder die Regel und auch ein Merkmal der Gräber der alten Leute. In Stufe IV entfallen 43% der beigabenlosen Gräber auf Kinder und 34% auf Alte, deren Anteil sich gegenüber III erhöht hat. Auf Erwachsene entfallen 17%.2594 Der Anteil der Alten hat sich erhöht, Erwachsene ohne Tracht bleiben eine grosse Seltenheit. In beiden Jahrhunderten ist der Anteil der beigabenlosen Gräber so gering, dass die Hypothese, mit ihnen in Schleitheim eine soziale Gruppe wie Angehörige einer romanischen Restbevölkerung oder Unfreie und Sklaven zu erfassen, unwahrscheinlich wird.2595
Verteilung der Altersklassen in Gräbern mit Beigaben Die Gruppe A2 mit armen Gräbern umfasst 68% der ungestörten Gräber (Abb. 241). Diese Qualitätsgruppe stellt während der gesamten Belegungszeit den grössten Anteil der Gräber (Abb. 246). Ihr Anteil steigt in der Stufe III deutlich und nimmt in Stufe IV wieder ab.2596 Sie beinhaltet Männer ohne oder mit einer Waffe und Frauen mit wenig Schmuck, z.B. mit einer Perlenkette und einem Gehänge sowie solche mit einem Leibgurt oder einfachen bronzenen Drahtohrringen. Der Anteil der Kinder beträgt 30% und Alte sind mit 16% vertreten. Der Anteil
der Altersklassen schwankt zwischen den Stufen III und den Stufen IV – unter Berücksichtigung des erhöhten Kinderanteils von III – nur unwesentlich.2597 In der Stufe IV nimmt der Kinderanteil wieder ab (Abb. 244). Die Gruppe B1 erfasst wohlhabende Gräber, in denen einige Elemente der Qualitätsgruppe B vertreten sind. Bei den B2 Gräbern steht das Vorhandensein geschlossener Ensembles von Beigaben im Vordergrund (eine vollständige Bewaffnung; Wadenbinden, Fibeln, Gehänge, Ohrringe oder Schmuck und Fibeln aus Edelmetall). Da die Stichprobenzahl in diesen Gruppen gering ist, sei nur auf Entwicklungstendenzen eingegangen. In den Gruppen B1 und B2 ergibt sich über die Stufen III und IV eine Altersverteilung von ungefähr je einem Fünftel Kinder und Alten sowie einer Erwachsenengruppe, die etwa 60% der Bestattungen umfasst. Die Gräber sehr wohlhabender Leute sind mit 2% selten. Die Verteilung der Geschlechter in den Qualitätsgruppen In den graphischen Darstellungen (Abb. 247) ist die Verteilung der Geschlechter und der Kinder zusammengefasst. Für die Frühzeit der Stufe I/II sind nur zwei beigabenlose Gräber – eines Mannes und einer Frau – belegt. In der armen Gruppe A2 besteht ein Frauenüberschuss. In den reicheren Qualitätsgruppen B1, B2 und C gibt es keine Kinder. Die Gruppe B1 zeigt einen ausgeglichenen Anteil von Männern und Frauen. In den reicheren Gruppen B2 und C ist der Männeranteil deutlich geringer. Die anthropologischen Untersuchungen haben für diese Zeit einen Frauenüberschuss festgestellt, der sich aber nicht in allen Qualitätsgruppen niederschlägt.2598 Stufe III ist die Zeit mit einem erhöhten Anteil an Kindergräbern,2599 was sich in den Zahlen der beigabenarmen Gruppen A1 und A2 deutlich ausdrückt. Auch die Gruppen B1 und B2 weisen nun Kindergräber auf. In der Gruppe A2 finden sich mehr Männer als Frauen, währenddem in der Gruppe B2 ein Frauenüberschuss herrscht. Die Gruppe B1 hat ein ausgeglichenes Verhältnis. Die Diskrepanz zwischen den Anteilen von Frauen und Männern zeigt die Grenzen des Modells der Qualitätsgruppen auf.2600 Ähnliche Schwierigkeiten bestehen bei der Verknüpfung der Chronologie der Männergräber mit der Perlenchronologie der Frauengräber.
Gliederung: 5. Jh. (44 Individuen = 100%) SozialeSoziale Gliederung: 5. Jh. (44 Individuen = 100%) 40,0
Frauen (29 Ind.) Kinder (5 Ind.) Männer (10 Ind.)
30,0 20,0 10,0 0,0 A1
A2
B1 Soziale Gruppen
B2
C
Soziale Gliederung: 6. Jh. (242 (242 Individuen Individuen == 100%) 100%) 40,0 Frauen (73 Ind.) Kinder (89 Ind.) Männer (80 Ind.)
30,0 20,0 10,0 0,0 A1
A2
B1 Soziale Gruppen
B2
C
Soziale Gliederung: 7. Jh. (125 Individuen = 100%) 100%) 40,0 Frauen (46 Ind.) Kinder (28 Ind.) Männer (51 Ind.)
30,0
20,0 10,0 0,0 A1
A2
B1 Soziale Gruppen
Die Verteilung der Qualitätsgruppen in Stufe IV zeigt die Zunahme der beigabenlosen Bestattungen und eine weitere Zunahme bei den reichen Gräbern der Gruppen B1 und B2 (Abb. 247). Wieder findet sich in der armen Gruppe A2 ein erhöhter Anteil an Männern, währenddem bei der Gruppe B1 die Frauengräber leicht überwiegen. In der Gruppe B2 ist das Geschlechtsverhältnis ausgeglichen. Die Gruppe C spielt in beiden Jahrhunderten nur eine geringe Rolle.2601
B2
C
Abb. 247: SchleitheimHebsack. Histogramme zur sozialen Gliederung.
371
10. Beobachtungen zur Tracht und Kleidung Antoinette Rast-Eicher und Anke Burzler
Überlieferungsbedingungen und Quellenlage Die dingliche Hinterlassenschaft des archäologischen Schleitheims ist natürlichen Zerfallsprozessen unterworfen, die im Normalfall organische Materialien fast spurlos vergehen lassen. Nur besondere Überlieferungsbedingungen ermöglichen die Erhaltung organischen Fundstoffes in den Gräbern. Damit fehlt der Archäologie ein weites Spektrum der gelebten Kultur: Kleider, Textilien, Stoffe, mögliche vegetarische Beigaben oder Blumen, Gerät oder Möbel aus Holz2602 entziehen sich grösstenteils der archäologischen Nachweisbarkeit. Streng genommen muss daher ein «beigabenloses» Grab nicht ursprünglich ohne Beigaben gewesen sein. Als organisches Material sind die textilen Stoffe im Grab, die uns den Bereich der Kleidung, der Tracht und der Tragweise der körperbezogenen Metallobjekte, wie z.B. Leibgurt, Fibel, Schuhgarnitur und Strumpfbesatz erschliessen würden, nicht in der Fläche erhalten. Im Falle von Gegenständen aus Eisen, Bronze oder Silber (jedoch nicht Gold) ergibt sich eine andere Erhaltungsbedingung: Diese Metalle geben durch Oxidation eine konservierend wirkende Korrosion ab. In Verbindung mit dem Metall entsteht eine Art Mineralisierung der Textilfasern, die zu einer «fossilartigen Bildung an der Oberfläche des Metallgegenstandes» führt.2603 So bleiben punktuell an manchen Metallgegenständen, insbesondere am weiblichen Tracht- und Schmuckzubehör, teilweise winzige Textilreste erhalten, von denen als Herstellungsmaterial Wolle, Baumwolle, Leinen oder Hanf teilweise festgestellt sowie die Textiltypen bestimmt werden konnten.2604 Textilien sind aber niemals gesamthaft überliefert, sodass bis heute keine Bestattung beobachtet wurde, in dem sich Textilien in einem Umfang erhalten haben, dass man mehr als nur Anhaltspunkte über Aussehen und Form der Kleidung gewinnen könnte;2605 Schnitt, Schichten und Grösse der Kleidung, die der bestatteten Person angelegt werden, sowie der Verwendungszweck der einzelnen Kleidungsstücke sind also bei der Masse der Reihengräber unbekannt. Dort allerdings, wo ausnahmsweise Reste der Bekleidung in Bestattungen hochgestellter Personen sich bewahrt haben, fällt die reiche Ausstattung mit (fragmentarisch erhaltenen) Textilien auf.2606 Im Unterschied zu anderen Metallen besitzt Gold fast keine konservierende Wirkung auf Gewebe; treten jedoch 372
Goldfäden als Hinweis auf Goldgewebe bei Bestattungen auf, und werden diese nicht postmortal wie in Stein am Rhein Grab 3 und 4 gestört, lassen diese Rückschlüsse auf das Aussehen der Kleidung zu.2607 Vor dem Hintergrund dieser schwierigen Quellenlage, die verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zulässt, erschienen mehrere Studien zu Tracht und Rekonstruktionen der Bekleidung aus archäologischer Sicht, wobei die Diskussion noch im vollen Gange ist:2608 Den Bügelfibeln, deren «Tragweise und Funktion bis heute nur schwer zu erklären ist»,2609 wurde besondere Aufmerksamkeit zuteil;2610 allerdings steht bis heute eine schlüssige Erklärung der frühmerowingischen Vierfibeltracht, insbesondere der Bügelfibeln, noch aus. Die Spannbreite der Interpretationen für Bügelfibeln reicht von der Theorie als Fixierung eines Leichentuches,2611 zum Verschliessen eines Wickelrockes2612 oder eines vorne offenen Umhanges/Mantels2613 bis zum Besatz einer Schärpe/cingulums.2614 Für einen Verschluss des Leichentuches ist die Lage beider Fibeln zu eng nebeneinander. Diesem Ansatz steht überdies entgegen, dass Bügelfibeln als Hinweise auf ihre praktische Tragweise teilweise deutliche Abnützungsspuren aufweisen und ihre Fundlage im Taillen- bzw. Beckenbereich und zwischen den Oberschenkeln gewissen Regelmässigkeiten im Grab unterliegt.2615 Daneben wurden kürzlich Textiluntersuchungen am archäologischen Objekt, zum Teil in detailreichen Studien, zum Teil übergreifend vorgestellt.2616 Untersuchungen, die den Befund der Textilien genau einbeziehen, sind immer noch selten. Es erscheint jedoch langsam klar, dass eine Erklärung ohne Einbezug des organischen Materials nicht gelingen wird. Auf dieser Grundlage werden die Schwierigkeiten für die Annäherung an das gestellte Thema deutlich. Für Ansprache und Interpretation der Textilfunde müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein: Eine sorgfältige und genau dokumentierte Ausgrabung mit Angabe zur Lage der Objekte (Vorder-/Rückseite), möglichst ungestörte Grabzusammenhänge, nicht vorschnell «gereinigte» Metallgegenstände und erhaltene Stoffpartien, und dann eine ebenso sorgfältige Dokumentierung des organischen Materials während der Freilegung der Objekte. Die Auswertung der Textilien aus Schleitheim-Hebsack liefert Anhaltspunkte für die Rekonstruktion der Bekleidung. Im Folgenden werden Beobachtungen und Ergebnisse aus dem Reihengräberfeld zusammengetragen und Befunden aus der Schweiz, Süddeutschland und allgemein Europa vergleichend gegenübergestellt. Ergänzend wird die Ikonographie herangezogen. In der Schweiz besteht das Vergleichsmaterial durchwegs aus Grabfunden, d.h. wir erfassen in erster Linie die Graban-
lage, die Textilien in unterschiedlichen Funktionen, etwa als Decke, Kleidung oder Matratze, umfassen kann. Nicht vergessen werden darf auch, dass die Ausstattung eines Grabes durch individuelle Kennzeichen jenseits der wirtschaftlichen und sozialen Stellung geprägt sein kann und dass vor allem in weiblichen Bestattungen mit Fibelbeigabe Angehörige der örtlichen Oberschicht fassbar sind. Regelmässigkeiten, auch hinsichtlich der Bekleidung, lassen sich nur durch Reihenuntersuchungen feststellen. Beim derzeitigen Forschungsstand und angesichts der schmalen Quellenbasis ist es schwierig, genau zwischen «Textilien für das Grab», z.B. allfällige Kissen, Unterlagen, Wandbehang in Kammergräbern und «Textilien für die Kleidung», in der man bestattet wurde, zu unterscheiden. Neben den anschliessenden Überlegungen wird deshalb hier die «Tracht» vorläufig als die Gesamtheit der im Grab vorgefundenen Textilien verstanden.
Zur Tracht In der Umgangssprache wird der Begriff Tracht häufig als Bezeichnung für volkstümliche Bekleidung gebraucht. Davon distanziert sich jedoch eine Ansicht in der schweizerischen Volkskunde, welche Tracht vor allem durch die «Art des Tragens» von Kleidungsstücken und deren Elementen bestimmt sieht. Ein zentraler Punkt besteht in der Frage, ob Tracht «Ausdruck … landschaftlich oder standesmässig gebundener Art sei, ob … Gemeinschaft und Tradition Einfluss auf die Art sich zu kleiden, haben».2617 Tracht kann die Mode beeinflussen und umgekehrt. Mode hat zwar mit der Tracht die äussere Darstellung einer zusammengehörigen Gruppe gemeinsam, ist aber im Unterschied zur Tracht durch wesentlich stärkere Individualität geprägt.2618 Dagegen ist Tracht im weitesten Sinne standesgebunden und lässt sich nach Feiertagstracht, Beruf, Lebensalter, Geschlecht und regionaler Herkunft unterscheiden. Eine Tracht kann auch gesunkenes Kulturgut sein, wenn z.B. Charakteristika der beispielhaften adeligen oder städtischen Tracht in ländliche Trachten übernommen werden.2619 Neuere kulturtheoretische Untersuchungen akzentuieren den Begriff der Tracht anders, da ein «bestimmter Kulturzustand nie exakt zu fassen» ist und dieser «ständiger Veränderung unterliegt». Aber es müssen «momentane, analytische Schnitte» gesetzt werden, um Prozesse sichtbar zu machen.2620 Tracht stehe für eine geregelte soziale Differenzierung und ist an Anlässe gebunden. Sie muss nicht uniform sein und kann einen gewissen Platz für individuelle Spielräume enthalten.2621 Aus archäologischer Sicht wurde hervorgehoben, dass nach dieser Auffassung das Tragen
von verschiedenen Trachten innerhalb eines Gebietes möglich sein kann, um etwa Sozialstatus, Alter und Beruf zu kennzeichnen.2622 So werden zum Beispiel Bügelfibeln ab einem bestimmten Alter, ungefähr ab Pubertät, getragen.2623 Diesen Überlegungen stehen die spezifischen archäologischen Aussagemöglichkeiten gegenüber.2624 Dabei lässt sich aus dem weiblichen Tracht- und Schmuckzubehör der Trachtschmuck und der reine Schmuck, der allerdings nicht nur schmücken, sondern bisweilen Unheil abwehren sollte, unterscheiden. Dabei gilt der Trachtschmuck aus Edelmetall oder Bronze als kleidungsbezogen, d.h. er steht direkt mit einem einzelnen oder mehreren Kleidungsstücken in Verbindung und besitzt eine bestimmte Funktion. In diesem Sinne vereinigt Trachtschmuck Funktionales und Dekoratives. Diese Bedeutung können die Metallobjekte – Fibeln, sichtbar getragener Gürtel, Nadel/Kopfputz, Wadenbindenund Schuhgarnituren – übernehmen. Reinen Schmuckcharakter besitzen dagegen Ringschmuck (Finger-, Ohr-, Armring), Perlen und Anhänger. Im Gegensatz zum Trachtschmuck kann diese Kategorie individueller und vielfältiger gehandhabt werden. Die Beigabe von Fibeln ist in Männergräbern des Frühmittelalters meist nicht (mehr) vorhanden. Der männliche Leibgurt könnte dagegen eine vergleichbare Bedeutung wie die Fibel besessen haben. Anhaltspunkte aus Männergräbern für die Tracht zu gewinnen ist jedoch noch schwerer als bei Frauengräbern, da diese anstelle der Waffen und Reitausrüstung im stärkeren Masse Trachtelemente mit ins Grab bekamen. Doch auch hier herrschen, wie erwähnt, besondere Überlieferungsbedingungen – Grabfunde als hauptsächliche Quelle, Vergänglichkeit organischer Trachtteile – vor. Es ist aber zu fragen, ob bestimmte Textiltypen, getrennt nach Material und Gewebeart, gehäuft an bestimmten Fundobjekten vorkommen oder Variationen möglich sind und ob Textilreste in Verbindung mit der Fundlage im Grab Hinweise auf Reihenfolge der Kleiderschichten und Aussehen geben. Die Textilforschung steckt noch in den Kinderschuhen und ist kaum auf dem Stand einer überblickbaren Typologie. So ist nicht erstaunlich, wenn zuerst Funde und Befunde genau beschrieben werden müssen und danach erst für eine bestimmte Region Aussagen über die Textilherstellung gemacht werden können. Da je nach Bodenverhältnissen – auch bei oxidiertem Material – sehr unterschiedliche Erhaltungsbedingungen möglich sind, müssen sehr viele Textilien untersucht werden, bis allgemeingültige Aussagen gemacht werden können.
373
Produktion und Produktionsverhältnisse Die Herstellung von Geweben und Kleidung gehört, ähnlich wie die Keramikproduktion, zu den ältesten Verarbeitungstechniken der Menschheit. Textilherstellung war im Frühmittelalter eine Arbeit der ans Haus gebundenen Frauen.2625 Inwieweit gewisse Produktionsschritte von Männern übernommen wurden, ist schwierig zu beurteilen. Dies besass keine abwertende Bedeutung, da unter Haus grosse wirtschaftliche Domänen und unter Hausfrau die Herrin grösserer Wirtschaftseinheiten verstanden werden können2626 (inkl. Leibeigenen). Über Produktionsverhältnisse im Frühmittelalter in der Nordostschweiz lässt sich – abgesehen von Rückschlüssen aus den frühen St. Galler Quellen – nur wenig sagen. Die Funde zeigen immer eine vorhandene Textilherstellung, die detaillierten Abläufe der Produktion in dieser Epoche sind aber weitgehend unbekannt. Wir sollten aber nicht unbedingt Abläufe aus dem Hoch- und Spätmittelalter, die in der Kunst dargestellt sind, auf frühmittelalterliche Verhältnisse übertragen. Wir können uns auf schriftliche Quellen stützen, die zum Teil aber Verhältnisse anderer geografischer Regionen und/oder römische Verhältnisse widerspiegeln. In diesen finden sich Hinweise auf zentrale Produktion in den kaiserlichen Werkstätten (fabricae imperiales) und in den sog. gynaeceen, in denen Frauen die Textilien durch Spinnen und Weben hergestellt haben.2627 Bischof Isidor von Sevilla (etwa 570–630), fast ein Zeitgenosse der Dame aus der Schleitheimer Kirche, die durch den beigegebenen Spinnwirtel den «Faden in der Hand hielt», bemerkt zu den gynaeceen, dass dies der Ort sei, « wo sich die Frauen zum Textilwerken zusammenfinden».2628 Inwieweit diese zentralen Werkstätten noch im Frühmittelalter nördlich der Alpen eine Rolle spielten, ist ungewiss. Schriftlichen Belegen zufolge erhält sich diese Funktion der «Frauenarbeitshäuser» bis in karolingische Zeit. Männer hingegen waren dagegen an der Rohstoffgewinnung beteiligt und taten dies durch Schaf- und Ziegenschur, ev. auch Tierzucht und Wollarbeiten (Waschen, Färben und Kratzen der Wolle, Walken der Tuche) und im Handel.2629 Daneben gelten Ackerbestellung und Bodenbearbeitung als ausgesprochen männliche Tätigkeiten.2630 Spätere Quellen aus der Nordostschweiz betreffen die Organisation des Klosters St. Gallen. Die auf dem Klosterplan (um 800 entstanden) nicht eingetragenen Werkstätten für Weberinnen und Weber– eine eigene Walke ist aber vorhanden – deuten auf eine dezentrale Herstellung der Gewebe und auf die Ausrüstung (und auf den wohl 374
gewinnbringenden Verkauf!) dieser Gewebe zentral im Kloster selbst.2631 In die gleiche Richtung weisen einige frühe Quellen aus St. Gallen (9. Jh.), bei denen es um die Schenkung von Gütern an das Kloster geht. Die Gegenleistung des Klosters besteht in Zinsen, z.B. in der Lieferung des jährlichen Bedarfs an Kleidern. In einem Fall erhält der Schenker «Gewebe aus Frauenhand», in einem andern sollen seine leibeigenen Mägde nicht mehr als zwei Pfund Flachs oder Wolle (für das Kloster) verarbeiten müssen.2632 Diese dezentrale Produktion des Roh-Textils wird noch durch einen andern Fund bestätigt: In Pfakofen (Bayern) wurde ein für die Zwirnung von Schnüren idealer Topf gefunden (Grab aus dem 6. Jh.). Darin lagen Läuse, sog. «polnische Kermes» Porphyrophoraa polonica, die für das Färben wichtig waren. Aus einem nahe gelegenen Kloster gibt es zudem einen (späteren) Text über die Lieferung von polnischer Kermes an das Kloster. Die Landbewohner erzeugten Textilien und züchteten polnische Kermes, die einen begehrten Farbstoff ergaben.2633 Das Färben selbst und die Ausrüstung der Gewebe oblagen dann dem Kloster. Die Produktion selbst beginnt bei den Rohstoffen. Wir können annehmen, dass Lein und Hanf während des Frühmittelalters auch in der Region Schaffhausen angebaut und Schafe gehalten wurden.2634 Baumwolle und Seide mussten importiert werden,2635 Kaninchenhaar war möglicherweise lokal zu bekommen.2636 Felle gehören im weitesten Sinn zur Bekleidung, da sie auch als Kleidungsfutter dienen konnten. Details über die Produktion selbst sind wenig bekannt. So wissen wir nicht, wie Lein genau verarbeitet wurde (Tauröste oder Wasserröste? Breche, resp. Klopfholz? oder von Hand gebrochen?), wie genau Hanf zu einer feinen Faser verarbeitet wurde und ob Wolle in jedem Fall gekratzt wurde. Dass Spinnen und Weben ausgesprochen weibliche Tätigkeiten waren, legen eindeutige Anhaltspunkte aus dem archäologischen Befund nahe. Spinnwirtel, als Schwunggewicht auf der meist hölzernen Spindel aufgesteckt, finden sich fast ausschliesslich in Frauengräbern. In Schleitheim ist dies in einer Reihe von Gräbern der Fall.2637 Schriftquellen weisen wiederholt daraufhin, dass Textilherstellung in Händen der Frauen lag. Auch weibliche Angehörige des Ortsadels übten diese Tätigkeit aus, wie entsprechende Funde aus den Kirchen von Schleitheim und Zofingen oder die Beigabe von Webschwertern in überdurchschnittlich ausgestatteten Frauengräbern vermuten lassen.2638 Bildliche Darstellungen zeigen Maria beim Drehen der Spindel.2639 Neben der Tätigkeit als opus feminile manifestiert sich hier möglicherweise eine symbolische oder spirituelle Bedeutung (Ewigkeitsgedanken, Lebensfaden?).
Aufgrund der gleichmässigen, drehenden Bewegung galt Spinnen als Symbol der immer währenden Gesetzmässigkeit; aus der Spinntätigkeit der Schicksalsgöttinnen (Moiren, Parzen) geht der Lebens- oder Schicksalsfaden hervor.2640 Wahrscheinlich hat die Spindel auch eine weitere Bedeutung für die Hausherrin. So wird in einer Schriftquelle erwähnt, dass das Grunderbe ad fusum a lancea, vom Speer auf die Spindel, übergehen kann:2641 Der Speer ist stellvertretend für den Mann, die Spindel für die Frau. Aus dem Raum Schaffhausen gibt es einige Hinweise zur Herstellung von Textilien: aus der Siedlung von Schleitheim (bis 7. Jh.) ist aus einem (Wohn-?)Haus eine ebenerdige Ansammlung von Webgewichten erhalten, die klar auf die Verwendung des Gewichtswebstuhles weisen.2642 In Berslingen sind zudem Grubenhäuser (10. Jh.) belegt, die eher auf die Verarbeitung von Pflanzenfasern als Wolle deuten.2643 Auch dort sind teilweise Webgewichte erhalten. Die Häuser sind meist Nord-Süd ausgerichtet. Der Eingang liegt, wenn er erkennbar ist, im Osten. Brettchen aus Knochen aus Berslingen und Merishausen zeigen, dass auch hier Brettchengewebe (Bänder, Borten oder Kanten von Geweben) hergestellt wurden.2644 Wie viele in Mittel- und Nordeuropa erhaltene (Anfangs-)Kanten zeigen, die nur auf dem Gewichtswebstuhl Sinn machen, war im Frühmittelalter dieser Webstuhl mit Sicherheit das wichtigste Webgerät. Der Rundwebstuhl, der in römischer Zeit ebenfalls belegt ist,2645 hatte kaum die gleiche Bedeutung, und wenn er überhaupt Verwendung fand, dann möglicherweise eher als Gobelinwebstuhl oder für Bindungen, die auf dem Gewichtswebstuhl mühsamer aufzuziehen waren.2646 Es gibt bisher nur wenige Nachweise frühmittelalterlicher Textilien, die eindeutig auf einem Rahmenwebstuhl hergestellt wurden.2647 Die Darstellung des vertikalen Rahmenwebstuhls im Utrechter Psalter (820–835) zeigt, dass der Webstuhl in einem kleinen, auf allen Seiten offenen Haus aufgestellt wurde, bei dem mehrere Frauen an der Arbeit sind. Frühmittelalterliche Häuser mit zentralen Pfosten, die Webstuhlkonstruktion ähnlich wie auf dem Utrechter Psalter dargestellt, sind archäologisch belegt.2648 Schafe, die nebenan weiden, weisen auf die Wollverarbeitung am Webstuhl. Wann der horizontale Trittwebstuhl aufkam und damit die Webgeschwindigkeit und die mögliche Länge der Gewebe erhöhte, und welche gesellschaftliche Veränderungen Bedingung oder Folge davon waren, ist noch Gegenstand von Diskussionen.2649 Der frühe Gebrauch des Trittwebstuhls ist schon im 10. Jahrhundert möglich, während in weiten Teilen Europas (auch in der Schweiz) parallel dazu der Gewichtswebstuhl noch bis ins Spätmittelalter belegt ist.2650
Inwieweit die Gewebe in solcher Hausproduktion gefertigt wurden oder in «Werkstätten», d.h. professionell, lässt sich kaum beurteilen. Wir dürfen jedoch keinesfalls die handwerklichen Fertigkeiten in der Hausproduktion und eine lange Webtradition unterschätzen! L. Bender Jørgensen meint, dass Standardtypen «branded goods», die über grosse Gebiete verbreitet sind, auf Werkstattproduktion hinweisen.2651 Als Standardtyp können wir zum Beispiel den Diamantkaro mit dem häufigen Rapport 20/18 bezeichnen. Wir fassen ihn vor allem im Frühmittelalter in grosser Anzahl. Frühere Diamantkaros2652 sind weniger einheitlich und haben häufig Webfehler.2653 Über ihre Herstellung geben uns noch die Wollfeinheitsanalysen einige Hinweise. Die Diamantkaros aus Hessen (8. Jh.) sind aus einer groben Wolle hergestellt, die von Schafen wie der Heidschnucke stammt, die heute noch in Norddeutschland verbreitet sind.2654 Untersuchungen der Wollqualität in Wurtensiedlungen ergaben für die Diamantkaros immer eine grobe Wolle, die aufgrund von unversponnener Wolle, die in diesen Siedlungen gefunden wurde, dem lokalen Schaftyp zuzuschreiben ist.2655 Demgegenüber ist die Wolle aus Schleitheim etwas feiner als die Wolle aus Hessen und sowohl für die Diamantkaros wie auch für Rippenköper und Tuch verwendet worden, d.h. sie ist für Schleitheimer Gewebe einheitlich.2656 Die Wolle war deshalb wahrscheinlich lokal und nicht importiert, das heisst, dass die Diamantkaros also auch in Schleitheim lokal produziert worden sind. Ob nun diese Diamantkaros aus lokalen «Werkstätten» oder in Hausproduktion (was das auch immer heisst) entstanden, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Ein Standardtyp kann durchaus aus einer Webtradition entstehen, womöglich aus einer ganz bestimmten Art den Webstuhl aufzuziehen, sodass der Rapport 20/18 die logische Folge war. Die Grenze zwischen professioneller und häuslicher Produktion ist in einem solchen Fall praktisch nicht zu ziehen. Umgekehrt wird es immer gewisse Textilien geben, die sich aufgrund ihrer Faser (z.B. Seide, Goldfäden), Bindung und Qualität (besondere Feinheit) von den anderen Textilien absetzen. Diese deuten unserer Meinung nach auf professionelle Produktion hin. Noch im Frühmittelalter wurden Kleider auf dem Gewichtswebstuhl mehrheitlich «in shape» gewebt, das heisst, dass nicht wie später eigentliche Stoffbahnen hergestellt und aus diesen dann Kleider geschnitten wurden. Die frühmittelalterliche Kleidung bestand aus Stoffstücken, die in ihrer Form fertig vom Webstuhl genommen wurden. Möglich war auf dem Webstuhl (Gewichtswebstuhl) eine grosse Variabilität in der Breite, im Ansetzen von Ärmeln beim Weben und fertigen Zierkanten durch Brettchenweberei. 375
Schriftquellen Für unsere Betrachtungen fliessen die Schriftquellen nur spärlich.2657 Bügelfibeln sind namentlich nicht erwähnt.2658 Die erzählenden Quellen, allen voran historiarum libri decem («Zehn Bücher Geschichten») Gregor von Tours vom ausgehenden 6. Jahrhundert, schildern die Merowingerzeit aus der Sicht der romanisierten Oberschicht und des Klerus in Nordfrankreich.2659 Für Textilien war der allgemeine Ausdruck vestes oder vestimenta gebräuchlich, der für klerikale und profane Anlässe, ferner für Vorhänge und Wandbekleidungen in Frage kam.2660 In den Quellen wird zwischen minderer (vili indumento, vili vestitu) und hervorgehobener Kleidung (dignis vestimentis, dignis vestibus) unterschieden.2661 Gregor berichtet, dass Frauen bei Eintritt ins Kloster ihre Kleidung verändern bzw. wechseln (veste mutata).2662 Purpur und königliche Kleidung, welche vor Glanz, Gold und Geschmeide strahlte (vestem regia, quae tanta luce auroque et munilibus refulgebat) trug man bei Hofe;2663 aber auch Kleriker kleideten sich in Prunkgewänder (wörtlich in Seidengewänder), geschmückt mit Edelsteinen (syrico contextu ac gemmis micantibus).2664 Nach seiner Papstwahl wechselte Gregor jedoch zu billiger bzw. wertloser Kleidung (vili contectus vestitu).2665 Mit der Konsulwürde erhielt Chlodwig die tunica blattea und chlamys.2666 Auch können Kleider zu wichtigen Handelsobjekten gehören.2667 Ältere Menschen waren in dunklen Farben angezogen; Taufgewänder wurden dagegen in weiss gehalten.2668 Trauergewänder waren nach Gregor dunkel; Frauen hüllten sich bei der Belagerung von Saragossa, als ob es sich um einen Totenzug handelte, in schwarze Kleider mit Wehklagen und aufgelösten, mit Asche bestreuten Haaren (mulieris quoque amictae nigris palleis, dissoluta caesariae, superposito cinere).2669 Bemerkenswert sind seine Hinweise, dass die eigene Schwester ein leinenes Obergewand besass und die Totenhemden von Frauen, die in einer Kirche begraben lagen, aus weisser Seide bestanden.2670 Neben Seide und Baumwolle wird häufig Leinen als Material erwähnt. Zur Frauenkleidung gehörte auch ein (Seiden?)Tuch, das über Schulter und Kopf getragen wurde und aus purpurfarbener Seide hergestellt sein konnte.2671 Entsprechende archäologische Hinweise auf feine Gewebe für Kopftücher findet man bei den Stoffresten an den Kleinfibeln und am Gehänge von Grab 504. Gregor v. Tours nennt in diesem Zusammenhang einen schwerseidenen Überhang (mafortem olosyricum), der zweckentfremdet aus einer Altardecke (palla, pallam altaris) geschneidert wurde. Reste der gleichen Altardecke mussten als Purpurbesatz eines Kleides, das als Tunika bezeichnet wird, herhalten (de il376
la incisura, quae palla superfuit, purpura neptae suae in tonica posuerit). Dass das Tragen einer Kopfbedeckung zum frühmittelalterlichen Alltag für Frauen in den östlichen Randgebieten des Merowingerreiches gehörte, lässt eine Stelle aus der lex Alamannorum vermuten,2672 die das gewaltsame Entblössen des Hauptes ahndet. Die Busse mit sechs Schillingen zahlt ein Straftäter in gleicher Weise, wenn er das Kleid der Frau hebt und sie bis zu den Knien entblösst. Dementsprechend muss die Kleiderlänge knöchellang gewesen sein. Dies bestätigen die ikonographischen Quellen, z.B. der Stuttgarter Bilderpsalter und verschiedene archäologische Befunde. Männer trugen die Tunica als Untergewand, darüber einen Umhang als Übergewand; unterhalb der Tunica waren weitere Kleidungsstücke möglich. Stiefel wurden beim Reiten im Heer getragen.2673 Daneben werden Hosen bei Agathias erwähnt.2674 Nach Einhard, dem Biographen Karls des Grossen, soll der Kaiser «fränkische» Tracht, d.h. «die seiner Väter» (vestitu patrio) getragen haben. Diese bestehe aus Hemd (camisa) und Unterhose (feminalibus) aus Leinen, darüber eine tunica mit Seidenborte und Hosen (tibialia), ferner Wadenbinden und Schuhe. Darüber trug er einen blauen Mantel (sago) und stets das Schwert. Er trug auch ein Gilet/Weste aus Fell (Otter oder Ratte). Auch Isidor von Sevilla erwähnt das sagum, ein kurzer Mantel/Umhang, der kennzeichnend für alamannische Kleidung sei.2675 Das sagum ist ursprünglich der Kurzmantel, der von den römischen Soldaten getragen wurde. Notker der Stammler bemerkt zum sagum, Mantel der Männer, dass es sich um ein Tuch handelt, «viereckig, doppelt gefaltet, sodass es auf die Schultern gelegt vorn und hinten die Füsse berührte, auf den Seiten aber kaum die Knie bedeckte.2676 Bemerkenswert ist der Hinweis Einhards, dass Karl ausländische Kleidung (peregrina indumenta) ablehnte und nur zu Ehren des Papstes die lange Tunika (longa tunica), Chlamys und römische Schuhe (calceis quoque Romano more) trug.2677 Bei festlichen Anlässen trug er golddurchwirkte Kleidung, edelsteingeschmückte Schuhe und einen Umhang, der mit einer Goldfibel zusammengehalten wurde (fibula aurea sagum adstringente); im Alltag aber – so der Biograph – unterschied sich der Kaiser wenig von der Tracht des Volkes.2678 Die Falten kostbarer weiblicher Kleidung wurden nach einer Quelle des 10. Jahrhunderts mit goldfarbenen Fibeln gerafft.2679 In einer weiteren Quelle wird die Herrichtung eines Toten, in diesem Fall eines Klerikers, geschildert. Er wird gewaschen und das Haupt mit einem Schweisstuch umhüllt. Die priesterlichen Gewänder sind angelegt, das Schuhwerk in obviam Christi bereitgestellt und Oblaten werden
auf der Brust deponiert. Für den Körper verwendete man ein gewachstes Leintuch.2680 Abschliessend ist festzuhalten, dass ausgewählte Kleiderfarben für bestimme Lebensabschnitte offensichtlich vorherrschten. Trauergewänder und Kleidung für ältere Personen waren dunkel. Die Kleidung von Mann und Frau war verschieden, man besass Alltags- und Festtagskleidung. Frauen kam eine Kopfbedeckung oder ein Umhang, der Kopf und Schulter verhüllte, zu. Inwiefern die besonders bei Gregor von Tours angestellten Beobachtungen hinsichtlich Kleidung auf die Gebiete östlich des Rheins übertragbar sind, ist mangels fehlender Schriftlichkeit nicht zu beantworten. Gregor bemerkt, dass Bretonen und Sachsen unterschiedliche Kleidung trugen.2681 Dies kann auch für die einzelnen germanischen Stämme gelten. Die frühen St. Galler geben uns einen Einblick in die lokale Tradition der Textilproduktion und der Tracht, von einer ganz bestimmten Quellengattung aus gesehen.2682 Es handelt sich um Landschenkungen an das Kloster, bei denen – nicht immer – ein Zins verlangt wurde. Es muss sich meist um grosse Landbesitzer handeln, da in der Einleitung jeweils die dazugehörigen Huben (Hube/Hufe: Bäuerlicher Wirtschaftsbetrieb, Hof, mit dazugehörigem Kulturland), Ländereien, Gebäude, manchmal Kirchen(anteile) etc. aufgezählt werden. Dieser Zins konnte Bargeld oder Naturalien wie Bier oder Kleider darstellen. In einzelnen Fällen ist die Rede vom Rohstoff. Eine Frau verschenkt im Jahr 809 ihren Besitz an St. Gallen und möchte u.a. jährlich Wolle, um dem Abt etwas weben zu können (!).2683 Der Zins kann so formuliert sein, dass entweder wie 886 ein Denar oder Naturalien im Wert eines Denars bezahlt werden, wie zwei Hühner oder zwei Mass Korn oder Lein (Lein leider ohne Mengenangabe).2684 Häufig werden im Zins die Kleider nur allgemein genannt, als vestimenta oder vestibus oder formelhaft victum et vestitum. Oder man nennt einen jährlichen Kleiderbedarf …omni anno vestitum….2685 In einem Fall sind textura feminea (Frauenkleidung) gewünscht.2686 Ganz konkrete Kleiderangaben sind seltener. Für Land und einen Kirchenanteil erhält Cozpert nicht nur vestimenta, sondern jedes Jahr ein wollenes laneum vestitum, zwei leinene Kleider lineos, sechs Fussbekleidungen calciamata, zwei Handbekleidungen manices, eine Kopfbedeckung camalanum und Bettzeug lectistramenta. Jedes zweite Jahr soll zudem ein Mantel sagellum geliefert werden.2687 Möglicherweise zeigen diese Angaben den minimalen Bedarf an Textilien für ein oder zwei Jahre an. Eine ähnliche Aufzählung nennt ebenfalls jährlich ein leinenes und jedes zweite Jahr ein wollenes Kleid (vestitum lineum et aliud laneum). Dazu kommen jedes dritte Jahr ein Mantel palli-
um und Schuhe calciamenta.2688 Im Jahr 897 ist von einem leinenen Kleid vestimentum lineum und einem wollenen Kleid indumentum laneum die Rede.2689 Leinene und wollene Tücher werden 854 als trappis bezeichnet (trappis sive lineis sive laneis),2690 ein Begriff, der im Hochmittelalter französisch als draps oder italienisch als drappo weiter besteht, dann aber vor allem Wolltücher bezeichnete. Heute ist draps der Begriff für Leintücher im Sinn von Bettzeug. Eine weitere Aufzählung von Kleidungsstücken ist ins Jahr 865 datiert:2691 Eine Frau schenkt ihren Besitz gegen jährlich eine Tunika tonica, jedes zweite Jahr eine leinene, die als «smoccho» bezeichnet wird. Das englische Wort «smock» bezeichnet heute einen Kittel. In diesem St. Galler Text sind zusätzlich Wertangaben enthalten für diese Kleider. Die Wolltunika hat den Wert eines Solidus, die Leinene (Smoccho) kostet zwei Tremissa (2/3 eines Solidus).2692 Zum Vergleich haben im Jahr 884 sechs Mass Korn den Wert eines Solidus.2693 Fünfzig Jahre früher wird beim Lebensunterhalt für eine Person 20 Mass Getreide pro Jahr aufgezählt.2694 Wir müssten uns vorstellen, dass heute ein wollenes Hemd den Wert eines Drittels des Jahresbedarfs an Getreide hätte. Nur in einem Fall sind Seidenkleider genannt: Graf Uodalrich verschenkt Besitz an das Kloster Adorf; ausgenommen sind Gold, Silber und die seidenen Kleider (…excepto auro et argento et sericiis palliis et alia vestimenta serica…»).2695 Der Besitz von seidenen Kleidern ist hier durch seine hohe gesellschaftliche Stellung ersichtlich. Er nennt dabei ein pallium aus Seide, d.h. einen Mantel oder Umhang. Der hohe materielle Wert von Seide ergibt sich daraus, dass Seide wie Edelmetalle gehandhabt wird und ausdrücklich von der Schenkung befreit ist. Auffallend bei allen Angaben von Kleidern ist, wie allgemein sie meist bezeichnet werden. Und trotzdem scheinen alle zu wissen, was als Zins abzuliefern ist, wenn von «neuen Kleidern» die Rede ist. Es gibt – ausgenommen bei den wenigen Wertangaben – keine definierte Qualität, wie sie in römischer Zeit in den Diokletianstarifen aufgelistet sind.2696 Dort gibt es mehrere Wollqualitäten (Rohstoff), verschiedene Wollgewebequalitäten und etliche Leinen- und Leinengewebequalitäten. In den St. Galler Quellen sind im Gegensatz zu den vielfältigen römischen Bezeichnungen einzelner Kleidungsstücke vor allem die Tunika, das Sagum (oder sagellum) und das Pallium, dann speziell die Schuhe, die Kopfbedeckung und die Handschuhe genannt. Nur die leinene Tunika, die als «smoccho» bezeichnet wird und günstiger zu haben ist als die wollene Tunika, kann in den frühmittelalterlichen Texten aus St. Gallen möglicherweise als präzise Qualitätsangabe gewertet werden. Spezialausführun377
gen z.B.mit Borten, die in den Diokletianstarifen einen beachtlichen Mehrpreis ausmachen und die auch im Frühmittelalter belegt sind, sind in keiner dieser frühen Quellen aus St. Gallen erwähnt. Die St. Galler Quellen bestätigen die Bekleidung im frühen Mittelalter, die für Männer im Wesentlichen aus Tunika, Mantel und – unausgesprochen – auch aus Hosen besteht, für Frauen aus Tunika und Mantel.
Die Textilreste und ihre Fundlage im Grab Für die Interpretation und letztlich auch Rekonstruktion der Tracht sind bestimmte Objekte von besonderem Interesse. In Männergräbern sind dies beispielsweise die Leibgürtel, Taschen und Wehrgehänge, sofern diese der Tote wie zu Lebzeiten trug. In Frauengräbern gibt es mehr Objekte, die direkt mit der getragenen Kleidung in Berührung kommen: Nadel, Fibeln, Armreifen, Gurtschnalle und Wadenbindengarnituren, möglicherweise auch Gehänge. Bei anderen Objekten, die beigelegt sind, müssen wir die Möglichkeit einer Bedeckung oder Umwicklung des Gegenstandes in Betracht ziehen.
verschoben, wäre aber ebenfalls dazu zu zählen. Die grösste Menge an Textilresten stammt aus Grab 414 (Zeitstufe).2699 Die Aussagekraft wird jedoch stark durch die Störung des Grabes eingeschränkt. Leib- (414.14–15) und Spathagurt (414.7–10) wurden, sofern sie am Fussende aufgefunden wurden, nicht beigelegt, sondern sekundär verlagert und der Leibgurt mit der Schauseite nach unten verdreht. Wie vorsichtig aus der Fundlage des Gegenbeschläges (414.14) erschlossen werden kann, wurde der Leibgurt wohl ursprünglich angelegt. Die Textilstratigraphie an den Teilen des Spathagurtes zeigt,2700 dass über einem mittleren und feinen Leinwandgewebe ein gröberer Köperstoff (Wolle) liegt. Die Leinwand gehört zu einem körpernahen Gewebe, vielleicht einem Hemd oder Untergewand.2701 Der Köper entstammt einem oberen Stoff, der auch auf Oberund Unterseite des Rückenbeschläges (414.15, Köper 2/2) auftritt. Auch wenn die mit Köper behafteten Objekte verlagert wurden, liegt unter Vorbehalt ein Indiz vor, dass sich der Köper auf Vorder- und Rückseite der Person befunden hat. Dafür kommt ein Obergewand, ein Umhang oder ein Tuch, mit dem der Bestattete abgedeckt wird, in Frage.
Frauengräber Männergräber Nur in sehr wenigen Männergräbern2697 finden sich textile Fragmente (Tab. 27). Zum einen haben Männer in den frühen Gräbern tendenziell weniger Beigaben aus Metall und zum andern konnte eine genaue Untersuchung der Gräber aus Flurlingen ZH eine Vielzahl von Leder und Fellen nachweisen, die nicht zu den Gurtleder gehören können.2698 Wir müssen deshalb mit Lederbekleidungen, Decken aus Fell usw. rechnen. Dazu ist der Nachweis verschiedener Kleidungen bei Männern schwieriger, da sie häufig – abgesehen von der Gürtelschnalle – kein Metallobjekt auf dem Leib tragen. Die Gürtelschnallen hielten Leder und lagen erst in zweiter Linie eventuell noch auf einem Gewebe, in Trachtlage wäre dies zuerst die Tunika. Deshalb sind zum Beispiel Nachweise von Hosen selten. Weitaus am häufigsten sind Gewebe in Leinwandbindung, die sich meistens an der Gürtelschnalle erhalten haben. Die feineren und mittleren Qualitäten, die vor allem auf der Unter- und Oberseite gefunden wurden, hielten vermutlich die Tunika. Bezeichnenderweise befindet sich kein Köper 2/2 an der Schnalle, sondern an körperentfernteren Objekten wie am Sax aus Grab 687 oder am Taschenbügel aus Grab 776. Der Rückenbeschlag aus Grab 414 lag zwar sekundär 378
Wir finden in den Frauengräbern Textilien vorwiegend an den Schnallen und Fibeln. Nicht vorhanden sind Seidenstoffe, bestickte Stoffe und Gewebe mit Goldlahn. Feine Leinengewebe sind an den Kleinfibeln belegt (Tab. 30). Es handelt sich nur in zwei Fällen um mittlere Qualität,2702 alle andern sind fein bis sehr fein. Die Gewebe sind in Leinwandbindung hergestellt und nur an der Scheibenfibel aus Grab 835 ist diese Leinwand spinngemustert. In Grab 842 ist dazu ein Fragment einer Brettchenkante erhalten, die die Anfangskante oder eine der Seitenkanten dieses Gewebes darstellen. Mittlere bis grobe Leinwand oder Tuch ist eher am Gehänge oder an den Wadenbinden zu finden. Ein zweiter häufiger Textiltyp sind die Köper 2/2 (alle aus Wolle) und ihre Varianten. Die zwei erhaltenen Gleichgratköper sind von grober Qualität, die Diamantkaros fein bis mittel. Ein Unterschied in der Qualität ist zwischen z/z und z/s-gesponnenen Diamantkaros nicht auszumachen. Einen feineren Köper bildet die Variante des Köper 2/2, der Diamantkaro, der im Frauengrab 396 auf mehreren Ringen zu finden ist. Die Ringe liegen links neben dem Becken in einer Reihe und gehören vermutlich dem Gehänge an. Charakteristische Typen bilden die Rippenköper und das plissierte Tuch, die alle fein bis sehr fein sind und in Schleitheim nur in Frauengräbern ge-
funden wurden. Die Rippenköper müssen zudem z/z-gesponnen sein, da sie sonst keine Rippen bilden. Die Rippen entstehen durch den Wechsel von drei Schussfäden von Köper 1/2 in Köper 2/1 und können aus Wolle oder Lein gewebt sein. Die Ausstattung der weiblichen Frauengräber mit Fibeln, Gürtel und Gehängeteilen bietet grössere «Angriffsflächen» für die Textilreste. Daher ist hier eine grössere Anzahl als bei den Männergräbern überliefert.2703 Es zeigen sich Befunde unterschiedlicher Art, die sich teilweise widersprechen, teilweise aber auch einige Wiederholungen bezüglich der Position der Textilfragmente und der sich daraus ableitbaren Folgerung für das jeweilige Kleidungsstück ergeben. Grundsätzlich gilt die Annahme, dass die Fundlage der Objekte im Grab der funktionellen Tragweise zu Lebzeiten entspricht. Dies legen Abnützungsspuren an den Objekten einerseits, andererseits die Tatsache, dass Gegenstände ähnlicher Zeitstellung und Funktion, wie z.B. Fibeln, Gürtelschnallen oder Strumpfbesatz, regional übergreifend eine weitgehend übereinstimmende Fundlage im Grab aufweisen, nahe.2704 Im Einzelfall ist zu prüfen, ob allfällige Störungen eine Verlagerung des Objektes verursacht haben oder ob die Fundlage ungestört ist: Streng genommen ist nur bei ungestörten Fundzusammenhängen eine Interpretation der Textilfunde möglich. Das bedeutet, dass die Objekte möglichst mit der Schauseite nach oben liegen. Was die Fundlage im Grabkontext anbelangt, lassen sich zunächst grob drei Gruppen herausstellen: Die Lage im Bereich des Schädels, die Lage im Zusammenhang mit Fibeln im Oberkörper sowie Taille/Becken und die Lage bei Gürtel (-schnalle) und Gehänge, eher im unteren Becken und bei den unteren Extremitäten. Für den Schädelbereich ist nur ein einziger Befund überliefert. An den Ohrringen 740.1–2 (Zeitstufe IV) haftete um Körbchen und Ring ein feines Gewebe,2705 das den Rest des Kopfputzes (Schleier, Haube o. ä.) darstellen könnte. Reste von pflanzlichen Fasern an, resp. um die Ohrringe aus Grab 853 (Zeitstufe II), lassen zudem auf ein Leinengewebe schliessen. Interessant ist das Fehlen von bestimmbaren Spuren an Nadeln am Kopf. Auch die Reste an der Nadel aus Grab 854 ergab kein Resultat. Waren noch feinere Gewebe als an den Kleinfibeln fixiert? Feines Gewebe, meist aus Pflanzenfasern bzw. Leinwand, finden sich häufig an der Unterseite von Kleinfibeln.2706 Ob ein Zusammenhang zwischen Textilien des Kopfputzes und der Kleinfibeln besteht, ist aufgrund der fehlenden Verbindung nicht sicher zu entscheiden. Allerdings fällt die Feinheit der Stoffreste auf, sodass ein Zusammenhang nicht gänzlich abzulehnen wäre. Diese würde die Deutung einer Kopfbedeckung erlauben, die vom Kopf auf die
Brust herunterreicht und dort mit den Kleinfibeln verschlossen würde. Die Reste an den Kleinfibeln der neuen Grabung zeigen, dass die Kleinfibeln nicht unbedingt das gleiche Gewebe verschlossen. Während im Grab 445 (Abb. 158) die Vogelfibeln das gleiche Gewebe befestigten, wurden in Grab 853 auf der Unterseite der Kleinfibeln verschiedene Fasern – bei der einen Lein, bei der andern Wolle – gefunden.2707 Das Kleinfibelpaar befindet sich häufig ungefähr auf der Oberkörpermitte auf einer Vertikalachse, in ungestörter Lage mit der Schauseite nach oben. Feines Gewebe, vielfach Leinwand, haftet an der Unterseite mehrerer Kleinfibeln, sodass die Fibeln auf dem Stoff liegen. Mit der Schauseite nach oben und der textiloxidierten Unterseite wurden die S-Fibel 573.2 und 686.2, die Scheibenfibel 765.2 und schliesslich die abgekippte Rosettenfibel 673B.2 angetroffen. Diese ungestörten Gräber gehören der Perlenstufe 6 bzw. Zeitstufe III an. In anderen Gräbern zeigt die Rückseite der Kleinfibel nach oben und die verzierte Schmuckseite nach unten. Wiederum finden sich die feinen (Leinwand-) Reste an der Rückseite. Dies betrifft die Vogelfibeln 689.2 (Perlenstufe 5) sowie 445B.1–2 (Perlenstufe 4 bzw. Zeitstufe III) und die Pferdchenfibel 842.1 (Perlenstufe 3). Die genannten Beispiele zeigen also regelmässig an, dass die Kleinfibeln in Verbindung zu einem feinen Stoff stehen. Es gibt Hinweise, dass Kleinfibeln wie Bügelfibeln über einer Gewebekante in Brettchenweberei liegen können. Die (gestörte) Pferdchenfibel 842.1 und vermutlich die Rosettenfibel 673 B.2 besitzen entsprechende Reste, sodass sie auf einer Gewebekante des feinen Stoffes sitzen. Das Scheibenfibelpaar 835.1–2 (Perlenstufe 6) lag im Grab «richtig» mit der Schauseite nach oben; die bereits von den Fibeln gelösten Gewebereste stimmen überein (feines Leinen, spinngemustert). Dieses Gewebe fällt gegenüber den andern Kleinfibeln eindeutig aus dem Rahmen und kann möglicherweise ein anderes Gewand verschlossen haben als die Gewebe an den andern Kleinfibeln. Im Zusammenhang mit den Kleinfibeln liegt ein aufschlussreicher Befund aus Grab 689 (Perlenstufe 5) vor. Es liess sich sicher feststellen, dass das feine Leinwandgewebe auf der Rückseite der (gestörten) Vogelfibel 689.2 nicht mit dem Stoff unter der (ungestörten) Gürtelschnalle 689.5 (Diamantkaro?) übereinstimmt. Demzufolge liegen zwei unterschiedliche separate, wahrscheinlich voneinander unabhängige Stoffteile vor, die jeweils mit den Kleinfibeln bzw. mit dem Gürtel als Verschluss zu verbinden sind. Die einfache Gürtelschnalle verschliesst wohl einen Rock oder ein Kleid. 379
Daneben liess sich Leinwand unter der Gürtelschnalle und am Gehänge feststellen. Dabei handelt es sich meist um mittlere bis grobe Stoffe, die sich bei den Beispielen mit Faserbestimmung2708 als Wollstoffe entpuppten, also um Tuch. Dieses mittelfeine Tuch ist als Kleid zu interpretieren. Als zweite Stoffvariante für Frauenröcke können gefältelte Stoffe gelten wie der weiter unten besprochene plissierte Stoff (Grab 504) aus Wolle und der Rippenköper aus Lein, der in Grab 484, ev. auch in Grab 505 an der Unterseite der Schnallen nachgewiesen werden kann. Es handelt sich bei beiden Typen um sehr feine Gewebe und der Effekt (Fältelung) der an sich verschieden hergestellten Textilien war wohl ein ähnlicher. Daneben liess sich Leinwand unter der Gürtelschnalle und am Gehänge feststellen (Grab 660.2.6, Perlenstufe 4). Textilfunde an Bügelfibeln sind in SchleitheimHebsack eine Seltenheit. Aus den Grabungskampagnen vor 1998 sind nur in einem Fall (Grab 761.2,) Stoffreste mit einer Bügelfibel verbunden. In einem weiteren Grab mit Textilresten an der Kleinfibel (Grab 842.1) fehlt die Stelle im Bereich von Becken und Taille, wo Bügelfibeln zu erwarten wären; möglicherweise wurde dieser Bereich mit den Bügelfibeln entnommen. Aus der neuen Grabung von 1998 sind zwar fast keine Gewebe, jedoch aus den Gräbern 852, 853 und 859 mit Bügelfibeln Faserbestimmungen erhalten. Grab 761 der Perlenstufe 4/5 ist im Umkreis der Bügelfibeln (Schauseite oben) ungestört. Diese befinden sich auf dem oberen Beckenrand bzw. auf Höhe der Ellbogen auf fast einer Achse hintereinander, wobei sie parallel zur Körperachse mit der Fussplatte nach oben liegen und die eine Bügelfibel 761.1 die zweite 761.2 leicht überlagert. Fibel 761.1 besitzt auf der Rückseite Reste von Leder. Fibel 761.2 weist ein grösseres «Schichtpaket» auf. Auf der Vorderseite liegt ein feines Leinwandgewebe2709 auf, das als unterstes Textil, also mit direktem Kontakt zum Metall, auf die Rückseite der Fibel zieht. Dieses wird auf der Rückseite von einem Diamantkaro (Wolle) mit Resten einer Brettchenkante auf dem Zierknopf überlagert. Ob die mutmassliche Gewebeecke hierzu oder zu Textil 2 gehören könnte, ist unklar. Daneben ist eine weitere Brettchenkante erkennbar. Da das Gewebe nicht durchgehend erhalten ist und die Brettchenkanten unterschiedlich ausgerichtet sind, ist es nicht klar, ob beide Kanten zum selben Gewebe gehören. Als Lösungsmöglichkeit sind somit ein streifenartiges Band oder auch sich kreuzende Kanten denkbar. Sicher ist, dass die Bügelfibel über einem Gewebe mit Brettchenkante, d.h. mindestens auf einer Gewebekante, liegt. Schwerer deutbar sind die organischen Reste in der Umgebung zweier weiterer Bügelfibelpaare. 380
Grab 555 (Zeitstufe II) enthielt in der Taillegegend zwei quer zur Körperachse gerichtete, frühe Bügelfibeln, die mit der Rückseite nach oben angetroffen wurden. Die organischen Reste bei den Fibeln wurden als Moos bestimmt; textile Strukturen sind nicht erkennbar. Grab 551, das ebenfalls in die Zeitstufe II datiert, brachte ein weiteres Bügelfibelpaar zum Vorschein, wobei die Bügelfibeln (551.5 unter 551.4) sich gegenseitig kreuzend überlagern. Auch hier zeigten sich Reste von Moos, das teilweise auf der Bügelfibel 551.4 und zwischen beiden Bügelfibeln 551.4–5 in einer bis zu 1 cm dicken Schicht lag. Bei der Freilegung war zunächst nur Fibel 551.4 und das Moospolster erkennbar; trotz der Lage auf dem Moospolster ist die obere Fibel 551.4 «richtig» gelegen, d.h. mit der Kopfplatte nach unten und der Vorderseite nach oben. Unter dem Moos und der Fibel 551.4. kam schliesslich das Gegenstück 551.5. (mit der Schauseite nach oben) zum Vorschein, allerdings mit dem Kopf nach links weisend. Für Grab 555 ist das Lageverhältnis nicht klar; dagegen befindet sich die Bügelfibel 551.4 sicher über dem Moos und ist demnach durch diese organische Schicht vom Gegenstück getrennt. Von diesen besonderen Befunden abgesehen kommen Reste von Moos in anderen, männlichen und weiblichen Bestattungen vor. So sind unter dem Fuss der Bügelfibel 552.5 (Zeitstufe II) einige quer zur Fussachse verlaufende Moosreste festgestellt worden, unterhalb derer sich wiederum Spuren des Sargbodens aus Eichenholz fanden. Allerdings wurde diese Fibel wie die Almandinscheibenfibel 717.1 mit der Rückseite nach oben aufgefunden. Auf ihrer Unterseite 717.1, ferner unter den Lederresten an der Dornachse der Schilddornschnalle 687.6 und beim Messer 671.5 (Tascheninhalt) liessen sich Moosreste nachweisen.2710 Die Deutung ist nicht unproblematisch. Im Falle von Grab 552 könnten die Schichtfolge von Moos und hölzerne Sargreste darauf hinweisen, dass eine Lage mit Moos über dem Sargboden als polsterndes, matratzenähnliches Material eingebracht wurde, auf dem die Bestattete gebettet wurde. Aus anderen Orten sind Federn oder Daunen als Füllungs- und Futtermaterial für Kissen und Polster, möglicherweise aber auch als wärmendes Material für Textilien, bekannt.2711 Unseres Erachtens ist eine ähnliche Funktion auch für Moos in Erwägung zu ziehen,2712 sodass Moos als eingenähter Futterstoff oder Füllung für Decken bzw. Matratzen in Gebrauch gewesen sein könnte.2713 Gemäss diesem Vorschlag könnte das «Moospolster» zwischen den Bügelfibeln 551.4–5 zum einen als Rest einer Decke oder ev. eines Kissens erscheinen. Zum anderen ist als eine der wahrscheinlichsten Lösungen nicht auszu-
schliessen, dass sich hinter den Moosresten ein mit Moos gefütterter (wie in Lauchheim) Mantel oder Umhang verbergen könnte. Unter Mantel ist dabei weniger unser heutiges Kleidungsstück als die «äusserste Kleidungsschicht» zu verstehen, die lose geschlungen, ähnlich wie ein Umhang oder grosses rechteckiges Schultertuch, über dem Kleid getragen wurde.2714 Im ungestörten Grab 853 wurde wiederum – wie bei Grab 555 – zwischen den beiden Bügelfibeln eine Schicht mit pflanzlichem Material gefunden. Beide Fibeln liegen leicht schräg auf einer Achse hintereinander in der Taillengegend, wobei Fibel 853.5 die Fibel 853.6 leicht überlagert.2715 Es handelt sich dabei sicher nicht um Lein oder Hanf, sondern Gras, Moos oder Blätter. Die Annahme, dass es sich bei diesem pflanzlichen Material um eine Mantelfüllung handelt, verstärkt sich immer mehr. Die untere Bügelfibel (853.6) im selben Grab hielt einen Wollstoff, der derselbe sein dürfte, wie der Stoff an der Schnalle. Diese Bügelfibel war demnach mit dem Gewand verbunden, das mit dem Gurt gehalten wurde; die zweite darüber liegende Fibel (853.5) hielt ein gepolstertes Tuch, das möglicherweise nur im Grab so mit einer Bügelfibel gehalten wurde. Verallgemeinert man diese Befunde, ergibt sich als Folge, dass Bügelfibeln zu verschiedenen Kleidungsstücken gehören können und nicht unbedingt dieselbe Funktion erfüllen müssten. Auf eine verschiedene Verwendung der Bügelfibeln deuten möglicherweise die Fasern (Wolle, resp. Lein) an den Bügelfibeln aus Grab 852.2716 Die Proben wurden am Nadelhalter und an der Spiralunterseite genommen, sodass wir von dem Gewebe ausgehen können, das die Fibel hielt. Das dritte Grab mit Bügelfibel (Grab 859) enthielt nur eine Fibel, die zwar klar über der Schnalle lag und ein Wollgewebe gehalten hatte. Mehr Aussagen sind leider auf Grund des schlechten Erhaltungszustandes der Schnalle nicht mehr zu machen. Für den Nachweis eines Mantels/Umhangs ist Grab 504.11–12 (Perlenstufe 8) ein geeignetes Beispiel (Abb. 139).2717 Am dreisträngigen Gürtelgehänge und an der Gürtelkette haben sich für Schleitheimer Verhältnisse hervorragende Textilfragmente bewahrt, die für die untere Körperhälfte eine eindeutige Textilstratigraphie liefern. Zuunterst, als äussere Kleidungsschicht, liegt ein spinngemustertes Leinengewebe, auf das zwei Lagen Woll-Plissée als innere, körpernahe Kleidungsschicht folgt. Dieses Plissée wird überlagert vom dreisträngigen Gehänge 504.12, das wiederum vom körperfernen spinngemusterten Leinengewebe stellenweise bedeckt wird. Demzufolge kann die Leinwand als Umhang, auf dem die Dame mit Gürtelgehänge gebettet wurde, und das Plissée als das darunter getragene Kleid interpretiert werden. Durch die Detailuntersuchung liess
sich zudem die Länge des Umhangs unterhalb des Knies und die Länge des Kleides auf der Mitte der Oberschenkel fassen: Der Umhang ist also etwas kürzer als das darunter getragene Kleidungsstück. Das Kleid kann aufgrund der Wollfasern am Gürtel als durchgehend betrachtet werden, auch wenn kein Metall auf der oberen Körperhälfte gefunden wurde. Zudem legen andere Funde und die bildlichen Darstellungen die Annahme eines einteiligen Gewandes nahe.2718 Bemerkenswert ist, dass die enge Fältelung des Wollplissées am Gürtel dem Fussende zu in eine leicht gewellte Form übergeht. Deshalb kann eine zusammengezogene genähte Fältelung in der Taille angenommen werden, um einen beim Gehen schwingenden Rock zu erzeugen. Insgesamt gewinnt man den Eindruck eines figurbewussten Kleidungsstückes. Eine weitere Textilstratigraphie, die zuunterst, d.h. direkt am Metall, ein feines Wolltuch, dann ein Diamantkaro und zuoberst ein weiteres Wollgewebe auf der Unterseite von Teilen des Gehänges umfasst,2719 liegt aus Grab 439 (Perlenstufe 6) vor. Bei der obersten Stoffschicht könnte es sich um (eine weitere Schicht des?) Diamantkaro oder den groben Köper 2/2, der als körperfernes Gewebe auch bei Männergräbern nachgewiesen ist, handeln. Ähnlich zu Grab 504 lässt sich hier erschliessen, dass die Tote auf ihre Kleidungsstücke gebettet war. Der Diamantkaro erreicht das Gehänge und bedeckt das feine Wolltuch, welches nächst zum Körper getragen wurde. Da das Gehänge nicht eine gestreckte, sondern eine verschobene Lage am rechten Oberschenkel aufweist, dürften die Textilsäume gut unterhalb der Knie gereicht haben. Ob der Diamantkaro und das darunterliegende feine Wolltuch Mantel und Kleid oder Kleid und Fütterung darstellen, ist nicht klar zu sagen. Auf der Rückseite der Gürtelschnalle 548.1 (Perlenstufe 1/2) fand sich als direkt am Metall haftendes, unterstes Textil 1 ein Wollstoff, als mittleres ein Diamantkaro und als oberstes ein Köper 2/? (= Textil 2?). In diesem Falle sprechen die Hinweise für einen Rock/Kleid aus wollenem Diamantkaro mit wollenem Unterkleid, das von der Gürtelschnalle (mit Beschläg) verschlossen wurde. Ferner wurde ein grober Diamantköper unter der beschläglosen Schnalle 644.2 und Teilen des linksseitigen Gehänges 644.4.7 (Perlenstufe 4) angetroffen. Dagegen war es möglich, in Grab 791 (Perlenstufe 3) ein wollenes Diamantkaro, das in Längsrichtung des Grabes mehrfach gefaltet war, auf Vorder- und Rückseite der Gürtelschnalle 791.2 und des Gehänges 791.3 nachzuweisen.2720 Der Befund spricht eher dafür, einen Mantel bzw. Umhang für das Diamantkaro anzunehmen, sofern die Gürtelschnalle nicht in einem Gewandbausch liegt. 381
382
Schlussfolgerungen
Überlagerungen von Beigaben
Aus dem Befund und den darauf aufgebauten Überlegungen sowie aus der Spezialuntersuchung2721 lassen sich einige wichtige Anhaltspunkte für Schleitheim gewinnen. Gebrauchsgegenstände wie Messer können mit feiner Leinwand umwickelt werden. Für die männliche Tracht sind Hinweise auf Hosen nicht vorhanden. Feines, leinwandbindiges Gewebe, z.T. mit Resten einer Brettchenkante, finden sich an Kleinfibeln. Ein feines Gewebe haftete auch an Ohrringen an, sodass der Schleier/Kopfputz in Zusammenhang mit den Kleinfibeln stehen könnte. Durch die Lage auf einer Brettchenkante ist sicher, dass Kleinfibeln Gewebekanten im Brustbereich verschlossen haben. Die Bügelfibel aus Grab 761, die auf Ober- und Unterseite Leinwand aufweist, liegt gleichfalls auf einer Brettchenkante eines Wollgewebes (Diamantkaro?) auf. Die obere Bügelfibel aus Grab 853 hielt möglicherweise einen gefütterten Mantel, während die untere auf einem andern Wollstoff lag. Die spinngemusterte Leinwand an Scheibenfibel 835.1 deutet möglicherweise auf einen Umhang. Ein solcher ist aus Grab 504 nachweisbar: Die Textilfunde liessen sich hier zu einem Kleid, bestehend aus Wollplissée und einem Umhang aus spinngemusterter Leinwand, rekonstruieren. Neben dieser Stoffart kommt gemäss den Belegen an den Kleinfibeln auch ein feines Leinen- bzw. Leinwandgewebe für einen Umhang in Frage, der mit den Kleinfibeln am Hals und auf der Brust verschlossen wurde. Der Diamantkaro stellt kein körpernahes Gewebe dar. Ähnliches ist für Köper 2/2 anzunehmen, da er über/um Gegenstände gefunden wird, die weiter vom Körper entfernt sind. Die Bügelfibeln mit Moospaket (Grab 551) sind – wie auch der Befund im Grab 853 zeigte – mit Fütterungsmaterial u. U. für einen Mantel/Umhang zu verbinden. Der Rippenköper wurde für Kleider verwendet, wie dies auch von Hundt und Windler beobachtet wurde.2722 Wichtig ist die Beobachtung, dass das Gewebematerial an den Kleinfibeln (feines Leinen bzw. Leinwand) und an der Gürtelschnalle (Diamantkaro, selten Rippenköper) sich unterscheiden und somit nicht vom selben Kleidungsstück stammen. Grundsätzlich ist aber mit mehreren Möglichkeiten für die Kleidungsweise zu rechnen. Es ist auch denkbar, dass übereinstimmende Textiltypen für unterschiedliche Kleidungszwecke und -schichten verwendet wurden. Zudem braucht ein Gewebetyp in den Männer- und Frauengräbern nicht dieselbe Funktion zu haben.
Gelegentlich liessen sich Überlagerungen verschiedener Beigaben im Grab beobachten. Leider sind Gegenstände mit organischen Funden fast nicht betroffen. In Ausnahmefällen liegen Bügelfibeln übereinander.2723 Neben Kettengehänge und Stabgürtel kam in Grab 504 eine einfache beschläglose Schnalle zum Vorschein. Möglicherweise ist diese mit dem kleinen mittleren Gehänge 504.6–9 zu verbinden. Zwischen Fibeln und Perlenkette ergeben sich Überschneidungen. In Grab 424 (Zeitstufe II) mit paariger Vierfibeltracht lag die Vogelfibel 424.3 unter Silberringen mit je einer Perle 424.5.6. Auch das Rechteckfibelpaar 814.2.3 (Rückseite oben! Abb. 162) wurde unterhalb von Perlen beobachtet. Drei Gräber zeigen dagegen die andere Reihenfolge. Die S-Fibel 664.1, die Scheibenfibel 618.1 und die Vogelfibel 637.1 befanden sich oberhalb der Perlen. Dabei lag die Fibel als Einzelfibel auf Brustmitte (737.1, 618.1) oder ungefähr auf einer vertikalen Linie (664.1.2). Damit ist eine Fundlage gekennzeichnet, die man für die spätmerowingische, einzeln auf der Brustmitte getragene Scheibenfibel kennt. Wie Martin zu Recht bemerkt,2724 herrscht Einigkeit nur über Tragweise und Funktion der Einzelfibel. In der Regel trifft man die Einzelfibel um oder unter dem Kinn an; sie wird bisweilen von Perlenketten überlagert. Offensichtlich stellt die Einzelfibel im Sinne einer Umhangsfibel die äusserste Kleidungsschicht dar. Für Schleitheim bedeutet dies, dass die einzeln getragenen Fibeln 618.1 und 637.1 zu frühen Ausgestaltungen der neuen, nach mittelmeerischen oder romanischen Vorbildern beeinflussten Fibelmode2725 gehören könnten. Verschloss also die zentrale Einzelfibel einen Umhang und kommt hinzu, dass das Kleinfibelpaar verschiedentlich eine verwandte Fundlage aufweist,2726 besteht Grund zur Annahme, dass Kleinfibeln eine ähnliche Funktion wie die Einzelfibel, den Verschluss eines Mantels/Umhanges, übernommen haben,2727 mit dem Unterschied, dass die Textilien an den Kleinfibeln etwas feiner sind als der Mantel/Umhang aus Grab 504. Die Diskussion über Tragweise und Verwendungszweck der Bügelfibeln ist im vollem Gange.2728 Eine Lösung scheint noch nicht gefunden zu sein. Der letzte Interpretationsvorschlag beruht darauf, dass Bügelfibeln kein Kleidungsstück verschlossen haben, sondern als Besatz auf einer Schärpe/cingulum sassen.2729 Dabei komme den Bügelfibeln keine «echte, auf die Kleidung bezogene Funktion», sondern die Bedeutung eines «schmückenden Abzeichens und symbolhaften Besatzes» zu.2730 Einige neue Befunde mit Moos oder pflanzlichem Material zwischen beiden Fibeln legen andererseits den
Schluss nahe, dass die Bügelfibeln verschiedene Gewebe verschliessen konnten. Diese Befunde können nicht als Besatz auf einem «cingulum» interpretiert werden. Der Vorschlag als Verschluss eines Kleides2731 (die Brettchenkante deutet auf eine Gewebekante!) ist nur möglich, wenn Kleider vorn tatsächlich geteilt waren. In Schleitheim kann die Diskussion nicht endgültig abgeschlossen werden. Das einzig in Frage kommende Grab 761 mit Stoffresten gibt keine eindeutige Antwort darüber, ob die Bügelfibeln 761.1.2 – trotz der Lage auf Brettchenkante – auf einem Band (=Schärpe) sassen oder ob sich Gewebekanten überkreuzen. Beide Möglichkeiten sind theoretisch denkbar. Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob die Bügelfibel 761.2 von einem feinen Gewebe (Textil 1) umgeben (umwickelt?) war, das heisst: wir müssen nicht nur die Trachtfrage angehen, sondern auch noch den Grabritus (z.B. Umwicklung von Gegenständen) einbeziehen. Die Bügelfibeln scheinen einerseits in gewissen Gräbern funktional von der einfachen Gürtelschnalle getrennt zu sein. In Grab 424 und – 1998 ausgegraben – in Grab 859 lagen die Bügelfibeln (in 859 gibt es nur eine Bügelfibel) über einer einfachen Gürtelschnalle. Somit ergibt sich eine entfernt vergleichbare Abfolge, die aus Grab 504 mit Schnalle 504.5 bekannt ist. Schon Christlein äusserte die Vermutung, dass die einfache beschläglose Schnalle «unsichtbar», nicht auf der äussersten Kleidungsschicht, sondern darunter getragen wurde.2732 Bei Bügelfibelpaaren unterstützen andererseits textile Übereinstimmungen zwischen der unteren Bügelfibel mit der Schnalle (Grab 853) und verschiedene Fasern am Bügelfibelpaar (Grab 852) die Annahme, dass bei einem Fibelpaar die eine Fibel denselben Stoff wie die Schnalle hielt, die andere aber an einem darüberliegenden, in manchen Fällen pflanzlich gefütterten Stoff steckte.
Vergleiche mit andern Textilfunden Überregionale Vergleiche können hier nur punktuell erfolgen. Zum einen würde ein komplettes Zusammentragen der verschiedenen Textiltypen aus Süddeutschland mit Befund (die Typen allein sind in der Arbeit von Bender Jørgensen 1992 miteinbezogen) den Rahmen dieses Kapitels sprengen, zum andern gibt es noch praktisch keine Textilauswertungen, in denen der archäologische Befund mit detaillierten Analysen zur Fundlage gemeinsam mit dem textilen Befund ausgewertet ist.2733 Wir werden uns hier im Wesentlichen auf Vergleiche aus der Nordostschweiz und punktuell aus Süddeutschland beschränken müssen, wobei Grabfunde, bei denen die Lage der Textilien
angegeben ist, ausgewählt wurden. Von Nachteil ist, dass die Fundlage der mit Textilien behafteten Objekte (Schauseite oben oder unten) nicht immer in den einschlägigen Gräbern festgehalten wurde; für manche Befunde fehlen auch Grabzeichnungen.
Textiltypen Aus der Nordostschweiz sind inzwischen einige Textilfunde ausgewertet oder in Bearbeitung, sodass wir aus dieser Region von einem recht guten Fundbestand ausgehen können. Wir sind hier in der Lage, einige Textiltypen funktional erklären zu können. Die Textilien aus Elgg ZH wurden als erste ausgewertet.2734 Das Material war zwar schon konserviert, dennoch war eine recht grosse Anzahl Textilien vorhanden, die uns das Bild verschiedenster verwendeter Textilien aus dem 6. und 7. Jahrhundert vermitteln. Windler beobachtete zudem die «Textilstratigrafie», die verschiedenen Lagen Gewebe getrennt nach Ober- und Unterseite der Objekte. Schon hier wurden Regelmässigkeiten sichtbar, wie die mit Leinwand umwickelten Messer oder die Wollköper über einem leinwandbindigen Gewebe im Gürtelbereich der Männergräber, die in den weiteren Auswertungen bestätigt werden sollten. Ein guter Befund (Elgg Grab 221, 7. Jh.) zeigte, dass der Rippenköper in diesem Grab als Kleid interpretiert werden kann.2735 Die Auswertung des konservierten, aber nicht fertig freigelegten Grabes aus Bülach ZH (7. Jh.) zeigte Gewebe aus einem reichen Kirchengrab. Besonders der spinngemusterte Mantel/Umhang aus Leinen ist mit dem zweiten körperfernen Gewebe aus Grab 504 zu vergleichen. Dazu weisen verschiedene Gewebetypen auf ein Unterkleid, Wadenbinden und eine Decke/Mantel aus Wolle. Neue Grabungen, diejenigen aus Flurlingen ZH 1996 (7. Jh.) und Flaach ZH 1997 (5. Jh.), belegen eine kleinere Anzahl Gräber aus zwei verschiedenen Zeitstufen, bei denen das organische Material unmittelbar nach der Grabung möglichst genau untersucht wurde.2736 Die Funde aus Flaach können in verschiedener Hinsicht mit denen aus Schleitheim verglichen werden: Feine Gewebe an den Kleinfibeln, zum Teil mit Brettchenkante und Ösen bestätigen die feinen Gewebe aus Schleitheim; Ösen, an Bügelfibeln weisen auf einen Gewandverschluss und nicht auf eine dekorative Verwendung dieser Fibeln hin. In Flurlingen sind einige Männergräber ausgegraben worden, die nebst Textilien eine Anzahl Leder und Felle an den Objekten aufwiesen und zeigen, dass gerade in Männergräbern auch für die Bekleidung nicht nur mit Textilien gerechnet werden kann. 383
Zwei besonders auffallende Textiltypen – der Diamantkaro und die gefältelten Gewebe (Rippenköper und Plissée) – sollen hier näher erläutert werden. Der Diamantkaro, der in Männer- und Frauengräbern zu finden ist, gehört zu einem in dieser Zeit in ganz Europa verbreiteten häufigen Textiltyp aus Wolle. Wir finden ihn spätestens vom ausgehenden 2. Jahrhundert an in ganz Europa, speziell im Zusammenhang mit dem römischen Militär.2737 Wie die norddeutschen Moorfunde zeigen, wurden nicht nur Mantelstoffe, sondern auch Hosen in dieser Bindung gewebt. Bender Jørgensen fasst den Typ mit z/s-gesponnenem Garn als «Virring type» zusammen, den mit z/z-Garn als «Oss-type». Beide sind in Schleitheim belegt, die – abgesehen von der Spinnrichtung – nicht voneinander unterschieden werden können. In Nordeuropa sind die z/z-Typen deutlich häufiger. Die auszählbaren Rapporte ergaben in Schleitheim immer den Rapport von 20/18, der besonders im Frühmittelalter als Norm bezeichnet werden kann. Wir vermuten aufgrund der Wollqualität, die sich mit der Qualität anderer Gewebe aus Schleitheim deckt, dass sie lokal hergestellt worden sein mussten. Der regelmässige Rapport kann deshalb am ehesten mit einer bestimmten Herstellungsweise (z.B. Aufziehen des Webstuhls) erklärt werden. Farbreste an den Geweben aus Lauchheim zeigen, dass diese Stoffe rot/blau-gestreift oder blau sein konnten, was sich mit manchen Analysen aus Nordeuropa deckt.2738 Diese Farbe wurde von Waid (Isatis tinctoria) oder Indigo (Indigofera tinctoria) gewonnen. Chemisch sind die beiden Pflanzen nicht unterscheidbar, wahrscheinlicher ist jedoch die Verwendung der einheimischen Pflanze (Waid) und nicht von Indigo, der aus Indien importiert werden musste. Der Rippenköper kommt allgemein im 7. Jahrhundert in Frauen- wie in Männergräbern vor. Die frühen Rippenköper stammen jedoch bisher nur aus Frauen-, bzw. Kindergräbern. Der erste Beleg wurde in einem Kindergrab aus Schleitheim gefunden (Grab 782), der in Perlenstufe 3, also um 500 datiert wird. Die weiteren gehören ins 6. Jahrhundert2739 oder sind jünger. Der gute Befund aus Elgg (Grab 221) ist ins 7. Jahrhundert datiert. Rippenköper aus Männergräbern sind alle ins 7. Jahrhundert datiert. Dabei fallen die zusätzlich gemusterten Belege aus den reichen Kriegergräbern von Niederstotzingen besonders auf, in denen etliche Importe aus dem mediterranen Raum nachgewiesen werden konnten.2740 Diese Gewebe sind als Kombination von Rippenköper und Rautenköper in sehr feiner Qualität gewebt worden.2741 Auch langobardische Rippenköper sind inzwischen aus Norditalien belegt.2742 Auffallend ist, dass sie in Norddeutschland praktisch fehlen. Der Beleg aus Dörverden steht – abgese384
hen von zwei Funden aus Dänemark – ziemlich allein da.2743 Sowohl in den Siedlungen von Hessen und der Feddersen Wierde wie in den Gräberfeldern fehlen sie bisher.2744 Hundt vermutete deshalb, dass dieser Gewebetyp nicht aus Nordeuropa stammt.2745 Die Verbreitung mit dem Schwergewicht in der Alamannia, mit frühen Belegen im Süden des Verbreitungsgebietes, könnte aber auch auf eine von Süden her – d.h. von der römischen Tradition – überliefert worden sein. Dass diese Idee des Rippenköpers nicht erst im Frühmittelalter aktuell ist, zeigen gerippte Köper aus trajanischen Schichten in der Bergbausiedlung «Mons Claudianus» und aus Krokodilo in Ägypten.2746 Die plissierten Gewebe stellen die Variante zum Rippenköper dar, sind funktional aber dasselbe. Wir verfügen über einen guten Befund aus Schleitheim Grab 504, der zeigt, dass plissierte Gewebe wie Rippenköper als Frauenkleider, wie in Elgg Grab 221, getragen wurden. Darüber hinaus sind Parallelen aber selten. Aus dem süddeutschen Raum, wo viele Rippenköper gefunden wurden, ist bisher nur in einem Fall ein plissierter Stoff belegt.2747 Hier wurde die Plissierung durch eine feine Nadel gehalten. Plissées sind viel schwieriger zu erkennen als Rippenköper: Wenn der Befund nicht klar ist und die Falten nicht sehr fein sind, kann es sich um irgendwelche zufällige Gewandfalten handeln. Rippenköper ist dagegen mit dem Wechsel von Köper 1/2 zu 2/1 schon bei einem kleinen Fragment bestimmbar. Interessanterweise sind aus dem nördlichen Raum (Norddeutschland/Dänemark) einige plissierte Stoffe erhalten geblieben, wo sonst keine Rippenköper vorhanden waren, die aber später datiert sind als die meisten Rippenköper.2748 Aus dem wikingerzeitlichen Birka (DK) und aus Haithabu (D) sind plissierte Gewebe überliefert, die als Frauenkleider interpretiert werden können.2749 Ein etwas jüngeres Beispiel stammt aus einem norddeutschen Grab2750 und ein Beleg aus Belgien.2751 Sie können je nach Herstellung runde wie eckige Fältchen aufweisen, mussten aber nach jeder Wäsche frisch gefältelt werden. Wie der Fund aus Bayern zeigt, konnten die Fältchen zudem mit stabähnlichen Metallteilen befestigt werden. Neuzeitliche Trachten aus Nord- und Osteuropa belegen diese Tradition in weiten Gebieten.2752 Bei diesen Beispielen erhalten die Trachten eine weite z.T. üppige Form. Die Stoffe können steif sein wie bei den norwegischen Trachten oder eher schwingend wie in Südmähren. Gefältelte Gewebe findet man schon bei ägyptischen Kleidern und an einem spätbronzezeitlichen Fund aus Alcantarilla (Sevilla, E).2753 Da wir aus dem Korpus der eisenzeitlichen Gewebe in Europa keinerlei Hinweise auf gefältelte Gewebe haben, ist ein Zusammenhang mit den ägyptischen, resp. spanischen Funden zu bezweifeln.
Ohrringe und Nadeln Zu Ohrringen mit feinen Geweberesten (Gräber 740 und 853) gibt es derzeit kaum Vergleiche. Es wurde bereits auf den möglichen Zusammenhang hingewiesen, dass das Textile vom Kopf auf Schulter und Brust herunterreicht und dort von Kleinfibel(n) verschlossen werden könnte. Bei der Dame aus der Bülacher Kirche liessen sich in der Nähe der Ohrringe lediglich Faserreste feststellen, die jedoch auch von der Totenbettung (Matratze, Kissen) stammen könnten.2754 Dagegen existieren Belege aus dem 7. Jahrhundert für feine Leinwand, die sich an Nadeln, aufgefunden an der rechten Körperseite, erhalten hat.2755 In Kleinlangheim kommt Leinwandgewebe zusätzlich an der Perlenkette vor; dort ist jedoch die Webdichte wesentlich höher als an der Nadel, sodass ein Zusammenhang beider Textilfragmente unwahrscheinlich ist. Demnach scheint sich das Gewebe auf der Nadel nur auf einen Kopfputz oder Schleier zu beziehen.2756 Die Feinheit des Gewebes aus Kleinlangheim und die daraus resultierenden Erhaltungsprobleme könnten erklären, warum an Nadeln anderer Fundorte (Bülach, Flaach, Schleitheim Grab 854) keine Textilien gefunden wurden.
Fibeln Dennoch lassen sich Belege für die in Schleitheim gewonnenen Schlussfolgerungen und Ergebnisse sammeln. Ein weiteres wichtiges Ergebnis war, dass feines Leinen bzw. Leinwandgewebe an der Unterseite von Kleinfibeln angetroffen und Kleinfibeln als Verschluss eines feinen Umhanges interpretiert wurden. Dies lässt sich auf einer überregionalen Materialbasis bestätigen, Schleitheim ist somit kein Einzelfall. In der Tabelle (Tab. 60) sind Nachweise für sehr feine, feine und mittlere Leinwandgewebe aufgelistet, die an verschiedenen Kleinfibeln (S-, Vogel-, Miniaturbügelfibel) und dort meist an der Unterseite im ungestörten Fundzusammenhang haften.2757 Die Kleinfibeln stammen aus dem Kinn- oder Oberkörperbereich. Dabei scheint die Anzahl der Fibeln oder der Fibelpaare ohne Belang zu sein, denn die Fibeln wurden sowohl einzeln, z.B. Müdesheim Grab 44, als auch als Kleinfibelpaar, z.B. Kleinlangheim Grab 263 und Marktoberdorf Grab 114 oder im Rahmen der paarigen Vierfibeltracht (Neresheim Grab 149) getragen (Tab. 60).2758 Nur in Ausnahmefällen liegen Textilfragmente auf der Schauseite der Kleinfibeln, wobei sekundäre Verlagerungen oder ein Falt auf die Oberseite denkbar sind.2759 Eine Steigerung des feinen Umhanges wird im leinwandbindigen Seidengewebe (Taft) in Lauch-
heim Grab 974 verkörpert,2760 das an einer der beiden Vogelfibeln im Brustbereich konserviert ist. Möglicherweise ist die Maulbeerseide zusätzlich im Unterkörper vertreten, sodass es sich «vermutlich um ein Bekleidungsstück handelte, das Ober- und Unterkörper bedeckte».2761 Ein zeitlich frühes Beispiel aus der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts stammt aus Neresheim (D). Grab 149 mit einer paarigen Vierfibeltracht enthält ein Miniaturbügelfibelpaar, das im Kehlkopfbereich beobachtet wurde.2762 Auf der Unterseite dieser Kleinfibel haftete ein Leinwandgewebe; ein weiteres Leinwandgewebe wurde auf der Oberseite der Bügelfibel mit «richtiger» Fundlage im Becken beobachtet. Wenn das Gewebe, von der Kleinfibel verschlossen, die Bügelfibel im Becken bedeckt, kommt die Möglichkeit in Betracht, dass der Umhang die Bügelfibel im Becken überlagert. Damit ergibt sich als neue Arbeitshypothese und Diskussionsbeitrag, dass nach den neuen Befunden von Schleitheim mehrere Varianten nebeneinander bestehen können und die Grablegung möglicherweise eine andere Positionierung als zu Lebzeiten mit sich bringt. Demnach ist es denkbar, dass neben der paarigen Tragweise (unterhalb der äussersten Kleidungsschicht im Beckenbereich oder später zwischen den Oberschenkeln) eine der Bügelfibeln funktional zu einer anderen Stoffschicht gehören kann. Wir berücksichtigen diese These bei den folgenden Überlegungen, um eine relative Abfolge von Kleidungsschichten zu erzielen: Für den Unterkörperbereich von Grab 504 und anhand der Scheibenfibel 835.1 (Brustmitte) liess sich im archäologischen und textilkundlichen Befund ein mindestens knielanger Umhang aus spinngemusterter Leinwand erfassen. Auch die Dame aus der Bülacher Kirche trug ein solches Kleidungsstück: Reste davon haben sich an der Unterseite der einzelnen, unterhalb des Kinns aufgefundenen Goldfiligranfibel und auf der Oberseite von Gehängeteilen bewahrt. Dadurch ist der Umhang wiederholt nachgewiesen, der von einer oder von zwei Fibeln auf der Körpermittelachse verschlossen und über dem Gehänge getragen wurde. Spinngemusterte Leinwand haftete auch an der Unterseite einer Bügelfibel aus Staubing (D) Grab 76.2763 Dieses Grab ist insofern interessant, als nur eine einzelne, stark abgenutzte und geflickte Bügelfibel (Altstück) vorhanden war. Sie hielt eine gefütterte «Gewandecke» (Mantel/Umhang), die bestickt war. Beide Stoffe, der bestickte obere Stoff und das Futter, waren spinngemustert. In Schleitheim gibt es einen ähnlichen Fibelbefund (Grab 859B.1), bei dem eine einzelne Fibel über der Schnalle 859B.2 liegt, also eine darüberliegende (Kleider)schicht festhielt. Die Befunde von Bülach (1. Hälfte 7. Jh.), Grab 385
504 (Perlenstufe 8) und 835 (Perlenstufe 6) bestätigen die von M. Martin geäusserte Annahme, dass die jüngere, einzeln getragene Scheibenfibel und die ältere, einzeln oder paarweise getragene Kleinfibel einen Umhang zusammenhalten: Die an die spätmerowingische Einzelfibel geknüpfte Kleidungsweise mit einem über dem Kleid getragenen Umhang lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit rückwärts bis in die ältere Merowingerzeit verlängern.2764 Das archäologische Argument beruht auf der weitgehenden Kontinuität der Fundlage beider Fibeltypen im Oberkörperund Halsbereich. Als wichtige Verbindungsglieder dienen die mit Grab 835 vergleichbaren Lagebefunde in Güttingen Grab 38 und im Arnegundegrab in Paris.2765 Das an der Scheibenfibel von Grab 835 haftende Gewebe, eine spinngemusterte Leinwand, passt zudem besser zu den späteren Umhangtypen wie der spinngemusterte Umhang aus Grab 504 oder Bülach. Mit dem Ende der Bügelfibeln in der jüngeren Merowingerzeit ist die Kontroverse hinsichtlich ihrer Trageweise abgeschlossen. Bezieht man nun «echte», jungmerowingische Einzelfibeln aus Frauengräbern – ohne weitere Fibeln – in unsere Diskussion mit ein, zeigen sich analoge Befunde (Tab. 60).2766 Kronzeuge ist Bülach, wo die Einzelfibel unterhalb des Kinns und über der Perlenkette angetroffen wurde. An der Fibelunterseite haben sich Reste des spinngemusterten Umhanges bewahrt, der gemäss der Beigabenstratigraphie über den Perlen verschlossen wurde. Eine ähnliche Reihenfolge ist in Grab 504 erfasst, allerdings mit dem Unterschied, dass das Kettengehänge einerseits vom Umhang bedeckt, andererseits über dem Plisséekleid liegt. Perlen, Bügelfibel (mit Einschränkung) und Gehänge könnten danach eine «Zwischenlage» zwischen Kleid und Umhang einnehmen. Funktional wären Bügel-, Kleinfibeln und Scheibenfibeln also zu trennen. Weitere Belege dafür, dass die jungmerowingischen Scheibenfibeln die äusserste Kleidungsschicht verschliessen, finden sich in Kleinlangheim Grab 202767 und Marktoberdorf Grab 42. Wiederum sind die Stoffreste an der Unterseite konserviert. Dies trifft auch auf die Scheibenfibel aus dem gestörten Grab 1346 von Altenerding zu. Bis heute wird – wie bereits erwähnt – über Tragweise und funktionale Bedeutung der Bügelfibeln kontrovers diskutiert. Von den vielen Thesen2768 erschien die Ansprache als Verschluss eines Wickelrockes besonders einleuchtend,2769 zumal Textilreste an Bügelfibeln ein vorne offen geschnittenes Gewand im Unterkörper zu bestätigen scheinen.2770 Dagegen spricht jedoch, dass die wenigen Zeugnisse in der darstellenden Kunst und von erhaltenen Kleidungstücken (Tunika) in Ägypten auf ein einteiliges Kleid hinweisen.2771 386
Ein einteiliges, mindestens wadenlanges Gewand aus Rippenköper liess sich in Elgg Grab 221 anhand der Lage und Verteilung der Textilfragmente rekonstruieren.2772 Wie in Schleitheim Grab 504 haben sich im Oberkörper keine Textilien erhalten, sodass die Einteiligkeit des Kleidungsstückes nur indirekt erschlossen werden kann. Als Parallele gibt es zudem einen schönen Befund aus Oberflacht, wo das ganze Oberteil erhalten ist.2773 Wenn für die Schleitheimer Zeit von einem einteiligen, durchgehend gewebten Kleid ausgegangen werden kann, wird die Bügelfibel als Verschluss eines Wickelrockes überflüssig. Dass aber Bügelfibeln häufig getragen wurden, belegen ihre Abnützungsspuren zur Genüge.2774 An dieser Stelle ist es sinnvoll, ausgewählte Bügelfibeln mit Textilfunden zu untersuchen (Tab. 60).2775 Das Bild ist teilweise uneinheitlich, lässt jedoch Tendenzen erkennen. Sehr feine bis mittlere Leinwandgewebe (Umhang) liegen wiederholt auf der Oberseite der Fibel, welche teilweise in ungestörter Fundlage, d.h. mit der Schauseite nach oben, angetroffen wurde. Von der paarigen Vierfibeltracht mit Vogel- und Bügelfibel aus Neresheim Grab 49 ist nur eine der beiden Bügelfibeln dadurch gekennzeichnet, dass an ihrer Oberseite Leinwandreste mittlerer Qualität haften. Die Vogelfibeln befinden sich wiederum in der Position, die andernorts als typisch für den Umhang herausgestellt werden konnten. Möglicherweise wurde diese Bügelfibel – in der Beckenmitte quer zur Körperachse gelegen – vom Umhang überdeckt.2776 Auffallend ist, dass die zweite Bügelfibel sich direkt im rechten Winkel zur ersten befindet und mit der Kopfplatte nach unten auf ein mittleres Gehänge mit Perlen, Messer mit Silberblechgriff und Ringgeflecht hinführt. Dieser Lagebefund erlaubt die Interpretation, dass zwischen Bügelfibeln und Gehänge ein Zusammenhang besteht2777 und demnach beide Elemente unterhalb des Umhanges getragen werden, wie dies für die Gräber aus der Bülacher Kirche und Grab 504 – allerdings beides Bestattungen ohne Bügelfibel – beobachtet wurde.2778 Das bereits erwähnte Grab 149 aus Neresheim (Tab. 60) kann stützend herangezogen werden:2779 Die Bügelfibeln liegen in gleicher Position, wobei das feine Leinwandgewebe auf der Unterseite der Kleinfibel (Miniaturbügelfibel) und auf der Oberseite der Bügelfibel erscheint. Auf dem grossen Reihengräberfeld von Altenerding sind mehrere Befunde erhalten. Grab 319, ausgestattet mit paariger Vierfibeltracht und mittlerem Gehänge, weist eine ähnliche Fundlage der Fibeln wie in Neresheim auf, jedoch mit dem Unterschied, dass die tiefer liegende Bügelfibel quergerichtet ist. Auf der Oberseite dieser Bügelfibel (Schauseite oben) finden sich Reste sehr feinen Leinwandgewebes, deren Bewertung jedoch
kontrovers diskutiert wird, nämlich ob es sich um den Abdruck einer Umwicklung von feinen Leinenbändern oder um den eines längsgefälteten Umhanges handelt.2780 Da beide Möglichkeiten zur Anwendung kommen,2781 kann Grab 319 nicht zur Stützung der jeweiligen Standpunkte berücksichtigt werden. Aufschlussreicher sind dagegen die Informationen, die Altenerding Grab 1350 mit der Zweifibeltracht trotz des nicht veröffentlichten Grabplanes liefert. An beiden Bügelfibeln sind Textilfragmente bzw. -stratigraphien erhalten, die einander zuweisbar sind. Bügelfibel (1) und (2) besitzen auf ihrer Oberseite ein mittelfeines Leinwandgewebe.2782 Dieses Gewebe liegt demnach als körperferne Kleidungsschicht über dem Bügelfibelpaar. An der Unterseite von Bügelfibel (1) haftet mittelfeines Wolltuch, wobei zwischen dem Tuch und der Fibelrückseite unbestimmbare Gewebe in Köperbindung liegen. Dagegen kommen Reste eines Köpers 2/2 auf der Rückseite von Bügelfibel (2) vor, sodass die Fibel eine Mittelstellung zwischen oberem Leinwandgewebe und unterem Köper 2/2 einnimmt. Der Köper ist in diesem Falle als körpernahe, das Leinwandgewebe als körperferne Textilschicht anzusprechen.2783 Die gleiche Anordnung der Leinwand und des Köpers 2/2 wiederholt sich auf der Ober- bzw. Unterseite der Bügelfibel von Dachstein (F) Grab 2 (gestört?). Damit bestätigen sich die bei den Kleinfibeln gemachten Beobachtungen, dass Leinwandgewebe vielleicht einen Umhang repräsentiert, der sich auch durch den unterschiedlichen Textiltyp vom einteiligen, darunter getragenen Kleid abhebt.2784 Die Textiluntersuchungen haben ergeben, dass Klein- und Bügelfibeln (Tab. 60) wiederholt unterschiedliche Textiltypen besitzen und deshalb wohl unterschiedlichen Kleidungsstücken angehören. Mit dem Wandel der Fibeltracht im Verlauf des ausgehenden 6. Jahrhunderts gelangen die mittlerweile tiefer in Richtung der Oberschenkel gerutschten Bügelfibeln immer seltener ins Grab, ehe sie spätestens zu Beginn des 7. Jahrhunderts verschwinden. Diese Zeit des Wandels wird in Kleinlangheim Grab 37 (Tab. 60) beleuchtet. Die tauschierte Scheibenfibel, an der rechten Schulter aufgefunden, legt eine Stellung in Zeitstufe IV, Ende des 6. Jahrhunderts oder um 600, nahe.2785 Die Bügelfibel, die man im Unterkörperbereich erwarten würde, liegt nun nahe der Scheibenfibel quer gerichtet unterhalb des Kinns im Bereich der Perlenkette. Nach der Beschreibung wurde keine Überschneidung zwischen Perlenkette und Bügelfibel beobachtet.2786 Andernorts, beispielsweise in der Bülacher Kirche, liegt die Scheibenfibel, gleichfalls unterhalb des Kinns angetroffen, über den Perlen. Beim Versuch, die beiden Hauptkleidungsstücke, Umhang und Kleid, mit Textiltypen zu verbinden,
konnten nur allfällige Tendenzen aufgezeigt werden. Wiederholt hat der Vergleich gezeigt, dass Klein- und Scheibenfibeln einerseits, Bügelfibeln andererseits mit unterschiedlichen Textiltypen bzw. Stoffarten in Verbindung stehen, die wiederum unterschiedliche Kleidungsstücke voraussetzen dürften. Die Bügelfibeln ihrerseits verschlossen nicht unbedingt denselben Stoff. Die Fundlage stützt diese Interpretation, da in der Regel Klein- und Scheibenfibel sowie Bügelfibel in getrennten Körperregionen liegen. Dem textilen Befund zufolge besteht der oben verschlossene Umhang bevorzugt aus Leinen- bzw. Leinwandgewebe von sehr feiner, feiner und mittlerer Qualität (Tab. 60).2787 In Lauchheim ist dieser aus Seide hergestellt. Archäologisch lässt sich dies durch Textilien an der Unterseite der Klein- und Scheibenfibeln überprüfen. Der Umhang wird also mehr ein schmückendes und bedeckendes als wärmendes Utensil über dem Kleid gewesen sein. Das Kleid könnte aus einer anderen Grundbindungsart, dem Köper, z.B. dem Rippenköper (Tab. 60), bestehen. Archäologisch interessierte diesbezüglich die Unterseite von Bügelfibeln.
Gürtelschnallen Jetzt sollen Textilfunde an weiblichen Gürtelschnallen zum Vergleich mit den Fibeln herangezogen werden. Die Textilanalyse hat für Schleitheim ergeben, dass Diamantkaro und Rippenköper vorherrschen.2788 Mädchen ab der frühen Pubertät (Schleitheim Gräber 484 und 644) und erwachsene Frauen trugen diese Textilien. Der Befund spricht eine deutliche Sprache: Meist fanden sich die Textilreste an der Unterseite der Gürtelschnalle. Vorausgesetzt, der Gürtel ist am Kleid angelegt, drückt sich der Kleiderstoff auf der Unterseite der Gürtelschnalle ab. Die Tragweise wird durch die Fundlage im Beckenbereich bestätigt. In typologischer Hinsicht handelt es sich um einfache, meist beschläglose Schnallen aus Eisen oder Bronze. Falls sich Textilien an Ober- und Unterseite der Gürtelschnalle finden, lässt sich dies durch einen Stoffbausch erklären, der über den Gürtel herabfällt und dabei die Schnalle bedeckt. Aufgrund des Befundes, Diamantkaro auf der Ober- und feine Leinwand auf der Unterseite, lässt sich Schleitheim Grab 449 zunächst nicht einordnen. Die (wahrscheinlich verkippte) Gürtelschnalle wurde jedoch mit der Schauseite nach unten aufgefunden, sodass sich die beobachtete Verteilung der Textiltypen wieder herstellt. Dasselbe Grab enthielt ein S-Fibelpaar, welches wie andere leinwandbehaftete Kleinfibeln auf einer Vertikalachse lag. Leider fehlen dem Fibelpaar aus Grab 449 jegliche Textilreste. Für unsere Fragestellung liefert Schleitheim Grab 387
689 weitergehende Informationen. Feine Leinwand auf der Unterseite von einer der beiden Vogelfibeln (Tab. 30) und vermutlich Diamantkaro auf der Unterseite der Gürtelschnalle (Tab. 31) zeigen, dass die metallenen Schmuck- und Trachtteile auf verschiedenen Kleidungsstücken sitzen und keine funktional übereinstimmende Aufgabe, d.h. den Verschluss oder die Gürtung desselben Kleidungsstückes, haben. Am Beispiel der Gürtelschnalle wiederholen sich die bereits beobachteten Unterschiede von Textilien, die mit Klein- und Scheibenfibel einerseits, mit Bügelfibel andererseits zu verbinden sind. Verallgemeinernd ergibt sich als These, dass das einteilige Kleid aus plissiertem Stoff, Rippenköper oder Diamantkaro und der darüber getragene Umhang als Leinwandgewebe angefertigt sein kann.
Versuch einer Rekonstruktion Wiederholt haben wir bei unserer Untersuchung Grenzen erreicht, die kaum eine weitergehende Interpretation ermöglichen. In diesem Sinne stehen die Ausführungen zu Schleitheim und hinsichtlich des überregionalen Vergleichs unter Vorbehalt und besitzen vorläufige Bedeutung. Grundlage ist die Beobachtung, dass es offensichtlich Textiltypen gibt, die bevorzugt an bestimmten, funktional einheitlichen Objektgruppen vorkommen und bei anderen Beigaben sich dagegen kaum bemerkbar machen. Das Ausschlussverfahren lässt sich nicht überall konsequent verfolgen.2789 Trotzdem soll der Versuch unternommen werden, mit der Rekonstruktion der Kleidung die tote Kultur der Gräber in die lebende zu spiegeln. Die weibliche Bekleidung besteht aus Kopfputz, Umhang und Kleid; Untergewand und Strumpf wurden kaum erfasst. Feine Leinwandgewebe fanden sich an Ohrringen und Nadel im Kopfbereich, sodass ein Zusammenhang mit Kopfputz oder Schleier nahe liegt. Leinwandgewebe unterschiedlicher Feinheit hafteten an der Unterseite von Klein- und Scheibenfibeln, sodass man die Gewebereste einen Umhang, der möglicherweise über den Kopf gezogen wird, zuweisen möchte. Spinngemusterte Leinwand kommt für die gleiche Funktion in Frage. Feine Gewebe aus Leinwand lagen auch auf der Oberseite von einer oder beiden Bügelfibeln, was den Schluss zulässt, dass der Umhang die Bügelfibel(n) teilweise bedeckt. Da der Umhang, ähnlich eines überdimensionalen Schultertuches oder einer Stola, vorne sicherlich offen war und auf Hals- bzw. Brusthöhe durch Kleinfibeln gerafft wurde, waren die Bügelfibeln zumindest teilweise sichtbar. In günstigen Fällen gelang der Nachweis, dass der Umhang bis zu den Knien fiel, wohl aber nicht die 388
bis zu den Knöcheln (?) reichende Länge des tunika-ähnlichen, einteiligen Kleides besass. Die Rekonstruktion des Kleides beruht vorwiegend auf Textilresten, die auf der Unterseite von Bügelfibel und Gürtelschnalle sowie auf Teilen des Gürtelgehänges ankorrodiert waren. Dabei hat sich gezeigt, dass zwar Leinwandgewebe auftreten kann (Bülach Kirche), daneben aber eine Vielfalt von Textiltypen erscheint, welche in dieser Weise bei Klein- und Scheibenfibel anscheinend (noch?) nicht begegnen. Wenn sich diese Beobachtung zukünftig erhärten sollte, liegt vielleicht ein grundsätzlicher Unterschied zwischen Klein- und Scheibenfibel sowie Bügelfibel und Gürtelgehänge vor. Im Zusammenhang mit Bügelfibel und Gürtel sind die Textiltypen Leinwand/Tuch, Rippenköper, Köper 2/2, Diamantköper und Plissée sowie Leinwand zu nennen. Es ist auffallend, dass sich – von spinngemusterter Leinwand und dem Seidentaft in Lauchheim abgesehen – die aufwendigeren Bindungsarten dem Kleid zuweisen lassen. Ob dies damit zu tun hat, dass sich andere optische Effekte in Köperstoffen als in einfacher Leinwandbindung erzielen lassen, ist derzeit kaum überprüfbar. Farben sind so gut wie nicht in den mineralisierten Stoffresten erhalten. Offensichtlich nehmen Bügelfibeln eine Zwischenstellung zwischen körperferner und -naher Kleidungsschicht ein und liegen so vielleicht zwischen Umhang und Kleid, möglicherweise im Zusammenhang mit dem Gehänge oder mit einem weiteren Kleidungsstück. Da ein Wickelrock, der durch Bügelfibeln verschlossen würde, weitgehend ausgeschlossen werden kann, hat die variantenreiche, typisch «germanische» Fibelgruppe hier nicht ihren Platz.2790 Zudem ist jetzt in mehreren Gräbern erwiesen, dass die beiden Bügelfibeln nicht den gleichen Stoff halten mussten und dass die obere mit einer aus pflanzlichem Material gefütterten Tuch oder einem Mantel in Verbindung gebracht werden kann. Mit unseren Augen betrachtet ist es unlogisch, dass die kleineren und feineren Kleinfibeln zu einem Umhang als Verschluss gehören, die grösseren und schweren Bügelfibeln dagegen ohne «Funktion» sein sollen, d.h. dem Schmuckbedürfnis dienend und vermutlich in der Bedeutung eines Standessymbols.2791 Wie schon mehrfach belegt ist, verschlossen die Kleinfibeln den Stoff an Ösen, wie wir sie aus der Weisstickerei kennen.2792 An der Rückseite zweier Vogelfibeln aus Thüringen fanden sich Stoffumbruch und Saum, Nähfäden und Fadenösen, an den Fibeln aus Flaach Brettchenkante und Ösen.2793 Die Stoffösen, durch die die Fibelnadel geführt wird, verhindern ein Ausreissen des Stoffes. Wiederholt wurde auf den Zusammenhang zwischen Bügelfibel und Gehänge mit allfälligen
Gehängeteilen aus dem Bereich des Gerätes und der Amulette hingewiesen.2794 1987 nahm Martin einen «aus organischem Material bestehenden Teil der weiblichen Kleidung» an;2795 jüngst wurde dieser Vorschlag zu einer Schärpe/cingulum konkretisiert.2796 Ob nun von einer in romanischer Tradition stehenden Schärpe oder von einem herabhängenden Band, auf dem die Bügelfibel fixiert ist (und mit ihr das Gehänge auf dem Kleid?), auszugehen ist, soll hier nicht Gegenstand der Erörterung sein. Wichtig ist der Hinweis, dass sich das frühmittelalterliche Bügelfibelpaar von der funktional gebundenen Fibeltracht der späten Kaiserzeit unterscheidet2797 und eventuell eine symbolhafte Bedeutung als Status- und soziales Rangabzeichen besitzt. Für die Rekonstruktion der männlichen Bekleidung liegen nur wenige Anhaltspunkte aus Schleitheim vor. Deshalb ist eine Orientierung an den Bildquellen heranzuziehen.
Vergleiche mit den Bildquellen Methodische Vorbemerkung Bis jetzt steht eine systematische Sammlung und Auswertung bildlicher Darstellungen aus dem fränkischen Merowingerreich noch aus.2798 Grundsätzlich ist ein unkritischer Umgang bezüglich Bildquellen mit Problemen verbunden, die leicht zu Fehlinterpretationen führen können.2799 Die Aussage der uns zur Verfügung stehenden Darstellungen wird dadurch sehr eingeschränkt, indem beispielsweise der Hauptbestandteil der frühmerowingischen Frauentracht, die Bügelfibel, unseres Wissens keine Darstellung findet.2800 Dagegen werden unterschiedliche Gürtelformen, Fibel, Sporen, Schuhe, Wadenbinden, Waffen und Schwertgurte z.T. detailgetreu dargestellt. Auch beziehen sich die Darstellungen nur zum geringen Teil auf germanische Personen. Der magister militum Stilicho, von vandalischer Herkunft, ist eine Ausnahme: Er ist in Chlamys und bestickter Tunica gekleidet.2801 Er und seine Gemahlin Serena mit einer mit Schmuckgürtel gegürteten langen Tunica und darüber getragener, ärmelloser Dalmatica kleideten sich nach romanisch-mediterraner Sitte. Allgemein sind die dargestellten figürlichen Szenen – häufig im Zusammenhang mit antiker Mythologie oder christlichen Begebenheiten aus dem Neuen oder Alten Testament sowie mit offiziellen und repräsentativen Ereignissen – im Milieu der romanischen und frühbyzantinischen Oberschicht im Mittelmeergebiet angesiedelt. Falls Germanen zur Darstellung kommen, können sie nach romanischer Sitte gekleidet sein (Stilicho) und zu einer Unterwerfungsszene (Barbarendarstellung) mit dem
römischen Kaiser gehören.2802 Die germanische Kultur stand offensichtlich nicht im Blickwinkel der figürlichen mediterranen Kunst, während umgekehrt Einflussnahme und vorbildhaftes Wirken vom Mittelmeerraum ausgingen.2803 Diese Annahme soll anhand zweier Beispiele und kennzeichnender Trachtelemente, der männlichen Zwiebelknopffibel und der weiblichen Scheibenfibel, verdeutlicht werden. Zum Zeitpunkt, als die Zwiebelknopffibel in den mediterranen Darstellungen des 6. und 7. Jahrhunderts erscheint, gelangte sie nördlich der Alpen nur noch in Ausnahmefällen ins Grab. Das berühmteste Beispiel, bezogen auf das germanische Milieu, stammt aus dem Grab des Frankenkönigs Childerich (gestorben 482);2804 im 4. und 5. Jahrhundert findet man die Zwiebelknopffibel als Grabbeigabe auf spätantiken Gräberfeldern.2805 Die Fibel liegt im Bereich der rechten oder linken Schulter, was für eine Bestattungsweise in Tracht spricht. Mosaiken vermitteln ein Bild über Tragweise der Fibel: Sie verschliesst die körperferne Kleidungsschicht in Gestalt des Sagum oder der Chlamys. Darunter trägt «Mann» eine z.T. reich verzierte bzw. bestickte, knielange Tunica mit Gürtel. Die Darstellungen sind meist im Bereich der Zeremonie und Repräsentation, beispielsweise von Justinian und seinem Umkreis in Ravenna, S. Vitale (546–48), angesiedelt.2806 Der Kaiser aus Konstantinopel, in kostbare Stoffe und Purpurmantel gehüllt, trägt an der rechten Schulter die perlengeschmückte Kaiserfibel mit Pendilien. Ein verwandtes archäologisches Gegenstück stammt aus dem Schatzfund von Szilagy-Somlyo (heute Simleul Silvaniei).2807 Die Chlamys seiner Begleiter wird, gleichfalls an der rechten Schulter, von einer Zwiebelknopffibel verschlossen. Eine ähnliche Tragweise mit Zwiebelknopffibel ist bei hohem Militär, z.B. bei Stilicho, zu beobachten.2808 Bereits Knaben tragen in der bildlichen Darstellung diese Fibel.2809 Die Mosaiken sind durch ein sehr hohes künstlerisches Niveau gekennzeichnet, wobei auf Genauigkeit bis ins Detail geachtet wird: Die Zwiebelknopffibel des Hl. Theodor aus Rom (SS. Cosima e Damiano, 526–530) zeigt ein Kreuz auf ihrer Fussplatte.2810 Bis in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts, so der Hl. Demetrios mit Kindern (Thessaloniki, GR, Hagois Demetrios), lässt sich diese männliche Trachtsitte verfolgen.2811 Zu dieser Zeit gelangte die Zwiebelknopffibel nicht mehr ins Grab. Gleichwohl wurde sie getragen, sofern nicht die bildlichen Darstellungen historisierend sind. Nördlich der Alpen setzen einzeln getragene Scheibenfibeln, ein Hauptmerkmal frühmittelalterlicher weiblicher Tracht, in Gestalt der engzellig cloissonierten und der jüngeren filigranverzierten Fibel überwiegend am Ende der älteren 389
bzw. während der jüngeren Merowingerzeit ein. Es existieren ikonographische Belege, wo die einzelne Scheibenfibel einen über der knöchellangen Tunica getragenen Umhang auf der Brustmitte verschliesst. Die Nachweise datieren meist in spätantike (Mosaike) oder in karolingische Zeit (Stuttgarter Bilderpsalter). Für die Zeit, in der die Scheibenfibel dank germanischer Beigabensitte tradiert wird, finden sich dagegen nur wenige Belege in den Bildquellen. Damit ergibt sich aus methodischer Sicht eine nicht unproblematische Vorgehensweise, indem Komplexe unterschiedlicher Herkunft miteinander verglichen werden, auch wenn dem eine fachspezifische Betrachtung vorausgeht.2812 Der aus dem archäologischen Befund abgeleitete Rekonstruktionsversuch für Tracht und Bekleidung kann sich kaum auf zeitgenössische Bildquellen stützen; die hier verwendeten Bildquellen entstammen meist dem mediterranen und christlichen Milieu, welches vermutlich als kulturell höher empfunden wurde. In der Zone nördlich der Alpen war den Germanen eine eigene figürliche Bilderwelt fremd; zumindest ist eine solche in der archäologischen Überlieferung, aus welchen Gründen auch immer, kaum greifbar.
Männer
Abb. 248: Männer bei Landarbeiten. Kalendarium Salzburg (Beginn 9. Jahrhundert). Nach Bierbrauer 1990, 73ff., Kat. nr. 135. (München, Bayer. Staatsbibl. Clm 210 fol. 91v).
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In der Karolingerzeit, in der sich das Christentum endgültig, mit starkem politischem Druck seitens Karls des Grossen, durchgesetzt hat, verändert sich diese «bilderfeindliche» Einstellung. Für einen karolingerzeitlichen Herrscher (Karl der Grosse) ist eine 24 cm grosse bronzene Reiterstatuette (9. Jahrhundert) aus dem Pariser Louvre überliefert, ein Zeugnis dafür, dass man an die (spät-)antike Idee von figürlicher und plastischer Darstellung anzuknüpfen suchte.2813 Der Kaiser, mit Diadem als Zeichen seiner Würde, trägt als äusserste Kleidungsschicht einen viereckig geschnittenen Umhang, der an der rechten Schulter von einer Fibel gehalten wird. Damit wird eine spätantike Darstellungsweise wieder aufgenommen. Man wird diesem Umhang mit dem bei Einhard erwähnten sagum in Zusammenhang bringen,2814 der mit einer Goldfibel verschlossen wurde. Die Goldfibel könnte in Tradition der frühbyzantinischen Kaiserfibel (Bildbeispiel Justinian) stehen; auch auf Kaisertorsi sind entsprechende Fibeln mit Pendilien bezeugt, die in «richtiger» Position die Chlamys raffen und dabei einen eleganten Faltenwurf über die linke Schulter erzeugen.2815 Eine damit verwandte Kaiserfibel ist in karolingischer Zeit für den Kaiser bezeugt.2816 Langärmeliges Gewand (Tunica), Wadenbinden und Schuhe sind an weiteren Beispielen zu erkennen. Ein weltlicher Kirchenstifter, dargestellt auf einem Fresko in St. Benedikt, Mals (Südti-
rol), trägt über der langärmeligen hellen Tunica einen dunklen Umhang von blauer oder schwarzer Farbe. Offenbar verschliessen zwei Bänder – möglicherweise als Fibelersatz – den Überwurf an der rechten Schulter.2817 Unterhalb der knielangen Tunica werden die Wadenbinden kreuzweise geführt und unterhalb des Knies fixiert. Als Zeichen seiner Würde und seines Standes hält er eine Spatha in die Höhe, die die weltliche Macht (Richterspruch, Waffenfähigkeit, Gefolgsherr) symbolisiert. Das geistliche Gegengewicht hält der klerikale Kirchenstifter mit dem Kirchenmodell in Händen. Auch während des hohen Mittelalters kann ein verschlungener Knoten an der rechten Schulter anstelle der Mantelfibel den Umhang verschliessen.2818 Ein anderes Beispiel für männliche Kleidung in der Karolingerzeit stammt ferner aus der VivianBibel: Über der gegürteten Tunica erscheinen wiederum zwei Bänder, die diesmal allerdings mit der Schulterfibel des sagum verbunden sind.2819 Wie üblich ist der Umhang vorne offen; im Prinzip handelt es sich dabei um ein grosses viereckiges und vermutlich im Ganzen gewebtes Tuch, das auf dem Rücken tiefer fällt. Der rechte Arm bleibt immer mit der waffenführenden Hand frei. Höchst aufschlussreich ist die Spatha in der Schwertscheide, die wertvolle Details hinsichtlich der Aufhängung des Spathagurts und der Gestaltung der organischen Teile der Schwertscheide enthält. Der «Faltenwurf» an den Beinen lässt an Hosen denken. Wie war «Mann» demnach angezogen? An sichtbarer Kleidung trägt «Mann» Schuhe oder geschnürte Stiefel, Wadenbinden, welche Strumpf oder Hose zusammenhielten, darüber eine nicht zu weit geschnittene und teilweise gegürtete Tunica, die von einem vorne offenen Mantel/Umhang bedeckt wird. Nach Einhard besteht die in den Bildquellen nicht sichtbare, körpernahe Kleidungsschicht aus Hemd und Unterhosen aus Leinen. Die männliche Kleidung scheint ziemlich uniform zu sein. Was die Qualität der Stoffe und die Verwendung von (Seiden-)Borten auf der Tunica anbelangt, ist mit Unterschieden zu rechnen. Dennoch wurde eine ganz ähnliche Bekleidungsfolge bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten getragen. Lebhaft wird dies im Kalendarium Salzburg (Beginn 9. Jahrhundert) dargestellt (Abb. 248).2820 Ob man daraus eine ähnliche Bekleidung bei unterschiedlichen sozialen Schichten erschliessen darf, sei dahingestellt. Wiederum erscheinen Schuhe, Beinkleid, langärmelige Tunica und fibelverschlossener Umhang, der rückwärts länger ist, als kennzeichnende Bekleidungselemente. Der Sensenmann des Monats Juli geht barfuss aufs Feld. Dabei werden die unter der Tunica getragenen Hosen mit Schlag sichtbar, die ansonsten durch die Wadenbinden verschnürt sind.
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Abb. 249: Männlicher Würdenträger mit gegürteter Tunika unter dem Mantel (Detail). Überlebensgrosse Statue aus Aphrodisias (erste Hälfte 5. Jahrhundert). Archäologisches Museum Istanbul.
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Es erhebt sich die Frage, ob die karolingerzeitliche Tracht ältere Traditionen aus dem Mittelmeerraum fortführt, d.h. die imperiale Erneuerung unter und nach Karl dem Grosssen eine Anknüpfung an das römische bzw. byzantinische Herrschaftsgefüge sucht (imitatio imperii) und dies in der bildlichen Darstellung dokumentiert oder ob die männliche Tracht und Bekleidungsweise im Laufe der Zeit starken Veränderungen unterliegt. Sieht man von der Kostbarkeit der Textilien und vom kaiserspezifischen Ornat ab, ergeben sich gewisse Gemeinsamkeiten. Der Kaiser trägt eine knielange Tunica und darüber einen an der rechten Schulter verschlossenen Mantel, der länger als die Tunica ist. Dieses Bekleidungsschema kennzeichnet eine Darstellung des Guten Hirten aus Aquileia.2821 Mantel/Umhang und Tunica bilden das Ensemble, wobei der Leibgurt mit herabhängendem Riemen in eine scheibenförmige Riemenzunge enden könnte, wie wir sie aus Kammergrab 363 (Abb.73-74) von Schleitheim-Hebsack kennen. Auch der Leibgurt von Justinian ist unter dem Umhang auf der Hüfte zu erkennen. Der Gürtel wurde unter dem Umhang getragen, um die Bewegungsfreiheit nicht einzuschränken. Deutlich tritt dies an einer lebensgrossen Statue eines Würdenträgers (1. Hälfte 5. Jahrhundert), ausgestellt im archäologischen Museum Istanbul und gefunden in den Thermen zu Aphrodisias, zu Tage (Abb. 249):2822 Die Tunica wird unterhalb der langen Chlamys, die an der rechten Schulter mittels einer heute fehlenden, aber mit einem erhaltenen Zapfloch im Mantel angezeigten Metallfibel fixiert ist, mit einer leicht nierenförmigen Doppeldornschnalle gehalten. Derartige Schnallen kennen wir aus spätrömischer Zeit. In sakralen Szenen lässt sich bisweilen beobachten, dass bei Männern der Mantel mit einer Scheibenfibel auf der Brust verschlossen wird.2823 Auch eine Schärpe, die M. Martin als Charakteristikum weiblicher Bekleidung erkennt,2824 scheint Männern – in einer alttestamentarischen Szene – manchmal zuzukommen.2825 Im Verlauf des späten 6. und 7. Jahrhunderts geht die bildliche Überlieferung zurück. Folglich wird die ohnehin schmale Materialbasis verkleinert; hinzu kommt, dass aus vorikonoklastischer Zeit,
d.h. aus der frühbyzantinischen Epoche vor dem Bildersturm in Konstantinopel (Beginn um 730), kaum Bildmaterial erhalten ist.2826 Zwar erscheinen nun im Merowingerreich Chorschrankenplatten und Grabsteine, die in stark entrückter, abstrahierter Weise Menschenfigürliches darstellen.2827 Im Unterschied zum Mittelmeerraum sind sie in Bezug auf Bekleidung summarisch dargestellt und für unsere Zwecke kaum auswertbar; auch ist ihnen eine plastische Dimension fremd. Dennoch lassen sich gewisse Hinweise für die Bekleidung gewinnen: Der Grabstein aus Leutesdorf zeigt eine männliche Figur im Orantengestus, die eine kurze Tunica trägt. Das eingeritzte gitterähnliche Dekor dürfte eine Musterung oder Mehrfarbigkeit der Tunica wiedergeben. Kurze und lange Tunica kommen auf westlichen Danielund Orantengürtelsschnallen vor.2828 Ein knielanges, möglicherweise auf der Brust gekreuztes Gewand trägt der niedergerittene Spathakrieger auf der Goldscheibe aus Pliezhausen (D).2829 Unseres Erachtens ist nicht klar, ob die seitlichen Längsritzungen an der männlichen Person auf dem Grabstein von Niederdollendorf auf Borten oder Streifen einer Tunica zurückgehen. Im Vergleich zu (Breit-)Sax in der nietenbesetzten Schwertscheide, einreihigem Kamm, Pilgerflasche und Schlange ist die Bekleidung hier nicht im «Detail» dargestellt. Details bei Waffen- und Reitzubehör (Schild, Flügellanze, Spathascheide, Zaumzeug) werden beim Reiter von Hornhausen wiedergegeben; er reitet in Hosen ohne (erkennbaren) Sattel und Steigbügel. Auch wenn die Hinweise gering an Zahl und Aussagemöglichkeit sind, ist die Tunica in der merowingischen Bildersprache nicht gänzlich unbekannt. Die männliche Tunica kehrt wieder in einem koptischen alttestamentarischen Manuskript (um 615–640) anlässlich einer Zeichnung von Job und seiner Familie, die als Darstellung des frühbyzantinischen Kaisers Heraclius und seiner Familie interpretiert wird.2830 Der Herrscher, mit Diadem, trägt eine gegürtete verzierte Tunica mit Chlamys, welche auch hier an der rechten Schulter mit einer Fibel fixiert ist. Eine Bildquelle aus dem langobardenzeitlichen Italien sollte nicht unerwähnt bleiben. Es handelt sich um eine Darstellung auf der vergoldeten Stirnplatte eines Helmes, aus Val di Nievole (Prov. Lucca), der sog. «Agilulfplatte».2831 Die Stirnplatte besitzt einen symmetrischen Aufbau: In der Mitte thront ein spitzbärtiger Herrscher, nach der punzierten Inschrift der Langobardenkönig Agilulf (591–616).2832 In der linken hält er ein Schwert, Symbol für weltliche und richterliche Macht, rechts vollführt er einen Segensgestus. Der Herrscher trägt einen vorne offenen Umhang mit «Brettchenkante». Das darunter befindliche,
offenbar anliegende Gewand ist schwer zu deuten, da der Umhang die Knie bedeckt, sodass die Wahl zwischen Tunica oder Hose (stulpenähnliche Absätze am Knöchel) nicht leicht fällt. Der König wird beidseits von einem schwer gerüsteten Krieger mit Lamellenhelm und Schuppenpanzer sowie Schild und Lanze flankiert. Es folgen zwei geflügelte Victoriae, die einen hoch sitzenden weiblichen Schmuckgürtel mit Beschlägplatte tragen. Randlich eilen zwei langhaarige, teils bärtige Männer herbei, die eine langärmelige, auf der Hüfte gegürtete Tunica und möglicherweise Wadenbinden tragen. Offenbar werden hier repräsentative, zivile und kriegerische Bekleidungsweisen mit kennzeichnenden Attributen dargestellt. Was die Frage anbelangt, ob Grabbeigaben auf Bildquellen wieder zu erkennen und die Existenz der Grabbeigaben somit nicht auf die tote Kultur beschränkt sind,2833 lässt sich dies auf dieser Stirnplatte positiv beantworten. Nicht so eindeutig erscheint dies auf einem Stofffragment aus der Abteikirche aus Mozac:2834 Die in lange, nach den bisherigen Bildquellen unübliche, Gewänder gehüllten Reiter mit Steigbügel tragen einen Gürtel mit herabhängenden Beschlägen oder Riemenzungen, die vorsichtig vielteiligen Gürtelgarnituren entsprechen könnten.
Frauen Die Damen zeigen im Detail individuellere Züge. Im Allgemeinen bilden die Tunica und der darüber getragene, rechteckige, vorne offene Umhang, der wie beim anderen Geschlecht rückwärtig länger ist, die sichtbaren Hauptelemente. Im Unterschied zu den Männern ist die Tunica länger bis etwa zu den Knöcheln und wird höher, unterhalb der Brust oder in der Taille, gegürtet. Der vorne offene, diesmal auf die Mittelachse bezogene Umhang geht wiederum auf ein rechteckiges grosses Tuch zurück. Dieses wird um den Körper geschlungen, wobei jetzt die Symmetrie im Vordergrund steht. Demgemäss wird der Umhang auf der Körpermitte, etwa vor der Brust, mit einer einzeln getragenen Scheibenfibel verschlossen oder als Alternative ohne zentrale Fibel getragen. In diesem Fall wird er über die Schulter, manchmal zusätzlich über den Kopf gelegt und mit der Hand zusammengehalten. Auch für Frauen scheinen gewisse Grundregeln bei der Bekleidung zu gelten, wobei übereinstimmend zu den Männern zwei Kleiderschichten massgebend sind. Diese bestehen als körpernahe Schicht in Gestalt der knöchellangen Tunica und als körperferne Schicht aus dem darüber getragenen bzw. umschlungenen Umhang (dalmatica, palla). Hinzu kommt ein reicher Schmuck
an Hals und Haupt: Ohrgehänge, Halscollier, bisweilen ein Schmuckgürtel und Juwelenkragen. Von aufwendigen hochgesteckten Frisuren mit Kopfputz kann ein langer Schleier herabfallen.2835 Dieser lässt sich im frühen 4. Jahrhundert auf einem Deckenfresko aus Trier erkennen; es handelt sich um die Darstellung einer Frau (Idealportrait?), welche, angetan mit Halscollier, Ohrgehänge, Schleier und Kopfputz, ihr Schmuckkästchen öffnet.2836 Die Frau des Potiphars – aus der Wiener Genesis (6. Jahrhundert) – weist eine ähnliche «Bekleidungsszenerie» mit goldenem Kopfputz und langem weissen Schleier auf.2837 Schleier, von schmalen Diademen auf hochgesteckten Frisuren herabfallend, sowie Schmuckgürtel zählen zur Gewandung der Märtyrerinnen aus S. Apollinare Nuovo, Ravenna;2838 die Gewandung besteht aus weissem Untergewand und goldenem Übergewand, dessen Säume mit Perlen verziert sind. Verfolgen wir diese Beobachtungen über einen längeren Zeitraum, um allfällige Entwicklungen festzustellen, dient Serena, Gattin von Stilicho und Tochter des Kaisers Honorius, als Ausgangspunkt um 400.2839 Über der langen Tunica trägt sie einen hoch sitzenden, stein- und perlenbesetzten Schmuckgürtel, Halscollier und ärmellose Dalmatica sowie Ohrgehänge und einen haubenartigen Kopfputz. Auf dem Triumphbogenmosaik aus S. Maria Maggiore (432–440), Rom, erscheint die Gottesmutter erstmals in der abendländischen Kunst als Maria Regina, dargestellt im Prinzessinnengewand:2840 Juwelenkragen und verzierter Schmuckgürtel sitzen über dem kostbaren Gewand, dessen Erlesenheit durch eingewebte oder eingestickte Ornamente erhöht wird; ein Schleier ist nicht erkennbar, jedoch ein Diadem auf der hochgesteckten Frisur und Ohrgehänge. Im Vergleich zu Serena ist eine Steigerung des Schmuckes und der Kostbarkeit der Kleidung festzustellen.2841 Diese neue Entwicklung zu gesteigerter Prunkentfaltung und Schmuck, die sich von der relativ schlichten Kleider- und Schmuckausstattung Serenas, aus kaiserlichem Hause stammend, unterscheidet, lässt sich verstärkt auf dem Wandmosaik S. Vitale in Ravenna beobachten (Abb. 174). Kaiserin Theodora, Gemahlin Justinians, und ihre Hofdamen kleiden sich in farbenprächtige, reich durch Bestickung oder Webmuster verzierte Gewänder.2842 Als Kaiserin trägt Theodora eine weisse goldverzierte Tunica und ein mit Edelsteinen und Perlen geschmücktes, haubenartiges Diadem, von dem Perlenschnüre herabhängen. Nach oben endet das hohe Diadem in schildartiger gezackter Gestaltung mit Perlen und quer gerichtetem Edelstein.2843 Ihr allein sind geschmückte Schuhe, grosser Juwelenkragen und ein langer Mantel, der 393
übereinstimmend zu Justinian an der rechten Schulter mit einer Kaiserfibel verschlossen wird, vorbehalten. Wie ihre Hofdamen hat sie Ohrgehänge; die Hofdamen schmücken sich ferner mit Halskette, kleinem Kragenschmuck, Halsketten aus Goldperlen, Ohr- und Fingerringen, seltener mit schmalen Diademen. Über Schulter und knöchellangem Gewand wird ein mantelförmiger fibelloser Umhang geschlungen. Das Haar steckt unter einer wulstartigen Haube. Insgesamt entsteht der Eindruck einer ausserordentlichen Prunkentfaltung, die sich im überreichen Schmuck mit Edelmetallen, Perlen und Juwelen sowie in der kostbaren Bekleidung manifestiert. M. Schulze beurteilt dies als eine «völlig neue höfische Mode».2844 Dabei ist festzuhalten, dass sich Aufwand, Kostbarkeit und Schmuckausstattung der Tracht verändert haben, wohl aber nicht die Grundelemente der Kleidung mit Tunica und mantelartigem Überwurf, zu denen ein Schleier bzw. Kopfputz und Haube hinzukommen können. Falls diese Überlegungen zutreffen, bleiben männliche und weibliche Kleidung in ihrer Grundkomposition in starkem Masse einheitlich. Bemerkenswert ist auch, dass sich anscheinend nicht nur die kaiserliche Schicht in den genannten Grundelementen kleiden konnte, wenn auch bestimmte Attribute und Standesinsignien sowie Purpur und möglicherweise Seide der obersten Gesellschaftsschicht vorbehalten waren. Die Katakombenmalerei hält ein Beispiel einer Familie bereit:2845 Die Mutter trägt eine einfache Tunika, darüber die über dem Kopf gezogene fibellose Palla, welche den Oberkörper bedeckt, darunter möglicherweise eine weisse wulstartige Haube. Die Tochter erscheint im Kleid, sodass der Blick auf die ansonsten durch den Umhang bedeckte Tunica frei ist. Bei der Analyse der Grabfunde wurde wiederholt darauf hingewiesen, dass die einzelne, auf der Brustmitte deponierte Scheibenfibel einen über dem einteiligen Kleid getragenen Umhang fixiert. Schön wird diese aus dem Lagebefund abgeleitete These durch einen Silberteller aus einem Schatzfund auf Zypern (Lambousa) bestätigt,2846 der wahrscheinlich an das Ende der Regierungszeit von Heraclius (613–629/30) datiert.2847 Die Darstellung der alttestamentarischen Heirat von David auf dem Silberteller nimmt Züge der zeitgenössischen imperialen Kunst auf. Die Braut trägt eine lange Tunica, die ähnlich wie bei Serena und der Katakombe S. Gennaro unterhalb der Brust mit einem Gürtel gerafft wird. An den Säumen sind Stickereien oder Applikationen zu erkennen. Der Umhang fällt auf der Rückseite länger als auf der Vorderseite hinab. Er wird auf der Brustmitte durch eine kreisförmige Scheibenfibel gehalten, wobei die Säume des Umhanges aneinander stossen. Damit sind die zwei Grundele394
mente der weiblichen Bekleidung vorgegeben. Es hat den Anschein, dass die Scheibenfibel fest an den Umhang fixiert ist, da dieser vorne weit geöffnet ist und grosszügig nach hinten zurückfällt. Der Blick auf die darunter getragene Tunica ist bis auf den Fibelbereich frei. Die Tragweise lässt vermuten, dass die Fibel nicht nur mit Hilfe der Nadel, sondern zusätzlich mit (umwickelten?) Ösen oder Lederbändern gesichert war.2848 Eine weitere alttestamentarische Darstellung der gleichen Zeit repräsentiert möglicherweise Heraclius und seine Familie.2849 Neben dem Kaiser stehen drei weibliche Figuren, die nach herrscherlichem Habitus gekleidet sind.2850 Sie besitzen die langärmelige gegürtete Tunica unter der Dalmatica. Am Halssaum ist ein Juwelenkragen (?) oder eine Schmuckborte zu sehen. Ihr Kopfschmuck umfasst verschiedene Formen von Diademen unter hochgesteckten Frisuren, Schleier sowie Ohrgehänge.2851 Mariendarstellungen aus der Zeit um 700 weisen auch Kennzeichen der weiblichen byzantinischen Hoftracht auf.2852 Wiederum wird die Tunica als körpernahe Kleidungsschicht unter dalmatica und trabea (?) getragen. Wie es dem Ornat der Kaiserin entsprach, trägt Maria das hohe Diadem mit Perlenpendilien und schildförmigen Fortsätzen, ferner einen überreichen grossen Juwelenkragen und den perlensowie juwelenbesetzten Schmuckgürtel. Der Vergleich hat ergeben, dass wesentliche Bestandteile der weiblichen Kleidung wie Tunica und Umhang als Grundelemente gleich bleiben. Auch wenn Bildquellen aus der kaiserlichen Sphäre zu Rate gezogen wurden, liessen sich in den Grundzügen vergleichbare Belege auch ausserhalb des Herrschaftshauses finden. Wenn man sich dem fränkischen Merowingerreich zuwendet, sind Bildquellen kaum und allenfalls mit eingeschränkter Aussagekraft vorhanden. Der Sarkophag der hl. Chrodoara aus der Stiftskirche von Amay (F, Prov. Liège) zeigt im flachen Relief die Darstellung einer Frau mit Stock im langen Kleid.2853 Betrachtet man den eingemeisselten Faltenwurf näher, entsteht der Eindruck, als ob drei Kleiderschichten übereinander liegen. Allerdings ist die Darstellung schwer lesbar, sodass die Beschreibung einer Deutung gleich kommt. In Übereinstimmung mit den mittelmeerischen Bildquellen ist das schlauchartige Gewand knöchellang. Bei dieser körpernahen Kleidungsschicht könnte es sich um eine Tunica handeln. Ob das wellenförmige Muster darauf den Faltenwurf oder den Dekor anzeigen soll, ist nicht eindeutig. Da der Faltenwurf für ein Gewand unnatürlich verläuft, ist wahrscheinlich eher mit dem Dekor zu rechnen. Das Kleidungsstück endet am Ellenbogen. Dagegen sind über Schulter und Oberarme durchgehende, sich fusswärts wölbende Linien zu erkennen, die auf den Faltenwurf
eines über der Tunica getragenen und um die Schultern geschlungenen Umhanges schliessen lassen. Der darüber liegende Schleier fällt vom Kopf weit auf den Rücken hinab und ist bis auf Höhe der Ellbogen angedeutet. Wenn diese Deutung zutrifft, kehren wesentliche Elemente der Kleidung mit Tunica, Umhang und Schleier wieder. Für den Vergleich mit dem Stuttgarter Psalter ist es von Bedeutung, ob sich die genannten Elemente in Bildquellen des 9. und 10. Jahrhunderts wieder erkennen lassen. Für diesen Fall ist anzunehmen, dass der Stuttgarter Psalter als Bildquelle für die Rekonstruktion der Bekleidung, trotz seines hohen Alters, verwendbar ist. Eine Miniatur aus dem frühen 9. Jahrhundert zeigt die Grundformen weiblicher Kleidung: Maria ist gekleidet in langer Tunica, Umhang, der auf der Brustmitte mit einzelner Scheibenfibel gehalten ist, und Kopfschleier.2854 Nach K. Bierbrauer handelt es sich um karolingische Kopien spätantiker Vorlagen, wahrscheinlich aus dem 6. Jahrhundert. Eine jüngere Darstellung zeigt eine thronende weibliche Figur (Maria, Ecclesia?), die nach Tradition des kaiserlichen Ornates gekleidet ist.2855 Wiederum sind Grundformen der Kleidung, wenngleich in leicht abgewandelter Form, zu beobachten: Auf dem knöchellangen einteiligen Gewand sind ein Juwelenkragen und eine ovale Scheibenfibel auf der Brustmitte positioniert. Die Fibel ist funktionslos, wirft jedoch Falten in ihrem Umfeld, sodass das Gewand dennoch gerafft wird. Der zur Fibel gehörige Umhang ist vorne offen über die Schultern gelegt. Der Kopfschmuck zitiert die Maria Regina von S. Maria Maggiore: Auf dem Diadem sieht man sowohl Reihen aus Perlen und Juwelen als auch Pendilien und schildförmige Fortsätze. Spätantike Vorlagen werden offenbar auch bei einem St. Galler Codex wieder aufgenommen.2856 Die weibliche Figur ist in eine langärmelige Tunica – mit Borte an Hals und an Mittelachse – gehüllt, unverschlossen liegt ein Umhang darüber. Der Kopfputz umfasst eine Haube mit Diagonalbändern (?),2857 deren Fortsätze im Stuttgarter Psalter nur bei Maria, der Himmelskönigin, vorkommen.
Der Stuttgarter Bilderpsalter Erst in karolingischer Zeit erscheinen namhafte Bildquellen für unsere Fragestellung. Die nun abschliessenden Ausführungen stützen sich auf den Stuttgarter Bilderpsalter – um 820/830 entstanden –, der mit seinen 316 äusserst lebendigen und realistischen Darstellungen eine gute Quellenbasis bietet.2858 Seine Entstehungszeit lässt die Behandlung als zeitgenössische Quelle zu den Grabfunden kaum zu. Dieses quellenbedingte Problem
verliert jedoch einiges an Dringlichkeit, wenn man die bisherigen Ausführungen berücksichtigt: Allgemein scheint die Bekleidungsweise der Hauptelemente mit Tunica und gefibeltem Umhang in starkem Masse zeitbeständig zu sein. Die Grundformen der Kleider scheinen auch in Oberund Unterschicht verbreitet zu sein. Von diesen Grundprinzipien abgesehen, bestehen grosse Qualitätsunterschiede. Denn kennzeichnend für die kaiserliche Tracht sind juwelengeschmückte Schuhe, Purpurmantel, Kaiserfibel und Diadem. Purpur, aber auch Seide, Goldborten und reich bestickte bzw. eingewebte Stoffpartien sind sicherlich auf die engste Führungsschicht begrenzt. Nicht zufällig wurde der Psalter bereits für Rekonstruktionen frühmittelalterlicher Bekleidung herangezogen.2859 Von kunsthistorischer Seite wird angenommen, dass die Vorbilder oder das Vorbild in der spätantiken Kunst wurzeln und der Stuttgarter Bilderpsalter als «Vermittler langer Traditionen» auftritt.2860 Insbesondere scheint es der Fundus der Bilderwelt aus dem 6. Jahrhundert zu sein, aus dem der Psalterzyklus schöpft.2861 Im Stuttgarter Bilderpsalter erscheint die weibliche Fibeltracht mit einer Scheibenfibel regelmässig in Darstellungsweisen, wie sie exemplarisch auf dem Silberteller aus Lambousa erkennbar sind: Zentral auf der Brustmitte bzw. unterhalb des Kinns, in der Funktion als Verschluss für den über der langen Tunica getragenen Umhang. Gleichzeitig scheint die Tragweise davon unabhängig zu sein, ob die weibliche Figur die Gottesmutter Maria, eine Königin, oder aber Frauen aus dem gewöhnlichen Volke verkörpert. Niemals wird eine einzelne Scheibenfibel auf der Tunica getragen; hier wäre sie funktional überflüssig. Die Scheibenfibel dient als Verschluss der äussersten Kleidungsschicht. Der Umhang wird allerdings nicht immer mit der Fibel getragen und wird teilweise mit der Fibel, teilweise auch ohne Fibel verschlossen. Die Scheibenfibel kommt immer in der Einzahl vor, wobei aus dem archäologisch fassbaren, umfangreichen Formenspektrum der Fibeln nur die Scheibenfibel von runder oder rosetten- bzw. sternförmiger Form vertreten ist. Eine mehrteilige Fibeltracht, wie etwa die sog. Vierfibeltracht oder ein Kleinfibelpaar, ist dem Stuttgarter Psalter nicht zu entnehmen. Es gibt also mehrere Kleidungsvarianten. Am Beispiel der Maria soll das weibliche Bekleidungsmuster erläutert werden (Abb. 250).2862 Sie kleidet sich in die knöchellange Tunica aus Purpur (?), unter der sich eine «Untertunica» von roter Farbe, erkennbar am Unterarm, befindet. Auf der Tunica liegt ein weisser Umhang (palla), der mit einer runden Scheibenfibel auf der Brustmitte fixiert ist. Die Kopfhaube weist gekreuzte Bänder und schildförmige, wohl juwelenbesetzte, rotgrüne Fortsätze auf, wie sie uns bereits beim 395
Abb. 250: Thronende Maria mit Jesus (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 84r, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart).
Abb. 251: Königin mit weiblicher Begleitung (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 58r, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart).
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spätantiken Kopfputz und bei der Kaiserin Theodora (Abb. 174) begegneten. Die Fortsätze deuten anscheinend ein Diadem an, das der kaiserlichen Familie bzw. der Maria als Himmelskönigin und Gottesgebärerin vorbehalten war:2863 Formen der Kaiserikonographie könnten auf Maria übertragen werden. Dem gleichen Bekleidungsmuster folgt eine weitere Mariendarstellung in der Verkündigungsszene.2864 Neben der runden Scheibenfibel taucht die rosetten- oder sternförmige Scheibenfibel als Mantelverschluss auf (Abb. 251).2865 Beide Fibeltypen werden anscheinend unabhängig von der sozialen Stellung getragen, da die gleiche Fibel bei einer Königin – mit Diadem auf offenen Haaren – und ihrer weltlichen Begleitung – mit Haube mit gekreuzten Bändern – nachweisbar ist. Der Kopfputz in Gestalt der Haube mit netzartig gekreuzten Bändern findet sich bei Maria selbst (Abb. 250), ihrer Begleitung (Abb. 251) und schliesslich bei einer als ancilla (Magd) bezeichneten weiblichen Figur.2866 Eine andere, auch klassisch zu nennende Variante ist bei der Darstellung eines reich gewandeten Ehepaares zu sehen (Abb. 252).2867 Die Dame trägt, wie üblich, den gefibelten Umhang über der Tunica, allerdings mit dem Unterschied, dass sie den Umhang wie eine Kapuze über ihr Haupt gezogen hat. Möglicherweise wird deshalb der Umhang direkt unterhalb des Kinns verschlossen.
Aus dem Stuttgarter Bilderpsalter finden sich für diese Kleidungsvariante weitere Beispiele.2868 Verallgemeinernd besteht die weibliche Kleidung – von innen nach aussen – also aus «Untertunica», Tunica, Umhang und Kopfschleier bzw. Haube mit gekreuzten Bändern. Dabei sind mehrere Varianten möglich, die in erster Linie auf das Hinzufügen oder Weglassen der scheibenförmigen Umhangfibel und der Haube sowie gegebenenfalls auf der Verwendung des Umhanges als schleierähnliche Kopfbedeckung beruhen. Daneben konnte zusätzlich ein Schleier über den Umhang getragen werden (Abb. 253).2869 Der Gesamteindruck wird durch die Farbenprächtigkeit der Textilien und Verzierung durch Randstreifen und Borten geprägt. Die Farbe der Tunica kann purpur (königlich), rot, grün, weiss, blau und gelblich sein. Auch der Umhang zeigt ein weites Farbenspektrum von weiss, purpur, blau und rot. Was die Farbgebung anbelangt, scheint der Umhang einfacher zu sein. Dieser ist einfarbig und besitzt eher selten eine Verzierung, beispielsweise in Form von Randstreifen (Abb. 251). Versucht man eine Synthese mit dem archäologischen Befund, lässt dies an den Textiltyp des anhand der Klein- oder Scheibenfibel erschlossenen Umhang/Mantel denken, der häufig aus z.T spinngemustertem Leinwandgewebe bestand.2870 Einfache, farblich abgesetzte Randstreifen, Bordüren mit eingewebten oder applizierten Medaillons und Wellenlinien schmücken dagegen wiederholt die Tunica (Abb. 251–253), die aus einem Stück gewebt wurde. Auch Männer kleiden sich nach Prinzipien, die wir bereits kennengelernt haben. Lässt sich dies so deuten, dass im frühmittelalterlichen Europa weitgehend Übereinstimmung bestand, sich mit fest definierten Grundelementen zu kleiden, die in ihrer Kombination dann wieder einen gewissen Spielraum erlauben? Bei den Männern sollten drei Ebenen unterschieden werden: Militärisch, arbeitend und zivil. Auch im Stuttgarter Psalter beruhen die Grundelemente männlicher Kleidung auf gegürteter knielanger Tunica und mantelförmigem Umhang. Auf Abb. 254 sind die einzelnen Teile der Kleidung erkennbar:2871 Die langärmelige Tunica ist knapp knielang und könnte dem Faltenwurf zufolge mit einem Gürtel versehen sein. An Halsausschnitt, unterem Saum und mittig auf der Vorderfront setzt sich ein anders farbiger Streifen ab. Der ebenfalls violette Umhang wird eilig von einer männlichen Figur herbeigetragen, sodass die Zusammengehörigkeit von Tunica und Umhang deutlichen Ausdruck gewinnt. Die Beinbekleidung umfasst farblich passende Beinlinge bzw. Strümpfe und Stiefel. Der Zuschnitt des Umhanges ist offenbar von langrechteckiger Form (Abb. 254) und könnte unge-
fähr die 1 1/2 fache Länge des herbeieilenden Mannes betragen.2872 Wahrscheinlich ist diese Grösseneinschätzung auf den weiblichen Umhang übertragbar, sodass sich beide Geschlechter darin ganz einhüllen können. Dass die Scheibenfibel ihren festen Platz auf einem Kleidungsstück (Umhang) besetzen kann, ist belegt, als Jesus beim Einzug nach Jerusalem über einen ausgebreiteten Umhang reitet (Abb. 255).2873 Deutlich ist die Scheibenfibel zu erkennen, welche den Umhang in «Trachtlage» zusammenhält. Es ist auffallend, dass die Scheibenfibel des ausgezogenen Umhanges grösser als die der stehenden Männer ist. Generell sind Männerfibeln unverziert und von geringerer Grösse als diejenigen der Frauen (Abb. 252). Dies gilt nicht für Angehörige des Königshauses. Bei König David (Abb. 256) verschliesst die Kaiserfibel den Purpurmantel in der Bedeutung eines personenbezogenen Rangabzeichens.2874 Er trägt eine Krone mit drei schildförmigen, rotgrünen Fortsätzen, wie sie kennzeichnend für den Kopfschmuck von Maria (Abb. 250) ist. Die Kaiserfibel unterscheidet sich durch ihren rosettenförmigen Umriss und Besatz mit rotem Stein und äusserer Perlenreihe (?) von ihren schlichten männlichen Entsprechungen. Übereinstimmend zum Volk ist der königliche Umhang an der rechten Schulter gefibelt; wiederum kommen die knielange Tunica mit langem Arm, darüber der langrechteckig geschnittene, rechts gefibelte Umhang, der über dem Rücken weit hinabfällt, und fakultativ Beinlinge vor. Der bisherige Rekonstruktionsversuch lässt sich überdies anhand von ausgewählten Schriftquellen abrunden und stützen.2875 Darin wird das wieder aufgenommen, was sich in der bildlichen Darstellung findet und unter Vorbehalt die historische Wirklichkeit reflektieren könnte: Nach Schriftquellen sei der gefibelte Umhang typisch alamannisch und von rechteckigem Zuschnitt, der am Rücken die Füsse, ansonsten aber kaum die Knie bedecke. Diese Beschreibung charakterisiert die Kleidung von David (Abb. 256–257), aber auch diejenige von Männern aus dem Volke. Die Tunica wird indirekt als knielang beschrieben, da Einhard die lange Tunica ausländischer d.h. römischer Tracht zuordnet. Die Goldfibel ist dem Kaiser eigen. Im Stuttgarter Bilderpsalter hebt sich die prunkvolle Kaiserfibel aus der Masse der einfachen Männerfibeln stark hervor, wie bereits früher auf dem Justinianmosaik von Ravenna. Einhard erwähnt auch, aus welchen Gründen auch immer, dass sich die Alltagstracht der Kaisers kaum von der des Volkes unterscheide (Abb. 257):2876 David tritt auch ohne Kaiserfibel auf, aber mit Männertasche, die an einem Gurt mit Riemenzunge hängt und einen Taschenbügel auf-
Abb. 252: Reichgewandetes Ehepaar (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 41v, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart). Abb. 253: Frauen aus dem Volke (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 93v oben, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart).
Abb. 254: Grundelemente der männlichen Bekleidung (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 126v, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart).
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Abb. 255: Einzug in Jerusalem über einem mit Fibel verschlossenem Mantel (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 8v, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart).
Abb. 256: Vermählung König Davids mit einer Königin (mit Mauerkrone) (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 57v, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart).
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weist. In Bildquellen lässt sich die gewöhnliche Kleidungsweise u.a. bei landwirtschaftlicher und baulicher Tätigkeit beobachten (Abb. 248).2877 Der Bauer, der mit seinem Ochsengespann den Acker pflügt, entspricht dem beschriebenen Kleidungsmuster: Rechts gefibelter, wehender Umhang und gelbbraune, gegürtete Tunica werden durch blaue Beinlinge vervollständigt. Deren Binnenzeichnung mit dunkelblauen Linien könnten kreuzweise geschnürte Wadenbinden wiedergeben, da angesichts von Hosen ein anderer Faltenwurf zu erwarten wäre. Die Tunica kommt auch bei anderen körperlichen Arbeiten vor, sei es beim Säen,2878 sei es beim Zerstören eines Tores mit Spitzhacken2879 oder beim Herstellen von Lehmziegeln.2880 Es fällt auf, dass die Arbeiter bei der letztgenannten, körperlich sehr anstrengenden Tätigkeit nur die Tunica, nicht aber den Umhang tragen. Kampf und Reiten stellen traditionell den Männern vorbehaltene Bereiche dar, wobei der militärische Sektor eine eigene Art der Bekleidung erfordert. Ein schönes Beispiel liefert die bildliche Erzählung des Kampfes zwischen David und Goliath (Abb. 258), wobei sich die zivile Kleidung Davids und die militärische Goliaths gegenüberstellen lassen:2881 David, barhäuptig, mit der Schleuder, ist nach bekanntem Muster gekleidet. Am Gürtel der Tunica ist die Tasche (mit
Deckel) befestigt. Goliath repräsentiert dagegen die kriegerische Komponente mit Schutz- und Trutzwaffen. Auch er trägt die Tunica, die jedoch flächig von einem Schuppenpanzer bedeckt wird. Der Kopf wird mit Helm, der Körper mit Schild mit zuckerhutförmigem Buckel geschützt. Die Spatha mit dreifach gegliedertem Knauf steckt noch in der links gegürteten Schwertscheide, während Goliath mit einer Flügellanzenspitze David angreift. Neben der Bekleidung liefert die Kampfszene viele Hinweise zu Details der Bewaffnung, z.B. Spathaaufhängung und Gestaltung des Schildes sowie zur Befestigung der Gürteltasche. Die Tunica bleibt also auch im militärischen Sektor als Grundelement der Kleidung bestehen. Dasselbe gilt für das zweite Grundelement: Den rechts gefibelten Umhang kann der Krieger über dem Panzer tragen.2882 Das regelhafte Tragen der Fibel an der rechten Schulter ist seit römischer Zeit bekannt. Der rechte, waffenführende Arm sollte einen vom Umhang freien Bewegungsraum haben. Dementsprechend ist die Spatha und der Sax an der linken Hüfte gegürtet.2883 Wie der Kampf ist das Reiten eine typisch männliche Angelegenheit. Eine Frau zu Pferde ist zumindest im Stuttgarter Bilderpsalter nicht zu finden. Ein spezielles Reitkostüm, das etwa unseren heutigen Reithosen und -stiefeln entsprechen würde, ist nicht zu erkennen. Beim Reiten erscheinen die zivile und militärische Kleidungskomponente nebeneinander. So lässt sich der schuppengepanzerte Reiter (David) mit Helm, gefibeltem Umhang, Schild, Lanze, Stiefel und Stachelsporen2884 neben dem in Tunica und Umhang gekleideten Lanzenreiter mit oder ohne Helm anführen.2885
Schlussfolgerungen und Thesen für Schleitheim Der Stuttgarter Bilderpsalter stellt für die frühgeschichtliche Archäologie eine reiche Quelle dar, um die ergrabene tote Kultur für die Projektion in die historisch gelebte zu illustrieren. Auch wenn der zeitliche Abstand zu Schleitheim bis drei Jahrhunderte betragen kann, liefert der Psalter wichtige und z.T. sehr genaue Details für die Realienkunde zu den Bereichen Kleidung, Bewaffnung, Reiterei, Arbeit, Hausbau etc. Im Gegensatz zur frühmittelalterlichen rechtsrheinischen Gräberarchäologie, deren Repräsentanten ab dem späten 6. Jahrhundert einem synkretistischen Christentum anhingen, ist der Psalter vor einem christlich und romanisch geprägtem Hintergrund zu sehen und geht auf eine (Bild-)Tradition zurück, die den Schleitheimer Alamannen in ihrer unmittelbaren Umwelt, aber vielleicht nicht ihrem weiteren Lebenskreis, versagt blieb.
Es sollte deutlich werden, dass Bild- und Schriftquellen einen wichtigen Beitrag zur Rekonstruktion der Bekleidung leisten können. Man kann davon ausgehen, dass Tunica – bei Männern knie-, bei Frauen knöchellang – und Umhang – bei Männern rechts, bei Frauen in der Mitte gefibelt oder auch fibellos – die beiden Grundelemente der Bekleidung bilden. Als solche besitzen beide Kleidungsteile eine hohe Zeitbeständigkeit, die über die Unterscheidung zwischen jüngerer und älterer Merowingerzeit und den damit verbundenen archäologischen Begriffsbildungen «Vierfibel-» und «Einfibeltracht» hinausgeht. Bei beiden Grundelementen handelt es sich um universell einsetzbare Kleidungsstücke, die durch Untergewänder ergänzt werden können. Unter der Tunica trägt die Frau gegebenenfalls ein Untergewand mit langem Arm, darüber ein langrechteckig geschnittener Umhang, der entweder auf der Brustmitte mit einer Einzelfibel bzw. einem Scheibenoder Kleinfibelpaar verschlossen oder ohne Fibel getragen wurde. Als Kopfputz kommt dieser Umhang, wenn er kapuzenähnlich über den Kopf gezogen wird, oder eine Haube mit netzartigen, kreuzweise angeordneten Bändern in Betracht. Überträgt man das gewonnene Bild auf das Fundmaterial von Schleitheim, gibt es Aspekte, die in den Bildquellen nicht eindeutig geklärt werden konnten. Dies betrifft in erster Linie das weibliche Gürtelgehänge und die Bügelfibeln. Da in Grab 504 glücklicherweise eine Textilstratigraphie vorliegt,2886 ergab sich als Rekonstruktion eine Position des Gehänges zwischen Plisséegewand und spinngemustertem Umhang. Dieser Platz entspricht dem links gegürteten Wehrgehänge der Männer. Wenn ferner der angenommene Zusammenhang zwischen Gehänge und Bügelfibel richtig ist, könnte die Bügelfibel zumindest teilweise mit einer mittleren Position zwischen körpernaher und -ferner Kleidungsschicht verbunden werden. Die zweite Variante steht im Zusammenhang mit der äusseren Kleidungsschicht (Tuch/Mantel). Da das weibliche Gewand, die einteilige Tunica, wahrscheinlich aus einem Stück gewebt ist,2887 besitzt die Bügelfibel vermutlich keine praktische Schliessfunktion wie die für den Umhang funktional notwendigen Klein- oder Scheibenfibeln, deren Textilreste sich häufig von denen der Bügelfibeln unterscheiden und schon deshalb nicht für dasselbe Kleidungsstück in Betracht kommen. Wadenbinden, wie sie aus den Schleitheimer Frauengräbern öfters bekannt sind, liessen sich für Frauen in den Bildquellen gleichfalls nicht entdecken. Da die Tunica knöchellang ist, bleibt der Strumpfbesatz dem Betrachter verborgen. Aus diesem Grund sind auch die Rekonstruktionen zu überdenken, die eine Kleiderlänge bis knapp unter dem Knie zeigen und so den Blick auf die Wa-
denbindengarnituren freigeben.2888 Der Nachweis für Hosen steht in den Schleitheimer Männergräbern aus, auch wenn diese in den Schrift- und Bildquellen erscheinen. Für die Kleiderabfolge ist davon auszugehen, dass Hosen gegebenenfalls unter der Tunica getragen werden. Wadenbinden werden über dem Beinkleid kreuzweise geschnürt. Die äusserste Kleidungsschicht bildet der wie bei den Frauen rechteckig gewebte, jedoch rechts gefibelte Umhang. Die Qualität der Verarbeitung, die Farbenpracht und das Dekor sollten keineswegs unterschätzt werden, auch wenn nur unscheinbare, ankorrodierte Textilreste überliefert sind. Ober- und Unterschicht der Bevölkerung machten sich beide Grundelemente der Bekleidung zu eigen; darüber hinaus ist jedoch mit einer «standesbezogenen» Kleidung, z.B. mit Goldfädenstickerei, zu rechnen, wobei sich die sozialen (und rechtlichen?) Unterschiede durch bestimmte Farben und Muster, durch bestimmte Stoffe, Schmuck- und Trachtobjekte usw. manifestieren können. Für die Zukunft wäre es eine lohnenswerte Aufgabe, frühe Bildquellen zu sammeln und nach einer Quellenkritik systematisch im Hinblick auf ihre archäologische Aussagemöglichkeiten auszuwerten. An dieser Stelle konnten nur einige Grundlinien aufgezeigt werden.
Abb. 257: Das Volk huldigt König David. Holzstab mit Stabdorn, Männertasche, Spatha, Lanze und Schild sind zu erkennen (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 124v, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart).
Abb. 258: Kampf zwischen David und Goliath mit Details der Schutz- und Trutzwaffen (Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 158v, Württembergische Landesbibliothek Stuttgart).
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III. Kirche und Sonderfriedhof
1. Baugeschichte der Dorfkirche, der ehemaligen Kirche St. Maria Kurt Bänteli Die reformierte Kirche liegt leicht erhöht über der Talsohle, am südöstlichen Dorfrand von Schleitheim.2889 Dem Geländeverlauf folgend, ist sie nicht genau geostet, sondern nach Nordosten ausgerichtet. Ihre Ersterwähnung geht auf ein Lobgedicht zurück, welches der Reichenauer Mönch Purchard 995 auf seinen Abt Witigowo verfasste.2890 Der im Jahre 973 verstorbene Herzog Burkhard II. von Schwaben vermachte «Sleitheim» dem Kloster Reichenau. Diese Schenkung sollte aber erst nach dem Ableben seiner Gattin Hadwig wirksam werden und blieb so für die Reichenauer zunächst ohne Nutzen. Hadwig ist in unserer Gegend bekannt als Gründerin eines Klosters auf dem Hohentwiel bei Singen (D), welches nach der Jahrtausendwende von ihren Erben nach Stein am Rhein verlegt wurde (Kloster St. Georgen). Abt Witigowo gelang es aber 985, im Jahre seines Amtsantrittes, Hadwig zur Überlassung ihres Besitzes und ihrer Rechte in Schleitheim an das Inselkloster zu bewegen. Purchard berichtet weiter, dass Witigowo anschliessend «eilig» in das Randendorf gereist sei «…nachdem in den Mauern und sonst allem neu und überlegt hergerichtet war, was das Alter selbst in verschiedene Teile aufgelöst hatte. Unter den Gebäuden beklagte er die Kirche und ihre Vernachlässigung im Vermögen. Indem er diese einfriedigte und ihren Grund und Boden erweiterte, schuf er ein herrliches Werk, Gott einen hochedlen Tempel und fügte allen Schmuck hinzu, der sich gebührte, und durch seine Taten reicht jetzt das kirchliche Bedürfnis am Orte aus…». Neben dieser ausführlichen Schilderung ist das Marienpatrozinium überliefert, 1275 wird der Leutpriester genannt, der 1299 in Schaffhausen ein Haus besitzt, und im späteren 14. Jahrhundert die Kirche zusammen mit den Kapellen des Randentales (Beggingen, Schlatt, Tal) erwähnt.2891 Zur mittelalterlichen Baugeschichte fehlen aber schriftliche Quellen.2892 Die Abtei Reichenau übte mehr als ein halbes Jahrtausend das Patronatsrecht aus, bis zur Inkorporation des Inselklosters 1540 in das Bistum Konstanz. 1530 setzte der Rat
von Schaffhausen die Reformation auch in Schleitheim durch, nachdem die Stadt in den Besitz der gesamten Hoheitsrechte über Schleitheim gekommen war, mit Ausnahme der Hostiz, der hohen Gerichtsbarkeit über die nördliche Hälfte der Schleitheimer Gemarkung. Schliesslich war die Schleitheimer Kirche bis 1644 Mutterkirche von Beggingen und der Kapellen Schlatt und Tal, die auf angrenzender, deutscher Gemarkung Fützen liegen und schon längst abgegangen sind.
Eine Ausgrabung durch Volkswillen Bestandteil des Restaurierungskonzeptes war auch eine Bodenheizung. Sie war so konzipiert, dass durch minimalsten Aushub eine Störung der unter der Kirche zu erwartenden Vorgängerbauten ausgeschlossen werden konnte. Eine Ausgrabung erschien deshalb nicht notwendig. Trotzdem zeigten sich nach dem Entfernen des Bodens und der darunterliegenden, modernen Planieschichten in 30 cm Tiefe verschiedene Mauerzüge. Um wenigstens einen Einblick in die Vorgängerbauten der heutigen Kirche zu erhalten, wurden sie vom 29. Juli bis 12. August 1985 gereinigt und dokumentiert, ohne archäologische Substanz zu zerstören. Die vorliegenden Ergebnisse veranlassten den Verein für Heimatkunde Schleitheim, beim Gemeinderat eine Petition für eine Vollausgrabung einzureichen, die von 134 Personen unterzeichnet war. Unter Hinweis auf die Kostenfolge und die zu erwartende Bauverzögerung wurde das Begehren vom Gemeinderat abgelehnt. Ein Spendenaufruf erbrachte Zusagen in der Höhe von 17’000 Franken durch den Verein für Heimatkunde, die Gesellschaft Pro Iuliomago, die Randenvereinigung und verschiedene Privatpersonen. Daraufhin kam der Gemeinderat auf seinen Entschluss zurück. In Übereinstimmung mit Kirchenstand und Baukommission wurde am 5. September 1985 beschlossen, eine Vollausgrabung der Kirche durchzuführen.2893 Bereits am 11. September wurden die Arbeiten begonnen und nach nur sechs Wochen Dauer abgeschlossen.2894 Drei Wochen später erschien die neue Ortsgeschichte von Schleitheim, in der bereits die wichtigsten Ergebnisse vorgelegt werden konnten.2895 Beeinträchtigt wurden die Grabungsresultate durch einen mächtigen Heizkanal, der mehr als
Abb. 259: SchleitheimKirche. Blick nach Osten ins Kirchenschiff, auf die Fundamente der früh- und hochmittelalterlichen Vorgängerkirchen, nach Beendigung der Ausgrabungen.
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Abb. 260: Bauphasenplan der Schleitheimer Dorfkirche. M. 1:200.
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einen Viertel der archäologischen Substanz zerstört hatte (Abb. 259 und Beil. 2C). In den Protokollen des Vereins für Heimatkunde findet sich dazu folgende Notiz: «Zum Schluss muss noch erwähnt werden, dass im Vorwinter des Berichtsjahres 1899 bei Gelegenheit der Installation der Kirchenheizung in dem Schutt unter dem Kirchenboden auch römische Spuren zum Vorschein gekommen sind. In dem mittleren, nach Norden gerichteten Quergang fanden sich in der Tiefe Reste einer Mauer [Steinkiste Grab 30], daneben Kohlen- und Bronzespuren [Glockengussgrube], römische Leistenziegelfragmente, Thirknochen. Auch in dem Schuttaushub aus dem Längsgang habe ich etwa 6 Fragmente römischer Leistenziegel aufgehoben, 2 unzweifelhaft römische Topfscherben, sogar einen Brocken bemalten Mörtelbestich [Verputz], wie wir solche so zahlreich im Jahr 1898 im Vorholz gefunden haben». Der Berichterstatter, Hans Pletscher, interessierte sich – wie damals üblich – vor allem fürs Römische; Beobachtungen im Längsgang, wo mehrere Mauern geschnitten und weitere, zum Teil wohl frühmittelalterliche Gräber zerstört worden sind, fehlen. Von den Funden sind einzig drei Schädel in der Sammlung des Heimatmuseums erhalten geblieben.2896 Im Auffüllmaterial von Gräbern, im Mauerschutt etc. fanden sich immer wieder Fragmente von römischen Leistenziegeln, Tubuli (Heizröhren), Tonplatten, Ziegelschrotmörtel etc. als Hinweis,
dass für die ersten Kirchenbauten teilweise Baumaterial aus den nahen römischen Ruinen (villa rustica) im Brüel Verwendung fand. An Kleinfunden sind Fragmente eines Glases, zweier Sigillatagefässe sowie ein Stück Gebrauchskeramik zu erwähnen.2897
Vor 1400 Jahren – Das erste Gotteshaus von Schleitheim (Bau I) Von ihm sind nur Reste der Fundamente erhalten geblieben, die einen einfachen Rechteckbau mit einer äusseren Breite von 7.1 m belegen. Der Ostabschluss fehlt in Folge von Störungen, die längsseitigen Mauern liessen sich noch auf einer Länge von 7.5 m nachweisen (Abb. 259–260, Beil. 2A und 2C). Die einheitlichen Proportionen der frühen Kirchen von Stein am Rhein-Burg, Schaffhausen-Berslingen und unserem Nachfolgebau Schleitheim II (Abb. 265) lassen eine Gesamtlänge von gut 12.5 m errechnen.2898 Dieser regionale Kirchenvergleich, ergänzt mit Diessenhofen, lässt sowohl einen apsidialen, als auch einen geraden Ostabschluss möglich erscheinen.2899 Für einen eingezogenen, im Aussenbau ausgeschiedenen Altarraum mit Ansatz an der Stelle der Schranke II gibt es einen Hinweis: Grab 34, das in der Verlängerung der Südmauer I liegt, vom Altarpodest der Kirche II überdeckt wird und deshalb zu Bau I gehört (Beil. 2A). Bei einer solchen
Rekonstruktion schmiegt sich Grab 34 an die Chorschulter an, bei einer Rekonstruktion von Bau I als Rechteckkirche mit 12.5 m Länge, also ohne im Aussenbau ausgeschiedenen Altarraum, käme dieses Grab unter die Nordostecke zu liegen, was nur zutreffen könnte, wenn es älter als die erste Kirche wäre. Brandrötungen auf dem anstehenden Humus dürften von der Brandrodung des Geländes stammen. Dieser Horizont liegt im Zentrum der Kirche frei, ist im nördlichen Bereich von 15–20 cm Humus überdeckt und fehlt im Südosten (Beil. 2C). Dies spricht für die Ausebnung des Bauplatzes, der ursprünglich von Osten nach Westen ein natürliches Gefälle von gut 60 cm aufwies. Diesem Gefälle folgen auch die Fundamente: So sind an der tiefsten Stelle im Nordwesten maximal vier Steinlagen auf eine Höhe von 45 cm vorhanden, auf der Nordseite dagegen nur eine Steinlage, die zum Teil nur noch als Steinnegativ im anstehenden Humus erhalten blieb. Das zweihäuptige Fundamentmauerwerk aus kleinteiligen Kalk- und vereinzelten Sandsteinen ist trocken in den Graben gemauert. Es erhebt sich kaum über das planierte Niveau hinaus. Weil sich auch vom Boden nicht die geringsten Reste erhalten haben, fehlen Hinweise zum Innenraum und Aufgehenden. Über der West- und Nordwand lag eine kompakte Abbruchschicht aus grünlichen Lehm- und Mörtelbrocken, die immerhin die Verwendung dieser Materialien in der ersten Kirche belegen. Die Mauerstärke von 60 cm deckt sich mit jener der Kirchen von Berslingen und Stein am Rhein-Burg.2900 Wie dort, ist auch für Schleitheim I eher an ein steinernes Bauwerk zu denken, als an eine Holzkonstruktion auf einem Steinsockel. Die Anfänge der Schleitheimer Kirche lassen sich gut über beigabenführende Gräber fassen. Innerhalb dieses Gotteshauses wurden die Trockenmauergräber 21 und 30 angelegt, die sich an die Nordmauer anschmiegen.2901 H. R. Sennhauser stellte sich die Frage, ob Grab 30 (Abb. 279 und Beil. 2C), das auf Grund der Beigaben (Abb. 281– 283) als ältestes Kirchengrab identifiziert ist, älter als die Kirche wäre und von dessen Nordmauer berücksichtigt worden sei.2902 Im Grabungsbefund gibt es dazu keine Hinweise. Kirchennordmauer und beide Gräber überlagern bzw. durchschlagen sowohl die oben erwähnte humöse Planieschicht als auch den darunterliegenden Brandrodungshorizont, welche beide am Anfang des Kirchenbaus entstanden sind. Das mit Ziegelschrotmörtel gemauerte Grab 23, das ebenfalls wie Grab 21 antik beraubt ist, kann auf Grund seiner Bauweise sowie der Beigabenreste ebenfalls Bau I zugeordnet werden. Aussen an der Westwand schliessen sich die Steinplattengräber 18 und 24 an (Abb. 261), welche von der Westwand
des zweiten Baues überlagert werden. Zu ihnen gehört auch das stark gestörte Grab 32, welches durch die Gräber 19 und 24 gestört wird und merkwürdigerweise Nord–Süd orientiert ist. Grab 34 schliesslich schmiegt sich, wie erwähnt, an die südöstliche Chorschulter an und liegt unter dem Altarpodest der zweiten Kirche.2903 Der Sarg liegt auf Unterlagehölzern, wie sie aus dem Gräberfeld im Hebsack bekannt sind.2904 Weisen die beigabenlosen Gräber zum Teil vom Grabbau her deutliche Parallelen zu jenen des 7. Jahrhunderts im Hebsack auf,2905 können die Gräber 21 und 23 aufgrund ihrer Beigaben ins dritte Viertel des 7. Jahrhunderts und Grab 30 in die ersten Jahrzehnte des 7. Jahrhunderts (600/10–630/40) datiert werden. Der späteste Zeitpunkt zur Erbauung unserer ersten Kirche fällt damit in die Jahre um 600 bzw. ins beginnende 7. Jahrhundert.2906 Wie in Stein am Rhein-Burg diente sie als monumentaler Bestattungsplatz einer Adelsfamilie.2907
Der Neubau als Rechteckkirche (Bau II) Abgelöst wird das älteste Gotteshaus durch einen Neubau, eine Rechteckkirche mit einer äusseren Länge von 16.1 m und einer Breite von 9.2 m im Westen, bzw. 9.5 m im Osten. Das 3.4 m tiefe Altarhaus ist durch eine nicht mit den Längsmauern im Verband stehende Schranke oder durch einen Triumphbogen vom Schiff abgetrennt (Abb. 259–260, Beil. 2A und 2C). Vom zweihäuptigen, trocken gemauerten Fundament haben sich bis zu vier Steinlagen erhalten. Wie schon bei der ersten Kirche beobachtet, folgt die Fundamentsohle dem ursprünglichen Terrain so, dass das Mauerwerk im Nordwesten bis zu 80 cm, im Osten noch 15 cm hoch erhalten blieb. Hauptsächlich fanden grössere Kalksteine Verwendung, vereinzelt Tuff- und Sandsteine. Die
Abb. 261: SchleitheimKirche. Die beiden Steinplattengräber 18 und 24 des 7./8. Jahrhunderts schliessen sich aussen an die Westwand der ersten Kirche an (1) und werden von deren Neubau (2) überlagert. Rechts die Westwand der dritten Kirche (3). Blick nach Westen auf die Gräber vor und nach der Öffnung.
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Abb. 262: SchleitheimKirche. Blick nach Norden in den Chor der zweiten Kirche mit der zugehörenden Schranke (1), dem Altarpodest (2) und der Ostwand (3). Um die Jahrtausendwende erfolgte unter dem Reichenauer Abt Witigowo die Verlängerung des Altarpodestes und die Erneuerung der Nordostecke (4). Abb. 263: SchleitheimKirche. Verputz mit Ornamentbandresten in zwei Rottönen. Abb. 264: SchleitheimKirche. Die Grabkiste 27 wurde mehrfach benutzt und umgebaut. Über den beiseite geschobenen Skelettteilen eines 60–69 jährigen Mannes lag das vollständige Skelett eines 30–39 jährigen Mannes. Blick nach Süden.
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grossen Mauerstärken von 1 m, bzw. 85 cm für die Schranke, sind auffällig. Zieht man aber die Hanglage und den lehmigen, oberhalb der Kirche noch heute wasserführenden Baugrund in Betracht, lässt sich die Mauerstärke mit der notwendigen Stabilität für das Bauwerk erklären. Zum Aussehen der Kirche und zum Innenraum gibt es spärliche Hinweise. Nordöstlich der Schranke liegt ein trapezförmiges Fundament aus mächtigen, einlagig und trocken verlegten Kalkund Tuffblöcken (Abb. 262). Wegen seiner Grösse von 2.4 m auf bis zu 5.8 m ist es nicht als Altarfundament anzusprechen, sondern als zugehöriges Podest oder Suppedanium. Ein grösseres, fragmentiertes Stück Verputz, mit gemalten Ornamentbandresten in zwei Rottönen auf dicker Kalktünche (Abb. 263), gibt uns einen leisen Hinweis zur Ausmalung der Kirche oder ihrer Ausstattung. Zusammen mit weiteren Verputzfragmenten lag es im Abbruchschutt dieser zweiten Kirche, unter dem Bauniveau zu III. Gleichartige Putzreste fanden sich auch aussen an der Westwand, in den Füllungen der zum Bau II gehörenden Gräber 19 und 20 sowie innerhalb der Kirche, in den Füllungen der Gräber 21 und 23. Etwas andere Putzreste lagen schliesslich in der Verfüllung von Grab 30. Das Bauniveau III bedeckte die Grabeinfüllungen mit diesem Abbruchschutt (Abb. 267), was darauf hindeutet, dass diese drei Innenbestattungen aus Bau I offenbar bei Anlage von Bau III geräumt und beraubt worden sind.2908 Auch diese zweite Kirche wurde weiter als Bestattungsraum genutzt, wie weitere vom Bauniveau III bedeckte Gräber deutlich machen:2909 An der Nordwand vor der Schranke liegen das Kindergrab 22 und das antik ausgeräumte Erwachsenengrab 28;2910 beide zerstörten die Nordmauer von Bau I. Unter Grab 28 liegt 27, das mehrfach benutzt und umgebaut wurde. Steinplatten der Grabeinfassung wurden durch Trockenmauerwerk ersetzt (Abb. 264) und in der Ostwand von Grab 27, die ihrerseits unter dem Säuglingsgrab 29 liegt, fand sich Abbruchmaterial der ersten Kirche. Liegen die Anfänge von Grab 27 noch in der ersten Kirche und wurde die Gruft in Bau II weiterbenutzt, worauf die Beigabenlosigkeit der letzten Bestattung hindeutet? Hinzu kommt Grab 4 in der Südostecke, welches die Südmauer der ersten Kirche durchschlägt. Alle Bestattungen sind beigabenlos und, mit Ausnahme von Grab 27, nur in eine einfache Grube bestattet. Aussen an der Westwand wird der Friedhof mit den Gräbern 19, 20, 25, 31 und 36 weiter belegt. Sie überlagern die Bau I zugeordneten Gräber; während das Fussende ihrer Grabgruben Bezug auf die Westwand II nimmt, liegt der Oberkörper teilweise unter der Westwand III. Das durch den nachfolgenden Chor III gestörte Grab 26, das demnach spä-
Ort
Aussenmasse
Mauerstärke
Innenraum
Länge:Breite (Innenmass)
Chortiefe
Schleitheim II Stein-Burg III Diessenhofen I SH-Berslingen
15.90 x 9.20 14.60 x 8.10 11.80 x 5.90 10.60 x 6.00
1,00 0,65 0,80 0,58
13.80 x 7.20 13.30 x 6.80 10.20 x 4.30 9.40 x 4.80
1,91 1,95 2,40 1,96
3,40 3,25 3,20 3,25
testens zu Bau II gehört, zeigt, dass der Friedhof sich schon früh auch auf der Ostseite ausbreitete. Dort in der Nähe des Altares lag im Mittelalter zweifellos der bevorzugteste Platz. Aussen an der in den Hang gebauten Südmauer zeigte sich im Bereich des Kirchenschiffes eine einhäuptige, etwa 20 cm breite Vormauerung (Abb. 268.6, Beil. 2A und 2C). Sie reichte meistens wenig tiefer als die Fundamentsohle II und übernimmt deren Gefälle von Osten nach Westen. Im Ostabschnitt sind aufrecht stehende Sandsteinplatten vorhanden, im tieferen Westabschnitt mehrlagiges Trockenmauerwerk. Trotz der massiven Störungen durch die neuzeitliche Südmauer kann dieser Befund als Wange eines Kanals zum Ableiten von Dach(?)- und vor allem Hangwasser interpretiert werden. Noch heute ist der lehmige Hang oberhalb der Kirche stark wasserführend, wie 1996 Untersuchungen in einem Wasserleitungsgraben deutlich machten, welche Särge aus dem 11. Jahrhundert zu Tage förderten.2911 Die ehemalige, bis auf den Lehm abgetiefte Rinne war mit humösem Material gefüllt, das von Mörtelbrocken und Knochensplittern durchsetzt war. Mit Schleitheim II wurde in unserer Region bereits die vierte frühe Steinkirche mit Rechteckgrundriss aufgedeckt (Abb. 265–266). In Stein am Rhein-Burg ist eine nur unwesentlich kleinere Rechteckkirche nachgewiesen, welche aufgrund von zum Teil beigabenführenden Gräbern, die mit einer Brandzerstörungsschicht des Vorgängerbaus versiegelt sind, frühestens um die Mitte des 8. Jahrhunderts datiert werden kann.2912 Für die kleinere Rechteckkirche von Diessenhofen wird eine Datierung ins 7. Jahrhundert bzw. in die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts vorgeschlagen,2913 während die Kirche von Schaffhausen-Berslingen in einer Ausbauphase des Dorfes in den Jahrzehnten um 800 entstanden ist.2914 Dort konnte auch gezeigt werden, wie die Steinkirche den Grundriss der hölzernen Wohnstallbauten übernimmt. Interessant ist, dass trotz der unterschiedlichen Grössen die Tiefe des Chores bei allen vier Kirchen um 3.3 m beträgt. Üblicherweise wird diese Grenze durch eine nicht im Verband mit den Längsmauern stehende Schrankenmauer gebildet. Als Ausnahme weist Stein am Rhein-Burg an dieser Stelle Triumpfbogenfundamente auf, denen gegen das Schiff hin in etwa 2.5 m Abstand
eine mehrphasige Schrankenanlage vorgesetzt ist. Ganz offensichtlich liegen diesen Befunden liturgische Regeln zu Grunde, vermutlich eine Folge der Einführung der stadtrömischen Liturgie im ganzen Frankenreich um 755 durch Pippin den Jüngeren und der Durchsetzung dieser Anordnungen um 785 durch Karl den Grossen.2915 Rechtecksäle ohne im Aussenbau ausgeschiedenen Altarraum werden dementsprechend selten ins 7., hauptsächlich ins 8. und im Westen auch noch ins 9. Jahrhundert datiert,2916 sodass auch für Schleitheim II eine Datierung ins 8. Jahrhundert wahrscheinlich ist.2917 Gut zu dieser Datierung passt auch das erwähnte Malereifragment; ähnliche Beispiele aus dem späten 7. oder 8. Jahrhundert finden sich in der Westschweiz.2918 Ob es von der Kirche selbst, der Innenausstattung oder sogar von einer Tumba, einem Grabüberbau stammt, lässt sich nicht mehr beantworten. Einige Keramikfragmente, die in der Baugrube des Suppedaniums zum Vorschein kamen, stammen aus dem 7. oder 8. Jahrhundert. Weitere Scherben, die unter dem Bauniveau III auf der abgebrochenen Nordmauer von Bau I lagen, sind spätestens ins 7. Jahrhundert zu datieren.2919
Abb. 265: Regionaler Vergleich von rechteckigen Steinkirchen aus dem 8. Jahrhundert.
Die Kirche Abt Witigowos nach 985 (Bau III) Kennzeichen der neuen Kirche ist ein eingezogenes, rechteckiges Altarhaus; die Ostecken des alten Saales wurden erneuert, die Längswände übernommen oder auf den alten Fundamenten erneuert und 3 m gegen Westen verlängert. Die Dimensionen des Bauwerkes betragen damit 9.2 x 21.5 m (Abb. 259–260, Beil. 2B-C). Das neue Fundamentmauerwerk ist gemörtelt, bei einer Breite von 90 cm, und besteht aus Kalksteinen, welche durchsetzt sind mit einzelnen Tuff- und Sandsteinen sowie einigen Nagelfluhblöcken. Ein feiner, mit wenig Ziegelschrot durchsetzter Mörtelhorizont zeigte sich nördlich des Heizkanals sowohl im Schiff als auch östlich der Schranke. Er bedeckte die Fundamente von Nord- und Westwand I/II und die zu diesen Bauten gehörenden Innenbestattungen. Dieser Mörtelhorizont bildet das bereits erwähnte Bauniveau zur dritten Kirche, schliesst nordseitig an deren Steinbank an
Abb. 266 (nachfolgende Seite): Die frühesten Kirchen im Kanton Schaffhausen: Anfänge, Grundrissentwicklung bis zur Jahrtausendwende und schriftliche Erwähnung, die Jahrhunderte nach den archäologischen Befunden einsetzt.
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Zeit
Stein am Rhein - Burg
Schleitheim
SH - Berslingen
SH - St. Johann
500
600
700
800
Urkundlich erwähnt: 799
900
1000
1100
406
Urkundlich erwähnt: 985
Nicht erwähnt
Urkundlich erwähnt: 1145
(Abb. 267) und wird im Schiff von einem 5 cm starken Lehmestrich bedeckt, der als Unterlage für einen Sandsteinplattenboden dient. Die Formate der rechteckigen 6–12 cm starken, grünen und roten Platten betragen 24 x 30, 34 x 45, 39 x 62 und 44 x 67 cm. Dieser Boden endet etwa 20 cm vor Längswänden und Westwand, wo er an die Reste einer verputzten, ungekalkten und umlaufenden Steinbank anschliesst. Mörtelnegative und wenige Steine blieben niveaugleich mit dem Sandsteinplattenboden erhalten. Nur in der Nähe des heutigen Nordeinganges, in der Schiffmitte, greift der Boden in den Bereich der Bank ein, was auf eine Türe an dieser Stelle hindeutet. Wegen der Überlagerung durch die heutige Kirche liess sich die Chorsituation nicht in allen Details klären. Die Nordost- und Südostecke der Kirche II wurden vollständig erneuert, die neuen Fundamente ziehen in den Innenraum an das Altarpodest II und enden an dessen Westflucht. Deshalb ist die Weiterbenutzung dieses Altarpodestes auch für Bau III gesichert. Das neue Fundament der Nordostecke läuft mindestens 70 cm weiter nach Osten als der Chorschluss II und schliesst sekundär an den ebenfalls neuen und unten beschriebenen Rechteckchor an. Mörtel und Mauerwerk dieser beiden Bauteile unterscheiden sich aber nicht, weshalb es sich offensichtlich um einzelne Bauetappen und nicht um verschiedene Bauphasen handelt: Zuerst errichtete man östlich anschliessend an Bau II den kleinen, eingezogenen Rechteckchor, in einer zweiten Etappe wurde dann das Schiff erneuert.2920 Trotz der massiven Störung durch den Heizkanal von 1899 genügen die Überreste für eine sichere Chorrekonstruktion. Betragen die Aussenmasse 4.80 x 2.60 m, ergibt sich, durch den Einbezug der Kirchenostmauer, ein annähernd quadratischer Innenraum. Das 90 cm breite, zweihäuptige Mauerwerk ist im Gegensatz zu den übrigen Fundamenten der dritten Kirche schon ab der Fundamentsohle vermörtelt. In der Längsachse des Chörleins liegt ein Tuffstein, vielleicht ein letzter Rest des Altars. Ob das aus Phase II übernommene Suppedanium nun mehrstufiges Podest vor dem neuen Altarhaus war, oder auch weiteren Altären diente, ist unbekannt. Auch in Bau III wurde weiter bestattet. Die Innenbestattung 17 und die leere, mit Steinen gefüllte Grabgrube 332921 in der Südwestecke stören die Fundamente der Westwand II und liegen unter dem offensichtlich geflickten Sandsteinplattenboden. An der gleichen Stelle, aber ausserhalb der Kirchenmauern, lag offenbar auch ein Kleinkinderfriedhof, wie die Gräber 1–3 zeigen. Zwischen diesen Gräbern findet sich ein kümmerlicher Mauerrest, vielleicht eine ehemalige Friedhofbegrenzung.
Mit der dritten Kirche ist jener «hochedle Tempel» gefasst, dessen «Grund und Boden» Abt Witigowo nach 985 «einfriedigte und erweiterte».2922 Anschauliches Beispiel für die Rekonstruktion von Schleitheim III ist die vis-à-vis von Diessenhofen am deutschen Rheinufer gelegene Kapelle von Obergailingen (D) (Abb. 269), die ebenfalls zur Grundherrschaft der Abtei Reichenau gehörte und St. Nikolaus, dem Patron der Fischer und Schiffer, geweiht ist. Chor und Osthälfte des Schiffes zeigen im Fassadenverputz von Wänden und Giebel Lisenen und Rundbogenfriese, welche eine Datierung der Kirche ins 11. Jahrhundert erlauben. Das eingezogene, rechteckige Altarhaus entspricht mit dem Innenquadrat von 3 m Seitenlänge recht genau dem ehemaligen Schleitheimer Chörlein.2923 Den gleichen Kirchengrundriss finden wir auch in der Büsinger Bergkirche, ins 10./11. Jahrhundert datiert,2924 und wiederum, 1986–89 ausgegraben, in Schaffhausen-St. Johann, der ersten, um die Jahrtausendwende entstandenen Stadtkirche (Abb. 266). Steinbänke mit einer Breite von 20 cm sind in Verbindung mit Mörtelgussböden ebenfalls für St. Johann I und II belegt, wo sie sich über das
Abb. 267: SchleitheimKirche. Blick nach Osten in Witigowos Kirchenschiff III mit dem zugehörigen Bauniveau (1), das anschliesst an die Steinbank (2). Die Nordmauer (3) ist mindestens im Fundament aus der zweiten Kirche übernommen worden.
Abb. 268: SchleitheimKirche. Der Sandsteinplattenboden (1) liegt über der abgebrochenen Südmauer I (2) und der Westmauer II (3) und gehört somit zu Witigowos Kirche III der Jahrtausendwende. Von dieser Kirche stammen auch die Negative der Steinbank (4) und die Südwestecke (5). 6 ist die Wange des älteren Kanals für Hang- und vielleicht auch Dachwasser und 7 die Südmauer von 1811/12.
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Eine romanische Schifferweiterung (Bau IIIa)
Abb. 269: Die vis-à-vis von Diessenhofen am deutschen Rheinufer gelegene Nikolauskapelle von Obergailingen, als Beispiel für die Rekonstruktion von Schleitheim III.
Abb. 270: Situation der 1996 entdeckten Gräber des 11. Jahrhunderts oberhalb der Kirche von Schleitheim. M. 1:1000.
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ganze Schiff bis an die Chorschulter hinziehen.2925 Wichtig für Schleitheim III ist die Lage der nachträglich in St. Johann I eingebauten Schranke mit 1.5 m breitem Mitteldurchlass.2926 Ihr Abstand von 5.2 m von der Chorostwand entspricht genau dem Abstand von der Chorostwand III bis zur Westflucht unseres aus Bau II übernommenen Altarpodestes.2927 Es ist zu vermuten, dass die neue Schranke demnach 1.7 m nach Osten verschoben an dieser Stelle lag; der Sandsteinplattenboden, der an einer jüngeren Störungskante 60 cm vor der Schranke II endet, ist wohl ebenfalls bis an diese Stelle hin zu ergänzen. Dem widerspricht nicht die annähernde Niveaugleichheit von Boden und abgebrochener Schranke, weil der Boden von West nach Ost leicht ansteigt und sich so ursprünglich über die Reste der Schrankenmauern hätte hinziehen können.
Ein zweites Mal wird das Kirchenschiff um 3 m nach Westen erweitert (Abb. 260 und Beil. 2B). Das meterbreite Mauerwerk ist vollständig vermörtelt und zeigt in romanischer Manier hochkant gestellte Steine in Ähren oder Fischgrattechnik – ein Mauercharakter, wie er in Schaffhausen im Kloster Allerheiligen ab dem ausgehenden 11. Jahrhundert auftritt und nach Befunden am ebenfalls in Schaffhausen gelegenen Haus zum Grütli noch im fortgeschrittenen 13. Jahrhundert vorkommt.2928 Eine auffallend grosse Sandsteinplatte, welche in die Westbank III eingreift und an die Westmauer III anschliesst, deutet zusammen mit einem auf dieser Mauer liegenden Plattenfragment darauf hin, dass man den Sandsteinplattenboden vorerst übernommen und erweitert hat.2929 Dieser bunte Natursteinboden wird später von einem Mörtelgussboden auf einem Steinbett abgelöst. Ob die Bank entlang den Wänden weiter bestand, ist unklar; da sich aber ein Mörtelbodenfragment im Bereich des Nordeingangs auch auf dem Mauerfundament fand, ist die Kontinuität der Nordtüre gesichert.
Exkurs: Gräber des romanischen Friedhofes Bei der Erneuerung einer Wasserleitung kamen 1996 zehn Meter oberhalb (südlich) der Kirche Gräber zum Vorschein (Abb. 270).2930 Dank wasserführender Schichten in einem Teil des Grabens waren die Sarghölzer ausgezeichnet erhalten. Erst durch eine innerhalb von 24 Stunden ausgeführte Holzdatierung ins Jahr 1073 wurde das Alter und damit die Bedeutung der Funde erkannt und eine Grabung durchgeführt. Auf einer Länge von etwa 20 m liessen sich im 80 cm breiten und 1.5 m tiefen Graben mindestens sechs Gräber mit Sargresten feststellen. Der seiner etwas tieferen Lage wegen am besten erhaltene, ungestörte Sarg von Grab 1 ist leicht trapezförmig und besteht aus verzapften Weisstannenbohlen, die sich um 1060/1062 datieren liessen (Abb. 271–272).2931 Der Deckel ist ebenfalls mit je einem Holznagel an den Längswänden befestigt. An Stelle des Bodens ist ein Rost vorhanden aus zwölf, im Abstand von 13–16 cm in die Seitenwände eingezäpften Sprossen aus Haselästen. Das ebenfalls ausgezeichnet erhaltene Skelett stammt von einer 1.58 m grossen Frau, die im Alter von 25–28 Jahren verstorben ist.2932 Sie litt unter Paradontitis und einer endogenen Hemmungsfehlbildung, einer Trichterbrust. Von Grab 2 waren das Skelett und die darüberliegende Sargkonstruktion grösstenteils beim Grabenaushub entfernt worden. Zudem lagen die oberen Bereiche der Seitenwände im trockenen
Bodenbereich und waren verrottet. Erhalten blieb das leicht trapezförmige Bodenbrett des Sargbodens, welches etwa im Bauchbereich zwei Löcher von 3 cm Durchmesser aufwies (Abb. 273). Die Reste der Seitenwände sind mittels zweier eingezäpfter, unter dem Boden liegender Latten miteinander verbunden. Bei dieser Konstruktion scheint es sich eher um eine Totenbahre als um einen geschlossenen Sarg zu handeln; die beschriebenen Erhaltungsbedingungen lassen aber
keine sichere Aussage zu. Auch hier wurde inklusive der Latten Weisstannenholz verwendet, welches mit Waldkante ins Jahr 1076 datiert ist. Nur fragmentarisch beobachten liessen sich die Gräber 3–6. In Resten erhaltene Hölzer mit Zapflöchern und weitere Rost- oder Leiterfragmente machen aber deutlich, dass im Schleitheim des 11. Jahrhunderts eine differenzierte Sargbzw. Bestattungsform verbreitet war (Abb. 273). Ein Sarg mit 11-sprossigem Rost ist vom Mün-
Abb. 271: Grab 1/1996 mit Weisstannensarg von 1060/62 und Sprossen aus Haselholz, deutlicher sichtbar rechts nach dem Entfernen des Skelettes.
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Abb. 272: Sarg von Grab 1/1996, dendrodatiert 1060/62.
0.5 m
Abb. 273 (rechte Seite): Sarg von Grab 2/1996, dendrodatiert 1076. 3–6 Einzelhölzer aus den Gräbern 3–6; 7 Streufund. M. 1:10.
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sterhof in Zürich bekannt, der um die Jahrtausendwende datiert wird.2933 Zur Symbolik dieser auffallenden Sargkonstruktionen finden sich Erklärungen im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens, so zum Beispiel die Himmelsleiter für die Seele der Verstorbenen, die Jakobsleiter für das Auf- und Absteigen der Engel, Löcher im Sarg, damit die Seele leichter den Weg in den Himmel findet; thematisiert wird dort auch das Zunageln des Sarges.2934 Durch das ganze Mittelalter hindurch bildet die Himmelsleiter auch ein wichtiges Element der christlichen Bildersprache.2935
Ein gotischer Turmchor und weitere Erneuerungen (Bau IV)
Abb. 274: SchleitheimKirche. Überreste des gotischen Turmchores IV mit Fundamentplatte (1), Südmauer (2) und Ostmauer mit Altarnische (3), bei deren Vermauerung 1490 mit dem Turmneubau pietätvoll ein Eckstein mit dem Lamm Gottes zentral am Fusse der Nische eingesetzt wurde.
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Der Neubau der hangseitigen Mauer bei gleich bleibender Schifflänge dürfte auf deren Baufälligkeit hindeuten. Ich habe den problematischen Baugrund bereits erwähnt.2936 Die Mauer wurde neu fundiert und gut anderthalb Meter verschoben. Wegen ihrem erneuten Neubau von 1811/12 an der gleichen Stelle blieb davon nur die unterste Lage teilweise erhalten (Abb. 260, Beil. 2B-C). Die Chorschulter lag fast an der heutigen Stelle, wie der ebenfalls meterbreite Mauerrest unter den Chorstufen nahe legt. Weil er von Steinen des Chorplattenfundamentes überlagert wird, ist der Turmchor vom Bauablauf her in einer jüngeren Bauetappe entstanden. Zur Verbesserung des Baugrundes wurde der nach Ausweis von Grab 26 spätestens seit Bau II bestehende Friedhof bis auf den anstehenden Lehm abgetragen und ein Plattenfundament aus sechs Steinlagen, grösstenteils Schilfsandstein, angelegt, das stark mit menschlichen Knochen und Friedhofserde durchsetzt war.2937 An seine Ostbegrenzung schliessen sich im Südabschnitt die beiden Kindergräber 15 und 16 an. Gegen Nordosten läuft die Fundamentplatte aber weiter nach Osten mit unbe-
kanntem Abschluss. Die versetzte Ostflucht scheint darauf hinzudeuten, dass die neuen Chordimensionen bei Anlage der Fundamente noch nicht genau definiert waren. Im südlichen Bereich dieser Fundamentplatte sind die Steine der obersten Lage vermörtelt und von einem Schmutzband überdeckt. Darauf sitzen die Reste der Südwand eines klar fassbaren, quadratischen Mauergevierts von je 7.5 m Aussenlänge, welches an die Stelle des Rechteckchores III trat (Abb. 274). Die ausserordentliche Stärke des aufgehenden Mauerwerkes von 1.7 m über diesem Plattenfundament deutet auf die Anlage eines Chorturmes hin, von dem noch die Ostwand 2.5 m hoch erhalten blieb. Zentral darin angeordnet ist eine 2.7 m breite und 55 cm tiefe Nische, deren Bank etwa 70 cm über dem Boden lag und als Altarretabel, als Rückwand für den direkt vorgemauerten Hauptaltar diente. Solche Altarnischen finden sich in der Schaffhauser Stadtkirche St. Johann aus dem Ende des 14. und dem frühen 16. Jahrhundert.2938 Ob der Triumphbogen ebenfalls wie in St. Johann IV erst ab einer gewissen Höhe auf Kämpfern ansetzte,2939 oder ob er ab Bodenniveau ins Chorlicht einsprang, liess sich nicht mehr feststellen. Eine Vorstellung dieses Turmchores erhalten wir von der Kirche St. Georg in Oberzell auf der Insel Reichenau im Bodensee, dem Inselkloster, das wie erwähnt in dieser Zeit das Patronat über unsere Kirche innehatte. Dort entstand im Spätmittelalter ein überhöhter Turm, allerdings über der Vierung, wie sie bei Mönchskirchen üblich ist.2940 Nach der Aufgabe des Turmchores und der Vermauerung dieser Nische zusammen mit dem unten besprochenen Neubau des Turmes nach 1490 hat man einen Eckstein pietätvoll, genau in der Mitte zu ihren Füssen, eingemauert (Abb. 274– 275). Der rote Sandstein ist einseitig profiliert und zeigt auf der anderen Seite ein Tier mit abgeschlagenem Kopf, wohl das Lamm Gottes,2941 eine Darstellung, wie sie häufig an Türen und Portalen zu finden ist, was ein Hinweis auf den möglichen Standort sein könnte.2942 Die flächige Graubemalung mit schwarzer Fassung auf einer Kalkschlämme entspricht jener des Nischengewändes und belegt die Zugehörigkeit zum gleichen Bau, der in gotischer Zeit, im späten 13. oder 14. Jahrhundert entstanden sein dürfte. Auch in gotischer Zeit diente die Kirche weiterhin als Bestattungsraum. Die Gräber 8–12 und 35 durchschlagen die aufgegebene Schranke II, Grab 8, 9, 11 und 35 sind deutlich auf der Linie von Schranke/Altarpodest abgestochen und verdeutlichen damit die Kontinuität dieser Raumunterteilung. Grab 35 und das direkt darauf liegende Grab 9 mit gestreckten Armen, beide durch Grab 10 gestört, könnten dieser Armhaltung wegen noch in romanischer Zeit bestattet worden
sein.2943 Im Füllmaterial der Gräber 10 und 12 findet sich teilweise zusammengehörendes, aber zeitlich sehr heterogenes Fundmaterial, das vom späten 13. bis ins 16./17. Jahrhundert reicht.2944 Wahrscheinlich waren diese Gräber von Grabplatten bedeckt, die verschiedentlich neu versetzt worden sind; so könnte Scherbenmaterial zeitlich gestaffelt in den Boden gekommen sein.2945 Auch die Gräber 5 und 6 gehören ins Spätmittelalter; bei letzterem deutet die Knopfreihe einer Soutane auf eine Priesterbestattung hin.
Zur Herstellung einer Glocke im Kirchenschiff Vielleicht im Zusammenhang mit den Bauarbeiten der Phase IV, jedenfalls in spätgotischer Zeit,2946 ist im Kirchenschiff, im geweihten Boden, eine Glocke hergestellt worden. Im Zentrum hob man vom Niveau des Mörtelgussbodens eine gut metertiefe, birnenförmige Grube von 4.5 m Länge und 2.5 m Breite aus (Abb. 276, Beil. 2BC). Ein 55 cm tiefer, stark brandgeröteter Kanal mit einer Holzkohleschicht auf der Sohle durchquert die Grube. Er ist 40 cm breit und verjüngt sich auf 25 cm am östlichen Ende. Dort zieht die Brandrötung an der Grubenwand hoch. Beidseits des Kanals angeordnet sind zwei halbkreisförmige, ebenfalls brandgerötete Sockel von 10 cm Höhe. Sie bilden einen Kreis von 96 cm Durchmesser und bezeichnen den Innendurchmesser der Glockenform, deren Breite am Glockenfuss aufgrund eines weiteren Negatives 17 cm betragen hat. Daraus resultiert ein Glockendurchmesser von gut 110 cm. Teile der Gussform aus gebrannten Lehmbrocken fanden sich neben Bronzeschlacken in der Grubenfüllung. Die Gussform ist auf einem Gestell modelliert worden, welches sich beispielsweise beim gleichen Befund in der Stadtkirche von Winterthur aufgrund von Pfostenlöchern neben der Grube nachweisen liess.2947 Nördlich der Glockengussgrube zeigte sich im Mörtelgussboden eine feine, rechtwinklige Vertiefung, die mit Holzkohle und verbrannten Steinchen gefüllt war. Vermutlich stand hier der Ofen, in dem die Bronze geschmolzen und über eine Rinne in die Glockengussform hineingeleitet wurde. Nordseitig des Ofens wurde dadurch der Mörtelgussboden grossflächig brandgerötet. Nach der Fertigstellung der Glocke wurde die Grube aufgefüllt. Ein darüberziehender Trampelboden, der auch den Mörtelgussboden bedeckt, ist bei den weiteren Bauarbeiten entstanden, bevor ein neuer Boden, von dem sich nichts erhalten hat, erstellt worden ist. Zur Herstellung des Glockenmodells kam wohl weniger das von Theophilius Presbyter beschriebene Verfahren zur Anwendung, nach dem wir den Glockenguss vom Pfalzhof des Klosters Al-
lerheiligen aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts rekonstruierten,2948 sondern das modifizierte, nach etwa 1200 angewandte Verfahren, bei dem Schablone und Lehmmodell Einzug hielten.2949 Wahrscheinlich wurde an dieser Stelle die 1452 datierte Mittagsglocke hergestellt, deren Dimensionen mit 1 m im Durchmesser bei einer Höhe von 80 cm in etwa mit diesem Befund übereinstimmen. Sie wäre also für den Chorturm hergestellt worden und 1490 in den neuen Turm umgehängt worden; 1901 hat man diese Mittagsglocke (Abb. 277) für das neue Geläute eingeschmolzen.2950
Abb. 275: SchleitheimKirche. Eckstein aus rotem Sandstein mit dem Lamm Gottes und einseitiger Profilierung.
Abb. 276: SchleitheimKirche. Glockengussgrube mit Negativ der Glockenform über dem Feuerkanal.
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Der Turm von 1490 und die Chorerneuerung V
Abb. 277: Die 1452 gegossene Betzeit- oder Mittagsglocke, aufgenommen vor dem Einschmelzen 1901 in der Glockengiesserei Rüetschi in Aarau.
Der Abbruch des Chorturmes, sein Ersatz durch den heutigen Nordturm2951 und der Teilneubau des Chores lässt sich über vier originale Eichenbalken über dem ersten Turmobergeschoss ins Jahr 1490 datieren.2952 Diese Neudatierung steht im Gegensatz zu bisher publizierten, am Bau aber heute nicht mehr vorhandenen Daten.2953 Der Turm mit einem landschaftstypischen Käsbissenabschluss,2954 als neues Wahrzeichen Schleitheims wetteiferte offenbar mit der just in jener Zeit entstandenen, 1491 am Bau datierten Hallauer Bergkirche. Sie wurde als neue Wallfahrtskapelle errichtet, im Gefolge von alamannischen Gräberfunden, welche mit der Legende des heiligen Mauritius in Verbindung gebracht wurden.2955 Diese Bautätigkeit fällt damit in eine Zeit neuer wirtschaftlicher Prosperität, die sich in unserem Raum nicht nur in einer ausserordentlichen Kirchenbautätigkeit manifestiert.2956 Der weitgehend neu gebaute Chor wurde nach Süden auf die Schiffflucht erweitert. Den geraden Chorschluss hat man beibehalten und die untersten 2.5 m der alten Ostwand des Turmchores übernommen. Ein Triumphbogen an der heutigen Stelle trennte den Altarraum gegen das Schiff ab. Die Nische beim nördlichen Pfeiler, welche die ganze Schiffhöhe einnimmt, war offenbar für den Glockenzug bestimmt (Abb. 260, Beil. 2B). Der Fundamentvorsprung macht deutlich, dass der verloren gegangene Boden im Chor zwei Stufen über jenem des Schiffes lag und sich damit das Niveau bis heute nicht mehr veränderte. Befanden sich die Chorstufen noch auf der Westflucht des Altarpodestes II/III oder hat man dieses abgebrochen und die Stufen bereits in spätgotischer Zeit ebenfalls an die heutige Stelle auf der Höhe des Triumphbogens versetzt? Die Gräber 13 und 14 scheinen von der Lage her noch dieses Altarpodest zu berücksichtigen, während Grab 7 darauf keine Rücksicht mehr nimmt. Ihre Zeitstellung ist spätmittelalterlich oder neuzeitlich. Handelt es sich um die in den 1620er Jahren in der Kirche angelegten Gräber der Familie Keller von Schleitheim2957 oder sind diese im nicht ausgegrabenen Westteil der Kirche zu suchen?
Nachreformatorische Veränderungen Um 1600 wurde eine Turmuhr eingebaut,2958 möglicherweise damit zusammenhängend baute man die Wendeltreppe als neuen Turmzugang ein. Aus den seit Mitte des 17. Jahrhunderts beinahe lückenlos erhaltenen Kirchenrechnungen2959 können wir u.a. folgende bauliche Änderungen entnehmen: 1696 wurde ein Teil des Kirchengebäudes neu erstellt. 1697/98 belegte man den Kir414
chenboden mit Sandsteinplatten; dabei sind auch Grabsteine im Boden gerichtet worden. 1718 wurde die lange «Männerbohrkirche» (Empore) auf der Nordseite abgebrochen und neu erstellt und die «Knabenbohrkirche» im Chor enger gestuhlt, deren vorderer Balken die Jahreszahl 1696 trug.2960 1749/50 fügte man an der Westseite ein Vorzeichen aus Holz mit einem bei der Grabung in Resten freigelegten Schieferplattenboden an, und an der Kirche sind neue «Gesichter» (Fenster) ausgebrochen worden. Nach dem Übergang der Kollatur vom 1803 säkularisierten Bistum Konstanz an die Stadt Schaffhausen, liess der neue Kirchherr 1804 die alte Vesperglocke durch Johann Conrad Fischer in Schaffhausen umgiessen. Schwere Sturmschäden führten 1811–13 zur fast vollständigen Erneuerung der Schiffmauern auf einem 1.5 m breiten Fundament2961 und zur Renovation des Turmes. An diese Bauarbeiten erinnert die Jahreszahl 1811 im Fenstersturz über dem Nordportal. 1867 erfolgte die Verlegung des Friedhofes in den Hebsack, dorthin, wo bereits die Alamannen ihre Toten zur letzten Ruhe betteten. In den Jahren 1869/70 entstand die heutige Dorfkirche, nach dem Entwurf des Schaffhauser Kantonsbaumeisters Johann Christoph Bahnmaier. Abgesehen von Turm und Nordwand wurde sie neu erbaut und nach Süden und Westen erweitert. Malereien an den Emporenbrüstungen2962 und am Chorbogen schuf Johann Jakob Wüscher; Johann Nepomuk Kuhns Werkstatt entstammt die Hauptorgel von 1887; den Orgelprospekt entwarf ebenfalls Kantonsbaumeister Bahnmaier. Anlässlich der Ausscheidung des Kirchengutes ging 1894 die Kirche vom Kanton Schaffhausen an die Einwohnergemeinde Schleitheim über. 1899 erfolgte der Einbau der Heizung, deren Kanal – wie eingangs erwähnt – einen Teil des archäologischen Bestandes zerstörte. 1901 erhielt der Turm anstelle der «Käsbisse» seinen polygonalen Helm mit gotisierendem Glockengeschoss unter Leitung des Architekten Jakob Stamm. Drei der vier alten Glocken wurden eingeschmolzen und durch vier neue ersetzt.2963 1929 führte Baumeister Heinrich Stamm eine weitere Kirchenrenovation durch. 1966 schuf der Schleitheimer Künstler Hermann Meyer das neue Glasmosaikfenster im Chor; ein Blitzschlag führte 1973 zu einer Turmrenovation. Die Gesamtrestaurierung von 1985/86 erfolgte durch die Architekten Scherrer + Hartung, Schaffhausen.
2. Der Sonderfriedhof in und bei der Kirche Anke Burzler Der Bestattungsplatz in und bei der Dorfkirche (ehemals St. Maria) zu Schleitheim2964 ergab 19 Bestattungen in 18 Gräbern. Aufgrund der Lage in bzw. bei einer Kirche dürfte es sich dabei um Christen handeln. Der kleine Friedhof gehört zu einer Sonderform spätmerowingischer Bestattungsplätze, die die Entstehung einer hervorgehobenen Adelsschicht im Rahmen des Nobilifizierungsprozesses spiegelt.2965 Ab dem Ende des 6. Jahrhunderts lässt sich ein tiefgreifender Wandel der Bestattungssitten beobachten, wobei neben den kontinuierlich belegten Reihengräberfeldern – wie in Schleitheim-Hebsack – kleine Bestattungsplätze mit besonderen Strukturen (Schleitheim-Kirche) erscheinen. Diese werden seit Christlein als Separatfriedhöfe bezeichnet und besitzen drei unterschiedliche Lagebefunde:2966 Sie können innerhalb der grossen Ortsnekropolen eigene Bezirke belegen, am Rand der Reihengräberfelder liegen oder sich räumlich von
diesen getrennt haben, wie dies auf die Kirchengräber von Schleitheim zutrifft. Von dem Lagebezug zu einem Ortsgräberfeld unabhängig kennen wir drei Grabtypen auf den Sonderfriedhöfen: Bestattungen in oder bei frühmittelalterlichen Kirchen, unter Grabhügeln oder auf freiem Felde als separierte Flachgräber. Die räumliche Abgrenzung bringt Merkmale mit sich, die die separierten Bestattungsplätze kennzeichnen und die Unterschiede zu den gewachsenen Ortsnekropolen hervorheben. Die Sonderfriedhöfe, überwiegend von geringer Gräberanzahl, sind zeitlich an die jüngere Merowingerzeit gebunden. Ihre Belegung verläuft meist nicht kontinuierlich, wobei mit Belegungsunterbrüchen zu rechnen ist, deren Länge und Intensität unterschiedlich sein kann. Bisweilen stehen reich ausgestattete Gräber auf dem gleichen separierten Gräberbezirk ausgesprochen ärmlichen Grabfunden gegenüber.
Abb. 278: Schleitheim. Die frühmittelalterlichen Kirchengräber. Verteilung der Gräber nach Bauphasen: Kirche I mit zugehörigen Gräbern (rot), Kirche II mit zugehörigen Gräbern (grün), Störung durch Einbau des Heizkanals 1899 (blau).
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Zum ältesten Kirchenbau Der erste Kirchenbau stellt eine einfache rechteckige Saalkirche aus Stein mit unbekanntem Ostabschluss dar (Abb. 278). Grab 34 liefert jedoch einen Anhaltspunkt für verschiedene Rekonstruktionsmöglichkeiten des Ostabschlusses. Da Grab 30, die älteste Bestattung, die der Perlenstufe 8 (600/10–630/40) angehört,2968 nach der Kirche angelegt ist, muss Kirche I bereits in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts bestanden haben. Eine etwas frühere Datierung für die Zeit um 600 ist als erweiterter Zeitraum vertretbar. Im Laufe des 8. Jahrhunderts wird dieser Bau durch Kirche II, eine Saalkirche mit Rechteckchor, ersetzt. Für Kirche I besteht ein ungefähr zeitgleiches Verhältnis zu den Kirchenbauten mit frühmittelalterlichen Gräbern wie Bülach, Zofingen, Schöftland und Herrsching (D):2969 Bis auf Herrsching am Ammersee, wo die Bestattungen in und bei Kirchen auf bajuwarischem Gebiet einsetzen,2970 befinden sich die Sakralbauten südlich des Hochrheines. Hier lassen sich noch ältere Kirchenbauten mit Chorapsis, z.B. Stein am Rhein und Zurzach, fassen. Nördlich des Hochrheines ist Schleitheim derzeit als das älteste Kirchengebäude nachgewiesen.2971 In Zofingen und wohl auch in Bülach ist der Ostabschluss – wie in Schleitheim – nicht bekannt. In allen Fällen konnte ein einfacher rechteckiger Kirchensaal festgestellt werden. An diesen wird in Schöftland ein eingezogener Rechteckchor angefügt. In Schleitheim liegen Hinweise für eine solche Chorform vor.2972 Ausgehend von der oben vorgeschlagenen Datierung wurde Kirche I frühestens ab der späten Zeitschicht 2 bzw. Zeitstufe IV (Abb. 290–291) parallel zum Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack belegt.2973 Kirche II gehört dagegen, ähnlich wie die Abfolge der Kirchenbauten in Stein am Rhein-Burg, einem nachreihengräberzeitlichen Bauhorizont im 8. Jahrhundert an. Dem entspricht, dass alle Gräber der Kirche II (Tab. 61) inzwischen beigabenlos sind, da sich die allgemeine Beigabenlosigkeit am Ende und spätestens nach Aufgabe der Reihengräberfelder in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts durchgesetzt hat.2974 Im Inneren der Kirche I liegen dagegen mindestens drei beigabenführende Gräber. Einen besonderen Fund, der stratigraphisch vor Kirche III anzusiedeln ist, stellt ein grösseres, aus verschiedenen Teilen zusammengesetztes Verputzfragment mit in Rottönen gemalten, geometrischen Ornamentbandresten (Abb. 263) dar.2975 Verputzreste stammen auch aus den Füllungen von Grab 21, 23 und 30. Leider ist es nicht möglich, die Malereireste konkret mit einer Baustruktur oder einem Grab in Verbindung zu bringen. Günstiger ist die Überlieferung im west416
schweizerischen Saint-Imier, wo verwandte Malereien in einer Grabfüllung aufgefunden wurden.2976 Wenn das Fragment allfällig zu einem spätmerowingischen Grab gehören sollte, sähe man damit die Spitze des Eisberges, da sich ansonsten kaum etwas von der Grabgestaltung mit Malerei, Mosaik oder Schnitzwerk (Oberflacht!) erhalten hat. Dass damit auch nordwärts der Alpen zu rechnen ist, zeigt das Mosaik aus St. Jakob in Sissach BL.2977 Hinsichtlich der Funktion derartiger Grabausstattungen bzw. - überbauten kann nur spekuliert werden. Doch könnte ihnen die Bedeutung einer besonderen baulichen Kennzeichnung oder einer Gedächtnisstätte (memoria) eigen sein, die man eher für klerikale oder monastische Plätze als für ein Laienbegräbnis einer hervorgehobenen Bevölkerungsschicht annehmen möchte. Dass Orte mit Heiligenverehrung Wurzeln aus merowingischer und vormerowingischer Zeit besitzen, belegen z.B. Zurzach, St. Verena, Esslingen, St. Dionysius und Regensburg-Niedermünster.2978
Zur Quellenkritik Das Kircheninnere wurde bereits 1899 für den Einbau eines Heizungskanales geöffnet (Abb. 278). Dabei wurde etwa ein Viertel der Innenfläche von Kirche I unbeobachtet zerstört, darunter wohl auch frühmittelalterliche Gräber.2979 Die Annahme weiterer Gräber an der Südseite liegt nahe, da die Grablage an der nördlichen, aber auch – und möglicherweise stärker – an der südlichen Kirchenmauer beliebt war.2980 Glücklicherweise berührt der Heizkanal nur die Grabmauer von Grab 30.
Zur Lage der Gräber Insgesamt wurden bei der Ausgrabung 18 frühmittelalterliche Gräber, davon drei mit Beigaben (Grab 21, 23, 30), festgestellt (Tab. 61). 11 Gräber gehören zu Kirche II;2981 alle Bestattungen sind beigabenlos. Kirche I enthält neben den Bestattungen mit Beigaben vier beigabenlose Gräber.2982 Die Zuordnung der Gräber zu den Kirchenbauphasen beruht auf ihrer stratigraphischen Lage. Die beigabenführenden Gräber 30 und 21 stehen in eindeutigem Lagebezug zur Nordmauer von Kirche I (Abb. 278). Grab 23 wird aufgrund seiner Beigabenreste Kirche I zugeordnet. Grab 24 und 18 werden durch die Westmauer der Kirche II überlagert und sind deshalb älter als Kirche II. Das Fussende beider Gräber stösst an die Aussenseite der Westmauer von Kirche I an. Grab 24 ist dabei jünger als das N–S-gerichtete Grab 32,
sodass Grab 32 zu Kirche I gerechnet wird. Dies wird durch die parallele Lage zur Westmauer von Kirche I unterstrichen. Grab 34 wird durch das Altarpodest der Kirche II überlagert. Die Zuordnung der restlichen Gräber beruht auf den folgenden stratigraphischen Verhältnissen.2983 Im Kircheninneren zählen die Gräber 30, 21 und 23 zu Kirche I. Ausserhalb der Kirche gehören die Gräber 32, 24, 18 und 34 derselben Bauphase an. Im Aussenareal der Kirche II liegen Grab 36, 20, 31, 19, 25 und schliesslich Grab 26. Die Gräber 27–29, 22 und 4 befinden sich dagegen im Inneren der Kirche II. Es fällt auf, dass das mehrfach benutzte Plattengrab 27 das ältere Grab 21 trotz des engen Abstandes nicht stört. Somit scheinen die Lage älterer Gräber oder mögliche Grabmarkierungen bekannt gewesen zu sein. Die gegenseitige Berücksichtigung erlaubt die Deutung, dass Mitglieder der Familie, die bereits in Kirche I bestattete, hier weiterhin ein privilegiertes Bestattungsrecht besassen und ausübten, zu einem Zeitpunkt, als das Ortsgräberfeld Schleitheim-Hebsack bereits aufgegeben war. Ein Unterbruch scheint sich mit Kirche III nachweisen zu lassen.2984 Selten gelingt es, das Aussengelände der frühmittelalterlichen Kirchenbauten, wenn auch nur in Ausschnitten, zu erfassen. In Zurzach und Stein am Rhein ist dies der Fall,2985 weil die Ausmasse der ältesten Kirchenbauten wesentlich geringer als die der bestehenden Kirchen sind und sich Kirchengrabungen meist auf das Kircheninnere beschränken. Daher sind Kirchhöfe archäologisch nur selten untersucht.2986 Schleitheim bildet hier keine Ausnahme. Glücklicherweise war es hier möglich, das angrenzende Aussenareal der ältesten Bauphasen, sofern es sich innerhalb der heutigen Mauern befindet und nicht durch spätere Baumassnahmen zerstört ist, zu untersuchen. Dabei wurden einige Gräber im Aussenbereich festgestellt,2987 die, obwohl einige von ihnen zu Kirche I gehören, alle beigabenlos sind. Sofern es der kleine Ausschnitt erlaubt, sind Unterschiede zwischen Innen- und Aussenbestattungen zu erkennen. Beigaben sind nur für das Kircheninnere belegt. Auch das Vorkommen von Mauer- und Trokkenmauergrab (Gräber 21, 23, 30) ist einerseits an das Innere von Kirche I und andererseits an die Ausstattung mit Beigaben geknüpft. Erdgräber (Tab. 61) treten häufiger im Aussenbezirk auf. Es ist schwer zu entscheiden, ob dies zeitliche Gründe hat, da für Kirche II überwiegend Erdgräber, ein Steinplattengrab (Grab 27 im Kircheninneren!) und keine Mauer- oder Trockenmauergräber bezeugt sind. Daneben könnte auch die höhere Wertschätzung des inneren Kirchenraumes als Bestattungsplatz in Frage kommen, denn nur hier finden sich die gemauerten Gräber 21, 23, 272988 und 30 sowie die Ausstattung mit Beigaben.
Zur Lage der Toten Wie in der gesamten Reihengräberzeit üblich, sind die Skelette in gestreckter Rückenlage mit angelegten Armen gebettet. Übereinstimmend zur Ausrichtung der Kirchenlängsachse befinden sich der Kopf im SW, die Füsse im NO. Von dieser Regelmässigkeit weicht allein Grab 32 ab, das parallel zur Westmauer von Kirche I mit dem Kopf im Nordwesten verläuft. Die Hälfte der Gräber von Kirche I und II ist gestört (Tab. 61). Dabei wurden die Gräber 21 und 23 alt beraubt und wie Grab 28 antik ausgeräumt. Bei den Gräbern 36, 24 und 32 geht die Störung auf Gräber oder Baumassnahmen zurück. Grab 30 und vielleicht Grab 34 sind durch Nagetiere postmortal gestört. Im Vergleich zum Reihengräberfeld SchleitheimHebsack weisen die Skelette einen besseren Erhaltungszustand auf.2989 Dies dürfte ursächlich mit der Konservierung in einem geschützten Raum und mit dem dadurch bedingten Wegfall von landwirtschaftlichen Aktivitäten und von schädlichen Umwelteinflüssen zusammenhängen. Sofern die Gräber nicht durch spätere Bauphasen überbaut sind, liegen die Skelette mit Ausnahme der Gräber 21, 23 und 28 weitgehend vollständig vor. Im untersuchten Aussenareal von Kirche I und II ist unabhängig von der Zeitstellung die Sitte der Einzelbestattung vorherrschend (Abb. 278, Tab. 61). Innerhalb der Kirche gilt diese Beobachtung für alle Gräber mit Ausnahme von Grab 21 und 27. Aufgrund der geringen bzw. fehlenden Skelettreste lassen sich Grab 23 und 28 nicht beurteilen. Grab 21 enthält die Knochen eines Mannes und einer Frau, beide 55–65 Jahre alt. Langknochen und Schädel beider Individuen waren am Kopfende der Grube nach dem Zerfallsprozess sorgfältig zusammengelegt. Auf dem dadurch frei gewordenen Platz innerhalb der Grabgrube würde man ein Skelett in gestreckter Rückenlage, also eine Nachbestattung – wie in Grab 27 – erwarten. Der archäologische Befund gibt allerdings nicht dieses klare Bild zu erkennen, da eine (mögliche) Nachbestattung zu beiden Individuen nicht überliefert ist. Ihr Fehlen kann mit der erfolgten Beraubung erklärt werden. In Grab 27 kamen die Reste von insgesamt drei Individuen zum Vorschein. Die Hauptbestattung ist ein Mann von 30–39 Jahren. Darüber und darunter fanden sich Skeletteile zweier weiterer Individuen, darunter wiederum die eines Mannes von 60–69 Jahren. Überschneidungen von älteren durch jüngere Gräber liegen in grosser Zahl vor. Dies ist einerseits in den räumlichen Bedingungen des kirchlichen Bestattungsplatzes begründet; ein ähnlicher Platzmangel liegt in Stein am Rhein vor. Andererseits spielt die spätmerowingische Zeitstellung 417
eine Rolle. An mehreren Plätzen ist zu erkennen, dass es gehäuft in fortgeschrittenen Belegungsphasen während des 7. Jahrhunderts zu Grabüberschneidungen kommt.2990 Ein zeitlicher und wohl auch ursächlicher Zusammenhang mit der Auflösung der Ortsgräberfelder und des Reihengräberprinzipes wird damit deutlich. Auch in Schleitheim-Hebsack zeichnen sich ähnliche Tendenzen ab. Für die Bestattungssitten in der Schleitheimer Dorfkirche ergibt sich damit, dass sie sich in den allgemeinen Rahmen einfügen. Im einzelnen ergeben sich folgende Grabüberlagerungen. Grab 32, das bereits durch die N–SOrientierung aufgefallen ist, bildet die älteste Bestattung. Darüber liegen Grab 24 der Kirche I sowie Grab 31 und 19 der Kirche II. In zwei Fällen findet eine Überlagerung zwischen Gräbern der Kirche II statt,2991 ansonsten befinden sich Gräber von Kirche II über denen der Kirche I.2992 Somit ergeben sich stratigraphische Abfolgen von Gräbern. Ausser der relativen Folge erbringt dies wenig zeitliche Aussagen, da die Gräber bis auf das beraubte Grab 21 beigabenlos sind. Grab 30 wird von keinem Grab geschnitten.
Zur Geschlechterverteilung Nur im Falle der mit Beigaben ausgestatteten Gräber ist eine Geschlechtsbestimmung auf archäologischem Wege möglich. Grab 30 ist aufgrund der Beigaben als weiblich zu bestimmen. Die geringen Beigabenreste in Grab 21 und 23 sprechen für männliche Bestattungen. Für Grab 23 bleibt die Ansprache als Folge des fast vollständig leer geräumten Grabes jedoch fraglich; Grab 21 enthält die beiseite geräumten Reste zweier Individuen, die anthropologisch als die eines Mannes und einer Frau bestimmt wurden.2993 Für Kirche I liegen insgesamt zwei männliche, zwei weibliche und drei erwachsene Skelette unbestimmbaren Geschlechts vor (Tab. 61). Wenn man Grab 23 hinzufügt, kommt ein weiteres Männergrab hinzu. Dieses ausgewogene Verhältnis wird in Kirche II nicht weitergeführt. Hier konnten fünf männliche, eine weibliche und schliesslich zwei Kinderbestattungen im Kleinkindalter bestimmt werden. Vier geschlechtlich nicht bestimmbare Individuen vervollständigen die Gräberanzahl. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass nun auch Kleinkinder in der Kirche liegen. Im westlichen Aussenbereich scheinen überwiegend Männergräber vorzukommen; aber hier befinden sich drei Erwachsene unbestimmten Geschlechtes. Der Lagebefund an der nördlichen Kirchenmauer ist für beide Bauphasen durch eine familienähnliche Struktur gekennzeichnet: Im 7. Jahrhundert ist hier der Platz für Frauen und 418
Männer, im 8. Jahrhundert kommen Kleinkinder (derselben Familie?) hinzu.
Zu den Mehrfachbestattungen Allgemein hat der in der Kirche bestattete Personenkreis ein relativ hohes Alter erreicht. Die Durchsicht der Sterbedaten (Tab. 61) verdeutlicht, dass die Mehrheit älter als 50 Jahre wurde. Nur die Gräber 24, 20 und 27 weisen zeitlich jüngere Lebensdaten auf. In den Mehrfachgräbern ergeben sich aufgrund des Altersvergleichs und der gemeinsamen Grabgrube Hinweise auf gegenseitige Beziehungen. Das gleiche Lebensalter der männlichen und der weiblichen Person in Grab 21 kann auf ein Ehepaar hinweisen. Grab 27 enthält die Reste von mindestens zwei männlichen Individuen. Die ungestörte Nachbestattung umfasst ein männliches Skelett von 30–39 Jahren, eine der Vorgängerbestattungen einen Geschlechtsgenossen im Alter von 60–69 Jahren. Für diesen Befund ist eine Familiengrablege denkbar, wobei das Verhältnis Vater-Sohn oder Onkel-Neffe in Frage kommt. Die Sitte der Mehrfach- und Nachbestattung stellt für den Nachweis einer Familiengrablege einen positiven Faktor dar.2994 Für Baden-Württemberg hat eine Untersuchung unter anderem zum Ergebnis geführt, dass am häufigsten die Bestattungen von Frau und Mann, gefolgt von Mann und Mann, vertreten sind.2995 Wiederum besteht, wie auch bei den separierten Bestattungsplätzen, eine Häufung in der späten Merowingerzeit.2996 Demnach stellt diese Bestattungsform eine zeitlich begrenzte Sitte dar. Der Wandel religiöser Vorstellungen durch das vordringende Christentum wird als eine mögliche Ursache angenommen.2997 Doch ist eine monokausale Erklärungsweise, die auch für den Grabraub und für das Ende der Reihengräberfelder genannt wird,2998 nicht alleine angeraten. M. Martin hat bereits darauf aufmerksam gemacht, dass der Wunsch, gelebte Beziehungen in verwandtschaftlicher oder ehelicher Gemeinschaft über den Tod hinaus zu bewahren, in der zunehmenden Anzahl von Mehrfachgräbern zum Ausdruck kommt.2999 Darüber hinaus könnte man aus diesem Brauchtum folgern, dass die Familie im Vergleich zu grösseren Gemeinschaften im sozialen Leben an Bedeutung gewann. In starkem Masse muss also der Aspekt der familiären Bindung miteinbezogen werden, um das offensichtlich starke Bedürfnis nach Doppel- oder Mehrfachbestattungen für bestimmte Teile der Bevölkerung zu erklären. In Analogie zu den separierten Bestattungen hat dieses gewandelte Verhalten die Auflösung des Reihengräberprinzipes zur Folge. Bei Reihengräberfeldern ging man davon aus,
dass weniger die Familienzugehörigkeit als das nach Sterben geregelte Wachstum der Reihengräberfelder im Vordergrund der kontinuierlichen Belegung steht.3000 Offenbar suchte man stärker die Nähe der Vorfahren, was auf der anderen Seite zur Auflösung sozialer Bindungen innerhalb dörflicher Gemeinschaften – gespiegelt im Reihengräberprinzip – beitragen könnte.3001 Bei dem angesprochenen Komplex handelt es sich um ein vielschichtiges Problem, das eng an die Entstehung des Nobilifizierungsprozesses geknüpft ist und auf das noch zurückzukommen sein wird.3002 In Bezug auf die Mehrfachgräber kann festgehalten werden, dass die Nähe zur familia nach der römischen Begrifflichkeit3003 und der Bezug zu den Vorfahren, vertreten durch das Gründergrab, eine hohe Priorität besassen3004 und dass in der späten Merowingerzeit der Familienverband als Gesellschaftsstruktur grosse Bedeutung gewann. In unserem Falle ist Grab 30 das älteste Grab,3005 das den Bezugspunkt eines Gründergrabes bilden könnte; doch können aufgrund der tiefgreifenden Störung von 1899 ältere Gräber der Zeitschicht 2 nicht ausgeschlossen werden. Somit erhärtet sich die These, die Schleitheimer Dorfkirche als hervorgehobenen Bestattungsplatz mit Familienstruktur zu betrachten. Dafür sprechen die Geschlechterverteilung und die einzelnen Nachbestattungen innerhalb der Kirche. Es handelt sich um Beobachtungen, die für beide Bauphasen konstant bleiben. Vor allem darin wird man einen wichtigen archäologischen Hinweis auf eine familia erkennen dürfen.
Zu den Grabformen Trotz der geringen Fläche sind vielfältige Grabformen vertreten (Tab. 61). Für Kirche I lassen sich je zwei Erd- (Grab 32, 34), zwei Steinplatten- (Grab 18, 24) im Aussengelände und zwei Trockenmauergräber (Grab 21, 30) sowie ein Mauergrab (Grab 23) im Inneren der Kirche aussondern; nur in den Mauergräbern wurden Beigaben angetroffen. Dieser hohe Grabaufwand wird in Kirche II nicht weitergeführt. Hier sind keine Trockenmauer- und Mauergräber belegt. Statt dessen herrscht das einfache Erdgrab vor.3006 Wie in der Kirche I liegen die Erdgräber in einfachen rechteckigen Grabgruben mit abgerundeten Ecken. Das einzige Plattengrab wurde für die Mehrfachbestattung 27 angelegt. In diesem Fall handelt es sich nicht um ein reines Plattengrab; die Platten aus Tuff wurden später durch trocken gesetztes Sandsteinmauerwerk ergänzt. Sandstein wurde auch für die Mauer der Gräber 23, 21 und 30 sowie für Plattengrab 18 verwendet. Ein Blick auf den Plan (Abb. 278) zeigt die Verteilung der Grabformen. Mauergräber liegen nur
innerhalb der Kirche I. Während dieser Bauphase sind Erdgräber innen nicht nachgewiesen. Erdgräber, die häufigste Grabform für den Zeitraum der Kirche II, treten ab da auch im Kircheninneren auf. Steinplattengräber kommen in beiden Phasen und innerhalb von Kirche II (Grab 27) vor. Es bestehen keine regelmässigen Verbindungen zwischen Grabtiefe und den einzelnen Grabformen.3007 So sind nicht etwa die Gräber mit Steineinbauten besonders tief angelegt (Mauergräber: T. ca. 0.8 m; Plattengräber: T. zwischen ca. 0.68 m und 0.43 m); die grösste Tiefe – zwischen etwa 0.20 m und 0.90 m – wird bei den Erdgräbern erreicht, die zum Teil aber auch höher liegen können. Für Innen- und Aussenbestattungen sowie für die Zugehörigkeit zu Kirche I oder II liegen keine einheitlichen Grabtiefen vor; allenfalls ist eine Tendenz zu grösserer Grabtiefe in Kirche II zu erkennen. In Kirche I liegen die Werte für die Breite der Grabgruben zwischen 0.62 m und 1.60 m, die Werte für die Länge der Grabgruben zwischen 1.80 m und 3.50 m. Die Maximalwerte beziehen sich jeweils auf die beigabenführenden Mauer-, bzw. Trockenmauergräber (Grab 21, 23 und 30). Die nächst kleinere Grube ist für Erdgrab 34 belegt. Die Gruben der beigabenlosen Gräber in und um Kirche II sind durchschnittlich kleiner. Dabei bewegen sich die Werte der Grubenbreiten zwischen 0.55 m und 1.20 m, die der Grubenlängen zwischen 1.85 m und 2.40 m. Die kleinste Grube gehört zur Kinderbestattung aus Grab 22, wobei die Breite fast dem Erwachsenen aus Erdgrab 4 entspricht. Das einzige Grab mit Steineinbauten, Grab 27, weist die grösste Breite auf; das antik ausgeräumte Grab 28 besitzt die grösste Länge. An Formen und Ausmassen des Grabbaus lässt sich bisweilen eine soziale Differenzierung fassen.3008 Ein entsprechender Ansatz in der Schleitheimer Kirche muss zunächst darauf hinweisen, dass Gräber mit dem höheren Grabaufwand (Trockenmauer-, Mauergrab) und den grösseren Ausmassen im Inneren der Kirche I liegen. Nur im Inneren des Kirchenbaus wurde die Beigabensitte ausgeübt, sodass die Annahme erlaubt ist, ein höherer Grabaufwand und die Beigabenausstattung seien miteinander verbunden. Demgegenüber verteilen sich einfache Erdgräber überwiegend ausserhalb der Kirche I und finden erst mit der zweiten Bauphase Eingang ins Kircheninnere. Ob mit der Beigabenlosigkeit und dem Vorherrschen der Erdgräber ein Niedergang des in der Kirche bestatteten Personenkreises verbunden ist, lässt sich schwer sagen. Spätestens in der fortgeschrittenen ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts erlischt die Beigabensitte als Folge der Ausbreitung des Christentums und die paganen Reihengräberfelder, wie z.B. Schleitheim-Hebsack, werden zu den Kirchhöfen verlegt, da die 419
Reichtum ausgestattet sind und öfters in Kirchen liegen.3012 Dies trifft auf die aus Stein errichteten Grabanlagen der Schleitheimer Dorfkirche zu (Gräber 21, 23, 30), da nur diese Beigaben von überdurchschnittlichem Niveau enthalten. Die Streuung der teils beigabenlosen, teils beigabenführenden Plattengräber3013 zeigt, dass diese für die jungmerowingische Zeit kennzeichnende Grabform im gesamten süddeutsch-schweizerischen Gebiet vorkommt. Ein Schwerpunkt zeichnet sich am Rhein und in der Schweiz ab. Mauergräber3014 sind dagegen verstärkt in der Alamannia und gemäss der Hauptverbreitung der Kirchengräber im schweizerischen Raum vorhanden.
Zur Lage der Beigaben und zum Grabraub
Abb. 279: SchleitheimKirche. Grab 30 während der Ausgrabung. Links im Bild ist der Heizkanal, rechts die Grabmauer sichtbar.
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Kirche die Sorge für das Seelenheil beansprucht;3009 eine soziale Relevanz im Sinne einer allgemeinen Verarmung ist mit dem Ende der Beigabensitte nicht zu verbinden. Zwei Steinplattengräber (Grab 18, 24) liegen während der Benutzungszeit der ersten Steinkirche an der Aussenseite der Westmauer. Im Inneren der Kirche II ist dagegen nur ein Steinplattengrab, Grab 27, belegt, das durch eine Grabmauer ergänzt wurde. Allgemein ist der Grabaufwand in Kirche II wesentlich geringer als im Vorgängerbau. Diese rückläufige Entwicklung lässt sich auch in Stein am Rhein am Übergang von Kirche II zu III beobachten.3010 Der Anstoss kann vielleicht auch im Christentum begründet sein; es lässt sich aber nicht ausschliessen, dass der geringere Grabaufwand einen tatsächlichen sozialen Niedergang anzeigt. Vergleichbare Mauer- und Plattengräber, aus Stein errichtet, sind in der Schweiz und im süddeutschen Raum weit verbreitet und kommen in grösserer Anzahl im Verlauf des 7. Jahrhunderts vor.3011 Zugleich häufen sich die Hinweise, dass die darin Bestatteten mit überdurchschnittlichem
In Übereinstimmung zu den übrigen, beigabenlosen Bestattungen der Kirche I und II3015 liegt die Frau aus Grab 30 (Abb. 279) in gestreckter Rückenlage parallel zur Kirchenachse. Während beide Männergräber (Grab 21 und 23) alt beraubt sind, fehlen hier Hinweise auf eine sekundäre Öffnung des Grabes, etwa in Form von verworfenen Skelettteilen oder unvollständigem Grabinventar.3016 Dennoch liegen einige der teils sehr wertvollen Beigaben nicht an ihrem ursprünglichen Platze im Grabe. Zuerst ist hier der goldene Fingerring 30.7 (Abb. 280) zu nennen, der oberhalb der rechten Schulter aufgefunden wurde. Für seine Originallage würde man den Handbereich erwarten; Vergleichsfunde befinden sich im Bereich der linken Hand.3017 Auch Teile des Gürtelgehänges 30.11–12 und der Wadenbindengarnituren 30.27. 30.31 sind verschoben. Hingegen scheinen andere, v.a. schwere Gegenstände des Gürtelgehänges 30.13.17–20 und der Wadenbindengarnituren 30.23–24.32 sowie der Stock 30.36–38 und die Gürtelgarnitur 30.9–10 an ihrem ursprünglichen Ort zu sein. Der Grabverband ist also nicht systematisch gestört. Ähnlich wie in der Kastellkirche Stein am Rhein-Burg ist es wahrscheinlich, dass die verschobene Lage der Beigaben auf Nagetiere oder andere natürliche Ursachen zurückgeht.3018 Demnach gilt Grab 30 als geschlossener und ungestörter Fundzusammenhang. Diese Einordnung ist nicht auf Grab 21 und 23 übertragbar (Abb. 278), die beide alt beraubt sind. Grab 21 enthielt die Skelette einer Frau und eines Mannes, die am Grabende zusammengelegt sind. Von der einst reichen Ausstattung sind nur ein Rautenbeschläg eines wabenplattierten Spathagurtes 21.4 und drei Besätze einer vielteiligen wabenplattierten Gürtelgarnitur 21.1–3 übrig. Aus der Verfüllung der Grabgrube stammen Verputzstücke der Kirche II und Keramik.
Grab 23 wurde dagegen fast völlig leer geräumt, wobei das Skelett und die dazugehörigen Beigaben bis auf geringe Hinterlassenschaften entfernt wurden. Wie in Grab 21 handelt es sich um wabenplattierte Fragmente, wohl einer vielteiligen Gürtelgarnitur 23.2 und eines Spathagurtes 23.1. Nur im Inneren der Kirche lassen sich Spuren antiker Beraubung nachweisen. Dort befinden sich die grössten Grabgruben, aufwendige Grabbauten und die Gräber mit Beigaben. Diese Ausgangslage lässt sogleich an die Zielgerichtetheit der Grabräuber denken. Grab 21 und 23 sind antik beraubt und im Falle von Grab 23 leer geräumt. Die Beraubung erfolgte wahrscheinlich in einer gleichzeitigen Aktion. Darauf weisen die Verputzreste von Kirche II in beiden Grabfüllungen und der vermutlich getrennte Spathagurt (Grab 21.4, Grab 23.1) hin. Untersuchungen auf Reihengräberfeldern haben demgegenüber ergeben, dass relativ kurz nach der Grablegung, teilweise während der Belegungsdauer der Gräberfelder, mit der Beraubung der Gräber zu rechnen sei.3019 Von dieser Regelmässigkeit scheint der Befund in der Schleitheimer Dorfkirche abzuweichen, denn das Vorhandensein von Verputzresten der Kirche II spricht für eine Beraubung beim Bau der Kirche III. Wenn diese Annahme richtig ist, ist ein weiterer Aspekt zu berücksichtigen: Die Gräber sind demnach nicht zeitgenössisch beraubt, sondern zu einem späteren Zeitpunkt, als das Gedenken und die Totenfürsorge der hervorgehobenen Familie, die in der späten Merowingerzeit in der Kirche bestattete, erloschen war. Dadurch ist aber der Umkehrschluss erlaubt, dass die Totenruhe im 7. Jahrhundert, zumindest im besonderen Raum der Kirche, noch respektiert wurde. Allgemein ist die Beraubung von Gräbern in oder bei Kirchen seltener als auf den Ortsgräberfeldern zu beobachten.3020 Die Forschung hat sich wiederholt mit dem Thema Grabraub auseinandergesetzt. Obwohl in den einzelnen Volksrechten Grabraub unter Strafe steht und in den Rechts- wie auch in Kirchenquellen als schweres Verbrechen mit androhendem Ausschluss aus der Gemeinde eingestuft wird,3021 zeigt die häufige Beraubung3022 im archäologischen Befund die zumindest partielle Fruchtlosigkeit dieser offiziellen Bemühungen. Der Grabraub in Kirchen findet in den erzählenden Texten Beachtung: Boso Gunthramn, einer der fränkischen Grossen, liess mit Hilfe von Dienern das Grab einer weiblichen Verwandten in einer Kirche aus Metz öffnen und dabei reiche Schmuckbeigaben entwenden.3023 Dafür wurde er mit einer schweren Vermögensstrafe belegt. Über die Ursachen des Grabraubes gehen die Forschungsmeinungen auseinander: Neben reinem Gewinnstreben werden Edelmetallverknappung im 7. Jahrhundert, Veränderungen im Erbrecht
und sozialer Abstieg grösserer Bevölkerungskreise als Ursachen genannt.3024 Auch geistige Motive, die Ausbreitung des Christentums, das heidnische Sitten enttabuisierte, oder Angst vor Wiedergängertum werden erwähnt.3025 Für die Schleitheimer Kirche ist wohl ein Grabraub am Ende des 7. oder zu Beginn des 8. Jahrhunderts auszuschliessen. Daher sind die genannten Aspekte nur bedingt übertragbar. K. Bänteli datiert die dritte Kirche vor die Jahrtausendwende.3026 Damit ist jener Bau (Kirche III) angesprochen, der in einem Lobgedicht des Reichenauer Mönches Purchard 995 auf seinen Abt Witigowo erwähnt wird und den Witigowo um 985 erneuerte und erweiterte.3027 In der Schriftquelle wird – vor der Erneuerung – nachdrücklich das hohe Alter der Kirche3028 und die Vernachlässigung ihres Vermögens beklagt. Demnach scheint sich die Kirche allgemein in einem vernachlässigten Zustand befunden zu haben, auch wenn man dabei die Lobeseifrigkeit eines Mönches auf seinen Abt bedenkt. Für den uns interessierenden Aspekt des Grabraubes in einer
Abb. 280: SchleitheimKirche. Grab 30. Detailaufnahme des Oberkörpers. Gürtelschnalle 30.9, Fingerring 30.7 und Goldanhänger 30.2–3 treten auffällig im Grabbefund hervor.
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Kirche kann dies bedeuten, dass die Familie, die im 7. Jahrhundert in der Kirche bestattete, ihre führende Stellung im 10. Jahrhundert verloren haben kann, ihre Totenruhe jedoch noch nicht angetastet wurde.3029 Mit dem neuen Besitzer von der Reichenau, der für die Baumassnahmen (Kirche III) vielleicht auch fremdes Personal mitbrachte, könnten dann die älteren Wurzeln getilgt worden sein. In diesem Zusammenhang ist ein Hinweis auf Grab 28 angebracht. Es gehört zu Kirche II und ist zugleich jünger als das beigabenlose Grab 27. Wie die alt beraubten und grösstenteils leeren Gräber 21 und 23 handelt es sich um ein Grab, das antik ausgeplündert wurde und keine Skelettreste enthielt. Einzig drei grosse Steine am Kopfende sowie ein weiterer in der SO-Ecke blieben vom Grab erhalten, über dem eine grosse Steinpackung lag. Nach diesem Befund möchte man einen grösseren Grabaufwand annehmen als der, der mit der Steinsetzung überliefert ist. Ein ähnlicher Grabrest ist mit dem ursprünglich reich ausgestatteten Grab 2 aus Stein am Rhein erhalten,3030 das durch die spätere Anlage von Grab 26/27 grösstenteils zerstört und beraubt wurde. Für Grab 28 von Schleitheim sind keinerlei Hinweise für Grabbeigaben fassbar. Während der Kirche II, zu der dieses Grab gehört, hat sich die Beigabenlosigkeit allgemein durchgesetzt. Dennoch ist die Möglichkeit nicht auszuschliessen, dass die Absicht des Grabraubes für die leere Grabgrube verantwortlich ist: Im Nachbargrab 21 wurden die Grabräuber fündig.
Die Grabbeigaben Beigaben der Männerbestattungen Nur geringe Reste der ursprünglichen Beigabenausstattung sind – wie erwähnt – aus den alt beraubten Gräbern 21 und 23 überliefert. Die Grabinventare werden damit unzureichend reflektiert. Grab 21 enthielt drei Fragmente einer vielteiligen Gürtelgarnitur mit Wabenplattierung 21.1–3. Sie stellen Gürtelbesätze auf dem Hauptgurt dar, von denen die Nebengurte mit Nebenriemenzungen herabhängen.3031 Aus dem gleichen Grab stammt ein Rautenbeschläg eines Spathagurtes 21.4. Eine wabenplattierte Schnalle, die aufgrund ihrer Grösse vom gleichen oder einem anderen Spathagurt stammen könnte, kam in Grab 23.1 mit einem weiteren wabenplattierten Beschlägfragment 23.2 zum Vorschein. Bereits im Vorbericht wurde angedeutet, dass die Plattierung des Beschlägfragmentes aus Grab 23.2 in einer anderen Technik als die der Beschläge aus Grab 21.1–3 durchgeführt wurde.3032 Dagegen ist die mutmassliche Spathagurtschnalle aus Grab 23.1 in ähnli422
cher Weise wie die Fragmente aus Grab 21.1–3 hergestellt. Aufgrund der Beraubung besteht die Möglichkeit, dass dieses Stück aus Grab 21 verschleppt wurde. Die Anwesenheit von Fragmenten vielteiliger Gürtelgarnituren und von Spathagurt(en?) begründet die Annahme, dass beide Grabinventare ursprünglich reicher ausgestattet waren. Für den Spathagurt lässt sich die Beigabe einer Spatha mit Vorsicht rekonstruieren. Infolge der möglicherweise verschleppten Spathagurtreste lässt sich kaum entscheiden, ob beide oder nur eines der Gräber die Spatha enthielten. Drei gut vergleichbare Kirchenbestattungen weisen neben vielteiliger tauschierter Gürtelgarnitur und Spathagurt die Waffenbeigabe mit Spatha und zweimal den Sax auf.3033 Dank mehrerer Forschungen lässt sich das zeitliche und regionale Umfeld von vielteiligen Gürtelgarnituren gut eingrenzen. Diese sind das Leitfossil der Zeitschicht 3 nach Christlein im 7. Jahrhundert.3034 Allgemein repräsentieren sie eine Gürtelmode im rechtsrheinischen Raum,3035 von der sich die im Westen beliebte Mode der dreioder mehrteiligen Gürtelgarnituren abgrenzen lässt.3036 Im Bodensee- und Hochrheingebiet ergibt sich – nach Christlein – dabei eine Überlappungszone. Die Belege vielteiliger wabenplattierter Gürtel, die mit den Schleitheimer Stücken zu parallelisieren sind, sind in der Schweiz verhältnismässig selten; der Verbreitungsschwerpunkt liegt an der oberen Donau.3037 Vielteilige Gürtel sind in den Regionen südlich des Hochrheines nicht sehr tief verwurzelt; sie scheinen bevorzugt in Kirchengräbern aufzutreten und stellen hier eine geschätzte Ausnahme dar.3038 Dem entspricht, dass es keine vollständige vielteilige Gürtelgarnitur in Schleitheim-Hebsack gibt, eine wabenplattierte Riemenzunge in SchleitheimHebsack einzig in einem Knabengrab (Grab 700) der Zeitstufe IV (Tab. 64) belegt ist und das Reihengräberfeld von Elgg keine vielteiligen Gürtel besitzt.3039 Im Verbreitungsbild besteht also eine enge Beziehung zwischen der Landschaft an der oberen Donau und Schleitheim. Ob man daraus eine direkte Herkunft der in Schleitheim bestatteten Männer aus diesem Gebiet ableiten darf, ist nicht leicht zu entscheiden, zumal sich weitere Belege sowohl nördlich als auch südlich davon befinden. Sicher ist, dass die Bestatteten dem südalamannischen Kulturkreis eng verbunden sind. Aus Kirchen lassen sich dagegen einige Beispiele vielteiliger Gürtelgarnituren unterschiedlicher Verzierungsweise anführen,3040 die mit einer leichten Schwerpunktbildung im Schweizer Gebiet über die Gesamtverbreitung der Kirchengräber streuen. Die Garniturreste aus Grab 21 und 23 gehören der Gruppe III nach U. Koch an,3041 wobei sich deren
regionale Verbreitung von der Mosel bis zur Alz erstreckt. R. Marti hat den vielteiligen wabenplattierten Leibgurt einer eingehenden Analyse unterzogen. In Anlehnung an Christlein3042 differenzierte Marti die Zeitschicht 3 in drei zeitliche Untergruppen,3043 wobei die Länge der Nebenriemenzungen, das Ende der Vertikalbeschläge und die Tauschierweise bzw. die Plattierung als Unterscheidungsmerkmale dienen. Auch an anderer Stelle wurde auf die Möglichkeit dieser Unterteilung hingewiesen.3044 Die Fragmente aus Schleitheim sind der Zeitschicht 3c oder Zeitschicht 3 Stufe C zuzuordnen. In diesem Abschnitt haben die Neben- und Hauptriemenzungen einen deutlichen Längenzuwachs erlebt, die Vertikalbeschläge weisen nun Doppelscheibenenden auf, die «gegen Ende der Entwicklung mit Wabenplattierung» nach Ende (?) des späten, schlingenähnlich ausgezogenen Tierstils II überzogen werden.3045 Danach repräsentieren unsere Exemplare den spätesten Abschnitt der Zeitschicht 3. Insgesamt dürfte dieser einem kurzen Zeitabschnitt entsprechen: Eine Seriationstabelle, in der Marti die Zierdetails von Wabenplattierungen untersucht, bestätigt, dass die Dauer wohl weniger als eine Generation beträgt.3046 Schleitheim Grab 21 liegt in der mittleren (Haupt-?)Gruppe, die sich um Grab 4 der Altdorfer Kirche konzentriert. Für die zeitliche Einordnung äussert sich Marti einschränkend, dass «eine typologisch einleuchtende Abfolge» auf der Seriationstabelle zwar erkennbar sei, aber die vielfältigen Motivkombinationen eine weitere Differenzierung des Spätabschnittes vielteiliger Gürtel (Schicht 3c) verhindere.3047 Allerdings werden die Muster in zeitlicher Abhängigkeit zunehmend einfacher,3048 am Schlusspunkt steht ein einfaches plattiertes Leiterband. Diese Stufe wird in Schleitheim nicht mehr erreicht. Nach der Seriationstabelle3049 geht die typologische Entwicklung von Tierstil II-Geschlinge in der Mittelzone und Zickzackschlaufenbändern in der Randzone aus.3050 Diese Muster werden vereinfacht, indem der Tierstil auf Achterschlaufen und die geometrischen randlichen Schlaufenbänder auf Zickzackbänder übergehen.3051 Daraus formen sich wohl kürzere gegenständige Waben aus, die in der Mittelzone den fast völlig aufgelösten Tierstil II3052 beinhalten oder wie im Falle von Schleitheim eine durchgehend plattierte Mittelzone3053 besitzen können. Die Wabenform zeigt die Tendenz zu längeren schmäleren Waben, bis die Entwicklung in plattierten Leiterbändern endet.3054 Wenn man diese Abfolge, die mit der Seriationstabelle einhergeht, relativchronologisch deuten möchte, nehmen die Schleitheimer Gräber eine Mittelstellung ein. Aufgrund des Gesagten ist dieser Einordnungsversuch innerhalb der Zeitschicht 3c mit Vorbehalt zu betrachten, zumal nur Bruchteile der ur-
sprünglichen Garnitur erhalten sind. Die Wabenplattierung rechtfertigt die Zuweisung zu Schicht 3c, die nach der Schleitheimer Chronologie der Zeitstufe IV oder Perlenstufe 10 entspricht. Weitaus seltener als vielteilige Gürtelgarnituren sind wabenplattierte Spathagurte wie in Schleitheim Grab 21.4 und 23.1; deutlich führt dies die Kartierung von Marti vor Augen.3055 Meist ist der Spathagurt, sofern er tauschiert ist, im Tierstil II (Typ Civezzano) verziert.3056 Wabenplattierte Wehrgehänge sind in der Schweiz z.B. aus Seengen und Kottwil sowie in Baden aus Wittlekofen bekannt.3057 Es fällt auf, dass sich Spathagurte am unteren Ende der Seriationstabelle häufen.3058 Berücksichtigt man die Ablösung des Breitsaxes durch den Langsax in den Vergleichsgräbern, können dafür zeitliche Gründe in Frage kommen.
Zur absolutchronologischen Datierung In der Zwischenzeit kann sich das Chronologiegerüst für die späte Merowingerzeit auf mehrere münzführende Grabinventare stützen;3059 in den 70er Jahren standen hierfür nur zwei Grabfunde zur Verfügung. Für wabenplattierte vielteilige Gürtel liegen zwei einschlägige Inventare vor.3060 In Geldrop Grab 14 (NL) kam als Obolus ein prägefrischer, um 650–670/680 geprägter Triens des Dorestader Monetars Madelinus zum Vorschein.3061 Der andere, «näher liegende» Befund stammt aus Au, Gde. Rehling (D), Kr. AichachFriedberg. Das gestörte Grab enthält zwei Steigbügel, eine Schnalle mit festem Beschläg und verschiedene Beschläge einer vielteiligen wabenplattierten Gürtelgarnitur sowie einen wenig abgenützten Solidus von Constans II und/oder Constantin IV (659–668),3062 der mit einer Schmuckfassung (eines Münzfingerringes?) versehen ist. Die durch den Gürtel festgelegte Stellung in Zeitschicht 3 spricht für eine ursprüngliche Fassung der Münze als Münzfingerring,3063 die Münze wurde wahrscheinlich «später wieder wie ein Geldstück als Obolus verwendet».3064 Die erhaltenen Bestandteile des Gürtels nehmen durch die Leiterbandplattierung eine typologisch und wohl auch zeitlich fortgeschrittene Stellung ein: In der Seriationstabelle ist Au im spätesten Abschnitt positioniert.3065 Der Terminus post quem von 659 liefert deshalb einen Hinweis, dass die Grablegung von Schleitheim Grab 21 und 23 noch im dritten Viertel des 7. Jahrhunderts erfolgt ist. Auf der zeitlichen Skala münzführender Grabfunde lässt sich dieser Vorschlag von beiden Seiten aus bekräftigen. Die untere Zeitgrenze,3066 der Beginn der Schicht 3 (Schicht 3a), wird durch münzführende Männergräber aus dem langobardischen Italien und aus Bayern festgelegt. Trezzo sull’Adda Grab 1 mit einem Solidus Phocas 423
Abb. 281 (rechte Seite): Schleitheim-Kirche, Grab 30 (7. Jahrhundert). Die wichtigsten Beigaben: Im Vordergrund das Amethystcollier mit den Goldmedaillons und der goldene Fingerring mit Karneolgemme, die Glasperlenkette und der Spinnwirtel. Im Hintergrund mehrteilige Wadenbindengarnitur, Gürtelgarnitur, Kamm, Gehänge und Reste des Holzstockes.
Abb. 282: SchleitheimKirche, Grab 30 (7. Jahrhundert). Goldener Fingerring mit spätantiker Karneolgemme mit Darstellung eines gehörnten Tieres. Deutlich sind die Abnützungsspuren einer langen Trageweise zu sehen.
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(607–608)3067 enthielt als Gürtelleitform eine vielteilige Gürtelgarnitur aus Edelmetall mit kurzen Nebenriemenzungen. Eine verwandte Garnitur wurde im Kirchengrab 9 (D) von Herrsching entdeckt.3068 Grab 5 des gleichen langobardischen Bestattungsplatzes erbrachte gemeinsam mit einem Solidus des Heraclius mit Heraclius Constantinus (613–631) eine spiraltauschierte Schnalle der Sporngarnitur,3069 deren Dekor auf vielteiligen Gürteln der Anfangsstufe wiederkehren kann.3070 Eine weitere Verbindung beruht auf der spiraltauschierten Riemenzunge aus dem beraubten Grab 42 (D) von Kirchheim-Hausen bei München, die mit einem Münzfingerring (Solidus des Heraclius, 610–641) vergesellschaftet ist.3071 Die obere Zeitgrenze wird durch zwei münzführende Grabfunde eingegrenzt, die in relativund absolutchronologischer Hinsicht folgen. Unmittelbar an Au und im erweiterten Sinne auch an Schleitheim ist ein Grabfund aus Magnano in Riviera im langobardischen Friaul (I)3072 anzuschliessen. Er enthielt den derzeit jüngsten Münzfingerring mit einem gefassten Solidus von Constantinus IV (668–680). Dieses Grab datiert in den Übergang zwischen Zeitschicht 3 und 4; damit wird die Annahme von Christlein erweitert, dass Münzfingerringe eine Zeitsitte der Schicht 3 darstellen.3073 Das Gürtelzubehör dieses ohne Waffen, aber mit zwei Sporen ausgestatteten Männergrabes wird – nach dem Höhepunkt der vielteiligen Garnituren – offenbar durch zwei spitzendige Riemenzungen (ohne Perlrandnieten) aus Silber gebildet.3074 Musste der bisherige Vergleich zum Teil regional weit ausholen, liegt am Abschluss der aufsteigenden Münzreihe ein absolutchronologischer Anhaltspunkt aus nächster Nähe vor: In Stein am Rhein-Burg Grab 4 traf man einen als Scheibenfibel gefassten Triens (Nachguss) des langobardischen Königs Cunibert (692–702) als Beigabe eines 1 1/2jährigen Mädchens an.3075 Der dazugehörige Leibgurt umfasst die für Zeitschicht 4 kennzeichnende schlichte Gürtelmode, eine Rechteckschnalle mit Laschenbeschläg und Perl-
randnieten sowie eine silberne Riemenzunge mit seitlicher Facettierung und Perlrandnieten,3076 die in ähnlicher Form bereits in Magnano begegnet. Mit Stein am Rhein-Burg Grab 4 liegt derzeit der einzige geschlossene münzführende Grabzusammenhang für Zeitschicht 4 vor. Damit lässt sich deren Beginn an das Ende des 7. Jahrhunderts bzw. in die Jahre um 700 setzen.3077 Die Betrachtungen, ausgehend von den wabenplattierten Gürtel- und Spathagurtteilen von Grab 21 und 23, haben ergeben, dass beide Gräber, die der Zeitschicht 3c angehören, in das dritte Viertel des 7. Jahrhunderts datieren. Im Hinblick auf die westliche Mode der mehrteiligen Gürtelgarnituren ist dies in etwa mit der zeitlichen Stellung des Gürteltyps Bern-Solothurn zu parallelisieren.3078 Soweit in Anbetracht der Beraubung die Schlussfolgerung erlaubt ist, sind beide Gräber gleichzeitig und gemeinsam jünger als das Frauengrab 30.
Die Beigaben des Frauengrabes Der goldene Fingerring Wie Teile der Wadenbindengarnitur und des Gürtelgehänges traf man den goldenen Fingerring in verschobener Lage rechts oberhalb der Schulter an (Abb. 280).3079 Die Lage erstaunt zunächst, würde man doch den Fingerring 30.7 bei der Hand, und dort möglicherweise links, erwarten.3080 Die Verlagerung ist wahrscheinlich nicht in einem bewussten Verhalten begründet, als ob der Ring an dieser Stelle beigelegt worden wäre oder zum Halsschmuck mit den Goldanhängern gehört hätte.3081 Vielmehr wirkt sich hier die postmortale Störung durch Nagetiere aus. Neben den Goldanhängern 30.1–4 (Abb. 283) stellt der goldene Fingerring die prominenteste Beigabe dar (Abb. 282). Der Ring ist mit zwei gespaltenen volutenähnlichen Enden auf die Rückseite der Schmuckplatte aufgelötet. Auf der Vorderseite ist der Übergang zwischen Ring und Schmuckplatte mit je drei seitlichen aufgelöteten Goldkügelchen verziert. Starke Gebrauchsspuren an diesen und an der Fassung der Gemme sowie eine Reparatur zwischen Ring und Schmuckplatte zeigen an, dass der Ring zeitlebens getragen wurde. Der Rand der Fassung, der die sekundär verwendete, vermutlich spätantike Karneolgemme umschliesst, ist partiell ausgefranst; infolge der starken Abnützung ist der Dekor der Fassung mit tordiertem Golddraht, «Perldraht» und Achterschlaufen3082 nicht mehr vollständig sichtbar. Dabei handelt es sich jedoch – mit Ausnahme der gefassten Gemme in Zweitverwendung – nicht um ein Altstück, denn einige technische Details belegen die Herstellung im Frühmittelalter. Dies
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betrifft in erster Linie die seitlichen Goldkügelchen, die an weiteren Goldfingerringen mit gefasster römischer Gemme in spätmerowingischen Kirchengräbern des alamannisch-bajuwarischen Raumes, aber auch im romanisch besiedelten Gebiet vorkommen.3083 Dasselbe Detail erscheint wieder auf Vergleichsfunden sowie auf Goldfingerringen, die eine Goldmünze oder einen Stein tragen.3084 Kennzeichnend sind auch die gespaltenen, volutenähnlichen Enden, mit denen der Ring auf die Schmuckplatte aufgelötet ist.3085 Auch wenn diese Details beim nächstgelegenen goldenen Fingerring aus Eschenz,3086 verziert mit Grubenemail, wiederkehren, muss dies nicht für eine lokale Goldschmiedetradition sprechen. Im Gegenteil, man greift mit diesen Beobachtungen «internationale» Merkmale des fränkischen Goldschmiedehandwerkes, da die Fingerringe nicht nur in der Alamannia vorkommen, wie aus den aufgezählten Vergleichsfunden hervorgeht. Man wendete diese Technik auch bei goldenen Siegel- oder Monogrammringen an, von denen einer als personenbezogene Beigabe aus einem Königsgrab, so dem Arnegundegrab aus der Kirche St. Denis, Paris (F),3087 stammt. Vergleicht man den Schleitheimer Ring mit dem Formenspektrum römischer Fingerringe,3088 wird deutlich, dass der Ring ein merowingisches Erzeugnis und die Gemme das einzige Altstück ist. Als zeitgenössischer Schmuckstein ist die Gemme z.B. auf einem Fingerring aus Baden im Aargau überliefert.3089 Ähnlich wie bei unserem Exemplar handelt es sich um ein (zum Sprung bereites?) Tier mit langen Hörnern (Antilope, Hirsch?). Im Unterschied zur Merowingerzeit wird jedoch der Ring mit zwei seitlichen Kügelchen bedeckt; möglicherweise wird man hierin Vorbild oder Ableitung zu den merowingischen Exemplaren sehen können. Aus spätantiker Zeit sind weitere Gemmenfingerringe mit zwei seitlichen Goldkügelchen bekannt.3090 Fingerringe mit Gemmen stellen eine eigene Gruppe unter den frühmittelalterlichen goldenen Fingerringen3091 dar, wobei die Ausrichtung der Gemme von ihrer Darstellung abhängt.3092 Der Fingerring scheint häufiger zur weiblichen Grabausstattung zu gehören;3093 der zeitliche Schwerpunkt liegt in der späten Merowingerzeit,3094 ein regionaler Schwerpunkt scheint sich für Südwestdeutschland und für das Rheinland abzuzeichnen, wobei sich der echte geographische Raum für die Tragweise von Gemmenfingerringen nicht auf das Merowingergebiet oder gar auf Süddeutschland einschränken lässt.3095 Goldene Fingerringe aus männlichen Kirchengräbern des alamannisch-bajuwarischen Stammesgebietes sind bislang nicht belegt.3096 Dem entspricht, dass mehrere Gemmenfingerringe aus weiblichen Kirchenbestattungen, darunter ein Mädchengrab, 426
stammen.3097 In der Königsgrabkirche St. Denis bei Paris lag in Sarkophag 50 – direkt westlich des Arnegundegrabes – eine überdurchschnittlich reich ausgestattete, junge Frau. Ihr Grabinventar umfasste – neben Polyederohrringen, Schnalle mit almandingeschmücktem Beschläg und Strumpfbesatz aus Edelmetall sowie golddurchwirkter vitta und Brokatborten – einen goldenen Fingerring mit antiker Gemme.3098 Weitere Exemplare, Einzelfunde, stammen aus den Kirchen St. Prex VD und Horbourg (F).3099 Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sind weitere Vergleichsfunde aus der Alamannia zu erwähnen.3100 Aus der regionalen Umgebung von Schleitheim stammen schliesslich zwei Goldfingerringe mit ausgefallener Zellfassung.3101 Mehrheitlich wurden die Ringe in Kirchen entdeckt, darunter in einer Kastellkirche (Horbourg). Der Zusammenhang mit der römischen Vergangenheit lässt sich auch für die Kirche von Dettingen beobachten: Im Kircheninneren befand sich eine römische Kulturschicht. Der Einzelfund aus Ulm kommt von einem römischen Gebäude auf dem Kuhberg. Eine ähnliche Herkunft könnte – vor der Fassung als Ring – für Schleitheim in Frage kommen, befanden sich doch der römische vicus Iuliomagus und der Gutshof «Brüel» in unmittelbarer Nähe.3102 Häufig sind die genannten Fingerringe als Einzelfund überliefert. Liegt ein geschlossener, wenn auch nicht immer vollständiger Grabzusammenhang vor, ist die weibliche Ausstattung überdurchschnittlich hoch.3103 Jenseits der antiquarischen Annäherung und unabhängig von Geschlecht und zeitlicher Stellung stellen goldene Fingerringe ein Kriterium erster Ordnung für die soziale Differenzierung von Grabfunden dar: Sie treten relativ selten auf und weisen auf das hervorgehobene soziale Niveau der bestatteten Personen hin. Darauf wurde in der archäologischen Forschung wiederholt aufmerksam gemacht.3104 Christlein definierte den goldenen Fingerring – neben weiteren Beigaben wie z.B. Goldfiligranfibel, Bronzegefäss, Glasgefäss des 7. Jahrhunderts und Pferdetrense – als Merkmale für seine Qualitätsgruppe C,3105 vornehmlich für Frauengräber. Ausser dem Vorkommen in ungewöhnlich reichen Frauengräbern3106 der späten Merowingerzeit wird die hohe soziale Wertigkeit durch das Vorkommen in Königsgräbern und in Grablegen hochgestellter Persönlichkeiten3107 unterstrichen. An erster Stelle sind die Königsgräber des Childerich in Tournai (B)3108 und der Arnegunde aus der merowingischen Königsgrabkirche Saint Denis in Paris (F)3109 zu nennen. In den beiden letzten Fällen handelt es sich um Goldfingerringe mit Siegelplatte. Für diesen höchsten Personenkreis wird der Name offensichtlich ausgeschrieben; andernorts, mit dem Verbreitungsschwerpunkt im romanisierten Wes-
ten, sind rundstabige Monogrammringe hoch beliebt,3110 während hingegen Münzfingerringe stärker im ostfränkischen, alamannischen Gebiet auftreten.3111 Hier machen sich also räumliche und typologische Unterschiede bemerkbar; dennoch werden beide Typen durch die Möglichkeit (und Notwendigkeit?) des Siegelns3112 verbunden – eine Tätigkeit und ein Vorrecht, das wahrscheinlich auch mit Gemmenfingerringen zu verbinden ist. Wenn diese Annahme richtig ist, dann war die Dame aus Schleitheim mit diesem Vorrecht ausgestattet. Die Verwendung antiker Gemmen als Gerichtssiegel scheint unter Karl dem Grossen in Betracht zu kommen.3113 Daran zeigt sich, wie hoch der Wert zu Lebzeiten anzusetzen ist; in unserem Fall wird das häufige Tragen durch die starken Abnutzungsspuren angezeigt. Die hohe soziale Wertigkeit bzw. der Symbolwert wird noch durch einen anderen Aspekt beleuchtet: Der Vergleich hat dazu geführt, den goldenen Fingerring als Statussymbol und Rang- bzw. Standeszeichen einzuschätzen. Das Vorbild liegt – in Übereinstimmung zum Kirchenbegräbnis3114 seit Chlodwig – im merowingischen, später karolingischen Königshaus. Die Führungsschicht auf dem Lande – wie in Schleitheim oder auch im benachbarten Stein am Rhein – eiferte dem königlichen Vorbild nach. Die Beigabe eines Statussymbols entspricht im Grab einer Sondergabe,3115 die die Person in ihrer hervorgehobenen sozialen Stellung definiert und als personenbezogenes Attribut zu ihr gehört. Neben anderen Objekten, z.B. Goldfäden eines Gewandes, metallbeschlagene Holz- (vgl. die Fragmente 30.33–35), Glas- und Bronzegefässe der gehobenen Tischsitte, sondergefertigte Schmuckgegenstände, aber auch besondere Schutzwaffen (Helm, Panzer), manifestiert die Beigabe des goldenen Fingerringes die Zugehörigkeit zur Oberschicht und, wenn man einen Siegelring erkennen möchte, ein Rangabzeichen für die Zugehörigkeit zu einem hervorgehobenen Stand. Diese Ansprache findet ihren Rückhalt in der Materialpyramide: Meist sind die Fingerringe aus Gold, selten aus Silber oder Bronze hergestellt.3116 Das Vorkommen in Kindergräbern, z.B. Dettingen, St. Dionysius und Bonn, Münster (D),3117 muss dieser Deutungsmöglichkeit nicht widersprechen. Für Kinder ist der Ring oftmals zu gross; als Schmuck ohne soziale Bedeutung kann dieser deshalb nicht getragen worden sein.3118 Die Erklärung könnte darin liegen, dass Kinder von klein auf ihre Rangabzeichen mitbekamen3119 und sie möglicherweise von Geburt an einer hervorgehobenen Schicht angehörten, in der das Tragen einschlägiger Rangabzeichen gepflegt wurde. Analoges stammt aus dem schon erwähnten Stein am Rhein-Burg.3120 Die Gräber der Mädchen im Kleinkindalter sind nach Erwachsenenstandard
mit Fibel, Ohrringen, Gürtel und Stengelglas ausgestattet. Wenn nun also zu einer Beigabe mit hoher sozialer Wertigkeit das Merkmal der Geburt und die Bedeutung als Rangabzeichen hinzukommen, liegt die Verbindung zu einer adelsähnlichen Stellung auf der Hand. In diesem Zusammenhang scheint die sekundäre Verwendung der Karneolgemme von besonderer Bedeutung zu sein. Zum einen ist sie als Schmuckstein, im reizvollen Kontrast mit der Goldfarbe, zu betrachten. Zum anderen könnte sie auch Träger einer symbolischen Bedeutung sein: Die römische Gemme könnte die Hinwendung zum Älteren, Vergangenen, Römischen oder allgemein zur Tradition verdeutlichen. Auf dieser Ausgangslage lässt sich eine Verbindung zur Einschätzung als Statussymbol knüpfen: Oberschichten sind meist an der Wahrung des status quo und an der Pflege der Tradition und der bestehenden Herrschaftsverhältnisse interessiert.3121 H. Ament hat die Wertschätzung antiker, in der Merowingerzeit zweitverwendeter Gemmen besonders gewürdigt.3122 Auch Ament hob die Gemmenfingerringe als soziales Rangabzeichen hervor. Dies gehe aus mehreren Aspekten hervor. Gemmenfingerringe sind besonders häufig in Kirchengräbern bezeugt.3123 In der Regel weist das Begleitinventar eine überdurchschnittliche Ausstattung auf; dem entspricht, dass die Zweitverwendung der Gemmen eine Affinität zu Gold zeigt.3124 Deutlich wird dies in der Art und Weise der Plazierung: Antike Gemmen finden sich bevorzugt auf goldenen Fingerringen oder Filigranscheibenfibeln, beides Gegenstände, die «als Inbegriff der Kostbarkeit in ihrer Zeit galten» und nur Personen von privilegiertem Status zustanden.3125
Die Perlenketten und Goldblechanhänger Im Bereich des Oberkörpers (Abb. 280), zwischen Oberkiefer und Becken zerstreut, fanden sich 85 Glasperlen 30.6, 12 Amethystperlen 30.5 und vier Goldblechanhänger 30.1–4. Die auseinandergezogene Lage der vier Goldanhänger 30.1–4 liefert einen Hinweis, dass sich diese Objekte, von zwei Anhängern 30.1.4 im Halsbereich abgesehen, wahrscheinlich nicht mehr in der ursprünglichen Lage befanden.3126 In der Umgebung der Goldanhänger kamen einige der längsovalen Amethystperlen zum Vorschein. Da sich diese zu einem Collier mit 12 Amethysten, zum Tragen auf der Vorderseite des Halses,3127 zusammenfügen lassen, werden sie mit den Goldanhängern zu einer Halskette (Abb. 283), die Glasperlen dagegen zu einer zweiten längeren Halskette gerechnet.3128 Die Glasperlen gehören in die Perlenstufe 8 (600/10–630/40).3129 427
Abb. 283: SchleitheimKirche, Grab 30 (7. Jahrhundert). Amethystcollier und Goldanhänger mit Filigran- bzw. Pressdekor.
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Die länglich ovalen Amethyste sind von hell- bis dunkellila Farbe und besitzen eine Länge von 1.2– 2.6 cm. Drei der scheibenförmigen Goldblechanhänger 30.2–4 sind nahezu übereinstimmend gestaltet. Um den getriebenen Mittelbuckel ist ein einfacher Golddraht mit zwei Schlingen, um den Scheibenrand ein einfacher Golddraht gelegt und aufgelötet. Im Fall von 30.2 ist der Rand durch einen tordierten Golddraht, beidseits von zwei einfachen Golddrähten umgeben, verziert. Auf der Scheibe sind achterförmige Schlaufen des gleichen, teilweise leicht gekerbten Golddrahtes aufgelötet. Der vierte Goldblechanhänger 30.1 ist in Pressblechtechnik verziert. Die Scheibe wird durch ein gleicharmiges Kreuz mit (eingedrücktem) Mittelmedaillon und mit angedeutetem «Perlstab» auf den Kreuzarmen gegliedert. Zwischen den Kreuzarmen sind y-ähnliche Motive und Kreisaugen zu erkennen. Alle Anhänger besitzen eine dreifach gerillte, angelötete Aufhängeöse. Ein Anhänger 30.3 wurde an der Ansatzstelle geflickt. Der Vergleich der Aufhängeösen zeigt, dass die Ösen der drei ähnlichen Anhänger 30.2–4 auf der Rückseite angelötet sind, während die breitere Öse des Pressblechanhängers 30.1 zwingenartig auf Vorder- und Rückseite angebracht ist.3130 Vor kurzem wurden flache und mit Mittelbuckel versehene Filigranschmuckanhänger zusammengestellt; ihre geographische Verbreitung betrifft neben dem Kölner Raum verstärkt das (nord-)alamannisch-bajuwarische Gebiet.3131 In der Alamannia stellt Schleitheim einen der südlichsten Nachweise dar. Bereits für die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts sind filigranverzierte Schmuckstücke im Frauengrab unter dem Kölner Dom nachgewiesen.3132 Aufgelötete Achterschlaufen begegnen auf weiteren Goldmedaillons.3133 Filigranverzierung, z.B. auf Scheibenfibeln und filigranverzierte
Goldblechanhänger, die in der Regel auf Halscolliers getragen werden, kommen nach U. Koch nicht vor der Mitte des 6. Jahrhunderts im alamannischen Süddeutschland auf;3134 einer der ältesten Belege stammt in Gestalt der flachen Goldblechanhänger, die mit den Schleitheimer Exemplaren 30.2–4 durch die Achterschlaufen verbunden sind, aus Schretzheim (D) Grab 300 (Schretzheim Stufe 2).3135 Jünger sind die flachen, mit Kreisen und Pelten filigranverzierten Goldblechanhänger aus Marktoberdorf (D) Grab 59,3136 die wie in Schleitheim mit Amethystperlen vergesellschaftet sind. Auch in Hailfingen (D) Grab 218a,3137 Trossingen (D) Grab 113138 und Truchtelfingen (D) Grab 13139 wurden flache, bzw. mit Mittelbuckel versehene, filigranverzierte Goldblechanhänger zusammen mit Amethystperlen aufgefunden. Zwei Stücke mit Mittelbuckel aus Nordendorf, die formal besser unseren Anhängern entsprechen, sind leider nicht über den Grabzusammenhang – wie weitere Goldblechanhänger3140 – datierbar.3141 Einen Datierungshinweis gibt Weingarten (D) Grab 464, das neben den mit Kreis und Achterschlaufen filigranverzierten Schmuckanhängern mit Mittelbuckel eine Filigranscheibenfibel des beginnenden 7. Jahrhunderts enthält.3142 Es fällt auf, dass goldene Filigrananhänger mehrmals aus ungewöhnlich reich ausgestatteten Frauengräbern und solchen königlichen Ranges stammen:3143 Neben Belegen im langobardenzeitlichen Italien3144 lassen sich im alamannisch-bajuwarischen Stammesgebiet einschlägige Nachweise für separierte Gräber benennen. Unter dem Material der Kirchengräber lässt sich ein genaues Gegenstück des Schleitheimer Exemplares nicht ausmachen. So sind aufgrund der übereinstimmenden Lage in oder bei frühmittelalterlichen Kirchen und weniger infolge von formenkundlicher Verwandtschaft der Schmuckanhän-
ger Aschheim (D) Grab 11, Lahr-Burgheim (D) Grab 10, Hitzkirch Grab 41 und Lorenzberg bei Epfach (D) Grab 150 zu erwähnen. Abgesehen von Hitzkirch datieren die genannten Grabinventare mit den Beifunden Bommelohrring und durchbrochene Scheibenfibel im hohen Relief in die späte Zeitschicht 3 oder frühe Zeitschicht 4. Doch bereits ab dem Beginn der Separierung liegen Schmuckstücke aus Pressblech vor.3145 Im Schleitheimer Kirchengrab 30 sind beide Techniken, Filigranverzierung 30.2–4 und Pressblechdekor 30.1, miteinander kombiniert. Im Vergleich zu den filigranverzierten Anhängern ist das Stück aus Pressblech durch mehrere Merkmale gekennzeichnet, die mit Vorsicht auf die Herstellung der Schmuckanhänger in verschiedenen Werkstätten schliessen lassen. Neben der Herstellungsweise aus Pressblech und dem Dekor ist die Öse zu nennen, die zwingenartig auf Vorderund Rückseite befestigt ist. Auf der flachen Scheibe aus Pressblech ist ein gleicharmiges Kreuz dargestellt. Gemeinsam mit der Lage innerhalb der Kirche ist dieses Symbol als christliches Heilszeichen und als Ausdruck des christlichen Bekenntnisses der beigesetzten Dame zu verstehen. Wie frühmittelalterlicher Brakteatenschmuck ist dies «ob als Anhänger an einer Kette oder als Blechauflage einer Scheibenfibel getragen, stets religiös gebundener Schmuck».3146 Auf der Suche nach Vergleichsfunden3147 stellt man fest, dass für das Kreuz keine Parallele unter den Anhängern aus Pressblech zu finden ist. Das Motiv begegnet dagegen bei einer Gruppe von Pressblechscheibenfibeln der Form Rheinsheim, die analog dem Schleitheimer Anhänger ein gleicharmiges Kreuz mit angedeutetem eingeschriebenem Perlstab und bisweilen mit einem zentralen Medaillon als Dekor aufweisen. Zwischen den Kreuzarmen befinden sich vier symmetrische Sektoren, ausgefüllt mit Flechtbändern, die in Schleitheim durch y-ähnliche Verzierungen ersetzt sind.3148 Das Pressblech kommt in Silber oder Bronze vor;3149 Gold bzw. vergoldete Bronze ist sehr selten.3150 Mit einem Durchmesser von 1.4 cm ist das Schleitheimer Stück durchschnittlich um die Hälfte kleiner als die Pressblechscheibenfibeln.3151 Einige der Vergleichsfunde besitzen am Schnittpunkt der Kreuzarme, wie unser Exemplar 30.1, ein abgesetztes Mittelmedaillon.3152 Im Unterschied zu Schleitheim werden die vier Sektoren zwischen den Kreuzarmen jeweils durch Flechtbänder ausgefüllt.3153 Möglicherweise sollen die y-ähnlichen Motive auf unserem Stück diese Verzierungsweise andeuten. Spätmerowingische Pressblechscheibenfibeln treten allgemein häufig in der Alamannia, vorzugsweise entlang des Oberrheines und des Neckars, auf.3154 Betrachtet man dagegen den Verbreitungsraum der Pressblechscheibenfibel der Form Rheinsheim,
so liegt dieser nicht in der Umgebung von Schleitheim, sondern ist in den Landschaften um das Mündungsgebiet von Neckar und Main in den Rhein angesiedelt.3155 Über den Umweg der spätmerowingischen Pressblechscheibenfibeln stellt der goldene Pressblechscheibenanhänger aus Grab 30.1 die einzige Beigabe dar, die im Grabinventar als räumlich gedachter Fremdkörper erscheint. Für die Gürtelgarnitur der Männerbestattungen aus Grab 21 und 23, für die Wadenbinden, den Leibgurt und die filigranverzierten Goldanhänger des Frauengrabes 30 ist eine Herkunft aus dem alamannischen Raum wahrscheinlich. Die zeitliche Stellung der Pressblechscheibenfibel lässt sich auf die späte Merowingerzeit ab Zeitschicht 3 festlegen.3156 Mit Wiesloch Grab 27, das unter anderem eine Bronzezierscheibe enthielt, liegt eines der ältesten Inventare der Form Rheinsheim vor;3157 die jüngste Zeitstellung nimmt Pfünz Grab 2 ein. Weitere Grabfunde unterstreichen die zeitlich fortgeschrittene Stellung in Zeitschicht 4.3158 Der Anhänger aus Grab 30 liegt als Folge der zeitlichen Gesamteinordnung des Grabinventares3159 in der frühen Zeitschicht 3 und gehört somit in einen älteren Zeithorizont als die zum Vergleich herangezogenen Pressblechscheibenfibeln.
Die Gürtelgarnitur Die Dame trug einen Leibgurt (Abb. 281), der mit einer massiven Gürtelschnalle mit triangulärem Beschläg 30.9 und zugehöriger Riemenzunge 30.10 besetzt war. Bis auf den gekerbten Bügelrand ist die Gürtelschnalle sowie die Riemenzunge unverziert. Im Grab lagen beide Gürtelteile oberhalb des Beckens, wobei das Beschläg mit dem Ende zur linken Schulter aufgefunden wurde. Somit wurde der Gürtel – leicht verschoben – in der Tragweise beigelegt.3160 Es fällt auf, dass die Streuung der Perlen über den Oberkörper überwiegend auf Höhe der Gürtelschnalle abbricht. Beide Gürtelteile sind aus Bronze gegossen. Die Schnalle wurde repariert: Von den ursprünglich drei Bronzenieten fehlt einer, einer ist sekundär mit einem Eisenniet ersetzt worden. Am Beschlägende wurde als Reparatur eine zwingenförmige Lasche zur Fixierung des Bügels angenietet. Für die Gebiete östlich des Rheins war eine weibliche Gürtelmode üblich, die durch Unscheinbarkeit und Bescheidenheit bestimmt wird. Dies gilt auch für Schleitheim-Hebsack, in der weibliche Gürtel mit Beschläg zu den Ausnahmen zählen (Kart. 35). Demgegenüber verschloss in der Regel eine einfache ovale Gürtelschnalle aus Eisen und ohne Beschläg den Ledergurt, in besonderen 429
Fällen konnte das Material der beschläglosen Schnalle edler sein.3161 Dies blieb so, als die Leibgurte der Männer breiter wurden und zu Garnituren mit vielerlei Beschlägen der Zeitschicht 2 und 3 heranwuchsen.3162 Dies veranlasste zu Recht zur Annahme, dass es sich bei den Frauen um eine «Trachtform …. bei der der Gürtel unsichtbar bleibt» handelt.3163 Von dieser Trachtsitte weicht die Dame aus Schleitheim ab, da ihr Leibgurt mit Beschläg und Riemenzunge geschmückt ist. Aufgrund der Zweiteiligkeit und des Werkstoffes liegt es auf der Hand, dass der Leibgurt als Schmuckgürtel, der gesehen werden soll, getragen wurde. Zur Illustration von sichtbar getragenem Leibgurt bei Damen stehen seltene und deshalb umso wertvollere Bildquellen zur Verfügung, die vorwiegend aus dem romanischen, mediterranen Raum stammen,3164 da die figürliche Darstellung des Menschen den Germanen des frühen Mittelalters nur in besonderen Fällen eigen war. Die bildliche Überlieferung zeigt dabei Damen der höheren und höchsten Gesellschaftsschicht, zumeist in Szenen der Repräsentation. Auf dem bekannten, um 400 entstandenen Diptychon des Stilicho trägt dessen Gattin Serena und Nichte des Kaisers Theodosius I. einen mit Auflagen geschmückten Prunkgürtel, der ein Rechteckbeschläg (ohne Bügel) in der Mitte aufweist.3165 Näher an die Zeitstellung von Schleitheim Grab 30 reichen die nach 560 datierten Mosaiken der Kirche S. Apollinare Nuovo in Ravenna (I) heran:3166 Die Gürtelmode, ablesbar im Zug der 22 Märtyrerinnen, ist wiederum dadurch charakterisiert, dass das Kleid unterhalb eines Mantels oder Umhanges knapp unter der Brust durch einen breiten, mit Auflagen geschmückten Gürtel mit rundem oder rechteckigem Mittelstück (Beschläg) gerafft wird.3167 Diese Tragweise lässt sich bis in das frühe 7. Jahrhundert verfolgen und findet sich wieder bei einer Darstellung der Gattin und der Töchter des Kaisers Heraclius (610–641),3168 dessen Münzbildnis wiederholt, gefasst auf goldenen Münzfingerringen, in Männergräbern der Zeitschicht 3 begegnet. Aus der Kirche S. Maria in Trastevere in Rom (I) stammt schliesslich eine bildliche Darstellung Marias (Maria Regina) auf dem Gemmenthron aus der Zeit um 700.3169 Maria ist in ein Prunkgewand nach der byzantinischen Kaisermode gekleidet, das unterhalb der Brust durch einen sichtbar getragenen Leibgurt gegürtet ist. Die mutmassliche Gürtelplatte ist durch das sitzende Jesuskind verdeckt. Der Schmuckgürtel wurde offenbar unter einem Umhang getragen.3170 Dieser konnte darüber hinaus über den Kopf gezogen und von einer Scheibenfibel auf der Brustmitte zusammengehalten werden. Derartiges ist auf einer Szene aus dem Stuttgarter Psalter zu erkennen (Abb. 252).3171 430
Die herangezogenen Beispiele aus der bildlichen Überlieferung weisen jedoch auf Unterschiede zum Schleitheimer Kirchengrab hin, die mit aller Vorsicht als eine Umformung des mediterranen Abbildes gedeutet werden können. Der Bügel des Gürtelbeschlägs ist auf den Bildquellen nicht sichtbar;3172 die rechteckig, oval oder kreisrund gestaltete Gürtelplatte, welche mit farbigen Auflagen (Perlen, Edelsteine, Gemmen?) geschmückt ist, befindet sich ohne Bügel auf dem reich mit Auflagen verzierten Prunkgurt.3173 Der Leibgurt scheint relativ hoch unterhalb der Brust zu sitzen. Im Vergleich dazu nimmt sich das unverzierte Schleitheimer Stück 30.9–10 bescheiden aus, obwohl es einem Mitglied der Führungsschicht gehört.3174 Nach der Fundlage zu schliessen, wurde der Gürtel tiefer, ungefähr in der Taille, getragen. Die trianguläre Beschlägform und die Zweiteiligkeit aus herunterhängendem Riemen mit Riemenzunge und Schnallenbeschläg wiederholt sich gleichfalls nicht bei den figürlichen Darstellungen. Ein direkter Anschluss an die mediterranen Stücke liegt also nicht unbedingt vor; das verbindende Element beruht vielmehr auf dem sichtbar getragenen Leibgurt, der auch in der Alamannia als Schmuckgürtel gelten kann. Neben der schlichten Gürtelmode mit beschlägloser, «unsichtbar» getragener Gürtelschnalle könnte demnach als eine weitere gehobene Modeform der sichtbar getragene Gürtel bestanden haben. Diese Tragweise haben sich mehrere Damen, in und um Kirchen bestattet, zu eigen gemacht.3175 Eine Kartierung der einschlägigen Nachweise würde die Gebundenheit an den westlichen Schweizer Raum zeigen; ein östlicher «Ausreisser» befindet sich am römischen Ort Epfach (Abodiacum) am Lech in BayerischSchwaben.3176 Mit dem Verbreitungsschwerpunkt südwestlich des Hochrheines ist die Richtung umrissen, aus der der Impuls für den sichtbar getragenen Leibgurt in den östlichen Randgebieten des Frankenreiches kommt. Als äusserst innovativ erweist sich dabei die Gürtelmode der Arnegunde,3177 die in Form, Stil und Nietanzahl die merowingische, d.h. fränkisch-romanische Gürteltracht stark beeinflusst hat. Ab dem späteren 6. Jahrhundert wird in den stärker romanisierten Gebieten westlich des Rheins der weibliche, sichtbar getragene Gürtel nach der «Pariser Mode» mit z.T. reich verzierten Beschlägen bestückt,3178 die ähnliche oder umfänglichere Dimensionen wie die von Männern getragenen Gürtelgarnituren der Zeitschicht 2 und 3 erreichen. Auf Reihengräberfeldern südlich des Hochrheines lassen sich einige wenige Frauengräber mit sichtbar getragenem Leibgurt anführen.3179 Dies gilt zunächst für die Gräber 206 und 204 aus Elgg, wobei das letztere Grab eine mit Schleitheim ent-
fernt verwandte Schnalle, jedoch aus Eisen, aus der Zeit um 600 enthält.3180 Es ist auffallend, dass beide Gräber, die durch den sichtbar getragenen Leibgurt in Elgg eine Ausnahme darstellen, nebeneinander liegen und so deren Singularität unterstrichen wird. Eine vergleichbare Situation ist in Herten, am Rhein nördlich gegenüber der Kastellnekropole von Kaiseraugst gelegen, zu erkennen. Nach der Kartierung von M. Martin konzentrieren sich Frauengräber mit sichtbar getragenem Leibgurt im Südwestbereich des Hauptfriedhofes.3181 Auf dem Gräberfeld von Bülach wurde beobachtet, dass «die Frau einen Stoffgurt oder höchstens einen Ledergürtel mit einer Schnalle trug».3182 Davon weichen fünf Frauengräber mit einem sichtbar getragenen Leibgurt ab.3183 Das eiserne Beschläg hat je einmal eine runde3184 oder profilierte,3185 ansonsten eine trianguläre Form.3186 Die Lage der Gräber innerhalb des Belegungsganges zeigt an, dass sich die Frauengräber bis auf Grab 249 im südlichen Gräberfeldbereich befinden, der insbesondere während des Spätabschnittes der Zeitschicht 2 und bis zum Ende der Zeitschicht 3 belegt wurde.3187 Es handelt sich um den Gräberfeldteil, auf dem der Gürtel Typ Bülach und verwandte Formen auftreten.3188 Nahe davon liegen die Frauengräber 60 (rundes Beschläg), 66 (profiliertes Beschläg) und 79 (trianguläres Beschläg). In zeitlicher Hinsicht ergibt sich damit ein Rahmen vom ausgehenden 6. und der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Für die schmaltrianguläre Form des Schleitheimer Stückes möchte man eine Stellung jenseits der Zeit um 600 in der fortgeschrittenen ersten Jahrhunderthälfte annehmen (Bülach Grab 79). Auf dem spätrömisch-frühmittelalterlichen Gräberfeld von Kaiseraugst stellt der Leibgurt die häufigste «Beigabe» dar.3189 Auch wenn sich Hinweise auf einen verdeckt getragenen Damengürtel abzeichnen,3190 gibt es zahlreiche Beispiele für die westliche Mode des sichtbar getragenen Damengürtels.3191 Die Schleitheimer Gürtelschnalle ist in Kaiseraugst mit Gürtelschnallen und -garnituren aus Bronze mit triangulärem Beschläg vergleichbar.3192 Ab Zeitstufe D (580–610/620) von Kaiseraugst werden die weiblichen Gürtel mit Beschläg und Gegenbeschläg versehen und zu Garnituren erweitert. In Zeitstufe E (610/620– 700/720) bildet sich zum einen eine eigene Form heraus;3193 zum anderen lässt sich ab dieser Zeitstufe eine «Vermischung oder Angleichung zwischen westlichen und alamannischen Regionen»3194 im Spiegel der weiblichen Gürtelmode beobachten. Mit dem zweiteiligen Gürtel von Schleitheim Grab 30 liegt neben den oben erwähnten Beispielen von Güttingen (D), Herten (D), Elgg und Bülach nun ein einschlägiger Fall vor, wobei in diesem Kirchengrab mehrere regionale Komponenten aufeinander treffen:
Während Teile des Strumpfbesatzes und die filigranverzierten Goldblechanhänger in die Alamannia verweisen, geht der sichtbare Leibgurt auf einen Impuls aus dem romanischen Westen zurück. In Bezug auf die zeitliche Stellung häufen sich Hinweise bei den angeführten Vergleichsbeispielen auf eine Stellung im frühen 7. Jahrhundert. Weibliche Kirchengräber, die mit einem sichtbar getragenen Leibgurt ausgestattet sind, geben zeitliche Hinweise. Noch an das Ende des 6. Jahrhunderts gehört das Frauengrab 86 aus Zofingen, das neben einer Bronzeschnalle mit breittriangulärem Beschläg eine engzellig cloissonnierte Scheibenfibel enthielt (späte Zeitschicht 2). Gut eine Generation jünger als Schleitheim Grab 30 ist das Mädchengrab 150 vom Lorenzberg bei Epfach (D). Zwar ist die Gürtelschnalle nur in der Bedeutung als sichtbarer Leibgurt vergleichbar; die mitgegebenen goldenen Bommelohrringe geben jedoch einen Datierungshinweis für den Spätabschnitt der Zeitschicht 3. Für das Kirchengrab von Schleitheim ergibt sich somit eine Stellung im frühen Abschnitt der Zeitschicht 3.3195
Die Wadenbindengarnitur Weibliche Bestattungen mit Strumpfbandbesätzen bzw. Wadenbindengarnituren zählen zu überdurchschnittlich gut ausgestatteten Grabinventaren auf Reihengräberfeldern.3196 Dazu passt, dass Wadenbindengarnituren in reich ausgestatteten weiblichen Kirchengräbern aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts zum Vorschein kamen.3197 Im 6. Jahrhundert waren Wadenbinden noch kein gängiger modischer Strumpfbesatz,3198 wurden aber von Spitzen der Gesellschaft, so die Königin Arnegunde aus Paris oder die besonders hervorgehobene Dame aus Güttingen (D) Grab 38,3199 während der zweiten Jahrhunderthälfte getragen. Grab 30 aus der Kirche Schleitheim (Abb. 281) enthielt eine je fünfteilige, gegossene, symmetrische Wadenbindengarnitur aus Bronze 30.22–32. Neben unverzierten Teilen 30.23–24.27–28 sind je zwei Rechteckbeschläge 30.25–26, Quadratbeschläge 30.29–30 und grosse Riemenzungen 30.31–32 in einer relativ grob nachgeschnittenen Weise verziert. Im Gegensatz zum Quadratbeschläg weisen Rechteckbeschläg und Riemenzunge Tierdetails des Stils II auf. Während sich die Tierklauen auf dem Beschläg sichtbar absetzen, sind die Tierdetails auf der Riemenzunge sowohl im quadratischen Zierfeld mit Tiergeschlinge als auch im Flechtband schwer erkennbar und aufgelöst.3200 Ein «besser» lesbarer Tierstil mit teilweise qualitätvoller Verarbeitung ist von einigen Fundplätzen in der Alamannia bekannt.3201 Von Vergleichsfunden weiss man, dass das 431
«Grundprinzip der Strumpfhalterung … in einer Befestigung unterhalb des Knies und einer weiteren wenig über dem Knöchel» besteht.3202 Dieser Rekonstruktionsvorschlag ist am Schleitheimer Befund leider nur zum Teil überprüfbar, da ein Teil der Metallbesätze sekundär im Grab – ähnlich wie der Fingerring und Teile des Gürtelgehänges – verlagert wurde. Unterhalb der Knie befand sich die kleine Schnalle mit trapezförmigem Beschläg 30.23–24, die den Knieriemen verschlossen hat. Die dazugehörige unverzierte Riemenzunge 30.27–28 lag im Becken bzw. am Fussende im Bereich des Holzstockes 30.38. Da man hier ein Rechteck- 30.26 und ein Quadratbeschläg 30.30 antraf, ist mit der Verlagerung des Riemens, der vom Knie zum Knöchel herunterführte,3203 in diese Gegend zu rechnen. Die grosse Endriemenzunge 30.32 fand sich am linken Knöchel, während das rechte Gegenstück 30.31 neben der Riemenzunge 30.27 im Becken lag. Das (linke?) Quadratbeschläg 30.29 und das zweite (zugehörige?) Rechteckbeschläg 30.25 befanden sich jeweils am linken bzw. rechten Oberschenkel. Die Lage der nicht verschobenen Schnallen 30.23–24 unterhalb der Knie verdeutlicht, dass die Schnallen am Schienbein mit dem Schnallenbügel zueinander für einen waagrecht laufenden Knieriemen positioniert waren. Eine ganz ähnliche Lage weisen die Wadenschnallen aus dem Kirchengrab von Bülach auf. Hier ist besser zu erkennen, dass auf dem waagrechten Wadenriemen ein Besatz angebracht ist, von dem ein vertikaler Riemen nach unten abzweigt, der am Knöchel von einem Beschläg und von einer grossen Riemenzunge abgeschlossen wird. Für die Rekonstruktion der Garnitur aus Grab 30 kommt das Modell III nach G. Clauss in Frage.3204 In Hinblick auf die Tragweise lassen sich Belege aus Marktoberdorf3205 (D) und Dirlewang3206 (D) als ostalamannische Vergleichsbeispiele anführen, wobei die Wadenschnallen unterhalb des Knies mit und ohne Beschläg und teils mit Riemenzunge versehen sein können. Die Vergleichsfunde gehören ins 7. Jahrhundert (Zeitschicht 3).3207 Die Filigranscheibenfibeln aus Dunningen (D) Grab 16 und Bülach verweisen demgegenüber in den älteren Abschnitt der Zeitschicht 3 (erste Hälfte des 7. Jahrhunderts). Nur ein Bruchteil der damaligen Frauen trugen mehrteilige Strumpfbesätze aus Metall.3208 So finden sich auf dem Ortsgräberfeld von SchleitheimHebsack nur einige wenige Beispiele. Aus dem Vorrat der Altfunde bieten sich eine bzw. zwei Riemenzungen mit Flechtband und Tierstil IIElementen als gröberes Vergleichsstück an.3209 Das modern untersuchte Grab 824 enthielt dagegen eine Wadenbindengarnitur aus Bronze mit Verzierung.3210 Aufgrund der Verzierungsweise und der eingezogenen Längsseiten handelt es sich 432
um eine späte Form, die in die Perlenstufe 10 (660/670–690/700) oder in den Übergang von Zeitschicht 3 auf 4 gehört. Perlrandnieten auf Mitfunden unterstreichen diesen zeitlich späten Ansatz kurz vor Aufgabe des Schleitheimer Reihengräberfeldes. Demgegenüber vertritt die Garnitur aus der Schleitheimer Dorfkirche eine ältere Stufe aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, wie an der Beschlägform der Knieschnallen 30.23–24 und an dem verkümmerten Tierstil II abzulesen ist. Die Vergleichsfunde mit Tierornamentik streuen über das alamannische Gebiet, wobei sich im südalamannischen Raum eine Konzentration abhebt.3211 Dabei gilt es, die zahlreichen Varianten der grossen tierornamentierten Riemenzungen zu bedenken. Es gibt entfernt Vergleichbares3212 und enger anzuschliessende Funde.3213 Für das mit versetzten Quadraten verzierte Quadratbeschläg 30.29–30 lässt sich eine Parallele aus Offenburg (D),3214 Hailfingen (D) Ostfriedhof Grab 1b3215 und Wurmlingen (D) Grab 253216 anführen. Die dazugehörige grosse Riemenzunge aus Wurmlingen3217 stellt wie das Schleitheimer Stück eine relativ grobe Arbeit dar. In ähnlicher Weise begegnet diese wiederum in Hailfingen,3218 während vom gleichem Ort eine sorgfältiger ausgearbeitete, grosse Riemenzunge stammt.3219 Vergleichbares zur grossen Riemenzunge findet man ausserdem in Südbaden3220 oder in Württemberg,3221 so dass sich regionale Beziehungen zum alamannischen, enger zum südalamannischen Kulturkreis ergeben. Auch das erwähnte Bülacher Kirchengrab enthält eine Sonderform des Strumpfbandbesatzes, die enge Parallelen aus dem mittleren Neckargebiet besitzt.3222 Da ein weiterer Mitfund in Bülach, die goldene Filigranscheibenfibel, ebenfalls enge Beziehungen zu diesem Raum unterhält, ist eine Herkunft für die Bülacher Dame aus diesem Gebiet denkbar.3223 Im Hinblick auf die Schleitheimer Dame ist diese Frage nicht einfach zu lösen;3224 darüber, dass sie dem alamannischen und insbesondere dem südalamannischen Kreis eng verbunden ist, besteht Gewissheit.3225
Das Gehänge Das Gürtelgehänge (Abb. 281) hing auf der linken Seite des Gürtels herab, der durch die sichtbar getragene bronzene Gürtelschnalle mit Beschläg 30.9 und dazugehöriger Riemenzunge 30.10 verschlossen wurde. Auch wenn manche Bestandteile, vermutlich durch Nagetiere, sekundär verlagert sind,3226 lassen sich folgende Gegenstände dem Gehänge zuordnen. Der nicht erhaltene Lederriemen des Gehänges war wohl durch zwei kleine Rechteckbeschläge 30.12–13 und einem weiteren Fragment aus Bronzeblech
30.11 besetzt. Dieses lässt sich zu einem kreuzförmigen Beschläg rekonstruieren, da sich an der Kante eine Bruchstelle befindet, die hinsichtlich der Masse und Lage dem unvollständigen Kreuzarm gegenüber entspricht. Kreuzförmige Beschläge aus Silber gehören in dem reich ausgestatteten Frauengrab 326 des Separatfriedhofes von Kirchheim/Ries zum Silbergehänge der Bulle.3227 R. Windler erkennt in den kreuzförmigen Beschlägen eine christlich-romanische Komponente,3228 sodass sich darin – neben der Lage in einer Kirche und dem Pressblechanhänger 30.1 – das christliche Bekenntnis manifestiert. Am und über dem linken Oberschenkel lagen mehrere, stark korrodierte Geräte aus Eisen, die eine Schere 30.17, ein Messer 30.18 und einen fragmentarischen Schlüssel 30.19–20 umfassen. Die Geräte wurden in nächster Nähe zueinander aufgefunden; es ist daher anzunehmen, dass sie in einem Behältnis am Gürtelgehänge getragen wurden.3229 Von diesem hat sich der Verschluss in Form eines bronzenen Schnällchens mit Beschläg und kleinem Rechteckbeschläg 30.21–22 erhalten. Der konische, unverzierte Spinnwirtel 30.15 aus Ton wurde in der linken Beckenschaufel angetroffen. Damit liegt er zwar in einer Zone, die man dem Gehänge zuordnen könnte. Mit Gewissheit ist dies jedoch nicht möglich. Es ist auch denkbar, dass er nicht am Gehänge getragen, sondern mit der nicht erhaltenen Holzspindel auf dem Becken niedergelegt wurde.3230 Die Zugehörigkeit zum Gehänge ist auch für die gegossene Bronzeriemenzunge 30.16, verziert mit kaum lesbarem Tierstil II, nicht einwandfrei gewährleistet. Ihre Lage am rechten Oberschenkel lässt sich schwierig mit dem linksseitigen Gehänge verbinden. Trotzdem ist eine Verbindung möglich, wenn man die verzogene Lage anderer Beigaben 30.11– 12 berücksichtigt. Wie die Beigabe von Waffen in Männergräbern die als männlich gedachten Tugenden, Waffenfähigkeit und Mut, symbolisieren soll, so nimmt das Gehänge, einer der häufigsten Beigaben in Frauengräbern,3231 auf kennzeichnende weibliche Eigenschaften Bezug. Dabei lassen sich grob zwei Bereiche unterscheiden, die einerseits die Rolle als Hausfrau oder Vorstand eines Haushaltes, andererseits die schillernde Bedeutung der Fruchtbarkeit und der Schutzbedürftigkeit der Frau betreffen. Das «magische» Gehänge umfasst Gegenstände, die Amulettcharakter besitzen können, wie Zierscheiben, Schlüsselpaare aus Silber, Bergkristallanhänger, Bärenzähne, Tigermuschel, grosse Glasperlen etc.3232 Das «profane» Gehänge zeigt – wie in Grab 30 – Geräte praktischen Charakters, z.B. Messer, Schere, Schlüssel oder auch Kamm 30.8, der in Schleitheim nach der Lage an der rechten Schulter getrennt vom
Gürtelgehänge beigegeben wurde. Auch in Elgg fehlen Amulette (Bärenzähne, bronzene Zierscheiben, Tigerschnecken).3233 Damit entbehrt das Gehänge aus Grab 30 einen Amulettcharakter, dessen Aufgabe darin bestünde, die Trägerin vorbeugend zu schützen und Unheil abzuwehren.3234 Diese Amulettarmut verbindet die Dame aus Schleitheim mit romanischem Amulettbrauchtum;3235 sie könnte auch im christlichen Bekenntnis begründet sein, das sich im Kirchenbegräbnis manifestiert.3236 Tatsächlich finden sich in weiblichen alamannischen Kirchengräbern im Vergleich zu den Reihengräberfeldern eher wenige Hinweise auf ein reiches Amulettgehänge.3237 Schere 30.17, Messer 30.18 und Schlüssel 30.19– 20 bilden den Kern des Gehänges aus Grab 30. Das Messer als Allzweckgerät ist häufiger Bestandteil des Gehänges.3238 Die Schere als alltägliches Arbeits- und Gebrauchsgerät kann zur Tuchverarbeitung verwendet werden.3239 Auf einer Bildquelle des 12. Jahrhunderts wird die Schere, die abweichend zu unserem Exemplar einen abgesetzten, kreisförmigen Bügel besitzt, zum Haarschnitt gebraucht.3240 Im Unterschied zu dem silbernen Schlüsselpaar ohne Gebrauchsspuren (!) aus Fridingen an der Donau (D) Grab 1503241 besitzt unser einfaches Exemplar aus Eisen einen ausgesprochenen Gebrauchscharakter. Soweit der Erhaltungszustand eine Bestimmung zulässt, scheint es sich um einen Schlüssel mit einfachem Schliesshaken zu handeln.3242 Überwiegend stammen Schlüssel aus Frauengräbern; Belege in männlichen Bestattungen lassen sich selten fassen.3243 In der archäologischen Forschung wird die Schlüsselbeigabe bisweilen symbolisch gedeutet:3244 Sie steht als Zeichen für die Schlüsselgewalt und für den Verantwortungsbereich der Hausfrau, sie kann auch ein Symbol für Ehe und Fruchtbarkeit sein. Für den häuslichen Bereich wird auch der Spinnwirtel3245 aus Ton 30.15 in Anspruch genommen. Der Wirtel als Beigabe symbolisiert den Umgang mit der Textilherstellung und stellt die weibliche Verbindung zu Textilien her. Projiziert man dies auf die typisch weibliche Ausstattung, so erschliesst sich neben Schmuck und Tracht ein neuer Bereich, der in wohl gleichwertigem Verhältnis zur Waffenbeigabe stehen könnte.3246 Die unscheinbare Beigabe eines Wirtels wird häufig zu gering geschätzt. Sicherlich lässt sich dieser nicht aufgrund seines Materialwertes als Leitform bestimmen. Für die geschlechtsspezifische Einordnung besitzt er jedoch grosse Aussagekraft. Wie bereits erwähnt, lässt sich aus der Lage des tönernen Wirtels im Grab nicht sicher erschliessen, ob er ein Teil des Gehänges bildet oder ob er mitsamt der (nicht erhaltenen) Holzspindel beigelegt wurde. Unserer Ansicht nach kommt eher die zweite Möglichkeit in Frage. In Kaiseraugst 433
sind Beispiele bekannt, wo der Wirtel in der linken Beckenseite liegt: Offensichtlich waren die Wirtel (mit der Holzspindel?) beigelegt.3247 Nur in Ausnahmefällen sind Spindeln aus Holz, Bein oder Elfenbein belegt.3248 Daneben besteht auch die Möglichkeit, dass der Spinnwirtel mit Spindel am Gehänge befestigt war.3249 Der Spinnwirtel sass als Schwunggewicht auf der Handspindel, einem sehr alten Gerät zur Herstellung von feinem fortlaufendem Faden für unterschiedliche textile Techniken (z.B. Stickereien, Borten) und Fäden verschiedener Art.3250 Bildquellen aus Ägypten und dem klassischen Griechenland zeigen das hohe Alter dieser Technik an;3251 auf der Achilleusplatte aus dem spätantiken Schatz von Kaiseraugst drehen Daidameia und ihre Schwestern die Spindel mit dem Schwunggewicht.3252 Im Frühmittelalter gingen auch hochgestellte Damen dieser Beschäftigung nach:3253 Neben der Gräberarchäologie ist eine Spinnszene im Stuttgarter Bilderpsalter überliefert.3254 Darin ist Maria in der Verkündigungsszene dargestellt, von links naht Gabriel als Bote. Maria sitzt mit ausgebreiteten Händen auf dem Thron, ihr Umhang ist auf der Brustmitte mit einer Scheibenfibel verschlossen; auf ihrem Schoss ruht die Spindel mit dem Purpurfaden, der zum Knäuel in ein Gefäss am Boden läuft. Das Gewicht der Wirtel bestimmt nach U. Koch3255 die Stärke des Fadens. Anlässlich der Untersuchung des Gräberfeldes von Klepsau (D) liess sich eine durchschnittliche Höhe von 1.8 cm und eine durchschnittliche Weite von 3.2 cm feststellen. Dies erlaubt die Herstellung von dünnen Fäden, für Wollgewebe geeignet. Nach den Massen unseres Wirtels zu schliessen, ist die Herstellung von besonders feinem Faden denkbar. Die Ausführungen haben für die Einordnung der Dame aus Schleitheim ergeben, dass sie anhand der Bestandteile ihres Gürtelgehänges dem häuslichen Bereich verbunden ist. Dies muss – aus heutiger Sicht – ihren hohen Sozialstatus, hinreichend durch die Grablage in einer Kirche, durch den Goldschmuck und den goldenen Fingerring dokumentiert,3256 nicht mindern, da sich einschlägige «Haushaltsgeräte» auch in überdurchschnittlich gut ausgestatteten Frauengräbern finden. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass in alten Mythen die weibliche Tätigkeit des Spinnens zweifach gesehen wird.3257 Zum einen kann die Spindel als Sinnbild für höchste weibliche Tugend stehen; dies belegen Schriftquellen aus der Antike.3258 Zum anderen symbolisiert die Spindel das Weben des Lebensfadens und die damit verbundene Schicksalhaftigkeit.3259 Aus dem griechischen Bereich sind hierfür die Moiren bekannt, aus dem nordgermanischen Kreis die Parzen.3260
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Der Kamm Oberhalb der rechten Schulter wurden Reste eines Dreilagenkammes 30.8 aus Bein aufgefunden. Die Lage spricht zunächst dafür, dass der Kamm einzeln und nicht am Gehänge3261 beigelegt wurde. In Elgg finden sich Beispiele für die Lage im Oberkörperbereich.3262 Da sich der sekundär verlagerte Fingerring 30.7 in der Nähe des Kammes befindet, kann eine Verlagerung des Kammes nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Für diese Annahme wäre das Gehänge über die gesamte Bestattung verzogen worden, was indirekt durch das Vorkommen einiger Beschläge des Gürtelgehänges 30.11.12 im Rippenbereich bestätigt wird. Nahe der bronzenen Gürtelschnalle 30.9 traf man zwei Eisenstifte 30.8 an, die möglicherweise zum Kamm oder dessen Zubehör gehört haben. Der Kamm 30.8 ist nur sehr fragmentarisch auf uns gekommen. Die vermutlich beidseitige Zähnung fehlt fast vollständig. Die mittlere unverzierte und unvollständige Griffleiste weist noch acht Eisenniet auf.
Der Holzstock An der rechten Seite der Dame aus Grab 30, parallel zur nördlichen Grabmauer, fanden sich die Reste eines hölzernen Stockes mit Metallbesätzen 30.36–38. Dem Abstand im Grab zwischen dem oberen Bronzering 30.36 und dem eisernen Rest der Stockspitze 30.38 nach zu urteilen, hat der Stock, aus Stammholz der Esche hergestellt, eine Länge von etwa 1.4 m. Da Holz wie alle anderen organischen Materialien unter normalen Überlieferungsbedingungen vergeht,3263 weisen nur mehr die Metallbesätze, bei denen Reste des Holzstabes ankorrodiert sind, auf das Vorhandensein des Stockes hin. Im Einzelnen handelt es sich um zwei Bronzeblechringe, von denen der obere 30.36 auf Schulterhöhe, der zweite 30.37 auf Höhe der Oberschenkel liegt. Infolge der zu geringen Holzreste lässt sich nicht entscheiden, ob der Stab – wie in Stein am Rhein-Burg Grab 13264 – an seinem oberen Ende mit dem Bronzering gerade abgeschnitten war oder ob dieser mit unbekannter Form darüber hinaus weitergeführt wird. Ersteres ist wahrscheinlicher. Diese Annahme unterstützen auch folgende Überlegungen: Der Holzstab ist zur Rechten auf «benutzerfreundliche» Art niedergelegt. Er ist so deponiert, dass der untere Abschluss mit eisernem Stabdorn 30.38, bestehend aus Band und Nagelspitze zum Schutz und zur Verstärkung des Stockendes, die Füsse und das obere Ende 30.36 die Schultern erreicht. Die rechte Hand kann demnach den Stock zwischen den Bronzebesätzen 30.36–37 umgreifen.
Stöcke bzw. Stäbe sind in der frühmittelalterlichen Gräberarchäologie wegen der Vergänglichkeit ihres Materials nicht eben leicht «auffindbar». Sie entstammen höchst unterschiedlichen Funktionsbereichen: Aus Herrschaftsrepräsentation, aus kultisch-religiöser Sphäre oder auch aus der Alltagsbewältigung als Gehhilfe. Die Diskussion um den Lanzenschuh oder Stabdorn bietet hierfür mehrere Beispiele.3265 F. Stein erkannte in den «Lanzenschuhen» bzw. Stabdornen die Metallspitzen für Fahnenstangen von Bannerträgern,3266 was zu sozialen Differenzierungen Anlass gegeben hat. Eine Bildquelle um 1300 aus dem Bodenseeraum zeigt jedoch reitende Lanzen- und Bannerträger mit Holzschäften ohne Lanzenschuh.3267 Die Interpretation F. Steins wurde nicht ohne Widerspruch hingenommen,3268 da sich bald die Erkenntnis verfestigte, dass sich der «Lanzenschuh» auch in Gräbern ohne Lanze findet und durch den neutralen Ausdruck Stabdorn, der nur die Verstärkung des Stabendes, nicht aber die Funktion des Stabes kennzeichnet, ersetzt werden soll.3269 Wiederholt wurde der Stabdorn als Rest eines Würdestabes angesprochen.3270 Der Stabdorn in der Bedeutung als echter Lanzenschuh ist z.B. auf der Adelsnekropole von Niederstotzingen (D) Grab 6 überliefert.3271 Aufgrund der Grablage ist der Bezug zur Lanzenspitze in diesem überdurchschnittlich reich mit Vollbewaffnung, vielteiliger Gürtelgarnitur, Sporn und Pferdegeschirrteilen ausgestatteten Männergrab eindeutig.3272 Daneben finden sich jedoch auch Belege für Holzstäbe mit oder ohne Stabdorn in Männergräbern, die keine Lanze enthalten.3273 Mag das Beispiel aus Weingarten einen profanen Hintergrund besitzen, verweist der Befund aus Oberflacht, wo ein «weissrindiger Haselnussstab» über dem Skelett lag und zu beiden Seiten des Schädels sich ein Adlerkopf aus Holz befindet, auf kultische Zusammenhänge.3274 Aus Baden ist ein Männergrab mit Gürtel des Typs Bülach und mit einem Sax sowie mit einem Stabdorn eines hölzernen Stockes bekannt.3275 In der Funktion als Schutz einer hölzernen Stabspitze kommt der Stabdorn in Klerikergräbern vor: Der Kleriker aus der St. Verenakirche in Zurzach wurde – neben einem Messer und einer Gürtelschnalle aus Bein – mit einem Eschenstab bestattet. Ähnlich wie in der Schleitheimer Dorfkirche befand sich der eiserne Stabdorn am Fussende, während die bronzene Zwinge aus dem Kopfbereich stammt.3276 Das obere Ende des Stabes ist nicht erhalten; doch weisen der Bischofstab des Hl. Caesarius (gest. 542) von Arles und der sog. Abtstab aus Moutier-Grandval sowie die Befunde im Klerikergrab 1 von Augsburg (D) St. Ulrich und Afra auf das Aussehen von christlichen Krummstäben hin.3277 Der Stuttgarter Bilderspalter enthält eine figürliche Szene, in der ein
Krummstab (Bischofsstab?) dargestellt ist.3278 Im kirchlichen Bereich hat der Krummstab als mögliches Zeichen von Abt oder Bischof, aber auch als Wanderstab der Mönche seinen Platz.3279 Eine Bildquelle des hohen Mittelalters zeigt Heinrich II beim Einzug in eine Kirche. Die beiden, dabei anwesenden Geistlichen sind mit Krummstäben ausgestattet, die in zweierlei Hinsicht für das Schleitheimer Exemplar von Bedeutung sind.3280 Die Krummstäbe sind an ihrem unteren Ende mit einem Stabdorn versehen. Das obere Ende mit der Krumme reicht bis Schulterhöhe, wo auch der Holzstab aus Schleitheim endet. Die genannten Beispiele lassen sich nur anhand der Beigabe eines hölzernen Stabes mit Metallspitze für die Dame aus Schleitheim heranziehen. Für sie wird der Stab wohl eine praktische Bedeutung besessen haben. Mit etwa 60 Jahren erreichte sie ein für das Frühmittelalter relativ hohes Alter; die Gelenke ihres Skelettes weisen v.a. im Lendenbereich ausgeprägte arthrotische Veränderungen auf.3281 Demnach wurde der Holzstab als Stütze und Gehhilfe verwendet, was auch bildlichen Ausdruck fand.3282 Ein guter Vergleichsfund ist aus dem reichen Frauengrab von Soest bekannt.3283 Übereinstimmungen in beiden Grabausstattungen ergeben sich aus der Beigabe von sichtbar getragener Gürtelschnalle, scheibenförmigen Goldanhängern, Amethysten und Schlüssel. Der obere Stockabschluss aus Soest weist ferner eine Ringöse auf. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang das bereits erwähnte Weingartener Grab 275, in dem ein spätadulter Mann bestattet ist. Aufgrund des fortgeschrittenen Alters ist es hier naheliegend, den Stabdorn nicht als «Lanzenschuh», sondern als Metallspitze eines Stockes anzusprechen. Wiederum findet sich im Stuttgarter Bilderpsalter eine Darstellung (Abb. 257): Auf einer Szene ist König David dargestellt, wie er die Huldigung des Volkes entgegennimmt.3284 Neben den Insignien und Waffen (Krone, Lanze, Schild, Spatha) hält sein Gefolge die Tasche mit Taschenbügel und den Hirtenstab bereit, der an seinem unteren Ende mit einer Metallspitze bzw. einem Stabdorn verstärkt ist. Ein Stab oder Stock aus Holz nimmt – im Unterschied zu Trachtzubehör – den Rang einer echten Beigabe ein. Dies muss nicht christlichen Vorstellungen des frühen Mittelalters widersprechen, wie die Lage in der Schleitheimer Dorfkirche anzeigt. Auch für das Verständnis im Hohen Mittelalter ist der Stock als Gehhilfe vereinbar. Deutlich wird dies auf einer Bildquelle vom ausgehenden 11. Jahrhundert: Dargestellt ist die Auferweckung zum Jüngsten Gericht, einer der Auferweckten hält einen Holzstab in der Hand.3285 Auf anderen Bildquellen ist jedoch auch zu erkennen, dass Flügellanzenspitzen, Krummstäbe von Kle435
rikern und schliesslich Holzstäbe von Laien3286 mit Stabdornen versehen sind. Die Waffe als Statussymbol, der Krummstab als geistliches Abzeichen und der Holzstab als Wanderstock und Gehhilfe können also mit einer Metallspitze an ihrem unteren Ende verstärkt sein. Aus den Ausführungen ergibt sich also, dass der hölzerne Stab als Gehhilfe für die Schleitheimer Dame diente.
Die Gefässbeigabe Zwischen den Unterschenkeln fanden sich geringe Restbestände eines fast vollständig vergangenen Gefässes aus (Ahorn-?)Holz.3287 Die Fundsituation lässt ein becherartiges, mit feinem Silberblech beschlagenes Gefäss erschliessen. Dieses wurde bereits anhand des Holzbechers aus dem reichen Soester Frauengrab von den Ausgräbern rekonstruiert.3288 Reste des mit Silberblech beidseitig ummantelten Mündungsrandes 30.33 ergeben einen ungefähren Durchmesser von 7 cm. Dieses Randblech war mit kleinen Befestigungsattaschen 30.34 aus Silberpressblech auf dem Gefässkörper angebracht. Von diesen haben sich nur geringe Reste mit anthropomorphen, maskenähnlichen Gesichtsdarstellungen erhalten. Eine maskenähnliche Darstellung mit einem bärtigen Kopf ziert einen Beschlägrest 30.35 aus Pressblech, der in der Mitte des Randbleches gefunden wurde. Diese Fundsituation legt die Deutung als Applike eines hölzernen Deckels nahe.3289 Aufgrund der Überlieferungsbedingungen treten Holzgefässe mit Metallblechbeschlägen selten auf. Nachweise in Kirchengräbern sind – in anderer Form – in Stein am Rhein-Burg Grab 1 und Schöftland Grab 23 belegt; weitere Beispiele stammen aus Kreisgrabenbestattungen und separierten Gräbern.3290 Die vermutlich u-förmigen Attaschen sind auf anderen Bestattungsplätzen nachgewiesen;3291 übereinstimmend zu Schleitheim ist ihre Dreizahl üblich. Die Maskendarstellung auf den Befestigungsattaschen 30.34 und dem Beschläg 30.35 ist nur sehr fragmentarisch erhalten und daher schwer vergleichbar. Masken begegnen auf vielen Fundgruppen und zieren vor allem Goldblattkreuze, Gürtel und Fibeln; es handelt sich hierbei um einen «in der germanischen Kunst beliebten und weitverbreiteten Bildtopos»,3292 der neben der Zierfunktion in die kultisch-religiöse Sphäre weist. Maskendarstellungen sind beispielsweise auch auf dem Bronzekamm von Schöftland Grab 17 (Kirchengrab!), auf dem Goldblattkreuz von Giengen a. d. Brenz (D) Grab 26 oder auf der silbernen Riemenzunge mit eingelegtem Goldblech von Ditzingen (D) abgebildet. Der Sinngehalt wird kontrovers diskutiert und lässt sich nicht auf christlich (Christus) oder heidnisch (Wotan, 436
Odin) festlegen; daneben konnte für einige Goldblattkreuze nachgewiesen werden, dass die männlichen Gesichtdarstellungen mit Bart auf ein Münzbildnis des Kaisers Phocas (602–610) zurückgehen.3293 Allgemein treten diese Darstellungen apotropäischer Bedeutung gehäuft an der Wende des 6. zum 7. Jahrhundert auf und stehen möglicherweise mit der Christianisierung im Zusammenhang. Diese Zeit ist durch einen Synkretismus geprägt, in dem sich Vorstellungen des alten heidnischen Glaubens mit der neuen christlichen Religion vermischen.3294 Daher ist es denkbar, dass alte Heilsbilder unter christlichen Vorzeichen eine neue Bedeutung erhielten.
Die chronologischen Ergebnisse Wie die antiquarische Analyse ergab, waren die Untersuchungen der Grabbeigaben auf die spätmerowingische Zeit beschränkt. Alle beigabenführenden Gräber sind der Zeitschicht 3 zuzuordnen. Grab 30 (Abb. 281–283), das Frauengrab, datiert in den frühen Abschnitt der Zeitschicht 3 (3a/b), während die männlichen Bestattungen, Grab 21 und 23, sich dem spätesten Abschnitt der gleichen Zeitschicht (Schicht 3c) zuordnen lassen. Grab 30 gehört in die fortgeschrittene erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Grab 21 und 23 sind mit dem dritten Viertel des 7. Jahrhunderts zu verbinden. Da beide Männergräber bereits auf ihre relative und absolute Zeitstellung hin eingeordnet wurden, soll das Frauengrab hier näher behandelt werden. Aus dem Gesamtinventar geben vor allem der Pressblechanhänger 30.1, der Leibgurt 30.9–10 und die Wadenbindengarnitur 30.22–32 Anhaltspunkte für die oben genannte Datierung. An anderer Stelle wurde bereits eine kombinationsstatistische Einordnung der separierten Frauengräber vorgenommen,3295 in der auch Schleitheim Grab 30 berücksichtigt wurde. Dabei zeigt sich, dass das Schleitheimer Grab nicht am Beginn der kirchlichen Bestattungssitte während Zeitschicht 2 steht.3296 In diese Zeitschicht gehören Dunningen (D) Grab 17 und Zofingen Grab 86. Deren Leitformen umfassen engzellig cloissonierte Scheibenfibel und Körbchenohrringe. Der sichtbar getragene Leibgurt aus Zofingen leitet bereits über zu Schleitheim Grab 30, wobei die trianguläre Form des Beschlägs schmäler wird. Schleitheim ist durch die Verwendung von Tierstil-II-Elementen auf der Wadenbindengarnitur jedoch eine Zeitschicht jünger und somit der Zeitschicht 3 zuzuweisen. Das Aufkommen des zweiten Tierstils schafft eine Verbindung zur Chronologie der Männergräber; das Kriterium erster Ordnung beruht hier auf der Entwicklung des Leibgurtes, der in Zeitschicht 3 durch viel-
teilige Garnituren, überwiegend mit Tierstil II tauschiert, bestimmt ist.3297 Die Zeitstellung lässt sich auf Zeitschicht 3a/b präzisieren, weil die Strumpfbesätze eine Verbindung zu Dunningen (D) Grab 16 und Bülach ermöglichen. Aus diesen Frauengräbern stammen Körbchenohrringe (Bülach) und je eine goldene Filigranscheibenfibel. Die Fibel aus Bülach ist im Vergleich zu Dunningen (D) Grab 16 durch ein typologisch fortschrittlicheres Stadium gekennzeichnet, sind hier doch Elemente des zweiten Tierstils in den aufgelegten verschlungenen Filigrandrähten dargestellt. Ähnliches begegnet auf der Filigranscheibenfibel von Kirchheim/Ries (D) Grab 326,3298 das ferner aufgrund der Begleitfunde (Armring mit Tierkopfenden, Hakenohrring, Tummler, orangefarbene Glasperlen, überlange Riemenzunge des Strumpfbesatzes) bereits in den Spätabschnitt der Zeitschicht 3 fällt. Zeitschicht 4 ist schliesslich durch die figürlich oder geometrisch verzierte Pressblechscheibenfibel, Bommel- oder Hakenohrring, einfache Gürtelschnalle mit Laschenbeschläg und Riemenzunge mit spitzem Ende sowie mit seitlicher Facettierung gekennzeichnet. Als Schlüsselinventare sind Schwyz, Stein am Rhein-Burg Grab 3 und 4, schliesslich Lahr-Burgheim (D) Grab 10 zu nennen. Die vorgeschlagene Datierung wird von anderer Seite gestützt. Y. Reich unterzog alle Perlen aus Schleitheimer Frauengräbern einer eingehenden, computergestützten Analyse und nahm dabei die Perlenkette aus Schleitheim-Kirche Grab 30 auf. Die Autorin erarbeitete zehn Perlenstufen, wobei das Kirchengrab der Perlenstufe 8 – in absoluten Zahlen 600/10–630/40 – zugeordnet wurde.3299 Analog lassen sich die Männer aus Grab 21 und 23 der Perlenstufe 10 zuweisen. Alle beigabenführenden Bestattungen gehören der Zeitstufe IV an.
