Kantonsarchäologie / Schaffhauser Archäologie 3

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Kurt Bänteli Markus Höneisen Kurt Zubler

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Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen

Schaffhauser Archäologie 3


Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal



Kurt Bänteli, Markus Höneisen, Kurt Zubler

Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal mit Beiträgen von Barbara Beck Anke Burzler Franz Hofmann Bruno Kaufmann André Rehazek Philippe Rentzel Marianne Senn Markus Stromer Yona Waksman


Schaffhauser Archäologie 3 Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Schaffhausen 2000

Die Publikation haben durch Beiträge ermöglicht: Kanton Schaffhausen Stadt Schaffhausen Lotteriefonds Nationalstrassenbau Georg Fischer AG Konzept und Redaktion: Markus Höneisen Lektorat: Ruth Harder und Daniel Gerbothé Gestaltung: Katharina Bürgin Lebensbilder: Hanna Hromadka Fundtafeln: Hanna Hromadka, Eva Kläui, Patrick Lamprecht Abbildungsnachweis S. 356. Lithos, Satz und Druck: Meier Schaffhausen, Graphisches Unternehmen Einband: Buchbinderei Eibert AG, 8733 Eschenbach © 2000 Baudepartement des Kantons Schaffhausen, Kantonsarchäologie ISBN 3-9521868-1-3


Inhaltsverzeichnis

Geleitwort des Baudirektors (Ernst Neukomm) Geleitwort des Stadtpräsidenten (Marcel Wenger) Vorwort und Dank (Markus Höneisen)

8 9 10

Das Durachtal – Naturraum und Beginn der Besiedlung (Markus Höneisen)

Lage und Topographie

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Geologie (Franz Hofmann)

Zum Beginn der Besiedlung Spuren steinzeitlicher Jäger Gräber und Siedlungsspuren neolithischer Bauern Bronzezeitliche Siedler Keltische Siedler der Eisenzeit Die eisenzeitlichen Funde von Berslingen Zur latènezeitlichen Besiedlung von Merishausen Römische Siedlungsspuren

16 18 18 20 22 23 23 28 29

Die frühmittelalterliche Besiedlung im Spiegel der Gräber

Gräber Grabbeigaben Beigaben der Frauengräber Beigaben der Männergräber

58

Siedlungsbefunde

59 59 63 67 69 71

Eingetiefte Pfostenbauten Ebenerdige Pfostenbauten Rekonstruktion der Holzbauten Dorfkirche Friedhof Verhüttungsplätze (Kurt Bänteli und Marianne Senn) Strasse «Etter» und Kanäle zur Wiesenbewässerung

Zur Dorfentwicklung Der erste Dorfplan Der zweite Dorfplan Der dritte Dorfplan Zur Gliederung und Grösse der Höfe Zur Anzahl von Höfen und Bewohnern

72 75 76 76 77 77 77 80 81

Wiederentstandenes Leben im Mittelalterdorf Berslingen – Das Fundmaterial (Kurt Zubler)

(Anke Burzler)

Forschungsgeschichte

Auswertung der Grabungsdokumentation

31 32 33 35 40

Die chronologischen Ergebnisse

47

Merishausen im Frühmittelalter

48

Grundlagen der Untersuchung

83

Naturwissenschaftliche Aspekte der Keramik

85 85

Magerungstypen (Kurt Zubler und Philippe Rentzel) Vergesellschaftung der Magerungstypen innerhalb der Strukturen Wandstärken Warenarten

Formale Aspekte der Keramik Bodenzeichen Verzierungen Randformen 14

C- und Dendrodaten

Berslingen – verschwunden und wiederentdeckt: Braune Flecken im Juraschutt als letzte Zeugen

Fünf Phasen: Datierung und Gliederung der Strukturen

(Kurt Bänteli)

Keramische Besonderheiten

Ausgrabung

Geflicktes Geschirr «Spinnwirtel» und «Rundeln» Webgewichte

53

89 92 94 99 99 101 104 110

112 122 122 124 125 5


Eisen Bau und Mobiliar Werkzeug und Gerät Persönliche Ausstattung und Bewaffnung Ross und Reiter Verschiedenes

129 129 137 141 142 145

Bronze

145

Knochen und Geweih

147

Stein und Glas Gefässe aus Lavez

149 150

Berslingen im Spiegel der Funde

151

Die Siedlungswüstung Berslingen in historischer Sicht (Markus Stromer) Siedlungsforschung ausserhalb der Archäologie Berslingen in der Literatur von Rüeger bis ins 20. Jahrhundert Historische Textquellen und Karten zu Berslingen Das Bild Berslingens in den historischen Quellen Berslingens Abgang nach den historischen Quellen

182 187 190 193 202

Merishausen – Zu den Anfängen des Dorfes Die Siedlungsspuren des mittelalterlichen Merishausen

Wirtschaft und Umwelt von Berslingen – Auswertung der Tierknochen

(Markus Höneisen) Dorfgründung und Siedlungsanfänge Erste Spuren mittelalterlicher Gehöfte Die Siedlungsspuren beim Schulhaus

(André Rehazek) Material und Methode Tierartenspektrum Skelettteilspektrum Alter und Geschlecht Weitere Untersuchungen Zusammenfassung

162 164 166 169 171 171

Die Bevölkerung von Berslingen – Anthropologische Bearbeitung der Gräber (Bruno Kaufmann) Die Bestattungen Demographische Befunde Metrische Befunde Nichtmetrische Befunde Einheitlichkeit der Bevölkerung Die Bevölkerung von Berslingen im räumlich-zeitlichen Vergleich Paläopathologische Befunde

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Die mittelalterlichen Funde von Merishausen (Kurt Zubler) Zeugen des Alltags – Geschirr und Gerät aus den Gebäuderesten beim Schulhaus Keramische Episoden aus dem Hoch- und Spätmittelalter – Die Gruben bei Haus Nr. 63 Weitere Zeugen des mittelalterlichen Merishausen

178 179

210 211 217 221

Die Tierknochen aus der Grabung Merishausen-beim Schulhaus (André Rehazek)

173 175 177 177 178

203 203 204 206

223

Zur mittelalterlichen Eisenverhüttung in Merishausen (Marianne Senn)

225


Bargen – Siedlungsspuren und frühe Eisenindustrie

Anhang Anmerkungen Dokumente und Materialien

Zeugen einer alten Industrielandschaft (Kurt Bänteli und Marianne Senn) Hofwiesen: Werkplatz und Siedlung Zwei Öfen der Spätzeit: Hertiwiese I und II Eine Schlackenhalde unter dem Dorfplatz

227 227 232 235

Die mittelalterlichen Funde von Bargen (Kurt Zubler) Alamannisches beim Wootel Der wiederentdeckte Anfang von Hofwiesen Dorfplatz Hertiwiese I und II Eisenverhüttung als Anreiz für die Ansiedlung

236 236 238 240 240 240

1. Katalog der Siedlungsstrukturen von Berslingen 2. Petrographische Charakterisierung der Magerungstypen 3. Chemische Analysen an gelber Drehscheibenware 4. Verteilung der Wandstärken 5. Katalog der 14C- und Dendrodaten 6. Archäozoologische Tabellen 7. Katalog der Bestattungen von Berslingen 8. Quellenauszüge der Erwähnungen von Berslingen 9. Röntgenfluoreszenz-Analyse von Schlacken und Erzen

Abkürzungen Abbildungsnachweis Literatur

280 302 302 308 317 319 320 329 340 347 351 355 356 357

Zur Eisenverhüttung im Durachtal (Barbara Beck und Marianne Senn)

Regionalgeologische Gegebenheiten zu den Eisenerzen Bohnerz Doggererz Erzaufbereitung

Fundstellen mit Eisengewerbe im Durachtal

Fundkatalog 241 241 241 243

Prähistorische und römische Funde Frühmittelalterliche Fundstellen und Funde Berslingen: Mittelalterliche Funde Merishausen: Mittelalterliche Funde Bargen: Mittelalterliche Funde

244 244

Fundtafeln

Herstellung und Verarbeitung von Rennfeuer-Eisen Zur Methodik chemischer Untersuchungen an Eisenschlacken Eisenzeitliche und römische Schlackenfunde Die frühmittelalterliche Eisenverhüttung Die hoch- und spätmittelalterliche Eisenverhüttung Die neuzeitliche Eisenverhüttung Diskussion

245 250 250 258 268 268

Zusammenfassung Résumé Summary

270 273 276

Berslingen: Prähistorische Funde Merishausen: Prähistorische und römische Funde Frühmittelalterliche Funde aus dem Durachtal Berslingen: Mittelalterliche Funde Merishausen: Mittelalterliche Funde Bargen: Mittelalterliche Funde

365 367 371 384 386

389 392 396 400 448 455

Im Umschlag hinten: Planbeilagen 1– 6

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Berslingen – eine nicht mehr existierende «Schaffhauser» Gemeinde Geleitwort von Baudirektor Ernst Neukomm

Der Bau der Nationalstrasse A 4 löste 1968 die grösste je im Kanton Schaffhausen durchgeführte archäologische Notgrabung aus: Die Siedlungsgrabung Berslingen, auf einer Fläche von über 9000 m2. Obwohl durch den Strassenbau wertvolle Bodenschichten der Zerstörung preisgegeben werden mussten, bot sich der Archäologie gleichwohl eine einmalige Chance: Die grossflächige Erforschung eines mittelalterlichen Dorfes, die ich in meinen Anfängen als Baudirektor vor 30 Jahren miterleben durfte. Berslingen, am heutigen Stadtrand von Schaffhausen gelegen, war ehemals ein Dorf von vielleicht 30 Seelen. Vergeblich sucht man es im modernen Ortsregister des Kantons Schaffhausen. Berslingen existiert nicht mehr; das Dorf bestand nur bis etwa 1200. Zogen die Bewohner weg, zerstörte ein Brand das Dorf oder starb die Bevölkerung durch eine Seuche oder durch Überalterung aus? Wir wissen es nicht. Gäbe es dieses

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Dorf heute noch, so würde es mit einiger Sicherheit zu den finanzschwachen Gemeinden des Kantons gehören, für welche da und dort heute wieder – wie vielleicht schon damals – der Ruf nach politischer Zusammenlegung hörbar wird. Die vorliegende Publikation dokumentiert, was vom aufgegebenen Dorf noch übrig geblieben ist: Abfälle der Siedler, dunkle Bodenverfärbungen ehemaliger Häuser, die Fundamente einer Steinkirche und Gräber. Die Archäologie kann dieses stumme Bodenarchiv ansatzweise wieder zum Leben erwecken und schlägt damit ein neues Kapitel unserer lokalen Vergangenheit auf: Das Kapitel der bäuerlichen Bevölkerung vor tausend Jahren, das – abgesehen vom Dorfnamen – durch keine schriftlichen Quellen überliefert ist. Umso wichtiger ist diese Publikation, die zum einzigen Zeugen, gleichsam zum Gemeindearchiv, des verschwundenen mittelalterlichen Dorfes wird.


Berslingen – ein verschwundener Standort Geleitwort von Stadtpräsident Marcel Wenger

Standortdiskussionen sind in den neunziger Jahren im Zusammenhang mit der Umstrukturierung der Schaffhauser Wirtschaft aktueller denn je geworden. Die Globalisierung der Märkte, der Einsatz der elektronischen Datenverarbeitung bei Industrie, Gewerbe und den Dienstleistungen in Verbindung mit der Automatisierung sowie die Verlagerung von der Produktion zur Dienstleistung haben tiefe Spuren in der städtischen und kantonalen Wirtschaft hinterlassen. In nur wenigen Jahren wurde aus dem ehemaligen Industriestandort vorwiegend ein Dienstleistungszentrum mit der Folge, dass Umnutzungen stattgefunden haben und Infrastrukturen leer stehen. Menschen haben ihre berufliche Existenz verloren, sich neu positionieren müssen mit allen unangenehmen Konsequenzen für sie und ihre Familien. Was hat dies mit Berslingen zu tun? Wir verdanken der Publikation von Kurt Bänteli, Markus Höneisen und Kurt Zubler einen Blick in die frühmittelalterliche «Standortszene», der uns zeigt, wie radikal sich Umwelt-

und Wirtschaftsbedingungen ändern können. Waren es Hungerkrisen, Epidemien oder Ungareneinfälle im 9. und 10. Jahrhundert im Deutschen Reich, deren Erschütterungen Berslingen verschwinden liessen? War es die Attraktivierung der Schaffhauser Ansiedlung am Rhein, welche die an sich differenzierte Bewohnerstruktur nach dem 11. Jahrhundert austrocknen liess? Auch der «lokaladlige» Berchtold von Berslingen konnte offenbar den Niedergang nicht aufhalten. Die Archäologie versucht, Antworten zu geben. Sie steigt dabei vom wissenschaftlichen Podest herunter und vermag uns die Menschen und ihre damaligen Lebensumstände aufgrund ihrer Erkenntnisse näher zu bringen. Dass die Autoren und ihre Mitarbeiter dabei keinen absoluten Anspruch an die Aufklärung der Gründe des verschwundenen Dorfes stellen, sondern uns, den Lesern, genügend Freiraum lassen, über Standortbedingungen von damals und heute nachzudenken, macht die vorliegende Publikation über die Zeiten hinweg zu einem spannenden Beitrag für die Schaffhauser Geschichte.

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Vorwort und Dank

Noch um 1600 war bekannt, dass sich ehemals am nördlichen Ende des Mühlentals ein Dorf befunden hat. Sein Name ist uns in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 842 erstmals überliefert: Berslingen. Heute ist davon nichts mehr übrig. An seiner Stelle befinden sich die Nationalstrasse A 4, eine Industriezone, das Logierhaus und das Werkareal des städtischen Tiefbauamtes. Für kurze Zeit hat die Archäologie 1968 –1970 das Dorf wieder lebendig werden lassen. Der Bau der Nationalstrasse A 4 hatte damals eine grossflächige Notgrabung ausgelöst, die von der Schaffhauser Bevölkerung mit grossem Interesse verfolgt worden ist. Vom ehemaligen Dorf waren dunkel verfärbte Gruben und Pfostenlöcher ehemaliger Holzhäuser, die Fundamente einer Steinkirche und der zugehörige Friedhof sichtbar. Eiligst wurden die Spuren von den Archäologen dokumentiert, und der Abfall der vergangenen Siedler wurde geborgen. Dann überbaute man das Areal mit Strasse und Industriehallen. Die ehemalige Siedlung verschwand ein zweites Mal, diesmal gar ohne jede Spur zu hinterlassen. Heute erinnern sich nurmehr wenige Schaffhauser an diese Ausgrabung, die doch zu den grössten zählt, die im Kanton Schaffhausen je durchgeführt werden mussten. Aus verschiedenen Gründen ist es in der Folge leider nie zu einer Schlusspublikation gekommen, so dass die grossflächige Ausgrabung schon beinahe vergebliche Mühe war. Denn eine Ausgrabung ist immer auch eine Zerstörung: Sie zerstört ein einmaliges Bodenarchiv; übrig bleiben lediglich die geborgenen Funde und die erstellte Grabungsdokumentation. Beides gilt es in der Folge auszuwerten und zu interpretieren. Nur dadurch ergibt sich ein Bild vom Leben unserer Vorfahren, in einer Zeit, da erst wenige schriftliche Quellen zur Verfügung stehen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden aber von Wissenschaftern und einer breiteren Öffentlichkeit nur wahrgenommen, wenn die Resultate auch veröffentlicht sind. Die vorliegende Publikation erfüllt – leider erst nach 30 Jahren – diese Forderung. Sie erschliesst die 600-jährige Geschichte des verschwundenen Dorfes Berslingen und macht sie auch der Öffentlichkeit bekannt. Grossflächig untersuchte mittelalterliche Siedlungen sind in der Schweiz und auch anderswo in Mitteleuropa äusserst selten, vor allem weil sie oft unter den heutigen Ortschaften liegen. Daher kommt der Auswertung von Berslingen grosse Bedeutung zu. Die zahlreichen Grubenhäuser lieferten mehrheitlich geschlossene Fundkomplexe, die chronologische, funktionale und teilweise auch soziale Aussagen erlauben.

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Die Geschichte von Berslingen ist eng mit Schaffhausen und Merishausen verbunden. Alle drei Siedlungen entstanden während des alamannischen Siedlungsausbaus im 6./7. Jahrhundert. Während Schaffhausen und Merishausen bis heute kontinuierlich weiterbestanden, wurde Berslingen um 1200 aufgegeben, stellt also eine «Wüstung» oder «abgegangene Siedlung» dar. Ehemals war Berslingen vielleicht sogar eine Ausbausiedlung von Merishausen, wäre also von dort aus gegründet worden. Während Merishausen vielleicht die Geburt von Berslingen auslöste, könnte von Schaffhausen dagegen der Todesstoss ausgegangen sein: Die Bewohner von Berslingen zogen in die nahegelegene, aufstrebende Stadt Schaffhausen. Die vorliegende Publikation gibt denn auch einen Abriss über die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des ganzen Durachtals. Begünstigend für die Ansiedlung im Tal war neben dem Vorkommen von Eisenerzen zweifellos die direkte Verkehrsverbindung vom Rhein zur Donau. Es freut mich, mit der nun vorliegenden Monographie eine weitere Altlast abtragen zu können. Dank gebührt allen am Projekt beteiligten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, in erster Linie den wissenschaftlichen Bearbeitern Kurt Bänteli und Kurt Zubler. Die minutiöse Erarbeitung einer früh- bis hochmittelalterlichen Keramikchronologie durch Kurt Zubler ermöglichte die Datierung der Grubenhäuser. Auf dieser Grundlage konnte Kurt Bänteli die mühsam aus dem Pfostenlabyrinth herausgefilterten Pfostenbauten unter Zuhilfename eines Arbeitsmodells zuordnen und einzelne, zeitlich gestaffelte Dorfpläne erstellen. Katharina Bürgin besorgte die Reinzeichnung dieser Pläne. Hanna Hromadka erarbeitete die Fundtafeln, zeitweise unterstützt durch Eva Kläui und Patrick Lamprecht. Ruth E. Harder und Daniel Gerbothé sei für das umsichtige Lektorat und die vielfältigen EDV-Arbeiten gedankt. Die Auswertung der vielfältigen Aspekte erfolgte unter Beizug zahlreicher Spezialisten: Anke Burzler (Frühmittelalterliche Besiedlung), Markus Stromer (Schriftquellen),André Rehazek (Archäozoologie), Bruno Kaufmann (Anthropologie), Franz Hofmann und Barbara Beck (Geologie), Marianne Senn (Eisenverarbeitung), Philippe Rentzel und Yona Waksman (Keramikanalysen). Das Buch ist somit ein Gemeinschaftswerk von Archäologen, Historikern und Naturwissenschaftern. Für vielfältige Auskünfte und Unterstützung danken wir ferner Hans Ulrich Geiger, Lisbeth Guyan, Roland Hofer, Bertram Jenisch, Yvonne Reich, Rudolf Schnyder, Ingo Stork, Jürgen Trumm, Horst Worm und Kurt Wyprächtiger. Das Schweizerische Landesmuseum stellte uns leihweise die frühmittelalterlichen Funde von Schaffhausen-Herblingen für die Auswertung zur Verfügung, wofür an dieser Stelle Heidi Amrein gedankt sei. Vielfältige Hilfe gewährten uns zudem das


Tiefbauamt und das Vermessungsamt des Kantons Schaffhausen; für die Unterstützung möchten wir uns auch an dieser Stelle herzlich bedanken. Die Auswertungsarbeiten waren nur möglich dank der finanziellen Unterstützung durch den Nationalstrassenbau. Für die wohlwollende Aufnahme unserer Anliegen danke ich H. Koller (Nationalstrassenbüro des Kantons Schaffhausen) und A. Gantenbein (Bundesamt für Strassen).

Für die Finanzierung der vorliegenden Publikation sei dem Regierungsrat des Kantons Schaffhausen, dem Stadtrat der Stadt Schaffhausen und der Konzernleitung der Georg Fischer AG herzlich gedankt. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Druckerei Meier Schaffhausen gebührt Dank für die sorgfältige Drucklegung. Markus Höneisen Kantonsarchäologe

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Das Durachtal – Naturraum und Beginn der Besiedlung Markus Höneisen

Lage und Topographie Am Rande der Schaffhauser Altstadt vereinigen sich zwei Gewässer, die zusammen in den Rhein münden: Durach und Fulach. Während die Fulach von Nordosten in Richtung Südwesten verläuft, fliesst die Durach in fast direktem Verlauf von Norden nach Süden (Abb. 1). Beide Bäche sind Gewässer, die heute als zahme Rinnsale daherkommen, früher aber nicht selten tobende Wildbäche darstellten. Während sich die Siedler in der Vergangenheit nur in respektvollem Abstand zu den stark mäandrierenden Bächen niedergelassen haben, leisten wir es uns heute, auch näher daran zu siedeln, dank Meliorationen,Verbauungen und Betonkanälen.1 Als einziger Bach durchschneidet die Durach das gesamte Randengebiet bis an den Rhein. Ihr Tal wird heute von zwei Strassen durchzogen, eine für Einheimische und eine für schnellere Durchreisende. Die schnelle Strasse wurde in den 60er Jahren als Teil des Nationalstrassennetzes angelegt und sollte die Verbindung vom Hochrhein zum Wirtschaftsraum Stuttgart herstellen. Planerisch wurde damit das Durachtal zu einer Hauptstrassenverbindung, was es in der Vergangenheit nie war – und in Wirklichkeit auch nie werden sollte. Die Entwicklung wollte es jedenfalls anders. Das Durachtal, auch mit Nationalstrasse, blieb weiterhin eine Nebenverbindung, während sich das Fulachtal, mit der Kantonsstrasse, zur wichtigsten Verbindung vom Hochrhein zur Wirtschaftsachse Stuttgart–Bodenseeraum entwickelt hat. Das Durachtal, nach der Ortschaft Merishausen oft auch einfach als Merishausertal benannt, ist ein typisches Randental (Abb. 2 – 3). Sein Gewässer, die Durach, entspringt aus verschiedenen Quellen im Hof- und Mülital, nahe der heutigen Landesgrenze. Die Quellbäche vereinigen sich bei Bargen. Hier ändert die Durach ihren Lauf und fliesst geradlinig nach Süden zum Rhein hin weiter. Auf ihrer Strecke von gut 18 km Länge münden mehrere, eher dürftige Randen- und Reiatbäche in die Durach. Allein auf der Höhe der grössten Talausweitung, bei Merishausen, nimmt sie nicht weniger als vier Bachläufe aus Randentälern auf. Der nachfolgende untere Abschnitt des Tales ist verhältnismässig breit. Er wird beiderseits von einer anfänglich flachen, im oberen Teil aber wieder bedeutend steileren Talflanke be-

grenzt. Am Ausgang des Merishausertales, beim Logierhaus, an der Stelle des ehemaligen Dorfes Berslingen, spaltet sich das Tal auf, gegen Südosten Richtung Schweizersbild-Herblingertal, nach Süden in Richtung Mühlental. An dieser Stelle erahnen wir, dass die Durach nicht immer nach Süden entwässert wurde. Zumindest seit dem Mittelalter setzt sie sich aber durch das Mühlental in Richtung Rhein fort; zuvor nimmt sie auch noch den Bach aus dem Freudental auf. Etwa in der Mitte des engen Mühlentales (Abb. 1) mündet der Hemmentalerbach in die Durach, der ein weiteres grosses Randental entwässert. Endlich floss die Durach bei Schaffhausen auch noch mit der erwähnten Fulach zusammen. Als «Gerberbach» legte sie – seit den späten Dreissigerjahren unter der Bachstrasse kanalisiert und unsichtbar – die letzte kurze Strecke zum Rhein zurück. Heute fliesst die Durach hingegen durch den A4 Strassentunnel.

Abb. 1: Einzugsgebiet der Durach. Linke Seite: Ausschnitt aus der Karte «Der Statt Schaffhausen Landschaft und Gebiet» von Heinrich Peyer, 1648 (MA 6103). Weder eine Ortschaft noch ein Einzelhof ist an der Stelle eingetragen, wo einst Berslingen stand. Der nächstgelegene Hof ist eingangs des Orserentals eingezeichnet. Der einstige Siedlungsstandort Berslingen war verkehrsmässig gut erschlossen: Er befindet sich zwischen der Strasse von Merishausen nach Schaffhausen, die damals westlich der Durach lag, und ihrer Abzweigung nach dem Schweizersbild (unten).

Berslingen

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Abb. 2: Das Tal der Durach als Durchgangstal, durchzogen von Durach, Autobahn und Kantonsstrasse. Die Durach entspringt aus verschiedenen Quellen nahe der Landesgrenze. Südlich von Bargen setzt sich der Bach fast geradlinig nach Süden

zum Rhein hin fort. Auf den gut 18 Kilometern bis zum Rhein wird die Durach von zahlreichen Randen- und Reiatbächen verstärkt. Die ehemals wilde und wasserreiche Durach ist heute ein zahmer und oftmals stark eingeengter Bach.


Abb. 3: Die heutige Besiedlung des Durachtales. Im mittleren Teil des Tales, an der Stelle der grössten Talausweitung, liegt heute das Dorf Merishausen (oben). Es folgen die deutsche Gemeinde Wiechs mit dem sogenannten «Schlauch» (Mitte links) und Bargen, am nördlichen Ende (Mitte rechts und unten).

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Abb. 4: Die Landschaft während der Späteiszeit (15 000–12000 v. Chr.). Links das Durachtal, oberhalb der beiden Felsen vom Schweizersbild das engere Freudental. Zur Zeit der ersten Besiedlung des Schweizersbildes war die Landschaft eine Steppen-Tundra mit einer artenreichen Krautvegetation. In einer späteren Phase gesellten sich dazu zunehmend auch KriechWeiden und Wacholder, später auch zunehmend Zwerg-Birken (Zeichnung: Beat Scheffold).

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Geologie Franz Hofmann Das Tal der Durach muss in einer frühen Phase des Eiszeitalters entstanden sein, als auch das Ost-West gerichtete Klettgautal erodiert wurde (Abb. 4). Am Ausgang des Durachtals finden sich alpine Schotter der grössten Vereisung (Riss), so bei der Ziegelhütte und im Birch, am Hang nördlich Buechbrunnen auf etwa 530 m. ü. M., im unteren Freudental und in Relikten auf dem südlichen Längenberg. Das Eis drang offenbar nicht sehr weit ins untere Durachtal ein, erreichte dieses aber in einer Zunge, die von Osten her über Wiechs bis nach Bargen vorstiess (Abb. 5). Das Gefälle des Durachtals ist etwas geringer als jenes der Juraschichten, in denen es liegt und die es flankieren und die in Richtung auf den Rhein geneigt sind. Dort tauchen sie unter die Molasseablagerungen des schweizerischen Mittellandes ein (Abb. 6). Das Merishausertal selbst enthält eine Füllung von Jurakalkschutt, teilweise auch überlagert von Schwemmlehm. Von historischer Bedeutung und bis in die jüngste Vergangenheit von Interesse war das DoggerEisenerz, in Form des Macrocephalus-Ooliths, benannt nach einem darin vorkommenden Ammoniten.2

Abb. 5: Die Vergletscherung der Region zur Zeit der vorletzten (Riss-) und letzten (Würm-) Vereisung.

Abb. 6: Geologische Profile im Bereich des Durachtals. Linke Seite: Nord –Süd-Profil. Unten: West–Ost-Profil.

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Abb. 7: Ein Abbild der ersten Bewohner? Stilisierte Frauenstatuette, möglicherweise Halbfabrikat, vom Abri Schweizersbild bei Schaffhausen (Magdalénien, um 12000 v. Chr.). Die Figur misst 2,8 cm und ist aus Gagat (fossile Kohle) geschnitzt. Die Vorderseite lässt Brüste und durch eine Kerbe abgesetzte Beine erkennen; Die Rückseite zeigt ebenfalls einen Beineinschnitt. Die Statuetten dienten wahrscheinlich als Fruchtbarkeitsidole.

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Zum Beginn der Besiedlung

Spuren steinzeitlicher Jäger

Das Durachtal teilen sich heute vier politische Gemeinden: die Stadt Schaffhausen am südlichen Ende, die Gemeinde Merishausen in der Mitte (Abb. 3 oben) und die Gemeinden Wiechs (Baden-Württemberg) und Bargen (Abb. 3 unten) am nördlichen Ende. Schon im Mittelalter stellte das Tal keine Besitzeinheit dar; unter anderen hatten die Klöster Allerheiligen, Rheinau, St. Gallen und St. Georgen hier Grundbesitz. Früher gab es im Tal noch weitere Ansiedlungen. Sie sind heute eingemeindet wie im Falle von Oberbargen, oder aber ganz verschwunden, wie Berslingen am Ausgang des Merishausertals, Helitzhofen nördlich von Merishausen und Mittelbargen. Die vorgeschichtliche Besiedlung des Durachtals war schon öfters Gegenstand von Abhandlungen. In der Festschrift für Regierungsrat Ernst Lieb, die dem Durachtal gewidmet war, verfasste W. U. Guyan einen «Beitrag zur Kulturlandschaftsgeschichte des Durachtales».3 In neuerer Zeit erschien in der Ortsgeschichte der Randengemeinde Merishausen ein Beitrag über «Die Besiedlung des Durachtals».4 Deren Ergebnisse sollen hier durch den Nachweis einer kontinuierlichen Besiedlung des Tales ergänzt werden: Sie beginnt nicht erst in frühmittelalterlicher Zeit mit der Gründung unserer Dörfer. Jahrtausende zuvor haben Menschen das Gebiet aufgesucht, um besondere Ressourcen und die günstige Topographie zu nutzen.

Die ältesten Spuren des Menschen im Einzugsgebiet der Durach stammen bereits aus der Späteiszeit (Jungpaläolithikum, 15 000–12000 v. Chr.). Rentier- und Wildpferdjäger nutzten vorhandene Höhlen und Abris als saisonale Aufenthaltsorte. Funde kennen wir unter anderem vom Schweizersbild (Abb. 7), aus der Höhle an der Rosenberghalde im Freudental sowie auch aus der Längenberghöhle.5 Das Haupttal mit seinen zahlreichen Seitentälern bot für die Jäger gute Jagdgründe, denn die Tiere kamen hier in die Niederungen zur Tränke. Auf der Reiathochfläche und in den umliegenden Kalkbänken fanden die Menschen den für die Steingeräteherstellung bevorzugten Rohstoff: Silex, auch Feuerstein oder Hornstein genannt. Während das markante Felsdach Schweizersbild wahrscheinlich mehrfach als Treffpunkt von Jägergruppen genutzt worden ist (Abb. 8), diente die Höhle im Freudental eher nur als kurzfristiges Jagdlager. Einige Funde weisen darauf hin, dass die Höhle gleichzeitig wie das Kesslerloch bei Thayngen, vielleicht sogar von denselben Leuten aufgesucht worden ist. Die Hauptbelegungszeit des Abris Schweizersbild ist dagegen etwas jünger. Als Zeugnis für die altsteinzeitliche Jagd in der Umgebung des Schweizersbild ist wohl eine steinerne Geschossspitze zu werten, die bei den Ausgrabungen von Berslingen gefunden wurde (Taf. 1.1).


Mit dem Ende der Eiszeit wurde es zunehmend wärmer, und allmählich breitete sich ein dichter Urwald aus. Innerhalb von etwa zweitausend Jahren wandelte sich nach 11 000 v. Chr. die Pionierbewaldung mit Kiefern und Birken zu einem zusammenhängenden Eichenmischwald, der die Talhänge und Hochflächen vollständig bedeckte. Mit der Ausdehnung des Waldes verschwanden die Steppentiere Rentier und Wildpferd. Der einschneidende Wandel führte zu einer tiefgreifenden ökonomischen Krise; das Nahrungsangebot hatte sich grundlegend geändert. Die Menschen waren gezwungen auszuwandern oder sich in kleine mobile Gruppen aufzuteilen. Nur neue Jagdstrategien konnten die Existenz sichern. Von der Herdenjagd stellte man um auf die Einzeljagd, und als neue Jagdwaffen dienten jetzt Pfeil und Bogen. Spuren dieser spätpaläolithischen Jägergruppen sind einstweilen im Kanton Schaffhausen nur spärlich nachgewiesen. Anlässlich der schon frühen Ausgrabungen der Höhlen achtete man kaum auf die unscheinbaren Spuren dieser jägerischen Kleingruppen und räumte die Lagerreste in den oberen Höhlenschichten achtlos aus. Überliefert sind daher meist nur einzelne Steingeräte. Sie genügen aber zu zeigen, dass die Gegend damals nicht menschenleer war.

Auch über die Menschen der Mittelsteinzeit (9000 – 6000 v. Chr.) sind wir in unserer Gegend nicht besonders gut unterrichtet. Diese letzten Jäger und Sammler hatten die tiefgreifende ökonomische Krise überwunden und hatten gelernt, Nahrungsressourcen auf kleinstem Raum intensiv zu nutzen. Die Einzeljagd auf waldangepasste Tiere stand im Zentrum. Dank üppiger gewordener Vegetation spielte der Anteil der pflanzlichen Nahrung eine grosse Rolle und die Sammeltätigkeit wurde intensiviert. Die Menschen jener Zeit siedelten nach wie vor im Eingangsbereich von Höhlen, unter Felsschutzdächern oder in zeltartigen Behausungen im Freiland. Im Einzugsgebiet der Durach sind uns wiederum Lagerplätze vom Schweizersbild und der Höhle im Freudental bekannt. Noch nicht gefunden, aber anzunehmen, sind auch Lagerplätze entlang der damals wohl stark mäandrierenden Durach. Jagdreste zeigen, dass die Menschen vor allem von der Jagd auf Hirsch, Reh und Wildschwein gelebt haben. Die mesolithische Steingeräteindustrie ist vor allem durch Kleinformen, sogenannte Mikrolithen, gekennzeichnet. Geometrische Formen wie Dreiecke und Trapeze dienten zur Pfeilbewehrung.

Abb. 8: Anfänge der Besiedlung. Die ältesten Besiedlungsspuren sind uns von Höhlen und Abris überliefert. Rentier- und Wildpferdjäger der Späteiszeit fanden in den Randentälern reiche Jagdgründe und benutzten die schützenden Felsen vom Schweizersbild als saisonales Basislager (Aquarell: Beat Scheffold).

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Gräber und Siedlungsspuren neolithischer Bauern

Abb. 9: Der Abri Schweizersbild diente während der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. einer neolithischen Gruppe als Bestattungsplatz. Unter dem Felsdach wurden 31 Personen bestattet, worunter 18 Kinder (Aquarell: Beat Scheffold).

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Im späteren 6. Jahrtausend v. Chr. sind in der Region Spuren eines neuen Kulturabschnittes des Menschen nachweisbar: die Spuren einer bäuerlichen Lebensweise, mit Sesshaftigkeit, Ackerbau, Viehzucht, Keramikherstellung und intensiver Holzbearbeitung. Im Einzugsgebiet der Durach sind Siedlungsspuren einstweilen noch nicht bekannt. Von den Siedlern der Zeit um 4000 v. Chr. kennen wir zahlreiche Gräber. Nicht weniger als 31 Individuen sind im Schutze des Schweizersbildfelsens bestattet worden, besonders häufig früh verstorbene Kinder (Abb. 9). Verschiedentlich sind die Toten mit Beigaben ausgestattet worden, vor allem mit Halsketten aus Röhrenperlen und einzelnen Tierzähnen (Abb. 10). Für die prähistorischen Menschen waren die markanten Schweizersbildfelsen wahrscheinlich ein magischer Ort und daher geradezu prädestiniert als Ruhestätte der Toten. Zur gleichen Zeit bestattete man auch in Höhlen. Menschliche Knochen belegen, dass in der Höhle im Freudental Bestattungen vorhanden waren, die aber von den Ausgräbern im letzten Jahrhundert

nicht weiter beachtet worden sind. In der Dachsenbühlhöhle, unweit vom Schweizersbild, waren mindestens fünf Erwachsene und drei Kinder bestattet worden.6 In der Mitte der Höhle fanden die Ausgräber eine Doppelbestattung.7 Weitere Gräber liegen in nächster Nähe vom Abri Schaffhausen-Gsang vor. Die Neubearbeitung der Knochenreste ergab hier acht oder neun Individuen, worunter wiederum fünf Kinder. Von Siedlungen zeugen dagegen einstweilen nur Streufunde. Vom Areal des Mittelalterdorfes Berslingen stammt eine Dickenbännlispitze (Taf. 1.2). Diese Geräte sind für die Herstellung von Röhrenperlenschmuck verwendet worden, wie er in den Schaffhauser Gräbern als Beigabe belegt ist (Abb. 10). Dickenbännlispitzen kennen wir aber auch von Siedlungsplätzen im Fulachtal, auf dem Reiat und im Klettgau.8 In SchaffhausenHerblingen/Grüthalde und bei Büttenhardt scheint man die Geräte sogar «industriell» aus bergfrischem Silex gefertigt zu haben, um sie als Fertigprodukte unter anderem in den Bodenseeraum zu verhandeln. In Hornstaad-Hörnle I sind Dickenbännlispitzen zusammen mit Röhrenperlen und Röhrenperlenrohlingen gefunden worden. Alle Fundplätze datieren aus dem aus-


Abb. 10: Zur Ausstattung der neolithischen Toten im Schweizersbild gehörten Ketten aus Röhrenperlen, mit kleinen Bohrern (Dickenbännlispitzen) aus Kalkstein hergestellt.

gehenden 5. und beginnenden 4. Jahrtausend v. Chr. und werden mit der Lutzengüetle- beziehungsweise frühen Pfyner-Kultur in Verbindung gebracht. Neolithische Streufunde kennen wir auch vom Abri Schweizersbild. Sie belegen die sporadische Begehung der markanten Kalkfelsen, schon vor der Zeit der Grablegungen.9 Einige weitere Funde sind uns aus dem oberen Durachtal bekannt. Aus einem Seitental bei Bargen-Wootel kennen wir eine verzierte Randscherbe der schnurkeramischen Kultur (Abb. 11.1). Ein Fragment eines Silexkratzers (Abb. 11.3) wurde anlässlich der Grabung Merishausen-beim Schulhaus gefunden. Von Merishausen-Barmen stammt ferner das Fragment einer gestielten Pfeilspitze (Abb. 11.2), das möglicherweise aber auch bereits in die Bronze- oder gar ältere Eisenzeit gehört.10 Die wenigen sicher datierbaren Funde zeigen, dass im Einzugsgebiet der Durach zumindest mit spätneolithischen Siedlungsplätzen zu rechnen ist.

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Abb. 11: Neolithische Streufunde aus dem Durachtal. 1 Bargen-Wootel: Randscherbe der schnurkeramischen Kultur. M. 1:2. 2 Merishausen-Barmen: Fragment einer gestielten Pfeilspitze. M. 1:1. 3 Merishausen-beim Schulhaus: Abgebrochener Kratzer. M. 1:1.

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Bronzezeitliche Siedler

Abb. 12: Bronzezeitliche Siedlungsfunde von Merishausen-Au. M. 1:3.

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Die Spuren der bronzezeitlichen Siedler sind im Durachtal bisher eher mager. Von verschiedenen älteren Ausgrabungen liegen zwar einzelne Funde vor, sie lassen sich aber meist keinem Grabungskontext zuweisen. Beispielsweise liegen mittelbronzezeitliche Keramikscherben vom Abri Schweizersbild vor.11 Die Nutzung dieses Platzes während der Bronzezeit ist uns indessen nicht bekannt. Denkbar ist, dass der Platz erneut sakral genutzt worden ist; möglicherweise sind auch während der Bronzezeit Bestattungen angelegt worden. Dasselbe gilt für die umliegenden Felsen und Höhlen, denn bronzezeitliche Funde traten immer wieder zutage, unter anderem in den Höhlen Dachsenbühl und Freudental und auch im Abri Gsang.12

Auch von einem kleinen Seitental der Durach, von Bargen-Wootel, kennen wir bronzezeitliche Funde. Leider sind die Fundumstände nicht überliefert, so dass eine Deutung der Funde schwierig ist. Eher liegt aber doch wohl eine sekundäre Fundlage vor. Denkbar wäre die Verlagerung von einer Höhensiedlung der näheren Umgebung. Höhensiedlungen sind aus der Bronzezeit gut bekannt. Dies deutet auf ein erhöhtes Schutzbedürfnis der Bevölkerung während besonders unruhigen Zeiten hin. Für eine weitere, im Tal gelegene Siedlung sprechen spätbronzezeitliche Funde von Merishausen-Au (Abb. 12). Die Fundstelle, in leichter Hanglage am Eingang eines kleinen Seitentales der Durach, liegt auch in unmittelbarer Nähe einer Quelle.


Keltische Siedler der Eisenzeit Der ältere Abschnitt der Eisenzeit, die Hallstattzeit (800– 450 v. Chr.), ist im Durachtal einstweilen wie die Bronzezeit nur sehr spärlich vertreten. Von Bargen-Wootel stammen aus dieser Zeit einige keramische Lesefunde. Von Merishausen-Barmen kennen wir eine kleine Bogenfibel (Abb. 13.1).13 Denkbar wäre, dass diese aus einem zerstörten hallstattzeitlichen Grabhügel stammt. Wir müssen aber auch damit rechnen, dass sie schon während der jüngeren Eisenzeit als Altfund aufgelesen und in die latènezeitliche Siedlung eingebracht worden ist. Einige weitere hallstattzeitliche Funde stammen aus dem Areal des Mittelalterdorfes Berslingen, die weiter unten vorgestellt werden. Auffällig ist dagegen ein markanter Anstieg an Fundstellen im Durachtal für die nachfolgende jüngere Eisenzeit (Latènezeit, 450 –50 v. Chr.).14 Belegt sind sowohl Einzelfunde, als auch Gräber und Siedlungen. Frühlatènezeitliche Einzelobjekte im Umfeld hallstattzeitlicher Funde belegen möglicherweise Nachbestattungen in zerstörten Grabhügeln der vorhergehenden Hallstattzeit, wie sie aus beobachteten Fundumständen von Thayngen-Auf dem Berg, Büsingen-Langegerten, Dörflingen und Hemishofen-Sankert überliefert sind. Hierzu gehört möglicherweise auch das Fragment eines Ösenarm- oder Beinrings von Merishausen-Barmen (Abb. 13.2).

Die eisenzeitlichen Funde von Berslingen Anlässlich der Ausgrabung des Mittelalterdorfes Berslingen sind mehrfach auch prähistorische Funde zum Vorschein gekommen. Zur Hauptsache stammen sie vom Südrand der Grabung von 1984, aus insgesamt 11 Pfostengruben, die im südöstlichen Randbereich von Haus 146 liegen. Weitere Funde stammen aus den Strukturen 35, 48, 49 und 56. Aus der Grabung von 1969 kennen wir Funde aus neun weiteren Pfostengruben und den mittelalterlichen Strukturen 15 und 49. Ausser einigen steinzeitlichen Silices (Taf. 1.1–2) handelt es sich beim prähistorischen Fundmaterial durchwegs um Funde der Eisenzeit, einerseits hallstattzeitliches Material, andererseits Beigaben eines frühlatènezeitlichen Grabes sowie mittellatènezeitliche Streufunde. Hallstattzeitliche Reste Eine erste Gruppe eisenzeitlicher Funde lässt sich der älteren Eisenzeit (Hallstattzeit) zuordnen. Einen Anhaltspunkt für die genauere Datierung gibt uns eine bronzene Fusszierfibel (Taf. 1.8). Sie

gehört schon in die ausgehende Hallstattzeit, um 500 v. Chr. Zusammen mit einem Spinnwirtel aus Stein (Taf. 49.12), wurde sie in der Füllung des mittelalterlichen Grabes 30 gefunden.15 Aus der Hallstattzeit liegen ferner mehrere Keramikscherben von grossen Töpfen mit fingertupfenoder fingernagelverzierter Leiste im Schulter- und Randbereich vor (Taf. 2.13, 18 – 20). Eine Scherbe zeigt im leistenverzierten Schulterbereich den Ansatz eines Henkels (Taf. 2.20).16 Ein Fragment belegt ein zweites henkelverziertes grobkeramisches Gefäss (Taf. 2.21). Fragmente dünnwandiger Kleingefässe ergänzen das keramische Spektrum (Taf. 2.14 –16). Auffällig ist dagegen das völlige Fehlen von Schüssel- und Schalenfragmenten. Die Keramik ist für prähistorische Ware relativ hart gebrannt. Die Grobkeramik enthält einen hohen Anteil an Magerung, teilweise mit Bohnerzeinschlüssen, in einem Fall auch mit organischem Material. Die verzierten Leisten sind eher schmal und sorgfältig geglättet, wodurch sie sich von bronzezeitlichem Material abheben.17

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Ein frühlatènezeitliches Kriegergrab Von allen prähistorischen Zeugnissen im Areal der mittelalterlichen Siedlung Berslingen liegt mit dem Keltengrab der einzige klar erkennbare Befund vor.18 Das Grab wurde 1970 gegen Ende der Grabungskampagne im Südosten der Grabungsfläche gefunden, als noch eine dunkel verfärbte, längliche Grube (Struktur 30) untersucht wurde, deren östliches Ende sich in der Folge als latènezeitliches Grab erwies.19 Ein abgewinkeltes, auf zwei Seiten nachgewiesenes Gräbchen gehört wegen seiner Orientierung und dem gleichmässigen Abstand von 5 m offenbar dazu (Abb. 14).20 Die Grabgrube von 270x50 cm war 70 cm in den gewachsenen Boden eingetieft. Darin fand sich eine Bestattung in gestreckter Rückenlage, Ost-West orientiert, den Kopf im Osten.21 Das Grab war zur Hälfte gestört (Abb. 15).22 Der Bereich oberhalb des Beckens befand sich grösstenteils nicht mehr in der ursprünglichen Lage, und Teile des Skelettes, wie Schädel und Halswirbel, fehlten ganz.23 Die anthropologischen Daten, wie auch die Art der Beigaben, sprechen für einen Mann. Dieser war sehr gross und kräftig gewachsen, seine Körpergrösse betrug etwa 176 cm. Die relativ dichte Spongiosastruktur spricht für eine ausgewogene körperliche Betätigung des Mannes; Abnutzungserscheinungen waren keine erkennbar. Im Alter von etwa 40 Jahren dürfte der Mann verstorben sein. Zur Grabausstattung gehörten mehrere Beigaben. Noch in ursprünglicher Lage befand sich eine eiserne Lanzenspitze (Taf. 1.3). Sie lag beim rechten Fuss, die Spitze fusswärts gerichtet (Abb. 15).

2 Abb. 13: Eisenzeitliche Funde von MerishausenBarmen. 1 Hallstattzeitliche Bogenfibel. M. 1:1. 2 Frühlatènezeitlicher Ösenring. M. 1:1.

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Abb. 14: Keltisches Kriegergrab am Ort der späteren Mittelaltersiedlung SchaffhausenBerslingen. Das Grab fand sich im Zentrum einer quadratischen Einfriedung (Bildmitte).

Einige Holzteile des Schaftes waren ankorrodiert und ermöglichten die Bestimmung von Esche als verwendete Holzart.24 Der Mann hatte noch eine weitere Waffe bei sich, nämlich ein eisernes Schwert. Dem Archäologen gibt dieses indessen einige Rätsel auf. Eigenartigerweise fanden sich nur Teile der Schwertscheide (Taf. 1.4), während das Schwert selber nicht gefunden wurde. Zudem fand man es auch nicht mehr in seiner ursprünglichen Lage. Die genaue Fundlage ist leider nicht dokumentiert. Die Eisenteile scheinen aber im gestörten Bereich geborgen worden zu sein, denn der Ausgräber spricht davon, dass «einige zerbrochene Eisenstücke im Bereich der Störung» einst zu einer Schwertscheide gehört hätten.25 Metallspuren am rechten Radius, an der rechten Beckenschaufel, auf dem rechten Oberschenkel und an der rechten Kniescheibe des Toten zeigen aber, dass an seiner rechten Seite ehemals ein langer Gegenstand als Beigabe gelegen haben muss. Hierfür in Frage kommt wohl nur ein Schwert. Der genaue Sachverhalt lässt sich leider nicht mehr rekonstruieren. Guyan äusserte sich dahingehend, dass «wir vermuten, dass Plünderer das Schwert herauszogen, die Scheide jedoch zurückliessen»,26 was natürlich nur eine Interpretationsmöglichkeit darstellt. Die Metallspuren am Skelett des Toten machen wohl klar, dass das Schwert wie auch sonst üblich, ursprünglich längs der rechten Seite des Toten beigelegt wurde. Denkbar ist, dass aber schon in keltischer Zeit nur die Schwertscheide als Beigabe ins Grab mitgegeben worden ist. Dies wäre umso weniger aufgefallen, 24

als die Schwertscheide vermutlich eingewickelt war, wie die Textilreste dies nahelegen. Noch in keltischer Zeit oder aber auch später, vielleicht im Zusammenhang mit der mittelalterlichen Bautätigkeit, wurde der Tote im Oberkörperbereich gestört. Damals wurde unter anderem wohl auch der Kopf des Toten entfernt. Die angegrabene, bereits stark korrodierte aber noch zusammenhängende Scheide, mit oder ohne Schwert, wurde aus ihrem Grabzusammenhang gerissen. Die Schwertscheide blieb indessen im Störungsbereich liegen, wo sie sich später noch weiter zersetzte. Denkbar wäre, dass das vielleicht tatsächlich auch vorhandene Schwert damals entfernt worden ist, vielleicht, weil die damaszierte Klinge auch noch besser erhalten war. An mehreren Fragmenten der Schwertscheide sind noch Textilreste erhalten. Da die Scheide sehr fragmentiert ist, bleibt es unsicher, ob sich das Gewebe nur auf der einen Seite befand oder aber als Umwicklung diente. Die Tatsache, dass sich an mehreren Stellen mehr als eine Schicht erhalten hat und am Rand ebenfalls Reste vorhanden sind, deutet eher auf eine Umwicklung, als auf eine Bedeckung hin.27 Das Schwert wäre demnach in einer Leinwandbindung eingeschlagen gewesen, war also bei der Grablegung nicht am Gürtel befestigt. Dennoch ist es offenbar ursprünglich auf der rechten Seite des Toten «in Tragweise» deponiert worden. Die Tradition, Toten kostbare Gegenstände eingewickelt mitzugeben, konnte in neuerer Zeit für die Eisenzeit mehrfach belegt werden.28 Besonders gut sichtbar ist die Um-


hüllung des ganzen Schwertes an einem Fund von Sion-Placette VS. Die Qualität dieses Gewebes aus Sion entspricht dem Textil von Berslingen.29 Vom gestörten Oberkörperbereich stammen noch weitere Beigaben: eine Eisenfibel mit umgebogenem Fuss (Taf. 1.5), ein leicht gebogenes, stabförmiges Eisenfragment, möglicherweise der Bügel einer zweiten Fibel, ein Teil eines bronzenen Gürtelhakens (?) sowie ein bronzenes Beschläg (Taf. 1.6).30 Auch an den beiden Fibeln sind kleine Textilfragmente erhalten; die Qualität entspricht derjenigen der Textilstücke auf der Schwertscheide.31 Dem Toten sind offenbar auch Speisen mitgegeben worden. Neben dem rechten Bein des Toten sind drei Knochen eines Kalbes überliefert: Schulterblatt, Oberarmknochen und Speiche eines rechten Vorderbeines (Abb. 15).32 Drei weitere Tierknochen stammen aus dem gestörten Oberkörperbereich und wurden erst anlässlich der anthropologischen Neubearbeitung des Toten erkannt.33 Im einen Fall handelt es sich um die Ulna des rechten Vorderbeines eines Kalbes, die zweifellos ebenfalls zu den noch in Fundlage überlieferten Knochen auf der rechten Seite des Toten gehört. Die beiden anderen Knochen, Speiche und Oberarm eines rechten Vorderfusses, stammen von einem nicht ganz ausgewachsenen Schaf oder einer Ziege. Mit grosser Wahrscheinlichkeit gehören auch sie als Speisebeigabe zum Keltengrab.34 Dem Toten wären also die Teile eines rechten Vorderfusses von zwei Tieren beigegeben worden. Waffengräber sind in keltischen Friedhöfen nicht besonders häufig.35 Ihre Träger gehörten daher sicher einer sozial gehobenen Schicht an. Die Lage der Waffenbeigabe ist in unserem Gebiet nicht einheitlich; sie ändert sich nicht selten sogar innerhalb eines Friedhofes.36 Den Höhepunkt erreichte die Waffenbeigabe offenbar während der Stufe LT B1. Ab diesem Zeitpunkt gehörte auch die Lanze stereotyp zur Waffenausstattung. Im Grab wurden die Waffen normalerweise auf der rechten Seite des Toten deponiert. Die Lanze zeigt in mehreren Fällen, wie in Berslingen, mit ihrer Spitze in Richtung Fuss; seltener ist die Spitze kopfwärts orientiert. Zur männlichen Kleidung gehört normalerweise nur eine einzige Fibel auf der rechten Schulter oder Brust oder aber eine unpaarige Fibelbeigabe.37 W. U. Guyan wies aufgrund der Lanzenbeigabe die Bestattung der mittleren Latènezeit (LT C) zu. Die erst nachträglich identifizierte Eisenfibel (Taf. 1.5) datiert nun aber die Bestattung bereits in die Frühlatènezeit.

Mittellatènezeitliche Streufunde Schon früher wurde darauf hingewiesen, dass von Berslingen weitere latènezeitliche Funde vorliegen, die nicht im Zusammenhang mit dem Kriegergrab stehen und zeitlich auch jünger datiert werden müssen.38 Hierzu gehört eine Bronzefibel vom Mittellatèneschema (Abb. 16, Taf. 1.7); sie fand sich in einer Pfostengrube etwa in der Mitte der ausgegrabenen Siedlungsfläche. In einer Grube unmittelbar daneben lag ein Eisenbeil mit Tülle (Taf. 1.12), zusammen mit einer prähistorischen Wandscherbe. Weitere latènezeitliche Keramikscherben, worunter auch eine grössere verzierte Randscherbe, fanden sich in einer Grube am südlichen Rand der Grabung von 1984 (Taf. 2.25– 28). Schliesslich sind drei vollständig erhaltene Kleingefässe zu erwähnen, die aus

Abb. 15: Keltisches Kriegergrab von Schaffhausen-Berslingen. Zustand der Auffindung und Umzeichnung. Der ganze Oberkörperbereich war gestört; der Schädel fehlte. Noch in ursprünglicher Lage wurden die Lanzenspitze und Speisebeigaben entlang des rechten Beines des Toten gefunden.

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Abb. 16: Bronzefibel vom Mittellatèneschema (am Bügel befestigter Fuss) aus einer Pfostengrube von Schaffhausen-Berslingen.

einer Grube am Rande von Grubenhaus 48A stammen (Taf. 2.22–24). Die wenigen Keramikscherben von grobkeramischen Töpfen aus Berslingen finden gute Entsprechungen im Material der Siedlung von Merishausen-Barmen, aus der ebenfalls mehrere Fibeln vom Mittellatèneschema stammen (Abb. 17). Einige prähistorische Scherben sind nicht näher datierbar, sie können lediglich als eisenzeitlich angesprochen werden. Unsicher bleibt auch die Datierung einer Bronzepfeilspitze, die westlich von Grubenhaus 49, in der Südostecke der Grabungsfläche von 1969, gefunden wurde (Taf. 1.9). Vergleichbare Stücke sind sowohl hallstattzeitlich als auch latènezeitlich belegt. Ähnliches gilt auch für das Fragment eines Bronzeblechs (Taf. 1.10) sowie für das Fragment einer Schichtaugenperle aus Grubenhaus 15 am westlichen Grabungsrand (Taf. 1.11). Die kugelige Perle besteht aus gelbem, opakem Glas; das noch erhaltene mehrschichtige Auge zeigt abwechselnd blaue und weisse konzentrische Kreise.39 Zur Interpretation der eisenzeitlichen Funde

Abb. 17 (rechte Seite): Latènezeitliche Siedlungsfunde von MerishausenBarmen: Eisenfibeln vom Mittellatèneschema und Scherben von grobund feinkeramischen Gefässen. M. 1:2.

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Die Interpretation der vielfältigen eisenzeitlichen Funde von Berslingen ist nicht einfach. Die einzige klar erkennbare Struktur liegt mit dem frühlatènezeitlichen Grab vor. Alle übrigen Funde erwecken den Eindruck einer sekundären Fundlage. Sie streuen fast über die gesamte Grabungsfläche, mit einer gewissen Konzentration im südöstlichen Teil. Das Material könnte sowohl von zerstörten Gräbern als auch von einer zerstörten oder in der Nähe liegenden Siedlung stammen. Im Grabungsareal selber konnte weder in den eingetieften, noch in den ebenerdigen Strukturen ein urgeschichtlicher Grundriss herausgearbeitet

werden. Eine ehemals hier vorhandene Siedlung ist also durch die mittelalterliche Siedlungstätigkeit vollständig zerstört worden, oder sie lag ausserhalb der ergrabenen Fläche. Die geborgenen Funde aus den eingetieften Strukturen können auch sekundär durch Überschwemmungen oder durch Materialverlagerungen in die Pfostengruben beziehungsweise Grubenhäuser gelangt sein. Denkbar wäre aber auch, dass im untersuchten Grabungsbereich während der Hallstattzeit Grabhügel existierten, in deren Umfeld später auch latènezeitliche Bestattungen eingebracht worden sind. Die Funde sprechen auf den ersten Blick für eine gewisse zeitliche Kontinuität, beginnend mit dem Spätabschnitt der Hallstattzeit (Stufe Ha D3), über die Frühlatènezeit bis zur Mittellatènezeit. Zeitlich verteilen sie sich also über einen Zeitraum von mindestens 300 Jahren, vom späten 6. bis zum beginnenden 2. Jahrhundert v. Chr. Eine Siedlungskontinuität über einen derart langen Zeitraum ist indessen für prähistorische Verhältnisse eher unwahrscheinlich, während sakrale Plätze für Bestattungen aber vielfach über längere Zeit hinweg benutzt worden sind. Eisenzeitliche Gräber lagen zudem häufig an wichtigen Strassenverbindungen oder auf markanten Hügelkuppen. Für die Umgebung von Berslingen dürfen wir jedenfalls bereits für die Eisenzeit mit einer oder mehreren Ansiedlungen rechnen, wozu in der Umgebung auch Gräber gehörten. Daraufhin deuten auch latènezeitliche Funde in der weiteren Umgebung, so von Schaffhausen-Pantli40 und Schaffhausen-Schweizersbild.41 Der genaue Siedlungsstandort harrt indessen noch der Entdeckung, wenn der Platz nicht längst überbaut oder durch Erosion und Pflug zerstört worden ist.


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Abb. 18: In MerishausenBarmen entdeckte man am Rande einer Griengrube eine latènezeitliche Kulturschicht. Der Siedlungsplatz liegt an einem Hang über der Durach.

Zur latènezeitlichen Besiedlung von Merishausen Abb. 19: MerishausenLedergasse. Latènezeitliche Bestattung. Das Grab enthielt als Beigaben zwei Keramikgefässe (1– 2). Das Skelett war bereits vollständig zersetzt.

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Auch von Merishausen sind mehrere latènezeitliche Fundstellen bekannt. Nördlich des Dorfes ist bei Merishausen-Barmen eine Ansiedlung nachgewiesen.42 Die Fundstelle liegt in erhöhter Lage am östlichen Rand des Durachtals, am Fusse eines vorspringenden Hanges. Bei Entdeckung der Fundstelle, im Jahre 1978, waren Teile der Ansiedlung bereits dem Schotterabbau zum Opfer gefallen. Im Hangbereich konnten nurmehr zwei Hausstandorte nachgewiesen werden (Abb. 18). Zum Fundmaterial gehörten Keramikscherben von etwas über 100 Gefässen, überwiegend Grobkeramik wie Kochtöpfe und Schüsseln mit eingezogenem Rand (Abb. 17). Mehrere Eisenfibeln vom Mittellatèneschema (Abb. 17) datieren die Siedlungsreste in eine Spätphase der Mittellatènezeit (LT C2), zeitlich also noch vor die Blütezeit des Oppidums von Altenburg-Rheinau.43 Latènezeitliche Funde liegen aber auch von mehreren Stellen im Dorf Merishausen vor. Ältere Streufunde kennen wir aus dem Dorfkern, vom Acker Rössliwirt (Taf. 5.73). Im Gewann Bodenwiesen liess sich eine Kulturschicht nachweisen, die latènezeitliche Funde enthielt (Taf. 4.49– 63; 5.64 – 71).44 Vom Gewann Steinäcker kennen wir eine Grube mit latènezeitlichen Siedlungsresten, mit Gefässscherben, Hüttenlehm, Tierknochen und verbrannten Kalksteinen (Taf. 3.30 –45;

4.46 – 48).45 Auch anlässlich der Grabung beim Schulhaus ist latènezeitliche Keramik in einer Grube gefunden worden (Taf. 6.76 –77). Eine einzelne Randscherbe liegt von Merishausen-Lätten vor (Taf. 5.72). Im Areal Hofacker schliesslich ist an der Ledergasse eine Nord-Süd orientierte, langrechteckige Grube von 300x80 cm nachgewiesen (Abb. 19).46 Teile zweier schlecht erhaltener Gefässe (Taf. 6.74 –75) deuten darauf hin, dass es sich offenbar um ein Grab handelt, dessen Skelett sich nicht erhalten hat. Die auffällige Häufung latènezeitlicher Funde im Durachtal kann wohl nicht allein durch eine NordSüd führende Strassenverbindung erklärt werden. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass bereits für die Kelten die lokalen Eisenerze eine wichtige Rolle gespielt haben. Eine Eisenverhüttung ist zwar für die Eisenzeit bisher im Tal noch nicht nachgewiesen. Schlackenfunde aus der mittellatènezeitlichen Siedlung von Merishausen-Barmen sind aber zumindest erste Hinweise für eine lokale Eisenverarbeitung.


Römische Siedlungsspuren Die römischen Funde im Durachtal sind vorderhand meist Einzelobjekte aus verlagertem Zusammenhang im Schwemmbereich der Durach. Von Merishausen kennen wir Funde aus dem Dorfkern und dem südlichen Dorfrand. Im Gewann «Steinäcker» fand sich 1983 eine Sigillatascherbe im Aushub einer Baugrube, in der die Reste einer latènezeitlichen Siedlung angeschnitten worden sind (Taf. 6.78).47 Etwa 200 m talaufwärts, in den «Bodenwiesen» wurden im gleichen Jahr weitere römische Scherben gefunden (Taf. 6.79– 81). Es waren Streufunde in einer Schwemmschicht, die neben latènezeitlichen Funden auch zwei merowingerzeitliche Schnallendorne enthielt (Taf. 9.B).48 Römische Streufunde liegen schliesslich auch aus der Grabung beim Schulhaus vor (Taf. 6.82 – 83). Im Auffüllmaterial einer Schottergrube nördlich von Merishausen wurden 1981 einige römische Keramikscherben geborgen. Die Nachforschung ergab, dass diese sekundär verlagert worden sind und in Wirklichkeit aus dem Gewann «Lätten» südöstlich von Merishausen stammen (Taf. 6.84 – 85).49 Die römischen Streufunde von Merishausen lassen sich einstweilen nicht näher interpretieren. Es bleibt offen, ob hier ehemals eine Ansiedlung, vielleicht ein Gutshof, lag. Topographisch kämen hierfür am ehesten die nach Süden ausgerichteten Terrassen am Ausgang des Grätentales in Frage. Vom Gewann Lätten, wo sich auch eine Quelle befindet, stammen wie erwähnt ebenfalls einige römische Scherben. Denkbar wäre aber auch, dass die Funde lediglich auf eine römische Durchgangsstrasse durch das Durachtal hinweisen. Immerhin ist durch die Terra Sigillata schon ein recht grosser Zeitrahmen vom späten 1./frühen 2. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 3. Jahrhunderts belegt.50

Bereich der Alten Abtei des Klosters Allerheiligen.54 Vom Bereich der St. Anna-Kapelle südlich der Klosterkirche stammen ferner zwei Bruchstücke römischer Leistenziegel. Zwei weitere mögliche Fragmente römischer Leistenziegel liegen aus einer Flächengrabung im Areal Rüden-Buchsbaum, an der westlichen Stadtmauer von Schaffhausen vor.55 Die Streufunde in und um Schaffhausen sind vielleicht ebenfalls Hinweise für eine römische Strasse, die vom Rhein bei Schaffhausen – unter Umgehung des damals wahrscheinlich noch unpassierbaren Mühlentals – über die Hochstrasse, das Schweizersbild und anschliessend durch das Durachtal nach Norden geführt hat.56 Zwischen Schleitheim und Stein am Rhein bietet das Durachtal die einzige direkte Nord-Süd-Verbindung. Dennoch wird man in römischer Zeit für das Durachtal nur eine Nebenstrasse vermuten, haben doch die Hauptstrassen im Westen von Tenedo/Zurzach über Iuliomagus/Schleitheim nach Brigobanne/Hüfingen und im Osten von Ad Fines/Pfyn über Tasgetium/Eschenz nach Singen geführt. Die Verbindung von Zurzach nach Hüfingen ist uns auch von der «Tabula Peutingeriana», der Abschrift einer spätrömischen Strassenkarte, überliefert. Dagegen suchen wir dort die sicher auch nicht unwichtige Verbindung von Pfyn über Stein am Rhein/Eschenz vergeblich. Insgesamt dürfte aber das lokale römische Strassennetz wahrscheinlich doch viel dichter gewesen sein, als man gemeinhin annimmt. Neben Strassen von vorwiegend militärischer Bedeutung, dienten zahlreiche Nebenstrassen den wirtschaftlichen und kommunikativen Zwecken vor allem der einheimischen Bevölkerung. Viele dieser lokalen Verbindungen dürften bereits in vorgeschichtlicher Zeit angelegt und benutzt worden sein.

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Abb. 20: Römische Fundmünzen aus dem Einzugsgebiet des Durachtals. 1 Sesterz des Kaisers Antoninus Pius (138 –161) von Merishausen-Randenhorn. 2 Aes III des Kaisers Gratianus (367–383) von Schaffhausen-Berslingen. M. 1:1.

Aus dem Durachtal sind ferner auch zwei römische Münzen bekannt (Kat. 86 –87): ein Sesterz des Kaisers Antoninus Pius (138 –161 n. Chr.) vom Abhang des Randenhorns, um 1884 gefunden, und eine spätrömische Münze des Kaisers Gratianus (367– 383 n. Chr.) aus dem Siedlungsgebiet von Berslingen (Abb. 20).51 Zwei nicht näher datierbare Terra Nigra-Scherben sind aus dem Material der alten Ausgrabungen im Abri Schweizersbild überliefert.52 Auch aus dem Stadtgebiet von Schaffhausen stammen einige römische Streufunde. Hierzu gehört etwa ein Dutzend römischer Münzen.53 Sieben kleine Sigillata-Scherben stammen aus den untersten Schichten zweier Latrinen im 29



Die frühmittelalterliche Besiedlung im Spiegel der Gräber Anke Burzler

Forschungsgeschichte Noch im 19. Jahrhundert, als das Interesse an der eigenen Vorgeschichte erwachte und durch die Historischen Vereine, beispielsweise durch den Historisch-Antiquarischen Verein des Kantons Schaffhausen, eine Institution bekam, wurde die archäologische Aufmerksamkeit auf Merishausen gelenkt. 1893 stiess man bei Erdarbeiten in der Brunnengasse in Merishausen auf eine weibliche und eine männliche Bestattung.57 Diese Entdeckung fand 1900 Eingang in der ersten wissenschaftlichen Zusammenstellung über die «Frühgeschichtlichen Altertümer des Kantons Schaffhausen» von G. Wanner.58 Dort werden – neben den drei um 1898 aufgefundenen Gräbern von Schaffhausen-Herblingen – das Männer- und Frauengrab aus Schaffhausen-Schwertstrasse erwähnt.59 1869 entdeckt, sollen diese bislang in der Altstadt von Schaffhausen einzigen frühmittelalterlichen Gräber angeblich unter einer Brandschicht des Stadtbrandes von 1372 gelegen haben. Weitere einzelne alamannische Gräber wurden 1921, 1939 und 1953 im Dorfbereich von Merishausen angeschnitten (Merishausen-Hohlgasse, Schulhaus, Widem, Abb. 21– 22). Überall handelt es sich um zufällig angeschnittene Gräber, die einer systematischen Untersuchung weitgehend entbehren und ohne Dokumentation der Befunde sowie ohne Grabzeichnungen geborgen sind.60 1937 fand unter der Leitung von W. U. Guyan die Ausgrabung der Gräbergruppe MerishausenSchwabengasse statt, wobei die archäologisch untersuchte Fläche auf den Bereich der Kanalarbeiten beschränkt war (Abb. 23). Nur diese Gräbergruppe erfuhr einen überregionalen Bekanntheitsgrad und wurde erstmals durch den Ausgräber 1938 veröffentlicht.61 Einige Beigaben, so die Schmucknadel, Schuhgarnitur und Zierscheiben aus Grab 3, 8 und 15 (Abb. 25 – 26), wurden später bei R. Moosbrugger-Leu62 anlässlich des frühmittelalterlichen Fundstoffes in der Schweiz und bei D. Renner63 bei der Analyse der durchbrochenen Zierscheiben aus Bronze wieder aufgenommen. Bei Vorlage des Reihengräberfeldes von Elgg ZH nahm R. Windler auf die Schuhgarnitur Bezug.64

Abb. 21 (linke Seite): Verbreitung der frühmittelalterlichen Fundstellen im Durachtal: 1 BargenWootel, 2–7 Merishausen (Detailplan Abb. 22), 8 Merishausen-Dostental, 9 Schaffhausen-Schwertstrasse, 10 SchaffhausenSchweizersbild, 11 Schaffhausen-Herblingen, 12 SchaffhausenBerslingen. Reproduziert mit Bewilligung des Bundesamtes für Landestopographie (BA 4577).

Abb. 22: Verbreitung der frühmittelalterlichen Gräber (2–6) und Einzelfunde (7) in Merishausen: 2 Brunnengasse, 3 Hohlgasse, 4 Schwabengasse, 5 Schulhaus, 6 Widem, 7 Bodenwiesen.

Abb. 23: MerishausenSchwabengasse. Kanalisationsarbeiten 1937. Die Bauarbeiten führten zur Entdeckung der frühmittelalterlichen Bestattungen innerhalb des Leitungsgrabens.

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Quellenkritische Vorbemerkung zu den Fundstellen Fünf verschiedene Plätze mit frühmittelalterlichen Gräbern, vorwiegend aus der späten Merowingerzeit (spätes 6. und 7. Jahrhundert n. Chr.), sind im heutigen Dorf Merishausen bezeugt (Taf. 7–8, 9 A; Kat. S. 367ff.). Hinzu kommen Einzelfunde von Merishausen-Bodenwiesen (Taf. 9 B; Kat. S. 370) und Merishausen-Dostental (Taf. 9 C; Kat. S. 370). Auf dem Stadtgebiet von Schaffhausen kennen wir zwei Gräber aus der Altstadt, Schaffhausen-Schwertstrasse (Taf. 9 E–F; Abb. 234; Kat. S. 370), sowie drei Gräber von Schaffhausen-Herblingen (Taf. 10; Kat. S. 370f.) und wenige Streufunde von Schaffhausen-Schweizersbild (Taf. 9 D; Kat. S. 370). Für die wissenschaftliche Bearbeitung der Funde und der Befunde ist von nachteiliger Wirkung, dass der überwiegende Teil der Gräber, ohne Beobachtung und Dokumentation der Fundumstände, der Erde entnommen wurde. Zum einen lässt sich dadurch nicht sicher überprüfen, ob die Beigaben als Ensembles vollständig und die Fundzusammenhänge ungestört sind. Ebenso ist die Fundlage der Beigaben und des Skelettes kaum dokumentiert, so dass Rekonstruktionen, beispielsweise zu Tracht und Trageweise der Waffen, hinfällig sind. Zum anderen fehlen Angaben zu Grabbau, -formen und allfälligen gegenseitigen Grabüberlagerungen. Diese Ausgangslage und die Tatsache, dass es sich nicht um vollständig und systematisch untersuchte, sondern um zufällig bei Erdarbeiten entdeckte Grabplätze handelt, setzen einer Auswertung und einer archäologisch-historischen Betrachtung enge Grenzen. Keiner der alamannischen Fundplätze ist also vollständig untersucht: Grenzen und Ausdehnung sowie Anzahl der dort bestatteten Personen sind unbekannt.65 Betrachtet man die Lage der einzelnen Gräber von Merishausen (Abb. 22), fällt auf, dass sich diese locker und ohne besondere Konzentrationen über den heutigen Dorfbereich verteilen. Nur im Falle von Merishausen-Schwabengasse liegen – trotz des beschränkten Grabungsausschnittes – Hinweise auf einen umfangreicheren Friedhof vor. Möglicherweise gilt diese Theorie auch für die Gräber beim Schulhaus, da mehrere Skelette, zum Teil mit Beigaben ausgestattet, zum Vorschein kamen.66 Beide Fundpunkte liegen in zu grosser Entfernung zueinander, als dass die Annahme eines zusammenhängenden, grossen Reihengräberfeldes gesichert wäre. Legt man die Ausdehnung des Reihengräberfeldes von Schleitheim-Hebsack mit knapp 900 Gräbern zugrunde, das sich auf der West-OstAchse ungefähr über 150 m und auf der NordSüd-Achse ungefähr über 100 m erstreckt, wird 32

mit grosser Wahrscheinlichkeit deutlich, dass zwei räumlich getrennte Bestattungsplätze vorliegen. Die Fundstellen Merishausen-Hohlgasse und Merishausen-Widem, aus denen jeweils ein einzelnes Männergrab bekannt ist, befinden sich in grösserer Nähe zum Fundort in der Schwabengasse. In Anbetracht der nicht befriedigenden archäologischen Fundbeobachtung lässt sich nicht mit Gewissheit ausschliessen, dass etwa die Fundstellen Hohlgasse, Widem und Schwabengasse einen grossen zusammenhängenden Reihengräberfriedhof bilden könnten. Doch besitzt diese Möglichkeit eine wesentlich geringere Wahrscheinlichkeit als die Annahme, dass es sich um von einander räumlich getrennte, kleinere Grabgruppen handelt.67

Gräber Aufgrund der Quellenlage beziehen sich die folgenden Äusserungen hauptsächlich auf den Fundplatz Merishausen-Schwabengasse. Als Folge der lückenhaften Dokumentation ergeben sich nur beschränkte Aussagemöglichkeiten: Abmessungen der einzelnen Gräber sowie Lage der Toten und der Beigaben sind dokumentarisch nicht festgehalten. Allgemein ist festzustellen, dass einfache Erdgräber, ohne Beobachtungen von hölzernen oder steinernen Grabkonstruktionen oder Einbauten, vorherrschen. Dies gilt sicher für die Fundstellen Merishausen-Schwabengasse und SchaffhausenHerblingen. Für die Gräber von MerishausenHohlgasse, Merishausen-Widem und Schaffhausen-Schwertstrasse fehlen diesbezügliche Angaben. Bisweilen bestehen, z. B. in zwei Fällen für Merishausen-Schwabengasse, Hinweise auf hölzerne Särge, ohne dass der Zusammenhang mit einzelnen Gräbern hergestellt werden kann.68 Bei der Fundstelle Merishausen-Brunnengasse stiess man in 1 m Tiefe auf «dürftige Reste stark vermoderten Eichenholzes» des Holzsarges von Grab 1;69 beim benachbarten Frauengrab liegen keine Hinweise vor. Die Grabtiefe für Merishausen-Schwabengasse beträgt zwischen 1,1 und 2,1 m; hauptsächlich befinden sich die Gräber in einer Tiefe zwischen 1,1 und 1,4 m.70 Nach den in der Merowingerzeit üblichen Regeln ist zu vermuten, dass die Lage der Toten nach Osten – mit dem Kopf im Westen – ausgerichtet ist und die Totenbettung in gestreckter Rückenlage erfolgte. Für Merishausen-Schwabengasse spricht Guyan von einer groben Ostung der Gräber.71 Geostet sind auch die Gräber der Gruppe Schaffhausen-Herblingen. Diese allgemeingültige Art der Totenbettung lässt sich andernorts regelmässig beobachten.72


Um die Lage der Gräber zueinander zu beurteilen, wäre eine grössere ergrabene Fläche erforderlich. Für unsere Verhältnisse trifft dies nur annäherungsweise auf Merishausen-Schwabengasse zu. Hier zeigen sich zwei Tendenzen (Abb. 24). Teils liegen die Bestattungen eng nebeneinander,73 teils zeichnet sich demgegenüber eine aufgelockerte Verteilung ab. Lage und Abstand der 17 Gräber ergeben in dem (geringen) Grabungsausschnitt ein Bild, das vom Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack bekannt ist. Im dortigen östlichen Bereich zeichnet sich ein vergleichbarer Lagebefund ab.74 Vergleicht man die engere bzw. gelockerte Lage der Gräber mit der Verteilung der Geschlechter und der Beigaben, ergeben sich keine auffallenden Zusammenhänge (Abb. 24). Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass eine Reihe von Gräbern75 nicht auf archäologischem Wege nach ihrem Geschlecht bestimmt werden können: Entweder sind diese beigabenlos oder enthalten geschlechtsindifferente Beigaben, wie Grab 12. Es lassen sich mit Hilfe der Grabbeigaben vier Frauen-, zwei Männer- und elf Bestattungen unbestimmbaren Geschlechtes aussondern. Ansonsten liegen zweimal ein vereinzeltes Männergrab (Merishausen-Widem, Hohlgasse), zweimal ein Männer- und Frauengrab (Merishausen-Brunnengasse, Schaffhausen-Schwertstrasse) und in einem Fall zwei Männergräber mit einem vermutlich weiteren Männergrab (SchaffhausenHerblingen) vor.

1 2

Grabbeigaben Da die Materialbasis der hier behandelten Fundstellen nicht die gesamte Merowingerzeit abdeckt und einen geringen Ausschnitt aus den zeitlich bestimmbaren Formenvorräten bildet, wird auf ein Chronologieschema zurückgegriffen, das sich für den nordschweizerisch-süddeutschen Raum bewährt hat. Dafür bietet sich Schicht 1–4 nach R. Christlein an;76 es wurde bereits vor etwa 30 Jahren auf dem alamannischen Gräberfeld von Marktoberdorf (D) im Allgäu in Anlehnung an forschungsgeschichtliche Vorbilder entworfen und in jüngerer Zeit differenziert.77 Das Schichtenmodell beruht in erster Linie auf der Entwicklung des männlichen Leibgurtes: Zeitschicht 1 (6. Jh. n. Chr.) umfasst Gürtel ohne Beschläg, z. B. Schild- oder Kolbendornschnallen und wird hier wegen des jüngeren Fundstoffes nur am Rande behandelt. Zeitschicht 2 (ca. 570 – 620/30) enthält dagegen ein- bis dreiteilige Gürtelgarnituren mit Beschläg, wobei runde und trianguläre Beschlägformen einem älteren Abschnitt angehören. Zeitschicht 3 (ca. 620/30 – 670/80) ist durch das Auftreten vielteiliger Gürtelgarnituren bestimmt, die zeitlich mit den mehrteiligen Gürtelgarnituren übereinstimmen. Eine innere Differenzierung dieser Zeitschicht ist möglich.78 Die prunkvolle, häufig tauschierte Gürtelmode wird in Zeitschicht 4 (ca. 670/80 –720) durch die einfache Schnalle, beschläglos oder mit Laschenbeschläg, abgelöst. Zwischen den einzelnen Zeitschichten können sich kurzfristige zeitliche Überschneidungen der Gürtelformen ergeben.

Abb. 24: MerishausenSchwabengasse. Gräberplan: Verteilung der Geschlechter und der Grabbeigaben.

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17 5 16

6

7

14

8

9

10

11

12 15

13

Grabnr.

männl. weibl. Geschlecht unbest.

ohne mit

Beigaben

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Grab 3

Grab 13

Grab 8

Grab 9

Grab 10

Grab 12

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Grab 15


Beigaben der Frauengräber Ohrringe Während der jüngeren Merowingerzeit bilden Ohrringe einen wichtigen Bestandteil weiblicher Grabausstattungen. Grob lassen sich – neben den älteren Körbchenohrringen79 – Bommel- und Drahtohrringe als zwei Hauptgruppen unterscheiden. Bommelohrringe, wie z. B. Stein am Rhein-Burg, Grab 3,80 streuen weit über die Zone nördlich der Alpen, wobei sich in östlicher Richtung ein Schwerpunkt bis nach Österreich abzeichnet.81 Drahtohrringe sind dagegen insbesondere auf alamannischem Gebiet beliebt und wohl als typische Ohrringart dieses Gebietes anzusprechen.82 Der letztgenannten Form lassen sich die Exemplare von Schaffhausen-Schwertstrasse Grab 2 (Taf. 9, F.1; Abb. 234) und von MerishausenBrunnengasse Grab 2 (Taf. 7, B.1– 2) zuweisen. U. v. Freeden beschreibt den Drahtohrring als die «Reduzierung aller Typen auf die einfachste Form»: Ein einfacher rundstabiger Draht wird zu einem Reif mit hakenförmigem Verschluss gebogen.83 Diese Grundform zeichnet unsere unverzierten bronzenen Exemplare in gleicher Weise aus. Für eine mögliche Variantenbildung kommt neben dem Dekor der Abschluss des Ohrringes in Frage. Diese sind nur bruchstückhaft erhalten und lassen ein hakenförmig zurückgebogenes (Merishausen-Brunnengasse) und ein Ende mit S-Haken und weiteren Haken (Schwertstrasse) erahnen. In den ältesten Veröffentlichungen zu den Grabfunden aus Schaffhausen ist von einem bronzenen Armring die Rede.84 Heute ist die Richtigkeit dieser Ansprache nicht mehr zu überprüfen, für den Fall, dass der Ohrring tatsächlich am Arm angetroffen wurde. Die Mehrheit der meist paarweise gefundenen Hakenohrringe wurde als Ohrringe getragen, so dass eine funktionale Zuweisung zum Ohrring wahrscheinlicher ist.85 Dies wurde in der Rekonstruktion berücksichtigt (Abb. 28). Möglicherweise hat der grosse Durchmesser von 7,7 cm die ursprüngliche Bestimmung als Armring unterstützt. Der Durchmesser der Hakenohrringe beträgt durchschnittlich 4,0–7,0 cm, in Extremfällen bis zu 10 cm.86 Allerdings lässt sich in Ausnahmefällen beobachten, dass diese Ohrringform als Armring verwendet wurde: Die Hertener Stücke sind aber im Unterschied zu unseren Exemplaren durch offene, stabförmige Enden gekennzeichnet.87 Auch für MerishausenBrunnengasse Grab 2 wurden in der Erstpublikation heute verschollene «Armspangen» erwähnt.88 Da hier die Ohrringe als übereinstimmendes Paar vorliegen, ist eine Verwechslung der Ohrringe mit Armspangen wohl auszuschliessen.

Für die zeitliche Stellung der Hakenohrringe wurde ein relativ später Ansatz in der fortgeschrittenen jüngeren Merowingerzeit ermittelt.89 In erster Linie kommen Ohrringe dieser Art in Zeitschicht 3 und 4 vor.90 Dies bestätigt ein Blick auf den Belegungsgang von Kirchheim/Ries (D). Die Kartierung der gut mit unseren Exemplaren vergleichbaren, einfachen Drahtohrringe verdeutlicht, dass sie in einem Bereich liegen, der von Gräbern der Zeitschicht 2 weitgehend noch nicht, dagegen aber während Zeitschicht 3 und 4 belegt wurde.91 Dabei ist von zeitlicher Bedeutung, dass die Verbreitung der Hakenohrringe selten den Rand des Gräberfeldes und damit kaum die letzte Phase der Belegung im frühen 8. Jahrhundert erreichen.92 Auch auf dem Gräberfeld von Fridingen a. d. Donau (D) sind Drahtohrringe an Zeitschicht 3 und 4 gebunden.93 Von diesen Beispielen abgesehen, trifft man Drahtohrringe, die jünger als Zeitschicht 4 sind, in Gebieten an, wo die Christianisierung später einsetzte und die Beigabensitte bis ins 9./10. Jahrhundert anhielt. Dies ist der Fall für die Oberpfalz nordöstlich von Regensburg (D). Die dortigen Hakenohrringe – häufig paarweise an jeder Kopfseite aufgefunden und daher in der Vierzahl (oder mehr) mitgegeben – sind aufgrund der spiralförmig eingerollten Verschlüsse typologisch weiterentwickelt.94 In Elgg ist der Drahtohrring nur einmal für die Mitte oder zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts nachgewiesen.95 Da Drahtohrringe auf dem Reihengräberfeld von Schleitheim-Hebsack den grössten Anteil von allen Ohrringformen repräsentieren, bietet sich ein Vergleich an, um weitere Datierungshinweise zu gewinnen. Drahtohrringe kommen dabei erst ab Zeitschicht 2 am Ende des 6. Jahrhunderts vor und lassen sich bis ans Belegungsende in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts verfolgen. Ohrringe der Zeitschicht 2 besitzen einen wesentlich kleineren Durchmesser (ca. 2–5,6 cm) als unsere Exemplare und entbehren einen auffälligen Verschluss wie Schaffhausen-Schwertstrasse Grab 2 (Abb. 234).96 Der Durchmesser mit ca. 5 cm und weniger fällt jedoch geringer als unsere Stücke aus. Die Masse der Drahtohrringe gehört dagegen in Zeitschicht 3;97 dabei befinden sich Gräber mit Riemenzungen – beispielsweise der Wadenbinden – mit spitzem Ende und seitlicher Facettierung sowie mit Pressblechscheibenfibel bereits am Übergang zur Zeitschicht 4.98 Davon lassen sich SchleitheimHebsack Grab 303 anhand der Verschlussform, ferner Grab 582 B bezüglich Verschluss und Durchmesser gut zum Vergleich heranziehen. Allgemein lässt sich eine Tendenz zum Anstieg des Durchmessers bei Drahtohrringen der Zeitschicht 3 beobachten,99 wobei die Grenze bei 7,5–8 cm liegt. Dieser Wert kennzeichnet unsere

Abb. 25: MerishausenSchwabengasse. Überlieferte Inventare aus den 1937 geborgenen Gräbern. Frauenbestattungen: Grab 3: Schmucknadel, Perlenkette, tauschierte Schuhgarnitur; Grab 8: Zierscheibe, Perlenkette, Münze; Grab 10: Perlenkette; Grab 15: Zierscheibe. Männerbestattungen: Grab 9: Sax, Gürtelgarnitur, Pfeilspitze; Grab 13: Sax, Gürtelgarnitur, Ösenbeschläge, Saxscheidenniete. Geschlecht unbestimmte Bestattung: Grab 12: Messer.

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Stücke, so dass sie der Zeitschicht 3 und innerhalb dieser einem späten Abschnitt zugewiesen werden können. Die Kartierung auf dem Reihengräberfeld von Schleitheim-Hebsack verdeutlicht die zeitlich gebundene Lage der Drahtohrringe.100 Mengenmässig treten die Belege der Zeitschicht 2 hinter denen der Zeitschicht 3 zurück. Allgemein sind die Vertreter der Zeitschicht 2 und 3 weiträumig verteilt und liegen sowohl im älteren südlichen als auch jüngeren nördlichen Bezirk. Es lassen sich jedoch Tendenzen zur zeitlichen Differenzierung aufzeigen. Mit Ausnahme von Grab 335 befinden sich die Ohrringe der Zeitschicht 2 stärker im Inneren des Friedhofes, während vor allem die jüngeren Vertreter der Zeitschicht 3 in der Randzone oder an den Grenzen des Gräberfeldes anzutreffen sind. Darin kommt die späte Stellung des Drahtohrringes innerhalb der Zeitschicht 3 zum Ausdruck. Eine Datierung in Zeitschicht 4 ist eher abzulehnen, da gewisse, typologisch fortgeschrittene Merkmale sich nicht erkennen lassen. In bezug auf die typologische Endstufe stellte R. Christlein fest, dass Häkchenverschluss und Durchmesser von teilweise grösser als 8 cm Durchmesser kennzeichnend sind und sich die grössten Ohrringe an den Oberläufen von Donau und Neckar konzentrieren.101 Auch wenn unsere Ohrringe nicht dieser Endstufe angehören, bestätigt sich der zeitliche Rahmen, der für Kirchheim/Ries (D) herausgearbeitet werden konnte. Zugleich manifestiert sich darin die Landschaftverbundenheit mit der Alamannia, wie dies auch U. v. Freeden beobachtet hat. Beide Frauengräber des Schaffhauser Gebietes zeichnen sich durch eine karge Beigabenausstattung aus. Diese Beobachtung lässt sich in überregionaler Hinsicht verallgemeinern: Das mitgefundene Beigabenspektrum weist eher ärmliche Züge auf und umfasst meist Perlen, Messer oder einfache Gürtelschnallen.102 Nur in Ausnahmefällen ist ein aussergewöhnlich hohes Ausstattungsniveau, beispielsweise durch eine Goldfibel, vertreten.103 Dabei muss in unserem Falle jedoch berücksichtigt werden, dass die Beigabenmenge und der -reichtum im späteren 7. Jahrhundert – insbesondere auf den Reihengräberfeldern – zurückgehen und beide Frauengräber weder durch die Beigaben noch durch die Grablage hervorgehoben sind. Schmucknadel Aus Merishausen-Schwabengasse Grab 3 stammt eine Bronzenadel mit polyederförmigem Kopf (Taf. 8, A.1; Abb. 25). Sie ist mit Rillenbündeln, Dreieckskerben, Zickzackbändern und einem Tannenzweigmuster am oberen Schaftteil ver36

ziert. Wie die Metallteile der silbertauschierten Schuhgarnitur (Taf. 8,A. 2– 5; Abb. 26) wurde die Nadel im Armbereich aufgefunden, so dass man eine Störung des Grabzusammenhanges annehmen kann. Die sekundäre Lage im Grab gibt keine Hinweise auf die ursprüngliche Deponierung, um die Ansprache als Haar- oder Gewandnadel im Sinne von unterschiedlichen Funktionen zu stützen.104 Hierfür ist eine Fundlage im Kopfbzw. im Oberkörperbereich zu erwarten.105 Da es sich nicht um eine Kugelkopfnadel106 handelt und die Bronzenadel auch nicht in doppelter, d. h. für den Schleier in symmetrischer Ausführung vorliegt, ist die Verwendung als Schleierfixierung eher unwahrscheinlich.107 1976 lagen bereits 123 Polyederkopfnadeln vor.108 In den Vergleichsfunden kommt die Polyederkopfnadel meist einzeln vor.109 Die Fundlage weist zwei bevorzugte Zonen, einerseits im Kopfbereich, andererseits im Brust- oder Beckenbereich, auf. Daher ist es denkbar, dass der gleiche Nadeltyp sowohl als Verschlussnadel eines Mantels oder Umhanges (?) als auch zum Befestigen der Haarfrisur gedient hat. Kösingen (D) Grab 30 enthielt zwei ungleiche Polyederkopfnadeln; das silberne, kürzere Exemplar traf man oberhalb des Kopfes, das längere bronzene auf der rechten Schädelseite an. Spricht Edelmetall und die kleinere Länge für eine Schleiernadel, kennzeichnet die Fundlage der Bronzenadel diese als Haarnadel.110 Wie erwähnt, ist für unser Exemplar zwar eine eindeutige funktionale Zuweisung nicht zu ermitteln; für die Rekonstruktion der Trageweise wurde jedoch die Möglichkeit zum Befestigen der Haarfrisur gewählt (Abb. 28). Die Nadel mit Polyederkopf ist vor allem in Südwestdeutschland und der Nordschweiz populär.111 Demgegenüber existieren Nadeln verwandter Machart in spätantiken oder frühmerowingischen Grabzusammenhängen.112 Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist die Nadel aus Bronze hergestellt.113 Dieses Material wird auch in überdurchschnittlich reich ausgestatteten Frauengräbern114 gebraucht, so dass in den Nadeln, unabhängig von ihrer Funktion als Gewand- oder Haarnadel, ein «Gebrauchsgegenstand» und weniger ein Schmuckstück erkannt wurde.115 Dies fällt auf, da bei der Nadel die Materialpyramide im Vergleich zur Fibel, bei der Edelmetalle vorherrschen, gleichsam umgekehrt wird. Zugleich ist bemerkenswert, dass trotz abweichender Funktion weitgehende Ähnlichkeit in Form, Material und Verzierung herrscht.116 In der Regel beträgt die Länge 12–17 cm. Mit der Länge von knapp 15 cm fügt sich das Merishauser Stück gut in das Längenspektrum ein. Einige wenige bronzene Exemplare weisen die Länge von etwa 8 cm auf.117 Nadeln aus Silber mit einer Länge von 7–10 cm sind kürzer als die bronzenen Vertreter.118


In zeitlicher Hinsicht lassen sich die Nadeln mit Polyederkopf auf die jüngere Merowingerzeit, Zeitschicht 2 und 3, eingrenzen. Demgegenüber existieren – wie erwähnt – Nadeln verwandten Aussehens in spätantiken und frühmerowingischen Grabzusammenhängen.119 Der letzte Horizont beigabenführender Gräber, der z. B. durch die Kirchengräber von Stein am Rhein-Burg vertreten ist,120 wird dagegen nicht mehr erfasst. R. Windler weist unsere Nadelform zutreffend dem späten 6. und der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts zu.121 Dies entspricht dem Zeitraum von Zeitschicht 2 und dem frühen Abschnitt von Zeitschicht 3 nach Christlein.122 Auf dem Reihengräberfeld von Schretzheim (D) ist ein grosses Vorkommen mit fünf Nadeln festzustellen. Nach U. Koch gehört diese Nadelform der Schretzheim Stufe 4 und 5 an.123 Der Formenkreis von Schretzheim Stufe 4 (und offensichtlich bereits der von Schretzheim Stufe 3)124 enthält Gürtelgarnituren mit rundem Beschläg, welche die Zeitschicht 2 nach Christlein definieren.125 Eine derartige Schnalle ist in Weingarten (D) Grab 260 in Kombination mit der Polyederkopfnadel nachgewiesen. Für den Beginn im späten 6. Jahrhundert oder um 600 spricht auch die S-Fibel aus Neresheim (D) Grab 2.126 Demnach könnte der Beginn der Polyederkopfnadeln in Zeitschicht 2 während des ausgehenden 6. Jahrhunderts zurückreichen. Dieser zeitlicher Ansatz lässt sich auf dem Gräberfeld von Marktoberdorf (D) bestätigen. Aus Grab 59 stammt – neben der Polyederkopfnadel – eine Almandinrosettenfibel, so dass das Grabensemble wohl dem Beginn der Zeitschicht 2 zuzuweisen ist.127 Ungefähr die gleiche Zeitstellung vertritt Kirchheim/Ries (D) Grab 206.128 Mit Hilfe der goldenen Filigranscheibenfibel aus Güttingen (D) Grab 7 wird schliesslich eine Verbindung mit Zeitschicht 3 hergestellt, die durch die Vergesellschaftung von Wadenbindengarnituren aus Pressblech gestützt wird.129 Für das Exemplar aus der Schwabengasse ergibt sich daraus, dass die Vergleichsfunde einen Zeitraum umschreiben, welcher der Zeitschicht 2 und 3 entspricht. Der jüngste Abschnitt der Zeitschicht 3, verkörpert durch die vielteilige Gürtelgarnitur mit langen Nebenriemenzungen oder durch die mehrteilige Gürtelgarnitur Typ BernSolothurn, wird nicht mehr erreicht. Der folgende Zusammenhang unterstreicht diese obere Zeitgrenze: Nadeln mit Polyederkopf lassen sich für Schretzheim Stufe 6, in der vielteilige Gürtelgarnituren mit langen Nebenriemenzungen auftreten, nicht (mehr) belegen.130 Dagegen sind diese Nadelform und vielteilige Garnituren mit kurzen Nebenriemenzungen fest in Schretzheim Stufe 5 verankert.131 Somit dauert der Zeitraum, in dem diese Nadel als Grabbeigabe Verwendung fand, etwa vom Ende des 6. bis zur Mitte des

7. Jahrhunderts. Wie bereits angedeutet, scheint der zeitliche Schwerpunkt eher am Anfang zu liegen.132 Dies gilt auch für das räumliche eng benachbarte Exemplar aus Schleitheim-Hebsack Grab 418.133 Ein wichtiger Anhaltspunkt für eine Datierung in Zeitschicht 2 ist jedoch aus den Mitfunden des vorliegenden Grabes 3 zu gewinnen. Die Schuhgarnitur (Taf. 8, A. 2–5) weist die engzellige Tauschierweise auf, die sich, wie im Folgenden dargelegt wird, auf den älteren Abschnitt der Zeitschicht 2 näher eingrenzen lässt. Daher ist eine Datierung ans Ende des 6. Jahrhunderts begründet. Die relativ frühe Datierung ist für die Besiedlung des Durachtales und insbesondere für den Siedlungsbeginn von Berslingen von erheblicher Bedeutung. Aus Berslingen, Grubenhaus 20, stammt eine Bronzepinzette des 6. Jahrhunderts (Taf. 29, 20.11) und eine Polyederkopfnadel (Taf. 29, 20.10), die mit dem Merishauser Exemplar verwandt ist. Auf Grundlage der Merishauser Fundkombination lässt sich die Nadel aus Berslingen bereits der Zeitschicht 2 zuordnen.134 Da das Grubenhaus 20 aufgrund der Keramikabfolge am Anfang der Besiedlungsentwicklung von Berslingen steht, legen die Nadel und die Pinzette einen Siedlungsbeginn noch vor 600 nahe.135 Schuhgarnitur Aus Merishausen-Schwabengasse Grab 3 stammt neben der Nadel und den Perlen eine dreiteilige silbertauschierte Schuhgarnitur (Taf. 8, A.2– 5; Abb. 25 – 26). Die gestörte Fundlage im Armbereich gibt keine Hinweise auf die ursprüngliche, funktional begründete Lage der Beschläge. Die Garnitur ist nicht vollständig überliefert. Es liegen vor: Ein Schnallenpaar mit triangulärem Beschläg (Taf. 8, A.3.5), ein trianguläres Gegenbeschläg (Taf. 8, A.2) – das zweite fehlt – und schliesslich eine Riemenzunge (Taf. 8, A.4), von der die zweite ebenfalls nicht vorhanden ist. Die silbertauschierten Metallteile und bronzenen Niethauben erzeugen eine gewisse Polychromie (Abb. 26). Die Tauschierweise der einzelnen Beschläge ist teilweise übereinstimmend gestaltet: Gegen- und Schnallenbeschläg sind verziert mit einem Rahmenwerk von einer zweifachen Linientauschierung und einem Punktband. Im Mittelpunkt des Schnallenbeschlägs befindet sich ein Kreuz. Auf dem Zentrum des Gegenbeschlägs ist eine schwer lesbare Tauschierung, die als verkümmertes Zickzackband oder Wabenmuster gesehen werden kann. Die Riemenzunge ist mit einem Schuppenmuster tauschiert. Beobachtungen zur Tragweise sind anhand der Fundlage von anderen Schuhbeschlägen möglich. Beim Befund in Marktoberdorf (D) bemerkt 37


Abb. 26: MerishausenSchwabengasse, Grab 3. Silbertauschierte Beschläge (zwei Schnallenund ein Gegenbeschläg) sowie Riemenzunge der Schuhschnallengarnitur.

Christlein, dass das trianguläre Schnallenbeschläg an der Aussenseite der Füsse liegt, wobei der Schnallendorn nach innen weist.136 Eine ähnliche Fundlage ist für Hallau-Bergkirche Grab 8 nachgewiesen.137 Schleitheim-Hebsack Grab 457B bestätigt den Befund von Marktoberdorf: Im Bereich der Fussknochen fand sich je eine dreiteilige Schuhgarnitur. An der Aussenseite oder auf dem Fussrist traf man jeweils das Schnallenbeschläg an, wobei die Schnalle ungefähr nach innen ausgerichtet war. Gegenüber dem Schnallenbeschläg lag jeweils das Gegenbeschläg; die Riemenzunge befand sich in unmittelbarer Umgebung des Schnallenbeschlägs. Für die Führung des Lederriemens hat dies zur Folge, dass der Riemen vom Gegenbeschläg zur Riemenzunge führte. Die beschriebene Fundlage lieferte das Vorbild für die Rekonstruktion der Trageweise, die zeichnerisch an einer weiblichen Figur umgesetzt wurde (Abb. 28). Die silbertauschierte Schuhgarnitur wurde bereits von Moosbrugger-Leu erwähnt und erneut bei Windler aufgenommen.138 Elgg Grab 20 enthält eine engzellig tauschierte Schuhgarnitur mit einer Riemenzunge, deren schuppenartiger Dekor wahrscheinlich auf den Tauschierstil zurückzuführen ist, wie er auf der Merishauser Riemenzunge (Grab 3) auftritt.139 Entsprechend der weiten Verbreitung der engzelligen Tauschierweise sind engzellig tauschierte Schuhgarnituren grossräumig von Belgien, Mittel-, Oberrhein, Main und beidseits des Hochrheins verteilt.140 Ausser Elgg finden sich weitere, nicht immer eng verwandte Gegenstücke in der näheren Umgebung. Hallau-Bergkirche Grab 8 enthält eine dreiteilige, allerdings bichrom tauschierte Schuhgarnitur mit triangulärem Beschläg und Bronzenieten.141 Aus Beggingen-Löbern Grab 26 kommt eine dreiteilige Schuhgarnitur, deren zweites identisches Paar aus einem anderen Grab 38

stammt.142 Das engzellige Schuppendekor unserer Riemenzunge (Taf. 8, A.4) lässt sich mit der Pilzzellentauschierung einiger Schuhgarnituren vergleichen:143 Die «Schuppe» ist auf den Vergleichsfunden pilzförmig verändert oder der «Pilz» ist in der «Schuppe» eingegliedert. Der Schuppendekor begegnet auch auf Gürtelschnallen.144 Die Merishauser Schuhgarnitur stellt also eine jüngermerowingische Form dar, die weit verbreitet ist, aber auch regionale Vergleichsfunde besitzt. Das im Zentrum der Schnallenbeschläge tauschierte Kreuz gibt einen Hinweis, dass die Bestattete Christin gewesen sein könnte. Ab dem ausgehenden 6. Jahrhundert, dem Zeitraum von Grab 3, lassen sich auf Grabbeigaben symbolische Darstellungen erkennen, die im Zusammenhang mit dem Christentum stehen können.145 Kreuzeszeichen sind auch in Schleitheim-Hebsack in Männer- und Frauengräbern belegt.146 Weinranke, Kreuz, figürliche Darstellungen auf Pressblechscheibenfibeln147 oder lateinische Inschriften bereichern nun manche Grabbeigaben. Zugleich kommen Goldblattkreuze als eindeutiger Ausdruck des christlichen Bekenntnisses auf. Für das Kreuz auf einer Schuhgarnitur als Trachtzubehör ist zu fragen, ob es sich wirklich um ein christlich verstandenes Zeichen handelt.148 Die Frage nach dem Christentum lässt sich daher nicht klar lösen. Wie aus der Behandlung der Gürtelschnalle mit rundem Beschläg von Merishausen-Schwabengasse Grab 9 im Folgenden hervorgeht,149 ist es dank einiger genau datierter Vergleichsfunde möglich, die engzellige Tauschierweise zeitlich eng einzugrenzen und auf die Zeit zwischen 570 und 610 festzulegen.150 Diese Einordnung gilt für Grab 3, so dass es der Zeitschicht 2, und hier dem frühen Abschnitt, zugewiesen werden kann. Die Perlenchronologie bestätigt diesen Ansatz.


Perlen Es handelt sich um drei Perlenkomplexe von Merishausen-Schwabengasse (Gräber 3, 8 und 10; Abb. 25) sowie um einen aus SchaffhausenSchwertstrasse Grab 2 (Abb. 234).151 Es sind Altfunde ohne genauere Funddokumentation und -überlieferung. Auf dem Reihengräberfeld von Schleitheim-Hebsack wurden die Perlen im Hals-/Brustbereich, jedoch nie unter dem Skelett aufgefunden (vgl. Abb. 28). Basierend auf den Ergebnissen von SchleitheimHebsack sollen die genannten Komplexe chronologisch eingeordnet werden. MerishausenSchwabengasse Grab 10 (Abb. 25) enthält polychrom verzierte Typen wie «eng gekreuzte Wellenbänder», «gekreuzte Wellenbänder mit einbeschriebenem Punkt», «umlaufende Spirale», «kleine Melone» oder «Kurzzylinder», die eine zeitliche Einordnung frühestens in Perlenstufe 7 (570/580 – 600/610) von SchleitheimHebsack nahelegen. Es gibt in diesem Inventar keinen einzigen eindeutigen Doppelkonus, was eine Einordnung in die nächstfolgende Stufe 8 (600/610 – 630/640) rechtfertigen würde, hingegen eine ganze Anzahl von tonnenförmigen Perlen. Eine dieser Perlen könnte man allerdings, unter Vorbehalt, ev. noch als Doppelkonus bezeichnen. Möglicherweise ist diese Kette ein echter chronologischer Grenzfall. Die Einordnung von Merishausen-Schwabengasse Grab 3 (Abb. 25) in die Schleitheimer Stufe 7 (570/580 –600/610) erfolgt aufgrund der polychromen Typen. Sowohl die Leitform als auch die anderen gängigen Typen von Stufe 8 sind in diesem kleinen Inventar nicht vertreten. In Merishausen-Schwabengasse Grab 8 (Abb. 25) sind nun eindeutig Doppelkoni vertreten, womit eine Einordnung in die Schleitheimer Stufe 8 (600/610 – 630/640) erfolgen kann. Schaffhausen-Schwertstrasse Grab 2 (Abb. 234) enthält die spätesten Perlen. In diesem Inventar sind als jüngere bzw. jüngste Typen mehrfach segmentierte, gelbe Perlen vertreten sowie kugeligringförmige Perlen von schwarzer Grundfarbe mit gelben Punkten und Splittern. Letzterer Typ ist definierend für die Schleitheimer Stufe 10 (660/670 – 690/700). Für die Chronologie besitzen Perlen eine ähnliche Funktion wie der männliche Leibgurt: Sie bieten – wie der Männergürtel – «das Optimum an Datierungsmöglichkeit».152 Sie vertreten eine der häufigsten Beigaben in Frauengräbern und sind als Mode- und Schmuckartikel in Form, Dekor und Typenkombination einem raschen Wandel unterworfen. Darauf beruht ihre zeitliche Empfindlichkeit, die es erlaubt, eine sehr feine Chronologie in Generationenabständen zu entwickeln. Für Schleitheim-Hebsack führte dies Y. Reich er-

folgreich durch.153 Bei der Übertragung auf unsere Fundkomplexe zeigt sich, dass die Perlenchronologie im Falle von mehrteilig ausgestatteten Grabinventaren mit der Datierung der Mitfunde weitgehend übereinstimmt. Der Drahtohrring von Schaffhausen-Schwertstrasse 2 (Taf. 9, F.1) nimmt eine ähnlich späte Zeitstellung am Ende der Zeitschicht 3 wie die Perlenkette ein, während Merishausen-Schwabengasse Grab 3 durch die pilzzellentauschierte Schuhgarnitur (Abb. 26) im frühen Abschnitt der Zeitschicht 2 verankert ist. Da beide Perlenkomplexe von Merishausen-Schwabengasse Grab 3 und 10 der Schleitheimer Perlenstufe 7 angehören, kann Grab 10 – ohne weitere Mitfunde – der frühen Zeitschicht 2 zugeordnet werden. Für Grab 8 wurde dagegen eine Stellung in der Schleitheimer Stufe 8 bestimmt, so dass eine Datierung in den späten Abschnitt von Zeitschicht 2 in Betracht kommt. Zierscheiben Durchbrochene Zierscheiben aus Bronze stellen einen beliebten Bestandteil des Gürtelgehänges dar, das vom Leibgurt herabhing und in der späten Merowingerzeit meist an der linken Körperseite getragen wurde (Abb. 28).154 Im westfränkischen Raum trugen die Damen dagegen die Zierscheiben vorzugsweise höher, im Beckenbereich.155 Die Dame aus der Schleitheimer Pfarrkirche trug ein Gehänge, allerdings mit Gerät und ohne Zierscheibe, an ihrer linken Seite.156 Schöne Lagebefunde – neben dem Knie oder dem Unterschenkel – eines linksseitigen Gehänges mit Zierscheiben, darüber hinaus mit allerlei Amulett, Gerät und Kamm, werden beispielsweise für Kirchheim/Ries (D) Grab 326, Güttingen bei Radolfzell (D) Grab 38 und Wahlheim (D) überliefert.157 Mit wenigen ältesten Ausnahmen sind Zierscheiben ab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts verbreitet.158 Im Hinblick auf die typologische Entwicklung wurde beobachtet, dass zweizonige Scheiben, wie unsere Stücke, um 600 vorkommen.159 Damit ist ein zeitlicher Rahmen gewonnen, der sich auf die Merishauser Stücke übertragen lässt. Zierscheiben kommen in den Gräbern Merishausen-Schwabengasse 8 (Taf. 8, B.1; Abb. 25) und 15 (Taf. 8, E.1; Abb. 25) vor. Grab 15 enthält keine weiteren Mitfunde, Grab 8 dagegen einige wenige Perlen, die in die Schleitheimer Perlenstufe 8 (600/610 –630/640) oder Zeitschicht 2b datieren. Beide Zierscheiben sind sich sehr ähnlich und durch einen zweizonigen Aufbau gekennzeichnet. Die Innenzone besitzt einen zentralen Kreis, an dem sich acht getreppte Speichen anschliessen. Im Unterschied dazu ist die Aussenzone der Scheibe aus Grab 8 abwechselnd mit je vier getreppten Gabeln und vier Rundgabeln,160 39


beim fragmentierten Stück aus Grab 15 mit ursprünglich acht getreppten Gabeln, von denen sich sieben erhalten haben, gestaltet. Diese Ähnlichkeit lässt eine ungefähr gleichzeitige Herstellung vermuten: Auch Grab 15 kann Zeitschicht 2(b) angehören, allerdings mit dem Vorbehalt, dass die Datierung eines Grabinventars mit Hilfe eines einzelnen Objektes weniger abgesichert ist. Einen Datierungshinweis liefert ausserdem Güttingen (D) Grab 1, das, gemeinsam mit einer an Grab 8 eng anschliessbaren Zierscheibe, eine typologisch frühe Goldfiligranscheibenfibel mit Mittelbuckel aus dem ersten Drittel des 7. Jahrhunderts enthält.161 Wie erwähnt, sind Zierscheiben allgemein ab Zeitschicht 2 weiträumig verbreitet. Dennoch heben sich regionale Verbreitungsschwerpunkte hervor. D. Renner wies die vollständige Scheibe aus Grab 8 ihrem Typ V D-1 zu.162 Seine Verbreitung konzentriert sich, neben einem kleineren Schwerpunkt am Mittelrhein und in der Schweiz, vor allem auf alamannisches Gebiet,163 besonders auf den Oberrhein, das Bodenseegebiet und die obere Donau. Gut vergleichbar mit Grab 8 sind Zierscheiben aus Südbaden und dem westlichen Bodenseegebiet;164 auch für Grab 15 finden sich hier verwandte Stücke.165 Aus dem Kanton Schaffhausen kennen wir für die Merishauser Zierscheibe aus Grab 15 ein gutes Vergleichsstücke von Beggingen-Löbern.166 Die Merishauser Scheiben fügen sich also gut in die Umgebung ein. Chronologisch gehören sie in Zeitschicht 2.

Beigaben der Männergräber Sax Der Sax, das einschneidige Kurzschwert, ist die am häufigsten gefundene Waffe (Taf. 7, C.1; 9, A.1, E.1; 10, A.1, B.1; Abb. 25). Auch auf vielen Gräberfeldern kommt der Sax zahlreicher als die Spatha, das zweischneidige Langschwert, vor. Daher wohl wird der Spatha eine höhere Exklusivität als dem Sax zugesprochen.167 Die typologische Ansprache der Saxe orientiert sich an seinen Massen und Form.168 Dagegen wurde die Klingenbreite des Saxes auf dem Reihengräberfeld von Schleitheim-Hebsack als das Hauptkriterium gewählt.169 Die Saxe aus unserem Fundmaterial lassen sich dem Breit- und dem Langsax zuweisen (Abb. 27). Beide Saxtypen erscheinen erst in der jüngeren Merowingerzeit, wobei der Langsax überwiegend in der endmerowingischen Zeitschicht 4, der Breitsax ab Zeitschicht 2 und verstärkt in Zeitschicht 3 erscheint.170 Dabei lässt sich die leichte Variante des Breitsaxes in die Zeit vor 600 zurückverfolgen; die Mitgabe findet sich bis in die fortgeschrittene erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Im 40

Laufe des frühen 7. Jahrhunderts löst die schwere Variante den leichten Breitsax ab. Diese Einordnung des leichten Breitsaxes lässt sich in Merishausen bestätigen, auch wenn nur die Fundstelle Merishausen-Schwabengasse datierende Mitfunde bietet. Grab 9 (Taf. 8, C. 2; Abb. 25) enthält eine zweiteilige Gürtelgarnitur mit rundem Beschläg, die den frühen Abschnitt der Zeitschicht 2 bestimmt. In Grab 13 (Abb. 25) kam eine zweiteilige Gürtelgarnitur mit zungenförmigem Beschläg der Zeitschicht 3 zum Vorschein. Die Saxe (Abb. 27) stammen aus fünf Gräbern.171 Die beiden Stücke von Merishausen-Schwabengasse (Grab 9 und 13) sind durch verhältnismässig lange, am Ansatz breite und zum Griffende hin sich verjüngende Griffangeln gekennzeichnet, die ein zweihändiges Handhaben gestatten (Abb. 25). Mit der Länge von 21 bzw. 29 cm und der Breite von 4,5 cm wirken die Proportionen gedrungen.172 Beide Exemplare gehören nach Massen und Form der leichten Variante des Breitsaxes an.173 Dasselbe trifft für den Sax von SchaffhausenSchwertstrasse Grab 1 (Taf. 9, E.1; Abb. 234) zu. Im Unterschied zu den gedrungenen Proportionen der Breitsaxe weisen die Stücke aus den Gräbern von Merishausen-Widem (Taf. 9, A.1), Merishausen-Hohlgasse (Taf. 7, C.1) und Schaffhausen-Herblingen Grab 1– 2 (Taf. 10, A.1, B.1) eine gänzlich andere Klingen- und Griffangelform auf, so dass sie dem Langsax in Zeitschicht 4 zuzuordnen sind.174 Die Griffangel ist nun kürzer und die Klinge mit einer Länge von 52,2 bzw. 57,6 oder 60,9 cm wesentlich länger gestaltet; die Breite ist konstant geblieben oder hat abgenommen (Abb. 27). Drei parallele Rillen zieren beidseitig den Langsax von Merishausen-Hohlgasse Grab 1. Eine Zierrille ist auf dem Langsax von Schaffhausen-Herblingen Grab 2 erhalten (Taf. 10, B.1). Durch die Verlängerung der Klinge wird eine Veränderung des Schwerpunktes der Waffe herbeigeführt. Ob die Griffangel – die nun vergleichsweise kurz, ähnlich wie die Handhabe der Spatha, geworden ist – eine beidhändige Führung des Saxes ermöglicht, ist fraglich. Die Absicht, den Sax an die Spatha anzugleichen, drückt sich auch in der Zunahme der Klingenlänge aus.175 Da das Vorkommen des Langsaxes im Unterschied zur Spatha in Zeitschicht 4 stark zunimmt, scheint die typologische Angleichung eine qualitative Entsprechung innerhalb der Beigabenausstattung zu finden. Es ist anzunehmen, dass die Wertigkeit des Saxes steigt. Es gibt Anzeichen, vor dem typischen Langsax eine Übergangsgruppe anzunehmen.176 Mit der breiten, langen Klinge mit dickem Rücken und der breit ansetzenden Griffangel besitzt diese Gruppe Merkmale, die den Sax von MerishausenWidem Grab 1 teilweise kennzeichnen. Daher


kommt in Betracht, dass dieser Sax etwas älter als derjenige von Merishausen-Hohlgasse und Schaffhausen-Herblingen Grab 1 sein könnte, auch wenn beide Saxe der Zeitschicht 4 angehören.177 Dies wird durch die schmälere Klinge (Hohlgasse Grab 1) fassbar, während die breitere Klinge (Widem Grab 1) eine typologische Verbindung zum Breitsax herstellt. Zubehör der Saxscheiden und des Saxgriffes Organische Reste auf der Griffangel, die ursprünglich mit Holz ummantelt war, und auf der Klinge als Relikte der Saxscheide sind auf unseren Saxen kaum erhalten. Nur auf dem Mittelteil der Griffangel des Langsaxes von SchaffhausenHerblingen Grab 1 (Taf. 10, A.1) sind kompakte, längsgemaserte Reste des Holzgriffes ankorrodiert. Die Dicke des Holzes beträgt bis zu 0,7 cm. Das Eisenfragment aus demselben Grab könnte als bandförmige eiserne Zwinge den Griffansatz des Saxes verstärkt haben (Taf. 10, A.2).178 Auf diese Interpretationsmöglichkeit weisen seine leicht gebogene, auf den Griffangelansatz passende Form und Länge, die längsgemaserten Holzreste auf der Unterseite und ein schwach erkennbarer Abdruck am Griffangelansatz hin. Neben Beispielen von Elgg179 ist ein ungefähr zeitgleicher Vergleichsfund der Zeitschicht 4 von Marktoberdorf Grab 221 überliefert.180 Die mitgefundene Lanzenspitze ist mit dem Herblinger Exemplar aus Grab 1 verwandt, so dass zugleich ein Datierungshinweis für die Lanzenform gewonnen ist.181 Metallteile einer Saxscheide stammen von Merishausen-Schwabengasse Grab 13 (Abb. 25). Es handelt sich dabei um fünf gegossene Bronzeziernieten. Meist sitzen vier bis fünf derartige Flach-

kopfnieten auf dem Rand der Saxscheide;182 in Merishausen könnten sie demnach vollständig vorliegen. In Vergleichsfunden werden diese grossen Ziernieten häufig mit kleinen halbkugeligen Nieten kombiniert, die in unserem Fall nicht überliefert sind.183 Gut erhaltene Befunde liefern ein anschauliches Bild vom Aussehen der Saxscheide.184 Hierfür bietet Donzdorf (D) Grab 75 ein gutes Beispiel, das die Grundlage zur Rekonstruktion (Abb. 28) bietet: Die Reihe der kleinen und grossen, Tierstil II-verzierten Nieten verläuft parallel zur Seite der Saxklinge. Über den Klingenrücken wurde demnach die Scheide ohne metallenen Schmuck geführt; der Querschnitt der Saxscheide war am Griff wohl langoval gestaltet, wobei die Enden an der Klingenseite zusammenliefen und vernietet wurden.185 Die Nietreihe beginnt ungefähr auf der Mitte der Griffangel, so dass der Griff teilweise in der Scheide steckte.186 Die Nietreihe geht parallel über die Klinge hinaus, wobei die grossen Niete in regelmässigen Abständen angeordnet sind, während sich dazwischen die kleinen halbkugeligen Niete befinden. Klingenabwärts wird die Reihe nach dem letzten grossen Niet nochmals um einen Zwischenabstand weiter fortgesetzt, bis die Nietreihe um die Breite der grossen Niete einspringt und in einem spitzen Bogen weit über die Spitze ausläuft. Die Saxscheiden bestehen aus Leder oder (seltener?) aus Holz.187 In besonderen Fällen haben sich Pressmuster des Leders erhalten. Die Lederscheide von Altdorf UR, St. Martin, ist mit «engen, tief eingedrückten Streifen mit Rautendekor (bzw. Diagonalgitter)» verziert.188 An den Silbernieten der Saxscheide von Donzdorf (D) Grab 75 haben sich, ähnlich wie in Tuggen Grab 2, Reste der Lederscheide konserviert, die geprägte Querrillen aufweisen.189

Grab

Zeitschicht Gesamtlänge Klingenlänge Klingenbreite Typ

MerishausenSchwabengasse 9

2

35

21

4,5

leichter Breitsax

MerishausenSchwabengasse 13 3

45

29

4,5

leichter Breitsax

SchaffhausenSchwertstrasse 1

2/3

51,8

31,6

4,7

leichter Breitsax

MerishausenWidem 1

4

70,2

52,2

4,7

Langsax

MerishausenHohlgasse 1

4

66,6

57,6

3,9

Langsax

SchaffhausenHerblingen 1

4

76,2

60,9

4,5

Langsax

SchaffhausenHerblingen 2

4

? noch 54,5

? noch 35,6

4,2

Langsax

Abb. 27: Tabellarische Übersicht der Saxe bezüglich relativchronologischer Datierung, Masse und Typzuordnung.

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Die fünf Zierniete aus Grab 13 (Taf. 8, D.2 –6) besitzen, bis auf ein Stück (Taf. 8, D. 2), fast identisches Aussehen. Umgeben von einem rundgebogenen, unverzierten Rand wird die Vorderseite durch einen Viererwirbel mit schwer erkennbarem Tierornament beherrscht, in dem vier Tiere ineinander verschlungen sind. Das Ornament hat sich in unterschiedlicher Güte bewahrt. Den besseren Erhaltungszustand weisen die intakten Nieten auf (Taf. 8, D. 3– 4), deren rückwärtiger Nietstift auf der Vorderseite nicht erkennbar ist.190 Bei zwei Nieten (Taf. 8, D. 5– 6) wurde wohl sekundär ein Nietstift durch die Nietscheibe getrieben und dabei das vorderseitige Ornament flach gehämmert. Auch beim ungleichen Niet (Taf. 8, D.2) wurde wahrscheinlich der Nietstift nicht mitgegossen; im Unterschied zu den anderen Nieten ist hier die Vorderseite glatt und unverziert und der Niet fragiler gearbeitet, so dass dieser möglicherweise einen verzierten Niet auf der Saxscheide ersetzte. Die grossen Zierniete, die den Rand der Saxscheide schmückend vernieten, sind im 7. Jahrhundert geläufig.191 Einschlägige Grabfunde stammen aus Zeitschicht 3 und selten aus Zeitschicht 4.192 Dabei zeichnet sich die Tendenz ab, dass die grossen Zierniete nicht sofort am Beginn der Zeitschicht 3 aufkommen: Viele der Vergleichsfunde gehören anhand der Gürtelmode Zeitschicht 3b/c an.193 Am Ende der Zeitschicht 3 ist bisweilen eine «Verwilderung» des Tierornamentes festzustellen.194 Für Merishausen-Schwabengasse ergibt sich daraus, dass Zeitschicht 3 den zeitlichen Rahmen für Grab 13 bestimmt. Nach dem verstärkten Vorkommen der Zierniete im Spätabschnitt der Zeitschicht 3 zu urteilen, käme eine entsprechende Zeitstellung für Grab 13 in Frage. Durch die Mitgabe der Gürtelgarnitur (Abb. 25) ist dieses Grab jedoch dem älteren Abschnitt von Zeitschicht 3 zuzuweisen.195 Für die schwere Lesbarkeit des Tierornamentes auf der Vorderseite der Merishauser Niete (Taf. 8, D.3 – 6) ist teilweise der unterschiedliche Erhaltungszustand verantwortlich. Im Zentrum befindet sich ein Wirbel aus vier ineinander verschlungenen Tierleibern, von denen jeweils das geöffnete Maul und wohl auch das Auge in der Randzone wiederkehren. Dabei scheint das einzelne Maul in den Leib des Vorgängers zu beissen, der sich im Mittelpunkt zu einem Wirbel dreht. Ein vergleichbares zentrales Motiv, allerdings ohne Tierköpfe, findet sich auf den Ziernieten von Giengen (D) Grab 26.196 Aus demselben Grab stammt ein Zierniet mit bärtiger Maske, so dass den ornamentierten Ziernieten eine unheilabwehrende Wirkung zukommen könnte.197

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Ösenbeschläge Im Saxgrab von Merishausen-Schwabengasse Grab 13 kamen drei Ösenbeschläge aus Bronze zum Vorschein (Abb. 25). Davon sind zwei identisch (Taf. 8, D.10 –11): Die durchbrochene quadratische Grundplatte mit triangulärem Abschluss trägt zwei antithetische Tierköpfe als Zentralmotiv, die mit s-förmig geschlungenen Leibern aus dem Rahmen herauswachsen. Die Rückseite weist drei vermutlich mitgegossene Ösen auf; bei einer findet sich eine Flickstelle (Taf. 8, D.11). Das dritte, ritzverzierte, trianguläre und fragilere Beschläg entstammt einer anderen Serie (Taf. 8, D. 9). Ösenbeschläge sind in vielgestaltigen Formen vertreten.198 Häufig besitzen sie eine trianguläre oder zungenförmige Grundform und können mit einer Kerbschnittverzierung im Tierstil II geschmückt sein.199 In Schleitheim-Hebsack wurden Ösenbeschläge in der Nähe von Sax und beigelegtem Leibgurt gefunden,200 so dass die Fundlage einen funktionalen Zusammenhang, etwa die Anbringung am Leibgurt, vermuten lässt. In Bülach werden Ösenbeschläge als Halter des Saxgehänges angesprochen.201 In unserem Grab 13 sind die Ösenbeschläge mit einem breiten Leibgurt (Abb. 25) vergesellschaftet, der mit Schnallenbeschläg und Rückenplatte bestückt ist.202 Nach der Rekonstruktion J. Werners, basierend auf den Befunden von Bülach, sind Ösenbeschläge auf dem breiten Leibgurt mit der Öse nach unten befestigt. Sie dienten zur Aufnahme von schmalen Halte- oder Aufhängeriemen, z. B. für Tasche, Scheide von Messer oder Sax, um als Verstärkung das Ausreissen des ledernen Leibgurtes zu verhindern203 (Abb. 28). Überprüft man die Merishauser Stücke auf Abnützungsspuren, zeigt sich bei der einen Öse (Taf. 8, D.11) eine Politur auf der Vorderseite sowie bei der anderen (Taf. 8, D.10) eine asymmetrische Abnützung im Inneren des Rahmens, die von Halteriemen der Saxscheide stammen könnte.204 Lanzenspitzen Eine Lanzenspitze stammt von MerishausenBrunnengasse Grab 1 (Taf. 7, A.1). Allerdings ist sie in sehr fragmentarischem Zustand überliefert; hinzu kommt, dass von den ursprünglich drei Bruchstücken nurmehr zwei erhalten sind. Die Reste weisen auf ein schmallängliches Blatt mit leichtem Mittelgrat und auf eine Rundtülle hin, ohne dass die Form oder gar ein bestimmter Typ erkennbar wären. Aus diesem Grund beruht die Datierung in Zeitschicht 4 auf dem mitgefundenen Messer.205


Schaffhausen-Herblingen Grab 1 (Taf. 10, A.3) enthielt die zweite Lanzenspitze. Im Fundzusammenhang mit dem Langsax ergibt sich eine Stellung in Zeitschicht 4. Auf das Vergleichstück von Marktoberdorf Grab 221, das ebenfalls der Schicht 4 angehört, wurde bereits hingewiesen.206 Heute lässt sich am Objekt nicht genau entscheiden, ob eine sechskantig facettierte Tülle vorliegt, wie dies R. Moosbrugger-Leu noch annahm.207 Vierkantig oder achtkantig facettierte Lanzenspitzentüllen sind kennzeichnend für die Waffenkombinationsgruppe A und B nach F. Stein, die sich mit Zeitschicht 4 weitgehend parallelisieren lässt.208 Pfeilspitzen Aus einem Seitental der Durach, dem Dostental, ist eine kleine lanzettförmige Pfeilspitze mit Schlitztülle und leicht erhöhtem Mittelgrat überliefert (Taf. 9, C.1). Ihre merowingische Zeitstellung steht fest; als Einzelfund ohne weiteren Fundzusammenhang ist eine genaue Datierung schwierig. Eine zweite grössere weidenblattförmige Pfeilspitze stammt von MerishausenSchwabengasse Grab 9 (Taf. 8, C.4; Abb. 25). Durch die Gürtelgarnitur mit rundem Beschläg lässt sich diese der Zeitschicht 2 zuordnen.209 Die kleine lanzettförmige Pfeilspitze von Schaffhausen-Herblingen Grab 2 (Taf. 10, B. 2) datiert aufgrund des mitgefundenen Langsaxes (Taf. 10, B.1) dagegen in Zeitschicht 4. Gürtel Die Gürtel von Merishausen Aus den Saxgräbern von Merishausen-Schwabengasse Grab 9 und 13 (Abb. 25) stammt je eine zweiteilige eiserne Gürtelgarnitur unterschiedlicher Zeitstellung. Dieser breite Leibgurt trug mittels den Ösenbeschlägen (Grab 13) den Sax mit Zierscheide (vgl. Abb. 28).210 Grab 13 (Abb. 25) enthält ein fragmentarisches zungenförmiges Schnallenbeschläg; der Schnallenbügel ist nicht überliefert. Umgeben von einem Rahmen, der aus Zickzackband und einfacher Strichtauschierung besteht und der sich an der Stelle des Schnallenbügels wiederholt, zeigt die Beschlägplatte ein zweizeiliges, mit einer Linie gefülltes Flechtband, vor plattiertem Hintergrund ausgespart. Die quadratische Rückenplatte ist wiederum mit einfacher Strichtauschierung, tauschierten Kreisen und Halbkreisen geschmückt. Die Garnitur mit rundem Beschläg und Pilzdorn (Taf. 8, C. 2) sowie die quadratische dazugehörige Rückenplatte (Taf. 8, C. 3) aus Grab 9 sind dagegen unverziert. Unabhängig davon, ob verziert oder unverziert, stellt die Schnalle mit rundem Beschläg eine Leitform der Zeitschicht 2 dar.211 Die Gürtelform ist

im gesamten Reihengräberkreis weit verbreitet und kommt auf vielen Reihengräberfeldern vor.212 Auch aus Schleitheim-Hebsack ist diese Form bekannt.213 Allerdings ist zu beobachten, dass ihr Vorkommen von West nach Ost rückläufig ist. Im überregionalen Vergleich zeigt sich, dass dieser Gürtel weniger bei den Alamannen beheimatet ist, sondern im fränkisch-burgundischen Raum entwickelt und dort wohl auch häufiger getragen wurde.214 Dagegen ist die Schnalle mit zungenförmigem Beschläg ein Kennzeichen der Zeitschicht 3 (s. u.). Wiederum sind vom Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack einige Vergleichsbeispiele nachgewiesen.215 Dabei handelt es sich um dreiteilige Garnituren mit rechteckigem Beschläg auf der Rückenseite des Gürtels. Diese Tragweise trifft auch für die Merishauser Rückenbeschläge zu. Wie das Merishauser Stück aus Grab 13 sind die Schleitheimer Exemplare tauschiert, wobei die fast ausgefallene Tauschierung auf der Garnitur von Schleitheim-Hebsack Grab 325 ein zweizeiliges Flechtband (mit eingeschriebenem Punktband?) erahnen lässt.216 Aus der näheren und weiteren Umgebung sind weitere Vergleichsfunde für Beschlägform und Tauschierweise belegt.217 Ferner lassen sich für die Rückenplatte einige verwandte Funde benennen.218 Für das Beschläg aus Grab 13 lässt sich auf dem Foto (Abb. 25) nicht klar erkennen, ob das zweizeilige Flechtband möglicherweise in zwei Tierköpfe ausläuft, wie dies auf anderen Gürtelbeschlägen vorkommen kann.219 Das zungenförmige Beschläg und die Dreizahl der Niete lassen sich mit dem Material von Kaiseraugst vergleichen.220 Dort gehört diese Gürtelform in die Kaiseraugster Zeitstufe E, die um 610/620 beginnt.221 Mit einer angenommenen Laufzeit von zwei bis drei Jahrzehnten bricht die Kontinuität dieses Gürtels bis spätestens gegen oder um die Jahrhundertmitte ab, so dass Zeitschicht 3a, vielleicht noch Zeitschicht 3b, als Zeitraum für die chronologische Einordnung in Betracht kommen. Das Merishauser Exemplar fügt sich in die zeitliche Abfolge des Männergürtels ein, wie sie von Kaiseraugst und Bülach bekannt ist. Vor der Aufteilung in eine westlich (Bülach, Kaiseraugst) und östlich (Marktoberdorf) regional differenzierte Entwicklung der männlichen Gürtel222 verläuft die Reihenfolge homogen, bis in Marktoberdorf die Entwicklung der drei- zur mehrteiligen Gürtelgarnitur durch das Aufkommen vielteiliger Gürtelgarnituren in eine andere Bahn gerät.223 Aus diesen Überlegungen ergeben sich Hinweise darauf, dass die zweiteilige Garnitur mit zungenförmigem Beschläg aus Grab 13 in die Zeit gleichzeitig zur oder kurz nach der geographisch divergenten Gürtelentwicklung gehört. Die Aufspaltung ist mit dem Beginn von Zeitschicht 3 43


Abb. 28: Zeichnerische Rekonstruktion eines Mannes und einer Frau zur Trageweise der in Merishausen und Schaffhausen aufgefundenen Beigaben. Die Beigaben stammen aus verschiedenen Gräbern und wurden für die Darstellung zusammengefasst. Die Frau trägt die Nadel in der Zopffrisur. Die Perlenkette befindet sich auf der Brust. Vom Gürtel hängt linksseitig das Gehänge mit Bronzezierscheibe herab. Auf den Schuhen sind die Beschläge der Schuhgarnitur zu sehen. Der Mann trägt einen Leibgurt mit Beschlägen der Gürtelgarnitur. Von diesem hängt links der Sax – in der mit den Ziernieten vernieteten Saxscheide – an Riemen herab, die an den Ösenbeschlägen befestigt sind. Rechts in der Hand eine Lanze mit eiserner Spitze (Zeichnung: Hanna Hromadka).