Bemerkungen zur Belegungsweise und Beigabensitte Da Grab 30 im bereits bestehenden Bau der Kirche I angelegt wurde, ergibt sich daraus der spätest mögliche Bautermin. Kirche I könnte also um 600 oder im beginnenden 7. Jahrhundert errichtet worden sein. Von diesem als ungefähr beschriebenen Zeitpunkt an wird die Dorfkirche als exklusiver, vom Reihengräberfeld SchleitheimHebsack räumlich getrennter Bestattungsplatz bis ins 8. Jahrhundert benutzt. Jedoch lassen sich Grabbeigaben nur im 7. Jahrhundert und hier auch nur punktuell für die Innenbestattungen (Mauergräber) nachweisen. Das ist sicher, da die beigabenlosen Bestattungen im Aussenbezirk keinerlei Hinweise auf Beraubung liefern (Abb. 278). Nach dem Grabungsstand zu urteilen, wird nur im
Inneren der Kirche die Ausstattung mit Beigaben verwirklicht: Das Vorrecht, innerhalb der Kirche zu bestatten, ist also während der beiden ältesten Bauphasen für die drei beigabenführenden Gräber reserviert. Im Inneren der Dorfkirche wird – im Gegensatz zum Ortsgräberfeld Schleitheim-Hebsack – nicht kontinuierlich bestattet.3300 Dem organischen Wachstum analog dem der Ortsfriedhöfe sind Grenzen durch den baulichen Rahmen gesetzt. Die Analyse der kirchlichen frühmittelalterlichen Bestattungsplätze hat ergeben, dass gerade darin ein Merkmal der Sonderfriedhöfe begründet ist.3301 Diese punktuelle sporadische Belegungsweise kann über mehrere Generationen anhalten, wie z.B. in Stein am Rhein oder Herrsching (D); sie kann aber mit einer kleineren Gräberanzahl auch an eine Zeit von zwei Generationen gebunden sein, die sich unterteilen lässt (Pfaffenhofen, Zofingen, Schleitheim). Ob die Lücken der intervallmässigen Belegung des Kirchenschiffes durch die stratigraphisch zeitgleichen, beigabenlosen Gräber im direkt angrenzenden Aussenareal ausgeglichen werden, lässt sich in Anbetracht der Beigabenlosigkeit nicht entscheiden. Aufgrund der Existenz von vier Gräbern im Aussenareal ist diese Möglichkeit zumindest denkbar.3302 Die Gräber der Kirche I gehören der voll entwickelten Reihengräberzeit des 7. Jahrhunderts an; Schleitheim-Hebsack wird zu diesem Zeitpunkt (Zeitstufe IV) stetig belegt, im Südteil werden sogar neue Friedhofbereiche erschlossen. Auch wenn sich bereits in diesem Zeitraum ein Rückgang der Beigabenmenge und ein Übergang zur reduzierten Beigabensitte abzeichnen kann,3303 ist nicht ohne weiteres einleuchtend, warum die Aussenbestattungen der Kirche I nicht mit Beigaben ausgestattet waren. Zeitliche Gründe kommen hierfür weniger in Frage. Verfährt man nach Christlein, ergibt sich eine lagespezifische Aufteilung der Grabqualitätsgruppen:3304 Cund B-Gräber liegen innerhalb und A-Gräber ausserhalb der Kirche. Beigabenqualität und prominente Grablage, die wiederum im ursächlichen Verhältnis zum Grabaufwand und zur Grabform steht, entsprechen einander. In Form der Kirchenmauer wurden also während der Benutzungsdauer von Kirche I Grenzen gezogen, die nicht für jedermann zu überwinden waren. Die Dorfkirche von Schleitheim ist per se ein separierter Sonderfriedhof, der sich vom Friedhof der örtlichen Gemeinschaft durch seinen räumlichen Abstand, aber auch durch seine Architektur abgrenzt. Doch auch innerhalb dieses hervorgehobenen Bestattungsplatzes lassen sich – mit Vorsicht – Tendenzen zu einer Differenzierung, eine Art «Separatfriedhof im Separatfriedhof», herausstellen. Wie erwähnt, bestehen zwischen Innen- und Aussenbestattungen gewisse 437
Unterschiede: Beigabenausstattung, aufwendige Grabformen und Mehrfachgräber sind nur im Inneren der Kirche nachgewiesen. Insbesondere diese Bestattungssitte weist darauf hin, dass das Vorrecht auf eine Innenbestattung durch die Zugehörigkeit zur familia begründet sein kann, da die Nähe zu den Vorfahren offensichtlich gesucht war. Wenn diese Annahme stimmt, so würde die Familienabstammung die Wahl des Bestattungsplatzes entscheidend beeinflussen. Dadurch wäre auch eine Erklärung für die einfachere Ausprägung der Bestattungssitten im Aussenbereich gefunden.3305 Durch die Lage bei der Kirche existiert aber ein Band zu dem Personenkreis, der durch die Innenbestattungen vertreten ist. Vergleichbare Erscheinungen zeigen sich auf anderen Separatfriedhöfen. Bei der frühmittelalterlichen Kirche von Herrsching (D) am Ammersee, einem Holzbau, der durch einen Steinbau gleichen Ausmasses ersetzt wurde,3306 befindet sich eine vollständig erfasste «Adelsnekropole». Hier wurde von etwa 620/30 bis um 700 bestattet. Der Lagebefund und das Niveau der Grabausstattung zeigt eine deutliche Trennung. Während Grab 1, 10 und 9, das zu den reichsten Bestattungen seiner Zeit zählt und mit Vorbehalt die gesellschaftliche Ebene unterhalb der baierischen Herzöge spiegelt, sich durch Lage und Beigaben, insbesondere durch Waffenausstattungen und Sondergaben wie Leibgurt aus Edelmetall und Goldfäden, hervorheben,3307 setzt sich nordwestlich davon eine Gruppe ärmlicher oder beigabenloser Gräber ab.3308 Ein ähnlich niedriges Ausstattungsniveau und Beigabenlosigkeit wiederholen sich bei Grab 6, 7, 8, 11, 12 und 14, die aussen an der Kirchenmauer und östlich anschliessend davon liegen.3309 Die genannten Gräber verweisen in ein anderes Niveau als das der führenden Personen aus Grab 1, 9 und 10. Der Ausgräber und Verfasser E. Keller verbindet sie mit denjenigen, die «zu Lebzeiten den in der Nähe der Nekropole vorauszusetzenden Herrengutshof bewirtschafteten».3310 Ein Holzpfostengebäude, das diesem Hof zugerechnet wird, konnte auf dem Grabungsareal erfasst werden.3311 Wie in Schleitheim weisen die hervorgehobenen Gräber (Herrsching Grab 1 und 10) Mehrfachbestattungen auf. Ein verwandtes Beispiel ist seit längerer Zeit aus Beringen SH bekannt.3312 Es handelt sich dabei um einen Separatfriedhof auf freiem Felde, der im Gegensatz zum Schleitheimer Befund den baulichen Rahmen einer Kirche entbehrt. Der Lagebefund spricht eine deutliche Sprache: Eine kleinere Südgruppe und eine grössere Nordgruppe von Gräbern sind durch eine Zone ohne Gräber voneinander getrennt. Dieses Bild kennt man von den grossen Reihengräberfeldern mit einem am Rande gelegenen Separatfriedhof, z.B. Kirchheim/Ries und in ähnlicher Form Kirchheim438
Hausen bei München.3313 Bei Beringen handelt es sich dagegen um einen bereits separierten Bestattungsplatz abseits eines Reihengräberfeldes, der in sich differenziert werden kann. Kartiert man reiche, ärmliche oder beigabenlose Inventare,3314 zeigt sich Bekanntes: Arm und reich bestatten, abgesehen von drei Gräbern in der Südgruppe, nicht in gemeinsamer Nähe, sondern verteilen sich überwiegend auf eine überdurchschnittlich versorgte Süd- und eine ärmliche Nordgruppe. In Übereinstimmung zu Herrsching und Schleitheim konzentriert sich das überdurchschnittliche Ausstattungsniveau mit reichen Beigaben und Sondergaben (Silberblattkreuz, Bronzebecken, Glastummler, Fibeln aus Edelmetall, tauschierte Bestandteile des Leib- und Wehrgurtes) auf die zahlenmässig kleinere, hier im Südteil gelegene Gräbergruppe.3315 Entsprechende Beigaben fehlen in der Nordgruppe: hier wird mit einfachem Leibgurt, Hakenohrringen, einfachem Fingerring, Messer, Perlen, Pfeilspitze und mit einer Lanzenspitze (Grab 23) bestattet. Auch wenn sich der Separatfriedhof von Beringen nicht in oder bei einer Kirche befindet, kann das christliche Bekenntnis zumindest für die Oberschicht, die in der Südgruppe bestattet, vorausgesetzt werden. Der Beleg, ein Silberblattkreuz,3316 stammt aus Grab 2, das in die frühe Zeitschicht 3 gehört. Das benachbarte Frauengrab (Grab 1) ist dagegen mit der Stellung in Zeitschicht 2 älter. Damit fällt Beringen in einen Zeitraum, der grösstenteils älter als die Sonderfriedhöfe von Schleitheim und Herrsching ist, wobei sich das Belegungsende in Beringen mit dem Belegungsbeginn der kirchlichen Plätze kurzfristig überschneidet. Neben der separierten Grablage und dem zumindest teilweise angenommenen christlichen Glauben sind alle drei Fundplätze durch die interne Teilung in zwei Gräberbezirke gekennzeichnet. Im Vergleich besitzt Schleitheim jedoch infolge der Störung von 1899 nicht die gewünschte Klarheit. Für den sozialen Hintergrund dieser fundplatzinternen Trennung möchte man als Schlussfolgerung annehmen, dass auf dem gleichen separierten Bestattungsplatz Angehörige von zwei unterschiedlichen sozialen Milieus vertreten sind, die in der dort bestatteten Gemeinschaft zu Lebzeiten dennoch miteinander verbunden waren, in diesem Sinne, dass sie die örtliche Führungsschicht und eine sozial nachgeordnete Personengruppe (Abhängige?) repräsentieren. Eine ähnliche Interpretation liegt auch für die Lagesituation des Reihengräberfeldes von Güttingen (D) am westlichen Bodensee nahe.3317 Die Belegung geht von der weiblichen Gründerbestattung (Grab 38) aus, das der Qualitätsgruppe C angehört. Durch den Lagebezug heben sich 17 Gräber3318 ab, die einerseits näher zu Grab 38 liegen,
andererseits einen Abstand zum übrigen Reihengräberfeld erkennen lassen. Zu Recht deutet H. W. Böhme diese als familia der Dame aus Grab 38, sodass auch hier eine lagegebundene Aufteilung des Friedhofes mit sozialer Bedeutung zum Ausdruck kommt.
Verhältnis zum Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack Das Reihengräberfeld Die Belegung des Ortsgräberfeldes setzt mit spätkaiserzeitlichen Kammergräbern ein (Grab 363, 500) und wird, als einer der wenigen rechtsrheinischen Friedhöfe, kontinuierlich bis zum Ausgang der Merowingerzeit im letzten Viertel des 7. Jahrhunderts belegt.3319 Bis zum Ende des 6. Jahrhunderts ist in Schleitheim-Hebsack die Belegungsweise zunächst nach Gruppen und später durch Grabreihen gekennzeichnet.3320 Nach 600 findet eine Neuorganisation der Belegungsweise statt, die sich im Erschliessen neuer Gräberfeldteile am östlichen und westlichen Rand manifestiert: Ab diesem Zeitpunkt verläuft die Belegung annähernd linear.3321 Auf dem Gräberfeldplan (Kart. 26) zeichnen sich zwei Separatgruppen ab, die sich durch ihre Lage räumlich absondern. Die eine Separatgruppe nördlich des Friedhofes enthält überwiegend überdurchschnittlich reich ausgestattete Frauengräber des 5. Jahrhunderts. Die abseits gelegene Gruppe am östlichen Gräberfeldrand datiert dagegen in das späte 7. Jahrhundert und besteht wiederum fast ausschliesslich aus weiblichen Bestattungen.3322 Die Geschlechterverteilung auf dem Gräberfeld zeigt dagegen keine besonderen Schwerpunkte.3323
Fragestellung und Problematik Selten liegt der glückliche Fall vor, dass neben einem seit der späten Kaiserzeit belegten Reihengräberfeld am gleichen Ort die spätmerowingische Kirche mit zeitgenössischen Gräbern bekannt ist.3324 So glaubt man in der Lage zu sein, bestimmte Fragestellungen an den archäologischen Befund herantragen zu können: Lassen sich Beziehungen zwischen Sonder- und Hauptfriedhof herausstellen, etwa dass Vorstufen der Separierung sich auf dem angestammten Ortsfriedhof abzeichnen? Existieren räumliche Schwerpunkte hervorgehobener Bestattungen, die eine Art Separierung innerhalb des homogenen Reihengräberfeldes erkennen lassen? Oder gibt es eine gegenseitige Wechselwirkung der Beigabenausstattung oder des Grabreichtums, wobei der Reichtum der im 7. Jahrhundert neu aufkommenden,
separierten Gräber mit der Ärmlichkeit der Reihengräber einhergeht?3325 Seit den wichtigen Forschungen von Christlein3326 ist damit die Frage nach dem Auszug der Oberschicht aus dem Ortsfriedhof, vertreten durch die C-Gräber,3327 und nach der Separierung der Oberschicht verknüpft, die in den spätmerowingischen Nobilifizierungsprozess mündet. Wenn Reihengräberfeld und Separatfriedhof, der durch die drei Bestattungstypen Kirchengrab (z.B. Schleitheim, Stein am Rhein-Burg), Grabhügelbestattung (z.B. Fridingen, D)3328 oder separierter Bestattungsplatz auf freiem Felde (z.B. Beringen, Kirchheim/Ries, D)3329 repräsentiert wird, am gleichen (heutigen) Ort überliefert sind, muss dies nicht zugleich bedeuten, dass die räumlich voneinander Bestatteten aus derselben Siedlung stammen.3330 Aufgrund der räumlichen Nähe kann man jedoch davon ausgehen, dass sie aus dem gleichen Siedlungseinzugsbereich kommen. Da die Gemeinschaft der Lebenden auch nach dem biologischen Tod weitergeführt wird, liegt es nahe, für den Separatfriedhof am Rande eines Reihengräberfeldes die gleiche Siedlung anzunehmen. Ausser für Kirchheim/Ries (D) und Fridingen (D) scheint dies auch auf das bajuwarische Reihengräberfeld mit Kirche bei Staubing3331 in der Nähe von Kelheim an der Donau zuzutreffen. Staubing ist – neben seltenen Beispielen,3332 die jedoch eher auf eine Kapelle oder Totenmemoria hinweisen – der einzige Standort einer frühmittelalterlichen (Holz-)Kirche an einem heidnischen Reihengräberfriedhof. Grabhügel scheinen dagegen den Standort auf Reihengräberfeldern nicht so strikt zu meiden.3333 Allgemein lässt sich deshalb feststellen, dass «die räumliche getrennte Lage der Reihengräberfelder ausserhalb und der Kirchen innerhalb der Ortschaften in den Gebieten ausserhalb des spätantiken Christentums offenbar die Regel ist».3334 Dies wird auch durch Schleitheim bestätigt;3335 man muss aber berücksichtigen, dass die archäologische Untersuchung meist auf die Fläche innerhalb heutiger Kirchen beschränkt ist und das Aussengelände frühmittelalterlicher Kirchen mit etwaigen Gräbern daher weitgehend unerforscht oder durch spätere Kirchenbauten überbaut sein kann.
Das Fallbeispiel Schleitheim Grab 30 ist das älteste Kirchengrab. Mit der Stellung in der ersten Hälfte, möglicherweise im zweiten Viertel des 7. Jahrhunderts, bietet es einen terminus ante quem für die Errichtung der Kirche I. Zugleich ist in Schleitheim der derzeit älteste Kirchenbau nördlich des Hochrheines erfasst,3336 dessen Bauzeit wohl um 600 bzw. im be439
ginnenden 7. Jahrhundert veranschlagt wird. Übertragen auf das Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack ist damit jene Zeitstufe (= Perlenstufe 8) erreicht, in der Belegung und Beigabensitte noch im vollen Gange sind, bevor diese in Zeitschicht 4 symbolischen Charakter erhält.3337 Dies legt zunächst die Annahme nahe, dass die Kirchengräber aus dem Ortsgräberfeld «herausgewachsen» sind und davon ausgehend ihren eigenen, für sie reservierten Bestattungsplatz gegründet haben. Diese vorläufige Arbeitshypothese findet ihren Rückhalt in den genannten Vergleichsbefunden, wo die Separierung im Verlauf des fortgeschrittenen 7. Jahrhunderts stattfindet.3338 Im Gegensatz zu Schleitheim handelt es sich jedoch um Reihengräberfelder, an deren Rand der Separatfriedhof liegt. Bei den Schleitheimer Kirchengräbern ist dagegen die Separierung vollständig durchgesetzt, da ein direkter räumlicher Kontakt zwischen frühmittelalterlicher Kirche und gleichzeitig belegtem Reihengräberfeld nicht besteht. Dieser war offenbar auch nicht beabsichtigt, da man ansonsten die Kirche am Reihengräberfeld erwarten würde.
Das Neuartige an den Kirchengräbern Vor diesem Hintergrund lassen sich Kennzeichen der kirchlichen Grablege herausstellen. Die Lage in der Kirche, in einem baulichen Rahmen und die damit verbundene Trennung von der Ortsgemeinschaft, ist das sichtbarste Zeichen. Auf dem Reihengräberfeld sind zwar bisweilen Pfostenlöcher, die auf allfällige Grabmarkierungen hinweisen, am Kopfende oder an anderen Stellen im Grab nachgewiesen;3339 Grabüberbauten sind jedoch nicht belegt. Seit Christlein werden die separierten Gräber gewöhnlich gerne mit der Qualitätsgruppe C in Verbindung gebracht. Dabei wurde festgestellt,3340 dass zum einen C-Gräber zu etwa 3% auf Reihengräberfeldern, aber zu 70% in Kirchen auftreten und dass zum anderen mit dem Beginn von C-Gräbern in Kirchen vergleichbare Gräber nicht mehr unbedingt auf den Ortsfriedhöfen greifbar sind.3341 Für die Bestattungsplätze von Bülach,3342 Kirchheim/Ries,3343 Fridingen3344 und Kirchheim/Teck (D)3345 trifft diese Beobachtung weitgehend zu; aber auch ein Gegenbeispiel mit dem «Fürstinnengrab» von Wittislingen, das sich wahrscheinlich im angestammten Ortsgräberfeld befindet, lässt sich belegen.3346 Für unsere Fragestellung ergibt sich daraus folgende, zu überprüfende These: Wenn sich die dörfliche Gemeinschaft im Ortsfriedhof Schleitheim-Hebsack als ausgeglichene Gemeinschaft abbildet,3347 müssten sich zeitgleich zur Schleitheimer Kirche Veränderungen auf dem Reihengräberfeld ergeben. 440
Ein Blick auf den Gräberfeldplan verdeutlicht (Kart. 26), dass sich im Spiegel des Lagebefundes gewisse Separierungstendenzen abzeichnen, die aber nicht im spätmerowingischen Nobilifizierungsprozess eingegliedert sind. Ansätze zur Separierung gehen in Schleitheim entweder auf die Gründungsgeneration im 5. Jahrhundert3348 oder auf eine räumliche Absonderung am Belegungsende3349 zurück. Somit ist ein grundlegendes Merkmal für die Herleitung der Kirchensepultur aus dem Ortsgräberfeld nicht greifbar. Die Kartierung der Grabqualitätsgruppen nach Christlein (Kart. 25) zeigt ein vertrautes Bild.3350 Gräber der Qualitätsgruppe A dominieren mit dichtem Vorkommen. Bisweilen hebt sich ein BGrab hervor; bei der Untergruppe B23351 ist eine Bildung zu Reihen, vor allem bei Gräbern des 6. Jahrhunderts,3352 erkennbar. C-Gräber sind ausgesprochen selten und verteilen sich gleichmässig über das Gräberareal. Unter Hinzunahme des zeitlichen Faktors zeigt sich die Bindung an die frühe Belegungsphase im 5. Jahrhundert.3353 Die räumliche Verteilung erbringt für die Spätzeit also keine Konzentrationen innerhalb des Reihengräberfeldes, gemessen am gegenwärtigen Grabungsstand, bei dem die Grenzen des Friedhofs nicht vollständig erreicht sind. Kirche und Reihengräberfeld bestehen in gemeinsamer Koexistenz. Dieses Nebeneinander (oder die Konkurrenz?) hinterlässt Spuren beim Belegungsgang. Das zeigt sich am Erschliessen neuer Gräberfeldteile am Ost- und Westrand südlich des erstbelegten Gräberfeldteiles (Kart. 26). Als Zwischenergebnis kann festgehalten werden, dass sich zunächst keine Anhaltspunkte für die Ableitung der Kirchensepultur aus dem angestammten Ortsfriedhof ergeben haben. Im Folgenden soll die Untersuchungsbasis erweitert und auf bestimmte Grabbeigaben ausgedehnt werden. Grösstenteils wird dabei das gewonnene Bild bestätigt. Kartiert man die Vorkommen von Gold und Silber (Kart. 27), zeigt sich die Separatgruppe des 5. Jahrhunderts wiederum als führend. Verursacht durch die Ausstattung mit Fibeln, die z.T. feuer- oder silbervergoldet sind,3354 herrschen Frauengräber vor. Im Vergleich mit der Zeitstufenkartierung der Perlen (Kart. 8–9) datieren sie meist in Zeitschicht 1 und 2. Nur wenige Frauengrabinventare erreichen Zeitschicht 3 oder kaum die beginnende Zeitschicht 4.3355 Das Vorkommen von Edelmetall konzentriert sich auf den Zeitraum vom Belegungsbeginn bis etwa um 600; die spät belegte Zone im Südteil enthält wesentlich weniger Objekte mit Silber und keine mit Gold. Dieser Rückgang entspricht allgemeinen Beobachtungen auf Gräberfeldern.3356 Sieht man von der Tauschierung ab, sind Gegenstände aus Silber, z.B. Gürtelzubehör, Gürtelschnalle und Silberreste, in
Männergräbern eine Ausnahme. Reine Goldobjekte kamen nur in Form des Münzschatzes aus Grab 590 (Perlenstufe 9) und der Griffhülsen aus Grab 551 (5. Jahrhundert) zum Vorschein,3357 wobei es sich in beiden Fällen um weibliche Bestattungen handelt. Wendet man sich einzelnen Beigaben zu, bietet sich, ausgehend vom goldenen Fingerring 30.7 mit römischer Gemme3358 (Kirchengrab 30), eine Kartierung der Fingerringe (Kart. 28) an. Der Vergleich wird eingeschränkt, da ein goldener Fingerring in Schleitheim-Hebsack nicht belegt ist. Es kommen Fingerringe aus Silber, Bronze und Eisen vor. Meist stammen diese aus weiblichen Bestattungen. Unter den Materialien steht Bronze an erster Stelle, gefolgt von Silber und Eisen. Wie bereits bei den Qualitätsgruppen, sind keine eindeutigen räumlichen Konzentrationen zu erkennen; allenfalls werden entsprechende Tendenzen im jünger belegten Südteil und in der östlichen Gruppe des 7. Jahrhunderts sichtbar. Bestandteile des Gürtelgehänges (Kart. 29), Schlüssel, Schere und kreuzförmiges Beschläg, sind durch ein geringes Vorkommen ohne Bildung von Schwerpunkten gekennzeichnet. Wirtel aus Ton und anderem Material (Kart. 30) treten stärker im alt belegten Nordteil von SchleitheimHebsack auf.3359 Wadenbinden aus Bronze (Kart. 31) sind relativ selten zu beobachten. Sie gehören Zeitschicht 3 an3360 und erreichen damit jenen Zeitraum im 7. Jahrhundert, der durch die Kirchengräber von Schleitheim eingenommen wird. Die räumliche Verteilung in Schleitheim-Hebsack bestätigt diese Einordnung: Die betroffenen Gräber liegen grösstenteils ausserhalb des Gebietes, das durch die Objekte aus Edelmetall (Kart. 27) umschrieben wird, nämlich im Südteil. Hinsichtlich der soliden, aber glanzlosen Beigabenausstattung mit einfacher Gürtelschnalle, Ringschmuck (meist aus Bronze), Perlen und Messer3361 bestehen grosse Unterschiede zu Kirchengrab 30. In der Dorfkirche sind die männlichen Bestattungen Grab 21 und 23 alt beraubt. Dennoch wird man die ehemalige Ausstattung von Waffen,3362 insbesondere die Spatha, voraussetzen dürfen. Indirekt wird dies durch den tauschierten Spathagurt 21.4 und 23.1, von dem Reste in beiden Gräbern zu Tage kamen, bestätigt. Demgegenüber ist ein tauschierter Spathagurt auf dem Reihengräberfeld nicht nachgewiesen. Beispiele für tauschierte vielteilige Garnituren 21.1–3, wie sie mit wenigen Resten zum Vorschein gekommen sind, sind in Schleitheim-Hebsack äusserst rar.3363 In einem einzigen Falle, dem Knabengrab 700, ist eine wabenplattierte Riemenzunge, ein Fragment einer vielteiligen Gürtelgarnitur, erfasst; möglicherweise gelangte sie in sekundärer Verwendung, als Riemenzunge zur einfachen beschläg-
losen Schnalle, in dieses Grab. Die Kartierung von Spathen in Schleitheim-Hebsack (Kart. 32) vermittelt ein bereits bekanntes Bild: Der reicheren Ausstattung während der Frühzeit3364 entsprechend liegen die Spathen im Nordteil; nur ein Beleg (Grab 340), zugleich der jüngste, findet sich im Südteil.3365 Wiederum liegen keine Hinweise für eine räumliche Konzentration innerhalb des Ortsgräberfeldes vor.
Sonderfriedhof und Ortsgräberfeld Der kontrastierende Vergleich ergibt also, dass das Verhältnis zwischen Kirchen- und Reihengräbern durch einen Negativkatalog von Merkmalen geprägt ist: Das, was die kirchliche Grablege kennzeichnet, wiederholt sich in dieser ausgeprägten Form nicht auf dem Reihengräberfeld. Was den Lagebefund, die Belegungsweise und die Beigabenausstattung angeht, bestehen zwischen beiden Bestattungsplätzen wesentliche Unterschiede und Gegensätze. Auch wenn Schleitheim-Hebsack – vor allem in Zeitstufe II/III – eine gruppenorientierte Belegungsweise besitzt, wird in den Einzelbereichen das Reihengräberprinzip,3366 indem das nächst jüngere Grab an den Vorgänger anschliesst, teilweise und insbesondere während Zeitstufe IV angewendet. Dieses Prinzip kommt innerhalb der Kirche nur in sehr beschränktem Masse zur Ausbildung, weil es sich hier um eine punktuelle Belegungsweise handelt,3367 welche später beigabenlos fortgesetzt wird. Der kirchliche Sonderfriedhof setzt viel später als Schleitheim-Hebsack während Zeitstufe IV ein. Im Vergleich zum Ortsfriedhof ist dies mit einem besonderen Belegungsrhythmus verbunden, in dem nur wenige beigabenführende Gräber zu verschiedenen Zeitpunkten in der Kirche angelegt werden.3368 Ist die dörfliche Gemeinschaft an den gemeinsamen Friedhof Schleitheim-Hebsack gebunden, so setzt sich die Personengruppe, die in der Kirche bestattete, über diese allgemeine Norm durch die Separierung hinweg und besass die freie Wahl beim Standort ihrer letzten Ruhestätte.3369 Gegenüber der Bevölkerungsmehrheit stellte dies wohl ein Privileg dar, das einen sozial hervorgehobenen Status in der dörflichen Gemeinschaft reflektiert. Ein weiterer Unterschied, der mit dem oben Gesagten eng zusammenhängt, sind Unterschiede in der Grösse des Friedhofes. Das Reihengräberfeld umfasste ursprünglich wohl an die 1000 Bestattungen, Kirche I dagegen sieben Gräber. Weder bei der Qualität der Beigabenausstattung noch bei den einzelnen Beigaben ergaben sich enge Entsprechungen zum Reihengräberfeld. Der Kirchenraum stellt demnach einen Sonder441
friedhof dar. Durch die Steinarchitektur wird dem sichtbar und nachdrücklich Ausdruck verliehen. Der räumliche Abstand und der Kirchenbau dokumentieren den Abstand zum Reihengräberfeld. Das hohe Niveau manifestiert sich darüber hinaus in einem Statussymbol, dem goldenen Fingerring 30.7 (Abb. 282), der in Schleitheim-Hebsack nicht beigegeben wurde. Auch die überdurchschnittliche Beigabenausstattung, die in den Männergräbern nur mehr rudimentär durch die wabenplattierten Beschläge des Leib- und des Spathagurtes überliefert ist,3370 lässt gleichwertige Parallelen auf dem Ortsgräberfeld vermissen. Diese Feststellung gilt jedoch nicht für die Gründergeneration mit C-Habitus im 5. Jahrhundert.3371 Im Laufe der Belegung wird dieses Ausstattungsniveau nurmehr mit Abschwächung auf dem Reihengräberfeld,3372 in der Kirche aber voll ausgeprägt im 7. Jahrhundert erreicht.
Zur Herkunft der in der Kirche bestatteten Personen Dies war der Ausgangspunkt. Dabei stellt sich jedoch heraus, dass sich das lineare Modell der Gräberfeldentwicklung3373 – überdurchschnittlich ausgestattete Gründergräber im 5. Jahrhundert, Rückgang der Grabausstattung im frühen 6. Jahrhundert wohl infolge des Machtwechsels am Rhein,3374 Erstarken einer ortsansässigen Oberschicht im 7. Jahrhundert – nur unter bestimmten Bedingungen in Schleitheim festmachen lässt. Für das 7. Jahrhundert sind die Kirchengräber von Schleitheim, wie diejenigen von Stein am RheinBurg, dem Nobilifizierungsprozess eingegliedert.3375 Damit kehren wir zur eingangs gestellten Frage zurück, ob die Oberschicht, die in der Kirche bestattet, ihre Wurzeln im Ortsgräberfeld der «normalen» dörflichen Bevölkerung besitzt. Für diese Ableitung ergaben sich im archäologischen Befund keine direkten Anhaltspunkte. Sicher bejahen liesse sich diese Frage, wenn die Siedlungstopographie eine separierte Hofstelle ergibt3376 oder eine Separierung3377 auf dem Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack als Vorstufe zur Kirche3378 vorliegen würde, wenn entsprechende Beigaben aus der Kirche in SchleitheimHebsack wiederkehren und der Beigabenreichtum auf dem angestammten Gräberfeld mit dem Beginn der kirchlichen Grablege abbrechen würden. In dieser Klarheit lässt sich der oben genannte Ansatz auf dem Ortsfriedhof SchleitheimHebsack nicht nachvollziehen. Das Schleitheimer Fallbeispiel ist dagegen komplizierter, hält aber positive Lösungen bereit. Infolge der Zerstörung 1899 bleibt die frühmittelalterliche Situation an der südlichen Kirchenmauer, einer prominenten Grablage,3379 im Dun442
keln, ebenso wie die Frage nach den ältesten Gräbern und der ursprünglichen Ausstattung der beraubten Männergräber. Eine Vorstufe der Separierung oder die Ablösung des Grabreichtums lässt sich nicht greifen; die Entstehung der Kirchengräber erfolgt also relativ unvermittelt, als das Ergebnis einer sozialen Entwicklung, deren Verlauf in Schleitheim nur sprunghaft, nicht aber kontinuierlich sichtbar wird. Für die Ableitung der Kirchengräber aus dem Ortsgräberfeld liegen keine direkten Hinweise vor. Diese Negativformulierung sollte aber präzisiert werden, um auf eine Beobachtung hinzuweisen, welche einen inneren Zusammenhang zwischen der Belegung des Reihengräberfeldes und dem Beginn der Kirchenbestattungen andeutet. Kurz vor dem Zeitpunkt, als die Kirchengräber nach 600 greifbar sind, vollzieht sich ein Wandel innerhalb der Belegungsweise des Ortsfriedhofes. Die polyzentrische Belegungsweise im Nordteil wird abgelöst durch die eher relativchronologische Anordnung der Gräber im Südteil (Kart. 26).3380 Die Ursachen mögen hierfür vielfältig sein, dennoch liegt der zeitliche Zusammenhang mit den Kirchengräbern auf der Hand. Die Neuorganisation von Schleitheim-Hebsack kann eine Neustrukturierung der sozialen Gemeinschaft voraussetzen, an der die in der Kirche bestatteten Personen massgeblichen Anteil haben. Die nur schwer lösbare Frage der Ableitung ist damit nicht zufriedenstellend geklärt. Wenn man nun die Kirchengräber unter diesem Aspekt beleuchtet, so lassen sich ebenso wenig klare Hinweise einer auswärtigen Herkunft, etwa aus dem stark romanisch geprägten Westen,3381 finden, die einen Zuzug wahrscheinlich machen. Allgemein bestehen ab dem beginnenden 7. Jahrhundert deutliche Verbindungen – besonders der Oberschicht – zwischen Hochrhein und oberem Neckar- bzw. Donauraum.3382 Nach wie vor ist es aufgrund der Quellenlage und der methodischen Vorgehensweise jedoch problematisch, von «Alamannen» und «Alamannia» zu sprechen.3383 Daher wird die Bezeichnung hier im Sinne von geographischen Eingrenzungen für Südwestdeutschland und die Nordostschweiz verwendet. Die Untersuchung der Beigaben weist die Bestatteten als Angehörige des alamannischen Kulturkreises in Südwestdeutschland aus. Trotz ihres äusserst fragmentarischen Zustandes deuten die Beschlägreste des vielteiligen Leibgurtes und des Spathagurtes eine Beziehung zur (südlichen) Alamannia an. Ähnliches gilt für die Wadenbindengarnituren aus dem Frauengrab. Dieses Grabinventar beinhaltet mehrere Komponenten. Das Gehänge, die Reste des Holzstockes und des Holzgefässes lassen sich schwerlich auf eine Region eingrenzen. Auch die filigranverzierten Goldanhänger, Amethystperlen und der goldene
Fingerring kommen allgemein in gut ausgestatteten Gräbern der spätmerowingischen Oberschicht im süddeutschen und schweizerischen Raum sowie im Rheinland vor. Für den Pressblechanhänger liess sich dagegen eine Verbindung zu Pressblechscheibenfibeln der Form Rheinsheim herstellen, deren Hauptverbreitungsgebiet im Mündungsgebiet von Neckar und Main in den Rhein liegt. Berücksichtigt man nur den Dekor, nicht aber die unterschiedlichen Schmuckträger wie Fibel und Anhänger der Halskette, wird damit ein erster regionaler Fremdkörper in diesem Grab greifbar. Eine weitere, regional ausgreifende Komponente liegt in Gestalt des sichtbar getragenen Leibgurtes vor. Das Vorbild in Trachtsitte und Tragweise ist in den stark romanisch geprägten Gebieten westlich des Rheines zu suchen. Grab 30 vereinigt Grabbeigaben unterschiedlicher Herkunft, was sich für die Männergräber durch ihre Beraubung nicht nachweisen lässt. Zugleich war es nicht möglich, ein Herauswachsen der in der Dorfkirche Bestatteten aus dem Reihengräberfeld belegen zu können. Sowohl im reich ausgestatteten Kirchengrab 30 als auch in den spätmerowingischen Frauengräbern des Ortsfriedhofes herrscht allerdings eine ausgesprochene Armut an Fibeln:3384 Darin könnte man ein verbindendes Moment sehen, um einen Hinweis auf eine Abstammung aus dem Reihengräberfeld zu gewinnen Diese Sachlage macht die Frage nach der Herkunft der Bestatteten nicht einfacher. Dennoch kann eine Herkunft aus dem alamannischen, möglicherweise aus dem südalamannischen Kulturkreis als relativ sicher angenommen werden. Dem muss der westliche Impuls, vertreten durch den weiblichen Gürtel, nicht unbedingt widersprechen, denn am Hochrhein findet sich auf den alamannischen Reihengräberfeldern wiederholt der sichtbar getragene Gürtel in Frauengräbern, der teils auf Zuzug, teils wohl auf gegenseitige Beeinflussung durch die regionale Nachbarschaft zu Romanen zurückzuführen ist. Hinzu kommt, dass in Gräbern der Oberschicht mehrere Komponenten als Folge von überregionalen Kontakten und der daraus resultierenden «Internationalität» aufeinander treffen und in der Wahl der Beigaben zum Ausdruck kommen können.3385 Ein schönes Beispiel ist mit dem Fürstinnengrab von Wittislingen (D) in Bayerisch-Schwaben überliefert. Auch diese Dame trug einen reich verzierten Schmuckgürtel.3386 Ihre Filigranscheibenfibel scheint dagegen im ostalamannischen Raum verwurzelt zu sein;3387 dieser regionale Bezug wird durch die Lage in einem Reihengräberfeld unterstrichen. Vor diesem Hintergrund muss die Dame aus Schleitheim nicht als Fremde gelten, sondern vielmehr als jemand, der mit dem (süd-)alamannischen Kulturkreis gut vertraut ist und vermutlich aus Schleit-
heim kommt.3388 Inwieweit dieser Vorschlag für die beigabenlosen Bestattungen in der Schleitheimer Dorfkirche gilt, lässt sich schwerlich beurteilen. Bisweilen werden beigabenlose Gräber auf Reihengräberfeldern mit romanischen Elementen in Verbindung gebracht,3389 wobei die betroffenen Gräber nach dem Belegungsgang älter sind; demnach ist der Gedanke, dass der ethnische Unterschied neben der sozialen Differenzierung innerhalb einer familia eine Rolle spielen könnte, nicht ganz abzulehnen. Nachdem die Beigabenausstattung in der Kirche jedoch keine expliziten Hinweise auf romanische Elemente liefert und sich die nach dem Sozialstatus getrennte Grablage anderswo belegen lässt, werden in der Schleitheimer Dorfkirche vermutlich weniger romanische Elemente für die Beigabenlosigkeit greifbar sein.
Zur Frage des dörflichen Christentums Häufig wird die Frage nach Religion, Christianisierung und Jenseitsvorstellungen gestellt. Die archäologischen Quellen geben in den meisten Fällen nur indirekt darüber Auskunft. Geistige Vorstellungen, das gesprochene Wort, Lieder oder kultische Handlungen, Musik oder Tanz entziehen sich weitgehend unserer Kenntnis, denn die anonymen archäologischen Quellen können nicht direkt das Immaterielle einer Kultur überliefern.3390 Sie können aber Einschnitte und Wandel der Religion in ihrem zeitlichen und räumlichen Umfeld sichtbar machen (Abb. 284). Es sei «an der Zeit, im archäologischen Fundmaterial unserer Reihengräber des 7. Jahrhunderts ernsthaft nach Zeugnissen des Heidentums zu suchen».3391 Diesen programmatischen Ansatz äussert Christlein anlässlich des soziologischen Hintergrundes von Goldblattkreuzen. Goldblattkreuze, die als primärer Nachweis für das neu angenommene Christentum in Anspruch genommen werden,3392 wurden in Schleitheim weder in der Kirche noch auf dem Reihengräberfeld gefunden. Aus dem alt gegrabenen Grab 15 stammt – neben einer Amulettkapsel – ein bronzenes Pektoralkreuz.3393 Über den christlichen Sinngehalt von Amulettkapseln wird kontrovers diskutiert, während das Pektoralkreuz eindeutig für das christliche Bekenntnis der Trägerin steht.3394 Aus zwei weiteren Gräbern der Altgrabung stammen schliesslich Quadratbeschläge des Strumpfbesatzes und eine Riemenzunge mit einem Kreuz.3395 Kreuzsymbolik begegnet auf weiteren Objekten, z.B. auf dem kreuzförmigen Bronzeanhänger aus Grab 751.3396 Auf der Vorderseite des bronzenen Riemenverteilers aus dem Männergrab 434 ist ein Kreuz eingeritzt und aus Grab 368 liegt ein tauschiertes Kreuz auf einem
Abb. 284 (folgende Doppelseite): Die Verbreitung des Christentums (Beginn 7. Jahrhundert). Die Hausherrin (Grab 504) blickt aus dem Haus hinaus, zum Ausgang bereit. Dank aussergewöhnlich gut erhaltener Textilien am Gürtelgehänge liess sich ihre Tracht rekonstruieren. Sie trug einen fein plissierten Rock aus Wolle, darüber einen etwas kürzeren Umhang aus spinngemusterter Leinwand. Der kreuzförmige Verteiler am Gehänge zeigt das christliche Bekenntnis an. Neben der neuen Religion ist der alte Glaube noch weit verbreitet. Ein umherreisender Händler bietet wohlfeil einschlägiges Zubehör und Amulette, wie magische Zierscheiben aus Bronze oder Knochen, Tierzähne und Tigermuschel, ein Fruchtbarkeitsamulett, an. Auch Pilze, Beeren, Wurzeln und Kräuter fehlen nicht. Auf der Dorfstrasse ist ein Tumult entstanden. Denn Wandermönche, z.B. Gallus und Columban, die im Zuge der irofränkischen Mission das Christentum auf dem Lande verbreiten, treten dem Aberglauben energisch entgegen. Die Einrichtung des Hausinneren ist mangels eines aufgehenden Befundes weitgehend unbekannt. Die Bauweise mit Holzpfosten legt einen ebenerdigen Bau nahe. Zwischen den Pfosten sind Wände aus Flechtwerk gewunden (daher das Wort Wand) oder Holzbalken eingezogen. Der Fussboden kann aus gestampftem Lehm oder, wie hier, aus Holzdielen bestehen. Fenster mit Glasscheiben sind bei den Römern nachgewiesen; im frühen Mittelalter waren sie mit Tierhäuten bespannt oder mit Holzladen versehen. Die karge Einrichtung umfasst Holzmöbel, wie Tisch, gedrechselter Stuhl, Truhe, ferner Keramik und Holzgeschirr. Eine Grossfamilie teilte sich mit dem Gesinde ein Haus. Eine Privatsphäre mit eigenem Zimmer gab es nicht! (Zeichnung Ruth Baur).
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Vertikalbeschläg einer mehrteiligen Gürtelgarnitur vor. Ein versilbertes Bronzekreuz bildet den Kettenverteiler des bronzenen dreisträngigen Kettengehänges von Grab 504, welches im Unterschied zu Vergleichsfunden, z.B. Kirchheim/Ries Grab 326, keine «heidnischen» Maskendarstellungen aufweist. Aus Grab 768 stammt schliesslich ein auf der Drehscheibe hergestellter Topf 768.9, dessen eingeritzter Dekor J. Leicht Anlass zu einer christlichen Deutung der Bildersprache gegeben hat.3397 Durch seine Stellung im dritten Viertel des 6. Jahrhunderts ist Grab 768 um zwei Generationen älter als die Kirchengräber. Diese Zeitstellung trifft auf die bronzene Gürtelschnalle mit festem Durchbruchsbeschläg aus Grab 588C.2 zu. Deren Reparatur weist jedoch auf einen etwas späteren Zeitpunkt der Grabdeponierung hin. Mit dem durchbrochenen Kreuz und den randlichen (Raub-?) Vogelköpfen auf der Gürtelschnalle, kenntlich an ihren gebogenen Schnäbeln, werden in diesem Grab christliche und heidnische Symbolik auf einem Objekt miteinander vereint, wie dies nur aus einer synkretistischen Gundhaltung heraus entstehen kann. Ein messingtauschiertes Kreuz findet sich weiterhin als Zentralmotiv auf der Tierstil II-tauschierten Gürtelschnalle mit zungenförmigem, profiliertem Beschläg aus Grab 597.4. Damit sind alle Fundstücke genannt. Das Kreuz ist als Heilszeichen auf Kleidungs- und Schmuckzubehör am häufigsten vertreten. Bei derartigen Fundstücken ist – z.B. im Gegensatz zum Goldblattkreuz oder lateinischen christlichen Inschriften auf Grabbeigaben3398 – nicht immer beweiskräftig zu entscheiden, ob die damit gekennzeichnete Person sich wirklich zum Christentum bekannt hat oder das Kreuz lediglich ein schmückendes Ornament war. Allgemein finden sich christliche Hinweise auf Grabbeigaben ab dem ausgehenden 6. und verstärkt im 7. Jahrhundert.3399 Diese Zunahme «christlicher Intensität» spiegelt sich auch im Kirchenbegräbnis, das zunächst am Ende des 6. Jahrhunderts zögernd beginnt und seinen Höhepunkt im Verlauf des 7. Jahrhunderts und in der Zeit um 700 erlebt.3400 Das Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack hat an der christlichen Durchdringung verhältnismässig früh Anteil, da Grab 434 in die spätere Stufe III datiert. Das angestammte Reihengräberfeld wird bis in die Zeit kurz vor und um 700 belegt.3401 Demnach ist das darin dokumentierte Christentum unter dem oben erwähnten Vorbehalt auf dem Ortsgräberfeld möglicherweise älter als der erste Kirchenbau in Schleitheim; es gehört in den Zeitabschnitt, der ein wenig früher als die Neustrukturierung des Reihengräberfeldes ist, sodass von einem möglichen Wandel religiöser Vorstellungen ein beeinflussender Faktor für den zeitlich anschliessenden Belegungsgang ausgehen könn446
te. Die soziale Differenzierung, die sich in der Gründung des kirchlichen Separatfriedhofes manifestiert, hat daran gleichfalls massgeblich Anteil. Dieses Denkmodell führt an das eingangs genannte Zitat zurück. Heidnisch oder christlich lässt sich für den Synkretismus im 7. Jahrhundert nicht immer eindeutig entscheiden.3402 Bei strenger Deutung ist die Beisetzung auf einem Reihengräberfeld ebenso wie die Ausstattung mit Beigaben heidnisch, auch wenn diese mit christlichem Charakter besetzt sind; diese Verwurzelung im heidnischen Milieu ist wahrscheinlich mit ein Grund für die Aufgabe des Reihengräberfeldes.3403 Für die Zeitgenossen stellte «Christentum» und Beigabensitte offensichtlich keinen Widerspruch dar, da auch die Kirchenbestattungen mit Beigaben bis zum Ende der Beigabensitte versehen sind und ein ausdrückliches kirchliches Beigabenverbot demgegenüber nicht existiert hat.3404 Die Frage, ob die dörfliche Gemeinschaft, die in Schleitheim-Hebsack bestattete, einheitlich der neuen christlichen Religion oder dem alten Glauben anhing, lässt sich also nicht beweiskräftig beantworten. Die Annahme liegt nahe, dass mit dem lokalen Christentum, durch die älteste Kirche dokumentiert (Abb. 285), eine stärkere christliche Durchdringung der in Schleitheim siedelnden Gemeinschaft stattgefunden hat. Wie einige, wenn auch nicht eben zahlenmässig viele Beigaben verdeutlichten, war nicht nur die örtliche Oberschicht «christlich» geprägt. Für unsere Gegenwart sind Individualismus und Pluralismus anerkannte Werte, im Zeitalter z.B. der Reformation waren sie es nicht. Für das Frühmittelalter wurde hervorgehoben, dass ein Religionswechsel eine politische Dimension bzw. eine politische Neuorientierung der Bekehrten beinhaltet.3405 Möglicherweise eignet deshalb den Kirchengräbern eine politisch-herrschaftliche Bedeutung, wie bereits anlässlich des Vorbildes Chlodwig und ihrer zeitlich gestaffelten Verbreitung von West nach Ost hervorgehoben wurde. Und es ist schwer vorstellbar, dass der offizielle Glauben eine individuelle Angelegenheit gewesen sein kann und ausser den wenigen positiven Nachweisen das Christentum nicht stärker auf den Reihengräberfeldern verbreitet war. Wahrscheinlich ist vor allem dem Ende der Reihengräberzeit zu mit einer weitgehenden christlichen Durchdringung der grossen Ortsfriedhöfe, so auch in Schleitheim, zu rechnen. Das Nebeneinander von heidnischen und christlichen Vorstellungen scheint auch in den zeitgenössischen Schriftquellen auf. Agathias (530/2–582) von Myrina berichtet über die heidnische Verehrung von Naturmalen wie Bäume, Hügel, Spalten und Flüsse bei den Alamannen; hierfür würden Pferde und Rinder geköpft.3406 Nach den Lebensdaten des Schriftstellers betrifft
dies allerdings den Zeitraum, bevor die Kirche in Schleitheim gegründet wird. In der vita des Hl. Columban wird erwähnt, dass in Bregenz, trotz teilweisen Übertritts der Bevölkerung zum Christentum, heidnische Praktiken gebräuchlich waren. Columban und seine Begleiter erlebten in Bricantia, wie «sie [die Alamannen] ein heidnisches Opferfest feiern wollten und ein Gefäss voll Bier in die Mitte gestellt hatten. …Sie sagten, sie wollten ihrem Gott opfern, Vodanus genannt, von dem andere behaupten, es sei Mercurius. Als Columban von dem abscheulichen Vorhaben hörte, blies er das Gefäss an, und wunderbarerweise barst es krachend und zerfiel in Stücke».3407
Zur historischen und sozialen Einordnung Im Unterschied zu Stein am Rhein-Burg3408 ist eine schriftliche Nachricht, den Ort Schleitheim betreffend, für das 8. Jahrhundert nicht überliefert. Die zeitliche Lücke zwischen älterem archäologischem Befund und jüngerer historischer Quelle dehnt sich auf nahezu drei Jahrhunderte aus. 995 wird der Ort Schleitheim erstmals in einem Lobgedicht des Abtes Purchard auf seinen Abt Witigowo von der Reichenau erwähnt.3409 Für den ältesten Kirchenbau fehlen in der schriftlichen Überlieferung einschlägige Hinweise. Frühestens um 600 wird die Kirche als Sonderfriedhof einer elitären Gruppe belegt, wobei der grössere Teil der ansässigen Bevölkerung auf dem Ortsfriedhof Schleitheim-Hebsack kontinuierlich weiter bestattet, wie bereits vor der Kirchengründung. Allerdings macht sich durch die kurz davor erfolgte zweite Umorganisation des Reihengräberfeldes – und wesentlich deutlicher durch die Gründung des separierten kirchlichen Bestattungsplatzes selbst – ein tiefgreifender Wandel in der Bestattungssitte bemerkbar. Schleitheim ist dabei kein Einzelfall, sondern in den überregionalen Vorgang der Nobilifizierung eingebunden. Darunter wird eine Entwicklung verstanden, wobei sich eine führende soziale Gruppe aus der bestehenden Gemeinschaft herauslöst und ihre Führungsstellung nach unten abgrenzt.3410 Archäologisch ist diese gesellschaftliche Differenzierung durch das Aufkommen der Separatfriedhöfe dokumentiert.3411 Aufs Engste ist damit der erfolgreiche Nachweis von Adelsgräbern verbunden:3412 Das archäologische Merkmal beruht – neben dem Grabreichtum als zweites Kriterium – auf dem separierten Lagebefund.3413 Andere Forscher haben auch auf die Priorität der separierten Grablage aufmerksam gemacht.3414 Das Recht auf eine «eigene Sepultur innerhalb oder neben einer Kirche» gilt dabei als eine besonders hervorgehobene Form der Adelsgrablege, wie sie
in der Schleitheimer Dorfkirche spätestens ab der fortgeschrittenen ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts (Grab 30) bestand.3415 Nur am Rande sei bemerkt, dass seit der von U. Stutz entwickelten Eigenkirchenlehre Kirchengräber immer wieder mit dem Deutungsmodell «Stiftergräber in Eigenkirchen» in Verbindung gebracht werden. Die Aspekte, dass sich beide Begriffe gegenseitig ausschliessen, die Übernahme rechtsgeschichtlicher Begriffe in die Archäologie problematisch ist und kontrovers diskutiert wird, raten von der begrifflichen Verwendung ab.3416 Das Deutungsmodell führt nicht näher an das eigentliche Ziel des Adelsnachweises heran und ist zur monokausalen Interpretation von Kirchengräbern nicht geeignet, da die Gefahr besteht, dass ein vorgefasstes Modell den Blickwinkel verengt. Auch der jüngst vorgeschlagene Weg, Kontinuitäten zwischen hervorgehobenen und nicht hervorgehobenen Gruppen auf Reihengräberfeld und Grablegen in und bei den Kirchen herauszuarbeiten, ist auf archäologischem Wege schwer zu beschreiten, nicht nur aus Gründen des unterschiedlichen Ausgrabungs- und Dokumentationsstandes.3417 Auch aufgrund der Anonymität der Quellen ist es nur unter besonderen Umständen möglich, soziale oder familiäre Bande nachzuzeichnen.3418 Hierfür sind spezielle Befunde notwendig, deren Überlieferung wir besonderen Glücksfällen verdanken. Der beschriebene Einschnitt in die allgemeine Reihengräbersitte ist mit hoher Wahrscheinlichkeit als äusseres Zeichen für eine gesellschaftliche Differenzierung zu werten, die auf tiefgreifende Veränderungen im spätmerowingischen Gesellschaftsaufbau einerseits, andererseits auf das Aufkommen eines eigenen Standesbewusstseins zurückgeht: «Deutlich für jedermann erkennbare Sonderbehandlung im Totenkult setzte Sonderrechte auch im täglichen Leben voraus».3419 Im Spiegel der Separierung wird also möglicherweise der soziale und rechtliche Wandel von Ober- zur abgegrenzten Adelsschicht gegenüber der Bevölkerungsmehrheit ablesbar.3420 Auch der Historiker H. Keller wies auf den Wandel des Sozialgefüges vom 6. auf das 7. Jahrhundert hin und stellte einen Zusammenhang mit einer «fortschreitenden Ausbildung der Adelsherrschaft» her.3421 Zugleich verdeutlichte der Verfasser, dass die Adelsfriedhöfe, zu den Kirchengräbern und Grabhügelbestattungen als komplementäre Erscheinungsformen gehören, «im Kontext der fränkischen Erfassung Alamanniens zu sehen sind»;3422 die regulierenden Eingriffe von Chlothar II. und Dagobert I., die im Zusammenhang mit der Kodifizierung des alamannischen Rechtes und der kirchlichen Durchdringung überliefert sind, seien ursächlich an den Kirchengründungen beteiligt.3423 Vor diesem Hintergrund
Abb. 285 (folgende Doppelseite): Besiegelung des neuen christlichen Glaubens. Gegen 600 setzt die irofränkische Mission in unserem Gebiet ein. Seit der Bekehrung des Merowingerkönigs Chlodwig (um 500) ist der fränkische Adel mehr oder weniger christlich, der nun in den neu gegründeten Kirchen bestattet. Der Übertritt zum Christentum war nicht nur reine Glaubenssache, sondern auch machtpolitisches Kalkül. Schleitheim besitzt eine der ältesten Kirchen nördlich des Hochrheines, die in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts gegründet wurde. In ihrem Inneren kam ein ungewöhnliches Frauengrab (Grab 30) zum Vorschein, das reichste neben der Siedlungsgründerin; die Männergräber waren beraubt. Ausser ganz wenigen, hervorgehobenen Damen konnte die Schleitheimer Kirchengründerin einen goldenen Fingerring mit spätantiker Gemme ihr eigen nennen. Dieses Statussymbol wurde zum Anlass der hier dargestellten Szene genommen. In Gegenwart des Bischofes von Konstanz und eines männlichen Verwandten, der aufgrund der geringen Beigabenreste und anderer Kirchengräber rekonstruiert wurde, nimmt die adelige Dame eine «Amtshandlung» vor: Sie drückt ihren Ring in eine Wachstafel, um die Gründung der Kirche und des Kirchhofes zu besiegeln. Da der heidnische Friedhof Hebsack bald aufgegeben wird, finden die mittlerweile beigabenlosen Gräber im Kirchhof ihren Platz. Der Standort des dazugehörigen Adelshofes ist noch unentdeckt. Er kann wohl in der Nähe der Kirche vermutet werden (Zeichnung Ruth Baur).
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ist, nicht nur wegen der ungefähren zeitlichen Koinzidenz, zweierlei für Schleitheim bemerkenswert: Zum einen lässt sich nach einer Untersuchung von M. Weidemann ein privilegierter Status hervorgehobener Personen im Bereich des Gerichtsstandes, des Erbrechtes und des Steuerrechtes nachweisen; dieser Status bedurfte zunächst der königlichen Zustimmung, erhielt allerdings später Züge von Erblichkeit.3424 Zum anderen liegen die in Schleitheim sichtbaren Veränderungen in zeitlicher Nähe zu zwei wichtigen historischen Ereignissen, die Gründung des Bistums Konstanz und das Ediktus Chlothari von Paris (614). Sollen anonyme archäologische Quellen zur Beurteilung von herrschaflicher und kirchlicher Landeserfassung herangezogen werden, bedarf dies besonderer Vorsicht.3425 Es liegt zwar im Dunkeln, ob das (linskrheinische!) Konstanz mit seinem Bistum durch die Verlegung von Vindonissa/Windisch in die villa regalis von Konstanz oder davon unabhängig entstanden ist.3426 Dennoch wird man nicht fehl in der Annahme gehen, seine Entstehung mit den vielfältigen Aktivitäten der Frankenkönige Chlothar II. (584–629) und Dagobert I. (623/9–638/9) zu verknüpfen. H. Maurer erkennt in der Bistumsgründung einen Akt zur «bewussten Christianisierung» dieser Region, der «nicht ohne Billigung der merowingischen Könige» durch die besondere geographische Lage, gleichsam «an einem Scharnier Alemanniens», begünstigt wurde.3427 Nach 613, als Chlothar II. die Reichseinheit wieder herstellte und Alleinherrscher war, richtete sich das Bestreben der merowingischen Könige auf eine «intensivere staatlich-herrschaftliche Erfassung Alemanniens» und auf die kirchliche Reorganisation.3428 Für die Zeit der stärkeren Anbindung an die fränkische Macht schweigen die (spärlichen) Quellen hinsichtlich der Existenz eines «Alemannenherzoges».3429 Dabei ist unklar, ob das Fehlen eines Herzoges auf eine Lücke der schriftlichen Überlieferung oder die Dominanz der fränkischen Könige zurückgeht.3430 Für das zweite Viertel des 7. Jahrhunderts sind wieder Alamannenherzöge mit engen Beziehungen zum austrasischen Königshof genannt,3431 wobei Herzog Gunzo (635/650) in Überlingen am Bodensee residierte.3432 Nach Untersuchungen von H. Keller stützte sich die herrschaftliche Erfassung Alamanniens vor allem auf kirchliche Gründungen. Dabei wird angenommen, dass sich die alamannische (Herzogs-)Macht im 6. Jahrhundert vorwiegend auf linksrheinisches Gebiet südlich des Hochrheines bezog und dort ihren Ausgangspunkt für inneralamannische Operationen hatte; dabei gelten die Herzöge nicht als «Stammesherzog», sondern als ein vom merowingischen König bestellter Amts450
träger.3433 Betrachtet man dazu die nach der Zeit gegliederten Verbreitungskarten von frühmittelalterlichen Bestattungen in und bei Kirchen, zeigt sich eine auffallende Übereinstimmung: Die ältesten Kirchengräber des ausgehenden 6. Jahrhunderts und der Zeit um 600 (Zeitschicht 2 bzw. frühe Zeitstufe IV) befinden sich, von wenigen Ausnahmen abgesehen, im (vermuteten) Gebiet südlich des Hochrheines des dux Francorum.3434 Im späteren 7. Jahrhundert und in der Zeit um 700 finden wir dann Hinweise, dass Inneralamannien mit dem mittleren Neckarraum an landesherrschaftlicher Bedeutung gewonnen hat.3435 Dabei handelt es sich um jene Landschaften, in der vermehrt die spät- und endmerowingerzeitlichen Kirchengräber vorkommen. Im Ausgangsgebiet südlich des Hochrheins sind zu dieser Zeit kaum mehr Kirchensepulturen nachgewiesen.3436 Offenbar vollzog sich eine Verlagerung des Schwerpunktes, ausgehend von einer speziellen Bestattungssitte, die jedoch eine soziale Verhaltensweise spiegelt. Auf die Nähe des alamannischen Herzogs zum austrasischen Königshof wurde bereits hingewiesen.3437 Inwieweit dies für den dem königlichen (und herzoglichen?) Vorbild nacheifernden Adel gelten kann, ist nicht sicher zu entscheiden. Angenommen, dass in den Kirchengräbern eine politische Bedeutung im Sinne einer herrschaftlichen Landeserfassung zum Ausdruck kommt und dass die örtliche Führungsschicht beim Ausbau von Herrschaftspositionen beteiligt war,3438 hat dabei ein gegenseitiges Verhältnis bestanden, wie immer die Struktur auch ausgesehen hat. Die Helfershelfer der merowingischen Zentralmacht müssen dabei nicht immer aus der Francia oder westlichen Regionen stammen: Die Grabbeigaben der in der Schleitheimer Dorfkirche bestatteten Personen verweisen auf einheimisches Milieu.3439 Der archäologische Befund lässt auf diese Weise an einen Zusammenhang mit dem Edictus Chlothari von Paris (614) denken, nach dem bei der Vergabe von Ämtern besonders die örtliche Führungsschicht berücksichtigt werden soll.3440 Nach der vorgenommenen Datierung könnte die Dame aus Grab 30 eine Zeitgenossin von Dagobert I. gewesen sein, dem neben der Gründung des Konstanzer und anderen westlichen Bistümern auch eine Beteiligung an der Entstehung des Augsburger Bistums zugeschrieben wird.3441 Es ist dies eine Zeit, in der das fränkische Königshaus einen massgeblichen Einfluss auf die Alamannia ausübte. Bereits Dagoberts Vater Chlothar strebte einen intensiveren herrschaftlichen Zugriff an, da die erste Aufzeichnung der Alamannengesetze, der Pactus legis Alamannorum, vermutlich in seine Regierungszeit (oder die seines Sohnes) fällt.3442 Wenn das politische
Hauptgewicht grösstenteils links des Rheines angenommen und dabei die Nähe zu spätantiken Orten gesucht wird,3443 ist Schleitheim durch seine Lage in der Nähe des Rheines, neben einer römischen Ansiedlung und durch das Gründungsalter der Kirche exponiert. Die Dorfkirche von Schleitheim besitzt das Patrozinium St. Maria.3444 Das gleiche Patrozinium ist bei weiteren Kirchen mit frühmittelalterlichen Gräbern nachgewiesen, sodass das hohe Alter der Kirchenpatronin, die in Schleitheim nicht mit der ältesten Schriftquelle nachgewiesen ist, einigermassen begründet ist.3445 Im Hinblick auf den Beigabenreichtum sind die Gräber von Horbourg, Pfaffenhofen und Tuggen qualitativ gut vergleichbar. Bei der Verteilung der Kirchplätze fällt auf, dass sich diese vorwiegend in der Schweiz befinden. Mit dem Mariapatrozinium entfällt ein Hinweis auf eine reichsfränkische Initiative, die mit dem Patrozinium des Hl. Martin, dem fränkischen «Nationalheiligen», verbunden wird.3446 Dieses widersprüchliche Bild lässt sich aber dann mildern, wenn man die Situation in Schleitheim in überregionale Zusammenhänge stellt. Wie erwähnt, manifestiert sich in dem Aufkommen neuer separierter Grabtypen (Kirchengrab, Grabhügelbestattung und Separatgrab) der spätmerowingische Nobilifizierungsprozess. Ab der frühen Zeitschicht 3 ist Schleitheim, wie die Kirchengräber aus Zofingen, Schöftland und Bülach, später diejenigen von Stein am Rhein-Burg und Altdorf und weitere Kirchenplätze, an diesem sozialen Wandel beteiligt. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass sich der Ursprung der ältesten Kirchengräber, die mit Zeitschicht 2 einsetzen, überwiegend im Gebiet südlich des Hochrheines befindet,3447 dort also, wo der Hauptsitz der alamannischen politischen Macht historisch vermutet wird. Aber auch im rechtsrheinischen Gebiet und in Augsburg, St. Ulrich und Afra, kommen einschlägige Nachweise vor.3448 Dabei fällt auf, dass einige der ältesten Kirchen aus Holz errichtet sind. Die dazugehörigen Gräber sind jedoch – im Gegensatz zu den meisten jüngeren Kirchengräbern – in einigen Fällen mit Klerikerbestattungen zu verbinden.3449 Für das 6. Jahrhundert lässt sich eine christliche Missionierung noch nicht belegen. Ob durch die frühen Klerikergräber ein Zusammenhang mit der irofränkischen columbanischen Mission im frühen 7. Jahrhundert, die vom fränkischen Königshaus unterstützt wurde, besteht,3450 soll hier – trotz positiver Hinweise – offen bleiben. Zumindest ist eine partielle zeitliche Parallelität zwischen der «Mission», ausgehend vom burgundischen Kloster Luxeuil, und den frühesten Kirchengründungen im alamannischen Raum festzustellen, wobei allerdings Kirchengräber der Zeitschicht 2, sicherer der Zeitschicht
2a, älter als das historische Datum sein können.3451 Gleichfalls besteht eine zeitliche Parallelität zwischen den gesetzgeberischen und kirchenpolitischen Aktivitäten von Chlothar II. und Dagobert I. Beide Komponenten (Mission, Gesetzgebung) tragen sicherlich zur seit dem ausgehenden 6. Jahrhundert stetig steigenden Zahl von Kirchengründungen bei.3452 Die Zeit um 600 erweist sich also als Wendepunkt. In diese Zeit fällt, wie erwähnt, auch die Gründung des Konstanzer Bistums; seine Bedeutung für eine Missionierung sollte der jüngsten Untersuchung H. Maurers zufolge allerdings nicht überschätzt werden, da die Christianisierung in der Frühzeit des Bistums weniger durch den Bischof als durch laikale Kirchengründer getragen wurde (Abb. 284).3453 Neben statistischen Ansätzen3454 tritt diese Zunahme der Kirchenneugründungen insbesondere bei der Kartierung von Kirchengräbern in zeitlicher Abhängigkeit vor Augen. Man erkennt, dass sich die kirchliche Sepultur während Zeitschicht 2 in der Kontaktzone südlich des Hochrheines befindet.3455 Inneralamannische Belege sind teilweise greifbar, teilweise im Bauzusammenhang nicht völlig gesichert oder – wie erwähnt – mit Klerikergräbern zu verbinden. In Zeitschicht 3 hat sich das Verbreitungsgebiet der Kirchengräber wesentlich erweitert, wobei das schnelle Wachstum überrascht. Erste Belege in Bayern finden sich nun mit Herrsching am Ammersee. In der Schweiz rückte man weiter ins Mittelland und in Richtung der Alpen vor. Der Höhepunkt wird schliesslich in Zeitschicht 4 erreicht. Das Ursprungsgebiet südlich des Hochrheines wurde weitgehend verlassen und neue Kirchen vor allem in Inneralamannien, Bayern und in den Ausbaugebieten der Innerschweiz gegründet, die teilweise schon in Zeitschicht 3 aufgesucht wurden. Daraus ergibt sich, dass der Ausgangsraum der Kirchensepultur überwiegend auf linksrheinischem Gebiet liegt und sich von Westen nach Osten ausbreitet. Die räumliche Konzentration hat eine weitreichende Wurzel. Dass das Kirchenbegräbnis keine alamannische «Erfindung» ist, sondern von entsprechenden Gepflogenheiten fränkischer Grosser im gallischen Raum ausgeht, wurde durch H. W. Böhme analysiert.3456 Prägend wirkte sich dabei das Vorbild des ersten fränkischen christlichen Grosskönigs Chlodwig aus.3457 Dieser trat nach der gewonnenen Schlacht bei Zülpich um 500 zum Christentum über und liess sich mit 3000 Gefolgsleuten taufen.3458 Nach Gregor von Tours ruht Chlodwig in Sainte-Geneviève; andere folgten seinem Beispiel: Chlothar II. wurde in Saint-Germain des Prés und Dagobert I. in Saint-Denis in Paris beigesetzt.3459 Das Vorbild, in oder bei Kirchen zu bestatten, kann also im königlichen Milieu bestimmt werden. Mit hoher Wahrscheinlichkeit besitzen die 451
merowingischen Königsgrabkirchen in Paris die Bedeutung eines Leitbildes für den ländlichen Raum.3460 Trotz einer sporadischen, aber wiederholten Belegungsweise am gleichen Ort über einen längeren Zeitraum lassen sich somit Merkmale für ein Erbbegräbnis fassen, die bei den merowingischen Königen im Ansatz ein dynastisches Mass erreichen können.3461 Aus alledem lässt sich mit Vorsicht daraus ableiten, dass die in einer Kirche bestatteten Personen durch die überregionale Bestattungssitte zu einer Schicht zusammengefasst werden können, die einerseits durch das Vorbild Königsnähe anstrebt und andererseits durch die separierte Grablage den Abstand zur Bevölkerungsmehrheit dokumentiert. Das Nachmachen des königlichen Vorbildes scheint also eine Wurzel der ländlichen Kirchensepultur zu sein. Die damit verbundene Hervorhebung aus der dörflichen Gemeinschaft bestimmt den Kern der Nobilifizierung (Adelig werden). Insofern ist es berechtigt, bei Kirchengräbern von Adelsgräbern zu sprechen.3462 Der Prozess besitzt dabei eine innere Regelmässigkeit. Von kernfränkischen Gebieten ausgehend findet eine kontinuierliche Verbreitung des Kirchenbegräbnisses nach Osten statt, wobei in Abhängigkeit zur Zeit kontinuierlich neue Gebiete erschlossen werden. Dies lässt die Schlussfolgerung zu, dass eine zentrale Lenkung durch das Königshaus dahinter stehen könnte. Als Ergebnis entstünde dann eine Nobilität auf dem Lande, wobei die nobiles nicht immer fränkischer Herkunft sein müssen. Dieser Deutungsvorschlag setzt voraus, dass die Nobilifizierung von fränkischer Seite aus gebilligt und im Sinne einer herrschaftlichen Erfassung des Landes vielleicht sogar unterstützt würde. Ausser dem Erbbegräbnis in oder bei Kirchen wird ein weiteres Argument für Adel greifbar: Adel kann sich demzufolge nur in Königsnähe bilden.3463 Ähnlich wie H. W. Böhme aus archäologischer Sicht hat M. Weidemann den Adel im Merowingerreich hinsichtlich seiner Rechtsstellung untersucht.3464 Die Verfasserin konnte nachweisen, dass sich zwei Gruppen von Bezeichnungen für Führungsschichten unterscheiden lassen. Eine Begriffsgruppe zielt auf allgemeine Herrschaftsqualitäten ab, während die andere Hinweise auf die geburtsmässige Abstammung enthält.3465 Nicht zwingend sind damit Anhaltspunkte gewonnen, die den «Adel» aus einer unverbindlich definierten Elite, wie sie zweifelsohne im Merowingerreich bestand, aufgrund von Sonderrechten hervorheben.3466 Zu diesem Ziel ist es erforderlich festzustellen, ob es «vereinzelt Personen und Familien gegeben hat, die im Bereich des Öffentlichen Rechts und des Privatrechts für sich Rechte in Anspruch genommen haben, die den von Geburt Freien nach den Gesetzen der Zeit 452
nicht zustanden».3467 In diesem rechtlichen Sonderstatus wird ein wichtiges Merkmal für Adel erkannt, wobei die Sonderbehandlung, z.B. auf Veränderungen im Erbrecht zugunsten weiblicher Verwandter, auf Verhandlungen vor Königsgericht (anstelle des Grafengerichtes), auf Steuervorrechten und Immunitätsprivilegien beruhen kann.3468 Zur Erlangung des privilegierten Status war Königsnähe wichtig, denn der König konnte das Erbrecht und durch Immunitätsprivilegien für den Besitz die Steuerpflicht und die gräfliche Gerichtsbarkeit aufheben.3469 Durch das königliche Handeln kommt eine individuelle «fallweise» Handhabung der Privilegien zur Anwendung. Da die Sonderrechte «stets individuell und nicht allgemein» für eine «fallweise gebildete Gruppe» gewährt werden, fanden diese in den Gesetzestexten kaum Widerhall.3470 Bereits für das 6. Jahrhundert bestehen Hinweise auf diese Privilegierung, im 7. Jahrhundert könnte dann die Erblichkeit der Sonderstellung durchgesetzt sein,3471 indem Chlothar II. 614 per Gesetz die Immunitätsprivilegien bestätigte. Vor diesem Hintergrund übernimmt die Kirche von Schleitheim eine besondere Rolle. Sie liegt ausserhalb der romanisch-alamannisch-fränkischen Kontaktzone südlich des Hochrheines, wo sich vermutlich das Hauptgewicht der alamannischen Macht im späteren 6. und frühen 7. Jahrhundert und noch bestehende spätantike Strukturen befunden haben. Die Dorfkirche befindet sich auch an einem Ort mit sehr früher Besiedlung, wahrscheinlich noch im 4. und aussergewöhnlichen Gräbern des 5. Jahrhunderts. Im späteren 6. Jahrhundert sind derart hervorragende Bestattungen auf dem Reihengräberfeld nicht mehr (und niemals wieder) belegt. Im 7. Jahrhundert wird dann die Kirche mit der als ältest fassbaren, weiblichen Bestattung aus Grab 30 gegründet (Abb. 285). Schleitheim steht damit wiederum an einer historischen Schnittstelle, die archäologisch durch das Ausgreifen der Kirchensepultur auf Gebiete nördlich und östlich des Hochrheines gekennzeichnet ist:3472 Die Nobilifizierung wird nun auf Inneralamannien und Bayern übertragen. Ist damit möglicherweise die von Chlothar II. und Dagobert I. angestrebte engere Anbindung ostrheinischer Gebiete erreicht? Für die Beantwortung vermag die Archäologie nur Hinweise, aber keine Gewissheiten erbringen.
Bemerkungen zur Stellung der Frau Die Annäherung an das Thema ist noch immer mit Schwierigkeiten verbunden; es kann hier auch nicht Gegenstand ausführlicher Untersuchung sein. Im Schrifttum wurde es wiederholt behan-
delt3473 und auch von historischer Seite beleuchtet.3474 Dennoch scheint es, dass die Stellung der Frau im Frühmittelalter eher punktuell beleuchtet werden kann. Für Grab 30 der Schleitheimer Dorfkirche gilt dies in besonderem Masse. Die Gründe hierfür liegen im archäologischen Befund: Die Beigabensitte, die geographischen, zeitlichen und ethnischen Schwankungen unterliegt, überliefert nur einen Teil der Sachkultur, nicht aber den gesamten weiblichen Wirkungsbereich.3475 Möglichst vollständig erfasste Gräberfelder oder Bestattungsplätze – auf die Kirche von Schleitheim trifft dies bekanntermassen nicht zu – bilden eine der Voraussetzungen, um tiefer gehende Erkenntnis bezüglich Hierarchie und Stellung der Frauen in einer Siedelgemeinschaft ableiten zu können. Hervorragende Frauengräber königlicher Abstammung aus der Kirche SaintDenis bei Paris oder unter dem Kölner Dom3476 sind für eine vergleichende Analyse nur bedingt geeignet. Über ihr Umfeld und der Bezug zu anderen weiblichen Bestattungen ist erst wenig bekannt. Sie zeigen aber, dass eine exklusive Beigabensitte und hervorgehobene Bestattungssitte für beide Geschlechter verwirklicht wurde.3477 Als verkleinertes Model lässt sich dies auf gewisse Weise auf Schleitheim übertragen: Der Reihengräberfriedhof wurde durch überdurchschnittlich reiche Frauengräber des 5. Jahrhunderts (Grab 363, 455 und Separatgruppe) – und durch das gestörte Männergrab 5003478 – eingeleitet. In der Kirche steht wiederum ein reiches Frauengrab am Anfang, ursprünglich gut ausgestattete Männergräber folgen in der nächsten Generation. Aus archäologischer Sicht muss gesagt werden, dass der Betrachtung enge Grenzen gesetzt sind. Die gegenständlichen Bereiche und die dank der Beigabensitte überlieferte Sachkultur vermitteln zwar einen Überblick über Tracht, Schmuck, Amulette, Schlüssel(-gewalt?), Textilienherstellung und Gerätschaften.3479 Untersuchungen über weibliche Rangordnungen liegen seit kurzem aus der Feder von U. Koch vor.3480 Hinweise zu anderen weiblichen Bereichen, wie z.B. zu Hauswirtschaft und Gebärfähigkeit, lassen sich nur schwer gewinnen. In der Schriftlichkeit lassen sich in Bezug auf Frauen keine Quellen benennen, die «direkte Aussagen zur sozialen Selbsteinschätzung» überliefern.3481 Im Unterschied zu den Männern war es für Frauen nicht üblich, öffentliche Ämter zu bekleiden: «Die Ausübung einer herausgehobenen Tätigkeit als prestigeförderndes, sozialrelevantes Kriterium wird für Frauen nur innerhalb der Hausgemeinschaft deutlich».3482 In der Ehe – so erscheint es aus den Rechtsquellen – ist die Frau durch ein geringeres Recht gekennzeichnet und der Munt (Rechts- und Schutzgewalt) des Mannes unterworfen.3483 Mit anthropologischer Unterstützung lassen sich
dem archäologischen Zusammenhang einige Kennzeichen für die Dame aus Schleitheim entnehmen. Sie erreicht mit 60 Jahren ein für die damalige Zeit relativ hohes Alter. Die Gelenke des nicht vollständig erhaltenen Skeletts weisen insbesondere im Lendenbereich arthrotische Veränderungen auf.3484 Daher liegt die Vermutung nahe, dass aufgrund der zu erschliessenden Gehschwierigkeiten der Holzstock 30.36–38 als ehemalige Stützhilfe mitgegeben wurde. Alter und Schönheit müssen einander nicht ausschliessen. Die Beigabe von Schmuckgürtel 30.9–10, Wadenbinden 30.22–32 und Perlenkette mit Goldanhängern 30.1–4 machen deutlich, dass auf diese Komponente der Weiblichkeit Wert gelegt wurde. Die Herstellung von Garn und damit stellvertretend für Textilherstellung war der Dame durch die Beigabe eines Spinnwirtels 30.15 vertraut, der am Gehänge befestigte Eisenschlüssel 30.19–20 könnte die Hausgewalt symbolisieren.
Die Beigabensitte Um Grab 30 in sein überregionales Umfeld einordnen zu können, ist ein Vergleich mit weiteren Frauengräbern in oder bei Kirchen hilfreich; zu diesem Zweck wurde bereits an anderer Stelle eine Ausstattungstabelle erstellt.3485 Der Bewertungsmassstab beruht dabei zunächst auf der zeitlich bedingten Entwicklung der Beigabensitte. Als Ausgangspunkt dient das Axiom, dass sich die soziale Stellung zu Lebzeiten in der Beigabenausstattung spiegelt. Zweierlei ist dabei zu bedenken: Die Beigabensitte ist zeitlich und regional unterschiedlich ausgeprägt und muss dadurch nicht direkt den Sozialstatus wiedergeben. Grundsätzlich wird aber ein Zusammenhang zwischen Beigabenunterschieden und einer differenzierten gesellschaftlichen Stellung angenommen. Der separierte Lagebefund ist als Hinweis auf eine hervorgehobene Stellung höher als die Beigabenausstattung einzuschätzen.3486 Es hat sich gezeigt, dass die Entwicklung grob in mehrere Kategorien unterteilt werden kann.3487 Das führende Ausstattungsniveau (Ausstattungsgruppe Ia3488) weiblicher Kirchenbestattungen umfasst ausschliesslich Gräber der Qualitätsgruppe C nach Christlein.3489 Von Zeitschicht 2– 4 lässt sich eine einheitliche Beigabenausstattung feststellen. Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall sind für die weibliche Grabausstattung kennzeichnend. Wahrscheinlich sollte dadurch die weibliche Schönheit unterstrichen werden.3490 Ob die Frauen des Frühmittelalters darin alleine ihr Selbstverständnis fanden, sei dahingestellt. Schmuck kann auch Träger von Amuletten und Symbolen sein. Als Beispiel können silberne Pressblechscheibenfibeln genannt werden.3491 453
Die Mitgabe einer Goldfibel, die je nach Zeitstellung und Modestufe engzellig cloisonniert, filigranverziert oder mit Pressblechdekor versehen ist, ist obligatorisch. Die Halskette kann durch Amethyst- oder Bernsteinperlen, bisweilen mit Goldanhängern (Lahr-Burgheim (D) Grab 19), bereichert werden. Ohrringe aus Edelmetall sind häufig anzutreffen. In Zeitschicht 3 können aufwendige Beschläge für Schuh- und Strumpfbesatz dem Grabinventar eingegliedert sein. Sondergaben in Form von Goldblattkreuz, goldenem Fingerring, Goldfäden und goldener Münzfibel3492 als Sonderanfertigung sind für diese Ausstattungsgruppe kennzeichnend. Diese Dichte wird in keiner anderen Gräberkategorie erreicht. Das Streben nach Beigabenreichtum wird in Ausstattungsgruppe Ia durch eine möglichst vollständige Schmuck- und Trachtausstattung aus Edelmetall erfüllt. Das hohe Beigabenniveau kommt auch in der Gerätbeigabe zum Ausdruck, indem z.B. eine Spindel aus Elfenbein hergestellt und ein Messer mit bronzebesetzter Scheide versehen wird (Zofingen Grab 86). Schleitheim Grab 30 liesse sich durch den goldenen Fingerring mit antiker Gemme 30.7, durch die Goldanhänger 30.1–4 und die Amethystperlen 30.5, aber auch durch die gehobene Tischsitte in Gestalt des silberbeschlagenen Bechers 30.33–35, gut in diese Kategorie einordnen; die verzierte Wadenbindengarnitur 30.22–32 und der Holzstock 30.36–38 würden diese Einordnung unterstützen, wenn nicht das Primärmerkmal, die Mitgabe einer goldenen Fibel, fehlt. Somit lässt sich die Schleitheimer Dame weder dieser noch der folgenden Gruppe (Ausstattungsgruppe Ib der weiblichen Kirchengräber) zuweisen. Ausstattungsgruppe Ib besteht vorrangig aus einer silbernen Pressblechscheibenfibel sowie aus Ohrringen und Schmucknadeln.3493 Die Fibelart zeigt die späte Zeitstellung in Zeitschicht 4 an; einheitlich gehören die Gräber der Qualitätsgruppe B nach Christlein an. Die Bindung an Gold, die Ausstattungsgruppe Ia kennzeichnet, entfällt mit dem Übergang zur Silberfibel. Dieser Wechsel der Materialsorte ist zugleich mit einem allgemeinen Rückgang der Beigabenqualität und -menge verbunden, indem nur eine Sondergabe, die exquisite Schuhgarnitur des beraubten Grabes 19 aus Lahr-Burgheim (D), nachgewiesen ist. Die späte Zeitstellung kann sich auf die verkleinerte Beigabenmenge auswirken. Ausstattungsgruppe II der weiblichen Kirchengräber ist durch Fibellosigkeit und durch die Konzentration auf goldenen Ringschmuck und Sondergaben gekennzeichnet und auf Zeitschicht 3– 4 beschränkt. Dabei sind einige Mädchengräber vertreten.3494 Der späten Zeitstellung gemäss wird auf sichtbaren Trachtschmuck weitgehend verzichtet, ebenso wie die Zierscheibe und anderes 454
Amulettzubehör nur kurzfristig (Zeitschicht 3) vorkommen. Der Ohrring entwickelt sich zu einer wichtigen Grabbeigabe, der bisweilen mit einem Armring vergesellschaftet ist.3495 Da Ohrringe aus Gold bestehen, bestätigt sich die Beobachtung, dass Goldobjekte einer oder verschiedener Sachgruppen bevorzugt untereinander, ungern aber mit Silber, kombiniert werden. Die Bindung an eine bestimmte Edelmetallsorte lässt also hinter der restriktiven Verwendung einen Ausstattungsunterschied vermuten: Gold ist höher als Silber einzustufen. Diese keineswegs neue Einsicht gewinnt unter der Annahme einer reduzierten Beigabensitte einen besonderen Aspekt, indem das Weglassen der Goldfibel in fibellosen ungestörten Inventaren mit anderen Goldobjekten (Ausstattungsgruppe II) nicht unbedingt einen Qualitätsunterschied bedeuten muss. Diese Vermutung liegt deshalb nahe, weil die Entstehung der Ausstattungsgruppe IIa am Beginn der reduzierten Grabausstattung steht (Zeitschicht 3b/c). Der Wandel der Beigabensitte drückt sich in drei Stufen aus: 1.) Die Reduktion in Ausstattungsgruppe Ia der weiblichen Kirchengräber im fortgeschrittenen 7. Jahrhundert beruht insbesondere auf dem Rückgang von Trachtschmuck und Gehänge mit Amulettcharakter, lässt aber den Fortbestand von Goldfibel, Halskette und Ohrring zu (z.B. Stein am Rhein Grab-Burg 4, Dürrmenz (D) Grab 1920/9). 2.) Diese leichte Veränderung der Beigabensitte wird zeitlich vom Aufkommen der Silberfibel begleitet, die kaum mit weiteren Goldobjekten gemeinsam nachgewiesen ist (Ausstattungsgruppe Ib, z.B. Schwyz). 3.) Gleichzeitig hat sich in fibellosen Gräbern die regelhafte Verbindung zwischen Halskette mit Goldanhängern bzw. Amethystperlen und goldenem Ohrring herausgebildet (Ausstattungsgruppe IIa, z.B. Aschheim (D) Grab 11, Lorenzberg (D) Grab 150). Mit den verbindenden Merkmalen der Sondergaben und Goldohrringe kann die Ausstattungsgruppe IIb, welche ausschliesslich aus gestörten Inventaren besteht,3496 daran angeschlossen werden. Das sich wandelnde Beigabeverhalten führt rückwirkend zu Konsequenzen hinsichtlich der Einordnung der Ausstattungsgruppe Ia, Ib und II der weiblichen Kirchengräber. In qualitativer Hinsicht entsprechen Ia und II einander und vertreten trotz unterschiedlicher Schwerpunkte das höchste Niveau der Ausstattung, wenn man berücksichtigt, dass die Fibelbeigabe nach dem Ende der Normierung (Übergang Zeitschicht 3/4) – ähnlich wie die vollständige Waffenkombination – möglicherweise ein konservatives Element der Grabausstattung, ihr Weglassen und die dominierende Ohrringbeigabe aus Gold (Ausstat-
tungsgruppe II) ein innovatives Moment und wohl keinen Qualitätsunterschied vertritt. Die Fibelinventare sind entweder für die Spätzeit überreich ausgestattet (Lahr-Burgheim (D) Grab 10) oder gemäss der Zeitsitte auf wenige kennzeichnende Gegenstände reduziert (Stein am RheinBurg Grab 4). Dieser Fall trifft auch auf die Beigabenkombination mit Silberfibel zu, welche durch den Materialunterschied dagegen einen wirklichen Ausstattungsunterschied spiegelt. Dies wird durch die Verteilung der Sondergaben bestätigt: Goldblattkreuz, goldener Fingerring und Goldfäden, die in Ausstattungsgruppe Ib nicht nachgewiesen sind, verbinden Ausstattungsgruppe Ia mit II. Viele Gräber der dritten Ausstattungsgruppe sind gestört. Daher ist im Einzelfall das Grabinventar zu prüfen. Es fehlen, bis auf die Sondergaben in Gestalt des goldenen Fingerringes 30.7 und der Goldanhänger 30.1–4 von Schleitheim Grab 30, signifikante Beigaben ähnlicher Wertigkeit wie Fibel oder Ringschmuck aus Edelmetall. Ohrring und Halskette mit Bernstein- und Amethystperlen sind zu selten und zum Teil zu schlicht, um als Unterscheidungsmerkmale in Frage zu kommen. Daher wird bei Trachtschmuck die Beigabe von sichtbar getragenem Leibgurt berücksichtigt. Bis auf wenige C-Gräber3497 ist Qualitätsgruppe B vorherrschend. Dank der Forschungen M. Martins3498 ist bekannt, dass der sichtbar getragene Leibgurt – als Kennzeichen der westlichen Frauentracht – eine Fremdform im rechtsrheinischen Raum darstellt. Unabhängig davon, ob der Nachweis im Zusammenhang mit der Mobilität der Person (Zuwanderung, Einheirat), dem Grenzbereich zweier Trachtprovinzen, der Kontinuität der romanischen Bevölkerung oder mit einer starken romanischen Tradition am Hochrhein gesehen wird, bezeugt der sichtbare Leibgurt eine Orientierung und Nähe zur westlichen «Tracht». Derart aus der Gesamtheit der Funde hervorgehoben, bildet Ausstattungsgruppe IIIa auf Grundlage des weiblichen Schmuckgürtels eine eigene Gruppe. Ihr Bestehen ist an Zeitschicht 2–3 gebunden, sodass ein stärkeres Streben nach mehrteiliger Ausstattung zwar denkbar ist, aber der romanisch geprägten Beigabensitte3499 teilweise widerspricht. So bleibt das Ausdrucksmittel für Grabreichtum auf dem prunkvollen, bisweilen tauschierten Leibgurt mit Beschläg reduziert (Oberwil Grab 25, Pieterlen Grab 55/6, Zuchwil Grab B). Die tauschierten Gürtel kommen als isolierte, romanisch geprägte Beigabe vor,3500 während die zweiteilige bronzene Gürtelgarnitur aus Schleitheim Grab 30.9–10 mit einer überdurchschnittlich reichen Ausstattung vergesellschaftet ist und somit von der Mehrheit der Ausstattungsgruppe IIIa abweicht. Die Schmucknadel aus Edelmetall besitzt als al-
leiniges Merkmal für die Bestimmung einer Ausstattungsgruppe IIIb wenig Überzeugungskraft und kann als Folge fast ausschliesslich stark gestörter Inventare aufgefasst werden. Wie die Verwendung von Edelmetall anzeigt, ist bei der Schmucknadel eine hohe Wertigkeit anzunehmen, die durch ihr Vorkommen in Gräbern der Ausstattungsgruppe I und IIa bestätigt wird. Zur Charakterisierung der letzen Ausstattungsgruppe IV der weiblichen Kirchengräber lässt sich ein Negativkatalog erstellen, Ausdruck dafür, dass ein anderes soziales Milieu beginnt, das unterhalb der beschriebenen Beigabenkategorien anzusiedeln ist: Die Ausstattungsgruppe IV enthält keine Fibel, keinen Trachtschmuck und wenig Gerät, keine Sondergaben und einmal Edelmetall. Das ärmliche und glanzlose Repertoire – meist Gräber der Qualitätsgruppe A – weist einfache Perlenketten, manchmal Ohrring und unsichtbaren Leibgurt auf. Von dieser Ausstattung weichen die Inventare mit Zierscheibe und Amuletten (Ausstattungsgruppe IVa) ab.3501 Damit gehören die einschlägigen Gräber der Zeitschicht 2–3 an, während in Ausstattungsgruppe IVb die Mehrheit durch Zeitschicht 4 vertreten ist, in der die Amulettbeigabe erloschen ist. Die Authentizität dieser letzten Ausstattungsgruppe kann nur für ungestörte Gräber als sicher angenommen werden, die erst ab Zeitschicht 4 belegt sind. Ob in den stark gestörten Befunden ursprünglich eine reichere Ausstattung deponiert war, bleibt offen. Diese Frage kann eher verneint werden, weil andere gestörte Ensembles zur Genüge beweisen, dass geringe Reste, wie z.B. Nieten aus Edelmetall, Metallteile, Goldfäden oder Glasscherben, auf einstigen Grabreichtum hinweisen würden. Daraus ergibt sich, dass neben dem Ausstattungsmaximum mit Sondergaben sowie möglichst vollständigem Schmuckund Trachtzubehör aus Edelmetall eine ärmliche Ausstattung existiert. Der einheitlichen Bestattungssitte in oder bei einer Kirche stehen also grosse Gegensätze in der Beigabenausstattung gegenüber. Gleiches gilt für Männergräber.3502 Von Beginn an bestehen Maximum und Minimum der Grabausstattungen nebeneinander, sodass die extreme Bandbreite des Beigabenspektrums ein Kennzeichen der Kirchensepultur darstellt. Dem Streben nach (konservativem) Grabreichtum wird allgemein durch die Reduktion ab der späten Zeitschicht 3 ein Ende gesetzt. Der Höhepunkt der reduzierten («fortschrittlichen») Beigabensitte ist in Zeitschicht 4 erreicht, indem wenige wichtige und exklusive Beigaben gemäss christlich beeinflussten Wertvorstellungen zur sozialen Kennzeichnung genügen (Stein am Rhein), die symbolische Bedeutung besitzen können.3503
455
Zur Ausstattung der Kirchengräber von Schleitheim Schleitheim Grab 30 ist etwa eine Generation vor dem Wandel der Beigabensitte zu datieren (P8, Tab. 64). Zeitlich berühren die beraubten Männergrabinventare (P10) die sensible Phase, ab der der Wandel dann spätestens mit Übergang zur Zeitschicht 4 einsetzt. Was die Beigabenausstattung der Männergräber anbelangt, lässt die fast vollständige Beraubung keine nähere Bestimmung zu. Wabenplattierter Spatha – und vielteiliger Leibgurt – wie auch die erfolgte Beraubung – sind jedoch ein Indiz auf eine ursprünglich reiche Ausstattung. Wie das ehemalige Inventar von Grab 21 und 23 vielleicht ausgesehen haben mag, lässt sich aus dem Vergleich mit unberaubten Männergräbern in Kirchen, die einen vielteiligen Leibgurt enthielten, ersehen.3504 Dabei stehen die Vollbewaffnung (Spatha, Sax, Lanze, Schild), Reitzubehör (Pferdegeschirr, Trense, Sporen) und Sondergaben (Goldfäden, Bronze-, Glas-, metallbeschlagenes Holzgefäss) an erster Stelle. Der Leibgurt und meist auch der Spathagurt ist verziert oder tauschiert. Auf Gerätbeigaben wird grosser Wert gelegt. Eine gute Parallele zu Zeit und Ausstattung liegt aus Altdorf Grab 4 vor. Die Vergleichsgräber sind eine Stufe unterhalb der Ebene anzusiedeln, die durch Herrsching (D) Grab 9 vertreten wird.3505 Hinsichtlich der Zeitstellung und der vermuteten Beigabenausstattung handelt es sich um Gräber der voll entwickelten Beigabensitte, die durch Streben nach Vollbewaffnung, Reitzubehör und Sondergaben gekennzeichnet ist.3506 Vorbehältlich der Beraubung lässt sich erschliessen, dass Grab 21 und 23 möglicherweise zum führenden Ausstattungsniveau gezählt werden dürfen. Gleiches trifft auf die Gräber 1, 2 (?, beraubt!) 3, 4 und 6 von Stein am Rhein-Burg zu; sie unterscheiden sich von den Verhältnissen in Schleitheim dadurch, dass die Beigabensitte in der Kastellkirche während Zeitschicht 4 auf wenige, aber exquisite Einzelstücke reduziert ist. Das Beigabenensemble von Grab 30 lässt sich dank seiner Unversehrtheit genauer einordnen. Der sichtbar getragene Leibgurt 30.9–10 war die Ursache für die Zuweisung in Ausstattungsgruppe III der weiblichen Kirchengräber; die fehlende goldene Fibel verhinderte die Aufnahme in Ausstattungsgruppe Ia. Dabei bestehen enge Verbindungen zum führenden Ausstattungsniveau.3507 Zunächst ist auf den goldenen Fingerring 30.7 hinzuweisen, der in formaler Veränderung, aber gleichfalls mit antiker Gemme in Zofingen Grab 86 belegt ist. Dieses Grab (einer Romanin?) enthält – neben einer engzellig cloisonnierten Scheibenfibel – goldene Körbchenohrrin456
ge, einen sichtbar getragenen Leibgurt und einen goldenen Reif, unterhalb der Halswirbel aufgefunden, sodass dieser zu einer Haarhaube oder als Rückstück zu einem Pektorale gedient haben könnte.3508 Bezeichnenderweise fehlen hier Wadenbindengarnituren, die dagegen Schleitheim Grab 30 mit dem Kirchengrab von Bülach und Dunningen (D) Grab 16 verbindet. Dabei wird die rechtsrheinische germanische Komponente durch die gemeinsamen Wadenbinden betont. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass die gesellschaftliche Teilung mit Ausstattungsgruppe IV der weiblichen Kirchengräber einhergeht, die in eine untergeordnete soziale Schicht führt. Die spärliche Beigabensitte in Ausstattungsgruppe III lässt die Anwesenheit von Romaninnen vermuten.3509 Grab 30 fällt in Ausstattungsgruppe III durch den Beigabenreichtum auf. Fingerring 30.7 und die Goldanhänger 30.1–4 stellen als variable Sondergaben die Verbindung zur höchsten Ausstattungsgruppe her. Daher leitet sich als Schlussfolgerung ab, dass eine gesellschaftliche Schichtentrennung zwischen diesen letztgenannten Ausstattungsgruppen nicht bestehen muss, aber die germanische oder romanische Herkunft eine unterscheidende Rolle spielen könnte. Der goldene Fingerring ist der eigentliche Bedeutungsträger für die gesellschaftliche Stellung. Wohl deshalb mass Christlein dem goldenen Fingerring eine dominierende Stellung für die Definition der Qualitätsgruppe C bei.3510 Der goldene Fingerring kommt in gestörten Gräbern der Ausstattungsgruppe II und in ungestörten der Gruppe Ia vor.3511 In Form der sekundär gefassten antiken Gemme ist eine Verwendungsmöglichkeit als Siegelring sehr wahrscheinlich, der dem männlichen Gegenstück, dem Münzfingerring, entsprechen kann. Abschliessend sei angemerkt, dass Frauengräber innerhalb eines kirchlichen Bestattungsplatzes neben den männlichen Bestattungen durchaus ihren Platz gefunden haben. Diese Einsicht ist für die separierten Bestattungsplätze nicht neu, gibt es doch neben männlichen Gründergräbern, wie das Fürstengrab von Krefeld-Gellep (D) Grab 1782, auch weibliche Gründergräber wie z.B. Güttingen (D) Grab 38.3512 Im Rahmen der von H. W. Böhme durchgeführten Analyse der Adelsgräber stösst man immer wieder auf durch die Lage und Beigaben hervorgehobene Frauengräber.3513 Diese Sonderstellung im Totenbrauchtum findet eine Entsprechung im Pactus legis Salicae, dem merowingischen Recht. Obwohl der Pactus nur für Söhne und männliche Verwandte Erbrecht am Land vorsieht, werden für Damen aus hochrangigen fränkischen Familien Ausnahmen gemacht.3514 Diese Sonderbehandlung tritt umso deutlicher hervor, da die Vererbung von Landbesitz an Frauen verboten war. Offensichtlich galt
diese Regel nicht für jedermann (oder jedefrau). In der Befreiung vom geltenden Recht ist jenes Merkmal greifbar, das M. Weidemann zufolge die Zuordnung zum «Adel» im Sinne einer eigenen, seit dem 6. Jahrhundert neu geschaffenen Klasse als Folgeerscheinung des von Chlodwig begründeten Einheitskönigtums rechtfertigt.3515 Die Kirche als Bestattungsplatz geht auf eine Ausnahmestellung innerhalb der Bestattungssitte zurück. Der goldene Fingerring 30.7 zählt nicht zu den normierten Beigaben, sondern gelangt nur in Ausnahmefällen als Sondergabe und vornehme Rarität ins Grab. Will man mit der gebotenen Zurückhaltung eine Synthese zwischen Archäologie und Geschichte versuchen, so zeigt sich in diesem Punkte eine Parallelität der Ergebnisse, die die jeweils fachspezifisch gewonnenen Nachweise für den Adel im Merowingerreich gegenseitig ergänzend und vergleichbar machen.
Die Adelsgrablege in der Schleitheimer Kirche Die vorliegende Untersuchung hat zum Ergebnis geführt, dass die Grablege als Begräbnis einer aristokratischen Führungsschicht angesprochen werden kann. Historische Untersuchungen zur Rechtsstellung privilegierter Einzelpersonen oder Gruppen und die archäologische Analyse haben dies getrennt auf zwei Wegen ergeben. Im archäologischen Befund beruht der Adelsstatus auf folgenden Merkmalen: - Separierte Grablege in einer frühmittelalterlichen Kirche, in räumlicher Trennung vom dörflichen Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack - Beigabenreichtum, der in dieser Form in zeitgleichen Gräbern von Schleitheim-Hebsack nicht wiederkehrt - geringe Gräberanzahl in der Kirche - punktuelle Belegungsweise - Erbbegräbnis - räumliche Trennung inner- bzw. ausserhalb der Kirche von beigabenführenden und beigabenlosen Gräbern - die Ausbreitung des Kirchenbegräbnisses im Rahmen des Nobilifizierungsprozesses. Zum Verständnis sei hinzugefügt, dass Adel nicht als definierter Rechtsstand im Frühmittelalter verstanden werden soll. Der archäologische Befund bietet viele Anhaltspunkte, dass sich der «Adel» als eigene Schicht von der Allgemeinheit abgesetzt hat und sich aufgrund von Privilegien gleichsam ausserhalb der Reihe(ngräberfelder) bewegt.3516 Ausführlich haben dies H. W. Böhme und M. Weidemann dargelegt.3517 Es gibt eine Schicht, die in der Bestattungs- und Beigabensitte auffällig durch Sonderrechte hervorgehoben ist. Diese Personen oder Gruppen besassen das
Recht, aus dem allgemeinen Reihengräberprinzip auszuscheren und einen für sie reservierten Bestattungsplatz zu wählen. Aus diesem Grund war es wichtig, Sonder- und Hauptfriedhof im Hinblick auf die Herauslösung privilegierter Gruppen miteinander zu vergleichen. Wirtschaftlich waren diese Kreise in der Lage, sich und ihrer Familie ein monumentales Begräbnis in einer christlichen Kirche – oder als Kontrast unter einem heidnischen Grabhügel – zu setzen. Der Bau grösserer Anlagen setzt zugleich die Leitung über eine organisierte Form der örtlichen Gemeinschaft voraus, um den Aufwand an Arbeit, Personen und Material zu bewältigen. Die Ausnahmen im Bestattungswesen sind nicht nur auf wirtschaftlicher Stärke begründet. Dass sie durchsetzbar waren, lässt die gesellschaftliche Akzeptanz bei den Zeitgenossen erkennen. Angesichts der Überregionalität des Phänomens war die diesbezügliche Toleranz weit verbreitet. Wirtschaftliches Vermögen und soziale Geltung könnten demnach in der frühmittelalterlichen Gesellschaft als zusammengehörig empfunden worden sein.3518 Die Analyse der Beigabenausstattung erlaubte einen Einblick in den inneren Aufbau dieser Personengruppe. Nach der vorhandenen bzw. fehlenden Beigabenausstattung lässt sich eine führende übergeordnete inner- und eine untergeordnete Gruppe ausserhalb der Schleitheimer Dorfkirche, die durch die getrennte Grablage unterstrichen wird, unterscheiden. Der Beigabenreichtum kann zwar nur als zweites Kriterium gelten; dennoch weist die überdurchschnittliche (Grab 30) oder die als überdurchschnittlich erschlossene (Grab 21, 23) Beigabenausstattung auf einige kennzeichnende Statussymbole hin. Neben Schmuck aus Edelmetall und Amethystperlen 30.1–5 ist an erster Stelle der goldene Fingerring 30.7 zu nennen. In Gestalt der gehobenen Tischsitte mit silberbeschlagenem Gefäss 30.33–35 wird auf einen gehobenen und exklusiven Lebensstil Bezug genommen. Nach den Beigaben ist der Personenkreis, der in der Kirche bestattete, innerhalb des alamannischen Kulturkreises verwurzelt. Die Trennung von der Ortsgemeinschaft im Bestattungsbrauch bewirkt eine kleinere Gräberanzahl als auf dem dörflichen Hauptfriedhof. Die Kirche enthält nur einen geringen Bruchteil der auf dem Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack bestatteten Bevölkerung. Ab Zeitstufe IV bietet die Schleitheimer Dorfkirche den Rahmen für eine hervorgehobene Personengruppe. Diese lässt sich anhand der Beigaben bis ans Ende der Zeitschicht 3 und anhand der beigabenlosen Bestattungen innerhalb der Kirche (Abb. 278) bis in den nachreihengräberzeitlichen Horizont des 8. Jahrhunderts verfolgen. Da beigabenlose Gräber auch dem zweiten Kirchenbau zugeordnet werden können, lässt sich die Belegungskontinuität in Kirche 457
II verlängern. Wenn sich diese Kontinuität im Belegungsgang des Sonderfriedhofes abzeichnet, setzt damit eine weitere fortgeschrittene Entwicklungsstufe der Separierung ein. Der Separatfriedhof hat sich nicht als einmalige Angelegenheit erwiesen. Vielmehr ist es der führenden Personengruppe gelungen, ihre von der dörflichen Gemeinschaft abgehobene Position zu festigen und im Laufe einer längeren Zeit zu konsolidieren. Das Festhalten am gleichen Bestattungsplatz über einen längeren Zeitraum hindurch entspricht dem Erbbegräbnis.3519 Dabei wird ansatzweise eine Erblichkeit entwickelt, für die die Abstammung entscheidend war, wenn man davon ausgeht, dass der exklusive Bestattungsplatz einer Familie oder Sippe gehörte. Der Adel – so scheint es – bestattete jedoch nicht als einheitliche Schicht. Dies gilt zunächst überregional bezogen auf die skizzierten Ausstattungsmuster weiblicher Kirchengräber. Dies betrifft auch die kleinräumigen Verhältnisse in der Schleitheimer Dorfkirche. Denn in der räumlichen Trennung von reich ausgestatteten Gräbern in und beigabenlosen Gräbern ausserhalb der Kirche kommt höchstwahrscheinlich eine gesellschaftliche Differenzierung zum Ausdruck. Wiewohl die Gräber einer separiert bestattenden Personengemeinschaft durch die einheitliche Bestattungssitte in bzw. bei einer Kirche durch eine wohl familiär begründete Zusammengehörigkeit miteinander verbunden sind, durfte nicht Jedermann im Kircheninneren ruhen. Innen und aussen waren einerseits getrennt, andererseits durch ein gegenseitiges Verhältnis gekennzeichnet, das zwar als die Zugehörigkeit zur gleichen familia im antiken Sinne, aber auch als eine personale Abhängigkeit (Gesinde?) gedeutet werden kann. Für diesen Befund liessen sich andernorts verwandte Lagebeispiele herausstellen. Die Belegungskontinuität in der Kirche könnte also auf eine örtliche Etablierung der «Adelsmacht» zurückgehen. Schleitheim ist dabei kein Einzelfall, sondern in den überregionalen Vorgang der Nobilifizierung einbezogen. Das Kirchenbegräbnis, zunächst eine Fremdform, breitet sich dabei vom fränkischen Westen nach Osten aus. Schleitheim, als einer der ältesten Kirchen nördlich des Hochrheines, steht mit Grab 30 an der zeitlichen Schwelle (600/610–630/40), ab der das Kirchenbegräbnis einerseits verstärkt nach Innenalamannien und andererseits östlich des Lechs nach Bayern ausgreift.3520 Neue Landschaften werden für eine Bestattungssitte erschlossen, die nach Chlodwigs Vorbild und den merowingischen Königsgrabkirchen in Paris eine besondere Bedeutung besitzt. Da das königliche Vorbild nun in Randgebieten des Merowingerreiches nachgeahmt wird, könnten die Kirchengräber eine politische Dimension spiegeln, die eng mit reichs458
fränkischen Interessen zusammenhängt. Dies würde für rechtsrheinische Gebiete eine Angleichung in christlich-religiöser und politisch-herrschaftlicher Hinsicht bedeuten: Das Land wird mit einem (kontrollierenden?) Netz der Adeligen überspannt. Schleitheim ist die derzeit älteste Kirche am nördlichen Hochrhein. Deshalb scheint die Folgerung nicht ganz abwegig zu sein, dass Schleitheim bei der regionalen Ausdehnung, die in Zeitschicht 4 seinen Höhepunkt erreicht, im Verlauf der Zeitschicht 3 eine Ausgangslage besessen haben könnte. Es wurde bereits darauf hingewiesen, dass Kirchengräber am Auflösungsprozess der Reihengräberfelder und der Verlagerung der Reihengräberfelder in den Kirchhof als progressiver Faktor beteiligt sind3521 und Separatfriedhöfe im weitesten Sinne sowie Kirchengräber als besonders hervorgehobene Form des Separatfriedhofes mit einem Adel zu verbinden sind: Der Adel agierte also – so eine Deutungsmöglichkeit – im hohen Masse mit bei der Auflösung der Reihengräberfelder. Doch sollte man diesen komplexen Vorgang nicht nur vor dem Hintergrund des Kirchenbegräbnisses, sondern breiter betrachten. Von historischer Seite wurde vorgeschlagen, die Auflösung der «Reihengräberzivilisation» mit Veränderungen in Funktion und Selbstverständnis des Adels in Zusammenhang zu bringen, die ihrerseits mit neuen Formen der Grundherrschaft, landschaftsbezogener Herrschaft der Adelsfamilien und herrschaftsbezogenem Ausbau der Kirchenorganisation zu tun haben können.3522 Dennoch, ein Adel als schriftlich fixierter Rechts- und Geburtsstand soll – wie betont – für die Merowingerzeit nicht postuliert werden;3523 ob dies Folgen für die sozialen Gegebenheiten hat, ist damit freilich nicht gesagt. In Ermangelung einer weit verbreiteten Schriftlichkeit bekommt die mündliche Überlieferung und Pflege der Sitten und Gebräuche ein besonderes Gewicht. In «Ranggesellschaften der Gedächtniskultur» lassen sich wirtschaftliche und soziale Stellung, Herrschaft und Macht – als Kennzeichen einer möglicherweise ererbten hervorgehobenen Stellung – wohl kaum voneinander trennen.3524
IV. Schleitheim im Frühmittelalter
1. Modellberechnungen zur agrarwirtschaftlichen Tragfähigkeit des Siedlungsraumes Schleitheim Gerhard Hotz, André Rehazek und Marlu Kühn Mit den modernen Ausgrabungen3525 im Bereich des Dorfes Schleitheim fassen wir einen seltenen Glücksfall, dass Siedlung, Ortsgräberfeld und Kirche mit reichen Gräbern an einem Ort bekannt sind.3526 Dank dieser aussergewöhnlichen Befundsituation ergibt sich die Möglichkeit, die Lebensbedingungen einer frühmittelalterlichen dörflichen Bevölkerung modellhaft zu rekonstruieren. Unter den Lebensbedingungen verstehen wir die Ernährungs- und Umweltsituation unter Berücksichtigung der Wohn- und Siedlungsweise sowie des damals herrschenden Bodennutzungssystems.3527 Die folgenden Überlegungen und Modellberechnungen basieren auf den demographischen Auswertungen des Gräberfeldes Schleitheim-Hebsack,3528 den archäozoologischen Befunden der Siedlung Schleitheim-Brüel3529 sowie den umfassenden archäologischen Auswertungen.3530 Da archäobotanische Untersuchungen zum Siedlungsplatz fehlen, behelfen wir uns mit solchen Auswertungen zeitgleicher Siedlungen. Zielsetzung dieser Arbeit ist eine Überprüfung, inwieweit sich demographische und archäozoologische Befunde mit dem Konzept einer Feldgraswirtschaft vereinbaren lassen. Weiter soll aufgrund der naturräumlichen Voraussetzungen von Schleitheim und unter Zuhilfenahme eines wirtschaftsarchäologischen Modells die maximale Tragfähigkeit3531 des Siedlungsraumes errechnet werden. Wir stellen uns die Frage, wieviele Menschen bei vorgegebener Wirtschaftsform maximal in Schleitheim überleben konnten. Ab welcher Bevölkerungsgrösse müssen wir ernährungsbedingt mit einer Abwanderung bzw. einer Neubesiedlung im Umfeld von Schleitheim rechnen?3532 Besteht zwischen der geschätzten maximalen Bevölkerungsgrösse und der Siedlungsbevölkerung am Ende des 14. Jahrhunderts eine Überstimmung? Um die Modelle des Früh- und beginnenden Spätmittelalters in ihren Ansätzen evaluieren zu kön-
nen, wurden Quellen des 18. und 19. Jahrhunderts aus dem Gemeindearchiv von Schleitheim berücksichtigt.3533
Methodik Nachfolgend möchten wir auf die Voraussetzungen der angewandten Methodik eingehen. Es werden vier methodische Bereiche kurz angesprochen: wirtschaftsarchäologisches Modell, Bevölkerungsgrösse (Anthropologie), Archäozoologie und Archäobotanik. Es ist klar, dass die beteiligten Disziplinen nicht für alle Bereiche des wirtschaftlichen und sozialen Zusammenlebens, die für die folgenden Modellüberlegungen berücksichtigt werden sollten, brauchbare Zahlen liefern können. Bewertungsgrundlagen, zu denen keine Zitate gegeben werden, stellen modellhafte Annahmen dar. Sie sind das Resultat eingehender Diskussionen mit Fachkolleginnen und -kollegen.
Wirtschaftsarchäologisches Modell Das wirtschaftsarchäologische Modell3534 wurde für eine neolithische Seeufersiedlung3535 entwickelt. Es geht von einer Subsistenzwirtschaft3536 der Bevölkerung aus, die auch für das Frühmittelalter anzunehmen ist. Das Modell beruht auf verschiedenen Faktoren, die sich gegenseitig beeinflussen: 1. dem Bodennutzungssystem, 2. dem Kalorienbedarf einer Bevölkerung, 3. der Anbaufläche und den zu erwartenden Erträgen, 4. der Viehzucht und der zugehörigen Wiesen und Waldflächen. Punkt 2 und 3 sind voneinander abhängig, da die Grösse einer Ackerfläche eine bestimmte Arbeitsleistung erfordert, die wiederum eine bestimmte Bevölkerungsgrösse voraussetzt. Um die Bevölkerung angemessen zu ernähren, ist eine ausreichende Anbaufläche unabdingbar. Punkt 3 und 4 stehen ebenfalls in engem Zusammenhang, da die nutzbare Anbaufläche in unmittelbarer Siedlungsnähe nicht in einem unbegrenzten Ausmass vorhanden ist. Ein weiterer Zusammenhang stellt das Verhältnis Getreideertrag und Düngereintrag dar. Zudem ist die Arbeitsleistung der Rinder für die Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung.
459
Wir sehen ein engmaschiges Abhängigkeitsnetz mit gegenseitiger Beeinflussung der Parameter. Dieses Zusammenspiel wird in einer Excel-Matrix berücksichtigt und ermöglicht ein Austesten verschiedener Varianten.3537
Kalorienbedarf einer Bevölkerung Aufgrund der genauen Kenntnis der Belegung und Grösse des Gräberfeldes und der anthropologischen Bearbeitung der Skelette, können wir die Lebendbevölkerung der Siedlung rekonstruieren.3538 Mitte des 7. Jahrhunderts lebten schätzungsweise 210 Menschen zeitgleich in der Siedlung. Diese Bevölkerung besitzt einen bestimmten täglichen Kalorienbedarf, der von ihrer demographischen Struktur3539 abhängig ist. Da wir die Alters- und Geschlechterzusammensetzung von Schleitheim kennen, lässt sich dieser Erhaltungsbedarf3540 berechnen. Hierzu werden die Individuenzahl der einzelnen Altersgruppen mit dem Erhaltungsbedarf3541 multipliziert (Abb. 286).3542 Auf diese Weise können wir den Tagesbedarf der Schleitheimer Bevölkerung abschätzen. Der Erhaltungsbedarf kann bei gleichaltrigen Menschen beachtliche Unterschiede aufweisen. So liegt die Variationsbreite bei erwachsenen Frauen zwischen 1600 und 2400 kcal.3543 Insofern können die errechneten Kalorienbedarfe nur als Annäherungswerte verstanden werden.
Abb. 286: Täglicher Erhaltungsbedarf (in kcal) der Lebendbevölkerung Schleitheims, aufgegliedert nach Altersgruppen und Geschlecht.
Frauen benötigen aufgrund unserer Berechnung durchschnittlich 1939 kcal, der durchschnittliche Bedarf des Mannes liegt bei 2222 kcal.3544 Der durchschnittliche tägliche Erhaltungsbedarf eines Schleitheimer Menschen beträgt 2090 kcal. Dieser Bedarf liegt um knapp 300 kcal über dem Erhaltungsbedarf von 1800 kcal, mit welchem in
Altersgruppen
460
Archäozoologische Grundlagen Berechnung der Mindestindividuenzahlen Um die Menge des verzehrten Fleisches in der Siedlung zu ermitteln, muss anhand der archäozoologischen Daten3548 in einem ersten Schritt die (Mindest-)Anzahl der geschlachteten Haustiere und der gejagten Wildtiere (sog. «Mindestindividuenzahl» MIZ) berechnet werden. In einem zweiten Schritt kann dann über das jeweilige Fleischgewicht der einzelnen Tiere auf die zur Konsumation zur Verfügung stehende tierische Nahrung geschlossen werden. Letztlich ist es somit auch möglich, über die Bestimmung der verzehrten Fleischmenge auf das ungefähre Verhältnis von tierischer und pflanzlicher Nahrung zu schliessen. Für das Rind ergeben sich dabei 20 für das Schwein 36 und für das Schaf bzw. die Ziege3550 15 Individuen usw. (Abb. 287). Einschränkend sei hier darauf hingewiesen, dass bei der Kalkulation der Mindestindividuenzahlen für das Haus-
Frauen (Lebendbevölkerung) Ind.zahl Täglicher Total kcal-Bedarf
Säuglinge 1- bis 3jährig 4- bis 6jährig 7- bis 9jährig 10- bis 12jährig 13- bis 14jährig 15- bis 18jährig 19- bis 35jährig 36- bis 50jährig 51- bis 65jährig Über 65jährig
4,20 9,02 7,55 7,10 6,75 6,56 6,34 29,96 14,73 4,42 0,42
Total
97,05
Durchschnitt
historischen oder prähistorischen Modellen gearbeitet wird.3545 Da in dem Wert von 2090 kcal jedoch noch keine schwere körperliche Tätigkeit berücksichtigt wurde, lag dieser tatsächlich wahrscheinlich noch höher. Die erforderlichen Zusatzleistungen wie Ackerbearbeitung und Erntearbeiten liessen sich berechnen, aber ihr Bezug zur Lebensrealität ist schwer abzuschätzen. Für eine realistische Einschätzung müssten wir detaillierte Kenntnisse über die verwendeten Arbeitsgeräte besitzen, z.B. ob und welche Art von Pflug verwendet wurden.3546 Mit welchen Werkzeugen wurde die Ernte eingebracht?3547 Wie wurde sie transportiert und wo gelagert?
700 1'100 1'500 1'900 2'200 2'500 2'400 2'200 2'000 1'800 1'700
Männer (Lebendbevölkerung) Ind.zahl Täglicher Total kcal-Bedarf
2'940 9'921 11'326 13'493 14'858 16'405 15'208 65'910 29'459 7'953 707
4,52 9,86 8,34 7,88 7,52 7,32 7,08 36,03 19,62 5,19 0,25
188'179
113,61
1'939
700 1'100 1'500 1'900 2'300 2'700 3'000 2'600 2'400 2'200 1'900
3'166 10'847 12'511 14'963 17'285 19'755 21'251 93'690 47'093 11'408 476 252'443 2'222
schwein, in noch stärkerem Masse aber für das Rind mit einer methodischen «Falle» zu rechnen ist: Da unter den Schweine- und Rinderknochen aus Schleitheim relativ wenige auswertbare Zahn- und Kieferteile vorhanden waren, welche üblicherweise zu einer recht genauen Bestimmung der Mindestindividuen führen, mussten die Daten anhand von postkranialen Knochen – in diesem Falle anhand der Humeri und der Metacarpalia III/IV – ermittelt werden. Die tatsächliche Zahl der geschlachteten Rinder und Schweine dürfte daher im Gegensatz zu den übrigen Tieren wesentlich höher liegen. Aus den archäozoologischen Daten wird ersichtlich, dass die Haustiere den weitaus grössten Teil der konsumierten Tierarten ausmachen. Wild wurde im Vergleich zu den Haustieren eher selten gegessen. Zwar sind unter den Tierknochen der Siedlung auch Pferde nachgewiesen (MIZ=4), die jedoch nicht weiter in das Ernährungsmodell einfliessen, da Pferdefleisch nur in äussersten Notzeiten gegessen wurde. Wir können aber davon ausgehen, dass Pferde zusammen mit den Rindern primär die Funktion als Arbeitstier erfüllten und eventuell auch zur Feldarbeit eingesetzt wurden. Allerdings ist für das Frühmittelalter nicht anzunehmen, dass das Pferd in ähnlichem Umfang zur Pflugarbeit eingesetzt wurde wie etwa das Rind, da in dieser Zeit bestimmte Anspannungsmethoden (Kummet), die eine effektive Nutzung der Muskelkraft des Pferdes erst möglich machten, noch nicht erfunden waren.3551
Berechnung des Viehbestandes Grundsätzlich ist es sehr schwierig, die Grösse eines Viehbestandes anhand der bekannten archäozoologischen Daten zu rekonstruieren, da die überlieferten Tierknochen letztlich ja nur diejenigen Tiere repräsentieren, die geschlachtet wurden oder durch natürliche Abgänge (z.B. Krankheiten) in den Boden gelangten. Gehen wir davon aus, dass die Mortalitätsrate pro Jahr (Schlachtung und natürliche Abgänge) bei den wichtigsten Haustieren 15% (Rind), 30% (Schaf und Ziege) und 50% (Schwein) pro Jahr beträgt,3552 so kommt man unter Berücksichtigung der errechneten Mindestindividuenzahlen auf folgende Viehbestandsgrössen: 14 Rinder, 5 Schafe und Ziegen und 8 Schweine. Dabei wird die Grösse der Herde (Anzahl der Tiere) durch die folgende Formel ausgedrückt: Mindestindividuenzahl x Siedlungsfläche gesamt dividiert durch ausgegrabene Siedlungsfläche x Mortalitätsrate x Besiedlungsdauer
Umgerechnet auf die Bevölkerung der Siedlung (210 Personen) ergibt sich damit beispielsweise ein Wert von knapp 0.1 Rinder/Einwohner. Verglichen mit Beispielen aus historischen und ethnoarchäologischen Quellen ist dies ein unrealistischer, da zu kleiner Wert. Berechnungen für das Neolithikum gehen von mind. 0.2 Rindern/Einwohner für eine tragfähige Subsistenzwirtschaft aus.3553 Aus historischen Quellen lassen sich noch etwas höhere Werte erkennen, diese liegen im Bereich von 0.5–1.0 Rindern/Einwohner.3554 Aus ethnographischen Quellen3555 sind Rinderanteile von durchschnittlich 0.7 Rindern/Einwohner bekannt, wobei die Spanne von ca. 0.4–1.6 Rindern/Einwohner reicht.3556 Warum nun wird offenbar bei der Kalkulierung der MIZ eine zu kleine Anzahl der geschlachteten Tiere berechnet? Eine mögliche Erklärung hierfür wäre, dass – neben den kritischen Bemerkungen zur Berechnungsmethode – eine ungleichmässige Verteilung der Tierknochen im Siedlungsareal vorliegt und mit der Ausgrabung nur ein Ausschnitt mit einer unterdurchschnittlichen Fundkonzentration erfasst wurde. Dies ist umso logischer, wenn man bedenkt, dass Schlacht- und Speiseabfall, eventuell auch aus hygienischen Gründen, eher ausserhalb als innerhalb der Siedlung abgelagert wurde.
Berechnung des Schafbestandes aufgrund von bekleidungstechnischen Überlegungen Als eine alternative Möglichkeit zur Schätzung des Schafbestandes bietet sich eine Berechnung der Wollmenge der Bevölkerung zur Deckung ihres Kleidungsbedarfes an. Antoinette Rast geht davon aus, dass Frauen jährlich ein Kleid (= 1 kg Wolle) und Männer eine Tunika und Hose (=1 kg Wolle) benötigten. Alle zwei Jahre wurde ein Mantel (=1.5 kg Wolle) notwendig. Der Wollbedarf eines Kindes verrechnet sie mit dem halben Bedarf eines Erwachsenen.3557 Bei 130 Erwachsenen und 80 Kindern ergibt dies einen jährlichen Bedarf von ca. 200 kg Wolle. Von
Tierart Rind
n 20
Bestimmung anhand Metacarpus III/IV
Schaf/Ziege
15
Unterkiefer inkl. Zähne
Schwein
36
Humerus
Huhn Hirsch Reh Hase
2 2 1 1
Humerus Metatarsus III/IV Metatarsus III/IV Tibia
Abb. 287: SchleitheimBrüel. Mindestindividuenzahlen der wirtschaftlich genutzten Tierarten.
Alter 6 nicht ausgewachsen / 14 ausgewachsen 5 nicht ausgewachsen / 10 ausgewachsen 15 nicht ausgewachsen / 21 ausgewachsen ausgewachsen ausgewachsen ausgewachsen ausgewachsen
461
einem ausgewachsenen Schaf lassen sich durchschnittlich ca. 3 kg Wolle scheren oder ca. 67 Schafe wären nötig um den jährlichen Wollbedarf zu decken. Natürlich wurden neben Wolle auch Lein, Leder und Felle für die Bekleidung verwendet. Wir erhalten aufgrund dieser bekleidungstechnischen Hochrechnungen eine wesentlich höhere Individuenzahl der Schafherde, als aufgrund der archäozoologischen Mindestindividuenzahl. Auch wenn eine jährliche Erneuerung der Kleider möglicherweise eine Überschätzung3558 darstellt, ist dies doch als weiterer deutlicher Hinweis zu werten, dass die Berechnungen der Herdengrösse aufgrund der archäozoologischen Daten als zu niedrig gelten dürften.3559
Archäobotanische Grundlagen Da für Schleitheim keine archäobotanischen Daten vorliegen, musste auf die bislang sehr raren archäobotanisch untersuchten, frühmittelalterlichen Fundstellen aus der weiteren süddeutschen und nordwestschweizerischen Umgebung zurückgegriffen werden. Es wurden die Fundstellen3560 Lauchheim, Lausen-Bettenach und Develier-Courtetélle berücksichtigt.3561 Diese Untersuchungen liefern Informationen darüber, welche Pflanzen vom Menschen kultiviert und gesammelt wurden. Sie ermöglichen uns aus verschiedenen methodischen Gründen keine quantitativen Aussagen zur Fruchtfolge, zu Anbauanteilen, zu Erträgen von Feld und Garten sowie zur Wichtigkeit der Sammelfrüchte.3562 Mit Hilfe der Stetigkeiten3563 der einzelnen Arten lässt sich aber immerhin erkennen, welche Bedeutung den verschiedenen Pflanzenarten für die Ernährung zukam. Für die Rekonstruktion der umgebenden Landschaft sind wir auf Pollenuntersuchungen angewiesen. Mit ihrer Hilfe lassen sich Vegetationsveränderungen erfassen.3564 Sie vermitteln u.a. einen Eindruck von der Verschiedenartigkeit der Lebensräume im Einzugsgebiet des untersuchten Pollenprofils sowie über Änderungen, die die Vegetation z.B. durch Klimaschwankungen und anthropogene Einflüsse erfahren hat.3565 Direkte Schlüsse über die prozentuale Verteilung von Wald und Offenland aber sind sehr schwierig.3566
Annahmen Die Modellberechnungen geschehen für die Mitte des 7. Jahrhunderts und beruhen auf folgenden Annahmen: Schleitheim-Brüel ist eine zentrale Siedlung mit elf Gehöften. In einem Gehöft lebten ca. 19 Menschen.3567 Wir schliessen uns der Ansicht von Donat3568 an, der davon ausgeht, dass 462
die Mehrheit der Bewohner in einem Wohnstallhaus gelebt hatte. Wir kennen die soziale Struktur einer solchen Wohngemeinschaft nicht, aber Donat geht davon aus, dass zwischen den Bewohnern verwandtschaftliche Beziehungen bestanden hatten. Dass im elterlichen Gehöft zwei bis drei Söhne mit ihrer Familie lebten.3569 Dies entspräche ca. vier bis sechs Erwachsenen und neun bis zwölf Kindern.3570 Bei grösseren Gehöften kann eine abhängige Familie in einem separaten Wohnhaus gelebt haben.3571 Die Siedlung selbst umfasste schätzungsweise eine Fläche von 1.8 ha, wobei die Gehöfte unterschiedliche Grösse hatten. Wir gehen vereinfachend davon aus, dass sechs Gehöfte eine Fläche von jeweils ca. 1000 m2, drei Gehöfte eine Fläche von jeweils ca. 2000 m2 und zwei Gehöften eine Fläche von ca. 3000 m2 umfassten.3572 1992 wurden 670 m2 dieser Siedlung ergraben, d.h. erst ca. 3.7% der postulierten Siedlungsfläche sind bekannt.3573 Wir gehen davon aus, dass es sich um eine autarke Siedlung gehandelt hat, d.h. die Dorfbewohner haben vor allem für den Eigenbedarf angebaut.3574 Produkte für einen Handel kommen, wenn überhaupt, nur in einem geringen Ausmass vor.3575 Als Subsistenzstrategie wird eine Feldgraswirtschaft angenommen, die in einem Turnus einen Drittel der Anbaufläche als Esche (=Äcker) verwendet und die Restfläche brach liegen lässt. Neben dem Wald, dienen die Brache sowie kleinere Grünlandflächen dem Vieh als Weide.
Speiseplan im Frühmittelalter Eingedenk der Tatsache, dass die Tierknochen nur aus einem kleinen Teil der Siedlung stammen, aber dennoch innerhalb einer Zeitspanne von immerhin ca. 250 Jahren akkumuliert wurden, ergeben sich letztlich recht kleine Zahlen von geschlachteten Tieren pro Jahr in der gesamten Siedlung. Um den jährlichen Fleischkonsum zu errechnen, multipliziert man die Anzahl der Tiere mit ihrem jeweiligen Fleischgewicht und dividiert dann den Wert durch die Anzahl der Konsumenten (=Bewohner der Siedlung3576). In unserer Berechnung kommen wir auf einen Wert von 2.9 kg Fleisch pro Jahr und Person. Dies ist im Vergleich zum Fleischkonsum eines durchschnittlichen Schweizers (56 kg im Jahr 1997) ein äusserst geringer Wert. Auch wenn man zusätzlich noch den Konsum einer geringen Menge von Fisch pro Jahr3577 in der gesamten Siedlung annimmt und die Milchmenge mit etwas über 2800 Liter/Jahr festlegt, erhöht sich die Menge nichtvegetabiler Nahrung für den frühmittelalterlichen Menschen aus Schleitheim kaum. Der Kalorienbedarf wird also in einem sehr geringen Ausmass durch tierische Nahrungsmitteln gedeckt. 2.1%
des täglichen Energiebedarfes sind tierischen Ursprungs, wobei nur gerade 0.9% der Kalorien direkt von Fleischprodukten stammen, die restlichen 1.2% werden durch Milchprodukte abgedeckt. Der überwiegende Anteil des täglichen Kalorienbedarfs wurde durch vegetabile Nahrungsmittel gedeckt. Da wir keine archäobotanische Daten für Schleitheim besitzen, sind wir auf Analogieschlüsse aus zeitgleichen Siedlungen angewiesen.3578 Wir gehen von der Annahme aus, dass je nach Saison bis zu 20% des Kalorienbedarfs durch kultiviertes und gesammeltes Obst, Nüsse und Gemüse gedeckt wurde.3579 Nachweise eines breiten Artenspektrums kultivierter Obst- und Gemüsearten zeigen, dass die frühmittelalterliche Bevölkerung den Gartenbau pflegte und die Kenntnisse aus der Römerzeit keineswegs vollständig verloren gegangen sind. Es konnten u.a. Nachweise von Walnuss, Wein, Zwetschge, Kirsche, Kohl, Senf, Mangold, Randen, Fenchel, Petersilie, Dill und Koriander erbracht werden.3580 Birne und Apfel können sowohl von gepflanzten aber auch von wilden Bäumen stammen.3581 Das Spektrum der Sammelpflanzen umfasst Arten wie Haselnuss, Hagebutte, Brombeere, Himbeere, Erdbeere, Schlehe, Heidelbeere, Judenkirsche oder die Buchecker. Eine Vielzahl weiterer Wildpflanzen kann als Gemüse oder Salat genutzt werden, wie z.B. Ampfer und Gänsefuss, oder auch Brennessel und Portulak. Der Hauptteil des Kalorienbedarfes (77.9%)3582 wird allerdings durch den Getreide- und Hülsenfrüchteanbau3583 gedeckt. Wenn wir nun von einer Feldgraswirtschaft ausgehen und uns überlegen, wie gross die Anbaufläche sein muss, um 77.9%3584 des Erhaltungsbedarfs3585 der Bevölkerung zu decken, stehen wir vor einigen methodischen Problemen. Wir wissen nicht, welche Getreidesorten spezifisch in Schleitheim ausgesät wurden. Wir kennen weder Aussaatmenge noch Ertrag. Wir können zwar in den Zehntenlisten des 18. Jahrhunderts nachforschen, wie gross die Erträge waren, aber es ist nicht zulässig, diese neuzeitlichen Ertragszahlen mit den frühmittelalterlichen Erträgen gleichzusetzen. Wir gehen davon aus, dass wie in anderen frühmittelalterlichen Fundstellen ein breites Spektrum von Getreidearten angebaut wurde. So wurden z.B. in Lausen-Bettenach alle Arten nachgewiesen, deren Anbau für diese Region denkbar ist: Eine Stetigkeit von über 30% weisen Hafer, Dinkel, Einkorn, Rispenhirse und Roggen auf. Über 20% liegt die Stetigkeit der Funde von Gerste und Nacktweizen. Emmer und Kolbenhirse scheinen in Lausen-Bettenach mit weniger als 10% eine eher untergeordnete Rolle gespielt zu haben.3586 Die Werte schwanken natürlich von
Siedlung zu Siedlung. Es zeigt sich aber für das Frühmittelalter, dass auf den Äckern eine grosse Vielfalt herrschte. Sie diente der Risikominderung von Ertragseinbussen infolge unvorhergesehener Witterungseinbrüche während der Vegetationsperiode der Getreide oder bei Schädlingsbefall. Wir gehen weiter davon aus, dass Winterund Sommeranbau3587 durchgeführt wurden. Hafer, Rispen- und Kolbenhirse, Gerste und Emmer gelten als typische Sommergetreide, während Dinkel, Einkorn, Roggen und Nacktweizen vornehmlich als Wintergetreide gepflanzt werden. Bei einer durchschnittlichen Aussaatmenge von 180 kg/ha rechnen wir mit einem Nettoertrag3588 von 620 kg/ha.3589 In Schleitheim mussten jährlich 63 ha Getreide und 5 ha Hülsenfrüchte3590 angebaut werden, um den Energiebedarf der 210 köpfigen Bevölkerung zu decken. Auf ein Gehöft käme dann durchschnittlich eine Anbaufläche Anbaufläche von ca. 18.5 ha Land, oder ca. 0.97 ha pro Person.3591 Interessanterweise liegt die modellhaft errechnete Gehöftgrösse in einer ähnlichen Grössenordnung, wie die bei Wanner erwähnte Hubengrösse von ca. 13 ha.3592 Es stellt sich nun die Frage, ob die Schleitheimer Bevölkerung überhaupt in der Lage war, die notwendige Ackerfläche zeitgerecht zu bebauen.3593 Im Frühling standen dafür ca. drei bis vier, im Sommer ca. zwei bis drei Wochen zur Verfügung.3594 Sowohl im Frühling als auch im Sommer müssen je 34 ha mindestens zweimal umgepflügt werden, bevor die Aussaat beginnen konnte. 68 ha können von der erwachsenen männlichen Bevölkerung (ca. 70 Männer) von Hand mit der Hacke in ca. 24 Tagen bewältigt werden.3595 Mit einem Pflug (Zweiergespann Ochsen oder Rinder) und zwei Arbeitern könnte dieselbe Fläche in 136 Tagen gepflügt werden. Beim Einsatz von zwei, drei, vier oder fünf Rindergespannen (und entsprechend 4, 6, 8 oder 10 Pflugarbeitern) reduziert sich die Arbeitsspanne auf 68, 45, 34 und 27 Tage. Der Vorteil ist offensichtlich: fünf Ochsengespanne mit 10 Pflugarbeitern erbringen in etwa die gleiche Leistung wie ungefähr 60 Feldarbeiter. Wird der Pflug eingesetzt, so werden ca. 50 Feldarbeiter für anderweitige Arbeiten frei und solche gibt es während der Monate Juni bis September genügend. Es muss aber noch in Betracht gezogen werden, dass die Rinder im Frühmittelalter kleiner waren und dass möglicherweise drei oder sogar vier Tiere vor einen Pflug gespannt werden mussten.3596 Dies ist natürlich von der Bodenzusammensetzung und dem verwendeten Pflug abhängig. Ebenso ist die Hackleistung eines modernen Feldarbeiters3597 nicht einfach auf die Verhältnisse von Schleitheim im Frühmittelalter übertragbar. Letztlich geht es aber nur um die Grössenordnung: ist eine solche Leistung für eine vorgegebene Bevölkerung mit 463
einer ebensolchen Rinderherde (10 ausgewachsene Rinder und 4–5 Jungtiere) überhaupt möglich? Vereinfacht kann man dies vielleicht so ausdrücken: Im Frühling wäre die Schleitheimer Bevölkerung unter Zuhilfenahme aller männlichen Arbeitskräfte fähig gewesen die Felder auch ohne Pflug zu bestellen. Dabei wären aber wahrscheinlich viele andere notwendige Arbeiten liegengeblieben. Im Sommer hätte man die Felder nicht rechtzeitig vor Beginn der Heuernte bestellen können. Ohne Einsatz des Pfluges wäre also das Überleben in der frühmittelalterlichen Siedlung nicht gewährleistet gewesen. Unsicher bleibt die Frage, ob die Zugkraft eines Zweiergespannes ausreichte, um die z.T. doch schweren Böden von Schleitheim zu pflügen. Vor allem wenn eine Wiese neu gepflügt wurde, müssen wir damit rechnen, dass ein Vierergespann notwendig war. Insofern nehmen wir an, dass die kleine Rinderherde von Schleitheim nicht ausreichte um alle Felder nur mit Pflug bearbeiten zu können.3598 Da die MIZ, welche die Grundlage unserer Berechnung darstellt, nur eine Minimalgrösse ausdrückt, können wir davon ausgehen, dass tatsächlich wesentlich mehr Rinder in der Siedlung vorhanden waren. Wir gehen davon aus, dass die Rinderherde zwei- bis dreimal so gross gewesen sein musste. Die Ernährung der Rinderherde wurde durch die brachliegenden Äcker und Waldweide sichergestellt. Wohl in geringer Ausdehnung haben auch verschiedene Wiesentypen existiert. Für LausenBettenach konnten u.a. trockene und feuchtere Grünlandtypen archäobotanisch nachgewiesen werden. Auch sie haben der Versorgung der Tiere gedient.
Berechnung der Siedlungsbevölkerung und der maximalen Tragfähigkeit Maximale Siedlungsbevölkerung Mitte des 7. Jahrhunderts Wir haben rechnerisch dargestellt, dass eine Bevölkerung von 210 Menschen mit Hilfe der Zugkraft ihrer Rinder die Felder termingerecht bestellen konnte und so ein gesichertes Überleben plausibel scheint. Nun stellen wir uns aber die Frage nach der maximalen Bevölkerungszahl, die in Schleitheim bei Beibehaltung der oben erwähnten Wirtschaftsbedingungen ernährt werden konnte. Solche Fragestellungen können für Überlegungen zur Migration von Bedeutung sein. Ab welcher Bevölkerungsgrösse ist ernährungsbedingt mit einer Abwanderung zu rechnen? In welcher Epoche muss mit solchen Wanderungsbewegungen gerechnet werden? Da die Wachstumsrate der Schleitheimer Bevölkerung annäherungs464
weise bekannt ist,3599 liesse sich auch der Zeitpunkt einer solchen Abwanderung berechnen. Folgende Parameter müssen berücksichtigt werden: Bei der extensiven Bodennutzungsform der Feldgraswirtschaft müssen wir eine mehrjährige Brachezeit berücksichtigen.3600 Wenn z.B. während zwei bis drei Jahren Getreide angebaut wurde, so musste dieselbe Ackerfläche anschliessend mehrere Jahre brach liegen.3601 Wir nehmen auf ein Jahr Getreidebau durchschnittlich zwei Jahre Brachezeit an, d.h. 67% des für den Ackerbau bestimmten Bodens liegt jeweils brach. Nur ein Drittel der Fläche konnte mit Getreide bestellt werden. Diese Flächengrösse wird sich als begrenzender Faktor bezüglich der zu ernährenden Bevölkerung erweisen. Wir gehen von der Annahme aus, dass noch keine grundherrlichen Abgaben zu leisten waren oder diese nur gering waren. Ebenso dürfen wir aber folgende Zusammenhänge nicht ausser acht lassen: eine Rinderherde muss eine bestimmte Kopfzahl aufweisen, sodass die Pflugarbeiten termingerecht bewältigt werden können. Die Weiden dürfen nicht zu klein sein, da die Herde im Winter mit Heu gefüttert werden musste. Eine kleine bis mittelgrosse Kuh3602 braucht nach Reider (1819) eine tägliche Grünfuttermenge von 48–56 kg. Um eine Kuh während eines Jahres mit Gras, resp. Heu versorgen zu können, rechnet man mit ca. 1.5 ha Weide pro Tier.3603 Ebenso müssen Pferde, Schweine, Ziegen und Schafe versorgt sein. Als ein erstes Ergebnis bedeutet dies, dass die Brache, die immerhin drei Viertel der Anbaufläche ausmacht (max. 750 ha), als Grünland für die Viehherde ausreichend Nahrung bietet.3604 Wir gehen davon aus, dass der Waldanteil mindestens 50% der Gesamtfläche3605 betragen hat und dass sich weder bezüglich des Bodennutzungssystems noch der angebauten Getreidearten etwas ändert. Auch werden keine neuen Nutzpflanzen, wie z.B. die Rebe angebaut. Als maximal bebaubare Grundfläche dient uns die Gemeindefläche von 2154 ha auf dem Gemeindeplan von 1864. Bei den folgenden Berechnungen wird die Bevölkerungszahl und die Viehzahl proportional zur Ackerfläche vergrössert. Die Siedlungs- und Gartenfläche wird der Bevölkerungsgrösse ebenfalls proportional angepasst. Die Grösse der Ödflächen bleibt unverändert.3606 Als Resultat dieser Berechnungen bleibt eine Fläche von ungefähr 1000 ha für den Getreideanbau. Aufgrund dieser Fläche konnten ungefähr 1040 Menschen mit einem täglichen Kalorienbedarf von 2090 kcal ihr Auskommen finden. Im Siedlungsraum Schleitheim konnte mit gleichem Bodennutzungssystem eine Bevölkerung, die beinahe das fünffache Ausmass der Bevölke-
rung des 7. Jahrhunderts erreichte, überleben. Ausgehend von den oben erwähnten 210 Menschen Mitte des 7. Jahrhunderts und aufgrund einer Wachstumsrate von 0.34% könnte zu Beginn des 12. Jahrhunderts die Bevölkerung auf 1040 Menschen angewachsen sein.
rung Ende des 14. Jahrhunderts von ca. 360–400 Einwohner postulieren.3611 Wir stellen also fest, dass die oben festgehaltene maximale Einwohnerzahl bei weitem nicht erreicht wurde.
Maximale Siedlungsbevölkerung Mitte des 14. Jahrhunderts Siedlungsbevölkerung Mitte des 14. Jahrhunderts Zu Beginn des Spätmittelalters lassen sich anhand der schriftlichen Quellen erste Anhaltspunkte zur Siedlungs- und Bevölkerungsgrösse gewinnen.3607 Somit lässt sich die oben beschriebene maximale Bevölkerungsgrösse von 1040 Menschen verifizieren. Aufgrund der Quellen können wir annehmen, dass Ende des 14. Jahrhunderts eine Fläche von ca. 300 ha landwirtschaftlich genutzt wurde.3608 Mit grosser Sicherheit wurde bereits eine Form der Dreifelderwirtschaft betrieben.3609 Wir wissen aber nicht in welchem Verhältnis Ackerfläche und Wiesen zueinander standen.3610 Als neue Komponente müssen wir die Abgabepflicht der nun abhängig gewordenen Bauern berücksichtigen. Wir gehen von einer Pauschalabgabe in der Grössenordnung von 20% der Erträge aus. Diese Steuer musste entweder durch ertragreichere Getreidesorten, durch intensivere Anbaustrategie oder durch grössere Anbauflächen bewältigt werden, oder durch eine Kombination aller drei Möglichkeiten. Wir gehen in unserem Modell von einer um ca. 24% erhöhten Anbaufläche aus. Von den abhängigen Bauern musste ein Mehraufwand an Arbeit geleistet werden, um die vergrösserte Anbaufläche bearbeiten zu können, um so Abgaben und zugleich ihr Überleben zu gewährleisten. Wir wollen nun abschätzen, wieviele Menschen aufgrund der Feldgraswirtschaft bei 300 ha und einer Pauschalabgabe von 20% ernährt werden konnten. Werden ein Drittel der 300 ha als Ackerland eingesetzt, so können bei einem täglichen Erhaltungsbedarf von 2090 kcal ca. 250 Menschen in Schleitheim überleben. Wie oben erwähnt, kann man aber vom Bestehen einer Form der Dreifelderwirtschaft ausgehen. Wir nehmen an, dass 1/4 der ca. 300 ha als Wiesen benutzt und dass zwei Drittel der übrig bleibenden 225 ha als Ackerfläche, nämlich 150 ha kultiviert wurden, während der letzte Drittel der Ackerfläche (75 ha) als Brachland unbearbeitet blieb. Auf diese Weise könnten ca. 360 Menschen vom Feldbau überleben. Konnte der Ertrag dank der Dreifelderwirtschaft von 620 kg/ha auf z.B. 700 kg/ha gesteigert werden, würde der Ackerbau ca. 400 Menschen ernähren. Als eine erste einfache Schätzung lässt sich eine Siedlungsbevölke-
Aufgrund der Feldgraswirtschaft liessen sich ca. 1040 Menschen ernähren. Die Dreifelderwirtschaft sollte einer zahlreicheren Bevölkerung ihr Auskommen gewährleisten, da die Dreifelderwirtschaft einen höheren Anteil an Eschen aufweist. Der Dreifelderwirtschaft stehen maximal 750 ha als Anbaufläche zur Verfügung. Es können jeweils 250 ha als Winter- resp. Sommerzelg veranschlagt werden, weitere 250 ha liegen jeweils brach. Der Wiesenanteil läge bei ca. 250 ha. Es lassen sich so aufgrund eines Nettoertrages von 620 kg/ha eine maximale Bevölkerung von 1235 Personen und bei einem Nettoertrag von 700 kg/ha eine solche von 1380 Menschen ernähren. Wir können an dieser Stelle nicht weiter auf die Problematik der Zwei- und Dreifelderwirtschaft eingehen. Dieser Wandlungsprozess ist erst sehr marginal erforscht.3612 Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass aufgrund der Dreifelderwirtschaft eine Bevölkerung von 1235–1380 Menschen ernährt werden kann. Diese Bevölkerungszahl wurde Ende des 14. Jahrhunderts bei weitem nicht erreicht.
Bevölkerungsgrösse und Ernteerträge Ende des 18. Jahrhunderts Ende des 18. Jahrhunderts befindet sich die Landwirtschaft in einer Übergangsphase von einer traditionellen Dreifelderwirtschaft mit Flurzwang und Brache zu einer Dauerwirtschaft, in der die Brache zugunsten von Klee- und Kartoffelanbau kontinuierlich aufgegeben wurde. Trotz bestehender Unterschiede zwischen dem Bodennutzungssystem des Spätmittelalters und demjenigen der Neuzeit dürften die grundlegenden Elemente der Dreifelderwirtschaft noch prägend gewesen sein. In einem begrenzten Ausmasse lässt sich die nahrungsenergetische Versorgung der drei Epochen überprüfen: Zeigen sich quantitative Unterschiede? Blieb die Ernährungsgrundlage in jeder Zeit erhalten? Für die Jahre 1774–1793 kennen wir die Ernteerträge der Schleitheimer Gemeinde: sie weist einen durchschnittlichen Bruttoertrag von 328’000 kg Getreide auf. Für das Jahr 1790 ist zusätzlich die Bevölkerungsgrösse überliefert. Die Einwohnerzahl betrug 1438 Menschen, die Ernte 329’000 kg Getreide.
Abb. 288 (folgende Doppelseite): Der Siedlungsraum Schleitheim im 7. Jahrhundert n.Chr. Die Siedlung befindet sich am Nordwestabhang des Randens, auf einer breiten Terrasse über dem Schleitheimerbach. An gleicher Stelle lag früher ein römischer Gutshof. Das frühmittelalterliche Dorf bestand wohl etwa aus elf Gehöften; jedes einzelne war von einem Zaun umschlossen. Die Gehöfte bestanden aus mehreren Holzgebäuden unterschiedlichster Funktion. Insgesamt lebten etwa 210 Menschen in der Siedlung zusammen. Am Ostrand der Siedlung steht auf einem markanten Hangvorsprung die Kirche des Dorfes; dahinter lag ehemals vielleicht der Herrenhof der Kirchenstifterfamilie. Am Westrand der Siedlung, durch den Rachistelbach getrennt, liegt das grosse Gräberfeld im Hebsack. Hangaufwärts, in nächster Nähe der Siedlung, schliessen sich die Äcker an, teils bestellt, teils brachliegend oder als Weideland genutzt. Die Ackerflächen waren klein und der Getreidebestand war lückig. Zum Viehbestand gehörten etwa 40 Rinder, 80 Schweine und 200 Schafe und Ziegen. Kleine Weideflächen am Hang und in der Nähe des Baches gehen in Gebüschgruppen und Wald über, der sich vor allem aus Laubbäumen wie Eiche, Buche, Ulme und Esche zusammensetzt. In Bachnähe stehen auch Erlen und Weiden (Zeichnung Ruth Baur).
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466
467
Wenn wir wiederum eine pauschale Steuerbelastung von 20% annehmen, erhalten wir einen durchschnittlichen Energiebetrag von 1700 kcal pro Person und Tag. In dieser Berechnung ist aber das Aussaatgetreide für das nächste Jahr noch nicht enthalten. Da wir keine Angaben über Aussaat- und Ernteverhältnisse besitzen,3613 müssen wir dieses Problem anhand einer Annäherung lösen. Bei einem Aussaat- Ernte-Verhältnis von 1:6 mindert sich der verfügbare Energiebetrag auf 1346 kcal pro Person und Tag. Entsprechend sinkt die verfügbare Energiemenge bei einem Verhältnis von 1:5 auf 1276 kcal und bei einem solchen von 1:4 auf 1170 kcal. Wenn wir entsprechend dem Modell zusätzlich einen täglichen Energiebetrag in der Grössenordnung von 20% einberechnen, der durch Gartenund Sammelwirtschaft gedeckt wird und zusätzlich 3% Nahrungsenergie, die durch Milch- und Fleischprodukte ergänzt werden, erhalten wir einen täglich verfügbaren durchschnittlichen Energiebetrag von 1744 kcal, 1653 kcal beziehungsweise 1515 kcal. Die Ernährungsgrundlage befand sich im ausgehenden 18. Jahrhundert bereits am unteren Ende des Ernährungsminimums, d.h. das Subsistenzsystem der Dreifelderwirtschaft war Ende des 18. Jahrhunderts bereits ausgelastet. Mit 1438 Menschen war die maximale Bevölkerungsgrösse bereits überschritten, wie dies aus den geringen Energiewerten ersichtlich ist. Es mussten neue Formen des Anbaues gefunden werden. Solche zeichneten sich bereits durch die beginnende Aufgabe der Brache ab. Aufgrund unserer Berechnungen lassen sich sowohl für das Frühmittelalter wie auch für den Beginn des Spämittelalters besser gesicherte Ernährungsbasen postulieren, als dies in der Neuzeit der Fall war.
Einige Überlegungen zur Situation um 1860/66 Erste Statistiken erlauben uns einen guten Einblick in die Ernährungsgrundlage der Schleitheimer Bevölkerung. 1860 lebten in Schleitheim 2450 Menschen.3614 Der Viehbestand zählte insgesamt 594 Rinder, 138 Pferde, 297 Schweine, 33 Schafe und 279 Ziegen.3615 Die Siedlung umfasste eine Fläche von 11.4 ha, die gesamte Ackerfläche betrug 1207.8 ha, Wiesen machten 251.1 ha aus und der Wald bedeckte eine Fläche von 642.4 ha.3616 Die Bevölkerung ist im Zeitraum 1790–1860 von 1438 Menschen auf 2450 Menschen angewachsen. Damit liegt sie klar über der von uns errechneten maximalen Bevölkerungsgrösse von 1380 Menschen. Offensichtlich haben sich Veränderungen in der Wirtschaftsform ereignet. 468
Im Gegensatz zum vorangegangenen Beispiel des 18. Jahrhunderts, in welchem Analogien das Verständnis erleichtern helfen sollten, wollen wir im folgenden die Unterschiede zwischen den Bodennutzungssystemen herausarbeiten um so das Verständnis zu vertiefen. Wie bereits angedeutet, ermöglichte der Anbau von kleeartigen Futterpflanzen einerseits eine sukzessive Einführung der ganzjährigen Stallhaltung des Grossviehs, andererseits führten diese Pflanzen mit Hilfe von Bakterien, die in ihren Wurzelknöllchen enthalten sind, dem Boden Stickstoff3617 zu und ermöglichte so eine sukzessive Aufgabe der Brache (=Vergrösserung der Anbaufläche). Die ganzjährige Stallfütterung ermöglichte eine verlustarme Dung- und vor allem Jauchespeicherung, welche den Feldern zugeführt wurde und höhere Getreideerträge bewirkte.3618 Mit der Kartoffel kommt eine sehr potente Nutzpflanze zum Einsatz, deren Netto-Ertrag an Nahrungsenergie fast doppelt so hoch ist, wie jener des Getreides.3619 Werden alle Daten im Modell berücksichtigt, dem Kartoffelanbau eine Fläche von 369 ha zugewiesen und ebenso der Haferbedarf3620 der Pferde mit ca. 230’000 kg berücksichtigt, resultieren bei einem Nettoertrag von 620 kg/ha Getreide und einem solchen von 2800 kg/ha Kartoffeln3621 eine durchschnittliche Nahrungsenergie von 2090 kcal pro Person und Tag. Davon stammen 81% von pflanzlichen, 2% von tierischen und 17% von Milchprodukten.
Schleitheim – ein Lebensraum im 7. Jahrhundert Zum Abschluss versuchen wir anhand der Ergebnisse der Archäologie, Anthropologie, Archäozoologie und Archäobotanik ein möglichst lebensnahes Bild der Siedlung zu skizzieren. Einige Bereiche, wie z.B. Anzahl und Grösse der Gehöfte, basieren auf Schätzungen. Ebenso beruhen die Ertragsrechnungen der Nutzpflanzen auf modellhaften Überlegungen. Andere Berechnungen, wie z.B. die Bevölkerungsgrösse oder der konsumierte Fleischanteil, dürften durchaus der «Wirklichkeit» nahe kommen. Die Siedlung Schleitheim (Abb. 288) liegt an einem Nordwestabhang des Randens. Östlich der Siedlung befindet sich ein zerfallener römischer Gutshof. Im Ostteil der Siedlung steht auf einem kleinen Hangvorsprung die Kirche des Dorfes. Am westlichen Rand der Siedlung liegt das grosse Gräberfeld. Hangaufwärts, in nächster Nähe zur Siedlung, schliessen sich die Äcker an, die z.T. bestellt sind, teilweise aber auch brach liegen und als Weide benutzt werden. Die Äckerchen sind klein und ihr Bestand mit Getreide lückig.3622
Zahlreiche farbige Unkräuter beleben das Grün der Getreide. Kleine Weideflächen am Hang und in der Nähe des Baches gehen in Gebüschgruppen und Wald über, der sich v.a. aus verschiedensten Laubbäumen wie Eiche, Buche, Ulme, Esche usw. zusammensetzt. In Bachnähe kommen Erlen und Weiden vor. Die Siedlung liegt nicht unweit der Talsohle, diese wird aber als Siedlungsgrund gemieden, da in ihr der Bach mäandriert. Elf Gehöfte, jedes mit einem Zaun umgeben, bilden das Dorf. Jedes Gehöft besteht aus mehreren Gebäuden,3623 einem Garten und vielleicht ein oder zwei Obstbäumen. Wohnhaus, Wohnstallhaus,3624 Gruben- und Speicherhäuser3625 sind die häufigsten Gebäudetypen. Als Baumaterial wurde vor allem Holz verwendet, die Dächer sind mit Stroh oder mit Schindeln gedeckt. Auf kleineren Gehöften lebten an die 19 Personen im Familienverband zusammen. Söhne verblieben mit ihrer Familie im elterlichen Gehöft, während die Töchter ihrem Mann in dessen Haus nachfolgten.3626 Familienverband, Gefolgsleute und Hilfskräfte bildeten auf den grösseren Gehöften eine Gemeinschaft, die bis zu dreissig Personen einschloss.3627 Insgesamt lebten 210 Menschen in der Siedlung. Wir können uns ein Dorf mit beinahe 80 Kindern und 40–50 Elternpaaren vorstellen.3628 Wir müssen mit kinderlosen Paaren3629 ebenso rechnen, wie auch mit Kindern, die nur noch einen Elternteil besassen oder Vollwaisen waren. Menschen die das sechzigste Lebensjahr überschritten hatten waren eher selten. Die meisten Menschen Schleitheims waren entweder in der Landwirtschaft tätig oder mit Alltagsarbeiten beschäftigt. Im Wohnstallhaus werden Menschen und Tiere3630 unter einem Dach untergebracht. Wohn- und Stallbereich sind aber klar getrennt. Bei einer durchschnittlichen Grundfläche3631 von 100–120 m2 kommen für die Menschen vielleicht 50–60 m2 als Wohnfläche in Betracht.3632 Wenn 19 Menschen ein solches Haus bewohnen, wären dies durchschnittlich 2.5–3 m2 Wohnfläche pro Person. Nur im Winter dürfte der Raum so knapp bemessen gewesen sein. Vom Frühling bis Spätherbst weidete das Vieh im Freien. Da die Berechnungen zur Herdengrösse aufgrund der archäozoologischen Daten aus verschiedenen Gründen keine realistischen Werte ergeben, gehen wir von Zahlen aus, die aus historischen und ethnoarchäologischen Quellen wirklichkeitsnah erscheinen. Es sind dies ca. 40 Rinder,3633 80 Schweine3634 und ca. 200 Schafe und Ziegen.3635 Einige Gehöfte besassen vielleicht auch ein Pferd. Die Tiere wurden wohl von Kindern gehütet.
Zusammenfassung Im vorliegenden Beitrag wurde mit Hilfe von modellhaften Berechnungen versucht, die argrarwirtschaftliche Situation des Siedlungsraumes Schleitheim sowie damit zusammenhängend die Ernährungs- und Umweltsituation der frühmittelalterlichen Bevölkerung zu erfassen. Als Grundlage dafür dienten vor allem anthropologische und archäozoologische Untersuchungen, die – soweit möglich – durch Daten aus der Archäobotanik, Ethnoarchäologie und durch schriftliche Quellen des Mittelalters und der Neuzeit ergänzt wurden. Demnach lässt sich für das 7. Jahrhundert eine Einwohnerzahl des Dorfes von ca. 210 Menschen rekonstruieren, die sich in einem System der Felder-/Graswirtschaft mehr oder minder autark mit Nahrungsmitteln versorgte. Der Getreideanbau stand dabei im Vordergrund, da Getreide im Gegensatz zu tierischen Produkten wie Fleisch und Milch den weitaus grössten energetischen Anteil an der Ernährung darstellte. Die Modellberechnungen legen nahe, dass die Bevölkerung von Schleitheim im gesamten Mittelalter ein eher bescheidenes Wachstum aufweist. Der Ort erreichte Ende des 14. Jahrhunderts vermutlich eine Einwohnerzahl von 380 Personen. Auch in den folgenden Jahrhunderten blieb das Wachstum wahrscheinlich moderat. Bezüglich der Abwanderung besitzen wir keine Informationen, insofern können unsere Angaben zum Bevölkerungswachstum nur als Tendenz verstanden werden. Mit grosser Wahrscheinlichkeit ist aber nur mit einer geringen Abwanderung zu rechnen. Die Untersuchungen legen nahe, dass der Siedlungsraum von Schleitheim unter optimaler Ausnutzung aller Ressourcen im Mittelalter und der frühen Neuzeit eine maximale Bevölkerungsgrösse von knapp 1400 zulässt. Anfang des 18. Jahrhunderts wird diese Zahl erstmals erreicht,3636 später sogar überschritten. Katastrophale Ernten und Seuchen führten dann in den folgenden Jahren zu einer Abnahme der Bevölkerung. Erst Ende des 18. Jahrhunderts wird die Tragfähigkeit des Siedlungsraumes erneut erreicht und überschritten. Dies lässt sich anhand der Bevölkerungs- und Erntestatistik nachweisen. Diese Überbevölkerung musste einen Innovationsdruck auf die Bevölkerung ausgeübt haben, eine Erscheinung die sich europaweit beobachten lässt. Innovationen im agrarwirtschaftlichen Bereich erhöhten die Tragfähigkeit des Siedlungsraumes, was eine
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zeitweilige Entspannung der Ernährungsgrundlage im 19. Jahrhundert brachte.
2. Siedlungsraum, Beigabensitte und historischer Hintergrund Anke Burzler
Das 5. Jahrhundert – Überlegungen zu archäologischen Aussagemöglichkeiten Das 5. Jahrhundert ist ein Jahrhundert des Umbruches. In Alteuropa und im Mittelmeerraum findet ein tiefgreifender Strukturwandel statt, der die seit der Antike bestehende politische Ordnung und das Machtsystem des Imperium Romanum grundlegend verändert.3637 Von weltpolitischer Bedeutung ist das Ende des weströmischen Reiches durch die Absetzung des letzten Kaisers Romulus Augustulus 476. Allein der Name zeigt eine Verballhornung des Augustustitels an, welcher seit der Einführung des kaiserzeitlichen Prinzipates den Inbegriff der Macht und die Verkörperung der höchsten politischen Autorität darstellt. Dem Zusammenbruch des Römischen Reiches3638 folgen die germanischen Staatengründungen am Mittelmeer, so die Ostgoten, später die Langobarden in Italien, die Westgoten in Spanien und die Vandalen in Nordafrika.3639 Auch in Mitteleuropa entsteht ein neues Machtzentrum, das sich in der Nachfolge des Römischen Reiches sieht und das sich unter allen, aus der Spätantike erwachsenen Germanenstaaten als der am längsten bestehende erweisen sollte: Die Franken.3640 Der erste Frankenkönig Childerich (gestorben 482) regierte als Kleinkönig.3641 Sein Sohn Chlodwig und dessen Nachfolger schufen mit einer Eroberungspolitik, die Gallien, Burgund und später die rechtsrheinischen Gebiete der Alamannen, Thüringer und Bajuwaren ihrem Herrschaftsraum während des ausgehenden 5. bis in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts einverleibte,3642 das fränkische Grossreich mit dem Schwerpunkt auf ehemals reichsrömischem Boden in Gallien.3643 Chlodwig und seinen Söhnen gelang, worin die Römer letztlich erfolglos blieben, die Germanenreiche auf provinzialrömischem Gebiet auf längere Sicht in das regnum Francorum – ohne Verlust ihrer Identität (?) – einzugliedern. Im Gegensatz zu den Römern waren sie auch in der Lage, die Alamannen (spätestens) ab dem 6. Jahrhundert zu kontrollieren und aus ihrem Siedelgebiet im Hinterland des Limes mit «eindeutigen, bleibenden Grenzen eine Provinz des fränkischen Reiches» zu schaffen.3644 Die tiefgreifende Veränderung der bestehenden Verhältnisse setzt nach dem Historiker H. Keller, der wiederholt die 470
wichtige Bedeutung des archäologischen Materials betont, einen Prozess der Umstrukturierung voraus, in welchem die sich formierenden Königtümer und Völker am Rande des Römischen Reiches, also auch die Alamannen, einbezogen waren.3645 Chlodwig, der erste fränkische Grosskönig, sah sich in der Nachfolge Konstantins d. Grossen.3646 In der Tat bestehen zwischen beiden Herrschern historische Parallelen: Beide begründeten ein neues Reich mit jeweils einer neuen Hauptstadt, Chlodwig das fränkische Reich mit Paris3647 und Konstantin das oströmisch-byzantinische mit Byzanz-Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Beide wurden durch die Hinwendung zum katholischen Christentum in ihrer Herrschaft und ihrem Machtanspruch über neue Gebiete, mit legendären Zügen verklärt, «legitimiert»:3648 Sowohl Konstantin als auch Chlodwig trugen in den militärischen Entscheidungsschlachten an der Milvischen Brücke (312) und bei der Schlacht von Zülpich (496/7), durch die Hinwendung zur neuen christlichen Religion und zum katholischen Gott als Siegeshelfer und Heilbringer, den Sieg davon über den Gegner im römischen Bürgerkrieg bzw. gegen die gleichfalls machtvoll expandierenden Alamannen.3649 Die endgültige Anerkennung erhielt Chlodwig 508, zwei Jahre nach der Niederlage der Alamannen, durch die Übersendung der Konsulinsignien vom oströmischen Kaiser Anastasius (491–518).3650 Unser Schleitheim liegt weder damals noch heute im Zentrum weltgeschichtlichen Geschehens. Nichtsdestoweniger ist es erstaunlich, dass sich zwar nicht die historische Ursache (der Zusammenbruch des Imperium Romanum), jedoch die Folgewirkung (Aufgabe der Provinzen und des Limes bzw. Teilabzug der Römertruppen) die historische und die Siedlungsentwicklung Schleitheims prägen. «Globalisierung», das Schlagwort unserer Tage, gab es offensichtlich als geschichtlichen Vorgang bereits vor dem Ende des zweiten Jahrtausends, wenn man bedenkt, dass das Römische Reich durch Einheit der Sprache, der Währung und der Gewichte, der Verwaltung und des Militärs gekennzeichnet ist. Treibende historische Kräfte bzw. der Wille zur Veränderung der Macht und der bestehenden Verhältnisse scheinen auch entlegene Gebiete zu erreichen. Der römische vicus Iuliomagus wird im Verlauf des 3. Jahrhunderts, wohl infolge der Alamanneneinfälle, im Zusammenhang mit dem Dekumatenland aufgegeben.3651 Urbares gerodetes Land wird bis zur Inbesitznahme durch eine neue Siedlungsgemeinschaft nach dem archäologischen Befund verlassen. Nachweise für die germanische Präsenz bestehen in der spätkaiserzeitlich – frühmittelalterlichen Siedlung Brüel ab dem Ende des 4. Jahrhunderts und auf dem Rei-
hengräberfeld Schleitheim-Hebsack ab der fortgeschrittenen ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts.3652 Bemerkenswert ist das Verhalten der neuen Siedler, die nicht in den römischen Ruinen des vicus Iuliomagus ihre neue Bleibe suchen, sondern die Niederlassung- davon abgewandt, aber in der Nähe einer römischen villa – in einem Seitental errichten (Abb. 3), woraus sich mit der Kirche St. Maria der mittelalterliche Dorfkern entwickelt. Wenn im Folgenden die Entwicklung Schleitheims im Frühmittelalter zusammenfassend dargestellt wird, soll versucht werden, die örtlichen Verhältnisse und deren Wandel, auch im überregionalen Zusammenhang, zu betrachten. Aufgrund des Quellenmaterials geschieht dies in Schleitheim vorwiegend aus archäologischer Sicht, wobei wiederholt eine Synthese mit historischen Quellen angestrebt wird.3653 Dass vornehmlich die Archäologie Lösungsmöglichkeiten geben kann, hat H. Keller hervorgehoben: «Denn nur im Fundmaterial der Zeit dürften sich strukturelle Veränderungen in ausreichender Breite und Dichte spiegeln, und vor allem sind sie nur aufgrund archäologischer Evidenz zeitlich und räumlich einigermassen sicher zu verorten».3654 Damit kommt der Archäologie eine Bedeutung zu, die einerseits auf der Typologie der Sachgüter bzw. der Beigaben und Untersuchungen der Beigaben- und Bestattungssitte aufbaut, andererseits die Ergebnisse zu abstrahieren und in den historischen Zusammenhang einzuordnen versucht. Wichtig aber ist, dass die archäologischen Quellen in Schleitheim die Möglichkeit bieten, die Entwicklung spätestens seit dem 5. Jahrhundert, dem Jahrhundert des Umbruches und des beginnenden christlichen Abendlandes, über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Man könnte auch sagen: Schleitheim besitzt einen Modellcharakter. Erst das zeitliche und räumliche Kontinuum ermöglicht weitergehende Fragestellungen, die die Entwicklung an der römischen Reichsgrenze, im Vorfeld römischer Kastelle, Stein a. Rhein oder Zurzach, und das Verhältnis zur fränkischen Herrschaft behandeln. Grundsätzlich hängt dies von der Frage ab, inwieweit sich historische Vorgänge oder strukturelle Veränderungen von Herrschaftsgefügen, von gesellschaftlichen Verbänden etc. in der archäologischen Sachkultur, hier Grab und Siedlung, spiegeln. Dass die Beigaben- und Bestattungssitte als Indikatoren für soziale Gliederung, etwa der Entstehung einer frühmittelalterlichen Adelsschicht, gelten, wurde bereits herausgestellt.3655 Es wird von der unbeweisbaren, aber einleuchtenden Grundannahme ausgegangen, dass die Herrichtung der Gräber mit aufwendigen Einbauten, z.B. einer Holzkammer (Abb. 78), ferner die Wahl und Lage des Bestattungsplatzes und die Versorgung mit Beigaben allgemein eine be-
stimmte Denkungsart voraussetzen, nach der das Jenseits ähnlich wie das gelebte Diesseits gedacht wird. Das Diesseits wird gleichsam ins Jenseits übertragen. Man lebt als Personen mit seinen Bedürfnissen (Trank- und Speisebeigaben), mit seinen Fähigkeiten, die Waffen zu führen, zu reiten und Textilhandwerk zu betreiben (Beigabe von Spinnwirtel, Webschwert) und seiner gesellschaftlichen Stellung fort. Vielleicht wird deshalb – im Unterschied zur spätkaiserzeitlichen Brandbestattung – bei der seit dem 5. Jahrhundert üblichen Körperbestattung auf die Unversehrtheit des Körpers Wert gelegt.3656 In Schleitheim liessen sich keine Brandgräber nachweisen; man war bereits zur Sitte der Körperbestattung, die den Beginn der Reihengräber kennzeichnet, übergegangen, auch wenn die Kammergräber 363 und 500, die Gründergräber des Reihengräberfeldes Schleitheim-Hebsack, auf spätkaiserzeitliche Bestattungssitten Bezug nehmen. Sie sind Repräsentanten zwischen Alt und Neu, indem sie, älteren Traditionen im Bestattungswesen verwurzelt, diese noch, gleichsam als Traditionskern und Keim für das neue, zu gründende Reihengräberfeld, in die merowingische Zeit hinüberführen. Man wird nicht fehl in der Annahme gehen, dass Bestattungen dieses Ausmasses, aber auch im geringerem Umfang die einfachen Erdgräber der Merowingerzeit, keine individuelle Angelegenheit, sondern ein öffentliches Ereignis und möglicherweise ein Ritual der Lebens- und Siedelgemeinschaft waren (Abb. 78). Das bedeutet, dass die Bestattungen nicht nur den Rang des Bestatteten, sondern auch den der «Betroffenen», d.h. der dazugehörigen Familie und im übertragenen Sinne der Lebensgemeinschaft ausdrücken könnten. Insofern kommt den Bestattungen eine die Gemeinschaft stärkende und verbindende Bedeutung zu, sodass in den beiden Kammergräbern aus Schleitheim Traditionskerne für die Lebensgemeinschaft möglicherweise fassbar sind.3657 Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen ist die Arbeitshypothese zu betrachten, dass im namenlosen archäologischen Befund sich historische Entwicklungen und strukturelle Veränderungen im Merowingerreich und seinen Randprovinzen spiegeln können.
Siedlung, Reihengräberfeld und Kirche des Frühmittelalters In Schleitheim liegt die seltene Situation vor, dass Siedlung, Gräberfeld und Kirche archäologisch nachgewiesen und zumindest in grösseren Ausschnitten untersucht sind. Der Ort Schleitheim befindet sich auf rechtsrheinischem Gebiet im Einzugsbereich der Wutach. In diesem Verbindungstal zwischen Hochrhein und oberer Donau führt 471
aus nordöstlicher Richtung der Schleitheimer Bach, in dem der Zwärenbach mündet (Abb. 3). Der römische vicus Iuliomagus mit Resten grösserer Bauanlagen (Thermen, Tempel, Wohn- und Ökonomiegebäude), liegt zu Seiten des Zwärenbaches.3658 In diesem Tal liegt die Römerstrasse, welche, von Vindonissa/Windisch und Tenedo/Zurzach über die Siblingerhöhe herkommend, weiter nach Brigobannis/Hüfingen an der oberen Donau in Baden-Württemberg führt.3659 Im Verlauf des 3. Jahrhunderts wird der vicus, wohl infolge der Germaneneinfälle am obergermanisch– rätischen Limes,3660 aufgegeben und nicht durch das mittelalterliche Dorf überbaut, das wie das Reihengräberfeld Hebsack und dazugehörige Siedlung Brüel im Nachbartal des Schleitheimer Baches liegt. Im Anschluss daran setzt, der Fundüberlieferung zufolge, eine Lücke von mindestens drei Generationen ein, ehe im Verlauf der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts neue Siedlungsspuren, allerdings an anderer Stelle, nachgewiesen sind.
Siedlung Die ersten spätkaiserzeitlichen Zeugnisse stammen aus der Siedlung «Brüel», in der Nähe eines römischen Gutshofes in leichter Hanglage zum Schleitheimer Bach und zugleich in annähernd mittlerem Abstand zwischen der Kirche und dem Gräberfeld gelegen.3661 In der angeschnittenen Siedlung lassen sich für die germanischen Neuankömmlinge grob zwei Phasen mit verschiedenen Bebauungen und wechselnder Gebäudeorientierung unterscheiden, wobei Nebengebäude (Haus B), ein Gebäude unklarer Funktion (Haus C) und schliesslich Haus G der älteren Phase, Hallenhaus A, Haus F und Webhaus D mit zahlreichen Webgewichten der jüngeren Phase angehören (Abb. 8). Von den Gründergräbern (Kammergräber) des Reihengräberfeldes abgesehen, fällt auf, dass die ältesten Bestattungen, meist Frauengräber der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, unter der Gesamtheit der Gräber sich dadurch auszeichnen, dass sie der Siedlung Brüel am nächsten liegen. Dies weist auf einen eindeutigen Lagebezug zwischen Siedlung und Bestattungsplatz hin. Zugleich wurde auch in anderen Landschaften, z.B. im Hegau, beobachtet, dass Bestattungsplätze oberhalb der Siedlungen liegen können.3662 Das bestätigt die weit verbreitete Annahme, dass Siedlung und Friedhof räumlich nicht weit voneinander getrennt sind, aber dennoch durch Abstand zwischen dem Platz der Lebenden und der Toten geschieden wird. Die Ausnahme von der Regel stellt die Bestattung eines Säuglings an der Wand von Haus C dar. Der Fundstoff enthält Hinweise auf einen sehr 472
frühen Siedlungsbeginn, vermutlich noch im Verlauf der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts. Darauf weisen die um 350 datierte und kaum abgegriffene Bronzemünze des Constantius II (337– 361), ferner eine Bügelknopffibel (Taf. 1.1) und das Halbfabrikat einer Armbrustfibel (Taf. 1.2) hin. Für das 6. Jahrhundert sind ein Schilddorn (Taf. 1.3) und für das 7. Jahrhundert ein Halbfabrikat eines Pyramidenknopfes der Spathaaufhängung (Taf. 1.7) belegt. Die Merowingerzeit lässt sich ferner anhand der Keramik (Taf. 10-16), Tonwirtel (Taf. 1.20-22) und Kammfragmente (Taf. 1.5) fassen. Die Kontinuität der Siedlung scheint also von der späten Kaiserzeit bis in die Merowingerzeit gesichert und mit der Belegungsdauer des Reihengräberfeldes übereinzustimmen. Neben der Gleichzeitigkeit von Siedlung und Friedhof ist zweierlei bemerkenswert: Der früheste Siedlungsnachweis fällt in eine Zeit, für die derzeit keine zeitgleichen Bestattungen vorliegen. Am ehesten wären Brandbestattungen zu erwarten, sofern es sich nicht um Oberschichtgräber handelt.3663 Da Schleitheim-Hebsack keinerlei Hinweise auf etwaige Brandgräber liefert, stellt sich die Frage, ob allenfalls ein Brandgräberfriedhof an anderer Stelle, aber in der näheren Umgebung, postuliert werden darf. Dies muss aber nicht der Fall sein, da beide Gründergräber aus dem zweiten Viertel des 5. Jahrhunderts noch innerhalb des Toleranzzeitraumes liegen, den man auch im Falle eines frühen Siedlungsbeginnes vertreten kann. Berücksichtigt man das Sterbealter beider Gründerbestattungen mit einem Mittelwert von 30 Jahren, so kann der Siedlungsbeginn noch in die Jahrzehnte um 400 zurückreichen. Leider ist es nicht möglich, im geringen Grabungsausschnitt eine Hierarchisierung der Gebäude vorzunehmen und etwa einem bestimmten Haus eine führende Bedeutung am Siedlungsbeginn zuzuschreiben. Erst in der jüngeren Siedlungsphase ist mit Hallenhaus A (Teil eines Herrenhofes?) ein repräsentatives Gebäude vertreten. Bemerkenswert ist, dass die Gründung der Schleitheimer Dorfkirche in etwa dem gleichen Zeithorizont angehören könnte. Die aufgefundenen Halbfabrikate lassen örtliche Produktionsstätten in der Siedlung vermuten. Dies trifft bereits auf den Siedlungsbeginn in Gestalt der Armbrustfibel zu und lässt sich bis in die voll entwickelte Merowingerzeit (Pyramidenknopf) verfolgen. Webgewichte (Abb. 13) und Tonwirtel zeigen die Herstellung von Textilien an; Reste von Textilien haben sich in Ausnahmefällen, an Metallobjekten ankorrodiert, auf dem Gräberfeld bewahrt.3664 Auch wenn die Untersuchungsfläche bescheiden ist, ergeben sich Hinweise auf eine ausgedehnte ländliche Siedlung mit mehreren Phasen. Ihre Begrenzung lässt sich aus dem Verlauf des Schleit-
heimer Baches im Talgrund und der Ausdehnung des Gräberfeldes in nördlicher und südwestlicher Richtung erahnen. Es existieren daneben Hinweise auf Siedlungsspuren auf der anderen nördlichen Bachseite. Die Ausdehnung der Siedlung Brüel zum Gräberfeld hin war vermutlich durch einen alten Bachverlauf, den Rachisthal-Bach, begrenzt. Deshalb wird das Wachstum der Siedlung nicht in dieser Richtung, sondern eher in Richtung Kirche St. Maria, der zweiten Zelle der Besiedlung, vorangeschritten sein.3665 Sowohl Gräberfeld als auch Siedlung Brüel liegen in der für das frühe Mittelalter kennzeichnenden Lage an einem fliessenden Gewässer und in leichter Hanglage.3666 Im Vergleich zur Römerzeit fand jedoch eine Verlagerung der Besiedlung statt, indem ein neues Tal aufgesucht worden ist. Wie erwähnt, wird ein direkter Anschluss an die römischen Gebäude von Iuliomagus nicht gesucht. Auch im Fundstoff lässt sich eine römische Komponente allgemein nicht nachweisen. Insofern ist es unwahrscheinlich, diejenigen römischen Bronzemünzen (Abb. 17), die im Siedlungsbereich aufgefunden wurden, als Beweis für die Kontinuität von Romanen zu beanspruchen, wie dies verschiedentlich angenommen wird.3667 Es ist mit einiger Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass nicht nur die Romanen, sondern auch germanische Bevölkerungsgruppen mit dem römischen Münzverkehr vertraut waren, sei es aufgrund von Föderatentum und Militärdienst, sei es aufgrund von Nachbarschafts- und Handelsbeziehungen. Der Bereich der spätkaiserzeitlichen und frühmittelalterlichen Besiedlung sollte eine zukunftswirksamere Siedlungsentwicklung einleiten, da der römische vicus in seiner Wüstwerdung verharrt, während aus dem frühmittelalterlichen Schwerpunkt und aus der Gründung der Kirche St. Maria das mittelalterliche Dorf Schleitheim hervorgehen. Das Frühmittelalter war demnach von nachhaltigerer Wirkung als die Römerzeit, was die Zeit nach den germanischen Neuankömmlingen angeht. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat aber die römische Vergangenheit Schleitheims eine Rolle gespielt für die Wahl der Siedlung, auch wenn der unmittelbare römische Siedlungsbereich gemieden und die gewollte Distanz durch eine Siedlungsverlagerung angezeigt wird. Wahrscheinlich bestanden in der Nähe zur Römerstrasse, in die Einbindung in das römischer Strassennetz und im Vorhandensein von gerodetem, ehemals landwirtschaftlich erschlossenem Land, wichtige Motive für die Wahl des Siedlungsplatzes.
Reihengräberfeld Bereits im 19. Jahrhundert fanden Ausgrabungen im Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack statt.3668 Für wissenschaftliche Zwecke sind die damals «untersuchten» Befunde und Funde fast nicht auszuwerten, da eine Fundtrennung nach Grabzusammenhang kaum durchgeführt wurde. Bedauerlicherweise wurde auf eine Nummerierung der Gräber auf dem Gräberfeldplan verzichtet. Wichtige Methoden einer Gräberfeldanalyse, wie Datierung anhand der Fundkombinationen und Belegungschronologie, können für den alt gegrabenen, dadurch gestörten Gräberfeldteil nicht zur Anwendung kommen und liegen nur für die Ausgrabungsareale der neuen Grabungen vor (Abb. 39). Aus den Altgrabungen stammen 295 Gräber, die als erheblich gestört gelten müssen. Davon wurden 134 Gräber in den modernen Grabungskampagnen erneut freigelegt. Modern wurden bis 1997 546 Gräber mit 588 Bestattungen und 581 erhaltenen Skeletten untersucht.3669 Von diesen konnten 202 Frauen, 37 Mädchen, 189 Männer, 16 Knaben, 40 Erwachsene und 97 Kinder unbestimmbaren Geschlechts unterschieden werden.3670 Frauen und Männer sind etwa jeweils zu einem Drittel vertreten, Kinder mit einem relativ hohen Anteil von 26%. Insgesamt entsteht der Eindruck einer ausgewogenen Geschlechterverteilung. Die Ausgeglichenheit dürfte ungefähr die Zusammensetzung der ortsansässigen Lebensund Siedelgemeinschaft reflektieren. Dieses ausgewogene Verhältnis spiegelt sich in der räumlichen Verteilung der Geschlechter und Kinder wider (Kart. 2–3): Auf der Kartierung sind keine eindeutigen Schwerpunkte zu erkennen. Davon weicht jedoch eine separate Gruppe fast ausschliesslich weiblicher Bestattungen im Norden ab, die mehrheitlich der Frühphase des Gräberfeldes, der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, angehört.3671 Für diese Zeit ist ein Frauenüberschuss (Abb. 290) zu beobachten, der sich in späteren Belegungsphasen ausgleicht. Ferner zeichnet sich im Nordosten eine weitere Gruppe ab, die überwiegend weibliche Bestattungen des 7. Jahrhunderts enthält.3672 Aus der letzten Grabungskampagne 1998 kommen nochmals 12 Bestattungen in 11 Gräbern hinzu.3673 Dabei lassen sich fünf Frauen-, sechs Männer- und ein Kindergrab unbestimmten Geschlechtes aussondern; die Funde verweisen auf eine Zeitstellung am Belegungsbeginn (Zeitstufe II), ungefähr zeitgleich und etwas jünger als die reich ausgestattete Frauengruppe des 5. Jahrhunderts. Drei Gräber sind antik gestört. Die Grenzen des Gräberfeldes sind teilweise er473
Altenerding
1360
Kaiseraugst
1313
Lauchheim
1308
München-Aubing
859
Schleitheim (ca.)
850
Straubing
819
Weingarten
801 630
Schretzheim
518
Kirchheim/Ries Fridingen
306
Bülach
299
Herten Hauptfriedhof
294 261
Basel-Kleinhüningen
238
Marktoberdorf
201
Elgg
113
Güttingen 0
Abb. 289: Säulendiagramm ausgewählter Reihengräberfelder mit der Anzahl der Gräber.
474
200
400
600
800 1000 1200 1400 1600
fasst.3674 Die Nordgrenze liess sich durch die Kampagne 1998 in ihrem Verlauf genauer bestimmen. Die Gräber setzen, in lockerer Anordnung, die von der Frauengruppe des 5. Jahrhunderts vorgezeichnete Nordgrenze bogenförmig fort. In diesem Bereich, vor allem in nordwestlicher Richtung, dürften weitere Gräber noch unentdeckt in der Erde schlummern. Die echte Nordgrenze mit nordwestlichem Eckbereich ist erkennbar, ebenso die Westgrenze. Die Südgrenze befindet sich unter dem heutigen Friedhof; hier liegen fast nur alt gegrabene Bestattungen in Steinkisten. Der Ausdehnung nach Osten ist durch den Rachisthalbach und durch die Siedlung Brüel eine Grenze gesetzt. Im Ostbereich des Reihengräberfeldes dünnen die Gräber merklich unter Abnahme der Grabüberlagerungen aus. Nach Nordosten schliesst sich eine räumlich leicht abgesonderte Frauengruppe des 7. Jahrhunderts an.3675 Der Verlauf der Ostgrenze ist nicht ganz gesichert, da zwei Möglichkeiten denkbar sind. Wenn man die östlichste Gruppe als gewollte räumliche Separierung, wie z.B. der dem Hauptfriedhof südlich vorgelagerte Separatfriedhof von Kirchheim/Ries (D),3676 annimmt, erstreckt sich die derzeit greifbare Ostgrenze in etwa von Grab 516, 537 und 536. Andernfalls geben Grab 306 und 307 den östlichen Gräberfeldrand vor. Die Ausdehnung des Gräberfeldes gibt grob die Form eines Rechteckes wieder. Eine ähnliche Ausdehnung lässt sich beispielsweise auf den
Gräberfeldern von Lauchheim (D) und Kirchheim/Ries, ferner Schwangau (D) und Fridingen (D) – vor der Einführung der Grabhügel am Belegungsende – erkennen.3677 Aufgrund der ungefähr geradlinig verlaufenden Grenzen ist mit einer Einfriedung der Nekropole Hebsack zu rechnen, die sich archäologisch jedoch nicht, etwa in Form von Gräbchen oder Pfostenlöchern, nachweisen liess. Die Begehung des Friedhofes erfolgte wahrscheinlich von der Siedlung Brüel herkommend. Berücksichtigt man die Lage der ältesten Gräber während der ersten Belegungsphase, hebt sich eine Achse hervor (Kart. 11), an der möglicherweise (südlich?) entlang ein Weg geführt hat. Dieser wurde in der weiteren Belegung aufgegeben. Allfällige obertägige Grabmarkierungen sind nicht erhalten. Jedoch könnten Leerflächen innerhalb der ansonsten partiell sehr dichten Belegungsweise eine kleine ehemalige Überhügelung andeuten.3678 Die dichte und lange Belegung über 250 Jahre, die hohe Gräberanzahl und die Annahme, dass weitere Gräber noch unentdeckt sind, machen eine Schätzung wahrscheinlich, dass SchleitheimHebsack ursprünglich 1000–1100 Gräber gezählt hat. Dies übersteigt die durchschnittliche Grösse eines Reihengräberfeldes bei weitem. Auch wenn nicht alle Bestattungsplatze vollständig erfasst sind, lassen sich gewisse Grössenvorstellungen gewinnen:3679 Es lassen sich drei Gruppen unterteilen (Abb. 289): Gräberfelder mit/bis ca. 300, ca. 800 und ca. 1300 Gräbern. Schleitheim-Hebsack gehört der mittleren Gruppe an. Gemäss der Gräberanzahl wäre die Spitzenposition innerhalb der mittleren Gruppe unserem Fundort zuzuweisen. Es ist damit zu rechnen, dass nicht alle Reihengräber erfasst sind. Nimmt man für die grössten Bestattungsplätze eine zentralörtliche Funktion mit überregionaler Bedeutung an, dürfte sich der Wirkungskreis der Schleitheimer Bevölkerung auf die regionale Umgebung erstrecken. Aus der deutschsprachigen Schweiz sind bislang beispielsweise mehrere grössere Reihengräberfelder veröffentlicht: Bülach, Basel-Kleinhüningen, Elgg und Schleitheim. Unter ihnen ragt Schleitheim als das zahlenmässig Führende hervor. Aus der rechtsrheinischen Lage und möglicherweise aus der Nähe zu einer römischen Fernstrasse ergibt sich ein weiteres Charakteristikum Schleitheims: Der Belegungsbeginn in der späten Kaiserzeit (zweites Viertel des 5. Jahrhunderts) und die lückenlose Kontinuität in die Merowingerzeit (6. und 7. Jahrhundert) erschliessen einen grösseren Zeitraum als Elgg und Bülach, um das Verhalten einer Population aus archäologischer Sicht zu beobachten. Da Schleitheim-Hebsack grösstenteils ausgegraben ist, erhöht sich die repräsentative Bedeutung der Auswertung. Leider werden jedoch Aussagen durch die vielen Störungen des 19. Jahrhunderts eingeschränkt.
Kirche Wie auf dem Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack, hinterliess das 19. Jahrhundert in der Dorfkirche Schleitheims einen gestörten Bereich (Heizkanal), der etwa ein Viertel des Kircheninneren beträgt (Abb. 278).3680 Dabei wurden mindestens drei Bestattungen unbeobachtet zerstört. Aus der Kirche und ihrem direkt angrenzenden, ergrabenen Aussenareal stammen 19 Bestattungen in 18 Gräbern. Diese verteilen sich auf zwei Bauphasen des 7. und 8. Jahrhunderts. Dem Ge-
schlecht nach lassen sich sieben Männer-, drei Frauen-, zwei Kinder- und schliesslich sieben Erwachsenenbestattungen unbestimmbaren Geschlechtes unterscheiden. In zwei Gräbern fanden sich keine Skelettreste (Tab. 61). Im Vergleich zum Gräberfeld Hebsack ist die Datierung schwieriger, da nur drei der Bestattungen mit Beigaben ausgestattet sind (Grab 21, 23, 30) und die restlichen Gräber ohne Beigaben anhand der Lage und Stratigraphie datiert werden (Abb. 278). Die reiche Bestattung einer betagten Dame (Grab 30) ist das älteste, archäologisch nachgewiesene Grab. Aufgrund der Perlenkombination ist die Datierung in Perlenstufe 8
Abb. 290: Übersicht über Zeitstellung und chronologische Gliederung des Reihengräberfeldes Schleitheim-Hebsack (Kz Kaiserzeit, MWZ Merowingerzeit, AM Ältere Merowingerzeit, JM Jüngere Merowingerzeit).
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(Abb. 290) gesichert. In überregionaler Hinsicht entspricht dies einer Stellung in Zeitschicht 3 (Abb. 291). Da Grab 30 in der bestehenden Kirche angelegt wurde, ist bereits um 600 oder in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts mit der Gründung der Kirche zu rechnen. Die wenigen Beigabenreste aus den gestörten Gräbern 21 und 23 legen eine Datierung in die späte Zeitschicht 3 (drittes Viertel des 7. Jahrhunderts) bzw. Perlenstufe 10 nahe. Die Schleitheimer Kirche, eine einfache rechteckige Steinkirche mit unbekanntem Ostabschluss, gehört zu den ältesten Gotteshäusern am nördlichen Hochrhein, in oder bei denen sich Gräber der späten Merowingerzeit fanden. Ihre Entstehung beruht auf einem örtlichen, aber dennoch komplexen Vorgang der Nobilifizierung. Bei diesem an die späte Merowingerzeit gebundenen Prozess findet eine gesellschaftliche Differenzierung im Spiegel einer veränderten Beigaben- und Bestattungssitte statt, indem sich die führende Familie aus den bislang verbindlichen Regeln der Belegungsweise herauslöst. Deutlich findet dies Ausdruck in der Gründung des vom Gräberfeld Hebsack räumlich getrennten, kirchlichen Sonderfriedhofes, der für die lokale Führungsschicht reserviert ist. Dabei scheint die Lage der Gräber im Inneren oder Äusseren der Kirche bestimmten Gesetzmässigkeiten zu folgen: Die Ausstattung mit Beigaben, ferner die aufwendigere Form des Mauergrabes und die Sitte der Mehrfachbestattung ist nur intra ecclesiam belegt, während im Aussenbereich Beigabenlosigkeit und einfachere Gräber vorherrschen. Dabei mag der Zeitfaktor, d.h. das im frühen 8. Jahrhundert einsetzende Ende der Beigabenausstattung, eine gewisse Rolle spielen. Dennoch scheint zwischen Aussen und Innen eine soziale Barriere zu liegen. Das Zusammengehörigkeitsgefühl ist aufgrund der Lage der Gräber als eng einzuschätzen, sodass ein Sonderfriedhof einer hervorgehobenen Familiengemeinschaft mit ihrer Dienerschaft anzunehmen ist. Die Frage nach der Herkunft der Bestatteten ist infolge der dominierenden Beigabenlosigkeit nur eingeschränkt zu beantworten.3681 Es haben sich aber für die Dame aus Grab 30 wichtige Hinweise aufgrund der Beigabenanalyse ergeben, dass sie aus der näheren Umgebung Schleitheims oder sogar aus dem Ort selbst stammt. Ist diese Interpretation richtig, so sondert sich eine ansässige Familie aus der Gemeinschaft aus. Der Religionswechsel kann nur bedingt als auslösender Faktor angesehen werden, da andere Mitglieder der dörflichen Lebensgemeinschaft – nach der Symbolik auf den Beigaben zu schliessen3682 – bereits Kontakt zum merowingischen Christentum hatten, aber trotzdem der angestammten Sitte, nämlich in der Gemeinschaft auf dem Gräberfeld Heb476
sack zu bestatten, treu blieben. Nur die Familie der Schleitheimer Dame durchbricht diese Tradition und begründet damit eine weitere Keimzelle für die Siedlungsbildung im Mittelalter. Dieser Akt setzt in der historischen gelebten Kultur eine sozial führende Stellung mit weitreichenden Machtbefugnissen voraus, sodass die Gründe der veränderten Beigabensitte in der gesellschaftlichen Entwicklung und Differenzierung, sicher aber auch in der wirtschaftlichen Stärke, liegen. Die beigabenführenden Innenbestattungen wurden als Adelsbegräbnis angesprochen.3683 Die archäologischen Merkmale beruhen dabei auf einer Bündelung von Kennzeichen, die eindeutige Privilegien in den bis dahin allgemeinverbindlichen Regeln der eher als durchschnittlich zu bezeichnenden Beigabenausstattung und der Belegungsweise auf dem Gräberfeld Hebsack erkennen lassen. Der Beigabenreichtum gilt dabei als zweites Kriterium. Das Kriterium erster Ordnung umfasst den Lagebefund, nämlich die vom Gräberfeld Hebsack räumlich separiert bestattende, kleine Personengruppe in oder bei der Kirche, die sich als Erbbegräbnis bestimmen liess. Die Kirche war als ausgewählter Bestattungsplatz für eine hervorgehobene Familie reserviert; dabei sind dort nicht nur Mitglieder der Kernfamilie, sondern offensichtlich auch, im übertragenen Sinne durch die Kirchenwände getrennt, die Dienerschaft bestattet. Die Belegungsweise unterscheidet sich grundlegend vom Ortsgräberfeld SchleitheimHebsack: Hier fanden die Mitglieder der dörflichen Lebensgemeinschaft Eingang, während dort eine besondere hervorgehobene Familienabstammung die Zugangsberechtigung lieferte. Wie es für Reihengräberfelder typisch ist, liegt eine Belegungskontinuität über mehrere Jahrhunderte mit einem regelmässigen Wachstum der Nekropole vor. Ganz anders ist das Belegungsverhalten in der Kirche beschaffen, wo die Belegung etwa 170–180 Jahre nach dem Gräberfeldbeginn einsetzt und eine punktuelle bzw. kurzfristigere Belegungsweise vorherrscht, die sich aus der geringeren Personenzahl und dem hervorgehobenen Status der örtlichen Elite ergibt. Im Vergleich zum Reihengräberfeld kann sich ein annähernd langes zeitliches und räumliches Kontinuum in der Kirche nicht bilden. Dennoch wird die Kirche während der beiden ältesten Bauphasen als hervorgehobener Bestattungsplatz aufgesucht. Dies weist auf den Fortbestand der führenden Familie über mindestens drei Generationen und damit auf eine Etablierung bzw. Erblichkeit ihres Sonderstatus und ihrer Führungsrolle (Erbbegräbnis) hin. Als um 600 diese tiefgreifenden Einschnitte in die Reihengräbersitte durch die Separierung erfolgen, überrascht es nicht, dass sich die Belegungsweise des Ortsfriedhofes Hebsack struktu-
rell verändert (Abb. 290). Die zeitliche Koinzidenz ist nicht zufällig, sondern besitzt einen inneren Zusammenhang, der sich auf die Belegungsweise des «normalen» Volkes auswirkt. Ein Wandel der Beigaben- und Bestattungssitte wird auf mehreren Ebenen greifbar: Die Verwendung von Edelmetall geht im Unterschied zu den frühmerowingischen Belegungsphasen zurück. Hangaufwärts wird der neue südliche Gräberfeldteil erschlossen, auf dem sich der Friedhof des 7. Jahrhunderts hauptsächlich befindet (Kart. 17, 26): Die Reihen sind nun neu organisiert, es zeichnen sich weniger Grabüberlagerungen ab und es bestehen klare horizontalstratigraphische Bezüge, indem die Gräber am Ostrand in zeitlicher Reihenfolge aneinander grenzen. Zugleich entsteht im Osten eine kleine Gräbergruppe auf freiem Felde. Als neue Grabform erscheint nun das Steinkistengrab, das auch bei der Kirche vorkommt.
Die Rolle des Christentums für den Siedlungsvorgang in Schleitheim Der geringe Nachweis der zu den Reihengräberfeldern gehörigen Siedlung wurde teilweise dadurch erklärt, dass die frühmittelalterlichen Siedlungen unter den heutigen lägen und deshalb dem archäologischen Zugriff entzogen sind.3684 Dieses Erklärungsmodell lässt sich in den Fällen geltend machen, wo frühmittelalterliche Siedlungsspuren in den bestehenden Siedlungskernen mit hochmittelalterlichen Wurzeln nachgewiesen sind. Diese topographische Situation ist für Schleitheim nicht kennzeichnend. Die nachreihengräberzeitliche Siedlungsentwicklung knüpft nicht platzgenau an den Standort der spätkaiserzeitlich-
Abb. 291: Übersicht über andere Chronologiemodelle (MWZ Merowingerzeit, AM Ältere Merowingerzeit, JM Jüngere Merowingerzeit, I–IV Zeitstufen Schleitheim).
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frühmittelalterlichen Siedlung Brüel an. Die uns bekannte frühmittelalterliche Siedlung wird also nicht überbaut, die Besiedlung besitzt aber – unter Verlagerung des Schwerpunktes – Kontinuität über das Mittelalter hinaus bis in die Gegenwart. Neues Kristallisationszentrum für das Siedlungsgeschehen ist die Kirche, in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts gegründet. Im bayerischen Herrsching (Fundliste 7) konnte der Kirche mit Gräbern des 7. Jahrhunderts ein Pfostengebäude zugeordnet werden. Der Ausgräber E. Keller deutet es zu Recht als Überrest eines Herrenhauses. In Schleitheim fehlen archäologische Hinweise. Dennoch kann vorsichtig eine entsprechende Hofstelle für Schleitheim postuliert werden: Hinter der Kirchengründung steht die führende Familie von Schleitheim, die dem Reihengräberfriedhof entwachsen ist. Die räumliche Trennung der Sepulturen lässt getrennte Hofstellen vermuten, wobei nächst der neuen Kirche der Hof der führenden Familie zu denken ist. Demgemäss darf man sich die Siedlungserweiterung hangabwärts in Richtung Schleitheimer Bach vorstellen. Der Fund eines beinernen Pyramidenknopfes aus der Siedlung Brüel bezeugt die Fortdauer bis in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts, sodass mehrere kleinräumige Standorte nebeneinander existieren könnten, ehe dieser pagane Bereich aufgegeben wird und sich das Geschehen in den Umkreis der Kirche verlagert. Nicht nur durch die Sepultur in der Kirche erweist sich die zugehörige Familie als vorausschauend und weichenstellend. Sie hat den Reihengräberfriedhof als paganen Ort frühzeitiger als die normale Bevölkerung verlassen und sie legt mit dem neuen Standort der Kirche die zukünftige Siedlungsentwicklung und den neuen Bestattungsplatz im Kirchhof fest. Insofern verliert die alte These, dass die alamannischen Siedlungen unter den heutigen Orten liegen, ihre allgemeine Gültigkeit. Für Schleitheim könnte man hingegen sagen, dass gerade die kirchliche Neugründung und die damit verbundene Abkehr vom «heidnischen» Siedlungsplatz und Reihengräberfeld einen neuen Abschnitt in der Siedlungsdynamik einleitet. Dieser siedlungsgeschichtliche Einschnitt in der späten Merowingerzeit wird demnach von der adelsähnlichen Führungsschicht getragen, die in der Kirche bestattet. Für sie wurde ein «Adelshof» nächst der Kirche postuliert. Nicht zufällig stehen an wichtigen Einschnitten der Schleitheimer Entwicklung Gräber, die aus der Allgemeinheit durch eine überdurchschnittliche exklusive Beigabensitte und sozialspezifische Grabformen hervorgehoben sind. Den Belegungsbeginn vertreten die beiden Kammergräber, für die eine separierte Grablage hangaufwärts oberhalb des Friedhofs des 5. Jahrhunderts ist. Der separierte Lagebefund, der in gesteigerter Form auch der 478
Kirchensepultur eigen ist, wurde als das vorrangige Merkmal von «Adelsgräbern» erkannt.3685 Dies scheint auch für die merowingische Frühzeit zu gelten, da gleichfalls Formen der Separierung vorliegen, sei es als Einzelgräber fernab grösserer Friedhöfe oder – wie in Schleitheim – am Rande eines grösseren Bestattungsplatzes. Die frühund spätmerowingischen Gründergräber können somit einem adelsähnlichen Milieu zugeordnet werden. Dies bestätigt das führende Niveau der jeweiligen Beigabenausstattung mit einem Reichtum, der sich auf dem Ortsgräberfeld in dieser Form nicht wiederholt und nur in der Kirche begegnet. Nimmt man also einen Adelshof für die Kirchengräber an, ist im Analogieschluss Vergleichbares für das 5. Jahrhundert zu vermuten: Nach dieser Theorie ginge die Siedlungsgründung von einem hervorgehobenen Hofverband aus.3686 Dass jedoch nicht nur eine hervorgehobene Gruppe, sondern auch eine einfache Bevölkerung beteiligt war, lässt die Anwesenheit einfach ausgestatteter Gräber während Zeitstufe II vermuten (Tab. 62, 65). Bei beiden Wendepunkten der Besiedlungsgeschichte könnte die Initiative nicht «spontan», sondern im Rahmen einer gegliederten Gesellschaft zielgerichtet von der tonangebenden Gruppe oder Familie erfolgt sein. Für Schleitheim bedeutet dies, dass gleichartige Strukturen sich, neben weiteren Faktoren, bei Siedlungsvorgängen auswirken können: Eine führende Familie stellt Weichen für die Entwicklung, die die gesamte bäuerliche Gemeinschaft berühren. Am Ende der Merowingerzeit ist damit zu rechnen, dass die Kirche und ihre erstarkende Organisation, die zu vielen Kirchengründungen führt, einen vereinheitlichenden Faktor über Grenzen und Regionen hinweg darstellen kann. Daraus ergibt sich, dass die neuen Siedlungsschwerpunkte in der Nähe der religiösen Mittelpunkte liegen, wie dies in Schleitheim der Fall ist. Doch sollte die Siedlungsentwicklung nicht eindimensional gesehen werden, da andere profane Faktoren wie Landund Besitzverteilung, Parzellierung, Wasserläufe und Bodenqualität eine Rolle spielen. Im Rahmen des skizzierten Vorganges erweist sich Schleitheim wiederum als ein Fundplatz, der, ähnlich wie beim Aufkommen der Reihengräberfelder, früh in den Wandel einbezogen ist. Die Schleitheimer Dorfkirche ist eine der ältesten in der Region nördlich des Hochrheines. Das Christentum wurde in jungmerowingischer Zeit erneut, wohl infolge der irofränkischen Mission, angenommen; eine Kontinuität zum spätrömischen Christentum lässt sich nicht nachweisen. Dass dem Rhein als Verbindungsweg, aber auch dem Netz der Römerstrassen dabei eine vermittelnde Funktion zukam, ist wahrscheinlich.
Chronologische Ergebnisse Chronologische Gliederung Schleitheims Mit über 250 Jahren weist das Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack eine aussergewöhnlich lange Belegungsdauer auf. Der Beginn des Gräberfeldes setzt mit den spätkaiserzeitlichen Kammergräbern 363 und 500 ein. Beide Gründergräber datieren in das zweite Viertel des 5. Jahrhunderts und legen den Beginn des Gräberfeldes für diese Zeit fest.3687 Nur wenige Reihengräberfelder weisen einen ähnlich frühen, vor der eigentlichen «Reihengräberzeit» einsetzenden Beginn auf; im Vergleich zu Schleitheim ist der Anfang anderer früher Reihengräberfelder meist ungefähr eine Generation später, also um die Mitte oder in der zweiten Hälfte im 5. Jahrhundert, anzusetzen.3688 Schleitheim-Hebsack wird dagegen vom Ende der späten Kaiserzeit kontinuierlich belegt; dies wird durch die Siedlungsfunde bestätigt. Die Belegung bricht am Ende des 7. Jahrhunderts ab, als die Reihengräber- und Beigabensitte allmählich aufgegeben wird.3689 Die chronologische Gliederung des Reihengräberfeldes Schleitheim-Hebsack beruht auf den Resultaten der Untersuchungen von J. Leicht und Y. Reich, die hier tabellarisch im Sinne einer Zusammenschau dargestellt werden (Abb. 290, Kart. 7).3690 Das Ziel war, ein fein differenziertes, relativchronologisches Gerüst für das Gräberfeld und für seine Analysen zu gewinnen und, darauf aufbauend, ein Fundament für den überregionalen Vergleich zu errichten. Im Unterschied zu anderen Fundplätzen, bei denen die typologisch empfindliche Entwicklung der Gürtelformen den Kern der zeitlichen Ordnung bildet,3691 wurde hier ein anderer Weg gewählt: Im Mittelpunkt der Chronologie steht die EDV-gestützte Analyse der Perlentypen (Seriation), wobei die Kombinationstabelle der Perlen in einem zweiten Arbeitsschritt «von Hand» geordnet wurde. Insgesamt konnten Dreiviertel der Mädchen- und Frauengräber mit Perlen aufgenommen werden. Das Ergebnis von Y. Reich umfasst ein hochfeines Chronologieschema, die Schleitheimer Perlenstufen 0–10, für die jeweils eine Gruppe zeitspezifischer Perlentypen ausgesondert werden konnten. Damit bestätigt sich die Annahme, dass Perlen, als häufigste Beigabe beim weiblichen Geschlecht, zeitlich so fein differenzierbar sind, «dass sie in einem den Männergräbern analogen Chronologieschema den Platz der dort datierenden Gürtelschnallen einnehmen könnten».3692 Für die Bearbeitung des Gräberfeldes ist ein derart feines Zeitgerüst in Generationenabständen auf jeden Fall wünschenswert, um dem Vorrang der männlichen Gürtelformen ein Gegengewicht
entgegenzusetzen, was als Nebeneffekt die Gürtelchronologie überprüfbar machen könnte. Die Feinchronologie der Perlen führte bei der Bearbeitung von Schleitheim-Hebsack zu Konsequenzen. Zum einen ist die Frauenchronologie (Perlen) nicht ohne weiteres auf die Männerchronologie (Gürtel, Sax) übertragbar, da es sich grösstenteils um geschlechtsspezifische Beigaben handelt und in dieser Hinsicht neutrale Beigaben – Keramik, Glas, Gerät – nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Als Problemlösung bot sich an, die Gürtel aus den Männergräbern in das weibliche Zeitsystem einzugliedern.3693 Zum anderen wurden die feinchronologischen Perlenstufen zu den grösseren Zeiteinheiten II, III und IV (Abb. 290) zusammengefasst, um auf gemeinsamer chronologischer Grundlage Entwicklungen und Tendenzen, etwa im Bereich der Fundtypen, der Belegungsweise und der Beigabensitte sowie der Anthropologie und weiterer Untersuchungen, deutlicher aufzeigen zu können.3694 Festdatierte Münzen oder Dendrodatierungen fehlen in den Schleitheimer Perlengräbern. Die absolute Zeiteinteilung der Perlenstufen beruht deshalb auf dem Vergleich mit anderen Gräberfeldern und auswärtigen münzführenden Frauengräbern.3695 Für die absolute Datierung wurden die relativen Perlenstufen 0–10 über den gesamten Zeitraum der Belegung verteilt: Beginn und Abbruch des Reihengräberfeldes umschreiben als Eckwerte den zeitlichen Rahmen (Abb. 290).3696 Um die Schleitheimer Chronologie in überregionaler Hinsicht vergleichen zu können, sollen zunächst kurz die Entwicklungsstufen der männlichen Gürtel darin eingeordnet werden, bevor eine Gegenüberstellung mit anderen Chronologiesystemen erfolgt. Dabei hat sich wiederum gezeigt, dass die sehr fein differenzierte Perlenchronologie zum Teil zusammengefasst werden muss. Gerade im Hinblick auf grössere räumliche Vergleiche bietet sich die Verwendung der grösseren Zeiteinheiten, Zeitstufen II-IV, an. Was die zeitbedingte Entwicklung der Perlentypen angeht, wird anhand der Seriationstabelle deutlich, dass Grab 363 (P0) älter als die Schleitheimer Perlenstufe 1 und Stufe II ist.3697 Diese ältere spätkaiserzeitliche Stellung entspricht dem beigegebenen Gürtel. Es handelt sich um die punzverzierte Gürtelgarnitur der Form Trier-Basel, wobei die Gürtelschnalle zu den jüngsten Vertretern der spätrömischen Tierkopfschnallen mit beweglichem Beschläg gehört.3698 Ab Perlenstufe 1, dem Belegungsbeginn des Reihengräberfeldes nach den beiden spätkaiserzeitlichen Gründergräbern 363 und 500, und weiterführend in Perlenstufe 2–3 verändert sich das Formenspektrum des Männergürtels (Abb. 290). Dieser Wandel lässt sich mit Beginn der Stufe II parallelisie479
ren, wobei die spätrömischen Tierkopfschnallen und breiten Militärgürtel zuvor ihr Ende finden. An ihre Stelle treten verschiedene neue Gürtelschnallenformen und formenkundliche Entwicklungen, die von J. Leicht behandelt wurden.3699 Es kommen nun Schnallen mit hochrechteckigem Beschläg oder nierenförmige Schnallenbügel vor.3700 In Perlenstufe 3 bzw. Stufe II (spät) sind Gürtelschnallen mit nierenförmigem Beschläg anzutreffen;3701 diese Leitform nimmt innerhalb der Zeitstufe II tendenziell einen jüngeren Platz ein. Vereinzelt begegnen kleine beschläglose Schild- und Kolbendornschnallen, die nach J. Leicht eine Bügelbreite unter 3.2 bzw. 2.8 cm aufweisen.3702 Befinden sich darunter für Stufe II nur seltene Belege, entwickeln sich Schild- und Kolbendornschnallen aus Bunt- und Edelmetall in Stufe III zu wichtigen Leitformen.3703 Die Schnallen gewinnen allgemein an Grösse, die Proportionen wirken «schwerer». Nur in vereinzelten Fällen liegt ein geschlossener Fundzusammenhang mit Perlen und Gürtelschnalle in Frauengräbern vor. Dabei lässt sich Perlenstufe 3 mit Stufe II korrelieren.3704 Andere Frauengräber der Perlenstufe 4 bzw. 5 enthalten Gürtelschnallen der Stufe III, sodass Perlenstufe 4–5 mit Stufe III zu parallelisieren ist.3705 Beschläglose Gürtelschnallen aus Eisen folgen offensichtlich der Entwicklung, welche bei den Abmessungen der Bunt- und Edelmetallschnallen beobachtet wurde.3706 Kurz vor dem Ende der Stufe III, was ungefähr der Schleitheimer Perlenstufe 6 entsprechen dürfte, lassen sich Sonderformen unter den Gürteln feststellen.3707 Dies betrifft Gürtelschnallen mit vorzugsweise langrechteckigem Beschläg des Typs Concevreux sowie Gürtel mit festem Beschläg.3708 Die Wurzeln beider Formen gehen in den romanischen Umkreis zurück. Mit dem Beginn der Stufe IV bzw. der Schleitheimer Perlenstufe 7 verändert sich die Gürtelmode durch das Aufkommen der ein- bis dreiteiligen Garnituren mit Beschläg.3709 Der ältere Abschnitt der Stufe IV ist gekennzeichnet durch Gürtel mit rundem Beschläg.3710 Als weitere Leitform lassen sich Garnituren mit triangulärem Beschläg anführen.3711 Einmal ist die Fundkombination einer Gürtelschnalle mit triangulärem Beschläg mit Perlen der Stufe 7 greifbar.3712 Engzellige Pilzzellentauschierung ist für diesen Zeitraum charakteristisch.3713 In zeitlicher Hinsicht folgen darauf Gürtelgarnituren mit zungenförmigem Beschläg, die mit Flecht-, Punkt- oder Leiterband tauschiert sein können.3714 Diese gehören tendenziell einem mittleren Abschnitt der grossen Stufe IV an, der der Perlenstufe 8 entspricht. Ein solcher zeitlicher Zusammenhang wird durch das gemeinsame Auftreten von einschlägiger Gürtelform und Perlen bestätigt.3715 Gürtel des Typs 480
Bülach bzw. mit trapezförmigem Beschläg wird man hierher gleichfalls zuweisen können.3716 Letztere weisen bisweilen Tierstiltauschierung auf. Den Abschluss dieses Zeitabschnittes (Perlenstufe 8) bilden nach J. Leicht die zum Teil tierstilverzierten Gürtelgarnituren mit zungenförmigem profiliertem Beschläg.3717 Dagegen nehmen die mehrteiligen Gürtelgarnituren eine Stellung am Ende der Stufe IV ein.3718 Übertragen auf die Perlenchronologie kommt dies einer Position in Perlenstufe 9 gleich. Vielteilige Gürtelgarnituren lassen sich mit den mehrteiligen Gürteln parallelisieren. Bis auf einen (unvollständigen) Beleg liegt diese Form in Schleiheim-Hebsack in sekundärer Verwendung vor.3719 Damit endet die Entwicklungsreihe der Männergürtel in Schleitheim. Andernorts lässt sich der Betrachtungszeitraum nochmals um eine Stufe länger bis in die Jahrzehnte um 700 und in das beginnende 8. Jahrhundert fortsetzen. Diese endmerowingische Leitform ist durch die einfache Gürtelschnalle mit Laschenbeschläg definiert, z.B. Stein am Rhein-Burg Grab 4.3720 Analog zu Schleitheim brechen viele der Reihengräberfelder vor diesem letzten Horizont beigabenführender Gräber ab.
Vergleich mit anderen Chronologiemodellen Im Rahmen eines Vergleiches mit anderen Chronologiesystemen (Abb. 291) ist es zunächst notwendig, eine gemeinsame Basis zu finden.3721 Dazu ist es hilfreich, die fein differenzierten Perlenstufen in grössere Zeiteinheiten, Zeitstufen I-IV, zusammenzufassen. Bei den Männergürteln wurde dies angedeutet. Im Allgemeinen bestehen folgende zeitgleiche Verbindungen (Abb. 290): Perlenstufe «0» gehört dem spätkaiserzeitlichen Horizont an. Diese Phase vor der eigentlichen «Reihengräberzeit» wird mit Stufe I umschrieben. Stufe II am Beginn der frühen Merowingerzeit entspricht Perlenstufe 1–3. Auch Stufe III gehört in die ältere Merowingerzeit, die demnach mit Perlenstufen 4, 5 und schliesslich 6 ausgefüllt ist. Mit Stufe IV setzt die jüngere Merowingerzeit ein, die sich in Schleitheim-Hebsack in Perlenstufe 7, 8, 9 und 10 unterteilen lässt. Diese auf den Ergebnissen von Leicht und Reich aufbauende Gliederung (Kart. 7) besitzt eine gewisse Verwandtschaft mit der Stufenfolge, die K. Böhner 1958 für das Trierer Land erarbeitete.3722 In der Zwischenzeit hat vor allem die absolutchronologische Einteilung des Fundstoffes eine Veränderung erfahren, wobei zu einer älteren Datierungsweise übergegangen wurde.3723 Dadurch lässt sich der Widerspruch auf Tab. 63–64 auflösen:3724 Gemäss der für Schleitheim vorgeschlagenen Absolutchronologie setzen Stufe III und IV
früher als nach dem Modell Böhners ein. Übertragen auf das Modell der Belegungsschichten nach Christlein,3725 welches sich hauptsächlich an den Entwicklungsstufen des männlichen Leibgurtes orientiert, ergeben sich folgende Parallelitäten. Belegungsschicht 1 setzt zwar noch im Zeitraum der Schnallen ohne Beschläg (Zeitstufe III) ein, datiert aber infolge des späteren Belegungsbeginns in Marktoberdorf wesentlich jünger als in Schleitheim-Hebsack. Schicht 1 nach Christlein (Gürtelschnallen ohne Beschläg) geht ungefähr mit der Schleitheimer Perlenstufe 6 oder Böhner Stufe III zusammen.3726 Belegungsschicht 2 ist gekennzeichnet durch das Aufkommen der ein- bis dreiteiligen Gürtelgarnituren mit Beschläg bzw. «mit Beschlägen …, die wenigsten bei der Schnalle und auf dem Rücken, meist jedoch noch zusätzlich gegenüber der Schnalle auf dem Gürtel befestigt sind».3727 In Schleitheim entspricht diese Leitform dem Beginn der Stufe IV oder der Perlenstufe 7. Vielteilige Gürtelgarnituren bestimmen dagegen Belegungsschicht 3. Da diese östliche Gürtelmode in Schleitheim kaum nachgewiesen ist, aber bereits von Christlein auf die Gleichzeitigkeit mit westlichen «Garnituren mit langen, schmalen Beschlägen, die die Tradition der älteren dreiteiligen Garnituren ungebrochen fortsetzten», hingewiesen wurde, ergibt sich eine Überschneidung mit den mehrteiligen Gürtelgarnituren.3728 Diese wurde als Merkmal der Schleitheimer Perlenstufe 9 erkannt. Im Unterschied zu den vorangegangenen Schleitheimer Perlenstufen liess sich für die letzte Perlenstufe 10 eine eigene Gürtelform nicht aussondern. Zum einen ist dies im baldigen Belegungsende und dem damit verbundenen Rückgang der Gräber begründet. Zum anderen ist sicherlich ein Zusammenhang mit der allgemeinen Entwicklung des Männergürtels gegeben, da Perlenstufe 10 gleichsam am Übergang von der spätmerowingischen Belegungsschicht 3 auf die endmerowingische Schicht 4 steht.3729 Hier findet die schmuckreiche Mode der viel- und mehrteiligen Gürtelgarnituren ihr Ende und wird durch die einfache Schnalle, bisweilen mit Laschenbeschläg bestückt, ersetzt. Dieser Zeitraum wird in Schleitheim-Hebsack nicht mehr erreicht. Vor kurzen erarbeitete R. Windler ein Drei-Phasen-Modell für das Gräberfeld von Elgg. Dabei besteht eine Verwandtschaft zur Chronologie Christleins, wobei zusätzlich Zwischenphasen, die auf die Männergräber beschränkt sind, unterschieden werden konnten.3730 Mit einem Beginn um 530/50, was der Schleitheimer Perlenstufe 5 entspricht, setzt Elgg ein Jahrhundert später als Schleitheim-Hebsack ein. Die chronologische Gliederung beruht auf der Entwicklung des Männergürtels.3731 Zu Recht wurde beobachtet, dass die Chronologiesysteme von Elgg und
Marktoberdorf gut miteinander vergleichbar sind:3732 Damit besitzen wir eine überregionale Basis für den süddeutsch-schweizerischen Raum.
Entwicklung der Beigabensitte In letzter Zeit hat sich die Forschung, insbesondere M. Martin und R. Windler, verstärkt der Beigabensitte zugewandt und diese hinsichtlich Wandel, Landschaftsverbundenheit und ethnischer Komponente untersucht. Unter Beachtung des zeitlichen Faktors gelang es, Zuordnungen zu romanischen bzw. germanischen Bevölkerungsgruppen und eine soziale Differenzierung der Grabfunde vorzunehmen.3733 Als Untersuchungsbasis hierfür dienen die Ausstattungstabellen (Tab. 62–69).3734 Im Wesentlichen sind diese durch zwei Merkmale gegliedert. Das erste Kriterium beruht auf der Datierung der Grabfunde (Zeitstufen I-IV). Um eine statistisch ausreichende Menge von Grabfunden pro Zeitstufe zu erhalten und damit allfällig Kontinuität und Wandel der Beigabensitte in Schleitheim plastischer zu fassen, wurden die grösseren Zeiteinheiten, Zeitstufen I-IV, den Tabellen zugrunde gelegt.3735 Als zweites Kriterium wurde der Fundstoff innerhalb einer Zeitstufe nach Materialgruppen geordnet. Bei Männern und Frauen wurde den geschlechtsgebundenen Ausstattungen die Gruppe der Sondergaben vorangestellt.3736 Darauf folgt bei den Männern die Waffenausstattung; in der älteren Forschung galten die Waffen als Massstab für die soziale Zuweisung in Freie, Halb- und Unfreie, was heute nicht mehr überzeugen kann.3737 Darauf folgen Reitzubehör und Gürtel, schliesslich Tasche mit Gerät und abschliessend die Keramik. In der Reihenfolge kommt eine qualitätsmässige Bewertung der Grabbeigaben zum Ausdruck, die sich mit der Ausstattung der Frauengräber ungefähr parallelisieren lässt. Auf die vorrangige weibliche Materialgruppe der Fibeln, nach Bügel-, Vogel-, S-, diversen Klein- und Scheibenfibeln unterschieden, folgen Schmuck- und Trachtzubehör aus Edelund Buntmetall, dann Gehänge, teilweise mit Amulett und Gerät. Wiederum bildet die Keramik den Abschluss. Der eigentlichen Grabausstattung sind weitere Daten ergänzend vorangestellt (Qualitätsgruppe nach Christlein, Grabform und -tiefe).3738 In Schleitheim umfassen die Beigaben das übliche Spektrum: Waffen, Schmuck- und Trachtzubehör, ferner Gerät und Amulett. Dabei ist zu beachten, dass weniger die Beigabe als solche als vielmehr ihre Kombination und die Zeitdauer ihres Auftretens ausgewertet wird. Speise- und Trankbeigaben sind selten, ebenso Sondergaben, Hinweise auf Reitzubehör und eine intensive Ver481
wendung von Edelmetall (mit Ausnahme der Fibeln). Organische Reste haben sich kaum bewahrt. Allenfalls wenige Textilreste sind in Verbindung mit Metall konserviert. Die Beigabenlosigkeit beträgt auf Grundlage der 428 ungestörten Gräber etwa 11%.
Männer Zeitstufe I/II
Abb. 292: SchleitheimHebsack. Grab 695 (5. Jahrhundert). Gürtelschnalle und Taschenbügel mit Cloisonné zählen zu den Grabbeigaben einer hervorgehobenen Gesellschaftsschicht. Der Sax, das einschneidige Kurzschwert, und die am Gürtel getragene Tasche mit den Utensilien zur Alltagsbewältigung (Messer, Feuerstahl, Pfriem, Stift) kommen auch in anderen Männergräbern vor.
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Bei der männlichen Bevölkerung ist die Gründungsgeneration während Zeitstufe I (Tab. 62) durch das Kammergrab 500 vertreten (Abb. 80). Dies entspricht der Situation der Frauengräber: Auch dort datiert das unter den Frauen am reichsten ausgestattete und mit Grab 500 gleichzeitige Kammergrab 363 vor dem Beginn der eigentlichen Reihengräberzeit. Infolge der Störung im 7. Jahrhundert (Grab 501) lässt sich nichts Genaues über die ursprüngliche Ausstattung aus Grab 500, z.B. über eine zu erwartenden Waffengabe, sagen. Die Zuweisung zur Qualitätsgruppe C nach Christlein beruht deshalb eingeschränkt auf der Grabform (Kammergrab) und auf der Mitgabe einer bronzenen Bügelknopffibel.3739 Die Fibel alleine würde für diese Zuordnung nicht genügen, doch in Verbindung mit der Grabform ist die Einstufung gerechtfertigt, zumal Fibel und die hervorgehobene Grabform nur in beiden Gründergräbern (Grab 363, 500) und dann nicht mehr vorkommen.3740 Für die Grabqualitätsgruppe C findet sich nur noch ein einziger gleichwertiger Beleg (Grab 766) während Zeitstufe III. Hinzu kommt, dass aufgefundene Glassplitter auf das ehemalige Vorhandensein eines Glasgefässes hinweisen können. Dieser glanzvolle Auftakt des Gräberfeldes setzt sich während Zeitstufe II fort, allerdings in verminderter Form (Tab. 62). Als Grabform wurden Erdgrab mit Nische, Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett sowie einfaches Erdgrab beobachtet. Es herrschen Gräber der Qualitätsgruppe B vor, z.B. Grab 695 (Abb. 292). Ein Zusammenhang zwischen Grabform, -tiefe oder Ausstattungsniveau lässt sich vorderhand nicht erkennen. Die volle Bewaffnung mit Spatha, Sax, Lanze und Schild liegt nicht vor, wobei der Sax einmal als einzige Waffe und wiederholt in Kombination mit Pfeilspitzen bezeugt ist. Daneben gelangte die Franziska dreimal ins Grab. Bemerkenswert ist die regelmässige, gleichsam normierte Mitgabe des Leibgurtes, der in fast jedem Grab auftritt. Es fällt auf, dass die waffenlosen Gräber 622, 776 und 421 tauschierte und cloisonnierte Gürtel besitzen, wie sie in annähernd vergleichbarer Form auch bei den Waffengräbern vorkommen. Daneben gehören Taschenzubehör, Messer und Gerät zur
regelmässigen Ausstattung. Angesichts der seltenen Gefässbeigabe in Schleitheim ist die Keramikbeigabe – in Gestalt von Krügen – zu Beginn der Belegung relativ gut nachgewiesen. In Zeitstufe II sind Sondergaben nur einmal belegt. Es handelt sich um einen bronzenen Ohrring mit spitz zulaufenden Enden, wie er aus östlichreiternomadischen Zusammenhängen bekannt ist.3741 Kommt darin eine östliche auswärtige Komponente zum Ausdruck, so scheinen Franziska und Gürtel mit nierenförmigem cloisonniertem Beschläg westlich geprägte Formen zu repräsentieren.3742 Der Zeitstufe I liess sich nur Grab 500 zuordnen, das in mehrerer Hinsicht (Grabform, Geschirrausstattung, Fibel) im Friedhof singulär bleibt. Dagegen ist Zeitstufe II durch 13 beigabenführende Gräber belegt (Tab. 70), die aber zahlenmässig von den Frauengräbern übertroffen werden (Tab. 72). Die zu erwartenden Männergräber fehlen im Hebsack, sodass davon auszugehen ist, dass im 5. Jahrhundert noch nicht die gesamte Siedlungsgemeinschaft hier bestattete. Ab Zeitstufe III erfolgt eine explosionsartige Zunahme der Grabfunde, die sich in 92 Gräbern niederschlägt. Im Verlauf der Zeitstufe IV geht die Anzahl auf 74 beigabenführende Männergräber zurück; gleichzeitig steigt die Menge gestörter Bestattungen im Vergleich zu den anderen Zeitstufen stark an.3743
Zeitstufe III Die Grundzüge der Grabausstattungen, die sich bereits in Zeitstufe II abgezeichnet haben, setzen sich in Zeitstufe III fort. Jetzt ergibt sich eine wesentlich breitere Quellenbasis (Tab. 63). Waffen, Gürtel, Tasche, Kamm und spärliche Keramik bilden die Grundmuster, die auch während Zeitstufe IV (Tab. 64) beibehalten werden. Konstant bleibt die Saxbeigabe. Neu ist dagegen, dass das Waffenspektrum auf die Vollbewaffnung (Spatha, Sax, Lanze, Schild,) erweitert wird. In Schleitheim-Hebsack ist die Vollbewaffnung nur einmal, d.h. ausschliesslich in Stufe III, belegt (Grab 766). Neben dem vollen Waffensatz wird die Mitgabe von Spatha, Schild und Lanze in dieser Zeitstufe erstmals eingeführt. Beilwaffen werden zurückhaltend mitgegeben. Die Franziska erscheint nicht wieder; in einem Grab (Grab 773) traf man eine Bartaxt an. Im Gegensatz zum Belegungsbeginn (Zeitstufe II) geht die Anzahl der B-Gräber stark zurück (Tab. 71).3744 Qualitätsgruppe A2, die Männergräber mit nur einer Waffe, Gürtel und Tasche enthält, stellt den grössten Anteil der Gräber dar. Daraus lässt sich im Spiegel des Fundstoffes ein Rückgang des Beigabenreichtums folgern. Dem
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Abb. 293: SchleitheimHebsack. Grab 766 (6. Jahrhundert). Unter allen Männergräbern ist nur der «Siedlungschef» mit einer Gürtelschnalle aus Edelmetall und dem vollständigen Waffensatz (Spatha, Sax, Lanzenspitze, Schildbuckel) ausgestattet. In der Tasche mit aufwendig cloisonniertem Bügel fanden sich ein schwarzer Spielstein, Messer, Feile, Feuerstein und weitere Eisenobjekte.
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steht eine Zunahme der Bevölkerung gegenüber. Neben dem Gründergrab 500 vertritt das überdurchschnittlich reich ausgestattete Grab 766 das zweite und letzte Grab der Kategorie C bei den Männergräbern. Darüber hinaus ist Grab 766 in mehrfacher Hinsicht hervorgehoben (Abb. 293). Auf dem gesamten Reihengräberfeld lässt sich nur in diesem Fall der vollständige Waffensatz mit Spatha, Schild, Lanze und Schild nachweisen. Der silberne Gürtel mit festem Beschläg ist in der Alamannia eine Fremdform und besitzt westliche linksrheinische Wurzeln.3745 Diese auswärtige Komponente wird in weiteren Mitfunden, z.B. dem Keramikgefäss und dem Taschenbügel des Typs Aulnizeux mit seiner Hauptverbreitung im Gebiet zwischen Seine und Rhein, gespiegelt.3746 Möglicherweise ist dieser Mann als Zugezogener mit Herkunft aus der linksrheinischen Francia anzusprechen; vielleicht verbirgt sich hinter ihm aber auch ein Ortsansässiger, der sich ganz nach fränkischem Einfluss gibt.3747 Während Zeitstufe III vertritt er jedenfalls die führende Persönlichkeit in Schleitheim («Siedlungschef»), dem die Spatha- und anschliessend die Saxgräber nachgeordnet werden können. Diesem hervorgehobenen Status entspricht es, dass er einen Spielstein, als Requisit des gehobenen Lebensstils, mitbekam. Insgesamt liegen 52 mit unterschiedlichen Waffen ausgestattete Gräber vor.3748 Wie erwähnt, erscheint die Spatha in Zeitstufe III neu. Andernorts ist die Spathabeigabe bereits im 5. Jahrhundert, also bereits zeitlich parallel zu Zeitstufe II, bekannt und setzt früher als in Schleitheim-Hebsack ein.3749 Das kann vielerlei Ursachen haben: Örtlich variierende Beigabensitten, Unterschiede im materiellen Besitz und in der Tätigkeit zu Lebzeiten, Grabstörung (Grab 500) etc. Für Schleitheim ist festzustellen, dass während Zeitstufe II mehr Frauen- als Männergräber existieren und dass Frauengräber in der Regel reichhaltiger und qualitativ besser als das männliche Geschlecht ausgestattet sind (Tab. 65).3750 Angesichts der weiblichen «Besserbehandlung» mag vielleicht dies als Grund für das Fehlen der frühmerowingischen Spathabeigabe in Zeitstufe II gelten.3751 Dennoch ist das Vorhandensein mindestens einer (nicht erhaltenen) Spatha vor Zeitstufe III wahrscheinlich: Aus den Altfunden, die wegen der nicht mehr klärbaren Fundzusammenhänge unberücksichtigt bleiben, stammt ein bronzenes Spathaortband mit zwei gegenständigen Raubvogelköpfen.3752 Vergleichbare Ortbänder, wiederholt aus Edelmetall, sind aus dem Kreis der Goldgriffspathen oder deren «zeitlich typologischen Entsprechungen» bekannt; ihre zeitliche Stellung ist weitgehend auf die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts beschränkt.3753 Die Spatha ist als Leitmerkmal der Qualitäts-
gruppe B bestimmt.3754 Sie ist die Grundlage einer eigenen Ausstattungsgruppe, vertreten durch sieben Spathagräber. Selten ist die Spatha mit anderen Waffen im Sinne eines Ensembles kombiniert. Dabei ist sie, jeweils einmal, mit der Vollbewaffnung sowie mit Schild und Lanze vergesellschaftet. Der Schild ist allgemein durch ein seltenes Vorkommen gekennzeichnet. Ein Satz von zwei Pfeilspitzen – ohne weitere Waffen – kann hinzukommen. Daneben lässt sich die Spatha als alleinige Hauptwaffe nachweisen. Der Sax wurde häufiger als die Spatha mitgegeben. In sieben Gräbern fand sich eine Spatha, dagegen in 19 Gräbern ein Sax, sodass die Saxgräber zu einer Ausstattungsgruppe zusammengefasst werden können. Wie die Spatha wird der Sax eher zurückhaltend mit anderen Waffen kombiniert: Einmal ist er mit einer Lanze und wiederholt mit ein bis drei Pfeilen vergesellschaftet. Im Vergleich dazu überwiegen jedoch die Gräber, in denen der Sax die einzige Waffe ist. Für beide Schwertwaffen ist demzufolge ein Übergewicht der einteiligen Waffenausrüstung zu beobachten. Berücksichtigt man die restliche Beigabenausstattung, ergeben sich bei Spatha- und Saxgräbern mehr verbindende als trennende Beobachtungen. Reitzubehör ist allgemein nicht nachgewiesen: Die Kombination mit Schild besitzt Seltenheitswert und kommt zweimal mit der Spatha, dagegen nicht beim Sax vor. Dagegen gehören Gürtel, die Tasche, teils mit Schnällchen oder Taschenbügel versehen und deren Inhalt, der insbesondere Messer, etwas unregelmässiger Feuerstein, Feuerstahl, Ahle/Pfriem und Münzen umfasst, zum üblichen Repertoire. Gravierende Unterschiede bezüglich Menge und qualitativer Ausführung lassen sich kaum feststellen. Dies könnte man dahingehend interpretieren, dass die einzelnen Waffen, besonders Spatha und Sax, unterschiedliche soziale und/oder militärische Bedeutung besitzen können. Offensichtlich scheint dies auch für die Gürtelgestaltung zu gelten. Gürtelzubehör, das ganz oder teilweise aus Silber hergestellt ist, findet sich zwar in Spatha- (Grab 766, 481) und in Saxgräbern (Grab 784). In den Saxgräbern handelt es sich um Haftel, in den Spathagräbern dagegen um eine Schnalle mit festem Beschläg bzw. einem Beschläg des Typs Concevreux. Es ist bezeichnend, dass eine weitere Schnalle mit festem Beschläg, diesmal aus Bronze, zu einem Saxgrab (Grab 588C) gehört. Unabhängig vom Material werden hier westliche auswärtige Bezüge wirksam.3755 Davon abgesehen treten einfache Bronze- und Schilddornschnallen gemeinsam mit beiden Schwertformen auf. Dagegen stellen sich zoomorphe Taschenbügel eher als Besonderheit der Spathagräber (Grab 766, 772) dar. Von den genannten Beispielen abgesehen, gibt es
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Abb. 294: SchleitheimHebsack. Grab 428 (Ende des 6. Jahrhunderts). Charakteristisch für das gut ausgestattete Männergrab sind Spatha, dreiteilige tauschierte Gürtelgarnitur, Silberfingerring und Pinzette. Die Dolchklinge aus der Bronzezeit gelangte als Altstück mit besonderer Bedeutung ins Grab.
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kaum weitere Hinweise auf eine sichere Trennung. Spielsteine sind einmal bei den Saxgräbern belegt (Grab 738) und kommen auch ohne Vergesellschaftung mit Waffen vor (Grab 448). Auch die Bestattungssitten erweisen sich als wenig ergiebig: Aussergewöhnlicher Grabaufwand, z.B. Kammer-, Hügel- oder Mauergrab, ist nicht vorhanden und die beiden vertretenen Grabformen, einfaches Erdgrab oder Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, sind allenfalls durch leichte Tendenzen gekennzeichnet, indem die Spathaträger vermehrt im Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett liegen. Zieht man die Qualitätsgruppen B und A vergleichend heran, wird die obige Tendenz unterstrichen: Erdgräber mit Sarg oder Totenbrett kommen überwiegend bei Gruppe B vor.3756 Aus Gründen der Erhaltungsbedingungen ist Vorsicht geboten, da mit einer grösseren Metallfläche, z.B. der Spatha, die Möglichkeit zur besseren Holzerhaltung gegeben ist.3757 Die Grabtiefe in Spatha- und Saxgräbern geht von 0.4–1.5 m;3758 der grösste Wert (1.8 m) wurde kennzeichnenderweise beim C-Grab 766 gemessen. Von diesem erkennbaren Zusammenhang abgesehen sind die Unterschiede der Grabtiefen für eine Verknüpfung zwischen Ausstattung und Grabtiefe zu gross. Ähnliches scheint auch für diejenigen Gräber zu gelten, die mit einer Lanze oder Pfeil(en) oder waffenlos mit Gürtel sind. Des weiteren sind Gräber zu nennen, die Pfeil (und Bogen) als einzige Waffe besitzen. Pfeile werden ähnlich häufig wie Saxe mitgegeben und bilden analog zu Spatha- und Saxgräbern eine eigene Ausstattungsgruppe, die mit der Qualitätsgruppe A2 zu parallelisieren ist. Derselben Qualitätsgruppe ist der Sax, mit oder ohne Pfeil, eigen; deshalb stellt sich die Frage, ob nicht möglicherweise eine andere Gewichtung für Sax und davon abgesetzt für Pfeil überlegenswert ist.3759 Ansonsten ist hier wiederum die Kombination mit Gürtel (Schild-, Kolbendorn- und einfache Schnalle aus Bronze oder Eisen), Tasche und Gerät die Regel; Kamm ist selten und Keramik in keinem Fall nachgewiesen. Beim Gerät dominiert nach wie vor das Messer, gefolgt von Feuerstein und Ahle/Pfriem; Feuerstahl ist seltener geworden. Als letzte Waffenkategorie ist die Lanze zu nennen. Sie kommt im Ensemble mit Spatha, Sax, Schild und Pfeil, aber häufiger ohne weitere Waffe vor. Reitzubehör ist in Schleitheim nur wenig vertreten. Zwar nimmt die Sporenbeigabe, der allgemeinen Entwicklung im 7. Jahrhundert entsprechend, in Zeitstufe IV zu (Tab. 64); dennoch bleibt die Anzahl der Reiter gering. Dies entspricht dem Befund der Siedlung Brüel, wo Reste von Pferden nur in ganz geringem Anteil unter dem Knochenmaterial ausgesondert werden konnten.3760
38 Männergräber der Zeitstufe III sind ohne Waffen und Reitzubehör ausgestattet.3761 Die Beigabensitte ist auf Gürtel, Tasche (teils mit Bügel) mit Gerät und Kamm beschränkt. Wie bei den Waffengräbern herrscht das Messer als Universalgerät, ferner Feuerstein und Pfriem/Ahle vor. Keramik ist nicht nachgewiesen. Neben der Grabform und der Beigabe von Spatha bzw. Sax gibt das Sterbealter Hinweise, welche die bereits angedeuteten Unterschiede zwischen Gräbern mit Spatha und Gräbern stützen, die weitere Waffen, aber keine Spatha enthalten. Es zeigt sich, dass C- und B-Gräber mit Spatha durch ein durchschnittlich hohes Lebensalter charakterisiert sind.3762 Die Ausstattungsgruppe der Saxgräber weist demgegenüber Personen unterschiedlichen Alters auf. Zum erstenmal kommen Knabengräber (Grab 465, 630) mit einer Waffenausstattung (Sax und Pfeil) vor. Auch bei Pfeilgräbern werden Knaben wiederholt wie ihre erwachsenen Geschlechtsgenossen behandelt. Ähnliches gilt offensichtlich bei waffenlosen Inventaren. Diese Gleichbehandlung wird dann erklärbar, wenn die Knaben von Geburt an in eine bestimmte soziale Schicht gehören. Dies hat die Annahme zur Folge, dass die soziale Stellung anhand der familiären Abstammung möglicherweise weitergegeben wird.3763 Allerdings fällt auf, dass die Materialgruppe der Sondergaben, die hier mit Kleidungszubehör aufgrund des seltenen Vorkommens zusammengefasst wurde, bei Knabengräbern nicht fassbar ist. Das bedeutet, dass Spielsteine, aber auch römische und seltener keltische Altstücke (z.B. Fibel, Spiegel) ausschliesslich in Erwachsenengräbern vertreten sind. Einmal ist die Beigabe von Schuhschnallen bezeugt (Grab 481). Hinweise auf Handwerk und Tätigkeiten sind in den Gräbern sehr selten; aus Grab 763B stammt ein Gusstiegel.
Zeitstufe IV Neue Ausstattungsgruppen kommen nicht hinzu (Tab. 64); die Gefässbeigabe fehlt gänzlich. Die Spathagräber (Abb. 294) bleiben konstant: Wiederum nehmen diese B-Gräber die führende Stellung bei der Grabausstattung ein, wobei die Kombination der Spatha dreimal mit Sax, zweimal mit Schild sowie einmal mit Lanze oder Pfeil nachgewiesen ist. Der vollständige Waffensatz fehlt; einmal ist Spatha, Sax und Schild als Ensemble vorhanden (Grab 414). Zum regelmässigen Inventar gehören meist ein- bis dreiteilige bzw. mehrteilige, bisweilen tauschierte Gürtel (Abb. 294–295) und die Männertasche mit Messer, Feuerstein, Ahle/Pfriem, seltener Kamm, Schleifstein und Pinzette. Dies gilt auch für die
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Abb. 295: SchleitheimHebsack. Grab 365 (7. Jahrhundert). Am Ende des 7. Jahrhunderts wird die Spatha meist durch den Sax abgelöst, der in einer Lederscheide mit Bronzenieten und Randbeschlägen steckt. Die tauschierte Gürtelgarnitur hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in der Westschweiz.
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nächst folgende Ausstattungsgruppe der Saxgräber, wobei Feuerstahl und Schere hinzukommen. Neu ist, dass die Anzahl der mit Sax ausgestatteten Gräber ansteigt und sich im Vergleich zur Zeitstufe III verdoppelt, während die Menge der Spathagräber unverändert ist: 38 Saxgräber kommen auf sieben Spathagräber. Aus funktionalen Gründen ist das Ösenbeschläg, als Halterung des Saxriemens, ausschliesslich hier belegt. Bei einer gehobenen Gruppe unter den Saxgräbern (Grab 328, 412, 605) ist die restliche Ausstattung mit derjenigen der Spathagräber annäherungsweise vergleichbar: Wiederholt ist der Sax mit Lanze und Sporen vergesellschaftet. Dabei lassen sich zwei Gräber der Qualitätsgruppe B2 zuordnen, welche zugleich die Spathagräber kennzeichnet. In Zeitstufe III liess sich das Vorhandensein der Gruppe B2 bei Saxgräbern nicht belegen: Vielleicht handelt es sich um einen Hinweis, dass der Sax, der jetzt vor allem durch den Breitsax vertreten ist, an Popularität gewonnen hat. Möglicherweise ist die Bevölkerung reicher geworden. Dem entspricht, dass die Saxscheide wiederholt mit bronzenen verzierten Ziernieten bestückt wird und dem Sax ein Beimesser (Abb. 295) zugeordnet werden kann (Tab. 64).3764 Für die gestiegene Bedeutung der Saxbeigabe spricht auch, dass der Sporn nicht nur bei der Spatha, sondern auch wiederholt beim Sax als Hinweis auf Berittenheit beigegeben wurde. Niemals findet sich aber der Sporn in waffenlosen Gräbern, die nur mit Gürtel und/oder Gerät ausgestattet sind. Der Sporn scheint also ein Merkmal der Qualitätsgruppe B zu sein. Deshalb überrascht es nicht, dass er in einem Saxgrab mit Lanze (Grab 328) oder gemeinsam mit tauschierten Gürteln (Grab 605, 389) vorkommt.3765 Wie bereits in Zeitstufe III erweisen sich Spatha und Sax als Unterscheidungskennzeichen. Mit einem gewissen Spielraum entsprechen die Beigabenausstattungen einander. Daneben bestehen gewisse Unterschiede, die sich allerdings nicht mit wünschenswerter Deutlichkeit abheben und deshalb unter Vorbehalt zu betrachten sind. Wiederum ist das Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett die vorherrschende Grabform bei Spathagräbern. Bei Saxgräbern kommt das einfache Erdgrab öfters, allerdings selten, vor. In Zeitstufe IV erscheint das Steinkistengrab als neue Grabform. Die Grabtiefe lässt allenfalls im Zusammenhang mit der Spatha tiefere Werte erkennen, die jedoch auch bei Sax- oder waffenlosen Gräbern teilweise erreicht werden. Konnten in Zeitstufe III noch eigens Gräber mit Lanzen oder Pfeilen herausgestellt werden, lässt sich jetzt auf verminderter Mengenbasis Ähnliches nur für mit Pfeil(en) ausgerüstete Krieger beobachten. Dagegen sind waffenlose Bestattungen mit vielfach tauschiertem Gürtel und mit Tasche
bzw. Gerät, unter denen, wie üblich, das Messer am häufigsten, dann Feuerstein(e), Ahle/Pfriem und Schleifstein vorkommen, nicht unbedingt unterrepräsentiert. Bei der Gruppe der Sondergaben sind erstmals Balkenwaagen nachgewiesen. Sie kommen in Gräbern mit Spatha, Pfeil und in waffenlosen Inventaren vor. Es scheint, als ob diese Beigabe unabhängig von der Ausstattungsqualität erfolgen kann, obwohl wiederholt ein Bezug zu Oberschichtgräbern besteht.3766 Deutlich tritt hervor, dass Knabengräber nunmehr ohne Waffen und Sondergaben, mit Gürtel, Messer und Feuerstein ausgestattet sind.3767 Es ist kaum eindeutig zu entscheiden, ob es sich dabei um einen Zufall der Überlieferung oder um einen «echten» Befund handelt. Dennoch liegt ein Einwand auf der Hand: Wenn man die erwachsenengerechte Ausstattung der Knabengräber als Indiz auf eine gewisse familiäre Abstammung annimmt, würde dieser von Kindheit an mitbekommene Sozialstatus im Spiegel der Knabengräber jetzt (Zeitstufe IV) wegfallen. Dies passiert zu einem Zeitpunkt, als die Kirche in Schleitheim von einer sozial hervorgehobenen Familie gegründet wurde:3768 Sollte die Nobilifizierung der führenden Familie, die separiert vom Reihengräberfeld in der Kirche bestattet, Einfluss auf die gesellschaftlichen familiären Beziehungen und Strukturen haben, soweit sie sich in Grabinventaren niederschlagen? R. Christlein bejaht dies zumindest hinsichtlich des materiellen Besitzes.3769 Am Ende der Zeitstufe IV wird das Reihengräberfeld aufgegeben, die Beigabenlosigkeit setzt ein. Bemerkenswert ist, dass die einzelnen Ausstattungsgruppen (Spatha-, Sax-, Pfeil- und Gräber ohne Waffen) sich bis in die späte Stufe IV beobachten lassen.
Zusammenfassung und Bewertung Insgesamt sind die Männergräber durch eine solide, durchschnittliche Beigabenausstattung gekennzeichnet. Die einzelnen Ausstattungsgruppen sind zwar in allen Zeitstufen vertreten, unterliegen aber hinsichtlich ihrem mengenmässigen Vorkommen Veränderungen. So steigt der Anteil der Männergräber (Tab. 63–64), die mit einer Waffe ausgerüstet sind, von 56.5% (Zeitstufe III) auf 67.5% (Zeitstufe IV). Demgegenüber machen waffenlose Inventare 41.5% (Stufe III) bzw. 32.5% (Stufe IV) aus. Eine Zunahme der Waffenausstattung zeichnet sich somit in spätmerowingischer Zeit deutlich ab. Dies gilt in erster Linie für die Saxgräber, da die Anzahl der Spathagräber unverändert bleibt. Zwar setzt die Spatha erst in Zeitstufe III ein, die Beilwaffen sind auf den Belegungsbeginn konzentriert; dagegen sind
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Sax und waffenlose Gräber für die gesamte Belegung zu beobachten. Der Sporn ist v.a. verstärkt in Stufe IV vertreten. Glanzlichter, wie die Beigabe mit Goldblattkreuz, Bronzegefäss, ausgewähltem Reitzubehör, Goldgriffspatha bzw. Ringknaufschwert oder tauschierte oder verzierte Spathaknäufe, Helm, Panzer und Glasgefässen, aber auch goldener Fingerring oder Goldfäden (als Reste goldbestickter oder -durchwirkter Kleidung), gehen diesem Platz ab. Es sind nur zwei männliche C-Gräber, davon eines der Gründergeneration im Kammergrab, nachweisbar. Auch der volle Waffensatz zählt ebenso wie Reitzubehör zu den ausgesprochenen Raritäten. Schleitheim ist deshalb wohl als Ort einer bäuerlichen, aber nicht ärmlichen Siedlungsgemeinschaft anzusprechen. Es fällt auf, dass der überdurchschnittliche Beginn der Gründergeneration (Tab. 71) mit dem CGrab und den vorherrschenden B-Gräbern keine Fortsetzung erfährt.3770 Dies ist umso bemerkenswerter, als sich die Siedlungsgemeinschaft, der kontinuierlichen Entwicklung des Reihengräberfeldes nach zu urteilen, im Laufe der Zeit vergrössert. Vielleicht musste auch der Wohlstand bzw. «Grabprunk» (Zeitstufe I/II) weniger Personen zu Beginn einer wirtschaftlichen Verteilung an eine wachsende Gemeinschaft Vieler weichen.3771 Denn festzustellen ist, dass in Zeitstufe III das am reichsten ausgestattete Grab 766 (Abb. 293) einen westlichen fränkischen Einschlag besitzt und daneben solide ausgestattete Spatha- und Saxgräber vorkommen, welche aber nicht an das Grab 766 heranreichen. Während Zeitstufe IV steigt die Anzahl der Saxgräber deutlich: Der Wandel der Beigabensitte könnte auf eine Erholung bzw. erneuten wirtschaftlichen Aufstieg der Bevölkerung hinweisen, nachdem zuvor im 6. Jahrhundert (Zeitstufe III) und insbesondere bis/um die Jahrhundertmitte die Beigabenausstattung eher zurückhaltend gehandhabt wird. In diese Richtung weisen auch die relativ zahlreichen, nur mit Pfeil ausgestatteten Gräber (Zeitstufe III). Massgeblich durch den Anstieg der Saxgräber, dem Hinzukommen des Sporn und dem Rückgang der Pfeilbeigabe – als einzige Waffe – wird die Beigabenausstattung im 7. Jahrhundert (Zeitstufe IV) solider, auch wenn Hervorragendes fehlt. Dies wäre in der gleichzeitig belegten Kirche zu suchen, ist allerdings in Anbetracht der dortigen gestörten Männergräber 21 und 23 nicht mehr zu verifizieren. Die wenigen Beigabenreste, tauschierter Spathagurt und vielteilige tauschierte Gürtelgarnitur, beleuchten als Relikte das ehemalige Ausstattungsniveau. Entsprechendes stammt aus schweizerischen Kirchengräbern, die der Qualitätsgruppe C angehören.3772 Abschliessend ergibt sich für das Reihengräberfeld, dass sich der Reichtum der männlichen 490
Gründergeneration mit den archäologischen Merkmalen der Grabqualitätsgruppe C und Kammergrab sich bereits in der ersten Belegungsphase (Zeitstufe II) nicht adäquat fortsetzen kann. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass zu dieser Zeit noch ein Frauenüberschuss vorherrscht. Von Grab 766 abgesehen, sind für Zeitstufe III keine überdurchschnittlichen Ensembles belegt. Trotz der deutlichen Ausstattungsunterschiede entsteht der Eindruck, dass im 6. Jahrhundert eine weitgehend homogene Gesellschaft, gegliedert nach Hofverbänden oder Grossfamilien, besteht.3773 Mit der neu gegründeten Kirche verändert sich das soziale Gefüge im 7. Jahrhundert. Ohne Zweifel markiert das Kirchenbegräbnis eine Wende, in dem sich eine führende Familie von der Allgemeinheit trennt und auf diese Weise eine Zweiteilung der Gesellschaft spiegelt.3774 Für Hebsack, den Allgemeinfriedhof, ergeben sich daraus einige Konsequenzen: Die Grabreihen nördlich der frühmerowingischen Achse werden aufgegeben und zugleich findet eine Neuorganisation bzw. Verdoppelung des Areals nach Süden statt.3775 Was die zeitliche Dimension der männlichen Grabausstattungen anbelangt, bewirkt die Kirchengründung offensichtlich keinen Wandel in diesem Sinne, dass sich nun, nach dem mutmasslichen Auszug der Oberschicht aus dem Allgemeinfriedhof, ein Absinken des Beigabenniveaus abzeichnet. Dem stehen die Zunahme der Saxgräber und der Spornbeigabe in Zeitstufe IV entgegen, indirekt die Konstanz der Spathagräber. Vielmehr entsteht der Eindruck, dass sich in dieser spätmerowingischen Zeit die Beigabensitte auf einer zwar durchschnittlichen, aber soliden Basis festigt. Im beginnenden 6. Jahrhundert scheint eine andere, qualitativ divergente Situation vorzuliegen: Verglichen mit dem Grabreichtum der ältesten Gräber (Tab. 62) macht sich ein deutlicher Unterbruch und Rückgang der anfänglich reichen Beigabenausstattung bemerkbar (Tab. 63), welcher in Stufe IV (Tab. 64) wieder ansteigt.3776 Wenn also der Einschnitt in der Entwicklung der männlichen Beigabensitte in der frühen Zeitstufe III stärker als zur Zeit des Kirchenbegräbnisses (Zeitstufe IV) ausfällt, ist dies nicht ohne weiteres verständlich. Der Sachverhalt erhellt sich, wenn man die Arbeitshypothese aufstellt, dass der frühmerowingische Einschnitt möglicherweise auf den Einfluss eines äusseren oder auswärtigen Ereignisses zurückzuführen ist. Aufgrund der Gleichzeitigkeit ist ein ursächlicher Zusammenhang in den fränkisch-alamannischen Auseinandersetzungen im frühen 6. Jahrhundert zu vermuten, der bekanntlich zum Ende der frühalamannischen Blütezeit und zum Verlust der Selbständigkeit führte. Bei diesem Modell ergibt sich
der Widerspruch, dass zum Zeitpunkt, als der Beigabenreichtum zurückgeht, die Bevölkerung zunimmt. Möglicherweise liegt die Lösung in der Annahme, dass nun die gesamte Bevölkerung im Hebsack bestattet. Auch die Kirche mit den dazugehörigen Gräbern stellt einen Einschnitt dar, welcher sich weniger gravierend auf die Beigabensitte auswirkt. Da das Kirchenbegräbnis auf eine differenzierte gesellschaftliche Entwicklung am Ort hinweist, im Rahmen der Beigabensitte offenbar jedoch nicht so deutliche Spuren hinterlässt, ist ein Indiz für die obige Arbeitshypothese gewonnen, dass die soziale Hervorhebung der Kirchengräber eher im lokalen Milieu verwurzelt ist. Hier fehlt ein direkter auswärtiger Bezug, wie dieser für Zeitstufe III in Grab 766 vertreten ist. Damit soll nicht das fränkische Vorbild des Kirchenbegräbnisses in Frage gestellt werden, das letztlich auf Chlodwig mit seiner beispielgebenden Bestattung in einer Königsgrabkirche zu Paris zurückgeht. Es scheint mir wesentlich zu berücksichtigen, ob der Einfluss durch eine vorbildliche, aber indirekte Wirkung (Kirchen) oder durch persönliche Vertreter (Grab 766, Abb. 293) erfolgen kann. Die männliche Bevölkerung von SchleitheimHebsack stellt sich insgesamt als eine relativ homogene Gemeinschaft dar. Wie aus dem Folgenden hervorgehen wird, gilt dies auch für die weibliche Bevölkerung. Die Homogenität bringt auch eine Kartierung der einzelnen Waffen zum Ausdruck (Kart. 34), die keinerlei Konzentrationen aufweist.3777 Das Vorhandensein der Ausstattungsunterschiede muss dazu keinen Widerspruch bedeuten, spiegeln diese doch wohl unterschiedliche Wirtschaftskraft und soziale Stellung.3778 Erst mit der Kirchengründung, also anlässlich eines Religionswechsels, entsteht eine Sonderbehandlung, die einer Minderheit vorbehalten ist. Die Mehrheit verharrt am Ortsfriedhof, bleibt auch – unter Anstieg der Saxgräber – ihren Ausstattungsmustern treu, sodass die Koexistenz von Kirche und Reihengräberfeld während des 7. Jahrhunderts eine gesellschaftliche Differenzierung, aber eher nicht unüberbrückbare Gegensätze zwischen Oberschicht und Allgemeinheit schafft.
Frauen Im Folgenden soll untersucht werden, ob die bei den Männern festgestellten Ausstattungsmuster und Verteilungen der Grabqualitätsgruppen Entsprechungen in weiblichen Grabausstattungen besitzen. Die Anordnung der Sachgruppen in den Ausstattungstabellen (Tab. 62–67) verdeutlicht die Vergleichsbasis: Waffen sind mit Fibel- und Schmuckzubehör, der männliche Gürtel mit dem
weiblichen Gurt, die Männertasche samt Inhalt mit Gehänge und Gerät zu parallelisieren. Daneben zählen Perlenkette und Spinnwirtel zur geschlechtsspezifischen Ausstattung. Da die Textilherstellung zu den weiblichen Hauptarbeiten gehört, verdient die Beigabe von Spinnwirteln besondere Bedeutung. Die in den Ausstattungstabellen der Männer (Tab. 62–64) und der Frauen (Tab. 65–67) aufgenommenen Gräber sind in fast gleicher Anzahl vertreten: 180 Männer und Knaben (Tab. 70) stehen 195 Frauen und Mädchen gegenüber (Tab. 72). In Zeitstufe III und besonders in Stufe IV nimmt die Anzahl gestörter Frauengrabinventare zu.3779 In ähnlicher Weise liess sich dies auch für Männergräber beobachten. Dabei sind mehr Frauen- als Männergräber gestört. Wie bei den Männern ist in Zeitstufe I nur ein Grab, das weibliche Gründergrab 363, vorhanden. In Zeitstufe III erhöht sich die Gräberanzahl in Übereinstimmung mit den männlichen Bestattungen deutlich, während in Stufe IV ein Rückgang zu verzeichnen ist. In diesen beiden Zeitstufen ist die Anzahl der Männer- und Frauengräber etwa gleich gross. Dagegen besteht ein Ungleichgewicht während Zeitstufe II, wobei die fast vierfache Menge von weiblichen gegenüber männlichen Bestattungen nachgewiesen ist. Hier liegt ein deutlicher Frauenüberschuss vor, der sich in Zeitstufe III wieder auflöst. Mit Ausnahme des Frauenüberschusses zu Belegungsbeginn (zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts) hat sich in etwa ein Gleichgewicht zwischen beiden Geschlechtern ergeben. Dies möchte man auch bei der Verteilung der Grabqualitätsgruppen erwarten. Tab. 73 zeigt jedoch das Gegenteil davon. Betrachtet man die von der Zeit unabhängige Totalsumme, fallen mehrere Aspekte auf. Bei Frauen sind Qualitätsgruppe C und B gegenüber Gruppe A bemerkenswert gut belegt. 5 C- und 60 B-Gräber kommen auf 103 A-Gräber, d.h. über die Hälfte der weiblichen klassifizierten Bevölkerung war recht gut «versorgt». Dagegen lässt sich ein Sechstel (30 Gräber) der männlichen «Ernährer» den Gruppen B und C (Tab. 71) zuordnen, während die überwältigende Mehrheit der Männer zur Gruppe A (130 Gräber) gehört. Unter Hinzunahme der zeitlichen Dimension zeigt sich wiederum, dass auf Grundlage des Christlein‘schen Modells das Missverhältnis der Geschlechter nicht zu entzerren ist. Machen bei den Männern der Anteil der B-Gräber in Zeitstufe III ungefähr 10% und in IV 17% aus,3780 beträgt der Anteil weiblicher B-Gräber um die 30% (Tab. 73).3781 Die weibliche «Besserstellung» lässt sich noch in Kategorie A verfolgen. In Zeitstufe III fallen in diese Kategorie 61% der Frauen, aber 85% der Männer. In Zeitstufe IV gehören 41% der Frauen, aber 61% der Männer der Kate491
gorie A an. Allgemein sind die Frauen und Mädchen hinsichtlich der Verteilung der Grabqualitätsgruppen begünstigt. Dies gilt auch unter Vernachlässigung des Zeitfaktors. Der prozentuale Anteil ist immer divergent. So ist die Qualitätsgruppe C in 1% bei den Männern und 3% bei den Frauen, Gruppe B mit 16% (Männern) bzw. 30% (Frauen), schliesslich Gruppe A mit 72% (Männern) bzw. 53% (Frauen) vertreten. Zunächst bleibt festzuhalten, dass sich dadurch gewisse Schwachstellen beim Modell der Grabqualitätsgruppen offenbaren, die in der Definition der archäologischen Gruppenmerkmale bzw. in der Gewichtung der einzelnen Beigaben bei Männern und Frauen liegen könnten. Dies wäre eine eigene Untersuchung wert, um das Modell Christleins zu überprüfen.3782 Es soll aber nicht der grundsätzliche Wert des Modells bezweifelt werden, aus mehreren Gründen: Auch wenn Christlein sein Modell in der Literatur nicht ausführlich niedergelegt hat, hat er eine griffige Grundlage zur sozialen Differenzierung der Gräber gegeben, die häufig Anwendung findet.3783 Deshalb wurde es auf Hebsack übertragen. Der Autor legte 1973 sein System auf ansprechende und souveräne Weise, aber unter weitgehender Vernachlässigung der zeitlichen Dimension, dar.3784 Im Abschluss an die Analyse der weiblichen Grabausstattungen soll daher diese Problematik nochmals zur Sprache kommen.
Zeitstufe I/II
Abb. 296: SchleitheimHebsack. Grab 551 (5. Jahrhundert). Die paarige Vierfibeltracht aus Edelmetall und die (fast vergangenen) Eisenmesser mit goldenem Griff bezeugen den ungewöhnlichen Grabreichtum, wie er für hervorgehobene Damen des 5. Jahrhunderts kennzeichnend ist. Die grosse Achatperle (Mitte) wurde wohl als Amulett getragen.
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Wie bei den Männern steht ein diesmal ungestörtes, überdurchschnittlich ausgerüstetes Kammergrab (Grab 363) am Belegungsbeginn in Zeitstufe I (Tab. 65, Abb. 67, Kart. 26). In diesem zweiten Gründergrab entsprechen sich Grabaufwand und Beigabenausstattung sehr gut; hinzu kommt die von den anderen Gräbern der Zeitstufe II separierte Lage, die in gleicher Weise Grab 500, das männliche Pendant, kennzeichnet. Die reichhaltige Bernsteinkette und der schwere Prunkgürtel, ferner die Sondergaben (silbernes Toilettbesteck, Holztruhe mit Eisenbeschlägen, Spanferkel) stehen für die Kategorie C. Vor allem die Sondergaben sind für diese Zuweisung verantwortlich, nicht nur wegen ihrer Einmaligkeit, sondern weil sie nicht zu den normierten, d.h. in einer Ausstattungsgruppe regelmässigen Beigabengruppe gehören. Die beiden Fingerringe aus Silber hätten demgegenüber nur für Qualitätsgruppe B gereicht. Analog zu den Männerbestattungen bleibt der Grabreichtum auch in Zeitstufe II erhalten (Tab. 65). Obwohl zwei C-Gräber, Grab 455 und 551 (Abb. 296–297), vorliegen, wird das anfängliche Niveau nicht mehr erreicht. In beiden C-
Gräbern ist erstmals die Fibelbeigabe nachgewiesen. Sie besteht aus der paarigen «Vierfibeltracht» aus Edelmetall (Silber, Feuervergoldung) mit Klein- bzw. Miniatur- und Bügelfibel, in «Trachtlage» aufgefunden. Die C-Merkmale beruhen auf der silbervergoldeten Haarnadel und Edelmetallteilen bzw. Silberdrahtringen der Halskette (Grab 455), ferner auf der Beigabe eines Klappstuhls und zweier goldener Griffhülsen für Messer (Grab 551). Das restliche Inventar setzt sich aus Gegenständen wie Perlenkette, einfache Gürtelschnalle, Messer, Amulettperle des Gehänges und Kamm zusammen, die auch in Frauengräbern der Kategorie B und A vorkommen. Die Beigabe von Keramikgefässen ist dagegen auf gehobene Ausstattungen (Gräber 455, 551, 555) beschränkt. Aufgrund von fehlenden Sondergaben lässt sich unterhalb des Niveaus von Grab 455 und 551 eine weitere Ausstattungsgruppe (Qualitätsgruppe B) erkennen, deren Hauptmerkmal in der Fibelbeigabe mit Edelmetall besteht. Grab 853, 424 und 552 weisen die paarige Vierfibeltracht auf, während Grab 555 und 553 je ein gleiches Fibelpaar besitzen.3785 Jegliche Arten von Ringschmuck (bis auf Ohrringe) und Haarnadeln fehlen hier; regelmässig gehören die Perlenkette, seltener Gürtel, Gehängeteile, Kamm und Spinnwirtel zur Beigabenausstattung. Von der Differenzierung der Fibelbeigabe abgesehen, bilden diese Gräber die Spitze der Grabausstattung in Zeitstufe II. Sie sind relativ einheitlich und zugleich überdurchschnittlich gut mit Schmuck- und Trachtzubehör aus Edelmetall ausgestattet.3786 Der ausgesprochene Grabreichtum und Prunkcharakter von Grab 363 wird jedoch nicht wiederholt.3787 Dieser Befund lässt sich derart deuten, dass im Rahmen der Beigaben- und Bestattungssitte einerseits die Führungsrolle der Siedlungsgründerin unangefochten fortbesteht und offensichtlich nichts Gleichwertiges an ihre Stelle tritt, andererseits die Einmaligkeit und kurze Existenz dieses Prunkgrabes zugunsten einer grösseren Verbreitung überdurchschnittlicher Grabausstattungen aufgegeben wurde. Etwa die Hälfte der Frauengräber dieser Zeitstellung sind gut ausgestattet. Dass offensichtlich ein besonderes soziales Gruppenbewusstsein existierte, lässt die Lage der Gräber vermuten: Viele der weiblichen C- und B-Gräber finden sich nördlich des späteren Hauptfriedhofes zu einer «Separatgruppe» vereinigt, die überwiegend aus Frauenbestattungen besteht (Gräber 551, 552, 555, 553). Zu diesen zählen auch drei fibellose Gräber (554, 548, 547), die, als Ausnahme in Zeitstufe II, Ohrund Fingerringe, zum Teil aus Edelmetall, sowie ferner tauschierte Gürtel enthalten.3788 Generell kommt Ringschmuck selten vor. Als eigene und dritte Ausstattungsgruppe folgen
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abschliessend Gräber, die weder Fibel noch Ringschmuck aufweisen. Gürtelschnallen mit Tauschierung oder Cloisonnée bilden hier den Höhepunkt (Grab 791, 676). Ansonsten kommen Perlenkette, schmuckloser Gürtel, Bestandteile des Gehänge und Kamm vor. Es liegt also eine bescheiden wirkende Ausstattung vor. Ist es Zufall, dass Spinnwirtel, die in Gräbern mit Fibeln und Ringschmuck auftreten, hier fehlen? Wahrscheinlich lag die Textilherstellung in den Händen begüterter Frauen, die vielleicht einem Hofverband vorstanden.3789 Demgegenüber fehlt in diesem unteren Ausstattungsniveau Edelmetall, sodass ein wirklicher Ausstattungsunterschied (und Unterschied in der sozialen Stellung) zum Ausdruck kommt. Als Zwischenergebnis kann festgehalten werden, dass drei unterscheidbare Ausstattungsgruppen bestehen: Frauen mit Schmuck- und Trachtzubehör (paarige Vierfibeltracht) aus Edelmetall und Sondergaben, dann Frauen mit Fibeln, Ringschmuck und Edelmetall, aber ohne Sondergaben, schliesslich Frauen ohne Fibeln und Schmuck aus Edelmetall mit obligater Perlenkette und Gürtel. Diese dreifache Gliederung entspricht zunächst dem Vorkommen der Qualitätsgruppe C, B und A. Auffallend ist der relativ hohe Anteil von Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall im Vergleich zur geringen Gräberzahl. Unter Berücksichtigung des Lebensalters werden Fibeln von der Pubertät (Grab 770) bis ins hohe Alter getragen (Grab 455). Mädchen sind in Zeitstufe II nicht mit Fibeln ausgestattet. Als Grabformen sind das einfache Erdgrab und das Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett bezeugt. Wie bei den Männern lassen sich hinsichtlich ihrer Verteilung allenfalls leichte Tendenzen erkennen, indem die aufwendigere Grabform öfter bei B-Gräbern anzutreffen ist. Bezüglich der Grabtiefe ist kein Zusammenhang festzustellen, da die Gräber mit Fibel und Edelmetall eine grosse Variationsbreite zeigen und die ärmlich ausgestatteten Gräber ähnliche und teilweise noch grössere Grabtiefen besitzen.
Zeitstufe III
Abb. 297: SchleitheimHebsack. Grab 455 (5. Jahrhundert). Zur paarigen Vierfibeltracht, hier eine der frühesten Belege für die neue Mode, kommen eine silbervergoldete Haarnadel und eine Perlenkette mit Ringlein und Haken aus Silber hinzu.
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Im Vergleich zum Belegungsbeginn steigt die Anzahl der Frauengräber sehr stark an (Tab. 66). Die bereits in Zeitstufe II beobachteten Ausstattungsmuster setzen sich in den Grundzügen fort. Daneben ergeben sich jedoch Differenzen. Der wesentliche Unterschied beruht darauf, dass überdurchschnittliche Grabausrüstungen, wie Grab 455 und 551 (Abb. 296–297), für Stufe III nicht belegt sind. Der Nachweis für Qualitätsgruppe C steht also aus; dagegen sind B-Gräber relativ häufig vertreten. Die Bedeutung ihrer zunächst zahl-
reichen Anwesenheit wird einschränkend dadurch relativiert, dass sich die Spitzengruppe mit paariger «Vierfibeltracht» nunmehr in zwei Fällen (Grab 665, 761; Abb. 298) fassen lässt.3790 Ansonsten wird viel häufiger, in 21 Fällen, ein Fibelpaar oder seltener eine einzelne Fibel (jeweils Kleinfibeln!) beigegeben. Trotz der soliden Beigabenausstattung mit Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall geht der Beigabenreichtum also etwas zurück, weil echte Höhepunkte fehlen. In dieser Hinsicht ist auch der Rückgang der Bügelfibeln nicht zu unterschätzen, da ihnen die Bedeutung eines Rangabzeichens zugesprochen wird.3791 Wie erwähnt, ist die führende Ausstattungsgruppe der Fibelgräber 665 und 761 mit der paarigen Vierfibeltracht aus Edelmetall, gefunden in «Trachtlage», repräsentiert. Das Restinventar besteht aus dem üblichen Beigabenkreis (Perlenkette, Gürtel, Gehänge, Amulette, Kamm). Wiederum gelang der Nachweis eines Klappstuhles (Grab 665). Daran schliessen sich 19 Frauen- und zwei Mädchengräber (Grab 393, 664) an, die ein Fibelpaar oder eine einzige Fibel besitzen. Dabei handelt es sich um Kleinfibeln; Bügelfibeln sind nur als Bestandteil der Vierfibeltracht in den beiden oben genannten Bestattungen beigegeben. Die Zusammensetzung der Fibelausstattung unterliegt einem Wandel. In Zeitstufe II sind von den insgesamt neun Fibelgräbern fünf mit zwei und drei mit einem Fibelpaar sowie eines mit einer einzigen Fibel versehen (Tab. 65). Anscheinend kommt der Vollständigkeit und dem Ensemblecharakter der Fibelausstattung grosse Bedeutung zu. Während Stufe III sind von den 23 Fibelgräbern zwei mit zwei Fibelpaaren (Bügelund Kleinfibel) ausgestattet, dagegen 21 mit Kleinfibeln. Aus 12 Gräbern stammt je ein gleiches Kleinfibelpaar.3792 Nur in Grab 649 liegt mit einer S- und einer Vogelfibel ein ungleiches Kleinfibelpaar, in Grab 445B ein ungleiches Vogelfibelpaar vor. Dagegen enthalten sechs Gräber eine einzige Kleinfibel.3793 Unabhängig davon, ob ein Paar oder eine einzige Kleinfibel ins Grab gelangt, traf man die Objekte in «Trachtlage», im Bereich des Oberkörpers oder des Halses, im Falle eines Paares im Oberkörperbereich etwa auf einer Achse untereinander, an. Daraus lässt sich folgern, dass der Wunsch nach Ensemblecharakter in verkleinertem Ausmass noch vorhanden ist. Die Einheitlichkeit der Fibelausstattung wird teilweise aufgelöst, da Bügelfibeln gegenüber der variantenreichen Gruppe der Kleinfibeln zurückgehen und die paarige «Vierfibeltracht» kaum mehr, angesichts einer Zunahme der Gräberanzahl, angewendet wird. Der Ensemblewunsch scheint sich jetzt vorrangig auf die Kleinfibeln zu beziehen, weil diese häufiger paar-
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Abb. 298: SchleitheimHebsack. Grab 665 (6. Jahrhundert). Mittlerweile ist die Vierfibeltracht selten geworden. Wie die Eisenstange, welche die Achse eines hölzernen Klappstuhles bildete, sind die Reste des Gehänges (Bildhintergrund) als unscheinbare Bruchstücke überliefert.
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weise als einzeln mitgegeben werden. Der beobachtete Vorgang steht im Zusammenhang mit dem Wandel der Fibelmode und konnte an weiteren fränkisch geprägten Plätzen wie Köln-Müngersdorf und Lavoye (F) in ähnlicher Weise verfolgt werden:3794 Nach dem Ende der Vierfibeltracht durch den Wegfall der Bügelfibeln wurden Kleinfibeln weiterhin paarig oder unpaarig, später auch als Einzelfibel, getragen. Das restliche Inventar der Gräber mit Kleinfibeln ist nach bereits beobachteten Regeln aufgebaut. Die Halskette – ohne Bestandteile aus Edelmetall – ist in jedem Grab vertreten. Der meist einfache Leibgurt, welcher nur in Grab 476 mit einem Rechteckbeschläg versehen ist, fehlt fast nie, sodass in Gräbern ohne Metallschnalle ein unbestückter d.h. gebundener Ledergurt postuliert werden darf.3795 Bestandteile des Gehänges, die ansonsten regelmässig zur Beigabenausstattung gehören, bestätigen diese Vermutung, da sie auch in Gräbern ohne Leibgurt auftreten können.3796 Bemerkenswert ist, dass Gehänge, zum Teil mit Amuletten und römischen Bronzemünzen, am häufigsten in den Fibelgräbern auftreten. Ähnliches scheint für Messer zu gelten, die in entsprechender Dichte nicht mehr vorkommen. Wadenbinden liegen ausschliesslich in der Ausstattungsgruppe der Fibelgräber vor. Auch ein silbernes Toilettegerät und römischer Schlüsselfingerring sind hier belegt (Grab 717). Auch in Zeitstufe III ist der Ringschmuck spärlich. Je zwei Gräber besitzen Finger- bzw. Ohrringe aus Bronze oder Silber.3797 Der Ringschmuck lässt sich in der gehobenen Ausstattungsgruppe der Fibelgräber nur in Ausnahmefällen nachweisen. Den 23 Fibelgräbern stehen 35 Frauen- und Mädchengräber als eigene Ausstattungsgruppe gegenüber, die weder Ringschmuck noch Fibel aus Edelmetall führen. In dieser niedrigen Ausstattungsgruppe stellen wiederum Perlenkette und Leibgurt, meist aus Eisen, selten aus Buntmetall, die häufigsten Beigaben dar. Dementsprechend zählen die Gräber überwiegend zur Qualitätsgruppe A. In den meisten Fällen sind, wie auch in den Fibelgräbern, Perlenkette und Gürtel miteinander kombiniert. Zahlenmässig folgen darauf Gehänge, Kamm und Messer. Etwas über die Hälfte, 19 Gräber, stellen Mädchen dar. Ihr Anteil fällt ungewöhnlich hoch aus. Mädchen finden sich hingegen kaum in Fibelgräbern (Ausnahmen Grab 393, 664), da erst heiratsfähige junge Frauen nach der Pubertät gefibelte Kleidung trugen.3798 Neu ist der hohe Anteil von 32 Grabinventaren, in denen auf die ansonsten obligatorische Perlenkette verzichtet wird. Einfacher eiserner Gürtel, seltener Messer und Gehänge, noch seltener Amulette bilden die Beigabenausstattung. Im Un-
terschied zu den zahlreichen Mädchengräbern finden sich hier vermehrt betagte Frauen. Vereinzelt finden sich Gräber, nur mit Gerät und Gehänge versehen. Zwischen Grabtiefe und Ausstattungsgruppen sind keine eindeutigen Bezüge nachweisbar. Lediglich als Tendenz zeichnet sich wiederum ab, dass Frauen mit Fibelausstattung verstärkt in Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett liegen. Neben den vorgestellten Beigabengruppen finden sich Objekte, die ausserhalb der aufgezeigten Richtlinien zur Einordnung der Gräber stehen. Dabei handelt es sich weniger um Sondergaben mit erhöhter sozialer Wertigkeit. Statt dessen liegen römische Altfunde und schwer in Frauengräbern einzuordnende Funde, wie beispielsweise die Pferdetrense vor, die möglicherweise einen Teil des Gehänges bilden (Grab 624C, 718). Am Gehänge bzw. an einer dort befestigten Tasche könnte sich ein Bleimodell bzw. eine Gussvorlage für eine Bügelfibel befunden haben; es stammt aus Grab 637 mit einer einzelnen Kleinfibel.3799 Zu den Kuriositäten zählt ein Kettenhemdfragment aus Grab 484, das überdies den Fuss eines Stengelglases und einen silbernen Münzobolus enthält. In Anbetracht der ausgesprochenen Gefässarmut sind Gläser selten. Ein Sturzbecher und eine Schale stammen aus den fibellosen Mädchengräbern 586 und 626. Wie in Zeitstufe II fand der Spielstein nur einmal als Beigabe Verwendung (Grab 624C). Zwar konzentrieren sich diese Gegenstände in den Fibelgräbern, treten aber auch vermindert in der unteren Ausstattungsgruppe auf. Auch Spinnwirtel zählen zu den Beigaben, die durchgängig vorhanden sind.3800 Es bleibt festzuhalten, dass der in Zeitstufe II erkannte Dreiklang der Ausstattungsgruppen, welcher dem Vorkommen der Grabqualitätsgruppen C, B und A entspricht, in gleicher Form für die darauffolgende Zeitstufe III nicht festzustellen ist.3801 Zwar fehlt auch hier Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall, allen voran die Fibel, nicht im Beigabenspektrum. Aber ein überdurchschnittlicher Grabreichtum, wie er der ersten Ausstattungsgruppe der Zeitstufe II (Grab 455, 551) entsprechen würde, ist nicht bezeugt, da Frauengräber mit paariger Vierfibeltracht und Sondergaben fehlen. Statt dessen überschreitet das Beigabenniveau nicht die Grenze, die durch die Vierfibeltracht ohne Sondergaben symbolisiert wird (Qualitätsgruppe B2). Im Vergleich zum Gräberfeldbeginn nimmt dagegen der Anteil der unteren Ausstattungsgruppe, die mit Perlen und/oder Gürtel ausgestattete Gräber (Grabqualitätsgruppe A) umfasst, einen grösseren Platz ein. Im Ganzen gesehen sinkt der Grabreichtum im Verhältnis zum Gräberfeldbeginn; die Hinweise auf eine besser ausgestattete Schicht, welche gleichzeitig zahlenmässig gegenüber der einfach aus-
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gerüsteten Mehrheit zurückgetreten ist, werden in Zeitstufe III geringer.3802 Unverändert bleibt, dass Edelmetall an Gräber mit Fibel oder Ringschmuck gebunden ist. Demzufolge ist die Verwendung von Edelmetall ein Unterscheidungsmerkmal mit sozialer Bedeutung.
Zeitstufe IV In dieser spätmerowingischen Zeitstufe sind einige Gegenstände aus den Gräbern verschwunden (Tab. 67). Die ohnehin rare Keramikgefässbeigabe findet sich nicht mehr. Die grossen Amulettperlen, «Wirtel» aus Achat, Bein oder Glas am Gehänge, sind ebenso wie römische Altstücke selten geworden.3803 Besonders deutlich ist der Wandel der Fibelausstattung. Fibeln sind nahezu vollständig aus der Mode gekommen, sodass ein wichtiges Kennzeichen zur Differenzierung der Beigaben wegfällt. Der Wandel, der sich bereits in der vorangegangenen Zeitstufe durch die Hinwendung zur einzeln getragenen Kleinfibel ankündigte, wird in den drei Fibelgräbern, die einzigen dieser letzten Zeitstufe, deutlich. Grab 825 (gestört) enthält als Verbindung zu Stufe III eine einzelne S-Fibel aus Silber, während die fragmentarischen Pressblechscheibenfibeln aus Grab 334 und 371 (Mädchengräber) die jüngermerowingische Fibelmode repräsentieren. Die Schleitheimer Entwicklung entspricht damit dem Zeitgeist. Im Unterschied zu früher entwickelt sich der Ringschmuck, in 31 Gräbern vertreten, zu einem beherrschenden Bestandteil der Beigabensitte. Hauptsächlich betrifft dies Ohrringe, die häufig mit Arm- und/oder Fingerring kombiniert sind. Das Material besteht überwiegend aus Bronze, nur selten werden Ohrringe aus Silber hergestellt. Dem entspricht, dass die silbernen Exemplare in den einzigen spätmerowingischen C-Gräbern 504 und 590 oder mit einem silbernen Fingerring (Grab 461) vorkommen. Edelmetall scheint seine unterscheidende Bedeutung behalten zu haben. Auch wenn jetzt wieder zwei C-Gräber bezeugt sind, wird der allgemeine Eindruck nicht durch eine überdurchschnittlich gute, sondern durch eine bescheidene Beigabenausstattung bestimmt. Dies lässt sich auf beide C-Gräber übertragen, in diesem Sinne, dass das grosszügig ausgelegte Zuweisungsmerkmal auf Sondergaben, dem Kettengehänge mit kreuzförmigem Kettenverteiler (Grab 504) und 20 Goldmünzen einer Negativauswahl (Grab 590),3804 beruhen, welche im sonstigen Beigabenspektrum atypisch sind. Davon abgesehen ist die restliche Ausstattung bescheiden und umfasst Ohrringe, Halskette, Gürtel, Messer und Spinnwirtel. Es sind dies Beigaben, 498
die in vielen weiteren Frauengräbern begegnen. Dagegen vereinigt Grab 30 aus der Schleitheimer Kirche Beigaben, die gut der Qualitätsgruppe C entsprechen. Ein wichtiges C-Merkmal, die Fibel aus Edelmetall, ist jedoch, ebenso wie Grab 590 und 504, nicht belegt. Möglicherweise ist dies in einer regionalen Beigabensitte begründet, da die Fibelbeigabe in Südbaden zu dieser Zeit Seltenheitswert besitzt.3805 Die Zugehörigkeit zu Gruppe C wird dagegen an Komponenten unterschiedlicher Wertigkeit deutlich. An erster Stelle ist der goldene Fingerring, als Rangabzeichen einer (für Amtsgeschäfte?) siegelnden Führungsschicht, zu nennen, gefolgt von den goldenen Pressblechanhängern der Amethystkette. Perlenketten, mit Edelmetall bereichert, stellen eine Beigabe dar, die weitgehend auf die begüterte Gründungsgeneration beschränkt war.3806 Der Stab und das Gefäss aus Holz zählen zu weiteren Sondergaben. Die genannten Beigaben sind führenden Personen vorbehalten und bei zeitgleichen Reihengräbern nicht belegt. Infolge dieser exklusiven Bedeutung manifestiert sich ein echter Ausstattungsunterschied, der den sozialen Abstand zwischen dem kirchlichen Sonder- und dem Reihengräberfriedhof spiegelt.3807 Die Lage in einer Kirche unterstreicht die gesellschaftliche Differenzierung. Zugleich wird deutlich, dass C-Grab nicht gleich C-Grab ist. Auch wenn Grab 504 und 590 dank herausragender Beigaben zur Kategorie C gerechnet werden, gehen ihnen Rangabzeichen und Statussymbole ab.3808 Das der Beigabensitte übergeordnete Kriterium der separierten Grablage wird zudem erfüllt. Ohrringe stellen eine eigene Ausstattungsgruppe dar. Gräber, die vollständigen Ringschmuck mit Ohr-, Finger- und Armring aufweisen (Gräber 461, 824, 303, 318, 346; Abb. 207), stehen an führender Stelle. Durch die Mehrteiligkeit entsteht eine Art Ensemble, ähnlich wie zuvor bei der Fibelausstattung. Die Mitfunde umfassen regelmässig Perlenkette und Leibgurt, wie dies auch in den anderen Zeitstufen der Fall ist. Auch das Gehänge, einmal mit bronzener Zierscheibe (Grab 337), kommt öfters in den Gräbern mit mehrmaligem Ringschmuck vor. Seltener ist eine Haarnadel, meist aus Bronze (Grab 337, 536) und einmal mit Silber (Grab 824), anzutreffen. Neu ist demgegenüber das Aufkommen mehrteiliger, teils verzierter Wadenbindengarnituren aus Bronze, die auch im Kirchengrab 30 aufgefunden wurden. Die Mehrheit des modischen Strumpfbesatzes stammt aus Gräbern, die Ohrringe, seltener vollständigen Ringschmuck enthalten. Allgemein lassen sich diese Gräber in Qualitätsgruppe B einordnen, was einer soliden, aber nicht glanzvollen Beigabensitte entspricht. Verantwortlich hierfür ist die abnehmende Verwendung von Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelme-
tall, das in der Kirche Eingang gefunden hat. Daneben existieren Ohrringgräber, die, ohne weiteren Ringschmuck, die weibliche Grundausstattung mit Halskette und einfachen, meist beschläglosen Gürtel besitzen. Abgesehen von Grab 519 sind Gürtelgehänge kaum überliefert. Das Messer kommt wiederholt vor, aber nicht in derselben Dichte wie bei Gräbern mit mehrteiligem Ringschmuck. Ohrringe, meist einfache Hakenohrringe, stellen das Hauptkontingent des Ringschmuckes. Davon setzen sich einige wenige Gräber ab, die aus der Gruppe des Ringschmuckes bronzene Fingerringe besitzen. Zu diesen kommen, wie gewohnt, Perlen und unsichtbar getragene Gürtel dazu. Ungefähr die Hälfte der spätmerowingischen beigabenführenden, d.h. 33 Frauengräber, ist auf die geschlechtsspezifische Grundausstattung beschränkt: Perlenkette und Gürtel, seltener Messer. Nicht immer wird diese Vergesellschaftung beibehalten, da Gräber nur mit Perlenkette oder mit Gürtel oder, als Ausnahme, nur mit Messer existieren. Der Grabzusammenhang ist zwar öfters gestört; Störungen sind jedoch auch bei der besseren Ausstattungsgruppe der Ohrringgräber belegt. Demnach handelt es sich um eine ärmliche Ausstattungsgruppe, für die keineswegs der Begriff der reduzierten Beigabensitte gebraucht werden sollte. Dieser eignet sich schon eher für die Ohrringgräber, da sie reichhaltiger und teilweise mit Ensemble versorgt sind.3809 Wiederum lässt sich ein Zusammenhang zwischen Grabform, -tiefe und Beigabenausstattung nicht sicher erkennen. Als neue typisch spätmerowingische Grabform erscheint nun das Steinkistengrab, das sich bei B- und offenbar häufiger bei A-Gräbern findet. Mädchengräber sind in allen Ausstattungsgruppen vorhanden.
Zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Schleitheimer Bevölkerung Die Analyse hat ergeben, dass trotz geschlechtsspezifischer Unterschiede die Entwicklung und Ausprägung der Beigabensitte (Tab. 62–67) bei beiden Geschlechtern Parallelitäten bestehen. Mit dem Beginn des Gräberfeldes setzt ein überdurchschnittlicher Grabreichtum (Qualitätsgruppe C) ein. Dieses höchste Ausstattungsniveau kehrt im Laufe der gesamten Belegungsdauer des Reihengräberfeldes nicht wieder. Die beiden spätkaiserzeitlichen Kammergräber bleiben ohne angemessene Nachfolge, sodass ihnen eine hervorgehobene Rolle innerhalb der Geschichte der Siedelgemeinschaft zukommt.3810 In der nächsten Zeitstufe II, der ersten Generation nach den Kammergräbern, wird in Männerund Frauengräbern der verheissungsvolle Auftakt
des Grabreichtums zwar fortgesetzt, aber in verminderter Form mit einem qualitativen Rückfall. Bei den Männern sind C-Gräber und die Spatha beim derzeitigen Grabungsstand nicht nachgewiesen (Tab. 71). Hinweise auf überregionale Bezüge liegen dagegen vor, wobei einschlägige Funde östlich-reiternomadische (Grab 391) und fränkisch-westliche Beziehungen beleuchten.3811 Im Vergleich zu den Männern ist die weibliche Beigabensitte durch höhere Qualität und Reichhaltigkeit bzw. durch ein geringeres Mass an Uniformität gekennzeichnet. Allgemein ist der Reichtum in Frauengräbern ein Kennzeichen des 5. Jahrhunderts.3812 Dieses geschlechtsspezifische Gefälle der Beigabenausstattung macht sich auch noch in Zeitstufe III bemerkbar, als sich der Frauenüberschuss der frühmerowingischen Zeitstufe II bereits ausgeglichen hat. In Männer- und Frauengräbern nimmt der Grabreichtum nochmals ab; auch wenn vereinzelt gut ausgestattete Frauengräber (Grab 665 und 761, Abb. 298) bezeugt sind, sinkt das Ausstattungsniveau im Vergleich zu Zeitstufe II (Tab. 73). Allgemein wurden drei Ausstattungsgruppen unterschieden. Sie müssen keine gesellschaftlichen «Klassen» spiegeln, sondern sind wohl eher Ausdruck wirtschaftlicher Unterschiede. Bei den Frauen liessen sich Gräber mit paariger Vierfibeltracht, Edelmetallverarbeitung und Sondergaben, weiter Gräber mit Fibel(paaren), Ringschmuck und Edelmetall, schliesslich Gräber ohne Fibel- und Schmuckzubehör aus Edelmetall, stattdessen mit Perlenkette, Gürtel, Gehänge und Gerät aussondern. Dem entsprechen als oberste Ausstattungsgruppe Spatha- (ab Zeitstufe III), danach Sax- oder Gräber mit Einzelwaffen, schliesslich waffenlose Gräber (ohne Sporen) mit Gürtel und Gerät. Die Beigabensitte ist also bei beiden Geschlechtern durch eine übereinstimmende Struktur geprägt. Ab Zeitstufe III, dem Beginn des 6. Jahrhunderts, nimmt die Anzahl geschlechtsunabhängiger Gräber explosionsartig zu. Demgegenüber ist ein Rückgang der gehobenen Beigabensitte zu beobachten. Mit leichten Veränderungen setzen sich die beschriebenen Ausstattungsgruppen grundsätzlich fort, wobei – wie betont – der frühere Beigabenreichtum jetzt nicht mehr erreicht wird. Bei den Männern ist zum ersten und einzigen Mal die Vollbewaffnung in Grab 766 fassbar. Neben dem Gründergrab 500 handelt es sich um das einzige männliche C-Grab (Tab. 71), das zugleich durch einen auswärtigen, westlich-fränkischen Einschlag charakterisiert ist.3813 Gleichzeitig wird – unter Vorbehalt – die Spatha eingeführt. Dennoch ist im Vergleich zu Stufe II ein Rückgang der BGräber angesichts der stark vergrösserten Gräbermenge zu beobachten. Überwiegend gehören die Gräber der Qualitätsgruppe A an. Die mehr499
teilige Waffenausstattung kommt also selten vor. Die Frauen (Tab. 73) unterliegen einer prinzipiell vergleichbaren Beigabenentwicklung. Im Rahmen des allgemeinen Rückganges wird der Dreiklang der weiblichen Ausstattungsgruppen kaum verwirklicht, da die einheitliche und vollständige Fibelausstattung nunmehr in zwei Gräbern dieser Zeitstufe vorliegt. Mit der spätmerowingischen Zeitstufe IV ist die letzte Belegungsphase beigabenführender Gräber auf dem Reihengräberfeld und in der Kirche erreicht. Für die männlichen Bestattungen existieren die tradierten Ausstattungsgruppen; B-Gräber vertreten die führende Qualitätsgruppe. Die Anzahl der Spathagräber bleibt konstant, während sich die bisweilen mit Lanze und Pfeil(en) versehenen Saxgräber verdoppeln: Der Sax stellt die Hauptwaffe des 7. Jahrhunderts dar. Als Zeichen der Berittenheit bereichert der Sporn nun die Waffengräber. In Frauengräbern sind Fibeln fast gänzlich aus der Mode gekommen.3814 Dies hat zur Folge, dass die dreifache Unterscheidung der weiblichen Ausstattungsgruppen wiederum – von den drei Fibelgräbern abgesehen – wegfällt. Die spätmerowingischen Fibelgräber sind weit vom Glanz der frühmerowingischen Gegenstücke entfernt; Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall lässt sich in Schleitheim-Hebsack nur noch in Ausnahmefällen belegen. Stattdessen nehmen Gräber mit Ringschmuck, v.a. mit Ohrringen, eine dominierende Stellung ein. Für das Reihengräberfeld hat sich deutlich gezeigt, dass der Grabreichtum ein Phänomen darstellt, das an Zeitstufe I-II gebunden ist. Danach treten solide, aber durchschnittliche Beigabenausstattungen auf, wobei wirklich Hervorragendes bis auf wenige Ausnahmen fehlt, abgesehen von Grab 766. Im Prinzip verändert sich diese Lage bis Belegungsende nicht. Der Rückgang des Beigabenreichtums spiegelt sich in der Verteilung der Grabqualitätsgruppen (Tab. 71, 73). Für Zeitstufe I liegt ausschliesslich Kategorie C vor. Darauf folgen während Stufe II auffallend viele weibliche C- und B-Gräber, denen überproportional viele Männergräber der Qualitätsgruppe B gegenüberstehen. In Zeitstufe III hat sich das Verhältnis grundlegend verändert, da Grabqualitätsgruppe C beim weiblichen Geschlecht vollständig ausfällt, was gegenüber dem früheren Grabreichtum einen wesentlichen Einschnitt bedeutet. Dieser Unterbruch tritt auch bei den Männergräbern in Erscheinung, indem der Anteil der B-Gräber von 46.2 auf mittlerweile etwa 10% zurückgegangen ist und der Anteil der Kategorie A über 80% beträgt (Tab. 71). Der Abbruch der überdurchschnittlichen Beigabensitte fällt also zeitlich und unabhängig vom Geschlecht mit dem Übergang der Zeitstufe II auf III zusammen. 500
Bezieht man die historischen Ereignisse im frühen 6. Jahrhundert mit ein, ergeben sich gewisse zeitliche Parallelen, die wahrscheinlich nicht auf Zufall beruhen. Nach der Zerschlagung der frühalamannischen Macht, die im Reichtum der Gründergeneration der Zeitstufe I und II augenfällig wird, geht die Qualität der Beigabensitte in Stufe III zurück. Lagen zuvor zahlreiche weibliche C-Gräber vor, liess sich für die Phase nach dem Verlust der alamannischen Selbständigkeit (Zeitstufe III) kein einziges Frauengrab entsprechender Qualität aussondern. Dagegen tritt jetzt das zweite und letzte C-Grab unter den Männern auf: Grab 766 (Abb. 293) ist bezeichnenderweise durch westlich-fränkische Beigaben hinlänglich als Zeichen fränkischer Präsenz (und Aufsicht) charakterisiert.3815 Spätestens am Ende desselben Jahrhunderts, mit Beginn der Zeitstufe IV, scheint sich die Konsolidierung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse nochmals zu vertiefen, gespiegelt in der umfangreichen Zunahme der Saxgräber, dem Aufkommen der Sporngräber und einer breiten Schicht von weiblichen B-Gräbern. Frauen enthalten jetzt wieder Gräber der Ausstattungsgruppe C. Es ist auffallend, dass während dieser Konsolidierungsphase wiederum eine überdurchschnittliche, diesmal spätmerowingische Beigabensitte (Qualitätsgruppe C) erscheint. Diese erneute Rückkehr zu wirtschaftlicher Stärke besitzt allerdings einen neuen Standort. Denn der Beigabenreichtum taucht nicht auf dem angestammten Reihengräberfeld, sondern in der neu gegründeten Kirche auf, räumlich vom Allgemeinfriedhof separiert. Nur hier ist ein überdurchschnittliches Grabniveau mit Statussymbolen und Sondergaben bezeugt, das in dieser Form auf dem Reihengräberfeld nicht mehr zu finden und annähernd mit dem Beigabenreichtum der frühmerowingischen Gründungsgeneration vergleichbar ist. Die Führungsschicht ist dem Allgemeinfriedhof entwachsen. Abstrahiert man diese Entwicklung, ist sie mit dem Verhalten zu Beginn des Gräberfeldes vergleichbar. Auch hier fand eine frühe Form der Separierung mit weitreichenden Folgen statt: Beide Kammergräber, die möglicherweise ursprünglich überhügelt waren, liegen gegenüber den späteren Erdgräbern am Hang erhöht und sind räumlich durch eine freie Zone abgesetzt. Stehen beide Gräber am Beginn eines Bestattungsplatzes des Typs Hemmingen, der mit Stufe III in ein Reihengräberfeld übergeht, kennzeichnen die spätmerowingischen Kirchengräber einen weiteren Schritt in der Entwicklung. Über der Zwischenstation mit Beigabenausstattung, die bald der allgemeinen Beigabenlosigkeit weicht, leiten die Kirchengräber die neue Sitte ein, bei der Kirche zu bestatten.
Glanzlichter, Statussymbole oder Zeugnisse des gehobenen Lebensstils trifft man jetzt in der neu gegründeten Kirche an. Die Entstehung des Kirchenbegräbnisses hat eine indirekte Rückwirkung auf das Reihengräberfeld Hebsack, weil eine überdurchschnittliche Beigabenausrüstung, weder bei Frauen noch bei Männern, gerade zu dem Zeitpunkt nicht auszumachen ist, ab dem die Kirche mit Adelsgräbern im Inneren gegründet wird und eine Verlagerung herausragender Sepulturen stattgefunden hat. Mit diesem Auflösungsprozess, der einen gesellschaftlichen Wandel im Rahmen der Nobilifizierung spiegelt, geht das Modell Reihengräberfeld seinem Ende im späten 7. Jahrhundert entgegen. Es erhebt sich die Frage, ob die frühmerowingische Führungsschicht in Zeitstufe III teilweise dezimiert weiter bestanden hat oder eine Auswechslung bzw. Aufsicht unter fränkischer Kontrolle erlebte. Erst nach der Überwindung des Niederganges in Zeitstufe IV ist es wahrscheinlich, dass sich wiederum aus der Bevölkerung, die im Hebsack bestattet, eine tonangebende Gruppe bilden konnte. In Schleitheim könnte dies durch den Nobilifizierungsprozess zutreffen, der zur Kirchengründung führt. Ab hier ist die Grenze überschritten, wo bislang die Führungsschicht und die Bevölkerungsmehrheit ohne gesellschaftliche Trennung miteinander lebten. In das Schema Christleins übertragen, ergibt sich eine Verteilung der Grabqualitätsgruppen, welche unser Untersuchungsergebnis allgemein bestätigt. Erwartungsgemäss sind Gräber der Kategorie D innerhalb einer bäuerlich geprägten Siedelgemeinschaft wie Schleitheim-Hebsack nicht anzutreffen.3816 Qualitätsgruppe C ist einer kleinen Spitzengruppe vorbehalten, deren Anteil an der Bevölkerung etwa 3% beträgt.3817 Das entspricht den Schleitheimer Verhältnissen, wobei «ein nicht unbeträchtlicher Teil der Leute mit Habitus C … lediglich die Spitze einer bäuerlichen Gesellschaft» zu bilden scheinen.3818 Auch dies gilt für Hebsack, allerdings verbunden mit der Einschränkung, dass einige C-Gräber eine Schlüsselposition für die Entwicklung des dörflichen Haupt- und kirchlichen Sonderfriedhofes besitzen, da sie als Gründergräber (Grab 363, 500, Kirche Grab 30) herausgehoben sind oder fränkische Präsenz (Grab 766) symbolisieren. Abgesehen von Grab 766 handelt es sich um separierte Gräber, sodass der durch Kategorie C umschriebene Besitzstand über die materielle Ebene hinaus auf einen gesellschaftlichen, «adelsähnlichen» Status hinweist, welcher diese Führungsgruppe von der Bevölkerungsmehrheit abgrenzt. Es soll nicht bestritten werden, dass das Modell Christleins einen guten und vor allem überregional anwendbaren Massstab unter Verzicht auf rechtliche institutionalisierte Zuweisungen gelie-
fert hat, um gleichsam als dritte Dimension – neben der Chronologie und der Region – Leitlinien für die soziale Differenzierung zu geben.3819 Jedoch, der Teufel steckt bekanntlich im Detail. In letzter Zeit haben sich verschiedene kritische Einwände ergeben, ohne dass allerdings auf das Modell ganz verzichtet werden könnte, wobei es leichter ist, Kritik zu üben als ein neues System aufzustellen.3820 Speziell für Kirchengräber hat sich offenbar gezeigt, dass als Folge einer teils kleinregionalen und selektiven Beigabensitte die Möglichkeiten einer unproblematischen Anwendung beschränkt sind,3821 da das Modell gerade für die «allgemeine, uneingeschränkte Beigabensitte» geschaffen wurde.3822 Auch für das späte 5. Jahrhundert ist das System nicht ohne weiteres übertragbar, sodass Quast gewisse Veränderungen, z.B. die Höherbewertung der Spatha, vornahm.3823 Wenn aber die Grabqualitätsgruppen nach Geschlecht und Zeitstufen differenziert werden (Tab. 71, 73–75), ergeben sich Widersprüche, welche bereits an anderer Stelle angedeutet wurden.3824 Anlässlich der Bearbeitung der Kirchengräber von Stein am Rhein-Burg wurde bereits festgestellt, dass Qualitätsgruppe B und A überraschend häufig vor allem bei Männern vertreten sind und dagegen Gruppe C beim weiblichen Geschlecht dominiert. Auch wenn Christlein den männlichen Überschuss mit der Anwesenheit von Klerikern in Kirchen zu erklären versucht, bleibt der Widerspruch, der sich in der weiblichen Dominanz der Kategorie C manifestiert, bestehen.3825 Das Missverhältnis schien zunächst vorwiegend auf Kirchengräber bezogen zu sein, die bekanntlich eine Sonderrolle innerhalb der spätmerowingischen Bestattungssitten spielen. In Schleitheim lässt sich jedoch eine strukturell ähnliche Wiederholung auf dem Reihengräberfeld beobachten (Tab. 74). Im Durchschnitt weisen Frauen eine höhere Beigabenqualität als Männer auf.3826 Kategorie B kommt bei Frauen häufiger als bei Männern vor. Bei Kategorie A ist es umgekehrt: Qualitätsgruppe A tritt besonders bei Männern in Erscheinung. Diese Verteilung hält bis zum Belegungsende an. Übertragen in die Terminologie Christleins, wären die Herren durchschnittlich wohlhabend bis ausgesprochen ärmlich, die Damen dagegen neben dieser Einstufung um überdurchschnittlichen Besitzstand reicher.3827 Wiederholt ragen Frauen aufgrund einer exklusiven Beigabensitte aus der Allgemeinheit im Hebsack hervor.3828 Ob die archäologisch erkennbaren Verhältnisse der historischen Wirklichkeit gerecht werden, ist sehr fraglich, zumal Frauen unter männlicher Munt stehen.3829 Dagegen ist zu fragen, ob das Missverhältnis der Grabqualitätsgruppen nicht durch eine Definition entstanden ist, die es teil501
weise unterlassen hat, bestimmte Beigaben entsprechend ihrer Bedeutung zu bewerten.3830 Denn es fällt auf, dass neben variablen Beigaben (Sondergaben), wie z.B. goldener Fingerring, Goldperlen, Kästchen mit Metallbeschlägen,3831 das CMerkmal in Frauengräbern auf der normierten Fibelbeigabe, in Zeitstufe IV auf der goldenen Filigranscheibenfibel, beruht. Zutreffend betont P. Burnell anlässlich der Kirchengräber von Sissach, dass die Einteilung nach Christlein aufgrund der fehlenden Fibeln, dem «Leitfossil» der Gruppe C, in der späten Merowingerzeit schwer falle.3832 Beruht also das Zuweisungsmerkmal auf normierten Beigaben, ergibt sich daraus, dass Frauengräber vor dem Wandel der Fibelmode (Zeitstufe II/III) häufiger die Merkmale eines CHabitus erfüllen, wie dies auf Schleitheim zutrifft. Im Unterschied dazu sind männliche Beigaben als Voraussetzungen für die Qualitätsgruppe C in einem anderen Bereich angesiedelt. Hierfür ist vor allem eine variable Beigabensitte, vertreten z.B. durch Glas- oder Bronzegefäss, Trense und Pferdegeschirr, Helm oder Panzer, entscheidend,3833 die in Schleitheim nur in Ausnahmefällen nachgewiesen sind. Den normierten Waffenbeigaben kommt dagegen zu wenig Bedeutung zu, sodass meines Erachtens die Hauptwaffe, die Spatha, zu niedrig eingestuft wird.3834
Zur Belegung Neben der Analyse der Beigabensitte eröffnet der Belegungsgang Einblicke in die sozialen Beziehungen der Bestatteten.3835 Zweimal wurde die Belegung des Gräberfeldes umorganisiert. Damit wird ein Einschnitt und Wandel der Belegungsweise angezeigt, der eine besondere und jeweils andere Verfassung der Siedelgemeinschaft in der historischen Situation spiegelt.3836 Während Zeitstufe II ist die Belegungsweise (Kart. 11–12, 26) locker und weit gestreut, mit «Respektabstand» gegenüber den separierten Gründergräbern (Abb. 290).3837 Anstelle der später folgenden Reihenbildung der Gräber hebt sich die Tendenz zu Einzelgräbern im Westteil und zur Haufenbildung im Ostteil hervor, die in einer Separatgruppe im Nordosten mit teilweise überdurchschnittlich reich ausgestatteten Frauengräbern (Grab 547–555, 621–622) kulminiert. Demnach handelt es sich noch nicht um «Reihengräber» im klassischen Sinne, wo die Gräber eng nebeneinander in gleicher Orientierung und etwa zu Reihen geordnet liegen. Ebenfalls lässt sich eine regelmässige Belegung von einem Zentrum nach aussen nicht beobachten.3838 An der südlichen Belegungsgrenze während Zeitstufe II sind – nach B. Ruckstuhl – Gräber auf einer Achse erkennbar, die sich an einem alten Weg orientieren könnten. 502
Grab 695 (Abb. 292), der ältere «Siedlungschef» der Zeitstufe II, und Frauengrab 424 liegen auf besagter Achse. Es liess sich zeigen, dass beidseits der Achse Gräber in Reihen angelegt werden, die die Ausrichtung der Achse d.h. der dort befindlichen Gräber übernehmen.3839 Insgesamt hat sich die Fläche infolge der Bevölkerungszunahme in Stufe III sehr vergrössert. Die Belegung folgt dabei nicht der Idealvorstellung des Reihengräberprinzips, wo der Dorfgenosse neben dem jüngst verstorbenen Mitglied der Gemeinschaft liegt. Das Resultat hat vielmehr erbracht, dass sich die Entstehung der Reihen an Hofund/oder Familienverbänden orientiert. Diese erste Neuorganisation des Friedhofes – Ende der Einzelgräber und der Haufenbildung, Entstehung erster Grabreihen ab P33840– datiert an den Übergang von Zeitstufe II auf III, in die Zeit um und nach 500: Im frühen 6. Jahrhundert, das allgemein mit Beginn der Zeitstufe III zusammenfällt, wird die Belegungsweise enger. Die Anzahl der Gräber nimmt zu, sodass der Friedhof insgesamt in der Fläche wächst und neue Bereiche erschlossen werden. Bemerkenswert ist, dass der Bereich der Gründungs- und der unmittelbar anschliessenden Generationen respektiert oder besser gemieden wird: Grabüberschneidungen der Stufe III mit Gräbern der Stufe II und mit den Kammergräbern sind relativ selten zu finden. In die gleiche Richtung weist die Beobachtung, dass die neu angelegten Grabreihen (P3–6) eher selten ältere Vorgängergräber (P1–2) enthalten. Als Folge ergeben sich keine grossflächigen Überschneidungen mit den alt belegten Arealen. Man geht auf Distanz. Es hat den Anschein, als ob die veränderten historischen Rahmenbedingungen, die auf die Entwicklung der Beigabensitte und Veränderungen des Grabreichtums einwirken könnten, sich auch im Belegungsgang spiegeln. Die Distanz zwischen den Gründergenerationen und den Bestattungen ab P3 (Abb. 290) bzw. Übergang der Stufe II auf III ist auffallend und kommt vor dem historischen Hintergrund nicht allzu überraschend: Nach der ersten Blütezeit alamannischer Macht in der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts, den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Franken und Alamannen kommt es zum Aufstieg der fränkischen Grossmacht, die Alamannen zählen (zunächst) zu den Verlierern. Im Verlauf des 6. Jahrhunderts (Zeitstufe III, Kart. 11, 17, 26) machen sich gegenüber der früheren Abgrenzung integrative Elemente bemerkbar. Erstmals setzt eine flächendeckende Belegungsweise in Reihen ein, wobei die jüngeren Gräber der Stufe IV zu den vorangegangenen der Zeitstufe III, genauer ab P3, keine Berührungsängste besitzen und in einer Reihe liegen können: Das Reihengräberfeld ist am Entstehen, da die Reihen im Verlauf des
6. Jahrhunderts aufgefüllt werden. Fast alle Grabreihen sind jetzt belegt, im Südteil des Friedhofes ist nahezu die Gesamtausdehnung erreicht. Diesen territorialen Ausgleich zwischen ehemals divergierenden Bezirken könnte man als ein Zusammenwachsen der Hofverbände zu einer intakten Siedelgemeinschaft interpretieren. Aus archäologischer Sicht ist damit die voll entwickelte «Reihengräberkultur» umschrieben. Das Sozialgefüge hat sich verdichtet. Mit Beginn der Zeitstufe IV (P7) erfolgt die zweite Neuorganisation des Reihengräberfeldes. Der bislang belegte Nordteil wird grösstenteils aufgegeben; stattdessen verlagert sich das Hauptgeschehen in den neuen Südteil und nach Osten. War die Belegungsweise bislang allfällig nach Sippen oder Hofverbänden strukturiert, scheint sich diese Ordnung nun aufzulösen. Die Anlage der Gräber folgt jetzt stärker dem Reihengräberprinzip und ist nach der Reihenfolge des Ablebens ausgerichtet. Steinkisten erscheinen als neue Grabform. Nicht zuletzt ist bemerkenswert, dass der Hofverband, der dem Chef (Grab 766) der Stufe III zugeordnet wurde (Hof G), ebenso wie die etwas weniger bedeutenden Höfe E und F, nur bis in Stufe III Belegungskontinuität besitzen.3841 Die örtliche Führungsschicht ist aus dem allgemeinen Belegungsablauf nach der Konsolidierung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse im 6. Jahrhundert herausgewachsen und gründet ihren Separatfriedhof in der Kirche.3842
Zur Bedeutung der Bestattungssitten Es wurde wiederholt hervorgehoben, dass die Beigabensitte ein wichtiges Kriterium zur Annäherung an die soziale Wirklichkeit darstellt. Das übergeordnete Kriterium ist aber durch die Grabform und die Grablage bestimmt. Dies ist an mehreren Umständen abzulesen. Nur für beide Gründergräber wurde die Form des Kammergrabes gewählt. Diese Grabform und ebenso der Grabreichtum kehrt in dieser Ausprägung auf dem Reihengräberfeld nicht wieder. Statt dessen finden sich einfache Erdgräber, Erdgräber mit Nische, Baumsarg, Sarg oder Totenbrett, später Steinkistengräber. Der Vergleich mit der Beigabensitte hat zu keinem sicheren Ergebnis geführt. Allenfalls liess sich ansatzweise ein Zusammenhang zwischen besserer Beigabenausstattung und höherem Grabaufwand, d.h. Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, erahnen. Indirekt werden auf diese Weise die Ergebnisse der Beigabenanalyse bestätigt. Hervorgehobene Beigabenausstattungen gibt es ab Zeitstufe III, der eigentlichen Reihengräberzeit mit voll entwickelter Beigabensitte, nur wenige, die jedoch nicht mit dem anfänglichen Reichtum korrespon-
dieren. Diese raren Ausnahmen liessen sich über fränkische Einflüsse in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts oder später durch den Separatfriedhof erklären. Insofern verläuft die Entwicklung ähnlich wie auf anderen Plätzen (Fridingen, Kirchheim/Ries, Staubing, Elgg), wo nach einem verheissungsvollen Beginn die Beigabensitte, durchaus solide und bisweilen mit C-Gräbern, wirklich Hervorgehobenes vor der Nobilifizierung vermissen lässt. Von der Gründergeneration abgesehen haben sich – trotz einiger gut ausgestatteter Ausnahmen – keine weiteren Hinweise auf «Führungspersönlichkeiten» ergeben. Vielmehr gewinnt man den Eindruck einer in sich gleich gestellten Gemeinschaft, deren Mitglieder unterschiedliche wirtschaftliche Stärke besitzen, aber durchwegs als homogene Gruppe erscheinen. Diese These kann die Bestattungssitte mit Erdgräbern in verschiedenen Varianten erklären. Kossack zeigt einen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Kontakt mit einer fremden Kultur und dem Entstehen der Prunkgräbersitte auf.3843 Im Hebsack ist die Sitte des Prunkbegräbnisses auf die beiden ältesten Gräber beschränkt (Grab 363, 500). In unserem Fall stellt sich die Frage, wo die als überlegen empfundene, fremde Kultur zu suchen ist. Die spätkaiserzeitliche Prunkgräbergruppe Hassleben-Leuna im Freien Germanien bezog ihr Sonderverhalten wohl aus dem Kontakt mit der mediterranen bzw. römischen Welt (gallisches Sonderreich).3844 Der vicus Iuliomagus war offensichtlich bei Ankunft der Neuankömmlinge bereits aufgegeben, was einen direkten Kontakt ausschliessen lässt. Denkbar ist, dass die neuen Siedler ihren Handlungsradius nicht nur auf Iuliomagus bezogen, sondern räumlich ausdehnten, sodass ein indirekter Kontakt zustande kommen kann. Als Kontaktzone kommt das romanische Gebiet südlich des Hochrheins in Betracht. Bis ins 5. Jahrhundert hinein galt der Fluss als Grenze zwischen der «Kastellkultur der spätrömischen Provinz» und der «Reihengräberzivilisation».3845 Sehr wahrscheinlich ist auch, dass die beiden ältesten Gräber ihren Prunk dem Siedlungsbeginn verdanken. Somit könnte beiden Gräbern die Bedeutung eines «Denkmals» mit Erinnerungswert und eines Ahnengrabes zukommen.
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Warum Schleitheim? Das Besondere von Schleitheim, der Ortsname und die verkehrsgeographische Lage – eine Interpretation Das Besondere von Schleitheim beruht auf dem Zusammentreffen mehrerer Komponenten. Dank intensiver und langjähriger Ausgrabungen kennen wir die römische und frühmittelalterliche Topographie von Schleitheim (Abb. 1–3) mit Siedlung, Reihengräberfeld und Kirche. Somit liegt eine archäologisch selten nachgewiesene Einheit vor, die es gestattet, siedlungsgeschichtliche und gesellschaftliche Vorgänge nicht nur im Spiegel der Gräber zu betrachten. Der Platz verfügt weiter über besondere Vorzüge der geographischen Lage: Schleitheim befindet sich im Vorfeld des spätrömischen Limes und ist in das römische Strassensystem des Dekumatenlandes eingebunden,3846 besitzt also eine gewisse strategische Bedeutung und könnte seinen wirtschaftlichen Anteil bzw. seine Einkünfte an den Verkehrsverbindungen (Wegezoll o. ä.) besessen haben. Dass römische Strassen in der nachrömischen Zeit und im Frühmittelalter als wichtige Verkehrswege gedient haben, liegt für eine Landeserschliessung auf der Hand.3847 Viele frühmittelalterlich besiedelte Orte, z.B. in unserer Nähe oder im Breisgau, liegen nahe bei Römerstrassen; in besonderem Masse scheint dies für Orte auf -heim zu gelten, sodass die Wahl des jeweiligen Siedlungsplatzes auf eine verkehrsgeographische Ausrichtung zu Römerstrassen zurückgehen könnte.3848 Im Breisgau führt ein Vergleich mit dem (vermuteten) römischen Strassennetz den einschlägigen Zusammenhang deutlich vor Augen.3849 Besonders deutlich wird die Nutzungskontinuität, wenn spätkaiserzeitliche Funde im Zusammenhang mit Römerstrassen auftreten.3850 Da im Frühmittelalter ein zwar benachbarter, aber anderer Siedlungsplatz aufgesucht wird, liegt eine gebrochene Platzkontinuität zwischen dem römischen Iuliomagus und dem frühmittelalterlichen Schleitheim vor, die einer erneuten Inbesitznahme gleichkommt. Für die Platzwahl der germanischen Neuankömmlinge sind wahrscheinlich ähnliche Gründe wie bei der Errichtung der römischen Herrschaft massgebend:3851 Verkehrslage und zukunftsträchtiger (oder schon bestehender?) Verbindungsweg, fliessende Gewässer und landwirtschaftlicher Boden, gerodetes, brach liegendes (?) Land. Der spätkaiserzeitliche Beginn des Gräberfeldes Hebsack noch vor der Mitte des 5. Jahrhunderts ist sehr früh. Im Unterschied zu anderen frühalamannischen Bestattungsplätzen endet die Belegung nicht nach zwei bis drei Generationen, sondern überdauert den Einschnitt im frühen 6. Jahr504
hundert (Übergang Zeitstufe II auf III) und besitzt eine Belegungskontinuität bis in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts. Dies schafft eine besondere Fundsituation für die Schweiz, eine bemerkenswerte Quelle für das Kontinuitätsproblem zwischen romanischer Spätantike und germanischem Frühmittelalter und für das Werden einer Siedelgemeinschaft in der Merowingerzeit. Aus der Analyse der Beigabensitte und der Belegung haben sich einander ergänzende Resultate ergeben, die folgende Interpretation erlauben. Die Zeit der Neuankömmlinge (Zeitstufe I/II) zeigt das prunkvolle Repräsentationsbedürfnis einer neuen Population, die ein ausgeprägtes Wir-Bewusstsein besitzt und dies eindrucksvoll in Szene setzt.3852 Zu den römischen Vorgängern wird Abstand gehalten, wohl, weil sie fremd scheinen oder weil die römische Infrastruktur mit ihren technisch anspruchsvollen Bauten nicht dem Know-how der Neuankömmlinge entsprach: Die römische Steinbauweise unterscheidet sich grundlegend vom Holz- und Pfostenbau.3853 Eigene Traditionen werden nicht vergessen. Dies wird durch die Bestattungssitte der beiden Gründer in den Kammergräbern hinfällig deutlich, die auf Traditionen in der Germania libera zurückgehen.3854 Die Sitte wird gleichsam als Traditionskern lange während der Belegungszeit gepflegt, da die Kammergräber von der allgemeinen Belegung geschont werden und wohl die Rolle von Ahnengräbern besitzen. Vor allem die Frauen treten mit dem zahlenmässigen Übergewicht und dem dominierenden Grabreichtum in Erscheinung, wobei sich ähnlich wie bei den Männergräbern neben einheimischen Bezügen eine auswärtige, westlich-fränkische und teils östliche Komponente manifestiert. Wo sind die Männer der frühalamannischen Siedelgemeinschaft? Sie sind schwer zu lokalisieren, weil sie in der Fundüberlieferung kaum dingfest zu machen sind. Für Zeitstufe II ist der Überschuss an Frauengräbern kennzeichnend (Tab. 70, 72). Dieser Befund unterscheidet sich grundlegend von den Verhältnissen des Reihengräberfriedhofes des 6. und 7. Jahrhunderts (Zeitstufe III-IV); zwischenzeitlich hat sich ein ausgeglichenes Verhältnis ergeben. Ein vergleichbarer Frauenüberschuss findet sich auf anderen kleinen kurzfristigen Nekropolen des 5. Jahrhunderts im alamannischen Raum, z.B. Flaach, Hemmingen (D), Basel-Gotterbarmweg und Eschborn (D).3855 Schleitheim scheint sich somit, was das 5. Jahrhundert anbelangt, als Regelfall zu bestätigen. Da davon auszugehen ist, dass Männer wie Frauen auf dem gleichen Friedhof bestattet werden, kommt die Teilnahme an auswärtigen kriegerischen Zügen als Ursache in Betracht. Deshalb besteht eine Erklärungsmöglichkeit in der Annahme, dass die Männer noch nicht ganz «angekommen» und als Krieger oder Söld-
ner unterwegs sind. Diese Theorie würde zum Bild der ersten frühalamannischen Machtexpansion insofern passen, als sie nicht zum geringen Teil aus militärischer Stärke und wirtschaftlichen Grundlagen besteht, die im vorindustriellen Zeitalter auf menschlichen Ressourcen und Grundbesitz aufbauen. Selbstredend sind die Anbindung an das Verkehrsnetz und die Kontrolle der Verkehrswege wichtige Voraussetzungen der Herrschaftsbildung. Diese expansive Entwicklung wird bekanntlich durch den ersten fränkischen Grosskönig Chlodwig nach militärischen Siegen gebremst und in eine andere Richtung gelenkt, die für die fränkische Hegemonie keine Bedrohung darstellen sollte. Der Verlust der alamannischen Selbständigkeit nach der Eingliederung in das fränkische Reich – nach der Schlacht von Zülpich – spiegelt sich in der weiteren Entwicklung Schleitheims. Archäologisch wird dies im Rückgang des Beigabenreichtums und der Umorganisation der Belegungsweise am Übergang der Zeitstufe III ausgedrückt. Allerdings ist Vorsicht geboten, die Eingliederung als einzige Ursache für die Umstrukturierung Schleitheims, die überregional mit dem Abbruch einiger kurzfristig belegter Nekropolen wie Hemmingen, Basel-Gotterbarmweg und Eschborn einhergeht, zu betrachten.3856 In Schleitheim steht dem allgemeinen wirtschaftlichen Rückgang ein neuer Siedlungschef (Grab 766) mit eindeutigen fränkischen Bezügen gegenüber, der aus der Bevölkerungsmehrheit hervorragt und deutlich die veränderten Machtverhältnisse zeigt. Die Gräber der ersten Ankömmlinge des 5. Jahrhunderts werden zu Beginn des 6. gemieden. Dass Schleitheim über diesen Eingriff in die eigene Souveränität in seiner Existenz bestehen bleibt, dürfte es ähnlichen Gesichtspunkten wie bei der Motivation der Siedlungsgründung verdanken: Gerodetes, zur Verfügung stehendes Land, das möglicherweise in fränkischen Besitz übergegangen ist, eine wichtige Verkehrslage und Möglichkeiten zum Ausbau der Siedlung. Warum sollte etwas, das zu einer ersten Herrschaftsbildung und Reichtum beigetragen hat, aufgegeben werden, wenn die fränkische Oberhoheit einigermassen gesichert erscheint? Diese Rechnung geht offenbar einigermassen auf. Im Verlauf des 6. Jahrhunderts (Zeitstufe III) scheint sich die Grundbevölkerung zu erholen, ein bescheidener, durchschnittlicher Wohlstand kehrt im Spiegel der Grabfunde ein, die Bevölkerung wächst, da sich der Friedhof vergrössert und in der Siedlung eine zweite Bauphase stattfindet. Indessen, trotz der Konsolidierung, scheint ein direkter Anschluss an die anfängliche Blütezeit im 5. Jahrhundert nicht machbar (oder von fränkischer Seite nicht gewollt) zu sein. Auch die frühalamannische Führungsschicht ist nicht
mehr in gleichem Masse auf dem Gräberfeld zu finden, das zwischenzeitlich zu einem Reihengräberfeld geworden ist. Im Reihengräberfeld findet der fränkische Siedlungschef (Grab 766) keinen Nachfolger in Zeitstufe IV: Deshalb ist die Annahme gestattet, dass die direkte Kontrolle nicht viel länger angedauert hat. Im Unterschied zu den beiden Kammergräbern kommt dem Grab 766 auch nicht die Bedeutung eines Ahnengrabes zu, das im Laufe der weiteren Belegung eine Ausnahmebehandlung erfährt. Nach der Konsolidierungsphase macht sich zu Beginn der Zeitstufe IV wieder ein privilegierter Status mit den Kirchengräbern bemerkbar. Damit ist, wie beschrieben, die zweite Umorganisation von Hebsack verbunden. Da wenige Hinweise auf eine fremde Herkunft der Kirchengräber vorliegen, ist eine bodenständige Herkunft zu vermuten. Die Nobilifizierung erfolgte wohl mit fränkischer Billigung und der Akzeptanz der Bevölkerung; wie wäre sie ansonsten durchsetzbar gewesen? War im 6. Jahrhundert im Spiegel besonderer Funde (Beilwaffen, Gürtel, Taschenbügel, Fibeln, Gläser) fränkischer Einfluss zu beobachten, brechen mit Beginn der jüngeren Merowingerzeit diese überregionalen Beziehungen ab und werden durch eine Regionalisierung des Fundstoffes ersetzt. Erblickt man darin eine Stärkung der einheimischen Bevölkerung, verwundert es nicht, dass nach der Konsolidierung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse eine gesellschaftliche Differenzierung eintritt, die in der Hervorhebung einer (oder mehrerer) Familien gipfelt. Nach diesem Aspekt wird die Herkunft der Kirchengräber aus einheimischer Wurzel unterstrichen.3857 Der Ortsname Schleitheim ist eine germanische Prägung.3858 Demgegenüber konnte sich der vorgermanische Vorgänger Iuliomagus nicht durchsetzen. Allem Anschein nach hat sich die germanische Besiedlung als prägender als die römische erwiesen, was sich auch in der mittelalterlichen Dorfentwicklung um die Kirche und in der Wüstwerdung von Iuliomagus sichtbar niederschlägt. Die Ortsnamenskunde nimmt für die Endungen -ingen und -heim als ältere Namensschicht – gegenüber jüngeren Bildungen auf -hofen, -hausen und -weiler – eine Entstehung im 5. und 6. Jahrhundert an, wobei die Bildungen auf -ingen vielleicht die ältere Untergruppe bilden;3859 Endungen auf -heim seien fränkisch beeinflusst.3860 In Schleitheim tritt der Haupttypus -ingen trotz der sehr frühen Gründung nicht auf. Auch wenn die Einwohnerzahl nicht so gross wie im 6. Jahrhundert gewesen ist, war der materielle Besitz nicht unbeträchtlich, auch nicht das Selbstbewusstsein, eine neue Siedlung zu gründen. Unter dem Vorbehalt, dass historische Resultate in ihrer Allgemeingültigkeit nicht ohne weiteres auf den ar505
chäologischen Befund übertragen werden können, lässt sich eine These formulieren: Die «fränkische» Zeit, d.h. der Abschnitt im frühen 6. Jahrhundert mit dem Siedlungschef Grab 766 (Zeitstufe III), nach dem Rückgang des Beigabenreichtums, stellt eine so intensive Phase dar, dass sich dies im überdauernden Ortsnamen niederschlägt. Wenn dies zutreffend ist, lässt sich der Umfang des fränkischen Zugriffes (und die Übernahme?) in seiner Dimension erahnen, der sicherlich zur Umstrukturierung der ehemaligen Neuankömmlinge mit beigetragen hat. Diesem ethnisch geprägten Deutungsmodell steht die jüngere Forschung zurückhaltend gegenüber, da die Archäologie kaum direkte Zusammenhänge zwischen nachweislich fränkischem Einfluss und Ortsnamen auf -heim fassen kann.3861 Zweifellos ist der Nachweis schwierig zu erbringen, da mehrere Voraussetzungen vorliegen müssen.3862 Neu ist der Vorschlag, die patronymisch gebildeten Ortsnamen auf -ingen und -heim als Hinweise auf unterschiedliche Herrschaftsausrichtungen und als Zeichen einer sich entwickelnden Grundherrschaft bzw. Hausherrschaft mit Herrschaft über Land und Leute anzusehen, was indirekt einen zunehmenden fränkischen Einfluss anzeigen könnte.3863 Die Namensbildung auf -ingen wird als Hinweis auf eine personale bzw. gentilizische, zunächst kurzfristige Siedlungsplanung gedeutet, während -heim Orte den längerfristigen Wohnort
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bezeichnen.3864 Aus historischer Sicht wird bei den Veränderungen des Ortsnamensinventars ein Wandel der Sozialstruktur angenommen, hin zum territorialbezogenen Wohnsitz auf Grundlage der Grundherrschaft, weg vom Personenverband.3865 Als Ausgang gilt die Idee, dass die ältesten patronymisch gebildeten Ortsnamen meist nach den ersten Herrn, archäologisch gesprochen nach dem Siedlungsgründer, benannt werden und dementsprechend Veränderungen einen Wandel der sozialen Verhältnisse anzeigen könnten.3866 Endungen auf -heim können somit einen «Herrschaftsmittelpunkt, platzgebundenen Siedlungskern, Rechtszentrum, von dem die umliegende Flur abhängig ist» anzeigen.3867 Diese Ansätze sind für Schleitheim nur bedingt übertragbar, da der ursprüngliche Ortsname (mhd.: sleite) geneigt, schief bzw. «Heim am sanft geneigten Abhang» bedeutet.3868 Es handelt sich demnach um eine Geländebezeichnung, der einerseits der Bezug zu einer patronymen Ortsgründung fehlt, andererseits eher einer jüngeren Zeitstellung im 7. Jahrhundert zugeschrieben wird.3869 Dennoch gilt für Schleitheim, was auch andernorts für -heim Orte nachgewiesen werden konnte: Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist die Lage der Siedelgemeinschaft durch verkehrsgeographische Ausrichtung im römischen Fernstrassensystem motiviert, sodass an die römische Infrastruktur angeknüpft werden soll.3870
3. Schleitheim und die Alamannia Schleitheim und die Alamannen vom 4.–8. Jahrhundert – Grundzüge einer Entwicklung Die alamannische Geschichte geht auf zwei historische Ereignisse zurück, die die zeitlichen Eckdaten bilden:3871 496/97 Schlacht von Zülpich/Tolbiacum: Es kommt zur entscheidenden Schlacht zwischen Alamannen und Franken. Nach einer verlustreichen Niederlage fällt der namentlich nicht genannte König der Alamannen. Das bedeutet das Ende der alamannischen Selbständigkeit, die Alamannen werden wie die Bajuwaren als östliche Randprovinz dem fränkischen Grossreich unter Chlodwig und seinen Nachfolgern eingegliedert. Der Ort des Geschehens wird für Zülpich überwiegend in der Nähe von Köln angenommen; laut dem Historiker Dieter Geuenich sind aber noch weitere Schlachtplätze denkbar, weil der Ort in den Quellen nicht genau genannt wird und erst über die Kombination mit anderen Ereignissen lokalisiert wird.3872 746 Gerichtstag von Cannstatt: Der spätalamannische Adel («die die ersten waren … bei der Unterstützung des Odilo») wird entmachtet und das ältere alamannische Herzogtum findet sein Ende.3873 Die Alamannia gerät unter fränkische d.h. karolingische Vorherrschaft.3874
Zur Quellenlage Die Alamannen besitzen keine eigene Schriftlichkeit oder Selbstzeugnisse. Sie werden aus Sicht der Römer im Zusammenhang mit kriegerischen Ereignissen und Konflikten mit dem Imperium Romanum dargestellt.3875 Dies ist nicht ohne Problematik, da wir nur die römische Sichtweise, nicht aber die Eigeneinschätzung der Alamannen kennen. Nach Aurelius Victor handelt es sich um einen volkreichen Stamm, gens populosa.3876 Grob übersetzt bedeutet Ala-manni, ein Name germanischen Ursprunges, Menschen oder Männer bzw. alle Mannen;3877 ein Deutungsvorschlag unter Berufung auf Asinius Quadratus geht im engeren Sinne davon aus, dass es sich um eine Eigenbezeichnung für einen Verband von Menschen heterogener Herkunft handelt.3878 Es besteht die Möglichkeit, dass den Römern die unterschiedliche Herkunft der Verbände, die unter dem Oberbegriff «Alamannen» zusamengefasst wurden, bekannt war.3879 Ihr Name – Alamanni
oder Alamannia – ist überliefert bei spätantiken Autoren.3880 Lokalisiert werden die Alamanni gegenüber dem Oberrhein.3881 Bekannt sind sie durch Einfälle über den Limes ins reiche Gallien oder an der bayerischen Donau mit ihren Überfällen im Bereich um Regensburg/Passau.3882 Um 300 ist die «Alamannia», eine Bezeichnung für das Gebiet östlich des Oberrheins, gebräuchlich; sie erscheint u.a. auf den römischen Münzen.3883 Die Bezeichnung ist als Sammel- und Territorialbegriff zu verstehen und wird gebraucht als Abgrenzung gegen andere germanische Stämme.3884 Etwa zum gleichen Zeitpunkt werden die Franken am Niederrhein erstmals durch die Römer, gleichfalls im Rahmen einer Fremdbenennung, erwähnt. Darauf gründet sich die historische Annahme, dass die römischen Autoren die Germanen sowohl jenseits des Nieder- als auch Oberund Hochrheines summarisch als Franken bzw. Alamannen benennen, und dass beide Völkernamen «durch das Bedürfnis der Römer zur Klassifikation des Gegners bestimmt sind».3885 Auf das Jahr 289 geht die erste sichere Nennung zurück: In einer Lobrede auf Kaiser Maximian, der erfolgreich gegen die germanischen Stämme wie Burgunder und Heruler kämpfte, werden auch Alamanni genannt.3886 Ende des 3. Jahrhunderts taucht dann der Stammesname als «geopolitische Einheit» auf dem Siegesdenkmal von Nicaea/Türkei auf, im Zusammenhang mit Kämpfen des damaligen Caesars Constantin in Gallien.3887 Die Konstantinssöhne Constantinus II. (328) und Constantius (zwischen 323 und 332) erhielten den Siegerbeinamen Alamannicus; zuvor waren die Ehrenbezeichnungen Germanicus üblich.3888 Ammianus Marcellinus (ca. 330–395), ein spätantiker Historiker, nimmt als Beobachter an den Feldzügen des Kaisers Julian Aposthata und an der Schlacht bei Strassburg 357 teil, in der die Alamannen von den Römern eine starke Niederlage erleiden.3889 Über die Herrschaftsverhältnisse berichtet er, dass zahlreiche reges (Könige) an der Spitze der Alamannen stehen, wobei niemandem eine eindeutige Spitzenstellung eingeräumt wird.3890 Allgemein existieren kaum zuverlässige Quellen für die Annahme eines geschlossenen alamannischen Grosstammes.3891 Für die alamannische Frühzeit sind deshalb kleinteilige, politisch weitgehend autonome Herrschaftsgebiete mit Kleinkönigen (regulus, reges) anzunehmen, die untereinander zeitlich befristete, militärische Zweckbündnisse eingingen.3892 Demnach wäre die Bezeichnung Alamanni als Sammelname für einen vielgliedrigen Völkerverband einzuschätzen.3893 In der notitia dignitatum, dem spätrömischen Militärhandbuch aus der Zeit um 400 (mit älteren Truppenverzeichnissen), werden zudem andere alamannische Teilstämme (gens Alamannica, pars Alamannorum) genannt.3894 507
Manche werden dabei namentlich erwähnt, z.B. Raetovarii, Lentiensis, Brisigavii mit dem Mons Brisiacus, Teilstamm der Alamannen mit den Herrkönigen Gundomad und Vadomar.3895 Diese Kontingente werden als Vadomarii plebs, Volk des Vadomar, beschrieben, sodass sich daraus ein Gefolgschaftswesen ableiten lässt.3896 Agathias (536–582) schliesslich schreibt:3897 «Die Alamannen sind – wenn man dem Asinius Quadratus folgen darf, einem Italiker, der Verhältnisse und Geschichte der Germanen genau beschrieben hat – zusammengelaufene und gemischte Männer, und das drückt auch ihre Benennung aus». Die historische Situation der frühen Alamannen während der Spätantike ist also durch folgende Kennzeichen charakterisiert: Vermutlich herrschen kleinräumige Herrschaftsbereiche unter einem rex oder regulus vor. Es ist mit mehreren Gruppierungen zu rechnen, nicht geeint zu einem Volk oder festen Verband, das geschlossen gegen die Römer kämpfen würde. Die Alamannen sind aufgesplittert in Teilstämmen mit kleinräumigen Herrschaftsbereichen, angeführt von Heerkönigen mit Gefolgsleuten. Dementsprechend wird kein übergeordneter Alamannenherzog genannt, sondern mehrere Kleinkönige: reges, reguli, optimati. Man könnte dies mit adeliger Herrschaft der Besten frei übersetzen. Als Schlussfolgerung ergibt sich, dass es «die Alamannen» als Einheitsvolk nicht gegeben hat, dass sich unter diesem Sammelbegriff unterschiedliche Teilstämme mit Gefolgschaftswesen verbergen, auf die unser moderner Nationenbegriff nicht übertragbar ist.