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nach Christlein gleichzusetzen; unser Exemplar ist in der westlichen Entwicklung eingegliedert, wie dies auch für Grab 9 angedeutet wurde. In der östlichen Entwicklung würde man vielteilige Gürtelgarnituren mit kurzen Nebenriemenzungen erwarten. Da die Beschläge aller verzierten Eisengürtel in zeitlicher Abhängigkeit stärker von einer flächendeckenden Tauschierung («Plattierung») überzogen werden, wird man den Gürtel aus Grab 13 eher in die fortgeschrittene erste Hälfte des 7. Jahrhunderts als an deren Beginn setzen können.224 Dagegen enthält Grab 9 (Taf. 8, C.2) in Gestalt der zweiteiligen Garnitur mit rundem Beschläg einen typischen Vertreter der Zeitschicht 2.225 Beim Versuch, Zeitschicht 2 in eine ältere und jüngere Phase zu unterscheiden, wurde in der Schnalle mit rundem Beschläg eine Leitform des älteren Abschnittes (Zeitschicht 2a) erkannt.226 Dies lässt sich auf zwei methodischen Wegen begründen: Zum einen beruht die Differenzierung auf dem Belegungsgang von Marktoberdorf, wo Gürtel mit rundem Beschläg (und triangulärem Beschläg ohne Gegenbeschläg) im älteren inneren Kern der Belegungszone von Zeitschicht 2 konzentriert sind.227 Zum anderen wird hierfür die engzellige Tauschierweise, die gerne auf Gürtelgarnituren mit rundem Beschläg, aber auch auf der Schuhschnallengarnitur von MerishausenSchwabengasse Grab 3 (Abb. 25 –26) auftritt, herangezogen.228 Dieser Tauschierstil geht den anderen Tauschierweisen der jüngeren Merowingerzeit, z. B. Flechtband – wie auf der Schnalle aus Grab 13 – oder Tierstil II, zeitlich voraus.229 Für die engzellige Tauschierung sonderte Martin einige absolutchronologisch gut datierte Gürtelteile aus, die auf der Basis von Dendrodaten, Datierung des Obolus und historischen Fixdaten den Zeitraum von etwa 570 bis 610 umfassen und damit den Zeitrahmen für Zeitschicht 2a festlegen.230 Auf Grundlage dieser Ergebnisse kann Grab 9 der frühen Zeitschicht 2 (Zeitschicht 2a) zugewiesen werden. Als Nebenergebnis der Gürtelchronologie liegt vor, dass die engzellige Tauschierweise bevorzugt an den oben genannten Zeitraum gebunden ist. Daraus ergibt sich eine entsprechende Stellung in Zeitschicht 2a für das Grab 3 von Merishausen-Schwabengasse, das eine engzellig tauschierte Schuhgarnitur enthält. Die beiden frühmerowingerzeitlichen Schnallendorne von Merishausen-Bodenwiesen (Taf. 9, B.1– 2) sind ohne Fundzusammenhang überliefert. Ausgehend von Vergleichsfunden von Schleitheim-Hebsack, die sich mehr oder weniger gut anschliessen lassen, liegen Anhaltspunkte für eine Datierung in die Schleitheimer Stufe 5/6 (520/30-570/80), selten für Stufe 3/4 (480/90 – 520/30) vor.231

Gürtelteile von Schaffhausen-Schweizersbild Aus den höheren Fundlagen des Abris Schweizersbild stammen zwei frühmerowingische Gürtelteile.232 Es handelt sich um eine Gürtelschnalle (Taf. 9, D.1) und um eine schildförmige Gürtelhafte (Taf. 9, D.2) aus Bronze. Die Schnalle besitzt einen ovalen Bügel und eine symmetrisch abgetreppte Dornbasis, auf der drei Kreisaugen erkennbar sind. Wird die Form der Schnalle und der Dornbasisplatte als Ausgangspunkt genommen, begegnen diese – isoliert betrachtet – bei einer frühmerowingischen Schnallengruppe, die einen Vertreter in der zweiteiligen filigranverzierten Gürtelgarnitur mit Rechteckbeschläg und endständiger Nietreihe aus Elgg Grab 164 findet.233 R. Windler hat diese Gruppe einer eingehenden Analyse unterzogen und sie ins mittlere Drittel oder «wenig nach der Mitte des 6. Jahrhunderts» datiert.234 Bereits M. Martin hat anlässlich von Basel-Bernerring, wo eine verwandte, mit Längsrillen verzierte Bronzeschnalle aus einem Kammergrab stammt, eine Datierung in die Mitte oder ins dritte Viertel des 6. Jahrhunderts vorgeschlagen.235 In diesem Zusammenhang ist eine Silberschnalle von Langenenslingen (D) erwähnenswert: Auf der Dornbasisplatte trägt sie, wie unser Stück, Kreisaugendekor; auf dem Rechteckbeschläg weist sie jedoch einen an Tierstil I erinnernden Filigrandekor auf.236 Windler datiert auch diese Schnalle ins mittlere 6. Jahrhundert. Die genannten Datierungsvorschläge können auf die Schnalle vom Schweizersbild übertragen werden, so dass diese in die Mitte oder ins dritte Viertel des 6. Jahrhunderts gehört. Verglichen mit den Merishauser Funden erfolgt damit eine relativ frühe zeitliche Einordnung, nämlich noch in Zeitschicht 1. Diese Zeitstellung gilt auch für die schildförmige Gürtelhafte. Bevorzugt treten diese Haften in Kombination mit massiven Schilddornschnallen der späten Zeitschicht 1 auf.237 Absolutchronologisch lässt sich das Vorkommen auf die Jahrhundertmitte bzw. der Folgezeit kurz danach eingrenzen, da mehrere gut datierte Grabinventare mit Termini post quem um 540 vorliegen.238 Neben der massiven Schilddornschnalle enthalten zwei Gräber schildförmige Gürtelhaften.239 Nach den Vergleichstücken zu urteilen, stehen Schnalle und Gürtelhafte vom Schweizersbild im engen, wahrscheinlich gleichzeitigen Verhältnis zueinander. Bereits früher wurde festgestellt, dass ein an Elgg Grab 164 anzuschliessender, filigranverzierter Rechteckbeschläg des Typs Concevreux in Schleitheim-Hebsack Grab 481 belegt ist.240 Einerseits ist dadurch die zeitliche Stellung des Schleitheimer Grabes festgelegt, die auf dem Gräberfeld der Schleitheimer Stufe 5/6 ent-


spricht; andererseits stammt aus diesem Grab eine schildförmige Hafte, so dass die oben vorgeschlagene Datierung nochmals bestätigt wird. Für den Typ Concevreux war es möglich, eine Herkunft aus dem nordgallischen Raum nachzuweisen.241 Auch für Schilddornschnallen, die oftmals mit den schildförmigen Haften kombiniert sind, wird eine westliche Herkunft angenommen.242 Bei diesen Objekten bestehen also Hin-

weise auf fremdes, in diesem Fall fränkisches Herkunftsgebiet. Ob ein derartiger auswärtiger Einfluss auf die Funde vom Schweizersbild zutrifft, ist infolge der geringen Stückzahl nicht klar zu entscheiden. Dennoch sollte diese Möglichkeit nicht ausser Betracht gelassen werden, da sich im benachbarten Reihengräberfeld von Schleitheim auswärtige, fränkische Einflüsse vor allem im Laufe des 6. Jahrhunderts bemerkbar machen.243 45


Ausserdem liegt der Abri Schweizersbild an einem topographisch markanten Punkt, an dem mehrere Täler mit dem Durachtal als Nord-Süd orientiertem Durchgangsweg zusammenkommen.244 Was die Bewertung des Fundzusammenhanges angeht, sind beide Gürtelteile als Einzelfunde einzustufen. Sie sind nicht als Zeugnis einer ständig bewohnten Siedelstelle, sondern eher als Überreste einer unregelmässigen Begehung des Geländes aufzufassen. Neben dieser Deutung bietet sich eine weitere Möglichkeit an. Theoretisch wäre es möglich, die Herkunft des Gürtelzubehörs aus einem Grab anzunehmen. Dafür sprechen die ungefähr übereinstimmende Datierung und der Hinweis, dass der neolithische Bestattungsplatz im Schutze des Abri möglicherweise auch wesentlich jüngere Gräber umfasst. Die Zuordnung von Gräbern ins Frühmittelalter ist jedoch nicht sicher erwiesen.245 Dennoch ist unter diesem Vorbehalt ein möglicher Zusammenhang mit der nahe gelegenen Siedlung Berslingen nicht gänzlich auszuschliessen, weil die dort am Ende des 6. oder zu Beginn des 7. Jahrhunderts einsetzende Besiedlung durch Polyederkopfnadel und Bronzepinzette belegt ist. Die zu ihr gehörenden ältesten Bestattungen könnten beim Schweizersbild liegen,246 wenn man die Datierung der Gürtelteile um oder kurz nach der Mitte des 6. Jahrhunderts berücksichtigt. Sonstiges Von Merishausen-Widem Grab 1 stammt ein Bronzering (Taf. 9, A.2). Die Grabzugehörigkeit ist jedoch nicht gesichert. Es handelt sich um einen geschlossenen rundstabigen Ring von 2,9 cm Durchmesser, der auf der Aussenseite drei umlaufende Rillen besitzt. Da die Fundlage – wie auch für die eisernen Ringe von SchaffhausenHerblingen Grab 2 (Zeitschicht 4) – nicht dokumentiert ist, muss die funktionale Ansprache, z. B. als Fingerring, offen bleiben. Auf dem Reihengräberfeld von Schleitheim-Hebsack kommen Fingerringe fast ausschliesslich in Frauengräbern vor.247 Der Durchmesser ist durchschnittlich geringer als der des vorliegenden Ringes. Tasche und Gerät Als Allzweckgerät, welches in Frauen- und Männergräbern vorkommen kann, ist das Messer in vier Gräbern, davon zwei in männlichen Bestattungen, fassbar. Von Merishausen-Schwabengasse Grab 12 stammt als einzige Beigabe ein Messerfragment (Abb. 25). Ein Messer mit geknicktem Rücken (Taf. 7, A.2), vergesellschaftet mit einer Lanzenspitze, kam in MerishausenBrunnengasse Grab 1 zum Vorschein. Der ge46

knickte Messerrücken stellt dabei eine für die späte und späteste Merowingerzeit typische Form dar. Ein gutes Gegenstück ist von Stein am RheinBurg Grab 3 belegt.248 Dieses Grab enthält mit den Bommelohrringen eine Leitform der Zeitschicht 4.249 Die Datierung wird in diesem Fall durch den stratigraphischen Befund bestätigt: Grab 3 stört das benachbarte Grab 4, das mit der Münzfibel einen Terminus post quem 692 enthält und dadurch Grab 3 annäherungsweise datiert. Für Merishausen-Brunnengasse Grab 1 ergibt sich daraus eine Zeitstellung um 700 in Zeitschicht 4. Von den drei Messerklingenfragmenten (Taf. 10, C.1–3) von Schaffhausen-Herblingen Grab 3 weist ein Messer (Taf. 10, C.1) einen geknickten Rücken auf. Demnach datiert dieses Grab in Zeitschicht 4. In spät- und endmerowingerzeitlichen Fundzusammenhängen ist diese Messerform, wie bereits erwähnt, häufig anzutreffen. Allerdings ist anzunehmen, dass diese Form über das Ende der Beigabensitte im beginnenden 8. Jahrhundert hinaus in Gebrauch war.250 Der zeitliche Ansatz wird durch das Messer von Schaffhausen-Herblingen Grab 3 mit gewinkeltem Rücken und stark eingeschwungener, geschweifter Klingenspitze bestätigt (Taf. 10, C.2). Ein endmerowingerzeitlicher Parallelfund ist aus Stein am Rhein-Burg Grab 29 überliefert,251 ein jüngeres mittelalterliches Beispiel aus der Siedlung Berslingen.252 Damit werden die lange Laufzeit und eine Formentradition über das Ende der Merowingerzeit hinaus angezeigt. Wie das Messer mit geknicktem Rücken setzt diese Form ganz am Ende der Merowingerzeit ein und lebt in leicht veränderter Form bis ins Mittelalter fort. Im Unterschied dazu stellt das dritte Messer von SchaffhausenHerblingen Grab 3 eine zeitlich wenig empfindliche Form dar (Taf. 10, C.3). SchaffhausenHerblingen Grab 1 enthält eine mehrteilige Gerätbeigabe, bestehend aus Bronzepinzette, Messerklingenfragment und Eisenteil, die zu einer nicht beobachteten Männertasche gehören könnte (Taf. 10, A.4 – 6). Das Eisenteil stammt möglicherweise vom Rückenteil einer Schere (Taf. 10, A.6).


Die chronologischen Ergebnisse Die zeitliche Bestimmung hat ergeben, dass sich ein Grossteil des Fundmaterials von Merishausen und Schaffhausen anhand von Vergleichsfunden relativ genau datieren lässt (Abb. 29). Die herangezogenen Funde stammen überwiegend aus der näheren Umgebung oder aus dem alamannischen Raum. Bis auf die unsichere Überlieferung einiger Fundstellen (Schweizersbild, MerishausenBodenwiesen, Bargen-Wootel253) kommt der Fundstoff als Beigabe aus Gräbern, so dass der Zeitpunkt der Grablegung datiert wird.

Ausser den drei genannten Fundorten sind Funde aus der älteren Merowingerzeit (Zeitschicht 1) im Durachtal derzeit nicht bekannt. Der Fundstoff in den Gräbern setzt während des letzten Drittels des 6. Jahrhunderts (Zeitschicht 2), also in der vollentwickelten Reihengräberzeit, ein. Die ältesten Belege stammen von Merishausen-Schwabengasse.254 Dieser Bestattungsplatz wird vom ausgehenden 6. bis etwa zur Mitte des 7. Jahrhunderts kontinuierlich belegt und findet im jüngsten Grab 13 seinen Abschluss (Zeitschicht 3a/b). Hinweise auf jüngere Gräber, die der späten Zeitschicht 3 oder 4 des ausgehenden 7. Jahrhunderts oder der Zeit um 700 angehören, liegen für diese Fundstelle nicht vor.

Fundstelle/Grab

Zeitschicht Abs. Datierung

SchaffhausenSchweizersbild

1

M./3. Viertel 6. Jh. Gürtelschnalle m. abgetreppter Dornbasis

SchaffhausenBerslingen

2

Ende 6. Jh.

Schmucknadel

MerishausenSchwabengasse 3

2 (a)

Ende 6. Jh.

Schmucknadel, Schuhgarnitur, Perlen

MerishausenSchwabengasse 9

2 (a)

Ende 6. Jh.

Zweit. Gürtelgarnitur m. rundem Beschläg

MerishausenSchwabengasse 10 2 (a)

Ende 6. Jh.

Perlen

MerishausenSchwabengasse 8

um 600/fr. 7. Jh.

Perlen, Zierscheibe

MerishausenSchwabengasse 15 2 (b)?

um 600/fr. 7. Jh.

Zierscheibe

SchaffhausenSchwertstrasse 1

Ende 6.–M. 7. Jh.

Breitsax

2 (b)

2/3

Beigaben

MerishausenSchwabengasse 13 3 (a/b)

2. Viertel/M. 7. Jh. Zweit. Gürtelgarnitur m. zungenf. Beschläg

SchaffhausenSchwertstrasse 2

3 (b/c)

M./2. Hälfte 7. Jh. Drahtohrring, Perlen

MerishausenBrunnengasse 2

3 (b/c)

M./2. Hälfte 7. Jh. Drahtohrring

MerishausenWidem 1

4

Ende 7. Jh.

Langsax

MerishausenBrunnengasse 1

4

um 700

Messer

MerishausenHohlgasse 1

4

um 700

Langsax

SchaffhausenHerblingen 1

4

um 700

Langsax

SchaffhausenHerblingen 2

4

um 700

Langsax

SchaffhausenHerblingen 3

4

um 700

Messer

Abb. 29: Tabellarische Übersicht der Fundstelle/ Gräber von Merishausen und Schaffhausen: Relative Zeitstellung (Zeitschicht), absolute Chronologie und datierende Grabbeigaben.

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Gräber aus diesem Zeitabschnitt, vom Ende der Reihengräberzeit, sind andernorts bezeugt.255 Bald danach erlischt durch den zunehmenden Einfluss der Kirche die Sitte, die Toten mit Beigaben auszustatten und sie auf einem heidnischen Reihengräberfeld beizusetzen. Es fällt auf, dass es sich nicht (mehr?) um eine grössere Grabgruppe, sondern um männliche Einzelgräber (Merishausen-Widem, Hohlgasse), um die Bestattungen jeweils eines Mannes und einer Frau (Merishausen-Brunnengasse, Schaffhausen-Schwertstrasse) oder um eine Dreiergruppe (Schaffhausen-Herblingen) handelt. Spuren weiterer Gräber in der Umgebung fehlen beim derzeitigen Grabungsstand. Der Sax von Schaffhausen-Schwertstrasse Grab 1 lässt sich nicht genau auf Zeitschicht 2 oder 3 festlegen. Demnach könnte es sich auch um ein älteres Grab handeln. Das benachbarte Frauengrab von SchaffhausenSchwertstrasse Grab 2 konnte, ebenso wie Merishausen-Brunnengasse Grab 2, der fortgeschrittenen Zeitschicht 3 zugewiesen werden. Bereits in Zeitschicht 4 gehört Merishausen-Brunnengasse Grab 1, das um 700 datiert. Ungefähr zeitgleich dazu sind Merishausen-Hohlgasse Grab 1 und alle Gräber von Schaffhausen-Herblingen; Merishausen-Widem Grab 1 dürfte etwas älter sein und vom Ende des 7. Jahrhunderts stammen. Nicht genau datieren lässt sich die Pfeilspitze aus dem Dostental. Als chronologisches Ergebnis kann also festgehalten werden, dass Gräber im gesicherten Fundzusammenhang vor dem Ende des 6. Jahrhunderts fehlen. Erst in dieser Zeit sind die ältesten Gräber nachgewiesen. Ab Zeitschicht 2 lässt sich das archäologische Fundmaterial zeitlich ohne Lücke, aber an verschiedenen Fundstellen in Merishausen bis in Zeitschicht 4, dem Ende der Reihengräberzeit, verfolgen (Abb. 29).

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Merishausen im Frühmittelalter Folgende Situation scheint sich, gespiegelt in der Verteilung der frühmittelalterlichen Fundplätze von Merishausen abzuzeichnen (Abb. 22). Im Unterschied zu Schleitheim-Hebsack oder Elgg ZH bestehen in Merishausen kaum Hinweise auf ein grösseres Gräberfeld, das auf eine räumlich abgeschlossene, dorfähnliche Siedlungsweise schliessen lässt.256 Die frühmittelalterliche Topographie von Schleitheim zeigt, dass der Friedhof Hebsack und die Siedlung Brüel nahe beieinander, aber getrennt liegen.257 Auch in Merishausen wird man die Siedlung(en?) in der Nähe der Bestattungsplätze vermuten dürfen. Die vereinzelt liegenden Bestattungsplätze ergeben aber kaum das geschlossene Bild eines Dorfes mit Reihengräberfeld; die räumlich auseinander gezogene Lage, insbesondere zwischen Brunnen- und Schwabengasse, sind wohl als Indizien für eine lose, verstreute Siedlungsweise zu werten. Dabei kommen in erster Linie kleine Weiler oder Hofgruppen, also Ansiedlungen von bäuerlichem oder gewerblichem Charakter, in Frage.258 Auf Grundlage dieser Annahme sind die verstreut liegenden Gräber bzw. Grabgruppen vermutlich einer besonderen Form des frühmittelalterlichen Bestattungswesens zuzuordnen. Dabei handelt es sich um sogenannte Hofgrablegen. Dieser Friedhofstyp ist dadurch definiert, dass er vornehmlich in der späten Merowingerzeit oder an deren Ende im alamannisch-bajuwarischen Stammesgebiet vorkommt und die Grablegung nicht auf einem grossen Ortsfriedhof wie SchleitheimHebsack, sondern in der Nähe der Hof (-gruppen?) oder Weiler erfolgt. Aus der Nähe von München sind z. B. Kirchheim und Poing bekannt: Inmitten der Siedlungen finden sich neben den Behausungen Grabgruppen des 7. Jahrhunderts, in denen eine gute, aber nicht aussergewöhnlich reiche Grabausstattung vorherrscht.259 In Lauchheim, wo Siedlung und Reihengräberfeld ergraben sind, ist eine überdurchschnittlich reich ausgestattete Hofgrablege in der Siedlung während der Belegungsdauer des grossen Friedhofes nachgewiesen.260 Allgemein ist die späte Merowingerzeit durch Veränderungen in den Bestattungssitten gekennzeichnet, die auf einen tiefgreifenden Wandel in der gesellschaftlichen Gliederung hinweisen. Die seit der frühen Merowingerzeit verbindliche Regel, auf den Reihengräberfeldern zu bestatten und auf diese Weise eine Kontinuität in der Belegung zu erzielen, verliert am Ende des 6. Jahrhunderts ihre allgemeine Gültigkeit. Neben den Ortsfriedhöfen werden nun kleine Bestattungsplätze mit besonderen Strukturen gegründet. Die Ursachen


sind vielfältiger Natur und liegen vor allem im Erstarken der Kirche und im sogenannten Nobilifizierungsprozess begründet, der zur Entstehung einer hervorgehobenen Adelsschicht führt.261 Diese Personengruppen bestatten nun abseits oder am Rande der Reihengräberfelder in Kirchen, in Grabhügeln und auf separat liegenden Grabgruppen. Für jeden dieser neuen Bestattungstypen sind Beispiele aus dem Kanton Schaffhausen überliefert. Die Schleitheimer Dorfkirche enthält in ihrem Inneren eine spätalamannische Urkirche, in der der ortsansässige Adel bestattet wurde. Wahrscheinlich hat diese Personengruppe zuvor auf dem Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack bestattet.262 Aus Ramsen ist ein reich ausgestattetes Waffengrab des späten 7. Jahrhunderts unter einem Grabhügel und in Beringen schliesslich ein Separatfriedhof mit teils sehr wertvollen Beigaben vom Ende des 6. und dem Beginn des 7. Jahrhunderts bekannt geworden.263 Neben diesen separierten Bestattungsplätzen, die für die Oberschicht und ihre Angehörigen reserviert waren, entstehen als eine weitere Besonderheit im Bestattungsbrauchtum die Hofgrablegen. Im Unterschied zu den oben genannten Bestattungstypen sind diese nicht im Nobilifizierungsprozess eingegliedert, gehen also nicht mit der Entwicklung einer lokalen Adelsschicht einher. Der Beginn der Hofgrablegen unterliegt aber der gleichen Zeitströmung, indem die allgemeine Belegung eines kontinuierlich gewachsenen Reihengräberfeldes nicht (mehr) berücksichtigt wird und sich eine kleine Personengruppe im Spiegel des Lagebefundes räumlich absondert: Bei der allmählichen Auflösung des Reihengräberprinzipes findet offensichtlich eine gruppenweise Aufsplitterung statt. Die Siedlungen zu den Gräbern sind archäologisch meist nicht erfasst. Nach den Beispielen von Lauchheim und Kirchheim (D) zu urteilen, liegen die Bestattungen in nächster Nähe zu den Höfen. Danach müssten die alamannischen Ansiedlungen zum Teil unter den heutigen Häusern von Merishausen zu finden sein. H. W. Böhme erkennt in den Hofgrablegen einen Hinweis auf den erstarkenden Einfluss der fränkischen Kirchenorganisation, bevor nach dem Ende der Reihengräberfelder im Verlauf des 8. Jahrhunderts die Bestattungen in die Kirchhöfe verlegt wurden.264 In Merishausen fehlen Nachweise, z. B. in Gestalt von Beigaben mit christlicher Symbolik, in den Gräbern, die das christliche Bekenntnis belegen würden.265 Gewiss ist aber, dass hier zu wenige Anhaltspunkte greifbar sind, um ein Reihengräberfeld zu postulieren, und sich daneben keinerlei Hinweise für Gräber der Nobilität finden. Nach den vorliegenden archäologischen Befunden ist das Siedlungsbild durch eine auf-

gelockerte Ansiedlung mit einzelnen Höfen geprägt. Dies führt zur Frage, ob die Dorfentwicklung in Merishausen anders als etwa in Schleitheim mit einer römischen Vergangenheit verlaufen ist. Aus dem kontrastierenden Vergleich ergibt sich, dass das kontinuierlich belegte Reihengräberfeld von Schleitheim-Hebsack für eine geschlossene Siedlungsstruktur, wie sie auch für Berslingen bekannt ist, spricht.266 Dagegen lassen die vereinzelten Grablegen in Merishausen eine aufgelockerte Siedlungsweise, möglicherweise entlang eines Durchgangsweges, vermuten. In beiden Fällen handelt es sich um ortsfeste Siedlungen.267 Betrachtet man die topographischen Bedingungen des Durachtales, könnte der enge Talgrund mit den steilen Hangflanken die aufgelockerte, auseinander gezogene Siedlungsweise begünstigt haben. Die Untersuchung auf Grundlage des derzeitigen Fundstoffes hat ergeben, dass Merishausen – abgesehen von den Streufunden von MerishausenBodenwiesen – erst im Verlauf des späteren 6. Jahrhunderts besiedelt wurde. Wie wohl in der näheren Umgebung Hinweise auf die späte Kaiserzeit (Bargen) und die frühe Merowingerzeit (Schweizersbild, Merishausen-Bodenwiesen) existieren,268 setzt die archäologische Überlieferung in Merishausen überwiegend in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts ein und erstreckt sich bis in die Zeit um 700. Im Unterschied dazu sind mit obengenannten Fundplätzen im Einzugsbereich der Durach Funde bereits für das 4./5. Jahrhundert bezeugt, die eine Durchgangsstrasse vermuten lassen. In Schleitheim reichen dagegen die Wurzeln des Siedlungsbeginns bis ins 5. (Grab 363) und wahrscheinlich sogar bis in das 4. Jahrhundert zurück.269 Diese erste Phase der germanischen Besiedlung vor dem Niederschlagen des alamannischen Aufstandes um 506, der die erste Blütezeit alamannischer Machtentfaltung beendete, ist in Merishausen archäologisch also nicht vertreten.270 Im frühen 6. Jahrhundert, das durch das Ausgreifen des Merowingerreiches nach Osten bis nach Thüringen und über die Alpen gekennzeichnet ist, fehlt den Grabausstattungen im alamannischen Siedlungsgebiet jeglicher Glanz; erst nach einer «Erholungsphase» machen sich im späteren 6. Jahrhundert ein grösserer Aufwand bezüglich der Bestattungssitte und gehobene Beigabenausstattungen bemerkbar.271 Kurz danach lassen sich die ältesten Gräber in Merishausen und Schaffhausen belegen. Im Vergleich zur alamannischen Geschichte fällt also die ständige Besiedlung in Merishausen nach Ausweis der Grabfunde in eine relativ späte Zeit.272 Wie verlässlich die archäologische Quellenlage ist, lässt sich aufgrund des örtlichen Dokumentationsstandes kaum eindeutig beurteilen. Da jedoch alle bisher bekannten Gräber erst nach 49


der Mitte des 6. Jahrhunderts einsetzen, dürfte man trotz des geringen Grabungsausschnittes eine gewisse Sicherheit erzielen. Damit gerät die archäologisch nachweisbare Besiedlung in Nachbarschaft zu einem Zeitabschnitt, der allgemein mit einer Ausbauphase der Besiedlung und dem Erschliessen wenig besiedelter Landschaften verbunden wird. In der Umgebung wurde das Gräberfeld von Beggingen-Löbern damit in Zusammenhang gebracht.273 Im Verlauf des 7. Jahrhunderts scheint sich die Besiedlung zu verdichten; dies lässt sich, gespiegelt durch Grabfunde, unter anderem im Kanton Zürich, beobachten.274 Dabei ist es möglich, eine Ausbaubewegung herauszuheben, die im fortgeschrittenen 7. Jahrhundert Orte erfasst, welche zuvor aufgrund siedlungsungünstiger Verhältnisse gemieden wurden.275 In diesem Zusammenhang ist es bedeutsam, dass der Ortsname Merishausen erstmals 842 bzw. 846 urkundlich erwähnt wird:276 In der Urkunde wird berichtet, dass Graf Luitolt dem Kloster St. Gallen seinen Anteil an der Kirche in Merishausen und eine Hufe in Berslingen und Merishausen schenkt. Der alte Ortsname lautet Morinishusun.277 In der Ortsnamenkunde wird die Bezeichnung mit der Endung -hausen auf Siedlungsnamen der im Frühmittelalter ersten Ausbauphase zurückgeführt, wobei es sich im vorliegenden Fall um einen patronymen Ortsnamen, gebildet mit einem Männernamen, handelt.278 Dafür biete sich der römische und in der Merowingerzeit gebräuchliche Eigenname Maurinus oder Morinus an, der in anderen Schöpfungen bei Ortsnamen in der Schweiz und Deutschland wiederkehrt.279 Man wird sich also unter dem Ortsnamen in etwa die Bezeichnung für die Niederlassung bzw. «Haus des Maurinus/Morinus» vorstellen dürfen. Die Ortsnamenkunde unterscheidet mehrere zeitliche Schichtungen der Namensgebungen und stellt daher eine gute Quelle für den Siedlungsausbau im Frühmittelalter dar.280 Das chronologische Schema ergibt sich daraus, dass die ältesten germanischen Namen des 5. und 6. Jahrhunderts mit den Endungen -ingen,281 dann -heim und -dorf, während einer ersten Ausbauphase des späten 6. bis zum 8. Jahrhundert durch -hausen (und andere Endungen) und schliesslich in einer zweiten Ausbauphase vom 8. bis zum 11. Jahrhundert durch -wil(er) abgelöst wurden.282 Nach diesen Überlegungen gehört Merishausen zu jenen Plätzen, die in die Frühphase der spätmerowingischen Ausbaubewegung oder in die Zeit kurz davor gehören. Aus archäologischer Sicht ist es unter Umständen möglich, Eigennamen mit den anonymen Gräbern zu verbinden. Wenn sich im archäologischen Befund ein Ortsgründer verbergen sollte, würde man, auf den archäologischen Bereich übertra50

gen, eine hervorragende Grablege erwarten. Ein solcher Befund, der in etwa den Kirchengräbern der Dorfkirche Schleitheim oder von Stein am Rhein-Burg oder anderen spätmerowingischen Sonderbestattungsplätzen der Oberschicht wie Beringen oder Ramsen entsprechen würde, ist in Merishausen (noch?) nicht aufgedeckt worden.283 Möglicherweise könnte die Kirche zu Merishausen den Platz für eine Grablege der Oberschicht bieten, auf die sich die erste, oben genannte schriftliche Erwähnung bezieht. Doch fehlt hier jeglicher archäologischer Nachweis, so dass die folgende Überlegung Theorie bleiben muss: Nach der Kastellkirche St. Johannes auf Burg, Stein am Rhein, besitzt Merishausen gemäss den Schriftquellen die zweitälteste Kirche im Kanton Schaffhausen.284 In Stein am Rhein-Burg sowie in der Schleitheimer Dorfkirche, die eine Erwähnung erst im 10. Jahrhundert besitzt, kamen spätmerowingische Adelsgräber zum Vorschein. So liegt es nahe, aufgrund des schriftlich bezeugten hohen, archäologisch jedoch nicht nachgewiesenen Kirchenalters eine vergleichbare Begräbnisstätte zu vermuten, die mit aller Vorsicht dann mit dem patronymen Ortsgründer Morinus zu verbinden wäre. Aus historischer und archäologischer Sicht – darauf wurde wiederholt hingewiesen285 – deutet das Patrozinium St. Martin auf eine Gründung in merowingischer Zeit im 6. oder 7. Jahrhundert hin. Allerdings ist der heilige Martin in Merishausen erst lange nach der alamannischen Zeit für das Jahr 1519 bezeugt;286 auch muss nicht jede Kirche dieses Heiligen fränkisch oder in frühmittelalterlicher Zeit gegründet worden sein. Das Patrozinium des Martin, des Nationalheiligen im fränkischen Merowingerreich, wird bisweilen mit einer politisch-herrschaftlichen Initiative aus dem Frankenreich verbunden, die sich in Kirchengründungen mit diesem Patronat (unter fränkischer Oberhoheit?) manifestieren könnte. Archäologen haben diesen historischen Ansatz für überdurchschnittlich reich ausgestattete Gräber in frühmittelalterlichen Martinskirchen erwogen.287 Die Absicht der Initiative liegt auf der Hand: Es soll ein Zugriff auf politisch wenig erschlossene Gebiete östlich des Rheins und eine engere Anbindung der Randgebiete an die fränkische Zentralmacht westlich des Rheins erreicht werden. Vor diesem Hintergrund lässt sich die Stellung von Merishausen und des Durachtales im Frühmittelalter annäherungsweise umreissen. Der Ort hat an der Phase erster alamannischer Machtentfaltung bis ins frühe 6. Jahrhundert hinein kaum Anteil. Das Reihengräberfeld Schleitheim-Hebsack wird dagegen über den historischen Einschnitt von 506 weiterhin kontinuierlich belegt; jedoch zeichnet sich hier in der ersten Hälfte des


6. Jahrhunderts ein starker Rückgang des Beigabenreichtums gegenüber den Gründerbestattungen und anderen Gräbern des 5. Jahrhunderts ab. Diese Ärmlichkeit der Bevölkerung, die vielleicht in der Beschneidung der alamannischen Macht nach 506 begründet ist, kann eine der Ursachen gewesen sein, weshalb der Siedlungsbeginn im Durachtal nach Ausweis der Grabfunde erst nach der Jahrhunderthälfte nachhaltig einsetzt. Ab diesem Zeitpunkt lässt sich in Schleitheim ein leichter Anstieg des Beigabenreichtums und eine Intensivierung der Beigabensitte feststellen. Deutet man dies als eine Konsolidierung und Erholung in der Bevölkerung nach 506, so würde die Besiedlung des Durachtales in eine Phase fallen, in der sich die allgemeinen Lebensverhältnisse wieder fester gefügt hätten. Diese Entwicklung ermöglichte eine Intensivierung der Besiedlung und eine Erschliessung neuer Flächen für Siedlungen, Einzelhöfe, Landwirtschaft oder handwerkliches Gewerbe. Ob ein solcher «Landesausbau», in dem Merishausen und Berslingen wahrscheinlich ab dem späten 6. Jahrhundert eingegliedert waren, unter fränkischer Führung vor sich ging, wie anhand des Patroziniums St. Martin zu vermuten wäre, lässt sich aufgrund der Quellenlage vorerst nicht entscheiden. Wie verhält sich das gezeichnete Bild zum eingangs dargestellten Siedlungsmodell mit weilerartiger Struktur? Wie häufig in Merishausen sind gesicherten Aussagen enge Grenzen gesetzt. Die räumlich weit entfernte Lage der Gräber bzw. Grabgruppen deutet auf eine Siedlungsweise mit einzelnen Weilern oder Höfen hin. Noch heute fällt die exponierte Lage der Kirche am flach abfallenden Hang auf. Sie liegt gleichsam exterritorial zum Dorf im Talgrund. Die externe Lage lässt sich auf alten Karten, der Peyerkarte von 1684 (vgl. Abb. 1) und im Topographischen Atlas der Schweiz von 1883, wieder erkennen.288 Es entsteht der Eindruck, dass die Kirche, sofern sie älter als die schriftliche Ersterwähnung 842 bzw. 846 ist, die Bedeutung eines gleichsam übergeordneten Zentrums für vereinzelt liegende Höfe in der Merowingerzeit besessen haben könnte. Grundzüge des skizzierten Siedlungsgeschehens sind nicht auf das Durachtal beschränkt, sondern lassen sich ansatzweise mit Nachbargebieten im Kanton Schaffhausen vergleichen. Auf den Ausbauort Beggingen-Löbern wurde bereits hingewiesen. Auch die Reiathochfläche scheint eher spät, in einem ähnlichen Zeitraum wie Merishausen, als Ausbaugebiet besiedelt worden zu sein. Ältere Siedlungsspuren lassen sich nicht fassen; zumindest fehlen Hinweise auf spätkaiser- und frühmerowingerzeitliche Funde, wie sie das Durachtal, wohl infolge seiner Eigenschaft als Durchgangsverbindung, erbracht hat.

Die Funde aus dem Ort Lohn und aus der Gemarkung Barzheim gehören dem 7. Jahrhundert an.288a Über Grösse oder Struktur der zufällig entdeckten Bestattungsplätze ist nichts Näheres bekannt. Die aus Lohn stammenden Funde (ursprünglich tauschierte Gürtelschnalle mit triangulärem Beschläg, Saxe und Messer) begegneten uns in den Männergräbern von Merishausen auf vergleichbare Weise. Eine wertvolle Rarität bilden dagegen zwei Bronzegefässe aus Barzheim. Dabei handelt es sich um ein Set, bestehend aus Krug und Pfanne, welches nur in überdurchschnittlich reich ausgestatteten Gräbern zu Tage kommt. Der dadurch angezeigte, aussergewöhnliche Grabreichtum überschreitet bei weitem die Beigabenqualität im Durachtal und weist zugleich auf die Existenz einer Adelsfamilie in Barzheim hin. Die Funktion des Gefässensembles wird kontrovers diskutiert, ob der Gebrauch als profanes Handwaschutensil oder nicht eher für eine christlich gemeinte Handwaschung oder für Taufzwecke in Frage kommt. Letztere Annahme stützt sich auf die griechische Inschrift einer verwandten Bronzepfanne aus dem Adelsgrab Güttingen bei Radolfzell mit folgendem Wortlaut: «Lasset Euch netzen zum Heil und schauet den Herrn». Wiewohl ein christlicher Sinngehalt für Barzheim nicht sicher nachweisbar ist, geht daraus der Hinweis auf das auswärtige, d. h. mediterrane Vorbild von Bronzegeschirr hervor. Frühmittelalterliches Christentum ist für Lohn nicht bezeugt. Wie im Durachtal schweigen darüber die Grabbeigaben. Das Patrozinium der Dorfkirche St. Martin kann jedoch, wie erwähnt, ein Hinweis auf eine Gründung noch im Frühmittelalter sein. Mit hoher Wahrscheinlichkeit besitzt die Kirche ältere Wurzeln als die ihrer urkundlichen Ersterwähnung im Jahre 1259. Denn auch die zweite Martinskirche des Kantons Schaffhausen mit dem (allerdings später als die Kirche genannten) Patrozinium wird erstmals für 842/46 in Merishausen, dem Ausgangspunkt unserer Betrachtungen, überliefert.

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Berslingen – verschwunden und wiederentdeckt: Braune Flecken im Juraschutt als letzte Zeugen Kurt Bänteli

Ausgrabung Ist uns der Name von Berslingen durch Urkunden überliefert und war seine Lage dem Chronisten Rüeger um 1600 noch bekannt,289 ging die Örtlichkeit später doch vergessen. Erst 1965 ist es gelungen, Hinweise zur Lokalisierung des verschwundenen Dorfes 3 km nördlich der Schaffhauser Altstadt wieder beizubringen. Im Vorfeld der Arbeiten zum Bau der Nationalstrasse A 4 zeigte sich an der Stelle des nachmaligen Verhüttungsplatzes 1 eine dunkle Verfärbung im Ackerboden, in der sich mittelalterliche Eisenschlacken fanden.290 Diese Hinweise konnten im September 1968 durch den damaligen Museumsdirektor und Kantonsarchäologen Walter Ulrich Guyan bestätigt werden. Er legte im Gelände fünf Sondierschnitte von 50 – 200 m Länge an, im Abstand von 15 beziehungsweise 30 m (Abb. 30 oben). In den Grabenprofilen291 zeichneten sich anthropogene Gruben unterschiedlichster Grössen ab, erkennbar durch ihre dunkelbraune, humöse Verfüllung im anstehenden hellgelben Malmschutt beziehungsweise hangwärts im gelben, siltigen Lehm. Berslingen war damit wiederentdeckt.

Leider ist der damalige Gehhorizont, die Kulturschicht, durch Erosion und modernen Ackerbau grösstenteils verschwunden. Nur im nordöstlichen Bereich, dem bereits erwähnten Verhüttungsplatz 1, waren Kulturschichten von 10 cm Stärke noch erhalten. Der Abtrag der 20–50 cm starken Humusschicht erfolgte maschinell, vorerst auf einer Fläche von etwa 3500 m2. Mit einer für den Traktorbagger eigens konstruierten Schaufel wurde sie abgezogen und schliesslich von Hand gereinigt (Abb. 31).292 Sämtliche erkennbaren Verfärbungen sind mit nummerierten Holzpfosten markiert und als kolorierter Flächenplan gezeichnet worden.293 Zudem wurden sie ausgehend von einer parallel zum Sondiergraben 1 verlaufenden Vermessungslinie mit Winkelspiegel und Messband orthogonal eingemessen.294 Angefertigt wurden sowohl Schwarzweissfotos und Diapositive, die teilweise von einer Feuerwehrleiter aus aufgenommen worden sind. Im Herbst wurden durch die Eidgenössische Vermessungsdirektion und den Militärflugdienst Luftaufnahmen angefertigt.

Abb. 30 (linke Seite). Oben: Das Grabungsgelände im Herbst 1968. Im hellen Juraschutt zeichnen sich die ehemaligen Häuser von Berslingen als dunkle Flecken ab. Unten: Das weitgehend überbaute Gelände im Frühjahr 1998 (Luftaufnahme P. Nagy).

Abb. 31: Einzelne Pfostengruben von Haus 114/115 zeigten sich zuerst im Sondiergraben, später in der Fläche, nach deren Freilegung mit dem Traktorbagger, für den eine Spezialschaufel angefertigt wurde.

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Im folgenden Jahr wurde die Grabungsfläche auf über 9000 m2 ausgedehnt und die Humusstege entlang der Sondiergräben wurden entfernt.295 Die Untersuchungen dauerten von Mai bis August und Oktober bis November. Gesamthaft kamen schliesslich über 2200 Verfärbungen von Pfostengruben und 50 grössere Gruben zum Vorschein, die als Objekte bezeichnet wurden (Abb. 32). Alle Verfärbungen sind mit nummerierten Pfählen markiert und wieder entsprechend dem 1968 begonnenen System vermessen worden. Der im Vorjahr angefangene Flächenplan wurde nicht weiter ausgearbeitet. In einem neuen Plan wurden die Messpunkte der Pfähle mit ihren Nummern und die gestrichelten Umrisse der Objekte eingetragen.296 Der Verhüttungsplatz 1 wurde während sechs Wochen durch tschechoslowakische Archäologen untersucht,297 welche bereits in ihrem Heimatland Erfahrungen im Ausgraben von Wüstungen gesammelt hatten (Abb. 33.1 und 54). Die Untersuchung des Platzes erfolgte grösstenteils flächig und ist der mit Abstand am besten dokumentierte Bereich.298 Die Helfer aus dem Osten begannen auch mit der Ausgrabung des Gräberfeldes, von dem in einer ersten Etappe, südlich der West-Ost verlaufenden Grabenstörung, 68 Gräber freigelegt wurden. Ihre Gruben zeichneten sich teilweise in der Fläche ab. Mittels eng gezogener Sondiergräben wurde sichergestellt, dass auch tieferliegende Gräber, die sich offenbar schlecht abzeichneten, entdeckt und untersucht werden konnten (Abb. 33.2).299 Ein Anthropologe untersuchte die Skelette auf der Grabung, ein für jene Zeit wegweisendes Vorgehen (Abb. 33.3).300 Am 11. August sind im Hinblick auf eine fotogrammetrische Auswertung erneut Flugaufnahmen der gesamten Fläche angefertigt worden.301 Erst am 19. August begann die Ausgrabung der bisher nicht angetasteten Grubenhäuser. Vier Gartenbauarbeiter schaufelten bis am 25. August in sechs Arbeitstagen neun Objekte aus (Abb. 33.4).302 Die Umrisse und die auf den Grubensohlen angetroffenen Pfostenlöcher sind schematisch im Übersichtsplan eingetragen und grösstenteils kurz beschrieben worden.303 Die Pfostengruben wurden geschnitten, also zur Hälfte ausgenommen (Abb. 33.5). Einschliesslich der bereits im Plan von 1968 flächig dargestellten Pfosten, wurden sie einzeln in Grundriss und Profil gezeichnet.304 368 Pfosten sind dabei als unbrauchbar deklariert und im Flächenplan ausradiert worden.305 Ein Übersichtsplan mit den einzeln aufgenommenen Pfostenumrissen ist erst nach der Ausgrabung entstanden.306 Darin lassen sich einzelne Bauten oder Zäune erkennen, im Gegensatz zu dem auf der Grabung verwendeten Plan, auf dem nur die Messpunkte der Pfähle eingetragen sind.

In der zweiten Jahresetappe ist im Oktober der Bereich nördlich einer West-Ost verlaufenden Grabenstörung maschinell freigelegt worden (Abb. 33.6). Dabei kam die Kirche zum Vorschein, deren Mauerwerk oberflächlich gereinigt wurde. In ihrer Umgebung wurden die Gräber 69–143 freigelegt (Abb. 33.7). Die Untersuchungen des Jahres 1970 dauerten von Mitte Mai bis Ende Juli und von Ende August bis Mitte Oktober. Nachdem bereits im Frühjahr die Aufschüttung der nordöstlichen Grabungsfläche für das Strassentrassee der A 4 begonnen hatte, legte man die Kirche im Innern frei.307 Die restlichen 73 Gräber, Pfosten und Gruben wurden in der gleichen Weise bearbeitet wie 1969 (Abb. 33.7 und 8). Ein grosser Teil der Pfostenverfärbungen südöstlich von Schnitt 3 ist aber nicht mehr geschnitten und gezeichnet worden. Nachdem das Grabungsgelände bereits wieder überdeckt war, erfolgte im Mai 1971 in einer einwöchigen Nachuntersuchung die Ausgrabung des Verhüttungsplatzes 2, deren gute Dokumentation an jene des Verhüttungsplatzes 1 anknüpft.308 Der Kantonsarchäologie blieb es schliesslich vorbehalten, im Sommer 1984 im Südosten anschliessend an die ältere Grabung eine weitere Fläche von 1000 m2 zu untersuchen.309 Anlass war die Erstellung einer Lagerhalle; der Einsatz der städtischen Arbeitslosengruppe ermöglichte kurzfristig die Durchführung der Notgrabung. Es kamen erneut 160 Pfosten sowie eine weitere Grube zutage. Die Pfosten sind alle einzeln gezeichnet und geschnitten worden, was zur Erkennung von zwei ebenerdigen Pfostenbauten führte. Die Pfostengruben sind vollständig ausgeräumt worden, was bei den älteren Grabungen nicht der Fall war.310 Dies erbrachte denn auch deutlich mehr Fundmaterial.311 In das Grubenhaus wurde zuerst ein Sondierschnitt abgetieft, dann wurden die Profile dokumentiert und danach die Flächen schichtweise ausgehoben.

Abb. 32: Das Grabungsgelände im August 1969. Die unten am Nordrand gelegene Kirche wurde erst im Herbst entdeckt und freigelegt.

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6 Abb. 33: 1 Tschechoslowakische Archäologen begannen mit der Untersuchung des Verhüttungsplatzes 1 und der Ausgrabung des Berslinger Gräberfeldes. 2 Mittels eng gezogener Sondiergräben wurde sichergestellt, dass alle Gräber entdeckt und geborgen werden konnten. 3 Wegweisend war die Untersuchung der Skelette durch den Anthropologen schon auf dem Grabungsplatz. 4 Gartenbauarbeiter beim Ausschaufeln des Grubenhauses 12 aus dem späten 11. und 12. Jahrhundert. 5 Eine Pfostenreihe von Haus 114/115 wird zur Hälfte ausgenommen. 6 Mit einem Schlepplöffelbagger wurde die Kirche und ein weiterer Friedhofsteil am nördlichen Grabungsrand oberflächlich freigelegt. 7 Untersuchungen von Hand an Kirche und Friedhof. 8 Die letzten Dokumentationsarbeiten erfolgten im Herbst 1970, nachdem das Trassee der A4 bereits weitgehend fertiggestellt war.

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Auswertung der Grabungsdokumentation Den damaligen Gepflogenheiten entsprechend war durch den Bau der Autobahn A4 nur die Finanzierung der Ausgrabung gesichert, nicht aber deren Auswertung. Durch die Fertigstellung der Autostrasse im Bereich der Stadt Schaffhausen wurde ab 1987 auch die Endbearbeitung finanziell ermöglicht. Erst im Januar 1996 wurden die Grabungsunterlagen aber für die Kantonsarchäologie zugänglich, so dass die Auswertungsarbeiten dann endlich an die Hand genommen werden konnten.312 Ursprünglich ist die Grabung mit der Absicht begonnen worden, eine in Bezug auf die Methodik richtungsweisende Untersuchung durchzuführen, entsprechend der einzigartigen Möglichkeit, grosse Teile eines Dorfes flächig freilegen zu können.313 Zweifellos ist dies für die Verhüttungsplätze und das Gräberfeld auch gelungen. Auch die Dokumentation der Kirche lässt wenige Fragen offen. Nicht untersucht wurde der kleine, im Grabungsareal gelegene Bereich westlich der Strasse, so dass offen bleibt, ob das Dorf auf der anderen Strassenseite gegen die Durach hin ebenfalls Häuser besass. Auch die nordöstliche Fläche, welche unter die A4 zu liegen kam, ist nicht untersucht worden, während die südwestliche Grabungsfläche grösstenteils ausserhalb des Trassees der Autostrasse liegt. Sie ist aber 1973 durch den Werkhof einer Transportunternehmung überbaut worden (Abb. 30). Die eingetieften Strukturen sind, wie bereits angedeutet, vor allem ausgeschaufelt worden, wobei ihre Untersuchung erst nach der guten Dokumentationsvorlage der Tschechoslowaken einsetzte. Wie bei den Pfostenbauten fehlen relativchronologische Aussagen weitgehend.314 Weil die Pfostenunterkanten und oft auch die Grubenböden nicht nivelliert wurden, ist auch die Abfolge verschiedener Grubenhausphasen nicht mehr nachvollziehbar. Für die Pfostenbauten ist das angestrebte Ziel einer richtungsweisenden Untersuchung hingegen nicht erreicht worden, weil leider nur fünf Bauten an Ort und Stelle erkannt worden sind.315 Das Fehlen eines Pfostens in einem Hausgrundriss auf dem Plan bedeutet nämlich noch nicht zwingend, dass er tatsächlich nicht existiert hat. Vielleicht wurde auf der Grabung der Boden gerade dort noch nicht sorgfältig genug gereinigt. Mit einer Nachkontrolle im Gelände hätte man die Pfostenverfärbung noch finden können, was bei der erst nachträglichen Auswertung im Büro natürlich nicht mehr möglich ist. Auf Grund des unterschiedlichen Füllmaterials316 und der selten do58

kumentierten Brandrötung317 von Pfostengruben hätten sich sicher weitere Grundrisse ausscheiden lassen. Nachdem bereits die etwa 100 m2 überlappende Fläche der Grabungen 1969/70 und 1984 zusätzliche Pfosten zu Tage förderte, erbrachte die Auswertung von Fotos, Diapositiven und Luftaufnahmen nachträglich fast 1000 weitere Pfostenverfärbungen. Von den 1969 angefertigten schwarzweissen Luftaufnahmen der gesamten Grabungsfläche sind von den Negativen Diapositive erstellt worden, die sich auf den Grundrissplan 1:50 projizieren liessen. Mit diesem Vorgehen konnten weitere Pfosten erkannt und Messfehler korrigiert werden. Im neuen Gesamtplan sind so erkannte Pfostenverfärbungen gestrichelt eingetragen. Neben dem Makel der Sekundärbeobachtung muss festgehalten werden, dass sich die Pfostenverfärbungen auf den Luftbildern in unterschiedlicher Qualität abzeichneten. Während sie im Malmschutt, der meistens den geologischen Untergrund bildet, deutlich zu sehen sind, ist an wenigen Stellen, wo Lehm vorhanden ist, der Kontrast zu gering, um Verfärbungen erkennen zu lassen. Nicht erleichtert wurde die Aufgabe durch die 1970 angewandte Befeuchtung der Objekte und der erkannten Pfostenbauten vor dem Fotografieren. Sie erwies sich bei der Neubearbeitung als deutlicher Nachteil. Sie lässt Kontraste klarer hervortreten, schafft aber auch neue, künstliche Grenzen, welche die Interpretation erschweren können.318 Im neuen Gesamtplan sind auch die 368 während der Ausgrabung als unbrauchbar taxierten Pfosten, mit einem Diagonalstrich gekennzeichnet, wieder eingetragen worden. Weil sie teilweise deutliche Linien bilden und sich oft in die neu erkannten Pfostenbauten einfügen, kann ihr damaliges Entfernen von den Plänen nur so nachvollzogen werden, dass sie zu stark abgebaggert worden sind, was die Ausgräber nach dem Anlegen der Pfostenschnitte dazu bewog, sie ihrer rudimentären Erhaltung wegen als unbrauchbar zu taxieren. Hinzu kommen, gepunktet eingetragen, eine Anzahl Pfosten aus dem Profilplan von 1968, der jedoch nur die östlichen Grabenansichten umfasst. In seinem Übersichtsplan versuchte W. U. Guyan einzelne Bauten zu erkennen, indem er die Pfostengruben nach ihrer Tiefe im anstehenden Malmschutt, also vom künstlichen Baggerhorizont aus, schraffierte.319 Wie die Grabung von 1984 deutlich gezeigt hat, muss aber die nivellierte Pfostenunterkante in Relation zum Gelände verglichen werden. Dies ist mit den älteren Befunden nur bedingt möglich, weil sie nur bis zur Pfostennummer 1170 nivelliert und zum Teil auch nicht geschnitten worden sind. Zusammenfassend kann über die Dokumentation gesagt werden, dass diese in fotografischer Hinsicht sehr gut gelungen ist. Gleiches gilt auch in


zeichnerischer Hinsicht für die Kirche, den Friedhof, für die Verhüttungsplätze und die Grabungsfläche von 1968. Weil sich die Grabungskampagnen von 1969 und 1970 im Bereich der Pfostenbauten auf die Zeichnung der Umrisse von Pfostengruben und deren Profilen beschränkten und am Schluss ganz ausblieb, sind dagegen hier viele Informationen verlorengegangen. Der Ausgräber stellte selbst fest, «dass sich leider nicht alle Beobachtungen mit der wünschenswerten Genauigkeit durchführen liessen» und begründet dies mit der «Notgrabung im grossen Stil».320 Diese Feststellungen sollen hingegen nicht das Verdienst schmälern, das Walter Ulrich Guyan (Abb. 34) zukommt, der die archäologische Untersuchung von Berslingen initiiert und Teile des Dorfes mit Kirche und Friedhof richtungsweisend und grossflächig freigelegt hat. In der Forschung kommt der Schaffhauser Wüstung daher noch heute eine zentrale Stellung zu, wie dies jede Publikation zum früh- und hochmittelalterlichen Siedlungswesen auch belegt.321

Siedlungsbefunde Eingetiefte Pfostenbauten (Abb. 35) Von den grösseren Gruben, nachfolgend Strukturen genannt, konnten 38 als Grubenhäuser interpretiert werden. Mindestens 12 davon sind an Ort und Stelle erneuert worden. Sie lassen sich aufgrund des Fundmaterials vom späten 6. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts datieren. Abgesehen von einzelnen Tendenzen, haben sie sich im Laufe dieser sechs Jahrhunderte nicht so verändert, dass sie sich auf Grund von Grundriss oder Orientierung verschiedenen Bauphasen zuordnen liessen. An stratigraphischen Beobachtungen wird nur bei Objekt 48 eine Störung durch den sogenannten «Etter» erwähnt322 und bei Haus 36 eine Störung durch Haus 35 (Abb. 36). Ist der Befund im ersten Fall durch die Fotos noch nachvollziehbar, wirft im zweiten Fall der merkwürdige Verlauf der Grubenränder eher Zweifel auf. Sie werden bestärkt durch die Datierung: Keramik weist das «ältere» Haus 36 in die zweite Hälfte des 9. und die erste Hälfte des 10. Jahrhun-

Abb. 34: Der Grabungsleiter Walter Ulrich Guyan in der Ruine der Berslinger Kirche.

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Abb. 35: Grundrisse der Berslinger Grubenhäuser, geordnet nach ihrer Datierung. M. 1:200.

Abb. 36 (rechte Seite): Nur die Grubenhäuser 35 und 36 überlagern sich gegenseitig. Die zeitliche Abfolge konnte aber auf der Grabung nicht sicher geklärt werden.

Abb. 37 (rechte Seite): Grubenhaus 4 stammt aus dem 7. Jahrhundert. Neben den Eckpfosten sind zusätzlich zwei Giebelpfosten vorhanden, die auf ein Satteldach schliessen lassen.

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derts,323 ein 14C-Datum ergibt für das «jüngere» Haus 35 den Zeitraum vom Ende des 7. bis in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts.324 Die fehlende zeichnerische Dokumentation verunmöglicht die Auflösung dieses Widerspruches. Die Grubenhäuser sind in der Regel nur 10– 50 cm eingetieft, ungefähr West-Ost orientiert, mit den Schmalseiten parallel zur Strasse hin. Nur wenige Grubenhäuser325 sind Nord-Süd orientiert, mit der Längsseite parallel zur Strasse hin, während andere326 um 45° nach Südosten abgedreht sind. Die Gründe für diese abweichenden Orientierungen sind unklar. Während West-Ostund Nord-Süd-Orientierung jenen der ebenerdigen Bauten entsprechen, lassen sich zu den abgedrehten Strukturen keine gleich ausgerichteten ebenerdigen Grundrisse ausmachen. Nur ganz zu Beginn, im 7. Jahrhundert, scheint die annähernd quadratische Form von 3 –3,5 m Seitenlänge beziehungsweise etwa 10 m2 Grundfläche, vorzuherrschen. Bereits im 8. Jahrhundert wird das Grubenhaus rechteckig: während sich das Mass der Längsseite nicht verändert, reduziert sich jenes der Schmalseite auf etwa 2–2,5 m.

Damit ist belegt, dass sich in Berslingen tendenziell die Grundfläche der Grubenhäuser vom Früh- zum Hochmittelalter verkleinert. Das gleiche gilt für die Anzahl der Wandpfosten.327 Den wenigen Häusern mit je drei, etwa 0,5 m eingetieften Pfosten an den Schmalseiten, von denen die Strukturen 4 (Abb. 37), 20 und 21 zu den frühesten gehören,328 steht die Mehrzahl der Häuser mit je vier Eckpfosten gegenüber, die im Schnitt noch 30 cm eingetieft sind. Sie kragen oftmals leicht über die Grubenwände aus, eine Beobachtung die sich der besseren Dokumentation wegen nur aus dem Flächenplan von 1968 gewinnen lässt. Selten sind Reste von Wandgräbchen vorhanden. In die Endphase der Siedlung, in die Mitte des 11. Jahrhunderts, gehören die Grube 11 und das Grubenhaus 57, gefolgt von 12, 27 (Abb. 38) und 56 welche vom Ende des 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts datieren. Diese jüngsten Gruben unterscheiden sich deutlich vom älteren Bestand durch das Fehlen von Pfosten auf der Grubensohle, ihre nun wieder grösser gewordene Fläche von 11–13 m2 und eine viel grössere, erhaltene Tiefe von 0,6 respektive 0,9–1,3 m.


Damit bestätigen sich in Berslingen die bisherigen Auffassungen, dass die unterschiedlichen Bauformen der Grubenhäuser in mittelalterlichen Siedlungen nur bedingt zeitspezifisch sind.329 Die Funktion der Grubenhäuser ist vielfach unklar. Nicht selten können sie als Webhütten interpretiert werden; Webgewichte, meistens im Zusammenhang mit einer Brandzerstörung überliefert, belegen den stehenden Webstuhl.330 In Berslingen gehören hierzu die beiden Webhäuser 16B und 57 (Abb. 40 und 48). Der eindeutige Befund in Grubenhaus 57, dass die ursprünglich luftgetrockneten Webgewichte erst sekundär durch den Hausbrand gebrannt worden sind (Abb. 41), kann als Hinweis dafür gelten, dass Webgewichte vorwiegend in brandzerstörten Gebäuden überliefert werden. Vielleicht ist ehemals eine grössere Anzahl nicht verbrannter Grubenhäuser für dieselbe Funktion errichtet worden. Ist dieses Webhaus identisch mit dem in den Alamannengesetzen genannten Arbeitsgemach oder Arbeitsraum der Frauen, genicio?331 In diese Argumentationskette passt auch die Feststellung, dass für das Weben mit Pflanzenfasern eine konstante, 61


Abb. 38: Wie die meisten Grubenhäuser von Berslingen besitzt auch Haus 24 (Abb. 44) aus dem 8./9. Jahrhundert nur Eckpfosten, die auf ein Pultdach hinweisen. Im Hintergrund wird das stärker eingetiefte und pfostenlose Grubenhaus 27 freigelegt, das in die Spätzeit von Berslingen, ins späte 11. und in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts gehört. Abb. 39: Die Funktion einer kleinen, rechteckigen Vierpfostengrube (im Vordergrund) ist unbekannt. Sie liegt neben dem zweiphasigen Grubenhaus 6, welches aus der 2. Hälfte des 7. und 1. Hälfte des 8. Jahrhunderts stammt.

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hohe Bodenfeuchtigkeit notwendig ist, wie sie in Kellern vorherrscht, damit die Kettfäden nicht brüchig werden.332 Für die Verarbeitung von Wolle hingegen ist eher ein trockenes Klima erwünscht.333 Solche Voraussetzungen boten ebenerdige Webstühle, wie sie in den mittelalterlichen Siedlungen von Merishausen-beim Schulhaus und Schleitheim-Brüel belegt sind;334 auch das Berslinger-Haus 133 lieferte einen vergleichbaren Befund.335 Das Schaf als Wolllieferant ist im Tierartenspektrum von Berslingen ebenfalls vertreten.336 Wichtig ist im Zusammenhang mit diesen Überlegungen auch die Feststellung, dass die Bedeutung der Erdfeuchte für die Weberei, der Erdkühle für die Vorratshaltung entspricht. Grubenhäuser können auch als Kellerraum zur Lagerung von Vorräten gedient haben. In den Gesetzestexten der Alamannen ist von sogenannten celaria die Rede.337 Die Auslagerung der lebenswichtigen Vorräte in ein Nebengebäude ist einleuchtend, war doch das Wohnstallhaus mit seinem offenen Feuer einer ständigen Brandgefahr ausgesetzt. Aus dem üblichen formalen Rahmen der eingetieften Strukturen fallen: Die 1 m eingetiefte, langschmale Grube 38; die beiden kleinen rechteckigen Gruben bei 6 (Abb. 39) und 45, mit 0,7x1,4 beziehungsweise 1,7 m Seitenlänge, die kleine Eckpfosten aufweisen und etwa 30 cm eingetieft sind; sowie die 1,15 m eingetiefte runde Grube 23 (Abb. 42). Die letzten beiden Formen haben parallele Befunde in Lauchheim und Remmingen.338 Zur runden Grube gibt es als Vorratsgrube interpretierte Parallelen in Mengen, UlmEggingen und Reistingen.339

Abb. 40: Grundriss und Ostprofil des brandzerstörten Webhauses 57. M. 1:100.

Ebenerdige Pfostenbauten

Abb. 41: Die ursprünglich luftgetrockneten Webgewichte in Grubenhaus 57 wurden sekundär gebrannt, durch den Hausbrand in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts.

Durch den neu angefertigten Gesamtplan konnte die Anzahl ebenerdiger Pfostenbauten von 5 auf etwa 46 erhöht werden. Von den knapp 2400 Einzelpfosten konnte damit die Hälfte Hausgrundrissen oder Zäunen zugewiesen werden. Die gegen 1000 möglichen Pfostenverfärbungen, die sich auf den Fotos und Luftaufnahmen fanden, sind im Gesamtplan miteingetragen. Weil sie den Makel der sekundären Beobachtung tragen, sind sie in der Detailauswertung aber nicht berücksichtigt worden. Auf Grund der unsicheren Befundüberlieferung wurde auch auf das Aufspüren von Kleinbauten weitgehend verzichtet, die sich aus vier oder sechs Pfosten allzu leicht konstruieren lassen.

Abb. 42: Runde Gruben werden allgemein als Vorratsgruben gedeutet. In Berslingen wurde ein einziges Exemplar (Nr. 23) angetroffen, das aus dem 8. Jahrhundert stammt.

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Abb. 43: Grabungsfläche von 1984 mit dem Grundriss des zweischiffigen Hauses 146 rechts oben und dem Webhaus 57 in der linken unteren Ecke.

Abb. 44: Grubenhaus 24 (Abb. 38) aus dem 8./9. Jahrhundert mit den Pfostenreihen des einmal erneuerten, zweischiffigen Hauses 124/125.

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Haustyp I (Beil. 5) In der Ausgrabung von 1984 liess sich ein neuer Haustyp feststellen, der bis dahin in Berslingen unbekannt war: Der zweischiffige Grundriss des West-Ost orientierten Hauses 146, mit rund 5,8 x11,4 m Ausdehnung. Er wird auf drei Seiten von Zäunen flankiert.340 Die vierte Seite liegt ausserhalb des Grabungsbereiches (Abb. 43). Dieser Grundriss liess sich im Verlauf der Neuauswertung mindestens 17 mal aus dem Pfostenlabyrinth herausfiltern, immer West-Ost orientiert, mit ei-

ner Schmalseite in Wetterlage. Die Breite ist sehr regelmässig ausgefallen zwischen 5,2 und 6,4 m; vorherrschend sind 5,6 –5,8 m. Die Längen liegen im Bereich von 11–15 m. Etwas kürzere oder längere Varianten sind möglich; in einzelnen Fällen sind die Enden nicht klar zu beurteilen. Im allgemeinen betragen die Pfostenabstände etwa 3 m, mit einem Streubereich von 2– 4 m. Nur ein einziges Balkengräbchen ist bei Haus 110 nachgewiesen. Waren weitere vorhanden, die erodiert sind, oder wurde das Grabungsniveau zu tief abgebaggert? Die Pfostengruben sind zwischen 10 und 40 cm eingetieft. Auffallende Unterschiede liegen nur bei den Häusern 125 (Abb. 44) und 126 vor, wo die Pfosten der Mittelachse etwas stärker eingetieft sind.341 Mindestens fünf dieser Häuser sind im Abstand von 1– 2,5 m von Zäunen begleitet.342 Ihre Funktion geht daraus hervor, dass sie meistens über die Hausfluchten hinauslaufen. Andererseits könnten vereinzelte, mit den Stützen der Hauswand korrespondierende Zaunpfosten darauf hinweisen, dass mit offenen Anbauten zu rechnen ist, oder allenfalls das Dach bis auf die Zaunflucht heruntergezogen war. Diese in der Lex Baiuvariorum und in den Alamannengesetzen erwähnten sepes, Zäune, welche die Hofgrenzen markieren,343 schützten sicher auch die Häuser und vielleicht unter dem Dachvorsprung


gelagertes Material vor einer Beschädigung durch herumlaufende Haustiere. Derartige Zäune liessen sich auch in Schleitheim-Brüel beobachten344 und ebenso in Kirchheim.345 Sie liegen teilweise viel näher am Haus, als gemeinhin angenommen wird und fallen zum Teil auch mit der Hausflucht zusammen, wie dies ein allerdings erst ins 13.–15. Jahrhundert datiertes Beispiel einer Hofpalisade von Sindelfingen zeigt.346 Dieser erste Haustyp weist eine in Dimension und Orientierung auffallende Übereinstimmung mit dem Kirchengrundriss auf.347 Dem Typ I entsprechen auch die bis ins 11. Jahrhundert vorherrschenden Hauptgebäude in Lauchheim, die ebenfalls West-Ost orientiert sind.348 Die durchschnittliche Grösse der dort aber einschiffigen Gebäude beträgt 6 x12 m, beziehungsweise 7x18 m. Ein Gebäude hat sogar die stattliche Länge von 26 m. In Wülfingen zeigten sich 27 gleich orientierte, zweischiffige Bauten, die ins 6.–12. Jahrhundert datiert werden. Ihre Breiten betragen 5 –6 m beziehungsweise 7– 8 m, bei Längen von 8 –11 m, beziehungsweise 12 –16 m, mit einer Maximallänge von 20 m.349 In Mühlhausen-Ehingen liegen aus dem 6.– 8. Jahrhundert mindestens acht gleiche Bauten von 4 – 6,5 m Breite und 9 –17 m Länge vor, wobei noch unklar ist, ob sie ein- oder mehrschiffig sind. Mit einer Ausnahme waren sie ebenfalls West-Ost orientiert.350 Auch in Ulm-Eggingen sind mindestens drei solcher zweischiffiger Bauten mit jeweils 6 m Breite und 13 – 20 m Länge nachgewiesen. Sie sind West-Ost orientiert und sind für die ganze Siedlungsdauer vom 7.–14. Jahrhundert belegt.351 Nach Befunden aus Kirchheim bei München, deren Rekonstruktion sich auf die Aussagen des bajuwarischen Stammesrechtes stützt, deutet man sie hier als grössere Wirtschaftsgebäude.352 In Kirchheim liegen über zwanzig derartige Häuser vor, die ebenfalls West-Ost ausgerichtet sind und ins 7./8. Jahrhundert datiert werden. Ihre Breite beträgt zwischen 5– 6,2 m, bei einer Länge von 12 –21 m. Schliesslich kommen aus Südwestdeutschland eine Reihe weiterer, vergleichbarer Häuser hinzu.353 Aus diesen Gründen geht man wohl nicht fehl in der Annahme, die Anfänge des Haustyps I der Frühzeit von Berslingen zuzuordnen. Die grosse Gebäudezahl, einzelne Feuerstellen in den entsprechenden Befunden von Wülfingen und Renningen354 und jüngste Phosphatuntersuchungen in Lauchheim machen deutlich, dass dieser Haustyp als Wohnstallhaus interpretiert werden kann.355 In Lauchheim wurden in vier Gebäuden im Westen hohe Werte gemessen, was auf den Stallteil hindeutet, im Gegensatz zu niedrigen Werten im bewohnten Ostteil.

Haustyp II (Beil. 5) Dazu gehören die drei zweischiffigen Bauten 103, 109 und 113. Ihre Längen liegen mit 13,5 – 16,5 m im Bereich der Bauten des Typs I. Demgegenüber haben sich aber die Breiten mit 9,2 – 11 m fast verdoppelt. Die meisten Pfostengruben fallen durch ihre Grösse auf, jene von 113 zusätzlich durch die Tiefe von 35 –65 cm.356 Die im Hausinnern gelegenen Pfosten der Mittelwand sind etwas weniger eingetieft. Im Gegensatz dazu sind beim Bau 103 die doppelt so tiefen Pfosten der Mittelwand auffällig. Weil die beiden Schiffe von 109 asymmetrisch und die Pfosten auf der Nordseite weniger eingetieft sind und dichter stehen, ist hier eine Zweiphasigkeit möglich. Auch Haustyp II darf wohl als Wohnstallbau gedeutet werden. Drei derartige Grundrisse kennen wir auch aus Wülfingen, mit einer Breite von 9 m und einer Länge von 12–15 m.357 Auf Grund von Keramikscherben aus den Pfostengruben werden sie in die späte Kaiserzeit datiert. Da das Fundmaterial indessen nur eine frühestmögliche Datierung, einen terminus post quem, ergibt und derartige Hausbreiten in dieser Zeit bisher fehlen, ist die Datierung eher mit Skepsis zu betrachten.358 Weitere Bauten mit Massen von 7– 9x9,5 m sind aus Sindelfingen bekannt und werden in die zweite Hälfte des 11. (?) bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert.359

Haustyp III (Beil. 5) Die vier- bis sechsschiffigen Bauten 114, 115, 133 und 138 sind alle Nord-Süd orientiert, mit einem Grundriss, der zum Quadrat hin tendiert, während das Seitenverhältnis der feiner strukturierten, allerdings etwas fragmentarisch erhaltenen Häuser 106, 111 und 137 2:3 beträgt. Die Pfostentiefen liegen mit 15 –40 cm im üblichen Rahmen, nur bei 115, wo die Gruben auch grösser sind, gibt es Pfostentiefen bis zu 52 cm (Abb. 33.5). Bei dem bereits auf der Grabung erkannten Haus 138 sind die Pfosten der Aussenwände nur halb so stark eingetieft wie diejenigen der Mittelschiffe (Abb. 45).360 Bei den vierschiffigen Häusern 114, 133 und 138 ist interessant, dass die beiden Mittelschiffe zusammen 5,3 m breit sind und damit der geringsten Breite von Typ I entsprechen. Dies könnte darauf hindeuten, dass sich dieser Haustyp aus dem wohl älteren Typ I heraus entwickelt hat, wie gerade der Vergleich mit 146 zeigt, der beidseitig von Zäunen flankiert ist: Wurde der vorerst offene oder halboffene, laubenartige Zwischenraum zwischen Haus und Zaun nun zum festen Hausbestandteil? Eine gleiche Bauform zeigt auch 115, das wohl sechsschiffige, mit Abstand grösste Haus. Weniger eingetiefte Pfostengruben 65


Abb. 45: Vierschiffiges Haus 138 mit halb ausgenommenen Pfostengruben. Dahinter liegen die Grubenhäuser 42 – 44.

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auf der Süd- und vor allem der Ostseite und die leichte Abweichung der Westflucht von den übrigen Längsachsen sind nicht mit einer Mehrphasigkeit zu erklären. Wahrscheinlich kann hier von einem vierseitigen Umgang ausgegangen werden. Die Rekonstruktion dieses Haustyps nach der Beschreibung in der Lex Baiuvariorum, lange vor der Entdeckung der entsprechenden archäologischen Befunde, führte zu einem inneren Haus domus interior mit der Tragkonstruktion, mit festeren, gezimmerten Wänden, während die Seitenschiffe domus exterior nur Flechtwerk aufweisen.361 Weitere solche ins 7./8. Jahrhundert datierte, vierschiffige Bauten fanden sich in den baiuwarischen Siedlungen Kirchheim bei München, Eching und Barbing.362 Auf alamannischem Boden bekannt sind das 1992 ausgegrabene Grosshaus von Schleitheim-Brüel, das noch ins Frühmittelalter datiert ist,363 und Ulm-Eggingen, für das drei Häuser aus dem Früh- und Hochmittelalter belegt sind.364 Zum Teil weisen diese Vergleichsbeispiele einen stützenfreien Innenraum auf. Solche Grossbauten werden in der Literatur als Herrenhäuser, als Wohnbauten höher gestellter Personen interpretiert, die möglicherweise mit der Herausbildung der Grundherrschaft in Verbindung stehen.365 Die überragende Grösse von 114/115, mit einer Grundfläche von je etwa 180 m2 könnte diese Überlegungen unterstützen (Abb. 46). Das gleiche gilt für den wahrscheinlich Ost-West orientierten Vorgängerbau 113, der nur 20 m2 kleiner ist und die am stärksten eingetieften Pfosten besitzt. Gegen die Deutung als Herrenhaus spricht die Möglichkeit, dass Haus 115 das jüngste der Berslinger Häuser sein könnte.366 Dass nicht die Hausgrösse alleiniges Merkmal eines Herrenhofes sein kann, lehrt uns das Beispiel von Lauchheim.367 Das Hauptgebäude besitzt dort die wenig herausragenden Masse von 13,5 x 7,5 m. Die überragende Grösse des ganzen Gehöftes sowie einige Bestattungen mit kostbar-

sten Beigaben führten dort zur Interpretation des Adelshofes. Abgesehen von den Häusern 113– 115 können die übrigen Häuser dieses Berslinger Typs III ihrer Anzahl und Verteilung über die ganze Fläche wegen für die Deutung als Herrenhäuser sicher nicht in Frage kommen. Deutet die enge Pfostendichte bei 106, 111, 114/115 und 137, wie sie sonst bei gestelzten Speicherbauten üblich ist, darauf hin, dass ein Teil der Innenpfosten Unterzüge eines abgehobenen Holzbodens getragen haben?368 Dieselbe Feingliedrigkeit, wie die eben besprochenen Grundrisse, weisen auch die dreischiffigen Bauten 134, 135 und 145 auf, die mit ihren Aussenmassen von 5,5x8,2 –14,5 m jenen des Haustyps I entsprechen.369 Sie finden ebenfalls Entsprechungen in Ulm-Eggingen, wo diskutiert wird, ob randliche Hausteile fest mit dem Wohnhaus verbundene Speicher sind.370 Nebengebäude (Beil. 5) Die einschiffigen Bauten 121 und 141, die vielleicht als Scheunen anzusprechen sind, finden Parallelen in Ulm-Eggingen, dort als unbewohntes Nebengebäude gedeutet, und in Eching.371 Wie bereits erwähnt, wurde auf die Rekonstruktion von Kleinbauten verzichtet, weil vier Pfosten allzu einfach zu einem Geviert zusammengefügt werden können.372 An Kleinbauten liegen deshalb nur die deutlich erkennbaren rechteckigen Häuser 117, 139 und 144 sowie der quadratische Bau 142 vor, der in Schleitheim-Brüel eine Entsprechung findet.373 Derartige Kleinbauten werden normalerweise als Speicher für gedroschenes Getreide interpretiert. Zur Vermeidung der Erdfeuchte wurde ihr Boden gestelzt, also von der Erde abgehoben.374 Die gleiche Funktion kommt für den einschiffigen Bau 123 (Abb. 61) und vielleicht auch für den Bau 104 in Frage. Dagegen ist Haus 102, dessen grosse Pfostenabstände an die Häuser des Typs II erinnern, nur als Nebenbaute anzusprechen. In den alamannischen Gesetzestexten werden verschiedene Nebengebäude genannt: scura (Scheune), granica (Kornspeicher), celaria (Vorratshaus), spicaria (Speicher). Hinzu kommt die stuba, das heizbare Badehaus oder die Sauna.375 Die schriftliche Überlieferung muss in der Praxis nicht automatisch mit Einzelbauten gleichgesetzt werden. Genausogut können Nebengebäude auch nur einen Teil eines Wohnstallhauses bilden, dessen Wohnteil in den Gesetzestexten als domus und sala (Haus und Saal) genannt ist.376 Dass sich damals die Tierhaltung nicht ausschliesslich im Freien abspielte, zeigt die Erwähnung von porcaria und ovilem (Schweine- und Schafstall). Das Grossvieh hatte wohl nur im Winter seinen Platz im Wohnstallhaus.377 Es war so geschützt vor


Dieben, hungrigem Wild usw. und trug mit seiner Wärme auch zur Raumheizung bei. Aus dem Wohnstallhaus entwickelte sich schliesslich das spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Vielzweckbauernhaus, in einem im Detail noch zu erforschenden Prozess.378 Wahrscheinlich übernehmen auch die Grubenhäuser verschiedene schriftlich niedergelegte Funktionen, sonst müssten sich zu den grossen Pfostenbauten zumindest in den grossflächig untersuchten Siedlungen mehr Nebengebäude finden.379 Die bisherigen Übersichtspläne von Berslingen vermittelten diesbezüglich einen ganz falschen Eindruck. Die Neubearbeitung zeigt jetzt dagegen ein ausgeglichenes Verhältnis von Wohnbauten und Grubenhäusern.380

Rekonstruktion der Holzbauten Abgesehen von der als Steinbau ausgeführten Kirche, waren die Häuser von Berslingen reine Holzbauten. Die sowohl in der Fläche, als auch in den Grubenhäusern angetroffenen Pfostengruben mit ausschliesslich flacher Sohle zeigen, dass stumpfe Hauspfosten in vorbereitete, grössere Löcher hineingestellt wurden, die danach wieder verfüllt worden sind.381 Die Erhaltungsbedingungen in Berslingen geben nur wenige Hinweise zur aufgehenden Konstruktion.382 So etwa wird die Lage der Türen durch einen weiteren Pfosten markiert, der sich oft zwischen First- und Eckpfosten zeigt. Die Tür liegt meistens in der West-, ver-

einzelt auch zusätzlich in der Ostfassade. Weitere Türen sind an den Längsseiten möglich und in Lauchheim nachgewiesen.383 Dass zu einem Wohnhaus mehrere Türen gehören, zeigt auch die Überlieferung in der Lex Alamannorum: «Wenn ein fremder Hund einen Mann tötet, zahle man das halbe Wergeld; und wenn einer das ganze Wergeld verlangt, verriegle man alle seine Türen, und durch eine Tür trete er immer ein und gehe hinaus, und neun Fuss über jener Schwelle werde (der Hund) aufgehängt, so lange bis er ganz verwest ist und dort in Verwesung herabfällt und seine Knochen dort liegenbleiben; durch eine andere Tür trete er nicht ein noch gehe er hinaus; und wenn er diesen Hund von dort wegschafft und durch eine andere Tür ins Haus geht, gebe er dieses Wergeld zur Hälfte zurück».384 Fragmente von Flechtwerklehm, durch Hausbrand gebrannte Lehmstücke mit Rutenabdrücken, die oft in den Füllungen der Grubenhäuser und seltener in den Pfosten der ebenerdigen Strukturen zum Vorschein kamen, belegen Ausfachungen mit lehmverstrichenem Flechtwerk zwischen den Holzpfosten.385 Diese Technik ist in unserer Gegend oft in spätgotischen und neuzeitlichen Bauten anzutreffen und wurde noch bis ins 19. Jahrhundert angewandt.386 Dass aber auch mit qualitätvolleren Wandkonstruktionen zu rechnen ist, lehrt uns der hohe Standard der Zimmermannstechnik im Hausbau des 9.–14. Jahrhunderts in Siedlungen mit Feuchtbodenerhaltung in Mittel- und Westeuropa. Dort sind mit dem Beil zugerichtete Holzkonstruktionen erhalten geblieben, so Bohlen-

Abb. 46: Mit einer Grundfläche von etwa 180 m2 ist das einmal erneuerte, vierbis sechsschiffige Haus 114/115 das grösste der Berslinger Häuser. Zustand 1968, rechts die Grabungsaufnahme auf Millimeterpapier gezeichnet.

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Abb. 47: Die verstürzten Steine im brandzerstörten Grubenhaus 57 liegen über den Webgewichten (Abb. 40) und lassen sich als Beschwersteine des ehemaligen Pultdaches deuten.

Abb. 48: Die Grubenhäuser 16A, 16B mit Beschwersteinen des Daches und 15 im Hintergrund.

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wände, horizontal eingeschobene Bohlen in genutete Pfosten, oder Stabwände, eine Konstruktion aus senkrecht eingeschobenen Bohlen oder Brettern zwischen Pfosten- und Schwellriegel.387 Das gleiche Bild vermitteln eingeschwemmte Konstruktionshölzer aus dem Jahr 890, welche in Winterbach bei Stuttgart gefunden wurden.388 Die Wurzeln derartiger Konstruktionen reichen mindestens bis in die römische Zeit zurück, wie dies durch bis in Einzelheiten gleichende Befunde aus dem mittelalterlichen Schleswig und dem römischen Oberwinterthur nahegelegt wird.389 Schon die römische Holzbautechnik dürfte auf ältere Vorgaben zurückgegriffen haben. Ständerbauten – also Gebäude, deren Konstruktion auf einem horizontalen Schwellbalken aufbaut und so im Befund höchstens ein wenig eingetieftes Balkengräbchen hinterlassen – sind im recht ebenen Gelände von Berslingen nicht nachgewiesen, im

Gegensatz zu Lauchheim.390 Dass damit aber ebenfalls zu rechnen ist, zeigt ein Befund im nahegelegenen Merishausen. Nur die Hanglage, die zur einseitigen Eintiefung des Gebäudes geführt hat, konservierte dort ein Balkengräbchen eines etwa 9 m langen Hauses, mit den Resten des verkohlten eichenen Schwellbalkens, der ins 10. Jahrhundert datiert werden kann.391 Bei den mehrschiffigen Bauten können wir sicher Satteldächer rekonstruieren, weil fast immer der Giebelpfosten in den Schmalseiten nachgewiesen ist. Die inneren Stützenreihen sprechen auch für Pfettendächer; senkrechte Pfosten tragen die horizontalen Pfetten auf denen die Dachsparren aufliegen. Für die Dachdeckung der Berslinger Häuser hat der Ausgräber vor allem Stroh aber auch Schindeln in Erwägung gezogen.392 Eichenschindeln kennen wir aus dem Schaffhauser Münster zu Allerheiligen, die etwa 70 cm lang, 9–15 cm breit und 2,5–3,5 cm dick sind und mit einem Holznagel an die Latten angehängt waren. Sie sind dendrochronologisch ins ausgehende 11. Jahrhundert datiert.393 Ein weiteres vor 1040 datiertes Exemplar stammt vom Silbererzverhüttungsplatz Wiesloch bei Heidelberg.394 Schindeln sind schliesslich schon im römischen Oberwinterthur nachgewiesen.395 Die Lex Baiuvariorum erwähnt laterculi (Ziegel)396 und meint damit wohl Holzschindeln. Ziegel waren zwar auch im Frühmittelalter bekannt, die spärlichen Nachweise deuten aber auf ihr Vorkommen an herrschaftlichen Bauten und niemals in bäuerlichen Siedlungen hin.397 Im Falle von Berslingen weisen auch Beschwersteine auf Leichtbaudächer hin, wie der Befund im Grubenhaus 57 zeigt. Auf der Grubensohle lag über der Brandzerstörungsschicht eine verstürzte Steinpackung (Abb. 40 und 47). Auch die Fotos des ebenfalls verbrannten, aber schlecht dokumentierten Hauses 16B zeigen grosse Steine auf der Sohle (Abb. 48). Sie schützten das Dach aus Brett- oder Legschindeln davor, durch Wind und Sturm weggetragen zu werden.398 Schindeldächer sind deshalb auch für Berslingen wahrscheinlich. Die in Allerheiligen belegte Dachneigung von 36° 399 führt zur Frage, ob die schmalen, einschiffigen Bauten und die Grubenhäuser, welche meistens nur Eckpfosten aufweisen, ein Pultdach trugen? Üblicherweise werden Grubenhäuser mit sehr steilen, strohgedeckten Satteldächern mit Firstpfosten rekonstruiert; das Dach wird jeweils bis zum Boden heruntergezogen,400 was den mit nur 2– 3 m Seitenlänge auf den Schmalseiten ohnehin geringen, wenig eingetieften Raum unnötigerweise verkleinert. Solche Giebelpfostenhäuser mit drei Pfosten auf den Schmalseiten liegen aber wie erwähnt für Berslingen nur in kleiner Zahl vor und scheinen hauptsächlich in den Siedlungsanfang zu gehören.


Dorfkirche (Beil. 4) Wenige Meter erhöht über der Siedlung liegt die schon verschiedentlich vorgestellte Dorfkirche.401 Ihre Neubearbeitung ermöglicht zusätzliche Aussagen, zeigt aber auch auf, dass verschiedene Fragen offen bleiben müssen. Bei der Kirche handelt es sich um einen Rechteckbau mit einer äusseren Länge von 10,6 m und einer Breite von 6 m (Abb. 33.7 und 49– 52). Das 3,2 –3,3 m tiefe Altarhaus ist vom Schiff durch eine nicht mit den Längsmauern im Verband stehende Schranke abgetrennt. Das zweihäuptige Mauerwerk ist 55–60 cm stark und vermörtelt.402 Es fanden ausschliesslich Lesesteine Verwendung, so zum Teil mächtige alpine Gerölle, Randengrobkalk und Kalksteine. Erhalten sind im hangseitig gelegenen Nordostteil bis zu acht Steinlagen auf eine Höhe von gut 1 m, im Innen-

raum noch 70 cm über dem Bodenniveau. Es sind dies Mauerhöhen, die deutlich über jenen eines Sockels für eine Schwellbalkenkonstruktion liegen. Sie sprechen dafür, dass die Kirche, im Gegensatz zu den übrigen Berslinger Bauten, als Steinbau errichtet worden ist.403 Hinzu kommt, dass in unserer Gegend alle ergrabenen Kirchen die älter als Berslingen sind, in Steinbauweise errichtet worden sind.404 Den ehemaligen Eingang markiert eine gut 90 cm breite Kalksteinplatte, die sich aussen vor der Südwand bei der Südwestecke fand. Sie liegt um Stufenhöhe unter dem inneren Bodenniveau. Der Innenraum besitzt einen älteren Boden, einen Mörtelestrich auf einer Kalksteinunterlage, zu dem die oben erwähnte Schranke gehört.405 Der freigelegte Bodenrest vor dem südlichen Schrankenast erscheint in den Farbbildern eher brand-, als ziegelschrotgerötet. Weitere Brandrötungen

Abb. 49: Der einzige Steinbau in Berslingen war die Kirche. Sie wurde in den Jahrzehnten um 800 erbaut mit einem Grundriss, der den ältesten Pfostenhäusern entspricht.

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Abb. 50: Blick vom Friedhof nach Osten in die Kirche, mit Mörtelgussböden und Altar.

Abb. 51: Querprofil durch die Berslinger Kirche. Blick nach Westen. M. 1:100.

Abb. 52: Die dunkle Verfärbung im Kircheninnern stammt möglicherweise von ihrer Brandzerstörung.

finden sich auch am Mauerwerk, insbesondere auf Steinköpfen im Westteil der Nordwand.406 Sie belegen zusammen mit dem abgestrichenen Mauermörtel steinsichtiges Mauerwerk. Eine sicher vorhandene, ältere Altarstelle ist nicht untersucht, weil die Böden unter dem jüngsten Altar nicht entfernt worden sind. Eine Innenbestattung ist nach der Anlage der Schnitte wenig wahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschliessen, weil der ältere Schiffboden nur zur Hälfte freigelegt worden ist. In einer jüngeren Phase erhielt die Kirche einen zweiten, sicher ziegelschrotgeröteten Mörtelboden, dessen Unterbau nun hauptsächlich aus Kieselbollen besteht (Abb. 50 und 51). Ob die Schranke oder allenfalls noch eine Stufe weiterbestand ist unklar, weil leider gerade an dieser Stelle der erste Sondierschnitt abgetieft wurde und die Zusammenhänge zerstört hat. Auf der Nordseite bedeckt der jüngere Boden die Reste der Schranke und läuft unter den Chorboden, der demnach einer dritten Phase angehören muss. Dieser steigt gegen Osten hin 25 – 35 cm an und weist ebenfalls Ziegelschrotrötung auf. Darauf ruht, angelehnt an die Ostwand, der annähernd quadratische Altar, der demnach ebenfalls dieser jüngsten Phase angehört. Seine Frontseite, aus sauber zugehauenen Kalkblöcken, ist ebenfalls auf Sicht gearbeitet. Nach den Fotos zu schliessen bedeckte ein humöser Benutzungshorizont, durch die ehemaligen Kirchenbenutzer eingetreten, den ganzen Kirchenboden. Er wies, nach den Fotos, im Zentrum eine grosse dunkle Verfärbung auf, die möglicherweise ebenfalls von einer Brandzerstörung stammt (Abb. 52).407

Datierung der Kirche Das wahrscheinliche Fehlen von beigabenführenden Gräbern in oder bei der Berslinger Kirche gibt einen ersten Hinweis für deren Entstehungszeit, weil die Beigabensitte erst im frühen 8. Jahrhundert endet. Fehlen die Gräber aus den Anfängen der Siedlung, weil an anderer Stelle ein separater, noch unentdeckter Begräbnisplatz liegt?408 Die frühesten Strukturen aus dem späten 6. Jahrhundert liegen am östlichen Grabungsrand und schliessen einen separaten Bestattungsplatz zum ersten Gehöft nicht aus. Dass Berslingen nicht von Anfang an ein eigenes Gotteshaus besessen hat, wird auch durch den Kirchengrundriss unterstützt. Er passt sich sehr gut ein in einen regionalen Horizont von Steinkirchen, der aus Schleitheim II, dem 757 erwähnten Diessenhofen I und dem nach einer Brandkatastrophe frühestens um die Mitte des 8. Jahrhunderts neu errichteten Stein am Rhein-Burg III gebildet werden kann.409

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Ort

Aussenmasse

Mauerstärke

Innenraum

Länge:Breite (Innenmass)

Chortiefe

Schleitheim II

15,90 x 9,20

1,00

13,80x7,20

1,91

3,40

Stein-Burg III

14,60 x 8,10

0,65

13,30x6,80

1,95

3,25

Diessenhofen I

11,80 x 5,90

0,80

10,20x4,30

2,40

3,20

SH-Berslingen

10,60 x 6,00

0,58

9,40x4,80

l,96

3,25

Wie Schleitheim und Stein am Rhein deutlich machen, ist diese Bauform in unserer Gegend nicht die älteste. Rechtecksäle ohne im Aussenbau ausgeschiedenen Altarraum werden dementsprechend selten ins 7., hauptsächlich ins 8., im Westen auch noch ins 9. Jahrhundert datiert.410 In Berslingen fassen wir in dieser Zeit, in den Jahrzehnten um 800, eine Ausbauphase des Dorfes, wozu wahrscheinlich auch die Kirchengründung gehört (Abb. 62). Dies würde bedeuten, dass Berslingen während etwa zweihundert Jahren noch keine eigene Kirche besessen hat. Diese Funktion dürfte ursprünglich von der 3,5 km entfernten Kirche von Merishausen übernommen worden sein, die aber bisher noch nicht archäologisch untersucht ist.411 In bemerkenswerter Weise entspricht der rechteckige Kapellengrundriss auch den ebenerdigen Pfostenbauten vom Typ I, der wahrscheinlich ältesten Hausform in Berslingen.412 Vergleicht man die Mittelachse der Mauern mit den Achsmassen der Pfostenbauten, ist die Breite jeweils gleich, während die Länge knapp den kürzesten Hausbauten vom Typ I entspricht. Die ältere Zeitstellung dieser Häuser deutet naheliegenderweise darauf hin, dass sich die Rechtecksäle formal aus den Holzbauten heraus entwickelt haben. Schwieriger zu beantworten ist die Frage der Aufgabe der Kirche. Aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammen einige Keramikscherben, die bei der Ausräumung des Kircheninnern zu Tage traten, aber nicht weiter stratifiziert sind.413 Hinweise gibt Grubenhaus 55, das im Friedhof unter der Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1 liegt und in den Zeitraum vom Anfang des 11. bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts datiert wird. Es stört seinerseits Gräber am Friedhofsrand, die wegen ihrer grossen Distanz zur Kirche, sicher nicht in die Anfangszeit, sondern in eine entwickelte Phase des Friedhofs gehören. Dies wird auch durch eine 14C-Datierung von Grab 11 bestätigt, das in die Zeit vom frühen 11. bis zum Ende des 12. Jahrhunderts gehört.414 Deutet dies darauf, dass zu dieser Zeit der Friedhof bereits aufgegeben war, oder betraf dies nur einen randlichen Bereich?

Regionaler Vergleich von rechteckigen Steinkirchen aus dem 8. Jahrhundert.

Friedhof (Beil. 4) Der Friedhof ist bereits umfassend publiziert worden.415 Die Überarbeitung des Befundes machte indessen deutlich, dass der Friedhof nicht wie vorgeschlagen in zwei Bestattungsgruppen gegliedert werden kann,416 weil die postulierte Trennung allein durch eine moderne Störung entstanden ist.417 Was bei der Betrachtung des Gräberplanes auffällt, sind die geringen, gegenseitigen Grabstörungen im Westen der Kirche und südlich dieser Störungszone (Abb. 33.2 und 53), im Gegensatz zur dichten Belegung mit vielen gegenseitigen Störungen im südöstlichen Bereich um die Kirche (Abb. 124). Ist dies nur auf die Bevorzugung der Bestattungsplätze in der Nähe des Altars zurückzuführen oder ist es ein Hinweis, dass bei der Anlage des Verhüttungsplatzes 1 der Friedhof noch in verkleinerter Form in Betrieb war? Zwei weitere Störungen stammen wie erwähnt von den Gruben 5 und 55, die sicher erst nach Aufgabe dieser randlichen Friedhofbereiche angelegt wurden. Beobachtungen zu einer Friedhofeinfassung fehlen, weil der unter der Schlackenhalde liegende Siedlungsanschluss nicht untersucht wurde. Die klaren Begrenzungen gegen Südosten und gegen Westen, parallel zu den Hausbauten und der Strasse, deuten aber klar auf eine einstige Umfriedung, in Form eines Zaunes oder einer Hecke. Die erwähnten Beeinträchtigungen machen deutlich, dass die Zahl der Bestatteten von 263418 auf mindestens 300 erhöht werden muss.419 Diese Zahl ist indessen nicht identisch mit der Gesamtbevölkerung von Berslingen. Wie wir dargelegt haben, fehlen die frühmittelalterlichen Bestattungen aus der Anfangszeit der Siedlung. Damals bestand die Kirche noch nicht, und die Toten wurden während etwa zweihundert Jahren noch an einem anderen Ort bestattet.

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Verhüttungsplätze 420 Kurt Bänteli und Marianne Senn Der Verhüttungsplatz 1 (Beil. 3– 4) Abb. 53: Die Gräber am südlichen Friedhofsrand stören sich gegenseitig kaum. Sie liegen zum Teil unter dem Verhüttungsplatz 1, dessen Reste im oberen Bildbereich noch erkennbar sind (Abb. 54). Der Schnitt in der Bildmitte markiert das jüngere Grubenhaus 55 aus dem 11./12. Jahrhundert. Im Hintergrund die Pfostenbauten des Dorfes.

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Über einer ausgedehnten Kohleschicht von 3 – 5 cm Dicke liegt eine ovale Halde aus Verhüttungsschlacken von 3 –15 cm Stärke. Sie ist nicht geschlossen und erstreckt sich maximal 18 m in Ost-Westrichtung, beziehungsweise 12 m in Nord-Südrichtung (Abb. 54).421 An der höchsten Stelle, am Ostrand, fand sich eine ovale Fläche von 2 x 4 m und einer Dicke von 10 cm. Sie war mit gebrannten Lehmbrocken durchsetzt, die teilweise Rutenabdrücke aufweisen. Der anstehende Boden darunter war auf einer Fläche von

etwa 1 m im Durchmesser und 10 –13 cm tief stark brandgerötet: Es handelt sich um den ehemaligen Ofenstandort (Abb. 55.1). 80 cm östlich dieses Befundes zeigte sich eine weitere, viel kleinere brandgerötete Stelle, die schalenartig eingetieft war. Die Bildung der Kohlenschicht kann verschieden erklärt werden. Zum Betreiben eines Rennofens braucht es Brennstoff, weshalb in seiner Nähe ein gedecktes Holzkohlendepot liegt, das Kohlenstaub hinterlässt. Während der Verhüttung bilden sich weitere Kohlenstaubansammlungen in einem grossen Umfeld, da verhindert werden muss, dass zu viel Feinanteile der Holzkohle in den Ofen gelangen. Zu diesem Zweck wird die Holzkohle, zum Beispiel in Körben, ausgeschüttelt. Um-


Abb. 54: Freilegung des Verhüttungsplatzes 1 mit den Resten des Ofens (1), der Schlackeschicht (2) und der dunklen Holzkohleschicht (3). Blick nach Südwesten.

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liegende Gebäude werden dadurch geschwärzt. Ein weiterer Grund für die Kohlenschichtbildung kann Wasser sein, das Kohlenreste aus der Schlackenhalde auf den darunterliegenden Boden wäscht, solange sie nicht von Humus bedeckt wird. Es könnte auch zuerst ein Kohlenmeiler errichtet worden sein, um die Holzkohle gleich an Ort herzustellen. Der Ofen wurde um ein Gerüst aus Ruten errichtet, da der gefundene Lehm Rutenabdrücke zeigt. Da am Ofenstandort keine Steine gefunden worden sind, könnte es sich um eine Konstruktion ausschliesslich aus Lehm handeln. Die Halde umfasste eine Fläche von etwa 130 m2, was bei einer mittleren Stärke von 9 cm ein geschätztes Volumen von gut 10 m3 ergibt.422 Vergleicht man diese Halde mit ähnlich geschätzten Halden aus dem Mormont in der Waadt, so stellt man fest, dass sie zu den kleinen gehört.423 Der Verhüttungsplatz liegt auf der 3– 7 cm starken Kulturschicht der älteren Siedlung, beziehungsweise 20–60 cm über den Gräbern des mindestens partiell aufgegebenen Friedhofes. Das Fundmaterial datiert ihn in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Zwei 14C-Daten von Kohle, die einerseits aus dem Ofen, anderseits aus der Schlackenhalde stammt, sind deckungsgleich. Sie belegen den Zeitraum vom späten 11. bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts.424 Das fragmentarisch untersuchte Grubenhaus 55 kann aufgrund seiner Lage mit der Eisenverhüttung in Verbindung stehen, aber auch etwas älter sein (Abb. 55.2). Ein 14C-Datum weist in den Anfang des 11. bis gegen die Mitte des 12. Jahrhunderts425 und unterstützt damit die stratigraphisch eindeutige

Interpretation. Dieses Grubenhaus stört seinerseits Grab 24 und, wie nachträglich den Plänen zu entnehmen war, auch Grab 60. Eine weitere, nur wenig eingetiefte Grube westlich des Ofens mit Pfostenlöchern ist nicht weiter untersucht worden. Weiter westlich davon liegt eine Steinsetzung von etwa 2x4 m Ausdehnung. Sie verläuft unter der Schlackenhalde nach Norden und endet beim Schädel von Grab 33 so, dass man den Eindruck erhält, ihre Steine seien ins Grab abgesunken und deshalb jünger. Vorhanden sind Kalk, Basalt und weitere Gesteine, die vereinzelt Brandspuren aufweisen426 sowie zwei Schleifsteinfragmente.427 Am ehesten gehört der Befund zur Bodenkonstruktion eines Gebäudes.428 Weitere, nur in Fotos dokumentierte Steinsetzungen nordwestlich davon, über dem Friedhof liegend, scheinen ebenfalls Gräber zu stören. Stehen alle diese Befunde im Zusammenhang mit dem Verhüttungsplatz? Handelt es sich hierbei um Bauschutt der Kirche, was als Hinweis darauf zu werten wäre, dass diese zum Zeitpunkt der Eisenverhüttung nicht mehr in Betrieb war? Verhüttungsplatz 2 (Beil. 3) Die Ausdehnung der Schlackenhalde beträgt in Nord-Süd-Richtung mindestens 12 m, der Gesamtumfang dürfte in etwa jenem des Verhüttungsplatzes 1 entsprechen.429 Durch den Aushub des modernen Wasserleitungsgrabens entlang der Merishauserstrasse liess sich die Abfolge ohne zusätzliche Störungen im Profil beobachten. Es zeigte sich die gleiche Stratigrafie wie beim Verhüttungsplatz 1: die am westlichen Grabungsrand 73


1

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Abb. 55: Verhüttungsplatz 1: 1 Ostprofil Sondiergraben 2 durch Ofen. 2 Ostprofil durch Grubenhaus 55. Verhüttungsplatz 2: 3 Westprofil durch Ofen (Abb. 56). 4 Ostprofil durch Grubenhaus 56. M. 1:100.

Abb. 56: Profil durch den Verhüttungsplatz 2, entlang der Mühlentalstrasse mit dem Ofen (Abb. 55.3).

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noch vorhandene 10 –30 cm starke Kulturschicht wird durch die 5 –30 cm starke Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes überlagert.430 Eine Holzkohleschicht wurde aber nicht beobachtet. Am südlichen Haldenrand liegt der wegen der heutigen Strasse nur im Profil zu fassende Ofen (Abb. 55.3 und 56):431 Eine etwa 30 cm eingetiefte, 1,8 m breite Mulde mit alpinen Steinen, zwei Lagen von verbrannten Lehmbrocken, überdeckt von einer Kohleschicht. Die Steine um die Ofengrube zeigen, dass dieser Ofen aus Steinen mit einem Innenfutter aus Lehm gebaut wurde. Im Bereich östlich des Grabens sind im Flächenplan von 1968 drei schwarze Flecken mit ascheund schlackenhaltiger Füllung eingetragen, sowie zwei Flecken rot verziegelter Erde. Erstere gehören zur Schlackenhalde, während die Brandrötungen Reste von Feuerstellen im Zusammenhang mit der Eisenverhüttung bezeugen, die südliche aber auch als Herdstelle von Haus 101 interpretiert werden könnte. Über Grubenhaus 56 liegt eine Mulde von roter bis violetter Farbe, in der Sand und kleinste Schlackenfragmente sowie Erz gefunden wurden (Abb. 55.4).432 Guyan interpretierte sie als Röststadel.433 Gegen diese Interpretation spricht, dass hier Schlacken und Sand vorkommen. Auf Grund der heute noch verfügbaren, untersuchten Abfälle handelt es sich eher um einen Platz, der der Weiterverarbeitung des erzeugten Eisens diente.434 Die 14C-Datierung des Verhüttungsplatzes 2435 ergab den Zeitraum vom späteren 11. bis ins frühe 13. Jahrhundert. Damit gehört auch hier, wie beim Verhüttungsplatz 1, die Eisenverarbeitung in die Spätzeit von Berslingen. Dies bestätigen auch einige Keramikscherben aus Grubenhaus 56, die in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts gehören.436 Rekonstruktion der Berslinger Eisenverhüttung Bei den Öfen handelt es sich also um Lehm-SteinKonstruktionen. Fliessschlacken belegen, dass sie über eine Ofenbrust verfügten, aus der die Schlacke herausfloss. Zum Belüftungssystem gibt es keine Anhaltspunkte. Die Anwesenheit von Düsen kann ausgeschlossen werden, da keine derartigen Funde vorliegen, aber es könnten in der Ofenwand einfache Windöffnungen bestanden haben. Verhüttet wurde Doggererz, das wahrscheinlich zuvor durch Rösten aufbereitet wurde. Die meisten der erhalten gebliebenen Schlacken stammen von den Verhüttungsplätzen 1 und 2 oder sind Streufunde (Abb. 57). Innerhalb der Siedlung hat es in Grubenhaus 27 am meisten Schlacken. In allen andern Häusern waren die Schlackenstücke Einzelfunde. In Haus 115 und 133 stammen sie aus Pfostenfüllungen. Bei den restlichen Häusern gibt es keine genaueren Angaben zur Fundlage der Schlacken, mit Ausnahme von Gru-


benhaus 48, wo sie beim «Etter» gefunden wurden. Die Schlackenfunde innerhalb der Siedlung sind aus heutiger Sicht Einzelfunde,437 die möglicherweise im Zusammenhang mit späteren Ausplanierungen dort abgelagert wurden. Die Verhüttungsschlacken setzen sich aus dichten und glasigen Fliessschlacken, Herdschlacken, Schlackenzapfen und Schlackenkuchen zusammen (Abb. 57).438 Die Grösse der beiden Schlackenhalden zeigt, dass es sich um kleinere Produktionsstätten handelte. Es muss offenbleiben, ob sie mit- oder nacheinander bestanden. Aus der Untersuchung eines Eisenschwammfragmentes wird ersichtlich, dass erste Materialkontrollen am Metall auf dem Verhüttungsplatz erfolgten. Dass das Eisen weiterverarbeitet wurde, ist aber trotz Schmiedeschlackenfunden unwahrscheinlich. Die wenigen sicher als Schmiedeschlacken einzuordnenden Stücke stammen aus Grubenhaus 35 und Haus 115. Eine 14C-Analyse an Knochen439 datiert Grubenhaus 35 ins 8. und in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts. Für Haus 115, in dem noch mehr Schlacke vorhanden war, ist eine sichere Datierung nicht möglich.440 Einen Anhaltspunkt für den möglichen Beginn der Eisenverhüttung in Berslingen im späten 11. Jahrhundert, wie er durch die 14C-Analyse vom Verhüttungsplatz festgelegt ist, gibt die recht zahlreiche Schlacke in der Verfüllung von Grubenhaus 27.

Strasse Die alte Mühlentalstrasse zeigte sich nur 20 –30 cm unter der Ackeroberfläche (Abb. 58).441 Sie verläuft parallel und in etwa 100 m Abstand zur Durach, am Hangfuss des Längenberges und liegt im Siedlungsbereich etwa 6 m über der Sohle des oft den Talboden überflutenden Baches.442 Auf der Höhe des Berslingerbachs bestand ehemals eine Brücke, wie die Peyersche Karte von 1684 deutlich zeigt (Abb. 1). Begrenzte dieser Bach im Süden die Siedlung? Der alte Strassenkoffer ist etwa 4,5 m breit und besteht aus Malmschutt. Er wurde nur mit zwei Sondierschnitten untersucht.443 Scherben ab dem 9./10. Jahrhundert sind mindestens Hinweis für die mittelalterliche Zeitstellung der Strasse. Wie zu erwarten, fanden sich hier auch Hufnägel und eine ganze Reihe weiterer Eisenobjekte, die im Zusammenhang mit den Strassenbenutzern in den Boden gelangt sind.444

Abb. 57: Materialzusammensetzung und Fundortverteilung der erhaltenen metallurgischen Abfälle von SchaffhausenBerslingen.

Abb. 58: Strassenkoffer der alten Mühlentalstrasse. Sie lag leicht verschoben zur heutigen Neuanlage aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts.

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«Etter» und Kanäle zur Wiesenbewässerung (Beil. 1– 3)

Abb. 59: Ein Süd– Nord orientiertes Gräbchen stört die aus der Jahrtausendwende stammende Struktur 48. Es wurde vom Ausgräber als «Etter», als Dorfzaun interpretiert, diente aber wohl eher als Kanal für die Wiesenbewässerung nach der Aufgabe des Berslinger Dorfes.

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Als «Etter» wird vom Ausgräber ein Gräbchen interpretiert, das auf knapp 40 m Länge nachgewiesen ist, eine Breite von 30–40 cm aufweist und 20 cm tief mit Humus gefüllt ist.445 Es stört Struktur 48, dessen Fundmaterial in die Jahrtausendwende weist; das Gräbchen selbst enthielt keine Funde (Abb. 59). Seine Orientierung verläuft nicht parallel zur Bebauung, sondern in der Fallinie des Geländes, das von Süden nach Norden ansteigt. Das Dorf erstreckte sich spätestens im ausgehenden 10. Jahrhundert weit über diesen «Etter» hinaus nach Osten, wie schon die Untersuchung von 1969/70 zeigte446 und die Grabung von 1984 erneut deutlich machte (Abb. 43). Ein weiteres gleichartiges, aber 60 cm breites Gräbchen, verläuft rechtwinklig dazu und schneidet den «Etter». Die im Grabungsbereich mit der Orientierung der Bebauung zusammenfallende Lage muss nicht heissen, dass es noch in die Besiedlungszeit von Berslingen zurückreicht, wohl aber auf die daraus hervorgegangenen Grundstücksstrukturen Bezug nimmt.447 Dieses Gräbchen lässt sich nach dem Katasterplan von 1861 als Bewässerungskanal interpretieren.448 Eine 2,5 m breite, mit gelbem Lehm gefüllte Störungszone trennt den Friedhof in zwei Teile und scheint ebenfalls mit dieser Wiesenbewässerung in Verbindung zu stehen,449 wie sie für das Durachtal seit dem 14. Jahrhundert belegt ist.450 Genügend Gründe, um auch den «Etter» als spätmittelalterlich-neuzeitlichen Bewässerungskanal zu interpretieren. Die über lange Pfostenreihen nachgewiesenen Hofzäune werfen die Frage auf, ob nicht auch der Berslinger Dorfzaun als Pfostenreihe erscheinen würde. Im Gegensatz dazu sind in Lauchheim nicht sehr tief erhaltene Zaungräbchen und dementsprechend auch ein Ettergraben nachgewiesen.451

Zur Dorfentwicklung Mangels Bearbeitung und Datierung der Keramik konnte W. U. Guyan nur einen Gesamtplan der Siedlung erstellen.452 R. Schnyder gelang es als Erstbearbeiter des Fundmaterials zwei Phasenpläne vorzulegen.453 Die Neubearbeitung und feinere Datierung der Funde durch K. Zubler ermöglicht zusammen mit der hier vorgelegten Auswertung der Befunde detailliertere Aussagen zur Dorfentwicklung. Aus den Publikationen des Ausgräbers sind fünf ebenerdige, als Grosshäuser bezeichnete Bauten bekanntgeworden. Die West-Ost orientierten Bauten wurden älter interpretiert als jene, die Nord-Süd ausgerichtet sind, mit der Begründung, dass Haus 113 unter Haus 115 liege.454 Stratigrafische Beobachtungen liegen dazu aber nicht vor, obwohl sich die Pfostengruben beider Häuser überschneiden. Die Datierung der Umorientierung ins 10./11. Jahrhundert basiert auf einer einzelnen Scherbe, mit der das ebenfalls NordSüd orientierte Haus 138 datiert wurde.455 Bezüglich der jüngeren Zeitstellung der Nord-Süd orientierten Häuser stimme ich mit den Ergebnissen von Guyan/Schnyder überein. Liess sich die Neuausrichtung der mittelalterlichen Bebauung unter anderem schon in Lauchheim und Schleitheim-Brüel nachweisen,456 unterstützt auch ein neuer Befund im aargauischen GipfOberfrick aus dem 8./9. Jahrhundert diese Überlegungen für Berslingen. Ein langschmales, Nord-Süd ausgerichtetes Haus mit Feuerstelle, dessen Masse mit Wandgräbchen 6x12 m, bzw. mit Pfosten in deren Verlängerung 9x18 m betragen, entspricht offenbar unserem Typ I. Es wird dort abgelöst von einem West-Ost orientierten Pfostenbau mit Feuerstelle von 15x24 m, der unserem Typ III entspricht.457 Trotz des schon verschiedentlich beklagten Fehlens stratigrafischer Beobachtungen, wurde im Sinne einer Hypothese versucht, die Entwicklung von Berslingen im Laufe von 600 Jahren darzustellen. Dazu wurden drei Pläne entworfen, von denen jeder einen Zeitraum von etwa 250 Jahren umfasst, wobei sie sich, entsprechend der Keramikdatierung von K. Zubler, je um etwa 50 Jahre überlappen.458 Die Grundlage bildeten zuerst die Grubenhäuser, deren zeitliche Zuweisung über das Fundmaterial erfolgen kann. Aufgrund der Lage, allfälliger Überschneidungen und vereinzelter, schwacher Datierungsmöglichkeiten durch Fundmaterial459 sowie den oben angeführten typologischen Vergleichen wurde dann versucht, die Pfostenbauten den datierten Grubenhäusern zuzuweisen. Im Sinne eines Arbeitsmodelles wurde, wie unten dargelegt, davon ausgegangen, dass zu einem Grubenhaus ein Wohnhaus gehört. Mag auch diese Aufgliederung


nicht in allen Teilen zu befriedigen und die Zuordnung einzelner Grundrisse willkürlich sein, ist es unter Berücksichtigung der eingeschränkten Dokumentation doch wohl die einzige Möglichkeit, um zu weiteren Aussagen zu gelangen.

Der erste Dorfplan (Beil. 1) Er umfasst den Zeitraum vom späten 6. bis zur Mitte des 9. Jahrhunderts. Eingetragen sind die Grubenhäuser der Phasen 1 und 2.460 Die Siedlungsanfänge sind über das Fundmaterial bei den Grubenhäusern 20 und 21 lokalisierbar. Dazu kann entweder Haus 102 gehören, das als einziges an die kleinen frühmittelalterlichen Häuser von Schleitheim-Brüel461 erinnert, oder der etwas anders orientierte Pfostenbau 110, der zum Typ I gehört, aber als einziger ein deutliches Wandgräbchen aufweist. Die vier ältesten Grubenhäuser, die einen Zeitraum von gut 150 Jahren abdecken, sind Indiz für einen Hof im Norden der Grabungsfläche. Danach dehnte sich die Siedlung nach Süden hin aus und belegt um 800, nach Aussage der in Phase 2b datierten acht Grubenhäuser, einen Streifen von etwa 45 m Tiefe, parallel zur Strasse. In diese Zeit des Siedlungsausbaus gehört auch die Kirchengründung.462 Auf Grund der oben besprochenen Datierungshinweise sind in dieser Siedlungsphase die zweischiffigen Häuser des ersten Typs eingetragen. Die Richtigkeit dieser Zuweisung wird unterstützt durch die daraus resultierende Anordnung: grösstenteils in zwei Reihen, meistens in regelmässigen Abständen, mit der Schmalseite zur Strasse hin. An zwei Stellen (107 und 108 sowie 129 und 130) hat man das Wohnhaus zum Vorgängerbau leicht verschoben neu gebaut. Sicher sind auch immer wieder Pfosten ersetzt worden, wie dies Mehrfachpfostenstellungen erkennen lassen. Der Plan gibt uns in Teilen einen Eindruck, wie das Dorf vor seiner Ersterwähnung im Jahre 846 etwa ausgesehen hat (Abb. 60). Reihenförmige Hausanordnungen zeichnen sich im Frühmittelalter auch in Lauchheim und Kirchheim ab, während sich das gleiche Bild in den viel kleineren Grabungsflächen von Mühlhausen-Ehingen und Wülfingen zumindest andeutet.463 Es ist eine Dorfstruktur, welche sich durch die Siedlungsform entlang einer Strasse ergibt,464 einem Verkehrsweg, der wohl bereits seit urgeschichtlicher Zeit durchs Durachtal führte.465 Gut bekannt ist dieses Siedlungsbild auch durch die römischen Vici, die Strassendörfer mit ihren Streifenbauten.466

Der zweite Dorfplan (Beil. 2) Er umfasst den Zeitraum vom 9. bis zur ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Wiederum sind zuerst die 17 datierten Grubenhäuser der Phasen 3, 3a und 3b467 eingetragen worden. Ihnen sind einige Pfostenbauten des Typs I zugeordnet und weitere Häuser des Typs II und III, die vor allem breiter sind. Einige davon sind Nord-Süd orientiert, wie die drei Grubenhäuser 19A, 29 und 32, die zu dieser Phase gehören. Von der allgemeinen Orientierung weichen die beieinanderliegenden Grubenhäuser 25B, 36 und die Grube 38 ab.468 Aus den vorhandenen Pfostenverfärbungen lässt sich aber dazu kein entsprechend orientierter Pfostenbau rekonstruieren. Verschiedene Bauten belegen Standorttreue, wie die Überschneidungen von 107–109, 112 mit 113, 124/125 und 129/130 mit 140 zeigen.469 Die randlichen Strukturen 48 und 57 könnten auf einen zweiten Siedlungsausbau spätestens in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts hindeuten. Dazu gehört wohl auch das mögliche Kleingehöft aus den Bauten 141–144.470 Auffällig ist die Konzentration der zeitlich eng beieinanderliegenden Grubenbauten 16A und 17 beziehungsweise 16B, 18 und 19 um den wahrscheinlich als Speicher zu interpretierenden Bau 123 (Abb. 61). Brände um die Jahrtausendwende beziehungsweise in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts sind in den beiden Webhäusern 16B und 57 belegt.471 Das nun dichter bebaute Areal östlich der Strasse erreicht jetzt eine Tiefe von etwa 70 m. Die Dorfstruktur wirkt differenzierter; die Reihendorfstruktur scheint abgelöst zu werden durch die haufenweise Gruppierung von mehreren Gebäuden.

Der dritte Dorfplan (Beil. 3) Er umfasst den Zeitraum vom späten 10. bis ans Ende des 12. Jahrhunderts. Eingetragen sind die sechs Grubenhäuser der Phasen 3b –4, 4 und 4–5.472 Ihre Zahl ist gegenüber der Vorgängerphase auf einen Drittel geschrumpft, was den Rückgang der Siedlungsgrösse deutlich macht.473 Die meisten Pfostenbauten sind Nord-Süd orientiert, parallel und in grösserem Abstand von 20 –25 m zur Strasse. Standorttreue zeigen die Überschneidungen von 113 mit 114/115 (Abb. 46) sowie 136 mit 137. Die Verhüttungsschlacken aus Grubenhaus 27474 könnten darauf hinweisen, dass die Eisenverhüttung in Berslingen frühestens im späten 11. Jahrhundert einsetzte. In dieser Zeit werden auch die schriftlichen Quellen häufiger.475 Der Erwerb von Schaffhausen durch Eberhard von Nellenburg und die wenig spätere Gründung des Klosters Allerheiligen 1049 lösten eine Stadtbildung aus und führten zum Zustrom neuer Be-

Abb. 60 (folgende Doppelseite): Berslingen, wie es ungefähr ein halbes Jahrhundert vor der Ersterwähnung 846 n. Chr. ausgesehen haben könnte. Vermutlich bestanden damals nur vier bis fünf Höfe, bestehend aus ebenerdigen Wohnstallhäusern (von links: 107, 118, 124, 130, 131 und 135) und wenig eingetieften Grubenhäusern (13, 22, 39, 35 und 46). Für ihre Bauart und Bedachung sind verschiedene Rekonstruktionsmöglichkeiten dargestellt. Die Darstellung der Bekleidung beruht auf historischen Bildquellen und Bodenfunden von Textilien. Ross und Reiter sind im Berslingen des 8./9. Jahrhunderts durch Reitersporen und später durch Hufeisen belegt. Die Kirche bestand vermutlich erst wenige Jahrzehnte, die Grabkreuze symbolisieren den Friedhof. Grabkreuze sind in Berslingen nicht nachgewiesen, in historischen Bildquellen tauchen sie erst ab dem Spätmittelalter auf (Bild: Hanna Hromadka, Mischtechnik).

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völkerungsgruppen – fundamentale Veränderungen sicher auch für das stadtnahe Berslingen. Die beiden Eisenverhüttungsplätze gehören in die Endphase von Berslingen, also ins 12. Jahrhundert. Weitere Verhüttungsschlacken stellen die Verbindung mit den Strukturen 1 und 5 her, deren Fundmaterial ebenfalls bis in diese Zeit reicht. Hinzu kommt wahrscheinlich Haus 114/115, an der Stelle, wo mit den Grubenhäusern 20 und 21 die Anfänge von Berslingen zu lokalisieren waren.476 Ob die Lage des Verhüttungsplatzes 1 darauf hindeutet, dass zu dieser Zeit Friedhof und Kapelle schon aufgegeben waren, oder ob die Kapelle mit einem verkleinerten Friedhofteil weiterbestanden hat, ist unklar.477 Unser Grabungsauschnitt würde nach dem Fundmaterial auf eine Wüstlegung der Siedlung in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts hindeuten. Die Urkunden zeigen indessen, dass auch im 13.–15. Jahrhundert vermutlich zwei Höfe in Berslingen standen,478 die aber ausserhalb der Grabung lagen. Ähnliches konnte auch in Wülfingen im 11. Jahrhundert beobachtet werden; dort formierten sich wenige Gebäude zu einer einzigen, grossen Hofanlage.479

Zur Gliederung und Grösse der Höfe In der Frühzeit scheint jedem ebenerdigen Wohnstallhaus im Abstand von wenigen Metern ein Grubenhaus zugeordnet zu sein. Zu gleichen Resultaten führt auch der Vergleich mit weiteren süd-

Abb. 61: Auffällig ist die Konzentration der Grubenhäuser 16–19 aus dem 10. und der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts um die Pfosten des wohl als Speicher zu interpretierenden Hauses 123 (Abb. 108).