Historischer Hintergrund Alamannen treten in das Licht der Geschichte, als das römische Weltreich erschüttert wurde anhand innerer Krisen und Kriege und seine Grenzen bedroht wurden durch die Völkerwanderung im Westen und durch die Parther im Osten. Das weströmische Reich hatte seinen Höhepunkt in der Spätantike überschritten.3898 Die Bedrohung von aussen geht mit der grossen Reichskrise im Inneren einher. Inflationen, Versorgungsengpässe, aber auch Verödung von urbarem Land und grosser Nachwuchsmangel beim Militär, einer der wichtigsten römischen Machtgrundlagen, zeigen die Wirtschaftskrise an. Das Schlagwort der Masse war damals: panem et circenses, Brot und Spiele. Politisch herrschte Instabilität vor. Die Herrschaft der Soldatenkaiser, schnell wechselnde Kaiser, z.T. Gegenkaiser in verschiedenen Provinzen, vom Heer ausgerufen, konnten nicht für die notwendige Stabilität sorgen. In Zeiten der existentiellen Bedrohung wenden sich die Menschen vermehrt der Religion zu. In erster Linie betraf das orientalische Mysterien- und Frucht508
barkeitskulte (Kybele, Grosse Mutter, Mithras). Aber auch das Christentum hat sich stark verbreitet.3899 Für unser Gebiet ergeben sich bedeutende Veränderungen. Ab der Mitte des 3. Jahrhunderts erschüttern wiederholt die Alamannen den obergermanisch-rätischen Limes. Sie überrennen, gegliedert in Kleinstämme, die sich verschiedentlich zu militärischen Zweckbündnissen zusammenfinden, 233, dann 259/60 den Limes; sie plündern Gallien und Rätien und fallen in Oberitalien ein.3900 Dies ist fallweise im archäologischen Befund durch Brand- und Zerstörungshorizonte dokumentiert.3901 Auch für Iuliomagus wird ein Ende im 3. Jahrhundert angenommen.3902 Damit ist aber auch ein Mythos in der antiken Welt erschüttert. Das Imperium Romanum, die antike Weltmacht und Sinnbild der militärischen Unbesiegbarkeit, ist verletzlich geworden. Ein Machtvakuum beginnt zu entstehen. Die Folge der alamannischen Einfälle ist, dass der obergermanisch-rätische Limes,3903 der quer durch Baden-Württemberg an die Altmühl führte, zurückgenommen wird an die Flusslinie Rhein (Ober- und Hochrhein)–Bodensee–Iller–Donau und die agri decumates (Dekumatenland) in Baden-Württemberg aufgegeben werden.3904 An der «nassen» Grenze wird die neue Verteidigungslinie mit Kastellen und sog. Burgi (Wachtürme) neu gesichert.3905 Diese Befestigungsaktivitäten fallen v.a. in die Regierung von Probus (276–282), Diokletian (284–305) und Valentinian (364–375). Im Breisgau gehören dazu die spätrömischen Kastelle Breisach und Sponeck, am Hochrhein z.B. Stein am Rhein.3906 Viele der Kastelle besassen einen vorgeschobenen Brückenkopf im «Feindesland», um den kleinen Grenzverkehr und den Warenaustausch zu erleichtern. Probus drängt die in Gallien eingefallenen Alamannen über den Rhein zurück.3907 Für den Bodenseeraum sind militärische Bewegungen überliefert. Diocletian unternahm einen Feldzug vom Bodensee bis zur Donauquelle.3908 298 schlägt Constantinus, seit 293 Mitkaiser, die Alamannen in zwei Schlachten bei Langres (F) und Vindonissa (Windisch).3909 Constantinus II. besiegt schliesslich 355 den alamannischen Teilstamm der Lentienser in der Nähe des Bodensees.3910 Die Lentienser werden 378 wiederum durch die Römer besiegt.3911 Nachdem die Römer den Rhein überschritten hatten, baten die Lentienser um Frieden: Als Friedensbedingung wurde die Stellung von Soldaten für römische Militäreinheiten an der Grenze vereinbart.3912 Nach dem Abzug der Römer wird bereits gerodetes, durch Landwirtschaft, Strassen und eine städtische Infrastruktur erschlossenes Land frei. Dieses Land liegt nicht lange brach, denn die Alamanni rücken nach.3913 Ihnen ist die römische Zi-
vilisation durch ihre Beutezüge und römischen Militärdienst als foederati nicht gänzlich fremd, wobei einer jüngeren Untersuchung zufolge eine gewisse Vertrautheit mit dem römischen Leben, nicht aber eine Integration im römischen Heer mit den verbundenen Aufstiegschancen erfolgte.3914 Ab dem späten 3. Jahrhundert mangelt es im römischen Heer an Nachwuchs, um am Limes das «freie Germanien» zu bewachen. Aus diesem Grund wurden bei den germanischen Stämmen, bei den Goten an der unteren Donau, aber auch bei den Franken und Alamannen, Söldner angeworben, die als germanische Stammesangehörige römischen Militärdienst leisteten.3915 Bei diesen Personengruppen handelt sich dabei um sog. foederati (foedus = Bündnis), welche im römischen Heer zu hohen Militärposten kommen konnten, bekleiden doch Germanen hohe und höchste Ränge, wie der Vandale Stilicho, magister militum und mit einer Nichte des Kaisers Theodosius verheiratet.3916 Die foederati lebten mit ihren Angehörigen in den römischen Orten oder in der Nähe des Limes. Somit entsteht eine paradoxe Situation: Beidseits des Limes siedeln Angehörige gleicher germanischer Stämme. Wie verhalten sich die foederati am Ende des weströmischen Reiches?3917 Kommt ihnen eine besondere Rolle bei den Aufsiedlungsvorgängen zu, indem sie einerseits nach Abzug der Römertruppen im frühen 5. Jahrhundert nicht loyal genug sind, um den Zusammenbruch des Limes auf- und germanische Zuwanderer abzuhalten, andererseits aber durch ihre Kenntnis des Römertums und Siedlungen nahe bei Römerorten als wichtige Vermittler gelten können? Diese Fragen streifen die Frühzeit von Schleitheim. Denn die Siedlung wird kurz nach dem Zeitpunkt gegründet, als die offizielle römische Grenzorganisation auf Geheiss Stilichos im frühen 5. Jahrhundert bereits zur Verteidigung Roms gegen die Goten aufgegeben worden war.3918 Wir befinden uns zwar im Dekumatenland, jenem Landstrich, der bereits 260 von den Römern geräumt wurde. Aber dennoch zählt Schleitheim zu einer sehr frühen Gründung, die etwa ein bis zwei Generationen später als die germanische Foederatengrenzstation von Wyhl am Rhein (Breisgau) anzusetzen ist.3919 Dieser «Grenzposten» wurde alsbald wieder verlassen, was den endgültigen Fall des Limes anzeigt.3920 Eine ähnlich kurzfristige Dauer ist auch der germanischen (Foederaten-)Station von Flaach ZH beschieden, die in unmittelbarer Nähe des Hochrheinlimes liegt.3921 Im Anschluss daran, als das Machtvakuum entstand, wurde Schleitheim im Vorfeld des Limes, in der Nähe zu einem vicus und zu einer römischen Fernstrasse, gegründet. Der frühe Siedlungsbeginn kann auch darin begründet sein, dass geopolitische Ansätze einer
planmässigen Ansiedlung germanischer Bevölkerungsgruppen im Vorfeld des Limes – wie ehemals zum Aufbau der Römerherrschaft – noch wirken, um eine Art Pufferzone vor den nachrückenden Germanen zu schaffen.3922
Alamannen in der Frühzeit Die Erschliessung des Landes nach Rücknahme des Limes an Rhein, Iller und Donau im späten 3. Jahrhundert bis zum Beginn der Reihengräberfelder im späteren 5. Jahrhundert ist ein vielschichtiger Komplex. Noch sind wichtige Fragen ungeklärt, ob beispielsweise das Dekumatenland gesamthaft oder nicht eher etappenweise in Besitz genommen wurde3923 In der archäologischen Überlieferung fehlen bis heute die Zeugnisse, die der gens populosa ihrem Umfang nach entsprechen würden.3924 Siedlungen der «Landnahmezeit» des 4. Jahrhunderts sind verschiedenorts bekannt geworden.3925 Dabei fällt auf, dass manche Siedlungen nach wenigen Generationen abgebrochen werden und damit nicht die Merowingerzeit berühren, oder auch, dass die Siedlungen offenbar zeitlich länger als die dazugehörigen (Einzel-) Körperbestattungen nachgewiesen sind.3926 Gräber, die Hauptquelle ab dem 5. Jahrhundert, stehen für das 3. und 4. Jahrhundert kaum und überwiegend nur für die Oberschicht zur Verfügung.3927 Dabei kommt erschwerend die Bestattungssitte hinzu, die durch Einzelgräber oder kleine Grabgruppen gekennzeichnet ist. Im Breisgau beispielsweise stehen sechs Bestattungsorte mit über 30 Gräbern mehr als 180 Bestattungsplätzen der Merowingerzeit mit etwa 4000 Gräbern gegenüber.3928 Die Forschung hat sich heute von der romantisierenden Vorstellung getrennt, die Alamannen als ein geeintes, einheitliches Volk zu sehen, das im 3./4. Jahrhundert «heroisch» den Limes überrennt und sich gesamthaft niederlässt.3929 Gegenwärtig geht man davon aus, dass die Inbesitznahme des römischen Bodens stufenweise und differenziert vor sich gegangen ist. Zugleich hat sich die Annahme verfestigt, dass die Ethnogenese, d.h. die Entstehung eines grösseren alamannischen Verbandes, erst mit der ständigen Niederlassung am Limesgebiet selbst stattfand.3930 Dies erscheint vor dem archäologischen Hintergrund plausibel, da erst im 5. Jahrhundert Gräberfelder grösserer Gruppen wie Wyhl, Hemmingen, Flaach, nachweisbar sind. Das Modell sieht vor, dass mit dem Erfolg der ersten Ankömmlinge weiterer Zuzug aus dem Nordosten und Osten in mehreren Schüben erfolgte. Daraus ergibt sich, dass in diesen kriegerisch-gefolgschaftsähnlichen Verbänden, die die Römer bereits im Rahmen ihrer Territorialklassifikation als «Alaman509
nen» bezeichneten, möglicherweise die Traditionskerne des späteren Grossverbandes liegen.3931 Auf Grundlage der These, dass die Ethnogenese erst im Siedlungsraum, der dann ab der Chlodwigzeit, teilweise bereits ab der Childerichzeit – wie in Schleitheim – kontinuierlich bewohnt wird, unter Beteiligung heterogener Gruppen stattfindet, lässt es sich erklären, dass sich im archäologischen Befund verschiedene, teilweise auswärtige, östliche und westliche Komponenten zeigen.3932 Diese Möglichkeit trifft auf die erste Generation des 5. Jahrhunderts (Zeitstufe II) und auf die spätkaiserzeitlichen Gründergräber von Schleitheim-Hebsack (Zeitstufe I) zu, ist aber auch in anderen Landschaften verbreitet, wobei wiederholt auf die Schwierigkeit der ethnischen Unterscheidung der heterogenen Gruppen, auch bezüglich des Nachweises der Romanen, hingewiesen wurde.3933 Es wurde bereits angedeutet, dass die Herkunft der Alamannen nicht im heutigen Baden-Württemberg und der Nordschweiz liegt: Bevölkerungsgruppen elbgermanischer Herkunft und Prägung aus Mittel-, Nord- und Ostdeutschland sowie Böhmen stellen wichtige Wurzeln dar, aus denen seit konstantinischer Zeit mehrere Kleinstämme in Südwestdeutschland hervorgegangen sind.3934 Schon früh wurde erkannt, dass zwischen der mitteldeutschen Prunkgräbergruppe Hassleben-Leuna (bei Halle) und den frühalamannischen Grabfunden Baden-Württembergs ein enger Zusammenhang besteht.3935 Auch die Bestattungssitten stimmen überein.3936 Hier wie dort, d.h. in Mitteldeutschland und in Südwestdeutschland, wird die adelige Oberschicht unverbrannt in Körpergräbern und z.T. in Kammergräbern mit reichen Beigaben bestattet, während die Restbevölkerung Brandbestattungen vornimmt. Urnengräber sind aus unserem Fundplatz nicht überliefert. Theoretisch besteht die Möglichkeit, dass Urnengräber aufgrund ihrer Unscheinbarkeit und schlechteren Auffindungschancen «übersehen» werden.3937 Daneben ist damit zu rechnen, dass frühalamannische Lesefunde aus ehemaligen Brandgräbern stammen können.3938 Da aber in Schleitheim-Hebsack grosse Flächen sorgfältig untersucht wurden, scheidet diese Möglichkeit aus. In Gestalt der beiden Gründergräber sind aber reiche Einzelgräber überliefert, sodass sich hierin ein Festhalten an kaiserzeitlichen Traditionen der alten Heimat manifestieren kann.3939 Tatsächlich überwiegen in frühalamannischer Zeit Einzelgräber oder kleine Grabgruppen, wie bei der Prunkgräbergruppe Hassleben-Leuna.3940 So ist das Problem unausweichlich, dass man zwar die zugezogene Oberschicht mit ihren Körpergräbern und ihrer Schmuck- und Waffenausstattung fassen kann, nicht aber die normale Bevölkerung, die mit der Oberschicht ins Land kam. Möglicher510
weise sind daran die unscheinbaren Urnengräber schuld, da die Bevölkerungsmehrheit Brandbestattungen vornahm. In Lampertheim (D) liegt aber ein Bestattungsplatz vor, wo Körper- und Brandbestattungen nebeneinander vorkommen und die Verbindung greifbar ist.3941 Neben diesen kleinen Gräbergruppen gibt es bereits in der Frühzeit wenige grosse Gräberfelder mit spätkaiserzeitlichen Wurzeln, wie Schleitheim, FrankfurtPraunheim und Ulm.3942 Wenn man nun frühalamannische Grabfunde in ein fein differenziertes Zeitschema bringt, stellt sich eine ursächliche Tendenz zwischen Zeitstellung und Region heraus, in dem Sinne, dass die Nachweise jünger werden, je mehr sie im Südwesten liegen.3943 Bemerkenswert ist, dass keine germanischen Grabfunde älter als der Limesfall sind.3944 Sind Gräber der zweiten Hälfte des 3. und des frühen 4. Jahrhunderts nördlich der Donau belegt, lässt sich im 4. Jahrhundert eine Verdichtung und eine Verlagerung nach Südwesten zum Hochrhein und Bodensee beobachten.3945 So lässt sich die Herkunft der Alamannen stufenweise nachzeichnen. In Schleitheim ist die Endstufe des Eindringens in Etappen erreicht. Schleitheim steht an einer zeitlichen und historischen Wende. Denn mit den spätkaiserzeitlichen Gründergräbern besteht ein besonderer Traditionsstrang zu überkommenem Brauchtum; sie stehen aber zugleich am Beginn einer neuen Entwicklung, in dem sie die Belegung des grossen Ortsgräberfeldes im Hebsack einleiten.
Die folgenreiche Zeit um 500 Zunächst siedeln sich die Germanen zögernd an. Im Verlauf des 4. und v.a. im 5. Jahrhundert kommt es dann zu einer etwas stärkeren Besiedlung.3946 Intensität und Siedlungsdauer erschliessen sich infolge der Quellenlage (Einzelfunde) oder manchen Datierungsproblemen noch unvollständig.3947 Verbreitungskarten im Neckartal und auf der Schwäbischen Alb vermitteln ein Bild der Siedeldichte.3948 Mit Ausnahme der befestigten Höhensitze werden bevorzugt Hanglagen in Talschaften und bei Gewässerläufen als Siedlungsplatz aufgesucht. Diese Lage ist auch für die Siedlung von Schleitheim kennzeichnend. Neben diesen «Flachlandsiedlungen» werden nun auch befestigte Höhensiedlungen von militärisch-strategischer, möglicherweise kultischer und/oder repräsentativer Bedeutung angelegt,3949 die bis in die Zeit um 500 bewohnt werden.3950 Bekannte Beispiele sind der Runde Berg von Urach, der Zähringer Burgberg bei Freiburg (D) und in unserer Gegend der Hohe Krähen bei Singen (D).3951 In Schleitheim haben sich bislang keine Hinweise auf ein solches Herrschaftszentrum
ergeben. Aufgrund der Geländemerkmale käme der Schleitheimer Randen oberhalb des Dorfes in Frage. Von römischen Schriftstellern, v.a. Ammianus Marcellinus, wissen wir, dass sich die Rückzugsgebiete der Alamannen tief in den Wäldern und auf hohen zerklüfteten Bergen befunden haben.3952 Jedoch, befestigte Höhensitze der Alamannen werden, aus welchen Gründen auch immer, nicht erwähnt. Dies begründet für H. Steuer die Annahme, dass nicht der «militärische Aspekt, sondern die Siedlungsanlage» mit repräsentativem Charakter im Vordergrund steht.3953 Zu Recht vermutet man dort die Elite, welche das politische, gesellschaftliche und militärische Leben weitgehend anführte.3954 Archäologisch sprechen dafür folgende Kriterien. In der Regel befinden sich die Höhensitze auf einer topographisch markanten, beherrschenden Lage, die gut zu verteidigen ist und die Kontrolle der Umgebung erlaubt. Es lassen sich eine Befestigung mit Palisade, Wall und Graben (Runder Berg) nachweisen sowie auf dem Zähringer Burgberg umfangreiche Umbauund Planierungsmassnahmen. Die Bebauung zeigt neben Handwerkerstrukturen Pfostenbauanlagen, die einen Repräsentationsanspruch erkennen lassen. Das Fundspektrum umfasst Reste von Waffen, darunter Helm und Goldgriffspathen, Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall, Militärgürtel und kostbares Trinkgeschirr, aber auch gewerbliche Reste von Schmiedewerkzeugen, Feinhandwerkzeug und schliesslich byzantinische Gewichte. Dahinter steht ein hochspezialisiertes Kunsthandwerk, das wohl im Zusammenhang mit diesen Machtzentren seine Aufträge erhielt und vor Ort arbeitete.3955 Neben Siedlungsfunden sind uns diese Objekte in Form von Hort- oder Depotfunden überliefert, die sich nahe der Höhensitze auffallend oft konzentrieren.3956 Bis zur Ausgrabung auf dem Zähringer Burgberg bei Freiburg kannte man Belege der alamannischen Höhenburgen nur aus dem «inneralamannischen» Gebiet. Mit dem Zähringer Burgberg ist erstmals ein Nachweis geglückt, dass diese Herrschaftskonzentrationen in direkter Nähe zum Rhein und Limes gelegen sein können.3957 Bei einer Betrachtung im Allgemeinen ergibt sich das Bild eines Erstarkens der Alamannen im 5. Jahrhundert rechts des Rheins, verbunden mit einer Expansion bis an den Mittelrhein, die durch die Schlacht bei Zülpich gebremst wird.3958 Ein Preisgedicht des Sidonius Apollinaris (Mitte des 5. Jahrhunderts) auf den römischen Kaiser Avitus erwähnt, dass sich die Alamannen «auf beiden Ufern des Rheins wild gebären, sei es als Bürger, sei es als Sieger».3959 Einen gesicherten Hinweis auf eine dauerhafte Verbreitung der Alamannen links des Rheins wird man darin wohl nicht sehen dürfen, zumal die Stelle geographisch nicht
zu lokalisieren ist.3960 Es erhebt sich jedoch die Frage, ob damit etwa ein mögliches Abhängigkeitsverhältnis angedeutet werden soll. Im frühen 6. Jahrhundert finden sich keine Belege mehr für befestigte Höhenburgen der Oberschicht und Friedhöfe alamannischer Optimaten.3961 Diese Plätze sind plötzlich verlassen.3962 Der alamannischen Expansion wurde – so wird der Befund häufig gedeutet3963- durch die Franken Einhalt geboten und nach den kriegerischen Ereignissen und dem Unterdrücken alamannischer Aufstände (496/506) scheint die führende Schicht ausgelöscht oder mit fränkischer Billigung ausgewechselt zu sein.3964 Demgegenüber ist zu bedenken, dass auch in anderen Gebieten, so Böhmen und Thüringen, aber auch im linksrheinischen fränkischen Gebiet kurzfristig belegte Friedhöfe des 5. Jahrhunderts aufgegeben werden.3965 Deshalb ist Vorsicht geboten, den Abbruch der kleinen Nekropolen des 5. Jahrhunderts monokausal mit der Eingliederung ins Frankenreich zu erklären. Damit soll nicht ausgeschlossen werden, dass die historisch-politische Entwicklung nicht zum Wandel im Totenbrauchtum beitragen könnte. Es zeigt sich hier wirklich ein neuer Abschnitt. Der Runde Berg bei Urach wird aufgegeben, sein gewaltsames Ende wird durch einen Schatzfundhorizont angezeigt.3966 Bis in die Zeit um 700, der zweiten, spätalamannischen Blütezeit, bleibt der Runde Berg nun unbesiedelt. Die Bestattungsplätze der frühalamannischen Militäraristokratie bzw. die der alamannischen Optimati (Hemmingen, Wyhl am Kaiserstuhl, Heidenheim-Grosskuchen) brechen in ihrer Belegung ab. Die Katastrophe, die sich am Runden Berg abzeichnet, lässt sich also auch im flachen Land fassen. Damit erlöschen in den archäologischen Quellen zunächst alle Hinweise auf eine alamannische Führungsschicht. Demgegenüber treten nun als alamannisch erkannte Fundstücke (bestimmte Fibelformen, Halsringe etc.) im ostgotenzeitlichen Italien oder im benachbarten Bayern auf. V. Bierbrauer hat dies so gedeutet, dass die Alamannen vor dem Zugriff der Franken ausweichen, wobei U. Koch den Radius des Exodus weiter nach Osten und Westen fasst.3967 536/7 kommt Bayern, das bis dahin unter ostgotischer Schutzherrschaft stand und wohin auch einige Alamannen geflüchtet waren, zum Frankenreich und damit unter die Herrschaft Theudeberts. Der Alamannia ist ein ähnliches Schicksal beschieden.3968 Ist der historische Hintergrund im frühen 6. Jahrhundert also durch den Niedergang der alamannischen Macht und der Expansion des fränkischen Merowingerreiches geprägt, kommt hinzu, dass sich die fränkische Herrschaft auf das rätische Alpengebiet ausdehnte, so ist die Annahme einigermassen begründet, dass die Schweiz südlich des 511
Hochrheins um 536 an das fränkische Reich fällt. Zwei jüngst entdeckte Bestattungsplätze der Schweiz datieren vor diesem Datum.3969 Danach setzt erst die grössere germanische Besiedlung diesseits des Hochrheines ein, die wohl unter fränkischer Aufsicht stand.3970 Bis dahin (und eventuell danach) könnte der Rhein nicht nur eine kulturelle Grenze gebildet haben. Die beschriebenen Vorgänge spiegeln sich im Kleinen im Hebsack wider. Deutlich ist zu verfolgen, dass im 5. Jahrhundert (Zeitstufe II) die Beigabensitte, übereinstimmend bei Männern und Frauen, durch einen überdurchschnittlichen Reichtum gekennzeichnet ist. Die Bevölkerung, die weiterhin im Hebsack bestattet, «überlebt» die kriegerischen Ereignisse und den einschneidenden Wandel um 500. Es hat aber den Anschein, dass das andernorts nachweisbare Auslöschen der ortsansässigen Führungsschicht, verbunden mit dem beschriebenen Exodus, sich auf die Entwicklung der Schleitheimer Bevölkerung niederschlägt. Denn im 6. Jahrhundert, grob gesagt während Zeitstufe III, geht der Grabreichtum merklich zurück, während fränkische Einflüsse, besonders mit dem Siedlungschef Grab 766 (Abb. 293), zunehmen. Nicht zufällig gehörte ihm eine Gürtelschnalle, die in Basel-Bernerring eine enge Parallele besitzt und mit ihrem Besitzer symbolisch für einen engeren fränkischen Zugriff auf die Randgebiete steht.3971 Die frühalamannische tonangebende Schicht des 5. Jahrhunderts ist nicht mehr nachzuweisen; es ist mit der Möglichkeit zu rechnen, dass sie ausgelöscht oder ausgetauscht wurde oder sich gewandelt hat. Gewiss ist, dass ihre bisherige Existenzform nicht weiter bestehen konnte.3972 Ein Ersatz wurde beispielsweise mit dem erwähnten Siedlungschef geschaffen. «Wer allerdings wenig Vermögen besass, nichts zu verlieren hatte und politisch unbedeutend war, der blieb im Lande».3973 Auch wenn diese pointierte Einschätzung auf Pleidelsheim (D) bezogen ist, wo die Familie eines Herrn mit Goldgriffspatha den Ort verliess, aber eine Gruppe weiterhin den Bestattungsplatz belegte, ist sie doch auf Schleitheim übertragbar. Aber auch am Basler Rheinknie ist eine vergleichbar ähnliche Entwicklung zu beobachten.3974 Wiederum ist eine Beziehung zu linksrheinischen römischen Standorten unverkennbar, da die den Alamannen zugewiesenen rechtsrheinischen Neugründungen, die zu Beginn des 5. Jahrhunderts einsetzen, an Rheinübergängen mit spätrömischen Brückenköpfen von Kaiseraugst und Basel liegen.3975 In unserer Gegend ist eine ähnliche Konstellation für das Kastell Stein am Rhein-Burg belegt, wo in der Nähe des spätrömischen Brückenkopfes Hinweise auf frühe Gräber zu finden sind.3976 Im rechtsrheinischen Gebiet um Basel machen sich nach den Schicksals512
jahren Veränderungen bemerkbar. Basel-Gotterbarmweg wird aufgegeben3977 (wie Hemmingen); auf dem Gräberfeld Basel-Kleinhüningen bricht ein Teil der Gräbergruppen ab, wovon auch die Gruppe mit dem durch die Goldgriffspatha hervorgehobenen Herrn betroffen ist.3978 Danach scheint, ähnlich wie in Schleitheim der Zeitstufe III, ein «quantitativ und qualitativ nur noch mittelmässiger Standard» vorzuliegen.3979 Über die Ursachen der Platzkontinuität Schleitheims lässt sich nur spekulieren.3980 Möglicherweise sind die Beweggründe, die Besiedlung fortzusetzen, ähnlich wie diejenigen bei der Siedlungsgründung: Die Nähe zu einem Römerort, Eingebundenheit in das römische Strassensystem und Kontrolle der Verkehrswege mit Einnahmen aus Wegezoll, ferner zweifellos bestehende landwirtschaftliche Strukturen und Wirtschaftsflächen. Aus dem frühalamannischen Bestattungsplatz ist ein fränkischer Reihengräberfriedhof des 6. Jahrhunderts geworden.
Reihengräberzivilisation Archäologisches Sinnbild für das fränkische Merowingerreich sind die sogenannten Reihengräberfelder. Mit seinem grundlegenden Aufsatz hat J. Werner den Begriff der sog. «Reihengräberzivilisation» geprägt.3981 Die neue Bestattungssitte geht auf einen Wandel im Bestattungsbrauchtum, u.a. von dem Wechsel der Orientierung von ehemals N-S auf W-O, zurück. Es findet kein Bevölkerungswechsel statt: «Nur ein neuer Grabbrauch scheint aufzukommen, der verlangt, die Toten mit bestimmten Beigaben (Heergeräte, d.h. Waffen und Trachtzubehör beim Mann, und Gerade, d.h. Schmuck und Kleidung bei der Frau) in grossen Nekropolen mit ostwestlich gerichteten Gräbern beizusetzen».3982 Die Definition beruht also auf Beigabensitte, W–O-Orientierung, einer bestimmten Grösse der Friedhöfe und dem Beginn um 500.3983 Zuvor, während des 4. und 5. Jahrhunderts, ist die Bestattungssitte durch Einzelgräber oder Grabgruppen gekennzeichnet. Die Anzahl der frühalamannischen Grabfunde ist dabei um ein Vielfaches geringer als in der eigentlichen Reihengräberzeit.3984 Die frühalamannischen Bestattungsplätze können kaum als Friedhöfe der Siedelgemeinschaft gelten, was für die Reihengräberfelder in Anspruch genommen wird.3985 Das Aufkommen der Reihengräberfelder wirkt relativ plötzlich; aber man muss «für die Art der Grabausstattung und für die Entstehung jener Formenwelt, die uns in den Reihengräberfeldern der Chlodwigzeit gewissermassen fertig entgegentritt, in älteren Zeiten nach den Wurzeln suchen».3986 J. Werner erkennt das Vorbild in den
Laetengräbern im nordfranzösisch-belgischen Raum.3987 Von entscheidender Kraft bei der Ausbreitung der Reihengräberkultur erwies sich dabei das fränkische Grosskönigtum unter Chlodwig und seinen Nachfolgern, das die mitteleuropäischen Germanenverbände «vereinigte».3988 Auch der Historiker H. Keller erkennt bei der Entstehung der Reihengräberfelder einen Zusammenhang mit der politischen Neugestaltung um 500 unter Chlodwig und stellt die Frage: «Ist die neue Form des Begräbnisses einer Lebensgemeinschaft vielleicht ein Indikator für neue politische Strukturen, welche dann eine Grossreichsbildung dauerhafterer Art möglich machten und tragen konnten»?3989 Werner schreibt der Reihengräberzivilisation eine fränkisch-germanische Wurzel zu;3990 dagegen haben sich Stimmen erhoben, die für eine gallische oder romanische Herkunft oder auch polyethnische Entstehung plädieren.3991 Der Wandel zur Anlage grösserer Friedhöfe fällt in die Zeit von etwa 440/50–4803992 (Tab. 76). Unabhängig von dieser Datierung wurde ein ähnlicher Belegungsbeginn für Schleitheim nach den spätkaiserzeitlichen Gründergräbern erarbeitet. Ein Hauptergebnis der Belegungsanalyse besteht darin, dass der Friedhof Hebsack zwar kontinuierlich belegt wird, dass sich aber im Laufe der Belegung und Entwicklung der Beigabensitte wiederholt Einschnitte nachweisen liessen.3993 Der erste Einschnitt datiert an den Übergang von Zeitstufe II zu III, historisch ausgedrückt in die Chlodwigzeit, während der Belegungsbeginn älter als die Childerichszeit ist.3994 Auf das 5. Jahrhundert lässt sich die strenge Reihengräberdefinition nicht übertragen.3995 Denn anstelle von Grabreihen liegen separierte Einzelgräber (Grab 363 und 500, N–S-Orientierung!), kleinere Grabgruppen im Rahmen einer Haufenbildung, z.B. mit dem Frauenüberschuss, vor; zugleich bildet sich eine Achse entlang eines postulierten Weges. In Mengen (D) scheint sich – ähnlich wie in der Frühphase Schleitheims – die älteste Belegungsphase an einem (römischen) Hohlweg orientiert zu haben.3996 Die Orientierung im 5. Jahrhundert entspricht dagegen dem Kriterium der W–O-Achse. Die massgeblichen Merkmale der umfangreichen Friedhofsgrösse und der Bildung von Grabreihen wird erst am Ende der Zeitstufe II am Übergang zu III bzw. voll ausgeprägt in Zeitstufe III und IV erfüllt; gleichzeitig erfolgt ein Orientierungswechsel auf NO-SW (Abb. 290). Ab jetzt kann der Hebsack als Reihengräberfeld gelten. Im 5. Jahrhundert ein zahlenmässig kleinerer Bestattungsplatz mit individuellen Zügen der Neusiedler, wandelt er sich zum fränkischen Reihengräberfriedhof. Damit korrespondiert, dass der fränkische Einfluss mit dem Protagonisten aus Grab 766 zu-
nimmt und offenbar die Familie(n) der ältesten Generationen, was zumindest die wirtschaftlichen und sozialen Grossen angeht, keine Kontinuität besitzt. Regelmässig werden nun andernorts grosse Friedhöfe angelegt, auf denen in Reihen geordnet bestattet wurde, z.B. Schretzheim, Fridingen, Kirchheim a. Ries.3997 Schleitheim entspricht damit ganz dem Zeitgeist. Regelhaft wurden die Personen mit persönlichem Hab und Gut für die Reise ins Jenseits ausgestattet.3998 Somit wird eine Definition Werners für die Reihengräberzivilisation erfüllt. Die Beigabensitte dient in erster Linie dazu, die Toten als die Personen mit ihrem sozialen Rang und wirtschaftlichen Reichtum darzustellen, den sie im diesseitigen Leben besessen haben. Damals herrschte die Vorstellung, dass man im Jenseits weiterhin seiner sozialen Schicht verbunden bleibt und deshalb bestimmte Requisiten in Form der Beigaben braucht. Nachdem herausgestellt werden konnte, dass «ein kausaler Zusammenhang zwischen Beigabenbrauch und Erbgang» nicht nachweisbar ist und die eigentumsrechtliche Motivierung der Beigabensitte hinfällig wird, haben die Beigaben u.a. die Funktion der Sicherung und Kennzeichnung des sozialen Standortes.3999 Wie in Schleitheim untersucht wurde, lässt sich dabei eine geschlechtsspezifische Ausstattung beobachten, die einem zeitlichen Wandel unterliegt und auf historische Vorgänge reagiert. Zugleich liess sich in der Entwicklung der Beigabensitte eine gewisse Normierung im 6. Jahrhundert ablesen.4000 Zeitunabhängig dominiert bei Männergräbern der kriegerische Charakter; Frauen sollten dagegen «schön» sein. Betrachtet man die Schleitheimer Entwicklung im 6. Jahrhundert, setzt nach dem Einbruch zu Beginn eine allgemeine Erholung ein; auch der fränkische Einfluss scheint zurückzugehen. Es ergibt sich das Bild einer intakten, zusammengewachsenen, dörflichen Gemeinschaft, wo die Mitglieder der Gesellschaft ihren festgelegten Platz mit entsprechender Rollenverteilung besitzen.
Das 7. Jahrhundert – Aufbruch in die neue christliche Zeit Im Verlauf des 7. Jahrhunderts machen sich demgegenüber einschneidende Veränderungen in der Beigaben- und Bestattungssitte bemerkbar:4001 Schleitheim erhält eine Kirche, der ein Religionswechsel vorausgegangen ist. Mit den Steinkisten kommt ein neuer Grabtyp auf, indem sich auffallend viele Nachbestattungen finden. Dahinter steht wahrscheinlich die Idee einer Familiengrablege, die ein verstärktes Familien- und Gruppenbewusstein spiegelt.4002 Ob auf der an513
deren Seite damit ein Rückgang des «common sense» verbunden ist, ist für Schleitheim keine unlösbare Frage: Denn die Stärkung einer einzelnen Gruppe oder Familie führte zur Gründung des kirchlichen Sonderfriedhofes. Schliesslich wird zu dieser Zeit das Reihengräberfeld ein zweites Mal umorganisiert, wobei die Elite den gemeinschaftlichen Bestattungsplatz verlässt. Spätestens jetzt liegt damit ein Hinweis vor, dass die Jenseitserwartung durch eine ständisch gegliederte Gesellschaft geprägt ist.4003 Es lässt sich nämlich beobachten, dass das «Modell intakter, germanischer Gemeinschaftlichkeit», gespiegelt in der kontinuierlichen, nach dem Sterben und Begrabenwerden geregelten Belegung der Reihengräberfelder – so Christlein4004 – empfindliche Risse bekommt. Für das 6. Jahrhundert konnte davon ausgegangen werden, dass jedes Siedlungsmitglied seinen Platz auf dem Ortsfriedhof fand;4005 die Lage des Grabes konnte durch Familienbande und/oder durch wirtschaftliche, soziale Stärke beeinflusst sein. Nach den Separierungstendenzen im 5. Jahrhundert bilden sich in Schleitheim während Zeitstufe IV vergleichbare Phänomene heraus. Sie kommen jedoch aus anderer Wurzel, indem nach der Konsolidierung im Verlauf des 6. Jahrhunderts eine erneute soziale Differenzierung wahrscheinlich aus einheimischer Entstehung eintritt, die in der Nobilifizierung gipfelt. Wie so vieles, ist die örtliche Entwicklung in einem weiträumigen Phänomen eingegliedert. Umschrieben mit dem Begriff der Nobilifizierung,4006 der zur Entstehung eines spätmerowingischen Adels führt, hebt sich eine Familie – die der Dame aus der Schleitheimer Kirche Grab 30 – aus der Siedelgemeinschaft hervor und bestattet auf einem eigenen räumlichen Areal. Im Verlauf des 6. Jahrhunderts liess sich für den Ortsfriedhof Hebsack keine Vorstufe zu diesem Sonderstatus erkennen; der gesteigerte Wille zur Absetzung ist also plötzlich unvermittelt da und äussert sich in dem neu gegründeten kirchlichen Bestattungsplatz. An anderen Plätzen im bajuwarisch-alamannischen Stammesgebiet verhält sich die führende Familie ähnlich separatistisch;4007 ein weiteres Beispiel ist aus Bülach belegt, wo ein Reihengräberfeld und eine Kirche im gleichzeitigen Verhältnis bestehen.4008 Die Siedelgemeinschaften und im übertragenen Sinne die Gesellschaft beginnen, auseinander zu driften. Wie man an Schleitheim sieht, muss dies nicht zwangsläufig auf Kosten der Allgemeinheit geschehen, da der durchschnittliche Grabreichtum, zeitgleich zu den Kirchengräbern, nicht zurückgeht.4009 Auch der Wechsel der Religion unterbricht die Belegungskontinuität noch nicht, bis eine stärkere Hinwendung zur neuen Religion und zunehmende kirchliche Durchdringung des Landes schliesslich die 514
Aufgabe von Schleitheim-Hebsack bewirken.4010 Gemeinsam ist allen separierten Gräbern, dass sich dort Beigabenreichtum, ferner aufwendige Grabformen wie Kammergräber, Hügelbestattungen oder Pferdegräber konzentrieren. In konservativer Manier, die zeigt, dass die führende Schicht den Erhalt des status quo im eigenen Interesse verfolgt, wird die Beigabensitte ungewöhnlich lange geübt. In Schleitheim lassen sich zwar keine Beigaben in der Kirche nachweisen, die jünger als diejenigen des Reihengräberfeldes sind: In der Kirche und auf dem Ortsgräberfeld hört die Beigabensitte etwa zum gleichen Zeitpunkt am Ende der Zeitstufe IV auf. Dagegen wird in der Kastellkirche Stein am Rhein-Burg ein bis zwei Generationen länger am Beigabenbrauch festgehalten.4011 Die Aufgabe der Reihengräberfelder ist ein vielschichtiger Komplex und nur aus verschiedenen Wurzeln zu erklären.4012 Eine wichtige Rolle spielen dabei die spätmerowingischen Kirchengräber, da in der Folgezeit die Bestattungen in den Kirchhof verlegt werden.4013 Das separierte Begräbnis ist nun für die Oberschicht, die mittlerweile weitgehend christlich (Funde von Goldblattkreuzen in Grabhügel!4014) ist, zur «Norm» geworden. Nach den Grabtypen lässt sich nicht nur in der «Mentalität», sondern auch in religionsgeschichtlicher Hinsicht eine Zweiteilung erkennen. Der eine Teil der Oberschicht wendet sich paganen, traditionellen Grabsitten zu, den Grabhügel und den Separatfriedhof. Demgegenüber entwickelt sich eine «fortschrittliche» Fraktion, die in den neu gegründeten Kirchen bestattet. Beide Fraktionen gehören der adelsähnlichen Schicht der Nobilität an, die das wirtschaftliche, soziale und wohl auch kulturelle Leben tonangebend beeinflusste. Der konservative Teil steht auf der Verliererseite, da Grabhügel im abendländischen Mittelalter nicht mehr aufgenommen und bei der Mission der Sachsen und Friesen von Karl dem Grossen vehement ausgerottet werden. Das Schlagwort war: Iubemus ut corpora christianorum Saxanorum ad cimiteria ecclesiae deferantur et non ad tumolos paganorum.4015 Das Kirchenbegräbnis wird aber zum Vorboten der karolingischen Zeit, ab der regelhaft im Kirchhof bestattet wird, nachdem die paganen Reihengräberfelder spätestens in der Mitte des 8. Jahrhunderts, vielfach am Ende des 7. bereits, unter dem zunehmenden, kirchlichen Einfluss aufgegeben werden (Tab. 76). Gleichzeitig erlischt die Sitte des Beigabenbrauches. In Anbetracht der Tatsache, wie lange die Beigabensitte seit vorgeschichtlicher Zeit bei den Jenseitsvorstellungen etabliert war und als notwendig für die weitere Existenz nach dem biologischen Tod erachtet wurde, bedeutet ihr Ende einen immensen Bruch mit der (vorchristlichen) geistigen Tradition. Auch das Ende des Reihen-
gräberfeldes Hebsack, für über drei Jahrhunderte die letzte Ruhestätte einer Gemeinschaft, ist mit einem tiefgreifenden Wandel, dem Ende der «Reihengräberzivilisation», verbunden.4016 Nebenbei bemerkt, wird am Ende der Merowingerzeit wiederum deutlich, dass der Wandel eines Bestattungsbrauchtums, der in frühmerowingischer Zeit mit dem Aufkommen der Reihengräbersitte verbunden war, nicht auf Bevölkerungsverschiebungen oder dem Ende von Bevölkerungsgruppen zurückgehen muss. Mit dem Übertritt zur neuen Religion wurden die Kirchen gegründet, die schliesslich den Friedhof und die dazugehörige Siedlung an sich zogen, wobei die heidnischen Plätze verlassen werden. Dieser siedlungsgeschichtliche Vorgang erfolgte auch in Schleitheim: Der Platz der alamannischen frühmittelalterlichen Siedlung wurde aufgegeben. Das Siedelgeschehen verlagert sich um die Kirche des 7. Jahrhunderts, um die herum sich der mittelalterliche Ortskern entwickelte.4017
Vergleich mit ausgewählten Fundplätzen Das Fallbeispiel Schleitheim mit Reihengräberfeld, Siedlung und Kirche gab uns Einblick in die Entwicklung einer bäuerlichen Bevölkerung vom Ende der Kaiser- bis an das Ende der Merowingerzeit. An ausgewählten Beispielen sollen nun die Untersuchungsresultate mit anderen Bestattungsplätzen im süddeutsch-schweizerischen Raum hinsichtlich bestimmter Aspekte verglichen werden. Dabei stehen Fragen zu Belegungsdauer, Ausstattung der Gründergeneration, Gräberfeldstruktur und dem Verhältnis zwischen Kirche und Reihengräberfeld an einem Ort im Vordergrund.
Beginn und Ende der Belegungsdauer Die Ausgangsbasis für einen Vergleich ist aus verschiedenen Gründen eingeschränkt. Nur einige wenige Nekropolen beginnen wie Schleitheim im 5. Jahrhundert und besitzen eine ähnlich lange Belegungskontinuität.4018 In unserem Raum sind als Vergleichsbeispiele Weingarten (D) bei Ravensburg, Herten (D) in Südbaden gegenüber von Kaiseraugst und Basel-Kleinhüningen auf der rechten Rheinseite zu nennen.4019 Leider steht eine abschliessende Auswertung dieser Fundplätze noch aus bzw. ist in Bearbeitung. Weiter entfernt liegen die Reihengräberfelder von Mengen und Sasbach im Breisgau (D), Pleidelsheim am Neckar (D), Fridingen an der oberen Donau sowie Neresheim und Lauchheim (D).4020 Auch hier wirkt sich der Publikationsstand nachteilig aus, da, von
Neresheim und Fridingen abgesehen, derzeit die Orte als Vorberichte zugänglich sind. Andere Reihengräberfelder setzen dagegen häufig erst im 6. Jahrhundert ein. Als Beispiele dienen Elgg und Bülach, schliesslich Güttingen bei Radolfzell (D), Marktoberdorf (D) im Allgäu und Donaueschingen (D).4021 Nicht alle Orte sind komplett ergraben. Von diesen Friedhöfen mit langer Belegungskontinuität sind jene Plätze zu trennen, die nur eine kurzfristige Belegung aufweisen. Zeitlich besteht eine Gebundenheit, etwa von der Mitte über die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts bis in das frühe 6. Jahrhundert. Danach brechen diese frühmerowingischen Bestattungsplätze, Typ EschbornHemmingen nach Ament benannt, ohne Nachfolger ab.4022 Berücksichtigt man alleine die Zeitdimension, wäre Schleitheim-Hebsack während seiner Belegungszeit im 5. Jahrhundert mit dem Friedhofstyp Eschborn-Hemmingen vergleichbar. Da die Belegung in Schleitheim kontinuierlich, wenn auch mit Veränderungen, über den einschneidenden Wandel im frühen 6. Jahrhundert, hinaus geht, bietet sich ein struktureller Vergleich mit dem lang belegten Friedhofstyp, dem Reihengräberfeld, an. Eine Tabelle (Tab. 76) gibt einen Überblick über ausgewählte Reihengräberfelder, deren Belegungsdauer und Bevölkerungsentwicklung.4023 Dabei diente eine Liste Christleins als Vorlage.4024 Auch wenn die Tabelle nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, lassen sich vorsichtig gewisse Tendenzen für die Ausbreitung des neuen Bestattungsbrauchtums, gespiegelt in der Zunahme der grossen Reihengräberfelder, entnehmen. Das 4. Jahrhundert, eigentlich die Zeit der ersten «Landnahme» und der Einzelbegräbnisse, ist nur einmal vertreten: Da die Grabinventare in Ulm im 19. Jahrhundert nicht getrennt wurden, ist eine Klärung der Fundzusammenhänge und Lokalisierung im Friedhof nicht mehr möglich. Im 5. Jahrhundert, der Phase des Umbruchs,4025 nimmt die Anzahl der stetig belegten Friedhöfe sprunghaft und ohne unmittelbare Vorläufer zu, sieht man von den Foederatenfriedhöfen ab. Eine Reihe von Friedhöfen datiert ins 5. Jahrhundert, wobei ihr Belegungsbeginn variiert. Die Anzahl der im 6. Jahrhundert gegründeten Reihengräberfelder steigt nochmals. Spätestens bei Gründungen des 7. Jahrhunderts macht sich der Landesausbau bemerkbar. Da die Gräberanzahl während Zeitstufe III stark ansteigt, hat Schleitheim indirekten Anteil an der überregionalen Entwicklung, der durch eine Zunahme der Reihengräber im 6. Jahrhundert gekennzeichnet ist. Diese Zunahme betrifft allgemein die gestiegene Zahl der Reihengräberfelder. Zugleich ist gräberfeldintern an vielen Orten eine Zunahme der Gräber im 6. Jahrhundert zu be515
obachten. Wie erwähnt, ist bis ins 5. Jahrhundert das Einzelgrab oder das Vorkommen von kleinen Grabgruppen kennzeichnend, bis der Wandel des Bestattungsbrauchtums durch das Aufkommen grosser, kontinuierlicher belegter Friedhöfe angezeigt wird. Schleitheim ist als einer der ersten Vertreter in den Wandlungsvorgang einbezogen. Dieses Merkmal gilt unter Vorbehalt für Herten, verbunden mit dem Unterschied, dass der dortige Belegungsbeginn ein bis zwei Generationen vor Schleitheim einsetzen könnte.4026 Um und nach der Mitte des 5. Jahrhunderts mehren sich schliesslich die einschlägigen Orte, die sich zu einem kontinuierlich belegten Reihengräberfeld entwickeln (Tab. 76). Schleitheim, Basel-Kleinhüningen, Pleidelsheim, Neresheim, möglicherweise Herten, Lauchheim und Weingarten sind dabei durch eine vergleichbare Struktur geprägt, in diesem Sinne, dass sich zu Belegungsbeginn überdurchschnittliche Beigabenausstattungen mit gut ausgestatteten Waffen- und Fibelgräbern beobachten lassen. Dabei beruht das Hauptmerkmal des überdurchschnittlichen Grabreichtums auf seiner Kurzfristigkeit, gebunden an das 5. Jahrhundert. Träger der Goldgriffspathen, z.B. Pleidelsheim und Basel-Kleinhüningen, nehmen dabei eine Spitzenstellung ein und Frauen sind wie in Basel-Kleinhüningen Grab 126 oder Lörrach4027 mit Vierfibeltracht, Hals-, Arm-, Fingerring aus Edelmetall, Haarnadel, gegebenenfalls auch mit Glas- und Bronzegeschirr, versehen. Bis in das ausgehende 6. Jahrhundert finden sich reich ausgestattete Gründergräber in dieser altmerowingischen Tradition, z.B. Güttingen Grab 38, die die Belegung eines Reihengräberfeldes einleiten.4028 Im Unterschied zum Belegungsbeginn ist das Ende der Reihengräberfelder etwas einheitlicher (Tab. 76). Dies soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Abbruch dieser langen Bestattungstradition einen vielschichtigen Vorgang darstellt, der durch örtliche Begebenheiten, z.B. der Errichtung einer Kirche, beeinflusst sein kann. Die Zeitspanne, in der Bestattungsplätze abbrechen, ist kürzer als der zeitliche Rahmen der Gräberfeldgründungen, wobei sich grob drei Schwerpunkte – in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts, der Zeit um 700 und letzte lang belegte, seltenere Ausläufer im beginnenden 8. Jahrhundert – beobachten lassen. Dabei können Gründungen aus dem 5. Jahrhundert bis ins beginnende 8. Jahrhundert kontinuierlich belegt werden. Aufgrund des «einheitlicheren» Belegungsendes ist man geneigt anzunehmen, dass das Ende auf eine gemeinsame, vielleicht überörtliche Ursache, in unserem Falle das Erstarken der Kirche und der neuen christlichen Religion, zurückgehen kann.4029 Dagegen wird der Beginn eines Gräberfeldes, d.h. 516
die Siedlungsgründung, durch verschiedene Ursachen und sicher durch örtliche Bedingungen beeinflusst werden. Im letzten Viertel des 7. Jahrhunderts wurde der Hebsack als paganer Bestattungsplatz aufgegeben. Schleitheim endet damit früher als Kirchheim/Ries, Fridingen und wahrscheinlich auch Weingarten. Diesen Reihengräberfeldern kann derzeit keine zeitgleiche Kirche zugeordnet werden.
Exemplarische Gräberfeldentwicklungen Im Folgenden werden ausgewählte Fallbeispiele herangezogen, um Gräberfeldstruktur und Verteilung des Grabreichtums in der Entwicklung mit Schleitheim zu vergleichen.
Neresheim An Neresheim lässt sich beispielhaft aufzeigen, dass die führende Familie keine Kontinuität bis ins 6. Jahrhundert besitzen muss.4030 Neresheim weist eine mit Schleitheim ähnliche Belegungsdauer von der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts bis in das letzte Viertel des 7. Jahrhunderts auf.4031 Ungeklärt ist, ob Neresheim nicht schon in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts beginnen könnte.4032 Nach Knaut entfaltet sich eine verstärkte Bestattungstätigkeit innerhalb der Stufe Flonheim-Gültlingen, die ungefähr unserer Zeitstufe II entspricht. Danach, im ersten Drittel des 6. Jahrhunderts, lässt die Belegung merklich nach. Auch wenn Neresheim weiterhin belegt wird, ergibt sich daraus eine eingeschränkte Kontinuität, da nur wenige und einfach ausgestattete Gräber für das fortgeschrittene 6. Jahrhundert nachweisbar sind.4033 Schleitheim und Neresheim sind zunächst durch eine korrespondierende Entwicklungsstruktur zu Belegungsbeginn gekennzeichnet. Die archäologischen Merkmale beruhen auf frühzeitigem Beginn und gut ausgestatteten Gründergräbern, die ohne Nachfolge bleiben. Im 6. Jahrhundert verläuft die jeweilige Entwicklung unterschiedlich. Schleitheim verfügt dagegen über eine progressive Bevölkerungsentwicklung, sodass die Bestattungsaktivität im Verlauf der Zeitstufe III (6. Jh.) wiederum zunimmt, allerdings unter sinkender Beigabenausstattung der Allgemeinheit (Tab. 63, 66). Der Lagebefund beider Gräberfelder zeigt eine weitere, räumliche und zeitliche Gemeinsamkeit: Eine frühmerowingische Separatgruppe des 5. Jahrhunderts. Südlich des Hauptfriedhofes liegen in Neresheim einige Gräber, welche sich durch ihre räumliche Distanz, variierende Orientierung und grosszügigere Lage, bezogen auf den
Hauptfriedhof, hervorheben. Ihre Zeitstellung im späten 5. und frühen 6. Jahrhundert weist sie als eine frühmerowingische Separatgruppe aus, weil die weitere Belegung nicht mehr hier, sondern auf dem Hauptfriedhof erfolgte.4034 Dies entspricht den Schleitheimer Verhältnissen. Betrachtet man die Verteilung der Qualitätsgruppen in Neresheim, konzentrieren sich Gräber der Kategorie B auf die weibliche Separatgruppe.4035 Auch der Vergleich der weiblichen Beigabenausstattungen, basierend auf Ausstattungstabellen, zeigt gewisse Gemeinsamkeiten.4036 Den Abstufungen der Beigabenausstattungen zufolge hat sich eine dreifache Klassifikation des Schleitheimer Fundstoffes während Zeitstufe II ergeben (Tab. 65).4037 Die zweite und dritte Ausstattungsgruppe lässt sich auf Frauen- und Mädchengräber aus Neresheim übertragen;4038 Hinweise auf die oberste Kategorie fehlen dagegen.4039 Schleitheim scheint also über eine bessere Ausstattung in der Gründungsgeneration zu verfügen. Demgegenüber fällt auf, dass der Anteil der BGräber in Neresheim höher als an unserem Fundplatz ausfällt (Tab. 77), was ungefähr den Zeitraum der Stufe II angeht.4040 Erweitert man die Betrachtung auf alle Zeitstufen, so sind in Neresheim weibliche B- und A-Gräber zu fast gleichen Teilen vertreten. In Schleitheim besteht ein anderes Verhältnis, wobei etwa doppelt so viele A-Gräber als B-Gräber vorhanden sind (Tab. 73). Mit dem Anteil der B-Gräber kann in Neresheim auch eine Konsolidierung der wirtschaftlichen Verhältnisse festgestellt werden. Wiederum ergibt sich ein geschlechtsgebundenes Ungleichgewicht, wenn die Ausstattungen der Männergräber (Tab. 78) herangezogen werden:4041 Frauen sind wesentlich öfter als Männer der Qualitätsgruppe B zuzuweisen (Tab. 77). Sind etwa die Hälfte der Frauengräber der Qualitätsgruppe B zuzuordnen, beträgt der männliche Anteil gerade ein Drittel. Im Unterschied zu den Frauengräbern ist Qualitätsgruppe C in zwei Männergräbern nachgewiesen.
Pleidelsheim Pleidelsheim liegt – wie Schleitheim – an einer Römerstrasse.4042 Da «Gräber von Personen, die an der Siedlungsgründung beteiligt waren, und von solchen, die den Beginn der fränkischen Herrschaft erlebt haben», im untersuchten Ausschnitt des (nicht komplett ergrabenen) Gräberfeldes überliefert sind, liegt ein Vergleich mit Schleitheim auf der Hand.4043 Hervorgehobene Personengruppen heterogener Herkunft sind anhand von Goldgriffspatha (Grab 71) und Pferdegräber nur bis in das beginnende 6. Jahrhundert nachgewiesen; dann geht die Bestattungsaktivität
zurück.4044 Eine einheimische «Grundbevölkerung» verblieb am Ort, zu denen laut U. Koch im Laufe des 6. Jahrhunderts Vertreter der fränkischen Herrschaft und möglicherweise Gefolgsleute mit guten Beigabenausstattungen hinzukamen.4045 Diese Strukturen führen zur Schleitheimer Gräberfeldentwicklung, wo zu Beginn der Zeitstufe III ein Rückgang der Beigabenqualität und -sitte zu beobachten war. Eine starke auswärtige fränkische Komponente wird im Grab 766 (Abb. 293), dem Siedlungschef der Zeitstufe III, greifbar. In Pleidelsheim wird das Areal um die Goldgriffspatha zunächst nicht mehr belegt;4046 auch in Schleitheim werden die Areale der Gründergräber und der Gräbergruppen des 5. Jahrhunderts zunächst von der Belegung ausgespart. Ein strukturell analoges Phänomen ist für die kurzfristig belegten frühmerowingischen Friedhöfe des Typs Hemmingen-Eschborn kennzeichnend. Werden hier die Bestattungsplätze aufgegeben, bleibt die Belegung auf Reihengräberfeldern wie Schleitheim, Neresheim oder Pleidelsheim4047 mit Veränderungen bestehen, manifestiert sich doch in beiden Friedhofstypen eine Problematik: Die Daseinsform der tonangebenden Sozialverbände kann in der Form des 5. Jahrhunderts nicht weiter geführt und muss offensichtlich verändert oder beendet werden. Dies hat Ament anlässlich der Analyse der kurzfristigen Nekropolen deutlich gemacht.4048
Fridingen a. d. Donau Das Gräberfeld von Fridingen a. d. Donau setzt fast ein halbes Jahrhundert später als Schleitheim ein (Tab. 76).4049 Nach neuer Erkenntnis dauert die kontinuierliche Belegung von 480–740.4050 Der Lagebefund zeigt Besonderheiten, die zum einen mit Schleitheim vergleichbar, zum anderen als gegensätzlich erscheinen. Das verbindende Moment beruht auf den «separaten», nördlich des Hauptfriedhofes leicht abgesondert gelegenen Gräbern, die in die Childerichzeit bzw. in die Stufe Flonheim-Gültlingen datieren und zuletzt als alamannisch angesprochen werden.4051 Übereinstimmend zu Schleitheim ist die Belegung dieses Bereiches auf den frühmerowingischen Gräberfeldbeginn beschränkt; daneben wird das Reihengräberfeld an mehreren Stellen gleichzeitig belegt.4052 In Gestalt der zunächst kleinen Grabhügel ohne, dann der grossen Grabhügel mit Kreisgraben setzt die spätmerowingische Separierung etwa eine Generation nach Kirchengrab 30 ein. Dieser Zeitpunkt entspricht den Kirchengräbern 21 und 23 (Schleitheimer Perlenstufe 10, Abb. 290–291). Bis vor kurzem galt Fridingen als das bele517
gungschronologische Musterbeispiel mit streng linearer Belegungsweise.4053 Man sah vertraute Muster bestätigt: Gut ausgestattete, weibliche Gründergräber (Grab 150, 152) stehen nach v. Schnurbein am Belegungsbeginn,4054 eine Nachfolge lässt sich im Verlauf des 6. Jahrhunderts nicht erkennen. V. Schnurbein ordnete beide Gräber der Qualitätsgruppe C zu.4055 D. Quast widersprach diesem Ansatz in zeitlicher und qualitativer Hinsicht und wies die vermeintlichen Gründergräber der Kategorie B zu.4056 Zugleich sonderte er Gräber aus, die anhand ihrer Stellung in der Zeitstufe Flonheim-Gültlingen älter als Grab 150 und 152 sind.4057 Dabei fällt zweierlei auf: Die Beigabenausstattung ist nicht überragend und die Belegung setzt, offenbar gruppenweise, an verschiedenen Stellen des Gräberfeldes ein.4058 Die erwähnten, besser ausgestatteten Gräber datieren dagegen in das zweite Viertel des 6. Jahrhunderts, ab dem sich eine fränkische Komponente im Fridinger Fundstoff zeigt.4059 Hierin manifestiert sich eine Parallele zur Schleitheimer Zeitstufe III mit Grab 766. V. Schnurbein nahm eine Klassifikation der Fridinger Gräber nach den Qualitätsgruppen vor, die für Tabelle 79 als Grundlage dient.4060 Die Datierung beruht auf Schicht 1–4 nach Christlein (Abb. 290–291).4061 In zeitlicher Abhängigkeit (Tab. 79) nehmen die Zahlenwerte für Qualitätsgruppe B bis in Zeitschicht 3 zu; Gruppe A besitzt eher abnehmende Tendenz.4062 Mit Ausnahme von Zeitschicht 2 ist Gruppe C kontinuierlich vertreten, wobei dies, nach v. Schnurbein, durch Grabstörung bedingt sein kann.4063 Der prozentuale Anteil der B-Gräber steigt besonders in Zeitschicht 3 an und ist während der letzten Schicht 4 am Belegungsende noch gut vertreten. Im Vergleich zu Zeitschicht 1 und 2 geht der Anteil der A-Gräber später etwas zurück. Für den speziellen Lagebefund von Fridingen äusserte Christlein die These, dass «mit dem sozialen Aufstieg der einen Personengruppe ein sozialer Abstieg der anderen verbunden war».4064 Der Lagebefund von Fridingen verkörpert rein äusserlich das Gegenteil von Schleitheim; beide Befunde der Separierung stellen jedoch nur gegensätzliche Ausdrucksformen des gleichgerichteten Vorgangs der Nobilifizierung dar.4065 In diesem Sinne wurde die These Christleins für Schleitheim hinterfragt und konnte auch für Fridingen nicht bestätigt werden. Im Grabhügel, dem traditionellen, vorgeschichtlichen Grabmal der Oberschicht, wird die Abkehr von der neuen christlichen Religion deutlich.4066 In Fridingen steuert die Belegung auf den Höhepunkt in Gestalt der Grabhügel zu, die in Zeitschicht 3 zunächst in einer Reihe hintereinander und am Belegungsende (Zeitschicht 4) nebeneinander als Abschluss liegen.4067 Eine feinchrono518
logische Differenzierung zeigte, dass die Grabhügelbestattungen den Flachgräbern um eine kleine Zeiteinheit vorausgehen, die Gräber des populus nach sich ziehen und so die Belegungsrichtung bestimmen.4068 Selten existieren Lagebefunde, die die führende Rolle der Oberschicht so schön zum Ausdruck bringen. In diesem Zusammenhang ist bemerkenswert, dass der Hauptfriedhof auf einer Reihe endet und es dort zu zahlreichen Grabüberlagerungen und zu einem Gräberstau kommt. Das Bestattungsareal hat sich halbiert und ist nun ganz auf die Grabhügel ausgerichtet, indem sich die Flachgräber um die Grabhügel scharen. Diese Zusammenhänge legen eine These in Christleins Sinne nahe, die nicht unwidersprochen blieb.4069 Dennoch versinkt der populus, der in Flachgräbern am Hügelfuss bestattet, nicht in völliger Ärmlichkeit; diese Gräber gehören wiederholt der Qualitätsgruppe B an.4070 Am Rande des mittleren Grabhügels liegt sogar das C-Grab 260. Die zeitliche Entwicklung der Qualitätsgruppen (Tab. 79) steht der «Verarmungstheorie» Christleins entgegen. Denn die B-Gräber als Indikatoren für eine Konsolidierung nehmen in Zeitschicht 3, in der die Tumulussitte aufkommt, ebenso wie die C-Gräber hervorgehobener Einzelpersonen zu. Allerdings lässt sich beobachten, dass diese Qualitätsgruppen in Zeitschicht 4 rückläufig sind. Es ist fraglich, ob sich darin die «Verarmungstheorie» bestätigt oder sich ein Nachlassen der endmerowingischen Beigabensitte zeigt. Auch in Schleitheim hat sich ergeben, dass die neu gegründete Kirche mit C- und B-Gräbern nicht zwangsläufig eine rückschreitende Beigabenausstattung der Bevölkerungsmehrheit bedeutet, die weiterhin im Hebsack bestattet. Die prozentuale Verteilung der Grabqualitätsgruppen mit Berücksichtigung der Datierung (Tab. 71, 73) zeigt eine Konsolidierung in Zeitstufe IV. C-Gräber kommen wieder bei Frauen vor, der Anteil der männlichen B-Gräber steigt wieder an, während hingegen der Anteil der A-Gräber rückläufig ist. Führt man für Schleitheim die Zahlenwerte4071 beider Geschlechter zusammen (Tab. 80), treten angesprochene Tendenzen deutlicher hervor. Der Anteil der C-Gräber in Zeitstufe I beträgt 100, weil dieser alleinig durch die beiden Gründergräber vertreten ist. Während Zeitstufe II ist Kategorie C (4%) und B (37%) gut bezeugt, der Anteil der A-Gräber (55%) verhältnismässig gering, wodurch eine Blütezeit gespiegelt wird. Dann setzt der Wandel und Rückschritt der Beigabenausstattung ein: Bis auf den fränkisch geprägten Siedlungschef (Grab 766) wird das C-Niveau nicht erreicht. Kategorie B (20%) tritt zurück, während Kategorie A (72%) steigt. Mit Zeitstufe IV ist dagegen eine Konsolidierung zu beobachten: Qualitätsgruppe C ist mit einem, B mit 23%
und A schliesslich mit 51% nachgewiesen. Abschliessend ergibt sich als gemeinsamer Aspekt, dass zum Zeitpunkt der Separierung kein Einschnitt bzw. Rückgang in der Qualität der Beigaben festzustellen ist: Das separierte Sonderbegräbnis bewirkt an beiden Orten nicht unbedingt, dass nunmehr die unterste Kategorie A vertreten ist und Qualitätsgruppe B das Maximum der Ausstattungsmöglichkeiten bilden würde. Diese Übereinstimmung an den gegensätzlichen Formen das Sonderbegräbnis verwirklicht zu sehen, bedeutet doch, dass eine gemeinsame Ursache zum Ausdruck kommt: Die Ansprache des Grabhügels bzw. der Kirchensepultur als verschiedene Aspekte der Nobilifizierung bestätigt sich somit. Fridingen Grab 260 ist der Qualitätsgruppe C zuzuweisen. Es liegt am Rande des grossen Grabhügels mit der Zentralbestattung Grab 279, wobei unklar ist, ob analog zu Grab 276 ein kleinerer Grabhügel um Grab 260 postuliert werden kann. Abgesehen von dieser Ausnahme ist überdurchschnittlicher Reichtum an die Hügelbestattungen gebunden, was trotz der Störungsquote sicher ist.4072 In Schleitheim ist die Situation zu differenzieren. Wie betont, hat der Standort einer überdurchschnittlichen Beigabensitte vom Reihengräberfeld in die Kirche gewechselt, wobei allfällige C-Reihengräber nicht mit der kirchlichen Ausstattungsqualität vergleichbar sind.4073 Demgegenüber hat sich die Beigabenausstattung der Bevölkerungsmehrheit kurz vor und zeitgleich zur Kirchengründung auf einer soliden Basis verfestigt; dies belegt u.a. die Zunahme der Waffen-, v.a. der Saxgräber. Nach der überdurchschnittlichen Beigabenausstattung zu urteilen, besass die Oberschicht in Kirchen- und Grabhügelbestattungen wirtschaftliche Macht. Diese zweifelsohne gegebene Vorrangstellung bewirkt aber nicht, vom Standpunkt der materiellen Bedeutung der Grabbeigaben betrachtet, ein Absinken grosser Bevölkerungskreise in die Qualitätsgruppe A. Die zeitliche Entwicklung der Beigabensitte in Schleitheim lässt dagegen die Schlussfolgerung zu, dass sich nach dem tiefen Wandel von Zeitstufe II auf III, der sich in den veränderten Zahlenverhältnissen der Grabqualitätsgruppen (Tab. 80) manifestiert, eine Erholungsphase einsetzt. Der Wandel, den Christlein offensichtlich mit der Entstehung der separierten Oberschicht erkennt, findet nicht in spätmerowingischer Zeit statt, sondern erfolgt möglicherweise eher am Übergang von Zeitstufe II auf III zu Beginn des 6. Jahrhunderts. Zumindest drückt sich dieser stärker in der Entwicklung der Beigabensitte (Tab. 62–67) und der Grabqualitätsgruppen (Tab. 71, 73, 80) aus. Wenn dies zutreffen sollte, war der Einschnitt im frühen 6. Jahrhundert bedeutungsvoller als im Zusammenhang
mit der spätmerowingischen Separierung, die zur Entstehung einer Nobilität führte. Dies könnte man als Indiz darauf verstehen, dass der spätmerowingische Wandel der Beigabensitte aus örtlichen Verhältnissen kam, der frühmerowingische möglicherweise durch einen äusseren Anstoss.4074 Eine Beobachtung zur Belegungsweise in Fridingen sollte nicht unerwähnt bleiben. Kürzlich konnte eine gruppenorientierte Belegung nachgewiesen werden.4075 Dieses Verhalten hält aber nicht bis zum Belegungsende an, sondern geht mit dem Entstehen der Grabhügel in eine andere, dann lineare Belegungsweise über, die auf die Tumuli ausgerichtet ist.4076 Kurz vor der Kirchengründung erfolgt auch in Schleitheim eine, nämlich die zweite, Umorganisation des Friedhofes. Orientierte sich die Belegung bislang an Familienoder Hofverbänden, wird im jünger belegten Nordteil vom Hebsack eine stärker relativchronologische Ausrichtung der Gräber – mit einer ungefähr einheitlichen Belegungsrichtung nach aussen – fassbar.4077 Auf beiden Fundplätzen liegt ein zeitlicher Zusammenhang mit der Separierung vor, die offenbar Folgen für die Belegungsweise des angestammten Reihengräberfeldes besitzt. Angesichts des veränderten Belegungsbildes stellt sich die Frage, ob die Hervorhebung der führenden Familien die Sozialstruktur der Gemeinschaft berührt hat. Denn die gruppenweise Belegung wurde mit der Gründung des Separatfriedhofes undeutlich oder sogar aufgelöst.
Elgg Elgg ZH wurde als Vergleichsbeispiel eines Reihengräberfeldes ohne Separatfriedhof gewählt. Den Landschaften südlich des Hochrheines entsprechend,4078 beginnt die Belegung in den Jahrzehnten um 530/50 und endet noch vor 700 (Abb. 290–291, Tab. 76).4079 Im Unterschied zu unserem Fundplatz ist der Ablauf der Belegung durch eine radiale Ausdehnung geprägt.4080 Nur ein Grab, das Männergrab 193 in einer Grabkammer des Typs Morken, konnte der Qualitätsgruppe C anhand des Bronzebeckens zugewiesen werden.4081 Ansonsten gehören die Gräber den Qualitätsgruppen B und A an.4082 Ein einziges Mal, am Anfang der Belegung, ist der volle Waffensatz bezeugt (Elgg Grab 164).4083 Phase 1 (Abb. 291) ist mit dieser Ausnahme durch eine spärliche, meist einteilige Waffenbeigabe gekennzeichnet; typisch ist die Ausstattung mit Tasche.4084 In Phase 1/2 (um 580/600), nimmt die Intensität der Waffenausstattung zu; hier befindet sich das C-Grab 193. Die intensivierte Waffenbeigabe hält bis in Phase 2 (600/10–620/30) sowie in Phase 2/3 (um 620/40) an, wobei der Sax die Hauptwaffe darstellt. Während Phase 3 519
(630/40 bis gegen 700) geht die Beigabenausstattung zurück; der Sax, sowie der obligate Gürtel und das Messer sind weiterhin belegt, nicht aber die Spatha. Die Beigabenausstattung in weiblichen Gräbern ist dagegen durch grössere Konstanz geprägt. Phase 1 ist durch Kleinfibel- und Phase 3 durch Ohrringpaare gekennzeichnet. Gürtel und Perlenkette sind zeitunabhängig nahezu obligatorisch. Die Gehängeteile gehen, übereinstimmend zur Entwicklung der Beigabensitte, in Phase 3 zurück. Es ist auffallend, dass Amulette in Form von bronzenen Zierscheiben, Bärenzähnen und Tigerschnecken fast gänzlich fehlen. Desgleichen sind Bügelfibeln nicht nachgewiesen.4085 Bei dem folgenden Versuch, Elgg und Schleitheim hinsichtlich der Beigabenausstattungen miteinander zu vergleichen, wird auf bestimmte Punkte Wert gelegt. Die Zeiträume der Vollbewaffnung und der Waffenkombinationen, das Verhältnis zu den waffenlosen Gräbern, dann die Grundzüge weiblicher Ausstattung und schliesslich die Verteilung der Grabqualitätsgruppen sollen angesprochen werden. Als Vorlage des Vergleiches und für die Tabellen dienen die Ausstattungstabellen von R. Windler.4086 Aufgrund des unterschiedlichen Gräberfeldbeginns ist ein Vergleich ab Zeitstufe III möglich, die partiell mit der Elgger Phase 1 zu parallelisieren ist (Abb. 291). In Schleitheim ist diese Zeitstufe dadurch ausgezeichnet, dass sie das einzige männliche C- Grab 766 (Tab. 63) – abgesehen vom Gründergrab 500 – enthält, aber einen Rückgang der Beigabenausstattung im Vergleich zur Zeitstufe II erkennen lässt (Tab. 62). In Elgg tritt Verwandtes in Grab 164 entgegen.4087 Es handelt sich zwar um ein (gut ausgestattetes) B-Grab, das die einzige Vollbewaffnung aufweist. Sturzbecher, Tüllenaxt mit Endzacken und die Gürtelschnalle des Typs Concevreux verweisen auf enge Beziehungen ins fränkische Kerngebiet.4088 In Schleitheim wurde die Sax- wesentlich häufiger als die Spathabeigabe geübt (Tab. 63). Waffenkombinationen sind selten. Spatha und Sax werden nur in Ausnahmefällen mit Schild oder Lanze kombiniert; häufiger ist die Vergesellschaftung mit Pfeil(en) anzutreffen. Daneben werden auffallend viele Pfeile als einzige Waffe beigegeben, was auch in Elgg eine beliebte Sitte war. Allgemein herrscht also die einteilige Waffenbeigabe vor. Dies ist mit den Elgger Verhältnissen vergleichbar. Doch muss einschränkend hinzugefügt werden, dass Spatha bzw. Sax hier nur in Phase 1 sehr zurückhaltend – ansonsten häufiger – beigegeben wird. Sind in Schleitheim 26 Gräber mit einer der beiden Schwertwaffen – bei einer Gesamtanzahl von 92 Männergräbern – ausgestattet, sind es in Elgg nur 2 von 15 Gräbern. Auf beiden Plätzen ist die Gürtelbeigabe obliga520
torisch; häufig kommen Tasche, Messer, Feuerstein, seltener Feuerstahl, vor. Selten sind dagegen Keramik, Glasgefäss sowie Sporn. Dass die männliche «Führungsetage» auf beiden Fundplätzen durch gut ausgestattete Kriegergräber mit fränkischem Einschlag repräsentiert ist, weist auf eine gemeinsame überregionale Komponente hin. Als Ursache ist der fränkische Einfluss, verbunden mit der gewünschten engeren Anbindung der Randgebiete an die Zentralmacht, denkbar. Pro Schleitheimer Zeitstufe bzw. Elgger Phase figuriert ein Grab.4089 Abgesehen von der Führungsspitze ergaben sich Unterschiede in der Menge der Waffengräber. Sicherlich wirkt sich dabei die unterschiedliche Gräberanzahl beider Orte aus. Dennoch bleibt als Tatsache, auch angesichts der vorherrschenden einteiligen Waffenbeigabe, bestehen, dass Spatha und v.a. der Sax in Schleitheim häufiger (im 6. Jahrhundert) als in Elgg vorkommen. Der Vergleich in der folgenden Zeitstufe ist problematisch, da Stufe IV nach der Schleitheimer Chronologie die Elgger Phasen 1/2–3 umfasst. Phase 3 wird später berücksichtigt. Auf beiden Reihengräberfeldern geht die Beigabe von Axt und Pfeilen zurück. Taschenschnällchen und -bügel gelangen kaum mehr in die Gräber. Der Leibgurt behauptet seine Stellung als normierte und häufigste Beigabe, gefolgt vom Messer. Während der spätmerowingischen Zeitstufe ist in Schleitheim wie in Elgg kein vollständiger Waffensatz nachgewiesen. In Elgg sind einige der gut ausgestatteten Waffengräber, die unter Vorbehalt für eine vollständige Waffenausstattung in Frage kämen, gestört.4090 In Schleitheim stagniert die Spathabeigabe (Tab. 64); dagegen legt die Beigabe des Saxes gewaltig zu, sodass der Sax zur Hauptwaffe wird. Die verstärkte Saxbeigabe gilt genauso für Elgg; dort sind im Unterschied zu Schleitheim Sax und Spatha häufiger miteinander vergesellschaftet. Folglich ist auch die Spatha von der vermehrten Waffenbeigabe betroffen: Sie nimmt bereits ab Phase 1/2 gegenüber der Zurückhaltung in Phase 1 zu. Die Intensivierung der Waffenbeigabe führt zugleich zu einer Steigerung der mehrteiligen Waffenkombinationen, was an den Spatha- und Saxgräbern der Phase 1/2 und 2 deutlich abzulesen ist. Die steigende Popularität der Waffen ist in gewisser Weise auf Schleitheim übertragbar. In erster Linie betrifft sie den Sax, der sich zur dominierenden Waffe entwickelt, weniger die Spatha, deren Anzahl gleich bleibt. Beiden Fundplätzen ist eine allgemeine Intensivierung der Waffenbeigaben und die Hinwendung zur mehrteiligen Waffenausstattung gemeinsam.4091 In Schleitheim sind mehrteilige Waffenausstattungen eher selten. Neu ist hier der Sporn, der allerdings in Elgg äusserst selten vor-
kommt.4092 Die angesprochenen Entwicklungslinien lassen sich in den Elgger Phasen 2/3 und 3 fortführen, die ungefähr der fortgeschrittenen Zeitstufe IV entsprechen. Der Sax ist weiterhin die Hauptwaffe. Sofern die im Vergleich zu Schleitheim geringen Gräberzahlen es zulassen, scheint sich ein Rückgang der Spatha abzuzeichnen. Dies kommt den Beobachtungen in Schleitheim entgegen, da nunmehr ein Spathagrab 340 (mit Sporn!), dagegen mehrere Saxgräber in die spätere und späte Stufe IV datieren.4093 Die Steigerung der Sporngabe wiederholt sich in Elgg nicht. Der Vergleich der Qualitätsgruppen der Männer muss zunächst berücksichtigen, dass Schleitheim infolge des zahlenmässigen Vorsprunges über eine bessere statistische Basis verfügt und die Gräbermenge in Elgg pro Phase geringer ist (Tab. 71, 81). Betrachtet man die zeitunabhängige Verteilung der Qualitätsgruppen, ergeben sich Unterschiede. In Schleitheim dominiert Qualitätsgruppe A, der Abstand zu Gruppe B ist gross. Anders stellt sich die Verteilung in Elgg mit einem ausgewogenem Verhältnis der Gruppe B und A dar (Tab. 81). Gruppe C beträgt auf beiden Gräberfeldern nur 1–2%. Unter Berücksichtigung des zeitlichen Faktors bleiben die Differenzen bestehen. Zeitstufe II, in Elgg bekanntlich noch nicht belegt, enthält einen hohen Anteil von B-Gräbern (Tab. 71). Während Zeitstufe III kehrt sich in Schleitheim das prozentuale Verhältnis zwischen Kategorie A und B um: über 80% liessen sich der Kategorie A zuordnen. In Elgg (Tab. 81) gehören 26% der Gruppe B und 73% der Gruppe A an (Phase 1). Die Zahlengegensätze vom Elgger Gräberfeld sind etwas abgemilderter. Zwar wird der Einbruch der B-Gräber in Schleitheim während der Zeitstufe IV etwas überwunden, wobei aber der Abstand zur Kategorie A gewahrt wird. Eine Annäherung an die Verhältnisse von Elgg erfolgt aber nicht. Hier steigt der Anteil der B-Gräber in Phase 2 und 3 kontinuierlich an, A-Gräber gehen dagegen zurück. Eine Deutung dieser Phänomene ist nicht mit Bestimmtheit zu führen, alleine schon wegen der Schwierigkeiten, die sich aus der Korrelation zweier Gräberfeldchronologien ergeben müssen, und aufgrund der unterschiedlichen Gräberanzahl bzw. Friedhofsgrösse.4094 Allgemein lässt sich für Schleitheim sagen, dass nach der Blütezeit im 5. Jahrhundert zu Beginn des fränkisch dominierten 6. Jahrhunderts ein Einbruch der Qualitätsgruppen erfolgt, ehe es am Ende desselben Jahrhunderts zu einer Konsolidierung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse kommt. Täuschen die Zahlen in Elgg nicht, so zeichnet sich ein stetig wachsender Wohlstand ab. An ihrem jeweiligen Belegungsbeginn weisen beide Gräberfelder hervorragend ausgestattete Grün-
der- bzw. Kriegergräber auf. In Schleitheim wurden sie der frühalamannischen Machtentfaltung zugerechnet. Diese Bedeutung fällt für Elgg vollständig aus, das erst um 530/50 (zur Zeit der fränkischen Expansion) gegründet wurde. Der Zeitpunkt der Gründung von Elgg ist nicht zufällig, ebenso wenig, dass fränkisch geprägte «Siedlungschefs» auf beiden Fundplätzen erscheinen. Man darf die Frage stellen, ob nicht die Entwicklung Schleitheims derjenigen von Elgg angenäherter gewesen wäre, wenn es nicht den hervorragenden Belegungsbeginn im 5. Jahrhundert gegeben hätte. Eine Antwort ist spekulativ; aber es entsteht der Anschein, dass mit der spätmerowingischen Konsolidierung unser Schleitheim in einem überregionalen Aufschwung eingebunden ist, der seinerseits mit politisch-historischen Rahmenbedingungen zusammenhängt. Insofern könnte man die Entwicklung Schleitheims als gleichsam unvermeidlich bezeichnen, da sich die politische «Grosswetterlage» im 6. Jahrhundert entscheidend gewandelt hat: Von der Selbständigkeit zur merowingischen Randprovinz. Für Frauengräber liegt eine noch kleinere Zahlenbasis vor (Tab. 82), deren Bewertung Vorsicht erfordert. Die drei Ausstattungsgruppen von Schleitheim während Zeitstufe II sind wiederum älter als der Elgger Fundstoff.4095 Auf der Suche nach Entsprechendem stösst man alsbald an Grenzen. Die erste Ausstattungsgruppe, gekennzeichnet z.B. durch Sondergaben und paarige Vierfibeltracht, ist in der Elgger Phase 1 nicht belegt. Doch muss dies nicht verwundern, da das Spitzenniveau eine Erscheinung der reichen Gründungsgeneration (Tab. 65) bleibt und in Schleitheim während Zeitstufe III (Tab. 66), die teilweise – wie erwähnt – mit der Elgger Phase 1 zu parallelisieren ist, nicht auftritt.4096 Indessen ist es nicht möglich, die zweite Ausstattungsgruppe in vollem Umfang auf Elgg zu übertragen: Bügelfibeln – einzeln oder als Paar – sind in Elgg nicht nachgewiesen, also auch keine «Vierfibeltracht». In drei Gräbern ist ein Kleinfibelpaar belegt.4097 Aus diesen Gräbern stammen neben der normierten Gürtelbeigabe mehrere Gehängeteile. Im Gegensatz zu Schleitheim, wo Tierzähne, grosse Wirtel und Knochenscheiben als Amulette zum Gehänge gehören, fehlt Derartiges in Elgg.4098 Auf beiden Gräberfeldern kommen Perlenkette, Leibgurt und Gehängeteile (mit unterschiedlichem Charakter!) regelmässig vor. Wie bei den Männern ist die Gefässbeigabe eine Rarität. Auch Ringschmuck ist selten, wobei sich eine Tendenz zu bronzenen Fingerringen in Schleitheim abzeichnet. Bei einem Vergleich der Ausstattungsmuster sind die Fibelgräber der zweiten Ausstattungsgruppe, die fibellosen Inventare der dritten Ausstattungsgruppe zuzurechnen.4099 Diese beinhaltet Gürtel und Halskette ohne Tracht- und 521
Schmuckzubehör aus Edelmetall. Ab Phase 2 verschwindet die Fibelbeigabe aus dem Elgger Fundspektrum. Nach wie vor sind Perlenkette, Gürtel und vornehmlich Gerätgehänge vorhanden.4100 Dagegen kommen Schuhgarnituren neu auf. Diese Entwicklung spiegelt sich auf ähnliche Weise in Schleitheim-Hebsack während Zeitstufe IV (Tab. 67). Fibeln fehlen fast gänzlich. Perlenkette, Gürtel und Gehänge (zweimal mit bronzener Zierscheibe) sind vorhanden. Neu sind Wadenbinden- und Schuhgarnituren, ebenso Ohrringpaare aus Bronze, die zur wichtigsten Ringschmuckform werden. Die Tendenz zu Ringschmuck, speziell zu Ohrringen, lässt sich auch in Elgg während Phase 3 wieder erkennen. Auch wenn sich gewisse gemeinsame zeitliche Tendenzen hinsichtlich von Ab- und Zunahme bestimmter Beigaben erkennen lassen, bestehen Unterschiede im Vorkommen der Bügelfibeln, der Fibelmenge, des Gehänges und der Wadenbinden.4101 Im Unterschied zu Schleitheim sind hervorragende Frauengräber in Elgg nicht nachgewiesen. Der Vergleich der Grabqualitätsgruppen in Männergräbern (Tab. 81) erbrachte für Elgg, dass sowohl die zeitliche Entwicklung als auch die gesamte Verteilung der Qualitätsgruppen ein überraschendes Hauptgewicht auf Gruppe B erkennen liess. Bei den Frauengräbern ist dies ähnlich (Tab. 82). Zeigte sich bei den Männern eine Zunahme der B-Gräber (Tab. 81), so liegen die Werte für Frauen um 40% für Kategorie B und 60% für Kategorie A und bleiben zeitlich stabil.4102 Diese Übereinstimmung hat zur Folge, dass die Zusammenführung der Männer- und Frauengräber in das Modell der Qualitätsgruppen (Tab. 83) die bisherigen Beobachtungen mehr oder weniger bestätigt. Es ergibt sich ein Zuwachs der BGräber, dem eine Abnahme der A-Gräber gegenübersteht. Im Laufe der Belegung kehren sich die wirtschaftlich-sozialen Verhältnisse, gespiegelt in den Qualitätsgruppen, positiv um. War zunächst Qualitätsgruppe A (6. Jahrhundert) die zahlenmässig stärkste, entwickelt sich Gruppe B (7. Jahrhundert) zur führenden während der letzten Phase. Damit ist Elgg durch eine andere Entwicklung als Schleitheim (Tab. 80) gekennzeichnet, wo Gewichtung und Verlauf der Qualitätsgruppen offenbar gegenläufig sind. Hier (Zeitstufe I-II) treten Gruppe B und C vor allem zu Beginn (5. Jahrhundert) hervor und lassen eine angemessene Nachfolge vermissen. Auf Elgg und Schleitheim lässt sich jedoch übereinstimmend beobachten, dass im 6. und 7. Jahrhundert das Reihengräberfeld offensichtlich nicht mehr den Standort einer hervorgehobenen Beigabenausstattung darstellt. Die dritte Phase von Elgg lieferte keine C-Gräber (mehr); in Schleitheim liegen die führenden Gräber in der Kirche.4103 522
Zusammenfassung Der von Schleitheim ausgehende, exemplarische Vergleich zeigte teils gleichgerichtete, teils gegensätzliche oder singuläre Entwicklungen auf. Für die separat gelegene Frauengruppe des 5. Jahrhunderts ergab sich nur ein Vergleichsbefund aus Neresheim. Die gemeinsamen Merkmale beruhen auf der weiblichen Dominanz, Kurzfristigkeit der Belegung und gehobenen Beigabenausstattung (mindestens Qualitätsgruppe B). Allerdings wird das hohe Schleitheimer Ausstattungsniveau (Qualitätsgruppe B und C) nicht erreicht. Dass die Gründergeneration eines Gräberfeldes reichhaltiger und überdurchschnittlicher als die nachfolgenden Generationen ausgestattet ist, stellt bekanntlich ein in der frühen Merowingerzeit weiträumiges, diesseits und jenseits des Rheins verbreitetes Phänomen dar. Gleichermassen sind dadurch Schleitheim, Pleidelsheim und Neresheim gekennzeichnet, allerdings mit dem Unterschied, dass die Entwicklung in Pleidelsheim und Neresheim im beginnenden 6. Jahrhundert regressiv mit einer sinkenden Bestattungsaktivität verläuft oder stagniert (Tab. 76), während nach weitreichenden Wandelprozessen an unserem Schauplatz eine Konsolidierung stattfindet. Zuvor liess sich eine Umstrukturierung der örtlichen Führungsschicht erschliessen, weil die frühmerowingische tonangebende Gruppe offenbar keine gleichwertige Nachfolge findet, stattdessen aber fränkische Infiltrationen im Fundstoff zu erkennen sind. Die Führungsschicht vor Ort wird in der späten Merowingerzeit erneut stärker: Die in Zeitstufe IV beginnende, jedoch mit der Frühzeit (Stufe III) nicht verwandte Separierung ist deutlicher Ausdruck dafür. Die Abspaltung der führenden Personen, sei es in einer Kirche (Schleitheim), sei es unter einem Tumulus (Fridingen) und die vornehmlich im separierten Sonderfriedhof auftretende Qualitätsgruppe C, provozierte die Annahme, dass der Hervorhebung Weniger das Absinken Vieler gegenüberstehe.4104 Diese «Verarmungstheorie» liess sich an den genannten Beispielen nicht bestätigen, da der Wandel bzw. Einschnitt der Beigabensitte von Zeitstufe II auf III stärker ausfällt als von Stufe III auf IV und die Tendenz zu Qualitätsgruppe B und – selten – C geht. Dies gilt eingeschränkt auch für die Separierung, wobei sich zwar der Standort aussergewöhnlichen Beigabenreichtums meistens verändert hat, gute Ausstattungen dennoch auf dem jeweiligen Reihengräberfeld nachgewiesen sind. In unseren Beispielen kommt der Separierung eine weitere Folgewirkung zu: Erfolgte die Belegung vor der Separierung überwiegend gruppenweise, war das Belegungsbild danach durch das lineare
Prinzip geprägt. Die Separierung kann also mit einer Umorganisierung der Belegungsweise und damit mit einem Wandel der Friedhofstruktur verbunden sein.
Siedlung, Kirche, Reihengräberfeld und Separatfriedhof Selten sind Fundplätze belegt, die über Siedlungen, Kirche bzw. Separatfriedhof und paganem Reihengräberfeld an einem Ort verfügen.4105 Schleitheim stellt eine Ausnahme dar. Siedlung (mit Hofgrablege) und Reihengräberfeld sind beispielsweise aus Lauchheim (D) bekannt, wo eine Kirche bislang nicht nachgewiesen ist.4106 Aus dem oberbayerischen Pliening (D) stammen Reihengräberfeld, Kirche und Siedlung, die jedoch zum Teil unterschiedliche Zeiträume einnehmen.4107 Allgemein sind Bestattungsplätze und Siedlungsbereiche im frühen Mittelalter räumlich geschiedene Zonen, die jedoch in geringer Distanz zueinander liegen. In Schleitheim und Lauchheim beträgt die Distanz nur etwa 100– 250 m. Nur in Ausnahmefällen finden sich Bestattungen innerhalb der Siedlungen. Eine spätmerowingische Ausnahme sind die sog. Hofgrablegen;4108 es handelt sich dabei um kleinere Grabgruppen abseits der Reihengräberfelder bei den Höfen (also innerhalb des Siedlungsbereiches). Sie hängen einerseits mit den Auflösungserscheinungen der Reihengräberfelder zusammen und sind andererseits jedoch nicht als separierte Gräber des Nobilifizierungsprozesses anzusprechen.
Reihengräberfeld und Kirche – getrennte Standorte im Frühmittelalter Reihengräberfeld und Kirche können zwar eine zeitliche Koexistenz an einem Ort führen; eine räumlich zusammenhängende Einheit scheinen sie dagegen nicht zu bilden.4109 Denn es haben sich kaum Hinweise ergeben, dass sich eine Kirche in direkter Nähe zu einem Reihengräberfeld befindet. Im Gegenteil, die neu gegründete Kirche scheint den Standort oder die direkte Verbindung zu einem älteren Reihengräberfeld zu meiden und kommt auch selten an den Standort eines älteren Bestattungsplatzes zu stehen.4110 Mir ist – ausser Aschheim (D) – nur ein Ort bekannt, wo eine zeitgleiche Kirche am Rande eines Reihengräberfeldes liegt: In Staubing (D) wurde in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts eine Kirche aus Holz errichtet, die sich aufgrund ihres spezifischen Grundrisses, einfache Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor, sicher als Sakralbau zu erkennen gibt.4111 Es ist also davon auszugehen, dass
Reihengräberfeld und Kirche räumlich voneinander getrennt liegen. Quellenkritisch ist zu bedenken, dass meist das Kircheninnere, die äussere Umgebung der Kirche dagegen kaum je eine archäologische Untersuchung erhalten. Wenn die Kirchen nicht bei den merowingischen Friedhöfen liegen, müssen sie einen anderen Bezugspunkt besitzen. Infolge ihrer Lage sind sie nicht als Grabkirchen (Coemeterialkirchen) zu deuten, sondern im Zusammenhang mit der Siedlung zu suchen. Man ist geneigt, Kirchen wie Schleitheim oder Bülach dem «Herrenhof» der Siedlung zuzuschreiben. Auch für Schleitheim steht der archäologische Nachweis noch aus.4112 Nur in Herrsching a. Ammersee und BarbingKreuzhof bei Regensburg (D) konnten Holzpfostengebäude neben der Kirche festgestellt werden; E. Keller, der Ausgräber von Herrsching, deutet die Reste als Teil eines Herrenhauses.4113 Immerhin ist damit ein Zusammenhang mit einem profanen Gebäude wahrscheinlich. Die uns heute geläufige, sprichwörtliche Lage der Kirche im Dorf als Mittelpunkt muss nicht zwingend auf das Frühmittelalter zutreffen. Für Schleitheim ist folgendes Szenario vorstellbar: Die Siedlung Brüel (Abb. 3) befindet sich in der Nähe der ältesten Reihengräber; die Kirche ist weiter entfernt und könnte sich auf einer bisherigen Freifläche, am Rande der Siedlung, befunden haben. Ihr kann theoretisch der Herrenhof zugeordnet werden. Da sich das weitere Siedlungsgeschehen möglicherweise in Richtung Kirche verlagert, käme dann der Kirche eine innovative Rolle zu, die sich auch in der Hinwendung zur neuen Religion manifestiert. Im übertragenen Sinne besitzen auch die Kirchengräber eine innovative, zukunftsweisende Bedeutung. Denn die Kirchensepultur leitet mit nachhaltiger Wirkung eine neue Phase der Bestattungssitten und der Belegungsweise – am Ende der Reihengräberzeit – ein, wie in Schleitheim herausgestellt werden konnte. Aus diesem Grund ist die Bezeichnung Gründergräber auch für die Kirche zutreffend, weil analog der spätkaiserzeitlichen Kammergräber ein neuer Bestattungsplatz begonnen wird. In Schleitheim geht mit dem Aufkommen der Kirchengräber eine Veränderung der Belegung einher, indem ein neuer Friedhofsteil erschlossen und zugleich die familienorientierte bzw. gruppenweise Belegung aufgegeben wird. Hinweise auf das Christentum finden sich vereinzelt im Hebsack, wobei ein Teil der einschlägigen Grabfunde möglicherweise älter als die Kirchengründung ist.4114 Bis zum Ende des 7. Jahrhunderts werden der Sonder- und der Hauptfriedhof nebeneinander belegt, ein deutliches Anzeichen dafür, dass die Vorstellung noch nicht verbreitet war, dass alle Christianisierten oder «der Ortsfriedhof» zur Kirche gehörten.4115 Diese Tren523
nung, welche zudem eine soziale Dimension beinhaltet, war der Regelfall. Dass das Kirchenbegräbnis nicht den sofortigen Abbruch des angestammten Ortsfriedhofes und die (postulierte) Verlagerung der Bestattungen in den Kirchhof nach sich zieht, lässt sich auf ähnliche Weise andernorts beobachten:4116 Das Kirchenbegräbnis setzt im Laufe der fortgeschrittenen Belegung ab dem Ende des 6. Jahrhunderts ein, das Reihengräberfeld wird trotz des neuen Bestattungstyps weiterhin stetig belegt. Der Zeitpunkt der Kirchengräber fällt verschieden aus.4117 Das linksrheinische (!) Stein am Rhein-Burg Grab 5 gehört mit zu den frühesten Kirchenbestattungen (drittes Viertel des 6. Jahrhunderts) innerhalb unseres Arbeitsgebietes.4118 Dem Kastell gegenüber, beim Rathaus des Städtchens Stein am Rhein, befinden sich Hinweise auf ein Reihengräberfeld, über dessen Belegung und Grösse anhand der spärlichen Funde – Bügelfibel Typ Nikitsch, silberner Kolbenarmring und wabenplattierter Gürtelbeschläg – kaum Näheres bekannt ist.4119 Bemerkenswert ist jedoch die verkehrsgeographische Lage an einem römischen Rheinübergang und die spezielle Situation des Hochrheines, wo eine rechtsrheinische germanische Ansiedlung gegenüber einem linksrheinischen römischen Standort einer Siedlung oder eines Kastells angelegt wird.4120 Auch für Stein am Rhein-Burg liess sich bestätigen, dass die Zeit um 700 eine enorme Zunahme der separierten Gräber bringt.4121 Dagegen ist die Schleitheimer Kirche einem etwas älteren Kirchenhorizont zuzuweisen,4122 wie auch das Ortsgräberfeld Schleitheim-Hebsack vor dem Höhepunkt der Separierung um 700 aufgegeben wurde.4123 In diese Zeit fällt dagegen der Belegungshöhepunkt der Kastellkirche Stein am RheinBurg. Manche Reihengräberfelder mit separierten Gräbern (Fridingen, Staubing, Kirchheim/Ries) besitzen eine ungewöhnlich lange Belegungsdauer. Vielleicht ist dieses Belegungsverhalten gerade in der Separierung begründet, wobei die Form – es handelt sich um Kirchen-, Grabhügelbestattungen und den «klassischen» Separatfriedhof – ohne Belang zu sein scheint. Die Schleitheimer Vorgänge im Kleinen sind mit weiträumigen überregionalen Erscheinungen vergleichbar: Das Aufkommen der Sonderfriedhöfe bewirkt nicht den sofortigen Abbruch der Ortsfriedhöfe. Dies hätte vermutlich nicht dem Wunsch der separiert bestattenden Oberschicht entsprochen, da sie ihre gerade durchgesetzten Privilegien bedroht sähe. Das Begräbnis in der Kirche insbesondere bzw. die Anlage eines separierten Oberschichtbegräbnisses ist ein Ausdruck der sozialen Abgrenzung gegenüber der Hauptbevölkerung; für R. Christlein stellt es sogar das Ende des (nicht näher erläuterten) «intakten Modells germanischer Gemeinschaftlichkeit» dar.4124 524
Zweifelsohne bedeutet das Kirchenbegräbnis im Rahmen der Nobilifizierung einen tiefgreifenden sozialen Wandel.4125 Es soll nicht bestritten werden, dass der separierte Lagebefund als das vorrangige Merkmal auf den Abstand zwischen Oberschicht und Hauptbevölkerung hinweist, da der «verbindende» Platz des Reihengräberfeldes weggefallen ist. In der frühen Merowingerzeit ergab sich demgegenüber ein Einschnitt anderer Art. Das Reihengräberfeld wurde zwar kontinuierlich belegt und der Rahmen äusserlich erhalten; innerlich war jedoch ein tiefer Einschnitt in der Entwicklung der Beigabensitte feststellbar, der am Übergang zu Zeitstufe III gravierender als zum Zeitpunkt der Kirchengräber (Zeitstufe IV) gewesen ist.4126
Vor und nach der Separierung An dieser Stelle ist es interessant, wiederum einen Blick auf die Verteilung der Qualitätsgruppen vor und nach der Separierung zu werfen. Als Beispiele dienen die bereits angeführten Orte mit separiertem Sonderfriedhof von Fridingen, Kirchheim/Ries, schliesslich Bülach und Stein am Rhein.4127 Für unseren Ausgangspunkt Schleitheim hat sich ergeben, dass mit der Kirchengründung (Zeitstufe IV) der Standort des überdurchschnittlichen Grabreichtums vom Allgemein- zum Sonderfriedhof gewechselt hat. CGräber erscheinen gleichzeitig auch im Hebsack (Tab. 71, 73 und 80). Dies erscheint zunächst widersprüchlich. Dabei handelt es sich um Frauengrab 504 und 590, die aufgrund aussergewöhnlicher, einzelner Beigaben grosszügig der Gruppe C zugewiesen wurden.4128 Die Qualität der Gesamtinventare bleibt weit hinter der Kirchenbestattung Grab 30 zurück. Für diesen sozialen Unterschied ist es bezeichnend, dass das Statussymbol, der goldene Fingerring mit Gemme, kein Gegenstück im Hebsack besitzt; auch die übrigen Beigaben aus Grab 30 liessen Parallelen im Hebsack vermissen. Das Depot goldener Münzen (Grab 590) ist dagegen ein deutlicher Fingerzeig, dass neben der sozial hervorgehobenen Familie weitere, wirtschaftlich vermögende Familien weiterhin im Reihengräberfeld bestatteten. Nur bruchstückhaft ist uns eine ähnliche Situation an beiden Ufern des Untersees überliefert.4129 Die Belegungsdauer des rechtsrheinischen Reihengräberfeldes Stein am Rhein-Rathaus entzieht sich unserer Kenntnis, etwaige Beziehungen zur linksrheinischen Kastellkirche Burg bleiben im Dunkeln; aufgrund des wabenplattierten Gürtelbeschlägs ist eine Belegung bis in das dritte Viertel des 7. Jahrhunderts zu vermuten.4130 Nach den Gräbern in der Kastellkirche und dem vereinzelt gelegenen, 1829 entdeckten Frauengrab von
Eschenz – C-Gräber stammen von beiden Fundplätzen! – zu urteilen, waren mehrere Familien, die zumindest mit wirtschaftlicher Macht ausgestattet waren, in einem Kleinterritorium vorhanden. Für Fridingen wurde bereits als These hervorgehoben, dass mit dem Aufkommen der Tumuli ein wirtschaftliches Absinken weiter Bevölkerungskreise nicht unbedingt einhergeht.4131 Wenn man nun nach der Struktur der C-Gräber ausserhalb der Grabhügel fragt, stösst man wiederum auf eine Analogie zu Schleitheim. Ausser der Kreisgrabenbestattung Grab 109 der Qualitätsgruppe C findet sich ein weiteres, ungefähr gleichzeitiges C-Grab 308 (Tab. 79): Aufgrund seiner feuervergoldeten, tierornamentierten Gürtelgarnitur kann es mit einiger Grosszügigkeit der Qualitätsgruppe C zugeordnet werden.4132 Leider existieren keine Angaben zur genauen Lage und zum Grabbau dieses zerstörten Grabes.4133 Gewiss ist lediglich, dass Grab 308 belegungschronologisch und lagemässig vor dem Bereich der Grabhügel liegt.4134 Die letzte Belegungsphase ist ganz durch die Dominanz der Grabhügel geprägt. Beide CGräber stammen einmal direkt aus einem Grabhügel (Grab 278), einmal aus deren Nähe (Grab 260). Der Lagebefund um Grab 260 ist nicht eindeutig genug, um ein Flachgrab auszuschliessen. Grab 260 liegt im Zwickel zweier Grossgrabhügel (Grab 279 und 281) und schneidet nicht den Kreisgraben.4135 Somit ist die Frage nicht zu klären, ob sich C-Gräber ausschliesslich in Grabhügeln befinden.4136 Ein deutlicheres Bild zeigt sich in Kirchheim/Ries.4137 Die Separierung umfasst hier nicht das Gegensatzpaar Grabhügel oder Kirche, sondern den Separatfriedhof am Rande eines Reihengräberfeldes, der seit langem als Paradebeispiel dient.4138 Die 38 Gräber des Separatfriedhofes machen etwa 8% der Gesamtgräberzahl aus.4139 Als Folge des durch Überbauung zerstörten Gräberfeldkerns ist der Beginn heute nicht mehr festzustellen. Die ältesten überlieferten Gräber datieren in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts (Tab. 76).4140 Wie «üblich», bildet sich der Separatfriedhof im Laufe einer fortgeschrittenen Belegungsphase heraus, hier um die Mitte des 7. Jahrhunderts. Grab 335, das älteste Grab des Separatfriedhofes, gehört gemäss der vielteiligen Gürtelgarnitur mit mittellangen Riemenzungen der Zeitschicht 3b an, während das berühmte Frauengrab 326 und das stark gestörte Grab 319 in Schicht 3c (Abb. 291) datieren.4141 Die wabenplattierten Beschläge einer vielteiligen Gürtelgarnitur und eines Spathagurtes aus Grab 319 ermöglichen eine Verbindung zu den Schleitheimer Kirchengräbern 21 und 23, die der Schleitheimer Zeitstufe IV oder Perlenstufe 10 zugewiesen wurden.4142 Bricht die Reihe der beiga-
benführenden Gräber in Schleitheim – im Ortsgräberfeld und in der Kirche – am Ende des 7. Jahrhunderts ab, hält die Belegung auf Hauptund Sonderfriedhof von Kirchheim/Ries kontinuierlich bis in die Jahre um 700 und in das frühe 8. Jahrhundert an.4143 Bemerkenswert ist, dass die Kammergräber, von denen die Gründung des Separatfriedhofes ausging, bereits früher aufhören.4144 Erwartungsgemäss weist der Separatfriedhof von Kirchheim/Ries einige spezifische Merkmale auf, die seinen Sonderstatus andeuten. Nur dort finden sich die grössten Grabgruben bzw. Kammerund Pferdegräber als soziale Indikatoren.4145 Auch die Materialpyramide entwickelt sich zugunsten des Separatfriedhofes: Funde des weiblichen Tracht- und Schmuckzubehörs, die auf dem Hauptfriedhof aus Bronze oder Silber hergestellt sind, kommen hier aus Gold vor. Dies betrifft z.B. Bommelohrringe und eine Pressblechscheibenfibel.4146 Sondergaben sind, mit einer grossen Ausnahme (Kirchheim/Ries Grab 363), auf dem Hauptfriedhof kaum vertreten.4147 Auf dem Separatfriedhof zählen hierzu beispielsweise der Goldfingerring, die Gemmenanhänger in Goldfassung und das Kettengehänge aus Grab 326: Der goldene Fingerring ist gleichsam auf die Separatgruppe fixiert, da die restlichen Exemplare auf dem Hauptfriedhof aus Bronze oder Silber bestehen.4148 Ebenso sind nur hier Goldfäden bezeugt.4149 Allgemein konzentrieren sich hier Objekte aus Gold.4150 Dem entspricht, dass die goldene Filigranscheibenfibel kein Gegenstück auf dem Hauptfriedhof besitzt, wie dies auch für einige Beigaben der Schleitheimer Dame der Fall ist.4151 Die Verbreitung der C-Gräber zeichnet ein gleichartiges Bild:4152 Der Bezug der C-Gräber auf den Separatfriedhof ist überaus deutlich. Nur zwei «Ausreisser» finden sich auf dem Hauptfriedhof, wobei die Zuweisung von Grab 370 aufgrund der feuervergoldeten, kreuzförmigen Schildbuckelzier nicht wirklich begründet ist.4153 Das gestörte Grab 363 stellt dagegen die grosse Ausnahme dar: Ursprünglich mit der Spatha ausgestattet (Scheidenrandbeschläge, Pyramidenknopf), stehen Reste eines Lamellenpanzers und tauschiertes Pferdegeschirr für die Kategorie C, wenn nicht sogar für D (Panzer). Fast ist es unnötig zu betonen, dass sich dieses Niveau auf dem Hauptfriedhof nicht wiederholt. Chronologische Leitmerkmale setzen Grab 363 in die Zeitschicht 2a noch vor 600 (Schleitheimer Perlenstufe 7).4154 Sofort fällt der zeitliche Unterschied zum Separatfriedhof auf, sodass man in diesem Grab einen Vorgänger der hervorgehobenen Familie erkennen könnte, die zwei Generationen später den Separatfriedhof gründet. Ab diesem Zeitpunkt sind alle C-Gräber in diesem Bereich versammelt, so525
dass der Auszug der Oberschicht aus dem Allgemeinfriedhof abgeschlossen ist. Im Unterschied zu den Kammergräbern lassen sich C-Gräber bis in Zeitschicht 4 belegen. Beigaben mit christlicher Symbolik sind auf beiden Gräberfeldarealen repräsentiert.4155 Überwiegend stammen die Funde aus der weiblichen Sphäre, wie tauschierte oder Pressblechscheibenfibeln mit figürlicher oder Kreuzdarstellung, Wadenbindengarnituren oder Brustgehänge, die mit kreuzförmigen Besätzen in einer bulla oder in einem Kreuz enden.4156 Einschlägige Symbole in Männergräbern sind rar und nur auf dem Hauptfriedhof vorhanden. Für das zeitlich älteste Beispiel (Grab 363) ist eine christliche Interpretation unsicher.4157 Dagegen ist die christliche Bedeutung des auf dem Schildbuckel aufgelegten Bronzekreuzes (Grab 370) wohl eindeutig (miles Christi4158). Dass die separierte Oberschicht weitgehend vom Christentum – im synkretistischen Sinne – durchdrungen war, bestätigt die Kirchheimer Dame (Grab 326) auf das Glanzvollste. Bezeichnend für die Umbruchsituation zwischen altem Glauben und neuer christlicher Religion ist das Aufeinandertreffen von christlichem Brustgehänge der bulla und seitlichem Gürtelgehänge mit Bronzezierscheibe und Kettengehänge mit Maske. Gleichzeitig dazu sind christliche Beigaben auf dem Hauptfriedhof nachgewiesen (Grab 106, 370), ein deutlicher Fingerzeig, dass das Christentum nicht nur bei der Separatgruppe, sondern auch bei der Hauptbevölkerung Eingang gefunden hat. Möglicherweise sind sogar frühere Belege im Hauptfriedhof zu finden (Grab 376).
Reihengräberfeld und Kirche Das Reihengräberfeld Bülach-Füchsli und das Grab einer hochgestellten Dame in der Bülacher Kirche St. Laurentius sind – wie Kirchheim/Ries – seit langem feste Begriffe in der Forschung.4159 Das ausserhalb von Bülach gelegene Ortsgräberfeld Bülach-Füchsli wird etwas vor der Mitte des 6. bis in das dritte Viertel des 7. Jahrhunderts kontinuierlich belegt (Tab. 76).4160 In der Kirche St. Laurentius ist etwa gleichzeitig zu SchleitheimKirche Grab 30 eine Frauenbestattung nachgewiesen, deren goldene Filigranscheibenfibel die Zugehörigkeit zur Qualitätsgruppe C dokumentiert.4161 Ihre Bedeutung wird zusätzlich unterstrichen, indem die Grablege vor dem vermuteten Chor in prominenter Lage erfolgte.4162 Angesichts des separierten Sonderfriedhofes in und bei der Bülacher Kirche stellt sich wiederum die Frage nach dem Verhältnis zwischen Gräberfeld und Kirche am gleichen Ort. Bereits R. Windler hat darauf aufmerksam gemacht, dass die «Elite» des 6. Jahrhunderts auf dem Reihengräberfeld Bülach526
Füchsli keine Nachfolge im 7. Jahrhundert findet.4163 Auf den ersten Blick scheint sich das lineare Modell Christleins in Bülach zu bestätigen, wonach überdurchschnittlich ausgerüstete Gräber auf dem angestammten Ortsfriedhof nicht mehr vorkommen, wenn ein kirchlicher Separatfriedhof gegründet wird.4164 Eine Kartierung der Qualitätsgruppe C nach Christlein bietet folgendes Bild.4165 Zunächst liegen die betreffenden Männer- und Frauengräber am höchsten Punkt der Geländekuppe, wobei ihre dichte Lage auffällt, sodass man von einer Konzentration sprechen kann.4166 Demgemäss träte der Fall ein, dass Gräber mit C-Habitus innerhalb des Gräberfeldes stark aufeinander bezogen sind. Diesem Deutungsmodell steht jedoch die zeitliche Dimension hinderlich gegenüber. Bei den einschlägigen Belegen handelt es sich um Gräber, die mehr oder weniger in die Gründungszeit von Bülach datieren. So überrascht es nicht, dass der frühe Gräberfeldkern auf der Geländekuppe liegt und sich daneben weitere Gräber der Zeitschicht 1 hangabwärts befinden.4167 Wie sich der Befund darstellt, treffen zwei Komponenten, nämlich die Konzentration reicher Gräber innerhalb des Reihengräberfeldes und die Gräber der ersten Belegungsschicht, aufeinander. Deshalb stellt sich die Frage, ob sich darin eine Vorform der Separierung im 6. Jahrhundert manifestiert, die auf dem Ortsgräberfeld gleichsam die Separierung während des 7. Jahrhunderts vorwegnimmt oder ob nicht eher ein Belegungsbild gespiegelt wird, das mit den Gründergräbern auf anderen Reihengräberfeldern strukturell vergleichbar ist. In diesem Zusammenhang soll an die Gruppierung reicher Frauengräber im Hebsack als Kennzeichen des 5. Jahrhunderts, also auch zu Belegungsbeginn, erinnert werden. Unter diesen Umständen scheint das Entwicklungsmodell bezüglich des Auszuges der Oberschicht doch fraglich zu werden. Allerdings bleibt die Tatsache, dass die Oberschicht in Reihengräbern des 6. Jahrhunderts und – mit räumlicher Verlagerung – schliesslich in der Kirche des 7. Jahrhunderts fassbar ist, bestehen.4168 Wie in Schleitheim hat die Verlagerung von ausserordentlichem Beigabenreichtum in die neu gegründete Kirche stattgefunden. Im Falle von Bülach wurde erwogen, ob die Dame gemäss bestimmten Fundverbreitungen nicht ursprünglich dem alamannischen Gebiet Südwestdeutschlands entstammt.4169 Demzufolge wurde eine Zuwanderung für Bülach vermutet; Migration scheint aber für Schleitheim – nach den Ergebnissen der antiquarischen Analyse und dem Verhältnis zum Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack4170 – eher nicht in Frage zu kommen. Ein bis zwei Generationen vor der Kirchenerrichtung, im späten 6. Jahrhundert (um 580), ist
aus Bülach-Füchsli eine silberne Almandinscheibenfibel überliefert, auf deren Rückseite sich dreizeilige Runen befinden.4171 Es handelt sich um eine der südlichsten Belege für Runen.4172 Die Inschrift lässt mehrere Deutungsmöglichkeiten zu, möglicherweise als Besitzer- oder Liebesinschrift. Ein kultisch-religiöser Bezug, den man mit einer starken Neigung zum alten wotanistischen Glauben als Gegensatz zur neuen christlichen Religion verbinden würde, scheint dagegen nicht unbedingt vorzuliegen: Das Vorkommen von Runeninschriften stellt ein im 6. Jahrhundert zeitlich eng befristetes Phänomen dar und die Kenntnis der Runenschrift war vermutlich davor und danach verbreitet.4173 Die Scheibenfibel als «antichristliches» Zeichen und Opposition bzw. Konkurrenz im Vorfeld der Kirchengründung von Bülach zu interpretieren und im Sinne eines Gegensatzes von christlichen Personen bei der Kirche und heidnischer Bevölkerung auf dem Reihengräberfeld zu verstehen, wonach die alte Glaubensgemeinschaft auf dem Ortsgräberfeld verbleibt, ist zu hinterfragen.4174 Ferner wird dies dadurch bestätigt, dass Gräber mit Beigaben christlicher Symbolik, die gleichzeitig oder jünger als die Kirchenbestattungen sind, in Schleitheim-Hebsack vorkommen. Es bleibt festzuhalten, dass strukturell übereinstimmende Grundzüge Bülach und Schleitheim miteinander verbinden. Dazu zählen die ungefähre Gleichzeitigkeit des weiblichen Kirchengrabes und des Belegungsendes des jeweiligen Reihengräberfeldes, eine überdurchschnittlich ausgestattete Gründergeneration (zu verschiedenen Zeiträumen) und schliesslich die Beobachtung, dass mit der Kirchengründung ausserwöhnlicher Beigabenreichtum einen neuen Platz bekommt. Daneben lassen sich Grundlinien der Entwicklung der Beigabensitte miteinander parallelisieren. R. Windler hat darauf hingewiesen, dass bis in die Zeit um 570/90 bei 50% der männlichen Reihengräber aus Bülach – und auch aus Elgg – nur eine Waffe beigegeben wurde.4175 Es handelt sich um eine selektive Beigabensitte, wobei mehrteilige Waffenkombinationen mit Spatha sehr selten sind, wie z.B. das beraubte Bülacher Grab 32 oder, besser überliefert, Elgg Grab 164. Vergleicht man die Waffenkombinationen (Tab. 84), zeigt sich, dass mit Elgg und Bülach Waffengräber und waffenlose Männergräber im 6. Jahrhundert etwa zu gleichen Teilen vorkommen. Schleitheim weist dagegen einen höheren Anteil waffenführender Inventare auf.4176 In Bülach – und Elgg – werden Sax und Spatha selten mit weiteren Waffen kombiniert.4177 In ähnlicher Weise gilt dies für die Schleitheimer Männer der Zeitstufe III. Je einmal ist die Vollbewaffnung (Grab 766) und die Kombination Spatha-Lanze-Schild (Grab 772) bezeugt; ansonsten kommt die Spatha
als alleinige Waffe vor. Das Vorherrschen der einteiligen Waffengabe lässt sich auch beim Sax beobachten, da nur einmal der Sax mit einer Lanze vergesellschaftet ist (Grab 762). Trotz der überwiegend einteiligen Waffenbeigabe unterscheidet sich Schleitheim von Bülach und Elgg dadurch, dass insgesamt eine grössere Anzahl von Waffengräbern mit Spatha oder Sax und eine stattliche Menge von Pfeilgräbern vorliegen. Ab dem letzten Drittel des 6. Jahrhunderts (Zeitstufe IV) setzt ein Wandel ein, der durch eine starke Intensivierung der Waffengabe und der Beigabensitte überhaupt gekennzeichnet ist.4178 In Bülach und Elgg ist davon in erster Linie der Sax, meist als alleinige Waffe, betroffen; in Bülach gilt dies auch für die Spatha (mit mehrteiliger Waffenkombination). Während Zeitstufe IV verläuft die Entwicklung in Schleitheim ähnlich, wobei wiederum der Sax die Hauptwaffe bildet und wiederholt die Spatha mit mehrteiliger Waffenkombination belegt ist.4179 Zugleich geht die Anzahl der Männergräber ohne Waffenausstattung zurück. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass Schleitheim hinsichtlich der Waffenkombination in engerer Beziehung zu Elgg und Bülach als zu Marktoberdorf steht, wo die Waffenbeigabe allgemein und die mehrteilige Waffenausstattung mit Spatha während Zeitstufe IV recht ausgeprägt war. Wenden wir uns nochmals den Plätzen zu, wo Reihengräberfeld und Kirche an einem Ort überliefert sind.4180 Es hat sich mehrmals gezeigt, dass die neue christliche Religion und Reihengräberfelder im späten 6. und im 7. Jahrhundert keinen Gegensatz bilden und dass die Gründung einer Kirche nicht sofort das Ende des Reihengräberfeldes bzw. die Verlegung der Bestattungen zum Kirchhof hin bedeutet. Um 800, lange nach der Aufgabe der Reihengräberfelder, wird diese Entwicklung rechtlich verankert, indem gemäss den Kapitularien Karls d. Grossen von 786 und 810/13 die Bestattungen und Totenverbrennungen auf heidnischen Gräberfeldern verboten wurden und die Bestattungen unter kirchlicher Aufsicht zentral zu erfolgen hatten.4181 Doch für die Zeit davor liess sich nicht vollends das Entwicklungsmodell bestätigen, dass der Separatfriedhof – unabhängig von seiner äusseren Erscheinungsform – alle C-Gräber an sich zieht, wie Christlein programmatisch vorgeschlagen hat.4182 Der Tendenz nach ist dies zutreffend. Wesentlich ist auch, dass uns Beigaben hervorgehobener Wertigkeit wie Panzer, goldener Fingerring oder Filigranscheibenfibel, also Sondergaben und Standesabzeichen, auf Ortsgräberfeldern kaum mehr begegnen. Doch soll erwähnt werden, dass in den Kirchengräbern das gesamte Spektrum der Ausstattungsmöglichkeiten vorhanden ist.4183 Ein Männergrab, in der Literatur öfters als Adels527
grab bezeichnet und der Qualitätsgruppe B zuweisbar, stammt aus Pfullingen.4184 Es wurde ausserhalb der dortigen Martinskirche aufgefunden, wobei unklar ist, ob es ursprünglich überhügelt war. Für die Zeit des frühen 8. Jahrhunderts umfasst das Inventar eine reiche Waffenausstattung mit Spatha, Lanze und Schildbuckel. Das Reihengräberfeld Entensee/Hohwiel bricht vermutlich zuvor am Ende des 7. Jahrhunderts ab; ein weiteres, in der Nähe der Martinkirche befindliches Gräberfeld am Lindenplatz lieferte dagegen Gräber des späten 7. und frühen 8. Jahrhunderts.4185 Für den Vergleich mit Schleitheim ist von Bedeutung, dass für die Gründungszeit des Reihengräberfeldes Entensee/Hohwiel um die Mitte des 5. Jahrhunderts überdurchschnittliche Funde bezeugt sind, in der Folgezeit nicht mehr. Die wenigen Grabbeigaben aus dem nachfolgenden Gräberfeld am Lindenplatz sind dagegen von hoher Qualität (goldener Bommelohrring und Anhänger). Zur ältesten Holzkirche unter der Martinskirche gehören einige beigabenlose Steinplattengräber aus dem Innen- und Aussenbereich.4186 Unter den Vorgängerbauten der Kirche St. Martin von Kirchheim unter Teck (D) liess sich ein zu den frühmittelalterlichen Gräbern zeitgenössischer Kirchenbau nicht nachweisen.4187 Im Inneren der Stadtkirche kamen ein beigabenloses zerstörtes Grab, ein alt beraubtes Frauengrab und schliesslich ein ungestörtes Männergrab zu Tage. Es handelt sich dabei um ein sehr gut ausgestattetes Kriegergrab der Kategorie C mit Vollbewaffnung, feuervergoldetem Spathagurt und Bronzebecken. Dieses Grab datiert an das Ende des 6. Jahrhunderts und lässt sich etwa in die Schleitheimer Perlenstufe 7 (Abb. 291) setzen. Älter als Schleitheim-Kirche Grab 30, repräsentiert es eines der ältesten Gräber unter heutigen Kirchen in Südwestdeutschland. Aus Kirchheim/Teck sind mehrere Fundstellen des Frühmittelalters belegt, u.a. das grosse Reihengräberfeld Rauner.4188 Die Belegung dauert ähnlich lange wie in Schleitheim (Tab. 76). Aufgrund des Publikationsstandes lässt sich das Verhältnis zwischen Reihen- und Kirchengräbern der Qualitätsgruppe C nicht beleuchten.4189 Aus dem älteren Fundbestand ragen jedoch die C-Gräber 12 und 134 hervor, wobei Grab 12 ein (jüngerer?) Zeitgenosse des Kirchengrabes sein könnte.4190 Daher zeichnet sich der Befund ab, dass gleichzeitig oder etwas später zur Kirchenbestattung die Qualitätsgruppe C auf dem Ortsfriedhof vorhanden ist, wenn auch mit vergleichsweise vermindertem Beigabenreichtum. Das durch den Kiesabbau teilweise zerstörte Gräberfeld in Staubing (D) (Tab. 76) und der hohe Anteil gestörter bzw. alt beraubter Gräber raten von einer allgemeinen Analyse nach Qualitäts528
gruppen ab,4191 sind doch davon kaum repräsentative Aussagen zu erwarten. Der Fundplatz stellt einen Sonderfall dar. Am Rande des Gräberfeldes befindet sich eine Holzkirche des späten 7. Jahrhunderts: Die Trennung zwischen Reihengräberfeld und Kirche wird hier ausnahmsweise aufgehoben.4192 Die Zuweisung zu einem Sakralbau steht ausser Zweifel, da der Grundriss des Pfostengebäudes, eine Saalkirche mit eingezogenem Rechteckchor, durch Belege in der Kirchenarchitektur besetzt ist.4193 Im Unterschied zu vielen anderen Kirchen blieb die Dauer dieser Kirche auf eine Phase beschränkt. Belegungschronologisch älter als die Holzkirche ist eine Kreisgrabenbestattung, deren vom Grabraub verschonte Beigabenreste die Zuordnung zu Qualitätsgruppe B erlauben.4194 Streng genommen zeigt der Lagebefund keine Separierung.4195 Auch für die an die Kirche angrenzenden Gräber möchte man von einer Separierung im eigentlichen Sinne nicht sprechen.4196 Sie ist von zahlreichen beigabenlosen Bestattungen umgeben, die der letzten Belegungsphase im frühen 8. Jahrhundert angehören. Von diesen hebt sich jedoch das Paar aus Grab 144 und 145 hervor.4197 Datierung, Grabbau, Lagebefund und Beigabenausstattung stimmen überein: Ihre zeitliche Stellung in Zeitschicht 4 ist gesichert, ebenso die Zugehörigkeit zu Qualitätsgruppe C. Wahrscheinlich handelt es sich um Kammergräber, die einen eindeutigen Lagebezug zum Chor der Kirche besitzen. Von diesen beiden Gräbern abgesehen, lassen sich weitere sieben Gräber der Kategorie C zuordnen.4198 Dabei fällt auf, dass sich die einschlägigen Grabfunde zeitlich am Belegungsende häufen. Konnten für Zeitschicht 2 ein Beleg und für Schicht 3 immerhin drei Belege ausgesondert werden, liegen für Schicht 4 schliesslich fünf Nachweise vor. Die Lage der C-Gräber zeigt eine besondere Verteilung im Gräberfeld. Während der Zeitschicht 3 liegen die C-Gräber in nächster Nähe zur Kreisgrabenbestattung 122. Infolge der Beraubung ist eine genauere Klassifikation von Grab 122 unmöglich; die Zugehörigkeit (mindestens) zur Qualitätsgruppe B steht ausser Frage.4199 Diese Geschlossenheit der C- Gräber zerfällt am Belegungsende. Da zeigt sich eine «Minigruppe» mit dem Ehepaar vor der Kirche und eine andere Gruppierung im östlichen, der Kirche abgewandten Gräberfeldteil. Möglicherweise wird ein Befund angezeigt, wie er auf verwandte Weise bereits begegnete: Ein Bezug zur Kirche bzw. zum Grabhügel bindet einerseits die Kategorie C an den hervorgehobenen Standort, schliesst aber weitere Belege desselben und etwas darunter liegende Niveaus auf dem allgemeinen Gräberfeld nicht aus. Soweit das Christentum an Grabbeigaben ables-
bar ist, sind die Belege auf dem Reihengräberfeld teilweise älter als der Kirchenbau.4200 Der älteste Nachweis (und zugleich das älteste C-Grab) stammt in Form des Goldblattkreuzes aus Grab 76, das in die Zeit um 600 datiert wird.4201 Daneben finden sich weitere Hinweise auf Beigaben mit christlicher Symbolik, die mit ihrer Datierung um 700 vermutlich jünger als die Holzkirche sind.4202 Betrachtet man die Verteilung im Gräberfeld, liegen die älteren Beispiele näher zur Holzkirche, während die jüngeren weiter im östlichen Teil vorkommen.4203 Ein weiteres Goldblattkreuz, das wohl neben der Kirchensepultur eindeutigste Bekenntnis zur christlichen Religion,4204 stammt aus dem Reihengräberfeld Sontheim a. d. Brenz4205 (Tab. 76). In der Nähe, in der Pfarrkirche St. Gallus zu Brenz (Gem. Sontheim a. d. Brenz, D), kam eine der frühesten Holzkirchen, eine dreischiffige Anlage mit Gräbern im Innen- und Aussenbereich, zu Tage.4206 Anhand von Kirchengrab 75 ist die Kirchengründung im ausgehenden 6. Jahrhundert bezeugt. Die Belegung reicht bis in das frühe 8. Jahrhundert (Grab 39). Infolge der ausgesprochenen Beigabenarmut und nicht weniger, beigabenloser Gräber unterscheidet sich diese Kirchensepultur von den bisherigen Fundorten.4207 Im Unterschied zu diesen sind Grabbeigaben mit christlicher Symbolik aus dem (unvollständig erfassten) Reihengräberfeld Sontheim wohl jünger als die Kirchengründung. Hierzu zählt das erwähnte Goldblattkreuz aus Sontheim Grab 83 der fortgeschrittenen Zeitstufe IV und möglicherweise eine Goldfiligranfibel der frühen Zeitstufe IV aus Grab 162, auf deren Mittelbuckel eine Kreuzesdarstellung erkennbar ist.4208 Zwar enthält das Reihengräberfeld Sontheim einige solide Ausstattungen mit Waffen und Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall;4209 die Indikatoren auf die Qualitätsgruppe C fehlen aber fast gänzlich, abgesehen z.B. von Grab 83 und 162. Dagegen stammt ein C-Grab, gleichfalls aus Sontheim, aus dem dortigen Separatfriedhof auf freiem Felde.4210 Die Kenntnis über das frühmittelalterliche Gräberfeld Lorenzberg bei Epfach ist lückenhaft und die Zuweisung der als Kirchengräber in Frage kommenden Frauengräber 150 und 159 zu einem spätrömischen, im Frühmittelalter als Kirche angenommenen Gebäude ist ebenfalls nicht über alle Zweifel erhaben.4211 Im Vergleich zu den behandelten Fundorten fällt auf, dass am Lorenzberg nur ein geringer Teil der Gräber mit Beigaben ausgestattet ist.4212 Für die örtlichen Verhältnisse ist das dortige Grab 150 mit goldenen Bommelohrringen und Goldblechanhängern überdurchschnittlich ausgestattet. In dieser Hinsicht und mit seiner Stellung in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts ist es durch Merkmale gekenn-
zeichnet, die bereits als typisch für die Kirchensepultur erkannt wurden. In Epfach wiederholt sich ansatzweise die Situation, dass neben den (vermuteten) Kirchengräbern ein weiteres, gut ausgestattetes und nahezu gleichzeitiges Kriegergrab einer separiert (?) gelegenen Gräbergruppe existiert.4213
Zusammenfassung Für das letzte Kapitel, das dem Verhältnis der topographisch-funktionalen Einheiten von Siedlung, Kirche, Reihengräberfeld und Separatfriedhof gewidmet war, sind die Vergleichsmöglichkeiten begrenzt, da selten mehrere der vier Einheiten an einem Ort archäologisch nachgewiesen sind. Unserem Fundplatz Schleitheim kommt gleichsam ein Modellcharakter zu, der einen besonders tiefen Einblick in die soziale Verfassung einer dörflichen Gemeinschaft gestattet. Für die frühmittelalterliche Topographie liess sich wiederholt feststellen, dass Kirche und Reihengräberfeld zwar zu einer Siedlungsgemeinschaft gehören, aber räumlich voneinander getrennt liegen. Die Ursachen mögen im profanen Bereich liegen, indem das Reihengräberfeld im fortgeschrittenen Belegungsstadium keinen Platz mehr für eine Kirche bot oder Grabungsgrenzen vielleicht zu eng für den Nachweis einer Kirche gesteckt waren. Trotz alledem hätten sich angesichts der Fülle von Reihengräberfeldern mehr Hinweise auf Kirchen finden lassen müssen, wären sie tatsächlich am Rande von paganen Reihengräberfeldern errichtet worden. Ausgehend von Beobachtungen in Schleitheim, nämlich dass sich der Grabreichtum der Kategorie C mit seiner deutlichen Ausprägung zum kirchlichen Sonderfriedhof hin verlagert hat, im Ortsgräberfeld Hebsack dennoch einige, im Vergleich zur Kirchensepultur aber schwächer ausgestattete C-Gräber verbleiben und solide B-Gräber zum Zeitpunkt der Kirchengründung nicht etwa zurückgehen, sondern zunehmen, wurden im Rahmen einer Strukturanalyse verschiedenartige Fragestellungen an Vergleichsfundorte herangetragen. Diese betrafen vor allem die zeitliche und räumliche Verteilung der Qualitätsgruppen vor und nach der Separierung und den Beginn des ländlichen Christentums, gespiegelt in Beigaben mit christlicher Symbolik auf den Reihengräberfeldern. Um 700 findet der zeitliche und quantitative Höhepunkt der Separierung statt, wobei einschlägige Gräberfelder aussergewöhnlich lange belegt werden. Noch vor der Mitte des 7. Jahrhunderts ist Schleitheim in den Nobilifizierungsprozess eingebunden, vor oder um 700 bricht die Reihengräbersitte ab. Aufgrund der Verteilung 529
der Qualitätsgruppen liessen sich keine räumlichen Konzentrationen als Vorform der Separierung in Schleitheim-Hebsack feststellen. Durch das Vorkommen von C-Gräbern auf dem Ortsgräberfeld Hebsack und in der Kirche ist mit der Existenz mindestens zweier Familien mit Macht im Schleitheimer Kleinterritorium zu rechnen. Bei den herangezogenen Fallbeispielen ergaben sich trotz unterschiedlicher Konstellationen gewisse strukturelle Regelmässigkeiten. Die frühmerowingische Gründergeneration des Reihengräberfeldes ist meist mit einer überdurchschnittlichen Beigabenausstattung – insbesondere der Frauen – versehen, die sich gleichwertig in der unmittelbaren Folgezeit nicht wiederholt. Im Anschluss daran setzt eine Phase der Konsolidierung ein, der – beispielsweise in Schleitheim – eine Zwischenphase des Rückschrittes vorausgehen kann. Während der spätmerowingischen Zeit ist die Separierung überwiegend mit Qualitätsgruppe C verbunden, was das Schlagwort, den Auszug der Oberschicht aus dem angestammten Reihengräberfeld und damit die Auflösung der Gemeinschaft, geprägt hat. Doch stellt dies nur die eine Seite dar. Andererseits weisen die «Kronzeugen» des spätmerowingischen Adels, die Kirchengräber, die gesamte Bandbreite der Beigabenausstattungen auf, die den Qualitätsgruppen A bis D entsprechen. Zugleich ist die Kategorie C auf Haupt- und Sonderfriedhof bezeugt, sodass mit der Existenz mehrerer wichtiger Familien oder mit Wahlmöglichkeiten des Bestattungsplatzes der Personen der Kategorie C zu rechnen ist. Damit ist eine sozialgeschichtliche Problematik der späten Merowingerzeit angesprochen, die sich mit der Nobilifizierung bzw. mit der Entstehung eines örtlichen «Adels» auseinandersetzt. Pointiert geht es um die Frage, ob die Hervorhebung Weniger die soziale und materielle Abhängigkeit der Hauptbevölkerung nach sich ziehen könnte und ob die damit verbundene soziale und zweifellos erfolgte Differenzierung zu einer Zweiteilung und Entsolidarisierung führt.4214 Quellenbedingt sind solche historische Fragestellungen am anonymen archäologischen Befund nicht leicht und nur mit gebotener Vorsicht zu beantworten. Es zeigten sich Tendenzen, die weniger auf eine Entsolidarisierung und Verarmung weiter Bevölkerungskreise – eher im Gegenteil – hindeuten, die aber einen tiefgreifenden Wandel im Rahmen der Nobilifizierung offenbar machen. Falls CGräber auf dem Reihengräberfeld zeitgleich zu einem wie auch immer gearteten Separatfriedhof vorhanden sind, ist die «Monopolstellung» der separiert bestattenden Personen zumindest durch die Koexistenz einer weiteren einflussreichen Familie abgeschwächt. Infolge des teilweise unsi530
cheren Lagebefundes konnte für Fridingen nicht sicher geklärt werden, ob sich in der Zeit um 700 C-Gräber auch ausserhalb der Tumulusgräber befinden. Bei unserer Umschau diente Kirchheim/Ries als das Paradebeispiel für den Sonderstatus der separierten örtlichen Oberschicht. Eine Reihe von archäologischen Sozialindikatoren sind für diesen Separatfriedhof reserviert: Hier konzentrieren sich Sondergaben, Goldobjekte und allgemein die C-Gräber. Die Vorrangstellung wird in der Bestattungssitte durch Pferde- und Kammergräber unterstrichen. Das Christentum ist aber keine alleinige Angelegenheit der Oberschicht. Es kommt auf dem Kirchheimer Hauptund Sonderfriedhof vor, wobei christliche Merkmale bereits früher bei der Hauptbevölkerung aufgefallen sind. Aber, der soziale Abstand bleibt trotz der neuen Religion bestehen: Die Elite des 7. und frühen 8. Jahrhunderts hat sich sprichwörtlich abgesetzt, verbunden mit dem Bestreben, sich nach unten zur Bevölkerungsmehrheit abzugrenzen. In gewisser Weise gilt diese Aussage auch für das frühmittelalterliche Bülach. Im 7. Jahrhundert ist die führende Personengruppe nicht mehr auf dem angestammten Reihengräberfeld Bülach-Füchsli zu finden. Die strukturellen Gemeinsamkeiten zu Schleitheim beruhen darauf, dass beide Reihengräberfelder eine reiche Gründergeneration aufweisen und die Kirche eine überdurchschnittliche Frauenbestattung gleicher Datierung in ihrem Inneren birgt. Auch die Entwicklung der allgemeinen Beigabensitte weist gleichzeitige und gleichartige Grundzüge auf. Die Fallbeispiele bezogen sich bislang auf sog. alamannisches Stammesgebiet. Es handelt sich jedoch nicht um einen spezifischen, regional oder gar ethnisch gebundenen Vorgang.4215 Auch in Bayern konnten wir sehen, dass C-Gräber nicht nur im direkten Umkreis der Kirche, sondern auch auf dem der Kirche abgewandten Gräberfeldareal begegnen und das Christentum des Reihengräberfeldes älter als das der Kirchengräber sein kann (Staubing). Allgemein war wiederholt zu beobachten, dass das 5. Jahrhundert reiche Gründergräber, aber kleinere Friedhöfe (Zeitstufe II) aufweist als das 6. Jahrhundert (Zeitstufe III). Jetzt steigen die Gräberanzahl und die Menge der Gräberfeldgründungen stark an. Demgegenüber unterliegt die Beigabensitte einer gegensätzlichen Entwicklung, indem Reichtum und Vielfalt im frühen 6. Jahrhundert abbrechen, bis ein Ausgleich erfolgt. Schleitheim stellt hierfür ein eindrückliches Beispiel dar. Pointiert besteht diese widersprüchlich erscheinende Entwicklung darin, dass gleichzeitig zum Einbruch der Beigabensitte eine explosionsartige Zunahme der Bevölkerung einsetzt.4216 Im Einzelfall mag Zuwanderung zutreffen; im Ganzen lässt es sich mit Zuzug oder Mi-
grationsbewegungen nicht recht argumentieren, da es sich um eine überörtliche, zeitlich gleichgerichtete Entwicklung handelt. Demnach könnten Faktoren an der scheinbaren Zunahme der Bevölkerung beteiligt sein, die lokal verwurzelt sind und gleichzeitig einem überregionalen Trend entsprechen. Wäre es nicht vorstellbar, dass ein Wandel in der Beigaben- und Bestattungssitte den scheinbaren Bevölkerungsschub mit auslösen kann? Diese Theorie setzt voraus, dass eine Grundbevölkerung am Ort vorhanden war, die zuvor archäologisch nur in geringem Umfang in Erscheinung trat. Die Reihengräbersitte bzw. die Bezeichnung «Reihengräberzivilisation» ist mit dem Werden des Frankenreiches verbunden. Wenn das Vorbild dieser Sitte immer mehr zur Nachahmung, verbunden mit der Aufnahme der Beigabensitte, verlockte, könnte darin eine Erklärungsmöglichkeit für die gestiegene Bevölkerungszahl erblickt werden. Das Vorbild als verbindende und einigende Kraft besitzt zusätzlich für die Ethnogenese der Alamannen eine besondere Bedeutung.
Bemerkungen zur Stammesbildung Das Kapitel will als Annäherung an eine schwierige und von der Vergangenheit belastete Thematik verstanden werden.4217 Nicht umsonst stellt die ethnische Deutung in der Archäologie einen der nur schwer auslotbaren Bereiche dar. Die Zuordnung der archäologischen Quellen zu einzelnen, ethnisch geschlossenen Verbänden (wenn es eine Geschlossenheit geben sollte), die Kenntnis der Stammesgrenzen und allfällige Migrationsbewegungen bedürfen tiefen Analysen auf abgesichertem und theoretisch begründetem Fundament. Diese Arbeit kann im vorliegenden Rahmen nicht geleistet werden. G. Kossinna prägte den «Glaubenssatz» mit weitreichenden und nicht unbedingt nur positiven Folgen: «Scharf umgrenzte archäologische Kulturprovinzen decken sich zu allen Zeiten mit ganz bestimmten Völkern oder Völkerstämmen».4218 Vor allgemeinen Aussagen mit Absolutheitsanspruch muss gewarnt werden. Eine der zentralen und kontrovers diskutierten Fragen beruht seither darauf, ob und auf welche Weise die regionale Differenzierung des Fundstoffes bzw. einzelne «Fundprovinzen» mit Ethnien in Verbindung gebracht werden können. Trotz des vermehrten Fundbestandes ist der Nachweis nicht einfacher geworden und die Diskussion ist, nicht zuletzt durch die grossen Ausstellungen zu den Bajuwaren, Alamannen und Franken, in Gang gekommen.4219 Als Folge des politischen Missbrauches vor 1945 wurde in der Nachkriegszeit der Forschungszweig kaum behandelt. Erst in und nach
den 60er Jahren fand die Thematik, von einer Ideologie befreit, wieder Eingang in die Forschung.4220 Seither ist die ethnische Deutung ein wichtiger Forschungsbegriff, dem jüngst wichtige Arbeiten gewidmet waren.4221 Nach der konventionellen Methode wird im Rahmen des geographischen Prinzips von Formen-, bzw. Kulturkreisen und Fundverbreitungskarten ausgegangen, wo dann, je nach Schwerpunkt, ein Herkunftsgebiet durch die Interpretation des Kartenbildes postuliert wird.4222 Unter Berücksichtigung der Chronologie lassen sich, ähnlich wie beim Belegungsgang von Gräberfeldern, ein oder mehrere (?) Ausgangsräume benennen. Gedanklicher Hintergrund ist die Annahme, dass gemeinsame archäologische Merkmale eine gemeinsame Ethnie spiegeln, die anhand von Schriftquellen lokalisiert werden. Im Grunde genommen bedeutet dies eine starke Vereinfachung. Daneben muss bedacht werden, dass dieselben archäologischen Objekte bei Angehörigen verschiedener Populationen in Gebrauch waren und dass eine unterschiedliche Beigabensitte Auskunft über die ethnische Zugehörigkeit geben kann.4223 Die Deutung derartiger Kartenbilder ist problematisch, da nicht unbedingt Stammesgebiete oder ethnisch ansprechbare Provinzen, sondern sehr unterschiedliche Ursachen, z.B. Herrschafts-, Verkehrs- oder Wirtschaftsräume, und nicht zuletzt eine regional unterschiedlich geübte Beigaben- und Bestattungssitte gespiegelt werden können.4224 Leicht vergessen wird auch, dass die Verbreitung einer Fundgruppe nicht identisch mit einer Stammesgruppe sein muss, wie umgekehrt sich eine ethnische Ansprache nicht nur nach einem geographischen Raum ausrichten möchte. Dies scheint bei der Interpretation von Verbreitungsbildern von Fibeltypen einer tieferen Beachtung wert zu sein, die auf der Suche nach der ethnischen Deutung bisweilen überfragt werden.4225 Dennoch wird auch in der modernen Forschung nach wie vor davon ausgegangen, dass «Verbreitungsbilder … die Volkstumsverhältnisse dieser Zeit im europäischen Raum eindrücklich» wiedergeben.4226 Ein methodischer Konsens ist noch nicht gefunden, wie Christlein bereits 1978 bemerkte;4227 manch einer hält die Frage nach der Ethnogenese sogar falsch gestellt, da Ethnogenese als ein «dynamisches … System» einzuschätzen ist und dabei der «Gedanke des Stets-sich-neu-Formierenden» die Hauptrolle spielt.4228 Weiter sei keine «archäologische Definition von Germanen» möglich, weil «auf dem Feld der Wirtschaft … und bei der Gesellschaftsstruktur keine Realisationen fassbar sind, die vom ‘inneren Wesen’ her als germanisch aufgefasst werden können».4229 Ein methodischer Fortschritt und wahrscheinlich 531
der Weg, der am ehestens zum Erfolg führt, beruht darauf, Sitten und Gebräuche zu analysieren4230 und geographisch bestimmbare Räume besonderer, kennzeichnender Bestattungs-, Beigaben- und Trachtsitten auszusondern, die wiederum mit den zeitgenössischen historischen Nachrichten über Stammesverbände in Verbindung gebracht werden können. Mit einem verwandten Ansatz wurde kürzlich der Weg der quantifizierenden Methode eingeschlagen.4231 Hinter beiden Ansätzen steht die Auffassung, jenseits der objektbezogenen Analyse die Beigaben- und Bestattungssitten als Ganzes zu betrachten4232 und damit, wie es Siegmund ausgedrückt hat,4233 den Betrachtungsschwerpunkt «vom Haben zum Tun der Menschen» zu verlagern. Das Tun freilich bezieht sich nicht auf aktive Handlungen, sondern auf archäologisch evidente Lebensbereiche, -formen und Verhaltensweisen im Spiegel der Beigaben- und Bestattungssitte. Dieser Akzent kann Zugang zu einem Bereich ermöglichen, den Historiker als «Wir-Bewusstsein» umreissen und der in dieser Eigenschaft als Einheit und Zusammengehörigkeit stiftendes Merkmal eines Verbandes erkannt wird.4234 Dadurch, dass Schmuck-, Tracht- und Waffenformen eine weiträumige Verbreitung besitzen können, die Sachkultur besonders des 6. und 7. Jahrhunderts verhältnismässig einheitlich ist und sich gewisse Gebiete, z.B. westlich des Rheins, sich durch Beigabenlosigkeit entziehen, werden die Voraussetzungen nicht einfacher. Bei der ethnischen Unterscheidung, wird diese im Sinne Wolframs verstanden, kommt deshalb – wie betont – den Sitten und Gebräuchen eine besondere Bedeutung zu. Gerade in der Diskussion um Romanen und Germanen konnten, z.B. für Kaiseraugst, wichtige Resultate erzielt werden.4235
Definitionen und Theorien In besonderen historischen Situationen können «Wanderung» und «Landnahme» für ein Volk prägend sein und unter Umständen eine grundlegende Daseinserfahrung darstellen, die die spätere Geschichte des Volkes nicht unerheblich beeinflusst. Aus biblisch-alttestamentarischer Zeit ist die Flucht des Volkes Israel aus Ägypten mit der Auskundschaftung Kanaans und dem Zug über den Jordan ein geradewegs klassisches Beispiel für eine «Landnahme».4236 Wolfram definiert den Begriff des griechischen ethnos (Volk, Verband), der dem lateinischen gens entspricht, unter Berufung auf Cassiodor und Isidor von Sevilla als eine «Gemeinschaft gleichen Rechtes und sozialen Bewusstseins», wobei diese als «polyethnische politische Einheit zu denken» ist.4237 Dabei scheint der Akzent weniger auf 532
Abstammung und Volkszugehörigkeit als auf gemeinsamen, verbindlichen Regeln des Zusammenlebens und Normen zu liegen. Ethnogenese, «Wanderungen» bzw. Migrationsbewegungen und «Landnahme» sind Begriffe, die eng miteinander verbunden sind. Bis zu einem gewissen Grad setzten sie geographische Mobilität sowie Kontakte über weite Gebiete voraus. Die Begriffe haben einen Deutungswandel erfahren. Dabei ging die ältere Forschung von einer Annahme aus, die letzthin in der Romantik des 19. Jahrhunderts verwurzelt ist.4238 Völker wurden zwar als Individualitäten mit eigener kultureller Ausprägung und als historisch gewordene Einheiten gesehen, wobei ihnen zugleich eine Art «biologischer Grundsubstanz» zugeschrieben wurde, «an deren Erhalt ihr Fortleben gebunden blieb».4239 Seit der grundlegenden Arbeit von R. Wenskus zu Stammesbildung und Verfassung der frühmittelalterlichen gentes ist dieser Ansatz fragwürdig geworden, wobei zugleich von geradlinigen Ableitungen über die Völkerwanderungszeit zurück in die Vorzeit Abstand genommen wurde, was neben anderen Faktoren eine Namenskontinuität voraussetzen würde:4240 Das Ende der romantisch eingefärbten Denkungsart führte dazu, Stämme und Völker nicht als biologische Einheiten und Abstammungsgemeinschaften zu sehen, welche nur die Siedelgebiete wechselten und sich selbst gemäss einem «Universalschema der Selbstdeutung archaischer Völker» als solche verstanden. Stattdessen werden sie als historisch gewordene Einheiten betrachtet, die sich in bestimmten Räumen und Zeiten auf historisch rekonstruierbare Weise gebildet haben.4241 Die davon betroffene Ethnogenese oder Stammesbildung ist zwischenzeitlich ein häufig diskutiertes Thema geworden.4242 Die jüngere Forschungstheorie für die Stammesbildung beruht darauf, dass zwischen den neu entstandenen Gruppierungen an der ehemaligen Reichsgrenze des Donau–Iller–Rhein-Limes und dem Werden und der Begründung des fränkischen Grossreiches möglicherweise ein gegenseitiger Zusammenhang besteht, z.B. im Sinne einer kulturellen Rückbindung oder als Rekrutierungsraum.4243 Dies gilt insbesondere für westgermanische Verbände im Vorfeld des spätrömischen Limes, die über längere Zeit ihre Verbindungen in die Germania libera aufrechterhalten konnten. Ostgermanische Verbände dagegen, zu denen u.a. Goten, Vandalen und Burgunder zählen, liessen sich in den römischen Provinzen am Mittelmeer nieder und wurden bereits in der älteren Kaiserzeit von antiken Schriftstellern erwähnt. Die historische Erwähnung von westgermanischen Zusammenschlüssen – z.B. Franken, Alamannen, Thüringer, Bajuwaren – erfolgte erst später im Laufe des 3. Jahrhunderts (und später) und betraf
dabei auffallenderweise Gebiete, in denen die Verbände für die nächsten Jahrhunderte bezeugt sind.4244 Bei ihnen blieb eine Verbindung in die Germania libera bestehen, wie an bestimmten Formen der Keramik und der Fibeln, z.B. Bügelknopffibel, abzulesen ist.4245 Da, wie es der Historiker H. Keller formulierte, «gleichzeitig ältere Völkernamen aus der Überlieferung verschwinden und nun regionale Teilverbände der neuen Grossstämme bezeichnen, sind … während der jüngeren Kaiserzeit neue Völker entstanden», die bis in unsere Gegenwart die Herkunft von Menschen kennzeichnen.4246 Daraus ergibt sich, dass die Stammesbildung wohl weniger in den Zeiten der Wanderschaft, als vielmehr im «Landnahmegebiet» selbst erfolgte und Stammesbildung und Inbesitznahme von neuen Landstrichen möglicherweise nicht voneinander zu trennen sind.4247 Im neuen Siedlungsraum kommt es zu einer neuen Identität, zur «Herausbildung einer eigenen, ethnisch verstandenen Tradition», wobei zugewanderte Gruppen, die es zweifellos gegeben hat, und ansässige Grundbevölkerung zusammenwuchsen.4248 Als Deutungsmodell wurde angeboten, dass erst die Festsetzung auf ehemals römischem Gebiet den Wandel der temporären, kriegerisch gefolgschaftsähnlichen Zusammenschlüsse zu festeren Bindungen und damit eine wichtige Voraussetzung, einen Kern für das spätere Zusammenwachsen, bewirkt haben können.4249 Dieses Modell wird und wurde vor allem für die bajuwarische Stammesbildung in Anspruch genommen.4250 Der wesentliche Aspekt für Schleitheim beruht darauf, dass die Stammesbildung als ein Verschmelzungsprozess verschiedener Bevölkerungsgruppen für ein festes Siedlungsgebiet verstanden wird. Nicht das unstete Dasein auf Wander- oder Kriegszügen, sondern die Inbesitznahme und das kontinuierliche Besiedeln eines Platzes stellt demnach eine wichtige Voraussetzung dar. Wie sollen sich auch gesellschaftliche oder «politische» Strukturen verfestigen, wenn man unterwegs und am Ziel noch nicht angekommen ist? Dies ist in Schleitheim seit dem späten 4. Jahrhundert der Fall (Siedlung Brüel);4251 ab der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts setzt bekanntlich die Belegung von Schleitheim-Hebsack ein. Der historische Hintergrund ist zunächst mit den kriegerischen Auseinandersetzungen mit Römern und später mit den Franken, dann ab Chlodwig mit dem Werden des fränkischen Grossreiches zu verbinden.4252 Auch wenn Schleitheim, von der merowingischen Machtzentrale aus betrachtet, eine Randexistenz führt, ist es möglich, dass das Frankenreich durch seine im Vergleich zur späten Römerzeit relativ feste Stabilität der Herrschaft und der Grenzen Rahmenbedingun-
gen vorgab, die für die Stammesbildung der Bajuwaren und Alamannen von grundlegender Bedeutung sind. Aus historischer Sicht liegen anscheinend keine Hinweise auf eine plötzliche Einwanderung eines geschlossenen Volkes vor, das bislang vom Limes abgewehrt worden wäre.4253 Wir wissen heute, dass das ehemalige Dekumatenland nach Rücknahme an den spätrömischen Donau-Iller-RheinLimes nicht schlagartig und vollends in germanische Siedler überging, sondern die Inbesitznahme einen zeitlich und regional differenzierten Vorgang darstellt.4254 Allerdings muss einschränkend hinzugefügt werden, dass Zeit und Umfang der Besiedlung der Neuankömmlinge noch nicht gänzlich gelöst sind und immer wieder, sicherlich zu Recht, die elbgermanische Herkunft bemüht wird, ohne dass streng genommen die Herkunftsgebiete unter ethnischer Zuordnung differenziert sind.4255 Es wurde sogar vor einer Überinterpretation gewarnt, da der als elbgermanisch bezeichnete Raum alles übergreift, «was der Historiker hier an Ethnien kennt oder vermuten kann».4256 Dabei ist zu bedenken, dass für unsere Zielgruppe, die Alamannen, kein Herkunftsgebiet in den römischen Schriftquellen genannt wird, also auch keines für den elbgermanischen Kreis.4257 In der Beobachtung jedoch, dass die germanische Besiedlung seit dem Limesfall (zuvor keine Belege!) stetig im 3. bis zum 5. Jahrhundert anhält und unter Zunahme der Grabfunde in einer räumlichen Ausdehnung nach Südwesten vonstatten geht, wird ein Hinweis offenbar, den man nicht unterschätzen darf: Die Besiedlung vollzieht sich stufenweise, aber mit einer bestimmten Richtung und offenbar nicht ziellos. Schleitheim ist in der letzten Phase dieses allmählichen Vorganges eingebunden, was seiner geographischen Lage im Vorfeld des Rheinlimes gut entspricht. Beim Aufkommen des alamannischen Stammesnamens ergibt sich eine weitere Koinzidenz: Angesichts der allgemeinen Germanenbedrohung während der Spätantike werden die Alamanni im Laufe des 3. Jahrhunderts konkret mit einem eigenen Namen belegt.4258 Dies geschah zu dem Zeitpunkt, als archäologisch Gräber mit auswärtiger Komponente jenseits des Rheins mit steigender Zahl fassbar werden4259 Übereinstimmend aus archäologischer und historischer Sicht verdichten sich die Hinweise ab dem ausgehenden 3. Jahrhundert. Für die Stammesbildung ergibt sich daraus die These, dass diese Kleinverbände, die wohl kriegerisch-gefolgschaftsähnlich aufgebaut waren und möglicherweise mit den Alamannennamen bezeichnet wurden, einen Traditionskern der späteren Stammesbildung darstellen können, welche ihre Dauerhaftigkeit erst durch das Frankenreich erhalten hat.4260 Für H. Keller und D. Geuenich stellt sich 533
deshalb die «für das Problem der ‘Stammesbildung’ zentrale Frage, ob nicht erst die Einbeziehung der ‘Alamannen’ in die auf römische Tradition zurückgreifende Organisation des merowingischen Grossreiches und der Fixierung ihres ‘Platzes’ in einer räumlich übergreifenden Ordnung die Voraussetzungen für die Ausbildung einer territorial zu umschreibenden, aber ethnisch verstandenen Gemeinschaft gegeben waren: der in der Alamannia siedelnden Menschen, die sich und anderen als Alamannen galten».4261
Das Fallbeispiel Schleitheim4262 Lässt sich die These auf Schleitheim übertragen, dass der frühmittelalterlichen Stammesbildung ein älterer spätkaiserzeitlicher traditionsstiftender Kern der kriegerisch-gefolgschaftsähnlichen Verbände vorausgeht, nämlich Gruppierungen, denen vielleicht die reges und reguli des Ammianus Marcellinus4263 zu Grunde liegen und welche erst durch die Entstehung des Frankenreiches gleichsam einen äusseren Rahmen erhielten, in dem sich eine Verschmelzung heterogener Bevölkerungsgruppen vollziehen konnte? Mit anderen Worten, ist es möglich, den Übergang von einem losen in einen festen Verband nachzuzeichnen?4264 Eine Antwort auf dieses komplexe Thema kann an dieser Stelle nicht gegeben werden – nur einige Bemerkungen und Thesen, die sich aus den Bestattungs- und Beigabensitten zusammenfassend ableiten lassen. Dabei bieten sich die folgenden Bereiche an.
Bestattungssitte, Belegungsweise und Traditionskerne Der Siedlungsbeginn Schleitheims steht an einer Grenze, wo ältere Traditionen noch kurz lebendig sind. Kennzeichnend hierfür sind die spätkaiserzeitlichen Kammergräber, die im Hebsack ohne Nachfolge bleiben. Wie können sie dann als Traditionsträger dienen? Tradition ist symbolisch und als Kern zu verstehen, aus dem heraus, Neues mit Altem verbindend, der Siedlungsbeginn in Schleitheim eingeleitet wird. Ihre denkmalhaft isolierte Lage innerhalb des Reihengräberfeldes Schleitheim-Hebsack bis ins 6. Jahrhundert hinein spricht für sich: Die Kammergräber verkörpern die Tradition und werden im weiteren Belegungsgang zunächst nicht miteinbezogen. Die separierte Kammergrabsitte als exklusive Art und Weise der Bestattung kann überdies in Verwandtschaft mit der Einzelgräbersitte gut bis hervorragend ausgestatteter Grablegen des 3.–5. Jahrhunderts in Südwestdeutschland und der Germania libera gesehen werden und lässt sich für 534
Schleitheim gewissermassen als ein Traditionskern bzw. als ein Nachhall der stufenweise erfolgten Ausdehnung nach Südwesten deuten.4265 Das richtungsweisende Neue im Falle Schleitheims ist, dass die Diskontinuität der Kammergräber aufgegeben wird und am Ort der Kammergräber, die zu Gründergräbern werden, ein bedeutendes Reihengräberfeld mit jahrhundertelanger Belegung entsteht. Darin zeigt sich der Beginn einer neuen Kontinuität, die als der Anfang des Überganges von einem losen Personenverband zu einer festen Siedelgemeinschaft interpretiert werden kann. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang ein bereits erwähnter Interpretationsvorschlag des Ortsnamens, dass Bildungen auf -heim den Wohnort bezeichnen und damit eine langfristige Siedlungsplanung sowie im übertragenen Sinne eine Platzgebundenheit bedeuten könnten.4266 Aufgrund der Belegung scheint sich dies etappenweise zu vollziehen (Kart. 12–13). Was die Gesamtverbreitung anbelangt, fällt auf, dass die West–Ost-Ausdehnung von Schleitheim-Hebsack annäherungsweise durch die ältesten Gräber der ersten und zweiten Generation bzw. Perlenstufe umrissen wird. Zunächst herrscht eine weit auseinander gezogene, gruppenweise orientierte Belegung und «Haufenbildung» im 5. Jahrhundert vor (Abb. 290). Dieses Ergebnis lässt sich durch die 1998 untersuchten Gräber bestätigen. Zwar wurde der weibliche Überschuss der Zeitstufe II, welcher bekanntlich in der nordöstlichen Separatgruppe mit überdurchschnittlicher Beigabenausstattung der Frauengräber kulminiert, durch die Neufunde etwas abgemildert. Dennoch ist in der ungleichen Verteilung der Geschlechter ein Hinweis zu erkennen, dass Männer – durch den Einsatz bei kriegerischen Ereignissen, Beutezügen oder möglicherweise durch Auxiliardienste am Rheinlimes (?) – nicht in dem Umfang vertreten sind, in dem man es für eine dörfliche Siedlungsgemeinschaft erwarten möchte: Der lose Personenverband ist noch nicht zu einem fest verbundenen geworden. Eine weitergehende Interpretation könnte den Ansatz verfolgen, dass das einzelne Gruppenbewusstsein noch stark, ein Wir-Bewusstsein erst schwach ausgeprägt ist, welches sich erst im Laufe eines Verschmelzungsprozesses entwickeln sollte. Dennoch hat es den Anschein, dass gewisse Traditionskerne nicht nur durch die spätkaiserzeitlichen Kammergräber vertreten werden. Bereits zu Belegungsbeginn sind Gräber nachgewiesen, die am Anfang einer sich ausbildenden Bestattungsund Belegungstradition stehen. SchleitheimHebsack Grab 719, 676 (mit Vorbehalt) und 695 markieren einerseits die Achse, wo ein alter Weg vermutet wird. Andererseits sind sie durch eine besondere Lage innerhalb des Friedhofes ge-
kennzeichnet, indem sie zum Zeitpunkt ihrer Grablegung noch vereinzelt liegen, sich im Laufe der weiteren Belegung aber als Anfangs- oder Kristallisationspunkte von Grabreihen erweisen, die später aufgefüllt werden. Ähnliches gilt für Grab 776, das sich weiter nördlich der Achse befindet. Zugleich handelt es sich um Gräber mit einer Orientierungsänderung statt W-O nun NOSW, die für die Anlage späterer Bestattungen und Grabreihen bestimmend werden sollte. Erst am Übergang von Zeitstufe II auf III kommt es im Rahmen der ersten Umorganisation zu einer zögernden Bildung von Grabreihen, aus denen später enge Reihenbildungen hervorgehen. Dies ist wiederum aus der gleichen Kartierung ersichtlich (Kart. 13, Frauengräber der Perlenstufe 3), wobei ein besonderes Belegungsverhalten auffällt. Die jetzt anschliessenden Gräber der dritten Generation, die gerade noch der Zeitstufe II angehören, weisen – wie die zweite Generation – eine verstreute Lage auf. Es werden also Prinzipien fortgeführt, aber mit gewissen Veränderungen. Insgesamt wird die Belegungsweise räumlich weiter ausgreifend, v.a. im Westteil. Dadurch kommt es zu wenig Überschneidungen mit bereits belegten Arealen. Ausserdem zeichnen sich schwach erkennbare Ansätze zur Bildung von Reihen ab; allerdings liegen sie nicht in direkter Nachbarschaft zu den ältesten Bestattungen. Einerseits Annäherung der zeitgleichen Gräber, andererseits eine gewisse Distanz zu den Vorgängern: vielleicht zeigt sich hier ein Unterschied im Belegungsbild, der erst später durch einen Verschmelzungsprozess ausgeglichen wird. Vielleicht aber ist dieses Belegungsverhalten noch zu einer gruppenorientierten Belegungsweise zu rechnen. Eine eindeutige Antwort fällt schwer. Jedoch, die Gräber der ersten und zweiten sowie der dritten Generation finden kaum zu einer Reihe zusammen. Eher das Gegenteil scheint der Fall zu sein, zumal eine Belegungsgrenze der ersten und zweiten Generation aufgelöst wird: Die dritte Generation belegt Areale dies- und jenseits der Achse, an der ein Weg angenommen wurde (Kart. 13). Distanz und Missachtung von bisherigen Strukturen lassen Veränderungen in der siedelnden Gemeinschaft erahnen. Auch fällt auf, dass im Unterschied zur ersten und zweiten Generation sich das Belegungsareal weiter vom ergrabenen Ausschnitt der Siedlung Brüel entfernt hat. Vermutlich sind neue Höfe gegründet worden. Ungefähr gleichzeitig dazu verändern sich mit den Ereignissen um 506 die historischen Rahmenbedingungen: Den Alamannen wird die Selbständigkeit genommen und die Eingliederung ins Frankenreich gegeben. Mit Veränderungen läuft die Belegung Schleitheim-Hebsacks während Zeitstufe III (Kart. 15) stetig weiter, wobei – wie erwähnt – zunächst zu
Bestattungen des 5. Jahrhunderts eine Distanz besteht; das kann, zusätzlich zum Orientierungswechsel, einen gewissen Einschnitt in dem an sich kontinuierlichen Belegungsgang bedeuten.4267 Mit zunehmender Gräberzahl werden im Laufe des 6. Jahrhunderts ausgleichende Tendenzen sichtbar, da eine flächendeckende und reihenweise Belegung über die ehemalige Achse hinaus zu einem «geschlossenen» Friedhof einsetzt, was einerseits das Zusammenwachsen der Siedelgemeinschaft symbolisieren könnte, andererseits eine Festigung der wirtschaftlichen und sozialen Strukturen nach dem an der Beigabensitte ablesbaren Einbruch im frühen 6. Jahrhundert voraussetzt. Dieser Deutungsvorschlag kann ansatzweise aus dem weiteren Belegungsgang abgeleitet werden. Wurden bislang die (späteren) Reihen mehr oder weniger punktuell von Gräbern entweder der ersten und zweiten oder der dritten Generation besetzt, werden jetzt die ganzen Reihen belegt: Die Belegung der Zeitstufe III (Kart. 11) intensiviert sich und wird flächendeckend mit zahlreichen Grabüberlagerungen. Im Unterschied zu früher füllen sich die Grabreihen, das Dorf wächst entsprechend. Es ist zu beobachten, dass die Gräber der vierten bis sechsten Generation direkt an die Vorgänger der ersten und zweiten sowie der dritten Generation anschlossen, die sich zuvor gemieden haben: Der «Respektabstand» innerhalb der Belegung des 5. Jahrhunderts wurde aufgehoben. Nur die beiden spätkaiserzeitlichen Gründerbestattungen bleiben davon unberührt. Das Kartenbild spricht gleichsam für einen Verschmelzungsprozess, gespiegelt im territorialen Ausgleich, sodass ein Reihengräberfeld entstanden ist. Die siedelnden Menschen könnten zu einer festen Gemeinschaft zusammengewachsen sein, wobei die Aufsplitterung in Gruppen zurückgegangen und dementsprechend das WirGefühl gestiegen sein dürfte. Gleichzeitig ist anzunehmen, dass sich die wirtschaftlich-sozialen Strukturen im Laufe des 6. Jahrhunderts verfestigt haben, da die Ausstattungsgruppen (Tab. 62–67) einer ungefähr parallelisierbaren Entwicklung unterliegen. Wiederholt wurde diese Phase als Etappe der Konsolidierung bezeichnet. Auf gewisse Weise tritt ein Paradoxon ein: Auf die Distanz im Belegungsbild bzw. auf den Einbruch der Beigabensitte folgt eine Stabilisierung, die andernorts durch die Aufgabe des Platzes nicht stattgefunden hat. Auf dieser Argumentationsebene ist es nicht völlig abwegig, einen Zusammenhang mit derjenigen Theorie der Stammesbildung anzunehmen, wonach die Begründung des Reiches unter Chlodwig in der Folge gleichsam den festen Rahmen für eine Ethnogenese an einem bestimmten Territorium liefert. Unter Berücksichtigung der These, dass sich mit den Reihengräber535
feldern möglicherweise die Ausdehnung des Frankenreiches manifestiert und dass sich dieser Ausgleich im 6. Jahrhundert (Zeitstufe III) wohl unter fränkischer, wie auch immer gearteter Herrschaft erfolgte, ergibt sich ein Hinweis auf die Integration Schleitheims in ein rechtsrheinisches Randgebiet des Merowingerreiches, wobei die Nähe zu einer Römerstrasse sicherlich keine unerhebliche Bedeutung besitzt. Für Schleitheim ist also folgende Arbeitshypothese vorstellbar: Unter den beiden Siedlungsgründern war der Verband der Neuankömmlinge zunächst in Gruppen untergliedert, was vielleicht ihrer heterogenen Herkunft, z.B. aus der Germania libera, entsprach. Die Gruppen gehen allmählich in einem geschlossenen (Reihengräberfeld-)Verband auf, wobei die Grabreihen im Laufe des 6. Jahrhunderts vervollständigt werden. In diesem Verschmelzungsprozess könnte sich die «Stammesbildung», bezogen auf den lokalen Massstab von Schleitheim, vollzogen haben. Es würde die oben genannte These bestätigen, dass das Merowingerreich und die räumliche Kontinuität von Siedelgemeinschaften wichtige stabilisierende Komponenten der Ethnogenese sind, bzw. dass diese erst im endgültigen Siedlungsgebiet unter fränkischer Hoheit im Rahmen eines Verschmelzungsprozesses stattfindet. Hinsichtlich der zeitlichen Komponente scheint der Prozess über eine längere Strecke anzudauern. Denn er beginnt in Schleitheim mit der Siedlungsgründung und hält bis ans Ende des 6. Jahrhunderts, also annähernd zwei Jahrhunderte, an, wenn man den territorialen Ausgleich in Zeitstufe III zugrunde legt. Am Übergang von Zeitstufe III zu IV setzt die zweite Umorganisation von Schleitheim-Hebsack ein (Kart. 17, 26).4268 Bemerkenswert ist, dass nun beide spätkaiserzeitlichen Gründergräber ihren Denkmalstatus verlieren und in den allgemeinen Belegungsgang – teilweise unachtsam (Grab 500!) – einbezogen werden. Wie gesagt, wird dies vor allem durch die Bevölkerung ausgeführt, da die Oberschicht nun in der neu gegründeten Kirche bestattet. Wiederum hat eine Differenzierung stattgefunden, die auf den ersten Blick nichts mit dem gestellten Thema zu tun, jedoch in einem erweiterten Sinne damit zusammenhängt: Wie aus dem königlichem Vorbild von Chlodwig hervorgeht, muss das alamannische Kirchenbegräbnis nicht im Gegensatz zu den Merowingern stehen, auch wenn damit eine Stärkung und möglicherweise eine zunehmende Verselbständigung der örtlichen Oberschicht gegenüber der fränkischen Zentralmacht einhergeht. Ein grosser Teil der ältesten Kirchenbestattungen liegt südlich des Hochrheines, Schleitheim-Kirche dagegen stellt eines der ältesten Beispiele nördlich des Hochrheines dar. Grosse Reihengrä536
berfelder vor dem zweiten Drittel des 6. Jahrhunderts sind in der Schweiz jenseits des Rheins derzeit nicht nachgewiesen. Wenn man diese Tatsachen berücksichtigt, könnte sich – mit Vorsicht betrachtet – ein ähnlicher Vorgang mit dem Ausgriff in Gebiete südlich des Hochrheines wiederholen, nämlich, dass der seit der späten Kaiserzeit andauernde Prozess des Zusammenwachsens zwischen verschiedenen Bevölkerungselementen mit seinem Auf und Ab noch nicht abgeschlossen ist und sich nach Süden, über den Rhein, verlagert:4269 «Im Verlauf des 6. und 7. Jahrhunderts haben sich dann Stammesgrenzen mit ethnischer Bedeutung herausgebildet, die im Karolingerreich auch als die der politischen Provinz Alamannia anerkannt wurden».4270 Wiederum liegt eine auffallende zeitliche Koinzidenz – zwischen einer veränderten Belegungsweise und der Gründung eines kirchlichen Separatfriedhofes – vor, für die man einen übergeordneten Zusammenhang vermuten möchte. Ein weiteres Paradoxon verliert vielleicht dann an Widersprüchlichkeit, wenn man die Eingliederung der «Alamannen» ins Frankenreich und den Ausgriff in die römischen Gebiete südlich des Hochrheines nicht als Gegensatz, sondern als Ursache und Wirkung sieht. Das Zusammenwachsen und die damit einhergehende Verfestigung von Siedlungsgemeinschaft(en) schufen – nach dem Einbruch und der anschliessenden Erholung im Laufe des 6. Jahrhunderts – die Möglichkeit zu gewachsenen Strukturen bzw. zu festen Verbänden. Es ist denkbar, dass auf dieser Basis im Vorfeld der Kastelle von Zurzach und Stein am Rhein der Blick auf Gebiete südlich des Hochrheines gelenkt wurde. Dass ausgerechnet hier ein Schwerpunkt von Kirchengräbern am Ende des 6. Jahrhunderts entstand,4271 ist wohl nicht zufällig oder ausschliesslich Folge des besseren Grabungsstandes in der Schweiz. Denn es scheint sich der Grundzug merowingischer Herrschaft und Machtpolitik zu bestätigen, dass an die spätantike Infrastruktur mit Orten und Verbindungswegen angeknüpft werden soll. Diese Absicht ist auch bei der (linksrheinischen!) Kastellkirche Stein am Rhein-Burg mit ihrem Höhepunkt um 700 zu beobachten. Wo anders als in der fränkisch-alamannisch-romanischen Mischzone südlich des Hochrheines könnte sich dies ereignen? Mit aller Vorsicht ergibt sich die These, dass beides – Ethnogenese und Entstehung der Reihengräberfelder zunächst jenseits, dann diesseits des Rheins – einerseits in einem übergeordneten Rahmen eingegliedert sind, andererseits dem gleichen Zweck dienen, nämlich
der engeren Anbindung und Kontrolle der Randgebiete an das Merowingerreich.
Beigabensitte Die Beigaben, ihre antiquarische Einordnung im Sinne einer Herkunftsbestimmung und ihre Fundverbreitung galten lange Zeit als die wichtigsten Anhaltspunkte für die ethnische Ansprache. Von besonderer Bedeutung war das geographische Prinzip:4272 Bestimmte Fibeltypen, beispielsweise aufgefunden in Italien, waren demnach als «ostgotisch» oder «langobardisch» einzuschätzen. Wie soll man sich aber angesichts des eingetretenen Falles verhalten, wenn ausserhalb des «Ursprungslandes» zwischenzeitlich mehr «ostgotische» Fibeln angetroffen werden4273 und wenn sich Beispiele wie Altenerding (D)4274 künftig vermehren lassen, dass mehrere «Ethnien» an einem Bestattungsplatz gleichsam, ähnlich wie in Schleitheim, zusammenwachsen? Ohne die methodische Richtigkeit und den Wert der Ergebnisse anzuzweifeln, ist eine Lösung ohne grundsätzliche Gedanken zum methodischen Ansatz und umfangreiche Neuuntersuchungen nicht in Sicht. Unbestritten ist, dass sich auch in Schleitheim Beigaben mit auswärtiger Komponente fassen lassen. Nach den Untersuchungen von J. Leicht zählen hierzu bestimmte Objekte aus den Materialgruppen Keramik, Glas, männliche Gürtel, Fibeln sowie einige Spezialfälle.4275 Auf einer verallgemeinernden Ebene wurden Kolbendornschnallen und S-Fibeln als «östliche» Komponente sowie Schilddornschnallen und Vogelfibeln als «westliche» Komponente kartiert (Kart. 16). Schon allein aufgrund der Zeitstellung dieser Beigaben ergibt sich weitgehend eine Beschränkung auf frühmerowingische Zeit, ganz ähnlich wie in Altenerding. Die Beschränkung kann zunächst mit dem Ende der Ethnogenese am Ende des 6. Jahrhunderts erklärt werden. Diese Erklärungsweise bleibt aber nicht bestehen, wenn man annimmt, dass die Ethnogenese auch noch im 7. Jahrhundert wirken könnte. Gleichzeitig ist in diesem Jahrhundert zu beobachten, dass die ehemals weitreichenden Fundbeziehungen des 5. und 6. Jahrhunderts bis in die Francia hinein einer regionalen Verbundenheit und Regionalisierung des Fundstoffes auf unserem Gebiet weichen.4276 Zugleich kommt die Beigabensitte im Westen fast vollständig zum Erliegen, was einen kontrastierenden, früher durchführbaren Vergleich fast unmöglich erscheinen lässt. Angesichts dieser Problematik soll zunächst die Beigabensitte in einem überregionalen Vergleich beleuchtet werden, ehe sich die Betrachtung einzelnen ausgewählten Objekten zuwendet. M.
Martin untersuchte die Beigabensitte der Waffen auf ausgewählten Gräberfeldern, was uns als Ausgangslage für Schleitheim dient (Tab. 85, Kart. 34).4277 Es zeigen sich wesentliche Unterschiede: Auf romanisch geprägten Bestattungsplätzen wie Kaiseraugst ist der Anteil von Waffengräbern sehr gering, wobei die Gräber meist mit einer Waffe versehen sind und damit einer reduzierten, einteiligen Waffenbeigabensitte angehören. Die Spathabeigabe besitzt Seltenheitswert; Axt, Schild und Lanze sind nicht nachgewiesen. Auf Gräberfeldern aus alamannischen Gebieten tritt uns ein völlig anderes Beigabeverhalten entgegen: Die Spatha ist mit Maximalwert bis 10 und der Sax, der auch auf romanischen Plätzen vorkommt, bis zu fast 30% vertreten, gefolgt von Lanzen und Schilden. Diese Waffenverteilung ist in gewisser Weise mit den Schleitheimer Verhältnissen vergleichbar.4278 Die Einschränkung ergibt sich daraus, dass Schleitheim eine Position zwischen der reduzierten (Kaiseraugst, Curtil-sous-Burnand) und der intensiven Waffenbeigabensitte (Marktoberdorf) einnimmt. Was die Gesamtzahl der Objekte anbelangt, ist Schleitheim-Hebsack mit seiner Anzahl der Waffen relativ gut vertreten. Zu den «Hochgerüsteten» aus Marktoberdorf besteht allerdings ein weiter Abstand. Ebenso ist ein Unterschied zu Kaiseraugst und Curtil-sous-Burnand festzustellen, wo die Waffenbeigabe sehr zurückhaltend und Spatha, Lanze, Axt und Schild selten oder gar nicht ins Grab kommen. Betrachtet man die Prozentzahlen der Einzelwaffen (in Klammern) auf die Gesamtzahl der Objekte bezogen, ist eine enge Verwandtschaft zu Bülach, ferner zu Herten (D), offensichtlich. Besonders Spathen und Saxe entsprechen einander. Vergleicht man die Prozentzahlen im Vergleich zur Gesamtzahl der Gräber, scheint Schleitheim in engerer Beziehung zu Bülach als zu Herten, wo Waffen häufiger auftreten, zu stehen. Die Prozentzahlen von Marktoberdorf zeigen den grossen Abstand, wobei sich die Spatha- auf 10%, die Sax- auf 28% und die Lanzenbeigabe auf 8% belaufen. Diese intensive Waffenbeigabensitte wiederholt sich also in Schleitheim nicht, sodass sich darin eher eine Ausrichtung nach «Westen», ähnlich wie in Bülach, manifestiert. Die Aufgliederung wichtiger Waffen und Sporen unter Berücksichtigung der Zeitstufen II bis IV (Tab. 86) soll einerseits die Entstehung der Schleitheimer Zahlenverhältnisse verdeutlichen, andererseits die zeitliche Entwicklung zeigen. Dabei nimmt der Anteil der Spathen, die erst mit Zeitstufe III nachweisbar sind, gering ab, ebenso wie derjenige von Lanzen und Schilden. Äxte, die ohnehin sehr selten vorkommen, sind auf Zeitstufe II und III beschränkt. Verbindet man damit einen fränkischen Einfluss, scheint sich dieser auf 537
frühmerowingische Zeit zu beziehen. Die Intensivierung der Waffenbeigabensitte beruht vor allem auf der Zunahme der Saxbeigabe. Wie erwähnt, stellt dies ein überregionales Phänomen dar (Tab. 84), wobei der Sax die von den Romanen bevorzugte Waffe ist.4279 Seine Mitgabe wird auf eine allgemein intensivierte Beigabensitte (Tab. 84–85), v.a. um 600, und auf eine Übernahme der Beigabensitte seitens der Romanen zurückgeführt. Mehrteilige Waffenkombinationen sind in der Schweiz selten, was in Schleitheim gleichermassen, v.a. während Zeitstufe III, zu gelten scheint. Im Vergleich zu Elgg oder Bülach ist die Spatha in Schleitheim häufiger anzutreffen, bei weitem aber nicht in dem Masse wie in Schretzheim oder Weimar. Die gut vertretene Saxbeigabe Schleitheims fällt auf, ebenso der hohe Anteil waffenloser Männergräber. Demgegenüber treten andere Fundplätze (Elgg, Bülach, aber auch Köln-Müngersdorf und schliesslich Marktoberdorf) zurück. In Zeitstufe IV bewirken die Spathabeigabe, als Einzelwaffe oder innerhalb einer mehrteiligen Waffenausstattung, sowie der Sax Anknüpfungspunkte zu Bülach und Elgg. Will man Schleitheim einem Umfeld der ausgewählten Gräberfelder zuweisen, scheinen engere Beziehungen zu Bülach und Elgg als zu Marktoberdorf oder gar zu Schretzheim zu bestehen. Abgesehen von der Saxbeigabe haben sich eher wenige Überschneidungen mit Kaiseraugst ergeben.
Ausgewählte Beigaben In der Forschung gelten bestimmte Beigaben aus Frauengräbern als kennzeichnende Hinweise, aus deren Vorhandensein oder Fehlen auf die germanische oder romanische Zugehörigkeit der Trägerin geschlossen wird. Insbesondere die Bügelfibel gilt als originär germanische Fibelgattung; eine differenziertere ethnische Ansprache erfolgte bislang nur in Ansätzen.4280 Allgemein entstammen die Beigaben dem personengebundenen Tracht- und Schmuckzubehör und werden vor allem durch die Bügelfibel im Zusammenhang mit der sogenannten Vierfibeltracht, Gürtel, Ringschmuck, Bronzezierscheibe und Amulett vertreten. Der Problemkreis, ob und inwieweit sich typisch «Alamannisches» im Fundmaterial des 6. Jahrhunderts zeigt, kann hier nicht erörtert werden.4281 Übereinstimmend zur Waffenkombination und Beigabenlosigkeit lässt sich allgemein sagen, dass die Ausstattung der Frauengräber Schleitheims mit kennzeichnenden Trachtelementen mehr mit dem germanischen als mit dem romanischen Milieu vergleichbar ist.4282 Ab dem späteren 5. Jahrhundert, unserer Zeitstufe II, zählen Bügelfibeln bzw. Vierfibeltracht zu 538
den kennzeichnenden germanischen Trachtelementen, welche von höher gestellten Damen bei Franken und Alamannen sowie bei den anderen westgermanischen Stammesverbänden getragen werden.4283 Fast immer sind beide Elemente auf grösseren, germanisch geprägten Reihengräberfeldern anzutreffen. Für die Nordostschweiz jenseits des Rheins scheint dies nicht zu gelten. Die Bügelfibel fehlt in Elgg vollständig;4284 als Paar ist sie in einem Falle in Bülach nachgewiesen.4285 Dagegen kann man für Schleitheim-Hebsack geradezu von einem massierten Auftreten sprechen: Während Zeitstufe II kommt die paarige Vierfibeltracht mit einem Bügelfibelpaar in fünf Frauengräbern vor, in Zeitstufe III in zwei.4286 Dabei fallen wiederholt westliche Beziehungen, aber auch sehr weiträumige Einflüsse bis in den Donauraum auf. Kartiert man die Klein- und Bügelfibeln und ihre einzelne bzw. paarige Tragweise (Kart. 33), zeigen sich im Verbreitungsbild zeitliche Unterschiede. Ihrer frühen Zeitstellung der Stufe II entsprechend tauchen Bügelfibeln vorwiegend bei den vereinzelten Grabgruppen des 5. Jahrhunderts bzw. bei der weiblichen Separatgruppe im Nordosten auf. Die beiden einzigen Bügelfibelpaare der Zeitstufe III liegen dagegen in den gebildeten Grabreihen und setzen sich von ihren Vorläufern der Zeitstufe II räumlich ab. Zugleich kennzeichnen sie ein Areal, das bevorzugt von weiteren Fibelgräbern der Zeitstufe III belegt wird. Hierbei handelt es sich um Frauen, die anstelle der Bügel- die Kleinfibel tragen, vielfach mit einem gleichen Paar ohne weiteren Fibelschmuck. Bügelfibeln sind hier selten geworden, treten doch während Zeitstufe II Bügelfibeln – mit Ausnahme von Grab 859 – paarweise und mehrheitlich im Zusammenhang mit Kleinfibelpaaren, d.h. in der Vierfibeltracht, auf. Im Unterschied dazu erscheinen Kleinfibelpaare während der Zeitstufe III viel häufiger ohne Bügelfibeln. Es fällt auf, dass die Bügelfibeln bzw. die Gräber mit Vierfibeltracht der Stufe II in den einzelnen Grabgruppen jeweils eng nebeneinander liegen. Die jüngeren Gräber mit Kleinfibelpaaren sind auch durch einen deutlichen Lagebezug zueinander im Gräberfeldkern gekennzeichnet. Markant tritt die Geschlossenheit durch die Lage von vier Gräbern in einer Reihe zu Tage; die Struktur, die sich in dieser Verteilung spiegelt, kann mit dem reichen Gehöft F in Verbindung gebracht werden.4287 Die Kartierung der Waffenformen (Kart. 34) führt zu keinem vergleichbaren Verbreitungsbild hinsichtlich der Fibelgräber. Fassen wir also mit dem Vorhandensein von Bügelfibel und Vierfibeltracht eine germanische Komponente, die, wie es scheint, besonders in der gut ausgestatteten Zeitstufe II zu Tage tritt und deren Ausprägung in Schleitheim stärker als et-
wa in Bülach und Elgg (mit späterem Belegungsbeginn) ist, soll der weibliche Gürtel in dieser Hinsicht kurz beleuchtet werden (Kart. 35). In der Regel besitzt die einfache Gürtelschnalle kein Beschläg, was die Annahme begründet hat, dieser schmale Gürtel werde «unsichtbar», also unter einer äusseren Kleidungsschicht, getragen.4288 Diese Tragweise ist vor allem in Süddeutschland und in der Nordostschweiz verbreitet und unterscheidet sich wesentlich von der romanischen westlichen Gürteltracht der Frauen, die durch breite Schmuckgürtel mit Schnalle und mit teilweise aufwendig verziertem Beschläg bestimmt ist.4289 In Schleitheim dominieren die einfachen, beschläglosen Gürtelschnallen,4290 wie es den Landschaften östlich des Rheins entspricht. Gürtelschnallen mit Beschläg kommen in Schleitheim am häufigsten während Zeitstufe IV vor.4291 Eine bronzene zweiteilige Gürtelgarnitur stammt aus dem Kirchengrab 30, das in die gleiche Zeitstufe datiert. Die fortgeschrittene Zeitstellung der Gürtelschnalle mit Beschläg in Frauengräbern spiegelt sich in der Verbreitung innerhalb des Friedhofes, wobei allerdings keine besondere Nähe der betroffenen weiblichen Bestattungen zueinander zu erkennen ist.4292 In Elgg liegen Frauengrab 204 und 206, welche als einzige mit einem Gürtel mit Beschläg versehen sind, direkt nebeneinander; in Herten zeigt sich gleichfalls ein enger Lagebezug der einschlägigen Frauengräber.4293 An diesen Plätzen erkannte M. Martin Romaninnen, wobei die Zuwanderung eher auf Verheiratung als auf Zuzug ganzer Familien zurückgeht.4294 Diese Deutung stützt sich neben der spezifischen Gürtelform auf eine Lagekonzentration innerhalb des Friedhofes – ein Aspekt, der in Schleitheim nicht vorliegt. Die Ursache hierfür kann in den hoforientierten Belegungsstrukturen Schleitheims begründet sein. Als weitere Möglichkeit ist denkbar, dass sich hinter der Schmuckgürtelbeigabe nicht unbedingt eine Personengruppe, sondern eine Angleichung an westliche «Sitten» verbergen könnte.4295 Das u.a. mit Zierscheibe und Amuletten («Glaswirtel», «Geweihwirtel», Tierzahn, Tigerschnecke) bestückte Gehänge wird als germanisches Trachtzubehör angesprochen.4296 Bärenzahn, Bronzezierscheibe und Tigerschnecken des Gehänges sind in Elgg nicht nachgewiesen.4297 Schleitheim weist dagegen «Wirtel» (grosse Perlen) aus Knochen, Achat, Bernstein oder Glas, Hirsch-, Bärenzähne, Tigerschnecken sowie Zierscheiben aus Bein oder Bronze wiederholt auf. Ihr zeitlicher Schwerpunkt fällt in Stufe II und III; während IV geht ihr Vorkommen zurück, zugleich erscheinen bronzene Zierscheiben (Grab 337, 418) und Tigerschnecke (Grab 334).4298 Bezüglich der Waffenausstattung liess sich
Schleitheim eher mit Bülach und Herten als mit Marktoberdorf vergleichen, was als eine Ausrichtung nach Westen interpretiert wurde. Dies bestätigt die männliche Gürtelmode der Zeitstufe IV. Am Ende dieser Zeitstufe wird sie überwiegend durch mehrteilige Gürtelgarnituren repräsentiert; Belege liegen aus mehreren Gräbern vor.4299 Vollständige vielteilige Gürtelgarnituren, eine östlich geprägte Gürtelform mit Schwerpunkt im östlichen Alamannien und Bayern, sind in Schleitheim nicht belegt. Es kommen unvollständige oder sekundär verwendete vielteilige Gürtelformen vor.4300 In einem Falle, im Knabengrab 700 der Perlenstufe 10, ist eine einzelne wabenplattierte Riemenzunge mit einer einfachen beschläglosen Schnalle aus Eisen nachgewiesen. Nur geringe Reste (aus gestörtem Fundzusammenhang) sind aus der Kirche überliefert und zeigen an, dass diese Gürtelmode mit bevorzugtem Auftreten in Kirchenbestattungen eine seltene und hervorgehobene Ausnahme bildet.4301 In Elgg – ferner in Bülach Grab 167 – sind dagegen keine vollständigen vielteiligen Garnituren überliefert, sondern findet sich nur ein fragmentarisches Beschläg.4302 Im Unterschied dazu besitzen 36 Männer aus Marktoberdorf eine vielteilige Garnitur.4303
Beigabenlosigkeit Geht man nach den Untersuchungen Ruckstuhls von den 428 ungestörten Gräbern des Schleitheimer Reihengräberfeldes aus, ergibt sich, dass 46 Gräber ohne Beigaben (= Qualitätsgruppe A1) und 382 Gräber mit Beigaben ausgestattet sind.4304 Der Anteil beigabenloser Gräber beträgt etwa 10%, wobei eine Zunahme vor allem im 7. Jahrhundert festzustellen ist (Abb. 243). Auf romanisch geprägten Bestattungsplätzen (Kaiseraugst) ist die dort viel stärker vertretene Beigabenlosigkeit – jenseits der 60-Prozentmarke! – ein Indiz auf die einheimische Bevölkerung.4305 Das deutliche Übergewicht beigabenführender Gräber in Schleitheim ist dagegen mit den Verhältnissen auf Friedhöfen des alamannischen und ostfränkischen Raumes (Hamoir, Lavoye; Herten, Bülach, Hailfingen, Marktoberdorf) vergleichbar:4306 In Analogie zu Schleitheim ist dort der Anteil beigabenloser Gräber ähnlich gering und beläuft sich auf 8–13% bzw. in der östlichen Francia bis auf etwa 30%. Kennzeichnend für diese der germanischen Beigabensitte folgenden Bestattungsplätze ist die geringe Beigabenlosigkeit und eine meist mehrteilige Beigabensitte, die mit mehr als einem Gegenstand versehen ist. Für Schleitheim führen dies die Ausstattungstabellen (Tab. 62–67) deutlich vor Augen.4307 Schleitheim fügt sich in den Rahmen germanisch 539
bzw. alamannisch geprägter Nekropolen ein und ist damit von der dominierenden Beigabenlosigkeit romanischer Orte, wie z.B. Kaiseraugst, entfernt. Da eine allgemeine, d.h. überwiegende Beigabenlosigkeit an gewissen Fundorten ethnisch im Sinne von romanischer Bevölkerung interpretiert werden kann, liegt zunächst der Analogieschluss nahe, in den beigabenlosen Gräbern Schleitheims Spuren romanischer Bevölkerungselemente zu vermuten. Dies nahm Windler für Elgg an.4308 Eine Voraussetzung hierfür ist, dass die beigabenlosen Gräber in die älteste Belegungszeit datieren, wo eher eine Kontinuität denkbar ist. Allerdings scheint diese Interpretation nicht für Schleitheim zu gelten, weil – im Gegensatz zu Elgg – die meisten beigabenlosen Gräber nicht an den Belegungsbeginn, sondern verstärkt in das 7. Jahrhundert (Zeitstufe IV) datieren: Während Zeitstufe II ist die Bestattungsweise mit Verzicht auf Beigaben eine ausgesprochene Seltenheit und nimmt erst zögernd mit Zeitstufe III, gravierend jedoch in Zeitstufe IV zu. Nach Ruckstuhl fällt bei beigabenlosen Gräbern der hohe Anteil von älteren Personen (über 50 Jahre) und Kindergräbern auf, der sich in den anderen Qualitätsgruppen nicht wiederholt. Ab 600 ist das Romanentum als archäologisch abgrenzbares Ethnikum fast nicht mehr nachweisbar,4309 und der Rhein hat seine Bedeutung als kulturelle Trennlinie weitgehend verloren. All dies weist daraufhin, die Beigabenlosigkeit in Schleitheim nicht ethnisch, sondern als eine Abweichung von der allgemeinen germanischen Beigabensitte, die die Bestattung in Tracht vorsieht, und als stärker hervortretende Zeitsitte zu interpretieren.4310 Dabei wirkt sich in spätmerowingischer Zeit das allmähliche Ende der Beigabensitte unter dem zunehmenden Einfluss des Christentums aus.
Bevölkerungsentwicklung Die hier bevorzugte Theorie der Ethnogenese, die erst im endgültigen Territorium unter festen Rahmenbedingungen stattfindet, muss die Entwicklung der im Reihengräberfeld bestatteten Bevölkerung berücksichtigen. Schleitheim-Hebsack gehört zu jenen Reihengräberfeldern mit progressiver Entwicklung: Die Bevölkerung nimmt ausgehend von einer zahlenmässig kleinen Gruppe der Siedlungsgründer zu.4311 Parallele Entwicklungen sind andernorts mehrfach bezeugt (Tab. 76). Für Schleitheim liess sich feststellen, dass das Bevölkerungswachstum stetig anhält: Zeitstufe I ist bekanntlich mit beiden Gründergräbern, Zeitstufe II im Vergleich zur stärksten Stufe III schwach vertreten, bis die Gräberanzahl in Zeitstufe IV im Vergleich zu III leicht rückläufig ist. Als Ursachen kommen die Gründung 540
des kirchlichen Sonderfriedhofes und das baldige Ende der Reihengräbersitte in Betracht. Besonders für Zeitstufe III zeichnet sich – im Spiegel des wachsenden Reihengräberfeldes – ein vermehrter Bevölkerungsschub ab. Historisch fällt dieser in die Zeit der fränkischen Machtexpansion und Eingliederung der Alamannia ins Frankenreich, als die Alamannia ihren Status von einem «Stammesgebiet» in eine «übergeordnete verwaltungstechnische Grösse» verwandelte.4312 Trotz der bereits erwähnten Veränderungen der Belegungsweise bzw. Umorganisation des Friedhofes und dem Einbruch der Beigabensitte von Zeitstufe II zu III, der anschliessenden Anwesenheit des fränkisch geprägten Siedlungschefs (Grab 766) und schliesslich der Kirchengründung gibt die Bevölkerungsentwicklung keine Hinweise auf eine Abwanderung. Im Gegenteil, die Siedlungsgründung erweist sich vor allem im 6. Jahrhundert, dem Zeitraum der stärksten Zunahme, als Erfolg. Dies mag zunächst befremdlich erscheinen, wurde doch gerade für Zeitstufe III ein einschneidender Rückgang bezüglich der Entwicklung der Beigabensitte beobachtet, ehe im späteren 6. Jahrhundert eine erneute Verbesserung einsetzt. Auch wenn sich Beigabensitte und Bevölkerung gegensätzlich zueinander entwickeln, bleibt anscheinend das Bevölkerungswachstum als Phänomen bestehen. Die Gründe hierfür gehen über die archäologisch fassbaren Daten hinaus: Neben Zunahme und Gedeihen der in Schleitheim lebenden Menschen, der Vergrösserung der Siedlung mit Hofneugründungen wäre eine intensiver geübte Beigabensitte denkbar,4313 sodass ein scheinbares Bevölkerungswachstum durch eine Zeitsitte vorgetäuscht würde. Für Schleitheim scheint dies jedoch nicht zuzutreffen. Es existieren insgesamt nur wenige beigabenlose Gräber, die für eine Übernahme der Beigabensitte zur Verfügung stehen. Ein Bevölkerungswachstum wird dadurch bestätigt, dass auch die Anzahl beigabenloser, datierbarer Gräber etwa entsprechend zu den übrigen zunimmt und damit die Gräberanzahl in einem gewissen Umfang unabhängig von Verzicht auf oder Ausstattung mit Beigaben steigt. Infolge dieses kontinuierlichen Vorganges und dadurch, dass Schleitheim in ein überregional zu beobachtendes Phänomen – viele Reihengräberfelder «wachsen» im 6. Jahrhundert – eingebunden ist, funktioniert die Theorie über Abwanderungen im grösseren Stil für unseren Fundplatz kaum. In diesem Zusammenhang ist die Annahme A. Kochs aufschlussreich, dass Bügelfibeln keine Hinweise auf grössere An- oder Umsiedlung ostrheinischer Gruppen in die Francia im Laufe des 6. Jahrhunderts geben.4314 Niemand möchte die geographische Mobilität von Einzelpersonen oder Gruppen im Frühmittelalter an-
zweifeln. Aufgrund oben genannter Gründe ist allerdings ein grösserer Abzug aus der Schleitheimer Gegend kaum vorstellbar, etwa in diesem Sinne, dass ähnlich wie im 5. Jahrhundert grössere Personenverbände neue Landschaften besiedelt hätten.4315 In Kaiseraugst, wo das germanische Reihengräberfeld Herten (D) unmittelbar auf der gegenüberliegenden Rheinseite liegt und zumindest die räumliche Möglichkeit zu engeren Kontakten gegeben ist, sind «sichere Belege für Zuzug aus der Alamannia merkwürdigerweise kaum zu erbringen».4316 Scheint eine Trennung für romanisch und germanisch geprägte Friedhöfe bzw. Siedlungen zu bestehen? Hat der Rhein nach wie vor die Bedeutung einer Grenze, nicht nur in kultureller, sondern auch in sprachlicher und ethnischer Hinsicht? Aus welchen Ressourcen schöpft die Aufsiedlung der schweizerischen Gebiete südlich des Hochrheines, die nach Ausweis der Grabfunde unter Beteiligung germanischer Bevölkerungselemente und nach Windler unter engen Beziehungen zur Francia mit entsprechendem nordwestlichem Bevölkerungszuzug im 6. Jahrhundert erfolgt?4317 Nach der Entwicklung Schleitheims zu urteilen, scheint gemäss dem oben Gesagten ein allgemeiner Zuzug grösseren Ausmasses aus den Landschaften direkt nördlich des Hochrheines nach Süden nicht stattzufinden. Zumindest spiegelt sich in der Gräberfeldentwicklung kein entsprechender Hinweis.4318 Zugleich ist auf Differenzen im Fundgut des 6. Jahrhunderts dies- und jenseits des Rheines und Bodensees hingewiesen worden, die gegen einen grösseren Bevölkerungszuzug aus dem nahen rechtsrheinischen Gebiet sprechen;4319 demgegenüber wird im selben Jahrhundert für Elgg ein Zuzug aus der Francia vermutet. Für das 7. Jahrhundert wurde dagegen vorgeschlagen, dank ausgewählter Fundgattungen und Verbreitungskarten engere Beziehungen zu Südwestdeutschland anzunehmen, die gleichsam die Verbindungen des 6. Jahrhunderts zur Francia zwischenzeitlich abgelöst haben, und diese neu aufscheinenden Fundzusammenhänge als «Zuwanderung der Alamannen» zu deuten:4320 Somit hätte sich die Richtung bzw. das Ursprungsgebiet der Wanderbewegung geändert.4321 Eine Zuwanderung setzt eine Abwanderung voraus: Wie in den vorangegangenen Jahrhunderten fehlt in Schleitheim eine archäologische Evidenz für eine Verminderung der Bevölkerung im 7. Jahrhundert (Zeitstufe IV), die auf einen Abzug von grösseren Bevölkerungsgruppen hinweisen würde.4322 Wie erwähnt, nimmt die Gräberzahl der Zeitstufe IV im Vergleich zur Zeitstufe III ein wenig ab, sodass hierin ein Anhaltspunkt für Abwanderungstendenzen gesehen werden kann. Dagegen spricht aber, dass im Unterschied zum 6. Jahrhundert die Belegung nicht bis zum Ende des
7. Jahrhunderts vollständig und mit gleicher Intensität aufrecht erhalten wird: Das Ende der Reihengräbersitte steht bevor, und das Christentum gewinnt immer mehr an Einfluss. Wahrscheinlich liegen nicht mehr alle Einwohner auf dem angestammten Ortsfriedhof. Das Gesagte führt zu mehreren Konsequenzen. Das theoretische Modell, neu besiedelte Landschaften durch Zuzug zu erklären, stösst an seine Grenzen.4323 Es lässt sich mit Schleitheim als Ausgangspunkt nicht vollumfänglich bestätigen, wobei in Einzelfällen durchaus eine hohe geographische Mobilität möglich ist. Wenn diese Möglichkeit ausfällt, wird die Aufmerksamkeit auf eine andere Theorie gelenkt, die den Gegenstand des vorliegenden Kapitels bildet. Gemäss dieser soll die Ethnogenese unter festen Rahmenbedingungen, die hier anhand der fränkischen Herrschaft vorgegeben werden, im endgültigen Siedlungsgebiet (Schleitheim) stattfinden. Gelingt die Stammesbildung, könnte sie nach dem Einbruch im frühen 6. Jahrhundert zu erneutem Wohlstand führen, der sich möglicherweise in den gestiegenen Bevölkerungszahlen spiegelt.4324 Wenn also der Aufschwung im weitesten Sinne mit den fränkischen Rahmenbedingungen, die eine relativ lange Zeit der Ruhe ermöglichten, zusammenhängt, ist es nicht folgerichtig, dass sich die als fränkisch angenommene Reihengräbersitte weiter ausbreitet und möglicherweise immer stärker übernommen wird von Bevölkerungskreisen, die bislang nicht auf dem Reihengräberfeld bestatteten?
Schluss Die vorgestellte Deutung der Ethnogenese im endgültigen Territorium kann eine Erklärungsmöglichkeit für die beschriebenen Beobachtungen bieten, im Spiegel der Bestattungs- und Beigabensitten. Aus mehreren Gründen ist sie nicht unproblematisch. Wiederholt war von einer Stammesbildung die Rede, die einerseits wesentlich von der «politischen Grosswetterlage» beeinflusst wurde, andererseits der Anbindung an die Zentralmacht dienen könnte. Eine monokausale Betrachtungsweise birgt das Risiko, andere Faktoren zu übersehen. Die Archäologie zeigt nur einen Teil des historischen Lebens, ebenso wie sie kaum den Entwicklungsprozess an sich, sondern das Gewordene, d.h. das Ergebnis überliefert. Wir Heutige erfahren täglich, wie kompliziert unser Leben mit seinen Verpflichtungen, Ansprüchen, Beziehungen, Freuden und Leiden sein kann. Man sollte sich bewusst sein, wie schwierig und bisweilen hypothetisch der Zugang zum gelebten Leben und zur geistigen Welt aus archäologischer Sicht ist. Dennoch eröffnet die Archäologie uns neue Horizonte und gibt uns Einblick in fremde, sonst verschlossene Welten, in Reflexion über
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Zusammenfassung
historische Daseinsbedingungen und Beziehungsgeflechte – und nicht zuletzt über uns selbst.
Schleitheim im Kanton Schaffhausen ist in der archäologischen Forschung zu einem Begriff geworden. Massgeblich Anteil daran hat die rege Ausgrabungstätigkeit, die schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts einsetzte und mit Unterbrüchen bis in die Gegenwart andauert. Als 1865 der Schleitheimer Kirchenfriedhof in die Flur Hebsack verlegt wurde, stiess man unversehens auf das frühmittelalterliche Reihengräberfeld. Mittels Sondierstangen wurde das Gelände in den Jahren 1865–1867 nach vorhandenen Gräbern abgesucht. Insgesamt konnten so die Gräber 1–295 lokalisiert werden, fast durchwegs Steinkistengräber, wogegen Erdgräber, bedingt durch die angewandte Methode, kaum erfasst wurden. Von den Bestattungen fertigte man leider weder Zeichnungen an, noch wurden die Funde nach Grabinventaren getrennt erfasst. Überliefert ist lediglich ein Plan mit den schematisch eingezeichneten Gräbern.
hat sich in der Folge die chronologische Zusammenfassung zu Zeitstufe I bis IV als nützlich erwiesen, wodurch eine statistisch und quantitativ bessere Quellenbasis erreicht wurde.
Im Zuge neuer Bauvorhaben mussten in den Jahren 1983–1990 und 1998 weitere Untersuchungen durchgeführt werden. Sie förderten die Gräber 301–862 zu Tage. Anlässlich dieser Flächengrabungen wurden auch in bereits früher untersuchten Zonen noch zahlreiche, ehemals nicht lokalisierte Erdgräber entdeckt. Bedeutende Aufschlüsse vermittelte zudem 1985 die Untersuchung des Innenraumes der Kirche von Schleitheim. Ausserdem liessen sich Hinweise zum Siedlungswesen durch mehrere Untersuchungen in nächster Nähe des Gräberfeldes gewinnen. Das frühmittelalterliche Schleitheim ist somit also archäologisch recht gut erforscht. Bekanntlich existieren kaum Fundplätze, wo Reihengräberfeld, Kirche und Siedlung in zeitlicher Koexistenz (4.– 8. Jh.) an einem Ort nachgewiesen sind. Mit über 850 Gräbern zählt Schleitheim-Hebsack zudem zu den überdurchschnittlich grossen Reihengräberfeldern. Die zeitliche Ordnung beruht zunächst auf einer EDV-gestützten Feinchronologie. Zu diesem Zweck wurden die Perlen aus den Frauengräbern in die Perlenstufen 0–10 gegliedert, die in Generationenabständen aufeinanderfolgen. Für die Männergräber wurde die Entwicklung der Gürtel- und ausgewählter Waffenformen (Gürtelstufen 1–4) erarbeitet. Als eine einheitliche Zeitbasis für Spezialanalysen und Gesamtauswertung 542
Von den vielen bekannten Reihengräberfeldern unterscheidet sich Schleitheim-Hebsack durch den ungewöhnlich frühen Beginn in der späten Kaiserzeit (zweites Viertel 5. Jh.). Zwei Gründergräber – Frauengrab 363 und Männergrab 500 – stehen überbrückend an der Wende zwischen zwei Epochen: der spätrömischen Kaiserzeit und der frühmittelalterlichen Merowingerzeit (Zeitstufe I, 420–440/450). Ältere und nicht einheimische Traditionen, die auf beide Gründergräber beschränkt sind, werden durch Kammergrabsitte, Mitgabe einer Fibel im Männergrab, reichen Tongeschirrsatz, Bernsteincollier sowie weitere Beigaben angezeigt. Ab der Mitte des 5. Jahrhunderts setzt die kontinuierliche Belegung des Friedhofes ein, die bis zur Aufgabe am Ende des 7. Jahrhunderts anhält. In Zeitstufe II (440/450–500/510) zeigt sich ein besonderes Belegungsbild mit drei Gruppen in strenger West-Ost-Ausrichtung. Darauf folgen Einzelgräber mit einem Orientierungswechsel auf Nordost-Südwest, ehe sich um 500 beidseits einer angenommenen Wegachse Grabreihen im Rahmen einer ersten Neuorganisation zu bilden beginnen. Kennzeichnend für die ersten drei frühmerowingischen Generationen sind ein Frauenüberschuss und der ungewöhnliche Grabreichtum mit Sondergaben, Klappstuhl, Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall («Vierfibeltracht»). Dabei wird der Reichtum der Gründergräber aber nicht fortgesetzt. In Zeitstufe III (500/510–570/580) nimmt der Beigabenreichtum nochmals ab. Eine Ausnahme stellt der «Siedlungschef» in Grab 766 dar. Er besitzt als einziger Vollbewaffnung und zeigt mit seinen Beigaben enge Beziehungen zum westlichen Frankenreich auf. Die Belegungsweise spiegelt nun einerseits eine neue Geschlossenheit, andererseits die reihenweise Belegung nach Hofoder Grossfamilienverbänden. Grabreihen werden aufgefüllt, andere werden dazwischen neu angelegt und das Areal wird nach Westen hin erweitert. Entstanden ist ein Reihengräberfeld einer dörflich-bäuerlichen Gemeinschaft. Mittlerweile
besteht ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Es fällt auf, dass der Vergrösserung des Friedhofareals, welche indirekt ein Bevölkerungswachstum und damit eine Prosperität der Siedlung reflektiert, zeitgleich ein Rückgang der Beigabenqualität gegenübersteht. Parallel dazu zeigt sich ein verschlechterter Gesundheitszustand der männlichen Bevölkerung im 6. Jahrhundert. Am Übergang zur spätmerowingischen Zeit (Zeitstufe IV, 570/580–690/700) findet die zweite Neuorganisation des Gräberfeldes statt. Neu ist das Steinkistengrab. Der allgemeine Belegungsschwerpunkt verlagert sich südlich hangaufwärts in eine Zone, die von beiden Gründergräbern – denkmalhaft isoliert – beherrscht war. Ihre ursprünglich separierte Lage weicht nun einer neuen, nach Süden und Osten verdoppelten Fläche, wobei sogar ein Grab des 7. Jahrhunderts das männliche Kammergrab stört. Erstmals lässt sich eine einheitliche Belegungstendenz, in Richtung der Gräberfeldgrenzen, erkennen. Die Beigabensitte hat sich auf solider Basis stabilisiert. Auch wenn überdurchschnittliche Glanzlichter fehlen, fällt der zweite, weniger stark ausgeprägte Höhepunkt der Beigabensitte in Zeitstufe IV. Die Waffen-, insbesondere die Saxbeigabe samt Zubehör wird zunehmend populärer. Ähnliches gilt für den weiblichen Ringschmuck, während die Fibelbeigabe und die Verwendung von Edelmetall zurückgehen. Die spärliche Fibelbeigabe ist das Ergebnis einer längeren Entwicklung. Während der Zeitstufe II ist die «Vierfibeltracht» gut vertreten; später verliert sich der Ensemblecharakter weitgehend, sodass in Zeitstufe III Kleinfibelpaare vorherrschen. Parallel dazu hat die Textiluntersuchung ergeben, dass sich die Textiltypen von Bügel- und Klein- bzw. Scheibenfibel unterscheiden und somit die Fibeln nicht zum selben Kleidungsstück gehören. Trotz einer gewissen Variantenbildung scheinen die Kleinfibeln die äussere Kleidungsschicht (Mantel, Umhang o.ä.) zu verschliessen. Insgesamt möchte man die in Schleitheim-Hebsack analysierte Entwicklung mit drei grossen Etappen umschreiben: Glanzvoller Beginn (etwa Zeitstufe I und II), Unterbruch der eingeleiteten Entwicklung (etwa Zeitstufe III), Konsolidierung (etwa Zeitstufe IV). Vor diesem Hintergrund erfolgt ein Einschnitt in die bisher gültige Bestattungssitte, der ein neues soziales Verhalten ausdrückt: Wie bereits zu Belegungsbeginn gründet die örtliche Elite ihren eigenen, für sie reservierten Sonderfriedhof, der nun – räumlich getrennt vom angestammten Ortsfriedhof– in der um 600
bzw. in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts errichteten Kirche, einer der ältesten nördlich des Hochrheins, liegt. Was äusserlich durch die Separierung gleich aussieht, besitzt innere strukturelle Unterschiede. Sondert sich am Beginn das Gründerpaar anlässlich einer Siedlungsneugründung ab, wächst am Ende der Merowingerzeit eine Gruppe hervorgehobener Personen aus der dörflichen Gemeinschaft heraus. Ob der Religionswechsel nur von der Elite getragen wird, ist fraglich, da sich auch in Schleitheim-Hebsack ab dem ausgehenden 6. Jahrhundert Grabbeigaben mit christlicher Symbolik finden lassen. Offenbar treffen verschiedene Impulse aufeinander, die nicht nur von der oberen Bevölkerungsschicht getragen werden. Die reiche Beigabenausstattung der Kirchengräber verdeutlicht, dass die Beigabensitte keineswegs dem frühmittelalterlichen christlichen Verständnis widerspricht. Mit Reihengräberfeld und Sonderfriedhof in der Kirche am selben Ort bietet Schleitheim ein eindrückliches Beispiel für den Nobilifizierungsprozess. Damit stellt sich die viel diskutierte Frage, ob mit dem Entstehen einer Elite ein wirtschaftlich-soziales Absinken der Hauptbevölkerung verbunden ist. Der Übertragung dieses linearen Modells stehen einige Aspekte entgegen. Zur Zeit des Kirchenbegräbnisses sind ausgesprochen ärmliche Gräber als Hinweis auf materielle Not weniger häufig auf dem Reihengräberfeld als zuvor anzutreffen; dagegen steigt die Anzahl solide bzw. gut ausgestatteter Gräber an. Ungewöhnlich reich ausgestattete Gräber finden sich an beiden Bestattungsplätzen, wobei der Grabreichtum im Kirchenraum stärker ausgeprägt ist. Schleitheim ist kein Einzelfall, da sich Ähnliches im Rahmen eines überregionalen Vergleiches nachweisen liess. Nicht nur der räumlich separierte Lagebefund, sondern auch die Verteilung einiger Grabbeigaben weisen auf den hervorgehobenen Sozialstatus hin: Statussymbole wie der goldene Fingerring mit Gemme und die Goldmedaillons des Colliers, der Holzstock und der silberbeschlagene Holzbecher als Requisiten eines gehobenen Lebensstils finden sich nur in der Kirche, ebenso wie die tauschierte vielteilige Gürtelgarnitur der Männer, die männliche Kirchengräber in der Schweiz charakterisiert. Eine Vorform der Separierung, im Sinne einer Gruppierung reicher Gräber, konnte im Reihengräberfeld Hebsack nicht lokalisiert werden. Die kleine spätmerowingische Separatgruppe hängt eher mit Auflösungserscheinungen des Reihengräberprinzips am Belegungsende zusammen. Der Nachweis des Adelshofes steht vorderhand noch aus; er ist wohl im Umkreis der Kirche zu vermuten, da der Sakralbau neben dem ergrabe543
nen Siedlungsausschnitt Brüel den zweiten Kristallisationspunkt für das Siedlungsgeschehen des mittelalterlichen Dorfes liefert. Wichtig ist, dass die Siedlung Brüel mit dem Fund eines Silberbarrens und eines Tiegels für die Herstellung von Glasperlen Hinweise auf ein spezialisiertes Handwerk gibt. Nicht zufällig steht die zweite Siedlungsphase mit dem Hallenhaus für einen gewissen Repräsentationsanspruch. Die Siedlungsfunde, worunter auch spätrömische Münzen und spätkaiserzeitliche Fibeln, machen eine Belegung ab 350 n.Chr. bis ins 7. Jahrhundert wahrscheinlich. In den Kirchenbestattungen werden wahrscheinlich Vertreter eines frühen Adels fassbar, die dem Vorbild der Königsgrabkirchen im Frankenreich nacheifern. Damit zeigen sich nicht nur am Belegungsende Schleitheims Vorgänge im Kleinen, die mit Ereignissen in der grossen Welt verbunden sind. Bestimmte Funde, z. B. Glas, Weihrauch und Tigerschnecke, bezeugen Fernhandelsgüter bzw. Fernbeziehungen. Auch zu Beginn spiegelt sich die historische «Grosswetterlage». Nach der Aufgabe des Obergermanisch-Rätischen Limes im 3. Jahrhundert und der grossen römischen Reichskrise wird das Land etappenweise von germanischen Bevölkerungsgruppen aus dem nordöstlichen Mitteleuropa in Besitz genommen. Schleitheim steht, wohl infolge seiner weit südlichen Lage, am Ende dieses spätkaiserzeitlichen Vorganges, der etwa zwei Jahrhunderte andauert. Die Blütezeit der Alamannen im 5. Jahrhundert geht mit einer reichhaltigen Beigabensitte einher, während die Wende im frühen 6. Jahrhundert zugunsten der Franken möglicherweise ihre Spuren im Niedergang des Beigabenniveaus hinterlässt. Wohl nicht zufällig kulminieren die fränkischen Einflüsse, die sich auch bereits zuvor im Fundgut manifestierten, im Siedlungschef des Grabes 766. Spätestens ab dem 7. Jahrhundert weicht im Spiegel der Funde der Bezug zur Francia einer stärkeren Regionalisierung bzw. landschaftlichen Gebundenheit des Fundstoffes. Aber auch hier bleibt der auswärtige Bezug durch das Kirchenbegräbnis lebendig, obgleich Hinweise für eine ortsansässige Entwicklung der Elite bestehen. Insgesamt stellt sich der Einschnitt in die Beigabensitte von Zeitstufe II auf III stärker als von Stufe III auf IV dar. Vielleicht ist dies eine Erklärungsmöglichkeit für den Ortsnamen mit der Endung «-heim», dem die Ortsnamenforschung eine fränkische Komponente beimisst. Will man den Versuch wagen, Schleitheim in seinem kulturellen Umfeld zu positionieren, fällt zunächst seine günstige Verkehrslage im Vorfeld der römischen Kastelle Stein am Rhein und Zurzach, an der Fernstrasse von Zurzach nach Hü544
fingen, auf. Der Anschluss an die römische Vergangenheit war nicht so gewünscht, dass die Siedlungsneugründung platzgenau an den Zivilort Iuliomagus anschloss. Dagegen befindet sich die spätkaiserzeitlich-frühmittelalterliche Siedlung dort, wo bereits die Kelten gesiedelt haben. Im verminderten Umfang, in Gestalt des römischen Gutshofes Brüel, war ein indirekter Kontext zur römischen Infrastruktur gegeben. Schwierig ist der Nachweis von Romanen mangels charakteristischer Funde, spezieller Beigabenausstattungen, des verhältnismässig geringen Anteils beigabenloser Bestattungen und der zeitlich abhängigen Zunahme der Beigabenlosigkeit; auch die zeitliche Lücke in der Besiedlung ist nicht zu unterschätzen. Aufgrund von bestimmten Beigabenund Bestattungssitten, Fundtypen und der Holzarchitektur der Siedlung können wir die Schleitheimer Siedler als eine germanische Bevölkerungsgruppe ansprechen. Beziehungen bestehen einerseits an die obere Donau und in die Bodensee-/Hochrheinregion, andererseits nach Frankreich, sodass sich neben der regionalen Gebundenheit an die Alamannia eine Ausrichtung nach Westen zeigt.
Résumé Située dans le canton de Schaffhouse, la nécropole médiévale de Schleitheim s’est, dès le milieu du 19e siècle, fait un nom dans le monde de l’archéologie; les fouilles se sont succédé presque sans interruptions jusqu’à aujourd’hui. En 1865, on déplaça le cimetière de Schleitheim au lieu-dit «Hebsack», découvrant à l’improviste une nécropole à tombes en rangées du Haut Moyen Âge. De 1865 à 1867, les sépultures furent localisées à l’aide de perches, au moyen desquelles on sondait le sous-sol. C’est ainsi que l’on mit au jour les tombes 1 à 295, presque toutes à coffrage en pierres; la méthode utilisée n’a généralement pas permis de découvrir les tombes en pleine terre. Fait regrettable, on ne pratiqua aucun relevé des sépultures, et le mobilier funéraire ne fut pas individualisé. Seul nous reste un plan où les tombes ont été reportées de manière schématique. Dès 1983, de nouveaux travaux de construction ont conduit à une reprise des fouilles, qui dureront jusqu’en 1990, avec une dernière campagne en 1998. Ces investigations ont révélé les sépultures 301 à 862, parmi elles de nombreuses tombes en pleine terre fouillées dans le périmètre des anciennes excavations. En 1985, la fouille de l’intérieur de l’église de Schleitheim apporta des éléments fort révélateurs. En outre, des recherches menées à proximité immédiate du cimetière révélèrent l’existence d’un site d’habitat. Le Haut
Moyen Âge est donc une époque bien marquée à Schleitheim au plan archéologique: seuls peu de sites peuvent se prévaloir d’une nécropole en rangées, d’une église et d’un site d’habitat, tous contemporains (4e–8e siècle), en un seul et même lieu. Avec ses 850 sépultures, la nécropole en rangées de Schleitheim-Hebsack se démarque de la moyenne par ses dimensions. La datation a été en premier lieu établie sur les bases d’une chronologie fine assistée par informatique. A cet effet, les perles découvertes dans les sépultures féminines ont été divisées selon une chrono-typologie allant de 0 à 10, se succédant au rythme des générations. Pour les tombes masculines, on a isolé l’évolution des formes de ceintures et de certains types d’armes (phases 1 à 4). La transposition en périodes allant de I à IV s’est avérée utile tant pour les analyses spécifiques que pour l’élaboration globale, puisqu’il est dès lors possible d’optimiser les sources, autant au plan statistique qu’au plan quantitatif. Schleitheim-Hebsack se distingue des autres nécropoles à tombes en rangées par son ancienneté (2e quart du 5e siècle). Deux tombes fondatrices (tombe féminine 363 et tombe masculine 500) se trouvent à la charnière entre deux époques, soit entre le Bas Empire romain et le Haut Moyen Âge mérovingien (période I, 420 à 440/450). Ces sépultures évoquent des traditions plus anciennes et non locales, qui ne se retrouveront pas ailleurs: coffrage de pierres, présence d’une fibule dans une tombe masculine, riche vaisselle d’argile, collier d’ambre et autres offrandes encore. Dès le milieu du 5e siècle, les morts vont être enterrés sans discontinuer dans la nécropole, et ce jusqu’à son abandon à la fin du 7e siècle. Durant la période II (440/450 à 500/510), on observe une situation particulière, avec trois groupes de sépultures orientées très exactement est-ouest. Leur succèdent des tombes isolées dont l’orientation est passée au nord-est/sud-ouest. Vers 500, de part et d’autre de ce qui devait sans doute être un axe de passage, apparaissent des rangées de tombes qui viennent s’inscrire dans le cadre d’une première réorganisation. On relève pour les trois premières générations mérovingiennes un excédent de tombes féminines et une richesse inhabituelle, avec des offrandes remarquables: des chaises pliantes, des éléments du costume et des parures en métaux nobles (coutume du port de quatre fibules). La richesse des tombes fondatrices restera cependant inégalée. A la période III (500/510 à 570/580), le mobilier funéraire s’appauvrit. On connaît une exception, la tombe 766, dite du «chef du village». Ce per-
sonnage est le seul à avoir été enseveli avec son armement au grand complet, et le mobilier qui l’accompagne indique des relations étroites avec le royaume occidental des Francs. La densité des sépultures va dès lors s’accroître, avec l’apparition de rangées correspondant à une appartenance géographique ou familiale. Certaines rangées vont être comblées, d’autres seront intercalées, et la zone orientale sera élargie vers l’ouest. Dès lors, la nécropole en rangées va accueillir les membres d’une communauté à la fois villageoise et paysanne. L’équilibre des sexes est atteint. On relèvera que l’extension de la zone de la nécropole, qui reflète indirectement un accroissement de la population et donc de la prospérité de l’agglomération, coïncide au plan chronologique avec une diminution de la qualité des offrandes funéraires. Parallèlement, au 6e siècle, l’état de santé de la population masculine se détériore. A la charnière avec l’époque mérovingienne tardive (période IV, 570/580 à 690/700), on assiste à une seconde réorganisation de la nécropole, avec l’apparition des tombes à coffrage de pierres. Les nouvelles sépultures sont implantées vers le sud, dans la pente, zone jusqu’alors dominée par les deux tombes fondatrices. Jusqu’alors dissociées du reste de la nécropole, elles s’inscrivent dans un nouvel espace, dont la surface sera dédoublée vers le sud et vers l’est, venant jusqu’à perturber une tombe masculine à coffrage de pierres datant du 7e siècle. C’est la première fois que l’on note une occupation uniforme en direction de toutes les limites de la nécropole. La tradition des offrandes funéraires s’est stabilisée. Bien que l’on ne recense pas d’objets particulièrement somptueux, la seconde apogée de la coutume des offrandes, plus modeste que la précédente, coïncide avec la période IV. Les armes sont de plus en plus prisées, en particulier le scramasaxe et les accessoires qui l’accompagnent. Les parures annulaires féminines connaissent une évolution comparable, alors que la présence de fibules et l’utilisation de métaux nobles sont en perte de vitesse. La rareté des fibules est l’aboutissement d’une longue évolution. Durant la période II, le port de quatre fibules est fréquent; plus tard, cette mode va presque entièrement disparaître; à la période III dominent les paires de petites fibules. Parallèlement, l’analyse des fibres textiles a montré que les différents types de fibules correspondaient à des vêtements bien précis, selon qu’il s’agissait de petites fibules ou de fibules discoïdes. Malgré quelques variantes, il semble que les petites fibules aient servi à fermer l’ultime couche de vêtements (manteau, cape ou autres).
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Globalement, on peut résumer l’évolution observée à Schleitheim-Hebsack en trois grandes étapes: des débuts brillants (correspondant environ aux périodes I et II), puis une suspension de l’évolution (période III environ), suivie d’une phase de consolidation (période IV environ). C’est dans ce contexte qu’a lieu une césure qui exprime, au travers des coutumes funéraires en usage, un nouveau comportement social: comme au début de l’occupation, l’élite locale va se faire ensevelir dans le cimetière particulier qu’elle a établi et réservé à ses membres, séparé de la nécropole au plan spatial. Il se trouve dans l’église, construite vers 600 ou au cours de la première moitié du 7e siècle, l’une des plus anciennes au nord du Rhin supérieur. Ce qui de prime abord apparaît comme une rupture reflète des divergences internes d’ordre structurel. Si, au début, le couple fondateur se singularise à l’occasion de la fondation d’une agglomération, l’élite mérovingienne est ensuite issue de la communauté villageoise. On peut se demander si la conversion à la nouvelle religion n’était le fait que d’une élite, puisque la nécropole de Schleitheim-Hebsack a livré elle aussi du mobilier funéraire traduisant la symbolique chrétienne, daté de la fin du 6e siècle. Il semble que convergent ici diverses impulsions, qui ne sont certainement pas uniquement le fait de la couche aisée de la population. Le riche mobilier funéraire mis au jour dans les sépultures de l’église montrent bien que, pour le Haut Moyen Âge, la coutume des offrandes ne vient pas contredire les conceptions chrétiennes. Avec sa nécropole en rangées et son cimetière situé à l’intérieur de l’église, Schleitheim illustre parfaitement le processus d’anoblissement. On se trouve confronté à la question déjà souvent discutée de savoir si l’apparition d’une élite va de paire avec le déclin économique et social du reste de la population. Divers aspects nous conduisent à ne pas privilégier ce modèle. A l’époque des sépultures pratiquées dans l’église, les tombes en rangées très pauvres, qui marquent une véritable détresse matérielle, sont moins fréquentes qu’elles ne l’étaient auparavant; par contre, la qualité des offrandes et le nombre de tombes bien équipées vont croissant. On trouve aux deux endroits des sépultures sortant du commun par leur richesse, quoique la splendeur du mobilier soit plus prononcée encore chez les défunts enterrés dans l’église. Schleitheim n’est pas un cas isolé: des éléments analogues ont pu être décelés dans le cadre de rapprochements dépassant le cadre régional. Plusieurs éléments contribuent à souligner l’appartenance des morts à une classe sociale aisée: des symboles de richesses comme des bagues en or ornées de camées et les médaillons en or du collier, le bâton ou le gobe546
let en bois recouvert d’argent sont les garants d’un certain style de vie; on les retrouve dans l’église exclusivement, tout comme les garnitures de ceintures damasquinées comportant plusieurs éléments, qui caractérisent en Suisse les tombes d’église masculines. On ne décèle dans la nécropole en rangées de Hebsack aucune forme antérieure de distinction, qui se traduirait par un regroupement de tombes riches. Le petit groupe de sépultures isolées datant de la fin de l’époque mérovingienne correspond sans doute aux prémices de la suppression du principe des tombes en rangées, vers la fin de l’occupation. A ce jour, on n’a pu déceler à Schleitheim de résidence aristocratique; elle se trouve sans doute dans le périmètre de l’église, puisque c’est autour du bâtiment sacré jouxtant la zone de l’agglomération, au lieu-dit «Brüel», que se cristallise l’histoire de l’habitat médiéval. Il est important de relever que le site de Brüel, avec la découverte d’un lingot d’argent et d’un creuset destiné à la fabrication de perles en verre, connaissait un artisanat spécialisé. Ce n’est pas un hasard si la seconde phase d’occupation, avec la maison-halle, présente un certain caractère ostentatoire. Le mobilier découvert dans le site d’habitat, entre autres des monnaies du Bas Empire et des fibules datant de l’Antiquité tardive, permet de postuler une occupation allant de 350 ap. J.-C. au 7e siècle. Les sépultures mises au jour dans l’église sont sans doute celles de personnages appartenant à une noblesse bien établie, ayant pour idéal les sépultures royales en contexte ecclésiastique telles qu’on les connaissait dans le royaume des Francs. Ainsi, ce n’est pas qu’à la fin de l’occupation que Schleitheim reflète, en miniature, les évènements se produisant dans le vaste monde. Certaines découvertes telles le verre, l'encens et les porcelaines tigres (Cypraea tigris) attestent de transports ou de relations à longues distances. Dès le début de l’occupation, on reconnaît le contexte historique général. Après l’abandon du limes de Germanie supérieure et de Rhétie au 3e siècle et la grande crise éclatant au sein de l’Empire romain, le pays est repris peu à peu par des groupes de populations germaniques, venus du nord-est de l’Europe. Sans doute en raison de sa position géographique, beaucoup plus au sud, Schleitheim se place à la fin de ce processus qui régit le Bas Empire, et qui va durer près de deux cents ans. L’apogée de l’empire alaman, au 5e siècle, coïncide avec des offrandes funéraires plus abondantes; au début du 6e siècle par contre, les Francs reprennent le dessus, ce qui se traduit peut-être par un certain déclin de la richesse du mobilier funéraire. Ce n’est sans doute pas un hasard si les influences franques culminent dans la sépulture
766, où gît le chef du village. Au plus tard dès le 7e siècle, le royaume des Francs va perdre en influence pour faire place à une plus forte régionalisation, voire à une tradition rurale plus marquée du mobilier. Ici encore, les sépultures découvertes dans l’église traduisent l’existence de liens bien réels avec le monde extérieur, mais d’autres indices évoquent un développement local de l’élite. Globalement, la rupture constatée dans la coutume des offrandes funéraires est plus marquée de la période II à la période III que de la période III à la période IV. Peut-être avons-nous là une explication plausible pour la terminaison en «-heim» du lieu, puisque la toponymie lui attribue une composante franque. Si l’on tente de replacer Schleitheim dans son contexte culturel, on relèvera en premier lieu sa position géographique propice, non loin du castrum romain de Stein am Rhein et de celui de Zurzach, sur la longue route menant de Zurzach à Hüfingen. On décèle une volonté de se démarquer du passé romain, puisqu’on a évité de fonder le village juste à côté de l’agglomération civile de Iuliomagus. Par contre, le site du Bas Empire/Haut Moyen Âge avait déjà été occupé par les Celtes. Dans une moindre mesure, sous la forme de la villa rustica de Brüel, on disposait d’un contexte indirect à l’infrastructure romaine. La preuve de la présence de populations romanes est difficile à apporter en raison de l’absence de trouvailles caractéristiques et d’offrandes funéraires, ainsi que de la proportion relativement faible de sépultures sans mobilier et de la diminution du mobilier funéraire, due à la chronologie; de même, on ne saurait sous-estimer la lacune chronologique décelée dans l’occupation. Sur la base de certaines coutumes funéraires, de la typologie et de l’architecture du bois, on peut parler des habitants de Schleitheim comme d’un groupe de population germanique. Ils avaient tissé des liens d’une part avec la région du Danube supérieur et du lac de Constance/région du Rhin supérieur, d’autre part vers la France, montrant ainsi, outre un engagement régional avec l’Alamannie, un intérêt pour l’occident. Catherine Leuzinger-Piccand
Summary Abundant archaeological activity, starting as early as the mid 19th Century and continuing intermittently up to the present day, has played a substantial role in making Schleitheim in the Canton of Schaffhausen well known within archaeological circles. In 1865 the Early Medieval rowgrave cemetery was unexpectedly found when the
Schleitheim church graveyard was relocated to an area called Hebsack. In 1865–1867 the area was searched with solid probes in order to locate further burials. Graves 1–295, almost all of which contained cists, were thus located. However, due to the method used, very few earth graves were found. Unfortunately no drawings were made of the burials, nor were the finds separated according to grave inventories. All that remains is a schematic map of the graves. Due to new building projects, further examinations had to be carried out from 1983 to 1990 and also in 1998. These led to the discovery of graves 301–862. During the excavations, numerous earth graves were found in areas that had been searched in previous years. Important evidence was also discovered in the course of the excavation carried out inside the church of Schleitheim in 1985. Furthermore, several examinations in close proximity to the cemetery provided insight into settlement history. Therefore, Early Medieval Schleitheim is rather well researched archaeologically. There are only a small number of sites, where the rowgrave cemetery, the church and the settlement have been proven to have existed at the same place simultaneously (4th–8th Centuries). In addition, Schleitheim-Hebsack with more than 850 graves is an exceptionally large row-grave cemetery. The chronological sequence is based primarily on a computer-assisted detailed chronology. In order to achieve this, the beads from the female burials were classified into chronologically significant bead types 1–10, which succeed each other in generation steps. In the case of the male burials, four phases were defined according to the development of the belts and also of selected weapons. As a standard chronological basis for special analyses as well as the study in general, it proved useful to condense the detailed chronology into periods I to IV, which resulted in greater use of the resources, from a statistical as well as from a quantitative point of view. Schleitheim-Hebsack is different from the many known row-grave cemeteries because of its early beginnings during Late Antiquity (second quarter of the 5th Century). Two founder graves – female burial 363 and male burial 500 – are situated at the turn of two eras: the Late Roman Empire and the Early Medieval Merovingian period (period I, 420–440/450). Earlier and non native traditions, which are limited to the two founder graves, are manifest in the chambered tombs, the fibula in the male burial, a rich set of ceramic vessels, the amber necklace and further grave goods.
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The continuous use of the graveyard starts in the middle of the 5th Century and lasts until the end of the 7th Century, when the cemetery is abandoned. Period II (440/450–500/510) shows a special distribution pattern of the graves with three groups in strict east-west orientation. After this came single burials with a change in orientation towards northeast-southwest, before the first new organisation led to rows of graves on both sides of a supposed track axis around 500 AD. The first three Early Merovingian generations are characterised by a surplus of female burials and the unusual wealth of the graves with special goods, a folding chair, accessories of clothing and jewellery made of precious metal («four fibula fashion»). However, the wealth of the founder graves was not continued. During period III (500/510–570/580) there was a further decrease in the wealth of the grave goods, the only exception being the «leader of the settlement» in grave 766. He was the only person buried with a full set of weapons and his grave goods show strong links with the western Frankish Empire. The distribution of the graves at this stage mirrored a new unity on one hand and the organisation in rows according to farmsteads or extended families on the other. Grave rows were filled, others were started in between and the area was enlarged towards the west. The result was a row-grave cemetery of a farming village community. At this stage the ratio of the sexes was well balanced. It is noteworthy that while the cemetery area was extended, which indirectly reflects a population growth and therefore prosperity of the settlement, the quality of the grave goods declined. This is paralleled by poorer health of the male population in the 6th Century. At the transition to Late Merovingian times (period IV, 570/580–690/700), the cemetery was reorganised a second time and cist burials came into use. The general emphasis of the grave distribution moved towards the south and up the hill into an area that was – in an isolated monumentlike way – dominated by the two founder graves. This originally separate location was now replaced by a new area, which was enlarged twofold towards the south and east, whilst a 7th Century grave even disturbed the male chambered burial. A standardised distribution trend towards the boundaries of the cemetery can be seen for the first time. The tradition of grave offerings became stabilised. While exceptional highlights were missing, the second and less pronounced climax of grave good offerings occurred in time period IV. The tradition of depositing weapons, especially saxes and their accessories, became increasingly popular. A similar situation can be observed in female rings, while fibulae and the use of 548
precious metal decreased. The scarcity of fibula donations is the result of a prolonged development. The «four fibula fashion» was common during period II; later the group character was almost completely lost and pairs of small fibulae dominated in period III. Coinciding with this, the examination of the textiles revealed that arc fibulae and small or disc fibulae were used for different types of cloth and therefore proved that the fibulae did not belong to the same garment. Despite a certain degree of variety, the small fibulae seem to have been used to fasten outer garments (coats, cloaks or similar kinds of clothing). Overall, the development observed in Schleitheim-Hebsack shows three significant stages: Magnificent beginning (approximately periods I and II), interruption of the initiated development (approximately period III), consolidation (approximately period IV). Against this background one can observe a change in the funerary practises that had been common up to that time. This change is an expression of a new social behaviour: As in the beginning, the local elite now founded their own special cemetery reserved for them – separated from the original village graveyard – inside the church. It was built around 600 or during the first half of the 7th Century and is therefore one of the oldest churches north of the Upper Rhine. Because of the separation, this looks like the same phenomenon, but there are internal structural differences. While in the beginning the founder couple distanced themselves on the occasion of the founding of a new settlement, a group of outstanding people now emerged from the village community at the end of the Merovingian period. It remains unclear whether it was only the elite who maintained the religious change, because there are also grave goods with Christian symbols in Schleitheim-Hebsack from the end of the 6th Century onwards. Different impulses obviously met and were maintained not only by the upper population section. The wealth of the grave goods in the church burials shows clearly that the tradition of depositing goods with the deceased does by no means contradict early medieval Christian understanding. With its combination of a row-grave cemetery and a special graveyard in the church at the same location, Schleitheim is an impressive example for the emergence of nobility. This raises the muchdiscussed question, whether the emergence of an elite is linked with an economic and social decline of the general population. Several aspects are at odds with the application of this linear model. At the time of the church burial, graves with exceptionally poor offerings representing economic
deprivation were less frequent in the row-grave cemetery than before; however, the number of burials with decently or well-furnished graves increased. Extremely rich burials were found in both burial grounds. The wealth, however, was more distinct within the church. Schleitheim is not an isolated case, similar situations have been found at other sites outside the region. Not only the spatial separation, but also the distribution of some of the grave goods point to the outstanding social status: status symbols, such as the gold finger ring with intaglio and the gold medallions on the necklace, the wooden cane and the silver fitted wooden beaker representing a higher standard of living, were only found in the church. The same applies to the overlaid belt sets worn by the men, which characterises male church burials in Switzerland. An early form of separation, such as the grouping of wealthy graves, could not be identified in the row-grave cemetery Hebsack. The small separate group of Late Merovingian burials is more likely a sign of the dissolving of the row-grave principle towards the time of the abandonment of the cemetery. The aristocratic manor has not yet been located; it was probably situated in the vicinity of the church, because, apart from the area of the settlement excavated at Brüel, the ecclesiastical building is the second focal point of the medieval village settlement history. It is important to note that a silver ingot and a crucible for the production of glass beads found in the settlement Brüel provide evidence for specialised craftsmanship. It is no coincidence that the second settlement phase with the hall house symbolises a certain amount of prestige. The settlement finds, including Late Roman coins and Late Antique fibulae, point to human presence from 350 AD onwards up to the 7th Century. Church burials probably represent members of early nobility emulating the example of the royal tombs in churches of the Frankish Empire. Hence, not only towards the time of the abandonment of the cemetery, developments, which are linked with events in the wide world, occur on a smaller scale. Certain finds, such as glass, incense and tiger cowries, represent long-distance trade commodities and contacts. The greater historical context is also reflected in the beginning. After the abandonment of the Upper GermanicRaetian Limes in the 3rd Century and the major crisis in the Roman Empire, Germanic peoples from north-eastern Central Europe gradually took possession of the land. Schleitheim, probably because it is situated so far south, stands at the end of this Late Antique development, which lasted about two centuries. The heyday of the Alaman-
ni in the 5th Century is accompanied by rich and varied grave goods, whereas the turn towards the Frankish tradition in the early 6th Century is possibly mirrored in the decline of the grave goods. It is therefore probably no coincidence that the Frankish influence, which had already been manifest in the earlier finds, reached its climax in the settlement leader’s grave 766. From the 7th Century onwards at the latest, the links with Francia represented in the finds, gave way to a stronger regionalization or connection with the landscape. However, the external reference remained alive in the church burials, even though there is evidence for a local development of an elite. Overall, the changes in the grave goods are greater from periods II to III than they are from periods III to IV. This may be one possible way of explaining the place name ending in «-heim», which research in this field considers to have a Frankish quality. If one wanted to try to position Schleitheim within its cultural setting, its convenient location in the vicinity of the Roman castella of Stein am Rhein and Zurzach, on the road from Zurzach to Hüfingen, is striking. The connection with the Roman past was not desirable enough for the founding of the new settlement to occur at the exact spot where the civilian settlement Iuliomagus had been located. In contrast, the Late Antique-Early Medieval settlement is situated in a location, where the Celts had already settled. The Roman villa at Brüel provided an indirect context with the Roman infrastructure on a smaller scale. Due to the lack of characteristic finds and special grave furnishings and because of the comparatively small amount of burials without grave goods and the increase in graves without grave goods during the course of time, it is difficult to obtain evidence for Roman peoples; the chronological settlement hiatus is not to be underestimated either. Because of certain grave goods and funerary practices, types of finds and the timber architecture in the settlement, the Schleitheim settlers can be identified as a Germanic people. On one hand there were links with the Upper Danube and the region of Lake Constance/Upper Rhine and on the other with France, thus showing a regional connection with the Alamannia as well as an orientation towards the west. Sandy Haemmerle
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Publikationen zur Archäologie im Kanton Schaffhausen Schaffhauser Archäologie – Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Markus Höneisen (Hrsg.) Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Schaffhauser Archäologie 1. Schaffhausen 1993. ISBN 3-908006-18-X. Markus Höneisen/Sabine Peyer Schweizersbild – Ein Jägerlager der Späteiszeit. Beiträge und Dokumente zur Ausgrabung vor 100 Jahren. Schaffhauser Archäologie 2. Schaffhausen 1994. ISBN 3-907066-06-5. Kurt Bänteli/Markus Höneisen/Kurt Zubler Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen. Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal. Schaffhauser Archäologie 3. Schaffhausen 2000. ISBN 3-9521868-1-3. Kurt Bänteli/Rudolf Gamper/Peter Lehmann Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Zum 950. Jahr seiner Gründung. Schaffhauser Archäologie 4. Schaffhausen 1999. ISBN 3-9521868-0-5. Anke Burzler/Markus Höneisen/Jakob Leicht/ Beatrice Ruckstuhl Das frühmittelalterliche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche. Schaffhauser Archäologie 5. Schaffhausen 2002. ISBN 3-9521868-2-1. EX TERRA LUX. Geschichten aus dem Boden. Schaffhauser Archäologie des Mittelalters. Schaffhausen 2002. ISBN 3-9521868-3-X.
In Vorbereitung: Das römische Schleitheim. Vicus Iuliomagus und umliegende Gutshöfe. Schaffhauser Archäologie 6. Bezug: Kantonsarchäologie Schaffhausen, Herrenacker 3, 8201 Schaffhausen; Museum zu Allerheiligen, Baumgartenstr. 6, 8200 Schaffhausen oder im Buchhandel. 552
Weitere Publikationen Jost Bürgi/Radana Hoppe Schleitheim-Iuliomagus. Die römischen Thermen. Antiqua 13. Basel 1985. Thomas Mäglin/Jörg Schibler/Jürg Sedlmeier (Hrsg.) Neue Untersuchungen am Kesslerloch bei Thayngen SH. Antiqua 17. Basel 1988. Jost Bürgi/Radana Hoppe/Hans Lieb Iuliomagus-römisch Schleitheim. Die öffentlichen Thermen. Archäologische Führer der Schweiz 11, 2. Auflage. Basel 1989. Bezug: Schweiz. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Postfach, 4001 Basel oder im Buchhandel.
Schaffhauser Beiträge zur Geschichte Herausgeber: Historischer Verein des Kantons Schaffhausen Daniel Gutscher Schaffhauser Feingerberei im 13. Jahrhundert. Ergebnisse der Grabungen im Areal der Häuser zum Bogen und zum Kronsberg in der Vorstadt. Band 61. Schaffhausen 1984. Jost Bürgi/Kurt Bänteli/Markus Höneisen Archäologische Forschung im Kanton Schaffhausen. Band 61. Schaffhausen 1984. Albin Hasenfratz/Kurt Bänteli Die archäologischen Untersuchungen in der Bergkirche Hallau. Band 63. Schaffhausen 1986. Kurt Bänteli Zur Baugeschichte der Schaffhauser Stadtbefestigung. Ergebnisse baugeschichtlicher Untersuchungen 1982–1989. Band 66. Schaffhausen 1989. Kurt Bänteli/Andreas Cueni/Hansueli Etter/Beatrice Ruckstuhl Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen. Ergebnisse der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1983–1989. Band 67. Schaffhausen 1990. Bezug: Kantonsarchäologie Schaffhausen, Herrenacker 3, 8201 Schaffhausen und Staatsarchiv, 8201 Schaffhausen.
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Das frühmittelalterliche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche
Anke Burzler, Markus Höneisen, Jakob Leicht, Beatrice Ruckstuhl
Das frühmittelalterliche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche
mit Beiträgen von: Kurt Bänteli Karl Banghard Antja Bartel Eckhard Deschler-Erb Hans Ulrich Geiger/Kurt Wyprächtiger Martin Heck/Thilo Rehren/Peter Hoffmann Gerhard Hotz Marlu Kühn Antoinette Rast-Eicher André Rehazek Yvonne Reich (mit Anmerkungen von Werner Vach) Werner H. Schoch
Schaffhauser Archäologie 5 Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Schaffhausen 2002
Die Publikation haben durch Beiträge ermöglicht: Kanton Schaffhausen Gemeinde Schleitheim Kirchenstand Schleitheim Regiobank, Spar- und Leihkasse Schleitheim Lotteriefonds Schweizerischer Nationalfonds
Konzept und Redaktion: Markus Höneisen Lektorat: Daniel Gerbothé, Markus Höneisen Gestaltung: Katharina Bürgin Lebensbilder: Ruth Baur Fundtafeln: Ruth Baur Abbildungsnachweis: S. 80 Lithos, Satz und Druck: Meier Schaffhausen, Graphisches Unternehmen, 8200 Schaffhausen Einband: Buchbinderei Schumacher AG, 3185 Schmitten
©2002 Baudepartement des Kantons Schaffhausen, Kantonsarchäologie ISBN 3-9521868-2-1
Inhaltsverzeichnis
Band 2: Anhang Anmerkungen Abkürzungen Abbildungsnachweis Literatur
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Katalog 1. Schleitheim-Brüel: Katalog der frühmittelalterlichen Siedlungsfunde 2. Schleitheim-Hebsack: Katalog der Gräber und Grabfunde (erweitert auch auf CD) 3. Schleitheim-Kirche: Katalog der frühmittelalterlichen Gräber und Grabfunde 4. Schleitheim-Kirche: Katalog der mittelalterlichen Streufunde
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Tafeln Schleitheim-Brüel: Siedlungsfunde (Taf. 1-17) Schleitheim-Hebsack: Grabbeigaben (Taf. 18-109) Schleitheim-Kirche: Grabbeigaben (Taf. 110-111) Schleitheim-Kirche: Mittelalterliche Streufunde (Taf. 112) Schleitheim-Hebsack: Perlen (Taf. 113-125) Schleitheim-Hebsack: Perlentypologie (Taf. 126-133)
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Schuber Beilage 1: Schleitheim-Hebsack. Gräberfeldplan Beilage 2: Schleitheim-Kirche. Kirchenpläne und Profil
CD Katalog der Gräber und Grabfunde: Grabpläne Grabfotos Katalog Fundtafeln Objektfotos Ergänzende Spezialkataloge: Textilkatalog Perlenkatalog Münzkatalog Ergänzende Materialien: Gräberfeldkartierungen (Kart. 1-35) Tabellen (Tab. 1-87) Fundlisten (Liste 1-8) 5
Anmerkungen
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Die prähistorischen Funde werden im geplanten Band «Das römische Schleitheim» (Schaffhauser Archäologie 6) zusammenfassend gewürdigt. Bürgi/Hoppe 1985; Guyan 1988. Guyan 1965. Unten, Ruckstuhl S. 49ff. Unten, Höneisen S. 17ff. Noch unpubliziert. JbSGUF 72, 1989, 319–320. Bearbeitung der römischen Fundmünzen durch K. Wyprächtiger in Vorb. Die Materialvorlage erscheint im Band «Das römische Schleitheim» (Schaffhauser Archäologie 6). Trumm 2001; Höneisen u.a. in Vorb. Bearbeitung der römischen Fundmünzen durch K. Wyprächtiger in Vorb. Die Materialvorlage erscheint im Band «Das römische Schleitheim» (Schaffhauser Archäologie 6). Ruckstuhl 1988; unten, Leicht S. 79ff. Unten, Höneisen S. 31ff. JbSGUF 49, 1962, 83. Die Strukturen können teilweise aber auch moderne Störungen bzw. Baumgruben sein. Die Grabung stand unter der Leitung von Grabungstechniker Kurt Bänteli, der auch die anschliessende Auswertung der Befunde übernahm. Die folgenden Ausführungen zum Befund basieren auf seinem Bericht und seiner Grabungsdokumentation. Dem Gemeinderat von Schleitheim, dem Architekten Hannes Gnädinger und dem Generalunternehmer Ernst Tenger, welche die Aufgabe hatten, einen abgebrannten Kindergarten rasch möglichst zu ersetzen, sei für ihr Verständnis und ihre Unterstützung gedankt. Die Rinne nahm etwas mehr als die Hälfte der Grabungsfläche ein. JbSGUF 72, 1989, 319. Die latènezeitlichen Funde von Schleitheim werden im geplanten Band über «Das römische Schleitheim» (Schaffhauser Archäologie 6) vorgelegt. Wanner 1899, 21. Neubearbeitung der Baubefunde und Funde durch Jürgen Trumm. Die Vorlage, unter Einbezug der römischen Neufunde im Brüel, ist für den Band «Das römische Schleitheim» (Schaffhauser Archäologie 6) vorgesehen. Unten, Deschler-Erb S. 292ff. Schaffhausen-Berslingen: Bänteli/Höneisen/Zubler 1999; UlmEggingen: Kind 1989, 291f. und 302f. Möglicherweise wurde der Bau nicht vollständig erfasst. Das Gebäude ist wohl nur unvollständig ausgegraben und setzt sich unter der Strasse weiter fort. Vgl. in Berslingen, Bänteli in: Bänteli/Höneisen/Zubler 1999, 63. Höneisen in: Bänteli/Höneisen/Zubler 1999, 208. Die Zuordnung dieser Funde zu Haus C basiert allein auf ihrer Fundlage. Stratigraphische Hinweise waren nicht zu gewinnen. MA 42990. Zubler in: Bänteli/Höneisen/Zubler 1999, 114f. Zu den Bestimmungsresultaten und ihrer Interpretation ausführlich unten, Rehazek S. 42ff. Für vielfältige Anregungen möchte ich an dieser Stelle Kurt Zubler herzlich danken. Zubler in: Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 94ff. Ders. in: Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 86ff. Drei Schleitheimer Proben (Taf. 12.136, 13.148, 14.185) konnten eindeutig dem Magerungstyp A zugeordnet werden. Den Hinweis verdanke ich Uwe Gross. Vgl. H. Dannheimer, Das Frühmittelalter. In: Archäologie in Bayern, München 1982, 263; B. HaasGebhard, Ein frühmittelalterliches Gräberfeld bei Dittenheim, Ed. Monique Mergoil, Montagnac 1998, Taf. 56, Grab 115.32. Material unpubl. Zubler in: Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 109.
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Zur Grabkeramik von Schleitheim-Hebsack siehe unten, Leicht S. 178ff. Zwei weitere Spinnwirtel sind dagegen wohl latènezeitlich. Gräber 389, 439, 484, 497, 536, 504, 555, 571, 595, 637, 699, 719B, 743 (Gehänge), 770, 789 (Tascheninhalt), 831. Weitere Exemplare sind aus Stein, Glas oder Hirschgeweih gefertigt. Zwei weitere Fragmente sind nur als Streufunde geborgen worden. Höneisen 1993, 425–426. Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 150f. Unten, Höneisen S. 289ff. Zu spätkaiserzeitlichen Armbrustfibeln: Schulze 1977. Bürgi/Bänteli/Höneisen 1984, 303; JbSGUF 64, 1981, 252. K. Roth-Rubi, Der Gutshof von Stutheien/Hüttwilen und seine spätantiken Funde. AS 9, 1986, 2, 66–67. Die Bestimmung verdanke ich Alexander Voûte, SLM Zürich (Untersuchungsbericht CPL 01591 vom 26.01.1999). W. Grünhagen, Der Schatzfund von Gross-Bodungen. RGF 21, Berlin 1954. Zu Hack- oder Bruchsilber auch: S. Künzl, in: E. Künzl, Die Alamannenbeute aus dem Rhein bei Neupotz, Monographien RGZM 34.1, Mainz 1993, 383f. und Farbtafel 12. E. Munksgaard, Spätantikes Silber. Frühmittelalterliche Studien 21, 1987, 82–84, Taf. XVI. U. Koch 1984, Taf. 30.11. Der abgebildete Silberbarren ist quaderförmig und besitzt gerundete Schmalseiten. Die Länge beträgt 2.55 cm. M. Hoeper/H. Steuer, Eine völkerwanderungszeitliche Höhenstation am Oberrhein – der Geisskopf bei Berghaupten, Ortenaukreis. Germania 77, 1999/1, 185–246. H. Steuer, Handwerk auf spätantiken Höhensiedlungen des 4./5. Jh. in Südwestdeutschland. In: The Archaeology of Gudme and Lundeborg. Arkaeologiske Studier X, 1994, 128–144; ders., Herrschaft von der Höhe. Vom mobilen Söldnertrupp zur Residenz auf repräsentativen Bergkuppen, in: Alamannen 1997, 149–162. H. Amrein/E. Binder, Mit Hammer und Zange an Esse und Amboss. Metallgewinnung und Schmiedekunst im frühen Mittelalter, in: Alamannen 1997, 402. Hinweis von Gerhard Hotz. H. Roth, Ein Reihengräberfeld bei Fellbach-Schmiden, FBBW 7, 1982, 539, Abb. 41, Kat. 39.6. Masse des Barrens: L. 79 cm, B. 0.5 cm; D. 0.25 cm, G. 3 g. Im gleichen Gräberfeld liegt mit Grab 3 die Bestattung eines Feinschmiedes vor. Silberblechfragmente in Frauengrab 624C, Silberstück in Männergrab 698, Silberblechstreifen in Männergrab 748. Aus Männergrab 396A. Die Bestimmung der Perlen verdanke ich Yvonne Reich. Z.B. in Grab 24 des spätrömischen Gräberfeldes von Stein am RheinHofwiesen: Höneisen 1993, Abb. 105 und Taf. 45. Martin 1991, 29; Alamannen 1997, Abb. 72, Bestattung Lauffen/Neckar. Vgl. auch die Ausführungen zum Grab 363 von SchleitheimHebsack unten, Leicht S. 79ff. Ursula Koch sei an dieser Stelle für Augenschein und Beurteilung dieser Perle gedankt. Nach ihrer mündlichen Mitteilung stammt die Perle nicht aus einem merowingerzeitlichen Kontext. Sie schlägt hingegen als Herkunftsort die Schwarzmeerküste vor, als Zeitstellung die Kaiserzeit. Da die Perle zudem einen roten Kern hat, hält sie Ursula Koch auch nicht für latènezeitlich. Unten, Heck/Rehren und Hoffmann S. 36ff. Für die Bereitschaft, die Perle spontan im Rahmen eines Forschungsprogrammes zu untersuchen, möchte ich den Bearbeitern an dieser Stelle herzlich danken. Bestimmung A. Rehazek. Das Stück fand sich westlich von Haus C. Bestimmung K. Wyprächtiger. JbSGUF 72, 1989, 320. Bestimmung K. Wyprächtiger.
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Eine vollständige Vorlage der Fundmünzen von Schleitheim wird von K. Wyprächtiger für den Band «Das römische Schleitheim» (Schaffhauser Archäologie 6) vorbereitet. Steuer 1990; Fingerlin 1997, 124. M. Heck und P. Hoffmann: Technische Universität Darmstadt, Materialwissenschaft, Chemische Analytik, Petersenstrasse 23, 64287 Darmstadt. Th. Rehren: Deutsches Bergbau-Museum Bochum, Institut für Archäometallurgie, Am Bergbaumuseum 28, 44787 Bochum. Oben, Höneisen S. 31. Die EDRFA erlaubt die zerstörungsfreie Bestimmung der elementaren Zusammensetzung einer Probe. Es können die Elemente Natrium (Z=11) bis Uran (Z=92) analysiert werden. Da die Informationstiefe besonders für leichte Elemente wie das Natrium im Bereich weniger Mikrometer liegt, ist diese Methode besonders bei verwitterten Proben bei Berücksichtigung aller Fehlerquellen einzusetzen. Die hier beschriebenen Untersuchungen wurden mit dem X-LAB 2000 der Firma Spectro Analytical Instruments GmbH (Kleve) durchgeführt. Die FPM erlaubt eine «standardlose» Quantifizierung. Alleine angewandt erreicht sie jedoch nicht die Genauigkeit die sich durch die Kalibration mit geeigneten Standards erreichen lässt. Bei dem REM handelt es sich um eine Methode der ortsaufgelösten Analytik. Mittels eines Elektonenstrahles können 2 Stellen, die nur wenige Mikrometer voneinander entfernt liegen, getrennt auf ihre chemische Zusammensetzung hin untersucht werden. Diese Methode dient vor allem der Abbildung und Analyse der in einer Probe vorliegenden Phasen und Einschlüssen. Zur Untersuchung wird eine leitfähige Probe mit einer polierten Oberfläche benötigt. Dies macht eine nicht zerstörungsfreie, meist recht aufwendige Probenpräparation erforderlich. Für die Herstellung der eingebetteten und polierten Proben bedanken sich die Autoren bei Herrn J. Kolb, TU Darmstadt, FB Geowissenschaften und Geographie. Je grösser die mittlere Ordnungszahl einer Phase ist, umso heller erscheint sie im BSE-Bild. Die ideale Zusammensetzung des Natron-Feldspates ist: 11.8 Gew.% Natriumoxid, 19.4Gew.% Aluminiumoxid und 68.7 Gew.% Siliziumdioxid. Rooksby 1964; Martin/Duval 1990. Wedepohl 1998. Wedepohl 1998. Henderson 1988. Heck/Hoffmann/Streitwolf/Teune-Vogt/Callmer 1997. Bichlmeier/Heck/Hoffmann 1998. Oben, Höneisen S. 21ff. Das frühmittelalterliche Fundmaterial enthält zum Teil auch eisenzeitliche und römische Streufunde. Aufgrund der schwierigen Bodenverhältnisse war es nicht möglich, Komplexe mit überwiegend eisenzeitlichem oder römischem Material auszusondern. Nach einer Schätzung der bearbeitenden Archäologen muss mit einer Kontamination mit latènezeitlichen und römischen Funden von ca. 5% bis max. 10% gerechnet werden. Auch von archäozoologischer Seite kann diese Schätzung ungefähr bestätigt werden, da ca. 1.5% der Rinderknochenfragmente aus Schleitheim-Brüel von für eine «frühmittelalterliche» Zeitstellung ungewöhnlich grossgewachsenen Individuen stammen. Bei ihnen handelt es sich wahrscheinlich um römische Rinder, die im Vergleich zu Rindern der La Tène-Zeit und des Mittelalters von deutlich grösserem Wuchs waren (Breuer/Rehazek/Stopp 1999). Unten, Hotz/Rehazek S. 459ff. Das Knochengewicht bei einem Säugetier beträgt ca. 7% seines Körpergewichts. Auf eine detaillierte Untersuchung der Tierknochen aus den stratigraphisch nicht zuweisbaren Fundkomplexen wurde verzichtet. Sie wurden allerdings einzeln ausgelegt, um einen Überblick über die Tierartenzusammensetzung und eventuelle Besonderheiten des Materials zu erlangen. Dabei liessen sich jedoch sowohl bezüglich der Erhaltung als auch bezüglich des Tierartenspektrums keine auffälligen Unterschiede zum stratifizierbaren Material feststellen. Da nicht alle Auswertungstabellen abgedruckt werden konnten sind detailliertere Angaben zu einigen Untersuchungen (z.B. Massauswertungen) bei der KASH oder beim Verfasser einzusehen oder zu beziehen. Funktion unbestimmt.
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3949 Tier- und 2 Menschenknochen. Die beiden menschlichen Knochenfragmente, ein Schädelstück und ein Humerus, stammen von subadulten bzw. adulten Individuen. Die im Vergleich zu den Tierknochen andere Färbung des Schädelfragments lässt vermuten, dass es sich hierbei um einen Streufund handelt, der von ausserhalb – eventuell vom ganz in der Nähe gelegenen frühmittelalterlichen Gräberfeld Schleitheim-Hebsack – in die Siedlungsschichten gelangt ist. Die Fundstücke der verschiedenen Tierarten streuten ohne ein erkennbares Verteilungsmuster über die gesamte Siedlungsfläche. Hüster-Plogmann et al. 1999; Hüster-Plogmann/Rehazek 1999. Unten, Hotz/Rehazek S. 459ff. Hüster-Plogmann et al. 1999; Hüster-Plogmann/Rehazek 1999; Rehazek 2000a. Boessneck/Müller/Teichert 1964; Payne 1969; Payne 1985. Zur Bestimmungsproblematik: Eisenmann/Beckouche 1986; Dive/ Eisenmann 1991; Uerpmann/Uerpmann 1994. Unten, S. 46. Oben, S. 43. Schibler/Stopp 1987. Theune-Grosskopf 1994. Habermehl 1975; Habermehl 1985. Boessneck/Müller/Teichert 1964; Lemppenau 1966; Fock 1966; Armitage/Clutton-Brock 1976; Prummel/Frisch 1986. Dritter Molar deutlich abgekaut. Einen optimalen Fleischertrag erbringen Hausschweine erfahrungsgemäss etwa im zweiten Lebensjahr. Benecke 1994, 208–211. Ziege: 1x männlich, 2x weiblich, Schaf: 1x weiblich. Dass diese jedoch grundsätzlich mithilfe der archäozoologischen Analysen möglich sind, belegen z.B. Untersuchungen in Augusta Raurica/Augst BL (Lehmann/Breuer 1997) und verschiedenen hoch- und spätmittelalterlichen Fundstellen der Nordwestschweiz (Schibler 1991; Hüster-Plogmann et al. 1999; Rehazek 2000). Breuer/Rehazek/Stopp 1999; Breuer/Rehazek/Stopp 2001. Oben, Anm. 83. Ihre Grösse entspricht damit ungefähr jenem Tier (145 cm), welches im frühmittelalterlichen Gräberfeld Basel-Bernerring bestattet wurde (Kaufmann 1976). JbSGU 16, 1924, 117. G. Walter, Die Orts- und Flurnamen des Kantons Schaffhausen, 1912. Theune 1999, 190; Stork 1997, 427. Wanner 1867, 10. Als Quellen zu den Altgrabungen stehen uns folgende Publikationen und Akten zur Verfügung: Wanners Publikation der Grabung von 1866 (Wanner 1867); Wanners Publikation der Grabungen von 1867 (Wanner 1868); Protokolle und Berichte über die Thätigkeit des HAV Schaffhausen; Notizbüchlein von Jakob Heierli aus dem Jahre 1867; Fundinventarliste in den Akten des HAV Schaffhausen; Inventarbuch MA, erstellt von Karl Sulzberger; Notizen im ASA; Fundberichte JbSGUF; Publikation der Funde: Guyan 1965. Präsident der Antiquarischen Gesellschaft Zürich. Protokoll HAV 14. März 1866. Ber. über die Tätigkeit des HAV 1867. Protokoll HAV 9. März 1868. Die Funde sind heute verschollen. «…Beim Kirchhofe kam ein Grab zum Vorschein. In der Sammlung Gustav Schudel sind drei bronzene Riemenzungen und ein Armringfragment erhalten» (JbSGUF 66, 1983, 315). «…im sogenannten Hebsack (Gemeinde Schleitheim), wo man bereits früher auf keltische Gräber stiess, fand man neuerdings wieder ein solches Grab mit einem 90 cm langen Schwerte» (ASA, 2, 1889, 210). Das vorliegende Manuskript wurde im Jahr 1997 verfasst. Daher sind in den folgenden Ausführungen die Resultate der Grabungen von 1998 nicht berücksichtigt. Katalog Grab 305. Diese Arbeit und die Berechnungen verrichteten Herr Diesing und seine Mitarbeiter vom Kantonalen Tiefbauamt, denen wir für ihre Hilfe herzlich danken. Wir danken Janina Hauser für ihre Arbeit. Wir gedenken an dieser Stelle Jörg Elmer, der sich sehr für die Funde aus dem Kanton Schaffhausen eingesetzt hat.
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Angesichts der zahlreichen, über Jahre vernachlässigten Aufgaben im Bereich Restaurierung und der Fülle der Funde aus dem Hebsack war es Peter Im Obersteg nicht möglich diese Funde innert nützlicher Frist zu restaurieren. So danken wir v.a. Barbara Ihrig und Ulrich Hürten für die Mitarbeit an der Fundrestaurierung von Schleitheim-Hebsack. Auch um die Gräber im nicht restaurierten Zustand anschaulich zu präsentieren sind die Platten gut geeignet. Allerdings sind sie für langfristige Aufbewahrung ungeeignet, da das Material korrosives Gas verdampft, welches Metalle angreift. Da bis 1990 keine Restauratorenstelle zur Verfügung stand, wurden nur wenige Objekte eingegipst, da zu befürchten war, dass sie jahrelang nicht restauriert werden können und somit der Forschung und Auswertung nicht zur Verfügung stehen. 1983 hatte Hans Ulrich Etter die Betreuung übernommen. 1988 und 1989 barg Andreas Cueni die Skelette. 1990 arbeitete Gerhard Hotz auf der Grabung mit und beschrieb und barg die Skelette. Mit Grab werden die ausgehobenen Grabgruben bezeichnet. Sie enthalten im Normalfall eine Bestattung (das Skelett eines Individuums), oder aber mehrere Bestattungen. Manche sind durch die Altgrabungen gestört und wurden ohne Bestattung vorgefunden. Grab 343, 350, 356, 479, 517, 529, 642 waren ohne Skelett. Dies hat sich mit den Ausgrabungen von 1998 bestätigt. Unten, Burzler, S. 198ff. Stork 1995, 12. Unten, Leicht S. 33ff. Unten, Ruckstuhl S. 368ff. Unten, S. 67. Eine weitere Erklärung wären die Spuren eines alten Baumloches. Ich danke K Bänteli für diesen Hinweis. Unten, Hotz S. 332ff. Unten, Hotz S. 331ff. Z.B. Gräber 400, 619, 628 und 691. Gräber 330, 606, 616 und 747. Unten, Ruckstuhl S. 368ff. Stork 1997, 424, weist darauf hin, dass die wohlhabendste Bestattung meist im Süden der Grabgrube liegt. Gräber 396, 588, 620 und 754. Unten, Ruckstuhl S. 362. Leicht, Akten KASH. Leicht, Akten KASH. Leicht, Akten KASH. Gräber 377, 515, 526, 582, 583, bzw. 507 und 531. Gräber 313, 537 und 631. Knaut 1993, 29; Christlein 1978, 56. Leicht, Akten KASH. Knaut 1993, 29. Unten, Leicht S. 33ff. Bei einfachen Erdgräbern können nicht mehr erhaltene Holzeinbauten nicht ausgeschlossen werden. Stork 1997, 418. Gräber mit Tiefe über 139 cm: 462, 475, 492, 586, 673, 674, 687, 717, 766, 768, 811, 834. Stork 1997, 422. Bsp. Gräber 686, 689, 685, 766, 772, 761. Windler 1994, 15; Knaut 1993, 25. Windler 1994, 15. Windler 1994, 15. Knaut 1993, 26. Windler 1994, 16. Gräber 364, 808, 605, und 633. Windler 1994, 16. Gräber 440, 528 und 624. Heege 1987, 19, errechnete für Heidenheim-Grosskuchen dasselbe durchschnittliche Mass. Hasenfratz und Bänteli 1986, 34. Paulsen 1992, 157. Paulsen 1992, 13, Abb. 2b. Bestimmungen von W. Schoch. Kart. 1. Z.B. Gräber 376 und 401. Wanner 1868, 4. Unten, Burzler S. 513f. Zu den Massen der Steinkisten: Oben, S. 69.
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Gräber 302 und 311. Z.B. Gräber 515 und 516. Gräber 302, 346 und 540. Gräber 346, 452 und 540. Gräber 365, 377, 540 und 642. Gräber 497, 361 und 540. Gräber 361, 364 und 537. Gräber 302, 346 und 452. Gräber 542, 641 und 642. Gräber 581 und 593. Gräber 301 und 457. Martin 1991, 193. Gräber 564 und 594. Gräber 513, 515 und 523. Gräber 514 und 525. Gräber 364, 808 und 809. Die Proben hat Werner Schoch jeweils im Anschluss an die Grabung untersucht und bestimmt. Gräber 809 und 824. Grab 377. Gräber 371, 464 und 636. Hasenfratz und Bänteli 1986, 34. Vorbemerkung zur Terminologie: Den in dieser Arbeit verwendeten Begriffen spätrömisch, spätkaiserzeitlich und spätantik liegen feste Bedeutungsinhalte zu Grunde. Spätrömisch ist ein zeitlich gebundener Begriff und eine Provenienzangabe. Als spätrömisch werden alle Funde angesprochen, die sich aus der (provinzial)römischen Sachkultur ableiten lassen. Die spätrömische Zeit endet mit dem Aufkommen der merowingischen Sachkultur um die Mitte des 5. Jhs. Spätrömische Funde aus Gräbern sagen nichts über die kulturelle Zugehörigkeit der Bestattung aus. Es kann sich sowohl um Romanen, als auch um Germanen handeln. Im Gegensatz dazu werden zeitlich entsprechende, eindeutig germanische Funde und Bestattungssitten als kaiserzeitlich angesprochen. Die spätkaiserzeitliche Sachkultur endet, oder geht, ebenfalls um die Mitte des 5. Jhs., in die merowingische Sachkultur über. Spätantik ist ein kulturell gebundener Begriff. Es handelt sich dabei um die, aus der spätrömisch-romanischen hervorgegangene romanische Sachkultur. Zeitlich umfasst die Spätantike damit sowohl die spätrömische, wie auch die merowingische Zeit. Der Begriff Völkerwanderungszeit oder völkerwanderungszeitlich wird für diese Arbeit nicht verwendet. Vgl. den hervorragend erhaltenen Befund von Pielgrzymowo, woiw. Olsztyriskie (Polen), ehemals Pilgramsdorf: Bohnsack 1937, 158ff., bes. 259 Abb. 2. Vgl. auch für die Merowingerzeit Rieth 1937, 199ff., bes. 208f. Abb. 18, 19. Vgl. Langen Jarchow-Häven, Grab 1967/1: Hollnagel 1968, 266f.; Abb. 181 a. Schachenbacher 1992, 264ff. Weiterführende Beobachtungen zu Aufbau und Konstruktion konnten auch hier nicht gewonnen werden. I. Stork, Als Persönlichkeit ins Jenseits. In: Alamannen 1997, 420f. Abb. 476 a. Als ca. 200 Jahre später Grab 500 von Grab 501 gestört wurde, muss Grab 500 – wie das halbierte Gefäss Nr. 500.3 zeigt – jedenfalls schon verfüllt gewesen sein. Ruckstuhl 1988, 16. Hinz 1969, 55ff.; Martin 1976, 12ff. Breite mindestens 120 cm. Eggers 1951; ders. 1955, 196ff. Fundliste 1. Die Nummerierung der Liste entspricht der Kartierung (Fundorte, die in den Fundlisten erwähnt sind, werden im weiteren Text nicht mit Zitat versehen). Es wurden nur eindeutige und vollständig publizierte bzw. beurteilbare Fundorte aufgenommen. Folgende Gräber sind nicht berücksichtigt: Kleinlangheim, Kr. Kitzingen, Gr. 144 konnte nur noch unvollständig geborgen werden; Masse noch 1.9 x 1.1 m: Pescheck 1978, 17 Abb. 10; 182. - Für Merseburg-Süd, Kr. MerseburgQuerfurt, Körpergrab 56 («Prachtgrab») liegen keine Angaben vor, Schulz 1950, 156f., erwähnt aber «… grösseren Grabraume…» und «… Geräumigkeit des Grabes». - In Woldegk, Kr. Mecklenburg-Strelitz, ist nicht mehr nachvollziehbar, ob Holzspuren auf einen Sarg oder hölzerne Einbauten einer Grabkammer hinweisen: Eggers 1948/49, 23ff. - Der Grabfund von Zeutern, Kr. Karlsruhe, war vollständig gestört, die Funde wurden auf einer Fläche von 2,2 x 2 m geborgen: Dauber 1958, 157f. Noch nicht beurteilbar sind die Befunde aus Kahl
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a. Main, Kr. Aschaffenburg: Teichner 1989, 149 Abb. 102; BV Beih. 5, 1992, 115, 116 Abb. 75. Siehe nun: F. Teichner, Kahl am Main. Siedlung und Gräberfeld der Völkerwanderungszeit. Materialhefte bayerische Vorgeschichte 80. Kallmünz, 1999. - Mengen, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald: Fingerlin 1990, 115 Abb. 14. - Vieuxville, Prov. Lüttich, Belgien «… contenir des chambres funéraires …»: AlénusLecerf, 1985, 122, 123 Abb. 2. - Vron, Dép. Somme, Frankreich, Seillier 1989, 604. Viele nordgallische Befunde sind bei den Ausgrabungen v.a. des 19. Jhs. sicher unbeobachtet geblieben. Vgl. zum Überblick Böhme 1974, 283ff. Die ohne weitere Beifunde (Keramik, Kästchen) geborgenen Grabfunde von Bergheim, Kr. Dillingen a. d. Donau: Roeren 1960, 244 Nr. 4, Taf. 43 und Leutkirch, Bodenseekreis, Fundber. Schwaben N. F. 12, 2, 1938–1951, 116, Taf. 21.1, 1–5, weisen für mich auf unvollständig geborgene Kammergräber hin. In diesem Zusammenhang möchte ich mich bei W. Czysz, Leiter der Aussenstelle Augsburg, recht herzlich bedanken. Er stimmte meiner Anfrage, in Bergheim eine Nachuntersuchung durchzuführen, spontan zu. Leider kam die Nachuntersuchung nicht zustande. Denn aus den Ortsakten, deren Studium dankenswerterweise G. Sorge, Augsburg, übernahm, ist die genaue Lokalisierung des Fundortes nicht zu entnehmen. Skandinavische und östliche Befunde sind nicht berücksichtigt. Hierzu die Listen bei: Rau 1972, 171ff.; Roggenbuck 1988, 144 Anm. 82. Martin 1976, 23. Grab 552, 1090, 1134, 1295, 1494, 1605, 2461, 2701, 2770, 2771, 2907, 3040, 3141, 3195, 3511, 3512: Pirling 1966; dies. 1974; dies. 1979; dies. 1989. Tongeren-Koninksem 1964 Grab 5, 6: Vanvinckenroye 1970, 16ff., Abb. 6, 7. Dabei ist nur das klassische Kammergrabverhalten mit an die Seite gerückter Bestattung berücksichtigt. Köln-Jakobstrasse Grab 42, 112, 143, 149, 227, 252, 253, 255, 277: Friedhoff 1991. - Kleinniedesheim, Kr. Ludwigshafen, Grab 1: Mitt. Hist. Ver. Pfalz 80, 1982, 345ff., bes. 345 Abb. 36 (Walling). - Hürth Hermülheim, Erftkreis, Grab 6, 15: P. Wagner 1987, 91 Abb. 44. - Worms, Nordfriedhof, Grab 76: M. Grünewald 1990, 243ff. - Xanten Grab N 832: Bridger 1990, 10. Hierzu auch: Köln-St. Severin Brandgrab II, 92, eine holzverschalte Grube, 125 x 100 cm, mit deutlicher Abgrenzung eines Beigabenraumes: Päffgen 1992, 2, 142ff.; 3, Taf. 118. Für Pannonien: Keszthely-Dobogó, Kom. Zala, Grab 102: K. Ságy 1981, 65f.; 67, Abb. 49. Vgl. etwa die frühkaiserzeitliche Lübsow-Gruppe: Pernice 1912, 126ff.; Eggers 1949/50, 58ff.; ders. 1951, 48ff.; Keiling 1972, 127ff.; Gebühr 1974, 82ff.; Kunow 1983, 99ff. Grundlegend: von Uslar 1938. So fehlen in diesem Bereich auch die frühkaiserzeitlichen Kammergräber der Lübsow-Gruppe: Keiling 1972, 170 Abb. 88. Zur andersartigen Beigabensitte in der Kaiserzeit: Verbreitungskarten bei Kunow 1983, Karten 1–25. Für die spätrömische Zeit: Böhme 1974, Karten 1–19. Vgl. auch die Steinkammern aus Wroclaw-Zakrzów (ehemals Sackrau) ´ Grab I–III: Grempler 1887, 1ff.; ders. 1888, 1ff. Siehe jetzt Kramarkowa 1990, 61ff. Nr. 12 und 15 der Fundliste 1. Nr. 5, 11 und 17 der Fundliste 1. Spreche ich von Orientierung, so bezeichnet die erstgenannte Himmelsrichtung immer die Lage des Kopfes. Spreche ich von Achse, war die genaue Lage nicht zu ermitteln. Schach-Dörges 1981, 633. Roeren 1960, 243ff. Rosenstock 1987, 117ff. Knaut 1988, 325ff. Z.B. Roeren 1960, 250 Nr. 56; Rosenstock 1987, 118 Nr. 7; 125 Nr. 55. Zur Literaturzusammenstellung der Diskussion: Geuenich 1982, 38ff. RGA I, 145 s.v. Alemannen (Steuer). E. Schultze 1987, 269ff.; RGA III 107, s. v. Elbgermanen (G. Mildenberger). Fingerlin 1990, 102; 117f.; 136; Planck 1990, 71ff. - Aus Heidelberg-Rohrbach liegen zwei der wenigen, gesicherten Brandgräber aus dem südlichen Südwestdeutschland vor: Roeren 1960, 247 Nr. 22. Bücker/Egger/Fingerlin/Hoeper 1994, 42; Fingerlin 1997, 108. Das birituelle Gräberfeld von Lampertheim, Kr. Bergstrasse, Behn 1935, 56ff., zeigt mit Spathabeigabe und der Kombination von Axt und Pfeil bezeichnenderweise burgundische Züge!
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Ich betreibe hier keine blossen Wortspielereien. Vielmehr möchte ich aufzeigen, dass ein Friedhof an der Wende von der Kaiserzeit zum Frühmittelalter einen in mehrere Teile zerfallenden Komplex bilden kann. Dieser Erkenntnis muss in einer eindeutigen Wortwahl Rechnung getragen werden. Nur so kann eine Sensibilisierung für diese Fundplätze erreicht werden. «Offenbar bleibt die Sitte die Verstorbenen unverbrannt beizusetzen, auf eine gehobene Schicht beschränkt», Fingerlin 1990, 121. Über die Archäologie der südwestdeutschen Kaiserzeit ist bis in jüngste Zeit mehrfach zusammenfassend und mit ausführlicher Bibliographie geschrieben worden: R. Koch 1985, 456ff.; Schach-Dörges 1981, 615ff.; Fingerlin 1990, 97ff.; H. Keller 1993, 83ff., Planck 1990, 69ff.; Steuer 1990, 139ff. Die folgenden Ausführungen basieren auf den Ergebnissen meiner Dissertation, die im Februar 1994 abgeschlossen war. Danach erschienene Literatur, vor allem im Zusammenhang und Folge der Landesausstellung «Alamannen» 1997/98 konnte nur noch punktuell eingearbeitet werden: Alamannen 1997; Geuenich (Hrsg.) 1998; Schach-Dörges 1998. R. Koch 1981, 579ff. Bernhard 1984/85, 34ff. Der Katalog von Bernhard 1984/85, 34ff. ist zugleich mein Fundortund Abbildungsnachweis. Ergänzungen: Schleitheim SH: Ruckstuhl 1988, 15ff. - Frankfurt a. M. «Ebel» Frau: Wamers 1989, 104 Abb. 23. - Kemathen, Kr. Eichstätt: Keller/Rieder 1991, 132ff. - Trebur, Kr. Gross-Gerau: Möller 1987, 131f.; Taf. 103, 8–10. - Gross-Umstadt, Kr. Darmstadt-Dieburg: Möller 1987, 75; Taf. 54, 1–4. - Kleinwallstadt, Kr. Miltenberg: Christlein/Wamser 1980, 152f. - Flörsheim, Main– Taunus-Kreis: Schoppa 1953, 38ff. - Hilzingen, Kr. Konstanz: Chr. Bücker, Alamannen 137 Abb. 137. Wahle 1927, 282f.; Bernhard 1984/85, 83f., Abb. 46.7–9. Rau 1976, 111ff.; U. Koch 1987, 80ff. Leicht 1988, 63ff. Garscha 1970, 246, Taf. 7.1. Böhme 1974, 9f. Lantier 1948, 376f.; Böhme 1974, 335f., Taf. 144. Leicht 1988, 46ff., Beil. 3. Böhme 1974, 10, datiert diese Fibelgruppe in die Mitte des 4. Jhs. Es ist unverständlich, warum Böhme schreibt: «Es ist fraglich, ob diese Münze für dieses Grab gesichert ist». In der Originalpublikation von Lantier 1948, 377 steht: «dans la main gauche une monnaie de Valens». Für Werner 1950/51/73, 299ff., war die Zugehörigkeit der Münze zu diesem Grab nach Kenntnis der Originalunterlagen nicht zweifelhaft. Böhmes Zurückhaltung wird erst verständlich, wenn man sich die weiteren chronologischen Einschätzungen zu diesem Fibeltyp betrachtet. E. Keller 1974, 264, 275 und R. Koch 1976, 73 datieren ihn in die erste und beginnende zweite Hälfte des 4. Jhs. Allein Christlein 1979, 164 Nr. 302 datiert das Grab von Salem «um 400». Reichmann 1987, 513ff. Der Depotfund von Essleben fügt sich zwanglos ein. Das Ergebnis meiner Keramikchronologie ist mit den Untersuchungen von Bernhard nicht in Einklang zu bringen. Er hatte die Gefässe nicht aus sich selbst heraus nach ihrer Kombination gegliedert, sondern sie «nach charakteristischen Beifunden in zeitlicher Folge geordnet». Bernhard 1984/85, 94. Da er auf die gängigen Datierungen zurückgegriffen hatte, sind Abweichungen zu meiner Chronologie unvermeidlich. Diese Feststellung ist unabhängig von der Frage von wem und wo Nigra produziert wurde. Bernhard 1984/85, 88ff.; R. Koch 1981, 579f., ebd. 600 den technischen Aspekt zur Klärung der Frage betonend. R. Koch 1981, 599 Abb. 9; Bernhard 1984/85, 100 Abb. 58, 105 Abb. 63. R. Koch 1981, 589ff. Die von R. Koch vorgeschlagene Einteilung der Keramik hat sich dabei als tragfähig erwiesen. Vogt 1930, 150 Abb. 3 (Foto). Profilzeichnung bei Moosbrugger-Leu 1982, 14 Abb. 11.5. Giesler-Müller 1991, Taf. 9.11; Moosbrugger-Leu 1982, 25 Abb. 25.8. Ruckstuhl 1989, 410 Abb. 3.10. Schleitheim-Hebsack, Grab 455: Ruckstuhl 1989, 410 Abb. 3; 10. Basel-Gotterbarmweg, Grab 6: Vogt 1930, 150 Abb. 3. - Flaach, Grab 2: Bader/Windler 1998, 114 Abb. 7. R. Koch 1976, 71ff.; Schulze 1978, 51ff. Tempelmann-Ma̧czyńska 1985.
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Fundortnachweis: Fundliste 2. Für die Typologie wurde ein eigenes Schema entwickelt. Auf die Einteilung von Tempelmann-Ma̧czyńska wurde nicht zurückgegriffen, da diese ja ebenfalls teilweise aus der Literatur erstellt wurde. Soweit möglich liegen meiner Einteilung Farbfotografien zugrunde. Dabei offenbarte sich ein für diese Untersuchung stellenweise unzureichendes Publikationsniveau. Dass vor dem Krieg publizierte Inventare lediglich von Glas- oder Bernsteinperlen sprechen, ist bedauerlich. Unverständlich ist aber, dass bis in jüngste Zeit Autoren nur rudimentäre Perlenbeschreibungen geben. Es hatte eine einschränkende Verschmälerung der Materialbasis zur Folge (Fundliste 2). - Ohne Angaben, ob transluzid oder opak, sowie kein Hinweis zur Farbe der aufgelegten (oder eingeschmolzenen?) Fadenauflage bei Gross-Gerau Grab 400: Jährling 1985, 391ff. - Dass es sich bei den Perlen aus Sponeck Grab 13 u. 20 (Swoboda 1986, 111f.; Taf. 36.8–18; 37.13–16) um opakes Glas handelt, war erst der Auswertung zu entnehmen, ebd. 114, Anm. 17 mit Hinweis auf E. Keller 1971, 92. - Ohne Kommentar Kleinlangheim Grab 2: «Perlenkette aus ca. 100 zum Teil verschmolzenen Glasperlen, schwarz bis dunkelblau, einzelne opak, darunter wenige mit gelben bis weissen Einlagen» Pescheck 1978, 160. Zwar liegt die Kette in Zeichnung mit heraldischer Farbsignatur vor, ebd. Taf. 19.1, 2, die heraldische Legende, ebd. 132, ist jedoch unvollständig. So fehlt die in der Kette vertretene Farbe Gelb. Mischfarben sind, da ebenfalls nicht angegeben, nur mit grosser Unsicherheit aufzulösen. Abkürzungen für die Typenbeschreibung: Dm. = Durchmesser, tl = transluzid. Soweit es die Angaben zuliessen, ist zwischen transluzid und opak unterschieden. Angegeben ist jeweils die Wurzel der Summe eines Typs. Dadurch relativieren sich auch Abweichungen in den absoluten Zahlen, die bei einer Zusammenstellung aus der Literatur zwangsläufig entstehen. Pirling 1974, 2. Teil, 34, Taf. 29.6–14. Pirling 1966, 1. Teil, 54f., 107. Leicht 1988, 26 Nr. 36, Beil. 2. Riff 1939–46, 185, 187 Taf. 9. Leider gibt die Publikation keinen Aufschluss über die Farbe der Perlen. Dazu M. Martin 1976/91 A, 14, 23, 46, 58, 180. U. Koch 1987, 1. Teil, 321f. Pirling 1974, Taf. 29.9. R. Koch 1976, 71ff. Erweiterung der Fundliste: ders. 1985, 478 Anm. 124 und 125. - Vgl. nun auch die Karte bei Schach-Dörges 1997, 82 Abb. 63. Oben, S. 83ff. Vgl. auch E. Keller 1971, 85ff.; M. Martin 1976/91, A 28f. Dazu die gut dokumentierten Befunde aus Lauffen Grab 2: SchachDörges 1981, 623 Abb. 8 und Schleitheim-Hebsack Grab 363: Ruckstuhl 1988, 20 Abb. 5. Für die Kette aus Worms-Kirschgarten liegt noch kein Befund vor, die Aufteilung auf den Photos auf zwei Ketten legt die Doppelkette nahe. Zu Nordgallien: Böhme 1974, 40ff. Dannheimer 1962, 62f.; Pohl 1969, 183. Nur silberne Exemplare; Böhme 1974, 43; Ruckstuhl 1989, 413 Anm. 10. Schulze-Dörrlamm 1990, 1. Teil, 214: «Es handelt sich um zeitlose Schmuckformen, die schon in den spätrömischen Gräbern … nachweisbar sind, aber auch noch in Frauengräbern der Stufe IV begegnen». Fundliste 3. - Möglicherweise enthielt auch Wijster, Prov. Drenthe, Grab 211 ehemals zwei solche Anhänger: van Es 1965, 482. - Das bei Ruckstuhl 1989, 413 Anm. 10 aufgeführte Grab 11 von Zurzach-Umfahrungsstrasse AG ist zu streichen. Die Kette enthält, wie das ausgestellte Stück im Museum Zurzach zeigt, keine solchen Anhänger. Abzusehen ist von wenigen Ausnahmen im 6. Jh. ausserhalb des Hauptverbreitungsgebietes. Diese Erkenntnis ist nicht neu, denn bereits Dannheimer hatte aus den ihm bekannten Vorkommen diesen Schluss gezogen: Dannheimer 1962, 63. Leicht 1988, 46ff., bes. 49, 55f., Beil. 3. Schulze-Dörrlamm 1990, 209f., 210 Abb. 10, 394 hat die S-förmigen Schliesshakenpaare zusammengestellt. D. Quast, Fundber. Baden-Württemberg 17, 1, 1992, 688 (Rez. zu Schulze-Dörrlamm 1990) und Ament 1992, 13 haben die Fundliste erweitert. - Meine chronologische Ansprache bezieht sich nur auf Schliesshaken mit geripptem Mittelteil. Unverzierte einzelne Häkchen sind bereits aus älteren Zusammenhängen bekannt, z.B. Lauffen, Gr. 2 (Schach-Dörges 1981, 628 Abb. 13, 642 Anm. 68) werden aber, wie Basel-Gotterbarmweg, Gr. 18 (Vogt 1930, 154f., Taf. 9) oder Köln St. Severin Gr. III, 73
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(Päffgen 1992, Taf. 52ff., bes. Taf. 54.4) zeigen, bis in die frühe Merowingerzeit getragen. Basel-Gotterbarmweg Gr. 18. - Heidelberg-Kirchheim Gr. 3. - Schleitheim-Hebsack Gr. 455. Kubitschek 1911, 66. Bei Menghin 1985, Taf. 43, Farbfoto (nach S. 32) nur vier Exemplare abgebildet. Dass zwischen zwei Anhängern jeweils zwei Hülsen aufgeschoben sind, zeigt, dass hier Federenden imitiert werden sollen. Vgl. nur Fundliste 3 Nr. 4, 12, 14 oder 18. Aus diesem Grund können die Einzelfunde von Eining und Epfach mit Sicherheit, Gondorf mit grosser Wahrscheinlichkeit dem 5. Jh. zugerechnet werden. Das Exemplar aus Rüsselsheim darf deshalb dem 7. Jh. zugewiesen werden. - In Gnotzheim Grab 13 fanden sich sechs Ringlein mit Federenden. Das Grab war von Bestattungen der ersten Hälfte des 7. Jhs. umgeben. Dannheimer wies Grab 13 der zweiten Hälfte des 5. Jhs. zu. Dies ist unverständlich, da der Autor erstens das getrennte Vorkommen im 5. und 7. Jh. erkannt hatte und zweitens das Gräberfeld erst in der zweiten Hälfte des 6. Jhs. einsetzt. Dannheimer 1962, 62f., 176ff., Taf. 24–31. Die Zuweisung der silbernen Ringlein in das 5. Jh., der bronzenen ins 7. Jh., sowie die Ansprache von silbernen Vorkommen im 7. Jh. als Altstücke ist zu schematisch und auch vom Formalen her nicht zutreffend. FBBW 17.1, 1992, 667 (D. Quast). In Eltville Grab 4, einer Grablege des 7. Jhs., fand sich als Kettenverschluss ein ebenfalls plattgehämmerter Silberdraht, der mit zwei Windungen zusammengedreht war: Schoppa 1950, 23 u. Taf. 10.2. Vgl. M. Martin 1976, 61ff. J. Ypey, Zur Tragweise frühfränkischer Gürtelgarnituren aufgrund niederländischer Befunde, in: Ber. ROB 19, 1969, 89ff. Böhme 1974, 63f. Ebd. 71. Laur-Belart 1959, 60 Abb. 38. Böhme 1974, 367f. Böhme 1974, 62.; ders. 1986, 499 betont immer wieder die Schwierigkeiten bei der Zuweisung seiner Gruppen. Böhme 1974, Karte 14 u. 15. Böhme 1974, 71ff. Böhme 1986, 508ff.; Abb. 34. Schwertgräber vom Typ KrefeldGellep/Samson/Abingdon. Vgl. auch Böhner 1987, 411ff. Böhme 1986, 500 Abb. 23. Auf der Kartierung sind auch punzverzierte Gürtel mit eingetragen. R. Koch 1985, 527 Abb. 28, 525 (Hinweise auf ältere Zusammenstellungen); Steuer 1990, 180 Abb. 2a, 202ff. (Fundliste) Steuer 1990, 180 Abb. 2a Nr. 5. Vgl. auch U. Koch 1984, 59ff. Steuer hat dieses Detail auf seiner Verbreitungskarte gekennzeichnet: Steuer 1990, 180 Abb. 2a Nr. 4. Geht man die Zusammenstellung der Riemenzungen bei Steuer durch, zeigt sich, dass die Zierröhrchenbordüre durch randliche Markierungen – Ritzung oder Perlierung – imitiert wurde: Steuer 1990, Abb. 3–11. Klare Imitationen Nr. 15, 16, 19, 20, 21, 23, 24, 30. - Aufgeschobene Zierröhrchenbordüren auf Schnallen sind auch aus Nordgallien bekannt und von Böhme zusammengestellt worden: Böhme 1974, 87 Anm. 324; 88 Abb. 32; 93 Anm. 329; 94 Abb. 34. Curle 1923, 89f., Taf. 32, 33.150. R. Koch 1967, 245ff. Fundliste 3, Nr. 19. R. Koch 1967, 247. Zu diesem Horizont beachte man nun auch den Depotfund aus Buschberg, Niederösterreich: E. Szameit, Ein völkerwanderungszeitliches Werkzeugdepot mit Kleinfunden aus Niederösterreich. Ein Vorbericht. In: J. Terjal/H. Friesinger/M. Kasanski (Hrsg.) Neue Beiträge zur Erforschung der Spätantike im mittleren Donauraum. Kongressber. Kravsko 1995, Brno 1997, 433ff., bes. Taf. 5. Ruckstuhl 1988, 23 Abb. 7; 9; 10. Böhme 1974, Tafelteil. Zu diesem Ergebnis kommt nun auch Böhme, der seine Gürtelchronologie korrigiert hat. Leider liegt nur ein äusserst knapper Vorbericht vor. JbRGZM 34, 1987, 770ff.; bes. 772 Abb. 40. Böhme 1974, 364f. Zu Günzburg u. Mannheim-Neckarau: Fundliste 6, Nr. 7; 10. Mumpf, AG: Stehlin/v. Gonzenbach 1957, Taf. 3.2. Böhme 1974, 17 Anm. 31; 220; Taf. 2.15–17.
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Bronzene Astragalröhren sind auch aus merowingerzeitlichen Frauengräbern bekannt. Zusammengestellt bei Wieczorek 1987, 375 Anm. 122. Die meisten Vorkommen datieren in die zweite Hälfte des 5. Jh. Soweit Fundlagen bekannt, sind diese Astragale jedoch nicht im Zusammenhang mit einem Gürtel belegt: Wieczorek 1987, 375 Anm. 122. Die Fundhäufung in frühmerowingischer Zeit spricht ebenfalls für eine «junge» Zeitstellung dieses Gürtelzubehörs. Ruckstuhl 1988, 24; Bücker 1997, 138; Martin 1991b, 659. Sommer 1984, 96ff. Böhme 1986a, 35. Ders. 1986, 473. Böhme 1986, 473. Böhme 1986, 473. Vgl. die Untersuchung von Böhme 1986a, 37ff., in der er zeigte, dass von 41 Gräbern mit Gürteln mit Kerbschnitt nur 11 Gräber Waffen, weitere 9 nur Messer führten. Böhme 1986, 499ff. Unten, S. 111ff. Steuer 1990, 183ff., Abb. 3–11. Ebd. 194f. Böhme 1986, 500 Abb. 23 hat dem in seiner Sammelkartierung Rechnung getragen. Steuer 1990, 182ff. hebt dies ausdrücklich hervor. Steuer 1990, 180 Abb. 2 a; Böhme 1974, Karte 15 (Dreieck). R. Koch 1985, 525ff. Ténès, Algerien. Heurgon 1958, 321ff.; Taf. 21. - Paris-St-Marcel: hier zitiert nach Böhme1986a, 45 Abb. 17. Vgl. auch die qualitätvolle Rechteckriemenzunge aus Coudray, Dép. Essonne: ebenfalls zitiert nach Böhme 1986a, 45, Abb. 16. Auf dem Wandgemälde einer Grabkammer in Silistra, Bulgarien, ist ein Diener dargestellt, der seinem Herrn einen Gürtel mit scheibenförmigem Abschluss bringt: Frova 1943, Abb. 11. Umzeichnung bei Sommer 1984, 8 Abb. C. A. Müller 1873, 3ff. Sommer 1984, 83ff. Werbach: Böhme 1974a, 165, 170 Anm. 9; Peschek 1978, 296 folgt ihm darin. Skeptisch, aber eher für ein geschlossenes Fraueninventar: Wahle 1921, 125; R. Koch 1985, 489. - Heidelberg-Neuenheim: Roeren 1960, 247 Nr. 21; Martin 1991b, 674, bes. Taf. 54,4 (erstmals gesamthafte Vorlage der Gürtelgarnitur). Ament 1992, 23ff., bes. 25 Abb. 11; M. C. Blaich «Iron Ladies» schon in der Völkerwanderungszeit? In: D. Vorlauf/Th. F. Warneke (Hrsg.) Miscellanea Archaeologica. Aufsätze zur Archäologie von der Bronzezeit bis zum Hochmittelalter, Espelkamp 1997, 11ff. Schulz/Zahn 1933, Taf. 7.5; Taf. 9.1. Vgl. auch die Schnalle aus Frauengrab 14, ebd. Taf. 10.8. Gerlachsheim Gr. 3: Dauber 1958, 141f.; Taf. 49.9. - Lauffen a. Neckar Gr. 2: Schach-Dörges 1981, 622ff.; 626 Abb. 11.3. - Der Gürtelbeschlag und die Fibelfüsse von Lauffen Grab 2 sind, worauf mich B. Anzenberger, München, dankenswerterweise hinwies, gleichartig verziert. Sie bilden eine stilistische Einheit und sind als zusammengehöriges Set gearbeitet worden. Vgl. E. Keller 1971, 58f.; Simpson 1976, 192ff. «Bei den Alamannen ist allerdings nicht auszuschliessen, dass auch Frauen Teile römischer Militärgürtel an ihrer Tracht verwendeten … » U. Koch 1984, 60. Böhme 1986, 25ff. In der östlichen Forschung ist dieser Sachverhalt kein Problem. Madyda-Legutko 1984, 98ff., bes. 131ff.; dies 1986, bes. 82ff. - Für die Romanitas hat Martin 1991, 31ff., bes. 55ff. herausgestellt, dass «um 400 in der romanischen Frauentracht ein breiter geschmückter Gürtel aufkommt». Ich beschränke mich in meiner Auswahl nur auf kontinentale Vorkommen. Schnallen mit hochrechteckigem Beschläg: Dieue-sur-Meuse, «Le Thumelon», Dép. Meuse, Gr. 14: Guillaume 1974/75, 298f., Abb. 48. - Thalmässing, Kr. Roth, Gr. 10: Dannheimer 1962, 191, Taf. 13 D. - Untertürkheim, Kr. Dillingen, Gr. 198: Grünenwald 1988, 272f., Taf. 38. - Basel-Kleinhüningen BS, Gr. 126: Giesler-Müller 1992, 115ff., Taf. 28f. (tauschiert). - Grues, Dép. Vendée: A. Zeiss 1941, 137ff., Taf. 9; 10 (almandinverziert). - Schnallen mit nierenförmigem Beschläg: Nagold, Kr. Calw: Veeck 1931, 34 Abb. 7; Roeren 1962, 131, Anm. 63. - Liebenau, Kr. Nienburg, Gr. J11/B3: Hässler 1985, 128f., Taf. 71. - Wageningen, Prov. Gelderland, Gr. 153: van Es 1964, 229ff. - Schwenningen, Schwarzwald–Baar-Kreis: Veeck 1939, 40ff.
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Auf dieser Grundlage ergibt sich eine ablehnende Haltung zu Martins These, dass der breite Gürtel der Dame aus Grab 363 quasi die Vorstufe zu einer postulierten, zeitlich folgenden merowingerzeitlichen Schärpe ist. So sind auf seiner Tabelle, Martin 1991b, 663 Abb. 36, einzig die breiten Gürtel eingetragen. Alle anderen Gürtel (mit Beschläg) werden nicht berücksichtigt. Die Dame aus Grab 363 trug nur deshalb einen breiten Gürtel, weil diese Gürtel gerade in Mode waren. Konsequent und folgerichtig trägt die Dame aus Basel-Kleinhüningen Grab 126 wieder, der Mode ihrer Zeit entsprechend einen schmalen Gürtel. Zum Verhältnis von Schnalle und Bügelfibel ab der frühen Merowingerzeit: Martin 1991b, 654. Jedoch sucht man vergeblich nach einer schlüssigen Erklärung zu Funktion und Verbleib der Gürtelschnallen, etwa von Basel-Kleinhüningen, Grab 126. Auf der Rekonstruktionszeichnung bei Martin 1991b, 659 Abb. 34.2, scheint sie zwischen den Bügelfibeln eingezeichnet (?). Eindeutig nicht sichtbar ist der Gürtel auf der Rekonstruktion bei Martin in Furger (Hrsg.) 1996, 189 Abb. 200. - Die Fundlage der Schnalle aus Basel-Kleinhüningen, Grab 126: «zwischen den beiden Fibeln zog sich ein Band tiefschwarz gefärbter organischer Substanz hin, in deren Bereich sich die Gürtelschnalle fand». GieslerMüller 1992, 115. Vgl. die Dame unter dem Kölner Dom: Doppelfeld 1960, 89ff. - Sicher nicht zufällig besitzt die am Besten ausgestattete (fränkische) Dame der Stufe III aus Schleitheim-Hebsack Grab 665, als einzige einen Gürtel mit Gürtelhaften. - Auf dieser Basis sollte die Theorie vom unsichtbar getragenen Frauengürtel noch einmal hinterfragt werden. Zuletzt dazu Windler 1994, 131. Burzler 1993, 391f.; Taf. 39.4,1–5. Es wurden nur südwestdeutsche Vorkommen berücksichtigt. Dieser Typ wurde bereits von Bierbrauer 1974, 570 Anm. 36, als Typ Ihringen zusammengestellt. Seine Nr. 7 darf, wie Neufunde zeigen, als eigener Typ ausgeklammert werden. Vgl. Christlein 1979a, 26 Nr. 18, Taf. 1.18.; U. Koch 1984, 42, Taf. 3.6; Gustavs 1987, 225ff. Zu seiner Nr. 5: Bernhard 1982, 93 Abb. 26.5. - Neufunde: Altendorf, Kr. Bamberg, Bronze, aus Brandgrab 38: Pescheck 1978, 139f., Taf. 6.9–17. Forchheim, Kr. Neumarkt i.d.Opf., bronzenes Fragment aus Brandgrab. Für die Erlaubnis, das Stück in meine Fundliste aufzunehmen, danke ich E. Weinlich. - Runder Berg bei Urach, Schwarzwald–Baar-Kreis, Bronzefragment, Lesefund: U. Koch 1984, 42, Taf. 3.5. - Schleitheim-Hebsack, Gr. 363, Silber, Grabfund: Ruckstuhl 1988, 19 Abb. 4.2. - Zähringer Burgberg, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald, Silber, Einzelfund: Steuer 1990a, 42 Abb. 22.2. Ob es sich hier, wie Bierbrauer vermutet, um ein Altstück handelt muss jedoch offen bleiben: Bierbrauer 1974, 570 Anm. 36. Vgl. auch den tordierten Bronzearmreif aus Salem: Garscha 1970, 246– Taf. 7.3. Roeren 1960, 244 Nr. 4, Taf. 43. Schach-Dörges 1981, 643. Der ebd. Anm. 81 gegebene Hinweis auf Böhme 1974, 43 ist ein Missverständnis. Böhme zitiert hier Parallelen zu den Ringlein mit Federenden und nicht Ringe mit ineinandergeschlungenen Enden. Lauffen Grab 1 u. 2: Schach-Dörges 1981, 619, 623. - Berching-Pollanten Grab 2: Th. Fischer 1983, 126. - Gerlachsheim Grab 4: Dauber 1958, 143. Myres/Green 1973, 223f. Abb. 61 Gr. 13 (Ringe an einem Halsring). Gebers/Hinz/Drenhaus 1977, 11ff., 14 Abb. 5 (Ringe mit je einem Anhänger). Kokowski 1992, 218ff., 220 Abb. 4 (mit eingehängten Bernsteinperlen). Martin 1994a, 358ff. Martin 1984, 124ff. Lauffen, Kr. Heilbronn, Gr. 2: Schach-Dörges 1981, 623 Abb. 8. Die Lage ist auch in der Merowingerzeit belegt, z.B. in Basel-Kleinhüningen BS, Gr. 120: Giesler-Müller 1992, 115. Für diese Frage nicht auswertbar Möller 1976/77, 14ff. Pescheck 1978, 247, Taf. 124 B. Die Nadel besteht aus Bronze. Auf diese Parallele wies bereits Ruckstuhl 1988, 15 hin. Vgl. Böhme 1974, 35ff. Vgl. Armring aus Salem, Garscha 1970, Taf. 7.3. Zu den tordierten Halsringen: Bierbrauer 1974, 570 Anm. 36. Zur Torsion an Weinsiebchen u. Toilettgerät: Martin 1984, 97ff. Ruckstuhl 1988, 35ff. Martin, 1984, 130 u. Abb. 74. Ebd. 130, 128f. Abb. 71–73.
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In ihrer chemischen Zusammensetzung wiesen alle Objekte sowohl einen hohen Reinheitsgehalt als auch dieselben Anteile an Blei und Gold auf. Ruckstuhl, 1988, 29ff. (Beitr. W. B. Stern: Chemische Analysen der Silberobjekte). Ruckstuhl 1988, 18. Fingerlin 1981, 417ff.; Kemkes 1991, 341ff.; Riha 1990, 73; Tempelmann-Ma̧czyńska 1986, 375ff. Zu Amulett u. Volksglaube allg.: Pauli 1975; Meaney 1981. Dazu die sehr positive Rez.: Germania 61, 1983, 218–229 (L. Pauli). Mahlberg, Ortenaukreis: FBBW 8, 1983, 406 Abb. 185.7 u. Taf. 225.4 (Lunula geschlossen). - Nijmegen-Niewstraat: Fundliste 3. - Siehe auch Böhme 1974, 37. Dazu die Ausführungen zur Tracht und die Analyse der Kleinfibeln aus Grab 551. Beckmann 1969, 42, Taf. 14 (Gruppe V, Form 29). Lauffen a. Neckar, Gr. 2: Schach-Dörges 1981, 622, 626 Abb. 11.7. Basel-Kleinhüningen BS, Gr. 191: Moosbrugger-Leu 1971, 212, Taf. 54.5; Giesler-Müller 1992, Taf. 41. 191.2. - Schleitheim-Hebsack, Gr. 363: Ruckstuhl 1988, 19 Abb. 4.5. - Neufunde aus Mittel- oder Norddeutschland sind mir nicht bekannt. Beckmann 1969, 42. Der Ring aus Basel-Kleinhüningen ist mit einer Dreiknopffibel vergesellschaftet. Beckmann 1969, 45f. Taf. 16 (Gruppe VI, Form 38). Zu den südwestdeutschen Vorkommen, die bei Beckmann nicht berücksichtigt sind(!): R. Koch 1985, 488 Anm. 189f., 515 Anm. 305f. Weiterhin: Altendorf, Gr. 79. - Kleinlangheim, Kr. Kitzingen, Gr. 55. - Schesslitz (nur Kleinlangheim ritzverziert): Pescheck 1979, Taf. 11.3, 24.21, 144.8. - Eschborn, Gr. 3: Ament 1992, Taf. 10.4. - Kemathen: E. Keller/Rieder 1991, 135 Abb. 105.6. Beckmann 1969, 45. Eschborn Gr. 3 als frühmerowingerzeitlicher Beleg. Ruckstuhl 1988, 24. Bei der Besprechung der Truhenbeschläge aus der römischen Villa von Eckartsbrunn hatte Kemkes auf einen gleichartigen Deckel geschlossen: Kemkes 1991, 352ff. Schach-Dörges 1981, 630 Abb. 15.8–11. Darauf wies bereits Ruckstuhl 1988, 24 hin. Schach-Dörges 1981, 631 Abb. 16.5–8. Schach-Dörges 1981, 623 Abb. 8, 652. - Eine Truhe fand sich wohl auch in Gerlachsheim Grab 4, ebenfalls ohne weitere Funde. Als Schlossblech ist das Bronzeblech Nr. 6 zu interpretieren: Dauber 1958, 143, Taf. 48.1 u. 51.5. So bereits Ruckstuhl 1988, 15. - Auch Schach-Dörges 1981, 652 vermutete Kleidung als Inhalt der Truhe. Kemkes 1991, 362. Kemkes 1991, 358 Abb. 40 u. 360 Abb. 41. - Für die Merowingerzeit sind Truhenfüsse möglicherweise für die Gräber 751, 770 u. 803 aus Straubing-Baiuwarenstrasse überliefert. Dort konnten, dank einer hervorragenden Befundsituation jeweils vier Fussabdrücke im Grab dokumentiert werden. Eine Interpretation als Sitzmöbel ist jedoch nicht in allen Fällen auszuschliessen. Nur bei Bestattung 803 handelt es sich um ein Frauengrab: Geisler 1998, 276 u. Taf. 273, 283 u. Taf. 281, 298 u. Taf. 299. Baratte 1997, 131 Abb. 22. Die dort abgebildete Truhe hat jedoch keine Füsse. - Dazu auch die Hinweise bei Kemkes 1991, 365. E. Keller 1971, 27f. Grundlegend, aber veraltet: E. Mayer 1960, 216ff. R. Koch 1974, 239 Abb. 7, 246 (Fundliste); Erweiterte Kartierungen: ders. 1985, 502 Abb. 14; Steuer 1990a, 45 Abb. 24 B; Schach-Dörges 1997, 82 Abb. 64 (Raute); H.-U. Voss, Kaiser- und frühvölkerwanderungszeitliche Gräber aus Leisten, Kreis Lübz, und Grünow, Kreis Neustelitz. In: Bodendenkmalpfl. Mecklenburg und Vorpommern 1992, 174 Abb. 27. R. Koch 1974, 238. Z.B.: Herten, Kr. Lörrach, Streufund aus villa rustica: Fingerlin 1992, 170 Abb. 120. - Schleitheim-Brüel, Streufund aus Siedlung: Höneisen 1999, Abb. 11.1 und 12. - Renningen, Kr. Böblingen, Streufund: Stork 1987, 167 Abb. 124; Arnold u.a. 1991, 21 Abb. 7, 41 Abb. 27.5. Böhme 1986, 489 Abb. 16, 487f. Anm. 39 (Fundortnachweis).
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Konstein, Kr. Eichstätt: Rieder 1990, 14 Nr. 11, 26 Abb. 13. - Rottenburg a. Neckar, Kr. Tübingen: Reim 1991, 168 Abb. 13. - Heidenheim a. d. Brenz: FBBW 15, 1990, 627 Abb. 71.3. Die Ausführungen von R. Koch bezüglich Mecklenburg gelten auch hier. 4. Jh.: Gerlachsheim Grab 4 (4 cm), Schesslitz (4.4 cm), Ilvesheim (5.6 cm); 1. Hälfte 5. Jh.: Frankfurt-P. «Ebel» (7.3 cm), Schleitheim-Hebsack Grab 500 (8.1 cm), Stuttgart-Bad Cannstatt (8.6 cm), Leutkirch (9.8 cm). Zu Datierung und Nachweis der Fundorte: Abb. 82 und Fundliste 1. Dazu Leutkirch, Kr. Ravensburg: Roeren 1954, 137ff.; Fundber. Schwaben N. F. 12/2, 1938, 51, 116, Taf. 21.1. Datierend ist die scheibenförmige Riemenzunge. - Man beachte dazu auch die 7.8 cm lange Bügelknopffibel aus Salzfurtkapelle, Kr. Bitterfeld, aus einem um 417 n.Chr. dendrodatierten Brunnenschacht: N. Piller, Rarität aus dem Brunnenschacht. In: Archäologie an der JAGAL – 10’000 Jahre auf 300 Kilometern. Würnsdorf, Dresden, Halle/Saale, 1999, 50f.; bes. 51 Abb. 3. Zum Dendrodatum: Vortrag von N. Piller am 21.10.2000 auf der Tagung für Archäologie (Denkmalpflege – Denkmalschutz) im Reg.-Bez. Dessau in Bitterfeld. Martin 1991b, 629ff., bes. 661ff. Z.B. Ichstedt, Kyffhäuserkreis, Gr. 1: Becker 1992, 291ff. (zwei Knochen-, eine Silbernadel). Martin 1991b, 665ff. - In Hassleben Grab 8 fand sich auch noch ein zusätzliches Haarnadelpaar. Martin 1991b, 663 Abb. 36 lässt diesem kurzen Nadelpaar, das durch seine Lage eindeutig als Kopfputz ausgewiesen ist, in seiner Tabelle keinerlei Bedeutung zukommen. Zeitgleich und gut mit Grab 363 zu vergleichen ist Grab 46 von Nijmegen-Niewstraat. Es enthielt eine grosse Haarnadel vom Typ Wijster nach Böhme: Böhme 1974, 35, 354f. Daneben barg dieses Grab eine zweite kürzere Nadel mit Lunulaanhänger. In Schleitheim lag der Lunulaanhänger ebenfalls beim kurzen Haarnadelpaar. Das Mädchen aus Nijmegen hatte somit, wie Schleitheim, eine moderne, üblicherweise einzeln getragene, grosse Haarnadel und eine gleichartige, mit Anhänger versehene, kurze Haarnadel. Die Länge der Haarnadel ist allerdings unterschiedlich zu der in Schleitheim: Böhme 1974, 161 Abb. 53 (zweite Reihe von unten, links). Zwei Haarnadeln weist auch das Grab von Vertla-Gravelle Grab 7 auf: Böhme 1974, 161 Abb. 53 (zweite Reihe von oben, Mitte). Zu diesen Gräbern auch: Martin 1991b, 663 Abb. 36. Es ist sicher kein Zufall, worauf mich D. Wirtz, München, aufmerksam machte, dass in diesem Grab (noch?) Berlockperlen aus Bernstein mitgefunden wurden. (Zu diesen Perlen: Martin 1991b, 670 Anm. 149). Es ist auch kein Zufall, dass der Lunulusanhänger seitlich mit Tierköpfen verziert ist - ein östliches, oder wie man vielleicht treffender formulieren muss, innergermanisch konservatives Zierelement. Vgl. die Ausführungen zu den Kleinfibeln aus Grab 551. - Zwei Haarnadeln enthält auch das frühmerowingische Kindergrab 16 von Eschborn: Ament 1992, 60f., Taf. 7.2,3. Martin 1991b, 673. Ausnahmen hiervon sind die Gräber von Whyl und Sponeck, die später besprochen und eingeordnet werden. Martin 1991b, 673. Diese fibellose Mode lässt sich vielleicht auch noch für die früheste Merowingerzeit nachweisen. Nimmt man den, als sozialen Indikator anerkannten silbernen Kolbenarmring als Auswahlkriterium – alle spätkaiserzeitlichen Bestattungen gehören ja einer gehobenen Kategorie an – so könnte die fibellose Bestattung von Schleitheim, Grab 548, als Beleg für diese Mode gelten. Allerdings fehlt die charakteristische einzelne Kopfputznadel, der sowohl zeitlich, als auch modemässig eine Scharnierfunktion zwischen spätester Kaiserzeit (wie auch späteströmischer Zeit in Nordgallien) und der Frühmerowingerzeit zukommt. Zu beachten ist aber Altendorf Grab 79 (Fundliste 1). Es gehört der Perlenstufe 2a an (Abb. 82) und enthält keine Fibeln. Es kann sehr wohl anzeigen, dass auch im Rhein–Main-Gebiet trachtgeschichtlich der Wechsel vollzogen wird. Solche Gräber stellen jedoch keinen Widerspruch zu meinen Ausführungen dar. Denn erstens ist für das Rhein– Main-Gebiet mit Überschichtungsvorgängen zu rechnen. Und zweitens ist für das südliche Südwestdeutschland das Ausbleiben fibelführender Frauenbestattungen ab den 20er/30er-Jahren des 5. Jhs. kennzeichnend. - Zu den Nachweisen der in Abb. 81 aufgeführten Gräbern: Fundlisten 1–5. Martin 1991b, 679ff. - Weilbach A, Main–Taunus-Kreis: Schoppa 1949/50, 266ff., Taf. 16.5–8. - Eschborn, Main–Taunus-Kreis, Grab 16: Ament 1992, 60ff., Taf. 6 u. 7. - Monsheim, Kr. Alzey-Worms, Grab 3: Mainzer Zeitschr. 50, 1955, 116 und ebd. 52, 1957, 115f.
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Bei Martin 1991b, 670ff. kommt dieser Sachverhalt nicht zum Tragen. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf dem Hiatus der Fibeltracht. Freilich muss man auch sehen, dass dieser Unterbruch in der Fibelmode und die versiegende Tradition der einzelnen Mantelfibel erst den Weg freimacht für eine neue romanisch beeinflusste (Mantel)Fibeltracht. Es ist für mich ausserdem auffällig, dass in der Merowingerzeit im Rhein-Main-Gebiet (und an der oberen Donau) das Tragen von drei Fibeln häufiger vorkommt als im übrigen Südwestdeutschland: Strauss 1992, 74ff. Hier wurde die konservative kaiserzeitliche Dreifibeltracht, ein gleiches Paar auf der Schulter, eine Einzelfibel auf der Brust, der modernen merowingischen Tragweise, ein gleiches Paar im Bauch- und Beckenbereich, angepasst. In Tschechien, der Slowakei oder Ungarn wird dagegen bei zeitgleichen Gräbern die konservative Schultertragweise z.T. weiterhin beibehalten. Schlüter 1970, 117ff. Ebd. 117. Ebd. 119. Ebd. 120. Kossack 1974, 3ff. Kossack 1974, 22ff., bes. 28ff. Schlüter 1970, 121. Unter der Rubrik «Material» wird angegeben aus welchem Material die Funde stammen. Dabei werden Silberobjekte die vergoldet sind oder mit Goldblech bzw. -drähten verziert sind unter Silber aufgeführt. Die Rubrik «Import» ist nach Glas, Toreutik und Keramik (=spätrömische Drehscheibenware) aufgeschlüsselt. Die handgemachte Ware und die Nigrakeramik ist in der nächsten Spalte berücksichtigt. Neben den Speisebeigaben ist bei den Frauen noch die Mitgabe einer Truhe vermerkt, bei den Männern Waffen bzw. symbolische Waffen. Salem ist eine Nachbestattung in einem hallstattzeitlichen Grabhügel. Symbolische Waffen und Kampfwaffen. Dabei ist für die Spätkaiserzeit in Südwestdeutschland ein Phänomen zu berücksichtigen. Wie schon erwähnt, lässt sich in der ersten Hälfte des 5. Jhs. eine Gewichtung erkennen: Im Rhein–Main-Gebiet eine Vorliebe für spätrömische Drehscheibenware (dazu auch Rosenstock 1987, 108f.; Ament 1992, 40.) und im südlichen Südwestdeutschland und Nordbayern eine Hinwendung zu Nigra- und handgemachter Ware. Als gemeinsame überregionale Struktur lässt sich die verstärkte Mitgabe von Glasgefässen in Männergräbern feststellen. Schlüter 1970, 120. Damit bekäme das Haarnadelset nicht nur eine extravagant modische, sondern auch soziale Dimension. Schach-Dörges 1981, 656 hat für Lauffen Grab 2 vorsichtig dafür plädiert, dass das Grab «durchaus mit mitteldeutschen 1 a Bestattungen» zu vergleichen sei. Vgl. die Fundlagen bei oder auf Skelett: Laisacker, Kr. NeuburgSchrobenhausen: Reinecke 1934, 118. - Leutkirch, Kr. Ravensburg: Roeren 1954, 137. - Berching-Pollanten Grab 4: Th. Fischer 1983, 126 Abb. 84. - Leuna Grab 2, 1917 und 3, 1926: Schulz 1953, 12 Abb. 7 u. 22, Abb. 37. Dazu bereits: J. Leicht, Die frühen Alamannen – Altes zu einem neuen, Neues zu einem alten Thema. Protokoll Arbeitssitzung Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte vom 20. Nov. 1999, Nr. 374. Im Sinne von Wenskus 1977. Zuletzt gesamthaft bei Geuenich 1997. Hübener 1975, 14. Ebd. 19. Vgl. auch Christlein 1979, 24. RGA I, 138ff. s. v. Alemannen (H. Jänichen); Dirlmeier/Gottlieb 1976; dies. 1978. RGA IV, 235ff. s. v. Burgunden (H. H. Anton). Unverzagt 1917, 100. Behrens 1921/24, 71ff. bes. 72. Dazu auch: E. Keller 1979, 27ff.; Rau 1972, 147ff. Behn 1935, 64f. Schumacher 1925, 16ff., bes. 28ff. Zeiss 1938, 22; ders. 1930, 11ff. Amn. Marc. 29, 4.2–7, 30, 3.3–7. «quae contra Mogontiacum gens est Alamannorum». Auswahl der wichtigsten Arbeiten: Roeren 1960, 223f.; R. Koch 1985, 457f.; E. Keller 1974, 273ff.; Christlein 1979, 24; 2RGA I, 142ff. s. v. Alemannen (Steuer); Hübener 1975, 14. Dannheimer 1962, 5ff., 138f.; R. Koch 1967a, 2ff., 1f.; Pescheck 1978, 109ff. Vgl. auch Wamers 1989, 96ff.