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deutschen Siedlungen: «Zur Ausstattung eines durchschnittlichen bäuerlichen Betriebes gehörten Wohnhaus mit angebautem Stall, Scheune und Grubenhaus».480 Im Laufe der Zeit verliert sich dieser Zusammenhang offensichtlich, da die Beziehung zu den Pfostenbauten loser wird.481 Im nordöstlichen Bereich gibt es keine Grubenhäuser,482 dafür finden sie sich im zweiten Dorfplan konzentriert um Haus 123, so dass rein rechnerisch der Grundsatz pro Hof ein Grubenhaus weiterhin möglich ist. In Berslingen stehen 38 Grubenhäusern 46 Pfostenbauten gegenüber, ein Verhältnis wie es sich ähnlich auch für Lauchheim (45 zu 60), Kirchheim (47 zu 43) und Ulm-Eggingen (28 zu 21) abzeichnet, während es in Wülfingen 21 zu 46 beträgt, nach Abzug der latène- und spätkaiserzeitlichen Bauten noch 19 zu 35.483 Betrachtet man für Berslingen nur die möglichen Wohnbauten, deren Zahl bei etwa 35 liegt, zeichnet sich ab, dass ein ziemlich ausgeglichenes Verhältnis von Wohnbauten und Grubenhäusern besteht. Allerdings basieren diese Aussagen alle auf Siedlungsausschnitten. Mit Ausnahme von Lauchheim (1998: 7 ha) und Kirchheim (4,8 ha) gibt es im alamannisch-bajuwarischen Raum keinen auch nur annähernd in diesem Umfang ergrabenen Siedlungsplatz. In Mengen sind 2,5 ha ergraben, in UlmEggingen 1,6 ha, gefolgt von Berslingen mit 1 ha, das in der Deutschschweiz flächenmässig nach wie vor die grösste Ausgrabung dieser Epoche darstellt. Von Mühlhausen-Ehingen, bei Singen unweit von Schaffhausen gelegen, und Wülfingen, sind schliesslich je 0,6 ha untersucht.484


Zur Anzahl von Höfen und Bewohnern Eine ungefähre Vorstellung der Zahl der Einwohner von Berslingen erhalten wir durch die gebräuchlichen Berechnungsschemata.485 Die Anzahl der Bestatteten beträgt für Berslingen etwa 300,486 die mittlere Lebenserwartung eines Erwachsenen ist von den Anthropologen auf rund 46 Jahre berechnet worden.487 Wenn wir davon ausgehen, dass die Kirche in den Jahrzehnten um 800 erbaut488 und der Friedhof mit dem möglichen Siedlungsende um 1200 aufgegeben wurde, erhalten wir eine Belegungsdauer von etwa 400 Jahren. Daraus resultiert eine Gesamtzahl von 38 Personen pro Generation, bei gleichbleibender Siedlungsgrösse. Versuchen wir nun, uns eine Vorstellung von der Siedlungsgrösse, von der Anzahl der Höfe zu machen. Üblicherweise geht man davon aus, dass die Pfostenbauten auf Grund der Holzbauweise alle 30–50 Jahre erneuert worden sind.489 Wenn wir für die ebenfalls oft erneuerten Grubenhäuser die gleiche Lebensdauer von zwei Generationen, also einen oberen Wert von 50 Jahren annehmen, zeigt die Grafik (Abb. 62) für die ersten 200 Jahre (zu denen die Gräber fehlen) jeweils ein Grubenhaus, was auf jeweils ein Gehöft schliessen lässt. Nach einem ersten Ausbauschritt, der wohl mit der Kirchengründung zusammenfällt, steigt um 800 die Zahl auf sechs Grubenhäuser, bzw. auf vier bis fünf Höfe an. Ob die in der Grafik erscheinende Reduktion auf jeweils etwa vier Grubenhäuser im 9. und 10. Jahrhundert die tatsächlichen Verhältnisse widerspiegelt, ist unsicher. Sie kann auch mit dem geringen Fundmaterial und der damit schwächeren Datierungsgrundlage zusammenhängen oder mit dem Grabungsausschnitt, wo im nordöstlichen Grabungsbereich Grubenhäuser fehlen. Um die Jahrtausendwende sind jedenfalls nochmals bis zu sieben Grubenhäuser belegt, die für fünf bis sechs Höfe sprechen. Dies deckt sich zusammen mit der Schätzung der Hofgrössen auf etwa 0,1– 0,2 ha recht gut mit unserer Grabungsfläche von 1 ha.490 Im 11./12. Jahrhundert folgt der kontinuierliche Rückgang der Siedlung bis das «Kerngehöft» übrigbleibt und schliesslich auch dieses aufgelassen wird. Bei allen diesen Aussagen ist unberücksichtigt geblieben, dass Berslingen nicht vollständig ausgegraben ist. Dies wurde schon für die beiden noch nicht lokalisierten Höfe festgestellt, die in den Urkunden des 13.–15. Jahrhunderts erwähnt sind. Rechnen wir im Grabungsausschnitt mit kontinuierlich drei bis vier Höfen während der Belegungszeit des Friedhofes von 400 Jahren, ergeben sich durch die ermittelte Bewohnerzahl von 38 Personen etwa 9 –13 Personen pro Hof, eine Zahl, die eher tief liegt im Vergleich zu den bis-

herigen Schätzungen.491 Daraus wird deutlich, dass sicher ein grösserer Teil des Dorfes, wahrscheinlich zwei Drittel bis drei Viertel ergraben sind.492 Im Gegensatz dazu ist das Gräberfeld vollständig ausgegraben, so dass die effektive Bewohnerzahl eines Hofes in Berslingen auf 6 –10 Personen zu reduzieren wäre. Dies entspricht der Bewohnerzahl des Dorfes in den Anfängen und am Ende, während in der Blütezeit um die Jahrtausendwende auf schätzungsweise sieben bis acht Höfen etwa 50 –70 Personen in Berslingen gelebt haben dürften. Abgesehen vom Niedergang der Siedlung, deren Ursache in den regionalen Verhältnissen zu suchen ist, scheint die so ermittelte Bevölkerungsentwicklung von Berslingen mit jener im Gebiet des deutschen Reiches einherzugehen: Ab dem späten 7. Jahrhundert nahm die Bevölkerung zu, stagnierte aber im 9. und 10. Jahrhundert durch Hungerkrisen und Epidemien. Hinzu kamen, bis zur Niederlage vor Augsburg im Jahre 955, die Einfälle der Ungaren in den schwäbischen Gebieten südlich der Donau und im Elsass, die ihrer räumlichen Nähe wegen wahrscheinlich auch im Leben der Berslinger Bevölkerung ihre Spuren hinterliessen. Erst ab dem ausgehenden 10. Jahrhundert erfolgte ein erneuter, sprunghafter Anstieg der Bevölkerungszahlen.493

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Schriftquellen

-----------

Schaffhausen

Locus

---

Locus

----

Hof, Hofstatt

-----

-----

Hof

-----------

Dorfplan I Dorfplan II Dorfplan III

Archäologische Befunde 20

-------------

Datierung 600 Phasen

Kirche

---------

650

1

21

700

2a

4

750

800

850

2b

6

900

950

3a

1000 1050 1100 1150 1200 1250 1300 1350 1400 1450 1500 1550 1600

3b

4

46

39

24

36

16A 16B 8

22

47

26

32

17

18

57

12

13

3

42

38

29

56

27

28

5

55

19

15 Phase 2b - 4

35

Eisenverhüttung

44

25 Grubenhäuser 23= gut datiert 23 = schwach datiert

41 undatiert

102

110

100

116

14

50

33

48

131

124

125

128 ✲ 134 ✲ 123

145

127

118

135

112

113

138 ✲ 133

101

114

105

107

108

109 ✲ 120

146

106

103

129

130

140

126

139

121

132 141-144 136✲ 137

115 ✲

Ebenerdige Pfostenbauten mit möglicher Grubenhauszuweisung Hausabfolgen Pfostengruben mit Keramikdatierung

111

Abb. 62: Die Grafik zeigt die mögliche bauliche Entwicklung von Berslingen auf der Zeitachse. Grundlage bilden die grösstenteils datierten Grubenhäuser, denen jeweils ein ebenerdiges Wohnstallhaus zugeordnet ist.

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Wiederentstandenes Leben im Mittelalterdorf Berslingen – Das Fundmaterial Kurt Zubler

Grundlagen der Untersuchung Die Besiedlung Berslingens erstreckt sich über einen archäologisch noch schlecht fassbaren Zeitraum. Die Jahrhunderte nach der Aufgabe der Beigabensitte in Körpergräbern nach 700 n. Chr. und vor dem Einsetzen einer dichteren historischen Überlieferung ab dem 13. Jahrhundert sind bis ins 11. Jahrhundert durch eine bruchstückhafte archäologische Überlieferung gekennzeichnet. Gut aufgearbeitete, grossflächige Ausgrabungen liegen noch kaum vor. Dies liegt zum Teil daran, dass sich die Überreste mittelalterlicher Siedlungen meist unter den heutigen Dörfern und Städten befinden und darum nur fleckenweise und oft gestört zutage treten. Zudem hat die «weiche» Bauweise der Epoche mit vorwiegend vergänglichen Materialien meist nur wenige Spuren im Boden hinterlassen.494 Dank des privilegierten Status von Kirchen und Klöstern und der damit verbundenen grossen zeitlichen Tiefe und Treue zum Standort stammen die meisten Informationen zu den Jahrhunderten vor der Jahrtausendwende aus den überdurchschnittlich häufigen Kirchengrabungen. Im Bereich profaner Siedlungen bilden Grubenhäuser die hauptsächlichen Fundgruben der Frühzeit, später werden zunehmend auch Burgenstandorte und städtische Siedlungsstrukturen zu wichtigen Quellen.495 Das zahlreichste Fundgut der Epoche bildet die Gefässkeramik, die sich grösstenteils durch eine ausgeprägte Regionalität auszeichnet.496 Weiträumige Vergleiche sind deshalb nur beschränkt möglich, was Interpretation und Verständnis von Funden und Befunden erschwert. Ein wichtiges Anliegen der archäologischen Erforschung des Mittelalters besteht darum heute in der Erarbeitung lokaler und regionaler Grundlagen zu Typologie und Chronologie. Mit der Wüstung Berslingen besteht auf Schaffhauser Boden die seltene Möglichkeit, anhand einer grossflächigen Ausgrabung, welche die ganzen «schwierigen» Jahrhunderte überspannt, die lokale Entwicklung der Gefässkeramik aufzuzeigen und im jüngeren Teil mit den Funden der nahe gelegenen Stadt Schaffhausen zu verknüpfen. Im folgenden wird die Gefässkeramik deshalb ausführlich und an erster Stelle besprochen. Die übrigen Funde erbringen nur in wenigen Fällen chronologische Hinweise, doch ermöglichen sie bei näherer Betrachtung kultur-

historisch wertvolle Einblicke: Das Studium der Eigenart ihrer Form, Funktion und Verteilung wirft neues Licht durch den Nebelschleier der über dem ländlichen Alltag des Mittelalters noch liegt. Die Übersichtstabelle (Abb. 63) zeigt die Fundverteilung in den verschiedenen in Berslingen ausgegrabenen Strukturen.497 Als erster Kundschafter forschte R. Schnyder im Fundmaterial von Berslingen. In seinem von ihm als Vorbericht bezeichneten, kurzen Aufsatz erkannte er bereits die wesentlichen Linien der Keramikentwicklung und legte den zeitlichen Rahmen grob fest.498 Die folgende Untersuchung verändert seine Vorschläge deshalb vor allem durch eine Verfeinerung der Abfolge und einen etwas früheren Siedlungsbeginn. Die wenigen Abweichungen in der Zuweisung von Strukturen bzw. der Datierung von Funden ergeben sich folgerichtig aus der grösseren Tiefe der Analyse und der unterschiedlichen Methode, ändern jedoch nichts Grundsätzliches an Schnyders sorfältig gelegter Spur. Entsprechend der von B. Scholkmann 1978 für Baden-Württemberg dargestellten und seither mehrfach bestätigten Problematik und Aufgabenstellung der Erforschung mittelalterlicher Keramik,499 zeigte sich im Rahmen einiger Auswertungen auch für die Region Schaffhausen die Notwendigkeit, eine regionale Chronologie der Keramikentwicklung zu erarbeiten.500 Die Möglichkeit, die grossflächig ausgegrabene Wüstung von Berslingen umfassend auswerten zu können einerseits, und die vielen im Kanton und vor allem in der Stadt Schaffhausen neu hinzugekommenen mittelalterlichen Funde und Befunde andererseits, bildeten die Voraussetzung für dieses ehrgeizige Unterfangen. Ausgehend von den Überlegungen Scholkmanns wurde dabei als Arbeitsvorgabe eine möglichst weitgehende Beschränkung auf das eigene Material angestrebt. Die Abfolge der Keramik im Laufe der Zeit sollte nicht primär anhand von überregionalen relativchronologischen Beziehungen erarbeitet werden, sondern, wo immer möglich, aus sich selbst heraus. Diese einschränkende Voraussetzung verlangte nach einem spezifisch auf die Funde der Region bzw. der einzelnen Fundstellen zugeschnittenen Vorgehen. Im folgenden werden die für Berslingen entwickelte Methode und die damit gewonnen Resultate erläutert. 83


Das Fundmaterial im Überblick und Glas

Augenperle

2 Spinnwirtel

84


Die zum Teil fragmentarische Dokumentation der Ausgrabungen und die Tatsache, dass in Berslingen praktisch keine stratigraphischen Befunde festgestellt worden waren, liessen zu Beginn am inhärenten Potential der Fundstelle zweifeln. Die von R. Schnyder bereits skizzierte innere Homogenität und gegenseitige Unterschiedlichkeit eines Teils der Grubeninhalte zeigten bei näherer Betrachtung jedoch, dass eine Gruppierung möglich sein musste.501 Gesucht waren Kriterien, die eine seriationsfähige Verknüpfung der Grubenfunde in der Zeit zuliessen. Auffällig und erfassenswert erschienen dabei folgende Aspekte: 1. Magerungsbestandteile bezüglich ihrer Art, Form, Menge und Grösse 2. Wandstärken 3. Gefässböden, insbesondere Bodenzeichen 4. Verzierungen 5. Randformen Um der Vereinnahmung durch «überregionales» Formenwissen zu entgehen, wurde die übliche Kriterienhierarchie umgekehrt und die Keramik in der oben aufgezählten Reihenfolge gruppiert: Von innen nach aussen und von unten nach oben, d. h. vom Kern der Scherben an ihre Oberfläche und vom Boden der Gefässe zum Rand. Damit konnte erreicht werden, dass die angestrebte Chronologie der Keramikentwicklung – und in dieser geniessen bekanntlich die Randformen höchste Priorität – am Ende der Untersuchung steht.

Naturwissenschaftliche Aspekte der Keramik Die in der Literatur beschriebenen Warenarten weisen darauf hin, dass die Keramikherstellung im Mittelalter zu verschiedenen Zeitpunkten tiefgreifende Veränderungen erfährt.502 Die Definitionen der Warenarten leiden allerdings häufig an einem überladenen Kriterienkatalog, wodurch feinere Fragestellungen verhindert werden. Die Zusammenfassung von sehr vielen Kriterien, wie beispielsweise Magerung, Oberfläche, Farbe, Aufbautechnik etc., führt oft zu Abgrenzungsproblemen und willkürlichen Zuweisungen. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sich die gewählten Kriterien häufig kontinuierlich verhalten und nur selten als gut fassbare diskrete Einheiten auftreten. Je mehr Kriterien von Beginn weg kombiniert angesprochen werden, desto grösser ist die Möglichkeit, dass kontinuierliche Aspekte an sich vorhandene Unterschiede verdecken (und umgekehrt). Damit mit solchen Kriterienhaufen überhaupt gearbeitet werden kann, müssen meist bestimmte Aspekte stärker gewichtet werden. Oft geschieht dies allerdings nicht explizit, was man-

gelnde Transparenz bezüglich der Resultate und deren Entscheidungsgrundlagen zur Folge haben kann. Bei der Durchsicht des Berslinger Fundgutes zeigte sich, dass eine Gliederung des keramischen Materials nach der Magerung möglich ist. Alle Randscherben und in vereinzelten Fällen auch Wand- oder Bodenscherben503 wurden am frischen Bruch nach Art und Dichte ihrer Magerungsbestandteile untersucht und gegliedert. An denselben Scherben wurden zudem auch Härte (innen und aussen), Farbe (innen, aussen sowie am Bruch) und Oberfläche aufgenommen. Korrelationsversuche mit diesen zusätzlichen Aspekten ergaben jedoch keine sinnvollen Ordnungsmuster, weshalb sie für die Auswertung fallengelassen wurden. Da sich die anhand der Magerungsbestandteile erhaltenen Gruppen somit nur teilweise mit den Gruppen decken, die aufgrund der üblichen Kriterien zur Beschreibung von Warenarten gebildet werden, wird im folgenden nur nach Magerungstypen unterschieden. Ein weiteres objektiv messbares Kriterium bildet die Wandstärke, die am gesamten Scherbenmaterial systematisch aufgenommen und nach ausgegrabenen Strukturen und Magerungstypen ausgewertet wurde. Zum besseren Verständnis und zur Gewährleistung der Vergleichbarkeit werden die anhand von Magerungstypen und Wandstärken gewonnenen Resultate anschliessend der gängigen Warenarten-Terminologie gegenübergestellt.

Abb. 63: Verteilung der Berslinger Funde nach Strukturen (Detaillierte Angaben unter den entsprechenden Kapiteln. Für die Eisenschlacken, vgl. Abb. 57). * Die in der Tabelle angegebenen Werte für Fläche und Inhalt entsprechen nicht den Gesamtmassen, sondern so genau wie möglich dem jeweils tatsächlich ausgegrabenen Bereich der Strukturen. Die beobachteten Gesamtmasse der Strukturen sind im Katalog aufgeführt. (S. 302ff.). Vh1 und 2 = Verhüttungsplätze 1 und 2.

Magerungstypen Kurt Zubler und Philippe Rentzel Die nachfolgende Beschreibung der Magerungstypen basiert auf einem mehrstufigen Verfahren. Zuerst wurden die von Auge, mit der Lupe oder dem Binokular erkennbaren Magerungsbestandteile am frischen Bruch, bei auffälligen Erscheinungen und zur Vergrösserung der Beobachtungsfläche aber auch an der Scherbenoberfläche erfasst. Folgende Kriterien wurden dabei berücksichtigt: Die Menge der Magerungskörner, deren überwiegende Korngrösse, die maximale Korngrösse sowie Art und Form der vorkommenden Magerungselemente. Zudem wurden die Scherben nach Kalkbestandteilen untersucht. Der Nachweis von Kalk wurde durch Betupfen des frischen Bruches mit verdünnter Salzsäure (HCl) erbracht: Im Kontakt mit der Säure reagieren die Kalkbestandteile der Keramik, indem sie aufschäumen. Scherben mit übereinstimmenden Merkmalskombinationen wurden in einer Gruppe zusammengefasst, abweichende Exemplare gründeten dagegen jeweils eine neue Gruppe. Um mit der Grundaufnahme möglichst viele Unterschiede er85


fassen zu können, wurden die Gruppendefinitionen relativ eng gefasst. Nach Abschluss dieses Arbeitsschrittes verteilten sich die Scherben auf vierzig sehr unterschiedlich grosse Primärgruppen. Für die darauf folgende Zusammenfassung der Primärgruppen in die Magerungstypen galt es, zufällige Abweichungen sowie methodenabhängige Unterscheidungen zu erkennen und zugunsten der wesentlichen Aspekte aufzulösen. So würde z. B. ein Magerungstyp, dessen überwiegende Korngrösse ein Kontinuum im Bereich von 0,3 –1 mm bildet, aufgrund der Gliederung der Korngrössen in definierte Klassen504 künstlich in zwei Gruppen getrennt. Die Unterscheidung einer solchen Magerung in einen Magerungstyp mit mittlerer und einen zweiten mit grober Korngrösse trüge aber nicht nur nichts zum Verständnis des Keramikkomplexes bei, sondern könnte unter Umständen sogar bestehende Zusammenhänge verschleiern. Aus der makroskopischen Grundaufnahme und dem anschliessenden Reduktionsprozess ergaben sich zehn verschiedene Magerungstypen. Diese bilden die Grundlage für die Erarbeitung der Berslinger Keramikentwicklung.505 Aufgrund der grossen Bedeutung der Magerungstypen für die Gesamtauswertung sowie der Vermutung, dass die Scherben zweier Magerungstypen von importierten Gefässen stammen könnten, wurden im nächsten Schritt an dreissig ausgewählten Scherben petrographische Analysen durchgeführt. Dabei wurden die Scherben soweit möglich in ihrer Vertikalachse mit Hilfe einer Diamantsäge aufgetrennt und zu petrographischen Dünnschliffen von 0,03 mm Dicke verarbeitet. Die mikroskopischen Analysen erfolgten mittels Binokular und Polarisationsmikroskop und wurden von Philippe Rentzel am Labor für Urgeschichte der Universität Basel «blind» ausgeführt, d.h. ohne Kenntnis der makroskopisch beschriebenen Magerungstypen. Folgende Fragestellungen standen im Vordergrund: 1. Die petrographische Charakterisierung der Scherbensubstanz an prototypischen Exemplaren aller makroskopisch erarbeiteten Magerungstypen. 2. Die Klärung der Herkunftsproblematik der mutmasslichen Importkeramik. 3. Die Einbettung des ältesten Magerungstyps im regionalen Umfeld (Magerungstyp A506). Die Gegenüberstellung der makroskopischen und der mikroskopischen Scherbenanalysen zeigt weitgehende Übereinstimmung, weshalb wir zugunsten der Lesbarkeit auf eine nach Methoden getrennte Beschreibung der Magerungstypen verzichten und statt dessen eine gemeinsam erarbeitete Zusammenfassung der Resultate vorlegen. Weil dabei die ursprünglichen Definitionen der 86

makroskopischen Grundaufnahme vor allem durch den mit den petrographischen Analysen hinzukommenden Detailreichtum und die genauere Ansprache der Magerungsbestandteile erweitert werden, beschränken wir uns im Haupttext auf eine Kurzcharakterisierung der einzelnen Magerungstypen. Die detaillierte Beschreibung der Magerungstypen mit Mikrophotographien der Dünnschliffe sowie ausführliche Erläuterungen zum Vorgehen finden sich im Anhang.507 Die gute Übereinstimmung der makroskopischen mit der mikroskopischen Untersuchung ist an sich nicht überraschend, da es sich bei den mikroskopisch analysierten Scherben um eine gezielte Auswahl typischer Exemplare handelt. Eine durchgehende mikroskopische Untersuchung aller Scherben würde wohl eine grössere Variationsbreite und vermutlich auch vereinzelte Fehlzuweisungen ergeben. Die bei den Magerungstypen A und F erfolgten Analysen an mehreren Scherben zeigen jedoch über die engere Fragestellung hinaus, dass sich die makroskopisch als typisch erkannten Aspekte im wesentlichen auch mikroskopisch wiederholen. Herkunftsproblematik und regionales Umfeld Abb. 64 listet die für die petrographische Analyse ausgewählten Scherben auf. Zu jedem makroskopisch definierten Magerungstyp wurde mindestens eine prototypische Scherbe bestimmt. Entsprechend der teilweise erweiterten Fragestellungen (vgl. oben) sind die verschiedenen Magerungstypen allerdings sehr ungleich vertreten. Die breiteste Datenbasis weisen die Magerungstypen A und F auf. Da sich in beiden Fällen Fragestellungen ergaben, die über die innere Gliederung der Berslinger Keramik hinausgehen, wurden zusätzlich Scherben anderer Fundstellen in die Untersuchung einbezogen. Magerungstyp A entspricht der ältesten Keramik von Berslingen.509 Anhand einer makroskopischen Durchsicht konnte Keramik der Fundstellen Gächlingen-Niederwiesen SH und Schleitheim-Brühl SH ebenfalls diesem Typ zugewiesen werden. Zur Überprüfung dieser Feststellung wurden zwei bzw. drei Scherben der beiden Fundstellen in die mikroskopische Analyse einbezogen. Die petrographische Charakterisierung der fünf Dünnschliffe entspricht der ungerundeten groben fluvioglazialen Magerung des Magerungstyps A. Bei der gezielten Auswahl und Aufbereitung der Magerungsbestandteile für diese Keramik scheint es sich demnach um ein mindestens regional verbreitetes Phänomen zu handeln. Bezüglich des Magerungstyps F stellte sich die Frage nach der Herkunft der Keramik. Für die Gegend des nördlichen Breisgaus typische formale Aspekte (Randformen, Oberflächenstruktur)


Grobcharakterisierung der Magerungstypen Magerungstyp A Magerungstyp A zeichnet sich durch seine groben, eckigen Magerungsbestandteile aus. Es handelt sich dabei um zerstossene Komponenten aus Schottern mit alpinem Geröllspektrum. Granite und Gneisse sind vorherrschend. Eine gezielte Auslese der Gerölle unter bewusster Umgehung von Kalken ist anzunehmen. Der auffällig hohe Anteil an grobem Hellglimmer und die insgesamt grobe Körnung prägen die Scherben sowohl im Bruch als auch an der Oberfläche. Magerungstyp B1 Scherben des Magerungstyps B1 zeigen eine dichte Grundmagerung mit Partikeln von durchschnittlich ca. 1 mm, die von häufig sehr groben Molassesandsteinen unregelmässig durchsetzt ist. Die gut gerundeten Magerungskomponenten stammen aus Schottern mit einem Spektrum aus alpinen Geröllen und Sandsteinen der Molasse. Magerungstyp B2 Die dicht und regelmässig mit gut gerundeten Körnern gemagerten Scherben enthalten feinere Partikel als die der Typen A und B1. Von B1 unterscheiden sie sich vor allem durch das Fehlen der Sandsteinkörner. Anhand der Art der übrigen Magerungsbestandteile und der vorwiegend gut gerundeten Form lassen sich die Magerungstypen B1 und B2 dagegen zusammenfassen. Magerungstyp C1 Prägend für den Magerungstyp C1 ist die unregelmässige Verteilung grober und sehr grober Kalksandsteine im sonst fein gemagerten Scherben. Die Magerung erhält dadurch einen ausgesprochen heterogenen Charakter. Magerungstyp C2 Im Unterschied zu C1 wirkt die Magerung des Magerungstyps C2 feiner, regelmässig und dicht. Es handelt sich dabei um eine künstliche Magerung aus Schottern mit einem bedeutenden Anteil von Kalksteinen vermutlich jurassischer Herkunft. Das verbindende Kriterium der beiden Magerungstypen ist der hohe Anteil an Kalkelementen, der sie von allen anderen Typen abhebt. Magerungstyp D1 Eine homogene, feine bis mittlere Magerung mit vielen Bestandteilen kennzeichnet die Keramik des Magerungstyps D1. Kristalline Bestandteile mittlerer Korngrösse wurden dem Scherben künstlich beigefügt, die feinen Partikel dürften dagegen bereits natürlich im Ton enthalten gewesen sein. Magerungstyp D2 Von Auge erscheint die typische D2-Scherbe fast ungemagert: Makroskopisch erkennbare Magerungsbestandteile sind nur wenige auszumachen. Feinkörnige, homogen verteilte Quarzkörner entsprechen vermutlich wie bei D1 einer natürlichen Magerung. D1 und D2 bilden bezüglich der Magerungsdichte ein Kontinuum, d.h. es gibt schwach gemagerte Scherben, die zwischen den Typen liegen. Magerungstyp D3 Magerungstyp D3 bildet eine durch auffällige rote Schamottekörner definierte Untergruppe zu D1 und D2. Daneben sind die Scherben vom Typ D3 aber vor allem an ihrer besonderen Farbkombination zu erkennen, die sich durch eine orange Aussen- und Innenhaut und einen unterschiedlich dicken grauen Streifen im Kern auszeichnet. Nachdem bei den Typen D1 und D2 ebenfalls Schamotte nachgewiesen werden konnte, scheint die Abgrenzung von D3 in herstellungstechnischen Unterschieden zu liegen. Charakteristisch für alle drei D-Typen (D1–D3) ist die überwiegende Feinheit der Magerungsbestandteile und das Fehlen von Kalk. Magerungstyp E Scherben des Magerungstyps E werden nicht in erster Linie anhand ihrer Magerung definiert. Aufgrund der auffällig hellen Farbtöne, der Herstellung auf der schnell rotierenden Drehscheibe und ausgeprägter formaler Aspekte wie Randformen und Verzierung gehört die Keramik des Magerungstyps E zur gut bekannten gelben Drehscheibenware, die in unserem Gebiet als Importware bezeichnet werden kann.508 Bezüglich der Magerungsbestandteile können die Scherben des Magerungtyps E anhand des jeweils überragenden Quarzanteils zusammengefasst werden. Unter den wenigen Stücken lassen sich allerdings vier Varianten beschreiben (E1–E4). Magerungstyp F Charakteristisch für den Magerungstyp F ist der Magerungsbestandteil Karbonatit. Es handelt sich dabei um ein karbonatisches Mineral vulkanischen Ursprungs, das ausschliesslich im Kaiserstuhlgebiet (bei Freiburg im Breisgau) vorkommt.

87


Abb. 64: Fundorte und Inventarnummern der petrographisch untersuchten Scherben. Die Angaben unter der Spalte «Taf./Abb.» verweisen auf Fundzeichnungen der untersuchten Scherben im Katalog bzw. Haupttext, unter «Anh./ Abb.» auf entsprechende photographische Abbildungen von Dünn- und Anschliffen im Anhang. * Von 36031.16, 36481 und 36482.01 wurde kein Dünnschliff hergestellt. Karbonatit mit Magnetit wurde bei diesen Scherben am frischen Bruch unter dem Binokular nachgewiesen. ** Gelbe Drehscheibenware mit zusätzlich durchgeführter chemischer Analyse. *** Kein Dünnschliff, nur chemische Analyse.

Mt

Petrographischer Typ

Fundort

Befund

Inv.nr.: MA

Taf./ Abb.

A

Grobe fluvioglaziale Magerung

Berslingen

Grubenhaus 20

36062

A

Berslingen

Grubenhaus 20

36064

A

Berslingen

Grubenhaus 20

36071.1

Taf. 28: 20.3 Taf. 28: 20.1 Taf. 28: 20.7

A

GächlingenNiederwiesen SH GächlingenNiederwiesen SH Schleitheim-Brühl SH Schleitheim-Brühl SH Schleitheim-Brühl SH

Grubenhaus

23520

Grubenhaus

23537.1

A A A A

201

36842 36843 36844

B1

Fluvioglaziale Magerung mit gut gerundetem Mittelsand und groben Molassesandsteinen

Berslingen

Grubenhaus 6

36026

Taf. 17: 6.8

202

B2

Fluvioglaziale Magerung mit gut gerundetem Mittelsand

Berslingen

Grubenhaus 10

36033

Taf. 17: 10.1

203

C1

Magerung mit groben Kalksandsteinen

Berslingen

Grubenhaus 36

36422

204/5

Berslingen

Struktur 54

36499

Taf. 38: 36.1 Taf. 42: 54.1 Taf. 25: 17.1 Taf. 20: 12.6

206

C1 C2

Kalkmagerung

Berslingen

Grubenhaus 17

36290

C2

Kalkmagerung mit organischen Bestandteilen

Berslingen

Grubenhaus 12

36053

D1

Magerung mit vorwiegend eckigem Quarz

Berslingen

Grubenhaus 27

36363

Taf. 32: 27b.4

207

D2

Magerung mit Quarz, Glimmer & Schamotte

Berslingen

Grube 11

36038.8

208/9

Berslingen

Grubenhaus 27

36360

Taf. 18: 11.6 Taf. 32: 27b.1

Berslingen

Grube 5

36100

210

Berslingen

Verhüttungspl. 1 36156 -Kulturschicht

Taf. 14: 5.16 Taf. 54.107

D2 D3

Magerung mit Quarz, Glimmer & Schamotte

D3 E1

Magerung mit viel gerundetem Quarz & opaken Einschlüssen

Berslingen

Grubenhaus 39

36455**

Taf. 40: 39.3

211/12

E2

Magerung mit wenig gerundetem Quarz & opaken Einschlüssen

Berslingen

Grubenhaus 39

36453**

Taf. 40: 39.5

213/14

E3

Magerung mit viel gerundetem Quarz

Berslingen

Grubenhaus 39

36454**

215

OsterfingenOberdorf SH

Haus 6

26600***

Taf. 40: 39.1 Abb. 85.4

216

E3 E4

Quarzmagerung mit Pflasterquarz und bimodaler Verteilung

Berslingen

Grubenhaus 28

36397**

Taf. 36: 28.1

F

Karbonatitmagerung

Berslingen

Struktur 1A/B

36005

F

Berslingen

Grubenhaus 6

36031.16*

F

Berslingen

Grubenhaus 10

36034

F

Berslingen

Grube 23

36325

F

Berslingen

Grubenhaus 46

36480

F

Berslingen

Grubenhaus 46

36481*

F

Berslingen

Grubenhaus 46

36482.1*

Taf. 11: 1.9 Taf. 17: 6.11 Taf. 17: 10.3 Taf. 29: 23.1 Taf. 41: 46.1 Taf. 41: 46.5 Taf. 41: 46.2

F

Lausen-Bettenach BL

Objekt 337

F

Breisach-Hochstetten «Klosteräcker» (F) OsterfingenOberdorf SH OsterfingenOberdorf SH

Grube 65/60

37.58– 3126 60/10

Haus 6

26606

Haus 6

26603

F F

88

Anh./ Abb.

Karbonatitmagerung mit Quarzit, Glimmer und Granit

Abb. 85.2 Abb. 85.1

217/18

219


führten zur Vermutung, dass bei einigen Scherben aus Berslingen sowie aus Osterfingen SH Karbonatitmagerung vorliegen könnte.510 Im Breisgau stellt die Karbonatitmagerung ein bekanntes Phänomen dar und wurde spätestens seit römischer Zeit verwendet.511 Mit einer Häufigkeit von 60– 90 % spielte die als «Céramique à dégraissant calcaire» bezeichnete Keramik mit Karbonatitmagerung ab dem 6. Jahrhundert bis um die Jahrtausendwende in diesem Gebiet die dominierende Rolle.512 Zur Kontrolle wurde je eine Vergleichsscherbe aus Breisach (Baden-Württemberg) und Lausen BL mituntersucht.513 Mit der mineralogisch-petrographischen Untersuchung konnte nun der sichere Nachweis des Minerals Karbonatit erbracht werden. Keramik des Magerungstyps F kann damit als Import mit klarer Herkunftsregion betrachtet werden. Nach Abschluss der mikroskopischen Analyse konnte mit der makroskopischen Methode eine weitere Scherbe des Magerungstyps F im Fundmaterial der Pfarrkirche von Schleitheim identifiziert werden.514 Aufgrund ihrer charakteristischen Merkmale und der bereits gut bekannten Verbreitungsschwerpunkte ist die gelbe Drehscheibenware (Magerungstyp E) auch unabhängig von Magerungsanalysen als Importware aus dem Oberrheintal zu erkennen. Interessanterweise konnten jedoch anhand der Magerungsbestandteile und ihrer petrographischen Untersuchung trotz der kleinen Scherbenzahl Varianten beschrieben werden, was auf Unterschiede der Produktion oder des Rohstoffs hinweist. Mit Ausnahme der einzigen Scherbe aus Grubenhaus 28, die petrographisch deutlich vom Rest abweicht, unterscheiden sich die Magerungsvarianten der gelben Drehscheibenware von Berslingen allerdings vorwiegend in Anzahl und Grösse der feststellbaren Körner. Für die Mehrzahl der Scherben (Mt E1–E3) lassen sich mögliche Lagerstätten beispielsweise nordwestlich von Strassburg lokalisieren.515 Dies passt zur Hypothese von M. Châtelet, die im Rahmen ihrer Dissertation über die Keramik des südlichen Oberrheintales eine jahrhundertelange, zentralisierte Produktion in der Gegend von Soufflenheim (F) postuliert.516 Zur weiteren Klärung der Herkunftsfrage wurden im Zusammenhang mit einer von Châtelet initiierten, übergreifenden Untersuchung zur Produktion und Verbreitung gelber Drehscheibenware an den vier petrographisch analysierten Berslinger Scherben sowie einem Fragment aus Osterfingen chemische Untersuchungen vorgenommen.517 Aufgrund der vorläufigen Ergebnisse weisen die beiden Scherben der Magerungstypen E1 und E3 sowie die Osterfinger Scherbe die grösste Nähe zueinander auf und können der gleichen Gruppe zugeordnet werden. Einer zweiten, noch ver-

wandten Gruppe muss aufgrund der chemischen Analyse die Scherbe des Typs E2 zugewiesen werden. Vergleiche mit Tonproben verschiedener Herkunft erlauben es, für beide Gruppen eine Herkunft aus der Gegend von Soufflenheim in Betracht zu ziehen.518 In Bestätigung der petrographischen Divergenz erscheint dagegen das Fragment aus Grubenhaus 28 (Magerungstyp E4) als marginaler Einzelgänger. Da Taf. 36,28.1 auch formal nicht die deutlichen Merkmale der gelben Drehscheibenware des Oberrheintales aufweist, stellt sich die Frage einer von der übrigen gelben Drehscheibenware abweichenden Provenienz.

Vergesellschaftung der Magerungstypen innerhalb der Strukturen Im folgenden werde ich versuchen die oben beschriebenen Magerungstypen in einer Entwicklungsreihe zu ordnen. Zu diesem Zweck werden Kombinationen von Magerungstypen, wie sie in verschiedenen Strukturen vorkommen, miteinander verknüpft. Die Verteilung der Magerungstypen in den Strukturen ist sehr unterschiedlich. Die Strukturen 14, 21, 30, 33, 34, 43, 45519 und 50 weisen überhaupt keine Tonscherben auf. Von den 45 Strukturen, die Gefässkeramik führen, enthalten sieben nur eine einzige Scherbe (4, 9, 15, 28, 35, 42, 49) und drei nur deren zwei (22, 37, 24). Da diese Strukturen keine Verknüpfungen zulassen, sind sie für die Entwicklungsreihe ohne Aussage. Dasselbe gilt für vier Strukturen, die zwar Scherben verschiedener Gefässe, aber nur einen einzigen Magerungstyp aufweisen (20, 31, 41, 54). Mit Ausnahme von Grubenhaus 20, das den ansonsten fast nicht vorkommenden Magerungstyp A enthält, werden deshalb nur Strukturen mit mindestens zwei verschiedenen Magerungstypen in die Kombinationstabelle (Abb. 65) aufgenommen. Eine erste Durchsicht der Kombinationsreihe mit allen Magerungstypen zeigte, dass die Gliederung der Untertypen B1 und B2 sowie C1 und C2 kein klar erkennbares Muster ergibt, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass die beiden Untertypen jeweils über eine längere Dauer gleichzeitig gebräuchlich waren und deshalb komplementär vergesellschaftet werden konnten. Um die Lesbarkeit der Tabelle zu verbessern, werden die Untertypen von B und C deshalb nicht gleich gewichtet wie die restlichen Magerungstypen und zusammengefasst aufgelistet. Das führt dazu, dass fünf Strukturen, in denen nur die Kombination C1 mit C2 vorkommt, ebenfalls aus der Tabelle weggelassen werden müssen (16A, 16B, 26, 36, 48A/B). 89


Struktur

Mt A

20

aaaaa

40

a

Mt B

Mt E/F

b1

Mt C

Mt D1

Mt D2

ddddd

ddddd

ccccc1

6

bbbbb1

f

23

bb1

ff

46

bb1/2

fffff f

10

bb2

1A/B

b1

f

ccccc1/2

39

b2

eeeee

cc1

47

bbbbb1/2

ccc1

44

bbb1/2

ccc1/2

32

b1

ccccc1

18

b1

ccccc1/2

38

b1

ccccc1/2

17

b1

cccc2

25A/B

bb1/2

ccccc1/2

19A/B/C

bb1/2

ccccc1/2

13

bb2

c2

29

b2

ccccc1/2

3

bb2

cc1

d

d

57A/B

ccccc1/2

ddddd

dddd

8

cc2

11

c2

ddddd

d

dd

cc1

dd

d

dd

5

ccc1/2

ddddd

ddddd

dddd

27

ccc1/2

ddddd

ddddd

d

12

cccc2

ddddd

dddd

dd

Abb. 65: Entwicklungsreihe der Magerungstypen. x–xxxxx = Anzahl erfasster Scherben pro Magerungstyp (Mt) und Struktur, xxxxx = mehr als fünf. Mt B und C fassen die Untertypen B1 und B2 bzw. C1 und C2 zusammen. Die tiefgestellte Zahl gibt an, welcher Untertyp pro Struktur vorkommt, z. B. bb1/2 = B1 und B2.

90

d ddd

55 56

Mt D3

Von den verbliebenen Strukturen enthalten 14 je zwei Magerungstypen, wobei einer der beiden Typen meist stark dominant ist. Diese Strukturen könnten, sofern sie in einer Zeit der Ablösung des einen Magerungstyps durch einen anderen aufgegeben wurden, in relativ kurzer Zeit verfüllt worden sein. Finden sich mehrere Magerungstypen in der gleichen Struktur, so sind verschiedene Ursachen denkbar, neben einer längeren Verfüllzeit beispielsweise Mehrphasigkeit oder Umlagerung von älterem Material. Grundsätzlich wäre natürlich auch eine tatsächliche Gleichzeitigkeit aller Magerungstypen möglich, doch steht dem die grosse Zahl homogener Grubenfüllungen entgegen. Im Befund klar mehrphasig sind die Strukturen 1 (A und B), 19 (A, B und C), 25 (A und B), 48 (A und B) sowie 57 (A und B).520 Mit Ausnahme der 1984 ergrabenen Struktur 57 liegen die Funde jedoch nicht nach Befunden getrennt vor, weshalb die verschiedenen Teile der übrigen Strukturen zusammengefasst behandelt werden müssen. Keine grösseren Probleme ergeben sich daraus für die Grubenhäuser 19A/B/C und 25A/B, da deren in der Verfüllung enthaltenes Fundmaterial rela-

tiv homogen erscheint. Struktur 48A/B enthält wenige aussagekräftige Funde, darunter allerdings neben einheitlicher Keramik des Mittelalters auch Prähistorisches. Um zwei zeitlich klar getrennte Befunde scheint es sich bei den Strukturen 1A und 1B zu handeln; ihr Fundmaterial umfasst sowohl bezüglich der Magerungtypologie wie auch der formalen Aspekte (siehe unten) Keramik aus einem früheren und aus einem der spätesten Abschnitte. Magerungstyp A kommt fast ausschliesslich in Struktur 20 vor. Über eine einzige Scherbe ist er noch mit Struktur 40 verbunden. Daneben stammt eine unverzierte Wandscherbe aus der Füllung des nahe bei Grubenhaus 4 liegenden Pfostens 1110.521 Eine weitere Wandscherbe fand sich zusammen mit Scherben des Magerungstyps B als Lesefund in der Umgebung eines Befundes, den Guyan als Etter bezeichnet hat.522 Die letzteren beiden Scherben sind in Abb. 65 nicht enthalten, da sie nicht aus grossen geschlossenen Gruben stammen. Der Magerungstyp A ist im ausgegrabenen Bereich von Berslingen also nur wenig und vor allem sehr konzentriert vertreten. Die Verknüpfung mit dem anschliessenden Magerungstyp B steht daher auf recht schwachen Füssen, zumal Struktur 40 eine eher heterogene Verfüllung mit vorwiegend Typ-C-Material aufweist. Weitere Argumente für die Abfolge A–B lassen sich allerdings aus einer gewissen Ähnlichkeit der beiden Magerungstypen ableiten (vgl. oben). Bei einer groben Ansprache könnte man die beiden Typen wohl zusammenfassen. Die Entwicklung von B aus A mit einer leichten Abnahme der Korndichte, dem Verschwinden von grossen Glimmern und der Änderung der Kornform lässt sich gut nachvollziehen und ist bei grundsätzlich gleicher Materialauswahl auf einen Wandel in der Magerungsaufbereitung zurückzuführen.523 Die Scherben beider Magerungstypen können als rauhwandig bezeichnet werden, wobei dies bei A deutlich ausgeprägter und bei B2 teilweise nicht mehr festzustellen ist. Obwohl die Magerungstypen klar unterscheidbar sind, liegt zwischen A und B kein fundamentaler Technologiewandel. Die Untertypen B1 und B2 weisen ein ähnliches Verteilungsmuster auf. B1 kommt allerdings in den frühen Gruben etwas häufiger vor, B2 dagegen in den späteren. In Kombination mit D-Keramik zeigt sich ausschliesslich der Untertyp B2. Dank der exklusiven Vergesellschaftung mit Typ B wird der durch das Mineral Karbonatit definierte Magerungstyp F in eine frühe Phase der Entwicklung gestellt. Karbonatitgemagerte Scherben, die von Hübener und Lobbedey der Kammstrichware zugerechnet wurden,524 fanden sich in Osterfingen SH im Haus 6 zusammen mit


verzierter gelber Drehscheibenkeramik,525 welche unserem Typ E entspricht.526 Durch den Osterfinger Befund können die in Berslingen nur in getrennten Gruben vorkommenden Magerungstypen E und F miteinander in Beziehung gebracht werden. Die wenn auch schwache Vergesellschaftung der gelben Drehscheibenkeramik mit Scherben der Magerungstypen B und C stellt Struktur 39 in eine grosse Gruppe von Gruben mit der Kombination B/C. Daraus lässt sich tendenziell ableiten, dass reine B- und B/F-Strukturen vor, reine CStrukturen nach und die Kombination B/C um die Verfüllzeit von Grubenhaus 39 herum zu datieren sind. Selbstverständlich kann dies nur als Trend verstanden werden. Aufgrund der Zufälligkeit der Grubenverfüllungen und Stichproben (vorwiegend Randscherben) sind Unregelmässigkeiten in der Abfolge der Strukturen anzunehmen. Vor allem zwischen den Mischstrukturen und den jeweils reinen Vorgänger- bzw. Folgestrukturen sind Inversionen möglich. Weniger deutlich als beim Magerungstyp B kann innerhalb des Magerungstyps C tendenziell ein früheres Einsetzen von C1 und ein längerer Gebrauch von C2 festgestellt werden. Über die Strukturen 5, 8, 11, 12, 27, 56 und 57 lässt sich die Abfolge der Magerungstypen C und D erschliessen. Auf eine längere Verfüllzeit, Mehrphasigkeit oder Umlagerungen weist das Spektrum der Struktur 3 mit den Magerungstypen B, C, D1 und D2.527 Die beiden Magerungstypen D1 und D2 sind bezüglich ihrer Vergesellschaftung austauschbar; beide Typen kommen vermutlich weitgehend gleichzeitig vor. Dagegen markiert der «PseudoMagerungstyp» D3528 einen schönen Schluss in der Reihe. In der Hoffnung, aus dem von K. Bänteli 1984 ausgegrabenen und ausführlich dokumentierten zweiphasigen Grubenhaus 57529 stratigraphisch begründete Rückschlüsse auf die Abfolge der Magerungstypen ziehen zu können, wurden sämtliche Scherben dieser Struktur auf ihren Magerungstyp untersucht. Dabei zeigte sich, dass die Mehrheit der Scherben einer nicht trennbaren Mischschicht entstammt und nur der kleinere Teil des Materials nicht umgelagert ist. Zur obersten Schicht 3 gehört eine einzige Wandscherbe des Typs C2. Die Mischschicht (1+2) enthält Material der Typen C1, C2, D1 sowie D2 und die unterste Schicht 1 die Typen C1, C2 und D2 (3 Rand- und 2 Wandscherben). Im Fundkomplex, welcher der Brandschicht des jüngeren Grubenhauses entspricht, finden sich C1-, C2- und D1Scherben. Die Magerungstypen streuen demnach regelmässig über alle Schichten. Auch Schicht 1 enthält «junges» Material. Daraus können wir den Schluss ziehen, dass die Strukturen 57A und 57B

in einer Phase des Überganges von Typ C zu Typ D verfüllt wurden und zudem zeitlich in relativ enger Beziehung zueinander standen. Insgesamt fanden sich 18 C1-, 14 C2-, 4 D1- und 6 D2-Scherben im Grubenhaus 57. Vielleicht weist die Durchmischung auf eine längere Verfülldauer der älteren Phase (57A) hin, an die sich die jüngere (57B) ohne grossen Unterbruch anschliesst oder es liegen Umlagerungen von zeitlich unterschiedlichem Material vor. Für die letztere Möglichkeit spricht die Tatsache, dass im Material der ältesten Schicht 1 ebenso wie im Material des Brandschuttes Scherben mit sekundärer Brandeinwirkung liegen. Die herunterkrachende steinbeschwerte Dachkonstruktion530 könnte dabei durchaus oben und unten Liegendes vermischt haben. Die stratigraphische Absetzung der Schicht 1 vom Material des Brandfalles wird dadurch in Frage gestellt. Zur Vervollständigung des Bildes, das anhand der Gliederung in Abbildung 65 skizziert werden konnte, werden in den Abbildungen 66 und 67 diejenigen Strukturen aufgeführt, die zwar Gefässkeramik enthalten, aber aufgrund ihres einförmigen Scherbenspektrums nicht in die Entwicklungsreihe aufgenommen wurden (Vgl. oben). Die darin vorkommenden Magerungstypen erlauben eine grobe Einordnung der betreffenden Strukturen in die oben dargestellte Keramikentwicklung von Berslingen. Magerungstyp Struktur

Abb. 66: Die Verteilung der Magerungstypen in Strukturen mit nur 1–2 Scherben.

B1

B2

E

C1

C2

undefiniert

Prähistorisch

4

9, 22

28

15, 42

37

24

35, 49

Abbildung 66 zeigt Strukturen mit nur ein bis zwei Scherben, deren Einordnung aufgrund der geringen Scherbenzahl allerdings unsicher ist. Gesicherter scheint die Stellung jener Strukturen, die infolge des homogenen Charakters ihres Scherbenmaterials nicht einbezogen werden konnten. Die Einheitlichkeit des Materials aus diesen Strukturen lässt auf eine relativ kurze Verfüllzeit der Gruben schliessen. Aus Abbildung 67 wird zudem ersichtlich, dass 8 der 9 «einheitlichen» Gruben C-Keramik führen, was entweder mit einer hohen Siedlungsaktivität zu Zeiten der Verwendung von C-Keramik zusammenhängen muss oder auf eine vergleichsweise lange Laufzeit dieser Magerungstypen zurückzuführen ist.

Abb. 67: Strukturen mit nur einem Magerungstyp oder der Kombination C1 mit C2.

Magerungstyp

A

C1

C1/2

C1/2 und Prähistorisch

Struktur

20

31, 41, 54

16A, 16B, 26, 36

48 A/B

91


Wandstärken Bei einer ersten Sichtung des keramischen Materials von Berslingen fielen die grossen Unterschiede in der Wandstärke der Scherben auf. Dabei schien die Wandstärke derart mit anderen Aspekten zu korrelieren, dass dickere Scherben «ältere» Merkmale trugen als dünnere. Daraus liess sich die Hypothese formulieren, dass die Wandstärke im Laufe der Zeit abnahm und das Wandstärkespektrum einer Grube also ein weiteres Element für ihre zeitliche Einordnung sein könnte. Von sämtlichen Scherben wurde deshalb die maximale und minimale Wandstärke gemessen und erfasst.

Abb. 68: Wandstärkespektren der Strukturen 6 (n = 17), 12 (n = 182), 20 (n = 12), 36 (n = 19), 38 (n = 239); n = Anzahl Scherben pro Struktur.

Abb. 69: Wandstärkespektren der Strukturen 25 (n = 95) und 38 (n = 239) mit den Magerungstypen B und C sowie der Strukturen 12 (n = 182) und 27 (n = 234) mit den Magerungstypen C und D; n = Anzahl Scherben pro Struktur.

92

Anhand eines kleinen Rechenprogramms kann mit diesen Daten das Spektrum der Wandstärken jeder Grube aufgezeichnet werden. Dabei wird die Scherbenzahl auf die vom Wandstärkenspektrum umfassten Millimeter verteilt. So fällt beispielsweise von einer Scherbe mit der Wandstärke 5–8 mm je ein Viertel auf die Millimeter 5, 6, 7 und 8, eine Scherbe mit einer konstanten Wandstärke von 4 mm dagegen ganz auf den Millimeter 4 (Datentabelle im Anhang, S. 319). Eine tendenzielle Verschiebung zugunsten kleiner Fragmente und damit zur Dünnwandigkeit ist auch bei diesem Verfahren nicht auszuschliessen. Dennoch kann dank gleichmässiger Gewichtung der tatsächlichen Bandbreite jedes einzelnen Scherbens, vor allem bei grosser Zahl, von einer vernünftigen Aufzeichnung der Wandstärkenverteilung ausgegangen werden. Ausgewählte Strukturen entsprechen durchaus der Erwartung. Bei diesen handelt es sich um Gruben mit nur einem einzigen oder einem sehr dominanten Magerungstyp. An den aufgezeichneten Spektren (Abb. 68) lässt sich eine tendenzielle Abnahme der Wandstärken ablesen, die der Entwicklung der Magerungstypen entspricht. Dabei setzen sich v. a. Struktur 20 (Mt A) und Struktur 6 (Mt B+F) klar von den übrigen ab. Die Abfolge C–D bestätigt sich mit den Strukturen 36 (Mt C) und 12 (Mt C+D). Struktur 38 (Mt B+C) zeigt dagegen bereits, dass Typ C und D sich bezüglich ihrer Wandstärke relativ kontinuierlich verhalten und sich nicht sehr klar gegen einander abgrenzen lassen. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Qualität der in Abb. 68 dargestellten Spektren bezüglich der Datenmenge sehr unterschiedlich ist. Vergleicht man eine Auswahl von Spektren mit grosser Datenmenge (Abb. 69), dann werden die Unterschiede deutlich kleiner, was einerseits auf das Fehlen von Gruben mit grosser Anzahl Scherben der Typen A oder B zurückzuführen ist und andererseits auf die Ähnlichkeit der Wandstärkespektren von Gruben mit vorwiegend C- oder D-Material. Immerhin lässt sich auch mit Abb. 69 die tendenzielle Abnahme der Wandstärke von Magerungstyp C- zu D- Strukturen belegen. Die Unterschiede werden allerdings so klein, dass die Wandstärke als Gliederungsmerkmal für die jüngere Phase von Berslingen ausfällt. Die Aufzeichnung der durchschnittlichen Wandstärken (Abb. 70) bestätigt dieses Resultat. Klar absetzen lassen sich Gruben mit überwiegend Magerungstyp A oder B. Darauf folgen Gruben mit einer Dominanz von Magerungstyp C, die sich aber kontinuierlich zwischen 6,2 mm (Struktur 48) und 4,6 mm (Struktur 17) verteilen. Mit Ausnahme der zweiphasigen Struktur 1531 setzen Magerungstyp D-Gruben ab 5,0 mm ein.


Obwohl die Entwicklung der Wandstärke nicht durchgehend die erwarteten Resultate zur Gliederung der Keramikabfolge ergibt, lassen sich interessante Schlüsse ziehen. Bemerkenswert ist der auffällige Unterschied in der Wandstärke zwischen den Gruben mit Magerungstyp A/B und solchen mit Magerungstyp C /D. Zwischen diesen Gruppen liegt offensichtlich ein Paradigmenwechsel in der Keramikherstellung. Berechnet man anhand aller nach Magerungstypen bestimmten Scherben die durchschnittliche Wandstärke pro Magerungstyp532 (Abb. 71), so wird dieser Umbruch bestätigt. Interessant ist dabei, dass der Wechsel mit Änderungen bezüglich der Art der Magerungsbestandteile korrespondiert, jedoch nicht unbedingt mit der Menge und Korngrösse. Die naheliegende Interpretation, dass die Wandstärke infolge einer Verringerung der Magerungsdichte abgenommen habe, wird durch die Ähnlichkeit in Korngrösse und -menge der Typen B2 und C2 widerlegt.533 Die kleinste Wandstärke wird mit den Magerungstypen C2 und D1/2 erreicht. Die Frage, ob die Gefässe danach wieder etwas dicker hergestellt wurden, kann am Berslinger Material nicht abschliessend beantwortet werden, weil die Siedlungstätigkeit im Bereich dieser möglichen Entwicklung abbricht.

Mt A

Mt B1

Mt B2

Mt F

Mt E

Mt C1

Mt C2

Mt D1

Mt D2

Mt D3

9.0

7.7

7.0

5.8

5.7

5.7

5.2

5.1

5.0

5.5

In den Übergangbereich von Magerungstyp B zu C konnten wir anhand der Entwicklungsreihe (Abb. 65) auch die importierten Magerungstypen E und F stellen, die bezüglich der Wandstärken zur C/D-Gruppe gehören. Im Zusammenhang mit der historischen Fragestellung nach dem erneuten Aufkommen zentral organisierter Keramikproduktion stellt sich die Frage, ob die damit einhergehende weite Verbreitung gleichartiger Produkte der lokalen Töpferei Impulse vermittelte, die zu einem neuen Erscheinungsbild der Keramik führten.

Abb. 71: Durchschnittliche Wandstärke pro Magerungstyp (Mt) in mm.

Abb. 70: Durchschnittliche Wandstärke in mm aller Strukturen mit 10 oder mehr messbaren Scherben. Die festgestellten Magerungstypen pro Struktur sind am Balkenkopf aufgeführt (Grossbuchstaben = dominanter Magerungstyp). Vh1 = Verhüttungsplatz 1; Schl = Schlackenhalde; Ks = Kulturschicht. Für die genauen Daten vgl. unten, S. 319.

93


Warenarten Beschreibt man die Berslinger Geschirrkeramik im Rahmen der gebräuchlichen Warenarten-Terminologie, so zeigt sich der Zugewinn an Differenzierung, den die Ansprache nach Magerungstypen für Berslingen erbringt. Ein Teil des Materials aus Struktur 20 kann der rauhwandigen Drehscheibenware zugewiesen werden. Der Begriff steht für eine aus römischer Tradition entwickelte scheibengedrehte Gebrauchskeramik und umfasst mehrere Spielarten einer Keramik, die sich vor allem in der Absetzung von der gleichzeitigen Feinkeramik definiert. Scherbenbeschaffenheit und Oberflächenstruktur weisen in Raum und Zeit zahlreiche Unterschiede auf.534 Herstellung und Gebrauch rauhwandiger Drehscheibenware scheinen je nach Gebiet unterschiedlich lange gedauert zu haben.535 Unser Material wird durch die Begleitfunde spätestens ins 7. Jahrhundert datiert.536 Betrachtet man die Keramik speziell unter dem Aspekt der Rauhwandigkeit, müssten wesentlich mehr Scherben dieser Warengruppe zugeordnet werden: alle Scherben des Magerungstyps A, die meisten des Typs B1 und viele des Typs B2 können als rauhwandig bezeichnet werden (Abb. 72.9 –14). Die Verwendung der Drehscheibe ist aber nur bei wenigen Fragmenten nachweisbar und scheint im frühen Berslingen auf das Material der Grube 20 und ev. das Fragment aus Grube 9 beschränkt zu sein. Formal lässt sich die nicht gedrehte Keramik kaum von der Drehscheibenware trennen, aber auch die herstellungstechnische Unterscheidung ist nicht unproblematisch. Am besten erkennbar ist die Drehscheibe an den typischen dicken Bodenfragmenten, die an der Innenseite ausgeprägte Drehriefen aufweisen. Bei Rand- und Wandstücken ist die Ansprache dagegen häufig unsicher, was zu recht unterschiedlichen Ansätzen bezüglich der Zuweisung bzw. Nichtzuweisung zur rauhwandigen Drehscheibenware führt. Die kenntnisreiche Sichtung des Berslinger Materials durch verschiedene Bearbeiterinnen und Bearbeiter mittelalterlicher Keramik ergab für die Scherben aus Struktur 20 dementsprechend Resultate, die zwischen praktisch keiner rauhwandigen Drehscheibenware und gut der Hälfte aller Fragmente liegen. Einzig der «typische» dicke Boden (Taf. 28,20.7) wurde einhellig als rauhwandige Drehscheibenware erkannt. Gutes Vergleichsmaterial zur Keramik mit Magerungstyp A fand sich in einem Grubenhaus in Gächlingen-Niederwiesen SH537 sowie in der frühmittelalterlichen Siedlung von Schleitheim SH.538 Beide Fundstellen weisen Scherben auf, die sich sowohl petrographisch539 als auch formal 94

mit Berslingen vergleichen lassen. Dabei ist der Anteil der vermutlich scheibengedrehten Ware in Gächlingen noch geringer als in Berslingen und in Schleitheim etwas höher. Die nicht auf der Drehscheibe hergestellte rauhwandige Keramik wird in der Literatur meist unter den Begriffen gewülstete oder handgemachte Ware beschrieben.540 Die Ähnlichkeit bezüglich Scherbenbeschaffenheit und formaler Aspekte des rauhwandigen Schaffhauser Materials vom Magerungstyp A wirft die Frage auf, ob eine lokale Produktion mit zwei unterschiedlichen, aber gleichzeitigen Herstellungstechniken vorliegt oder ob Waren aus verschiedenen Produktionsorten zusammentreffen. Eine zeitliche Abfolge von gewülsteter Keramik zu rauhwandiger Drehscheibenware kann für die erwähnten Schaffhauser Fundstellen nicht festgestellt werden.541 Im Gegenteil: In Berslingen finden sich Spuren der schnellrotierenden Drehscheibe nur in den ältesten Grubenhäusern; die rauhwandige Keramik der zeitlich anschliessenden Gruben wurde dagegen ausschliesslich aus Wülsten oder Bändern aufgebaut.542 Durch die oben nachgewiesene Verknüpfung mit den zahlreicheren Belegen von Schleitheim, wo rauhwandige Drehscheibenware bis mindestens ins 5. Jahrhundert zurückverfolgt werden kann, erscheint eine direkte Linie zu spätrömischer Herstellungstradition auch im Gebiet des Kantons Schaffhausen möglich.543 Die Präsenz von rauhwandiger Drehscheibenkeramik ist für den überregionalen Vergleich von Bedeutung. Für die Gliederung des Schaffhauser Materials ist allerdings eine Zusammenfassung in rauh- und dickwandige Keramik, die sich nach unterschiedlichen Magerungstypen gruppieren lässt, fruchtbarer. Der grösste Teil der Berslinger Keramik (Magerungstypen C1, C2 und D1– 3) gehört zur Gruppe der sogenannten nachgedrehten Waren (Abb. 72.15– 26). Gross setzt hier zurecht den Plural (Waren) ein,544 fallen doch die verschiedensten keramischen Produkte unter diese Gruppe. Nachgedrehte Waren werden deshalb üblicherweise bei jeder Bearbeitung keramischer Funde in neue Warengruppen eingeteilt.545 Ein Vorgehen, das zwar die Vergleichbarkeit zwischen verschiedenen Fundstellen einschränkt, das aber für die regional bis lokal hergestellten nachgedrehten Waren durchaus vernünftig ist, da es sich am zu bearbeitenden Material orientiert und die starke Regionalität dieser Keramik reflektiert. Der Begriff «nachgedreht» scheint dagegen etwas unglücklich gewählt zu sein, weil er ein allzu grosses Materialspektrum unter dem Titel eines mehrteiligen Herstellungsablaufes zusammenfasst. Bei Lobbedeys Versuch etwa, die Scherben in abgestrichene, einfach nachgedrehte und schnellaufend nachgedrehte zu gliedern,546 han-


delt es sich um eine Überschätzung der Möglichkeit einer technologischen Ansprache dieser Waren. Der offensichtlich inspirierende Begriff hinterlässt in der Literatur eine Vielzahl von herstellungstechnischen Vorschlägen. Dabei wird je nach Autorin oder Autor entweder das Handgeformte oder das Scheibengedrehte stärker gewichtet.547 Nach Scholkmann muss die von Lobbedey vorgeschlagene Differenzierung auf die Umschreibung «mehr oder weniger sorgfältig nachgedreht» reduziert werden. Für das Sindelfinger Material unterscheidet sie in Gefässe, die entweder auf der nicht konstant drehenden Handtöpferscheibe in Spiralwulsttechnik hergestellt oder auf der ständig bewegten Fusstöpferscheibe frei hochgezogen wurden.548 Im Vorwort zur Neuauflage seines Standardwerkes bringt Lobbedey die Problematik auf den Punkt: «Nicht zu bezweifeln ist die Existenz von Gefässen, die von Hand gewülstet und dann auf einer Handtöpferscheibe so fein nachgearbeitet sind, dass die Spuren des Aufbauens teilweise oder weitgehend ‹verwischt› sind. Es liegt in der Konsequenz dieser Arbeit, den Unterschied zwischen beiden Herstellungsarten als einen prinzipiellen zu betonen, obwohl in der Praxis das Zuweisen zur einen oder anderen Gattung zumal bei einzelnen Scherben problematisch oder gar unmöglich ist».549 Für das Berslinger Material scheint mir selbst die Minimaldefinition von Gross ungenügend, nach welcher die nachgedrehte Keramik einen Sammelbegriff für die Keramik mehrerer Jahrhunderte darstellt, bei der es sich weder eindeutig um echte Drehscheibenware noch um rein handgemachtes Geschirr handelt.550 Das Spektrum von Oberflächenbehandlung und Herstellungsspuren, das die Berslinger Scherben aufweisen, ist so breit und in kontinuierlichen Unterschieden zu beobachten, dass kein Grund besteht, darunter die Möglichkeit «rein handgemachten» Geschirrs auszuschliessen. Dies gilt ohne Einschränkung auch für die späten Phasen von Berslingen (z. B. Taf. 44,57.1). Selbst die häufig als Beleg für das Nachdrehen auf einer Töpferscheibe erwähnten Ränder wurden nicht einheitlich aufgebaut und nicht in jedem Fall «sorgfältig überarbeitet». Der Übergang vom Gefässkörper zum Rand ist oft kompakt gearbeitet. Teilweise sind aber auch relativ rohe Ansatzstellen der Tonwulste oder -batzen noch feststellbar. Vergleichbares beschreibt Anna Stebler-Cauzzo an Material von Winterthur ZH. Allerdings macht ihr Erklärungsversuch von separat geformten Rändern, die nachträglich als Ganzes an die geformten Gefässe angesetzt wurden, keinen Sinn, weil er dem Produktionsablauf einen völlig unnötigen und zudem unpraktischen Zwischenschritt zufügt.551 Klärende Einsichten zu den herstellungstechnischen Aspekten wären

wohl nur anhand einer ausführlichen experimentellen Auseinandersetzung mit den «nachgedrehten» Waren zu erreichen.552 In Anlehnung an die oben beschriebene rauh- und dickwandige Keramik könnten die «nachgedrehten» Waren als glatt- und dünnwandige Keramik zusammengefasst und nach Magerungstypen gegliedert werden. Zur Verschonung der Fachwelt vor einem weiteren Begriff wird im folgenden bei zusammenfassender Ansprache jedoch von «nachgedrehten Waren» gesprochen. Der zwischen diesen beiden Hauptgruppen stattfindende Paradigmenwechsel in der Keramikherstellung gründet nicht in einem wenig nachvollziehbaren «Vergessen» der schnellrotierenden Fusstöpferscheibe, sondern entweder in einer Veränderung der Versorgungsstruktur und damit des Angebotes oder in einer neuen Nachfrage nach dünnwandigen Gefässen. Die alten Gefässe zeichneten sich aufgrund ihrer Dickwandigkeit durch grössere Bruchfestigkeit und höhere Wärmespeicherkapazität aus, die dünnwandigen Töpfe dagegen durch geringeres Gewicht; sie wogen mit Wandstärken bis unter 3 mm und Bodenstärken von 3–4 mm weniger als die Hälfte ihrer Vorgänger mit durchschnittlich 6–7 mm Wandstärke und 7–8 mm Bodenstärke. Der Vorteil der Gewichtsabnahme der neuen, leichten Keramikgeneration hätte demnach die Einbusse an Festigkeit und thermischer Qualität überwogen. Innerhalb dieser auf der Nachfrage basierenden Argumentation wären dünne Wand- und Bodenstärken, dem damaligen Fertigkeitsstand des regionalen Töpfereigewerbes entsprechend, das in Anbetracht des vorherrschenden groben Gefässaufbaus offenbar kein allzu grosses Differenzierungspotential aufwies, durch Aufwülsten erfolgreicher hergestellt worden als durch freies Hochziehen; die schnelldrehende Töpferscheibe wurde überflüssig. Wurde der Wechsel dagegen über das Angebot ausgelöst, so wäre die Ursache wohl im Zusammenhang mit dem Um- und Ausbau von Herrschaftsstrukturen zu sehen. So vermuten beispielsweise Gross und Châtelet für das Oberrheingebiet systematische Eingriffe ins Wirtschaftsleben mit dem Ziel einer durchdringenden Organisation und wirtschaftlichen Absicherung klösterlicher bzw. weltlicher Herrschaft.553 Unabhängige lokale Gewerbestrukturen wären in der Folge verdrängt bzw. aufgehoben worden. Eine besondere Gruppe unter den nachgedrehten Waren bilden die sich durch ihre Farbe auszeichnenden Gefässe mit Magerungstyp D3 (Abb. 72. 24–26).554 D3-Scherben stammen mehrheitlich von konischen bis leicht gerundeten Schüsseln bzw. «Pfannen» und deren Griffen.555 Keramik gleicher Machart fand sich in der Stadt Schaffhausen auf dem Rüdenareal in der Form von mehreren Schüsselfragmenten sowie einem weiteren

Abb. 72 (folgende Doppelseite): Beispiele von Oberflächen und Farben der verschiedenen Warenarten und Magerungstypen (Mt). 1–6: Gelbe Drehscheibenware (Mt E); 7–8: Karbonatitware (Mt F); 9–14: Rauh- und dickwandige Ware (9–11: Mt A, 12–14: Mt B); 15–26: Nachgedrehte Waren (15–19: Mt C, 20–23: Mt D1/2, 24–26: Mt D3). Dargestellte Grösse: 70%.