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Schulze 1982, 506ff.; Schulze-Dörrlamm 1985, 509ff., bes. 550ff. Leider werden nach wie vor ihre Ergebnisse nicht (konsequent) umgesetzt. Vgl. Schach-Dörges 1997, 79ff. Rosenstock 1987, 111ff. Auswahl: z.B. für die Ostgoten in Italien. Bierbrauer 1975. Nach geäusserter Kritik von Menke 1986a, 239ff., nochmalig Bierbrauer 1992, 263ff. - Zum Schlagwort «Mobilität der Sache oder Mobilität der Person»: Werner 1970, 148. Vgl. auch Werner 1961a, 557ff.; Bierbrauer 1971, 31ff.; ders. 1985, 7ff.; Böhme 1988a, 57ff. Martin, 1976, 22ff., 146ff.; ders. 1976/91, 293; Windler 1989, 120ff., bes. 132ff.; Schach-Dörges 1997, 80f. Diese methodische Grundforderung lässt sich nur bei einer geeigneten aussagekräftigen Materialbasis konsequent umsetzen. Eine Sonderstellung nimmt einschlägige, oft handgemachte oder charakteristisch geformt und verzierte Keramik ein. Vgl. Roeren 1960, 268 Abb. 4. Ich benutze absichtlich nicht den Begriff «Limesfall». Zum neuesten Forschungsstand: Nuber 1990, 51ff.; ders., Zeitenwende rechts des Rheins, in: Alamannen 1997, 59ff.; Schneider 1993, 11ff.; H. Keller 1993, 83ff. Roeren 1960, 227; E. Schultze 1987, 269ff.; Schulze-Dörrlamm 1985, 549. Zur Sonderstellung der Kindergräber vgl. aber Ottinger 1974, 387ff. Roeren 1960, 226f.; Christlein 1979, 24. Böhner 1956, 137. So z.B. Roeren 1960, 277. Vgl. Böhme 1974. Christlein 1979, 24. Steuer hat diese letztlich klaren Strukturen wieder verwischt, indem er allgemein von «alamannischen Waffengräbern» spricht; 2RGA I, 165 s. v. Alemannen. Schulze 1982, 507f. Christlein 1979, 67ff. Schulze 1982, 507 Abb. 6. - Fundpunkt Nr. 8, Kleinlangheim, Kr. Kitzingen, Gr. 144 gehört wegen der Mandelpunzen der ersten Hälfte des 5. Jh. an und ist zu streichen. Neufunde: Betten, Kr. Elbe-Elster, Brandschüttungsgrab: Inventaria Arch., H. 5, Bl. DDR 41, 1986 (R. Laser). - Wechmar, Kr. Gotha, Brandgrab 16 a1: H. Kaufmann 1984, 95f., Taf. 25.5. Bereits erwähnt bei Schulze-Dörrlamm 1985, 555 Anm. 33. - Die Brandbestattung eines Kindes (Infans II) aus DessauGrosskühnau, Gr. 205 mit Kinderaxt und Pfeilspitze, Laser 1965, 91, Taf. 26.205, ist nachzutragen. - Zur Beigabe von Kinderäxten in Mitteldeutschland vgl. Ottinger 1974, 387ff. Vgl. Böhme 1974, 375ff.; Fundliste 19. Schulze-Dörrlamm 1985, 509ff. Ebd. 511 Abb. 1, 550 Abb. 32, 551 Abb. 34, 510ff. (Katalog). Ebd. 550 Abb. 33, 556 Abb. 39, 562f. (Fundliste 2). Ebd. 557 Abb. 40, 568f. (Fundliste 6). In die erste Hälfte des 5. Jhs. datieren: Frankfurt-Praunheim «Ebel» (Abb. 82) und Mainz-Kostheim wegen der scheibenförmigen Riemenzunge. Der Fundort Werbach ist zu streichen, vgl. dazu jetzt bindend Rosenstock 1987, 117 Nr. 5. Neu hinzu kommen Kemathen: Keller/ Rieder 1991, 132ff. - Bad Kreuznach Gr. Vom 3.11.1891: Zeller 1992, 113, Taf. 12.8. - Für das 3. Jh. ist noch auf das Schwert von Remagen, Grab 78, Funck 1907, 152, Taf. 2.8 zu verweisen. Es ist aber, was sich leider nicht mehr verifizieren lässt, da das Inventar im Krieg zerstört wurde, wohl älter (freundl. Mitteilung M. Martin). Schulze-Dörrlamm 1985, 549. Ebd. 550f. Werner 1950/51/73, 296f. Schulze-Dörrlamm 1985, 551 Abb. 34, 556 Abb. 39. Ebd. 552. Ebd. 557 Abb. 40. Ebd. 561. Schlüter 1991, 35ff.; Dománski 1973, 138 Abb. 2 (Kartierung für Westdeutschland fehlerhaft); Böhme 1974, 375ff. (Fundliste 19); Bernhard 1982, 72ff., bes. 103. Giessler 1939, 105ff.; Roeren 1960, 248 Nr. 28, 271 Abb. 7.1,2; Garscha 1970, 173, Taf. 8.2,3. - Eine Lanzenspitze desselben Typs stammt aus Messkirch, Kr. Sigmaringen, zwei weitere zusammen mit zwei Lanzenspitzen aus einem Mooropferfund aus Münchhöf-Homberg, Kr. Konstanz: Garscha 1970, 221, 224, Taf 8.9–13; Christlein 1979, 112. - Zu weiteren Funden: Steuer 1997, 153 Abb. 150. - Diese Speerform ist für den uns interessierenden Zeitraum mit wenigen Ausnahmen auf Skandinavien beschränkt: Raddatz 1985, 321f., 326. Vgl. auch Schulze-
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Dörrlamm 1985, 549 mit Anm. 116 u. 117; Verbreitungskarte für Skandinavien: Ilkjaer 1990, 1. Teil, 223ff., 363 Nr. 327. Garscha 1970, 245, Taf. 9.12–16. Vgl. Raddatz 1985, 322, 357 Abb. 21; Godlowski 1970, 101ff., ´ Taf. 3.1,5; 5.33,34; ders. 1992, 43ff., 47 Abb. 20.2,4. Swoboda 1986, 113. Werner 1955, 42 (Fundliste), 43 (Verbreitungskarte). Erneute Zusammenstellung bei Dölle 1977, 294ff., 292 Abb. 1. Zu zwei versprengten östlichen Vorkommen: Ioniţǎ 1980, Abb. 5 unten; Sági 1981, 100 Anm. 203 erwähnt ein weiteres Bronzeexemplar aus Aquincum. - Auf der stummen Karte bei Th. Fischer 1983, 128 Abb. 84 ist der Fundpunkt an der Regnitz, nach freundlicher Mitteilung von J. Haberstroh, Bamberg, zu streichen. Siehe auch die Verbreitungskarte bei Schach-Dörges 1997, 94 Abb. 78. - Neufunde (nicht systematisch gesammelt): Berching-Pollanten, Gr. 4, drei Bronzeexemplare: Th. Fischer 1983, 123ff. - Beroun-Zavodi, Kammergrab, sieben Bronzeexemplare: Brichacek 1981, 127f. - Haina, Kr. Gotha, gestörtes Körpergrab, (noch?) zwei Bronzeexemplare: Schreiner/Huck 1989, 237ff. - Gommern, Kr. Jerichower Land, drei Silberpfeilspitzen: Becker 1993, 7. - Gondorf, Kr. Mayen-Koblenz, Einzelfund, Silber: Schulze-Dörrlamm 1990, 1. Teil 94f., 2. Teil Taf. 19.9. Vgl. die Fundliste bei Dölle 1977, 294ff. Werner 1955, 39ff. Dölle 1977, 291ff. Die in den merowingerzeitlichen Gräbern von Stuttgart-Feuerbach, Grab 96 und 107 gefundenen Bronzepfeilspitzen stammen bezeichnenderweise aus Gürteltaschen: Paret 1937, 50f. Geschirrsatz, ein Glasgefäss, Silberfingerring und Spatha oder Buntmetallpfeilspitze. Vgl. Bierbrauer 1992a, 9ff. Im übrigen sind auch Bronzemesser geläufige spätkaiserzeitliche Beigaben, z.B. Heilbronn-Böckingen: Werner 1938, 114ff. - Hilzingen, Kr. Konstanz: Die Alamannen in Südwestdeutschland: Kat. Karlsruhe 1973, 11. - Gerlachsheim Gr. 4: Dauber 1958, 142ff. - In Hassleben Gr. 8 befand sich ein Silbermesser: Schulz/Zahn 1933, 9, Taf. 7.3. Auf diese Zusammenhänge, denen überregional noch keine Studie gewidmet ist, machte mich D. Wirtz, München, aufmerksam. Behrens 1921/24, 72. In diesem Sinne berechtigte Kritik bei E. Keller 1979, 27ff. E. Keller 1979, 130f. (Fundliste), Beil. 2. Vgl. auch die Verbreitungskarte bei Rau 1972, 149 Abb. 46, 148ff. (Fundliste). Ebd. 28ff. (Fundliste), Beil. 1. Ebd. 31f. Halsringfragmente mit birnenförmiger Öse aus dem südlichen Südwestdeutschland jetzt aus Beggingen-Schlatterhof SH: Ruckstuhl 1988, 28 Abb. 15.2. Er ist aber, worauf mich B. Ruckstuhl, Schaffhausen, aufmerksam machte, nach seiner Patina zu urteilen antik gerade gebogen und kann damit in Zweitverwendung als Haarnadel gedient haben. - Zähringer Burgberg, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald: Steuer 1990a, 42 Abb. 22.1. Vgl. R. Koch 1985, 446. Rosenstock 1987, 113 Anm. 45. Eine erste Zusammenstellung findet sich bei O. Almgren (Almgren 1923, 186ff.), die die Grundlage für eine Kartierung bei N. Åberg (Åberg 1922, Karte 1; Almgren 1923 = 2. Aufl. von 1897) bildet. Eine zweite und zugleich letzte, wenn auch lückenhafte, Gesamtkartierung findet sich bei A. K. Ambroz (Ambroz 1966, Karte 23). Die letzte Arbeit, die Entwicklung der Fibel mit umgeschlagenem Fuss gesamthaft darzustellen geht auf F. Kuchenbuch (Kuchenbuch 1954, 5ff.) zurück. Seither liegen nur noch Regionalbearbeitungen vor. Auswahl: Kolník 1965, 202ff. (Slowakei); Diaconu 1971, 239ff. (Dakien); Peškař 1972, 198ff. (Mähren); Jobst 1975, 77ff. (Lauriacum); Kenk 1977, 161ff. bes. 318ff. (Polen); Szydlowski 1979, 21ff. (Österreich); Ioniţǎ 1992, 77ff.; A. Leube, Das germanische Gräberfeld von Raa̧pice (früher Rampiz, Kr. Weststernberg) bei Zielona Góra. Kulturgeschichtl. Betrachtungen zum mittleren Odergebiet vom 1. Jh.v. bis zum 4. Jh. n.Chr. In: Acta Prähist. et Arch. 24, 1992, 301ff., bes. 307ff. (Mitteldeutschland). Roeren 1960, 264; Böhme 1974, 169 Anm. 5. Die Fibel von der Gelben Bürg, Kr. Weissenburg-Gunzenhausen, Dannheimer 1962, 170, Taf. 17.8, ist nach der Abbildung eher eine Armbrustfibel und keine Fibel mit umgeschlagenem Fuss. Sie wird deshalb hier nicht berücksichtigt.
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R. Koch 1985, 466f. Koch zählt auch eine Fibel aus «dem Brunnenfund von Pyrmont in Hessen» auf, ebd. 467. Es handelt sich aber um Bad Pyrmont in Niedersachsen (vgl. Fundliste 4 Nr. 4). Rosenstock 1992, 186 Tab. 1 Typ A VI, 1 u. 195 Abb. 1–14. - Die Fundorte sind hier tabellarisch erfasst. In meiner Fundliste sind, soweit ebd. nicht erstmals publiziert, die Erstpublikation mit angegeben. Man beachte nun auch: J. Haberstroh, Germanische Funde der Kaiser- und Völkerwanderungszeit aus Oberfranken. Materialhefte zur bayerischen Vorgesch. 82, Kallmünz, 2000. Für die Gebiete westlich des Rheines vgl. man auch die Zusammenstellung von Kazanski 1993, 175 u. 183 (Karte, Signatur 4). Böhme 1974. Vgl. Feugère 1985, Taf. 1ff.; Kazanski 1989, 59ff. Zuletzt Uenze 1992, 141ff. Vgl. auch die in der Literatur vorgeschlagene Datierungen der Goldfibel mit umgeschlagenem Fuss aus dem Männergrab von Wolfsheim: Bernhard 1982, 82ff.; Gallien 1980, 189 Nr. 297; Kürti 1987, 183 Nr. 55, 177 Taf. 13. U. Koch 1993, 18f. Abb. 20. - Martin 1997a, 164 Abb. 63 (Kreisauge). - Kazanski 1993, 183 (Karte, Signatur 5. Verbreitung vor allem westlich des Rhein). - Eine Gesamtverbreitungskarte: M. Larrieu/B. Marty/P. Périn/E. Crubézy, La nécropole mérovingienne de La Turraque, Toulouse 1985, 257ff., bes. 268 (Verbreitungskarte). - Man beachte auch den Kamm aus einem gestörten Grabfund von Oberwinterthur ZH: R. Windler, Spätrömische Gräber aus Winterthur, in: JbSGUF 78, 1995, 181ff. und 184 Abb. 5, ebd. 185 Anm. 10 wird auf ein mögliches Kammfragment dieses Typs aus dem spätrömischen Kastell Schaan FL hingewiesen. Werner 1981, 225ff., bes. 227. Ebd. 225. Darauf weist bereits Werner 1981, 237ff. hin. K. Godlowski, Das «Fürstengrab» des 5. Jh. und der «Fürstensitz» in ´ Jakusowice in Südpolen. In: F. Vallet u. M. Kazanski (Red.), La noblesse romaine et les chefs barbares du IIIe au VIIe siècle. Actes Coll. Int. Saint-Germain-en-Laye 1992. Condé-sur-Noireau, 1995, 162 u. 178 Abb. 14. Das Dendrodatum ist aber, worauf ebd. 164 Anm. 87 hingewiesen wird, nicht hundertprozentig abgesichert. - Krefeld-Gellep Grab 2307 mit einer Perle vom Typ 22 fügt sich nahtlos in diesen Rahmen, Pirling 1979, 2. Teil, 11, Taf. 7.5–13. Werner 1981, 228 Abb. 3. - Zur neuesten Verbreitungskarte des Typs Wiesbaden für Süddeutschland: D. Neubauer, Das Maintal zwischen Würzburg und Karlburg. In: Beiträge zur Archäologie in Unterfranken 1998, Mainfränkische Stud. 63, 1999, 143 Abb. 7 u. 145 (Fundliste). Weitere Neufunde: Berlin-Rahnsdorf: Seyer 1992. - Dallgow-Döberitz, Kr. Havelland: P. Schöneburg, Neue Beiträge zum germanischen Hausbau. Rettungsgrabung auf einem kaiserzeitlichen Siedlungsplatz in Dallgow-Döberitz, Kr. Havelland. In: Arch. Berlin u. Brandenburg 1993–1994, 98 Abb. 4. - Yverdon-les Bains, «Philosophes 13» VD, Grab 216: Archéologie du Moyen Âge. Le Canton de Vaud du Ve au Xe siècle. Ausst.kat. MCAH Lausanne, Lausanne 1993, 31 Abb. 17 (kerbschnittverziert). Whyl, Kr. Emmendingen: Fingerlin 1990, 128 Abb. 29; ders. 1997, 110 Abb. 101. Ungleiches Silberfibelpaar aus Frauengrab. - Beim Fragment von Wiesloch handelt es sich um ein unvollständiges Altstück aus Grab 30 eines spätmerowingischen Grabes: Werner 1981, 230 Nr. 7. Vgl. Martin 1997a, 164 mit Abb. 163, der den Fibeln vom Typ Wiesbaden mit rautenförmiger bzw. gegabelter Fussplatte eine besondere Bedeutung bei der ethnischen Interpretation zukommen lässt. Werner 1981, 240. Runder Berg bei Urach: U. Koch 1991; Christlein 1979a. - Zähringer Burgberg: Steuer 1989, 169ff.; ders. 1990. Nachweise fehlen ebenso in den jährlichen Fundberichten. Werner 1981, 244ff. Ebd. 244. Ebd. 245, 248. «Die Spitze des Zirkelschenkels, mit dem die Kreise gezogen wurden, hat die Mitte des Bleches durchbohrt». Bersu 1964, 57. Ebd. 249ff. Vgl. die Erwiderung von Steuer 1990, 192. Werner 1981, 237f., 240, 250. Fundliste 5. - Werner 1981, 244ff. Werner 1981, 244. La Baume 1925, 20ff., bes. Abb. 4–5.
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Fundliste 3 Nr. 19. Zusammengefunden mit einer Variante der Ringlein mit Federenden. Schoppa 1962, 163 Abb. 2.1, 2. Kirchheim a. Neckar: R. Koch 1967, 241 Abb. 2.4. Werner 1981, 236ff.; R. Koch 1967, 245ff. Jeweils mit Hinweisen auf die genannten Zusammenhänge. Weilbach I, Main-Taunus-Kreis, Gr. A: Schoppa 1949/50, 266ff.; ders. 1959, 73, Taf. 5. - Gros Köris, Kr. Dahme-Spreewald: Gustavs 1987, 217 Abb. 1.1–5. - Biharkeresztes-Artánd-Nagyfarkasdomb, Kom. Haj´ du-Bihar, Gr. 182: Mesterházy 1984, 78, 79 Abb. 1.1, 2. - Swilcza, woiw. Rzeszów, Hortfund: Gruszczyńska 1977, 186 Abb. 3. - Zu Yverdon-les-Bains «Philosophes», Grab 216: Anm. 488. Schoppa 1962, 165 Abb. 3.4. Die Fibel ist vergleichbar mit jener aus Sponeck Gr. 13. Kšinná, okr. Topolčany und Selce, okr. Banská Bystrica: Eisner 1938, 250ff. Eine Fibel aus Kšinná mit Mandelpunze, ebd. 251 Abb. 1 a. Nicolǎescu-Plopşor/Zeiss 1933, 272ff. Mumpf AG: Versteifungsleiste eines breiten Gürtels. Stehlin/v. Gonzenbach 1957, 74, Taf. 3.2. Göingeholm, Ksp. Häglinge, Schonen, Depotfund: Strömberg 1962, 2. Teil 73, Taf. 55.4. - Gübs, Kr. Jerichower Land, Gr. 1: B. Schmidt 1976, Taf. 1b. - Heilbronn-Böckingen Forchenweg Gr. 2: Roeren 1962, 121 Abb. 2.1,2. - Krefeld-Gellep Gr. 406: Pirling 1966, 2. Teil Taf. 34.2,3. Auf die beiden letztgenannten Fibeln wies bereits Marti 1990, 39 hin. Das Motiv wurde auch in Pressblech umgesetzt: Steigen, Nordland, Norwegen: Kivikoski 1954, 157 Abb. 86. Neben dem Dekor der Mandelpunze in Reihung gibt es gleichzeitig – und davon nicht zu trennen – auch den Dekor des gepunzten Drei-, Vieroder Fünfersternes, des Rosetten- oder Gittermotives sowie die Mandelpunze als isoliertes Dekorationselement. Die Mandelpunze ist ein Leitmotiv des südskandinavischen sogenannten Sösdala-Stiles (Werner 1981, 244 Anm. 39, 252 Anm. 58 mit grundlegender Literatur) und überregional, wie am Beispiel der Mandelpunze in Reihung ausgeführt, ein Leitmotiv für eine Datierung in das zweite Viertel des 5. Jh. Zusammenstellungen aller scheibenförmigen Riemenzungen: Steuer 1990, Abb. 3–11. Neben der Mandelpunze in Reihung habe ich auch Materialsammlungen zu Mandelpunzen generell angelegt. Auch hier zeigt sich unverändert der Kontrast zwischen dem Mandelpunzen führenden Rhein-Main-Gebiet und dem südlichen Südwestdeutschland. Vgl. Werner 1981, 246ff.; Madyda-Legutko 1978, 3ff. So liegt aus Duraton, Prov. Segovia, Gr. 475 auch eine Rechteckschnalle mit Mandelpunzen in Drei- und Viersternanordnung vor: Molinero Pérez 1971, Taf. 42. Springer 1985, 235ff. Vgl. Roeren 1960, 245 Nr. 14 mit Hinweis auf ältere Literatur, Taf. 36. Durch die Verknüpfung dieser Keramik mit dem Problem der Ethnogenese der Bajuwaren steht diese Tonware verstärkt im Blickpunkt der frühgeschichtlichen Diskussion: Fischer 1990, 101ff.; Menghin 1990, 74ff., bes. 197 Anm. 176. Springer 1985, 239 Abb. 3, 4. - Eine unveränderte Übernahme der Karten bei Menghin 1990, 62 Abb. 57. Chr. Bücker, Alamannen im Breisgau anhand der Keramiktraditionen. In: M. Meyer (Hrsg.) «…trans Albium fluvium». Forschungen zur vorrömischen, kaiserzeitlichen und mittelalterlichen Archäologie. Festschrift für Achim Leube. Internat. Arch. Studia Honoraria 10, Rahden/Westf. 2001, 199ff. - Als linksrheinische Fundorte sind etwa nachzutragen: Rheinwarte «Köpferplatz» bei Rheinau ZH und Rheinwarte auf dem Ebersberg bei Berg am Irchel ZH: Vogt 1968, 637 Abb. 2.1, 2; 641 Abb. 5.1. - Mayen, Kr. Mayen-Koblenz, Gr. 27: Haberey 1942, 281 Abb. 22.c. - Siehe auch: Stetten, Kr. Tuttlingen: Fingerlin 1988, 209 Abb. 161 A. Der Topf aus Asselfingen, AlbDonau-Kreis, und der Krug aus Reutlingen, Roeren 1960, Taf. 41.2 Taf. 42.2 haben wohl deshalb keine Aufnahme in die Karte bei Springer gefunden, da sich die Querriefung auf dem gesamten Körper und nicht definitionsgemäss «auf dem Umbruch», Springer 1985, 235, befindet. Bücker 1991, 197. Wobei nur Schwerpunkte berücksichtigt sind. Vereinzelte Vorkommen betrachte ich als Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Vgl. Abb. 83, 84. Vgl. Abb. 66, 83, 84. Zuletzt ausführlich Schach-Dörges 1997, 79ff. - Vgl. auch Redlich 1967, 5ff.
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Nicht im Sinne von östlich-donauländisch-reiternomadisch. - Der Mann aus Berching-Pollanten Gr. 4 besass neben drei Buntmetallpfeilspitzen noch eine Bronzelanzenspitze und einen provisorisch reparierten römischen Bronzeschildbuckel. Der Mann aus Kemathen hat ein Schwert als Beigabe. Der (Kastell)Friedhof von Neuburg an der Donau lässt sich hier gut einfügen: E. Keller 1979. H. W. Böhme, Zur Bedeutung des spätrömischen Militärdienstes für die Stammesbildung der Bajuwaren. In: Die Bajuwaren 1988, 23ff.; Th. Fischer, Römer und Germanen an der Donau. In: Ebd. 39ff.; E. Keller 1979, 32ff. Vgl. Anm. 468, 469, 483 und 517 sowie Abb. 83. In der Literatur wird dieses Gebiet als Durchgangs- und Expansionsraum für verschiedene Völkerschaften betrachtet: Böhme 1988, 23ff.; Rieder 1993, 101ff. Ament 1992, 17, Abb. 9; A. Koch 1998, 20ff., Karte 1. Alamannen: Geuenich 1997; Geuenich (Hrsg.) 1998; RGA (2. Aufl.) I, 138ff. s.v. Alemannen (H. Jänichen). - Burgunden: RGA (2. Aufl.) IV, 235ff. s.v. Burgunden (H. H. Anton); I. Wood, Ethnicity an the ethnogenesis of the Burgundians. In: H. Wolfram/W. Pohl (Hrsg.), Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern I. Ber. Symposion Kom. Frühmittelalterforsch. Stift Zwettel 1986. Veröff. Komm. Frühmittelalterforsch. 12, Wien 1990, 53ff. - Zu den Juthungen und dem Augsburger Siegesaltar: H. Castritius, Semnonen-Juthungen-Alemannen. In: Geuenich (Hrsg.) 1998, 349ff.; K. Strobel, Raetia amissa? Raetien unter Gallienus: Provinz und Heer im Licht der neuen Augsburger Siegesinschrift. In: C. Bridger/K.-J. Gilles, Spätröm. Befestigungsanlagen in den Rhein- und Donauprovinzen. Tagungsber. Kempten 1995, BAR Internat. Ser. 704, Oxford 1998, 83ff. Wenskus 1977. H. Keller 1993, 83f. Ebd. 85. Christlein 1979, 24. H. Keller 1993, 83ff. Dazu auch Geuenich/H. Keller 1985, 135ff.; H. Keller 1989, 89ff. Nuber 1990, 51ff. zeigt deutlich, dass das Jahr 260 nicht der absolutchronologische Fixpunkt ist, als der er lange in der Archäologie galt. E. Keller 1974, 277 Abb. 13; Schach-Dörges 1997, 96f. Abb. 82 u. 83. Stribrny 1989, 351ff. «Hiervon auszunehmen sind durchgängig fundschwache bzw. –leere Räume, so der Schwarzwald, Odenwald, Reichsforst Dreieich, Rheinaugebirge)». Ebd. 402 mit 401 Abb. 19. - Man beachte dazu Hj. Brem et al., À la recherche des monnaies «perdues». Zum Münzumlauf im späteren 3. Jh. n.Chr. In: JbSGUF 79, 1996, 209ff. Stribrny 1989, 425. Ebd. 425ff. Ebd. 426. Ebd. 428ff. bes. 430f. - Neben regulären Einheiten können diese militärischen Aufgaben, seiner Meinung nach, auch Milizen übernehmen. Ebd. 437. In diesen Zusammenhang könnte auch eine Zwiebelknopffibel aus dem Fundus des Historischen Vereins Schleitheim gehören (MA 44820). Sie soll angeblich aus dem römischen Vicus von Schleitheim stammen. Die Fibel datiert in die erste Hälfte des 4. Jh. C. Bridger/K.-H. Gilles, Spätröm. Befestigungsanlagen in den Rheinund Donauprovinzen. Tagungsber. Kempten 1995, BAR Internat. Ser. 704, Oxford 1998; Konrad 1997, 177ff. Stribrny 1989, 426f, 429f. Diese Germanen müssen in das römische Militärsystem integriert worden sein, letztlich ein spätrömisch-provinzialrömisches Militär. Es kann sich nicht um die Ansiedlung kompletter Föderatenverbände gehandelt haben. - In diesem Sinne könnten die Befunde aus Aalen interpretiert werden: R. Krause, Frühe Alamannen am Sauerbach – neue Siedler nach Abzug des römischen Militärs in Aalen, Ostalbkreis. In: AABW 1997, 135ff. (dendrodatierte germanische Siedlung aus der Zeit um 300). Aber auch: K. Stribrny, Der Folles-Minimi-Schatzfund aus dem spätrömischen Heidenheim an der Brenz. In: FBBW 17, 1992, 361ff. Martin 1996, 47ff.; ders. 1997, 119ff.; ders. 1998, 407ff. Martin 1997, 121. Es sei hier nur das neueste Ergebnis aus Zurzach angeführt: P. Riethmann/M. Seifert, Die Untersuchung und Datierung des römischen und mittelalterlichen Rheinüberganges bei Zurzach. In: A. Hidber/K. RothRubi (Hrsg.), Beiträge zum Bezirk Zurzach in römischer und frühmittelalterlicher Zeit, Aarau 1997, 156ff.
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Zusammenfassende Arbeiten zur Archäologie der Burgunden: RGA (2. Aufl.) IV, 248ff. s.v. Burgunden (M. Martin); H. Gaillard de Semainville, Les Burgondes. Actes Coll. Internat. Dijon 1992, Dijon 1995; AiD 4, 1994, 16ff. Pescheck 1978, 133ff., 160ff., Taf. 1–18, Taf. 19–31. Teichner 1988, 128ff.; ders. 1989, 149ff.; BV Beih. 5, 1992, 115, 116 Abb. 75 (F. Teichner); ders., Kahl am Main: Eine völkerwanderungszeitliche Siedlung mit Gräberfeld im Rhein-Main-Gebiet. In: Ethnogr.-Arch. Zeitschr. 36, 1995, 86ff.; ders. wie Anm. 209. - Im Grabbau Parallelen zur ostgermanischen Dobrodzién-Guttentag-Kultur. Schulze-Dörrlamm 1985, 509ff. RGA IV 235ff. s. v. Burgunden (H. H. Anton). Haberey 1942, 249ff.; ders., Gräber und Bergbefestigung aus spätrömischer Zeit bei Polch-Ruitsch, Kreis Mayen. In: BJ 148, 1948, 439ff.; H. Bernhard, Die spätrömischen Burgi von Bad Dürkheim-Ungstein und Eisenberg. In: Saalburg-Jb. 37, 1981, 36ff., bes. 75ff. Martin 1976/91, 293ff.; Konrad 1997, 165ff. Vgl. nur den handgemachten Topf mit Schrägkannelur aus Mayen, Gr. 27, Haberey 1942, 281 mit Abb. 22, oder den Kamm mit halbrunder Kopfplatte aus Polch-Ruitsch, Grab 7, Haberey 1948, 443f. mit Abb. 52. Bernhard 1982, 72ff., bes. 103. Bereits Haberey 1942, 251f. hielt für den Friedhof von Mayen eine Belegungszeit bis gegen Mitte des 5. Jh. für möglich. Der Versuch, die Burgunden dort archäologisch nachzuweisen, allerdings mit negativem Erfolg, bei Bernhard 1982, 72ff. Martin 1997a, 164ff.; Geuenich 1997, 67f. Vgl. Maenchen-Helfen 1978, 60ff. Sokrates VII, 30. Maenchen-Helfen 1978, 61f. Kasanski 1993, 175ff.; ders., La Gaule et le Danube à l’époque des Grandes Migrations. In: J. Terjal/H. Friesinger/M. Kasanksi, Neue Beiträge zur Erforschung der Spätantike im mittleren Donauraum. Mat. Internat. Konferenz Kravsko 1995, Brno 1997, 285ff.; Marti 1990, 40ff.; Vallet 1993, 249ff. Neueste Verbreitungskarte für Mittel – und Osteuropa: U. Koch 1993, 16 Abb. 16, 67f. Nachtrag: Peigen, Gr. 173: L. Kreiner, Der frühmittelalterliche Friedhof von Peigen, Gde. Pilsting, Kr. Dingolfing-Landau. In: B. Engelhardt/K. Schmotz (Hrsg.) Vorträge 5. Niederbayerischer Archäologentag, Deggendorf 1987, 176 u. 177 Abb. 90. - Eine erweiterte Fundliste für die Westschweiz und das Rhônetal: Ch. Simon, La déformation crânienne artificielle dans le bassin du Léman. Etat de la question. In: H. Gaillard de Semainville, Les Burgondes. Actes Coll. Internat. Dijon 1992, Dijon 1995, 207 u. 201 Abb. 1. - Zu den französischen Vorkommen: L. Buchet, La déformation crânienne en Gaule et dans les régions limitrophes pendant le haut Moyen Age: son origine – sa valeur historique. In: Arch. Médiévale 18, 1988, 55f.; Chr. Pilet/ L. Buchet/M. Kazanski, Derrieres vestiges culturels des «peuples barbares». La mode «danubienne». In: Pilet u.a. 1994, 101ff. Vgl. Geuenich 1997, 66ff. Ebd. 67. Vgl. den Runden Berg bei Urach: Roth-Rubi 1991. Freilich bezogen auf das gesamte Südwestdeutschland. Möglicherweise ist auch das Fehlen von Goldobjekten Ausdruck dieser Situation. Denn die Entlohnung von Föderaten basierte üblicherweise auf Gold. Damit sind die Silberobjekte aus den Grabfunden der ersten Hälfte des 5. Jh. nicht als soziologisch zweitrangig zu bewerten. Sie sind Indikator für höchstes Ausstattungsniveau. Swoboda 1986, 106ff. Fingerlin 1982, 159ff.; ders. 1990, 123ff.; ders. 1993. Ders. 1990, 127 Abb. 28. Ebd. 123ff.; auch Anm. 294. Ebd. 100. Ebd. 97ff. Ebd. 129. Ebd. 130 Abb. 31, 131 Abb. 32. Heidinger/Viroulet 1986. Vgl. Heidinger/Viroulet 1986, Abb. 9b. Fingerlin 1990, 123ff.; ders. 1997, 198ff. Dazu den folgenden Exkurs S. 116ff. Weidemann 1972, 131 Abb. 25 u. 132ff. Veeck 1931, 1. Teil, 233. Funde verschollen; Roeren 1959, 91 Anm. 2. Roeren 1959, 84. Die Bestattungen waren W-O orientiert, beigabenlos, die Gräber hatten teilweise Steinsetzung.
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Ebd. 83ff., Taf. 45. Weidemann 1972, 140. Garscha 1970, 247f. Nr. I. Roeren 1960, 250 Nr. 53. Dort als Kindergrab II bezeichnet. Bei Garscha 1970, 248, Grab 6. Fingerlin 1990, 121. Garscha 1970, 174f. Nr. II. Das kaiserzeitliche Grab 4, ebd. 175 Abb. 11. Topographische Situation: Weidemann 1972, 151 Abb. 39. Stork 1983, 93–96 Abb. 38. Dannheimer 1962, 160ff. - Möglicherweise in diesen Zusammenhang darf man auch zwei weitere Beobachtung stellen. In Leipferdingen, Kr. Tuttlingen, wurden 1888 beim Bahnbau ein spätmerowingischer Sporn und eine spätkaiserzeitliche Fibel als Einzelfunde geborgen: Garscha 1970, 202, Taf. 9.6 (Fibel), Taf. 64.2 (Sporn). - In Stuttgart-Münster stammt aus dem Bereich von Gräbern der zweiten Hälfte des 5. Jh., leider ohne jegliche Angaben, aus Grab 3 eine Armbrustfibel: Lit. zuletzt zusammengestellt bei Christlein 1979, 168 Nr. 343, Abb. 133. Grab 3: Fundber. Schwaben N. F. 12/2, 1938–1951, 117f. Armbrustfibel abgebildet bei Roeren 1959, 87 Abb. 2.5. Wahle 1927, 282f., Abb. 120; Roeren 1960, 253 Nr. 69. Kühn 1974, 444ff.; Dauber u.a. 1967, Karte. Christlein 1979, 138 Nr. 77 mit älterer Literatur und topographischer Situation. Fundber. Schwaben N. F. 15, 1959, 181f. Nr. 1, Taf. 42 A.1–3. Christlein 1979, 149f. mit Lit. und topographischer Situation. Wahle 1925a, 49 Nr. 53; Roeren 1960, 247 Nr. 21; Dauber u.a. 1967, 26; Weidemann 1972, 139 Abb. 30. Diese Friedhöfe zusammengestellt bei Ament 1992, 42ff. mit Abb. 12. - In Heidenheim-Grosskuchen wurde sowohl eine spätkaiserzeitliche Siedlung als auch ein frühmerowingisches Gräberfeld aufgedeckt, Heege 1987, 14. 42 m nördlich des Gräberfeldes wurde eine vereinzelt liegende Bestattung so stark gestört, dass nicht einmal mehr die Orientierung zu ermitteln war. Funde wurden keine geborgen, Heege 1987, 60. In Hemmingen wurden 18 m nördlich und 23 m nordöstlich des Gräberfeldes zwei, 15 m auseinanderliegende, W-O orientierte Grablegen ohne Funde zerstört. Beide Befunde legen, zusammen mit meinen obigen Ausführungen, nahe, frühmerowingische Bestattungsplätze räumlich weiter zu fassen. Sie können im näheren Umkreis sowohl kaiserzeitliche Vorgängerbestattungen als auch merowingerzeitliche Separatbestattungen mit einschliessen. Korrekterweise muss jedoch für beide Fundplätze darauf hingewiesen werden, dass es keinerlei Hinweise auf die tatsächliche Zeitstellung der jeweiligen gestörten Bestattungen gibt. Bergheim, Kr. Dillingen a.d. Donau: Roeren 1960, 244 Nr. 4, Taf. 43. - Leutkirch, Kr. Ravensburg: Roeren 1954, 137ff. Knaut 1988, 319: «… eine deutliche Zunahme von Fundstellen … Dahinter verbirgt sich das Einsetzen der Reihengräbersitte …». Menghin 1990, 81: «So wird beispielsweise das früheste Auftreten von Reihengräberfeldern häufig ohne weiteres Nachdenken oder zwingende Gründe als Indikator für den Beginn einer merowingischen Landnahme bzw. Siedlungsneugründung angesehen, obwohl der Befund primär nur das Aufkommen oder die Übernahme eines spezifischen Totenbrauchtums durch eine bereits ansässige Siedlungsgemeinschaft belegt». Werner 1950/51/73, 285ff. Ebd. 286f. Martin 1989, 124 lässt seine erste frühmerowingische Gruppe A «dem zweiten Viertel, spätestens dem mittleren Drittel des 5. Jh. angehören». - Seinen ersten frühmerowingischen Horizont datiert auch Böhme ins mittlere Drittel des 5. Jh.: JbRGZM 34, 187, 770ff. - Ament 1992, 41 vertritt einen «proto-merowingischen Horizont» des mittleren Drittels des 5. Jh. Werner 1950/51/73, 287. Ebd. 305f. Z.B.: Vron, Dép. Somme: Zuletzt Seillier 1989, 599ff. mit bisheriger Literatur. - Frénouville, Dép. Calvados: Pilet 1980. - Rhenen, Prov. Utrecht: Ypey 1978, 51ff. Die spätrömischen Inventare publiziert bei Böhme 1974, 268ff., Taf. 59–69. Werner 1950/51/73, 309. Bierbrauer 1975, 58f.; Kaltofen 1984, 15f.; Menghin 1990, 45, 79ff. Die östliche Ableitung vertritt: E. Keller 1979, 52ff. - Die Thesen Werners wurden von Böhme übernommen. Sein Résümé lautete: «So haben Laeten, Foederaten und andere germanische Volksgruppen in den ver-
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schiedenen Teilen Galliens den Boden bereitet, auf dem im 5. Jh. das fränkische Reich und die von ihm getragene Reihengräberzivilisation entstehen konnte» (Böhme 1974, 207). Die Thesen Böhmes sind in der französischen Literatur, namentlich bei Périn, auf Widerspruch gestossen (Périn 1981, 125ff.). Dieser versucht nachzuweisen, dass die Reihengräberzivilisation aus genuin nordgallischer Wurzel entstanden ist. (Vgl. auch die Ausführungen Pilets 1980, 1. Teil, 154: «Le phénomène de colonisation n’existe pas à Frénouville; c’est l’une des principales conclusions de l’étude anthropologique qui a été entreprise sur les squelettes. À aucun moment en effet, entre la fin du IIIe siècle et la fin du VIIe siècle, Luc Bouchet a décèlé une quelconque présence étrangère. Tous les individus inhumés pendant la periode de quatre siècles appartiennent, sans exception, au fond indigène dont l’origine remonte au Néolithique et repose sur la venue de peuplades méditerranéennes qui se seraient installées dans notre région, il y a 5500 ans environ»). Eine These, die auch in der englischen Literatur Anhänger hat (Halsall 1992, 196ff.). Seillier 1989, 599ff. Seillier 1986, 24 Abb. 2. Nouvion-en-Ponthieu: Piton 1985, 10 Abb. 3. Die spätrömischen Gräber fielen grösstenteils einer Kiesgrube zum Opfer. Zur Bezeichnung der Areale: Martin 1976/91, 167 Abb. 102. - Zu Datierung und Belegungsablauf: Leicht 1988, 115ff. Pirling 1979, 1. Teil, 157, 178. Pirling 1974, Faltplan 2. Martin 1976/91, 167 Abb. 102, Signatur 3. Breuer/Roosens 1956, 171ff. - Bezeichnenderweise gibt es auf diesem Gräberfeld, nach konservativ germanischer Sitte, frühmerowingerzeitliche Kammergräber. Alénus-Lecerf 1985, 121ff. Roosens 1973, 383ff. van Es 1964, 181ff., bes. Taf. 54. Vgl. G. Wand 1982, 249ff.; Drögereit 1977, 53ff. Privati 1983, 65ff. hat ebenfalls die von mir herausgestellten Strukturen beschrieben und auf Parallelen verwiesen. Mercier/Mercier-Rolland 1974. Das in W-O Achse liegende Grab 35 weist eine streifentauschierte Schnalle mit Silberblech überzogenem nierenförmigen Beschläg auf. Mercier/Mercier-Rolland 1974, 85 Abb. 2. Martin 1976/1991, A 228–238ff. Der Bestattungsplatz von Neuburg a. d. Donau, der um 330 n.Chr. einsetzt, zeigt fast ausschliesslich die W-O Achse, wobei die älteren Gräber O-W, die jüngeren W-O orientiert sind. E. Keller 1979, 50ff. - In Köln-Jakobsstrasse sind die jüngeren Gräber um die Mitte des 4. Jh. in W-O Achse angelegt: Friedhoff 1991, 20ff. - Zu Bregenz: Konrad 1997, 155ff. - Zu den spätrömischen Verhältnissen in Pannonien: Lanyi 1972, 53ff. Vgl. Werner 1950/51/73, 316; ders. 1956, 299ff. Zur Forschungsgeschichte, die in der Graborientierung ethnische oder religiöse Zusammenhänge sah: Die Zusammenstellungen bei E. Keller 1979, 52ff.; van Doorselaer 1967, bes. 133ff.; Menghin 1990, 79ff. - Über die Gründe, die zu einer dichteren Belegung auf romanischen Gräberfeldern führen, kann nur spekuliert werden. Ganz pragmatisch bedeutet eine dichte Belegung einen geringeren Platzbedarf um die Gräber. Vielleicht zeigt dies, dass das Totengedenken nun nicht mehr unmittelbar am Grab abgehalten wurde, sondern an einem anderen Ort. Auch aus Dänemark lässt sich ein gleichartiger Befund anfügen. Randlich der Siedlung von Hjemsted liegen locker gestreut kleine Grabgruppen. Im Verlauf der ersten Hälfte des 5. Jhs. bricht dann die Belegung in den kleinen Grabgruppen ab und es erfolgt eine Konzentration auf nur einen Grabplatz: Ethelberg 1986; ders. 1990, bes. 23 Abb. 9, 94ff. Die chronologischen Vorstellungen von Ethelberg sind umstritten, was besonders bei der Datierung von Lauffen Gr. 1 und Gerlachsheim 3/4 in die Mitte des 3. Jhs.(!) verständlich wird, ders. 1991, 555ff., bes. 573ff. Bezüglich der Datierung folge ich D. Wirtz, der mich auch auf diesen Fundplatz aufmerksam machte, wofür ich mich an dieser Stelle herzlich bedanken möchte. Quast 1997, 171ff. Nur eines der frühesten Gräber aus Schleitheim, Grab 555, hat vielleicht noch ein in kaiserzeitlicher Tradition stehendes, handgemachtes Gefäss.
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Vgl. dagegen den ausschliesslich aus Schüsseln oder Schalen bestehenden frühmerowingischen Geschirrsatz aus Niedernai, Dép. BasRhin, Grab 42, bezeichnenderweise einem Kammergrab: Zehenacker/Heilig 1997, 121f., bes. 128 Abb. 14.C,F,G. - Geschirrsätze mit Schüsseln und Handwaschset (?) aus Eschborn, Grab 10 (Kanne und Becken) und Gonzenheim Bad-Homburg, Grab 9 (Flaschengefäss und Becken): Ament 1992, Taf. 16 u. 17; Böhner 1956, 109 Abb. 7.30–34,48. Etwa Basel-Kleinhüningen BS, Grab 126 oder Flaach ZH, Grab 19: Giesler-Müller 1992, 115ff., Taf. 28 u. 29; Bader/Windler 1998, 116ff., bes. 119 Abb. 21. - Grosse Perlen, jedoch nicht als Halskette, auch in Eschborn Grab 16 oder 43: Ament 1992, 60f. mit Abb. 18.1 u. Taf. 6, 68f. mit 71 Abb. 22.1 u. Taf. 4. Das einzige hier bisher als Kammergrab bezeichnete Grab 71 von Pleidelsheim, Kr. Ludwigsburg (Christlein 1975, 101ff., Abb. 2) ist nach U. Koch 1997, 221 kein Kammergrab. Martin 1976, 24f., 147f. Vgl. auch U. Koch 1982, 392ff. Belgien: Haillot, Prov. Namur, Gräber 6 (?), 8, 11: Breuer/Roosens 1956, 204f., 208ff., 230ff., bes. Taf. 1,2,4. - Bundesrepublik Deutschland (ohne Ost-, Mittel- und Norddeutschland): Eschborn, MainTaunus-Kreis, Gräber 14, 30, 41, 44, 49, 50: Ament 1992, 3f., 57ff.; Kleinwallstadt, Kr. Miltenberg: Christlein/Wamser 1980, 152f., Abb. 125–127. - Frankreich: Niedernai, Dép. Bas-Rhin, Grab 16, 22, 42: Zehenacker/Heilig 1997, 103f., 107, 115 u. 122. Dazu auch die Ausführungen, ebd. 103f. und den Befund von Kindergrab 20, ebd. 109. Schweiz: Flaach ZH, Grab 2: Bader/Windler 1998, 114 Abb. 6. Siehe auch ebd. Anm. 9. Es sollten jedoch nur eindeutige, klar definierte Kammergräber (Breite ab 120 cm und Totendeponierung eindeutig in der Nord- oder Südhälfte) Aufnahme in die Fundliste finden, da ansonsten eine zu grosse Grauzone entsteht! Vgl. etwa den Katalog bei Möller 1987, 15ff. Eltville: Schoppa 1950, 1ff. - Friedberg-Wartfeld: Jorns 1961, 93ff. Weilbach: Schoppa 1959. Martin 1976, 22f. Vgl. die Ausführungen von Rybová 1980, 179ff.; B. Schmidt 1961, 70. Ament 1992, 60ff. mit Abb. 18.2, Taf. 6 u. 7. Beide Haarnadeln liegen rechts des Schädels, eine davon in typischer Lage mit der Spitze nach oben. Vgl. auch die beiden «Zahnstochernadeln» aus Schleitheim Grab 363. Ament 1992, 15ff., Taf. 2.2,3 u. 4.2. M. Schulze-Dörrlamm, Romanisch oder germanisch? In: JbRGZM 33, 1986, 655ff. mit Abb. 76–78. Man beachte für das Mittelrheingebiet auch eine Fibel vom Typ Prag: ebd. 600ff. Gallien 1980, 136 Nr. 191. I. Bóna, Die Hunnen, Stuttgart 1991, 57 Abb. 18, 242f. Nr. 18; M. Kasanski, La Gaule et la Danube à l’époque des grandes migrations. In: J. Tejral/H. Friesinger/M. Kasanski 1997, 292 u. 311 Abb. 9.1–7. Thomas 1960, 94ff. (Typ II, Variante 2). H. F. Müller 1976, 51. Bader/Windler 1998, 122. - Dies sind für mich signifikante Hinweise darauf, dass das Gräberfeld immer links des Rheines lag. Werner 1966, 283ff. Unten, Burzler S. 198ff. Bei den Grabungen 1983–1990 wurden mehrfach Gräber aufgedeckt, die schon bei den Altgrabungen geöffnet worden waren. Damit bot sich eine auf den ersten Blick verlockende Möglichkeit, die von Guyan publizierten Inventare der Altgrabungen mit den Neufunden zu vergleichen und allenfalls Altfunde einzelnen Gräbern wieder zuzuweisen. Im 19. Jh. hatte man leider einen unnummerierten Gräberfeldplan erstellt. Wie eine Durchsicht der 1965 publizierten Gräber zeigte, sind die Altinventare offensichtlich auch vertauscht oder vermischt worden, worauf bereits Guyan in der Vorbemerkung zum Fundkatalog hingewiesen hat: «Mein Amtsvorgänger, Dr. h. c. Karl Sulzberger (Direktor des Museums zu Allerheiligen bis 1942) inventarisierte die Schleitheimer Materialien. Ich habe mich – trotz offensichtlicher Mängel und ganz eindeutiger Fehler – an diese Nummerierung und Inventarisierung von Staatsaltertümern des Kantons Schaffhausen gehalten. Sulzberger schreibt dazu im Inventarbuch des Museums zu Allerheiligen folgende Bemerkung: ”Diese Inventarisation geschieht auf der Grundlage der Rekonstruktion des Gräberfeldes von Schleitheim, nach der Publikation von Dr. Wanner. Von den 230 Gräbern sind nur 141 namentlich aufgezählt. Über den Inhalt der andern wird nur gelegentlich das eine oder andere Fundstück angegeben. Da das gesamte Inventar nicht mehr nach Gräbern auseinandergehalten war, musste es nach Gräbern wieder
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auseinander geschieden werden. Ich nehme als Grundlage die 141 aufgezählten Gräber und behalte die Benennung der einzelnen Gräber bei, wie sie in der Reihenfolge unter diesen 141 aufgezählt werden. Alle andern Funde werden als Einzelfunde inventarisiert. Im Fundmaterial fällt eine Reihe von Gegenständen auf, die eigentlich römisch sind. Ob sich nicht vielleicht römische Gräber an dieser Stelle befunden haben vor Anlegung des alamannischen Friedhofes, ist nun nicht mehr zu entscheiden. Manche Gräber liessen sich nach Abbildungen identifizieren, andere musste ich nach der Beschreibung im Text eruieren. Vorher waren die gleichartigen Gegenstände ohne Rücksicht auf das einzelne Grabinventar zusammengestellt, wie z.B. 15 Schwerter, 10 Colliers, 15 Riemenzungen etc.“» (Guyan 1965, 7). Das bedeutet, dass die Zusammenstellung der Grabinventare auf Karl Sulzberger zurückgeht. Es muss demnach bei der Inventarisierung der Schleitheimer Fundstücke keinerlei Angaben über die ursprüngliche Vergesellschaftung der Grabinventare mehr gegeben haben, geschweige denn eine Zuordnung zu den verschiedenen Kampagnen. Laut Wanner 1968, 1 wurden von Herrn Pletscher, Lehrer in Schleitheim «alle Fundstücke sorgfältig erhoben und in sein Tagebuch eingetragen». Leider ist dieses nicht (mehr) erhalten oder auffindbar. Sulzberger hat demnach alle Grabinventare aus dem Gesamtfundus lediglich nach den Angaben von Wanner rekonstruiert. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Bemerkung, dass die Perlen in Kolliers vorhanden waren. Sie bilden somit wenigstens für sich ein in sich geschlossenes Ensemble. Hinzu kommt, dass im 19. Jh. nach dem Besuch der Ausgrabungen durch den Vorstand des Germanischen Museums Nürnberg, Freiherr von und zu Aufsess, der Historisch-Antiquarische Verein des Kantons Schaffhausen Funde, die in mehr als vierfacher Zahl vorhanden waren, diesem Museum abgetreten hat (Protokoll des HAV Schaffhausen vom 9. März 1868, Ortsakten der KASH). Von dieser Abtretung gibt es keinerlei weiterführende Notizen; die Funde sind heute im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg nicht mehr auszusondern (briefl. Mitteilung T. Springer vom 08.03.1996). Ich bin nun noch einmal mit den Originalfunden und den Publikationen von Wanner die Grabzusammenstellungen von Sulzberger durchgegangen, mit dem Ziel, die Inventare zu überprüfen und einwandfrei gesicherte Inventare auszusondern. Grundlage hierfür können nur die Abbildungen bei Wanner und, in wenigen Fällen, eindeutige Fundbeschreibungen sein (Wanner 1867; ders. 1868). Alle anderen, bei Wanner nicht abgebildeten Funde, sind damit in ihrer Zusammengehörigkeit nicht mehr überprüfbar. Die Durcharbeitung brachte leider die ernüchternde Erkenntnis, dass Wanners Grabbeschreibungen und die Inventarisierung Sulzbergers oft nicht übereinstimmen und in besonders krassen Fällen, wie etwa bei Grab 57 und 133, nichts mehr mit der Originalpublikation gemein haben. Bedenkt man, dass die 72 Gräber der vierten Kampagne zwar im Gesamtfundus enthalten, aber ohne Beschreibung geblieben sind (Ausnahme ist Grab 69) und dass die Massangaben der Originalpublikation nicht zur Gegenkontrolle genutzt wurden, so muss man sagen, dass Sulzberger die Inventare nach eigenem Gutdünken zusammengestellt hat. Das Gros der «Inventare» muss als Fiktion gelten. Die Funde müssen somit – bis auf verifizierbare Ausnahmen – als Einzelfunde angesprochen werden. Leider unterliefen Wanner in seinen Publikationen Unachtsamkeiten, wie die gleiche Nummerierung verschiedener Objekte, Abbildung von Funden ohne Nummernangabe bzw. Fundabbildungen ohne weitere Erwähnung im Text. Damit waren nicht einmal alle bei Wanner abgebildeten Funde vollständig zuweisbar. Weitergehende Zuordnungen aus der, wie man sie jetzt nennen muss, Konkursmasse der Einzelfunde des 19. Jh., bei Guyan 1965, 2. Seine Zuweisung der Gürtelbeschläge aus Grab 24 zu der Garnitur Taf. XXII, n und m findet in der Grabbeschreibung bei Wanner keine Bestätigung. Gräber 340, 409, 414, 428, 470, 481, 483, 488, 489, 569B, 766, 772, 783 u. 812. Möglicherweise wurde ein solches Grab im 19 Jh. ausgegraben. Aus den Publikationen bei Wanner sind jedoch keinerlei auswertbare Hinweise zu gewinnen. Es handelt sich hierbei um eine typische Ortbandzwinge: Guyan 1965, Taf. 10.g; ders. 1946; W. Menghin, Schwertortbänder der frühen Merowingerzeit. In: G. Kossack/G. Ulbert 1974, 435ff. Auch eine kleine Schnalle mit festem trapezförmigen Beschläg aus dem Fundus der nicht mehr zuweisbaren Funde, Guyan 1965, Taf. 24.b, kann für ein solches Grab sprechen. U. Koch 1977, 94ff.; Martin 1976a, 42ff.; Menghin 1983; NeufferMüller 1983, 20ff.
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Der Grund für diesen Wechsel ist, soweit ich sehe, bisher noch nicht hinterfragt worden. Es müssen doch triftige Gründe vorliegen, um eine gut 150jährige Tradition fast schlagartig aufzugeben. Eine modische Neuerung möchte ich hier nicht vermuten, denn die eisernen Parierstangen sind eine echte technische Verbesserung. Auch war diese Technik längstens bekannt. Denn eiserne Parierstangen waren charakteristisch für die Schwerter berittener östlicher Völkerschaften des mittleren 5. Jh. Vgl. W. Menghin, Schwerter des Goldgriffspathenhorizonts im Museum für Vor- und Frühgeschichte Berlin. In: Acta Praehist. et Arch. 26/27, 1994/95, 165ff.; Szameit 1984, 136ff. Windler 1994, 28ff., bes. 32 Abb. 48. Gräber 409, 414 u. 470. Auf 409.2 lässt sich eine Orientierung der Haare sowohl längs, als auch quer zur Klingenachse erkennen. Für diese Frage letztlich entscheidend ist der Umstand, welcher Teil des Felles für die Auskleidung benutzt wurde. Denn ein Fell kann z.B. an den Beinansätzen verschiedene Wachstumsrichtungen aufweisen. Auf diesen Umstand machte mich freundlicherweise U. Hürten (KASH) aufmerksam. Vgl. einen gleichartigen Befund aus Pliening: Codreanu-Windauer 1997, 34ff. mit Abb. 2. Marti 1995, 88ff., bes. 89 Abb. 7 (mit ausführlicher Lit.). Marti 1995, 91. Zu den wenigen Nachweisen von Spathen in Knabengräbern: Ottinger 1974, 405, 410 Nr. 4; Stork 1997, 297. Vgl. Martin 1976a, 32f. Dieser Sachverhalt sollte allerdings nicht verallgemeinert werden, sondern ist an jedem Gräberfeld einzeln zu prüfen. Insgesamt sind die Grabvolumina dieser Zeitstufe grösser als die der vorhergehenden. Gräber 340, 414, 766 u. 772. Vgl dazu auch Reiss 1994, 79. Christlein 1966, 35ff.; U. Koch 1977, 94ff.; Martin 1976a, 52ff.; Neuffer-Müller 1983, 20ff. Die Form des Buckels kann nicht mehr bestimmt werden. Es besteht die Möglichkeit, dass die halbkugelige Kalotte aus dem Fundus der nicht mehr zuweisbaren Funde, von Guyan als «schildbuckelartiges Objekt» beschrieben (Guyan 1965, 16, Taf. 21.e), aus diesem Grab stammt. Vom chronologischen Standpunkt spricht nichts dagegen, da für diese Zeit nur Buckel mit rundgewölbter Kalotte belegt sind: Christlein 1966, 36 Abb. 13. Martin 1976a, 54. Martin 1976a, 284. Schiek 1992, 89, Taf. 94.3 (Grab 233). Der Durchmesser beträgt 81 cm. Christlein 1966, 37 Abb. 14. Dazu auch Windler 1994, 48f. bes Anm. 253. Ein vergleichbarer Befund aus Weingarten Grab 305: Roth/Theune 1995, I, 88f., Taf. 110.5b. H. Härke, Angelsächsische Waffengräber des 5. bis 7. Jhs. ZAM Beih. 6, Köln 1992, 89ff.; Hübener 1989, 76; Wernard 1998, 774. Wernard 1998, 770. Ebd. 769f. Ebd. 748 (Anm. 5 mit Hinweisen auf die Arbeiten von Hübener), 770. Vgl. Martin 1976a, 44ff., mit Hinweis auf die unterschiedlichen formalen Verhältnisse zwischen Kurz- und Schmalsax. Gräber 391, 406 u. 695 (kurze Variante nach Martin oder massiver Kurzsax nach Wernard). Werner 1956, 43ff. Ebd. 46. - Aus Weingarten, Grab 515 und Westheim, Grab 106 a liegen jetzt zwei Nachweise mit säbelartig leicht gebogener Klinge vor: Roth/Theune 1995, I, Taf. 190 D.1; Reiss 1994, Taf. 53 A.2. Szameit 1984, 150. Fundstellen westlich des Rheins besprochen bei Martin 1993, 396; ders. 1989, 122 Abb. 12, 125ff.; Martin 1997a, 164ff., bes.167 Abb. 168 (Verbreitungskarte). - Ein bisher nicht beachteter Sax liegt auch aus Tongeren, Prov. Limburg, vor: H. Roosens/J. Mertens, Grafvondsten uit de romeinse en de merovingische tijd te Tongeren. Arch. Belgica 116, 1970, 22ff. mit Abb. 10 u. 11. Martin 1993, 407 Abb. 12 Signatur 4. - 391.2: Klingenl. 37 cm, Br. 3.3 cm = 8.9%; 406.1: Klingenl. 45 cm; Br. 3.2 cm = 7.1%; 695.1: Klingenl. 29 cm; Br. 3.8 cm = 13.1%. Martin 1989, 122, Abb. 12; Wernard 1998, 772f. Martin 1993, 397, 407 Abb. 12 (Dreiecksignatur); Szameit 1984, 151. Martin 1993, 407, Abb. 12 u. 408, Abb. 13; Wernard 1998, 771, Abb. 3.
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Giesler-Müller 1992, Grab 63: 59, Taf. 9.5d (Silber, vergoldet; mit Vogelköpfen); Grab 67: 63, Taf. 10.2 (U-förmige Eisenrinne mit Bronzeblech); Roth/Theune 1995, Grab 238: 68, Taf. 81 C.1a (Bronze). H. F. Müller 1976, 36. Ebd. 34ff., Taf. 5 A.2 (Bronzeblech, vergoldet). Werner 1956, 45f.; Wernard 1998, 762 (bes. Anm. 65). Giesler-Müller 1992, 59, Taf. 9.5a. RGA (2. Aufl.) s.v. Childerich von Tournai 441ff. (K. Böhner); Farbige Abbildungen: Gallien 1980, 339ff.; Childéric - Clovis. 1500e anniversaire. 482–1982. Ausstellungs-Kat. Tournai 1982, Tournai 1982, 69ff., 203. - Wohl vom Vorbild des Childerichgrabes ausgehend erlebt dann dieser Scheidenbesatz in fünfeckiger Form und mit Filigranverzierung vor allem in Nordfrankreich während der ersten Hälfte des 6. Jhs. eine kurze Blüte: H. F. Müller 1976, 35. Es wird bei den übrigen Saxscheiden mitbesprochen. Martin 1993, 395f., 402 Abb. 2; Wernard 1998, 773. Roth/Theune 1995, 154; Martin 1993, 407 Abb. 12 (Signatur 4). Nachweis: Aldingen, Kr. Ludwigsburg: Schach-Dörges 1987. - Basel-Gotterbarmweg BS: Vogt 1930. - Basel-Kleinhüningen BS: Giesler-Müller 1992. Dasselbe trifft auch auf den kurzen Schmalsax aus WiesbadenDotzheimerstrasse zu: Buchinger 1997, 316, Taf. 29. Klingenl. 27.5 cm; Br. 2.4 cm = 8.7%; Grünewald 1988, Taf. 45B. Martin 1993, 395f. Wobei man sich im klaren sein muss, dass diese Messer letztlich die selben Funktionen erfüllen können wie die Blankwaffen! Ein Messer ist multifunktional. Sein Gebrauch reicht von einer Hieb-, Stich- und Wurfwaffe bis hin zum Werkzeug. Die Bandbreite reicht von der Selbstverteidigung bis zum Gebrauch im täglichen Leben. Nicht in die Betrachtungen miteinbezogen, weil formal andersartig, sind die fast ausschliesslich auf spätrömischen Gräberfeldern des spanischen Duerotales beschränkten Messer vom Typ «Simancas». Der Griff setzt am oder knapp unterhalb des Klingenrückens an. Die Länge von Griff und Klinge stehen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander, der Klingenrücken ist gerade. Die Schneide zieht nach etwa der Klingenhälfte zum Rücken. Charakteristisch ist – soweit erhalten und damit erkennbar – der Klingeneinschwung knapp unterhalb des Heftes. Die Messer stecken in einer Scheide, wobei das Heft, bisweilen mit einer Heftplatte versehen, mit dem Scheidenrand abschliesst. Die Scheide weist eine den Klingenverlauf andeutende, eigenwillige Wölbung auf. Bemerkenswert am Typ «Simancas» ist der Aufbau der metallenen Scheide. Es ist eine Rahmenkonstruktion mit integriertem Ortknopf. Die Innenbleche sind meist verziert oder in Durchbruchstechnik (opus interrasile) gearbeitet. Sie erinnern stark an den Scheidenaufbau der römischen Dolche (pugio). Wie diese haben auch die spanischen Exemplare zur Befestigung am Gürtel randlich Ösen und Ringe. Vgl.: M. Feugère, Les armes des Romains. Collect. Hesperides, Paris 1993, 162ff.; Bishop/Coulston 1993, 74ff., 135f.; G. Ulbert, Römische Waffen des 1. Jhs. n.Chr. Kleine Schr. Kenntnis röm. Besetzungsgesch. Südwestdeutschland 4, Stuttgart 1968, 9ff. - Sie sind allerdings von grosser Bedeutung für den Nachweis, dass das Kampfmesser im romanischen Milieu fest verwurzelt war. Zum Messer vom Typ «Simancas»: L. Caballero Zoreda, La necropolis tardorromana de Fuentespreadas (Zamora). Excav. Arqu. España 80, 1974, 1ff., 55ff. (Benennung als Typ «Simancas»), 187 Abb. 47 (Verbreitungskarte); A. Fuentes Dominguez, La necropolis tardorromana de Albalate de las Nogueras (Cuenca). Arqu. Conquense 10, Cuenca 1989, 187ff.; P. de Palol, Cuchillo hispanorromano del siglo IV de J. C. Bol. Seminario Estud. Arte 30, 1964, 67ff. - Zu einem französischen Nachweis aus Bourges, Dép. Cher: A. de Kersers/R. de Marguerye/R. de la Guère, Tombe du cimetière des Capucins. Mém. Soc. Ant. Centre 18, 1891, 51ff.; Gallien 1980, 141f. Nr. 205 (H. W. Böhme); Martin 1993, 404 Abb. 6. - Zur Form der Klinge: G. Lintz/D. Vuaillat, Les poignards et les coutelas dans les sépultures gallo-romaines du Limousin. Gallia 45, 1987/88, 165ff. Vgl. Böhme 1974, 128ff. Böhme 1974, 128; H. T. Dolenz, Studien zu den Eisenmessern vom Magdalensberg in Kärnten. Carinthia I 182, 1992, 120f. (Typ A/III); Friedhoff 1991, 193; Pirling 1966, 1. Teil, 123f. Martin 1993, 396f.
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Vgl. als Auswahl: Frénouville Grab 331 u. 334: Pilet 1980, iii Taf. 203 u. 204. - Lankhills Grab 37, 81, 106 u. 443: Clarke 1979, Abb. 57 u. 61. - Marteville Grab 39: M. Loizel/J. Coquelle, Le cimetière gallo-romain du Bas-Empire de Marteville. In: Cahiers Arch. Picardie 4, 1977, 197f. - Noyelles-sur-Mer Grab 15: D. Piton/H. Marchand, Une nécropole du IV e siècle à Noyelles-sur-Mer. In: Cahiers Arch. Picardie 5, 1978, 218 Abb. 9. - Oudenburg Grab 3, 14, 27, 104, 111, 129 u. 172: Mertens/v. Impe 1971, 1. Teil, Abb. 13, 14, 20 u. 22. - Rhenen Grab 842: Ypey 1969, 108f. mit Abb. 13. - Vireux-Molhain Grab 11: Lémant 1985, 13 Abb. 17 u. 18. Lederreste z.B. nachgewiesen bei dem Messer aus Oudenburg Grab 209: Mertens/v. Impe 1971, Teil 1, 217f. Man beachte auch die Beschläge der Messerscheide aus Emona-Ljubljana: T. Knific, Hunski sledovi v Sloveniji? In: Ptujski Arh. Zbornik. Festschr. Pokrajinski Muz. Ptuj, Ptuj 1993, 530 Abb. 16. Böhme 1974, 268ff., Taf. 60.12 u. 69.7. Der Friedhof ist noch nicht vollständig publiziert. Mass- und Lageangaben sind deshalb noch nicht abschliessend beurteilbar. Vgl. auch: Gallien 1980, 154 Nr. 225 (J. Ypey). Lémant 1985, 13 Abb. 17 (Masse: L.: 17.4 cm; Klingenl.: 13.2 cm; Klingenbr.: 2.8 cm); J. Ypey 1969, 108f. Abb. 13; Martin 1993, 403 Abb. 4. Lémant 1985, 20, 21 Abb. 26. Leider liegt für dieses Grab keine Befundzeichnung vor. Länge des grossen Messers: 17.2 cm; Klingenl.: 13.5 cm; Klingenbr.: 2.8 cm. Martin 1993, 405 Abb. 8 u. 9. Damit wird auch klar, dass es wenig sinnvoll ist die Definitionsgrenzen für den Sax auf etwa 15 cm Klingenlänge herabzusetzen. Es würde das Problem nicht lösen, sondern nur verschieben. Martin 1993, 396: «est peut-être une création de la deuxième moitié du Ve siècle imitant des caractères empruntés aux couteaux du Bas-Empire et aux “Langsax” orientaux». Windler 1994, 39f. Vgl. Martin 1989, 122 Abb. 12, 125ff.; ders. 1997a, 164ff., 167 Abb. 168. Vgl. die grosse Anzahl an Messern aus norddeutschen und skandinavischen Fundplätzen: Pritzier, Kr. Ludwigslust: Schuldt 1955, 75ff.; Perdöhl, Kr. Ludwigslust: Schuldt 1976, 39; M. Ørsnes, Ejsbøl I. Waffenopferfunde des 4.–5. Jh. n.Chr. Nordiske Fortidsminder. Ser. B 11. Kopenhagen, 1988, 57ff., Taf. 105–109. Es ist kein Zufall, dass mit den Gürteln auch die Messer des Illerup-Fundes publiziert sind. J. Ilkjær, Illerup Ådal 3 u. 4. Die Gürtel, Bestandteile und Zubehör. Jutland Archaeological Society Publications 15.3 und 4, Aarhus 1993, Bd. 3, 257ff., bes. 261f.; Bd. 4 Taf. 182–227. Das Kampfmesser ist damit auch bei den Germanen bestens bezeugt. Nach wie vor haben für mich die Ausführungen von Böhner 1958, 131ff. starkes Gewicht. Auf nordische Vorbilder für den Sax verweist auch Wernard 1998, 754, 756, 774. Andererseits war das Kampfmesser auch im romanischen Milieu fest verwurzelt. Vgl. auch die Untersuchung von Böhme 1986a, 37 und die spanischen Messer: Anm. 704. Szameit 1984, 151. In diesem Sinn äussern sich auch andere Autoren: Reiss 1994, 62f.; Wernard 1998, 749. Martin 1993, 397, 408 Abb. 13. Martin 1993, 397: «Ces «poignards» … qui certainement ne sont pas lombards, témoignent sans aucun doute de l’existence et de l’évolution interrompue d’une arme en forme de couteau («poignard» à un seul tranchant) méditerranéenne ou byzantine, dont l’origine remonte au moins au Bas-Empire. On ne la connaît que grâce à la coutume funéraire d’origine germanique du dépot d’armes, et seulement dans les tombes lombardes d’Italie …». Vgl. den Mann aus Straubing-Baiuwarenstrasse, Grab 806, mit westlichem Gürtel, Kampfmesser und oberhalb des Kopfes deponierter Tasche: Geisler 1998, 300, Taf. 304. Siehe auch Wernard 1998, 774. v. Schnurbein 1987, 126, 132, 145f., 155, Taf. 19 B, Taf. 28 D, Taf. 44 B, Taf. 57 B, Taf. 75, Taf. 79 u. Taf. 83. Christlein 1966, 133f., 165, Taf. 27 F u. Taf. 55 C. - Man beachte auch, dass Christlein das singuläre Messer aus Grab 64 mit einer Klingenl. von 13(!) cm als Sax aufführt: Ebd. 24 Abb. 4, 121. Einen besonders hohen Anteil an singulär mitgegebenen Messern scheint Altenerding aufzuweisen. Allerdings sind die Befunde wegen fehlender Grabskizzen kaum nachprüfbar. Sage 1984.
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Messer 510.1 und die metallenen Bestandteile der Scheide 510.2–6 sind auf der Fundtafel in ihrer originalen Befundlage wiedergegeben. Vgl. exemplarisch die Saxe aus Giengen Grab 2, Paulsen/SchachDörges 1978, Taf. 12C.1, oder Sontheim an der Brenz Grab 19, Neuffer-Müller 1966, Taf. 3A.5. Wernard 1998, 760f. mit Tab. 2. Anders ausgedrückt, die Spatha wird wieder, wie in der frühen Merowingerzeit, zu einem signifikanten sozialen Erkennungsfaktor. Vgl. Burzler 2000, 127. Kurzsax: 402.1, 423.1, 432.1, 465.2, 490.1, 522,1, 569B.3, 588C.1, 620C.1, 630.1, 662.2, 669.1, 687.1, 714. A.1, 738.1, 758.1, 762.5, 766.4, 784.1, 795.1, 821.1, 822.1, 841.1, 843.1, 60 c, MA 44082, Streufund GB 1141. Massiver Kurzsax: 695.1. Zu Form und zeitlicher Verteilung der Klingenspitzen: Wernard 1998, 749f. mit Tab. 1. Schmalsax: 425.1, 569B.2, 735.1. Ausserhalb der Kernbereichs: 427.1, 560 (Streufund). Vgl. Wernard 1998, 750. Martin 1976a, 256ff., 279f. Leichter Breitsax: 328.2, 396A.1, 401.1, 408.1, 412.4, 416.1, 486.1, 488.6, 503.1, 506.1, 538.1, 543.1, 597.1, 608.1, 613.1, 17 a, 20 l, 58 b. Ausserhalb der Kernbereichs: 414.11, 57 a, MA 44081. Vgl. Christlein 1966, 23ff., bes. Abb. 4–9; Wernard 1998, 750. Siehe dazu die bei Reiss 1994, 61 Anm. 46 genannte Literatur; Wernard 1998, 751ff. bes. 753 Abb. 1. Schwerer Breitsax: 325.1, 501.1, 568.1, 701.1, 48. Ausserhalb des Kernbereichs: 365.1, 545.1, 605.1, 16 a. Zur zeitlichen Verteilung der beiden Saxformen: Wernard 1998, 776f. Langsax: 524.1, 123 b, Einzelfund Guyan 1965, Taf. XXI b. Christlein 1966, 31 Abb. 10; Wernard 1998, 779f. Der Nachweis von Holzscheiden kann nur punktuell bei guten Erhaltungsbedingungen geführt werden: Windler 1994, 39ff.; Wernard 1998, 762ff. Zu den hölzernen Scheiden von 391.2 (Populus sp.) und 406.1 (Alnus sp.; Populus sp.) und weiteren Parallelbefunden: Wernard 1998, 762 Anm. 62; Windler 1994, 41 Anm. 167. Die Fundlage von Niet 695.2, zwischen Sax und Schnalle gelegen, könnte auch Raum für eine andere Interpretation – etwa als Gürtelniet – lassen. Ich halte die Deutung als Niet des Saxfutterals, wegen des klaren Lagebezuges, für die wahrscheinlichste. Zu vernieteten ältermerowingerzeitlichen Scheiden: Wernard 1998, 763. Auch der Sax aus Basel-Bernerring Grab 33, aus der Mitte des 6. Jhs. hatte seinen Griff teilweise in der Scheide: Martin 1976a, 281 (Grabplan). Zu Befunden, die eindeutig einen Scheidenabschluss mit dem Klingenende belegen: Windler 1994, 40. Wernard 1998, 764f. Wernard 1998, 763 u. 765f. Die Nietung erfolgte, wo eindeutig dokumentiert, immer auf der Seite der Schneide (Gräber 325, 328, 365, 501, 543, 545, 581, 605, 608 u. 613). - Fast durchgängig wurden die Saxscheiden mit der Schauseite nach unten aufgefunden. Eindeutig mit der Schauseite nach oben sind nur die Saxe der Gräber 328, 538, 608 und das Kampfmesser aus Grab 510 niedergelegt worden. Dazu Wernard 1998, 765. Reich 1996, 76. - Für Hinweise, bes. auf die Publikation von H. Dannheimer, und anregende Diskussion, ohne die der Befund nicht weiterführend beachtet worden wäre, habe ich Yvonne Reich herzlich zu danken. Dannheimer 1987, 44. Die folgenden Nachweise sind das Ergebnis einer ersten, nicht systematisch durchgeführten Durchsicht. Wenige Befunde stammen auch aus dem fränkischen und langobardischen Bereich: Altenerding, Kr. Erding, Grab 426 u. 446: Sage 1984, 122 u. Taf. 57; 128f. u. Taf. 59 (Wirtel aus zugeschliffener Tonscherbe). - Bülach ZH, Grab 76 u. 100: Werner 1953, 95 u. 101. - Esslingen-Sirnau, Grab 105 u. 193: R. Koch 1969, 102 u. Taf. 38 B, 115 u. Taf. 61 B. - Feldkirchen, Kr. Berchtesgadenerland, Fdst. 1, Grab 14: R. Knöchlein, Studien zur Archäologie der Merowingerzeit im Rupertiwinkel. Diss. Druck München 1997, 2. Teil 155f. u. Taf. 34 A. - Fridingen, Kr. Tuttlingen, Grab 224: v. Schnurbein 1987, 150 u. Taf. 51 D. - Hallau-Bergkirche SH, Grab 5: Bänteli/Hasenfratz 1986, 67 u. Taf. 3. - Garching, Kr. Altötting, Grab 10: Dannheimer 1987, 44 Abb. 25.2 (Wirtel aus Speckstein). - KölnMüngersdorf, Grab 10: Fremersdorf 1955, 137 u. Taf. 5.10,3. - Köln-
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St. Severin, Grab III,13: Päffgen 1992, 397 u. Taf. 62.2. - Lavoye, Dép. Meuse, Grab 3 u. 110: Joffroy 1974, 105 u. Taf. 1.3 (Knochenwirtel), 114 u. Taf. 13.110. - Niederstotzingen, Kr. Heidenheim, Grab 12 a: Paulsen 1967, 191f., Taf. 1.20, 83 u. 93. - Pähl, Kr. Weilheim-Schongau, Grab 82: H. Dannheimer 1987, 44 Abb. 25.3. - Schleitheim-Hebsack SH, Grab 389 u. 699. - Schretzheim, Kr. Dillingen a. d. Donau, Grab 283: U. Koch 1977, 66 u. Taf. 76. - Straubing-Bajuwarenstrasse, Grab 118, 503 u. 546: Geisler 1998, 32 u. Taf. 31, 185f. u. Taf. 185, 198 u. Taf. 196. - Trezzo sull’Adda, Prov. Mailand, Grab 4: Roffia 1986, 82 Nr. 18, 137 Taf. 33 Nr. 18. - Villigen AG, Grab 33: Reich 1996, 94f. u. 111f. Taf. 14 u. 15 A. - Aus dem offensichtlich beraubten Grab 138 von Heidelberg-Kirchheim «Heuau II» mit Spatha- und Saxfragmenten stammt ein durchbohrter asymmetrischer Anhänger aus Kalkstein: Clauss 1971, 181ff., Taf. 35. - Das beraubte Grab 21 aus Westheim, Kr. Weissenburg-Gunzenhausen, mit Saxscheidennieten und Tragebügel, lässt sich auf dieser Materialbasis diesen Gräbern zuordnen: Reiss 1994, 255f., Taf. 22 A. - Für folgende Gräber ist der Fundzusammenhang nicht gesichert: Elgg ZH, Streufunde 1934.22–28: Windler 1994, 233 u. Taf. 68.22–28 (Wirtel aus Sandstein). - Weingarten, Kr. Ravensburg, Grab 590: Roth/Theune 1995, I 177f., Taf. 216. Eine beschläglose Buntmetallschnalle in Lavoye Grab 110. München-Aubing, Grab 581: Dannheimer 1987,44 Abb. 25.1. Schretzheim, Kr. Dillingen a. d. Donau, Grab 511: U. Koch 1977, 109 u. Taf. 129. - Stössen, Burgenlandkreis, Grab 22 u. 38: B. Schmidt 1970, 24 u. Taf. 12, 28 u. Taf. 16.2. Vgl. Paulsen 1967, 92f.; Werner 1956, 26ff. Vor allem im 6. Jh. scheinen Perlen als Anhänger beliebt gewesen zu sein. Vgl. etwa Klepsau, Hohenlohekreis, Grab 8: U. Koch 1990, 39ff. mit Abb. 2 u. Taf. 11.2. Ganztülle: Grab 359, 443, 656, 658 u. 753. - Schlitztülle: Grab 762, 766 u. 772. - Nicht beurteilbar: Grab 328, 409, 412 u. 579. - Spuren einer im 19. Jh. entnommenen Lanzenspitze in Grab 581. Gräber 409, 579, 753, 762, 766 u. 772. U. Koch 1977, 109 (Zitat); dies. 1990, 182. Martin 1976a, 47ff., bes. 49; Böhner 1958, Teil 146, 151f. - Man beachte dazu aber auch die folgenden Ausführungen. S. 136ff. Wobei sich die jüngsten Exemplare von Schleitheim mit geschlossener Tülle und langschmalem Blatt klar von andernorts aufgefundenen Exemplaren der zweiten Hälfte des 5. Jhs. unterscheiden, die durch überlangen Schaft und kurzes Blatt gekennzeichnet sind. Vgl. die bei H. F. Müller 1976, 45 Anm. 203 genannten Beispiele, unter denen sich auch Inventare des 6. Jh. befinden. - R. Koch 1968, 58 sieht hierin, sicher richtig, Imitationen von Angones. - Vgl. dagegen auch Windler 1994, 42f.; bes. Anm. 91. U. Koch 1977, 109f.; Martin 1976a, 49. Anm. 761. Reiss 1994, 70. Zurecht betont Reiss, ebd. 68, den Mangel einer gesamthaften Darstellung dieser Waffengattung. Fridingen Grab 52: v. Schnurbein 1987, 95 Tab. 16, Taf. 13 u. 14. Kirchheim unter Teck Grab 28 u. 77: Fiedler 1962, Taf. 31 u. 39 A. Munningen Grab 1: Werner 1935, 89, Taf. 14 A. Altenerding Grab 92, 344 u. 345: Sage 1984, I 44, 100, Taf. 12.3, Taf. 41.10 u. Taf. 42.5. - Marktoberdorf Grab 105: Christlein 1966, 132, Taf. 27 B.3. - Sontheim/Brenz Grab 179: Neuffer-Müller 1966, 70 u. Taf. 31 A.8. In Basel-Bernerring war die geschlossenen Tülle bei den älteren Lanzenspitzen mit ein entscheidender Hinweis darauf, dass die Bestatteten aus dem östlich-merowingischen Reihengräberkreis zugezogen waren: Martin 1976a, 49f. Für die beiden Schleitheimer Gräber 443 und 658 ergeben sich keinerlei Hinweise auf eine auswärtige Komponente. Angesichts der zitierten Beispiele möchte ich deshalb derzeit, der geschlossenen Tülle zur Zeit der Stufe III in Süddeutschland ohne weitere einschlägige Funde und Befunde, keine kulturhistorische Bedeutung beimessen. W. Hübener, Zum merowingerzeitlichen Kriegergrab von Dorfmerkingen (Kr. Aalen). Fundber. Schwaben 18/I, 1967, 207ff.; U. Koch 1977, 111f.; Martin 1976a, 47ff. R. Koch 1968, 58f., 213 Liste 7. U. Koch 1990, 180ff.; dies. 1977, 110f. R. Koch 1968, 213 Liste 7, Taf. 88.7. Vgl. auch die Bemerkung bei Windler 1994, 44.
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U. Koch 1990, 183; dies. 1982, 39. Esslingen-Sirnau, Grab 18 u. 191: R. Koch 1969, Taf. 7 A.1 u. Taf. 60.7. - Fridingen, Grab 252: v. Schnurbein 1987, Taf 58 A.1. - Schretzheim, Grab 616: U. Koch 1977, Taf. 163.29. - Weingarten Grab 500 u. 590: Roth/Theune 1995, I, Taf. 182.3; Taf. 216.3a oder 217.3b (nur eine der beiden Lanzen zugehörig; vgl. ebd. 178). - Zu den schlanken Vertretern vgl. den Tafelteil bei: U. Koch 1977 und Roth/Theune 1995, I. U. Koch 1977, 112; dies. 1982, 39. Dirlewang Grab 1, 5 u. 7: Christlein 1971, Taf. 1.2, Taf. 2.6, Taf. 3.2. - Donaueschingen Grab 54/124: Buchta-Hohm 1995, Taf. 20 F.6. Fridingen Grab 94 I u. II, 202 II: v. Schnurbein 1987, Taf. 20 A.4, Taf. 21 A.18, Taf. 45 A.12. - Weingarten Grab 11, 14, 39–44, 165, 306, 433 u. 612: Roth/Theune 1995, I Taf. 4.4, 3 D, 10 A.6, 50 C.1, 112.3, 159.2 u. 226.2. U. v. Freeden 1991, 593ff.; R. Koch 1969, 40; U. Koch 1982, 38. Allerdings ist diese Lanzenform vereinzelt auch früher belegt. In Morken-Harff, Grab 2, einer Grablege des späten 6. Jhs., lag zusätzlich zur Lanzenspitze eine 26.5 cm lange Spiessspitze mit rautenförmigem Querschnitt. Wie Martin gezeigt hat, handelt es sich dabei um einen Jagdspiess. Sicher nicht um Jagdspiesse, sondern um Waffen handelt es sich bei den Spiessen des 7. Jhs. Denn, wie bereits erwähnt, hat hier die awarische Waffentechnik einen tiefgreifenden Wandel bei den Stangenwaffen ausgelöst. Martin 1993, 395 u. 402 Abb. 1; vgl. auch den Jagdspiess aus Kaiseraugst, Grab 619: Martin 1976, 147 u. Taf. 39 B.2, und den Spiess des 6. Jh. aus Nouvion-en-Ponthieu, Dép. Somme, Grab 302: Piton 1985, 136 Taf. 64.302,2. Grab 422, 471, 620B u. 773. Eine weitere Franziska stammt neuerdings aus der Grabungskampagne 1998 (Grab 862): Unten, Burzler S. 198. Zu der in diesem Zusammenhang grundlegenden Literatur: Reiss 1994, 66. Grab 119, 120 u. 128. Böhner 1958, 166ff. Dem älteren Typ A entsprechen 422.11, 471.1 u. 120.a, dem jüngeren Typ B 620B.10, 119.b u. 128.b. Für das gestört Grab 422 liegen keine Hinweise auf eine weitere Waffe vor. Zur Deponierung der Waffe rechts des Toten: Heege 1987, 64. Sie ist lediglich für den Katalog bei Bestattung B aufgeführt. Vgl. die Beispiele bei Heege 1987, 64. W. Hübener, Eine Studie zu den Beilwaffen der Merowingerzeit. In: ZAM 8, 1980, 83 (Form G), 100f. (Liste). Roth/Theune 1995, I Taf. 265 A.6. Unten, S. 362. Seit 1998 sind zwei Gräber hinzugekommen (Grab 861 und 862): Unten, Burzler S. 198. Tab. 62–67. Gräber 441, 506, 569B, 588C, 623, 797. Weidenblattförmige Pfeilspitzen: 383.5, 406.3 u. 4, 432.3–5, 465.4, 480.1, 569A.3–5, 585.1–5, 592.18, 620B.8, 658.8, 763B.2 u. 3, 793.2, aus Tasche: 506.11, 797.2. Weidenblattförmig mit Schlitztülle: 325.20 u. 21, 391.12, 481.4, 489.2 u. 3, 569A.4, 628B.4, 685.12 u. 13, 714A.4, 733.1, 734.1, 753.2. Weidenblattförmig mit Ganztülle: 391.11, 463.1, 592.20, 687.2–4. Pfeilspitzen mit Widerhaken: 714A.3; mit Widerhaken und Schlitztülle: 609.1 u. 2, 762.3, 841.13, 848.1 u. 2; mit Widerhaken und Ganztülle: 325.16, 18 u. 19, 662.11. Lanzettförmige Pfeilspitzen: 447.1, 616A.3; lanzettförmig mit Schlitztülle: 685.11, 762.2, 841.12; lanzettförmig mit Ganztülle: 592.19, 675.5. Rautenförmige Pfeilspitzen: 447.2, aus Tasche: 623.8; rautenförmig mit Schlitztülle: 538.10 u. 11, 662.12, 762.4. Bolzen: 451.1, 640.14; Bolzen mit Schlitztülle: 599.11, 640.13; Bolzen mit Ganztülle: 451.2, 588C.12 (aus Tasche). Dreiflügelige Pfeilspitzen: 674.1 (?). Pfeilspitzen unbestimmbarer Form: 465.5, 481.3, 620. B.9, 726.2 u. 3, 735.2 u. 3, aus Tasche: 441.3, 569B.6; unbestimmbarer Form mit Schlitztülle: 737.1; unbestimmbarer Form mit Ganztülle: 325.17. Zu den Bolzen nordwärts der Alpen: U. v. Freeden 1991, 605; Martin 1976, 147 u. 176. - Zu weiteren Vorkommen: Grünewald 1988, 154; Reiss 1994, 77; v. Schnurbein 1987, 36; Windler 1994, 47. 685.12,13; 733.1; 762.4 u. 763.3. Zwei Schafthölzer wurden botanisch bestimmt. 463.1: Pappel (populus sp.) und 763B.3: Esche (fraxinus excelsior). Vgl. Martin 1976a, 51; Reiss 1994, 76f.; Windler 1994, 47.
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447.1, 538.11, 762.4 u. 841.12. - Siehe auch: R. Koch 1969, 42; Martin 1976a, 51f. Vgl. auch die Ausführungen bei Grünewald 1988, 153. Die 12–19jährige Bestattung aus Grab 735 ist zu den Erwachsenen gerechnet worden, da der gewählte Grenzwert zwischen Kind und Erwachsenen bei 12–14 Jahren liegt. Zu merowingerzeitlichen Köchern: Marti 1995, 96ff.; v. Schnurbein 1987, 37. Paulsen 1967, 122, Taf. 77 u. 88.4,b. Ebenfalls organische Reste wiesen die Spitzen 451.1,2 und 674.1 auf. Vgl. auch Windler 1994, 24. - Nachweise für einen Köcher müssen demzufolge jeweils einzeln geführt werden. Zu nachgewiesenen bzw. erhaltenen merowingerzeitlichen Holzbögen zuletzt: Marti 1995, 95f., bes. Anm. 36; man beachte auch den Befund aus Marktoberdorf Grab 64: Christlein 1966, 121 u. Taf. 107. Gräber 328, 340, 389, 441, 605, 763. Rettner 1997, 135ff. mit Abb. 4 (Verbreitungskarte). Lediglich über die Lage im Gräberfeld kann Grab 763 dem 6. Jh. zugewiesen werden. Rettner 1997, 144f., 151f., 142f. Tab. 1 u. 2. Es handelt sich um Bulles, Dép. Oise, Grab 391. Das Gräberfeld ist noch unpubliziert: Rettner 1997, 142 Tab. 1, 154 Nr. 4 (Nachweis). Grab 185 aus Nouvion-en-Ponthieu, ebd. Tab. 1, 154 Nr. 2 (Nachweis) ist beraubt. Setzungsbewegungen im Grab haben dazu geführt, dass das rechte Bein im Sehnenverband über dem linken liegt. Rettner 1997, 151. - In dieselbe Richtung gingen bereits die Vermutungen von Martin 1976a, 60 Anm. 100. In Langenau, Kr. Ulm, Grab 3 wurde in einem, zwischen den Knien stehenden Rüsselbecher eiserne Reste einer Schnalle und eines Messers aufgefunden: FBBW 2, 1975, 151 (H. Zürn); Neuffer-Müller 1976, 90. Sollten die Zuweisungen dieser Schnallen zu den Sporen zutreffend sein – was nur durch glückliche Fundumstände belegt werden könnte – dann müssen fürderhin auch paarige Schuhschnallen der Männergräber in diese Überlegungen miteinbezogen werden. In Grab 481 lagen beim linken und rechten Fuss je eine kleine Bronzeschnalle mit triangulären Beschläg. Rettner 1997, 145ff., bes. 148. Vgl. die Ausführungen von Rettner 1997, 152ff. - Zu den jüngermerowingerzeitlichen Sporen: Buchta-Hohm 1995, 45ff.; NeufferMüller 1983, 36ff. Im Verlauf des späteren 7. Jhs. wird dazu übergegangen die Sporen paarig beizugeben. Dieser Wechsel ist für mich markant, denn er erfolgt nicht isoliert, sondern parallel mit einer Veränderung an den Saxen. Wie Wernard 1998, 779ff. dargelegt hat, verändert sich bei den Langsaxen einerseits die Grifflänge und andererseits die Klingenlänge und –breite. Es handelt sich für mich um eine Anpassung der Saxe an den Reiterkampf. Eine zu lange Griffangel wäre ebenso hinderlich gewesen wie eine schwerere, zu lange und zu breite (und deshalb weniger elastische?) Klinge. Hierin drückt sich für mich eine zunehmend reiterliche Kampfweise aus (dagegen Rettner 1997, 144). Erste Indizien dazu, am Beginn der jüngeren Merowingerzeit, könnten die Hinwendung zu eisernen Parierstangen und Knaufplatten bei den Spathen, sowie das Verschwinden blattförmiger Lanzenspitzen sein. Vgl. auch Rettner 1997, 141ff. Geuenich 1997, 96. Grab 754 kann mit Grab 150 der Grabungen von 1866 identifiziert werden. Dabei werden für dieses Grab keinerlei Funde erwähnt. Oexle 1992, 18 Abb. 2.2 u. 3, 34ff. Die Münztabelle in: K. Böhner, Zur Zeitstellung der beiden fränkischen Gräber im Kölner Dom. Kölner Jahrb. Vor- u. Frühgesch. 9, 1967/68, 124ff., Abb.1; Martin 1989, 121ff.; ders. 1993, 397f., 409 Abb. 14. Forschungsgeschichte mit Lit. ausführlich referiert bei Martin 1989, 129ff. Windler 1994, 71ff. Martin 1989, 132. Martin 1989, 141. Quast 1993, 18ff. Vgl. nur die Tafelteile der Arbeiten von Böhme 1974 und Sommer 1984. Böhme 1974, 64f. Grab 406 u. 548. Vgl. auch den 1998 entdeckten Fund 851.1 unten, Burzler S. 198ff.
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Die Schnalle trägt aufliegende organische Reste, doch lassen sich die Tauschierungen über die Röntgenfotos rekonstruieren. Katalogteile bei Böhme 1974 und Sommer 1984. Garscha 1962, 159f.; H. F. Müller 1976, 48. Garscha 1962, Taf. 44 u. 45. - In Basel-Kleinhüningen kommen auf 14 eng (Grab 18, 37, 66, 67, 73, 76, 82, 105, 112, 120, 126, 139, 199, 221), nur zwei breit tauschierte Schnallen (Grab 97 u. 216): Giesler-Müller 1992, Tafelteil. Grundlegend: Garscha 1962, 133ff.; Evison 1965, 90ff., Karte 2 u. 3. Siehe auch Böhme 1994, 103 Abb. 24; Ergänzung der Fundliste bei Heege 1987, 63 Anm. 176. M. Martin, Zwei spätrömische Gürtel aus Augst/BS. In: Römerhaus und Museum, Augst 1967, 16. Sommer 1984, 127, Taf. 2.4. Vgl. Garscha 1962, Taf 44 u. 45; Basel-Kleinhüningen Grab 126: Giesler-Müller 1992, Taf. 29.12 u. 57.1; Heidenheim-Grosskuchen Grab 17: Heege 1987, 62 Abb. 26. Z.B. in Oudenburg Grab 109: Mertens/v. Impe 1971, Taf. 36.2. Nach Martin 1989, 124 gehört seine Gruppe A «dem zweiten Viertel, spätestens dem mittleren Drittel des 5. Jhs.» an. - Münzdatierte Gräber mit gleichartig tauschierten Schnallen: Basel-Kleinhüningen Grab 126: Giesler-Müller 1992, 117; Martin 1989, 125 Anm. 18 (t.p. 445). Izenave, Dép. Ain: Gallien 1980, 193f. Nr. 302 (t.p. 457). - Zum einzigen mir bekannten spätrömischen Grabinventar mit eiserner streifentauschierter Schnalle: F. B. Naber, Ein spätantikes Grab von der Rheinfront des Kastells Bonn. Beiträge zur Archäologie des römischen Rheinlands 4. Rheinische Ausgr. 23, 1984, 91ff., Taf. 32ff., bes. Taf. 34.3. Freundl. Mitteilung R. Stark, München. Vgl. Werner 1966, 285 Abb. 2.1, 287 Abb. 3.4,5,7,11; La Picardie, berceau de la France. Ausstellungskat. Soissons, Amiens 1986, 114 Abb. 66. Z.B in Schleitheim-Hebsack Grab 470, 645 u. 777. Quast 1993, 46 Abb. 2.3. Joffroy 1974, 96 Abb. 74, Taf. 32.1. P. Perin, Ensembles archéologiques mérovingiens de la région ardennaise. 4. Le cimetière de l`hôpital de Mézières. In: Rev. Hist. Ardennaise 10, 1975, 6, 23 Abb. 6. Sommer 1984, 18ff., bes. 20f. Martin 1989, 122 Abb. 1, 126ff. Zum Childerichgrab: Anm. 697. - Neben dem historischen Datum ist das Grab auch numismatisch mit einem t.p. von 477 eindeutig abgesichert: Martin 1989, 129 Anm. 34. Vgl. auch die Ausführungen bei Wieczorek 1987, 410ff., zu den Schnallen mit unverzierten nierenförmigem Beschläg. Siehe dazu besonders das Grab von Planig: Martin 1989, 133ff., 137 Abb. 10.1 und Anm. 841. In Planig wurde jedoch nur eine Hafte aufgefunden. Sie werden nicht als Schnallen der Schicht 1 angesprochen, zu der sie strenggenommen nach der Definition von R. Christlein gehören: Christlein 1966, 19f., 41. Denn Christleins Ansprache bezog sich erstens nur auf die Männergräber, zum zweiten war er sich der Ungenauigkeit der Definition durchaus bewusst: Ebd. 20. Dieser Mangel hat Martin dazu bewogen den Schicht 1 Begriff letztlich nur auf beschläglose Bunt- und Edelmetallschnallen einzuengen: Martin 1986a, 104ff. Martin 1989, 133ff., bes. 135 u. 137 Abb. 10. Vgl. Marti 1990, 70 Abb. 39. Die Katalogbeschreibungen bei Martin 1976a und Roth/Theune 1995 geben ebenfalls diese Werte an. Tab. 11. Auf der Waagrechten ist die äussere Bügelbreite, auf der Vertikalen die innere, lichte Weite vermerkt. Grundlage bildet die Liste der münzdatierten Gräber bei Périn 1980, 338ff. Die dortige Nummerierung entspricht jener auf unserer Tab. 11 (mit Literaturnachweis): 18 Herbrechtingen; 23 Köln-Dom, Frauengrab; 23 bis Köln-Dom, Knabengrab; 29 Krefeld-Gellep, Grab 1782; 36 Mengen, Grab 12; 38 Morken; 39 Munningen, Grab 1; 42 Oberolm, Grab 4; 56 u. 57 Rübenach, Grab 428 u. 441; 61 Selzen, Grab 17; 63 Soest, Grab 106; 67 Thalmässing; 70 Wallerstädten; Weinheim, Grab 18; 88 Hérouvillette, Grab 10; 89 Lavoye, Grab 194; 106 Samson; 108–110 Basel-Bernerring, Grab 8, 25 u. 41; 113 u. 114 Zürich-Bäckerstrasse, Grab 26 u. 46. - Folgende Neufunde und Nachträge sind anzufügen: A-S Avusy-Sézegnin GE, Grab 325: Privati 1983, 126, Taf. 7.325,2; E-S Esslingen-Sirnau, Grab 111: R. Koch 1969, 47, 103, Taf. 34 C; Frd Fridingen, Kr. Tuttlingen, Grab 138: A. v. Schnurbein 1987, 135 u. Taf. 31 A.; Kd Kittendorf, Kr. Demmin: R. Beltz, Ein spätgermanisches Grabfeld von Kittendorf in Mecklenburg. In: PZ 2, 1910,
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195ff.; Kl Klepsau, Hohenlohekreis, Grab 13: U. Koch 1990, 47f.; Taf. 16; Pl Planig, Kr. Bad Kreuznach: P. T. Kessler, Merowingisches Fürstengrab von Planig in Rheinhessen. In: Mainzer Zeitschr. 35, 1940, 1ff.; St. M Saint-Martin-de-Fontenay, Dép. Calvados, Grab 109 u. 262: Pilet 1994, 181 Taf. 11.109 u. 328, 202 Taf. 32 u. 362f.; WdS Weil der Stadt, Kr. Böblingen, Grab 26: Fundber. Schwaben N.F. 14, 1957, 219, Taf. 34 B (H. Zürn); Wh Westheim, Kr. Weissenburg-Gunzenhausen, Grab XV (= 202): Reiss 1994, 236, 374f., Taf. 6 E u. 7. Martin 1989, 132. Eine Trennung nach Justinus I. und Justinian ist derzeit nicht sinnvoll, da lediglich St.-Martin-de-Fontenay Grab 109 mit einer Münze des Justinus I. vergesellschaftet ist. Bezeichnenderweise ist die münzdatierte Schnalle aus Sézegnin bei Martin nicht bei den übrigen münzdatierten Schilddornschnalen mit abgebildet: Martin 1989, 134 Abb. 7.1, 136 Abb. 10. Facettierte Bügel sind während der zweiten Hälfte des 5. Jh., allerdings nie im Zusammenhang mit Schilddornschnallen belegt: Heege 1987, 93; Marti 1990, 71ff., 77ff. Mitberücksichtigt wurden auch alle Schnallen der Altgrabungen des 19. Jh. die am Original vermessen wurden. Unberücksichtigt bleiben die Schnallen 439.6, 719A.1 u. 719B.1 mit Bügelbreiten zwischen 6.0 und 6.3 cm. Miteingetragen sind die eindeutig identifizierbare eiserne Kolbendornschnalle 448.1 und Schilddornschnalle 443.2. Der Stufe Böhner III gehören Kolbendornschnallen ab einer Breite von 2.9 cm und Schilddornschnallen ab einer Breite von 3.3 cm an. Interessanterweise setzen in Schleitheim beide Schnallenserien zu exakt denselben Grenzwerten ein. Grab 549, 660, 844 u. 16 d. Giesler-Müller 1992, 92, Taf. 20.101,5. H. F. Müller 1976, 47f., Taf. 5 B.5; Vogt 1930, 153, Taf. 7.16,2. - Die östliche Ableitung dieser nierenförmigen Schnallenform ist bereits bei den Schnallen mit hochrechteckigem Beschläg ausgeführt. Vgl. Wieczorek 1987, 416ff., bes. 420ff. Zu den spätantiken Vorbildern: Sommer 1984, Taf. 1.5,8, Taf. 4.7, Taf. 5.1,2, Taf. 13.1,2. - Merowingerzeitliche Vorkommen etwa aus Basel-Kleinhüningen Grab 39 u. 108: Giesler-Müller 1992, Taf. 6.39,1, Taf. 21.108,2. Martin 1989, 125f., 132ff. Gräber 625, 653, 654, 728, 826, 840, 118 b sowie das eiserne Exemplar aus Grab 448. Heege 1987, 65f.; Marti 1990, 69ff.; Wieczorek 1987, 424ff. Heege 1987, 65f.; H. F. Müller 1976, 57. Eine gleichartige Bügeltauschierung aus Weingarten Grab 652: Roth/Theune 1995, I Taf. 244 A. - Mit Rautendekor verzierte Schnallen aus München-Feldmoching Grab 25: Dannheimer/Ulbert 1956, Taf. 1.6; Schretzheim, Kr. Dillingen a. d. Donau, ohne Fundkontext: U. Koch 1977, Taf. 174.15; Weingarten, Kr. Ravensburg, Grab 320: Roth/Theune 1995, I, Taf. 122 A.3. Vielleicht auch Steinhöring, Kr. Ebersberg, Grab 232: Arnold 1992, 288f., Taf. 53.232,1. Gräber 432, 717, 769. Nur Schnallenbügel: Grab 565 u. 143 a. Ein innen umlaufender Grat zwischen Dornachse und -rast bei 565.1. Marti 1990, 74; Windler 1994, 51. Marti 1990, 73ff. Martin 1976a, 87; Windler 1994, 51. Gräber 423, 433A, 447, 470, 591, 599, 616A, 623, 628B, 645, 657,658, 669, 670, 671, 677, 679, 680, 681, 683, 687, 693, 714A, 744A, 754A, 762, 777, 821, 832, 841, 17d, 119c, 131g, 142a und das eiserne Exemplar aus Grab 443. Ebenfalls dazu zähle ich die gleichartigen Bügel ohne erhaltenen Dorne aus Grab 481 u. 822. Martin 1989, 133. Martin 1989, 132f., bes. Abb. 6 (mit Lit.). - Aus Fridingen, Grab 138, liegt eine gleichartige Schnalle vor. Das Kindergrab enthielt auch zwei gelochte Silbermünzen, sog. argenti minuti, der zweiten Hälfte des 5. und des beginnenden 6. Jh.: v. Schnurbein 1987, 88f., 135, Taf. 31 A; Nau 1981, 606f. Wie z.B. Koch 1968, 59ff., 249, Taf. 95.10. Daher wird an dieser Stelle auf die Nennung von Parallelfunden verzichtet. Sie würden lediglich eine willkürliche Auswahl darstellen, ohne Angaben auf gesicherter Basis zuzulassen. Martin 1989, 133ff.
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W. Hübener, Schildförmige Gürtelhaften der Merowingerzeit in Spanien und Mitteleuropa. In: Madrider Mitt. 3, 1962, 161 Abb. 7; siehe auch Stare 1980, 96 (Beitr. Z. Vinski). Gräber 470, 481, 599, 645, 687, 777, 841. Die Gräber 784 u. 847 sind gestört. Einzahl: Gräber 599, 687 und möglicherweise das gestörte, mit Grab 119 identische Grab 847. - Paarig: Gräber 470, 645 u. 777. - Dreizahl: Grab 841. Einzahl: Grab 565. - Dreizahl: Gräber 671, 769. Kopf scheibenförmig: Gräber 622 u. 766. Kopf halbkugelig: Grab 665. Reste einer eisernen Haltevorrichtung bei 481.8. Bei 784.2 nur noch die Aussparungen für die Einzapfung. R. Koch 1969, II, 25; Windler 1994, 52. Sontheim a. d. Brenz Grab 196: Neuffer-Müller 1966, Taf. 34 A 2.3; Weingarten, Grab 564: Roth/Theune 1995, I, Taf. 201 B.2a. Vgl. Wieczorek 1987, 422ff. Giesler-Müller 1992, Taf. 9.9 (Grab 63), Taf. 21.108,2 (Grab 108), Taf. 37.164,4 (Grab 164). Giesler-Müller 1992, 185f., Taf. 45.6. Zur Datierung in den jüngeren Abschnitt der frühen Merowingerzeit: Martin 1989, 122 Abb. 1. Vgl. die eisernen Schnallen aus Grab 443 u. 448. Siehe auch Windler 1994, 52. Nierenförmige Schnallen, Rechteckschnallen, Schnallen mit Kastendorn, dünnstabige langovale Schnallen. Das einzige gesicherte Männergrab mit einer Bügelgrösse unter 3.3 cm ist Grab 422. Die Beifunde bestätigen die Zuweisung. Unbestimmbar bleibt das Individuum in Grab 650A. Bei den Frauen gehören die Gräber 424, 551 u. 723 gesichert in die frühe Merowingerzeit. Jünger sind die Gräber 586 (Alter: 12–15) u. 761. Nicht überprüfbar, da ohne weitere spezifische Beigaben, ist Grab 759. Kindergräber sind auch hier überproportional häufig vertreten: Gräber 387, 400A, 651, 655B, 691B, 718, 751 u. 756. Gräber 396A, 433B, 491, 684 u. fraglich Grab 711 (Anm. 900). Dazu das Beschläg aus Grab 481. U. Koch 1977, 37 Abb. 8 B, 123f. Fraglich ist 711.1,2. Grab 711 beinhaltet einen Dreiriemenverteiler einer Trense, der erst ab der jüngeren Merowingerzeit belegt ist. Die Schnalle mit Laschenbeschläg dürfte ursprünglich zum Reitzubehör gehört haben. Damit darf sie streng genommen nicht zu dieser Schnallengruppe gezählt werden. Hervorzuheben, weil münzdatiert, ist Unterthürheim Grab 46: Grünewald 1988, 238, Taf. 10 c (t.p. 540). Windler 1989, 187ff.; dies. 1994, 52f. - Man beachte nun auch die münzdatierte Schnalle aus Landau in der Pfalz III, Grab 54: Polenz 1988, 243f., Taf. 87.4–9 (t.p. 527). Bereits mitbearbeitet bei Windler 1989, 187 Abb. 9, 192, 195 Abb. 27. Windler 1994, 215f., Taf. 87. So auch Windler 1989, 196. Windler 1989, 187ff., 192 Abb. 22; dies. 1994, 52f. mit Abb. 68. Windler 1989, 192ff.; Schulze-Dörrlamm 1990, 1. Teil, 242ff. In dieses Umfeld gehört die Schnalle aus Pforzen, Kr. Ostallgäu, Grab 239: V. Babucke/W. Czysz/K. Düwel, Ausgrabungen im frühmittelalterlichen Reihengräberfeld von Pforzen. In: AJB 1993, 118 Abb. 78; Babucke 1993, 19 Abb. 13. M. Corsten, Die stempelverzierten Metallgegenstände der Merowingerzeit. Diss. Druck München, 1995, 34ff. Spycher 1976, 45 Abb. 11. Vgl. Martin 1991a, 34ff. Gräber 588C, 685 u. 766. Noch immer grundlegend: Fingerlin 1967, 159ff., bes. 169ff. Eine Literaturzusammenstellung dazu bei: Burzler 1993, 202f. Erweiterte Fundlisten: Ebd. 203 Anm. 569; W. H. Wimmers, Etude sur L’interprétation du cimetière mérovingien de Vicq (Yvelines), Hoofddorp 1993, 152 Abb. 52. - Zu diesem Themenkreis auch: Swoboda 1986a, 91ff. und die davon abgeleiteten merowingerzeitlichen Derivate: Ebd. 101ff. Durchbrochene Beschlägrahmen scheinen häufig gebrochen zu sein. Vgl. die nicht mehr reparierten Schnallen bei: Fingerlin 1967, Taf. 69.3, 4, 9 u. 10; Martin 1976a, 297 Abb. 2 (Grab 38); Roth/Theune 1995, I, Taf. 109.2 b (Grab 304). Die Beispiele stellen nur eine Auswahl dar. Fingerlin 1967, Taf. 68 u. 70.
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Z.B. bei einer Schnalle aus Chéhéry, Dép. Ardennes, Grab 22 a: Childéric - Clovis. Ausstellungskat. Tournai, Tournai 1982, 124 Nr. D.164 u. 129 Abb. D.164. - Ein kreuzförmig durchbrochener Beschlag erwähnt bei: Fingerlin 1967, 173 Anm. 53. Diesen Hinweis verdanke ich Chr. Eger, München. - Der kreuzförmige Durchbruch ist aber für die andersartigen byzantinischen Schnallen vom Typ Sucidava charakteristisch, worauf mich freundlicherweise Chr. Eger, München, aufmerksam machte. Vgl. die zitierten Schnallen bei Burzler 1993, 204 Abb. 174 Nr. 7, 8, 12, 14, 16 u. 26 mit 203 Anm. 569 (Nachweise). Für die Erlaubnis, ihre Materialsammlung durchzusehen habe ich A. Burzler herzlich zu danken. Vgl. nur die Abbildungen bei Fingerlin 1967, Taf. 67–69. Durch die vertieft mitgegossenen und verzierten Felder wird allerdings ein Effekt wie bei durchbrochen gearbeiteten Beschlägen erzielt. Man vgl. auch die Schnalle bei W. Janssen, Ein reicher Grabfund aus der Nordeifel. In: Germania 59, 1981, 367ff. mit Abb. 10; 11 u. 12.1. - Auch das trianguläre Beschläg 592.1 gehört deshalb zum Umfeld der mediterranen Schnallen. Martin 1976a, 64ff., 282 Nr. 5, 283 Abb. 5, Taf. 1.1. Durchbrochenes Beschläg: Bousseraucourt, Dép. Haute Saône, Grab 25: Thévenin 1968, 37, Taf. 16.4; - Castel Trosino, Prov. Ascoli Piceno, Grab 22: Mengarelli 1902, 230 Abb. 80; - Nordendorf, Kr. Augsburg: Franken 1944, 49, Taf. 23 B.6; - Fo unbekannt, wahrscheinlich Kt. SO: Moosbrugger-Leu 1971, A 128ff., B Taf. 24.47. Nur noch bedingt dazuzurechnen ist eine Schnalle mit unbekanntem Fundort aus dem Museum Nantes: A. Roes, Plaques-boucles mérovingiennes coulées d’une seule pièce. In: Rev. Arch. Est et Centre-Est 11, 1960, 215 Abb. 1. - Massives Beschläg: Basel-Bernerring, Grab 33: Martin 1976a, 282, 283 Abb. 5, Taf.1.1. In Umriss und Felderaufteilung mit 766.5 identisch ist eine Schnalle aus dem spanischen Palazuelos, Prov. Guadalajara: Zeiss 1934, 165 u. Taf. 13.7; Ebenfalls dazuzurechnen ist eine Schnalle mit roten Glaseinlagen aus Tocâne-Saint-Apre, Dép. Dordogne: Barrière-Flavy 1892, 188 u. Taf. 11.1 (Schnallenbügel oval). Windler 1989, 187 u. 195 Abb. 27; dies. 1994, 52f. - Diese Motive finden sich auch auf Filigranscheibenfibeln: Thieme 1979, 402 Abb. 3. Zum Bedeutungsinhalt der Delphine in der Kaiserzeit und Spätantike: B. Andreae, Delphine als Glückssymbole. In: Roth (Hrsg.) 1986, 51ff. Man vgl zu diesem Zweirundelabschluss auch die Schnalle aus Chéhéry, Dép. Ardennes, Grab 22 a (Anm. 916). Martin 1976a, 64f. E. Bakka, Die Eimerattaschen aus dem Knabengrab unter dem Kölner Dom. In: AK 12, 1982, 395 Abb. 6.1–3; R. Joffroy, Contribution à l’ étude des plaques-boucles mérovingiennes coulées d’une seule pièce. In: Rev. Arch. Est et Centre-Est 12, 1961, 114 Abb. 33.9, 10; F. Vallet, Le mobilier de Jouy-le-Comte (Val d’Oise). In: Ant. Nat. 9, 1977, 88 Abb. 9.1–3. R.-D. Blumer/M. Knaut, Zum Edelmetallguss in Ossa-Sepia-Formen im Frühmittelalter. In: FBBW 16, 1991, 546 Abb. 1 u. 2. W. Müller/M. Knaut, Heiden und Christen. Kl. Schr. Vor- u. Frühgesch. Südwestdeutschland 2, Stuttgart 1987, 17. Letztlich kopiert der abgesetzte Bügel bewegliche Bügel, worauf mich K. v. der Lohe, München, aufmerksam machte. Windler 1994, 95. Auch die Schuhschnallen 481.5,6 haben einen nierenförmigen Bügel. Garscha 1970, 92, Taf. 70.8. Zur Datierung: Windler 1994, 95. - Vgl. auch die Schnalle aus Altenerding, Kr. Erding, Grab 168: Sage 1984, I, Taf. 21.8. Windler 1994, 117 Abb. 148, Taf. 13.5. H. Dannheimer, Byzantinische Grabfunde aus Sizilien. Ausstellungskat. Prähist. Staatsslg. 15 München 1989, 13; E. Riemer, Romanische Grabfunde des 5.–8. Jhs. in Italien. Internat. Arch. 57. Rahden/Westf. 2000, 149ff. Im östlichen und byzantinischen Bereich finden sich – sozusagen als Gegenprobe – keine Vergleichsstücke zu 685.1. Dank einer hervorragenden Publikationslage kann der Schnallenbestand dort gut überblickt werden: Chr. Eger, Eine byzantinische Gürtelschnalle von der Krim in der Sammlung des Hamburger Museums für Archäologie. In: Materials in Archeology, History and Ethnography of Tauria 5, 1996, 343ff., 584 u. 585 Abb. 1 u. 2; I. Heindel, Riemen- und Gürtelteile im westslawischen Siedlungsgebiet. Beitr. Ur- u. Frühgesch. Bez. Rostock, Schwerin u. Neubrandenburg 23, Berlin 1990. - U. Ibler, Pannonische Gürtelschnallen des späten 6. und 7. Jhs. In: Arh. Vestnik 43, 1992,
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135ff. - E. Riemer, Byzantinische Gürtelschnallen aus der Sammlung Diergardt im Römisch-Germanischen Museum Köln. In: Kölner Jahrb. 28, 1995, 777ff. - dies. wie Anm. 933. - D. Gh. Teodor, Piese vestimentare bizantine din secolele VI - VIII în spaţiul carpato-dunǎreanopontic. In: Arh. Moldovei 14, 1991, 117ff. - S. Uenze, Die Kleinfunde, in: Uenze 1992, 184ff. - V. Varsik, Byzantinische Gürtelschnallen im mittleren und unteren Donauraum im 6. und 7. Jh. In: Slovenská Arch. 40, 1992, 77ff. - Das Zweirundel- bzw. Doppelkreismotiv ist auch in östlichen Zusammenhängen belegt. Bezeichnenderweisen jedoch nicht, wie im Westen, am Beschlagende, sondern unmittelbar hinter dem Schnallenbügel: J. Hampel, Altertümer des frühen Mittelalters in Ungarn. Braunschweig, 1905, Bd. 1: 300 Abb. 734, Bd. 3: Taf. 479.94; O. v. Hessen, Byzantinische Schnallen aus Sardinien im Museo Archeologico zu Turin. In: Kossack/Ulbert (Hrsg.) 1974, 550 Abb. 3. Eine umfangreiche Zusammenstellung der Parallelbefunde bei Päffgen 1992, 388f.; Vgl. auch Schulze-Dörrlamm 1990, 264f. Nachträge: La Roche-sur-Foron, Dép. Haute Savoie: Colardelle 1983, 115 Abb. 56.8, 118 Nr. E.74; Straubing-Bajuwarenstrasse, Grab 781: Geisler 1998, 288, Taf. 288.4,5; Niedernberg, Kr. Miltenberg, Gr. 40: Pescheck 1984, 64 u. 71 Abb. 50.3. Zum einen ist ein Teil der Gürtel in einem so schlechten Erhaltungszustand, dass eine feinere Unterteilung nicht durchführbar war, zum anderen kommt diese Straffung der Kompaktheit der Vergesellschaftungstabelle zugute. Unbestimmbar ist das eiserne Exemplar 568.11. Alle Exemplare aus Eisen: Gräber 401 (1x), 501 (1x), 522 (2x). Am Gehänge von Frauengrab 519 (1x). Alle Exemplare aus Eisen: Grab 543 (4x). Alle Exemplare aus Eisen: Gräber 524 (3x) u. 605 (2x). Alle Exemplare aus Buntmetall: Gräber 502 (1x) u. 545 (2x). Bedingt dazu gehören die Exemplare aus Grab 613 (2x) und vom Gehänge des Frauengrabes 337 (2x). Alle Exemplare aus Buntmetall: Gräber 325 (1x), 381 (2x) u. 581 (1x). Ein eisernes Exemplar aus Grab 501. Dabei fand sich auch ein eiserner Knebel. Möglicherweise ist auch Grab 812 dazu zu zählen. Aus Buntmetall: Gräber 362 (1x), 503 (3x), 515 (1x) u. 526 (1x). Aus Eisen: Grab 524 (1x) u. 568 (2x). Martin 1976, 123ff. Martin 1976, 123ff. Gräber 412, 428, 505, 506 u. 603. Drei kreisgefasste Pilzzellenvierpasse wie auf 428.2,3 angeordnet, finden sich gleichartig in Weingarten Grab 323 u. 377: Roth/Theune 1995, I, Taf. 120.5a u. Taf. 138 A.3a. Drei Pilzzellenvierpasse in horizontaler Reihung wie auf 428.4 in Niederstotzingen Grab 12 b/c: Paulsen 1967, Taf. 31.3. Vgl. im Gegensatz dazu die andersartig gestalteten Garnituren aus Kaiseraugst Grab 602 und Elgg Grab 193: Martin 1976, 1. Teil, 100f., 2. Teil, Taf. 39 A.1; Windler 1994, 54ff., Taf. 54.193,5–7. R. Koch 1968, 66ff., Taf. 91.13. Berücksichtigt werden nur die Garnituren der modernen Grabung. 53 Garnituren können formal bestimmt werden. Nicht berücksichtigt sind nicht mehr bestimmbare Fragmente wie aus Grab 370 oder 561. Martin 1976, 100f. - Vollkommen aus dieser Entwicklung heraus fällt das oberbayerische Gräberfeld von Altenerding, Kr. Erding, das mit einem Wert von etwa 30% zu Buche schlägt. Sage 1984, Tafelteil. Martin 1976, 101. Gräber 328, 441, 501, 538, 620C u. 758. Als frühe Sonderform ist auch Grab 592 zu beachten. Echte Nieten, bei denen Nietstift und -kopf noch eine Einheit bilden, haben auch die Gürtel 505.1,2 u. 758.1. R. Koch 1968, 69; U. Koch 1977, 125. Windler 1994, 65. R. Christlein, Eine langobardische Gürtelgarnitur von Bieringen, Kreis Horb. In: Der Sülchgau 1971, 55ff.; siehe auch R. Koch 1968, 69f. Der ohne Beschläg aufgefundene Bügel 334.6 dürfte ursprünglich zu einer solchen jüngeren Garnitur gehört haben. Gräber 325, 331, 335, 362, 401, 414, 488, 519, 520, 522, 524, 528, 534, 543, 557, 568 u. 586. Vgl. Martin 1976, 107ff. Dieses Ziermotiv ist in der Burgundia beheimatet, wie eine Verbreitungskarte bei Marti/Meier/Windler 1992, 53ff. mit Abb. 19 zeigt. Weitere Nachträge bei Windler 1994, 57 Anm. 340. Grab 503. Dazu das Rechteckbeschläg aus Grab 381.
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Zum Typ Bülach zuletzt: Windler 1994, 59f. Windler 1994, 58. U. Koch 1977, 1. Teil, 126 mit Anm. 37. U. Koch 1994, 42 Abb. 48; dies. 1990, 191f.; Reiss 1994, 85. Gräber 360, 366, 545, 703, 705 u. 730. Wohl auch dazugehörig ist Grab 510. Gräber 378, 502, 597 u. 605. Es handelt sich um die Garnituren 17 c, 54 a, b, e, 60 b sowie die nicht zugewiesenen Gürtel Taf. 18a, c und Taf. 19b, h. Gräber 317, 359, 365, 368, 389, 510, 613, 701. Bis auf die drei Exemplare aus Buntmetall aus Grab 613 bestehen alle Vertikalbeschläge aus Eisen. - Einen rechteckigen Rückenbeschlag hatte wohl noch die Garnitur aus Grab 317. - Zur Gürtelgarnitur aus Grab 605 gehören noch zwei Ösenbeschläge. Aus dem gestörten Grab 581 stammt ebenfalls ein Ösenbeschlag. Ob er zur Garnitur gehört hat, lässt sich definitiv nicht mehr entscheiden. Denkbar ist auch, dass 581.12 zur Saxscheide gehört hat, wie für 503.3 nachgewiesen. Unten Grab 700. Zum Verbreitungs- und Überschneidungsgebiet beider Gürtelmoden: Christlein 1978, 66 Abb. 39. - Zur Entwicklung der beiden parallel laufenden Gürtelmoden: M. Martin, Awarische und germanische Funde in Männergräbern von Linz-Zizlau und Körney. Ein Beitrag zur Chronologie der Awarenzeit. Internat. Konferenz Frühmittelalter, Szekszard 1989. In: Wosinsky Mór Múz. Évk. 15, 1989, 83 Abb. 5.; ders. 1976, 272 Abb. 138. Sie werden als kurze, mittlere und lange Vielteilige angesprochen. Zur Untergliederung und Datierung: Burzler 1993, 199 Anm. 542. Überreste einer vielteiligen Garnitur aus Grab 21 der Kirche St. Maria von Schleitheim: Bänteli/Ruckstuhl 1986, 72ff.; 76 Abb. 10. Burzler 1993, 198 Tab. 32. Christlein 1966, 21; Martin 1986a, 106. - Gürtel mit Riemenzungen sind in Schleitheim auch vor dieser Zeit belegt. Möglicherweise ein Gürtel mit Riemenzunge liegt aus Grab 480 vor. Bei diesem Grab des 6. Jh. war der Gürtel um die Tasche gewickelt, sodass eine eindeutige Zuweisung zum Gürtel nicht möglich ist. Dem 7. Jh. gehört Grab 545 und das Frauengrab 519 an. Auch die Dame aus Grab 30 der Kirche von Schleitheim hatte eine Riemenzunge. Wie Martin gezeigt hat, können Gürtel mit Riemenzungen während der gesamten Merowingerzeit im Fundgut aufscheinen. Denn Riemenzungen gehören während der Merowingerzeit zum Bestandteil romanischer Gürtel: M. Martin, Zu den tauschierten Gürtelgarnituren und Gürtelteilen der Männergräber von Kölked-Feketekapu A. In: Kiss 1996, 345ff. Aber erst nach dem Ende der beschlägführenden Gürtelmode, mit Christleins Schicht 4, werden Riemenzungen im merowingischen Bereich regelhafter am Gürtel getragen. Belegungschronologien (Auswahl): Bülach: Motschi 1991, 27 Abb. 14; Esslingen-Sirnau: R. Koch 1969, II, Taf. 106 u. 107; Fridingen: v. Schnurbein 1987, Taf. 113, 115–119; Kirchheim a. Ries: NeufferMüller 1983, Taf. 158ff.; Marktoberdorf: Christlein 1966, Taf. 123; Schretzheim: U. Koch 1977, Taf. 247 u. 248. Christlein 1966, 19ff.; Martin 1986a, 104ff. Motschi 1991, 26f., 27 Abb. 14. Martin 1986a, 107. R. Koch 1968, 66ff., Taf. 91.14 (Typ Beggingen-Edelfingen). Eine Ausnahme bildet, wie oben ausgeführt, die vielteilige Garnitur aus Grab 357. Motschi 1991, 27 Abb. 14. Neben Grab 700 deutet wohl nur noch die bronzene Riemenzunge aus Grab 340 auf einen solchen Gürtel hin. Burzler 1993, 198; R. Koch 1969, II, 25ff., 30f.; Martin 1986a, 106; J. Werner, Germania 51, 1973, 278ff. (Rez. zu Paulsen 1967). Beckum: W. Winkelmann, Das Fürstengrab von Beckum. Beiträge zur Frühgeschichte Westfalens. Veröffentl. Altkomm. Provinzialinst. Westfälische Landes- u. Volksforsch. Landschaftsverband Westfalen-Lippe 8, Münster 1984, 135ff., Taf. 100–107; Menghin 1983, 252f. Nr. 103; Hüfingen: G. Fingerlin, Ein alamannisches Reitergrab aus Hüfingen. In: Kossack/Ulbert (Hrsg.) 1974, 591ff. Zum Dendrodatum: Ber. RGK 61, 1980, 285 (Ament). - Morken: Böhner 1958 a, 432ff. - Riaz/Tronche Bélon: Spycher 1976, 34ff. - Auf Tab. 17 sind alle Bügelabmessungen, ausser Beckum, dessen Werte nicht zu ermitteln waren, mit eingetragen.
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Besonders interessant dabei ist, dass die mit Morken zeitgleiche Garnitur von Gross-Gerau-Wallerstädten II, Grab von 1931 (Möller 1987, 65f. Taf. 42.10, 11) an die Abmessungen der gedrungenen, massiven Schilddornschnallen anknüpft. Martin 1986a, 106f. Schiek 1992, Taf. 17.9 (Grab 13). - Man beachte auch den Befund aus Normée «La Tempête», Dép. Marne, Grab 221: H. Cabart/ J.-J. Charpy/ Ch. Poulain, Les verreries antiques du Musée Archéologique d’Epernay. Bull. Soc. Arch. Champenoise 87, 4, 1994, 80f. mit Abb. 60.4695 BL. Martin 1976, 127. Man beachte dazu z.B. den Befund aus Grab 325 mit zwei zusätzlichen Beschlägen für die Tasche, die beim Rückenbeschläg liegen. Windler 1994, 73f. Windler 1994, 72 Abb. 97. Windler 1994, 72 mit Anm. 436, 221, Taf. 55.10, Taf. 102. Hinzu kommt der Neufund Grab 851: Burzler S. 206. Windler 1994, 71 Abb. 96, Taf. 45.127,2. Vergleichbare Taschenbügel etwa aus Lavoye Grab 287 u. 289: Joffroy 1974, Taf. 29.287,1 u. 289,2. Windler 1994, 71. Windler 1994, 77f. Ein weiterer Nachweis auch aus Basel-Kleinhüningen Grab 20: Giesler-Müller 1992, 26f., Taf. 3.20,3. Rechteckschnallen: Stufe II: 622.4 (Knochen); Stufe III: 432.6, 433A.2, 481.10, 493.2, 569B.11, 588C.3, 623.3, 670.3, 683.2,687.8 (mit Bleiriemenzunge?), 698.3, 714A.5, 748.4, 797.1, Sonderform 658.3, 697.17 (aus Frauengrab). Pilet 1980, ii 102f., iii Taf. 44. Vgl. Windler 1994, 70. Ovale Schnallen: Stufe III: 434.8, (492.1), 579.7, 773.4, 783.3, 795.10, 841.8; Stufe IV: 753.3. Für Grab 493 ist die Funktion als Taschenschnalle nicht eindeutig nachvollziehbar, da dabei keinerlei weitere Gegenstände gefunden wurden. Martin 1976a, 66f. Schnallen mit Beschläg: Stufe III: 419.3, 623.4, 654.2; Stufe IV: 436.2, 603.2. In Grab 735 konnten über die charakteristische Übergangspartie von Griff zu Klinge fünf Messerfragmente identifiziert werden. Ob sie alle ehemals funktionsfähig waren, bleibt aber offen. - Zwei unterschiedlich grosse Messer erinnern im übrigen stark an das Messerset der frühen Kurzsaxe oder deren Vorläufer. Martin 1976, 130f. Man beachte dazu auch die Lage des Messers aus Nouvion-en-Ponthieu, Dép. Somme, Grab 302. Dort lag das Messer stratigraphisch unter dem Tascheninhalt. Die Klingenspitze ragte über die Taschenabmessung hinaus. Da die Taschenecken jeweils vernietet und die Nieten einer Ecke auf der Messerklinge lagen, ist eine Anbringung des Messers ausserhalb der Tasche für dieses Grab gesichert: Piton 1985, 135, 136 Taf. 64 A. Abweichend 470.6. Möglicherweise ist auch 658.5 ein Feuerstahl. Martin 1976a, 67. Ganslmeier 1998. 378.8, 396A.5, 423.5, 505.4, 610.2, 736.8, 769.8 und 809.3. Ausnahmen sind Grab 411, 428 und 693. Zu frühmittelalterlichen Feilen: Windler 1994, 80. Weitere Feilen etwa aus Straubing-Bajuwarenstrasse Grab 749 u. 788: Geisler 1998, 275 u. Taf. 272.13, 291 u. Taf. 289.7; Weingarten Grab 725 und wohl auch 712: Roth/Theune 1995, I, 213 u. Taf. 262 F.2f., Taf. 259.4. Gräber 396A, 412 und 419. Mit grosser Wahrscheinlichkeit lag auch eine Schere in Grab 669. Zu dieser, aus der späten Kaiserzeit stammenden Sitte: I. Beilke-Voigt, Die Sitte der Miniaturgerätebeigabe bei den Germanen der späten Kaiserzeit. In: Offa 51, 1994, 101ff.; J. Gaul, Migration of human groups in the first five centuries A.D. in Central Europe in the light of finds of miniature and symbolic objects. In: Arch. Polski 28, 1983, 351ff. (397ff. engl. Zusammenfassung). Unten, Hotz S. 350f. Martin 1976a, 68. Eine gleichartige Schnalle, ebenfalls als Gürtel getragen, aus einem Männergrab des 6. Jh. aus Altenerding Grab 1138: Sage 1984, I, 278f., Taf. 139.
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Zu spätrömischen Schnallen in merowingerzeitlichen Gräbern: M. C. Blaich, «Iron Ladies» schon in der Völkerwanderungszeit? In: D. Vorlauf/Th. F. Warneke (Hrsg.), Miscellanea Archaeologica. Aufsätze zur Archäologie von der Bronzezeit bis zum Hochmittelalter, Espelkamp 1997, 11ff. Bierbrauer 1975, Taf. 1.3, 49.1, 51.3, 69.1,2 u. 77.3,4. Martin 1971, 33ff.; ders. 1991a, 34ff., 63ff. Vgl. auch: V. Bierbrauer, Archäologie und Geschichte der Goten vom 1.-7. Jh. In: Frühmittelalterl. Stud. 28, 1994, 147 Anm. 299. Basel-Kleinhüningen Grab 125: Giesler-Müller 1992, 113f., Taf. 26; Fridingen Grab 63 u. 139: v. Schnurbein 1987, 123, Taf. 15 D u. 135, Taf. 31 B. Martin 1991a, 38ff.; Marti 1990, 52ff. Eine einzelne und zwei Bügelfibelpaare kamen in der Grabungskampagne 1998 zum Vorschein (Grab 852, 853, 859B): Unten, Burzler S. 200ff. Kühn 1965, 129ff., Taf. 74.9,1–7 u. 75.9,8–18; Göldner 1987, 75ff. (Typ IB:9) u. 374 Karte 12. U. Koch 1968, 23f., 245 (Liste 3), Taf. 92.3. Boosen 1985, 292. Ebd. 292ff.; U. Koch 1993, 54 u. 55 Abb. 66. Basel-Kleinhüningen Grab 120 mit identischen Vogelfibeln wie Grab 126: Giesler-Müller 1992, Taf. 24.120,2 u.3, Taf. 28.126,7 u. 8; zur Datierung von Grab 126 vgl. Martin 1994a, 355; Müller 1976, 64 u. 107f. Kühn 1965, 131 Nr. 1; R. Koch 1968, 24 Anm. 21. Das Grab ist von der Ausgräberin bereits publiziert und besprochen: Ruckstuhl 1989a, 407ff.; dies. 1991, 103. U. Koch 1993, 32 Abb. 35. Vogt 1930, 154f., Taf. 10.18,1 u. 2; Ruckstuhl 1989a, 411f.; U. Koch fasst die beiden Fibeln zu ihrem Typ Basel-Gotterbarmweg zusammen: U. Koch 1993, 32 Abb. 35 (Typ 1). Neben Basel- Gotterbarmweg Grab 18 und Schleitheim-Hebsack Grab 455 siehe auch: Mahlberg, FBBW 8, 1983, 406 Abb.185.5,6 u. Taf. 224.1,2; R. Koch 1967, 240 Abb. 1.1 u. Taf. 47.1,2 (Kirchheim am Neckar). Kühn 1974, 784ff., Taf. 267; Göldner 1987, 267ff.; siehe auch die Ausführungen bei Heege 1987, 70ff., bes. 71 Anm. 206 (Neufunde). Als weiterer Neufund kommt Neresheim Grab 149 hinzu: Knaut 1993, 306f., Taf. 28A.3,4. Vogt 1930, Taf. 8.13,3. Ament 1992, Taf. 6.11,12; Kloiber 1957, Taf.51.3. Anm. 1052. Göldner 1987, 28ff., 366 Karte 4. Joffroy 1974, 71 Abb. 54, 91f., 129f., Taf. 31. Christlein 1974a, 38, Taf. 4.1 u. 30.2. Ebd. 38, Taf. 2.4 u. 30.3. H. F. Müller 1976, 17, 23, 103f.; Ament 1992, 16; vgl. auch Marti 1990, 35ff. Eine gleichartige Kopfplatte liegt aus Basel-Kleinhüningen Grab 120 vor: Giesler-Müller 1992, Taf. 24.120,3 u. 4. Ament 1992, 16. Andererseits wirkt die Kopfplatte rein optisch wie eine Zikadenfibel. Auf diesen Umstand machte mich freundlicherweise B. Anzenberger, München aufmerksam. A. Koch 1998, 34ff., hat die Fibelgruppe nach den beiden bisher bekannten Fibeln Hermes/Beauvais genannt. Die Arbeit von A. Koch 1998 konnte für diese Auswertung nur noch rudimentär mit herangezogen werden. Böhme 1989, 397ff.; Ament 1992, 15ff. Vgl. etwa Kühn 1974, Taf. 218–224. Brulet 1990, Bd. 1: 123, 161 Taf. 5.6,3; Bd. 2: 74, 147 mit Zusammenstellung vergleichbarer Fibeln. Der ebd. gegebene Hinweis auf Vron Grab 26 ist falsch und muss nach Grab 22 korrigiert werden. Vgl. Seillier 1986, 631 Abb. 21.2 u. Taf. 5.3. Dazu ein Neufund aus Renningen Grab 2: Arnold 1991, 43ff., bes. 49 Abb. 35; siehe nun auch A. Koch 1998, 34ff., der ebenfalls auf die Übereinstimmung zu anderen Fibelgruppen hinweist. Werner 1981, 225ff. Ament 1992, 15; A. Koch 1998, 22ff. Böhme 1989 398f. Kühn 1965, 227ff.; Werner 1961, 55 u. Taf. 51 oben; Göldner 1987, 151f. u. 382 Karte 26; A. Koch 1998, 207ff., Karte 17.
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Kühn 1965, 232ff.; Werner 1961, 55f. u. Taf. 51 oben; Göldner 1987, 152ff., 383 Karte 27; A. Koch 1998, 217ff., Karte 17. - Neufunde: Lauchheim, Ostalbkreis, Grab 817: Stork 1997, 298 Abb. 318 (rechts unten); Straubing-Bajuwarenstrasse, Grab 460: Geisler 1998, Taf. 156.1 u. 157.2. Kühn 1965, 200ff., Taf. 83.21,1–86.21,62; Göldner 1987, 44ff., 367 Karte 5. Ament 1970, 84f., 125 Abb.10. Deshalb möchte Göldner 1987, 52 dieser Unterteilung keine Bedeutung zukommen lassen. Sage 1984, I, Taf. 191.7. J. Willems, Le quartier artisanal gallo-romaine et mérovingien de «Batta» à Huy. Arch. Belgica 148, 1973, 57ff., Taf. 47; T. Capelle/ H. Vierck, Weitere Modeln der Merowinger- und Wikingerzeit. Frühmittelalterl. Stud. 9, 1975, Abb. 5–8. Gräber 424.3,4; 445B.1,2; 552.1,2; 637.1; 649.4; 686.1,2; 689.1,2 und Sonderform 551.1,2. Aus der Grabungskampagne 1998 stammt ein weiteres Vogelfibelpaar (Grab 853): Unten, Burzler S. 203f. Thiry 1939. Siehe jetzt auch Haimerl 1998a. Diese Arbeit konnte nicht mehr berücksichtigt werden. Werner 1961, Taf. 54 u. 55 (Verbreitungskarte 7–9); R. Koch 1967, 26; Taf. 85.1; U. Koch 1968, 31ff., Taf. 93.6; Martin 1976a, 83f.; Roth 1990, 267ff. H. F. Müller 1976, 42. Thiry 1939, 33ff. (abgesehen von den Augen, die fast immer mit einer Steineinlage versehen sind). U. Koch 1968, 32f., 246f. (Liste 6 B), Taf. 93.6. Roth/Theune 1995, Taf. 70.1a, 291 A1.a,b, 291 B2.a,b. Roth/Theune 1995, I, Taf. 29 B.1 u. 31 A.1. Garscha 1970, 93f., Taf. 85.6,8. Thiry 1939, 37ff. Thiry 1939, 76ff. Nr. 86–160, Taf. 9 u. 10. In Fridingen Grab 152 und Pforzen Grab 59 zusammen mit Bügelfibeln, die fast ausschliesslich auf den rheinisch-nordfranzösischen Raum beschränkt sind: v. Schnurbein 1987, 52f., Taf. 34 B; Babucke 1993, 14ff. Roth/Theune 1995, I, Taf. 291 B 2.a,b; Geisler 1998, Taf. 108.3,4; H. F. Müller 1976, Taf. 3 C.7. Thiry 1939, 58f.; Roth 1990, 270. Werner 1961, 60 (Fundliste 7), Taf. 54.7. Veeck 1931, 249, Taf. 77B.3; Thiry 1939, 114 Nr. 486, Taf. 21.486. Babucke 1993, 17ff., bes. 19 Anm. 11. Für die Hinweise auf die Fibeln von Pforzen und Klepsau habe ich V. Babucke, Friedberg, für die Fibel aus Lens, G. Graenert, München, herzlich zu danken. Von folgenden Fundorten liegen diese Fibeln vor: Erfurt-Gispersleben: Vom Jäger zum Städter. Begleitschr. Ausstellung Duisburg 1987, Duisburger Akzente 11, Duisburg 1987, 65. Von den ebd. abgebildeten Fundstücken gehört nur die goldene Haarnadel zu dem reichen Wagengrab. Das in der Bildunterschrift fälschlich dieser Bestattung zugewiesene Bügelfibelpaar und die Doppelvogelkopffibel stammen aber wohl vom selben Fundplatz. Vgl. dazu Timpel 1980, 184f. - Klepsau, Hohenlohekreis Grab 7: U. Koch 1990, 137 Abb. 100 u. Taf. 9.1,2. - Kranj, Slowenien Grab 256: Stare 1980, Taf. 78.12. Gute Farbfotografie: I. Bóna, I Longobardi in Pannonia. In: I Longobardi, 69 Nr. I.67. - Lens, Dép. Pasde-Calais: Bellanger/Seillier 1982, 58f. Nr.67, Taf. 17. - Novi Banovci, Vojvodina, Serbien: J. Brunšmid, Starine ranijega srednjega vijeka iz Hrvatske i Slavonije. Viestnik Hrvatskoga Arh. Društava. N. F. 8, 1905, 220 Abb. 38; Germanen, Hunnen und Awaren, 225 Nr. V,11.n. Pforzen, Kr. Ostallgäu Grab 22: Babucke 1993, 18 Abb. 12. - Schleitheim-Hebsack SH Grab 551 - Ohne Fundort. British Museum, Sammlung Tancred Borenius: D. Kidd, Some new observations on the Domagnano treasure. In: Die Völkerwanderungszeit im Karpatenbecken. Ber. Koll. Treuchtlingen. Anz. Germ. Natmus. Nürnberg 1988, 135 Abb. 9; Germanen, Hunnen und Awaren, 432 Nr. X,3.c. - Anzuschliessen sind hier die beiden stark stilisierten cloisonnierten Fibeln aus Brény (Dép. Aisne) für die leider keine Mitfunde überliefert sind: Moreau 1882–86, Taf. 8 (vierte Reihe von oben, ganz rechts). Die Fibeln wirken durch ihre randlich angesetzten Augen stark verfremdet. Man würde sie heute als surreal modern bezeichnen. Stare 1980, 115 erwähnt im Grabinventar neben einer Achatperle eine Perle aus Millefioriglas, die leider fehlte und nicht abgebildet ist; Babucke 1993, 17 datiert Pforzen Grab 22 in die Mitte des 6. Jhs.
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Babucke 1993, 19. Auf diesen Sachverhalt machte mich B. Anzenberger aufmerksam. Vgl. nur B. Schmidt 1961, Taf. 36 u. 37. Gültlingen, Einzelfund und Tuttlingen-Möhringen, Grab 3: Quast 1993, 126, Taf. 14.34 u. 26.34. - A. Röhrig-Schierbaum, Ein neues frühmerowingerzeitliches Kriegergrab bei Möhringen, Stadt Tuttlingen. In: AABW 1992, 226ff., bes. 227 Abb. 161.3. Man beachte dazu auch den Taschenbesatz aus Basel-Kleinhüningen Grab 212: Giesler-Müller 1992, 186 u. Taf. 45.7,a. Quast 1993, 89ff. R. Koch 1965, 111 Abb. 3. - Ein Pferdegeschirr mit gleichartigem Motiv aus dem späten 5. Jh. liegt bezeichnenderweise wiederum von einem östlichen Fundplatz, dem ungarischen Veszkény (Kom. Györ-Sopron) vor: J. Gömöri, «Das langobardische Fürstengrab» aus Veszkény. In: Die Völkerwanderungszeit im Karpatenbecken. Ber. Koll. Treuchtlingen 1981, Nürnberg 1988, 105ff. (mit älterer Literatur). Horedt/Protase 1972, II, 188 Nr. 43 u. Taf. 53–56. Germanen, Hunnen und Awaren, 432 Nr. X,3.c. Schmidt 1976, 303 Taf. 115.7a. Germanen, Hunnen und Awaren, 551 Taf. 87 Nr. XIV,27.f u. 569. U. Koch 1990, 136f. Man beachte dazu auch die Zellwerkarbeit aus Trier-St. Maximin mit zwei seitlich einander zugewandten Vogelköpfen, für die Böhner auf langobardische Vorbilder hinweist: Böhner 1958, 101f., Taf. 13.18. Zu diesem Motiv auf einer Goldscheibenfibel des 7. Jhs. aus Andernach: F. Rademacher, Fränkische Goldscheibenfibeln, München 1940, 71f., Taf. 16. Vgl. auch die Nadel aus Wingham, Kent: A guide to the anglo-saxon and foreign teutonic antiquities. Kat. British Mus., London 1923, 58 Abb. 63. M. Č ižmář/K. Geislerová/I. Rakovský, Pohřebiště z doby stěhování národů ve Strachotíne. In: Pam. Arch. 76, 1985, 290 Abb. 5.11. Gute Farbfotografie: Germanen, Hunnen und Awaren, 364 Taf. 58 Nr. VIII,18.b u.376f. - Vgl. auch v. Freeden 1979, 317ff. zu den Ohrringen aus Basel-Kleinhüningen Grab 94. Vgl.: E. Wamers, Bemerkungen zu zwei Zikadenfibeln aus westdeutschen Privatsammlungen. In: Frankfurter Beiträge zur MittelalterArchäologie II. Schr. Frankfurter Mus. Vor- u. Frühgesch. Arch. Mus. 12, Frankfurt a. Main 1990, 49ff. Vgl. Germanen, Hunnen und Awaren, 203 Taf. 19 Nr. V,9.a u. 222, 318 Taf. 44 Nr. VII,30.b u. 340 einerseits mit 431 Nr. X,3.a andererseits. Die Pressblechbeschlägen von Pécs-Üszögpuszta (Kom. Baranya) sind halbmondförmig ohne Fortsatz im Zwickel. Die beiden Spitzen sind aber jeweils durch Absätze hervorgehoben und könnten Schnäbel anzeigen. Bóna 1991, 70 Taf. 48, 121 Abb. 48, 257f. (mit älterer Literatur, Fund- u. Forschungsgeschichte). Zu einem gleichartigen Anhänger des 8.-10. Jh. aus dem tschechischen Mikulčice, Bez. Hodonín, Grab 1161: Z. Klanica, MikulčiceKlášteřisko. In: Pam. Arch. 76, 1985, 496 Abb.15.10. 449.1,2; 573.1,2; 629.1; 649.3; 664.1,2; 665.1,2 und 825.2. Werner 1962, 43. Fuchs/Werner 1950, Taf. 32–36; Werner 1962, bes. 36ff.; I. Bóna, I Longobardi in Pannonia. In: I Longobardi, 14ff., bes. 69ff.; V. Bierbrauer, I primi insediamenti in Italia. In: I Longobardi, 74ff., bes. 78ff. mit 81 Abb. 8; Die Langobarden. In: Germanen, Hunnen und Awaren, 545ff. Vörs-Kerékerdő (Kom. Somogy), Lesefund einer S-Fibel: v. d. Lohe 1994, 24 Abb. 3 u. 4. Pforzen Grab 48: Babucke 1993, 15 Abb. 8; Straubing-Bajuwarenstrasse Grab 794: Geisler 1998, Taf. 294.1; Schleitheim Hebsack Grab 449 u. 573; Weingarten Grab 272: Roth/Theune 1995, I, Taf. 96 A.1. Anm. 1096. Pforzen Grab 48: Babucke 1993, 15 Abb. 8; Schleitheim-Hebsack Grab 573; Schretzheim Grab 182: U. Koch 1977, Taf. 194.15,16; Unterlauchringen (Kr. Waldshut–Tiengen): Garscha 1970, Taf. 85.10,13. Zwei Almandinrundeln befinden sich auch auf dem Mittelsteg einer S-Fibel vom Typ Sarching aus Schretzheim Grab 250: U. Koch 1977, Taf. 194.6. Zum Typ Sarching vgl. ebd. 65; dies. 1980, 114. Für Hinweise, insbesondere auf das umlaufende Nielloband und den beiden runden Steineinlagen als charakteristisches Merkmal süddeutscher S-Fibeln, habe ich V. Babucke, Friedberg, recht herzlich zu danken. Werner 1962, 43f., 171f., Taf. 70 Abb. 2; U. Koch 1977, 66; dies. 1980, 114, Taf. 7 Abb. 7. Werner 1962, 44, 76, Taf. 70.2; Dannheimer 1962, 55ff.; U. Koch 1977, 65; Heege 1987, 44ff.
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Werner 1962, 77f., Taf. 70.1. v. d. Lohe 1994, 23ff. Roth/Theune 1995, Taf. 184 B 1.a,b. Entfernt vergleichbar ist noch die Fibel aus Klučov, Bez. Kolín, Grab 18: Svoboda 1965, 337, Taf. 56.12. Vgl. Neuffer-Müller 1966, 22f. W. Veeck, Ein alamannisches Frauengrab von Herbrechtingen (O-A. Heidenheim), Germania 14, 1930, 73ff., bes. 74 Abb. 1.4; Knaut 1993, 55 Abb. 24.a, Taf. 40 A.1. Entfernter vergleichbar sind die Fibeln aus Pfullingen und Ulm: Veeck 1931, Taf. 25.15,22. J. Werner, Eine nordfranzösische Tierfibel von Basel (Bernerring). UrSchweiz 13,4, 1949, 60ff.; vgl. auch Marti 1990, 55ff. Werner 1961, 63f., Taf. 56.1; Neufunde nur aus dem süddeutschen Bereich: Altenerding Grab 787: Sage 1984, Taf. 194.8; Straubing-Bajuwarenstrasse Grab 248: Geisler 1998, Taf. 63.1,2. Zu Sigillatastempel: F. Oswald, Index of figure-types on terra sigillata, London 1964, Taf. 60–62. Zu kaiserzeitlichen Löwenfibeln: Riha 1994, 173 Nr. 2915 u. 2916, Taf. 46 Nr. 2915 u. 2916; R. Hattatt, Ancient brooches and other artefacts, Oxford 1989, 363 Abb. 222 Nr. 1193–1195 u. 1639. Riegel 1927, 297ff.; G. Haseloff, Zum Ursprung der germanischen Tierornamentik - die spätrömische Wurzel. Frühmittelalterl. Stud. 7, 1973, 406ff.; ders., Bild und Motiv im Nydam-Stil und Stil I. In: Roth (Hrsg.) 1986, 82ff.; Böhme 1974, 55ff. Werner 1961, 62; Knaut 1993, 53; Ibler 1991, 26f.; dass die Tradition auch über das Frühmittelalter hinaus nicht abreisst, zeigen mittelalterliche Funde: Ch. Dreier, Eine mittelalterliche Löwenfibel aus Riegel am Kaiserstuhl, ANB 49, 1993, 35ff. Vgl. die Hunde(Dackel)fibeln aus Saint-Maurice-les-Plantées, Dép. Ain, Grab 369: R. Perraud, Catalogue des collections archéologiques du Musée de Briord (Ain). In: Rev. Périodique Vulgarisation «La Physiophile» N.S. 47,75, 1971, 70 Abb. 28.8,9; 74. - Zu einer naturalistisch gestalteten Löwenfibel aus Ableiges, Dép. Val-d’Oise: F. Vallet, Trésors mérovingiens d’Ile-de-France. In: L’Archéologue 29, 1997, 27. Für die Hinweise auf diese Fibeln und die Überlassung von Bildmaterial habe ich M. Martin, München recht herzlich zu danken. Marti 1990, 59f. U. Koch 1968, 37f., 248, Taf. 95.9. Die Form ist auf Süd- und Südwestdeutschland beschränkt. Fingerlin 1971, 56 (mit weiteren Parallelen), Taf. 13.27,3 (Grab 27). Siehe auch U. Koch 1968, 36f. Werner 1961, 59, Taf. 53.6. Zuletzt dazu U. Koch 1993, 58f., bes. 59 Abb. 71. L. Bolta, Nécropole du Bas-Empire à Rifnik près du Sentjur. Invent. Arch. Jugoslavija 12, 1969, Y 113.6; ders. Rifnik pri Sentjurju. Katalogi in Monografije 19, Ljubliana 1981, 51, Taf. 9.7 (Grab 50). U. Koch 1968, 37f., 248f., Taf. 95.9. - Eine ergänzte Verbreitungskarte bei: H. Aouni/A. Schröder, Ein bemerkenswerter Siedlungsbefund aus der kaiserzeitlichen und frühmittelalterlichen Siedlung von Hiddenhausen-Oetinghausen, Kr. Herford, Ostwestfalen. In: D. Bérenger (Hrsg.), Archäologische Beiträge zur Geschichte Westfalens. Festschr. K. Günther. Internat. Arch. Studia Honoraria 2, Rahden/Westf. 1997, 199ff., bes. 202 Abb. 4. U. Koch 1968, 37ff. Rund: 618.1 u. 717.1,2. - Rosette: 476.1, 571.1,2, 697.1, 717.1,2 u. 723.1,2. Ament 1970, 84 u. 125 Abb.10; auch Christlein 1966, 67 hält diese Fibeln für ein fränkisches Produkt. Neufunde: Rödingen: Janssen 1993, Taf. 69.10 a,b (Grab 269), Taf. 82.2 a,b (Grab 358); Langenlonsheim, Kr. Bad Kreuznach, Gr. 87: Zeller 2000, 207, Abb. 2.2. Identisch sind die Fibeln aus Flonheim und Rödingen. Dieu-sur-Meuse, Dép. Meuse, La Potence, Grab 146: Guillaume 1974/75, 269 Abb. 34.146,4, 271 Abb. 36. - Frénouville, Dép. Calvados, Grab 598: Pilet 1980, ii, 296ff., 337; iii, Taf. 154.2,b. Das Grab ist münzdatiert mit einen t.p. um 550. - Magnac, Dép. Lot-et-Garonne: Barrière-Flavy 1892, 171, Taf. 5.1. Ein vom Grundschema viereckiges Paar, bei dem eine einbeschriebene Raute jeweils mittig übersteht. Das Grab ist mit einem t.p. von 582 münzdatiert. - Mézières Hôpital, Dép. Ardennes, Grab 71: Périn 1981, 27 Abb. 12.71,4, 30 Abb. 15. - Tournai Saint-Brice, Prov. Hainaut, Grab 37: Brulet 1990, 1. Teil, 173 Abb. 17.37,2; 2. Teil, 148, 149 Abb. 89.5. Nadelführung diagonal. Wiesbaden-Schiersteinerweg, Grab 6 (Paar): Rupp 1937, 117, Taf. 15.7; Buchinger 1997, 335f., 464 Taf. 2.3,4. - Wiesoppenheim, Kr. Worms:
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Rupp 1937, 117, Taf. 15.6. - Möglicherweise auch Basel-Bernerring, Grab 14: Martin 1976, 83. - G. Graenert, München, verdanke ich die Hinweise auf die Fibeln von Frénouville und Magnac. - Eine à jour gearbeitete, frühbyzantinische Fibel mit mugeligen Steinen liegt aus Mengen, Kr. Breisgau–Hochschwarzwald, Grab 403 vor: H. Zeiss, Die frühbyzantinische Fibel von Mengen, Ldkr. Freiburg i. Br. in: Germania 23, 1939, 269ff. u. Taf. 27.1 (nach S. 256). - Aus Mitteldeutschland und Rheinhessen stammen jeweils cloisonnierte, langrechteckige Fibeln, wobei letztere ein umgearbeiteter Gürtelbeschlag sein soll: Deersheim, Kr. Halberstadt, Grab 14: Schmidt 1976, Taf. 6.3. - Sprendlingen, Kr. Mainz-Bingen, Grab 3: G. Behrens, Ein frühmerowingischer Grabfund von Gross-Karben. In: Germania 17, 1933, 203 Abb. 4.1 u. 204; Zeller 1992, 209, Taf. 125.2. Thieme 1979, 381ff. Z.B. U. Koch 1977, Taf. 193.25 (Grab 509). Für die Erlaubnis, diese Erkenntnisse ihrer unpublizierten Dissertation in diese Arbeit einfliessen zu lassen und für anregende Diskussionen möchte ich mich bei G. Graenert, München, recht herzlich bedanken. Windler 1989, 195 Abb. 27. Ebenfalls paarig getragen, liegen zwei Filigranscheibenfibeln aus Eichstetten, Kr. Breisgau-Hochschwarzwald, vor: B. Sasse, Leben am Kaiserstuhl. AIBW 10, Stuttgart 1989, 13 Abb. 3.1,2, 24. Den Hinweis auf diese Fibeln verdanke ich G. Graenert, München. Thieme 1979, 444ff. Klein-Pfeuffer 1993, 45ff., 223ff. - Die im 19. Jh. geborgene, mit Grab 6 bezeichnete Fibel war ebenso aufgebaut. Zur stilistischen Einordnung des erhaltenen Pressbleches der Fibel aus Grab 6: Klein-Pfeuffer 1993, 219ff. Ebd. nicht berücksichtigt ist die Fibel aus Grab 69. Späte Völkerwanderungszeit und Merowingerzeit auf dem Kontinent. RGA (2. Aufl.) s.v.: Martin 1994, 541ff.; ders. 1991b, 629ff. (jeweils mit ausführlicher Lit.); A. Koch 1998, 517ff. Hierher ist möglicherweise auch Grab 842 zu stellen. Allerdings sind wegen der Störung im 19. Jh. keinerlei weiterführende Aussagen mehr möglich. Auch Grab 551 zeigt über die fremdartigen Kleinfibeln und die Keramikbeigabe auswärtige Bezüge. Martin 1991b, 634ff. Martin 1991b, 652ff. Siehe dagegen: H. W. Böhme, Beobachtungen zur germanischen Frauentracht im Gebiet zwischen Niederelbe und Loire am Ende der späten Kaiserzeit. In: A. Wesse (Hrsg.) Studien zur Archäologie des Ostseeraumes. Festschr. M. Müller-Wille. Neumünster 1998, 435ff. Zu einem identischen Befund aus Hemmingen: Martin 1991b, 654 Anm. 91. Die Überlagerungssituation aus Grab 552 ist nicht interpretationsfähig, da beide Bügelfibeln mit der Schauseite nach unten aufgefunden wurden. Martin 1991b, 629ff. Die Überlagerungssituation in Grab 552 möchte ich wieder ausklammern, da 552.2 mit der Schauseite nach unten aufgefunden wurde. Solche Überlagerungssituationen sind bisher für die Trachtrekonstruktion nicht systematisch ausgewertet worden. Vgl. die Beispiele bei Marti 1990, 52ff.; Martin 1991b, 647. Ob etwa einzeln aufgefundene Kleinfibeln in Bügelfibelgräbern aus Lavoye nur mit Verlust oder Übersehen bei der Ausgrabung erklärt werden können - wie Martin 1991b, 634 ausführt - möchte ich angesichts dieses Befundes in Frage stellen. Vgl. auch die offensichtlich ungestörten Gräber 485, 521 und 1237 aus Altenerding mit Bügelfibelpaar und je einer Kleinfibel: Sage 1984, 149f. u. Taf. 67, 150 u. Taf. 71, 298f. u. Taf. 146. Leider wurde sie deshalb bei der Ausgrabung durch einen Pickelschlag schwer in Mitleidenschaft gezogen. Dabei gingen die Nadel und Achse verloren. So kann heute nicht mehr entschieden werden, ob die Fibel alleine niedergelegt wurde, oder - was nur durch Textilreste an der eisernen Nadelkonstruktion zu verifizieren gewesen wäre - mit dazugehörigem Kleidungsstück. Martin 1991b, 631. - Die hochkant liegende Vogelfibel 637.1 überlagerte ebenfalls Perlen 637.2. A. France-Lanord/M. Fleury, Das Grab der Arnegundis in Saint-Denis. In: Germania 40, 1962, 341ff. - Zur Diskussion um das Grab und zur Rekonstruktion der erhaltenen Textilreste zuletzt mit Hinweisen auf die Lit.: Martin 1991b, 629 Anm. 2 u. 638ff. Martin 1991b, 640.
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Die beiden Fibeln 814.2,3 lagen unter Perlen der Kette. Beide Fibeln wurden aber mit der Schauseite nach unten aufgefunden. Für Grab 6 liegen keine Angaben zum Alter vor. Für die auf der Brust aufgefundene römische Fibel aus Grab 29 lässt sich heute nicht mehr entscheiden ob sie als Anhänger oder noch als Fibel getragen wurde. Grab 69 wird als Kindergrab angesprochen. Im Fall von Grab 78 wird nur der Fund der Fibel erwähnt. Klein-Pfeuffer 1993, 71ff. Unten, Geiger S. 281f. Martin 1987a, 269ff.; ders. 1987b, 206ff. Bei den Bügelfibelgräbern ist jeweils in der helleren Säule das Gewicht der Bügelfibeln eingetragen, in der dunkleren das gesamte Edelmetallgewicht. 424 (100.37%), 551 (100.43%) u. 552 (102.2%). - Die zu akzeptierende Toleranz vom theoretischen Idealwert darf ±2.5% nicht überschreiten. Nur in begründeten Fällen, wie massiver Materialabrieb oder starke organische Auflagen, kann sie maximal 5% betragen. Alle anderen Werte sind nicht als Toleranz zu bezeichnen sondern als Abweichung vom Messsystem! Vgl.: Chr. Grünewald, Stempel, Gewicht oder Orakel? Gedanken zur Funktion gemarkter Rundstäbe des frühen Mittelalters. In: D. Bérenger (Hrsg.), Archäologische Beiträge zur Geschichte Westfalens. Festschr. K. Günther. Internat. Arch. Studia Honoraria 2, Rahden/Westf. 1997, 212. Grab 455 und 555 sind für diese Aussagen besonders interessant, da nur 455.7 wenige Eisenreste der Nadel enthält. Wir haben hier jeweils den unverfälschten Edelmetallwert. Ohne erkennbaren Bezug zum Gewichtssystem ist mit 3,84 g der silberne Fingerring 428.14. Es liegt nahe in den silbernen Tauschierfäden fehlende Gewichtseinheiten zu vermuten. Um dem Vorwurf zu begegnen, ich hätte die Gewichtseinheiten soweit heruntergerechnet, dass eine Anpassung an das System immer möglich ist, gebe ich jeweils den realen Prozentanteil auf das fiktive Idealgewicht an. Die Abweichungen liegen dabei immer innerhalb des definierten Toleranzspielraums (±2,5%). Ausserdem zieht eine Verkleinerung der Gewichtseinheit unweigerlich eine Verkleinerung des Toleranzspielraumes mit sich. Trotzdem ergeben sich auch hierbei keine Abweichungen. Hier ist noch einmal ganz deutlich auf Grab 455 und 664 hinzuweisen. Sämtliche isolierten Werte von Grab 455 bewegen sich ausserhalb der Toleranzen auch der kleinsten Messeinheit (1/108 Teil). Erst die Gesamtsumme (inklusive Kettenverschluss und Federringe!) ergeben innerhalb des Gewichtssystems einen geraden Wert. Auch die einzelnen Gewichtsanteile von Grab 664 (664.1,2: 5.79 g; 664.7: 6.75 g) ergeben, jedes für sich betrachtet, keinen Bezug zum Messsystem. Ein Solidus = 4.54 g = 4 x 1.135 g. Ein Solidus = 1/72 des römischen Pfundes. Das goldene Ohrringpaar aus Basel-Kleinhüningen Grab 74 entspricht mit seinem Gesamtgewicht (das zukünftig exakt mit zwei Stellen hinter dem Komma angegeben werden sollte) von 17.9 g fast vier Solidi (98.56%). Giesler Müller 1992, 68. Martin 1987 a, 280. Martin 1987 a, 274ff. Die Fibeln wurden im Konservierungslabor, Schaffhausen von P. Im Obersteg und U. Hürten begutachtet. Beurteilt wurde nicht nur die Haltevorrichtung, sondern auch die Fibeloberseite. Es wurden jeweils drei Abnutzungsgrade definiert. Für die Oberseite gelten folgende Kriterien: Schwach: Vergoldung partiell abgerieben. Mittel: Vergoldung abgerieben und nur noch in Vertiefungen erhalten. Die Kanten sind verrundet. Stark: Materialabtrag; Dekor kaum mehr vorhanden; Veränderung der ursprünglichen Kontur. Für die Abnutzungsspuren der Unterseite mit der Haltevorrichtung gelten folgende Kriterien: Schwach: Verpolierung. Mittel: Einschnürung sichtbar. Stark: Einschnürung ausgeprägt; starker Materialabtrag. U. Koch 1969, 187. U. Koch 1968, 47ff., 249ff. (Liste 11), Taf. 96.11. Siehe auch Martin 1976a, 84 bes. Anm. 72. Martin 1976, 9. Eine Zusammenstellung bei U. Koch 1968, 49f. Weitere, zum Teil nicht zutreffende Nennungen bei Brulet 1991, 2. Teil, 148. Obrigheim, Kr. Bad Dürkheim (Pfalz) I, Grab 85: Polenz 1988, 325, Taf. 116.7 u. 189.7. U. Koch 1993, 53, Abb. 65 u. 71 (Fundliste 10). U. Koch 1969, 187. Vgl. U. Koch 1969, 188, Tab. 1.
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Dazu die Ausführungen, oben S. 101ff. U. Koch 1968, 47ff., 250 (Fundliste 11 B). Dannheimer 1968, 33ff. mit Abb. 6 u. 7 (Verbreitungskarte). Knaut 1993, 78, 263, Taf. 11 A.6. Sage 1984, I, 317 (Zitat), Taf. 156.29. Päffgen 1992, 1. Teil: 408, 2. Teil: 228, Taf. 49.3. Martin 1976, 65. Zu merowingerzeitlichen Frauengräbern mit eisernen Armringen: Martin 1976a, 85 bes. Anm. 79. Päffgen 1992, 1. Teil: 410. Siehe auch Bader/Windler 1998, 119. Martin 1976, 66f.; Reiss 1994, 180; v. Schnurbein 1987, 61. - Vgl. auch Päffgen 1992, 1. Teil: 409f.; 2. Teil: 289, Taf. 61.4 zu einem ebenfalls mit Perldrahtnieten verzierten Scharnierarmband. Wie die eindeutige Bruchstelle bei 554.1 zeigt, dürfte auch hier ehemals ein gleichartiger Abschlussknopf vorhanden gewesen sein. Giesler-Müller 1992, 68 u. Taf. 11.74, 2 u. 3. Vgl. den Polyederohrring aus Grab 853: Unten, Burzler S. 204. v. Freeden 1979, 277ff. (allg.), 286f., 296f. (zur östlichen Wurzel), 254 Abb. 2, 284 u. 297 (zum Schwerpunkt der Verbreitung dieser Ohrringe an der Wende zum 6. Jh. am unteren Oberrhein). v. Freeden 1979, Taf. 68 u. 69.1. v. Freeden 1979, 287ff. Vgl. die Ohrringe aus Kirchheim/Ries, Grab 125: Neuffer-Müller 1983, Taf. 20 G.1; Schretzheim, Grab 2b: U. Koch 1977, Taf. 1.4,5; Weingarten, Grab 477: Roth/Theune 1995, I, Taf. 173 A.1. v. Freeden 1979, 352ff., ebd. 354ff. (mit ausführlicher Lit. zur romanischen Wurzel). Die beiden aneinanderstossenden Enden des Buntmetallstreifens sind deutlich zu erkennen. Es darf angenommen werden, dass das Blech nach dem Aufziehen noch in eine entsprechende Form getrieben wurde. Nach den heute vorliegenden Resten war diese tropfenförmig bis kugelig. Fingerlin 1974, 612. Siehe auch E. Riemer, Byzantinische Körbchenund Halbmondohrringe im Römisch-Germanischen Museum Köln (Sammlung Diergardt). Kölner Jb. Vor- und Frühgesch. 25, 1992, 121ff. Fingerlin 1974, 602ff., 612ff., 625 Abb. 7, 627 Abb. 8. Dannheimer 1968, 28ff. mit Abb. 3 u. 5; Fingerlin 1974, 602; U. Koch 1968, 46. v. Freeden 1979, 264ff., 275 Abb. 4 (Verbreitungskarte). v. Freeden 1979, 274. v. Freeden 1979, 390ff. v. Freeden 1979, 390, 400ff. mit 401 Abb. 18 (Ösen- bzw. Loch/Häkchenverschluss), 402 mit Abb. 19 (Schleifenverschluss). - Ösenverschluss: 334.1; 335.1; 371.1,2; 516.1,2 u. 801.1. Schleifenverschluss: wohl 346.2. Nur bei diesen Ohrringen war eine unbeschädigte Patina am stupfen Ende unter dem Mikroskop zu erkennen. v. Freeden 1979, 402ff. mit Abb. 20. Eine ergänzte Kartierung bei Windler 1994, 164f., bes. Anm 1185 u. Abb. 191. v. Freeden 390f.; 404. - Es handelt sich um die Ohrringe 334.1,2, 536.1,2, 786.1,2 u. 824.1,2. Sie stammen allesamt aus Gräbern der Perlenstufe 9 und 10. v. Freeden 1979, 404. Auch diese Vorbilder sind nur auf das umrissene Gebiet beschränkt. v. Freeden 1979, 396f. - Zu Bronzeohrringen mit Silberblech z.B.: Donaueschingen, Einzelfunde von 1870: Buchta-Hohm 1995, 191 Nr. 11 u. 12, Taf. 47.11,12; Weingarten Grab 496: Roth/Theune 1995, I, 147; Taf. 184 A.1b. Bei Grab 304, ebenfalls mit nur einem Ohrring, liegt im Schädelbereich eine Baggerstörung vor. U. Koch 1982, 47f. Zur Sitte, einzelne Ohrringe links zu tragen: U. Koch 1977, 70. Vgl. nur die Tafelteile bei Neuffer-Müller 1983 oder Roth/Theune 1995, I. Nur eindeutige Vorkommen. Perlenstufe 8: Grab 349, 399 u. 504. Perlenstufe 9: Grab 346, 536 u. 590. Perlenstufe 10: Grab 301 u. 303. Perlenstufe 7–10: Grab 516. Zur Sitte der Hunnen einzelne Ohrringe zu tragen: Bóna 1991, 150ff., ebd. 67 Abb. 22.4 a u. b, 86 Abb. 33.4, 151 Abb. 58.11,12,154 Abb. 59 mit den direkten Vorbildern für 391.1. - Eine Verbreitungskarte der oft goldenen Ohrringe mit zäpfchenartiger Verdickung bei Pilet (Hrsg.) 1994, 115ff., bes. 107 Abb. 48 (Verbreitungskarte), 522ff. (Fundliste). - Neben Schleitheim liegt nur noch mit Mengen, Grab 9 ein rechtsrheinischer Befund vor. - Ein gleichartiges, silbernes Exemplar wie
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391.1 aus Lausanne, Bel-Air VD, Grab 27 (?). Freundl. Mitt. W. Leitz, München. - Zu den späten, andersartigen, awarenzeitlichen Vertretern: Kiss 1996, 191 Abb. 33 Nr. 9, 194. Eine Zusammenstellung für Südwestdeutschland bei Grünewald 1988, 172. Für Kirchheim/Ries sind die Gräber 142 und 264 zu ergänzen: Neuffer-Müller 1983, 142 u. Taf. 22 F.1, 162 u. Taf. 48 F.1. Von Weingarten stammt ein sicherer Beleg aus Grab 499. Der Befund von Grab 466 ist unsicher (Lage oberhalb des Kopfes): Roth/Theune 1995, I, 147 u. Taf. 185 B.7, 134 u. Taf. 164 C.4. Vgl. nur I. Kovrig, Das awarenzeitliche Gräberfeld von Alattyán. Archaeologia Hungarica N. S. 40. Budapest 1963, 108, 136f., 159. Geschlossene Fingerringe: 303.5, 306.2, 323.3, 336.3, 329.5, 364.2, 428.14 (Männerbestattung), 444A.2, 536.7, 717.6, 743.7 (Schlangenkopfring). Offene Fingerringe: 303.4, 6, 7, 318.6, 335.4, 337.7, 346.6, 461.7, 536.8, 9, 809.1, 824.20, 22. Fingerringe unbestimmt: 341.4, 401.12, 440.3 (Glas), 456.3, 497.7 (nur noch Grünspanspur), 554.4, 603.13, 620C.13, 624C.5, 637.20, 664.9, 719B.3, 4. Unten, Deschler S. 292f. Mittelfinger: 337, 461, 536 (alle drei Ringe) u. 554. - Ringfinger: 809. - Zeigefinger: 335. Unten, Burzler S. 424ff.; Bänteli/Ruckstuhl 1986, 73 Abb. 7.3. Vgl. Windler 1994, 92; Marti 1990, 67f. (zu Siegelringen). Gut vergleichbar ist ein Fingerring aus Weingarten (Pfalz) II, Kr. Germersheim, Grab 15: Polenz 1988, 423; Taf. 170.2. - Der Ring aus Güttingen, Kr. Konstanz, Grab 100 trägt zusätzlich seitlich am Ringkörper Verzierungen: Fingerlin 1971, Taf. 44.100,2. 329.11, 337.1, 418.3, 431.1, 455.1, 536.3, 718.9, 824.3. Beim Kopf rechts: 455.1, 824.3; links: 431.1 (?), 536.3; Störung: 337.1. Ähnliche Fundlage in Grab 854: Burzler S. 204. Ruckstuhl 1989, 411. Anhand der Spuren auf dem Nadelschaft kann sein Durchmesser mit 1 cm jedoch genau bestimmt werden. Üblicherweise sind diese Nadeln paarweise belegt. In Grab 337 kann ein zweites Exemplar bei der Störung im Schädelbereich mit abgebaggert worden sein. Für das ungestörte Grab 536 ist definitiv nur eine Nadel belegt. Neuffer-Müller 1983, 68, 172ff., Taf. 60.10,11. Siehe auch SchulzeDörrlamm 1999, 135 (zu Nr. 680–686). Die Nadel aus Kirchheim besteht aus einem Bronzekern mit Silberblechummantelung. Sie hat keine aufgeschobene Kapsel. Wie in Schleitheim wurde sie rechts vom Kopf aufgefunden: Neuffer-Müller 1983, 68f., 172, Taf. 60.38. Fleury/France-Lanord 1962,Taf. 30, Taf. 35.2. Möller 1976/77, 30ff., bes. 33 Abb. 13 (Verbreitungskarte). - Zu diesem Nadeltyp: Windler 1994, 90f. Zu einem gleichartigen Befund aus Elgg: Ebd. 91. Sie gehört zu den Haarnadeln mit Rosettenkopf, die auch eine pilzförmige Kopfform aufweisen können. Sie sind von mittelrömischer Zeit bis in die Spätantike belegt: Riha 1990, 102f., 186 Nr. 2847 u. Taf. 69. Vergleichbar Altenerding, Kr. Erding, Grab 289: Sage 1984, I, Taf. 34.7 u. 204.4. Beispiele: Basel-Kleinhüningen Grab 35 u. 94: Giesler-Müller 1992, Taf. 5.11,12, Taf. 17.14,15. - Hemmingen Grab 41: H. F. Müller 1976, 71ff., Taf. 10 D.1,2. Zu den Vorkommen in Altenerding: Sage 1984, I, Taf. 200.1–4 u. 6–13. Giesler-Müller 1992, 117, Taf. 29.54. Grünewald 1988, 128. Die Schnalle aus dem ungestörten Grab 39 wurde allerdings beim rechten Fuss aufgefunden: Ebd. 237, Taf. 63. - Vgl. auch Reiss 1994, 136. - Auch in Altenerding stammen solche Schnallen, allerdings immer paarweise, von Schuh- und Wadenbindengarnituren: Sage 1984, I, 113 u. Taf. 49.6,7 (Grab 399), 310 mit Abb. 8 u. Taf. 154.14,15 (Grab 1276). Einzelne Schnallen aus Frauengräbern stammen dort jeweils von Taschen am Gehänge: Ebd. 130 u. 287f. (Grab 447 u. 1175). - Einzeln, oft beim linken Fuss aufgefundene Schnallen aus Frauengräbern des 6. Jh. sind mir bei der Materialdurchsicht öfters bekannt geworden, ohne dass sie hier als Zitat einen Niederschlag gefunden haben. Für mich handelt es sich hierbei um einen auffälligen Parallelbefund zu den Männergräbern.
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Bei 338.5,11 wurden zwei Beschläge mit Laschen und Schnallen versehen. Keine Schnallen sondern je zwei Beschläge lagen in Grab 824. Fingerlin 1971, 78ff.; Clauss 1976/77, 54ff. - Zu den Garnituren allgemein: Buchta-Hohm 1995, 65ff.; Neuffer-Müller 1983, 90ff. Die Garnitur aus Grab 30 der Kirche St. Maria von Schleitheim hat nur runde Riemenzungen. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 74 Abb. 8.14. Die Masse der im 19. Jh. geborgenen Riemenzungen der Wadenbindengarnituren ist von dieser Form. Das bedeutet, dass in Schleitheim die Beigabe solcher Garnituren erst um die Jahrhundertmitte eingesetzt hat. Siehe Guyan 1965, Tafelteil. Fingerlin 1971, 94. Guyan 1965, Taf. 3.20g, h; Taf. 4.20 d,f. Dazu zuletzt: Buchta-Hohm 1995, 67. Tab. 65–67. Martin 1997, 349ff. Vgl. Windler 1994, 98. Renner 1970, 55ff.; U. Koch 1977, 82. Martin 1976a, 98. Martin 1976a, 98; Reiss 1994, 126f. Renner 1970, 55ff., 59 (Zitat), Karte 25. Gerlachsheim, Grab 4: Dauber 1958, 143 Nr. 15, 149f., Taf. 48.1 u. 52.1,2. - Lauffen, Grab 2: Schach-Dörges 1981, 623 Abb. 8, 624 Nr. 98 u. Abb. 9, 644; vielleicht auch Grab 1; ebd. 619 Nr. 8. - K. w. Alt/Ch. Bücker/H. Newesely, Ein Elfenbeinring aus dem völkerwanderungszeitlichen Grab 1 von Mengen-Löchleacker, Kr. Breisgau–Hochschwarzwald. In: Arch. Nachrichten Baden-Württemberg 51/52, 1994, 37ff. Eine beinerne Zierscheibe mit Fundlage auf dem linken Hüftbein hat. z.B. die Bestattung aus Mengen-Hohle-Merzengraben, Kr. Breisgau– Hochschwarzwald, Gr. 12: Garscha 1970, 216, Taf. 17.11. Renner 1970, 66 spricht sich gegen eine Ableitung der bronzenen von den beinernen Scheiben aus. Diese Frage ist für unsere Belange sekundär, denn es geht hier vor allem um die Lageposition solcher Scheiben. Renner 1970, 63. Ebd. 1970, 100 Nr. 60; 188 Nr. 605. Diese Verbindungen hat bereits M. Martin 1976, 24f. über die Kammergräber, ebenfalls eine konservative germanische Bestattungsform, herausgestellt. Ebenfalls in diesem Bereich liegt auch die Knabenbestattung 773 mit einer Miniaturaxt. Windler 1994, 46, 123f. - Interessanterweise hat die Dame aus Grab 665 einen Eisenring mit innenliegendem Tierzahn links beim Becken liegen. Er steht nicht in Verbindung mit einem nachweisbaren Gehänge, denn für 665.11,12 ist mit einem mittleren Gehänge zu rechnen. Neben dem rechten Fuss der Toten waren das Eisenfragment 665.13 und der Feuerstein 665.14 niedergelegt worden. In Grab 761 lagen das Lavezfragment 761.6 und der Nagel 761.7 unterhalb des Geweihringes wohl in einer Tasche. Ein gleichartiger Befund stammt auch vom Kammergrab 22 aus Basel-Bernerring. Dort lagen in einer Tasche beim linken Gehänge ebenfalls ein Feuerstein und ein vierkantiger Eisenstab (Feuerstahl?): M. Martin 1976, 92 u. 250f. - Drei weitere Befunde mit einem einzelnen Eisenring beim linken Becken liegen aus Schleitheim noch von den Gräbern 760, 796 und 831 (mit innenliegender Münze) vor. Diese Befunde mit Eisenring sind aus sich selbst heraus jedoch kein Kriterium für eine auswärtige Komponente. Vgl. Martin 1976a, 95. - Zu den selteneren Nachweisen von Bärenkrallen: Windler 1994, 98. Vgl. Grünewald 1988, 116ff.; Martin 1976a, 94f.; Reiss 1994, 123ff. Unten, Banghard S. 270ff. Martin 1976a, 95. Zur Herkunft dieser Beigabensitte ebd. 95f. - Neuere Arbeiten, mit den Hinweisen auf die grundlegenden Arbeiten von Th. Voigt und U. Arends und Ergänzungen der Fundlisten: Grünewald 1988, 118ff.; Reiss 1994, 129f. Oexle 1992, 60f., 65. - Grab 711, das Grab 735 mit einem Schmalsax überlagert, bestätigt diese Datierung. Oexle 1992, 17ff., bes. 18 Abb. 2.1. Oexle 1992, 47ff., 74f. Form II ist nur auf das 5. und 6. Jh. beschränkt. Die Vergesellschaftung mit einer Schilddornschnalle sichert diesen Datierungsansatz. Oexle 1992, 15f. v. Schnurbein 1987, 71 (mit weiterer Lit.). U. Koch 1968, 42f., Taf. 92,15.
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Arnold 1992, 98f.; Buchta-Hohm 1995, 63f.; U. Koch 1968, 41f.; dies. 1969, 20f.; U. Koch 1977, 79ff.; dies. 1982, 62f.; Neuffer-Müller 1972, 31ff.; dies. 1983, 72f.; Schulze-Dörrlamm 1990, 214f.; Zeller 1992, 150ff. R. Koch 1969, 86f., Taf. 13.6; U. Koch 1982, 62f., Taf. 16.5,6. Kirchheim/Ries, Grab 327: Neuffer-Müller 1983, 174, Taf. 62A. Schretzheim, Grab 226 b: U. Koch 1977, 52f., Taf. 58.14. - Weingarten, Grab 413: Roth/Theune 1995, I, 119f., Taf. 152.13 b. U. Koch 1977, 52f., Taf. 58.13. Das Grab enthielt sowohl ein Stangen-, als auch ein Kettengehänge. Windler 1994, 98. - Wegen der oft fragmentarischen Erhaltungsbedingungen ist eine exakte nummerische Verifizierung weder sinnvoll, noch möglich. Zwei tönerne Wirtel stammen aus Männergräbern und sind im Zusammenhang mit den Saxen besprochen worden. Zu beinernen Spindeln: Martin 1976a, 90. - Zur Doppelfunktion als Gerät und Amulett: Reiss 1994, 123ff. R. Koch 1968, 76; Martin 1976a, 90f. Vgl. auch U. Koch 1982, 73; Martin 1976, 138; Windler 1994, 98. Windler 1994, 98. - Verweis auf und Ergänzungen zu bereits bestehenden Fundlisten: Reiss 1994, 125; Windler 1994, 98. Stufe II: Grab 438. - Stufe III: Grab 644. - Stufe IV: Grab 519. - Es besteht die Möglichkeit, dass auch die Fragmente 329.8 und 337.17 ehemals zu Schlüsseln gehörten. Beide Gräber gehören der Stufe IV an. Siehe H. Steuer, Schlüsselpaare in frühgeschichtlichen Gräbern. In: Stud. Sachsenforsch. 3, 1982, 185ff. Gräber 396A, 419 u. 737. D. Ellmers, Zum Trinkgeschirr der Wikingerzeit. In: Offa 21/22, 1964/65, 21–43, bes. 34ff. Eine gleichartige Befundsituation bei Grab 629. Vgl.: Martin 1976a, 90. B. Jahreis/L. Wamser, Die Ausgrabungen 1982 im Reihengräberfeld von Wenigumstadt, Markt Grossostheim, Landkreis Aschaffenburg, Unterfranken. In: AJB 1982 (1983), 120ff., bes. 121 Abb. 103. Zu frühmittelalterlichen Kapseln: T. Vida, Frühmittelalterliche Scheiben- und kugelförmige Amulettkapseln zwischen Kaukasus, Kastilien und Picardie. Ber. RGK 76, 1995, 219ff. Unten, Geiger/Wyprächtiger S. 273ff. Päffgen 1992, 1. Teil: 476f., 2. Teil: 238f., Taf. 51.1. Im Konservierungslabor, Schaffhausen wurde der Inhalt der Gefässe 763B.1, 766.10, 768.9 und 837.3 ausgeschlämmt und auf Makroreste hin untersucht. Dabei kam in 766.10 eine Bronzeschnalle zum Vorschein. An der Wandung von 837.3 ist eine Kruste erkennbar. Bernhard 1984/85, 112ff., bes. 119 Abb. 75; Gross 1992, 314ff.; Quast 1993, 101f. Vogt 1930, 150 Abb. 3 (Foto). In gezeichneter Form liegt das Gefäss vor bei Moosbrugger-Leu 1971, B, Taf. 66.25 und zuletzt bei Gross 1992, 312 Abb. 1.3,4 (die Nummerierung für das Basler und das Schleitheimer Gefäss ist vertauscht). Auf diese Parallele wurde bereits bei der Erstpublikation von Grab 455 hingewiesen: Ruckstuhl, Grab 455, 412. Gross 1992, 315. Th. Fischer 1989, 167ff.; Kaschau 1976, 32ff.; Gross 1992, 311ff. Die beiden erstgenannten mit Verbreitungskarten. Gross 1992, 314 Anm. 22; Quast 1997, 183ff. H. F. Müller 1976, 111. Von 15 beigegebenen Tongefässen sind acht Krüge. Zur Basisinformation: Hübener 1969, 42ff.; grundlegend aus der neueren Literatur: Ament 1992, 33f.; H. F. Müller 1976, 116ff.; Päffgen 1992, 350ff.; Roth-Rubi 1991, 46ff.; Wieczorek 1987, 385ff. H. F. Müller 1976, 24f., Taf. 3 A(Grab 8); Quast 1993, 60; v. Schnurbein 1987, 81, Taf. 7.17 (Grab 24). Zu den Krügen des Rhein-Main-Gebietes: Wieczorek 1987, 385ff. H. F. Müller 1976, 117f., Taf. 14 A.1. Zu diesen Krügen aus der jüngeren Literatur: Ament 1992, 34; H. F. Müller 1976, 116f.; Päffgen 1992, 350f.; Roth-Rubi 1991, 50 u. 51 Abb. 14; Wieczorek 1987, 388f. Schach-Dörges 1981, 625 Nr. 17 u. 634 Abb. 18.7. Gross 1992, 85ff.; Lobbedey 1968, 69f.; Losert 1993, 70. Giesler-Müller 1992, Taf. 15.85,1 (Grab 85); R. Koch 1969, Taf. 23 C.5, Taf. 49 E (Grab 64 u. 148); Knaut 1993, Taf. 65 A (Kösingen, Lesefund); Neuffer-Müller 1996, Taf. 2 D.2 (Grab 15); Roth/Theune 1995, I, Taf. 143.18 (Grab 385). Vgl. auch Hübener 1969, Taf. 38.2, Taf. 40.1
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und Gross 1992, 87 mit Anm. 799 u. 800. Aus dem späten 5. Jh. liegt ein handgeformter kugeliger Topf aus Altenerding Grab 106 vor: Sage 1984, 48, Taf. 14.17. Ein scheibengedrehter oder nachgedrehter kugeliger Topf vom selben Fundplatz, ebd. 353, Taf. 176.5. Zu den merowingerzeitlichen Wölbwandtöpfen: Hübener 1969, 39ff., 48ff.; Gross 1992, 85; Pescheck 1996, 88. Als Beispiel für die gedrungenen Varianten sei hier lediglich Unterthürheim angeführt: Grünewald 1988, Taf. 14 B.4, Taf. 15 D.6 (Grab 65/66 u. 70). Der grösste Bauchdurchmesser liegt hier jeweils knapp unterhalb des Randes. Auf dem Gräberfeld von Esslingen-Sirnau lässt sich die Entwicklung gut verfolgen. Der Topf aus Grab 64 weist eine runde Randlippe auf; die des Topfes aus Grab 148 ist abgestrichen. Grab 64 liegt in einem Übergangsbereich von den beschläglosen zu den beschlägführenden Gürteln, Grab 148 im Bereich der beschlägführenden Garnituren: R. Koch 1969, Taf. 106, 107, 111.2. Kumpfartige Henkelgefässe z.B.: Neuffer-Müller 1983, Taf. 76 A.3; Knaut 1993, Taf. 39 B.4. Zu Kümpfen allgemein: Hübener 1969, 118ff., Taf. 175ff. - Gegliederte Henkelgefässe z.B.: Giesler-Müller 1992, Taf. 13.22 (Grab 74); Neuffer-Müller 1983, Taf. 67 C.2 (Grab 359). Zu weiteren Bsp.: Hübener 1969, Taf. 25.3,5; Veeck 1931, Taf. 14.33,34. Giesler-Müller 1992, 69, Taf. 13.21. Vgl. die Bemerkungen bei Hübener 1969, 59, 132 und Martin 1976a, 109. Martin 1976a, 108ff., 225 Abb.13 u. Taf. 6.2 (Grab 9), 285 Abb.10 u. Taf. 6.3 (Grab 33), 310 Abb. 17 u. (Grab 42). Ebd. 108. Zu den bei Martin 1976a, 109 Anm. 38 benannten Stücken vgl. nun auch Janssen 1993, Taf. 18.11 (Grab 43). Ausgeklammert werden müssen die Formen Trier B6 mit einschwingender Oberwand. Zu dieser Keramikform zusammenfassend: Wieczorek 1987, 370ff. Martin 1976a, 109 (Zitat). Vgl. weiterhin Gross 1992, 316ff.; D. Schmid, Das alamannische Gräberfeld von Schelklingen, Alb-DonauKreis. In: FBBW 17, 1992, 516 Abb. 39.1 (ohne Fundzusammenhang); Weingarten, Grab 155 u. 302: Roth/Theune 1995, I, Taf. 46.9 u. 108 B.5. Wieczorek 1987, 377ff. Bernhard 1984/85, 114ff.; Kaschau 1976, 136ff.; H. F. Müller 1976, 113ff. Gross 1992, 311ff. Z.B.: Sage 1984, I, Taf. 25.19 (Grab 189); Giesler-Müller 1992, Taf. 9.11 (Grab 63) u. Taf. 30.132,4 (Grab 132). Eine Zusammenstellung, auch weniger gut vergleichbarer Stücke, bei U. Koch 1968, 106f. - Zu weiteren Stücken: Heege 1987, 108 Abb. 43.6 u. 112ff. mit Abb. 44.1; U. Koch 1993, 13 Abb. 14; Sage 1984, I, Taf. 25.19 (Grab 189) u. Taf. 158.21 (Grab 1343). Martin 1976a, 221.8,5 u. Taf. 6.5. Das Grab ist mit einer Viertelsiliqua des Totila (541–552) münzdatiert. Ebd. 110. Zu Obrigheim und Köngernheim nun: Polenz 1988, Taf. 118.7 (Grab 94); Zeller 1992, Taf. 103.3 (Grab 40). Weitere Belege: Möller 1987, Taf. 60.9 u. 10 (Lampertheim-Hofheim I, Kr. Bergstrasse, Grab 2); Taf. 109.13 (Viernheim, Kr. Bergstrasse, Einzelfund); Polenz 1988, Taf. 36.12 (Frankenthal/Pfalz-Eppstein I, ohne Grabzusammenhang); 128 Abb. 9 (Frankenthal/Pfalz II, ohne Grabzusammenhang); Taf. 45.8 (Freimersheim/Pfalz I, Grab 14); Taf. 99.1 (Ludwigshafen am RheinOppau IV, ohne Grabzusammenhang); Taf. 123.3 (Obrigheim/Pfalz I, ohne Grabzusammenhang); Zeller 1992, Taf. 1.12 Ober-Olm (Einzelfund); Taf. 2.11 (Köngernheim Grab 37). Siehe auch Wieczorek 1987, 369ff. Unverzagt 1919, Taf. 2.1–9. Zum Kreuzmotiv ebd. Taf. 3.77 u. 78. Die Tafeln wieder abgedruckt in Chenet 1941, Taf. 29ff. Zu Rollrädchenstempel: Ausgewählte Literaturzusammenstellung bei J. Metzler/J. Zimmer/L. Bakker, Ausgrabungen in Echternach. Luxembourg, 1981, 320f. Vgl. etwa Zeller 1992, Taf. 1.15, 2.2, 97.14, 100.18, 104.6, 120.17, 125.5. Über Selzen Grab 18 b, ebd. Taf. 125.1–5, oder Friedberg i. Hessen, G. Behrens, Die Bad Nauheimer Gegend in Urzeit und Frühgeschichte, Bad Nauheim 1939, 51 Abb. 73, ist es für das mittlere 6. Jh. nachgewiesen. Polenz 1988, Taf. 164.10 (Waldsee I, Kr. Ludwigshafen, Grab 6). Hübener 1969, Karte 35. Zum Neckargebiet: U. Koch 1994, 62f. Hübener 1969, Taf. 200.4 (Biebelnheim, Kr. Alzey-Worms); Möller 1987, Taf. 76.6 (Riedstadt-Leeheim, Kr. Gross-Gerau, Grab 5); Polenz 1988, Taf. 36.12 (Frankenthal/Pfalz-Eppstein I, ohne Grabzusammenhang); Taf. 48.9 (Freinsheim I, ohne Grabzusammenhang); Taf. 120.10
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(Obrigheim/Pfalz I, Grab 106); Roth/Theune 1995, I, Taf. 163 C.5 (Grab 456); Veeck 1931, Taf. 13.18 (Ulm, ohne Grabzusammenhang). Wobei das Motiv auch auf scheibengedrehter Ware auftritt. v. Hessen 1971, 33, 95, Taf. 2.466 (Testona, Prov. Turin, Einzelfund ohne Grabzusammenhang); Kühn, 1934, 83 Nr. 70, Taf. 39.70. Zum dort angegebenen Fundort La Balme: Werner 1977, 350 (nach Nr. 68). - Vgl. auch L. Eckhart, Neue Zeugnisse des frühen Christentums aus Lauriacum-Lorch/Enns I: Eine »christianisierte« Lunula. In: Jb. Oberösterr. Musver. 121, 1976, 153ff. P. Goessler, Das frühchristliche Beinkästchen von Heilbronn. In: Germania 16, 1932, 294ff. Zu diesem Grabzusammenhang vgl. zuletzt U. Koch 1993, 40 Abb. 50. - Zu Chi-Rho-Grammen auf spät- und nachantiken Löffeln: Martin 1984, 77 Abb. 44.2, 78 Abb. 44.5, 89 Abb. 49.3. - Nachweise auf spätantiken Münzen und Zwiebelknopffibeln: E. Tóth, Spätrömisches Grab aus Tihany. In: Folia Arch. 43, 1994, 141 Abb. 10. - Zur gleichzeitigen Übernahme in Handschriften: U. Roth, Studien zur Ornamentik frühchristlicher Handschriften des insularen Bereiches, in: Ber. RGK 60, 1979, 43. Auf einer figürlich verzierten Bronzeschnalle aus Ladoix-Serrigny, Dép. Côte d‘Or: S. Deyts/C. Rolley, Une plaque-boucle mérovingienne inscrite. In: Rev. Arch. Est et Centre-Est 22, 1971, 403ff. Zu dieser Schnalle ausführlich Werner 1977, 332ff. u. Taf. 107.3. - Auf einer Grabstele aus Nouvion-on-Ponthieu, Dép. Somme, Grab 220: Piton 1985, 196f. mit Abb. 8. - Landsberg/Lech, Grab 35: Christlein 1979, 119 Abb. 95. - Weitere Belege auch auf qualitätvollen Sarkophagen: B. Brenk 1985, 299f. u. Taf. 365 (Bordeaux, Mitte 6. Jh.), 300 u. Taf. 368 (Venasque, Dép. Vaucluse, Notre Dame de Vic/de Vie, um 6oo); C. Metzger, Les sarcophages du sud-ouest de la Gaule en dehors de leur région de production. In: Les sarcophages d’Aquitaine. Ant. Tardive 1, 1993, 93 Abb. 4 (Bordeaux). Belegt z.B.auf einem Sarkophag aus Ravenna: B. Brenk 1985, 140 u. Taf. 85 (spätes 5. - frühes 6. Jh.). - Zu einfachen spiegelverkehrten Christogrammen auf Lampen: J. Garbsch/B. Overbeck, Spätantike zwischen Heidentum und Christentum. Ausstellungskat. Prähist. Staatsslg. 17, München 1989, 145ff. Unterhalb einer Verzierungszone sind auf einem Topf aus Schönwerda, Kyffhäuserkreis, nur an einer Stelle winkelartige Zeichen eingeritzt: Schmidt 1976, 55 u. Taf. 168.3. - Auf einem handgefertigten Knickwandtopf aus Viernheim, Kr. Bergstrasse, findet sich unterhalb einer vertikalen Riefengruppe ein einzelner (?) aus fünf Dreieckskerben (?) gebildeter Halbkreis: Möller 1987, 138 u. Taf. 109.13 (keine Angaben zu dieser Verzierung im Katalog). - Eine umlaufende Reihe von «Krähenfüssen» bei Pescheck 1996, Taf. 29.13 (Grab 131). - Aber auch nur die Umsetzung eines Tannenreis- oder Fischgrätmotives ist denkbar. Vgl. etwa Polenz 1988, Taf. 63.2 (Grünstadt III, Kr. Bad Dürkheim). Zur Orans in der frühchristlichen Kunst: D. de Chapeaurouge, Einführung in die Geschichte der christlichen Symbole. Die Kunstwiss., Darmstadt 1991, 3. Aufl., 13ff. Vgl. die Zusammenstellungen bei Aufleger 1997, Taf. 97; Kühn 1941/42, Taf. 59–69; ders. 1949–53, Taf. 21–23; Leuch-Bartels 1996, 122ff. mit Abb. 2–5; M. Martin, Zur Interpretation des Gräberfeldes und seiner Funde. In: Brem/Bürgi/Roth-Rubi 1992, 161ff. - Zu Orantendarstellungen auf Gürtel: Boulanger 1902–05, Taf. 24.3 (Marchélepot, Dép. Somme). Der Orant auf der Bronzeschnalle von Weingarten, Kr. Ravensburg, Grab 616, ist bei Roth/Theune 1995, I, Taf. 232.2 nicht zu erkennen. Man muss auf die Erstpublikation, Fundber. Schwaben N. F. 15, 1959, 194 u. Taf. 72.2 (G. Wein) oder auf die Umzeichnung bei Fingerlin 1967, Taf. 68.12 zurückgreifen. Ein Orant (?) auch auf der bronzenen Riemenzunge aus Riaz/Tronche Bélon FR, Grab 126: Spycher 1976, 45 Abb. 11. Eine sitzende Gottheit ist auf dem Gundestrup-Kessel abgebildet. Vgl. zuletzt die ausführliche Studie von R. Hachmann, Gundestrup-Studien. Untersuchungen zu den spätkeltischen Grundlagen der frühgermanischen Kunst. In: Ber. RGK 71, 1990, 813 Abb. 51.1 u. 827ff. Vgl. auch die beiden Zierscheiben aus Kirchheim am Ries, Grab 117 und 326: Neuffer-Müller 1983, 76f., Taf. 114.3,4 und Grünewald 1988, 116f. Aus dem wikingerzeitlichen Fund von Oseberg,Vestfold, Norwegen gibt es an einer Eimerattasche eine sitzende Figur im Lotussitz mit Händen an den Füssen. In der Publikation wird der Eimer als «Buddhabøtten» bezeichnet. S. Grieg, Kongsgaarden. In: A. W. Brøgger/H. Shetelig (Red.), Osebergfundet II, Oslo 1928, 71 Abb. 31, 73 Abb. 32, 74 Abb. 33. Zur Ikonographie: Kühn 1941/42, 153f.
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Diese Interpretation schlug erstmals G. Graenert, München vor, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Von einer Interpretation des Motives bei einer Drehung um 180˚ möchte ich absehen. Aus der Fülle der Spezialliteratur seien hier zwei einführende Werke zitiert: G. Koch, Frühchristliche Kunst. Eine Einführung, Stuttgart 1995, 85ff.; H. A. Stützer, Frühchristliche Kunst in Rom, Köln 1991, 21ff. Kühn 1941/42, 154. Schmidt 1976, 70, Taf. 51.1a u. 174.2. Es handelt sich um eine weibliche Bestattung. - In diesem Zusammenhang muss auch auf den ritzverzierten Henkelkrug aus dem Mädchengrab von Sikenica aus der zweiten Hälfte des 5. Jh. hingewiesen werden. Es handelt sich hierbei um eine naturreligiöse szenische Darstellung: B. Novotný, Ein ˇ Pesek, Bezirk völkerwanderungszeitliches Grab aus Sikenica - Velký Levice, Slowakei. In: Mitt. Anthr. Ges. Wien 118/119, 1988/89, 305ff. G. Behm-Blanke, Gesellschaft und Kunst der Germanen, Dresden 1973, 163ff., betont, dass der Orantengestus nicht nur eine christliche Vorstellungswelt widerspiegelt. Siehe auch R. Seyer, Kunst und Ideologie. In: B. Krüger, Die Germanen, 2. Bd., 234f. Legoux 1992, 118, 119 Abb. 5 Nr. 12. - Ohne auf eine Interpretation als Orans abzuzielen, möchte ich auf das gepunzte Griffblech des Schöpfgefässes von Güttingen (Fingerlin 1971, Grab 38 Taf. 7 oben) und auf ein Tauschiermuster aus Staubing, Kr. Kehlheim (Fischer 1993, Taf. 53.4) hinweisen. Auf dem bei Legoux 1992, 119 Abb. 5 Nr. 13 abgebildeten Dekor ist eine Person mit einer Axt und einer Lanze (Saufeder?) dargestellt, die sofort an den gleichartig ausgerüsteten Krieger auf der Schnalle von Ladoix-Serrigny (Deyts/Rolley 1971, 404 Abb. 1 und Werner 1977, 334 Anm. 175) denken lässt. Legoux hat bei seiner Untersuchung bereits Vergleiche zu Steinmetzarbeiten gezogen, ebd. 120 Abb. 6 u. 130 Abb. 13. - Zu diesem Umfeld auch: F. Vallet/ G. Querre, Authenticité de la plaque paléochrétienne de terre-cuite dite de Grésin (Commune du Broc, Puy-de-Dôme). In: Ant. Nat. 21, 1989, 75ff. Ament 1992, Taf. 10.3 (Grab 27); Garscha 1970, Taf. 52.2 (Iffezheim, Kr. Raststatt, Grab 21); Hübener 1969, Taf. 182.4 (Hohfrankenheim, Dép. Bas Rhin) u. Taf. 196.5 (Friedberg/Hessen, Grab 8/1951); R. Koch 1968, Taf. 61.14 (Werbach); U. Koch 1990, Taf. 17.17 (Grab 15); Pescheck 1996, Taf. 16.11 (Grab 58); Polenz 1988, Taf. 36.12 (Frankenthal/Pfalz-Eppstein I); Schmidt 1976, Taf. 39.19 (Kalbsrieth, Kyffhäuserkreis). - Vgl. zum Umfeld dieser Verzierung auch U. Gross, Zur merowingerzeitlichen Besiedlungsgeschichte an Tauber, Kocher und Jagst. In: Denkmalpfl. Baden-Württemberg 4, 1993, 220ff.; U. Koch 1990, 209ff.; Svoboda 1965, Tafelteil. - Nicht verschwiegen werden soll, dass auch der obere Bereich der Riemenzunge aus Riaz/Tronche Bélon FR, Grab 126 solcherart verziert ist: Spycher 1976, 45 Abb. 11. Die Lesung glückte erstmals B. Anzenberger, wofür ihr an dieser Stelle herzlich gedankt sei. Eine erste Zusammenstellung schriftartiger Zeichen auf Keramik bei Knaut 1993, 173 Anm. 168. Weitere Beispiele: Fischer 1993, Taf. 23.54,4 (Grab 54); U. Koch 1968, Taf. 15.6 (Kehlheim-Gmünd, Grab 8) u. Taf. 37.23 (Barbing-Irlmauth, Kr. Regensburg, Grab 30); dies. 1977, Taf. 74.18 (Grab 286); Pescheck 1983, Taf. 38.10 (Hettstadt, Kr. Würzburg); Sippel 1989, Taf. 10.4 (Giessen, Grab von 1915); Zeller 1992, Taf. 5.11 (Hahnheim, Kr. Mainz-Bingen, Grab 114). - Schriftähnliche Zeichen auch auf anderen Sachgütern: Pilet 1994, Taf. 88.700,1 (St. Martin-de-Fontenay, Dép. Calvados, Grab 700) Schnallenbügel; Polenz 1988, Taf. 119.5 (Obrigheim/Pfalz I, Kr. Bad Dürkheim, Grab 86) Bronzeschere; Wamers 1986, 74 (aus Frankreich) Taschenbügel. Insgesamt gewinne ich den Eindruck, dass ein gemeinsamer «Impuls» dahinter steckt, denn fast alle Funde datieren ab der Mitte des 6. Jh. Vgl. die Zusammenstellung der Schnallen mit lateinischen Inschriften bei Werner 1977, Taf. 92–109; siehe auch Quast 1994, 607ff. K. Krämer, Die frühchristlichen Grabinschriften Triers. Trierer Grabungen u. Forsch. 8, Mainz a. Rhein 1974; W. Schmitz, Grabinschriften und Grabsteine. In: J. Engemann/Chr. B. Rüger (Hrsg.), Spätantike und frühes Mittelalter. Ausstellungskat. «Frühe Christen im Rheinland». Kunst und Altertum am Rhein. Führer Rheinisches Landesmus. Bonn u. Rheinisches Amt Bodendenkmalpfl. 134, Bonn 1991,7ff., 65ff. (mit weiteren Autoren), bes. 317ff. (Wortindex); ders., Die spätantiken und frühmittelalterlichen Grabinschriften in Köln (4.-7. Jh. n.Chr.). In: Kölner Jb. 28, 1995, 643ff., bes. 771 (Wortindex). - Auch im Römischen ist das Formular «vale» nicht gängig: S. Künzl, Die Trierer Spruch-
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becherkeramik. Trierer Zeitschr. Beih. 21, Trier 1997, 94ff.; G. E. Thüry, Mehrdeutige erotische Kleininschriften. In: BV 59, 1994, 85ff.; Instrumenta Inscripta Latina. Ausstellungskat. Pécs 1991; M. Scholz, Ein spätantiker Reitersporn mit Inschrift aus den Ruinen von Nida-Heddernheim. In: AK 30, 2000, 117ff. Aufleger 1997, 67ff., 164ff., Taf. 97, Karte 23. Behrens 1919, 7f., 8 Abb. 3 (Inschrift), Taf. 1.4; G. Körber, Inschriften des Mainzer Museums, Mainz 1900, 130f. Nr. 216. Ch. Poulain/F. Vallet, Céramique mérovingienne champenoise à décor gravé. In: Ant. Nat. 12/13, 1980/81, 63ff., bes. 65 Abb. 2.1 (Orant), 72f. mit Abb. 8.1 (Inschrift); J.-P. Ravaux, La collection archéologique de Mme Perrin de la Boullaye, Châlons-en-Champagne 1992, 204f. Nr. 1088–1090 u. Taf. 159.1088–1090 (ohne Fundort), 218f. Nr. 1169 u. Taf. 165.1169 (ohne Fundort), 258ff., Taf. V (Mailly-le-Camp «La Tomelle», Dép. Aube, Grab 103). - Eine Keramik mit dem eingeritzten Wort «IESV» aus Marchélepot, Dép. Somme: E. Salin, La civilisation mérovingienne IV, Paris 1959, 383 Abb. 172. - Aus Lavoye, Dép. Meuse, Grab 85, liegt ein Topf mit den eingeritzten Buchstaben R A vor: Joffroy 1974, 112, Taf. 10.85,1. U. Koch 1968, 107ff.; Reiss 1994, 159; Werner 1962, 54ff. U. Koch 1968, Taf. 97.14. Geisler 1998, 153, Taf. 147.31 (Grab 446); U. Koch 1977, 1. Teil: 143, 2. Teil: 61, Taf. 67.12 (Grab 262), 124, Taf. 153.9 (Grab 580, mit aufgesetzter plastischer Verzierung); Neuffer-Müller 1966, 13, Taf. 11 A.3 (Grab 60); Reiss 1994, 321, Taf. 62.24 (Grab 132); Polenz 1988, 459, Taf. 181.8 (Fundort unbekannt, Mus. Speyer). Alle Gefässe (nicht definitiv zu entscheiden: Straubing-Bajuwarenstrasse, Grab 446) sind handgemacht. Ich habe hier nur die engsten Parallelen zitiert. Natürlich stehen diese Gefässe im Zusammenhang mit breiten beutelförmigen Töpfen mit etwas höher liegendem Bauchumbruch. Vgl. Geisler 1998, 149, Taf. 142.15 (Grab 437, handgemacht); U. Koch 1977, 1. Teil: 136ff., 143; 2. Teil: 248, Taf. 98.16 (Grab 365, handgemacht); Grünewald 1988, 182f., Taf. 20 B.6 (Grab 79/80, handgemacht). Vgl. nur den Tafelteil von Hübener 1969; U. Koch 1977, 145. Vergleichbare Doppelkreisstempel: U. Koch 1977, 1. Teil: 146 Abb. 12; 2. Teil: Taf. 121.4 (Grab 478); Reiss 1994, Taf. 78 B.2 (Grab 164); Roth/Theune 1995, I, Taf. 108 B.5 (Grab 302). Veeck 1931, Taf. 13.18; U. Koch 1977, 137 Abb. 11.4. Zu Grabnischen dieser Zeitstellung aus dem ostalamannischen und bajuwarischen Gebiet: Codreanu-Windauer 1997, 25ff.; Fischer 1993, 66ff.; Grünewald 1988, 24f.; U. Koch 1977, 167. Sie sind auch im Mainfränkischen vertreten: Pescheck 1996, 4f. - Eine zweite Grabnische dieser Zeitstellung fand sich in Grab 618. Die Beigaben geben keinerlei Hinweise auf eine auswärtige Komponente. - Ebenfalls in einer Nische wurde der Krug 391.14 aufgefunden. Zu Nischengräbern des 5. Jh.: Ament 1992, 4; Codreanu-Windauer 1997, 25ff.; H. F. Müller 1976, 127; Wieczorek 1987, 441f. Möller 1987, Taf. 53.7 (Gross-Umstadt, Kr. Darmstadt-Dieburg, ohne Grabzusammenhang), Taf. 66.5 (Mühltal-Nieder-Ramstadt II, Kr. Darmstadt-Dieburg, Grab 2). - Zu Rheinhessen und der Pfalz: Wieczorek 1989, 34f. u. 72 Liste 2,N. Vgl. auch Martin 1976a, 104f. u. 228.17 (Grab 10). Kaschau 1976, 32ff.; Gross 1992, 311ff. Fingerlin 1971, 132ff.; Gross 1992, 319. Gross 1992, 319; B. Schmidt 1976, 107ff. U. Koch 1990, 209ff., bes. 212, Taf. 25 B.14 (Grab 31). Gross 1997, 233, Abb. 246 eine Verbreitungskarte für Südwestdeutschland. - Massgebliche Arbeiten, die zur Beurteilung dieser Tonware führten: U. Koch 1977, 138ff.; Martin 1976a, 104ff.; Wieczorek 1989, 11ff. - Vgl. auf dieser Basis nun auch U. Koch 1990, 200ff.; Reiss 1994, 153ff. U. Koch 1977, Taf. 47.14 (Grab 215), 62.3 (Grab 235); Roth/Theune 1995, I, Taf. 29 A.4 (Grab 108), 68 D.8 (Grab 208), 163 C.5 (Grab 456), 215.14 (Grab 588), 240 E.4 (Grab 642), 273 B.4 (Grab 757). Vgl. Anm. 1337. Fünf, zum Teil stempelverzierte Gefässe aus Mengen: M. Egger, Das alamannische Gräberfeld von Mengen («Hohle-Merzengraben»). In: FundMengen. Arch. Inf. Baden-Württemberg 25, Stuttgart 1994, 60 Abb. 36.1–5; Fingerlin 1962, 110f., Taf. 32.15; Jorns 1961, 85 Abb. 2.16 (Friedberg-Wartfeld, Wetteraukreis, Grab 5).
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Beispiele ohne Rippen: Jorns 1961, 84 Abb. 1.5 (Friedberg-Wartfeld, Wetteraukreis, Grab 8); Möller 1987, Taf. 62.3 (Lamprtheim-Hofheim I, Kr. Bergstrasse, Grab 3), Taf. 81.2 (Roedermark-Urberach, Kr. Offenbach, ohne Grabzusammenhang), Taf. 103.7 (aus Starkenburg, ohne Fundort). Für Rheinhessen: Wieczorek 1989, 34f. u.72 Liste 2,N. - Zu Mitteldeutschland: B. Schmidt 1976, 88ff. U. Koch 1990, 216f.; B. Schmidt 1976, 107. Knaut 1993, Taf. 36.20 (Grab 10). Höneisen 1999; ders., oben S. 26. Eine weitere Glasschale fand sich in Grab 854 der Grabung 1998. Unten, Burzler S. 207f. Böhner 1958, 228f. Windler 1994, 114. H. Steuer, Tausch, Raub und Geschenk. In: Alamannen 1997, 399, 397 Abb. 452 b (Verbreitungskarte). Windler 1994, 113 mit Anm. 847. U. Koch 1987, 208ff., 209 Abb. 88 (Verbreitungskarte), 211f. (Fundliste). Wanner 1868, 7. Ebd. 1868, 8. Ebd. 1868, 8. Rüsselbecher: Wanner 1968, Taf. 3.3. - Sturzbecher: Guyan 1971, Bd. 2, 106. U. Koch 1987, 169f.; Neuffer- Müller 1976, 92f. Wanner 1868, Taf. 3.2–4. Zu den bei U. Koch 1990, 232 genannten Vorkommen von Izenave, Dép. Ain und Radonice, Bez. Louny ist Hemmingen, Kr. Ludwigsburg, Grab 38 anzuschliessen: H. F. Müller 1976, 69f., Taf. 10 B.1, Taf. 23.1. E. Funk, Römische und fränkische Gräber bei Remagen. In: BJ 116, 1907, 161 (Grab 20); Neuffer-Müller 1966, 64, Taf. 21 A.1 (Grab 141); Rademacher 1942, 308, Taf. 54.3; Zeller 1992, 50. - Zur Datierung der nordfranzösichen Vorkommen: P. Périn, La datation des verres mérovingiens du nord de la Gaule. In: Le verre de l’antiquité tardive et du haut moyen age. Assoc. Française Arch. du Verre. 8. Zusammenkunft. Guiry-en-Vexin 1993, Guiry-en-Vexin 1995, 148 Abb. 5 Typ 56. Zu weiteren Vorkommen, zum Teil mit weiteren Warzen am Bodenteil, siehe im selben Kongressbericht: J.-Y. Feyeux, La typologie de la verrerie mérovingienne du nord de la France, 117 Typ 56 u. 124 Taf. 3 Typ 56. Vgl. auch R. Lantier, Musée des Antiquités Nationales Chateau de Saint-Germain-en-Laye. La Verrerie, Paris 1930, 14 Nr. 29, Taf. 29. H. F. Müller 1976, 127. - Siehe auch die Ausführungen S. 74. Ebenfalls aus einem Kindergrab stammt das Glasgefäss aus Grab 151. Die beiden anderen glasführenden Gräber des 19. Jh. lagen jeweils so hoch, dass sie bereits durch die Landwirtschaft gestört waren und deshalb keine Angaben mehr gemacht werden konnten. Tab. 62–67; Theune-Grosskopf 1994. Gegenüber der herkömmlichen kompletten Restaurierung ergeben sich dadurch mehrere Vorteile: Zum einen kann ein deutlicher Substanzverlust vermieden werden, denn die Aufbewahrungssituation ist zugleich die Fundsituation in situ. Zum anderen konnte dadurch der grosse Fundanfall innerhalb einer vertretbaren Zeitspanne konserviert werden. Die Bestimmung wurde von André Rehazek, Basel vorgenommen (vgl. die Angaben im Katalog). Vgl. auch Heege 1987, 93. 389.5, 391.13, 414.27, 532.1, 599.3 u. 769.2. Martin 1976a, 102f.; ders. 1991, 49f. Ein weiterer Kamm mit dreieckiger Griffplatte wurde 1998 entdeckt: Unten, Burzler S. 206f. Zuletzt mit älterer Lit.: Quast 1993, 98f. Zum deutlichen Verbreitungsschwerpunkt der Kämme mit Tierkopfprotomen links des Rheins, bzw. rheinnaher Gebiete: Boosen 1985, 296 Abb. 9; ebd. 309 eine Zusammenstellung der Kammfutterale mit Tierkopfprotomen. Schach-Dörges 1994, 688. Wahle 1925b, 60 Abb. 31. Nach Thomas Typ II, Variante 2 wie 769.2 oder jüngere Derivate: Thomas 1960, 94ff. Heege 1987, 109; Martin 1991, 49. Martin 1991, 148. Für diese Aussage ist wichtig, dass der prozentuale Anteil der unbestimmbaren Gräber fast konstant bleibt. - Die Angaben zum 6. Jh. sind gut mit den gleichartigen Verhältnissen in Basel-Bernerring vergleichbar: Martin 1976a, 101. Martin 1976a, 102.
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Martin 1976a, 102. Deckleiste walmdachartig facettiert: 551.11. - Deckleiste mit gerader Kante: 555.5. - Deckleiste mit abgeschrägten Kanten: 761.10 u. 762.7. - Deckleiste an den Kanten abgerundet: 645.4, 676.2 u. 682.2. Zuletzt ausführlich Heege 1987, 109f. Aus heutiger chronologischer Sicht gehört die Masse dieser Kämme in die zweite Hälfte des 5. Jhs. - Zum Auftreten der senkrecht abschliessenden Deckplatten bei einzeiligen Dreilagenkämmen mit dreieckiger Griffplatte: Schach-Dörges 1994, 683. R. Koch 1967, 251. R. Koch 1967, 250f. - Auch der Kamm aus dem Männergrab 5 von Eberfingen «Herrengärten», Kr. Waldshut-Tiengen, ist an einer Seite gelocht: F. Garscha, Ein neuer Alamannenfriedhof in Eberfingen, Kr. Waldshut. In: Badische Fundber. 22, 1962, 167f. Taf. 49.9 (möglicherweise als Tascheninhalt beim Kopf?). Doppelleisten sind bereits in der zweiten Hälfte des 5. Jh. belegt: Möller 1987, 74, Taf. 53.3. Zu Vorkommen des 6. Jh. vgl. Windler 1994, 110. In Grab 503 lag beim Kamm Bronzeniet 503.16. Zwischen dem scheibenförmigen Kopf und dem eisernen Gegenplättchen steckten die Spitzen zweier Kämmzähne. Wegen des sehr fragmentarischen Zustandes von Kamm 503.15 ist die Funktion von 503.16 nicht mehr zu klären. Der nur noch fragmentarisch erhaltene Kamm 800.2 war neben zwei Eisen- auch mit einem Bronzeniet versehen. Reiss 1994, 145. Beim rechten Fuss: 391.13. - Zwischen den Füssen: 555.5 u. 676.2. Beim linken Fuss: 551.11. Dieser Deponierungsort ist während der gesamten Belegungszeit einmalig. - Abweichend lediglich 424.14 bei der rechten Hand. Grab 409, 414, 432, 446, 501, 505, 506 u. 784. Werner 1968, 647ff., 661ff. (Fundliste). - Nachträge bei Knaut 1993, 148 Anm. 11; Quast 1993, 78 Anm. 548. - Für alle in diesem Zusammenhang zitierten Messer mit Hülse gilt diese Anm. als Nachweis. Kurze Griffhülsen: Altenerding, Kr. Erding, Grab 14 u. 88; BarbingIrlmath, Kr. Regensburg, Grab 19; Bülach ZH, Grab 4; Basel-Kleinhüningen BS, Grab 126; Mahlberg, Ortenaukreis. - Zu gleichartig gerippten Hülsen: Werner 1968, 658 Taf. 3.2–4. - Auf die gleichartige Rippung von Griffhülsen und Goldgriffspathen macht Ament 1970, 51 aufmerksam. Giesler-Müller 1992, 115ff., Taf. 26–29, Taf. 80.1. - Aus Gültlingen, Kr. Calw liegen zwei gerippte Goldblechhülsen als Einzelfunde vor. In nur einer fanden sich Fragmente eines Eisenmessers: Quast 1993, 78, 125 Nr. 14,15, Taf. 13.14,15. Mögliche Überlegungen dazu sind rein hypothetischer Natur. Sinnvollerweise beschränke ich mich nur auf das engere Umfeld der Messer mit Edelmetallhülsen und damit der Esskultur. a) Ein Weinsiebchen aus organischem Material. Bei der Bearbeitung der frühmittelalterlichen Weinsiebchen hat Martin diejenigen Beispiele zusammengestellt, bei denen Weinsiebchen und Messer zusammen aufgefunden wurden: Martin 1984a, 114f. Für seine Nachweise, ebd. 119ff. Nr. 29, 30, 43 u. 48 sind Edelmetallhülsen belegt. In Basel-Kleinhüningen Grab 74 ist allerdings zusätzlich ein silbernes Sieb belegt. b) Ein Löffel aus organischem Material. Direkt bei diesen Messern liegend sind auch metallene Löffel belegt. Z.B. in Barbing-Irlmauth, Kr. Regensburg, Grab 19 und Mahlberg, Ortenaukreis. Für LausanneBois de Vaux VD ist kein Lagebefund überliefert. c) Als dritte Möglichkeit könnte auch eine Gabel in Betracht kommen. Im Zusammenhang mit Edelmetallhülsen sind Gabeln allerdings bisher nicht belegt. Gabeln sind im Römischen im Zusammenhang mit Besteck belegt. Ihre Nachweise sind aber nicht sehr häufig. Sie können zwei- oder dreizinkig sein, wobei erstere vor allem im sassanidisch und paleobyzantinischen Umfeld belegt sind: Baratte 1990, 80f. (mit weiterer Lit.); Martin 1984, 111, 124 Abb. 67, Taf. 33.1. - Aus Fundverbänden des 5. bis 7. Jhs. liegen bisher nur wenige zweizinkige Gabeln vor. Aus Issendorf, Kr. Stade, Grab 2102 stammt ein «gabelförmiges Gerät», das als Gabel interpretiert wird. Die Männerbestattung der ersten Hälfte des 5. Jhs. lag in einem Kammergrab und zeigt damit ein gehobenes Ausstattungsniveau an: Hässler 1994, 25 Abb. 9.4, 42 Abb. 19 (keine Angaben zum Material), 29ff. u. 66f. (zu den Kammergräbern). - Aus dem langobardenzeitlichen Grab 37 von Castel Trosino, Prov. Ascoli Piceno, stammt ein zweizinkiges Eisengerät, das bisher als Gabel angesprochen wurde. Es lag an der linken Seite, neben einem Messer. Das gehobene Ausstattungsniveau dokumentiert eine silberne Gürtelgarnitur: Mengarelli 1902, 236ff., bes. 238 Abb. 97. Für
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dieses Gerät wird neuerdings auch eine Interpretation als Werkzeug oder als Teil einer Waage («… arnese o parte di bilancia …») vorgeschlagen: La necropoli altomedievale di Castel Trosino. Bizantini e Longobardi nelle Marche. Ausstellungskat. Ascoli Piceno 1995, Milano 1995, 243. - Aus Grab 10 des langobardischen Gräberfeldes von Nocera Umbra, Prov. Perugia, stammt das zweizinkige Fragment einer silbernen Gabel: Paribeni/Pasqui 1918, 186 Abb. 35. Für anregende Diskussionen habe ich P. Im Obersteg, Schaffhausen herzlich zu danken. Einige hölzerne Teile aus Grab 79 von Oberflacht, Kr. Tuttlingen wurden bisher vorsichtig als Überreste eines Klappstuhles interpretiert. Schiek 1992, 49ff., Taf. 46–51, bes. Taf. 48 u. 49 (Grabbeschreibung); Paulsen 1992, 60f (Interpretation). Ich verwende durchgängig nur den wertfreien Begriff Klapp- oder Faltstuhl. Kiss 1996, 270ff. - Moreau 1881, Taf. 7 zählt zum Stuhl von Brény weitere Parallelen auf, die auch von E. Salin/A. France-Lanord, Le fer à l’époque mérovingienne. Rhin et orient, Paris 1943, 228 wiederholt werden. Es geht allerdings nicht hervor, ob es sich um römische oder frühmittelalterliche Klappstühle handelt. - Zum Klappstuhl aus dem Mus. Annecy beachte man auch: J. Prieur/A. Bocquet/M. Colardelle et. al., La Savoie des origines à l’an mil, Rennes 1983, 416ff. - Frühmittelalterliche Zeitstellung im mitteleuropäischen Sinn gilt auch für die acht Klappstühle aus der südägyptischen Nekropole von Ballana: W. B. Emery, The royal tombs of Ballana and Qustul, Kairo 1938. Es handelt sich um die Gräber 3, 10, 37, 80, 95, 114, 118 u. 121; ders., Nubian treasure, London 1948, 91ff., 102ff., 123ff., 135ff., 146ff., 151ff., 155ff. Eine Auflistung tatsächlicher Bratspiesse bei: Grünewald 1988, 190 Anm. 102. Zu streichen sind jetzt die als Klappstuhl erkannten Fundorte. Auch eine Interpretation als Waage wurde in Betracht gezogen. Fundliste 6. Die Nummerierung entspricht auch jener auf der Verbreitungskarte (Abb. 116). Sie liegen damit gut im Breitenspektrum der eisernen frühmittelalterlichen Klappstühle von Nocera Umbra: Grab 1: 40 cm; Grab 5: 44 cm; Grab 17: 34.8 cm; Grab 60: 50.5 cm; Grab 79: 38 cm; Grab 100: 40 cm. Paribeni/Pasqui 1918, 164; 172; 199; 254f.; 272 u. 292. Auch die Breiten römischer, pannonischer Eisenklappstühle schwanken zwischen 37 und 52 cm. Mit 29 cm Breite liegt hier allerdings auch ein sehr kleines Exemplar vor: Bonis 1982, 142. Zwei, nach der Zeichnung möglicherweise gestauchte Enden sind in Straubing-Baiuwarenstrasse Grab 266 erhalten geblieben. Es sind nur die Gräber berücksichtigt, für die eine klare Lageangabe ersichtlich war. Der Stuhl aus Weilbach lag «zu Füssen» der Toten, der aus Köngernheim «am rechten Fuss». Die Achse aus dem vollkommen ausgeraubten Grab 199 von Fridingen wurde «am Fussende, höher als die Grabsohle» aufgefunden. - Für die Achse aus Mengen, quer unter der Brust der Toten aufgefunden, schlug Ament 1992, 4f. die Funktion als Fessel vor. In die Zeit vom späten 6. bis beginnenden 7. Jh. soll Grab 199 aus Fridingen gehören. v. Schnurbein 1987, 31; 81. Vgl. U. Koch 1969, 188 Tab. 1. Tab. 65–66. Martin 1993, 395, 402 Abb. 2. Zu diesem Thema umfassend: Th. Schäfer, Imperii insignia. Sella curulis und fasces. Zur Representation römischer Magistrate. Mitt. DAI. Röm. Abt. Ergh. 29, Mainz 1989; O. Wanscher, Sella curulis. The folding stool, an ancient symbol of dignity, Kopenhagen 1980. - Zu Faltstühlen allgemein: I. Liversidge, Furniture in Roman Britain, London 1955, 28ff.; G. M. A. Richter, The furniture of the Greeks, Etruscans and Romans London 1966, 103f. - Eine zusammenfassende archäologische Wertung der Bodenfund bei: B. Grodde, Hölzernes Mobiliar im vor- und frühgeschichtlichen Mittel- und Nordeuropa. Europäische Hochschulschr. R. 38 Arch. 26, Frankfurt a. Main/Bern/New York/ Paris 1989, 75ff.; Siehe auch Cl. Ehrl, Vom Hocker zum Thron. In: O. Brinna/F. Ehrl (Hrsg.), Echo. Beiträge zur Archäologie des mediterranen und alpinen Raumes. Festschr. J. B. Trentini. Innsbrucker Beitr. Kulturwiss. 27, Innsbruck 1990, 117ff. - Aus archäologischer Sicht gibt es keine gesamthafte Behandlung römischer und spätantiker Klappstühle. Zu diesem Themenkomplex: Bonis 1982; A. Sz. Burger, Késöróí sírok Aquincumban (Spätrömische Gräber in Aquincum). In: Budapest Régiségei 25, 1984, 65ff.; R. F. Jessup, Excavation of a roman barrow at Holborough, Snodland. In: Arch. Cantiana 68, 1954, 1ff.; bes. 22ff.;
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H.-J. Kellner/G. Zahlhaas, Der römische Tempelschatz von Weissenburg i. Bayern, Mainz 1993, 126f. Buchmalerei: K. Weitzmann, Spätantike und frühchristliche Buchmalerei. Die grossen Handschriften der Welt, München 1977, 39 u. Taf. 4 (Vergilius Vaticanus. Fol. 73 v, Miniatur 49. 5. Jh.), 65 u. Taf. 17 (Wiener Dioskurides. Fol. 5 v), 83 u. Taf. 26 (Wiener Genesis. Fol. 16 r, Pict. 31. 6. Jh.). - Elfenbeinarbeiten: Th. Kraus, Das Römische Weltreich. Propyläen Kunstgeschichte 2, Berlin 1984, 280f. Nr. 380 b mit Abb. (Thronender Christus mit Aposteln. Um 400); Volbach 1976, 59 Nr. 71 u. Taf. 41.71 (Muse zwischen zwei Dichtern. Um 400), 109f. Nr. 173 a u. Taf. 88.173 a (Anbetung der Magier. 5./6. Jh.), 110 Nr. 174 u. Taf. 88.174 (Marienszenen. 5./6. Jh.), 114 Nr. 184 u. Taf. 92.184 (Verkündung, Christuswunder und Einzug in Jerusalem. 6. Jh.). Malerei: P. J. Nordhagen, Studies in Byzantine and Early medieval painting, London 1990, 418 Abb. 6, 422 (St. Demetrius Kirche, Thessaloniki. Um 650). - Mosaik: F. Baratte, La vaiselle d’argent dans l’Afrique romaine et byzantine. In: Ant. Tardive 5, 1997, 130f. mit Abb. 22 (Thermenmosaik aus Sidi Ghrib. Ende 4./Anfang 5. Jh.). Münzen: Nau 1981, 603ff. Abb. 1.1 u. 1.5 (Argentei minuti. Zweite Hälfte 5. Jh.). - Steinmetzarbeit: Ägypten. Schätze aus dem Wüstensand. Kunst und Kultur der Christen am Nil. Ausstellungskat. Hamm, Mainz, München, Schallaburg b. Melk. Hrsg.: Gustav-Lübcke-Mus. Hamm; Mus. Spätantike u. Byzantinische Kunst, Staatl. Mus. Berlin Preussischer Kulturbesitz Wiesbaden 1996, 114f. Nr. 61 (Grabstele einer jungen Frau. 4./5. Jh.); K. Weitzmann (Hrsg.), Age of spiruality. Late antique and early christian art, third to seventh century. Ausstellungskat. Metropolitan Mus. of Art, New York, New York 1979, 279f. Nr. 256 u. 280 mit Abb. (Sarkophag. 4. Jh) (J. Weitzmann-Fiedler); 397 Abb. 51 (Sarkophag. Um 260) (E. Dinkler); 412f. Nr. 370 (Kindersarkopag. Spätes 3. Jh.) (E. Dinkler); 524f. Nr. 469 (Sitzende Christusstatue. Um 370/80) (J. Nelson Carder); Spätantike und frühes Christentum. Ausstellungskat. Liebieghaus Mus. alter Plastik, Frankfurt a. Main 1983/84, Frankfurt 1983, 632f. Nr. 220 (Sarkophagdeckel. Ende 3. Jh.). - Toreutik: K. I. Shelton, The Esquilin treasure, London 1981, 18 Abb. 4, 72ff. Nr. 1 u. Taf. 1, 2, 8 u. 11 (Proiecta-Kästchen), 75ff. Nr. 2 u. Taf. 16 (Musen-Kästchen). - Laut P. E. Schramm (wie Anm.1417), 319f. sitzt der langobardische König Agilulf auf der szenischen Darstellung der Agilulfplatte auf einer sella, einem Faltstuhl. Baratte 1997, 131, Abb. 22. H. Appuhn, Einige Möbel aus der Zeit um 1200. In: H. Steuer (Hrsg.), Zur Lebensweise in der Stadt um 1200. Ergebnisse der MittelalterArchäologie. Ber. Koll. Köln 1984. ZAM Beih. 4, Köln 1986, 111f.; N. Degrassi, La sella plicatilis di Pavia. In: Arte del primo millenio. Atti II˚ Convegno Stud. Arte dell’Alto Medio evo. Pavia 1950, Turin 1953, 56ff.; A. Peroni, Oreficerie e metalli lavorati tardoantichi e altomedievali del territorio di Pavia. Centro Italiano Stud. Alto Medioevo, Spoleto 1967, 154ff. Nr. 129.; P. E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik. Schr. Mon. Germaniae Hist. 13/I, Stuttgart 1954, 316ff.; H. Staude, Untersuchungen zur Mechanik und technischen Geschichte des Dagobert-Thrones. In: Jb. RGZM 23/24, 1976/77, 261ff.; K. Weidemann, Zur Geschichte der Erforschung des DagobertThrones. In: dito, 257ff.; ders., Untersuchungen zur Ornamentik und Datierung des Dagobert-Thrones. In: dito, 267ff.; D. M. Wilson, An inlaid iron folding stool in the British Museum. In: Medieval Arch. 1, 1957, 39ff. Scharnierkonstruktionen haben bereits bronzezeitliche Klappstühle: W. M. Werner, Klappschemel der Bronzezeit. In: Germania 65, 1987, 29ff. Th. Schäfer (wie Anm. 1414), 102ff. u. Taf. 11.5–8 (Münzen der ersten Hälfte des 1. Jh. v.Chr. bis ersten Hälfte des 1. Jh. n.Chr.). Eine durchgehende eiserne Achse könnte auch der Klappstuhl enthalten, der auf einem Grabaltar der iulisch-claudischen Zeit abgebildet ist: ebd. 346f. Nr. 68 u. Taf. 74.2. W. G. J. R. Vermeulen, Een romeins gravfeld op den Hunnerberg te Nijmegen, Amsterdam 1932, 170ff., bes. 173f. Nr. 25; Taf. 15. Den Hinweis auf diesen Stuhl verdanke ich G. Sorge, München. H. Chew, La tombe gallo-romaine de Saintes. Nouvel examen du matériel. In: Ant. Nat. 20, 1988, 35ff.; ebd. 54 nennt die Autorin einen weiteren, vergleichbaren Stuhl. Den Hinweis verdanke ich M. Martin, München.
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An der eisernen Achse aus Grab 150 von Fridingen befinden sich, wie bei 551.12, anhaftende Hozreste. An vergleichbaren Stellen ist, laut Zeichnung, worauf mich U. Hürten, Schaffhausen aufmerksam machte, auch die Achse aus Straubing-Baiuwarenstrasse Grab 266 stark abgenutzt. L. Matzulewitsch, Byzantinische Antike. Studien auf Grund der Silbergefässe der Eremitage Berlin/Leipzig 1929, 136f. Nr. 14; Taf. 50; R. Harhoiu, Die frühe Völkerwanderungszeit in Rumänien. Archaeologia Romanica 1, Bukarest 1998, 172 Nr. 32, Taf. 18. Werner 1977, 327 Anm. 138. Den Hinweis auf dieses Zitat verdanke ich M. Martin, München. Schäfer (wie Anm. 1414), 46f.; Wanscher (wie Anm. 1414), 190ff. Soweit erkennbar zeigen noch alle von mir in Anm. 1414 zitierten spätantiken und frühmittelalterlichen Darstellungen die Beinscheren an der Seite des Sitzenden. Zur Geschlechterverteilung: oben, Ruckstuhl S. 62, Kart. 2; unten, Hotz S. 332ff., Tab. 70, 72. Oben, Ruckstuhl S. 302ff., Kart. 11–13. Oben, Ruckstuhl S. 68ff. Vgl. Abb. 51. Vgl. Abb. 50. Oben, Ruckstuhl S. 256f. Abb. 45. Zugehörigkeit der Franziska zu Grab 620B oder 620C nicht geklärt. Hier steckte die Schneide der Franziska im gewachsenen Boden – mit dem Schaft zum Kopf zeigend – zwischen den Bestattungen. Dazu Heege 1987, 64. Vgl. die Fundlage in Basel-Kleinhüningen Grab 114 und 150: Giesler-Müller 1992, 105, 136. Franziska 422.2: vgl. Basel-Gotterbarmweg Grab 29, Vogt 1930, 161, Abb. 10. Böhner 1958, 18, Abb. 1a, 166f., Taf. 31, 6–7. Vgl. Dahmlos 1977, 143, Abb. 1. Böhner 1958, 166. Quast 1993, 51, Taf. 5, 3. Heege 1987, 61, Abb. 25, 1; 64f. Die Franziska ist für eine Differenzierung in P1, 2 oder 3 nicht geeignet. Vgl. U. Koch 1990, 186; Dahmlos 1977, 145, 152, 161. P. Périn/M. Kazanski, Das Grab Childerich I. In: Franken 1996, 173ff., 178, Abb. 127. Hübener 1977, Karte 2. Oben, Leicht S. 133. Altfunde abgebildet: Wanner 1868, Taf. I, 5–6; II, 8; Guyan 1956, Taf. XIII,119 b; XIV,120 a; XV, 128 b; XXI, h.; Dahmlos 1977, 146, Abb. 3. Basel-Kleinhüningen Grab 124 und 150: Giesler-Müller 1992, Taf. 25.124, 1; 32.150, 1. Basel-Kleinhüningen Grab 114 gilt als Axt: Giesler-Müller 1992, Taf. 23.114, 1. Nach der Kartierung Hübener 1977, Karte 2. Vgl. die Zusammenstellung von Äxten und Franzisken: Moosbrugger-Leu 1971 B, Taf. 16; ders. 1971 A, 94ff. Da die Franziska vor allem in Zeitstufe II-III vorkommt, könnte dies, neben anderen Ursachen, auch chronologische Gründe haben.Vgl. zum regional verschiedenen Vorkommen besonderer Funde dies- und jenseits des Hochrheins: Windler 1994, 161f. Unten, Burzler S. 210. Zur variierenden Fundlage: U. Koch 1977, 113. 861.1.3.6.7., 862.2 (Schaft nicht erhalten). 861.5.8; 862.1 nicht bestimmbar. Z.B. Grab 325 (vgl. zum vermuteten Köcher: oben, Leicht S. 133f.); 662, 714A, 762, 841, 861. Für Zeitstufe IV ist dagegen ein Rückgang der Pfeilbeigabe zu bemerken (Tab. 64). Auch wenn Hinweise auf hölzerne Bögen kaum überliefert sind, wird man bei Pfeilspitzen einen solchen voraussetzen dürfen, da ein Pfeil ohne Bogen nicht funktionsfähig ist. Vgl. auch die tordierten Pfeilspitzen aus Fellbach-Schmiden Grab 14, 19: Roth 1981, 534f., Abb. 36.2; 37.7. Das gilt für die Annahme, dass die Fundlage der Trageweise entspricht. Andernfalls ist es zu überlegen, ob die Tasche beigelegt wurde. Vgl. unten, S. 206. Böhme 1994, 101ff.; Heege 1987, 63f. Böhme 1994, 103, Abb. 24. Beispiele: Herten (D) Grab 57: Garscha 1970, Taf. 70,21; ders. 1962, Taf. 44,1–4. - Heidenheim-Grosskuchen (D) Grab 17: Heege 1987, 61, Abb. 25,4. - Basel-Kleinhüngen Grab 126: Giesler-Müller 1992,
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Taf. 29,12 (Terminus post quem 445). - Hemmingen (D) Grab 46: Müller 1976, Taf. 11, B 1; vgl. Grab 44, ebd. Taf. 11, A 1. Zu weiteren Vorkommen: Böhme 1994, 109 (Fundliste 2); Garscha 1962, 133ff. Vgl. den Bügel der Schnalle Westheim Grab V: Reiss 1994, 83, Taf. 2,7. Vgl. die cloisonnierten Gürtelschnallen 776.1 und 695.3, ferner die ausgewählten mediterranen Gürtelschnallen bei Böhme 1994, Abb. 20ff. Dagegen die tauschierten Beispiele bei Garscha 1962, Taf. 44f. Verschiedentlich wurde beobachtet, dass die Tauschierung (Pilzzellen-, Spiraltauschierung) eine Imitation, z.B. von Punkt-Komma-Ornamentik oder engzelligem Stegwerk sein könnte. Späte vielteilige plattierte Gürtelgarnituren besitzen zum Teil in die Plattierung eingegliederte Almandinrundel. Daneben kommen rechteckige, streifentauschierte Schnallenbügel mit Almandinen in den Ecken vor: Garscha 1970, Taf. 70,25; ders. 1962, 136, Abb. 2,5 (tauschiert?); Giesler 1992, Taf. 43,6 (Basel-Kleinhüningen Grab 199) Oben, Leicht S. 136ff. Eine direkte Korrelierung mit der Perlenchronologie ist nicht möglich, da Grab 548 keine Perlen enthält. Giesler 1992, 115ff., Taf. 27–29. Kreistauschierte Schnallen werden von Männern und Frauen getragen: Heege 1987, 63. Dies wird in Schleitheim durch das Vorkommen in einem Männer- (Grab 851) und Frauengrab (Grab 548) bestätigt. Unten, Reich S. 254ff. Quast 1993, 84. Grab 421.2, 471.2, 622.1. Vgl. für Zeitstufe II z.B. Grab 406.2, 421.2, 422.1, 548.1, ev. 621.1. Giesler-Müller 1992, Taf. 29, 12. Basel-Kleinhüningen: Giesler-Müller 1992, Taf. 3 (Grab 18.1), 5 (Grab 37.1), 10 (Grab 67.5), 15 (Grab 82,2), 21 (Grab 105.2), 22 (Grab 112.2), 46 (Grab 221.1). Müller 1976, 36f., Taf. 5 A,4 (Hemmingen Grab 15). Vogt 1930, Taf.9,8 (Grab 19). Vgl Basel-Kleinhüningen Grab 32: ebd. Taf. 11,4. Heege 1987, 63. Oben, Leicht S. 140. Z.B. Grab 470.3–4, 481.8, 645.2–3, 687.7, 777.2–3,784.2. 841.3–5, 847.1. Vergleichbare Gürtelhaften sind auch in Zeitstufe III belegt: Grab 766.7. 850.1, 851.2, 856.1, 862.4.7. Z.B. 853.8, 856.1. A. Koch 1998, 51ff. (Gruppe I. 3.3.). A. Koch 1998, 51 (Gruppe I. 3.3.1.). A. Koch 1998, 71f. (Gruppe I. 3.3.1.7.), Anm. 313 (Nachweise der Vorkommen), Taf. 8,1; Werner 1961, 19 Nr. 35–37, Taf. 10, 35–36; 11, 37. Wenige Belege auch am nördlichen Oberrhein und in Bayern südlich der Donau: Verbreitungskarte bei Werner 1961, Taf. 52 oben. Fundliste: ebd. 57. Ein vergleichbares Fibelpaar – ohne quergeripptem Bügel – kommt aus Weingarten Grab 775: Roth/Theune 1995, Taf. 279 C, 2a–b. A. Koch 1998, 71. A. Koch 1998, 72, Anm. 317. Zusammenstellung historisch datierter Fibelhortfunde: Marti 1990, 41, Abb. 22 (bes. Abb. 22,4). Gespräch mit G. Hotz 12.04.2000. Zur Differenz zwischen Herstellungs- und Grablegungszeitraum: Marti 1990, 40, 43. Fibel 852.1 wurde mit der Schauseite nach oben und Fibel 852.2 mit der Rückseite nach oben aufgefunden. Saint-Sulpice, Altfund: Marti 1990, 197, Taf. 12,1. - Walheim (D): Kühn 1974, 425f., Taf.123, 381–381 a; Veeck 1931, 188; Alamannen 1997, 176, Abb. 181. Marti 1990, 40. Marti 1990, 9ff., 43. Herten Grab 68: Garscha 1970, 96, Taf. 10B. Weitere Schliesshaken z.B.: Fingerlin 1990, 126, Abb. 26f. (Sponeck, Wyhl). Böhme 1989, 398, Abb. 2, 2, 6–7, 9, 13; 401, Abb. 4, 1,11. Böhme 1989, 400; Ament 1992, 41f. Marti 1990, 42f., Abb. 23, 1–6 A, 24. Fundliste: ebd. 162, Fundliste 2: Bügelfibeln vom Typ St. Sulpice Altfund Taf., 12,1. Z.B.: Verbreitung der kleinen Bügelfibeln der Formengruppen Niederflorstadt-Wiesloch und Grossumstadt: Böhme 1989, 402, Abb. 5. Martin 1991, 655. Der Fuss der tiefer gelegenen Bügelfibel 761.1 überlagert die Kopfplatte der am Körper höhergelegenen Bügelfibel 761.2. Martin 1991, 633, 652ff.
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Hervorgehoben durch: Martin 1987a. Unten, Rast-Eicher/Burzler S. 388f. Schleitheim Grab 553 (gestört) und 555. Fundlage des Miniaturfibelpaares des Typs Sindelfingen unterhalb des Unterkiefers. A. Koch 1998, 40. A. Koch 1998, 51. A. Koch 1998, 51ff. (Fibelgruppe I. 3.3.1.); Fundliste 6 B, ebd. 683. A. Koch 1998, 66 (Fibelgruppe I. 3.3.1.5 und 1.3.3.1.5.1.). A. Koch 1998, 67ff. (Fibelgruppe I. 3.3.1.5.2.) A. Koch 1998, 68, Taf. 7,9; 608f., Kat.nr. 200. Hugstetten (D) Grab 5: A. Koch 1998, 68; Garscha 1970, 168, Taf. 83,8. A. Koch 1998, Karte 6.Vgl. zur weiten Verbreitung: Bügelfibel 852.1–2. A. Koch 1998, 68. Oben, Leicht S. 155ff. A. Koch 1998, 69. Unten, Reich, S. 255. A. Koch 1998, 68, Typentaf. 1,8. Verbreitungkarten: Stand 1939: Thiry 1939, Taf.g. Neue Kartierung mit fast verdoppelter Fundmenge: Haimerl 1998a, 91, Abb. 1. Haimerl 1998, 70f.; dies., 1998a, 90; dies., Die Vogelfibel der älteren Merowingerzeit. Ungedr. Diss. Ludwig-Maximilians-Universität München 1996. Oben, Leicht S. 158ff. Haimerl 1998, 72; dies. 1998a, 102f. Grab 853 entspricht ungefähr der Phase 2 (etwa 490–510) nach Haimerl: Haimerl 1998a, 97f. Oben, Leicht S. 158ff.; Thiry 1939, 37ff. Schleitheim-Hebsack Grab 445.B1 gehört zur Gruppe der «einfachen Vogelfibel mit Steinauflage»: Thiry 1939, 33ff. Schleitheim-Hebsack Grab 637.1 zählt dagegen zur Gruppe der Vogelfibel mit CabochonVerzierung: Thiry 1939, 58f. Vgl. Straubing (D) Grab 468: Geisler 1998, Taf. 166, 3–4; Schwenningen (D) Grab 101: Oehmichen/WeberJenisch 1997, 30, Abb. 13,1. Haimerl 1998, 72. G. Thiry unterscheidet vier grosse Gruppen der Vogelfibeln: cloisonnierte Vogelfibel: Thiry 1939, 25ff.; einfache Vogelfibel mit bzw. ohne Steinauflage: ebd. 33ff., 37ff.; kerbschnittverzierte Vogelfibel: ebd. 43ff.; Vogelfibel mit Filigran- und Cabochonverzierung: ebd. 58f. Thiry 1939, Taf. 9f. Thiry 1939, 33. Thiry 1939, Taf. 9–10. Thiry 1939, Taf. 9–14. Z.B.: Thiry 1939, Taf. 15, 336–343. Thiry 1939, 114, Nr. 482, 486; Taf. 21, 482 (Fundort: O-Szony, Komorn, U), 486 (Fundort Truchtelfingen Grab I, D). Lurker 1988, 6, 812. Haimerl 1998, 73. Fundbeispiele: Thiry 1939, Taf.21, 496–497. Haimerl 1998, 73. v. Freeden 1979, 261ff., 417 (Fundliste). v. Freeden 1979, 406. v. Freeden 1979, 263. Zu Polyederohrringen: oben, Leicht S. 169f. Grab 424, 455, 551, 552. Auch die einschlägigen Fibelgräber der Zeitstufe III weisen keine Ohrringe auf (Grab 665, 671). Basel-Kleinhüningen Grab 126: Giesler-Müller 1992, Taf. 26ff. Flaach Grab 19: Bader/Windler 1998, 115 Abb. 12, 116, Abb. 15, 118ff., Abb. 17ff. Unvollständig überliefert: Lörrach: Fingerlin 1983. Weitere Beispiele: Basel-Kleinhüningen Grab 35: Giesler-Müller 1992, Taf. 4. - Herten Grab 56: Garscha 1970, Taf. 15B. Zur Beigabenkombination vgl v. Freeden 1979, 263f. Tab. 65–67 (Grab 554, 649, 764, 778); Tab. 67 (Spalte Ohrring). Vgl. unten, Burzler S. 498f. Grab 649, 764, 778. Grab 329, 504, 518, 519. Zu Ohrringen mit massivem Polyeder in der jüngeren Merowingerzeit: v. Freeden 1979, 287ff., 416ff. Liste 2 (Fundliste). Zu Drahtohrringen: oben, Leicht S. 169f.; v. Freeden 1979, 391ff. Polyederohrringe finden sich auch in Taschen der Männergräber (Altmetall?): Grab 588C.6 (Nadel oder Ohrring). Bader/Windler 1998, 119. Dagegen: v. Freeden 1979, 286. v. Freeden 1979, 286f. Vgl. den Hinweis bei v. Freeden 1979, 287. Sie deutet das Vorkommen als «Mitbringsel» der Goten.
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v. Freeden 1979, 254, Abb. 2. Unten, Burzler S. 537f. Oben, Leicht S. 171. Tab. 65–66. Möller 1976. Riha 1990, 101f., Taf. 42, 1395–1406. Riha 1990, 102. Zur Trageweise, vgl. Gürtel 851.1: S. 199f. Windler 1994, 71ff.; D. Brown, Fire steels and Pursements again. BJ 117, 1977, 451–477; A. Roes, Taschenbügel und Feuerstahl. BJ 167, 1967, 285–299. Windler 1994, 77. Windler 1994, 77. Dafür können der schlechte Erhaltungszustand und die starke Korrosion verantwortlich sein. Müller 1976, 57; Windler 1994, 71. Z.B. Grab 475.2, 680.3 und 841.6. Grab 695.4, 766.11. Vgl. oben, Leicht, S. 149ff. U. Koch 1977, 132. Vgl. Übersicht über Tascheninhalte: Windler 1994, 69, Abb. 93. Pinzette: Grab 336.4, 428.8., 501.11, 723.6 (Frauengrab!). Windler 1994, 79. U. Koch 1977, 132. Ausnahme: Grab 723.6. In Eschborn kommen Pinzetten dagegen in Frauengräbern vor: Ament 1992, 22. Heege 1987, 50, Abb. 20,4; 53. Messer: 850.2, 851.3, 852.3, 862.5. Vgl. Gürtel 851.1. Taschenrandversteifungen: 662.3, 680.2. Oben, Leicht S. 178. Grab 391, 551, 555 und 676. Darauf machte mich die wissenschaftliche Zeichnerin R. Baur aufmerksam. Bei den Schleitheimer Kämmen liess sich dies wiederholt beobachten (z.B. Grab 363.24, 364.3, 424.14, 432.7, 446.2, 463.3, 477.8, 511.1, 519.27, 532.1, 555.5, 605.22, 606B.3, 618.8, 647.11, 649.10, 765.5). Ebenso: Schach-Dörges 1994, 662f., Abb. 1, 684f., Abb. 18f., 687, Abb. 20. Oben, Leicht S. 188ff. Thomas 1960, 94ff., bes. 96, 102 (Datierung); Böhme 1974, 123ff.; Schach-Dörges 1994, 680ff., bes. 691ff. Theune-Grosskopf 1994, 84. Schach-Dörges 1994, 691. Zum seltenen Vorkommen: Schach-Dörges 1994, 680. Vgl. den Kamm aus Pohlheim-Holzheim, dessen fragmentarischer Randfries ebenfalls Durchlochungen und eine verwandte Form wie unser Exemplar besitzt: Steidl 2000, 67 (mit Vergleichsbeispielen), Taf. 68.108a.1. Siehe auch Böhme 1974, Taf. 66.16. Vgl. Genf, abgebildet in: H. Spycher/M. Zaugg, Fundort Schweiz Bd. 4. Frühmittelalter, Solothurn 1986, 25. - Dinogetia (Ru): Thomas 1960, 182, Abb. 74. - Ammerbuch (D): Schach-Dörges 1994, 693, Abb. 25. - Cortrat Grab 6 (F): Böhme 1974, Taf.117,9; Grab 30: ebd. Taf. 120, 5. Zur Deutung als Pferdekopfprotome: R. Koch, Die spätkaiserzeitliche Gürtelgarnitur von der Ehrenbürg bei Forchheim (Oberfranken). Germania 43, 1965, 105–120. Ähnliche Datierung in die Childerichzeit: Schach-Dörges 1994, 693f. U. Koch 1993, 18; Martin 1991, 49; Böhme 1974, 125. Verbreitungskarten: Böhme 1974, 126, Abb. 48; Schach-Dörges 1994, 682, Abb. 17. Vgl. U. Koch 1987, 198 (Wandstärke von unverzierten Glasschalen: 1.6–2.6 mm); 227 (Wandstärken von Glassschalen mit Arkadendekor: teilweise kleiner als 1 mm). Fundliste: ebd. 229f. (Liste der Gläser mit gekämmtem Fadendekor), bes. 230 (Liste der Gläser mit Arkadendekor). U. Koch 1987, 226ff. U. Koch 1987, 227, 231, Abb. 97,227. Das Profil 854.2 ist ferner von Glasschalen mit Fadenauflage ohne Arkadendekor bekannt. Vgl. die Beispiele vom Runden Berg: U. Koch 1987, 212f., Abb. 89, 193, 197; 223f., Abb. 94, 220; 225f., Abb. 95, 222. U. Koch 1987, 228; Quast 1993, 58. U. Koch 1987, 228. Ament 1992, 32, Taf. 6f. Müller 1976, 49ff., 119, 144, Abb. 58, Taf. 8A. Basel-Bernerring Grab 33.11 (Fadendekor) u. 39.11 (Form): Martin 1976, 123f., 285, 301, Taf. 11,1,3. Oben, Leicht S. 140ff.
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Böhner 1958, 232f., Taf. 67,8 (Glasschale mit nach oben gekämmtem Arkadendekor, dazu: U. Koch 1987, 234ff.). Vgl. Martin 1976, 124. Martin 1976, 124; U. Koch 1987, 300. Verbreitungskarte: U. Koch 1987, 227, Abb. 96. Hugstetten (Einzelfund): Garscha 1970, 168, Taf. 50,6. - Runder Berg: U. Koch 1987, 226ff., 229ff. (Katalog). - Basel-Kleinhüningen Grab 111: GieslerMüller 1992, Taf. 22; Grab 120: ebd. Taf. 25. Vgl. Flaach Grab 19 (vermutlich linksrheinisch): Bader/Windler 1998, 120, Abb. 25. Während der Ausgrabung war das Beschläg noch nicht sichtbar, da das Glas 854.3 im Gipsblock geborgen und im Labor freigelegt wurde. Ein kleiner Profilschnitt durch die Füllung des Glases zeigte, dass sich eine dunkel-humose, im Profil kugelige Struktur abzeichnete, die wohl der Rundung des Holzgefässes entspricht. Unten, Rast-Eicher S. 211ff. Burg-Stein am Rhein Grab 1: Burzler 1993, 216, Taf. 37,2. Andernorts sind Holzgefässbeschläge in der Dreizahl nachgewiesen: Weis 1999, 77. Hemmingen Grab 35: Müller 1976, Taf. 9. A 7; zu Holzgefässen ebd. 119f. - Basel-Gotterbarmweg Grab 19: Vogt 1930, Taf. 9,14–15. Dabei gilt die Voraussetzung, dass das Holzgefäss intakt ins Grab kam. Als eine weitere Deutungsmöglichkeit käme ein hölzernes Trinkhorn in Betracht; dagegen spricht jedoch die Lage in dem Glasgefäss. Z.B. Kirchheim/Ries Grab 335: Neuffer-Müller 1983, 101. Allerdings müsste das Beschläg 854.9 weniger stark gebogen sein. Franken 1996, 972 (Werneck-Zeuzleben Grab 36). Unten, Burzler S. 481ff. Tab. 62, 65, 70–75, 80. Vgl. unten, Burzler S. 492ff. Vgl. unten, Reich S. 261ff. Daneben sollte als weitere Möglichkeit bedacht werden, dass die Perlen auf der Brust getragen und im Grab nach rückwärts gerutscht sein können. Unten, Rast-Eicher S. 225: Im Binokular eventuell Hinweise auf Faden. Unten, Rast-Eicher S. 225. Unten, Burzler/Rast-Eicher S. 388f.; unten, Rast-Eicher S. 225. Unten, Burzler/Rast-Eicher S. 226. Unten, Rast-Eicher S. 226. Unten, Rast-Eicher S. 226. Marti 1995, 99. Zur Beigabe von Pfeilen im Köcher: U. Koch 1990, 183f.; Knaut 1993, 122; oben, Leicht S. 135 (Grab 325). Elgg: Windler 1994; Flurlingen: Bader/Rast-Eicher/Windler 2002; Flaach: Bader/Windler 1998, Rast-Eicher i.V.; Bülach: Amrein/RastEicher/ Windler 1999. Gillard/Hardman/Thomas/Watkinson 1994. Unten, Bartel S. 229ff. Manuskript unpubl. KASH. Qualität: bis 10 Fäden/cm: grob; 11–16 F./cm: mittel; 17–22 F./cm: fein; über 23 F./cm: sehr fein. Unten, Reich S. 236ff. Unten, Hotz S. 331ff. und Katalog der Gräber. Ich danke dem Labor für Pflanzenbiologie der Universität Zürich für die Benützung des REM. Einige Proben wurden in Aceton gebadet, um das Konservierungsmittel zu lösen. S. 225f. An den Gürtelschnallen aus Flurlingen ZH gab es eine Reihe von Fellen und Leder, die aufgrund des Befundes nicht mit dem eigentlichen Gurtleder zusammenhängen können: Bader/Rast-Eicher/Windler 2002. Wolle: 31, Lein: 8, Lein/Hanf: 2, Hanf: 2, unbestimmt: 3. S. 225f. Banck 1998. Banck 1997, 375; Amrein/Rast-Eicher/Windler 1999. Brombacher/Jacomet/Kühn 1997: Botanischer Nachweis (FMA) von Hanfsamen im Jura (Develier/Courtételle), in Schaffhausen erst für das 14. Jh. Frölich/Spöttel/Tänzer 1929. Z.B. Ryder 1983; Bender Jørgensen/Walton 1986. Goldmann 1998. Rast-Eicher 1998. Bender Jørgensen/Walton 1986, 186f; Tidow 1995. Mannering 1997; Rast-Eicher 1998: die beiden Untersuchungen ergaben ein gegenteiliges Resultat. Mannering postuliert die Oxidation während der Schwellung der Faser; die andere Untersuchung weist eher
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auf eine Schrumpfung (10%) hin. Die Kurve kann sich also in die eine oder andere Richtung verschieben, ihr Charakter bleibt aber unverändert und deshalb auch mit nicht-oxidiertem Material vergleichbar. Frölich/Spöttel/Tänzer 1929, 393. vgl. Goldmann 1998. S. 222ff. S. 218f. Hundt 1966; Hundt 1972; Hundt 1978; Hundt 1996a; Hundt 1996b; Windler 1994; Amrein/Langenegger/Rast-Eicher/Windler 1999. Die Vergleichsbeispiele, die hier im Text zitiert werden, wurden nur aufgenommen, wenn auch der Befund klar war: In Altenerding sind von 40 Tuche nur 4 z/s gesponnen, bei einem ist die Fadendrehung unvollständig (z/?). In Donzdorf ist von 5 Tuchen eines z/s-gesponnen. Bender Jørgensen 1992, 68f. Unten, S. 372ff. Unten, S. 218. Bender Jørgensen 1988. Dass diese Grundidee schon in römischer Zeit bestand, belegen Funde von Rippenköpern in der traianischen Schicht von Mons Claudianus (Ägypten): L. Bender Jørgensen, Archaeological Textiles Newsletter 12, 1991, 8; Die Rippenköper aus MC haben einen Wechsel von 4–4 im Gegensatz zu 3–3 bei den Rippenköpern aus der Nordostschweiz und Süddeutschland (Bender Jørgensen, mündl. Mitt.). Verbreitungskarte: Bender-Jørgensen 1992, 77, Abb. 100. Bender Jørgensen 1992 Typ 7: z/z; Typ 8: z/s. Rapport in den Gräbern 396, 439, 644, 791 auszählbar. Diskussion unten, S. 372ff. Merishausen SH: Höneisen 1996, 16a; Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 212, Abb. 154, Taf. 61. Schaffhausen-Berslingen: Bänteli/Höneisen/ Zubler 2000, 124, Abb. 89, Taf. 26. Spinngemusterte Leinwand in Männergräbern: z.B. Flurlingen Grab 1 (Bader/Rast-Eicher/Windler 2002), Altenerding Grab 110, 312, 383, 948, 1045 (Hundt 1996), Staubing Grab 129 (Hundt 1993b). Rippenköper aus Männergräbern: z.B. Donzdorf Grab 30, 65, 75 (Hundt 1972), Giengen Grab12 (Hundt 1978), Marktoberdorf Grab 187 (Hundt 1966). Bender Jørgensen 1992, 77. Henry 1998. Unten, S. 222ff. S. 224ff. Elgg Grab 184.10 (Windler 1994, 104); Flurlingen: 3 Eisenmesser aus Grab 5, alle mit Leinwand Umwicklung (Bader/Rast-Eicher/Windler 2002). Im hallstattzeitlichen Grab aus Hochdorf waren verschiedene Gegenstände eingewickelt. Diese Praxis ist für das Frühmittelalter nicht ganz auszuschliessen. Windler 1994, 104: Elgg, Umwicklung einer Schildfessel. Diese Umwicklung ist funktional zu deuten. Das Halten des Schildes ist dadurch angenehmer. Unten, Bartel S. 229ff. Bader/Windler 1998. Das Gewebe an den Fibeln (Grab 19) ist dort aber ein feines Mischgewebe (Lein/Wolle), die Brettchenkante besteht ganz aus Wolle. Unten, S. 372ff. Amrein/Langenegger/Rast-Eicher/Windler 1999. Unten, S. 372ff. OS Schnalle: z.B. Flurlingen Grab 1 (Rast-Eicher 1997); Altenerding Grab 110, 193, 233, 312 (Hundt 1996b); Donzdorf Grab 36 (Hundt 1972). US Scheibenfibel: Bülach (Amrein/Langenegger/Rast-Eicher/ Windler 1999). Unten, S. 372ff. Martin 1991. In ihrer Abschlussarbeit schlägt N. Gebhard ein breites Band in Brettchenweberei vor. Das Brettchengewebe befindet sich meiner Ansicht nach nur am Rand (= Stoffrand), die Fäden sind dort etwas dicker, was Brettchenkanten eines Stoffes entspricht und die Rautenmuster entsprechen in der Qualität den übrigen Diamantkaros aus diesem Gräberfeld. Wir müssen deshalb von einer Kante eines breiten Stoffes ausgehen und nicht von einem Band. Altenerding (D) Grab 319: Martin 1987 a, 275; Dachstein (F): Schneider 1958; Flaach: Bader/Windler 1997. Diskussion unten, S. 372ff. Grab 689, s. auch S. 224 und Grab 853, S. 225f. Windler 1994, 221f. Windler 1994, 109. Das Plissée-Gewebe wird im Kapitel 6 detailliert besprochen.
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Z.B. im Gräberfeld von Donzdorf, Hundt 1972. A. Rast-Eicher, Müstair-Kloster St. Johann, Die Textilien, in Vorb. Amrein/Langenegger/Rast-Eicher/Windler 1999. Unten, S. 372ff. Elgg: in Grab 164 und 193 über Axt; in Grab 225 über Gegenbeschlag des Gürtels. Z.B. Windler 1994, 110. Banck 1998. Unterlagen KASH. Flurlingen, Grab 5: Bader/Rast-Eicher/Windler 2002; Haithabu: Hägg 1991, 257. Flurlingen: Textilien US Schnallen: zwei Tuche und eine Leinwand. Bader/Rast-Eicher/Windler 2002. Amrein/Rast-Eicher/Windler 1999. Unten, Burzler/Rast S. 372ff. Haithabu: Hägg 1991, 210; Birka: Geijer 1938, 16f; Buchholz: unpubl., freundl. Mitt. von K. Tidow, Neumünster; Grosshöbing: Bartel/Nadler 1998. Die Rippenköper und Plissée wurden in einem andern Beitrag zusammengestellt: A. Rast-Eicher, Die Gewebebindungen in römischer und frühmittelalterlicher Zeit, Vortrag am Kolloquium «De L’Antiquité tardive au Haut Moyen Age (300–800) - Kontinuität und Neubeginn» am 23./24. März 2001, Druck in Vorb. Alfaro 1990, 39, Fig. 4.1: die Datierung ist in der Publikation als römisch angegeben, wurde aber in die Spätbronzezeit korrigiert (Mitt. von C. Alfaro vom 18.02.1999). Geijer 1938, 17: Tracht aus Finnland; Nixdorf 1977: Südmähren; Noss 1998: Norwegen. Die Kopie einer Decke (datiert 400 AD) in der Grösse von 2 x 1.5 m durch professionelle Weberinnen am Gewichtswebstuhl brauchte (inkl. Handspinnen) 402 Stunden Arbeitszeit. Poster von A. Nørgård am NESAT-Symposium 1993 in Neumünster. Neuerdings aus Greding (D), spitz plissiert und Steinheim (D) je ein plissiertes Gewebe belegt, mündl. Mitt. A. Bartel. Diese Annahme wird durch einen weiteren Fund eines Plissée-Gewebes in Flaach unterstützt, Rast-Eicher in Vorb. Unten, S. 372ff. Unten, S. 380. Bader/Windler 1998, 118. Banck 1998. Rast-Eicher, in Vorb. Bartel 1993, 431. Zur Einflussnahme des Umfeldes: Bartel 1998a. - Dazu A. Fischer 1997. Dem Kollegen P. Im Obersteg, Museum zu Allerheiligen Schaffhausen, danke ich für seine kooperative Hilfe bei den Sicherungsmassnahmen der Schnalle. Für die zeichnerische Umsetzung der Vorlage danke ich ebenfalls meinem Kollegen H. Voss, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Archäolog. Aussenstelle Bamberg. Für die Weiterleitung von Faserstoffproben zur Untersuchung mit dem Rasterelektronenmikroskop gilt mein Dank Frau A. Rast-Eicher, Schweiz. Die Breite des Gürtels mußte dem Durchzugschlitz an der Schnalle entsprochen haben. Hinweise dafür ergaben sich aus der Messung von Gürtelresten, die auf der Rückseite der Schnalle und bei einem lose beiliegenden Fragment 2 cm betrug. Für ein schmal auslaufendes Gürtelende sprach die oberste Lage des umwickelnden Riemens auf der Schauseite der Gürtelschnalle. Sie war dort nur noch 1.2–1.6 cm breit. Zu Materialkombinationen: Bartel 1991/92. - Kenntnisse zu Bändchenvorkommen: Bartel/Knöchlein 1993, 431 u. 419–439. - Randeinfassungen, Stabilisierungen bei Wadenbinden: A. Bartel, Textilfunde aus den merowingerzeitlichen Gräbern 1 u. 2 von Neuses a. d. Regnitz. In: BV 63, 1998, 264 ff. - Zu Leder kombiniert mit Goldbrokat: U. von Freeden, Beigaben der Frauengräber. In: RGZM 68, 1987, 513ff. - Stirnbinden mit Leder kombiniert: Päffgen 1992, 385ff; 426ff.; Fleury/France-Lanord 1962, 341ff. - Zu Besätzen und Borten: Blümner 1875, 199–200. Um wieviele Lagen es sich dabei handelte lässt sich aufgrund des abgebauten Zustandes nicht mehr ermitteln. v. Gleichen-Russwurm, 121. A. Bartel, Die organischen Reste an der bronzenen Schnabelkanne des Keltenfürsten von Glauberg-Glauburg, Wetteraukreis (Grab 1). In: Germania 75, 1997, 522ff.; Banck 1996, 48. Breuer 1993, 96–99. Zur Thematik: M. Martin 1991a, 33ff.
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Zu Trachtobjekten der vorliegenden Art mit entsprechenden Waffen: Menghin 1983, Grab: 16, 63, 68, 319b usw. Sichtbare Tragweise eines Gürtels mit Waffe zeigt Stilicho, der Vandale als Statthalter des Römischen Reiches: Mützel 1925, 161. Die Gesamtdokumentation der Perlenpläne kann in der KASH eingesehen werden. Leider wurde die Nummerierung ohne Berücksichtigung der spezifischen Tragweise vorgenommen, wie sie bei vielen Perlenensembles anzutreffen ist: so beginnt die Nummerierung mit den am Hals getragenen Perlen, setzt sich im Brust- und Oberkörperbereich fort und endet schliesslich wieder am Hals, anstatt die Perlen gesondert nach Halsund Oberkörper«kette» zu behandeln. Diese widersprüchliche, von der Dokumentation vorgegebene Reihenfolge schlägt sich auch bei der bildlichen Darstellung und im Perlenkatalog nieder. Sasse und Theune 1996, bes. 187–194; dies. 1997, 169–176; Sasse und Vach 1997, 177–186, bes. Abb. 1; Ihm, Sasse und Theune 1994, 425–435; Sasse 1986, 26–32. Herausgeber des Perlenerfassungsprogramms ProPer ist die RGK, Frankfurt/Main. An dieser Stelle möchte ich Frau Dr. U. von Freeden für zahlreiche Auskünfte und Hinweise sowie die stets aufmunternden Worte herzlich danken, ebenso für ihre Unterstützung bei der Aufbereitung des Katalogtextes. Terminologische Unterschiede können weitgehend vermieden werden, falls mehrere Bearbeiter in der Materialaufnahme involviert sind. Direkt bezogen bei der Firma Sikkens GmbH, D-31513 Wunstorf. Vgl. auch Roth und Theune 1995, 237 mit berechtigter Kritik des MichelFarbenführers, Schwaneberger Verlag. Leitfaden zur Benutzung des Perlenerfassungsprogramms ProPer, 3–5. Von Verf. wurde Access verwendet; laut Auskunft von Dr. U. von Freeden sei mit Paradox oder Dbase ebenso gut zu verfahren. - Grosser Dank gebührt R. Jordan, der meine Fragen zu Access schnell, zuverlässig und geduldig beantwortet hat. Von Verf. wurden Abfragen mittels Access vorgenommen, während W. Vach mittels SAS arbeitete. Vgl. Anm. 1704. W. Vach, z.Zt. der Auswertung im Zentrum für Datenanalyse und Modellbildung, Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i.Br. Für seine Hilfe, Unterstützung und Anregungen sowie für die gemeinsamen Diskussionen bin ich ihm zu sehr grossem Dank verpflichtet. Mittels WinBASP, Version 5.3. Ich danke J. Leckebusch, Kantonsarchäologie Zürich, für Diskussionen und Beantwortung meiner Fragen sowie B. Signer für Unterstützung bei Beschaffung und Ausführung. - Es wurden exakt diejenigen Typen und Gräber in die Untersuchung miteinbezogen, welche auch bei der «Handseriation» verwendet wurden. Anmerkungen zu den durchgeführten Seriationen aus statistischer Sicht von Werner Vach: Es ist sehr zu begrüssen, dass in der vorliegenden Arbeit der Versuch unternommen wurde, für die Erstellung einer relativen Chronologie zwei grundlegend verschiedene Ansätze zu verfolgen und die Ergebnisse zu vergleichen. Dabei unterscheiden sich die Ansätze sowohl in der Methodik automatischer Seriation versus «Handseriation» – als auch im verfolgten Prinzip – Diagonalisierung versus Triangularisierung unter Herstellung einer durchgehenden Diagonalen. Beide Unterschiede sind bedeutsam und sollen nun aus statistischer Sicht näher beleuchtet werden. Das Ergebnis einer automatischen Seriation beruht nur auf den vorhandenen Daten, hier also den Inzidenzen der verschiedenen Perlentypen in den Gräbern. Eine «Handseriation» erlaubt es hingegen – und das ist ihr grosser Vorteil – auch weitergehende Vorinformationen zu berücksichtigen. Und Vorinformationen sind in archäologischen Anwendungen häufig vorhanden, sei es durch andere Beigaben, deren chronologische Ordnung gesichert ist, durch Münzfunde, durch die Stratigraphie oder z.B. in Form von offensichtlich zeitgleichen Bestattungen. Gerade in der vorliegenden Arbeit wird beim Vergleich des Ergebnisses mit diesen externen Informationen argumentiert, die dann natürlich bei der Handseriation berücksichtigt wurden. Eine Handseriation hat allerdings auch zwei Nachteile. Zum einen ist sie mühselig. Gerade deswegen wurde von Archäologen schon früh nach automatischen Methoden gesucht (z.B. J. A. Ford, A quantitative method for deriving cultural chronology. Technica Manual I. Washington DC 1962. Pan American Union; K. Goldmann, Zwei Methoden chronologischer Gruppierung. Acta Praehistorica et Archaeologica 3, 1972, 1–34). Zum anderen entzieht sie sich im Gegen-
satz zu automatischen Verfahren einer Frage, die sich natürlicherweise an die Erstellung einer relativen Chronologie anschliesst, nämlich die nach der Glaubwürdigkeit der Ergebnisse bzw. ihrer Genauigkeit oder Aussagekraft. Da sich jede beliebige Inzidenzmatrix in eine annähernde Diagonal- oder Dreiecksform bringen lässt, besitzt die Tatsache, dass eine derartige Form gefunden wurde, an sich wenig Aussagekraft. Es stellt sich die Frage, ob es sich bei der gefundenen Anordnung der Gräber und Typen vielleicht nur um eine mehr oder weniger zufällige Anordnung handelt, oder um eine von mehreren, möglicherweise sehr verschiedenen, die alle einen ähnlichen Grad an Diagonalisierung oder Triangularisierung erlauben. Automatische Verfahren erlauben nun in einfacher Weise, derartige Fragen durch Stabilitätsuntersuchungen zumindest partiell zu beantworten. So kann man z.B. systematisch jeweils einen Typ weglassen, eine neue Seriation durchführen, und beobachten, in welchem Masse sich die Anordung der Gräber hierdurch ändert. Auf diese Weise lassen sich mehr oder weniger stabile Abschnitte der rekonstruierten Ordnung erkennen. Der Parabeltest der Korrespondenzanalyse stellt ebenso einen solchen Stabilitätstest dar, indem wieder mit einem automatischen Verfahren nach einer zweitbesten Anordnung der Gräber und Typen gesucht wird. Geht diese dann aus der ersten Anordnung gerade durch partielles Umdrehen hervor (was dann im Parabeltest erkennbar ist), so weiss man, dass den Daten keine substantielle, zweite Ordnung zugrunde liegt. Alle diese Möglichkeiten der Stabilitätsuntersuchungen sind bei Handseriationen nicht oder nur sehr schwierig möglich, da sie aufgrund subjektiver Entscheidung im Seriationsprozess nicht reproduzierbar sind. Der zweite Unterschied betrifft das verfolgte Prinzip bei der Rekonstruktion der chronologischen Ordnung. Die Korrespondenzanalyse geht davon aus, dass bei der Anordnung der Gräber und Typen nach ihrer wahren Reihenfolge sich eine Matrix in annähernder Diagonalgestalt ergibt. Dies ist dann richtig, wenn man davon ausgeht, dass kontinuierlich neue Typen in Mode kommen und alte aussterben. Die hier vorgelegte Handseriation zeigt eine weniger stark ausgeprägte Diagonalisierung und erlaubt, dass einmal in Mode gekommene Typen auch zu einem späteren Zeitpunkt, wenn auch vereinzelt, auftreten. Darüberhinaus ist sie darauf ausgerichtet, eine «geschlossene» Diagonale zu bilden, die dem archäologischen Prinzip entspricht, jedes Grab nach seinem jüngsten Typ einzuordnen. Die Frage, welches Prinzip das richtige ist, lässt sich letztlich nicht beantworten. Es hängt wesentlich davon ab, wie die Wahrheit aussieht, wie also der wirkliche Zusammenhang zwischen der zeitlichen Entwicklung von Perlentypen und ihrer Hinterlegung in Gräbern ist. Wurden Perlen beim Eintritt in das Erwachsenenalter erworben, oder über das gesamte Leben kumuliert, oder möglicherweise erst für die Bestattung von Angehörigen erworben? In welchem Masse wurden Perlen über Generationen vererbt? Gab es Unterschiede im Beigabengebrauch zwischen sozialen Schichten? Wurden Perlenmoden zuerst von einzelnen Schichten eingeführt, um dann später sich in der gesamten Population zu verbreiten? Gab es möglicherweise Wellenbewegungen in der chronologischen Entwicklung? Da alle diese Fragen unbeantwortet sind, ist es müssig, nach dem richtigen Prinzip zu fragen. Wichtiger ist es, mögliche methodische Probleme oder Artefakte, die bei der Verfolgung des einen oder anderen Prinzips auftreten können, zu kennen und bei der Interpretation zu berücksichtigen. So führt das Prinzip der «geschlossenen Diagonalen» zwangsläufig dazu, dass Gräber mit wenigen Perlen eher später eingeordnet werden als Gräber mit vielen Perlen, da die Wahrscheinlichkeit, dass die entscheidende, jüngste Perle fehlt, höher ist. Aus dieser Sicht erscheint gerade bei der vorliegenden Handseriation die Einordnung mancher Gräber in Phase 3 zweifelhaft, da sie nur auf wenigen, und dazu sehr häufigen Perlen, beruht. Bei der Korrespondenzanalyse ist zu bemerken, dass eine Diagonalgestalt immer dann schwierig zu erlangen ist, wenn Typen sehr unterschiedlicher Laufzeit gemeinsam analysiert werden. Es ist bemerkenswert, dass die Handseriation der vorliegenden Arbeit hinsichtlich der Anordnung der Typen zu einem ähnlichen Ergebnis kommt wie die Bearbeiterin von Weingarten mit einer Korrespondenzanalyse, aber die Korrespondenzanalyse der vorliegenden Arbeit zu grösseren Unterschieden neigt. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass es der Bearbeiterin von Weingarten möglich war, ihre Seriation hauptsächlich auf Typen mit relativ kurzer Laufzeit zu beschränken.
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Als prinzipielles Missverständnis, das in archäologischen Anwendungen von Seriationen zu beobachten ist, möchte ich hier noch die Überinterpretation der Genauigkeit der gefundenen Ordnung nennen. Aus statistischer Sicht ist es müssig, über die genaue Anordnung einzelner Gräber zu diskutieren, wie dies so oft von archäologischer Seite getan wird. Jede rekonstruierte Ordnung, unabhängig von der benutzten Methode, ist nur eine fehlerhafte Schätzung, und dieser Fehler ist, weil wir nur relativ spärliche Daten haben, gross. Die Einteilung von Gräbern und Merkmalen in Phasen erfolgt in der Regel in einer Art und Weise, die diese Ungenauigkeit ignoriert. Dies hängt sicherlich auch damit zusammen, dass die Korrespondenzanalyse keine direkte Information über die Genauigkeit der Einordnung einzelner Gräber gibt. Über einen ersten Versuch, hier Abhilfe zu schaffen, hat der Verfasser an anderer Stelle berichtet (Eine Untersuchung zur Übertragbarkeit von Seriationsproblemen, Exkurs in: Sasse/Theune 1996, 204–208). Abschließend ist der vorliegenden Arbeit noch einmal Lob zu zollen. Durch den Ansatz, eine Rekonstruktion der chronologischen Ordnung nach zwei verschiedenen Ansätzen durchzuführen und die entstehenden Ergebnisse kritisch zu vergleichen, hat sie sich von vorneherein gegen die Überinterpretation des Einzelergebnisses abgesichert. Darüberhinaus hat sie konsequent versucht, die Ergebnisse vorhergehender Seriationen an Material, das zeitlich und räumlich benachbart ist, zu validieren. Dieser Schritt kann nicht hoch genug bewertet werden, da letztlich die Ergebnisse aller Einzelseriationen, unabhängig vom gewählten Verfahren, durch den langen Prozess der Typbildung sowie anderer Selektionen, der Gefahr unterliegen, ein geschöntes Bild zu liefern. Daher sind solche systematischen Validierungen sehr wertvoll und liefern einen wichtigen Beitrag zur Erkenntnisgewinnung als die Auswahl der besten Methode für die Einzelseriation. Z.B. Schretzheim, Marktoberdorf, Basel-Bernerring, Kaiseraugst, aber auch die Ergebnisse von Weingarten und Eichstetten blieben nicht unberücksichtigt. Vach in Sasse und Theune 1996, 204. Z.B. Typ Mandel oder Typ kurzer Zylinder, nicht gelb. Sasse und Theune 1996, 189. Sasse und Theune 1996, Beilage 3. Die Angaben über das Vorkommen der gelben segmentierten Perlen habe ich der Seriation von TheuneVogt 1990, Abb. 1 entnommen. Es handelt sich dort um Typ 31. Roth und Theune 1995, 70f. und Taf. 80A. Sasse und Theune 1996, Beilage 3, z.B. Typ 19 (Langzylinder), Typ 14 (Gr. Ring, transl. farblos), Typ 20 (langer Doppelkonus), Typ 22 (Amethyst) oder Typ 25 (Eng. gekr. Wellenbänder, weiss-blau). Sasse und Theune 1996, 188. Z.B. bei Miniatur rundlich schwarz, den kleinen und grossen Überfangperlen, den grossen, transluziden Ringen oder den kleinen Bernsteinperlen (Typen 4, 8, 5, 9, 7, 11 und 12). Hierbei mitgezählt sind auch fragmentierte Perlen, wobei aufgrund des unterschiedlichen Beschädigungsgrades die ursprüngliche Anzahl nicht immer zweifelsfrei ermittelt werden konnte. Es sind dies insgesamt 21 Gräber: 6, 9, 10, 15, 27, 35, 50, 52, 53, 61, 62, 95, 96, 97, 118, 121, 139, 145 sowie die Inventare x 1 (MA 4241), x 2 (MA 44080) und x 3 (MA 44079), die keinem Grab mehr zugeordnet werden können. Vgl. Guyan 1965, 7, Vorbemerkung zum Fundkatalog:«Da das gesamte Inventar nicht mehr nach Gräbern auseinandergehalten war, musste es nach Gräbern wieder auseinander geschieden werden. … Vorher waren die gleichartigen Gegenstände ohne Rücksicht auf das einzelne Grabinventar zusammengestellt, wie z.Bsp. 15 Schwerter, 10 Colliers, 15 Riemenzungen etc.» Die Anzahl der Perlencolliers erstaunt, sind doch heute wesentlich mehr Ketten/«Colliers» überliefert. Aufgrund dieser Tatsache dürften bezüglich der Überlieferung des Fundmaterials erhebliche Zweifel angebracht sein. Sasse und Theune 1996, 190 und Abb. 1. Knabe: Grab 510; Männer: Gräber 524, 608 und 784. Typenkatalog der Perlen: Band II, S. 347ff. Zur chronologischen und trachtgeschichtlichen Einordnung der Gräber 363 und 455: Oben, Leicht S. 79ff. Heege 1987, 102. Gräber 455, 553, 549, 555 sowie 854. Grab 553 wurde leider durch einen Bagger gestört. Grab 555 mit stark fragmentierten Glasperlenresten.
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Grab 552 mit einer ringförmigen, transluzid dunkelblauen Perle, die eine weite chronologische Streuung aufweist, einem ringförmigen, opak schwarzem Einzelstück sowie einer ringförmigen Perle mit weitem Wellenbandmuster, die erst wieder in einer jüngeren Stufe als Altstück nochmals vertreten ist. Gräber 547, 842, 723, 770, 791, 624C, 611, 456, 396C, 792, 724, 796, 625, 677, 765, 438, 449, 779, 782, 840 und 853. Grab 551 mit einer quaderförmigen Bernsteinperle, einem spätantiken Altstück, sowie einer langzylindrischen, transluziden Glasperle mit sich kreuzendem Spiralmuster, das einzige Stück dieses Typs im ganzen Gräberfeld. Gräber 767, 704, 744B, 785, 644, 571, 830, 445B, 626, 665, 660, 706 und 384. Gräber 717, 744A, 649, 426, 743, 747B, 477, 836, 692, 811, 678, 718, 484, 586, 380, 716, 637, 664 und 476. Gräber 717, 649, 484, 664 und 476. Gräber 473, 686, 814, 439, 629, 768, 573, 673, 385A, 385B, 618, 754C, 697 und 820. Gräber 614, 431, 810, 417, 542, 411, 519, 559 und 825. Gräber 508, 608, 715, 399, 504, 418, 541, 530, 535, 329, 440, 335, 461, 641, 518, 349, 367, 540, 306, 429, 403 sowie Schleitheim St. Maria, Grab 30. Gräber 497, 337, 536, 311, 361, 318, 319, 634, 457, 590, 347, 346 und 304. Der heute schlechte Erhaltungszustand könnte auf eine besondere chemische Zusammensetzung der Perlen sowie auf den Bodenchemismus zurückzuführen sein. Es ist somit gut denkbar, dass zu Lebzeiten der Dame ihre Perlen in einem hervorragenden Zustand waren. Mündl. Mitt. von P. Hoffmann, Techn. Hochschule Darmstadt, Materialwissenschaft, Fachgebiet Chemische Analytik. Gräber 371, 303, 301, 824, 788 und 334. Was seine Auswirkungen auch hinsichtlich der Qualität der PerlenDetailpläne hat. Die anderen Überlagerungen werden in einem gesonderten Kapitel abgehandelt. Überlagerungen, wo Perlen und andere Materialgruppen involviert sind: Gräber 361 und 365, 386 und 461, 389, 451 und 473, 396 und 452, 408 und 424, 497 und 545, 547 und 550, 573 und 579, 597, 610 und 611, 652 und 633, 660 und 670, 677 und 683, 692 und 700, 693 und 706, 716 und 642, 730 und 782, 747B und 708, 761 und 772, 788 und 789, 801 und 818 sowie 802 und 814. Leider lässt sich nicht in jedem Fall eine absolutchronologische Aussage machen, da oftmals chronologisch wenig aussagekräftige Materialgruppen vorliegen. x1–x3 sind die Inventare MA 4241, MA 44080 sowie MA 44079 und können keinen konkreten Gräbern zugewiesen werden. Anstatt die Inventarnummern voll auszuschreiben wurden diese Kurzbezeichnungen gewählt. Dem Schweizerischen Landesmuseum (SLM) in Zürich wurden am 3.8.1902 von Jakob Heierli insgesamt 37 Perlen übergeben, die aus Schleitheim, wohl Hebsack, stammen (Perlenkatalog: Altfunde siehe CD). Über die genauen Fundumstände wie auch die Gründe für diese Schenkung ist nichts bekannt. Es kann nur vermutet werden, dass die Perlen aus einem einzigen Grab stammen. Die Perlentypen ermöglichen eine Datierung in Stufe 10 der Schleitheimer Perlenchronologie. Einzelne Extremwerte sind auf sehr kleine Perleninventare zurückzuführen, wo transluzide Perlen schnell Anteile von 30% erreichen, wie z.B. die Gräber 785, 744A, 718 oder 473. Windler 1994, 80; Martin 1976a, 76. Typen 5 und 9. Typ 13. Typ 46. Nur in Grab 363 wurde durchwegs Goldfolie für diesen Perlentyp verwendet. Berücksichtigt sind hier nur die Gräber, welche in die Seriation aufgenommen wurden. Der Anteil der 1–5jährigen beträgt rund 12%, derjenige der 6–13jährigen rund 20%. Das Alter der jüngsten Kinder mit Perlenketten beträgt 1–2 Jahre; es handelt sich um die Gräber 785 und 347. Oben, Leicht S. 79ff. Die beiden Gräber sind erstmals in seiner Münchner Dissertation ausführlich vorgestellt worden. Giesler-Müller 1992, 91 und Taf. 19. Heege 1987, 30 mit Anm. 76.
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Ament 1992, 40f. und Taf. 6, 17. Heege 1987, 101. Müller 1976, Gräber 1, 7, 20, 26–28, 49, 53–55, 59. Giesler-Müller 1992, Gräber 35, 74, 94, 101, 120, 126, Mainzer Zeitschrift 52, 1957, 115, Grab 2, Abb. 16.4. Garscha 1970, 95, Grab 56, Taf. 15 B.5. Badische Fundber. 14, 1938, 73f., Grab 2, Abb. 2; ebd. Grab 4, Abb. 3. Heege 1987, 96, Grab 22, Abb. 40. Ament 1992, 10f., Gräber 12, 7, 29, 24, 16 und 18. Sasse und Theune 1996, 210, Gräber 511 und 770, Abb. 11. Sasse und Theune 1996, 210. Giesler-Müller 1992, 117, Taf. 29 und 87, Taf. 16. Sasse und Theune 1996, 211 und Abb. 5, 202. Martin 1992, 29. Windler 1994, 81. Martin 1976a, 72. Roth und Theune 1995, Tafel 276 B. Martin 1976a, 74; vgl. auch die münzdatierten Ensembles von BaselBernerring (Grab 8 (t.p. 541), Obrigheim Grab 86 (t.p. 541), KölnMüngersdorf Gräber 90 (t.p. 555) und 91 (t.p. 555). Martin 1992, 76f. v. Schnurbein 1987, 88–89.137 und Taf. 33. Roth und Theune 1995, 222 und Taf. 276 B. Koch 1977, 210 und Farbtafel 4, Nr. 47,1. Sasse und Theune 1996, 194 und 202, Abb. 5. Auf der Matrix der Korrespondenzanalyse von Weingarten, vgl. Beilage 3, erscheint dieser Typ jedoch erst in der Perlenkombinationsgruppe C. Sasse und Theune nehmen, anders als in Schleitheim, keine Typenunterteilung aufgrund der Anzahl der Rippen vor. Sasse und Theune 1996, 202, Abb. 5 und 211. Sasse und Theune 1996, 202, Abb. 5. Koch 1977, 210. Werner 1935, 90, Nr. 25 und Taf. 14. - Der Datierungsansatz würde auch für Stufe 5 passen, jedoch ist hierfür kein definierender Perlentyp vertreten. Grab 484, Perle Nr. 94 ist tonnenförmig. Koch 1977, 211. Sasse und Theune 1996, 211 und Beilage 4. Sasse und Theune 1996, 195 und Beilage 3, allerdings nur in einem Grab. Sasse und Theune 1996, Beilage 4 und Abb. 5. Werner 1935, 83f. Nr. 11 und Taf. 3 D; Polenz 1988, 326 und Taf. 119. Martin 1976a, 74. Martin 1976a, 73; Fremersdorf 1955, 85f. Koch 1977, 218. Grab 814 mit acht Exemplaren, Grab 385A mit sieben. Martin 1976a, 73. Sasse und Theune 1996, 187ff. Sasse und Theune 1996, 195. Sasse und Theune 1996, Beilage 3. Sasse und Theune 1996, 211. Sasse und Theune 1996, 211, Abb. 13. Für eine zusätzliche terminologische Verwirrung sorgen die beiden Begriffe «Perlenkombinationsgruppe» sowie «Kombinationsgruppe». Martin 1976, 220f. und 261–269. Werner 1935, 87, Nr. 20 und Taf. 10. Werner 1935, 84, Nr. 12 und Taf. 5. Werner 1935, 84, Nr. 13 und Taf. 7. Schiek 1992, 53 und Taf. 56. Päffgen 1995, 847. Die Dendrodaten im einzelnen: Grab 78 558 n.Chr. (+ 6), Grab 79 558 n.Chr. (- 4, + 10), Grab 80 566 n.Chr. (+ 8), Grab 81 572 n.Chr. (-10, + 10). Unter der Voraussetzung, dass die Perlen tatsächlich ausschliesslich aus den genannten Gräbern stammen. Koch 1977, 25. Koch 1977, 25. Sasse und Theune 1996, 202, Abb. 5 und 212. Koch 1977, 25. Sasse und Theune 1996, 202, Abb. 5 und 214f. Die Kurzzylinder wurden im Falle von Schleitheim in zwei Typen aufgeteilt: in gelbe und nicht gelbe Exemplare. Aufgrund eines einzigen Vorkommens in Grab 664 scheinen auf den ersten Blick die nicht gelben Kurzzylinder bereits in Stufe 5 einzusetzen. Ihr weiteres Vorkommen ab Stufe 7 zeigt aber, dass dies ihre eigentliche chronolo-
1820 1821 1822 1823 1824 1825 1826 1827 1828 1829 1830 1831
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1853 1854 1855 1856
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gische Verbreitung ist. Im Falle von Grab 664 scheint mit dem vorliegenden Kurzzylinder ein Fall vorzuliegen, z.B. Perle Nr. 252, der wohl aufgrund seiner Masse in die Gruppe gehört, aber trotzdem einen anderen Typ darstellt. Martin 1976a, 72f. Sasse und Theune 1996, 202, Abb. 5 und 213. Koch 1977, 209. Sasse und Theune 1996, 202, Abb. 5 und 212f. Sasse und Theune 1996, 202, Abb. 5 und 213f. Martin 1992, 77. Marti 1988, 15f. Sasse und Theune 1996, 195. Sasse und Theune 1996, 194. Werner 1935, 104, Nr. 50 und Taf. 36. Dannheimer 1962, 197 und Taf. 67. Christlein 1966, 73 und 83f. Eine Zugehörigkeit «wohl auch» zu Schicht 4 ist allerdings nur aufgrund eines einzigen Grabes gegeben. Sasse und Theune 1996, 213 und 203, Abb. 5 sowie Beilage 3. Sasse und Theune 1996, Beilage 4. Roth und Theune 1995, 133 und 134, Perlen Nr. 22 (möglicherweise wurde durch den «Computer» nicht beachtet, dass es sich hierbei um eine verzierte Perle handelt) und Nr. 37 (transluzid!), Tafel 165, 1a. Katzameyer 1997, 150f. und Abb. 2. Sasse und Theune 1996, 202 Abb. 5 und 212. v. Schnurbein 1987, 48. Neuffer-Müller 1983, 46. Die Gruppe der orangefarbenen Perlen umfasst in Kirchheim verschiedene Formen: von grossen doppelkonischen bis fast ringförmigen Exemplaren. Hollstein 1980, 49; H. Roosens und J. Gyselinck, Arch. Belgica 170, 1975, 31 und Taf. 26. Sasse und Theune 1996, Beilage 3. Sasse und Theune 1996, 203, Abb. 5; 213f.; Beilage 4. Sasse und Theune 1996, 221. v. Schnurbein 1987, 47ff. v. Schnurbein 1987, Schicht 2: Gräber 238 und 235. Schicht 3: Grab 75. Schicht 4: Grab 241. Koch 1982, 59f. und 60f. Koch 1982, Gruppe B: Bargen Grab 40. Koch 1982, Gruppe C: Bargen Gräber 33, 41und 44. Koch 1982, 23. Sasse und Theune 1996, 202, Abb. 5 und 212f. Unten, Geiger/Wyprächtiger S. 273ff. und Geiger/Wyprächtiger 2000. Sasse und Theune 1996, 203, Abb. 5 und 215f. Sasse und Theune 1996, Beilagen 3 und 4; Roth und Theune 1995, Taf. 51 B. Beim fraglichen Perlentyp handelt es sich um Perle Nr. 15, vgl. auch Katalogtext auf S. 46f. Roth und Theune 1988, Tabellen 5, 6 und 7. Neuffer-Müller 1983, 48 und Farbtafel 2, 116–119. v. Schnurbein 1987, 48 und 51 mit Abb. 16. Bei den verzierten doppelkonischen Perlen handelt es sich nicht um den Typ «Doppelkonus», sondern um einige wenige Exemplare, die sich wegen ihrer Grösse, Machart und natürlich Verzierung deutlich hiervon unterscheiden. Sie treten überwiegend in den Stufen 4–6 auf, in Ketten, welche durch mehrfarbige Prachtperlen charakterisiert sind, welche oftmals als Einzelanfertigungen anzusehen sind. Sasse und Theune 1996, 224. Weitere ringförmig-kugelige Perlen in den Gräbern 424, 447, 449 und 637. Eine weitere zylindrische Perle in Grab 814. Quaderförmig-rechteckige Perlen in den Gräbern 476, 634, 724, 743, 782 und 814. Quaderförmig-würfelförmige Perlen in den Gräbern 551 und 836. Tonnenförmige Perlen in den Gräbern 476 und 825. Eine asymmetrisch-ringförmige Perle im Grab 625. Eine rhombische Perle im Grab 724. Theune-Vogt 1990, Abb. 13, 14 und 15. Weingarten Perlenkombinationsgruppe (PKG) A und B (450–550) entspricht Schleitheim Stufen 3, 4 und 5 (480/90–540/50), Weingarten PKG C und D (530–610) entspricht Schleitheim Stufen 5, 6 und 7 (520/30–600/610) sowie Weingarten PKG F und G (610–720) entspricht Schleitheim Stufen 8, 9 und 10 (600/10–690/700). Vgl. Weidemann 1982; Martin 1997c.
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Grabrelief aus Neumarkt im Tauchental: Jean Charles Balty, Porträt und Gesellschaft in der römischen Welt. 11. Trierer Winckelmannsprogramm 1991, Taf. 19,2. - Grabrelief aus Zollfeld: Garbsch 1965, Taf. 8,9. Garbsch 1965, 115–116. Stout 1994, Abb. 5,1. Das Portrait datiert zwischen 100–125 n.Chr. Z.B. Martin 1991, 28f. Besonders hervorzuheben ist in Kaiseraugst Grab 1236; im Grabungsbericht wird die Fundsituation der 173 Perlen wie folgt beschrieben: «sous le maxillaire inférieure … collier de toutes petites perles de verre … formant 3 rangs superposés parfaitement reconnaissables; ces perles ne se trouvaient que devant le maxillaire; sous ce dernier et sous le crâne pas trace d’une.» – Sehr anschaulich ist ausserdem die Rekonstruktion einer Wandmalerei aus den ersten Jahrzehnten des 6. Jhs. der jüngeren dreischiffigen Bischofskirche in Teurnia, wo eine Dame (laut Autor wahrscheinlich die hl. Eufemia) in byzantinischer Hoftracht abgebildet ist: Haube, Diadem, Ohrringpaar, enge, einreihige Kette aus roten und blauen Glas(?)perlen um den Hals, etwas darunter eine dreihreihige Kette aus hellen und dunklen Glas(?)perlen. Aus: Glaser 1997, 134, Farbabb. 6 b. - Für Kaiseraugst hat es spätere Belege mit den Gräbern 174 (Ende 6. Jh.), 186 (Ende 6. Jh.) und 203 (7. Jh.). Für Schleitheim ist allerdings die enge Anordnung am Hals für das 7. Jh. nicht mehr belegt. Reallexikon zur byzantinischen Kunst, Bd. III, 485f., hrsg. von Klaus Wessel und Marcell Restle, Stuttgart 1978. Reallexikon zur byzantinischen Kunst, Bd. III, 485f. Grabar 1966, Abb. 345. Grabar 1966, Abb. 318; A. v. Euw u. P. Schreiner (Hrsg.) Kaiserin Theophanu: Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgens-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin, 2 Bde, Köln 1991, Abb. 21. A. Effenberger, Frühchristliche Kunst und Kultur. Von den Anfängen bis zum 7. Jh., München 1986, 245. Entstehung der Prozession der Märtyrer und Märtyrerinnen (i.e. Heilige Jungfrauen) um 561. - Porta 1991, Abb. 82.97–99. Reallexikon zur byzantinischen Kunst, Bd. III, 486. Guillou 1991, 101–108, Abb. 32. Reallexikon zur byzantinischen Kunst, Bd. III, 487. Beim Juwelenkragen aus dem byzantinischen Schatzfund von Assiut, Ober-Ägypten, ist Edelmetall alleiniges Trägermaterial. Vielleicht ist dies die Materialzusammensetzung, wie sie auf den ähnlich grossen Juwelenkragen auf den Ariadne-Diptychen zutrifft. Vgl. Hinz 1978, Abb. 13. Guillou 1991, Abb. 34.35. L’Orange 1974, Taf. 4–7. Die Datierung der Kirche und ihres Skulpturenschmucks wird kontrovers diskutiert. L’Orange schlägt eine Datierung in die Zeit um 800 vor. Schulze-Dörrlamm 1992, 112, Abb. 89 mit einer Rekonstruktion des Ornats. Schulze-Dörrlamm 1992, Taf. 6. Schulze-Dörrlamm 1976, 149–161. Vierck 1981. Vierck 1981, Abb. 12, 13 (Gold-Halsschmuck aus dem Kastell Sadovetz, Bulgarien), 14 (Pendilienkette von Han Potoci bei Mostar), 15 (Halskette mit Amethyst-Pendilien aus dem awarischen Mädchengrab von Kiskörös-Vagohid, Grab VIII A, Ungarn), 16 (Pendilien-Halskette mit Hängekreuz aus einem angelsächsischen Grab in Desborough, Northamptonshire, England, Pendilien-Halskette mit Hängekreuz aus dem byzantinischen Schatzfund von Mersine, Kilikien, Türkei), 17 (Vendelzeitliches, mehrzügiges Perlenkettengehänge aus einem Hortfund von Orby, Seeland, Dänemark, Skizze einer Pendilien-Halskette aus dem merowingischen Gräberfeld von Pareds, Dep. Vendée, Frankreich), 18 (Wikingisches, mehrzügiges Perlenketten-Gehänge mit bronzenen Pendilien («fischförmiger Anhänger») aus Ihre, Grab 105, Gotland, Schweden). Martin 1997c, Abb. 385. Es sei für meine Überlegungen dahingestellt, ob es sich bei der Dame aus Grab 49 von Saint-Denis tatsächlich um die bei Gregor von Tours erwähnte fränkische Königin handelt oder um ein späteres Mitglied des merowingischen Königshauses; vgl. hierzu: Schellhas 1994, 113f. und Anm. 215 u. 216. Müller-Wille 1996, Abb. 153. Schulze-Dörrlamm 1976, 150. Caillet 1996, Abb. 651.
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Zeller 1996, Abb. 538. Päffgen u. Ristow 1996, Abb. 612. Hampel 1994, 28 und Abb. 79.80. Schulze-Dörrlamm 1976, 157; Schellhas 1994, 109 und 113. Schellhas vermutet sogar, dass Perlenschnüre als Fibelanhänger verwendet wurden, die sich zeitlich allerdings auf die zweite Hälfte des 6. Jhs. beschränken und somit in einem zeitlichen spürbar jüngeren Kontext stehen als Schleitheim. - In einem zeitlich etwas älteren Kontext stehen die von Ament postulierten Perlenschnüre: vgl. Ament 1992, Abb. 8. Theoretisch wäre auch ein perlenbestickter Gürtel oder eine als Gürtel getragene Stoffschärpe denkbar. Z.B. Gräber 717, 649 und 743. Z.B. Gräber 637und 664. Hierfür lassen sich ethnologische Beispiele anführen, z.B.: Ger Daniels, Schmuckformen der Völker, Tübingen 1989, Abb. 150 (Frau aus Südwestmarokko) oder Abb. 151 (Jüdin aus dem Sous). Z.B. Gräber 814 und 439, 385A und 385B. Schellhas 1994, 113. Schulze-Dörrlamm 1976, 158. Schulze-Dörrlamm 1976, 157. F. R. Kirsch/B. Denzer (Hrsg.), Sa’di, Bostan, Diwan, Gulistan. Aus dem Persischen übertragen von Friedrich Rückert, München 1988, 13. Da Kaurischnecken in Persien häufig am Pferdegeschirr angebracht waren, werden sie dort auch Khur-mohun (Pferdemuschel) genannt: E. v. Martens, Über verschiedene Verwendungen von Conchylien, Zeitschr. Ethn. 4, 1872, 67. Felix Lorenz vom Zoologischen Institut der Universität Giessen und Antoine Heitz vom Naturhistorischen Museum Basel sei für die gute Zusammenarbeit herzlich gedankt. Guyan 1958, Taf. VIII.18; U. Arends, Ausgewählte Gegenstände des Frühmittelalters mit Amulettcharakter, Dissertation Heidelberg 1978, Nr. 50. Arends (Anm. 1908), Nr. 453 mit weiterer Literatur. Zur Ökologie und den Habitaten: C. M. Burgess, Cowries of the world, Cape Town 1985. F. Lorenz/A. Hubert, A guide to worldwide cowries, Wiesbaden 1993, 66. Ebd. 65. J. Henning, Handel, Verkehrswege und Beförderung im Merowingerreich. In: Franken 1996, 789–801 Abb. 648. Gesammelt bei J. André/J. Filliozat, L ‘Inde vue de Rome. Textes latins de l’Antiquité relatifs à l’Inde, Paris 1986, 242f. S. Beal, Travels of Fa-Hian and Sung-Yun. Buddhist Pilgrims from China to India, London 1896, Repr. New Delhi 1993, 55. Jüngste Zusammenstellungen: K. Stanek, Wisiory opasane odmiany wschodniej w srodkowoeuropejskim Barbarikum. In: COMHLAN. Studia z archeologii okresu przedrzymskiego w Europie Srodkowej dedykowane Teresie Dabrowskiej w 65. rocznice urodzin, Warszawa 1999, 331–367 (zu den Vorkommen nördlich und östlich des Karpatenbeckens); L. Kovacs/A. Vaday, On the problem of the marine gastropod shell pendants in the Sarmatian Barbaricum in the Carpathian Basin, Antaeus 24, 1997–98 (1999), 247–271 (zu den Vorkommen im Karpatenbecken). Allgemein zu diesem Trachtphänomen: D. Quast, Amulett? – Heilmittel? – Schmuck? Unauffällige Funde aus Oberflacht, AK 30, 2000, 279–294; Stanek (oben, Anm. 1916). G. Kossinna, Zeitschr. Ethn. 1902, 399. E. Blume, Die germanischen Stämme und die Kulturen zwischen Oder und Passarge zur römischen Kaiserzeit II, Mannus Bibliothek 14, Würzburg 1915, 96f. Y. Taborin, La Parure en Coquillage au Paléolithique, XXIX Supplément à Gallia Préhistoire, CNRS Editions, Paris 1993. Angaben zur Durchlochungstechnik vorgeschichtlicher Cypraeen sind in der Literatur ausgesprochen rar. Eine der wenigen Ausnahmen: J. L. P. Benito, Utilaje óseo, adornos e ídolos neolíticos Valencianos. Servicio de investigación Prehistórica diputación provincial de Valencia, Serie de Trabajos Varios 95, Valencia 1998, 129ff. Gut beobachtet etwa in Hürth-Hermühlheim, Grab 1 (um 300 n.Chr.): R. Gottschalk, Das römerzeitliche Gräberfeld von Hürth-Hermülheim, Hürther Heimat 74, 1995, 1–17 bes. 8. H. Schoppa, Die fränkischen Friedhöfe von Weilbach, Maintaunuskreis, Wiesbaden 1959, 25.
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Neuere Sammlungen angelsächsischer Frauengräber mit Cypraeenbeigabe: A. L. Meaney, Anglo-Saxon Amulets and Curing Stones, British Arch. Rep. British Ser. 96, 1981, 123–125; V. Evison, Dover: The Buckland Anglo-Saxon Cemetry, London 1987, Fig. 120; J. W. Huggett, Imported Grave Goods and the Early Anglo-Saxon Economy, Medieval Arch. 32, 1988, 63–96; D. Wilson, Anglo-Saxon Paganism, London/New York 1992, Fig. 23. J. Hadži, Lupine kavrijev v grobovih starih Slovanov na Ptuiskem gradu, Arh. Vestnik IV/1, 1953, 66–74; J. Sláma, K vprašanju kavri polžev v slovanskih najdbah, Arh. Vestnik IX–X/1, 1958, 27–32; M. Birta_evic, Emploi des coquillages cauris dans la parure médiévale et contemporaine sur le territoire de la Yugoslavie, Ber. II. Int. Kongr. für Slawische Arch. III, Berlin 1973, 183–187. Kovacs/Vaday (Anm. 1916) erwähnen auch Arten mit Habitaten im Mittelmeer und im Indischen Ozean. F. Siegmund/M. Weiss, Perlen aus Muschelscheibchen im merowingerzeitlichen Mitteleuropa, AK 19, 1989, 297–307. Meaney (Anm. 1924). G. Trotzig, Beads made of Cowrie Shells from the Red Sea and the Indian Ocean found on Gotland. In: Trade and exchange in prehistory, Studies in honour of Berta Stjernquist, Acta Arch. Lundensia 16, 1988, 287–294. Biblis, Kr. Bergstrasse, Grab 5: J. Möller, Katalog der Grabfunde aus der Völkerwanderungs- und Merowingerzeit im südmainischen Hessen (Starkenburg), GDV B 11, Wiesbaden 1987, Taf. 2,8. T. Sheppard, Anglo Saxon cemetries in East Yorkshire, The Naturalist 1938, 12, pl. 1 fig. 12. M. Larrieu/B. Marty/P. Périn/E. Crubézy, La nécropole mérovingienne de La Turraque, Beaucaire-sur-Baïse (Gers), Toulouse 1985, 59. B. Nerman, Elfenben och snäckor i Gotländiska vendeltidsgravar. Fornvännen 50, 1955, 209–213. Gallia 26, 1968, 452; P. Pétrequin/J. L. Odouze, Le cimetière mérovingien de Dampierre-sur-le-Doubs, Rev. Arch. Est et Centre-Est XIX, 1968, 278–286. R. Pioux, A propos de la nécropole merovingienne de Breves (Nievre), Les Incinérations, Bull. Liaison (Arch. Mérovingienne) 3, 1980, 69–71; ders.: Le cimetière mérovingien de Breves, Dossiers Arch. 157, 1991, 72f. Abb. 2. Unten, Schoch S. 285ff. M. Fleury/A. France-Lanord, Les trésors mérovingiens de la Basilique de Saint Denis, Paris 1998, 174 fig. 1. «Den reichen Geizhals, welcher am goldnen Born Schätze zusammenrafft, ihm freilich noch nicht genug, den Hals mit Perlen aus dem Roten Meere schmückt»: Boethius, consolatio philosophiae III (524 n.Chr.). U. v. Freeden, Das Ende engzelligen Cloisonnés und die Eroberung Südarabiens durch die Sasaniden, Germania 78, 2000, 97–122. Zusammenfassend: B. Finster,Arabien in der Spätantike. Ein Überblick über die kulturelle Situation der Halbinsel in der Zeit von Muhammad, Arch. Anz. 1996, 287–319. Dieser Aufsatz erschien auch in der SNR 79, 2000, 147–165. Für kollegiale Hilfe, Anregungen, Ergänzungen und kritische Durchsicht sind die Autoren Egon Felder (München), Josef F. Fischer (Freiburg/Br.), Ursula Hetzer (Stralsund), Reinhold Kaiser (Zürich), Jean Lafaurie (Paris), Max Martin (München/Basel), Arent Pol (Leiden) und Renata Windler (Winterthur) zu grossem Dank verpflichtet. Vgl. Geiger 1979, 83–87; Gilles 1996, 509–512; Steuer 1997, 389–402. G. Depeyrot, Les trésors mérovingiens. In: Prou 1995, 25–35. Enthält Liste der bekannten merowingerzeitlichen Horte von 481 (Childerich) bis Bais (740–50). - Grierson/Blackburn 1986, 122–128; Pol 1989, 698–705; vgl. auch den singulären Schatzfund von Aldrans von 1991: Hahn/Luegmeyer 1992. Geiger 1980, 56–59. Sixt 1897, 49–50. - FMRD II.4, 4175. - Schatzfund ohne Spur eines Behältnisses. Lafaurie 1960, 432–434. FMRD IV/2, S. 482, Nr. 2308. - Fischer 1996, 289, H 4. Martin 1976/1991, Teil B,18, Taf. 9 A, 89,23–27; Geiger 1979, Nr. 171–173. Chronologie 1986, 110; Spycher 1976, 34–47; Geiger 1979, Nr. 149–157; C. Martin, Le Tresor de Riaz: Monnaies d’argent du VIe siècle, in: Mélanges de numismatique, d’archéologie et d’histoire offerts à Jean Lafaurie, Paris, Société Française de Numismatique, 1980, 231–237.
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Fischer 1998, 141–155; ders. 1996, 82–95; G. Fingerlin/J. F. Fischer/ K. Düwel, Alu und ota - Runenbeschriftete Münznachahmungen der Merowingerzeit aus Hüfingen, Germania 76, (2), 1998, 789–822. Fischer 1996, 119 u. Nr. M 364+ nimmt bereits auf den Schleitheimer Fund Bezug und führt diese eine Münze an. Christ 1960, 167. Hahn/Luegmeyer 1992, Nr. 54–62. Zedelius 1992, 81–87. Fischer 1998, 144, Nr. 6; ders. 1996, 83f., Nr. 6, Tf. I. Geiger 1979, Nr. 171–173. L. Maxe-Werly, Etat actuel de la numismatique rémoise (deuxième article), RBN 44, 1888, 553, pl. XIV,8. Werner 1935, M 122; Böhner 1958, Nr. 33. Lafaurie 1971, Nr. 37. A. Pol, briefl. Mitteilung vom 12.10.1998, hat Vorbehalte zur Zuschreibung an Reims angebracht, die wir jedoch nicht teilen. Vgl. Untersuchungsbericht CPL des SLM Nr. 01446 vom 12.4.1995, Feingehaltsuntersuchung durch RXF und Spez. Gewicht: «Die Münze NF 10112 ist gefüttert; es kann in der Goldschicht Hg nachgewiesen werden. Sie besteht aus einem Silberkern, der feuervergoldet wurde». Gregor von Tours, Historiarum libri decem, IV, 1977, c. 42; Berghaus 1961, 57 + Anm. 53. Um 571/74 hatten die Sachsen in Clermont vergoldetes Kupfergeld ausgegeben. Proferebant ibi regulas aeris incisas pro auro. Berghaus interpretiert regula als Schrötling, regula incisa als Terminus für einen münzähnlichen Gegenstand. Weidemann 1982, Bd. 2, 343, betrachtet dagegen die regulae incisae als Goldbarren mit einer Art Garantiestempel. A. HolderAlt-Celtischer Sprachschatz, Leipzig, Teubner, 1891, 1. Bd., 1489: Exolduno. Briefliche Mitteilung von Jean Lafaurie vom 17.4.1992 und 16.6.1997 sowie Max Martin vom 27.1.1997. B. 4660–4662. P. 2023–2024. Nach E. Felder, briefl. 22.8.2001, lautet der Monetarname nicht Gladius, wie ursprünglich angenommen, sondern Glavius. P. 1988: Isandone. Stralsund, Kulturhistorisches Museum, Nr. 24 (Slg. Staude). Für Hilfe und Auskünfte danke ich Frau Ursula Hetzer. Prou hat beim Pariser Stück noch «type indéterminé» vermerkt. Das Stralsunder Exemplar erlaubt jetzt das Münzbild der Rückseite zu deuten. Mündliche Mitteilung von J. Lafaurie, 10.11.1996. A. Pol,Remmerden 1988: een vondst van vroeg-middeleeuwse munten bij Rhenen. De Beeldenaar 13, 1989, 39–47. Dazu briefliche Mitteilung von A. Pol, 18.4.1997. Laut seiner Kartei kommen unserer Nr. 15 folgende Stücke am nächsten: Leiden, KPK 1991–301; Lausanne, CdM 8281; Leeuwarden, FM 472. Berghaus 1961, 58; P. C. J. A. Boeles, Friesland tot de elfde eeuw. ‘s–Gravenhage,1951, 313–317; ders., Merovingische munten van het type Dronrijp, en de vondst van Nietap. Oudheidkundig Bodemonderzoek in Nederland. Gedenkboek A. E. van Giffen. Meppel, 1947, Nr. 30. Lafaurie 1961, 251. Werner 1935, M 158. Fischer 1996, M 411. Vgl. auch Werner 1961, 610. Diepenbach 1949/50, Nr. 12; Zedelius 1991, 367–377. Vgl. Verbreitungskarten und Fundortlisten bei Werner 1961, 587f., 608–610. Vgl. Fischer 1996, 151f. Vgl. Geiger 1979, 159f., Karte 2; ders. 1980, 56–59. Vgl. Fischer 1996, 149, Karte Beilage 11. Untersuchungsbericht CPL Nr. 01446 (1995) von A. Voûte: Merowingische Goldmünzen Schleitheim Hebsack Grab 590, Feingehaltsbestimmung. Untersuchungsmethode: Röntgenfluoreszenz und Spez. Gewicht. Zu den subaeraten Münzen vgl. Fischer 1996, 160f. und das Verzeichnis subärater Prägungen aus merowingerzeitlichen Gräbern Westdeutschlands und der Schweiz bei Werner 1961, 616. Geiger 1979, 106ff. Vgl. Geiger 1997, 56, Nr. 2. Stamm, V. 1982/84 (1993), 117. - Vgl. auch Weidemann 1982, Bd. 2, 343–346. Gregors von Tours III, c. 15; Claude 1961, 239; Stamm, V. 1982/84 (1993), 116. Claude 1961, 240f.
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Gregor von Tours VII c.45; Claude 1961, 238. Claude 1961, 243. Stamm, V. 1982/84 (1993), 117. Claude 1961, 245f. Claude 1961, 242. Vgl. Fischer 1996, 161. Zur Sitte des Obolus oder «Charonspfennigs» vgl. Steuer 1970, 146ff.; Gorecki 1975, 190–199; Martin 1976a, 126–128; ders. 1976/1991, A 151–172. Zu Börsen in römischen Gräbern Gorecki 1975, 250–266. Einige Beispiele sind im Katalog-Handbuch (Die Franken 1996), Bd. 2, 834, 838, 875, 885f., 911f., 917f., 1009–1011. In Kaiseraugst, Grab 727 (t.p.q.346), sind sowohl eine Münze als Obolus in der linken Hand wie fünf weitere Münzen auf der Brust, die vermutlich in einem Beutel lagen, belegt: Martin 1976/1991, A 152. Martin 1976/1991, A 151. Doppelfeld 1960, 93f. u. 97f. Die Gewichte der Münzen sind leider nicht festgehalten. Doppelfeld 1964, 161 u. 186; Böhner 1967/68, 133. Lafaurie 1971, 173–187. Dhénin/Landes 1994, 7–8; dies. 1995–1996, 11–14. Cahn 1930, 161–165; Lafaurie 1961, 247; Werner 1935, Grab 23, M 29, 35, 43, 45, 50, 52, 61, 66 u. 83; Fischer 1996, 141f., 143, 309. Guilhiermoz 1906, 448; Lafaurie 1995, 95–100. - Die Anregung, das Gesamtgewicht metrologisch einzustufen, verdanke ich J. Lafaurie. Das römische Pfund ist immer wieder Gegenstand von Diskussionen, Untersuchungen und Berechnungen. In letzter Zeit ist Max Martin dieser Problematik ausführlich nachgegangen (Zum Gewicht des römischen Pfundes, in: Martin 1988, 211–225). Auf Grund verschiedener Schatzfunde von Silbergeschirr mit Gewichtsangaben, Silberbarren und Münzen, insbesondere des Schatzes von Szikáncs, kommt er auf empirischem Weg zu einem Wert von 327.15 g (S. 221f.), der nahe bei dem im letzten Jh. von August Böckh ebenfalls empirisch errechneten Wert von 327.45 g liegt. Mir scheint der Weg von Paul Guilhiermoz im Rahmen der metrologischen Tradition, ausgehend vom Gran als der kleinsten Einheit, mindestens so legitim und zuverlässig zu sein, weshalb ich seiner Berechnung hier den Vorzug gebe, im Bewusstsein, dass auch dieser nur ein Näherungswert sein kann. Für die Problemstellung des Münzkomplexes von Schleitheim sind diese kleinen Differenzen indessen irrelevant. Zur Problematik des Gewichts von spätrömischen und völkerwanderungszeitlichen Hortfunden und Schmuck vgl. Martin 1987, 206–238 und Meier 1986, 133–143. Kent 1975, 587. Lafaurie 1995, 95–100. Lafaurie 1964, 357–359; ders. 1975, 429–239; vgl. auch Martin 1976/1991, Teil A, 155 u. Anm 17. Lafaurie 1972, 145–147. Werner 1980, 1–49; Martin 1987, 269–271. M. u. P. Coland, Weihrauch und Räucherwerk, Windpferd, Reihe Schangrila, 20003. Es handelt sich um die folgenden Proben: 626.11 (Botan. Probe), 637.30 (organischer Rest), 752.8 (Klumpen organischen Materials) und 789.11 (organischer Rest in Tasche). Ägyptisches Museum Berlin, Katalog Nr. 295, 1967. R. Ganslmeier, Steinzeitl. Silex aus Gräbern und Siedlungen des Frühmittelalters, in: AK 21, 1991, 427–438. A. de Mortillet, Les silex taillés trouvés dans les cimetières mérovingiens, in: Revue de l’école d’Anthropologie de Paris, 1903. Martin 1976a, 67; B. Langenbrink u. F. Siegmund, Feuersteine aus merowingerzeitlichen Gräbern: Feuerschlagsteine? Archäologische Informationen 12/1, 1989, 67–75; J. Collina-Girard, Feu par percussion, feu par friction. Les données de l’expérimentation, BSPF 90, 1993, 159–173; Ganslmeier 1998. R. Slotta, Flint und Flinte – Feuerstein als strategischer Rohstoff, in: 5000 Jahre Feuersteinbergbau, Bochum 1980, 349–361. Gräber 433A, 665, 666, 670, 697, 744A, 759. 5 kleine chalcedonartige Fragmente stammen wahrscheinlich vom gleichen Stück. Oben, Höneisen S. 28. Für Hinweise danke ich Franz Hofmann und Iwan Stössel. Zürich-Mozartstrasse. Neolithische und bronzezeitliche Ufersiedlungen. Berichte der Zürcher Denkmalpflege, Monografien 17, Band 2, Zürich 1992, Taf. 263.3–9.
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Daselbst Taf. 255.6–10. Hierzu unten, Deschler-Erb S. 292ff. Schnurkeramische Vergleichsstücke: Wie Anm. 2015, Taf. 203.20–27 (Steinbeilklingen der Gruppe 2 G). Zu mittelbronzezeitlichen Dolchspitzen: Zahlreiche zweinietige Vergleichsbeispiele in Renate Pirling/Ulrike Wels-Weyrauch/Hartwig Zürn, Die mittlere Bronzezeit auf der Schwäbischen Alb, PBF XX, Bd. 3, München 1980. Zu hallstattzeitlichen Zweischalennadeln: Susanne Sievers, Die Kleinfunde der Heuneburg, RGF 42, Mainz 1984, 32f. (mit weiterer Literatur) und Taf. 56–57. Weitere Überlegungen zu diesem Thema unten, Deschler-Erb S. 300f. Zu den Silices und den prähistorischen Altfunden vgl. oben, Höneisen S. 289ff. Zu den kaiserzeitlichen Münzen vgl. Münzkatalog (auf CD). Für Hinweise und Diskussionen zu meinem Beitrag danke ich – in alphabetischer Reihenfolge – Anke Burzler, Sabine Deschler-Erb, Sylvia Fünfschilling, Markus Höneisen, Max Martin, Andreas Motschi, Markus Peter, Beatrice Ruckstuhl, Veronique Rey-Vodoz, Frank Siegmund und Kurt Wyprächtiger. Als grundlegende Arbeit zu der hier angeschnittenen Thematik kann nun auf das Werk von Almut Mehling (Mehling 1998) zurückgegriffen werden. Der Beitrag wurde im Sommer 1999 eingereicht. Später erschienene Literatur ist deshalb nur in Ausnahmefällen berücksichtigt. Zu den römischen Altsachen kommen auch noch Glas- und Melonenperlen der frühen und mittleren römischen Kaiserzeit. Vgl. oben, Reich S. 233ff. Vgl. oben, Leicht S. 79ff. Einzige Ausnahme stellt das gelochte Knopfstück einer Zwiebelknopffibel 626.10 dar, das eindeutig als Amulett und Altfund zu deuten ist. Zur Forschungs- und Grabungsgeschichte: Oben, Ruckstuhl S. 49ff. 616A.15, 718.9. Riha 1990, 108 Typ 20 und Taf. 55–56, bes. Nr. 2332–2402; DeschlerErb 1998, 164 und Taf. 34, 3115–3127 (beides Augusta Raurica AG/BL). Zur Verwendung von Haarnadeln im provinzialrömischen Zusammenhang vgl. Deschler-Erb 1996, 68f. Riha 1990, 102f. Typ 12 und Taf. 45. 46. 69, bes. Nr. 1468. 1470. 1476. 2855 (Augusta Raurica). Weitere Parallelen: Avenches VD: Guisan 1975, 32 Nr. 4.20 und Taf. 16, 20. - Linz (A): Rupprechtsberger 1978/79, 144 Nr. 359. Böhme 1974, 35ff. 319.2, 401.12/13, 440.3, 603.13, 620C.13, 664.9, 717.6, 743.7, 825.3. Zur Verwendung von Fingerringen im provinzialrömischen Zusammenhang vgl. Deschler-Erb 1996, 76. Zu Gesteinsbestimmungen bei Gemmen: Krug 1995, 33ff. Guiraud 1988, 29 Abb. 9. Zur Technik: Krug 1995, 32f. Parallelen zur Motivik «Landleben» vgl. Guiraud 1988, 158ff. Nr. 604ff. und Taf. 42. - Parallelen zur Motivik «Victoria» vgl. Guiraud 1988, 101ff. Nr. 134ff. und Taf. 10f. Vgl. die Angaben im Katalog. Henkel 1913, 231ff. bes. 234; Riha 1990, 41 Typ 2.18.1 und Taf. 12, 204–208; Guiraud 1989, 195 Typ 7 bes. 7b. Henkel 1913, 257; Riha 1990, 48 zu Typ 2.36. Parallelen z.B. Augusta Raurica: Riha 1990, 192 Nr. 2997 und Taf. 79. - Avenches: Guisan 1975, 14 Nr. 1.34, 1.35 und Taf. 3, 34. 35. Alle Parallelen jedoch immer in schlechterer Qualität als das Stück aus Grab 440. Schlüsselfingerringe wurden zum Verschliessen kleiner Truhen oder Kästchen eingesetzt. Allgemein: Deschler-Erb 1996, 76. Generell zu Schlüsselfingerringen: Deschler-Erb 1996, 76. 78. Zum hier vorliegenden Typ und dessen Datierung: Guiraud 1989, 191ff. Typ 5a und 202ff. bes. Abb. 53; Riha 1990, 39ff. Typ 2.17.1. Guiraud 1989, Typ 2d; Riha 1990, 31 Typ 2.1.3. - Zusammenfassend: Deschler-Erb 1996, 78 bes. zu ME 286. 393.1, 418.11, 443.6, 449.6, 565.4, 571.18, 592.4, 620C.11, 626.10, 637.12, 640.5, 645.10, 832.3, A29, A1–3. Zur Verwendung der Fibeln in der provinzialrömischen Tracht vgl. Böhme 1997, 31ff. bes. 33 und 38. Definition nach Riha 1979, 55ff. Gruppe 1. Rey-Vodoz 1998, 14 Typ 1.1 (ebd. mit Aufzählung älterer Typbezeichnungen). Die Typologie von Rey-Vodoz richtet sich nach der Typologie der Fibeln aus Augusta Raurica (zuletzt Riha 1994). - Zur Nauheimerfibel allgemein vgl. nun Striewe 1996. Striewe 1996, Taf. 1, A1.3 (Saint-Blaise NE).
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Definition nach Ulbert 1977, 39 Typ II und 38 Abb. 2, 5–7. Zum Thema vgl. weiter Haalebos 1986, 16ff.; van der Roes 1988, 145f. Ulbert 1977, 40; Haalebos 1986, 18; van der Roes 1988, 146. Die spätlatènezeitliche Form der Schüsselfibel unterscheidet sich von dieser Form durch einen mehrheitlich durchlaufenden, geraden Bügel ohne Knoten. Ulbert 1977, 37ff. mit Fundliste zu den einzelnen Varianten. Ebd. 39 III.3 und 38 Abb. 2 zu der Schüsselfibel aus Rheinzabern (diese ist keine Variante Bentumersiel). Zum Exemplar aus Augusta Raurica: Riha 1994, 61 Typ I.13 und Taf. 4, 1934. Zur Variante Bentumersiel: Haalebos 1986, 18 und 20 Abb. 7; van der Roes 1988, 146. Zum möglichen Typenspektrum zweigliedriger Spiralfibeln: Riha 1979, 78ff. und Riha 1994, 72ff. Definition nach Riha 1979, 111ff. Gruppe 5. Rey-Vodoz 1998, 27 Typ 5.10 (ebd. mit Aufzählung älterer Typbezeichnungen). Beste Parallele Augusta Raurica (schichtdat. claudisch/neronisch): Riha 1994, 121 Nr. 2442 und Taf. 27. Rey-Vodoz 1998, 30 Typ 5.14 (ebd. mit Aufzählung älterer Typbezeichnungen). Die Variante mit fehlenden Scharnierköpfen gehört zum Typ 5.14.3 nach Riha 1979, 146ff. bes. 148. Rey-Vodoz 1998, 30 Typ 5.15 (ebd. mit Aufzählung älterer Typbezeichnungen). Gute Parallelen Augusta Raurica (schichtdat. 1./2. Jh.): Riha 1979, 151 Nr. 1282.1283 und Taf. 43. - Hüfingen (D): Rieckhoff 1975, 91 und Taf. 6, 83. Rey-Vodoz 1998, 31 Typ 5.17 (ebd. mit Aufzählung älterer Typbezeichnungen). Gute Parallelen Augusta Raurica (schichtdat. flavisch bis 2. Jh.): Riha 1994, 140 Variante 5.17.2 und Taf. 34, 2638. 2639. Definition nach Riha 1979, 178ff. Gruppe 7. Böhme 1972, 38f. Form 42e; Ettlinger 1973, 172 Typ 40, 2. Rey-Vodoz 1998, 34 Typ 7.11 (ebd. mit Aufzählung älterer Typbezeichnungen). Unsere beiden Fibeln zählen dabei zur Variante 7.11.4. nach Riha 1979, 187f. Rey-Vodoz 1998, 34 Typ 7.16 (ebd. mit Aufzählung älterer Typbezeichnungen). Die Fibel aus Grab 393 zählt dabei zu Typ 26c4 nach Feugère und die Fibel A3 zum Typ 26c1. Vgl. Feugère 1985, 184 und 357ff. Riha 1979, 192; Feugère 1985, 364; Rey-Vodoz 1998, 34f. Riha 1979, 197 Typ 7.20. In Augusta Raurica fanden sich bisher aber noch keine fünfscheibigen Emailfibeln. Zur Variante der fünfscheibigen Emailfibeln vgl. Thomas 1963; Ettlinger 1973, 121ff. Typ 45 Gruppe 2; Feugère 1985, 370 und 185 Typ 27d2. Thomas 1963, 348ff. mit Verbreitungsliste. Ergänzungen bei Ettlinger 1973, 122 (ebd. auch Auflistung unseres Stückes) und Feugère 1985, 370 Anm. 426. Rey-Vodoz 1998, 36 Typ 7.23 (ebd. mit Aufzählung älterer Typbezeichnungen). Die hier vorliegende Fibel entspricht der Variante 1 nach Riha 1994, 171. Grundsätzlich vgl. auch Ettlinger 1973, 125 Typ 47. Ebd. Taf. 28, 7 auch Auflistung unseres Exemplars. Riha 1979, 169ff. Typ 6.5; Feugère 1985, 185 und 423ff. Typ 31. Beide mit Berufung auf die grundlegende Typologisierung der Zwiebelknopffibeln durch Keller 1971. Keller 1971, 31ff. bes. 37ff. und 35 Abb. 12 (Datierung Typ 3 von 340–380 n.Chr.). - Zur Verbreitung vgl. Riha 1994, 147 mit Anm. 182. 383.2, 637.17. Zusammenfassend vgl. Deschler-Erb 1996, 71 (mit weiterer Lit.). Gute Parallele vgl. ebd. 287 ME 269 und Taf. 19 (Oberwinterthur ZH). 603.3. Zur Verwendung vgl. Deschler-Erb 1996, 58. Deschler-Erb 1996, 58ff. bes. 60 zur Gruppe 3 mit unverziertem Schaft. 434.2, 438.15, 443.12, 588C.5, 623.6/7, 626.6, 744A.8. Zur Verwendung von Spiegeln im provinzialrömischen Zusammenhang vgl. Deschler-Erb 1996, 62. Beispiele von Rahmen anderer Art vgl. Konrad 1997, 91 und 92 Abb. 13. Zum Begriff Spiegelbronze vgl. Deschler-Erb 1996, 62 mit Anm. 436; Abegg 1989, 306. Deschler-Erb 1996, 65 mit Datierung bis Ende 2. Jh. Zu einer mutmasslichen Verwendung von Rahmenspiegeln bis in die Spätantike vgl. Konrad 1997, 91 mit Anm. 366. Deschler-Erb 1996, 63. Deschler-Erb 1996, 64f. Lloyd-Morgan 1981, 69ff. Group R; Abegg 1989, 307ff. Vgl. ebd. 308 Abb. 9 die Rekonstruktion eines geöffneten Klappspiegels. Lloyd-Morgan 1981, 69 Abb. 6.