95


1

4

7

5 2

8 6 3

11

10 9

14 12

96

13


15

17 16

19

18

21 20

22

23

25 24

26

97


Abb. 73: Die Magerungstypen von Berslingen und die daraus folgende Phasengliederung. Links Phasen. Mitte Magerungstypen. Rechts: Warenarten.

1 2

A

3

98

Griffbruchstück.556 Ein vergleichbares Phänomen beschreibt D. Ade-Rademacher an der Keramik der Veitsburg (Ravensburg, BRD).557 Innerhalb ihrer Warengruppe 1 – Variante a kommen mehrere Fragmente konischer Schüsseln vor, die bis auf zwei Ausnahmen eine orangefarbene bis orangegraue Mantelung und einen grauen Kern aufweisen. Obwohl die spezifische Verbindung von Farbe und Form auffällig ist, wurde meines Wissens eine orange-grau-orange gebänderte «Schüsselware» bislang noch von niemandem postuliert. Trotzdem stellt sich die Frage nach der Ursache der Übereinstimmung. War für die Schüsseln ein besonderes Herstellungsverfahren verbreitet, wurden sie an einer einzigen Produktionsstätte hergestellt und von dort aus vertrieben oder ist die einheitliche Farbgebung Folge eines speziellen Gebrauchs? Aufgrund ihrer auffälligen Machart wurden die Magerungstypen E und F als Importkeramik aus der Region des südlichen Oberrheins angesprochen. Anhand der petrographischen und chemischen Analysen konnte dies bestätigt werden.558 Für die durch ihre hellen Farbtöne auffallende Keramik des Magerungstyps E stellt die Forschungsgeschichte verschiedene Begriffe zur Verfügung. Die ursprüngliche Bezeichnung «gelbe oberrheinische Drehscheibenware»559 erwies sich in ihrer geographischen Eingrenzung als zu eng gefasst, weil auch eine Herstellung ausserhalb des namengebenden Gebietes erfolgt sein muss.560 Aus der daran anknüpfenden Terminologie überzeugt die von Schulze verwendete «gelbe Drehscheibenware»561 am meisten, da sie am wenigsten Ballast mitführt.562 Bereits die Farbangabe «gelb» ist leicht irreführend, da unter dem Sammelbegriff «gelbe Drehscheibenware» Keramik zusammengefasst wird, die weisse, gelbe, orange und rote Töne aufweist,563 was sich auch an den Berslinger Scherben zeigen lässt (Abb. 72.1–6). Der in der französischen Forschung verwendete Ausdruck «céramique à pâte claire» unterstreicht demgegenüber das helle Erscheinungsbild der Keramik und bleibt bezüglich des Farbtons offen.564 Ausgehend vom Verbreitungsbild der gelben Drehscheibenware könnte der Herstellungsort im

B1 Rauh- und dickwandige Keramik B2 F Karbonatitware E Gelbe Drehscheibenware C1 C2 D1 4/5 D2 D3

Nachgedrehte Waren

Oberrheintal oder im Neckarraum liegen.565 Die chemischen Analysen, die an Scherben der gelben Drehscheibenware von Berslingen und Osterfingen durchgeführt wurden, legen allerdings mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Produktion in der Gegend von Soufflenheim (F) nahe.566 Der bei vielen Fragmenten mit Magerungstyp F anzutreffende Kammstrich bringt diesen Typ mit der von Hübener und Lobbedey besprochenen Kammstrichware in Verbindung.567 Weil ein vergleichbar markantes Charakteristikum wie die Farbe der gelben Drehscheibenware fehlt, ist die Kammstrichware weniger eindeutig fassbar als jene. Auf den Scherben des Magerungstyps F ist Kammstrich zwar häufig, aber nicht immer anzutreffen. Daneben fällt vor allem die seifig anzufühlende Brennhaut auf, die wegen der an der Oberfläche erscheinenden Magerungsbestandteile zudem oft rauh erscheint (Abb. 72.7–8). Der Begriff «Kammstrichware» ist demnach etwas irreführend und nicht sehr treffend, da er nur einen Teil der zugehörigen Keramik umschreibt. Passender dagegen die französische Bezeichnung «céramique à dégraissant calcaire».568 Anhand zahlreicher petrographischer Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass die Magerung der céramique à dégraissant calcaire immer hauptsächlich aus dem spezifischen, in seinem Vorkommen eng begrenzten karbonatischen Mineral Karbonatit besteht. In Anbetracht der eindeutigen Lokalisierbarkeit des Karbonatits bzw. der damit gemagerten Keramik und zur klaren Abgrenzung von anderer kammstrichverzierter Keramik erscheint mir deshalb für den deutschsprachigen Raum der Begriff «Karbonatitware» am zweckmässigsten. Zusammenfassung Anhand naturwissenschaftlicher Aspekte lässt sich die Berslinger Gefässkeramik unabhängig von formalen Kriterien in eine Abfolge bringen (Abb. 73). Die mittels einer Entwicklungsreihe geschaffene Ordnung basiert hauptsächlich auf der Unterscheidung von Magerungstypen nach Magerungsbestandteilen. Die Veränderung der Wandstärke bestätigt die Gliederung. Fünf Phasen können über ihre jeweiligen «Leitmagerungstypen» grob umrissen werden: Phase 1 über Magerungstyp A, Phase 2 über die Magerungstypen B1, B2, F und E, Phase 3 über die Magerungstypen C1 und C2, Phase 4 über die Magerungstypen D1 und D2, Phase 5 über die Magerungstypen D1–3. Eine grobe Gliederung nach Wandstärke und Oberflächenbeschaffenheit in rauh- und dickwandige Keramik bzw. glatt- und dünnwandige Keramik (nachgedrehte Waren) fasst die Phasen 1 und 2 bzw. 3 –5 zusammen.


Formale Aspekte der Keramik Anhand formaler Kriterien werde ich im folgenden versuchen, die mittels der Magerungstypen gewonnene Abfolge der Grubenhäuser von Berslingen weiter zu gliedern. Da dazu einerseits einfache Merkmale geeigneter sind als komplexe und andererseits die Entwicklung der Randformen eines der Ziele dieser Untersuchung darstellt, verfahre ich dabei in Umkehrung des üblichen Weges von unten nach oben und beginne mit den Gefässböden.

Bodenzeichen 32 Bodenfragmente besitzen auf ihrer Unterseite plastische Bodenzeichen. Die betreffenden Scherben fanden sich in den Strukturen 1, 5, 11, 12, 18, 27, 38, 56 und 57 sowie in den Kulturschichtresten und der Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1. Mit Ausnahme der beiden Böden aus Struktur 18 und 38 fanden sich alle Bodenzeichen in Strukturen des jüngsten Entwicklungsabschnittes (Abb. 74), der durch die DMagerungstypen charakterisiert wird. Struktur 11 weist einen überdurchschnittlich grossen Anteil an Bodenzeichen auf. 8 von 19 Bodenscherben aus diesem Grubenhaus tragen ein Zeichen. Bei der Verbreitung von Bodenzeichen in Südwestdeutschland und der Nordschweiz scheint es sich um eine zeitlich relativ einheitliche Erscheinung mit Schwerpunkt im 11. und 12. Jahrhundert zu handeln.569 Phasen oder Unterbrüche liessen sich bislang nicht feststellen. Dem entspricht in Berslingen das überwiegende Vorkommen der Bodenzeichen in Gruben mit DKeramik. Die beiden Bodenzeichen aus den Strukturen 18 und 38 befinden sich auf C2Scherben. Nach der obigen Gliederung sind sie die ältesten belegten Bodenzeichen Berslingens. Aufgrund der kontinuierlichen zeitlichen Verbreitung können die Grubenhäuser 18 und 38 den Struktur Mt C2 Mt D1 Mt D2

Tafelnachweis

18

2

Taf. 26: 18.13.14

38

1

Taf. 39: 38b.14

57 A/B

3

Taf. 44 –45: 57.9.16.18

27

1

2

2

Taf. 31–36: 27a.7, 27b.20, 27c.29– 31

5

3

Taf. 15: 5.38– 40

56

2

Taf. 43: 56.4.17

11

7

1

Taf. 19: 11.25– 32

12

2

2

Taf. 21: 12.22– 25

Vh1

2

1

Taf. 53.84; 55.112.113

1

Taf. 12: 1.28

1 A/B

Mt-D-Gruben vorangestellt werden. Dazwischen schiebt sich die heterogene Struktur 57, die DKeramik enthält, deren Bodenzeichen sich aber auch auf Keramik des Magerungstyps C2 finden. Anhand der nachfolgenden Datierungsvorschläge570 können die frühesten Bodenzeichen der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts zugewiesen werden. Die meisten Bodenzeichen finden sich in den Verfüllungen der jüngsten Gruben am Ende des 11. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Zur Herstellung der erhabenen Bodenzeichen wurde der aufbereitete, formbare Ton auf eine Unterlage aufgebracht, in der sich das Negativ des Zeichens befand. Die weiche Tonmasse konnte so die Vertiefung ausfüllen und das plastische Positiv an der Bodenunterseite ausbilden. Anschliessend wurde das Gefäss aufgebaut. Möglicherweise handelte es sich bei der Unterlage um eine Holzscheibe, die zwischen Töpferscheibe und Ton gelegt wurde, oder um die Töpferscheibe selbst.571 Als Material für die Zwischenscheiben wird auch gebrannter Ton in Betracht gezogen,572 doch muss bis zum Vorliegen entsprechender Funde wohl vom vergänglicheren Holz ausgegangen werden. Taf. 15,5.40 belegt diesen Arbeitsablauf. Die ganz flache, ungewölbte Bodenunterseite mit dem plastischen Radkreuz und die ungestört erhaltenen Drehriefen auf der Bodenoberseite beweisen, dass das Bodenzeichen nicht nachträglich aufgepresst wurde. Anhand der Drehriefen kann zudem auf den Einsatz der Drehscheibe geschlossen werden. Gleichzeitig werfen die Drehriefen dieses Bodens ein Licht auf die seit Lobbedeys Untersuchungen573 sich drehende Diskussion um Art und Tempo der verwendeten Drehscheiben. Während Gross574 und Scholkmann575 davon ausgehen, dass Bodenzeichen und Zwischenscheiben in unserem Gebiet an die Handtöpferscheibe gebunden waren, scheint die Richtung der Drehriefen dieser Bodenscherbe auf die Benutzung einer Fusstöpferscheibe hinzuweisen, die nach W. Czysz anders als die Handtöpferscheibe im Gegenuhrzeigersinn rotiert.576 Vergleicht man die Machart der 32 Berslinger Gefässböden mit Zeichen untereinander, so wird aufgrund der grossen Unterschiede klar, dass die Reduktion auf eine einheitliche Herstellungsweise nicht möglich ist. Neben Böden mit Bodenzeichen unten und Drehriefen oben (Taf. 12,1.28; 15,5.40; 35,27c.29) stehen viele, die eindeutig nicht drehend angelegt wurden (z. B. Taf. 15,5.39; 21,12.22 und 26,18.14). Taf. 26,18.13 weist zudem eine leichte Bodenwölbung auf.577 In diesen Fällen wird die Verwendung der Negativunterlage als Zwischenscheibe in Frage gestellt. Auch K. Heid beobachtete Bodenzeichen auf gewölbten Böden sowie auf Böden, die mit dem Draht abgeschnitten worden sind.578 Damit muss

Abb. 74: Die Verteilung der Bodenzeichen von Berslingen nach Strukturen und Magerungstypen. Vh1 = Verhüttungsplatz 1.

99


1

2

3

4

5 Abb. 75: Die Motive der erhabenen Bodenzeichen von Schaffhausen-Berslingen. 1: Gleicharmiges Kreuz; 2: Symmetrisches Radkreuz; 3: Kreis mit Mittellinie; 4: Rad mit asymmetrischer Speichenverteilung; 5: Achtarmiger Stern.

100

für einzelne Böden selbst das nachträgliche Eindrücken des Topfes in das Model in Betracht gezogen werden.579 Die in Berslingen vorkommenden Motive (Abb. 75) entsprechen dem üblichen Formenschatz plastischer Bodenzeichen in Südwestdeutschland und der Nordschweiz im Hochmittelalter,580 wobei Gleichartiges im ganzen mitteleuropäischen Raum nachzuweisen ist.581 Vorherrschend sind einfache, gleicharmige Kreuze (Taf. 15,5.39; 26, 18.14; 45,57.16) und Radkreuze (Taf. 19,11.25– 32; 36,27c.31; 55.112). Daneben sind als Einzelbelege zu nennen ein Kreis mit Mittellinie (Taf. 15,5.38), ein Kreis mit asymmetrischer Speichenverteilung (Taf. 35,27c.30) sowie ein vermutlich achtarmiger Stern ohne Kreis (Taf. 35,27c.29). Vergleicht man Dimension und Form aller Bodenzeichen untereinander, so zeigt sich, dass nur ein paar Zeichen vom jeweils gleichen Negativ stammen könnten.582 Insgesamt lassen sich zu den fünf Motiven mindestens 15 verschiedene Vorlagen unterscheiden.583 Die Qualität der Zeichen schwankt beträchtlich. Neben sehr sorgfältig geformten und markant geprägten Stücken wie Taf. 15,5.40 kommen auch relativ ungleichmässig gearbeitete Varianten (z. B. Taf. 35,27c.30) oder schwache Prägungen vor (z. B. Taf. 35,27c.29). Die einfachen Kreuze weisen etwas breitere Schenkel als die Radkreuze auf und sind immer schwach ausgeprägt. Eine Entwicklung der Motive vom einfachen Kreuz zum Radkreuz lässt sich in Berslingen feststellen, da aus den älteren Gruben 18, 38 und 57 nur einfache Kreuze stammen und das Radkreuz in jüngeren Zusammenhängen dominiert. Zur Deutung der Bodenzeichen kann anhand der Berslinger Scherben nicht viel Neues beigetragen werden. Der zur Zeit vorherrschenden Forschungsmeinung allerdings, die Zeichen primär funktional, im Zusammenhang mit dem Herstellungsprozess, zu verstehen, kann aus Berslinger Sicht nicht durchwegs beigepflichtet werden. Wiederum wird die Diskussion überlagert von der Drehscheibenfrage. Der Vorschlag, das Bodenzeichen als Zentrierhilfe zu verstehen,584 setzt den Bodenaufbau mit Drehscheibe voraus. Neben den oben erwähnten Unterschieden im Bodenaufbau, lässt auch die Tatsache zweifeln, dass sich bei einigen Berslinger Böden das Zeichen gar nicht im Zentrum befindet (Vgl. Taf. 15,5.39 und 36,27c.31).585 Entsprechend schlecht zentrierte Töpfe hätten beim Nachdrehen wohl ziemlich geeiert. Zudem ist kaum anzunehmen, dass hochmittelalterliche Töpfer nicht fähig waren, einen Tonklumpen ohne Hilfsmittel in der Mitte einer runden Scheibe von 10 – 20 cm Durchmesser zu plazieren und anschliessend auf der Drehscheibe zu zentrieren. Bei nicht drehend aufgebauten Gefässen war das Zentrieren im übrigen gar nicht

nötig, da beim angenommenen Einsatz runder Zwischenscheiben die untere Gefässausdehnung durch den Rand der Scheibe ja gegeben war. Um ein Rutschen der Gefässe auf der Unterlage wirksam zu verhindern,586 sind mehrere Berslinger Bodenzeichen zu flach (z. B. Taf. 26,18.14 und 45,57.16). Zudem müssten die Marken auch hierzu zentral sitzen, da eine Rutschsicherung vor allem beim Nachdrehen nützlich sein sollte. Des weiteren ist nicht einzusehen, weshalb im Hochmittelalter beim Töpfern plötzlich Rutschprobleme auftauchen sollten und weshalb diesen nur in Einzelfällen mit Bodenmarken begegnet wurde. Eine andere Möglichkeit funktionaler Bedeutung liegt in der Markierung der Herstellung nach Töpfer, Käufer oder Quantität.587 Die relative Einförmigkeit der Bodenzeichen in Raum und Zeit spricht dabei am ehesten für eine Funktion als Zählhilfe,588 wobei das zugrunde liegende Zählsystem noch zu ergründen wäre. Voraussetzung einer Herstellungsmarkierung ist allerdings eine relativ grosse und einigermassen organisierte Produktion. Die bislang feststellbare starke Regionalität der hochmittelalterlichen Gefässkeramik steht dazu im Widerspruch. Über die Bedeutung von Bodenzeichen wird auch bei der Erforschung früherer Epochen gerätselt. Eine interessante Überlegung steuert M. Seifert im Zusammenhang mit der Diskussion bronzezeitlicher Keramik von Zug-Sumpf bei.589 Dabei zieht er eine Funktion der Bodenzeichen – darunter viele Kreuzzeichen – als Besitzerzeichen zur Markierung uniformer Schalen im Gemeinschaftsbrand in Betracht. Sowohl Lobbedey als auch Gross verwerfen in ihren Übersichtswerken Deutungen, die über den funktionalen Rahmen hinausgehen.590 Tauber dagegen schliesst zumindest für den Raum der heutigen Schweiz eine rein profane Bedeutung der Bodenzeichen aus. Das Vorherrschen des Kreuzmotivs in Verbindung mit der Verwendung von Töpfen und Ofenkacheln an Feuerstellen interpretiert er als magische Abwehr von Feuerdämonen sowie Toten- und Ahnengeistern.591 Auch wenn «kultische» Erklärungsversuche in der Archäologie im allgemeinen kritisch betrachtet werden müssen und die religiös-magische Ausdeutung Taubers im Detail vielleicht etwas weit geht, so sind doch die Schwächen der rein herstellungstechnischen Ansätze nicht zu übersehen. Interessantes ergibt sich aus dem Vergleich mit anderen Fundkategorien. So finden sich gleicharmige Kreuze, Radkreuze und Speichenräder häufig auf Münzen und stehen dort eindeutig als religiöse Symbole und Ausdruck der Macht von Kirche und Klerus im Hochmittelalter.592 Noch besser vergleichbar sind die Bodenzeichen geküferter oder gedrechselter Holzgefässe. Ne-


ben verschiedenen Zeichen, die als Eigentümermarken interpretiert werden können, ist häufig auch das Kreuzmotiv festzustellen. Kreuze kommen allein aber auch in Kombination mit Eigentümermarken vor.593 Sie müssen daher einen Sinn getragen haben, der über die Eigentumsbezeichnung hinausging bzw. einen Bezug zu Kirchenoder Klosterbesitz herstellte. Möglicherweise spiegelt sich in den Bodenkreuzen eine Herstellung in Betrieben, die den Klöstern unterstanden. Vielleicht musste in den Töpfereien ein Teil der Gefässe schon vor dem Brand als Abgabe oder Anteil markiert werden; Produktion und Handel wären z. B. durch Stichproben im Zeitpunkt der Ofenöffnung nach dem Brand relativ einfach zu kontrollieren. Eine strikte Trennung des Religiösen vom Profanen wird dem Mittelalter und seiner alle Lebensbereiche durchdringenden Religiosität kaum gerecht. Die weite Verbreitung und der starke religiöse Symbolgehalt des Kreuzmotivs sprechen für eine Bedeutung, die über den profanen Zweck hinausgeht. Über Detail und Dimension des christlich-magischen Brauchtums kann allerdings nur spekuliert werden. Gefässböden mit Quellrändern Bei den Quellrändern handelt es sich wohl um ein herstellungsbedingtes Merkmal. Sie werden häufig im selben Begründungszusammenhang wie die Bodenzeichen erwähnt und gelten dann wie diese als Beleg für die Existenz von Zwischenscheiben oder Drehscheiben.594 Die Beweisführungen bezüglich der beiden Merkmale stützen sich dabei gegenseitig. Ausschlaggebend scheint dabei nicht zuletzt die relative Gleichzeitigkeit der Verbreitung zu sein. Auch in Berslingen stammt die Mehrzahl der 42 Quellränder aus Strukturen mit D-Keramik. In acht Fällen sitzen Quellränder und Bodenzeichen zudem auf den gleichen Böden (Taf. 15,5.38; 19,11.25.27; 21,12.22–23; 35f.,27c.29–31). In Gruben mit vorwiegend C-Keramik kommen vereinzelte Exemplare vor (Taf. 17,8.3; 22,16B.10; 30,25.14). Im Unterschied zu anderen Fundstellen sind sowohl Quellränder als auch Bodenzeichen in Berslingen aber durchaus nicht an rauhe Böden gebunden.595 Ebenso häufig sitzen sie auf sehr glatten Böden. Offensichtlich ist auch bei den Quellrändern nicht von einem einzig möglichen Ablauf auszugehen. Als Alternative zur ScheibenHypothese596 könnten die Quellränder nach M. Schulze eine Folge des Aufwülstens oder einer nachträglichen Verbreiterung der Böden sein.597 Die Quellränder wären demnach eine feinere Variante von Aufwülstungsspuren, die sich sonst in Form von etwas gröberen Ringen manifestieren. In Berslingen lassen sich solche Wulst-

ansätze bereits in Struktur 6 beobachten (Taf. 17,6.10 ebenso Taf. 22,16A.4; 26,18.13; 41,41.1, 46.5). Die rauhen Aussenseiten einiger Böden könnten auf das Vorstreuen organischen Materials auf die Unterlage zurückzuführen sein.598 Sandstreuung konnte jedoch nicht festgestellt werden. Dafür weisen mehrere Gefässe einen Sandeintrag auf der Innenseite der Böden auf. Die Sandung kann dabei bis in die Hälfte der Bodendicke eingebracht worden sein. Die Funktion dieser Massnahme ist unklar; vielleicht liegen wärme- bzw. kochtechnische Gründe vor.

Verzierungen Gut gruppieren lassen sich auch die Verzierungsmuster der Berslinger Gefässkeramik (Abb. 76 und 77). Zwei- oder mehrzeilige Wellenbänder (Taf. 11,1.12; 17,6.7–8; 17,9.1; 17,10.1–2; 21,13.2; 28,20.1–2; 38,38a.2; 41,46.3) und mehrzeilige Rillenbänder (Taf. 12,4.1; 29,22.1; 29,23.2; 41, 44.1) kommen einzeln oder kombiniert (Taf. 16, 6.1ff.; 42,47.3) vor und befinden sich auf A-, B- und in einem Fall auf E-Keramik (Taf. 36,28.1). Mit einer Ausnahme ist der mehr oder weniger deutliche Kammstrich an Karbonatitware gebunden (Taf. 17,6.11; 17,10.3; 29,23.1; 41,46.2.3; 49.2). Weder zum Magerungstyp F noch eindeutig zu einem andern der beschriebenen Typen gehört die kammstrichverzierte, durchbohrte Scherbe Taf. 39,38b.7, die vermutlich als Spinnwirtel gedient hat.599 Die gelbe Drehscheibenware (Magerungstyp E) aus Grubenhaus 39 trägt eine überraschende Vielfalt verschiedener Rollstempelmuster. Auf vier verzierten Gefässen finden sich vier unterschiedliche Motive. Für sämtliche Muster findet man gute Vergleiche unter der gelben Drehscheibenware von Rheinmünster-Schwarzach, «die einen ausgezeichneten Überblick über den Motivschatz der rollstempelornamentierten karolingischen Keramik bietet».600 Eine flächige Rillenverzierung, an die das Rillenbündel aus Grubenhaus 28 erinnert, ist dort ebenfalls vertreten.601 Weitere Vergleichsfunde lassen sich aus zahlreichen Fundstellen des südlichen Oberrheintales anführen.602 Im Kanton Schaffhausen findet das gegenständige Balkenmuster von Taf. 40,39.3 seine formale Entsprechung auf einer Scherbe aus Osterfingen (Abb. 85.4).603 Wie bereits angedeutet604 bildet die verzierte gelbe Drehscheibenware aus Struktur 39 einen Angelpunkt für die Gliederung der Berslinger Keramik. Mit dem älteren Material verbindet sie der Magerungstyp F, mit dem sie in Osterfingen (Haus 6) vergesellschaftet ist, mit dem jüngeren die C-Keramik mit einfacher Wellenlinie.

Abb. 76 (folgende Seite): Die Verzierungsmuster der mittelalterlichen Keramik von Schaffhausen-Berslingen. 1: Rillenband; 2: Wellenband; 3: Kammstrich; 4–7: Rollstempelmuster der gelben Drehscheibenware; 8: Flächiges Rillenmuster; 9–11: Wellenlinien unterschiedlicher Ausprägung; 12: Verstrichmuster. M. 1:1.

101


1

8

2

9

3 10

4

5

11

6

7

102

12


Einfache horizontal umlaufende Rillen, die in regelmässigen Abständen auf der Gefässwand verteilt sind gehören zur C-Keramik der Strukturen 40 und 54. Mit knapp vier Fünfteln aller erkannten Verzierungen bilden einfache Wellenlinien die grosse Masse der Motive. Sie kommen auf C- und DKeramik vor. Die Wellen auf den verschiedenen Gefässen sind recht unterschiedlich ausgestaltet. Neben hohen, engen Ausführungen (z. B. Taf. 11,1.5) sind weitgeschwungene (z. B. Taf. 20, 12.5) und schmale (Taf. 25,17.1) zu nennen. Der Verlauf kann regelmässig und rund sein (z. B. Taf. 32,27b.1) aber auch zackig und fahrig wirken (z. B. Taf. 11,1.13). Einige Gefässe tragen mehrere Wellenlinien (z. B. Taf. 25,18.4), die sich auch kreuzen können (z. B. Taf. 21,12.15). Relativ häufig sind Überschneidungen dort, wo sich Anfang und Ende der Linie hätten finden sollen (z. B. Taf. 33,27c.2). Unabhängig von der Ausführung liegen die Wellen fast immer knapp unter dem Halsumbruch, einmal aber auch innen und aussen auf dem Rand (Taf. 27,19.5). Eine tendenzielle zeitliche Gliederung dieser stilistischen Unterschiede ordnet weite, regelmässig geschwungene Wellenlinien eher den jüngeren Strukturen zu (z. B. 12 und 27) und schmale eher den älteren (z. B. 16B und 17). Der Anteil an Scherben mit Wellenlinien an der gesamten Keramik der betreffenden Strukturen schwankt zwischen 6 und 15 Prozent. Ein chronologisch relevanter Trend kann dabei nicht festgestellt werden. Im Fundmaterial des Verhüttungsplatzes 1 verschwinden die Wellenlinien allerdings fast vollständig. Ihr Anteil fällt markant auf 1,2 Prozent. Selbst wenn das Fundgut aus dieser Struktur nicht derart einheitlich ist wie jenes aus den meisten Gruben und sich durchaus Altertümliches darunter nennen lässt, so kann doch geschlossen werden, dass sich im Verschwinden der Wellenlinien eine neue Entwicklung in der Keramikherstellung abzeichnet. Die grobe Gliederung der Ziermuster (Abb. 77), mit Grube 39 als Wendepunkt, entspricht weitgehend jener der Magerungstypen und bestätigt die daraus gewonnene Entwicklungstendenz. Aufgrund der relativen Einförmigkeit der Muster lassen sich die Hauptphasen nicht weiter unterteilen. Basierend auf dem bisher Erarbeiteten kann aber die zeitliche Gliederung der Grubenhäuser gleichwohl verfeinert werden. Auf einem Teil der Scherben finden sich Verarbeitungsspuren, die mit Verzierungsmustern verwechselt werden können. Dabei handelt es sich einerseits um Kornriss und andererseits um Verstrichspuren. Kornriss entsteht dadurch, dass sich bei der Überarbeitung ein Magerungskorn aus der Matrix löst, mitgezogen wird und dabei ein rillenähnliches Muster in die Oberfläche ritzt

Struktur Magerungs- Wellenband Kammstrich Einfache typ Rillenband Rillen 20

A

2

4

B

1

9

B

1

22

B

1

Einfache Diverse Wellenlinien 2

6

Bf

10

1

10

Bf

2

1

23

bf

1

2

46

bF

2

3

47

Bc

4

44

bc

1

13

bc

1

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E

1

39

bcE

40

abC

2

1

54

C

6

36

C

1

48A/B

C

1

17

bC

2

19A/B/C

bC

8

25A/B

bC

6 5

32

bC

16A

C

4

16B

C

4

26

C

1

18

bC

9

38

bC

57A/B

Cd

8

cd

1A/B

bCDf

11

cD

26

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D

2

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cD

5

5

cD

17

27

cD

12

cD

27

Vh2

bcd

4

Vh1

cD

Summe

6

1

1

27 1

5

1

1 1

13

(2)

2

1

24

3 29

8

10

(Taf. 35,27c.22; 43,56.16). Die sehr feinen, flächigen Verstrichmuster (Abb. 76.12) sind vermutlich auf das Glattstreichen der Oberfläche mit einem Stofflappen zurückzuführen. Während einzelne Fragmente aufgrund der Regelmässigkeit der Spuren (z. B. Taf. 13,5.1) dazu verleiten könnten, diese als Verzierung zu interpretieren, weist die unregelmässige Mehrheit auf Überarbeitungsspuren hin (z. B. Taf. 11,1.14). Häufig ziehen die Spuren schräg (z. B. Taf. 21,12.15), senkrecht (z. B. Taf. 43,55.1) oder in mehreren Richtungen (z. B. Taf. 11,1.15) über die Gefässwand. Die Gefässwandung wurde in diesen Fällen offen-

194

13

Abb. 77: Die Verteilung der Verzierungsmuster in den Strukturen. In der zweiten Spalte sind die pro Struktur erkannten Magerungstypen aufgeführt. Grossbuchstaben = dominanter Magerungstyp der Struktur. Vh1 und 2 = Verhüttungsplätze 1 und 2.

103


A

sichtlich nicht drehend überarbeitet. Horizontal umlaufende Verstrichmuster sind nur selten zu beobachten (z. B. Taf. 13,5.4; 18,11.2). Verstrichspuren finden sich fast ausschliesslich in den jüngeren Strukturen mit überwiegend DKeramik. Wenige Belege stammen aus den Gruben 38 und 57, was deren zeitliche Anordnung direkt vor den Strukturen mit vorwiegend D-Keramik unterstützt.

Randformen

B

Der Aufbau der folgenden Diskussion orientiert sich einerseits an der bereits erarbeiteten Abfolge und versucht diese andererseits anhand der Randentwicklung feiner zu gliedern. Magerungstyp A Die fünf Randscherben des Magerungstyps A (Abb. 78, A) zeigen fünf verschiedene Randformen (Taf. 28,20.1–4; 40,40.3). Relativ nahe stehen sich einzig Taf. 28,20.1 und 20.4 mit ihren innen leicht gekehlten Rändern und den kantig abgestrichenen Randlippen. Im Gegensatz zu Gächlingen-Niederwiesen SH, wo zahlreiche Schüsselfragmente zum Vorschein kamen, fehlen in Berslingen offene Formen des Magerungstyps A.605 Magerungstyp B

E

F

Abb. 78: A: Randformen der Phase 1, Ende 6.–1. Hälfte 7. Jahrhundert, von Gefässen mit Magerungstyp A. B, E und F: Randformen der Phase 2, Anfang 7. bis Mitte 9. Jahrhundert, von Gefässen der Magerungstypen B, E (importierte gelbe Drehscheibenware) und F (importierte Karbonatitware). Zur Datierung unten, S. 112ff. M. 1:2.

104

Der charakteristische Topfrand des frühen Magerungstyps B (Abb. 78, B) ist bei den Funden des Grubenhauses 20 bereits angelegt, der Formenreichtum der Ränder nimmt im Vergleich zum Magerungstyp A jedoch deutlich ab. Die schräg nach aussen umgelegten Ränder enden kantig (z.B. Taf. 17,6.8; 17,10.1), seltener gerundet (z. B. Taf. 17,9.1; 42,47.1). Der Randumbruch verläuft scharfkantig (Taf. 17,10.1) bis gerundet (Taf. 17,6.7). Neben Rändern mit leicht konkavem Schwung (Taf. 17,6.8; 17,9.1), die in der Tradition von Grubenhaus 20 stehen, kommen auch schwach konvex gebogene Formen vor (Taf. 16,6.1). Dabei handelt es sich jedoch weder um deutlich gekehlte, noch um ausschwingende Ränder. Die wenig ausgeprägten Varianten scheinen sich vielmehr am einfachen, gestreckt nach aussen gelegten Trichterrand zu orientieren (Taf. 17, 6.7; 17,10.1; 38,38a.2). Randscherben offener Gefässe sind selten. Ein unverziertes, schlichtes Schüsselfragment stammt aus Struktur 40 (Taf. 40,40.4), ein zweites dünnwandigeres (Taf. 56.144) als Lesefund aus der Gegend des Guyan’schen Etters.606 Ebenfalls zu einem offenen Gefäss könnte die schwer orientierbare Randlippe aus Grubenhaus 13 ge-


hört haben (Taf. 21,13.1). Vorgänger dieser schlichten Formen finden sich in den Schüsseln von Gächlingen-Niederwiesen SH.607 Um das Randstück einer Schüssel, deren Gefässabschluss sich kontinuierlich gegen innen biegt, könnte es sich bei Taf. 12,4.1 handeln. Ähnliche Formen fanden sich ebenfalls unter den Schüsseln des Magerungstyps A von Gächlingen sowie in Stetten an der Donau (Baden-Württemberg) auf dickwandiger Keramik mit Wellen- und Rillenbändern.608 In den späteren Strukturen, die vorwiegend Keramik des Magerungstyps C und nur noch wenige Scherben des Magerungstyps B enthalten, entsprechen die Gefässformen mit Magerungstyp B (Taf. 25,17.1; 25,18.1; 27,19.1.4; 30,25.2.7; 37,29.2; 37,32.2) weitgehend dem Formempfinden der neuen Zeit (vgl. unten). Importkeramik, Magerungstypen E und F Die wenigen Randformen der Karbonatitware und der gelben Drehscheibenware (Abb. 78, E und F) lassen sich in Berslingen kaum über den eigenen Kreis hinaus vergleichen. Einzig der gestauchte Trichterrand aus Grubenhaus 46 (Taf. 41, 46.1) findet in der Keramik der Grubenhäuser 6 und 20 Parallelen (Taf. 17,6.7; 28,20.4). Trichterränder und ihre Varianten scheinen demnach nicht nur lange, sondern auch weit verbreitet gewesen zu sein. Innerhalb der Importkeramik selbst können Ähnlichkeiten einerseits an den beiden stark profilierten Rändern der karbonatitgemagerten Keramik (Taf. 11,1.9 und 29,23.1) und andererseits an der feinen Randgestaltung der beiden offenen Gefässe aus Grubenhaus 39 beobachtet werden (Taf. 40,39.2.3).609 Magerungstypen C und D Die bisher besprochene Verteilung der Randformen verschliesst sich einer Kombinationsanalyse weitgehend. Auf die Vielgestaltigkeit des Magerungstyps A folgt die Einförmigkeit des Magerungstyps B, und die Formen der importierten Waren (Magerungstypen E und F) weisen aufgrund ihrer geringen Zahl und kurzen Präsenz nicht über die eigenen, in sich geschlossenen Kreise hinaus. Anders verhält es sich mit den Magerungstypen C und D, die sich zwar ebenfalls nicht durch übermässigen Formenreichtum auszeichnen, an denen aber eine stete Veränderung in kleinen Schritten beobachtet werden kann. Für die nachfolgende Darstellung einer Randentwicklung der nachgedrehten Waren von Berslingen werden die Ränder deshalb nach Grundtypen beschrieben und zusammengefasst (Abb. 79 und 80). Wie immer ist ein solches Unterfangen heikel, weil einige Scherben die Grund-

Str. / Rno

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13

x

54 40

1

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x

x

16A

x

17

x

x

x

x x x

29

x

x

18

x

x

16B

x

x

x

19A/B/C

x

x

x

25A/B

x x

x

x x

57A/B

x

x x

x

x

11

x

x

x

x

12

x

x

x

x

x

27

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

56 Vh2

x

x

x

Kirche

x

5

x

Vh1. Ks

x

Vh1. Schl

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

10

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17

7

3

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Vh1. Ofen

x

x 0

1

2

B C

x

13

x

8

D

x

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x

32

Mt / Rno

11

x

x

1A/B

10

x

36

38

6

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3

3

4

5

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1

5

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22

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1

1

2

19

16

15

13

typen in reiner Form repräsentieren, andere dagegen zwischen zwei oder mehreren Typen stehen und ihre letztlich subjektive Zuordnung falsch erscheinen kann. Trotz möglicher Unzulänglichkeiten vereinfacht ein solches Typenschema die Erarbeitung einer lokalen und später regionalen Keramikchronologie wesentlich. Die Strukturen 1A/B, 13, 38 und 40 enthalten neben den neuen Randformen Elemente aus den Phasen 1 und 2, die durch die Magerungstypen A und B sowie die Importwaren charakterisiert werden. Damit stellen sie eine Verbindung zwischen Alt und Neu her und können an den Anfang der folgenden Kombinationstabelle (Abb. 79) nachgedrehter Waren gestellt werden (Spalte «0»).610 Die gestreckten Trichterränder des Magerungstyps B laufen mit dem Magerungstyp C weiter, sitzen nun aber meist auf dünnwandigen Gefässkörpern (R3). Wie ihre Vorgänger vom Magerungstyp B eignen sie sich schlecht zur Feingliederung von Keramik und Strukturen: Das

9

Abb. 79: Die Randtypenverteilung der nachgedrehten Waren nach Befunden (Str.) und Magerungstypen (Mt). Spalte «0»: Strukturen mit Keramik aus den vorhergehenden Phasen. Rno = Randtypennummer. Vh1 und 2 = Verhüttungsplätze 1 und 2, Ks = Kulturschicht, Schl = Schlackenhalde.

105


R1

R2

R3

R4

R5

R6

Abb. 80: Die Randformen der nachgedrehten Waren. Ränder der Randtypen R1–R5 bestehen vorwiegend aus Magerungstyp C, Ränder der Randtypen R6–R12 vorwiegend aus Magerungstyp D. R1–R3 sind charakteristisch für Phase 3a (9./10. Jh.), R3–R5 für Phase 3b (10./11. Jh.), R6–R9 für Phase 4 (11./12. Jh.), R10–R12 für Phase 5 (12. Jh.). Zur genaueren Datierung, vgl. S. 116ff. M. 1:2.

106


R7

R8

R9

R10

R11

R12

107


typologische Erbstück findet sich in vielen Strukturen mit überwiegend C-Keramik (Taf. 17,8.1; 21,13.3; 22,16B.3; 25,18.6; 27,19.3.7.8; 30, 25.1.4.6 und 38,36.2) und verschwindet erst um die Jahrtausendwende (Übergang von Phase 3a zu 3b; vgl. unten). Eine besser fassbare Sonderform bilden dagegen Trichterränder mit kantig abgestrichener und mehr oder weniger stark gestauchter Randlippe (R1). Stark gestauchte Ränder mit kantigem Randumbruch stammen aus den Strukturen 38, 40 und 54611 (Taf. 39,38b.5; 40,40.1; 42,54.1.2), solche mit rund umgelegtem Umbruch aus Struktur 1 (Taf. 11,1.1.2). Nur schwach gestauchte Exemplare bei kantigem Umbruch weisen die Grubenhäuser 16A und 17 auf (Taf. 22,16A.1; 25,17.1.3). Weitere Fragmente des Randtyps R1 kamen in der Füllung einer «Pfostengrube»612 sowie in der Füllung von Grab 118 zum Vorschein (Taf. 49.1.9). Schwach konkav geschwungene Formen mit kantigem Randumbruch (R2) bilden eine weitere Variante zum einfachen Trichterrand. Sie finden sich in den Grubenhäusern 32 und 36 sowie in Grube 40 (Taf. 37,32.1; 38,36.1; 40,40.2). Die Abkehr vom gestreckten Trichterrand kündigt sich mit relativ langen, steilen Rändern an, die einen meist nur schwach ausgeprägten konvexen Schwung aufweisen (R4). Der weitwinklige Umbruch ist mehrheitlich gerundet (Taf. 22,16B.2.4; 25,18.2–4.6; 27,19.2.9.11; 37,29.1.3; 37,32.2; 38f.,38a.1.3.4, 38b.1.3; 44,57.5) und nur selten kantig abgestrichen (Taf. 27,19.10; 39,38b.2). Bei gleichem Verlauf, aber mit mehr oder weniger stark verdicktem Umbruch, schliesst R5 an diese Entwicklung an. Gleichzeitig mit der Betonung des Umbruchs kann an R5 eine Tendenz zur Verkürzung der Ränder und zur Verengung des Umbruchwinkels gegen 90° beobachtet werden (Taf. 18,11.2; 20,12.3; 22,16B.1.5; 27,19.1.4–6; 30, 25.2.3.5.7.8; 31,27a.4; 34,27c.3; 39,38b.4; 43, 56.5; 44,57.11; 52.66; 54.96; 56.130.142). Die Randlippen von R4 und R5 sind meist rund oder flachrund ausgebildet. Einige Fragmente beider Randtypen zeigen im Bruch Nahtstellen des beim Randaufbau umgelappten oder zusätzlich angebrachten Tones. Diese Herstellungstechnik führte zum Teil zu eher massig bis plump wirkenden Randverdickungen (z. B. Taf. 22,16B.1.4). Massive Ränder mit kantig abgestrichener Lippe und stark verdicktem Umbruch charakterisieren Typ R6, der damit an R5 anschliesst. R6 führt den Trend zur Verkürzung des Randes und Verengung des Umbruchs fort: Der Rand zieht nach dem Umbruch stärker gegen den Gefässkörper, die Winkel liegen nun oft deutlich unter 90°. Auffällig ist zudem der betonte, über Rand und Umbruch laufende Schwung, der an die Stelle des eher kantigen bzw. nur schwach schwingenden Verlaufs von 108

R1–R5 tritt (Taf. 11,1.3.4; 13,5.2; 18,11.3 – 6; 20,12.1.2; 32,27b.3; 34,27c.4.6.8.11; 43,56.6; 44, 57.2.3.13; 49.10; 56.134). Eine Ausnahme bilden diesbezüglich Taf. 13,5.8 und 44,57.4, die bei sonst gleicher Gestaltung im Umbruch kantig abgestrichen sind. Ein herzhafter Schwung über den ganzen Randbereich definiert auch die ungefähr gleichzeitig mit R6 aufkommenden Randformen R7 und R8. Im Unterschied zu R6 sind diese jedoch feiner gebaut und im Umbruch nicht verdickt. Ränder des Typs R7 enden rund bis spitzrund (Taf. 11, 1.6.7.11; 13,5.5.10.11; 18,11.1; 20,12.5.6.9; 34, 27c.5.12.13; 43,56.1.2; 44,57.1.12; 54.102; 56. 143; 57.148), solche des Typs R8 dagegen kantig abgestrichen (Taf. 11,1.10; 13,5.3.9; 18,11.7; 20,12.4.7; 31,27a.2.3; 32,27b.1.2.4.5; 32,27c.2; 52.68; 57.146). Die Vergesellschaftung von R6, R7 und R8 in den Strukturen 1, 5, 11, 12 und 27 fasst die drei Randformen zusammen. Ein leicht späteres Einsetzen von R8 wäre aufgrund der Kombination von R6 und R7 ohne R8 in den Grubenhäusern 56 und 57 denkbar. R9 lässt sich aus den offen geschwungenen Typen R7 und R8 herleiten. Die gedrückt umbrechenden, schwach schräg gestellten Ränder biegen vor ihrem Ende z. T. fast horizontal aus. Sie finden sich in den Strukturen 1, 5, 12 und 27 (Taf. 11,1.5; 13, 5.1.4; 20,12.8; 31,27a.1; 32,27b.6; 33/4,27c.1.7.9.10; 52.67; 54.97–99). Die Randlippe von R9 kann spitz zulaufend (Taf. 34,27c.7), kantig (Taf. 33, 27c.1) bis leicht verrundet (Taf. 34,27c.9.10) oder schwach wulstförmig (Taf. 11,1.5) ausgearbeitet sein. Aus R7–R9 entwickelt sich folgerichtig R10, dessen Rand nach dem Umbruch horizontal ausbiegt bzw. leicht überhängend nach unten zieht. Einige dieser Ränder sitzen auf schwach ausgeprägten Kegel- oder Zylinderhälsen (Taf. 13,5.6; 51.35; 54.100.101), andere setzen dagegen ohne Übergang eng ausschwingend am Gefässkörper an (Taf. 13,5.12–14; 52.64; 56.135). Die Randlippe endet gerundet oder spitz. Die leicht überhängende Variante (Taf. 52.63.69.70; 54.103.104; 57.149) bildet die Vorstufe der Rollränder (R11), die von R. Schnyder viel schöner als Ränder «mit feiner, rund nach aussen gebogener, in einzelnen Beispielen volutenartig ausgerollter, wulstförmiger Lippe» beschrieben wurden (Taf. 43,56.8.9; 51.36.37; 52.71.72; 54.105).613 Sowohl R10 als auch die Rollränder R11 finden sich vorwiegend im Bereich der Verhüttungsplätze 1 und 2. Auch die Exemplare aus dem vom Verhüttungsplatz 2 überdeckten Grubenhaus 56 dürften auf Störungen aus der Zeit der Verhüttung zurückzuführen sein, da sich das übrige Typenspektrum (R5 –R7) am besten mit jenem der Verfüllung von Grubenhaus 57 vergleichen lässt.


An die Rollränder anzuschliessen sind die formal ähnlichen aber wuchtigeren Wulstränder (R12) aus der Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1 und Grube 5 (Taf. 13,5.7.15; 52.73.74). Offene Formen (Abb. 81) kommen nur in wenigen Stücken vor (Taf. 11,1.18; 25,18.5; 51.48) und lassen sich deshalb nicht vernünftig in die Gliederung einbeziehen. Einzig die mit dem Magerungstyp D3 verbundenen Schüsseln Taf. 14,5.16.17 und Taf. 52.75.76 treten häufiger auf. Die Hohlgriffe Taf. 15,5.41 und Taf. 54.107 gehören vermutlich ebenfalls zu solchen Schüsseln, wie die Übereinstimmung des Magerungstyps und vor allem die Ansatzstellen am Randfragment Taf. 52.75 und an den beiden Griffen nahelegen. Ob es sich bei diesen Gefässen um Pfannen gehandelt hat, kann anhand der Berslinger Funde

nicht abschliessend beurteilt werden. Brandschwärzungen an den Griffunterseiten scheinen darauf hinzuweisen. Aufgrund der eher kleinen Dimension wäre jedoch auch eine Verwendung ausserhalb des Küchenbereiches zu erwägen. Hohlgriff- und Schüsselbruchstücke (R13) fanden sich nur in Kulturschicht und Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1 sowie in Grube 5 und gehören damit dem obersten Typenhorizont an. Gut vergleichbare Schüsseln mit allerdings anderer Magerungs- und Oberflächencharakteristik fanden sich sehr zahlreich in der Keramik von Stetten a. d. Donau (Baden-Württemberg). Obwohl darunter keine Scherben von Hohlgriffen festgestellt werden konnten, weist die Ausbruchstelle an einem Schüsselfragment auch dort auf die ehemalige Existenz von Handhaben hin.614

1

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5

Abb. 81: Offene Gefässe der nachgedrehten Waren. 1: Magerungstyp (Mt) C2; 2: Mt D2; 3: Mt C1; 4–5: Mt D3. 5: Rekonstruktionsversuch einer Pfanne (?) aus Griff- und Wandfragmenten vom Verhüttungsplatz 1. M. 1:2.

109


14

C- und Dendrodaten

Zur Gewinnung absolutchronologischer Daten wurden an fünfzehn Holzkohle- und zwei Knochenproben 14C-Altersbestimmungen sowie an einer Holzkohleprobe Dendrodatierungen vorgenommen. Davon wurden im Juni 1970 eine Holzkohleprobe aus dem Ofen des Verhüttungsplatzes 2 und im März desselben Jahres Knochen der Bestattung aus Grab 11 an der Universität Bern 14C-datiert.615 Die restlichen fünfzehn 14CAltersbestimmungen wurden an der Universität bzw. an der ETH Zürich zwischen 1995 und 1998 durchgeführt.616 Dabei wurden neun Holzkohleproben nach dem konventionellen Verfahren (Zerfallsraten) und fünf weitere Holzkohleproben sowie eine Tierknochenprobe auf dem Teilchenbeschleuniger gemessen. Die Datierung unterschiedlicher Materialien, in mehreren Messserien und in verschiedenen Labors kann die Vergleichbarkeit der Daten untereinander je nach laborspezifischen Abweichungen nachteilig beeinflussen. Da andererseits eine Vergrösserung der Datenmenge die Aussagekraft von 14C-Daten wesentlich erhöht und eine konventionelle Datierung mittels Zerfallszählung weniger als die Hälfte einer AMS-Datierung kostet, wurde dies aus Kostengründen in Kauf genommen. Insgesamt zeigen die resultierenden Altersbereiche keine systematischen Abweichungen, weshalb im weiteren nicht mehr auf diese Problematik eingegangen und die Berslinger Datenserie diesbezüglich als homogen betrachtet und dargestellt wird (Abb. 82). Abgesehen von der 1970 datierten Probe aus dem Verhüttungsplatz 2 wurden alle Kohlenproben nach ihren Holzarten bestimmt. Dienten die Holzkohleuntersuchungen ursprünglich vor allem der qualitativen und quantitativen Beurteilung des Probengutes, so zeigte bereits die erste untersuchte Serie, dass in der Zusammensetzung der Proben weitere wichtige Informationen liegen. Bei einer 14C-Altersbestimmung wird jeweils das Ende der 14C-Aufnahme in die lebende organische Substanz ermittelt, weshalb hauptsächlich bei Holzproben mit unterschiedlichen Voraussetzungen gerechnet werden muss. So liegen die äussersten Jahrringe eines Stammes nahe beim Fälldatum, der Kern dagegen nahe beim «Pflanzjahr». Dazwischen können Jahrzehnte bis Jahrhunderte liegen.617 Unter der Voraussetzung des direkten Fundzusammenhanges liegt deshalb das ermittelte 14C-Alter beispielsweise von Zweigen mit wenigen Jahrringen oder von einjährigen Samenkörnern näher beim untersuchten Befund als dasjenige von inneren Stammbereichen vieljähriger Bäume. Bei Holz und Holzkohlestücken mit vielen Jahrringen wird demnach ein mittlerer Le110

benszeitraum bestimmt, der im Verhältnis zum gesuchten Wert nach Älter abweicht.618 14 C-Altersbestimmungen resultieren nach der Kalibration immer in mehr oder weniger langen, absolutchronologisch unscharfen Altersintervallen. Für eine weitreichende Interpretation dieser Daten sollten daher alle möglichen Informationen zugänglich gemacht werden. Von jeder Berslinger Probe wurde deshalb wenn möglich die Jahrringstruktur erfasst und bereits vor der Altersbestimmung eine Prognose bezüglich der zu erwartenden Altersabweichung gestellt. Dabei konnten verschiedene Zusammensetzungen grob differenziert werden. Vernachlässigbar ist die Altersabweichung im Fall von Zweigen kleinen Durchmessers, da diese einerseits meist wenige Jahrringe umfassen und andererseits der mengenmässige Anteil des inneren, älteren Holzes wesentlich kleiner ist als der des äusseren, jüngeren. Nur geringe Abweichungen sind auch bei Stücken mit Waldkante und wenigen äusseren Jahrringen zu erwarten. Holzkohlen mit vielen Jahrringen können dagegen grössere bis bedeutende Abweichungen verursachen. Dies vor allem wenn es sich um Bruchstücke von grossen Stammdurchmessern handelt, deren Jahrringe wenig gekrümmt bis ganz flach verlaufen. Junges und altes Holz sind in solchen Fällen praktisch in gleicher Menge an der Probe beteiligt. Fehlt zudem die Waldkante, so kann die tatsächliche Wachstumsperiode des gemessenen Holzes mehrere Jahrzehnte vor der gesuchten Nutzung oder im Fall von Bauhölzern vor dem gesuchten Baudatum liegen. Nicht beurteilbar sind Proben mit Kleinfragmenten, die nur wenige Jahrringe und zugleich keine Waldkante aufweisen. Sie könnten sowohl nahe beim Fälldatum als auch nahe beim Pflanzjahr liegen. Ob der Einfluss einer bekannten Altersstruktur von Probenmaterial auf die Kalibration mit mathematischen Methoden einheitlich berücksichtigt werden könnte, muss an dieser Stelle noch offen bleiben. Für die Interpretation dendrokalibrierter Altersintervalle wird deshalb nachfolgend mit statistisch nicht abgesicherten Annäherungsmodellen gearbeitet. Grundsätzlich gilt, dass die tatsächliche Wachstumsperiode des Probenmaterials auf der Basis der 1-Sigma-Standardabweichung mit 68% Wahrscheinlichkeit in den kalibrierten Altersbereichen des gemessenen Wertes liegt. Da nun das Wachstum bei «jungen» Proben ungefähr mit dem Sterbealter zusammenfällt, liegt auch der gesuchte Zeitpunkt mit 68% Wahrscheinlichkeit in den entsprechenden Altersbereichen. Anders bei «alten» Proben: Weil die Nutzung bzw. das Baudatum um einige Jahrzehnte nach dem Wachstum des gemessenen Holzes liegen müssen, fallen die ältesten Jahrzehnte zwar nicht für das Alter des


Abb. 82: Zusammenstellung aller 14C- und Dendrodaten von Schaffhausen-Berslingen. Gh16B: 967 v. Chr., Endjahr der Dendromittelkurve, 14C-Intervalle nach Kalibration (1-Sigma, 68.3%). Zahlen im Katalog, Anhang S. 320ff.

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G

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h

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G

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h

G

G

Vh 2. O

fe n Vh 1. O fe n Vh 1. Sc hl G h 12 G ra b 11

600

Abb. 83: Zusammenstellung aller 14C- und Dendrodaten von Berslingen nach erfolgter Altholzkorrektur. Gh16B: Dendromittelkurve 921–967 (ohne Splint). Für die Grunddaten vgl. Abb. 82 und Anhang S. 320ff.

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16 A G

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G h

38 G h

5 be G ru

16 B

11

untersuchten Materials, aber für den gesuchten Zeitpunkt aus der 68%-Wahrscheinlichkeit heraus. Zugleich müssen am jüngeren Ende einige Jahrzehnte zugegeben werden. Von den Berslinger Daten wurden die Werte aus dem Verhüttungsplatz 1 sowie den Grubenhäusern 16A und 55 (Fundnr. 43) an «junger» Holzkohle ermittelt.619 Aufgrund der Altersstruktur der Proben ist auch bei den Knochendatierungen aus Grab 11 und Grubenhaus 35 keine Abweichung zu erwarten.620 «Überalterte» Holzkohle wurde aus den Strukturen 5, 11, 12, 27, 38, 55 (Fundnr. 45) und 57 gemessen. Allerdings kann aus der beschriebenen Altersstruktur nur abgeleitet werden, dass die Verfüllung der betreffenden Gruben mindestens einige Jahrzehnte nach dem Wachstum

G h

G ru be

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25 G h

55 . h

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11 ra b G

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Vh 1.

Vh 1.

Vh 2. O

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600

der Hölzer stattfand. Das effektive Mass der Abweichung nach Älter muss offen bleiben. Gerade bei Bauhölzern könnte es sich bei den Jahrzehnten leicht um ein Jahrhundert handeln. Ein gutes Beispiel für das Problem der Altersabweichungen liefern die beiden abgebrannten Webhäuser (16B und 57A/B). Unter dem Brandschutt dieser Häuser befanden sich grosse engringige Eichenkohlen, die vermutlich von der ehemaligen Baukonstruktion stammen. An drei Kohlenfragmenten aus Webhaus 16B konnte eine dendrochronologische Mittelkurve in die Jahre 921– 967 datiert werden. Da den Eichenfragmenten sowohl Waldkante als auch Splint fehlt, müssen mindestens 20 –30 Jahre zum Enddatum dazu gerechnet werden. Damit können die Eichen frühestens um 111


Abb. 84: Die kalibrierten Altersbereiche des 14CDatums aus Grube 11 dargestellt als Balkendiagramm der Wahrscheinlichkeitsdichte. Die hellgrauen Flächen des Diagramms entsprechen der im Text verwendeten einfachen Standardabweichung (1-Sigma), die dunkelgrauen beruhen dagegen auf der doppelten Standardabweichung (2-Sigma).

Wahrscheinlichkeit pro Wahrscheinlichkeit pro Jahr

990 n. Chr. gefällt und verbaut worden sein. Wird nun die dendrochronologisch ermittelte Jahrringsequenz von 921– 967 retour auf die Kalibrationskurve übertragen, so erfolgt daraus ein unkalibriertes 14C-Alter von ungefähr 1130 BP. Dieser Wert stimmt zufälligerweise genau mit dem 14CAlter von Webhaus 57 überein, dessen kalibriertes Altersintervall von 880–991 AD nur am jüngsten Ende knapp in den Bereich des frühesten für die Eichen von Webhaus 16B noch möglichen Fälldatums kommt. Für die Interpretation der Altersabweichung jeder einzelnen Probe wird deshalb im folgenden einerseits eine generelle «Verjüngung» der Altersintervalle um dreissig Jahre, fallweise aber auch ein differenzierteres Vorgehen vorgeschlagen. Daten von Proben, deren Altersstruktur nicht eingeschätzt werden kann (Kulturschicht beim Verhüttungsplatz 1, Verhüttungsplatz 2, Grubenhäuser 24 und 25), müssen wie die Daten «junger» Proben unkorrigiert interpretiert werden. Abb. 83 zeigt die anhand der oben diskutierten Probenzusammensetzungen korrigierten Werte. Dabei wurden die Altersbereiche der Strukturen 5, 12, 27, 38 und 55 (Fundnr. 45) jeweils oben und unten um dreissig Jahre verjüngt. Ebenfalls um dreissig Jahre verschoben wurde der Altersbereich von Grube 11. Zusätzlich wurden in diesem Fall jedoch die ältesten und jüngsten acht Jahre fallengelassen, da die beiden Intervalle 898– 906 und 1145–1153 aufgrund extremer Knicke in der Kalibrationskurve nur marginal zum 1-SigmaBereich gehören, gleichzeitig jedoch das mögliche Alter um über 60 bzw. knapp 40 Jahre nach oben und unten verlängern (Abb. 84). Ausgehend vom Vergleich der beiden niedergebrannten Webhäuser wurde bei Webhaus 57A/B eine «Überalterung» von 50 Jahren angenommen.621

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Kalibriertes Alter Chr.) Kalibriertes Alter(n.(n. Chr.)