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Abegg 1989, 309f. und 310 Karte 1. 434.3, 480.14, 481.21, 626.2/8, 719B.9, 754A.3, 770.5. Oldenstein 1977, 193ff. und Taf. 62–64. Ebd. 197 zu Verbreitung und Datierung; Bishop/Coulston 1993, 119 und 120 Abb. 80, 1.2. Vgl. z.B. Eining-Unterfeld (D) (170–180 n.Chr.): Jütting 1995, 164 und 196 Abb. 8, 54–64. - Friedberg (D): Bishop/Coulston 1993, 146 Abb. 103, 1. Ebd. 145ff. zu Helmen vom Typ Niederbiber. Oldenstein 1977, 190ff. bes. zu Nr. 733–736 und Taf. 59; Jütting 1995, 172f. bes. zu Nr. 174 und 203 Abb. 11; Gschwind 1998, 123 und 117 Abb. 4, 5 (Alteburg bei Zell D). Ebd. Anm. 79 mit Erwähnung emailverzierter Beschläge dieser Art. Vgl. z.B. Eining (D): Gschwind 1997, 611 Abb. 2, 5 (Halbfabrikat). Parallelen und Datierungen zur feineren Ausführung: Gschwind 1997, 612 bes. Anm. 13. Parallelen zur einfacheren Ausführung wie 434.3 siehe z.B. Porolissum (ROM): Gudea 1989, 592 und 1041 Taf. 182, 6.7. Für einen allgemeinen Überblick zum Spektrum: Unz/Deschler-Erb 1997, Taf. 48–57. Deschler-Erb 1996, 40ff. zu ME 76. 738.4. Zur Verwendung: Deschler-Erb 1996, 44. Zur durchlaufenden Datierung: Ebd. 45. Vgl. in Oberwinterthur: Deschler-Erb 1996, 281 ME 106.107 und Taf. 9. 432.11, 448.4/5, 624C.11, 738.10, 766.18. Grundlegend zum Brettspiel in der Merowingerzeit: Stauch 1994. Zur Unterscheidung zwischen Spielgerät und sogenanntem «scheinbarem» Spielgerät in frühmittelalterlichen Bestattungen: Ebd. 23ff. u. bes. 26. Grundlegend, auch zur Herstellung der Spielsteine: Rütti 1988, 100f. Ebd. bes. Anm. 534 und 535 zur Verwendung im Spiel. Zu beiden Typen: Deschler-Erb 1998, 147ff. und 148 Typentabelle der 1076 knöchernen Spielsteine aus Augusta Raurica. Zu Spielsteinen mit konzentrischen Kerben ohne Stege: Deschler-Erb 1998, 148f. Zu flachen Spielsteinen mit zentralem Punkt: Ebd. 151. Zur Verwendung beim Spiel: Ebd. 579.5, 656.7, 717.13, 754A.7. Zur Verwendung und Färbung gläserner Mosaiksteine: Schmid 1993, 169ff. In Augusta Raurica ist die Produktion gläserner Mosaiksteine in den Farben, die unsere Stücke besitzen, belegt. Ebd. 172ff. Schmid 1993, 184. Z.B. die Thermen aus Schleitheim-Iuliomagus: Bürgi/Hoppe 1985, 27 Abb. 41. 449.7, 476.7, 723.7, 754A.11. Zu Bronzesieben allgemein Deschler-Erb 1996, 24ff. Fünfschilling 1992, 265ff.; Deschler-Erb 1996, 32f. Fünfschilling 1992, 267ff. bes. mit Abb. 6–8 zu den Vorbildern. Zur Diskussion vgl. Deschler-Erb 1996, 33. Kunow 1983, 19; Lund Hansen 1987, 82; Koster 1997, 49. Kunow 1983, 19. Wobei dieser einen Produktionsbeginn schon im 1. Jh. vermutet. Zur Datierung und Verwendung zusammenfassend Lund Hansen 1987, 82; Koster 1997, 49 zu Nr. 45. Roth-Rubi 1979, 21ff. (Kragenrand), 36ff. (Wulstrand); Furger/ Deschler-Erb 1992, 93ff. - Zum Typus zusammenfassend auch Dreisbusch 1994, 86. Zum Übergang zwischen Kragen- und Wulstrandkrügen: Furger/ Deschler-Erb 1992, 95 mit Anm. 303. Parallele zu 488.20 z.B. Avenches (claudisch): Roth-Rubi 1979, 39 Nr. 78 und 90 Taf. 7. Datierung: Dreisbusch 1994, 86. Zum frühmittelalterlichen Glas: Oben, Leicht S. 186ff. Zu den genauen Bestimmungen vgl. Katalog. Sie erfolgten mit Hilfe von Rütti 1988 und 1991. Zur Bestimmung des Töpfchens 440.2 vgl. bes. Rütti 1988, 68 und Taf. 15. Datierungen nach Rütti 1991, 40ff. Ich danke Kurt Wyprächtiger und Markus Höneisen für die Überlassung der Materialdaten. Zum Grabstatus unten, Ruckstuhl S. 302ff. - Zur Datierung oben, Leicht S. 123ff. und Reich S. 233ff. - Zur Geschlechtsbestimmung siehe Katalog der Gräber. Vgl. die diesbezüglichen Katalogeinträge. Vgl. die diesbezüglichen Katalogeinträge. Zu den Fibeln A1–3 vgl. oben S. 294f. Die Gesamtzahl an Bestattungen kann nur annäherungsweise angegeben werden, da gerade aus den Altgrabungen des 19. Jhs. nicht genau
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bekannt ist, wieviel Gräber aufgedeckt wurden. Oben, Ruckstuhl S. 50ff. Da das Grab 29 bereits im letzten Jahrhundert ausgehoben wurde und das Skelett nicht mehr vorhanden ist, war eine Geschlechtszuweisung nicht mehr möglich. Die Geschlechtszuweisung erfolgte in einer Kombination aus Anthropologie und Archäologie. Vgl. oben, Ruckstuhl S. 62. Zu den Gesamtzahlen: Oben, Ruckstuhl S. 62. Dieses Ergebnis steht im Widerspruch zu Auszählungen in anderen frühmittelalterlichen Gräberfeldern, bei denen die Gruppe der Frauen immer die Mehrheit unter den Bestattungen mit Altfunden bildet: Mehling 1998, 40f. Nicht berücksichtigt wurden gestörte oder beigabenlose Bestattungen. Zur Definition und Festlegung des sozialen Status der Bestattungen in Schleitheim-Hebsack vgl. unten, S. 302ff. In anderen frühmittelalterlichen Gräberfeldern scheinen Altfunde mehrheitlich in besser ausgestatteten Gräbern vorzukommen. Mehling 1998, 56. Zu den Zeitstufen: S. 302ff. Mehling 1998, 35ff. Wobei generell nur wenige Behältnisse oder Kästchen nachweisbar sind. Der Begriff «Kästchen» kam dann zur Anwendung, wenn sich ein solches durch eindeutige Holzreste im Grab nachweisen liess (Grab 637). In den übrigen Fällen wurde entweder ein Fragezeichen hinter das Kästchen gesetzt (Grab 744A) oder der allgemeinere Begriff «Behältnis» gewählt. Zu diesem besonders reichen Ensemble vgl. Katalog und Schoch S. 285ff. Der Fingerring 664.9 könnte evtl. am Finger getragen worden sein. Die Gemme 319.2 war unter Umständen an einer Halskette aufgehängt. Zu den Gürtelgehängen in Schleitheim-Hebsack vgl. oben, Leicht S. 173. Zur Geschlechtsbestimmung vgl. oben, Ruckstuhl S. 62. Zur Problematik der Geschlechtsbestimmungen frühmittelalterlicher Bestattungen allgemein: Mehling 1998, 37ff. Zur Obolussitte: Literaturverweise bei Mehling 1998, 93 mit Anm. 270; Marti 1990, 122f. Vgl. Peter 1997, 364. Zu weiteren halbierten Münzen aus Bestattungen des Frühmittelalters: Marti 1990, 123. Es sei noch angemerkt, dass ausser den Goldmünzen aus Grab 590 im ganzen Gräberfeld Schleitheim-Hebsack keine frühmittelalterliche Münzen beigegeben waren. Zu den Goldmünzen: Oben, Geiger/Wyprächtiger S. 273ff. Mehling 1998, 86f. Mehling 1998, 97ff. Wie die Autorin bin ich der Meinung, dass, entgegen einer häufig geäusserten Meinung, auch der Tascheninhalt von Frauen als Wertsammlung gedeutet werden kann und nicht zwingend eine reine Amulett- oder Schmucksammlung gewesen sein muss. Mehling 1998, 101ff. Mehling 1998, 104ff. bes. 116f. Für die verschiedenen Möglichkeiten: Mehling 1998, 72ff. Mehling 1998, 73ff. Zuletzt z.B. Geisskopf (D): Hoeper/Steuer 1999, bes. 217 Abb. 20, 2.6 und 220 Abb. 23. Mehling 1998, 75ff. Zur kaiserzeitlichen und spätlatènezeitlichen Besiedlung: Kurzer Überblick bei Höneisen 1999. - Zu Altenburg-Rheinau zusammenfassend: Müller/Kaenel/Lüscher 1999, 336 Nr. 66. Zu dieser Möglichkeit: Mehling 1998, 85f. Zur Tracht: Vgl. Katalog. Die folgenden Ausführungen berücksichtigen die Resultate der Grabungen von 1998 nicht, da diese Funde während der Auswertung noch nicht zur Verfügung standen. Oben, Ruckstuhl S. 50ff. Tab. 76. Koch 1977, 16ff. Windler, 1994, 120. Oben, Leicht S. 127ff. und Reich S. 236ff. Tab. 68–69. Stork 1997a, 301–307. Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 311ff.; unten, Hotz/Rehazek S. 459ff. Koch 1996, 29, in: Brandt und Koch (Hrsg.) 1996. Zur sozialen Gliederung auch: Unten, S. 368ff. Zur ethnischen Ansprache: Unten, Burzler S. 509ff. Christlein, 1978, 56–57.
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Unten, Hotz S. 333ff. Stork 1995, 21. Beil. 1. Oben, Ruckstuhl S. 55ff. Grabungsetappe 1986. Diese Tabellen dienten als Arbeitsgrundlage der folgenden Interpretationen und werden nicht vorgelegt. Vgl. Akten KASH. Martin 1987, 278–279; Brugmann 1996, 80, in Brandt und Koch (Hrsg.) 1996. Koch 1996, 41, in Brandt und Koch (Hrsg.) 1996. Koch 1996, 32ff., in Brandt und Koch (Hrsg.) 1996. Oben, Reich S. 236ff. und Leicht S. 122ff. Oben, Leicht S. 78ff. Ament, 1992, 42; Quast, 1997, 171. Unten, Hotz S. 333ff. Unten, Hotz S. 358. Koch 1996, 36, in Brandt und Koch (Hrsg.) 1996. Grab 458 könnte ebenso in diese Gruppe gehören. Martin 1976, 27. Diesen Hinweis verdanke ich A. Burzler, vgl. unten, Burzler S. 515ff. Unten, Burzler S. 510ff. Oben, Reich S. 236ff. Unten, Hotz S. 343ff. Koch 1996, 32ff., in Brandt und Koch (Hrsg.) 1996. Der Dorn der Schnalle aus Grab 822 ist nicht erhalten, doch deutet ihre Form auf einen Schilddorn hin. Gräber 725 (Kind), 697 (Frau mit Almandinscheibenfibeln) und 698 (Mann). S. 30ff. Da in dieser Reihe Frauengräber mit Perlen fehlen, können zum Anfang der Reihenbelegung keine genaueren Angaben gemacht werden. Oben, Leicht S. 160ff. Männer: Gräber 432, 488, 654, 662, 769 und 826; Frauen: Gräber 840, 717 und 439; Kinder: Gräber 625 und 653. Gräber 821 und 832. Knaut 1993, 29. Vgl. S. 64. Eine Ausnahme bildet dass Etagengrab 624 mit mehreren Nachbestattungen. Es könnte auch sein, dass die vielen Störungen der Altgrabungen dieses Resultat verfälschen. Unten, Bänteli S. 400ff. Unten, Burzler S. 321ff. Unten, Burzler S. 327ff. Die Verwendung von Tannenholz ist nur in Stufe IV nachweisbar, vgl. S. 77. Zu Etagengräbern, vgl. Knaut, 1993, 206–208. Oben, Geiger/Wyprächtiger S. 273ff. Unten, Burzler S. 482ff. Gräber 484 und 476. Gräber 450 und 452. Christlein 1978, 56. Gräber 378, 401, 410A und 410B sowie Gräber 407 und 408. Gräber 413A und 413B. Gräber 418 und 488. Unten, Burzler S. 486ff. Unten, Burzler S. 448ff. Unten, Burzler S. 447ff. Auf einen Eingriff der Altgrabungen oder durch antiken Grabraub deuten die durchschlagenen Deckenplatten und die Grünspanspur eines Fingerringes auf einem Finger der linken Hand hin. Gräber 528, 520 und 496. Gräber 543, 523, 510, 511 und 517. Gräber 515, 514 und 598. Gräber 306 und 307. Christlein 1978, 56–57. Koch 1997, 228ff. Knaut 1993, 29. Vgl. Reihe 17. Dies betrifft einen grossen Teil der Steinkisten, die durch die Ausgräber der Altgrabungen leichter zu finden waren, vgl. S. 50ff. Christlein 1978, 56. Berechnung der Lebendbevölkerung vgl. Hotz S. 339ff. Vgl. Berslingen, wo allerdings kein Herrenhof mit vielen Bediensteten gefunden wurde: Bänteli, Höneisen und Zubler 2000, 81. - In Schretzheim werden zehn Personen auf jeweils einem Hof vermutet. Koch, 1977,
191. - Donath und Ullrich erstellten ein Modell für ein weites Arbeitsgebiet und sprechen von 20–30 Personen. Donat und Ullrich 1971, 235. 2212 Anke Burzler danke ich ganz herzlich für zahlreiche Hinweise und anregende Unterstützung bei der historischen Interpretation. 2213 Bader/Windler 1998; E. Vogt in ASA N. F. 32, 1930, 145ff.; Heege 1987; Müller 1974. 2214 Schretzheim u. weitere Beispiele, vgl. Tab. 76. 2215 Vgl. Anzahl Gräber der Stufen P3 und P4 in Kart. 8–9. 2216 Vgl. S. 74ff. 2217 Fundstoff vorgelegt bei: Wanner 1867; ders. 1868; Guyan 1965. 2218 Dies ergibt sich aus der Tatsache, dass bei den Grabungen des 20. Jhs. Erdgräber zwischen den Steinkistengräbern zum Vorschein kamen: Übersichtsplan Beil. 1. Zur Grabungsmethode: Ruckstuhl. S. 52ff. 2219 Zur Forschungsgeschichte: Leicht S. 123; Ruckstuhl S. 49ff. Einige Beispiele für vermischte Altinventare: Grab 20: Guyan 1965, Taf. III; Grab 68: ebd. Taf. X; Grab 133: ebd. Taf. XV; Grab 142: ebd. Taf. XVI. Die Vermischung war bereits Guyan aufgefallen: Guyan 1965, 2ff. 2220 Martin 1976a, 191. 2221 Ruckstuhl S. 74ff. 2222 Ruckstuhl S. 74ff. 2223 Vgl. die Fundtafeln bei Wanner 1867; ders. 1868; Guyan 1965. 2224 Z.B. Wanner 1868, Taf. I, 5–6,8; II, 2, 5,8; III, 2. Guyan 1965, Taf. X, g; XIII (Grab 119); XIV (Grab 120); XV (Grab 128); XVI,a (Grab 142); XXI, h. 2225 Z.B. Guyan 1965, Taf. I,b (Grab 6); XI,c (Grab 69). Mit Grab ist nicht unbedingt der Grabzusammenhang gemeint, sondern die nähere Bezeichnung auf der jeweiligen Tafel. 2226 Z.B. Guyan 1965, Taf. I,d–e (Grab 6); I,a–b (Grab 9); III, f, i (Grab 20, vermischtes Inventar!); V, g–k (Grab 23); XVI,f–h (Grab 142, vermischtes Inventar!). Nicht einem Geschlecht zuweisbar: ebd. Taf. XXIII. Vgl. Wanner 1867, Taf. VIII, 22c–d. 2227 Z.B. Guyan 1965, Taf. I,d–e (Grab 9); V (Grab 22); VI (Grab 31); XXVIf. 2228 Z.B. Guyan 1965, Taf. XI,b (Grab 69); Wanner 1867, Taf.V,20. 2229 Z.B. Guyan 1965, Taf. III,a (Grab 16). 2230 Z.B. Guyan 1965, Taf.XIV,b (Grab 123). 2231 Z.B. Guyan 1965, Taf. VIII,c (Grab 57); X, m–n (Grab 68, vermischtes Inventar!). 2232 Martin 1986; Burzler 1993, 206ff. 2233 Burzler 1993, 222ff. mit Tab. 34; Taf. 38–40. 2234 Schleitheim Grab 334.3 und 371.4–5. Vgl. Leicht S. 120f. 2235 «Brakteatenfibeln erscheinen demzufolge in unserem Raum nicht vor Ende von Phase 3» (U. Koch 1982, 54). Vgl. dies. ebd. 24m. Abb. 4 (zeitliche Übersicht); 53f. Die Autorin (ebd. 59) sondert den Pressblechdekor mit Knotenflechtbändern als jüngsten Vertreter aus. 2236 Literatur: Burzler Fundliste 7. Zeitliche Verbindung bereits bei: Burzler 1993, 207, 209. 2237 U. Koch 1982, 54ff. 2238 Burzler S. 423ff. Grab 21 und 23 der Kirche datieren in P10. 2239 Grab 303.15, 304.8.13, 338.7.14, 824.33.40 (mit Perlrandimitation). 2240 Grab 303, 824. Ähnliche Fundkombination: Weingarten Grab 727: Roth/Theune 1995, Taf. 263 A. 2241 Tab. 64 und 67. 2242 Burzler 1993a, 239f., Abb. 194. Weiterer Vergleichsfund (Teil einer Wadenbindengarnitur?): Weingarten Grab 727: Roth/Theune 1995, Taf. 263 A,4. 2243 Burzler 1993, 209, 220. Ähnliche Zeitstellung: Fridingen Grab 202 II: v. Schnurbein 1987, Taf. 45 A; Weingarten Grab165 und 612: Roth/Theune 1995, Taf. 50 C, 226–227 A. 2244 Burzler S. 423ff. 2245 «Stichverzierung»: Z.B. Guyan 1965, 9. Zur endmerowingischen Zeitstellung vgl. Fridingen Grab 113: v. Schnurbein 1987, Taf. 27,13. 2246 Z.B. Schwyz Grab 48, Stein am Rhein-Burg Grab 4. Bei den Altfunden ist diese Ansprache aufgrund von fehlenden Lagebeobachtungen nicht überprüfbar. 2247 Magnano (I): M. Brozzi, Scoperta una tomba longobarda a Magnano in Riviera. Aquileia Nostra 56, 1985, 413ff.; I Longobardi. A cura di Gian Carlo Menis. Ausstellungskatalog Cividale-Codroipo, 1990, 464ff., Nr. X. 182. Vgl. Burzler S. 423ff. 2248 Leicht. S. 169f. 2249 P8: sechs Gräber. P9: neun Gräber. P10: fünf Gräber. 2250 Z.B. Grab 301, 302, 304, 334, 536 und 824.
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Burzler 2000, 35f. Z.B. Grab 22, 31: Guyan 1965, Taf. V,c (Grab 22, irrtümlich als Armring bezeichnet); VI,a (Grab 31). Z.B. Guyan 1965, Taf. XXVI,h. Vgl. Burzler 2000, 36. Burzler 1993, 209f. (mit Lit.). Burzler 1993, 210, Abb. 178. Vgl. Burzler S. 531ff. Vgl. oben. Burzler 2000, 40f., Abb. 27. Aus quellenkritischer Sicht ist nicht auszuschliessen, dass diese unscheinbare Gürtelform bei den Altgrabungen übersehen wurde. Guyan 1965, Taf. XIX,e; XX,k (?). Guyan 1965, Taf. IX,a–b (Grab 60); XVIII,a,c. Guyan 1965, Taf.VIII (Grab 54), vgl. ebd. Taf. XIX,b; Taf. XI (Grab 92); vgl. ebd. Taf. XVIII,e–f; Taf. XIX,d; vgl. Wanner 1867, Taf. VIII, 9. Gute chronologische Übersicht: Martin 1991, 270ff., Abb. 138. Leicht S. 143ff. Die Kartierung richtet sich weitgehend nach der Einteilung der Gürtelformen nach Leicht S. 143ff. Burzler S. 422ff. Guyan 1965, Taf. XVIII,b; Wanner 1867, Taf. VIII (ohne Nr.). Fundmaterial erstmals zusammenfassend vorgelegt: Stein 1967. Wichtige Fundtypen der Zeit um 700 und des frühen 8. Jhs. stammen aus der Kastellkirche Stein am Rhein-Burg: Burzler 1993. Burzler S. 439ff. Stork 1995, 51ff.; Böhme 1996, 501, Anm. 48. Die Umgebung der Separatgruppe ist unvollständig ergraben, v.a. im Bereich südlich davon. Grab 305 lieferte ein neuzeitliches Pferdeskelett, das aufgrund der Lage zunächst für eine frühmittelalterliche Pferdebestattung gehalten wurde. Vgl. Katalog. Familie: vgl. Burzler S. 418f. Vgl. Burzler S. 498f. Burzler S. 443ff. Burzler S. 420ff. In Tab. 68 wurden nur solche Frauengräber aufgenommen, die sich nach P9 oder P10 unterscheiden lassen. Unklare Fälle, die wohl in den späten Abschnitt der Zeitstufe IV (vgl. Tab. 67) datieren, wie z.B. Grab 307, 332, 345 und 582B, wurden weggelassen. Burzler S. 498f. Die erste Ausstattungsgruppe (Fibel aus Edelmetall) ist ab Zeitstufe IV nicht mehr fassbar. Nur zwei Mädchengräber (Grab 334 und 371) lieferten Pressblechscheibenfibeln. Burzler S. 486ff. Gestiegene Bedeutung von Sax und Sporn. Trotz der Störung durch die Altgrabungen müssten sich zumindest einige Hinweise erhalten haben. Neuffer-Müller 1983, 107f., Taf. 165. Kirchheim/Ries wird allerdings länger als Schleitheim-Hebsack belegt (vgl. Tab. 76). Ruckstuhl S. 369ff. und Abb. 243. Stein 1967, 128. Zum Ende der Reihengräberfelder ebd. S. 128ff. Stein 1967, 133. Böhme 2000, 79. Marti 2000, 355. Die Gründung einer Kirche führt nicht zum sofortigen Ende des Reihengräberfeldes: Christlein 1974, 588f.; Marti 2000, 191. Zur Belegung: Ruckstuhl S. 302ff.; Burzler S. 503. Ähnliche Überlegungen bei: Marti 2000, 353ff.; Böhme 2000, 87. Schleitheim Grab 301–307. Quellenkritisch ist zu beachten, dass infolge des dortigen Grabungsausschnittes ungewiss bleibt, ob es sich um eine tatsächlich separierte Gräbergruppe handelt, auch wenn der Lagebefund dafür spricht. Vgl. Burzler S. 523ff.; Böhme 2000, 91. Vgl. Burzler S. 443ff. Böhme 2000, 76, 91. Vgl. Burzler S. 447ff. Dagegen erkennt B. Scholkmann keine Richtung der Ausbreitung von West nach Ost: Scholkmann 2000, 121. Beispiele: Burzler S. 321ff. mit Tab. 76; Theune-Grosskopf 1997b, 471; Böhme 2000, 79. Ähnlich: Theune-Grosskopf 1997b, 472. Ariès 1989, 47.
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Reinecke 1925, 55, 57. Dieser Begriff wurde durch N. Krohn, Freiburg, anlässlich des dort abgehaltenen Forums zu Methoden der Archäologie (07.07.2000) geprägt. Marti 2000, 200. Reinecke 1925a. Reinecke 1925, 55. Stein 1967, 182; Fehring 1979, 568; Burzler 1991, 295ff. Vgl. C. Redlich, Erbrecht und Grabbeigaben bei den Germanen. Forsch. u. Fortschritte 24, 1948, 177ff.; Reinecke 1925 a, 104 (mit älterer Lit.). Müller 1974, 135. Stein 1967, 181ff.; U. Nonn, Merowingische Testamente. In: Franken 1996, 505ff. Lateinischer Text (mit französischer Übersetzung): P. Perin/Ph. Velay/P. Lenou (Hrsg.), Collections mérovingiennes, Musée Carnavalet 1986, 819ff.; U. Nonn, Erminethrud – eine vornehme neustrische Dame um 700, Histor. Jahrb. 1982, 140; J. P. Laporte, Francia 14, 1986, 574ff. Stein 1967, 181; Wartmann 1863, 182, Nr. 191. Verwandte Überlegungen bei Reinecke 1925a,105. Vgl. Reinecke 1925a, 103f. Vgl. Burzler S. 447ff.; Theune-Grosskopf 1997b, 474f. Ariès 1989, 43ff.; Scholkmann 1997, 455; Illi 1992, 11f. Vgl. Reinecke 1925, 57f. Ariès 1989, 53. Böhme 2000, 90. Vgl. Reinecke 1925, 55. Zur Bedeutung für die Besiedlungsgeschichte: Burzler S. 504ff. Die Rolle des Christentums für den Siedlungsvorgang in Schleitheim. Ariès 1989, 54. Iubemus ut corpora christianorum Saxanorum ad cimiteria ecclesiae deferantur et non ad tumolos paganorum. Übersetzung: Wir befehlen, dass die Körper der christlichen Sachsen zu den Friedhöfen der Kirche gebracht werden und nicht zu den Grabhügeln (Gräbern) der Heiden. Capitularia Regum Francorum Bd. 1 S. 69; Illi 1992, 16. Marti 2000, 188, 199. Siegmund 2000, 354. Vgl. Siegmund 2000, 355 (mit Lit.). Vgl. Burzler S. 498f. Burzler, S. 415ff. Lohrke 1999. Die zwölf Bestattungen der Grabungskampagne 1998 konnten in dieser Arbeit nicht mehr berücksichtigt werden. Alters- und Geschlechtsangaben finden sich im Gräberkatalog. Gräber 343, 350, 356, 393, 429, 442, 479, 498, 517, 529, 537, 631 und 642. Von den Gräbern 392, 393, 429, 442, 490, 498 und 509 existieren keine anthropologischen Feldprotokolle. D. Ferembach/M. Stloukal/I. Schwidetzky, Empfehlungen für die Alters- und Geschlechtsdiagnose am Skelett, Homo 30, 1979, 1–32, Anhang. Als zuverlässiges geschlechtsspezifisches Merkmal gilt das Becken, gefolgt vom Schädel und der Robustizität der Langknochen. Nemeskéri/Harsanyi/Ascádi 1960. M. Massler/I. Schour, The development of the human dentition. J. Am. Dental Ass. 28, 1944, 1153–1160. G. Wolf-Heidegger, Atlas der systematischen Anatomie des Menschen, Bd. 1, Basel/New York 1954. Dinkel 1989, 57ff.; Wittwer-Backofen 1987; Langenscheidt 1985; Ascádi/Nemeskéri 1970. Die Paläodemographie ist aufgrund methodischer Mängel wiederholt kritisiert worden (z.B. J.-P. Boquet/C. Masset, Farewell to Paleodemography, J. Hum. Ev. 11, 1982, 321–333). Zu einem gewissen Teil ist die Kritik berechtigt, da die konventionelle Altersbestimmung mit einem grossen Fehler (5 bis ±10 Jahre) behaftet ist. Trotzdem kann die Paläodemographie unersetzliche Informationen bereitstellen. Ein Verzicht aufgrund ihrer Fehlerquellen würde zu einem grösseren Verlust führen. Paläodemographische Aussagen müssen aber mit grosser Vorsicht gewertet werden. Mündliche Empfehlung von R. Dinkel (Rostock 1999). S. 459ff. Oben, Leicht S. 123ff.; Reich S. 233ff.; Burzler S. 197ff. Oben, Ruckstuhl S. 302ff. Gräber 359, 380, 389, 391, 401, 408, 425, 432, 455, 477, 480, 569A, 581, 610, 623, 640, 680, 726 und 795.
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Individuenzahlen wie 195.3 Frauen entstehen durch den demographisch definierten Beginn des Erwachsenenlebens mit dem 20. Lebensjahr (Anm. 2347). Anthropologische Altersbestimmungen erlauben das Sterbealter nur in einem wahrscheinlichen Bereich anzugeben. Wird ein Individuum z.B. auf 19 bis 21jährig geschätzt, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Individuum im 19. Lebensjahr starb 0.33. Die Wahrscheinlichkeit, dass besagtes Individuum im 20. resp. 21. Lebensjahr verstarb liegt bei 0.67. Dieses Individuum weist also eine subadulte Sterbewahrscheinlichkeit von 0.33 (oder abgekürzt 0.3), resp. eine adulte Sterbewahrscheinlichkeit von 0.67 (oder abgekürzt 0.7) auf. Dadurch entstehen nicht ganzzahlige Individuenangaben. Würden solche Grenzfälle vernachlässigt, käme es zu methodischen Fehlern in der Sterbewahrscheinlichkeitsrechnung (vgl. Ascádi/ Nemeskéri 1970, 62). Die Säuglingssterbewahrscheinlichkeit gibt die Wahrscheinlichkeit an, mit der ein Neugeborenes das erste Lebensjahr erreicht. Diese Ziffer darf nicht mit der Säuglingssterblichkeit m° (korrekt müsste sie Säuglingsmortalität heissen) verwechselt werden (Keyfitz/Flieger 1990, 22ff). Die Säuglingssterblichkeit m° wird folgendermassen definiert: Lebendgeborene / im ersten Lebensjahr Verstorbene * 1000. Diese Ziffer kann in der Anthropologie selten berechnet werden, da die notwendigen Informationen dazu fehlen. Sexualproportion: Männer / Frauen * 100. Diese Masszahl gibt an, wieviele Männer auf Hundert Frauen kommen. Die Frauen werden bewusst als Bezugsgrösse gewählt, da sie in der Reproduktion den limitierenden Faktor darstellen (U. Mueller 1993, 19). Die Sexualproportion entspricht dem in der Anthropologie verwendeten Begriff «Maskulinitätsindex» (=MI). Wir ziehen den in der Demographie geläufigen Begriff dem anthropologischen Terminus «Maskulinitätsindex» vor. Wahl/Wittwer-Backofen/Kunter 1997, 338. Schelbert 1989; Langenscheidt 1985; Drenhaus 1977, 10; Gejvall 1960. Es handelt sich dabei um die Bestattungen einer 25–29jährigen Frau (Grab 363) und der eines 30–39jährigen Mannes (Grab 500). Der Beginn der zugehörigen Siedlung Schleitheim-Brüel wird um die Mitte des 4. Jhs. datiert (Höneisen 1999, 146). Siehe auch oben, Höneisen, S. 31ff. Diese Annahme wird durch neue Gräberfunde in Schleitheim bestätigt. 1998 konnten sechs Männer-, fünf Frauen- und eine Kinderbestattung geborgen werden. Diese zwölf Bestattungen konnten aus Zeitgründen in der vorliegenden Auswertung nicht mehr berücksichtigt werden. Frauenanteil: 45%; Kinderanteil: 23% (Schach-Dörges 1997, 100). Um die Sterbewahrscheinlichkeit mit einer Intervallsbreite von einem Jahr berechnen zu können, muss der anthropologisch geschätzte Altersbereich z.B. eines 3–6jährigen Kindes intervallsmässig auf die dazwischen liegenden Jahre verteilt werden. Wir nehmen an, dass in jedem Lebensjahr die Sterbewahrscheinlichkeit gleich gross sein soll. Folglich ist die Wahrscheinlichkeit, dass das oben erwähnte Kind entweder im 3., 4., 5. oder 6. Lebensjahr stirbt gleich 0.25. Solcherart lassen sich Kumulationsfehler durch Mittelwertsberechnungen vermeiden (vgl. Ascádi/Nemeskéri 1970, 62). Nach dem gleichen Prinzip wird bei den Erwachsenen verfahren, wobei der Beginn des Erwachsenenlebens (für demographische Berechnungen) mit 20 Jahren definiert wird, obwohl in frühmittelalterlichen Gesellschaften das Erwachsenenleben ungefähr mit dem 14. Lebensjahr begann. Eine 20–29jährige Frau erhält für jeden Jahresintervall zwischen dem 20. und dem 29. Lebensjahr den Wert 0.1, d.h. sie ist mit einer Wahrscheinlichkeit von 0.1 z.B. im 23. Lebensjahr verstorben. Natürlich liesse sich auch an Stelle von gleichen Wahrscheinlichkeiten mit einer Gauss’schen Verteilung operieren, welche vor allem für die senilen Individuen zutreffender wäre. Langenegger 1993. Anm. 2347. 39% der Subadulten können anhand der Grabbeigaben einem der beiden Geschlechter zugeordnet werden. Solche Interpretationen müssen mit einer gewissen Vorsicht gehandhabt werden, geht doch Röhrer-Ertl 1995 auch für prähistorische Zeiten von einer Kindbettsterblichkeit von 1–2%, maximal 3% aus. D.h. bei 100 Geburten sterben 1–3 Frauen an den Folgen der Geburt oder des Kindbettes. Die männliche Bestattung (Grab 622) könnte eine männliche Separatgruppe anzeigen.
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Grupe geht für statistische Auswertungen von einer Gruppengrösse von 10–15 Individuen aus (Grupe 1990, 367). Gliedert man die Bevölkerung des 6. Jh. nach Geschlecht- und Altersgruppen, so bewegen sich die einzelnen Untergruppen im Umfang der oben genannten Grössen. Für Schleitheim gehen wir von einer durchschnittlichen Generationendauer von 25 Jahren aus. Die durchschnittliche Generationendauer lässt sich folgendermassen vereinfacht darstellen. Der Beginn des Generationenabstandes wird mit der Geburt eines Mädchens der 1. Generation festgelegt, das Ende des Abstandes mit der Geburt ihrer ersten Tochter (2. Generation). In Wirklichkeit müssen hier aber zusätzliche Einschränkungen berücksichtigt werden (Dinkel 1989, 81ff). Im Extremfall könnte der Generationenabstand zwischen 13–15 Jahren liegen (charakterisiert durch den Beginn der fruchtbaren Phase), meistens beträgt er aber 23–33 Jahre (W. Petersen/R. Petersen, Dictionary of Demography. Multilingual Glossary. Westport 1986, 356). Wenn die 294 Bestattungen des 6. Jhs. ca. 80% aller Bestattungen dieses Zeitraumes darstellen, muss man mit ca. 360–370 Bestattungen insgesamt für das 6. Jh. rechnen. Die Sexualproportion beträgt 99.9, d.h. auf 100 Frauen kommen 99.9 Männer. Normalerweise werden in prä- und historischen Gräberfeldbevölkerungen Kinderanteile bis zu 50% und mehr gezählt. Im Frühmittelalter fehlt auf den Gräberfeldern ein grosser Teil der Kleinkinderbestattungen. Nach dieser Berechnung würde ein neugeborenes Kind im Frühmittelalter das erste Lebensjahr mit einer Wahrscheinlichkeit von 0.9985 erleben. Von 10’000 Neugeborenen wären im Frühmittelalter folglich nur 15 Säuglinge innerhalb ihres ersten Lebensjahres verstorben. In der heutigen Zeit liegt die Überlebenschance eines Neugeborenen bei 0.9896, d.h. von 10’000 Neugeborenen sterben 104 Säuglinge innerhalb des ersten Jahres (Keyfitz/Flieger 1990, 534). Bocquet/Masset, 1977, 65–90. Schweden und Finnland, 18. Jh., A. E. Imhof/B. I. Lindskog, Die Todesursachen in Schweden und Finnland 1749–1773. In: A. E. Imhof (Hrsg.) Biologie des Menschen in der Geschichte, 1978, 116. Mattmüller 1987, 245ff. Für das 7. Jh. muss mit einem zusätzlichen Bevölkerungsanteil von ca. 350–370 Menschen gerechnet werden. Czarnetzki 1995, 95f. Lohrke 1999. In der Siedlung Lauchheim konnten zwei nur wenige Monate alte Säuglinge geborgen werden: Wahl/Wittwer-Backofen/Kunter 1997, 340; Lohrke 1999, 51. Tendenziell verläuft die Sterbewahrscheinlichkeitskurve wie diejenige des 6. und 7. Jhs. Gräberfelder Bülach und Elgg. Gräberfeld Berslingen. Bei den berücksichtigten Gräberfeldern wurden dieAltersspannen der Individuen nach der in Anm. 2347 beschriebenen Weise umgerechnet. Voraussetzung: alle Verstorbenen müssen an derselben Lokalität bestattet werden. Die demographischen Berechnungen z.B. der Geburten werden anhand einer Projektions-Matrix durchgeführt, welche auf den berechneten Sterbewahrscheinlichkeiten des 6. oder 7. Jhs. beruht (Müller 1993, 140). Z.B. altersspezifische Geburtenwahrscheinlichkeit. Als neue Methoden soll hier auf die Spurenelementanalysen verwiesen sein. Mit ihrer Hilfe kann z.T. das Entwöhnungsalter von Kleinkindern bestimmt werden. Dieses gibt in indirekter Weise Auskunft über die intergenetischen Geburtenabstände, welche wiederum ein wichtiges Regulierungsmittel in Bezug auf das Bevölkerungswachstum darstellen: G. Gruppe, Die anthropologische Bearbeitung der Skelettserie von Schleswig, Ausgrabung Rathausmarkt. In: H. Lüdtke (Hrsg.) Kirche und Gräberfeld des 11.–13. Jhs. unter dem Rathausmarkt von Schleswig, 1997, 191f. Überlebende. Gejvall 1960, 43. Voraussetzung ist natürlich, dass das Gräberfeld vollständig ergraben ist und die Bestatteten repräsentativ für die Lebendbevölkerung sind (Sonderbestattungen, Grabungsartefakte etc.). Ascádi/Nemeskéri 1970. Unter der Annahme, dass bis auf die Kleinkinder alle Siedlungsbewohner auf dem Gräberfeld oder ev. in der Kirche bestattet wurden. Oben, Ruckstuhl S. 49ff.
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Anm. 2354. Oben, Ruckstuhl S. 49ff. Mündl. Mitteilung J. Leicht. Gräber 347, 478 und 491. Nehmen wir eine durchschnittliche Bevölkerung von 120 Menschen mit einer Geburtenziffer von 40 an, so können wir in einem Zeitraum von 200 Jahren mit ca. 960 Geburten rechnen. Bei einer tiefen Säuglingssterbewahrscheinlichkeit von 0.100 (jeder zehnte Säugling erlebt das erste Lebensjahr nicht), müssten wir mindestens 96 Säuglinge auf dem Gräberfeld finden. Das häufig zitierte Argument, dass die fragilen Säuglingsknochen vergehen oder dass die Säuglingsgräber Opfer von Bodenerosion, Pflugtätigkeit etc. werden (da diese Gräber häufig hoch liegen), kann uns nicht überzeugen. Mit Bestimmtheit wird ein Teil der hoch liegenden Säuglingsgräber Opfer von Bodenerosion oder wird beim Abziehen des Humus schlicht übersehen. Aber dass beinahe alle Säuglinge Opfer dieser Umstände geworden sein sollen, scheint uns unwahrscheinlich. Einleuchtender scheint uns die Möglichkeit einer andersartigen Behandlung der Säuglinge, beispielsweise an einem separaten Bestattungsort. Für diese Hypothese spricht auch die Säuglingsbestattung in der Siedlung von Schleitheim-Brüel. Schleitheim 5.–7. Jh.: = 0.0015; Schweiz 1986: = 0.0104 (Keyfitz/ Flieger 1990, 534). Das Verhältnis 5–9.9jährige zu 10–14.9jährige sollte nicht unter 2.0 liegen (Bocquet/Masset 1977, 67). Bocquet/Masset 1977; Langenscheidt 1985. Dieses Vorgehen ist aber methodisch korrekt, aber die zugrunde liegenden Daten der Bevölkerungen des 18. und 19. Jhs. lassen solche Korrelationsberechnungen aus demographischer Sicht nur in bedingter Weise zu (mündl. Mitteilung R. Dinkel, Rostock 1999). Es bestehen zwischen den geschätzten Parametern und den aufgrund dieser Parameter berechneten Sterbetafelfunktionen geringe Differenzen, die aber vernachlässigbar sind. Die berechnete Lebenserwartung von 14.3 Jahren liegt unter der «Mindestlebenserwartung bei Geburt» von 17 Jahren, die nach Herrmann notwendig sein soll, um den Fortbestand einer Bevölkerung zu garantieren. B. Herrmann, Anthropologische Zugänge zu Bevölkerung und Bevölkerungsentwicklung im Mittelalter. In: B. Herrmann/R. Sprandel, Determinanten der Bevölkerungsentwicklung im Mittelalter. Acta humaniora 1987, 67. Nach der Formel von Gejvall erhalten wir eine Siedlungsbevölkerung von 148 Individuen. Müller 1993, 140. Da wir mit Verhältniszahlen arbeiten, erhalten wir nicht ganzzahlige Individuenzahlen. 75.1 Frauen ist natürlich ein Unsinn, man muss das ganze aber im Rahmen eines Vergleiches betrachten. Siehe auch Anm. 2340. Sexualproportion = 99.9, d.h. 99.9 Männer kommen auf 100 Frauen. Für die verschiedenen Formen der Ehe z.B.: Goetz 1991, 15. E. Crognier, The replacement of generations, a basic necessity in the life of human populations. Hum. Ev. 12, 1997, 44f. Ländliche Bevölkerungen des 17.–19. Jhs. zeigen Kinderanteile zwischen 30 und 40% (Schelbert 1989, 92). Der grosse Anteil von Kindern im 6. Jh. beruht auf der Übersterblichkeit der 5–11jährigen Kinder. Da die anthropologischen Geschlechtsbestimmungsmethoden für Subadulte noch nicht ausreichend entwickelt sind, gehen wir von einem stereotypen Verhältnis von 1:1 aus. Dieses Verhältnis von Mädchen zu Knaben dürfte nicht der Wirklichkeit entsprochen haben. Eine durchschnittliche Geburtenzahl von 9.3 pro Frau stellt eine sehr hohe Zahl dar (geschweige von der Belastung der Frauen durch Schwangerschaft und Geburt). Die höchsten durchschnittlichen Geburtenzahlen weisen die Hutterer mit 10–11 Geburten pro Frau auf (Faus-Pojul 1995, 21). Das 6. Jh. wird von den Archäologen mit dem Zeitraum von 500/510–570/580 definiert. Die Mitte dieses Zeitraumes käme um das Jahr 540 zu liegen. Diese Zeitangaben dürfen aber nur als relative Grössen verstanden werden, da keine Absolutdatierungen vorliegen. Alle Berechnungen geschehen aufgrund einer Projektionsmatrix, siehe Anm. 2391. Wir können anhand einer Interpolationsformel die durchschnittliche jährliche Zuwachsrate berechnen (Bähr 1997, 187). Siehe auch Boquet/Masset 1977, 71.
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Eine jährliche Wachstumsrate von 0.3% entspricht einem bescheidenen Bevölkerungswachstum, wie es z.B. in den Jahren 1740–1770 in den beiden Schwyzer Pfarreien Freienbach und Wollerau auftrat (Schelbert 1989, 197). Leider liegen uns keine Vergleichswerte aus dem Frühmittelalter vor. Röhrer-Ertl gibt für prähistorische Zeiten die durchschnittliche Kinderzahl einer Frau im Verlauf ihrer reproduktiven Phase mit 4.4 Kindern an: Röhrer-Ertl 1995, 173. Das 7. Jh. wird von den Archäologen mit dem Zeitraum von 570/580–690/700 definiert. Die Mitte dieses Zeitraumes käme um das Jahr 640 zu liegen. Es handelt sich hier aber nur um relative Zeitbegriffe. Donat/Ullrich 1971, 259. Siehe oben, Ruckstuhl S. 319f. Unten, Hotz/Rehazek S. 459ff. Unten S. 459ff. Schelbert 1989, 88. Dinkel 1989, 59f. Mattmüller 1987, Bd. 1: 245. 1983–1990: sechs Grabungsetappen. Tritt die Cribra orbitalia mit 10% in der Bevölkerung, so sprechen wir von einer Nicht-Betroffenheit von 90%. Ch. Pfister, Bevölkerung, Klima und Agrarmodernisierung 1525–1680, Bern 1984, 46. A. E. Imhof, Lebenserwartung in Deutschland vom 17.–19. Jh., Weinheim 1990, 23. Caselitz 1986, 106f. Hahn 1993, 373. Die Altersklasse der 60–69jährigen Männer wird nur durch ein Individuum repräsentiert. 38 Frauen bzw. 34 Männer. Gräber 18 und 34. Ulrich-Bochsler 1997, 10. Nicht-Betroffenheit der Frauen 75.0%, der Männer 72.4%. Carli-Thiele 1996, 159ff. Caselitz 1986, 85–94. Transversale und punktförmige Schmelzhypoplasien werden in der Folge nicht mehr unterschieden. Carli-Thiele 1996, 180f. Hildeboldt 1987. Abbildung nach Hahn 1993, 376; Bonaduz nach Brunner 1972, 47. H. Wurm, Sozialschichtenspezifische Körperhöhenentwicklung von der Völkerwanderung bis zum 17. Jh. im Bereich des Deutschen Reiches unter besonderer Berücksichtigung der Adelschicht. Homo 34, 1983, 21ff; S. Kirchengast/E. Winkler, Populations- und schichtenspezifische Körperhöhenunterschiede in Österreich von der Römerzeit bis zum Barock. Mitt. der Anthr. Ges. in Wien CXXI, 1991, 203ff; M. N. Haidle, Mangel – Krisen – Hungersnöte? In: M. Kokabi (Hrsg.) Beiträge zur Archäozoologie und Prähistorischen Anthropologie 1997, 189. Wahl/Wittwer-Backofen/Kunter 1997, 340. Für die Frauen geschieht dies nach der Umrechnungsformel nach Bach (Bach 1965), für die Männer nach der Formel nach Breitinger (Breitinger 1938). A. Czarnetzki/Ch. Uhlig, Zur Anthropologie des Frühen Mittelalters. In: Menschen des Frühen Mittelalters im Spiegel der Anthropologie und Medizin. Materialhefte zur Vor- und Frühgeschichte in BadenWürttemberg 1983, 9. Steuer 1997, 276. J. Szilvassy/H. Kritscher, Diagnose nach 1000 Jahren. Krankhafte, gewaltsame und künstliche Veränderungen am menschlichen Skelett, 1988, 61. Czarnetzki 1995, 89ff. Hornheim, Einzelfund (Czarnetzki 1995, 89ff.). 43 männliche Schädel des 7. Jhs. konnten insgesamt untersucht werden. Kirchengrab 34: Mann?, 52–65jährig, 7. Jh. Grab 666: Frau: 55–66jährig, 6. Jh. Grab 702: Frau: 60–69jährig, 6. Jh. Grab 693: Mann?: 50–59jährig, 6. Jh. Tabula interna. Sagittalnaht: Abschnitt S2–S3: beim Schädel der Gräber 500, 526A, 690 und 717.
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Schädel der Gräber 665 und 717. Chronischer Vitamin-C Mangel führt häufig zu Blutungen (Carli-Thiele 1996, 189). Zudem fehlt die ornamentförmige Struktur. Gräber 609 und 730, 6. bzw. 7. Jh. Gräber 634 und 624D, beide 7. Jh. Gräber 609 und 605, 6. bzw. 7. Jh. Bähr 1997, 199. M. Schultz, Die mikroskopische Untersuchung prähistorischer Skelettfunde. Archäologie und Museum 6, 1986. Eine Osteomyelitis nimmt ihren Ursprung vom Knochenmark, eine Osteitis von der Knochensubstanz und Periostitis entwickelt sich von der Knochenhaut aus. Gräber 313A, 622, 645, 679, 843, 846; Kirchengräber 18, 24 und 34. Gräber 612, 613, 631A, 631B, 549, 554, 693, 724 und 841. Betroffen sind Facies medialis und lateralis. Facies medialis. Facies lateralis. Im Gräberfeld Neresheim zeigen die Männer ebenfalls eine höhere Häufigkeit als die Frauen (Hahn 1993). Grab 554. Gräber 631A und 631B. Ursache für einen Bluterguss: Trauma durch äussere Gewalteinwirkung oder Blutungen, hervorgerufen durch einen andauernden Vitamin CMangel. Freyschmidt 1980, 288. Im Volksmund wird ein bösartiger Tumor als Krebs bezeichnet. Scheidegger 1990, 37. Unter «primär bösartigen Knochentumoren» versteht man Tumore, die vom Knochen ausgehen. Häufiger befällt ein primär z.B. von der Lunge ausgehender Tumor die Knochen. Primäre Knochentumore sind sehr selten (Freyschmidt 1980, 148). Knochenauflösung = Osteolyse tritt bei Nieren-, Lungen- und Schilddrüsenkrebs auf. Osteoblastische Wirkung. Osteolytisch und osteoblastisch. Hackett 1976. Hackett 1976, 98f. Zimmermann/Kelley 1974, 110ff. Vier Frauen und fünf Männer. Freyschmidt 1980, 227f. Schultz/Teschler-Ncola 1987, 300f. T. Molleson, The Spitalfields Project. The Anthropology. CBA Research Report 86, 1993. W. Dihlmann/J. Bandick, Die Gelenksilhouette. Das Informationspotential der Röntgenstrahlen, Berlin 1995, 79ff. Bursitis, Schleimbeutelentzündung. W. Dihlmann/J. Bandick, Die Gelenksilhouette. Das Informationspotential der Röntgenstrahlen, Berlin 1995, 79ff. M. Billard/Chr. Simon, L’os révélateur d’habitude culturelle, Archäologie 208, 1995. Ch. Simon, La déformation crâniènne artificièlle dans le Bassin du Léman: état de la question, In: H. G. de Semainville (Hrsg.), Les Burgondes, Rapports de l’Archéologie 1995, 207. In Weingarten: ein Mann, in Neresheim: zwei Männer mit künstlicher Schädeldeformierung. Hahn 1993, 378. Hahn 1993, 383. Koch, 1996, 29. Vgl. Ruckstuhl S. 319. Stork 1995, 52. Goetz 1995, 252. Zum Aussehen der Gehöfte: Oben, Höneisen S. 21ff. und unten, Hotz/Rehazek S. 459ff. Koch 1996, 29. Beispiele für Kästchen finden sich in den Gräbern 637 und 744A. I. Heidrich. Besitz und Besitzverfügung verheirateter und verwitweter freier Frauen im merowingischen Frankenreich. In: Goetz 1991, 131. Pactus Alamannorum fol. 153 verso. Unten, Hotz S. 343ff. Stauch 1996, 716ff. Oben, Leicht S. 178ff. Paulsen 1992, 108. Rösch, in: Die Alamannen 1996, 323.
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Goetz 1995, 276. Goetz 1995, 276. Dübner-Manthey 1990, 71. Wenzel 1996, 14. Goetz 1995, 275 und 278. In jüngeren Quellen treten Hühner als frauenspezifische Aufgabe auf. Goetz 1995, 261. Goetz 1995, 276. Vgl. Burzler/Rast-Eicher; Goetz 1995, 274. Spuren von Lein, wohl eines Flachsgewebes, ist unter der Fibel 334.3 nachgewiesen. Wolle war unter anderem in den Gräbern 658, 695 und 824 erhalten. Vgl. oben, Burzler/Rast-Eicher S. 211ff. Koch 1996, 36. Bronzenadeln mit Öhr fanden sich nur in Männergräbern. Webschwerter sind in Schleitheim-Hebsack nicht nachgewiesen. Dübner-Manthey 1990, 86. Goetz 1995. Schmaedecke 1995, 105–115. Bronzenadel mit Öhr aus den Taschen von Männergräbern: Grab 481, 645 und762. Höneisen 1999, 148ff.; oben, ders. S. 30ff. Bleibarren: Grab 396A. Kleines Silberstück: Gräber 698, 624C, 748. Anfleger 1996, 619, in: Die Franken 1996. Gräber 436, 409 und 609. Oben, Deschler-Erb S. 296ff. Oben, Leicht S. 123ff. Ottinger 1974, 401ff., in: Festschrift J. Werner. Im fränkischen Gebiet sind Mädchengräber mit Kleinfibeln belegt. F. Vallet, Die Ausstattung der Kindergräber. In: Die Franken 1996, 712. Koch 1996, 29. Oben, Deschler-Erb S. 292ff. Oben, Leicht S. 178ff. Zu einer Kinderbestattung in der Siedlung vgl. Höneisen, oben S. 23. Stork, 1995, 21. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 340. Roesch 1997, 323. Unter der Fibel 334.3 waren Reste von Lein erhalten. Roesch 1997, 323. Paulsen 1992, 159. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 341. Oben, Rehazek S. 42ff. Roesch 1997, 323ff. Unten, Hotz S. 343ff. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 342. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 343. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 337. Czarnetzki, Uhlig und Wolf, 1982, 42. Czarnetzki, Uhlig und Wolf, 1982, 95. Czarnetzki, Uhlig und Wolf, 1982, 37. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 343. Czarnetzki, Uhlig und Wolf, 1982, 37. Unten, Hotz S. 350. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 345. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 346. Czarnetzki, Uhlig und Wolf, 1982, 37. Czarnetzki, Uhlig und Wolf, 1982, 37. Goetz 1995, 64. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 346. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 347. Fussprothese aus einem frühmittelalterlichen Grab aus Bonaduz, HA 51/52, 1982, 155ff. Unten, Burzler S. 434ff. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 347. Wahl, Wittwer-Backofen und Kunter, 1997, 340. Oben, Leicht S. 188ff. H. J. Brem, D. Steiner und R. Kesselring, Neues aus Tasgetium, AS 22/3, 1999, 132. Oben, Rehazek S. 42ff. Gräber 428 und 501. Männergräber mit Scheren des 6. Jh.: 669, 419 und 737 (Knabe 10–14 J.). Männergräber mit Scheren des 7. Jh.: 412, 396A. Frauengrab mit Schere des 6. Jh.: 439. Werner 1953, 17. S. 98.
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Bronzenadel als Kopfschmuck: Gräber 337,, 363, 431, 455, 536. Bronzenadel beim Gehänge: Gräber 418, 637 (aus Eisen), 789. Bronzenadel in Tasche: Gräber 423, 588C, 616A, 645, 762. Grab 484, Qualitätsgruppe B1. Grab 721, Qualitätsgruppe A2. Oben, Deschler-Erb S. 292ff. Paulsen 1992, 156. Christlein 1978, 114. Christlein 1978, 114–115. R. Knöchlein, Das Reihengräberfeld von Waging am See. Schriftenreihe des Bajuwarenmuseums 1, o. J. Oben, Deschler-Erb S. 300f. Paulsen 1992, 153ff. Oben, Deschler-Erb S. 292ff. Stauch 1996, 716ff. Wenzel 1996, 14. Stauch 1996, 716ff. Christlein 1973, 147ff. und Christlein 1978, 20. Schmidt-Wiegand 1997 in: Alamannen 1997, 269ff. Steuer 1997 in: Alamannen 1997, 275. Steuer 1997 in: Alamannen 1997, 275. Zeller 1974 in: Festschrift J. Werner, 382. Christlein 1973, 147ff. und Christlein 1978, 20. Die Einteilung in die Gruppen A und B erschien für das Schleitheimer Material als zu wenig differenziert. Daher wurde versuchsweise eine Aufteilung aus dem Material heraus erarbeitet. Die differenzierten Gruppen ergaben in den entsprechenden Untersuchungen keine relevanten Ergebnisse. Trotzdem soll dieser Versuch Diskussionen anregen. Fundleer heisst natürlich nur ohne erhaltene Beigaben und Trachtbestandteile. Die Beigabe von Textilien, Kräutern, Blumen etc. ist somit nicht auszuschliessen. Andere Autoren trennen innerhalb der Gruppe A die Männer mit einem Sax als Gruppe A2. Hierbei stellt sich aber das Problem der Synchronisierung mit den Frauen. Ferner scheint mir das Zusammenfassen von beigabenlosen und armen Gräbern als zu grosser Informationsverlust. Lüdemann 1994, 454; Peschek 1996, 3 Tab. 1. Gräber 443, 656, 658,753 und 773. In Grab 753 fand sich zusätzlich eine Pfeilspitze. Christlein 1973, Abb. 11 und Christlein 1978, 20. Die Qualitätsgruppen werden unten, S. 481ff. von A. Burzler bezüglich der Beigaben weitergehend untersucht. Von 153 gestörten Gräbern waren 80 beigabenlos. Die meisten Störungen sind auf die Altgrabungen zurückzuführen. Lüdemann 1994, 521. Kokodikis 1995, 782. Martin 1991, 300. Das Sängergrab in der Severinskirche von Köln besass eine Polsterung aus Roggenstroh und Blumen. Paulsen, 1992, 157. Das sind 17% aller in Mehrfachgräbern gefundenen Individuen. Eine vergleichbare Zuteilung gibt es für das Gräberfeld Schretzheim. U. Koch 1977, 174. U. Koch 1977, 174. Stork 1997, 424. 4% sind keiner Altersklasse zuweisbar. In Elgg werden hinter den beigabenlosen Bestattungen und hinter Gräbern mit nur einer Gürtelschnalle romanische Elemente vermutet. Windler 1994, 159–160. Vgl. Burzler S. 507ff. Vgl. unten, Burzler S. 499ff. Oben, Hotz S. 333ff. Oben, Hotz S. 333ff. Oben, Hotz S. 333ff. Unten, Burzler S. 481ff. Unten, Burzler S. 489ff. Vgl. den Klappstuhl aus Schleitheim-Hebsack Grab 551. I. Hägg, Historische Textilforschung auf neuen Wegen. AK 19, 1989, 431ff. (Zitat S. 431). Zu Erhaltungsbedingungen: Windler 1994, 104; A. Rast-Eicher, AS 21, 1998, 117; Martin 1997c, 349. Vgl. oben, Rast-Eicher S. 211ff. A. Koch 1998, 517. Dies betrifft z.B. das Arnegundegrab in Saint-Denis bei Paris, das Frauengrab unter dem Kölner Dom und das Männergrab aus Morken (D), Nachweise bei Martin 1995, 629, Anm. 2–4: Böhner 1958 a. Jüngst wurden reichhaltige Textilfunde aus einer Baumsargbestattung in Lauchheim (D) Grab 974 veröffentlicht: Banck 1998; ferner zum
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Frauengrab aus der Kirche von Bülach ZH: Amrein/RastEicher/Windler 1999. Stein am Rhein Grab 3 und 4: Burzler 1993, 217f. - Goldfäden: Banck 1997, 376f. - Lauchheim Grab 795: Ch. J. Raub/W. Weiss, Untersuchungen von Resten der Goldfäden eines Brokatgewebes aus Lauchheim, Ostalbkreis, Gräberfeld «Wasserfurche», Grab 795. AABW 1994, 217ff.; I. Stork, Lauchheim, Ostalbkreis 1994 – frühe Phasen des grossen Gräberfelds der Merowingerzeit. Ebd. 212ff., bes. 214; Stauffer/Weisse 1998. Martin 1991a; ders.1997; ders. 1994, 543ff., 551ff.; Clauss 1987; Bader/Windler 1998, 115ff.; Strauss 1992, 142ff.; A. Koch 1998, 515ff. Martin 1997c, 352. Zur Forschungsgeschichte: Martin 1994, 551f.; ders. 1991, 652ff.; Strauss 1992, 13ff.; A. Koch 1998, 515, 518ff. Martin 1991a, 633, Anm. 19; G. Zeller, Zum Wandel der Frauentracht vom 6. zum 7. Jh. in Austrasien. In: G. Kossack/G. Ulbert (Hrsg.), Studien zur vor- und frühgeschichtlichen Archäologie. MBVF Ergänzungsbd. 1/II. Festschr. f. J. Werner zum 65. Geburtstag. Teil II, 1974, 381ff. Martin 1976, 38f.; Neuffer 1972, 22f. Als Ergebnis hält Clauss fest, dass «sie (die Bügelfibeln, A. B.) Trachtstück und Verschluss eines gleichförmig offen geschnittenen Oberkleides darstellen, welches ganz individuell getragen werden konnte. Mehr als lokale und regionale Vorlieben für eine bestimmte Tragweise von Bügelfibeln, die aber schwanken können, lassen sich nicht herausstellen» (Clauss 1987, 564). Martin 1991a. Martin 1987 a. Bollbuck 1987; Bender Jørgensen 1992; Bartel/Knöchlein 1993; Bank 1998; Windler 1994, 107. Zuletzt Flaach ZH: Baader/Windler 1998, 118; Amrein/Rast-Eicher/Windler 1999. R. Weiss, Volkskunde in der Schweiz, 1946, 140. Ebd. 141. Ebd. 142ff. Vgl. Gerndt 1986, 119 (mit Lit.). Gerndt 1986, 118. Gerndt 1986, 120. Martin 1997c, 349. Martin 1987a. Vgl. Vorlesung von M. Martin, Tracht bei Römern und Germanen, gehalten an der Ludwigs-Maximilians-Universität München, Sommersemester 1995. Das Spinnen könnte von Hirten übernommen werden. Archäologisch ist der Nachweis nicht möglich, da Tonwirtel in Männergräbern kaum vorkommen. Zu Schriftquellen mit Hinweisen auf opus feminile und opus virile: Kuchenbuch 1991, 140ff. Vgl. H. W. Goetz, Frauenbild und weibliche Lebensgestaltung im Fränkischen Reich. In: Ders. 1991, 7ff., bes. 21. Man muss dabei berücksichtigen, dass die Stärke des weiblichen Einflusses vom Sozialstatus und von der jeweiligen Macht abhängt. Z.B. Gregor v. Tours, HIST. IX, 38: E. Buchner (Hrsg.), Gregor von Tours. Zehn Bücher Geschichten. Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein – Gedächtnisausgabe 2, 1977. Hinweise auf Gynaeceen: Bollbuck 1987, 8f.; Banck 1997, 371; B. Tietze, Geschichte der Webkunst. Technische Grundlagen und künstlerische Traditionen. DuMont Dokumente 1988, 46, 65; Bender Jørgensen 1992, 132f. Zitiert nach Kuchenbuch 1991, 145 Anm. 17. Zu karolingischen Quellen bezüglich gynaeceen: ebd. 152ff. H. Schneider, Textilherstellung. In: D. Hägermann/H. Schneider, Landbau und Handwerk 750 v.Chr. bis 1000 n.Chr. Propyläen Technikgesch. 1, 1991, 479ff. Kuchenbuch 1991, 142, 144, 150. Hecht 1997, 132f. Peyer 1959, Nr. 4 (datiert 844) und Nr. 3 (838). Bartel 1998. Schaf- und Ziegenhaltung: Oben, Rehazek S. 44. Belege für Baumwolle in Lauchheim (Banck 1998) und Bülach (Amrein/Rast-Eicher/Windler 1999); Seide u.a. in Lauchheim. Amrein/Windler/Rast-Eicher 1999: Anm. 91; lana leporina ist schon um 300 in den Maximaltarifen des Diokletian erwähnt. Z.B. Grab 389, 439, 484, 497, 504, 536, 555, 571, 595, 637, 719B, 743, 770, 789, 831. Zu Wirtel vgl. Burzler S. 432ff.
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Schleitheim S. Maria: Vgl. S. 415ff. - Zofingen: Vgl. Fundliste 7. Zur Beigabe von Webschwertern: Martin 1976, 91f. Vgl. Burgess 1997, 372, Abb. 416 (Szene aus dem Stuttgarter Psalter: Spinnszene mit Maria auf dem Thron). Eine Spinnszene mit Maria aus dem 6. Jh. ist ferner auf dem Elfenbeinstuhl des Maximian in Ravenna (I), Erzbischöfliches Museum, dargestellt: Volbach 1976, 93f. Eine verwandte Szene kommt auf einem Reliquiar vor: Ebd. Nr. 184, 114. Vgl. Kuchenbuch 1991, 144, Anm. 14. Lurker 1988, 188, 678. Martin 1990, 97 (mit Lit.). Oben, Höneisen S. 17. Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 60f. Bänteli/Höneisen/Zubler 2000, 148 und 212. Wild 1993. Das Aufziehen des Gewichtswebstuhls und die daraus folgenden textiltechnischen Merkmale sollen hier nicht weiter erläutert werden. Vgl. Hoffmann 1964. Tidow 1995, 381. Cardon 1999, 399, Abb. 143, 144. Henry 1998; Cardon 1999, 400ff. Diskussion über Entwicklung des Webstuhls: Windler/Rast-Eicher 2000. Bender Jørgensen 1992, 151. Z.B. aus der Feddersen Wierde (D), bis 4. Jh. Tidow 1979, 131f. Bender Jørgensen/Walton 1986. Tidow 1995, 382ff. Oben, Rast-Eicher S. 216. Borgolte 1990, 354. A. Koch 1998, 516. Strauss 1992, 10. Knögel 1936, 47. Strauss 1992, 10; Gregor v. Tours, Hist. IV, 37, 50; VI, 46; V, 39; X, 1. Gregor v. Tours, Hist.V, 39. Strauss 1992, 10; Gregor v. Tours, Hist. V, 30; VI, 29–30. Gregor v. Tours, Hist.X, 1. Gregor v. Tours, Hist.X, 1. Weidemann 1982; 364; Gregor v. Tours, Hist. II, 38. Knögel 1936, 47; Bollbuck 1987, 10f. Strauss 1992, 10; Gregor v. Tours, Hist. II, 17, 29. Weidemann 1982, 362; Gregor v. Tours, Hist. III, 29. Weidemann 1982, 363 mit Quellenverweisen. Weidemann 1982, 363. Lex Alamannorum LIIII,1: «Wenn … entblösst ihr (einer freien Jungfrau, Verf.) mit Gewalt ihr Haupt, büsse mit 6 Schillingen». Nach Cl. Schott, Lex Alamannorum. Das Gesetz der Alemannen. Text – Übersetzung – Kommentar zum Faksimilie aus der Wandalgarius-Handschrift Codex Sangallensis 731. Veröff. d. Schwäb. Forschungsgemeinsch. in Verb. m. d. Alemann. Inst. Freiburg i. Br. Reihe 5b: Rechtsquellen, in Verb. m. d. Lehrstuf. f. bayer. u. schwäb. Landesgesch. d. Univ. Augsburg Bd. 3, 1993, 125. Weidemann 1982, 363. Strauss 1992, 11 (mit Lit.). Borgolte 1990, 354, Anm. 300. Borgolte 1990, 355, Anm. 302. Demgegenüber erwähnt Notker der Stammler bei der Darstellung der Kleidung des Kaisers (bzw. der Franken), bei der das Vorbild Einhards unverkennbar ist, dass die Franken auch neue Kleidungsstücke «aus Freude am Neuen» an Stelle des alten Brauches aufnahmen (Borgolte 1990, 355). Einhardi vita Karoli magni XXIII: Bollbuck 1987, 10. Übersetzung: R. Rau (Bearb.) Quellen zur Karolingischen Reichsgeschichte. 3 Bde. Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters. Freiherr vom Stein-Gedächtnis -Ausgabe 6. Darmstadt 1980. Borgolte 1990, 356. Knögel 1936, 48, 220, Nr. 1026; Strauss 1992, 11. Weidemann 1982, 364; Gregor v. Tours, Hist. X,9. Urkundenbuch der Abtei St. Gallen, bearbeitet von H. Wartmann, I und II (700–920), Zürich 1863. Im Folgenden zitiert als UBSG. UBSG Nr. 199 (anno 809) «…lana ad opus ipsius abbatis…». UBSG Nr. 651 (anno 886).
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Z.B. UBSG Nr. 191 (anno 806), Nr. 198 (anno 808), Nr. 297 (anno 826), Nr. 372 (anno 838), Nr. 403 (anno 847), Nr. 466 (anno 859), Nr. 493 (anno 863). UBSG Nr. 390 (anno 844). UBSG Nr. 221 (anno 816). UBSG Nr. 572 (anno 873). UBSG Nr. 709 (anno 897). UBSG Nr. 428 (anno 854). UBSG Nr. 572 (anno 873). Anm. 2693. 1 Solidus = 12 Denare; 1 Tremissis = 4 Denare; wir danken B. Zäch (Münzkabinett Winterthur) für Angaben zur damaligen Währung. UBSG Nr. 336 (anno 830). UBSG Nr. 691 (anno 894). Mommsen/Blümner 1893. Gräber 328, 414, 463, 505, 510. Rast-Eicher 2002. Zur Chronologie vgl. Abb. 290–291. Vgl. Tab. 35. Diese Möglichkeit kommt auch für Grab 510.7 in Betracht, wenn man einen Hemdbausch oberhalb des Gürtels annimmt. Auf der Vorderseite des Schnallenbügels sind Reste von Pflanzenfasern erhalten. Vgl. Grab 328.5. Gräber 573, 835. Gräber 337, 439, 445B, 457B, 504, 519, 548, 551, 555, 573, 586, 644, 660, 673, 686, 689, 740, 761, 765, 768, 782, 791, 835, 842, 852, 853. Für Fibeln: Martin 1991a, 633. Textilprobe nicht bestimmbar, Bindung und Einstellung unklar. Vgl. Tab. 30. Oben, Rast-Eicher S. 225. Gräber 439, 853. Vgl. Abb. 138. Die genannten Gräber gehören der Zeitstufe III an. Hägg 1984, 91ff., 193f. Vgl. Bollbuck 1987, 110, Kat.nr. 28.155; 112. Daneben sind für Moos auch eine Verwendungsarten. z.B. für Kränze oder Gestecke, denkbar. Martin 1991a, 630; Banck 1998. Vgl. Rast-Eicher, S. 225. Bügelfibel 852.1 lag über 852.2 (Rückseite oben!), Grab ansonsten ungestört. Vgl. Tab. 35. Vgl. S. 389ff. Vgl. Tab. 35. Vgl. Rast-Eicher, Tab. 31–32. Vgl. Rast-Eicher S. 211ff. Windler 1994, 107 (mit Lit.). Bügelfibel 761.1 liegt geringfügig über 761.2, ebenso 853.5 über 853.6. Ferner überlagern sich zwei Bügelfibeln 551.4.5, indem sie sich überkreuzen. Martin 1991a, 631. Martin 1991a, 629f. Beispiele: Schleitheim Gräber 664, 573, 686, 765, 673B. Martin 1991a, 643, 646ff., 649. A. Koch 1998, 518ff.; Strauss 1992, 10ff.; Martin 1991a, 652ff. Martin 1991a, 654ff. Martin 1991a, 659. So der vor wenigen Jahren vorgestellte Rekonstruktionsvorschlag bei Bartel/Knöchlein 1993. Christlein 1966, 75. Z.B.Hundt 1996a, 174f. Windler 1994, 104–110. Windler 1994, 108. Bader/Windler 1998; die Publikationen der Funde aus Flaach und Flurlingen sind in Vorbereitung. Flurlingen: Rast-Eicher 2002. Bender Jørgensen 1992, 133f. Banck 1998; U. Mannering, The textiles from Nørre Sandergård Vest, in: L. Jørgensen/A. Nørgård Jørgensen, Nørre Sandergård Vest, Acemetery from the 6th–8th centuries on Bornholm, Kopenhagen 1997, 118–140, bes. 137f. Grab 484; Altenerding Grab 165; Waging Grab 105. U. Koch, Der Ritt in die Ferne. Erfolgreiche Kriegszüge im Langobardenreich, in: Alamannen 1997, 403–415.
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Hundt 1967. A. Maspero, I Framenti di tessutosui riperti langobardi di Castelli Calepo, Fonti per lo studio del territorio Bergamasco VI, I riperti altomediovali nel Civico Museo Archeologico di Bergamo, Bergamo 1988, 207–218. Maspero hat diese Köper als dreibindige Köper bestimmt («Spina da 3»), nach fig. 37 (Foto) muss es sich um einen Rippenköper handeln. Bender Jørgensen 1992, 77. Tidow 1995, bes. 370. Hundt 1983a. L. Bender Jørgensen, The textiles from Mons Claudianus recorded in 1991, Archaeological Textile Newsletter 12, 1991, 8; und mündl. Mitteilung: die 2/1 Köper werden dort nach 4 Schussfäden in 1 /2 Köper (oder auch Köper 1/3 zu 3/1) gewechselt. D. Cadon, Les damassés de laine de Krokodilo (100–120 apr. J.-C.), CIETA-Bulletin 76, 1999, 7–21, besonders Abb. 13 und 14. A. Bartel/M. Nadler, Detailbeobachtungen in zwei frühmittelalterlichen Frauengräbern von Grosshöbing, AJB 1998, 107–110. Vgl. Windler/Rast-Eicher 2000. Geijer 1938; Hägg 1991. Bucholz-Vaense, Kr. Harburg, 8./9. Jh., unpubl., freundl. Mitt. von Klaus Tidow, Neumünster. C. Verhecken-Lammens, Vortrag am 7. NESAT-Symposium in Edinburgh 1999, in Vorb. Z.B. Geijer 1938, 16f.; N. Nixdorf, Europäische Volkstrachten I, Berlin 1977, 74ff., Abb. 158/159, 209, 223; A. Noss, Laging av Kvinne- og Mannsbunader i Setesdal, Hovden 1998, 117ff. C. Alfaro Giner, Tejido y cresteria en la Peninsula iberica, Madrid 1984, 145, Nr. 118 und 119. Diese Funde sind nicht römisch wie 1984 angegeben, sondern aufgrund einer neuen Datierung spätbronzezeitlich (persönliche Mitteilung von C. Alfaro, 1999). Ägypten: E. Barber, Prehistoric textiles, Princeton 1991, 147, Abb. 5.2. Amrein/Rast-Eicher/Windler 1999. Kleinlangheim (D) Grab 181: Pescheck 1996, 245f.; Hundt 1996a, 173. - Altenerding (D) Grab 739: Sage 1984, 200; Hundt 1996b, 165. Dies gilt nicht für den Fall, wenn das Textil von der Totenbettung stammt. Lauchheim Grab 974: Banck 1998; I. Stork, AABW 1994, 215f. - Kleinlangheim Grab 158 (D): Pescheck 1996, 241f.; Hundt 1996a, 173. Kleinlangheim Grab 263: Pescheck 1996, 262; Hundt 1996a, 174. Müdesheim (D): Pescheck 1983, 99f.; Hundt 1983, 115. - Marktoberdorf Grab 144: Christlein 1966, 135; Hundt ebd. 94. - Altenerding (D) Grab 192: Sage 1984, 68; Hundt 1996b, 157. - Altenerding Grab 439: Sage 1984, 125; Hundt 1996b, 162. - Altenerding Grab 1253: Sage 1984, 301f.; Hundt 1996b, 173. - Altenerding Grab 1289: Sage 1984, 315; Hundt 1996b, 176. - Altenerding Grab 1299: Sage 1984, 316; Hundt 1996b, 176. Die einzelne oder paarige Tragweise muss nicht der Deutung als Mantelverschluss widersprechen, da der Mantel von einer Einzelfibel unterhalb des Kinns oder auf der Brustmitte oder von einem Fibelpaar, beispielsweise auf einer vertikalen Achse, getragen werden kann. Marktoberdorf Grab 114: Schauseite oben/unten nicht angegeben. Altenerding Grab 439: Schauseite nach unten, auf Oberseite Reste von spinngemusterter Leinwand, die an anderer Stelle als Umhang erkannt wurde. Die Textilreste an den S-Fibeln aus Altenerding Grab 1289 (sehr feines und feines Leinwandgewebe) könnten auf zwei verschiedene Stoffe zurückgehen; eine der beiden S-Fibeln ist jedoch möglicherweise verkippt. Banck 1998, 121f. Banck 1998, 122. Die genaue Fundlage mit der Schauseite oben oder unten ist nicht beschrieben. Hundt 1993b, bes. Taf. 66, 67. Martin 1991a, 640ff. Martin 1991a, Abb. 11–13. Marktoberdorf Grab 42: Christlein 1966, 117; Hundt ebd. 93. - Kleinlangheim Grab 20: Pescheck 1996, 217f.; Hundt 1996a, 172. - Altenerding Grab 1346: Sage 1984, 324; Hundt 1996b, 177. Zwei Scheibenfibeln, davon eine mit Pressblech! Vgl. S. 372ff. Vgl. Martin 1991a, 653f. Bartel/Knöchlein 1993.
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Zu Bildquellen: Vgl. S. 389ff. Zu erhaltenen ägyptischen Kleidungsstücken: Ägypten, 270ff. Zu weiteren erhaltenen Tuniken: J. P. Wild, in: H. Temporini (Hrsg.), Aufstieg und Niedergang der Antiken Welt Bd. II.12.3, Berlin 1985, 370f.; I. Fuhrmann, Zum Moorgewand von Reepsholt. PZ 32/33, 1941/42, 339ff. Die Tunica kann aus verschiedenen Teilen zusammengenäht werden: W. F. Volbach, Spätantike und frühmittelalterliche Stoffe. Kat. RGZM 10, Mainz 1932, Kat. nr. 286 a, 114ff., Taf. 15; M. Martin, Die Menschen im Frühmittelalter. In: A. Furger (Hrsg.) 1996, 185ff., 188, Abb. 199. Windler 1994, 107f., Abb. 137 a. Oberflacht, Grab 80: Hundt 1992, 108f. Martin 1987 a, 271ff. Neresheim (D) Grab 49 (Bügelfibel 1): Knaut 1993, 262f.; Hundt 1993a, 225, Abb. 136. - Neresheim Grab 149: Kraut 1993, 306; Hundt 1993a, 226f. - Altenerding (D) Grab 319: Sage 1984, 95f.; Hundt 1996b. 159. - Altenerding Grab 1299: Sage 1984, 316f.; Hundt 1996b, 176. - Altenerding Grab 1350: Sage 1984, 325; 1996b, 177. - Waging (D) Grab 105: Bartel/Knöchlein 1993. - Kleinlangheim (D) Grab 37: Pescheck 1996, 220f.; Hundt 1996a, 172. - Dachstein (F) Grab 2: A. Stieber, Le cimetière mérovingien de Dachstein et trouvailles accessoires d’objets néolithiques. Cah. Alsaciens d’Archéologie d’Art et d’Histoire 1957, 97ff. - Staubing (D) Grab 76: Fischer 1993, 191ff.; Hundt 1993b, 228f. Manchmal ist auch eine Umwicklung von Gegenständen möglich, s. u. Vgl. Martin 1987 a, 272. Die unterschiedliche Datierung dieser Gräber schränkt den Vergleich allerdings ein. Allerdings linksseitiges Gehänge! Unterschiedliche Standpunkte dargelegt bei Martin 1987a, 274f., Abb. 4 (Martin für Umhang, Hundt für Umwicklung). Gegen die Umwicklung sprechen nach Martin, dass weder Bänder von Hundt besprochen oder auf die Fibelrückseite umbiegen noch heute erkennbar sind. Das Scheibenfibelpaar befindet sich «richtig» auf der Mittelachse im Brustbereich. In Flaach ist eine Bügelfibel umwickelt (Mitteilung A. Rast-Eicher). Bügelfibel (1): In verkippter Lage angetroffen. Bügelfibel (2): Schauseite oben. Über Köper 2/2 liegen als obere Textilschicht nicht näher bestimmte «Gewebereste in Leinenbindung», Hundt 1996b, 177. Altenerding Grab 1299 enthält allerdings eine unterschiedliche Textilabfolge. An der Bronzefibel des Typs Gurina-Grepault fanden sich als Textil 1 mittleres Leinwandgewebe und als Textil 2 Köper 2/2. Gemäss Textiltyp und Fundlage widerspricht der Befund aus Waging Grab 105 nicht dem Gesagten. Jedoch scheint uns die Rekonstruktion mit dem vorne offen geschnittenen Gewand nicht immer zutreffend zu sein. Rekonstruktion: Bartel/Knöchlein 1993, 438 Anm. 19. Kritisch auch: Martin, in: Alamannen 1997, 358 Anm. 10. Pescheck 1996, Taf. 8,1. Pescheck 1996, 220. Vgl. den jüngst erschienenen Beitrag: A. Bartel, Textilfunde aus den merowingerzeitlichen Gräbern 1 und 2 von Neuses a. d. Regnitz, BV 63, 1998, 264–272. Tab. 31. Es bestehen Abweichungen von den beobachteten Regelmässigkeiten (Tab. 60), die durch beeinflussende Faktoren, beispielsweise Verlagerung der ursprünglichen Fundlage durch Wassereinwirkung oder Verwesungsprozess, unterschiedliche Bodenchemie und Erhaltungsbedingungen begründet sein können. Daneben spielen zweifellos vorhandene Variationsmöglichkeiten für Tracht und Kleidung, aber auch wirtschaftliche Möglichkeiten und Sozialstellung eine grosse Rolle. Vgl. U. Koch 1990, 133, 136. Mitunter treten in der frühgeschichtlichen Archäologie Befunde und Funde auf, die unseren heutigen Vorstellungen widersprechen. Ein Fallbeispiel ist für das Gehänge mit Bergkristallkugel aus Hüfingen überliefert. Die dortigen silbernen Zwischenringe und die Riemenzunge, die mit einem kurzen Riemenstück auf dem Hauptgurt aufgenietet sind, entbehren auch einer «praktischen» Funktion. G. Fingerlin, Ein trachtgeschichtlich wertvoller Fund aus dem Reihengräberfeld von Hüfingen. Arch. Nachrichten Baden 21, 1978, 26ff. Martin 1991a, 644; H. Farke, Textile Reste an zwei völkerwanderungszeitlichen Vogelfibeln; Alt-Thüringen 26, 1991, 197ff.; Bader/Windler 1998, 118. Ebd. Abb. 1–3.
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Hinz 1966, 224f.; Martin 1987 a, 272; ders. 1991, 652f. mit Lit. Martin 1987 a, 274. Martin 1991a, 652ff., 658ff. Vgl. ähnlicher Ansatz: U. Koch 1990, 136. Martin 1991a, 659. Martin 1991a, 629; A. Koch 1998, 516. Zur Bekleidung vom 5. bis 8. Jh.: Martin 1997c. Zur Tracht im Mittelmeerraum: Houston 1947, 120ff. 134ff. Aus volkskundlicher Sicht: Gerndt 1986, 70ff. Vgl. Clauss 1987, 495. Volbach 1976, 55f., Taf. 35. Z.B. Konsulardiptychon Halberstadt, Domschatz, Anfang 5. Jh: Volbach 1976, 42f. Taf. 19. Zum mediterranen Einfluss: Schulze 1976; Vierck 1978; ders., Imitatio imperii und Interpretatio Germanica vor der Wikingerzeit. In: Les pays du Nord et Byzance (Scandinavie et Byzance). Actes du colloque nordique et international de byzantinologie tenu à Upsal 20–22 avril 1979. Acta Universitatis Upsaliensis Figura Noca Sries 19, Uppsala 1981, 64ff.; Martin 1991a; J. Beckwith, Byzantine influence on Art at the court of Charlemagne. In: Karl der Grosse. Lebenswerk und Nachleben Bd. III Karolingische Kunst, hrsg. v. W. Braunfels u. H. Schnitzler, 1965, 188ff. Zuletzt P. Perin/M. Kazanski, Das Grab Childerich I. In: Franken 1997, 173ff., Abb. 119. Keller 1971, 26ff.; vgl. Konrad 1997, 55ff. Volbach/Lafontaine-Dosogne 1984, Taf. I. N. Fettich, A szilagysomlyöi masodik kines – Der zweite Schatz von Szilagysomlyö. Arch. Hung. Bd. 8, Budapest 1932. Abb. der (umgearbeiteten?) Kaiserfibel bei Heurgon 1958, Taf. VIII,3; dort bereits Zusammenhang mit Justinianmosaik aus S. Vitale, Ravenna: ebd. Taf. VIII,1. Detailaufnahme einer Kaiserfibel: Theodosios I – Missorium, Madrid: Grabar 1967, 303, Abb. 348; Schumacher 1935, Taf. 39. Das Diptychon datiert in die Zeit um 400. Weitere Beispiele für Zwiebelknopffibeln: Consulardiptychon Halberstadt (s. o.). - Theodosius I. mit Gefolge, Obelisk im Circus von Konstantinopel, Istanbul, TK: J. Engemann, Deutung und Bedeutung frühchristlicher Kunstwerke, Darmstadt 1997, 91, Abb. 76 (im Original besser erkennbar). Detailaufnahme Zwiebelknopffibel: Theodosios I - Missorium, Madrid: Heurgon 1958, Taf. VII,1. - Diptychon Paulusgeschichte und Paradies, Florenz, Bargello (Ende 4. Jh.): Volbach 1976, 78, Taf. 58. Marienikone mit Engel und Heiligen, Sinai-Kloster (7. Jh.): Belting 1993, 149, Abb. 77. Stilicho-Diptychon. Weiteres Beispiel: Hl. Demetrios mit Kindern, Thessaloniki, GR, Hagios Demetrios: Brenk 1977, Taf. 160. Wilpert/Schumacher 1976, Taf. 106; Brenk 1977, Taf. 38. Brenk 1977, 186f., Taf. 160. Auf ähnliche Weise besteht dieses methodische Problem auch bei der Heranziehung von schriftlichen Quellen. Filitz 1984, 159, Taf. 87. Zur Schriftquelle vgl. S. 376ff. Kaisertorso Berlin: Grabar 1967, Abb. 250. - Kaisertorso Ravenna: ebd. Abb. 251. Psalter Karl d. Kahlen, Paris, Bibl. Nat. lat. 1152, Folio 3b: Köhler/Mütherich 1982, 132ff., Taf. V,26a. Abb. bei Burzler, Zur Herausbildung eines frühmittelalterlichen Adelssitzes, in: Höneisen 1993, 272ff., Abb. 216; N. Rasmo, St. Benedikt in Mals 1981, Taf. 31. Initiale mit figürlicher Illustration: Douai, Bibl. municipale Ms. 250, Boeckler 1930, 121, Taf. 96. Köhler 1930, Taf. I,76 (Vivian Bibel Folie 423 a, Paris, Bibl. Nat. Lat. 1). Abb. vergrössert: Werner 1977, Taf. 27. Abb.: Franken 1997, 777, Abb. 633; Bierbrauer 1990, 73ff. Kat. nr. 135. Bodenmosaik, Aquileia, Oratorium des Guten Hirten: Kraus 1984, 270f., Taf. XXIII. Bemerkenswert ist hier der Verzicht auf pastorale Bekleidung. Firatli 1990, 11f. Nr. 13, Taf. 7, 13a-b. Z.B. S. Maria Maggiore (Wandmosaik), Rom: Moses’ Vermählung mit Sephora: Brenk 1975, Abb. 50. - Ravenna, S. Apollinare N (Wandmosaik): v. Berchem/Clouzot 1924, L Abb. XCVII. - Thasos (Limenos): Daniel zwischen den Löwen (Relief): Firatli 1990, 154f. Nr. 306, Taf. 94. Martin 1991a. Ravenna, S. Vitale, Opfer von Abel und Melchisedech: Grabar 1967, 156, Abb. 168.
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Vgl. Burzler, in: Höneisen 1993, 240, Anm. 779. Leutesdorf (D) bei Neuwied: Franken 1997, 971, 694, Abb. 564. Niederdollendorf (D) bei Bonn: Franken 1997, 1024f., 741, Abb. 608f. - Chorschrankenplatte: Gondorf (D) a. d. Mosel: Franken 1997, 413, Abb. 326. - Hornhausen bei Oschersleben: Franken 1997, 928, 296f., Abb. 237f. Chalone-sur Saône, F: Franken 1997, 638, Abb. 504. - La Balme: ebd. 695, Abb. 565. K. Böhner/D. Quast, Die merowingerzeitlichen Grabfunde aus Pliezhausen. FBBW 19/1, 1994, 383ff., 389 Abb. 4, 399, 409. Age of Spirituality, 35f. Ursprüngliche Herkunft; Sohag, weisses Kloster, Ägypten, jetzt Nationalbibliothek Neapel, Cod. I.B. 18. Abbildung bei: U. Koch, in: Alamannen 1997, 407, Abb. 461a-b; Menghin, 1985, Taf. 25; O. v. Hessen, I reperti longobardi. Museo Nazionale del Bargello, Florenz 1981, 3ff., Taf. 1–7 (mit Lit.). O. v. Hessen (vorangeg. Anm) 7f., Taf. 4. Vgl. für Waffen: K. Tackenberg, Über die Schutzwaffen der Karolingerzeit und ihre Wiedergabe in Handschriften und auf Elfenbeinschnitzereien, Frühmittelalterl. Stud. 3, 1969, 277ff. Lyon, Musée Historique des Tissus, Lyon (F). B. Tietzel, Geschichte der Webkunst. Technische Grundlagen und künstlerische Traditionen. DuMont Dokumente, 1988, Abb. 3. Einige Beispiele bei: Heurgon 1958, Taf. 35. Brenk 1977, 295, Abb. 347. Ähnlich: Frauenbildnis mit Schleier, Ohrgehänge und Halscolliers: Rom, Thrason-Katakombe (4. Jh.): Belting 1993, 98, Abb. 31. W. Ritter von Hartel/F. Wickhoff, Die Wiener Genesis. XV. und XVI. Bd. Jahrb. Kunsthist. Sammlung d. Allerhöchsten Kaiserhauses, Prag/Wien/Leipzig 1895, 156f., Taf. 32 (Fol. XVI,32). Schulze 1976, Taf. 41,2; Wilpert/Schumacher 1976, Taf. 97; Grabar 1967, Abb. 166. Volbach 1976, 55f., Nr. 63, Taf. 35. B. Brenk, Die frühchristlichen Mosaiken in S. Maria Maggiore zu Rom, Wiesbaden 1975, Abb. 46. Schulze 1976, 150. Schulze 1976, 149. Schulze 1976, Taf. 42. Vgl. Vierck 1978, 549, Fig. 11; Maria, Stuttgarter Psalter. Schulze 1976, 150. Arkosol der Familie des Theotecnus, Katakombe S. Gennaro, Neapel (I) (beginnendes 6. Jh.): Brenk 1977, 136, Taf. 67. Age of Spirituality, 475ff., bes. 483; Abb.: ebd. 482 No. 432. Detailaufnahme: Grabar 1967, 306, Abb. 352. Der aus neun Silberplatten bestehende Schatz enthält Szenen aus dem Leben Davids; in der Darstellungsweise werden wohl Bezüge auf das kaiserliche Umfeld und den Sieg von Heraclius über die Perser 627 genommen. Age of Spirituality, 477. Vgl. Rast-Eicher S. 227. Age of Spirituality, 35ff. Zur historischen Bestimmung der weiblichen Figuren: Age of Spirituality, 36. Die linke weibliche Figur trägt die Haare offen. Es handelt sich um die Mariendarstellungen in Florenz, S. Marco (Mosaik aus Alt St. Peter, Rom, sekundär verwendet) und Rom, S. Maria in Trastevere, «Madonna della Clemenza». Abb.: Belting 1993, 143ff., Taf. II, Abb. 76; Nordhagen 1990, 58ff., 62ff. (Katalog Nr. 1) Taf. 1,4. Franken 1997, 453. Purpur-Evangeliar, München, Bayer. Staatsbibliothek CLM 23631, erstes Viertel 9. Jh., Ursprungsort Augsburg?: Bierbrauer 1990, 54f., Kat. 97, Taf. 186. Sakramentar aus Petershausen, Heidelberg, Universitätsbibliothek Cod. Sal. IX b, um 980, Ursprungsort Reichenau: Suevia Sacra. Ausstellungskatalog Augsburg 1973, 172, Nr. 161, Abb. 150. St. Gallen, Stiftsbibliothek Cod. 902: A. Merton, Die Buchmalerei in St. Gallen vom neunten bis zum elften Jh., 1912, Taf. LI, No. 1. Vgl. Martin 1988a, 175, Abb. 20. Stuttgarter Bilderpsalter, Württembergische Landesbibliothek, Handschriftenabteilung, Cod. bibl. fol. 23. Clauss 1987, 491ff.; Martin 1991a, 630, Abb. 2,2; ders. 1997, 351, Abb. 386. Mütherich 1965, 158. Zur kunstgeschichtlichen Einordnung: Mütherich 1965. Mütherich 1965, 200.
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Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 84 r. Zur Kleidungsabfolge: Martin 1997c, 350f. Vgl. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 57 v: Eine rotgrüne, mauerähnliche Krone findet sich auch bei der königlichen Braut von König David. Davids Krone besitzt wie diejenige von Maria drei schildförmige, rotgrüne Fortsätze. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 83 v unten. Abb.: Alamannen 1997, 372, Abb. 416. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 58 r. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 49 r. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 41 v. Frauen mit Umhang, der das Haupt bedeckt und unter dem Kinn mit einer Scheibenfibel zusammengehalten wird: Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 76 av; 146 v unten. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 93 v oben. Die Textilfarbe liess sich in Schleitheim-Hebsack nicht bestimmen, sodass die Frage nach der Einfarbigkeit des Gewebes unbeantwortet bleibt. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 126 v. Zur Grösse des rechteckigen Umhanges vgl. die Kreuzigungsszene mit ausgebreiteten Umhang von Jesus, Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 27 r. Stuttgarter Bildpsalter Fol. 8 v. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 57 v. Vgl. S. 376ff. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 124 v. Bis auf die Unterschiede bei der Mariendarstellung herrscht offenbar grosse Einheitlichkeit bei der weiblichen Bekleidung. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 146 r: Der säende Bauer trägt Stiefel auf dem unbestrumpften Bein. Recht realistisch dargestellt ist, dass er seinen Umhang beutelförmig um den linken Arm geschlungen hat, um darin die Aussaatkörner aufzubewahren. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 86 v. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 97 v, Fronarbeit der Israeliten in Ägypten. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 158 v. Beispiele: Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 146 v oben: Krieger, wie Goliath in Tunica und darüber in Schuppenpanzer, sowie in blaue Beinlinge und Stiefel gekleidet. Über dem Schuppenpanzer Umhang, an rechter Schulter mit vermutlich unverzierter Fibel fixiert. Ohne Helm, in der rechten Hand gefiederter Pfeil, in der linken Hand entspannter Reflexbogen. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 12 v: Krieger in Tunica und darüber Schuppenpanzer, rechts gefibelter Umhang, Helm, Stiefel, Beine einzeln mit Schuppenpanzer umgeben. In Schussposition mit Pfeil und gespanntem Reflexbogen. Spatha: Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 155 r oben: Krieger in ziviler Kleidung, jedoch mit Helm. Rechts gefibelter Umhang, links gegürtete Spatha. Vgl. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 44 v: Gepanzerter Krieger, zieht mit der rechten Hand die Spatha aus der Schwertscheide, die er in der linken Hand festhält. Sax: Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 5 v unten: Zwei orientalische (?) Krieger, Panzer, Helm mit Nackenschutz, Schild, Lanze, Hosen und Saxsscheide in der linken Hand. Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 21 v. Mit Helm, ohne Sporen: Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 14 v. Ohne Helm, mit Peitsche: Stuttgarter Bilderpsalter Fol. 104 v. Vgl. S. 222. Ärmel wurden möglicherweise angenäht. Vgl. die Rekonstruktionen: Dame aus der Bülacher Kirche: Christlein 1978, 81, Abb. 55. - Arnegunde: Martin 1991a, 639, Abb. 12. - Dame aus Pleidelsheim Grab 177: Martin 1997c, 352, Abb. 388. Für Hinweise zum Manuskript danke ich Pfarrer Christoph Buff und Gemeindearchivar Willi Bächtold, Schleitheim. Die mittelalterlichen Funde der Ausgrabung von 1985 wurden von Kurt Zubler durchgesehen, datiert und im Katalog auszugsweise vorgelegt (Taf. 112). MGH SS IV 621, Vers 198–223 Purchardi Carmen de gestis Witigowonis abbatis. Deutscher Text, in: Emil Reisser, Die frühe Baugeschichte des Münsters zu Reichenau. Forschungen zur deutschen Kunstgeschichte 1960, 108ff., bes. 112f.; Schleitheim 1985, 70ff. Neue Edition der Gesta Witigowonis in: W. Berschin und J. Staub, Die Taten des Abtes Witigowo, 1992, 44ff. Zur Besitz- und Personengeschichte Hassenpflug 1999, 194f. Matt SSVI, 626; Freiburger Diözesan-Archiv 1, 1865, 88 und 5, 1870, 92. Die mit dem Leutpriester genannte Heiliggrabpfründe bezieht sich nicht auf Schleitheim sondern auf die Heiliggrabkapelle am Konstanzer
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Münster; freundl. Mitt. von Hans Lieb. Vgl. auch die Bemerkungen Wanners in Schleitheim 1985, 271. Baubeschreibung: R. Frauenfelder, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen III. Der Kanton Schaffhausen. Die Kunstdenkmäler der Schweiz 39, Basel 1960, 228–231. Kirchengeschichte: Heinrich und Christian Wanner, erweitert von Hans Wanner, Geschichte der Kirche von Schleitheim, in: Schleitheim 1985, 268–296; Rüeger 1884, 342. SB 16.08.1985, 23.08.1985, 30.08.1985 und 06.09.1985; SN 27.08.1985 und 09.09.1985; AZ 09.09.1985. SB 20.09.1985, 08.10.1985, 25.10.1985, 08.11.1985 und zur Einweihung 31.10.1986; SN 26.10.1985, AZ 26.10.1985. Die Grabungsleitung lag in den Händen des Verfassers. Als Ausgräber wirkten mit: Daniel Gerbothé, Werner Knöpfel, Martin Mühlethaler, Fritz Schären und Marlise Wunderli. Ihnen sei für Ihre Arbeit an dieser Stelle herzlich gedankt. Schleitheim 1985, 346f. Auch Wanner 1900, 42: «Vereinzelte Gräber wurden abgedeckt 1889 ebenfalls im Hebsack und 1899 in der Kirche». Die Bemerkung von W. U. Guyan (Schleitheim 1985, 64), dass das in der Kirche gefundene Grab mit «einem 90 cm langen Schwert» ausgestattet war, beruht auf einer Verwechslung. Dieses Schwert wurde 1889 im Hebsack gefunden: «Im sogen. Hebsack … fand man neuerdings wieder ein solches Grab mit einem 90 cm langen Schwerte» (ASA 2, 1889, 210). Trumm 2002. Bänteli 2000, 71; hinzu kommt Stein am Rhein-Burg, Phase II.2, deren Innenmass 12.9:6.7 den Wert 1.92 ergibt. Die Innenbreite 5.9 m von Schleitheim I, multipliziert mit dem mittleren Wert von 1.94 ergibt eine Innenlänge von 11.45 m, bzw. ein Aussenmass von 12.65 m. Bänteli 1993, 175ff.; Bänteli 2000, 70f. Bänteli 2000, 71 (Stein am Rhein II.2 ebenfalls 65 cm; Bänteli 1993, 178). Bänteli/ Ruckstuhl 1986, 69ff.; unten, Burzler S. 415ff. Jacobsen/Schaefer/Sennhauser/1991, 372. In der Grabfüllung lag eine Wandscherbe, die spätestens ins 7. Jh. zu datieren ist (Taf. 112.3). Oben, S. 70ff. Oben, S. 68ff. Unten, Burzler S. 415ff. Bänteli 1993, 178. Zur Thematik allgemein Hassenpflug 1999. Auch unten, Burzler S. 415ff. Unten, S. 416ff. In der Einfüllung lag eine Scherbe des 9./10. Jhs. (MA 42977). Unten, S. 408ff. Bänteli 1993, 181. Jacobsen/Schaefer/Sennhauser 1991, 89. Bänteli 2000, 70f. P. Riché, Les Carolingiers, Paris 1983; deutsch Stuttgart 1987, 22, 102ff., 405 und 429. Freundl. Hinweis Pfr. Ch. Buff, Schleitheim. Scholkmann 1997, 455–464, bes. 459 und Abb. 522a; die entsprechenden Beispiele aus dem bernischen Umfeld in: D. Gutscher/A. Ueltschi/S. Ulrich-Bochsler, Die St. Petersinsel im Bielersee, Bern 1997, 73 und Abb. 109; Scholkmann 2000, 111–138. Entgegen der Datierung von H. R. Sennhauser ins 10. Jh. Jacobsen/Schaefer/Sennhauser 1991, 373. Carola Jäggi, Une «tumba» du temps des premiers moines? Des fragments d’enduit peint de la tombe 62 de Saint-Imier, in: Saint-Imier, ancienne église Saint-Martin, Bern 1999, 73–89; Ch. Bonnet; Les fouilles de l’ancien groupe épiscopal de Genève (1976–1993), Genf 1993, 64. Unter Suppedanium (Taf. 112.6) und über Nordmauer I (Taf. 112.1.4.5). Gleiche Beobachtung in Schaffhausen an der Stadtkirche St. Johann, Bau II; Bänteli 1990, 30. In der Füllung lag eine Wandscherbe, die spätestens ins 7. Jh. zu datieren ist (MA 42979). Wie Anm. 2890. Auf der abgebrochenen Westwand II und unter dem Bauniveau III lagen die Scherben, die spätestens ins 7. (Taf. 112.2) bzw. ins 8. Jh. (Taf. 112.7) zu datieren sind. F. Götz, Die Nikolauskapelle in Obergailingen. In: Beiträge zur Gailinger Geschichte 1, 1979, 24–28. A. Knöpfli, Kunstgeschichte des Bodenseeraumes 1, Konstanz 1961, 399f. mit weiteren Beispielen. Wolf datiert die Büsinger Bergkirche «im Wesentlichen ins 11. und 12. Jh.». In: U. Wolf/H. Lieb, Die Bergkirche Büsingen, Schweizerische Kunstführer GSK 531, Bern 1993, 8; Bänteli 1990, 25f. und ders. 1999, 49f.
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Bänteli 1990, 24f. und 33; dass in Schleitheim für den Boden Sandsteinplatten verwendet worden sind hängt mit dem örtlichen Vorkommen von Schilfsandstein zusammen. Banklager aus dieser Zeit sind auch in Stein-Burg III.2 nachgewiesen, Bänteli 1993,184f. Eine Zusammenstellung weiterer Schweizer Kirchen mit gemauerter Steinbank findet sich bei S. Burnell, Die reformierte Kirche von Sissach BL, Archäologie und Museum 38, Liestal 1998, 56ff. Bänteli 1990, 27. In Stein am Rhein-Burg III beträgt dieser Abstand etwa 6.5 m. Bänteli 1993, 181ff. Bänteli 1999, 66 und Akten KASH. Die exzentrische Lage dieser beiden Platten spricht eher gegen den nachträglichen Einbau eines Westzugangs in Bau III. JbSGUF 79, 1996, 271. Dendrolabor BfA Zürich, Mittel 1893 mit Waldkante 1076. Von Sarg Grab 1 sind fünf Hölzer datiert, von Sarg Grab 2 drei Hölzer. Felix Walder sei dafür an dieser Stelle nochmals gedankt. Bericht Anthropologisches Institut Zürich, Elisabeth Langenegger, 14.02.2001. J. Schneider/D. Gutscher/H. Etter/J. Hanser, Der Münsterhof in Zürich, Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters 9, Olten/Freiburg i. Br. 1982, 163. Handwörterbuch des Deutschen Aberglaubens, hrsg. Hans BächtoldStäubli. Berlin und Leipzig 1932, IV 15 und 620, VI 1423 sowie VII, 953. Z. B. Chr. Heck, L’échelle céleste dans l’Art du moyen âge, Paris 1997. Oben, S. 403f. 1966 führte W. U. Guyan hier eine Sondage durch; vgl. das Sondierloch in Beilage 2 B. Bänteli 1990, 55, 70 und Abb. 22 und 34 oben. C. Stäheli/K. Bänteli/H. Lieb, Die Stadtkirche Sankt Johann in Schaffhausen, Schweizerische Kunstführer GSK 548, Bern 1994, 23ff. Bänteli 1990, 56. W. Erdmann, Die Reichenau im Bodensee, Geschichte und Kunst, Die blauen Bücher, Königstein im Taunus 199310, 27. Ausgestellt im Ortsmuseum Schleitheim. C. Jäggi/H. R. Meier, Löwe, Drache, Ritter und Madonna. Zur Ikonographie der Schöntaler Fassadenskulptur, in: Unsere Kunstdenkmäler 40, 1989, 414. Zur Datierung von Gräbern mit gestreckten Armen, bzw. angewinkelten zum Gebet verschränkten Armen: Bänteli 1999, 102 und Anm. 908. Taf. 112.9.10 sowie MA 23487 und MA 23595. Wie es 1697/98 auch überliefert wird, unten S. 414. Wandscherben aus der Grubenfüllung sind ins 12./13. Jh. bzw. ins 14./15. Jh. zu datieren (MA 48550). C.Jäggi/H. R. Meier/R. Windler/M. Illi, Die Stadtkirche St. Laurentius in Winterthur. Ber. ZD, Archäologische Monographien 14, Zürich/Egg 1993, 44. Bänteli 1999, 87ff. H. Drescher, Zum Guss von Bronze, Messing und Zinn «um 1200». In: Zur Lebensweise in der Stadt um 1200. Ergebnisse der MittelalterArchäologie, ZAM Beiheft 4, Köln 1986, 389–404, bes. 390ff. A. Nüscheler, Die Inschriften und Giesser der Glocken im Kanton Schaffhausen, in: SHBG 4, 1878, 78f.; Schaffhauser Bote 07.08.1901. Baubeschreibung in: R. Frauenfelder, Die Kunstdenkmäler des Kantons Schaffhausen III. Der Kanton Schaffhausen, Die Kunstdenkmäler der Schweiz 43, Basel 1960, 228–231, bes. 229f. Dendrolabor, Büro für Archäologie der Stadt Zürich (Felix Walder); Mittel l908 (zweimalWaldkante Herbst/Winter 1489 und einmal Waldkante Frühling 1490). 1406 an der «Oberschwelle der Thüre welche in den Thurm hinauf führt» (J. U. Wanner, Handschrift im Gemeindearchiv Schleitheim um 1870). 1407 auf einem «am Turm angebrachten, nun beseitigten Stein» (A. Pletscher, Altes und Neues vom Randen, 1898, 184). 1436 am Türbogen des Turmpförtleins (Die Kirchen des Kantons Schaffhausen, hrsg. vom Schaffhauser Kirchenboten 1914, 153. Zürich). Wahrscheinlich handelt es sich immer um das gleiche, wohl falsch gelesene Datum (dazu bes. Baudaten: Das Kreuz mit den Zahlen, in: J. Zeune, Burgen, Symbole der Macht. Ein neues Bild der mittelalterlichen Burg. Regensburg 1996, 88ff. In der Stadt Schaffhausen kommen Datierungen am Bau erst ab 1450 auf (R. Frauenfelder, die ältesten Häuser-Daten der Stadt Schaffhausen, in: Schaffhauser Mappe 40, 1972, 34–38, bes. 34).
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Jetzler P., Der spätgotische Kirchenbau in der Zürcher Landschaft, Die Geschichte eines «Baubooms» am Ende des Mittelalters, Wetzikon 1988, 93. Hasenfratz/Bänteli 1986, bes. 11ff. Bänteli 1999, 93, Anm. 790. S. Krezdorn, Die Familie Keller von Schleitheim in Aach/Hegau, in: Hegau 22, 1977, Heft 34, 7–57 bes. 14f. Ebenfalls aus dieser Zeit stammen die Mittagsglocke (1593) und das Chriesiglöggli (1608). Wie Anm. 2950. Schleitheim 1985, 270ff; Rechnungen im Gemeindearchiv Schleitheim. A. Pletscher, Altes und Neues vom Randen, 1898, 184. Die bemerkenswerte Dicke der Mauerstärke ist wiederum mit dem Baugrund zu erklären, oben, S. 403f. H. Urner, Die Malereien an der Empore der Kirche Schleitheim, in: SHBG 67, 1990, 355–362. Erhalten blieb nur das sogenannte Chriesiglöggli von 1608. Wie Anm. 2950. Erstmalig durch Bänteli/Ruckstuhl 1986 veröffentlicht. Weitere Berichte in: JbSGUF 1986, 288; K. Bänteli, Die Ausgrabungen in der reformierten Kirche. In: Schleitheim 1985, 346f.; Jacobsen/Sennhauser/Schäfer 1991, 372f. Zuletzt: Hassenpflug 1999, 194ff. Die Vorlage des Reihengräberfeldes Schleitheim-Hebsack liess eine nochmalige Behandlung der Gräber in und um die Kirche S. Maria zu Schleitheim als sinnvoll erscheinen. Böhme 1996; ders. 1995; Burzler 1991; dies. 2000. Christlein 1973, 160ff. Zur Separierung vgl.: Böhme 1996, 478ff. Vgl. oben, Bänteli S. 401ff. Vgl. oben, Reich S. 244ff. Literaturhinweise Fundliste 7. Zur Ausbreitung des Kirchenbegräbnisses: Böhme 1995, 431ff., Abb. 25; 455, Abb. 42; 495f., Abb. 77; 517f., Abb. 98f. (mit Fundortlisten); Burzler 1993, 230ff.; dies. 1991, 211ff., Karte 14ff.; dies. 2000, 89ff., Taf. 12ff.; Geuenich 1997, 115. Alle im Text genannten Kirchen und die dazugehörigen Gräber sind in Fundliste 7 (im Anhang) mit Literatur zusammengestellt. Zuletzt zu Kirchengräbern: Fingerlin 1997b; Hassenpflug 1999; Burzler 2000. Vgl. Böhme 1995, 476. Vgl. Burzler 2000, Taf. 13. Vgl. oben, Bänteli S. 402ff. Die zeitliche Terminologie bezieht sich auf die Belegungsschichten 1–4 nach Christlein 1966, ferner Martin 1986a und Burzler 1993, 198. Vgl. oben, Burzler S. 321ff. Diesen Hinweis verdanke ich K. Bänteli. Z.B. wird diskutiert, ob die Malerei zu einem Grabüberbau (tumba) gehört haben könnte. Auch diesen Hinweis verdanke ich K. Bänteli. Marti 2000, 31, 163f.; ders., Ein verlorenes Epitaph des 7. Jhs.? Zur Interpretation eines frühmittelalterlichen Mosaikfragmentes aus der Pfarrkirche St. Jakob in Sissach BL. In: Mille Fiori. Festschr. für Ludwig Berger. Forschungen in Augst 25, Augst 1998, 295–301. Sennhauser 1997; Fehring/Scholkmann 1995; Kl. Schwarz, Das spätmerowingische Grab des hl. Bischofs Erhard in Niedermünster zu Regenbrug. In: Ausgrabungen in Deutschland Bd. 2, 1975, 129ff. Für alle Angaben vgl. oben, Bänteli S. 401ff. Im Heimatmuseum Schleitheim befinden sich drei menschliche Schädel, die aus diesem gestörten Bereich stammen könnten. Theune-Grosskopf 1989, 286ff., Abb. 4,6, Anm. 15. Beispiele auf alamannisch-bajuwarischem Stammesgebiet: Aschheim (D), Dettingen (D), Frick, Pfaffenhofen (Ö), Regensburg-Harting (D), Schöftland, Spiez-Einigen, Spiez, Stein am Rhein, Zofingen. Gräber 4, 19, 20, 22, 25–29, 31, 36. Gräber 18, 24, 32, 34. Gräber 19 und 25 sind jeweils jünger als Gräber 32 und 24 von Kirche I. Wie die älteren Gräber berühren Grab 19 und 25, ferner Grab 20 und 31 mit ihrem Fussende die Westmauer von Kirche II. Diese vier Gräber werden im Oberkörperbereich durch die Westmauer der Kirche III überlagert. Im Inneren der Kirche II liegen Grab 4, 22 und 27–29. Grab 4 schneidet die Südmauer von Kirche I. Grab 22 und 28 sind im Bereich der Nordmauer von Kirche I eingetieft, also jünger als diese und sind durch ihre Lage auf die erweiterte Nordmauer von Kirche II bezogen. Abbruchmaterial von Kirche I wurde in der Verfüllung des Grabes 27 angetroffen. Grab 29, ein Kleinkind, orientiert sich an Grab 27; daher ist ein Zusammenhang mit Kirche II denkbar. Vgl. oben, Bänteli S. 402ff. Vgl. die Ausführungen zum Grabraub S. 420ff.
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Einige weitere Beispiele: Frick, Säben, Naturns, Esslingen, LahrBurgheim, Brenz. Z.B. Pfaffenhofen. Kirche I: Gräber 32, 24, 18, 34. Kirche II: Gräber 36, 20, 31, 19, 25, 26. Grab 27 stellt ursprünglich ein Steinplattengrab dar und wurde später mit einer Trockenmauer ergänzt. Vgl. oben, Hotz S. 331ff. Martin 1990, 98ff., Abb. 5ff. - Staubing (D): Fischer 1993, 61ff. - Fridingen (D): v. Schnurbein 1987, Taf. 118f. - Kirchheim/Ries (D): Martin 1986, 89, Abb. 10. Gräber 20/31, 28/27. Gräber 25/18, 24, 31/32, 19/32, 22/21. Die anthropologischen Bestimmungen wurden wie in SchleitheimHebsack von G. Hotz, Basel, durchgeführt. Zu Mehrfachbestattungen zuletzt Lüdemann 1994. Lüdemann 1994, 446, 515. Lüdemann 1994, 512; Martin 1990, 102; Sasse 1990, 57ff. Lüdemann 1994, 513. Christlein erkennt dagegen in Doppelgräbern «die letzte Konsequenz germanischer Gefolgschaftstreue», Christlein 1971, 13. Roth 1978, 73f.; ders., AK 7, 1977, 290. Martin 1990, 102. Christlein 1973, 160. Christlein 1974, 579, Anm. 13. Burzler 2000; dies. 1993, 225ff. Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike Bd. 2, 1979, Spalte 511f.; v. Olberg 1990, 228, Anm. 44. So auch Lüdemann 1994, 534f.; Stoll 1939, 15; Sasse 1990, 62f.; Keller 1991/92, 63. Aufgrund der Beigabenlosigkeit lässt sich das genaue Verhältnis zu Grab 32 nicht näher bestimmen. Gräber 4, 19, 20, 22, 25, 26 (?), 28, 29, 31, 36. Die Tiefe der Grabsohle (vgl. Tab. 61) wird in der absoluten Höhe müNN angegeben, die Grabtiefe orientiert sich an einem Mittelwert des Bauniveaus Phase III, der bei 483,35 nüNN angenommen wird. Dieses Bauniveau schwankt zwischen 483,28 und 483,42 müNN. Diese Hinweise verdanke ich K. Bänteli. Martin 1976, 12ff., 22ff., 143ff. Vgl. P. Reinecke, Reihengräber und Friedhöfe der Kirche, Germania 9, 1925, 103ff. Bänteli, in: Höneisen 1993, 174ff. H. Stoll, Das alamannische Gräberfeld von Grimmelshofen, Ldkr. Waldshut, Bad. Fundber. 17, 1941/47, 196ff., bes. 209ff.; Christlein 1974, 582ff. Christlein 1974, 584f. Aufzählung der Fundplätze (ohne Anspruch aus Vollständigkeit): Altdorf Grab 4; Aschheim (D) Grab 11a, 12; Baar Grab 1, 2; Benediktbeuern (D); Brenz (D) Grab 75; Büsserach (mehrere Gräber); Dettingen (D) Grab 2; Diegten (mehrere Gräber); Dürrmenz (D) (mehrere Gräber); Esslingen (D) (mehrere Gräber); Freienbach-Lützelsau Grab 1, 2; Frick Grab 12, 15, 28, 37 42, 46, 48, 49; Gelterkinden; Grossgartach (D); Gruibingen (D) Grab I/3, 4, 6; Herrsching (D) Grab 2, 5, 9; Horbourg (F); Lahr-Burgheim (D) (fast alle Gräber); Lüsslingen Grab 1, 2; Meilen Grab 32; Messen; Muttenz (mehrere Gräber); Nagold (D); Oberwil (mehrere Gräber); Pfullingen (D); Pieterlen (mehrere Gräber); Polling (D) Grab 1–5; Schöftland Grab 16, 19; Schopfheim (D) (mehrere Gräber); Sempach; Spiez-Einigen; Spiez; Stein Grab 1, 12; Tiengen (D); Wielenbach (D). Literaturhinweise: Fundliste 7 oder Katalog der Kirchengräber bei Burzler 2000. Aufzählung der Fundplätze (ohne Anspruch aus Vollständigkeit): Dettingen (D) Grab 1; Dürrmenz Grab von 1911, 1935/2; Dunningen (D) Grab 16, 17; Ettlingen (D); Frick Grab 26; Gruibingen (D) Grab I/2; Hettlingen Grab 27; Kirchheim/Teck (D) Grab 1, 2; Kornwestheim (D) Grab 1; Mels Grab N; Münzesheim (D); Oberbipp; Oberwil Grab 11; Pfaffenhofen (Ö) Gruft I, II; Pfullingen (D); Risch; Schöftland Grab 23; Schwyz; Staufen (D); Stein am Rhein Grab 2, 6, 18, 26/27; Zofingen Grab 81, 86; Zuchwil Grab B («Hofmeiergrab»); Zürich. Vgl. Christlein 1974, 583, Abb. 6. Ausnahme: Grab 32, N-S-orientiert! Vgl. Grünewald 1988, 33ff., 36ff. Bülach Grab 14: Werner 1953, 86. - Kirchheim/Ries (D) Grab 326: Neuffer-Müller 1983, Taf. 109; 60,4. - Eislingen (D) Grab 4: Fundber.
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Schwaben N. F. 15, 1959, 182, Taf. 70,11–12. Fingerlin 1971, 66; Moosbrugger-Leu 1971, 212; Grünewald 1988, 98. Burzler 1993, 193, 391f. (Grab 3, 4). Werner 1953, 7; Christlein 1966, 17f.; Roth 1978, 65f.; Grünewald 1988, 36. Burzler 1993, 193. Reindel 1995, 142 ff.; H. Nehlsen, Der Grabfrevel in den germanischen Rechtsaufzeichungen. In: H. Jankuhn/H. Nehlsen/H. Roth, Zum Grabfrevel in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. Untersuchungen zu Grabraub und «haugbrot» in Mittel- und Nordeuropa. Abhandl. Akad. Wiss. Göttingen. Phil.-hist. Kl. 3. Folge Nr. 113, 1978, 107ff. Vgl. die Rezension von L. Pauli, Germania 59, 1981, 467ff. Vgl. Roth 1978, 60f. Gregor von Tours, Historiarum libri decem 8, 21; K. H. Krüger, Grabraub in den erzählenden Quellen des frühen Mittelalters. In: H. Jankuhn/H. Nehlsen/H. Roth (wie Anm. 3021), 169ff., bes. 173ff., Anm. 14. Keller 1991/92, 28; Grünewald 1988, 41ff. U. Koch, Grabräuber als Zeugen frühen Christentums. ANB 11, 1973, 22ff.; Roth 1978. Vgl. oben, Bänteli S. 405ff. Vgl. oben, Bänteli S. 401ff.; Bänteli/Ruckstuhl 1986, 68. Vgl. unten, Burzler S. 420ff. Betrifft Kirche II. Die in Betracht kommenden Ursachen (wirklicher Respekt vor den Toten oder Vernachlässigung, Vergesslichkeit) lassen sich mit archäologischen Mitteln und mit der Namenslosigkeit archäologischer Quellen nicht sicher bestimmen. Burzler 1993, 390. Rekonstruktion bei Marti 1995, 100ff., Abb. 22f. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 74, Anm. 13. Altdorf Grab 4, Schöftland Grab 23, Zofingen Grab 81. Christlein 1966, 20f. Marti 1995, 102; 108; Christlein 1966, 45, Anm. 77. Christlein 1978, 66, Abb. 39 (vgl. die kritischen Einwände bei: Siegmund 2000, 232ff.); Martin 1986a, 106; Windler 1994, 165. Martin 1980, 44, Abb. 21; Marti 1995, 109, Abb. 32. Windler 1994, 134; vgl. Martin 1980, 48f. Zum Vorkommen in Kirchengräbern: Burzler 2000, Beil. 2. Windler 1994, 134. Z.B. Altdorf (Wabenplattierung); Aschheim (D) Grab 1 (Tierstil II-Plattierung), Grab 2 (Wabenplattierung); Herrsching (D) Grab 9 (Edelmetall), Grab 10 (Wabenplattierung); Kornwestheim Grab 1 (Vogelköpfe); Pfaffenhofen (Ö) Gruft 2 (Wabenplattierung); Säben (I) Grab 231 (Tierstil II-Tauschierung); Schöftland Grab 23 (Tierstil II-Plattierung); Tuggen Grab 1 (Tierstil II-Plattierung); Zofingen Grab 81 (Tierstil II-Tauschierung). Bänteli/Ruckstuhl 1986, 74; U. Koch 1982a, 387ff., bes. 460ff., 468f. (Fundliste), Abb. 37. Christlein 1966, 49ff.; ders. 1971, 10, 26ff. Marti 1995, 111. Martin 1986a, 107; Burzler 2000, 42ff., 50ff.; dies. 1993, 198, Anm. 542. Marti 1995, 111. Marti 1995, 110ff., Abb. 33. Marti 1995, 111. Vgl. zur Entwicklung des männlichen Leibgurtes auch Martin 1991, 272, Abb. 138. Zur typologischen Entwicklung Marti 1995, 112, Abb. 34. Marti 1995, Abb. 33. Beispiel: Marti 1995, Abb. 34,1–2. Marti 1995, Abb. 34,3,5. Marti 1995, Abb. 34,6. Marti 1995, Abb. 34,8. Marti 1995, Abb. 34,11–12,14. Marti 1995, Abb. 32. Keller 1991/92, 30; Grünewald 1988, 137ff. Seengen: Marti 1995, Liste 1 Nr. 91. Kottwil: Marti 1995, Liste 2 Nr. 28. Wittlekofen (D): Marti 1995, Liste 1 Nr. 68. Martin 1980, 46. Marti 1995, Abb. 33. Marti 1995, 112f.; Burzler 1993, 198, 206ff.; Martin 1986, 89ff. Marti 1995, 113. Marti 1995, Liste 1 Nr. 39. Zu Münzmeisterprägungen und deren absolutchronologischen Aussagemöglichkeiten: Ament 1976, 325ff.
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Ament 1976, 324f.; Stein 1967, 219f., Taf. 76,1–9. Christlein 1966, 84. Ament 1976, 325. Marti 1995, 113. Ein früher Beginn vielteiliger Gürtelgarnituren und ein allfälliges Überschneiden mit dem Horizont der Gürtel mit halbrundem Beschläg und Pilzzellentauschierung wird diskutiert bei: Siegmund 1998 a, 33ff. Roffia 1986, 21ff., tav. 2–6. Zu vielteiligen Gürteln aus Edelmetall: A. Burzler, Bemerkungen zur vielteiligen Gürtelgarnitur aus Grab 9 von Herrsching am Ammersee. Jahresber. der Bayer. Bodendenkmalpfl. 32/33, 1991/92 (1995), 69ff. Roffia 1986, tav. 40–47. Z.B. Thaining (D) bei Landsberg am Lech: H. Dannheimer, Germania 40, 1962, 411ff. - Dirlewang (D) Grab 27: Christlein 1971, Taf. 8,18–20; 9; 32. Zur Datierung: Christlein 1971, 27. AJB 1982, 127f. M. Brozzi, Scoperta una tomba longobarda a Magnano in Riviera. Aquileia Nostra 56, 1985, 413ff.; Longobardi 1990, 464ff., Nr. X. 182. Christlein 1966, 84f. Longobardi 1990, 465; 467, Abb. X. 182f. Zur zeitlichen Einordnung vgl. auch Marti 1995, 113. Martin 1986; Burzler 1993, 206ff. Burzler 1993, 208f. Martin 1986, 90. Dafür sprechen Vergesellschaftungen von Elementen des Typs BernSolothurn mit wabenplattierten vielteiligen Garnituren. Z.B.: Weingarten Grab 565: Roth/Theune 1995, Taf. 202, 13–14. - Bülach Grab 167: Werner 1953, 115, Taf. 24,4. Vgl. Marktoberdorf Grab 36: Christlein 1966, Taf. 11,2–3.6. Vgl. S. 420ff. Fingerlin 1971, 66; Sippel 1989, 182, Anm. 941f. Vgl. Burzler 1993a, 240, Anm. 776. Vgl. die Tragweise der Fingerringe am kleinen und Zeigefinger der rechten Hand am handförmigen Goldanhänger des Wittislinger Fürstinnengrabes, Werner 1950, Taf. 17,3a–b. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 70. Von aussen nach innen gesehen, die einzelnen Dekore sind auf die Schmuckplatte aufgelötet. Z.B. die Kirchengräber von Aschheim (D) Grab 3, Dettingen (D) Grab 2 (Fundliste 7) sowie aus St. Prex, Moosbrugger-Leu 1971, Taf. 54,17–18 (Rückseite nicht dargestellt). Vgl. Fingerringe aus Mertloch (D): H. Ament, Siedlung und Gräberfeld des frühen Mittelalters von Mertloch, Künzerhof, Kr. Mayen-Koblenz. Wiss. Beibde. z. Anz. Germ. Nationalmus. 9, 1993, 62, Abb. 49,1, 2, 8. Beispiele Münzfingerringe: Gondorf (D): Schulze-Dörlamm 1990, Taf. 38,21. - Pfahlheim (D) Grab 4: Veeck 1931, Taf. 29B,6. - Hintschingen (D) Grab 14: Garscha 1970, Taf. 21,4a-b. - Wittislingen (D): Werner 1950, Taf. 10,4. - Gondorf (D) Grab 2/1882–83: Schulze-Dörlamm 1990, Taf. 73,1a–b. - Kirchheim-Hausen (D) Grab 42: W. Charlier/R. Christlein/E. Keller, Bajuwarische Adelsgräber des 7. Jhs. von Hausen, Gemeinde Kirchheim bei München, Landkreis München, Oberbayern. AJB 1982, 127f. - Magnano (I): Longobardi 1990, 464ff., Nr. X. 182. Weitere Beispiele bei Christlein 1966, 84f., Anm. 250f. Beispiele Ringe mit Steineinlage: Lahr-Burgheim (D) Grab 10. - Eislingen (D) Grab 4: Fundber. Schwaben N. F. 15, 1959, 182, Taf. 70,11–12. - Kirchheim/Ries (D) Grab 326: Neuffer-Müller 1983, Taf. 60,4. Stein 1967, 68; Fingerlin 1971, 66. Hettingen (D) Grab 2. - Mertloch, Fingerringe 83, 92: Ament (oben Anm. 3083), 62, Abb. 49,7–8. - Gondorf (D) Grab 2/1882–83: SchulzeDörlamm 1990, Taf. 73,1a–b. - Ebingen (D): Veeck 1931, Taf. I,9a–d. - Kirchheim/Ries (D) Grab 326: Neuffer-Müller 1983, Taf. 60,4. - Köln (D), St. Severin Grab III, 81: Päffgen 1992, Taf. 57,4a–c. Burzler 1993a. France-Lanord/Fleury 1962, Taf. 33,3a–c. Monogrammfingerringe: Schulze-Dörlamm 1990, 175, Abb. 7. Materialvorlagen bei: Henkel 1913; G. Zahlhaas, Fingerringe und Gemmen aus der Sammlung Dr. E. Pressmar. Ausstellungskat. Prähistorische Staatssammlung München 11, 1985; A. Krug, Römische Gemmen und Fingerringe im Museum für Vor- und Frühgeschichte Frankfurt a. Main, Germania 53, 1975, 113ff. Henkel 1913, Taf. VI Nr. 113. G. Zahlhaas (oben Anm. 3088), 37 Nr. 35. Römisch (wiederverwendet): A. Krug, Germania 61, 1980, 177, Taf. 69,31; 240, Taf. 120,81.
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Fränkisch: A. Krug, Germania 56, 1978, 494, Taf. 52,19; Fränkisch (?): dies., Germania 61, 1980, 227, Taf. 109,300. Werner 1950, 36f.; Moosbrugger-Leu 1971, 212f.; Neuffer-Müller 1983, 67. Fundlisten: Sippel 1989, 181ff., Anm. 949 (Goldfingerringe der Form Kirchberg mit Gemmen), Anm. 939 (Fingerringe in Männerund Knabengräbern); Schulze-Dörlamm 1990, 170ff.; Päffgen 1992, 420ff., Anm. 107 (frühmittelalterliche Fingerringe mit sekundär gefassten Gemmen); Ament 1991, 413ff. (Antike Gemmen in Zweitverwendung bei Fibeln und Fingerringen). Sippel 1989, 182. Dagegen befindet sich die Darstellung auf dem Gemmenring von Basel-Kleinhüningen in «liegender» Position: Moosbrugger-Leu 1971, Taf. 54,19; Giesler-Müller 1992, Taf. 2,8. Christlein 1973, 156. Päffgen 1992, 421; Ament 1991, 406, 409f., Abb. 2. Päffgen 1992, 421f. mit weiterführenden Beispielen; Ament 1991, 410ff. Burzler 2000, Beil. 2. Fingerringe stellen auch bei Männergräbern aus Grabhügeln und auf Separatfriedhöfen eine Mangelware dar, ebd. Beil. 4. Es ist bezeichnend, dass sich auf dem Separatfriedhof von Niederstotzingen ein Bronzering im Knabengrab 2 und ein goldener (Finger?) Ring im Mädchengrab 4 findet, Paulsen 1966, 182, Abb. 81,2, Taf. 85,4 (Grab 2); 185, Abb. 81,3, Taf. 85,1 (Grab 4). Der Gemmenfingerring von Basel-Kleinhüningen Grab 13 (Reihengräberfeld) ist aus Bronze hergestellt (Giesler-Müller 1992, 22). Dettingen (D) Grab 2; Aschheim (D) Grab 3; Säben (I) Grab 168; Kirchberg (D) Grab 9: Sippel 1989, Taf. 19,1; 38. Böhme 1993, 404, Anm. 35. Horburg (F): R. Forrer, Varia Mérovingiennes et cimetières Mérovingiens inédits de Bettwiller, Behlenheim, Gambsheim, Schiltigheim etc. Cahiers Arch. et Hist. Alsace 22–25, 1931–33, 221ff.; 233, Taf. 48,5. - St. Prex: Moosbrugger-Leu 1971, Taf. 54,17–18; P. Eggenberger/Ph. Jaton/C. Santschi/F. et Chr. Simon, L’église de Saint-Prex. Histoire et archéologie. CAR 55, 1992, Pl. X; Böhme 1993, 470. Ebingen (D), Einzelfund: Veeck 1931, Taf. I,9a–d. - Ulm (D), Einzelfund: ebd. Taf. G,10. - Tuttlingen (D) Grab 2: Fundber. Schwaben N. F. 8, 1933–35, 137, Taf. 30,1,2. Welschingen (D) bei Konstanz, Einzelfund: Garscha 1970, Taf. 97,16. Frickingen-Bruckfelden (D) bei Überlingen, Grab mit Goldanhänger: Garscha 1970, Taf. 97,18a–b. Höneisen 1995, 319, Abb. 345. Aschheim (D) Grab 3, Dettingen (D) Grab 2, Säben (I) Grab 168, Kirchberg (D) Grab 9. Weitere Beispiele bei Fingerlin 1971, 67f. Werner 1950, 36f.; Christlein 1974, 582, Anm. 21; Fingerlin 1971, 66ff.; ders. 1974, 21; Ament 1991, 402, 405ff.; Burzler 1993, 226. Vgl. A. A. Fourlas, Der Ring in der Antike und im Christentum. Der Ring als Herrschaftssymbol und Würdezeichen. Forsch. z. Volkskunst 45, 1971. Vgl. ferner Anm. 3096. Christlein 1973, 155ff., Abb. 11; ders. 1978, 19f. Beispiele in Kirchen: Zofingen Grab 86, Lahr-Burgheim (D) Grab 10, Aschheim (D) Grab 3, Säben (I) Grab 64 und 168, Dettingen (D) Grab 2, Schleitheim Grab 30. Beispiele für Separatfriedhöfe: Kirchheim/Ries (D) Grab 326: Neuffer-Müller 1983, Taf. 59B–61. - Güttingen (D) Grab 38: Fingerlin 1964. - Eschenz: Burzler 1993a. Z.B. Trezzo sull’Adda (I) Grab 1: Roffia 1986, tav. 5, 7. - Grab 2: Ebd. tav. 13, 9. - Grab 4: Ebd. tav. 31, 12. - Krefeld-Gellep (D) Grab 1782 («Fürstengrab»): Pirling 1974, 61, Taf. 47,1; Farbtaf. A. Zuletzt: P. Perin/M. Kazanski, Das Grab Childerichs I. In: Die Franken 1996, 173ff. P. Perin, Die Grabstätten der merowingischen Könige in Paris. In: Die Franken 1996, 416ff., bes. 421ff.; A. Kluge-Pinsker, Königliche Kirchen der Merowinger in Paris und Saint-Denis. In: Ebd. 421ff., bes. 429ff.; Fleury/France-Lanord 1962, 358, Taf. 33,3a–c; K. H. Krüger, Königsgrabkirchen der Franken, Angelsachsen und Langobarden bis zur Mitte des 8. Jhs. Münster. Mittelalter-Schr. 4, 1971, 171ff. Schulze-Dörlamm 1990, 175, Abb. 7. Schulze-Dörlamm 1990, 173. Münzfingerringe treten im Unterschied zur Tragweise von Fingeringen meist in Männergräbern auf: Päffgen 1992, 417ff. Werner 1950, 37; Schulze-Dörlamm 1990, 173; Christlein 1974, 582. Christlein 1974, 582, Anm. 22; O. Posse (Hrsg.), Die Siegel der deutschen Kaiser und Könige. Von Pippin bis Ludwig der Bayern Bd. I. 751–1347, 1909, 9, Taf. 1,5 (Gerichtssiegel).
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Burzler 1993, 230ff.; dies. 2000, 89ff., bes. 93ff., 160; Böhme 1993; ders. 1996. Zur Ausbreitung des Kirchenbegräbnisses vgl. unten, Burzler S. 447ff. Burzler 1993, 226, 228f. Silber: Hailfingen (D) Grab 39: Stoll 1939, Taf. 21,11. Bronze: BaselKleinhüningen Grab 13; Giesler-Müller 1992, Taf. 72C,2 (Männergrab). Dettingen Grab 2 enthielt die Skelette von zwei Kindern. Zum Nachweis: Fundliste 7. - Bonn: Ament 1991, 415. Christlein 1974, 582, Anm. 23. Indirekt durch fehlende Gebrauchsspuren am Fingerring von Dettingen (D) Grab 2 bestätigt: Christlein 1974, 577. Burzler 1993, 222. Vgl. Weidemann 1993, 555. Ament 1991. Zu Schleitheim: ebd. 401, 404, 406, 423. Ament 1991, 407. Ament 1991, 401, 405f. Ament 1991, 402. Ähnliches liess sich auch beim Fingerring, Wadenbindengarnituren und Gehänge beobachten. Unterhalb des Skeletts wurden keine Perlen angetroffen. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 75, Anm. 18. Vgl. oben, Reich S. 244ff. Zu Ösen Klein-Pfeuffer 1993, 60. Fundliste: Klein-Pfeuffer 1993, 67, Abb. 7; 254, Anm. 696. Doppelfeld 1960, 98, Taf. 16,13,13h–m. Beispiele: Soest (D) Grab 106: Werner 1935, Taf. 17,8; Mainz, St. Alban (D) Grab 74: G. Behrens, Das frühchristliche und merowingische Mainz. Kulturgesch. Wegweiser d. RGZM Mainz Nr. 20, 1950, 14, Abb. 28; Köln-Müngersdorf (D) Grab 78: Fremersdorf 1955, Taf. 12,78,3; 132,7–8 (flache Scheibe). Einzelfunde: Ehningen (D) Grab 4: Veeck 1931, 189, Taf. 29,3 (flache Scheibe); Wurmlingen (D): ebd. 302, Taf. 29,4c,g (flache Scheibe); Nordendorf (D), Franken 1944, Taf. 7,6–8,10–11,15; 9,1 (teilweise flache Scheibe); Weingarten (D) Grab 464: Roth/Theune 1995, Taf. 165,1c. U. Koch 1977, 73; vgl. Reiss 1994, 115. U. Koch 1977, Taf. 79, 195,8–11. Christlein 1966, Taf. 15A,2–3; 61,1–2; 65,1–3. Das Grab gehört an den Beginn der Schicht 2, Ebd. 74. Stoll 1939, Taf. 17, 8. O. Paret, Das Gräberfeld von Trossingen, Fundber. Schwaben N. F. 9, 1938, 141ff., Taf. XXXV,2. Veeck 1931, Taf. 77B,6. Ehningen (D) Grab 4 und Wurmlingen (vgl. Anm. 3133); Holzgerlingen (D) Grab 259: Veeck 1931, 202, Taf. 29,2; Ditzingen (D): ebd. 220, Taf. 29,7. Franken 1944, Taf. 7,10–11; weitere Goldblechanhänger aus der gleichen Nekropole: Ebd. Taf. 7; 9,1–2; 10,2. Zum Grabzusammenhang: Ebd. 38. Roth/Theune 1995, Taf. 165,1c. Eine verwandte Fundvergesellschaftung enthält Köln-Müngersdorf (D) Grab 78 (vgl. Anm. 3133). Grünewald 1988, 93. Frauengrab Kölner Dom: Doppelfeld 1960, Taf. 16,13h–m. Weitere Beispiele: Soest (D) Grab 106; Köln-Müngersdorf (D) Grab 78. Z.B. Castel Trosino Grab 7, 115: Mengarelli/Sergi 1902, 145ff., bes. 218ff., 278ff. Arcisa Grab 3: O. v. Hessen, Primo contributo all’archeologia longobarda in Toscana. Acad. Toscana di Scienze e Lettere «La colombaria» Studi XVIII, 1971, Tav. 5–6; 7, 1–5. Güttingen (D) Grab 38: Fingerlin 1964, Taf. 1,1. Allgemein zur Datierung von Pressblechanhängern: Klein-Pfeuffer 1993, 61ff. U. Koch 1976, 20. Klein-Pfeuffer 1993, 473ff. Zur Form Rheinsheim: U. Koch 1976, 22, Anm. 47, Abb. 13; Böhme 1996, 496ff., Anm. 39, Abb. 6. Beispiele: Astheim (D) Grab 2: Klein-Pfeuffer 1993, 311f., Nr. 8, Taf. 2,8; Bingen (D): Ebd. 324 Nr. 32, Taf. 7,32 (Kunsthandel); Deidesheim (D) Grab 19: Ebd. 331 Nr. 47, Taf. 10,47; Ernsbach (D): Ebd. 340 Nr. 66, Taf. 14,66; Griesheim (D) Grab 311: Ebd. 350 Nr. 89, Taf. 19,89; Heidelberg-Kirchheim (D) Grab 112a: Ebd. 358 Nr. 106, Taf. 23,106; Kaltenwestheim (D) Grab 1: Ebd. 373 Nr. 137, Taf. 29,137; Kleinlangheim (D) Grab 197: Ebd. 387 Nr. 165, Taf. 36,165; Rheinsheim (D): Ebd. 436 Nr. 267, Taf. 57,267; Weingarten (D) Grab 9, Kr. Germersheim: Ebd. 462 Nr. 325, Taf. 70,325; Wiesbaden-Erbenheim
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(D): Ebd. 466 Nr. 331, Taf. 71,331; Wiesloch (D) Grab 27: Ebd. 467 Nr. 334, Taf. 72,334. Neufund: Pfünz (D) Grab 2, Kr. Eichstätt: K. H. Rieder, Ein hallstattzeitlicher Grabhügel bei Pfünz mit frühmittelalterlichen Nachbestattungen, Gemeinde Walting, Landkreis Eichstätt, Oberbayern, AJB 1989, 156ff.; A. Burzler, «Servierfertiges» Spanferkel als Grabbeigabe, Die Adelsgräber von Pfünz. Entdeckungen beim Strassenbau. Hist. Bl. Stadt u. Kr. Eichstätt. Beil. Eichstätter Kurier 40, 1, 1991, 1f.; dies., Ein adeliges Ehepaar aus Pfünz. In: A. Günther, Museum für Ur- und Frühgeschichte. Das archäologische Museum des Historischen Vereins Eichstätt auf der Willibaldsburg (o. J.) 84ff. Varianten: Biblis-Wattenheim (D): Klein-Pfeuffer 1993, 322ff., Nr. 30, Taf. 7,30. Beispiele aus Silber: Astheim Grab 2, Bingen, Kleinlangheim Grab 197, Rheinsheim, Weingarten Grab 9, Wiesbaden-Erbenheim. Beispiele aus Bronze: Deidesheim Grab 19, Ernsbach Grab 9, Kaltenwestheim Grab 1, Wiesloch Grab 27. Heidelberg-Kirchheim Grab 112a. Die Durchmesser der genannten Vergleichsfunde liegen etwa zwischen 3.0 cm und 3.8 cm. Die Sonderform Biblis-Wattenheim hat einen Durchmesser von 5.0 cm, die Pressblechscheibenfibel des Mädchengrabes von Kleinlangheim Grab 197 von 2.0 cm. Griesheim Grab 311, Kaltenwestheim Grab 1, Kleinlangheim Grab 197, Pfünz Grab 2, Rheinsheim, Weingarten Grab 9, Wiesloch Grab 27. Vgl. Anm. 3148. Ausnahme: Kleinlangheim Grab 197. Verbreitungskarte bei Böhme 1996, 500, Abb. 8; vgl. ebd. 496ff. Verbreitungskarten bei: Böhme 1996, 498, Abb. 6, Nachweise ebd. 496, Anm. 39; U. Koch 1976, Abb. 13, Nachweise ebd. 27, Anm. 47. Zur Datierung: U. Koch 1976, 19f. Stein 1967, Taf. 39,12–17; 90,15. Beispiele: Kleinlangheim Grab 197, Heidelberg-Kirchheim Grab 112a, Kaltenwestheim Grab 1. Vgl. S. 436f. Einige Beispiele aus Kaiseraugst: Grab 56, 74, 108, 174, 186, 348, 760, 1248 II (Martin 1991, Taf. 106f.). Beispiel: Güttingen (D) Grab 38. Christlein 1966, 74f. Christlein 1966, 75. Zusammenstellung bei Martin 1991a, 34ff. Martin 1991a, 32, Abb. 1. Martin 1991a, 35f., Abb. 3,1; G. Bovini, Ravenna, seine Mosaiken und Kunstdenkmäler, 1987, 80f. Vgl. M. Schulze, Einflüsse byzantinischer Prunkgewänder auf die fränkische Frauentracht, AK 6, 1976, 149ff., Taf. 41,2. Eine ähnliche Tragweise ist auch für die Mosaikdarstellung der Hl. Praxedis neben dem Hl. Paulus auf dem Triumphbogen der Basilika Santa Prassede in Rom zu beobachten. Martin 1991a, 36, Abb. 3,3. Madonna della Clemenza, Rom, 705–707 (?): Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen. Katalog der Ausstellung Hildesheim 1993, hrsg. v. M. Brandt und A. Eggebrecht Bd. 2, 1993, 138f. III-17 (Farbphoto); C. Bertelli, La Madonna di Santa Maria in Trastevere, Rom 1961. Vgl.: U. Nilgen, Maria Regina. Ein politischer Kultbildtypus? Röm. Jahrb. Kunstgesch. Biblioteca Hertziana Rom 19, 1981, 1ff. Martin 1991a, 34. Stuttgarter Bilderpsalter 41v, Eschweiler/Fischer/Frede/Mütherich 1965, 83. Die Deutung der Szene ist noch nicht geklärt. Links befindet sich ein Prophet mit aufgeschlagenem Buch, zu dessen Füssen die Kinder kauern. Der hochsitzende Gürtel der Dame ist durch seine Andersfarbigkeit gut erkennbar; ein Beschläg ist jedoch nicht zu sehen, ein knotenartiger Verschluss allerdings auch nicht. Dies lässt hypothetisch an die Möglichkeit denken, dass der Schmuckgürtel nicht mit der in der Mitte getragenen Gürtelplatte verschlossen wurde, sondern mit einer anderen Konstruktion am Rücken. Es ist daneben denkbar, dass ein Verschluss auf der Unterseite des Beschläges sass. Martin 1991a, 34f. Hinweis auf die soziale Komponente bei Martin 1991a, 33. Beispiele: Frick Grab 11, Zofingen Grab 86, Laupersdorf, Oberwil Grab 25, Zuchwil Grab B, Pieterlen, Lorenzberg bei Epfach (D) Grab 150. Hinzu kommt ein nicht veröffentlichtes Frauengrab (Grab 167) aus der Kirche St. Verena in Zurzach. Die Kenntnis dieses Fundes verdanke
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ich freundlicherweise M. Martin. Die Grabskizze ist abgebildet: H. R. Sennhauser, Heiligengrab und Siedlungsverlegung. Zurzach in römischer Zeit und im Frühmittelalter. In: Alamannen 1997, 465ff., 469, Abb. 540. Bei diesem Gräberfeld könnte es sich um eine romanische Nekropole handeln. Für diesen Hinweis danke ich Herrn A. Rettner, München, herzlich. Vgl. Martin 1991a, 42ff., 80f. Martin 1986a, 108; ders. 1991a, 58f., Abb. 21. Windler 1994, 164; Martin 1979, 19, Abb. 18f. Windler 1994, 96, Taf. 58.1. Martin 1991, 334f., Anm. 122 (Grabnachweis) Abb. 163. Der Verfasser deutet den Lagebefund als Zuzug bzw. Einheirat romanischer Frauen. Näher zu Schleitheim gelegen, in Güttingen (D) am westlichen Bodensee, finden sich auch vereinzelte Belege für den sichtbar getragenen Gürtel in Frauengräbern (Martin 1991, 334, Anm. 126; 336, Abb. 164). Werner 1953, 25. Bülach Grab 60, 66, 79, 134, 249. Werner 1953, 25, Anm. 33. Zu Bülach vgl. auch Martin 1979, 19, Abb. 19; ders. 1991, 335, Anm. 128. Bülach Grab 60: Werner 1953, Taf. 12,9. Bülach Grab 66: Werner 1953, Taf. 16,5. Bülach Grab 79: Werner 1953, Taf. 13,8. Bülach Grab 134: Ebd. Taf. 13,9. Bülach Grab 249: Ebd. Taf. 13,6. Vgl. Werner 1953, Plan III; V. Bierbrauer, ZAK 31, 1974, 197, Abb. 3. Im Vergleich zu Herten (D) (vgl. Martin 1991, 335, Abb. 163) zeigt sich wiederum ein bestimmter Gräberfeldteil betroffen, der in Bülach allerdings durch eine grössere Streuung der einschlägigen Gräber gekennzeichnet ist. Beispiele: Bülach Grab 65, 87, 92, 106, 108, 110. Zur Zeitstellung des Typs Bülach vgl. die Übersicht bei Martin 1991, 272, Abb. 138. Martin 1991, 81; vgl. ebd. 325. Martin 1991, 323, Anm. 73. Martin 1991, 90ff., 334. Martin 1991, 117ff., Abb. 70 (Grab 348, 1227, 1242). Gürtel Form C 10: Martin 1991, 107ff., 334. Martin 1991, 334. Zur Entwicklung des weiblichen Gürtels vgl. Martin 1991a, 58f., Abb. 21 (Spalte Austrasien). Clauss 1976/77, 57, Anm. 11. Bülach, Dunningen (D) Grab 16, Schöftland Grab 20, Erstbestattung. U. Koch 1977, 88ff. France-Lanord/Fleury 1962; Fingerlin 1964; Clauss 1976/77, 63ff. Vgl. zur Stilentwicklung an qualitätvolleren Stücken Fingerlin 1971, 85ff. Einige Beispiele: Lauffen bei Rottweil (D): Fundber. Schwaben N. F. 1935, Taf. XXVII,1,3–4. - Güttingen (D) Grab 7: Fingerlin 1971, Taf. 7,9–10. - Güttingen (D) Grab 50: ebd. Taf. 25,9–10. - Merdingen (D) Grab 199: ebd. Taf. 93,4–5,8–9. - Weingarten (D) Grab 178: Roth/Theune 1995, Taf. 56,9a–b. - Donaueschingen (D) Grab 54/128: Buchta-Hohm 1995, Taf. 21,6, 8. Clauss 1976/77, 57. Rekonstruktion bei Clauss 1976/77, 68, Abb. 7; dies., Beobachtungen an merowingerzeitlichen Gräbern bei Hockenheim, Rhein-NeckarKreis, AK 6, 1976, 55ff., bes. 59ff., Abb. 5. Clauss 1976/77, 68ff., Abb. 7ff., 72f., Abb. 10. Marktoberdorf (D) Grab 215–216: Christlein 1966, Taf. 115, 57. Dirlewang (D) Grab 6: Werner 1955, Taf. 43, 25A; Grab 84b: ebd. Taf. 45, 36E; Grab 102: ebd. Taf. 45, 40A. Vgl. Clauss 1976/77, 72f. Martin 1980, 40; Clauss 1976/77, 57. Wanner 1868, Taf. III,5. Vgl. Guyan 1965, Taf. IV,c («Grab» 20, vermischtes Altinventar!; nach Tuschebeschriftung auf der abgebildeten Riemenzunge zu Grab 142 zugehörig; «Grab» 142, wiederum ein vermischtes Altinventar, enthält eine weitere identische Riemenzunge: ebd. Taf. Taf. XVI,e). Weitere, teilweise verzierte Wadenbindengarnituren in SchleitheimHebsack Grab 303, 304, 318, 338, 457. Zur Zeitstellung vgl. U. Koch 1982, 68f.; Buchta-Hohm 1995, 66. Clauss 1976/77, 80, Abb. 15. Z.B. Obrigheim (D) Grab 169: Polenz 1988, Taf. 129,6–12.
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Tuttlingen (D) Grab 3: Fundber. Schwaben N. F. 8, 1935, Taf. XXXI,9–10 (wohl Knieriemen, in Schleitheim unverz.). Garscha 1970, Taf. 102,8. Stoll 1939, Taf. 16,15–16. Veeck 1931, Taf. L,4a. Ebd. Taf. L,4b. Hailfingen (D) Grab 32: Stoll 1939, Taf. 12,13a–b. Beispiel für vereinfachte Zierweise: Weingarten (D) Grab 413: Roth/Theune 1995, Taf. 152,14. Hailfingen (D) Ostfriedhof Grab 1b: Stoll 1939, Taf. 16,17–18. Bonndorf oder Wittlekofen (D): Garscha 1980, Taf. 102,6. - Ebringen Grab 33: ebd. Taf. 102,7. - Offenburg: ebd. Taf. 102,8. - Donaueschingen «Tafelkreuz», ebd. Taf. 102,10. Wurmlingen: Veeck 1931: Taf. L,4b. - Ergenzingen Grab 3: ebd. Taf. 60,6 (vgl. Quadratbeschläg Schleitheim). Windler, in: Alamannen 1997, 159; dies. 1994, 164ff.; Clauss 1976/77, Abb. 16. Windler 1994, 165. Unten S. 442f. Zur Regionalität von Wadenbinden: Clauss 1976/77, Abb. 15f.; Christlein 1966, 78ff., Abb. 25. Dies betrifft in erster Linie die Bronzebesätze des Lederriemens 30.11–14, die sich teilweise oberhalb des Beckens befanden. Das Rechteckbeschläg 30.13 gibt dagegen die ursprüngliche Lage links der Hüfte an und lässt sich zu weiteren Geräten des Gehänges 30.17–20 verfolgen. Neuffer-Müller 1983, Taf. 60,6. Kreuzförmige Beschläge: Elgg Grab 204: Windler 1994, 98, Taf. 58,204.2; Güttingen (D) Grab 49: Fingerlin 1971, Taf. 26,11; Kaiseraugst Grab 1136 (Tasche am Gehänge?): Martin 1976a, Taf. 67,G 8–9; Schöftland Grab 20: Martin 1980, 34; 32, Abb. 5. Windler 1994, 121. Ähnliche Überlegungen bei Reiss 1994, 120. Vgl. Werner 1953, 16. Fingerlin 1971, 69. Fingerlin 1971, 70; H. Hinz, Am langen Band getragene Bergkristallanhänger der Merowingerzeit. JbRGZM 13, 1966, 212ff.; Renner 1970; Steuer 1982; vgl. hierzu den Einwand von Martin 1990, 95; v. Schnurbein 1987, 77; B. Dübner-Manthey, Die Gürtelgehänge als Träger von Kleingeräten, Amuletten und Anhängern symbolischer Bedeutung im Rahmen der frühmittelalterlichen Frauentracht. Archäologische Untersuchungen zu einem charakteristischen Bestandteil der weiblichen Tracht (überarbeitete Fassung der Dissertation). Berlin, 1987; DübnerManthey 1990, 68, 71; Reiss 1994, 119ff., 122ff.; Windler 1994, 97f. Zu Gehänge zuletzt: C. Theune, Nützliches und Unnützliches am langen Band. Bemerkungen zu einer germanischen Trachtsitte der Merowingerzeit. In: Brandt/Koch 1996, 55ff. Windler 1994, 121. Dübner-Manthey 1990, 65. Dübner-Manthey 1990, 67, Anm. 8. Vgl. auch M. Martin, Romani e Germani nelle Alpi occidentali e nelle Prealpi tra il lago di Ginevra e il lago di Costanza. Il contributo delle necropoli (sec. V–VII). In: V. Bierbrauer/C. G. Mor (Hrsg.), Romani e Germani nell’arco alpino (secoli VI–VIII). Annali dell’Istituto storico italo-germanico 19, 1986, 147ff., fig. 1. Ähnlich: Dübner-Manthey 1990, 82ff. Ausnahmen: Bülach, Dunningen Grab 16, Frick Grab 11 und 13, Kirchheim/Teck (D) Grab 3. Es fällt auf, dass z.B. die Mädchengräber 3 und 4 aus Stein am Rhein Objekte mit Amulettcharakter entbehren. Vgl. Dübner-Manthey 1990, 73ff. 84; L. Pauli, Heidnisches und Christliches im frühmittelalterlichen Bayern. BV 43, 1978, 147ff. Reiss 1994, 122; Windler 1994, 96ff., Abb. 124. U. Koch 1990, 171. Zu Scheren am Gehänge: Dübner-Manthey 1986, 100ff. Bildquelle: Darstellung aus der Vita Sanctae Gertrudis, Handschrift des 12. Jh. des Klosters Hirsau (Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Bibl. fol.57, S. 218), Abbildung bei Paulsen 1992, 67, Abb. 53; A. Boeckler, Abendländische Miniaturen bis zum Ausgang der romanischen Zeit, 1930, 117, Taf. 73. Da Scheren wiederholt mit Kamm im Grabe vorkommen, könnte in der Haarpflege eine neben anderen Verwendungsmöglichkeiten der Schere bestanden haben, vgl. DübnerManthey 1986, 101.
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v. Schnurbein 1987, 77, Taf. 33,21; Steuer 1982. Zu den beiden Hauptgruppen von Schlüsseln (Schlüssel mit Haken, Schlüssel mit Bart) vgl. Windler 1994, 99, ferner ebd. Anm. 747. Windler 1994, 99; Martin 1976a, 89. Zu Schlüssel in Männergräbern: v. Schnurbein 1987, 77, Anm. 349. Der aus dem Fridinger (D) Männergrab 201 stammende Schlüssel (v. Schnurbein 1987, Taf. 44,A9) war auffallenderweise verbogen. Ob dieser unbrauchbar gemacht wurde oder Amulett- bzw. Symbolbedeutung besitzt, ist offen. Auf dem Reihengräberfeld von Weingarten (D) sind Schlüssel auch in Männergräbern nachweisbar: Grab 423: Roth/Theune 1995, Taf. 156,A3; Grab 689: ebd. Taf. 254,G1. Dübner-Manthey 1990, 77f., Anm. 41; dies. 1986, 106. Die Deutungsvorschläge beziehen sich zunächst auf Schmuck- und Zierschlüssel, eine Verbindung zu Gebrauchsschlüssel lässt sich jedoch nicht ausschliessen. Bartel/Codreanu-Windauer 1995; U. Koch 1990, 169f.; Sasse 1990, 53, 62. Zu Spinnen und Weben zuletzt: J. Banck-Burgess, in: Alamannen 1997, 371ff. Aus Villigen AG ist ein besonderer Befund bekannt: In Grab 33 befand sich ein Tonwirtel neben der Saxklinge. Die Berarbeiterin sprach den Tonwirtel dabei als Anhänger, analog den Schwertperlen, zum Sax gehörig an: Reich 1996, bes. 76f., Taf. 14,5. Kaiseraugst Grab 348 und 760: Martin 1976, Taf. 107. Oberflacht (D) Grab 33: Schiek 1992, 36, Taf. 28,2–3. - Zofingen Grab 86 (Kirchengrab): Spindel aus Elfenbein, Tonwirtel. - Basel-Bernerring Grab 14: Martin 1976a, 236 Nr. 11, vgl. ebd. 40, 90. Zu Spindel vgl. Sippel 1989, 194. Windler 1994, 99 (Elgg Grab 135, ebd. Taf. 46,135.6). Bartel/Codreanu-Windauer 1995, 260f. Bartel/Codreanu-Windauer 1995, 261, Abb. 6; 263, Abb. 8. V. v. Gonzenbach, Achillesplatte. In: Der spätrömische Schatz von Kaiseraugst. hrsg. v. d. Stiftung Pro Augusta Raurica, BBUF 9, Derendingen 1984, 263, Abb. 132; R. Gottschalk, AK 26, 1996, 488, Abb. 14. Kirchheim/Ries (D) Grab 326: Neuffer-Müller 1983, 98. - Zofingen Grab 86. Stuttgarter Bilderpsalter 83v unten, Eschweiler/Fischer/Frede/ Mütherich 1965, 107; J. Banck-Burgess, in: Alamannen 1997, 372, Abb. 416. U. Koch 1990, 170. Böhme 1993; Fingerlin 1971, 67; Klein-Pfeuffer 1993, 60ff.; Burzler 1993, 225ff., 272ff. (Stein am Rhein). Letztendlich ist die Frage nicht zu beantworten, ob die Geräte des Gürtelgehänges eine profan-praktische Bedeutung oder darüberhinaus auch eine Symbolbedeutung besassen. Für die Einordnung des Grabes 30 sollen diese Aspekte aber kurz gestreift werden. Homer, Odyssee, IV. Gesang, 130ff.; Plinius, Naturalis historia, lib. VIII, cap. 74, 194. Wesentliche Anregungen zu diesem Themenkreis gehen dabei auf ein Hauptseminar von M. Martin, Archäologischer Fundstoff der Spätantike und des beginnenden Frühmittelalters im weströmischen Reich, gehalten an der Ludwig-Maximilians-Universität München und auf die Seminarhausarbeit von C. Weinmann im Wintersemester 1987/88 zurück. Vgl. vorangehende Anm.: C. Weinmann, Das Gräberfeld von Bonaduz GR und die symbolische Mitgabe von Spindeln (und anderem Webgerät?), Seminarhausarbeit Wintersemester 1987/88, 36f. R. Muth, Einführung in die griechische und römische Religion, 1988, 68f.; Jan de Vries, Altnordisches etymologisches Wörterbuch, 19772, zu nornen. Z.B. Zofingen Grab 86; Elgg Grab 102: Windler 1994, Taf. 82; 36,102. 7. Elgg Grab 93: Windler 1994, Taf. 81; 35,93. 3. Grab 105: Ebd. Taf. 83; 38,105. 6. Aus dem Reihengräberfeld von Oberflacht (D) sind dagegen eine Vielzahl wichtiger Funde und Befunde aus Holz aufgrund von Feuchtbodenbedingungen, ähnlich wie in Lauchheim, Ostalbkreis (D), überliefert. Paulsen 1992/Schiek 1992; Stork 1995, 28ff., 54ff. Burzler 1993, 216f., 388f. Cl. Ahrens, Sogenannte «Lanzenschuhe» in spätsächsischen Gräberfeldern, Nachr. Niedersachsens Urgesch. 44, 1975, 361ff.; Grochowska/Sachs 1980; A. Siebricht, Nadelbüchsen und Lanzenschuhe aus einem frühmittelalterlichen Gräberfeld in Halberstadt-Ost, Ausgrab. u. Funde 19, 1974, 29ff.
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Stein 1967, 188f. 198. C. M. Kessler, Gotische Buchmalerei des Bodenseeraumes. In: E. Moser, Buchmalerei im Bodenseeraum 13. bis 16. Jh., 1997, 79. Grochowska/Sachs 1980, 57. Ebd. 57, 59ff., vgl. H. Rötting, AK 13, 1983, 500ff., Abb. 1. Kl. Schwarz, Frühmittelalterlicher Landesausbau im östlichen Franken zwischen Steigerwald, Frankenwald und Oberpfälzer Wald. Monogr. RGZM 5, 1984, 119ff., 123ff., Abb. 72f. Zu Würdezeichen: K. Hauck, Halsring und Ahnenstab als herrscherliche Würdezeichen. In: P. E. Schramm, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, Schr. Monumenta Germaniae Historicae 13/1, 1954, 145ff. Paulsen 1966, Taf. 19,1d; 89,4. Vgl. Trezzo sull’Adda (I) Grab 4: Roffia 1986, tav. 24,6a. Paulsen 1966, Taf. 80,4. Weingarten (D) Grab 275: Roth/Theune 1995, Taf. 98,7; die Lage des Stabdornes im Grab ist leider unbekannt; Oberflacht (D) Grab 11: Schiek 1992, Taf. 1; 12,3. Paulsen 1992, 141ff. W. Drack, Ur-Schweiz 8, 1944, 36ff., 39, Abb. 17,1. Das Grab enthält keine Lanze. M. Martin, Bemerkungen zur frühmittelalterlichen Knochenschnalle eines Klerikergrabes der St. Verenakirche von Zurzach, JbSGUF 71, 1988, 161ff., 164f., Abb. 2. G. Haseloff, Der Abtsstab des heiligen Germanus zu Delsberg (Delémont), Germania 33, 1955, 210ff.; Stein 1967, 44ff.; Moosbrugger-Leu, Ur-Schweiz 20, 1956, 54ff.; Werner 1977, 150, Anm. 5, Abb. 1; 3; 4. Stuttgarter Bilderpsalter, 126r; Eschweiler/Fischer/Frede/Mütherich 1965, 130: Dargestellt sind in der Mitte Judas, rechts der Teufel und links der Sünder, der mit einem Krummstab Judas am Kopf berührt. Werner 1977, 150ff. Aufschlussreich ist in diesem Zusammenhang eine Bildquelle: Auf der Bronzeschnalle von Einville-au-Jard sind mehrere Geistliche mit Krummstab vor einem sitzenden Kleriker mit Segensgestus dargestellt (Abb. bei Werner 1977, Taf. 100). J. Werner deutet die Szene als Aussendung und Segnung von Mönchen oder Missionaren von Abt oder Bischof. E. Schubert, Der Reichsepiskopat. In: Bernward von Hildesheim und das Zeitalter der Ottonen. Katalog der Ausstellung Hildesheim 1993, hrsg. v. M. Brandt und A. Eggebrecht Bd. 1, 1993, 93ff., 97, Abb. 16 (Nachweis: Staatsbibliothek Bamberg (D), Msc. Lit. 53,fol. 2v). Ruckstuhl/Bänteli 1986, 70 Anm. 8. G; G. König, Schamane und Schmied, Medicus und Mönch: Ein Überblick zur Archäologie der merowingerzeitlichen Medizin im südlichen Mitteleuropa. HA 13, 1982, 75ff., bes. 133. Vgl. die Darstellung auf den frühmittelalterlichen Fresken von St. Prokulus in Naturns, Südtirol (I): Aus der Südwand ist eine Personengruppe dargestellt, die erste Person hält einen (Geh-?) Stock in der Hand. Abbildungen in: St. Prokulus Naturns. Archäologie. Wandmalerei. Herausg. v. Landesdenkmalamt Bozen, 1990, 194f., 205f. Ruckstuhl/Bänteli 1986, 76f.; Werner 1935, Taf. 19,12–13. Stuttgarter Bilderpsalter 158r, Eschweiler/Fischer/Frede/Mütherich 1965, 147. Grochowska/Sachs 1980, 61, Abb. 5. Flügellanzenspitze: Grochowska/Sachs 1980, 58, Abb. 1 (Codex Aemilianus, 10. Jh., Madrid, Escorial). Krummstab: Ebd. 59, Abb. 3 (Enzyklopädie des Rabanus Maurus 1023, Monte Cassino). Holzstab: Ebd. 60, Abb. 4 (Evangeliar von Kruszwica, Scriptorium des Benediktinerklosters Helmarshausen, 12. Jh.). Bänteli/Ruckstuhl 1986, 71. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 76; 75, Abb. 9a–b. Vgl dazu einige Beispiele von gedrechselten und geböttcherten Holzgefässen aus Oberflacht (D) Grab 32: Schiek 1992, Taf. 27B,3; Grab 18: Ebd. Taf. 20C; Grab 41: Ebd. Taf. 36A; Grab 147: Ebd. Taf. 77A,2; Paulsen 1992, 113f., 124ff. Die Holzgefässe haben einen grösseren Durchmesser als das Schleitheimer Exemplar. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 76. Einige Beispiele: Niederstotzingen (D) Grab 3b: Paulsen 1966, Taf. 87,7. Friedberg (D) Grab 15: Christlein 1978, 88, 143 Nr. 122; Schöftland: H. Vierck, Lamellenhelm – Trinkhorn – Zierschale?, wie Martin 1980, 51ff. Weitere Hinweise: Burzler 1993, 216 Anm. 669. Sippel 1989, 203, vgl. Kirchberg (D) Grab 9: ebd. Taf. 20,7; U. Koch 1982, 79; Christlein 1966, 82; R. Koch 1969, 49. In den Zitaten wird meist von der Rekonstruktion von Holzschalen, wie etwa Güttingen
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(D) Grab 38, ausgegangen (Fingerlin 1964, Taf. 8). Für Schleitheim ist die Rekonstruktion als Becher aufgrund des Randbeschlägs und des geringen Durchmessers eher zutreffend. Haseloff 1975, 57. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 76; Martin 1980, 42f.; Quast 1997, 433ff., 440, Abb. 505; E. Riemer, Alamannen 1997, 449, Abb. 512. Zur Deutung der Masken- oder Gesichtsdarstellungen: Haseloff 1975, 56f., 65ff., Anm. 124, Abb. 31ff.; B. Arrhenius, Einige christliche Paraphrasen aus dem 6. Jh. In: H. Roth, Zum Problem der Deutung frühmittelalterlicher Bildinhalte. Veröff. d. Vorgesch. Seminars d. Philipps-Universität Marburg Sonderbd. 4, 1986, 129ff., bes. 141ff. Böhme 1996, 491ff.; Böhner, in: K. Böhner/D. Quast, Die merowingerzeitlichen Grabfunde aus Pliezhausen, Kreis Reutlingen. FBBW 19/1, 1994, 383ff., bes. 394.; Quast 1994, 636; W. Müller/M. Knaut, Heiden und Christen. Archäologische Funde zum frühen Christentum in Südwestdeutschland. Kl. Schr. Vor- u. Frühgesch. Südwestdeutschlands 2, 1987, 15ff. Burzler 2000, 67ff., bes. 70f., Beil. 1; 82ff. (absolute Chronologie). Das Ergebnis ist vorab bei der Publikation von Stein am Rhein miteingeflossen (Burzler 1993, 198). Infolge der Teilzerstörung von 1899 ist diese Beobachtung jedoch nicht vollends gesichert. Burzler 2000, 81f. Neuffer-Müller 1983, Taf. 60,1. Vgl. oben, Reich, S. 257f. Die absolute Datierung mit dem Beginn um 600/610 erscheint für Grab 30 in Anbetracht der Wadenbindengarnituren recht früh. In Diskussionen mit Y. Reich und B. Ruckstuhl wurde diese Problematik wiederholt angesprochem. Zum einen kann das hohe Sterbealter die Stellung in Perlenstufe 8 erklären, da davon auszugehen ist, dass die Dame ihre Perlenkette als junges Mädchen erhalten hat. Zum anderen ist aus methodischen Gründen der gräberfeldinternen Perlenchronologie vor einer externen Datierung, die jedoch mit der Schleitheimer Perlendatierung harmoniert, der Vorzug zu geben. Für eine Datierung in P8 spricht ferner, dass Wadenbindengarnituren der Stufe P9 oder 10 Unterschiede in Form und Dekor aufweisen (z.B. Grab 318.9–12, 338.2–16, 457.4–11). Diese Aussage wird durch weitere mögliche Bestattungen, die aus dem gestörten Bereich des Heizkanals stammen können, eingeschränkt. Vgl. Burzler 1993, 222f., 229f. Schleitheim-Kirche Gräber 32, 24, 18, 34. Vgl. Burzler 1993, 227f.; vgl. auch die zeitliche Entwicklung der Beigabensitte von Giengen an der Brenz: Paulsen/Schach-Dörges 1978; Böhme 1993, 450f. Christlein 1973. Dazu kritisch Burzler 1993, 225. Vgl. zu Unterschieden von Gräbern inner- und ausserhalb der Kirche: Hassenpflug 1999, 218. Keller 1991/92, 49ff.; Böhme 1993, 475f. Herrsching (D) Grab 1 (beraubt): Silberschnalle, Bronzeschnalle, Goldfäden; Grab 9: Spatha, Sax, Lanze, Schild, vielteilige silbervergoldete Gürtelgarnitur aus Italien, Spathagurt des Typ Civezzano; Grab 10 (beraubt): Reste einer vielteiligen wabenplattierten Garnitur. Herrsching Grab 2, 3, 5, 13; Keller 1991/92, 34f., 46ff. Burzler 1991, Taf. 621. Keller 1991/92, 35. Keller 1991/92, 59ff., 67. D. Viollier, Le cimetière barbare de Beringen, ASA N. F. 13, 1911, 21ff. Kirchheim/Ries: Neuffer-Müller 1983; Böhme 1993, 487f.; Kirchheim-Hausen: AJB 1982, 127f.; Böhme 1993, 495f. Vgl. Christlein 1973, 167, Abb. 21; Böhme 1993, 447f. Beringen Grab 1: Engzellig cloissonierte goldene Scheibenfibel, silbernes Bügelfibelpaar, Halskette mit Amethyst; Grab 2 (beraubt?): Sax, Schild, Pfeilspitze, Silberblattkreuz; Grab 8 (keine Skelettreste): Gürtelschnalle mit Beschläg, Tummler; Grab 21: goldene Filigranscheibenfibel; Grab 27 (beraubt): Reste einer vielteiligen tauschierten Gürtelgarnitur und eines Spathagurtes Typ Civezzano, Bronzebecken. Burzler 2000, 268: Irrtümlicherweise als Goldblattkreuz angegeben. Beringen Grab 2 stellt einen der wenigen Belege für ein Silberblattkreuz da. Böhme 1993, 448f., Abb. 37; Fingerlin 1971. Vgl. Burzler 1991, Taf. 600 (Kartierung der Zeitstufen). Güttingen Grab 23–37, 39–40.
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Linksrheinische Beispiele: Kaiseraugst: Martin 1976; ders. 1991. Windisch: M. Hartmann, in: Gallien 1980, 135ff. Dies scheint auch für die folgenden frühmerowingischen Bestattungsplätze der Fall zu sein: Hemmingen (D): H. F. Müller 1976. - Heidenheim-Grosskuchen (D): Heege 1987. - Basel-Gotterbarmweg: Vogt 1930. Zur Belegung vgl. oben, Ruckstuhl S. 302ff.; unten, Burzler S. 273ff. Verwandte Beispiele: Bülach: Werner 1953. - Marktoberdorf (D): Christlein 1966. Gräber 301–307. Vgl. oben, Ruckstuhl S. 62ff. Zu weiteren Beispielen: Burzler 2000, 142ff. Zu Fridingen: Christlein 1973, 163, Abb. 19. Christlein 1973, 160ff.; ders. 1974. Christlein 1973, 148ff. V. Schnurbein 1987. Jüngst zu Fridingen: Böhme 1996, 488f.; Quast 1995; Kokkotodis 1995. Neuffer-Müller 1983; Böhme 1996, 482. Vgl. zu Bülach: Windler 1990, 75. Fischer 1993. Aubing (D) bei München: H. Dannheimer, Der Holzbau am Rande des Reihengräberfeldes von München-Aubing. Germania. 44, 1966, 326ff. - Altdorf-Aich (D), Kr. Landshut: AJB 1982, 129ff.; S. Codreanu-Windauer/H. Wanderwitz, Die frühe Kirche in der Diözese Regensburg. Betrachtungen zu den archäologischen und schriftlichen Quellen bis zum Ende des 8. Jhs., in: 1250 Jahre Kunst und Kultur im Bistum Regensburg. Kunstsammlungen des Bistums Regensburg. Diözesanmuseum Regensburg. Kat. und Schr. 7, 1989, 30; Jacobsen/Schäfer/ Sennhauser 1991, 20. Einige Beispiele: Staubing (D) Grab 122: Fischer 1993, Taf. 44. Merdingen (D) Grab 111, 156: Fingerlin 1971, 253f., 273. - MoosBurgstall (D) Grab 4, 23: U. v. Freeden, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Moos-Burgstall, Ldkr. Deggendorf in Niederbayern, Ber. RGK 68, 1987, 493ff., 606ff., 619f. - Regensburg-Harting (D): U. Osterhaus, Eine Adelsbestattung aus der Zeit um 700 n.Chr. aus Regensburg-Harting, Oberpfalz. AJB 1982, 131ff.; ders., Ein frühmittelalterliches Gräberfeld mit Adelsgrablege östlich von Harting, Stadt Regensburg, ebd. 1985, 131ff. - Kirchheim-Hausen (D): W. Charlier/R. Christlein/E. Keller, Bajuwarische Adelsgräber des 7. Jhs. von Hausen, Gemeinde Kirchheim bei München, Landkreis München, Oberbayern. AJB 1982, 127f. Fehring 1979, 547ff., 567. Zur Topographie von Schleitheim oben, Höneisen S. 13ff.; ders., in: Alamannen 1997, 319, Abb. 345. Burzler 1993, Abb. 187–190, bes. 188 (Schleitheim); dies. 2000, Taf. 12ff., bes. 13; Böhme 1993, Abb. 25, 42, 77, 98f.; ders. 1996, 489 und Abb. 1–4. Windler 1995, 109ff., 111. Fridingen (D) Grab 109: v. Schnurbein 1987, Taf. 25. - Kirchheim/Ries (D) Grab 335: Neuffer-Müller 1983, Taf. 62E–63; Grab 326: ebd. Taf. 59B–62; Grab 319: ebd. Taf. 56B. - Staubing (D) Grab 122 (Kreisgrabenbestattung): Fischer 1993, Taf. 44; Grab 144 (bei der Holzkirche): ebd. 1993, Taf. 49; Grab 145: ebd. Taf. 50. Vgl. oben, Ruckstuhl S. 68ff. Christlein 1973, 160ff.; ders. 1974, 590ff. Vgl. Martin 1980, 48f., Anm. 68. Christlein 1974, 586f.; Martin 1980, 48; Böhme 1993, 467. Dagegen einschränkend: Windler 1990. Neuffer-Müller 1983; vgl. Böhme 1993, 487f., Abb. 70. Ausnahme: Fridingen (D) Grab 260. Zu Fridingen: Böhme 1993, 493ff. Fiedler 1962. Vgl. unten, Burzler S. 526ff. Wittislingen (D): Werner 1950; zur Kirche von Wittislingen: ebd. 8ff.; Stein 1967, 165, 257; Christlein 1974, 591; ders. 1978, 173, Nr. 390. Christlein 1978, 91. Kritisch H. Keller 1981, 41f. Schleitheim-Hebsack Gräber 548, 549, 551–555, 621, 622. Schleitheim-Hebsack Gräber 301–307. Absonderung einer Hofstelle? Die Klassifizierung der Gräber in die Qualitätsgruppen nach Christlein nahm B. Ruckstuhl vor, die mir ihre Einteilung zur Verfügung stellte. Dafür und für die vielen anderen Hinweise möchte ich ihr ganz herzlich danken. Vgl. oben, Ruckstuhl S. 368ff.
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Diese Unterteilung geht auch auf B. Ruckstuhl zurück. Eine Differenzierungsmöglichkeit der Gruppe A–D ist mit den dünnen Strichen auf der graphischen Darstellung (Christlein 1973, Abb. 11) angedeutet. Weiterer Ansatz: Christlein 1966, 89ff. Schleitheim-Hebsack Gräber 664, 665, 717, 686, 689. Zeitschicht 2: Gräber 418, 488, 414, 409. C-Gräber: 5. Jh.: Schleitheim-Hebsack Gräber 363, 455, 500, 551. 6. Jh.: Grab 766. Spätes 6./frühes 7. Jh.: Gräber 504, 590. Vgl. unten, Burzler S. 481ff. Beispiele: Schleitheim-Hebsack Gräber 424, 445B, 449, 476, 551, 552, 553, 555, 571, 573, 618, 629, 637, 649, 664, 665, 673, 686, 689, 717, 723, 754A, 761, 765, 814, 825, 835, 842, 852, 853, 859B. Beispiele: Schleitheim-Hebsack Gräber 303, 318, 346, 365 (Männergrab mit Bommelohrring!), 590, 824. Bülach: Werner 1953, 7. - Elgg: Windler 1994, 121, Abb. 154f. Allerdings ist dieser Gräberfeldbereich in Schleitheim durch die Altgrabungen des 19. Jhs. stark gestört. In Männergräbern fehlen sogar einschlägige Hinweise. Gold wurde in den Taschenbügel aus Grab 695 und 766 verarbeitet. Goldreste stammen aus Grab 675 und 754A. Gemmen (ohne Fassung) stammen aus Schleitheim-Hebsack Grab 319 (Schicht 3) und 825 (Schicht 2), diese Gräber sind ansonsten nicht hervorgehoben. Zur Einordnung der Gemmen: oben, Deschler-Erb S. 292ff.; unten, Burzler S. 424ff. Gräber im Südteil: 536, 504, 497 (Zeitschicht 2–3). Zeitschicht 3: Gräber 318, 338, 457; 303, 304, 824. Einzig Grab 824 aus einer Steinkiste weist eine kostbarere Ausstattung auf. Vergleichbare Männergräber sind in den frühmittelalterlichen Kirchen von Altdorf, Zofingen und Stein am Rhein-Burg belegt. Zum Vorkommen vielteiliger Gürtelgarnituren: oben, Leicht S. 148f. Bis etwa in den frühen Abschnitt der Zeitschicht 3. Vorkommen der Spathen in Schleitheim-Hebsack (in zeitlicher Folge): 480/90–520/30: Grab 772. 520/30–570/80: Gräber 470, 481, 483, 489, 569B, 766. 570/80–630/40: Gräber 409, 414, 428, 812. 660/70– 690/700: Grab 340. Christlein 1973, 160. Vgl. Burzler 2000, 143, Abb. 23. Zum interessanten Vergleich mit dem Belegungsrythmus der fränkischen Königsgrabkirchen: Burnell 1998, 187f. (Interpretation als imitatio imperii). Vgl. Christlein 1973, 160ff. Entspricht mindestens Qualitätsgruppe B. Schleitheim-Hebsack Gräber 363, 455, 500, 551. Unten, Burzler S. 481ff. Ähnliche Gedanken bei Böhme 1996, 489. U. Koch, in: Alamannen 1997, 191ff.; U. Giesler, in: Alamannen 1997, 209ff.; Böhme 1996, 477f. Burzler 2000; dies. 1993, 225ff., bes. 230ff., 273ff. Höneisen 1997, bes. 319. Von wichtiger Bedeutung ist, dass sich ein repräsentatives Hallenhaus in der jüngeren Siedlungsphase nachweisen lässt. Dies wird unter dem Aspekt der Adelsgräber betrachtet und nicht etwa im Sinne einer Hofstelle, die wohl für die östliche Gräbergruppe des 7. Jhs. in Betracht kommt. In Staubing (D) ist die Kreisgrabenbestattung älter als die Kirche, Grab 122, Fischer 1993, Taf. 44. Vgl. Theune-Grosskopf 1989; R. Moosbrugger, Gräber frühmittelalterlicher Kirchenstifter, JbSGUF 45, 1956, 69ff. Für Diskussionen und Hinweise danke ich J. Leicht und B. Ruckstuhl. Z.B. Stein am Rhein-Burg Grab 5: Burzler 1993, 202ff. Windler 1994, 168. Windler 1994, 160f.; Geuenich/H. Keller 1985, 135ff. Diesen Hinweis verdanke ich J. Leicht. Vgl. die Meinung des Historikers H. Keller 1981, 13. Werner 1950, Taf.7,1a–b. Ein Gegenstück ist übrigens aus Wurmlingen, Baden-Württemberg, bekannt (ebd. Taf. 7,2a–b). Werner 1950, Taf. 5,3; 6,1. Desgleichen: Hassenpflug 1999, 201. Windler 1994, 159ff. Vgl. zur Überregionalität der Beigabenlosigkeit: Martin 1991, 300f. Ellmers 1992, 96.
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R. Christlein, Der soziologische Hintergrund der Goldblattkreuze nördlich der Alpen. In: Hübener (Hrsg.) 1975, 74ff., 83. Zuletzt: E. Riemer, Im Zeichen des Kreuzes. In: Alamannen 1997, 447ff. (mit Lit.) Guyan 1965, Taf. 2a,g; Wanner 1867, Taf. VI,2–3. Zu Pektoralkreuzen: M. Knaut, Goldblattkreuz und andere Heilszeichen. Gedanken zu einer süddeutsch-italischen Beigabensitte. In: Marburger Stud. Vor- u. Frühgesch. 16. Festschr. H. O. Frey, 1994, 317ff., bes. 327f. E. Riemer, Im Zeichen des Kreuzes. In: Alamannen 1997, 447ff., bes. 452f., Anm. 14. Zur Deutung «christlicher» Beigaben: Reiss 1994, 197. Quadratbeschläg: Grab 20: Guyan 1965, Taf. 4e; Grab 68: ebd. Taf. 10h; Wanner 1867, Taf. VIII,15. Riemenzunge: Grab 20: Guyan 1965, Taf. 4c; Wanner 1868, Taf. III,5. Unsicher ist, ob das Kreuzmotiv auf dem Bleianhänger 664.8 im christlichen Sinne gelten kann. Vgl. oben, Leicht S. 180ff. Die dort geäusserten Deutungen scheinen jedoch zu weitreichend. Fehring 1979, 553. Fehring 1979, 549ff.; Quast 1994, 636, Anm. 236. Böhme 1993, Abb. 99; ders. 1996, 479ff.; Burzler 1993, 230ff.; dies., 134ff. Zu verwandten Befunden Christlein 1974, 586ff. Vgl. E. Riemer, Im Zeichen des Kreuzes. In: Alamannen 1997, 449, 451f. Zum Belegungsende: oben, Burzler S. 321ff. Reindel 1995, passim bes. 142. Geary 1998. D. Geuenich, Zwischen Loyalität und Rebellion. Die Alamannen unter fränkischer Herrschaft. In: Alamannen 1997, 204ff., bes. 205; ders. 1997, 94, 114; C. Dirlmeier/G. Gottlieb, Quellen zur Geschichte der Alamannen 2. Heidelberger Akad. d. Wiss. Komm. Alamann. Altkde. Schr. Bd. 3, 1978, 80; G. Gottlieb, Die Nachrichten des Agathias von Myrina über das Christentum der Franken und Alamannen. JbRGZM 16, 1969, 149ff. Auch in Norddeutschland waren zeitgleich zur Mission des Bonifatius Kulthandlungen bei Bäumen und Quellen, Prophezeiungen und Amulette in Gebrauch: Meyer 1992, 115 (mit Quellenverweis auf die vita des Bonifatius). Zu vorchristlichem Kult: Quast 1997a; H.-D. Lehmann, Spuren von Heidentum der Unterschichten in der frühmittelalterlichen Alamannia, AK 29, 1999, 261–270 (Schwerpunkt auf Namenskunde). Zitiert nach: J. Duft, Bregenz in mittelalterlichen Sankt-Galler Quellen. In: Archäologie in Gebirgen. Schr. Vorarlberger Landesmus. Reihe A. Landschaftgesch. u. Arch. Bd. 5, 1992, 247ff., bes. 248; Quellen zur Geschichte der Alamannen 3. Heidelberger Akad. d. Wiss. Komm. Alamann. Altkde. Schr. Bd. 5, 1979, 18ff. Vgl. K.-U. Jäschke, Kolumban von Luxeuil und sein Wirken im alamannischen Raum. In: A. Borst (Hrsg.), Mönchtum, Episkopat und Adel zur Gründungszeit des Klosters Reichenau. Vortr. u. Forsch. Bd. 20, 1974, 77ff. Burzler 1993b, 273; Martin 1986, 84. Vgl. oben, Bänteli S. 401ff.; Bänteli/Ruckstuhl 1986, 68; Guyan/Wanner/Wanner 1985, 69ff., mit Abb. des Gedichtes. Christlein 1978, 19, 91; H. Keller 1981, 16f., 25; Burzler 2000 passim, bes. 151ff.; dies. 1993, 229ff.; dies. 1993b. Vgl. aus historischer Sicht und mit Verweis auf die fränkische Erfassung Alamanniens: H. Keller 1981, 20ff., 25. Böhme 1993 passim, bes. 523ff.; ders. 1996. Zur Forschungsgeschichte und Problematik: Böhme 1993, 398ff.; Siegmund 2000, 314ff. Böhme 1993, 399ff. Ament, 1970, 130ff.; Stein 1967, 154ff., 162ff.; Christlein 1973, 160ff., 162, Anm. 74. Vgl. Böhme 1993, 399. Böhme 1993, 524. Zu Schleitheim ebd. 531. Zur Problematik der «Stiftergräber in Eigenkirchen»: U. Stutz, Die Eigenkirche als Element des mittelalterlichen germanischen Kirchenrechtes, Berlin 1895; ders., Eigenkirche, Eigenkloster. Realenzyklopädie f. protestant. Theologie und Kirche Bd. 23, 19133; ders., Das Eigenkirchenvermögen. In: Festschrift O. Gierke, Weimar 1911, 1187–1268; R. Moosbrugger, Gräber frühmittelalterlicher Kirchenstifter. JbSGUF 45, 1956, 69ff.; W. Störmer, Adelige Eigenkirchen und Adelsgräber – Denkmalpflegerische Aufgaben. Zeitschr. bayer. Landesgesch. 38, 1975, 1142–1158; Borgolte 1985; Theune-Grosskopf 1986; Meyer 1992. Jüngst guter Überblick zu Entstehung und Forschung bei: Hassenpflug 1999, 79ff.
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Hassenpflug 1999, 86. Vgl. oben, Ruckstuhl S. 302ff. Böhme 1996, 490. Böhme 1993, 525; Burzler 1993, 230; dies. 1993b, 274f. Zur Forschungsgeschichte: Burzler 2000, 15ff. Zur Separierung: ebd. 11ff., 32ff., 96, 129ff. H. Keller 1973, 23. H. Keller 1981, 23. H. Keller 1981, 24. Weidemann 1993. Zutreffend auch Marti 1995, 121. Zu Konstanz: Marti 2000, 300ff., Abb. 151 (Lage des Konstanzer Bistums); Fingerlin 1997 b, 44f.; S. Lorenz, Missionierung, Krisen und Reformen. In: Alamannen 1997, 441ff., bes. 444; Geuenich 1997, 100ff.; Quast 1994, 637f., Anm. 246; H. Keller 1976, 12ff., 19ff.; Eberl 1983, 17ff.; H. Maurer, Die Anfänge. In: Die Bischöfe von Konstanz Bd. I. Geschichte, 1988, 7ff.; ders., Das Bistum Konstanz. In: Helvetia Sacra I/2 Teil 1, 1993, 41ff., 85ff.; ders. 2000; F. Prinz, Frühes Mönchtum in Südwestdeutschland und die Anfänge der Reichenau. In: A. Borst (Hrsg.), Mönchtum, Episkopat und Adel zur Gründungszeit des Klosters Reichenau. Vortr. u. Forsch. 20, 1974, 37ff., bes. 45ff.; R. Kaiser, Bistumsgründungen im Merowingerreich im 6. Jh. In: R. Schiffer (Hrsg.), Beiträge zur Geschichte des Regnum Francorum. Referate beim Wissenschaftlichen Colloquium zum 75. Geburtstag von Eugen Ewig am 28. Mai 1988. Beih. Francia Bd. 22, Sigmaringen 1990, 9–35, bes. 33ff. Maurer 2000, 146. H. Keller 1976, 12. Vgl. Geuenich 1997, 95. Nach historischen Untersuchungen ist der «Alemannenherzog» nicht im Sinne eines alamannischen Stammesherzogs, sondern als Amtsträger des fränkischen Königs anzusehen: Eberl 1983, 12; H. Keller 1976, 11. H. Keller 1976, 13. Vgl. Eberl 1983, 13, 15. H. Keller 1976, 25f.; Eberl 1983, 12. H. Keller 1976, 14ff. Zur angenommenen Personenidentität Gunzos mit dux Gundoin, dem Gründer des Klosters Moutier-Grandval im Schweizer Jura: Ebd. 27ff. Zur früheren Gleichsetzung mit Uncelenus: Eberl 1983, 13f.; Geuenich 1997, 98. Geuenich/H. Keller 1985, 148ff.; H. Keller 1976, 3ff., 7, 9ff.; Eberl 1983, 12, 14; Geuenich 1997, 95f., 99; ders., 2000, 24, 28; Marti 1995, 120; ders. 2000, 301; Maurer 2000, 144. Burzler 1993, 231, Abb. 187f; dies. 2000, 89ff., Taf. 12ff. Vgl. Böhme 1993, 519f., Abb. 99, vgl. ebd. Abb. 25, 42, 77, 98. Auf den Zusammenhang von südlich des Hochrheins verankerter Herrschaft, den ebendort gelegenen ältesten Kirchenbestattungen und von der Gründung des Konstanzer Bistums wurde auch von H. Maurer aufmerksam gemacht: Maurer 2000, 145ff. Der Verbreitungsschwerpunkt der Kirchengräber in der Schweiz ist teilweise sicherlich, aber wahrscheinlich nicht ausschliesslich durch den besseren Forschungsstand begründet (so Scholkmann 1997, 458). Vgl. Burzler 2000, 14. Maurer 2000, 156f. Vgl. Burzler 1993, 231, Abb. 190; dies. 2000, Taf. 15f. So auch Geuenich 1997, 99. Vgl. Burzler 1993, 232; dies. 2000, 93ff., 161ff. (historische Ortsüberlieferungen). Zusammenhang zwischen herrschaftlicher Durchdringung, kirchlicher Organisation und Kirchen- bzw. Klostergründungen: Geuenich 2000, 29. Nur der sichtbar getragene Leibgurt aus Schleitheim Grab 30 weist auf einen westlichen Impuls hin. Für die Kirchengräber aus Gruibingen, Zurzach und Augsburg konnte dagegen aufgrund der beigegebenen Gürtelschnallen aus Bein eine Herkunft der dort bestatteten Kleriker aus der Burgundia wahrscheinlich gemacht werden. M. E. reicht der Gürtel aus Grab 30 als einziges Merkmal nicht aus, um einen direkten regionalen Zusammenhang mit dem Westen zu postulieren. Zu Beinschnallen und Klerikergräbern: Quast 1994, 603ff., 616ff., 638.; Martin 1988, 168ff., 174. Zuletzt aus historischer Sicht: Hassenpflug 1999, 77ff. Der dortige Einwand gegenüber der ungleichen Verteilung der Qualitätsgruppen Christleins bereits bei: Burzler 1993, 225. Moosbrugger-Leu/H. Keller 1979, 69, 73; Burzler 1993b, 274, Anm. 867; dies. 2000, 165, 173; Weidemann 1993, 544f., 554. Vgl. Franken 1997, 945.
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H. Keller 1976, 13; Eberl 1983, 23ff. Aus archäologischer Sicht: Quast 1994, 632ff. Keller 1976, 12f.; Geuenich 1997, 108; Eberl 1983, 15. Vgl. Weidemann 1993, 550. Marti 1995, 120. Zum Patrozinium: Guyan/Wanner /Wanner 1985, 275f. Freienbach-Lützelsau; Meikirch; Oberwil BE; Pfaffenhofen; Tuggen; Veltheim. Vgl. Fundliste 7. H. Keller 1981, 25; Eberl 1983, 30; Böhme 1993, 521; Quast 1994, 635. E. Ewig, Der Martinskult im Frühmittelalter. Archiv f. mittelrheinische Kirchengesch. 14, 1962, 11ff.; ders., Spätantikes und fränkisches Gallien. Gesammelte Schriften (1952–1973) Beih. Francia 3/2, 1979, 371ff.; F. Prinz, Frühes Mönchtum im Frankenreich, 19882, 22ff., 45f. Burzler 2000, 90f., Taf. 12; dies. 1993, 230ff., Abb. 187; Böhme 1996, 483, Abb. 2. Fundorte: Auenheim, Kirchheim/Teck, Brenz, Gruibingen, Dunningen, Pfullingen. Dunningen wurde wahrscheinlich als Separatfriedhof angelegt und später mit einer Kirche, die zunächst in Holz ausgeführt war, überbaut. In Brenz und Pfullingen ist der älteste Kirchenbau gleichfalls aus Holz errichtet. Ein zeitgenössischer Kirchenbau ist in Kirchheim/ Teck offensichtlich nicht belegt. Dies gilt für Brenz Grab 75, Gruibingen Grab I/1 und Augsburg Grab 1, 8, südlich des Hochrheines für Zurzach Grab 153. In Pfullingen ist eine Beinschnalle als Streufund überliefert: Quast 1994, 593; 600ff. Zu Klerikergräbern: Ebd. 616ff., 634. Gruibingen: Ebd. 629, Abb. 22, 640. Beispiele für männliche Laiengräber: Schleitheim Grab 21 und 23, Schöftland Grab 17 und 23, Altdorf, Stein am Rhein-Burg Grab 6. Vgl. Quast 1994, 634, 636ff. (mit weiterer Lit.). Zurzach Grab 153 (Klerikergrab, Schicht 2). - Stein am Rhein-Burg Grab 5 (westlich-romanische Komponente, Schicht 2a. vgl. Burzler 1993, 202ff.). - Zofingen Grab 86 (romanische Komponente, Schicht 2b). - Frick Grab 44 (Schicht 2b). - Laupersdorf Grab 3 (Schicht 2a). Hitzkirch Grab 37 (romanische Komponente, Schicht 2a). - Tuggen (in der Columbanvita erwähnt; Bestattung dreier Männer ungleicher Zeitstellung, Schicht 2b–3b/c). - Mels (starke romanische Komponente, Schicht 2a?). - Hettlingen Grab 21 (Schicht 2b). Aus historischer Sicht: H. Keller 1981, 23ff. Maurer 2000, 141, 157ff. Vgl. Burzler 2000, 134ff., Abb. 20f.; Böhme 1993, 520. Burzler 2000, Taf. 12. Zur Expansion der Kirchengräber vgl. ebd. 90ff. und Böhme 1996, 478ff., 489f. Böhme 1993, 519f., Abb. 99. Vgl. auch ebd. 401ff., Abb. 25. Im Sinne einer rechtsrheinischen Herrschaftssicherung: Fingerlin 1997b, 45. Vgl. Marti 2000, 198. Gregor von Tours, Hist. II 31; D. Geuenich, Siegreich mit dem wahren Christengott, AiD 2, 1997, 18ff.; Geuenich 1998 a. Krüger 1971, 30f. (mit Verweis auf Katalog). Stein 1967, 167f.; Christlein 1974, 590. Eine weitere Wurzel des Kirchenbegräbnis, nämlich möglichst in der Nähe der Heiligen oder der Märtyrer zu ruhen, kann hier nicht behandelt werden. Vgl. Burzler 2000, 21ff.; B. Kötting, Der frühchristliche Reliquienkult und die Bestattung im Kirchengebäude, Arbeitsgem. Forsch. Land NordrheinWestfalen Geisteswiss. 123, 1965, 7; 14f., 24ff. Krüger 1971, 497f.; Böhme 1993, 523ff. (Erbbegräbnis). Böhme 1996, 490. Vgl. auch Weidemann 1982, 320. Dagegen Steuer 1982 a, 342ff., 360f. Zur Definition von Adel: Weidemann 1993, 535, 554; Kossack 1974, 3ff., bes. 14. Überblick zur Verwendung des rechtlich unverbindlichen Begriffes Oberschicht oder Adel: R. Kaiser, Das römische Erbe und das Merowingerreich, Enzyklopädie deutscher Geschichte 26, 1993, 96ff. (mit Lit.). Böhme 1996, 490; Weidemann 1993, 539, vgl. ebd. 546. Weidemann 1993. Weidemann 1993, 538f., 549. Als Quellengrundlage dienen die Werke von Gregor v. Tours, Venantius Fortunatus, Gesetze der merowingischen Könige und Konzilsbeschlüsse. Weidemann 1993, 539. Weidemann 1993, 539. Beispiele: Weidemann 1993, 539ff. Weidemann 1993, 546. Weidemann 1993, 546, 555. Vgl. den Hinweis auf einen privilegierten Geburtsstand, der «expressis verbis» keinen Widerhall findet, bei Böhme 1993, 400f.
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Weidemann 1993, 544f., 548f. Burzler 1993, 231, Abb. 188; dies. 2000, Taf. 13. Fingerlin 1964; Werner 1950; Martin 1990; Sasse 1990; Dübner-Manthey 1990; Brandt/Koch 1996. Zum Forschungsstand aus feministischer Sicht: A. Wenzel, Das Individuum Frau in merowingischer Zeit. Bemerkungen zum Stand der frühgeschichtlichen Frauenforschung. In: Brandt/Koch 1996, 8ff. Affeldt/Kuhn 1986; Goetz 1995. Martin 1990, 103. France-Lanord 1962; Doppelfeld 1960. Martin 1990, 103; Sasse 1990, 48, 56, 61. Die Anlage als Kammergrab, eine bronzene Bügelknopffibel und Reste von Glasgefässen aus der Grabfüllung deuten das hohe Niveau von Schleitheim-Hebsack Grab 500 an. R. Schmidt-Wiegand, Der Lebenskreis der Frau im Spiegel der volkssprachigen Bezeichnungen der Leges barbarorum. In: Affeldt, 1990, 195ff., bes. 199ff. U. Koch 1996; dies. 1996/97. v. Olberg 1990, 222. v. Olberg 1990, 230. Zu familia vgl. ebd. 228, Anm. 44. R. Kottje, Eherechtliche Bestimmungen der germanischen Volksrechte (5.–8. Jh.). In: Affeldt 1990, 211ff., bes. 213; Goetz 1995, 201ff., 213f. Ruckstuhl/Bänteli 1986, 70. Burzler 2000, 105ff., bes. 107, Beil. 3. Die im Text gebrauchte Terminologie der Ausstattungsgruppen bezieht sich auf die durch die Verfasserin vorgenommene Unterteilung. Der Begriff Qualitätsgruppe geht dagegen auf die Gliederung von Christlein 1973 zurück. M. E. ist die These von E. Hassenpflug (Hassenpflug 1999, 220) zu überdenken, nach der «exponierte Grabinventare» einen höheren sozialen Stand erschliessen lassen, «fehlendes Trachtinventar» aber nicht unbedingt einen niedrigeren sozialen Stand anzeigen muss. Für die Kirchengräber, welche durch die separierte Grablage, dem höheren Kriterium, zu einer Einheit verbunden sind, ist dies in gewisser Weise zutreffend, da die Beigabenausstattungen alle Extreme, von überdurchschnittlich bis solide, ärmlich und schliesslich beigabenlos, umfasst. Auf dem Reihengräberfeld, wo die Hauptbevölkerung des 7. Jhs. ohne die Elite bestattet, ist dieser Ansatz zu reflektieren, da die Archäologie die Unterschiede der Beigaben zur gesellschaftlichen Differenzierung heranzieht, wie es die Beschaffenheit der Quellen erfordert. Burzler 1993, 226; dies. 2000, 105ff. Hierbei handelt es sich um Ausstattungsgruppen der Kirchengräber, die nicht denjenigen des Reihengräberfriedhofes Schleitheim-Hebsack entsprechen müssen. Zeitschicht 2: Dunningen (D) Grab 17, Zofingen Grab 86. Schicht 3: Dunningen (D) Grab 16, Bülach. Schicht 4: Lahr-Burgheim (D) Grab 10, Stein am Rhein-Burg Grab 4, Dürrmenz (D) Grab 1920/9. Sasse 1990, 62. Vgl. aus historischer Sicht: Goetz 1995, 181f. U. Koch 1976. Goldblattkreuz: Dunningen (D) Grab 16. Fingerring: Zofingen Grab 86. Goldfäden: Lahr-Burgheim (D) Grab 10, Stein am Rhein-Burg Grab 4. Münzfibel: Stein am Rhein-Burg Grab 4. Schwyz, Würzburg-Heidingsfeld (D) Grab 3, Dürrmenz (D) Grab 1911/3, Lahr-Burgheim (D) Grab 19. Aschheim (D) Grab 5, 11, Stein am Rhein-Burg Grab 3. Aschheim (D) Grab 3, 5, 11, Stein am Rhein-Burg Grab 3. Zur späten Ohrringbeigabe: Windler 1994, 121. Ettlingen (D), Gruibingen (D) Grab 42, Grossgartach (D), Dettingen (D) Grab 2, Horbourg (F). Grab 1 von Stein am Rhein-Burg ist leicht gestört. Schleitheim Grab 30, Mels Grab Q (mit Einschränkung), Dettingen (D) Grab 1, Staubing (D) Grab 144. Vgl. oben, Kapitel zur Gürtelgarnitur Grab 30 und M. Martin, Das Gebiet des Kantons Solothurn im frühen Mittelalter, JbSGUF 66, 1983, 215ff., bes. 220ff. Martin 1979, 16ff.; ders. 1991, 305f. Windler 1994, 159. Frick Grab 11, 13, Kirchheim/Teck (D) Grab 3. Burzler 2000, 100ff. Windler 1995, 111. Beispiele: Altdorf, Schöftland Grab 17 und 23, Zofingen Grab 81, Pfaffenhofen (A) Gruft I. Ältere Gräber: Kirchheim/Teck (D) Grab 1, Frick 44.
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Dieses Grab enthält kein Reitzubehör, aber volle Bewaffnung, tauschierten Spathagurt des Typs Civezzano und eine vielteilige Gürtelgarnitur aus Edelmetall, die aus einer italienischen Werkstatt stammt. Aufgrund der (späteren) Ortsüberlieferung ist in Herrsching eine Verbindung zum bajuwarischen Geschlecht der Huosi möglich. Diese gehören – neben vier weiteren Familien, die in den Genealogien der Lex Baiuvariorum genannt werden – der gesellschaftlichen Ebene unterhalb des agilolfingischen Herzogshauses an und taten sich durch Klostergründungen hervor. W. Störmer/Th. Mayr, Herzog und Adel. In: Die Bajuwaren 1988, 153ff. Nach Christlein wäre Qualitätsgruppe B oder C zu erwarten. Zur ausgeprägten Beigabensitte vgl. Windler 1994, 164. Das Fehlen der Fibel, für die gemäss der Zeitstellung eine Filigranscheibenfibel zu erwarten wäre, lässt sich mit Herrsching (D) Grab 9 vergleichen. Dieses Grab enthält trotz des aussergewöhnlichen Reichtums kein Reitzubehör. Es fällt aber auf, dass eine allgemeine Armut an Fibeln auf dem Reihengräberfeld zu Schleitheim herrscht. Möglicherweise darf man dies als einen Hinweis auf einen inneren Zusammenhang zwischen Kirche und Reihengräberfeld werten. M. Hartmann, AS 4, 1981, 162. Hierfür kommen z.B. Laupersdorf Grab 3, Oberwil Grab 25, Zuchwil Grab B, Pieterlen Grab 56/7, Mels Grab Q und Meilen Grab 36 in Frage. Christlein 1973, 155ff. Ausstattungsgruppe II: Aschheim (D) Grab 3, Dettingen (D) Grab 2. Ausstattungsgruppe Ia: Zofingen Grab 86, Lahr-Burgheim (D) Grab 10. Krefeld-Gellep: Böhme 1993, 424f. - Güttingen: Ebd. 448f. Einige Beispiele aus oder in Kirchen: Böhme 1993, 403ff. (Paris, Saint Denis, F); 405 (Rouen, Saint-Ouen, F); 406 (Tournai, St. Piat, Belgien; Mädchengrab!); 410 (Arlon, St. Martin); 412f. (Köln, Dom); 417 (Bonn-Dietkirchen); 418f. (Bad Kreuznach, spätantike Kastellkirche?); 437 (Bonn, Münster); 438 (Chassey-lès-Montbozon, ehem. St. Mauritius); 440 (Zofingen, St. Mauritius; Dunningen, St. Martin); 443 (Gruibingen, St. Martin); 462 (Horbourg, Kastellkirche St. Maria); 467 (Bülach, St. Laurentius; Stein am Rhein-Burg, St. Johannes, Kastellkirche); 471 (Crailsheim, St. Johannes d. Täufer). Daneben existieren kirchliche Sonderfriedhöfe, wo männliche Bestattungen eindeutig überwiegen, z.B. Herrsching, Stein am Rhein-Burg, Tuggen, Pfaffenhofen. Weidemann 1993, 539f.; vgl. Goetz 1995, 206f. Weidemann 1993, 549, 555. Vgl. H. Keller 1998, 597ff. Böhme 1993; Weidemann 1993. Moosbrugger-Leu/H. Keller 1979, 67. Vgl. Burzler 1993, 230. Vgl. Fingerlin 1997b, 50. Vgl. oben, Burzler S. 321ff. H. Keller 1998, 598f. Vgl. Steuer 1982a, 399f. H. Keller 1998, 598. Grabungen der Jahre 1983–1992. Bänteli/Ruckstuhl 1986. Für den Raum Süddeutschland/Nordwestschweiz kann bis ins Hochmittelalter hinein als Bodennutzungssystem Wechselwirtschaft mit zwischengeschalteter Brache angenommen werden (syn.: Feldgras-, Egarten- oder Zweifelderwirtschft; u.a. Kühn 2000; Rösch 1992). Die genauen Zeitspannen von Nutzung und anschliessender Brache sind allerdings nicht bekannt. Auch über eine mögliche Abfolge der angebauten Arten auf den Äckern ist keine eindeutige Aussage möglich. Abgeerntete Felder und Brachen wurden vom Vieh beweidet. Erst im Verlaufe des Hochmittelalters setzte sich die Dreifelderwirtschaft durch. Die Dreifelderwirtschaft weist einen jährlicher Turnus zwischen Winterzelg (=Acker auf dem im Herbst Wintergetreide ausgesät wird), Sommerzelg (Acker mit Sommergetreide) und Brache (unbebaute Äcker) auf. Oben, Hotz S. 331ff. Oben, Rehazek S. 42ff. Oben, Burzler S. 370ff.; Höneisen S. 17ff.; Leicht S. 122ff.; Reich S. 233ff.; Ruckstuhl S. 302ff. Unter der ökologischen Tragfähigkeit eines bestimmten Lebensraumes (Siedlungsraum Schleitheim) versteht man unter vorgegebenen Lebensbedingungen (Feldgraswirtschaft) die maximal überlebensfähige
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Individuenzahl einer beliebigen biologischen Population, in unserem Falle des Menschen (Pfister 1988, 33). Wahrscheinlich wird eine Abwanderung durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Es ist eher unwahrscheinlich, dass eine durch Überbevölkerung verursachte Erschöpfung der natürlichen Ressourcen der einzige Grund einer Abwanderung sein sollte (siehe unten). An dieser Stelle möchten wir Willi Bächtold, Schleitheim für seine Hilfe herzlich danken. Für eine detailliertere Beschreibung der Methodik verweisen wir auf die Arbeiten von Gross et al. 1990 und Jacomet et al. 1985. Gross et al. 1990, 77–100. Wirtschaftsform, bei der vor allem die Selbstversorgung im Vordergrund steht. Wir möchten uns bei Renate Ebersbach für ihre kompetente Hilfe bedanken. Ausführliche Darstellung: Oben, Hotz S. 339ff. Die (Paläo-) Demographie beschreibt die Alters- und Geschlechtsstruktur einer Bevölkerung. Man unterteilt den täglichen Gesamtbedarf an Nährungsenergie in den Grundbedarf, der für den Grundumsatz (=Aufrechterhaltung der wichtigsten körperlichen Funktionen) erforderlich ist, sowie den Erhaltungsbedarf (= Grundbedarf und zusätzlich wichtigste obligatorische Bewegungsabläufe wie Aufstehen, Sitzen, Waschen, Anziehen usw.) und den Leistungsbedarf (= körperliche Aktivitäten, die über den Erhaltungsbedarf hinausgehen). F. Baum/H.-A. Ketz, ErnährungsLexikon, Leipzig 1986. Der tägliche Kalorienbedarf der Alters- und Geschlechtsgruppen richtet sich nach den «Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung» DGE 1995, 22. Nicht ganzzahlige Individuenzahlen wie z.B. 4.2 entsteht durch die anthropologische Altersbestimmung, die eine Diagnose nur unter Angabe eines bestimmten Altersbereichs erlaubt: z.B. 2- bis 4jährig (ausführlicher Beitrag: Oben, Hotz S. 331ff.). Freudenberger 1998, 240. Der unterschiedliche Grundbedarf von Frau und Mann beruht lediglich auf der durchschnittlich grösseren Körpermasse des Mannes (DGE 1995, 17). Für die ländliche Bevölkerung von Unterfinning wurde eine solche Berechnung für das Jahr 1721 anhand umfänglicher Untersuchungen durchgeführt (Freudenberger 1998). Aufgrund detaillierter Kenntnisse der Bevölkerungsgrösse und des Besitzbestandes (Ackerfläche, Viehzahl, Erntebeträge usw.) konnte der durchschnittliche Erhaltungsbedarf der 220köpfigen Bevölkerung auf 2180 kcal geschätzt werden. Durch schwere körperliche Arbeit kommen täglich zusätzliche 570 kcal hinzu, sodass der tägliche Leistungsbedarf bei 2750 kcal liegt. Aufgrund der Steuerliste konnte die Getreideernte von 1721 annähernd rekonstruiert werden. Der Autor konnte eine beachtliche Differenz zwischen dem berechneten und dem zur Verfügung stehenden Energiebetrag feststellen. So standen aufgrund der Steuerliste Kalorienwerte zwischen 1680 kcal (Minimalernte) und 1895 kcal (Maximalernte) zur Verfügung, während der errechnete Betrag aber um beinahe 1000 kcal höher zu liegen kommt. Offensichtlich konnte die Unterfinninger Bevölkerung trotz deutlichem Energiedefizit weiter existieren. Freudenberger resümiert, dass die Bevölkerung kalorienmässig im Bereich des Existenzminimums lebte. Kleinere Krisen konnten deshalb bereits schwere Folgen haben. Interessanterweise kommen Gross/Jacomet/Schibler 1990 für ihre neolithische Bevölkerung zu einem ähnlichen Ergebnis. Aufgrund der Proxidaten berechneten sie einen durchschnittlich zur Verfügung stehenden Kalorienbetrag von 1800 kcal pro Person. Höhere Energiebeträge lassen sich aus vorgegebenen Gründen nicht realisieren. Gross et al. kommen ebenfalls zum Schluss, dass die neolithische Bevölkerung meist am Rande des Existenzminimums lebte. Erfahrungsgemäss zeigen die Skelette von Menschen, die unter solchen Minimalbedingungen existierten, ein breites Spektrum stress- und mangelinduzierter Knochenveränderungen (Haidle 1995). Da solche spezifischen Veränderungen am Schleitheimer Skelettmaterial fehlen, scheint es uns sinnvoller von einem Energiebetrag von 2090 kcal auszugehen. Im 6./7. Jh. kann man mit dem Einsatz von Haken- oder – was wahrscheinlicher ist – einseitigen Beetpflügen rechnen. Der Wendepflug, bei dem das Streichbrett am Ende jeder Furche umgelegt wurde, ist erst ab dem 13. Jh. bekannt (Comet 2000).
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Bis ins Hochmittelalter hinein erfolgte die Getreideernte mit der Sichel (Comet 2000, 156ff.). Zur Heuernte hingegen wurde schon im Frühmittelalter die Sense verwendet. Die Getreideernte mit der Sense gilt als zwei bis drei mal so effizient wie mit der Sichel. Hingegen ist der Getreideverlust beim Ernten mit der Sense grösser (Freudenberger 1998). Für Schleitheim sind zwei Sensen aus dem Frühmittelalter belegt (Höneisen 1999, 148). Oben, Rehazek S. 42ff. 14 adulte, 5 juvenile und 1 infantiles Rind. Schafe und Ziegen werden zu einer Art zusammengefasst. Zum Einsatz des Pferdes in der Landwirtschaft s. Knittler 1999. Rinder: G. Dahl/A. Hjort 1976: Having Herds, Pastoral Herd Growth and Household Economy, 1976, 37ff.; Schafe: ibd. 94ff. Für die Schweine liegen keine genaueren Daten vor. Wir legen die Mortalitätsrate für die Schweine mit 50%/Jahr fest, da diese eine höhere Fertilität als die Schafe und Ziegen aufweisen und somit wesentlich mehr Tiere geschlachtet werden konnten, ohne den gesamten Bestand zu gefährden. Ebersbach 1999. A. Niederstätter, Bemerkungen zur Rinderhaltung im vorindustriellen Vorarlberg, Montfort Vierteljahresschrift für Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs 51, 1999, 122. Bevölkerungen z.B. aus Nord-Indien. Ebersbach 1999, 177ff. und 253ff. Oben, Rast-Eicher/Burzler S. 372ff. Diese Angaben beruhen auf Quellenrecherchen von A. Rast für St. Gallen im Zeitraum 740–920 AD: Ein Hofbesitzer vermacht seine Besitztümer dem Kloster St. Gallen gegen eine jährliche Kleidergabe einer Tunika und einer Hose und alle zwei Jahre eines Mantels. Bei diesem Hofbesitzer dürfte es sich um eine sozial besser gestellte Person handeln, was sich auch im Kleiderbedarf ausdrücken kann. R. Ebersbach konnte aufgrund von 30 Beispieldörfern durchschnittlich 0.5 Schafe pro Kopf der Bevölkerung feststellen, für Schleitheim ergäbe dies über 100 Schafe (Ebersbach 1999, 179). Auf siedlungsgeschichtliche Unterschiede dieser Fundstellen können wir an dieser Stelle nicht eingehen. M. Rösch Früchte und Samen aus den Gräbern 24, 25 und 27. In: I. Stork, Zum Fortgang der Untersuchungen im frühmittelalterlichen Gräberfeld, Adelshof und Hofgrablege bei Lauchheim, Ostalbkreis, AABW 1992, 240–243; M. Kokabi/M. Rösch, Knochen und Pflanzenreste des frühen Mittelalters von Lauchheim, Ostalbkreis, AABW 1990, 1991, 215–220; Ch. Brombacher/St. Jacomet/M. Kühn, Mittelalterliche Kulturpflanzen aus der Schweiz und Liechtenstein: eine Übersicht der archäobotanischen Nachweise. In: Boe, Guy de & Verhaeghe, Frans (Hrsg.) Environment and Subsistence in Medieval Europe, Papers of the «Medieval Europe Brugge 1997» Conference. 9, Zellik 1997, 95–111; Kühn in Vorb.; M. Schmaedecke, Die frühmittelalterliche Siedlung Lausen-Bettenach, Ländliche Siedlungen zwischen Spätantike und Mittelalter, Archäologie und Museum 33, 1995, 17–26. Gross/Jacomet/Schibler 1990; Jacomet/Kreuz 1999. Die Stetigkeit bezeichnet die Anzahl der Proben in Prozent in denen eine bestimmte Art vorkommt. Für die Umgebung von Schleitheim liegen bislang keine Pollenuntersuchungen vor. Jacomet/Kreuz 1999. A. Broström/M.-J. Gaillard/M. Ihse/B. Odgaard, Pollen-landscape relationships in modern analogues of ancient cultural landscapes in southern Sweden - a first step towards quantification of vegetation openness in the past, Vegetation History and Archaeobotany 7, 1998, 189–201; Aaby 1994, 13–27. Mittels einer Gräberbelegungsanalyse schätzt B. Ruckstuhl die Schleitheimer Siedlung des 7. Jhs. auf eine Grösse von 11 Gehöften. Bei einer ständigen Siedlungsbevölkerung von 210 Personen erhalten wir so durchschnittlich 19 Personen pro Gehöft (oben, Ruckstuhl S. 319f.). Diese Bewohnerzahl würde die Berechnungen, die aufgrund des kleinen Gräberfeldes von Pulling angestellt wurden, bestätigen. Für Pulling wird die Bewohnerzahl eines Gehöftes auf ca. 25 Personen geschätzt. Dieser Wert darf aber nur als Durchschnittswert verstanden werden, der in der Praxis nach beiden Seiten beliebig überschritten werden kann (Donat 1980, 123; siehe auch Fehring 1987, 80). Donat 1980, 123.
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Unter der Annahme, dass im Erbfall keine Realteilung durchgeführt wurde und folglich eine Form der Grossfamilie im eingeschränkten Sinne existiert hatte (Donat 1980, 123). Aus den – allerdings hochmittelalterlichen - schriftlichen Überlieferungen der Lex Salica lassen sich solche Aussagen zur gesellschaftlichen und sozialen Strukturen ziehen (Donat 1980, 123). Solche Verallgemeinerungen lassen sich aufgrund archäologischer Befunde noch nicht verifizieren, insofern müssen solche Verallgemeinerungen mit grosser Vorsicht gehandhabt werden (siehe auch Stork 1997, 310, Anm. 11). Ähnliche Abhängigkeitsverhältnisse konnte Wopfner (H. Wopfner, Bergbauernbuch. Bd. 1, Siedlungsgeschichte- und Bevölkerungsgeschichte, Tiroler Wirtschaftstudien, 47. Folge, 1995, 319f.) noch zu Beginn des 20. Jhs. im Tirol beobachten. Dem grossen Gehöft ordnen wir das Hallenhaus A zu (Höneisen 1999, 146), das über ein Ausmass von 11x20 m verfügt. Im Allgemeinen geht man von einem Stallanteil von 25–30% aus (Donat 1980, 12). Bei freistehenden Ställen gibt Donat (1980, 73) eine Fläche von 50–70 m2 an. Für das Hallenhaus A liesse sich auf diese Weise eine Wohnfläche von ca. 170 m2 postulieren. Die relativ kleine Grabungsfläche von 670 m2 gibt einen ausserordentlich reichen und vielfältigen Einblick in das Alltagsleben der Schleitheimer Bevölkerung. Oben, Höneisen S. 17ff. Kritische Anmerkungen in Bezug auf die Autarkheit einer Siedlungsbevölkerung bei Pfister 1988, 33. Oben Höneisen, S. 28ff. Der Anschaulichkeit zu liebe, wurde angenommen, dass die Siedlungsbevölkerung während des gesamten Zeitraumes von 250 Jahren eine konstante Grösse aufwies. Die demographischen Analysen zeigen, dass ausgehend vom 5. Jh. in Schleitheim ein geringes Bevölkerungswachstum herrschte (oben, Hotz S. 331ff.). Im Modell haben wir die Menge von 140 kg Fisch pro Jahr berücksichtigt. Gross/Jacomet/Schibler 1990, 93. Aufgrund des Vergleichs mit anderen Ethnien ist es unwahrscheinlich, dass eine Gesellschaft, die Ackerbau und Viehzucht betreibt, mehr als 25% der Subsistenz durch Sammelwirtschaft deckt (G. P. Murdock, Ethnographic Atlas, Ethnology 1962–67, 1971). Zitiert in Gross/Jacomet/Schibler 1990, 95f. Stork 1995, 49. M. Irniger/M. Kühn, Obstvielfalt - von wilden und zahmen Früchten im Mittelalter und in früher Neuzeit, AS 22/1, 1999, 49–56. Diese Schätzung deckt sich mit den Ergebnissen von Ebersbach 1999, 153, die aufgrund von 30 Beispieldörfern eine durchschittliche Deckung des Kalorienbedarfs von 78% durch Getreide und Knollenfrüchte feststellte. Vor allem Ackerbohnen, Erbsen und Linsen. Täglich wären dies ca. 440’000 kcal (entspricht einem Sack Getreide mit ca. 150 kg Inhalt) oder auf ein Jahr umgerechnet wären dies 160.6 Mio kcal. Anm. 3540. Kühn 1999. Mit der Aussaat von Winter- bzw. Sommergetreide konnten die Arbeitsspitzen z.B. im Frühling oder Herbst gesenkt werden. Auf diese Weise konnten die vorhandenen Arbeitskräfte ausgeglichener ausgelastet werden, d.h. es konnte eine grössere Fläche bebaut werden. Bruttoertrag minus Aussaatgetreide für das nächste Jahr = Nettoertrag. Zimmermann (1972) gibt für Oberbargen im18 Jh. Bruttoertragswerte von durchschnittlich 800 kg/ha (Körner und Spreu) an. Weitere Angaben zu Ertragswerten des Mittelalters bis zur Neuzeit: Pfister 1984, 27ff.; Bundi 1982, 28f. und Mattmüller 1980, 52. Für Schleitheim wird a priori eine Fläche von 5 ha angenommen, mit einer Aussaatmenge von 500 kg/ha und einem Ertrag von 2500 kg/ha. Summe Ackerland und Brache. 204 ha / 210 Einwohner = 0.97 ha. Wanner 1985. Zum Begriff Hube im Früh- und Hochmittelalter für den Kanton Schaffhausen auch: Stromer 2000, 191. Im folgenden berücksichtigen wir für die schwere körperliche Arbeit im Ackerbau nur noch die männliche Bevölkerung. Es ist uns bewusst, dass dies eine starke Vereinfachung darstellt und dass die weibliche Bevölkerung ihren ebenso grossen Beitrag zu den anliegenden Arbeiten geleistet hatten. Oben, Ruckstuhl S. 360ff.
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R. Beck, Naturale Ökonomie. Unterfinning: Bäuerliche Wirtschaft in einem oberbayerischen Dorf des frühen 18. Jhs. Forschungsheft des Bayerischen Nationalmuseums München 11, 1986, 98ff. Anfang des 20. Jhs. konnte im Oberwallis ein Mann in einem Tag mit der Breithacke ca. 400 m2 bewältigen. Gearbeitet von morgens vier Uhr bis nach Sonnenuntergang (A. Niederer, Alpine Alltagskultur zwischen Beharrung und Wandel, Stuttgart/Wien 1993, 57). Zitiert in R. Ebersbach, Viehwirtschaftssysteme neolithischer Seeufersiedlungen der Schweiz, Modelle unter Einbezug ethnographischer und historischer Daten, Diss. Basel 1999, 175. Knittler 1999, 210. Anm. 3595. Für das ausgehende Frühmittelalter nimmt Knittler 1999, 210 für ein durchschnittliches Herrengehöft die Existenz von drei Gespannen an. Oben Hotz, S. 332ff. Erst durch eine mehrjährige Ruhezeit mit Grasbewuchs kann der Boden sich regenerieren (Pfister 1988, 35). Beschreibung der Feldgraswirtschaft: H. Wopfner, Bergbauernbuch, Von Arbeit und Leben des Tiroler Bergbauern, Bd. 3, Tiroler Wirtschaftstudien 49. Folge, 1997, 118ff. Mit einem Lebendgewicht von 168–224 kg, resp. 224–280 kg. Pfister 1984, 90, resp. 110f. Möglicherweise wurden die Tiere im Winter ausserdem mit Laub gefüttert. Wir begründen diese Annahme mit der folgenden Überlegung: Die Tragfähigkeit des Siedlungraumes Schleitheim soll für eine Bevölkerung, die ihre Gebäude vorwiegend mit Holz baut, ausgetestet werden. Im 19. Jh. betrug die Waldfläche knapp 30%, die Bevölkerung wurde damals angehalten, möglichst mit Stein zu bauen, um den Wald zu schonen (Wanner et al. 1985, 206ff.). Darum scheint uns ein Waldanteil von 50% nicht übertrieben. Dem Wald musste die Möglichkeit einer Regeneration zugestanden werden. Der notwendige Waldanteil liesse sich anhand der Kenntnis des Holzbedarfes einer Bevölkerung (Bau-, Werkund Brennholz) und der Kenntnis der Regenerationszeit des Waldes schätzen (und wenn der Wald gar keine Zeit zur Regeneration hatte? Davon ist nämlich auszugehen, da Schutzbestimmungen erst ab dem Spätmittelalter in den schriftlichen Belegen auftauchen). Ca. 22 ha Ödflächen. Kirchenurbar von Schleitheim der Jahre 1368 und 1394 u.a. (Gemeindearchiv Schleitheim). Wanner et al. 1985, 73f. Die älteste Erwähnung der Zelgen findet sich im Kirchenurbar von 1394 (Wanner 1935, 21). Wir gehen von einem Grünlandverhältnis von 1 Teil Wiese und 3 Teilen Äcker aus (Pfister 1984, 89). Das Urbar von 1394 zählt für Schleitheim 33 Häuser auf (Wanner 1935, 13). Dies würde für das Spätmittelalter eine Bewohnerzahl von 10–12 Personen pro Haus ergeben. Unsere Schätzung beruht auf einer Vereinfachung der Situation und darf daher nur als Annäherung gelten. So geht z.B. Pfister (1988, 35) davon aus, dass die Brache der Dreifelderwirtschaft eine Folge des akuten Düngermangels sei. Diese begründete Annahme wirft einige interessante Überlegungen auf. Möglicherweise entstand aus der extensiven Form der Zweifelderwirtschaft durch ein allmähliches Bebauen eines Teiles der Brache die Dreifelderwirtschaft (Sommerzelg). Für einen Daueranbau reichte aber der Dünger nicht aus. Die Zehntliste von 1799/1800 ergibt einen durchschnittlichen Hektarertrag von 453 kg. Es dürfte sich hierbei aber um den Ertrag des Sommergetreides gehandelt haben, da der Ertrag für das Wintergetreide zu tief liegt. Man geht davon aus, dass der Ertrag des Sommergetreides nur die Hälfte des Ertrages des Wintergetreides ausmacht. Diese Folgerung wird durch eine Regelung der Gemeinde Schleitheim gestützt: Alle fünf Jahre wurden gleich grosse Felder des Gemeindefeldes unter den Bürgern verlost, der Grundzins für diese Felder wurde in Getreide entrichtet und betrug für ein Winterfeld exakt den doppelten Betrag wie für ein Sommerfeld (Wanner 1985, 209). Eidgenössische Volkszählung vom 10. Dezember 1860. Eidgenössische Viehzählung vom 21. April 1866. Generalplan der Gemarkung Schleitheim von 1864. Ungefähr 300 kg Stickstoff pro Hektare (Pfister 1988, 35). Nicht zuletzt müssen wir den Einsatz von Gips als Dünger erwähnen. Pfister 1988, 36.
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Durchschnittlicher Futterbedarf von Pferden bei ganzjähriger Stallhaltung: 4.5 kg Hafer, 5.6 kg Heu und 3.4 kg Stroh (Reider 1819). Pfister 1984, 107. Kühn 1996. Die Gesetzestexte der Alamannen (Lex Alamannorum, 7.-8. Jh.) geben uns einen schematischen Überblick der Gliederung eines Gehöftes. Ein Gehöft bildet eine in sich geschlossene Betriebseinheit. Siehe auch die Resultate der siedlungsarchäologischen Untersuchungen der Wüstung Berslingen (Bänteli 2000, 53–82). Die Forschung geht davon aus, dass der eine Teil als Wohnraum genutzt wurde, der andere Teil als Stall diente. Solche Nachweise basieren auf Phosphatuntersuchungen des Bodens. Die Untersuchungen sind aber nicht ganz unproblematisch (Donat 1999, 36f.; Stork 1997, 303ff.). Leider ist die Forschung noch nicht in der Lage verallgemeinernde Aussagen über die Grössenverhältnis der Wohn- und Stallteile zu ziehen, sodass wir keine durchschnittliche Viehzahl pro Wohnstallhaus ableiten können. Wir sind deshalb noch nicht in der Lage mittels der Gehöftezahl Rückschlüsse über eine wahrscheinliche Herdengrösse der Siedlung zu ziehen. In diesem Zusammenhang sind die Untersuchungen von Donat interessant, der für eine Kuh mit einem durchschnittlichen Stallanteil von 4 m2 rechnet. Diese Schätzungen gelten für die Zeit des Hochmittelalters im Raum Mittel- bis Süddeutschland. Ebenso ist Donat der Meinung, dass 6–10 Kühe die Obergrenze eines bäuerlichen Betriebes im Hochmittelalter darstellte. Zudem geht Donat davon aus, dass im Frühmittelalter höchstens die Tierbestände des Hochmittelalters erreicht wurden (Donat 1999, 44f.). Wir versuchen das Problem der Herdengrösse anhand der MIZ und einer angenommenen Schlachtquote zu lösen. Speicherbauten werden nicht ebenerdig gebaut. Sie ruhen auf vier bis sechs Pfosten, das Getreide wird auf diese Weise sicher vor Mäusen oder vor Feuchtigkeit aufbewahrt. Anm. 3570. Siehe auch Berslingen (Bänteli 2000, 81). Anm. 3570. Im Allgemeinen kann man von einer 10% Sterilität ausgehen (E. Crognier, The replacement of generations, a basic necessity in the life of human populations, Human Evolution 12, 1997, 43). Die Notwendigkeit der Stallhaltung von Wirtschaftstieren war und ist Gegenstand intensiver Forschungen (z.B. Donat 1999; H. W. Zimmermann, Stallhaltung und Auswinterung der Haustiere in ur- und frühgeschichtlicher Zeit, Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich 15, 1999, 27–34 und J. Troxler, Warum ist Stallhaltung notwendig? Ein Vergleich der heutigen Tierhaltung zum Mittelalter, Beiträge zur Mittelalterarchäologie in Österreich. 15, 1999, 79–82. Stork 1997, 303. Anm. 3624. Nimmt man 0.2 Rinder pro Einwohner an, so erhalten wir bei 210 Einwohnern 42 Rinder. Dies entspricht in etwa der Herdengrösse, die erforderlich war, um die notwendige Pflugleistung zu erbringen. Ebersbach 1999. Anm. 3559. Im Jahre 1716 zählte Schleitheim 1381 Einwohner (Wanner 1985, 338). H. Keller 1998. Zur Spätantike Demandt 1989. Vgl. die Karte bei Furger 1996, 19, Abb. 9 oben. Letzte Überblicke: Die Franken 1997; Geuenich 1998. P. Perin/M. Kazanski, Das Grab Childerich I. In: Die Franken 1997, 173ff.; R. Brulet, Tournai und der Bestattungsplatz um Saint-Brice. In: ebd. 163ff. Vgl. die Karte nach F. Staab, in: Die Franken 1997, 14, Abb. 11. Zur Chronologie: Runde 1998, 679ff. H. Keller 1998, 585. H. Keller 1998, 585. Geuenich 1998a, 428, Anm. 22 (Gregor v. Tours, II, 31). P. Perin, Paris, merowingische Metropole. In: Die Franken 1997, 121ff. Zu Chlodwigs Taufe: Geuenich 1998a. Gregor v. Tours II, 30. Quellen II, 110. Vgl. das Gemälde von J. Blanc, Pantheon, Paris 1882, abgebildet bei Geuenich 1997a, 146f., Abb. 143f. Martin 1996, 55. Gregor v. Tours II, 38: «Damals erhielt er (Chlodwig) vom Kaiser Anastasius ein Patent als Konsul und legte in der Kirche des heiligen Martinus den Purpurrock (tunica blattea) und Mantel (clamide) an und schmückte sein Haupt mit einem Diadem». Überset-
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zung nach R. Buchner, Gregor von Tours. Zehn Bücher Geschichten. Band. 1: Buch 1–5, Darmstadt 1955, 135. Freundliche Mitteilung E. Deschler. Zur Siedlung vgl. oben, Höneisen S. 31ff. Es ist klar, dass zur Vermeidung von Mischargumentation jede wissenschaftliche Disziplin zunächst mit facheigener Methodik und der ihr jeweils gebotenen Quellen und Aussagemöglichkeiten eigene Untersuchungen und Ergebnisse erarbeiten muss. Für Schleitheim gilt dies insbesondere für die Antiquarische Analyse (Leicht S. 123ff.), Perlenchronologie (Reich S. 233ff.), soziale Gliederung (Ruckstuhl S. 368ff.), Belegungsweise (Ruckstuhl S. 302ff.) und Kirchengräber (Burzler S. 415ff.). Auf diesen Ergebnissen baut das historische Schlusskapitel auf. H. Keller 1998, 587. Einwand für unterschiedliche Aussagemöglichkeiten von archäologischen und historischen Quellen: ebd. 587. Böhme 1993; Burzler 1993 a; dies. 1993 b; dies. 2000. H. Keller 1998, 595. Vgl. unten, Burzler S. 534ff. Bürgi/Hoppe 1985; Drack/Fellmann 1988, 502ff., Abb. 468. Römerstrasse: Bürgi/Hoppe 1985, 6, Abb. 1; 7, Abb. 2; 8f., Abb. 5; Drack/Fellmann 1988, 502ff., Abb. 468. Übersicht der römischen Strassenverbindungen: Ph. Filtzinger/D. Planck/B. Cämmerer (Hrsg.), Die Römer in Baden-Württemberg, Stuttgart Aalen 19762, 148, Abb. 45; Drack/Fellmann 1988, 94, Abb. 52. Zum Ende des obergermanisch-rätischen Limes: H. U. Nuber, Das Ende des Obergermanisch-Raetischen Limes – eine Forschungsaufgabe. In: Nuber/Schmid/Steuer/Zotz 1990, 51ff. Oben, Höneisen S. 17ff. Theune 1999, 190. Vgl. Fingerlin 1993, 64, 72. Oben, Rast-Eicher S. 211ff.; oben, Rast-Eicher/Burzler S. 372ff. In diesem Zusammenhang wäre es interessant zu wissen, ob der römische Gutshof Brüel spätkaiserzeitliche und frühmittelalterliche Spuren aufweist. Weidemann 1972, 130, 151. Beispiele bei: Nuber 1998, 375, Anm. 68. Zur Forschungsgeschichte vgl. oben, Leicht S. 123; oben, Ruckstuhl S. 48ff. Zur antiquarischen Analyse oben, Leicht S. 123ff. Gräber 301–848. Abb. 43. Gräber 554, 553, 552, 551, 555, 548, 549, 621, 555, 547. Gräber 301, 306, 303, 304, 307. Gräber 849–862. Dabei entfallen folgende Grabnummern: «Grab» 849: moderne Tierbestattung; «Grab» 857: natürliche Erdmulde; «Grab» 858: moderne Pferdebestattung. Vgl. oben, Burzler S. 198ff. Oben, Ruckstuhl S. 55ff. Gräber 301–304, 306. Neuffer-Müller 1982. Lauchheim: Stork 1995. - Kirchheim/Ries: Neuffer-Müller 1982. Fridingen: v. Schnurbein 1987. - Schwangau: Christlein 1978, 52, Abb. 26. Markoberdorf (Christlein 1966) weist eine keilähnliche Form auf. Gräber 564, 672, 676, 679, 682, 760. Elgg: Windler 1994, 11. - Bülach: Werner 1953, 5. - Schretzheim: U. Koch 1977, 10f. - Güttingen: Fingerlin 1971, 7. - Marktoberdorf: Christlein 1966, 12. - Weingarten: Roth/Theune 1995, 13. - Straubing: Geisler 1998, IX. - Altenerding: Sage 1984, 14. - Lauchheim: Stork 1997, 290. - Kaiseraugst: Martin 1976; ders. 1991. - Herten: Garscha 1970, 86ff., 123. - Basel-Kleinhüningen: Giesler-Müller 1992, 11; dies., Völker am Hochrein. In: Alamannen 1997, 209ff. - Fridingen: v. Schnurbein 1987, 16. - Kirchheim/Ries: Neuffer-Müller 1983, 13. - München-Aubing: Dannheimer 1998, 24. Zur Kirche: oben, Burzler S. 415ff. Vgl. oben, Burzler S. 442f. Oben, S. 443ff. Oben, Burzler S. 457ff. Stork 1988, 334, 345. Vgl. Ament 1992, 50ff. Oben, Burzler S. 437ff. Diese Folgerung ist nicht ohne Spekulation, solange entsprechende Befunde nicht ausgegraben sind. Vgl. die siedlungsgeschichtlichen Überlegungen: Fingerlin 1983, 147, 149. Oben, Leicht S. 79ff.
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Z.B. Weingarten: Roth/Theune 1995. - Basel-Kleinhüningen: GieslerMüller 1992. - Lauchheim: Stork 1997. - Herten: Garscha 1970, 86ff.; Beginn vor der Mitte des 5. Jhs.: ebd. 145 (zu späte Datierung!), vgl. ebd. Taf. 14 B; 51,1–2; - Neresheim: Knaut 1993; möglicherweise setzt hier der Belegungsbeginn in der ersten Hälfte des 5. Jhs. ein: ders. 1993, 188f. Leitformen der letzten Phase beigabenführender Gräber (Schicht 4 nach Christlein 1966, vgl. Abb. 290–291), wie sie aus der Kastellkirche BurgStein am Rhein (Burzler 1993) stammen, sind in Schleitheim-Hebsack nicht mehr vertreten. Vgl. oben, Reich S. 233ff.; oben, Leicht S. 123ff. Ferner wurde ein Teil eines unveröffentlichten Manuskriptes von J. Leicht (Unterlagen KASH) herangezogen. Z.B.: Kaiseraugst: Martin 1976b. - Marktoberdorf: Christlein 1966. Dirlewang: ders. 1971. Christlein 1966, 67. Zu den männlichen Gürteln oben, Leicht S. 136ff. Hätte man dagegen auf eine Zusammenfassung in grösseren Zeiteinheiten verzichtet, wäre man der Gefahr ausgesetzt, dass sich infolge der Feinchronologie zu wenige Gräber pro Zeitstufe und damit eine zu geringe Quellenbasis für einen kontrastierenden Vergleich und allfällige Veränderungen ergeben. Freundl. Mitteilungen von Y. Reich und J. Leicht, denen ich für vielfältige Hinweise herzlich danke. Oben, Reich S. 254ff. Zur absoluten Datierung der männlichen Gürtel oben, Leicht S. 149. Oben, Reich S. 254ff. Tab. 36. Ruckstuhl 1988, 24, Anm. 31; oben, Leicht S. 90ff. Vgl. oben, Leicht S. 136ff. Grab 406, 548, 549 (Frauengräber). Gräber 695, 776. Gräber 625, 677. Oben, Leicht S. 136ff. Schilddornschnalle: Gräber 423, 433A, 447, 470, 591, 599, 616A, 623, 628B, 645, 657, 658, 669, 670, 671, 679, 683, 687, 693, 714A, (744A), 754A, 762, 777, 821, 841. Kolbendornschnalle: Gräber 432, 653, 654, 728, (717) 769, 826, 840. Gräber 625, 677. Gräber 717, 744A (Doppelbestattung). Oben, Leicht S. 141. Oben, Leicht S. 141. Gräber 481, 588C, 684, 685, 766. Oben, Leicht S. 143ff. Gräber 412, 428, 505, 506, 603. Gräber 328, 441, 501, 538, 620C. Grab 519. Leicht nimmt dagegen ein zungenförmiges Beschläg an. Grab 428. Gräber 325, 331, 335, 401, 414, 488, 520 (?), 522, 524, 528, 534, 543, 557, 568. Grab 335. Gräber 360, 366, 545, 703, 730. Vgl. die Zeitabfolge der Männergürtel in Kaiseraugst, Bülach und Marktoberdorf: Martin 1991, 272, Abb. 138. Oben, Leicht S. 148. Gräber 317, 359, 365, 368, 581, 613, 701. Gräber 357, 326, 502, 700. Burzler 1993, 206ff. Abb. 291 hat folgendes Vorbild: Knaut 1993, 189, Tab. 27. Die einzelnen Autoren sind unter den Jahreszahlen zitiert. Böhner 1958. Burzler 1993, 198, 206; Martin 1989. Abb. 291 gibt die von den einzelnen Verfassern vorgeschlagene Datierung an. Abb. 290 fasst die Schleitheimer Ergebnisse von Reich und Leicht, ferner der Belegungsweise nach Ruckstuhl, zusammen. Erarbeitet für das Reihengräberfeld von Marktoberdorf: Christlein 1966. Christlein 1966, 19ff. Christlein 1966, 20. Christlein 1966, 20 (mit Verweis auf: Werner 1953, 34f.). Zur Bedeutung von spät- und endmerowingisch für das Ende der Reihengräber und der Beigabensitte: Burzler 1993, 208; dies. 2000, 153ff. («sensible Phase der Nobilifizierung»). Windler 1994, 114ff. Windler 1994, 115.
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Windler 1994, 120f., Abb. 152. Martin 1991, 301ff.; ders. 1994, 376, Abb. 172; Windler 1994, 120ff.; Burzler 1991, 238ff.; dies. 2000, 100ff.; Siegmund 1998; Knaut 1993, 209ff. Die Grundlage stammt dankenswerterweise von J. Leicht, Unterlagen KASH; die Ausstattungstabellen (Tab. 62–69) wurden von mir in der vorliegenden Form überarbeitet, ergänzt und kommentiert. Das gleiche Zeitraster wurde auch von den anderen Bearbeitern als Grundlage angewendet. Vgl. Burzler 1993, 213ff.; dies. 2000, 98. Vgl. R. Koch 1967, 101ff.; Stein 1967, 148; Steuer 1982, 310ff., Abb. 88. Alle Ausstattungstabellen (Tab. 62–69) sind auf gräberfeldinternen Daten, zunächst ohne Interpretation, errichtet. Aus methodischen Gründen ist erwähnenswert, dass die Aufnahme der Qualitätsgruppen nach Christlein diesen «neutralen» Charakter nicht besitzt. Vor der Analyse kann dies eine gewisse Beeinflussung begünstigen. B. Ruckstuhl nahm die Einteilung der Schleitheimer Gräber in die Qualitätsgruppen vor und stellte mir ihre Zuordnung zur Verfügung. Hierfür und für viele Anregungen danke ich B. Ruckstuhl ganz herzlich. Die Ordnung der Ausstattungstabellen ergab sich aus der Fundvergesellschaftung und folgte nicht a priori den Grabqualitätsgruppen. Dass die Verteilung der Grabqualitätsgruppen wiederholt Übereinstimmungen mit den Ausstattungen erkennen lässt, entstand als nicht forciertes Nebenergebnis. Auf die Verteilung der Qualitätsgruppen wird weiter unten eingegangen. Christlein 1973: Differenzierung der Qualitätsgruppen für SchleitheimHebsack durch Ruckstuhl, oben S. 368ff. In den Männergräbern sind keine weiteren (funktionstüchtige) Fibeln belegt. Bisweilen finden sich in der Männertasche Fibeln oder Fibelbruchstücke, meist römische Altstücke. Vgl. oben, Leicht S. 171. Vgl. oben, Leicht S. 133ff. Die Hauptursache für die Störungen sind die Altgrabungen, die vornehmlich zur Entdeckung der Steinkistengräber, der im 7. Jh. vorherrschenden Grabform, führten. Beraubungen sind dagegen kaum sicher belegt (z.B. Grab 497). Vgl. zu den Qualitätsgruppen: Oben, Ruckstuhl S. 368ff. Oben, Leicht S. 142f.; Burzler 1993, 202ff. Oben, Leicht S. 149; Windler 1994, 74, Abb. 101. Grab 766 liegt direkt neben Grab 695, das den wohl bedeutendsten Mann der Zeitstufe II enthielt. Möglicherweise liegt ein familiärer Zusammenhang vor. Spatha, Sax, Lanze, Schild, Franziska, Pfeil. Spathagruppe A und B: Martin 1989, 122ff.; Menghin 1983, 27ff. Erst im 6. Jh. kommt es zu einem Ausgleich. Unter Umständen ist jedoch mit der Existenz von frühmerowingischen Spathen zu rechnen, da im Umkreis von Gräbern der Zeitstufe II ein Teil der Reihen 18 und 19 nicht ausgegraben wurde. Vgl. oben, Ruckstuhl S. 310. Guyan 1946; ders. 1965, Taf. X,g; Menghin 1983, 351 Nr. 12. Beispiele bei Menghin 1983, 126ff., 140. Gräber 722, 481, 489, 470, 483, 783. Oben, Leicht S. 142f. Dieselbe Grabform liegt für C-Grab 766 vor. Dagegen ist die Abgrenzung beider Grabtypen in Qualitätsgruppe A nicht so deutlich. Zu Grabformen: Oben, Ruckstuhl S. 68ff. Oben, Ruckstuhl S. 68ff. Dagegen hat B. Ruckstuhl jeweils eine Waffe (Sax, Lanze, Pfeil) für ihre Qualitätsgruppe A2 als Prinzip erkannt. Vgl. oben, Rehazek S. 44. Vielleicht wurden Pferde nicht verzehrt und sind daher kaum nachweisbar. Sie gehören fast ausnahmslos der Qualitätsgruppe A2 an. Die Obergrenze liegt etwa bei 49–54 Jahren, die Untergrenze beginnt ab etwa 30 Jahren. Auch die meist gut ausgestatteten Männergräber der Zeitstufe I und II (Tab. 62) zeigen die Tendenz zu einer höheren Lebenserwartung. Für diesen Zeitabschnitt sind jedoch, im Unterschied zu Zeitstufe III, keine Knabengräber belegt. Burzler 1993, 230. Beimesser: Schleitheim-Hebsack Gräber 328, 605, 325, 503, 501, 568. Auch bei der Kategorie der Spathagräber tritt der Sporn im Grab 340 mit mehrteiliger Waffengabe (Spatha und Schild) auf. U. Koch 1990, 199f.
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Saxgrab 735 enthält ein männliches Individuum von 12–19 Jahren. Vgl. oben, Burzler S. 415ff. Christlein 1973, 163. Gilt für den derzeitigen Grabungsstand. Daneben ist denkbar, dass die Bevölkerung im 5. Jh. sozial weniger differenziert ist. Marti 1995, 108f. Dargelegt oben, Ruckstuhl S. 319ff. Oben, Burzler S. 437ff. Oben, Ruckstuhl S. 311ff. Anzeichen: Zunahme der Saxgräber, Rückgang der mit Pfeil und nur mit Gürtel ausgestatteten Gräber. Spatha und Sax kommen nebeneinander vor. Allenfalls in der östlichen Zone des 7. Jhs. dominiert der Sax. Die Kartierung verdanke ich B. Ruckstuhl. Deshalb ist nicht von einer völlig egalitären stufenlosen Gesellschaftsstruktur auszugehen, die durch das Kirchenbegräbnis einen Riss erhält. Vgl. die anthropologische Analyse: Oben, Hotz S. 332ff. Die Prozentzahlen sind zum Teil gerundet. Vgl. zu den Qualitätsgruppen: Oben, Ruckstuhl S. 368ff. Christlein 1973. Kritische Überlegungen bei: Burzler 1993, 225; dies., 2000, 120ff.; Burnell 1998, 168ff. Vgl. U. v. Freeden, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von MoosBurgstall, Ldkr. Deggendorf, in Niederbayern. Ber. RGK 68, 1987, 493ff. Christlein berücksichtigte den zeitlichen Rahmen zu zurückhaltend: Christlein 1973, 149ff., Abb. 6. Dagegen zog Donat zu Recht eine zeitliche Differenzierung (AM I-III, JM I-II nach Ament) heran: Donat 1989, 189ff. Zu den Mängeln Christleins hinsichtlich der Vernachlässigung der Chronologie und des geschlechtlichen Ungleichgewichtes vgl. Donié 1999, 131f. Dabei fand sich das Miniaturbügelfibelpaar aus Grab 555 im Bauchbereich. Einmal ist eine silberne Wadenbindengarnitur nachgewiesen (Grab 424). Definition und Beschreibung von Prunkgräbern: Kossack 1974. Einfache Fingerringe stammen aus zwei weiteren Gräbern (Grab 719B, 456), die ansonsten mit Perlenkette, Gürtel, Messer, Gehänge, Amulett, Spinnwirtel und Kamm ausgestattet sind. Vgl. oben, Ruckstuhl S. 360f. Die Fibelbeigabe ist insgesamt in 23 Gräbern belegt. Wie in Zeitstufe II werden Gräber mit Vierfibeltracht der Kategorie B2 zugerechnet. Martin 1991, 659; ders 1994, 575. Gräber 686, 689, 814, 673, 571, 723, 664, 573, 449, 717, 765, 835. Gräber 637, 842, 476, 697, 629, 618. Grab 842 enthält eine Pferdchenfibel, deren Gegenstück aus den Altgrabungen stammt. Nach der Zählung von Guyan handelt es sich um Grab 121, das überdies ein Bügelfibelpaar liefert. Demnach könnte – unter Vorbehalt der unsicheren Grabzusammenhänge aus den Altgrabungen – ein weiterer Beleg für die paarige Vierfibeltracht während Zeitstufe III vorliegen. Martin 1995, 634ff. Es ist damit zu rechnen, dass einfache eiserne Schnallen ohne Beschläg bereits vergangen sind, so Christlein 1966, 21. Z.B. Gräber 571, 697, 573, 629, 618. Gräber 764, 778, 743, 444A. Martin 1987 a. Dasselbe Grab enthält ein Kästchen mit Amuletten und «Geweihwirteln». Ähnliches gilt für das Vorkommen der Büchse (Gräber 721, 484). Frauengräber mit Schmuck- und Trachtzubehör (paarige Vierfibeltracht) aus Edelmetall und Sondergaben; Frauengräber mit Fibeln, Ringschmuck und Edemetall, keine Sondergaben; Frauengräber mit Perlenkette und/oder Gürtel, ohne Fibeln und Schmuck aus Edelmetall. Nach der anthropologischen Untersuchung (Hotz S. 332ff.) liegt für das 5. Jh. (Zeitstufe II) keine repräsentative Auswahl an weiblichen Skeletten vor. Deshalb fragt sich, ob ein direkter Vergleich zwischen Zeitstufe II und III möglich ist. Eine römische Gemme stammt jeweils aus Grab 825 und 319. Vgl. oben, Geiger/Wyprächtiger S. 273ff. Burnell 1998, 164, 168f.
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Nur das für Stufe IV gut ausgerüstete Grab 824 mit vollständigem Ringschmuck weist eine mit sibernen Perlen und Ringlein bestückte Halskette auf. Ein echter Ausstattungsunterschied scheint auch für Spinnwirtel und Schlüssel vorzuliegen. Diese Fundkombination ist nur für Kirche Grab 30 fassbar. Die numismatische Untersuchung hat ergeben, dass die Goldmünzen eine Negativauswahl, d.h. leichte und minderwertige Stücke darstellen und wohl keine Beeinträchtigung des Familienvermögens bedeuten. Im engeren Sinne bezieht sich die reduzierte Beigabensitte, die sich – von romanischen Zusammenhängen abgesehen – am Ende der Merowingerzeit kurz vor dem Übergang zur Beigabenlosigkeit durchsetzt, auf reiche Gräber. Diese enthalten meist Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall sowie einzelne Waffen. Ein gutes Beispiel geben die Kirchengräber von Stein am Rhein-Burg. Unten, Burzler S. 502f. Grab 391; Franziska, Schnalle mit cloisonniertem nierenförmigem Beschläg. M. C. Blaich, Die alamannischen Funde von Nagold, Kr. Calw. FBBW 23, 1999, 307–365 bes. 340ff. Ein vergleichbares Grab liegt neuerdings aus Bad Krozingen vor: F. Fingerlin, AABW 1998, 200–202. Ähnliche Beobachtungen auf dem Gräberfeld Schwenningen (D): Öhmichen/Weber-Jenisch 1997, 33f. Auch dort treten vermehrt Drahtohrringe im 7. Jh. auf. Bereits in Zeitstufe II liessen sich für Grab 695 und 776 westliche Komponenten feststellen. Zur Abgrenzung der Qualitätsgruppe D: Quast 1993, 107ff.; Donat 1989. Christlein 1974, 592. Christlein 1973, 160. Christlein 1973, 173f. Neuerdings: Donié 1999, 131f. Kritische Überlegungen auch: Burzler 1993, 225; dies. 2000, 121ff.; Burnell 1998, 168ff.; Siegmund 2000, 316f., 360f.; Steuer 1982a, 317ff. Burnell 1998, 168f. Christlein 1973, 148. Neudiskussion der Qualitätsgruppen bei: Quast 1993, 106ff. Ab der Chlodwigzeit (ca. Beginn Zeitstufe III) ist eine Übernahme Christleins möglich. Für die späte Merowingerzeit (Sax) vgl. Steuer 1982a, 324. Burzler 2000, 121ff. Christlein 1974, 592. In der Zwischenzeit ist es gelungen, Klerikergräber in Kirchen von weltlichen Männergräbern abzugrenzen: Martin 1988; Quast 1994, 616ff. Dafür ist nicht nur der frühmerowingische Frauenüberschuss verantwortlich, der ab Zeitstufe III einer ungefähr übereinstimmenden Anzahl von Männer- und Frauengräbern weicht (vgl. Tab. 73). Christlein 1978, 20. Als Beispiele sind das spätkaiserzeitliche Gründer-, dann das spätmerowingische Kirchengrab und die frühmerowingische reich ausgestattete Separatgruppe zu nennen. Vgl. zur historischen Einordnung: Oben, Burzler S. 452ff. Infolge der Zurückhaltung im öffentlichen Leben muss aber eine starke weibliche Einflussnahme im häuslichen Bereich nicht ausgeschlossen werden. Aus diesem Grund hat B. Ruckstuhl die Qualitätsgruppen verfeinert. Oben, Ruckstuhl S. 368ff. Christlein 1973, 157, Abb. 11. Burnell 1998, 164, 169. Burzler 1993, 226f. Vgl. dies. 2000, 99f. Ähnlich: Donié 1999, 132. Die dort vorgenommene Zuweisung eines Ringknaufschwertes zur Qualitätsgruppe B (ebd. 131) ist m.E. nicht zutreffend. Oben, Ruckstuhl S. 302ff. Für anregende Diskussionen danke ich B. Ruckstuhl herzlich. Die folgenden Auführungen stellen einen Versuch dar, einen Belegungsgang nicht rein chronologisch zu deuten. Deshalb sind sie mit Vorbehalt zu betrachten. In Kart. 26 sind die chronologischen Ergebnisse von Y. Reich und J. Leicht kartiert. Vgl. Ament 1992, 42. Dies hatte einen Orientierungswechsel von West-Ost (der älteren Einzelgräber) auf Nordwest-Südost zur Voraussetzung.
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Beispiele für P3: Gräber 456, 625, 677, 724, 770, 779, 792, 796, 840. Gräber der Stufe P1–2 liegen meist noch nicht zu Grabreihen geordnet; dagegen können sich spätere Gräber an Reihen orientieren, die in P3 beginnen. Oben, Ruckstuhl S. 318f. Ein Zuzug ist eher unwahrscheinlich.Vgl. oben, Burzler S. 415ff. Beispiele im Vergleich bei Kossack 1974. Schlüter 1970. Zuletzt: Becker 1993. Geuenich/Keller 1985, 147. Zur Rheingrenze: ebd. 143, 145. Zur Lage: Drack/Fellmann 1988, 94, Abb. 52. Theune-Grosskopf 1997a, 237ff. Hoeper 1997, 245f.; ders. 1996, 31; Guyan 1965, 1. Hoeper 1996, Karte 2 u. 5; ders. 1997, 243, Abb. 257. H. U. Nuber/G. Seitz, Römische Strassensituation Sontheim/Brenz«Braike», Kreis Heidenheim, AABW 1992, 193ff., 197, Abb. 136; Fingerlin 1997, 128ff., 131. Vgl. G. Fingerlin, AABW 1998, 200–202. «Wir-Bewusstsein»: Unten, Burzler S. 532ff. Fingerlin 1997, 126. Vgl. oben, Leicht S. 79ff. Ament 1992, 46f. Wyhl: Fingerlin 1990, 123ff. - Flaach: Bader/Windler 1998. Zur Bestattungssitte: Heege 1987, 16; Quast 1993, 106; Ament 1992, 7, 43, 46. Ament 1992, 49. Es ist auffallend, wie archäologische Zeitstufen und historische Abschnitte zusammen gehen. Dies könnte die alte These stärken, dass sich historische Vorgänge und Ereignisse im archäologischen Befund spiegeln. Nicht auszuschliessen ist aber, dass trotz einer Trennung von Archäologie und Geschichte historisch vorgefasste Meinungen zur Chronologie beitragen, wiewohl ein zeitbedingter Austausch der Sachkultur besteht. Hoeper 1997; Windler 1994, 146ff. Vgl. oben, Leicht S. 111ff. Im Breisgau fanden sich die frühesten Reihengräberfelder des 5. Jhs. auf -ingen Gemarkungen (Hoeper 1996, 30f.). Ähnlich: Buchta-Hohm 1996, 98ff. Hoeper 1997, 244; Sonderegger 1979, 86; Buchta-Hohm 1996, 102, Anm. 563; Koch 1990, 12ff. Hoeper 1997, 244; ders. 1996, 28. Zur ethnischen Deutung: unten, Burzler S. 531ff. Archäologisch untersuchtes Reihengräberfeld, «fränkische» Funde, einschlägiger Ortsname, günstigenfalls historische frühe Nachrichten. Hoeper 1996, 28 Anm. 82, 31; Schubert 1983. Buchta-Hohm 1996, 102; Schubert 1983, 76. Hoeper 1997, 244; Schubert 1983. Nach Schubert sind neben den sozialen Verhältnissen auch Umwelt und Bodenbeschaffenheit von Bedeutung: Schubert 1983, 75f. Unter den Personennamen, die im Ortsnamen überliefert sind, sind auch Frauennamen nachweisbar; Schubert 1983, 82f. Schubert 1983, 80. Guyan 1965, 1f.; H. Wanner, Die Flurnamen der Gemeinde Schleitheim. In: Schleitheim 1985, 251ff., bes. 256f. Hoeper 1997, 246; Buchta-Hohm 1996, 102. Hoeper 1996, 31. Zeittafeln: W. Kuhoff, Zeittafel von 213 bis etwa 530. In: Quellen VI, 101ff., bes.112 (Zülpich). - Kl. Sprigade, Zeittafel ca. 530–750. In: Quellen V, 21ff., bes. 27 (Cannstatt). Geuenich 1998a; ders.1997a, 146ff. Sprigade, in: Quellen V, 27. Geuenich 1997, 116f. Nuber 1998, 368. Aur. Victor. Caes. 21,2; Quellen II, 21. Geuenich 1997, 20; ders. 1994, 164ff.; ders./Keller 1985, 137. Vgl. die Namensdeutung bei: Steuer 1998, 275. Zur Rezeption in der Neuzeit: Marti 2000, 282. Steuer 1998, 275; H. Keller 1993, 90f. Vgl. Wenskus 1961, 505ff. Steuer 1998, 281. Übersichten und Quellenverweise bei: Nuber 1997, 59ff.; Gottlieb 1988, 108f.; Geuenich/Keller 1985, 137ff.; H. Keller 1993; Geuenich 1994. Aus archäologischer Sicht: Schach-Dörges 1993; dies. 1997; Fingerlin 1997. Nuber 1998, 367, 369. Vgl. Geuenich 1997b, 77; ders. 1994, 168. Nuber 1997, 64.
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Nuber 1998, 368f.; ders. 1997, 60, Abb. 35,9–11. Nuber 1998, 369; Wenskus 1961, 502. Geuenich 1994, 165. Nuber 1998, 368, Anm. 13; Geuenich 1997, 19. Zur Rückprojektion des Alamannennamens: Steuer 1998, 274. Quellen V, 45f. Nr. 59; Nuber 1997, 59, 62, Abb. 38; ders. 1998, 369, Anm. 14. Nuber 1997, 60, Abb. 35; ders. 1998, 369; Geuenich 1997, 18ff.: H. Keller 1993, 90. Zuletzt zu Ammianus Marcellinus: Zotz 1998. Geuenich 1997b, 77. Vgl. Geuenich/Keller 1985, 140ff. H. Keller 1993, 93; Geuenich 1994, 166. Geuenich/Keller 1985, 141ff., 144f. (gegen ein alamannisches Einkönigtum); Geuenich 1997, 44ff. Vgl. H. Castritius, Von politischer Vielfalt zur Einheit. Zu den Ethnogenesen der Alemannen. In: Wolfram/Pohl 1990, 71ff. Zotz 1998, 404. Geuenich 1997, 29, 44ff., 50ff.; ders. 1997b, 74f. Von den Brisigavii haben Breisach und der Breisgau ihren Namen. Vgl. H. Keller 1993, 97. Quellen II, 80. Der Gewährsmann Agathias’, Asinius Quadratus, lebte im ersten Drittel des 3. Jhs. Gottlieb 1988, 109; Schach-Dörges 1997, 79. Zur Spätantike allgemein: Demandt 1989. Für unser Gebiet: Nuber 1998; ders. 1997; ders. 1990, 52ff.; Drack/Fellmann 1988, 276ff. Kurzer Überblick zu den Alamannen: M. Todd, Die Germanen. Von den frühen Stammesverbänden zu den Erben des Weströmischen Reiches, Darmstadt 2000, 189ff. Vgl. oben, Burzler S. 470ff. Drack/Fellmann 1988, 307ff. Nuber 1990; Kuhoff 1984, 104ff. (mit Quellenangaben). Martin 1979a, 414. Freundl. Mitteilung E. Deschler-Erb. Vgl. die Karte bei Nuber 1997, 59, Abb. 34. Forschungsüberblick: Nuber 1990, 54ff. Geuenich 1997b, 73, Abb. 56 (Karte); Drack/Fellmann 1988, 277 mit Karte Abb. 276; W. Drack, Die spätrömische Grenzwehr am Hochrhein. Arch. Führer Schweiz 13, Basel 1980; J. Garbsch, Der spätrömische Donau-Iller-Rhein Limes. Kl. Schriften z. Kenntnis d. röm. Besetzungsgesch. Südwestdeutschland 6, Stuttgart 1970. Breisach: H. Bender, Neuere Untersuchungen auf dem Münsterberg in Breisach (1966–1975). AK 6, 1976, 309ff.; Fingerlin 1997, 103f.: M. Schmaedecke, Der Breisacher Münsterberg. Topographie und Entwicklung. Forsch. u. Ber. Archäol. Mittelalter Baden-Württemberg11. Stuttgart. 1992. - Sponeck: Swoboda 1986. - Stein am Rhein: Höneisen (Hrsg.) 1993. Vgl. Kuhoff 1984, 104. Theune 1999, 182. Kuhoff 1984, 105. Kuhoff 1984, 106. Der Linzgau nördlich des Bodensees erhielt davon seinen Namen. Kuhoff 1984, 110. Kuhoff 1984, 110. Keller 1974; Schach-Dörges 1997, 95ff. Martin 1998. Nuber 1998, 374; Geuenich 1997, 28ff.; Martin 1997; Fingerlin 1990, 130f. Martin 1997, 119. Zu Stilichos Aktivitäten: Kuhoff 1984, 11. Fingerlin 1990, 136. Kuhoff 1984, 111; Marti 2000, 284. Fingerlin 1990, 123ff. Vgl. in Bayern: E. Keller, Germanische Truppenstationen an der Nordgrenze des spätrömischen Raetien, AK 7, 1977, 63–77; ders. 1979. Viele der spätrömischen Kastelle werden zugleich aufgegeben, wie z.B. Stein am Rhein oder Sponeck bei Freiburg (D), wo sich teilweise Alamannen unter der Kastellbevölkerung befanden. Da sich der mäandrierende Rheinverlauf vielleicht geändert hat, ist derzeit noch nicht klar, ob Flaach südlich, also innerhalb reichsrömischen Bodens oder nördlich davon liegt (Vortrag R. Windler, ReissMuseum Mannheim (D), 28.01.1999). Zu foederati: Windler 1998, 121ff. Freundl. Mitteilung E. Keller, München, anlässlich des Bayerischen Vorgeschichtskurses 1999 in Lindenberg (D). Fingerlin 1997a, 125.
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Aur. Victor. Caes. 21,2; Quellen II, 21. Planck 1990; Fingerlin 1997; ders.1990, 112ff.; Bücker 1999. Fingerlin 1997a, 133; Weidemann 1972; Bücker 1999, 212ff. Quast 1997, 171f; Koch 1997, 85f.; Ament 1992, 46ff.; Fingerlin 1993, 69ff.; ders. 1990, 117ff. Stand 1994: Hoeper 1994, 12. Vgl. Bücker 1999, 215. Geuenich 1994, 161; H. Keller 1993, 81, Anm. 2; Steuer 1998, 280ff. Geuenich/Keller 1985, 148. H. Keller 1993, 91, 94f., 97. Kritisch bezüglich einer elbgermanischen Herkunft in der Gesamtheit: Geuenich 1994, 161. Vgl. Schach-Dörges 1997, 79ff., 85 (für Beteiligung mehrerer elbgermanischer Stämme); Fingerlin 1993, 59f. Vgl. die Kritik H. Kellers an der archäologischen Vorgehensweise: H. Keller 1993, 94. Fingerlin 1990; ders. 1993; ders. 1997; Planck 1990. Zuletzt: Schach-Dörges 1997; dies. 1981. Fingerlin weist auf die elbgermanischen Beziehungen mit dem Zusatz hin, dass die Herkunftsgebiete noch nicht näher bestimmt sind, da die archäologische Differenzierung verschiedener ethnischer Gruppe grösstenteils noch nicht abgesichert ist (Fingerlin 1993, 59f., 79ff.). Roeren 1960; Schach-Dörges 1997, 81ff. Zum Nachweis von Prunkgräbern nach Art der Gruppe Hassleben-Leuna: R. Christlein, Anzeichen von Fürstengräbern der Gruppe Leuna-Hassleben aus Südwestdeutschland. AK 2, 1972, 47ff. Vgl. den berechtigten Einwand bei: Ament 1992, 47, Anm. 340. Schach-Dörges 1997, 85ff. Schach-Dörges 1993, 402f. Bücker 1999, 214f. Vgl. oben, Leicht S. 79ff. Schach-Dörges 1997, 86. Roeren 1960, 248 Nr. 32. Zum Nachweis von Brandgräbern im Breisgau: Vgl. Hoeper 1994, 12. Ulm: Veeck 1931, 342ff.; K. D. Hassler, Verhandlungen d. Vereins f. Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben 12, 1860, 1ff. - Frankfurt-Praunheim: E. Wamers, Alamannisch-fränkische Kontinuität im Untermaingebiet. In: Franken 1997, 266ff.; Weidemann 1972, 123ff., Abb. 21 (zur Kontinuitätsfrage). Vgl. Steidl 2000, 228ff. Keller 1974, 273, Abb. 13; Schach-Dörges 1997, 96ff., Abb. 81ff.; dies. 1998, 639ff. Fundortliste der Grabfunde des 3. bis 5. Jhs.: ebd. 648ff. Schach-Dörges 1998, 640. Vgl. die zeitlich differenzierten Karten: Schach-Dörges 1998, Abb. 10–12. Schach-Dörges 1997, 96ff. Schach-Dörges 1993, 410. Planck 1990, 71, Abb. 1; Schach-Dörges 1993, 405ff., Abb. 28ff. Zur Verbreitung: Steuer 1997, 149, Abb. 145. Zusammenfassend: Steuer 1997; ders. 1990a; ders. 1990; Hoeper 1998; Der Runde Berg bei Urach. Führer arch. Denkmäler Baden-Württemberg 14, Stuttgart 1991. Zur Deutung der Höhenplätze als Militärstützpunkt, Adelssitz, Kultplatz und kurzfristiges Heerlager: Steuer/Hoeper 1999, 231ff. Auflistung und Lit. bei: Steuer 1990, 146ff. Nr. 1; 148f. Nr. 2; 162 Nr. 18. Letzte Fundliste bei: Hoeper 1998, 344f.; Steuer/Hoeper 1999, 236f. Steuer 1990, 171ff.; ders. 1997, 158, Anm. 34. Steuer 1990, 173. Steuer 1990, 196f. Koch 1984, 190f.; Steuer 1990, 177ff. Christlein 1974 a, 15ff. Steuer 1990, 172; ders. 1997, 156. Martin 1997a, 167ff.; Koch 1997, 191, 194. Martin 1997a, 166, Anm. 12. Marti 2000, 285. Koch 1984, 190; dies. 1997, 191; Steuer 1997, 160f. Für die Aufgabe des Runden Berges bei Urach wird ein Zusammenhang mit 506 angenommen: Christlein 1974a, 20f. Stork 1988, 341f., Anm. 39. Dazu Koch 1997 passim. Dagegen: Steuer/Hoeper 1999, 236. Ament 1992, 49. Vgl. Koch 1997, 192. V. Bierbrauer, Zu den Vorkommen ostgotischer Bügelfibeln in raetia II. BV 36, 1971, 161ff.; ders. 1974; Koch 1997, 196ff. Kl. Sprigade, in: Quellen V, 22; Geuenich 1997, 86ff.
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Windler 1994, 162f.; Flaach (Bader/Windler 1998) und Basel (Fundmeldung: NZZ Nr. 66, 18/19.03.2000, 64; AiD 3, 2000, 66) sind derzeit die einzigen germanischen Bestattungsplätze vor dieser Zeit. Im Elsass kommt ein weiterer linksrheinischer Fundpunkt hinzu: Niedernai: M. Zehnacker, Fouilles récentes 4. Niedernai. In: B. Schnitzler, A l’Aube mérowingienne. L’Alsace mérovingienne. Les collections du Musée Archéologique Tome 5, Strassbourg 1997, 89ff. Marti 2000, 286. Martin 1976a, Taf.1,1. Zur historischen Einordnung des Friedhofes Basel-Bernerring: ebd. 146ff.; 165ff., 190ff. Ament 1992, 49. Koch 1997, 199. Zuletzt Giesler 1997. Es wäre wünschenswert gewesen, den Machtwechsel am Rhein mit dem Kristallisationspunkt Basel eingehender zu behandeln. Giesler 1997, 209. Burzler, in: Höneisen 1993, 238f.; Bänteli/Ruckstuhl: ebd. 116ff. Zur Situation am Hochrhein mit spätantiken links und Reihengräberfeldern mit reichen Gräbern rechts des Rheins: Martin 1979a, 432ff. Vogt 1930. Giesler 1992; dies. 1997, 211. Giesler 1997, 215. Vgl. Burzler S. 504ff. Werner 1950. Zuletzt: Halsall 1992; Quast 1997. Werner 1950, 23. Nach heutiger Chronologie entspricht dies etwa der Mitte oder dem dritten Viertel des 5. Jhs. Stand 1994: Hoeper 1994, 12. Quast 1997, 171. Werner 1950, 23. Werner 1950, 24, 27. Werner 1950, 28. H. Keller 1998, 587ff. Zitat: ebd. 590. Zurecht weist H. Keller darauf hin, dass bereits mehrfach die politische Dimension angedeutet wurde, aber nicht die Ausgangsbasis einer systematischen Analyse bildete. Werner 1950, 27. Eine Übernahme der These bei: Böhme 1974, 207. Dargelegt oben, Leicht S. 116ff. Leicht sieht eine romanische Ableitung der Reihengräber. Entstehungskomponenten aus dem elbgermanischen Kreis, der böhmischen Vinařice-Gruppe sind ebenso wie donauländische Einflüsse – in Verbindung mit der hunnischen Westexpansion – nach Quast zu beobachten, wobei mit Zuwanderungen zu rechnen ist (Quast 1997, 174ff.; zum donauländischen Einfluss vgl. Werner 1950, 27f.). Quast schätzt diese Einflüsse höher als römische ein, sofern es sich um Gruppen handelt, «die im zweiten Drittel des 5. Jhs. für das weströmische Reich Aufgaben im Grenzschutz übernahmen und sich anschliessend in Südwestdeutschland ansiedelten» (ders. 1997, 189). Die mutmassliche Zuwanderung der Donausueben aus der Slowakei und dem nördlichen Pannonien und die Annahme einer schwäbischalamannischen Stammesbildung ist für Historiker sehr wahrscheinlich, die darin einen Grund für den Wandel der Bestattungssitte sehen (dazu H. Keller 1989; Geuenich 1994, 163f.). Archäologisch sind zwar Migrationsbewegungen aus dem mittleren Donauraum zu belegen; einem konkreten Nachweis steht aber entgegen, dass die Bestimmung der einzelnen Stammeszugehörigkeiten sehr schwierig ist (Quast 1997,183ff.). Halsaff vertritt dagegen die Theorie, dass die ethnische Komponente der nordgallischen Gräber in ihrer germanischen Ansprache nicht sicher ist; er nimmt dagegen einheimische oder römische Wurzeln an (Halsaff 1992). Quast 1997, 172. Oben, Ruckstuhl S. 302ff.; Burzler S. 502f. Gemessen am Tod Childerichs 482. Vgl. Quast 1997, 172. Egger 1994, 55. Stork 1997; Koch 1977; v. Schnurbein 1987; Neuffer-Müller 1983. Noch immer aktuell sind die Überlegungen bei Müller 1976, 133ff. Müller 1976, 135f. Oben, Burzler S. 481ff. Oben, Burzler S. 481ff. Martin 1990. Ellmers 1992, 98. Christlein 1978, 91.
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Auf die Einordnung der meist fehlenden Kleinkinder- und Säuglingsbestattungen soll hier nicht eingegangen werden. Schleitheim ist durch einen ungewöhnlich hohen Anteil an Kindergräbern gekennzeichnet. Vgl. oben, Ruckstuhl S. 62. Burzler 2000; dies. 1993, 225ff., bes. 230ff., 273ff.; Vgl. oben, Burzler S. 415ff. Beispiele: Kirchheim/Ries: Burzler 2000, 287. - Fridingen: ebd. 246f. - Staubing: ebd. 233f., 253. Aus dem Kanton Schaffhausen: Beringen: ebd. 268ff. - Ramsen: ebd. 251f. - Stein am Rhein-Burg: ebd. 235ff. Windler 1994, 151f. Vgl. dagegen dies., Zur Siedlungsgeschichte der Gegend um Bülach im Frühmittelalter. AS 13, 1990, 67ff. Vielmehr ist ein Anstieg der Saxgräber zu beobachten; Spathagräber bleiben gleich. Bei Frauen sind vereinzelt C-Gräber anzutreffen. Vgl. Tab. 64 u. 67. Werner erkennt das Ende der Reihengräberfelder als Folge einer strafferen kirchlichen Organisation, wobei der Religionswechsel voll in die Reihengräberzeit fällt, Werner 1950, 23. Zur Problematik progressiver und konservativer Beigabensitte: Burzler 1993, 226f.; dies. 2000, 100ff., 115ff. Zuletzt: Theune-Grosskopf 1997b. Vgl. Burzler S. 321ff. Burzler S. 415ff. Vgl. Quast 1995, 824, Anm. 78. Übersetzung: Wir befehlen, dass die Körper der christlichen Sachsen zu den Friedhöfen der Kirche gebracht werden und nicht zu den Grabhügeln (Gräbern) der Heiden. Capitularia Regum Francorum Bd. 1 S. 69; Illi 1992, 16. Theune-Grosskopf 1997b, 471f. Vgl. Burzler S. 415ff. Vgl. zum Forschungs- und Publikationstand der Reihengräberzeit: Stork 1988, 339. Weingarten: Roth/Theune 1995. - Herten: Garscha 1970, 86ff.; Fingerlin 1981. - Basel-Kleinhüningen: Giesler 1997; dies. 1992. Östlich des Lechs kommen Altenerding (Sage 1984) und Straubing (Geisler 1998) hinzu. Sasbach (D): Sasse 1989; Fingerlin 1979, 395ff. - Mengen: Bücker/Egger/Fingerlin/Hoeper 1994; zu Reihengräberfeldern im Breisgau mit Beginn im 5. Jh.: Hoeper 1994, 14. - Pleidelsheim: Koch 1997. - Fridingen: v. Schnurbein 1987; Quast 1995; Kokkotidis 1995. - Neresheim: Knaut 1993. - Lauchheim: Stork 1997; ders. 1995. Elgg:Windler 1994. - Bülach: Werner 1953. - Güttingen: Fingerlin 1964; ders. 1971. - Hüfingen: Fingerlin 1985. - Marktoberdorf: Christlein 1966. - Donaueschingen: Buchta-Hohm 1995. Zuletzt zu diesem Friedhofstyp: Ament 1992, 40ff. Kirchheim/Teck (D): Christlein 1978, 154 Nr. 216; F. O. Däckle, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Kircheim/Teck, Flur «Rauner». Die Ausgrabungen von 1970 (in Vorb.). - Sindelfingen (D): ebd. 165 Nr. 318. - Eichstetten (D): ebd. 140 Nr. 93. - Epfach (D): ebd. 141 Nr. 103. - Esslingen-Sirnau (D): ebd. 142f. Nr. 113. - Holzgerlingen: ebd. 152 Nr. 196. - Nusplingen: ebd. 160 Nr. 267. - Unterthürheim (D): ebd. 171 Nr. 366; Grünewald 1988. - Tiengen (D): Garscha 1970, 276 Nr. I. Singen (D): ebd. 254 ff.; Theune 1999, 163ff. - Grimmelshofen (D): ebd. 63ff. - Ulm (D): Veeck: 1931, 342ff.; K. D. Haßler, Das alemannische Todtenfeld bei Ulm, Verhand. Ver. f. Kunst u. Alterum in Ulm u. Oberschwaben 12, 1860, 1ff. - Pfullingen (D): ebd. 266 ff.; Christlein 1978, 161f. Nr. 281f.; Quast 1994, 591ff.; Krins/Scholkmann 1992. Altstätten (D): Franken 1944, 64f. - Bern-Bümpliz: O. Tschumi, JbBHM 19, 1940, 99ff. - Dirlewang: Christlein1971. - Hailfingen: Stoll 1939. - Merdingen: Fingerlin 1971. - Mindelheim (D): Werner 1955. Oberflacht (D): Schiek 1992; Paulsen 1992. - Schretzheim (D): Koch 1977. - Kirchheim/Ries (D): Neuffer-Müller 1983. - Sasbach: B. Sasse, Leben am Kaiserstuhl im Frühmittelalter. Ergebnisse einer Ausgrabung bei Eichstetten. Arch. Inf. Baden-Württemberg 10. Stuttgart, 1989. Schwangau (D): W. Bachran, Das alamannische Reihengräberfeld von Schwangau, Landkreis Ostallgäu. Ungedruckte Diss. Johannes Gutenberg Universität Mainz, 1993. - Brenz: Neuffer-Müller 1966. - Staubing: Fischer 1993. - Beggingen-Löbern: Guyan 1958. Christlein 1978, 30f. Vgl. Burzler S. 470f. Die ältesten Bereiche des Hertener Gräberfeldes sind aufgrund einiger, nicht getrennter Grabinventare und Schwierigkeiten bei der Grabeinmessung nicht sicher zu beurteilen: Fingerlin 1981, 254; Garscha 1970, 90, Taf. 14 B. Fingerlin 1983.
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Wenn aber von Gründergräbern in der Schleitheimer Kirche gesprochen wird, ist damit nicht der frühmerowingische Habitus gemeint. Denn die Kirchensepultur steht am Ende eines Ablösungsprozesses aus dem Reihengräberfeld, der das bevorstehende Ende des angestammten Friedhofes anzeigt, während die altmerowingischen Gründergräber den Beginn eines solchen einleiten. Ein Wechsel der Orte oder grössere Wüstwerdungsprozesse kommen eher nicht in Betracht. Dieser Frage am Material von Basel-Kleinhüningen nachzugehen, wäre lohnenswert. Da noch keine Analyse, Belegungchronologie oder Ausstattungstabellen vorlegen (ebenso für Weingarten), konnten diese Plätze nicht für einen detaillierten Vergleich herangezogen werden. Knaut 1993, 187ff. Tierkopfschnalle aus Grab 141 (beraubt): Knaut 1993, 188f. Knaut 1993, 191. Knaut 1993, 190, Abb. 125; 192, Abb. 126; 194 Ab. 127; 196, Abb. 128. Qualitätsgruppe B: Neresheim Grab 143, 146, 148, 149. Qualitätsgruppe A: Neresheim Grab 147, 150 (gestört). Beigabenlos: Neresheim Grab 145, 144. Kartierung der Geschlechter: Knaut 1993, Taf. 67,1. Kartierung der Qualitätsgruppen: ebd. Taf. 69, 2. Zur sozialen Gliederung: ebd. 205ff. Grab 149 ist mit paariger Vierfibeltracht und Grab 148 sowie Grab 143 mit zwei unterschiedlichen Fibeln ausgestattet (Knaut 1993, Taf. 26C, 27, 28A, 28B). Neresheim Grab 146 enthält ein silbernes Ohrringpaar. Fehlende Fibeln können durch das Mädchenalter der Bestatteten erklärt werden, da die übrigen Fibelgräber dieser Zeitstellung ein höheres Sterbealter aufweisen (Knaut 1993, 210 Tab. 28). Ausstattungstabellen Neresheim: Knaut 1993, 210 Tab. 28 (Frauenund Mädchengräber); 213 Tab. 30 (Männer- und Knabengräber). Burzler, S. 492ff.; Gräber mit paariger Vierfibeltracht, Sondergaben, silbervergoldeter Haarnadel, Edelmetallteile der Halskette und Messer mit Goldgriff (erste Ausstattungsgruppe), Gräber mit Fibel und gegebenenfalls Ringschmuck ohne Sondergaben (zweite Ausstattungsgruppe); Gräber mit Halskette und Gürtel ohne Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall (dritte Ausstattungsgruppe). Beispiele für die zweite Ausstattungsgruppe: Neresheim Gräber 20, 22; 49; 82, 90, 96, 112, 149, 143, 146, 148. Beispiele für die dritte Ausstattungsgruppe: Neresheim Gräber 63, 70, 71, 76, 81, 86, 137, 147, 150, 151. Grundlage: Knaut 1993, 210 Tab. 28. Neresheim Grab 49 mit Vierfibeltracht und Messer mit Silbergriff lässt sich der ersten Ausstattungsgruppe nicht zuweisen. Frauengräber: Um 500/Mitte 6. Jh.: Qualitätsgruppe B: Neresheim Gräber 20, 22, 49, 82, 90, 96, 112, 143, 146, 148, 149, 150. - Qualitätsgruppe A: Neresheim Gräber 63, 70, 71, 76, 81, 86, 137, 147, 151. Zweite Hälfte des 6. Jhs.: Qualitätsgruppe B: Neresheim Gräber 2, 30, 127. - Qualitätsgruppe A: Neresheim Grab 6. Ende des 6. Jhs./7. Jh.: Qualitätsgruppe B: Neresheim Gräber 23, 27, 58, 72, 73, 99, 111, 113. - Qualitätsgruppe A: Neresheim Gräber 5, 15, 35, 36, 41, 46, 52, 65, 66, 69, 98, 108, 119, 131, 132. Grundlage der Tab. 11, 13: Knaut 1993, 210, Abb. 28; 213 Tab. 30. Männergräber: Um 500/Ende 6. Jh.: Qualitätsgruppe B: Neresheim Gräber 45, 120. - Qualitätsgruppe A: Neresheim Gräber 7, 12, 50, 77, 80, 87, 89, 94, 109, 129/130, 138, 139, 141. 7. Jh.: Qualitätsgruppe C: Neresheim Gräber 44, 93. - Qualitätsgruppe B: Neresheim Gräber 21, 48, 101, 115; 37, 88, 135, 136. - Qualitätsgruppe A: Neresheim Gräber 4, 10, 11, 28, 38, 51, 61, 74, 79, 107, 114. Vgl. zum geschlechtsgebundenen Ungleichgewicht: Donié 1999, 131f. Zuletzt zu Pleidelsheim: U. Koch 1997; dies. 1996/97; dies. 1996. Der Bestattungsplatz ist nicht veröffentlicht: Dies., Das alamannischfränkische Gräberfeld bei Pleidelsheim. FBVF (In Druckverbereitung); dies., Zur Vor- und Frühgeschichte der Germarkung Pleidelsheim. In: Pleidelsheimer Heimatbuch, Horb a. Neckar 1994, 19ff. Koch 1997, 219. Koch 1997, 220ff., Abb. 232. Koch 1997, 224f. Koch 1997, 222f. 228. Bei der Nennung der Reihengräberfelder fällt ihre gemeinsame Endung auf -heim auf. U. Koch nimmt hierfür eine fränkische Gründung an: Koch 1997, 228, Anm. 10. Ament 1992, 48. Jüngst ist mit Biengen (D) ein Fundplatz aus dem Breisgau bekannt geworden, der hinsichtlich der Grösse seiner Grabhügel und deren konzentrierte Lage innerhalb des Reihengräberfeldes Fridingen zu übertreffen scheint: Fingerlin 1999.
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Quast 1995, 825. Es handelt sich um den bei v. Schnurbein «fränkischen» Separatfriedhof: v. Schnurbein 1987, 90. Interpretation widerlegt und als alamannisch angesprochen: Quast, 1995, 805ff. (hier als Nordgruppe bezeichnet). Vgl. Quast 1995, 808f., Abb.1–2. Jüngste Belegungsanalyse mit Korrekturen der Resultate v. Schnurbeins: Quast 1995 passim. Zur Belegung: ebd. 804ff. Fridingen Grab 150, 152: v. Schnurbein 1987, Taf. 32–34A, 34B. Zur Belegung: v. Schnurbein 1987, 90ff., Taf. 115–119. Kartierung der Qualitätsgruppe B und C in Fridingen: v. Schnurbein 1987, Taf. 121. V. Schnurbein hält es für möglich, dass die gestörten Gräber 59 und 52 in Nachfolge zu Grab 150 und 152 stehen könnten. Sie begründet dies mit einer vergleichbaren, «separierten» Lage und den Resten einer guten Beigabenausstattung: v. Schnurbein 1987, 108. Quast 1995, 821. Nach meiner Meinung können Grab 152 anhand der Goldglasperlen, Grab 150 anhand gleicher Perlen, der keltischen Goldmünze, der Beinplättchen und der Eisenstange grosszügig in Gruppe C gesetzt werden. Unterstützend wirkt die vollständige Fibelausstattung. Unter Vorbehalt gehört Männergrab 24 derselben Qualitätsgruppe an (Waffenzubehör aus Edelmetall, Solidus). Quast 1995, 805, 808, Abb. 1. Qualitätsgruppe B: Fridingen Gräber 188, 138, 139. Qualitätsgruppe A: Gräber 215, 137. Zum Belegungsbeginn: Quast 1995, 808, Abb. 1. Quast 1995, 807, 825. Grundlage für Tab. 79: v. Schnurbein 1987, 105, Tab. 29 (Gräber der Qualitätsgruppen B und C); 106, Tab. 30 (Gesamtgräberzahl, nach Zeitschichten getrennt). Die Anzahl der A-Gräber wurde rechnerisch ermittelt, indem die Daten v. Schnurbeins herangezogen wurden: Von der Gräbergesamtanzahl pro Zeitschicht wurden B- und C-Gräber herausgenommen. Zur Sozialstruktur ebd. 105ff. Für die Fridinger Gräber muss berücksichtigt werden, dass die Datierung teilweise auf Basis von Belegungszonen erfolgte: v. Schnurbein 1987, 84, 106. Wenn die Grabqualitätsgruppen wirtschaftlich-soziale Verhältnisse spiegeln, ist eine Zunahme des Wohlstandes unverkennbar. Nach v. Schnurbein steht diese Entwicklung im Gegensatz zu den Christlein’schen Ergebnissen, wonach der durchschnittliche Anteil der Kategorie B und C 10%, der alleinige Anteil der Kategorie C 3–5% beträgt: v. Schnurbein 1987, 106ff., Anm. 446. Vgl. dagegen Quast 1995, 820f. v. Schnurbein 1987, 108. Zur kontroversen Einstufung s. o. Christlein 1973, 163. Vgl. Burzler 2000, 24f., 158. Quast 1995, 824, 826. v. Schnurbein 1987, Taf. 122. Ältester Grabhügel in Fridingen: Grab 109, Zeitschicht 3c. Das Grab enthält wabenplattierte Beschläge (v. Schnurbein 1987, Taf. 25, 15–17), die in Grab 21 und 23 der Schleitheimer Dorfkirche wiederkehren (Schleitheimer Perlenstufe 10). Kartierung bei: Burzler 2000, Taf. 36f.; Quast 1995, 813, Abb. 6. v. Schnurbein 1987, 107. v. Schnurbein 1987, Taf. 121. Vgl. zu den Qualitätsgruppen: Ruckstuhl S. 368ff. In meinen Tabellen habe ich nur die in den Ausstattungstabellen (Tab. 62–67) aufgenommenen Gräber berücksichtigt. Fridingen Grab 109, Qualitätsgruppe C, beraubt: v. Schnurbein 1987, Taf. 25; Grab 261, Qualitätsgruppe B, gestört: ebd. Taf, 62 B; Grab 278 Qualitätsgruppe C, teilweise gestört: ebd. Taf. 67 A; Grab 279, Qualitätsgruppe nicht bestimmbar, beraubt; Grab 281, beraubt, Qualitätsgruppe B: ebd. Taf. 68 A. Vgl. Quast 1995, 821. Infolge der Beraubung ist diese Frage für Grab 21 und 23 nicht zu klären. Demgegenüber wies Quast angesichts seiner erkannten, fränkisch-alamannischen Verbindungen im spätmerowingischen Fundstoff daraufhin, dass die fränkische Komponente aus den separierten Grablegen neu zu diskutieren wäre (Quast 1995, 827). Quast 1995, 804 (Korrektur der ursprünglich als linear angenommenen Belegungsweise bei: v. Schnurbein 1987, 90ff.). Quast 1995, 823, 825. Vgl. Burzler S. 502f. Zur Belegung: Ruckstuhl S. 302ff. Ausnahme: Flaach! Vgl. Anm. 3969. Windler 1994, 120. Vgl. die Konkordanz: ebd. 121, Abb. 152. Windler 1994, 120.
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Zur Beigabensitte in Elgg: Windler 1994, 120f., 134. Verteilung der Grabqualitätsgruppen in Elgg, Grundlage: Ausstattungstabellen der Männer- und Frauengräber (einschliesslich der Kindergräber), Windler 122f., Abb. 154f. Frauengräber: Phase 1: Qualitätsgruppe B: Elgg Gräber 105, 113, 135. - Qualitätsgruppe A: Elgg Gräber 118, 123, 129, 130, 137. Phase 2: Qualitätsgruppe B: Elgg Gräber 24, 65, 106. - Qualitätsgruppe A: Elgg Gräber 31, 53, 54, 77. Phase 3: Qualitätsgruppe B: Elgg Gräber 124, 221. - Qualitätsgruppe A: Elgg Gräber 6, 14, 120. Männergräber: Phase 1: Qualitätsgruppe B: Elgg Gräber 64, 107, 116, 117. - Qualitätsgruppe A: Elgg Gräber 2, 30, 33, 36, 70, 71, 73, 79, 80, 127, 125. Phase 2: Qualitätsgruppe C: Elgg Gräber 193. - Qualitätsgruppe B: Elgg Gräber 11, 13, 23, 50, 78, 64, 131, 184, 198. - Qualitätsgruppe A: Elgg Gräber 8, 21, 25, 34, 52, 62, 66, 84, 86, 90, 108, 109, 115, 138. Phase 3: Qualitätsgruppe B: Elgg Gräber 51, 61, 81, 216, 219, 226, 228, 231, 235, 244. - Qualitätsgruppe A: Elgg Gräber 19, 66, 72, 119, 229. Auf die von Windler vorgenommene Differenzierung der Männergräber in Phase 1/2 und Phase 2/3 wurde zugunsten der Vergleichbarkeit mit den Frauengräbern verzichtet, bei denen derartiges fehlt. Phase 1/2 wurde zu Phase 2 und Phase 2/3 zu Phase 3 gerechnet. Möglicherweise ist auch Grab 164 ein Kammergrab, vgl. Windler 1994, 16. Windler 1994, 121f., Abb. 154. Windler 1994, 86. Windler 1994, 122f., Abb. 154f. Vgl. Windler 1994, 122, Abb. 154. Windler 1994, 132. Schleitheim Grab 766; Elgg Gräber 164 (Phase 1), 193 (Phase 1/2). Z.B. Elgg Gräber 23, 131, 193, 198, 216, 226. Der Schild bleibt eine seltene Beigabe. Elgg Grab 226, Phase 2/3. Weitere Spornbeigabe: Elgg Grab 29. Schleitheim Gräber 605 (mit Sporn), 365, 701, 613, 524. Windler 1994, 12f. Es soll an die dreifache Klassifikation während Zeitstufe II erinnert werden (Tab. 65): Gräber mit paariger Vierfibeltracht, Sondergaben, silbervergoldeter Haarnadel, Edelmetallteile der Halskette und Messer mit Goldgriff (erste Ausstattungsgruppe), dann Gräber mit Fibel und gegebenenfalls Ringschmuck ohne Sondergaben (zweite Ausstattungsgruppe), schliesslich Gräber mit Halskette und Gürtel ohne Tracht- und Schmuckzubehör aus Edelmetall (dritte Ausstattungsgruppe). Vgl. Windler 1994, 123, Abb. 155. Im Unterschied zu den Männern (ebd. S. 122, Abb. 154) wurde auf die Aufnahme gestörter Frauengräber, wie z.B. Elgg Gräber 20, 43, 56, 102, 142, 163, 178, 204, 206, 220, verzichtet. Elgg Gräber 129, 113, 105. Vgl. Windler 1994, 121. Bei einer Übertragung entspricht die zweite Ausstattungsgruppe etwa Qualitätsgruppe B und die dritte Ausstattungsgruppe Qualitätsgruppe A2. Elgg Grab 24 enthält einen Knochenwirtel. Wadenbinden: Windler 1994, 100. Angesichts der kleinen Zahlen sind dadurch bedingte Täuschungen nicht ganz auszuschliessen. Frühmittelalterliche Gräber kamen in der nicht vollständig untersuchten Kirche von Elgg offensichtlich nicht zum Vorschein. Der Ausgräber W. Drack datiert den ältesten Bau in die zweite Hälfte des 8. Jhs. R. Windler schliesst einen älteren Vorgängerbau, möglicherweise aus Holz, nicht völlig aus: Windler 1994, 150f. Christlein 1973, 163ff. Vgl. Anm. 4062. Gerlach 1992, 119. Zuletzt: Stork 1997; Böhme 2000, 85ff. Zur Topographie und Distanz zwischen Gräberfeld und Siedlung: Stork 1997, 300, Abb. 320. Siedlung und Gräberfeld auch in Stetten a. d. Donau (D): Weis 1999, 103ff. Codreanu-Windauer 1997, 14ff., 111ff., 122ff., 135ff. Topographie: ebd. 12, Abb.1. Stork 1995, 51ff.; Böhme 1996, 501, Anm. 48; ders. 2000, 87ff., 94ff., 98ff.
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Zu den im Text genannten Kirchengräbern: Fundliste 7. Zur Thematik: Fehring 1979, 567ff.; ders. 1992, 78f.; Burzler 2000, 40,142ff. Dagegen andere Ansicht bei: Hassenpflug 1999, 218. Dieses Untersuchungsergebnis baut allerdings nicht auf einer Vielzahl archäologisch untersuchter Kirchen auf, sondern – aus historischer Sicht methodisch durchaus zulässig – auf einer Auswahl von frühmittelalterlichen Kirchen mit einer besonderen schriftlichen Überlieferung. Zur Auswahl: Ebd. 213. Fischer 1993, 55ff., 133ff. Die Staubinger Friedhofskirche ist von den kleinen, memoria-ähnlichen Pfostengebäuden bei Bestattungsplätzen zu trennen. Dazu: H. Dannheimer, Der Holzbau am Rande des Reihengräberfeldes von München-Aubing. Germania 44, 1966, 338ff.; Fehring 1979, 556ff.; Fingerlin 1997b, 49, Abb. 10. Möglicherweise stellt Staubing einen Sonderfall dar, da es nahe dem Kloster Weltenburg liegt, das der Legende nach um 600 gegründet sein soll. In der Siedlung Brüel liess sich ein solcher nicht fassen: Oben, Höneisen S. 21ff. Zur historischen Überlieferung: Störmer 1975. Herrsching: Burzler, Fundliste 7. - Barbing-Kreuzhof: Gerlach 1992, 122: Die Siedlung und beigabenlosen Gräber werden ins 6.–8. Jh. datiert, wobei die Beigabenlosigkeit durch Romanen erklärt wird: H. Geisler, Barbing-Kreuzhof. Eine ländliche Siedlung des frühen Mittelalters östlich von Regensburg. In: Führer z. archäolog. Denkmälern Deutschlands 5, 1984, 164ff. Oben, Burzler S. 443ff. Grab 434: Zeitstufe III; Grab 504: Perlenstufe 8. Christlein 1974, 588. Burzler 2000, 143, Abb. 23. Einschränkend ist hinzuzufügen, dass nicht immer ein gesicherter Zusammenhang zwischen Orts- und Sonderfriedhof gegeben sein muss, wenn beide auch am gleichen, heutigen (!) Ort liegen. Vgl. die Diskussion bei: Christlein 1974, 586ff.; Windler 1990; dies. 1994, 151f. Dem unterschiedlichen Beginn des Kirchenbegräbnisses liegt bekanntlich eine Ausbreitung von West nach Ost zugrunde: Burzler 1993, 230ff.; dies. 2000, 89ff., Taf. 12ff.; Böhme 1993 passim. Burzler 1993, 201ff., 222f.; dies. 2000, 90, Taf. 12, 143, Abb. 23. Burzler 1993a; dies. 1993b. Burzler 1993b, 272f. (mit Lit.). Zur Verkehrslage: dies. 2000, 147ff. Böhme 1993, 517ff.; Burzler 1993, 230ff.; dies. 2000, 134ff. Eschenz, Stein am Rhein-Rathaus: Burzler 1993a. Aufgrund der Störung durch den Heizkanal entziehen sich möglicherweise weitere Gräber unserer Kenntnis. Vgl. Burzler 2000, 143, Abb. 23. Christlein 1978, 91. Dagegen Kritik bei H. Keller 1981, 41f. Burzler 2000 passim, bes. 157ff.; dies. oben S. 447ff. Oben, Burzler S. 499ff. und 517ff. Ein Beispiel stammt weiter aus Kirchheim/Teck. Vgl. Anm. 4023, Tab. 76. Grab 504: Stabgürtel, Kettengehänge. Grab 590: Goldmünzen. Topographie: Burzler 1993a, 237, Abb. 192. Burzler 1993a, 337, Taf. 11,11. Burzler, S. 517ff. v. Schnurbein 1987, Taf. 69. v. Schnurbein 1987, 164. v. Schnurbein 1987, Taf. 122. Entsprechend zu Grab 276, gleichfalls einem Steinplattengrab, wäre auch ein kleiner Grabhügel vorstellbar. Aufgrund der zerstörten Gräberfeldbereiche bleibt offen, ob es vor dem Aufkommen der Tumulussitte eine räumliche Konzentration hervorgehobener Gräber gab. Die Kartierung der C-Gräber lässt eine derartige Gruppierung nicht erkennen (v. Schnurbein 1987, Taf.121). Neuffer-Müller 1983. Danach werden im Folgenden alle Gräber aus Kirchheim/Ries zitiert. Christlein 1973, 167; ders. 1978, 91. Kirchheim/Ries Separatfriedhof: Gräber 262, 263, 273 (Pferdedoppelgrab), 280, 284, 285, 287, 288, 292, 294, 299, 300, 301, 302, 305, 306, 307, 308, 309, 310, 311, 312, 313, 314 (Pferdedoppelgrab), 315 (Pferdedoppelgrab), 316, 318, 319, 320, 323 (Pferdegrab), 326, 327, 332, 335, 352, 355, 358, 358a. Beispiele: Kirchheim/Ries Gräber 172, 177, 220, 248, 283, 343, 357, 363, 376, 389, 400, 402, 414, 429, 434, 458. Vgl. zur Belegungschronologie: Neuffer-Müller 1983, Taf. 161ff. Vgl. Abb. 290–291; Burzler 1993, 198, Tab. 32; dies. 2000, Taf. 42f. Oben, Burzler S. 422ff.
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Separatfriedhof Kirchheim/Ries: Gräber 294, 299, 300, 306, 308, 312; 302, 316; 305, 358. Das wohl jüngste Kammergrab 292, das aufgrund seiner Störung kaum datiert werden kann, wird von Grab 280 der Zeitschicht 4 überlagert. Danach ist ein Ende der Kammergräber in Zeitschicht 3 denkbar. Kammergräber: Kirchheim/Ries Gräber 319, 326, 335/332, 292. Pferdegräber: ebd. Taf. 152. Kirchheim/Ries Gräber 299, 305. Neuffer-Müller 1983, 54, 61, Taf. 155. Ferner enthält Grab 370 mit Vollbewaffnung einen Schildbuckel mit feuervergoldetem, aufgelegtem Bronzekreuz. Vgl. Burzler 2000, Taf. 45. Zu diesen Fundgruppen: Neuffer-Müller 1983, 50, 67f., 72f. Kirchheim/Ries Grab 316, gestört. Kirchheim/Ries Gräber 299, 305, 316, 326. Vgl. oben, Burzler S. 424ff. und Neuffer-Müller 1983, 53ff. Z.B. Kirchheim/Ries Gräber 363, 370; 319, 326, 335; 299, 301, 305, 316, 320. Beispiele für C-Gräber: Kirchheim/Ries Gräber 299, 301, 305, 316, 319 (?), 320, 326, 335, 363, 370 (?). Gürtelschnalle mit rundem Beschläg, engzellige Tauschierweise. Beispiele: Kirchheim/Ries Gräber 106, 208, 232, 269, 294, 299, 326, 363 (?), 370, 376, 438. Kirchheim/Ries Gräber 106, 326, Neuffer-Müller 1983, 70f. Es handelt sich um die kreuzförmige Struktur, die der engzelligen Tauschierweise des Riemenverteilers des Pferdegeschirrs zugrunde liegt: Neuffer-Müller 1983, Taf. 69, 3–4. Krieger Christi. Zur Bedeutung: Lurker 1988, 469. Bülach-Füchsli: Werner 1953. St. Laurentius: Burzler, Fundliste 7 (mit ält. Lit.); zuletzt mit neuen Untersuchungsergebnissen: Amrein/RastEicher/Windler/Langenegger 1999. Siedlungsgeschichte und Topographie: Windler 1990; dies. 1994, 151f. Eine zum Reihengräberfeld gehörige Siedlung ist archäologisch nicht nachgewiesen, wird aber im Umkreis der Kirche vermutet. Windler 1990, 70; dies. 1994, 151. Zur Datierung vgl. Windler 1994, 152, Anm. 1057. Amrein/Rast-Eicher/Windler/Langenegger 1999, 78f. Windler 1990, 70ff.; Amrein/Rast-Eicher/Windler/Langenegger 1999, 104. Christlein 1973, 170ff. Vgl. Christlein 1973, 171, Abb. 26. Bülach Gräber 4, 14, 18, 32, 34. Vgl. Windler 1990, 70. Zur Belegungschronologie: Werner 1953, Plan II und Plan III (zu späte Datierung); V. Bierbrauer, ZAK 31, 1974, 193ff. Windler 1990, 72. Amrein/Rast-Eicher/Windler/Langenegger 1999, 85f., 89, 104; dies. 1997, 266f.; dies. 1994, 164ff., Abb. 192f. Oben, Burzler S. 422ff. und 439ff. Werner 1953, 10; Martin 1997b, 500f., Abb. 584; Düwel 1997, 492. Verbreitungskarte: Martin 1997b, 499, Abb. 580. Zum Zusammenhang zwischen Aufkommen der Runeninschriften und Mitteldeutschland bzw. nordgermanischem Raum: Martin 1997b, 501; ders., Die Runenfibel aus Bülach Grab 249. Gedanken zur Verbreitung der Runendenkmäler bei den Westgermanen. In: K. Stüber/A. Zürcher (Hrsg.), Beiträge zur Archäologie und Denkmalpflege. Festschr. W. Drack, Zürich 1977, 120ff. Offensichtlich beinhalten manche Runeninschriften Abkehrerklärungen gerade von der wotanistischen vorchristlichen Religion: Beispiele bei Düwel 1997, 494f. Windler 1990, 71f., 73, Abb. 8; dies. 1994, 126. Bülach Grab 32: Werner 1953, 88. - Elgg Grab 164: Windler 1994, Taf. 49f. Vgl. Tab. 63. Windler 1994, 126f.; dies. 1990, 70ff. Vgl. Tab. 64. In Tab. 84 wurden nur ungestörte Gräber aufgenommen, sodass der Vorsprung der Saxgräber im Unterschied zur Tab. 64 nicht zum Ausdruck kommt. Burzler 2000, 143, Abb. 23. Fehring 1992, 78. Christlein 1973, 160ff. Burzler 2000, Beilagen 2–3. Fundliste 7. Zur Topographie: Quast 1994, 592, Abb. 1. Krins/Scholkmann 1992, 26ff. Bis auf die Grabungen von 1985 wurden die Grabinventare aus beiden Friedhöfen nicht getrennt.
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Krins/Scholkmann 1992, 29ff. Fundliste 7. Christlein 1978, 154f.; Fiedler 1962, 24ff. Vgl. Christlein 1974, 586ff.; ders. 1973, 176 (C-Gräber aus der Grabung 1970). Fiedler 1962, Taf. 26, 48. Grab 134 ist älter als die männliche Kirchenbestattung. Zerstörung und Beraubung: Fischer 1993, 13f., Taf. 54 unten, 60f., 143 Liste 2. Aufgrund der Zerstörung ist der tatsächliche Belegungsbeginn offen. Vgl. Anm. 4109. Beispiele: Steinbau: Esslingen, Freienbach-Lützelau, Frick, Schöftland, Schwyz: Fundliste 7. - Holzbau: Kirchlindach BE: P. Eggenberger/W. Stöckli: Kirchlindach, Reformierte Kirche 1983. - Oberwil BE: Fundliste 7. Kreisgrabenbestattung: Staubing Grab 122: Fischer 1993, 205f., Taf. 44. Dat.: Zeitschicht 3. Belegungschronologie: Fischer 1993, 64, Beil. 1, 2: Kartierung der Gürtelleitformen (Dreiteilige Gürtelgarnitur = Zeitschicht 2 nach Christlein, vielteilige Gürtelgarnitur = Zeitschicht 3, einfache Gürtelgarnitur = Zeitschicht 4). Fischer 1993, Beil. 3, 2. Die Kreisgrabenbestattung Grab 122 ist zwar durch den Kreisgraben abgesetzt, doch ist der Abstand zu den umgebenden Gräbern, darunter auch Kammergräber, recht gering. Fischer 1993, 58f., 64, Beil 2, 1 (späte Wiederbelegung durch beigabenlose Gräber). Die Kirche ist von zahlreichen beigabenlosen Bestattungen umgeben, die der letzten Belegungsphase im frühen 8. Jh. angehören. Fischer 1993, 211f., Taf. 49f. Zeitschicht 2: Staubing Grab 76. Zeitschicht 3: Staubing Grab 49, 88, 138. Zeitschicht 4: Staubing Grab 7, 19, 21, 144, 145. Unsicher: Grab 7, 88, 145. Zu der von Fischer 1993, 74 vorgenommenen Zuteilung sind Grab 7, 19 und 21 aufgrund der silbervergoldeteten Riemenzunge, Goldblechanhänger und der goldenen Bommelohrringe hinzugekommen; Grab 107 ist dagegen eher der Qualitätsgruppe B und 144 (Glasgefäss) der Gruppe C zuzuordnen. Reste einer tauschierten vielteiligen Gürtelgarnitur, Schildnägel aus dem Raubschacht. Fischer 1993, 138. Fischer 1993, 46, Taf. 31,1. Auch die Applike des Textilkreuzes aus Grab 138 (ebd. Taf. 48,1) dürfte belegungschronologisch, im Bereich der Zeitschicht 3 gelegen, älter als die Kirche sein (ebd. 47, 64). Staubing Grab 21: Anhänger aus Goldblech mit Kreuzdarstellung, Fischer 1993, Taf.7,4. Grab 28: Pressblechscheibenfibel mit Kreuz über Menschengesicht, ebd. Taf. 10,4. Beispiele: Staubing Grab 21, 28, 76, 138. Kürzlich hat H. W. Böhme eine neue Interpretation für die «Goldblattchristen» vorgeschlagen, denen gemäss der Verbreitung der Goldblattkreuze in Italien und bestimmten Teilgebieten nördlich der Alpen eine südliche Ausrichtung eigne, die sich von der «fränkischen Prägung» der in der Kirche Bestatteten unterscheide: Böhme 2000, 98ff. Sontheim/Brenz Grab 83: Neuffer-Müller 1966, Taf. 36,1. Fundliste 7. Topographie: Christlein 1978, 135, Abb. 103. Vgl. Burzler 2000, 143, Abb. 23. Neuffer-Müller 1966, Taf. 36, 1; 38, 2. Beispiele: Sontheim Gräber 5, 11, 23, 28, 83, 92, 101, 105, 142, 153, 162, 174, 176, 177, 179, 178, 184, 186, 196. Paulsen 1967, 194f. Fundliste 7. Nach einem Hinweis von A. Rettner, München, dem ich herzlich danke, kann es sich beim Lorenzberg um einen von Romanen belegten Friedhof handeln. F. Stein 1967, 223f. Etwa im Sinne Christleins 1973, 163. Dagegen erkennt Christlein in der Verbreitung der C-Gräber einen wichtigen Hinweis, den er ethnisch interpretiert, auf die Grenze zwischen alamannischem und bajuwarischem Stammesgebiet: Christlein 1973, 172f., Abb. 27. Für Anregung und Diskussion danke ich B. Ruckstuhl herzlich. Zur Problematik vgl. jüngst: Marti 2000, 283ff. Zitiert nach: Brather 2000, 154, Anm. 75. Zur forschungsgeschichtlichen Diskussion: ebd. 140ff.
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Steuer 1998, 270f. Dazu die einschlägigen Artikel in den Ausstellungskatalogen: Bajuwaren 1988, Alamannen 1997, Franken 1997. Die Frage nach dem spezifisch Bajuwarischen, Alamannischen oder Fränkischen wurde allerdings nur ansatzweise gestellt. Z.B. Bierbrauer 1971; ders. 1974; ders. 1975; Martin 1971; ders. 1983, bes. 219ff.; Werner 1966; Stein 1974. Geuenich/Keller 1985; Wolfram/Schwarcz 1985; Ament 1992, 42ff.; Müller-Wille/Schneider 1993; Windler 1994, 160ff.; Böhme 1996a; Steuer 1998; Siegmund 1998; H. Keller 1998; Roth 1998; Brather 2000 (vorwiegend aus theoretischer Sicht). Kürzlich angezeigt: G. Jentgens, Die Alamannen. Methoden und Begriffe der ethnischen Deutung archäologischer Befunde, Freiburger Forsch. d. ersten Jahrtausends (in Vorb.). Siegmund 1998, 558; Böhme 1996a, 90ff., Abb. 2ff.; Marti 2000, 283f. Freundliche Mitteilung von M. Martin, dem ich herzlich danke. Zu den Aussagemöglichkeiten von Fundkartierungen über Wirtschaftsräume, Handwerkergebiete, Exogamie und eben auch Ethnien: Siegmund 1998, 558f. Kritische Reflexionen bei Steuer 1998, 289; ders., in: Germanen 1998, 148ff. Kritische Überlegungen: Steuer 1998, 271ff. A. Koch 1998, 539. Vgl. zu den Schwierigkeiten einer Trennung von alamannischen und fränkischen Bügelfibeln: ebd. 541ff., 563. Christlein 1978, 20f. Roth 1998, 629. Vgl. Steuer 1998, 278. H. Steuer, in: Germanen 1998, 171ff., bes. 172. So auch: Siegmund 1998, 560. Vorher Martin 1979a, 424; ders. 1991, 293ff. Vgl. dagegen ders. 1976a, 191. Siegmund 1998, 560ff. Ähnlich H. Keller 1993, 94. Siegmund 1998, 560. Siegmund 1998, 559, Anm. 11; vgl. H. Keller 1998, 586. Martin 1983, 219ff.; ders. 1979 a, 420ff.; ders. 1991, 293ff. (Beigabensitte), 308ff. (Herkunft und Struktur der spätrömischen und frühmittelalterlichen Bevölkerung). Vgl. die Darstellungen des Volkes Israel auf seinen Zügen: Kratzsch 1982, 23; P. Meinold (Hrsg.), Mathaeus Merian. Die Bilder zur Bibel. Mit Texten aus dem Alten und Neuen Testament. Merian Bibliothek. Hamburg 1965, 79. Wolfram 1998, 608f. Geuenich 1988, 117; Steuer 1998, 277. H. Keller 1993, 83. Wenskus 1961; H. Keller 1993, 85. H. Keller 1998, 586. Z.B. Müller-Wille/Schneider 1993; Wolfram 1998; ders. 1985; Beumann/Schröder 1985; Daim/Friesinger 1990; Wolfram/Pohl 1990. H. Keller 1998, 587. H. Keller 1998, 586f. Oben, Leicht S. 101. Vgl. die Kartierungen verschiedener Beigaben bei: Steuer 1998, 292ff., Abb. 2–7; Schulze-Dörlamm 1986, 697, Abb. 113. H. Keller 1998, 586f. H. Keller 1993, 85. H. Keller 1993, 85f. H. Keller 1993, 97ff. K. Reindel, Herkunft und Stammesbildung der Bajuwaren nach den schriftlichen Quellen. In: Bajuwaren 1988, 56–60; ders., Die Bajuwaren. Quellen, Hypothesen, Tatsachen. Deutsches Archiv f. Erforschung. d. Mittelalters 37,2, 1981, 451ff.; Th. Fischer/H. Geisler, Herkunft und Stammesbildung der Bayern aus archäologischer Sicht. In: Bajuwaren 1988, 61–69; Bierbrauer 1985; Geisler 1990; Fischer 1990. Oben, Höneisen S. 31ff. Oben, Burzler S. 507ff. H. Keller 1993, 91, 93. Keller 1974; Schach-Dörges 1997; dies. 1998, 639ff.; Fingerlin 1990; ders. 1993; ders. 1997; Planck 1990. Fingerlin 1993, 59f.; Schach-Dörges 1998, 647. H. Keller 1993, 93f. Gleicher Gedanke bei: Steuer 1998, 281. Oben, Burzler S. 507. Nachweise bei: Keller 1974; Schach-Dörges 1997; dies. 1998, 639ff. (mit Fundortlisten 1–3). Vgl. H. Keller 1993, 91ff. Geuenich/Keller 1985, 148. Zu dieser Problematik ebd. 148ff.
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Von Anke Burzler/Beatrice Ruckstuhl verfasst. Vgl. oben, Burzler S. 509ff. H. Keller 1998, 592. Keller 1974; Schach-Dörges 1997; dies. 1998. Vgl. oben, Burzler S. 502f. Vgl. oben Burzler S. 505ff. Vgl. oben, Burzler S. 499ff. Zur Belegung S. 502f.; oben, Ruckstuhl S. 302ff. Das bisherige nördliche Areal wird teilweise aufgegeben, ein neues südliches erschlossen, wobei es stärker zu einer linearen Belegungsweise kommt. Diese mögliche Verlagerung hat in Schleitheim nicht zur Folge, dass plötzlich Abzug von Bevölkerungsgruppen oder Entvölkerung fassbar wären. Es bestehen keine diesbezüglichen Hinweise; im Gegenteil, die Bevölkerung scheint anzusteigen. Ob die Bevölkerungsexplosion so stark ist, dass sofort neue Siedlungsräume durch Zuzug gewonnen werden, ist fragwürdig. H. Keller 1993, 100. Vgl. zur historischen Bedeutung des Gebietes: H. Keller 1973; ders. 1976. Vgl. Windler 1994, 160; Marti 2000, 283. So Steuer 1998, 272. Bierbrauer 1985. Oben, Leicht S. 123ff. Windler 1994, 133f. Martin 1991, 304. Tab. 85 (erweitert, auf der Grundlage von Martin 1991, 304) beruht auf Auszählung der entsprechenden Waffen der Ausstattungstabellen der Männer (Tab. 62–64). Martin 1991, 304f. A. Koch 1998, 536f. Vgl. Windler 1994, 132, Anm. 941. Von einer ethnischen Ansprache einzelner Beigaben, z.B. Fibeln, im Sinne einer Herkunftsbestimmung wird Abstand genommen, da sich diesbezügliche Hinweise bei der antiquarischen Analyse von Leicht finden. Vgl. oben, Leicht S. 155ff. Martin 1991, 321. Windler 1994, 131f. Vgl. Martin 1991, 321ff., Abb. 160. Werner 1953, 8. Paarige Vierfibeltracht der Zeitstufe II: Schleitheim-Hebsack Gräber 424, 455, 551, 552, 853. Paarige Vierfibeltracht der Zeitstufe III: Schleitheim-Hebsack Gräber 665, 761 (linksrheinische Beziehungen). Vgl. Tab. 65–66. Das zweite reiche Gehöft G wird durch den Siedlungschef (Schleitheim Grab 766) repräsentiert. Vgl. oben, Ruckstuhl, S. 318f. Windler 1994, 130f.; Christlein 1966, 74f.; Martin 1991, 323. Vgl. oben, Rast-Eicher/Burzler S. 387ff. Martin 1991a, 42ff. Vgl. oben, Burzler S. 429ff. Zum Nachweis vgl. Tab. 65–67. Zeitstufe I: Schleitheim-Hebsack Grab 363. Zeitstufe II: SchleitheimHebsack Grab 548. Zeitstufe III: Schleitheim-Hebsack Grab 476. Zeitstufe IV: Schleitheim-Hebsack Gräber 331, 335, 519, 711. Nicht berücksichtigt: Schleitheim-Hebsack Grab 384 (Altstück). Von Nachteil dabei ist, dass durch den zeitlichen Schwerpunkt in Stufe IV die hierfür in Frage kommenden, südlichen Friedhofsbereiche durch die Altgrabungen weitgehend zerstört sind. Nachweise: Martin 1991, 334ff.; Burzler, oben S. 430f. Martin 1991, 334f. Vgl. Schleitheim-Hebsack Grab 476: romanische Beschlägform mit Silberblech. Höchstwahrscheinlich trifft das auf Schleitheim-Kirche Grab 30 zu, das mit der restlichen Beigabenausstattung gut im südalamannischen Raum verwurzelt ist. Martin 1991, 322f., Abb. 161. Windler 1994, 121. Eine Kartierung der Amulette erbrachte für Schleitheim-Hebsack keine besonderen Gruppierungen. Gräber 317, 359, 365, 368, 389, 581, 613, 701. Gräber 357 (unvollständig), 326 (zur Tasche?), 502 («gemischte» Garnitur). Vgl. oben, Burzler S. 422ff. Windler 1994, 68, 130, 133f. Christlein 1966, 44.
77
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Wegen der hohen Störungsquote durch Altgrabung und Wiederbelegungen im 7. Jh. wurde auf eine Berücksichtigung der gestörten beigabenlosen Bestattungen verzichtet. Oben, Ruckstuhl S. 368ff. Martin 1991, 301. Martin 1991, 300f. Oben, Burzler S. 481ff. Windler 1994, 159f. Windler 1994, 160, 164. Im Einzelfall ist nicht auszuschliessen, dass sich dahinter Romanen verbergen. Hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung ist anzumerken, dass zum einen Schleitheim-Hebsack nicht vollständig ergraben ist, zum anderen möglicherweise nicht die gesamte Bevölkerung im 5. Jh. im Hebsack bestattet (Frauenüberschuss!) und daher die gestiegene Gräberanzahl der Zeitstufe III einen vergleichsweise zu starken Bevölkerungsschub spiegeln kann. Zudem ist von Bedeutung, dass die Beigabensitte und deren Verbreitung ein Bevölkerungswachstum vorspiegeln können. Marti 2000, 286. Dazu Windler 1994, 164. A. Koch 1998, 545.
4315 4316 4317 4318 4319
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Davon ist die Frage der Ausbausiedlungen zu trennen. Martin 1991, 322. Windler 1994, 160ff. Einzelne Personen können davon ausgenommen sein. Windler 1994, 161f. (mit Betonung auf den Beziehungen zur Francia). Zu Schleitheim: ebd. 162. Windler 1994, 164ff. Bereits im 7. Jh. bestatten die linskrheinischen westlichen Gebiete viel stärker beigabenlos als im Osten. Dies hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf Verbreitungskarten, sodass sich vermehrt «Schwerpunkte» in Süddeutschland bilden könnten. Andere Ansicht – eine Zuwanderung der Alamannen aus dem rechtsrheinischen Gebiet während des 7. Jhs. - bei: Windler 1994, 166. Gilt das auch für die Gründungszeit von Schleitheim? Dieser bereits als Konsolidierung bezeichnete Vorgang könnte seinerseits die Möglichkeiten zu einer erneuten gesellschaftlichen Differenzierung schaffen, die in der Gründung des kirchlichen Sonderfriedhofes mündet. Der gleichen Wurzel des allgemeinen Aufschwunges könnte auch der spätmerowingische Siedlungsausbau entstammen.
Abkürzungen
AABW AiD AJB AK AS AZ Ber. Beitr. BHM BJ BSPF BV FBBW FBVF BSFN GDV HA HAV Jb. Jber. JbSGUF KASH KAZH MA MBVF MGH SS RGA RGK RGZM s. S. SB SGUF SHBG SN SNR SPM UFAS ZAK ZAM
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Abbildungsnachweis Zahl = Abbildungsnummer Der Nachweis für Abbildungen aus Publikationen ist jeweils in der Bildlegende vermerkt.
Altorfer Kurt: 194 Fotos.
KASH (Res Eichenberger): 13–17, 22, 107, 114, 225–226, 230–234.
Banghard Karl: 180.
Braasch Otto: 5.
KASH (Rolf Wessendorf): 67, 76, 79, 80, 90–92, 94, 96–104, 106, 109–110, 113, 115, 118, 120, 124, 151, 154–155, 157, 159, 161, 163, 165, 167, 169, 182–183, 196, 206–207, 281– 283, 292–298, Taf. 113–125.
Bundesamt für Landestopographie: 1, 3.
KASH (Hanna Hromadka/Tina Cavka): Taf. 1–17, 112.
Burzler Anke: 249.
KASH (Tina Cavka): Grabpläne, Schwarz-Weiss-Perlenpläne.
Geiger Hans-Ulrich: 188–190.
KASH (Hanna Hromadka): Taf. 126–133.
Gemeindearchiv Schleitheim: 277.
KAZH (Luftbildprospektion, P. Nagy): 2.
Hotz Gerhard: 208–224, 227–229, 235, 237, 286–287.
Rast Antoinette: 128–136, 138, 140–141, 143.
KASH: 0, 3, 6–12, 19–21, 37–66, 68–75, 77–78, 81–89, 93, 95, 105, 108, 111, 116, 119, 121–123, 125–127, 137, 139, 142, 150–153, 156, 158, 160, 162, 164, 166, 168, 176–177, 179, 181, 193–195, 197–205, 238–247, 259–276, 278–280, 284–285, 288–291.
Schoch Werner: 192.
Bartel Antje: 144–149.
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Technische Universität Darmstadt: 23–32.
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Katalog
Zum Katalog Der Katalog gliedert sich in einen Hauptkatalog und drei Spezialkataloge. Der gedruckte Hauptkatalog umfasst die folgenden Teile: 1. Schleitheim-Brüel: Katalog der frühmittelalterlichen Siedlungsfunde (S. 109ff.). 2. Schleitheim-Hebsack: Katalog der Gräber und Grabfunde (S. 111ff.). 3. Schleitheim-Kirche: Katalog der frühmittelalterlichen Gräber und Grabfunde (S. 218ff.). 4. Schleitheim-Kirche: Katalog der mittelalterlichen Streufunde (S. 220). Die Spezialkataloge auf der CD behandeln die nachstehenden Fundgruppen: 1. Textilreste. Antoinette Rast-Eicher verdanken wir die Untersuchung und Bestimmung. Auf ihre Resultate weist im Katalog der Gräber der Vermerk «s. Textilkatalog» hin. Die Beobachtungen der Restauratorinnen und Restauratoren zu den organischen Resten sind im Gräberkatalog aufgeführt. 2. Perlen. Das Erstellen des Kataloges und die Bearbeitung der Perlen verdanken wir Yvonne Reich. Die Perlen sind auf Taf. 113–125 abgebildet. Zur Perlentypologie siehe S. 347ff. 3. Münzen. Die Bestimmung verdanken wir Kurt Wyprächtiger. Die merowingische Münzbörse wird im Aufsatz von Hans Ulrich Geiger (Band 1, S. 273ff.) behandelt; dort findet sich auch der Katalog. Zusätzlich zu den Spezialkatalogen befindet sich auf der CD auch ein erweiterter Teil des Hauptkataloges: der Katalog der Gräber und Grabfunde von Schleitheim-Hebsack. Im Vergleich zur gedruckten Version enthält dieser zusätzliche Grabpläne und eine umfangreichere Fotodokumentation. Über die Grabnummer lassen sich jeweils zugehöriger Katalogeintrag, Grabplan, Tafelabbildung und Fotodokumentation abrufen.
Hauptkatalog 1. Schleitheim-Brüel: Katalog der frühmittelalterlichen Siedlungsfunde Bronze- und Silberobjekte (Taf. 1): 1 Bügelknopffibel. Bronze. L. 6.1 cm, B. 4.1 cm. MA 52747 (Abb. 15). 2 Armbrustfibel. Bronze. Halbfabrikat? L. 4.6 cm. MA 52751 (Abb. 14a). 3 Schilddorn einer Gürtelschnalle. Silber. L. 2.8 cm. MA 52749. 4 Barren. Silber. L 1.6 cm, B/D 0.6 cm, G. 7.55 g. Metallanalyse (Röntgenfluoreszenz) am SLM: Silber (92.9%), Kupfer (5.4%), Blei (1.1%), Gold (0.6%). MA 52723 (Abb. 16). Abb. 17: Münze. Bronze. Constantius II., 337–361 n.Chr., AE II, Siscia, 350 n.Chr. MA 52753. Geweih- und Knochengeräte (Taf. 1): 5 Kamm. Geweih/Knochen. MA 52745. 6 Kammetui. Geweih/Knochen. MA 35632. 7 Pyramidenknopf. Geweih/Knochen. Halbfabrikat. MA 52739. 8 Nadel. Knochen. MA 52738. 9 Anhänger. Unterkiefereckzahn eines adulten, männlichen Hausschweines, durchbohrt. MA 52732. Nicht abgebildet: Fragment. Geweih. Brandspuren. MA 52922.
Silices (Taf. 1): 10 Kratzer. Silex. Sekundär als Stichel umgearbeitet. Prähistorisches Artefakt mit sekundären, wohl frühmittelalterlichen Gebrauchsretouchen. MA 52729. 11 Lamelle. Silex. Mit Endretouche und ventral retouchierter Kerbe. MA 52730. Nicht abgebildet: Trümmerstück. Chalcedon. MA 52894. Abschlag. Silex. MA 52895. 2 Trümmerstücke. Silex und Chalcedon. Silex mit Gebrauchsretouchen. MA 52896. Abschlag. Silex. Mit Gebrauchsretouchen. MA 52897. Rindenabschlag. Silex. MA 52898. Rindenabschlag. Silex. MA 52900. Klingenfragment. Silex. MA 52901. Rindenabschlag. Silex. MA 52902. Abschlag. Silex. Mit Gebrauchsretouchen. MA 52903. Abschlag. Silex. Feuereinwirkung. MA 52904. Rindenabschlag. Silex. MA 52905. Rindenabschlag. Silex. MA 52906. Trümmerstück. Chalcedon. MA 52907. Abschlag. Silex. MA 52908. Abschlag. Silex. Mit Gebrauchsretouchen. MA 52909. Abschlag. Silex. MA 52910. Geröllfragment. Chalcedon. MA 52911. Trümmerstück. Chalcedon. MA 52912. Trümmerstück. Chalcedon. Gebändert. MA 52913. Abschlag. Silex. MA 52914. Abschlag. Silex. MA 52915. Klingenfragment. Silex. MA 52916. Trümmerstück. Chalcedon. MA 52917. Trümmerstück. Chalcedon. MA 52918. Trümmerstück. Chalcedon. MA 52919. Glasperlen (Taf. 1): 12 Perle. Glas. Doppelkon., tl. d. blau; L. 2.5. MA 52734. 13 Perle. Glas. Ringf.-kugelig, schwach tl. d. grünblau; L. 5.5. MA 52735. 14 Perle. Glas. Tonnenf., opak gelb; L. 7.0. MA 51972. 15 Perle. Glas. Zylindr., tl. d. blau; L. 15.5. MA 52733. 16 Perle. Glas. Kleines Fragment. Form und Masse nicht eindeutig bestimmbar; opak rot oder bräunliches rot; L. unbekannt. MA 52737. 17 Perle. Glas. Ringf.-kugelig, mittige zweischichtige Punktaugen, randlicher Streifen in einer Farbe, zwei randliche Streifen in einer Farbe, Kernzone: schwach tl. d. blau, schwach tl. oliv, opak weiß; schwach tl. d. blau, opak weiß, opak rotbraun; L. 12.0. Wohl LT-zeitlich, evt. auch wieder verwendeter Altfund. MA 52736. Nicht abgebildet: Perle. Glas. Ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3.5. MA 51973. Geräte aus Ton: Tafel 1: Tiegel, Spinnwirtel 18 BS. Glastiegel. Keramik. I: anhaftende gelbe Glaspaste. MA 51971 (Abb. 21–22). 19 Objekt unbekannter Verwendung. Tiegel? Keramik, rund. MA 52724. 20 Spinnwirtel. MA 52741. 21 Spinnwirtel. MA 52742. 22 Spinnwirtel. MA 52743.
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Tafel 2–9 und Abb. 12: Webgewichte 23 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36968. 24 Webgewicht. Oval, Kerbe (?). MA 36969. 25 Webgewicht. Oval. MA 36970. 26 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36971. 27 Webgewicht. Oval. MA 36973. 28 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36974. 29 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36975. 30 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36976. 31 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36977. 32 Webgewicht. Oval, Kerbe und Dellen. MA 36979. 33 Webgewicht. Oval. MA 36972. 34 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36981. 35 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36982. 36 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36983. 37 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36984. 38 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36985. 39 Webgewicht. Kugelig. MA 36986. 40 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36987. 41 Webgewicht. Oval, Kerbe. MA 36989. 42 Webgewicht. Oval, Kreisrille. MA 36990. 43 Webgewicht. Oval. MA 36991. 44 Webgewicht. Oval. MA 36992. 45 Webgewicht. Oval, Kreuzrosette. MA 36966. 46 Webgewicht. Oval. MA 36965. Nicht abgebildet: Webgewicht? MA 36967. Webgewicht? MA 36978. Webgewicht? MA 36980. Webgewicht? MA 36988. Webgewicht? MA 36993. Zwei Webgewichtfragmente. MA 36994. Fünf Ofenfragmente. MA 52878. Hüttenlehmfragment. MA 52890. Hüttenlehmfragment. MA 52951. Vier Hüttenlehmfragmente. MA 56383. Gefässkeramik: Tafel 10: Fein- und Grobkeramik 47 RS. Offene Form. Rauh- und dickwandige Ware. MA 56207. 48 RS. Offene Form. Rauh- und dickewandige Ware. MA 56026. 49 RS. Offene Form. MA 56228. 50 RS. Offene Form. MA 56140. 51 RS. Offene Form. MA 56146. 52 RS. Offene Form. MA 56196. 53 RS. Offene Form. MA 56043. 54 RS. Offene Form. MA 56103. 55 RS. Offene Form. MA 56079. 56 RS. Offene Form. MA 56262. 57 RS. Offene Form. MA 56092. 58 RS. Offene Form. MA 56245. 59 RS. Offene Form. MA 56009. 60 RS. Offene Form. MA 56115. 61 RS. Offene Form. MA 56190. 62 RS. Offene Form. MA 56186. 63 RS. Offene Form. MA 56357. 64 RS. Offene Form. Helles Ziegelrot. MA 56075. 65 RS. Offene Form. Helles Ziegelrot. MA 52976. 66 RS. Offene Form. MA 56034. 67 RS. Offene Form. MA 56171. 68 RS. Offene Form. MA 56415. 69 RS. Offene Form. MA 56241. 70 RS. Offene Form. MA 56302. 71 RS. Offene Form. MA 56429. 72 RS. Offene Form. MA 56050. 73 RS. Offene Form. MA 56058 74 RS. Offene Form. MA 56076. 75 RS. Offene Form. MA 56199. 76 RS. Offene Form. MA 56081. 77 RS. Offene Form. MA 56025. 78 RS. Offene Form. MA 56233. 79 RS. Offene Form. MA 56137.