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Fünf Phasen: Datierung und Gliederung der Strukturen Im folgenden werden Keramik und Strukturen in einen absolutchronologischen Rahmen gestellt. Dabei werden einerseits relativchronologische Argumente mit 14C- und Dendrodaten verknüpft, andererseits schwach belegte Beobachtungen mit eindeutig fassbaren Befunden verbunden. Auf diesem Weg sollen möglichst viele Befunde in der Siedlungsgeschichte von Berslingen eingeordnet und die durch die Magerungstypen bereits grob vorgezeichneten Unterteilungen in siedlungsgeschichtlich relevante Phasen differenziert werden. Die Entwicklung Berslingens wurde bis zu seiner Wüstlegung durch verschiedene dynamische Prozesse geformt, die auch den Fundniederschlag in Raum und Zeit unterschiedlich beeinflusst haben. Es wird deshalb davon abgesehen, die erarbeiteten Phasen als scharf abgegrenzte Einheiten hintereinanderzureihen. Vielmehr überlappen sich die jeweils aufgrund bestimmter Eigenschaften zusammengefassten Phasen an ihren Enden um etwa ein halbes Jahrhundert, womit einerseits der kontinuierliche Charakter der Entwicklung respektiert und andererseits auch den möglicherweise vorkommenden Fehlzuweisungen gerade schwach belegter Phänomene Rechnung getragen wird. Nur für wenige Strukturen kann keine zeitliche Einordnung vorgeschlagen werden, da aussagekräftiges Material in ihrer Verfüllung fehlt. Phase 1 (Ende 6. – erste Hälfte 7. Jahrhundert): Die Pionierphase fassen wir im untersuchten Siedlungsbereich mit Grubenhaus 20, das anhand der dort gefundenen Bronzen ans Ende des 6. bzw. in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert werden kann.622 Die Randformen aus Grubenhaus 20 lassen sich innerhalb des bis heute bekannten Keramikspektrums ebenfalls dieser Zeit einordnen: Vergleiche mit Fundorten, die Keramik des 6. und 7. Jahrhunderts aufweisen, unterstützen die durch die Bronzen nahegelegte Datierung.623 Grubenhaus 21 weist ausser Knochen ein einziges kleines Lavezfragment auf, das seine Parallelen im benachbarten Grubenhaus 20 findet.624 Die beiden Grubenhäuser scheinen sich daher zeitlich nahezustehen. In der Pionierphase dominiert in Berslingen der Magerungstyp A, der später mit Ausnahme der heterogenen Verfüllung von Struktur 40 in eingetieften Fundkomplexen nicht mehr vorkommt. Daraus ergibt sich für die weiteren Gefässfragmente im Kanton Schaffhausen, an denen der Magerungstyp A bislang nachgewiesen werden konnte, ein terminus ad oder ante quem, d. h.


eine Datierung vor 600 oder spätestens in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Weder GächlingenNiederwiesen noch Schleitheim liefern aus sich selbst heraus neue Datierungshinweise.625 Dasselbe gilt auch für die mehrphasige Fundstelle Bargen-Wootel, die u. a. auch Fragmente des Magerungstyps A enthält626 sowie die beiden Grubenhäuser 1 und 2a von Osterfingen-Oberdorf, die aufgrund ihrer heterogenen Fundvergesellschaftung nicht als geschlossene Komplexe betrachtet werden können.627 Wenige Gefässe mit Magerungstyp A fanden sich in frühmittelalterlichen Bestattungen. Im Gräberfeld Schleitheim-Hebsack628 fand sich ein scheibengedrehtes rauhwandiges Töpfchen im Kindergrab 837, das mangels aussagekräftiger Beigaben jedoch nicht näher datiert werden kann. Unter den übrigen seltenen Gefässbeigaben von Schleitheim-Hebsack finden sich zwei Krüge, davon einer scheibengedreht, deren Scherbenzusammensetzung möglicherweise ebenfalls dem Magerungstyp A entspricht; zwei weitere scheibengedrehte Krüge des Gräberfeldes zeigen andere Magerungsbestandteile.629 Krüge sind unter der frühmittelalterlichen Siedlungskeramik des Kantons Schaffhausen bisher nur selten festzustellen.630 Bei den Krügen aus dem Gräberfeld Schleitheim-Hebsack könnte es sich deshalb um spezifische Beigabenkeramik handeln. Die vier Krüge stammen ausschliesslich aus Gräbern des 5. Jahrhunderts;631 Bezüge zur Berslinger Keramik sind ausser über den Magerungstyp A nicht herzustellen. Unter den frühmittelalterlichen Bestattungen in der Bergkirche Hallau fand sich ein einziges Gefäss im Grab eines über fünfzigjährigen Mannes.632 Die gewülstete, rauhwandige Schüssel mit Magerungstyp A stammt aus Grab 20 und kann aufgrund ihrer Vergesellschaftung mit einer dreiteiligen Gürtelgarnitur an den Beginn des 7. Jahrhunderts und also in den Zeitraum der Verfüllung von Grubenhaus 20 datiert werden. Im Unterschied zu den nördlichen alamannischen Gebieten und zur Nordwestschweiz ist unter der bis heute bekannten rauh- und dickwandigen Keramik des Kantons Schaffhausen nur ein kleiner Teil als Drehscheibenware anzusprechen.633 Dabei scheint die Produktion auf der Drehscheibe im wesentlichen an eine Rohstoffaufbereitung gebunden, die zum Magerungstyp A führt. Die Verbreitung rauhwandiger Drehscheibenware endet demnach gleichzeitig mit jener des Magerungstyps A in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts. Im selben Zeitraum wird die rauhwandige Drehscheibenware in der Nordwestschweiz von der sandigen Drehscheibenware abgelöst,634 während die Laufzeit rauhwandiger Drehscheibenware im Gebiet zwischen östlicher Schwäbischer Alb und mittlerem Neckar nach U. Gross bis ins 8. Jahr-

hundert, in Rottweil sogar bis ins 9. Jahrhundert zu reichen scheint.635 Phase 2a (Anfang 7. – Mitte 8. Jahrhundert): An den Anfang der Phase 2a können die Strukturen 4 und 9 gestellt werden. Die beiden schwach belegten Gruben markieren das Aufkommen der Keramik des Magerungstyps B. Schwierig einzuordnen ist der in seiner Form in Berslingen singuläre Rand aus Grubenhaus 4 (Taf. 12,4.1). Aufgrund seiner grossen Wandstärke, seiner Verwandtschaft zu offenen Formen des Magerungstyps A aus Gächlingen SH636 und einer nahebei gefundenen Wandscherbe des Magerungstyps A scheint eine Zuordnung am Übergang von Phase 1 zu Phase 2a am plausibelsten. Dasselbe gilt für Taf. 17,9.1 mit seinem Wellenband und dem altertümlich anmutenden innen leicht gekehlten Rand.637 Aufgrund seiner durchgehend orangen Farbe und einem hohen Schamotteanteil weicht dieses Fragment etwas von der üblicherweise schwarzen, grauen, braunen oder mehrfarbigen Erscheinung der rauh- und dickwandigen Berslinger Keramik ab. Die Keramik aus den Grubenhäusern 6 und 10 (vor allem Taf. 17,6.8; 17,10.1) lässt sich formal direkt an Grubenhaus 20 anschliessen (Taf. 28, 20.1). Neben Scherben des für die Phase 2 typischen Magerungstyps B enthalten die beiden Strukturen auch importierte Karbonatitware (Magerungstyp F), deren Herkunft aus dem Kaiserstuhlgebiet nachgewiesen werden konnte.638 Karbonatitware verbindet die Grubenhäuser 6 und 10 mit Grube 23 und Grubenhaus 46, die am Anfang der Phase 2b stehen. Phase 2b (Anfang 8. – Mitte 9. Jahrhundert): Als Importkeramik aus dem elsässischen Raum konnte die gelbe Drehscheibenware (Magerungstyp E) erkannt werden,639 die sich in den beiden Grubenhäusern 28 und 39 fand. Wie bereits erwähnt kam gelbe Drehscheibenware und Karbonatitware auch in Osterfingen-Oberdorf SH zum Vorschein (Abb. 85).640 Die beiden Importwaren wurden dort zusammen in Haus 6 gefunden. Im Gegensatz zu Osterfingen kamen die Magerungstypen E und F in Berslingen in keiner Struktur gemeinsam vor. Belegt der Befund von Haus 6 in Osterfingen-Oberdorf damit die zeitliche Zusammengehörigkeit der beiden Importwaren aus dem südlichen Oberrheingebiet, so erbringt die Fundverteilung von Berslingen eher Hinweise zu deren zeitlicher Abfolge. Im Unterschied zu den Strukturen mit Karbonatitware enthält die Verfüllung des Grubenhauses 39 neben gelber Drehscheibenware und Keramik des Magerungstyps B wenige Scherben mit Magerungstyp C und weist 113


Abb. 85: Importkeramik aus dem badischen bzw. elsässischen Raum, gefunden in den 1948 ausgegrabenen frühmittelalterlichen Siedlungsbefunden von Osterfingen-Oberdorf. 1–3: Karbonatitware aus Haus 6 (MA 26603, 26606, 26609), 4–5: gelbe Drehscheibenware aus Haus 6 (MA 26600, 26604), 6: gelbe Drehscheibenware aus Haus 1 (MA 26602). M. 1:2.

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damit bereits in Phase 3a. Eine Vergesellschaftung der Magerungstypen F und C könnte allenfalls in Struktur 1B vorliegen. Das leider nicht getrennt geborgene Fundmaterial des unklar dokumentierten mehrphasigen Befundes641 umfasst zwar vorwiegend jüngere Keramik, enthält daneben aber auch eine karbonatitgemagerte Randscherbe (Taf. 11,1.9), eine wellenbandverzierte Wandscherbe des Magerungstyps B (Taf. 11, 1.12) sowie zwei C-Scherben mit gestrecktem Trichterrand und gestauchter Randlippe (Taf. 11, 1.1.2), die für den Beginn von Phase 3a typisch sind (Taf. 40,40.1; 42,54.1.2). Die frühmittelalterliche Keramik des südlichen Oberrheins wurde in jüngster Zeit von M. Châtelet neu aufbereitet und umfassend vorgelegt.642 Da die importierten Gefässe der Karbonatitware mit Sicherheit und die gelbe Drehscheibenware mit grosser Wahrscheinlichkeit im von ihr untersuchten Gebiet produziert wurden, soll im folgenden für die Randformen der Magerungstypen E und F die von Châtelet erarbeitete Typendefinition verwendet werden. Die in Berslingen vertretenen Randformen der 114

Karbonatitware entsprechen den Typengruppen K3c643 (Taf. 11,1.9; 29,23.1) bzw. K4a644 (Taf. 41, 46.1) ihrer céramique à dégraissant calcaire. Von der gelben Drehscheibenware liegt ein einziger Topfrand vor (Taf. 40,39.1), der Châtelets Typ C1b entspricht.645 Die ähnlich gestalteten Ränder der beiden offenen Gefässe aus Grubenhaus 39 lassen sich keinem der Randtypen Châtelets eindeutig zuweisen, am ehesten jedoch dem Typ C9c.646 Dies ist wohl darauf zurückzuführen, dass innerhalb der gelben Drehscheibenware offene Gefässformen sehr selten vorkommen. Betrachtet man die spärlichen Belege offener Gefässe unter der publizierten Masse gelber Drehscheibenware, so erstaunt der hohe Anteil in Berslingen. Die meisten Fundstellen des südlichen Oberrheintales weisen neben zahlreichen Töpfen nicht mehr als ein bis zwei Nachweise offener Gefässe auf;647 beim Ensemble aus Grubenhaus 39 scheint es sich demnach um eine Rarität zu handeln. Aufgrund der Arbeit von Châtelet und anderen Autoren648 können für die beiden Importwaren zwei benachbarte Herkunftsgebiete unterschieden werden. Karbonatitware wurde im Gebiet um


den Kaiserstuhl hergestellt und findet seine dichteste Verbreitung im Breisgau. Der Verbreitungsschwerpunkt der gelben Drehscheibenware liegt dagegen nördlich davon beidseits des Rheins, in einem Gebiet, das ca. 50 km südlich und nördlich über Strassburg hinausreicht und im Westen von den Vogesen und im Osten vom Schwarzwald begrenzt ist.649 Als Produktionszentrum vermutet Châtelet die Gegend von Soufflenheim, ca. 30 km nördlich von Strassburg.650 Die Berslinger Randformen und Verzierungen lassen sich gut in die Chronologie Châtelets einbinden. Die Karbonatitware aus Berslingen kann in ihre Phase SÜDOST-3651 eingeordnet werden, die gelbe Drehscheibenware in ihre Phase NORD-4.652 Hervorzuheben sind dabei für die Karbonatitware die geschlossenen Grubenkomplexe von Breisach-Hochstetten «Klosteräcker» A (BRD) und für die gelbe Drehscheibenware der homogene Fundkomplex von Soufflenheim-Eglise (F), die je sehr gute Vergleichsfunde enthalten.653 Beide Phasen korrespondieren miteinander und werden von Châtelet hauptsächlich ins 8. Jahrhundert datiert, wobei sie eine längere Dauer mit spätestmöglichem Ende in der Mitte des 9. Jahrhunderts nicht ausschliessen kann. Sie bestätigt damit den Ansatz von U. Gross, wonach mit Berslingen vergleichbare Formen zur jüngsten Gruppe der rollstempelverzierten gelben Drehscheibenware gehören, die um 800 ihr Ende findet.654 Die mit Berslingen vergleichbare Importkeramik aus Osterfingen-Oberdorf «Haus 6» kann denselben Phasen nach Châtelet zugewiesen werden (Abb. 85.1– 5),655 ebenso eine verzierte Wandscherbe der gelben Drehscheibenware aus OsterfingenOberdorf «Haus 1» (Abb. 85.6).656 Weniger deutlich zeichnet sich die Datierung eines einzelnen Fragmentes von Karbonatitware aus der Pfarrkirche von Schleitheim ab.657 Aufgrund des bisher feststellbaren konzentrierten Importflusses in den Kanton Schaffhausen dürfte die kammstrichverzierte Wandscherbe jedoch der gleichen Phase entstammen. Hauptsächlich weist dieser unspektakuläre Streufund aus der Kirchengrabung aber darauf hin, dass in den noch weitgehend unbekannten Schaffhauser Befunden des 7.–9. Jahrhunderts wohl noch weitere Hinweise auf die überraschend deutlichen Beziehungen zum südlichen Oberrheintal zu erwarten sind. Ein weiteres Fragment importierter Keramik befindet sich unter den Lesefunden (Taf. 57.152). Das durchgehend orange, nur aussen leicht russgeschwärzte Gefäss scheint ebenfalls in Phase 2 aus nördlichen Gebieten eingeführt worden zu sein. Eindeutige Parallelen besitzt es in einigen Randfragmenten einer von Ch. Gildhoff als «oxydierend gebrannte, rauhwandige Drehscheibenware» bezeichneten Keramik aus der mittelalterlichen Siedlung von Stetten an der Donau

(Baden-Württemberg). Gute Vergleichsstücke fanden sich dort vergesellschaftet mit dicker, rauhwandiger mit Wellenbändern verzierter Keramik.658 Nach Ch. Gildhoff kommt die entsprechende Randform in grosser Menge in RottweilKönigshof vor und datiert aufgrund ihrer bisher bekannten Vergesellschaftung ins 7. bis 9. Jahrhundert.659 Über dickwandige, Rillenband tragende Wandscherben des Magerungstyps B lassen sich die randscherbenlosen Grubenhäuser 22 und 44 mit Grube 23 in Verbindung bringen (Taf. 29,22.1; 29,23.2; 41,44.1). In Grubenhaus 44 treten daneben aber bereits Scherben des Magerungstyps C auf. Auch die Grubenhäuser 13 und 47 enthalten neben altertümlichen Wellen- und Rillenbändern (Taf. 21,13.2 und Taf. 42,47.2–4) bereits CKeramik. Mit der grossen durchschnittlichen Wandstärke (vgl. Abb. 70) weist Grubenhaus 47 einerseits eine weitere Altertümlichkeit auf, andererseits wird ein deutlicher Bezug zu jüngerem Material über drei Bodenscherben hergestellt (Taf. 42,47.5), die zwei Fragmenten aus Grube 40 (Taf. 40,40.5) zum Verwechseln ähnlich sind. Allerdings ist das Fundensemble aus Grubenhaus 47 mit einem Makel behaftet, da sich das Auffinden von vermeintlichen Passscherben aus verschiedenen Gruben im Nachhinein als Trugschluss erwies: Unter Taf. 42,47.3 sind zwei Scherben aus Grubenhaus 47 mit einer aus Grubenhaus 46 zusammengeklebt (MA 36482.5 mit 36492.2/3). Da alle anpassenden Bruchflächen frisch waren, muss davon ausgegangen werden, dass im Verlauf der mehrfachen Bearbeitung die eine oder andere Scherbe den Weg zurück in die richtige Fundkiste nicht mehr gefunden hat. Die Aufführung von 47.3 unter Grubenhaus 47 statt 46 ist demnach rein willkürlich. Die beiden Grubenhäuser weisen mit Taf. 41,46.4 bzw. 42,47.4 weiteres fast identisches Material auf. Aufgrund der 14C-Bestimmung eines Hirschknochens kann Grubenhaus 35 zur Phase 2b gerechnet werden. Die Kalibration der Knochendatierung weist das Grubenhaus mit hoher Wahrscheinlichkeit ins 8. Jahrhundert (Intervall 685 – 815).660 Die kalibrierten Altersbereiche der Holzkohledatierung von Grubenhaus 24 streuen vom ersten Viertel des 8. bis ins letzte Viertel des 9. Jahrhunderts, mit dem bedeutendsten Intervall zwischen 765 und 885 n. Chr. Grubenhaus 24 liegt damit im Überlappungsbereich der Phasen 2b und 3a. Steht Phase 2a im Zeichen der kontinuierlichen Weiterführung der Pioniersiedlung, so zeichnet sich mit dem anwachsenden Grubenbestand der Phase 2b ein Siedlungsausbau ab. Charakteristisch für die ganze Phase 2 ist die auffällige Häufung der vorwiegend aus dem südlichen Oberrheintal importierten Keramik. 115


Phase 3a (Anfang 9. – Ende 10. Jahrhundert): Über die Verknüpfung von Grube 40 mit Grubenhaus 47,661 die weiteren frühen Elemente von Grube 40 sowie die wahrscheinliche Vergesellschaftung mit Keramik vom Magerungstyp F in Struktur 1B können die stark gestauchten Trichterränder (R1) der Strukturen 1B,662 38, 40 und 54663 an den Beginn von Phase 3a gestellt werden. Mit der Wellenbandverzierung auf Taf. 38,38a.2 weist zudem auch Struktur 38 eine Verbindung in die Phase 2b auf. Die Strukturen 40 und 54 sind neben dem Randtyp R1 durch ein identisches Rillendekor, das in anderen Gruben nicht vorkommt, miteinander verbunden. Anhand von Randtyp R2 können die Grubenhäuser 32 (Taf. 37,32.1) und 36 (Taf. 38,36.1) an Grube 40 angeschlossen werden. Vergleichbare Ränder stammen aus zwei 14C-datierten Häusern, die 1992 beim Schulhaus des Nachbardorfes Merishausen ausgegraben werden konnten.664 Das ebenerdige Haus 3, das ein schwach gestauchtes (R1) und ein einfaches (R3) Trichterrandfragment enthielt, datiert dabei ebenso ins 10. Jahrhundert wie Grubenhaus 8, worin sich neben der einfachen (R3) und der leicht gekehlten (R2) Trichterrandvariante auch zwei aus Geweih geschnitzte Webbrettchen fanden.665 Die ebenfalls nur leicht gestauchten, dünnen Randscherben (R1) aus den Berslinger Grubenhäusern 16A und 17 können mit den Exemplaren aus Merishausen gut verglichen werden. Das 14C-Datum eines verkohlten Zweiges aus der Füllung von Grubenhaus 16A liegt nach der Kalibration zwischen 895 und 1035 und überschneidet sich damit im 10. Jahrhundert mit dem Datierungszeitraum des Hauses 3 und des Grubenhauses 8 von Merishausen-beim Schulhaus. Schwach gestauchte Trichterränder scheinen ihren Verbreitungsschwerpunkt demnach eher im 10. Jahrhundert zu haben. In der Reihe der Randformen sind sie nach den stark gestauchten Trichterrändern einzuordnen, die damit zur Leitform des 9. Jahrhunderts avancieren. Aus Grubenhaus 26 stammen fünf Scherben der Magerungstypen C1 und C2. Davon trägt eine Wellenliniendekor. Grubenhaus 26 könnte damit im 9., 10. oder in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts verfüllt worden sein. Keine weitere Eingrenzung erlauben die beiden mitgefundenen Lavezfragmente.666 Auf eher älteren Ursprung verweist dagegen das Fragment eines Reitersporns (Taf. 31,26.2), der im 8. oder 9. Jahrhundert in Mode gewesen sein dürfte.667 Zusammenfassend erscheint eine Datierung des Grubenhauses ins 9. Jahrhundert am plausibelsten. Phase 3b (Mitte 10. – Mitte 11. Jahrhundert): Die Randform R4 bildet eine Brücke zwischen den Typen R3 und R5 und bringt die Strukturen 116

16B, 18, 19, 29, 32, 38 und 57 miteinander in Verbindung. Grubenhaus 25 kann durch die zahlreich belegte Kombination von R3 und R5 ebenfalls dieser Gruppe zugerechnet werden. Anhand des gestaffelten Auftretens von R4, R5 und R6 zeichnet sich eine zeitliche Abfolge dieser Strukturen ab. Die Verbindung von R4 zu den früheren Formen ist in Grubenhaus 32 angelegt. Etwas später, aber vermutlich noch vor den Strukturen 16B, 19, 25 und 38 wurden die Grubenhäuser 18 und 29 verfüllt, die noch keine Scherben des Typs R5 aufweisen. Jüngere Elemente enthält dagegen das zweiphasige Webhaus 57. Im Berslinger Grubenhaus 18 und im Grubenhaus 8 von Merishausen-beim Schulhaus kamen sehr ähnliche Webbrettchen zum Vorschein.668 Die Sitte, Webbrettchen aus Knochen oder Geweih herzustellen, scheint sich nach dem 10. Jahrhundert verloren zu haben, was durch die 14C-Datierung des Merishauser Grubenhauses bekräftigt wird.669 Aufgrund der Vergesellschaftung von Webbrettchen und Bodenzeichen ist anzunehmen, dass die Verfüllung des Grubenhauses 18 Material des späten 10. und ev. des frühen 11. Jahrhunderts umfasst. Aus Grubenhaus 16B, bei dem es sich aufgrund mehrerer mitgefundener Webgewichte und einer grossen Menge an Holzkohle um ein abgebranntes Webhaus handeln muss,670 stammt eine dendrochronologische Mittelkurve mit dem Endjahr 967 n. Chr.671 Da die Proben weder Waldkante noch Splint aufweisen, handelt es sich beim Datum um einen Terminus post quem für das Fälljahr der im Webhaus überlieferten Eichen. Nach einem Zuschlag von mindestens 20 Splintjahren können die Eichen frühestens gegen Ende des 10. Jahrhunderts verbaut worden sein. Der mutmassliche Brandfall und die Verfüllung des Grubenhauses könnten damit am Ende des 10. bzw. im frühen 11. Jahrhundert stattgefunden haben. Die relativ gut datierbaren Grubenhäuser 16B und 18 erlauben es, das darin gefundene Fundmaterial in die Jahrzehnte um 1000 n. Chr. zu stellen. Ein weiteres 14C-Datum stammt aus Webhaus 57, für das aufgrund der Heterogenität des Fundmaterials eine etwas längere Verfüllzeit vorausgesetzt werden kann. Der ältere Teil des Fundmaterials kann mit den Grubenhäusern 16B und 18 verglichen werden, der jüngere mit der folgenden Phase 4. Gemäss Grabungstagebuch stammt die Holzkohleprobe aus einem Brandhorizont, der zur jüngeren Phase des Webhauses 57 gehört. Wie bereits erwähnt, zeigt jedoch die Analyse des Fundmaterials, dass die Zusammensetzung der Scherben in den verschiedenen Fundkomplexen nicht die im Befund festgestellten Bauphasen spiegelt.672 Vielmehr scheint in den erkannten Schichten vermischtes Material beider Bauphasen vorzukommen, was bei einer länge-


ren, mehrphasigen Nutzung desselben Grundes nicht überrascht. Aufgrund der am Dendrodatum von Webhaus 16B orientierten Alterskorrektur673 liegt der wahrscheinlichste Zeitraum für die erste Nutzung der datierten Eichenhölzer zwischen 930 und 1040 und damit im Umfeld der Grubenhäuser 16B und 18. Zur Begründung dieses Altersbereiches bieten sich drei Varianten an. Erstens könnte die gemessene Holzkohle zusammen mit dem älteren Fundmaterial um 1000 n. Chr. in den Boden gelangt und später in die jüngeren Schichten eingearbeitet worden sein, zweitens könnte es sich um Holz der älteren Phase handeln, das im jüngeren Bau weiter- bzw. wiederverwendet wurde und das dann erst im Verlaufe des Brandfalles zusammen mit den Webgewichten674 und den jüngeren Funden abgelagert wurde, und drittens kommt die Verwendung von frisch geschlagenem Holz aus der Bauzeit der jüngeren Phase in Frage, was jedoch eine noch grössere Alterskorrektur verlangen würde. Unter Berücksichtigung des Befundes (geschlossene Brandschicht) und um eine allzu überdehnte Alterskorrektur (bis zweite Hälfte 11. Jahrhundert) zu vermeiden, scheint mir die zweite Variante am plausibelsten zu sein. Das Fälldatum der Eichen wird dabei unter Gewichtung ihrer Altersstruktur und dem ältesten Fundmaterial in die Jahrzehnte um die Jahrtausendwende gelegt. Daraus ergibt sich ein Datum für den Bau des älteren Hauses sowie ein terminus post quem für das jüngere Keramikspektrum, mit dem das Holz in Zusammenhang mit dem Hausbrand in den Boden gelangt ist. Fundmaterial von zwei zeitlich entfernteren Phasen fanden sich in Grube 38. Die meisten Formen gehören in den Horizont, der an 16B und 18 anschliesst, doch weist die Grube auch Altertümliches auf, das an den Übergang von Phase 2b zu Phase 3a gehört (Taf. 38,38a.2; 39,38b.5). Das Ausgraben in zwei Horizonten (38a und b) erbrachte im Fundmaterial leider keine nachvollziehbare Ordnung. Mehrere Fälle von anpassenden Scherben aus jeweils beiden Horizonten bestätigen, dass der Schichttrennung in Bezug auf die Funde keine chronologische Relevanz zukommt. Der mit einer Alterskorrektur von 30 Jahren «geschobene»675 Zeitraum der 14C-Messung von Grube 38 erstreckt sich von 925 bis 1045. Der Abschnitt nach der Jahrtausendwende überschneidet sich damit mit der oben vorgeschlagenen Datierung für Keramik, die sich mit den Funden der zweiten Phase von Grube 38 vergleichen lässt. Das korrigierte 14C-Datum weist in diesem Fall auf eine mit der jüngeren Verfüllung korrelierte Holzverwendung. Obwohl die 14C-Daten der Gruben 38 und 57 interessante Rückschlüsse auf die Genese der betreffenden Verfüllungen zulassen, ergeben sie infolge der inhomogenen Grubenzusammensetzungen keine zuverlässigen Datierungshin-

weise für das Fundmaterial. Vielmehr muss die typochronologische Ansprache der Funde zur Interpretation der 14C-Alter beigezogen werden. Das im Befund zweiphasige Grubenhaus 25676 enthält ungestauchte Trichterrandfragmente (R3), die sich an die dünnen Ränder aus Grubenhaus 16A und 17 anlehnen, daneben aber auch jüngere Formen, die ihre besten Vergleichsfunde in den Strukturen 19, 38 und 57 haben (R5). Vermutlich spiegelt sich in dieser Typenkombination eine gemäss Befund mögliche Baufolge. Die frühere Verfüllung könnte dabei aus dem 10., die spätere aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammen. Eine 14C-Datierung mit dem Altersbereich vom Ende des 10. bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts würde demnach zur jüngeren Bauphase gehören.677 Von den Funden des mehrteiligen Grubenkomplexes 19 wurden zwei verschlackte Randfragmente (Taf. 27,19.7.8) mit einigen Wandscherben gesondert eingepackt. Eventuell stammen sie nicht aus dem gleichen Befundteil wie die übrigen Funde. Nach Ausweis der langen, gestreckten Trichterränder scheinen sie etwas früher in den Boden gekommen sein. Aufgrund des ähnlichen Typenspektrums könnte die Baufolge bzw. die Verfüllgeschichte der Strukturen 19 und 25 zeitlich mehr oder weniger parallel verlaufen sein. Die Grubenhäuser 3 und 8 sind ebenfalls grob der Phase 3 zuzurechnen. Da sie jeweils ältere und jüngere Elemente vereinen, können sie nicht genauer eingeordnet werden. Aufgrund des altertümlichen Sporns Taf. 12,3.2 könnte Grubenhaus 3 bereits am Ende von Phase 2b angelegt worden sein.678 Der dünne Trichterrand Taf. 17,8.1 (R3) lässt für Grubenhaus 8 dagegen auf einen frühesten Fundniederschlag im 10. Jahrhundert schliessen. Die Existenz von D-Keramik in beiden Gruben weist auf eine längere Verfüllgeschichte, die ihren Abschluss mit jüngeren Störungen am Übergang der Phasen 3 und 4 gefunden haben könnte. Schwieriger zuzuweisen sind die Grubenhäuser 15 und 42 sowie die Strukturen 31 und 37. Alle können sehr vage über ein bis drei Scherben des «Leitmagerungstyps C» der Phase 3 zugewiesen werden. Etwas deutlicher ist die Einordnung der Strukturen 41 und 48. Die Bodenfragmente (Taf. 41, 41.1.2) aus Struktur 41 lassen sich gut vergleichen mit Böden der Grubenhäuser 16A (Taf. 22, 16A.6) und 25 (Taf. 30,25.13). Auch Struktur 48 lässt sich am besten über das Bodenfragment Taf. 42,48.4 mit den Grubenhäusern 16B (Taf. 22, 16B.10), 18 (Taf. 26,18.11.12) und 19 (Taf. 27, 19.19) verknüpfen. Die Verzierung auf der dünnen Wandscherbe Taf. 42,48.1, eine schmale, von horizontalen Rillen eingefasste Wellenlinie, ist in Berslingen einmalig. Ränder der späten Phase 3b (R5) sind mit einigen 117


Exemplaren auch in den Strukturen 11, 12, 27, und 56 vertreten; sie schaffen damit eine Verbindung zwischen den Phasen 3b und 4 (Taf. 18, 11.2; 20,12.3; 31,27a.4; 34,27c.3). In ungefähr gleicher Grösse wie am Ende von Phase 2b besteht die Siedlung in Phase 3a weiter. Ausschlaggebend für den Phasenwechsel 2b/3a ist der einschneidende Wechsel von der dickwandigen zur dünnwandigen Keramik und das etwa zeitgleiche Versiegen des Importflusses. Das nur leicht veränderte Formenspektrum der einheimischen Keramik bleibt in Phase 3a eintönig. Eine deutlich feststellbare Dynamik in der Randentwicklung setzt jedoch gegen Ende des 10. Jahrhunderts mit der Phase 3b ein. Der über Jahrhunderte vorherrschende spröde Trichterrand wird von geschwungenen Formen und einer sich langsam durchsetzenden Freude am Runden und Üppigen verdrängt. Die Randtypen verändern sich nun in rascher Folge. Mit dem Bereich um Webhaus 57 scheint die Siedlung im ausgegrabenen Ausschnitt um 1000 n. Chr. ihren flächenmässigen Zenit erreicht zu haben.679 Phase 4 (Zweites Viertel 11. bis Mitte 12. Jahrhundert): Charakteristisch für Phase 4 sind Ränder der Typenserie R6–R9. Anhand ihrer unterschiedlichen Verbreitung in den Verfüllungen lässt sich auch hier eine tendenzielle Abfolge postulieren. Die älteren Scherben des vermutlich durch die spätere Verhüttungstätigkeit gestörten Grubenhauses 56680 können mit dem jüngeren Spektrum des zweiphasigen Webhauses 57 verglichen werden.681 Da beide Grubenhäuser noch keine Ränder der Typen R8 und R9 aufweisen, enthalten sie vermutlich die ältesten Verfüllungen der Phase 4. Daran anzuschliessen ist Grube 11, die Ränder der Typen R5–R8, aber noch keine des Typs R9 umfasst. R9 findet sich erst in den jüngeren Strukturen 1A, 5, 12 und 27. Ähnlich wie Grube 38 wurde auch Grubenhaus 27 in zwei Abstichen (27b und c) ausgegraben und wie dort, lässt sich im Material keine nachvollziehbare Gliederung erkennen. Anpassende Scherben quer durch die Abstiche und auch mit Material aus dem Sondierschnitt (27a) bestätigen diese Beobachtung. Die Strukturen 11, 12 und 27 lieferten datierbare Kohle von Hölzern mit vorwiegend längeren Jahrringsequenzen. Die kalibrierten und korrigierten 14C-Daten682 liegen zwischen 990 –1145 (Grube 11), 1050 –1190 (Grubenhaus 27) und 1070– 1195 (Grubenhaus 12). Damit überlappen sich die drei Altersbereiche vom letzten Drittel des 11. bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts. Der tendenziell ältere Wert von Grube 11 bestätigt die anhand der Keramik vorgeschlagene Abfolge. 118

Das unter dem Verhüttungsplatz 1 liegende Grubenhaus 55 ist stratigraphisch älter als der darüber liegende Verhüttungshorizont.683 Die wenigen Scherben aus Grubenhaus 55 gehören zu den Magerungstypen D1 und D2 und weisen in zwei Fällen Wellenlinienverzierung auf. Damit wird eine Zuweisung in Phase 4 möglich. Ein 14C-Alter von Holzkohle aus der Verfüllung passt mit dem kalibrierten Bereich 1000 –1155 zur obigen Gruppe (Gh 55.43, Katalog der 14C-Daten). Eine zweite Holzkohleprobe aus nicht eindeutigem Kontext scheint mit der Kulturschicht beim Verhüttungsplatz 1 zusammenzuhängen684 und ergab den deutlich älteren Zeitraum von 850 –1000 (Gh 55.45, Katalog der 14C-Daten). Der Befund von Grube 5 ist unsicher und stört zudem Gräber des Friedhofs.685 Er ist deshalb für eine 14C-Datierung wenig geeignet. Der korrigierte Altersbereich von 925 bis 1055 fällt im Vergleich zur Keramik deutlich zu alt aus. R6 kommt in allen vom Magerungstyp D dominierten Gruben sowie unter den Funden des Grubenhauses 57 und des Verhüttungsplatzes 2 vor, fehlt aber im Material des Verhüttungsplatzes 1. Die Typen R7–R9 sind demgegenüber auch im Verhüttungsplatz 1 vertreten und daher in ihrer jüngeren Laufzeit weniger gut einzugrenzen. R6 kann demnach als Leitform des 11. Jahrhunderts (zweites Viertel bis Ende) betrachtet werden. R7 und R8 scheinen dagegen ab der Mitte des 11. bis mindestens in die Mitte des 12. Jahrhunderts und R9 ab ca. 1100 Verbreitung gefunden zu haben. Randformen mit erkennbaren Neuerungen bestätigen die Plazierung der Strukturen 1A, 12 und 27 ans Ende der Phase 4. Um den Vorläufer eines Leistenrandes handelt es sich bei Taf. 34,27c.14. Der leicht unterschnittene Rand ist mit einer Wellenlinie verziert, die bis knapp an den kurzen, geschwungenen Hals reicht. Eine starke Tendenz zum Wulstrand lässt sich dagegen an der Randscherbe Taf. 20,12.9 beobachten, die auch in ihrer Machart (Magerungstyp D3) jüngere Aspekte aufweist. Die Entwicklung der späteren Leisten- bzw. Wulstränder ist auch an den Rändern Taf. 11,1.5.6.7 zu erahnen. Struktur 1A besitzt mit Taf. 11,1.8 zudem ein Fragment eines tatsächlichen frühen Leistenrandes, der vermutlich als jüngere Störung ins Ensemble geraten ist. Ein zusätzlicher Verweis auf die folgende Phase 5 ergibt sich aus der zahlreichen Verhüttungsschlacke, die in der Verfüllung des Grubenhauses 27 zum Vorschein kam. Wie bereits R. Schnyder an den ältesten mittelalterlichen Scherben der Ausgrabungen im Kloster Allerheiligen feststellen konnte, lässt sich das keramische Fundgut von Berslingen in Phase 4 sehr gut mit den Funden aus der nahen Stadt Schaffhausen vergleichen.686 Seine Beobachtung bestätigte sich in den letzten Jahren, als bei ver-


schiedenen städtischen Ausgrabungen weitere Vergleichsstücke in grosser Zahl geborgen werden konnten.687 Leider stammt der Grossteil dieser Funde jedoch aus vermischtem, umgelagertem Material oder stratigraphisch schlecht eingebundenen Schichtkomplexen. Ein idealer Vergleichskomplex, der sich problemlos in die Berslinger Horizontalstratigraphie einordnen lässt, kann bislang einzig in der Latrinengrube 5, die auf dem Rüdenareal in Schaffhausen ausgegraben wurde, gefasst werden. Das Fundmaterial dieser Grube lässt sich sehr klar mit den Funden der Berslinger Grube 11 verknüpfen. Durch eine 14 C-Bestimmung aus der Latrinengrube, die einen nahezu identischen Wert wie die Probe aus Grube 11 aufweist, wird die typologische Übereinstimmung bekräftigt.688 Die Keramik der Phase 4 ist gekennzeichnet durch das Aufkommen des Magerungstyps D und damit das Verschwinden von Kalkbestandteilen in der Magerung. Der Wandel der Randformen hat sich gegenüber Phase 3b noch beschleunigt. Die Siedlung scheint im Verlauf von Phase 4 zu schrumpfen, da nach 1100 nur noch vereinzelte Gruben durch Funde zu belegen sind. Gleichzeitig zeichnet sich gegen das Ende von Phase 4 der Beginn der Eisenverhüttung in Berslingen ab. Phase 5 (12. Jahrhundert): Einige Scherben des vom Verhüttungsplatz 2 überlagerten Grubenhauses 56 entsprechen den Randtypen der Phase 5 (Taf. 43,56.7– 9). Wie das im Grubenhaus gefundene Stück Ofenwandung entspringen sie wohl einer jüngeren Störung oder der Kontaktschicht zwischen Grubenverfüllung und Verhüttungstätigkeit.689 Zu den beiden Fundkomplexen des Grubenhauses (101 und 107) wurden leider keine stratigraphischen Details aufgenommen. Auch ein Teil der Funde aus den anderen Fundkomplexen des Verhüttungsplatzes 2 kann nicht mehr eindeutig lokalisiert werden, weil die Funde und Fundzettel zweier Teilbefunde (Fundnummern 103 und 106) im Verlauf der Bearbeitungen vermischt worden sind. Die Verfüllung einer ovalen Grube (Fundnummer 102) enthält Funde, die der Phase 3b zugerechnet werden können. Auch ein Teil der Scherben aus den durcheinander gebrachten Fundkomplexen 103 und 106 sind dieser Zeit zuzuweisen, jünger sind dagegen eine Scherbe des Typs R10 (Taf. 56.135) und ein vergoldeter Bronzebeschlag (Taf. 56.140).690 Möglicherweise stammen die älteren Funde aus einer kleinen viereckigen Grube (Fundnummer 106) und die jüngeren aus der Schlacken- und Kohlenhalde in der Nähe des Ofens (Fundnummer 103). Ein im Mischkomplex 103/106 gefundenes Schlackenstück kann als direkter Zeuge der Ver-

hüttung vermutlich ebenfalls zum Komplex 103 gerechnet werden. Die beiden Grubenkomplexe 102 und 106 sind damit vermutlich vor der Verhüttung angelegt und verfüllt worden, die Verhüttungstätigkeit spielte sich erst einige Zeit später darüber ab. Als verhüttungszeitlich sind demnach einzig die jüngeren Funde aus Grubenhaus 56 und aus dem Mischkomplex 103/106 sowie allenfalls aus Struktur 1A anzusprechen. Eine 14C-Datierung von Holzkohle aus dem Ofenbereich ergibt den kalibrierten Zeitraum von 1050–1220. Wie das Verhältnis von Grubenhaus 55 zum Verhüttungsplatz zeigt, ist beim Verhüttungsplatz 1 ein mehrphasiger Schichtaufbau vorauszusetzen.691 Entsprechend der Situation beim Verhüttungsplatz 2 muss hier davon ausgegangen werden, dass durch die Verhüttungstätigkeit ältere Strukturen überdeckt wurden. Vor allem Schlackenablagerungen scheinen erosive Einflüsse späterer Jahrhunderte beschränkt zu haben, wie dies auch Rüegers Erwähnung von sichtbaren Schlackenhaufen um 1600 belegt.692 Im Bereich der Verhüttungsplätze konnten sich deshalb auch Reste der sonst fehlenden Kulturschicht erhalten. Die intensiven Arbeitsprozesse der Verhüttung führten aber gleichzeitig zu Störungen, Umlagerungen und Vermischungen in älteren Strukturen sowie vor allem in den Kulturschichtresten, was die sichere Trennung und Ansprache der verschiedenen Komplexe während der Ausgrabung massiv erschwert bis verhindert haben muss. Sowohl in Kulturschicht wie Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1 kamen deshalb ältere Formen zum Vorschein, die vor der Verhüttungstätigkeit in diesem Bereich abgelagert worden waren (Taf. 52.66; 54.96).693 Die Existenz von umgearbeitetem Material wird auch durch zwei 14C-Alter belegt. Die für die 14C-Bestimmung verwendeten Holzkohlen aus der Kulturschicht bzw. aus einem der Kulturschicht oder Grubenhaus 55 zuweisbaren Fundkomplex müssen aus älteren Ablagerungen stammen, da die Altersbereiche der beiden Daten im 9. und 10. Jahrhundert streuen (Abb. 82 –83 und 87).694 Vom Verhüttungsplatz 1 und aus Grube 5 stammen die typologisch jüngsten Keramikspektren. Neben den Formen der Phase 4 sowie den im Bereich des Verhüttungsplatzes 2 angetroffenen R10 und R11 umfassen sie die an die Rollränder (R11) anschliessenden Wulstränder (R12) sowie Fragmente von Schüsseln bzw. pfannenartigen Gefässen mit dem Keramiktyp D3 (R13 und Griffbruchstücke Taf. 15,5.41 und Taf. 54.107). Neumodisch wirken zudem die markanten Drehriefen an der Aussenseite von Taf. 13,5.7. Obwohl der im Bruch deutlich erkennbare Bandaufbau beweist, dass das Gefäss nicht auf der schnell rotierenden Töpferscheibe frei hochgezogen wurde, 119


Abb. 86: Randscherbe aus der Latrinengrube 3 des Areals Rüden/Buchsbaum in Schaffhausen (MA 43221). M. 1:2.

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muss die Nachbearbeitung bei bisher unüblich hohem Drehtempo erfolgt sein. Die Randscherben (R10) beim Ofen des Verhüttungsplatzes 1 können mit einem 14C-Alter in Verbindung gebracht werden. Die an Zweigholz vorgenommene Messung ergab ein fast identisches Resultat wie eine ebenfalls aus jungem Holz bestehende Probe aus der Schlackenhalde (vgl. Katalog der 14C-Daten). Der gemittelte kalibrierte Altersbereich der beiden Proben liegt zwischen 1050 und 1200. Über die Randtypen R10 und R11 werden die beiden Verhüttungsplätze miteinander verbunden. Vergleichbare Ränder fanden sich auf dem Üetliberg bei Zürich in Schichten, die über einen Münzschatz um 1150 datiert werden können.695 Die eingerollte Variante (R11) fand sich dabei erst in der auf den Schatzfund folgenden Schicht und kann damit frühestens in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in den Boden gelangt sein.696 Ein näher liegendes Vergleichsstück aus der Latrinengrube 3 des Rüdenareals in Schaffhausen (Abb. 86) weist Ähnlichkeiten mit einem Wulstrand aus der Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1 auf (Taf. 52.74). Es kann aufgrund eines 14C-Datums von mitgefundener Holzkohle in den Zeitraum von 1160 –1275 gestellt werden.697 Mehrere Schüsselränder der Form R13 und ein zugehöriges Griffbruchstück aus dem Rüdenareal in der Stadt Schaffhausen stammen aus heterogenen Schichten der Wallauf- und anschüttungen. Neben der im Rahmen der Umlagerungen stattfindenden Vermischung mit älterem Material ist dabei eine überwiegende Vergesellschaftung mit den Randformen R10 und R11 festzustellen.698 Schüsselfragmente in ähnlicher Vergesellschaftung finden sich auch in und über der bereits erwähnten, um 1150 datierten Schicht vom Üetliberg.699 Auf der Veitsburg (Ravensburg, BRD) setzt die Verbreitung vergleichbarer Schüsseln nach D. Ade-Rademacher erst im 13. Jahrhundert ein.700 Einiges früher scheinen Schüsseln und ev. Pfannen mit ähnlicher Formgestaltung in Stetten a. d. Donau aufzutauchen.701 Sie finden sich dort in Grubenkomplexen mit Keramik des 11. Jahrhunderts vergesellschaftet. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Oberflächen- und Magerungscharakteristik sind die Stettener jedoch nicht direkt mit den Berslinger Schüsseln vergleichbar. Möglicherweise handelt es sich in Stetten um Vorläufer, die in unserer Gegend erst mit einiger Verspätung und bereits in modifizierter Produktion in Umlauf gelangten. Eine verzögerte Aus-

breitung oder das Ausbleiben von Neuerungen und Sonderformen sind innerhalb der ausgeprägt regionalen Herstellungs- und Versorgungsstruktur des Hochmittelalters keine Seltenheit, wie etwa die Verbreitung von Dreibeingefässen, Schüsseln oder die Anwendung der Glasur belegen.702 Bei der Diskussion der Verzierungsmuster konnte festgestellt werden, dass die in den vorhergehenden Jahrhunderten so geläufige Wellenlinienzier im Bereich der Verhüttungsplätze fast vollständig verschwindet.703 Wie die vorwiegend unverzierte Keramik des 12. Jahrhunderts vom Üetliberg ZH und der Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH zeigt, scheint es sich dabei nicht um ein isoliertes Berslinger Phänomen zu handeln.704 Auch unpublizierte Fundkomplexe aus der Stadt Schaffhausen bestätigen diese Entwicklung.705 Die an den erwähnten Fundstellen festgestellte Seltenheit verzierter Gefässkeramik ist demnach keineswegs als «erstaunlich» zu betrachten, vielmehr scheint die Verzierungsfreudigkeit nach einer – allerdings etwas einförmigen – Blüte im 11. und frühen 12. Jahrhundert, im zweiten Viertel des 12. Jahrhunderts rapide abgenommen und erst im frühen 13. Jahrhundert mit der neu aufkommenden Rädchenverzierung einen neuen Aufschwung erlebt zu haben.706 Die Gefässkeramik des mittleren und späten 12. Jahrhunderts zeichnet sich in unserer Gegend demnach durch eine ausgeprägte Verzierungsarmut aus. Interessant ist die Beziehung der Strukturen von Phase 5 zum Friedhof und zur Kirche. Das durch den Verhüttungsplatz im 12. Jahrhundert tangierte Grab 11 kann aufgrund des beigegebenen Schlüssels und einer 14C-Altersbestimmung mit dem Zeitraum 1015 –1200 ins 11. Jahrhundert datiert werden.707 Die Überlagerung des südlichen Friedhofbereiches durch den Verhüttungsplatz 1 setzt voraus, dass dieser demnach mindestens teilweise im 11. Jahrhundert angelegte Teil vor der Aufnahme der Verhüttung bereits aufgegeben worden war. Ebenfalls im 12. Jahrhundert wurde der Friedhof im Westen durch die unklare Grube 5 gestört, was auf die Aufgabe eines weiteren Friedhofbereichs schliessen lässt. In der Kirche konnten fast keine Funde gemacht werden. Einige Nägel708 und die wenigen Scherben aus dem Kircheninnern gehören zum typologischen Horizont der Phase 5, darunter zwei Rollränder (R11), die in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zu datieren sind.709 Da Funde im Innern von Kirchen meist mit Planien bzw. mit neuen Bauhorizonten oder dann mit der Aufgabe bzw. der Zerstörung des Gotteshauses in Zusammenhang gebracht werden können, sind diese Scherben, wie bereits R. Schnyder bemerkte, «als Hinweise zu verstehen, dass der Bau schon damals nicht mehr benutzt, vielleicht schon abgebrannt und nicht wieder aufgebaut worden war».710 Ge-


gen eine Weiterbenützung des Baus als Kirche spricht neben der Störung des Friedhofes auch die Beeinträchtigung des religiösen Lebens in und um die Kirche durch die ungebührliche Nähe des Verhüttungsofens zum Gotteshaus selbst.711 Eine Nähe, die aufgrund der Berslinger Topographie bei Bedarf durchaus zu vermeiden gewesen wäre. Mit dieser Interpretation begebe ich mich in Widerspruch zu der von K. Bänteli ebenfalls in Betracht gezogenen Möglichkeit einer gewissen Weiterdauer von Kapelle und Friedhof.712 Da für beide Sichtweisen zwar Argumente, aber keine schlüssigen Beweise angeführt werden können, soll diese Diskrepanz im Sinne einer Anregung unbereinigt stehen gelassen werden. Phase 5 ist die Phase der Eisenverhüttung. Aufgrund der Schlackenfunde von Grubenhaus 27 wäre der Beginn der Verhüttungstätigkeit in Berslingen zwar bereits gegen Ende des 11. Jahrhun-

derts denkbar. Die Fundvergesellschaftung im Bereich der relevanten Strukturen scheint jedoch frühestens auf einen Beginn in der ersten Hälfte bzw. auf einen Höhepunkt nach der Mitte des 12. Jahrhunderts hinzuweisen. Die Keramik der Phase 5 wird durch die Randformen R10 – R13 bestimmt. Dazu gesellt sich die auffällige Abnahme des Wellenliniendekors sowie das Aufkommen des Magerungstyps D3.713 Ränder der Typen R10 –R13 finden sich in den als Siedlungsstrukturen anzusprechenden Gruben nicht mehr, dafür zahlreich im Bereich der ehemaligen Verhüttungsplätze. Die anhand von Grubenhäusern belegbare bäuerliche Besiedlung scheint mit dem Einsetzen der Eisenverhüttung im ergrabenen Ausschnitt von Berslingen erloschen zu sein; auch Friedhof und Kirche könnten in der Blütezeit der Verhüttung aufgegeben worden sein (Abb. 87).

Abb. 87: Chronologie der Strukturen von Berslingen anhand der Funde. Dunkel: Stärker belegt. Hell: Schwächer belegt. Zusammengefasste 14CAltersbereiche (1-Sigma) nach Kalibration und Altholzkorrektur, gerundet auf 5 Jahre. Gh16B: Dendrodatum ohne Splint: 967 n. Chr. (Zahlen im Katalog, Anhang S. 320ff.). Vh1 und 2 = Verhüttungsplätze 1 und 2; Ks = Kulturschicht; Schl = Schlackenhalde.

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Keramische Besonderheiten Geflicktes Geschirr

Abb. 88: «Der Chachelima, der mit seinem Bohrer Löcher macht, mit eisernen Klammern zusammenhaftet und schliesslich die Spalten verkittet, war früher eine häufige Erscheinung». Bild und Text nach Brockmann-Jerosch 1929, Abb. 71.

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Ganz gleich, ob Scherben zu Glück oder Unglück verhalfen, als Missgeschick wurde der unabsichtlich zerbrochene Krug wohl immer aufgefasst. Seit den Urzeiten der keramischen Produktion suchte der Mensch deshalb den Schaden womöglich zu begrenzen und die beschädigten Gefässe zu reparieren (Abb. 88). Gefässe mit Flickstellen lassen sich von frühester Zeit bis ins 20. Jahrhundert nachweisen.714 Die seit Anbeginn angewandte Flicktechnik veränderte sich im Laufe der Zeit kaum. Beidseitig der Bruchstelle oder vermutlich mehrheitlich beidseitig von Risslinien noch ungebrochener Gefässe wurde die Keramik mit Löchern versehen. Durch die Lochpaare wurden anschliessend die eigentlichen Flicken geführt, die die beiden

Gefässteile zusammenhalten sollten. An diesem Grundprinzip änderten sich durch die Jahrtausende nur die Bohrwerkzeuge und das Material der Flicken. Wurden die Löcher in der Steinzeit mit Silexbohrern angebracht, so verwendete man ab der Eisenzeit eiserne Ahlen bzw. Bohrspitzen.715 Unsicher ist, ob in der Bronzezeit Spitzen aus Bronze zum Einsatz kamen oder noch immer die steinernen; die kupfernen Geräte des Jungneolithikums dürften für Gefässdurchbohrungen jedenfalls zu weich gewesen sein. Ebenfalls in Abhängigkeit des Materialangebots entwickelten sich die Flicken selbst. Die zu Urzeiten benutzten organischen Materialien wie Schnüre aus Pflanzenfasern wurden mit dem Aufkommen der Metalle allmählich durch bronzene, eiserne und vor allem in römischer Zeit durch bleierne Klammern ersetzt.716 Entsprechend der unterschiedlichen Vergänglichkeit der Materialien sind die eigentlichen Flicken nur selten erhalten. Rela-


tiv gut repräsentiert sind die Bleiflicken der Römerzeit, schlechter fassbar dagegen die organischen Bindungen sowie die dünnen eisernen Klammern. Als Zeugen geflickten Geschirrs blieben deshalb oft einzig die durchbohrten Scherben erhalten. Erst in der Neuzeit wurden die Gefässe nur angebohrt und nicht mehr durchbohrt.717 In Berslingen weisen 33 Scherben ein bis drei durchgehende Löcher auf, die bei 31 Scherben als Flicklöcher schwach trichterförmig von aussen nach innen durch die Gefässwand gebohrt wurden (z. B. Taf. 39,38b.6.8). Im Fall von Taf. 42, 48.2 wurde das ehemals dreieckförmige Loch vermutlich vor dem Brand in die Gefässwand geschnitten. Der Zweck dieses Loches ist bisher unklar. Eine rund zugehauene Scherbe mit sanduhrförmiger Durchbohrung (Taf. 39,38b.7) diente wohl als Spinnwirtel (vgl. unten). Der Durchmesser der Flicklöcher liegt zwischen 2 und 5 mm. Durchbohrt wurde die Keramik mit den in Berslingen zahlreich gefundenen, von Hand oder mit einem einfachen Drillbohrer gedrehten eisernen Spitzen («Ahlen»).718 Interessant ist die Verteilung der Flicklöcher in der Zeit. Keine einzige Durchbohrung stammt aus den Strukturen der Phasen 1 und 2, in welchen die dicke, rauhwandige Keramik der Magerungstypen A und B sowie dünnwandige Importkeramik dominiert. Die ersten Flicklochungen kommen in Strukturen der Phase 3a vor (Taf. 42,54.7; 22,16A.1.2), die durch die dünnwandige Keramik des Magerungstyps C geprägt ist. Über die nachfolgenden Phasen verteilen sich die durchbohrten Scherben regelmässig bis ans Ende der anhand der Funde nachweisbaren Besiedlung von Berslingen. Damit bestätigt sich die Zweiteilung des keramischen Fundgutes von Berslingen ein weiteres Mal. Am naheliegendsten wäre es, den Grund für die unterschiedliche Flicktätigkeit in der erhöhten Bruchanfälligkeit der jüngeren, dünnen Keramikgeneration zu suchen. Häufigkeitsanalysen und Versuche an steinzeitlicher Keramik zeigen allerdings, dass auch andere technologische Aspekte oder kulturelle Veränderungen in Betracht gezogen werden müssen. So dürfte die Durchbohrung der grob und stark gemagerten, dicken Gefässwände der Magerungstypen A und B wesentlich aufwendiger und umständlicher gewesen sein als die der dünnwandigen Keramik.719 An der Cortaillodkeramik von Zürich-Mozartstrasse konnte E. Bleuer beobachten, dass vor allem aufwendig hergestellte Gefässe geflickt, einfachere dagegen eher durch neue ersetzt wurden.720 Ähnliches stellten St. und M. Martin an der römischen Keramik von Augst (BL) fest: Unter den untersuchten Flickscherben stammt der grösste Teil von teurer, schwer zu beschaffender Importkeramik (vor allem von Reliefschüsseln). Gebrauchskeramik wurde nur selten und sehr se-

lektiv geflickt.721 Zudem nimmt die Flickhäufigkeit nach dem ersten Jahrhundert aufgrund der besseren und vor allem billigeren Verfügbarkeit importierter Terra sigillata massiv ab.722 Der Zusammenhang zwischen Preis, Verfügbarkeit und Flickhäufigkeit bestätigt sich auch in der Neuzeit: Das Aussterben der «Beckibüetzer» im 20. Jahrhundert wurde hauptsächlich durch die Verbreitung der billigen, industriell hergestellten Massenware verursacht.723 Als weitere Beobachtung erwähnt Bleuer, dass vor allem keramikreiche Kulturen (z. B. Cortaillod, Bronzezeit) ihre Gefässe flickten, und zieht dafür als Begründung unterschiedliche Pruduktionsgewohnheiten in Betracht.724 Von diesem Muster weicht die unvergleichlich keramikreiche römische Epoche allerdings deutlich ab, da ein Bedeutungsrückgang der Keramik nach dem ersten Jahrhundert nicht erkennbar ist. Eine Veränderung im Keramikreichtum scheint auch in Berslingen nicht vorzuliegen. Zwar liegt der Anteil dünnwandiger Scherben an der Gesamtscherbenzahl einiges höher als jener der dickwandigen, doch spiegelt sich darin wohl vorab die Entwicklung der Siedlung, die mit dem Aufkommen der dünnwandigen Keramik ihre grösste Ausdehnung erreichte. Im Gefässspektrum lassen sich keine wesentlichen Unterschiede feststellen: Während der gesamten Besiedlung wurden in Berslingen fast ausschliesslich Töpfe verwendet, andere Formen waren kaum vorhanden. Über eine allenfalls veränderte Bedeutung der Gefässe aus organischen Materialien wie Holz oder Leder kann mangels erhaltener Funde allerdings nichts ausgesagt werden. Gehen wir also davon aus, dass Verfügbarkeit und Preis (bzw. Wert) neben technologischen Kriterien wie Wandstärke und Magerung im allgemeinen die entscheidenden Faktoren für die Flickhäufigkeit keramischer Gefässe darstellen, so zeigt sich in Berslingen bezüglich der Qualität geflickter Keramik ein auffälliger Unterschied zum bisher diskutierten steinzeitlichen bzw. römischen Kontext. Im Gegensatz zu den dort festgestellten Verhältnissen, handelt es sich hier weder um teure Importe noch um besonders aufwendig hergestellte Keramik, sondern ausschliesslich um einfache, schlichte Alltagsgefässe durchschnittlicher Machart. Hinter den technologischen Unterschieden zwischen dick- und dünnwandiger Keramik scheinen sich demnach wirtschaftliche Veränderungen zu verbergen. Wie die ausgeprägte Dichte an Importen im 8. Jahrhundert nahelegt,725 hat sich der Keramikhandel vor dem Aufkommen der dünnwandigen Keramik weiträumiger abgespielt als danach. Der sich parallel dazu verändernde Umgang mit defekter Keramik weist darauf hin, dass mit dem Umbruch in der Versorgung eine Verknappung einhergeht, die selbst die einfachste Alltagskeramik betrifft. 123


«Spinnwirtel» und «Rundeln»

Abb. 89: Neben zahlreichen Webgewichten fanden sich in Berslingen verschiedene Geräte zur Textilverarbeitung wie Nadeln, Webbrettchen und Spindeln aus Knochen oder Geweih und Spinnwirtel aus Ton oder Stein. Webbrettchen und steinerner Spinnwirtel aus Grubenhaus 18, tönerner Spinnwirtel aus Grubenhaus 38, Webgewicht und Nadel aus Grubenhaus 50, Knochenspindeln aus Grubenhaus 28 und als Lesefund.

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Um einen Spinnwirtel könnte es sich bei der durchbohrten Scherbe aus Grubenhaus 38 handeln (Taf. 39,38b.7). Das rund zugerichtete Gefässfragment wurde im Gegensatz zu den Flickscherben von beiden Seiten angebohrt, weshalb das Loch einen doppelkonischen Querschnitt besitzt. Auf der Scherbenoberfläche befindet sich ein kammstrichartiges Muster, bei dem es sich möglicherweise auch nur um stark ausgeprägte Verstrichspuren handeln könnte. Kammstrichverzierung findet sich unter der mittelalterlichen Keramik von Berslingen nur an der Importware des Magerungstyps F, zu der dieses Fragment nicht gehört. In deutlicherer Ausprägung häufig anzutreffen ist Kammstrich dagegen an Latènekeramik.726 Das Spektrum der Magerungsbestandteile des Spinnwirtels lässt sich keinem der Berslinger Magerungstypen eindeutig zuweisen, am nächsten liegt es noch beim Magerungstyp D1.727 Auf einen bei der Herstellung eines Spinnwirtels produzierten Ausschuss weist die einzige Scherbe aus Grubenhaus 35 (Taf. 38,35.1). Der wie Taf. 39,38b.7 von beiden Seiten angebohrte Rohling zerbrach kurz vor dem Durchstoss. Material und Wandstärke der Scherbe entsprechen nicht der mittelalterlichen Keramik von Berslingen, sondern weisen auf Prähistorisches, am ehesten Latènezeitliches. Die Scherbe könnte deshalb einer-

seits dem eisenzeitlichen Kontext von Berslingen zugeordnet,728 andererseits aber auch als Zeuge frühmittelalterlichen Recyclings interpretiert werden. Vielleicht wurde dieser Überrest einer älteren Besiedlung im Frühmittelalter aufgelesen und nach einem missglückten Bearbeitungsversuch wieder weggeworfen.729 Mehr oder weniger rund zugerichtete Gefässfragmente mit doppelkonischer Durchbohrung sind in latènezeitlichen Fundstellen gut vertreten. Häufig werden sie als «Rundeln» bezeichnet und mehrheitlich als Spinnwirtel oder Spielsteine interpretiert.730 Die Ansprache als Spielsteine beruht auf der Beobachtung, dass einerseits die Lage der Durchbohrung nicht immer zentral und die Form nicht immer regelmässig ist und andererseits auch «Rundeln» ohne Durchbohrung gefunden werden.731 Auch in Berslingen kamen zwei «Rundeln» ohne Durchbohrung zum Vorschein. Die beiden rund zugehauenen Scherben lagen in Grube 11 und wurden eindeutig aus hochmittelalterlicher Keramik hergestellt (Taf. 19,11.33. 34). «Rundeln» ohne Durchbohrung sind auch in römischem Kontext recht häufig anzutreffen.732 Es scheint sich hierbei offensichtlich um ein Langzeitphänomen mit keltischen Wurzeln zu handeln, wobei auch ein zufälliges Nacheinander einer ähnlichen Form bei unterschiedlicher Funktion nicht auszuschliessen ist.