110
80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90
RS. Offene Form. MA 56260. RS. Offene Form. MA 52977. RS. Offene Form. MA 56356. RS. Offene Form. MA 56053. RS. Offene Form. MA 56178. RS. Offene Form. Horizontalrillen. MA 56299. RS. Offene Form. Randleiste. MA 52925. BS. Standring. MA 56337. BS. Standring. MA 56023. BS. Standring. MA 56155. BS. Standring. MA 56397
Tafel 11: Feinkeramik 91 WS. Buckelware. Schulter mit Zickzackrillen. MA 56384. 92 WS. Buckelware mit Rillenzier. MA 56143. 93 WS. Schrägkerben. MA 56284. 94 WS. Schrägkerben. MA 56054. 95 WS. Eindruckstempel. MA 56036. 96 WS. Rillen. MA 56120. 97 WS. Horizontalrillen. MA 52981. 98 WS. Horizontalrillen. MA 56399. 99 WS. Horizontalrillen. MA 56299. 100 WS. Horizontalrillen. MA 56180. 101 WS. Horizontalrillen. MA 56153. 102 WS. Horizontalrillen. MA 56378. 103 WS. Horizontalrillen. MA 56072. 104 WS. Horizontalrillen. MA 56265. 105 WS. Horizontalrillen. MA 56332. 106 WS. Horizontalrillen. MA 56234. 107 WS. Horizontalrillen. MA 56117. 108 WS. Horizontalrillen. MA 52982. 109 WS. Horizontalrillen. MA 56341. 110 WS. Kerbreihe. MA 56117. 111 WS. Kerbreihe. MA 52969. 112 WS. Kerbreihe. MA 56328. 113 RS. MA 56093. 114 RS. MA 56195. 115 RS. MA 56219. 116 RS. MA 52940. 117 RS. MA 56413. 118 RS. MA 56258. 119 RS. MA 56069. 120 RS. MA 56212. 121 RS. MA 56308. 122 RS. MA 56295. 123 RS. MA 52953. 124 RS. MA 56197/56063. 125 RS. MA 56215. 126 RS. MA 52987. 127 RS. MA 56091. 128 RS. Leicht gekehlter Rand. MA 56068 129 RS. MA 56398. 130 RS. MA 56152. 131 RS. MA 56018 Tafel 12: Grobkeramik 132 RS. Wellenzier. MA 56031. 133 RS. MA 56231. 134 RS. MA 56205. 135 RS. MA 56138. 136 RS. Magerungstyp A. MA 36843. 137 RS. MA 56085. 138 RS. MA 56109. 139 RS. MA 56206. 140 RS. MA 56064. 141 RS. MA 56042. 142 RS. MA 52924. 143 RS. MA 51933. 144 RS. MA 52932. 145 RS. MA 56108. 146 RS. MA 56446. 147 RS. MA 56412
Tafel 13: Grobkeramik 148 RS. Magerungstyp A. MA 36842. 149 RS. MA 56159. 150 RS. MA 56006. 151 RS. MA 56346. 152 RS. Randkehlung. Helles Ziegelrot. MA 56236. 153 RS. Randkehlung. MA 56225. 154 RS. Randkehlung. MA 56070. 155 RS. MA 56110. 156 RS. MA 52963. 157 RS. MA 56444. 158 RS. MA 52941. 159 RS. MA 56169. 160 RS. MA 56428. 161 RS. MA 56414. 162 RS. MA 56193. 163 RS. MA 56141. 164 RS. MA 56170. 165 RS. MA 56130. 166 RS. MA 56220. 167 RS. MA 56129. 168 RS. MA 56324. 169 RS. MA 56124. 170 RS. MA 56118. 171 WS. Randansatz. Innenseite mit Randlappen. MA 56030. Tafel 14: Grobkeramik 172 WS. Randansatz. Drehspuren. MA 56035. 173 RS. Randansatz. MA 56133. 174 RS. Randansatz. Rillenzier. MA 56164. 175 WS. Fingereindrücke. MA 56314. 176 WS. Wellenband und Rillenzier. MA 56132. 177 WS. Rillenzier. MA 52972. 178 WS. Randansatz. Innenseite mit Drehspuren. MA 56204. 179 WS. Fingertupfenreihe. MA 56051. 180 WS. Drehspuren. MA 52947. 181 WS. Besenstrich. Innenseite mit Drehspuren. MA 56237. 182 WS. Besenstrich. MA 56016. 183 WS. Innenseite mit Drehspuren. MA 56347. 184 WS. Innenseite mit Drehspuren. MA 56166. 185 WS. Innenseite mit Drehspuren. Magerungstyp A. MA 36844. 186 WS. Innenseite mit Drehspuren. MA 56232. 187 BS. Drehspuren. MA 56134. 188 BS. Drehspuren. MA 56431. 189 BS. Drehspuren. MA56059. 190 BS. MA 56048. 191 BS. MA 56214. Tafel 15: Grobkeramik 192 BS. MA 56125. 193 BS. MA 56282. 194 BS. MA 56285. 195 BS. MA 56097. 196 BS. Sandig. MA 52964. 197 BS. Sandig. MA 52945. 198 BS. Sandig. Drehspuren. MA 56082. 199 BS. MA 52986. 200 BS. MA 52944. 201 BS. Drehspuren. MA 52973. 202 BS. Drehspuren. MA 52934. 203 BS. MA 56222. 204 BS. MA 56056/52970/52965. 205 BS. MA 56273. 206 BS. MA 56223. 207 BS. Drehspuren. MA 56211. 208 BS. Drehspuren. MA 56045. Tafel 16: Grobkeramik 209 BS. MA 56055/56294. 210 BS. MA 56065. 211 BS. MA 56144. 212 BS. MA 52931. 213 BS. MA 56167.
214 215 216 217 218 219 220 221
BS. MA 56289. BS. MA 52968. BS. MA 56118. BS. MA 56105. BS. MA 56238. BS. MA 56183. BS. Sandig. MA 56358. BS. MA 56367.
Lavezsteingefässe (Taf. 16–17): 222 RS. Lavez. MA 52864. 223 RS. Lavez. MA 52847. 224 RS. Lavez. MA 52854. 225 WS. Lavez. MA 52842. 226 WS. Lavez. MA 52843. 227 WS. Lavez. MA 52851. 228 WS. Lavez. MA 52865. 229 WS. Lavez. MA 52855. 230 WS. Lavez. MA 52848. 231 WS. Lavez. MA 52866. 232 WS. Lavez. MA 52852. 233 WS. Lavez. MA 52850. 234 WS. Lavez. Granateinschlüsse. MA 52846. 235 WS. Lavez. Granateinschlüsse. MA 52853. 236 WS. Lavez. Granateinschlüsse. MA 52858. 237 WS. Lavez. Granateinschlüsse. MA 52857. 238 WS und BS. Lavez. MA 52845. 239 BS. Lavez. MA 52844. 240 WS und BS. Lavez. MA 52856. Nicht abgebildet: WS. Lavez. MA 52849. WS. Lavez. MA 52859. WS. Lavez. MA 52860. BS. Lavez. MA 52861. WS. Lavez. MA 52862. WS. Lavez. MA 52863. WS. Lavez. MA 52867.
2. Schleitheim-Hebsack: Katalog der Gräber und Grabfunde Zur Datenbank Eine auf frühmittelalterliche Grabfunde zugeschnittene Datenbank war nicht greifbar. So entwickelten wir mit dem in der Kantonsarchäologie bereits vorhandenen Software FileMaker Pro™ auf Macintosh eine neue Datenbank. Dieses Programm wurde anschliessend zur Auswertung verwendet. Struktur und Masken erarbeitete Daniel Gerbothé. Die Datenund Merkmalsauswahl und Kodierungen stellte Beatrice Ruckstuhl zusammen. Die Daten- und Merkmalsauswahl wurde so kombiniert, dass mit derselben Maske einfache Scherben und Metallringe wie auch Spathen mit zugehöriger Scheide und Edelmetallschmuck erfasst werden konnten. Die Zugehörigkeit der Objekte zu Taschen, Gehängen oder Gürtelgarnituren etc. wurde ebenfalls notiert. Die derart in einem Arbeitsgang erfassten Daten waren dann Ausgangsbasis für zwei Aufgaben: Zum einen wurden die Daten aus der Datenbank zur Archivierung in das System SIVAKASH (System zur Inventarisierung und Verwaltung archäologischer Objekte im Kanton Schaffhausen) eingefügt. Zum andern liess sich aus den erhobenen Daten mit wenigen Modifikationen der Katalog dieser Publikation generieren.
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Erweiterter Katalog auf CD Auf der CD befindet sich ein erweiterter Katalog der Gräber und Grabfunde von Schleitheim-Hebsack. Er ist vor allem für die wissenschaftliche Arbeit mit dem Material von Schleitheim-Hebsack gedacht. Im Vergleich zur nachstehend gedruckten Version enthält der Katalog auf der CD zusätzliche Grabpläne und eine umfangreichere Fotodokumentation. Über die Grabnummer können jeweils zugehöriger Katalogeintrag, Grabplan, Fundtafel und Fotodokumentation aufgerufen werden. Lesemuster – Grabnummer (Bei Doppelbestattungen entspricht «A» im Normalfall der Primärbestattung und «B» der Sekundärbestattung). – Grabbeschrieb: Grabtyp, Bestattungstyp, Störungen, Tiefe, Beschrieb der Grabgrube, Masse der Grabgrube, Holzart. – Skelettbeschrieb, Erhaltung, Lage, archäologische Bestimmung/anthropologische Bestimmung, Alter. Beigaben, Tafelnummer, Angaben zur Fundlage und zur Vorder- bzw. Rückseite. – Beigaben: Katalognummer (entspricht Nummer auf Grabplan und Tafelnummer), Anzahl, Typ, evt. nähere Typenbezeichnung, Material (RS, BS, WS ohne Angaben sind aus Keramik; Tierknochen und Geweih- und Tierknochengeräte ohne naturwissenschaftliche Bestimmung tragen alle die Bezeichnung Knochen. Es ist aber wahrscheinlich, dass die meisten Kämme aus Geweih gearbeitet sind), Farbe (nur bei wenigen Materialien wie Glas und Stein angegeben), Kurzbeschrieb (Form, Details, Masse von Details), Verzierung, Technik, organische Reste von Holz, Leder und Textilien gemäss der Protokolle der Restauratorinnen, Holzbestimmung, Verweis auf Textilkatalog RastEicher. Masse (L.frag. weist darauf hin, dass die erhaltene Länge für das Objekt nicht repräsentativ ist), Erhaltungszustand, Datierung von nicht frühmittelalterlichen Objekten, Füllung, Inventarnummer Museum zu Allerheiligen Schaffhausen.
Signete im Tafelteil: Silex Münze Perle
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Im Katalog verwendete spezielle Abkürzungen: Abb. Abbildung B. Breite B. innen Breite innen Blattl. Blattlänge BS Bodenscherbe cf. confer – botanisch für Bestimmung, nicht sicher, aber wahrscheinlich. D. Dicke Dm. Durchmesser Dm. Innen Durchmesser innen Fr. Frühe Gew. Gewicht Griffl. Grifflänge Klingenl. Klingenlänge L. Länge L.frag. Länge fragmentiert li. links MBZ Mittelbronzezeit Mittl. Mittlere O Ost OS Oberseite re. rechts R Rekonstruktion Röm. Römisch RS Randscherbe Rs. Rückseite s. siehe Spathaknaufl. Spathaknauflänge Spathaknaufb. Spathaknaufbreite Slg. Sammlung SLT Spätlatènezeit sp. species Taf. Tafel US Unterseite Vs. Vorderseite WS Wandscherbe W West Holzarten: Die Bestimmungen verdanken wir Werner Schoch. Liste der im Gräberfeld gefundenen Hölzer: abies alba acer alnus betula cerealia corylus fagus silvatica fraxinus linum pinus populus quercus salix ulmus viburnum
Weisstanne Ahorn Erle Birke Getreidekorn Hasel Buche Esche Lein/Flachs Kiefer Pappel Eiche Weide Ulme Schneeball
Grabung 1983 Grab 301 Steinkiste B mit Abdeckung. T. 60 cm. Längswände aus je vier, Stirnseite aus einer (Kopf) bzw. zwei (Fuss) hochkant gestellten Kalksteinplatten. In der SW-Ecke ein Ziegelfragment, Abmessung innen 160x45 cm. In 20 cm Tiefe, über den Decksteinen, 70 cm von der westlichen Stirnseite wird die S-Wand von einer ovalen 80x60 cm grossen Brandschicht knapp überlagert. Kein Zusammenhang zwischen Brandschicht und Grab ersichtlich. Skelett: Mässig erhalten. Oberarme und Unterschenkel verworfen. Gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 18): Beim Schädel zwei ungleiche Ohrringe (1, 2). Im Halsund oberen Brustbereich Perlen (3). Bei den Füssen Schnalle (4), Vs. In der Einfüllung Fragment eines Ohrringes (5) und Perle (6) sowie elf WS (7), ein Schlackestück (8) und ein Stift geborgen (9). 1 Drahtohrring. Bronze. Offen. Dm. 3.6 cm. MA 45000. 2 Drahtohrring. Bronze. Offen. Dm. 2.3 cm. MA 45001. 3 Perlen. MA 45002. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel bandförmig. Spitzdreieckiger, 3.6 cm langer Knochendorn. B. 4.3 cm. B. innen 3.4 cm. MA 45003. 5 Verschluss eines Ohrrings. Bronze. Wohl zu 301.1 oder 301.2. Füllung. MA 45004. 6 Perle. Füllung. MA 45005. 7 11 WS. Darunter 1 WS helltonig, röm. Füllung. MA 45006. 8 Schlackenstück. Füllung. MA 45007. 9 Stift. Eisen. Vierkantig. L.frag. 6.6 cm. Nach Erhaltung neuzeitlich. Füllung. MA 45008. Grab 302 Steinkiste A. Von Grab 303 überlagert und gestört. T. 80 cm. Sorgfältig gesetzte Kiste, fast ausschliesslich aus zubehauenen Kalksteinen. Vier Lagen erhalten. An der untersten Lage der O-Wand und in der SO-Ecke Band mit Ziegelschrotmörtel. Nördliche Längswand bei der Anlage von Grab 303 fast gänzlich entfernt. Abmessung innen 170xca. 70 cm. Direkt über Skelett in Höhe der Knie, zwischen den Oberschenkeln und auf dem re. unteren Brustkorb je ein Stein. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Subadult, 14–17 Jahre. Beigaben (Taf. 18): Aussen, parallel zum re. Unterschenkel, Messer (1), Spitze zum Schädel, Schneide re. Aussen neben li. Knie Tierzahn (2). Aus der Füllung zwei WS (3). 1 Messer. Eisen. Rücken geknickt, nach oben ziehende Klingenspitze. Angel mit Loch am Griffansatz. L. in situ 15 cm. L.frag. 11.9 cm. MA 45009. 2 Tierzahn. Unterkieferschneidezahn, Schwein. L. 6 cm. Füllung. MA 45010. 3 WS. Füllung. MA 45011. Grab 303 Erdgrab mit Sarg. Baggerstörung. Überlagert Grab 302. T. 90 cm. Keine Grabgrube erkennbar. Über rechtem Unterschenkel Holzrest. Skelett: Bestattung durch Bagger zerdrückt. Gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 20– 39 Jahre. Beigaben (Taf. 18): Re. vom Schädel Ohrring (1). Li. vom Schädel Oxidspur eines Ohrrings (19). Im Hals- und Brustbereich Perlen (2). Am li. Unterarm, über dem Gelenk, Armband (3). An li. Hand vier Fingerringe (4– 7). Unterhalb des Beckens Schnalle (20) nur noch als Oxidationsspur erhalten. Beim li. Oberschenkel, Spitze zu den Füssen, Messer (8). Von der Wadenbindengarnitur des li. Fusses (9–11) fanden sich innen beim Unterschenkel, 15 cm unterhalb des Knies, eine kleine Schnalle (9), aussen beim Fussgelenk, in Körperachse untereinander ein Beschläg (10) und eine grosse Riemenzunge (11), (10) u. (11). Vs. Die re. Wadenbindengarnitur (12– 16) liegt wie li. (9–11). Auf der grossen Riemenzunge (14) ist die kleine Riemenzunge (15) aufkorrodiert, (12–16) Rs. 20 cm ausserhalb von re. Knie: Schnalle (16), wohl zu (12–16) gehörend (?); Fragment (17) beim li. Oberarm und Nagel (18) beim li. Unterarm. Der Ohrring (19) und die Schnalle (20) im Becken sind nur als Oxidationsspur erhalten. 1 Drahtohrring. Bronze. Hakenverschluss. Dm. 5.1 cm. MA 45012. 2 Perlen. MA 45013. 3 Armband. Bronze. Eingepunzt, randlich je zwei Punktbänder. L.frag. 9.3 cm. B. 1.3 cm. MA 45014. 4 Fingerring. Silber. Ohrring mit Polyederknopf zu Fingerring zusammengebogen. Dm. innen 1.9 cm. Gew. 0.9 g. MA 45015.
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Fingerring. Bronze. Dm. innen 2.2 cm. MA 45016. Fingerring. Bronze. Offen, kantiger Querschnitt. Dm. innen 1.9 cm. MA 45017. 7 Fingerring. Bronze. Offen, kantiger Querschnitt. Dm. innen 1.8 cm. MA 45018. 8 Messer. Eisen. L.frag. 9.9 cm. Fragmentiert. MA 45019. Wadenbindengarnitur (9–16): 9 Schnalle. Eisen. Klein, einfach. B. 1.8 cm. B. innen 1.2 cm. MA 45020. 10 Beschläg. Bronze. Rechteckig, 3 Niete. L. 2.5 cm. B. 2 cm. MA 45021. 11 Riemenzunge. Bronze. Rand abgeschrägt; 2 Niete, 1 Unterlegeplättchen aus Eisen. L.frag. 9.7 cm. B. 2.4 cm. MA 45022. 12 Blech. Bronze. Verbogen; 1 Niet. L.frag. 1.6 cm. B. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 45023. 13 Beschläg. Bronze. Rechteckig, 3 Niete. L. 2.4 cm. B. 2.2 cm. MA 45024. 14 Riemenzunge. Bronze. Rand abgeschrägt; 1 Niet, 1 Unterlegeplättchen aus Eisen. L. 10 cm. B. 2.4 cm. MA 45025. 15 Riemenzunge. Bronze. Rand abgeschrägt; 2 Niete, 1 Unterlegeplättchen aus Bronze. L. 5.1 cm. B. 1.3 cm. MA 45026. 16 Schnalle. Eisen. Bügel hoch, bandförmig. B. 1.8 cm. B. innen 1.2 cm. Fragmentiert. MA 45027. 17 Fragment. Eisen. L.frag. 1 cm. Füllung. MA 45028. 18 Nagel. Eisen. Schaft bandförmig. L.frag. 1.9 cm. Füllung. MA 45029. 19 Drahtohrring. Bronze. Abgebaggert; nur noch Oxidationsspur. Dm. 4 cm. Füllung. MA 45030. 20 Schnalle. Eisen. Abgebaggert, als Oxidationsspur dokumentiert. B. 5 cm. MA 45031. Grab 304 Erdgrab mit Sarg, vom Bagger leicht gestört. T. 80 cm. Keine Grabgrube erkennbar. Im Bauchbereich und bei den Wadenbindengarnituren (6–14) über dem Skelett längsgemaserte Holzspuren. Über dem re. Oberschenkel, unterhalb des Hüftgelenkes quergemaserter Holzrest. Sargrest beim rechten Fuss und Reste eines Wollgewebes. Sargrest beim linken Fuss aus Nadelholz (Pinus cf.). Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Li. Schulter- und Schädelpartie gestört. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 18): Li. beim Schädel wohl re. Ohrring (1). Im Halsbereich Perlen (2). Im Becken li. Schnalle (3), zwischen den Oberschenkeln zwei Perlen (4). Ausserhalb li. Unterschenkel Messer (5). Re. Wadenbindengarnitur (6–10): Neben Fuss grosse Riemenzunge (6) Rs., wohl oberhalb Beschläg (7), bei Knöchel kleine Riemenzunge (8) Vs. Re. vom Knie kleine Schnalle (9), zwischen Schien- und Wadenbein Plättchen (10), vielleicht Rest einer Riemenzunge. Li. Wadenbindengarnitur (11–14): Neben Knöchel grosse Riemenzunge (11), darüber Beschläg (12), unter (11) und (12) kleine Riemenzunge (13). Alle Rs. Innerhalb beim li. Unterschenkel kleine Schnalle (14). Aus der Füllung RS (15). 1 Drahtohrring. Bronze. Offen. Dm. 2.2 cm. MA 45032. 2 Perlen. MA 45033. 3 Schnalle. Eisen. Querschnitt bandförmig. B. 2.7 cm. B. innen 2 cm. MA 45034. 4 2 Perlen. MA 45035. 5 Messer. Eisen. An Griffangel Holz. L. 13.3 cm. MA 45036. Wadenbindengarnitur (6–14): 6 Riemenzunge. Bronze. 2 Niete, 2 Unterlegeplättchen. L. 9.8 cm. B. 2.4 cm. MA 45037. 7 Beschläg. Bronze. Vier Bronzeniete. Leder. L. 2.2 cm. B. 2.1 cm. MA 45038. 8 Riemenzunge. Bronze. Klein, 2 Niete. L. 6.8 cm. B. 1.3 cm. MA45039. 9 Schnalle. Eisen. Bügel bandförmig. B. 1.8 cm. B. innen 1.4 cm. MA 45040. 10 Plättchen. Eisen. L. 1.4 cm. B. 0.7 cm. MA 45041. 11 Riemenzunge. Bronze. 2 Niete, 1 Unterlegeplättchen. L. 10 cm. B. 2.2 cm. MA 45042. 12 Beschläg. Bronze. Mit 4 Niete. Leder. L. 2.1 cm. B. 2.1 cm. MA 45043. 13 Riemenzunge. Bronze. 2 Niete. L. 6.6 cm. B. 1.3 cm. MA 45044. 14 Schnalle. Eisen. Bügel bandförmig. B. 2 cm. B. innen 1.4 cm. MA 45045. 15 RS. Füllung. MA 45046. Grab 305 Erdgrube mit Pferdeskelett. T. 80 cm. Rechteckige Grube ca. 230x140 cm. Anfänglich aufgrund der Grabungssituation als Pferdegrab interpretiert, vgl. JbSGUF 67, 1984, 230. Skelett: Pferdeskelett durch D. Markert,
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Tübingen, geborgen und bearbeitet. Das tote Tier wurde in acht Teile zerlegt auf einer Fläche von 140x125 cm teilweise übereinander geschichtet niedergelegt. Neubearbeitung 1997 durch André Rehazek, Universität Basel: Skelett sehr gut erhalten. Geschlechtsmerkmale deuten auf eine Stute, welche mindestens einmal gefohlt hat. Alter 9–11 Jahre. Schulterhöhe 145 cm. Fehlende Knochen am Hals, an der Schwanzpartie und im Fuss-/ Handbereich deuten darauf hin, dass das Tier vor der Zerteilung und Niederlegung enthäutet wurde. Beides spricht gegen eine Interpretation als alamannische Pferdebestattung, wo das Bestatten ganzer männlicher Pferde üblich war. Es wurde eine C14-Datierung vorgenommen. Die Probe stammt von einem Metatarsus III. Die Datierung fällt ins 17.–20. Jh. Probenummer: UZ-4015/ETH-17603, C14-Alter 135±50 y BP. Kalibrierter Altersbereich nach kumulativer Wahrscheinlichkeit: 2-Sigma (95.44%) 1670 AD–1944 AD. Die für die Altersbestimmung erforderliche Präparierung und Aufbereitung des Probematerials erfolgte im Radiokarbonlabor des Geographischen Institutes der Universität Zürich (GIUZ). Die anschliessende Datierung mittels der AMS-Technik (accelerator mass spectrometry) wurde auf dem Tandem-Beschleuniger des ITP (Instituts für Teilchenphysik) der ETH-Hönggerberg durchgeführt. Kalibriert mit CalibETH (1991), Program for Calibration Dates, ETH Zürich. Kalibrierungskurve 93_TREE.C14B. Grab 306 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, gestört. T. 30 beim Kopf und bei den Füssen 40cm. Keine Grube erkennbar. Innen beim re. O'arm Holzreste. Skelett: Schlecht erhalten. Nur Schädel, re. Arm und re. Bein in situ, aber mehrfach gebrochen. Daraus gestreckte Rückenlage erkennbar. Li. Körperhälfte, Rippen und Becken fehlen fast vollständig. Li. neben re. Unterschenkel Unterarmknochen. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 18): Im Halsbereich Perlen (1), bei re. Hand Fingerring (2). Im Kniebereich Fragment (3). Nagel auf Schädel (4) Fragment im Beckenbereich (7). Unter Schädel WS (5). Eine neuzeitliche, glasierte WS (6) bei verworfenen Knochen zeigt Störung der Bestattung bis zur Sohle an. 1 Perlen. MA 45050. 2 Fingerring. Bronze. Dm. innen 1.9 cm. MA 45051. 3 Stift. Eisen. Vierkantig. L.frag. 3.7 cm. MA 45052. 4 Nagel. Eisen. L. 3.4 cm. MA 45053. 5 WS. MA 45054. 6 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 45055. 7 Nagel. Eisen. Nicht erhalten. MA 45056. Grab 307 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, möglicherweise 1867 gestört. T. 50 cm. Keine Grube erkennbar. Im Schädelbereich Holzreste. Skelett: Mässig erhalten. Nur Bauchbereich, Becken, Unterarme und Oberschenkel erhalten und in situ. Daran gestreckte Rückenlage erkennbar. Rest fehlt oder verworfen. Erwachsen/Frau, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 18): Im Becken li. Schnalle (1). Aus der Einfüllung zwei WS (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, bandförmig. B. 3.5 cm. B. innen 2.6 cm. MA 45057. 2 2 WS. Von gleichem Gefäss. MA 45058. Grab 308 Grab, 1866 ausgegraben. T. 40 cm. Ovale Grube 200x45 cm. Auf der Sohle, am jeweiligen Grabende, 150 cm auseinanderliegend, je eine Kalksteinplatte in situ. Skelett: Nur kleine Knochenanhäufung erhalten. Erwachsen/Mann, 30–49 Jahre. Beigaben: In der Knochenanhäufung Nagel (1). 1 Nagel. Eisen. L.frag. 2.8 cm. MA 45059. Grab 309 Steinkiste A mit Abdeckung mit Sarg oder Totenbrett. T. 75 cm. Einlagige Steinkiste aus groben Kalk- und wenig Sandsteinen. Steinsetzung fehlt im O. S-Wand durch Hangdruck leicht ins Grabinnere verschoben. Abmessung innen 200x55 cm. Über Skelett Lage aus Kalk- und Sandsteinen. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 18): Im Becken re. Schnalle (1), Vs., Dornspitze zu den Füssen. Li. vom Schädel ein (2), bei den Füssen drei Nägel (3–5). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Ovaler Bügel. B. 6.5 cm. B. innen 5.5 cm. Fragmentiert. MA 45060. 2 4 Nägel. Eisen. Holz. MA 45061.
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Grab 310 Erdgrab. T. 40 cm. Ovale Grube 190x50 cm. Skelett: Schlecht erhalten. Nur Schädelreste und Langknochen der Beine erhalten und in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Innen längs li. Oberschenkel Messer (1), Spitze zu den Füssen, Schneide re. 1 Messer. Eisen. Rücken zur Spitze ziehend. L. 12.3 cm. MA 45062. Grab 311 Steinkiste A, wohl 1866 gestört. T. 65 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus Kalksteinen. Deren zugehauene Seite bildet die Grabinnenwand. Die S-Seite besteht aus drei, die übrigen Seiten aus zwei Lagen. S-Seite durch Hangdruck 10 cm ins Grab geschoben. Abmessung innen 185x50 cm. Skelett: Lediglich re. Bein und Beckenteil in situ und gut erhalten. Sie zeigen gestreckte Rückenlage. Übriges Skelett verworfen und kaum erhalten. Frau/Frau?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Im Brustbereich Perlen (1) und eine Glasscherbe (2). Im Becken Schnalle (3). 1 Perlen. MA 45063. 2 Fragment. Glas. Blau. Transluzid. L.frag. 1.9 cm. Röm. MA 47004. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Fragmentiert. MA 45064.
Grabung 1984 Grab 312 Teilweise ausgebrochene Steinkiste A. 1866 ausgegraben. T. 60 cm. An der S-Seite noch zwei Lagen erhalten. Ursprünglich sorgfältig gesetzt, teilweise mit bearbeiteten Kalksteinen. Abmessung innen 185x60 cm. Skelett: Nur noch geringe Knochenreste erhalten. Erwachsen/Frau, 25–39 Jahre. Beigaben: In der Füllung Hufeisenfragment (1). 1 Hufeisen. Eisen. Mit Nagel. Neuzeitlich. Füllung. MA 45066. Grab 313A Steinkiste, 1866 grösstenteils ausgegraben. T. 80 cm. Nur noch in der SOHälfte verstürzte zweilagige Reste einer aus teilweise behauenen Kalksteinen bestehenden Steinkiste. Abmessung der Grube 180x60 cm. Skelett: Nur noch geringe Knochenreste vorhanden. –/Mann?, 20–39 Jahre. Aus der Füllung (Taf. 19): Kugelfragment (1), Silex (2) und Nagel (3). 1 Kugelfragment. Kupferlegierung. Hohl? Dm. 2.5 cm. Neuzeitlich? Füllung. MA 45067. 2 Silex. Hellbraun. L. 2.6 cm. Füllung. MA 45068. 3 Nagel. Eisen. Füllung. MA 45069. Grab 313B Skelettteile in der Grabfüllung. –/Erwachsen, 15–29 Jahre. Grab 314 Steinkiste, 1866 fast vollständig ausgegraben. T. 80 cm. Lediglich die Kalksteinplatte der W-Seite verblieb in situ. Grabsohle 20 cm tiefer als Ausbruchsgräben der N- und der S-Seite der Steinsetzung. Abmessung innen (trapezförmig) 225x60 (W)/50 (O). Skelett: Nur geringe Knochenreste erhalten. Erwachsen/Frau, 40–59 Jahre. Beigaben: In der Einfüllung Perle (1) und Fragment (2). 1 Perle. Füllung. MA 45070. 2 Fragment. Eisen. L. 2.3 cm. Füllung. MA 45071. Grab 315 Steinkiste A, 1866 ausgegraben. T. 80 cm. Nur einlagige S-Wand der sorgfältig gesetzten, aus behauenen Kalksteinen bestehenden Kiste erhalten. Abmessung innen: 190x60 cm. Skelett: Nur geringe Knochenreste erhalten. Erwachsen/Frau, 40–59 Jahre. Beigaben: Bis auf wenige, nicht zu bergende Eisenspuren keine Beigaben. Grab 316 Erdgrab, 1866 ausgegraben. T. 70 cm. Grube trapezförmig 200x80 (W) / 60 (O) cm. Skelett: Zahlreiche Knochenreste ohne Zusammenhang. Erwachsen/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben: Aus der Einfüllung Nagel (1) und zwei WS (2). 1 Nagel. Eisen. L. 3.1 cm. Neuzeitlich. Füllung. MA 45072. 2 2 WS. Füllung. MA 45693.
Grab 317 Erdgrab mit Sarg, 1866 gestört. T. 60 cm. Langovale Erdgrube 195x50 cm. Über und neben re. Oberschenkel längsgemaserte Holzreste (Abies alba). Skelett: Schlecht erhalten. Nur Beine in situ, gestreckte Rückenlage, Oberkörper verworfen (Schädel u. Oberarme auf einem Haufen). Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Auf re. Oberschenkel, in Achse, teilweise unter Holzschicht, Messer (1), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Von der Scheide (2) entlang der Schneide eine Reihe von 32 Niet, biegt an der Messerspitze rechtwinkelig nach innen. Alle Nietköpfe Rs. Vom verworfenen Gürtel (4– 7) lag beim re. Oberschenkel eine Schnalle (3). Ein trianguläres Beschläg lag aussen beim li. Oberschenkel (4), ebenso im Kopfbereich (5), 15 cm über der Sohle. Beim Messergriff das rechteckige Rückenbeschläg (6). Zwischen den Oberschenkeln ein Vertikal- oder Ösenbeschläg (7). 1 Messer. Eisen. Griff nicht erhalten. L.frag. 10.5 cm. Fragmentiert. MA 45073. 2 32 Niet. Bronze. Kopf kugelig. In der Mitte der Reihe ein Niet mit Gegenplättchen 0.9x0.9 cm. L. 1 cm. Dm. 0.6 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45074. Gürtelgarnitur, mehrteilig (3–7): 3 Gürtelschnalle. Eisen mit Silber. Bügel hoch, hohl. Röntgenaufnahme: Streifentauschierung (Strichgruppen). B. 4.2 cm. B. innen 2.2 cm. MA 45075. 4 Beschläg. Eisen mit Silber. Schmal zungenförmig. Röntgenfoto: 2 Niete. Heute zerfallen, Umzeichnung nach Röntgenfoto. 2 Bogentauschierungen. L.frag. 6.6 cm. Fragmentiert. MA 45076. 5 Vertikalbeschläg. Eisen mit Silber. Schmal zungenförmig. Röntgenfoto: 2 Niete. Heute zerfallen. Ursprünglich wohl Beschläg der Schnalle 317.3. Streifentauschierung. L.frag. 4.8 cm. Fragmentiert. MA 45077. 6 Rückenbeschläg. Eisen mit Silber. Rechteckig. Streifentauschierung. L.frag. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 45078. 7 Vertikalbeschläg. Eisen mit Silber. Triangulär. Röntgenfoto: 2 Niete. Einfache Bogentauschierung. L.frag. 7 cm. Fragmentiert. MA 45079. Grab 318 Erdgrab mit Sarg. Durch Sondiergraben leicht gestört. T. 50 cm. Trapezförmige Grube 200x70 (W) / 60 (O) cm. 30 cm breiter Sondiergraben von 1984. Vor allem über re. Körperhälfte durchgehende, längsgemaserte Holzlage. An N-Seite bis zu 10 cm senkrecht hochziehende Holzlage (Abies alba). Über Holzlage bei den Füssen drei durch Brandeinwirkung gerötete Kalksteine. Im Kopfbereich Grabsohle 15 cm tiefer. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Lediglich li. Unterarm und Becken durch Sondierung gestört. Frau/Frau?, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Re. (1) und li. (2) des Schädels je ein Ohrring. Im Halsund Brustbereich Perlen der Kette (3). Daran Röllchen und Ringchen (4) und Anhänger (5). An re. Hand Fingerring (6). Aussen parallel neben dem li. Oberschenkel, knapp über dem Knie, Messer (7), Spitze zu den Füssen. Rechtwinklig li. von (7), 4 cm unterhalb Griffangelbeginn, Stäbchen (8). Re. Wadenbindengarnitur (9–11): Grosse Riemenzunge (9), oberhalb (9) rechteckiges Beschläg (10). Re. neben (9) u. (10) kleine Riemenzunge (11), teilweise unter (9). Nur (11) Vs. Li. Wadenbindengarnitur, nur grosse Riemenzunge (12). Bei (9–12), nicht in situ geborgen, zwei kleine Niet (13) u. (14). Im Bereich li. Unterarm, durch Suchgraben aus Originallage gerissen, der Armreif (15). Aus der Füllung Fragment (16) und RS. (17). 1 Drahtohrring. Bronze. Fragmentiert. MA 45081. 2 Drahtohrring. Bronze. Mit Verschlussansatz. Dm. 6 cm. Fragmentiert. MA 45082. 3 Perlen. MA 45083. 4 12 Röllchen und 9 Ringchen. Bronze. L. 0.5 cm. Dm. 0.5–0.9 cm. MA 45084. 5 Anhänger. Bronze, Silber und Glas. Rechteckige Öse. Mit eingelegtem Glasplättchen transluzid, hellblau; darunter gewaffeltes Silberblech. Cloisonné. L. 0.9 cm. B. 0.9 cm. D. 0.5 cm. MA 45085. 6 Fingerring. Bronze. Offen. 2 Kreisaugen. B. 0.9 cm. Dm. innen 1.7 cm. MA 45087. 7 Messer. Eisen. L. 13 cm. L.frag. 8.5 cm. Fragmentiert. MA 45088. 8 Stäbchen. Bronze. 2 Bruchstellen, gegossen. L.frag. 1.4 cm. MA 45089. Wadenbindengarnitur (9–12): 9 Riemenzunge. Bronze und Eisen. Gross, Rand abgeschrägt, 2 Nietlöcher, 1 Niet. Umlaufendes Doppelband mit 2 Treppenbändern eingeritzt. Oben: 2 Zickzackbänder dazw. Eierstabfries. Bronzeblech ist
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mit 5 Eisenniete auf Eisenplatte genietet. L. 10.6 cm. B. 2.4 cm. MA 45090. Viereckbeschläg. Bronze und Eisen. Rand abgeschrägt, 2 Bronzeniet, auf Rs. Reste der eisernen Gegenplättchen. Gerahmtes Kreuz eingeritzt. L. 2 cm. B. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45091. Riemenzunge. Bronze. Klein. Umlaufende Linie und Mittellinie eingeritzt. L. 3.9 cm. B. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 45092. Riemenzunge. Bronze und Eisen. Gross, Rand abgeschrägt, 2 Nietlöcher, 1 Niet. Eingeritzt, umlaufendes Doppelband mit 2 Treppenbändern, oben: 2 Zickzackbänder dazw. Eierstabfries. Bronzeblech ist mit 5 Eisenniete auf Eisenplatte genietet. L. 10.6 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 45093. Niet. Bronze. Kopf halbkugelig, hohl. L.frag. 0.4 cm. MA 45094. Niet. Bronze. Kopf halbkugelig, hohl. L. 0.3 cm. MA 45095. Armring. Bronze. Offen. Kolbenenden jeweils nur an einer gegenüberliegenden Aussenseite mit Strichgruppen verziert. Dm. innen 6.6 cm. Stark abgenutzt. Füllung. MA 45096. Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig, vierkantiger Schaft. L. 1.1 cm. Füllung. MA 45097. RS. Füllung. MA 45098.
Grab 319 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, 1866 gestört. T. 60 cm. Rechteckige Grube 190x60 cm. An S-Seite, 60 cm von O-Seite entfernt, 25 cm langer, 10 cm breiter u. 20 cm hoher Holzklumpen mit zwei verbrannten Knochensplittern. Auf Sohle Holzreste. Skelett: Schlecht erhalten, fast vollständig verworfen (Zähne im Beinbereich). Nur Unterschenkel in situ. Sie zeigen gestreckte Rückenlage. Frau/Erwachsen, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Alle Beigaben durch Störung leicht verlagert: Perlen (1) bei Kopf und Oberschenkelbereich. Im Bauchbereich Gemme (2) Rs. u. Messerfragment (3). Aus Füllung Nietkappe (4), zwei Drahtfragmente (5) u. WS (6). 1 Perlen. MA 45099. 2 Gemme. Achat. Vs. mattblau und Rs. bräunlich-rot marmoriert. Oval, Schauseite leicht gewölbt. Motiv: Schnitter. L. 1.3 cm. B. 1.1 cm. Röm. MA 45100. 3 Messer. Eisen. Fragmentiert. MA 45101. 4 Niet. Eisen. Kopf halbkugelig, hohl. Fragmentiert. Füllung. MA 45102. 5 Draht. Eisen. Neuzeitlich. Fragmentiert. Füllung. MA 45103. 6 WS. Füllung. MA 45104. Grab 320 Unvollständiges Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett und Steinabdeckung. Durch Garten gestört. T. 50 cm. Keine Grube erkennbar. Über Skelettresten zwei nebeneinander liegende ca. 60x30 cm grosse Kalksteinplatten. Neben Knochen längsgemaserte Holzreste. Skelett: Schlecht erhalten. Lediglich re. Arm und re. Bein erhalten und in situ. 25 cm westlich des Oberarmes in einem Sondiergraben ein Unterkiefer, wahrscheinlich zum Grab gehörig. Frau/Erwachsen, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Im Sondiergraben wurde ein am Unterkiefer anhaftendes Ohrringfragment (1) entdeckt. 1 Drahtohrring. Bronze. Verbogen. Dm. ca. 6 cm. Fragmentiert. MA 45105. Grab 321 Steinkiste B mit Sarg oder Totenbrett, wohl 1866 gestört. T. 100 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus behauenen und wenigen groben, unbearbeiteten Kalksteinen, sowie einigen Ziegelplatten. An der N-Seite fünf Lagen erhalten. Schmalseiten aus je einer senkrecht gestellten Kalksteinplatte SSeite durch Hangdruck ins Grab geschoben. Abmessung innen 190x50 cm. Im Bereich re. Fuss Holzreste. Steine der Kiste kamen bei der Störung in die Grabfüllung. Skelett: Nur Beine gut erhalten und in situ, gestreckte Rückenlage. Rest verworfen und kaum erhalten. Erwachsen/Mann, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Schräg unter re. Unterschenkel Messer (1), Spitze in Fussrichtung, Schneide re. Beim re. Fuss Nagel (2). Aus der Füllung Blech (3), Nagel (4) und Plättchen (5). 1 Messer. Eisen. Auf Griff längsgemasertes Holz, endet nach 4.2 cm mit Absatz. L. 20.5 cm. MA 45106. 2 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig, Schaft vierkantig. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 45107. 3 Blech. Bronze. L.frag. 1.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45108.
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Nagel. Eisen. Schaft vierkantig, neuzeitlich. Fragmentiert. Füllung. MA 45109. Plättchen. Eisen. Neuzeitlich. Fragmentiert. Füllung. MA 45110.
Grab 322 Erdgrab, 1866 gestört. T. 80 cm. Grube rechteckig, 50 cm breit, W-Teil gestört. Über Unterschenkeln zwei Kalksteinplatten. Skelett: Beine in situ, schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage. Oberkörper fast vollständig der Störung zum Opfer gefallen. Erwachsen/Erwachsen, 40–59 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung Fragment (1) und Nagel (2). 1 Plättchen. Eisen. L. 3.2 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. Füllung. MA45111. 2 Nagel. Eisen. L.frag. 1.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45112. Grab 323 Erdgrab, 1866 und durch Sondiergraben bei Ausgrabung 1984 gestört. T. 60 cm. Grube, 170xca. 50 cm. Über re. Oberschenkel Kalkstein. Skelett: Nur Beine in situ, schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage. Re. Oberschenkel über li. Knie. Oberkörper verworfen und kaum erhalten. Frau/Erwachsen, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Im gesamten Oberkörperbereich verstreut Perlen (1). Beim re. Oberschenkelhals Schnalle (2), Rs., Dorn nach re. Aussen beim li. Oberschenkel bzw. li. Hand Fingerring (3). Unterhalb (3), parallel zum Oberschenkel über dem Knie Messer (4), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Zwischen den Beinen, oberhalb der Knie, Perle (5). Aus der Füllung drei WS (6). 1 Perlen. MA 45113. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, Bügel hoch, hohl. B. 4.7 cm. B. innen 2.6 cm. MA 45114. 3 Fingerring. Bronze. MA 45115. 4 Messer. Eisen. L.frag. 8.5 cm. Fragmentiert. MA 45116. 5 Perle. MA 45117. 6 WS. Füllung. MA 45118. Grab 324 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, durch Sondiergraben 1984 gestört. T. 60 cm. Ovale Grube 230x60/80 cm. 20 cm von der W- und 50 cm von der OSeite läuft quer durch die gesamte Grube ein 5 cm breites und 3 cm tiefes Gräbchen. Beim Schädel Reste von Holz. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, Hände im Becken verschränkt. Füsse und teilweise Unterschenkel durch Ausgräber entfernt. Besonderheit: Vom Hals bis zum Anfang der Oberschenkel war über dem Skelett eine dunkle, sich von der Füllung und der Sohle abhebende Verfärbung erkennbar. Erwachsen/ Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Beim li. Becken Schnalle oder Ring (1). Innen parallel zum li. Oberschenkel, 10 cm über dem Knie, Messer (2) Spitze zu den Füssen, Schneide re. Aus der Füllung Fragment (3). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Nur als Oxidspur beobachtet. B. ca. 4 cm. Nicht erhalten. MA 45119. 2 Messer. Eisen. Auf Griffangel längsgemasertes Holz. Fragmentiert. MA 45120. 3 2 Fragmente. Eisen. Füllung. MA 45121. Grab 325 Erdgrab mit Sarg. T. 65 cm. Rechteckige Grube 250x100 cm. 45 cm von der W- und 35 cm O-Seite ein quer über die gesamte Breite laufendes Gräbchen, B. 10 cm, Tiefe 5 cm. An der gesamten S-Wand eine bis zu 20 cm breite und 10 cm hohe Stufe. Re. vom Schädel, 20 cm über der Sohle Holzband. Ebenso 10 cm über re. Fuss. Neben re. Arm auf Niveau des Skelettes weitere Holzreste. Skelett: Gut erhalten. Gestreckte Rückenlage. Mann/ Erwachsen, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 20): Zwischen den Beinen Sax (1), Spitze auf Höhe der Fersen, Schneide re. Sax-Tragebügel (2) bei Schneide, 15 cm von Sax-Spitze, Rs. Beimesser (3) randlich auf Sax-Schneide, Schneide re. Von der beigelegten, dreiteiligen Gürtelgarnitur (4–6) lag Schnalle (4) auf re. Knie. Gegenbeschläg (5) auf (1), Spitze nach re. oben, Rückenbeschläg (6) unter Tascheninhalt (12; 13). Orientierung wie (5). Ösenbeschläg (7) quer auf Sax (1), Öse beim Sax-Rücken auf Höhe Messerspitze. Zwei weitere Bronzebeschläge bei Tasche: (8) oberhalb der Tasche, (9) zwischen Tasche und Unterschenkel. Bis auf (5) alle Rs., (9) hochkant. Neben re. Unterschenkel oberhalb der Füsse auf 20x10 cm Tasche (10–15): Die den Tascheninhalt re. abgrenzenden Stäbchen (10) sind nach ihrer Fundlage als Versteifungsleiste anzusprechen. Zwischen den Stäbchen Niet (11). In der Tasche: Messer (12), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Parallel unter (12) Feuerstahl (13), aufgerollte Enden nach re. Am unteren (14) und oberen (15) Ende der
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Grab 325. M. 1:20. Tasche je ein Silex. Li. neben Oberschenkeln 6 Pfeilspitzen in Köcher mit mehrteiliger Garnitur (16–29): Schnalle mit Beschläg (23, 24), Rechteckbeschläg (22) und vier wohl trianguläre Beschläge (25–28) sowie eine Riemenzunge (29). Aus der Füllung ein WS (30). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Spitze biegend. Auf Griff längsgemasertes Holz. L. 62 cm. L.frag. 57 cm. B. 5.5 cm. MA 45122. 2 Tragebügel von Saxscheide. Eisen mit Bronze. Mit zwei Bronzeniete mit scheibenförmigem Kopf. L. 7 cm. B. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 45123. 3 Beimesser. Eisen. L. 18.2 cm. MA 45124. Gürtelgarnitur, dreiteilig (4–6): 4 Gürtelschnalle mit zungenförmigem Beschläg. Eisen mit Silber. Bügel hoch, hohl. Streifentauschierung. B. 5.5 cm. L.W. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 45125. 5 Gegenbeschläg der Schnalle 325.4. Eisen mit Silber. Zungenförmig, 3 Nietlöcher. Dekor vermutlich wie 325.6. Streifentauschierung. L. frag. 6.7 cm. B. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45126. 6 Rückenbeschläg. Eisen mit Silber. Zungenförmig, Fragmente von 2 halbkugeligen Nietköpfen. 2 umlaufende Leiterbänder, darin geflochtene Punktbänder. Streifentauschierung. L.frag. 5.8 cm. B. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45127. 7 Ösenbeschläg. Bronze. Triangulär mit Schlussknopf. Schwach erkennbare Linienverzierung. L. 3.4 cm. B. 2.1 cm. MA 45128. Tascheninhalt (8–15): 8 Ösenbeschläg. Bronze. Triangulär, ein Niet fehlt. Eingeritzt, Voluten-, Leiter- und Treppenband, D. des genieteten Materials 0.3 cm. L. 2.2 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 45129. 9 Ösenbeschläg. Bronze. Triangulär. Eingeritzt, Voluten-, Leiter- und Treppenband. L. 2.3 cm. B. 2 cm. MA 45130. 10 2 Stäbchen. Eisen. Zur Tascheneinfassung. L.frag. 4 cm. Stark fragmentiert. MA 45131. 11 Niet. Eisen mit Bronze. Halbkugeliger Kopf aus Bronzeblech, daran Spuren von Lot. Verschluss der Tasche? L.frag. 1 cm. Dm. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 45132.
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Messer. Eisen. L. 14 cm. Fragmentiert. MA 45133. Feuerstahl. Eisen. Enden umgebogen, verbreiterter Mittelteil. Fragmentiert. MA 45134. 14 Silex. Braun mit weisser Rinde. MA 45135. 15 Chalcedon. Hellbraun. Durchscheinend. MA 45136. Köcher mit Garnitur (16–29): 16 Pfeilspitze. Eisen. Mit Widerhaken. Schaft tordiert. Ganztülle. L.frag. 10.2 cm. Fragmentiert. MA 45137. 17 Pfeilspitze. Eisen. Blatt getreppt. Ganztülle. Stark fragmentiert. MA 45138. 18 Pfeilspitze. Eisen. Mit Widerhaken. Ganztülle. Stark fragmentiert. MA 45139. 19 Pfeilspitze. Eisen. Mit Widerhaken. Ganztülle. Stark fragmentiert. MA 45140. 20 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig, Tülle geschlitzt. Stark fragmentiert. MA 45141. 21 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig, Tülle geschlitzt. Stark fragmentiert. MA 45142. 22 Rechteckbeschläg. Eisen mit Bronze. An den Schmalseiten 2 Bronzeniete, bzw. Spuren zweier verlorener Niete. Fragmentiert. MA 45143. 23 Beschläg. Eisen mit Bronze. Mit Abschlussknopf und Bronzeniet. Fragmentiert. MA 45144. 24 Schnalle. Eisen. Einfach. B. 4.5 cm. B. innen 3 cm. Fragmentiert. MA 45145. 25 Beschläg. Eisen mit Bronze. Wohl triangulär, 2 Bronzeniet. Fragmentiert. MA 45146. 26 Beschläg. Eisen mit Bronze. Triangulär, 2 Bronzeniet. Fragmentiert. MA 45147. 27 Beschläg. Eisen mit Bronze. Triangulär, 1 Bronzeniet. Stark fragmentiert. MA 45148. 28 Beschläg. Eisen mit Bronze. Form unklar, 2 Bronzeniet. Stark fragmentiert. MA 45149. 29 Riemenzunge. Eisen. 2 Niete. L. 5.5 cm. B. 2.4 cm. Fragmentiert, etwas verbogen. MA 45150. 30 WS. Füllung. MA 45151. Grab 326 Erdgrab mit Sarg. T. 65 cm. Viereckige Grube 220x70 cm. In 50 cm Tiefe gut erhaltene Spuren des Sarges. Seitenwände sowie Sargdeckel, von dem sich einzelne längsgemaserte Deckbretter auf einer Länge von 1 bis 1.8 m erhalten hatten. Deutlich zu erkennen Sarg 180x45 cm, Seitenwände bis zu 25 cm Höhe erhalten (Quercus cf.). Auf Sohle jeweils 40 cm von den Stirnwänden je ein 15–20 cm breites und bis zu 7 cm tiefes N-S Gräbchen über die gesamte Breite. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 19): Unterhalb Becken Schnalle (1), Vs. Dorn zum Schädel. Innen beim li. Oberschenkel Messer (2), Spitze zu den Füssen, Schneide re. 5 cm unterhalb Messerspitze in org. Verfärbung. Inhalt einer Tasche (3–8): Zwei Blechfragmente (3; 4); Riemenzunge (5), Fragment (6); Glasbruchstücke (7) und grüner Stein (8). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. B. 3.8 cm. B. innen 2.8 cm. Fragmentiert. MA 45152. 2 Messer. Eisen. Griff mit längsgemasertem Holz. L.frag. 12.5 cm. Fragmentiert. MA 45153. Tascheninhalt (3–8): 3 Blech. Bronze. Mit Loch. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 45154. 4 Blech. Bronze. Zu 325.3 gehörig, aber nicht anpassend. Fragmentiert. MA 45155. 5 Riemenzunge einer kurzen vielteiligen Garnitur. Eisen mit Silber und Messing. Umlaufende Linie aus Silber, Flechtband in Silber und Messing. Streifentauschierung, bichrom. L. 2.9 cm. B. 2 cm. MA 45156. 6 Stift. Eisen. L.frag. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 45157. 7 WS. Glas. Blau. Rippenschale in Millefioritechnik mit weissen und braunen Schlieren. Form AR 2.1. Isings 3a. L.frag. 2.4 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 45158. 8 Stein. Grün. Würfelförmig. L. 1.4 cm. B. 1.3 cm. D. 1.1 cm. MA45159. Grab 327 Erdgrab, bei Ausgrabung gestört. T. 40 cm. Grabgrube nur im SO erkennbar. B. 50 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Schädel und Beckenbereich durch Sondiergraben gestört. Erwachsen/Erwachsen, 60–69 Jahre. Keine Beigaben.
Grab 328 Erdgrab mit Sarg. T. 40 cm. Grube nicht eindeutig fassbar, da im N durch Grab 329 gestört. L. 220 cm, gesicherte B. im Kopfbereich 90 cm. Auf der Sohle jeweils 30 cm von den Stirnseiten über die gesamte Breite laufendes Gräbchen, 10 cm breit, bis zu 4 cm tief. Unter Waffen und Gürtel längsgemaserte Holzreste, ebenso über Schnalle (5). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Erwachsen, 60–69 Jahre.
Grab 328. M. 1:20. Beigaben (Taf. 21): Re., parallel zum Toten, Lanzenspitze (1), Spitze zum Kopf in Höhe des Ellenbogengelenkes. Ebenfalls in Achse zwischen (1) und Skelett Sax (2), Spitze zu den Füssen, Schneide li., Griffangelbeginn in Beckenhöhe. (1) überlagert (2) geringfügig. Vom metallenen Besatz der Scheide lagen entlang der Scheide, von der Spitze aus gerechnet bei 16 cm und 28 cm je ein Sax-Tragebügel (3), alle Vs. Unter dem Sax, randlich der Schneide, Beimesser (4), Schneide li. von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (5–7) lagen Schnalle (5) quer über re. Oberschenkelhals, Dorn nach rechts, Gegenbeschläg (6) hochkant li. parallel zum li. Oberschenkel, Endknopf zu den Füssen. Rückenbeschläg (7) zwischen Oberschenkeln, Endknopf schräg nach re. oben. (5) und (7) Vs. 10 cm unterhalb (6) Riemenschieber (8). Beim li. Fuss Sporn (9), dabei oberhalb Bronzespuren (10). Aus der Füllung 14 WS (11) und 2 RS (12). 1 Lanzenspitze. Eisen. Langes, schmales weidenblattförmiges Blatt. Auf Blatt 3 eingeritzte Linien. Holzrest in Tülle (Fraxinus excelsior). Aus Stamm gedrechselt. Breite Jahrringe ergeben hohe Festigkeit. L. 36.5 cm. Fragmentiert. MA 45161. 2 Sax. Eisen. Mit zur geraden Schneide ziehendem Rücken. Blutrille. Griffangel mit längsgemasertem Holz (Fagus silvatica). L. 62 cm. Klinge 38 cm. B. 4.5 cm. MA 45162. 3 2 Tragebügel der Saxscheide. Eisen mit Bronze. Mit urspr. je 2 Bronzeniete, Kopf scheibenförmig. Auf Niet 3 gekerbte Wirbel mit 3 gepunzten Kreisaugen. MA 45163. 4 Beimesser. Eisen. Griff mit längsgemasertem Holz. L. 13 cm. MA 45164. Gürtelgarnitur, dreiteilig (5–7): 5 Gürtelschnalle mit Beschläg. Bronze mit Eisen. Bügel hoch, hohl, Achse aus Eisen, Beschläg triangulär, L. 10 cm, B. 4.5 cm. 3 Zierniethauben aus Bronze, halbkugelig mit Kittrest, Plättchen gekerbt 1.5 cm, Dm. Haube 1.2 cm. Rs.: Rahmen hohl, 3 randliche Ösen, Nietestifte
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aus Eisen. Re. Dornseite mit Textil- darüber Holzrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 14.6 cm. B. 5.5 cm. L.W. 3.7 cm. MA 45165. Gegenbeschläg. Bronze mit Eisen. Triangulär, 3 Zierniethauben aus Bronze, halbkugelig mit Kittrest, Dm. Haube 1.2 cm. Rs.: Rahmen hohl, 3 randliche Ösen, Nietstifte aus Eisen. L. 9.7 cm. B. 3.8 cm. MA 45166. Rückenbeschläg. Bronze mit Eisen. Profiliert, triangulär, 3 Zierniethauben aus Bronze, halbkugelig mit Kittrest, Dm. Haube 1.2 cm. Rs.: Rahmen hohl, 3 Ösen, nur Öse am Abschlussknopf vollständig erhalten, Nietstifte aus Eisen. L. 5 cm. B. 3.7 cm. MA 45167. Riemenschieber. Eisen. B. 1.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45168. Sporn. Eisen. Stachel vermutlich eingenietet, L. 1 cm. L.frag. 16.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45169. Fragment. Bronze. MA 45170. 14 WS. Füllung. MA 45171. 2 RS. Füllung. MA 45172.
Grab 329 Erdgrab mit Sarg. T. 70 cm. Sich verbreiternde, rechteckige Grube 230x100 (W)/115 (O). 10–15 cm über der Grabsohle zeichneten sich bis zu 180 cm erhaltene, längsgemaserte Holzreste des Sargdeckels ab. An der N-Seite der Längswand weitere Holzreste (Quercus cf.). Der Sarg mass demnach 210x55 cm. Ferner Holz des Sargbodens unter Schädel erhalten. 15 cm von den Stirnwänden jeweils über die gesamte Grubenbreite ein 10 cm breites und tiefes N-S Gräbchen. Skelett: Sehr schlecht erhalten. Untere Extremitäten in situ, gestreckte Rückenlage. Oberkörper verlagert. Da die intakte Sargabdeckung eine Störung ausschliesst sind die Verlagerungen auf Tiere oder Zersetzungsbewegungen zurückzuführen. Mädchen/Subadult, 12–18 Jahre. Beigaben (Taf. 20): Re. des Schädels Ohrring (1), bzw. darunter li. Ohrring (2). Im gesamten Oberkörperbereich Perlen (3). Im Becken re. Schnalle (4), Dorn re., Vs. Neben li. Oberschenkel Fingerring (5). Vom Gehänge (6–10) beim li. Oberschenkel Öse (6) auf Oberschenkelhals, aussen zwei stabförmige Haken mit umgebogener Öse (7; 8), Öse jeweils zum Kopf, darunter ein Ring (9). Dazugehöriges Messer (10) in Achse auf Oberschenkel, Spitze zu den Füssen, Schneide li. Aus der Einfüllung Fragment einer Vogelkopfnadel (11), Perle (12), zwei Fragmente (13), nach Erhaltungszustand eher neuzeitlich, fünf WS (14) und neuzeitliche Ziegelbruchstücke (15). 1 Ohrring. Bronze. Polyederkopf mit eingepunzten Kreisaugen. Dm. 5 cm. Fragmentiert. MA 45173. 2 Ohrring. Bronze. Polyederkopf vergangen. Dm. 5 cm. Fragmentiert. MA 45174. 3 Perlen. MA 45175. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Leder. B. 5.2 cm. Dm. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 45176. 5 Fingerring. Bronze. Ovale Platte mit gekerbtem Rand. Dekor nicht mehr lesbar. Dm. innen 1.9 cm. Oberfläche stark korrodiert. MA45177. Gehänge (6–10): 6 2 Kettenglieder. Eisen. Ringe, deformiert. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45178. 7 Kettenglieder. Eisen. Diverse Ösen. Stark fragmentiert. MA 45179. 8 Stab mit Öse. Eisen. Wohl Schlüssel. Stark fragmentiert. MA 45180. 9 Ring. Eisen. Dm. 4 cm. MA 45181. 10 Messer. Eisen. Am Griff Holz. L.frag. 17 cm. MA 45182. 11 Vogelkopfnadel? Bronze. Unter Mikroskop Spuren von Vergoldung. L.frag. 1.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45183. 12 Perle. MA 45184. 13 2 Fragmente. Eisen. Neuzeitlich. Füllung. MA 45185. 14 5 WS. Füllung. MA 45186. 15 Ziegelbruchstücke. Neuzeitlich. Füllung. MA 45187.
Grabung 1985 Grab 330A Erdgrab, Doppelbestattung in einem Sarg, durch Bagger gestört. Von Grab 331 überlagert. T. 85 cm. Rechteckige Grube 210x65 cm über den Beinen A und O'körper B längsgemaserte Holzreste. NW-Ecke von Bagger entfernt. SO-Ecke durch Steinsetzung von Grab 331 überlagert. Skelett: A: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, rechte Hand im Becken. Schädel durch Bagger entfernt. B: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, Arme auf der Brust verschränkt. B über A im Fussbereich, Kopf im Osten! Erwachsen/Mann?, 20–59 Jahre.
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Beigaben (Taf. 20): Re. neben A, in Höhe Unterarm auf 15x10 cm Inhalt einer Tasche (1–4): Messer (1), Spitze zum Kopf, Schneide re.; Ahle (2), Silex (3) sowie ein Eisenstift (4). Tascheninhalt (1–4): 1 Messer. Eisen. Griffangel mit längsgemasertem Holz. MA 45188. 2 Ahle. Eisen. Griff mit längsgemasertem Holz, Absatz deutlich erkennbar. L.frag. 4.3 cm. Fragmentiert. MA 45191. 3 Silex. Braun. L. 2.8 cm. MA 45192. 4 Stift. Eisen. L.frag. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45193. Grab 330B Kind/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Grab 331 Steinkiste B, überlagert Grab 330. 1866 gegraben. T. 65 cm. Einlagige Steinkiste aus grossen Tuff-, Sand- und Kalksteinen sowie Kalksteinplatten. Die Stirnseiten bildet je ein grosser Stein. Abmessung innen 180x45 cm. S-Seite durch Hangdruck ins Grab geschoben. Skelett: Mässig erhalten, v.a. Oberkörper gestört, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 21): Auf li. Becken Schnalle (1), Vs., Dorn zu den Füssen. Aus der Einfüllung WS (2). 1 Gürtelschnalle mit Beschläg. Eisen. Bügel hoch, hohl; Beschläg zungenförmig, L. 6.2 cm. Leder. Fragmentiert. MA 45194. 2 WS. MA 45195.
Grabung 1986 Grab 332 Steinkiste A, 1866 ausgegraben. T. 50 cm. Keine Grube erkennbar, nur an der O-Seite einlagige Steinsetzung aus Kalk- und Sandsteinen. Skelett: Beine ab 10 cm oberhalb der Knie in situ und gut erhalten. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 20–79 Jahre. Beigaben (Taf. 21): Neben li. Oberschenkel Messer (1) Spitze zu den Füssen, Schneide re. 1 Messer. Eisen. Griffangel mit Holz. L.frag. 11 cm. Stark fragmentiert. MA 45196. Grab 333 Erdgrab, von Bagger gestört. T. 60 cm. Keine Grube erkennbar. Freigelegt wurde bei den Fussknochen ein einzelner, hochkant gestellter Kalkstein. Skelett: Knöchel und Fussknochen in situ und gut erhalten. Sie belegen gestreckte Rückenlage. Keine Funde. Erwachsen/Frau?, 20–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 334 Erdgrab, von Bagger gestört. T. 70 cm. In der O-Hälfte rechteckige, in der W-Hälfte unregelmässige Grube 135x85. Skelett: Schlecht erhalten. Rippenpartie und Unterkiefer verlagert. Kind/Subadult, 5–11 Jahre. Beigaben (Taf. 21): Li. vom Schädel übereinander zwei Ohrringe (1) über (2). Im re. Brustbereich zwischen den verlagerten Rippen Scheibenfibel, Rs. (3). Im Hals- und Brustbereich Perlen (4), neben (3) ein Anhänger (5). Im Becken re. Schnalle (6), Rs. Auf und bei re. Oberschenkel Gehänge (7– 15). Innerhalb, in Längsachse Messer (7), Spitze zu den Füssen unter (9; 10), li. daneben kleine Schnalle (8), Dorn zurückgeklappt. Unterhalb (7; 8) zwei übereinanderliegende Ringe (9; 10), darunter Muschel (11). Unterhalb (9; 10), auf Oberschenkel Ring (12), unter (12), über (9) in Achse Draht (13). Ösenansatz zum Kopf. Quer zur Körperachse und teilweise auf re. Teil von (12) Zylinder (14) mit durchbohrtem Stein (15). Aus der Füllung Bernsteinperle (16) und Draht (17). 1 Drahtohrring. Bronze. Hakenverschluss. Vier Rillenbündel. Dm. 4.8 cm. MA 45197. 2 Drahtohrring. Bronze. Hakenverschluss nicht erhalten. Mit vier Rillenbündeln. Fragmentiert. MA 45198. 3 Fibel, Scheibenfibel. Bronze mit Eisen. Grundplatte, Auflage nicht erhalten. Oberseite mit Zungen für Achshalterung und Nadelrast. In der Achshalterung Reste der eisernen Spirale mit Bronzeachse, in der Nadelrast eiserne Nadelspitze. Textilreste unter Fibel sind aus Lein, Flachs (Linum usitatissimum). Dm. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 45199. 4 Perlen. MA 45200. 5 Anhänger. Bronze. Zylindrische Öse zur Schauseite. «Andreaskreuz» als Doppelpunktreihe eingepunzt. L. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 45201.
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Gürtelschnalle. Bronze mit Eisen. Bügel hoch, hohl; Dorn fehlt; eiserne Achse. B. 4.4 cm. B. innen 2.8 cm. Fragmentiert. MA 45202. Gehänge (7–15): 7 Messer. Eisen. Auf Klinge Korrosionsspur von Ring 10. L.frag. 6.4 cm. Fragmentiert. MA 45204. 8 Schnalle. Eisen. Einfach, drahtförmig. B. 2 cm. B. innen 1.1 cm. Fragmentiert. MA 45205. 9 Ring. Eisen. Dm. 5.4 cm. MA 45206. 10 Ring. Eisen. Dm. 5.4 cm. MA 45207. 11 Tigermuschel. Cypraea tigris. Durchbohrt. Fragmentiert. L.frag. 4.9 cm. MA 45208. 12 Ring. Eisen. Lederriemen. Dm. 5.7 cm. MA 45209. 13 Draht mit Schlinge. Eisen. Ansatz einer Öse. L.frag. 4 cm. Fragmentiert. MA 45210. 14 Zylinder. Eisen. Aus Blech. L. 2.1 cm. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45211. 15 Kalkstein. Durchbohrt. L. 1.8 cm. MA 45212. 16 Perle. Bernstein. Stark fragmentiert. Füllung. MA 45214. 17 Draht. Eisen. L.frag. 6.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45215. Grab 335 Erdgrab, 1866 und von Bagger gestört. T. 40 cm. Erdgrube, Umriss nur an der S-Seite erkennbar. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Schädel fehlt. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 22): Auf der re. oberen Brusthälfte ein durch Bagger verlagerter Ohrring (1). Im oberen Brustbereich Perlen (2), einige nicht in situ. Auf dem li. Becken Schnalle (3), Vs., Dorn zum Kopf. Am li. Zeigefinger Bronzering (4). Neben li. Oberschenkel Ring (5), darunter Messer (6), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Das Fragment einer Steinscheibe (7) wurde nicht in situ geborgen. 1 Drahtohrring. Bronze. Ösenansatz. Dm. Mind. 5.6 cm. Fragmentiert. MA 45216. 2 Perlen. MA 45217. 3 Gürtelschnalle mit Beschläg. Eisen. Bügel hoch, hohl, Beschläg zungenförmig, drei Niete, auf RS zwei Nietstifte, L 7 cm, B. 4 cm. B. 5.2 cm. L.W. 3.9 cm. MA 45218. 4 Fingerring. Bronze. Enden überlappend zusammengebogen. Torsion imitierende Ritzung. Dm. innen 1.7 cm. MA 45219. 5 Ring. Eisen. Dm. ca. 4 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45220. 6 Messer. Eisen. L.frag. 10 cm. Füllung. MA 45221. 7 Scheibe. Grüngestein. Geschliffen und durchbohrt. Fragmentiert. Füllung. MA 45222. Grab 336 Erdgrab, durch Bagger gestört. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Schlecht erhalten, ab Brustbereich abgebaggert. Unterarme und Beine in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 22): Im Becken Schnalle (1), li. daneben in Körperachse Messer (2), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Bei li. Hand Fingerring (3). Neben re. Hand Pinzette (4). Nicht in situ geborgen: Perlen (5), zwei Fragmente (6; 7) und ein Drahtfragment (8). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel bandförmig. B. 4 cm. B. innen 2.8 cm. Fragmentiert. MA 45223. 2 Messer. Eisen. L. 13 cm. Fragmentiert. MA 45224. 3 Fingerring. Bronze. Sehr schöne Patina. Dm. innen 1.6 cm. Abgenutzt. MA 45226. 4 Pinzette. Eisen. Querschnitt flach. L.frag. 3.7 cm. Fragmentiert. MA 45227. 5 Perlen. Füllung. MA 45228. 6 Stift. Eisen. Vierkantig. L.frag. 2.2 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45229. 7 Fragment. Eisen. Dreieckig. L.frag. 2 cm. Füllung. MA 45230. 8 Draht. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45231. Grab 337 Erdgrab, durch Bagger gestört. T. 60 cm. Grube nur in O-Hälfte erkennbar. Beim O'arm auf Skelettniveau ein einzelner Kalkstein. Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Schädel von Bagger zerdrückt. Mädchen/ Subadult, 5–11 Jahre. Beigaben (Taf. 22): Auf Schädel Nadel (1), im Halsbereich, teilweise unter Schädel, Ohrring (2). Im Hals- und oberen Brustbereich Perlen (3) mit Bronzeanhänger (4). Eisenreste (5) im li. oberen Brustbereich. Zwischen Becken und re. Oberarm Schnalle (6), Dorn nach «oben». Am li. Mittel-
finger Ring (7). Vom Gehänge (8–18) lag zwischen den Oberschenkeln: Perle (8), Zwinge (9) und zwei durchlochte Bronzeniethauben (10; 11). Unter linkem Unterschenkel eine Bronzeschlaufe (12) und ein Eisenbeschläg (13). Zwischen den Unterschenkeln zwei bronzene Ösenbeschläge (14 und 15) sowie eine fragmentierte Bronzezierscheibe (18), darüber verschiedene Eisenreste, Stifte und Schlüsselfragment (16 und 17). 1 Nadel. Bronze. Kugeliger Kopf aus dünnem Blech. Dm. 1 cm. L. 5.3 cm. Fragmentiert. MA 45232. 2 Ohrring. Bronze. Dm. 7 cm. MA 45233. 3 Perlen. MA 45234. 4 Anhänger. Bronze. Öse ausgebrochen. Ritzverzierung, nur teilweise erhalten. Gegossen. L. 2.2 cm. MA 45235. 5 Fragmente. Eisen. Klein. MA 45236. 6 Schnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. B. 3.4 cm. B. innen 1.9 cm. MA 45237. 7 Fingerring. Bronze. Draht zu Ring mit überlappenden Enden gebogen. Dm. innen 1.4 cm. MA 45238. Gehänge (8–18): 8 Perle. MA 45239. 9 Zwinge. Eisen. Bandförmig, Enden überlappen. L. 3.5 cm. MA 45240. 10 Niethaube. Bronze. Halbkugelig, gefüllt mit Kitt, zentrale Lochung. Dm. 1.2 cm. D. 0.4 cm. MA 45241. 11 Niethaube. Bronze. Seitlich gelocht, Nietstift. Dm. 1.6 cm. D. 0.7 cm. MA 45242. 12 Schlaufe. Bronze. Enden ausgehämmert, daran Kittrest, wohl zu Niethaube 10. MA 45243. 13 Beschläg. Eisen. Zwei ausgebrochene Nietlöcher. Laschenansatz noch erkennbar. Fragmentiert. MA 45244. 14 Ösenbeschläg. Bronze. Klein, aufkorrodierte Eisenfragmente mit Textilspuren. Rs.: 1 Öse quer zur Achse stehend. Profiliert, drei eingepunzte Kreisaugen. L. 2.3 cm. B. 1.8 cm. MA 45245. 15 Ösenbeschläg. Bronze. Form und Oberfläche profiliert, darauf korrodiert Eisenstift. Rs.: 3 Ösen, nur eine vollständig erhalten. Eisen mit Textilspuren, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 4.2 cm. B. 1.9 cm. MA 45246. 16 Stifte. Eisen. Textilspuren, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Stark fragmentiert. MA 45247. 17 Schlüssel. Eisen. Gewebereste mit Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Stark fragmentiert. MA 45248. 18 Zierscheibe. Bronze. Mit aufkorrodierten Eisenresten. Beidseitig eingepunzte Kreisaugen. Gewebereste mit Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 45249. Grab 338 Steinkiste. Durch Bagger gestört. T. 50 cm. Nur O-Hälfte erhalten. L. noch 80 cm, B. 50 cm. An der S-Seite zwei Kalksteine. Skelett: Schlecht erhalten. Nur Unterschenkel und teilweise Oberschenkel in situ. Gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 22): An der Innenseite des rechten Knies rechtwinklig gebogener Eisenstift (1). Bei Fesseln und Füssen Wadenbindengarnitur (2– 16): Neben re. Knöchel kleine Riemenzunge (2) Vs., Spitze zu Kopf, quadratisches Beschläg (3) Vs. und grosse Riemenzunge (4) Rs. Am re. Fuss unter Schnalle (5) Rs. kleine Riemenzunge (6) Rs. Bei den Zehen weitere kleine Riemenzunge (7) Rs. Neben linkem Knöchel kleine Riemenzunge (8) Vs., quadratisches Beschläg (9) Vs. und grosse Riemenzunge (10) Vs. Unter (10) Schnalle (11) Rs., neben (10) kleine Riemenzunge (13) Rs., Spitze gegen Kopf. Bei den Zehen Schnallengegenbeschläg (12) Vs. und weitere kleine Riemenzunge (14) Vs. Dabei zwei Fragmente von Gegenplättchen (15–16). Nicht in situ geborgen: drei Eisenniet (17–19). 1 Stift. Eisen. Rechtwinklig gebogen. L. 2.7 und 2.1 cm. B. 0.8 cm. MA 45250. Wadenbindengarnitur (2–16): 2 Riemenzunge. Bronze, verzinnt. Klein. Nur untere Hälfte. RFA der Oberfläche, Dekor: Stark Sn und Pb haltige Bronze mit Spuren Ag, Zn. Rs.: Wie Dekor aber weniger Sn und mehr Pb. Das Resultat könnte auf eine Verzinnung beim Dekor deuten (Best.: A. Voûte). L.frag. 2.8 cm. B. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 45251. 3 Beschläg. Bronze, verzinnt. Quadratisch, 4 Bronzeniet, Dm. 0.5. L. 2 cm. B. 2 cm. MA 45252. 4 Riemenzunge. Bronze, «Weissmetall». Gross. 2 Bronzeniet, Dm. 0.8. 6 eingeritzte Querlinien. L. 9.8 cm. B. 1.9 cm. MA 45253. 5 Schnalle. Bronze, «Weissmetall». Eisendorn. Beschläg profiliert, 3 cm lang und 1.8 cm breit, 1 Bronzeniet. Tierstilverziert, eingeritzt, Bü-
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gellasche sekundär aufgenietet, sie überdeckt teilweise die Nietung des ehemaligen Riemens; was belegt, dass das Beschläg nachträglich zu Schnalle umgearbeitet wurde (vgl. 338.11). B. 1.8 cm. B. innen 1.3 cm. MA 45254. Riemenzunge. Bronze, «Weissmetall». Klein. 2 Bronzeniet, Dm 0.5 cm. Tierstilverziert, eingeritzt. L. 4.2 cm. B. 1.1 cm. MA 45255. Riemenzunge. Bronze, verzinnt. Klein. 3 Bronzeniet, zwei fragmentierte Gegenplättchen. Lederreste. L. 6.4 cm. B. 1.5 cm. MA 45256. Riemenzunge. Bronze, verzinnt. Klein. Reste eines Eisenniets. L. 5.6 cm. B. 1.2 cm. MA 45257. Beschläg. Bronze, verzinnt. Quadratisch. 4 Bronzeniet. L. 2 cm. B. 2 cm. MA 45258. Riemenzunge. Bronze, verzinnt. Gross. 2 Bronzeniet mit Dm. 0.8 cm und 1 Gegenplättchen. Bruchstelle mit Bronzeplättchen und 4 Eisenniet geflickt. 6 eingeritzte Querlinien. L. 9.5 cm. B. 2 cm. MA 45259. Schnalle. Bronze, «Weissmetall». Bronzedorn. Profiliertes, 3.5 cm langes und 2 cm breites Beschläg. 5 Bronzeniet. Bügellasche überdeckt teilweise die Nietung des ehemaligen Riemens, was belegt, dass das Beschläg nachträglich zu Schnalle umgearbeitet wurde. RFAder Oberfläche, Dekor: Stark Sn und Pb haltige Bronze mit Spuren Ag, Zn. Rs.: wie Dekor, aber weniger Sn und mehr Pb (Best: A. Voûte). Tierstilverziert. Lederrest. B. 2 cm. B. innen 1.4 cm. MA 45260. Gegenbeschläg. Bronze, «Weissmetall». 2 Bronzeniet. Tierstilverziert. L. 3 cm. B. 1.6 cm. MA 45261. Riemenzunge. Bronze, «Weissmetall». Klein. 2 Bronzeniet, Dm. 0.5 cm. Tierstilverziert. L. 4.4 cm. B. 1 cm. MA 45262. Riemenzunge. Bronze, verzinnt. Klein, einfach. 3 Bronzeniet. L. 6.3 cm. B. 1.4 cm. MA 45263. Gegenplättchen. Bronze. Zu Niet der Wadenbindengarnitur. L. 0.6 cm. B. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 45264. Gegenplättchen. Bronze. Zu Niet der Wadenbindengarnitur. L. 0.5 cm. B. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 45265. Niet. Eisen. Massiv, Kopf scheibenförmig. L. 1.3 cm. Dm. 0.6 cm. Füllung. MA 45266. Niet. Eisen. Kopf halbkugelig, hohl, Bronze versilbert. L. 0.8 cm. Dm. 1 cm. Füllung. MA 45267. Niet. Bronze. Klein, Kopf halbkugelig, hohl. L.frag. 0.3 cm. Dm. 0.6 cm. Füllung. MA 45268.
Grab 339 Erdgrab, 1866 gestört. T. 45 cm. Keine Grube erkennbar. Im Oberschenkelbereich Störung durch einen 30 cm breiten Suchgraben, wohl von 1866. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Durch Störung fehlten die Oberschenkelknochen. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Zwischen den Oberschenkeln, am Rand der Störung Reste einer Saxscheide: Tragebügel (1) und drei grosse Niet (2) re. von (1). Ferner 13 kleinere Niete (3), je einer ober- bzw. unterhalb des grossen Niets bei (1), Rest nicht in situ bzw. im Humus. Zwei Fragmente (4; 5) und eine Platte (6) in Füllung. Saxscheide (1–3): 1 Tragebügel. Eisen. L.frag. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 45269. 2 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig mit Kerbrand. L. 1.4 cm. D. 1.9 cm. MA 45270. 3 13 Niet. Bronze. Kopf halbkugelig, hohl. L. 0.7 cm. D. 0.7 cm. MA 45271. 4 Fragment. Eisen. Holzreste. L.frag. 2.3 cm. Füllung. MA 45272. 5 Fragment. Eisen. L.frag. 1.7 cm. Füllung. MA 45273. 6 Platte. Eisen. Gelocht. Wohl neuzeitlich. Füllung. MA 45274. Grab 340 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, gestört. T. 40 cm. Kaum Grube erkennbar. Bei den Füssen leichte Mulde, N-S verlaufend. Im Grab Holzreste. Skelett: Durch Störung kaum bzw. sehr schlecht erhalten. In situ liegender re. Oberschenkel belegt gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Fast alle Objekte verlagert und verworfen. Aussen entlang des li. Beines Spatha (1), mehrfach gebrochen, Spitze beim Fuss. Unterhalb Becken Schildbuckel (2) Rs. Unter Spatha Messer (3), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Li. daneben, teilweise über Spatha Pyramidenknopf (4). Riemenzunge (5) re. neben Spatha. Oberhalb (5) lag der Sporn (6). Unterhalb des Schildbuckels (2) lag die Schnalle (7), ein weiteres Schnallenfragment (8) befand sich unterhalb des Sporns (6). Re. neben der Spathaspitze auf Fläche von 20x15 cm mindestens 9 Zwingen (9), davon einige nicht in situ geborgen. Re. des Beckens Niet (10), ein weiterer Niet
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(11) im Bauchbereich. Aus Grab und Füllung zahlreiche unbestimmbare Fragmente. 1 Spatha. Eisen. Verbogen, in mehrere Teile zerbrochen, unvollständig. Langovale, massive Knaufplatte, wobei Angel leicht über Knaufplatte ragt. Massive langovale Parierstange. Knaufplatte: L. 5.5 cm, B. 2.2 cm, D. 0.7 cm. Parierstange: L 7.1 cm, B. 2.7 cm, D. 0.8 cm. Damaszierung, 3 Bahnen. Ahornholzreste an Griffangel und Scheide (Acer sp.). L.frag. 63 cm. Klinge ca. 70 cm. L. Knauf 5.5 cm. B. Knauf 2.2 cm. B. 5.5 cm. Fragmentiert. MA 45275. 2 Schild. Eisen. Buckel und Fessel. Buckel mit Eisenniet. Dm. Kalotte 11.5 cm. Fessel nur fragmentarisch erhalten. L.frag. 5.8 cm. Dm. 17 cm. Stark fragmentiert. MA 45276. 3 Messer. Eisen. Rücken leicht gebogen, Schneide hochziehend. L.frag. 15.5 cm. Fragmentiert. MA 45277. 4 Pyramidenknopf. Bronze. Hohl, zwei Seitenflächen auf US mit Steg verbunden. Jede Schauseite mit zwei randlichen und einer axialen Ritzlinie verziert. L. 2.2 cm. B. 2.1 cm. D. 1.8 cm. MA 45278. 5 Riemenzunge. Bronze. Spitz, 2 Bronzeniet. L. 7.9 cm. B. 1.5 cm. MA 45279. 6 Sporn. Nietsporn. Eisen. Schenkel bandförmig mit Niet, Bügel bandförmig, Stachel eingenietet. Fragmentiert. MA 45280. 7 Schnalle. Eisen. Einfach. Bügelstück mit Dornansatz. Stark fragmentiert. MA 45281. 8 Schnalle. Eisen. Einfach. Bügel mit Dornansatz. Fragmentiert. MA 45282. 9 9 Zwingen. Eisen. Bandförmig, Enden teilweise umgebogen. Einige mit Holzresten an Innenseite. Unterschiedlicher Maserungsverlauf. L. 4 cm. B. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 45283. 10 Niet. Eisen. Lederreste. L. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 45284. 11 Niet. Eisen. L. 0.5 cm. MA 45285. Grab 341 Erdgrab, 1866 gestört. T. 30 cm. Grube kaum erkennbar. Skelett: Nur noch Reste der verlagerten Langknochen und des Schädels. Frau/Erwachsen, 20– 59 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Beim Schädel li. Ohrring (1), dabei Perlen (2). Im Bauch-, Beckenbereich Schnalle (3) und Fingerring (4). 1 Drahtohrring. Bronze. Dm. 5 cm. Fragmentiert. MA 45286. 2 Perlen. MA 45287. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl, Dorn fehlt. B. 5.4 cm. B. innen 3.2 cm. Fragmentiert. MA 45288. 4 Fingerring. Bronze. Querschnitt oval. Dm. innen 1.7 cm. Fragmentiert. MA 45289. Grab 342 Erdgrab, 1866 ausgegraben. T. 60 cm. Nur O-Teil der Grube erhalten. L. noch 65 cm, B. 50 cm. Skelett: Nur Unterschenkel und Füsse gut erhalten und in situ. Sie belegen gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 20–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 343 Erdgrab, 1866 vollständig ausgegraben. T. 60 cm. Rechteckige Grube 145x50 cm. Skelett: Grube leer. Kind/–. Keine Beigaben. Grab 344 Erdgrab. T. 20 cm. Ovale Grube nur in der O-Hälfte deutlich erkennbar. 200x50 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Auf li. Becken unter li. Handgelenk Messer (1), Spitze zu den Füssen, Schneide li. 1 Messer. Eisen. L.frag. 13.9 cm. Fragmentiert. MA 45290. Grab 345 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 20 cm. Grube kaum erkennbar. Unter (2) und neben re. Oberschenkel Holzreste (Abies alba). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Frau/Frau, 40– 59 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Re. (1) und li. (2) vom Schädel Ohrringe. Re. neben Becken Messer (3), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Im Beckenbereich, nicht in situ geborgen, Schnallenfragmente (4).
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Drahtohrring. Bronze. Verschluss waagrechte Öse und Hacken. L. 8 cm. Fragmentiert. MA 45291. Drahtohrring. Bronze. Dm. 5 cm. Fragmentiert. MA 45292. Messer. Eisen. L.frag. 14 cm. Fragmentiert. MA 45293. Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. B. 3.6 cm. B. innen 2.6 cm. Fragmentiert. MA 45294.
Grab 346 Steinkiste A, teilweise mit Abdeckung. T. 55 cm. Steinkiste aus zum Teil behauenen Kalksteinen. Im W-Teil fehlt Steinsetzung. S-Wand durch Hangdruck ins Grab geschoben. Vereinzelt Ziegelschrotmörtelreste an Tuffsteinen, wohl römische Spolien. Über Füssen und O'körper Steine der Abdeckung. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Schädel zur re. Schulter verrollt. Mädchen/Subadult, 5–11 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Re. (1) und li. (2) vom Schädel Ohrringe. Beim Hals Perlen (3), dabei 2 Bronzezwingen (4). Beim li. Handgelenk Armband (5), bei li. Hand Fingerring (6). Beim li. Oberschenkel vermutlich Gehänge (7– 10): Perle (7), 15 cm unterhalb davon Perle (8), li. und re. davon Niet (9; 10). 1 Drahtohrring. Bronze. Abgebrochenes Häkchen von Verschluss. Dm. 5 cm. Fragmentiert. MA 45295. 2 Drahtohrring. Bronze. Verschluss: Waagrechte Schlaufe und Haken. Dm. 6.5 cm. Fragmentiert. MA 45296. 3 Perlen. MA 45297. 4 2 Zwingen. Bronze. Offen, oval, zu Perlenkette oder Brustgehänge. L. 1 cm. B. 0.8 cm. MA 45298. 5 Armband. Bronze. Offen, bandförmig. B. 0.4 cm. Dm. 4 cm. MA 45299. 6 Fingerring. Silber. Einfach, offen. Dm. innen 1.3 cm. MA 45300. Gehänge (7–10): 7 Perle. MA 45301. 8 Perle. MA 45302. 9 Niet. Bronze. Kopf halbkugelig, randlich gekerbt. L. 1 cm. MA 45303. 10 Niet. Bronze. Wie 9. Nicht erhalten. MA 45304. Grab 347 Erdgrab. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur Schädelfragmente und Zahn. Kind/Subadult, 1 Jahre ± 4 Mte. Beigaben (Taf. 23): Beim Schädel Perlen (1). 1 Perlen. MA 45305. Grab 348 Erdgrab, wohl 1866 gestört. T. 50 cm. Umriss der Grube nur schwer erkennbar. 200x60 cm. Skelett: Schlecht erhalten. Nur Langknochen der Beine in situ, sie belegen gestreckte Rückenlage. Ansonsten nur teilweise verworfene Schädelreste. Erwachsen/Mann?, 40–59 Jahre. Beigaben: In Höhe des Becken re. Bruchstück einer Terra Sigillata (1). 1 BS. Terra Sigillata. Standring von Teller, ostgallisch. In der Mitte Stempelrest, am Rand der Bruchkante halbes Flickloch. Überzug teilweise abgeplatzt. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 45306. Grab 349 Erdgrab mit Sarg. T. 50 cm. Keine Grube erkennbar. Im gesamten re. Körperbereich neben und über Skelett Holzspuren (Abies alba). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Neben Schädel re. zwei Ohrringe (1; 2). Im Halsbereich Perlen (3). Im Becken Schnalle (4), Vs., Dornrast zu den Füssen. Beim re. Fuss Glasscherbe (5). 1 Drahtohrring. Bronze. Mit stabförmigem Ende. Dm. 3.7 cm. MA 45307. 2 Drahtohrring. Bronze. Beide Enden spitz zulaufend. Dm. 2.1 cm. MA 45308. 3 Perlen. MA 45309. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval, runder Bügelquerschnitt. Dorn nicht erhalten, B. 3.7 cm. B. innen 2.7 cm. Fragmentiert. MA 45310. 5 RS. Glas. Hellblau. Transluzid. Nach aussen verdickt. Form AR 2. Isings 3 (?). L.frag. 1.0 cm. D. 0.6 cm. Fragmentiert. Röm. Füllung. MA 45311. Grab 350 Erdgrab, wohl 1866 gegraben. T. 50 cm. Umrisse nur schwer erkennbar. Skelett: Keine Skelettspuren. –/–. Beigaben: Aus der Füllung Perle (1) und modernes Ziegelbruchstück (2).
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Perle. Füllung. MA 45312. Ziegel. Neuzeitlich. Fragmentiert. Füllung. MA 45313.
Grab 351 Erdgrab, 1866 gegraben. T. 50 cm. Rechteckige Grube 200x75 cm. In der Füllung vereinzelt Steine und Knochen. Skelett: Nur Knochensplitter. Aus der Füllung drei Nägel (1)–(3) und drei WS (4). Erwachsen/Erwachsen, 20– 59 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung drei Nägel (1–3) und drei WS (4). 1 Nagel. Eisen. Kopfplatte rechteckig 2.2x2.2 cm. Schaft bandförmig. L. 2.9 cm. Füllung. MA 45314. 2 Nagel. Eisen. Rechteckige Kopfplatte 1.1x1.1 cm. Schaft bandförmig. L. 2.1 cm. Füllung. MA 45315. 3 Nagel. Eisen. Neuzeitlich. Füllung. MA 45316. 4 3 WS. Keramik. Neuzeitlich. Füllung. MA 45317. Grab 352 Erdgrab, vom Bagger gestört. T. 50 cm. Rechteckige Grube nur teilweise erkennbar. W-Hälfte abgebaggert. L. noch 100 cm, Br, 80 cm. Skelett: Nur noch Beine in situ, schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/ Erwachsen, 20–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 353 Steinkiste, 1866 gegraben. T. 40 cm. Grube nicht erkennbar. Bis auf zwei Kalksteine bei der re. Schulter entfernt. Skelett: Sehr schlecht erhalten. In situ verbliebene Langknochen – re. Arm, li. Oberschenkel und beide Unterschenkel – belegen gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Beim Schädel Perlen (1). 1 Perlen. MA 45318. Grab 354 Erdgrab mit Sarg, 1866 ausgegraben. T. 70 cm. Rechteckige Grube mit 95 cm langer Ausbuchtung am nördlichen Teil der O-Wand. 200x80/95 cm. 15 cm von der O-Wand, auf der Sohle, ein 20 cm breites, 5 cm tiefes N-SGräbchen mit Holzresten, Maserung N-S. Im gesamten Grab zahlreiche Holzreste: Neben den Holzresten des Sargbodens hatten sich im ungestörten Bereich Reste der Seitenwände (S-W-Ecke, bis zu 9 cm über der Sohle) erhalten. Sargdeckelreste 5 cm über der Sohle beim re. Fuss (Abies alba, Quercus sp.). Skelett: Nur re. Fuss, Oberarm u. -schenkel, li. Unterschenkel sowie zerdrückter Schädel in situ und schlecht erhalten. Sie belegen gestreckte Rückenlage. Frau/Erwachsen, 20–39 Jahre. Beigaben (Taf. 23): Innen beim li. Unterschenkel Beschläg (1) Rs., li. neben re. Fuss Klammer (2). Aus der Füllung: Schnallenbügel (3), Perlen (4), Spirale (5), U-förmiges Blech (6), Fragment (7) und Stift (8) und Schlackestück (9). 1 Beschläg. Eisen mit Silber. Zungenförmig. 2 endständige Niet, Köpfe pilzförmig, silberplattiert. 2 verschlungene Punktbandovale in einer Strichrahmung. Monochrome Tauschierung. L.frag. 4.4 cm. B. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 45319. 2 Klammer. Eisen. Bandförmig. L.frag. 1.2 cm. B. 0.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45320. 3 Schnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Dorn und Dornachse fehlen. B. 3.2 cm. B. innen 1.8 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45321. 4 Perlen. Füllung. MA 45322. 5 Spirale. Bronze und Eisen. 14 Windungen auf eiserner Achse. L. 2.8 cm. Füllung. MA 45323. 6 Blech. Eisen. U-förmig. Holzreste. L. 4 cm. B. 0.8 cm. Füllung. MA 45324. 7 Fragment. Eisen. L.frag. 1.9 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45325. 8 Stift. Eisen. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45326. 9 Schlackenstück. Füllung. MA 45327. Grab 355 Erdgrab, gestört. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, nur noch li. Bein und Brustbein mit Schädel vorhanden und in situ. Sie belegen gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 6–11 Jahre. Keine Beigaben. Grab 356 Steinkiste, 1866 gegraben. T. 30 cm. Rechteckige, mit Steinen eingefasste Grube. Abmessung der Grube 170x80 cm. Skelett: Keine Skelettspuren. –/– . Keine Beigaben.
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Grab 357 Erdgrab, gestört. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Neuzeitliche Pflugstörungen. Skelett: Sehr schlecht erhalten, nur in situ liegende Unterschenkel belegen gestreckte Rückenlage, Rest verworfen und grösstenteils vergangen. Knabe/Subadult, 6–11 Jahre. Beigaben (Taf. 24): Die Lage der Gürtelgarnitur ist gestört. Möglicherweise war sie ursprünglich li. entlang des Toten deponiert worden. Von der vielteiligen Gürtelgarnitur (1–6) lagen aussen parallel zum li. Unterschenkel eine grosse Riemenzunge (1). Im Beckenbereich zwei mittlere Riemenzungen (2; 3), in Schädelhöhe li. zwei kleine Riemenzungen (4; 5). Unterhalb letzterer Riemenschieber (6) und Niet (7). (1), (3) u. (4) Rs. Messer (8) befand sich in Höhe des Oberschenkels. Gürtelgarnitur, vielteilig (1–6): 1 Riemenzunge. Eisen. Lang. Nietansatz nicht erhalten. Band-, Punktband und seitliche Streifentauschierung: Im Wechsel ca. 10 Messingund 2 Silberfäden. Zentralmotiv: Konzentrischer Kreis. Bichrome Tauschierung. L.frag. 7.9 cm. B. 2 cm. MA 45328. 2 Riemenzunge. Eisen. Mittelgross. Im Röntgenfoto 2 Niet. Band-, Punktband und seitliche Streifentauschierung: Im Wechsel ca. 6 Messing- und 2 Silberfäden. Bichrome Tauschierung. L. 5.2 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45329. 3 Riemenzunge. Eisen. Mittelgross. Ansatz der Tülle erhalten. Band-, Punktband und seitliche Streifentauschierung: Im Wechsel ca. 6 Messing- und 2 Silberfäden. Bichrome Tauschierung. L. 4.8 cm. B. 1.5 cm. MA 45330. 4 Riemenzunge. Eisen. Klein, auf Rs. 2 Nietstifte nach Röntgenfoto. Band-, Punktband und seitliche Streifentauschierung: Im Wechsel ca. 6 Messing- und 2 Silberfäden. Bichrome Tauschierung. L. 2.8 cm. B. 1.5 cm. MA 45331. 5 Riemenzunge. Eisen. Klein. Band-, Punktband und seitliche Streifentauschierung: Im Wechsel ca. 6 Messing- und 2 Silberfäden. Bichrome Tauschierung. L. 2.8 cm. B. 1.4 cm. MA 45332. 6 Riemenschieber. Eisen. Auf Rs. Ösenniet, Ansatz des Nietlochs erkennbar. Band-, Punktband und seitliche Streifentauschierung: Im Wechsel ca. 6 Messing- und 2 Silberfäden. Bichrome Tauschierung. L. 3.7 cm. B. 1.6 cm. L.W. 2.5 cm. D. 0.8 cm. MA 45333. 7 Niet. Eisen. Bronzenes Unterlegeblech. Ev. zu 1.–6. L.frag. 0.6 cm. MA 45334. 8 Messer. Eisen. L.frag. 8 cm. MA 45335. Grab 358 Erdgrab. T. 60 cm. Grube nur im Fussbereich erkennbar. Skelett: Nur Langknochen. Sehr schlecht erhalten. In situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Subadult, 11–17 Jahre. Beigaben (Taf. 24): Bei re. Schulter Ring (1). Neben re. Oberschenkel weiterer Ring (2). Im Becken li. Messer (3), Spitze li. Schneide zu den Füssen und am Messerrücken Pfriem (4). 1 Ring. Bronze. Offen, vierkantiger Draht. Dm. 2.2 cm. MA 45336. 2 Ring. Bronze. Querschnitt halbrund. Lederrest. Dm. 2.4 cm. MA 45337. 3 Messer. Eisen. Spitze zur Schneide ziehend. L. 15.6 cm. MA 45338. 4 Pfriem. Eisen. Vierkantig. L. 4.8 cm. MA 45339. Grab 359 Steinkiste C, 1866 geöffnet. T. 40 cm. Sorgfältig gesetzte, einlagige Steinkiste aus zugerichteten Tuff- und Sandsteinen. O-Wand ein grosser Stein. Im Kopfbereich Steinsetzung durch Störung entfernt. Abmessung innen 200x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Bei Störung Schädel zerdrückt, li. Oberarmknochen fehlt, Unterkiefer im Becken. Mann/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 24): Neben re. Oberschenkel Lanze (1), Spitze zum Kopf. Im Bereich des gesamten re. Beines Überreste der Grabung von 1866: Von einer Saxscheide (2–9) stammen: Bronzene Dreifachniete (2), Bronzeniet (3), Saxtragebügelfragmente (4–6, 8–9) und 5 kleine Eisenniet (7). Neben re. Fuss langes (10) Vs. und kurzes (11) Rs. Beschläg. Aus der Füllung: Beschläg der Gürtelgarnitur (12), Beschläg (13), ein Eisenfragment (14), ein Bronzeniet (15), eine kleine Glasscherbe (16), eine Keramikscherbe (17) und ein Schlackestück (18). 1 Lanzenspitze. Eisen. Schaft vierkantig. Tülle rund, geschlossen. L.frag. 32 cm. Fragmentiert. MA 45340. Saxscheide (2–9): 2 Dreifachniet. Bronze. Kopf halbkugelig, bei 2 Niet Kerbrand erhal-
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ten, wohl von Saxscheide. L. 1 cm. MA 45341. Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Dm. 0.8 cm. MA 45342. Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45343. 5 Plättchen. Eisen. Spur einer Eisenniet. L. 1.7 cm. B. 1.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45344. 6 Plättchen. Eisen. Stark fragmentiert. MA 45345. 7 5 Niet. Eisen. 2 bzw. 3 Niet aneinanderkorrodiert, Niethaube Dm. 0.4. Fragmentiert. MA 45346. 8 Saxtragebügel. Eisen. L.frag. 3.6 cm. Dm. 0.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45347. 9 Diverse Fragmente. Eisen. MA 45348. Gürtelgarnitur, mehrteilig (10–14): 10 Beschläg. Eisen. Schmal zungenförmig, 2 Niet. Linientauschierung. Monochrome Tauschierung. L. 9 cm. B. 2.1 cm. MA 45349. 11 Beschläg. Eisen. Schmal zungenförmig. Linientauschierung. Bichrome Tauschierung. L. 4 cm. B. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 45350. 12 Vertikalbeschläg. Eisen. 2 Niet. Strichtauschierung. Bichrome Tauschierung. Fragmentiert. Füllung. MA 45351. 13 Beschläg. Eisen. Rs. Niet. L.frag. 2.7 cm. B. 2.4 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45352. 14 Fragment. Eisen. Wohl von mehrteiligen Gürtelgarnitur. Nicht restauriert. Fragmentiert. Füllung. MA 45353. 15 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Fragmentiert. Füllung. MA 45354. 16 WS. Glas. grün. Fragmentiert. Füllung. MA 45355. 17 2 BS. und WS. BS von helltoniger Gebrauchskeramik. WS von Reliefsigillata, ostgallisch. Dr. 37 (?). Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 45356. 18 Schlackenstück. Füllung. MA 45357. 3 4
Grab 360 Erdgrab. T. 50 cm, Grube nur in der O-Hälfte erkennbar, B. 60 cm. Skelett: Langknochen und Schädel, sehr schlecht erhalten, Beine besser erhalten. In situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Erwachsen, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 24): Von einer dreiteiligen Garnitur (1–3) zwischen den Oberschenkeln Schnalle (1), Bügel umgeklappt, Dornspitze zum Kopf, Gegenbeschläg (2) aussen neben dem li. Knöchel, endständiger Niet zu den Füssen, Rückenbeschläg (3) zwischen Unterschenkel. Nur (3) Vs. Auf re. Unterschenkel Messer (4), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Unterhalb (3) aus Tasche (5–7): Silex (5) und zwei Eisenfragmente (6;7). Gürtelgarnitur, dreiteilig (1–3): 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Beschläg trapezförmig profiliert. Röntgenfoto: 5 Nietlöcher. Bügel bis auf Dornrast tauschiert. Pilzdorn mit Gittertauschierung. Bichrome Tauschierung. L. 9.8 cm. B. 4.4 cm. Fragmentiert. MA 45358. 2 Gegenbeschläg. Eisen. Trapezförmig, profiliert. 5 Nietlöcher erhalten. Tierstilverziert. Silberplattierung. L. 9.5 cm. B. 4.6 cm. Fragmentiert. MA 45359. 3 Rückenbeschläg. Eisen. Quadratisch. 4 halbkugelige Nietköpfe, nur 1 erhalten, von Rest Kittmasse. Rs.: 4 Niet mit bronzenen Unterlegeplättchen. Tierstilverziert. Silberplattierung. L. 4.2 cm. B. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 45360. 4 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. L.frag. 16.4 cm. MA 45361. Tascheninhalt (5–7): 5 Silex. braun. Mit Rinde. L. 3.1 cm. MA 45362. 6 Fragment. Eisen. Bandförmig. L.frag. 3.1 cm. MA 45363. 7 Fragment. Eisen. Bandförmig. L.frag. 1.3 cm. MA 45364. Grab 361 Steinkiste A. Von Grab 365 überlagert und dabei gestört. T. 50 cm. Von der sorgfältig gesetzten Steinkiste aus behauenen Sand- und Tuffsteinen sowie Ziegelplatten noch zwei Lagen erhalten. S-Wand bei Anlage von Grab 365 komplett entfernt. Abmessung innen 180x60 cm. Skelett: Oberkörper bei Anlage von Grab 365 verworfen. Unterer Teil gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 60–79 Jahre. Beigaben (Taf. 24): Im Oberkörperbereich Perlen (1), im Becken re. Schnalle (2), Vs. Dorn nach re. Neben li. Oberschenkel bei Hand Schnalle (3). Aus der Füllung Draht (4) und WS (5). 1 Perlen. MA 45365. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. B. 5.7 cm. B. innen 4 cm.
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MA 45366. Gürtelschnalle. Eisen. Nur Teil der Dornbasis und verbogener Dorn. Strichverzierung. Monochrome Tauschierung. Stark fragmentiert. MA 45562. Draht. Eisen. L.frag. 1.4 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45563. WS. Füllung. MA 45564.
Grab 362 Erdgrab, 1866 gegraben. T. 50 cm. Rechteckige Grube 195x60 cm. 40 cm von der re. und 15 cm von der li. Ecke der W-Wand je eine runde Verfärbung. Re. Verfärbung mit 30 cm Dm. und 5 cm Tiefe. Li. Verfärbung mit 45 cm Dm. und 15 cm Tiefe. Die Füllung bestand aus dunklem Humus ohne Holzkohlespuren, im Profil ohne klare Umrisse. Skelett: Nur noch Teile der unteren Extremitäten vorhanden. Die schlecht erhaltenen, in situ liegenden Langknochen des re. Beines belegen gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 24): Bei re. Unterschenkel Schnalle (1), Dorn nach re. Rs, davon 2 Niet (2 und 3) verlagert. Unter (1) in Längsachse Messer (4), Spitze zu den Füssen, Schneide nach li. Zwischen (4) und Unterschenkel Reste der Saxscheide (5–7), zwei Tragebügel (5 und7) und 1 Eisenniet (6). Der Sax wurde1867 entnommen. Zwischen den Unterschenkeln Ösenbeschläg (8). Neben li. Unterschenkel Blech (9). Nicht in situ geborgen Niet (10), Draht (11) und zwei Nägel (12). 1 Schnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Beschläg zungenförmig. 2 Bronzeniet, halbkugelig, hohl mit Kittrest. Niet: Dm. 1.5; L. noch 0.8 cm. Stark fragmentiert. MA 45367. 2 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Stark fragmentiert. MA 45368. 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig, Gegenplättchen. L.frag. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 45369. 4 Messer. Eisen. L.frag. 18 cm. MA 45370. Saxscheide (5–7): 5 Tragebügel. Eisen. 1 Niet erhalten. Fragmentiert. MA 45371. 6 Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45372. 7 Tragebügel. Eisen. 1 Niet erhalten. Fragmentiert. MA 45373. 8 Ösenbeschläg. Bronze. 2 Nietlöcher. 1 Nietstift L. 0.9 cm. L. 2.7 cm. B. 1.5 cm. MA 45374. 9 Blech. Eisen. Bandförmig. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 45375. 10 Niet. Eisen. L. 0.8 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45376. 11 Draht. Bronze. Sehr fein, zu Ring gebogen. Dm. ca. 1 cm. D. 0.1 cm. Füllung. MA 45377. 12 2 Nägel. Eisen. L. 1.5 und 0.8 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45378. Grab 363 Kammergrab mit leicht trapezförmiger Grundfläche 260–300x240–270 cm. T. 120–90cm. Wände senkrecht, im Nordosten etwas nach aussen geneigt, Grubensohle flach gearbeitet. In der Grubenfüllung eine Tierrippe und kleine Wandscherben, überall Wurzelreste. Neben dem re. Unterarm zwei stark vergangene, nicht mehr bestimmbare Tierrippen. Vermutlich Bestandteile der Grabverfüllung. Bestattung einer 30–40jährigen, 163 cm grossen Frau. Gestreckte Rückenlage, N-S orientiert (Kopf im Norden). Skelett schlecht erhalten. Keine Pathologica. Schädel um 270° nach links gerollt, linker Unterschenkel nach aussen verschoben. Keine Hinweise auf spätere menschliche Eingriffe. (Anthropologie Dr. H. U. Etter, Basel). Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 25–28): An der re. Kopfseite war ein Kopfputz bestehend aus Haarnadel (1), Toilettenbesteck (2) und Anhänger (3). Um den Hals gruppierten sich Halsring (4) und Halskette (5), auf Brust und Bauch Perlen (6). An der li. Hand waren die Fingerringe (7) und (8). Oberhalb des Beckens lagen die Bestandteile der Gürtelgarnitur eines Leibgurtes (9–18) verteilt, bestehend aus Tierkopfschnalle (9), Riemenzunge (10), drei Gürtelverstärkungen (11), (12) und (13), z.T. unter re. Oberschenkel liegend, ausserdem zwei Röhrchen als Fassungen der Gürtelenden (14) und (15), zwei gegossenen Stäbchen zu deren Befestigung (16) und (17) und Reste von mindestens fünf Hutniet (18). In der nordwestlichen Ecke der Grabkammer lagen die Beschläge einer Truhe aus Pappelholz (19–39). Auf oder in dieser Kiste waren die Gefässe (40) und (41). Ausserhalb der Truhe die Gefässe (42) und (43). In Kniehöhe zwischen (42) und (43) befand sich ein Kamm (44). Beim li. Fuss fand sich das Skelett eines Ferkels (45) als Speisebeigabe. 50 cm südlich des rechten Fusses lag ein Eisenniet (46). Toilettenbesteck, mehrteilig (1–3): 1 Haarnadel. Schälchenkopfnadel. Silber. Schaft vierkantig, tordiert, Kopf vermutlich als Ohrlöffelchen verwendet. Dm. Schälchen 0.57
Grab 363, Detail.
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cm. L. 14.2 cm. Gew. 5.8 g. MA 23702. Toilettenbesteck. Silber. Drahtring mit spiralig aufgewickelten Enden. Daran mit Öhr befestigt zwei griffelartige Stäbchen, Schaft vierkantig, tordiert, Spitzen abgeflacht. Übergangsflächen strichverziert. Dm. 2 cm. Gew. 4.3 g. MA 23703. Scheibenanhänger. Silber. Halbmondförmig mit Tierkopfenden. An der Aussenkante feine gekerbte Fransenlinie, bei der Aufhängeöse gebrochen. Gew. 1.8 g. MA 23704. Halsring. Silber. Draht vierkantig, tordiert mit zurückgebogenen Spiralenden. Gew. 10.6 g. MA 23705. Halskette. Glas, Silber, Bernstein. 55 Glasperlen, 5 feuervergoldete Silberperlen, 4 Silberdrahtringe sowie 1 Bernsteinperle: Perlen transluzid, unverziert: a) 6 polyedrisch, dunkelblau, b) 3 kugelig, gelb, mit Goldfolie ausgelegt, c) 5 röhrenförmig, grün, d) 2 röhrenförmig, blaugrün, e) 1 röhrenförmig, violett, f) 25 zylinderförmig, winzig, grün, g) 7 zylinderförmig, winzig, blau, h) 2 kugelig, winzig, blaugrün, i) 1 kugelig, winzig, blau. Perlen opak, unverziert: j) 3 zylinderförmig, grün. Aus Silber: k) 4 sehr dünne Drahtringe mit Federenden, Dm. 1.3–1.5 cm, 0.4 g, l) 5 vasenförmig, feuervergoldet, 0.25 g. Aus Bernstein: m) 1 scheibenförmig, klein. Feuervergoldung. MA 23706. Kette. Bernstein, Silber, Glas, Bronze. Glas, transluzid, unverziert: a) 2 polyedrisch, blau. Bernstein, rötlich, transluzid, sehr schön geschliffen, insgesamt 225 g: b) 1 scheibenförmig, besonders gross, asymmetrisch Dm. 4.5 cm, c) 7 scheibenförmig, gross, d) 23 scheibenförmig, mittelgross, e) 5 scheibenförmig, klein, f) 1 tonnenförmig, gross, g) 3 tonnenförmig, mittelgross f) 7 tonnenförmig, klein, i) 1 kugelig, j) 4 achterförmig. Bronze: k) 1 Ring, Dm. 1.2 cm. Silber: 4 Drahtringe, Enden spiralig aufgewickelt, l) Dm. 3.6 cm, 2.3 g, m) Dm. 4 cm, 2.3 g, n) Dm 4.3 cm, 2.6 g, o) Dm. 4.6 cm, 2.6 g. 3 Perlen weisen an der Schmalseite eine feine Zierrille auf. MA 23707. Fingerring. Silber. Mit Doppelspiralen geschmiedet aus einem runden Draht. Dessen Enden sind gespalten und zu vier entgegengesetzten Voluten aufgerollt. Dm. 2.3 cm. Gew. 3.5 g. MA 23708. Spiralfingerring. Silber. Runder Drahtquerschnitt und geriefte Enden. Am Zeigefinger oder allenfalls am Mittelfinger getragen. Dm. 2.2 cm.
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Gew. 3.8 g. MA 23709. Gürtelgarnitur (9–18): 9 Schnalle. Tierkopfschnalle. Bronze. Bügel bandförmig, gegossen. Dorn mit degeneriertem Tierkopf und Querrillen. Beschläg rechteckig, aus Blech, 2 Niet, 1 Niet erhalten. Auf der Bügelrückseite, vorne randlich leichter Abrieb. Bügel punzverziert. Beschläg mit Eckverzierung. Punzierung MA 23710. 10 Riemenzunge. Bronze. Scheibenförmig, Zwingteil mit 2 Niet. Punzverziert. 2 Pferdeköpfe am Zwingteil. MA 23711. 11 Stäbchen. Bronze. Tierkopfförmige Befestigungsplättchen. 2 Niet, 2 Gegenplättchen. Gürtelverstärkung. L. 12.3 cm. MA 23712. 12 Stäbchen. Bronze. Tierkopfförmige Befestigungsplättchen. 2 Niet, 2 Gegenplättchen. Gürtelverstärkung. L. 12.3 cm. MA 23713. 13 Stäbchen. Bronze. Tierkopfförmige Befestigungsplättchen. 2 Niet, 2 Gegenplättchen. Gürtelverstärkung. Punzierung L. 12.3 cm. MA 23714. 14 Röhrchen. Bronze. Längsgeschlitzt. Fassung der Gürtelenden. Querrillen, dazwischen Dreieckfacetten, bzw. gegenläufige Schraffuren. Punzierung L. 12.5 cm. MA 23715. 15 Röhrchen. Bronze. Längsgeschlitzt. Fassung der Gürtelenden. Querrillen, dazwischen Dreieckfacetten. Punzierung L. 10.5 cm. MA 23716. 16 Stäbchen. Bronze. 2 Niet, 1 Gegenplättchen. Befestigung des rechten Gürtelendes. Zwei gegenständige Dreiecksreihen. Punzierung. Mitte Schauseite leichter Abrieb. L. 12 cm. MA 23717. 17 Stäbchen. Bronze. Runde Befestigungsplättchen mit Kerbrand. 2 Niet. Befestigung des rechten Gürtelendes. L. 11.5 cm. MA 23718. 18 5 Hutniet. Bronze. Hutniet, Hutniet mit Dorn, Gegenplättchenfragment, Dorn mit Gegenplättchen, Dorn. MA 23719. Truhe (19–39): 19 Beschläg. Eisen. Beschläge und Schloss aus Eisen. Neben Pappelholz fand sich auch Weisstannenholz (Abies alba), was auf Intarsien deuten könnte. Vierkantstab, rechtwinklig gebogen. Beide Endteile tordiert, Ecke und Enden flach ausgeschmiedet. Enden in Blattform mit je einem Niet. L. 12.8x9 cm. Fragmentiert. MA 23720. 20 Beschläg. Eisen. Vierkantstab, rechtwinklig gebogen. Beide Endteile tordiert, Ecke und Enden flach ausgeschmiedet. Enden in Blattform mit je einem Niet. L. 9 cm. Fragmentiert. MA 23721. 21 Beschläg. Eisen. Vierkantstab, rechtwinklig gebogen. Beide Endteile tordiert, Ecke und Enden flach ausgeschmiedet. Enden in Blattform mit je einem Niet. Fragmentiert. MA 23722. 22 Beschläg. Eisen. Vierkantstab, rechtwinklig gebogen. Beide Endteile tordiert, Ecke und Enden flach ausgeschmiedet. Enden in Blattform mit je einem Niet. Fragmentiert. MA 23723. 23 Beschläg. Eisen. Bandförmig, rechtwinklig gebogen. Enden spitz zulaufend mit je einem Niet. L. 10x9.5 cm. Fragmentiert. MA 23724. 24 Beschläg. Eisen. Bandförmig, rechtwinklig gebogen. Enden spitz zulaufend mit je einem Niet. Fragmentiert. MA 23725. 25 Beschläg. Eisen. Bandförmig, rechtwinklig gebogen. Enden spitz zulaufend mit je einem Niet. Fragmentiert. MA 23726. 26 Beschläg. Eisen. Bandförmig, rechtwinklig gebogen. Enden spitz zulaufend mit je einem Niet. Fragmentiert. MA 23727. 27 Beschläg. Eisen. Vierkantstab, rechtwinklig gebogen. Enden zu rundlicher Platte geschmiedet, mit je einem Niet. L. 7x4 cm. MA 23728. 28 Beschläg. Eisen. Vierkantstab, rechtwinklig gebogen. Enden zu rundlicher Platte geschmiedet, mit je einem Niet. L. 7x4 cm. Fragmentiert. MA 23729. 29 Scharnierbeschläg. Eisen. Kürzeres Beschläg mit Öse und 2 Niet, an Truhenrückwand befestigt. L. 9.8. Nietlänge 1.3 cm. Längeres Beschläg mit umgeschlagener Öse und 2 Niet, auf Truhendeckel befestigt. L. 10.7. Nietlänge 1.3 cm. Kürzeres Beschläg: US mit querlaufenden Holzfasern. MA 23730. 30 Scharnierbeschläg. Eisen. Kürzeres Beschläg mit Öse und 2 Niet. L. 7.5. Nietlänge 3.2 cm. Längeres Beschläg mit umgeschlagener Öse und 1 Niet erhalten. L. 9. Nietlänge 1.7 cm. MA 23731. 31 Beschläg. Eisen. Kurz, bandförmig, ein Ende spitz zulaufend mit je einem Niet, anderes Ende gebrochen. Funktion unklar. Zu Schloss gehörig? L. 7.9 cm. Fragmentiert. MA 23732. 32 Beschläg. Eisen. Kurz, bandförmig, ein Ende spitz zulaufend mit je einem Niet, anderes Ende gebrochen. Funktion unklar. Zu Schloss gehörig? US mit querlaufenden Holzresten. L. 8.9 cm. Fragmentiert. MA 23733. 33 Schlossfeder. Eisen. Mit Krampe und Splint. L. (Splint) 5.2. L. 13.8
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cm. MA 23734. Platte. Eisen. Rechteckig mit 2 Dornen, vermutlich Schlossplatte. L. 5.6 cm. B. 5 cm. D. 0.3 cm. MA 23735. 35 Plättchen. Eisen. 2 Niet, L. 0.9. Zierbeschläg? Teil des Schlosses? L. 4.6 cm. B. 2.4 cm. MA 23736. 36 Beschläg. Eisen. Bandförmig, runde Nietplatten. Funktion unklar. L.frag. 4.7 cm. Fragmentiert. MA 23737. 37 Beschläg. Eisen. Bandförmig, runde Nietplatten. Funktion unklar. L. 7.2 cm. Fragmentiert. MA 23738. 38 2 Niet. Eisen. Fragmentiert. MA 23739. 39 Diverse Fragmente. Eisen. Nur teilweise abgebildet. Stark fragmentiert. MA 23740. 40 Topf. Grauschwarz, stellenweise gerötet. Doppelkonisch, auf der Schulter Grübchengruppen (2–3 Grübchen) und drei eingeritzte Rillen. Handgearbeitet, dünnwandig. Ton mittelfein gemagert, glimmerhaltig. Oberfläche geglättet. Rdm. 7.3 cm, H. 6.5 cm. MA 23741. 41 Topf. Dunkelgrau. Mündung wenig eingezogen, leichter Randwulst. Handgearbeitet, dünnwandig. Ton mittelfein gemagert. Oberfläche geglättet. Rdm. 18 cm, H. 10.5 cm. MA 23742. 42 Schale. Schwarz. Einfach, dünnwandig. Sehr schlecht erhalten, deformiert. Ton mittelfein gemagert. Rdm. 16 cm. Fragmentiert. MA 23743. 43 Schüssel. Graubraun. Doppelkonisch. Handgearbeitet. Ton mittelfein gemagert, glimmerhaltig. Rdm. 16.2 cm, H. 11.2 cm. MA 23744. 44 Kamm. Einzeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Zahnreihe ausladend. Deckplatten dreieckig. 12 Eisenniet. 4–5 Zähne/cm. Deckplatten mit randbegleitenden, gezähnten Doppellinien, darin 2 Kreisaugengruppen, gegliedert durch eine horizontale, gezähnte Doppellinie. L. 14.2 cm. B. 7.6 cm. MA 23745. 45 Tierknochen. Vollständiges Skelett eines Ferkels. Schlachtalter 2–3 Mte. MA 23746. 46 Niet. Und Nietfragment L. 0.8 cm. L. 1.4 cm. MA 23747. Lit: Ruckstuhl 1988. 34
Grab 364 Steinkiste mit Sarg, 1866 gegraben. T. 50 cm. Sorgfältig gesetzte Kiste aus rechteckigen Ziegelplatten mit anhaftendem Ziegelschrotmörtel. Ein vereinzelter, flach zubehauener Sandstein; noch drei Lagen erhalten. Nur NWand erhalten, die übrigen bei der Grabung 1866 entfernt. Im Fuss- und Kopfbereich 170 cm auseinanderliegend je ein, über gesamte Breite laufendes N-S-Gräbchen je 10 cm breit und 5 cm tief. Abmessung innen: 220x55 cm. Skelett: Nur Beine in situ, gut erhalten. Sie belegen gestreckte Rückenlage. Oberkörper bei Störung verworfen und grösstenteils entfernt. Frau/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 24): Beim Oberkörperbereich verstreut Perlen (1). Innen beim li. Oberschenkel an einem Fingerknochen Ring (2). Aussen in Längsachse Kammetui (3), daneben Messer (4), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Darunter Ring (5). Aussen 10 cm oberhalb re. Knie Niet (6). Beim re. Oberschenkel 2 Fragmente (7; 8). 1 Perlen. MA 45379. 2 Fingerring. Bronze. Schauseite massiver. Dm. innen 2 cm. MA 45380. Gehänge (3–5): 3 Kammetui. Geweih, Rothirsch. In jeder Ecke je 1 Niet. Bei 1 Niet vom Gebrauch deutliche Drehrillen. Bot Platz für 8 cm langen Kamm. L. 10 cm. Stark fragmentiert. MA 45381. 4 Messer. Eisen. Griffangel mit längsgemaserten Holzresten. L.frag. 11.8 cm. Fragmentiert. MA 45382. 5 Ring. Eisen. Lederrest B. 2 cm. Dm. 4 cm. MA 45383. 6 Niet. Eisen. Kopf pilzförmig. Unterhalb des Kopfes 0.4 cm dicker quergemaserter Holzrest. L. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 45384. 7 Fragment. Eisen. Möglicherweise von Schnallenbügel. L.frag. 1.8 cm. MA 45385. 8 Fragment. Eisen. L. 1.3 cm. MA 45386. Grab 365 Erdgrab mit Sarg. Überlagert Grab 361. T. 80 cm. Grube rechteckig, unregelmässig 250x100 cm. Über und unter Skelett längsgemaserte Holzreste (Abies alba) L. 220 cm. Mitte der Nordwand und in der SW-Ecke je eine runde, bis auf die Sohle reichende, humose Verfärbung Dm. 15–20 cm. In der linken Brusthälfte Störung durch senkrecht eingebrachtes Rohr einer Wärmepumpe. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 29): Neben re. Bein Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Um den Griff, 4 cm oberhalb Klingenansatz Griffzwinge. Re. der
Fragmentiert. MA 45390. Gürtelgarnitur, mehrteilig (5–9): 5 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Beschläg zungenförmig, schmal, profiliert; L. 9 cm. B. 3 cm. 3 Niet, 1 einzelner Ösenniet erhalten. Bügel streifentauschiert, Dornbasis bichrom tauschiert. Beschläg: Schlaufen auf flächentauschiertem Hintergrund. B. 5.3 cm. L.W. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 45391. 6 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, schmal, profiliert. 3 Niet, nicht erhalten. Zentrales, einzeiliges Flechtbandmotiv. Bichrome Tauschierung. L. 7 cm. B. 2.7 cm. MA 45392. 7 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär, kurz, profiliert. 3 Niet, die beiden vorderen mit halbkugeligen Niethauben. Schlaufen auf flächentauschiertem Hintergrund. Bichrome Tauschierung. L. 4.3 cm. B. 2.4 cm. MA 45393. 8 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär, kurz, profiliert. 3 Niet, Niethauben nicht erhalten. Schlaufen auf flächentauschiertem Hintergrund. Bichrome Tauschierung. L. 4.3 cm. B. 2.4 cm. MA 45394. 9 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär, kurz, profiliert. 3 Niet, Niethauben nicht erhalten. Schlaufen auf flächentauschiertem Hintergrund. Bichrome Tauschierung. L. 4.6 cm. B. 2.4 cm. MA 45395. 10 Messer. Eisen. Schneide zum Rücken ziehend. L.frag. 13.8 cm. Fragmentiert. MA 45396. 11 Schnalle. Eisen. Bügelquerschnitt oval. Fragmentiert. MA 45397. 12 Ohrring. Silber. Stabförmig. Dazu kleine Spirale, die offenbar vom Bügelende abgebrochen ist. L. 2.5 cm. MA 45398. 13 Nagel. Eisen. Schaft bandförmig. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45399. 14 WS. Stark gerollt. Füllung. MA 45400.
Grab 365. M. 1:20. Schneide, in einer dunklen Holz/Ledermasse, metallene Bestandteile der Saxscheide (2–4), Rs. Den oberen Abschluss bildet ein L-förmiges Scheidenmundblech (2). Von dieser abwärts auf 45 cm vierbahnig kleine Niete (3), unterbrochen von sechs grossen Niete (4) in der Abfolge 8-4-4-4-4-44. Zur Spitze einziehend, einreihig. Über Unterschenkel mehrteilige Gürtelgarnitur (5–9). Schnalle (5) aussen oberhalb re. Knie, Dorn zum Kopf, Gegenbeschläg (6) aussen neben li. Unterschenkel, Breitseite zu den Füssen. Auf und neben li. Unterschenkel, unterhalb Knie, drei Beschläge, (7) u. (8) mit Spitze zum Kopf, (9) li. aussen liegend, mit Spitze zum Fuss. Parallel zwischen Sax und Schnalle in Kniehöhe Messer (10), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Aussen beim li. Oberschenkelhals Schnallenfragment (11). Beim Schädel re. Ohrring (12). Aus der Füllung Nagel (13) und Ziegelfragment (14). 1 Sax. Eisen. Schneide zum Rücken ziehend. 3 Fragmente von Griffzwinge. 1 cm vom Rücken Spuren von 6 parallelen Rillen. Reste der Scheide aus Erlenholz (Alnus sp.). Buchenholzspuren beidseits des Griffes (Fagus silvatica). L. 80 cm. L.frag. 76.5 cm. Klinge 48 cm. B. 5 cm. MA 45387. Saxscheide (2–4): 2 Scheidenmundblech. Bronze. L-förmig gebogen, in 2 Teile gebrochen, an den Enden je 1 Eisenniet. Querschnitt U-förmig. Mundschenkel 4.2 cm lang, Randschenkel 17 cm. Letzterer ist 7 cm nach dem Knick, auf der Höhe des Klingenbeginns leicht gebläht. Strichgruppenverzierung. L. 17 cm. B. 0.7 cm. MA 45388. 3 130 Niet. Bronze. Klein, hohl, halbkugelig, Nietstifte umgebogen. Dicke des vernieteten Materials 0.7 cm. L. 1 cm. Dm. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 45389. 4 6 Niet. Bronze. Gross, Kopf scheibenförmig mit Kerbrand. Nietstifte gestaucht mit halbkugeligem Gegenblech. L. 1.8 cm. Dm. 2.7 cm.
Grab 366 Erdgrab. T. 65 cm. Rechteckige Grube 185x65 cm. An der O-Wand 15 und 30 cm über der Sohle je ein Sandstein und eine römische HypokaustPfeilerplatte. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand auf Oberschenkelhals. Mann/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 28): Aussen neben re. Oberschenkel dreiteilige Gürtelgarnitur (1–3). Schnalle (1), Bügel umgeklappt, Dorn zum Kopf und Gegenbeschläg (2) nebeneinander, Schmalseite zu den Füssen. Rückenbeschläg (3) oberhalb Knie. Nur (1) Rs. Zwischen (1) und (3) schräg Messer (4), Spitze nach li. oben, Schneide re. Gürtelgarnitur, dreiteilig (1–3): 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Dorn in 3 Teile zerbrochen. Beschläg trapezförmig, profiliert L. 5.4 cm, B. 3.3 cm. 3 Niet, endständiger Nietstift mit Unterlegeplättchen. Bügel streifentauschiert mit Strichgruppen zu je 4 Messingstreifen. Zentralmotiv: Dreifach verschlungener Tierkörper umrahmt von 2 zurück beissenden Tierköpfen. Bichrome Flächentauschierung. B. 5.6 cm. B. innen 4 cm. Fragmentiert. MA 45401. 2 Gegenbeschläg. Eisen. Trapezförmig, endständige Nietkappe mit Spuren von Plattierung. Dreifach verschlungener Tierkörper umrahmt von 2 zurück beissenden Tierköpfen. Bichrome Tauschierung. L. 5.8 cm. B. 3.3 cm. MA 45402. 3 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig, 3 Nietkappen vorhanden. Zweifach verschlungener Tierkörper. Bichrome Flächentauschierung. L. 4.1 cm. B. 3.6 cm. MA 45403. 4 Messer. Eisen. Rücken gewölbt. L.frag. 7.3 cm. Fragmentiert. MA 45404. Grab 367 Erdgrab. Unbeobachtet zerstört, daher auf Plan nicht eingetragen. Skelett: Auf dem Humus wurde in einer Erdscholle der Schädel und die Langknochen eines Kleinkindes entdeckt. Mädchen/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 28): Bei den Knochen Perlen (1). 1 Perlen. MA 45405. Grab 368 Erdgrab. T. 70 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 175x50 cm. An der N-Wand, auf Höhe des Schädels, 20 cm über der Sohle ein Stein. Skelett: Alle Langknochen mässig erhalten, in situ, Schädel nach li. verrollt. Gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 28): Im Oberkörperbereich durch Störung verlagerte mehrteilige Gürtelgarnitur (1–4). Beim re. Ellbogen Schnalle (1), bei der li. Schulter Gegenbeschläg (2) und 2 Beschläge (3;4) beim linken Unterarm. Alle Vs. Unterhalb (1) Messerfragment (5). Zwischen den Oberschenkeln
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Fragment einer Schnalle (6). Füllung: 3 unbestimmbare Bruchstücke (7). Gürtelgarnitur (1–4): 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Beschläg schmal, zungenförmig, profiliert. L. noch 6.1 cm, B. 2.5 cm. 3 Niet, Rs. mit Nietstift, Niethaube halbkugelig mit Resten der Silberplattierung. Auf Bügel Fünferstrichgruppen in Messing. Auf Beschläg: Dreifach gewundenes Leiterband auf flächentauschiertem Hintergrund, randliche Streifengruppen. Randlich zwischen vorderen Niet und Laschenkonstruktion je 3 Diagonalkreuze. Bichrome Flächentauschierung. B. 4.5 cm. B. innen 3 cm. MA 45406. 2 Gegenbeschläg. Eisen. Schmal, zungenförmig, profiliert. 3 Niet, Rs. mit Nietstift, Niethaube halbkugelig. Dreifach gewundenes Leiterband auf flächentauschiertem Hintergrund, randliche Streifengruppen. Bichrome Tauschierung. L.frag. 4.8 cm. B. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 45407. 3 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär. 3 Niet, 1 Nietstift erhalten. Liegendes Kreuz gerahmt von konturenbegleitendem, flächentauschiertem Band. Bichrome Tauschierung. L. 4.1 cm. B. 1.9 cm. MA 45408. 4 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär. Vordere Niethauben mit -stiften erhalten. Spuren von Silberplattierung. Bichrome Tauschierung. L. 3.1 cm. B. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 45409. 5 Messer. Eisen. Griffangel und Klingenansatz. L.frag. 4 cm. Fragmentiert. MA 45410. 6 Schnalle. Eisen. Einfach. Fragmentiert. MA 45411. 7 4 Fragmente. Eisen. Füllung. MA 45412. Grab 369 Steinkiste, 1866 gestört. T. 45 cm. Von der ehemals vorhandenen Steinsetzung nur noch einlagige N-Wand aus groben Kalksteinen vorhanden. Abmessung der rechteckigen Grube ca. 185x55 cm. Skelett: Nur untere Extremitäten verblieben in situ. Schlecht erhalten; gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 20–59 Jahre. Beigaben: Unterhalb Becken li. Schnalle (1). 1 Schnalle. Eisen. Nicht erhalten. Stark fragmentiert. MA 45413. Grab 370 Steinkiste, wahrscheinlich 1866 ausgegraben. Steinkiste mit Sarg oder Totenbrett. T. 90 cm. Durch Störung sehr unregelmässige Form. Ursprünglich ca. 190x55 cm. Zwei am Grubenrand aufgefundene Steine weisen auf eine ausgebrochene Steinkiste hin. Vereinzelte Holzreste. Skelett: Schlecht erhalten. Oberkörper verworfen, untere Extremitäten teilweise in situ, sie belegen gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 28): Im verlagerten Oberkörperbereich re. winziges Fragment (1). Li. davon Beschlägsfragment (2). Bei li. Oberschenkel Fragment (3) und Messer (4). Füllung: weiteres Fragment (5). 1 Fragment. Eisen. Winzig. MA 45414. 2 3 Beschlägsfragmente. Eisen. Ansatz der Lasche und Nietloch sowie nicht anpassende Randpartie. Fragmentiert. MA 45415. 3 Fragment. Eisen. Nietstift. MA 45416. 4 Messer. Eisen. An der Griffangel längsgemaserte Holzreste, die am Klingenansatz enden. L.frag. 8.5 cm. Fragmentiert. MA 45417. 5 Fragment. Eisen. Füllung. MA 45418. Grab 371 Erdgrab mit Sarg. T. 60 cm. Ovale, schlecht erkennbare Grube ca. 120x140 cm. Ausserhalb re. Unterschenkel längsgemaserte Laubholzreste, 20 cm lang und 5 cm über der Grabsohle. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, jedoch teilweise stark verdrückt, ohne dass eine Störung nachgewiesen werden konnte. Gestreckte Rückenlage, Unterschenkel aus der Achse nach re. verschoben. Mädchen/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 29): Beim Schädel zwei Ohrringe (1; 2). Im Hals- und Brustbereich Perlen (3). Im re. unteren Brust- (4) und mittleren Bauchbereich (5) Scheibenfibeln Rs. (4) Nadel quer zum Körper, Nadelspitze re. (5) Nadel in Körperachse, Nadelspitze zum Kopf. Bei re. Hand Armring (6). Zwischen Oberschenkeln unterhalb Becken Henkelfragment von Glasgefäss (7). Aus der Füllung drei Fragmente (8–10). 1 Drahtohrring. Bronze. Ansatz einer Öse. Dm. 4.8 cm. Fragmentiert. MA 45419. 2 Drahtohrring. Bronze. Ansatz einer Öse. Verbogen. Patina abgeblättert. Fragmentiert. MA 45420. 3 Perlen. MA 45421. 4 Fibel, Scheibenfibel mit Pressblechauflage. Bronze. Nadelhalter und Nadelrast aus eingesetzten Blechstreifen. Eiserne Achs und Bruch-
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stück der Nadel erhalten. Auf Rs. Reste des umgebördelten Bronzeblechs. Nur randlich umlaufende Perlbuckel erhalten. Pressblechauflage. Auf Schaufläche Lederreste. Dm. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 45422. Fibel, Scheibenfibel mit Pressblechauflage. Bronze. Nadelhalter und Nadelrast aus eingesetzten Blechstreifen. Nadelkonstruktion komplett. Nadel ohne Spirale, sondern bandförmiges um die Achse gebogenes Ende. Dieselbe Konstruktion wohl auch bei 4. Auf Rs. Reste des umgebördelten Bronzeblechs. Nur randlich umlaufende Perlbuckel erhalten. Dm. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 45423. Armreif. Bronze. Bandförmig. Ein Ende mit randständigen, nach innen gebogenen Ösen, darin Reste der Eisenachse. Anderes Ende mit Häkchen, darin Reste der Eisenachse. Randlich Streifen aus eng gesetzten z-Punzen. B. 1.2 cm. L.W. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45424. Henkel. Glas. Hellblau. Transluzid. Gehört am ehesten zu kugeligem Fläschchen mit Delphinhenkel. Form AR 151. Isings 61. Aussenseite des Henkels gerippt. L.frag. 2.1 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 45425. Band. Eisen. U-förmig gebogen. Gehört zu Fibel (4). L.frag. 0.8 cm. B. 0.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45426. Fragment. Eisen. L.frag. 1.4 cm. Füllung. MA 45427. Fragment. Eisen. L.frag. 0.8 cm. Füllung. MA 45428.
Grab 372 Erdgrab, vom Bagger gestört. T. 30 cm. Undeutliche, bei den Füssen ovale Grube ca. 175x60 cm. Über dem Schädel zwei Kalksteine. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Oberkörper durch Bagger verdrückt. Erwachsen/Frau, 20–24 Jahre. Keine Beigaben. Grab 373 Erdgrab mit partieller Steinabdeckung. T. 50 cm. Rechteckige Grube 115x45 cm. Über Skelett sechs Steine. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 10–16 Jahre. Keine Beigaben. Grab 374 Erdgrab. T. 90 cm. Rechteckige Grube 200x55 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 29): Unterhalb der Füsse Schnalle (1). Aus der Füllung anpassendes Fragment (2). 1 Schnalle. Eisen. Einfach, runder Bügelquerschnitt. B. 4.8 cm. B. innen 3.4 cm. Fragmentiert. MA 45429. 2 Fragment. Eisen. Zu Schnalle (1). L.frag. 2 cm. Füllung. MA 45430. Grab 375 Steinkiste A mit Abdeckung. Überlagert Grab 486. T. 50 cm. Steinkiste aus Kalk- und Sandsteinen, an der N-Seite 5 senkrecht gestellte 50–60 cm hohe Kalksteinplatten, die 40 cm tiefer als die Grabsohle in das tiefer liegende Grab 486 reichen. Über Skelett zwei grosse Decksteinplatten. Abmessung innen 180x40 cm (vgl. Grab 486). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 18–20 Jahre. Beigaben (Taf. 29): Im Becken re. Schnalle (1). Aus der Füllung anpassendes Bügelfragment (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. B. 4.5 cm. B. innen 3.4 cm. MA 45431. 2 Schnalle. Eisen. Bügelfragment zu Schnalle (1). Fragmentiert. Füllung. MA 45432. Grab 376 Erdgrab, vom Bagger gestört. T. 40 cm. Grube nur teilweise erkennbar. Direkt oberhalb Schädel auf Sohle einzelner Stein. Skelett: In situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau?, 15–18 Jahre. Keine Beigaben. Grab 377A Steinkiste C mit Nachbestattung. Sarg oder Totenbrett. Überlagert Grab 475. T. 70 cm. Sorgfältig gesetzte Kiste aus behauenen Tuffsteinen. S-Seite einlagig, N-Seite zweilagig. Stirnseiten aus je einer hochkant stehenden Platte. Abmessung innen 190x55 cm. Längsgemaserte Holzreste (Abies alba). Skelettbestattung: Primärbestattung, schlecht erhalten, nur noch Oberkörper in situ, gestreckte Rückenlage, Langknochen der Beine bei Nachbestattung beim linken Unterschenkel auf einen Haufen zusammen-
geschoben. Erwachsen/Mann, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 29): Zu A gehörig: Re. auf Kniehöhe Stift (1) und bei li. Fuss Beschläg (2). 1 Stift. Eisen. Fragmentiert. MA 45433. 2 Beschläg. Eisen. Schmal, zungenförmig, 3 nicht passende Teile. Im Röntgenbild 2 Niet erkennbar. Fragmentiert. MA 45434. Grab 377B Skelett: Nachbestattung, gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. B liegt über A, wobei Kopf B auf Brust A lag. Erwachsen/Frau, 25–29 Jahre. Keine Beigaben. Grab 378 Steinkiste A. T. 30 cm. Wenig sorgfältige Steinsetzung zumeist aus Lesesteinen, an der S-Seite zweilagig. Umstellung fehlt an der O- und teilweise an der N-Seite. Abmessung innen ca. 180x70 cm. Es bleibt unklar, ob der Ausbruch auf eine Störung von 1867 oder auf Pflügung zurückzuführen ist. Im Grab viele Wurzeln. Skelett: Sehr schlecht erhalten, Oberkörper fast vollständig vergangen. In situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 30): Alle Funde re. neben re. Unterschenkel. Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (1–3) lag die Schnalle (1) in Kniehöhe, Dorn zum Kopf, Gegenbeschläg (2) beim Fuss Ende zu Fuss, und das Rückenbeschläg (3) beim Knöchel. Nur (2) Rs. Unterhalb (1) Messer (4), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Entlang der Schneide Scheidenbestandteile (5–7), alle Rs, L. der Scheidennietung 21 cm. 3 grosse Niet (5) und ein Tragebügel (6). Abstand der Niet je 4 cm. Rahmend und dazwischen einreihig 10 kleine Niet (7) in der Anordnung 1-2-2-2-2-1, Klingenbeginn 8 cm unter erstem Niet. Unter (3) Ahle (8), darunter Fragment (9). Aus der Füllung Plättchen (10). Gürtelgarnitur, dreiteilig (1–3): 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Beschläg zungenförmig, L. 5.9 cm, B. 3.4 cm. 3 Niet, Niethauben kugelig, vordere erhalten, 1 Nietstift. Plattiertes Schlaufengeflecht von Leiterband durchzogen. Bichrome Flächentauschierung. L. 5 cm. B. innen 4.5 cm. MA 45435. 2 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig. Röntgenbild: 3 Niet und schwache Tauschierungsspuren. Bichrome Flächentauschierung. L. 6 cm. B. 3.4 cm. Stark fragmentiert. MA 45436. 3 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig, 4 Niet, 1 halbkugelige Niethaube erhalten. Verschlungener Vierpass auf plattiertem Hintergrund. Bichrome Flächentauschierung. MA 45437. 4 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. L.frag. 15.3 cm. MA 45438. Messerscheide (5–7): 5 5 Niet. Bronze. Gross, Kopf scheibenförmig, Rand abgeschrägt. L. 1.1 cm. Dm. 2.3 cm. MA 45439. 6 Tragebügel. Eisen. Stift mit 2 grossen Bronzeniet wie (5). L. 4 cm. Fragmentiert. MA 45440. 7 Niet. Bronze. Klein, Kopf halbkugelig, hohl. Dicke des genieteten Materials 0.5 cm. L. 0.8 cm. Dm. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 45441. 8 Ahle. Eisen. Vierkantig, spitz. Holzreste der Schäftung zeigen deutlichen Absatz. MA 45442. 9 Fragment. Eisen. Bandförmig. L.frag. 4.3 cm. B. 0.8 cm. MA 45443. 10 Plättchen. Eisen. L.frag. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 45444. Grab 379 Erdgrab, fast vollständig abgebaggert. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur zerdrückter Schädel und wenige Knochenreste erhalten. Erwachsen/Erwachsen, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 29): 40 cm unterhalb Schädel vom Bagger verlagerte Objekte, wohl Tascheninhalt: Blech (1), Silex (2), Nagel (3), Angel- und Klingenbruchstück eines Messers (4) und sechs Eisenfragmente (5). Nicht in situ geborgen: Silex (6) und Stiftfragment (7). 1 Blech. Bronze. Drehrillen. L. 4 cm. B. 2.6 cm. Dm. 0.1 cm. MA 45445. 2 Silex. Braun. L. 3.1 cm. MA 45446. 3 Nagel. Eisen. Kopf und Schaft vierkantig. L.frag. 1.3 cm. MA 45447. 4 Messer. Eisen. Teile der Klinge und der Griffangel. L.frag. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 45448. 5 Fragment. Eisen. Bandförmig. MA 45449. 6 Silex. Braun. L. 1.3 cm. Füllung. MA 45450. 7 Stift. Eisen. Holzreste. L.frag. 1.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45451.
Grab 380 Erdgrab. T. 110 cm. Rechteckige Grube 190x40 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 29): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1). Unterhalb Becken, zwischen Oberschenkeln Schnalle (2). An der W-Seite 10 cm vom SW-Eck Stift (3) 20 cm über Sohle. 1 Perlen. MA 45452. 2 Schnalle. Eisen. Nur wenige Oxidationsreste geborgen. Stark fragmentiert. MA 45453. 3 Stift. Eisen. Winklig gebogen. Schenkellänge ca. 2.3 cm. L. 4.6 cm. Füllung. MA 45454. Grab 381 Steinkiste A, von Bagger gestört. Überlagert Grab 489 und 490. T. 40 cm. Wenig sorgfältig gesetzte Steinkiste aus groben Kalksteinen, an der S-Seite zweilagig. Durch Störungen Steinsetzung nicht mehr vollständig und aus Originallage verschoben. Abmessung innen 205x45 cm. Skelett: Sehr schlecht und nur teilweise erhalten und vom Bagger in Mitleidenschaft gezogen. In situ verbliebene Partien belegen gestreckte Rückenlage. Füsse nach N verzogen. Mann/Erwachsen, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 30): Bei der S-Wand 90 cm von der SO-Ecke Rechteckbeschläg (1). Auf einem ins Grab verzogenen Stein der O-Seite Ösenbeschläg (2), ein weiterer (3) bei den Füssen nicht in situ geborgen. Mit (2) Fragment (4). Aus der Füllung Scherbe (5). 1 Rückenbeschläg. Eisen. Diagonal geflochtene Punktbänder. Gerahmt von Zickzackband zwischen 2 Leiterbändern. Monochrome Tauschierung. Flächentauschierung. L. 5 cm. B. 4.8 cm. MA 45455. 2 Ösenbeschläg. Bronze, «Weissmetall». Rechteckiger Rahmen mit profiliertem Beschläg. 3 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig, Nietstifte erhalten, die vorderen mit Unterlegeblech verbunden. Schlecht erhaltenes Kerbschnittdekor, in Längsachse Achterschlaufe. L. 4 cm. B. 2.1 cm. Gew. 8.4 g. MA 45456. 3 Ösenbeschläg. Bronze, «Weissmetall». Rechteckiger Rahmen mit profiliertem Beschläg. 3 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig, Nietstifte ausgebrochen. Nietlöcher nicht auf einer Achse. Schlecht erhaltenes Kerbschnittdekor, querorientierte Achterschlaufe. L. 3.7 cm. B. 2 cm. Gew. 10.5 g. MA 45457. 4 Stäbchen. Eisen. L. 1.7 cm. B. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 45458. 5 WS. Füllung. MA 45459. Grab 382 Erdgrab, fast vollständig abgebaggert. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Wenige in situ verbliebene Knochen belegen gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 40–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 383 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Durch Bagger gestört. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Unterhalb der Füsse quer zur Körperachse 60 cm lange und 10 cm breite feine schwärzliche Verfärbung. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise vergangen, Schädel- und Oberschenkelbereich abgebaggert. In situ verbliebene Reste belegen gestreckte Rückenlage. Mann/ Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 30): Beim Becken li. verlagerte Teile der Schnalle (1). Li. davon der Bronzeanhänger (2) und Stäbchenfragment (3). 10 cm unterhalb (1) Nagel (4). (2–4) können aus einer Tasche stammen. Parallel neben re. Unterarm Pfeilspitze (5), Spitze zum Kopf. Im re. unteren Beckenbereich Fragment (6). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Nur Teil des Bügels, Querschnitt rund. L.frag. 3.6 cm. Fragmentiert. MA 45460. 2 Anhänger. Bronze. Balusterförmig. L. 3.8 cm. Fragmentiert. Röm? MA 45461. 3 Stäbchen. Eisen. Gebogen. L.frag. 2.4 cm. Fragmentiert. MA 45462. 4 Nagel. Eisen. Kopf flach, rund. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 45463. 5 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 6.8 cm. Fragmentiert. MA 45464. 6 Fragment. Eisen. L.frag. 1.9 cm. MA 45465. Grab 384 Erdgrab mit Baumsarg. T. 110 cm. Rechteckige Grube von 245x100 cm. Verbreiterungen an Kopf- und Fussteil sind Spuren N-S verlaufender Gräbchen (W: L. 60 cm, B. 30 cm. O: L. 70 cm, B. 15 cm, Tiefe je 5 cm). Mit-
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tig eine Verfärbung von 195x50 cm. Sie war im Profil halbrund und max. 15 cm tief. Die oberste Lage bildete eine Holzschicht. Zwischen ihr und dem gewachsenen rotbraunen Lehmboden war eine 1 cm dicke riesig dunkle Einschwemmschicht. Über dem Skelett im Bauch- und Oberschenkelbereich längsgemaserte, 80 cm lange und bis zu 25 cm breite Holzschicht. Der Befund deutet auf einen geschlossenen Baumsarg (Quercus sp.). Skelett: Fast vollständig vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/ Subadult, 12 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 30): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1). Dabei Bronzeblech (2) und Münze (3). Eine einzelne Perle (4) in Beckenmitte. (1) teilweise, (2; 3) unter Sargdeckel. Auf re. Oberschenkel unter Holz, Schnalle (5), Dorn nach li., Rs. Im Bereich li. Knie Gehänge (6–12). Auf Unterschenkeln Topf (13), möglicherweise ehemals auf dem Sarg deponiert. Aus der Füllung Fragment (14) und vier Scherben (15) und (16). 1 Perlen. MA 45466. 2 Plättchen. Bronze. Fragmentiert. MA 45467. 3 Münze, As(?). 1.–3. Jh. MA 45468. 4 Perle. MA 45469. 5 Gürtelschnalle. Bronze. Bügel D-förmig, Querschnitt rund. Dorn bandförmig, seitlich leicht facettiert, Spitze wenig profiliert. Laschenbeschläg aus umgebogenem Blech, Form unklar, da Kanten fehlen. Ev. letzte Spuren einer Kerbverzierung. B. 4.8 cm. B. innen 3.9 cm. Fragmentiert. MA 45470. Gehänge (6–12): 6 2 Kettenglieder. Eisen. Achterförmig, ineinander verhängt. Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 45471. 7 2 Kettenglieder. Eisen. Wohl achterförmig, ineinander verhängt. Stark fragmentiert. MA 45472. 8 Kettenglied. Eisen. Wohl achterförmig. Fragmentiert. MA 45473. 9 Ring. Eisen. Abdruck von Leder und Holz oder Stroh. Fragmentiert. MA 45474. 10 Stift. Eisen. Leicht gebogen. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 45475. 11 Stift. Eisen. L.frag. 4 cm. Fragmentiert. MA 45476. 12 Messer. Eisen. Stark fragmentiert. MA 45477. 13 Knickwandtopf. Hellbraun. Hochliegender Bauchknick. Randlippe verdickt, leicht nach aussen ziehend. Standfläche gerade. Bruch hellbraun, fein gemagert, mit zahlreichen schwarzen Einschlüssen. H. 12.5 cm. H. Bauchknick 6–7 cm. Mdm. 13 cm. Dm. Bauchknick 18 cm. Bdm. 7.5 cm. Scheibengedreht. MA 45478. 14 Plättchen. Eisen. L. 1.7 cm. B. 1.2 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45479. 15 3 WS. Füllung. MA 45480. 16 BS. Scheibengedreht. MA 45481. Grab 385A Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Doppelbestattung. T. 60 cm. Unregelmässige, sich verbreiternde Grube 150x90 (W)/120 (O). Beim Schädel Skelett A Holzreste (Quercus cf.). Skelett: Zwei nebeneinanderliegende, fast vollständig vergangene Skelette. In situ, gestreckte Rückenlage. Re. Individuum A, li. Individuum B. Mädchen/Subadult, 5–8 Jahre. Beigaben (Taf. 30): Im Hals- und Oberkörperbereich bis zum Becken Perlen (1), dabei neben Hals re. Scheibe (2) und am unteren Ende der Kette Ring (3). 1 Perlen. MA 45482. 2 Scheibe. Bronze. Vermutlich durch Gebrauch ovale Lochung. Rille am Rand teilweise erhalten. Dm. 2.4 cm. Fragmentiert. MA 45483. 3 Ring. Bronze. Fragmentiert. MA 45484. Grab 385B Mädchen/Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 30): Im Hals- und Oberkörperbereich Perlen (1) und (2). Oberhalb li. Becken Schnallenfragment (3). Im Becken li. Eisenoxidrest (4) und Kammfragment (5). 1 Perlen. MA 45485. 2 Perle. Gagat. Dm. 2.3 cm. D. 1 cm. MA 45486. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Teil des Bügels, einfach, Querschnitt rund. Fragmentiert. MA 45487. 4 Fragment. Eisen. Stark korrodiert. MA 45488. 5 Kamm. Knochen. Kleines Stück. Kreisaugen und Rillen. L. 1.5 cm. B. 1 cm. Stark fragmentiert. MA 45489. Grab 386 Erdgrab, durch Bagger gestört. Überlagert die Gräber 387 und 495. Wird
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von Grab 461 überlagert. T. 35 cm. Keine Grube erkennbar. Li. Grabhälfte bei Anlage von Grab 461 entfernt. Skelett: Sehr schlecht erhalten, von Baggerschaufel verdrückt. Li. Körperhälfte fehlt. In situ verbliebene Knochen zeigen gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 30): Beschläg (1) nicht in situ geborgen. 1 Beschläg. Eisen. Wohl Rückenbeschläg, 1 Niet erhalten. Fragmentiert. Füllung. MA 45490. Grab 387 Erdgrab. Überlagert Grab 495. Wird von Grab 386 überlagert. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 3–7 Jahre. Beigaben (Taf. 30): Aussen beim Becken re. Schnalle (1). Auf Rippen der li. Brusthälfte Grünfärbung (2) aber kein Objekt erhalten. 1 Schnalle. Eisen. Einfach, Bügelquerschnitt rund. Stark korrodiert. MA 45491. Grab 388 Erdgrab. Von Grab 389 überlagert. Bei Anlage von Grab 389 und vom Bagger gestört. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur noch geringe, sehr schlecht erhaltene Reste. In situ liegende Unterschenkel weisen auf gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 3–7 Jahre. Beigaben (Taf. 30): Etwa Beckenhöhe Messerfragment (1). Zwischen den Schenkeln zwei Scherben (2). 1 Messer. Eisen. Nur vorderer Teil, Schneide zum Rücken ziehend. L.frag. 4.7 cm. Fragmentiert. MA 45492. 2 2 WS. MA 45493. Grab 389 Erdgrab. 1867 geöffnet. Überlagert Grab 388, 451 und 473. T. 40 cm. Durch Überlagerung gestörte, wohl ehemals rechteckige Grube 200x70 cm. Skelett: Gut erhalten, Schädel fehlt, Schädelreste auf Kniehöhe an der nördlichen Grubenwand 10 cm über Sohle. Oberkörperbereich leicht gestört ansonsten in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Frau, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 31): Vom 1867 entnommenen Sax (1) fanden sich einige Fragmente und eine kräftige Oxidspur, zwischen den Oberschenkeln, Spitze zu den Füssen, Griffangelende auf li. Oberschenkelhals. Die Niet der Scheide (2) lagen, zur Spitze einen leichten Bogen beschreibend, einreihig li. von (1). Eine Niet bei Griffangel. Alle Vs. Ein weiterer Niet bei Schädelfragment 10 cm über Sohle. Zwischen den Oberschenkeln Beschläg (3) der Gürtelgarnitur. Am li. Fuss Sporn (4). Neben re. Fuss in Längsachse Kamm (5) und Messer (6), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Dabei Ahle (7). Unter li. Unterarm Spinnwirtel (8). Unterhalb re. Fuss Hohlziegelfragment (9), aus der Füllung zwei WS (10). 1 Sax. Eisen. Nur Teil der Griffangel und zahlreiche kleine Fragmente. L. der Oxidspur in situ 57 cm. Längsgemaserte Holzreste. L.frag. 3.7 cm. Stark fragmentiert. MA 45494. 2 16 Niet. Bronze. Kopf halbkugelig, hohl. L. 1 cm. Dm. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 45495. 3 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär, profiliert, 3 Niet, Köpfe halbkugelig. Messingschlaufe auf flächentauschiertem Hintergrund. Bichrome Flächentauschierung. L. 3.9 cm. B. 2.5 cm. MA 45496. 4 Sporn. Eisen. Bügel bandförmig, Stachel eingenietet, Schenkelende leicht verbreitert. Stark fragmentiert. MA 45497. 5 Kamm. Einzeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Griffplatte gewölbt. 8 Niet. Kaum Zähne erhalten, grobe Zähnung: 4 Zähne/cm. Ritzverziert mit 6 Diagonalkreuzen zwischen Viererstrichgruppen. L. 14 cm. Fragmentiert. MA 45498. 6 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Starke Korrosionsschicht zeigt Abdruck einer Lederbandumwicklung. L.frag. 11.6 cm. Fragmentiert. MA 45499. 7 Spitze. Eisen. 2 Teile. Querschnitt rechteckig. Längsgemaserte Holzreste. Fragmentiert. MA 45500. 8 Spinnwirtel. Keramik. Graubraun. Konisch, Knick zur geraden Standfläche. Magerung fein mit Ziegelschroteinschlüssen. Auf Standfläche konzentrische Kreise eingeritzt. L. 2.5 cm. Dm. 3.7 cm. MA 45501. 9 Hohlziegel, Tubulus. Mit Besenstrichaufrauhung. Röm. Füllung. MA 45502. 10 2 WS. Füllung. MA 45503. Grab 390 Erdgrab, Baggerstörung. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Fast vollständig vergangen und abgebaggert. In situ verbliebene Reste sichern
gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 30–49 Jahre. Beigaben: Im Bereich neben re. Hand Stäbchenfragment (1) und zwei nicht bestimmbare Fragmente (2). Lederkorrosionsreste könnten auf eine Tasche hindeuten. 1 Stift. Eisen. L.frag. 2.9 cm. MA 45504. 2 2 Fragmente. Eisen. MA 45505. Grab 391 Erdgrab mit Nische. T. 60 cm. Unregelmässige rechteckige Grube 200x60 cm. In der Grabwand neben dem rechten Unterschenkel eine Nische, die auf Sohleniveau liegt. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage,
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Stift. Eisen. Ahle? Fragmentiert. MA 45512. Messer. Eisen. Nur Spitze. Gut erhaltene Spuren von Textilien, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Stark fragmentiert. MA 45513. Fragment. Eisen. Länglich, dabei weitere sehr kleine Fragmente. MA 45514. Silex. Rotbraun. L. 2.6 cm. B. 2.2 cm. D. 0.5 cm. MA 45515. Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Ganztülle. Tülle mit Holzrest von Schaft. L. 10 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 45516. Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Tülle geschlitzt. Tülle mit Holzrest von Schaft. L.frag. 8.5 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 45517. Kamm. Einzeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Protome, keine Passstelle erhalten. Dreieckige Deckplatte mit 3 Eisenniet. Enge Zähnung: 8 Zähne/cm. Etui: 2 gewölbte Leisten auf Vs.; Rs. 2 flache Leisten. Niet nicht erhalten. L. Etui 13–14 cm. B. Etui 2 cm. Kreisaugen auf Griffplattenrand. Dreieckplatte gerahmt mit Doppelrille, in der Fläche Kreisaugen. Leisten mit Kreisaugen zwischen Strichgruppen. L.frag. 8.5 cm. B. 4.8 cm. Stark fragmentiert. MA 45518. Krug. Dunkelgrau bis braun. Gerade Standfläche, bis zum Bauchumbruch sichtbare, grobe Drehrillen. Auf Schulter Fingertupfenleiste. Rand leicht ausladend. Henkel bandförmig, sitzt auf Bauchumbruch und unter Rand. Eingefalteter Ausguss. Innen dunkelgrau, Bruch schwarz, Magerung grob, rauhwandige Ware. H. 22 cm. Bdm. 6.6 cm. Scheibengedreht. MA 45519. Blech. Eisen. Bandförmig, wohl Messergriff. Fragmentiert. MA 45520. Schnalle. Eisen. Einfach, klein. B. 2.8 cm. B. innen 1.8 cm. Fragmentiert. MA 45521. 7 Fragmente. Eisen. Stark korrodiert. Fragmentiert. Füllung. MA 45565. 10 WS. Darunter 2 WS, rote Feinkeramik, ev. Glanztonkeramik mit rotem Überzug. Röm. Füllung. MA 45566.
Grab 392 Erdgrab. T. 30 cm. Grube nur teilweise erkennbar. Skelett: Fast vollständig vergangen; nur noch geringe Reste des Oberschenkels belegen gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 1–19 Jahre. Keine Beigaben.
Grab 391. M. 1:20. li. Hand im Becken. Mann/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 31): Links vom Schädel Ohrring (1). Neben rechtem Unterarm Sax (2) mit Scheide (3–4), Griff nach oben. Zwischen Sax und Oberschenkel Tascheninhalt (5–10) mit Messer (5), Griff nach unten, Feuerstahl (6), Fragmente einer Ahle (7) und Messerfragment (8). Im oberen Bauch Eisenreste (9), auf dem Becken Silex (10). Innenseite des re. Knies Pfeilspitze (11), eine weitere Pfeilspitze (12) bei der rechten Ferse. Spitze jeweils zu den Füssen. Kamm (13) auf den re. Zehen. In einer Grabwandnische neben re. Unterschenkel Krug (14). Li. des Beckens an der Grabwand Eisenfragment (15), ausserhalb des li. Knies kleine Schnalle (16). Aus der Füllung zahlreiche Eisenfragmente (17) und Scherben (18). 1 Ohrring. Bronze. Enden spitz zulaufend. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45506. 2 Sax. Eisen. Holzreste der Scheide (Populus sp.). L.frag. 45 cm. Klinge 38 cm. B. 3.3 cm. MA 45507. Saxscheide (3–4): 3 Scheidenmundblech. Bronze. Mundblech mit Randblech vernietet. Niet mit Gegenplättchen. Randblechmittelteil einseitig verbreitert, gerader Abschluss, 4 Niet; 1 Niethaube halbkugelig mit Kitt unterfüttert, ferner 1 Kittfutter erhalten. L. Randblech 9.2. B. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 45508. 4 Ortband. Eisen. U-förmig, gleichschenklig, Schenkellänge etwa 5 cm. Mit Korrosionsprodukten der Saxspitze verbacken. B. 1 cm. Stark fragmentiert. MA 45509. Tascheninhalt (5–10): 5 Messer. Eisen. Holzreste, wohl von Scheide. L. 18.5 cm. Klinge 15.7 cm. Fragmentiert. MA 45510. 6 Feuerstahl. Eisen. Enden umgebogen, Mittelteil leicht verbreitert. Stark korrodiert. L. 8.5 cm. B. 1.8 cm. D. 0.9 cm. MA 45511.
Grab 393 Erdgrab. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur Schädelfragmente und Zähne erhalten. Mädchen/Subadult, 1–14 Jahre. Beigaben (Taf. 30): Bei Schädelfragmenten Fibel (1). 1 Fibel. Bronze. Backenscharnierkonstruktion, gleichseitig. Spitzovale Platte mit 2 Tierkopfenden. Zwei weitere Bruchstellen. Nadel fehlt. Riha Typ 7.16. Kreuzmotiv, ehemals mit Email gefüllt. Tierköpfe, fein gerillt. L. 5.2 cm. B. 3.3 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 45522. Grab 394 Erdgrab, durch Bagger gestört. T. 35 cm. Grube kaum erkennbar. Skelett: Sehr schlechter Erhaltungszustand. In situ verbliebene Knochen belegen gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 20–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 395 Erdgrab. Von Grab 396 überlagert und gestört. T. 30 cm. Nur östliche Hälfte erhalten, westl. Teil bei Anlage von Grab 396 entfernt. L. der ovalen Grube noch 105 cm, B. 50 cm. Skelett: Beine in situ, schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 20–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 396A Erdgrab. Dreifachbestattung. Überlagert Grab 395, wird von Grab 452 überlagert. T. 80 cm. Rechteckige Grube, der südliche Teil der W-Seite für die Bestattung eines grossen Individuums verlängert. Masse 220/200x145 cm. Zwischen Bestattung A und B Rötelstück. Skelett: Drei Individuen, von re. nach li. mit A, B u. C. bezeichnet. A: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Hände im Becken. Mann/Mann?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 32): Ausserhalb li. Unterschenkel Sax (1), Griff zu den Füssen. Zwischen den Unterschenkeln Gürtelschnalle (2) Vs. Rechts davon Tascheninhalt auf 20x15 cm (3–19): 2 Messer (3–4), Ahle (5) an Messer (4) ankorrodiert, 4 Nägel (6–9), ein Ring (10), ein Feuerstahl (11) daran ankorrodiert Bleibarren (12), 3 Silex (13–15), diverse Eisengegenstände (16), eine Bronzemünze (17), der Kopf eines Eisennagels (18) und eine Schere
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Ringe, Stifte, Streifen, Plättchen, etc. Dm. 5.5 cm. MA 45538. Münze, As des Antoninus Pius (138–161) bis Lucius Verus (161–169). Rom(?), 2. Jh. MA 45539. Nagel. Eisen. Nur Kopf. Fragmentiert. MA 45540. Schere. Eisen. Sehr fein. Spitzen fehlen. Dicke Korrosionsspuren. Fragmentiert. MA 45541.
Grab 396B Bis auf Schädel nur noch geringe Reste erhalten. Kind/Subadult, 3 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 32): Im Bauchbereich eine Riemenzunge (1), im linken Becken Ring (2). 1 Riemenzunge. Eisen. L. 4.5 cm. B. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 45542. 2 Ring. Eisen. Textil- und Lederreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 4 cm. Fragmentiert. MA 45543. Grab 396C Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Li. Arm auf Bauch. Frau/Frau, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 32): Am Hals Perlen (1). Links aussen, neben dem Becken drei Eisenringe (2–4) in Reihe. Aussen über dem linken Knie Kamm (5) sowie Schnalle (6). 1 Perlen. MA 45544. 2 Ring. Eisen. Oval. Geringe Reste organischer Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 45545. 3 Ring. Eisen. Gewebereste und Spuren eines Lederbandes, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 5.2 cm. MA 45546. 4 Ring. Eisen. Spuren von Brettchengewebe, s. Textilkatalog RastEicher. Dm. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 45547. 5 Kamm oder Etui. Dreilagenkamm. Knochen. Mit Eisenniet. Zickzackreihe einseitig gefüllt mit Kreisaugen und Kreisaugenreihe. Fragmentiert. MA 45548. 6 Schnalle. Eisen. Einfach. Nur noch Korrosionsspur, nicht geborgen. MA 45549. Grab 396. M. 1:20. (19). 1 Sax. Eisen. Schneide zur Spitze ziehend. Holz- und Lederreste auf Griff und Klinge. L. 36 cm. Klinge 27 cm. B. 4 cm. MA 45523. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel bandförmig, Querschnitt oval. Dorn abgebrochen. Beschläg leicht trapezförmig, Laschenkonstruktion, 2 Nietlöcher, L. 5.9, B. 2.9. Bügel mit eingepunzten Doppelstrichen. Auf Beschläg randliche Zickzackbänder aus Dreieckspunzen, in der Längsachse Kreisaugenband. Punzierung. B. 3.6 cm. B. innen 2.8 cm. Fragmentiert. MA 45524. Tascheninhalt (3–19): 3 Messer. Eisen. Zur Schneide biegender Rücken. L.frag. 14 cm. Fragmentiert. MA 45525. 4 Messer. Eisen. Schneide nach oben ziehend. Diverse Lederreste. L.frag. 11 cm. Fragmentiert. MA 45526. 5 Ahle. Eisen. Querschnitt flachrechteckig. Griff durch Manschette abgesetzt. Stift 1.4 cm, Griff 3.3 cm. Holzreste an Griffangel. L. 4.7 cm. MA 45527. 6 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig, Dm. 2.5. L. 5.9 cm. Fragmentiert. MA 45528. 7 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig, Dm. 1.4. L. 3.6 cm. Fragmentiert. MA 45529. 8 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig, Dm. 1.1. L. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45530. 9 Nagel. Eisen. In Korrosionsschicht Abdruck des Stiftgriffs (5). L. 4.4 cm. Fragmentiert. MA 45531. 10 Ring. Eisen. Verbogen. Dicke Korrosionsschicht mit Spuren von Holz und Leder. Dm. 3.9 cm. MA 45532. 11 Feuerstahl. Enden umgebogen, Mittelteil verbreitert. Dicke Korrosionsschicht mit Abdruck von Barren (12) und Nagel mit scheibenförmigem Kopf. Lederreste. L.frag. 8.5 cm. MA 45533. 12 Barren. Blei. L. 2.7 cm. B. 1.5 cm. D. 1 cm. Fragmentiert. MA 45534. 13 Silex. Hellbraun. Darauf Korrosionsspuren der umgebenden Eisenobjekte. L. 1.3 cm. MA 45535. 14 Silex. Hellbraun. Mit Korrosionsspuren. L. 3.1 cm. MA 45536. 15 Silex. Hellbraun. Darauf Korrosionsspuren der umgebenden Eisenobjekte. L. 2 cm. MA 45537. 16 Konglomerat. Eisen. Diverse zusammenkorrodierte Gegenstände:
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Grab 397 Erdgrab, durch Bagger gestört. T. 30 cm. Nur südlicher Grubenrand erkennbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, bis auf Langknochen fast vollständig vergangen. Gestreckte Rückenlage, Hände im Becken. Erwachsen/ Erwachsen, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 32): Re. Beckenseite Schnalle (1). Aus der Füllung 4 WS (2). 1 Schnalle. Eisen. Einfach, Bügel rundstabig. B. 4.2 cm. B. innen 3 cm. Fragmentiert. MA 45550. 2 4 WS. Füllung. MA 45551. Grab 398 Erdgrab, von Bagger gestört. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur noch Leichenschatten. Gestreckte Rückenlage erkennbar. Erwachsen/Subadult, 7–15 Jahre. Keine Beigaben. Grab 399 Steinkiste, 1867 gestört. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. An der S-Seite im Bereich des O'körpers Steinsetzung, weitere vereinzelte Steine an dieser Seite deuten auf eine ehemals weitergehende Ausdehnung hin. Sehr schlecht erhalten., in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 50–79 Jahre. Beigaben (Taf. 32): Li. oberhalb (1) und auf Schädel (2) Ohrringfragmente. Im Halsbereich Perlen (3), dabei Bronzeröllchen (4) und Anhänger (5). Im Becken Schnalle (6) und ein Tierknochen (7). Aussen oberhalb li. Knie Messerfragment (8). Aus der Füllung Bronzedraht (9) und Scherbe (10). 1 Drahtohrring. Bronze. Länglicher Abschlussknopf. L.frag. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 45552. 2 Ohrring. Bronze. Offen. Dm. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45553. 3 Perlen. MA 45554. 4 Röllchen. Bronze. Blech gerollt, zum Halsschmuck. L. 0.5 cm. B. 0.5 cm. MA 45555. 5 Anhänger. Bronze. Öse querstehend, ev. fragmentierter Schnallenbügel. L. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45556. 6 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, rechteckig. Fragmentiert. MA 45557. 7 Tierknochen. Unbestimmt. Fragmentiert. MA 45558. 8 Messer. Eisen. L. 1.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45559. 9 Draht. Bronze. Fein. Gebogen. Wohl feiner Ring an Halsschmuck. Fragmentiert. Füllung. MA 45560.
10 WS. MA 45561. Grab 400A Erdgrab. Doppelbestattung, vom Bagger gestört. T. 40 cm. Grube nur teilweise erkennbar, ca. 180x110 cm. Skelett: Zwei nebeneinander liegende Bestattungen: Re. A, li. B. A: Nur Lang- und Schädelknochen, sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2–5 Jahre. Beigaben (Taf. 32): A: Oberhalb li. Becken Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, bandförmiger Bügel. B. 3.2 cm. B. innen 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45567. Grab 400B Skelett: Zwei nebeneinander liegende Bestattungen: Re. A, li. B. B: Nur Lang- und Schädelknochen, sehr schlecht erhalten, teilweise abgebaggert, Beine leicht nach re. angewinkelt. Kind/Subadult, 5–11 Jahre. Beigaben: Beim linken Unterschenkel römische Glasscherbe (1). 1 WS. Glas. Hellblau. Transluzid mit milchigen Schlieren durchzogen. Sehr dickwandig. D. 0.4 cm. Fragmentiert. Röm? MA 45568. Grab 401 Erdgrab mit Sarg. T. 40 cm. Schwer erkennbare, unregelmässige Grube ca. 205x60–90 cm. Im Grab, auch über Skelett, längsgemaserte Holzreste (Quercus cf.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Frau?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 33): Zwischen den Oberschenkeln Sax (1) und Messer (3). Beide Griff nach oben, Schneide li. 7 cm über Spitze am Saxrücken Teil einer Scheidenfassung (2). Links neben Messer Gürtelschnalle (4) Beschläg Vs, Bügel umgeklappt. Neben linkem Knie Beschläg (5). 10 cm tiefer Rückenbeschläg (6), darunter ein weiteres Beschläg (7) und ein Eisenstäbchen (8), vielleicht zur Tasche. Links der Unterschenkel Tascheninhalt (9– 16): Scheibenfibel (9), Eisenband (10), Eisenfragmente (11), ein Fingerring (12), Fragment und Plättchen (13–14), ein Eisenstab (15) und ohne genaue Fundortangabe ein genietetes Eisenband (16). 1 Sax. Eisen. Rücken leicht zur Schneide ziehend. L. 46 cm. Klinge 26 cm. B. 4 cm. MA 45569. Saxscheide (2–3): 2 Scheidenrandzwinge. Eisen. U-förmig gebogen. Fassung der Scheide. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 45570. 3 Messer. Eisen. Rücken leicht zur Schneide ziehend. L.frag. 11.5 cm. Fragmentiert. MA 45571. Gürtelgarnitur, zweiteilig (4–7): 4 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Dornhalter rundstabig abgesetzt. Beschläg zungenförmig, profiliert. Eine Lasche erhalten, Fragment mit Ansatz von Nietkopf, Fragment eines bronzenen Gegenplättchens. B. 6.8 cm. B. innen 4.7 cm. Fragmentiert. MA 45572. 5 Beschläg. Eisen. Möglicherweise Ösenbeschläg. Langrechteckig, schmal, profiliert, in drei Teilen. An Enden jeweils ein Bronzeniet, Nietköpfe scheibenförmig, gewölbt, Dm. 0.8 cm. Nietstift auf Rs. erhalten. L.frag. 4.4 cm. Fragmentiert. MA 45573. 6 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig, 2 bronzene Ziernietkappen mit Kittmasse. Dm. Nietkappe 1.6 cm. L. 6 cm. B. 5.7 cm. MA 45574. 7 Beschläg. Eisen. Möglicherweise Ösenbeschläg. Langrechteckig, schmal, profiliert, in drei Teilen. Ein Bronzeniet, Nietstift auf Rs., Dm. Nietkappe 0.7 cm. Fragmentiert. MA 45575. 8 Stäbchen. Eisen. L.frag. 2.1 cm. MA 45576. Tascheninhalt (9–16): 9 Fibel, Scheibenfibel. Kupferlegierung (verzinnt). Runde Scheibenfibel mit Spiralkonstruktion. Grundplatte gegossen. Nadelrast abgebrochen. Rand erhöht, angebördelt, teilweise abgebrochen. Einlage in der Mitte (Glas?) fehlt. Dm. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 45577. 10 Hülse. Eisen. Nur Hälfte erhalten. L. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 45578. 11 7 Fragmente. Eisen. Nicht näher bestimmbar. Fragmentiert. MA 45579. 12 Fingerring. Eisen. In Sphendonenform, Einlage nicht erhalten. B. 2.7 cm. Dm. 1.9 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 45580. 13 Fragment. Eisen. Gebogen. Teil eines ähnlichen Fingerrings wie (12). Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 45581. 14 Plättchen. Eisen. Fragmentiert. MA 45582. 15 Stab. Eisen. Massiv, runder Querschnitt. L. 6.8 cm. Dm. 1.4 cm. MA 45583. 16 Band. Eisen. Einseitig vernietet. Wohl zu Tascheninhalt (9–15). Fragmentiert. MA 45584.
Grab 402 Erdgrab. T. 40 cm. Unregelmässige Grube ca. 170x70 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise vergangen. In situ verbliebene Reste sichern gestreckte Rückenlage. Mann/Subadult, 12–18 Jahre. Beigaben (Taf. 32): Aussen neben dem li. Oberschenkel Sax (1), Spitze zum Kopf, Schneide li. 1 Sax. Eisen. Rücken leicht zur Schneide ziehend. Breite Rinne. L. 24 cm. B. 3.1 cm. MA 45585. Grab 403 Steinkiste, 1867 ergraben. T. 30 cm. Grube nur teilweise erkennbar. Verlagerte Reste der Steinkiste nur an der SO-Wandhälfte, teilweise über Füssen. Quer durch das Grab ein 40 cm breiter Suchgraben. Skelett: Unterarm-, Becken- und Oberschenkelknochen durch Sondiergraben entfernt. Schädel im Brustbereich verworfen. In situ verbliebene, mässig erhaltene Knochen belegen gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 20–29 Jahre. Beigaben (Taf. 32): Im Halsbereich Perlen (1). Nicht in situ geborgen Nagel (2), Nagelfragment (3) und WS (4). 1 Perlen. MA 45586. 2 Nagel. Eisen. L. 3.9 cm. Füllung. MA 45587. 3 Nagel. Eisen. Fragmentiert. Füllung. MA 45588. 4 WS. Füllung. MA 45589. Grab 404 Erdgrab. T. 30 cm. Unregelmässig trapezförmige Grube 200x90 (W)/70 (O) cm. In der Füllung zwei moderne Biberschwanz-Ziegelbruchstücke. Liegt im Wurzelhorizont, vom Bagger leicht gestört. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/ Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 32): In Längsachse zw. Becken und li. Hand Messer (1). 1 Messer. Eisen. L.frag. 15.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45590. Grab 405 Erdgrab, fast vollständig abgebaggert. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur geringe Reste erhalten. Erwachsen/Erwachsen, 30–49 Jahre. Keine Beigaben. Grab 406 Erdgrab. T. 45 cm. Unregelmässige Grube, an der NO-Hälfte durch Grenzstein gestört. Masse: 210xca. 70 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise vergangen. In situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Erwachsen, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 33): Aussen parallel zum re. Oberschenkel Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Beim Klingenansatz re., teilweise unter Sax (1) Schnalle (2), Bügel auf Beschlägunterseite geklappt. Re. neben Fuss zwei Pfeilspitzen (3; 4), Spitze zu den Füssen. Auf Füssen Krug (5). Neben Saxrücken, 20 cm unterhalb Griffangelbeginn Silex (6), ein weiterer (7) aus Füllung. 1 Sax. Eisen. Rücken leicht zur Schneide ziehend. Bei Klingenspitze möglicherweise Überreste eines Ortbandes. Holzreste von Scheide (Alnus sp., Populus sp.). L. 52.7 cm. B. 3.2 cm. MA 45591. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Nierenförmig. Bügelquerschnitt schildförmig. Beschläg hochrechteckig mit Lasche L. 3.6 cm, B. 2.5 cm. Bügel leicht gerippt von Tauschierung mit 14 Messingfäden. Streifentauschierung. B. 4.4 cm. B. innen 2.9 cm. MA 45592. 3 Pfeilspitze. Eisen. Flacher Querschnitt, weidenblattförmig, Tülle. Tülle mit Holzrest. L.frag. 9.2 cm. Stark fragmentiert. MA 45593. 4 Pfeilspitze. Eisen. Flacher Querschnitt, weidenblattförmig, sehr schmal, Tülle. Tülle mit Holzrest. L.frag. 9.4 cm. Stark fragmentiert. MA 45594. 5 Krug. Hellgrau. Standfläche gerade, im Zentrum verdickt. Hals abgesetzt mit drei Drehrillen. Rand nach aussen gezogen, schwach verdickt. Henkel randständiger Ansatz, bandförmig mit drei Längsriefen. Eingefalteter Ausguss. Bruch rötlich, Magerung mittelgrob, wenig Glimmer, rauhwandige Ware. Mdm. 8.5. Hälfte von Wurzeln zerstört. Scheibengedreht. H. 19 cm. Dm. 16 cm. Fragmentiert. MA 45595. 6 Silex. Rotbraun. Rinde. L. 2.3 cm. Füllung. MA 45596. 7 Silex. Hellbraun. Rinde. L. 2.1 cm. Füllung. MA 45597. Grab 407 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, Baggerstörung. T. 35 cm. Rechteckige
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Grube, im O-Teil abgebaggert. Noch 140x75 cm. Vereinzelt Holzreste. Skelett: Sehr schlecht erhalten. In situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 8–14 Jahre. Beigaben (Taf. 32): Aussen neben li. Oberschenkel Perle (1). Aus der Füllung WS (2) und Schlacke (3). 1 Perle. MA 45598. 2 WS. Füllung. MA 45599. 3 Schlackenstück. Füllung. MA 45600. Grab 408 Erdgrab, Baggerstörung. Überlagert Grab 424 T. 50 cm. Grube nur teilweise erkennbar, O-Hälfte abgebaggert. Breite etwa 80 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten. Oberkörper in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Frau, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 34): Alle Beigaben durch Bagger verlagert. Beim re. Bein Sax (1), dabei Niet und Tragebügel der Saxscheide (2–3). Re. von (1) Schnalle (4). Aus der Füllung Glasfluss (5) und 4 WS (6) und WS (7). 1 Sax. Eisen. Rücken zur leicht gebogenen Schneide ziehend. Parallel zu Rücken zwei Rillen, schlecht erkennbar. Holzreste des Saxgriffes (Alnus sp.). L. 53 cm. B. 4.5 cm. MA 45601. Saxscheide (2–3): 2 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Ein Nietstift mit Ansatz von eisernem Saxtragebügel. Auf Nietkopf im Dreieck angeordnete Löcher mit radialen Einschnitten. L. 1 cm. Dm. 1.3 cm. MA 45602. 3 3 Tragebügelfragmente. Eisen. Vierkantig. Einer mit Ansatz von bronzenem Nietstift. L. 2.1 cm, 2 cm, 1.2 cm. Fragmentiert. MA 45603. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, Bügelquerschnitt flach. Stark fragmentiert. MA 45604. 5 Glasfluss. Blaugrün. Transluzid mit Blasen. MA 45605. 6 3 WS. MA 45606. 7 WS. Terra Sigillata. Am ehesten von Weitform, Schale oder Schüssel. Südgallisch. Mehrere umlaufende Zierrillen. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. Füllung. MA 45607. Grab 409 Erdgrab mit Sarg. T. 105 cm. Leicht trapezförmige Grube 200x80 cm. Über Kamm (6) Holzreste. Skelett: Nur Langknochen und Schädel sehr schlecht erhalten. In situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 34): 20 cm re. neben Schädel Lanzenspitze (1), Spitze nach W, 15 cm über Grabsohle. Re. neben Totem Spatha (2) und Scheidenreste (3), Spitze zu den Füssen. Li. von (2) 35 cm von Spitze Schnalle (4), Rs. Dorn nach re. Quer über re. Oberschenkel 15 cm unterhalb (4) Inhalt einer Tasche (5–7): Messer (5), Waage (6) und Kamm (7). 1 Lanzenspitze. Eisen. Spitze lang, weidenblattförmig mit Mittelgrat, leicht rhombischer Blattquerschnitt. Schaft lang, Tülle kurz. L. Blatt 22.5 cm. L. 47 cm. Fragmentiert. MA 45608. 2 Spatha. Eisen. In viele Teile zerbrochen. Damaszierung in vier Bahnen. Holzreste der Saxscheide (Alnus sp.). L.frag. 86.5 cm. Klinge ca. 77 cm. B. 5 cm. Stark fragmentiert. MA 45609. 3 Tragebügel. Eisen. In Korrosionschicht mit Spatha (2) zusammenkorrodiert. Ursprünglich wohl paarweise auf Holzscheide angebracht zur Befestigung am Spathagurt. Scheide: Holzscheide mit Fellfutter (Alnus sp.). Fragmentiert. MA 45610. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, Bügel oval, gegen Dornhalter verdickt. Dornspitze verdickt. Bandförmige Kupferlegierungseinlagen teilweise herausgefallen, zwei erhalten. Dicke Schicht organischer Auflagen. B. 4.2 cm. B. innen 3.1 cm. MA 45611. Tascheninhalt (5–7): 5 Messer. Eisen. Lederreste? L.frag. 14 cm. Stark fragmentiert. MA 45612. 6 Balkenwaage. Bronze. Balken rundstabig, sekundär verbogen, nur ein Arm ganz erhalten mit Ösenansatz. Schere mit Nietloch, ursprünglich mit Zünglein der Waage vernietet, eine Backe fehlt. Auf der Grabung konnte die Korrosionsspur einer Waagschale beobachtet werden. L.frag. 8.7 cm. Fragmentiert. MA 45613. 7 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Nur noch Reste. Gewölbte Leiste. Stark fragmentiert. MA 45614. Grab 410A Erdgrab mit Sarg. T. 90 cm. Unregelmässige rechteckige Grube 175x55 cm. Über Skelett Holzspuren. Von Grab 410B überlagert. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Subadult, 8–12 Jahre.
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Keine Beigaben. Grab 410B Steinkiste B. Überlagert Grab 410 A vollständig. T. 80 cm. Unregelmässige Steinkiste aus senkrecht gestellten Kalk- und einer Tuffsteinplatte. Platte der W-Seite ins Grab verstürzt über Schädel und O'körper. Abmessung innen ca. 140x25 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, Beine leicht nach li. angewinkelt, um in der Kiste Platz zu finden. Rückenlage. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Keine Beigaben. Grab 411 Erdgrab. T. 70 cm. Rechteckige Grube 125x50 cm. Skelett: Nur geringe Reste des Schädels erhalten. Mädchen/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 34): Im Halsbereich Perlen (1). 20 cm unterhalb drei weitere Perlen (2). 1 Perlen. MA 45615. 2 Perlen. MA 45616. Grab 412 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 85 cm. Rechteckige Grube 200x75 cm. Unter Oberschenkel längsgemaserter Holzrest (Laubholz). Skelett: Schlecht erhalten. Bis auf oberen Brustbereich und re. Unterschenkel verworfen. Gestreckte Rückenlage erkennbar. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 35): Im Brustbereich, 30 cm über Sohle, Lanzenspitze (1), Spitze nach W. Bei der Tülle zwei bandförmige Fragmente (2) und (3). Neben re. Unterarm Sax (4), Spitze zu den Füssen, Schneide zum Körper. Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (5–7) lag Schnalle (5) Rs. li. vom Saxgriff, weiter links Gegenbeschläg (6) und Rückenbeschläg (7) Vs. unter dem verworfenen Oberschenkel. Links von (7) lag die Tasche (8–10): Schere (8), Reste eines Messers (9) und etwas tiefer der Pfriem (10). Aus der Füllung: 2 Eisenfragmente (11) und 6 WS (12). 1 Lanzenspitze. Eisen. Blatt weidenblattförmig mit verlängerter Tülle, Mittelrippe. Ursprüngliche L. ca. 32 cm. L. Blatt 15 cm. Holzreste von Schaft in der Tülle. L.frag. 22.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45617. 2 Band. Eisen. L.frag. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 45618. 3 Fragment. Eisen. Stark korrodiert. Von Messer oder Feuerstahl? Fragmentiert. MA 45619. 4 Sax. Eisen. Am Griffansatz bandförmige Zwinge, unvollständig erhalten. Auf der Mittelachse sind 3 Rillen teilweise erhalten. Spuren vom Holz der Griffangel und Leder der Scheide. An der US in der Korrosionsschicht Strohspuren, wohl Reste der Sargpolsterung. L. 44 cm. B. 4.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45620. Gürtelgarnitur, dreiteilig (5–7): 5 Gürtelschnalle. Eisen. Beschläg rund, Laschenkonstruktion, 3 Niet mit halbkugeligem Kopf, Dm. 3 cm. L. Beschläg 6 cm. Lederreste auf Beschläg und auf Bügel. Stroh- und Holzschicht auf Niet und Schauseite. Da Objekt auf der Rs lag, könnte das Stroh auf eine Sargpolsterung hindeuten. B. 6.5 cm. B. innen 4 cm. Stark fragmentiert. MA 45621. 6 Gegenbeschläg. Eisen. Form nicht mehr bestimmbar. 3 Nietköpfe sowie nicht anpassende Fragmente erhalten. Einer mit Kupferkorrosionsprodukten, wohl von Verkupferung? Dm. Nietkopf 2.4 cm. Stark fragmentiert. MA 45622. 7 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig. 4 Niet, Kopf halbkugelig, verkupfert. Schauseite mit Reste von Stroh, Fell und Leder. Da Objekt auf der Rs lag, könnte das Stroh auf eine Sargpolsterung hindeuten. L. 6.7 cm. B. 6.2 cm. Fragmentiert. MA 45623. Tascheninhalt (8–10): 8 Schere. Eisen. Stark korrodiert, nur teilweise freigelegt. L.frag. 14 cm. Fragmentiert. MA 45624. 9 Messer. Eisen. Klingenfragment. L.frag. 5 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45625. 10 Pfriem. Eisen. Rundstabig. L.frag. 11.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45626. 11 2 Fragmente. Eisen. Füllung. MA 45627. 12 6 WS. Alle WS von einem Gefäss, rottonige Feinkeramik ev. Krug. Röm. Füllung. MA 45628. Grab 413A Erdgrab. Von Grab 413B überlagert und gestört. T. 90 cm. Rechteckige Grube 190x50 cm, an der N-Seite von Grab 413B gestört. Skelett: Bis auf Schädel und geringe Reste bei Anlage von Grab 413 entfernt. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben: Beim re. Oberschenkel Fragmente eines Messers (1).
1 Messer. Eisen. Nur Spitze. L.frag. 2 cm. Stark fragmentiert. MA45629. Grab 413B Erdgrab, überlagert Grab 413A. T. 90 cm. Umriss wegen Überlagerung nicht eindeutig zu bestimmen. Abmessung ca. 180x60 cm. Unter Bestattung, 30 cm von NW-Ecke beginnend, unregelmässige 100x60 cm messende und 25 cm tiefe Verfärbung ohne Funde. Möglicherweise stammt diese Grube von einem älteren nicht mehr erhaltenen Kindergrab. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand auf Bauch. Erwachsen/Erwachsen, 40–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 414 Erdgrab mit Sarg. T. 125 cm. Rechteckige Grube 240x90 cm. In Grubenmitte trapezförmige 230x75 cm grosse, 10 cm tiefe Verfärbung der Sarggrube (Quercus sp.). Skelett: Schlecht erhalten und verworfen. Mann/Mann,
Grab 414. M. 1:20. 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 36): Alle Funde lagen im Bereich der Sargverfärbung. Rechts vom Toten hochkant die Spatha (1), Spitze zu den Füssen. Auf Ellbogenhöhe am Klingenansatz die dazugehörige Parierstange mit 2 Bronzeniet (2) und (3), letztere 15 cm unterhalb. Bei (3) Eisenbeschläg (4) der Spathaaufhängung (4–10). Auf derselben Höhe zeigen die Korrosionsschichten der Scheide einen 1 cm breiten Abdruck eines Querriemens. 30 cm unterhalb der Klingenansatzes lag ein beinerner Pyramidenknopf (5) und die Reste einer Schnalle (6). In Beckenhöhe ein rautenförmiges Beschläg (7), beim re. Knöchel die Schnalle (8) und bei der Tasche (16–27) 2 weitere Beschläge (9) und (10). Schräg zum Körper in Beckenhöhe der Sax (11), Griff zu Spatha, Schneide zu den Füssen. Unter der Gürtelschnalle (13) lagen Fragmente der Schildfessel (12). Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (13– 15) lag die Schnalle (13) rechts des Saxes, das Gegenbeschläg (14) links davon. Unterhalb der verlagerten Unterschenkel befand sich die Rückenbeschläg (15); alle Schauseite nach unten, (13) mit umgebogenem Bügel. Re. davon Tascheninhalt (16–27) bestehend aus Messer (16), Blech (17), Pfriem (18), 2 Eisenbändern (19–20), Stab (21) 3 Ahlen (22–24), 2 Fragmenten (25–26) und Kamm (27). 1 Spatha. Eisen. Knauf bootsförmig mit 2 Niet auf Knaufplatte aufge-
nietet. 2 Niet. Bronze, Kopf halbkugelig, 1 rundes Gegenplättchen erhalten. Parierstange spitzoval, im Spitz Abdruck von Bronzeniet (2), der Holzunterlage fixiert hatte. Damaszierung. Auf der Griffangel längsgemaserte Holzreste. Zwischen Knauf und Knaufplatte 0.3 cm breiter Zwischenraum mit organischen Resten, wohl Holz. Auf US der Knaufplatte 0.3 cm breiter Zwischenraum mit Holzresten, wohl weitere Holzplatte. Parierstange mit Spuren einer Holzunterlage. Holzund Lederreste der Scheide: Auf US Holzreste auf der gesamten Länge. Auf OS bis auf die Höhe des kleinen Beschläges (5) Lederreste. 12 cm unterhalb des Griffansatzes ist die Spur eines ca. 1 cm breiten Querriemens zu sehen. Die ganze Scheide scheint aus Holz (Alnus sp.) gearbeitet und mit Leder überzogen gewesen zu sein, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 79 cm. Klinge 66 cm. B. 4.3 cm. MA 45630. 2 Niet. Bronze. Kopf massiv, halbkugelig. Befestigte Holzunterlage an Parierstange. L. 1.3 cm. B. 0.6 cm. MA 45631. 3 Niet. Bronze. Kopf massiv, halbkugelig. Befestigte Holzunterlage an Parierstange. L.frag. 1.1 cm. Dm. 0.6 cm. MA 45632. Spathagehänge (4–10): 4 Beschläg. Eisen. Wohl quadratisch, Mitte der Seitenflächen je ein Bronzeniet. 1 Bronzeniet, Kopf massiv, halbkugelig. 1 Nietloch, 1 Nietkopf eines weiteren Niet. Fragmentiert. MA 45633. 5 Pyramidenknopf. Zahn. Unterkieferzahn, Haus- oder Wildschwein. Durchlocht. L. 2 cm. B. 1.8 cm. D. 1 cm. Fragmentiert. MA 45634. 6 Schnalle. Eisen. Bügel wohl rechteckig, Dornbruchstück. Vom Beschläg sind 2 Laschen erhalten. Auf deren US sind je eine Öse mit CuLot aufgelötet. Bügel mit 2 Rillen und Laschen mit je 2 Rillen. Stark fragmentiert. MA 45635. 7 Beschläg. Eisen. Rautenförmig. 3 Bronzeniet erhalten, Kopf halbkugelig, massiv. 1 Niet mit organischer Auflage, wahrscheinlich Stroh, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3.5 cm. B. 2.5 cm. MA 45636. 8 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel rechteckig, kein Dorn erhalten. Beschläg zungenförmig, 3 Bronzeniet. Kopf massiv, halbkugelig. Beide vordere Niet mit einem Bronzestreifen als Gegenplatte, s. Textilkatalog RastEicher. Streifenbreite 0.6 cm. L. 4.5 cm. B. 3.5 cm. B. innen 2.8 cm. Fragmentiert. MA 45637. 9 Beschläg. Eisen. Form unklar, 1 Niet erkennbar, nach Röntgenbild wohl Bronzeniet. Über Niet dicke Korrosionsschicht mit deutlichen Textilspuren, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Stark fragmentiert. MA 45638. 10 Beschläg. Eisen. Zungenförmig. 3 Bronzeniet, Kopf massiv, halbkugelig. Vs. Stroh und Fell, Rs. Textilspuren, s. Textilkatalog RastEicher. L. 5.8 cm. MA 45639. 11 Sax. Eisen. Rücken leicht zur Klinge ziehend. Doppelte Rille, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 31.5 cm. B. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45640. 12 Schildfessel. Eisen. Platte daran ausgetriebener, gebrochener Stab. Plattenunterseite mit Rest eines Eisennietstifts. Weitere nicht näher bestimmbare Fragmente. Stark fragmentiert. MA 45641. Gürtelgarnitur, dreiteilig (13–15): 13 Gürtelschnalle. Eisen. Schnalle umgeklappt, Dorn fehlt, Beschläg zungenförmig, profiliert. 3 Bronzeniet, Kopf halbkugelig, Dm. 1.5 cm. L. Beschläg 11.5 cm, B. Beschläg 7 cm. Am Bügel Lederrest. B. 6.2 cm. B. innen 3.6 cm. Fragmentiert. MA 45642. 14 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, profiliert, an Schmalseite halbkreisförmige Einbuchtung. 1 Bronzeniet, Kopf halbkugelig, Dm. 1.5 cm. 1 Nietloch. 1 Nietkopf, halbkugelig mit Kittrest. Eingepunzte Zickzack- und Punktlinien. S. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 11.5 cm. MA 45643. 15 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig, 4 Bronzeniet, Kopf hohl, halbkugelig mit Kittfüllung. Eingeritzte Zickzacklinien und eingepunzte Punktlinien. S. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 6.8 cm. B. 6.2 cm. MA 45644. Tascheninhalt (16–27): 16 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. 2 Rillen teilweise erhalten. Griffangel mit längsgemaserten Holzresten. L. 21 cm. L.frag. 18 cm. MA 45645. 17 Blech. Eisen. Zungenförmig. L. 6.5 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 45646. 18 Pfriem. Eisen. L. 6.8 cm. MA 45647. 19 Streifen. Eisen. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45648. 20 Streifen. Eisen. An den Ende leicht umgebogen. L.frag. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 45649. 21 Stab. Eisen. Kantig, 1 Ende leicht umgebogen, 1 Ende abgebrochen. L.frag. 7.3 cm. Fragmentiert. MA 45650.
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22 23 24 25 26 27
Ahle. Eisen. Holzreste. L.frag. 4.1 cm. Fragmentiert. MA 45651. Ahle. Eisen. L.frag. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 45652. Ahle. Eisen. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45653. Fragment. Eisen. L.frag. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 45654. Fragment. Eisen. L.frag. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45655. Kamm. Einzeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Nur wenige Fragmente erhalten. 6 Zähne/cm. Kreisaugen und Striche. L.frag. 13 cm. B. 4.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45656.
Grab 415 Steinkiste, gestört. T. 50 cm. Unvollständige Kiste aus Lesesteinen. Steine der S-Wand liegen auf Skelett, diejenigen der N-Wand sind nach Norden verlagert. Abmessung der nur teilweise erkennbaren Grube ca. 190x50 cm. Skelett: Schlecht erhalten, Oberkörper gestört, Beine in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 416 Erdgrab mit Sarg. T. 120 cm. Ovale Grube 210x60 cm. Die 10 cm tiefe trapezförmige Sarggrube von 210x50 cm schliesst direkt an N-Wand an. Beim Unterkiefer und über dem Skelett Holzspuren (Quercus sp.). Am Sax haben sich als Eisenoxid Spuren von Stroh oder Schilf der Sargauskleidung erhalten. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 34): Aussen am re. Unterarm Sax (1), Griff unter Ellbogengelenk, Spitze zu den Füssen. Links davon 2 Eisenfragmente (2). Beim Ellbogen re. Schnalle (3). Bei der li. Hand Inhalt einer Tasche (4–7): Feuerstahl (4), Ahle (5), Band (6) sowie Silex (7). Unterhalb Füssen Kamm (8). Aus der Füllung Rs (9) und WS (10). 1 Sax. Eisen. Schneide zum leicht gebogenen Rücken ziehend, Griffangel nicht erhalten. Gesamtlänge in situ ca. 40 cm. 2 geritzte Rillen. Auf US quer zur Klinge Spuren von Stroh- oder Schilfhalmen. L. 40 cm. L.frag. 30.5 cm. Klinge 27.5 cm. B. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45657. 2 2 Fragmente. Eisen. Wohl zu Sax (1). MA 45658. 3 Schnalle. Eisen. Bügel bandförmig, darauf Rest des Dorns. 3 Kerbungen beidseitig der Dornrast. L.frag. 3.1 cm. Stark fragmentiert. MA 45659. 4 Feuerstahl. Eisen. Enden umgebogen, Mittelteil verbreitert. L.frag. 11.8 cm. Fragmentiert. MA 45660. 5 Ahle. Eisen. Vierkantig. L.frag. 3 cm. Fragmentiert. MA 45661. 6 Band. Eisen. L.frag. 2.4 cm. MA 45662. 7 Silex. Hellbraun. L. 3 cm. MA 45663. 8 Kamm. Knochen. Zweizeilig. Nicht erhalten. L.frag. 10 cm. MA 45664. 9 BS. Von Weitform. Rottonige Feinkeramik. Röm. Füllung. MA 45665. 10 WS. Rottonige Feinkeramik. Röm. Füllung. MA 45666. Grab 417 Erdgrab. T. 90 cm. Rechteckige Grube 185x70 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise vergangen, verworfen, nur Unterschenkel in situ, sie belegen gestreckte Rückenlage. Frau/Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 34): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1), eine weitere im Becken (2). Im Becken re. Schnalle (3), neben Becken li. Nagel (4) und Messer (5), Spitze zu den Füssen. Aus der Füllung RS (6). 1 Perlen. MA 45667. 2 Perle. MA 45668. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Bügelbruchstück und Rest des Dorns. Fragmentiert. MA 45669. 4 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 1.8 cm. MA 45670. 5 Messer. Eisen. L.frag. 10.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45671. 6 RS. Füllung. MA 45672. Grab 418 Erdgrab mit Sarg. T. 65 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 230x100 cm. Bündig an W- und S-Seite anschliessend dunkle 200x80 cm grosse Verfärbung. Am W- u. O-Ende je ein über die gesamte Breite laufendes 10 cm breites und bis zu 5 cm tiefes N-S-Gräbchen. Unter Gehänge längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, nicht in situ, Rückenlage erkennbar. Störung wohl bei Sargbruch entstanden, wobei Leichnam zur N-Seite rutschte. Frau/Erwachsen, 20–29 Jahre. Beigaben (Taf. 35): Im Halsbereich Perlen (1), beim Becken re. Schnalle (2), Rs. Dorn nach li. Li. vom Becken Bronzenadel (3), Spitze zu den Füssen. Das Gehänge (4–12) umfasst Ring (4) sowie 7 Stangenglieder (5) li. von
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(3). Ferner neben dem re. Oberschenkel Perlen (6) mit Bronzemünze (7). In Reihen liegen re. (8) bzw. li. (9) des li. Oberschenkels Perlen. Zwischen den Beinen liegt die Schnalle (10), Bügel und Dornspitze zu den Füssen, Fibelfragment (11) und etwas darunter die Zierscheibe mit Beinfassung (12). Unterhalb der Füsse Kamm (13). In der NW-Ecke des Grabes lag 10 cm über der Sohle in der Füllung ein Tierzahn (14). 1 Perlen. MA 45673. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Querschnitt rund, Dornansatz erkennbar. Stark fragmentiert. MA 45674. 3 Nadel. Bronze. Polyederkopf. Kopf mit Kreisaugen auf jeder Seite. Auf dem Schaft Spiralrillen, dazwischen zwei Zonen mit gegenständigen Dreieckskerben. L. 14.8 cm. MA 45675. Gehänge (4–12): 4 Ring. Eisen. Dm. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 45676. 5 7 Stangenglieder. Eisen. Vierkantig. Gehängeglieder. L. max. 4.5 cm. L. min. 3.6 cm. Dm. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 45677. 6 Perlen. MA 45678. 7 Münze, AE II(?). 4. Jh.(?). MA 45679. 8 Perlen. MA 45680. 9 Perlen. MA 45681. 10 Schnalle. Bronze. Bügel rundstabig. Dornaussparung, Dorn fehlt. Beschläg, umgeklappt, rechteckig, mittig ein Nietloch. L. 1.5 cm. B. 1.9 cm. B. innen 1.4 cm. MA 45682. 11 Fibel. Bronze. Eingliedrige Spiralkonstruktion mit vier Windungen und unterer Sehne, drahtförmiger Bügel. L.frag. 3.8 cm. Fragmentiert. SLT D. MA 45683. 12 Zierscheibe. Bronze und Elfenbein (Elefant, Oberkiefereckzahn). Bronzezierscheibe durchbrochen, Innenkreis mit 6 radialen Armen und Aussenkreis. Dreimal durchbohrt. Dm. 7 cm. Umgeben von beinernem Fassungsring in zwei Fragmenten. Ersteres mit zwei antiken Flickstellen: Zwei langovale Bronzebleche von 2.9x1.1 cm und 2.4x1 cm bilden eine Manschette, die mit Eisenniete befestigt ist. Das zweite hat eine nur noch teilweise erhaltene Bronzemanschette, die mit Eisennieten befestigt ist. Kreisaugen. Auf äusserem Kreis randlich schwaches Punkt- bzw. Querstrichband. Beidseitig. Punzierung. Auf Bronzemanschette Abdruck des 1.8 cm breiten Lederbandes des Gehänges (Quercus sp.). Dm. 10 cm. Fragmentiert. MA 45684. 13 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckleiste. 2 Niete erhalten. L. ca. 11 cm. Dabei 1.7 cm langes Eisenfragment. Zähne nur noch auf einer Seite beurteilbar. 6 Zähne/cm. Geritzte Schraffur. Fragmentiert. MA 45685. 14 Tierknochen. Rind. M1 links, 7 Jahre. Füllung. MA 45686. Grab 419 Erdgrab. T. 45 cm. Rechteckige Grube 200x55 cm. Skelett: Schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Mann/Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 35): In Beckenhöhe re. neben Totem Schnalle (1). Im Bauchbereich Beschläg (2). Neben der Schnalle Tasche (3–12): Taschenschnalle (3), Schauseite oben; Messer (4), Spitze zu den Füssen, Schneide nach re.; Messer (5) re. von (4) Lage gleich, Schere (6) unter Messer (4), Spitzen zum Kopf, Ahle (7), Nagel (8), Bronzeblech (9), 3 Stäbchen (10) und (11) sowie Stab (12). 1 Schnalle. Eisen. Bügelfragment, einfach, oval mit Dornfragment. Bügeldicke 0.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45687. 2 Beschläg. Eisen mit Spuren von Verzinnung. Trapezförmig, sehr dünn. 2 Bronzeniet erhalten, Kopf halbkugelig, massiv, 2 Nietlöcher. Oberfläche mit schwachen Zinnspuren. L. 3.6 cm. B. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45688. Taschenteile (3–12): 3 Schnalle. Eisen. Bügelfragment, einfach, oval. Beschlägsfragment, Kante abgerundet. B. 1.8 cm. B. innen 1.2 cm. Fragmentiert. MA45689. 4 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Holzreste am Griff. L.frag. 21 cm. Fragmentiert. MA 45690. 5 Messer. Eisen. 1 Niet vom Griff. L.frag. 11.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45691. 6 Schere. Eisen. L. 18.3 cm. MA 45692. 7 Ahle. Eisen. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 45694. 8 Nagel. Eisen. Kopf kugelig. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 45695. 9 Blech. Bronze. Gefaltet. L. 2.2 cm. MA 45696. 10 2 Stäbchen. Eisen. L. 2 cm und 1.3 cm. Fragmentiert. MA 45697. 11 Stäbchen. Eisen. L. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 45698. 12 Stab. Eisen. Gebogen. Anpassend an (11). L.frag. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 45699.
Grab 420 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 90 cm. Trapezförmige Grube 200x55 (W)/40 (O) cm. Sohle im Beckenbereich knapp 10 cm tiefer als bei Kopf und Füssen. Unter Schulterpartie quergemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten. Vor allem im Oberkörperbereich verlagert. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 37): Beim re. Oberschenkelhals Schnalle (1). 1 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 3.8 cm. B. innen 2.8 cm. Stark fragmentiert. MA 45700. Grab 421 Erdgrab. T. 75 cm. Rechteckige Grube 235x60 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 37): In SW-Ecke Krug (1), stehend. Im Becken Schnalle (2), 10 cm unterhalb (2) Stab (3). Aus Füllung an S-Wand 20 cm bzw. 90 cm von SO-Ecke Tierknochen (4) und (5) sowie elf WS (6). 1 Krug. Rotbraun bis schwarz. Gerade Standfläche. Bauchig, leicht gedrungen. Drehrillen am Halsansatz. Rand ausladend, Ausguss eingefaltet, Kleeblattmündung. Der bandförmige Henkel reicht vom unteren Rand bis zum Bauch. Da befindet sich der Abdruck eines Daumens. Standflächendm. 8.5; Bauchdm. 16 cm. Mittelgrobe Magerung darin Glimmer, Ziegelschrot und schwarze Beimengung, rauhwandige Ware. Scheibengedreht. L. 18 cm. MA 45701. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Kastenförmige Dornbasis 0.9x0.6 cm mit nicht erhaltener Einlage. Dornansatz ehemals cloisonniert. Streifentauschierung. Fragmentiert. MA 45702. 3 Stab. Eisen. Leicht gebogen. L.frag. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 45703. 4 Tierknochen. Schaf/Ziege, Metatarsus Diaphysenfragment. Füllung. MA 45704. 5 2 Tierknochen. Indet. Stark fragmentiert. Füllung. MA 45705. 6 11 WS. Füllung. MA 45706.
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Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel rundstabig, massiv, Dorn mit schildförmiger Basis. B. 3.5 cm. B. innen 2.1 cm. Gew. 27.2 g. MA 45716. Messer. Eisen. Holz- und Lederreste der Scheide. L.frag. 10 cm. Stark fragmentiert. MA 45717. Hülse. Eisen. L. 1.5 cm. Dm. 3 cm. Fragmentiert. MA 45718. Ahle. Eisen. Reste von Holzgriff. Lederspuren. L. 7 cm. D. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 45719. Stift. Gebogen. L. 3 cm. Fragmentiert. MA 45720. Fragment. Eisen. MA 45721. Nagel. Eisen. Kopf ursprünglich scheibenförmig, Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45722. Band. Eisen. L. 2.8 cm. B. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 45723. Stift. Eisen. L.frag. 2.4 cm. Fragmentiert. MA 45724. Stift. Eisen. Darauf Bronzeblech aufkorrodiert. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 45725. Fragment. Eisen. Klumpig. Nicht bestimmbar. L. 2.9 cm. D. 1.5 cm. MA 45726. Nadel. Bronze. Ende zu Öse umgebogen. L. 5.3 cm. MA 45727. Silex. Hellbraun mit weisser Rinde. L. 3.7 cm. MA 45728. Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. Fragmentiert. MA 45729. RS. Schüssel, Terra nigra. Leicht ausladender Rand mit leichtem Innenabsatz. Füllung. MA 45730.
Grab 424 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 408 überlagert. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 200x60 cm. Im Bauchbereich längsgemaserte Holzreste (Fraxinus excelsior). Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Bemerkung: Schädeldeformation. Frau/Frau, 25–29 Jahre.
Grab 422 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, gestört. T. 45 cm. Rechteckige Grube 200x55 cm, im NW-Bereich Störung. Unter Skelett dunkle Verfärbung. Skelett: Mässig erhalten, li. Oberkörper und Schädelkalotte bei Störung entfernt. Verbliebene Teile in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30– 49 Jahre. Beigaben (Taf. 37): Im Bauchbereich Schnalle (1), aussen quer neben re. Unterschenkel Franziska (2), Schneide unter Bein, Griffansatz zum Oberkörper. Beim verlagerten Kiefer Plättchen (3). Zwischen Ober- und Unterschenkel je ein TS-Splitter (4) und (5). Unterhalb der Füsse 18 cm über Sohle Bronzemünze (6), neben re. Oberarm am Grubenrand, 10 cm über Sohle Stiftfragment (7). Aus Störung Nagel (8). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, Dorn fragmentiert, auf Dornansatz Andreaskreuz gerahmt. Streifentauschiert. B. 3 cm. B. innen 2.2 cm. MA 45707. 2 Franziska. Eisen. Schlank, Schneide leicht geschwungen. L. 15 cm. Gew. 362 g. MA 45708. 3 Plättchen. Eisen. 1 Niet. L. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 45709. 4 RS. Terra Sigillata. Südgallisch. Ev. Dr. 35/36. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 45710. 5 WS. Terra Sigillata. Ostgallisch. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 45711. 6 Münze, AE II(?). 4. Jh.(?). MA 45712. 7 Stift. Eisen. L.frag. 3.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 45713. 8 Nagel. Eisen. Schaft bandförmig, Kopf scheibenförmig. L.frag. 2.5 cm. Füllung. MA 45714. Grab 423 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, überlagert Grab 458. T. 50 cm. Ovale Grube 210x65 cm. Im Beckenbereich längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 37): Zwischen U’arm und Körper Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Im oberen Baubereich Schnalle (2), Vs., Dorn nach li. darunter Inhalt einer Tasche (3–14): Messer (3), Spitze zu den Füssen, Schneide li., Hülse (4), Ahle (5) parallel (3), gebogener Stift (6), Fragment (7), Nagel (8), bandförmiges Fragment (9), die Stifte (10) und (11), Fragment (12), Bronzenadel (13) parallel (5) und Silex (14). Neben li. O’arm Nagel (15), Spitze zu den Füssen. 10 cm neben re. O’arm RS (16). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Spitze gebogen, Klingenansatz deutlich abgehoben. Holz auf Griffangel. L. 31 cm. B. 3.4 cm. MA 45715.
Grab 424. M. 1:20. Beigaben (Taf. 38): Im Becken, quer zum Körper, parallel untereinander zwei Bügelfibeln (1; 2), Kopfplatte nach re., Vs. Auf li. Brusthälfte, 10 cm unterhalb Kinn, Vogelfibel (3), Vs. Kopf nach oben. Für eine zweite (4) ist die Lage nicht gesichert, möglicherweise unter (3). Über (3) lagen übereinander zwei Silberringe mit je einer Perle (5; 6). Im Becken li. Schnalle (7) teilweise unter Fussende von (2). Zwischen den Knien drei grosse Bernsteinperlen (8–10), darüber in Längsachse Messer (11) Spitze zum Kopf. Je eine silberne Riemenzunge lag aussen quer beim re. Wadenbein, 10 cm unterhalb Knie (12), und längs li. Knöchel aussen Riemenzunge (13) Tülle zu den Füssen. Lage des Kammes (14) nicht dokumentiert, nach Dia möglicherweise bei re. Hand. Aus der Füllung BS und zwei WS (15–16).
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Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Fünf Knöpfe, leicht trapezförmiger Fuss. Vergoldung am Bügelrand und Punzen auf Bügel mittel abgenutzt. Nadelhalter leicht abgenutzt. In beiden Achshaltern eiserne Achse mit Spirale in elf Windungen und bogenförmiger Sehne. Nadel fehlt. Knöpfe profiliert und mit 2 je prismatisch facettierten Zonen. Auf der halbrunden Kopfplatte Palmettendekor gerahmt von Stegen mit Zickzackband. Bügel und Fuss mit nielliertem S-Punzenstreifen gerahmt von Zickzackband. Feuervergoldung. Niello. Auf Vs. des Bügelfusses und auf Rs. bei Nadelrast grobes Gewebe, bei Restaurierung entfernt. L. 8.3 cm. Gew. 28.4 g. MA 45731. Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Fünf Knöpfe, leicht trapezförmiger Fuss. Vergoldung am Bügelrand mittel abgenutzt. In beiden Achshaltern eiserne Achse mit Spirale in elf Windungen und bogenförmiger Sehne. Nadel fehlt. Knöpfe profiliert und mit 2 je prismatisch facettierten Zonen. Auf der halbrunden Kopfplatte Palmettendekor gerahmt von Stegen mit Zickzackband. Bügel und Fuss mit nielliertem S-Punzenstreifen gerahmt von Zickzackband. Feuervergoldung. Niello. Auf Vs. des Bügelfusses grobes Gewebe, bei Restaurierung entfernt. L. 8.3 cm. Gew. 26.4 g. MA 45732. Fibel, Vogelfibel. Silber (vergoldet). Auge aus Almandin. Nadelrast mit geringer Abnutzungsspur. Spiral- und Nadelkonstruktion nicht erhalten. Schnabelunterseite, Flügel, Füsse und Schwanz randlich mit Kerbdrahtimitation verziert. Am Hals gepunzte Kreise. Feuervergoldung. Punzierung. L. 2.6 cm. Gew. 3.3 g. MA 45733. Fibel, Vogelfibel. Silber (vergoldet). Auge aus Almandin. Nadelrast mit geringer Abnutzungsspur. Eiserne Spirale in je 2 Windungen erhalten. Schnabelunterseite, Flügel, Füsse und Schwanz randlich mit Kerbdrahtimitation verziert. Am Hals 4 gepunzte Kreise. Feuervergoldung. Punzierung. L. 2.6 cm. Gew. 3.6 g. MA 45734. Ring. Silber. Enden ineinander verhakt. Daran opake gelbe Perle. Dm. 1.2 cm. MA 45735. Ring. Silber. Enden ineinander verhakt. Daran transluzide grüne Perle. Dm. 1 cm. MA 45736. Schnalle. Eisen. Einfach, Bügel rundstabig, B. 3 cm. B. innen 2.2 cm. MA 45737. Perle. Bernstein. Scheibenförmig, einseitig gewölbt. Durchlochung mit Abnutzungsspuren. B. 1.7 cm. Dm. 3.3 cm. MA 45738. Perle. Bernstein. Scheibenförmig, einseitig gewölbt. Durchlochung mit Abnutzungsspuren. B. 0.9 cm. Dm. 2.3 cm. MA 45739. Perle. Bernstein. Scheibenförmig. Durchlochung mit Abnutzungsspuren. B. 0.9 cm. Dm. 2.3 cm. MA 45740. Messer. Eisen. L.frag. 6.2 cm. Stark fragmentiert. MA 45741. Riemenzunge. Silber. 2 verlötete Bleche, oben offen für Tülle. 1 Nietloch. Auf Tülle Diagonalkreuz zwischen 2 Strichen. L. 3.2 cm. Gew. 1.3 g. MA 45742. Riemenzunge. Silber. 2 verlötete Bleche, oben offen für Tülle. 1 Nietloch. Auf Tülle Diagonalkreuz zwischen 2 Strichen. L. 3.2 cm. Gew. 1.6 g. MA 45743. Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gewölbt. 5 Niet. Zähnungsverhältnis 2:1. L.frag. 10.5 cm. Fragmentiert. MA 45744. BS. Füllung. MA 45745. 2 WS. Füllung. MA 45746.
Grab 425 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, wohl 1867 gegraben. Überlagert Grab 471: T. 60 cm. Ausmasse der rechteckigen Grube nicht bestimmbar. Die S-Seite ist wegen Grab 471 nicht klar bestimmbar. An der O- und N-Seite verläuft ein 35 cm breiter und 70 cm tiefer Sondiergraben der Altgrabungen. Wenige Holzreste. Skelett: Sehr schlecht erhalten, bis auf Lang- und Schädelknochen vergangen, bei Störung verlagert. Gestreckte Rückenlage. Mann/Frau?, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 37): Alle Funde verlagert. Schräg zwischen den Beinen Sax (1), Griff zur NO- Ecke. Von der Gürtelgarnitur (2–3) Schnalle (2) re. vom Sax und Rückenbeschläg (3) etwas unterhalb. Quer zu den Füssen Messer (4), Ahle (5), Nagel (6) und Oxidrest (7). Aus der Füllung 3 WS (8) und 4 Ziegelbruchstücke (9). 1 Sax. Eisen. Etwas verbogen. Griff deutlich von Klinge abgesetzt. L. 41 cm. B. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 45747. Gürtelgarnitur (2–3): 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel oval, bandförmig. Form Beschläg unklar. 1 Niet, Kopf halbkugelig. Bügel mit eingeritzten Doppelstrichen. Ritzung. Fragmentiert. MA 45748.
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Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig, 2 Niet, Kopf halbkugelig, Kittrest. 2 Nietlöcher. L. 4.7 cm. B. 4.4 cm. Fragmentiert. MA 45749. Messer. Eisen. L.frag. 13 cm. Stark fragmentiert. MA 45750. Nagel. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 45751. Ahle. Eisen. 2 Bruchstücke. L. 2.9 und 1.3 cm. Holzreste vom Griff. Fragmentiert. MA 45752. 2 Fragmente. Eisen. Unbestimmbare Oxidreste. MA 45753. 3 WS. Füllung. MA 45754. 4 Ziegelbruchstücke. Füllung. MA 45755.
Grab 426 Erdgrab fast vollständig abgebaggert. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Bis auf zerdrückten Schädel abgebaggert. Mädchen/Subadult, 5– 12 Jahre. Beigaben (Taf. 38): Im Halsbereich Perlen (1). 1 Perlen. MA 45756. Grab 427 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 70 cm. Unregelmässige, im O breitere Grube 215x100 cm. Je 25 cm von den Schmalseiten ein 70 cm langes, 10 cm breites und 5 cm tiefes N-S verlaufendes Gräbchen. 50 cm von der NW-Ecke knapp am Grabrand auf Sohle langovale 50x20 cm grosse und 15 cm tiefe fundleere Grube. Über gesamte Grablänge zwei parallel verlaufende, längsgemaserte Holzspuren (Quercus sp.). Skelett: Nur Langknochen sehr schlecht erhalten. Beinknochen verlagert. Gestreckte Rückenlage erkennbar. Mann/Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 38): In Achse beim li. Bein Sax (1), Spitze zu den Füssen. Li. des Sax Rückenbeschläg (2) und re. davon Beschläg (3). Beim re. Knie Beschläg (5). Messer (4) war zerbrochen. Die beiden Teile lagen oberhalb (2) bzw. (3). Beim re. Knie nicht zu bergendes Fragment (5). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Reste einer eingeritzten Rille. Ritzung. L. 45 cm. L.frag. 36.5 cm. B. 3.7 cm. Fragmentiert. MA 45757. 2 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig, 4 Niet, Kopf halbkugelig, hohl, Dm. 1.5 cm. L. 5 cm. B. 4.5 cm. MA 45758. 3 Beschläg. Eisen. Diverse Bruchstücke, 1 Bronzeniet, Kopf hohl, halbkugelig, 1 Kittrest. Stark fragmentiert. MA 45759. 4 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. L.frag. 7.2 cm. Fragmentiert. MA 45760. 5 Fragment. Eisen. Nicht zu bergen. L. 3.6 cm. Fragmentiert. MA45761. Grab 428 Erdgrab mit Sarg. T. 60 cm. Unregelmässig rechteckige, sich zu den Füssen verbreiternde Grube 200x75 (W)/90 (O) cm. Längsgemaserte Holzreste, auch über Skelett (Quercus sp.). Skelett: Nur Lang- und Schädelknochen schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 39): Re. längs Skelett Spatha (1), Spitze zu den Füssen, Knauf in Schulterhöhe. Dreiteilige Gürtelgarnitur (2–4): Im Becken li. Schnalle (2), Dorn nach re., Gegenbeschläg (3) 10 cm re. von (2), stumpfe Seite nach re. Zwischen (2) und (3) 10 cm höher Rückenbeschläg (4). Nur (2) Vs. Messer (5) quer zur Körperachse unterhalb (4), Klinge unter (2) Spitze li. Schneide zu den Füssen. Oberhalb (4) Tascheninhalt (6–13): Messer (6) u. Pfriem (7) quer zur Körperachse, re. unterhalb davon Bronzepinzette (8) und grosser Silex (9), li. von (6; 7) kleiner Silex (10) auf Messerspitze (6). Weiter re. Nagel (11), Reste einer Bronzescheibe (12) und Silexklinge (13). Innen beim li. Oberschenkelhals Fingerring (14). Aussen neben re. Knie von oben nach unten: Silex (15), Stäbchen (16), Ringfragment (17), Bronzebeschläg (18), mehrere Fragmente (19) und Silex (20). (17– 19) unter Holzschicht. In Längsachse auf re. Knie über Holzschicht bronzezeitlicher Dolch (21), Spitze zum Kopf. Aus der Füllung vier WS (22). 1 Spatha. Eisen. Damaszierung. Griff mit längsgemaserten Holzresten. L. 95 cm. Klinge 80.5 cm. B. 5.7 cm. MA 45762. Gürtelgarnitur, dreiteilig (2–4): 2 Gürtelschnalle. Eisen. Beschläg rund, B. 6.6 cm. Bügelquerschnitt oval. Länglicher Pilzdorn, 3 Bronzeniet, 1 Bronzehaube, halbkugelig, hohl, Rand mit tordiertem Silberdraht umgeben, dazu Bronzenietstift L. 0.4 cm. Bügel: Pilzzellen mit Fischgräten hinterlegt. Beschläg: Pilzzellen in zentralem Kreis von 6 weiteren Kreisen umgeben. Davon ist einer die Dornbasis mit Pilzzellen, die von einem Leiterband gerahmt sind. Drei Kreise rahmen Niethauben, zwei tragen Pilzzellen. Zickzackleistenrahmung, randlich Streifentauschierung in Dreiergruppen. Bichrome Tauschierung. B. 5.3 cm. B. innen 3.8 cm. MA 45763.
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Gegenbeschläg. Eisen. Rund. 3 Bronzeniet erhalten, Kopf hohl, halbkugelig, davon 2 mit tordiertem Silberdraht umgeben. 3 Bronzenietstifte, L. 0.4 cm. Ähnliche Motive wie (2). Zickzackband in Messing. Bichrome Tauschierung. B. 6.4 cm. MA 45764. 4 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig, keine Niet erhalten. Ähnliche Motive wie (2). Pilzzellen in den Ecken von vier Niet umgeben. Bichrome Tauschierung. L. 6 cm. B. 4.5 cm. MA 45765. 5 Messer. Eisen. Klinge gewölbt. L. 18 cm. L.frag. 15.5 cm. MA 45766. Tascheninhalt (6–13): 6 Messer. Eisen. Holzreste; Textilreste Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 8.2 cm. Fragmentiert. MA 45767. 7 Pfriem. Eisen. Nur tordierter Schaft erhalten. Textilrest Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Stark fragmentiert. MA 45768. 8 Pinzette. Bronze. Öse mit dünnem Ring für Aufhängung. Backen verbreitert. Backen von Kreispunzenlinie gerahmt; eine Querlinie. Öse mit Faden umwickelt. Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 5.8 cm. B. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 45769. 9 Chalcedon. L. 3.1 cm. MA 45770. 10 Chalcedon. L. 1.8 cm. MA 45771. 11 Nagel. Eisen. Schaft vierkantig, Kopf scheibenförmig. L. 1.4 cm. MA 45772. 12 Scheibe. Bronze. Nur in Spuren erhalten, vermutlich Münze. Röm? MA 45773. 13 Silex. Braun. Länglich. L. 5.3 cm. B. 1.4 cm. MA 45774. 14 Fingerring. Silber. Bandförmig mit schwachem Mittelgrat. Fassung leer, 1.2x0.9 cm, H. 0.5 cm. Fassungsbasis mit Perldrahtimitation verziert. B. 0.4 cm. Dm. innen 1.8 cm. MA 45775. 15 Chalcedon. Grau. L. 2.6 cm. MA 45776. 16 Ahle. Eisen. Vierkantig. Längsgemaserte Holzreste am Griff. L. 4.6 cm. Fragmentiert. MA 45777. 17 Ring. Bronze. Nur eine Hälfte, ev. D-förmiger Schnallenbügel. Dm. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 45778. 18 Beschläg. Bronze. Doppeltes Blech, profiliert, Nietloch mit Niet. Bildet ev. mit (17) eine spätrömische Schnalle. L. 3.4 cm. B. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 45779. 19 Diverse Fragmente. Eisen. Dabei Fragment eines Beschlägs? MA 45780. 20 Silex. Hellbraun mit Rinde. L. 2.6 cm. MA 45781. 21 Dolchklinge. Bronze. Mittelgrat. Zwei ausgebrochene Nietlöcher. Reste von Gras und Stroh. L. 9.6 cm. B. 1.8 cm. Mittlere Bronzezeit. MA 45782. 22 4 WS. Füllung. MA 45783. Grab 429 Steinkiste, 1867 ausgegraben. Rechteckige Grube 215x100 cm, nur noch wenig tief. Einzelne Kalk- und Lesesteine deuten auf eine zerstörte Steinkiste. Skelett: Nur wenige Knochenreste. Erwachsen/Erwachsen, 15–79 Jahre. Beigaben (Taf. 38): Aus der Füllung Perlen (1), eine WS (2). 1 Perlen. MA 45784. 2 WS. MA 45785. Grab 430 Erdgrab. T. 60 cm. Ovale Grube 175x50 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 60–69 Jahre. Keine Beigaben. Grab 431 Erdgrab mit Sarg. T. 120 cm. Unregelmässig rechteckige, sich verjüngende Grube. 280x130 cm an der Oberfläche, 245x110 cm an der Sohle. Auf Sohle randlich umlaufend 10–15 cm breiter heller Streifen. Holzreste (Quercus sp.) über (3–5). Skelett: Gut erhalten. Leichte Verlagerungen des Skelettes sind durch Tiere oder Setzungsbewegungen verursacht. Gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 38): Li. teilweise unter verlagertem Schädel Nadel (1). Über gesamten Oberkörper verstreut, mit einer Konzentration im oberen Brustund Bauchbereich, Perlen (2). Dabei im Bauchbereich mittig unter Holzresten nebeneinander von li. nach re. Ring (3) und zwei Münzen (4; 5). Unterhalb (3–5) Schnallenfragment (6). Beim li. Becken, in Längsachse, Messer (7), Spitze zum Kopf, Schneide re., Griff unter Oberschenkel. Li. (7) Kamm (8), darauf fünf Bronzenietstifte (9). Aus der Füllung zwei Scherben (10–11) und Tierzahn (12).
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9 10 11 12
Nadel. Bronze. Kaum Originaloberfläche erhalten. Fragmentiert. MA 45786. Perlen. MA 45787. Ring. Bronze. Querschnitt bandförmig. Dm. 2 cm. MA 45788. Münze, AE II(?). 4. Jh.(?). MA 45789. Münze, AE II des Magnentius? (350–353). Mitte 4. Jh. MA 45790. Schnalle. Eisen. Bügel, verbogen. L.frag. 3.3 cm. Fragmentiert. MA 45791. Messer. Eisen. Schneide zum geraden Rücken ziehend. L.frag. 13.5 cm. Fragmentiert. MA 45792. Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Mit Etui. Deckleisten gewölbt. Mindestens 4 Niet aus Eisen. Strich- und Kreisaugenverzierung. L. 12 cm. B. 5.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45793. 5 Stifte. Bronze. L. 1.2 cm. MA 45794. WS. Füllung. MA 45795. RS. Füllung. MA 45796. Tierzahn. Schwein (dI3 links, 3 Monate). Füllung. MA 45797.
Grab 432 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 80 cm. Rechteckige Grube 205x65 cm. Unter (2; 6) Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 39): Schräg über Bauch, Sax (1), Griff im Becken re., Spitze über li. Ellenbogengelenk, Schneide re. Auf re. Ellbogen Schnalle (2), Rs., Dorn zu den Füssen. 10 cm re. von re. Ellenbogen zwei Pfeilspitzen (3; 4). 10 cm unterhalb davon eine dritte (5), alle Spitze zum Kopf und 5 cm über Sohle. Quer zum li. Schultergelenk, unter Oberarm reichend, auf 15x10 cm Tasche (6–15): Taschenschnalle (6) Vs., Dorn zu den Füssen, oberhalb (6) Kamm (7), darüber Pfriem (8), Öse nach li. Unter (7) Feuerstahl (9); bei Öse (8) Silex (10) und Spielstein (11), ausserdem zwei Bleischrötlinge (12–13), Silex (14) und Fragment (15). Aus der Füllung Nagel (16) und drei RS (17). 1 Sax. Eisen. Schneide zum geraden Rücken biegend. L. 35.5 cm. L.frag. 32 cm. B. 3 cm. Fragmentiert. MA 45798. 2 Schnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Dornachse und -rast durch Stege abgesetzt. Dornbasis mit zwei Wülsten, Mittelrippe der Wülste gekerbt. B. 3.7 cm. B. innen 2.7 cm. MA 45799. 3 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Tülle unvollständig. L.frag. 8 cm. MA 45800. 4 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 6.5 cm. Fragmentiert. MA 45801. 5 Pfeilspitze. Eisen. Wohl weidenblattförmig. Mittelteil mit Tüllenansatz. L.frag. 5 cm. Fragmentiert. MA 45802. Tasche (6–15): 6 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Bügel bandförmig, leicht abgeschrägt. Schilddorn flach. B. 1.9 cm. B. innen 0.9 cm. MA 45803. 7 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gewölbt. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. L.frag. 9 cm. Fragmentiert. MA45804. 8 Pfriem. Eisen. Stab in mehreren Fragmenten, Ösenansatz erkennbar L.frag. 9.5 cm. Fragmentiert. MA 45805. 9 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert. Enden umgebogen, spitz zulaufend. L. 10 cm. B. 2.3 cm. MA 45806. 10 Silex. Rötlich marmoriert. L. 1.5 cm. MA 45807. 11 Spielstein. Knochen. Rund und flach, auf Drehbank gearbeitet. Dunkel gefärbt. Konzentrisch eingedrehte Kreise. Dm. 2 cm. D. 0.3 cm. Röm. MA 45808. 12 Schrötling. Blei. Dm. 1.6 cm. Gew. 4.3 g. D. 0.3 cm. MA 45809. 13 Schrötling. Blei. Dm. 1 cm. Gew. 1.2 g. D. 0.2 cm. MA 45810. 14 Silex. Hellbraun und rot marmoriert. L. 2.8 cm. MA 45811. 15 Fragment. Eisen. Steckt in Kammpräparat. Nicht näher bestimmbar. L. 1.2 cm. MA 45812. 16 Nagel. Eisen. Füllung. MA 45813. 17 3 RS. Darunter 1 RS rottonige Feinkeramik. Röm. Füllung. MA45814. Grab 433A Doppelbestattung, Bestattung A Erdgrab mit Sarg und Totenbrett. T. 80 cm. Grube den unterschiedlichen Grössen der Individuen angepasst 170x90 (W)/80 (O) cm. Für das li. Individuum wurde in der SO-Ecke eine 30 cm lange und 40 cm breite Verlängerung angelegt. Unter der (2–16) von A längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Re. Bestattung A, li. B. Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 40): Längs re. neben Schädel auf 25x10 cm Tasche (2–16):. Auf oberem Taschenteil Schnalle (1). Li. mittig Taschenschnalle (2), Rs.,
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Dorn nach re.; Schnallenbügel (3); Dorn (4), ca. 10 cm von (3) entfernt; Münze (5); Blech (6) mit aufkorrodiertem Nagelschaft (7); Messer (8); Platte mit aufkorrodiertem Nagel, zwei Schäften und Silex (9); Nagel- und Eisenpaket (10); Nagel (11); vier Schaftfragmente (12) und drei Silices (13– 15) sowie Bronzeplättchen (16). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel leicht facettiert, Dorn mit Mittelgrat. Kaum Originaloberfläche erhalten. Eine Bügelseite stark abgenutzt. B. 3.6 cm. B. innen 2.5 cm. MA 45815. Tasche (2–16): 2 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Bügel bandförmig, randlich abgeschrägt. B. 1.6 cm. B. innen 0.8 cm. MA 45816. 3 Schnalle. Bronze. Nur Bügel, hoch, hohl. Beidseitig der abgesetzten Dornachse je drei eingeritzte Streifen. B. 4 cm. B. innen 2.7 cm. Fragmentiert. MA 45817. 4 Dorn. Bronze. Basis flach, rund, Dorn facettiert, Dornhaken unvollständig. Wohl ursprünglich zu 433.3. L. 2.9 cm. MA 45818. 5 Münze, Quadrans des Hadrianus (117–138). Rom, 121/122. MA45819 6 Blech. Bronze. Trapezförmig, unregelmässig. L. 2.3 cm. B. 2.2 cm. MA 45820. 7 Blech. Bronze. Trapezförmig, durchlocht, mit aufkorrodiertem, 1.9 cm langem Eisenfragment. L. 3.1 cm. B. 2.9, 2.3 cm. MA 45821. 8 Messer. Eisen. Lederreste. L.frag. 14.2 cm. Fragmentiert. MA 45822. 9 Platte. Eisen. Langovale Durchlochung. Auf einer Seite aufkorrodiert Nagel, L 3.1; 2 Stäbe L. 4.4 und 3.2 sowie ein brauner, 1.6 cm langer Silex. L. (Platte) 7 cm. B. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 45823. 10 Nagel- und Eisenpaket. Eisen. Drei Nägel und drei Schäfte erkennbar. Auf einer Seite Lederreste. L. 6.8 cm. MA 45824. 11 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 1.3 cm. MA 45825. 12 4 Nagelschäfte. Eisen. L. 2.5; 2.2; 1.7; 1.4 cm. Fragmentiert. MA 45826. 13 Silex. Braun mit weisser Rinde. L. 2.5 cm. MA 45827. 14 Silex. Braun mit weisser Rinde. Flach. L. 2.6 cm. MA 45828. 15 Silex. Braun mit weisser Rinde. L. 1.7 cm. MA 45829. 16 Plättchen. Bronze. Eine Seite mit ausgebrochener Bohrung, daran Eisenkorrosionsspur, wohl von Niet? L. 1.4 cm. B. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 45830. Grab 433B Erdgrab. T. 80 cm. Grube den unterschiedlichen Grössen der Individuen angepasst 170x90 (W)/80 (O) cm. Für das li. Individuum weist die SOEcke eine 30 cm lange und 40 cm breite Verlängerung auf. Skelett: Li. B. Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 40): Oberhalb Becken Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Auf dem Bauch li. Tascheninhalt (2–10): Drei verschieden grosse Nagel- und Alteisenpakete (2–4), 3 Nägel (5–7), 5 Nagelschäfte (8) und 2 weitere Schäfte (9) sowie Bronzering (10). 1 Schnalle. Eisen. Bügel unvollständig, bandförmig, oval. Beidseitiges halbkreisförmiges Laschenbeschläg, Dorn im Ansatz erhalten. Lederreste. Fragmentiert. MA 45831. Tascheninhalt (2–10): 2 Nagel- und Eisenpaket. Eisen. L. 6.6 cm. MA 45832. 3 Nagelpaket. Eisen. 4 Nägel und ein dicker Draht, der spiralig um einen Nagel gewunden ist. L. 4.7 cm. MA 45833. 4 3 Nagelschäfte. Eisen. Zusammenkorrodiert. L. 2.9 cm. Fragmentiert. MA 45834. 5 Nagel. Eisen. Kopf oval. L.frag. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 45835. 6 Nagel. Eisen. L.frag. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 45836. 7 Nagel. Eisen. L.frag. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 45837. 8 5 Nagelschäfte. L. 3.1, 2.7, 1.4, 1.1, 0.7 cm. MA 45838. 9 2 Stifte. Eisen. Rundstabig, zusammenkorrodiert. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 45839. 10 Ring. Bronze. Scheibenförmiger Nagelkopf von Dm. 2.3 cm daraufkorrodiert. Dm. 1.1 cm. MA 45840. Grab 434 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 100 cm. Rechteckige Grube 195x65 cm. Unter Tasche Holzreste (Laubholz). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 40): Längs neben, teilweise unter dem li. Unterarm auf 20x10 cm Tascheninhalt (1–17): Re. Messer (1), Spitze zum Kopf, Schneide re; Spiegelfragment (2); kreuzförmiger Riemenverteiler (3); Münze (4); drei Blechfragmente (5–7); ein weiteres mit aufkorrodierter kleiner Schnalle
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(8); drei zusammenkorrodierte Nägel (9); Zwinge (10); Blechfragment (11); grosser Nagel (12); grosser Nagelschaft (13); 2 Stiftfragmente (14–15); 2 Fragmente (16–17). Nicht in situ geborgen Fragment (18). Tascheninhalt (1–17): 1 Messer. Eisen. L.frag. 18.5 cm. MA 45841. 2 Rahmenspiegel. Bronze. Scheibenteil, Vs. glatt, Rs. aufgerauht. L. 1.2 cm. B. 1.1 cm. D. 0.1 cm. Fragmentiert. Röm. MA 45842. 3 Riemenverteiler. Bronze. Gleichseitig, kreuzförmig, kastenartig. Durchlochung ausgebrochen. Mehrreihige Kreuzritzung auf Schauseite. Innen Lederrest. L. 3.5 cm. B. 3.5 cm. D. 0.6 cm. Röm. MA 45843. 4 Münze, As. 1.–3. Jh. MA 45844. 5 Blech. Bronze. Ein Ende zurückgebogen. L. 4.7 cm. B. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45845. 6 Blech. Bronze. L. 4.1 cm. B. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 45846. 7 Blech. Bronze. Verbogen. L. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 45847. 8 Schnalle. Eisen. Nur Bügel rundstabig, oval. Wohl von Taschenschnalle. Auf Bronzeblech korrodiert D. 0.4 cm. B. 1.8 cm. B. innen 1.1 cm. Fragmentiert. MA 45848. 9 3 Nägel. Eisen. Köpfe scheibenförmig. Mit Spirale aus Bronze zusammenkorrodiert. MA 45849. 10 Zwinge. Eisen. Backen rautenförmig, ankorrodiertes Bandfragment. L.frag. 3.6 cm. Fragmentiert. MA 45850. 11 Blech. Bronze. L. 2.8 cm. B. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 45851. 12 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig Dm. 2.4 cm. L.frag. 5.2 cm. Fragmentiert. MA 45852. 13 Nagelschaft. Eisen. Daran festkorrodiert Nagel L. 2.5 cm. L.frag. 7 cm. Fragmentiert. MA 45853. 14 Stift. Eisen. L.frag. 3.7 cm. Fragmentiert. MA 45854. 15 Stift. Eisen. L.frag. 4.3 cm. Fragmentiert. MA 45855. 16 Fragment. Eisen. Länglich. L.frag. 4.2 cm. MA 45856. 17 Fragment. Eisen. L.frag. 3 cm. MA 45857. 18 Fragment. Eisen. L.frag. 2 cm. MA 45858. Grab 435 Erdgrab, überlagert Grab 481. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Mässig, nur Langknochen erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Schädelkalotte in Grab 481 abgesackt. Erwachsen/Frau, 50–79 Jahre. Beigaben (Taf. 40): Im Becken li. Schnalle (1), Vs., Dornspitze nach re. Mittig ausserhalb li. Oberschenkel Messer (2), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Innen beim li. Knie Stift (3) und Draht (4), zu denen die nicht in situ geborgenen Stift (5) und Draht (6) gehören könnten. Ferner Fragment (7), nicht in situ geborgen. 1 Schnalle. Eisen. Einfach, oval, Bügel bandförmig. Dorn rundstabig L. 4 cm. B. 6.1 cm. B. innen 4.7 cm. MA 45859. 2 Messer. Eisen. Klinge geschwungen. L. 16.5 cm. MA 45860. 3 Stift. Eisen. Vierkantig. L. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 45861. 4 Draht. Eisen. L.frag. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 45862. 5 Stift. Eisen. Könnte zu 435.3 passen. L.frag. 4 cm. Fragmentiert. MA 45863. 6 Draht. Eisen. Könnte zu 435.4 passen. L.frag. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 45864. 7 Fragment. Eisen. L.frag. 1.1 cm. MA 45865. Grab 436 Erdgrab mit Sarg. T. 50 cm. Grube unregelmässig rechteckig, sich verbreiternd 180x40 (W)/50 (O) cm. Über re. Knie und unter Tasche (2–15) längsgemaserte Holzreste. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Mann/Mann, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 40): Mittig innen beim re. Oberschenkel Schnalle (1), Rs., Dornspitze zum Kopf. Zwischen den Knien auf 20x10 cm Tasche (2–15): Mittig re. Inhalt Schnalle (2), Bügel nach re. In oberer Hälfte Waage (3), Zunge nach re., am oberen Ende Häkchen (4), drei Bleiplättchen (5–7) und Silex (8). In der unteren Hälfte Bronzeblech (9); Münze (10); Messer (11); Ring (12), teilweise unter (9) u. (11) und Ringfragment (13), unter (10). 10 cm li. von (1) Nagelkopf (14). Bei Tasche Eisenknopf (15) nicht in situ geborgen. Aus Füllung 5 WS (16). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügel gewölbt. Gerippte Oberfläche, Streifentauschierung verloren. B. 4.4 cm. B. innen 2.9 cm. MA 45866. Tasche (2–15): 2 Taschenschnalle. Bronze. Mit festem Beschläg, B. 2 cm. Dornbasis rechteckig erhalten. Rs. mit 2 Steckösen. B. 2 cm. L.W. 1.1 cm. MA 45867. 3 Balkenwaage. Bronze. Zünglein flach, durchlocht. L.frag. 6 cm. Frag-
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mentiert. MA 45868. Fragment. Eisen. Gebogen. MA 45869. Scheibe. Schrötling. Blei. Dm. 1.5 cm. Gew. 3.9 g. MA 45870. Scheibe. Schrötling. Blei. 2 Schnittkanten. Gew. 1.3 g. MA 45871. Scheibe. Schrötling. Blei. 3 Schnittkanten. Gew. 0.7 g. MA 45872. Silex. Rot, marmoriert. L. 1.5 cm. Gew. 1.6 g. MA 45873. Blechstreifen. Bronze. Dreifach zusammengefaltet. 3 Fragmente L. 5.8; 4.6; 4.1 cm und 2 kleine Fragmente, L. 14.5 cm. Fragmentiert. MA 45874. Münze, Dupondius. 1.–3. Jh. MA 45875. Messer. Eisen. L. 5.5 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45876. Ring. Eisen. Dm. 4.8 cm. Fragmentiert. MA 45877. Stift. Eisen. Rundstabig, mit ankorrodiertem Messerklingenfragment. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 45878. Nagelkopf. Eisen. Scheibenförmig. Dm. 1 cm. Fragmentiert. MA 45879. Nagelkopf. Eisen. Dm. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 45880. 5 WS. Füllung. MA 45881.
Grab 437 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 85 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 230x65 cm. Li. neben und unter Skelett längsgemaserte Holzreste. Bei Füssen und der re. Seite Sarg- oder Totenbrettspur erkennbar. Fagus oder Quercus. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 40): Unterhalb li. Brust Schnalle (1), Schauseite oben, Dorn nach re. Schräg unterhalb der re. Brustseite unter Rippen auf 20x10 cm Tasche (2–10): Messer (2), Spitze re., Schneide zum Kopf. Bei Messerspitze Silex (3) und Kugel (4). Bei Griff Ahle (5); Riemenzunge (6); Stift (7); Bandfragment (8) und 2 Stifte (9) und 21 Stifte und Bruchstücke (10). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, langoval. Bügel rundstabig. Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 5.5 cm. B. innen 4.5 cm. MA 45882. Tascheninhalt (2–10): 2 Messer. Eisen. Schneide zum geraden Rücken ziehend. L.frag. 17.7 cm. Fragmentiert. MA 45883. 3 Silex. Hellbraun. Mit Rinde. MA 45884. 4 Kugel. Bohnerz? Dm. 1.4 cm. MA 45885. 5 Ahle. Eisen. Vierkantig. Holzreste am Griff. L.frag. 5.4 cm. Fragmentiert. MA 45886. 6 Riemenzunge. Eisen. L. 3 cm. B. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 45887. 7 Stift. L.frag. 7.1 cm. Fragmentiert. MA 45888. 8 Band. Eisen. L. 2.8 cm. B. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 45889. 9 2 Stifte. Eisen. Vierkantig, spitz zulaufend. Daran festkorrodiert Eisenrest. L. 3.8; 3.2 cm. Fragmentiert. MA 45890. 10 21 Stifte und Bruchstücke. Eisen. L. max. 2.5 cm. L. min. 1 cm. Fragmentiert. MA 45891. Grab 438 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 90 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 190x60 cm. Unter Skelett längsgemaserte Holzreste (Alnus sp.). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 41): Am Hals Perlen (1). Im Becken li. Ring (2). Aussen neben li. Bein Gehänge (2–19) mit Tasche (14–19): Entlang des Oberschenkels Gehängestab und zwei Schlüssel (4), li. davon Messer (5), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Zwischen (3) und (4) Reste eines Kamms (6). Re. von (4) Kette aus Stangen- und Kettengliedern (7–8). Am Ende beim Knie Ring (9). Bei der Messerspitze (5) ist Öse (10). Unterhalb Bärenzahn (11). 5 cm unterhalb liegen die Bronzescheibe (12) und Ring (13). 5 cm unterhalb in einer dunklen Schicht Tascheninhalt (14–19): Ammonit (14), Spiegelfragment (15), Glasscherbe (16), 3 Fragmente (17), Spielstein (18). Auf der re. Seite untereinander 5 Perlen (19), vermutlich Taschenschmuck. 1 Perlen. MA 45892. Gehänge (2–19): 2 Ring. Eisen. Dm. 3.9 cm. D. 0.5 cm. MA 45893. 3 Gehängestab. Eisen. Umgebogene Enden. Textilreste. Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 12.5 cm. MA 45894. 4 2 Schlüssel. Eisen. Vierkantig, tordiert. Hakenenden. Stab nur in Bruchstücken erhalten. L. 13 cm. Fragmentiert. MA 45895. 5 Messer. Eisen. Geripptes Leder? L.frag. 20 cm. B. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 45896. 6 Kamm oder Etui. Knochen. Unklar, ob Kamm oder Etui. Linien und
Kreisaugen. L. 1.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45897. 7 Kettenglieder. Eisen. Achterförmig. Zu 3 Teilen ineinander korrodiert. Dazu 13 verschiedene Kleinfragmente. Fragmentiert. MA 45898. 8 Stangenglied. Eisen. Mit Öse sowie Fragment einer 2. Öse. L. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45899. 9 Ring. Eisen. Daran festkorrodiert Reste des Bärenzahnes 11. Auf US Reste eines querlaufenden Lederbandes. Dm. 3.7 cm. D. 0.7 cm. MA 45900. 10 Öse. Eisen. Aus Stab gebogen. US Textilreste. Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 2 cm. Fragmentiert. MA 45901. 11 Bärenzahn. Ober- oder Unterkiefereckzahn, Braunbär. Gelocht. Stark fragmentiert. MA 45902. 12 Scheibe. Bronze. Gelocht. Dm. 2.2 cm. Stark fragmentiert. MA 45903. 13 Ring. Eisen. Dm. 2.9 cm. Fragmentiert. MA 45904. Tascheninhalt (14–19): 14 Ammonit. Weiss. L. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 45905. 15 Rahmenspiegel. Bronze. Scheibenteil, Vs. glatt, Rs. aufgerauht. L. 2.7 cm. B. 2.5 cm. Dm. 0.2 cm. Fragmentiert. Röm. MA 45906. 16 WS. Glas. Hellgrün. Transluzid. Gerundete Wandung, ev. mit Ansatz zu Lippe. L. 2.3 cm. Röm? MA 45907. 17 3 Fragmente. Eisen. MA 45908. 18 Spielstein? Natürliche Bildung, möglicherweise als Spielstein verwendet. Bohnerz. Halbkugelig. Dm. 1.6 cm. D. 0.7 cm. MA 45909. 19 5 Perlen. MA 45910. 7
Grab 439 Erdgrab mit Sarg. T. 60 cm. Rechteckige Grube 200x60 cm. Über (6) längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage erkennbar. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 41): Perlen (1) vom Hals bis Oberschenkel verstreut. Dazwischen im Beckenbereich eine Perle (2) und drei Röllchen aus Bronzeblech (3–5). In Bauchmitte Schnalle (6), Rs., Dorn nach li., Spitze nach un-
Grab 439. M. 1:20. ten. Unter li. Becken Spinnwirtel (7). Bei und unter re. Oberschenkel Gehänge (8–20) bestehend aus Ring (8), diversen Fragmenten (9), zwei Kettengliedern (10), Ring (11), Kettenglied (12), Schnallenbügel (13) bei Ring (8), ein weiteres Fragment (14) und dem grossen Ring (15). Neben (10) Streifen (16) und drei Ringe mit Stiften (17). Etwas unterhalb (15) Reste einer Schere (18), ferner Messer (19) und Kamm (20). 1 Perlen. MA 45911.
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2 3
Perle. Bronze. L. 2.6 cm. Dm. 1.2 cm. MA 45912. Blechröllchen. Bronze. Zusammengebogen. Fragment einer spätrömischen Gürteltülle. Gehört wohl zu Nr. 4 und 5. 5 torsionimitierende Schrägrillen und Querrillen. L. 2.5 cm. Dm. 0.6 cm. MA 45913. 4 Blechröllchen. Bronze. Zusammengebogen. Fragment einer spätrömischen Gürteltülle. Gehört wohl zu Nr. 3 und 5. 5 torsionimitierende Schrägrillen und Querrillen. L. 2.3 cm. Dm. 0.7 cm. MA 45914. 5 Blechröllchen. Bronze. Fragment einer spätrömischen Gürteltülle. Gehört wohl zu Nr. 3 und 4. Letzte Reste von torsionsimitierenden Schrägrillen. L. 1.5 cm. Dm. 0.7 cm. Stark fragmentiert. MA 45915. 6 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Bügel bandförmig, hoch, hohl. An einer Seite innen stark abgenutzt. Hohler Kolbendorn, runde Dornbasis. Gemäss Abnutzungsspur nach re. getragen. 2 Wülste vor der als Tierkopf stilisierten Dornspitze. Bügel mit randlicher Linie verziert. B. 6 cm. B. innen 4.5 cm. MA 45916. 7 Spinnwirtel. Keramik. Grau. Konisch, zur nach innen gewölbten US einziehend. Dm. 3.5 cm. D. 2 cm. MA 45917. Gehänge (8–20): 8 Ring. Bronze. Dm. 3.2 cm. MA 45918. 9 Diverse Fragmente. Eisen. Nicht anpassend. L.frag. 2.3 cm. MA 45919. 10 2 Kettenglieder. Eisen. Achterförmig, ineinander verhängt. US Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 45920. 11 Ring. Eisen. Oberseite Reste von Lederbändern. US Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 4 cm. Fragmentiert. MA 45921. 12 Kettenglied. Eisen. Wohl achterförmig. Viele Korrosionsschichten. US Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 45922. 13 Schnallenbügel. Eisen. Einfach, Dorn fehlt. US Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 45923. 14 Fragment. Eisen. Viele Korrosionsschichten. US Textilreste Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. MA 45924. 15 Ring. Eisen. Dabei Fragment. US Textilreste. Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. An einer Stelle Diamantköperbindung. Dm. 6.5 cm. MA 45925. 16 Streifen. Eisen. Mit Drahtumwicklung. Fragmentiert. MA 45926. 17 3 Ringe. Eisen. Mit Stiften und Bändern zusammenkorrodiert. Lederund Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 1.8 cm. MA 45927. 18 Schere. Eisen. Übergang Klinge zu Bügel und diverse kleine Reste. US Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 2.5 cm. Stark fragmentiert. MA 45928. 19 Messer. Eisen. L.frag. 10.5 cm. MA 45929. 20 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Mit Etui. Gewölbte Deckenleisten. Eisenniete. Zähnungsverhältnis 2:1. L.frag. 12 cm. B. 6 cm. Fragmentiert. MA 45930. Grab 440 Erdgrab mit Sarg. T. 60 cm. Unregelmässig rechteckige Grube, an der N-Seite Umriss schlecht erkennbar. 210x60 cm. An S-Seite über Skelett durchgehender 195 cm langer und 10 cm breiter, längsgemaserter Holzrest. W-Seite quergemaserte und bei 80 cm, 155 cm und 190 cm drei weitere quergemaserte Hölzer. Unter Skelett längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/ Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 41): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1), dabei Glasbruchstück (2), Fingerring (3) u. Fragmente (4). Auf Schädel zwei Niete eines Dreilagenkammes (5). 1 Perlen. MA 45931. 2 RS. Glas. Blau. Transluzid. Frei geblasene Weitform. Rand nach aussen gebogen und auf US mit umlaufender Leiste. Form Isings 67b/c. L. 2.9 cm. B. 1.3 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 45932. 3 Fingerring. Glas. Schwarz. Nur Hälfte erhalten. Zur Oberseite hin mit leicht verstärktem Umfang. Schräggeriefte Schauseite, abwechselnd Punktband und Riefung. Dm. innen 1.6 cm. D. 0.7 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 45933. 4 3 Fragmente. Bronze. Leicht gewölbt. L. 0.7; 0.6; 0.4 cm. Fragmentiert. MA 45934. 5 2 Nietstifte. Eisen. Reste eines Dreilagenkamms. L. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 45935. Grab 441 Erdgrab. T. 55 cm. Leicht trapezförmige Grube 215x70 (W)/60 (O) cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/
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Mann?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 41): Innerhalb re. Ellenbogen Münze (1), im Becken Schnalle (2) und Schaft einer Pfeilspitze (3), beim li. Fuss Plattensporn (4), beim re. Fuss Dorn eines Sporns (5). 1 Münze, As des Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr). Lyon, 15–7(?). MA 45936 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel nur in Bruchstücken, Beschläg triangulär, Laschenkonstruktion. L. 7 cm. B. 3.3 cm. Dicke Lage von Textilresten, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 45937. 3 Schaft einer Pfeilspitze. Eisen. Schaft tordiert, mit Tüllenansatz (Dm. 0.6 cm). L. 5.1 cm. Fragmentiert. MA 45938. 4 Plattensporn. Eisen. Kopf scheibenförmig, L. 1.5 cm. Dm. 2 cm. Fragmentiert. MA 45939. 5 Dorn eines Sporns? Eisen. L. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 45940. Grab 442 Steinkiste C, 1867 ausgegraben. T. 30 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus bearbeiteten Kalk- und Sandsteinplatten, einlagig. Abmessung innen 200x60 cm. In der Füllung zahlreiche Steine durch Störung. Skelett: Nur noch wenige verstreut liegende Knochensplitter. Erwachsen/Erwachsen, 15–79 Jahre. Beigaben: In der Füllung Nagel (1). 1 Nagel. Eisen. Spitze umgebogen. L. 3.4 cm. MA 45941. Grab 443 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 70 cm. Rechteckige Grube 205x55 cm. Am nördlichen Grubenrand und unter Tasche (3–14) längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 41): Lanzenspitze (1), hochkant entlang S-Wand, Spitze 16 cm über Sohle in SW-Ecke. Tülle 8 cm über Sohle. Oberhalb li. Becken Schnalle (2), Rs. und Dornspitze li. Längs neben, teilweise unter re. Becken auf 25x10 cm Inhalt einer Tasche (3–14): Messer (3), Spitze zu den Füssen, Schneide re.; re. davon Feuerstahl (4) mit aufkorrodiertem Pfriem (5). Oberhalb davon Drahtfibel (6) und drei Silices (7–9). Unterhalb davon zwei Silices (10; 11). Etwas tiefer Spiegelfragment (12) und zwei Bleistücke (13; 14). Fragment (15) angeblich unter Fibel (6) geborgen. 20 cm li. vom Schädel Stift (16). 1 Lanzenspitze. Eisen. Weidenblattförmig, Mittelrippe. Geschlossene Tülle. Holzreste in Tülle. L.frag. 30 cm. L. Blatt 18 cm. Fragmentiert. MA 45942. 2 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Eisen. Bügel rundstabig, massiv, riemenseitig mit Kupferlot gelötet. Dorn schildförmig mit Querwulst. Auf Schild tauschierte Andreaskreuze. Metalleinlage fehlt. Tauschierung. B. 3.7 cm. B. innen 2.3 cm. Fragmentiert. MA 45943. Tascheninhalt (3–14): 3 Messer. Eisen. Übergang zur Griffangel deutlich abgesetzt. L.frag. 13.5 cm. Fragmentiert. MA 45944. 4 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert, Enden umgebogen, spitz zulaufend. L.frag. 11.5 cm. B. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 45945. 5 Pfriem. Eisen. Vierkantig, Absatz für Griff. Dazu 1.4 cm langes Fragment auf Feuerstahl (4) aufkorrodiert. L.frag. 6.8 cm. Fragmentiert. MA 45946. 6 Fibel. Bronze. Von zweigliedriger Spiralkonstruktion sind fünf Windungen und die sekundär verbogene Nadel erhalten. Riha Gruppe 3. L.frag. 5.5 cm. Stark fragmentiert. Röm. MA 45947. 7 Silex. braun. L. 4 cm. MA 45948. 8 Chalcedon. Weiss. Rinde. L. 3.1 cm. MA 45949. 9 Chalcedon. Rötlich. L. 2.9 cm. MA 45950. 10 Silex. Weiss, gebändert. L. 4.9 cm. MA 45951. 11 Silex. Braun. Rinde. L. 2.2 cm. MA 45952. 12 Rahmenspiegel. Bronze. Vs. glatt, Rs. aufgerauht. L. 1.7 cm. B. 1.2 cm. Röm. MA 45953. 13 Schrötling. Blei. Gew. 1.8 g. Fragmentiert. MA 45954. 14 Schrötling. Blei. Vierkantig. L. 1.3 cm. Gew. 0.8 g. MA 45955. 15 Fragment. Eisen. Spitze zu Messer (3). L.frag. 2.3 cm. MA 45956. 16 Stift. Eisen. Vierkantig. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 45957. Grab 444A Erdgrab, östliches Drittel abgebaggert. Von Grab 444B überlagert. T. 40 cm. Umrisse nur unvollständig erkennbar. Skelett: Gut erhalten, leichte Störung im li. unteren Brustbereich durch 444B; Unterschenkel abgebaggert. Re. Hand auf Bauch. In situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau,
25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 42): Im li. unteren Brustbereich Schnalle (1), Rs., Dornspitze zum Kopf. An li. Hand Fingerring (2). 10 cm li. vom Hüftgelenk Ring (3) mit innen liegender Bronzescheibe (4). Unterhalb davon Messer (5), schräg unter Oberschenkel reichend. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel bandförmig. Dornspitze gebrochen. B. 3.4 cm. B. innen 1.6 cm. MA 45958. 2 Fingerring. Bronze. Querschnitt halbkreisförmig. Dm. innen 1.6 cm. MA 45959. 3 Ring. Eisen. Textilreste sowie Spur eines Lederbandes, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 4 cm. Fragmentiert. MA 45960. 4 Scheibe. Bronze. Gelocht. Dm. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 45961. 5 Messer. Eisen. Rücken gerade. Holzrest an Griffangel. Stark fragmentiert. MA 45962. Grab 444B Erdgrab, östliche Hälfte abgebaggert. Überlagert Grab 444A. T. 40 cm. Schädel lag über re. Unterarm von Bestattung 444A. Bis auf wenige Langknochenreste vergangen. Kind/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Keine Beigaben. Grab 445A Doppelbestattung. T. 50 cm. Rechteckige Grube 210x115 cm. Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen, re. A, li. B. Skelett: Bestattung mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Subadult, 10–17 Jahre. Beigaben (Taf. 42): Im Bauchbereich Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Klein, einfach. Bügel drahtförmig. Dornansatz um Bügel gebogen. MA 45963. Grab 445B Bestattung B mit Sarg oder Totenbrett. Unter (1) Holzreste (Quercus cf.). Skelett: Bestattung mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/ Frau, 20–29 Jahre. Beigaben (Taf. 42): Auf re. Schulter Vogelfibel (1) Rs. quer zur Körperachse, Kopf re. Eine zweite Vogelfibel (2) lag auf dem li. oberen Brustkorb Rs., Längsachse, Kopf nach oben, Schnabel re. Am Hals und auf Brustkorb Perlen (3). Aus der Füllung zwei RS (4). 1 Fibel, Vogelfibel. Silber (vergoldet). Kopf nach li. blickend. Almandineinlagen an Auge, Krallen und Schwanz. Vergoldung nur wenig erhalten. Nadel- und Spiralkonstruktion fehlen, Nadelrast abgenutzt. Zwischen Kopf und Körper Querwulst. Den Körper ziert in der Längsachse eine Kerbdrahtimitation. Feuervergoldung. Textilreste auf Rs., s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3 cm. Gew. 4 g. MA 45964. 2 Fibel, Vogelfibel. Silber (vergoldet). Kopf nach li. blickend. Almandineinlage am Auge ausgefallen. Vergoldung abgenutzt. Nadel- und Spiralkonstruktion abgebrochen, Nadelrast erhalten. Stilisierte Flügel-, Krallen- und Schwanzdarstellung. Feuervergoldung. Textilreste auf Rs., s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 2.9 cm. Gew. 2.3 g. MA 45965. 3 Perlen. MA 45966. 4 2 RS. Darunter 1 RS rote Feinkeramik, wahrscheinlich Krugrand. Röm. Füllung. MA 45967. Grab 446 Erdgrab. T. 60 cm. Rechteckige Grube 185x60 (O) cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand auf Becken. Erwachsen/Mann, 50–64 Jahre. Beigaben (Taf. 42): Mittig, teilweise unter li. Unterarm Schnalle (1). Im Becken quer über Wirbelsäule Tasche (2–3) mit Kamm (2) und Pfriem (3). Unterhalb Kinn (4) und neben re. Hand (5) je eine Keramikscherbe. Aus der Füllung sieben WS (6) und Schlacke (7). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Stark fragmentiert. MA 45968. Tascheninhalt (2–3): 2 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckleisten. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. Strichverzierung. L.frag. 12 cm. B. 4 cm. Fragmentiert. MA 45969. 3 Ahle. Eisen. Vierkantig, leicht tordiert. L. 8.4 cm. MA 45970. 4 WS. Grau. Scheibengedreht. Füllung. MA 45971. 5 WS. Grau. Scheibengedreht. Füllung. MA 45972. 6 7 WS. Darunter 1 WS Argonnen-TS Dr. 45; 1 BS rote Feinkeramik mit Glanztonüberzug; 1 WS rote Feinkeramik Krugrand. Röm., späte Kaiserzeit. Füllung. MA 45973. 7 Schlackenstück. Füllung. MA 45974. Grab 447
Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Bestattung N/S-orientiert. T. 70 cm. Rechteckige Grube 205x65 cm. Re. neben Schädel längs-, neben li. Fuss quergemaserte Holzreste (Quercus sp.). Li. neben Schädel ein Stein, zwei weitere unterhalb. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 11 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 42): Auf beiden Seiten des re. Unterschenkels je eine Pfeilspitze, re. (1) und li. (2), Spitzen zu den Füssen. Zwischen den Oberschenkeln auf 20x10 cm Tasche (3–29): Gürtelschnalle (3) befand sich re. oben unter Silex (28). An der re. Seite lag Messer (4) in der Körperachse, li. davon Werkzeug (5). Unterhalb lagen die Nägel (6–12), die Stifte (9), (13), (14) und (16) sowie die Niet (15) und (17). In einer unteren Lage unter diesem Paket lagen die Stifte (18–20) und (24) und die Nägel (21–23), (26) und (27), ferner die Platte (25). Der Silex (28) lag in der linken oberen Ecke der Tasche, ebenso die Bernsteinperle (29). Aus der Füllung eine RS (30) und 6 WS (31) sowie Tierknochen (32). 1 Pfeilspitze. Eisen. Blatt lanzettförmig, getreppt. Tülle mit Holzrest. L.frag. 7.7 cm. B. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 45975. 2 Pfeilspitze. Eisen. Blatt rautenförmig. Tülle mit Holzrest. L.frag. 7.9 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 45976. Tasche (3–29): 3 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel rechteckig. Eiserner Dornhaken. Dorn Kreisaugen verziert. Dornachse mit Lederrest. B. 3.1 cm. B. innen 1.9 cm. MA 45977. 4 Messer. Eisen. Rücken gerade. Griff mit Holzreste. L.frag. 15.5 cm. MA 45978. 5 Werkzeug. Eisen. Schlitztülle, mündet in bandförmigen Teil. L.frag. 8 cm. Fragmentiert. MA 45979. 6 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 4.5 cm. Dm. 1.7 cm. MA45980. 7 Nagelschaft. Eisen. Ein Ende umgebogen. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 45981. 8 Nagel. Eisen. L.frag. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 45982. 9 Stift. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 45983. 10 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 5.3 cm. Dm. 1 cm. MA 45984. 11 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 5.3 cm. Dm. 1.4 cm. MA45985. 12 Nagel. Eisen. L.frag. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 45986. 13 Stift. Eisen. Vierkantig. L. 4.1 cm. MA 45987. 14 Stift. Eisen. Vierkantig. L.frag. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 45988. 15 Niet. Bronze. Kopf kugelig, hohl, verbacken mit Eisenfragment. L. 1.4 cm. Stark fragmentiert. MA 45989. 16 Stift. Eisen. Daran Eisenfragmente festkorrodiert. L.frag. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 45990. 17 Niet. Eisen. Kopf halbkugelig, hohl. L.frag. 1.8 cm. Dm. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 45991. 18 Stift. Eisen. Vierkantig. Korrosionsreste. L. 3.3 cm. MA 45992. 19 3 Stifte. Eisen. Vierkantig. 2 zusammenkorrodiert. L. 3; 2.3; 1 cm. MA 45993. 20 Stift. Eisen. Vierkantig. L. 3.2 cm. MA 45994. 21 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 2.3 cm. Dm. 1.1 cm. MA45995. 22 Nagel. Eisen. L. 4.5 cm. MA 45996. 23 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 2.9 cm. Dm. 1.2 cm. MA45997. 24 Stift. Eisen. Vierkantig. L. 3.1 cm. MA 45998. 25 Platte. Eisen. L. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 45999. 26 Nagel. L. 6 cm. MA 46000. 27 Nagel. L. 2 cm. MA 46001. 28 Silex. Hellbraun. Weisse Rinde. L. 4 cm. MA 46002. 29 Perle. Bernstein. Ringförmig. Dm. 1.1 cm. D. 0.3 cm. MA 46003. 30 RS. Füllung. MA 46004. 31 6 WS. Füllung. MA 46005. 32 Tierknochen. Schaf, Unterkiefer li., sacrum. 6 Jahre. Füllung. MA 46006. Grab 448 Erdgrab. T. 130 cm. Trapezförmige Grube 205x90 (W)/75 (O) cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Subadult, 18–20 Jahre. Beigaben (Taf. 42): Schnalle (1) mittig innen beim li. Oberschenkel, Vs. Dornspitze nach re. Längs zwischen Körper und li. Unterarm auf 15x7 cm Tasche (2–6): Messer (2), Spitze zu den Füssen, Schneide re., Silex (3), zwei Spielsteine (4; 5) und sechs Bohnerzkugeln (6). In der NO-Ecke ein Hühnerflügel (7) als Speisebeigabe. 1 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Eisen. Einfach, oval. Kolbendorn mit 4 Zierlinien und Dorneinschnürung. Bügel tauschiert mit Rautenband. Metalleinlage fehlt. B. 2.9 cm. B. innen 2 cm. Fragmentiert. MA 46007. Tascheninhalt (2–6):
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2 3 4 5 6 7
Messer. Eisen. Wenig erhalten. Oxidspur. L.frag. 11.5 cm. Stark fragmentiert. MA 46008. Silex. Rötlich. L. 3.2 cm. MA 46009. Spielstein. Glas. Dunkelgrün. Transluzid. Dm. 1.9 cm. D. 0.6 cm. Röm. MA 46010. Spielstein. Glas. Dunkelgrün. Transluzid. Dm. 1.4 cm. D. 0.6 cm. Röm. MA 46011. 6 Kügelchen. Bohnerz. Dm. 0.6–0.8 cm. MA 46012. Tierknochen. Vollständiger linker Hühnerflügel: Humerus li. distal, Ulna li. proximal, Radius li. proximal, Ulnare li., Radiale li, Carpometacarpus li. distal. MA 46013.
Grab 449 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 110 cm. Rechteckige Grube 185x50 cm. Re. des Skelettes, sowie unter (8; 9) längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 42): S-Fibelpaar 10 cm (1) und 20 cm (2) unterhalb Kinn. Beide querliegend, (1) Rs., (2) Vs. Im Hals- und oberen Brustbereich Perlen (3). Innen beim re. Hüftgelenk Schnalle (4), Rs., Dornspitze re. Im Becken li. Ring (5). Mittig zwischen den Oberschenkeln am Gurt ein Gehänge (4–9) nebeneinander Fibel- (6) und Bronzefragment (7), darunter Ring (8) und Achterschlaufe (9). 10 cm unterhalb davon querliegend Messer (10). 1 Fibel, S-Fibel. Silber (vergoldet). In den Augen je eine, auf dem Körper drei rote Steineinlagen. Scharnier- und Nadelhalter abgebrochen. Schnabel und Körper in Kerbschnittechnik. Randlich umlaufendes Band aus gegenständigen Dreiecken in Niellotechnik. Feuervergoldung. Textilreste. L. 4 cm. Gew. 6.5 g. MA 46014. 2 Fibel, S-Fibel. Silber (vergoldet). In den Augen je eine, auf dem Körper drei rote Steineinlagen. Scharnier- und Nadelhalter abgebrochen. Schnabel und Körper in Kerbschnittechnik. Randlich umlaufendes Band aus gegenständigen Dreiecken in Niellotechnik. Verzierung zeigt leichte Abweichungen von (1) durch Nachschneidungen. Feuervergoldung. Textilreste. L. 4 cm. Gew. 6 g. MA 46015. 3 Perlen. MA 46016. Gehänge (4–9): 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, massiv. Bügel rundstabig. Oberseite Lederreste. US Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 5.1 cm. B. innen 3.5 cm. MA 46017. 5 Ring. Eisen. Querschnitt bandförmig. Dm. 4 cm. Fragmentiert. MA 46018. 6 Fibel. Bronze. Mit Hülsenscharnierkonstruktion. Kopf mit Bügelansatz und den oberen Querleisten ist erhalten. Zweites Fragment mit gleicher Fundnummer gehört nicht zur Fibel. Riha Typ 5.14.3. L.frag. 4 cm. B. 1.4 cm. Gew. 3.9 g. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 46019. 7 Fragment. Bronze. Gefässgriff von Kleinsieb, einheimische Form. L. frag. 2.8 cm. B. 1.8 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 46020. 8 Schnallenbügel. Eisen. Einfach, rundstabig. Fragmentiert. MA 46021. 9 Achterschlaufe. Bronze. Aus massivem Stab zusammengebogen. Schlaufen rechtwinklig versetzt. Darauf Reste von Ring (8). L. 3.9 cm. MA 46022. 10 Messer. Eisen. Griff mit Holzresten. L.frag. 10.5 cm. MA 46023. Grab 450 Steinkiste mit Sarg oder Totenbrett, wohl 1867 angegraben. Überlagert Grab 477. Verhältnis zu Grab 452 nicht klar. T. 35 cm. Grube nur teilweise erkennbar. N-Seite einlagige Steinsetzung aus Kalklesesteinen erhalten. Neben li. Oberschenkel Holzreste. Skelett: Mässig erhalten, Arme und Oberschenkel grösstenteils in situ. Sie belegen gestreckte Rückenlage. Brust und Schädel verworfen. Erwachsen/Frau, 20–59 Jahre. Beigaben: Eine grün glasierte Scherbe (1) im Schädelbereich dokumentiert eine moderne Störung bis zur Sohle, eine weitere Scherbe (2) aus Füllung. 1 WS. Glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 46024. 2 WS. MA 46025. Grab 451 Erdgrab. Von Grab 389 überlagert. T. 90 cm. Rechteckige Grube 155x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 42): Re. neben Becken nebeneinander zwei Pfeilspitzen (1;
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2), Spitze zum Kopf. Auf re. Becken in Längsachse auf 20x8 cm Tasche (3–10): Messer (3), Spitze zu den Füssen; Feuerstahl (4); Ahle (5); vier Nägel (6); Fragment (7) und drei Silices (8–10). Im Becken li. Eisenreste (11). Aus der Füllung RS (12), elf WS (13); Schlacke (14). 1 Pfeilspitze. Eisen. Spitze bolzenartig. Holz in Tülle. Reste organischer Auflagen. L.frag. 8 cm. Fragmentiert. MA 46026. 2 Pfeilspitze. Eisen. Spitze bolzenartig. Ganztülle. Reste organischer Auflagen. Stark fragmentiert. MA 46027. Tascheninhalt (3–10): 3 Messer. Eisen. Leder. L.frag. 11.5 cm. B. 2.1 cm. MA 46028. 4 Feuerstahl. Eisen. Enden umgebogen, Mittelteil verbreitert. Beidseitig organische Auflagen. L.frag. 6.5 cm. B. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 46029. 5 Ahle. Eisen. Vierkantig. L.frag. 4.8 cm. Fragmentiert. MA 46030. 6 4 Nägel. Eisen. L. 2–3 cm. Fragmentiert. MA 46031. 7 Fragment. Eisen. Röntgenbild liefert keine Aufschlüsse. L.frag. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 46032. 8 Silex. Schwarz. L. 3.2 cm. MA 46033. 9 Silex. Braun. L. 2.9 cm. MA 47003. 10 Silex. Braun. L. 2.9 cm. MA 46034. 11 Fragment. Eisen. Nur Oxidspur. MA 46035. 12 RS. Füllung. MA 46036. 13 11 WS. Darunter 1 WS rote Feinkeramik mit Glanzton. Rattermarkenverzierung. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 46037. 14 Schlackenstück. Füllung. MA 46038. Lit: Ruckstuhl 1989 u. 1991. Grab 452 Steinkiste, 1867 ergraben. Überlagert Grab 396, Verhältnis zu Grab 450 unklar. T. 45 cm. Grube nicht vollständig erkennbar. An der S-Seite noch einbis zweilagige Steinsetzung aus bearbeiteten Sand-, Tuff- und Kalksteinen, auf der N-Seite Reste von Ziegelschrotmörtel. Masse ca. 155x60 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, Schädel fehlt. Kind/Subadult, 3 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 43): Im Brustbereich Perlen (1). Aus der Füllung Plättchen (2). 1 Perlen. MA 46039. 2 Plättchen. Eisen. L.frag. 2.4 cm. Fragmentiert. MA 46040. Grab 453 Erdgrab. T. 50 cm. Rechteckige Grube 165x60 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 7–12 Jahre. Beigaben (Taf. 43): Zwischen den Oberschenkeln 10 cm u. 20 cm unterhalb Becken je eine Perle (1). 1 Perlen. MA 46041. Grab 454 Kein Grab. Grube oder Pfostengrube. Kreisförmige Grundfläche. Dm. 40 cm, Tiefe 25 cm. Im Profil steile, wenig einziehende Wände und horizontale Sohle. Humose Füllung mit etwas Holzkohle durchsetzt. Keine Funde. Grab 455 Erdgrab. T. 40 cm. 210 x60 cm. Bestattung und Grube exakt geostet. Westseite von Grab 456 überlagert. Gestreckte Rückenlage. Skelett schlecht erhalten. Frau/Mann?, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 43): Rechts des Schädels Haarnadel (1), Polyederkopf zu den Füssen weisend. Auf der oberen Brustpartie Perlenkette (2) bestehend aus 486 kleinen Glasperlen und mindestens 11 Drahtringen mit Federenden. Unter dem Schädel zur Kette die beiden Hakenverschlüsse (3) und (4). Unter, bzw. vor dem Unterkiefer die beiden Kleinfibeln (5) und (6), parallel ausgerichtet, 10 cm Abstand, Rs. Auf dem Bauch lagen ein Paar Dreiknopffibeln (7) und (8), parallel ausgerichtet, Köpfe entgegengesetzt zu den Kleinfibeln, Vs. Über dem re. Ellbogen war ein Messer (9). In der re. Beckenhälfte ein Gehänge (10–13), bestehend aus Bronzering (10), drei Glasperlen (11–13). Vor dem re. Fuss stand das Gefäss (14). Aus der Füllung RS und WS (15). 1 Haarnadel. Silber. Polyedrischer Kopf mit vier prismatisch facettierten Zonen. Schaft gerillt. Kopf und Schaft feuervergoldet. L. 15.2 cm. Gew. 10.4 g. MA 24044. Kette (2–4): 2 486 Perlen und 11 Silberdrahtringe. Ringe mit Federenden. Glas und Silber. Auf der Grabung wurden 288 Perlen freigelegt, vgl. die Publikation in AKB 19, 1989, 407ff. Nachträglich beim Schlämmen des
Tierkopf gestaltet. Augenfläche feuervergoldet. Seitliche Knöpfe kleiner, profiliert. Halbrunde Kopfplatte mit zwei gegenständigen S-Spiralen, feuervergoldet. Bügelseitenflächen Feuervergoldung weitgehend abgenutzt. Linke Seitenfläche infolge Abnutzung mit deutlichem Kanteneinzug. Mitgegossener Nadelhalter. Zwei mitgegossene Silberträger. Mittelstreifen von Bügel und Fuss mit Niellostreifen gerahmt, darin degeneriertes Zweistrangflechtband in Niello. Seitenflächen des Fusses mit vier feuervergoldeten Kreisaugen. Auf Abschlussfläche weiteres, von zwei Kerben flankiertes Kreisauge. L. 6.6 cm. Gew. 10.5 g. MA 24049. 9 Messer. Eisen. L. 6.4 cm. Fragmentiert. MA 24050. Gehänge (10–13): 10 Ring. Bronze. Dm. 1.5 cm. MA 24051. 11 Perle. Glas. Blau. Opak. Dm. 1.4 cm. MA 24052. 12 Perle. Glas. Blau. Opak. Dm. 1.4 cm. MA 24053. 13 Perle. Glas. Gelblich. Mehrere Fragmente, transluzid, stark verwittert. Stark fragmentiert. MA 24054. 14 Knickwandschüssel. Scharf profiliert. Abgesetzter Standfuss. Rand mit rundstabiger Lippe. Ton sehr fein, glimmerhaltig. Mdm. 11 cm. H. 6 cm. Auf der Schulter nur schwer erkennbares, eingeglättetes Zickzackband, oben von einer, unten von zwei Riefen umschrieben. Einglättverzierung. Scheibengedreht. MA 24055. 15 RS. und WS. Füllung. MA 24056.
Grab 455. M. 1:20.
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Erdmaterials um den Schädel kamen 198 weitere Perlen zum Vorschein. Glas opak. 279 kugelig, klein, schwarz. 8 kugelig, klein, grün. 1 kugelig, klein, dunkelblau. Mindestens 11 Ringe mit Federenden. Dm. 1.6–1.9 cm. 2 Windungen eines Federendes links des Beckens. Nachträglich: Glas opak. 191 kugelig, klein, schwarz. 5 kugelig, klein, grün. Glas transluzid. 1 kugelig, klein, dunkelblau. 1 zylindrisch, gezogen, dunkelblau. Gew. 0.5–0.6 g. MA 24045. Hakenverschluss. Silber. S-förmig, beide Enden eingedreht. Verschluss der Halskette (2). Vom Anthropologen nachträglich beim Reinigen unter Schädel gefunden. Rillen an den Enden und im Mittelteil. L. 3.3 cm. Gew. 2 g. MA 46135. Hakenverschluss. Silber. S-förmig, beide Enden eingedreht. Verschluss der Halskette (2). Vom Anthropologen nachträglich beim Reinigen unter Schädel gefunden. Rillen an den Enden und im Mittelteil. L. 3.3 cm. Gew. 2 g. MA 46136. Fibel, Dreiknopffibel. Kleinfibel Typ Sindelfingen. Silber. Dreiknopffibel mit dreieckiger Kopfplatte, daran drei profilierte Knöpfe. Platte mit 6 Kerbfeldern. Bügel mit zwei Rillen. Dreieckige Fussplatte mit drei Kerbfeldern und kleinem, profiliertem Fussknopf. Auf Rs. mitgegossener Spiral- und Nadelhalter. L. 3.6 cm. Gew. 3.3 g. MA 24046. Fibel, Dreiknopffibel. Kleinfibel Typ Sindelfingen. Silber. Dreiknopffibel mit dreieckiger Kopfplatte, daran drei profilierte Knöpfe. Platte mit 6 Kerbfeldern. Bügel mit zwei Rillen. Dreieckige Fussplatte mit drei Kerbfeldern und kleinem, profiliertem Fussknopf. Auf Rs. mitgegossener Spiral- und Nadelhalter. L. 3.6 cm. Gew. 3.1 g. MA 24047. Fibel, Dreiknopffibel. Silber. Mit Rechteckfuss. Mittlerer Knopf als Tierkopf gestaltet, Hals mit zwei Kerben. Augenfläche feuervergoldet. Seitliche Knöpfe kleiner, profiliert. Halbrunde Kopfplatte mit zwei gegenständigen S-Spiralen, feuervergoldet. Bügelseitenflächen Feuervergoldung weitgehend abgenutzt. Linke Seitenfläche infolge Abnutzung mit deutlichem Kanteneinzug. Mitgegossener Nadelhalter. Reste einer eisernen Feder zwischen zwei mitgegossenen Silberträgern. Mittelstreifen von Bügel und Fuss mit Niellostreifen gerahmt, darin degeneriertes Zweistrangflechtband in Niello. Seitenflächen des Fusses mit fünf feuervergoldeten Kreisaugen. Auf Abschlussfläche weiteres, von zwei Kerben flankiertes Kreisauge. L. 6.6 cm. Gew. 9.5 g. MA 24048. Fibel, Dreiknopffibel. Silber. Mit Rechteckfuss. Mittlerer Knopf als
Grab 456 Erdgrab. T. 50 cm. Rechteckige Grube 200x60 cm. Überlagert Grab 455. Grubenverlauf in SO-Ecke wegen Überschneidung nicht erkennbar. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 43): Am Hals Perlen (1). Im re. Becken Schnalle (2), Schauseite oben, Dornspitze re. An der li. Hand Fingerring (3). Aussen neben li. Hüftgelenk, über Handgelenk Ring (4), Ring (5) darunter Eisenhülse (6). 10 cm darunter vollkommen vergangener Kamm (7). 1 Perlen. MA 46042. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel hoch, hohl. B. 3.9 cm. B. innen 2.6 cm. MA 46043. 3 Fingerring. Bronze. Dm. innen 1.6 cm. Fragmentiert. MA 46044. 4 Ring. Eisen. Dm. 6.8 cm. Fragmentiert. MA 46045. 5 Ring. Eisen. Dm. 3.6 cm. Fragmentiert. MA 46046. 6 Hülse. Eisen. Dm. 1.9 cm. D. 1.6 cm. MA 46047. 7 Kamm. Knochen. Spuren von Eisenniete. Bis auf Spuren im Sediment vergangen. Stark fragmentiert. MA 46048. Grab 457 Steinkiste B. T. 45 cm. Steinkiste aus grossen, unbearbeiteten senkrecht gestellten, bis zu 40 cm hohen Kalksteinplatten. Durch Hangdruck S-Seite ins Grab geschoben. Abmessung innen 190x60 cm. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 43): Beim Schädel li. Ohrringfragment (1). Am Hals Perlen (2) einer in mehrfachen, engen Reihen getragenen Kette. Im Becken re. Schnalle (3), Vs., Dornspitze re. Die re. und li. Wadenbindengarnitur (4– 11) werden gemeinsam beschrieben, da durch Verlagerung eine eindeutige Zuweisung zum re. oder li. Bein nicht möglich ist: Grosse Riemenzunge (4), längs mittig aussen li. Unterschenkel, Niet zu den Füssen; eine zweite (5) oberhalb (4) quer, Niet nach re. Grosses Rechteckbeschläg (6) in Längsachse unterhalb (4), unter Wadenbein, re. daneben in Längsachse ein weiteres (7) unter Schienbein. Oberhalb (5) quer, kleines Rechteckbeschläg (8). Kleines Rechteckbeschläg (9) quer aussen neben re. Unterschenkel in Höhe (5). Auf Höhe (9), auf re. Wadenbein Beschläg (10), li. davon, zwischen Unterschenkeln, teilweise unter li. Unterschenkel Schnalle (11). Nur (8) und (9) Vs. Rechte Schuhgarnitur (12–14): Schnalle (12), Dornspitze zum Kopf, mit stumpfer Seite, leicht schräg nach li. anschliessend, Gegenbeschläg (13). Riemenzunge (14) quer über Beschläg (12), Niet nach li. Alle Vs. Li. Schuhgarnitur (15–17): Schnalle (15) quer, Dorn nach re., re. davon mit stumpfer Seite anschliessend Gegenbeschläg (16), Riemenzunge (17) in Längsachse, Niet zum Kopf zwischen (15) und (16). Alle Vs. Bei (15– 17) nicht in situ Bronzeniet (18). Mittig 5 cm vom re. Unterschenkel Nagel (19), 7 cm über Sohle, li. neben Schädel Keramikscherbe (20). Aus der Füllung zwei Fragmente (21; 22). 1 Drahtohrring. Bronze. Zylindrischer Knopf mit 5 Rippen. L. 0.7 cm, Dm. 0.7 cm. Schauseite: Zentrales Loch, darum kreisförmig angeordnet 9 Punktlöcher. Fragmentiert. MA 46049. 2 Perlen. MA 46050.
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Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel rundstabig. B. 4.4 cm. B. innen 3.2 cm. MA 46051. Wadenbindengarnitur (4–11): 4 Riemenzunge. Bronze. Gross. 2 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig. D. des vernieteten Materials 0.2 cm. Unregelmässige Punktbandverzierung; Randlich eingefasste übereinanderstehende Diagonalkreuze. L. 9.1 cm. B. 1.9 cm. MA 46052. 5 Riemenzunge. Bronze. Gross. 2 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig. D. des vernieteten Materials 0.2 cm. Spuren von eisernen Unterlegeplättchen. Unregelmässige Punktbandverzierung; Randlich eingefasste übereinanderstehende Diagonalkreuze. L. 9.2 cm. B. 2 cm. MA 46053. 6 Rechteckbeschläg. Bronze. Gross. 4 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig. D. des vernieteten Materials 0.2 cm. Spuren von eisernen Unterlegeplättchen. Gepunzte Punktbandverzierung: Gerahmtes Diagonalkreuz mit zentralem Kreis. Punzen auf Rs. noch schwach erkennbar. L. 2.8 cm. B. 2.2 cm. MA 46054. 7 Rechteckbeschläg. Bronze. Gross. 4 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig. D. des vernieteten Materials 0.2 cm. Gepunzte Punktbandverzierung: Gerahmtes Diagonalkreuz mit zentralem Kreis. L. 2.7 cm. B. 2.2 cm. MA 46055. 8 Rechteckbeschläg. Bronze. Klein. 4 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig. D. des vernieteten Materials 0.3 cm. Leder auf Rs.. L. 2.6 cm. B. 1.5 cm. MA 46056. 9 Rechteckbeschläg. Bronze. Klein. 4 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig. L. 2.5 cm. B. 1.4 cm. MA 46057. 10 Beschläg. Eisen. Profiliert. 1 Niethaube erkennbar. L. 3.3 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 46058. 11 Schnalle. Eisen. Nach Röntgenfoto Schnalle mit rechteckigem festem Beschläg. Beschläg mit zwei endständigen Niet: L. 1.4 cm. B. 1.4 cm. Schnalle: B. 2 cm. B. innen 1.1 cm. Fragmentiert. MA 46059. Schuhgarnitur re. (12–14): 12 Schnalle. Bronze. Bügel bandförmig, wenig schräggestellt. Pilzdorn. Beschläg triangulär, 3 Niet, Köpfe halbkugelig: L. 3.3 cm. B. 1.8 cm. Rs.: bronzene Unterlegeplättchen. Kerbschnitt Stil-II. Erhabene Stege mit Punktband. B. 2.4 cm. B. innen 1.8 cm. MA 46060. 13 Gegenbeschläg. Bronze. Triangulär. 3 Niet, Köpfe halbkugelig. Zwischen vorderen Niet bronzenes Unterlegeplättchen. Kerbschnitt StilII. Erhabene Stege mit Punktband. L. 3.4 cm. B. 1.7 cm. MA 46061. 14 Riemenzunge. Bronze. Randlich abgeschrägt. 2 Niet, Köpfe halbkugelig. Diese sind auf Rs. durch Unterlegeblech verbunden. Schlaufenband von Kerbband eingefasst. Kerbschnitt. Unter Unterlageblech Lederrest. Feinleder (Ziege, Schaf, Reh). Best. Pierre Morel. L. 5.3 cm. B. 1.5 cm. MA 46062. Schuhgarnitur li. (15–17): 15 Schnalle. Bronze. Bügel bandförmig, wenig schräggestellt. Dorn fehlt. Beschläg triangulär, 3 Niet, Köpfe halbkugelig: L. 3.3 cm. B. 1.8 cm. Auf Rs. endständige Niet mit bronzenem Unterlegeplättchen. Kerbschnitt Stil-II. Erhabene Stege mit Punktband. B. 2.2 cm. B. innen 1.6 cm. MA 46063. 16 Gegenbeschläg. Bronze. Triangulär. 3 Niet, Köpfe halbkugelig. Zwischen vorderen Niet bronzenes Unterlegeplättchen. Kerbschnitt StilII. Erhabene Stege mit Punktband. L. 3.5 cm. B. 1.8 cm. MA 46064. 17 Riemenzunge. Bronze. Randlich abgeschrägt. Kerbschnitt Stil-II. Erhabene Stege mit Punktband. In Nietlöchern Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 5.4 cm. B. 1.6 cm. MA 46065. 18 Niet. Bronze. Kopf flach, rund. L. 1 cm. MA 46066. 19 Nagel. Eisen. MA 46067. 20 WS. Scheibengedreht. MA 46068. 21 Fragment. Eisen. Holzreste. L. 2.1 cm. B. 1.5 cm. Füllung. MA 46069. 22 Plättchen. Eisen. L. 2.3 cm. B. 2.2 cm. Füllung. MA 46070. Grab 458 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 423 überlagert. T. 50 cm. Rechteckige Grube, W-Seite wegen Überlagerung nicht erkennbar. Ca. 200x70 cm. An der N-Seite in Höhe der Füsse einzelner Kalkstein. Unter Ring (1) längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Vom Oberkörper nur re. Arm erhalten. Rest ungestört, sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 20–59 Jahre. Beigaben: Im Becken Ring (1), aussen neben re. Knie Fibelfragment (2). Beide Objekte wurden vom 9. auf den 10. August 1986 aus dem Grab gestohlen. 1 Ring. Bronze. Als Oxidspur auf Holzresten erhalten. Dm. 2.4 cm. MA
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46071. Fibel. Bronze. Lanzettförmiger Fuss. Nach Skizze von K. Bänteli. Fragmentiert. MA 46072.
Grab 459 Erdgrab. T. 50 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 10–16 Jahre. Beigaben (Taf. 44): Im Bauch Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt viertelskreisförmig. Reste eines Eisendorns. B. 2.8 cm. B. innen 1.7 cm. MA 46073. Grab 460 Erdgrab. T. 110 cm. Rechteckige Grube 120x50 cm. Skelett: Nur noch Schädelreste erhalten. Kind/Subadult, 4–7 Jahre. Keine Beigaben. Grab 461 Erdgrab mit partieller Steinsetzung. Überlagert Grab 386. T. 50 cm. Rechteckige Grube 175x70 cm. Seitlich der Hände, unterhalb der Füsse und oberhalb Schädel einzelne Steine entlang Grubenrand. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 44): Re. (1) und li. (2) des Schädels Ohrring. Im Halsbereich Perlen (3). Im li. Becken Schnalle (4) und Blech (5). Am re. Handgelenk Kolbenarmring (6), am li. Mittelfinger Ring (7). Oberhalb des Schädels (8) und auf re. Brust (9) Nagel. Nicht in situ geborgen Bronzefragment (10), aus Füllung Sigillatabruchstück (11). 1 Drahtohrring mit Polyederkapsel. Bronze und Silber. Hakenverschluss. Oberfläche vollständig korrodiert. Daran Polyederkapsel aus Silber. Der Polyeder war beidseitig mit einem runden Deckel verlötet. Diese Deckel sind nur sehr fragmentarisch erhalten. Die Öse ist verloren. Bruchkanten deuten darauf hin, dass der Deckel aus einem Silberblechstreifen hergestellt worden ist. Der Perldraht und die Fassungen sind hauptsächlich vor dem Biegen des Bleches aufgelötet worden. Dann erfolgte das Biegen und Verlöten. Auf allen vier Seiten sind vier blattförmige Fassungen kreuzförmig um eine runde Fassung in der Mitte aufgelötet. Die meisten roten Einlagen bestehen aus Glas. In einer der zentralen Fassungen ist ein Quarz nachträglich eingesetzt worden. Dm. 6.5 cm. Nach Röntgenbild gezeichnet. MA 46074. 2 Drahtohrring mit Polyederkapsel. Bronze und Silber. Hakenverschluss. Oberfläche vollständig korrodiert. Daran Polyederkapsel aus Silber. Der Polyeder war beidseitig mit einem runden Deckel verlötet. Diese Deckel sind nur sehr fragmentarisch erhalten. Die Öse ist verloren. Bruchkanten deuten darauf hin, dass der Deckel aus einem Blechstreifen hergestellt worden ist. Der Perldraht und die Fassungen sind hauptsächlich vor dem Biegen des Bleches aufgelötet worden. Dann erfolgte das Biegen und Verlöten. Auf allen vier Seiten sind vier blattförmige Fassungen kreuzförmig um eine runde Fassung in der Mitte aufgelötet. Die meisten roten Einlagen bestehen aus Glas. In einer der zentralen Fassungen ist ein Quarz nachträglich eingesetzt worden. Dm. 6.5 cm. Nach Röntgenbild gezeichnet. MA 46075. 3 Perlen. MA 46076. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Bügelquerschnitt bandförmig. Stark fragmentiert. MA 46077. 5 Blechstreifen. Bronze. 2 Nietlöcher. L.frag. 2.1 cm. B. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 46078. 6 Armring. Kolbenarmring. Bronze. Massiv, gegossen. Querschnitt oval. Kolbenenden leicht facettiert mit Verdickung abschliessend. Alte Bruchstelle mit Spuren der Weichlötung. An den Pufferenden befindet sich je eine Bohrung, in der sich Reste eines Eisendrahtes erhalten haben. An den Enden zwei nebeneinander laufende Kreisbänder mit sechs bzw. sieben Rosettenstempeln, gefasst von Perlleiste. Punzierung. Dm. innen 6.5 cm. MA 46079. 7 Fingerring. Silber. Überlappende Enden. Dm. 2.1 cm. Dm. innen 1.8 cm. Gew. 1.1 g. MA 46080. 8 Nagel. Eisen. L. 4.5 cm. MA 46081. 9 Nagel. Eisen. L. 4.3 cm. MA 46082. 10 Fragment. Bronze. Spitz zulaufend. L. 1.9 cm. B. 0.4 cm. MA 46083. 11 WS. TS ostgallisch. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 46084. Grab 462 Erdgrab. T. 150 cm. Rechteckige Grube 210x60 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 44): Im Becken li. Schnalle (1). Aussen neben li. Unter-
schenkel Messer (2), Spitze zu den Füssen. Aus der Füllung Nagel (3), sechs WS (4), ein Schlackestück (5) und Tierknochen (6) und (7). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Nur Oxidspuren. MA 46085. 2 Messer. Eisen. L.frag. 16.5 cm. Fragmentiert. MA 46086. 3 Nagel. L.frag. 1.8 cm. Füllung. MA 46087. 4 6 WS. Füllung. MA 46088. 5 Schlackenstück. Füllung. MA 46089. 6 Tierknochen. Schwein, Unterkiefer re. 18–22 Mt., Unter- und Oberkiefer re. 4 J. Eber, Phalanx 3 Nebenstrahl. MA 46090. 7 Tierknochen. Rind, Unterkiefer li. MA 46091. Grab 463 Erdgrab mit Sarg. Überlagert Grube 8. T. 100 cm. Schmale, unregelmässig rechteckige Grube 185x50 cm. An N-Wand auf einer Länge von 105 cm ein bis 15 cm hohes, längsgemasertes Holzband (Quercus sp.). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Schädel verrollt. Erwachsen/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 44): Mittig aussen neben re. Oberschenkel Pfeilspitze (1), Spitze zum Kopf. Bei Tülle Schnallenfragment (2), möglicherweise Hinweis auf Köcher. Re. oberhalb Schädel Kamm (3). Mittig auf li. Unterarm Schnalle (4). Im Becken quer Messer (5), Spitze li. Schneide zum Kopf. Oberhalb (5) Nagel (6). Aus der Füllung Tierknochen (7) und (8). 1 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Ganztülle. Tülle mit längsgemaserten Pappelholzresten (Populus sp.). Lederauflage auf der gesamten Tülle, möglicherweise von Köcher. Auf Blatt Fellspuren. L. 9.5 cm. MA 46092. 2 Schnalle. Eisen. Nur Bügel, einfach. Dornspitze aufkorrodiert. Stark fragmentiert. MA 46093. 3 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten. 6 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. Strichverzierung. L. 13 cm. B. 5 cm. MA 46094. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Nur Bügel, einfach. Dornansatz daran festkorrodiert. Textilauflagen, darunter Leder, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Stark fragmentiert. MA 46095. 5 Messer. Eisen. Holz auf Griff, darauf Leder einer Scheide. L.frag. 17 cm. MA 46096. 6 Nagel. Eisen. L.frag. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 46097. 7 Tierknochen. Schwein, Epistropheus. Füllung. MA 46098. 8 Tierknochen. Schaf, Unterkiefer li., 6 J. Füllung. MA 46099. Grab 464 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 160x60 cm. Li. von Schädel und zwischen Oberschenkeln längsgemaserte Holzreste (Abies alba). Daran anschliessend fundleere Grube. Füllung humos wie in den umgebenden Gräbern. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 6–11 Jahre. Beigaben (Taf. 44): Li. neben Oberschenkel Messer (1), Spitze zu den Füssen. Nicht in situ geborgen Plättchen (2) und Nagel (3). Aus der Füllung drei WS (4) und Schleifsteinfragment (5) und Tierknochen (6) und (7). 1 Messer. Eisen. L.frag. 13.5 cm. Fragmentiert. MA 46100. 2 Plättchen. Eisen. 1 Niet. L.frag. 2.1 cm. B. 1.8 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46101. 3 Nagel. Eisen. L.frag. 3.8 cm. Füllung. MA 46102. 4 3 WS. Füllung. MA 46103. 5 Schleifstein. L. 4.9 cm. B. 2.3 cm. D. 2.2 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46104. 6 Tierknochen. Schwein, Astragalus li. Füllung. MA 46105. 7 Tierknochen. Schaf/Ziege, Phalanx 3. Füllung. MA 46106. Grab 465 Erdgrab. T. 70 cm. Rechteckige Grube 150x50 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 11 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 44): Im Becken re. Schnalle (1); quer über Becken Sax (2), Spitze nach li. Darüber in Längsachse, Pfriem (3), Öse zum Kopf. In der SO-Ecke nebeneinander zwei Pfeilspitzen (4; 5), Spitze nach O. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel bandförmig, Dornspitze aufkorrodiert. Fragmentiert. MA 46107. 2 Sax. Eisen. Einfache, flache Rinne. L.frag. 26 cm. B. 4 cm. MA 46108. 3 Pfriem. Eisen. Vierkantig. Umgebogene, plattgehämmerte Öse. L.frag. 8.4 cm. Fragmentiert. MA 46109. 4 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 6.9 cm. B. 1.2 cm. Frag-
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mentiert. MA 46110. Pfeilspitze. Eisen. L.frag. 6.4 cm. Fragmentiert. MA 46111.
Grab 466 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett und partieller Steinabdeckung. T. 50 cm. Ovale Grube 120x70 cm. Unter ganzem Skelett längsgemaserte Holzspuren (Quercus cf.). Auf den Beinen zwei Kalklesesteine. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2 ± 1 Jahre. Beigaben (Taf. 44): Im li. Bauchbereich Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel bandförmig. Dornquerschnitt vierkantig. B. 2.2 cm. Stark fragmentiert. MA 46112. Grab 467 Erdgrab mit Sarg. T. 80 cm. Rechteckige Grube 205x50 cm. Mittig eine 180x35 cm grosse 15 cm tiefe, dunkle Verfärbung mit längsgemaserten Holzresten. Sie finden sich auf der gesamten Länge, z.T. über dem Skelett. An der nördlichen Längswand sind Spuren der Sargwand erhalten (Quercus sp.). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, Hände auf den Oberschenkeln. Erwachsen/Frau, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 44): Mittig aussen neben Oberschenkel Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel einfach, oval. Querschnitt vierkantig, Dornquerschnitt vierkantig. Lederrest von Gürtelansatz, wenig Textilspuren, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 4 cm. B. innen 2.7 cm. MA 46113. Grab 468 Erdgrab, 1867 gegraben. T. 50 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 200x60 cm. Skelett: Mässig erhalten. Unterarme und Unterschenkel z.T. bei Störung entfernt. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung fünf Scherben (1). 1 5 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 46114. Grab 469 Erdgrab. 1867 gegraben. T. 60 cm. Langovale Grube 205x55 cm. Skelett: Skelett sehr gut erhalten, teilweise verlagert. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung WS (1) und Ziegelbruchstück (2). 1 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 46115. 2 Ziegelfragmente. Füllung. MA 46116. Grab 470 Erdgrab. T. 70 cm. Unregelmässige, sich nach O verbreiternde Grube 200x50 (W)/65 (O) cm. Skelett: Sehr gut erhalten. Gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 45): Re. neben Oberkörper Spatha (1), Spitze zu den Füssen, Knauf auf Schulterhöhe. Re. Hand auf Klinge. Auf dem Bauch Schnalle (2), Rs., Dorn getrennt unterhalb davon liegend. Re. (2) untereinander, Spitzen nach re. zwei Hafteln (3; 4). Re. neben (3; 4) in Längsachse Messer (5) und Feuerstahl (6). (3; 4) z.T. über (6). Aus der Füllung zwei Ziegelbruchstücke (7). 1 Spatha. Eisen. Zwei Bahnen Streifendamast. Ovaler Knauf L. 2.3 cm, B. 1.3 cm. 1.2 cm oberhalb der Scheide Spuren der 1.3 cm breiten Parierstange. Scheide im oberen Schneidenbereich auf einer Länge von 4 cm komplett erhalten. Auf eine äussere Birkenbastumwicklung folgt eine Leder- und innen eine Holzschicht (Alnus sp.). Im unteren Klingenbereich sind Fellspuren erkennbar. L. 86 cm. Klinge 74 cm. B. 5 cm. MA 46117. 2 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel facettiert. Schilddorn facettiert mit Mittelgrat. Oxidspuren des eisernen Dornhakens. B. 3.4 cm. B. innen 2 cm. MA 46118. 3 Haftel. Bronze. Schildförmig. Eiserne Befestigung. L. 2.8 cm. MA 46119. 4 Haftel. Bronze. Schildförmig. Eiserne Befestigung. L. 2.7 cm. MA 46120. 5 Messer. Eisen. Rücken und Spitze geschwungen. L. 14.2 cm. MA 46121. 6 Feuerstahl. Eisen. Bandförmig, Enden langgezogen, vogelkopfähnlich, umgebogen. Zwei Fragmente. L.frag. 12 cm. B. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 46122. 7 2 Ziegelfragmente. Neuzeitlich. Füllung. MA 46123. Grab 471
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Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Überlagert von Grab 425. T. 90 cm. Langovale Grube 210x70 cm. Unter (2) längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 44): aussen neben re. Hand Franziska (1). Sie stand senkrecht und die Schneide reicht bis 5 cm unter Sohlenniveau. Stiel zum Kopf. Im Becken Schnalle (2), Rs., Dorn nach re. Oberhalb (2) Messer (3). 1 Franziska. Wurfaxt. Eisen. Schneide geschwungen. L. 16 cm. Gew. 466 g. MA 46124. 2 Gürtelschnalle. Eisen mit Bronze, Silber und Almandin. Bügelquerschnitt halbkreisförmig, Eisenkern silberplattiert, US frei. Bronzedorn mit Mittelgrat bis auf Dornhaken feuervergoldet. Kastenförmige Dornbasis mit roter Glas- oder Almandineinlage auf gewaffelter Folie. Silberplattierung. S. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.6 cm. B. innen 1.8 cm. MA 46125. 3 Messer. Eisen. Dünne Griffangel mit Klingenansatz. L.frag. 4.7 cm. Fragmentiert. MA 46126.
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Grab 472 Erdgrab mit Baumsarg. T. 130 cm. Trapezförmige Grube 210x85 (W)/70 (O) cm. Mittig eingetieft langrechteckige, dunkle Verfärbung, 185x50 cm, Tiefe 20 cm, im Profil wannenartig, an den Rändern mit kiesiger Lage. Kiesige Lage auch über Skelett. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 45): Sieben Bleistücke (1–7) in einem Bogen vom li. Unterarm bis li. Beckenhälfte. 1 7 Röllchen. Blei. Gerollte Blechstreifen. L. 0.7–1 cm. MA 46127. Grab 473 Erdgrab. Von Grab 389 überlagert. T. 80 cm. Ovale Grube 190x85 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, insgesamt leicht aus ursprünglichem Verband, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 20–29 Jahre. Beigaben (Taf. 45): Im Brustbereich Perlen (1). Li. aussen neben Hüftgelenk ca. 4.5x3.5 cm grosse Verfärbung aus Bronze- und Eisenoxid. Dieses Objekt wurde vom 8. auf den 9. August 1986 gestohlen. Erhalten blieb nur das Eisenfragment (2). Aus der Füllung WS (3). 1 Perlen. MA 46128. 2 Ring oder Schnalle. Eisen. Bandförmig. Fragmentiert. MA 46129. 3 WS. Füllung. MA 46130. Grab 474 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 90 cm. Sich verbreiternde Erdgrube 155x65 (W)/85 (O) cm. 10 cm (W) und 15 cm (O) von den Stirnseiten NS-Gräbchen, L. 65 cm (W) und 75 cm (O), B. je 10 cm, Tiefe 2 cm. Skelett: Kaum erhalten. Kind/Subadult, 2–7 Jahre. Beigaben (Taf. 45): Im NW-Eck in Längsachse, je 15 cm von beiden Grubenwänden Kamm (1). An S-Wand, 70 cm von SW-Ecke in Längsachse Messer (2), Spitze zu den Füssen. 30 cm nordwestlich Messer (2), Fragment (3). Aus der Füllung Fragment (4). 1 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckleisten. Eisenniet. L. in situ 12 cm. B. 4 cm. Fragmentiert. MA 46131. 2 Messer. Eisen. Fragmentiert. MA 46132. 3 Fragment. Eisen. MA 46133. 4 Fragment. Eisen. Rundstabig, gebogen. Füllung. MA 46134. Grab 475 Erdgrab. Überlagert von Grab 377. T. 140 cm. Rechteckige Grube 185x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Li. Hand im Becken. Mann/Mann, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 45): Im Becken li., teilweise unter li. Unterarm, quer auf 20x10 cm Tasche (1–14): Messer (1), Spitze nach li.; Taschenbügel (2), darauf aufkorrodiert, Stift (3); etwas oberhalb liegen zwei zusammenkorrodierte Stifte (4). Dazwischen an Taschenbügel (2) anschliessend Schnallenbügel (5), nach der Fundlage Rest der Taschenbügelschnalle. Li. des Messers Stift (6), Nagel (7) und der gebogene Stift (8). Oberhalb die Silices (9–10), re. des Messers Silex (11). Unterhalb Bronzestäbchen (12) und Glasscherbe (13). Li. oben unter (6) Bronzemünze (14). Tasche (1–14): 1 Messer. Eisen. MA 46137. 2 Taschenbügel. Eisen. Mittelteil verbreitert. Enden umgebogen. Daran Laschenansatz. Lederreste. L.frag. 8.6 cm. Fragmentiert. MA 46138. 3 Ahle. Eisen. Rundstabig. Auf Taschenbügel (2) aufkorrodiert. L.frag.
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4 cm. Fragmentiert. MA 46139. 2 Stifte. Eisen. Zusammenkorrodiert. 1 rundstabig, 1 vierkantig. Mit Lederresten überzogen. L.frag. 4.7 cm. Fragmentiert. MA 46140. Schnalle. Eisen. Nur Bügelstück. Oval, rundstabig, verdickt. Wahrscheinlich Schnalle des Taschenbügels (2). Fragmentiert. MA 46141. Stift. Eisen. Vierkantig. Dorn des Taschenbügels (2). L.frag. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 46142. Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig, Dm. 1.8 cm. L.frag. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 46143. Stift. Eisen. Rundstabig, gebogen. Fragmentiert. MA 46144. Silex. Rotbraun. L. 2.1 cm. MA 46145. Chalcedon. Hellgrau. L. 1.7 cm. MA 46146. Silex. Braun. Mit Rinde. L. 3 cm. MA 46147. Stab. Bronze. Runder Querschnitt. L.frag. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 46148. Scherbe. Glas. Weiss. Sehr dünn. Gewölbt. 1 Ritzlinie. L.frag. 2 cm. D. 0.1 cm. Röm. MA 46149. Münze, Denar (subaerat) des Severus Alexander (222–235). Rom, ab 222. Antike Imitation. MA 46150.
Grab 476 Erdgrab mit Sarg. T. 40 cm. Rechteckige Grube 200x90 cm. 20 cm aussen, entlang li. Unterschenkel bis 5 cm über Sohle 50x5 cm längsgemaserter Holzrest. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 45): Brustmitte, 15 cm unterhalb Kinn, 10 cm über Skelett Scheibenfibel (1). Im Hals- und oberen Brustbereich Perlen (2). Beckenmitte Schnalle (3), Vs., Dorn nach re. 10 cm ausserhalb li. Hüftgelenk Ring (4) von Gehänge (4–17). 20 cm unterhalb (4) untereinander Riemenzunge (5), Vs., Spitze zu den Füssen, Ring (6); Attasche (7); Schlüssel (8), schräg unter (5–7). Re. von (5–8) zwei Münzen (9; 10), Perle (11) und Zwinge (12). Li. (5–8) Kettenglieder (13–14); Fragment (15) und zwei gelochte Münzen (16–17). Unter Schädel und auf li. Brust je ein WS (18–19). 1 Fibel, Almandinscheibenfibel. Silber. Silberplatte. Stegwerk aus Silberblech. Darauf Kranz von noch 9 echten Almandinen auf Waffelfolie. Im Zentrum vergoldete Kreisfläche, von Silberperldraht umschrieben. Darauf 2 gekreuzte S-Spiralen aus Perldraht. Nadelrast und -halter aus Bronze. Cloisonné. Dm. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 46151. 2 Perlen. MA 46152. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel flach, bandförmig. Rechteckbeschläg: L. 5 cm. B. 4.3 cm. Laschenkonstruktion. Auf der Grundplatte dünnes Silberblech (L. 5 cm. B. 4.2 cm), das auf die Lasche zieht. Befestigt mit 4 Eisenniet. Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 6.5 cm. B. innen 4 cm. MA 46153. Gehänge (4–17): 4 Ring. Bronze. Querschnitt spitzoval. Dm. 3.2 cm. MA 46154. 5 Riemenzunge. Bronze. Profiliert, schmal. Trapezförmige Schlitztülle mit Nietloch. Eingedrehte Kreisaugen. L. 5.7 cm. MA 46155. 6 Ring. Bronze mit Eisenkern. Massiv, beschädigt. Querschnitt rund. Wandstärke des Bronzemantels 0.3 cm. Dm. 3.6 cm. D. 1.3 cm. MA 46156. 7 Attasche. Bronze. Spitzdreieckig, gewölbt. Grosse Öse. Rs. mit Lotresten. Gehört zu Eimer Eggers Typ 36. L. 4.9 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 46157. 8 Schlüssel. Eisen. Vierkantig, ein Ende hakenförmig, 1 Ende verbreitert, L. 15 cm. Fragmentiert. MA 46158. 9 Münze, Sesterz des Marcus Aurelius (161–180). Rom, ab 161(?). MA 46159. 10 Münze, Dupondius des Hadrianus? (117–138). Rom, ab 117(?). MA 46160. 11 Perle. MA 46161. 12 Zwinge. Eisen. Bandförmig, beide Enden eingebogen. B. 3.5 cm. MA 46162. 13 Kettenglied. Eisen. Achterförmig, Querschnitt rund. L.frag. 4 cm. Fragmentiert. MA 46163. 14 Kettenglied. Eisen. Achterförmig, Querschnitt rund. L.frag. 4 cm. Fragmentiert. MA 46164. 15 Fragment. Eisen. MA 46165. 16 Münze, AE II(?). 4. Jh.(?). MA 46166. 17 Münze, As des Nero (54–68). Rom oder Lyon, 65–68. MA 46167. 18 WS. MA 46168. 19 WS. MA 46169. Grab 477
Erdgrab mit Sarg. Von Grab 450 überlagert. T. 90 cm. Rechteckige Grube 195x70 cm. Zwischen Beinen und über Becken längsgemaserte, oberhalb Schädel quergemaserte Holzreste (Quercus cf.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Mann, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 46): Im Hals- und Schädelbereich Perlen (1). Zwischen Oberschenkeln, unterhalb Becken Ring (2). Aussen, neben Becken li. Gürtelschnalle (3). Oberhalb zwischen Knien Ring (4) und Zwinge (5), daran festkorrodiert Kettenglieder, Eisen- und Bronzering sowie Schnalle (6). Unterhalb Knie Messer (7), Spitze zu den Füssen und Kamm (8), beide in Längsachse. Aus der Füllung vier WS (9). 1 Perlen. MA 46170. 2 Ring. Eisen. Querschnitt rechteckig. Spur eines Lederbandes Dm. 1 cm. MA 46171. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Nur Bügel, hoch hohl. Oberfläche geriffelt, ehemals streifentauschiert. Mehrere Fragmente. Stark fragmentiert. MA 46172. Gehänge (4–8): 4 Ring. Eisen. Querschnitt rund. Daran festkorrodiert 1 cm breites Bandfragment mit Ring als Abschluss. Dm. 2.3 cm. MA 46173. 5 Zwinge. Eisen. Steigbügelförmig. Querschnitt rund. L. 5 cm. B. 3.6 cm. In der Schlaufe festkorrodiert Kettenglied, ursprünglich wohl achterförmig. Damit verbacken Eisenring, Querschnitt rechteckig, aussen zahnradähnlich gerippt, Dm 2.4 cm. Daran festkorrodiert Bronzering, Querschnitt oval, Dm. 1.5 cm. US der Ringe organische Auflagen. Unter Zwinge Textilrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. MA 46174. 6 Schnalle. Eisen. Dorn fehlt, nur teilweise freigelegt. Spur eines Lederbandes. MA 46175. 7 Messer. Eisen. L.frag. 7.5 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 46176. 8 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Je zwei gewölbte Deckplatten. Je 5 Niet. Zähnungsverhältnis 2:1. Zwischen den Deckleisten zwei vierpassartige Durchbrechungen. An den Rändern je dreifach gelocht. Etui: teilweise ergänzt, Vollständigkeit der randlichen Lochung nicht gesichert. An einer Seite Aussparung für Rast, am anderen Ende Drehspuren. L. 15.5 Etui cm. B. 7 Etui cm. Kreisaugen, Strich- und Wellenband. Deckleisten des Etuis auf einer Seite mit Rosetten, auf der anderen mit Wellenband, gerahmt von Kreisaugenreihen. Auf Kamm und auf Etuibreitseiten Diagonalkreuzmarkierungen. L. 11.8 cm. B. 5.6 cm. MA 46177. 9 4 WS. Darunter 1 WS TS-ostgallisch. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 46178. Grab 478 Erdgrab. T. 50 cm. Rechteckige Erdgrube 80x35 cm. Skelett: Nur Schädel erhalten. Kind/Subadult, 1 Jahre ± 4 Mte. Keine Beigaben. Grab 479 Erdgrab, leer, 1867 gegraben. T. 90 cm. Rechteckige Grube 165x50 cm. Skelett: Keine Spuren. –/–. Keine Beigaben. Grab 480 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 70 cm. Rechteckige Grube 215x60 cm. Oberhalb Schädel quergemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Frau?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 46): Neben li. Hand Pfeilspitze (1), Spitze zu den Füssen. Aussen neben li. Oberschenkel lag Schnalle (2) im li. Teil der sich auf 20x10 cm ausdehnenden Tasche (3–17): In einer oberen Lage befanden sich Riemenzunge (3) und Stift (4), unterhalb das kleine Messer (5), zwei Fragmente (6) und Nagel (7). In der unteren Schicht lag re. der Schnalle (2) Pfriem (8), re. davon das grosse Messer (9), unterhalb 4 Stäbe (10) und Nagel (11). Unter (10) und (11) weitere 4 Stäbe (12) und 3 Nägel (13). Re. davon die Bronzeattasche (14) und li. der Bronzehaken (15), am oberen Taschenende der Bronzering (16). Nicht in situ geborgen, aber Teil der Tasche 3 Nagelfragmente (17). Aus der Füllung 2 WS (18). 1 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Holzrest in Tülle. L. 14.5 cm. Klinge 8 cm. Fragmentiert. MA 46179. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, nierenförmig. B. 4 cm. B. innen 3.4 cm. MA 46180. Tascheninhalt (3–17):
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Riemenzunge. Eisen. Rechteckig mit Tülle. 1 Niet. Lederrest in Tülle. L. 3.2 cm. B. 2.7 cm. MA 46181. Stift. Eisen. Vierkantig. Fragmentiert. MA 46182. Messer. Eisen. Nur Klinge. L.frag. 5.4 cm. Fragmentiert. MA 46183. 2 Fragmente. L.frag. 2.3 cm. MA 46184. Nagel. Eisen. L.frag. 4.1 cm. MA 46185. Pfriem. Eisen. Ösenende. Spitze mit spatelförmigem Ende, nicht anpassend. Fragmentiert. MA 46186. Messer. Eisen. Holzreste von Griff. L.frag. 12.1 cm. MA 46187. 4 Stäbe. Eisen. Vierkantig, 2 verbogen. L. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 46188. Nagel. Eisen. L. 4.2 cm. MA 46189. 4 Stäbe. Eisen. Vierkantig. L. 5 cm. Fragmentiert. MA 46190. 3 Nägel. Eisen. L. 2.8 cm. MA 46191. Riemenbeschläg. Bronze. Langschmale Form mit ausgezogenen Enden. Ein Nietstift mit Gegenbeschläg ist erhalten. Eingelegte Verzierung (Email?) fehlt. Lederreste? L.frag. 2.2 cm. B. 1.8 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 46192. Haken. Bronze. L.frag. 2.3 cm. MA 46193. Ring. Bronze. Massiv. Dm. 3 cm. MA 46194. Nägel. Eisen. 2 Schäfte. 1 Kopf. Nicht in situ geborgen. Fragmentiert. MA 46195. 2 WS. Füllung. MA 46196.
Grab 481 Erdgrab mit Sarg. Von Grab 435 überlagert. T. 80 cm. Rechteckige Grube 210x80 cm. Dunkel gefärbte Sarggrube von 195x45 cm und 10 cm Tiefe. Oberhalb Schädel unter Tasche längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 47): Alle Beigaben innerhalb Sarggrube. Spatha (1), leicht schräg unter li. Bein ziehend. Spitze zwischen den Füssen, Griff aussen unter li. Hand. Unter Spatha, 10 cm vom Klingenansatz, in Längsrichtung am re. Klingenrand Bronzenadel (2). Aussen unterhalb li. Knie, schräg versetzt untereinander zwei Pfeilspitzen (3–4). Beim re. (5) und li. (6) Fuss, Schuhschnalle; (5) Vs., (6) Rs. Oberhalb Schädel, quer auf 25x10 cm Gürtel mit Tasche. Vom Gürtel (7–9) lag die Schnalle (7) Dornspitze nach W, re. unterhalb Tasche, li. daneben Haftel (8). Gürtelbeschläg (9) quer auf Tasche. (7) und (9) Rs. Tasche (10–27): Taschenschnalle (10) unter Inhalt: Messer (11), zwei Eisenfragmente (12) Bronzezylinder (13); drei Bronzemünzen (14–16); drei Bronzestäbe mit umgebogenen Enden (17–19); senkrecht stehender Bronzestab (20); Bronzenagel (21); fünf Silices (22–26) und Bronzescheibe (27). Aus der Füllung vier WS (28). 1 Spatha. Eisen. Kleiner spitzovaler Knauf, L. 2.4 cm, B. 1.1 cm. Am Klingenansatz Abdruck der Parierstange. Damaszierung. Griffangel mit längsgemaserter Holzspur sowie Spuren einer Umwicklung. Im Klingenoberteil Reste des Fells und Leders des Scheidenfutters. Holzprobe der Scheide von Klingenunterseite (Populus sp.). L. 82.5 cm. Klinge 70 cm. B. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 46197. 2 Nadel. Bronze. Öhr ausgebrochen. Unterhalb Öhr feine Riefung. L.frag. 7.6 cm. Fragmentiert. MA 46198. 3 Pfeilspitze. Eisen. Nicht mehr bestimmbare Fragmente. Stark fragmentiert. MA 46199. 4 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle. L.frag. 7.5 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 46200. 5 Schuhschnalle. Bronze, «Weissmetall». Bügel bandförmig, leicht schräg stehend, nierenförmig. Schilddorn, Querschnitt rund. Beschläg triangulär, L. 2.9 cm, B. 1.3 cm. 3 halbkugelige Niethauben, Rs. mit Unterlegeblech. Lasche unter Unterlegeblech gezogen. B. 1.8 cm. L.W. 1.3 cm. MA 46201. 6 Schuhschnalle. Bronze, «Weissmetall». Bügel bandförmig, leicht schräg stehend, nierenförmig. Schilddorn, Querschnitt rund. Beschläg triangulär, L. 2.9 cm, B. 1.3 cm. 3 halbkugelige Niethauben, Rs. mit Unterlegeblech. Lasche unter Unterlegeblech gezogen. Diagonalkreuz auf Dornbasis. B. 1.8 cm. L.W. 1.3 cm. MA 46202. Gürtelgarnitur (7–9): 7 Schnalle. Bronze, «Weissmetall». Nur Bügel, massiv, schräg abgeflacht. Starke Abnützungsspuren innen und an Dornrast. Eisenoxidspuren an Dornachse. B. 3.6 cm. B. innen 2.3 cm. MA 46203. 8 Haftel. Bronze, «Weissmetall». Schildförmig. Reste der eisernen Befestigung. L. 2.8 cm. MA 46204. 9 Beschläg. Bronze. Rechteckig. Mittelteil kastenförmig erhöht. Von zwei Ritzlinien eingefasstes, kastenartiges Zierfeld. An den Schmalseiten je drei Niet mit halbkugeligen Köpfen. Beide äussere Niet haben
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Nietfunktion und bronzene Unterlegeplättchen. Auf einer Seite sind sie verloren. Dicke des genieteten Materials 0.2 cm. Silbernes Zierfeld mit drei dreifachen Bögen aus Perldraht imitierendem Silberdraht. L. 3.3 cm. B. 2.1 cm. MA 46205. Tasche (10–27): 10 Taschenschnalle. Schilddornschnalle. Bronze, «Weissmetall». Bügel bandförmig, rechteckig. B. 1.7 cm. L.W. 1 cm. MA 46206. 11 Messer. Eisen. L.frag. 13.8 cm. MA 46207. 12 2 Stäbe. Eisen. Vierkantig. L. 2.2; 1.4 cm. MA 46208. 13 Zylinder. Blei. Massiv. Dm. 1.7 cm. Gew. 11.6 g. D. 0.8 cm. MA46209. 14 Münze, Antoninian (Radiatus?). Letztes Viertel 3. Jh.(?). MA 46210. 15 Münze, Antoninian (Radiatus?). Letztes Viertel 3. Jh.(?). MA 46211. 16 Münze, AE III. 4. Jh.(?). MA 46212. 17 Stab. Bronze. Runder Querschnitt. Mit gebogener, geschlossener Öse. L. 5 cm. MA 46213. 18 Stab. Bronze. Runder Querschnitt. Ende hakenartig aufgebogen. L. 2.5 cm. MA 46214. 19 Stab. Bronze. Runder Querschnitt. Ende hakenartig aufgebogen. L. 2.5 cm. MA 46215. 20 Stab. Bronze. Querschnitt rund. Spitze abgebrochen, oberes Ende flach ausgehämmert wie für einen Ösenansatz. MA 46216. 21 Nagel. Bronze. Kopf zylindrisch und gerippt. L. 2.2 cm. Dm. 0.9 cm. Fragmentiert. Röm? MA 46217. 22 Silex. Grau und rötlich marmoriert. L. 4.1 cm. MA 46218. 23 Silex. Graubraun. L. 2.5 cm. MA 46219. 24 Silex. Braun. Flach. L. 1.9 cm. MA 46220. 25 Silex. Braun. Flach. L. 1.6 cm. MA 46221. 26 Pfeilspitze. Silex. Braun. Mit Widerhaken. L. 2.8 cm. MA 46222. 27 Scheibe. Bronze. Stark fragmentiert. MA 46223. 28 4 WS. Füllung. MA 46224. Grab 482 Erdgrab. T. 90 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 205x60 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30– 49 Jahre. Keine Beigaben: Aus der Füllung Bronzeplättchen (1) und zwei WS (2). 1 Blech. Bronze. Trapezförmig. L. 2.4 cm. B. 0.9/0.7 cm. Füllung. MA 46225. 2 2 WS. Darunter 1 WS helltonige Gebrauchskeramik. Röm. MA 46226. Grab 483 Erdgrab mit Sarg. T. 70 cm. Rechteckige Grube 205x50 cm. Im Beinbereich unter und über Skelett längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, Leicht verschoben durch Setzungsbewegungen im Grab, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 47): Neben li. Oberkörper Spatha (1), Knauf in Schulterhöhe, Spitze zu den Füssen. Im Becken zwei Reste (2), wohl Messer, (3) nicht mehr zu bergen. 1 Spatha. Eisen. Bootsförmiger Knauf, L. 4 cm. Schneiden weitgehend ausgebrochen. Torsions- und Streifendamast im Röntgenbild erkennbar. Damaszierung. Scheide: An den Seiten querlaufende Holzreste der Scheide (Alnus sp.). US: Fellreste des Futters. L. 88.5 cm. Klinge 77.5 cm. B. 5 cm. MA 46227. 3 Messer. Eisen. Nur Klinge. Fragmentiert. MA 46228. 4 Eisenoxidspur. Konnte nicht geborgen werden, wohl Schnalle. MA 46229. Grab 484 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 80 cm. Rechteckige Grube 170x45 cm. Unter (6) quergemaserte Holzreste (Quercus oder Fraxinus). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 10– 14 Jahre. Beigaben (Taf. 46): Beim Unterkiefer Münze (1). Vom Hals bis Bauch Perlenkette (2), Originallage nachvollziehbar. Im Becken Schnalle (3). Bei li. Hand Kettengeflecht (4). Aussen neben li. Knie Zahn (5). Aussen neben re. Unterschenkel Achterschlaufe (6), darunter Fuss eines Stengelglases (7). Li. neben (7), teilweise über Wadenbein Perlen (8). Zwischen Unterschenkeln Glaswirtel (9), darunter Spinnwirtel (10). Mittig der östlichen Stirnseite, 10 cm über Sohle knöcherner Büchse (11) und Stab (12). Aus der Füllung RS (13). 1 Münze, Denar (?, subaerat). 1.–3. Jh. Antike Imitation. MA 46230. 2 Perlen. MA 46231. 3 Schnalle. Rechteckschnalle. Eisen. Bügel rechteckig, Dornfragment.
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Reste eines um den Bügel gewickelten Textilbandes und eines querlaufenden Lederbandes, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 46232. Kettenhemdfragment. Eisen. Geflecht aus Ringlein. Dm. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 46233. Bärenzahn. Oberkiefereckzahn, Braunbär. Gelocht. L. 7.3 cm. Fragmentiert. MA 46234. Achterschlaufe. Bronze. Drahtquerschnitt rund. Zusammengebogen. L. 2.5 cm. MA 46235. Fuss eines Stengelglases. Gelbgrün. Transluzid. Südimport. Dm. 4.1 cm. Fragmentiert. MA 46236. Perlen. MA 46237. Wirtel. Glas. Gelb. Transluzid. 12 Rippen. Dm. 2.5 cm. D. 1.2 cm. MA 46238. Spinnwirtel. Keramik. Rotbraun. Doppelkonisch, Boden einziehend. Dm. 2.4 cm. D. 1.2 cm. MA 46239. Büchse. Geweih, Rothirsch. Aus Sparren gearbeitet. Eine randliche Durchlochung. Innen Nut des Bodeneinsatzes 0.5 cm Abstand zu Rand. Dm. 4 cm. D. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 46240. Stab. Eisen. Gebogen. Fundlage unsicher, angeblich bei (11). L. 4.4 cm. MA 46241. RS. Füllung. MA 46242.
Grab 485 Erdgrab mit Sarg. T. 50 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 175x60 cm. An S-Wand in Kniehöhe, 15 cm langer, 4 cm breiter und 10 cm hoher längsgemaserter Holzrest (Alnus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/Frau?, 40–59 Jahre. Beigaben: Unterhalb re. Becken Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt rundstabig. Bügel bei Dornauflage vierfach gerippt. Bandförmiger Dorn mit leichter Dorneinschnürung, auf Dornbasis vier Querrillen. B. 3.9 cm. B. innen 3.2 cm. MA 46243. Grab 486 Erdgrab, von Grab 375 überlagert und gestört. T. 90 cm. Rechteckige Grube 180xca. 65 cm. Bei Anlage von Grab 375 wurden an dessen N-Seite, welche die S-Hälfte von Grab 486 überlagert, fünf grosse, senkrecht gestellte Kalksteinplatten eingesetzt, welche bis zur Sohle von Grab 486 reichen. Skelett: Schlecht erhalten, bei Anlage von Grab 375 gestört. Mann/Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 49): Li. der verzogenen Beine Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Li. daneben Messer (2), Spitze zum Kopf, Schneide re. Oberhalb (1; 2) Schnalle (3), Rs. Unterhalb (2) Fragment (4). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Schlecht erhalten. L. 45.5 cm. B. 4.7 cm. MA 46244. 2 Messer. Eisen. Rücken zur geraden Schneide ziehend. Holzreste auf Griff. Lederreste der Scheide auf Klinge. L. 16.8 cm. B. 4.7 cm. MA 46245. 3 Schnalle. Eisen. Bügel langoval, hoch, hohl. Dorn fehlt. Dicke Schicht organischer Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 7.5 cm. B. innen 4.8 cm. MA 46246. 4 Fragment. Eisen. Dicke Schicht organischer Auflagen. L. 3.1 cm. MA 46247. Grab 487 Erdgrab. T. 60 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 205x65 cm. Skelett: Gut erhalten, gestreckte Rückenlage, Hand im Becken, Unterschenkel leicht nach re. verzogen, sonst in situ. Erwachsen/Mann, 50–79 Jahre. Keine Beigaben. Grab 488 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 85 cm. Rechteckige, in O-Hälfte kaum erkennbare Grube 205x60 cm. Unter Beigaben längsgemaserte Holzreste. Parallel 15 cm westlich W-Seite 50x5 cm grosse, quergemaserte Holzlage, 60 cm über Sohlenniveau (Quercus sp.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, Oberkörper fast vollständig vergangen, Unterschenkel liegen über Kreuz. Gestreckte Rückenlage. Mann/Erwachsen, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 48): Spatha (1) schräg über den Beinen, Knauf auf der re. Beckenseite. Li. Oberschenkel über Klinge. Von der Scheide (2–4) fand sich je eine bronzene Scheidenrandzwinge seitlich (2–3) und um die Spitze eine weitere (4), teilweise ortbandartig gebogen. Re. von (2) Pyramidenknopf (5). Sax (6) lag parallel zum li. Oberschenkel, Spitze unter der Spatha.
Von der Saxscheide (7–12) sind die Scheidenrandzwinge (7), 4 Niet und ein Fe-Fragment (8–12) erhalten. Zur zweiteiligen Gürtelgarnitur (13–14) zählt die Gürtelschnalle im Becken (13), Bügel nach hinten geklappt, und der Rückenbeschläg (14) Rs., neben der Scheidenrandzwinge (2). Aus einer Tasche (15–19) re. der Spatha stammen: die Messer (15–16), Ahle (17) Silex (18) und vermutlich auch Niet (19). Bei der Spathaspitze liegen die Kannenmündung (20) und die BS (21), vermutlich wurden sie absichtlich deponiert. Aus der Füllung sind WS (22) und 2 Ziegelbruchstücke (23). 1 Spatha. Eisen. Schmaler, dachförmiger Knauf, eine Seite abgebrochen. Parierstange bestehend aus spitzovaler Platte auf die beidseitig eine Holzplatte aufgenietet war D. 0.4 cm. Damaszierung. Holz der Scheide oder des Sarges (Quercus sp.). Das Ergebnis der Holzbestimmung deutet auf einen Sargrest hin. L. 85 cm. Klinge 73 cm. B. 4.8 cm. Fragmentiert. MA 46248. Scheide (2–4): 2 Scheidenrandzwinge. Bronze. Blech u-förmig gebogen L. 18.5 cm, nach 7 cm ein 3 cm breiter flachgehämmerter Streifen. 2 Niet. Enthält Korrosionsreste der Scheide. Oberes Ende mit geradem, unteres Ende mit abgeschrägtem Abschluss. MA 46249. 3 Scheidenrandzwinge. Bronze. Blech u-förmig gebogen. 2 Niet. Enthält Korrosionsreste der Scheide. Oberes Ende mit geradem, unteres Ende mit abgeschrägtem Abschluss. L.frag. 8 cm. Fragmentiert. MA 46250. 4 Scheidenrandzwinge. Bronze. 5 Fragmente an der Spathaspitze, teilweise gebogen. Reste des Ortbandes. 2 Niet erhalten. L. 8; 3.8; 3.2; 2.8; 1 cm. Fragmentiert. MA 46251. 5 Pyramidenknopf. Zahn. Unterkiefereckzahn, Haus- oder Wildschwein. V-förmig durchbohrt. B. 2.4x2.4 cm. D. 1.2 cm. MA 46252. 6 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Beidseitig längs Rücken geritzte Doppelrille. In der Klingenmitte 2 Doppelrillen, die mit der ersten Doppelrille ein Zierfeld umschreiben. Darin Flechtbandmuster, ferner Zonen mit querlaufenden Strichbündeln. Ritzung. L. 42 cm. L.frag. 40 cm. Klinge 30 cm. B. 4.8 cm. MA 46253. Saxscheide (7–12): 7 Scheidenrandzwinge Eisen. Blech u-förmig gebogen, rechtwinklig zweischenklig. 3 Bronzeniet. Nach der Verfärbung beträgt L. des waagrechten Schenkels 5 cm, L. des senkrechten Schenkels 6 cm. Stark fragmentiert. MA 46254. 8 Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig. Lederreste. Dm. 2 cm. MA 46255. 9 Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig. Lederreste. L. 1 cm. Dm. 2 cm. MA 46256. 10 Nietstift. Eisen. L. 1.2 cm. MA 46257. 11 Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 1 cm. Dm. 2 cm. MA 46258. 12 Fragment. Eisen. MA 46259. Gürtelgarnitur, zweiteilig (13–14): 13 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel einfach, oval, hoch, hohl. Beschläg zungenförmig, profiliert. Laschenkonstruktion. Abschluss fehlt. 2 Niet. L. 11.5 cm; B. 5.3 cm. B. 6.3 cm. B. innen 4 cm. MA 46260. 14 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig. 4 Niet, 3 halbkugelige Bronzeniethauben erhalten. Kittreste. L. 7 cm. B. 6.5 cm. Fragmentiert. MA 46261. Tascheninhalt (15–19): 15 Messer. Eisen. L. 13 cm. Fragmentiert. MA 46262. 16 Messer. Eisen. L. 10 cm. Fragmentiert. MA 46263. 17 Ahle. Eisen. L. 7.4 cm. Fragmentiert. MA 46264. 18 Silex. Braun. L. 3.4 cm. MA 46265. 19 Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig. Dm. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 46266. 20 RS. Kompletter Kragenrand von Krug. Helltonige Ware. Dm. 4.5 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 46267. 21 BS. Dickwandig. Dm. 15 cm. MA 46268. 22 WS. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 46269. 23 2 Ziegelbruchstücke. Füllung. MA 46270. Grab 489 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 381 überlagert. T. 80 cm. Rechteckige Grube 175x55 cm. Bei der Tasche längsgemaserter Holzrest (Quercus cf.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 47): Spatha (1) re. neben Skelett, Arm und Becken teilweise über (1), Spitze zu den Füssen, Griff in Ellenbogenhöhe. In der NO-Ecke nebeneinander zwei Pfeilspitzen (2; 3), Spitzen nach O. Aussen neben li. Ellenbogen Tasche (4–12): Schleifstein (4), Silex (5) und Messer (6). Des
weiteren unterhalb: zwei nicht anpassende Stiftfragmente (7; 8), halbe Münze (9), Münze (10), geripptes Bronzeblech (11) und kleine Versteinerung (12). 1 Spatha. Eisen. Damaszierung. Holzreste der Spathascheide (Fraxinus excelsior). Auf diesen Holzresten sind Haare zu erkennen, die von einem Pelz oder einem Pelzbesatz stammen. L. 80 cm. Klinge 71 cm. B. 5 cm. MA 46271. 2 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle. L. 8.8 cm. Fragmentiert. MA 46272. 3 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle. L. 8.7 cm. Fragmentiert. MA 46273. Tascheninhalt (4–12): 4 Schleifstein. Grün. L. 6 cm. B. 3.6 cm. D. 0.8 cm. MA 46274. 5 Silex. Grau. Mit Rinde. L. 3 cm. MA 46275. 6 Messer. Eisen. Fragmentiert. MA 46276. 7 Stift. Eisen. Vierkantig. L.frag. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 46277. 8 Stift. Eisen. Vierkantig. L.frag. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 46278. 9 Münze, AE II. 4. Jh. MA 46279. 10 Münze, AE IV(?). 4. Jh.(?). MA 46280. 11 Blech. Bronze. Profiliert, hohl, verbogen. 2 Fragmente vom gleichen Stück. L. 1.4; 0.9 cm. Fragmentiert. MA 46281. 12 Versteinerung. Stein. L. 1.1 cm. MA 46282. Grab 490 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 381 überlagert. T. 100 cm. Rechteckige Grube. L. 190 cm. Bis zu einer L. von 130 cm beträgt die B. 50 cm, um dann auf der S-Seite mit einem Absatz bis zu einer B. von 35 cm einzuziehen. Unter Tasche (2–6) Holzreste (Laubholz). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Mann/Erwachsen, 20–79 Jahre. Beigaben (Taf. 49): Innen parallel zum li Unterarm Sax (1), Spitze zum Kopf unter Oberarm, Schneide re. Auf 10x10 cm, teilweise unter Becken Tasche (2–6): Unterhalb Saxgriff Messer (2), querliegend, Spitze re. Parallel dazu unterhalb Feuerstahl (3); Münze (4), auf (3); zwei Silices (5; 6), (6) unter (3). 1 Sax. Kurzsax. Eisen. Schneide zum geraden Rücken ziehend. Spitze fehlt. Scharfer Absatz zwischen Klinge und Griff. 2.2 cm unter Klingenansatz bandförmige Zwinge B. 1.7 cm. Rinne von 0.8 cm Breite. Holzreste und organische Auflagen. L. 35 cm. B. 3.2 cm. MA 46283. Tascheninhalt (2–6): 2 Messer. Eisen. Lederreste und andere organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 9.8 cm. Fragmentiert. MA 46284. 3 Feuerstahl. Eisen. Enden wenig umgebogen. Bandförmiges Fragment auf Silex (6) aufkorrodiert. L.frag. 4.6 cm. B. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 46285. 4 Münze, Dupondius des Antoninus Pius (138–161). Rom, ab 138. MA 46286. 5 Silex. Braun. L. 2.7 cm. MA 46287. 6 Silex. Grau. Darauf Feuerstahl (3) und Stift L. 1.5 aufkorrodiert L. 2.8 cm. MA 46288. Grab 491 Erdgrab. T. 50 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur Schädelreste erhalten. Kind/Subadult, 1 Jahre ± 4 Mte. Beigaben (Taf. 49): Unterhalb Schädel Schnalle (1). 1 Schnalle. Eisen. Mit nicht mehr bestimmbarem Beschläg. Stark fragmentiert. MA 46289. Grab 492 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 120 cm. Trapezförmige Grube 180x70 (W)/35 (O) cm. Unter (1) längsgemaserte Holzreste (Fraxinus cf.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 20–29 Jahre. Beigaben (Taf. 49): Im Becken re. Schnallenbügel (1). 1 Schnalle. Bronze. Aus Draht gebogener Bügel. Dorn fehlt. Bei Dornrast Zone mit unterschiedlicher Patina. B. 1.6 cm. B. innen 1.1 cm. MA 46290. Grab 493 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 155 cm. Rechteckige Grube 190x50 cm. 20 cm von der W- und 40 cm von der O-Wand je ein über die gesamte Breite laufendes N-S-Gräbchen, im W 10 cm, im O 5 cm tief. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Erwachsen, 30–39
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Jahre. Beigaben (Taf. 49): Zwischen Oberschenkeln, unterhalb Becken, Messer (1). Aussen neben li. Fuss Schnalle (2). Kamm (3), teilweise auf li. Knie. Aussen beim re. Becken nicht mehr zu bergendes Oxid (4). 1 Messer. Eisen. Lederreste. Am Griff Holzreste. Griffansatz gut erkennbar. L.frag. 12.2 cm. MA 46291. 2 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Bügel rechteckig, abgeschrägt. Dorn stark korrodiert. B. 2 cm. B. innen 1 cm. MA 46292. 3 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten. Eisenniet. Zähnung nur noch auf einer Seite beurteilbar. 6 Zähne/cm. L.frag. 8.7 cm. Fragmentiert. MA 46293. 4 Eisenoxidspur. Nicht mehr zu bergen. Schnalle? MA 46294.
Grabung 1987 Grab 494 Erdgrab. Vom Bagger gestört. T. 50 cm. Grube schlecht erkennbar, W-Hälfte abgebaggert. In Beckenhöhe am S-Rand und über re. Fuss je ein Kalklesestein. Skelett: Bis auf Beine abgebaggert. Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 49): Bei und auf li. Unterschenkel Messer (1). Neben re. Hüfte Objekt (2). 1 Messer. Eisen. L. 11.1 cm. Fragmentiert. MA 46295. 2 Eisenobjekt. Eisen. MA 46296. Grab 495 Erdgrab mit Sarg. Von Grab 386 und 387 überlagert. T. 110 cm. Rechteckige Grube 210x65 cm. Eingetiefte Sarggrube auf einer L. von 170 cm erkennbar, B. 40 cm. 10 cm über Grabsohle, entlang re. Oberschenkel 40 cm lange, längsgemaserte Holzlage (Fagus silvatica). Grabsohle liegt beim Kopf 10 cm tiefer als bei Füssen. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 35–44 Jahre. Beigaben: Im Becken li. Fragmente (1), beim Schädel Nagel (2). Im Becken re. ca. 6x3 cm grosser Oxidrest (3), zwischen den Knien, 15 cm über Sohle Oxidrest (4). Aus der Füllung fünf WS (5) und ein Ziegelbruchstück (6). 1 Fragment. Eisen. Reste einer Schnalle. Stark fragmentiert. MA 46297. 2 Nagel. Bronze. Schaft rund. L. 3.5 cm. MA 46298. 3 Eisenoxidspur. Nicht zu bergen. L. 6 cm. B. 3 cm. MA 46299. 4 Eisenoxidspur. Nicht zu bergen. MA 46300. 5 5 WS. Füllung. MA 46301. 6 Ziegelbruchstück. Füllung. MA 46302.
Grabung 1988 Grab 496 Erdgrab. T. 65 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 125x70 cm. In NWEcke einzelner Kalkstein. Skelett: Kaum erhalten, verstreut. Kind/Subadult, 2–5 Jahre. Beigaben: Zwischen Schädelknochen Nagel (1). Aus der Füllung RS (2). 1 Nagel. Eisen. Kopf rechteckig, Schaft rund. L. 1.6 cm. MA 46303. 2 RS. Füllung. MA 46304. Grab 497 Steinkiste C mit Steinplattenabdeckung, 1866 gegraben. Überlagert Grab 545. T. 80 cm. Abmessung innen trapezförmig 200x70 (W)/60(O) cm. Steinkiste aus sorgfältig gefügten, noch bis zu vier Lagen hoch erhaltenen, grossen, roten Sandsteinplatten. Auf die Altgrabung oder antiken Grabraub deuten die durchschlagenen Deckplatten und die Grünspanspur eines nicht mehr vorhandenen Fingerringes auf einem Finger der li. Hand hin. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 49): Re. (1) und li. (2) des Schädels Ohrringe. Am Hals Perlen (3). Re. unterhalb Becken Schnalle (4). Zwischen Oberschenkeln Spinnwirtel (5), zwischen den Knien Messer (6), Spitze nach unten. An li. Hand Grünspanspuren eines Fingerringes (7). Unterhalb der Knie Oxidrest (8). 1 Drahtohrring. Bronze. Verschluss nicht erhalten. An einem Ende aufkorrodierter Eisenoxidrest von 1 cm Breite mit organischem Rest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 7 cm. Fragmentiert. MA 46305. 2 Drahtohrring. Bronze. Verschluss nicht erhalten. Dm. 7 cm. Fragmentiert. MA 46306. 3 Perlen. MA 46307.
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Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval, Bügel bandförmig, Dorn vierkantig. Dornachse fehlt. B. 5 cm. B. innen 3.7 cm. MA 46308. Spinnwirtel. Keramik. Schwarz. Zur Standfläche einziehend. Dm. 3.6 cm. D. 2 cm. MA 46309. Messer. Eisen. Längsgemaserter Holzrest an Griff. MA 46310. Fingerring. Bronze. Nur noch Grünspanspuren auf Fingerknochen. MA 46311. Eisenoxidspur. Konnte nicht geborgen werden. Dm. 1 cm. MA 46312.
Grab 498 Steinkiste B,1866 ausgegraben. T. 80 cm. Unvollständige Kiste aus sorgfältig aneinandergefügten, hochkant gestellten Kalksteinplatten. Abmessung innen 190x60 cm. Skelett: Bis auf geringe Reste entfernt. Erwachsen/ Erwachsen, 15–79 Jahre. Beigaben: In der Füllung drei glasierte Scherben (1). 1 3 WS. Neuzeitlich. MA 46313. Grab 499 Steinkiste C,1866 ausgegraben. T. 100 cm. Sorgfältig gefügte Kiste aus Kalklesesteinen, bis zu sechs Lagen erhalten. W-Wand aus einer hochkant gestellten Steinplatte. Abmessung innen 195x70 cm. Skelett: Bis auf geringe Rest entfernt. Erwachsen/Mann, 40–69 Jahre. Keine Beigaben. Grab 500 Kammergrab, N-S-orientiert. Von Grab 501 überlagert und gestört. T. 70 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 270x190 cm. Entlang Grubenrand in unregelmässigen Abständen 51 Pfostenlöcher. Durchmesser schwankt zwischen 5 cm und 15 cm, die Tiefe – gemessen von der Grabsohle – zwischen 4 cm und 32 cm. Im Profil ausnahmslos spitz zulaufend. (Grab wurde am 20.09.1988 bei trockener Witterung ausgegraben. Erst am 03.10.1988 wurden, nach einem verregneten Wochenende, die Verfärbungen der Pfosten entlang der Grubenwand sichtbar). 20 cm li. vom Schädel runde, im Dm. 20 cm messende Verfärbung. Im Profil U-förmig, Tiefe 10 cm. Skelett lag an W-Seite, Schädel 30 cm von N-Seite. Grab 501 stört mittig der W-Seite bis zu einer Tiefe von 120 cm Grab 500. Skelett: Gut erhalten. Durch die Störung fehlen Oberkörper bis auf re. Schulter und re. Oberarm, Becken und Oberschenkel. Im Grab verbliebene Knochen in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 50): Bei re. Schulter Bügelknopffibel (1), Fibelfuss nach N. Ca. 40 cm li. längs Bestattung von Brust- bis Kniehöhe drei Keramikgefässe, alle Öffnung nach oben. Von N nach S: Kleines Gefäss (2), Topf (3) und Schale (4). Topf (3) bei Anlage Grab 501 zur Hälfte weggegraben. Rest verblieb in situ. Verlagerte Scherben davon am nördlichen Grubenrand 501 auf Schädelhöhe von Grab 500 (3.1) und aus der Füllung in der SO-Ecke von Grab 501. Von einem Glasgefäss (5) Splitter am nördl. (5.1) und südl. (5.2) Grubenrand 501 sowie in der Füllung (5.3). Bei Topf (3) zwei Knochenfragmente (6; 7). Aus der Füllung: 10 cm östl. O-Seite Grab 501 zwei Nägel (8; 9), BS, RS u. neun WS (10). Ausser BS alle Scherben aus der S-Hälfte. Nicht zu klären ob aus Füllung Grab 500 oder 501: Bronzefragment (11), RS u. WS (12). 1 Fibel, Bügelknopffibel. Bronze. Dreiteilig. Bügel massiv, halbrund, hoch, fünfseitig facettiert. Auf Bügeloberseite mittig Rille. Mitgegossener doppelkonisch polyedrischer Bügelknopf. Geschlossener, achtseitig facettierter, trapezförmiger Fuss. Spirale mit sechs Windungen auf eiserner Achse. Obere, innere Sehne. B. der Spirale 3.5 cm. Auf Fuss- und Bügelenden kerbschnittartige Verzierung. L. 8.1 cm. Gew. 47.6 g. D. 3.8 cm. MA 46314. 2 Knickwandschüssel. Klein, nigraartig. Sehr schlecht erhalten, durch Druck stark verzogen. RS. ohne Anschluss. Standring hohl, innen abgeschrägt. Ausladendes, schräg ansteigendes Unterteil, hier gerade rekonstruiert. Winkel des Bauchknicks authentisch. Schulter schräg nach innen geneigt, Rand ausladend, keulenförmig verdickt, abgestrichen. Dünnwandige, schwarze im Kern rotbraune Keramik, fein gemagert, schlechter Brand (wasserlöslich). Glättung. Über Bauchknick und am Halsansatz je eine Rille. Helle Schlickerbemalung möglich. Scheibengedreht. H. 5 cm. Dm. 11 cm. Mdm. 10 cm. Dm. Standring 4 cm. Stark fragmentiert. MA 46315. 3 Topf. Nigraartig. Sehr schlecht erhalten. Hälfte fehlt. Massiver, konischer, abgesetzter, nach innen leicht einziehender Standfuss. Ausladendes, gewölbtes, nach innen leicht einziehendes Unterteil, scharfer Wandknick mit modellierter Lippe. Konisches, bogenförmig einziehendes Oberteil mit wenig ausbiegender, verdickt abgesetzter Rand-
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lippe. Dunkelbraune, im Bruch hellbraune Keramik mit dunkelbraunem Kern. Fein gemagert, schlechter Brand (wasserlöslich). Glättung. Scheibengedreht. H. 18 cm. Dm. 22 cm. Mdm. 18 cm. Dm. Standfuss 7.4 cm. Stark fragmentiert. MA 46316. Schale. Sehr schlecht erhalten. Durch Druck stark verzogen. Konisch abgesetzter Standring. Weit ausladende, leicht nach oben ziehende Schale mit verrundetem Rand. Dunkelbraune, im Bruch hellbraune Keramik. Grob gemagert, glimmerhaltig, schlechter Brand. Glättung. H. 5 cm. Dm. 20 cm. Dm. Standring 7 cm. MA 46317. WS von Gefäss. Glas. Grün. Dünn, transluzid, fast blasenfrei. Stark fragmentiert. MA 46318. Knochen. Wahrscheinlich Mensch. MA 46319. Knochen. Wahrscheinlich Mensch. MA 46320. Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 1.7 cm. Dm. 1.1 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46321. Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 3.5 cm. Dm. 1.1 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46322. BS., RS. und 9 WS. Füllung. MA 46323. Fragment. Bronze. Verschmolzen. L. 1.6 cm. Füllung. MA 46324. RS. und WS. Füllung. MA 46325.
Grab 501 Erdgrab mit Sarg. Überlagert Grab 500. T. 80 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 225x80 cm. An der S-Wand auf einer L. von 180 cm schmale, längsverlaufende Holzreste des Sarges bis zu 10 cm über dem Skelettniveau. Im Becken- und Fussbereich über dem Skelett querverlaufende Holzspuren. Holzspuren auch unter dem Sax (1). Quercus sp., Abies alba. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 25– 29 Jahre. Beigaben (Taf. 51): Sax (1) re. neben re. Oberschenkel, Spitze nach unten, Schneide nach re. Entlang der Schneide metallene Bestandteile der Scheide (2–3). In Höhe des Klingenansatzes beginnen drei Saxtragebügel (2), Rs., bis zur Spitze 14 kleine Niet (3), Rs. Auf dem Sax aufkorrodiert Messer (4), Spitze bei der Saxspitze, Schneide nach re. Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (5–8) lag die Schnalle (5) auf dem Sax, Bügel nach hinten aufgeklappt und zum Oberkörper weisend. Gegenbeschläg (6) lag längs li. ausserhalb des Oberschenkelknochens, Schlussknopf zum Oberkörper. Das Rückenbeschläg (7) befand sich zwischen den Oberschenkeln, ein weiteres Gürtelbeschläg (8) neben der Schnalle (5). Lediglich (6) Rs. Innerhalb des li. Oberschenkels Beschläg (9), vielleicht Teil der Garnitur. Unterhalb (7) querliegend Messer (10), Pinzette (11) und Kamm (12), wohl aus einer Tasche (10– 12). Im Becken WS. (13). Aus der Füllung 7 Scherben (14) von Topf (3) aus Grab 500. Aus der Füllung 4 Scherben (15) und Fragment (16). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Griffangel am Ende u-förmig umgebogen, Spitze abgebrochen. Beidseitig Rille. Längsgemaserte Holzreste auf Griff. L. 58.5 cm. L.frag. 57.5 cm. B. 5.2 cm. MA 46326. Saxscheide (2–3): 2 3 Saxtragebügel. Eisen. Bronzene Nietköpfe, scheibenförmig, Dm. 1.5 cm. Im Dreieck angeordnete Löcher mit radialen Einschnitten. L. 5 cm. Fragmentiert. MA 46327. 3 14 Niet. Bronze. Klein, Nietkopf scheibenförmig, Dm. 0.3 cm. Niet nur als Spur auf der Ausgrabung beobachtet, nicht mehr zu bergen. Fragmentiert. MA 46328. 4 Beimesser. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend, Spitze abgebrochen. Die Griffangel ist teilweise nicht erhalten, doch hat sich auf der Saxscheide deren Abdruck erhalten. L. 20 cm. L.frag. 15.5 cm. Fragmentiert. MA 46329. Gürtelgarnitur, dreiteilig (5–9): 5 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Dornbasis teilweise erhalten. Beschläg triangulär L. 8 cm; B. 5.5 cm. Drei halbkugelige Nietköpfe aus Bronze, Dm. 1.5. Eine Niet mit feinem tordierten Bronzedraht gefasst. Eiserne Nietstifte mit Bronzeunterlegeplättchen. B. 5.7 cm. B. innen 4 cm. MA 46330. 6 Gegenbeschläg. Eisen. Triangulär. Drei halbkugelige, bronzene Nietköpfe Dm. 1.5. Eiserne Nietstifte mit Bronzeunterlegeplättchen. Ferner zwischen den beiden vorderen Niet 2 weitere, kleine Niet. L. 7.9 cm. B. 5 cm. MA 46331. 7 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig. 4 halbkugelige, bronzene Nietköpfe Dm. 1.5. Eiserne Nietstifte. 1 Niet mit rundem, bronzenem Plättchen unterlegt. L. 5.5 cm. B. 5 cm. MA 46332. 8 Ösenbeschläg. Eisen. Rechteckig, durchbrochen. 1 flachhalbkugeli-
ger, bronzener Nietkopf erhalten. Dabei ein weiterer Knebelbeschläg? L. 4.8 cm. B. 3.1 cm. MA 46333. 9 Ösenbeschläg. Eisen. Dreieckiger Kopf, bandförmiger Fortsatz. 1 kleiner, flachhalbkugeliger Nietkopf aus Bronze erhalten. L.frag. 4.7 cm. Fragmentiert. MA 46334. Tascheninhalt (10–12): 10 Messer. Eisen. Fragment der Klinge. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 46335. 11 Pinzette. Bronze. Schenkel trapezförmig, Enden nach innen gebogen. L. 5.1 cm. B. 1 cm. MA 46336. 12 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Nur eine gewölbte Deckleiste erhalten. 5 Niet. Zähnungsverhältnis 5:4. L.frag. 9.9 cm. B. 4.6 cm. Stark fragmentiert. MA 46337. 13 WS. MA 46338. 14 7 WS. Von Topf (3) aus Grab 500. Füllung. MA 46339. 15 2 WS., 1 RS. und 1 BS. Füllung. MA 46340. 16 Fragment. Eisen. Nicht in situ geborgen. L. 1.9 cm. MA 46341. Grab 502 Erdgrab mit Sarg. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 190x80 cm. Über den Unterschenkeln schwarze Verfärbung von Sargdeckel. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 52): Schräg über die Unterschenkel Messer (1), Spitze beim li. Fuss, Schneide oben. Parallel zur Schneide 5 cm entfernt davon metallene Bestandteile der Scheide (2–4). Auf einer Länge von 19 cm fünf Niete (von oben nach unten bei 0.9 cm; 11 cm; 17 cm und 19 cm) (3). Bei der ersten keulenförmiger Eisenniet mit Ansatz eines Bügels (3). Auf derselben Linie Bruchstück eines Eisentragebügels (4). Bei einer Klingenlänge von 15.5 cm bedeutet dies, dass ein Teil der Griffangel in der Scheide steckte. Zur vielteiligen Gürtelgarnitur (5–13) gehören Schnalle mit Beschläg (5) über re. Unterschenkel unter Sargspuren, Dorn nach li. Rs. Möglicherweise zerbrochenes und verlagertes Gegenbeschläg (6), Rückenbeschläg (7), teilweise auf Klinge von (1). Ebenso Ösenbeschläg (8). Auf den Unterschenkeln lag der rautenförmige Beschläg (9). Quer zu Messer (1) lagen zwei Riemenzungen (10), dabei die kurze Riemenzunge (11). Neben dem li. Unterschenkel zwei lange Riemenzungen (12–13). Bei der Griffangel von (1) Nagel (14). Fragment (15) wurde nicht in situ geborgen. 1 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend, Spitze abgebrochen. Auf der Griffangel, 4 cm unterhalb des Griffendes, eine 2.4 cm breite Eisenmanschette mit anhaftenden, längsgemaserten Holzresten. L. 31 cm. Klinge 16 cm. B. 3.8 cm. MA 46342. Messerscheide (2–4): 2 5 Niet. Bronze. Kopf halbkugelig, Dm. 0.6. L. 1.1 cm. MA 46343. 3 Niet. Eisen. Hantelförmig mit scheibenförmigen Nietköpfen Dm. 1.2 cm, Abstand 0.5 cm. Ein Nietkopf mit stäbchenförmigem Fortsatz. Tragebügelfragment? L. 1.1 cm. MA 46344. 4 Tragebügel. Eisen. Trapezförmige Auflagefläche, rundstabiger Bügel. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 46345. Gürtelgarnitur, gemischt vielteilig und mehrteilig (5–13): 5 Gürtelschnalle. Eisen. Beschläg zungenförmig, leicht profiliert mit rundem Endknopf, L. 8.9 cm. Dornbruchstück. 3 nicht erhaltene Niet. B. 5.5 cm. B. innen 3.9 cm. MA 46346. 6 Beschläg. Eisen. 2 Niet erkennbar. L. 3.8 cm. B. 3.2 cm. Stark fragmentiert. MA 46347. 7 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig, keine der 4 Niet erhalten. L. 4.6 cm. B. 4.6 cm. MA 46348. 8 Ösenbeschläg. Eisen. Rechteckiger Rahmen mit triangulären Beschläg. 3 Nietlöcher. Gepunzte Löcher. Punzierung L. 4.1 cm. MA 46349. 9 Beschläg. Eisen. Rautenförmig. 2 Nietlöcher erhalten. L.frag. 3.7 cm. B. 3 cm. Fragmentiert. MA 46350. 10 2 Riemenzungen. Eisen. Je 1 Niet. L.frag. 4.5 bzw. 4 cm. B. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 46351. 11 Riemenzunge. Eisen. Kurz. 1 Niet. L. 2.8 cm. B. 1.9 cm. MA 46352. 12 Riemenzunge. Eisen. Mehrere Fragmente. L. 7.7 cm. B. 1.5 cm. Stark fragmentiert. MA 46353. 13 Riemenzunge. Eisen. 1 Niet, Kopf halbkugelig. L. 9.4 cm. B. 2.1 cm. MA 46354. 14 Nagel. Eisen. L. 2.4 cm. MA 46355. 15 Fragment. Eisen. Hakenförmig gebogen. L. 2 cm. MA 46356. Grab 503
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Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 90 cm. Rechteckige Grube 225x80 cm. Je 35 cm von den Stirnwänden quer über die Grabsohle ein knapp 10 cm breites bis zu 5 cm tiefes Gräbchen. Holzspuren beim Sax. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 52): neben re. Bein Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Entlang der Schneide Teile der Saxscheide (2). Fünf Niete lagen – beginnend mit der Zählung bei Klingenansatz – bei 0 cm; 3 cm; 6 cm; 12 cm und 18 cm (2) sowie ein Beschläg (3) Rs. bei 2 cm. Möglicherweise ist auch das Stück bei 15 cm ein Scheidenbeschläg (4). Möglicherweise zur Scheide, sicher zur Scheidenaufhängung gehört ein Ring (5). Auf dem Sax ein Beimesser (6), bündig abschliessend mit dem Saxrücken, Spitze unten 4 cm nach Saxklingenanfang beginnend. Die dreiteilige Gürtelgarnitur (7– 12) war dem Toten über die Oberschenkel beigelegt worden. Die Schnalle (7) überlagerte den Sax im Griffbereich, Dorn zum Kopf, Gegenbeschläg (8) lag ausserhalb des li. Oberschenkels, Spitze zum Kopf, Rückenbeschläg innerhalb beim re. Oberschenkel (9). Dazu kommen drei Ösenplättchen. (10) liegt quer auf dem Sax, (11) 5 cm unterhalb (9), (12) 2 cm li. neben (9). Alle Bestandteile Vs. Re. neben der Saxspitze, Griffangel zu den Füssen, Messer (13). Li. neben (9) ein stabförmiges Fragment (14). Neben re. Knie Kammfragmente (15) und Niet (16). Auf li. Beckenschaufel Schnalle (17). Auf re. Beckenschaufel etwa 10 cm lange und knapp 2 cm breite Holzstruktur ein rechteckiges Blech (18), ein weiteres re. daneben (19). Ein drittes, wie das zweite neben der Holzstruktur (20). Abdrücke zweier Niet, sowie zwei im Holz verbliebene Niet zeigen, dass es ursprünglich auf Holz befestigt war (21). Re. oberhalb Schädel Nagel (22). Aus Füllung drei Fragmente (23) und eine WS (24). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. 2 Rillen beidseitig. L. 45.5 cm. Klinge 34.5 cm. B. 5 cm. MA 46357. Saxscheide (2–5): 2 5 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Oberster Niet nicht erhalten. 3 Punkte mit 3 eingekerbten Dreifachwirbeln. Kerbung. L. 0.7 cm. Dm. 1.3 cm. MA 46358. 3 Ösenbeschläg. Eisen. An einer Seite abgerundet. Rechteckige Durchbrechung. 1 Niet, Kopf scheibenförmig. L. Nietstift 0.7 cm. L. 2.7 cm. B. 1.4 cm. MA 46359. 4 Beschläg. Bronze. Verbogen. Ausgebrochenes Nietloch. L.frag. 2.4 cm. Stark fragmentiert. MA 46360. 5 Ring. Bronze. Dm. 2.2 cm. MA 46361. 6 Messer. Eisen. Rücken gerade, Spitze aufgebogen. L. 16.5 cm. MA 46362. Gürtelgarnitur, dreiteilig (7–12): 7 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Beschläg trapezförmig mit schwalbenschwanzförmigem Ende. L. Beschläg 6.5 cm und B. 4.3 cm. 3 Bronzeniet, halbkugelig, Rand z.T. gekerbt. Bügel in Abständen streifentauschiert. Flächig ineinander verflochtene Punktbänder, gerahmt von doppeltem Leiterband. Tauschierung. B. 4.9 cm. L.W. 3.1 cm. MA46363. 8 Gegenbeschläg. Eisen. Trapezförmig, Schwalbenschwanzende. Bronzenietkappen z.T. gekerbt. Flächig ineinander verflochtene Punktbänder, gerahmt von doppeltem Leiterband. Tauschierung. L. 6.5 cm. MA 46364. 9 Rückenbeschläg. Eisen. 4 Bronzeniet, halbkugelig. Flächig ineinander verflochtene Punktbänder, gerahmt von doppeltem Leiterband. Tauschierung. L. 4.5 cm. B. 4.5 cm. MA 46365. 10 Ösenbeschläg. Bronze. Rechteckig durchbrochen, an den Schmalseiten Ausbuchtung mit je einem 0.7 cm langen Niet. L. 2.6 cm. B. 1.2 cm. MA 46366. 11 Ösenbeschläg. Bronze. Rechteckig durchbrochen, an den Schmalseiten Ausbuchtung mit je einem 0.7 cm langen Niet. L. 2.6 cm. B. 1.2 cm. MA 46367. 12 Ösenbeschläg. Bronze. Rechteckig durchbrochen, an den Schmalseiten Ausbuchtung mit je einem 0.7 cm langen Niet. L. 2.6 cm. B. 1.2 cm. MA 46368. 13 Messer. Eisen. Spitze abgebrochen. L.frag. 11 cm. Fragmentiert. MA 46369. 14 Stab. Eisen. Wohl Pfriem. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 46370. 15 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gewölbt. Eisenniet. Zähnungsverhältnis 5:3. Stark fragmentiert. MA 46371. 16 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Rechteckiges Eisengegenplättchen. Dazwischen stecken die Spitzen zweier Kammzähne. L. 0.6 cm. Dm. 0.8 cm. MA 46372. 17 Schnalle. Eisen. Einfach. B. 3.5 cm. B. innen 2.8 cm. Stark fragmentiert. MA 46373. 18 Blech. Bronze. Rechteckig, ausgebrochen. L. 1.7 cm. B. 1.1 cm. Frag-
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mentiert. MA 46374. Blech. Bronze. Ein ausgebrochenes Nietloch. L. 1.8 cm. B. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 46375. Blech. Bronze. Enden aufgebogen. L. 1.4 cm. B. 1.2 cm. MA 46376. 4 Niet. Bronze. 2 nur als Spur im Holzrest erhalten. Nietreihe quer zur Holzmaserung. L. 0.7; 0.6 cm. Fragmentiert. MA 46377. Nagel. Eisen. L.frag. 4 cm. Dm. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 46378. 3 Fragmente. Eisen. Füllung. MA 46379. WS. Füllung. MA 46380.
Grab 504 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 70 cm. Unregelmässig rechteckige Erdgrube 205x80 cm. Jeweils 20 cm von den Stirnwänden entfernt quer über die Grabgrube ein 10 cm breites, 5 cm tiefes Gräbchen (Quercus sp.). Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 53–54): Ohrring (1) auf dem Schädel. Unter dem nach li.
Grab 504. M. 1:20. gewandten Schädel Ohrring (2). Im Hals und Brustbereich Perlen (3). Bei den li. unteren Rippen Spinnwirtel (4). Unterhalb des Beckens Schnalle (5), Rs., Dornspitze nach li. Unterhalb (5), in und bei einer schwarzen Holzverfärbung, kleines Gehänge (6–10). Darauf deuten die Lage in einer Reihe untereinander und die Lochung aller Objekte: Perle (6), durchbrochene Bronzescheibe (7), runder Anhänger mit Öse (8) und Ringlein (9). Das Bruchstück eines Beschläges (10) lag auf der Verfärbung. Auf und unter dem Becken Stabgürtel mit Gehänge (11–12). Dieser weist, zwei Glieder vor dem Abschluss, eine Abzweigung auf. Daran ist ein Kreuz befestigt, das auf dem li. Oberschenkel lag. Von drei Kreuzarmen hing ein dreisträngiges, zwischen den Beinen liegendes, ca. 60 cm langes Gehänge (12) aus Bronzeröllchen mit vier Eisenschiebern. Es endet in drei Bronzeklöppeln. Li. ausserhalb neben dem Oberschenkel lag ein Messer (13), Spitze zu den Füssen. Unter Kreuz (12) war ein Gewebeabdruck. Aus der Füllung Perle (14). 1 Drahtohrring. Silber. Ein Ende mit kleinem Polyederkopf, anderes spitz. Dm. 2.3 cm. Gew. 0.9 g. MA 46381. 2 Drahtohrring. Silber. Enden stumpf. Dm. 2.1 cm. Gew. 0.8 g. MA 46382. 3 Perlen. MA 46383. 4 Spinnwirtel. Keramik. Rotbraun. Konisch. Zentrale Durchlochung. Magerung mittel, mit Glimmer. Dm. 3 cm. D. 1.8 cm. MA 46384. 5 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, runder Bügelquerschnitt. S. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 4.2 cm. B. innen 3.1 cm. MA 46385. Gehänge (6–9):
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Perle. MA 46386. Scheibe. Bronze. Klein, mit Fortsatz. In der Mitte kreuzförmig durchbrochen, auf einer Seite von einem geritzten Kreis umgeben. L. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 46387. 8 Anhänger. Bronze. Blech, beutelförmig. Rechteckige durchbrochene Öse. MA 46388. 9 Ringlein. Bronze. Dm. 0.5 cm. MA 46389. 10 Endknopf eines Beschläges. Bronze. Rund, mit Nietloch. L. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 46390. Stabgürtel mit Gehänge (11–12): 11 Stabgürtel. Bronze. Drahtförmige Stäbe. Enden zu Ösen umgebogen und umwickelt, ineinander gehakt. Erhalten auf einer L. von 106 cm. L. 8–10 cm. Fragmentiert. MA 46391. 12 Gehänge. Kreuz. Bronze, versilbert. Gleicharmig, Arme trapezförmig, L. 4.5 cm, Schmalseiten profiliert. In der Mitte Aufsatz, auf Rs. halbkugelige Nietvorrichtung. Kreuzarme durchbohrt, darin Eisenringe der Hängevorrichtung. Von den 3 unteren Kreuzarmen geht ein dreisträngiges Gehänge aus, bestehend aus langen, wohl auf Leder aufgerollten Bronzeröllchen. L. ca. 60 cm. Jeder Strang wird mit einem Bronzedrahtring mit Klöppel abgeschlossen. Schauseiten des Kreuzes mit gepunztem, randbegleitendem Punktband und hängenden Dreiecken. Klöppel bei Öse und dem kugeligen Schlussknopf je eine wulstartige Verdickung. Ein Klöppel antik repariert, runder, unterer Abschluss von der Erstausführung, daran anschliessender Stab mit Öse nach dem Vorbild der beiden anderen Klöppel nachgearbeitet und möglicherweise verzapft. Textilreste unter Kreuz und Bronzeröllchen, s. Textilkatalog Rast-Eicher (mit Einteilung A1–A5). Fragmentiert. MA 46392. 13 Messer. Holz an Griff (Fraxinus excelsior). Textilreste und Lederreste der Scheide, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 10.5 cm. Fragmentiert. MA 46393. 14 Perle. Füllung. MA 46394. Grab 505 Erdgrab. T. 85 cm. Rechteckige Erdgrube 220x70. An den Längsseiten die Wände leicht abgeschrägt. Quercus sp. Skelett: Gut erhalten, Schädel nach S verlagert, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 51): Zwischen den Knien zweiteiliger Gürtel: Schnalle (1) und Beschläg (2), beide Rs. Längs zwischen den Oberschenkeln – mit Ausnahme (9) – Tasche (3–9): Messer (3), Spitze zum Kopf, Schneide re. Re. daneben Ahle (4). Li. neben (3) Schleifstein (5). Li. neben (5) Fragment (6). Klammerhaken (7) und Nagel (8). Ausserhalb beim li. Oberschenkel Silex (9). Unter dem Schädel Kammfragmente (10). Gürtelgarnitur, zweiteilig (1–2): 1 Gürtelschnalle. Eisen. Beschläg rund, 5.5 cm breit. Laschenkonstruktion. 2 Bronzeniet, Köpfe halbkugelig, Dm. 0.8 cm sowie 1 Nietloch. Leder- und Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 46395. 2 Beschläg. Eisen. Nur noch 2 Bronzeniet, Köpfe halbkugelig mit Dm. 0.8 cm, und Unterlegeblech aus Bronze erhalten, dazwischen Korrosionsrest. B. 3.8 cm. MA 46396. Tascheninhalt (3–9): 3 Messer. Eisen. Schneide zum Rücken ziehend. Holzrest am Griff (Fraxinus excelsior). L. 16.5 cm. MA 46397. 4 Ahle. Eisen. Spitze abgebrochen. Holzrest am Griff (Viburnum sp.). L.frag. 6.8 cm. Fragmentiert. MA 46398. 5 Schleifstein. Sandstein. Graublau. L. 10 cm. MA 46399. 6 Fragment. Eisen. L. 1.5 cm. MA 46400. 7 Klammerhaken. Eisen. Ein Ende abgebrochen. L. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 46401. 8 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 1.3 cm. Dm. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 46402. 9 Silex. Grau. L. 3.8 cm. MA 46403. 10 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckenleisten. Noch 3 Eisenniet. Zähnungsverhältnis 7:4. Fragmentiert. MA 46404. Grab 506 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 130 cm. Unregelmässige Grube 200x80 cm. 30 cm von der W- und 10 cm von der O-Seite 10 cm breites und 5 cm tiefes, quer über die Grabsohle laufendes Gräbchen. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Mann/Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 55): Ausserhalb beim re. Bein Sax (1), Spitze zu den Füs-
sen, Schneide li. Die Gürtelgarnitur (2–4) war auf den Oberschenkeln deponiert. Die Schnalle (2) lag auf re. Oberschenkel, Dorn nach li.; Gegenbeschläg (3) ausserhalb beim li. Oberschenkel; Rückenbeschläg (4) bei (2). Nur (2), Rs. Zwischen den Beinen oberhalb der Knie, quer zur Körperachse, Tasche (5–11): Messer (5), Spitze li. Schneide zum Oberkörper; Ahle (6); Fragmente (7) und (8) eines zweiten Messers; pyramidenförmiger Knochenanhänger (9) und Silex (10). Zwischen den Knien, quer, Spitze re., Pfeilspitze (11). Unter dem Schädel Fragment eines Kammes (12). Aus der Füllung drei WS (13). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. L.frag. 37 cm. Klinge 25 cm. B. 4.4 cm. Fragmentiert. MA 46405. Gürtelgarnitur, dreiteilig (2–4): 2 Schnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Pilzdorn. Beschläg rund und 7.2 cm breit. Niet, halbkugelig, eiserne Ziernietkappen. B. 6.6 cm. B. innen 4.4 cm. Fragmentiert. MA 46406. 3 Gegenbeschläg. Eisen. Rund. 2 Niet, Dm. 1.5 cm, und 2 Nietlöcher. B. noch 5.9 cm. Fragmentiert. MA 46407. 4 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig. 4 Niet, halbkugelig. L. 6.5 cm. B. 5.5 cm. Dm. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 46408. Tascheninhalt (5–11): 5 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Griff mit längsgemaserten Holzresten. L. 13.2 cm. MA 46409. 6 Ahle. Eisen. Griff mit längsgemaserten Holzresten. L.frag. 7.5 cm. MA 46410. 7 Fragment. Eisen. Bandförmig. Messergriff mit längsgemaserten Holzreste. L.frag. 2.9 cm. MA 46411. 8 2 Fragmente. Eisen. Bandförmig. Messer? 2.7x1.3 cm und 3.9x1.2 cm. Holzreste. MA 46412. 9 Pyramidenknopf. Knochen. Kochen von Rind oder Hirsch. Zentrale Durchbohrung. L. 2.6 cm. B. 2 cm. D. 0.8 cm. MA 46413. 10 Silex. Rot. Gebändert. L. 2.9 cm. MA 46414. 11 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 5.7 cm. Fragmentiert. MA 46415. 12 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckleisten. Zähnungsverhältnis 7:5. Fragmentiert. MA 46416. 13 3 WS. Füllung. MA 46417. Grab 507 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Nachbestattung in Grab 509. T. 100 cm. Unregelmässige, schlecht erkennbare Grube 200xca. 70 cm. Am S-Rand, 15 cm über Sohle, quergemaserter Holzrest. Da Grab 507 eine Nachbestattung in Grab 509 ist, ist nicht zu entscheiden, zu welcher Bestattung der Holzrest gehört. Skelett: Nachbestattung, sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 50–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 508 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 110 cm. 180x85 cm. 20 cm von Wund 30 cm von O-Seite über gesamte Breite je 10 cm breites und 10 cm tiefes N-S-Gräbchen. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 55): Im Oberkörperbereich Perlen (1), auf re. Arm Kamm (2). 1 Perlen. MA 46418. 2 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleiste gewölbt. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 5:3. L. 13 cm. B. 5.5 cm. MA 46419. Grab 509 Erdgrab. Von Nachbestattung 507 gestört. Skelett: Primärbestattung, Knochen lagen zusammengeschoben auf Grabsohle neben re. Bein von Bestattung 507. Erwachsen/Mann?, 20–79 Jahre. Keine Beigaben. Grab 510 Erdgrab mit Sarg, bei Ausgrabung 1867 gestört. T. 80 cm. Keine Erdgrube, aber Überreste eines 155x60 cm grossen Sarges mit Sargdeckel und Seitenwänden teilweise erkennbar (Quercus sp.). Beinbereich durch einen Sondiergraben 1867 gestört. Skelett: Sehr schlechter Zustand, nur Schädel und wenige Langknochen erhalten. Knabe/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 55): In der Beckengegend, quer liegend Messer (1), Spitze li., Schneide zum Oberkörper. In einer schwarzen Verfärbung entlang der Schneide und darüber hinaus metallene Bestandteile der Scheide (2): 5 cm nach Griffangelende Scheidenmundblech (2) mit fast vergangener U-för-
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miger Scheidenrandzwinge (3). Nach 2 cm und 12 cm, je ein 4 cm langer Scheidentragebügel mit Niet (4). Bei 8 cm ein einzelner Bronzeniet (5). Entlang dem äusseren Rand von (4) und (5) nur noch acht kleine Niet (6) einer vormals kompletten Nietreihe nachweisbar. Alle Niete Vs. Die Schnalle (7) lag am oberen Ende des Messers (1). Dabei lag Niet (8). Re. neben Schädel Kamm (9). Aus der Füllung Scherbe (10) und Perle (11). 1 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. L. 16.5 cm. B. 2.7 cm. MA 46420. Scheide (2–6): 2 Scheidenmundblech. Bronze. Enden mit 3 Niet vernietet. Scheidenöffnung 3 cm. 2 Rillen. Abies alba. L. 5 cm. B. 0.9 cm. MA 46421. 3 Scheidenrandzwinge. Bronze. Querschnitt U-förmig, umgebogen. 1 Niet. Schenkellänge 1.2 cm und 3.5 cm. L.frag. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 46422. 4 2 Tragebügel. Eisen. 2 Bronzeniet. Köpfe scheibenförmig. L. 4 cm. Fragmentiert. MA 46423. 5 Niet. Bronze. Kopf nicht erhalten. L. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 46424. 6 8 Niet. Bronze. Klein. Auf Ausgrabung dokumentiert, konnten nicht geborgen werden. L. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 46425. 7 Schnalle. Eisen. Bügelquerschnitt flach. Beschläg trapezförmig, 2 ausgebrochene Nietlöcher erhalten, 3.2 cm lang. OS Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.6 cm. B. innen 2.2 cm. Fragmentiert. MA 46426. 8 Niet. Eisen. L. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 46428. 9 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten. 4 Niet. L.frag. 7.5 cm. B. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 46429. 10 WS. Füllung. MA 46430. 11 Perle. Füllung. MA 46427. Grab 511 Steinkiste, wohl 1866/67 gestört. T. 70 cm. Unregelmässige, schlecht erkennbare Grube ca. 150x70 cm, mit Resten der Steinsetzung aus Sand- u. Kalkstein, die auch in der Füllung verteilt lagen. Skelett: Nur teilweise und sehr schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage erkennbar. Skelett: Nur teilweise und sehr schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage erkennbar. Kind/Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 55): Oberhalb und re. vom Schädel Kammteile (1). Neben re. Oberschenkel Schnalle (2). 1 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gewölbt. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 5:4. L. 9 cm. B. 4 cm. Fragmentiert. MA 46431. 2 Schnalle. Eisen. Bügel hoch, hohl. Stark fragmentiert. MA 46432. Grab 512 Steinkiste C, wohl 1866/67 gestört. T. 90 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus behauenen Kalk- u. Sandsteinen, noch bis zu drei Lagen erhalten. Abmessung innen 190x60 cm. An NW-Längsseite gestört. Skelett: Schlecht erhalten, Langknochen überwiegend in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/ Mann?, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 55): entlang re. Oberschenkel Sax (1). 1867 entnommen, Rostspur deutlich erkennbar. Im Grab verblieb lediglich Griffangelfragment. Bei den Füssen Ahle (2) und zwei Stiftfragmente (3; 4). 1 Sax. Eisen. Abdruck in Grab. Längsgemaserte Holzreste an Griff. L. 52 cm. L.frag. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 46433. 2 Ahle. Eisen. Längsgemaserte Holzreste an Griff. L.frag. 6.5 cm. MA 46434. 3 Stift. Eisen. Vierkantig, leicht gebogen. L. 4 cm. MA 46435. 4 Stift. Eisen. Ein Ende hakenförmig gebogen. Fragmentiert. MA46436. Grab 513 Steinkiste A, 1867 gegraben. T. 85 cm. Sorgfältig gefügte, bis zu drei Lagen erhaltene Steinkiste aus behauenen Kalk- und Sandsteinen. W-Seite aus senkrechtstehender Kalksteinplatte. An Kopf- und Fussende auf Sohle 30 cm bzw. 40 cm lange Pflasterung. Die hellen Kalksteine wechselnd mit den rötlichen Sandsteinen und erzielen einen sicherlich bewussten hell-dunkelEffekt. Abmessung innen 200x50 cm. In W-Hälfte, über Skelett, zwei grosse Decksteine. Skelett: Oberkörper fast gänzlich entfernt, Beine – bis auf re. Oberschenkel – in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 56): An beiden Längswänden, 40 cm von W-Seite je Kammfragmente (1). Neben li. oberem Oberschenkel Schnalle (2), darunter, Spitze zu den Füssen, Messer (3). Zu (2) gehöriger Dorn aus Füllung. 1 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gewölbt.
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3 Niet erhalten. Zähnungsverhältnis 3:2. Strichverzierung. L.frag. 5.5 cm. B. 2.4 cm. Fragmentiert. MA 46437. Gürtelschnalle. Eisen. Bügel wenig gewölbt. Zugehöriger Dorn aus Füllung. Dornachse mit Kupferlotspuren. B. 4.8 cm. B. innen 3 cm. MA 46438. Messer. Eisen. L. 15 cm. MA 46439.
Grab 514 Steinkiste B, 1866 gegraben. T. 100 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus gleichmässig behauenen, grossen, länglichen Sandsteinblöcken. Längswände in W-Hälfte fehlen. Abmessung innen 200x60 cm. An Stirnseiten auf Sohle Pflasterung. Skelett: 1866 entfernt, Skelettfragmente in Füllung. –/Mann?, 30–49 Jahre. Keine Beigaben. Grab 515A Steinkiste A mit Nachbestattung, 1866/67 gestört. T. 110 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus behauenen Kalk- und Sandsteinen, bis zu sechs Lagen erhalten. Im Kopf- und Fussbereich auf der Sohle Steinpflaster. Niveau der Sohle im O 10 cm tiefer. Obere Lagen der S-Wand durch Hangdruck ins Grab gedrückt, O-Ende leicht nach N verschoben. Abmessung innen 200x70 cm. Grab 515 beinhaltet zwei Individuen. Erstbestattung 515 A und Nachbestattung 515 B. Letztere durch eine Steinlage getrennt 10 cm über 515 A. Skelett: Primärbestattung, unvollständig, bei der Anlage von 515 B verworfen und an die re. Grubenwand geschoben. Weitere Skelettreste in der Füllung. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 56): Bei Langknochen von 515 A Ösenbeschläg (1). 1 Ösenbeschläg. Bronze. L. 3 cm. B. 1.4 cm. MA 46440. Grab 515B Skelett: Nachbestattung, mässig erhalten. In situ, aber unvollständig, was auf eine Störung 1866/67 hinweisen könnte. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 60–69 Jahre. Keine Beigaben. Grab 516 Steinkiste A. T. 100 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus behauenen Kalkund Sandsteinen, bis zu sechs Lagen erhalten. Durch Hangdruck S-Wand ins Grab gedrückt bzw. verstürzt. Abmessung innen 195x60 cm. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 56): Re. (1) und li. (2) des Schädels Bronzeohrring. Innerhalb beili. Oberschenkel Schnalle (3), Rs. Aus der Füllung Scherben (4 und 5). 1 Drahtohrring. Bronze. Ein Ende flach, mit Öse, anderes Ende als Haken aufgebogen. Dm. 5.8 cm. Fragmentiert. MA 46441. 2 Drahtohrring. Bronze. Nur noch Ösenansatz. Dm. 5.2 cm. Füllung. MA 46442. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügelquerschnitt rund. B. 5 cm. B. innen 3.8 cm. Füllung. MA 46443. 4 RS. MA 46444. 5 WS. MA 46445. Grab 517 Ehemalige Steinkiste, wohl 1866 vollständig gegraben. T. 65 cm. Unregelmässige, teilweise schlecht erkennbare Grube 200x90 cm, verfüllt mit Skelettresten und Steinen. Erwachsen/–. Beigaben: Eine glasierte Scherbe aus der Füllung, nicht aufbewahrt. Grab 518 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 110 cm. Trapezförmige Grube 210x80 (W)/60 (O) cm. Niveau der Sohle im W 8 cm höher als im O. 35 cm bzw. 40 cm von W- u. O-Seite quer über Sohle laufendes, 10 cm breites und 5 cm tiefes Gräbchen. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 56): Re. (1) und li. (2) des Schädels Ohrringe. Im Halsbereich Perlen (3). Im Becken Schnalle (4). Im SW-Eck, 30 cm über Sohle Kamm (5). 1 Drahtohrring. Bronze. Polyederkopf pyramidenstumpfartig. Auf jeder Würfelseite tiefe Bohrung, Schauseiten an Ecken durch Bohrung abgeflacht. Dm. 4 cm. Fragmentiert. MA 46446. 2 Drahtohrring. Bronze. Polyederkopf pyramidenstumpfartig. Auf jeder Würfelseite tiefe Bohrung, Schauseiten an Ecken durch Bohrung abgeflacht. Dm. 4 cm. Fragmentiert. MA 46447. 3 Perlen. MA 46448.
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Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügelquerschnitt flach. B. 4 cm. B. innen 2.9 cm. MA 46449. Kamm. Dreilagenkamm. Knochen. Deckenleisten wenig gewölbt. Noch 2 Niet. Strichverzierung. Fragmentiert. MA 46450.
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27 Grab 519 Erdgrab. T. 140 cm. Unregelmässige Grabgrube 220x75 cm. Grabsohle am Kopf 8 cm höher als an den Füssen. An der S-Seite, ca. 50 cm über Grabsohle, Absatz in der Gubenwand. Parallel zur O-Wand 30 cm breites und 15 cm tiefes, modernes Gräbchen mit glasierter Keramik. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 56): Beim Schädel zwei ungleiche Ohrringe (1; 2). Im Schädel- und Brustbereich Perlen (3), sowie metallene Kettenbestandteile (4): gefaltetes Blech, beim Hals (4); alle weiteren Teile fanden sich im unteren li. Brustbereich in einer schwärzlichen Verfärbung (5–12): Zusammengebogener Ohrring (5); Saxscheidenniet, durchbohrt (6); zwei ineinandergehängte Ringe (7); Blechstreifen, durchbohrt (8); Münze (9); Schnalle mit festkorrodierter Zwinge (10); Bleistück durchbohrt (11); Eisenperle (12). Beim li. Becken Schnalle (13), Dorn nach re., neben dem li. Unterschenkel Riemenzunge (14), beide Vs. Ob (13) und (14) eine Garnitur bilden, ist nicht zu klären. Entlang des re. Oberschenkels Gehänge (15–26): Kette mit 8 z.T. tordierten Stangengliedern (25) oben, stark verlagert. Entlang Schlüssel (15) Stangenglieder (17, 23–24). Li. Messer (16) Stangenglieder (17), darunter Schnalle (18). Re. des Schlüssels Fragment (19), darunter die Schnalle (20), darauf (23–24). Im Anschluss Messer (21), darunter Pfriem (26) mit Öse. Fundlage eines Ösenbeschlägs und mehrerer Fragmente (22) unklar. Re. des re. Unterarms Kamm (27). Unterhalb (14) Perle (28). Aus dem Gräbchen moderne Scherbe. 1 Drahtohrring. Bronze. Grosser Polyederkopf. Seitenflächen mit Kreisaugen. Dm. 4 cm. Fragmentiert. MA 46451. 2 Drahtohrring. Bronze. Polyederkopf klein. Kopf punktverziert. Fragmentiert. MA 46452. 3 Perlen. MA 46453. 4 Blech. Bronze. L. 1.2 cm. MA 46454. Gehänge (5–12): 5 Drahtohrring Bronze. Polyederkopf länglich. Ring zu geschlossener Schlaufe geborgen und im vorderen Teil tordiert. Schlaufe mit Spuren von 2 dünnen Schnüren. L. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 46455. 6 Saxscheidenniet. Bronze. Scheibenförmig. 3 eingepunzte Punkte. Einer für Aufhängung durchlocht. Dm. 1.9 cm. MA 46456. 7 2 Ringe. Bronze. Verhängt, aus zusammengebogenen, flachen Bronzestäben. Dm. 1.3; 1.1 cm. MA 46457. 8 Blechstreifen. Bronze. Durchlocht. L. 2.2 cm. B. 0.5 cm. MA 46458. 9 Münze, AE IV(?). 4. Jh. MA 46459. 10 Schnalle. Eisen. Ankorrodierte, rundstabige Bronzezwinge. B. 3.2 cm. B. innen 2.2 cm. MA 46460. 11 Bleistück. Blei. Durchbohrt. Hirschgrandelförmig. L. 2 cm. MA 46461. 12 Perle. Eisen. Ringförmig. Vergangen. Dm. 1 cm. MA 46462. 13 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Laschenkonstruktion. Beschläg zungenförmig, 3 Niet, 5 cm breit, runder Schlussknopf. B. 5.4 cm. B. innen 3.5 cm. MA 46463. 14 Riemenzunge. Eisen. Gewebespuren auf Rs., s. Textilkatalog RastEicher. L. 8.3 cm. B. 3.2 cm. MA 46464. Gehänge (15–26): 15 Schlüssel. Eisen. Unterteil tordiert, mündet in Haken. L. 21 cm. B. 2.7 cm. MA 46465. 16 Messer. Eisen. L.frag. 9 cm. Fragmentiert. MA 46466. 17 3 Stäbchen. Eisen. Wenig gebogen, eins mit eingerolltem Ende, wohl Stangenglieder. L. 2.9; 2.4; 1.5 cm. Fragmentiert. MA 46467. 18 Schnalle. Eisen. Einfach. Drahtdorn. B. 3.6 cm. B. innen 2.3 cm. MA 46468. 19 Fragment. Eisen. L. 2.5 cm. MA 46469. 20 Schnalle. Eisen. B. 3.3 cm. B. innen 2.3 cm. Stark fragmentiert. MA 46470. 21 Messer. Eisen. Griffangel mit Holzresten (Laubholz). L. 12.3 cm. MA 46471. 22 Ösenbeschläg und mehrere Fragmente. Eisen. Länglich. Fundlage unklar. L.frag. 4.7 cm. MA 46472. 23 2 Stangenglieder. Eisen. Enden S-förmig eingerollt, verhakt. L. 4.4 cm. Fragmentiert. MA 46473. 24 2 Stangenglieder. Eisen. Enden drahtförmig zu Ösen gebogen, umwickelt, verhakt. L. 3.3 cm. Fragmentiert. MA 46474. 25 3 Stangenglieder. Eisen. Sowie 3 weitere Fragmente. Stark fragmen-
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tiert. MA 46475. Pfriem. Eisen. Ende hakenförmig umgebogen. US mit Textilresten. Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 8.4 cm. Fragmentiert. MA 46476. Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm Knochen. Deckleisten gewölbt. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 5:4. L. 9.2 cm. B. 5 cm. MA 46477. Perle. MA 46478.
Grab 520 Erdgrab mit Sarg. T. 50 cm. Grube nicht erkennbar, lag knapp unter Baggerniveau. An der W- und O-Seite, im Abstand von 105 cm je eine querlaufende 75 cm und 65 cm lange Holzspur, sowie dazwischen eine längslaufende Holzspur. Südöstlicher Bereich irrtümlicherweise zu tief gegraben. Skelett: Nur Schädel- und wenige Langknochenreste erhalten. Knabe/Subadult, 2– 5 Jahre. Beigaben (Taf. 57): Im Beckenbereich quer Messer (1), Griff re., Schneide zum Kopf. Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (2–4) lag die Schnalle (2) re. vom Messergriff, Dorn nach re. Das Gegenbeschläg (3) 20 cm, das Rückenbeschläg (4) 10 cm oberhalb (1). (4) Vs. 1 Messer. Eisen. Rücken leicht zu Schneide ziehend. L.frag. 21.5 cm. Klinge 12 cm. B. 2.6 cm. Fragmentiert. MA 46479. Gürtelgarnitur, dreiteilig (2–4): 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel rundstabig. Dorn fehlt. Beschläg schmal, zungenförmig. B. 1.6 cm. 1 Niet. Vorderteil abgebrochen. B. 4 cm. B. innen 2.7 cm. Fragmentiert. MA 46480. 3 Gegenbeschläg. Eisen. Schmal, zungenförmig. 1 Niet. Langovales Unterlegeplättchen. L.frag. 4.1 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 46481. 4 Rückenbeschläg. Eisen. 4 Niet, 1 halbkugelige Niethaube erhalten. L. 3.4 cm. B. 3.3 cm. Fragmentiert. MA 46482. Grab 521 Erdgrab. T. 70 cm. Rechteckige Grube, O-Seite durch Gräbchen gestört. Masse noch 125x75 cm. N-Wand nicht erkennbar. Neben re. U'arm, li. und oberhalb Schädel je ein Stein. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 57): Im Becken re. Schnalle (1), Rs. Re. u. li. 10 cm oberhalb Schädel je ein Nagel (2; 3) von einem Sarg? 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Drahtdorn. B. 4.2 cm. B. innen 3.2 cm. Fragmentiert. MA 46483. 2 Nagel. Eisen. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 46484. 3 Nagel. Eisen. L.frag. 3.6 cm. Fragmentiert. MA 46485. Grab 522 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 110 cm. Rechteckige, an der W-Seite stark unregelmässige Grabgrube 205x85 cm. An der W-Seite quer zur Grube auf der Sohle ein 5–8 cm breites und 4 cm tiefes Gräbchen. Skelett: Gut erhalten. Das Skelett ist Richtung Südwand verlagert. Gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 57): Neben re. Oberschenkel Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (2–6) lag die Schnalle (2) re. neben dem Saxgriff, Dorn zum Kopf, das Gegenbeschläg (3) 10 cm neben li. Knie, Spitze zum Kopf, das Rückenbeschläg (4) beim li. Knie. Lediglich (4) Vs. Bei (2) und (4) jeweils ein weiterer schmaler Gürtelbeschläg (5) und (6). Aus der Füllung zwei Wandscherben (7) und Ziegelbruchstück (8). 1 Sax. Eisen. Rücken leicht gewölbt. Klingenansatz deutlich abgesetzt. L. 31.5 cm. L.frag. 30 cm. Klinge 21 cm. B. 3.5 cm. MA 46486. Gürtelgarnitur, dreiteilig (2–6): 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Beschläg zungenförmig. 2 Niet, Kopf halbkugelig, 1 Nietstift 1.3 cm lang. B. 6.1 cm. B. innen 3.8 cm. Fragmentiert. MA 46487. 3 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, wenig profiliert. 3 Bronzeniet, Kopf halbkugelig, 1 Nietstift 1.3 cm lang, Dm. 1.3 cm. L. 9 cm. B. 5.5 cm. MA 46488. 4 Rückenbeschläg. Eisen. 3 Niet, Kopf halbkugelig, 1 Nietstift 1.3 cm lang, Dm. 1.3 cm. L. 6.4 cm. B. 4.8 cm. MA 46489. 5 Ösenbeschläg. Eisen. Stäbchenförmig. Ein Ende trapezförmig, zweites Ende rund. 1 Niet, halbkugelig. L.frag. 3.5 cm. Stark fragmentiert. MA 46490. 6 Ösenbeschläg. Eisen. Stäbchenförmig. Ein Ende trapezförmig, zweites Ende rechteckig durchbrochen, unvollständig. Lederrest auf trapezförmigem Ende. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 46491. 7 2 WS. Davon 1 WS Feinkeramik helltonig. Röm? Füllung. MA 46492.
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Ziegelbruchstück. Füllung. MA 46493.
Grab 523A Steinkiste A, 1867 gestört. T. 70 cm. Sorgfältig gefügte Kiste aus grossen, teilweise behauenen Kalksteinen, drei Lagen erhalten. Sohle vollständig mit Steinplatten gepflastert. S-Wand durch Hangdruck ins Grab gedrückt. Skelett: Brust- und Bauchbereich entfernt, gestreckte Rückenlage. In der Füllung Reste eines zweiten Skeletts 523B. Kind/Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 57): An S-Wand in Kniehöhe Schnalle (1), im re. oberen Brustbereich Fragmente eines Plättchens (2), an N-Wand in Ellenbogenhöhe Niet (3). Aus der Füllung Fragment (4) und drei glasierte WS (5). 1 Schnalle. Eisen. Bügelquerschnitt oval. Dorn fehlt. B. 3.6 cm. B. innen 2.4 cm. Fragmentiert. MA 46570. 2 Plättchen. Eisen. Wohl Beschläg. Fragmentiert. MA 46571. 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig, Dm. 1 cm. L. 0.8 cm. MA 46572. 4 Fragment. Eisen. L. 0.8 cm. Nach Erhaltung neuzeitlich. Füllung. MA 46573. 5 3 WS. Glasiert. Füllung. MA 46574. Grab 523B Skelett: Reste eines Erwachsenen in Füllung von Grab 523A. Möglicherweise erst bei Verfüllung von 1867 ins Grab gelangt. Erwachsen/Frau, 30– 39 Jahre. Keine Beigaben. Grab 524 Erdgrab mit Sarg. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grabgrube 215x65 cm. Vom ca. 200x45 cm messenden Sarg haben sich Teile des Deckels und der re. Sargwand erhalten (Quercus sp.). Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand auf Becken. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 57): Beim re. Bein Sax (1), teilweise unter Oberschenkel, Spitze zu den Füssen, Schneide re. Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (2– 8) lagen die Schnalle (2) quer über Oberschenkel und Sax, Dorn nach li. Gegenbeschläg (3) aussen beim li. Knie, Spitze zum Kopf, Rückenbeschläg (4) innerhalb beim li. Knie. Lediglich (4) Vs. Ferner 3 trianguläre Beschläge (5–7): (5) auf der li. Kniescheibe, (6) li. der re. Kniescheibe, (7) 10 cm weiter oben. Li. von (6) ein Beschläg mit rechteckiger Durchlochung (8). Unter der Rückenbeschläg (5) Streifen (9). Li. des li. Knies Stäbchen (10) und die Perle (11). In Kniehöhe Messer (11), Klinge auf Sax, Schneide re., Spitze zu den Füssen. Li. der Gürtelschnalle (2) Niet (13). 1 Sax. Eisen. Griff mit Holzrest. Klinge mit Scheidenrest. L. 73 cm. B. 4.5 cm. MA 46494. Gürtelgarnitur, dreiteilig (2–8): 2 Gürtelschnalle. Pilzdornschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Pilzdorn. Beschläg trapezförmig, wenig profiliert. L. 10.6; B. 5.8. Laschenkonstruktion. 2 Nietlöcher. 1 Niet, Kopf halbkugelig, Dm. 1.4 cm. Messingplattierung. B. 6.1 cm. B. innen 4.7 cm. MA 46496. 3 Gegenbeschläg. Eisen. Trapezförmig, wenig profiliert. 3 Niet, Kopf halbkugelig, Dm 1.2 cm. Keine Metalleinlagen sondern nur Rillen erhalten. 1 Niet mit tauschiertem Doppelkreuz, 1 Niet mit tauschiertem Kreuz. Streifentauschierung. L. 10.7 cm. B. 5.3 cm. MA 46497. 4 Rückenbeschläg. Eisen. 4 Niet, 2 mit halbkugeligem Kopf und tauschiertem Kreuz, 1 Bronzeniet, Kopf halbkugelig, hohl mit Kittfutter, Dm. 0.9 cm. Tauschierung. L. 5.9 cm. B. 4.9 cm. MA 46498. 5 Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär. 1 Nietloch. L. 2.9 cm. Fragmentiert. MA 46499. 6 Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär. 2 Niet, Kopf halbkugelig, Dm. 0.8 cm; L. 0.8 cm. L. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 46500. 7 Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär mit Ansatz der Öse. 3 Niet, Kopf halbkugelig, Dm. 0.8 cm; L. 0.8 cm. Hinterer Niet auf runder Abschlussplatte. L. 4 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 46501. 8 Ösenbeschläg. Eisen. Rechteckige Durchlochung. 1 Niet erkennbar. L. 3.3 cm. B. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 46502. 9 Streifen. Eisen. 2 Bruchstücke. L. 2.9; 1.4 cm. B. 0.8 cm. MA 46503. 10 Stäbchen. Eisen. MA 46504. 11 Mehrfachperle. Gelb. MA 46505. 12 Messer. Eisen. Griff mit längsgemasertem Holzrest. L.frag. 12.5 cm. B. 1.7 cm. MA 46506. 13 Niet. Eisen. MA 46507. Grab 525
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Steinkiste B, 1867 ausgegraben. T. 80 cm. Kiste aus senkrecht stehenden Kalksteinplatten. Auf Sohle bei Kopf und Füssen je eine Steinplatte. OWand u. östliche Hälfte der N-Wand 1867 entfernt. Skelett: Gut erhalten, Becken und Oberschenkel 1867 entfernt, Schädel zertrümmert, Rest verblieb in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 16–19 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung zwei Eisennägel (1), zwei glasierte WS (2) und eine Glasscherbe (3). Wahrscheinlich alle neuzeitlich. 1 2 Nägel. Eisen. L. 7.8; 7.6 cm. Neuzeitlich. Füllung. MA 46508. 2 2 WS. Glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 46509. 3 WS. Glas. Neuzeitlich. Füllung. MA 46510. Grab 526A Steinkiste C mit Abdeckung und Nachbestattung. T. 90 cm. Kiste aus sorgfältig gefügten, teilweise behauenen Kalk- u. Sandsteinen, sechs Lagen erhalten. W-Seite aus einer grossen, senkrecht stehenden Kalksteinplatte. Nund O-Wand fehlen. Auf Sohle in Kopf- und Unterschenkelhöhe je eine grosse Steinplatte. Mit grossen Steinplatten abgedeckt. Abmessung innen ca. 185x60 cm. Skelett: Primärbestattung, liegt in der N-Hälfte, gestört von der Nachbestattung 526B: Mässig erhalten, unvollständig. Knochen auf eine Länge von 70 cm an der Mitte der N-Wand zusammengeschoben. Erwachsen/Mann, 45–54 Jahre. Keine Beigaben. Grab 526B Siehe Grab 526A. Skelett: Nachbestattung, liegt in der S-Hälfte: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, Beine leicht nach re. angewinkelt. Erwachsen/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 58): Aus der Füllung Ösenbeschläg (1), Niet (2) und WS (3). 1 Ösenbeschläg. Bronze. Langrechteckig, Halbrunde Seiten. 1 Niet erhalten. 1 Nietloch. L. 2.5 cm. B. 1.3 cm. Füllung. MA 46511. 2 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 0.8 cm. Neuzeitlich. Füllung. MA 46512. 3 WS. MA 46513. Grab 527 Erdgrab. T. 50 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, Langknochen fehlen bis auf geringe Reste. Erwachsen/Mann, 25–29 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung RS (1). 1 RS. MA 46514. Grab 528 Erdgrab mit Sarg, 1866 gegraben. T. 80 cm. Rechteckige, durch Grabung von 1866 unklare Grube, ca. 190x60 cm. Vom Sarg an den Stirnseiten quergemaserte Holzreste des Bodens und der Stirnwände, längsgemaserte Holzreste der S-Wand und des Deckels (vor allem über re. Unterschenkel auf ca. 70x20 cm). Grösse des Sarges 180xca. 50 cm (Quercus sp.). Die Höhe betrug nach der erhaltenen W-Seite 40 cm. In Grabmitte der Raubschacht von 1866 erkennbar. Skelett: 1866 fast gänzlich entfernt, nur schlecht erhaltener Schädel und Unterschenkel in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/ Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 58): In Kniehöhe li. Beschläg (1), Schauseite unten, Spitze zum Kopf. Aus der Füllung Nagelkopf (2), Nagel (3), Stiftfragment (4), eine glasierte WS (5), drei WS (6). 1 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, profiliert. 2 Bronzeniet, Kopf halbkugelig, Dm. 0.8. L. 7.3 cm. B. 4 cm. MA 46515. 2 Nagel. Eisen. L.frag. 0.7 cm. Füllung. MA 46516. 3 Nagel. Eisen. L.frag. 1.4 cm. Neuzeitlich. Füllung. MA 46517. 4 Fragment. Eisen. L.frag. 1.6 cm. Neuzeitlich. Füllung. MA 46518. 5 WS. Glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 46519. 6 3 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 46520. Grab 529 Steinkiste, 1866 gegraben und zerstört. T. 90 cm. 1866 ergrabene und abgebaute Kiste, lediglich SW-Ecke einlagig in situ. Skelett: 1866 entfernt. Erwachsen/–. Beigaben: Aus der Füllung Nagel (1). 1 Nagel. Eisen. L.frag. 2.6 cm. Neuzeitlich. Füllung. MA 46521. Grab 530 Erdgrab mit Sarg. T. 120 cm. Rechteckige Grube 230x120 cm. Vom Sarg hatten sich quergemaserte Reste der W-, sowie längsgemaserte Holzreste
der N-Wand und des Deckels erhalten (Quercus sp.). Grösse Sarg ca. 200x60 cm. Deckel bis zu 40 cm über Skelett. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 58): Im Halsbereich Perlen (1), Beckenmitte Schnalle (2), Vs., Dorn nach re. Neben li. Knie Messer (3) Spitze zu den Füssen, Schneide li. Aus Füllung Scherben (4–5). 1 Perlen. MA 46522. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügelquerschnitt rund. Drahtdorn. Innen Abdruck des Lederriemenrandes. B. 5.3 cm. B. innen 4 cm. MA 46523. 3 Messer. Eisen. Längsgemaserte Holzreste am Griff. L. 14.2 cm. B. 2 cm. MA 46524. 4 RS. Glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 46525. 5 WS. Füllung. MA 46526. Grab 531B Nachbestattung, gut erhalten, Oberkörper entfernt, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 60–79 Jahre. Keine Beigaben. Grab 531A Erdgrab mit Nachbestattung B. 1867 ausgegraben. T. 70 cm. Unregelmässig rechteckige Grube, Umriss teilweise schlecht erkennbar, 230x90 cm. Skelett: Primärbestattung, mässig erhalten, nur noch Langknochen beidseits Beine Nachbestattung B. Erwachsen/Frau, 55–64 Jahre. Beigaben: Aus Füllung WS (1). 1 WS. Glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 46527. Grab 532 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 90 cm. Rechteckige Grube 230x100 cm. 30 cm von W- u. 60 cm von O-Seite quer über gesamte Sohle laufendes, 10 cm breites u. 5 cm tiefes N-S-Gräbchen. Mittig im Fussraum unterhalb Füsse, 40 cm über Sohle 45 cm grosse bis zur Sohle reichende und sich auf 55 cm verbreiternde Verfärbung aus braunem Lehm, die sich von der Füllung aus Lehm und gewachsenem Boden abhob. Darin eingebettet, Dm. max. 35 cm, eine im Profil rundliche Steinpackung deren Sohle bis 15 cm über Grabsohle reicht. Unter Schädel Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 58): Re. längs, teilweise unter Schädel Kamm (1), Zähnung re. Aus der Füllung WS (2). 1 Kamm. Einzeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Bogenförmige Griffplatte, Deckplatten gewölbt, noch 6 Niet, 5 Zähne/cm. Deckleisten strichverziert. L. 16–18 cm. L.frag. 9+4 cm. Fragmentiert. MA 46528. 2 WS. Füllung. MA 46529. Grab 533 Steinkiste B, 1867 ausgegraben. T. 80 cm. Seitenwände weitgehend abgebaut. Boden vollständig mit Platten ausgelegt. Alles Kalksteine. Abmessung innen ca. 180x60 cm. Skelett: Bis auf wenige Reste 1867 entfernt. Erwachsen/Frau, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 58): An S-Wand, 70 cm von SW-Ecke Schnalle (1). Kammfragment (2) beim Waschen der Schädelreste entdeckt. 1 Schnalle. Eisen. Einfach. Drahtdorn. Textilreste auf Bügel, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.5 cm. B. innen 2.3 cm. MA 46530. 2 Kamm. Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Deckleisten gewölbt. Noch 2 Niet. Zähnungsverhältnis 3:2. L.frag. 2.9 cm. Stark fragmentiert. MA 46531. Grab 534 Steinkiste C, 1867 gegraben. T. 100 cm. Sorgfältig gefügte Kiste aus teilweise behauenen Kalk- u. Sandsteinen, noch bis zu vier Lagen erhalten. OWand aus einer senkrecht stehenden Kalksteinplatte. Abmessung innen 190x60 cm. S-Wand durch Hangdruck ins Grab geschoben. Skelett: Bis auf wenige Reste 1867 entfernt. Erwachsen/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 58): Aus Füllung Beschläg (1), zwei Saxscheidenniete (2; 3) u. zwei neuzeitliche Fragmente (4; 5). 1 Beschläg. Eisen. Reste einer Laschenkonstruktion weisen es als Schnallenbeschläg aus. Zungenförmig mit Schlussknopf. 2 scheibenförmige Niet mit dreifacher Lochung, Dm. 1.6 cm, ursprünglich einer Saxscheide zugehörig. L.frag. 10 cm. Stark fragmentiert. MA 46532. 2 Saxscheidenniet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Eingekerbte S-Ha-
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ken. L. 0.7 cm. Dm. 1.7 cm. Stark fragmentiert. Füllung. MA 46533. Saxscheidenniet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Randlich 3 Löcher. L. 0.7 cm. Stark fragmentiert. Füllung. MA 46534. Stab. Eisen. Gebogen. L. 11 cm. Fragmentiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 46535. Fragment. Neuzeitlich. Füllung. MA 46536.
Grab 535 Steinkiste A, 1867 gegraben. T. 70 cm. Sorgfältig gefügte Kiste aus teilweise behauenen Kalk- und Sandsteinen, bis zu drei Lagen erhalten. Abmessung innen 200x60 cm. Skelett: 1867 teilweise entfernt. In situ verblieben, mässig erhalten: li. Oberarm, oberer Brustkorb und re. Bein, sie belegen gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 20–59 Jahre. Beigaben (Taf. 58): Im Halsbereich Perlen (1). Aus Füllung sechs unterschiedliche Nägel und drei Schaftfragmente (2). 1 Perlen. MA 46537. 2 5 Nägel und 6 Schaftfragmente. Eisen. z.T. anhaftende Holzreste. L. 4.8; 3.8; 2.8; 2.1; 1.5 cm. Füllung. MA 46538. Grab 536 Erdgrab. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 185x80 cm. S-Wand neigt sich leicht über Grabsohle. Skelett: Sehr gut erhalten, leicht verlagert aber im Verband, gestreckte Bauchlage Hände im (unter) Becken. Frau/Frau, 12–18 Jahre. Beigaben (Taf. 58): Re. (1) und li. (2) vom Schädel Ohrringe. Oberhalb (2) Nadel (3). Im Halsbereich Perlen (4), dabei Schlaufe (5). Im Becken Schnalle (6), am li. Mittelfinger drei Ringe (7–9). Bei Auffindung (8) in (7), Reihenfolge (9–8)/(7) von Fingerspitze. Zwischen Oberschenkel, Spitze zu den Füssen Messer (10). 10 cm re. neben Becken Spinnwirtel (11). 1 Drahtohrring. Bronze. Ein Ende als Schlaufe gebogen und umgewickelt, anderes Ende mit Häkchenansatz. 4 Gruppen feiner Ritzverzierung, Dm. 6.4 cm. MA 46539. 2 Drahtohrring. Bronze. Ein Ende als Öse ausgehämmert, durchlocht und anderes Ende mit Häkchen. 4 Gruppen feiner Ritzverzierung, Dm. 5 cm. Abgenutzt. MA 46540. 3 Nadel. Bronze. Kugelkopf, hohl, aus 2 Hälften zusammengesetzt. L. 5.6 cm. L.frag. 3.5 cm. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. Hallstattzeit. MA 46541. 4 Perlen. MA 46542. 5 Schlaufe. Bronze. Zusammengebogener Draht. Feine Ritzverzierung. Dm. 1.5 cm. MA 46543. 6 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Drahtdorn. Stark fragmentiert. MA 46544. 7 Fingerring. Bronze. Runder Querschnitt. Innen 0.3 cm breite, mitgegossene Aussparung, Zweitverwendung als Fingerring. Dm. 3 cm. Dm. innen 2.2 cm. MA 46545. 8 Fingerring. Bronze. Aus kantigem Stab gebogen, überlappende Enden. Reste einer Verzinnung oder Versilberung. Eingeritzte Schrägkannelur. Dm. 2.4 cm. Dm. innen 2.1 cm. MA 46546. 9 Fingerring. Bronze. Aus kantigem Stab gebogen, überlappende Enden. Reste einer Verzinnung oder Versilberung. Dm. 2.3 cm. Dm. innen 1.8 cm. MA 46548. 10 Messer. Eisen. Organische Auflagen. L.frag. 6.2 cm. Stark fragmentiert. MA 46549. 11 Spinnwirtel. Keramik. Unterteil stark einziehend. Ton glimmerhaltig, fein gemagert, oxidierend gebrannt. Dm. 2.8 cm. D. 1.3 cm. MA46550. Grab 537A Steinkiste A, wohl 1866/67 gegraben. T. 100 cm. Sorgfältig gefügte Kiste aus meist behauenen Tuff-, Sand- und Kalksteinen, bis fünf Lagen erhalten. In NW-Ecke Suspensuraplattenfragment. Skelett: 1866/67 entfernt. Erwachsen/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben: Aus Füllung Nagel (1). 1 Nagel. Eisen. Füllung. MA 46551. Grab 537B –/Mann?, 25–29 Jahre. Keine Beigaben. Grab 538 Erdgrab mit Sarg, neuzeitlich gestört. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grube. Ursprüngliche Abmessung nicht zu bestimmen, da im W durch moderne Versorgungsleitung gestört. Grösse noch 190x85 cm. Über Sax
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und Gürtelschnalle. Eichenholzreste (Quercus sp.). Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 59): Parallel zum re. Unterschenkel Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide li., mit metallenen Bestandteilen der Saxscheide (2–6) (alle Angaben vom Beginn der Griffangel): Bei 9 cm Scheidenmundblech (2). Entlang der Schneide in 1 cm Abstand bei 14 cm, 20 cm und 37 cm je grosser Niet (3) bei 4 cm, 7 cm langer Saxtragebügel mit zwei Abschlussknöpfen (4) bei 37 cm, alle grossen Niete Vs., bei 34 cm, 40 cm, 43 cm und 48 cm jeweils drei bis vier kleine, bei 43 cm und 48 cm Anordnung in Reihe erhalten, kleine Niet (5) und Plättchen (6). Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (7–9) lag die Schnalle (7) neben re. Knie, Dorn zum Oberkörper, das Gegenbeschläg (8) neben li. Oberschenkel, Spitze zu den Füssen, das Rückenbeschläg (9) zwischen den Unterschenkeln, unterhalb des li. Knies, Spitze re. Der gesamte Gürtel Vs. Neben re. Unterarm zwei Pfeilspitzen (10; 11), Spitze zu den Füssen. Neben li. Unterschenkel Inhalt einer Tasche: Plättchen (12), darunter Silexpfeilspitze (13), Silex (14), 7 cm unterhalb (8). Aus der Füllung eine WS (15). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide biegend. Am Griffabschluss 3 cm breite Zwinge. Griff mit Eschenholzrest (Fraxinus excelsior). L. 47 cm. B. 4.3 cm. MA 46552. Saxscheide (2–6): 2 Scheidenmundblech und Scheidenrandzwinge. Bronze. Mundblech oval gebogen, 5 cm lang, 2 cm breit. 2 Niet. Mundblech mit 2 Rillen. Zwinge tierstilverziert. Eichenholzreste (Quercus sp.cf.) und Fliegenpuppen. Keine Lederreste. B. 1.8 cm. MA 46553. 3 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. 1 konnte nicht geborgen werden. Randliche Punkte. L. 1 cm. Dm. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 46554. 4 Saxtragebügel. Eisen. 2 Bronzeniet. L. 7 cm. Fragmentiert. MA46555. 5 14 Niet. Bronze. L. 1 cm. MA 46556. 6 Plättchen. Eisen. Gelocht in 0.3 cm Abstand. Darin 3 Nietstifte von 1 cm Länge. Ortband? L. 1.2 cm. B. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 46557. Gürtelgarnitur, dreiteilig (7–9): 7 Gürtelschnalle. Pilzdornschnalle. Bronze. Bügel gewölbt. Pilzdorn mit Scharnierkonstruktion an Beschläg befestigt. Beschläg triangulär, rahmenartig, 9.7 cm lang, 4.2 cm breit. Auf der Schauseite 3 Niet, halbkugelig, auf US vernietet, Dm. 1.7 cm und 1.4 cm. 3 vom Rahmen abgehende Ösenniet, endständige querstehend. Unterer Nietrand gekerbt. B. 5.3 cm. B. innen 3.7 cm. MA 46558. 8 Gegenbeschläg. Bronze. Triangulär, rahmenartig, 9.7 cm lang, 4.2 cm breit. Auf der Schauseite 3 Niet, halbkugelig, auf US vernietet, Dm. 1.7 cm und 1.4 cm. 3 vom Rahmen abgehende Ösenniet, endständige querstehend. Unterer Nietrand gekerbt. MA 46559. 9 Rückenbeschläg. Bronze. Triangulär, rahmenartig. Auf der Schauseite 3 Niet, halbkugelig, auf US vernietet, Dm. 1.7 cm und 1.4 cm. 3 vom Rahmen abgehende Ösenniet, endständige querstehend. L. 4.6 cm. B. 3.4 cm. Dm. 1.3; 1.4 cm. MA 46560. 10 Pfeilspitze. Eisen. Rautenförmig. Schlitztülle. L.frag. 8.9 cm. MA 46561. 11 Pfeilspitze. Eisen. Rautenförmig. Schlitztülle. Getreppter Querschnitt. L.frag. 5.9 cm. Fragmentiert. MA 46562. Tascheninhalt (12–14): 12 Plättchen. Eisen. 1 Niet, 2 Nietlöcher. L. 2.5 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 46563. 13 Silexpfeilspitze. Grau. L. 2.3 cm. MA 46564. 14 Silex. Grau. L. 1.6 cm. MA 46565. 15 WS. Füllung. MA 46566. Grab 539 Erdgrab. T. 65 cm. Trapezförmige Grube 190x65 (W)/45 (O) cm. Skelett: Schlecht erhalten, vor allem li. Körperhälfte verworfen, re. in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 55–64 Jahre. Keine Beigaben. Grab 540 Steinkiste A, 1867 gegraben. T. 90 cm. Sorgfältig gefügte Kiste aus meist behauenen Tuff-, Sand- u. Kalksteinen, bis fünf Lagen erhalten. Bei SWEcke Suspensuraplattenfragment. Im Brustbereich und zwischen Oberschenkeln auf Sohle je eine Steinplatte. S-Wand durch Hang leicht ins Grab gedrückt. Abmessung innen 185x60 cm. Skelett: Brust, Becken und li. Arm 1867 teilweise entfernt, Rest verblieb, mässig erhalten, in situ. Gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 50–69 Jahre. Beigaben (Taf. 58): Im Brustbereich verstreut Perlen (1), neben li. Knie, Spitze zu den Füssen, Schneide li. Messer (2). 1 Perlen. MA 46567.
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Messer. Rücken zur Schneide ziehend. L. 16 cm. Fragmentiert. MA 46568.
Grab 541 Steinkiste, wohl 1867 gegraben. T. 60 cm. Unregelmässige, durch Störung 1867 schlecht erkennbare Grube. Wenige im Grab verbliebene Kalksteine sprechen für eine abgebaute Steinkiste. Im O'körper- und Fussbereich auf Sohle je eine grosse Kalksteinplatte. Grösse der Grube nach Humusabtrag 175xca. 80 cm. Skelett: Sehr schlecht erhaltener Oberkörper auf westlicher Steinplatte. Teilweise in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 5 Jahre ± 18 Mte. Beigaben (Taf. 58): Im Oberkörperbereich Perlen (1). 1 Perlen. MA 46569. Grab 542 Steinkiste A, wohl 1867 ausgegraben. T. 75 cm. Sorgfältig gefügte Kiste aus grossen, zum Teil behauenen Tuff-, Sand- u. Kalksteinplatten. Noch drei Lagen. Grabsohle vollständig mit Kalksteinplatten ausgelegt. Abmessung innen 95x45 cm. Skelett: Wohl 1867 entfernt, nur noch Reste. Kind/ Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 58): An S-Wand, 30 cm von SW-Ecke, Kammfragmente (1), an O-Wand verlagerte Perlen (2). 1 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckleisten, Niete. Stark fragmentiert. MA 46575. 2 Perlen. MA 46576. Grab 543 Steinkiste A, wohl 1867 nur oberflächlich angegraben. T. 90 cm. Der obere Teil der Steinkiste war gestört, in der Füllung fanden sich drei Steinblöcke. Im ungestörten Bereich: sorgfältig gefügte Steinkiste aus roh behauenen Kalkund wenig Sandsteinen. Nur noch eine Lage erhalten. Am Fuss- und Kopfende auf der Sohle je eine Kalksteinplatte. Die S-Wand durch den Hangdruck leicht ins Grabinnere geschoben. Abmessung innen 200x45 cm. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 60): Neben re. Bein Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Beim Sax metallene Bestandteile der Scheide (2–6): Entlang der Schneide von Griffangelbeginn in 1 cm Abstand bei 23 cm und 35 cm Tragebügel (2) und Tragebügel (3) mit 2 Bronzeniet (4). Bei 46 cm bronzene Niet (5). Bei 37 cm, 43 cm und 44 cm kleine Bronzeniet (6). Wie zahlreiche nicht mehr zu bergende Bronzespuren zeigen ursprünglich eine Reihe entlang der Schneide. Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (7–9) lag die Schnalle (7) quer über die Knie, Dorn nach li. Das Gegenbeschläg (8) neben li. Oberschenkel, Spitze nach unten und das Rückenbeschläg (9) zwischen den Unterschenkeln, alle Vs. Von vier Ösenbeschlägen (10–13) lagen je eines (10) zwischen (7) und (9), (13) hochkant parallel zu (2), (11) zwischen den Oberschenkeln und (12) auf der li. Brust. Alle Vs. Feuerstahl (14) zwischen (7) und (9), wohl aus einer Tasche. Zwischen den Unterschenkeln Silex (15). Unter dem Schädel Kamm (16). Nagel bzw. -fragmente (17) li. vom Schädel, (18) bei (8) und (19) bei den Füssen. Aus der Einfüllung im oberen gestörten Bereich: Nagel (20), Randscherbe (21) und – Opfer des Gelehrtenfleisses von 1867 – ein gebrochenes Brillengestell (22). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Am Griff 1.8 cm breite, bandförmige Zwinge. Klar erkennbarer Abschluss des Holzgriffs (Fagus silvatica). L. 56 cm. B. 5 cm. MA 46577. Saxscheide (2–6): 2 Tragebügel. Eisen. Mit zwei scheibenförmigen Bronzeniet, Dm. 1.7 cm. Gegossen und gepunztes Rosettenmuster. Mittig auf Bügel Abdruck eines 1.7 cm breiten Lederbandes (Best. W. Schoch). Dabei Buchenholzrest (Fagus silvatica). L. 6 cm. MA 46578. 3 Tragebügel. Eisen. Lederreste. L. 6 cm. Fragmentiert. MA 46579. 4 2 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig, Dm. 1.6 cm. Zu Bügel (3). Gegossen und gepunztes Rosettenmuster in der Mitte gepunztes Kreuz in Wolfzahnmuster. L. 0.9 cm. MA 46580. 5 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig, Dm. 1. cm. Randlich 3 Löcher. L. 1 cm. MA 46581. 6 3 Niet. Bronze. Klein, Kopf pilzförmig, Dm. 0.3 cm. Nur noch Nietstiftansatz vorhanden. L. 0.3 cm. Fragmentiert. MA 46582. Gürtelgarnitur, dreiteilig (7–13): 7 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt, Beschläg zungenförmig, profiliert, L. 9.5 cm; B. 6.1 cm. Laschenkonstruktion. Drei Bronzeniet mit bronzenen, halbkugeligen Ziernietkappen. Dm. der vorderen Nietkappen 1.7 cm, der hinteren Nietkappen 1.6 cm. B. 6.4 cm. B. innen
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4.1 cm. MA 46583. Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, leicht profiliert. Drei Bronzeniet mit bronzenen, halbkugeligen Ziernietkappen. Dm. der vorderen Nietkappen 1.3 cm, der hinteren Nietkappen 1.6 cm. L. 9.2 cm. B. 5.8 cm. MA 46584. Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig. Vier Bronzeniet mit bronzenen, halbkugeligen Ziernietkappen, Dm. 1.8, bzw. zweimal 1.6 cm. L. 6.2 cm. B. 5.4 cm. MA 46585. Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär, rechteckig durchbrochen. Drei Bronzeniet, halbkugelig, Dm. 0.9. L. 5 cm. B. 2.7 cm. MA 46586. Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär, rechteckig durchbrochen. Drei Bronzeniet, halbkugelig, Dm. 0.9. L. 5 cm. B. 2.7 cm. MA 46587. Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär, rechteckig durchbrochen. Drei Bronzeniet, halbkugelig, Dm. 0.9. L. 5 cm. B. 2.7 cm. MA 46588. Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär, rechteckig durchbrochen. Drei Bronzeniet, halbkugelig, Dm. 0.9. L. 5 cm. B. 2.7 cm. MA 46589. Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert, Ende umgebogen. L.frag. 7 cm. Fragmentiert. MA 46590. Chalcedon. Milchig weiss. Eine Seite mit Eisenoxidspur. L. 3 cm. MA 46591. Kamm. Knochen. 2 Niet. L.frag. 2.5 cm. Stark fragmentiert. MA 46592. Nagel. Eisen. Hakenförmig gebogen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 46593. Nagel. Eisen. Fragmentiert. MA 46594. Nagel. Eisen. Fragmentiert. MA 46595. Nagel. Eisen. Fragmentiert. Füllung. MA 46596. RS. Füllung. MA 46597. Brille. Neuzeitlich. Füllung. MA 46598. Siehe Taf. 70.1
Grab 544 Erdgrab, fast vollständig abgebaggert. T. 45 cm. Keine Grube erkennbar. Nur O-Hälfte auf ca. 50 cm erhalten. Skelett: Nur Füsse und untere Unterschenkelhälfte erhalten. Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 25–29 Jahre. Beigaben: Unterhalb re. Fuss Nagel (1). 1 Nagel. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 46599. Grab 545 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Auf Plan 1866 eingetragen. Von Grab 497 überlagert und teilweise zerstört. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 220x80 cm. 25 cm von der W-Seite und 40 cm von der O-Seite quer über die Sohle verlaufendes je 10 cm breites und 5 cm tiefes Gräbchen. Skelett: Gut erhalten. Bei Anlage von Grab 497 wurde li. der Oberkörper, das Becken und der Oberschenkel entfernt. Das übrige Skelett verblieb in situ. Gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 64): Neben re. Oberschenkel Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide re. Entlang der Schneide metallene Bestandteile der Saxscheide (2): Von Griffangelbeginn an bei 30 cm und 42 cm je ein Bronzeniet (2) und (3), bei 49 cm ein 7 cm langer Saxscheidentragebügel mit zwei bronzenen Zierknöpfen (4), alle Zierknöpfe Rs., bei 47.5 cm, 64.5 cm, 66.5 cm, 68 cm, 69.5 cm, 71 cm, 71.5 cm und 72 cm fünf kleine Bronzenietstifte (5), wohl ehemals eine vollständige Reihe bildend, aber zum grössten Teil vergangen. Die Gürtelschnalle (6) lag umgeklappt zwischen Sax und Oberschenkel, Dorn und Schnalle nach re., darüber Riemenzunge (7), Niete li. oben. Von zwei Ösenbeschlägen (8–9) lag einer unter Beschläg der Schnalle, die andere direkt neben li Oberschenkel, 10 cm über Knie. Alles Vs. Messer (10) lag auf dem Sax (1). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Am Griffansatz bandförmige, 1.5 cm breite Griffzwinge. Entlang Rücken zwei 0.2 cm breite Rillen mit einem Abstand von 1.2 cm. Griffdorn mit Buchenholzrest (Fagus silvatica). L. 72 cm. B. 5.5 cm. MA 46600. Saxscheide (2–5): 2 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Schlaufenverzierung. L. 0.9 cm. Dm. 1.5 cm. MA 46601. 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Schlaufenverzierung. L. 0.9 cm. Dm. 1.5 cm. MA 46602. 4 Tragebügel. Eisen. Mit 2 scheibenförmigen Bronzeniet, Dm. 1.5 cm. 1 Niet mit Tierstilmotiv, 1 Niet mit Wirbelmotiv. Spuren von Buchenholz zwischen Sax und Tragebügel (Fagus silvatica). MA 46603. 5 5 Niet. Bronze. Klein. L. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 46604. 6 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Beschläg trapezförmig, 7.1 cm lang und 4.5 cm breit, 3 Niet. Niet mit tauschiertem Kreuz. Bichrome
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Flächentauschierung. B. 6 cm. B. innen 4.1 cm. MA 46605. Riemenzunge. Eisen. 2 Bronzeniet. Zweistrangiges Leiterflechtband. Bichrome Tauschierung. L. 6.1 cm. B. 1.9 cm. MA 46606. Ösenbeschläg. Bronze. Rechteckig durchbrochen. Rand profiliert. 3 Nietlöcher. L. 3 cm. B. 1.5 cm. MA 46607. Ösenbeschläg. Bronze. Rechteckig durchbrochen. Rand profiliert. 3 Nietlöcher. L. 3 cm. B. 1.5 cm. MA 46608. Messer. Eisen. L.frag. 11.5 cm. Stark fragmentiert. MA 46609.
10 . Grab 546 Steinkiste, 1866 ausgegraben. T. 60 cm. Grube kaum erkennbar. Auf 110x40 cm nur noch Kalk- und Sandsteinpflaster der Sohle erhalten. Skelett: Bis auf wenige Knochenfragmente entnommen. Erwachsen/Erwachsen, 60–69 Jahre. Beigaben: Aus Füllung Nagel (1) u. Ziegelfragment (2). 1 Nagel. Eisen. Gebogen. L. 4.2 cm. Füllung. MA 46610. 2 Ziegelbruchstück. MA 46611.
Grabung 1990 Grab 547 Erdgrab, vom Bagger gestört. Von Grab 550 überlagert. T. 35 cm. Rechteckige, an N-Seite durch Bagger und Grab 550 gestörte Grube, 210x70 cm. Skelett: Vom Bagger verdrückt, sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Subadult, 10 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 59): Brustbereich Perlen (1) und Grandel (2). Am li. Unterarm Armring (3). Von Bagger verschleppte Perle (4) nahe bei Grab. Aus Füllung zwei WS (5). 1 Perlen. MA 46612. 2 Hirschgrandel. Zahn. Oberkiefereckzahn, Rothirsch. Grandel sind nur bei männlichen Tieren vorhanden. Gelocht. MA 46613. 3 Armring. Eisen. Drahtförmig, 1 Ende mit Bronzehülse versehen. Dm. 5 cm. Fragmentiert. MA 46614. 4 Perle. Füllung. MA 46615. 5 2 WS. Füllung. MA 46616. Grab 548 Erdgrab. T. 95 cm. Langrechteckige Grube 200x65 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Frau/Erwachsen, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 59): Im Becken re. Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Am li. Unterarm Armring (2), Kolben oben. Aus Füllung Stift (3), RS (4), zwei WS (5) und zwei Ziegelbruchstücke (6). 1 Gürtelschnalle. Schnalle mit rechteckigem Beschläg. Eisen. Bügel leicht nierenförmig. Laschenbeschläg rechteckig, aus doppelt umgelegtem Blech, 3.2 cm lang, 2.2 cm breit. Dicke des genieteten Materials 0.35 cm. Ursprünglich 4 Niet. 1 Nietloch, 2 endständige Bronzeniet erhalten. 3 untereinanderliegende, breite Kreisaugenpaare. Plane Nietköpfe bilden jeweils das obere und untere Kreisaugenzentrum. Bichrome Tauschierung (Bügel: Silber; Beschläg: Kupferlegierung). Reste des Ledergürtels, Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 4.3 cm. B. innen 2.8 cm. MA 46617. 2 Armring. Kolbenarmring. Silber. Kolbenenden nicht ganz massiv, wie Risse in den verstemmten Enden zeigen. Schmiede- und Treibspuren auf Innenseite. Enden mit gegenständigen, stark abgenutzten Tierköpfen aus Ritz- und Punktlinien. Dekorvertiefungen feuervergoldet. Dm. innen 5.9 cm. Gew. 61.1 g. MA 46618. 3 Stift. Eisen. L.frag. 5 cm. Dm. 0.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46619. 4 RS. Terra Sigillata. Ostgallisch. Dr. 33. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 46620. 5 2 WS. Feinkeramik helltonig. Röm. Füllung. MA 46621. 6 2 Ziegelbruchstücke. Füllung. MA 46622. Grab 549 Erdgrab mit Sarg. T. 85 cm. Trapezförmige Grube 205x70 (W)/55 (O) cm. Mittig 190x40 cm grosse, bis 10 cm tiefer liegende Sarggrube, in S-Seite mit längsgemaserten Holzresten. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 59): Bei li. Schulter Perlen (1). Im Becken re. Schnalle (2),
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Vs., Dorn nach li. Aus Füllung WS (3). 1 Perlen. MA 46623. 2 Gürtelschnalle. Bronze. Nierenförmig. Bügel an Dornrast eingekerbt. Innenseite stark abgenutzt. Kolbendorn. Grob gerippt. Rippung längsgekerbt, Tauschierungsimitation. B. 3.6 cm. B. innen 2.6 cm. MA 46624. 3 WS. Feinkeramik helltonig. Röm. Füllung. MA 46625. Grab 550 Erdgrab, gestört. Überlagert Grab 547. T. 65 cm. Trapezförmige Grube, NSeite teilweise abgebaggert, 225x65(W)/45(O) cm. Im Bauch und Beckenbereich je ein Stein. Skelett: Sehr schlecht erhalten, Oberkörper durch Bagger verdrückt. Beine in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 59): Im Becken re. Schnalle (1), Vs. Fragment (2) 10 cm oberhalb (1) u. innen beim li. Knöchel (3). Bei (3) und innen bei re. Ellenbogen Knochen (4; 5). Aus Füllung Stiftfragment (6), Glasbruchstück (7) und ein Lignitfragment (8). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Rundstabig. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 46626. 2 Fragment. Eisen. Bandförmig. L.frag. 1.4 cm. MA 46627. 3 Fragment. Eisen. Bandförmig. L. 1.7 cm. MA 46628. 4 Tierknochen. Phalanx II, Schaf/Ziege. MA 46629. 5 Knochen. Fragment eines menschlichen Humerus. MA 46630. 6 Fragment. Eisen. Rundstabig. L.frag. 3.7 cm. Füllung. MA 46631. 7 WS. Glas. Grünlich. Transluzid. Fadenauflage. L.frag. 1.6 cm. Füllung. MA 46632. 8 Fragment. Lignit. L.frag. 2 cm. Füllung. MA 46633. Grab 551 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 100 cm. Sehr unregelmässige Grube 210x55 cm. Im Brust- u. Bauchbereich unter (1; 2; 5) längsgemaserte Holzreste (Quercus cf.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Frau/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 61–63): Obere Brustmitte nebeneinander zwei Vogelfibeln (1; 2), Vs., Schnäbel li. Dabei zwei Perlen (3). Bauchbereich re. zwei Bügelfibeln (4; 5), Vs., (4) Kopfplatte zu den Füssen, (5) teilweise unter (4), Kopfplatte nach NW. Teilweise auf (4) und zwischen (4) u. (5) ca. 0.5–1 cm dicke Moosschicht. Während der Freilegung war nur Fibel (4) und das Moospolster erkennbar. Unter (5) kein Moos, direkt auf Holz aufliegend. Auf und an (4; 5) keine Textilreste erhalten, bei (5) keine Spuren einer Nadel erhalten. Unterhalb Becken re. Schnalle (6). Teilweise unter re. Oberschenkel goldene Griffhülse (7), zwischen unteren Oberschenkeln Messer mit goldener Griffhülse (8), Eisenoxidspuren der Klinge deutlich erkennbar. Zwischen Knien Wirtel (9). In NO-Ecke Kamm (11). Reste eines hölzernen Klappstuhls (12) zu Füssen der Bestatteten: Eisenachse (12 E) 33–28 cm, westlicher Sitzholm (12C–D) 49–39 cm und östlicher Sitzholm (12A–B) 59–53 cm über der Grabsohle. Der eine Holm (12C–D) zur Bestatteten hin leicht aufgeklappt, der andere (12A–B) an Grubenwand angelehnt. An US der Holme (B. 37 bzw. 42 cm) je eine Nagelreihe. Pro Holm zwei randliche, umgeschlagene Bronzeblechbeschläge, die teilweise in eine dunkle Verfärbung gleicher Breite (= Stuhlbeine) übergehen. Unter der Eisenachse (12E) Gefäss (10). Aus der Füllung fünf Scherben (13). 1 Fibel, Vogelfibel. Silber. Mit gegenständigen Köpfen. Zwei mit weisslich porösem Kitt befestigte Augen mit Almandineinlage, auf Waffelfolie aus Silber. Nadelrast fragmentiert, nicht abgenutzt. Nadel und Spiralkonstruktion fehlen. Kerbschnittverziert, gegenständiges Dreieckband mit Nielloeinlagen zwischen den Augen. Feuervergoldung. L. 2.9 cm. Gew. 3.2 g. MA 46634. 2 Fibel, Vogelfibel. Silber. Mit gegenständigen Köpfen. Zwei mit weisslich porösem Kitt befestigte Augen mit Almandineinlagen, auf Waffelfolie aus Silber. Nadelrast fragmentiert, nicht abgenutzt. Nadel- und Spiralkonstruktion fehlen. Kerbschnittverziert, gegenständiges Dreieckband mit Nielloeinlagen zwischen den Augen. Feuervergoldung. L. 2.9 cm. Gew. 4.6 g. MA 46635. 3 Perlen. MA 46636. 4 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Bügel an Seiten mittel abgenutzt. Nadelrast leicht abgenutzt. Nur Ansatz einer eisernen Spirale. Kopfplatte und Fuss gebrochen. Fünf Knöpfe mit zwei prismatisch facettierten Zonen. Halbrunde Kopfplatte, Spiraldekor und von Wolfszahnornament in Niello gerahmt, ebenso Mittelsteg, Bügel und Fuss. Trapezförmiger Fuss randlich mit Halbkreisaugen gepunzt und Wolfszahnornament in Kerbschnitt. Feuervergoldung. Unter Fibel 551.4 Lage von Moos, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 9.1 cm. Gew. 30.5 g.
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MA 46637. Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Bügel an Seiten mittel abgenutzt. Nadelrast leicht abgenutzt. Nur Ansatz einer eisernen Spirale. Kopfplatte und Fuss gebrochen. Nur schwache Abnutzungsspuren. Fünf Knöpfe mit zwei prismatisch facettierten Zonen. Kopfplatte von Wolfszahnornament in Niello gerahmt, ebenso Mittelsteg, Bügel und Fuss. Fuss randlich mit Halbkreisaugen gepunzt und Wolfszahnornament in Kerbschnitt. Feuervergoldung. S. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 9 cm. Gew. 33.5 g. MA 46638. Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval, Bügel bandförmig. B. 3.1 cm. B. innen 2.1 cm. MA 46639. Griffhülse. Gold. Das dünne Goldblech wurde an den Stirnseiten umgeschlagen und überlappend zusammengelötet. Bei der Lötung verdampfte anscheinend ein Teil des Blechs und wurde durch ein neues Blechstück ersetzt. Ein Riss an der Innenkante des unterlappenden Endes ist wohl auf Quellwirkung zurückzuführen. Da in und bei der Hülse keine Eisenoxidspuren festgestellt wurden, war sie vermutlich über eine organische Substanz geschoben worden. Eine Rissbildung durch Bodendruck entfällt, da die Hülse nicht verformt war. Deutliche Gebrauchs- und Abnutzungsspuren. Sechs Gruppen mit aussen je zweimal drei und innen zweimal zwei Rippungen. Die botanische Untersuchung des Inhalts der Hülse erbrachte nur Sediment. L. 3 cm. Gew. 1.1 g. MA 46640. Griffhülse und Messerfragment. Gold und Eisen. Das dünne Goldblech wurde an den Stirnseiten umgeschlagen und überlappend zusammengelötet. Ein Riss an der Innenkante des unterlappenden Endes ist wohl durch Quellwirkung der eisernen Griffangel entstanden. Griffangel 1.5 cm über Hülse hinausragend. L. nach Oxidspur in situ 17 cm. Vier Gruppen mit aussen je drei und innen zweimal vier Rippungen. In der Korrosionsschicht ist kein Leder nachweisbar. L. 2.6 cm. L.frag. 5.6 cm. Fragmentiert. MA 46641. Wirtel. Achat. Dm. 2.9 cm. MA 46642. Knickwandbecher. Gerader ausschwingender Rand. Flacher Boden. H. 7.3 cm. Dm. Standfläche 3.2 cm. Dm. Bauchknick 8.4 cm. Mdm. 7.9 cm. Im Bruch braune Farbe. Fein gemagerter Ton, glimmerhaltig. Originaloberfläche nicht erhalten. Ritzverziert. Über Bauchknick vier, unter Hals fünf umlaufende Rillen, dazwischen Gittermuster. Schei-
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bengedreht. MA 46643. Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Flache Deckleisten. Kanten dachförmig abgeschrägt. Noch fünf Bronzeniet. Zähnungsverhältnis 7:4. Strichverzierung. L.frag. 9 cm. B. 5.2 cm. Stark fragmentiert. MA 46644. Klappstuhl. Acer sp. und Betula. MA 46645. 12A: Randfragment des Holmes mit Rest eines äusseren Stuhlbeines. Holz, Bronzeblech, Eisen. Quermaserung des Holmes und Längsmaserung des eingezapften Stuhlbeines aus Holz erkennbar. In Verlängerung des Stuhlbeines bandförmiges, über den Holm geschlagenes Bronzeblechbeschläg, auf der Innenseite kürzer. Auf dem Stuhlbein weiteres Bronzeblechbeschläg (Reparatur?). Nagelreihe auf US des Holmes. L. frag. 22.1 cm. B. (Stuhlbein) 2.2 cm. 12B: Randfragment des Holmes. Holz, Bronzeblech, Eisen. Oberkante abgerundet. Hölzerne Quermaserung des Holmes erkennbar, dazwischen in der Verlängerung zum Beschläg Längsmaserung des eingezapften Stuhlbeines, die teilweise auch unter dem Beschläg sichtbar ist. Bronzeblechbeschläg mit randlicher Buckelreihe, noch 4 Eisenniet. L. frag. 6.5 cm. B. (Beschläg) 2.7 cm. 12C: Randfragment des Holmes. Holz, Bronzeblech, Eisen. Oberkante abgerundet. Unter dem kürzeren Bronzeblechbeschläg (Innenseite des Holmes) und unter dem quergemaserten Sitzholz Längsmaserung des eingezapften Stuhlbeines erkennbar, wie bei 12 B in Verlängerung des Beschlägs. Bronzeblechbeschläg mit randlicher Buckelreihe, 6 Eisenniet. Auf äusserer Beschlägseite Textilrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. An der Unterkante des Holmes 2 Eisennägel, davon einer unterhalb des längeren Beschlägs. L. frag. 9.5 cm. B. 8.4 cm. L. (Beschläg aussen) 8.1 cm. L. (Beschläg innen) 4.0 cm. B. (Beschläg) 2.7 cm. 12D: Randfragment des Holmes mit Rest eines äusseren Stuhlbeines. Holz, Bronzeblech, Eisen. Oberkante abgerundet. Quer- und Längsmaserung von Holm und Stuhlbein erkennbar. Bronzebeschläg wie 12 B und C in Verlängerung zum Stuhlbein, fast vollständig erhalten, 6 Eisenniet. 2 Eisennägel an Unterkante, davon einer unterhalb des Beschlägs. L. frag. 12.4 cm. B. 7.5 cm. L. (Beschläg aussen) 7.2 cm. L. (Beschläg innen) 3.5 cm. B. (Beschläg) 3.2 cm. 12E: Achse. Eisen. Stabförmig. Korrodiert. Ausgeschmiedeter Achsknopf pilzförmig. Angeschmiedeter Achsknopf konnte nicht geborgen werden. Geringe Reste längsgemaserten Holzes jeweils randlich (äussere Stuhlbeine) und in der Mitte der Achse (innere Streben). Neben Achsknopf polierte Stelle. L. frag. 41 cm. Dm. 0.6 cm. 12F: 12 Nägel. Eisen. Flacher Kopf. Teilweise stark korrodiert. Von der Unterkante der Holme. 7 Nägel mit quergemaserten Holzresten. L. bis 3.2 cm. 5 WS. Füllung. MA 46646.
Grab 552 Erdgrab mit Sarg. T. 85 cm. Unregelmässig rechteckige Grabgrube 215x60 cm. An der W-Seite, 30 cm über Sohle ein hochkant gestellter Stein, an der O-Seite drei hochkant gestellte, bis zur Sohle reichende Steine. Innerhalb li. Knie längsgemaserte Holzreste (Quercus sp.). Längsgemaserte Holzreste von Sargdeckel unter Fibeln (4 und 5). Skelett: Mässig erhalten, Unterschenkel nicht in ursprünglicher Lage, Schädel verrollt. Gestreckte Rückenlage. Gestört oder postmortale Verlagerungen. Frau/Frau, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 60): Im oberen mittleren Brustbereich zwei Vogelfibeln. Die li. (1) Kopf oben, Vs.; die re. (2), Rs. Unter (2) Perlen (3). Im Becken zwei Bügelfibeln (4; 5), beide Rs. (4) quer zum Körper, Kopfplatte re., (5) ebenfalls quer zum Körper, Kopfplatte re., Fuss stärker nach unten geneigt. (4) mit Kopfplatte über Kopfplatte (5). Schnalle (6) über Fuss von (5). Aus der Füllung zwei Scherben (7). 1 Fibel, Vogelfibel. Silber. Auge mit Almandineinlage ohne Waffelfolie. Bei Augenbohrung Fibelkörper durchbohrt. Keine Abnutzung. Nadelrast abgebrochen. Auge punktgerahmt, Vogelkörper durch Ritzung stilisiert. Feuervergoldung. L. 2.9 cm. Gew. 3.7 g. MA 46647. 2 Fibel, Vogelfibel. Silber. Auge mit Almandineinlage ohne Waffelfolie. Bei Augenbohrung Fibelkörper durchbohrt. Keine Abnutzung. Rs. ohne Spuren einer Eisennadel. Auge punktgerahmt, Vogelkörper durch Ritzung stilisiert. Feuervergoldung. L. 2.9 cm. Gew. 2.4 g. MA 46648. 3 Perlen. MA 46649. 4 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Fünf Knöpfe, halbrunde Kopfplatte, Fuss rechteckig mit Tierkopfende. Vergoldung mittel abnutzt. Spiralkonstruktion und Nadel nur durch Oxidreste nachgewiesen. Nadelhalter leicht abgenutzt. Kopfplatte mit Wolfszahnornament in
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Kerbschnitt. Im Mittelsteg, auf Fuss und Bügel kaum mehr vorhandenes Niello. Randlich Kerbschnitt mit Wolfszahnornament. Feuervergoldung. Rs. mit organischen Resten, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 7.5 cm. B. 4 cm. Gew. 13.5 g. MA 46650. Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Fünf Knöpfe, halbrunde Kopfplatte, Fuss rechteckig mit Tierkopfende. Vergoldung mittel abgenutzt. Spiralkonstruktion und Nadel nur durch Oxidreste nachgewiesen. Nadelhalter leicht abgenutzt. Kopfplatte mit Wolfzahnornament in Kerbschnitt. Im Mittelsteg, auf Fuss und Bügel kaum mehr vorhandenes Niello. Randlich Kerbschnitt mit Wolfszahnornament. Feuervergoldung. Auf Vs. der Kopfplatte waren Kupferoxide mit Abdrücken von organischem Material zu erkennen. Sie wurden vor der Entfernung fotografisch dokumentiert. Unter dem Fuss waren Faserreste, die quer zur Fussachse liefen. Sie wurden als Moos bestimmt. Unter diesem Moos waren Spuren von Eichenholz des Sargbodens. Der Maserungsverlauf der Holzspuren entsprach der Längsachse des Grabes (Quercus sp.). L. 7.5 cm. B. 4 cm. Gew. 14.4 g. MA 46651. Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, Bügel rundstabig, Dorn fehlt. Reste des 2.7 cm breiten Gurtes gut erkennbar. B. 4 cm. B. innen 3 cm. Fragmentiert. MA 46652. 2 WS. Füllung. MA 46653.
Grab 553 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Vom Bagger gestört. T. 25 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 195x max. 60 cm. Zwischen Oberschenkeln unter (3; 4) längsgemaserte Holzreste. Skelett: Wegen Baggerstörung sehr schlecht erhalten, Oberkörper stark gestört. Gestreckte Rückenlage erkennbar. Frau/Frau, 45–64 Jahre. Beigaben (Taf. 64): Im Oberkörperbereich Perlen (1). Im unteren Brustbzw. Bauchbereich Tierfibel (2), Rs. Zwischen Oberschenkeln Ring (3), dabei Knochenrest (4). Beim Schlämmen Tierfibel (5). 1 Perlen. MA 46654. 2 Fibel, Tierfibel. Silber (vergoldet). Darstellung eines Raubtiers. Vorderpfote abgebrochen. Gold nur in den Vertiefungen erhalten. Reste der eisernen Spiralachse mit organischen Korrosionsprodukten. Nadelhalter kaum abgenutzt. Schlaufen (Stil I) und Kerben stilisieren Körper. Feuervergoldung. L. 3.4 cm. B. 1.5 cm. Gew. 4.5 g. MA46655. 3 Ring. Bronze. Massiv, ovaler Querschnitt. Umlaufende Längsrillen
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und Rille an Schmalseite. S. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 4.3 cm. Dm. innen 2.9 cm. MA 46656. Knochen. Nicht mehr bestimmbar, ob Mensch oder Tier. Stark fragmentiert. MA 46657. Fibel, Tierfibel. Silber (vergoldet). Darstellung eines Raubtiers. Gold nur in den Vertiefungen erhalten, stärker abgenutzt als Fibel (2). Nadelund Spiralkonstruktion nicht mehr erhalten. Nadelrast abgebrochen. Schlaufen (Stil I) und Kerben stilisieren Körper. Feuervergoldung. L. 3.3 cm. B. 1.5 cm. Gew. 2.9 g. MA 46658.
Grab 554 Erdgrab mit Sarg. T. 35 cm. Rechteckige Grube 200x60 cm. Mittig darin ca. 10 cm eingetieft Sarggrube 185x45 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 64): Re. und li. des Schädels Ohrringe (1; 2). Im Becken Schnalle (3), Vs., Dorn nach li. Am li. Mittelfinger Ring (4). Aus der Füllung zwei Fragmente (5). 1 Ohrring. Silber. Sich zu den Enden verjüngend. Dm. 2.4 cm. Gew. 0.9 g. Fragmentiert. MA 46659. 1 Ohrring. Silber. Ein Ende verjüngend, zweites Ende mit knebelförmigem Abschlussknopf. Dm. 2.6 cm. Gew. 1.7 g. MA 46660. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, Bügel bandförmig, Dorn nicht erhalten. Reste einer breiten Streifentauschierung in Messing. B. 4.3 cm. B. innen 3.1 cm. MA 46661. 4 Fingerring. Eisen. Drahtförmig. B. 0.15 cm. Dm. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 46662. 5 2 Fragmente. Eisen. L. je 1.1 cm. Füllung. MA 46663. Grab 555 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 50 cm. Leicht trapezförmige Erdgrube 205x55 (W)/50 (O) cm. Unter (1; 2) Holzreste. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 57–63 Jahre. Beigaben (Taf. 64): Zwei Bügelfibeln (1; 2) im Bauchbereich quer zur Körperachse, Kopfplatte li., beide Rs. Darunter beim li. Unterarm Schnalle (3). Zwischen den Knien Perlen (4). Zwischen den Füssen Kamm (5), re. davon Wirtel (6). Am Fussende Krug (7). Aus der Füllung vier Rand- und sechs Wandscherben (8–11). 1 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Kopfplatte dreieckig, Fuss rechteckig mit Fortsatz. Kanten und Oberflächen mittel abgenutzt. Korrosionsspur einer Eisennadel. Einschnürung an der Bügelpartie, jedoch nicht an der Nadelrast. Letztere kaum abgenutzt. Kopf und Fuss mit geometrischem Kerbschnitt verziert. Bügelrand mit gepunzten Halbkreisaugen. Fläche punktiert, stark abgenutzt. Am Rande des Fusses Perldrahtimitation. Feuervergoldung. Organische Reste bei Fibeln: Moos. L. 4.9 cm. B. 1.8 cm. Gew. 4.3 g. MA 46664. 2 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Kopfplatte dreieckig, Fuss rechteckig mit Fortsatz. Kanten und Oberflächen mittel abgenutzt. Korrosionsspur einer Eisennadel. Einschnürung an der Bügelpartie, jedoch nicht an der Nadelrast. Nadelrast abgebrochen, sekundär aufgelötet, kaum abgenutzt. Kopf und Fuss mit geometrischem Kerbschnitt verziert. Bügelrand mit gepunzten Halbkreisaugen. Fläche stark abgenutzt. Am Rande des Fusses Perldrahtimitation. Feuervergoldung. Organische Reste bei Fibeln: Moos, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 4.9 cm. B. 1.8 cm. Gew. 4.7 g. MA 46665. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Nierenförmig. Querschnitt bandförmig. Leicht kolbenförmiger Dorn mit Dornwulst. Streifentauschierung durch Ritzung imitiert. B. 4.3 cm. B. innen 3.1 cm. MA 46666. 4 Perlen. MA 46667. 5 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Flache, gerade Deckleiste. Sechs Bronzeniet, unregelmässig versetzt angeordnet. Zähnungsverhältnis (Dentalhyäne?) 7:5. Strichverzierung. L. 11.5 cm. B. 4.8 cm. Fragmentiert. MA 46668. 6 Spinnwirtel. Keramik. Doppelkonisch. Nach Innen gewölbte Standflächen. H. 1.5 cm. Schlecht gebrannter, fein gemagerter Ton. Dm. 3.4 cm. MA 46669. 7 Krug. Dunkelbraun. Handgemacht, nachgedreht. Standfläche gerade. Gerader, leicht ausladender Rand. Henkel bandförmig mit tiefer Mittelrille, sitzt auf Bauchumbruch und knapp unter Rand. Bruch dunkelbraun. Magerung mittelgrob, glimmerhaltig. H. 15.7 cm; Mdm. 8 cm; Bdm. 8.5 cm. Schlecht erhalten, schlechter Brand. Fragmentiert. MA 46670. 8 3 RS. Krugrand mit Hängelippe, helltonig. Röm., mittlere Kaiserzeit.
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Grab 555. M. 1:20.
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Füllung. MA 46671. 5 WS. Füllung. MA 46672. RS. Terra Sigillata. Ostgallisch. Teller Dr. 31. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 46673. WS. Terra Sigillata. Südgallisch. Schüssel Dr. 29. Röm., frühe Kaiserzeit. Füllung. MA 46674.
Grab 556 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 145 cm. Trapezförmige Grube 145x60 (W)/45 (O) cm. Längsgemaserte Holzreste im W-Teil. Skelett: Nur sehr schlecht erhaltene Schädelreste im W-Teil. Kind/Erwachsen, 50–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 557 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 50 cm. Grube schlecht erkennbar. 215x65 cm. Unter Skelett und Beigaben Holzreste. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Erwachsen, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 65): Beim re. Unterarm Schnalle (1), Bügel zum Kopf, Rs. Ebenfalls zum Gürtel dürfte das Unterlegeplättchen eines Gürtelbeschläges (2) gehören, das beim re. Oberschenkel, 20 cm oberhalb Knie liegt, Rs. Innerhalb, entlang re. Oberschenkel metallene Bestandteile einer Saxscheide (3–7), Rs.: Mundblechzwinge (3) li. neben (1), zusammengenieteter Teil re., Tragebügel (4), Lage wie (3). Tragebügel (5), 20 cm über dem Knie. Zwei Niet auf einer kleinen Platte (6). Ein weiterer Niet (7) fand sich 10 cm über re. Knie. Auf erhaltenem Holz zwischen (1) und (5) war die Verfärbung der Scheide wahrnehmbar. Aus der Füllung zwei Scherben (8– 9). Bemerkung: Vom Sax fehlte jede Spur. Eine Entnahme bei den Grabungen von 1867 entfällt, da Eisenoxidreste seine Anwesenheit gezeigt hätten. Möchte man eine alleinige Beigabe der Scheide ausschliessen, bleibt nur noch Beraubung bald nach der Grablegung. Die Anordnung im Grab zeigt, dass die Scheide in situ verrottete. Die Verifizierung der antiken Beraubung war nicht möglich, da das Grab direkt unter dem Humus lag. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel bandförmig. Dorn nicht erhalten. Beschläg zungenförmig, profiliert, 11.4 cm lang, 6.4 cm breit. Laschenkonstruktion. Drei Bronzeniet, Kopf halbkugelig, Dm 1.5 cm. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 6.1 cm. B. innen 4 cm. Fragmentiert. MA 46675. 2 Beschläg. Eisen. Ein Bronzeniet. Unterlegeplättchen eines Beschlägs. L.frag. 3 cm. B. 1 cm. Stark fragmentiert. MA 46676. Saxscheide (3–7):
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Scheidenmundblech. Bronze. Mit zwei Bronzeniet zusammengeheftet. Abstand der beiden Blechbacken 0.3 cm. Um Nietung Reste einer Verzinnung oder Versilberung. Blech mit eingepunzten, gegenständigen Dreiecken. Holzreste (Fagus silvatica). Kein Leder nachweisbar. B. 1.3 cm. MA 46677. Tragebügel. Eisen. Zwei Bronzeniet mit scheibenförmigem Kopf, Dm. 1.4 cm. Lederreste? L. 5 cm. MA 46678. Tragebügel. Eisen. Zwei Bronzeniet mit scheibenförmigem Kopf, Dm. 1.4 cm. Nach Verfärbung L. 5 cm. L.frag. 3 cm. Fragmentiert. MA 46679. 2 Niet. Bronze. Kopf pilzförmig. Im Abstand von 1 cm auf Eisenplättchen von 2 cm Länge und 1.2 cm Breite. Organische Reste auf OS und US. L. 1 cm. MA 46680. Niet. Bronze. L. 1 cm. MA 46681. WS. Füllung. MA 46682. RS. Füllung. MA 46683.
Grab 558 Steinkiste, 1867 gegraben. T. 40 cm. Unregelmässige Grube 205xca. 70 cm. Nur noch wenige Steine. Skelett: In W-Hälfte sehr schlecht erhaltene, verworfene Skelettreste. Frau/Frau?, 20–39 Jahre. Beigaben (Taf. 65): In NW-Ecke Perle (1). 1 Perle. MA 46684. Grab 559 Steinkiste A, 1867 ausgegraben. T. 60 cm. Sorgfältig gefügte Kiste aus behauenen Tuff-, Sand u. Kalksteinen. Noch zwei Lagen erhalten. Abmessung innen 200x50 cm. Skelett: 1867 Skelett bis auf Unterschenkel entfernt. Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 65): Aussen neben li. Knie Messer (1). Aus Füllung Perlen (2), Ringfragment (3), RS (4) und fünf Ofenkachelfragmente. Letztere nicht aufbewahrt. 1 Messer. MA 46685. 2 Perlen. Füllung. MA 46686. 3 Ring. Bronze. Dm. 2.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46687. 4 RS. Füllung. MA 46688. Grab 560 Keine Grube erkennbar. Befund von Bagger verschleppt. Skelett: Nur verlagerte Schädelbasis, die der Bagger verschleppt hat. Gemäss der anthropologischen Bestimmung kann sie nicht zu dem Skelett in Grab 561 gehören. –/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben: Sax bei Schädel nicht in situ. Grab 561 Erdgrab, von Bagger fast vollständig abgetragen (siehe Grab 560). T. 30 cm. Grube nicht mehr erkennbar. Skelett: Nur Brustbereich mit Oberarmknochen in situ, sehr schlecht erhalten, von Bagger zerdrückt. Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 20–39 Jahre. Beigaben (Taf. 65): Keine. Aus der Füllung zwei Beschläge (1–2) und mehrere Fragmente. In Füllung über Brust Reste einer Saxscheide (4) und 2 Bronzeniet (5–6). Die Funde sind vom Bagger verlagert und über Skelett 561 abgelagert worden. Eine ursprüngliche Zugehörigkeit zu diesem Grab ist unwahrscheinlich. Eher stammen sie aus dem vom Bagger zerstörten Grab 560 von der Scheide des ebenfalls verlagerten Sax 560.1. 1 Beschläg. Eisen. L.frag. 5.6 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46690. 2 Beschläg. Eisen. 2 Bruchstücke. L.frag. 4 und 2 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46691. 3 Diverse Fragmente. Eisen. Füllung. MA 46692. Saxscheide (4–6): 4 Tragebügel. Eisen. 3 Fragmente. L.frag. 3.9; 2 und 1.8 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46693. 5 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Kerbschnittverziert. L. 1.1 cm. Dm. 1.6 cm. Füllung. MA 46694. 6 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Kerbschnittverziert. L. 1 cm. Dm. 1.5 cm. Füllung. MA 46695. Grab 562 Verfärbung mit Schädel. T. 25 cm. Keine Grube erkennbar. 20 cm–30 cm nördlich vom Schädel zwei Steine. Möglicherweise Überreste einer 1867 gegrabenen Steinkiste. Skelett wurde damals weitgehend entfernt. Skelett: Nur schlecht erhaltene Schädelreste. Erwachsen/Frau, 50–59
Jahre. Keine Beigaben. Grab 563 Überreste einer Bestattung, Erdgrab. T. 25 cm. Keine Grube erkennbar. Um Schädel vereinzelte Steine. Möglicherweise 1867 zerstört oder abgebaggert. Skelett: Nur schlecht erhaltene Schädelreste. Kind/Subadult, 5 Jahre ± 18 Mte. Beigaben: Aus geschlämmtem Erdreich beim Schädel Niet (1) eines Kamms. 1 Niet. Eisen. Beide Enden gestaucht. Von einem Kamm. L. 1.2 cm. MA 46696. Grab 564 Steinkiste C, 1867 ausgegraben. T. 70 cm. Sorgfältig gesetzte Kiste aus grossen, groben, teilweise unbearbeiteten Kalk- u. Tuffsteinen. Stirnseiten je eine senkrecht stehende Platte. Abmessung innen 195x60 cm. S-Wand durch Hang ins Grab gedrückt. Skelett: Nur Oberarme 1867 in situ belassen, mässig erhalten, Rückenlage. Weitere Skeletteile aus Füllung. Erwachsen/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 65): Aus Füllung Saxfragmente (1), zwei WS (2) und fossile Muschel (3). 1 Sax. Eisen. Mit zur Schneide ziehendem Rücken. Nur Spitze sowie diverse Fragmente. Textil- und organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 5.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46697. 2 2 WS. Füllung. MA 46698. 3 Muschel, fossil. Gryphaea. Füllung. MA 46699. Grab 565 Steinkiste mit Sarg oder Totenbrett. 1867 gegraben. T. 50 cm. Umrisse der ausgebrochenen Steinkiste nur teilweise erkennbar. Lediglich ein Stein re. vom Schädel in situ. Abmessung der Ausbruchsgrube ca. 230x90 cm. Unter (1; 2) längsgemaserter Holzrest. Skelett: Bestattung A: Nur Langknochen sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Teile des Skeletts in der Füllung. Erwachsen/Mann, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 65): Im Becken re. Schnalle (1), Rs., li. daneben Gürtelhaftel (2). Unter li. Becken Bronzeblech (3), röm. Fibel (4) und Eisenfragmente (5). Aus der Füllung Perlen (6) und Eisenreste (7), möglicherweise eines Messers. 1 Gürtelschnalle. Bronze. Bügel mit D-förmigem Querschnitt. Dornrast ausgespart. Auf Achse Eisenoxidspur von Dornansatz. An Oberseite umlaufender hoher, scharfer Grat als Kerbrandimitation. B. 3.6 cm. B. innen 2.7 cm. MA 46700. 2 Gürtelhaftel. Bronze. Kopf kugelig mit zweifach überstehendem Rand. Öse unvollständig. An Kopfrand und zwei Wulsten Kerbdrahtimitation. L.frag. 1.4 cm. Dm. 1.2 cm. MA 46701. 3 Blech. Bronze. Dünn, rechteckig, schmalseitig mittig durchlocht. L. 3.2 cm. B. 2.1 cm. MA 46702. 4 Fibel, Bronze. Mit Hülsenscharnierkonstruktion. Am Kopf mit Querrippung. In zwei Fragmente zerbrochen. Riha Typ 5.10. Spuren von Verzinnung/Versilberung. L. 4.8 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 46703. 5 5 Fragmente. Eisen. MA 46704. 6 Perlen. Füllung. MA 46705. 7 Fragment. Eisen. Füllung. MA 46706. Grab 566 Erdgrab, 1867 teilweise angegraben. T. 140 cm. Rechteckige Grube 180x45 cm. Störung von 1867 reicht 60 cm tief. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, Hände im Becken. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 65): Zwischen Oberschenkel, unterhalb Becken Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Beim Schlämmen des Schädels Perle (2). Aus Störung von 1867 Schnalle (3) und Kamm (4). Aus Füllung Bleiplättchen (5) und WS (6). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Nierenförmig, grob gerippt. Textilreste, Reste des Ledergurtes, weitere Lederreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3 cm. B. innen 2.6 cm. MA 46707. 2 Perle. Füllung. MA 46708. 3 Schnalle. Eisen. Bügel bandförmig, Dorn zurückgeklappt. B. 4.1 cm. B. innen 3 cm. Füllung. MA 46709. 4 Kamm. Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten. 4 Niet (von einer nur Bohrung und Oxidspur erhalten). Zähnungsverhältnis 7:4. L.frag. 9.9 cm. B. 3.9 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46710. 5 Plättchen. Blei. Gerollt. In der Blockbergung mit Kamm 566.4 ge-
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funden. L. 1.6 cm. B. 1.4 cm. Füllung. MA 46711. WS. Füllung. MA 46712.
Grab 567 Steinkiste B, 1867 gegraben. T. 60 cm. Steinkiste aus grossen, z.T. 70–80 cm langen, hochkant gestellten Steinplatten. Im Kopf- und Fussbereich auf Sohle je eine grosse Steinplatte. 1867 teilweise ausgebrochen. Abmessung innen 180x60 cm. An O-Seite schliesst sich – bündig mit N-Seite der Kiste endend – eine N-S-gerichtete 120x50 cm grosse Grube an, die wohl in Zusammenhang mit Aktivitäten von 1867 steht. Skelett: Reste in Füllung. Erwachsen/Frau, 35–45 Jahre. Beigaben: Aus Füllung Messerfragment (1), Nagel (2), WS (3) und Eberzahn (4). 1 Messer. Eisen. L.frag. 3.9 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46713. 2 Nagel. Eisen. Neuzeitlich? Füllung. MA 46714. 3 WS. Füllung. MA 46715. 4 Tierzahn. Füllung. MA 46716. Grab 568 Steinkiste C, 1867 nur oberflächlich angegraben. T. 55 cm. W-Seite fehlt, O-Seite aus zwei senkrecht gestellten schmalen Platten. S-Seite durch den Hangdruck in Grab geschoben. Abmessung innen 210x55 cm. Bei den Füssen zwei Steine. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 66): Zwischen re. Arm und Körper Sax (1), Spitze unten, Schneide re. Re. entlang der Schneide Metallteile der Saxscheide (2–6), Rs.: 3 cm nach Griffangelbeginn Tragebügel (2.1), ein weiterer nach 16 cm (2.2). Grosser Niet (2.3) bei 27 cm. 17 kleine Niete (5) zwischen und unterhalb (4) entlang der Schneide. Bei 25 cm befinden sich 5 kleine Niet, vier davon in Reihe, eine rechtwinklig dazu. Messer (7) – ehemals in der Saxscheide getragen, und auf dem Sax aufkorrodiert – bei der Schneide, Griffangelbeginn bei 11 cm. Von der dreiteiligen Gürtelgarnitur (8–13) lag die Schnalle (8) auf dem Saxgriff, in Höhe Ellenbogengelenk, Schnalle zum Kopf. Das Gegenbeschläg (9) lag li. neben Becken. Im Becken Rückenbeschläg (10). Innen bei Oberschenkel Ösenbeschläg (11). Auf Sax (1) lag Beschläg (12), ein weiteres Beschläg (13) zwischen (9) und (10). Gürtel sehr schlecht erhalten. (8), (12) Rs., (10) Vs. Zwischen den Unterschenkeln Fragmente (14). Aus der Füllung zwei Beschläge (15–16), WS (17) und zwei fossile Muscheln (18). 1 Sax. Eisen. L. 50.5 cm. B. 5.2 cm. MA 46717. Saxscheide (2–6): 2 Tragebügel. Eisen. Zwei Bronzeniet, Kopf scheibenförmig, Dm. 1.7 cm. Drei eingetiefte Punkte. L. 6 cm. MA 46718. 3 Tragebügel. Eisen. Zwei Bronzeniet, Kopf scheibenförmig, Dm. 1.7 cm. Drei eingetiefte Punkte. L. 6 cm. MA 46719. 4 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig, Dm. 1.7 cm. L. 0.9 cm. MA46720. 5 17 Niet. Bronze. Klein, Kopf pilzförmig. L. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 46721. 6 5 Niet. Bronze. Klein, Kopf pilzförmig. Fundlage in Reihe, eine rechtwinklig dazu. L. 1.4 cm. MA 46722. 7 Messer. Eisen. Auf Sax aufkorrodiert. Holzreste auf Griff (Fraxinus excelsior). L. 15.1 cm. B. 2.5 cm. MA 46723. Gürtelgarnitur, dreiteilig (8–13): 8 1 Gürtelschnalle. Eisen. Beschläg zungenförmig. Fragmentiert. MA 46724. 9 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, profiliert, 1 Niet. L.frag. 7.5 cm. B. 6.2 cm. Fragmentiert. MA 46725. 10 Rückenbeschläg. Eisen. Rechteckig. Ein Niet, ein Nietloch. L. 5.1 cm. Stark fragmentiert. MA 46726. 11 Ösenbeschläg. Eisen. Seitenflächen abgerundet, 2 Niet. L. 3.2 cm. B. 1.5 cm. MA 46727. 12 Beschläg. Eisen. Ein Niet. L. 3.2 cm. B. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 46728. 13 Beschläg. Eisen. Ein Niet. L.frag. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 46729. 14 Fragment. Eisen. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 46730. 15 Beschläg. Eisen. Ein Niet, Kopf halbkugelig, Dm. 0.9 cm. Stark fragmentiert. Füllung. MA 46731. 16 Beschläg. Eisen. Dabei ein Bronzeniet, Kopf halbkugelig, Dm. 1.4 cm. L. 3.1 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46732. 17 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 46733. 18 2 Muscheln, fossil. Gryphaea. Füllung. MA 46734. Grab 569A
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Erdgrab, Doppelbestattung. T. 70 cm. Rechteckige Erdgrube 210x100 cm. Zwei nebeneinanderliegende Skelette, re. 569 A, li. 569 B. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Köpfe einander zugewandt. Mann/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 66): Im Becken Schnalle (1), Vs. Über Becken Feuerstahl (2). Re. neben Becken zwei Pfeilspitzen, äussere (3) Spitze nach unten, innere (4) Spitze nach oben. Eine weitere Pfeilspitze beim re. Oberarm (5), Orientierung nicht bestimmbar. Re. neben (3) Stift (6). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, Bügel bandförmig. Stark fragmentiert. MA 46735. 2 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert, Enden umgebogen. L.frag. 7.5 cm. Fragmentiert. MA 46736. 3 Pfeilspitze. Eisen. Blatt weidenblattförmig, Tülle nicht ganz erhalten. L.frag. 8.5 cm. Fragmentiert. MA 46737. 4 Pfeilspitze. Eisen. Blatt weidenblattförmig, Schlitztülle. L.frag. 8.7 cm. Fragmentiert. MA 46738. 5 Pfeilspitze. Eisen. Blatt weidenblattförmig, nur Tüllenansatz erhalten. L.frag. 4.6 cm. Stark fragmentiert. MA 46739. 6 Stift. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 46740. Grab 569B Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Kopf Bestattung 569A zugewandt. Mann/Mann, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 66): Li. neben Toten Spatha (1), Griffangel in Höhe Ellbogengelenk, Spitze unten. Innen daneben Sax (2), leicht schräg zur Körperachse, Spitze zum Kopf, Schneide li., Griffangel in Beckenhöhe, Li. Unterarm über der Klinge. Parallel neben re. Unterarm Sax (3), Spitze zu Kopf, Schneide re. Es ist nicht eindeutig zu entscheiden, ob zu Bestattung 569A oder 569B gehörig. Zu einer Tasche mit Gürtel dürften zwei 10 cm entfernte Anhäufungen von Fundstücken gehören (4–10): Schnalle (4), Schleifstein (5) und Pfeilspitze (6) lagen in der re. unteren Brusthälfte. Beim Unterarm fanden sich Silex (7) und die Münzen (8–10). Beim re. Oberschenkel lag Schnalle (11). 1 Spatha. Eisen. Vernietung der Griffangel erhalten. Damaszierung. Holzreste der Scheide, darüber querlaufende Fasern der Umwicklung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 99 cm. L.frag. 89 cm. Klinge 88 cm. B. 4.8 cm. Fragmentiert. MA 46741. 2 Sax. Eisen. Mehrfach gebrochen. Organ. Reste auf Klinge. L. 44 cm. L.frag. 40.5 cm. B. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 46742. 3 Sax. Eisen. Schneide zum geraden Rücken ziehend. L. 31.5 cm. B. 2.8 cm. MA 46743. Tasche (4–10): 4 Schnalle. Bronze. Bügelquerschnitt oval, Bügel innen stark abgenutzt. An Achse Eisenoxidreste des Dorns. B. 2.3 cm. B. innen 1.7 cm. Fragmentiert. MA 46744. 5 Schleifstein. Blaugrau. Vs.: Zahlreiche Schleif- und Kratzspuren. Rs.: Zwei Einkerbungen und ankorrodierter Eisenrest. L. 4.5 cm. MA 46745. 6 Pfeilspitze. Eisen. Reste einer Tülle. Ferner zwei Stäbe, L. 4 cm und L. 3.7 cm. Stark fragmentiert. MA 46746. 7 Silex. Braun. L. 3.4 cm. MA 46747. 8 Münze, Dupondius des Antoninus Pius (138–161). Rom, ab 138. MA 46748. 9 Münze, Dupondius oder As. Letztes Viertel 1. Jh. v.Chr.–1. H. 1. Jh.(?). MA 46749. 10 Münze? Dreieckiger Münz(?)-Rest in Sesterzen-Dicke. MA 46750 11 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Querschnitt flach, an Kanten abgeschrägt. Eiserner Dornansatz. Lederreste an eisernem Dornansatz. B. 1.9 cm. B. innen 0.9 cm. MA 46751. Grab 570 Erdgrab, da im Humus liegend abgebaggert. Skelett: Vom Bagger verschleppte Schädel- und Armknochen. Erwachsen/Subadult, 15–29 Jahre. Keine Beigaben. Grab 571 Erdgrab. Vom Bagger gestört. T. 70 cm. Rechteckige Grube 215x80 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ aber von Bagger leicht verdrückt, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 67): Am Hals (1) und oberer Brustmitte (2) zwei Almandinscheibenfibeln, nur (2) Vs. Im Hals- und oberen Brustbereich Perlen (3) (sowie weitere beim Schlämmen). Innen beim li. Unterarm, oberhalb Becken, Ring (4). Entlang li. Oberschenkel Gehänge (5–17): Querliegend
vier Ringe (5–8) und vier U-förmig gebogene Bleche (9). Neben und unter Oberschenkel, 10 cm oberhalb Knie, Perlen (10), Axtanhänger (11), Perlen- u. Glasbruchstück (12–13), letztere wahrscheinlich in Täschchen. Aussen am li. Oberschenkel, neben (9–13): Ring (14), Hülse (15) und Messer (16), Spitze zu den Füssen. Bei und unter Knie Kamm (17). Aussen oberhalb Knöchel, in org. Verfärbung, röm. Fibel (18) und Hülse (19). Unterhalb Becken Spinnwirtel (20) und aussen beim li. Oberschenkel oberhalb (9–13) Perlenbruchstück (21). Diverse nicht zu bergende Fragmente (22) lagen bei Kamm (17). 1 Fibel, Almandinscheibenfibel. Silber. 14 Almandinrosetten auf gewaffelter Silberfolie. Almandine mittels Pressurtechnik und Schleifen geformt. Nadel- und Achshalter aus zusammengebogenenem Silberblech, durch Grundplatte geschoben und innen verlötet, je am Ansatz abgebrochen. Über der fragmentierten Grundplatte ist die gelblichweisse, mineralische Kittmasse sichtbar. Innere Zierfläche mit je vier in drei parallelen Linien angeordneten Zierknöpfen, gerahmt von Perldrahtimitation. Grundplatte randlich gekerbt. Feuervergoldung. Dm. 3.2 cm. Gew. 11.1 g. Fragmentiert. MA 46752. 2 Fibel, Almandinscheibenfibel. Silber. 14 Almandinrosetten auf gewaffelter Silberfolie. Almandine mittels Pressurtechnik und Schleifen geformt. Nadel- und Achshalter aus zusammengebogenenem Silberblech, durch Grundplatte geschoben und innen verlötet. Nadelrast abgebrochen. Über der fragmentierten Grundplatte ist die gelblichweisse, mineralische Kittmasse sichtbar. Innere Zierfläche mit je vier in drei parallelen Linien angeordneten Zierknöpfen, gerahmt von Perldrahtimitation. Grundplatte randlich gekerbt. Feuervergoldung. Dm. 3 cm. Gew. 11.5 g. Fragmentiert. MA 46753. 3 Perlen. MA 46754. 4 Ring. Eisen. Organische Korrosionsprodukte, s. Textilkatalog RastEicher. Dm. 6.2 cm. Fragmentiert. MA 46755. Gehänge (5–17): 5 Ring. Eisen. Dm. 5.5 cm. Fragmentiert. MA 46756. 6 Ring. Eisen. Dm. 4 cm. MA 46757. 7 Ring. Eisen. Dm. 4 cm. MA 46758. 8 Ring. Eisen. Dm. 2.7 cm. MA 46759. 9 4 Bleche. Eisen. U-förmig gebogen. Reste einer Tülle. Holzreste. L. 8–8.5 cm. Dm. ca. 2 cm. Fragmentiert. MA 46760. 10 Perlen. MA 46761. 11 Axtanhänger. Blei. Franziskaförmig. L. 2.7 cm. MA 46762. 12 Perle. Alt gebrochen. Bruchstelle erst geritzt, was auf eine beabsichtigte Teilung hindeutet. Fragmentiert. MA 46763. 13 WS. Glas. Blaugrün. Rippe von tiefer Rippenschale, transluzid und blasenfrei. Form AR 2.2. Isings 3a. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 46764. 14 Ring. Eisen. Dm. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 46765. 15 Hülse. Eisen. Innenseite mit Bronzekorrosionsspur. B. 1.8 cm. Dm. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 46766. 16 Messer. Eisen. L. in situ 10.5 cm. L.frag. 4.8 cm. Fragmentiert. MA 46767. 17 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Nur eine Zähnung erhalten. 4 Zähne/cm. Gewölbte Deckplatten. Etui: Strichund Kreisaugenverziert, Nietfragment. Fragmentiert. MA 46768. 18 Fibel. Kaiserzeitliche Schüsselfibel. Bronze. Spiralkonstruktion mit unterer Sehne. Kalottenförmiger Kopf wächst organisch aus dem Bügel heraus. Schmaler Nadelhalter ist durch Querleisten vom Bügel abgesetzt. Winkel aus punzierten Linien auf Bügel. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 46769. 19 Hülse. Eisen. Ein Bronzeniet. B. 1.2 cm. Dm. 2.6 cm. Fragmentiert. MA 46770. 20 Spinnwirtel. Keramik. Dunkelbraun. Gerade Standfläche. Fein gemagert. B. 2.2 cm. Dm. 2.9 cm. MA 46771. 21 Perle. Alt gebrochen. Bruchstelle erst geritzt, was auf eine beabsichtigte Teilung hindeutet. Fragmentiert. MA 46772. 22 Fragmente. Eisen. Nicht zu bergen. MA 46773. Grab 572 Erdgrab. T. 120 cm. Rechteckige Grube 210x70 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Li. Unterschenkel fehlt. Erwachsen/Frau, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 67): Zwischen Oberschenkel, unterhalb Becken Schnalle (1), Vs., Dorn nach li. Unter li. unteren Oberschenkel Messer (2). Aus Füllung WS (3). 1 Schnalle. Eisen. Einfach. B. 4.4 cm. B. innen 3.2 cm. MA 46774.
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Messer. Eisen. Holzreste auf Griffangel. Klinge mit Leder- und Gewebereste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 12 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 46775. WS. Füllung. MA 46776.
Grab 573 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Überlagert Grab 579. T. 90 cm. Genaue Masse der Grabgrube nicht zu ermitteln, ca. 220x65 cm. Unter (1; 2) Holzreste. Keine Beeinträchtigung durch Überlagerung. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Re. Seite des Skeletts bis zu 15 cm höher als li. Seite, da Skelett li. in Füllung von Grab 579 nachgesackt ist. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 67): Zwei S-Fibeln. (1) auf der li. Schulter, Rs., teilweise unter Schlüsselbein quer zur Körperachse, (2) im li. unteren Brustbereich, Vs., in Körperachse. Im Hals- und Brustbereich Perlen (3). Unter li. Handgelenk Gehängering (4). Aussen neben li. Oberschenkel Messer, Spitze nach unten (5). Zwischen den Oberschenkeln Schnalle (6), Rs. Unter Schädel Kammreste (7). Eine im Fussbereich nicht in situ gefundene Perle (8) wohl vom Gehänge. Aus der Füllung Scherben (9–10) und Eberzahn (11). 1 Fibel, S-Fibel. Silber. Vier versetzte Almandineinlagen. Nadelrast und Öse aus Silber. Kerbschnitt. Geometrische Motive, gerahmt von punzierter Perldrahtimitation. Randlich Band mit Wolfzahnmuster und auf Stegverbindungen zwischen den Almandineinlagen. Feuervergoldung. S. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3.9 cm. B. 2.7 cm. Gew. 8.5 g. MA 46777. 2 Fibel, S-Fibel. Silber. Vier versetzte Almandineinlagen. Nadelrast und Öse aus Silber. Kerbschnitt. Geometrische Motive, gerahmt von punzierter Perldrahtimitation. Randlich Zickzackband in Niello, ebenso Stegverbindung zwischen den vier Almandineinlagen. Feuervergoldung. S. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3.7 cm. Gew. 8.9 g. MA 46778. 3 Perlen. MA 46779. 4 Ring. Bronze. Querschnitt oval. Lederreste. Dm. 2.7 cm. MA 46780. 5 Messer. Eisen. L.frag. 12.5 cm. Fragmentiert. MA 46781. 6 Schnalle. Bronze. Einfach. Eisendorn. B. 1.4 cm. B. innen 1 cm. MA 46782. 7 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckleisten. Noch drei Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. Fragmentiert. MA 46783. 8 Perle. MA 46784. 9 WS. Füllung. MA 46785. 10 BS. Füllung. MA 46786. 11 Tierzahn. Füllung. MA 46787. Grab 574 Erdgrab, 1867 vollständig gegraben. T. 50 cm. Grube kaum erkennbar, ca. 190x70 cm. Skelett: Nur noch Beinknochenfragmente aus Füllung. Erwachsen/Mann?, 25–29 Jahre. Beigaben: Aus Füllung zwei WS (1). 1 2 WS. Füllung. MA 46788. Grab 575 Erdgrab. T. 120 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 145x max. 80 cm. Skelett: Nur noch sehr schlecht erhaltener Schädel 40 cm von W-Seite. Kind/Subadult, 2 ± 1 Jahre. Beigaben: Bei Grubenwand im NO-Bereich, 10 cm über Sohle Nagel (1). 1 Nagel. Eisen. L.frag. 6.6 cm. Füllung. MA 46789. Grab 576 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 180x55 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 20–24 Jahre. Beigaben: Aus Füllung zwei WS (1). 1 2 WS. Füllung. MA 46790. Grab 577 Erdgrab. T. 90 cm. Rechteckige Grube 200x90 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 67): Unter re. Becken, Rs., Schnalle (1). Zwischen Knien Stift (2). Aus Füllung RS (3). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügel bandförmig. B. 3.8 cm. B. innen 2.5 cm. Fragmentiert. MA 46791. 2 Stift. Eisen. L.frag. 4.1 cm. Fragmentiert. MA 46792. 3 RS. Füllung. MA 46793. Grab 578
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Erdgrab. T. 40 cm. Rechteckige Grube 165x45 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 10 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 67): Im Bauchbereich Schnalle (1), Dorn nicht in situ geborgen. Aus Füllung WS (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, bandförmiger Querschnitt. B. 4.4 cm. B. innen 3.3 cm. MA 46794. 2 WS. Füllung. MA 46795. Grab 579 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 573 überlagert. T. 135 cm. Rechteckige Grube. 215x90 cm. An W-Seite 60x20 cm grosses und 10 cm tiefes Gräbchen, an der O-Seite 70x15 cm grosses, 5 cm tiefes Gräbchen von Unterlagebälkchen. Li. des Schädels längsgemaserte Holzspur. Skelett: Mässig erhalten, Skelett nach re. verrutscht, keine Störung, wahrscheinlich gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 67): Re. neben Schädel Lanzenspitze (1), Spitze nach oben. Re. vom Becken Schnalle (2), Rs. Beim li. Unterarm Tasche (3–8): Oberhalb Ellbogen Silexpfeilspitze (3), Fragment (4) und Mosaikstein (5). Am Ellbogen Messer (6) und kleine Eisenschnalle (7), vermutlich Taschenschnalle, ferner Fragment (8) und Fragment (9). Aus der Füllung Scherbe (10). 1 Lanzenspitze. Eisen. Dm. Tülle 2.5 cm. Organ. Auflagen auf Blatt. Tülle mit Holzrest. L.frag. 30 cm. B. 3 cm. Fragmentiert. MA 46796. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Messingeinlagen nur teilweise erhalten. Messingtauschierung. B. 4.2 cm. B. innen 2.9 cm. Fragmentiert. MA 46797. Tascheninhalt (3–8): 3 Silexpfeilspitze. Grau. Retuschiert. L. 3.2 cm. MA 46798. 4 Fragment. Eisen. Stabförmig. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 46799. 5 Mosaikstein. Glas. Hellblau. L. 0.9 cm. B. 0.8 cm. D. 0.5 cm. Röm. MA 46872. 6 Messer. Dabei Eisenfragment ohne Anschluss, wohl Teil der Griffangel. 1 cm breite, flache Rille. Lederreste. Holzreste am Griff. L.frag. 16 cm. Klinge 13 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 46800. 7 Schnalle. Eisen. Einfach, Dorn fehlt. B. 2 cm. B. innen 1.2 cm. Fragmentiert. MA 46801. 8 Fragment. Eisen. Nur in Spuren erhalten. MA 46802. 9 Fragment. Eisen. Wohl zu Griffangel Messer (6). L.frag. 2.1 cm. B. 0.9 cm. MA 46803. 10 WS. Feinkeramik helltonig. Röm? Füllung. MA 46804. Grab 580 Steinkiste A, 1867 ausgegraben. T. 60 cm. Sorgfältig gesetzte Kiste aus Tuff- und roten Sandsteinen, bis zwei Lagen erhalten, teilweise 1867 ausgebrochen. Abmessung innen 190x50 cm. S-Wand durch Hang ins Grab gedrückt. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau?, 40–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 581 Steinkiste B, 1867 gegraben. T. 70 cm. Die Steinkiste besteht aus hochkant gestellten, 5–10 cm dicken Kalksteinplatten. An der N- und O-Seite sind die Steine ausgeborchen. Abmessung innen ca. 205x55 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ. Es fehlt teilweise der re. Unterarm, der re. Unterschenkel steht senkrecht im Grab. Gestreckte Rückenlage. Mann/Frau?, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 68): Re. neben Schädel zwei Blechstreifen (1) sowie längliche Korrosionsspur.Auf einen während der Grabung 1867 entnommenen Sax weisen die Bestandteile der Saxscheide (2–4) hin: Ein grosser Niet (2) stammt aus der Füllung. Das Saxscheidentragebügelfragment (3) lag re. vom Oberschenkel, an der S-Wand, 10 cm von (2) und 10 cm über Sohle. 16 kleine BronzeNiete (4) waren unterhalb des Beckens. Von der mehrteiligen Gürtelgarnitur (5–9) lagen auseinandergerissen Schnalle und Beschläg (5) innerhalb beim re. Oberschenkel; Gegenbeschläg (6) beim re. Knie; zwei Gürtelbeschläge (7–8) neben (6), unter re. Oberschenkel. Ein weiteres Beschläg (9) stammt aus der Füllung. Re. neben Becken Schnalle (10), li. neben (4) Griffangel (11) und Ösenbeschläg (12). Niet (13) war beim re. Knie. Aus der Füllung Fragmente (14), Reste des Messers, und einer Scherbe (15). 1 2 Blechstreifen. Eisen. Vernietet. Dm. Niet 0.25 cm. Abstand 0.4 cm. L.frag. 13 cm. B. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 46805. Saxscheide (2–4): 2 1 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig, Dm 2 cm. Kopf mit 4 Löchern und auf Niet eingetiefter Punkt. L. 0.9 cm. Füllung. MA 46806. 3 Tragebügel. Eisen. Ein Bronzeniet erhalten, Kopf scheibenförmig, Dm
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2 cm. Kopf mit 4 Löchern und auf Niet eingetiefter Punkt. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 46807. 4 16 Niet. Bronze. Klein. L. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 46808. Gürtelgarnitur, mehrteilig (5–9): 5 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Beschläg schmal zungenförmig, profiliert, L. 6 cm, B. 2.7 cm. 3 Nietlöcher. Dornplatte verziert. Bichrome Flächentauschierung. L.frag. 4.6 cm. B. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 46809. 6 Gegenbeschläg. Eisen. Trapezförmig, profiliert. 2 Niet, Kopf halbkugelig, 1 Nietloch. Bichrome Flächentauschierung. L. 6.9 cm. B. 2.6 cm. MA 46810. 7 Vertikalbeschläg. Eisen. Trapezförmig, profiliert. 3 Niet, Kopf halbkugelig. Bichrome Flächentauschierung. L. 3.3 cm. B. 2.3 cm. MA 46811. 8 Vertikalbeschläg. Eisen. 2 Steckösen. Bichrome Flächentauschierung. L. 3 cm. B. 2.3 cm. Stark fragmentiert. MA 46812. 9 Vertikalbeschläg. Eisen. Trapezförmig, profiliert. 3 Niet, Kopf halbkugelig. Bichrome Flächentauschierung. L. 3.7 cm. B. 2.3 cm. Füllung. MA 46813. 10 Schnalle. Eisen. Einfach, Dornansatz erhalten. B. 2.6 cm. B. innen 1.6 cm. Fragmentiert. MA 46814. 11 Griffangel. Eisen. Wohl Griffangel des Saxes. L.frag. 5.5 cm. Fragmentiert. MA 46815. 12 Ösenbeschläg. Bronze. Rechteckige Öse, festes trianguläres Beschläg. Rs. mit zwei querstehenden, fragmentierten Ösen. Spiraliger Kerbschnitt. L. 2.3 cm. B. 1.6 cm. MA 46816. 13 Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig, Dm. 2 cm. L. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 46817. 14 Messer. Eisen. 5 Fragmente und ein Griffangelbruchstück. Stark fragmentiert. Füllung. MA 46818. 15 WS. Füllung. MA 46819. Grab 582A Steinkiste mit Nachbestattung, 1867 gegraben. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar, Kiste bis auf drei Kalksteine an S-Seite ausgebrochen. Skelett: Primärbestattung, nur Beine, mässig erhalten, li. und re. der Unterschenkel von B deponiert. Erwachsen/Mann, 20–39 Jahre. Keine Beigaben. Grab 582B Skelett: Nachbestattung, sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 68): Re. (1) und li. (2) vom Schädel Ohrring. Im Becken Schnalle (3). Aus Füllung zwei WS (4). 1 Drahtohrring. Bronze. Verbogen. Ein erhaltenes Ende flachgehämmert und schlaufenförmig zurückgebogen. Dm. 7.5 cm. MA 46820. 2 Drahtohrring. Bronze. Ein erhaltenes Ende flachgehämmert und schlaufenförmig zurückgebogen. Dm. 7.5 cm. Fragmentiert. MA 46821. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Drahtdorn. Stark fragmentiert. MA 46822. 4 2 WS. Füllung. MA 46823. Grab 583A Steinkiste mit Nachbestattung, 1867 gegraben. Überlagert die Gräber 591 und 602. T. 45 cm. Rechteckige Ausbruchgrube einer Steinkiste, lediglich SO-Ecke in situ. Abmessung Grube 235x100 cm. In der Füllung Steine der 1867 abgebauten Kiste. Skelett: Primärbestattung, schlecht erhaltene Unterschenkel und Füsse, li. und re. der Unterschenkel von B deponiert. Erwachsen/Erwachsen, 20–39 Jahre. Beigaben: Aus Füllung glasierte Kachel (1) und Ziegelbruchstück (2), beide neuzeitlich. 1 Kachel. Glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 46824. 2 Ziegelbruchstück. Neuzeitlich. Füllung. MA 46825. Grab 583B Skelett: Nachbestattung, mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 40–49 Jahre. Keine Beigaben. Grab 584 Erdgrab, von Bagger teilweise zerstört. Überlagert Grab 595. T. 35 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Lediglich Schädel, Brustbereich u. Füsse verdrückt u. schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult,
10–15 Jahre. Keine Beigaben. Grab 585 Erdgrab. Durch Bagger gestört. T. 35 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Schlecht erhalten, Oberkörper vom Bagger verworfen, Beine in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 12 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 68): Bei li. Oberarm Fragmente von 5 Pfeilspitzen (1–5). Aussen beim li. Knie Schnalle (6). Aussen beim li. Oberschenkel Tasche (7–16): 4 Nägel (7–10), 5 Fragmente von Stiften oder Werkzeugen (11–15) und eine Münze (16). 1 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig, nur Tüllenansatz erhalten. L.frag. 7.5 cm. Fragmentiert. MA 46826. 2 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 3 cm. Stark fragmentiert. MA 46827. 3 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 4.8 cm. Stark fragmentiert. MA 46828. 4 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 5.9 cm. Fragmentiert. MA 46829. 5 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 4 cm. Fragmentiert. MA 46830. 6 Schnalle. Eisen. Einfach, oval, facettiert. B. 3.4 cm. B. innen 2.3 cm. MA 46831. Tascheninhalt (7–16): 7 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 2.1 cm. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 46832. 8 Nagel. Eisen. L. 5.4 cm. MA 46833. 9 Nagel. Eisen. L.frag. 4 cm. Fragmentiert. MA 46834. 10 Nagel. Eisen. Schaft bandförmig. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 46835. 11 Stift. Eisen. L.frag. 2.9 cm. Fragmentiert. MA 46836. 12 Stift. Eisen. L.frag. 3 cm. Fragmentiert. MA 46837. 13 Stift. Eisen. L.frag. 3 cm. Fragmentiert. MA 46838. 14 Stift. Eisen. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 46839. 15 Fragment. Eisen. Bandförmig. L. 1 cm. B. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 46840. 16 Münze, Dupondius des Augustus (27 v.Chr.-14 n.Chr.). Rom, ab 18. MA 46841. Grab 586 Erdgrab mit Sarg und Holzeinbau. T. 160 cm. Unregelmässige Grube 185x55 cm. Mittig eingetieft unregelmässige, rechteckige Sarggrube 180x max. 40 cm. Über Skelett, bei Schädel, Becken und Füssen je ein quergemaserter Holzstreifen. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, Schädel auf Brustkorb gerollt, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 68): Beim Unterkiefer Perlen (1). Im Becken Schnalle (2). Re. neben Schnalle Perlen (3). Eine weitere (4) 10 cm unterhalb (2) auf re. Oberschenkel. Zwischen (3) u. (4) Henkelfragment (5). Auf li. oberen Oberschenkel Sturzbecher (6), Öffnung zum Kopf. Neben li. Unterschenkel unterhalb (6) Gehänge (7–11) (von oben nach unten): Beschläg (7), Spitze zum Kopf. Re. neben (7) Blech (8). Unterhalb (7) Hülse (9). Schräg quer zu und teilweise unter (9) Beschläg (10), Spitze nach N und nicht in situ geborgen Fragment (11). 1 Perlen. MA 46842. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel rundstabig. B. 2 cm. B. innen 1.5 cm. MA 46843. 3 Perlen. MA 46844. 4 Perle. MA 46845. 5 Henkel. Glas. Blau. Bruchstück eines Kannenhenkels. Rippenverzierung. Fragmentiert. Röm. MA 46846. 6 Sturzbecher. Glas. Hellgrün. Transluzid, sehr dünn. Boden gewölbt. Mdm. 6.5 cm, Bdm. 6.2 cm, H. 11 cm. Fragmentiert. MA 46847. Gehänge (7–11): 7 Beschläg. Eisen. Zungenförmig. Vs. mit Textilrest. Rs. 0.9 cm breites Lederband, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 46848. 8 Blech. Eisen. L. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 46849. 9 Hülse. Eisen. Dm. 3.2 cm. D. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 46850. 10 Beschläg. Eisen. Zungenförmig. An Breitseite zwei Niet. Rs. mit Lederrest. L.frag. 6 cm. B. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 46851. 11 Fragment. Eisen. Flach. L. 1.4 cm. B. 0.9 cm. Füllung. MA 46852. Grab 587
Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. 1867 gegraben. T. 70 cm. Unregelmässige rechteckige Grube mit Störung von 1867, 225x65 cm. Unter Schnalle (1) längsgemaserte Holzreste. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 68): Zwischen Becken und li. Unterarm Schnalle (1). Im Bauch Ring (2). 1 Gürtelschnalle. Bronze. Gewölbter Bügel. Beidseitig Dornachse und -rast vierfache Rippung. Dornrast mit Eisenkorrosionsspur des Dorns. B. 4.2 cm. B. innen 3 cm. MA 46853. 2 Ring. Eisen. Textilrest in Leinwandbindung. Spur eines 0.9 cm breiten Lederbandes, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 6 cm. Dm. innen 4 cm. MA 46854. Grab 588A Erdgrab, Dreifachbestattung. T. 70 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 205x150 cm. Skelett: Drei nebeneinander liegende Bestattungen A–C (von re. nach li.). Alle Skelette sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. A und C re. Hand im Becken. Erwachsen/Frau, 40–59 Jahre. Beigaben: Re. des Schädels Kamm (1). 1 Kamm. Knochen. Nur gezähnte Leiste. 7 Zähne/cm. Stark fragmentiert. MA 46855. Grab 588B Zwischen Bestattungen Aund C. Sehr schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 69): Im Becken li. Schnalle (1). In der re. Bauchgegend, quer zur Körperachse, Tasche (2–6): Messer (2), Feuerstahl (3) und Stift (4). Silex (5) an Fragmente des Feuerstahls (3) festkorrodiert und Münze (6). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel rundstabig. Drahtdorn. B. 3 cm. B. innen 2.2 cm. MA 46856. Tascheninhalt (2–6): 2 Messer. Eisen. Organische Auflagen und Lederreste. L.frag. 7.2 cm. Stark fragmentiert. MA 46857. 3 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert. L.frag. 5.8 cm. Stark fragmentiert. MA 46858. 4 2 Stifte. Eisen. L.frag. 5.1 cm. Stark fragmentiert. MA 46859. 5 Silex. Rotbraun. L.frag. 1.5 cm. MA 46860. 6 Münze, AE IV. 4. Jh.(?). MA 46861. Grab 588C Sehr schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage. Re. Hand im Becken. Mann/ Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 69): Alle Beigaben oberhalb Schädel deponiert. Sax (1), quer, Spitze re., Schneide zum Körper. Li. vom Saxgriff Schnalle (2), in zwei auseinanderliegende Teile zerbrochen, Rs. Re. oberhalb Schädel und Sax auf 18x6 cm Tasche (3–15): Taschenschnalle (3), Münze (4), Spiegelteil (5), Silbernadel (6), vier Silices (7–10), Pfriem (11), Pfeilspitze (12), Nagel- und Stiftfragmente (13), Eisenblechfragmente und Fragmente (14). Aus Füllung zwei WS (15). 1 Sax. Eisen. Schneide kaum erhalten. Holzreste auf Griff. L. 38.5 cm. B. 3 cm. Fragmentiert. MA 46862. 2 Gürtelschnalle. Bronze. Bügel rechteckig, eine Seite innen abgenutzt. Schilddorn. Festes Beschläg trapezförmig, seitlich je zwei sich zugewandte Vogelköpfe, Enden abgebrochen. US mit drei unvollständigen Steckösen. Beschlägsansatz mit Bruchstelle. Vier nachträglich angebrachte Nietlöcher deuten auf Reparatur. Beschläg mit ausgespartem Kreuz durchbrochen. B. 3 cm. B. innen 2.1 cm. MA 46863. Tasche (3–15): 3 Taschenschnalle. Bronze. Viereckig. Bügel flach, abgeschrägt. B. 1.6 cm. L.W. 0.9 cm. MA 46864. 4 Münze, Sesterz des Antoninus Pius (138–161). Rom, ab 138. MA46865. 5 Rahmenspiegel. Bronze. Leicht gewölbt. Schauseite glatt, Rs. rauh. L. 4.2 cm. B. 0.6 cm. Fragmentiert. Röm. MA 46866. 6 Nadel oder Ohrring. Silber. U-förmig gebogen, kleiner Polyederkopf. L.frag. 7.5 cm. Gew. 1.5 g. Fragmentiert. MA 46867. 7 Silex. Braun. Mit Rinde. L. 2.8 cm. MA 46868. 8 Silex. Braun. Mit Rinde. Flach. L. 2.7 cm. MA 46869. 9 Silex. Braun. L. 2.5 cm. MA 46870. 10 Silex. Braun. Mit Rinde. Flach. L. 2.3 cm. MA 46871. 11 Pfriem. Eisen. Vierkantig mit bandförmig umgebogener Öse. L.frag. 11.5 cm. Fragmentiert. MA 46873. 12 Pfeilspitze. Eisen. Spitze bolzenartig. Ganztülle. L. 11 cm. Fragmen-
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tiert. MA 46874. 19 Nagel- und Stiftfragmente. Eisen. Fragmentiert. MA 46875. Div. Bleche und Fragmente. Eisen. L. 3.1 cm, B. 2 cm; L. 3 cm, B. 1. Fragmentiert. MA 46876. 2 WS. Füllung. MA 46877.
Grab 589 Steinkiste, 1867 gegraben. Überlagert Grab 599. T. 40 cm. Sorgfältig gesetzte einlagige Kiste aus grossen Kalksteinen. Stirnseiten fehlen. Skelett: Schlecht erhalten. Oberkörper verworfen, Beine in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 3–7 Jahre. Beigaben: Aus Füllung Ring (1) und Fragment (2). 1 Ring. Eisen. Querschnitt bandförmig. An einer Stelle geborsten. Dm. 2.5 cm. Füllung. MA 46878. 2 Fragment. Eisen. Gebogen, rundstabig. Von Ring oder Schnallenbügel. L.frag. 2.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46879. Grab 590 Erdgrab. Von Grab 593 überlagert. Vom Bagger leicht gestört. T. 60 cm. Rechteckige Grube, im östlichen Drittel abgebaggert, ca. 180x80 cm. In NW-Ecke von Grab 593 durchschlagen. Skelett: Vom Bagger verdrückt, sehr schlecht erhalten, Becken abgebaggert, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 69): Re. (1) und li. (2) vom Schädel Ohrringe. Im Hals- u. Brustbereich Perlen (3). Zwischen Oberschenkeln Messer (4), Spitze zu den Füssen. Mittig neben li. Oberschenkel auf 13x5 cm 20 Goldmünzen (5–24), teilweise in dunkler Verfärbung. Im Bauchbereich Schnallenfragment (25), 10 cm neben li. Oberschenkelhals Plättchen und Fragment (26;27), 10 cm li. davon Bronzering mit Zwinge (28) und drei Fragmente (29–31). Wegen der Baggerstörung ist nicht zu entscheiden, ob (26–31) ein Gehänge war oder Beschläge für ein Kästchen für die Münzen (5–24). Aus der Füllung WS (32). 1 Drahtohrring. Silber. Mit stabförmigem Ende. Enden überlappend zusammengebogen. Dm. 3.7 cm. Gew. 3.3 g. MA 46880. 2 Drahtohrring. Silber und Gold. Mit stabförmigem Ende. Enden überlappend zusammengebogen. Vorderes Ende und drei weitere Zonen mit Strichgruppen zu je 7 Rillen verziert. Gerillte Zonen mit Goldblech überzogen, nur noch teilweise erhalten. Hinteres Ende spitz zulaufend. Dm. 3.4 cm. Gew. 2.7 g. MA 46881. 3 Perlen. MA 46882. 4 Messer. Eisen. L. in situ 14 cm. L.frag. 12 cm. Fragmentiert. MA 46883. 5–24Münzbörse mit 20 Goldmünzen 25 Gürtelschnalle. Eisen. Drahtförmig, gebogen. L.frag. 1.6 cm. Stark fragmentiert. MA 46904. 26 Plättchen. Eisen. Gelocht. L.frag. 2.4 cm. B. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 46905. 27 Fragment. Eisen. Hakenförmig. L.frag. 1.8 cm. MA 46906. 28 Ring. Bronze. Oval, Querschnitt rundstabig, mit Eisenzwinge, L. 2.9 cm. Dm. 2.4 cm. MA 46907. 29 Fragment. Eisen. Bandförmig. L. 1.4 cm. B. 1.2 cm. MA 46908. 30 Fragment. Eisen. Bandförmig. L. 1.3 cm. B. 1 cm. MA 46909. 31 Fragment. Eisen. Bandförmig. L. 1.3 cm. B. 0.9 cm. MA 46910. 32 WS. Füllung. MA 46911. Grab 591 Erdgrab. Von Grab 583 überlagert. T. 55 cm. Unregelmässige rechteckige Grube 205x70 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Erwachsen, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 69): Innerhalb re. Ellenbogen Schnalle (1), Vs., Dorn nach li. In Körperachse auf 20x10 cm Tasche (2–8): Messer (2), Spitze zum Kopf, Schneide re. Halbe Münze (3), Bronzeblech (4) unter (8), Ahlenfragment (5), drei Silices (6–8). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt rundstabig. Schilddorn abgebrochen. MA 46912. Tascheninhalt (2–8): 2 Messer. Eisen. Lederreste. L. 14.5 cm. MA 46913. 3 Münze? Nur noch eine Hälfte vorhanden. Sicher keine römische Reichsprägung. Ev. halbiertes Tetradrachmon von Alexandria. 3. Jh.(?). MA 46914. 4 Blech. Bronze. Bandförmig. Drei Fragmente. L. 4 cm. B. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 46915. 5 Ahle. Eisen. Zwei Stifte, einer mit Spitze. L. 1.4; 1 cm. Fragmentiert.
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Grab 590. M. 1:20.
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MA 46916. Silex. Hellbraun. Mit Rinde. L. 3.8 cm. MA 46917. Silex. Hellbraun. L. 2.9 cm. MA 46918. Silex. Rotbraun. L. 2.9 cm. MA 46919.
Grab 592 Erdgrab mit Sarg. T. 75 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 195x max. 90 cm. Mittig Sarg. Neben Skelett längsgemaserte Holzreste der Sargwand. An N-Seite auf Kopfhöhe 25 cm über Sohlenniveau längsgemaserte Sargdeckelreste. Skelett: Mässig erhalten. Unterschenkel überkreuzt, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–34 Jahre. Beigaben (Taf. 69): Im Becken Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Im Bauch quer auf 20x8 cm Tasche (2–17): Messer, Spitze li. (2); Bügelkopffibel (3); Fibelfuss (4); Münze (5); Ahlenfragment (6); Stift (7); zwei Stäbe (8; 9); zwei Stabfragmente (10; 11); Eisenklumpen (12) u. drei Silices (13–15). Verrutscht aber zur Tasche gehörig Stift (16) und Fragment (17). Alle Eisenobjekte mit Lederkorrosionsprodukten überzogen. Aussen oberhalb re. Knie nebeneinander zwei Pfeilspitzen, Spitzen zu den Füssen (18; 19); innen, oberhalb li. Knie Pfeilspitze (20). 1 Gürtelschnalle. Bronze, «Weissmetall» und Eisen. Mit Beschläg. Eisenbügel bandförmig. Beschläg aus «Weissmetall», triangulär mit 2 Endrundeln. Trapezförmiges Zierfeld, am Abschluss zwei runde, eingetiefte Zierfelder, gefüllt mit poröser Kittmasse, darin Reste dünner Silberbleche (Gewicht 15.71 g). Auf Rs. zwei mitgegossene Ösenbleche. L. 4.6 cm; B. 2.6 cm; D. 0.3 cm; L. Ösenstifte 1 cm. Keine Scharnier- oder Laschenkonstruktion. Schnalle und Beschläg waren separat auf Gürtel befestigt, bzw. festgenietet. B. 4.1 cm. B. innen 3.7 cm. Fragmentiert. MA 46920. Tascheninhalt (2–17): 2 Messer. Eisen. Spitze fehlt, Rücken leicht gebogen. Knaufabsatz. Auf Angel längsgemaserte Holzreste. L.frag. 14 cm. Fragmentiert. MA 46921. 3 Fibel, Bügelknopffibel. Bronze. Bügel bandförmig, mitgegossener, doppelkonischer, spitz zulaufender, leicht facettierter Knopf. Spiralkonstruktion fehlt. Halb geschlossener, an Schmalseite offener Nadelhalter mit Eisenresten der Nadel. Auf Nadelhalter eingeritztes Tannenzweigmuster. L. 6.6 cm. B. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 46922. 4 Fibel. Bronze. Nadelhalterfragment. Zuweisung ist fraglich. L.frag. 2.1 cm. Stark fragmentiert. Röm. MA 46923. 5 Münze, Aes-Fragment? Fraglich ob Münze. MA 46924. 6 Ahle. Eisen. Griff mit Knauf und längsgemaserten Holzresten. L.frag. 2.6 cm. Fragmentiert. MA 46925. 7 Stift. Eisen. Leicht gebogen. L. 4.8 cm. MA 46926. 8 Stab. Eisen. Spitz zulaufend. L. 5.4 cm. MA 46927.
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Stab. Eisen. Spitz zulaufend. L. 4.2 cm. MA 46928. Stab. Eisen. L.frag. 2.7 cm. MA 46929. Stab. Eisen. L.frag. 2 cm. MA 46930. Klumpen. Eisen. L. 2.5 cm. MA 46931. Silex. Hellbraun und rot. L. 3.7 cm. MA 46932. Silex. Hellbraun. Mit Rinde. L. 3.3 cm. MA 46933. Silex. Rotbraun. L. 1.6 cm. MA 46934. Stift. Eisen. L. 5.7 cm. MA 46935. Fragment. Eisen. L.frag. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 46936. Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Stark fragmentiert. MA 46937. Pfeilspitze. Eisen. Blatt lanzettförmig. Ganztülle. L.frag. 10.7 cm. Stark fragmentiert. MA 46938. Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Ganztülle. 2 Fragmente je 3.2 cm. Stark fragmentiert. MA 46939.
Grab 593 Steinkiste B, 1867 gegraben. Überlagert Gräber 590 und 608. T. 65 cm. Aus grossen, senkrecht gestellten Kalksteinplatten gesetzte Kiste. Abmessung innen 170x60 cm. Skelett: Gut erhalten, Becken fehlt, Schädel in Füllung, sonst in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben: Aus Füllung Stift (1) u. WS (2). 1 Stift. Eisen. L.frag. 2.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46940. 2 WS. Füllung. MA 46941. Grab 594 Steinkiste C, 1867 gegraben. T. 60 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus zugerichteten Steinen in zwei Lagen und grossen unbearbeiteten Kalksteinen. Stirnseiten je eine senkrecht gestellte Kalksteinplatte. Abmessung innen 200x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, re. Arm- und Brustbereich, sowie Füsse 1867 verlagert, sonst in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 40–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 595 Erdgrab mit Sarg. Überlagert Grab 598. Von Grab 584 und 604 überlagert. T. 75 cm. Grube wegen Überlagerung kaum erkennbar. L. ca. 220 cm. Da wo die N-Seite des Grabes Grab 598 überlagert, ist die li. Skeletthälfte bis zu 30 cm tief in die Füllung des unteren Grabes eingesackt. Die S-Seite wiederum ist durch die Steinkiste 604 gestört. Li. des Schädels, 20 cm über der Sohle längsgemaserte Holzreste. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 70): Alle Funde zwischen Knien. Beim re. Knie Schnalle (1), Rs., Dorn zur NW-Ecke. Beim li. Knie Spinnwirtel (2). Re. davon Messer (3), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Aus Füllung Schnalle (4) u. drei WS (5). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel bandförmig. B. 4.6 cm. B. innen 3.6 cm. MA 46942. 2 Spinnwirtel. Keramik. Schwarz. Konisch, Unterteil gerade, Oberseite abgeflacht. Ton glimmerhaltig, grob gemagert. US eingeritzter Kreis um Durchlochung. Dm. 3.4 cm. D. 1.8 cm. MA 46943. 3 Messer. Eisen. Schneide zum geraden Rücken ziehend. Griff mit längsgemaserten Holzresten (Fraxinus excelsior). L. 17.5 cm. L.frag. 17.1 cm. MA 46944. 4 Schnalle. Eisen. Bügel D-förmig. B. 2.5 cm. Füllung. MA 46945. 5 3 WS. Darunter 2 WS helltonige Feinkeramik. Röm? Füllung. MA 46946. Grab 596 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 60 cm. Rechteckige Grube 170xca. 70 cm. An O-Seite 65x20 cm grosses und 5 cm tiefes N-S-Gräbchen. Skelett: Schlecht erhalten, nur Langkochen, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/ Mann, 30–39 Jahre. Keine Beigaben. Grab 597 Steinkiste A, überlagert Grab 610 und 611. 1867 gegraben. T. 100 cm. Sorgfältig gesetzte Kiste aus teilweise behauenen Kalk- und Sandsteinen. Bis zu vier Lagen erhaltene S-Wand durch Hang ins Grab gedrückt. 1867 NSeite teilweise zerstört. Abmessung innen 185x50 cm. Skelett: Nur Beine sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Oberkörper in Füllung. Mann/Mann, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 70): Schräg über die Unterschenkel Sax (1), Spitze beim li. Fuss, Schneide nach li. Von der Saxscheide (2–3) haben sich zwei Bronzeniet ausserhalb des li. Unterschenkels erhalten (2–3). Zur Gürtelgarnitur
(4–5) zählt die Schnalle (4), zwischen den Beinen, knapp unterhalb der Knie, Vs., Dorn zum Kopf und Gegenbeschläg (5) aus der Füllung. Messer (6) lag parallel zum Sax (1), über dem li. Unterschenkel und teilweise unter dem Sax, Griff zum Fuss. Aus der Füllung Ring (7) und Fragment (8). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Spitze abgebrochen. L. 55.5 cm. L.frag. 53.5 cm. B. 5 cm. Fragmentiert. MA 46947. Saxscheide (2–3): 2 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Am Ende des Nietstiftes Eisenspuren. Vierwirbelmotiv in Kerbschnitt. L. 0.8 cm. Dm. 1.7 cm. MA 46948. 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Am Ende des Nietstiftes Eisenspuren. Vierwirbelmotiv in Kerbschnitt. L. 0.8 cm. Dm. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 47543. Gürtelgarnitur (4–5): 4 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt, im Fundzustand nach hinten gebogen. Dorn durchbohrt, mit Befestigungsöse festgelötet. Lot erkennbar, kupferfarben. Beschläg zungenförmig, profiliert, 6.8 cm lang und 3.7 cm breit. 3 Niet, 1 Kopf halbkugelig, 1 cm lang. Tierstil. Bügel streifentauschiert mit Messing. Zentralmotiv: messingtauschiertes Kreuz. Bichrome Flächentauschierung. B. 4.7 cm. B. innen 3.1 cm. Fragmentiert. MA 46949. 5 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, profiliert. 3 Niet, 2 Kopf halbkugelig, 1 kugelig mit Streifentauschierung, 6 Streifen in Messing, wohl Reparatur. Flächentauschierung: Tordierte Silber- und Messingdrähte auf punktiert aufgerauhtem Haftgrund. Tierstil. Bichrome Flächentauschierung. L. 7.7 cm. B. 4 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46950. 6 Messer. Eisen. L.frag. 9.5 cm. Fragmentiert. MA 46951. 7 Ring. Eisen. Mit Lederkorrosionsprodukten überzogen. Dm. 7 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46952. 8 Fragment. Eisen. Ein Ende umgebogen. Griffangel des Sax (1) oder Tragebügel der Saxscheide. L. 2.2 cm. B. 0.9 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46953. Grab 598 Erdgrab. Von Grab 595 überlagert. T. 140 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 190x80 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, Oberkörper unvollständig, li. Oberschenkel neben re. Unterschenkel. Verbliebene Knochen in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 50–69 Jahre. Beigaben (Taf. 70): Bei li. Knie Messer (1), Spitze zu den Füssen, Schneide li. 1 Messer. Eisen. Wenig organische Reste. L.frag. 7 cm. Fragmentiert. MA 46954. Grab 599 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 589 überlagert. T. 60 cm. Langrechteckige Grube 230x50 cm. Unter U'arm Holzreste. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/ Mann?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 70): Im Becken re., unter Unterarm Schnalle (1), Dorn nach re. Li. daneben Haftel (2), beide Vs. Neben li. Schulter Kamm (3). Im Becken li. auf 15x15 cm Tasche (4–9): Messer (4), Spitze zum Kopf, Schneide re., parallel dazu Fragment (5) und Riemenzunge (6) ferner Ammonit (7). Unter Unterarm Schleifstein (8) und zwischen Speiche und Elle Silex (9). Re. des Fusses Stab (10) und Bolzen (11). Aus der Füllung Stift (12) und WS (13). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze, «Weissmetall». Bügel massiv, Querschnitt viertelrund, Oberseite flach. Dorn mit leichtem Mittelgrat, eiserner Dornhaken. Am Innenrand des Bügels eingepunztes, unregelmässiges Punktband, ein weiteres Punktband randlich auf der Basis des Schilddornes. Auf der Mittelzone des Schnallenbügels schwach erkennbares, geschwungenes Zickzackband. An Dornachse 2.3 cm breiter Lederrest. B. 3.6 cm. B. innen 2 cm. MA 46955. 2 Schilddornhaftel. Bronze, «Weissmetall». Spitze abgebrochen. Randbegleitende, einreihige Punktverzierung, an Vorderteil abgenutzt. L.frag. 1 cm. B. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 46956. 3 Kamm. Einzeiliger Dreilagenkamm. Knochen. 5 Niet, 5 Zähne/cm. L.frag. 14.5 cm. B. 3.2 cm. MA 46957. Tascheninhalt (4–9): 4 Messer. Eisen. Klingenfragment und Teil der Griffangel. L.frag. 7.3 cm. B. 2.4 cm. Fragmentiert. MA 46958. 5 2 Fragmente. Eisen. L.frag. 1.2 cm. MA 46959.
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Riemenzunge. Bronze. Halbrunder Schlussknopf, daran festkorrodiert fragmentierter Eisenring von Dm. 1.3 cm und Eisenkorrosionsreste. Ansatz einer Tülle. 4 geritzte Querstriche und 4 seitliche Facetten. Schlussknopf mit eingeritztem Andreaskreuz. L. 3.6 cm. MA 46960. Ammonit. Dm. 1.2 cm. MA 46961. Schleifstein. Sedimentgestein. Grün. Deutliche Abnutzungsspuren. L. 8.6 cm. B. 4.5 cm. MA 46962. Silex. Hellbraun. L. 5 cm. MA 46963. Stab. Eisen. Spitz zulaufend. L.frag. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 46964. Bolzen. Eisen. Schlitztülle. L.frag. 7 cm. Fragmentiert. MA 46965. Stift. Eisen. L.frag. 1.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46966. WS. Helltonige Feinkeramik. Röm? Füllung. MA 46967.
Grab 600 Erdgrab, vom Bagger gestört. T. 45 cm. Kaum erkennbare Grube 185x max. ca. 60 cm. Skelett: Sehr gut erhalten, Oberschenkel in situ belegen gestreckte Rückenlage. Oberkörper teilweise abgebaggert. Schädelteile aus Grab vom Bagger verschleppt. Sie liegen in Beckenhöhe, 50 cm nördlich der Bestattung (siehe Grab 601). Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 70): Im Becken Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel gerippt, ursprünglich tauschiert, Dorn fehlt. B. 4.4 cm. B. innen 3.3 cm. MA 46968. Grab 601 Kein Grab. Von der Baggerschaufel verzogene Schädelteile aus Grab 600 wurden anfänglich als Grab interpretiert. –/–. Grab 602 Erdgrab mit Sarg. Von Grab 583 überlagert. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige, an NO-Seite ausbauchende Grube max. 200x70 (O) cm. Über Kopf u. Brust und unter Beigaben längsgemaserter Holzrest (Laubholz). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 20– 24 Jahre. Beigaben (Taf. 70): An der li. Seite Gehänge (1–3). Aussen am li. Knie Messer (1). 20 cm unterhalb dunkle Verfärbung einer Tasche (2–3) mit Münze (2) und Lamelle (3). Nicht in situ geborgen Schnalle (4). Aus der Füllung WS (5). Gehänge (1–5): 1 Messer. Eisen. Griffangel. Teile der Klinge mit weiteren Fragmenten zusammenkorrodiert. L. 15 cm. B. 1.1 cm. Stark fragmentiert. MA 46969. Tasche (2–4): 2 Münze, Dupondius. 1.–3. Jh. MA 46970. 3 Lamelle. Elfenbein (Elefant, Oberkiefereckzahn). L. 2.4 cm. B. 1.1 cm. Stark fragmentiert. MA 47545. 4 Schnalle. Eisen. Einfach, klein, drahtförmig, Masse nicht mehr bestimmbar. Fragmentiert. Füllung. MA 46971. 5 WS. Füllung. MA 46972. Grab 603 Erdgrab. T. 70 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 190x55 (W)/50 (O) cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Mann/Erwachsen, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 70): Im Becken re. Gürtelschnalle (1), Vs., Dorn nach re. Teilweise unter (1) auf 15x10 cm Tasche (2–26): Schnalle (2); Ohrlöffelchen (3); Scheidenrandzwinge (4), zwei Bleche (6; 7); Fragment (8); Messer (9); Ring (10); Schnallenbügel (11); U-förmige Scheidenrandzwinge (12); Fingerring (13); vier Stifte (14); vier Nägel (15–16); sechs Stifte (17), wohl von (14; 15); Tülle (18); vier Bleche (19), zwei Scheiben (20); vier Silices (21–24); drei Plättchen (25) sowie kleinste nicht bestimmbare Eisenreste (26). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel flach, halbrund. Laschenbeschläg, noch 3.1 cm lang, noch 3 cm breit. 2 Niet erhalten, möglicherweise endständige Nietreihe. US Laschenblech mit organischen Resten. B. 3.9 cm. B. innen 2.7 cm. Fragmentiert. MA 46973. Tasche (2–26): 2 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Bügelaussparung bei Dornrast. Mit festem, trapezförmigem Beschläg, Länge 1.8 cm, Breite 1.3/1.1 cm. Beschlägende mit unregelmässigem Ansatz, wohl ein abgebrochener, nicht versäuberter Gusstrichter. 2 endständige Nietlöcher. B. 1.3 cm. B. innen 0.7 cm. MA 46974. 3 Ohrlöffelchen. Bronze. Kleines Löffelchen. Schaft mit leichter
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Schwellung. Unteres Ende fehlt. L.frag. 7.7 cm. Fragmentiert. Röm. MA 46975. Scheidenrandzwinge. Bronze. Endständige Nietlöcher mit ankorrodierten Eisen- und Lederresten. L. 7.4 cm. MA 46976. Karteifehler, erwies sich nachträglich als identisch mit 603.2 und entfällt. Blech. Bronze. L. 2.1 cm. B. 1.4 cm. MA 46978. Blech. Bronze. U-förmig gebogen. L. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 46979. Fragment. Eisen. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 46980. Messer. Eisen. Nur Giffangel und Klingenansatz, darauf Korrosionsspur eines Stiftes. L.frag. 6.3 cm. Fragmentiert. MA 46981. Ring. Eisen. Massiv. Dm. 3.3 cm. MA 46982. Schnallenbügel. Eisen. Einfach, mit aufkorrodiertem Fragment. L. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 46983. Scheidenrandzwinge. Eisen. U-förmig gebogen. L. 5.7 cm. MA46984. Fingerring. Eisen. Erhalten ist kreisförmige Platte mit Ansatz zum Reif. Dm. 1.7 cm. Fragmentiert. Röm. MA 46985. 4 Stifte. Eisen. Spitz zulaufend. L. 6.3; 3.8; 3.6; 3.1 cm. MA 46986. 3 Nägel. Eisen. Köpfe scheibenförmig. L. 2.2; 2.2 cm. L.frag. 0.6 cm. MA 46987. Nagel. Eisen. Bandförmiger Schaft. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 46988. 6 Stifte. Eisen. L. 1.7; 1.5; 1.2; 1.1; 1.1; 1.1 cm. Fragmentiert. MA 46989. Tülle mit Schaft. Eisen. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 46990. 4 Bleche. Eisen. 2.4x1.3; 2.2x1.6; 2x1.3; 1.9x1.7 cm. Fragmentiert. MA 46991. 2 Scheiben. Eisen. Vernietet. Dm. 1.1 cm. MA 46992. Silex. Braun. Mit Rinde. L. 2.9 cm. MA 46993. Silex. Braun und Rot. L. 1.7 cm. MA 46994. Silex. Braun. L. 1.5 cm. MA 46995. Silex. Braun. L. 1.1 cm. MA 46996. 3 Plättchen. Stein. Dünn. L. 3; 2.4; 1.4 cm. MA 46997. 7 Fragmente. Eisen. Klein. MA 46998.
Grab 604 Steinkiste C, 1867 gegraben. Überlagert Grab 595. T. 70 cm. Gefügt aus grossen, groben Kalksteinen. O-Seite eine senkrecht gestellte Platte. WSeite fehlt. Abmessung innen noch 170x50 cm. Skelett: Oberkörper vollständig entfernt, fehlen auch nicht in Füllung. Unvollständige Beine gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Subadult, 11–17 Jahre. Beigaben (Taf. 72): Alle Funde aus Füllung: Schnalle (1), Messer (2), Silex (3) und ein modernes Häkchen (4). 1 Schnalle. Eisen. Einfach, oval, rundstabig. Nur Bügel- und Dornfragment. B. 3.5 cm. B. innen 2.6 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 46999. 2 Messer. Eisen. L.frag. 12 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47000. 3 Silex. Rot. L. 1.7 cm. Füllung. MA 47001. 4 Häkchen. Bronze. Wohl von der Grabung 1867. L. 2.4 cm. Neuzeitlich. Füllung. MA 47002. Grab 605 Steinkiste C mit Sarg oder Totenbrett. 1867 angegraben. Ein Stein überlagert Grab 607, ein anderer Grab 620. T. 55 cm. Einlagige Kiste aus grossen, groben Kalksteinen. Je 10 cm von den Stirnseiten 50x1 cm (W) bzw. 60x20 cm (O) grosses, je 10 cm tiefes N-S-Gräbchen. Grube innen 220x75 cm. Skelett: 1867 nur Oberkörper freigelegt. Schädel in Füllung, restliches Skelett in situ, Oberkörper mässig, Beine sehr gut erhalten, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 71): Aussen entlang re. Bein Sax (1), Spitze unten, Schneide li. Zwischen Schneide und Bein metallene Bestandteile der Saxscheide (2–10), Schauseite unten: Bei 20 cm 4 kleine Niet (2), bei 22 cm Tragebügel, die beiden Nietköpfe nicht am Ort (3); zwischen 30 cm und 35 cm Niet (4), 4 kleine Niet (5), ein kleiner Niet (6) und ein Niet (7); bei 37 cm Niet (8); bei 41 cm weiterer grosser Tragebügel (9) und bei 50 cm 4 kleine Niet (10). Unter dem Sax, parallel dazu nahe der Scheide bei 37 cm beginnend, Beimesser (11), Spitze unten. Die Gürtelgarnitur (12–18) lag im Kniebereich deponiert: Die Schnalle (12), zwischen den Beinen quer zum Körper, Dorn nach li.; Gegenbeschläg (13), aussen beim li. Oberschenkel, spitzes Ende oben, beide Rs.; Rückenbeschläg (14) in mehrere Teile zerbrochen zwischen den Beinen; dazwischen Vertikalbeschläg (15) und zwei Ösenbeschläge (16–17), (15) und (17) Rs. und ein Gürtelbeschläg (18). Soweit wegen der schlechten Erhaltungsbedingung nachvollziehbar alles Rs.
Unterhalb (12–18) vielleicht Tasche (19–20): Pfriem (19) parallel zu Messer (20), quer zum Körper, Spitze re., Schneide oben. Beim li. Fuss Sporn (21). Längs re. neben Schädel Kamm (22). Unter re. Becken Schnalle (23). 1 Sax. Eisen. Schneide zum Rücken ziehend. Beidseitig entlang Rücken 2 je 0.3 cm breite Rillen. Beim Griff war ein 3 cm langes, 1 cm breites, längsgemasertes Birkenholzstück erhalten (Betula sp.). L. 71.5 cm. B. 5.7 cm. MA 47005. Saxscheide (2–10): 2 4 Niet. Eisen. Klein. L. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 47006. 3 Tragebügel. Eisen. Dazu 2 Niet mit Bronzezierplättchen, Dm 0.9 cm, L. Niet 1.2 cm, heute abgebrochen. L. 5.8 cm. Fragmentiert. MA47007. 4 Niet. Eisen. Kopf fragmentiert. Bronzezierscheibe, randlich gekerbt. L. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47008. 5 4 Niet. Eisen. Klein. In einer Reihe zusammenkorrodiert. L. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 47009. 6 Niet. Eisen. Klein. L. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 47010. 7 Niet. Eisen. Kopf klumpenförmig, stark korrodiert. L. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47011. 8 Niet. Eisen. Auf Stift Bronzezierscheibe mit gekerbtem Rand. L.frag. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 47012. 9 Tragebügel. Eisen. 1 Niet, Kopf scheibenförmig, 1 Niet abgebrochen, Reste des Nietstiftes abgebrochen. L. 0.8 cm. Fragmentiert. MA47013. 10 4 Niet. Eisen. Klein. In Serie im Erdreich zusammenkorrodiert. L. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 47014. 11 Beimesser. Eisen. L.frag. 7.6 cm. Stark fragmentiert. MA 47015. Gürtelgarnitur, mehrteilig (12–18): 12 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Beschläg zungenförmig, Rand ausspringend mit Laschenkonstruktion. 1 Bronzeniet, Kopf halbkugelig, L. Stift 1.1 cm, Dm. 1.1 cm, 2 Nietlöcher, 1 davon nur im Röntgenbild erkennbar. L. Beschläg 10.1 cm; B. Beschläg 4.2 cm. Ritzverzierung, wohl ursprünglich tauschiert. Fragmentiert. MA 47016. 13 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, Rand ausspringend. 2 Bronzenietfragmente. Ganze Fläche mit eingeritzten Motiven verziert, wohl ursprünglich tauschiert. L. 10.2 cm. B. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 47017. 14 Rückenbeschläg. Eisen. 4 Bronzeniet, 3 Kopf halbkugelig, Dm. 1.1 cm, 1 Nietloch. L.frag. 3.7 cm. B. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 47018. 15 Vertikalbeschläg. Eisen. 3 Bronzeniet. L.frag. 3.5 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 47019. 16 Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär, rechteckig durchbrochen. Noch 2 Bronzeniet, halbkugelig, Nietstiftlänge 1 cm. L. 4.4 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 47020. 17 Ösenbeschläg. Eisen. Triangulär, rechteckig durchbrochen. 3 Bronzeniet, halbkugelig, Nietstiftlänge 1 cm. L. 4.4 cm. B. 2.4 cm. Fragmentiert. MA 47021. 18 Gürtelbeschläg. Eisen. 1 Stift l. 2.1 cm, 1 Bz-Niet Stiftlänge 0.6 cm in einem Fragment von 1.5 cm Länge und ein Fragment von 1.9 cm Länge. Stark fragmentiert. MA 47022. 19 Pfriem. Eisen. Nur die Spitze. L.frag. 5.1 cm. Fragmentiert. MA47023. 20 Messer. Eisen. L.frag. 5.8 cm. Stark fragmentiert. MA 47024. 21 Sporn. Schlaufensporn. Eisen. Stark fragmentiert. MA 47025. 22 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Parallel 2 gewölbte Deckleisten, strichverziert. 5 Nietpaare. Zähnungsverhältnis 8:5. L. 10.8 cm. B. 5.3 cm. MA 47026. 23 Schnalle. Eisen. Einfach. oval. B. 3.8 cm. B. innen 2.7 cm. MA 47027.
3
Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten. 5 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. L. 14.5 cm. B. 4.5 cm. MA 47030.
Grab 607 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Stein der Steinkiste Grab 605 überlagert. T. 70 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 195x70 cm. NW-Ecke von Grab 605 überlagert. Unterhalb Füsse quergemaserter Holzrest (Alnus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/ Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 72): Im Becken li. Schnalle (1), Vs. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel bandförmig. B. 4.4 cm. B. innen 3.2 cm. MA 47032. Grab 608 Erdgrab. Von Grab 593 überlagert. T. 80 cm. Rechteckige Grube 190x65 cm. Quercus sp.cf. Skelett: Gut erhalten. Insgesamt leicht verzogen, aber nicht gestört. Gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 72): Neben re. Unterarm Sax (1), Spitze unten, Schneide li. Entlang der Schneide metallene Bestandteile der Saxscheide (2–5). Von Griffangelbeginn gerechnet bei 3 cm, 7 cm und 15 cm je ein Niet (2–4) und bei 19 cm ein Tragebügel (5), Vs. (4) und (5) unter Sax. Re. neben dem Saxgriff Schnalle (6), Rs., Dorn nach li. Schräg über der unteren Saxklinge Tasche (7–16) auf 30x15 cm. Über Tasche dunkle org. Verfärbung: Messer (7), Spitze oben, Schneide re.; drei stabförmige Werkzeuge (8–10); Scheidenrandzwingenfragment (11), Streifen (12); Münze (13); Blechstück (14) und 2 Fragmente (15). Ferner Perlen (16) entweder als Kette in der Tasche oder als Taschenbesatz. 1 Sax. Eisen. Schneide zum leicht gebogenen Rücken ziehend. Griff mit längsgemaserten Holzresten (Laubholz) nicht weiter bestimmbar. L. 42 cm. B. 4.5 cm. MA 47033. Saxscheide (2–5): 2 Nietkopf. Eisen. Dm. noch 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47034. 3 Nietkopf. Eisen. Scheibenförmig. Dm. 1.3 cm. MA 47035. 4 Nietkopf. Eisen. Höhe noch 1 cm. Fragmentiert. MA 47036. 5 Tragebügel. Eisen. 2 Niet, Köpfe scheibenförmig, dünn. L. 5 cm. Dm. 1.8 cm. MA 47037. 6 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel rundstabig. B. 4.7 cm. B. innen 3.3 cm. MA 47038. Tasche (7–16): 7 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Entlang Rücken und in
Grab 606A Erdgrab, Doppelbestattung. T. 110 cm. Unregelmässig tapezförmige Grube 190x80 (W)/65 (O) cm. 60 cm von O-Seite, je 25 cm von Seitenwänden 35x20 cm grosses, 5 cm tiefes W-O-Gräbchen. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen, A re., sehr schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2–3 Jahre. Keine Beigaben. Grab 606B B li., mässig erhalten. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 72): Beim li. Oberschenkel aussen Schnalle (1), schräg unter Oberschenkel Messer (2), Griff zu den Füssen, Schneide li. Bei den Füssen Kamm (3). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, nur Teile des Bügels. Fragmentiert. MA 47028. 2 Messer. Eisen. Organische Auflagen auf Klinge. Griff mit längsgemaserten Holzresten. L.frag. 13.6 cm. Fragmentiert. MA 47029.
Grab 608. M. 1:20.
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der Klingenmitte 2 parallel eingeritzte Linien. Griff mit längsgemaserten Holzresten. L. 19 cm. Fragmentiert. MA 47039. Ahle. Eisen. Griff mit längsgemaserten Holzresten (Fraxinus excelsior). L. 9.7 cm. Fragmentiert. MA 47040. Stab. Eisen. L. 7.6 cm. Fragmentiert. MA 47041. Stift. Eisen. Ein Ende flach ausgehämmert. L. 5.5 cm. MA 47042. Scheidenrandzwinge. Eisen. U-förmig gebogenes Blech. 1 Niet. L.frag. 2.3 cm. Stark fragmentiert. MA 47043. Streifen. Eisen. 1 Niet, L. Stift 0.9. L. 1.8 cm. B. 0.8 cm. MA 47044. Münze, As. 1.–3. Jh. MA 47045. Blech. Bronze. L. 4 cm. B. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47046. 2 Fragmente. Eisen. L.frag. 1.9; 1.4 cm. MA 47047. Perlen. MA 47048.
Grab 609 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 100 cm. Trapezförmige Grube 215x70 (W)/55 (O) cm. Holzreste unter Tascheninhalt (Quercus sp.cf.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 72): Am Grubenrand li. des Schädels und des li. Oberarmes, Spitze zum Kopf, 10 cm über der Grabsohle zwei Pfeilspitzen (1; 2). Sie dürften auf dem Sarg gelegen haben. Re. überhalb des Beckens Schnalle (3). Li. unterhalb des Beckens Tasche (4–15): Balkenwaage mit Schale (4); drei Bronzestäbchen (5–7), zwei Bronzedrähte (8–9), Ahle (10), zwei Stiftfragmente (11–12), möglicherweise zusammengehörend, Fragment (13); Silex (14) und Ammonit (15). 1 Pfeilspitze. Eisen. Mit Widerhaken. Schaft tordiert. Schlitztülle. L. 7.1 cm. MA 47049. 2 Pfeilspitze. Eisen. Mit Widerhaken, einer fehlt. Schaft tordiert. Schlitztülle gebrochen. L.frag. 7.8 cm. Fragmentiert. MA 47050. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Bandförmiges Bügelfragment von 1.3 cm Länge. Vom Rest nur Eisenoxidspur im Grab erkennbar. B. 5.5 cm. Stark fragmentiert. MA 47051. Tascheninhalt (4–15): 4 Balkenwaage. Gleicharmige Feinwaage. Bronze. Mit scheibenförmiger Waagschale Dm. 3.1 cm. Stäbe (5) und (6) Fragmente der Waage? L.frag. 10.7 cm. Fragmentiert. MA 47052. 5 Stab. Bronze. Oberes Ende löffelartig flach. Unteres Ende spitz zulaufend. Querschnitt rechteckig. Zu Balkenwaage? Gew. 1.7 g. MA 47053. 6 Stab. Bronze. L. 4.2 cm. Gew. 0.5 g. MA 47054. 7 Stab. Bronze. Zu Balkenwaage? L.frag. 2.6 cm. Gew. 0.2 g. Fragmentiert. MA 47055. 8 Draht. Bronze. L.frag. 2.8 cm. Gew. 0.3 g. Fragmentiert. MA 47056. 9 Draht. Bronze. L.frag. 1.8 cm. Gew. 0.1 g. Fragmentiert. MA 47057. 10 Ahle. Eisen. Mit Schaft. L.frag. 5.1 cm. Fragmentiert. MA 47058. 11 Stift. Eisen. L.frag. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 47059. 12 Stift. Eisen. L.frag. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 47060. 13 Fragment. Eisen. L. 1.4 cm. MA 47061. 14 Silex. Graurot marmoriert. L. 3.3 cm. MA 47062. 15 Ammonit. Klein. Dm. 1.3 cm. MA 47063. Grab 610 Erdgrab mit Sarg. Überlagert Grab 611, wird von Grab 597 überlagert. T. 70 cm. Rechteckige Grube, N-Seite durch Grab 597 nicht erkennbar, 195xca. 60 cm. 15 cm von W- u. 5 cm von O-Seite 45x25 cm bzw. 50x30 cm grosses, 5 cm tiefes N-S-Gräbchen. Über Brustbein längsgemaserter Holzrest (Abies alba). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Frau, 21–25 Jahre. Beigaben (Taf. 72): Unterhalb des Beckens, zwischen den Beinen wohl Tasche (1–2): Messer (1), Spitze nach unten, Schneide nach rechts. Rechts daneben Ahle (2), Griff nach unten. Aus der Füllung Fragment (3) und Scherbe (4). Tascheninhalt (1–2): 1 Messer. Eisen. Griffangel mit längsgemaserten Holzspuren. Klinge mit Leder- und Fellrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 9.5 cm. Fragmentiert. MA 47064. 2 Ahle. Eisen. B. Stift 0.3 cm, B. Schaft 0.9 cm. Holzgriffreste (Salix sp.cf.)? L.frag. 6.3 cm. Fragmentiert. MA 47065. 3 Fragment. Eisen. Kugelig. Dm. 1.5 cm. Füllung. MA 47066. 4 WS. Füllung. MA 47067. Grab 611 Erdgrab mit Sarg. Von Grab 597 u. 610 überlagert. T. 60 cm. Durch beide
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Überlagerungen fast vollständig zerstört. Lediglich in der W-Hälfte verblieb zwischen Grab 597 u. 610 ein 80 cm langer, max. 15 cm breiter Zwickel. Bei und auf verbliebenen Knochenresten längsgemaserte Holzreste. Skelett: Sehr schlecht erhaltene Knochenreste, vor allem Schädelteile erhalten. Frau/Erwachsen, 25–34 Jahre. Beigaben: Im Halsbereich Perlen (1). 1 Perlen. MA 47068. Grab 612 Erdgrab. Überlagert Grab 617. T. 70 cm. Rechteckige, an der N-Seite einziehende Grube 195x80 (bis 120)/65 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Re. Oberarm fehlt, re. Becken bei li. Oberarm. Erwachsen/Mann, 55–64 Jahre. Beigaben: Aus Füllung WS (1). 1 WS. Füllung. MA 47069. Grab 613 Steinkiste A mit Sarg oder Totenbrett, 1867 angegraben. Überlagert Grab 640. T. 50 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus grossen und kleinen Kalkund Sandsteinen, bis zu zwei Lagen erhalten. 1867 teilweise ausgebrochen. Abmessung innen 175x50 cm. Sohle auf N-Seite 10–15 cm tiefer als auf S-Seite. Skelett: Oberkörper bis auf Schädel und Füsse 1867 fast vollständig entfernt. Beine gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 73): Neben dem re. Bein Sax (1), Spitze bei den Fersen, Schneide re. Entlang der Schneide in einer schwarzen org. Verfärbung metallene Bestandteile der Saxscheide (2–7), alle Rs. Von Griffangelbeginn aus von 19–24 cm Tragebügel (2); bei 24.5 cm Niet (3); von 27–37 cm mehrere Fragmente eines weiteren Tragebügels (4–5), bei 40 cm Niet (6). Entlang der gesamten Schneide Nietung aus kleinen Niete (7), fast alle vergangen. Nur noch in Spuren zu bergen. Bei 46 cm endet die Nietung rechtwinklig, ca. 10 cm vor der Saxspitze. Die Gürtelgarnitur (8–14) war über den Beinen deponiert: Schnalle (8) neben re. Oberschenkel, Dorn nach oben; Gegenbeschläg (9) neben li. Fuss, spitzes Ende oben. Auf re. Knie ein Ösenbeschläg (10), beim li. Unterschenkel drei Vertikalbeschläge (11– 13). Oberhalb des Gegenbeschläges (9) ein Ösenbeschläg (14). Alle Gürtelteile bis auf (8), (9) und (13) Vs. Quer über die Saxklinge bei 24 cm Messer (15), Spitze unten, Schneide re. Oberhalb zwischen Saxgriff und Oberschenkel Kamm (16). 1 Sax. Eisen. Schulter zur Schneide ziehend. Beidseitig entlang Rücken zwei 0.2 cm breite Rillen. Griffangel mit längsgemasertem Holzrest (Fagus silvatica). Lederreste der Scheide. L. 55 cm. B. 4.5 cm. MA 47070. Saxscheide (2–7): 2 Tragebügel. Eisen. L.frag. 5 cm. Fragmentiert. MA 47071. 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Dreiwirbelmotiv in Kerbschnitt. L.frag. 1 cm. Dm. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 47072. 4 Tragebügel. Eisen. L.frag. 6 cm. Fragmentiert. MA 47073. 5 Tragebügel. Eisen. Fragment von Tragebügel (4). L.frag. 3 cm. Fragmentiert. MA 47074. 6 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Dreiwirbelmotiv in Kerbschnitt. L.frag. 1 cm. Dm. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 47075. 7 Niet. Bronze. Klein, nur Spuren. Mindestens 22. Abstände 0.2 cm. Stark fragmentiert. MA 47076. Gürtelgarnitur, mehrteilig (8–14): 8 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Hakendorn. Beschläg schmal, zungenförmig, L 5.5 cm, B. 2.6 cm. 3 Nietlöcher. Fragmentiert. MA 47077. 9 Gegenbeschläg. Eisen. Zungenförmig, schmal. 3 Nietlöcher. Tauschierungsspuren. Tauschierung. L. 8.7 cm. B. 2.4 cm. MA 47078. 10 Ösenbeschläg. Bronze, «Weissmetall». Rechteckig durchbrochener Rahmen, Ende triangulär, profiliert. Rs. mit Öse. RFA der Oberfläche: Weisse Stelle vorn: Blei-Bronze mit viel Sn, wenig Ag und Spur Zn. Zunge: Bleibronze mit wenig Sn, Ag und Spur Zn. Rs.: Blei-Bronze mit Sn, Ag und Spur Zn. Die weisse Stelle könnte verzinnt sein. Best: A. Voûte. L. 3.4 cm. MA 47079. 11 Vertikalbeschläg. Bronze. Dreieckig profiliert, hohl, 3 Eisenniet. L. 3.9 cm. MA 47080. 12 Vertikalbeschläg. Bronze. Dreieckig profiliert, hohl, 3 Eisenniet. L. 3.9 cm. MA 47081. 13 Vertikalbeschläg. Bronze. Dreieckig profiliert, hohl, 3 Eisenniet. L. 3.9 cm. MA 47082.
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Ösenbeschläg. Bronze. Rechteckig durchbrochener Rahmen, Ende triangulär, profiliert. Rs. mit Öse. L. 3.2 cm. MA 47083. Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. L. 19 cm. Fragmentiert. MA 47084. Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Zwei gewölbte Deckleisten. 4 Nietpaare. Nur an einer Seite Reste der Zähnung, fünf Zähne/cm. L. 12.8 cm. B. 3 cm. Stark fragmentiert. MA 47085.
Grab 614 Erdgrab mit Sarg. T. 80 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 185x60 cm. Neben re. Bein 5 cm über Sohle 35 cm lange, längsgemaserte Holzspur (Quercus sp.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Subadult, 15–19 Jahre. Beigaben (Taf. 73): Im Brustbereich Perlen (1), im Becken Schnalle (2), Vs. Aus Füllung WS (3). 1 Perlen. MA 47086. 2 Gürtelschnalle. Bronze. Einfach. Stark fragmentiert. MA 47087. 3 WS. Füllung. MA 47088. Grab 615 Erdgrab mit Steinplatten unter Kopf und Füssen. T. 35 cm. Keine Grube erkennbar. Im Abstand von 75 cm zwei ca. 30x20 cm grosse Kalksteinplatten, auf denen Kopf und Füsse ruhten. Skelett: Sehr schlecht und nur teilweise erhalten, Beine in situ, gestreckte Rückenlage. (Oberkörper fehlt fast vollständig). Kind/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Keine Beigaben. Grab 616A Erdgrab. Doppelbestattung. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 195x65 cm. In SW-Ecke zwei natürlich anstehende Steine. Quercus sp. Skelett: Doppelbestattung: Re. A: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Li. Unterarm wohl über B. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 73): Alle Beigaben zu A: Im Becken li. Schnalle (1), Rs., Dorn nach li. Beim re. Handgelenk Schnalle (2), ev. zu Köcher der 5 cm unterhalb (2) liegenden Pfeilspitze (3), Spitze zum Kopf. Im Becken re., teilweise verlagert, auf ca. 20x10 cm Tasche (4–17): Messer (4); Stift (5); Draht (6); Ahle (7), Nagel (8); vier Silices (9–12). Nicht in situ Pfeilspitzentülle (13), wohl zu (3). Nicht in situ, wohl zu Tasche Ahle (14), Bronzenadel (15), Stab (16) und drei Fragmente (17). Aus Füllung zwei WS (18–19). 1 Gürtelschnalle Schilddornschnalle. Bronze. Bügel massiv, facettiert. Schilddorn mit eisernem Dornhaken. B. 4.1 cm. L.W. 2.1 cm. MA 47089. 2 Schnalle. Eisen. Nur bandförmiger Bügel. Stark fragmentiert. MA 47090. 3 Pfeilspitze. Eisen. Blatt lanzettförmig. Nur bis Tüllenansatz erhalten. L.frag. 7.2 cm. Stark fragmentiert. MA 47091. Tascheninhalt (4–12): 4 Messer. Eisen. L. 3.4; 2.9 cm. Stark fragmentiert. MA 47092. 5 Stift. Bronze. Beide Enden versetzt zueinander stehend, ausdünnend. L. 3.5 cm. MA 47093. 6 Draht. Bronze. L. 2.8 cm. MA 47094. 7 Ahle. Eisen. L.frag. 5.9 cm. Fragmentiert. MA 47095. 8 Nagel. Eisen. L.frag. 3.1 cm. MA 47096. 9 Silex. Dunkelgrau. Mit Rinde. L.frag. 4 cm. MA 47097. 10 Silex. Hellgrau. L. 3.7 cm. MA 47098. 11 Silex. Braun. L. 3.4 cm. MA 47099. 12 Silex. Braun. L. 2.6 cm. MA 47100. 13 Pfeilspitze. Eisen. Bruchstück einer Tülle. Wohl zu 616.3 gehörig. Stark fragmentiert. MA 47101. 14 Ahle. Eisen. Nur Spitze. Nicht in situ geborgen. Fragmentiert. MA 47102. 15 Nadel. Bronze. Kopf wenig verdickt, scheibenförmig abgeschlossen. Nicht in situ geborgen. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. Röm? MA 47544. 16 Stab. Eisen. Nicht in situ geborgen. L.frag. 1.8 cm. MA 47103. 17 3 Fragmente. Eisen. Nicht in situ geborgen. Zu Messer (4) gehörig. MA 47104. 18 WS. Füllung. MA 47105. 19 WS. Füllung. MA 47106. Grab 616B Skelett: Doppelbestattung. Li. B. Sehr schlecht erhalten. Kopf bei li. Ell-
bogen von A. Kind/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Keine Beigaben. Grab 617 Erdgrab. Von Grab 612 überlagert. T. 65 cm. Unregelmässig ovale, an NSeite von Grab 612 gestörte Grube. L. 205 cm, B. max. noch 80 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 73): Auf li. Knie Ring (1). Aus Füllung RS (2). 1 Ring. Eisen. Dm. 6.3 cm. MA 47107. 2 RS. Füllung. MA 47108. Grab 618 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 95 cm. Langrechteckige Grube 220x50 cm. In der N-Wand findet sich 25 cm über der Sohle eine Nische. Sie stösst an die NO-Ecke an und hat eine maximale Ausdehnung von 65 cm und reicht 20 cm in die Grubenwand hinein. Unter (5; 6) Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 20–24 Jahre. Beigaben (Taf. 74): Unterhalb Kiefer Scheibenfibel (1), Vs. Im oberen Brustbereich Perlen (2), dabei Plättchen (3) u. Ring (4). Zwei Perlen unter (1). Innerhalb li. Oberschenkel Gehänge (5–10): Ring (5) darin Scheibenfibel (6). Unter li. Oberschenkel, oberhalb Knie Messer (7), Spitze zu den Füssen, li. daneben längs Kamm mit Etui (8). Ausserhalb li. Unterschenkel, 10 cm oberhalb Fussgelenk Fragment (9) und Perle (10). Aus Füllung BS und WS (11–12). 1 Fibel, Scheibenfibel. Silber. 12 Segmente, je drei kleinere, dann grösseres Segment. Kleine echte Almandine direkt auf Kittbett. Dekorsegmente zwischen Almandinen aus hauchdünnem Silberblech, feuervergoldet. Dekor in Pressblechtechnik. Überstehende Grundplatte mit umlaufendem Perldraht, nur noch Reste erhalten. Zentralmotiv: Kreuz mit Kreisaugen in den Zwickeln in Pelrdraht. Dm. 2.7 cm. Gew. 5.7 g. MA 47109. 2 Perlen. MA 47110. 3 Plättchen. Silber. Rund, gelocht. Dm. 0.5 cm. Gew. 0.03 g. Fragmentiert. MA 47111. 4 Ring. Bronze. Querschnitt vierkantig. Organischer Abdruck von 0.4 cm Breite. Dm. 1.8 cm. MA 47112. Gehänge (5–10): 5 Ring. Eisen. US mit Auflagen von Sargholz und Strohabdruck. Spuren zweier Lederbänder und Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 6 cm. MA 47113. 6 Fibel, Scheibenfibel. Bronze. Im Zentrum Loch von 0.2 cm Durchmesser. Rand nach oben gebördelt. Einlage fehlt. Nadelhalter und Nadelbefestigung. Nadel dick und ohne Feder, sekundär angebracht. Fundlage in Ring 618.5. Lederband lief vom Ring zwischen Scheibe und Nadel durch. Textilreste. MA 47114. 7 Messer. Eisen. L. in situ 11.6. Fragmentiert. MA 47115. 8 Kamm mit Etui. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Leicht gewölbte Deckleiste. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. Etui: In einer Ecke doppelte Nietung, L. Etui 12.5 cm. B. Etui 6 cm. Beidseitig Strichund Kreisaugenverzierungen. L. 9.9 cm. B. 5.1 cm. MA 47116. 9 Fragment. Eisen. Nur Korrosionsspur. MA 47117. 10 Perle. Bernstein. MA 47118. 11 BS. Füllung. MA 47119. 12 WS. Füllung. MA 47120. Grab 619A Erdgrab, Doppelbestattung. T. 90 cm. Rechteckige Grube 170x100 cm. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Individuen: Re. A, sehr schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 74): Beim li. Oberarm Stift (1). Re. des Oberkörpers Messer (2), Spitze zum Kopf, Schneide nach li. Aus der Füllung 2 WS (3). 1 Stift. Eisen. Organische Auflagen. L.frag. 6 cm. MA 47121. 2 Messer. Eisen. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 10.2 cm. Fragmentiert. MA 47122. 3 2 WS. Füllung. MA 47123. Grab 619B Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Individuen: Li. B., sehr schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 74): Innenseite des li. Unterarms Tasche (1–4): Kandare (1), darauf Steinbeil (2). Etwas tiefer Nagel (3) und Messer (4). Im Becken Gür-
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telschnalle (5). Li. des Schädels Stift (6). Tascheninhalt (1–4): 1 Kandare. Eisen. 2 Löcher, Dm. 0.3 cm. 2 Zierrillen. L.frag. 17.5 cm. Dm. 1 cm. Fragmentiert. MA 47124. 2 Beilklinge, Grüngestein. Gepickt und geschliffen. L. 2.8 cm. B. 1.5 cm. Endneolithikum. MA 47125. 3 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig, verformt. L.frag. 1.1 cm. Dm. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 47126. 4 Messer. Eisen. Lederreste. L.frag. 14 cm. B. 1.5 cm. MA 47127. 5 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügelquerschnitt bandförmig. Stark fragmentiert. MA 47128. 6 Stift. Eisen. L.frag. 1.7 cm. MA 47129. Grab 620A Erdgrab, Dreifachbestattung, teilweise Sarg oder Totenbrett. Von Grab 605 überlagert. T. 100 cm. Unregelmässige, trapezoide (nur an N-Seite einziehende) Grube 215x145 (W)/120 (O) cm. NW-Ecke von Grab 605 gestört. Skelett: Drei nebeneinanderliegende Individuen, von re. nach li. A–C. A sehr schlecht erhalten, wohl Rückenlage. Kind/Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 74): Beim re. Becken Schnalle (1), beim li. Messer (2), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Nicht in situ Silex (3). Aus der Füllung über Bestattung A Beschläg (4). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügel bandförmig. Stark fragmentiert. MA 47130. 2 Messer. Eisen. L.frag. 15.5 cm. Fragmentiert. MA 47131. 3 Silex. Weissgrau. Flügel einer geflügelten Pfeilspitze. Nicht in situ geborgen. L. 1.5 cm. MA 47132. 4 Beschläg. Bronze und Glas. Bronzerahmen, Bodenblech wegkorrodiert. Darin 4 Glasplättchen, transluzid. Laschenkonstruktion. 2 Niet, 1 Niet erhalten. Cloisonné. L. 2.5 cm. B. 2 cm. D. 0.3 cm. Stark fragmentiert. Füllung. MA 47133. Grab 620B Skelett: B mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30– 49 Jahre. Beigaben (Taf. 74): Im Becken auf 15x15 cm Tasche (1–7): Quer zum Körper, Spitze li., Schneide zum Kopf, Messer (1). Unterhalb Stift (2), Niet (3), Ahle (4), zwei Stabfragmente (5), Münze (6) und Silex (7). Zwischen Bestattung B und C auf Kniehöhe zwei Pfeilspitzen (8–9), Spitze zum Kopf, und auf Höhe der Unterschenkel eine Franziska (10), deren Schneide im gewachsenen Boden steckte. Zugehörigkeit zu 620B oder 620C nicht geklärt. Tascheninhalt (1–7): 1 Messer. Eisen. Lederreste der Scheide. L.frag. 12 cm. Fragmentiert. MA 47134. 2 Stift. Eisen. Leicht gebogen. L.frag. 3 cm. Fragmentiert. MA 47135. 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. L. 0.8 cm. Dm. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 47136. 4 Ahle. Bronze. L. 6.1 cm. MA 47137. 5 2 Stäbe. Bronze. L. 6.1 cm. L.frag. 1.5; 1.2 cm. Fragmentiert. MA 47138. 6 Münze, Denar (?, subaerat). 1.–3. Jh.(?). MA 47139. 7 Silex. Rotgrau marmoriert. Mit Rinde. L. 3.1 cm. MA 47140. 8 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Tülle. L.frag. 6.6 cm. MA 47157. 9 Pfeilspitze. Eisen. L.frag. 5.5 cm. Stark fragmentiert. MA 47158. 10 Franziska. Eisen. Schneide ausgezipfelt, Nacken heruntergezogen. L. 15 cm. Gew. 516 g. MA 47159. Grab 620C An der im Boden steckenden Franziska 620B.10 Holzreste wohl des Sargbodens oder Totenbrettes. Unter Sax 620C.1 war ebenfalls Eichenholz des Sarges oder Totenbrettes (Quercus sp.). Sehr schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Re. Arm fehlt. Mann/Subadult, 15–19 Jahre. Beigaben (Taf. 75): Sax (1), Griff bei der re. Hand, Spitze unter dem re. Oberschenkel, Schneide li. Saxperle (2) bei re. Hand unter (4). Beim Becken re. Schnalle (3), Vs., Dorn nach re., in situ, jedoch zurückgeklappt. Bronzebeschläg (4), Rs., in Längsachse auf Saxgriff, spitzes Ende zum Kopf. Im li. Becken auf 15x10 cm Tasche (5–16): Schleifstein (5), Silex (6), Bronzefragment (7), Silex (8), Silex (9) darunter festkorrodiert Nagel (10), Fibel (11), Münze (12) unter Schleifstein (5), Fingerringfragment (13). Stift (14) war in drei Teile zerbrochen und je auf Münze (12), auf Silex (6) und auf Fingerring (13) aufkorrodiert. Ausserdem zwei Silices (15–16).
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Sax. Eisen. Ledereste und organische Auflagen. L. 28 cm. B. 3 cm. Stark fragmentiert. MA 47141. 2 Perle. Glas. Gelb. Glatte Oberfläche. Dm. 0.8 cm. D. 0.5 cm. MA 47142. 3 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel gewölbt. Auf dem Schilddorn Kreisverzierung gerahmt von gepunzter Kerbdrahtimitation. MA 47143. 4 Beschläg. Bronze. Triangulär. 3 Niet, Köpfe massiv, halbkugelig enden in Ösen. Gerahmt von gepunzter Kerbdrahtimitation. MA 47144. Tascheninhalt (5–16): 5 Schleifstein. Feines Sedimentgestein. Reibe- und Schleifspuren. L. 5.8 cm. B. 2.7 cm. MA 47145. 6 Silex. Braun. Mit Rinde. L. 2.3 cm. MA 47146. 7 Fragment. Bronze. Ein Ende drahtförmig, anderes Ende bandförmig. Teil einer Fibel? L.frag. 2.1 cm. Stark fragmentiert. MA 47147. 8 Silex. Grau. Mit Korrosionsresten überzogen. L. 2 cm. B. 1.5 cm. MA 47148. 9 Silex. Braun und hellgrau marmoriert. Mit Rinde. L. 4 cm. B. 3.1 cm. MA 47149. 10 Nagel. Eisen. L.frag. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 47150. 11 Fibel. Bronze. Mit Backenscharnier. Getreppte Raute. Einlage fehlt. Nadel fehlt. Riha Typ 7.11. L. 3 cm. B. 1.9 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47151. 12 Münze, Dupondius des Domitianus (81–96). Rom, 69–96. MA 47152. 13 Fingerring. Bronze. In Sphendonenform mit betonter Schulter. Einlage fehlt. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47153. 14 Stift. Eisen. L.frag. 8 cm. Fragmentiert. MA 47154. 15 Silex. Hellbraun. L. 2.9 cm. B. 1.2 cm. MA 47155. 16 Silex. Weisslich. L. 1.8 cm. B. 1.5 cm. MA 47156. Grab 621 Erdgrab mit Sarg. T. 125 cm. Rechteckige Grube 215x60 cm. Mittig 180x35 cm grosse 5 cm tiefe Sarggrube. Über Skelett längsgemaserte Holzreste nicht bestimmbar. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Re. Bein postmortal verlagert. Erwachsen/Frau, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 75): Im Becken Schnalle (1), Vs. Aus der Füllung 15 Scherben (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt kreisförmig, Dornachse. Drahtdorn profiliert. Bügel gerippt, keine Tauschierungsspuren erhalten. B. 3.7 cm. B. innen 2.5 cm. Fragmentiert. MA 47160. 2 BS. Füllung. MA 47161. 3 3 RS. Darunter 1 RS helltonig von Krug mit Kragenrand und 1 RS dunkeltonig von Napf, röm. Füllung. MA 47162. 4 11 WS. Darunter WS helltonig von Weitformen, röm. Füllung. MA 47163. Grab 622 Erdgrab mit Sarg. T. 140 cm. Ovale Grube 225x80 cm. Mittig trapezförmige Grube 210x40 (W)/35 (O) cm grosse, 5 cm–10 cm tiefe Sarggrube. Über Beine und li. U'arm längsgemaserte Holzreste des Sarges (Quercus sp.). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, beide Hände im Becken. Mann/Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 75): Im Becken li. Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. unten. Niet (2) auf u. Niet (3) oberhalb Schnalle. Li. oberhalb (1) Tasche (4–5): Schnalle (4), Messer (5), Spitze re., Schneide zum Kopf. (1–5) unter Wirbel bzw. Becken. Aus der Füllung Nagel (6) und Scherben (7–8). 1 Gürtelschnalle. Eisen mit Bronze und Silber. Nierenförmig. Bügelquerschnitt rundstabig. Dornachse für Bronzedorn mit rechteckiger Basis und eisernem Dornhaken. Dornrast ist stark abgenutzt. Bügel mit Streifentauschierung in Silber. Einlage der rechteckigen Zierfläche fehlt. B. 4.2 cm. B. innen 2.6 cm. MA 47164. 2 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Scheibe mit Silberauflage. L. 0.6 cm. Dm. 0.8 cm. MA 47165. 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Scheibe mit Silberauflage. Gegenplättchen scheibenförmig, Dicke des genieteten Materials 0.3 cm. L. 0.6 cm. Dm. 0.8 cm. MA 47166. Tasche (4–5): 4 Schnalle. Rechteckschnalle. Knochen. Bügel bandförmig. Dornrast. Eisendorn auf ausgesparter Eisenachse. B. 1.9 cm. B. innen 0.9 cm. MA 47167. 5 Messer. Eisen. Lederreste. L.frag. 15.7 cm. B. 1.3 cm. MA 47168. 6 Nagel. Eisen. Füllung. MA 47169. 7 RS. Füllung. MA 47170.
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WS. Füllung. MA 47171.
Grab 623 Erdgrab. T. 40 cm. Unregelmässig trapezförmige Grube 245x100 (W)/85 (O) cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 75): Im Becken re. Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Längs auf re. Unterarm auf 20x10 cm Tasche (2–12). Bei oder in Tasche Messer (2), Spitze zum Kopf, Schneide li. Schnalle (3); Schnalle mit Laschenbeschläg (4); Münze (5); zwei Spiegelfragmente (6; 7); Pfeilspitze (8); Nagel (9); Stift (10); Streifen (11); 14 Stifte (12) und Stift (13). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel massiv, Querschnitt rundstabig. B. 3.8 cm. B. innen 2.2 cm. MA 47172. Tasche (2–12): 2 Messer. Eisen. Entlang Rücken 0.1 cm breite Rille. Holzspur an Griffangel. L. 23 cm. L.frag. 19 cm. MA 47173. 3 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Bügel flach, bandförmig, Kanten leicht abgeschrägt. Dorn fehlt. B. 1.7 cm. B. innen 0.8 cm. MA 47174. 4 Schnalle. Bronze. Bügelquerschnitt flach, leicht facettiert. Eisendorn. Eisernes Laschenbeschläg, L. 2.6 cm, B. 1.1 cm, am Ende 1 Eisenniet, L. 1 cm, Kopf scheibenförmig, Zwischen den Blechen des Beschläges Lederrest. B. 1.7 cm. B. innen 1 cm. Fragmentiert. MA 47175. 5 Münze, AE II der Constantinssöhne (337–361). 4. Jh. Beilage: Zweiteiliger Eisenstift. MA 47176. 6 Rahmenspiegel. Bronze. Schauseite glatt, Rs. rauh. D. 0.2 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47177. 7 Rahmenspiegel. Bronze. Schauseite glatt, Rs. rauh. Überfeilte Bruchkanten. D. 0.2 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA47178. 8 Pfeilspitze. Eisen. Blatt rautenförmig. An Tülle ankorrodierter Stift. L.frag. 10 cm. MA 47179. 9 Nagel. Eisen. L.frag. 1.1 cm. MA 47180. 10 Stift. Eisen. Hakenförmig gebogen. L. 2.4 cm. Fragmentiert. MA 47181. 11 Streifen. Eisen. S-förmig gebogen, spitz zulaufend. L. 3.3 cm. B. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47182. 12 14 Stifte. Eisen. L. 0.9–5.6 cm. Fragmentiert. MA 47183. 13 Stifte. Eisen. Eine Seite flach ausgehämmert. L.frag. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47184. Grab 624A Erdgrab mit Sarg. Etagengrab mit dreifacher Nachbestattung. T. 100 cm. Rechteckige Grube 225x80 cm. Längsseiten mit Holzspuren, an der W-Seite quergemaserte Holzspuren. Skelett: Vier teilweise übereinanderliegende Individuen A–D. Zuunterst mittig Primärbestattung C. Re. daneben Nachbestattung A, wobei li. Becken u. li. Oberschenkel dicht über dem re. Oberschenkel der Primärbestattung C liegen. Die zweite Nachbestattung D liegt über C, wobei die Brust des Indiviuums D den Schädel von Primärbestattung C überlagert. Der re. Oberschenkel von D liegt wiederum über dem li. Becken und dem li. Oberschenkel der Nachbestattung A. Der Schädel der Nachbestattung C lag neben dem re. Oberschenkel des Mannes D und über den Beinen von A u. C. Die Langknochen von B fanden sich am Fussende der Bestattungen C und A. A mässig, C, D schlecht und B sehr schlecht erhalten. A, C, D in situ, gestreckte Rückenlage. A beide Arme über dem Bauch verschränkt, D li. Hand im Becken. Langknochen des fast vergangenen Individuums B verlagert. Bestattung A: Erwachsen/Mann, 20–24 Jahre. Beigaben (Taf. 75): Innen neben re. Oberarm auf 15x10 cm Tasche (1–12): Feile (1), Spitze zum Kopf, Schneide re. und Pilzdorn (2), Niet (3), Nagel (4), Stift (5), Stab (6), Platte (7), Plättchen (8), zwei Silices (9–10) und Schleifstein (11). Nicht in situ geborgen Niet (12). Li. des Schädels Stab (13). Tascheninhalt (1–12): 1 Feile. Eisen. Einseitiger Hieb. L.frag. 10 cm. Fragmentiert. MA47185. 2 Pilzdorn. Bronze. L. 3.8 cm. MA 47186. 3 Niet. Bronze. Kopf halbkugelig. Eisernes Gegenplättchen L. 1.6, B. 0.8, L. 1 cm. MA 47187. 4 Nagel. Eisen. L.frag. 3 cm. Fragmentiert. MA 47188. 5 Stift. Eisen. L.frag. 5 cm. Fragmentiert. MA 47189. 6 Stab. Eisen. L.frag. 5.5 cm. Fragmentiert. MA 47190. 7 Platte. Eisen. Halbkreisförmig. Dm. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 47191. 8 Plättchen. Eisen. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 47192. 9 Silex. Rotbraun. Mit Rinde. L. 3.2 cm. MA 47193.
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Silex. Hellbraun. L. 3.4 cm. MA 47194. Schleifstein. Sedimentgestein. Grün. L. 4.6 cm. B. 1.8 cm. MA 47195. Niet. Bronze. Kopf halbkugelig. L. 1 cm. MA 47196. Stab. Eisen. L.frag. 2.9 cm. MA 47197.
Grab 624B Nachbestattung. Kind/Subadult, 4–6 Jahre. Keine Beigaben. Grab 624C Primärbestattung. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 75): Im oberen Brustbereich Perlen (1). Unter li. Becken Geweihring (2). Innen und unter li. Oberschenkel Gehänge mit Tasche (3– 12): Trense (3), Blech (4), Fingerring (5), Blech (6), Haftel (7), Stift (8), zwei Silberfragmente (9), Glasfragment (10), Spielstein (11) und Schlacke (12). 1 Perlen. MA 47198. 2 Ring. Geweih (Rose), Rothirsch. Aus Rosette gearbeitet. Dm. 6.6 cm. MA 47199. Gehänge (3–12): 3 Trense. Eisen. Ansatz zweier flachgehämmerter Ösen. L.frag. 6.5 cm. Fragmentiert. MA 47200. 4 Blech. Eisen. Länglich. Riemenzunge? Mit Leder- und Textilresten überzogen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 6.7 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 47201. 5 Fingerring. Bronze. Bandförmig mit Mittelgrat. Verbogen. L. 2.1 cm. B. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 47202. 6 Blech. Bronze. Doppelt, halbrund zusammengebogen. B. 0.6 cm. Dm. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 47203. 7 Haftel. Bronze. Massiv, pyramidenförmig getreppt. Öse unvollständig. L.frag. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 47204. 8 Stift. Bronze. Verjüngend. L.frag. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 47205. 9 2 Silberblechfragmente. Silber. Von Zellwerkgrundplatte. Gew. 0.06 u. 0.15 g. Fragmentiert. MA 47206. 10 Glastropfen. Kobaltblau. Transluzid. Kugelig. Teil einer Ösenperle? Dm. 1.4 cm. MA 47207. 11 Spielstein. Knochen. Scheibenförmig. Mit konzentrischen eingedrehten Kreisen verziert. Dm. 1.8 cm. D. 0.2 cm. Röm. MA 47208. 12 Schlackenstück. L. 1.6 cm. B. 1.4 cm. MA 47209. Grab 624D Nachbestattung. Erwachsen/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 75): Im Becken re. Schnalle (1), Rs. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval, Querschnitt rundstabig. Drahtdorn. Reste des Lederriemens um den Dorn erhalten. B. 3.7 cm. B. innen 2.5 cm. MA 47210. Grab 625 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 65 cm. Ovale Grube 135x70 cm. WHälfte Spuren einer 6 cm tiefen Grube. Unter (2) längsgemaserter Holzrest. Skelett: Bis auf Schädel u. Langknochenreste vergangen. Mädchen/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 76): Im Brustbereich Perlen (1). In der Bauchgegend Schnalle, Rs. (2). Mittig 10 cm von N-Wand Kettenglied (3). 1 Perlen. MA 47211. 2 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Querschnitt schrägoval. Eine Seite abgenutzt. Dorn mit Einschnürung. Eiserner Dornhaken. B. 2.6 cm. B. innen 1.7 cm. MA 47212. 3 Kettenglied. Eisen. Fragmentiert. MA 47213. Grab 626 Erdgrab mit Sarg. T. 105 cm. Trapezförmige Grube 130x45 (W)/35 (O) cm. Über u. unter (2) und unter (9) in Längsrichtung Holzreste (Quercus sp.cf.). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Hände im Becken. Mädchen/Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 76): Oberkörperbereich Perlen (1). Die Scheiben u. Bernsteinperlen zweireihig im Halsbereich. Li. und re. davon die Klein- u. Mehrfachperlen, ferner die grossen Perlen einreihig bis zum Becken. Mittig aussen, teilweise unter li. Oberschenkel Gehänge (2–3) mit Beschläg (2), unterhalb davon Kettenglieder (3). Auf den Füssen: Mittig Glasschale (4), Öffnung oben. Oberhalb (4) Glasboden (5). Re. (4) Klappspiegel (6). Re. neben (5) Tonkugel (7) auf Anhänger (8). Unterhalb (4) Bärenzahn (9), Lochung li. und Fibelfragment (10) sowie kugelförmiges, dunkles, org.
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Objekt, urspr. Kugel (11). In Blockbergung von (4) Fragment (12). 1 Perlen. MA 47214. Gehänge (2–3): 2 Gürtelbeschlag. Bronze. Eckfragment. Ecke für Befestigungsniet gelocht. Durchbruchsarbeit mit baluster- und halbkreisförmigen Elementen. L. 3.9 cm. B. 3.1 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47215. 3 7 Kettenglieder. Eisen. Achterförmig, ineinanderkorrodiert. L. 2.7 cm. B. 1 cm. Fragmentiert. MA 47216. 4 Schale. Glas. Hellgrün. Dünn, transluzid, mit Blasen. Wand konisch. Aussenseite etwas schlierig, Innenseite glatt. Boden leicht eingedellt. Rand verdickt, ausladend. Randknick mit Drehrillen verziert. Dm. 11.2 cm. D. 4.3 cm. Fragmentiert. MA 47217. 5 Gefässboden. Glas. Weisslich. Transluzid. 2 Standringe, innerer aufgeklebt, von steilrandigem Becher. Form AR 98. Isings 85b. Dabei 4 kleine, stark fragmentierte Bronzebleche. Dm. 6.6 cm. Stark fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47218. 6 Klappspiegel. Bronze. Konvex gewölbt, Rand fehlt. Rs. mit konzentrischen Drehrillen. Dm. 5.7 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47219. 7 Tonkugel. Eine Seite abgeplattet. Dm. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 47220. 8 Anhänger. Bronze. Anhänger vom Pferdegeschirr, Aufhängehaken nach hinten gebogen und abgebrochen, separates Teilstück liegt bei. Körper stark fragmentiert, ursprüngliche Form nicht mehr ganz sicher zu rekonstruieren. Schauseite verzinnt/versilbert, ev. mit zentraler Einlage. L.frag. 4.6 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 47221. 9 Bärenzahn. Oberkiefereckzahn, Braunbär. Wurzel gelocht. L. 7.5 cm. MA 47222. 10 Fibelfragment. Bronze. Knopf einer Zwiebelknopfibel. Nahe der Spitze gelocht. Riha Typ 6.5. In Bohrung Faserrest. Dm. 1.5 cm. D. 1.7 cm. Fragmentiert. Röm., späte Kaiserzeit. MA 47223. 11 Objekt. Organisch. Dunkel. Bei Freilegung kugelförmig. Möglicherweise Weihrauch mit anderem Harz gemischt (Best. W. Schoch). Dm. 2.5 cm. MA 47224. 12 Fragment. Eisen. Bandförmig. Kettenglied? US mit Holzrest. Dunkle Verfärbung, wahrscheinlich von Sarg (Quercus cf.). L. 2 cm. B. 1.4 cm. MA 47225. Grab 627 Erdgrab. T. 60 cm. Ovale Grube 160x65 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Bauch. Kind/Subadult, 15– 19 Jahre. Beigaben (Taf. 76): Im Becken re. Schnalle (1). Aus Füllung WS (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Nur Dornansatz. Bügel mit Lederrest. B. 3.3 cm. B. innen 2.4 cm. Fragmentiert. MA 47226. 2 WS. Füllung. MA 47227. Grab 628A Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Doppelbestattung. T. 60 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 160x70 cm. Unter (628B.1) und zwischen A u. B längsgemaserte Holzreste. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Individuen, re. A, li. B. Beide sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, Hände im Becken. Re. Oberarm B über li. Arm A. Kind/Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 76): Schräg im Becken li. Messer (1), Spitze und Schneide zum Kopf. Auf Klinge (1) Fragment (2). 1 Messer. Griffangel mit längsgemaserten Holzresten. L. 22.5 cm. B. 2.3 cm. MA 47228. 2 Fragment. Eisen. L.frag. 2 cm. MA 47229. Grab 628B Kind/Subadult, 10 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 76): Im Becken re. Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. quer über li. unterem Becken Messer (2), Spitze li. Parallel 10 cm oberhalb (2) Messer (3), Spitze re., beide Schneide zum Kopf. Li. des Beckens Pfeilspitze (4), Spitze zum Kopf, Tülle über Griffangel (3). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel rundstabig. Auf Dornschild drei Kreisaugen, auf Dorn Wulst. B. 3.9 cm. B. innen 2.8 cm. MA 47230. 2 Messer. Eisen. Holz auf Griffzunge. L. 22.5 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 47231. 3 Messer. Eisen. Stark fragmentiert. MA 47232. 4 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle. Tülle mit Holz. L.
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9 cm. Fragmentiert. MA 47233. Grab 629 Erdgrab. T. 115 cm. Ovale Grube 225x55 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, re. Oberarm verrutscht, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 76): Brustmitte re. S-Fibel (1), Rs. Im gesamten Oberkörperbereich Perlen (2), wobei die kleineren Perlen im oberen Brustbereich liegen, die grösseren eine Reihe bis zum Becken bilden. Li. des Oberschenkels Gehänge (3–4) mit Kettengliedern (3) und Kamm (4). Ca. 60 cm über Sohlenniveau mittig Bronzedose (5), dabei eine Glasscherbe (6). 20 cm re. (5) Millefioriglaswirtel (7). Dazu, nicht in situ, Glasscherbe (8). 1 Fibel, S-Fibel. Silber. Fünf rote Almandineinlagen, darunter Kittmasse. Körper mit Längsrillen stilisiert. Nadelhalter abgenutzt. Nadel und Spirale fehlen. Feuervergoldung. L. 2.9 cm. Gew. 4.8 g. MA 47234. 2 Perlen. MA 47235. Gehänge (3–4): 3 Geflecht von Kettengliedern. Eisen. Nur noch Abdruck im Sediment und Korrosionsrest. Drahtförmige Ringlein, tlw. verbogen. L. 6.5 cm. B. 2 cm. Dm. 1 cm. Fragmentiert. MA 47236. 4 Kamm. Knochen. Rillen an den Rändern. Flechtband- und Kreisaugenverzierung. L.frag. 8 cm. Stark fragmentiert. MA 47237. 5 Blechdose. Bronze. Sehr dünnes Bronzeblech. Boden mit umgebördeltem Rand. Kapsel oder Fibelfassung? Dm. 4 cm. D. 1.7 cm. Füllung. MA 47238. 6 BS. Glas. Grün. Dickwandig, Transluzid, blasenreich. Aussenwand rauh, innen glatt. D. 0.3–0.6 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47239. 7 Wirtel. Millefioriglas. Doppelkonisch, abgeflacht. Dm. der Zentrallochung 0.8 cm. Vierblättrige, gelbe Blüten vor dunkelgrünem Hintergrund. Roter Kreis auf weiss und dunkelblauer Mittelpunkt. Dm. 4.4 cm. D. 3.2 cm. Füllung. MA 47240. 8 Fragment. Glas. Grün. Transluzid, wenig Blasen. Eine Seite rauh, andere glatt. L. 3.7 cm. B. 2.5 cm. D. 0.2 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47241. Grab 630 Erdgrab. T. 95 cm. Rechteckige Grube 185x50 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 8–12 Jahre. Beigaben (Taf. 77): Schräg über Bauch Sax (1), Spitze li. oben, Schneide zum Kopf. Innen entlang li. Unterarm auf 20x10 cm Tasche (2–10): Messer (2); Nagel (3); drei weitere Nägel (4–6); Nagel und Stift (7) und 3 Stäb (8) sowie zwei Silices (9–10). 1 Sax. Eisen. Griffangel mit Rest einer bandförmigen, 1.9 cm breiten Griffzwinge. Dicke organische Auflagen. Rs. mit Textilband, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 25.5 cm. B. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 47242. Tascheninhalt (2–10): 2 Messer. Eisen. Griff mit längsgemasertem Holz. L. 14.3 cm. B. 2.3 cm. MA 47243. 3 Nagel. Eisen. L.frag. 3.8 cm. MA 47244. 4 Nagel. Eisen. Gebogen. In Lederkorrosionspaket, darin -schaft L. 2.5 cm und -spitze L.frag. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 47245. 5 Nagel. Eisen. In Lederkorrosionspaket, darin -spitze. L.frag. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 47246. 6 Nagel. Eisen. In Lederkorrosionspaket. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 47247. 7 Nagel. Eisen. Mit Stift zusammenkorrodiert. L. 3 cm. Fragmentiert. MA 47248. 8 3 Stäbe. Eisen. L.frag. 1.2–1.3 cm. Fragmentiert. MA 47249. 9 Silex. Braun. Mit Rinde. L. 3 cm. MA 47250. 10 Silex. Grau. Flach. L. 2.6 cm. MA 47251. Grab 631A Steinkiste. 1867 gegraben. Überlagert Grab 637. T. 60 cm. O-Hälfte an Längsseite grosse, senkrecht stehende Kalksteinplatten. Grube ca. 240x90 cm. Skelett: Langknochen fast vollständig aus Füllung. Erwachsen/Mann?, 47–58 Jahre. Keine Beigaben. Grab 631B Skelett: Langknochen fast vollständig aus Füllung. –/Mann, 36–52 Jahre. Keine Beigaben. Grab 632 Steinkiste. 1867 gegraben. T. 65 cm. Unregelmässig rechteckige Grabgru-
be 205x100 cm. In Füllung viele Kalksteine bis zu einer Grösse von 30 cm. Kein Stein mehr in situ. Skelett: Sehr schlecht erhalten, Oberkörper fehlt bis auf Schädel und li. Arm. Sonst in situ, gestreckte Rückenlage. In der Füllung Reste eines zweiten Individuums, wegen der Störung muss es sich nicht um eine Doppelbestattung handeln. Erwachsen/Frau, 36–52 Jahre. Keine Beigaben.
Bergkristallfragment (31), Glasflaschenfragment (32), Glashenkel (33) und Schlacke (34). Ferner Münze (35), deren Fundlage unsicher, aber wahrscheinlich unter Wirtel (27) ist. 1 Fibel, Vogelfibel. Silber. Schnabel, Auge, Kralle, Flügel und Schwanz mit roten Almandineinlagen auf Kittbett. Von der zweiteiligen Schna-
Grab 633 Steinkiste C mit Sarg oder Totenbrett. 1867 ausgegraben. Überlagert Grab 652 und 654. T. 80 cm. Steinkiste aus grosssen, unbehauenen Kalksteinen. Stirnseite aus je einer senkrecht stehenden Platte. 1867 teilweise verlagert. Abmessung innen 190x55 cm. Jeweils 10 cm von der Stirnseite ein 15 cm breites, 10 cm tiefes N-S-Gräbchen. Skelett: 1867 grösstenteils entfernt. Im Grab, mässig erhalten und in situ: Schädel, li. Ober- und beide Unterschenkel mit Füssen, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 35–49 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung Perle (1) und zwei moderne Ziegelfragmente. 1 Perle. MA 47252. Grab 634 Erdgrab mit Sarg. T. 45 cm. Rechteckige, in O-Hälfte etwas breitere Grube 185x55 (W)/60 (O) cm. Über Skelett längsgemaserte Holzreste. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 77): Im Halsbereich Perlen (1). Im re. oberen Brustbereich zwischen Perlen Glasfragment (2). 1 Perlen. MA 47253. 2 WS. Glas. Grünblau. Transluzid, kleine Blaseneinschlüsse. Von Hochform (Becher?). Nicht mehr bestimmbar. Zwei blaue transluzide Glasfäden. D. 0.1 cm. Röm. MA 47254. Grab 635 Erdgrab. T. 90 cm. Ovale Grube 160x60 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, li. Arm fehlt, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 77): In re. Bauchgegend Schnalle (1). Im Bereich li. Hand – wohl in einer Tasche – Silices (2–6). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Stark fragmentiert. MA 47255. Tascheninhalt (2–6): 2 Silex. Weiss. Mit Rinde. L. 3.4 cm. MA 47256. 3 Silex. Braun, weiss und rot marmoriert. L. 2.6 cm. MA 47257. 4 Silex. Hellgrau. Mit weisser Rinde. L. 2.4 cm. MA 47258. 5 Silexklinge. Hellbraun. L. 2 cm. MA 47259. 6 Silex. Braun. Mit Rinde. L. 4 cm. MA 47260. Grab 636 Erdgrab mit Sarg. T. 100 cm. Rechteckige Erdgrube 115x45 cm. 25 cm–30 cm über Grabsohle entlang der N-Wand längsgemaserte Holzreste der Sargwand und des Sargdeckels (Abies alba). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Kind/Subadult, 5 Jahre ± 18 Mte. Keine Beigaben. Grab 637 Erdgrab mit Sarg. Überlagert von Grab 631. T. 105 cm. Rechteckige Grube 215x55 cm. Darin leicht eingetieft 205x45 cm grosse Sarggrube. Skelett: Mässig erhalten, bis auf leichte, postmortale Verlagerungen in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 15–19 Jahre. Beigaben (Taf. 77): Obere Brustmitte Vogelfibel (1), hochkant, Kopf re., über (2). Im gesamten Brustraum Perlen (2), in der unteren Hälfte re. Knochenperle (3). Becken re. Schnalle (4). Unterhalb Becken, zwischen Oberschenkeln Spinnwirtel (5), 10 cm unterhalb (5) quer Kammetui (6). Innen beim li. Oberschenkel 10 cm oberhalb Knie Gehänge (6–10) mit Plättchen (7); Tülle (8), parallel Oberschenkel Tüllenöffnung gegen Füsse; Ringfragment (9), bei (8) und Ring (10). Innen bei u. auf li. Knie Tasche (11– 21): Bügelfibelmodell (11); oberhalb (11), von re. nach li.: Rautenfibel (12); Gagatfragment (13); Stift (14). Unterhalb (11), von re. nach li.: Niet (15); org. Material (16), Rädchen (17), zwei Glasscherben (18; 19). Unter Bügelfibelmodell (11) Ring (20) und Kettenglied (21). Aussen 10 cm oberhalb re. Knie Messer (22). Neben re. Fuss Kästchen aus Ahorn (Best. zweier Proben: Acer sp. cf.). Die östliche Schmalseite hat sich als quergemaserte Spur über dem längsgemaserten Kästchenboden, der unter Kästcheninhalt liegt, erhalten. Kästcheninhalt (23–35): 2 Stifte mit Hakenende (23–24), eine FeNadel (25), Bleifragment (26), zwei Geweihwirtel (27–28), Zahn (29), li. davon dunkle Verfärbung eines organischen Materials (30), bei Wirtel (28),
Grab 637. M. 1:20. beleinlage fehlt eine. Augeneinlage fehlt. Mässige Abnutzung. Achse aus Bronzenadel, nur noch Oxidspuren erhalten. Nadelrast mässige Abnutzung, darin Reste der Eisennadel. Achsniet aus Silber. Körper mit Kerbschnittdekor. Feuervergoldung. US mit Textil- und Lederresten. L. 3 cm. Gew. 3.1 g. MA 47261. 2 Perlen. MA 47262. 3 Perle. Geweih, Rothirsch. Mit Einschnürung. Gewölbte Oberseite, flache US. Dm. Loch 0.6 cm. Seitenflächen mit 2 eingeritzten Linien verziert. US mit eingeritztem Doppelkreis. Dm. 1.7 cm. D. 1.2 cm. MA 47263. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Dorn fehlt. B. 3 cm. B. innen 2.3 cm. Fragmentiert. MA 47264. 5 Spinnwirtel. Keramik. Schwarz. Konisch. Dm. 2.9 cm. D. 2 cm. MA 47265. Gehänge (6–10): 6 Kammetui. Knochen. 4 Niet. Strich- und Kreisaugenverziert. L. 14 cm. B. 6 cm. Fragmentiert. MA 47266. 7 Plättchen. Bronze. Darin randlich eingenietet zwei 1.3 cm lange Eisenösen, parallel zu Schmalseiten gerichtet. In Ösen Reste eines Lederbandes. L. 2.1 cm. B. 1.2 cm. MA 47267. 8 Tülle. Eisen. An OS bandförmiger Ansatz mit Bronzekorrosionsspur. L. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 47268. 9 Ring. Eisen. Bandförmig. B. 0.8 cm. Dm. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 47269. 10 Ring. Eisen. Querschnitt oval. Dm. 3 cm. Fragmentiert. MA 47270. Tascheninhalt (11–21): 11 Fibel, Bügelfibel. Blei. Bügel und Fuss sowie Ansatz der Bügelplatte. Bügelwölbung verzogen, aber erkennbar. Gussvorlage oder Teil einer Musterkollektion. Mittlerer Steg mit rundem Abschluss, gerahmt von Wolfszahnmuster. Kerbschnitt. Fragmentiert. MA 47271. 12 Fibel. Bronze. Mit Backenscharnier. In getreppter Rautenform mit Endscheibe, eine fehlt. Einlage fehlt, Nadel ist abgebrochen. Riha Typ 7.11. L. 3.1 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47272. 13 Gagatstück. Gagat. Schwarz. L. 1.3 cm. MA 47273. 14 Stift. Eisen. L.frag. 1.4 cm. MA 47274.
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Niet. Bronze. Mit scheibenförmigem Plättchen. L.frag. 0.5 cm. Dm. 1.1 cm. MA 47275. 16 Getreidekorn. Schwarz. Dunkle Probe organischen Materials. Fragmentiert. MA 47276. 17 Radanhänger. Bronze. Sechsspeichig. Nabe beidseitig knopfartig gestaltet. Auf Vs. eingeprägte Perldrahtimitation. Dm. 2.5 cm. D. 0.5 cm. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 47277. 18 RS. Glas. Grünblau. Transluzid mit wenigen kleinen Blasen. Randlippe nach aussen umgeschlagen. Von Schale, am ehesten Form AR 109. Isings 44a/115. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 47278. 19 WS. Glas. Kobaltblau mit weissen und gelben opaken Schlieren. Transluzid. Am ehesten von früher Rippenschale. L. 1.4 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 47279. 20 Fingerring. Bronze. Draht, ein Ende flach ausgehämmert. Damit vernietet gewölbtes Blech mit eingeritzten Mustern. Stark fragmentiert. MA 47280. 21 Kettenglied. Eisen. Wohl ursprünglich achterförmig. L.frag. 2.2 cm. B. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 47281. 22 Messer. Eisen. L.frag. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 47282. Kästchen (23–35): 23 Stift. Eisen. Enden abgebrochen, ein Ende hakenförmig umgebogen. L.frag. 7.5 cm. B. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 47283. 24 Stift. Eisen. Enden abgebrochen, ein Ende hakenförmig umgebogen. L.frag. 6.4 cm. B. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 47284. 25 Nadel. Eisen. Kopf polyederförmig. L.frag. 10.5 cm. Fragmentiert. MA 47285. 26 Bleistück. L. 4.4 cm. B. 3.7 cm. D. 0.5 cm. MA 47286. 27 Wirtel. Geweih, Rothirsch. Halbkugelig. Zentrale Lochung, Dm 0.6 cm. Schauseite mit zwei, US mit einem eingedrehten Doppelkreis verziert. Dm. 2.8 cm. D. 1.35 cm. MA 47287. 28 Wirtel. Geweih, Rothirsch. Halbkugelig, oben abgeflacht. Zentrale Lochung, Dm 0.6 cm. US eingedrehter Dreifachkreis mit in Bogensegmenten einbeschriebenem, fünfzackigem Stern. Darunter Holzrest des Kästchens: Acer sp. cf. Dm. 3.2 cm. D. 1 cm. MA 47288. 29 Tierzahn. Biber, Oberkieferschneidezahn. Keine sichtbaren Bearbeitungsspuren. MA 47289. 30 Organisches Material. Schwarz. Weihrauch? (Best. W. Schoch). MA 47290. 31 Bergkristall. Schlag- und Gebrauchsspuren. Oberfläche deutet auf Herkunft aus Moränengeröll. L. 2.1 cm. MA 47291. 32 WS. Glas. Dunkelgrün. Transluzid, blasenreich. Von einer römischen Viereckflasche. Form AR 156. Isings 50. L. 3.7 cm. B. 3.4 cm. D. 0.4– 0.8 cm. Fragmentiert. Röm. MA 47292. 33 Henkelfragment. Glas. Blaugrün. Transluzid. Blaseneinschlüsse. Delphinhenkel von kugeligem Fläschchen. Form AR 151. Isings 61. L. 1.9 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47293. 34 Schlackenstück. L. 3.3 cm. MA 47294. 35 Münze, AE II des Gratianus (367–383) oder Valentinianus II. (375– 392) oder Theodosius (379–395). Arles, ab 378. MA 47295. Grab 638 Erdgrab. T. 85 cm. Rechteckige Grube 125x50 cm. Grabsohle und vergangenes Skelett kaum sichtbar, lediglich im W-Bereich auf 40 cm die Grabsohle mit Schädel erhalten. Skelett: Nur Schädel sehr schlecht erhalten. Kind/Subadult, 2 ± 1 Jahre. Keine Beigaben. Grab 639 Steinkiste A, 1867 gegraben. Überlagert Grab 650. T. 80 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus Kalksteinen. Noch drei Lagen erhalten. Abmessung innen 170x55 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Keine Beigaben. Grab 640 Erdgrab. Von Grab 613 überlagert. T. 115 cm. Unregelmässig trapezförmige Grube 200x70 (W)/55 (O) cm. Sohle im W 10 cm tiefer als im O. Skelett: Mässig erhalten. Gestreckte Rückenlage. Mann/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 77): Ausserhalb re. Unterarm Schnalle (1). Innerhalb li. Unterarm auf 15x10 cm Tasche (2–11): Messer (2), Rasiermesser (3), Münze (4), Fibelfragment (5), Bronzeniet (6) und drei Stabfragmente (7) bei (3). Zwischen (2) und (3) vier Silices (8–11) und Eisenoxidreste (12). In der Füllung in hoher Lage zwei Bolzen (13–14).
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Schnalle. Eisen. Vermutlich Taschenschnalle. B. 2.6 cm. Fragmentiert. MA 47296. Tascheninhalt (2–11): 2 Messer. Eisen. L.frag. 2.9; 2.3; 1.3 cm. Stark fragmentiert. MA 47297. 3 Rasiermesser. Eisen. Durchbrochener und tordierter Griff. L.frag. 9.5 cm. Fragmentiert. MA 47298. 4 Münze, AE III des Constantinus I. (307–337) für sich selbst oder für seine Söhne. Trier(?), ab 330. MA 47299. 5 Fibel. Bronze. Hülsenscharnierkonstruktion. Nur Bügel erhalten. Riha Typ 5.15. Fiedermuster, ehemals für Nielloeinlage. L.frag. 3.2 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 47300. 6 Niet. Bronze. Kopf halbkugelig. L. 1 cm. Dm. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 47301. 7 3 Stäbe. Eisen. L.frag. 1.8; 1.4; 0.6 cm. Fragmentiert. MA 47302. 8 Silex. Braun. L. 2.6 cm. MA 47303. 9 Silexklinge. Braun. L. 2.4 cm. MA 47304. 10 Silex. Rot marmoriert. L. 2.3 cm. MA 47305. 11 Silex. Braun. Mit Rinde. L. 2.2 cm. MA 47306. 12 Eisenoxidreste. Vermutlich Gürtelschnalle. B. 5 cm. MA 47307. 13 Bolzen. Eisen. Vierkantspitze. Schaft tordiert. Schlitztülle. L. 9 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47308. 14 Bolzen. Eisen. Vierkantspitze. Schaftansatz tordiert. Fragmentiert. Füllung. MA 47309. Grab 641 Steinkiste A. Bereits 1867 ausgegraben. Überlagert Grab 704. T. 70 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus behauenen Kalk- und Sandsteinen. Noch drei Lagen erhalten. Grabsohle 20 cm tiefer als unterste Steinlage. Abmessung innen 140x45 cm. In der Füllung viele, 1867 eingebrachte Kalk- und Sandsteine. Sehr schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 77): Am Hals Perlen (1). Aus der Füllung Glasscherbe (2). 1 Perlen. MA 47310. 2 WS. Glas. Rosa. Transluzid, blasenfrei. Fensterscheibe? D. 0.4 cm. Fragmentiert. Röm. Füllung. MA 47311. Grab 642 Steinkiste A. Bereits 1867 ausgegraben. Überlagert Grab 716. T. 80 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus z.T. behauenen Kalk- und Tuffsteinen. Noch zwei Lagen erhalten. Grabsohle 20 cm tiefer als unterste Steinlage. Abmessung innen 125x45 cm. In der Füllung viele Kalk- und Tuffsteine. Skelett: Kein Skelett mehr vorhanden. Kind/Subadult. Beigaben: In der Füllung zwei glasierte Scherben (1) und ein Nagel (2), neuzeitlich. 1 2 WS, glasiert. Neuzeitlich. MA 48511. 2 Nagel. Eisen. Neuzeitlich. MA 48510. Grab 643 Erdgrab. T. 40 cm. Langovale Grube 185x55 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten. Oberkörper grösstenteils, Beine verlagert. Schädel u. re. Arm in situ. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 77): Im Bauchbereich Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Drahtdorn. B. 5.3 cm. B. innen 4.4 cm. MA 47312. Grab 644 Erdgrab mit Sarg. T. 85 cm. Sich zum Fussende verbreiternde Grube 170x40 (W)/55 (O) cm. Über Skelett ca. 150x20 cm grosse längsgemaserte Holzschicht des Sargdeckels (Quercus sp.cf.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 10 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 78): Am Hals Perlen (1), im Becken Schnalle (2). Ausserhalb li. Knie, Gehänge (3–8): Bronzeperle (3), 6 Kettenglieder (4), Fragment (5), Streifen (6), Schlüssel (7) und Kamm mit Etui (8), der über dem Gehänge lag. Unter allen Objekten sind Textilreste eines relativ groben Gewebes in Diamantköperbindung. 1 Perlen. MA 47313. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Nicht mehr bestimmbar. US mit Geweberest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 47314. Gehänge (3–8): 3 Perle. Bronze. Massiv gegossen, doppelkonisch. Eine Öffnung durch zweiseitige Reibung abgenutzt. Oberfläche versilbert oder verzinnt. Im Loch noch Lederreste. Darunter Textilreste, s. Textilkatalog RastEicher. L. 3.2 cm. Dm. 1.5 cm. MA 47315.
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6 Kettenglieder. Eisen. Ineinander verschoben. US mit Diamantköpergewebe, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 4–5 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 47316. Fragment. Eisen. Gemäss Fundlage zu 644.7. L. 1.6 cm. MA 47317. Streifen. Eisen. US Gewebereste. L. 8.1 cm. B. 1.1 cm. D. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 47318. Schlüssel. Eisen. Griff stabförmig. Unteres Ende verdickt, Bart abgewinkelt, dreizinkig. Daran festkorrodiert Schlüsselring. Eine Hälfte
Grab 644. M. 1:20.
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mit rundem Querschnitt, andere Hälfte mit bandförmigem Querschnitt. Darin 0.9 cm breites Loch mit dem der Ring auf dem Griff sitzt. US mit Diamantköpergewebe, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 12. cm. Dm. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 47319. Kamm mit Etui. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Strich- und kreisaugenverziert. L.frag. 7.8 cm. B. 5.7 cm. Stark fragmentiert. MA 47320.
Grab 645 Erdgrab. T. 50 cm. Langovale Grube 195x60 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ mit leichten, postmortalen Verlagerungen, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 78): Im Becken li. Schilddornschnalle (1), Rs. Oberhalb davon, unter Ellenbogen übereinander zwei Hafteln (2; 3). Längs mittig li. Brust Kamm (4). Schräg im Bauchbereich Tasche (5–11): Messer (5), Spitze re. unten, Schneide zum Kopf; Pfriem (6), parallel zu (5), 3 Fragmente (7), Silex (8), Stift (9), Fibel (10) und Nadel (11). Die unter der Tasche gefundenen Reste von Weidenholz könnten von derselben stammen. 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel gewölbt. Dornrast. Kreisaugenverzierung. Bügel mit gekerbtem Grat. B. 4.1 cm. B. innen 2.7 cm. MA 47321. 2 Haftel. Bronze. Schilddornförmig. Grat von Querstrichen flankiert. Punzierung. L. 2.5 cm. D. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 47322. 3 Haftel. Bronze. Schilddornförmig. Grat von Querstrichen flankiert. L. 2.3 cm. D. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 47323. 4 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Flache Deckleiste, an den Kanten abgerundet. 7 Niet. Zähnungsverhältnis 7:5. L. 12.5 cm. B. 4 cm. Stark fragmentiert. MA 47324. Tascheninhalt (5–11): 5 Messer. Eisen. Unter Tascheninhalt Reste von Weidenholz (Salix sp.). L. 15 cm. Klinge 8.5 cm. MA 47325. 6 Pfriem. Eisen. Ösenende. Bandförmiger Querschnitt, gegen Spitze rund. L.frag. 14.2 cm. Fragmentiert. MA 47326. 7 3 Fragmente. Eisen. L. 2.9: 1.1: 0.7 cm. MA 47327. 8 Silex. Hellbraun. Mit Rinde. L. 4.5 cm. MA 47328.
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Stift. Eisen. L.frag. 2.6 cm. Fragmentiert. MA 47329. Fibel. Bronze. Spiralkonstruktion mit vier Windungen und unterer Sehne. Mit Rahmenfuss. Miniaturform einer Nauheimer Fibel. Bügel zweifach gefurcht. L. 2.1 cm. D. 1 cm. Fragmentiert. SLT D. MA47330. Nadel. Bronze. Öhransatz erhalten. Daran festkorrodiert: Nagelfragment. L.frag. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47331.
Grab 646 Erdgrab. T. 70 cm. Unregelmässig trapezförmige Grube 135x65 (W)/55 (O) cm. Skelett: Mässig erhalten. Rückenlage. Kind/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben: Aus der Füllung Scherbe (1). 1 WS. Terra Sigillata. Ostgallisch. Weitform, am ehesten von Teller. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47332. Grab 647 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 60 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 205x70 cm. Unter (1; 2) Holzreste (Laubholz). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re Hand im Becken. Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 78): Re. (1) und unter (2) Schädel Ohrringe. Beim re. unteren Brustbereich von oben nach unten: Perle (3), Haftel (4), Perle (5), Fragment (6), Anhänger (7), Reif (8), Stab (9), Fragment (10). Längs im Bauch li. Kamm (11). Am li. Unterarm (von Hand aus) Bronze- (12) u. Eisenarmring (13). 1 Drahtohrring. Bommelohrring. Bronze. Auf dem fest mitgegossenen Stift, L. 1.4 cm, wurde ein Buntmetallstreifen angebracht. Zwischen Stift und Aufsatz sitzt eine Blechmanschette. Dm. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 47333. 2 Drahtohrring. Bommelohrring. Bronze. Auf dem fest mitgegossenen Stift, L. 1.4 cm, wurde ein Buntmetallstreifen angebracht. Zwischen Stift und Aufsatz sitzt eine Blechmanschette. Dm. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 47334. Gehänge (3–10): 3 Perle. Glas. Gelb. Walzenförmig, opak. L. 0.7 cm. B. 0.6 cm. MA 47335. 4 Haftel. Bronze. Kopf halbkugelig mit gekerbter Krempe. Öse mit 2 Bohrungen. L. 1.2 cm. Dm. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 47336. 5 Perle. Glas. Blau. Ringförmig, Transluzid. Dm. 1.1 cm. MA 47337. 6 Fragment. Bronze. Rautenförmig. L. 1.7 cm. D. 0.3 cm. MA 47338. 7 Anhänger. Bronze. Tropfenförmig. Rechtwinklig versetzte Öse, unterhalb gelocht. L. 3 cm. B. 1.7 cm. D. 0.1 cm. MA 47339. 8 Reif. Bronze. B. 0.6 cm. Dm. 3.6 cm. D. 0.2 cm. Fragmentiert. MA 47340. 9 Stab. Eisen. Gebogen. L.frag. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 47341. 10 Fragment. Bronze. Rechteckig. L. 1.1 cm. B. 1 cm. D. 0.4 cm. MA 47342. 11 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckplatte. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 2:1. Strichverzierung. L. 11.5 cm. B. 5.8 cm. Fragmentiert. MA 47343. 12 Armring. Bronze. Offen, oval. Enden sechsfach gerippt. Dm. 7.4 cm. MA 47344. 13 Armring. Eisen. Dm. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 47345. Grab 648 Erdgrab. T. 80 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 195x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben: Aus Füllung Ziegelfragment (1). 1 Ziegelfragment. MA 47346. Grab 649 Erdgrab. T. 100 cm. Langovale Grube 185x60 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 79): Re. Ohrring (1) unter nach re. gewandtem Schädel. Li. Ohrring (2) teilw. unter Unterkiefer. Bei re. Schulter querliegend S-Fibel (3), Vs. Vogelfibel (4) in Brustmitte, Rs., Kopf oben, Schnabel re. Im Halsu. oberen Brustbereich Perlen (5), die drei grössten Perlen von den anderen durch einen ca. 10 cm breiten, perlenfreien Raum getrennt, im re. unteren Brustbereich. Im Becken Schnalle (6). Gehänge (7–11): Unter li. Handgelenk vier Ringe (7; 8). Zwischen li. Hand u. Becken Zierscheibe (9), Vs. An li. Hand längs anschliessend Kamm (10). Unterhalb (10) Geweihperle (11). 1 Ohrring mit Polyederkopf. Silber. Vor Polyeder gerillt. Auf vier Seiten
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gepunztes Vierfachrautendekor. Nacharbeitung des Ohrringes 649.2. Dm. 4.6 cm. Gew. 7.8 g. MA 47347. 2 Ohrring mit Polyederkopf. Silber. Vor Polyeder gerillt. Aussenseiten stark abgenutzt. Auf vier Seiten gepunztes Vierfachrautendekor. Dm. 4.4 cm. Gew. 8.9 g. MA 47348. 3 Fibel, S-Fibel. Silber. S-Enden mit Vogelköpfen. Augeneinlagen wahrscheinlich Glas. Nadelrast mit Einschnürung vom Gebrauch. Gefieder mit gekerbter Schraffur gemustert. Feuervergoldung. In den Öffnungen unter den Köpfen und US mit organischen Resten, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 2.9 cm. B. 2.4 cm. Gew. 3.5 g. MA 47349. 4 Fibel, Vogelfibel. Silber. Auge mit Almandin oder Glaseinlage. Von der Vergoldung nur noch Spuren. Nadel und Feder fehlen. Nadelrast mit Einschnürung. Flügel und Schwanz mit Ritzlinien Körper mit Schuppenmuster verziert. Feuervergoldung. US wenig organische Reste. L. 3.1 cm. B. 1.5 cm. Gew. 3.6 g. MA 47350. 5 Perlen. MA 47351. 6 Gürtelschnalle. Eisen. Nierenförmig. Dorn fehlt. Rippung der Streifentauschierung auf dem Bügel. Dabei Silberdraht, L. 0.7 bzw. 0.3. B. 5.2 cm. B. innen 4.1 cm. Fragmentiert. MA 47352. Gehänge (7–11): 7 Ring. Eisen. Mit Korrosionsrest eines Kettengliedes. Dm. 3.6 cm. MA 47353. 8 3 Ringe. Einer mit 1 kleinen Bronzeniet, Dm. 0.1 cm. Dm. 2.5; 2.5; 1.8 cm. Stark fragmentiert. MA 47354. 9 Zierscheibe. Geweih (Rose), Rothirsch. Aussen Loch für Befestigung. Randliches Kreisaugenband mit einbeschriebener sechsblättriger Rosette. Rs. mit Kreuzmotiv, gebildet aus 4 mit Kreisaugen gefüllten Halbkreisen. Dm. 7.7 cm. MA 47355. 10 Kamm mit Etui. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleiste. 5 Niet. Zähnungsverhältnis 9:4. Etui mit Aussparung zum Öffnen. Querstück mit Öse für Aufhängung. L.14.5 cm. B. 4.5 cm. Strichverziert. L. 10.9 cm. B. 4.5 cm. MA 47356. 11 Perle. Geweih, Rothirsch. Spindelförmig. Linien- und Kreisaugenverzierung. L. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47357. Grab 650A Erdgrab, gestört. Doppelbestattung. Überlagert von Grab 639. T. 50 cm. Grube rechteckig 190x140 cm. SO-Bereich durch Grab 639 gestört, W-Seite durch Grab 632 wenig gestört. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen, re. A, li. B. Sehr schlecht erhalten, in situ. Von A wegen Störung Grab 639 nur Oberkörper ohne li. Unterarm erhalten. Gestreckte Rückenlage u. re. Hand im Becken. Erwachsen/Subadult, 18–20 Jahre. Beigaben (Taf. 79): Im Becken Schnalle (1), Vs. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 3.1 cm. B. innen 2 cm. Fragmentiert. MA 47358. Grab 650B Sehr schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage und re. Hand im Becken. Erwachsen/Mann?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 79): Im Becken Schnalle (1), Vs. Aus Füllung WS (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 3.4 cm. B. innen 2.2 cm. Stark fragmentiert. MA 47359. 2 WS. Füllung. MA 47360. Grab 651 Erdgrab mit Sarg. T. 90 cm. Ausbauchende, rechteckige Grube 135x65 cm. Über dem Skelett längsgemaserte Holzreste. Skelett: Sehr schlecht erhalten, v.a. im Oberkörperbereich, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 79): Im Becken Schnalle (1), Vs. Zwischen den Oberschenkeln Kettenglied (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 2.9 cm. B. innen 2 cm. Fragmentiert. MA 47361. 2 Kettenglied. Eisen. Darunter Textilrest. L. 5 cm. B. 2.6 cm. MA 47362. Grab 652 Erdgrab. Von Grab 633 überlagert. T. 90 cm. Unregelmässig trapezförmige Grube 205x75 (W)/55 (O) cm. SO-Hälfte durch Grab 633 gestört. Skelett: Sehr schlecht erhalten, re. Oberschenkel nach li. verlagert und schräg über li. liegend. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 79): Bei li. Hand Messer (1), Spitze zu den Füssen, Schneide li. 1 Messer. Eisen. Lederauflagen. L.frag. 10 cm. Fragmentiert. MA47363.
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Grab 653 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 90 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 130x60 cm. Unter (1) längsgemaserter Holzrest (Quercus sp.cf.). Skelett: Mässig erhalten, Unterschenkel liegen bei Oberschenkel, sonst in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 79): Im Becken re. Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Auf li. Brusthälfte in dunkler Verfärbung Tasche (2–7): Unter Schulter zwei Fragmente (2–3), Blech (4), Nagel (5), Niet (6), Nagel (7)und Stein (8). 1 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt oval. Dornende leicht erhaben. B. 2.6 cm. B. innen 1.7 cm. MA 47364. Tascheninhalt (2–7): 2 Fragment. Eisen. L.frag. 2.1 cm. MA 47365. 3 Fragment. Eisen. Bandförmig, gebogen. Ev. Reste eines Schnallenbügels. L.frag. 3 cm. MA 47366. 4 Blech. Eisen. Triangulär. L.frag. 3.2 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 47367. 5 Nagel. Eisen. L.frag. 3.3 cm. MA 47368. 6 Niet. Eisen. L.frag. 1.5 cm. MA 47369. 7 Nagel. Eisen. Kopf kugelig. Dm. 1.4 cm. Stark fragmentiert. MA 47370. 8 Stein. Felsgestein mit Quarzitkristallen. Nicht lokal. In Verfärbung der Tasche. L. 4.4 cm. MA 47371. Grab 654 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 633 durchschlagen. T. 80 cm. Rechteckige Grube. O-Hälfte durch Grab 633 gestört. B. 70 cm. Unter (2) längsgemaserter Holzrest. Skelett: Schlecht erhalten, bis auf re. Oberschenkel bei Anlage Grab 633 entfernt, Oberkörper wenig verlagert. Gestreckte Rückenlage klar erkennbar. Erwachsen/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 79): Bei re. Becken aussen Schnalle (1), Rs. Aussen neben li. Unterarm Schnalle (2), wohl in Tasche. Im Becken li., auf 20x10 cm Tasche (3–10). Messer (3), Nagel mit Blech (4), Stab (5); Nagel (6); zwei Nagelköpfe (7); Fünf Nagelschaftfragmente (8) und zwei Silices (9; 10). 1 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Querschnitt rundstabig. Eine Seite stark abgenutzt. Dorneinschnürung. B. 3.1 cm. B. innen 2.1 cm. MA 47372. 2 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Beschläg mit Nietloch, Form nicht mehr bestimmbar, L. noch 3.3 cm. B. 1.8 cm. B. innen 1.2 cm. Stark fragmentiert. MA 47373. Tascheninhalt (3–10): 3 Messer. Eisen. L.frag. 6.8 cm. MA 47374. 4 Blech. Bronze. Auf Nagel festkorrodiert. Kopf kugelig. L.frag. 4.6 cm. Fragmentiert. MA 47375. 5 Stab. Eisen. Zu einem Ende sich verjüngend. L.frag. 3.3 cm. MA 47376. 6 Nagel. Eisen. L.frag. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 47377. 7 2 Nagelköpfe. L.frag. 1.2; 1.1 cm. Fragmentiert. MA 47378. 8 5 Nagelschäfte. Eisen. L.frag. 1.1–2.4 cm. Fragmentiert. MA 47379. 9 Silex. Braungrau. L. 3.5 cm. MA 47380. 10 Silex. Braungrau. L. 3.4 cm. MA 47381. Grab 655A Erdgrab. Doppelbestattung. T. 90 cm. Trapezförmige Grube 150x75 (W)/90 (O) cm. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen, re. A, li. B. Beide sehr schlecht erhalten und grösstenteils vergangen. An wenigen, in situ erhaltenen Knochen gestreckte Rückenlage erkennbar. Unterschenkel B liegen quer. Kind/Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Beigaben (Taf. 79): Im Oberschenkelbereich Schnalle (1), Rs. 1 Gürtelschnalle. Bronze. Einfach, ovaler Bügelquerschnitt. Eine Seite abgenützt. Reste eines Eisendorns. B. 2.5 cm. B. innen 1.7 cm. MA 47382. Grab 655B Kind/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 79): Im Becken li. Schnalle (1). Aus der Füllung WS und BS (2–3), Zierknopf (4) und Schlacke (5). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 3.1 cm. B. innen 2.1 cm. MA 47383. 2 WS. Füllung. MA 47384. 3 BS, glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 47385. 4 Zierknopf. Neuzeitlich. Füllung. MA 47386. 5 Schlackenstück. Füllung. MA 47387.
6 Grab 656 Erdgrab mit Grabeinbau. T. 70 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 215x90 cm. 25 cm von O- u. 20 cm von S-Wand, sowie 30 cm von O- und 10 cm. von N-Wand je ein ovales 20x12 cm messendes, 9 cm tiefes Pfostenloch. Die Füllung ist humos, lehmig, homogener u. feiner als Grabfüllung. Skelett: Gut erhalten. Oberkörper-/Beckenbereich gestört. Rest gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 79): Re. neben Schädel über Sohle Lanzenspitze (1), Spitze nach W, höher als Tülle, Blatt hochkant. Im Becken re. auf 15x10 cm Tasche (2–7): Messer (2); Schnallenbügel (3) – wohl Rest der Gürtelschnalle; drei Silices (4–6) und Mosaikstein (7). Unter Schädel Kamm (8). Aus der Füllung Nagel (9). 1 Lanzenspitze. Eisen. Weidenblattförmige Spitze mit Mittelrippe. Geschlossene Tülle. Am Abschluss Wulst, darüber Eisenniet quer durch die Tülle geschlagen zur Befestigung des Schaftes. Unter Blattansatz eingeritzte Linien und Schrägstriche. Auf Blatt beidseitig Band von eingepunzten Dreiecken und Punkten. Tülle mit Esche, aus Stammholz gearbeitet (Fraxinus excelsior). L. 34 cm. MA 47388. Tasche (2–7): 2 Messer. Eisen. L.frag. 7.2 cm. Fragmentiert. MA 47389. 3 Schnallenbügel. Eisen. L.frag. 1.9; 0.7 cm. Stark fragmentiert. MA 47390. 4 Silex. Brau. L. 2.8 cm. MA 47391. 5 Silex. Rotbraun. L. 2.4 cm. MA 47392. 6 Silex. Hellbraun. L. 1.9 cm. MA 47393. 7 Mosaikstein. Glas. Grün. Milchig trüb. L. 0.8 cm. B. 0.6 cm. D. 0.6 cm. Röm. MA 47394. 8 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckleiste, noch ein Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. Fragmentiert. MA 47395. 9 Nagel. Eisen. L. 4.9 cm. Füllung. MA 47396. Grab 657 Erdgrab mit Sarg. Verhältnis zu Grab 771 ungeklärt. T. 70 cm. Rechteckige Grube 165x50 cm. Im Becken auf Beckenschaufel um Schnalle (1) längsgemaserte Holzreste (Laubholz), nicht weiter bestimmbar. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 80): Im li. Becken Schnalle (1), Vs. Aus der Füllung zwei Nägel (2) und WS-Scherbe (3). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel rundstabig, Dorneinschnürung, Dornschild mit konturbegleitender Ritzung. B. 2.7 cm. B. innen 1.6 cm. MA 47397. 2 2 Nagelschäfte. Eisen. L.frag. 2.5; 1.4 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47398. 3 WS. Füllung. MA 47399. Grab 658 Erdgrab. T. 75 cm. Ovale Grube 225x115 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 80): Neben re. Oberarm, 10 cm über Sohle, Lanzenspitze (1), Spitze nach W. Im Becken re. Schnalle (2), Vs., Dorn nach li. Längs innerhalb li. Unterarm auf 15x10 cm Tasche (3–7): Schnallenbügel (3), Vs. Messer (4), Spitze zum Kopf, Schneide re., Taschenbügel (5), dabei ein Faserbündel aus Wolle und Fragmente (6 u. 7). Parallel zu re. Unterarm Reste einer Pfeilspitze (8), Spitze gegen Kopf. Neben li. Unterkiefer zwei Niete eines vergangenen Kammes (9). 1 Lanzenspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Geschlossene Tülle. L.frag. 23.3 cm. Fragmentiert. MA 47400. 2 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt oval. Leichte Dorneinschnürung. Doppeltes Punktband auf Bügel. Dornschild mit drei waagrechten Ritzlinien. B. 3.4 cm. B. innen 2.4 cm. MA 47401. Tasche (3–7): 3 Schnalle. Bronze. Klein, spitzoval. Bügel getreppt. Dornrast ausgespart. B. 2.1 cm. B. innen 1 cm. MA 47402. 4 Messer. Eisen. L.frag. 11.3 cm. Klinge 9.4 cm. Fragmentiert. MA 47403. 5 Taschenbügel. Eisen. Langrechteckig, Stirnseite rahmenartig halbrund mit endständigen Tierköpfen. Rahmen randlich gerippt, auf Schauseite Punktreihe. Fläche mit drei Reihen Tannenzweigmotiv. Dabei Faserbündel mit dicken Fäden, L. 3.1 cm. Wolle (Best. W. Schoch). L. 9.3 cm. B. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 47404.
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Messer. Eisen. Griffangel und Klingenansatz. L.frag. 4.7 cm. Stark fragmentiert. MA 47405. Fragment. Eisen. Klinge zu 658.6? L.frag. 4.9 cm. Stark fragmentiert. MA 47406. Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Teil der Tülle fehlt. L.frag. 10.1 cm. Fragmentiert. MA 47407. Kamm. Eisen. Nur noch 2 Niet erhalten. MA 47408.
Grab 659 Steinkiste mit Sarg oder Totenbrett. 1867 ausgegraben. Überlagert Grab 670 T. 50 cm. Unregelmässige, teilweise nicht erkennbare Grube einer Steinkiste, die 1867 fast vollständig zerstört wurde. Lediglich an S-Wand zwei Sandsteine in situ. 25 cm von O-Wand 25x5 cm messendes, 5 cm tiefes Gräbchen. Skelett: Oberkörper 1867 entfernt. In situ verbleiben, mässig erhalten, Schädel und Beine. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 40–49 Jahre. Keine Beigaben: Aus Füllung moderne Glasscherbe. Grab 660 Erdgrab mit Baumsarg. Überlagert Grab 670. T. 70 cm. Rechteckige, durch Grab 670 an N-Wand leicht gestörte Grube 150x60 cm. Direkt über Skelett eine durchgehende, längsgemaserte ca. 130x20 cm grosse Holzschicht mit nahtlosem Übergang zur Sargwand. Letztere ist re. des Skeletts 125 cm lang, bis zu 8 cm dick und bis 10 cm hoch erhalten. Auf der li. Seite umfasst sie 90 cm Länge, bis zu 5 cm Dicke und 10 cm Höhe. Die Wölbung der Längswände ergibt einen trapezförmigen Baumsarg von 130x45 cm(W)/35cm(O). Botanische Proben: 2 Proben Deckel und eine Sargwand. Wand: Eiche; Boden: wohl Eiche (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 80): Im Hals- u. Brustbereich Perlen (1), wobei die grösseren Perlen in einer Reihe bis zum unteren Rippenbogen streuen, während sich die kleineren Perlen im Halsbereich konzentrieren. Im Becken Schnalle (2), Vs., Dorn nach re. Li. neben Becken Ring (3), Nagel (4) und Knochenstab (5), (4; 5) Ösen zum Kopf; unterhalb (4; 5) quer Kettenglied (6) und Blech (7). Aussen neben li. Knie Glasscherbe (8), längs neben re. Knöchel Kamm (9). 1 Perlen. MA 47409. 2 Gürtelschnalle. Bronze. Nierenförmig. Bügel gewölbt. Eisendorn. Leder- und Textilreste. Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.4 cm. B. innen 2.4 cm. MA 47410. 3 Ring. Eisen. Zusammengebogener Nagel. L. 1.8 cm. MA 47411. 4 Nagel. Eisen. Kopf kugelig. Spitze zu Öse umgebogen. Darauf festkorrodiert 660.5. L. 8 cm. MA 47412. 5 Stab. Knochen. Lang, schmal. Ein Ende durchlocht, liegt auf Öse von 660.4. L. 9.5 cm. B. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 47413. 6 Kettenglied. Eisen. Achterförmig. Leder- und Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 5.9 cm. Fragmentiert. MA 47414. 7 Blech. Bronze. An einer Seite gefaltet. L. 3.6 cm. Fragmentiert. MA 47415. 8 Scherbe. Glas. Grün. Transluzid, fast blasenfrei. Gewölbt. D. 0.15– 0.45 cm. Fragmentiert. MA 47416. 9 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten, 5 Niet, Zähnungsverhältnis 7:3. L. 10.8 cm. B. 4.1 cm. MA 47417. Grab 661 Erdgrab. T. 75 cm. Leicht ovale Grube 160x55 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 6–8 Jahre. Beigaben (Taf. 80): Im Becken li. Schnalle (1). Unterhalb Reste eines Messers (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. L.frag. 2.1 cm. Stark fragmentiert. MA 47418. 2 Messer. Eisen. L.frag. 7.1 cm. Stark fragmentiert. MA 47419. Grab 662 Erdgrab mit Sarg. T. 120 cm. Rechteckige Grube 225x60 cm. Mittig 12 cm tiefe, unregelmässige Sarggrube von195x40 cm. In Füllung zahlreiche Holzreste. Skelett: Gut erhalten, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 35– 46 Jahre. Beigaben (Taf. 80): Bei re. unteren Rippenbogen Schnalle (1), Rs. Schräg über li. untere Brust Sax (2), Spitze li., Schneide zum Kopf. Entlang li. Unterarm auf ca. 20x10 cm Tasche (3–9): Taschenrandversteifung (3); Feuerstahl (4); Ring (5); Spitze (6); Randblech (7) und zwei Silices (8; 9). Im li. oberen Sargeck, längs, Kamm (10). Neben re. Ellenbogengelenk
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zwei Pfeilspitzen (11–12). Aus der Füllung zwei WS (13) u. Schlackestück (14). 1 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt rundstabig. Eine Seite stark abgenutzt. Dorneinschnürung. B. 3.3 cm. B. innen 2.2 cm. MA 47420. 2 Sax. Eisen. Lederauflagen. L.frag. 21 cm. B. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 47421. Tascheninhalt (3–9): 3 Taschenrandversteifung. Eisen. Stabförmig. Ein Ende rechtwinklig umgebogen, flach ausgehämmert. Anhaftende umgeschlagene Lederreste. L.frag. 9.2 u. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 47422. 4 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert. Enden umgebogen. L. 11 cm. B. 2.2 cm. MA 47423. 5 Ring. Eisen. US mit Lederkorrosionsprodukt. OS Lederrest. Dm. 2.5 cm. MA 47424. 6 Stabspitze. Eisen. L.frag. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 47425. 7 Randblech. Eisen. Umgebogen. Zu 662.3? Darin und darüber Lederschichten. L.frag. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 47426. 8 Silex. Hellbraun. Mit Rinde. War auf 662.3 aufkorrodiert. L. 2.3 cm. MA 47427. 9 Silex. Hellbraun. Mit Rinde. L. 2.3 cm. MA 47428. 10 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten, 5 Niet, Zähnungsverhältnis 7:4. L. 11 cm. B. 4.3 cm. MA 47429. 11 Pfeilspitze. Eisen. Mit Widerhaken. Ganztülle. L. 9.2 cm. Fragmentiert. MA 47430. 12 Pfeilspitze. Eisen. Rautenförmig. Schlitztülle. Darauf festkorrodiert Bruchstück eines Eisenreifs mit Dm. 9 cm. L. 9.2 cm. Fragmentiert. MA 47431. 13 2 WS. Füllung. MA 47432. 14 Schlackenstück. Füllung. MA 47433. Grab 663 Erdgrab. T. 60 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 200x55 cm. Sohle bei Kopf 10 cm höher als bei Füssen. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 80): Im Becken Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Nierenförmig. Drahtdorn. B. 4 cm. B. innen 2.9 cm. MA 47434. Grab 664 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 115 cm. Rechteckige Grube 125x60 cm. Unter (4) Holzreste (Quercus sp.cf.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 81): Unterhalb Kinn, re. der Brustmitte S-Fibel (1), Vs., Kopf nach li. Zweite S-Fibel (2) hochkant Brustmitte. Im gesamten Oberkörperbereich Perlen (3). (1) über Perlen. Bei der Kette (3) Schnalle (4) und Blech (5). Im Becken li. Schnalle (6). Beim li. Handgelenk Armring (7). Beim Schlämmen, nicht in situ: Plättchen (8) und Fingerring (9). Aus Füllung WS (10). 1 Fibel, S-Fibel. Silber. Augen Almandin- oder Glaseinlagen, darunter Kittmasse, keine Waffelfolie. Nadel fehlt. Körper kerbschnittverziert und randliche Rillen. Feuervergoldung. US wenig organische Auflagen. L. 2.4 cm. B. 1.4 cm. Gew. 2.7 g. MA 47435. 2 Fibel, S-Fibel. Silber. Augen Almandin- oder Glaseinlagen. Nadelrast. Körper kerbschnittverziert und randliche Rillen. Feuervergoldung. US wenig organische Auflagen und Eisenkorrosionsspur. L. 2.4 cm. B. 1.4 cm. Gew. 3.1 g. MA 47436. 3 Perlen. MA 47437. 4 Schnalle. Bronze. Bügel fast kreisförmig. Kolbendorn. B. 1.6 cm. B. innen 1.1 cm. MA 47438. 5 Blechfassung. Bronze. Ansatz einer Öse. L. 2.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47439. 6 Gürtelschnalle. Eisen. Nur noch Korrosionsabdruck im Sediment. MA 47440. 7 Armring. Silber. Enden flach. Goldspuren nur in den Vertiefungen. An Enden je zwei Dreifachrillen. Feuervergoldung. Dm. innen 4 cm. Gew. 6.8 g. MA 47441. 8 Anhänger. Blei. Scheibenförmig. Randliche Durchlochung ausgebrochen. Eingeschlagenes Kreuzmotiv. Nicht in situ. Dm. 2.4 cm. Gew. 14.5 g. D. 0.5 cm. MA 47442. 9 Fingerring. Bronze. In Sphendonenform mit abgeschrägten Schultern. Leere Einlagefläche gelocht (Korrosion?). Nicht in situ. B. 0.8 cm. Dm. innen 1.5 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA47443.
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WS. Terra Sigillata. Ostgallisch, wohl von Weitform (Teller?). Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 47444.
Grab 665 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 90 cm. Rechteckige Grube 205x70 cm. Unter (5) Holzreste (Quercus sp.cf.). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 81): Eine S-Fibel (1) quer auf li. Schulter Rs., die zweite längs in Brustmitte (2), Vs. Im Brustbereich Perlen (3), dazu beim li. Ellbogen ein Bronzering (4) mit einer einzelnen Perle vergesellschaftet. Beim Beckenbeginn neben Wirbelknochen Bügelfibel (5), Rs., Kopfplatte nach oben, die zweite (6) im unteren Beckenbereich, leicht re. der Wirbeln, Vs., Kopfplatte nach unten. Re. neben (5) Schnalle mit Lederriemen und Niet (7) dazu weitere Niet (8). Unter li. Becken Ring (9), darin Tierzahn (10). Zwischen den Oberschenkeln 10 cm über den Knien 4 kleine Ringe (11) und Perle (12). Neben dem re. Fuss Fragment (13) und Silex (14). An der N-Wand in Kniehöhe senkrecht stehend Eisenachse eines Klappstuhles (15). Aus Füllung Schlacke (16). 1 Fibel, S-Fibel. Silber. Augen Almandineinlagen. Geometrischer Kerbschnitt. Kopf zu Rücken zurückbeissend. Feuervergoldung. Gew. 5.1 g. MA 47445. 2 Fibel, S-Fibel. Silber. Augen Almandineinlagen. Geometrischer Kerbschnitt. Kopf zu Rücken zurückbeissend. Feuervergoldung. Gew. 5.7 g. MA 47446. 3 Perlen. MA 47447. 4 Ring. Bronze. B. 2.2 cm. MA 47448. 5 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Halbrunde Kopfplatte mit Kerbschnittverzierung, randlich Niellorauten. Fünf Knöpfe, jeweils die beiden äusseren als zur Mitte weisende Vogelköpfe. Augen bzw. der Zentralknopf mit Almandineinlage auf Goldwaffelfolie, noch zwei erhalten. An den Hälsen der Vogelköpfe ist die Vergoldung mittelstark abgenutzt. Rhombischer Fuss mit Kerbschnitt und randlichen Niellorauten. Randständig je einen zur Kopfplatte weisenden Vogelkopf. Fussende mit Tierkopf, Einlage fehlt. Kopfplatte und Almandinfassungen wenig abgenutzt. Bügel im Kantenbereich mässig abgenutzt. Die Eisenteile der Nadel sind nicht mehr vorhanden. Von der Spiral-
Grab 665. M. 1:20.
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feder sind nur noch Spuren erhalten. Die stabile Nadelrast zeigt eine breite Einschnürung. Auf dem Bügel ist eine Kreisverzierung aus Niello. Feuervergoldung. Auf dem Nadelhalter organische Reste. Bei einem Teil scheint es sich um ein Lederband zu handeln. L. 9 cm. B. 4.8 cm. Gew. 22.2 g. MA 47449. Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Halbrunde Kopfplatte mit Kerbschnittverzierung, randlich Niellorauten. Fünf Knöpfe, die beiden äusseren als zur Mitte weisende Vogelköpfe. Augen bzw. der Zentralknopf mit Almandineinlage auf Goldwaffelfolie, nur noch zwei erhalten. Rhombischer Fuss mit Kerbschnitt und randlichen Niellorauten. Randständig je einen zur Kopfplatte weisenden Vogelkopf. Fussende mit Tierkopf mit halbrunder roter Almandineinlage in Kittbett. Mittlere Abnutzungsspuren an der Kopfplatte. Almandinfassungen abgenutzt. Bügel im Kantenbereich mässig abgenutzt. Doppelter Achshalter, Nadel und Achse fehlen. Nadelrast mit flächiger Einschnürung. Auf dem Bügel ist eine Kreisverzierung aus Niello. Feuervergoldung. L. 8.8 cm. B. 4.6 cm. Gew. 21.8 g. MA 47450. Gürtelschnalle. Rechteckschnalle. Eisen. Würfeldorn. 1 Bronzeniet, Kopf halbkugelig, L. 1.2 cm, in Lederriemen. Bügel mit Strichen und Kreisen verziert. Würfelfläche des Dorns mit Doppelschraffur. Dorn mit Strichen und 2 Andreaskreuzen an der Spitze. Tauschierung. 2 Lagen Lederriemen erhalten mit Bronzeniet vernietet, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.5 cm. B. innen 2.4 cm. MA 47451. Niet. Bronze. Kopf halbkugelig. Nietstift zurück unter Haube gebogen. Wie Niet bei 665.7. L.frag. 1.2 cm. MA 47452. Ring. Eisen. Dm. 6.9 cm. Fragmentiert. MA 47453. Tierzahn. Oberkieferschneidezahn, Hund- oder Wolf. Gelocht. L.frag. 2.5 cm. MA 47454. 4 Ringe. Eisen. Sehr fein, Querschnitt bandförmig. Zusammenkorrodiert. Dm. 1.2 cm. L.W. 0.7 cm. MA 47455. Perle. MA 47456. Fragment. Eisen. L. 3.7 cm. MA 47457. Silex. Grau. L. 3 cm. MA 47458. Achse eines Klappstuhles. Eisen. Verbogen. L.frag. 42 cm. Fragmentiert. MA 45203. Schlackenstück. MA 47459.
Grab 666 Erdgrab. Überlagert Grab 667. T. 85 cm. Leicht trapezförmige Grabgrube 220x80(W)/70(O) cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, Rückenlage, Beine leicht nach li. angezogen. Erwachsen/Frau, 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 81): Beim Becken re. Schnalle (1). Aus Füllung Silex (2), Ziegelfragment (3) und Tierknochen (4). 1 Gürtelschnalle. Rechteckschnalle. Eisen. Mit abgerundeten Ecken. Drahtdorn. B. 3 cm. B. innen 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47460. 2 Silex. Rotgrau. Mit Rinde. L. 2.3 cm. Füllung. MA 47461. 3 Ziegelfragment. Füllung. MA 47462. 4 Tierknochen. Füllung. MA 47463. Grab 667 Erdgrab. Vom Bagger gestört und von Grab 666 im NW-Bereich überlagert. T. 40 cm. Grube nicht zu erkennen. Skelett: Schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 40–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 668 Erdgrab. Fast vollständig abgebaggert. T. 40 cm. Erdgrube kaum erkennbar. Breite der Grube bei den Füssen 65 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, nur noch Unterschenkel und Füsse in situ, daran Rückenlage erkennbar. Erwachsen/Erwachsen, 20–39 Jahre. Keine Beigaben. Grab 669 Erdgrab. T. 120 cm. Unregelmässige Grube 225x80 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Mann/Mann, 26–29 Jahre. Beigaben (Taf. 81): Zwischen li. Arm u. Körper, teilweise unter Arm, Sax (1), Spitze zum Kopf, Schneide li. Unter Beckenmitte Schnalle (2), Rs. Unter re. Becken Tasche (3–10): 2 Ringfragmente (3–4) liegen etwas unterhalb. Dann Nagel (5); Stift (6); Messer (7); Silex (8). Im Anschluss über der Beckenschaufel parallel zum Unterarm Nagel (9) und Schere (10).
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Sax. Eisen. Rs. mit starken organischen Auflagen. Abdrücke von Textilien. Griffzunge mit Holzrest. L. 35.5 cm. Klinge 25 cm. B. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 47464. 2 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze, «Weissmetall». Bügel massiv, facettiert. Schilddorn mit unvollständigem Eisendornhaken. B. 3.5 cm. B. innen 2 cm. MA 47465. Tascheninhalt (3–10): 3 Ring. Bronze. Nur Hälfte. Ehemals mit 669.4 zusammenkorrodiert. Dm. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 47466. 4 Ring. Eisen. Nur Hälfte, verbogen. Ehemals mit 669.3 zusammenkorrodiert. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 47467. 5 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. Rundstabiger Schaftansatz. L.frag. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 47468. 6 Stift. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 47469. 7 Messerklinge. Eisen. Lederkorrosionsprodukte. L.frag. 4.1 cm. B. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 47470. 8 Silex. Grau. L. 3.6 cm. MA 47471. 9 Nagel. Eisen. Schaft. Auf organische Reste aufkorrodiert. L.frag. 5.2 cm. Fragmentiert. MA 47472. 10 Schere. Eisen. Nur Griff. Bandförmig, vor Öse rund ausgehämmert und für Befestigung gelocht. Fragmentiert. MA 47473. Grab 670 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 659 u. 660 überlagert. T. 100 cm. Unregelmässige Grube 210x80 cm. Unter (1) Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau?, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 81): Li. unterer Brustbereich Schilddornschnalle (1), Rs., re. (1) Silex (2). Neben re. Unterarm kleine Schnalle (3). Längs unter re. Becken Messer (4). Aus Füllung Ziegelfragment (5). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel massiv, facettiert. Ansatz von Eisendornhaken. Schilddorn mit Dorngrat, auf Schild zwei Ritzlinien. B. 4.4 cm. B. innen 2.7 cm. MA 47474. 2 Silex. Hellbraun. Mit Rinde. L. 2.2 cm. MA 47475. 3 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Flacher, an der Kante abgeflachter Querschnitt. L. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 47546. 4 Messer. Eisen. Holz auf Griff. L.frag. 14.5 cm. Fragmentiert. MA 47476. 5 Ziegelfragment. Füllung. MA 47477. Grab 671 Erdgrab mit Sarg. T. 110 cm. Trapezförmige Grube 230x85 (W)/100 (O) cm. Über Skelett ca. 180x max. 30 cm grosser längsgemaserter Holzrest (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten. Gestreckte Rückenlage. Mann/ Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 82): Becken re. Schnalle (1), Vs. Dorn nach re. Drei Hafteln (2–4): (2) bei (1), (3) li. Bauchbereich, (4) unter Wirbel. Innen entlang li. Unterarm Tasche (5–10): Messer (5) mit Lage von Moos, Spitze zu den Füssen; Ring (6), 2 Kettenglieder (7); Kettenglied (8); Fragmente (9) und Silex (10) auf (5). Aussen am re. Oberschenkel Eisenobjekt (11), das weder zu bestimmen, noch zu bergen war. 1 Gürtelschnalle. Bronze. Massiv, Bügelquerschnitt viertelskreisförmig. Stark korrodierte Dornbasis ursprünglich wohl schildförmig. Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 4 cm. B. innen 2.3 cm. MA47478. 2 Haftel. Bronze. Kopf hutförmig, Krempe durch Rille gegliedert. Öse unvollständig. L.frag. 1.4 cm. Dm. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47479. 3 Haftel. Bronze. Kopf hutförmig, Krempe durch Rille gegliedert. Öse unvollständig. L.frag. 1.4 cm. Dm. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47480. 4 Haftel. Bronze. Kopf hutförmig, Krempe durch Rille gegliedert. Öse unvollständig. L. 1.5 cm. Dm. 0.9 cm. MA 47481. Tascheninhalt (5–10): 5 Messer. Eisen. Aufkorrodierter Nagel. Dabei Lage von Moos. L. 14.6 cm. MA 47482. 6 Ring. Bronze. Querschnitt oval. Abdruck eines 1.1 cm breiten Bandes sichtbar. Dm. 3.6 cm. MA 47483. 7 2 Kettenglieder. Eisen. Langoval, verhängt. Darauf dicke Lederschicht und Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3.7 cm. B. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 47484. 8 Kettenglied. Eisen. Langoval. L. 3.6 cm. B. 1.7 cm. MA 47485. 9 4 Fragmente. Eisen. Mit Lederresten. L. 1.9–2.1 cm. MA 47486. 10 Silex. Braun. L. 2.7 cm. MA 47487.
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Grab 672 Erdgrab mit Sarg. T. 120 cm. Trapezförmige Grube 230x90 (W)/105 (O) cm. Re. neben Skelett ein 140 cm langer, bis zu 13 cm Höhe erhaltener längsgemaserter Holzrest der Sargwand (Quercus sp.). Niveau der Grabsohle ist beim Kopf 10 cm höher als bei den Füssen. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau?, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 82): Im Becken re. Schnalle (1), Vs. Aussen neben li. Knie Messer (2), Spitze zu den Füssen. Zwischen den Unterschenkeln, 10 cm unterhalb der Knie Stiftfragment (3). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Ledereste und Textilspuren, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.2 cm. B. innen 2.9 cm. MA 47488. 2 Messer. Eisen. Organische Auflagen. L. 15.5 cm. MA 47489. 3 Stift. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 47490. Grab 673 Erdgrab mit Sarg. T. 145 cm. Ovale Grube 210x70 cm. Neben re. O'armgelenk runde, 12 cm Dm. messende, im Profil U-förmige, 8 cm tiefe Mulde. Im Schädelbereich 20 cm–30 cm über Grabsohle auf 70x25 cm längsgemaserter Holzrest. Re. Becken längs-, li. Becken quergemaserte Holzreste bis zu 25 cm über Sohlenniveau. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 82): Re. neben Kinn Rosettenfibel (1), Vs., zweite in Brustmitte (2), Rs. Im Hals- u. Brustbereich Perlen (3). Schnalle (4) im Becken. An der li. Seite Gehänge (5–8). Unterhalb li. Hüfte Ring (5). Beim li. Knie dunkle organische Verfärbung mit Korrosionsspuren (6–7), etwas tiefer Stift (8). Aussen an li. Unterschenkel kleine Schnalle (9). Bei li. Fersenbein übereinander Schnalle (10–11). 1 Fibel, Rosettenfibel. Silber. Sechsblättrige Rosette in Kerbschnittechnik mit zentraler Almandineinlage. Schauseite vergoldet. In den Blattzwischenräumen randlich sechs weitere Almandinrundeln, ohne Waffelfolie. Eine ausgefallen. Dahinter Vertiefung der Bohrerzentrierung erkennbar. Kleiner, abgebrochener und erneut gebogener Nadelhalter mit Abnützungsspur. Ganze Oberfläche mit Werkzeugspuren von Kerbschnitt oder Polierstahl. Feuervergoldung. Dm. 2.4 cm. Gew. 3.6 g. MA 47491. 2 Fibel, Rosettenfibel. Silber. Sechsblättrige Rosette in Kerbschnittechnik mit zentraler Almandineinlage. Schauseite vergoldet. In den Blattzwischenräumen randlich sechs weitere Almandinrundeln. Achse, Spirale und Nadel aus Eisen. Ganze Oberfläche mit Werkzeugspuren von Kerbschnitt oder Polierstahl. Feuervergoldung. Leder- und Textilreste. Überreste eines Bändchens unter Nadelspiralbügel, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 2.4 cm. Gew. 3.7 g. MA 47492. 3 Perlen. MA 47493. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Rechteckige Dornbasis. S. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.8 cm. B. innen 2.3 cm. MA 47494. Gehänge (5–8): 5 Ring. Eisen. Lederreste. Dm. 5 cm. Fragmentiert. MA 47495. 6 Korrosionsspur. Bronze. Nicht zu bergen. MA 47496. 7 Korrosionsspur. Eisen. Nicht zu bergen. MA 47497. 8 Stift. Eisen. Nicht zu bergen. Fragmentiert. MA 47498. 9 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 2 cm. B. innen 1.2 cm. MA 47499. 10 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 1.8 cm. B. innen 1.1 cm. MA 47500. 11 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 1.8 cm. B. innen 1.1 cm. MA 47501. Grab 674 Erdgrab. T. 145 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 150x90 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2–3 Jahre. Beigaben (Taf. 82): Re. beim Schädel Pfeilspitze (1), darunter Bronzestab (2). Im oberen Becken Schnalle (3), Vs., Dorn nach re. Beim li. Arm Messer (4), Spitze zum Kopf, Schneide li. Darüber Fragmente eines zweiten Messers (5). Aus der Füllung Scherbe (6). 1 Pfeilspitze. Eisen. Wahrscheinlich dreiflügelig. Lederreste. L.frag. 5.6 cm. Fragmentiert. MA 47502. 2 Stab. Bronze. Ein Ende mit feiner Riefelung. L.frag. 4.9 cm. MA 47503. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt bandförmig. B. 3.6 cm. B. innen 2.3 cm. MA 47504. 4 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Holz auf Griffangel und organische Auflagen. L.frag. 14.5 cm. MA 47505. 5 Messer. Eisen. Stark fragmentiert. Füllung. MA 47506. 6 BS. Helltonig. Von Krug (?). Röm. Füllung. MA 47507. Grab 675
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Grab 673. M. 1:20. Erdgrab. T. 125 cm. Rechteckige Grube 225x70 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, mit leichten postmortalen Verlagerungen, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 82): Mittig unterhalb Rippen Schnalle (1), Rs., Dorn nach re. Schräg unter re. Unterarm Messer (2), Spitze zu den Füssen, Schneide li. Oberhalb re. Becken Silex (3). Unter Lendenwirbel Goldplättchen (4). Nicht in situ geborgen Pfeilspitze (5) und Messer (6). 1 Gürtelschnalle. Bronze. Leicht abgesetzte Dornrast. Bügel vor Achse innen zweifach gerippt. Eisendorn. B. 3 cm. B. innen 2 cm. MA 47508. 2 Messer. Eisen. Lederreste. L. 15.8 cm. B. 2.2 cm. MA 47509. 3 Silex. Dunkelgrau. L. 4.8 cm. MA 47510. 4 Goldplättchen. An den Rändern deutliche Schnittspuren zu erkennen. L. 0.25 cm. B. 0.15 cm. Gew. 0.05 g. D. 0.1 cm. MA 47511. 5 Pfeilspitze. Eisen. Blatt lanzettförmig. Ganztülle. Rest des Holzschaftes steckt noch in Tülle, Dm. Holz 1.22 cm. L. 9.8 cm. B. 2.2 cm. MA 47512. 6 Messer. Eisen. An der Spitze mit Erde festkorrodiert U-förmig gebogenes, 3 cm langes Bronzeblech. Ein Ende mit 2 kleinen Niet, anderes Ende gebrochen. Reste der Scheide. Holz auf Griffzunge. Lederrest der Scheide. L.frag. 15.3 cm. Fragmentiert. MA 47513. Grab 676 Erdgrab mit Sarg. T. 100 cm. Rechteckige Grube 205x80 cm. Über O'körper auf ca. 70x40 cm längsgemaserter Holzrest, im Brustbereich direkt über Skelett, am Rand bis 20 cm über Sohlenniveau. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Erwachsen/Frau, 55– 64 Jahre. Beigaben (Taf. 82): Im Becken Schnalle (1), Vs. Längs zwischen den Füssen Kamm (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Nierenförmig. Dorneinschnürung. Dornrast. Bügel gewölbt, profiliert. Streifentauschierung. Doppelstriche in Messing. B. 4.4 cm. B. innen 3 cm. MA 47514. 2 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten flach, an den Seiten abgerundet. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 7:2. Strichverziert. L. 10 cm. B. 4.3 cm. MA 47515. Grab 677 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Bildet zusammen mit Grab 683 eine grosse Grube. T. 110 cm. Unregelmässige, an N-Seite wegen Grab 683 gestörte Grube, 205x max. 120 cm. An der Westseite ein nur re. des Schädels
schwach erkennbares, 40x10 cm grosses und max. 5 cm tiefes N-S-Gräbchen. Um (2) Holzreste. Beide Gräber scheinen mit Rücksicht und Kenntnis voneinander angelegt. Der Grabungsbefund liefert keine Hinweise darauf, welches Grab älter ist. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Subadult, 15–18 Jahre. Beigaben (Taf. 83): Am Hals Perlen (1). Im Becken re. Schnalle (2), Vs., Dorn nach re. Neben li. Knie Zierscheibe (3). 1 Perlen. MA 47516. 2 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Langovaler Bügelquerschnitt, erhöht umlaufender Grat von Achsansatz bis Dornrast. Bandförmiger Dornhaken. Dorneinschnürung. Ansatz eines Schilddorns. B. 3.2 cm. B. innen 2.2 cm. MA 47517. 3 Zierscheibe. Geweih (Rose), Rothirsch. Zentrale Durchlochung, Rand vergangen. Zirkelschlagmotive und Punktbänder: Vierblättrige Rosette in vier konzentrischen Kreisen. Am Rand Windradmotiv. Rs.: Windradmotiv mit Punktband. Dm. 7 cm. D. 0.6 cm. Fragmentiert. MA47518. Grab 678 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 130 cm. Rechteckige Grube 170x75 cm. Je 25 cm von den beiden Stirnseiten ein 75x max. 14 cm und bis 5 cm tiefes N-S-Gräbchen. Holzreste (Quercus sp.cf.) unter (2; 3). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 6–11 Jahre. Beigaben (Taf. 83): Am Hals Perlen (1). Bei li. Hand zwei Ringe (2) über (3). Innen re. Oberschenkel, oberhalb Knie Zierscheibe (4). Beim re. Oberschenkelhals Eisenoxidspur (5). 1 Perlen. MA 47519. 2 Ring. Eisen. Zusammenkorrodiert mit 678.3. Korrosionsspur dreier Bänder von 1.2 cm Breite. Dm. 4 cm. MA 47520. 3 Ring. Bronze. Zusammenkorrodiert mit 678.2. B. 4 cm. D. 0.45 cm. MA 47521. 4 Zierscheibe. Geweih (Rose), Rothirsch. Rand mit einer 0.8 cm breiten Bearbeitungsspur. Beidseitig mit zwei- und dreifachen konzentrischen Kreisaugen verziert. Dm. 6.5–7 cm. MA 47522. 5 Eisenoxidspur. Nicht zu bergen. MA 47523. Grab 679 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 120 cm. Rechteckige Grube 215x80 cm. 25 cm von der W-Seite 60x10 cm messendes und 5 cm tiefes N-S-Gräbchen. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 83): Im Bauchbereich re. Messer (1), schräg zur Wirbelsäule, Spitze zu den Füssen, unter Lendenwirbeln, Schneide nach li. Über Wirbel im Bauch Schnalle (2), Rs. Auf re. Brust Kamm (3). Nicht in situ geborgen Fragment (4). 1 Messer. Eisen. Einseitig Rest einer 0.3 cm vom Rand entfernten Zierlinie. L. 24 cm. B. 3.2 cm. MA 47524. 2 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt oval. Eine Bügelseite stark abgenutzt. Dorneinschnürung. Auf Bügel und Aussenseite Doppelreihen aus punzierten Dreiecken. Auf Dornschild punziertes Diagonalkreuz. B. 3.5 cm. B. innen 2.3 cm. MA 47525. 3 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gerundete Deckleisten, noch 1 Niet. L.frag. 8 cm. Fragmentiert. MA 47526. 4 Fragment. Eisen. MA 47527. Grab 680 Erdgrab. T. 130 cm. Rechteckige Grube 215x85 cm. Skelett: Gut erhalten, postmortal gesamthaft leicht verlagert, aber im Sehnenverband, gestreckte Rückenlage. Knabe/Frau?, 15–19 Jahre. Beigaben (Taf. 83): Neben re. Hand, Schnalle (1) Rs., 8 cm über Niveau Grabsohle. Innen entlang li. Unterarm, von verrutschtem Wirbel überlagert, auf 18x7 cm Tasche (2–6): Taschenrandversteifung (2); parallel (2) Feuerstahl (3), parallel (3) Messer (4), parallel Fragmente (5; 6). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Rechteckiger, flacher, an den Seiten abgeschrägter Bügel. Zierlicher Schilddorn mit Mittelgrat, Schild gerippt. Reste eines eisernen Dornhakens. B. 3.6 cm. B. innen 2.5 cm. MA 47528. Tasche (2–6): 2 Taschenrandversteifung. Eisen. Mit einem 3.7 cm langen Seitenteil. L. 15 cm. Fragmentiert. MA 47529. 3 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil wenig verbreitert, Enden umgebogen. Schnallenbeschläg mit vierkantigem Niet an Mittelteil festgenietet. Teile des Schnallenbügels sind auf Röntgenbild noch erkennbar, konnten aber nicht konserviert werden. Randbegleitende Rille, gefüllt mit
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Punkten. L. 12 cm. B. 1.9 cm. Fragmentiert. MA 47530. Messer. Eisen. L. 12.7 cm. MA 47531. Fragmente. Eisen. Bandförmig. L.frag. 1–7 u. 2.6 cm. MA 47532. 3 Fragmente. Eisen. L. 1.3; 1.4; 2 cm. MA 47533.
Grab 681 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 95 cm. Rechteckige Grube 205x70 cm. Unter (2) längsgemaserter Holzrest. Skelett: Schlecht erhalten. Gesamthafte postmortale Verlagerungen, aber z.T. noch im Sehnenverband. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 83): Unterhalb li. Becken Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Unterhalb der re. Rippen Messer (2), quer zum Körper, Spitze nach re. 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt oval. B. 2.6 cm. B. innen 1.8 cm. MA 47534. 2 Messer. Eisen. L. 16.3 cm. MA 47535. Grab 682 Erdgrab. Teilweise abgebaggert. T. 65 cm. Wohl rechteckige Grube. Nur noch 55x45 cm. W-Hälfte erhalten. Skelett: Nur Oberkörper sehr schlecht erhalten und in situ, Rückenlage. Kind/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 83): Im Bauchbereich Schnalle (1), Vs. Li. unter Schädel Kamm (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Nur Bügel. B. 3.3 cm. B. innen 2.4 cm. Fragmentiert. MA 47536. 2 Kamm. Knochen. Zweizeilig. Flache, an den Seiten abgerundete Deckleisten, 4 Niet, Zähnungsverhältnis 2:1. L.frag. 8.8 cm. B. 3.7 cm. MA 47537. Grab 683 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Bildet zusammen mit Grab 677 eine grosse Grube. Beide Gräber scheinen mit Rücksicht und Kenntnis voneinander angelegt. Der Grabungsbefund liefert keine Hinweise darauf, welches Grab älter ist. T. 125 cm. Unregelmässig ovale, durch Nachbarschaft mit Grab 677 an S-Seite gestörte Grube 185x max. 85 cm. 50 cm von W- u. 40 cm von O-Seite je ein 75x6 cm grosses, max. 3 cm tiefes N-S-Gräbchen. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 10 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 83): Beckenmitte Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Im Becken re. Tasche (2–4): Taschenschnalle (2) re. der Schnalle(1), weiter re. Pfriem (3), parallel re. Unterarm und Silex (4). Parallel li. Unterarm Messer (5), Spitze zum Kopf, Schneide re. 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel massiv, rundstabig. Innenseite abgenützt. Dorneinschnürung. Ansatz eines Dornhakens. Dornbasis und -spitze Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.8 cm. B. innen 2.4 cm. MA 47538. Tasche (2–4): 2 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. B. 1.8 cm. B. innen 1.1 cm. Fragmentiert. MA 47539. 3 Pfriem. Eisen. Hakenförmig umgebogen, ohne Anschluss. 2. Stift mit Ansatz eines runden Holzschaftes. Nach Fundlage zusammengehörig. L.frag. 5.7; 3.8 cm. B. 0.5 cm. MA 47540. 4 Silex. Braun. L. 1.3 cm. MA 47541. 5 Messer. Holz auf Griffangel. Lederreste der Scheide. L. 18 cm. MA 47542. Grab 684 Erdgrab. T. 95 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 200x70 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, beide Hände im Becken verschränkt. Erwachsen/Mann, 20–24 Jahre. Beigaben (Taf. 84): Im Becken re. Schnalle (1), Vs., Dorn nach li. Re. quer, teilweise unter re. Unterarm, neben Schädel Kamm (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel einfach, oval. Rechteckiges Laschenbeschläg L. 2.7 cm, B. 2.4 cm, D. 0.5 cm, dazwischen Reste des Gürtels. 2 Niet, Köpfe fehlen. Lederreste. B. 3 cm. B. innen 2.2 cm. MA 47547. 2 Kamm. Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gerundet, 6 Niet. Zähnungsverhältnis 3:2. L. 9.3 cm. B. 4 cm. MA 47548. Grab 685 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett und Grabeinbau. T. 120 cm. Rechteckige Grube 215x95 cm. 45 cm von der W- und O- Seite auf der Sohle ein 90x15cm und ein 90x12 cm starkes und 10 cm tiefes N-S- Gräbchen. Direkt östlich an das westliche Gräbchen anschliessend zwischen Skelett und S-Wand eine bis 2 cm tiefe Mulde von 30x17 cm Ausdehnung. Im Grab beidseits
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des Skeletts fünf Pfostenlöcher. Pfostenloch 1: 115 cm von W-Wand und 12 cm von S-Wand. Verfärbung 20 cm über Sohle wahrnehmbar. Im Profil gerade Seitenwände, U-förmige Sohle, Dm. 8 cm. Pfostenloch 2: 110 cm von W-Wand und 17 cm von N-Wand. Verfärbung 20 cm über Sohle wahrnehmbar. Im Profil gerade Seitenwände, U-förmige Sohle, Dm. 12 cm, T. 20 cm. Die Füllung der Pfostenlöcher 1 und 2 war braun und sehr lehmig. Pfostenloch 3: 50 cm von O-Wand und 12 cm von S-Wand. Verfärbung 10 cm über Sohle wahrnehmbar, Dm. 13 cm. Pfostenloch 4: 55 cm von OWand und 15 cm von S-Wand. Verfärbung 15 cm über Sohle wahrnehmbar, Dm. 13 cm. Pfostenloch 5: 50 cm von W-Wand und 17 cm von S-Wand. Erst auf Niveau Grabsohle im westlichen Gräbchen erkennbar, Dm. 9 cm. Die Pfostenlöcher 3 und 4 endeten jeweils in den Gräbchenverfärbungen. Profil 5 in Gräbchenverfärbung nicht erkennbar. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 84): Mitte oberhalb Becken Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Teilweise unter li. Becken auf 10x5 cm Tasche (2–8) mit fünf Nägeln (2– 3), vier Stiften (4–5), Blech (6) und zwei Silices (7–8). Quer unterhalb re. Becken Messer (9), Angel unter Oberschenkel, Spitze nach li., Schneide zum Kopf. Re. des Schädels Münze (10). An O-Wand, 30 cm von SO-Eck ca. 20 cm über Sohle drei Pfeilspitzen (11–13) Spitzen nach O. 1 Gürtelschnalle mit festem Beschläg. Bronze. Bügel grob gerippt, Auf jeder Rippung zwei Ritzlinien. Dornrast. Dorn mit Mittelgrat und Würfeldorn. Beschläg triangulär, L. 5.7 cm, B. 3.4 cm, in zwei geschlossenen Voluten endend. Daran seitlich je ein stilisierter Delphin. An Rs. drei mitgegossene, in Längsachse stehende Ösen. Darunter Lederreste. B. 3.2 cm. L.W. 2.4 cm. MA 47549. Tascheninhalt (2–8): 2 2 Nägel. Eisen. L.frag. 3; 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47550. 3 3 Nägel. Eisen. Zusammenkorrodiert. L.frag. 4.3 cm. Fragmentiert. MA 47551. 4 3 Stifte. Eisen. Mit weiteren Eisenfragmenten zusammenkorrodiert. L. 4.1; 3; 1.8 cm. Fragmentiert. MA 47552. 5 Stift. Eisen. Ein Ende umgebogen. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 47553. 6 Blech. Eisen. Weiteres Fragment mit Nagel 685.4 zusammenkorrodiert. L.frag. 2 cm. B. 0.9 cm. MA 47554. 7 Silex. Braun. L. 3.5 cm. MA 47555. 8 Silex. Rotbraun. L. 1.6 cm. MA 47556. 9 Messer. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 16.5 cm. Fragmentiert. MA 47557. 10 Münze, As des Antoninus Pius (138–161) für Marcus Aurelius. Rom, ab 140–144(?). MA 47558. 11 Pfeilspitze. Eisen. Lanzettförmiges Blatt. Schlitztülle. Holzschaft ragt noch 1.5 cm aus Tülle hinaus. L. 11 cm. MA 47559. 12 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle mit Nagel. Holzschaft ragt noch 2 cm aus Tülle hinaus. L. 11 cm. Fragmentiert. MA 47560. 13 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle mit Nagel. L. 12.6 cm. MA 47561. Grab 686 Erdgrab mit Sarg. T. 100 cm. Rechteckige Grube 215x100 cm. In NW-Ecke 12 cm über Sohle 40x max. 15 cm grosser längsgemaserter Holzrest (Quercus sp.cf.). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 84): Unterhalb Kinn (1) und bei unteren Rippen (2) jeweils re. Wirbelsäule Vogelfibel. Beide Vs. Perlen (3) zwischen li. Oberarm u. Rippen. Im re. Becken Schnalle (4), Vs., Dorn nach re. Oberhalb li. Handgelenk Ring (5), bei li. Hand Ring (6). (5; 6) über Skelett. Aussen entlang li. Oberschenkel Kamm mit Etui (7). Neben li. Knie in dunkler org. Verfärbung untereinander, von W nach O: Fragment (8), Ammonit (9), Nadelhalter (10) und unterhalb Schnalle (11), Vs., Dorn zu den Füssen. Mittig innen beim re. Oberschenkel Knochenperle (12), aussen entlang re. Oberschenkel Messer (13), Spitze in Kniehöhe, zu den Füssen, Schneide nach re. Perle (14) aus der Füllung 7 cm über dem Gesichtsbereich. Aus Füllung zwei WS (15) und Tierknochen (16). 1 Fibel, Vogelfibel. Silber. Auge mit Almandineinlage ohne Unterlegefolie. Körper mit Kerben und schuppenförmigem Dekor stilisiert. Vergoldung auf Körper stark abgenutzt. Eiserne Nadel. Feuervergoldung. US mit Gewebe- und Lederresten, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 2.6 cm. Gew. 4 g. MA 47562. 2 Fibel, Vogelfibel. Silber. Augemit Almandineinlage ohne Unterlegefolie. Körper mit Kerben und U-förmigem Dekor stilisiert. Vergoldung
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Grab 685. M. 1:20. auf Körper stark abgenutzt. Eiserne Nadel. Feuervergoldung. Vs. und Rs. Gewebereste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 2.6 cm. Gew. 4.2 g. MA 47563. 3 Perlen. MA 47564. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. oval. Drahtdorn. Streifentauschierung. B. 4 cm. B. innen 2.6 cm. MA 47565. 5 Ring. Geweih, Rothirsch. Dm. 3.7 cm. Fragmentiert. MA 47566. 6 Ring. Eisen. Dm. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 47567. 7 Kamm mit Etui. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten, Mittelteil aus fünf Teilplättchen. Fünf Niet. Zähnungsverhältnis 2:1. Etui: L. 15.1 cm, B. 5.5 cm. Gefertigt aus sechs Knochenplatten. Vier Niet. Ein Quersteg mit zentraler Lochung und Abnützungsspur an Kante. Eine Seite mit eingesägter Nut, andere mit beweglicher Drehachse zum Aufklappen des Rahmens. Beidseitig strich- und kreisaugenverziert. Griffplatten mit Fischgrätmustern. L. 11.5 cm. B. 4.1 cm. Fragmentiert. MA 47568. Tascheninhalt (8–11): 8 Stab. Eisen. L.frag. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 47569. 9 Ammonit. L.frag. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47570. 10 Nadelhalter. Bronze. Auf rechteckigem Plättchen. L. 0.7 cm. B. 0.5 cm. MA 47571. 11 Schnalle. Bronze. Bügelquerschnitt oval. Drahtdorn. B. 1.7 cm. B. innen 1 cm. MA 47572. 12 Perle. Geweih (Sprosse), Rothirsch. Konisch. Dm. 1.8 cm. D. 1.4 cm. MA 47573. 13 Messer. Eisen. L.frag. 9.7 cm. Stark fragmentiert. MA 47574. 14 Melonenperle. Grünblau. Füllung. MA 47575. 15 2 WS. Füllung. MA 47576. 16 Tierknochen. Füllung. MA 47577. Grab 687 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 150 cm. Rechteckige Grube 240x100 cm. Jeweils 50 cm von Stirnseiten mittig auf Sohle 60x6 cm grosses, 3 cm tiefes N-S-Gräbchen. Unter der Tasche Holzreste des Sarges (Quercus sp.). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 35–44 Jahre.
Beigaben (Taf. 85): Innen entlang li. Unterarm Sax (1), Spitze zum Kopf, Schneide nach re. Bei li. Hand nebeneinander drei Pfeilspitzen (2–4), alle Spitze zum Kopf. Längs re. oberhalb Schädel Kamm (5). Im Becken re. Schnalle (6), Vs., Dorn nach li. zurückgeklappt, re. davon Haftel (7). Im re. Becken längs, auf 20x10 cm Tasche (8–25): Rechteckschnalle (8), Vs., Dorn zum Kopf, auf (6) aufkorrodiert, Riemenzunge (9), Messer (10), Feuerstahl (11), Pfriemfragment (12) Blech (13), (11–13) zusammenkorrodiert. Tülle (14) und Stab (15); Fragmente (16; 17), fünf Silices (18–22), Glassplitter (23) und org. Reste (24–25). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Textilreste auf Vs. und Rs. Lederreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 28 cm. B. 3.2 cm. MA 47578. 2 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Ganztülle. Mit 687.3 zusammenkorrodiert. L.frag. 10.7 cm. Fragmentiert. MA 47579. 3 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Ganztülle. Mit 687.2 zusammenkorrodiert. L.frag. 12 cm. Fragmentiert. MA 47580. 4 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Ganztülle. L.frag. 12.3 cm. Fragmentiert. MA 47581. 5 Kamm. Dreilagenkamm Knochen. Deckleisten gewölbt. 5 Niet. Zähnungsverhältnis 7:3. L. 11.2 cm. B. 4.7 cm. Fragmentiert. MA 47582. 6 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze, «Weissmetall». Bügelquerschnitt viertelkreisförmig. Dorn mit scharfem Dorngrat. Rechteckig durchbrochener Rahmen, Ende triangulär, profiliert. Rs. mit Öse. RFA der Oberfläche: Schnalle vorn, stark Sn haltige Bronze mit Pb und Spuren Ag und Zn (Best: A. Voûte). Bei Dornachse Lederreste. Darunter Moos. B. 3.7 cm. B. innen 2.2 cm. MA 47583. 7 Haftel. Bronze. Schildförmig. Öse unvollständig. L. 2 cm. D. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47584. Tasche (8–25): 8 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze, «Weissmetall». RFA der Oberfläche: Schnalle vorn, Stark Pb und Sn haltige Bronze mit Pb mit wenig Ag und Zn (Best: A. Voûte). Aufkorrodierte Lederreste. B. 1.7 cm. B. innen 1 cm. MA 47585. 9 Riemenzunge. Blei. Obere Hälfte Schlitztülle mit Durchlochung. L. 2.1 cm. B. 0.8 cm. Gew. 2.5 g. MA 47586. 10 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Spitze fehlt. L.frag. 14.8 cm. Fragmentiert. MA 47587. 11 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert, Enden umgebogen. L.frag. 8.5 cm. Fragmentiert. MA 47588. 12 Pfriem. Eisen. Mit ausgehämmerter, umgebogener Öse. L.frag. 7.7 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 47589. 13 Blech. Bronze. Bandförmig, doppelt zusammengelegt. L. 1.8 cm. B. 0.9 cm. MA 47590. 14 Tülle. Eisen. Sich verjüngend. L.frag. 5.6 cm. Dm. 1.6–0.9 cm. Fragmentiert. MA 47591. 15 Stab. Eisen. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 47592. 16 Fragment. Eisen. Bandförmig. L. 2.2 cm. B. 1.2 cm. MA 47593. 17 Fragment. Eisen. L.frag. 2.5 cm. MA 47594. 18 Silex. Graurot. L. 3.7 cm. MA 47595. 19 Silexklinge. Graurot. L. 2.6 cm. MA 48076. 20 Silex. Grau. Mit Rinde. L. 3.4 cm. MA 47596. 21 Silex. Grau. Mit Rinde. L. 2.6 cm. MA 47597. 22 Silex. Grau. Mit Rinde. L. 1.7 cm. MA 47598. 23 Splitter. Glas. Grünblau. Transluzid, blasenreich. Fensterglas. Röm. MA 47599. 24 Moos. Botanische Probe organischer Reste aus der Tasche (Best. W. Schoch). MA 47600. 25 Eichenholz (Quercus sp.cf.). Holzrest unter der Tasche, wohl von Sarg oder Totenbrett (Best. W. Schoch). MA 47601. Grab 688 Steinkiste. 1867 gegraben, W-Hälfte teilweise abgebaggert. T. 50 cm. An O-Seite zwei Steine in situ, restliche Steine ausgebrochen. Breite der Ausbruchsgrube ca. 120 cm. In der Füllung Kalksteine und Knochen der Störung von 1867. Skelett: Oberkörper abgebaggert. Unterkörper schlecht erhalten, fragmentarisch. Aus in situ verbliebenen Resten gestreckte Rückenlage erkennbar. Erwachsen/Frau?, 25–29 Jahre. Beigaben: Aus Füllung: Eisenfragment (1), Schlacke (2), BS und WS (3) und drei Ziegelfragmente (4). 1 Fragment. Eisen. Füllung. MA 47602. 2 Schlackenstück. Füllung. MA 47603. 3 BS und WS. Füllung. MA 47604. 4 3 Ziegelfragmente. Füllung. MA 47605.
Grab 689 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 215x90 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 85): Vogelfibel (1) li. neben Unterkiefer, eine zweite (2) im mittleren Brustbereich, re. Wirbelsäule. Beide Rs., Kopf nach oben, Schnäbel re. 5 cm re. (2) Ring (3), im re. Bauchbereich Perlen (4). (3) wohl zur Kette gehörig. Zwischen oberen Oberschenkeln Schnalle (5), Vs. Aussen li. Oberschenkelhals Fragment (6). Längs, 10 cm vom li. Oberschenkel Messer (7), Spitze zu den Füssen, Schneide nach re. Unterhalb (7) Kamm (8). Aus Füllung Stift (9) und zwei WS (10). 1 Fibel, Vogelfibel. Silber. Auge mit Almandineinlage in Kittbett. Körper mit Punktdekor stilisiert, Vergoldung stark abgenutzt. Abnutzung der Nadelrast. Feuervergoldung. Dicke Eisenkorrosionsreste auf US. L. 3.2 cm. B. 1.2 cm. Gew. 4.3 g. MA 47606. 2 Fibel, Vogelfibel. Silber. Auge mit Almandineinlage ohne Kittbett. Fibelkörper durch Bohrung für Auge durchbohrt. Körper mit Punktdekor stilisiert, Vergoldung stark abgenutzt. Nadelrast stark abgenutzt, Eisenkorrosionsspur der Eisennadel. Feuervergoldung. Textilspuren auf US, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3.2 cm. B. 1.2 cm. Gew. 4.5 g. MA 47607. 3 Ring. Bronze. Ovaler Querschnitt. Abdruck eines o.5 cm breiten organischen Bandes. Dm. 2.3 cm. MA 47608. 4 Perlen. MA 47609. 5 Gürtelschnalle. Eisen. Langoval. Bügelquerschnitt rund. Bandförmiger Bronzedorn, Dornbasis mit zwei Querritzungen. Mit Leder- und Textilresten überzogen. Reste des Lederriemens, s. Textilkatalog RastEicher. B. 5.2 cm. B. innen 2.7 cm. MA 47610. 6 Fragment. Eisen. MA 47611. 7 Messer. Eisen. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 13 cm. Fragmentiert. MA 47612. 8 Kamm. Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gewölbt. 6 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. L.frag. 11.3 cm. B. 4.5 cm. MA 47613. 9 Stift. Eisen. L.frag. 6.2 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47614. 10 2 WS. Füllung. MA 47615. Grab 690
Grab 689. M. 1:20.
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Erdgrab, leichte Baggerstörung. T. 35 cm. Unregelmässig trapezförmige Grube 190x65 (W)/50 (O) cm. Skelett: Schlecht erhalten, Teile der Unterarme fehlen. In situ, gestreckte Rückenlage. In der Füllung Reste eines zweiten Skelettes. Erwachsen/Mann?, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 85): Keine Beigaben. Aus der Füllung Riemenzunge (1) und Tierknochen (2). 1 Riemenzunge. Eisen. Noch ein Niet. L. 4.9 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47616. 2 Tierknochen. Füllung. MA 47617. Grab 691A Erdgrab. Doppelbestattung. T. 75 cm. Rechteckige Grube 175x100 cm. Im NW-Eck einzelner Stein. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen, re. A, li. B. Beide schlecht erhalten, in situ. A: Gestreckte Rückenlage, re. Arm über li. Arm B. Kind/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 85): Beim re. Unterarm Schnalle (1), Vs. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 3.6 cm. B. innen 2.8 cm. Fragmentiert. MA 47618. Grab 691B B: Schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken, li. auf Bauch. Kind/Subadult, 12 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 85): Zwischen re. Ellbogengelenk und Rippen Schnalle (1), Vs. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügel D-förmig. B. 2.5 cm. B. innen 1.8 cm. Fragmentiert. MA 47619. Grab 692 Erdgrab mit partieller Steinsetzung. Überlagert von Grab 700. T. 65 cm. Westliche Grubengrenze schlecht erkennbar. Rechteckige Grube ca. 190x65 cm. In O-Hälfte unregelmässige Steinsetzung aus faust- bis kopfgrossen Kalksteinen. Skelett: Sehr gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Frau/Frau, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 85): Im Hals- und oberen Brustbereich Perlen (1). Ausserhalb beim re. Oberschenkelhals Schnalle (2), Vs., Dorn nach li. Aus der Füllung Scherbe (3). 1 Perlen. MA 47620. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Dornansatz erhalten. B. 3 cm. B. innen 2.1 cm. Fragmentiert. MA 47621. 3 WS. Füllung. MA 47622. Grab 693 Erdgrab. T. 100 cm. Rechteckige Grube, trapezförmige Sohle 205x70 (W)/50 (O) cm. An der südwestlichen Grubenwand Überschneidung mit Grab 706, ohne eindeutig erkennbare Abfolge. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 85): Im Becken li. Schnalle (1), Vs. Oberhalb re. Becken, schräg auf 16x9 cm Tasche (2–5): Messer (2), grosser Nagel (3), Blech (4) und Silex (5). Aus der Füllug: Nagelfragment (6), eine RS und fünf WS (7), Ziegelbruchstück (8) und Tierknochen (9). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel massiv, rundstabig, aussen mit Grat, Dornschild schlecht erhalten. B. 3.8 cm. B. innen 2.5 cm. MA 47623. Tascheninhalt (2–5): 2 Messer. Eisen. Rücken leicht gebogen. Spitze abgebrochen. Längsgemaserter Holzgriffansatz. L.frag. 13.2 cm. MA 47624. 3 Nagel. Eisen. Pilzförmiger Kopf, facettiert. L.frag. 10.3 cm. Fragmentiert. MA 47625. 4 Blech. Bronze. Dünn, rechteckig. Mit Doppellinien eingeritzte Diagonalkreuze und Kreisaugen. Darunter Eisenkern, Blech auf einer Seite umgebördelt. L. 9 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 47626. 5 Silex. Grau. L. 3 cm. MA 47627. 6 Nagel. Eisen. L.frag. 5.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47628. 7 RS und 5 WS. Darunter 1 WS TS ostgallisch von Hochform. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 47629. 8 Ziegelbruchstück. MA 47630. 9 Tierknochen. MA 47631. Grab 694 Erdgrab, fast vollständig abgebaggert. T. 50 cm. Grubengrenze nur noch im O erhalten. Skelett: Nur noch Armknochen und die Unterschenkel, letztere in situ und sehr schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/
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Erwachsen, 20–39 Jahre. Beigaben (Taf. 86): Bei den Armknochen Messer (1). Aus der Füllung zwei Scherben (2). 1 Griffangel eines Messers. Eisen. Längsgemaserte Holzreste. L.frag. 4.5 cm. MA 47632. 2 2 WS. Neuzeitlich. MA 47633. Grab 695 Erdgrab mit Sarg. T. 125 cm. Rechteckige Grube 200x70 cm. Über Skelett 180x40 cm messende längsgemaserte, nur teilweise unterbrochene Holzreste (Quercus sp.). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 22–25 Jahre. Beigaben (Taf. 86): Schräg über Becken Sax (1), Griff 10 cm unterhalb re. Ellenbogengelenk, Spitze über li. Hand, Schneide zum Kopf. Auf Schneidenseite, 6 cm nach Griffangelbeginn Eisenniet (2). Unterhalb re. Rippen Schnalle (3), Vs., Dorn nach re. oben. Li. Bauchseite, längs Unterarm auf 20x10 cm. Tasche (4–9): Taschenbügel (4), 5 cm re. parallel Wirbelsäule, Vs., Schnalle nach re. Feuerstahl (5), umgebogene Enden nach re. Messer (6), Spitze zum Kopf, Schneide nach re. Pfriem (7), Spitze zum Kopf; Stift (8); (6–8) unter (5); Schlackenstück (9). Aus Füllung: Nagel (10), Schlacke (11), RS und zwei WS (12) u. Tierknochen (13). 1 Sax. Eisen. Mit zur Schneide ziehendem Rücken. L. 39 cm. B. 3.8 cm. MA 47634. 2 Niet. Eisen. Kopf hutförmig. L.frag. 0.8 cm. Dm. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 47635. 3 Gürtelschnalle. Schnalle mit nierenförmigem Beschläg. Eisen. Bügel: Eiserne Kastenkonstruktion, darin feuervergoldete Bronzezellwerkkonstruktion mit je neun Einlagen, die durch die unverzierte Dornrast getrennt werden. In der Querachse je zwei langovale, leere Felder, die wohl mit organischen Einlagen gefüllt waren. Restliche Einlagen rote Almandine auf goldener Waffelfolie. Dorn aus Bronze oder Silber/ Kupferlegierung mit Resten von Feuervergoldung. Dornbasis als Kasten für zwei helle rötliche und eine grüne Glaseinlage auf gewaffelter Goldfolie. Beschläg mit Laschenkonstruktion verbunden, L. 4.4 cm, B. 3.4 cm: Eiserner Kasten, darin feuervergoldete Bronzezellwerkkonstruktion. Rote Almandineinlagen auf gewaffelter Goldfolie. Zwei runde, wohl organische Einlagen und drei Almandinzellen ausgefallen. Kasten auf US mittels zweiarmiger Bronzespange auf Leder befestigt. Zwischen Leder und Spange dünnes Silberblech. Die Spange ist mit drei Niet, die durch Kasten und Zellwerk gehen, befestigt. Feuervergoldung. Im Bügel Reste des Ledergurtes mit noch erkennbarem Gurtloch. Gurtbreite: 2.3 cm. Über Schnalle Textilreste und Holzreste. Holz des Sargbodens. Botanische Bestimmung: Leder und Wolle, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 4.2 cm. B. innen 2.4 cm. MA 47636. Tasche (4–9): 4 Taschenbügel. Eisen, Kupferlegierung, Gold, Almandin, Glas. Mit Tierkopfprotomen. Eisernes äusseres Gehäuse, darin ein gelöteter Zellwerkkasten (Kupferlegierung) auf Schauseite Feuervergoldung. Symmetrisches, kleinzelliges Cloisonné: Mittig sitzt quasi als Beschläg der Schnalle ein von vier Dreiecken unterteilter, rechteckiger Kasten. Daran ist mit einer eisernen Laschenkonstruktion eine Bronzeschnalle mit rundstabigem Bügel befestigt, B. 1.7 cm; L.W. 1.2 cm. Anschliessend kommen die zweizonigen mit Dreiecken untergliederten Balken. Grosse, vierfach untergliederte Kreise stellen die Augen der Tierköpfe dar. Das Maul ist nur zum Teil zweizonig gegliedert. Die Einlagen bestehen aus hellen, roten Almandinen auf goldener Waffelfolie. Ausnahmen bilden zwei gegenständige, grüne Dreiecke bei der Schnalle sowie zwei gegenständige, grüne Viertelskreise bei den Augen. Feuervergoldung. Über das Zellwerk läuft auf Augenhöhe ein max. 0.4 cm breites Lederbändchen, das auf der Rs. des Taschenbügels durch das dort erhaltene Leder hindurch führt. Der Taschenbügel war demnach mittels kleiner Lederschlaufen auf dem Leder der Tasche befestigt. Keine Holzreste. L.frag. 10.2 cm. MA 47637. 5 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert, Enden umgebogen. L. 12.2 cm. B. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 47638. 6 Messer. Eisen. Zur Schneide biegender Rücken. Griffangel mit Holzrest. L. 14.5 cm. L.frag. 13.9 cm. Fragmentiert. MA 47639. 7 Pfriem. Eisen. Mit ausgehämmerter, umgebogener Öse. L. 14.4 cm. MA 47640. 8 Stift. Eisen. L.frag. 6.5; 2.8 cm. Fragmentiert. MA 47641. 9 Schlackenstück. L. 3.6 cm. B. 2 cm. MA 47642. 10 Nagel. Eisen. Fragmentiert. Füllung. MA 47643. 11 Schlackenstück. L. 2.3 cm. Füllung. MA 47644.
Grab 695. M. 1:20. 12 13
RS und 2 WS. Füllung. MA 47645. Tierknochen. Füllung. MA 47646.
Grab 696 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 110x50 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise vergangen, Rückenlage. Kind/Subadult, 2–3 Jahre. Beigaben (Taf. 86): Unter re. Beckenschaufel Schnalle (1). Bei li. Oberarm Blech (2), Doppelöse (3) auf (2), oberhalb anschliessend Tierzahn (4), Spitze unter (2). Aus der Füllung Tierknochen (5). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. oval. Drahtdorn. B. 3.5 cm. B. innen 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47647. 2 Blech. Eisen. 1 Niet, Dm. Nietloch 0.8 cm. Bewegliche Befestigung für 696.3. L. 5.7 cm. B. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47648. 3 Doppelöse. Bronze. Eine Öse rund, eine rechteckig. L. 3.5 cm. B. 2.3 cm. MA 47649. 4 Bärenzahn. Oberkiefereckzahn, Braunbär. Gelocht. L. 7.5 cm. Dm. 0.5 cm. MA 47650. 5 Tierknochen. Füllung. MA 47651. Grab 697 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 85 cm. Rechteckige Grube 235x70 cm. 55 cm von W- u. 70 cm. von O-Seite je ein quer über die Sohle laufendes 65x10 cm grosses und bis zu 9 cm tiefes Gräbchen. In der SO-Ecke, 14 cm über Sohle eine ausgehöhlte, runde Nische von 30 cm Dm und 20 cm Höhe. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 86): Re. neben Unterkiefer auf Schulter Scheibenfibel (1), Rs. Im Hals- u. Brustbereich Perlen (2), die grösseren im Brustbereich. Innen beim li. Knie Gehänge (3–12): Ring (3) darin hängend re. Haftel (4) und li. Anhänger (5). Unterhalb (3), Stift (6) umgeschlagene Öse zu den Füssen. Li. (6) zwei Kettenglieder (7; 8) und re. ein Kettenglied (9). Ein weiteres (10) oberhalb und unter (3). Re. (3) Messerfragment (11). Zwischen (6) und (9) ineinander verhängte Ringe (12). Li. (3) Tasche (13–16) mit Tierknochen (13), unterhalb (7; 8) Silex (14). Zwischen Schien- und Wadenbein Glasfragment (15) und Gagatstück (16). Innen beim li. Knöchel Schnalle (17), Vs. In der Nische Gefäss (18). Vom Gehänge nicht in situ drei Fragmente (19–21). 1 Fibel, Almandinscheibenfibel. Silber. Zehn Rosetten mit roten Glaseinlagen auf goldener Waffelfolie. Folie in Pressblechtechnik. Überstehende Grundplatte mit umlaufendem Perldraht. Die Waffelbleche sind aus Silber. Zentralmotiv: Rund, mit Silberperldraht gefertigt,
kreuzförmige Komposition. Feuervergoldung. Auf der Fibel wenige Faserreste. Dm. 2.7 cm. Gew. 6.3 g. MA 47652. 2 Perlen. MA 47653. Gehänge (3–12): 3 Ring. Eisen. Mit aufkorrodierten Eisenresten. Dm. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 47654. 4 Haftel. Bronze. Niethaube dachförmig, fünfseitig, mit abgesetztem Rand. Öse unvollständig. Randliche Punktreihe. Fragmentiert. MA 47655. 5 Anhänger. Bronze. Keulenförmig. Obere Hälfte glatt. Loch mit Rest eines Bronzeringleins. Untere Hälfte unregelmässig astragaliert. Kopf sternförmig gefurcht. L. 4 cm. Dm. 0.7 cm. MA 47656. 6 Stift. Eisen. Ende zu Öse umgebogen. L.frag. 5 cm. Fragmentiert. MA 47657. 7 Kettenglied. Eisen. Verbogen. L.frag. 6.6 cm. Fragmentiert. MA47658. 8 Kettenglied. Eisen. Nur Hälfte, achterförmig. L. 5.9 cm. Fragmentiert. MA 47659. 9 Kettenglied. Eisen. Nur Hälfte, achterförmig. L.frag. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 47660. 10 Kettenglied. Eisen. Nur Hälfte, achterförmig. L. 5 cm. Fragmentiert. MA 47661. 11 Messer. Eisen. Klingen- und Griffangelfragment, ohne Anschluss. L.frag. 2.8; 1.8 cm. Stark fragmentiert. MA 47662. 12 Ringe. Eisen. Oval, rundstabig, ineinander verhängt. Dm. 1.5 cm. MA 47663. Tasche (13–16): 13 Tierknochen. Hausschwein, Fibula. Keine Bearbeitungsspuren. L.frag. 2.1; 1.8; 1.6 cm. Fragmentiert. MA 47664. 14 Silex. Graurot. Flach. L. 2 cm. MA 47665. 15 Standring. Glas. Gelblich. Transluzid, blasenfrei. Von Hochform, keinem Typ mehr zuweisbar. Dm. 5 cm. Fragmentiert. Röm. MA 47666. 16 Gagatstück. L. 2.3 cm. MA 47667. 17 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Flacher, an den Seiten abgeschrägter Querschnitt. B. 1.7 cm. B. innen 1.1 cm. MA 47668. 18 Beutelgefäss. Handgemacht. Senkrecht stehender Rand durch drei Rillen von Schulter abgesetzt, oberhalb Bauchknick zweifache Rille, glatte Standfläche, Dm. 12 cm. Braune im Bruch schwarze Scherben. Feine Magerung, glimmerhaltig. Zwei eingeritzte, umlaufende Zickzackbänder mit vier Bändern eingestempelter Kreise. H. 12 cm. Dm. 20 cm. Mdm. 13 cm. MA 47669. 19 Stift. Eisen. L.frag. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 47670. 20 Stift. Eisen. L.frag. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 47671. 21 Stab. Eisen. L.frag. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 47672. Grab 698 Erdgrab. Überlagert. Grab 721. T. 45 cm. Umriss kaum erkennbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, bis auf Baggerverlagerungen in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 87): Mittig innen beim re. Oberschenkel Fragment (1). Auf selber Höhe aussen Messer (2). Mittig aussen li. Oberschenkel auf 17x7 cm Tasche (3–9): Taschenschnalle (3), Silberstück (4), Münze (5), Blech (6), zwei Stifte (7; 8) und Silex (9). Ohne Lageangabe Kammfragmente (10). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel D-förmig. Stark fragmentiert. MA47673. 2 Messer. Eisen. Griffzunge fehlt. L.frag. 6 cm. B. 1.7 cm. MA 47674. Tasche (3–9): 3 Taschenschnalle. Rechteckschnalle. Silber. Eisendorn. Bügel bandförmig. B. 1.9 cm. L.W. 1.1 cm. Gew. 1.2 g. MA 47675. 4 Silberstück. Silber. Gew. 0.7 g. MA 47676. 5 Münze, Denar (?, subaerat). 1.–3. Jh.(?). MA 47677. 6 2 Blechfragmente. Bronze. Dünn. L. 2.1; 1.1 cm. Fragmentiert. MA 47678. 7 Stift. Eisen. Ein Ende flach auslaufend. L.frag. 6.2 cm. MA 47679. 8 Stift. Eisen. Organische Auflagen. L.frag. 7.2 cm. MA 47680. 9 Silex. Grau. Mit Rinde. L. 3.2 cm. MA 47681. 10 Kammfragment. Knochen. Mit Eisenoxidspuren. L.frag. 1.2 cm. Stark fragmentiert. MA 47682. Grab 699 Erdgrab. T. 45 cm. Grenzen der rechteckigen Grube teilweise sehr schlecht erkennbar, ca. 190x70 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, bis auf Langund Schädelknochen vergangen. In situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 10 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 87): Becken re. Messer (1). Oberhalb davon Spinnwirtel (2).
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Längs zwischen Unterschenkeln Kamm (3). Längs li. Unterarm auf einer Länge von 15 cm, Tasche (4–7): Messer (4), Stift (5), Nägel (6), sowie weitere (4–6) zugehörige, aber nicht anpassende, Fragmente (7). 1 Messer. Eisen. Beidseitig unterhalb Rücken im Abstand von 1 cm doppelte Rille. L.frag. 7.7 cm. Stark fragmentiert. MA 47683. 2 Spinnwirtel. Keramik. Schwarz. Flachkonisch. Boden nach innen ziehend. Magerung mittel, glimmerhaltig. Dm. 3.1 cm. D. 1.3 cm. MA 47684. 3 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gewölbte. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. Strichverzierung. L. 11.2 cm. B. 4.4 cm. MA 47685. Tascheninhalt (4–7): 4 Messer. Eisen. L.frag. 3.3 cm. Fragmentiert. MA 47686. 5 Stift. L.frag. 10.1 cm. MA 47687. 6 4 Nägel und Stifte. Eisen. Aneinanderkorrodiert. Fragmentiert. MA 47688. 7 12 Nägel und Stifte. Eisen. MA 47689. Grab 700 Erdgrab. Überlagert Grab 692. T. 60 cm. Grabgrube durch Ausgräber in NHälfte gestört, ca. 155x70 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 87): Ausserhalb beim re. Unterschenkel Schnalle (1), Vs. Zwischen den Oberschenkeln Riemenzunge (2). Aussen beim re. Fuss Messer (3). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel gewölbt. Drahtdorn. B. 4 cm. B. innen 2 cm. Fragmentiert. MA 47690. 2 Riemenzunge. Eisen. Zu einer vielteiligen eisernen Gürtelgarnitur. Kurze Waben. Kanten mit Streifentauschierung. Flächentauschierung. L. 8.7 cm. B. 1.9 cm. MA 47691. 3 Messer. Eisen. L.frag. 7 cm. Fragmentiert. MA 47692. Grab 701 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Überlagert Grab 713. T. 60 cm. Rechteckige Grube 225x90 cm. Grubenverlauf im nordöstlichen Viertel, im Überschneidungsbereich mit Grab 713 nicht erkennbar. 120 cm von der W-Wand und 10 cm von der N-Wand, an der W-Seite des überlagerten Grabes 713, eine rechteckige, 11x9 cm grosses, 7 cm tiefes Grübchen, im Profil rechteckig. Bei und unter dem Sax (1) dunkle Verfärbung von Eichenholz. Reste des Sarges oder des Totenbretts (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, beide Hände im Becken. In Beinhöhe an die Grubenwände geschoben, Knochen der gestörten Bestattung 713. Mann/ Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 87): Neben re. Bein Sax (1), Griff auf Oberschenkelhals. Spitze nach unten, Schneide nach re. Beim Sax, in einer dunklen Verfärbung metallene Bestandteile der Saxscheide (2–9): Entlang der Schneide – von Griffbeginn aus gezählt – bei 12 cm, 18 cm, 24 cm, 32 cm und 38 cm fünf grosse Niet, (2–6) alle Rs. Von zwei kleinen Niet (7), einem Fragment (8) und zwei Eisenbändern (9) ist die Lage nicht gesichert. Von der mehrteiligen Gürtelgarnitur (10–14) lag die Schnalle (10) längs neben Saxgriff, Dorn zum Kopf. Das Beschläg (11) ausserhalb beim li. Oberschenkel, Spitze zu den Füssen. Von den drei Vertikalbeschlägen lagen (12) und (13) innerhalb re. und li. Oberschenkel, je 10 cm oberhalb Knie und (14) auf dem li. Oberschenkel beim Knie. (12) und (14) Spitze zu den Füssen, (13) zum Kopf, (10–12) Vs. Zwischen den Knien Ahle (15). 1 Sax. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Entlang Rücken 0.4 cm breite Rille. Holzreste. L. 54.5 cm. B. 5.2 cm. MA 47693. Saxscheide (2–9): 2 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Perlrand. Dreipassschlaufenmotiv in Kerbschnitt. L. 1.2 cm. Dm. 2.2 cm. MA 47694. 3 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Perlrand. Dreipassschlaufenmotiv in Kerbschnitt. L. 1.3 cm. Dm. 2.2 cm. MA 47695. 4 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Perlrand. Dreipassschlaufenmotiv in Kerbschnitt. L. 1.3 cm. Dm. 2.2 cm. MA 47696. 5 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Perlrand. Dreipassschlaufenmotiv in Kerbschnitt. L. 1.3 cm. Dm. 2.2 cm. MA 47697. 6 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. Perlrand. Dreipassschlaufenmotiv in Kerbschnitt. L. 1.3 cm. Dm. 2.2 cm. Fragmentiert. MA47698. 7 2 Niet. Bronze. Klein. L. 0.8 cm. MA 47699. 8 Fragment. Bronze. Mit Eisenresten. Möglicherweise Tragebügel. L. 1.4 cm. MA 47700. 9 2 Bandfragmente. Eisen. Abgeplatzte Partie von Beschläg (10)? L. 5.5; 2.7 cm. B. 2.2; 1.8 cm. Fragmentiert. MA 47701.
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Gürtelgarnitur, mehrteilig (10–14): 10 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Beschläg schmal, zungenförmig, profiliert, L. 7.5 cm, B. 2.7 cm. 1 Niet erhalten, Kopf halbkugelig. Flechtbandmotiv. Flächentauschierung. B. 4 cm. B. innen 2.3 cm. MA 47702. 11 Gegenbeschläg. Eisen. Schmal, zungenförmig, profiliert, L. 7.5 cm, B. 2.7 cm. 1 Niet erhalten, Kopf halbkugelig. Linientauschiert. Fragmentiert. MA 47703. 12 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär, kurz, profiliert, 3 Niet erhalten, Kopf halbkugelig, Dm. 0.5 cm. Flechtbandmotiv. Flächentauschierung. L. 3.3 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 47704. 13 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär, kurz, profiliert, 3 Niet erhalten, Kopf halbkugelig, Dm. 0.5 cm. 1 Ösenniet erhalten. Flechtbandmotiv. Flächentauschierung. L. 3.3 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 47705. 14 Vertikalbeschläg. Eisen. Triangulär, kurz, profiliert, 3 Niet erhalten, Kopf halbkugelig, Dm. 0.5 cm. 1 Ösenniet erhalten. Flechtbandmotiv. Flächentauschierung. L. 3.3 cm. B. 2 cm. MA 47706. 15 Ahle. Eisen. Spindelförmig. Holzspuren der Schäftung. L. 4.1 cm. MA 47707. Grab 702 Erdgrab. T. 65 cm. Trapezförmige Grube 210x90 (W)/75 (O) cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau?, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 87): Im Becken re. Schnalle (1). Längs innerhalb li. Oberschenkelhals Messer (2), Spitze zu den Füssen, Schneide nach li. Aus der Füllung Nagel (3) und Tierknochen (4). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel bandförmig. Dorn fehlt. B. 2.8 cm. B. innen 1.9 cm. MA 47708. 2 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Griff mit Holzspuren. L. 15.5 cm. MA 47709. 3 Nagel. Eisen. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47710. 4 Tierknochen. Füllung. MA 47711. Grab 703 Erdgrab. 1867 gestört. Bauchlage. T. 80 cm. Trapezförmige Grube 205x95 (W)/75 (O) cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Bauchlage, re. Hand im Becken. Da Skelett im Sehnenverband, hängt Bauchlage nicht mit Störung 1867 zusammen. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 87): Teilweise unter li. Becken Beschläg (1), Rs., Spitze zu den Füssen. Beim li. Knie Niet (2). Nicht in situ gefunden Dorn (3). 1 Beschläg. Eisen. Trapezförmig. 3 Niet, Köpfe fehlen. Flächentauschierung. MA 47712. 2 Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 1 cm. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 47713. 3 Dorn. Eisen. L.frag. 1.9 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47714. Grab 704 Erdgrab. Von Grab 641 überlagert. T. 85 cm. Rechteckige, an SO-Wand ausbauchende Grube. Abmessung 155x85 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, Knochen verlagert, wohl gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 87): Beim Hals Perlen (1), dabei zwei Standringe (2–3). 1 Perlen. MA 47715. 2 Standring. Glas. Grün. Hohl umgeschlagen. Transluzides, fast blasenfreies Glas. Von Hochform. Keinem Typ mehr zuweisbar. Dm. 4.4 cm. Fragmentiert. Röm. MA 47716. 3 Standring. Glas. Grün. Hohl umgeschlagen. Transluzides, blasiges Glas. Oberfläche getrübt. Von Hochform. Keinem Typ mehr zuweisbar. Dm. 8 cm. Fragmentiert. Röm. MA 47717. Grab 705 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 60 cm. Rechteckige Grube 135x50 cm. Im NO-Bereich 3 cm über der Sohle quergemaserter Holzrest (Laubholz). Skelett: Fast vollständig vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/ Subadult, 2–3 Jahre. Beigaben: Im Bauchbereich Fragmente einer Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Stark fragmentiert. MA 47718. Grab 706 Erdgrab. T. 85 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 140x max. 60 cm. An S-Seite Berührung mit Grab 718. An N-Seite Überschneidung mit Grab 693, ohne eindeutig erkennbare Abfolge. Skelett: Sehr schlecht erhalten,
teilweise vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 88): Im Hals- u. Brustbereich Perlen (1). Im Becken Gehänge (2–5): Auf der li. Beckenschaufel Ring (2). Unterhalb Becken zwei Fragmente mit Ösenstiften (3), Gehängestift mit Öse (4) sowie Ring (5). Aus der Füllung WS (6) und Ziegelfragment (7). 1 Perlen. MA 47719. Gehänge (2–5): 2 Ring. Eisen. Textilreste. Dm. 3.5 cm. MA 47720. 3 2 Ösenstifte. Eisen. Mit unvollständiger Öse. Darin festkorrodiert 1.2 cm langer Stab. Alles in dicker Korrosionsschicht. Aussen Abdruck längsgemaserter Holzreste. L.frag. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 47721. 4 Gehängestift mit Öse. Eisen. Daran festkorrodiert halber Ring. L.frag. 6.5 cm. Dm. 2 cm. Fragmentiert. MA 47722. 5 Ring. Eisen. D-förmig. B. 3.4 cm. Dm. innen 2.4 cm. MA 47723. 6 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 47724. 7 Ziegelbruchstück. Füllung. MA 47725. Grab 707 Steinkiste A. 1867 ausgegraben. T. 85 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus meist bearbeiteten Kalk- und Sandsteinen. Noch bis drei Lagen erhalten. Obere Lagen abgetragen. Abmessung innen 175x50 cm. Niveau der Sohle beim Kopf 10 cm tiefer als bei Füssen. Skelett: Gut erhalten, nur leicht gestört, Unterkiefer beim re. Unterschenkel, ansonsten in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/Frau, 45–54 Jahre. Beigaben: Beim li. Becken Scheibe (1). Aus der Füllung Nagel (2) und WS (3). 1 Scheibe. Eisen. Flach, mit 2 Ösen, eine dritte abgebrochen. Dm. 2.8 cm. Fragmentiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 47726. 2 Nagel. Eisen. L.frag. 6.1 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47727. 3 WS. Grün glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 47728. Grab 708 Steinkiste C. 1867 ausgegraben. Überlagert Grab 714 und Grab 747A. T. 70 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus grossen, groben Kalksteinplatten. Noch zwei Lagen erhalten. Obere Lagen durch Grabung 1866/67 in die Kiste gestürzt. Abmessung innen 170x65 cm. Skelett: Nur Brustpartie und Beine verblieben in situ im Grab, gut erhalten, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung WS (1). 1 WS. Füllung. MA 47729. Grab 709 Erdgrab. T. 55 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Fast vollständig vergangen. Nach Knochenschatten in situ und gestreckte Rückenlage. Kind/ Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben: Aus Füllung Schnalle (1). 1 Schnalle. Eisen. Bügel bandförmig. B. 4 cm. B. innen 2.6 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47730. Grab 710 Erdgrab. T. 75 cm. Rechteckige Grube 215x65 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/ Mann, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 88): Neben Becken auf 15x15 cm Tasche (1–5): Messer (1), Spitze zu den Füssen. Zwei Glasscherben (2; 3) und zweiSilices (4; 5), (4) über (1). (1) u. (4) teilweise unter Becken. Aus Füllung Nagel (6), WS (7) und Tierknochen (8). Tascheninhalt (1–5): 1 Messer. Eisen. L. 13 cm. L.frag. 7.4 cm. Fragmentiert. MA 47731. 2 Fensterglas. Grünblau. Transluzid mit Blaseneinschlüssen. L. 4.9 cm. D. 0.5 cm. Röm? MA 47732. 3 WS. Glas. Grünblau. Transluzid mit Blaseneinschlüssen. L. 2.2 cm. D. 0.4 cm. MA 47733. 4 Silex. Rotgrau. L. 4.4 cm. MA 47734. 5 Silex. Rot. L. 2.2 cm. MA 47735. 6 Nagel. Eisen. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47736. 7 WS. Füllung. MA 47737. 8 Tierknochen. Füllung. MA 47738. Grab 711 Erdgrab. Vom Bagger gestört. Überlagert Grab 735 und 736. T. 35 cm. WHälfte abgebaggert. Grösse ca. 210x90 cm. Skelett: Vom Bagger in Mitleidenschaft gezogen, sehr schlecht erhalten. Dadurch Rückenlage bei in
situ verbliebenen Resten nicht mehr zweifelsfrei festzustellen. Li. Arm angewinkelt. Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 88): Im Bauchbereich li. Gürtelschnalle (1) und zugehöriges Laschenfragment (2). Re. davon Ringtrense (3). In der Füllung BS (4). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel einfach, langschmal. Unvollständiges Beschläg, 1 Niet, Kopf halbkugelig, L. 0.8, Dm. 0.6. B. 3.2 cm. B. innen 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47739. 2 Laschenfragment. Eisen. 2 Nietlöcher ausgebrochen. Zu Schnalle (1). L.frag. 2.6 cm. B. 2.2 cm. Stark fragmentiert. MA 47740. 3 Ringtrense. Eisen. Ring, darauf aufgezogen 2 Riemenhalter, L. 4 cm, B. 2 cm, mit 2 Niet, 1 cm lang und 0.6 cm Dm, zur Befestigung der Riemen. Ferner 1 kleiner Riemenhalter, L. 3.1 cm, B. 0.9 cm mit 1 Niet, 0.8 cm lang, Dm. 0.6 cm. Lederreste. Dm. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 47741. 4 BS. Neuzeitlich. Füllung. MA 47742. Grab 712 Erdgrab. Fast vollständig abgebaggert. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Bis auf geringe Schädelreste abgebaggert. Erwachsen/Erwachsen, 20–39 Jahre. Keine Beigaben. Grab 713 Erdgrab. Von Grab 701 überlagert und gestört. T. 65 cm. Unregelmässige Grube 225x95 cm. Randlich Mitte der W-Seite bis auf Niveau der Grabsohle kleine Grube (siehe Grab 701). W-Hälfte durch Grab 701 gestört. Skelett: Nur Unterschenkel verblieben in situ, schlecht erhalten. Restliches Skelett bei Anlage von Grab 701 gestört. Teile davon waren an die Längswände von Grab 701 geschoben worden (siehe Grab 701). Erwachsen/Mann, 20–39 Jahre. Beigaben: Aus der Füllung Scherbe (1). 1 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 47743. Grab 714A Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Doppelbestattung. Von Grab 708 überlagert und gestört. T. 45 cm. Rechteckige Erdgrube 240x120 cm. Im NWBereich durch Grab 708 gestört. Bei der Gürtelschnalle 714 (A2) Reste von Erle (Alnus sp.cf.). Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen, re. A, li. B. Beide sehr schlecht erhalten. A in situ, B durch Grab 708 im Oberkörperbereich verlagert, nur Beine in situ. Beide gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 88): Innen neben li. Oberschenkel Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide nach li. Im Bauch li. Schnalle (2), Vs., Dorn zum Kopf. Neben re. Hand zwei Pfeilspitzen (3; 4), Spitzen zum Kopf. Li. neben (2) auf 15x15 cm Tasche (5–11): Rechteckschnalle (5), Rs. Messer (6); Pfriem (7), Feuerstahl (8), 2 Stifte (9), Hülse (10) und Silex (11). Nagel (12) bei re. Schulter. 1 Sax. Eisen. Rücken leicht gekrümmt. Holzrest auf Griff. L. 33.5 cm. B. 3 cm. MA 47744. 2 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel massiv, oval. Dorneinschnürung. B. 3.5 cm. B. innen 2.4 cm. MA 47745. 3 Pfeilspitze. Eisen. Mit tordiertem Schaft und Widerhaken. In der Tülle Holzreste. L. 7 cm. MA 47746. 4 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle. L.frag. 9.5 cm. MA 47747. Tasche (5–11): 5 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Bügel bandförmig, Kanten abgeschrägt. B. 1.6 cm. B. innen 0.9 cm. MA 47748. 6 Messer. Eisen. L. 11 cm. L.frag. 6.9 cm. MA 47749. 7 Pfriem. Bronze. Mit ausgehämmerter, umgebogener Öse. L. 15 cm. L.frag. 10.3 cm. Fragmentiert. MA 47750. 8 Feuerstahl. Eisen. Fragment eines umgebogenen Endes. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 47751. 9 2 Stifte. Eisen. Einer mit 2 weiteren festkorrodierten, feinen Stiften. Wahrscheinlich vordere Partie von Pfriem 714A.7, aber ohne Anschluss. L. 3.5; 3.2 cm. MA 47752. 10 Hülse. Eisen. Nur Hälfte. Dm. 2 cm. Fragmentiert. MA 47753. 11 Silex. Braun. Mit Rinde. L. 4.7 cm. MA 47754. 12 Nagel. Eisen. L.frag. 4.1 cm. Fragmentiert. MA 47755. Grab 714B Sehr schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben: Beim Becken Schnallenfragment (1). Im Bereich der re. Schul-
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ter Nagel (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügelfragment. Fragmentiert. MA 47756. 2 Nagel. Eisen. L.frag. 4.1 cm. Fragmentiert. MA 47757. Grab 715 Erdgrab. T. 75 cm. Unregelmässig ovale Grube. N-Rand nur teilweise erkennbar. 160x50 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 88): Am Hals Perlen (1). Im Bauch li Wirtel (2). Im li. Beckenbereich Messer (3), Spitze zu den Füssen, Schneide nach re. und zwei ineinander verhängte Ringe (4; 5) mit Kettenglied (6), teilweise unter (3). 1 Perlen. MA 47758. 2 Wirtel. Geweih, Rothirsch. Konische Knochenscheibe mit zentraler Lochung. Auf US eingedrehte Verzierung: In zwei konzentrischen Kreisen eingeschriebenes Kreuzmotiv. Arme jeweils mit zwei Kreisaugen. Dm. 3.2 cm. D. 1.1 cm. MA 47759. 3 Messer. Eisen. Schneide und Spitze fehlt. Unterhalb Rücken Rille schwach erkennbar. L.frag. 11.3 cm. Fragmentiert. MA 47760. 4 Ring. Eisen. Dm. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 47761. 5 Ring. Eisen. Dm. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 47762. 6 Kettenglied. Eisen. Ein Ende zu Öse umgebogen, ein Ende mit Ösenansatz. L. 6.5 cm. Fragmentiert. MA 47763. Grab 716 Erdgrab. Von Grab 642 überlagert. T. 85 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 210x65 cm. In NO-Ecke von Grab 642 überlagert, aber nicht gestört. Skelett: Sehr schlecht erhalten, grösstenteils vergangen, soweit ersichtlich in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte. Beigaben: Am Hals Perlen (1). Im Becken Oxidrest (2). Aus der Füllung Tierzahn (3). 1 Perlen. MA 47764. 2 Eisenoxidreste. Nicht mehr bestimmbar. MA 47765. 3 Tierzahn. Füllung. MA 47766. Grab 717. M. 1:20. Grab 717 Erdgrab. T. 145 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 225x95 cm. Mittig 5 cm von W-Wand senkrecht stehender 15x15 cm grosser einzelner Stein. Unter (1) und (6) organische Reste von Moos und Textilfasern. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 88): Scheibenfibeln auf re. Schulter (1), die zweite in Brustmitte re. neben der Wirbelsäule (2), teilweise unter Rippen. Beide Rs., unter (1) Perle. Achse der Nadel: (1) N-S; (2) W-O. Vom Hals bis Bauch Perlen (3). Konzentrierung der Perlen im Hals- und oberen Brustbereich, im Bauchbereich vor allem grosse Perlen. Zwei Perlen mit Bronzedrahtresten. Bei den grossen Perlen Toilettgerät mit Ring (4), Ring zum Kopf. Im Becken Schnalle (5), Vs., Dorn nach li. unten. Bei der li. Hand Fingerring (6). Unter Becken re. Gehänge mit Tasche (7–15) mit Ring (7) und unterhalb davon, noch teilweise unter Becken, durchbohrter Bärenzahn (8), Durchbohrung nach oben. Zwischen den Beinen 10 cm unterhalb Becken Eisenrest (9). Längs aussen li. Oberschenkel Messer (10), Spitze zu den Füssen. Zwischen den Knien zwei Perlen (11; 12) und in einem Täschchen (13–15): Mosaikstein (13), Gagatstück (14), Zahn (15). Aus der Füllung sechs WS (16). 1 Fibel, Almandinscheibenfibel. Silber. 14 Segmente mit Almandin. Axial 2 Segmente mit heller Steineinlage. Grundplatte randlich gekerbt. Nadel- und Achshalter aus doppelt zusammengelegtem Silberblech auf Innenseite der Grundplatte verlötet. Nadelhalter nicht abgenutzt. Von eiserner Spiral- und Nadelkonstruktion nur Abdruck des Federbügels erhalten. Nadel in Achse der Perlmutteinlage. Durch Loch der Grundplatte weisslich poröse Kittmasse sichtbar. Zentralmotiv: Aussen sechs, innen versetzt vier nach aussen offene Halbkreise aus Perldrahtimitation. Feuervergoldung. Organische Reste unter Fibel: Moos (Best. W. Schoch). Dm. 3.2 cm. Gew. 11.2 g. MA 47767. 2 Fibel, Almandinscheibenfibel. Silber. 14 Segmente mit Almandin. Axial 2 Segmente mit heller Steineinlage. Grundplatte randlich gekerbt. Nadel- und Achshalter aus doppelt zusammengelegtem Silberblech auf Innenseite der Grundplatte verlötet. Nadelhalter nicht abgenutzt. Spiral- und Nadelkonstruktion nicht erhalten. Nadel rechtwinklig zur Perlmutteinlage. Grundplatte intakt. Zentralmotiv: Aussen sechs, innen versetzt vier nach aussen offene Halbkreise aus Perldrahtimitation. Feuervergoldung. Dm. 3.2 cm. Gew. 11.2 g. MA 47768. 3 Perlen. MA 47769.
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Toilettengerät. Silber. Schmales, lanzettförmiges Blatt, tordierter, am Ende zu einer Öse umgebogener Schaft. Darin Ring aus Silberdraht Dm. 1.2 cm, Enden miteinander verschlungen. L. 8.3 cm. Gew. 2 g. MA 47770. 5 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Bügel massiv, rundstabig mit umlaufendem Grat. Die hintere Hälfte des Dorns mit vier Querwülsten. B. 3.6 cm. B. innen 2.3 cm. MA 47771. 6 Schlüsselfingerring. Bronze. Reif mit D-förmigem Querschnitt. Bart mit leichter Zähnung sitzt auf senkrecht durchbohrtem Schaft. Darunter Reste von Moos (Best. W. Schoch). L.W. 1.8 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47772. Gehänge (7–15): 7 Ring. Geweih, Rothirsch (wahrscheinlich Rose). Glatte Oberfläche. Umlaufende Rillen. Dm. 3.6 cm. Dm. innen 2.1 cm. D. 0.7 cm. MA 47773. 8 Bärenzahn. Oberkiefereckzahn, Braunbär. Ende gelocht. L. 9.1 cm. MA 47774. 9 Fragment. Eisen. Nicht mehr bestimmbar. S. Textilkatalog RastEicher. MA 47775. 10 Messer. Eisen. Organische Auflagen. L.frag. 11.5 cm. Fragmentiert. MA 47776. Tascheninhalt (11–15): 11 Dreifachperle. MA 47777. 12 Fünffachperle. MA 47778. 13 Mosaikstein. Glas. Blau. L. 0.9 cm. B. 0.8 cm. D. 0.7 cm. Röm. MA 47779. 14 Gagatstück. L. 1.7 cm. MA 47780. 15 Zahn. Mensch. MA 47781. 16 6 WS. Darunter 1 WS TS ostgallisch. Keinem Typ mehr zuweisbar. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 47782. Grab 718 Erdgrab. T. 125 cm. Trapezförmige Grube 165x85 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten. Bis auf Lang- und Schädelknochen vergangen. Soweit erkennbar gestreckte Rückenlage. Einige Langknochen liegen nicht in situ. Mädchen/ Subadult, 5 Jahre ± 18 Mte. Beigaben (Taf. 89): Am Hals Perlen (1). Direkt am Hals, in Längsrichtung
Stift (2). Im Becken Schnalle (3). In Längsachse an der li. Körperseite beim Unterarm Gehänge (4–8) mit Ringtrense (4), grösserer Ring zu den Füssen. Beim oberen Trensenring Ring (5), im unteren Perlen (6). Zwei Perlen (7; 8) zwischen den Unterschenkeln. An der N-Wand 20 cm vom NOEck entfernt, knapp 50 cm über Grabsohle Nadel (9). Aus der Füllung zwei WS (10). 1 Perlen. MA 47783. 2 Stift. Eisen. L.frag. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 47784. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel bandförmig. Drahtdorn. B. 2.3 cm. B. innen 1.6 cm. Fragmentiert. MA 47785. Gehänge (4–8): 4 Ringtrense. Eisen. Mundstück zwei an Ende zu Ösen umgebogene Schenkel, einmal Ösen rechtwinklig versetzt. Zwei Ringe. Darüber zahlreiche Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 7.9; 7.1 cm. Dm. 5.6; 4.6 cm. Stark fragmentiert. MA 47786. 5 Ring. Bronze. Oval. Querschnitt D-förmig. Dm. 2.5 cm. Dm. innen 1.1 cm. MA 47787. 6 Perlen. MA 47788. 7 Perle. MA 47789. 8 Melonenperle. Glas. Hellblau. Transluzid. MA 47790. 9 Nadel. Bronze. Kopf pilzförmig. Spitze leicht gebogen. Unter Kopf mehrfach gerillt. L. 7 cm. Röm. MA 47791. 10 2 WS. Darunter 1 WS helltonig, am ehesten von Krug. Röm. Füllung. MA 47792. Grab 719A Erdgrab. Doppelbestattung, beide mit Sarg oder Totenbrett. T. 65 cm. Unregelmässige Grube 205x140 cm. Zwischen Oberschenkeln 719 A längsgemaserter Erlenholzrest (Alnus sp.cf.). Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Skelette, re. A, li. B. A sehr schlecht erhalten, im Oberkörper teilweise vergangen. In situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 89): In Beckenmitte Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Re. daneben Messer (2). Im li. oberen Beckenbereich Stab (3) und beim li. Unterarm Fragment (4) und WS (5), wahrscheinlich aus Füllung. Aus der Füllung WS (6). 1 Gürtelschnalle. Tierkopfschnalle. Bronze. Bügel flach, angeschrägt, bandförmig. Sekundärer Eisendorn. Beschläg fehlt. Mittel- und endständiger Tierkopf. Punkt-, Kreisaugen und Strichverzierung. B. 6.3 cm. B. innen 4.7 cm. Spätröm. MA 47793. 2 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. L.frag. 13.5 cm. Fragmentiert. MA 47794. 3 Stab. Eisen. L.frag. 3.3 cm. Fragmentiert. MA 47795. 4 Fragment. Bronze. L. 0.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 47796. 5 WS. Füllung. MA 47797. 6 WS. Füllung. MA 47798. Grab 719B Unter Tasche (719B.6–12) Erlenholzreste (Alnus sp.cf.). Schlecht erhalten, im Oberkörper teilweise vergangen, li. Arm von B im Becken. In situ, gestreckte Rückenlage Frau/Frau, 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 89): Im Becken li. Schnalle (1), Vs., Dorn nach re. Li. unterhalb davon Spinnwirtel (2). An li. und re. Hand je Reste eines Fingerringes (3–4). Randlich re. Becken auf 15x10 cm Tasche (5–12): Oberhalb re. Becken Gagatscheibe (5) vielleicht als Taschenverschluss. Messer (6), Spitze zu den Füssen; Münze (7), Zwinge (8), Beschläg (9). Ring (10), Knochennadel (11), dabei Fragment einer Schnalle (12). 1 Gürtelschnalle. Bronze. Breiter, unten flacher, auf Schauseite getreppter Bügel. Dorn mit rechteckiger Dornbasis und Dorneinschnürung. Dornbasis mit Andreaskreuz. Dornpatina unterschiedlich zu Bügel. Schnalle ehemals mit Beschläg. B. 6.3 cm. B. innen 4.3 cm. MA47799. 2 Spinnwirtel. Keramik. Leicht konisch. US wenig einziehend. Dm. 3.3 cm. D. 2.2 cm. MA 47800. 3 Fingerring. Bronze. Bandförmig. Dm. innen 2 cm. Stark fragmentiert. MA 47801. 4 Fingerring. Bronze. Bandförmig. Stark fragmentiert. MA 47802. Tascheninhalt (5–12): 5 Gagatscheibe. Gagat. Schwarz. Flach, halboval, zweifach durchbohrt, überschliffen. Vs. mit eingeritztem S mit Rille. Spätantikes Altstück. MA 47803. 6 Messer. Eisen. L.frag. 13 cm. Stark fragmentiert. MA 47804. 7 Münze, Sesterz des Hadrianus(?) (117–138). Rom, ab 117. MA 47805. 8 Zwinge. Eisen. Gebogenes bandförmiges Blech. L. 2.4 cm. B. 0.6 cm. MA 47806.
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Beschläg. Bronze. Gedreht gearbeitet. Balusterförmig mit zahlreichen Einschnürungen. Kopf mit näpfchenförmiger Eintiefung. Innen teilweise hohl. Rillenverziert. L. 1.7 cm. Dm. 1.6 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47807. Ring. Bronze. Dm. 2.7 cm. MA 48498. Nadel. Knochen. L.frag. 5.2 cm. Fragmentiert. MA 47808. 2 Stifte. Eisen. Reste einer einfachen Schnalle? L.frag. 1; 1.2 cm. Fragmentiert. MA 47809.
Grab 720 Erdgrab. Fast vollständig abgebaggert. Überlagert Grab 738. T. 35 cm. Keine Grube erkennbar, da hochliegend in Humus. Skelett: Lediglich Oberschenkelfragment erhalten. Erwachsen/Erwachsen, 60–79 Jahre. Keine Beigaben. Grab 721 Erdgrab. Von Grab 698 überlagert. T. 60 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 195x70 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 89): Im Becken li. Schnalle (1). Beim re. Handgelenk Gehänge (2–7) mit Ring (2), dabei Kettengliedfragment (3), Kettenglied (4), aufrecht stehend Knochenbüchse (5), oberhalb Kamm (6) hochkant innen entlang re. Unterarm. Dazwischen Perle (7). Aus der Umgebung des Gehänges 3 weitere Kettengliedfragmente (8), Lage nicht mehr zu lokalisieren. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Kleiner Rest eines Bügels. L.frag. 1.8 cm. Stark fragmentiert. MA 47810. Gehänge (2–7): 2 Ring. Eisen. Dm. 3.6 cm. MA 47811. 3 Kettenglied. Eisen. Achterförmig. Dabei Lederreste. L. 5 cm. B. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 47812. 4 Kettenglied. Eisen. Zu Öse umgebogen. L.frag. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 47813. 5 Büchse. Geweih, Rothirsch. Aus einem Geweihstück gearbeitet. Boden mit drei Niet fixiert. Deckel mit zentraler Bohrung. Oberer Bereich mit zwei flachen Öffnungen zum Durchzug eines Lederbandes. Wand mit Kreisaugen, Boden mit Doppelkreisen verziert. Dm. 3.1 cm. D. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 47814. 6 Kamm mit Etui. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. 6 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. Etui: L. 13.5 cm. B. 5.8 cm. 4 Niet. Strich- und Kreisaugenverzierung. L. 11.2 cm. B. 4.8 cm. MA 47815. 7 Perle. Kalkstein. Loch natürlich. Oberfläche verwittert, vermutlich zugeschliffen. Dm. 2.2 cm. D. 1.6 cm. MA 47816. 8 3 Fragmente. Eisen. Von Kettengliedern, nicht genau lokalisiert. L. 1.6; 1.2; 1.1 cm. MA 47817. Grab 722 Erdgrab. T. 130 cm. Rechteckige Grube 215x70 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau?, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 89): Im Becken Schnalle (1), Vs. Aus der Füllung Scherbe (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Drahtdorn. Dornbasis mit eingeritzten Andreaskreuzen. Reste einer Tauschierung. Tauschierung. B. 4 cm. B. innen 2.7 cm. MA 47818. 2 3 WS. Füllung. MA 47819. Grab 723 Erdgrab. T. 120 cm. Rechteckige Grube 200x100 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 90): Scheibenfibel unterhalb Kinn (1), die zweite in Brustmitte (2), re. neben der Wirbelsäule, beide Vs. Eine grosse Perle (3) li. unterhalb der Rippen. Im re. Becken Schnalle (4), Vs., Dorn nach re. Neben li Knie in einer schwarzen Verfärbung Tasche (5–7): Perlen (5), Pinzette (6) und Reste eines Bronzegefässes (7). Aus der Füllung: Plättchen (8), Scherbe (9) und Ziegelbruchstück (10). 1 Fibel, Almandinscheibenfibel. Silber. 12 Segmente. 12 Almandine mit Silberwaffelfolie unterlegt. 2 antik ausgefallen, Kittmasse erhalten. Runde Zentralfläche nur noch Kittmasse. Überstehende Grundplatte mit aufgelötetem Perldraht, abgenutzt, ebenso die Rundungen der Rosetten. Originale Rast- und Halter fehlen. Sekundäre, aufgelötete Blechkonstruktion. Feuervergoldung. Dm. 2.7 cm. Gew. 5.1 g. MA 47820. 2 Fibel, Almandinscheibenfibel. Silber. 12 Segmente. 12 Almandine mit Silberwaffelfolie unterlegt. Runde Zentralfläche. Überstehende
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Grundplatte mit aufgelötetem Perldraht, z.T. abgenutzt, ebenso die Rundungen der Rosetten. Originaler Nadelhalter gebrochen, Achse und Nadel fehlen, Nadelrast erhalten, leicht abgenutzt starke enge Einschnürung. Zentralfläche: Blüte mit Kreis im Mittelpunkt und fünf nach aussen offenen Halbkreisen als Blütenblätter in Perldrahtimitation. Feuervergoldung. Dm. 2.7 cm. Gew. 6.6 g. MA 47821. 3 Perle. MA 47822. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Drahtdorn. B. 2 cm. B. innen 2.9 cm. MA 47823. Tascheninhalt (5–7): 5 Perlen. MA 47824. 6 Pinzette. Eisen. Organische Auflagen nicht bestimmbar. L. 3.3 cm. B. 0.4 cm. MA 47825. 7 Gefäss. Bronze. RS, wahrscheinlich von Sieb. Rand nach innen verdickt. Leichte Wölbung. Niet mit Gegenplättchen 0.8 cm unterhalb Rand. Weiteres Nietloch mit 1.2 cm Abstand. L. 2.4 cm. B. 1.5 cm. D. 0.05 cm. Fragmentiert. Röm. MA 47826. 8 Plättchen. Bronze. L. 0.8 cm. Füllung. MA 47827. 9 4 WS. Füllung. MA 47828. 10 Ziegelbruchstück. Füllung. MA 47829. Grab 724 Erdgrab mit Sarg. T. 130 cm. Rechteckige Grube 270x145 cm. An W-Seite 83x4 cm, an O-Seite 101x4 cm grosses, je 2–5 cm tiefes Gräbchen von Unterlegebälkchen quer zur Sohle. Das östliche Gräbchen endete je in einem rechteckigen 5x4 cm (li.) und 7x4 cm (re.) grossen Pfostenloch. Sie zeichneten sich bereits 5 cm über dem Niveau der Grabsohle ab. 15 cm von O-Wand eine unregelmässige 85x15 cm messende, max. 8 cm tiefe Mulde. 10 cm neben li. Ellenbogengelenk ein Stein. Beim li. U'arm über Skelett ein 40x5 cm grosser längsgemaserter Holzrest (Quercus sp.cf.). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Unterarm leicht nach innen verrutscht. Frau/Frau?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 90): Am Hals Perlen (1). Im li. Becken (2) Schnalle, teilweise unter verrutschtem Unterarm. 1 Perlen. MA 47830. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 3.8 cm. B. innen 2.7 cm. MA 47831. Grab 725 Erdgrab. T. 130 cm. In einer 75 cm tiefen, unregelmässigen Grube 1 von 195x max. 100 cm war eine trapezförmige 125x55 (W)/45 (O) cm grosse, 55 cm tiefe Grube 2 eingetieft. Es fanden sich keine Hinweise, dass Grube 1 ein älteres Grab war. Zum einen wurde Grube 2 erst auf Sohle von Grube 1 sichtbar, zum andern waren in der Füllung von Grube 2 keinerlei Funde wie Knochensplitter oder Metallreste, die darauf hindeuten, dass bei der Anlage von Grube 2 in Grube 1 ein älteres Grab zerstört worden wäre. Skelett: Bis auf wenige Zahnreste vergangen. Kind/Subadult, 2–3 Jahre. Beigaben (Taf. 90): Beim Schädel Perlen (1). 20 cm unterhalb davon 2 Ringe (2). In der SW-Ecke, 43 cm über Niveau der Grabsohle Tierzahn (3). 1 Perlen. MA 47832. 2 2 Ringe. Eisen. Zusammenkorrodiert. Lederreste. Lederriemen von 1 cm Breite. Textilabdrücke in Leinwandbindung. Dm. 4; 3.6 cm. MA 47833. 3 Tierzahn. Ober- oder Unterkiefereckzahn, Hund. L. 4.5 cm. Füllung. MA 47834. Grab 726 Erdgrab. Überlagert Grab 727. Von Bagger gestört. T. 35 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Vom Bagger verdrückt, sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Frau, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 90): Beim Becken li. Schnalle (1). Li. neben Schädel zwei Pfeilspitzen (2; 3). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Dorn fehlt. B. 5.4 cm. B. innen 4 cm. Fragmentiert. MA 47835. 2 Pfeilspitze. Eisen. Schmales, unvollständiges Blatt. Tülle teilweise abgebrochen. L.frag. 7.6 cm. Fragmentiert. MA 47836. 3 Pfeilspitze. Eisen. Nur Ansatz des Blattes. L.frag. 3.6 cm. Stark fragmentiert. MA 47837. Grab 727 Erdgrab. Von Grab 726 überlagert. Vom Bagger gestört. T. 45 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur Schädelreste und Langknochen der Beine sehr schlecht erhalten und in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult,
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7 Jahre ± 24 Mte. Keine Beigaben. Grab 728 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 110 cm. Rechteckige Grube 200x55 cm. Eichenholzrest (Quercus sp.) unter (1). Skelett: Mässig erhalten, von einigen postmortalen Verlagerungen abgesehen (Teile des Beckens zwischen den Oberschenkeln) in situ. Gestreckte Rückenlage. Erwachsen/ Mann, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 90): Im Bauchbereich Schnalle (1), Vs. 1 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt rund, an einer Innenseite stark abgenutzt. Starke Dorneinschnürung. B. 3.3 cm. B. innen 2.5 cm. MA 47838. Grab 729 Erdgrab. T. 75 cm. Rechteckige Grube 170x60 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/ Frau, 50–69 Jahre. Beigaben (Taf. 90): Beim Schädel, ursprünglich im Mund, halbe Münze (1). Beim Becken re. auf 20x10 cm Tasche (2–5): Messer (2), Spitze nach oben, Schneide nach li. Pfriem (3), Öse zum Kopf, vier Bruchstücke eines Stiftes (4) und Glasscherbe (5). (3) teilweise (4; 5) unter Becken. Aus der Füllung 2 cm über Schädel RS (6). 1 Münze, Sesterz(?) des Traianus(?) (98–117). Rom, ab 98. MA 47839. Tascheninhalt (2–5): 2 Messer. Eisen. L. 14.5 cm. L.frag. 13.5 cm. Fragmentiert. MA 47840. 3 Pfriem. Eisen. Mit ausgehämmerter, umgebogener Öse. L.frag. 13.5 cm. Fragmentiert. MA 47841. 4 Stift. Eisen. L.frag. 8.5 cm. MA 47842. 5 BS. Glas. Grünlich. Transluzid, blasig. Dm. 5.5 cm. D. 0.1 cm. Fragmentiert. MA 47843. 6 RS. Napf, grautonig mit nach innen geneigter Randlippe. SLT? Füllung. MA 47844. Grab 730 Erdgrab mit Sarg. Überlagert Grab 782. Vom Bagger gestört. T. 35 cm. Grube nicht erkennbar. Reste von Tannenholz vom Sargdeckel durchgehend bis 140 cm lang erhalten. Proben von Deckel, Wand und Boden (Abies alba). Skelett: Mässig erhalten, bis auf Unterkiefer und Unterschenkel abgebaggert, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 90): 15 cm oberhalb Knie quer, teilweise unter li. Oberschenkel Schnalle (1), Vs., Dorn nach li. Auf gleicher Höhe, quer zwischen den Oberschenkeln, Spitze nach re., Schneide zum Kopf, Messer (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Beschläg trapezförmig, profiliert, L. 6.8 cm, B. 4.3 cm. Laschenkonstruktion. 2 Niet erhalten, Kopf halbkugelig, L. 1 cm. Bichrome Flächentauschierung. B. 5.5 cm. B. innen 3.1 cm. Fragmentiert. MA 47845. 2 Messer. Eisen. Entlang Rücken Rille. L.frag. 13.3 cm. MA 47846. Grab 731 Erdgrab. T. 105 cm. Rechteckige Erdgrube 140x50 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, grösstenteils vergangen, Schädel auf Brust verrollt, soweit ersichtlich Rückenlage. Kind/Subadult, 4–6 Jahre. Keine Beigaben. Grab 732 Erdgrab. T. 100 cm. Rechteckige Grube 200x60 cm. Skelett: Schlecht erhalten, postmortale Verlagerungen, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/ Frau, 50–69 Jahre. Beigaben (Taf. 90): Im Bauchbereich Schnalle (1), RS. Aussen beim li. Oberschenkel, unterhalb Becken, längs nebeneinander Messer (2) und Kammetui (3). Aus der Füllung WS (4). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt rundstabig. Rippung einer ehemaligen Tauschierung. B. 3.8 cm. B. innen 2.1 cm. Fragmentiert. MA 47847. 2 Messer. Eisen. Lederkorrosionsschicht zeigt Scheidenrest: Am Klingenansatz sind eineinhalb Umwicklungen der Schneide erhalten. Das verwendete Lederband ist 1.5 cm breit. Fragmentiert. MA 47848. 3 Kammetui. Knochen. In einer Ecke 2 Niet. Eine Querseite gelocht. Kamm fehlt. Strich- und kreisaugenverziert. MA 47849. 4 WS. Füllung. MA 47850.
Grab 733 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Erdgrube 230x70 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Erwachsen, 20–24 Jahre. Beigaben (Taf. 90): Längs neben re. Oberarm Pfeilspitze (1), Spitze zum Kopf. Im Bauchbereich Tasche (2–4): Stab (2), Messer (3), Spitze zu den Füssen und Silex (4). 1 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle mit 1 Nagel, L. 0.9. L. 8.8 cm. MA 47851. Tascheninhalt (2–4): 2 Stab. Eisen. Umwickelt von Bronzeblech, L. 2.1 cm, als Futteral für die Stabspitze? L.frag. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 47852. 3 Messer. Eisen. L.frag. 14 cm. Stark fragmentiert. MA 47853. 4 Silex. Braun. L. 4.5 cm. MA 47854. Grab 734 Erdgrab. T. 90 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 180x45 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, leicht verlagert, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 12 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 91): Längs beim re. Oberarm Pfeilspitze (1), Spitze zum Kopf. Längs im Bauchbereich auf 20x8 cm Tasche (2–8): Messer (2), Spitze zum Kopf, drei Bandfragmente (3–5); fünf Nägel (6; 7) und drei Stifte (8). 1 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Schlitztülle. L. 8.6 cm. MA 47855. Tascheninhalt (2–8): 2 Messer. Eisen. Rücken zur leicht gebogenen Schneide ziehend, geschwungene Griffangel. L. 18.1 cm. MA 47856. 3 Blech. Eisen. L. 3.6x2.2 cm. D. 0.4 cm. Fragmentiert. MA 47857. 4 Bandfragment. Eisen. Gebogen. L. 3.1 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 47858. 5 Bandfragment. Eisen. L. 2.8 cm. B. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47859. 6 Nagel. Eisen. L.frag. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 47860. 7 4 Nägel. Eisen. L. 3.3; 2.7; 2.2; 2 cm. Fragmentiert. MA 47861. 8 3 Stifte. Eisen. L. 3.9; 1.3; 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47862. Grab 735 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 711 und 736 überlagert. T. 55 cm. Grab 735 bildet mit Grab 736 eine grosse Grube. Das rechteckige Grab 735 mass ca. 210x60 cm. Neben li. Oberschenkel kleiner längsgemaserter Holzrest. nicht bestimmbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Knabe/Subadult, 12–18 Jahre. Beigaben (Taf. 91): Sax (1) schräg über dem Bauch, Griff bei den re. unteren Rippen, Spitze nach unten, Schneide zum Kopf. Neben li. Knie zwei Pfeilspitzen (2; 3). Im Bauchbereich re. Schnalle (4), Vs. Am Schädel re. Ohrring (5). Ein weiterer Ohrring (6) fand sich auf der re. Brustseite 2 cm über den Rippenknochen. 1 Sax. Eisen. Rücken zur geraden Schneide ziehend. L. 41.5 cm. B. 3 cm. MA 47863. 2 Pfeilspitze. Eisen. Nur noch Oxidspur und wenige Fragmente des Blattes. Stark fragmentiert. MA 47864. 3 Pfeilspitze. Eisen. Nur noch Oxidspur und wenige Fragmente des Blattes. Stark fragmentiert. MA 47865. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 4.2 cm. B. innen 3.3 cm. Fragmentiert. MA 47866. 5 Ohrring. Silber. Offen, einfach. Konisches Röhrchen aus gerolltem, verlötetem, dünnem Blech. Dm. 1.7 cm. Gew. 0.7 g. Fragmentiert. MA 47867. 6 Drahtohrring. Silber. Mit Polyederknopf. D. Knopf 0.6 cm. Dm. 2.7 cm. Gew. 4.7 g. MA 47868. Grab 736 Erdgrab. Überlagert Grab 735. Wird von Grab 711 überlagert. T. 55 cm. Grab 736 bildet mit Grab 735 eine grosse Grabgrube. Masse der rechteckigen Grube ca. 230x60 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Mann/Mann, 20–24 Jahre. Beigaben (Taf. 91): Beim li. Ellenbogen, teilweise unter Arm Schnalle (1). Unter re. Unterarm, längs zum Körper, auf 20x7 cm Tasche (2–15): fünf Messer (2–6); Feuerstahl (7); Ahle (8); Stift (9); Schleifstein (10) und fünf Silices (11–15). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel rundstabig. Stark fragmentiert. MA 47869. Tascheninhalt (2–15): 2 Messer. Eisen. L.frag. 15.3 cm. Fragmentiert. MA 47870.
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Messer. Eisen. L.frag. 12.2 cm. Fragmentiert. MA 47871. Messer. Eisen. Nur Klinge. L.frag. 10.5 cm. MA 47872. Messer. Eisen. Gebogen. L.frag. 8 cm. Fragmentiert. MA 47873. Messer. Eisen. Griffangel gebogen. L.frag. 6.1 cm. Fragmentiert. MA 47874. Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert, Enden umgebogen. L.frag. 5.1 cm. Fragmentiert. MA 47875. Ahle. Eisen. Spindelförmig. Holzreste des Schaftes. L. 7.4 cm. Fragmentiert. MA 47876. Stift. Eisen. Leicht S-förmig und tordiert. L. 5.5 cm. MA 47877. Schleifstein. Feines Sedimentgestein. Beidseitig durch Schleifen abgenutzt. L. 4.7 cm. B. 1.6 cm. D. 1 cm. MA 47878. Silex. Braun. L. 2.7 cm. MA 47879. Silex. Rotbraun. L. 2.4 cm. MA 47880. Silex. Rotbraun. L. 2.2 cm. MA 47881. Silex. Braun. L. 2.1 cm. MA 47882. Silex. Braun. L. 1.9 cm. MA 47883.
Grab 737 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 80 cm. Rechteckige Grube 165x70 cm. Innen beim re. Knie Laubholzreste. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 12 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 91): 15 cm neben re. Unterarm Pfeilspitze (1), wohl Spitze zum Kopf. Oberhalb li. Becken Schnalle (2), Vs., Dorn nach li. Längs Mitte Becken Tasche (3–7): Schere (3), Spitzen zum Kopf; Pfriem (4), Spitze zu den Füssen unter (3). Zwischen (3) und (4) dicke organische Schicht. Ferner Nagel (5), Blechfragment (6) und Stiftfragment (7). Aus der Füllung Scherbe (8). 1 Pfeilspitze. Eisen. Schlitztülle. Holzschaft reicht 0.8 cm über Schaftende hinaus. L.frag. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 47884. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel und Dorn fehlen. Laschenbeschläg, zungenförmig. Zwischen Beschlägsblechen Lederreste. L.frag. 2.6 cm. B. 2.5 cm. Stark fragmentiert. MA 47885. Tascheninhalt (3–7): 3 Schere. Eisen. L. 16.8 cm. B. 1.2 cm. MA 47886. 4 Pfriem. Eisen. Kopf halbkugelig. Schaft vierkantig. L. 12.6 cm. Fragmentiert. MA 47887. 5 Nagel. Eisen. L. 3.6 cm. MA 47888. 6 Blech. Eisen. Mit Niet. L. 2.2 cm. MA 47889. 7 Stift. Eisen. L. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47890. 8 WS. Füllung. MA 47891. Grab 738 Erdgrab. Von Grab 720 überlagert. T. 80 cm. Unregelmässig ovale Grube 215x55 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 15–19 Jahre. Beigaben (Taf. 92): Sax (1) schräg über dem Bauch, Griff beim re. Unterarm, Spitze beim li. Oberschenkel, Schneide zum Kopf. Ausserhalb des re. Unterarms Gürtelschnalle (2). Auf der Griffangel des Sax (1) Stift (3) und rechts des Unterarmes wohl dazugehörig Niet (3). Im li Bauchbereich Tasche (4–8): Innen li. Unterarm Nadel (4). Etwas oberhalb Haftel und Fragmente (5), Tülle und Stift (6), Blech (7) und Münze (8). Aussen an li. Becken 2 Fragmente (9) und Spielstein (10), vermutlich auch zu Tasche (4–8). Beim li. Fuss Oxidspur einer Schnalle (11). 1 Sax. Eisen. Fell- und Textilreste. L. 38 cm. B. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 47892. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Reste eines scharfkantigen Dorns. L.frag. 1.3 cm. Stark fragmentiert. MA 47893. 3 Stift. Eisen. Daran festkorrodiert umgefaltetes, 0.6 cm breites Blechband. Darauf Reste von Kupferlot. Dazugehörig scheibenförmiger Nietkopf, Dm. 2.2 cm. Auf Rs. Ansatz eines Nietstiftes mit Resten von Kupferlot. Denkbar ist eine Funktion als Tragebügel der Saxscheide. L. 4 cm. D. 0.6 cm. MA 47894. Tascheninhalt (4–8): 4 Nähnadel. Bronze. Öhr von 0.9 cm Länge eingeschnitten. L. 11.2 cm. Röm. MA 47895. 5 Schildförmige Haftel. Bronze, «Weissmetall». Daran festkorrodiert 3 Bleche (2.4; 2.2; 1.9 cm) und 3.5 cm langes Stiftfragment. L. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 47898. 6 Tülle eines Werkzeuges. Eisen. Darin festkorrodiert Stiftfragment, vermutlich zu 738.5 aber ohne Anschluss. Fragmentiert. MA 47899. 7 Blech. Bronze. Triangulär verbogen. L. 3 cm. B. 1.5 cm. MA 47896. 8 Münze, Denar (subaerat) des Antoninus Pius (138–161) für Marcus
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Aurelius oder des Marcus Aurelius (161–180). Nach 139(?). MA 47897. Nagelkopf und Fragment. L. 1.8; 0.9 cm. Dm. 1.5 cm. MA 47900. Spielstein. Knochen. Konzentrische Rillen. Dm. 2 cm. Fragmentiert. Röm. MA 47901. Schnalle. Eisen. Nur noch Oxidspur. Stark fragmentiert. MA 47902.
Grab 739 Erdgrab. T. 40 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Keine Beigaben. Grab 740 Erdgrab mit Sarg. T. 60 cm. Rechteckige Grube 185x45 cm. Unter und über (1) Holzreste des Sargdeckels unbestimmbar. Holzreste des Sargbodens, ev. Eiche (nicht bestimmbar, ev. Quercus). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Frau/Frau, 52–61 Jahre. Beigaben (Taf. 92): Re. (1) und li. (2) des Schädels Ohrring. Im Bauchbereich neben re. Unterarm Schnalle (3), Vs., Dorn nach re. Im Becken und zwischen Oberschenkeln Messer (4), Spitze zu den Füssen, Schneide nach li. 1 Drahtohrring. Körbchenohrring. Bronze. Durchbrochenes Körbchen von 1.3 cm Dm. S. Textilkatalog Rast-Eicher. Stark korrodiert. Dm. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 47903. 2 Drahtohrring. Körbchenohrring. Bronze. Durchbrochenes Körbchen von 1.3 cm Dm. Stark korrodiert. S. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 47904. 3 Gürtelschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt rundstabig, Dorn bandförmig. B. 4.1 cm. B. innen 2.9 cm. MA 47905. 4 Messer. Eisen. Schneide zum geraden Rücken ziehend. Organische Auflagen. L. 13.5 cm. MA 47906. Grab 741 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 70 cm. Unregelmässig ovale Grube 175x55 cm. Unter Münze (1) Eichenholz (Quercus sp.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Kind/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 92): Im Mund unter Unterkiefer Münze (1). 1 Münze, Antoninian(?). 3. Jh.(?). MA 47907. Grab 742 Erdgrab. T. 55 cm. Leicht trapezförmige Grube 145x50 (W)/40 (O) cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben: Re. neben dem Becken Messer (1). Hochliegend aus Füllung zwei WS (2) und Ziegelfragment (3). 1 Messer. Eisen. Nur Oxidspur, nicht geborgen. L. 9 cm. MA 47908. 2 2 WS, glasiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 47909. 3 Ziegelbruchstück. Füllung. MA 47910. Grab 743 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 50 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 160x40 cm. Unter (2) Holzreste des Sarges (Quercus sp.cf.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 92): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1), die grösseren im Brustbereich. Im Becken zwei Ringe (2; 3). Neben li. Oberschenkel, oberhalb Knie Spinnwirtel (4) und Gehänge (5–7), zwei Perlen (5; 6) und ein Fingerring (7). 1 Perlen. MA 47911. 2 Ring. Eisen. Querschnitt rund. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 6.5 cm. Fragmentiert. MA 47912. 3 Ring. Bronze. Querschnitt halbrund. Lag in Ring 743.2. Dm. 3.3 cm. MA 47913. 4 Spinnwirtel. Keramik. Rotbraun. Konisch, scharfer Knick, zum Boden stark einziehend. Ton mittel gemagert, glimmerhaltig. Boden eingedellt. Dm. 3.6 cm. D. 2.2 cm. MA 47914. Gehänge (5–7): 5 Perle. MA 47915. 6 Perle. MA 47916. 7 Fingerring. Bronze. Zwei gegenständige Schlangenköpfe. Riha Typ 2.18. Köpfe fein ausgearbeitet. Dm. innen 1.7 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47917.
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Grab 744A Erdgrab. Doppelbestattung mit Sarg oder Totenbrett. Im Westen durch einen Graben gestört (wohl Sondiergraben 1867). T. 70 cm. Unregelmässige, leicht trapezförmige Grube 200x105 cm (W)/95 (O) cm. Längsgemaserte Holzreste bei A über und unter (6–17) stammen entweder von einem Sarg oder einem Kästchen, beide Eiche. Längsgemaserte Eichenholzreste beim re. U'arm von B (Quercus sp.). Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen, re. A, li. B. Beide sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. A re. Unterarm auf Bauch, Schädel auf Brust verrollt. Schädel B durch Graben gestört. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 92): Kopf- und Brustbereich Perlen (1–2). Beim Becken li. Schnalle (3), Vs., Dorn nach re. Ausserhalb li. Bein, 19 cm oberhalb Knie Scheibenanhänger (4). Unter li. Knie Stift (5). Neben li. Knie auf 10x10 cm entweder in einer Tasche oder von einem Kästchen (6–17): Grosse und kleine Münze (6; 7), RS eines Griffspiegels (8); 2 Glasscherben (9–10), Bruchstück einer grossen Melonenperle (11), zwei Silices (12–13), zwei Glasscherben (14), grosser Niet (15), Fragment (16) und Ockerstück (17). 1 Perlen. MA 47918. 2 Perlen. MA 47919. 3 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Bügel massiv, rund. B. 3.9 cm. B. innen 2.2 cm. MA 47920. 4 Scheibenanhänger. Zahn. Unterkiefereckzahn, Wildschwein. Zentrale Lochung. Dm. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 47921. 5 Stift. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 47922. Tascheninhalt (6–17): 6 Münze, As. 1.–2. Jh. MA 47923. 7 Münze, AE III. 4. Jh.(?). MA 47924. 8 Griffspiegel. Bronze. Scheibenfragment von Griffspiegel. Drei eingedrehte Kreisaugen. Rs. zwei Drehrillen. L. 2 cm. Dm. 7 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47925. 9 WS. Glas. Kobaltblau. Transluzid, blasenfrei. Am ehesten von Rippenschale Form AR 2. Isings 3. Dm. 4–5 cm. Fragmentiert. Röm., frühe Kaiserzeit. MA 47926. 10 Scherbe. Glas. Grünblau. Transluzid, wenige Blasen. MA 47927. 11 Melonenperle. Glas. Blau. Transluzid, blasenreich, gross. L.frag. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 47928. 12 Silex. Hellgrau. L. 1.8 cm. MA 47929. 13 Silex. Rotgrau. Flach. L. 1.7 cm. MA 47930. 14 2 WS. Glas. Farblos. Transluzid. Keinem Typ mehr zuweisbar. L. 1 u. 1.8 cm. Stark fragmentiert. Röm. MA 47931. 15 Niet. Eisen. L.frag. 1.8 cm. MA 47932. 16 Fragment. Eisen. Nicht weiter bestimmbar. MA 47933. 17 Ockerstück. Ockerbraun. MA 47934. Grab 744B Mädchen/Subadult, 10 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 92): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1). Beim Becken li. Schnalle (2), Vs. Aussen beim li Oberschenkel Schnallenbügel (3). 1 Perlen. MA 47935. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt rundstabig. B. 4.3 cm. B. innen 2.9 cm. Fragmentiert. MA 47936. 3 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt rundstabig. B. 3.9 cm. B. innen 2.5 cm. MA 47937. Grab 745A Erdgrab. Doppelbestattung, 1867 gegraben. T. 70 cm. Unregelmässige, im W gerundete, im O eckige Grube 165x90 cm. Quer durch das Grab verläuft ein Suchgraben von 1867. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen: Re. A, li. B. Sehr schlecht erhalten, grösstenteils vergangen. Mädchen/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 92): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1). 1 Perlen. MA 47938. Grab 745B Mädchen/Subadult, 4–10 Jahre. Keine Beigaben. Grab 746 Erdgrab, 1867 gegraben. T. 45 cm. Rechteckige Grube, im W Grubenverlauf nicht erkennbar, ca. 155x50 cm. Mittig in N-S-Richtung Suchgraben von 1867. Skelett: Sehr schlecht erhalten, Oberkörper fast vollständig vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte.
Beigaben: Hoch in der Füllung Ziegelbruchstück (1). 1 Ziegelbruchstück. Füllung. MA 47939. Grab 747A Erdgrab. Doppelbestattung. Wird von Grab 708 überlagert. T. 95 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 225x75 cm. Jeweils 7 cm von der O-Wand je ein ovales 11x7 cm (südlich) und 14x10 cm (nördlich) grosses und 7 cm tiefes Pfostenloch. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen: Re. A, li. B. Bestattung A ist ein Kleinkind und liegt neben dem re. Unterschenkel von Bestattung B. A sehr schlecht, B schlecht erhalten. Beide in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Keine Beigaben. Grab 747B Erwachsen/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 92): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1). Messer (2) lag quer zwischen den Oberschenkeln, Schnalle (3) mittig unterhalb Becken. 1 Perlen. MA 47940. 2 Messer. Eisen. L.frag. 10 cm. Stark fragmentiert. MA 47941. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Stark fragmentiert. MA 47942. Grab 748 Erdgrab. T. 50 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 215x50 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 92): Li. neben Wirbelsäule quer im Bauchbereich auf 15x10 cm Tasche (1–12): Messer (1), querliegend, Spitze nach re., Schneide nach unten, Silberblech (2), Haftel (3), Schnalle (4) und Silex (5); Ahle (6); zwei Nägel (7–8; Nietkopf (9–10); zwei Eisenstifte (11–12). Tasche (1–12): 1 Messer. Eisen. Leder- und Textilreste. Griffzunge mit Holzrest. L. 12 cm. B. 2.3 cm. Stark fragmentiert. MA 47943. 2 Silberblech. Silber. Gewellt. L. 1.8 cm. B. 1.2 cm. Gew. 0.9 g. MA 47944. 3 Haftel. Bronze, «Weissmetall». Nur die Hälfte. US Ansatz der Öse, L. Niet 0.7 cm. L.frag. 0.7 cm. B. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 47945. 4 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Organische Reste des Riemens, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 1.4 cm. B. innen 0.8 cm. MA 47946. 5 Silex. Rotbraun. Ankorrodiert 2.7x1.5 cm grosses Eisenband. L. 4.5 cm. MA 47947. 6 Ahle. Eisen. Reste der Holzschäftung. L.frag. 2.6 cm. Stark fragmentiert. MA 47948. 7 Nagel. Eisen. Schaft rund, Kopf kugelig. L.frag. 3 cm. Fragmentiert. MA 47949. 8 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 47950. 9 Niet. Eisen. Kopf hutförmig. Schaft bandförmig. L. 1.4 cm. B. 0.7 cm. Stark fragmentiert. MA 47951. 10 Niet. Eisen. Kopf hutförmig, Ansatz des Nietstiftes. L.frag. 0.9 cm. Dm. 1 cm. Stark fragmentiert. MA 47952. 11 Stift. Eisen. L.frag. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 47953. 12 Stift. Eisen. L. 2 cm. Fragmentiert. MA 47954. Grab 749 Erdgrab. Vom Bagger gestört. T. 60 cm. Grenzen nicht vollständig erkennbar, da teilweise abgebaggert. Ca. 180x60 cm. Skelett: Schlecht erhalten, vor allem Oberkörper vom Bagger gestört. In situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben: Im Becken Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Nur noch Spuren vorhanden, nicht mehr zu bergen. Stark fragmentiert. MA 47955. Grab 750 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 115x55 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 2–3 Jahre. Beigaben (Taf. 92): Auf der Brust Perlen (1). Im Becken Schnalle (2), Vs. 1 Perlen. MA 47956. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Fragmentiert. MA 47957. Grab 751 Erdgrab. T. 75 cm. Langovale Grube 205x55 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 10 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 92): Neben re. Schulter drei radförmige Anhänger (1–3) und
Ring (4). 2 cm unterhalb davon, auf re. Oberarm Plättchen (5). Aussen an li. Oberschenkel Schnalle (6). Aus der Füllung Tierzahn (6). 1 Anhänger. Bronze, «Weissmetall». Radförmig mit einbeschriebenem gleichschenkligem Kreuz, D-förmiger Querschnitt, Öse rechtwinklig. Ritzverziert. Dm. 2 cm. MA 47958. 2 Anhänger. Bronze, «Weissmetall». Radförmig mit einbeschriebenem gleichschenkligem Kreuz, D-förmiger Querschnitt, Öse rechtwinklig, unvollständig. RFA der Oberfläche: Zinn mit 6 bis 8% Pb (Best: A. Voûte). Ritzverziert. Dm. 2 cm. Fragmentiert. MA 47959. 3 Anhänger. Bronze, zinnhaltig. Radförmig mit einbeschriebenem gleichschenkligem Kreuz, D-förmiger Querschnitt, Öse rechtwinklig, unvollständig. Ritzverziert. Fragmentiert. MA 47960. 4 Ring. Eisen. Darauf festkorrodiert Gewebereste. Leinwandbindung, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 4.9 cm. Stark fragmentiert. MA 47961. 5 Plättchen. Eisen. Darauf Reste eines aufgelöteten Stiftes. L.frag. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 47962. 6 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval, rundstabig. Drahtdorn. B. 2.4 cm. B. innen 1.8 cm. Stark fragmentiert. MA 48075. 7 Tierzahn. Unbestimmt. Füllung. MA 47963. Grab 752 Erdgrab. Vom Bagger gestört. T. 65 cm. Grube 180x80 cm. Skelett: Schlecht erhalten. Arme, Rippen, li. Becken und Oberschenkel 1866/67 entfernt, Schädel von Bagger gestört. Rest in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 50–69 Jahre. Beigaben (Taf. 93): Beim Becken re. Schnallenfragment (1). 10 cm oberhalb li. Knie, li. und re. Oberschenkel Messerbruchstücke (2). Ausserhalb re. Knie: Vier Stifte (3–6), Glasscherbe (7) und einen Klumpen organischen Materials. Neben li. Knie Kamm (9), beim li. Fuss Topf (10). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Drahtdorn. Stark fragmentiert. MA 47964. 2 Messer. Eisen. L.frag. 8.8 cm. Fragmentiert. MA 47965. Tascheninhalt (3–8): 3 Stift. Eisen. L.frag. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 47966. 4 Stift. Eisen. L.frag. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 47967. 5 Stift. Eisen. L.frag. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 47968. 6 Stift. Eisen. L.frag. 2 cm. Fragmentiert. MA 47969. 7 WS. Glas. Grünblau. Transluzid, blasenfrei. L. 1.4 cm. D. 0.3 cm. MA 47970. 8 Klumpen organischen Materials. Sehr wahrscheinlich Weihrauch (Best. W. Schoch). Dm. 1.2 cm. MA 47971. 9 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Gewölbte Deckleisten. Noch 2 Niet. Zähnungsverhältnis 7:5. Fragmentiert. MA 47972. 10 Topf, Knickwandtopf. Braun. Handgemacht. Doppelkonisch, gerade Standfläche, darauf 3 Fingerabdrücke im Dreieck um Zentrum angeordnet. Leicht ausladender, gerader Rand. Bruch rotbraun. Ton mittelgrob gemagert, glimmerhaltig, verwitterte Oberfläche. Oberhalb Bauchumbruch eingeritztes Gittermuster. H. 7.5 cm. Dm. 11.5 cm. Dm. Standfläche 7.5cm. Mdm. 8.6cm. MA 47973. Grab 753 Erdgrab. T. 60 cm. Rechteckige Grube 225x65 cm. Skelett: Schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 93): Neben re. Oberarm am Grubenrand, 7 cm über Sohlenniveau Lanzen- (1) u. Pfeilspitze (2). Beide Spitzen nach W, (2) li. unterhalb Blatt (1). Im Becken li. quer auf 20x10 cm Tasche (3–7): Schnalle (3), Rs., Messer (4), drei Silices (5–8) und fünf kleine Fragmente (8). 1 Lanzenspitze. Weidenblattförmig, langer Schaft. Geschlossene Tülle mit Nagel. In der Tülle stark vergangene Holzreste. L. 44 cm. B. 3 cm. MA 47974. 2 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Teile der Schlitztülle. L. 8.8 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 47975. Tasche (3–8): 3 Schnalle. Bronze. Bügelquerschnitt viertelskreisförmig. B. 1.9 cm. B. innen 1 cm. MA 47976. 4 Messer. Eisen. Organische Auflagen. L. 15 cm. MA 47977. 5 Silex. Beige. Retuschiert. Kratzerstirn. L. 2.8 cm. MA 47978. 6 Silex. Grau-rötlich. Mit Rinde. L. 2.7 cm. MA 47979. 7 Silex. Grau. Mit Rinde. L. 2.6 cm. MA 47980. 8 5 Fragmente. Eisen. Klein. MA 47981. Grab 754A
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Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett, 1867 gestört. Dreifachbestattung. T. 70 cm. Rechteckige Grube 215x160 cm. Über und unter (A1) längsgemaserte Eichenholzreste, Deckel und Boden des Sarges aus Eiche (Quercus sp.). Skelett: Drei nebeneinanderliegende Bestattungen: Re. A, mittig B, li. C. A schlecht, B sehr schlecht, C mässig erhalten. A u. B stark verworfen, C im Oberkörperbereich leicht gestört. Alle gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 93): Neben re. Oberschenkel Schnalle (1), Vs., Dorn re. Zwischen den verlagerten Unterschenkeln von A Trense (2). Unterhalb Füsse B und unter li Kniebereich von A reichend Tasche (3–11) auf 15x10 cm: Ziernagel (3), Stift (4), Glasfragment (5), Ösenperle (6), Mosaikstein (7), Melonenperle (8), Goldblech (9), Reste einer Silberfibel (10) und Bronzeblech (11). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Querschnitt facettiert, schrägoval. Bügeloberseite und Dorn in Längsachse mit kaum erkennbarem Doppelpunktband verziert. B. 4.1 cm. B. innen 3 cm. MA47982. 2 Trense. Bronze. Vierkantiger, an den Enden abgerundeter Stab, in grosser gefolgt von kleiner Öse endend. Anderes Ende mit aufgelötetem, rechtwinklig versetztem Eisenhaken. Darin gleiches Trensenteil, wobei Eisenhaken in gleicher Ebene wie die Ösen. Kleine Öse stark abgenutzt, bzw. unvollständig. Eisenhaken mit Lederresten. L. 10 cm. L.frag. 7.9 cm. MA 47983. Tascheninhalt (3–11): 3 Ziernagel. Bronze. Kopf in Form eines Pinienzapfens mit Scheibe und Ansatz zu Eisendorn. Lederreste. L. 2.4 cm. Dm. 1.7 cm. D. 0.5 cm. Röm. MA 47984. 4 Stift. Bronze. Mehrkantig, die breitgehämmerten Enden versetzt und umgebogen. L. 6.9 cm. MA 47985. 5 WS. Glas. Blaugrün. Transluzid. Grosse Blasen. Ansatz zu Grätenhenkel von kantigem oder zylindrischem Krug. L. 2.4 cm. B. 1.8 cm. D. 1 cm. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 47986. 6 Ösenperle. Glas. Blau. Transluzid. Öse fehlt. Dm. 1 cm. D. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 47987. 7 Mosaikstein. Glas. Blau. L. 1.2 cm. D. 0.8 cm. Röm. MA 47988. 8 Melonenperle. Glas. Blau. Opak. L.frag. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 47989. 9 Goldblech. Gold. L. 0.3 cm. B. 0.2 cm. Gew. 0.01 g. MA 47990. 10 Fibel. Silber. Reste einer Fibel ohne Anschluss: Nadelrast mit Einschnürung. Reparatur der ersten Nadelrast mit neuem Blech und drei Niet. Reparatur zeigt ebenfalls Gebrauchsspuren. Dabei Eichenholzreste (Quercus sp.). Stark fragmentiert. MA 47991. 11 Blech. Bronze. Fein, gewölbt. Wahrscheinlich Rand eines Gefässes. L. 4 cm. D. 0.2 cm. Röm.? MA 47992. Grab 754B Kind/Subadult, 6–9 Jahre. Keine Beigaben. Grab 754C Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 93): Im Hals- u. oberen Brustbereich Perlen (1), dabei unter verlagertem Unterkiefer Ring (2). Unter li. Becken Schnalle (3). Mittig zwischen Oberschenkeln Gehänge (4–5) mit grossem (4) und kleinem Ring (5). 1 Perlen. MA 47993. 2 Ring. Bronze. Dm. 1.7 cm. MA 47994. 3 Gürtelschnalle. Rechteckschnalle. Eisen. Bügelquerschnitt viertelkreisförmig. Dicke organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 4.2 cm. B. innen 2.6 cm. MA 47995. Gehänge (4–5): 4 Ring. Eisen. Daran Kettenglied mit umgebogener Öse. L.frag. 3.5 cm. Dm. 4 cm. MA 47996. 5 Ring. Eisen. Geschlossen, rechteckig verformt, Ein Ende überlappend wie bei einem Fingerring. Dm. 2 cm. MA 47997. Grab 755 Erdgrab. Fast vollständig abgebaggert. T. 30 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Nur geringer Rest eines Beines erhalten. Kind/Subadult, 8–13 Jahre. Keine Beigaben. Grab 756 Erdgrab. Teilweise abgebaggert. T. 55 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, teilweise abgebaggert, gestreckte Rückenlage er-
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kennbar. Kind/Subadult, 5–11 Jahre. Beigaben (Taf. 94): Im Halsbereich Perlen (1). Beim re. Becken Schnalle (2), Vs. 1 Perlen. MA 47998. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. B. 2.5 cm. B. innen 1.8 cm. MA 47999. Grab 757 Erdgrab. T. 75 cm. Unregelmässig trapezförmige Grube 140x65 (W)/50 (O) cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, Rückenlage. Knie leicht nach li. verschoben, re. Hand im Becken. Kind/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben: Aus der Füllung Tierknochen (1). 1 Tierknochen. Füllung. MA 48000. Grab 758 Erdgrab. Nur teilweise ausgegraben. T. 60 cm. Masse der Grube konnten nicht vollständig genommen werden, da teilweise in der Böschung liegend. Noch 105x60 cm. Skelett: Gut erhalten, postmortale Verlagerung oder Störung, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 94): Innen entlang re. Oberschenkel Sax (1), Spitze nach unten, Schneide nach li. Unter re. Becken Schnalle (2), Vs., Dorn nach re. 1 Sax. Eisen. Rücken zur geraden Schneide biegend. Deutlich erkennbarer Absatz des Holzgriffs. US Griff Reste von Buchenholz (Fagus silvatica). L. 28.5 cm. B. 3.5 cm. MA 48001. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel gewölbt. Beschläg leicht trapezförmig. Laschenkonstruktion, 2 Niet, Kopf scheibenförmig, Dm. 1.1 cm. An einer Niet Reste einer Gegenplatte, auf der eine runde Bronzescheibe mit Dm. 0.8 aufliegt. L. Beschläg 3 cm. B. Beschläg 3.5 cm. Beschläg vermutlich vorderer Teil eines trapezförmigen oder triangulären Beschlägs. Bügel und US mit organischen Auflagen. B. 5.3 cm. B. innen 3.3 cm. MA 48002. Grab 759 Erdgrab. T. 95 cm. Rechteckige Grube 215x80 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/Frau, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 94): 5 cm re. neben Schädel Stift (1). Unter Kreuzbein Schnalle (2), Vs. Zwischen den Oberschenkeln Silex (3). 1 Stift. Eisen. L. 3.8 cm. B. 0.3 cm. MA 48003. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt bandförmig. B. 3 cm. B. innen 2.1 cm. MA 48004. 3 Silex. Grau. Mit Rinde. L. 2.1 cm. MA 48005. Grab 760 Erdgrab mit Sarg. T. 85 cm. Rechteckige Grube 195x65 cm. Über dem O'körper auf 50x max. 25 cm durchgehender Eichenholzrest des Sargdeckels (Quercus sp.). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 94): Im Becken re. Reste einer Schnalle (1). Beim li. Handgelenk Ring (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Nur noch Korrosionsspur. Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. MA 48006. 2 Ring. Lederreste eines Lederriemens von 1.2 cm Breite. Dm. 4 cm. MA 48007. Grab 761 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 772 überlagert. T. 85 cm. L. 230 cm, B. 90 cm nur im W bestimmbar, da N-Seite durch Überlagerung gestört. Unter (1) nicht bestimmbare Holzreste. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 94): Im Bauchbereich li. der Wirbelsäule, in Körperachse hintereinander zwei Bügelfibeln (1–2). Beide Vs., Kopfplatte zu den Füssen. Fuss Fibel (1) stösst an Kopfplatte Fibel (2). Beim li. Schlüsselbein Vierpassfibel (3), Vs., eine zweite (4) im oberer Brustmitte, Rs. Im unteren Brustraum li. Perlen (5), re. Schnalle (6). Im li. Becken Ring (7), neben li. Oberschenkel Lavezfragment (8) und Nagel (9). Li. längs neben Schädel Kamm (10). 20 cm li. Schädel, in Längsachse Lanzenspitze (772.1), Spitze nach W. Aus der Füllung Nagel (11) und BS (12) eines Lavezgefässes sowie Tierknochen (13). Zur Lanzenspitze (772.1): Frauengrab 761 wird an seiner N-Seite vom wenig später eingebrachten Männergrab 772 überlagert. Die Lanzenspitzentülle liegt 5 cm von der SW-Ecke von Grab 772 entfernt. In Grab 761 liegt sie 3 cm über Sohleniveau. Dasjenige von Grab 772 liegt rund 20 cm tiefer. Gemäss Befund gehört die Lanzenspitze somit in das Frauengrab 761. Andererseits passt sie aber auch verblüffend gut zur
Bewaffnung der Mannes im Nachbargrab, der ja zu den wenigen Schildträgern im Gräberfeld zählt. Da die obere Grubenkante von Grab 772 im Überschneidungsbereich nicht festgestellt werden konnte, dürfen wir mit der Möglichkeit rechnen, dass für die Deponie der vielleicht zu langen Lanze eine Nische in die Füllung von Grab 761 gehauen wurde. Da Grab 761 zuerst freigelegt wurde, wurde dieser speziellen Problematik keine Beachtung geschenkt. Für eine Zugehörigkeit zu Grab 772 spricht ferner, dass die Lanzenspitzen in Schleitheim mehrheitlich re. deponiert wurden und zudem, da zu lange, oft auch deutlich höher als die Grabsohle und die übrigen Beigaben. 1 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Halbrunde Kopfplatte. Fünf Knöpfe, jeweils mit runder roter Almandineinlage in Kittbett, davon eine fehlend. Fuss leicht trapezförmig. Bügelende mit zwei, heute fehlenden, dreieckigen Einlagen. Mittlere Abnutzung. Doppelter Achshalter mit Resten der Achse. Kopfplatte mit Gittermuster in Kerbschnitt. Bügel und Fuss mit eingedrehten Kreisaugen. Fuss randlich Wolfzahnornament in Kerbschnitt. Feuervergoldung. S. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 8.2 cm. B. 5 cm. Gew. 13.4 g. MA 48008. 2 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Schlechter Erhaltungszustand. Halbrunde Kopfplatte. Fünf Knöpfe, nur noch eine runde rote Almandineinlage in Kittbett erhalten. Fuss leicht trapezförmig. Bügelende mit zwei, heute fehlenden, dreieckigen Einlagen. Mittlere Abnutzung. Doppelter Achshalter mit Resten der Achse. Kopfplatte mit Gittermuster in Kerbschnitt. Bügel und Fuss mit eingedrehten Kreisaugen. Fuss randlich Wolfzahnornament in Kerbschnitt. Feuervergoldung. S. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 8.5 cm. Gew. 20.3 g. Fragmentiert. MA 48009. 3 Fibel, Vierpassfibel. Silber. Rechteckiges Zentrum mit drei, von der Rs. des Zierbleches herausgetriebenen, konzentrischen Kreisen. Vier Almandine auf Waffelfolie. Grundplatte randlich gekerbt. Nadel- und
Grab 761 und 772. M. 1:20.
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Achshalter mittels zusammengefalteter Silberblechstreifen durch Grundplatte gesteckt und innen verlötet. Nadelrast abgebrochen, nicht abgenutzt, einseitig ritzverziert. Eiserne Spirale mit Achse und Federbügel erhalten. Feuervergoldung. Dm. 2.1 cm. Gew. 3.6 g. MA 48010. Fibel, Vierpassfibel. Silber. Rechteckiges Zentrum mit drei, von der Rs. des Zierbleches herausgetriebenen, konzentrischen Kreisen. Vier Almandine auf Waffelfolie. Grundplatte randlich gekerbt, bei Achshalter durchgebrochen, Kittmasse sichtbar. Nadel- und Achshalter mittels zusammengefalteter Silberblechstreifen durch Grundplatte gesteckt und innen verlötet. Nadelrast abgebrochen, nicht abgenutzt, einseitig ritzverziert. Eiserne Reste der Spirale mit Achse und Nadelspitze in nicht abgenutzten Nadelhalter. Feuervergoldung. Dm. 2.1 cm. Gew. 3.6 g. MA 48011. Perlen. MA 48012. Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 3 cm. B. innen 2 cm. MA 48013. Ring. Geweih, Rothirsch (Rose). Grünspanverfärbung Dm. 8 cm. MA 48014. RS. Lavez. Schrägwandiger Topf/Becher. 1.1 cm unter Rand Absatz bzw. erste Rille. Aussenseite mit kohliger Kruste, was auf die Verwendung als Kochtopf hindeutet. Dm. 12 cm. Röm? MA 48015. Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. Textilreste. L.frag. 2.8 cm. Dm. 1.6 cm. Stark fragmentiert. MA 48016. Kamm. Dreilagenkamm. Knochen. Gerade, an den Seiten abgeschrägte Deckleisten. 5 Niet. Zähnungsverhältnis 8:3, an einer Querseite neben Deckleistenende mittige Durchbohrung. L. 10.5 cm. B. 4.7 cm. MA 48017. Nagel. Eisen. L. 5.7 cm. MA 48018. BS eines Lavezgefässes. Lavez. Röm? MA 48019. Tierknochen. MA 48020.
Grab 762 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 60 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 195x65 cm. Unter Tasche (9–17) Laubholzrest. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 18–24 Jahre. Beigaben (Taf. 94): 10 cm li. Schädel Lanzenspitze (1), Spitze nach W. Aussen beim li. Knöchel, nebeneinander drei Pfeilspitzen (2–(4) (von re. nach li.), Spitzen nach O. Längs über li. Unterarm Sax (5), Spitze zum Kopf, Schneide nach li. Im Bauch Schnalle (6), Vs., Dorn nach li zurückgeklappt. Über Griff (6) Kamm (7). Unter li. Becken Schnalle (8). Innerhalb längs re. Unterarm auf 20x10 cm Tasche (9–17): Messer (9), davon ein Fragment in Becken abgerutscht. 2 Nägel (10–11), Pfriem mit Stiften verbacken (12) und Messer (13). Unterhalb Ring (14) und Silex (16), darauf Bronzenadel (15). Ohne exakte Lageangabe Silex (17). 1 Lanzenspitze. Eisen. Weidenblattförmig, langer Schaft mit Schlitztülle. L.Blatt. 9.5 cm. In der Tülle Holzreste. L. 32 cm. B. 3.1 cm. Fragmentiert. MA 48021. 2 Pfeilspitze. Eisen. Blatt lanzettförmig. Schlitztülle mit Schaftrest. Holzschaft 1 cm über Tülle hinaus erhalten. L. 9.4 cm. MA 48022. 3 Pfeilspitze. Eisen. Widerhaken. Schaft tordiert. Schräg abschliessende Schlitztülle mit Schaftrest. L. 9.5 cm. MA 48023. 4 Pfeilspitze. Eisen. Kurzes rautenförmiges, getrepptes Blatt. Schlitztülle mit Schaftrest. In Tülle Ansatz des Fixierungsnagels. Holzschaft 1 cm über Tülle hinaus erhalten. L. 8 cm. MA 48024. 5 Sax. Eisen. Organische Auflagen. Ansatz der Scheide gut erkennbar. L. 27 cm. L.frag. 21.1 cm. B. 2.5 cm. MA 48025. 6 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze. Ovaler, facettierter Bügelquerschnitt. B. 3.5 cm. B. innen 2.5 cm. MA 48026. 7 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. Flache, an den Seiten abgeschrägte Deckleisten, noch zwei Niet. Zähnungsverhältnis 16:7. L.frag. 7 cm. Fragmentiert. MA 48027. 8 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 3.2 cm. B. innen 2 cm. Fragmentiert. MA 48028. Tascheninhalt (9–17): 9 Messer. Eisen. Davon ein 2.5 cm langes Fragment ins Becken abgerutscht. L.frag. 10.7 cm. B. 1.8 cm. Stark fragmentiert. MA 48029. 10 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 2 cm. Dm. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 48030. 11 Nagel. Eisen. 2 Stiftfragmente eines Schaftes. L.frag. je 1.7 cm. Fragmentiert. MA 48031. 12 Pfriem. Eisen. Stift mit halber Öse. Mit 2 Stiften – 5.1 cm und 2.2 cm lang – verbacken. L.frag. 5.4 cm. Fragmentiert. MA 48032. 13 Messer. Eisen. L.frag. 7 cm. B. 1.7 cm. Stark fragmentiert. MA 48033.
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Ring. Eisen. Kupferlotspuren. Spuren eines Lederbandes. Fragmentiert. MA 48034. Nadel. Bronze. Oberes Ende am Öhr abgebrochen. L.frag. 6.2 cm. Fragmentiert. MA 48035. Silex. Braun. L. 3.2 cm. MA 48036. Silex. Hellbraun. L. 2.1 cm. MA 48037.
Grab 763A Erdgrab. Doppelbestattung. T. 100 cm. Rechteckige Grube 220x140 cm. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen: Re. A, li B. A und B gut erhalten. A in situ, B im Oberkörperbereich verlagert. Beide gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 95): An li. Ferse Sporn (1). 1 Sporn. Eisen. Einfacher, 0.9 cm langer Stacheldorn. L.frag. 2.3 cm. MA 48038. Grab 763B Mann/Subadult, 15–20 Jahre. Beigaben (Taf. 95): Li. neben Schädel Töpfchen (1). Neben re. Knie zwei Pfeilspitzen (2–3). 1 Töpfchen. Gusstiegel. Rotbraun. Handgemacht, fast kugelförmig. Wandstärke 0.5–0.8 cm. Mdm. 2.3 cm. Ton grob gemagert, glimmerhaltig. Oberfläche rauh. Dm. 4 cm. D. 4 cm. MA 48039. 2 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L. 7.5 cm. B. 2.3 cm. MA48040. 3 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig, Spitze abgebrochen. Reste eines Tüllennagels, Dm. 1.1 cm. Eschenholz aus der Tülle (Fraxinus excelsior). L.frag. 7 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 48041. Grab 764 Erdgrab. T. 85 cm. Rechteckige Grube 225x70 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 95): Auf der li. Schädelseite (Kopf Blick nach re.) und beim li. Schlüsselbein Ohrring (1; 2). Innen beim re. Oberschenkelhals Schnalle (3). Aussen 10 cm oberhalb li. Knie, wohl in einer Tasche (4–6), zwei Glasscherben (4; 5) und Ammonit (6). 1 Ohrring. Silber. Mit kleinem Polyederknopf. Dm. 3.5 cm. Gew. 1.9 g. MA 48042. 2 Ohrring. Silber. Mit kleinem Polyederknopf. Dm. 3.5 cm. Gew. 2.1 g. MA 48043. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 4.1 cm. B. innen 2.8 cm. MA 48074. Tascheninhalt (4–6): 4 Scherbe. Glas. Bläulich. Fast blasenfrei. L. 2 cm. D. 0.4 cm. Röm. MA 48044. 5 Standring. Glas. Grünlich. Verschmolzen, hohl umgeschlagen. Wenige grosse Blasen. Von Hochform, am ehesten Becher. Dm. 6 cm. Fragmentiert. Röm. MA 48045. 6 Ammonit. Scheibenförmig, gelocht, US ausgebrochen. L. 2.4 cm. B. 2 cm. D. 1.8 cm. Fragmentiert. MA 48046. Grab 765 Erdgrab mit Sarg. T. 130 cm. Die Grube konnte, da in eine Böschung reichend, nicht vollständig freigelegt werden. Noch 195x95 cm. 45 cm von der W-Seite 5x2 cm grosse Einbuchtung eines Unterlagebälkchens in der SWand. In der O-Hälfte 10 cm von der Grabungsgrenze und 7 cm von der SWand auf 20 cm Reste eines 5 cm breiten und max. 3 cm tiefen N-S-verlaufenden Gräbchens zu verfolgen. Über Skelett geringe längsgemaserte Holzreste des Sargdeckels aus Eiche (Quercus sp.cf.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, bis auf Schädel und Langknochen vergangen. Soweit ersichtlich in situ. Knie leicht nach li. verschoben. Rückenlage wahrscheinlich, aber wegen starker Verwesung nicht eindeutig erkennbar. Frau/Frau, 50–69 Jahre. Beigaben (Taf. 95): Scheibenfibel am Hals (1) und in der Brustmitte (2), jeweils Vs. Im Hals- und Brustbereich Perlen (3), grosse Perlen unterhalb (2). Im Becken re. Schnalle (4). Ausserhalb beim li. Oberschenkel längs Kamm mit Etui (5). 1 Fibel, Scheibenfibel. Silber. Zentrale Einlage auf Kittbett fehlt. Vergoldung flächig und an den Kanten stark abgenutzt. Rs. fragmentarisch erhalten. Einzonig umlaufendes Wolfszahnornament in Kerbschnitt. Feuervergoldung. Dm. 1.8 cm. Gew. 0.6 g. MA 48047. 2 Fibel, Scheibenfibel. Silber. Zentrale Einlage auf Kittbett fehlt. Vergoldung flächig und an den Kanten stark abgenutzt. Rs. fragmentarisch erhalten. Einzonig umlaufendes Wolfszahnornament in Kerbschnitt. Feuervergoldung. Rs. von organischen Resten überzogen, s.
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Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 2 cm. Gew. 2.2 g. MA 48048. Perlen. MA 48049. Gürtelschnalle. Eisen. Nicht mehr bestimmbar. Stark fragmentiert. MA 48050. Kamm mit Etui. Zweizeiliger Dreilagenkamm Knochen. Deckleisten gewölbt. 4 Niet. Zähnungsverhältnis 2:1. Etui: Vier Niet. Am Quersteg Aussparung für Öffnungsmechanismus. Beidseitig strich-, kreisaugen- und wellenbandverziert, L. 14.3 cm, B. 6.5 cm. L. 11 cm. B. 4.6 cm. MA 48051.
Grab 766 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 180 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 220x100 cm. 10 cm von der W- und 37 cm von der O-Wand schwache Reste von max. 3 cm tiefem, auf 35 cm und 20 cm verfolgbarem N-S Gräbchen. Skelett: Gut erhalten, Skelett aus gestreckter Rückenlage nach li. verkippt. Re. Oberschenkel überkreuz über li. Re. Unterschenkel li. neben li. Unterschenkel. Re. Hand im Becken. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 96): Li. vom Schädel Lanzenspitze (1), Spitze nach oben, 25 cm über Niveau der Grabsohle. Unter re. Oberkörper Spatha (2), Knauf bei re. Schulter. Bei der li. unteren Grubenwand Fessel und Buckel eines Schildes (3). Buckel Vs. Am Grubenrand, unter re. Rand Fessel. Sax (4) schräg zum li. Oberarm, Spitze nach unten, Schneide nach re., Schnalle (5), Rs. Oberhalb Gürtelschnalle (6) liegt Haftel (7). Li. obere Brustseite, in Längsachse Nadel (8). Li. neben Knöchel Schnalle (9), Dorn nach re. Neben li. Fuss Topf (10), Öffnung nach oben. An der li. Körperseite auf 20x10 cm grossen Verfärbung nicht bestimmbaren organischen Materials Tasche (11– 18), Sax quer über Tasche: Taschenbügel (11), Messer (12), Feile (13), Stab (14), Stab (15), Silices (16–17) und Spielstein (18). Unterhalb Schild (3) Nagelkopf (16) und Fragment (17). Im Topf (10) Schnalle (21), wohl Schuhoder Wadenbindenschnalle. Aus der Füllung Nagel (22). 1 Lanzenspitze. Eisen. Weidenblattförmig. Langer Schaft und Schlitztülle. L. 37 cm. MA 48052. 2 Spatha. Eisen. Dachförmiger Knauf aus Kupferlegierung, L. 2.6 cm. Griffangel verstemmt. Abdruck einer Knaufplatte und einer Parierstange aus organischem Material, D. je 0.9 cm. Damaszierung. Beidseitig längsgemaserte Holzreste (Alnus sp.), Lederreste und organische Auflagen. L. 93 cm. L.frag. 92 cm. Klinge 81.5 cm. B. 5.7 cm. MA 48053. 3 Schild. Eisen. Buckel und Fessel. Buckel mit geradem Rand. Konische, leicht nach aussen gewölbte Haube, abgebrochener Ansatz eines Schlussknopfes. 5 scheibenförmige verzinnte Niet, Dm. 2 cm. Rs. mit Unterlegeplättchen. Schildfessel leicht gebogen. Vier Befestigungsnägel: 2 äussere mit scheibenförmigen verzinnten Niet von Dm. 2.1 cm, davon nur einer erhalten. 2 bei Handhabeansatz. Nägel von Innenseite eingeschlagen, überstehende Spitze an Aussenseite umgebogen, dann von Schildbuckel verdeckt. Dicke Schildholz 0.7 cm. L. 40.5 cm. B. 3.8 cm. Dm. 17.3 cm. D. 8.3 cm. Fragmentiert. MA 48054. 4 Sax. Eisen. Organische Auflagen, OS Textilrest. Laubholz, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 25.5 cm. L.frag. 24 cm. B. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 48055. 5 Gürtelschnalle. Schnalle mit festem Beschläg. Silber. Rechteckige Schnalle mit Dornrast und leicht abgeschrägten Kanten. Schilddorn, Dorn sowie Bügel innen und aussen stark abgenutzt. Sie zeigen, dass Schnalle mit Dorn nach li. getragen wurden. Beschläg rechteckig, an den Seiten eingekerbt, zum Ende triangulär in Voluten endend, einziehend. Filigran im Bereich des Dornschildes abgenutzt. Die Vertiefungen für das Filigran zeigen randlich Meisselspuren, dabei wurden die Dekorkerben für die Nielloverzierung teilweise abgemeisselt. Rs. 3 Steckösen, L. 0.7 cm und zahlreiche Feilspuren. L. Beschläg 4.4 cm, B. 3 cm. Vier Vertiefungen (ein Viereck, mit eingezogenen Seiten, ein Dreieck, zwei Kreise) in denen auf Goldblech Voluten und Kreise in Goldfiligran angebracht sind. Die beiden grösseren zentral mit durch Beschlägplatte gehende Silberniet befestigt. Am Rand und auf Steg umlaufendes Niello-Wolfzahnband. L. 6.5 cm. B. 3 cm. B. innen 2 cm. Gew. 55.2 g. D. 0.3–0.4 cm. MA 48056. 6 Schnalle. Rechteckschnalle. Eisen. Dicke Korrosionsschicht. B. 3.3 cm. B. innen 2.3 cm. MA 48057. 7 Haftel. Bronze (verzinnt?). Kopf scheibenförmig. L. 1 cm. Dm. 0.9 cm. MA 48058. 8 Nadel. Bronze. Nur noch als Korrosionsspur im Sediment geborgen. L.frag. 3.8 cm. Stark fragmentiert. MA 48059. 9 Schnalle. Bronze. Bügel fehlt. Dorn unvollständig. Mit Laschenbeschläg, L. 1.5x1.4 cm. 2 endständige Niet. Dicke des genieteten Ma-
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Grab 766. M. 1:20. terials 0.2 cm. Fragmentiert. MA 48060. Rippengefäss. Handgemacht. Leicht ausbiegender Rand, hochliegende Schulter, gerade Standfläche. 9 Rippen, deren Herausmodellierung an der Gefässinnenseite deutlich sichtbar ist. Dm. Standfläche 6.4 cm, Höhe 7.8 cm. Mdm. 9.5 cm. Ton im Bruch schwärzlich, Magerung, mit Ziegelschrot, glimmerhaltig. 0.8 cm unter Randlippe umlaufendes eingeritztes Doppelband. Die Rippen auf der Schulter bogenartig von fünf Kreisstempeln überspannt, davon zwei Bögen mit jeweils nur vier Stempeln. Stempel: Kreis mit vier waagrechten Querstrichen, Dm. 0.8 cm. B. 2 cm. L.W. 1.3 cm. MA 48061. Tasche (11–18): 11 Taschenbügel. Eisen, Kupferlegierung, Gold, Almandin, Glas. Mit Tierkopfprotomen. Äusseres eisernes Gehäuse, darin zweiter, gelöteter Zellwerkkasten (Kupferlegierung). Bronzeschnalle mit rundstabigem Bügel, B. 1.9 cm, LW. 1.3 cm. Anschliessend mit Laschenkonstruktion, quasi als Schnallenbeschläg, ein rechteckiger, mit Dreiecken unterteilter Kasten. Es folgt beidseitig ein zweizoniger Balken untergliedert mit S-förmigem und geradem Zellwerk. Die Augen sind als grosser, achtfach untergliederter Kreis dargestellt. Das Maul ist ebenfalls zweizonig untergliedert. Cloisonné ist kleinzellig und symmetrisch. Polychrome Einlagen auf gewaffelter Goldfolie: Dunkelblaues Glas im Dreieck beim Bügel, jeweils gegenständig hellblau und hellgrün bei den Augen und dunkelgrün zur Betonung der Nüstern. Übrige Einlagen hell- und dunkelrote echte Almandine. Verlorene Einlagen wurden antik mit einer pasteusen Masse, vermutlich Wachs ergänzt. Textil- und Lederreste. Rs. mit Leder- und Textilresten bedeckt. Bei einem Auge Reste eines max. 0.8 cm dicken Lederbandes. Auf der Rs. Lederband, das durch dieses Leder hindurchgezogen war. Holzreste auf der Rs. (Alnus sp.), s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 11.2 cm. MA48062. 12 Messer. Eisen. L.frag. 14.2 cm. Fragmentiert. MA 48063. 13 Feile. Eisen. Vierkantstab in breitere Partie mit Hieb übergehend. Ca. 6 Hiebe pro 0.5 cm. Hakenende. Hakenende mit Textilrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 17.7 cm. B. 1.3 cm. D. 0.7 cm. MA 48064. 14 Stab. Eisen. Umgebogene Öse. L.frag. 6.1 cm. Fragmentiert. MA 48065. 15 Stab. Eisen. Spitz zulaufend. Längsgemaserte Holzreste. L.frag. 5.3 cm. Fragmentiert. MA 48066.
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Silex. Braun. L. 2.7 cm. Dm. 1.1 cm. MA 48067. Silex. Braun. L. 2.4 cm. MA 48068. Spielstein. Glas. Schwarz. Leicht gewölbt, opak. Dm. 1.5 cm. D. 0.7 cm. Röm. MA 48069. Nagelkopf. Eisen. Dm. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 48070. Fragment. Eisen. L.frag. 1.1 cm. MA 48071. Schnalle. Bronze. Bügel nierenförmig. Schwach ausgebildeter Schilddorn. Mit Laschenbeschläg, L. 1.5x1.4 cm. 2 endständige Niet. Dicke des genieteten Materials 0.2 cm. Lederrest. B. 2 cm. B. innen 1.3 cm. MA 48072. Nagelschaft. Eisen. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 48073.
Grab 767 Erdgrab. T. 130 cm. Rechteckige Grube 220x100 cm. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 21–25 Jahre. Beigaben (Taf. 95): Am Hals Perlen (1). Im Becken re. Schnalle (2), Vs., Dorn nach re. Neben li. Oberschenkel, vom Becken abwärts bis Knie untereinander Gehänge (3–9): Zwei Ringe (3; 4), (3) wenig unter Becken; durchlochter Tierzahn (5), Lochung zum Kopf; durchlochte Münze (6); Schnallenbügel (7), (6) vollständig, (5; 7) teilweise unter Oberschenkel und in Längsrichtung Kamm mit Etui (8), Lochung zum Kopf. Zwischen den Unterschenkeln Ring (9). Angeblich aus Grab 767 – ohne Fundangabe – 2 Schnallen (10). 1 Perlen. MA 48077. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügel rundstabig. B. 4.3 cm. B. innen 3.2 cm. MA 48078. Gehänge (3–9): 3 Ring. Eisen. Textilrest. Lederrest eines 2 cm breiten Lederbandes. Dm. 5.5 cm. MA 48079. 4 Ring. Eisen. Dünn. Stark fragmentiert. MA 48080. 5 Tierzahn. Unterkiefereckzahn, Hausschwein. Durchlochung ausgebrochen. L.frag. 7.6 cm. Fragmentiert. MA 48081. 6 Münze, As. 1.–3. Jh. MA 48082. 7 Schnalle. Bronze. Bügel rundstabig, leicht facettiert, Dorn fehlt. B. 4.2 cm. B. innen 2.4 cm. MA 48083. 8 Kamm mit Etui. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten. 5 Niet, Zähnungsverhältnis 7:3. Etui: Mittig Quersteg, langovale Durchbrechung, am gegenüberliegenden Quersteg Aussparung für Öffnungsmechanismus, vier Niet, L. 15 cm, B. 5.5 cm. Beide Seiten unterschiedlich mit Strichen, Kreisbogen und Kreisaugen verziert L. 12 cm. B. 4.8 cm. MA 48084. 9 Ring. Eisen. Reste einer Lederschlaufe. MA 48085. 10 2 Schnallen. Eisen. Nur Bügel, Längsseiten flach ausgehämmert. B. 1.7 cm. B. innen 1 cm. Fragmentiert. MA 48086. Grab 768 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Überlagert Grube 90/G. T. 150 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 185x80 cm. 5 cm und 30 cm von der OWand (!) je ein 10 cm breites max. 3 cm tiefes N-S-Gräbchen. Skelett: Sehr schlecht erhalten, bis auf Langknochen vergangen. Leichte postmortale Verlagerungen, Rückenlage. Mädchen/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 97): Im gesamten Oberkörperbereich Perlen (1). Beim re. Becken Reste einer Schnalle (2). Re. daneben Anhänger (3). Neben li. Oberschenkel untereinanderliegend Gehänge (4–7): zwei Ringe (4), darin Bronzering (5). Unterhalb davon versetzt übereinander liegend zwei weitere Ringe (6–7). (6) über (7). Re. davon Perle und bei den Unterschenkeln zwei weitere Perlen (8). Neben re. Fuss Gefäss (9). Aus der Füllung RS und WS (10). 1 Perlen. MA 48087. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Nur Bügelfragment. L.frag. 2.3 cm. Stark fragmentiert. MA 48088. 3 Scheibenanhänger. Blei. Gelocht. Dm. 2 cm. Gew. 3 g. MA 48089. Gehänge (4–7): 4 2 Ringe. Eisen. Mit 1 cm breitem Lederband verbunden. Mit Lederrest zusammenkorrodiert. US Textilrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 4 cm. MA 48090. 5 Ring. Bronze. Bandförmig, oval zusammengebogen. B. 0.5 cm. Dm. 1.3 cm. MA 48091. 6 Ring. Bronze. Stift, oval zusammengebogen, Enden überlappend. Dm. 1.6 cm. MA 48092. 7 Ring. Bronze. Stift, oval zusammengebogen, Enden überlappend. Dm. 1.5 cm. MA 48093. 8 3 Perlen. MA 48094. 9 Knickwandbecher. Braun. Standfuss, gerade Standfläche, ausschwin-
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gender gerader Rand. Fein bis mittel gemagert, im Bruch schwarz mit rotem Keramikschrot, der an der Oberfläche sichtbar ist. Sehr grobe Ritzverzierung. Obere: Von zwei Linien eingefasstes, mehrbahniges Zickzackband mit Christogramm, jeweils randbegleitend Wellenband. Untere Zone: Grobes Zickzackband mit Orantendarstellung. Scheibengedreht. H. 7.3 cm. Dm. Bauchknick 8.6 cm. Mdm. 8.7 cm. Dm. Standfuss 3.5 cm. MA 48095. RS und WS. RS grautonig mit nach innen geneigter Randlippe. Wohl von Napf. SLT? Füllung. MA 48096.
Grab 769 Erdgrab mit Sarg. T. 90 cm. Rechteckige Grube 200x65 cm. Über O'körper vereinzelte längsgemaserte Holzreste des Sarges, nicht bestimmbar. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Mann/Subadult, 17–20 Jahre. Beigaben (Taf. 97): Längs li. Unterarm Sax (1), Spitze zum Kopf, Schneide re., längs unter (1) und Becken, Kamm mit Etui (2). Im Bauchbereich re. Schnalle (3), Vs., zurückgeklappter Dorn zu den Füssen, mit drei Hafteln (4–6), zwei im Bügel, eine oberhalb (3). Im Bauchbereich quer, oberhalb (3), auf 15x10 cm Tasche (7–10): Messer (10), Ahle (8), Fragment (9) und Silex (10). Aus der Füllung WS (11) u. Tierknochen (12). 1 Sax. Eisen. Entlang Rücken 0.6 cm breite Rinne. Griff mit Holzresten, Klinge mit Lederresten. L. 21.5 cm. Klinge 15.5 cm. B. 2.5 cm. MA 48097. 2 Kamm mit Etui. Einzeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Griffplatte bogenförmig. Gewölbte Deckleisten. Noch vier Niet, 4–5 Zähne/cm. Etui: Noch 2 Niet, nach Dokumentation 12.5 cm lang und 4.2 cm breit. Strichverzierung. Schauseite Etui: Je spiegelverkehrt angeordnet Strich-, Halbkreis- und Kreisaugenverzierung. L. 10 cm. B. 3.4 cm. Fragmentiert. MA 48098. 3 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt langoval. Umlaufender Grat von Dornachse bis Dornrast. Leichte Dorneinschnürung. Dornende fünffach gerippt. B. 3.5 cm. B. innen 2.4 cm. MA 48099. 4 Gürtelhaftel. Bronze. Kopf halbkugelig mit Doppelkrempe. Stecköse. Krempe mit Perldrahtimitation verziert. L. 1.8 cm. Dm. 0.8 cm. MA 48100. 5 Gürtelhaftel. Bronze. Kopf halbkugelig mit Doppelkrempe. Stecköse. Krempe mit Perldrahtimitation verziert. L. 1.7 cm. Dm. 0.9 cm. MA 48101. 6 Gürtelhaftel. Bronze. Kopf halbkugelig mit Doppelkrempe. Stecköse. Krempe mit Perldrahtimitation verziert. L. 1.7 cm. Dm. 0.9 cm. MA 48102. Tascheninhalt (7–10): 7 Messer. Eisen. Lederrest und organische Auflagen. L.frag. 11 cm. B. 2.3 cm. Fragmentiert. MA 48103. 8 Ahle. Eisen. Stift sich beidseitig verjüngend. Ansatz des Holzgriffes um die 5.9 cm lange Griffangel deutlich erkennbar. Holzrest. L.frag. 8.8 cm. Fragmentiert. MA 48104. 9 Fragment. Eisen. Bandförmig, gebogen. L.frag. 1.5 cm. MA 48105. 10 Chalcedon. Grau und weiss. L. 2.3 cm. MA 48106. 11 WS. Füllung. MA 48107. 12 Tierknochen. Füllung. MA 48108. Grab 770 Erdgrab mit Sarg. T. 60 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 180x60 cm. Längsgemaserter Holzrest über Skelett und unter (2). Sargdeckel über der Wirbelsäule und -boden unter Ringen (2 und 7) aus Eichenholz (Quercus sp.cf.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 12–15 Jahre. Beigaben (Taf. 97): Im Halsbereich Perlen (1). Dabei unter Schädel Bronzering (2), möglicherweise Kettenverschluss. Mittig oberhalb Becken, Scheibenfibel, Rs. (3). Holzreste unter der Fibel. Neben li. Knöchel Spinnwirtel (4) und Beschläg (5). Unterhalb davon Knochennadel (6). 10 cm unterhalb (6) Reif (7). 1 Perlen. MA 48109. 2 Ring. Bronze. Oval. Dm. 2.6 cm. MA 48110. 3 Fibel, Scheibenfibel. Bronze. Flache Blechdose aus dünnem Blech zusammengelötet. Nadelhalter und -rast aus Blech, angelötet. US mit einigen Spuren von Lot (Silber?) Spuren einer Eisennadel. Punzverziert, schlecht erhalten. Inhalt der Dose anstehendes feines Sediment (Best. W. Schoch). Dm. 3.3 cm. D. 0.6 cm. Stark fragmentiert. MA 48111.
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Spinnwirtel. Keramik. Rotbraun. Konisch, Unterteil einziehend, Boden leicht nach innen gewölbt. Fein gemagert. Dm. 3.3 cm. D. 1.8 cm. MA 48112. Beschläg. Bronze. Halber Ring mit Ansatz. Querschnitt leicht facettiert. L.frag. 3 cm. B. 0.7 cm. Fragmentiert. Röm? MA 48113. Nähnadel. Knochen. Mit eingesägtem Öhr, Schaft mit facettiertem Querschnitt, Spitze fehlt. L.frag. 5.5 cm. Dm. 0.2–0.4 cm. Fragmentiert. MA 48114. Reif. Bronze. Halber Ring, Querschnitt bandförmig. L.frag. 4.4 cm. MA 48115.
Grab 771 Erdgrab, bei Anlage Grab 657 fast vollständig zerstört. T. 50 cm. Rest einer ovalen Grube. L. noch 60 cm, B. 55 cm. Skelett: Nur noch wenige verstreute Knochenreste. Kind/Subadult, 12 Jahre ± 30 Mte. Keine Beigaben. Grab 772 Erdgrab mit Sarg. Überlagert Grab 761. T. 115 cm. Rechteckige Grube 215x70 cm. Über re. Unterarm Eichenholzrest des Sarges (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, Knochenverband gesamthaft leicht gestört, jedoch ohne äusseren Eingriff, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 98): 30 cm re. u. 10 cm oberhalb Schädel und 20 cm über Sohle Lanzenspitze (1), wohl in Grubennische in Grab 761 liegend (siehe ebd.). Längs li. Seite Spatha (2), Knauf in Schulterhöhe. Li. neben Oberkörper, hochkant stehend deponiert, Schild (3). In der Füllung zwischen Schild (3) und N-Wand Schildbeschläg (4). Auf der Brust, mehrheitlich unter Rippen, Tasche (5–9): Schräg unter re. Brustkorbhälfte Messer mit Bronzeortband (5). Etwas tiefer Taschenbügel (6). Zwischen Messer (5) und Spatha (2) dünnes verziertes Blech (7). Etwas tiefer Silex (8) und Stift (9). Über re. Becken Gürtelschnalle (10). Unter re. Becken Schnalle (11), wohl zur Spathaaufhängung. Aus der Füllung Fragment (12) und 5 WS (13). 1 Lanzenspitze. Eisen. Spitzovales Blatt. Schlitztülle mit Nietloch, facettiert. In Tülle Holzrest. L. 25.8 cm. L. Blatt 13.5 cm. B. 3.8 cm. MA 48116. 2 Spatha. Eisen. Griffangel mit Abdruck einer 0.5 cm breiten Parierstange und Abdruck einer 0.7 cm breiten Knaufplatte aus organischem Material. Griffangelende verstemmt. Damaszierung. Beidseitig Leder-, Fell- und Erlenholzreste (Alnus sp.). L. 92 cm. Klinge 76.5 cm. B. 5.5 cm. MA 48117. 3 Schild. Eisen, Bronze und Holz. Buckel und Fessel. Gerader Rand, leicht einziehende Krampe mit deutlich überkragendem Absatz in konische, wenig gewölbte Haube übergehend. Flacher Schlussknopf. Fünf scheibenförmige, verzinnte Bronzeniet, Dm. 2 cm. Dicke des vernieteten Materials max. 0.7 cm. Dm. 16.5 cm, Höhe 7 cm. Schildfessel entsprechend Schildwölbung leicht gebogen. L. 56 cm. Vier Befestigungsniet: Zwei äussere bronzen, scheibenförmig, verzinnt, Dm. 2 cm, Nietkopf auf Schildaussenseite. Dicke des genieteten Holzes 0.7–0.9 cm. Zwei Eisenniet, Kopf scheibenförmig, Dm. 2 cm, von Schildinnenseite angebracht und an der Schildaussenseite umgebogen. Dicke des genieteten Materials 0.8 cm. Sie waren vom Schildbuckel verdeckt. In der Handhabe längsgemaserter Holzrest eines in der Rundung steckenden Holzes. Nach Verfärbungen im Bereich der Handhabe möglicherweise mit Lederumwicklung. Auf Schildbuckelinnenseite drei Teilbretter des Schildes fassbar. Die Maserung läuft jeweils diagonal zur Fesselachse. 6 Proben, alle Erlenholz (Alnus sp.). Fragmentiert. MA 48118. 4 Schildbeschläg. Eisen, Bronze und Holz. Eisenband zur Verstärkung des Schildes. Band mit 13 Bronzeniet, je zwei gegenüberliegend, eine am Ende, L. 0.9 cm. Niet nach 0.5 cm dickem Schildholz umgeschlagen. L. 14.5 cm. B. 2.5 cm. MA 48119. Tasche (5–9): 5 Messer. Eisen. Spitze fehlt. Darauf fragmentiertes Bronzeortband: 2 bronzene 3 cm lange Randzwingen mit eingeschobenem Blech. Abschluss fehlt. Mit feinen Niet auf Leder befestigt. Rs. nur Eisenkorrosionsprodukte. Randzwingen mit 6 Rillen verziert. Blech mit Punktbändern verziert. Lederreste. Anfang der Lederscheide gut erkennbar. L. 19.4 cm. Fragmentiert. MA 48120. 6 Taschenbügel. Eisen. Enden zu Vogelkopfenden ausgearbeitet. Augen eingepunzt. Daran mit Laschenkonstruktion einfache, ovale Schnalle. Drahtdorn. B. 1.9 cm; B. innen 1.3 cm. L. 14.5 cm. B. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 48121.
lagerungen, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 99): Li. teilweise unter Schädel Kamm (1). Im Becken re. Schnalle (2). Li. (2) zwei Perlen (3). 1 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gewölbte Deckleisten. 5 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. L. 10.4 cm. B. 4.5 cm. MA48134. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval, Dorn fehlt. B. 2.5 cm. B. innen 1.8 cm. Fragmentiert. MA 48135. 3 Perlen. MA 48136. Grab 775 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 125x55 cm. Skelett: Schlecht erhalten, im Oberkörperbereich stark vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 99): Im Becken li. Schnalle (1), Vs. 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval, Teil des Dorns fehlt. Organische Reste. B. 2.4 cm. B. innen 1.6 cm. Fragmentiert. MA 48137.
Grab 761 und 772. M. 1:20. 7
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Blech. Bronze. 2 Nietlöcher, dabei 2 feine Niet, L. 0.9 cm. Eine lag bei Vogelkopf des Taschenbügels. Rand mit Punktband. Holzrest. L. 5 cm. B. 1.8 cm. MA 48122. Silex. Braun. Retuschen. L. 1.8 cm. MA 48123. Stift. Eisen. Spitz zulaufend. L.frag. 2.9 cm. Fragmentiert. MA 48124. Gürtelschnalle. Bronze. Bügel rundstabig, facettiert, eiserner Drahtdorn. B. 3.1 cm. B. innen 1.8 cm. MA 48125. Schnalle. Eisen. Einfach, oval, Querschnitt rundstabig, Drahtdorn. B. 1.8 cm. B. innen 1.4 cm. Stark fragmentiert. MA 48126. Nagel. Eisen. Kopf kugelig. L.frag. 1.1 cm. Füllung. MA 48127. 5 WS. Darunter 1 WS TS ostgallisch und 1 WS helltonige Keramik, am ehesten von Krug. Röm., mittlere Kaiserzeit. Füllung. MA 48128.
Grab 773 Erdgrab mit Sarg. T. 80 cm. Rechteckige Grube 165x60 cm. Unter Messer (3) Laubholzreste. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 99): Neben li. Unterschenkel Bartaxt (1), Schneide zum Schienbein, zum Boden, Schaft zum Kopf. Im Becken re. Schnalle (2), Rs. Im Becken li. in Längsachse Messer (3). Mittig re. neben (3) Schnalle (4), Vs. Aus der Füllung RS (5). 1 Bartaxt. Eisen. Symmetrische Klinge. In Tülle Reste von Hasel (Corylus avellana). L. 10.7 cm. B. 9.1 cm. Gew. 274 g. D. 2.5 cm. MA 48129. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Stark fragmentiert. MA 48130. 3 Messer. Eisen. Dabei nicht näher bestimmbarer Laubholzrest und Lederrest. L.frag. 17.5 cm. B. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 48131. 4 Schnalle. Bronze. Bügel oval, Dornquerschnitt halbrund. B. 1.9 cm. B. innen 1.2 cm. MA 48132. 5 RS. Füllung. MA 48133. Grab 774 Erdgrab mit Sarg. T. 100 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 145x65 cm. Unter Skelett auf 80 cm L. längsgemaserte Holzreste, über Skelett Eichenholz (Quercus sp.). Skelett: Mässig erhalten, leichte postmortale Ver-
Grab 776 Erdgrab. T. 90 cm. Rechteckige Grube 210x65 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Mann/Mann, 55– 64 Jahre. Beigaben (Taf. 99): Im Becken li. Schnalle (1). Innen re. längs Unterarm auf 15x10 cm Tasche (2–8): Messer (2), Spitze zu den Füssen, Feuerstahl (3), Vs., Meissel (4); Zwei Nägel (5; 6); Fragment (7); Silex (8). (4) u. (8) teilweise unter (3). 1 Gürtelschnalle. Rechteckschnalle mit nierenförmigem Beschläg. Eisen. Bügel aus Eisen mit Cloisonné-Einlage. Beschläg mit dreizoniger Cloisonné-Einlage, 3 Bronzeniet. Laschenkonstruktion. Randlich umlaufend Streifentauschierung, Cloisonné. S. Textilkatalog Rast-Eicher und Aufsatz, Bartel Band 1. L. 6.2 cm. B. 4 cm. B. innen 2.3 cm. Nach Röntgenbild gezeichnet. MA 48138. Tasche (2–8): 2 Messer. Eisen. Rücken leicht gebogen. Spitze fehlt. Auf einer Seite Rille. Auf anderer Seite organische Reste mit Abdruck zweier in Längsrichtung parallel verlaufender Lederbänder. L.frag. 13.1 cm. Fragmentiert. MA 48139. 3 Taschenbügel. Eisen. Rücken gewölbt. Ein Ende fehlt. Schnalle mit Laschenkonstruktion befestigt, Bügelquerschnitt vierkantig, B. 2 cm, B. innen 1.3 cm. Dorn innen mit Ledergurtrest. Schauseite ritzverziert: Kleine Diagonalkreuze zwischen zwei Linien. Textil- und Faserrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 9.3 cm. MA 48140. 4 Flachmeissel. Eisen. Klein. Längsgemaserte Holzreste der Schäftung mit deutlich erkennbarem Absatz. L.frag. 7.5 cm. MA 48141. 5 Nagel. Eisen. L.frag. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 48142. 6 Nagel. Eisen. Kopf fehlt. L.frag. 2.6 cm. Fragmentiert. MA 48143. 7 Fragment. Eisen. Flach. Wohl zu Messer (2) gehörig. L.frag. 2.5 cm. MA 48144. 8 Silex. Braun. L.frag. 2.4 cm. MA 48145. Grab 777 Erdgrab mit Sarg. T. 70 cm. Unregelmässig trapezförmige Grube 215x85 (W)/70 (O) cm. Über der Wirbelsäule im Bauchbereich ca. 20x10 cm grosser Eichenholzrest des Sargdeckels (Quercus sp.cf.). Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Erwachsen/ Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 99): Im Bauchbereich Schnalle (1), Dorn nach re. Li. (1) zwei Gürtelhaften (2; 3), Spitzen nach li. (1–3) Vs. In der Füllung Tierknochen (4). 1 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Bronze, «Weissmetall». Bügel facettiert, Dorn facettiert, Dornhaken fehlt. RFA der Oberfläche: Sehr zinnreiche Bronze mit einigen Prozent Pb und Spuren Ag, Zn (Best: A. Voûte). B. 3.4 cm. B. innen 2 cm. MA 48146. 2 Haftel. Bronze, «Weissmetall». Schildförmig, Stecköse. L. 1.7 cm. D. 1 cm. MA 48147. 3 Haftel. Bronze, «Weissmetall». Schildförmig, Stecköse. L. 1.8 cm. D. 1 cm. MA 48148. 4 Tierknochen. Füllung. MA 48149. Grab 778 Erdgrab. T. 45 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 195x65 cm. Skelett: Schlecht erhalten, li. Brustseite fehlt, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–29 Jahre.
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Beigaben (Taf. 99): Re. (1) und li. (2) jeweils unter Schädel Ohrring. Im Becken Schnalle (3), Rs. 1 Drahtohrring. Bronze. Mit Polyederknopf. Stark vergangen, nur noch Knopf mit Ansatz vorhanden. L.frag. 1.2 cm. Fragmentiert. MA48150. 2 Drahtohrring. Bronze. Mit Polyederknopf. Stark vergangen, nur noch Knopf mit Ansatz vorhanden. L.frag. 1.6 cm. Fragmentiert. MA48151. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Bügelquerschnitt rundstabig. B. 2.7 cm. B. innen 2.1 cm. Fragmentiert. MA 48152. Grab 779 Erdgrab. T. 70 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 205x50 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 99): Im Halsbereich Perlen (1), neben li. Oberschenkel Kamm (2), der nicht mehr geborgen werden konnte. 1 Perlen. MA 48153. 2 Kamm. Knochen. Nicht zu bergen. L. 10 cm. Stark fragmentiert. MA 48154. Grab 780 Erdgrab mit Sarg. Vom Bagger gestört. T. 40 cm. Hochliegendes Grab, WTeil abgebaggert. Ovale Grube. L. noch 190 cm, B. in O-Hälfte 50 cm. Über Skelett mehrere längsgemaserte Tannenholzreste des Sarges (Abies alba). Skelett: Nur noch re. Unterarm, re. Bein und li. Unterschenkel. In situ verbliebenes Skelett gut erhalten, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 99): Längs neben re. Ellenbogen Messer (1), Spitze zum Kopf. Quer unterhalb re. Fusses Stift (2). 1 Messer. Eisen. Rücken zur geraden Schneide ziehend. Textilreste. Griff mit Holzresten. L.frag. 11.5 cm. B. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 48155. 2 Stift. Eisen. Beide Enden spitz zulaufend. Ein Ende gebrochen. L.frag. 7.2 cm. Fragmentiert. MA 48156. Grab 781 Erdgrab. T. 60 cm. Rechteckige Grube 180x50 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, im Oberkörperbereich stark vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 99): Beim li. Unterarm Schnallenbügel (1), Vs. Beim re. Unterarm quer grosser Nagel (2) und Stab (3). 1 Schnallenbügel. Bronze. Querschnitt viertelskreisförmig. B. 3.2 cm. L.W. 2.2 cm. MA 48157. 2 Grosser Nagel. Eisen. Kopf dachförmig. L. 10.5 cm. MA 48158. 3 Stab. Eisen. Spitz zulaufend. L.frag. 4.1 cm. Fragmentiert. MA 48159. Grab 782 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 730 überlagert. T. 65 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 185x55 cm. Neben li. Oberschenkel längsgemaserter Holzrest. Skelett: Schlecht erhalten, stark vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 99): Im Halsbereich Perlen (1), im Becken li. Schnalle (2), Vs. 1 Perlen. MA 48160. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Teil des Dornes fehlt. Lederrest. US Textilrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.1 cm. B. innen 2 cm. MA 48161. Grab 783 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 200x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Mann/Mann, 40– 49 Jahre. Beigaben (Taf. 99): entlang der li. Seite Spatha (1), Spitze in Kniehöhe, Griff zwischen Körper und Oberarm, li Unterarm über Spatha. Re. parallel zu (1) Messer (2), Spitze zum Kopf, Unterarm über Klinge. Mittig re. neben (2) unter li. Unterarm Schnalle (3), Vs., Dorn nach re. 1 Spatha. Eisen. Griffende verstemmt. Wenige organische Reste: Leder und Buchenholz der Scheide (Fagus silvatica). L. 83 cm. Klinge 72 cm. B. 3.8 cm. MA 48162. 2 Messer. Eisen. Dabei 3.1 cm langes Stiftfragment. L. 17.5 cm. Fragmentiert. MA 48163. 3 Schnalle. Bronze. Querschnitt viertelkreisförmig. Eisendorn. B. 1.7 cm. B. innen 1.1 cm. MA 48164. Grab 784
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Erdgrab. Vom Bagger gestört. T. 50 cm. Unregelmässig rechteckige, im O-Teil gestörte Grube. Noch 135x50 cm. Skelett: Nur Lang- und Schädelknochen sehr schlecht erhalten, Unterschenkel fehlen. Soweit in situ, gestreckte Rückenlage erkennbar, re. Hand auf Brust. Mann/Mann?, 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 100): Längs re. Oberschenkel Sax (1), Spitze nach unten, Schneide nach re. Re. neben Griff schildförmige Haftel (2), spitzes Ende nach oben. Über den unteren Klingenteil (1) auf 20x10 cm eine Tasche (3– 16): Von oben nach unten Niet (3); Bronzeniet (4); Silex (5); zwei Fragmente (6; 7); Perle (8); Stift (9); Münze (10); drei Fragmente (11–13); Silex (14) und Fragment (15) und Reste eines Kammes (16). 1 Sax. Eisen. Spitze nicht erhalten, Griff unvollständig. Griff wenig Holzreste. L. 37 cm. L.frag. 35.5 cm. B. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 48165. 2 Haftel. Silber. Schildförmig. Stecköse fehlt. L. 2.8 cm. Gew. 3.8 g. Fragmentiert. MA 48166. Tascheninhalt (3–16): 3 Niet. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 0.7 cm. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 48167. 4 Niet. Bronze. MA 48168. 5 Silex. Braun. L. 2.8 cm. MA 48169. 6 Fragment. Eisen. Stiftförmig. L.frag. 1.6 cm. MA 48170. 7 Fragment. Eisen. L. 1.3 cm. MA 48171. 8 Perle. Glas. Kobaltblau. Transluzid. B. 0.3 cm. Dm. 9.9 cm. MA48172. 9 Stift. Eisen. Bandförmig, sich verjüngend. L. 3.7 cm. B. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 48173. 10 Münze, As(?). 1.–3. Jh.(?). Beilage: Fünf Eisenteile. MA 48174 11 Fragment. Eisen. Flach. L.frag. 2.4 cm. MA 48175. 12 Fragment. Eisen. Flach. L.frag. 2 cm. MA 48176. 13 Fragment. Eisen. Stiftförmig. L.frag. 3.8 cm. MA 48177. 14 Silex. Braun. Teile von 13 ankorrodiert. L. 2.6 cm. MA 48178. 15 Fragment. Bronze. Kantig. L.frag. 1.8 cm. MA 48179. 16 Kamm. Dreilagenkamm. Geweih, Rothirsch. 2 Bruchstücke. 4 Zähne/ cm. L.frag. 2.4 u. 2.2 cm. Stark fragmentiert. MA 48180. Grab 785 Erdgrab mit Sarg. T. 70 cm. Rechteckige Grube 135x35 cm. Über Funden längsgemaserte Eichenholzreste des Sarges (Quercus sp.). Skelett: Fast vollständig vergangen, wohl gestreckte Rückenlage. Mädchen/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben (Taf. 100): Li. vom Schädel Gefäss (1) und Deckel (2). Im Brustbereich Perlen (3), dabei Münze (4). In Beckenhöhe re. Fragment (5). 10 cm unterhalb (5) zwei Ringe (6) und Gehängestab (7). Aus Füllung RS (8). 1 Henkelgefäss. Rotbraun bis schwarz. Handgemachte Ware, schlecht erhalten, vom Erddruck verzogen. Gerade Standfläche, gedrungener, bauchiger Körper, Rand gerade. Ansatz des Bandhenkels oberhalb Bauchumbruch und unterhalb Rand. Niedrig gebrannte, grob gemagerte Keramik, glimmerhaltig. Dm. Boden 5.5 cm, Dm. 11.5 cm, Mdm. 5 cm, H. 9 cm, B. Henkel 2 cm. Fragmentiert. MA 48181. 2 Deckel. Handgemachte Ware. Konisch mit knopfförmigem Abschluss. Rote, im Kern schwarze, grob gemagerte Keramik, glimmerhaltig, rauhe Oberfläche. Dm. 7 cm, Dm. Knopf 3 cm, Höhe 4.5 cm, Dm. 7 cm. MA 48182. 3 Perlen. MA 48183. 4 Münze, AE II oder AE III. 4. Jh. MA 48184. 5 Fragment. Eisen. Stiftförmig mit 0.8 cm breitem Blech zusammenkorrodiert. L. 4.2 cm. MA 48185. 6 Grosser Ring mit kleinem Doppelring. Bronze. Oval zusammengebogener Vierkantstift. Daran doppelt zusammengerollter Blechstreifen von 1.7 cm Dm. und 0.3 cm Breite. Dm. 3 cm. MA 48186. 7 Gehängestab. Eisen. Umgebogene Öse, daran spitz zulaufendes Fragment. Daran Holzreste. L.frag. 1.3; 1.1 cm. MA 48187. 8 RS. Füllung. MA 48188. Grab 786 Steinkiste C. Überlagert Grab 818. 1867 gegraben. T. 55 cm. Steinkiste aus unbehauenen, verschieden grossen Kalksteinen. Einlagig. An den Stirnseiten je eine hochkant stehende Platte. N-Seite nur in O-Hälfte intakt. Abmessung innen ca. 210x60 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, li. Oberarm liegt schräg über Brust und Bauch, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 100): Re. (1) und li. (2) des Schädels Ohrring. Neben dem re. Oberschenkelhals Schnalle (3). An der li. Körperseite Fragment (4). Aus-
serhalb zwischen nördlicher Grubenwand und Steinsetzung in der Füllung Reste eines Henkelkruges (5). Aus der Füllung Scherbe (6). 1 Drahtohrring. Bronze. Hinteres Ende leicht verjüngend. Vorderes Ende und drei weitere Zonen mit Strichgruppen verziert, ca. je 7 Rillen. Dm. 4.2 cm. Fragmentiert. MA 48189. 2 Drahtohrring. Bronze. Enden überlappend. Vorderes Ende und drei weitere Zonen mit Strichgruppen verziert, ca. je 7 Rillen. Dm. 4.3 cm. MA 48190. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval, Bügel bandförmig. Drahtdorn. Fragmentiert. MA 48191. 4 2 kleine Fragmente. Eisen. L.frag. 1.1; 1.2 cm. MA 48192. 5 Krug. Kragen und Henkelansatz von einhenkeligem Krug, runder gerader Rand. Rottonige, abgeriebene Ware. Fragmentiert. Röm., späte Kaiserzeit. Füllung. MA 48193. 6 WS. Terra Sigillata. Stark abgeriebener, hellroter Überzug. Sehr späte Ware! Röm., späte Kaiserzeit. Füllung. MA 48194. Grab 787 Erdgrab. T. 55 cm. Nur teilweise erkennbare, unregelmässig rechteckige Grube, etwa 190x70 cm. Skelett: Nur Langknochen, schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Keine Funde. Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 788 Steinkiste A, 1867 gegraben. Überlagert Grab 789. T. 50 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus gleichmässigen Kalksteinen. Bis zwei Lagen erhalten. NO- Ecke fehlt. Abmessung innen 200x60 cm. S-Seite durch Hangdruck etwas ins Grab gedrückt. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, Rückenlage mit nach re. angewinkelten Beinen. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 100): Im Halsbereich Perlen (1). 1 Perlen. MA 48195. Grab 789 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 788 überlagert und gestört. T. 55 cm. Grube im S-Teil wegen Überlagerung kaum erkennbar. Rechteckige Grube 190x70 cm. Unter (1; 2) längsgemaserte Holzreste. Skelett: Schlecht erhalten, re. Körperhälfte bis auf Unterschenkel bei Anlage von Grab 788 entfernt. Rest in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 100): Zwischen den Oberschenkeln, unterhalb des Beckens untereinander Gehänge (1–11): Ring (1), Nadel (2), in Längsachse, Spitze (2) über (1), Öse von (2) auf Knochenscheibe (3). Re. (2) Hülse und Schlaufe (4). Unterhalb (3) vier Objekte einer Tasche (5–11): Bleiblech (5); Münze (6); Glasscherbe (7) und Fragment (8). Bei (5–8) Spinnwirtel (9). Re. neben (4) Spuren eines Kamms (10) und Weihrauch (11). Gehänge (1–11): 1 Ring. Bronze. Massiv. Gegenständige Reste und Abdrücke eines 1.3 cm und 1.1 cm breiten Lederbandes (Best. W. Schoch). Dm. 6 cm. MA 48196. 2 Nadel. Bronze. Umgebogene Öse. Schaft tordiert. L. 8.7 cm. MA 48197. 3 Zierscheibe. Geweih (wahrscheinlich Rose), Rothirsch. Gelocht. Mit konzentrischen Kreisen und Kreisaugen verziert. Zweite Seite mit konzentrischen Kreisen und vierblättrigen Rosetten verziert. Dm. 6 cm. D. 0.3 cm. Fragmentiert. MA 48198. 4 Hülse und Schlaufe. Eisen. Halbe Hülse, Dm. 3 cm und B. 1.4 cm. Schlaufe aus Blechstreifen zusammengebogen, L. 3.9 cm, B. 0.9 cm sowie Blech, L. 1.7 cm, B. 1 cm. Fragmentiert. MA 48199. Tascheninhalt (5–9): 5 Blech. Blei. L. 3.7 cm. B. 1.5 cm. Gew. 9 g. MA 48200. 6 Münze, As des Traianus (98–117). Rom, 103–111(?). MA 48201. 7 WS. Glas. Grünlich. Transluzid, fast blasenfrei. Von Rippenschale. Form AR 2. Isings 3. L.frag. 2.7 cm. Röm., frühe Kaiserzeit. MA48202. 8 Scheibe. Eisen. Nur Oxidspur in Sediment. Textilreste. Fragmentiert. MA 48203. 9 Spinnwirtel. Keramik. Rotbraun bis schwarz. Klein, konisch mit scharf einziehendem Unterteil und nach innen gewölbtem Boden. Grob gemagert. Dm. 2.1 cm. D. 1.4 cm. MA 48204. 10 Kamm. Knochen. Nur Spuren, nicht geborgen. Stark fragmentiert. MA 48205. 11 Weihrauch. Probe organischen Materials aus Tasche (Best. W. Schoch). MA 48206.
Grab 790 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 170x45 cm. Skelett: Bis auf Langknochen vergangen. Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 11 Jahre ± 30 Mte. Beigaben: Li., teilweise unter Schädel Kamm (1). 1 Kamm. Dreilagenkamm. Knochen. Fragmente und Reste von Eisenniet. Stark fragmentiert. MA 48207. Grab 791 Erdgrab. Rechteckige Grube 215x55 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Frau/Frau, 20–24 Jahre. Beigaben (Taf. 100): Im Halsbereich Perlen (1). Beim Becken re. Schnalle (2). Neben li. Oberschenkel Gehänge (3–4): 2 Ringe (3) mit vielen Textilspuren. Reste von Kettengliedern (4). Li. des li. Knies 2 Glasscherben (5– 6). 1 Perlen. MA 48208. 2 Gürtelschnalle. Rechteckschnalle. Eisen, Glas, Almandin. Bügel aus Eisen mit Cloisonnéeinlage. Auf linker Seite fehlen gemäss Röntgenbild die Einlagen und das Zellwerk. Auf dem Dorn ist eine Einlage grünen Glases erhalten. Sie hat eine Fassung aus Bronzeblech. Unter Dorn ist Einlage aus grünem opakem Glas. Weitere Einlagen sind Almandine. Die Bügelkante weist leere Kerben für Tauschierungen auf. Schnalle in dickem Paket verschiedener Textilreste. Lederreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.8 cm. Stark fragmentiert. Nach Röntgenbild gezeichnet. MA 48209. Gehänge (3–4): 3 2 Ringe. Eisen. Textilspuren, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Stark fragmentiert. Nach Röntgenbild gezeichnet. MA 48210. 4 Stab. Eisen. Dazu diverse nicht mehr zuweisbare Fragmente, wohl Reste von Kettengliedern. L.frag. 1.6 cm. Fragmentiert. MA 48211. 5 WS. Glas. Grünblau. Transluzid, blasenfrei. Form nicht mehr zu bestimmen. L.frag. 1.7 cm. D. 0.4 cm. Röm? MA 48212. 6 WS Glas. Transluzid, blasenfrei, verwittert. Fensterglas? L.frag. 3.8 cm. D. 0.4 cm. Röm. MA 48213. Grab 792 Erdgrab. T. 60 cm. Rechteckige Grube 210x60 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, Rückenlage. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 100): Im Hals- und Brustbereich Perlen (1). Unterhalb Becken Schnalle (2). Beim li. Knie Wirtel (3). 1 Perlen. MA 48214. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Vierkantiger Bügelquerschnitt. B. 4.5 cm. B. innen 3.5 cm. Stark fragmentiert. MA 48215. 3 Wirtel. Glas. Grünlich. Transluzid, blasenreich. Fünfrippig. Dm. 2.7 cm. D. 2.3 cm. Stark fragmentiert. MA 48216. Grab 793 Erdgrab, O-Hälfte gestört durch Suchgraben 1867. T. 55 cm. Von der 50 cm breiten ovalen Grube nur noch 75 cm im W erhalten. Skelett: Nur noch Oberkörper sehr schlecht erhalten, grösstenteils vergangen, wohl gestreckte Rückenlage. Knabe/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 100): Beim li. Unterarm querliegend Messer (1), beim re. Unterarm in Längsachse Pfeilspitze(2). Oberhalb (2) Schnalle (3). 1 Messer. Eisen. L. 14 cm. L.frag. 4.7 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 48217. 2 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmig. L.frag. 5.8 cm. Fragmentiert. MA 48218. 3 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. Nicht mehr zu bergen. B. 3.8 cm. B. innen 2.5 cm. Stark fragmentiert. MA 48219. Grab 794 Erdgrab. Fast vollständig abgebaggert. T. 15 cm. Keine Grube erkennbar. Skelett: Lediglich re. Unterschenkel und Teile des li. Oberschenkels sehr schlecht erhalten. Erwachsen/Erwachsen, 20–39 Jahre. Keine Beigaben. Grab 795 Erdgrab. Baggerstörung. T. 45 cm. Rechteckige Grube, noch 170x60 cm. Skelett: Schlecht erhalten, Rückenlage. Beine leicht nach re. angewinkelt. Mann/Frau?, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 101): Längs re. Unterarm Sax (1), Spitze zu den Füssen, Schneide nach li. Li. (1) Tasche (2–12): Schräg über Klinge Messer (2),
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Feuerstahl (3), 2 Nägel (4), parallel zur Griffangel Pfriem (5), dabei Fragment (6) und 3 Silices (7–9). Zur Tasche gehören Schnalle (10), Fragment (11) und Bleischeibe (12), sie wurden aber nicht in situ geborgen. Aus der Grabfüllung Nagel (13) und Ziegelfragment (14). 1 Sax. Eisen. L. 31.5 cm. B. 3 cm. MA 48220. Tascheninhalt (2–12): 2 Messer. Eisen. L. 10.5 cm. Stark fragmentiert. MA 48221. 3 Feuerstahl. Eisen. Mittelteil verbreitert, Enden umgebogen. L.frag. 8.7 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 48222. 4 2 zusammenkorrodierte Nägel. Eisen. Einer mit umgebogener Spitze, anderer ohne Kopf. L.frag. 4; 4.4 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 48223. 5 Pfriem. Eisen. Öse umgebogen. Organische Reste. L.frag. 8 cm. Stark fragmentiert. MA 48224. 6 Fragment. Eisen. L.frag. 2.9 cm. MA 48225. 7 Silex. Beige mit roten Einschlüssen. L. 2.8 cm. MA 48226. 8 Silex. Braun. Mit Rinde. L. 3 cm. MA 48227. 9 Silex. Braun. Mit Rinde. L. 3.2 cm. MA 48228. 10 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. Nicht in situ geborgen, aber zu Tasche. B. 2.3 cm. B. innen 1.4 cm. MA 48229. 11 Fragment. Eisen. Nicht in situ geborgen, aber zu Tasche. L.frag. 1.8 cm. B. 1.7 cm. MA 48230. 12 Scheibe. Blei. Gelocht. Nicht in situ geborgen, aber zu Tasche. Dm. 1.5 cm. Gew. 2.7 g. D. 0.2 cm. MA 48231. 13 Nagel. Eisen. L.frag. 5.3 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 48232. 14 Ziegelbruchstück. Füllung. MA 48233. Grab 796 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 185x65 cm. Neben Grab dunkle Verfärbung organischen Materials, das in der Grabfüllung wieder zu finden ist. Das Material war botanisch nicht bestimmbar. Skelett: Sehr schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage, beide Hände im Becken. Frau/Frau, 25–34 Jahre. Beigaben (Taf. 101): Beim Hals Perlen (1). Im Becken li. Schnalle (2), Vs., Dorn re. Neben li. Becken Gehänge (3–4) mit Ring (3) und unterhalb (3) Wirtel (4). 1 Perlen. MA 48234. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt flachoval. Über Dorn Reste eines Lederriemens. B. 4.4 cm. B. innen 3.2 cm. MA48235. Gehänge (3–4): 3 Ring. Eisen. Organische Auflagen. Dm. 7.5 cm. MA 48236. 4 Wirtel. Geweih, Rothirsch. Konisch, abgerundet, mit Durchlochung. US mit konzentrischen Kreisen verziert. Dm. 3.5 cm. D. 1 cm. MA 48237. Grab 797 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Bestattung Ost-West-orientiert. T. 90 cm. Rechteckige Grube 190x65 cm. 20 cm von W- und 40 cm von O-Wand auf der Grabsohle ein 55 cm bzw. 60 cm, max. 10 cm breites, max. 4 cm tiefes N-S-Gräbchen. Skelett: Sehr schlecht erhalten, stark vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Knabe/Subadult, 9 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 101): Im Becken re. auf 10x8 cm Tasche (1–14): Taschenschnalle (1), Vs.; Pfeilspitze (2); zwei Nägel (3; 4); zwei Nagelfragmente (5; 6); drei nicht anpassende Feuerstahlfragmente (7–9); fünf Stabfragmente (10); Fragment (11) und sechs Silices (12–14). Bei den Füssen zwei längliche Fragmente (15–16). Tasche (1–14): 1 Schnalle. Rechteckschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt abgeschrägt. B. 1.7 cm. B. innen 0.9 cm. MA 48238. 2 Pfeilspitze. Eisen. Blatt weidenblattförmig. Schlitztülle. L. 7 cm. MA 48239. 3 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 4.9 cm. MA 48240. 4 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L. 4.7 cm. MA 48241. 5 Nagel. Eisen. Nur Kopf scheibenförmig. Dm. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 48242. 6 Stift. Eisen. L.frag. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 48243. 7 Feuerstahlfragment. Eisen. Bandförmig. L.frag. 3.8 cm. B. 1.4 cm. MA 48244. 8 Feuerstahlfragment. Eisen. Spitzes Ende. L.frag. 2.7 cm. MA 48245. 9 Feuerstahlfragment. Eisen. Spitzes Ende. L.frag. 1.8 cm. MA 48246. 10 5 Stabfragmente. Eisen. L.frag. 1.6; 1.4; 1.3: 1.2: 1.2; 1.1 cm. MA 48247.
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Fragment. Eisen. Textil- und Lederrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 2.5 cm. B. 1.9 cm. MA 48248. Silexklinge. Hellbraun marmoriert. L. 3.7 cm. MA 48249. Chalcedon. Beige. Mit Rinde. L. 2.6 cm. MA 48250. 4 Chalcedon. Braun. Mit Rinde. L. 1.9; 1.8; 1.6; 1.5 cm. MA 48251. Fragment. Eisen. Nicht mehr bestimmbar. MA 48252. Fragment. Eisen. Nicht mehr bestimmbar. Organische Reste. MA 48253.
Grab 798 Erdgrab. Von Grab 802 überlagert. T. 65 cm. Unregelmässige, rechteckige 150x65 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, stark vergangen, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 8 Jahre ± 24 Mte. Keine Beigaben. Grab 799 Erdgrab, 1867 und vom Bagger gestört. T. 50 cm. Grubengrenze nicht erkennbar. Skelett: Fast vollständig abgebaggert. Kind/Erwachsen, 20–24 Jahre. Keine Beigaben. Grab 800 Erdgrab. T. 50 cm. Rechteckige Erdgrube 145x50 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 5 Jahre ± 18 Mte. Beigaben: Im Bauchbereich Reste einer Schnalle (1). Unterhalb der Füsse Kamm (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. In situ erkennbar, erhalten wenige Reste. Organische Reste. Stark fragmentiert. MA 48254. 2 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Erhalten 1 Bronzeund zwei Eisenniet. L. 11 cm. Fragmentiert. MA 48255. Grab 801 Erdgrab. Überlagert Grab 818. T. 40 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 210x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau?, 21–25 Jahre. Beigaben (Taf. 101): Unter dem Schädel re. Ohrring (1). Am Hals Perlen (2). 1 Drahtohrring. Bronze. Häckchenverschluss. Öse plattgehämmert und gelocht. Dm. 5.3 cm. MA 48256. 2 Perlen. MA 48257. Grab 802 Erdgrab. Überlagert Gräber 798 und 814. T. 60 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 140x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, Oberkörper in situ, re. Oberschenkel über li. Beckenschaufel, Rückenlage. Kind/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 101): Im Becken Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Mit festem Beschläg. Bügelquerschnitt bandförmig. Beschläg mit Loch für Dorn, L. Beschläg 2.6 cm, B. Beschläg 1.8 cm. Rs. mit Spuren von Kupferlot. Fragmentiert. MA 48258. Grab 803 Erdgrab. Vom Bagger gestört, von Grab 804 überlagert. T. 45 cm. Abmessung der Grube wegen der Überlagerung von N-Seite und der Baggerstörung der O-Hälfte nicht anzugeben. Noch 130x50 cm. Skelett: Nur Oberkörper schlecht erhalten und in situ, gestreckte Rückenlage, Unterkörper fehlt grösstenteils. Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 804 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Bagger leicht gestört. Überlagert Grab 803. T. 60 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 200x60 cm. An der S-Wand, 45 cm von der SO-Ecke, ca. 20x10 cm grosser längsgemaserter Holzrest. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, re. Hand im Becken. Erwachsen/Frau?, 30–39 Jahre. Keine Beigaben. Grab 805 Steinkiste. 1867 angegraben. Überlagert Grab 806. T. 25 cm. An der S-Seite, in Höhe des Oberkörpers vier sorgfältig gesetzte, einlagige Kalksteine. Die restliche Steinsetzung wurde 1867 entfernt. Skelett: Nur Unterschenkel sehr schlecht erhalten, in situ. Wohl gestreckte Rückenlage. Oberkörper fehlt. Erwachsen/Subadult, 14–18 Jahre. Beigaben (Taf. 101): Beim li. Oberschenkel Messer (1), Spitze unten. Aus
der Füllung drei neuzeitliche Ziegelbruchstücke (2). 1 Messer. Eisen. L.frag. 8.5 cm. Stark fragmentiert. MA 48259. 2 3 Ziegelbruchstücke. Neuzeitlich. MA 48260. Grab 806 Erdgrab. Von Grab 805 überlagert, vom Bagger gestört. T. 30 cm. Grube nicht feststellbar. O-Hälfte von Grab 805 überlagert. Skelett: Sehr schlecht erhalten, nur Beine und li. Arm in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/ Mann, 18–21 Jahre. Keine Beigaben. Grab 807 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 100 cm. Rechteckige Grube 155x60 cm. 25 cm von der W- und 30 cm von der O-Seite, quer über Sohle 10 cm breites und bis zu 6 cm tiefes N-S-Gräbchen. Skelett: Sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 6 Jahre ± 24 Mte. Beigaben (Taf. 101): Im Becken Schnalle (1). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt bandförmig. Reste des Lederriemens. B. 3.6 cm. B. innen 2.4 cm. MA 48261. Grab 808 Steinkiste mit Sarg oder Totenbrett. 1867 gegraben. T. 55 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus gleichmässigen Kalk- und Sandsteinen. Noch zwei Lagen erhalten. Abmessung innen 205x50 cm. S-Seite durch Hangdruck leicht ins Grab geschoben. Direkt an W- und 10 cm von O-Seite ein quer über die Grube laufendes, 25 cm breites, bis zu 5 cm tiefes Gräbchen. An N-Seite in Höhe O'arm zwei oder drei Steine ausgebrochen. Skelett: Mässig erhalten, nur leicht gestört, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben: Längs li. Oberschenkel, 15 cm oberhalb Knie Verfärbung eines Messers (1). 1 Messer. Eisen. Nur Spuren, 1867 entfernt. L. 13 cm. MA 48262. Grab 809 Steinkiste A mit Sarg. T. 50 cm. Sorgfältig gefügte Steinkiste aus gleichmässigen Kalksteinen. Noch drei Lagen erhalten. Abmessung innen 175x50 cm. S-Wand durch Hangdruck ins Grab geschoben. Beim li. Fuss Spuren eines N-S verlaufenden Gräbchens. Über dem Skelett mehrere grosse, längsgemaserte Holzreste. An der S-Wand zwischen erster und zweiter Lage Tannenholzreste des Sargdeckels (Abies alba). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Subadult, 15–18 Jahre. Beigaben (Taf. 101): Am li. Ringfinger Fingerring (1). Längs neben li. Oberschenkel, 10 cm oberhalb Knie Messer (2). Beim re. Fuss Ahle (3). Zwischen re. Oberarm und Körper Nagel (4). 1 Fingerring. Bronze. Zusammengebogen. Dm. innen 1.6 cm. MA 48263. 2 Messer. Eisen. Rücken zur Schneide ziehend. Auf Griffzunge Holzreste. L.frag. 14.5 cm. Fragmentiert. MA 48264. 3 Ahle. Eisen. Reste der Holzschäftung (Alnus sp.). L.frag. 4.4 cm. B. 0.6 cm. MA 48265. 4 Nagel. Eisen. Holzrest. L.frag. 2 cm. MA 48266. Grab 810 Erdgrab mit Sarg. T. 110 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 230x100 cm. Mittig mit O-Wand abschliessend eine 215x70 cm grosse, bis zu 17 cm tiefe Sarggrube. Quer über Sohle 40 cm von W- und 30 cm von O-Seite ein 90 cm und 80 cm langes, max. 10 cm breites und bis zu 5 cm tiefes Gräbchen. Skelett: Sehr schlecht erhalten. Teilweise verlagert, re. Oberschenkel beim Schädel, li. Becken neben re. Unterschenkel, jedoch keine Hinweise auf Beraubung. Rückenlage. Frau/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 101): Beim Schädel Perlen (1). Im Bauchbereich re. Schnalle (2), Vs. Messer (3) quer unterhalb li. Becken. Ein Ring (4) im Bauchbereich li. 1 Perlen. MA 48267. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Drahtdorn. Stark fragmentiert. MA 48268. 3 Messer. Eisen. Holzreste an Griffangel. L.frag. 5.5; 3 cm. Stark fragmentiert. MA 48269. 4 Ring. Knochen. Nicht mehr zu bergen. Nach Abdruck in situ Dm. 5 cm, Dm. innen 2.5 cm. MA 48270. Grab 811 Erdgrab. T. 140 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 155x50 cm. Skelett: Schlecht erhalten, verlagert, wohl gestreckte Rückenlage. Kind/Subadult, 7 Jahre ± 24 Mte.
Beigaben (Taf. 101): Im Brustbereich Perlen (1). Bei Beinen: Perle (2) und zwei Fragmente (3; 4). 1 Perlen. MA 48271. 2 Perle. MA 48272. 3 Fragment. Eisen. Nur Spuren. Nicht zu bergen. MA 48273. 4 Fragment. Eisen. Nur Spuren. Nicht zu bergen. MA 48274. Grab 812 Erdgrab mit Sarg. T. 80 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 230x100 cm. In SW- u. NO-Ecke Kalksteine. Unter (2)–(10) und über (13)–(16) u. (22) längsgemaserte Eichenholzreste des Sarges (Quercus sp.). Skelett: Sehr schlecht erhalten, Becken verschoben, Oberschenkel verlagert über Unterschenkel, Rückenlage. Mann/Mann, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 102): Spatha (1) längs re. Oberkörper, Knauf in Schädelhöhe. In Bauch- bzw. Beckengegend re. Schilddorn (2) und sechs Gürtelhafteln (3–8). Dabei zwei Fragmente (9; 10). Bei li. Schulter zwei Niete (11; 12). Im Becken li. vier Niet (13), im Viereck 2x2.5 cm angeordnet. Etwas oberhalb Niet (14) u. -fragment (15) sowie zwei Niet (16–17) und Niet mit Unterlegeplättchen (18). Im Becken li. Tasche (19–25): Münze (19), Silex (20), Messer (21), Blech (22), Ahle (23) und Fragmente (24– 25). 1 Spatha. Eisen. Dachförmiger Knauf aus Kupferlegierung. Griffangel verstemmt. Abdruck einer 0.6 cm dicken Knaufplatte aus organischem Material. Damaszierung. Beidseitig der Klinge längsgemaserte Erlenholzreste (Alnus sp.), Lederreste und organische Auflagen. L. 88 cm. Klinge 78 cm. L. Knauf 3.3 cm. B. Knauf 1 cm. B. 5.6 cm. Fragmentiert. MA 48275. 2 Schilddorn einer Schnalle. Bronze. Flach, Dornhaken fehlt. Auf Dornschild Maske mit umlaufendem Perlrand. L. 3.8 cm. Fragmentiert. MA 48276. 3 Haftel. Bronze. Massiv halbrunder Kopf mit gekerbter Krempe. Öse unvollständig. L.frag. 1.4 cm. Dm. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 48277. 4 Haftel. Bronze. Massiv halbrunder Kopf mit gekerbter Krempe. Öse unvollständig. L.frag. 1.5 cm. Dm. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 48278. 5 Haftel. Bronze. Massiv halbrunder Kopf mit gekerbter Krempe. L. 1.4 cm. Dm. 1.3 cm. MA 48279. 6 Haftel. Bronze. Massiv halbrunder Kopf mit gekerbter Krempe. L. 1.4 cm. Dm. 1.3 cm. MA 48280. 7 Haftel. Bronze. Massiv halbrunder Kopf mit gekerbter Krempe. Öse unvollständig. L.frag. 1.2 cm. Dm. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 48281. 8 Haftel. Bronze. Massiv halbrunder Kopf mit gekerbter Krempe. L. 1.6 cm. Dm. 1.3 cm. MA 48282. 9 Fragment. Bronze. Reste eines Schnallenbügels? L.frag. 1.6 cm. B. 1.1 cm. MA 48283. 10 Fragment. Bronze. Stiftförmig. Reste eines Schnallenbügels? L.frag. 1.4 cm. MA 48284. 11 Niet. Bronze. Silberziernietkappe. Bronzener Nietstift mit Lot in Zierkappe befestigt. Dm. 0.7 cm. D. 0.7 cm. MA 48285. 12 Niet. Bronze. Silberziernietkappe. Nietstift ausgefallen, Aussparung im Lot sichtbar. Dm. 0.8 cm. D. 0.4 cm. Fragmentiert. MA 48286. 13 4 Niet. Bronze. L.frag. 0.6; 0.5; 0.5; 0.4 cm. MA 48287. 14 Niet. Bronze. Silberziernietkappe nur teilweise erhalten. Bronzener Nietstift. Dm. 0.8 cm. D. 0.6 cm. MA 48288. 15 Fragment. Bronze. L.frag. 0.6 cm. MA 48289. 16 Niet. Bronze. Kopf scheibenförmig. L. 0.6 cm. Dm. 0.9 cm. MA48290. 17 Niet. Bronze. Silberziernietkappe unvollständig. Nietstift verdickt. L. 0.6 cm. Dm. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 48291. 18 Nietstift. Bronze. Mit Fragment eines langovalen Unterlegeplättchens. L.frag. 1.2 cm. B. 0.9 cm. MA 48292. Tascheninhalt (19–25): 19 Münze, AE III(?). 4. Jh.(?). Beilage: Ein kleiner Eisen(?)-Rest. MA 48293. 20 Silex. Grau. L. 2.9 cm. MA 48294. 21 Messer. Eisen. Nur wenige kleine Fragmente erhalten. L. 12 cm. Stark fragmentiert. MA 48295. 22 Blech. Eisen. Bandförmig, gebogen. L.frag. 5.1 cm. Fragmentiert. MA 48296. 23 Ahle. Eisen. Nur Übergang zur Griffpartie. L.frag. 2.6 cm. Fragmentiert. MA 48297. 24 Fragment. Eisen. Korrosionsrest. L. 2.2 cm. MA 48298. 25 Fragment. Eisen. L.frag. 2.8 cm. B. 0.8 cm. MA 48299. Grab 813
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Erdgrab mit Sarg. T. 80 cm. Unregelmässige, an S-Seite schlecht erkennbare Grube 170x60 cm. Über Wirbelsäule und Becken und zwischen Oberschenkeln längsgemaserte Holzreste. Auf der Brust 20x20 cm grosser Tuffstein. Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Li. Handknochen li. vom Schädel. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 101): Unter Unterkiefer re. (1), beim li. Oberarmgelenk li. (2) Ohrring. Im Becken Schnalle (3). 1 Drahtohrring. Bronze. Rechtwinklig versetzte Hakenenden. Dm. 3.5 cm. MA 48300. 2 Drahtohrring. Bronze. Rechtwinklig versetzte Hakenenden. Dm. 3.5 cm. MA 48301. 3 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel gewölbt. Tierstil II. Bichrome Tauschierung. Messing und Silber. B. 4.1 cm. B. innen 2.3 cm. Fragmentiert. MA 48302. Grab 814 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Grab 802 überlagert. T. 100 cm. Rechteckige, an N-Seite unregelmässige Grube 220x65 cm. 40 cm von Wund 45 cm von O-Seite quer auf der Grabsohle ein 60 cm bzw. 55 cm langes, 12 cm bzw. 14 cm breites bis zu 6 cm tiefes Gräbchen. Beim li. Oberschenkelhals längsgemaserter Eichenholzrest (Quercus sp.), darüber Ringe (7–8). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, beide Hände im Becken. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 102): Vom Hals bis Becken ein durchgehender Strang von Perlen (1). Mittig in der oberen (2) und unteren (3) Brusthälfte Rechteckfibel, beide Rs. (2) fast vollständig unter Perlen, (3) randlich von Perlen überlagert. Im Becken re. Schnalle (4). Am Gürtel Gehänge (5–17): In Beckenmitte untereinander Ring (5) und gelochte Bronzescheibe (6). Zwei Bronzeringe im Becken li., wobei der grössere (7) über (8) liegt. Zwischen (5; 6) und (7; 8), teilweise unter nach re. verschobenem li. Oberschenkel zwei weitere Ringe (9; 10). Aussen entlang li. Oberschenkel (von oben nach unten): Zierscheibe (11); Bärenzahn (12), Lochung zu den Füssen; grosse Perle (13) und Glasscherbe (14); daran anschliessend in Längsrichtung Messer (15); auf Messerklinge Perle (16). Neben dem Knie Münze (17). Beim re. Ellenbogengelenk, unter Unterarm RS (18). 1 Perlen. MA 48303. 2 Fibel, Rechteckfibel. Silber, Gold, Almandin, Glas. Massive silberne Grundplatte. Darauf in den Ecken mit vier durchgehenden Silberniet befestigtes Goldblech. Auf Goldblech Filigranverzierung aus goldenem Perldraht: Randlich Kreise und ineinander verhängte doppelte SHaken. In der Mitte rechteckige Kastenfassung aus Gold mit acht Almandinen auf Waffelfolie und zentraler grüner Glaseinlage. Die Einlagen sind zum Teil gebrochen. Der an den Kanten umlaufende Perldraht ist an den Rändern stark abgenutzt. Die Grundplatte aus Silber ist stark korrodiert. Unter zwei Nietköpfen sind auf Vs. und Rs. dünnste Goldbleche zu erkennen. Sie dienten wohl als Stauchmaterial. Eiserne Achse und Spirale sowie Nadelspitze im leicht abgenutzten Nadelhalter. L. 2.6 cm. B. 2.5 cm. Gew. 11.2 g. MA 48304. 3 Fibel, Rechteckfibel. Silber, Gold, Almandin, Glas. Massive silberne Grundplatte. Darauf in den Ecken mit vier durchgehenden Silberniet befestigtes Goldblech. Auf Goldblech Filigranverzierung aus goldenem Perldraht: Randlich Kreise und ineinander verhängte doppelte SHaken. In der Mitte rechteckige Kastenfassung aus Gold mit acht Almandinen auf Waffelfolie und zentraler grüner Glaseinlage. Der an den Kanten umlaufende Perldraht ist an den Rändern stark abgenutzt. An zwei gegenüberliegenden Nietlöchern sind Reste von dünnem Goldblech zu erkennen. Eiserne Achse und Spirale sowie Nadelspitze nicht erhalten. Die Nadelrast ist abgebrochen und durch ein aufgenietetes Silberblech ersetzt. An der Nadelrast ist der Abdruck eines Fadens zu erkennen. L. 2.6 cm. B. 2.5 cm. Gew. 11.2 g. MA 48305. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügelquerschnitt rundstabig. Drahtdorn. B. 2.8 cm. B. innen 2 cm. MA 48306. Gehänge (5–17): 5 Ring. Bronze. Dm. 2.2 cm. MA 48307. 6 Scheibe. Bronze. Oval, gelocht. Dm. 1.2 cm. D. 0.2 cm. MA 48308. 7 Ring. Bronze. Ovaler Querschnitt. Dm. 3.7 cm. MA 48309. 8 Ring. Bronze. Oval. Eine Seite abgenützt, gegenüber 0.6 cm breiter organischer Rest. Dm. 2.6 cm. MA 48310. 9 Ring. Bronze. An einer Stelle deutliche Verjüngung. Dm. 3.4 cm. MA 48321. 10 Ring. Bronze. Oval. Eine Seite abgenützt. Dm. 2.6 cm. MA 48312. 11 Zierscheibe. Geweih, Rothirsch. Randlich gelocht. Beidseitig mit kon-
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zentrischen Kreisen und Kreisaugen verziert. Dm. 3.7 cm. D. 0.5 cm. Fragmentiert. MA 48313. Bärenzahn. Unterkiefereckzahn, Braunbär. Durchlochung an Wurzel unvollständig. L.frag. 5.3 cm. Fragmentiert. MA 48314. Perle. Glas. Grün. Transluzid, blasenreich. Reste gelber opaker Auflage. Fragmentiert. MA 48315. WS. Glas. Blau. Transluzid,blasenfrei. L. 1.3 cm. D. 0.2 cm. Fragmentiert. Röm. MA 48316. Messer. Eisen. Dm. 3.4 cm. Stark fragmentiert. MA 48311. Perle. Glas. Gelb. Opak, glatt. B. 0.4 cm. Dm. 0.9 cm. MA 48317. Münze, As des Traianus(??) (98–117). Rom(?), ab 98(?). Bronze. Leder-, Textilreste. MA 48318. RS. Helltonig. Halbrunde, nach aussen verdickte Randlippe. Innenseite abgesprungen. Röm? MA 48319.
Grab 815 Steinkiste. 1867 gegraben. T. 30 cm. Hochliegendes Grab, keine Grube erkennbar. Zwei verbliebene Kalksteine deuten auf eine zerstörte Steinkiste hin. Skelett: Re. Unterarm und -schenkel in situ. Der Rest ist bis auf geringe Knochenreste 1867 entfernt worden. Erwachsen/Erwachsen, 20–59 Jahre. Beigaben: Unter westlichem Stein Tierknochen (1). 1 Tierknochen. MA 48320. Grab 816 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. 1867 gestört. T. 65 cm. Durch Störung unregelmässig rechteckige Grube 205x max. 80 cm. Grab in Grabmitte von Sondiergraben von 1867 gestört. Beim li. Fuss längsgemaserter Holzrest. Skelett: Schlecht erhalten, nur Beine in situ, gestreckte Rückenlage. Bestattung im Beckenbereich von Sondierungsgraben erfasst. Teile des Oberkörpers sind bei der Altgrabung verlagert worden. Erwachsen/Frau, 60–69 Jahre. Beigaben: Aus Füllung neuzeitliches Scherben- und Ziegelmaterial (1; 2). Aus dem Gräbchen grün glasierte neuzeitliche Scherbe (3). 1 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 48322. 2 Ziegelbruchstück. Neuzeitlich. Füllung. MA 48323. 3 WS. Grün glasiert. Neuzeitlich. MA 48324. Grab 817 Erdgrab mit Sarg. Überlagert Grab 818. T. 60 cm. Unregelmässige, ca. 200x60 cm messende Grube. Im Oberkörperbereich über dem Skelett längsgemaserte Holzreste. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, li. Hand im Becken. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 102): Quer im Bauchbereich auf 20x15 cm Tasche (1–8): Oberhalb Messer (1), parallel dazu der grosse Nagel (2), dabei kleiner Nagel (3), 2 Stifte (4), Griffangelfragment (5) und unterhalb verstreut diverse Fragmente (6). Re. davon Fragment (7), darunter Bronzeblech (8). Tascheninhalt (1–8): 1 Messer. Eisen. L. 11 cm. Stark fragmentiert. MA 48325. 2 Grosser Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 11.2 cm. Dm. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 48326. 3 Grosser Nagel. Eisen. Daran Korrosionsrest mit Rest dünnen Bronzeblechs. L.frag. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 48327. 4 2 Stifte. Eisen. Zusammenkorrodiert. L.frag. 2.8; 2.5 cm. Fragmentiert. MA 48328. 5 Griffangelfragment. Eisen. Zu Messer oder Werkzeug, dabei bandförmige Fragmente. L.frag. 2.8; 2.1; cm. B. 1.1 cm. MA 48329. 6 Diverse Fragmente. Eisen. Ringförmig, stiftförmig, blechförmig. MA 48330. 7 Fragment. Eisen. Wohl von einer Schnalle. MA 48331. 8 Blech. Bronze. Gewölbt, stark abgegriffen. L. 2 cm. B. 1.7 cm. MA 48332. Grab 818 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Von Gräbern 786, 801 und 817 überlagert. T. 55 cm. Abmessung der Grube wegen der Überlagerungen nicht anzugeben. L. 195 cm. Holzprobe von Sarg oder Totenbrett aus Eiche (Quercus sp.). Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage, beide Hände im Becken. Erwachsen/Frau, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 102): Aussen beim li. Wadenbein, 10 cm unterhalb Knie 2 Kettenglieder (1). 1 2 Kettenglieder. Eisen. Bandförmige Bleche, zu Schlaufen gebogen, ineinander verhängt. L.frag. 4.1; 2.4 cm. Füllung. MA 48333.
Grab 819 Erdgrab mit Sarg. T. 115 cm. Rechteckige Grube 135x50 cm. Auf Sohle, bis zu 5 cm eingetieft 125x25 cm grosse Sarggrube in O-Hälfte mit querliegendem Holzrest eines Sarges wohl aus Eiche (Quercus sp.cf.). Skelett: Bis auf Schädel vergangen. Kind/Subadult, 2 Jahre ± 8 Mte. Beigaben: Aus der Füllung WS (1). 1 WS. Füllung. MA 48334. Grab 820 Erdgrab. 1867 ausgegraben. T. 70 cm. Rechteckige 225x50 cm. Nach Abtragen der Humusschicht ist ein140–160 cm grosser Raubtrichter zu erkennen. Skelett: Mässig erhalten, Oberkörper verlagert, Beine in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 102): Beim Schädel Perlen (1). Aus Füllung weitere Perlen (2), Nagel (3), vier WS (4), neun Ziegelfragmente (5). 1 Perlen. MA 48335. 2 Perlen. Füllung. MA 48336. 3 Nagel. Eisen. L.frag. 4.5 cm. Füllung. MA 48337. 4 4 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 48338. 5 9 Ziegelfragmente. Füllung. MA 48339. Grab 821 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 55 cm. Rechteckige Grube 220x90 cm. Unter (2) nicht bestimmbare Holzreste. Skelett: Mässig erhalten, Oberkörper in situ, Beine um 180° verdreht. Mann/Mann, 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 102): Schräg über li. Bauchseite Sax (1), Spitze zur NWEcke, Schneide li. Durch die Rotation des Unterkörpers Beckenschaufel teilweise über Sax. Schnalle (2) re. von (1), teilweise über Sax und unter Becken. Rs. Mittig unterhalb des li. Rippenbogen Stift (3). 1 Sax. Eisen. Zum geraden Rücken ziehende Schneide. L. 35 cm. B. 3.5 cm. MA 48340. 2 Gürtelschnalle. Rechteckige Schilddornschnalle. Bronze. Querschnitt bandförmig. Vordere Ecken beidseitig innen eingebuchtet. Dorneinschnürung. B. 4.1 cm. B. innen 2.5 cm. MA 48341. 3 Stift. Eisen. L.frag. 2.6 cm. MA 48342. Grab 822 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. T. 65 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 230x60 cm. Längsgemaserter Holzrest im Bauchbereich und unter (1; 2). Skelett: Schlecht erhalten, Oberkörper leicht gestört. Beine verstürzt. Mann/Mann, 17–20 Jahre. Beigaben (Taf. 102): Aussen längs li. Unterarm Sax (1), Spitze zum Kopf. 5 cm re. neben Griffangel Schnalle (2), Rs. 1 Sax. Eisen. Zum geraden Rücken ziehende Schneide. Leder- und Textilreste. Griffangel mit Holzrest. L. 39.5 cm. L.frag. 34.5 cm. B. 3 cm. MA 48343. 2 Gürtelschnalle. Bronze. Viertelkreisförmiger, facettierter Querschnitt. Eine Seite innen und Dornrast abgenützt. Dorn fehlt. B. 3.3 cm. B. innen 2 cm. Fragmentiert. MA 48344. Grab 823 Erdgrab,1867 gegraben und fast vollständig abgebaggert. Skelett: Nur Unterschenkel und Füsse gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Keine Funde. Erwachsen/Erwachsen, 20–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 824 Steinkiste A mit Sarg. T. 75 cm. Sorgfältig gesetzte Steinkiste aus Kalkund behauenen Sandsteinen. Bis fünf Lagen erhalten. Seitenwände durch Erddruck ins Grabinnere gewölbt. Abmessung innen 210x70 cm. Mitte SWand ca. 30 cm über Sohle längsgemaserter Tannenholzrest des Sargdeckels (Abies alba). Skelett: Gut erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 103–104): Unter dem nach re. geneigten Schädel Bronzeohrring (1) und li. des Schädels Ohrring (2). Bei Ohrring (1) Haarpfeil (3) aus Silber. Im Hals- und oberen Brustbereich Perlen (4). Als Anhänger an der Kette fünf silberne Federringe (5–9) sowie sechs komplette (10–15) und drei halbe Silberkapselperlen (16–18). (5–18) liegen nur in der li. Brusthälfte. Am re. Handgelenk Bronzearmreif (19), an der re. Hand Fingerring (20). Am li. Handgelenk Bronzearmreif (21) und an der Hand Fingerring (22). Zwischen den Oberschenkeln, unterhalb des Beckens Schnalle (23), Vs., Dornspitze zur NW-Ecke. 10 cm neben dem li. Unterschenkel, 5 cm un-
terhalb des Knies Messer (24), Spitze nach unten, Schneide nach re. Re. der Messerklinge Bronzeniet und Plättchen (25–26). Zwischen den Unterschenkeln Schnalle (27), Rs. Aussen an re. Unterschenkel, 10 cm unterhalb des Knies zwei Bronzeniet (28–29). Bronzene Schuh- und Wadenbindengarnitur: Re. Fuss (30–36): Re. Wadenbein Rechteckbeschläg (30), unterhalb lange Riemenzunge (31), Niete zum Kopf. Re. randlich auf (31) kleine Riemenzunge (32), Niet nach oben. Schräg über unteres Ende (31) mittlere Riemenzunge (33). Auf (33) trianguläres Beschläg (34), li. davon weiterer triangulärer Beschläg (35). Re. von (34) Scheibe (36). Nur (34) Vs. Li. Fuss (37–44): Li. beim unteren Wadenbein quer kleine Riemenzunge (37), Niet nach re. Darunter Rechteckbeschläg (38) und lange Riemenzunge (39), Niet zum Kopf, Fussknochen über unterem Teil. Li parallel zu (39) mittlere Riemenzunge (40), Niet zum Kopf, fast vollständig unter Fuss. Li. davon trianguläres Beschläg (41), Li. oberhalb weiteres trianguläres Beschläg (42). Oberhalb (42) Scheibe (43). Fragment (44) wohl unter (39). Nur (37, 40 und 41) Rs. Aus der Füllung Ziegelbruchstück (45). 1 Drahtohrring. Bronze. Verziert mit 6 Strichgruppen. Dm. 6.3 cm. Fragmentiert. MA 48345. 2 Drahtohrring. Bronze. Verziert mit 6 Strichgruppen. Dm. 6.7 cm. MA 48346. 3 Haarpfeil. Silber. Eisennadel mit Silberblechummantelung. In oberer Hälfte Silberblechkugel je am Schaft und in der Mitte von zwei zusammengedrehten Silberdrähten gefasst. Eisenkern gerippt. Silberblech wurde über das im Eisenkern eingearbeitete Dekor getrieben. Auf Kugelkörper gegenständig offene stehende Dreiecke aus glattem Silberdraht. Schaft astragaliert unterbrochen von Polyederbändern. Unterer Schaft mit Lederrest. L.frag. 14 cm. Gew. 11.9 g. Fragmentiert. MA 48347. 4 Perlen. MA 48348. 5 Silberring mit Federenden. Silber. Bandförmig. Der Ring ist aus einem ca. 0.5cm starken Draht gebogen. Die Enden wurden verschlungen und dann rechts und links zu Spiralen gebogen. Dann wurde der Ring platt gehämmert. Dm. 1 cm. Gew. 0.1 g. Fragmentiert. MA48349. 6 Silberring mit Federenden. Silber. Bandförmig. Gew. 0.1 g. MA48350. 7 Silberring mit Federenden. Silber. Bandförmig. Faserreste. L. 1.9 cm. Dm. 1.2 cm. Gew. 0.2 g. MA 48351. 8 Silberring mit Federenden. Silber. Bandförmig. Faserreste. L. 1.7 cm. Dm. 1 cm. Gew. 0.2 g. MA 48352. 9 Silberring mit Federenden. Silber. Bandförmig. Unvollständig. Gew. 0.08 g. Fragmentiert. MA 48353. 10 Silberperle. Silber. Aus zwei hohlen, an den Spitzen gelochten Kapseln. Die Kapseln sind aus rundem Silberblech. Sie wurden über einen Dorn geschlagen. Auf der Aussenseite sind Hammerspuren erkennbar. Das Blech ist an einer Stelle überlappend gefaltet. Das Loch wurde von Innen nach Aussen angebracht. L. 1 cm. Dm. 0.6 cm. Gew. 0.2 g. MA 48354. 11 Silberperle. Silber. Aus zwei hohlen, an den Spitzen gelochten Kapseln. L. 1 cm. Dm. 0.6 cm. Gew. 0.2 g. MA 48355. 12 Silberperle. Silber. Aus zwei hohlen, an den Spitzen gelochten Kapseln. L. 1 cm. Dm. 0.6 cm. Gew. 0.2 g. MA 48356. 13 Silberperle. Silber. Aus zwei hohlen, an den Spitzen gelochten Kapseln. L. 1 cm. Dm. 0.6 cm. Gew. 0.2 g. MA 48357. 14 Silberperle. Silber. Aus zwei hohlen, an den Spitzen gelochten Kapseln. L. 1 cm. Dm. 0.6 cm. Gew. 0.2 g. MA 48358. 15 Silberperle. Silber. Aus zwei hohlen, an den Spitzen gelochten Kapseln. L. 1 cm. Dm. 0.6 cm. Gew. 0.2 g. MA 48359. 16 Silberperle. Silber. Nur eine gelochte Kapsel. L. 0.5 cm. Dm. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 48360. 17 Silberperle. Silber. Nur eine gelochte Kapsel. L. 0.5 cm. Dm. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 48361. 18 Silberperle. Silber. Nur eine gelochte Kapsel. L. 0.5 cm. Dm. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 48362. 19 Armreif. Bronze, Silber, Eisen. Blechband, Enden mit einer bzw. zwei Blechösen. Eiserne Verschlussachse. Verziert mit drei umlaufenden Kreispunzenbändern. In den Zwischenzonen, in je vier Paaren angeordnet 8 Zierniet. Köpfe kugelig, Rand aus umlaufendem tordiertem Draht. Innenseite mit Textilrest. Einfache Leinwandbindung. Zwei Proben: Wollgewebe. B. 1.9 cm. Dm. 6.2 cm. MA 48363. 20 Fingerring. Bronze. Offen. Dm. 2.1 cm. MA 48364. 21 Armreif. Bronze, Silber, Eisen. Blechband, Enden mit einer bzw. zwei Blechösen. Eiserne Verschlussachse. Verziert mit drei umlaufenden Kreispunzenbändern. In den Zwischenzonen, in je vier Paaren angeordnet 8 Zierniet. Köpfe kugelig, Rand aus umlaufendem tordiertem
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lich abgeschrägt. Bis 1.4 cm unter geradem Ende mit Eisenplatte hinterlegt. Zwei Bronzeniet. 3 paarweise angeordnete verschollene Niet, schwach unter der Bronzeoberfläche erkennbar. Strich- und Kerbschnittverzierung. L. 10.9 cm. B. 2.5 cm. MA 48375. 32 Kleine Riemenzunge. Bronze. Seitlich abgeschrägt. Ein Bronzeniet. Strich- und Kerbschnittverzierung. L. 4.5 cm. B. 1.4 cm. MA 48376. 33 Mittlere Riemenzunge. Bronze. Spitze fehlt. Zwei ungleiche Bronzeniet mit randlicher Kerbdrahtimitation. L.frag. 6.2 cm. B. 1.7 cm. Fragmentiert. MA 48377. 34 Beschläg. Bronze. Triangulär, schwalbenschwanzförmig, dachförmig. Drei Niet, kerbdrahtimitierende Fassung. L. 3.4 cm. B. 2 cm. MA 48378. 35 Beschläg. Bronze. Triangulär, schwalbenschwanzförmig, dachförmig. Noch zwei Niet, kerbdrahtimitierende Fassung. Bei endständiger Niet viert Bohrung. L. 3.4 cm. B. 2.2 cm. MA 48379. 36 Scheibe. Bronze. Dachförmig, mittig durchlocht. Dm. 2.3 cm. MA48380. Wadenbindengarnitur, li. (37–43): 37 Kleine Riemenzunge. Bronze. Zwei Niet. Kreisaugenverzierung. L. 4.2 cm. B. 1.3 cm. MA 48381. 38 Rechteckbeschläg. Bronze. 4 Niet, Köpfe halbkugelig, L. 0.6 cm. Niet mit eingeritzter Linie gerahmt, verbunden mit eingeritztem Andreaskreuz. L. 2.4 cm. B. 2.3 cm. MA 48382. 39 Lange Riemenzunge. Bronze mit Eisen. In der Mitte einziehend. Seitlich abgeschrägt. Mit Eisenplatte hinterlegt. Zwei Bronzeniet. Strichund Kerbschnittverzierung. L. 11.1 cm. B. 2.6 cm. MA 48383. 40 Mittlere Riemenzunge. Bronze. Zwei Bronzeniet mit randlicher Kerbdrahtimitation. L. 6.9 cm. B. 1.8 cm. MA 48384. 41 Beschläg. Bronze. Triangulär, schwalbenschwanzförmig, dachförmig. Drei Niet, kerbdrahtimitierende Fassung. L. 3.5 cm. B. 2.2 cm. MA 48385. 42 Beschläg. Bronze. Triangulär, schwalbenschwanzförmig, dachförmig. Drei Niet, kerbdrahtimitierende Fassung. L. 3.3 cm. B. 2.4 cm. MA 48386. 43 Scheibe. Bronze. Dachförmig. In der Mitte Niet, Rand mit Kreispunzen, Perldrahtimitation. Dm. 2.5 cm. MA 48387. 44 Fragment. Eisen. Viertelkreisförmig. Reste eines Nietlochs? Dm. 2.5 cm. MA 48388. 45 Ziegelfragment. Füllung. MA 48389.
Grab 824. M. 1:20. Draht. Innenseite mit Textilrest: Wollgewebe. Verschlussreparatur mit Holzstift, vermutlich Weide (Salix cf.). B. 1.9 cm. Dm. 6 cm. MA48365. 22 Fingerring. Bronze, Silber. Offen. Rundstabiger Bronzedraht, Enden plattgehämmert. Darauf hälftig erhalten silberne Zierfläche, ehemals oval oder scheibenförmig. Darin möglicherweise heute ausgefallene Einlage. Ende der Zierfläche zungenförmig über Ring hinuntergezogen. In zungenförmiger Fläche drei aufgesetzte, kleeblattförmig angeordnete Kügelchen sowie tordierter Silberdraht. Dm. 2.1 cm. Fragmentiert. MA 48366. 23 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach, oval. Bügel gewölbt, bandförmig. Drahtdorn. B. 4.6 cm. B. innen 3.5 cm. MA 48367. 24 Messer. Eisen. Rücken zur geraden Schneide ziehend. Lederrest. Griff mit Holzrest. L. 12.5 cm. L.frag. 9.5 cm. B. 1.5 cm. Fragmentiert. MA 48368. 25 Niet. Bronze. Kopf massiv, pilzförmig. L. 0.6 cm. Dm. 0.4 cm. MA 48369. 26 Plättchen. Eisen. L. 1.1 cm. B. 1.1 cm. MA 48370. 27 Schnalle. Eisen. Einfach. Bügel gewölbt. Dornachse vorhanden. Im Bereich des Dorns Reste von Kupferlot. B. 2.2 cm. B. innen 1.8 cm. Fragmentiert. MA 48371. 28 Niet. Bronze. Kopf massiv, pilzförmig. L. 0.6 cm. Dm. 0.4 cm. MA 48372. 29 Niet. Bronze. Kopf massiv, pilzförmig. L. 0.4 cm. Dm. 0.4 cm. Fragmentiert. MA 48373. Wadenbindengarnitur, re. (30–36): 30 Rechteckbeschläg. Bronze. 4 Niet, Köpfe halbkugelig, L. 0.6 cm. Niet mit eingeritzter Linie gerahmt, verbunden mit eingeritztem Andreaskreuz. L.frag. 2 cm. B. 2.2 cm. Fragmentiert. MA 48374. 31 Lange Riemenzunge. Bronze mit Eisen. In der Mitte einziehend. Seit-
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Grab 825 Erdgrab. Linker Hocker. Vom Bagger gestört. T. 40 cm. Unregelmässige, teilweise schwer erkennbare trapezförmige Grube 160x60 (W)/45 (O) cm. Skelett: Vom Bagger gestört und zerdrückt. Schlecht erhalten, in situ verbliebene Knochen zeigen einen linken Hocker. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 105): Im Halsbereich Perlen (1). Li. beim Schädel S-Fibel (2), Vs.; Gemme mit Fassung (3), Vs. und Perle mit Bronzedrahtschlaufe (4). 10 cm oberhalb der Knie Ring (5). 1 Perlen. MA 48390. 2 Fibel, S-Fibel. Silber. Zwei Almandinrundeln ohne Waffelfolie als Augen. Eiserne Achse und Spirale erhalten. Abgebrochene Nadelspitze im stark abgenutzten Nadelhalter. Körper in Kerbschnittechnik. Feuervergoldung. L. 2.6 cm. Gew. 4.7 g. MA 48391. 3 Gemme. Achat. Dunkel- und hellblau. Oval, Seite abgeschrägt. Dabei dünnes, U-förmiges Bronzeblech der Gemmenfassung, L.frag. 1.6. Schreitende Victoria mit Kranz und Wedel. L. 2.1 cm. B. 1.7 cm. Gew. 2.6 g. D. 0.4 cm. Röm. MA 48392. 4 Perle. Glas und Bronze. Mit fragmentierter Bronzedrahtschlaufe. MA 48393. 5 Ring. Eisen. B. 0.6 cm. Dm. 3.2 cm. Fragmentiert. MA 48394. Grab 826 Erdgrab mit Sarg. T. 85 cm. Rechteckige Grube 210x60 cm. Mittig bis 11 cm Tiefe rechteckige 190x40 cm messende Sarggrube. Skelett: Mässig erhalten, leicht verlagert, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann?, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 105): Im Bauch Schnalle (1), Rs., zurückgeklappter Dorn weist nach li. Längs zwischen Körper und li. Unterarm. Messer (2), Spitze zum Kopf, Schneide nach re. Aus der Füllung Nagel (3) und WS (4). 1 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Bügel rundstabig, innen abgenutzt, Dorn mit Einschnürung und dreifacher Kerbung auf Dornschild. B. 3.9 cm. B. innen 2.8 cm. MA 48395. 2 Messer. Eisen. Rücken gebogen. L. 14.5 cm. MA 48396. 3 Nagel. Eisen. L. 4.7 cm. Füllung. MA 48397.
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WS. Füllung. MA 48398.
Grab 827 Erdgrab. 1867 ausgegraben. T. 50 cm. Rechteckige Grube 210x70 cm. In der Füllung Steine von umliegenden Steinkisten. An S-Wand, in Höhe Oberschenkel, Suchgraben erkennbar. Skelett: 1867 nur re. Oberarm und re. Bein, sowie li. Unterschenkel in situ belassen. Schlecht erhalten, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 20–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 828 Erdgrab. Vom Bagger gestört. T. 45 cm. Grubenmasse nicht zu bestimmen. Skelett: Sehr schlecht erhalten, vom Bagger verdrückt. Nur Beine teilweise erhalten, in situ, Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 20–39 Jahre. Beigaben (Taf. 105): Zwischen den Knien Schnalle (1), Vs. Zwischen Unterschenkeln Bronzefragment (2) und Blechschlaufe (3). 1 Schnalle. Eisen. Einfach, oval. B. 2.9 cm. B. innen 2 cm. Fragmentiert. MA 48399. 2 Fragment. Bronze. Knaufförmig. L.frag. 1.7 cm. Dm. 1.1 cm. MA 48400. 3 Blechschlaufe. Eisen. L.frag. 2.7 cm. B. 0.6 cm. Fragmentiert. MA48401. Grab 829 Steinkiste A, 1867 ausgegraben. T. 45 cm. Nur noch einlagige, aus bearbeiteten Kalksteinen sorgfältig gesetzte, SO-Ecke erhalten. Die Breite dürfte 70 cm, die Länge–nach Lage der Schädelknochen–mindestens 200 cm betragen haben. Skelett: Der Entnahme 1867 entgingen neben Schädelresten der re. Arm und beide Unterschenkel. Sie sind in situ, schlecht erhalten und bezeugen gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Mann, 47–58 Jahre. Beigaben: In Höhe re. Knie Spuren eines Messer (1). 1 Messer. Eisen. Nur noch wenige Fragmente und Spuren im Sediment. L. 12 cm. Stark fragmentiert. MA 48402. Grab 830 Erdgrab, 1867 gegraben. Von Grab 836 überlagert. T. 40 cm. Rechteckige Grube, O-Seite fehlt, L. noch 170 cm, B. 55 cm. Skelett: Schlecht erhalten. Unterkörper gestört und grösstenteils entnommen. Schädel vollkommen zertrümmert. Beide Arme in situ, gestreckte Rückenlage erkennbar. Frau/ Frau, 30–49 Jahre. Beigaben (Taf. 105): Am Hals Perlen (1). In der Füllung Fragment (2) und neuzeitliche Keramik- und Ziegelbruchstücke (3–4). 1 Perlen. MA 48403. 2 Fragment. Eisen. L. 1.6 cm. B. 0.4 cm. Füllung. MA 48404. 3 2 WS. Füllung. MA 48405. 4 2 Ziegelbruchstücke. Füllung. MA 48406. Grab 831 Erdgrab mit Sarg. T. 95 cm. Unregelmässig rechteckige Grube 210x60 cm. Mittig leicht ausbauchende Sarggrube 190x max. 50 cm, bis zu 12 cm tief. Unter (3) Eichenholzrest vom Sarg (Quercus sp.cf.) Skelett: Sehr schlecht erhalten, Oberkörper fast vollständig vergangen, Schädel in NW-Eck verrollt, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 105): Im Bauch re. Schnalle (1), Vs. Zwischen li. Unterarm und Körper Spinnwirtel (2) und Ring (3) mit innenliegender Münze (4). Im Kopfbereich Kamm (5). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügelquerschnitt viertelkreisförmig. Dorn fragmentiert. Streifentauschierung. 5 Streifen erhalten. Tauschierung. Messing. Lederreste des Gurtes. B. 3.8 cm. B. innen 2.5 cm. Fragmentiert. MA 48407. 2 Spinnwirtel. Keramik. Unterteil scharf einziehend. Boden gerade. Zentrale Lochung, Dm. 0.8 cm. Dm. 3.6 cm. D. 2 cm. MA 48408. 3 Ring. Eisen. Querschnitt bandförmig. Organische Reste. Fragmentiert. MA 48409. 4 Münze, Dupondius. Letztes Viertel 1. Jh. v.Chr.–1. Jh. n.Chr.? MA 48410. 5 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Gerundete Deckleisten. Noch 4 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. L.frag. 7.2 cm. B. 4.7 cm. Fragmentiert. MA 48411. Grab 832 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Vom Bagger gestört. T. 35 cm. Grube nicht erkennbar. Unter (2; 3) längsgemaserte Holzreste. Skelett: Nur Schädelreste, li. Arm, Beckenreste und re. Fuss in situ. Gestreckte Rückenlage erkennbar. Erwachsen/Erwachsen, 30–39 Jahre.
Beigaben (Taf. 105): Alle Funde nebeneinander zwischen den Knien von li. nach re. Schnalle (1), Vs., Dorn nach SW. Aus Tasche (2–6): Band (2); Fibelfragment (3); Ringfragment (4) und Ring (5). Dazwischen 2 Stifte und 3 Fragmente (6). Aus der Füllung Draht (7) und Scherbe (8). 1 Schnalle. Schilddornschnalle Bronze. Bügelquerschnitt oval. Eine Innenseite abgenützt. Dorneinschnürung. B. 3.5 cm. B. innen 2.5 cm. MA 48412. Tascheninhalt (2–6): 2 Wellenband. Bronze. Bandförmiger Bronzedraht. Sechs Windungen. L.frag. 3.7 cm. Fragmentiert. MA 48413. 3 Fibelfragment. Bronze. Mit Hülsenscharnier. Breiter Bügel mit Fuss und Nadelrast ist erhalten, Kopf fehlt. Auf dem Bügel gewellte Rippen zwischen Leisten, Einlagen sind keine mehr erhalten. Riha Typ 5.17. L.frag. 2.6 cm. Fragmentiert. Röm., mittlere Kaiserzeit. MA 48414. 4 Halber Ring. Bronze. Bandförmiger, einseitig gewölbter Querschnitt. Dm. 3 cm. Fragmentiert. MA 48415. 5 Ring. Eisen. Textilrest, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 4.7 cm. Fragmentiert. MA 48416. 6 2 Stifte und 3 Fragmente. Eisen. Einer flach ausgehämmert. Alle ohne Anschluss. L.frag. 4.4; 5.5; 2.5; 1.9; 0.8 cm. B. 0.8–0.9 cm. Fragmentiert. MA 48417. 7 Draht. Eisen. Fragmentiert. Neuzeitlich. Füllung. MA 48418. 8 WS. Füllung. MA 48419. Grab 833 Erdgrab, 1867 gegraben. T. 60 cm. Rechteckige Grube 190x60 cm. Das Grab wird, 80 cm von der W-Seite entfernt, von einem Graben gestört, der bis zu 20 cm tiefer als die Grabsohle reicht, Lediglich die SO-Ecke blieb unberührt. In der Grabenfüllung fanden sich Kinder- und Tierknochen. Skelett: Brustbereich und Unterschenkel schlecht erhalten. Gestreckte Rückenlage erkennbar. Frau/Frau, 21–24 Jahre. Beigaben (Taf. 105): Beim Hals Perlen (1) und Anhänger (2). 1 Perlen. MA 48420. 2 3 Fragmente eines Bleianhängers. Blei. Ohne Anschluss. Lunulaförmig? Gew. 1.3 g. Fragmentiert. MA 48421. Grab 834 Erdgrab mit Sarg. T. 175 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 200x95 cm. Mittig darin eingetieft bis zu 52 cm tiefe Sarggrube 170x40 cm. Auf Sohle jeweils 30 cm von den Seitenwänden ein in W 40 cm, im O 45 cm langes bis zu 7 cm breites und bis zu 10 cm tiefes N-S-Gräbchen. In der NO-Ecke, 45 cm über dem Niveau der Grabsohle, 22 cm langer und 1 cm breiter, längsgemaserter Eichenrest (Quercus sp.cf.). Skelett: Schlecht erhalten, postmortale Verlagerungen (Becken nach W verrutscht, Oberarmgelenke berühren sich beim Unterkiefer), gestreckte Rückenlage. Kind/ Subadult, 12 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 105): Re. längs neben Becken Kamm (1). Bei den li. Rippen Fragment (2). 1 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Deckleisten gewölbt. 5 Niet. Zähnungsverhältnis 7:4. L.frag. 10.6 cm. B. 4.3 cm. Fragmentiert. MA 48422. 2 Fragment. Eisen. MA 48423. Grab 835 Erdgrab, 1867 gestört. T. 45 cm. Rechteckige Grube 170x55 cm. Skelett: Vom Bauch bis zu den Knien gestört und fast vollständig entfernt. Oberkörper und Unterschenkel mässig erhalten und in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 60–79 Jahre. Beigaben (Taf. 105): In der oberen Brusthälfte, li. der Wirbelsäule Scheibenfibel (1). Bei der re. Schulter unter nicht in situ liegenden Knochen zweite Scheibenfibel (2). Beide Vs. Im Halsbereich Perlen (3). Im Beckenbereich Schnallenrest (4). Unterhalb Becken in Längsrichtung Messer (5). 1 Fibel, Scheibenfibel. Silber. Zentrale Einlage ausgefallen. Vergoldete Oberfläche abgenutzt. Achshalter von organischen Auflagen umschlossen. Aufgelötete Nadelrast nur als Stumpf erhalten. Einzonig umlaufendes Motiv von wirbelig angeordneten Einkerbungen. Feuervergoldung. S. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 1.9 cm. Gew. 2.6 g. D. 0.2 cm. MA 48424. 2 Fibel, Scheibenfibel. Silber. Zentrale runde Almandineinlage in Kittbett. Vergoldung flächig abgenutzt. Achshalter und Nadelhalter aufgelötet. Einzonig umlaufendes Motiv von wirbelig angeordneten Ein-
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3 4 5
kerbungen. Feuervergoldung. S. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 1.9 cm. Gew. 2.8 g. D. 0.2 cm. MA 48425. Perlen. MA 48426. Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Bügelquerschnitt bandförmig, Reste des Dorns, Reste des Lederriemens. Stark fragmentiert. MA 48427. Messerrest. Eisen. Dicke organische Auflagen der Scheide. L. 10 cm. L.frag. 5 cm. Stark fragmentiert. MA 48428.
Grab 836 Erdgrab. Überlagert Grab 830. T. 55 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 220x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Frau/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 105): Am Hals Perlen (1). Innen beim re. Oberschenkelhals Schnallenrest (2). Aussen beim li. Knie Gehänge (3–8) mit mindestens fünf Ringen (3–7), teilweise übereinander. Über dem grössten Ring längs Kamm (8), vom Sediment z.T. in Ring hineingedrückt. 1 Perlen. MA 48429. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Nur Bügelfragment. Stark fragmentiert. MA 48430. Gehänge (3–8): 3 Ring. Eisen. Nur Reste. MA 48431. 4 Ring. Eisen. Nur Reste. Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. MA 48432. 5 Ring. Eisen. Teilweise tordiert. Leder- und Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. 6.8 cm. MA 48433. 6 Ring. Eisen. Querschnitt bandförmig. Auf Ring (5) festkorrodiert. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 0.5 cm. Dm. 4 cm. MA 48434. 7 Ring. Eisen. Querschnitt bandförmig. Auf Ring (5) festkorrodiert. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 0.5 cm. Dm. 4 cm. MA 48435. 8 Kamm. Knochen. Nur wenige Fragmente erhalten. Von Erddruck in Ring gedrückt. Stark fragmentiert. MA 48436. Grab 837 Erdgrab,1867 gegraben. T. 75 cm. Rechteckige Grube 165x90 cm. 30 cm von der W-Wand und 35 cm von der O-Wand auf Grabsohle je ein 75x10 cm grosses und bis 4 cm tiefes N-S-Gräbchen. Grab wird 15 cm von der W-Wand entfernt von einem 30 cm breiten N-S-Graben geschnitten, vermutlich Suchgraben von 1867. Sehr schlecht erhalten. Langknochen und Schädelreste. Kind/Subadult, 2–3 Jahre. Beigaben (Taf. 106): In Beckenhöhe li. Ring (1). Teilweise unter re. Bein, längs, Kamm (2). Mittig östlichen Gräbchen Topf (3), Öffnung nach oben. 1 Ring. Eisen. US Holzreste. OS Textilreste, s. Textilkatalog RastEicher. Dm. 5.3 cm. MA 48437. 2 Kamm. Zweizeiliger Dreilagenkamm. Knochen. 4 Niet. Grobe Zähnung (4 Zähne/cm), nur noch auf einer Seite beurteilbar. L.frag. 7.3 cm. B. 3.3 cm. Stark fragmentiert. MA 48438. 3 Topf, Kugelbauchtopf. Dunkelbraun. Scheibenware. Gerade Standfläche, ausschwingender, kantig verdickter Rand. Zwischen Bauchumbruch und Halsansatz drei umlaufende Rillen. Grob gemagert, glimmerhaltig, rauhwandige Ware. H. 8.5 cm. Bodendm. 6. Mdm. 7.5 cm. Dm. 10.5 cm. Scheibengedreht. MA 48439. Grab 838 Erdgrab. Durch Bagger fast vollständig zerstört. T. 30 cm. Keine Grube feststellbar. Skelett: Oberarm und Teile des re. Brustkastens belegen Rückenlage. Erwachsen/Erwachsen, 20–59 Jahre. Keine Beigaben. Grab 839A Erdgrab. Doppelbestattung. T. 70 cm. Rechteckige 200x60 cm. Skelett: Zwei nebeneinanderliegende Bestattungen: re. A, li. B. A neben re. Bein von B. Beide sehr schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Re. Hand von B im Bauch. Kind/Subadult, 4 Jahre ± 12 Mte. Keine Beigaben. Grab 839B Kind/Subadult, 12 Jahre ± 30 Mte. Beigaben (Taf. 106): Innen beim re. Oberschenkel Schnalle (1), Vs. Aus der Füllung Scherbe (2). 1 Gürtelschnalle. Eisen. Einfach. Stark fragmentiert. MA 48440.
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2
BS. Füllung. MA 48441.
Grab 840 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. 1867 gestört. T. 90 cm. Rechteckige Grube 210x60 cm. Grab wird schräg von einem ca. 100 cm breiten Suchgraben von 1867 geschnitten. Unterkante des Grabens ca. 15 cm über Sohlenniveau. Unter (2) Holzreste (Quercus cf.). Skelett: Mässig erhalten, gestreckte Rückenlage eindeutig erkennbar. Frau/Frau, 40–49 Jahre. Beigaben (Taf. 106): Im Halsbereich Perlen (1). Im li. Beckenbereich Schnalle (2), Rs. Aussen li. Oberschenkel Messer (3). Teilweise unter verlagertem li. Oberschenkel Wirtel (4) und Glasfragment (5). 1 Perlen. MA 48442. 2 Gürtelschnalle. Kolbendornschnalle. Bronze. Bügelquerschnitt D-förmig, eine Seite abgenutzt, Dorneinschnürung. B. 3.9 cm. B. innen 2.2 cm. MA 48443. 3 Messer. Eisen. Am Rücken zwei Rillen. L.frag. 9.6 cm. Fragmentiert. MA 48444. 4 Wirtel. Geweih, Rothirsch. Konisch, abgeflacht. Bodenfläche mit konzentrischen Kreisen und Kreisaugen verziert. Dm. 3.5 cm. D. 1 cm. MA 48445. 5 Scherbe. Glas. Blau. Transluzid, wenig Blasen. L. 1.9 cm. D. 0.3 cm. Fragmentiert. MA 48446. Grab 841 Erdgrab mit Sarg. T. 60 cm. Rechteckige Grube, sich in NO-Hälfte erweiternd 235x60/max. 90 cm. Mittig rechteckige 210x45 cm grosse bis zu 8 cm tiefe Sarggrube. Skelett: Mässig erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 106): Sax (1), schräg über Becken, Spitze auf li. Oberschenkelhals, Schneide nach li. Im Becken re. Schnalle (2), Vs., Dorn nach re. Li. (2) und Saxgriff nebeneinander drei Hafteln (3–5). Oberhalb des Saxes (1) und unter die Griffangel ziehend Feuerstahl (6), darunter Messer (7), beide zu Tasche (6–11). Rest der Tasche unter Becken: Taschenschnällchen (8), Bleistab (9), Silex (10) und zwei Messerfragmente (11). Aussen neben li. Unterschenkel, unterhalb Knie zwei Pfeilspitzen (12–13), Spitze zu den Füssen. 1 Sax. Eisen. Schneide zum geraden Rücken ziehend. Rille von 0.7 cm Breite. Lederrest. Holzrest. L. 27.5 cm. L.frag. 25.5 cm. B. 2.8 cm. Fragmentiert. MA 48447. 2 Gürtelschnalle. Schilddornschnalle. Silberlegierung. Bügel und Dorn facettiert. Eiserner Dornhaken fehlt. Punktverziert. B. 3.3 cm. B. innen 1.9 cm. Gew. 20.3 g. MA 48448. 3 Haftel. Silberlegierung. Schildförmig. Stecköse. Randlich punktverziert. L. 1.7 cm. Gew. 1.5 g. D. 1 cm. MA 48449. 4 Haftel. Silberlegierung. Schildförmig. Stecköse. Randlich punktverziert. L. 1.7 cm. Gew. 1.5 g. MA 48450. 5 Haftel. Silberlegierung. Schildförmig. Stecköse. Randlich punktverziert. L. 1.8 cm. Gew. 1.5 g. MA 48451. Tasche (6–11): 6 Feuerstahl. Eisen. Mit in organische Reste eingebetteter Schnalle. Mittelteil verbreitert, Enden umgebogen. Enden als Tierköpfe verziert. Ritzverziert. Organische Auflagen. L. 10.4 cm. Fragmentiert. MA 48452. 7 Messer. Eisen. Holzrest auf Griffangel. L.frag. 17.5 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 48453. 8 Schnalle. Bronze. B. 1.6 cm. B. innen 1 cm. MA 48454. 9 Bleistab. Blei. Ungleichmässig. L. 4.2 cm. Gew. 9.9 g. MA 48455. 10 Silex. Grau. Mit Rinde. L. 3.3 cm. MA 48456. 11 Messerklinge. Eisen. Darauf festkorrodiert Stift, L. 2 cm, und Blech L. 2 cm, B. 1 cm. L.frag. 3.3; 3.1 cm. Stark fragmentiert. MA 48457. 12 Pfeilspitze. Eisen. Lanzettförmig, getrepptes Blatt. Schlitztülle. L.frag. 7.7 cm. Fragmentiert. MA 48458. 13 Pfeilspitze. Eisen. Widerhaken. Schaft tordiert. Schlitztülle. L.frag. 6.4 cm. Fragmentiert. MA 48459. Grab 842 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. 1867 gestört. T. 60 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 245x85 cm. Zwischen den Oberschenkeln 10x10 cm grosser längsgemaserter Eichenholzrest (Quercus sp.). Entspricht Grab 121 der Publikation Guyan (1965). Skelett: Sehr schlecht erhalten. Zum grössten Teil in situ, gestreckte Rückenlage. Es fehlen der Gesichtsschädel, die li. Schulterpartie sowie das Becken. Frau/Frau?, 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 106): In Brustmitte Pferdchenfibel (1), Rs. Am Hals und im
unteren Brustbereich Perlen (2). Aus Füllung Scherbe (3). Bemerkung: Gleichartige Pferdchenfibel wie Grab 121 Guyan (1965). Das Fehlen der li. Schulterpartie könnte auf die Lage der zweiten Pferdchenfibel hinweisen, das Fehlen der Beckenknochen auf eine Entnahme der Bügelfibeln ebenda. Das Fehlen des Gesichtschädels auf Perlen im Halsbereich. 1 Fibel, Pferdchenfibel. Silber. Oxidrest der Achse und der Nadel. Nadelrast abgenutzt mit Einschnürung. Die Oberfläche ist stark abgegriffen und die Vergoldung nur noch in Resten erhalten. Mund, Ohr und Mähne nachgearbeitet. Feuervergoldung. Textilreste im Rückenbereich des Tieres auf der Fibel. Bei Nadelhalter weitere Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3 cm. B. 1.6 cm. Gew. 4.1 g. MA 48460. 2 Perlen. MA 48461. 3 WS. Füllung. MA 48462. Grab 843 Erdgrab. T. 80 cm. Rechteckige Grube 220x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, Oberkörper leicht verworfen, sonst in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 45–54 Jahre. Beigaben (Taf. 106): Längs über li. Unterarm Sax (1), Spitze zum Kopf, Schneide nach re. In Beckenmitte Schnalle (2). Beim re. Unterarm weitere Schnalle (3), Vs., Dorn nach re. Über Spitze der Saxklinge auf 15x10 cm Tasche (4–7): Stift (4); Silex (5), Fragment (6) und Messer (7) auf Sax (1). 1 Sax. Eisen. Darauf festkorrodiert Messer (7). Reste der Scheide. L. 28 cm. B. 2.7 cm. Fragmentiert. MA 48463. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Bügelquerschnitt rechteckig. Dicke Korrosionsschicht, hauptsächlich Textil, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. 3.9 cm. B. innen 2.9 cm. MA 48464. 3 Schnalle. Bronze. Bügelquerschnitt halbrund, eine Innenseite stark abgenützt. Eisendorn. B. 3 cm. B. innen 1.9 cm. MA 48465. Tascheninhalt (4–6): 4 Stift. Bronze. Spitz zulaufend, zusammengebogen. L. 2.2 cm. B. 0.3 cm. MA 48466. 5 Silex. Hellbraun. L. 3.1 cm. MA 48467. 6 Fragment. Eisen. L.frag. 1.8 cm. B. 1.1 cm. MA 48468. 7 Messer. Eisen. Auf Sax (1) aufkorrodiert. L.frag. 12.5 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. MA 48469. Grab 844 Erdgrab. S-N-orientiert. T. 40 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 190x70 cm. Skelett: Schlecht erhalten, in situ, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann?, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 107): Im Bauchbereich re. Schnalle (1), Vs, Dorn nach li. Im Bauchbereich li. auf 15x10 cm Tasche (2–8): Fünf Stifte (2), 4 Nägel (3–5), dabei Blechband (6), nicht in situ geborgen, und zwei Silices (7–8). 1 Gürtelschnalle. Bronze. Nierenförmig. Mit Eisendorn. Viertelkreisförmiger Bügelquerschnitt. Bei Achsansätzen und beidseitig Dornrast jeweils zweifach gerippt. B. 4.2 cm. B. innen 3.2 cm. MA 48470. Tascheninhalt (2–8): 2 5 Stifte. Eisen. Wohl Nagelschäfte. Einer gebogen. L.frag. 2.5–1.4 cm. Fragmentiert. MA 48471. 3 2 Nägel. Eisen. Zwei Köpfe und zwei Stifte. Ohne Anschlüsse. L.frag. 2.4; 1.3 cm. Fragmentiert. MA 48472. 4 Nagel. Eisen. Kopf scheibenförmig. L.frag. 1.6 cm. Dm. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 48473. 5 Nagel. Eisen. Nur noch Schaftansatz. L.frag. 0.7 cm. Dm. 1.3 cm. Fragmentiert. MA 48474. 6 Blech. Eisen. Bandförmig. Nicht in situ geborgen. L.frag. 3.7 cm. B. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 48475. 7 Silex. Braun. L. 3.8 cm. MA 48476. 8 Silex. Grau. L. 1.4 cm. MA 48477. Grab 845 Erdgrab, 1867 gegraben. T. 60 cm. Unregelmässige, rechteckige Grube 215x60 cm. Skelett: Mässig erhalten, Brust- und Beckenbereich leicht gestört, gestreckte Rückenlage. Erwachsen/Frau, 30–39 Jahre. Beigaben: Im Becken Fragment (1). Aus der Füllung zwei WS (2), ein Ziegelbruchstück (3) und ein Tierknochen (4). 1 Fragment. Eisen. Nur wenige Eisenkorrosionsreste, wohl von einer Gürtelschnalle. Stark fragmentiert. MA 48478. 2 2 WS. Füllung. MA 48479. 3 Ziegelbruchstück. Füllung. MA 48480. 4 Tierknochen. Füllung. MA 48481.
Grab 846 Erdgrab. 1867 gegraben. T. 45 cm. Rechteckige Grube 225x65 cm. Skelett: Gut erhalten, Oberkörperbereich gestört, gestreckte Rückenlage. Mann/ Mann, 40–49 Jahre. Beigaben: Aus Füllung Eisenfragmente, die zur Bestattung gehören könnten: Schnallenbügel (1), Bandfragment (2), Nagelkopf (3), ferner WS (4). 1 Schnallenbügel. Eisen. Einfach, oval. B. 2.2 cm. L.W. 1.8 cm. Fragmentiert. Füllung. MA 48482. 2 Fragment. Eisen. Bandförmig. L.frag. 1.5 cm. B. 0.5 cm. Füllung. MA 48483. 3 Nagelkopf. Eisen. Fragmentiert. Füllung. MA 48484. 4 WS. Neuzeitlich. Füllung. MA 48485. Grab 847 Erdgrab. 1867 gegraben. T. 40 cm. Trapezförmige Grube 220x85 (W)/60 (O) cm. Trapezform störungsbedingt. Möglicherweise identisch mit Grab 119 von Guyan. Skelett: Mässig erhalten, im Oberkörper- u. Beckenbereich gestört, gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 25–29 Jahre. Beigaben (Taf. 107): Mittig im Becken Haftel (1), Rs. Im Becken re. Verfärbung mit Eisen- und Lederresten einer 1867 ausgeräumtenTasche (2–7): Stift (2), Nagel (3), Fragment (4), verschiedene Fragmente eines Messers und oder anderer Werkzeuge (5–7). Innen li. Unterarm Stift (8). 1 Haftel. Silber. Schildförmig. Stecköse. L. 1.7 cm. Gew. 1.4 g. D. 0.9 cm. MA 48486. Tascheninhalt (2–7): 2 Stift. Eisen. L.frag. 4.5 cm. Fragmentiert. MA 48487. 3 Nagel. Eisen. L.frag. 2.5 cm. Fragmentiert. MA 48488. 4 Fragmente. Eisen. Nicht mehr bestimmbar. MA 48489. 5 2 Griffangelfragmente. Eisen. Ohne Anschlüsse. Zu (6) und (7). L.frag. 2.1; 1.7 cm. MA 48490. 6 Diverse Eisenkorrosionsreste. Zu (5), wohl Messer. Holzreste. Stark fragmentiert. MA 48491. 7 Messer. Eisen. Zu (5) und (6). Fragmentiert. MA 48492. 8 Stift. Eisen. L.frag. 3.5 cm. Fragmentiert. MA 48493. Grab 848 Erdgrab mit Sarg. 1867 gestört. T. 50 cm. Rechteckige Grube O-Seite wegen N-S-verlaufendem Sondiergraben von 1867 nicht erhalten. L. noch 245x100 cm. Mittig eine ca. 210x50 cm grosse, bis zu 8 cm tiefe Sarggrube. 110 cm von W-Seite wird Grab von einem weiteren N-S-laufenden, 30 cm breiten bis auf Sohle reichenden Suchgraben erfasst. Skelett: Becken- und Fussbereich stark, Oberkörper leicht gestört. Gestreckte Rückenlage. Mann/Mann, 30–39 Jahre. Beigaben (Taf. 107): Aussen Höhe li. Knie zwei Pfeilspitzen (1–2), Spitzen zu den Füssen. Li. davon neben Blattspitze untereinander zwei Bronzeniet (3). Aus Füllung Silex (4). 1 Pfeilspitze. Eisen. Widerhaken. Schaft tordiert. Schlitztülle. L. 10 cm. MA 48494. 2 Pfeilspitze. Eisen. Widerhaken. Schaft tordiert. Schlitztülle. L.frag. 9.3 cm. Fragmentiert. MA 48495. 3 2 Niet. Bronze. Nur Spuren, nicht mehr zu bergen. Stark fragmentiert. MA 48496. 4 Silex. Rötlich. Mit Rinde. L. 1.5 cm. Füllung. MA 48497.
Grabung 1998 Grab 849 Keine Grabgrube erkennbar. Teilweise vom Bagger zerstört. T. 40 cm. Skelett: Sehr schlecht erhalten, zum Teil vom Bagger abgetragen, nur einzelne Rippen ungestört. Neuzeitlich? Indet/Erwachsen. Keine Beigaben. Grab 850 Erdgrab. Rechteckige Grabgrube von leicht unregelmässiger Form. 205x85 cm, T. 80 cm. Skelett: Rippen und Wirbelsäule fast vergangen, Extremitäten gut erhalten. Erhaltene Rippen verworfen, Unterkiefer in Brustbereich verlagert und um 180 Grad gedreht. Erwachsen/Mann; 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 107): In der linken Beckenhälfte neben linken Unterarm Schnalle (1) Vs., daneben Messer (2), schräg liegend mit der Spitze in Richtung linker Fuss.
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Gürtelschnalle. Eisen. Einfache, ovale, beschläglose Schnalle. Bandförmiger, abgebrochener Dorn. Riemenansatz erkennbar. Vs. Dorn und Schnalle ganzseitig mit dicker Schicht organischer Reste überzogen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. aussen 2.9 cm; innen 1.5 cm; Dorn 4.1 cm. B. aussen 4.1 cm; innen 2.6 cm. Stark korrodiert. MA 48654. Messer. Eisen. Dicke Schichtpakete von organischen Resten beidseitig auf Klinge und Griff. Unter diesen auf dem Griff längsgemaserte Holzreste. Zwei Eisenniete auf dem Griff durchstossen die organischen Reste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 11.2 cm. Fragmentiert. MA 48655.
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Grab 851 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Rechteckige Grabgrube. 212x80 cm, T. 100 cm. Von linker Schulter bis zur Mitte des linken Oberschenkels parallel zur Körperachse verlaufender, schwarzer Streifen mit organischen Resten (Holz, Textil?), teilweise über dem Skelett gelegen. Skelett: Gut und nahezu vollständig erhalten. Gestreckte Rückenlage mit eng angelegten Armen. Erwachsen/Mann; 50–59 Jahre. Beigaben (Taf. 107): Auf rechter Beckenschaufel Schnalle (1) Vs., Dorn nach rechts und schräg nach unten weisend. Auf und links neben rechtem Unterarm Tasche mit Tascheninhalt (3–15) auf einer Fläche von etwa 15x5 cm; Messer (3) parallel zur Körperachse mit der Spitze zu den Füssen. Die Lage von (3) wahrscheinlich in Tasche. Feuerstahl (4) Vs. links direkt parallel neben rechtem Unterarm, wohl über (5) und (6). Schnalle (2) unter dem linken Becken. Nagel (16) zwischen dem linken Fuss und der nördlichen Grubenwand. Aus der Füllung drei Scherben (17). 1 Gürtelschnalle. Schnalle mit rechteckigem Beschläg. Almandin. Eisen. Kupferlegierung. Nierenförmiger Bügel, Eintiefung für Dorn. Beschläg mit Lasche am Bügel befestigt. Auf der Rs. des Beschlägs drei der ehemals vier Gurtniete (Kupferlegierung) in den Ecken erkennbar. Auf Vs. kreisförmige (?) Gegenplatten der Gurtniete kaum sichtbar. Auf dem Bügel acht bzw. beidseits des Dorns je vier runde, plane Almandine in massiv gearbeiteten Fassungen aus Kupferlegierung. Dorn (Kupferlegierung) möglicherweise ursprünglich mit Almandin in Kastenfassung verziert, nicht erhalten. Beschläg mit zentralem mugeligem Almandin in Fassung aus Kupferlegierung und mit zwei seitlichen tauschierten Kreisaugen, der äussere Kreis aus Messing (?), der innere aus Kupfer, darin ein zentraler kreisförmiger Stift aus Kupferlegierung (Messing?), auf Rs. erkennbar (keine Funktion als Gurtniete). Auf der Schnalle Textilreste und Gurtansatz, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. gesamt 5 cm, Dorn 3 cm. B. Beschläg 4.3 cm; Bügel aussen 5 cm; Bügel innen 3.4 cm. Fragmentiert. MA 48651. 2 Schnalle. Eisen. Einfache, ovale Schnalle ohne Beschläg. Kräftiger Dorn. Organische Auflagen, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. aussen 1.9 cm; innen 1 cm; Dorn 2.4 cm. B. aussen 3 cm; innen 2.1 cm. MA 48593. Tascheninhalt (3–15): 3 Messer. Eisen. Schneide stark korrodiert. Leicht abgesetzte Griffangel. Auf der Klinge beidseits organische Reste, s. Textilkatalog RastEicher. Klinge 8 cm. B. 1.4 cm. Fragmentiert. MA 48650. 4 Feuerstahl/Taschenbügel. Eisen. Eingerollte Enden, möglicherweise stilisierte Tierköpfe. In der Mitte angenietetes kleines Schnällchen mit halbovalem Beschläg, Taschenverschluss. Punzreihen auf den Enden. Strichverzierung auf dem Rand und teilweise auf der Fläche. Textilreste auf der Vs. des Schnällchens. L. 8.4 cm. B. 1.7 cm; 3.6 mit Schnällchen. MA 48508. 5 Pinzette. Kupfer-Legierung. Backen zu den rundgebogenen Greifern sich verbreiternd und nach aussen leicht aufgebogen. Kreuz- und Doppelstrichdekor mit dazwischen liegender Kerbung am Rand und seitlicher Facettierung. L. 7.1 cm. B. 0.9 cm. Vollständig. MA 48509. 6 Niet. Kupfer-Legierung. Bronze. Kreisrund, plane Oberfläche mit Silberresten, eine seitliche Durchbohrung. Mittiger Nietstift auf der Rs. Dm. 1.5 cm. MA 48664. 7 Fragment. Kupferlegierung. Bronze. Blech, griffangelähnlich. Reste von Versilberung (Verzinnung?). Altmetall. Randliche Ritzlinie. L.frag. 3.9 cm. MA 48665. 8 Fragment. Kupferlegierung. Bronze. Bandförmiger Blechstreifen. Altmetall. Strichverzierung. L.frag. 3.3 cm. B. 0.7 cm. MA 48666. 9 Fragment. Kupferlegierung. Bronze. Blech, Reste einer Versilberung (Verzinnung?). Altmetall. L.frag. 2.8 cm. MA 48667. 10 Fragment. Kupfer-Legierung. Bronze. Bandförmiger Blechstreifen. Enden nicht erhalten. Altmetall. L.frag. 2.5 cm. B. 1.1 cm. MA 48668. 11 Fragment. Nagel. Eisen. Vierkantiger Schaft. L.frag. 1.5 cm. MA
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48669. Nagel. Eisen. Verbogener vierkantiger Schaft. Am Nagelkopf und oberem Schaft organische Reste. L. 1.3 cm. MA 48670. Silex. Beide Seiten retuschiert. Klingenähnlich. Hellbraun. L. 2.5 cm. B. 1.6 cm. MA 48671. Silex. Eine Seite retuschiert. Klingenähnlich. Dunkelgrau. L. 1.6 cm. B. 1.1 cm. MA 48672. Tierzahn. Grünlich verfärbt. L.frag. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 48673. Nagel. Eisen. Sargnagel? Halbrunder Kopf. L. 1.4 cm. Dm. 0.9 cm. MA 48652. 3 WS. Füllung. MA 48653.
Grab 852 Erdgrab. 190x65 cm, T. 60 cm. Skelett: Mässig erhalten. Gestreckte Rückenlage. Durch Hangrutschung an der Nordwand der Grube gelegen. Rippen überwiegend vergangen. Hände auf/neben Oberschenkeln. Frau/Frau; 70– 89 Jahre. Beigaben (Taf. 107): Bügelfibel (1) Vs. und Bügelfibel (2) Rs. übereinander auf rechter Beckenschaufel, jeweils mit der Kopfplatte in Richtung Schulter weisend, dabei (1) über (2) gelegen. (1) im 45 Grad-Winkel zur Körperachse und mit der Fussplatte auf der Wirbel-, (2) parallel zur Wirbelsäule. Us. (1) mit Rostfleck der Nadelkonstruktion. Rs. (2) mit Textilresten und Rostfleck der Nadelkonstruktion, zu einem Klumpen verbacken. Messer (3) schräg über linkem Oberschenkel, Spitze in Richtung Füsse. In der Füllung Schlacke (4). 1 Fibel, Dreiknopffibel. Silber (vergoldet). Bügelfibel mit halbrund ausgezogener Kopfplatte. In Verlängerung der Hauptachse ein mitgegossener Zierknopf, die beiden seitlichen Knöpfe gehören zur Spiralachse. Bügel mit Mittelgrat. Quergerippter, leicht trapezoider und konkaver Fuss mit stilisiertem Tierkopf. Starke Abnützungsspuren der Vergoldung an Kopf- und Fussplatte. Kopfplatte mit randbegleitender Perldrahtimitation und axialsymmetrischem Dekor mit zwei spitzovalen «Fischblasen.» Gegossen. Kerbschnitt. An Nadelhalter und Spirale organische Reste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 5.2 cm. B. 1.7 cm. Gew. 6.2 g. MA 48640. 2 Fibel, Dreiknopffibel. Silber (vergoldet). Bügelfibel mit halbrund ausgezogener Kopfplatte. In Verlängerung der Hauptachse ein mitgegossener Zierknopf, die beiden seitlichen Knöpfe gehören zur Spiralachse. Bügel mit Mittelgrat. Quergerippter, leicht trapezoider und konkaver Fuss mit stilisiertem Tierkopf. Starke Abnützungsspuren der Vergoldung an Kopf- und Fussplatte. Kopfplatte mit randbegleitender Perldrahtimitation und axialsymmetrischem Dekor mit zwei spitzovalen «Fischblasen». Gegossen. Kerbschnitt. An Nadel und Spirale organische Reste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 5.2 cm. B. 1.7 cm. Gew. 5.9 g. MA 48641. 3 Messer. Eisen. In mehrere Teile zerbrochen. Zwei Eisenniete. Auf dem Griffangelfragment und auf der Klinge organische Reste (Holz?). Darüber auf der Klinge textile Reste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 5 cm. B. noch 1.1 cm. Stark fragmentiert. MA 48642. 4 Schlackenstück. Füllung. MA 48643. Grab 853 Erdgrab. Rechteckige Grabgrube. Im Oberkörperbereich beidseits eine kleinere und grössere Ausbuchtung. 175x60–70 cm, T. 487.02 m. Skelett: Vollständig und gut erhalten. Leicht verschobene Knochenlage im Bauchbereich. Gestreckte Rückenlage, rechter Arm leicht angewinkelt, rechte Hand im Becken, linker Arm neben Oberschenkel. Frau/Frau; 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 108): Ohrring (1) in Seitenlage liegend, auf rechter Schädelseite, Ohrring (2) auf linker Schädelseite. Im Umkreis von (1) dunkelbraun-schwarze Verfärbung (organische Reste?). Vogelfibelpaar (3–4) direkt neben Halswirbelsäule und rechtem Schlüsselbein,. Vogelfibel (3) auf der Längsseite nach unten verkippt, Rücken nach oben, Kopf nach aussen zur Mitte des rechten Oberarms zeigend, über (4) gelegen. Vogelfibel (4) mit dem Kopf nach unten und Füsse oben, senkrecht im Boden steckend. Im Umkreis der Vogelfibel (3) zwei Rostklumpen der jeweiligen Nadelkonstruktion, davon einer an (3) und der andere an (4) angrenzend. Wie bei (1) in der Umgebung der Vogelfibel (4) dunkelbraun-schwarze Verfärbung (organische Reste?). Perle (5) auf den Rippen unterhalb des linken Schlüsselbeins. In der Taillengegend links neben der Wirbelsäule Bügelfibelpaar (6–7) Vs., auf einer vertikalen Reihe hintereinander liegend, dabei leicht aus der Körperlängsachse gedreht mit der Kopfplatte in Richtung Füsse. Dabei Kopfplatte der Fibel (6) über der Fussplatte der Fibel (7). Zwischen linkem Becken und linkem Unterarm Rostfleck (8). Auf Steissbein Ring
(9). Perlen (10) unter dem bzw. auf der Rs. des Skeletts bei beiden Schultern, teilweise in einer Reihe. Perle (11) unter dem rechten Schlüsselbein. Beigaben (9–11), die auf Rs. des Skeletts lagen und bei der Abformung durch Silikon im Labor freigelegt wurden, sind auf der Grabzeichnung nicht vermerkt. 1 Ohrring. Mit Polyederkopf. Almandin. Silber. Massiver Polyeder, an den Ecken leicht abgenutzt. Quadratische, plane Almandineinlage. Organische Reste s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. Polyeder 1 cm. B. Polyeder 0.8 cm. Dm. aussen 3.6 cm; innen 3.2 cm. Gew. 4.7 g. MA 48600. 2 Ohrring. Mit Polyederkopf. Almandin. Silber. Massiver Polyeder, an den Ecken leicht abgenutzt. Quadratische, plane Almandineinlage. Organische Reste s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. Polyeder 0.9 cm. B. Polyeder 0.8 cm. Dm. aussen 4 cm; innen 3.5 cm. Gew. 5.1 g. MA 48591. 3 Fibel, Vogelfibel. Silber (vergoldet). Almandin. Auge, Schnabel, Kralle und Schwanz mit Almandineinlage. Flügel mit dreigliedriger Almandineinlage, oberste ausgefallen. Körper mit Zickzack-Kerbschnitt verziert. Textilreste auf Rs. und Vs., s. Textilkatalog RastEicher, L. 3 cm. B. 1.4 cm. Gew. 5.6 g. MA 48601. 4 Fibel, Vogelfibel. Silber (vergoldet). Almandin. Auge, Schnabel, Kralle und Schwanz mit Almandineinlage. Flügel mit dreigliedriger Almandineinlage, oberste ausgefallen. Körper mit Zickzack-Kerbschnitt verziert. An Spirale Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3 cm. B. 1.5 cm. Gew. 5.5 g. MA 48602. 5 Perle. Bernstein. MA 48603. 6 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Niello? Halbrunde Kopfplatte mit ehemals fünf Knöpfen, davon vier erhalten. Gleichbreiter Fuss mit abgerundetem Ende. Kopfplatte mit zentralem Kreisauge verziert, darum in einem bogenförmigen Feld sechs spiegelsymmetrisch stehende Ha-
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ken, nach aussen hin mit einem Perl- und einem einfachen Steg umgeben. Bügel seitlich mit Zickzackband. Mittelstreifen des Fusses mit Flechtband (Niello?), seitlich mit Stufenmäander und Zickzackband (Kerbschnitt). Organische Reste s. Textilkatalog Rast-Eicher. Fragmentiert. MA 48605. Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Niello? Halbrunde Kopfplatte mit fünf Knöpfen. Gleichbreiter Fuss mit abgerundetem Ende. Kopfplatte mit zentralem Kreisauge verziert, darum in einem bogenförmigen Feld sechs spiegelsymmetrisch stehende Haken, Basis durch waagrechten Steg gebildet; Bogenfeld nach aussen hin mit einem Perl- und einem einfachen Steg umgeben. Bügel seitlich mit Zickzackband. Mittelstreifen des Fusses mit Flechtband (Niello?), seitlich mit Stufenmäander und Zickzackband (Kerbschnitt). Mittelstarke Abnützung an den Knöpfen, am Bügel und Fussende. Rs.: Na-
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delspirale stark korrodiert. Zwei ösenförmige Halter der Nadelspirale mitgegossen? Zwischen beiden Spiralhaltern halbrunder Steg, der randlich an der Kopfplatte verläuft. Bis auf Nadelspitze in der Nadelrast Nadel vergangen. Nadelrast mit mittelstarker Einschnürung. Organische Reste s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 6.9 cm. B. 4.5 cm. Gew. 17.8 g. MA 48604. Gürtelschnalle. Eisen. Einfache, ovale Schnalle, ohne Beschläg. Textilreste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 3 cm. B. noch 3.1 cm. Fragmentiert. MA 48606. Ring. Bronze Kupferlegierung. Rundstabig, teilweise leicht verdickt. Organische, den Ring ganzseitig umgebende Reste von 1 cm Breite (Reste eines Bandes?). Auf der gegenüberliegenden Innenseite polierte Stelle (Abnützung durch ein Band?), s. Textilkatalog Rast-Eicher. Dm. aussen 2.7 cm; innen 1.9 cm. MA 48589. Perlen. Organische Reste s. Textilkatalog Rast-Eicher. MA 48592. Perle. Bernstein. MA 48590.
Grab 854 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Hölzerner Sargdeckel als schwarzhumose Schicht fast durchgehend über dem Skelett und grösstenteils über den Beigaben erhalten, noch190x38 cm. Rechteckige Grabgrube. 220x65 cm, T. 80 cm. Skelett: Mässig erhalten. Gestreckte Rückenlage, Unterarme auf den Oberschenkeln. Schädel nach rechts gekippt. Frau/Frau; 60–69 Jahre. Beigaben (Taf. 108): Nadel (1) auf linker Schädelseite oberhalb des Ohrbereiches, Nadel waagrecht zur Schädelachse gelegen und Nadelkopf zu den Füssen weisend. Unter dem Unterkiefer und im Hals-/Brustbereich Perlenkette (2). Zwischen bzw. bei den (nicht erhaltenen) Füssen unterhalb des Sargdeckels Glasschale (3), mit dem Standboden nach unten. Blechstreifen (9) in der Füllung von (3). Direkt anschliessend beim rechten Fuss Kamm (4), teilweise vom Sargdeckel überlagert. Aussen am rechten (nicht erhaltenen) Knöchel Nagel (5), in der Schicht des Holzsarges. Aus der Füllung drei Scherben (6), Schlacke (7) und unbestimmtes Objekt (8). 1 Haarnadel. Silber (vergoldet). Pinienzapfenähnlich verdickter Kopf mit Resten der stark abgenützten Feuervergoldung. Unverzierter Schaft ohne Feuervergoldung. Kopf mit diagonal eingekerbtem Gittermuster, abgeschlossen mit drei parallelen Rillen am Übergang zum Schaft. Feuervergoldung. Organische Reste s. Textilkatalog RastEicher. L. 11.1 cm. Dm. Kopf 0.5 cm; Schaft 0.2 cm. Gew. 5.2 g. Sehr gut erhalten. MA 48644. 2 Perlen. Mehrfachperlen. MA 48633. 3 Glasschale. Schrägwandig, leicht geschweift. Rundgeschmolzener, leicht verdickter und ausbiegender Rand, verdickter und leicht eingezogener Boden. Hellgrün, feinblasig, aussen schlierig-streifige Oberfläche. Umlaufende, opak weisse Fadenauflage, waagrecht an Schulter und Rand sowie spiralförmig am Boden. Knapp unterhalb der Gefässmitte nach unten gekämmter Arkadendekor mit neun Bögen. Organische Reste in der Verfüllung der Schale, s. Textilkatalog Rast-Eicher. Mdm. 11.7 cm; Boden 4.1 cm. Leicht fragmentiert. MA 48634. 4 Kamm. Einzeiliger Dreilagenkamm. Knochen. Dreieckig. Innere Zahnplatte mit stark geschweiften Enden, davon eine nicht erhalten. Entlang der Kanten der Dreiecksplatte insgesamt 12 Eisenniete. Griffplatten mit konzentrischen Kreisen und Kreisaugen in unregelmässiger Verteilung verziert, von vier randbegleitenden parallelen Ritzlinien umgeben. Zahnplatte mit durchbrochenem Randfries, bestehend aus einandergereihten Vogelköpfen mit Kreisauge, darüber Gefieder und stark gebogener Schnabel. L. 7 cm. B. noch 13.5 cm. Fragmentiert. MA 48635. 5 Nagel. Eisen. Vierkantiger Sargnagel? Nagelkopf nicht erhalten. L.frag. 3.5 cm. B. 0.3 cm. Fragmentiert. MA 48636. 6 3 WS. Keramik. Füllung. MA 48637. 7 Schlackenstück. Eisen. Füllung. MA 48638. 8 Schlackenstück. Eisen. L. 2.2 cm. Füllung. MA 48639. 9 Blechstreifen. Bronze. Kupferlegierung. Spitz zulaufendes, unvollständiges Ende. Zwingenähnlicher, umgeschlagener, breiter Rand. Drei randliche Nietpaare, davon ein Paar den umgeschlagenen Rand vernietend und die beiden anderen am Blechstreifen. Vermutlich Randbeschläg eines Holzgefässes. Je eine randbegleitende Buckelreihe. Pressblechtechnik. Im umgeschlagenen Ende Holzreste, von zwei Nietpaaren durchbohrt. L.frag. 4.2 cm. B. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 48674.
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Gürtelschnalle? Eisen. Rechteckig. Sehr schlecht erhalten. Organische Reste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 2 cm. B. noch 3.4 cm. Stark fragmentiert. MA 48630.
Grab 857 Kein Grab. Natürliche Erdmulde. Grab 858 Neuzeitliches Pferdeskelett. Grab 859A Keine eigene Grabgrube erkennbar. Doppelbestattung zu Grab 859 B, an rechter Körperseite darüber gelegen. T. 30 cm. Skelett: Schlecht erhalten, teilweise vergangen. Kind/Subadult, 3–5.9 Jahre. Keine Beigaben.
Grab 854. M. 1:20.
Grab 855 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Langovale Grabgrube. 210x55 cm, T. 50 cm. Über der linken Skeletthälfte ein 10–15 cm breiter, schwarz-humoser Streifen von der Schulter bis zu den Knien, Reste des Sargdeckels? Skelett: Vollständig und gut erhalten. Fingerknochen über Beckenbereich verstreut, ansonsten ungestört. Gestreckte Rückenlage, Arme neben dem Becken. Erwachsen/Mann; 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 109): Oberhalb des linken Beckens direkt neben der Wirbelsäule Gürtelschnalle (1) Vs., Dorn zum linken Unterarm weisend. Links neben rechtem Oberschenkel Eisenteil (2). Rechts am linken Unterschenkel Eisenteil (3). Aus der Füllung Eisenteil (4), Nagelkopf (5), unbestimmte Objekte (6–7) und eine Scherbe (8). 1 Gürtelschnalle. Schnalle mit nierenförmigem bzw. ovalem Beschläg. Eisen. Beschläg mit Laschenkonstruktion und drei Bronzenieten. Beschlägoberfläche teilweise beschädigt. Am Rand einige Rillen (ehemals Tauschierung?). Ovaler Schnallenbügel mit Messingstreifentauschierung, teilweise nicht erhalten oder ausgefallen. Reste von Streifentauschierung am Dorn, Einlagen nicht erhalten. L. Bügel aussen 2.3 cm; Bügel innen 1.1 cm; Dorn 2.7 cm. L.frag. 4.9 cm. B. Beschläg noch 3.6 cm; Bügel aussen 3.8 cm; Bügel innen 2.6 cm. Fragmentiert. MA 48622. 2 Objekt unbestimmt. Eisen. Schlackenrest? L. ca. 1 cm. MA 48623. 3 Objekt unbestimmt. Eisen. Schlackenstück? L. ca. 1.3 cm. MA 48624. 4 Schlackenstück. Eisen. L. ca. 2 cm. Füllung. MA 48625. 5 Schlackenstück. Eisen. L. ca. 1.3 cm. Füllung. MA 48626. 6 Schlackenstück. Eisen. L. ca. 1.4 cm. Füllung. MA 48627. 7 Schlackenstück. Eisen. L. ca. 1.7 cm. Füllung. MA 48628. 8 WS. Füllung. MA 48629. Grab 856 Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Rechteckige Grabgrube. 193x70 cm, T. 70 cm. Schwarz-humose Reste des Sarges in der linken Skeletthälfte und im Oberkörperbereich, teilweise über dem Skelett (Sargdeckel?), B. max. 0.35 m. Rechts neben rechtem Oberschenkel einzelner Stein. O-W. Skelett: Fast vollständig und gut erhalten. Rippen teilweise vergangen. Hände im Becken, linker Arm und linkes Bein angewinkelt. Erwachsen/Frau; 35–44 Jahre. Beigaben (Taf. 109): Unter rechtem Handgelenk Gürtelschnalle (1).
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Grab 859 B Erdgrab mit Sarg oder Totenbrett. Rechteckige Grabgrube. 198x73 cm, T. 70 cm. Holzkohlespuren des Sarges oder des Totenbrettes im Beckenbereich und rechts am linken Arm. SW-Ecke leicht durch Grab 858 gestört. Skelett: Mässig erhalten. Schädel um 180 Grad gedreht, im Oberkörperbereich zwischen den Oberarmen gelegen. Rückenlage, Arme neben dem Körper. Frau/Frau, 60–79 Jahre. Beigaben (Taf. 109): Bügelfibel (1) Vs. in der Beckenmitte gelegen, parallel zur Körperachse mit der Kopfplatte zu den Füssen weisend und unterhalb der Holzkohlespuren. Auf Vs. der Fibel (1) und unter der Holzkohleschicht organische Reste. Schnalle (2) Vs. in der rechten, unteren Beckenhälfte, unter Fibel (1), Dorn wahrscheinlich nach rechts. Aus der Füllung zwei Scherben (3), eine weitere Scherbe (4) und ein Tierzahn (5). 1 Fibel, Bügelfibel. Silber (vergoldet). Halbrunde Kopfplatte mit fünf Knöpfen, quergerippter Bügel, gedrungener, leicht trapezoider Fuss. Kopfplatte mit zwei randbetonenden, glatten und gekerbten Stegen und vier konzentrischen Kreisen in Kerbschnittechnik, je zwei von einem spitzovalen Steg umrahmt. Bügel ehemals mit Einlage (Almandin?) in der Vertiefung (Bohrung). Fuss mit nielliertem Mittelstreifen mit gegenständigen Dreiecken und zwei seitlichen Zickzackbändern in Kerbschnittechnik. An beiden Fussrändern halbierte Kreisaugenpunzen mit Resten der Vergoldung. Vergoldung an den erhabenen Stellen, Knöpfen und Bügel sowie am Ende und auf den Seitenrändern des Fusses stark abgenützt. Auf der Rs. Spuren der Feuervergoldung an den Rändern. Nadelspirale kaum und Nadel, bis auf Nadelspitze in der Nadelrast, nicht erhalten. Ösenförmige Halter der Nadelspirale mitgegossen? An der Nadelrast mittelstarke Einschnürung. Fussplatte seitlich eingerissen. Textilreste auf US und Nadelhalter, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 8.1 cm. B. 5.4 cm. Gew. 12.6 g. Fragmentiert. MA 48645. 2 Gürtelschnalle. Eisen. Äusserst schlecht erhalten, metallisches Eisen nicht mehr erkennbar, nur Reste der Streifentauschierung (Kupferlegierung) des vermutlich ovalen Bügels und des Dorns überliefert. Existenz eines Beschlägs unklar. Kreisrunde Gürtelhafte mit Niet (Kupferlegierung). Schildförmige Gürtelhafte ohne Einschnürung (Kupferlegierung). L. noch 3.7 cm. B. noch 5.7 cm. Stark fragmentiert. MA 48646. 3 2 WS. Zusammenpassend. Füllung. MA 48647. 4 WS. Rot. Füllung. MA 48648. 5 Tierzahn. Füllung. MA 48649. Grab 860 Erdgrab. Dem Fussende zu trapezoide Grabgrube. Vermutlich gestört. 215x50 (Kopf)–80 (Fuss) cm, T. 30 cm. Skelett: Bis auf Teile der Hals- und Lendenwirbelsäule annähernd vollständig und gut erhalten. Rückenlage. Schädel um 180 Grad gedreht, mit dem Oberkiefer zur östlichen Grubenwand weisend. Unterkiefer auf Brustmitte verlagert. Arme eng an und teilweise über Brustkorb liegend. Hände auf/neben Becken. Unterschenkel nicht an Knie anschliessend, sondern nach oben versetzt parallel innen neben Oberschenkeln gelegen (ursprünglich angewinkelte Knie?). Erwachsen/Mann; 40–49 Jahre. Beigaben: Rostspur (1) im rückwärtigen Schädelbereich. Rostspur (2) auf der Stirnseite des Schädels. Aus der Füllung eine Scherbe (3). 1 Objekt unbestimmt. Rostspur. RFA: Blei als Hauptbestandteil, ev. Email (Best: A. Voûte). Fragmentiert. MA 48619. 2 Objekt unbestimmt. Eisen. Rostspur. Fragmentiert. MA 48620.
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WS. Rot. Kreidig. Füllung. MA 48621.
Grab 861 Erdgrab. Grabgrube nicht erkennbar. T. 50 cm. Skelett: Sehr schlecht und unvollständig erhalten. Nur Brustpartie überliefert. Schädelreste z.T. vom Bagger verschleppt. Mann/Mann; 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 109): Beim verzogenen Schädelrest Pfeilspitze (1), Spitze nach NW. Im Bereich des nicht erhaltenen Schädels flächige Rostspur (2) und Pfeilspitze (3), Spitze nach NW. Pfeilspitze (4) an der rechten Schulter, mit der Spitze zu den Füssen. Aussen vor dem rechten Oberarm vier neben- und übereinander liegende Pfeilspitzen (5–8), mit der Spitze zum Schädel, (5) über (6–8), möglicherweise im Köcher deponiert. Bei der Lendenwirbelsäule Niet (9). Aus der Füllung eine Scherbe (10) und Tülle (11). 1 Pfeilspitze. Eisen. Geflügelt mit Widerhaken, ein Flügel nicht erhalten. Tordierter, unvollständiger Schaft. Holzreste des Schaftes in der Tülle. Organische Reste s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 9 cm. Dm. 0.8 cm. Fragmentiert. MA 48608. 2 Objekt unbestimmt. Pfeilspitze? Eisen. Als Rostspur im Grab erhalten, schwer bestimmbar. Die Fragmente von Tülle und Blatt weisen auf eine Pfeilspitze hin. Sehr stark fragmentiert. MA 48609. 3 Pfeilspitze. Eisen. Geflügelt, ein Flügel nicht erhalten. Tordierter, unvollständiger Schaft. L.frag. 6.5 cm. B. noch 2 cm. Dm. noch 0.7 cm. Fragmentiert. MA 48610. 4 Objekt unbestimmt. Eisen. Stab mit flachrechteckigem Querschnitt, an einer Seite löffelförmig auslaufend. Enden nicht erhalten. L.frag. 7.4 cm. B. 0.7 cm. Fragmentiert. MA 48611. 5 Pfeilspitze. Eisen. Blatt mit Mittelgrat, unvollständig. Schlitztülle, am Schaftrand ein Loch (für Niet?). Holzreste des Schaftes in der Tülle. L.frag. 9.1 cm. B. noch 2.3 cm. Dm. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 48612. 6 Pfeilspitze. Eisen. Geflügelt mit Widerhaken, Enden nicht erhalten. Tordierter Schaft. Vermutlich Schlitztülle. Reste des Holzschaftes in der Tülle. L. 11.1 cm. B. noch 2.5 cm. Dm. 1.1 cm. Fragmentiert. MA48613. 7 Pfeilspitze. Eisen. Geflügelt mit Widerhaken, das eine Ende teilweise und das andere nicht erhalten. Tordierter Schaft. Ganztülle. Holzreste des Schaftes in und ausserhalb der Tülle. L. 10.8 cm. B. noch 1.3 cm. Dm. 1.1 cm. Fragmentiert. MA 48614. 8 Pfeilspitze. Eisen. Weidenblattförmiges Blatt, Spitze nicht erhalten. Schlitztülle. Holzreste des Schaftes im Inneren der Tülle. L. 11.4 cm. B. noch 3 cm. Dm. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 48615. 9 2 Gürtelnieten? Bronze. Abgebaggert. Nicht erhalten. MA 48616. 10 WS. Füllung. MA 48617. 11 Tüllenbruchstück einer Lanzenspitze. Eisen. Vom Bagger verschleppt. Organische Reste an der Innenseite. L.frag. 6 cm. Stark fragmentiert. Füllung. MA 48618. Grab 862 Erdgrab. Rechteckige Grabgrube. 215x70 cm, T. 40 cm. Beidseitige Verbreiterung der Grube um 5 cm im Kopfbereich. Skelett: Mässig erhalten, Knochen teilweise verworfen. Schädel verkippt, Stirnseite zur westlichen Grubenwand zeigend. Gestreckte Rückenlage. Untere Hälfte der Wirbelsäule fehlt. Unterschenkel jeweils aussen und versetzt zu den Oberschenkeln gelegen (Knie ehemals angewinkelt?). Mann/Mann; 40–59 Jahre. Beigaben (Taf. 109): Pfeilspitze (1) links neben linkem Unterarm, über Behältnis (3). Pfeilspitze (2) links neben linkem Handgelenk, in Verlängerung zu (1), Spitze zum Kopf weisend, über Behältnis (3). Langrechteckiges Behältnis (3) von linkem Ellbogen bis zum linken Knie reichend, parallel zur Körperachse. Schnalle (4) in Beckenmitte, Schnalle (7) im unteren Beckenbereich, unterhalb von (4). Messer (5) und Tascheninhalt (8– 10) am rechten Ellbogen auf einer Fläche von 15x5 cm, zwischen Elle und Speiche, Messerspitze fusswärts. Rechts neben rechtem Oberschenkel Franziska (6), mit der Klinge zum linken Knie zeigend. 1 Pfeilspitze. Eisen. Soweit erkennbar, Ganztülle. Holzreste des Schaftes in der Tülle. L.frag. 9.5 cm. B. noch 1.9 cm. Dm. 1.2 cm. Fragmentiert. MA 48657. 2 Pfeilspitze. Eisen. Geflügelt mit Widerhaken, ein Flügelende und Schaft nicht erhalten. L.frag. 4.8 cm. B. noch 2 cm. Dm. noch 0.8 cm. Stark fragmentiert. MA 48658. 3 Behältnis? Eisen und organisch (Leder, Holz?). Langrechteckige Verfärbung mit zwei Eisenniet. Wahrscheinlich Behältnis, Köcher oder Scheide. Leder? S. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 70 cm. B. 10 cm. MA 48661. 4 Gürtelschnalle. Eisen. Einfache, ovale Schnalle ohne Beschläg. Dorn-
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spitze abgebrochen. Am Schnallenbügel ganzseitige dicke Schicht von organischen Resten, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 2.4 aussen; 1.4 innen cm. L. Dorn frag. 2.2 cm. B. aussen 3.6 cm; innen 2.5 cm. MA 48659. Messer. Eisen. Eingezogene Griffangel. Parallel zum Messerrücken zwei parallele Rillen auf der Messerklinge (eine weitere Rille in Richtung Schneide?). Beidseitige Auflagen von organischen Resten auf der Klinge und Griffangel. Auf der Griffangel längsgemaserte Holzreste schwach erkennbar, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L.frag. 9.4 cm. B. 0.9 cm. Fragmentiert. MA 48656. Franziska, Wurfaxt. Eisen. Geschwungen, ausgezipfelte Schneide. Reste des Holzschaftes im Schaftloch. Organische Reste auf US, s. Textilkatalog Rast-Eicher. L. 16 cm. B. 9.2 cm. Gew. 466.9 g. MA 48660. Schnalle. Eisen. Einfach, oval, ohne Beschläg. Beidseits des Bügels
Grab 862. M. 1:20.
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organische Reste, s. Textilkatalog Rast-Eicher. B. noch 2.9 cm. Stark fragmentiert. MA 48598. Taschenrandversteifung. Eisen. Die eine gerade Hälfte stiftähnlich, die andere vierkantig mit rechtwinklig umgebogenem Ende. Mit dicker Schicht organischer Reste bedeckt. L. 15.8 cm. B. 0.6 cm. Fragmentiert. MA 48675. Münze, AE III, VALENS, 364–378. MA 48676. Silex. L. 22 cm. B. 16 cm. MA 48677.
3. Schleitheim-Kirche: Katalog der frühmittelalterlichen Gräber und Grabfunde Grab 4 Erdgrab. Einfache rechteckige Grabgrube und unregelmässiger Nordseite. Zu Kirche II, in Südmauer der Kirche I eingetieft, in Nordwestecke der Kirche II. B. 55 cm, L. 185 cm, T. 25 cm. Skelett: Vollständig, ungestört. Erwachsen/Mann; 50–79 Jahre. Keine Beigaben. Grab 18 Steinplattengrab. Teilzerstört. An der Kopfseite je eine und an der Südseite je drei trockengesetzte Sandsteinplatten, Fussende fehlt (infolge der Westmauer von Kirche II?), Nordseite unvollständig mit geringen Plattenresten am Fussende erhalten. An der Aussenseite der Westmauer von Kirche I, von
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Westwand der Kirche II überlagert, zu Kirche I. Älter als Grab 25. B. 75 cm, L. 208 cm, T. 43 cm. Skelett. Vollständig, ungestört. Knochengeschwür an Wirbelsäule. Erwachsen/Mann.; 55–64 Jahre. Keine Beigaben. Grab 19 Erdgrab. Einfache rechteckige Grabgrube, in der Nordwestecke ein vereinzelter, rechteckiger Sandstein. Verputzreste von Kirche II in der Grabfüllung. Zu Kirche II, Kopf-/Schulterbereich durch Westmauer der Kirche III. An der Aussenseite der Westmauer von Kirche II. B. 68 cm, L. noch 156 cm, T. 65 cm. Skelett: Von Mitte der Oberarme abwärts bis auf linke Fussknochen vollständig und ungestört. Erwachsen/Mann; 45–64 Jahre. Keine Beigaben. Grab 20 Erdgrab. Einfache rechteckige Grabgrube. Zu Kirche II, Schädel von Westmauer der Kirche III überlagert, an der Aussenseite der Westmauer von Kirche II, Skelett zum Teil unter Grab 31. Verputzreste von Kirche II in der Grabfüllung. B. 80 cm, L. noch 176 cm, T. 78 cm. Skelett: Ungestört und vollständig. Erwachsen/Mann; 35–54 Jahre. Keine Beigaben. Grab 21 Trockenmauergrab. Erdgrube von 160x320 cm Grösse, bei noch 80 cm Tiefe. Darin Reste von grösseren, grünen Sandsteinblöcken, die ursprünglich eine Grabkammer von 75x220 cm bildeten. Keramik und Verputzreste von Kirche II in der Grabfüllung, vermutlich bei Bau der Kirche III beraubt, bzw. umgebettet, zu Kirche I. An der Innenseite der Nordmauer von Kirche I. Älter als Grab 22. Antik beraubt. B. 320 cm (Grabgrube); 160 cm (Mauergrab), L. 320 cm (Grabgrube); 220 cm (Mauergrab), T. 80 cm. Skelett: Grab ausgeräumt, Schädel und Langknochen eines Mannes und einer Frau am Kopfende sorgfältig deponiert, Nachbestattung fehlt. 2 Erwachsen/Mann und Frau; je 55–65 Jahre. Beigaben (Taf. 110): Fragmente einer vielteiligen, eisernen Gürtelgarnitur (1–3) und eines Spathagurtes (4), silberplattiert mit kurzen Waben, Gruppe III (nach Koch 1982). Die Plattierung wurde durch das Einhämmern einzelner Silberfäden auf der vorher aufgerauhten Eisenoberfläche erzielt. Diese, die Haftung des Silbers gewährleistende Aufrauhung wurde in einer speziellen Technik ausgeführt, die auch bei der Schnalle aus Grab 23 (1a) beobachtet werden konnte. Im Zentrum der Oberfläche runde Aussparung, die vermutlich mit einem Almandin eingelegt war. Kanten mit feiner Streifentauschierung, abwechselnd 2 Streifen Silber und 8–10 Streifen Messing. 1 Kurzes Beschläg. L. 4 cm. B. 2.4 cm. Dicke 1.2 cm (ursprünglich 0.8 cm). MA 23473. 2 Kurzes Beschläg. L. 4.4 cm. B. 2.8 cm. Dicke 1.3 cm (ursprünglich 0.8 cm). MA 23474. 3 Bruchstück einer grossen Riemenzunge, mit Bruchstelle an der kürzeren Schmalseite. L. 4.1 cm. B. 2.2 cm. Dicke 0.9 cm (ursprünglich 0.5 cm). MA 23475. 4 Rautenförmiges Beschläg mit 4 Messingniet, Teil eines Spathagurtes. Kanten mit feiner Streifentauschierung; zwei Streifen Silber und fünf Streifen Messing. L. 4 cm. B. 2.8 cm. Dicke 1.1 cm (ursprünglich 0.8 cm). MA 23476.
1982a): 1 Zwei Fragmente einer reich und äusserst qualitätvoll verzierten Schnalle mit ovalem Bügel und Schilddorn. Dorn und Fragment der Dornplatte tauschiert mit Zickzackband. L. 6 cm. B. noch 4.3 cm. Dornlänge 2.7 cm. B. des Bügels 1.8 cm. MA 23477. Nach der Schnallengrösse ist die Zugehörigkeit zu einem Spathagurt in Erwägung zu ziehen. Die Schnalle stammt aus der gleichen Werkstatt wie die Stücke aus Grab 21. Da beide Gräber ausgeraubt wurden, ist eine Zugehörigkeit zur gleichen Garnitur nicht auszuschliessen. 2 Fragment eines Beschlägs, Kanten mit feiner Streifentauschierung, paarweise angeordnete Silberstreifen; diese Plattierung wurde in einer anderen Technik als bei den übrigen Stücken angebracht (vgl. Grab 21). MA 23478. Grab 24 Steinplattengrab. Durch Grab 25 grösstenteils zerstört, einige Plattenfragmente an Nord-, West- und Südseite erhalten. Älter als Grab 25. An der Aussenseite der Westmauer von Kirche I, von Westwand der Kirche II und Grab 25 überlagert, zu Kirche I. B. 62 cm, L. 180 cm, T. 68 cm. Skelett: Nur Unterschenkel in gestörter Lage überliefert. Erwachsen/Indet/Erwachsen; 30–49 Jahre. Keine Beigaben. Grab 25 Erdgrab. Grube nicht erkennbar. Zu Kirche II, Kopf-/Schulterbereich von Westmauer der Kirche III überlagert, an der Aussenseite der Westmauer von Kirche II, stört Grab 24. T. 67 cm. Skelett: Von Mitte der Oberarme bis zum Fussende ungestört, Rippen vergangen. Erwachsen/Frau; 55–74 Jahre. Keine Beigaben. Grab 26 Erdgrab? Grabgrube infolge späterer Überbauung nicht feststellbar. Zu Kirche II, gestört durch Chor II. a. T. 11 cm. Skelett: Nur Rippen und Bauchbereich erfasst. Erwachsen/Indet/Erwachsen; 50–69 Jahre. Keine Beigaben. Grab 27 Plattengrab, mit späterer Trockenmauer. Erdgrube von ca. 230x120 cm Grösse und noch 52 cm Tiefe. Platten aus Tuff, wohl in jüngerer Phase mit trockenem Sandsteinmauerwerk ergänzt. Abbruchmaterial der Kirche I in der Grabfüllung, zu Kirche II, an der Innenseite der Nordmauer von Kirche II. B. 120 cm, L. 230 cm, T. 52 cm. Älter als Grab 28. Skelett: Linker Unterschenkel durch Grab 28 gestört. Über und unter dem Skelett Reste von zwei weiteren Individuen. 2 Männer, 1Erwachsen/Erwachsen; 60–69 und 30–39 Jahre. Keine Beigaben. Grab 28 Erdgrab. Leere Grabgrube, antik ausgeräumt, einfache rechteckige Grabgrube, am Westende 3 grosse Steine, sowie ein weiterer Stein in der Südostecke, über dem Grab Steinpackung. Zu Kirche II, neben Grab 27 an der Innenseite der Nordmauer von Kirche II. B. 98 cm, L. 240 cm, T. 44 cm. Skelett: Keine Skelettreste. Keine Beigaben.
Grab 22 Erdgrab. Einfache, rechteckige Grabgrube. Zu Kirche II, in Nordmauer der Kirche eingetieft, an der Innenseite der Nordmauer von Kirche II. B. 52 cm, L. 136 cm, T. 41 cm. Skelett: Verworfen, postmortal durch Nagetiere gestört. Kind/Subadult; 1.5–3.5 Jahre. Keine Beigaben.
Grab 29 Erdgrab. Grabgrube nicht erkennbar, zu Kirche II, vor der Westseite der Chorschranke oder des Triumphbogens von Kirche II. T. 21 cm. Skelett: Kind/Subadult; 0–10 Jahre. Keine Beigaben.
Grab 23 Mauergrab mit Ziegelschrotmörtel. Erdgrube von ca. 140x350 cm Grösse und einer Tiefe von noch 95 cm; darin gemauerte Grabkammer von 50x230 cm Ausdehnung. Grüne Sandsteinblöcke, mit wenig (mit Ziegelschrot durchsetztem) Mörtel gemauert, noch ein bis zwei Lagen hoch erhalten. Verputzreste von Kirche II in der Grabfüllung, Grab vermutlich beim Bau der Kirche III antik beraubt und leer geräumt. Zu Kirche I, zentral im Kirchenschiff gelegen. B. 50 cm (Mauergrab); 140 cm (Grabgrube), L. 230 cm (Mauergrab); 350 cm (Grabgrube), T. 87 cm. Skelett: Skeletteile entfernt, nur geringe Skelettreste in der Grabfüllung. Mann/–. Beigaben (Taf. 110): Zwei Fragmente einer vielteiligen, eisernen Gürtelgarnitur (1), silberplattiert, mit kurzen Waben, Gruppe III (nach Koch
Grab 30 Trockenmauergrab. Erdgrube von ca. 140x250 cm Ausdehnung, bei einer erhaltenen Tiefe von ca. 80 cm. Darin eine trockengemauerte Grabkammer von 65x190 cm (Innenmasse), bestehend aus noch sechs Lagen hohem, einhäuptigem Sandsteinmauerwerk. Die Südmauer ist durch den Einbau eines Heizungskanals nur noch zwei Lagen hoch erhalten. Steingrösse und Lagenhöhe lassen an die Verwendung römischer Spolien denken. Grabfüllung mit Abbruchmaterial, Fragmente römischer Leistenziegel und bemalte Verputzreste, möglicherweise Reste eines oberflächlichen Monuments über Grab 30 (Arkosolgrab, vgl. Jacobsen/Schäfer/Sennhauser 1991, 372), in der Nordwestecke der Kirche I, zu Kirche I. B. 50 cm (Mauergrab); 140 cm (Grabgrube), L. 190 cm (Mauergrab); 250 cm (Grabgrube), T. 83 cm. Ske-
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lett: Gestreckte Rückenlage, SW-NO orientiert. Alle Gelenke ihres nur teilweise erhaltenen Skeletts zeigen deutliche arthrotische Veränderungen, besonders ausgeprägt auch im Lendenbereich. Frau/Frau; 55–64 Jahre. Beigaben (Taf. 110–111): Links vom Hals und auf der rechten Brust Halskette (1–5). Auf dem Oberkörper zwischen Kopf und Becken verstreut Halskette (6). Oberhalb der rechten Schulter Fingerring (7) und Kamm (8). Oberhalb des Beckens Gürtelgarnitur (9–10). An der linken Körperseite Gürtelgehänge (11–22): Oberhalb des Beckens und ausserhalb des linken Oberschenkels Beschläge zu Gürtelgehänge (11–13), bei der linken Beckenschaufel Spinnwirtel (15), ausserhalb der rechten Beckenschaufel Riemenzunge (16). Über dem linken Oberschenkel mehrere, stark korrodierte Eisen- und Bronzegegenstände (17–22). Zwischen Becken und Füssen verstreut Wadenbindengarnitur (22–32). Zwischen den Unterschenkeln Holzgefäss (33–35). An der rechten Körperseite Stock (36–38). Halskette (1–5), bestehend aus vier scheibenförmigen Anhängern (1–4) aus Goldblech mit Aufhängeöse und 12 Amethystperlen (5): 1 Anhänger. Goldblech. In Pressblechtechnik verziert; gleicharmiges Kreuz, Kreisaugen, Punkte und Y-förmige Stege. Dm. 14 mm. MA 23470. 2 Anhänger. Goldblech. Mit tordiertem Golddraht gerahmt. Dm. 16 mm. MA 23467. 3 Anhänger. Goldblech. Flickstelle unterhalb Öse. MA 23468. 4 Anhänger. Goldblech. Mit getriebenem Buckel und aufgelötetem Perldraht verziert. MA 23469. 5 12 geschliffene Amethystperlen, beidseitig angebohrt. MA 23474. 6 Halskette, bestehend aus 85 Glasperlen und einer «Kapsel» aus Silberblech: Perlen, transluzid verziert: a) ringförmig, melonenartig gerippt, türkisblau, c) mandelförmig, kobaltblau, d) doppelkonisch, klein, kobaltblau, e) 2 ringförmig, kobaltblau, f) kugelförmig, kobaltblau, g) würfelförmig, türkisblau. Opak verziert: h) 2 tonnenförmig, rot mit eingelegten, weissen Achterschleifen, i) 2 ringförmig, rötlich, mit eingelegtem, weissem Wellenband. Opak unverziert: k) kugelige Melonenperle, türkisblau (römisch), 1) 6 Teile von Mehrfachperlen, gelb (1 dreifach), cm) 4 ringförmig, 3 weiss, 1 gelb, n) kugelförmig, orange, o) 55 doppelkonisch-tonnenförmig, davon 9 weiss, 1 gelb, q) 2 quaderförmig, 1 weiss, 1 rot, r) röhrenförmig, weiss. Silber: s) «Kapsel» aus dünnem Blech, einseitig gelocht. Dm. 9 mm. MA 23472. 7 Fingerring. Gold. Ein an den Enden gespaltener Drahtreif ist mit einer Grundplatte, die die Fassung trägt, verlötet. Beidseits der Fassung ist er mit je drei stark abgenutzten Goldkügelchen verziert. Die Fassung besteht aus einem tordierten Golddraht, einem Perldraht und aufgelegten Girlanden. Als Schmuckstein ist eine wohl spätantike Karneolgemme eingelegt. Die Goldfassung ist stark abgenutzt; der Reif weist auf einer Seite nahe der Grundplatte eine Reparatur auf. Gew. 7 g. MA 23466. 8 Kamm. Knochen. Reste eines zweiteiligen Kamms, nur Mittelpartie mit 8 eisernen Stiften erhalten. L. noch 10 cm. MA 23445. Zwei Eisenstifte, nahe der Schnalle (9) gelegen. Verlagerte Reste eines Kammetuis? Gürtelgarnitur, zweiteilig (9–10): 9 Schnalle. Bronze, gegossen. Bügel mit gekerbter Basis; Schilddorn und trapezförmiges Beschläg mit einem Bronzeniet, einem sekundären Eisenniet und einem Nietloch. Dem Beschläg wurde später eine Lasche zur Befestigung des Bügels angenietet (Reparatur). L. 12 cm. B. 5 cm. MA 23438. 10 Riemenzunge Bronze, gegossen. Zwei Bronzeniet und Unterlageplättchen. L. 7.7 cm. B. 2.3 cm. MA 23437.01. Gürtelgehänge (11–22): 11 Beschläg. Bronze. Drei Niet und Gegenplättchen. Vermutlich ursprünglich kreuzförmig mit 4 Nieten. L. 3 cm. B. 1.5 cm. MA 23439. 12 Rechteckbeschläg. Bronze. Ursprünglich mit drei Nieten und Gegenplättchen; drei Nieten erhalten. L. 2.6 cm. B. 1.5 cm. MA 23447. 13 Rechteckbeschläg.Bronze. Ursprünglich mit drei Nieten und Gegenplättchen; ein Niet erhalten. Punzverzierung. L. 2.6 cm. B. 1.5 cm. MA 23440. 14 Blechfragment und drei Nieten. Bronze. Zu 12 und 13 gehörig. MA 23449. 15 Spinnwirtel. Keramik.. Konisch, schwarz. Dm. 2.5 cm. H. 1.1 cm. MA 23441. 16 Riemenzunge. Bronze, gegossen. Zwei Niet und Gegenplättchen. Verziert im Tierstil II, mit Zickzackkerbband. L. 5.8 cm. B. 1.4 cm. MA 23444. 17 Schere. Eisen. L. noch 18.5 cm MA 23464. 18 Messer. Eisen. L. noch 12.5 cm. MA 23463.
Grab 30. M. 1:20.
19
Stab. Eisen. Rund mit flacher Mittelpartie. Vermutlich Schlüssel. L. 20 cm. MA 23462. 20 Fragmente eines Ringes oder einer Schnalle. Eisen. Vermutlich Teil des Schlüssels (19). MA 23462. Beschläg und Schnalle aus Bronze, sehr wahrscheinlich der Befestigung der Futterale (17)–(20) dienend (21–22): 21 Beschläg. Bronze. Zweinietig, mit Gegenplättchen. L. 1.7 cm. MA 23446–23448. 22 Schnalle. Bronze. Rechteckiger Bügel, Drahtdorn, dreieckiges Beschläg mit drei Nieten und Gegenplättchen. L. 3 cm. B. noch 2 cm. MA 23449. Zehnteilige Wadenbindengarnitur (23–32): 23 Schnalle. Bronze. Rechteckbügel, Schilddorn und trapezförmiges, dreinietiges Beschläg. L. 4.5 cm. B. 2.3 cm. MA 23450. 24 Schnalle. Bronze. Rechteckbügel, Drahtdorn und trapezförmiges, dreinietiges Beschläg. L. 4.5 cm. B. 2.3 cm. MA 23451. 25 Rechteckbeschläg. Bronze, gegossen. Vier Nieten. Verziert im Tierstil II, mit Zickzackkerband. L. 2.5 cm. B. 1.9 cm. MA 23443. 26 Rechteckbeschläg. Bronze, gegossen. Vier Nieten. Verziert im Tierstil II, mit Zickzackkerband. L. 2.5 cm. B. 1.9 cm. MA 23452. 27 Riemenzunge. Bronze, gegossen. Zwei Nieten mit Gegenplättchen. L. 4.1 cm. B. 1 cm. MA 23437. 28 Riemenzunge. Bronze, gegossen. Zwei Nieten. L. 4.7 cm. B. 1 cm. MA 23453. 29 Beschläg. Bronze, gegossen. Quadratisch, vier Bronzeniet. Verziert im Tierstil II, mit Zickzackkband. L. und B. 2.7 cm. MA 23442. 30 Beschläg. Bronze, gegossen. Quadratisch, ein Eisenniet und drei Bronzeniet. Verziert im Tierstil II, mit Zickzackkband. L. und B. 2.7 cm. MA 23454. 31 Riemenzunge, gross. Bronze, gegossen. Drei Niet. Verziert im Tierstil II, mit Zickzackkerbband. L. 8.9 cm. B. 2.6 cm. MA 23436. 32 Riemenzunge, gross. Bronze, gegossen. Drei Niet. Verziert im Tierstil II, mit Zickzackkerbband. L. 8.9 cm. B. 2.6 cm. MA 23455. Beschläge aus Silberblech eines fast vollständig vergangenen Gefässes aus Ahorn(?)holz (33–35): 33 Fragmente eines ringförmigen Beschlägs mit U-förmigem Querschnitt. Silberblech. Darin Reste von Holz. Beschläg des Mundsaumes. Dm. 7 cm. MA 23459. 34 Mindestens drei Befestigungslaschen aus Pressblech mit Nietlöchern und Silbernieten. Darstellung eines Gesichtes. Zur Befestigung des
219
Mundsaumes (33). B. 1.4 cm. L. noch 0.9 cm. MA 23460. Fragment eines Beschlägs aus Pressblech. Darstellung eines bärtigen Kopfes. Im Zentrum von 33 gelegen. Zierbeschläg der Gefässwand oder eines Gefässdeckels. L. noch 1 cm. MA 23461. Beschläge und Spitze eines aus Stammholz gearbeiteten Stocks aus Esche (36–38): 36, Ring. Bronzeblech. Fragment mit mindestens 8 Nieten und Eschenholzresten. H. 2 cm. Dm. 3 cm. 37 2 Bronzennieten. H. 1.6 cm. MA 23456. 37 Ring. Bronzeblech. Fragment mit 2 Bronzennieten und Eschenholzresten. H. 1.6 cm. Dm. 3 cm. MA 23457. 38 Reste der Stockspitze, bestehend aus Band und Nagel, stark korrodiertes Eisenoxid, darin Holz erhalten. L. noch 5.6 cm. Dm. noch 2.5 cm. MA 23458. 35
Grab 31 Erdgrab. Einfache rechteckige Grabgrube. Zu Kirche II, vom Becken aufwärts durch Westmauer der Kirche III überlagert, an der Aussenseite der Westmauer von Kirche II. Älter als Grab 20. B. 80 cm, L. noch 165 cm, T. 92 cm. Skelett: Vom Ellbogen abwärts ungestört und vollständig. Anthropologisch nicht untersucht. Erwachsen/Erwachsen; – Jahre. Keine Beigaben. Grab 32 Erdgrab. Einfache rechteckige Grabgrube, an der Ostseite ein einzelner römischer Ziegel. Zu Kirche I, von Grab 19 und 31 der Kirche II überlagert und grösstenteils zerstört, ausserhalb von Kirche I und parallel zur Westmauer gelegen. Älter als Grab 19, 24 und 31. T. 72 cm. Skelett: Nur Unterschenkel erhalten, Orientierung N-S. Erwachsen/Erwachsen; – Jahre. Keine Beigaben. Grab 34 Erdgrab, Holzsarg mit Balkengräbchen. Einfache rechteckige Grabgrube mit abgerundeten Ecken, auf der Grubensohle leichte Verfärbung des Holzsarges, Sargverfärbung an Seitenwänden hochziehend. Im Bereich der Schulter und der Knie 2 quergelegte Unterleghölzer. Grabgrube mit Steinen gefüllt. Unter Altarpodest der Kirche II, zu Kirche I, an der Aussenseite des unterhalb der Chorschranken oder des Triumphbogen von Kirche II vermuteten Ostabschluss von Kirche I gelegen. B. 62 cm, L. 232 cm, T. 68 cm. Skelett: Sekundär verlagert (durch Wassereinwirkung?), tödliche Hiebverletzung am Schädel. Erwachsen /Erwachsen; 52–65 Jahre. Keine Beigaben.
220
Grab 36 Erdgrab. Grube nicht erkennbar. Zu Kirche II, grösstenteils unter Nordmauer der Kirche III gelegen, an der Aussenseite der Westmauer von Kirche II. T. 93 cm. Skelett: Nur rechter Unterarm und Teil des rechten Oberarmes erfasst. Erwachsen/Erwachsen; – Jahre. Keine Beigaben.
4. Schleitheim-Kirche: Katalog der mittelalterlichen Streufunde Tafel 112 1 RS und BS. Topf mit Kammstrichverzierung. Rauh- und dickwandige Ware. MA 42984. 2 RS. Schüssel. Rauh- und dickwandige Ware. MA 23985. 3 WS. Topf mit Wellenbandverzierung. Rauh- und dickwandige Ware. MA 42980. 4 WS. Topf mit Kammstrichverzierung. Rauh- und dickwandige Ware. MA 42988. 5 WS. Topf mit Kammstrichverzierung. Rauh- und dickwandige Ware. MA 42988. 6 RS. Topf. Rauh- und dickwandige Ware. MA 23492. 7 WS. Topf. Karbonatitware. MA 42986. 8 WS. Topf mit Kammstrichverzierung. Karbonatitware. MA 42990. 9 Fragment einer Öllampe. Grau. MA 23494. 10 RS und BS. Schüssel. Rot. Innen olivgrün glasiert. MA 23496. Nicht abgebildet: Fragment einer Blattkachel mit Waffelmuster. Grün glasiert. MA 23487. 3 WS. Rauhwandige Ware. MA 23492. 3 BS. Topf. Graue Drehscheibenware. MA 23495. BS. Topf. Nachgedrehte Ware. MA 42977. WS. Topf. Rauh- und dickwandige Ware. MA 42979. WS. Topf. Karbonatitware. MA 42986. WS. Topf. Nachgedrehte Ware. MA 48550. WS. Topf mit feiner Rippe. Graue Drehscheibenware. MA 48550. Spätmittelterliche Grabfunde, Sargbeschläge und Streufunde aus Metall und Knochen.
Fundtafeln
221
Taf. 1: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Kleinfunde. M. 1:2.
222
Taf. 2: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Webgewichte. M. 1:2.
223
Taf. 3: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Webgewichte. M. 1:2.
224
Taf. 4: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Webgewichte. M. 1:2.
225
Taf. 5: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Webgewichte. M. 1:2.
226
Taf. 6: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Webgewichte. M. 1:2.
227
Taf. 7: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Webgewichte. M. 1:2.
228
Taf. 8: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Webgewichte. M. 1:2.
229
Taf. 9: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Webgewichte. M. 1:2.
230
Taf. 10: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Gefässkeramik, Feinkeramik. M. 1:2.
231
Taf. 11: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Gefässkeramik, Feinkeramik. M. 1:2.
232
Taf. 12: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Gefässkeramik, Grobkeramik. M. 1:2.
233
Taf. 13: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Gefässkeramik, Grobkeramik. M. 1:2.
234
Taf. 14: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Gefässkeramik, Grobkeramik. M. 1:2.
235
Taf. 15: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Gefässkeramik, Grobkeramik. M. 1:2.
236
Taf. 16: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Gefässkeramik, Grobkeramik und Lavezstein. M. 1:2.
237
Taf. 17: Schleitheim-Brüel. Siedlungsfunde: Lavezstein. M. 1:2.
238
Taf. 18: Schleitheim-Hebsack. Gräber 301–304, 306, 307, 309. M. 1:2.
239
Taf. 19: Schleitheim-Hebsack. Gräber 310, 311, 313 A, 317–321, 323, 324, 326. M. 1:2; 319.2 M. 1:1. 317. 4, 5 + 7 nach Röntgenbild.
240
Taf. 20: Schleitheim-Hebsack. Gräber 325, 329, 330 A. M. 1:2; 325.1 M. 1:4.
241
Taf. 21: Schleitheim-Hebsack. Gräber 328, 331, 332, 334. M. 1:2; 328.1, 328.2 M. 1:4.
242
Taf. 22: Schleitheim-Hebsack. Gräber 335–338. M. 1:2.
243
Taf. 23: Schleitheim-Hebsack. Gräber 339–341, 344–347, 349, 353, 354. M. 1:2; 340.1, 340.2 M. 1:4.
244
Taf. 24: Schleitheim-Hebsack. Gräber 357–362, 364. M. 1:2; 359.1 M. 1:4.
245
Taf. 25: Schleitheim-Hebsack. Grab 363. M. 1:2.
246
Taf. 26: Schleitheim-Hebsack. Grab 363 (Fortsetzung). M. 1:2.
247
Taf. 27: Schleitheim-Hebsack. Grab 363 (Fortsetzung). M. 1:2.
248
Taf. 28: Schleitheim-Hebsack. Gräber 363 (Fortsetzung), 366–368, 370. M. 1:2.
249
Taf. 29: Schleitheim-Hebsack. Gräber 365, 371, 374, 375, 377 A, 379, 380. M. 1:2; 365.1 M. 1:4.
250
Taf. 30: Schleitheim-Hebsack. Gräber 378, 381, 383–388, 393. M. 1:2.
251
Taf. 31: Schleitheim-Hebsack. Gräber 389, 391. M. 1:2; 391.2 + 4 M. 1:4.
252
Taf. 32: Schleitheim-Hebsack. Gräber 396–397, 399, 400, 402–404, 407. M. 1:2; 396 A.1, 402.1 M. 1:4.
253
Taf. 33: Schleitheim-Hebsack. Gräber 401, 406. M. 1:2; 401.1, 406.1 M. 1:4.
254
Taf. 34: Schleitheim-Hebsack. Gräber 408, 409, 411, 416, 417. M. 1:2; 408.1, 409.1, 409.2, 416.1 M. 1:4.
255
Taf. 35: Schleitheim-Hebsack. Gräber 412, 418, 419. M. 1:2; 412.1, 412.4 M. 1:4.
256
Taf. 36: Schleitheim-Hebsack. Grab 414. M. 1:2; 414.1, 414.11 M. 1:4.
257
Taf. 37: Schleitheim-Hebsack. Gräber 420–423, 425. M. 1:2; 422.2, 423.1, 425.1 M. 1:4.
258
Taf. 38: Schleitheim-Hebsack. Gräber 424, 426, 427, 429, 431. M. 1:2; 427.1 M. 1:4.
259
Taf. 39: Schleitheim-Hebsack. Gräber 428, 432. M. 1:2; 428.1, 432.1 M. 1:4. 432.9 nach Röntgenbild.
260
Taf. 40: Schleitheim-Hebsack. Gräber 433–437. M. 1:2.
261
Taf. 41: Schleitheim-Hebsack. Gräber 438–441, 443. M. 1:2; 443.1 M. 1:4.
262
Taf. 42: Schleitheim-Hebsack. Gräber 444–449, 451. M. 1:2.
263
Taf. 43: Schleitheim-Hebsack. Gräber 452, 453, 455–457. M. 1:2. 457.11 nach Röntgenbild.
264
Taf. 44: Schleitheim-Hebsack. Gräber 459, 461–467, 471. M. 1:2; 465.2, 471.1 M. 1:4.
265
Taf. 45: Schleitheim-Hebsack. Gräber 470, 472–476. M. 1:2; 470.1 M. 1:4.
266
Taf. 46: Schleitheim-Hebsack. Gräber 477, 480, 484. M. 1:2.
267
Taf. 47: Schleitheim-Hebsack. Gräber 481, 483, 489. M. 1:2; 481.1, 483.1, 489.1 M. 1:4.
268
Taf. 48: Schleitheim-Hebsack. Gräber 488. M. 1:2; 488.1, 488.6 M. 1:4.
269
Taf. 49: Schleitheim-Hebsack. Gräber 486, 490, 491–494, 497. M. 1:2; 486.1, 490.1 M. 1:4.
270
Taf. 50: Schleitheim-Hebsack. Grab 500. M. 1:2.
271
Taf. 51: Schleitheim-Hebsack. Gräber 501, 505. M. 1:2; 501.1 M. 1:4.
272
Taf. 52: Schleitheim-Hebsack. Gräber 502, 503. M. 1:2; 503.1 M. 1:4.
273
Taf. 53: Schleitheim-Hebsack. Grab 504. M. 1:2. Rekonstruktion 1:5.
274
Taf. 54: Schleitheim-Hebsack. Grab 504. Befunde des Gehänges nach Röntgenbild. M. 1:2.
275
Taf. 55: Schleitheim-Hebsack. Gräber 506, 508, 510–512. M. 1:2; 506.1, 512.1 M. 1:4.
276
Taf. 56: Schleitheim-Hebsack. Gräber 513, 515 A, 516, 518, 519. M. 1:2.
277
Taf. 57: Schleitheim-Hebsack. Gräber 520–524. M. 1:2; 522.1, 524.1 M. 1:4.
278
Taf. 58: Schleitheim-Hebsack. Gräber 526 B, 528, 530, 532–536, 540–542. M. 1:2.
279
Taf. 59: Schleitheim-Hebsack. Gräber 538, 547–550. M. 1:2; 538.1 M. 1:4; 538.2 M. 1:1 (Detail).
280
Taf. 60: Schleitheim-Hebsack. Gräber 543, 552. M. 1:2; 543.1 M. 1:4. 543.8 nach Röntgenbild.
281
Taf. 61: Schleitheim-Hebsack. Grab 551. M. 1:2.
282
Taf. 62: Schleitheim-Hebsack. Grab 551 (Fortsetzung). M. 1:2; 551.12 E M. 1:4.
283
Taf. 63: Schleitheim-Hebsack. Grab 551.12 (Fortsetzung). Rekonstruktionsversuche ohne Mst; 12 C/D M. 1:4 (Befund).
284
Taf. 64: Schleitheim-Hebsack. Gräber 545, 553–555. M. 1:2; 545.1 M. 1:4.
285
Taf. 65: Schleitheim-Hebsack. Gräber 557–559, 561, 564–566. M. 1:2; 564.1 M. 1:4.
286
Taf. 66: Schleitheim-Hebsack. Gräber 568, 569 A, 569 B. M. 1:2; 568.1, 569 B.1–3 M. 1:4.
287
Taf. 67: Schleitheim-Hebsack. Gräber 571–573, 577–579. M. 1:2; 579.1 M. 1:4.
288
Taf. 68: Schleitheim-Hebsack. Gräber 581, 582 B, 585–587. M. 1:2.
289
Taf. 69: Schleitheim-Hebsack. Gräber 588, 590–592. M. 1:2; 588 C.1 M. 1:4.
290
Taf. 70: Schleitheim-Hebsack. Gräber 595, 597–600, 602, 603. M. 1:2; 597.1 M. 1:4.
291
Taf. 71: Schleitheim-Hebsack. Grab 605. M. 1:2; 605.1 M. 1:4.
292
Taf. 72: Schleitheim-Hebsack. Gräber 604, 606 B, 607–610. M. 1:2; 608.1 M. 1:4.
293
Taf. 73: Schleitheim-Hebsack. Gräber 613, 614, 616 A, 617. M. 1:2; 613.1 M. 1:4.
294
Taf. 74: Schleitheim-Hebsack. Gräber 618–620. M. 1:2; 620 B/C.10 M. 1:4.
295
Taf. 75: Schleitheim-Hebsack. Gräber 620 (Fortsetzung), 621–624. M. 1:2; 620 C.1 M. 1:4.
296
Taf. 76: Schleitheim-Hebsack. Gräber 625–629. M. 1:2.
297
Taf. 77: Schleitheim-Hebsack. Gräber 630, 634, 635, 637, 640, 641, 643. M. 1:2; 630.1 M. 1:4.
298
Taf. 78: Schleitheim-Hebsack. Gräber 644, 645, 647. M. 1:2.
299
Taf. 79: Schleitheim-Hebsack. Gräber 649–656. M. 1:2; 656.1 M. 1:4.
300
Taf. 80: Schleitheim-Hebsack. Gräber 657, 658, 660–663. M. 1:2; 658.1, 662.2 M. 1:4.
301
Taf. 81: Schleitheim-Hebsack. Gräber 664–666, 669, 670. M. 1:2; 665.15, 669.1 M. 1:4.
302
Taf. 82: Schleitheim-Hebsack. Gräber 671–676. M. 1:2.
303
Taf. 83: Schleitheim-Hebsack. Gräber 677–683. M. 1:2.
304
Taf. 84: Schleitheim-Hebsack. Gräber 684–686. M. 1:2.
305
Taf. 85: Schleitheim-Hebsack. Gräber 687, 689–693. M. 1:2; 687.1 M. 1:4.
306
Taf. 86: Schleitheim-Hebsack. Gräber 694–697. M. 1:2; 695.1 M. 1:4.
307
92
Taf. 87: Schleitheim-Hebsack. Gräber 698–704. M. 1:2; 701.1 M. 1:4.
308
Taf. 88: Schleitheim-Hebsack. Gräber 706, 710, 711, 714 A, 715, 717. M. 1:2; 714 A.1 M. 1:4.
309
Taf. 89: Schleitheim-Hebsack. Gräber 718, 719, 721, 722. M. 1:2.
310
Taf. 90: Schleitheim-Hebsack. Gräber 723–726, 728–730, 732, 733. M. 1:2.
311
Taf. 91: Schleitheim-Hebsack. Gräber 734–737. M. 1:2; 735.1 M. 1:4.
312
Taf. 92: Schleitheim-Hebsack. Gräber 738, 740, 741, 743–745, 747 B, 748, 750, 751. M. 1:2; 738.1 M. 1:4.
313
Taf. 93: Schleitheim-Hebsack. Gräber 752–754. M. 1:2; 753.1 M. 1:4.
314
Taf. 94: Schleitheim-Hebsack. Gräber 756, 758–762. M. 1:2; 758.1, 762.1, 762.5 M. 1:4.
315
Taf. 95: Schleitheim-Hebsack. Gräber 763–765, 767. M. 1:2.
316
Taf. 96: Schleitheim-Hebsack. Grab 766. M. 1:2; 766.1–4 M. 1:4.
317
Taf. 97: Schleitheim-Hebsack. Gräber 768–770. M. 1:2; 769.1 M. 1:4.
318
Taf. 98: Schleitheim-Hebsack. Grab 772. M. 1:2; 772.1–3 M. 1:4.
319
Taf. 99: Schleitheim-Hebsack. Gräber 773–783. M. 1:2; 773.1, 783.1 M. 1:4. 776.1 nach Röntgenbild.
320
Taf. 100: Schleitheim-Hebsack. Gräber 784–786, 788, 789, 791–793. M. 1:2; 784.1 M. 1:4. 791.3 nach Röntgenbild.
321
Taf. 101: Schleitheim-Hebsack. Gräber 795–797, 801, 802, 805, 807, 809–811, 813. M. 1:2; 795.1 M. 1:4.
322
Taf. 102: Schleitheim-Hebsack. Gräber 812, 814, 817, 818, 820–822. M. 1:2; 812.1, 821.1, 822.1 M. 1:4.
323
Taf. 103: Schleitheim-Hebsack. Grab 824. M. 1:2.
324
Taf. 104: Schleitheim-Hebsack. Grab 824 (Fortsetzung). M. 1:2.
325
Taf. 105: Schleitheim-Hebsack. Gräber 825, 826, 828, 830–836. M. 1:2; 825.3 M. 1:1.
326
Taf. 106: Schleitheim-Hebsack. Gräber 837, 839 B, 840–843. M. 1:2; 841.1, 843.1 M. 1:4.
327
Taf. 107: Schleitheim-Hebsack. Gräber 844, 847, 848, 850–852. M. 1:2.
328
Taf. 108: Schleitheim-Hebsack. Gräber 853, 854 M. 1:2; 854.1 M. 1:1 (Detail).
329
Taf. 109: Schleitheim-Hebsack. Gräber 855, 856, 859 B, 861, 862. M. 1:2; 862.6 M. 1:4.
330
Taf. 110: Schleitheim-Kirche. Gräber 21, 23, 30. M. 1:2; 30.1–4 + 7 M. 1:1.
331
Taf. 111: Schleitheim-Kirche. Grab 30 (Fortsetzung). M. 1:2.
332
Taf. 112: Schleitheim-Kirche. Mittelalterliche Streufunde. M. 1:2.
333
318.3 301.3 304.2
319.1
306.1
318.3
318.3
329.3
329.3
303.2 329.3
311.1 Taf. 113: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
334
347.1
334.4
349.3
350.1
385A.1 335.2 361.1 385A.1
367.1
341.2
384.1
385A.1
346.3 371.3
380.1
346.8 337.3 371.3 Taf. 114: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
335
424.8 411.2 403.1
424.9 418.1
424.10 396C.1
385B.1
426.1 418.6
385B.2
418.1 417.1 385B.1
418.8 411.1
385B.1
399.3
418.9 Taf. 115: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
336
431.2b
445B.3
447.29 461.3
440.1
431.2
445B.3
439.1 453.1 473.1
439.1
440.1
456.1 438.1 449.3 Taf. 116: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
337
484.2
484.8
484.9
457.2 476.2
455.2
484.2
476.2
455.2 455.11 484.2 457.2
455.12
Taf. 117: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
338
477.1
497.3
530.1
518.3
536.4
535.1 536.4
508.1 504.3
504.3
519.3
519.3
504.14 536.4
Taf. 118: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
339
565.6 547.1
566.2 573.3
547.4
586.1
540.1
608.16
586.3 590.3 549.1 553.1
571.3 586.4
608.16 555.4 571.10 551.3 540.1 571.12 573.3 614.1
552.3 541.1
Taf. 119: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
340
559.2
571.21
611.1
626.1
618.2
624C.1
629.2
618.2 634.1 624C.1.1
625.1
637.2
626.1 629.2
629.7
Taf. 120: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
341
641.1
644.1
649.5
660.1
637.2
649.5
664.3
664.3
664.3
664.3
Taf. 121: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
342
689.4
665.3
704.1 689.4.2 677.1
689.4.3
706.1
678.1
717.3 686.3
664.3
673.3
715.1 686.14
692.1
697.2
706.1
717.3
Taf. 122: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
343
744A.1.7
744A.2 716.1
744A.11 767.1
754C.1
718.1
724.1 718.6
756.1 718.7
743.5 768.1 770.1 743.1
721.7
761.5
743.6
768.8 747B.1
723.3
785.3
750.1 744A.1 723.5 754A.6 744B.1 Taf. 123: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
344
765.3
768.1
782.1
810.1
788.1 811.1/2
811.2
791.1 792.1 779.1
814.1 801.2 796.1
814.1
814.1
814.1
Taf. 124: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
345
814.1
836.1 814.13
853.10
814.16
825.1
824.4 840.1 833.1
814.1 824.4 830.1
835.3
820.1+2
854.2
814.1 814.1 842.2
Taf. 125: Schleitheim-Hebsack. Perlen. M. 1:2.
346
Typenkatalog der Glas- und Bernsteinperlen von Schleitheim-Hebsack 1. FEDERI:
Federringe aus Silberdraht
2. MIRUGR:
Miniaturperle, rundlich, kugelig, opak, schwach transluzid, grün Achslänge 1.5 - 2.0 mm Durchmesser 2.5 - 3.0 mm
3. MIRUTRBL:
Miniaturperle, rundlich, kugelig, transluzid, blau Achslänge 2.5 mm Durchmesser 3.0 mm
4. MIRUSW A:
Miniaturperle sehr klein, rundlich, kugelig, opak, schwarz Achslänge 2.0 - 3.0 mm Durchmesser 2.0 - 3.0 mm
5. UEBERF A:
Überfangperle klein, kugelig und tonnenförmig, schwach transluzid und opak, metallfarben und farblos, Einzelperlen und verschiedene Segmentierungen Durchmesser 3.0 - 4.0 mm
6. MIMELOT A: Melonenperle, mittelgross, ringförmig kugelig und tonnenförmig, transluzid, blau, grün, grünblau, oliv, gelblich und braun 3 bis 5 Rippen Achslänge 4.0 - 11.0 mm Durchmesser 6.0 - 14.0 mm
7. GRRITR:
Grosser Ring, transluzid, blau, blauviolett, grünblau, braun, grün, oliv, gelb, farblos Achslänge 5.0 - 9.0 mm Durchmesser 8.0 - 15.0 mm
Taf. 126: Schleitheim-Hebsack. Perlentypologie.
347
8. MIRUSW B:
Miniaturperle grösser, rundlich, kugelig, tonnenförmig, zylindrisch, opak, schwarz Achslänge 3.5 - 5.0 mm Durchmesser 3.5 - 5.0 mm
9. UEBERF B:
Überfangperle gross, kugelig und tonnenförmig, schwach transluzid und opak, metallfarben und farblos, Einzelperlen und verschiedene Segmentierungen Durchmesser 4.5 - 6.5 mm
10. GEMIZYGR: Gezogener Miniatur-Kurzzylinder grün, transluzid und schwach transluzid grün Achslänge 1.0 - 2.5 mm Durchmesser 1.5 - 2.0 mm
11. BERN 1-3:
Bernsteinperle, amorph, kugelig, flach linsenförmig, dreikantiger Querschnitt Achslänge 5.0 - 14.5 mm Durchmesser 5.0 - 14.5 mm Die Achslängen sind nur wenig grösser als der jeweilige Durchmesser
12. BERN 1-4:
Bernsteinperle, amorph, kugelig, flach linsenförmig, vierkantiger Querschnitt Achslänge 5.0 - 14.5 mm Durchmesser 5.0 - 14.5 mm Die Achslängen sind nur wenig grösser als der jeweilige Durchmesser
13. KLRUOPAK: Klein, rundlich-ringförmig, opak, hauptsächlich gelb oder braun, daneben auch rotbraun, weiss, grün und grünblau Achslänge 3.5 - 4.5 mm Durchmesser 6.0 - 9.0 mm
Taf. 127: Schleitheim-Hebsack. Perlentypologie.
348
14. RETIKLRI:
Kleine Reticellaperle, ringförmig, aus einem tordierten zweifarbigen Fadenstrang gewickelt, opak, hauptsächlich gelb und braun bzw. rötliches braun, daneben auch blau und weiss Achslänge 3.0 - 5.0 mm Durchmesser 6.0 - 9.0 mm
15. MIMELOT B: Melonenperle, mittelgross, ringförmig kugelig und tonnenförmig, transluzid, blau, blauviolett, braun, oliv, gelb, grünblau und farblos 6 bis 9 und mehr Rippen Achslänge 5.0 - 13.0 mm Durchmesser 7.0 - 18.0 mm
16. PRISMA:
fünf- und sechsflächig prismatische Perle, opak gelb, schwach transluzid und transluzid, grün und grünblau Achslänge 7.0 - 15.0 mm Durchmesser 5.0 - 8.0 mm
17. SPGRLAZY: Spirale bzw. Girlande auf grossem Langzylinder, zylindrisch, runder, gerippter oder prismatischer Querschnitt, Grund- und Dekorfarbe opak; Grundfarbe braunrot und rotbraun, Dekorfarben weiss, gelb, schwarz und grau Achslänge 11.0 - 28.0 mm Durchmesser ≥ 12.0 mm
18. GESPKLZY: gekämmte Spirale auf kleinem Zylinder, runder Querschnitt Grund- und Dekorfarbe opak; Grundfarbe braunrot oder rotbraun, Dekorfarben weiss, gelb, schwarz und grau Achslänge < 11.0 mm Durchmesser < 12.0 mm
Taf. 128: Schleitheim-Hebsack. Perlentypologie.
349
19. GESLZYBG: Gezogener, sehr langer Zylinder blau (Variante: grün); transluzid und schwach transluzid, blau und grün Achslänge 10.0 - 15.0 mm Durchmesser 3.0 - 5.0 mm
20. RETICGRO: Grosse Reticellaperle, zylindrisch, polychrom, aus mehreren tordierten mehrfarbigen Fadensträngen über Kern gewickelt. Farben opak gelb, braunrot, dunkelgrün, schwarz; transluzid dunkelgrün Achslänge 11.0 - 16.0 mm Durchmesser 13.0 - 23.0 mm
21. MANDEL:
Mandelförmig mit bzw. ohne Mittelgrad, opak und transluzid, blau, gelb, grün, grünblau und oliv Achslänge 9.0 - 16.0 mm Durchmesser 6.0 - 10.0 mm
22. GEKLZY:
Kleiner Zylinder opak und schwach transluzid, grün Achslänge 3.0 - 4.0 mm Durchmesser 3.0 - 4.0 mm
23. TONKLEBR: Kleine braune Tonne opak, dunkelbraun, rötlich braun Achslänge 3.5 - 4.5 mm Durchmesser 4.0 - 5.0 mm
24. TONKLEGE: Kleine gelbe Tonne opak, gelb Achslänge 3.5 - 4.5 mm Durchmesser 4.0 - 5.0 mm
25. LADOPKON: Langer Doppelkonus opak, gelb Achslänge 8.0 - 10.0 mm Durchmesser 6.0 - 7.0 mm
Taf. 129: Schleitheim-Hebsack. Perlentypologie.
350
26. KURZYLNG: Kurzzylinder, nicht gelb opak, braun, grün, orange, rot, weiss Achslänge 4.0 - 8.0 mm Durchmesser 4.0 - 7.5 mm
27. WEGEWELL: Weit gekreuzte Wellenbänder, ringförmig-kugelig, tonnenförmig Grund- und Dekorfarbe opak, Grundfarbe braun, braunrot, rot und gelb, Dekorfarbe gelb, weiss und rot Achslänge 4.0 - 7.0 mm Durchmesser 5.0 - 11.0 mm
28. MILLEF A:
Millefioriperlen, zylindrisch und sechsflächig prismatisch opak und schwach transluzid, fiedrige Blüten und Punktaugen, grün, gelb, rot und blau Achslänge > 15.0 mm Durchmesser > 15.0 mm
29. MILLEF B:
Millefioriperlen, kugelig-ringförmig, tonnenförmig opak und schwach transluzid, fiedrige Blüten und Punktaugen, grün, gelb, rot und blau Achslänge 9.0 - 13.0 mm Durchmesser 11.0 - 15.0 mm
30. ENGEWENR: Eng gekreuzte Wellenbänder, keine rote Grundfarbe kugelig-ringförmig, tonnenförmig Grund- und Dekorfarbe opak, braun, gelb und weiss Achslänge 7.0 - 12.0 mm Durchmesser 7.0 - 8.0 mm
31. KURITOGE: Kugelig-ringförmig, tonnenförmig ("gelbe Massenware"), Einzelperlen opak gelb Achslänge 2.0 - 4.0 mm Durchmesser 4.0 - 5.5 mm
Taf. 130: Schleitheim-Hebsack. Perlentypologie.
351
32. KLMEOP B: Kleine Melone, opak kugelig-ringförmig, tonnenförmig, mit 6 bis 9 Rippen opak, blau, gelb, grün, rot braun, weiss Achslänge 5.0 - 8.0 mm Durchmesser 7.0 - 10.0 mm
33. MITZYL:
Mittelzylinder opak und schwach transluzid gelb, grün, grünblau, rotbraun, weiss Achslänge 8.0 - 11.0 mm Durchmesser 4.0 - 7.0 mm
34. KLMEOP A: Kleine Melone, opak kugelig-ringförmig, tonnenförmig, mit 4 und 5 Rippen opak, blau, gelb, grün, rot braun, weiss Achslänge 5.0 - 8.0 mm Durchmesser 4.0 - 8.0 mm
35. ENGWEWB: Eng gekreuzte Wellenbänder weiss-blau bzw. grünblau kugelig-ringförmig, tonnenförmig Grundfarbe opak, Dekorfarbe opak oder schwach transluzid blau bzw. grünblau Achslänge 6.0 - 8.0 mm Durchmesser 7.0 - 8.0 mm
36. ENGWELRO: Eng gekreuzte Wellenbänder rot-weiss kugelig-ringförmig, tonnenförmig Grundfarbe opak rot, Dekor farbe opak weiss Achslänge 5.0 - 8.0 mm Durchmesser 6.0 - 9.0 mm
37. ZWPUQUAD: Zwölf Punkte auf Quader quader- und würfelförmig Grundfarbe opak rotbraun, rot, grünblau, oliv, Dekorfarbe opak gelb Achslänge 8.0 - 14. 0 mm Durchmesser 4.0 - 7.0 mm
Taf. 131: Schleitheim-Hebsack. Perlentypologie.
352
38. SPIKLZYL: Spirale auf kleinem Zylinder Grundfarbe opak, rot, rot braun, Dekorfarbe opak, weiss Achslänge 6.0 - 11.0 mm Durchmesser 5.0 - 7.0 mm
39. KURZYLG: Kurzzylinder gelb opak gelb Achslänge 4.0 - 8.0 mm Durchmesser 4.0 - 7.5 mm
40. TON3PU:
Tonne mit drei Punkten (Variante: vier Punkte) Grundfarbe opak rot, Dekorfarbe opak gelb Achslänge 6.0 - 10.0 mm Durchmesser 6.0 - 9.0 mm
41. SPIRTON:
Spirale auf Tonne kugelig-ringförmig, tonnenförmig Grundfarbe opak blau, grünblau, braunrot, rotweiss, Dekorfarbe opak gelb, weiss, blau Achslänge 5.0 - 8.0 mm Durchmesser 6.0 - 9.0 mm
42. BERN 2:
Bernsteinperle, amorph, asym. mandelförmig, facettierter Querschnitt Achslänge 8.0 - 31.0 mm Durchmesser 4.0 - 17.0 mm Die Achslängen deutlich grösser als der jeweilige Durchmesser
43. DOPKONUS: Doppelkonus opak, rotbraun, weiss, blau, grünblau, braunrot, orange Achslänge 7.0 - 11.0 mm Durchmesser 9.0 - 14.0 mm
44. TOGESCHL: Tonnenförmig gestreckt, schlank opak gelb Achslänge 8.0 - 12.0 mm Durchmesser 5.0 - 9.0 mm Taf. 132: Schleitheim-Hebsack. Perlentypologie.
353
45. TONORANG: Tonnenförmig orange opak orange Achslänge 8.0 - 10.0 mm Durchmesser 8.0 - 10.0 mm
46. KURITOG 2: Kugelig-ringförmig, tonnenförmig ("gelbe Massenware"), zwei-dreifach und mehr segmentierte Perlen opak gelb Achslänge 3.0 - 14.0 mm Durchmesser 4.0 - 5.5 mm
47. GKWELPUN: Gekreuzte Wellenbänder mit Punkten kugelig-ringförmig, tonnenförmig Dekorfarbe opak braunrot, rot braun, Dekorfarbe weiss Achslänge 6.0 - 12.0 mm Durchmesser 7.0 - 16.0 mm
48. SEGGRUEN: Segmentiert grün kugelig-ringförmig, tonnenförmig, mehrfach segmentiert (2, 3, 4, 5 und mehr) opak grün Achslänge 3.0 - 15.0 mm Durchmesser 3.0 - 5.0 mm
49. RUSWBUPU: Rundlich, schwarz und bunte Punkte kugelig-ringförmig, tonnenförmig Grundfarbe opak schwarz, Dekorfarbe opak gelb, grün, rot Achslänge 4.0 - 7.0 mm Durchmesser 6.0 - 8.0 mm
Taf. 133: Schleitheim-Hebsack. Perlentypologie.
354
Publikationen zur Archäologie im Kanton Schaffhausen Schaffhauser Archäologie – Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Markus Höneisen (Hrsg.) Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Schaffhauser Archäologie 1. Schaffhausen 1993. ISBN 3-908006-18-X. Markus Höneisen/Sabine Peyer Schweizersbild – Ein Jägerlager der Späteiszeit. Beiträge und Dokumente zur Ausgrabung vor 100 Jahren. Schaffhauser Archäologie 2. Schaffhausen 1994. ISBN 3-907066-06-5. Kurt Bänteli/Markus Höneisen/Kurt Zubler Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen. Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal. Schaffhauser Archäologie 3. Schaffhausen 2000. ISBN 3-9521868-1-3. Kurt Bänteli/Rudolf Gamper/Peter Lehmann Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Zum 950. Jahr seiner Gründung. Schaffhauser Archäologie 4. Schaffhausen 1999. ISBN 3-9521868-0-5. Anke Burzler/Markus Höneisen/Jakob Leicht/ Beatrice Ruckstuhl Das frühmittelalterliche Schleitheim – Siedlung, Gräberfeld und Kirche. Schaffhauser Archäologie 5. Schaffhausen 2002. ISBN 3-9521868-2-1. EX TERRA LUX. Geschichten aus dem Boden. Schaffhauser Archäologie des Mittelalters. Schaffhausen 2002. ISBN 3-9521868-3-X.
In Vorbereitung: Das römische Schleitheim. Vicus Iuliomagus und umliegende Gutshöfe. Schaffhauser Archäologie 6. Bezug: Kantonsarchäologie Schaffhausen, Herrenacker 3, 8201 Schaffhausen; Museum zu Allerheiligen, Baumgartenstr. 6, 8200 Schaffhausen oder im Buchhandel. 356
Weitere Publikationen Jost Bürgi/Radana Hoppe Schleitheim-Iuliomagus. Die römischen Thermen. Antiqua 13. Basel 1985. Thomas Mäglin/Jörg Schibler/Jürg Sedlmeier (Hrsg.) Neue Untersuchungen am Kesslerloch bei Thayngen SH. Antiqua 17. Basel 1988. Jost Bürgi/Radana Hoppe/Hans Lieb Iuliomagus-römisch Schleitheim. Die öffentlichen Thermen. Archäologische Führer der Schweiz 11, 2. Auflage. Basel 1989. Bezug: Schweiz. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Postfach, 4001 Basel oder im Buchhandel.
Schaffhauser Beiträge zur Geschichte Herausgeber: Historischer Verein des Kantons Schaffhausen Daniel Gutscher Schaffhauser Feingerberei im 13. Jahrhundert. Ergebnisse der Grabungen im Areal der Häuser zum Bogen und zum Kronsberg in der Vorstadt. Band 61. Schaffhausen 1984. Jost Bürgi/Kurt Bänteli/Markus Höneisen Archäologische Forschung im Kanton Schaffhausen. Band 61. Schaffhausen 1984. Albin Hasenfratz/Kurt Bänteli Die archäologischen Untersuchungen in der Bergkirche Hallau. Band 63. Schaffhausen 1986. Kurt Bänteli Zur Baugeschichte der Schaffhauser Stadtbefestigung. Ergebnisse baugeschichtlicher Untersuchungen 1982–1989. Band 66. Schaffhausen 1989. Kurt Bänteli/Andreas Cueni/Hansueli Etter/Beatrice Ruckstuhl Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen. Ergebnisse der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1983–1989. Band 67. Schaffhausen 1990. Bezug: Kantonsarchäologie Schaffhausen, Herrenacker 3, 8201 Schaffhausen und Staatsarchiv, 8201 Schaffhausen.