Webgewichte Webgewichte wurden in Berslingen in den acht Strukturen 5, 13, 16B, 29, 30, 47, 50 und 57 sowie in einem Kulturschichtrest gefunden. Aus der Kulturschicht, die sich im Bereich des Verhüttungsplatzes 1 noch erhalten hatte und aus den Strukturen 5, 29 und 47 konnten nur kleine Fragmente geborgen werden, die keine weiteren Aussagen bezüglich Form und Grösse der Webgewichte zulassen. Sie kamen mit der Entwicklung der Kulturschicht bzw. der Verfüllung der Gruben zufällig an ihren Fundort und stehen in keinem funktionalen Zusammenhang mit diesem. Aufgrund der unspezifischen Fundzusammensetzung handelt es sich beim Fragment eines kugeligen Webgewichtes (Taf. 21,13.4) vermutlich ebenfalls um zufälliges Füllmaterial. Es lag zusammen mit drei Gefässscherben und einigen Tierknochen in Grubenhaus 13. Für die übrigen Fundstellen ist eine funktionale Beziehung zwischen Webgewichten und Befund wahrscheinlich. Struktur 30 enthielt ausser diversen Fragmenten von mindestens drei Webgewichten (Taf. 37,30.1.2) nur einige Tierknochen. Bevor die Webgewichte ausgegraben wurden, lagen sie vermutlich noch relativ intakt in der Schicht, sind dann aber bei der Bergung zerbröckelt und nur unvollständig geborgen worden.733 Die sehr brüchigen Fragmente zeigen viele frische Bruchflächen und lassen sich teilweise zusammensetzen. Zwei Webgewichte haben eine ovale Form, ein drittes ist kugelig. Der Umstand, dass sich ausschliesslich einige Webgewichte in Struktur 30 fanden, könnte auf Überreste eines ebenerdigen Webstuhles oder auf ein aufgegebenes Webhaus hinweisen, in welchem unbrauchbare oder vergessene Gewichte nach der Räumung liegenblieben.734 Eine weitere Erklärungsmöglichkeit für die vergleichsweise geringe Anzahl von Webgewichten, die in Struktur 30 geborgen werden konnte, stellt die Brettchenweberei dar, eine Technik, die keine oder nur wenige Webgewichte erfordert.735 Neben den Webgewichten können noch weitere Geräte aus Ton, Stein oder Bein, die sich in den Berslinger Gruben fanden, der Textilverarbeitung zugerechnet werden (Abb. 89).736 Auf ein «Textilhaus» weist deshalb auch die Fundvergesellschaftung der Struktur 50. Das Grubenhaus enthielt neben wenigen Tierknochen ein fast vollständig erhaltenes, mit Vierpunktmarken versehenes, ovales Webgewicht (Taf. 42,50.1), eine intakte Knochennadel (50.3) sowie ein feines Eisenfragment (50.2), bei dem es sich um die Schaftreste einer eisernen Nähnadel handeln könnte. Sicher als Webhäuser zu interpretieren sind Grubenhaus 16B, das 12 bis 15 Webgewichte enthielt, und Grubenhaus 57 mit mindestens 35 Webgewichten.737

An den Webgewichten der verschiedenen Gruben lassen sich Unterschiede bezüglich Form, Gewicht und Markierung beobachten. Alle Berslinger Webgewichte sind in ihrer Grundform ringförmig;738 kegel- oder pyramidenförmige kommen nicht vor. Ringförmige Webgewichte können unterschieden werden in zylindrische, ovale und kugelige, wobei der Übergang von oval zu kugelig fliessend ist.739 In den Strukturen mit nur wenigen Exemplaren (13, 30 und 50), fanden sich entweder kugelige oder ovale Webgewichte mit einem angenäherten Gewicht740 von etwa 600 bis 700 g. Taf. 42,50.1 trägt auf einer der Lochseiten vier Vierpunkteinstiche (schwach ausgebildete Kreuzrosetten), die mit einem stempelartigen Gerät in annähernd kreuzförmiger Anordnung eingedrückt worden waren (Abb. 90.5). Ähnliche Muster finden sich sowohl im Kanton Schaffhausen (Abb. 90.6.7),741 als auch mit grosser geographischer Verbreitung bis nach Norddeutschland.742 Die Fragmente aus den Strukturen 13 und 30 weisen keine absichtlich angebrachten Markierungen auf. Beim Einschnitt auf Taf. 21,13.4 handelt es sich um eine Gebrauchsspur, die von der Aufhängung des Webgewichtes an den Kettfäden herrührt. Solche Fadeneinschnitte eignen sich gut zur Klärung der Arbeitsposition von Webgewichten. Zur Verbesserung der Lesbarkeit ist es sinnvoll, Webgewichte – wie andere Artefakte auch – in ihrer ehemaligen Arbeitsposition darzustellen.743 Mit Ausnahme der deformierten Webgewichte Taf. 48,57.28–30, die in Fundlage gezeigt werden, haben wir die abgebildeten Webgewichte deshalb entweder anhand der Fadeneinschnitte oder des Gewichtsschwerpunktes orientiert. Die erkennbaren Webgewichte aus Grubenhaus 16B (Abb. 91, Taf. 23/24,16B.12-17) teilen sich etwa je zur Hälfte in zylindrische (6) und kugelige (4) plus ovale (1). Ihr Gewicht liegt zwischen 850 und 1050 g. Eine signifikante Korrelation von Form und Gewicht ist nicht zu erkennen. Dasselbe gilt für Form und Markierung: Das zylindrische Webgewicht 16B.15, das kugelige Webgewicht 16B.17 sowie 16B.16, das Fragment eines vermutlich kugeligen oder ovalen Webgewichtes tragen Einstichreihen. Auf dem zylindrischen Webgewicht 16B.14 befinden sich tiefe Fingereindrücke. Ebenso wie die Kreuzstempel finden sich Fingereindrücke (Dellen, Abb. 90.8.9) und Einstichreihen in weiter Verbreitung. Vergleichbare Dellen wie 16B.14 tragen z. B. Webgewichte der Wüstung Dalem in Norddeutschland.744 Am selben Fundort lagen auch Webgewichte mit den häufig angebrachten Einstichreihen. U. Koch erwähnt 125


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mehrere Fundstellen, die mit einem Kamm eingestochene, einfache oder gekreuzte Zeilen aufweisen.745 Scherenartig gekreuzte Einstichreihen, die vermutlich mit einem Kamm angebracht wurden, trägt auch ein Webgewicht aus der Wüstung Bettenach im Kanton Baselland.746 Die Einstichreihen auf den Berslinger Webgewichten stammen jedoch nicht von einem Kamm, sondern sind in unregelmässiger Abfolge mit ein-, zwei- und teilweise vielleicht dreizinkigen Instrumenten hergestellt worden (Abb. 90.1-4). Die nicht reihig angeordneten Einstichgruppen auf einer Flachseite von 16B.15 entsprechen einem weiteren auch in der Wüstung Bettenach vorkommenden Markierungstyp.747 Abnützungsspuren in Form von Fadeneinschnitten können auf fünf ebenfalls in Form und Gewicht variierenden Webgewichten nachgewiesen werden (16B.13.15.17).748 16B.17 zeigt auf einer Seite zwei Fadeneinschnitte und belegt damit zwei unterschiedliche Arbeitspositionen. Die Schmalheit der Gebrauchsspuren auf den Berslinger Webgewichten weist eher auf wenige Fäden oder dünne Schnüre, die durch die Löcher geführt wurden, als auf Bänder oder dicke Kettfadenbündel.749 Der Schutt des in einem Brandfall zerstörten Grubenhauses 57 begrub einen Webstuhl unter sich, der zum Zeitpunkt des Brandes wahrscheinlich in Betrieb stand. Das Gewicht des einstürzenden Daches und die intensive Feuersbrunst vernichteten jedoch alle konstruktiven Elemente und hinterliessen uns als Anhaltspunkte für Grösse und Gestalt des Webstuhles nur die teilweise dreireihige Anordnung der zu Boden gefallenen Webgewichte sowie zwei schräg eingetiefte Pfostenlöcher (Abb. 40 und 41).750 Die Anordnung der Webgewichte könnte dazu verleiten, die Befundsituation als Überreste eines Webstuhles mit drei Litzenstäben zu interpretieren. Bezüglich der genauen Anzahl Litzenstäbe kann man sich jedoch über die Aussagekraft der recht unregelmässigen Gewichtsreihen streiten, zumal die Anzahl der Gewichte pro Fach abhängig ist von der Fadenzahl, die jedem Gewicht angehängt wurde. Aus Platzgründen kann es deshalb auch bei Webstühlen mit nur zwei Fächern durchaus vorkommen, dass mehr als zwei Gewichte nebeneinander hängen. Anhand von Rekonstruktions- und Zerstörungsversuchen mit Gewichtswebstühlen konnte I. Schierer zeigen, dass die Fundanordnung der Webgewichte nur in Ausnahmefällen deutliche Rückschlüsse auf die Bindungsart zulässt.751 Die Situation im Webhaus 57 mit der unregelmässigen Reihung von zwei, drei oder vier nebeneinander liegenden Webgewichten kann ausgehend von Schierers Versuchsbefunden am ehesten mit dem Zerstörungsbild einer vierschäftigen Köperbindung (K 2/2) ver-

glichen werden.752 Allerdings ist zu beachten, dass gröbere Einwirkungen, wie sie bei einem Hausbrand zu erwarten sind, mit der Versuchsanordnung nicht getestet wurden. Mit den unkontrollierbaren Kräften von Zerstörungsbränden wäre wohl auch zu erklären, weshalb abseits der Reihen liegende Webgewichte, wie sie in Webhausbefunden häufig anzutreffen sind, bei Schierers Versuchen nicht beobachtet werden konnten.753 Unter Berücksichtigung der Pfostenlöcher lassen die auf dem Boden des Grubenhauses 57 gefundenen Webgewichte also auf einen schräg stehenden Gewichtswebstuhl mit zwei oder mehr Fächern schliessen. Bei einem Stützenabstand von 2,4 m betrug die maximale Breite der Webe etwa 2 m. Aufgrund der Anordnung der erhaltenen Gewichte scheint die Webbreite im Zeitpunkt des Brandes jedoch geringer gewesen zu sein.754 Der Zustand der infolge dieses Hausbrandes überlieferten Webgewichte ist sehr unterschiedlich (Abb. 91, Taf. 45– 48,57.19–30). Wenige Gewichte sind fast nicht gebrannt, viele nur teilweise und einige ganz. Daraus folgt, dass die Webgewichte nicht gebrannt, sondern getrocknet an den Kettfäden hingen und erst im Zusammenhang mit dem Zerstörungsfeuer je nach Lage mehr oder weniger gebrannt wurden. Dasselbe lässt sich auch an der Art der Deformierung vieler Gewichte ablesen, die nur bei noch relativ formbarem Material so auftreten kann. Gut zu erkennen ist dies an zwei Webgewichten, die nach dem Zusammensturz des Webstuhles miteinander verpappt sind und zusammen einen achterförmigen Fladen bilden (57.29.30). Wären sie gebrannt gewesen, so wären die Webgewichte in Teile zerbrochen, wie das bei gebrannter Gefäss- oder Baukeramik üblich ist. Webgewichte, die auf eine Flachseite fielen, wurden vom Gewicht des Brandschuttes bei gleichbleibender Grundform flach gequetscht (57.25. 26.29.30). Fielen sie dagegen auf die Rundung, so wurde der Ring gestaucht und die Dicke des Webgewichtes nahm zu (57.28). Auch die Durchlochung wurde oft stark beeinträchtigt (57.25) und verschwand zum Teil vollständig (57.26.28. 30). Bei vielen Gewichten muss deshalb auf Massangaben verzichtet werden. Ziemlich gut fassbar ist einzig die Schwere der Gewichte, die mehrheitlich (23 Stück) zwischen 1200 und 1400 g liegt. Drei Gewichte wiegen um 1100 g und nur drei unter 1000 g, darunter das kugelige Webgewicht 57.19 mit ursprünglich ca. 800 g, das auch formal aus dem für diesen Webkeller üblichen Rahmen fällt. Trotz der häufigen Druckschäden kann bei den übrigen Gewichten die zylindrische Form meist klar erkannt werden. Nicht zufällig liegt 57.19 denn auch abseits der Gewichtsreihen und zeigt auch eine andere Fund-


situation, indem die Holzkohle des Brandschuttes nicht an der Aussenhaut, sondern genau auf der Bruchfläche des Gewichtes anhaftet. Das Fragment muss daher schon vor dem Brand zerbrochen am Boden gelegen haben und ist wohl einem Vorgänger des verbrannten Webstuhles oder einer anderen Technik zuzuordnen. Im Vergleich mit Grubenhaus 16B zeichnen sich die Webgewichte aus Grubenhaus 57 durch das höhere Gewicht und die Einheitlichkeit ihrer Machart aus. Es scheint sich um einen Satz zu handeln, der nach einer klaren Vorgabe und in einem Zug hergestellt wurde, was bei den Exemplaren aus 16B nicht unbedingt der Fall war. Vielleicht war der Gewichtssatz zum Zeitpunkt des Feuers noch recht neu und deshalb unvermischt. Bei längerem Betrieb sind Abgänge aus dem ursprünglichen Satz und Zugänge neuer oder anderer Gewichte wahrscheinlich. Dafür spricht auch, dass in Grubenhaus 57 nur bei einem einzigen Gewicht (57.20) der Hauch einer Abnützung festzustellen ist, während Struktur 16B mehrere sehr deutliche Fadeneinschnitte aufweist. Einheitlich sind auch die auf fünf Gewichten erkennbaren Markierungen. Es handelt sich durchwegs um reihig angeordnete Einstiche,755 die immer auf einer Flachseite angebracht wurden (Abb. 90.3.4). In einem Fall wurde senkrecht eingestochen (57.22), in den übrigen schräg (57.23 – 26). Der unterschiedliche Charakter der Gewichtssätze aus den beiden Webhäusern ist in der Übersichtstabelle (Abb. 91) gut erkennbar. Über die Funktion der Markierung von Webgewichten herrscht in der Fachwelt noch Unklarheit. Kreuzförmige Zeichen (Abb. 90.5 –7) regen gewöhnlich dazu an, eine christlich-magische Bedeutung zu vermuten.756 Meist wird allerdings eher ein funktionaler Zweck angenommen, den zu ergründen aber bislang noch niemandem überzeugend gelang. Ebenfalls noch nicht gelöst ist die Frage, aus welchem Grund unterschiedlich schwere Webgewichte verwendet wurden. Zimmermann vermutet einen Zusammenhang zwischen der Schwere der Gewichte und der Art des Webgutes oder der Fadendichte, ohne dies allerdings näher erläutern zu können. Sicher vernünftig ist seine Überlegung, dass kaum jemand 1400 g Ton pro Webgewicht heranschleppt, wenn auch 350 g genügen.757 Neben kleineren Webgewichtsfunden758 konnte im Kanton Schaffhausen ein weiterer Befund mit zahlreichen Webgewichten in der frühmittelalterlichen Siedlung Schleitheim-Brüel ausgegraben werden.759 Im Unterschied zu den beiden Berslinger Webhäusern handelt es sich in SchleitheimBrüel jedoch um einen ebenerdigen, d. h. nicht in eine Grube gestellten Webstuhl. Mindestens 22

Webgewichte fanden sich dabei in relativ loser Anordnung auf ca. 3 m2 verstreut. Reihungen konnten nur ansatzweise und undeutlich festgestellt werden. Bis auf ein einziges kugeliges Exemplar sind alle Webgewichte von ovaler Form. Markierungen sind überraschend häufig: mindestens 14 Gewichte besitzen auf einer Lochseite tangential zum Loch angebrachte, längliche Kerben, eines davon zusätzlich drei Dellen; ein weiteres Exemplar weist um das Loch herum eine konzentrische Kreisrille auf (Abb. 90.9 –11). Zehn gut erhaltene Webgewichte wiegen zwischen 540 und 680 g; unter Einbezug der Hochrechnungen für teilerhaltene Stücke liegt ihr Gewicht mehrheitlich zwischen 540 und 720 g, ein einziges eher schlecht erhaltenes Exemplar muss über 1 kg gewogen haben. Die Dicke schwankt zwischen 4,6 und 6,5 cm. Aufgrund der Beifunde ist der Gewichtswebstuhl von SchleitheimBrüel ins 6./7. Jahrhundert zu datieren. Sowohl bezüglich Gewicht als auch Dicke ist vom ebenerdigen Schleitheimer Befund zu den Berslinger Webhäusern eine Zunahme festzustellen. Innerhalb von Berslingen ist von 16B zu 57 zwar kein Dickenzuwachs, dafür aber eine beträchtliche Gewichtszunahme zu beobachten. In formaler Hinsicht lässt sich vom Schleitheimer Befund (6./7. Jahrhundert) über Webhaus 16B (um 1000) zu Webhaus 57 (Mitte 11. Jahrhundert) eine Entwicklung von oval / kugelig zu zylindrisch nachzeichnen. Wie bereits festgehalten, bestehen zwischen dem Schleitheimer und den Berslinger Webstühlen aber nicht nur zeitliche Unterschiede. Eingetiefte Grubenhäuser bieten vor allem bei der Verarbeitung pflanzlicher Fasern Vorteile; dank einer erhöhten und konstanteren Raumfeuchtigkeit bleibt die zur Brüchigkeit neigende Kette länger geschmeidig.760 Weil sich Wolle weniger empfindlich verhält, könnten am ebenerdigen Webstuhl von Schleitheim demnach Wolle und in den Berslinger Webhäusern vorzugsweise Pflanzenfasern verwoben worden sein. Im zwischen den unterschiedlichen Standorten festgestellten Gewichtsunterschied der Fadenbeschwerer könnte sich somit auch die Verwendung unterschiedlicher Materialien spiegeln. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass die zentrale Aufgabe der Webgewichte, nämlich die Erzeugung einer angemessenen Spannung der Kettfäden, auch durch Anpassung der Fadenverteilung gewährleistet werden konnte und materialspezifische Gewichte deshalb kaum notwendig waren. Die Unterschiede in Gewicht und Form der Schaffhauser Webgewichte sind infolgedessen eher chronologisch als funktional zu begründen. Die bereits von U. Gross postulierte Form- und Grössenentwicklung vom frühen zum hohen Mittelalter wird damit bestätigt.761

8

9

10

11 Abb. 90: Markierungstypen an mittelalterlichen Webgewichten des Kantons Schaffhausen. 1–4: Einstichreihen unterschiedlicher Ausprägung; 5–7: Kreuzrosetten; 8–10: Fingereindrücke, Dellen, längliche Kerben; 11: Kreisrille. 1, 2, 8: Berslingen Webhaus 16B; 3, 4: Berslingen Webhaus 57; 5: Berslingen Grubenhaus 50; 6: Stein am Rhein «Kastell Burg»; 7, 9–11: Schleitheim-Brüel.

127


Abb. 91: Zusammenstellung von Form, Markierungen und Massen aller Berslinger Webgewichte. Gewichtsangaben mit Stern sind aus dem Fragmentierungsgrad hochgerechnet.

Struktur

Form

5 13 16 16 16 16

oval? kugelig zylindrisch oval zylindrisch zylindrisch

16 16

? kugelig

16 16 16 16 16 16 16 16 29 30 30 30 30 47 50 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57 57

kugelig zylindrisch zylindrisch kugelig ? kugelig zylindrisch div. Frag. ? oval oval kugelig div. Frag. ? oval kugelig zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch ? zylindrisch ? zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch zylindrisch ? zylindrisch ? ? zylindrisch zylindrisch ? ? ? ? zylindrisch zylindrisch zylindrisch div. Frag. zylindrisch ? ?

Kultur schicht

128

Markierung Abnützung Fadeneinschnitt Fadeneinschnitt Fingereindrücke Einstichreihen Fadeneinschnitt Einstichreihe Einstichreihen Fadeneinschnitt

Fadeneinschnitt Fadeneinschnitt

Kreuzrosetten Fadeneinschnitt Einstichreihe Einstichreihe Einstichreihe Einstichreihe Einstichreihe

Gewicht

Dicke

Tafel

Inv. no.

*660 g *900 g 850 g *850 g *1000 g

7.2 cm 7.5 cm 6.5 cm 7.5 cm 7.0 cm

21,13.4 23,16B.12 23,16B.13 23,16B.14 24,16B.15

36104 36061 36281.5 36281.1 36281.2 36281.3

1050 g

8.0 cm

24,16B.16 24,16B.17

36281.13 36281.4

*1000 g

7.6 cm

*1000 g

8.1 cm

*650 g *650 g

? 5.7 cm

37,30.1 37,30.2

*700 g *800 g 1300 g 1200 g 1220 g 1300 g 1300 g 1260 g 1100 g 1370 g 1300 g *1200 g *1200 g *1200 g 1320 g 1290 g 1280 g 1310 g 1300 g 1280 g 1350 g *1200 g 1100 g

5.8 cm 7.8 cm 7.1 cm 7.5 cm 7.5 cm 7.5 cm 7.5 cm 8.0 cm

42,50.1 45,57.19 45,57.20 45,57.21 46,57.22 46,57.23 46,57.24 47,57.25 47,57.26 47,57.27 48,57.28 48,57.29 48,57.30

7.3 cm

1300 g

950 g 1200 g 1350 g *1400 g *900 g

*1280 g

6.1 cm 6.5 cm

36281.6 36281.7 36281.8 36281.9 36281.10 36281.11 36281.12 36281 36406.4 36412.1 36412.2 36411 36412 36493 36496 36615 36591 36598 36594 36582 36585 36584 36616 36608 36588 36607 36606 36583 36586 36587 36589 36590 36592 36593 36595 36596 36597 36599 36600 36601 36602 36604 36605 36603 36609 36610 36611 36612 36613 36614 36617 36153 36162


Aufgrund ihrer Form und ihres Gewichtes können die übrigen klassierbaren Webgewichte von Berslingen (Taf. 21,13.4; 37,30.1.2; 42,50.1) somit grob in die Zeit vor der Jahrtausendwende datiert werden, wobei die Datierung von Grubenhaus 13 ins 8./9. Jahrhundert diesen Ansatz bestätigt.762 Bei Struktur 30 könnte im Falle eines ebenerdigen konstruierten Webstuhles vorzugsweise Wolle verwoben worden sein.

Heterogenität der Funde aus Kulturschicht und Schlackenhalde ab.767 Der zweite Schlüssel (Taf. 49.8) befand sich als Bestattungsbeigabe in dem am Rande des Verhüttungsplatzes 1 liegenden Grab 11 im Beckenbereich eines ca. 45-jährigen Mannes (Abb. 93).768 Reste von Textilstruktur blieben in Eisenoxyd abgeformt auf einer Schlüsselseite erhalten und zeigen, dass der Schlüssel direkt mit Stoffen,

Eisen Bau und Mobiliar Schlüssel und Schlösser Schlüssel und Schlossbestandteile sind im Fundmaterial von Burgengrabungen regelmässig und zahlreich vertreten. Ihr Formenspektrum ist daher ab dem 11. Jahrhundert gut bekannt. Seltener sind Nachweise für die Zeit vor der Jahrtausendwende. Die reiche Fundvorlage vom Runden Berg bei Urach (Baden-Württemberg), dessen Besiedlung gegen Ende des 10. Jahrhunderts abbrach, bietet für diese Zeit eine gute Orientierungsgrundlage.763 Aus einem Stück geschmiedete Hohlschlüssel, wie sie in Berslingen im Bereich des Verhüttungsplatzes 1 (Taf. 49.8 und Taf. 53.85) zum Vorschein kamen, konnten auf dem Runden Berg in grosser Zahl dokumentiert und von U. Koch ins 9. oder 10. Jahrhundert datiert werden.764 Die Herstellung dieser Schlüssel war einfach: Aus einem Stück Eisenblech wurde unten der Bart ausgeschmiedet und oben ein bandförmiger Ring gebogen, dessen Ende wieder auf das Blech zu liegen kam. Anschliessend wurde das Blech im Mittelteil zum hohlen Schaft gerollt, weshalb eine offene Naht parallel zu Bart und Griff über den ganzen Schaft verläuft (Abb. 92). Das überzeugend einfache Herstellungsverfahren verhalf diesem Schlüsseltyp auch unter den Schlossern der folgenden Jahrhunderte bis mindestens ins 13. Jahrhundert zu grosser Beliebtheit.765 Die beiden Berslinger Exemplare dürften vor der Verhüttungstätigkeit in den Boden gelangt sein. Der erste Schlüssel (Taf. 53.85), der über der Füllung von Grubenhaus 55 im Kontaktbereich von Kulturschicht und darüber liegender Schlackenhalde766 lag, könnte aufgrund der Schichtabfolge am Ende des 11. oder am Anfang des 12. Jahrhunderts an seinen Fundort gelangt sein. Dabei ist allerdings zu bemerken, dass die Abfolge der Schichten im Bereich des Verhüttungsplatzes Probleme aufwirft, vor allem was die Befunde vor Einsetzen der Eisengewinnung betrifft. Umlagerungen bzw. Störungen älterer Schichten zeichnen sich in der chronologischen

Abb. 92: Die älteren Hohlschlüssel wurden aus einem Stück geschmiedet. Nach dem Einbiegen des Ringgriffes wurde der Schaft gerollt. Die seitliche Naht blieb offen.

129


Abb. 93: Einem ca. 45-jährigen Mann wurde ein aus einem Stück geschmiedeter Hohlschlüssel mit ins Grab gegeben. Der Schlüssel lag im Beckenbereich des Bestatteten von Grab 11.

Abb. 94: Zur Herstellung der jüngeren Hohlschlüssel wurden verschiedene Teile einzeln geschmiedet, danach zusammengesetzt und mit Kupferlot verbunden. Ein Vorteil der neuen Technik lag in der seriellen Herstellung von Einzelteilen, wodurch eine Produktivitätssteigerung erreicht werden konnte.

130

welche die Leiche umgaben, in Berührung stand. Die Gewebereste konnten als Leinwandbindung mit einer Dichte von 18 Fäden pro cm identifiziert werden. Die dabei verwendeten ca. 0,4 mm dicken Garne weisen Z-Drehung auf und wurden aus Hanf- oder Leinenfasern hergestellt.769 Zur Versicherung des Seelenheils der Verstorbenen wurde bei mittelalterlichen Bestattungen die Nähe des Altars gesucht, weshalb die Bestattungstätigkeit auf Kirchenfriedhöfen üblicherweise nahe bei der Kirche einsetzte. Die grösste Ausdehnung des Friedhofes dürfte deshalb zeitlich ungefähr der grössten Ausdehnung der Siedlung im späten 10. und frühen 11. Jahrhundert entsprechen. Grab 11 liegt bereits 10 m von der Kirche bzw. 16 m vom Altar entfernt und gehört zum äusseren Bereich des Friedhofes. Eine 14C-Bestimmung des Beckenknochens ergab einen kalibrierten Altersbereich von ungefähr 1015 bis 1200.770 In Anbetracht der Tatsache, dass die zeitgleichen Gräber während der Nutzung des Friedhofes offensichtlich beachtet wurden, kann davon ausgegangen werden, dass die Verhüttungstätigkeit erst geraume Zeit nach der Anlage von Grab 11 aufgenommen wurde. Vom kalibrierten Altersbereich käme für die Datierung des Grabes somit am ehesten das 11. Jahrhundert in Betracht. Anhand formaler Vergleiche sind infolge der bereits erwähnten Langlebigkeit des Herstellungsverfahrens keine näheren Datierungshinweise zu erhalten. Selbst die Gliederung des Bartes und damit verbunden die Ausgestaltung des Schliessmechanismus zeigen über die gesamten 500 –700 Jahre der Produktion dieser Schlüssel die gleichen Variationen. Bärte mit zwei horizontalen und einem vertikalen Einschnitt, wie sie der Schlüssel aus Grab 11 aufweist, fanden sich mit identischer Gliederung sowohl auf dem Runden Berg771 des 9./10. Jahrhunderts als auch auf der Alt-Wartburg bei Olten772 und der Hasenburg bei Willisau,773 zwei Burgen des 13./14. Jahrhunderts. Die Nachfolge des Hohlschlüssels aus einem Stück trat im 14. oder 15. Jahrhundert der aus mehreren Teilen zusammengesetzte Hohlschlüssel an. Griff, Schaft, das neu hinzugekommene Gesenke und oft auch der Bart wurden zu einzelnen Werkstücken geschmiedet und anschliessend mit Kupferlot774 verbunden (Abb. 94). Auch die früher offene Naht des aus Eisenblech gerollten Schaftes wurde nun mit Kupferlot geschlossen.775 In Berslingen weist der Lesefund Taf. 58.162 alle typischen Merkmale der neuen Schlüsselgeneration auf. Der heute gestauchte, ursprünglich nierenförmige Griff wurde als unabhängiges Werkstück in den Schaft gesteckt und im Kontaktbereich zu Schaft und Gesenke massiv mit Kupferlot ausgefüllt. Das Gesenke des Schlüssels ist im Unterschied zu den häufig vorkommenden


ringförmigen Exemplaren776 achteckig ausgearbeitet. Als feine kupferrote Linie läuft die verlötete Schaftnaht mit leichtem Drall vom Gesenke bis zum Schaftende. Im Ansatzbereich des fehlenden Bartes ist kein Kupferlot mehr zu beobachten, was in Anbetracht der geringen Lotdicke, die intakte Schlüssel an dieser Stelle aufweisen, nicht erstaunt. An denselben Fundorten wie Hohlschlüssel gefundene Schlösser zeigen, dass der Schliessmechanismus nur von einer Seite her bewegt werden konnte. Dies führte U. Koch zur Annahme, es könne sich bei diesen Schlüsseln nur um Truhenschlüssel handeln.777 Die Hauptaufgabe der Schlösser bestand aber darin, etwas von aussen zu verschliessen. Von innen konnten Türen und Tore mit verschiedenen sehr einfachen Vorrichtungen verriegelt werden, da keine Gefahr einer unerwünschten Öffnung des Schliessmechanismus vorhanden war. Beispiele für Türen mit innen und aussen unterschiedlichen Schliessvorrichtungen können an noch heute bestehenden Gebäuden beobachtet werden.778 Das alte Schloss an der unteren Turmtüre des Munots in Schaffhausen weist beispielsweise ein Schlossband auf, dessen Riegelrast im Schloss verriegelt ist und nur von aussen bedient werden kann. Dass bereits im Frühmittelalter Gebäude mit Schlössern gesichert wurden, belegen beispielsweise die Darstellung eines Tür- oder Torschlosses aus dem ins frühe 9. Jahrhundert zu datierenden Stuttgarter Bilderpsalter (Abb. 98)779 sowie ein Abschnitt aus der Bussenregelung für Brandstiftung der Lex Baiuvariorum: «Von der Scheuer aber eines Freien, wenn sie von Wänden umgeben und mit Riegel und Schloss gesichert ist, büsse er den First mit 12 Schillingen».780 Die einfachen und später die zusammengesetzten Hohlschlüssel wurden demnach seit dem 9. oder spätestens 10. Jahrhundert als Standardschlüssel für Türen und Truhen hergestellt. Gleichzeitig mit den Hohlschlüsseln waren ab dem 11. Jahrhundert feingliedrig geschmiedete Vollschlüssel in Gebrauch, die in ihrer Gestaltung den bronzenen Schlüsseln des Frühmittelalters folgen. Vor allem im Verhältnis der Grössen von Griff, Schaft und Bart stehen sie den bronzenen Vorgängern näher als den Hohlschlüsseln aus Eisenblech: Über dem häufig eher kurzen Schaft erhält der Griff mehr Gewicht, wenngleich er nicht mehr die ausgeprägte Ornamentik der Bronzeschlüssel aufweist.781 Die meist geringere Grösse und die Feinheit der Schlüssel mit Volldorn legen eine Verwendung im Bereich von Kästchen und kleineren Truhen nahe.782 Für grosse Türen und schwere Truhen waren zumindest die beiden unvollständig erhaltenen Berslinger Exemplare kaum geeignet. Taf. 19,11.37 aus dem in der zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts verfüllten Gruben-

haus 11 weist im Unterschied zum Lesefund Taf. 58.161 einen geschlitzten Dorn auf, wie er nach J. Tauber vor allem aus Fundorten mit einer Besiedlungsdauer vom 10. bis zum 12. Jahrhundert bekannt ist.783 Die ursprünglich rautenförmigen Griffe der beiden Schlüssel entsprechen der geläufigsten Griffgestaltung hochmittelalterlicher Vollschlüssel.784 Der Schlüssel aus Grubenhaus 11 belegt dabei eindeutig, dass die Herstellung des vermeintlich gotischen Rautengriffes schon im 11. Jahrhundert verbreitet war.785 Spätmittelalterliche Vergleichsbeispiele mit gleicher formaler Ausgestaltung zeigen, dass im Laufe der Zeit auch grössere Exemplare dieses Schlüsseltyps hergestellt und damit der Verwendungsbereich der Vollschlüssel erweitert wurde.786 Einer der interessantesten Eisenfunde zeigt sich im Spreizfederverschluss eines ehemaligen Vorhängeschlosses (Taf. 50.21). Es handelt sich dabei um den inneren Verschlussteil eines Steckschlosses, das im Unterschied zu den Schlössern der oben vorgestellten Schlüssel nicht durch eine Drehbewegung, sondern durch das Einstecken des passenden Schlüssels geöffnet werden konnte: Nachdem der Schlüssel ins Schloss geführt war, schob sich dessen Bart über die Spreizfedern des Verschlusses und drückte diese zusammen, worauf der Schlossriegel weggeschoben werden konnte. Der aufwendig hergestellte Spreizfederverschluss aus Berslingen wurde aus dreizehn einzeln geschmiedeten Stücken teilweise zusammengenietet und teilweise mit Kupferlot zusammengelötet (Abb. 95).787 Vermutlich gleichzeitig mit dem Lötprozess wurde der Verschluss vollständig verkupfert. Da mit einem Kupferüberzug die Korrosionsbeständigkeit des feinteiligen Verschlusses erhöht werden konnte, ist dabei eher an absichtliche Verkupferung als an zufälligen Lötüberschuss zu denken.788 Das Stück lag 9 m westlich der Kirche in einer als Bauschutt bezeichneten Schicht, über welche mangels Dokumentation keine weiteren Aussagen gemacht werden können. Als altertümliche Variante der Vorhängeschlösser wurden Steckschlösser seit der späten Eisenzeit verwendet.789 Mittelalterliche Steckschlösser sind aus Nord- und Osteuropa in grösserer Zahl bekannt.790 In unserem Raum gehören sie eher zu den Raritäten, weshalb eine lokale Produktion bis vor kurzem als unwahrscheinlich galt.791 Die wenigen bisher vorgelegten Stücke stammen meist von Burgenplätzen, was vielleicht zur Annahme verleitete, die begüterten, oft weitgereisten Bewohner hätten die Stücke auf verschlungenen Wegen in ihre Burgen gebracht. So spinnt F. Knoll-Heitz für das auf Urstein AR gefundene Steckschloss den reizenden Faden, ob nicht Egilolf von Rosenberg, der Kreuzfahrer, das golden glänzende Stück aus fernen Landen auf seine 131


Abb. 95: Verkupferter Spreizfederverschluss eines Vorhängeschlosses: Rekonstruktion des komplizierten Herstellungsablaufes. Die Verbindungen zwischen den verschiedenen Teilen beruhen teils auf Vernietung (Federblätter und -stifte), teils auf Verlötung (Ösen und Rahmen der Verschlussplatte). Unten: Funktionsweise eines Steckschlosses.

132

Feste geführt habe.792 Erst P. Kamber stellt im Zusammenhang mit der Präsentation eines Steckschlosses, das in Latrine 3 des ehemaligen Augustinerklosters zu Basel gefunden wurde, die Frage, ob sich im kargen Verbreitungsbild nicht die schmale Quellenbasis unseres Raumes widerspiegle. Dabei denkt sie vor allem an die fehlenden grossflächigen Siedlungsgrabungen.793 Ein unlängst vorgelegtes Schloss794 sowie ein Steckschlüssel795 aus Winterthur und der Berslinger Verschluss scheinen diese Vermutung zu unterstützen. Im Unterschied zu den bisher bekannten Belegen aus Burgen und Klöstern stammen diese Funde nicht von hervorragenden Siedlungsplätzen, das Berslinger Stück sogar aus einer ausgesprochen ländlichen Siedlung. Im übrigen werden auch die jüngeren Vorhängeschlösser mit Drehverschluss, die formal den heute in Gebrauch stehenden Modellen entsprechen, meist nicht in Mengen gefunden.796 Es scheint also, dass Steckschlösser im Hochmittelalter zwar nicht überaus häufig, aber auch nicht so selten wie angenommen, unter die Leute kamen. Eine Produktion in der weiteren Region ist deshalb in Betracht zu ziehen. Sollte es sich dennoch um Importstücke handeln, so zeigt die Verbreitung, dass Steckschlösser recht gut verhandelt und kaum als ausgesprochene Raritäten behandelt wurden. Die oben erwähnten Vergleichsfunde datieren die Steckschlösser unserer Gegend vom 11./12. bis ins 13./14. Jahrhundert.797 Ein in der Form mit dem Berslinger Verschluss gut vergleichbares Stück aus Århus (DK) fand sich dort in einem Horizont des 13. und 14. Jahrhunderts.798 Die gefundenen Schlüssel und Schlossbestandteile zeigen, dass Fragen der inneren Sicherheit bereits im Mittelalter und auch in ländlichen Siedlungsräumen eine Rolle spielten. Umfassend vorgelegte Siedlungswüstungen fehlen bislang, doch treten bei Burgengrabungen häufig grössere Mengen an Schlossbelegen zutage. Ob es sich hier um eine allgemeine Zeiterscheinung – alle schliessen alles ein und zu – oder um den Ausdruck unterschiedlicher Besitzverhältnisse – es schliesst, wer hat und darf – handelt, kann nur der direkte Vergleich mit anderen ländlichen Siedlungen erhellen. Der Mann aus Grab 11 jedenfalls durfte den Schlüssel führen, was mit der Beigabe ins Grab vielleicht hervorgehoben werden wollte.


Beschläge

Nägel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf (Taf. 49.13; 50. 24 – 31; 51.61; 53.91; 58.175)

Im Bereich der Strasse kam der Rest eines ausgeschnittenen Beschlagbleches zum Vorschein (Taf. 51.52). Um ein fragmentiertes Beschlagband könnte es sich beim Lesefund Taf. 58.163 handeln. Band und Beschlag wurden vermutlich zur Verstärkung oder Verzierung von Holzteilen verwendet. Vollständig erhalten blieb der Lesefund Taf. 58.167. Der aus zwei senkrecht zueinander stehenden Platten geformte Beschlag diente der Befestigung. Die kurze, in einer Kante endende Platte könnte dabei z. B. in eine Wand geschlagen worden sein. Am längeren, schmalen Ende muss der bandförmige, durchs Loch geführte und umgelegte Stift etwas Unbekanntes gehalten haben. Dabei könnte diese Sache entweder durch die mit dem Stift gebildete Öse geführt oder auf der Kopfseite an die Platte angenietet worden sein. Im letzteren Fall entspräche die Distanz zwischen Kopf und Platte der Dicke des unbekannten Materials. Beschläge mit vergleichbarer Anordnung kamen in Chur GR799 und Mülenen SZ800 zum Vorschein. Ebenfalls zur Befestigung genutzt wurde vermutlich ein stark korrodiertes Hakenfragment, das sich im Grubenhaus 55 fand (Taf. 43,55.4).

Nägel Im Fundmaterial von Berslingen können 64 Nagelreste gezählt werden. Davon lassen sich 52 Nägel mit ganz oder teilweise erhaltenem Kopf vor allem anhand ihrer Form und teilweise ihrer Funktion in verschiedene Typen einteilen (Abb. 96 & 97). Bei 12 vierkantigen Eisenstiften dürfte es sich um Schaftfragmente ehemaliger Nägel handeln.

Nageltyp

Anzahl

Nägel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf Breit abgehauene Nägel mit nicht weiter überarbeitetem Kopf Nägel mit dachförmigem Kopf Versenkbare Nägel Scheibenkopfnägel «Nägel» mit viereckigem Scheibenkopf Kopflose Nägel (Stifte) Einzelstücke T-förmige Hufnägel Hufnägel mit dachförmigem Kopf Keilförmige Hufnägel Nagelschäfte

12 10 5 4 3 2 2 3 6 4 1 12

Insgesamt

64

Ohne Hufnägel

53

Zwölf Nägel besitzen einen schweren quadratischen oder rechteckigen Kopf über einem flachrechteckigen, fast bandförmigen Schaft. Die Länge der ganz erhaltenen Stücke beträgt zwischen 7,5 und 9,2 cm, das Gewicht zwischen 18 und 35 g. Mit 8 g leicht unterdurchschnittlich ist einzig das Gewicht von Taf. 50.27, dessen Kopf etwas kleiner und weniger massiv ausgearbeitet wurde. Zwei der Nägel (Taf. 50.30; 53.91) zeigen auf der Kopfoberseite eine Dellenzier, die darauf hinweist, dass Nägel dieses Typs auch eine Zierfunktion besassen. Breit abgehauene Nägel mit nicht weiter überarbeitetem Kopf (Taf. 51.39– 46; 55.122.127) Die kleinen, aus der Schmalseite der Schäfte herauswachsenden Köpfe entstehen dadurch, dass der Nagelschmied das meist flachrechteckige Stabeisen in der Länge des Nagels hochkant über die Kante das Ambosses stellt, mit dem Hammer einen Ansatz schlägt, wobei der aufliegende Teil breiter wird als der freistehende, und darauf den Nagel über dem Blockmeissel mit kräftigem Hammerschlag abhaut. Eine weitere Bearbeitung der unregelmässig geformten Köpfe findet in der Regel nicht statt. Zur noch schnelleren Produktion kann der erste Schritt ausbleiben, der kleine Kopf ergibt sich dann aus dem einfachen Hammerschlag beim Abhauen des Nagels über dem Blockmeissel.801 Das Gewicht der Berslinger Exemplare beträgt 1,5 –3 g, die Länge 5 –6 cm. Nägel mit dachförmigem Kopf, Flügelkopfnägel (Taf. 25,17.8; 50.32; 51.59; 58.171/2) Nägel dieses Typs werden auch als Nägel mit dreieckigem Kopf oder als Flügelkopfnägel bezeichnet. Sie besitzen einen dachförmigen, schaftdicken Kopf, der mindestens rechtwinklig vom Schaft abgesetzt ist. Bei einem Teil der Nägel ist der Kopf leicht unterschnitten, die Kopfenden ziehen flügel- oder pfeilspitzartig über den Schaftansatz hinaus (z. B. Taf. 58.171/2). Vier Nägel sind von leichter, «geflügelter» Machart und wirken recht einheitlich. Sie wiegen zwischen 4 bis 8 g und weisen eine Länge von 6,5–8,5 cm auf. Ein Nagelfragment (Taf. 50.32) fällt dagegen aus dem Rahmen. Es besitzt einen massiven Kopf über einem bandförmigen Schaft und ist deshalb mit den grossen Nägeln mit massivem, leicht gewölbtem Kopf verwandt und wohl auch in vergleichbarer Art und Weise verwendet worden. Dachförmige Kopfformen bei ganz unterschiedlicher Funktion weisen auch einige Hufnägel auf.802

Abb. 96: Die Typenverteilung der Eisennägel von Schaffhausen-Berslingen.

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Abb. 97: Die wichtigsten Nageltypen von Schaffhausen-Berslingen. 1, 2: Nägel mit massivem leicht gewölbtem Kopf; 2: mit Dellenzier; 3: Breit abgehauener Nagel; 4: Nagel mit dachförmigem Kopf; 5: Versenkbarer Nagel; 6: Scheibenkopfnagel; 7: «Nagel» mit viereckigem Scheibenkopf; 8: Kopfloser Nagel. M. 1:2.

Versenkbare Nägel, Nägel mit aus dem Schaft verbreitertem Kopf, Plattkopfnägel (Taf. 38,37.1; 42,48.5.6; 55.123) Die Köpfe dieser Nägel sind keilförmig aus dem Schaft herausgearbeitet. Die Dicke der Köpfe entspricht jener der Schäfte. Der kontinuierliche Übergang vom Schaft zum Kopf erlaubt es, diese Nägeln vollständig im beschlagenen Material zu versenken.803 In zwei Fällen ist der Kopf oben zudem flach gehämmert und endet in einer geraden Kante (Taf. 42,48.5; 55.123). Solche Nägel werden auch Plattkopfnägel genannt.804 Es scheinen mindestens zwei Formate vorzuliegen: Das eine liegt bei 3– 4 cm und 3–4 g, das andere bei 6,5 cm und 13 g. Der grosse Nagel (Taf. 55.123) besitzt wie die Nägel mit massivem Kopf ein ausgesprochen bandförmiges Schaftunterteil. Scheibenkopfnägel (Taf. 29,22.2; 50.33; 53.92) Scheibenkopfnägel besitzen einen flachen, dünnen Kopf in Form einer meist runden Scheibe, in deren Mitte der Schaft rechtwinklig ansetzt. Der fast vollständig erhaltene Nagel Taf. 53.92 besitzt eine Länge von 6,7 cm und ein Gewicht von 5 g. «Nägel» mit viereckigem Scheibenkopf (Taf. 51.58; 58.167) Formal gleicht auch der durch den Beschlag Taf. 58.167 geführte Befestigungsstift mit umgelegtem bandförmigem Schaft einem Nagel. Die Funktion hingegen entspricht eher derjenigen einer Niete oder eines Splintes. Das Fragment eines zweiten, gleich ausgeformten Stiftes fand sich im Bereich der Strasse (Taf. 51.58).

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Kopflose Nägel, Stifte (Taf. 58.173/4) Zwei bandförmige Stifte sind kopflos. Ihr oberes Ende zeichnet sich einzig durch eine schwache, kontinuierliche Verdickung des Schaftes aus, wobei Taf. 58.173 als Gebrauchserscheinung zusätzlich eine leichte Stauchung aufweist. Der im übrigen ganz erhaltene Nagel wiegt bei einer Länge von 8,2 cm 16 g. Einzelstücke (Taf. 30,25.20; 51.60; 53.93) Um ein Halbfertigprodukt oder Abfallstück könnte es sich bei Taf. 53.93 handeln. Sein Kopf könnte mit wenigen Schlägen zu einer beliebigen Nagelvariante geschmiedet werden, der Schaft weist einen Absatz auf und ist unklar abgebrochen. Ev. handelt es sich bei Taf. 53.93 auch um das Fragment eines Objektes mit anderer Funktion. Ein Nagel mit kleinem, verdicktem, viereckigem Kopf fand sich im Bereich der Strasse (Taf. 51.60).805 Mit seiner leichten Bauart passt er abgesehen von der Kopfform zu den leichten Flügelkopf- und Scheibenkopfnägeln. Der rechteckige Kopf von Taf. 30,25.20 wächst wie bei den versenkbaren Nägeln keilförmig aus dem Schaft heraus, doch übertrifft seine Dicke jene des Schaftes. Die Nagelgrösse entspricht den Hufnägeln, die Form weicht allerdings von den übrigen T-, dach- oder keilförmigen Typen ab.806 Die Hufnägel werden unter der Rubrik «Ross und Reiter» besprochen.807


Wie bei einem unauffälligen Alltagsgegenstand mit klarer und einfacher Funktion nicht anders zu erwarten, zeigt der kulturgeschichtliche Vergleich der Eisennägel viel Konstantes im Laufe der Zeit. Fast alle Formen sind in unserer Gegend spätestens seit der römischen Besiedlung und bis in die Neuzeit bekannt, und oft wird auch die mit der spezifischen Nagelform verbundene Funktion dieselbe gewesen sein. Trotzdem lohnt sich die nähere Betrachtung, da auch wesentliche Änderungen festgestellt werden können. Grundlage für die folgende Diskussion bilden für die römische Zeit die von V. Schaltenbrand typologisch gruppierten Eisennägel von Chur GR808 sowie Oberwinterthur-Unteres Bühl ZH809 und für die Zeit bis um die Jahrtausendwende die von U. Koch ausführlich vorgelegten Nägel vom Runden Berg bei Urach (Baden-Württemberg).810 Für die folgenden Jahrhunderte finden sich gute Vergleiche im Fundmaterial der Stadtkirche von Winterthur ZH,811 der Kapelle von Nänikon ZH812 sowie verschiedener Schweizer Burgenplätze.813 In römischer Zeit wurde der Scheibenkopfnagel als unspezialisierter Allzwecknagel mit Abstand am häufigsten verwendet. So können im Oberwinterthurer Vicusteil «Unteres Bühl» 93% der bestimmbaren Nägel als Scheibenkopfnägel angesprochen werden, im römischen Gutshof von Dietikon 83% und im Vicus von Zurzach 81%.814 In Berslingen kamen nur drei solche Nägel zum Vorschein, einer davon in einer Grube des 8. Jahrhunderts (Taf. 29,22.2), ein zweiter in der Nähe der Kirche (Taf. 50.33) und der dritte in der Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1 (Taf. 53.92). Anhand des Fundmaterials von Oberwinterthur und eines Vergleichs mit neuzeitlichen Bauruinen kommt V. Schaltenbrand zum Schluss, dass es sich bei Nägeln mit einfachem Schaft und rundem, flachem Kopf ganz allgemein um die am wenigsten spezialisierten und daher häufigsten Nägel handelt. Dabei überspringt sie allerdings das Mittelalter. Als neues, sehr rationell herzustellendes und Material sparendes Modell tauchen nämlich in hochund spätmittelalterlichen Fundstellen vorwiegend breit abgehauene Nägel mit nicht weiter überarbeitetem Kopf auf. Über 300 breit abgehauene Nägel fanden sich in der Stadtkirche von Winterthur. Sie stammen dort von einem im späten 11. oder 12. Jahrhundert errichteten Bretterboden und besitzen wie die Berslinger Nägel eine Länge von 5 –6 cm.815 Fundkonzentrationen solcher Nägel in der Kapelle von Nänikon816 und in der Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden BL817 lassen die Autoren die Verwendung als Schindelnägel in Betracht ziehen. An den Nägeln der Burg Scheidegg kann aber gleichzeitig gezeigt werden, dass das einfache Herstellungsver-

fahren nicht nur für einen einzigen Nageltyp spezieller Funktion angewandt wurde: Unter dem vorgelegten Fundmaterial befinden sich breit abgehauene Nägel mit Längen von unter 4 (F99) bis über 10 cm (F96). Im Fundmaterial vom Runden Berg bei Urach kommen breit abgehauene Nägel ebenfalls vor. Es handelt sich dabei um Exemplare mit relativ breitem, durch mehr als einen Hammerschlag gebildeten Kopf. Ihre Datierung ist unklar.818 Von der Burgstelle Rickenbach, die J. Tauber ins 11. Jahrhundert datiert, sind keine Nägel dieses Typs vorgelegt.819 Im Gegensatz dazu entsprechen vergleichbare Nägel der leicht jüngeren Ödenburg bei Wenslingen (ca. Mitte 11. – Mitte 12. Jahrhundert) nach Tauber dem üblichen mittelalterlichen Nageltyp.820 Breit abgehauene Nägel der Variante mit kleinem Kopf scheinen demnach kaum vor der Jahrtausendwende, vielleicht sogar erst anfangs des 12. Jahrhunderts aufgekommen zu sein. In Berslingen kamen acht der zehn Nägel dieses Typs im Kircheninnern zum Vorschein (Taf. 51.39 –46), was im Vergleich mit den 1300 Exemplaren aus Nänikon etwas zu dürftig erscheint, um bereits auf Schindelnägel des Berslinger Kirchendaches zu schliessen. Trotzdem muss aufgrund ihrer Fundlage eine hochmittelalterliche Baumassnahme an oder in der Kirche in Betracht gezogen werden. Aufgrund der im 12. Jahrhundert nahe bei der Kirche durchgeführten Verhüttung könnte es sich dabei jedoch auch um zweckentfremdende Eingriffe am aufgegebenen Gotteshaus gehandelt haben.821 Zwei weitere breit abgehauene Nägel lagen nicht weit von der Kirche in der Kulturschicht beim Verhüttungsplatz 1 (Taf. 55. 122.127). Nägel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf vom Runden Berg bei Urach bezeichnet U. Koch zusammengefasst mit den gewöhnlichen Scheibenkopfnägeln als «Nägel mit grossen Köpfen».822 Damit führt sie zusammen, was nicht unbedingt zusammen gehört. Im römischen Siedlungskontext könnten die Scheibenkopfnägel durchaus als Massenware verbaut worden sein. Nägel mit massiven Köpfen dagegen wurden in römischer Zeit selten bis gar nicht verwendet.823 Wenn überhaupt, kamen sie wie im Mittelalter wohl nur für bestimmte Zwecke zum Einsatz. Koch ist der Meinung, dass germanische Zimmerleute kaum mehr Nägel für Bauten verwendeten. Nägel wurden demnach vorwiegend von den Schreinern in der Möbelherstellung eingesetzt, darunter solche mit grossen Köpfen als deutlich sichtbare Ziernägel vor allem bei der Herstellung von Kästen.824 Wie bereits bei den Schlössern bemerkt,825 scheint dieser Ansatz zu eng zu sein. Wohl ist für die Zeit vor der Jahrtausendwende davon auszugehen, dass Nägel im kostruktiven Bereich bzw. auf dem Dach kaum verbaut wurden. Doch ist zumindest 135


Abb. 98: Tür- oder Tordarstellung aus dem Stuttgarter Bilderpsalter (frühes 9. Jahrhundert). Die beiden Türflügel zeigen auf ihrer Aussenseite mehrere Reihen massiver Nagelköpfe. Der stehende Flügel besitzt zudem ein von aussen zu bedienendes Schloss. Stuttgart, Württembergische Landesbibliothek, Cod. bibl. 20 23,86v.

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bei Bauelementen wie Türen und möglicherweise auch Aufhängevorrichtungen im oder am Haus mit dem Einsatz von Nägeln zu rechnen. Neben der Anbringung von Türschlössern waren Nägel sicher auch zur Befestigung von verschiedenen Beschlägen notwendig. Massivere Türen konnten durch grosse Nägel mit massivem Kopf auch zusammengefügt werden, wie das in historischen Abbildungen (Abb. 98) sowie an heute noch bestehenden alten Türen zu beobachten ist. Die Köpfe erhalten dabei eine Schaufunktion, die die Schwere der so beschlagenen Türe zusätzlich unterstreichen soll. Von den zwölf Berslinger Nägeln mit massivem, leicht gewölbtem Kopf fanden sich neun im näheren Umfeld der Kirche. Ebenfalls im Friedhofsareal lag der Nagel mit massivem, dachförmigem Kopf und einer der Scheibenkopfnägel. Aus der Schlackenhalde des neben der Kirche liegenden Verhüttungsplatzes 1 stammt ein weiterer Nagel mit massivem Kopf und ein zweiter Scheibenkopfnagel. Aufgrund der Grösse der Nägel und der massiven Ausgestaltung des Kopfes ist eine Verwendung als Sargnägel wenig wahrscheinlich.826 Wie bei den breit abge-

hauenen Nägeln liegt es deshalb nahe, auch diese Nägel im Zusammenhang mit der Kirche zu sehen. Nicht zuletzt wäre dabei an Nägel einer schweren Kirchentüre zu denken, die sich in ihrer Bauart von den Türen der Bauernhäuser durchaus abgehoben haben könnte. Kochs Vorschlag, von den Nagelfundstellen auf Kastenstandorte zu schliessen, scheint zumindest für Berslingen fragwürdig zu sein. Bei den übrigen Nageltypen handelt es sich um Formen, die alle bereits in römischen Fundstellen zwar regelmässig, aber im Verhältnis zu den Scheibenkopfnägeln in geringer Zahl auftreten.827 Sie scheinen daher spezifischere Funktionen als diese zu erfüllen. Das Beispiel der Flügelkopfnägel zeigt allerdings, dass auch für speziellere Typen verschiedene Verwendungszwecke in Betracht gezogen werden müssen. Flügelkopfnägel wurden in der Schweiz noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts von Nagelschmieden zur Befestigung von Firstziegeln hergestellt.828 Eine Funktion, die im römischen Chur zwar möglich erscheint,829 für Berslingen jedoch auszuschliessen ist: Von Ziegeln fehlt in Berslingen je-


de Spur. Da mit Grubenhaus 17 auch ein Komplex des 10. Jahrhunderts einen Flügelkopfnagel aufweist, sind diese Nägel auch nicht mit einem zufälligen, siedlungsunabhängigen Austrag in jüngerer Zeit zu erklären. Eine Veränderung zeigt sich an den Schäften der Berslinger Nägel. Im Unterschied zu den vorwiegend quadratischen Schäften sowohl der römischen Nägel als auch jener vom Runden Berg sind die Berslinger Nagelschäfte in der Mehrzahl von rechteckigem bis fast bandförmigem Querschnitt. Betrachtet man die Nagelfunde von Berslingen im Ganzen, so ergibt sich ein äusserst mageres Bild. Auch in Berslingen bestätigt sich nämlich die Beobachtung, dass der Einsatz von Nägeln zumindest im Frühmittelalter, verglichen mit der römischen Zeit, drastisch zurückging: Selbst unter Berücksichtigung der Tatsache, dass sich in Berslingen kaum flächige Kulturschicht erhalten hat, zeigt der Vergleich mit dem römischen Oberwinterthur, wie selten der Nagel in Berslingen zum Einsatz gelangte. Kamen in OberwinterthurUnteres Bühl ZH in 4500 m2 ausgegrabener Fläche über 6500 Nägel zum Vorschein,830 so waren es in Berslingen aus 10 000 m2 Fläche ganze 64, ohne die Hufnägel sogar nur 53. Unterstützung findet diese Feststellung auch in der Fundverteilung: Von den 53 möglichen Baunägeln fanden sich 29 im Kirchen- bzw. Friedhofsbereich831 und nur zehn in Grubenverfüllungen. Die beiden niedergebrannten ehemaligen Webhäuser 16B und 57 enthielten sogar überhaupt keine Nägel, was zumindest für diese beiden Bauten eine eisennagellose Konstruktion nahelegt. Die Baumeister scheinen im profanen Teil Berslingens also fast ausnahmslos mit Holzverbindungen gearbeitet zu haben. Ein hochstehendes Zimmermanns-Handwerk kam von Alters her und bis in die Neuzeit gut ohne den Einsatz von eisernen Nägeln aus. Zwei verkohlte Fragmente von hölzernen Nägeln, die sich in Grube 27 fanden, illustrieren diese Technik vortrefflich (Taf. 36,27c.35). Trotzdem spiegeln sich im frühmittelalterlichen Nagelrückgang kaum nur veränderte Vorlieben in der Bautechnik – auch die römischen Zimmerleute werden für grosse Teile ihrer Arbeit mit den vorteilhaften Holzverbindungen gearbeitet haben.832 Vielmehr ist daraus eine frühmittelalterliche Verknappung des Rohstoffes Eisen abzulesen: In der ländlichen Siedlung konnte Eisen für notwendige Geräte und allenfalls spezielle Bau- und Mobiliarteile angeschafft werden, auf den meist problemlos ersetzbaren Nagel musste aber weitgehend verzichtet werden. Erst in hoch- oder spätmittelalterlicher Zeit fand der breit abgehauene Nagel als neue, billige Massenware wieder grössere Verbreitung. Dessen häu-

figste Länge von 5– 6 cm833 entspricht wohl nicht zufällig dem gebräuchlichsten Mass um 6 cm der römischen Scheibenkopfnägel, das V. Schaltenbrand Obrecht feststellen konnte. Ein Mass, das nach ihren Untersuchungen auch die heute meist verkauften Nägel aufweisen.834

Werkzeug und Gerät Flachmeissel Zwei mögliche Flachmeissel fanden sich in der Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1 (Taf. 53.87/8). Beide Stücke sind nicht in voller Länge erhalten, der Kopfbereich fehlt. Ihre einfache, bandförmige Form lässt keine Aussagen über die Verwendungsart in der Holz-, Metall- oder Steinbearbeitung zu.835 Aufgrund der Fundlage scheint allerdings ein Einsatz im Zusammenhang mit der Metallherstellung bzw. -bearbeitung am wahrscheinlichsten zu sein. Von den bandförmigen Schäften grosser Nägel836 unterscheiden sich die beiden Fragmente aufgrund ihrer grösseren Dicke. «Spitzmeissel» (Ahlen, Pfrieme, Durchschläge) Alle Werkzeuge, deren Spitzen als Arbeitsenden in einer Achse mit dem Griff liegen, werden vor allem in der Literatur zu römischen Fundstellen unter dem etwas irreführenden Begriff «Spitzmeissel» zusammengefasst.837 Unter den Berslinger Objekten, die dieser Definition entsprechen, könnte es sich bei der kurzen, gedrungenen Spitze Taf. 58.168 um einen Durchschlag handeln. Alle übrigen spitzen Werkzeuge gehören trotz formaler Unterschiede zur Kategorie der Ahlen. Auf eine Unterscheidung von Pfriemen und Ahlen wird verzichtet. Es handelt sich bei diesen Begriffen um Synonyme; eine sinnvolle funktionale Differenzierung liegt nicht vor. Da der Begriff «Pfriem» in der Schweiz auch im schriftsprachlichen Gebrauch kaum bekannt ist bzw. fast ausschliesslich in archäologischen Publikationen vorkommt, wird im folgenden der allgemein verständliche Ausdruck «Ahle» verwendet. Im Fundmaterial von Berslingen fanden sich 18 Objekte, die mehr oder weniger eindeutig als Ahlen angesprochen werden können (Abb. 99). Davon besitzen elf einen durchgehend vierkantigen Querschnitt (Taf. 19,11.39; 22,16A.8.9; 32,27b.22; 36,27c.32; 41,44.4; 43,56.18; 51.56; 53.89.90; 55.119), fünf einen quadratischen Schaft bei runder Spitze (Taf. 12,1.34; 15,5.46; 29,22.3; 31,27a.9; 41,44.5) und zwei einen durchgehend runden Querschnitt (Taf. 38,33.1; 58.169). Bei den meisten Ahlen handelt es sich um lange, schlanke, sich kontinuierlich zur Spitze verjüngende Exemplare, nur zwei sind im Schaft137


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verlauf leicht abgesetzt (Taf. 41,44.4; 53.89) und vier weisen eine Verdickung auf (Taf. 31,27a.9; 38,33.1; 41,44.5; 58.169). Die Länge der ganz erhaltenen Ahlen beträgt 8 –12 cm, lediglich zwei der verdickten Exemplare waren wohl kürzer (Taf. 38,33.1; 41,44.5). In zwei Fällen blieben an der Griffangel in Eisenoxyd abgeformte Spuren der hölzernen Griffe erhalten (Taf. 38,33.1; 43, 56.18). Es ist davon auszugehen, dass die meisten Ahlen geschäftet waren, da sie ansonsten mit ihren dünnen, z. T. spitzen Köpfen kaum benutzt werden konnten.838 Über die Funktion der Ahlen ist kaum Genaues zu ermitteln. Höchstwahrscheinlich handelt es sich ohnehin um eher unspezifische, multifunktionale Geräte, die der Anbringung von Löchern irgendwelcher Art in verschiedenem nicht ganz hartem Material dienten. Die üblicherweise angenommene Verwendung der Ahlen in der Lederverarbeitung war vermutlich auch in Berslingen von Bedeutung,839 doch könnten durchaus auch andere Materialien, wie z. B. Holz, Knochen, Stein, Keramik oder dünnes Metallblech damit angestochen oder durchbohrt worden sein.840 Als mögliche Produkte können aus den Berslinger Funden z. B. Spinnwirtel (Taf. 26,18.19) oder Perlen (Taf. 37,29.5) aus Stein und vor allem die in diesem Zusammenhang oft vergessene Keramik genannt werden. Wie in vielen keramikführenden Fundstellen aller Zeitepochen fanden sich auch in Berslingen mehrere Scherben mit kleinen Löchern, die in schadhafte Gefässe zu Flickzwecken gebohrt worden waren. Der Versuch, eine Berslinger Wandscherbe mit Berslinger Ahlen zu durchbohren, gelang denn auch problemlos und nahm trotz ungeübter Hand und vorsichtigem Einsatz der restaurierten Eisengeräte nicht mehr als sieben Minuten in Anspruch. In der Schweiz praktizierten «Beckibüezer» die Anbohrung von Keramik zu Reparaturzwecken noch bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts (Abb. 88). Im Unterschied zu früheren Zeiten versuchten jedoch die Geschirrflicker der Neuzeit die Gefässwand bei der Durchbohrung nicht zu durchbrechen. Als Arbeitsspitze der hölzernen Drillbohrer diente ihnen dabei ein zugespitzter Nagel.841 Drillbohrer sind spätestens seit der Antike bekannt. Der Einsatz dieser einfachen Geräte mit unseren «Ahlen» als Bohrspitze wäre in Berslingen also durchaus möglich. Für einen multifunktionalen Einsatz spricht im übrigen die überraschend grosse Zahl sowie die Verteilung der in Berslingen gefundenen Ahlen: Im Gegensatz zu den Nägeln fanden sich mehr als zwei Drittel der Berslinger Ahlen in neun verschiedenen Gruben. Je zwei Exemplare lagen in den Grubenhäusern 16A und 44, drei Stück im Grubenhaus 27, die Strukturen 1A/B, 5, 11, 22, 33 und 56 enthielten nur eine Ahle. Dies entspricht

den Beobachtungen von G. Jacobi und C. Doswald, die in Siedlungen der jüngeren Eisenzeit bzw. der römischen Epoche ein häufiges Vorkommen von Ahlen (Pfriemen) feststellen konnten und daraus schliessen, «dass sie wie Nähnadeln, Messer u. a. zum festen Gerätebestand eines jeden Haushaltes gehörten».842 Geräteklingen Drei Messerfragmente besitzen stark gebogene Klingen mit vom Rücken kaum abgesetzten Griffangeln (Taf. 15,5.42; 22,16B.11; 55.116). Dabei könnte es sich um die Überreste von Werkzeugen aus der Leder- oder Holzverarbeitung handeln. Werkzeuge mit gebogener oder gerader, scharfer Klinge und zwei in der Verlängerung des Rückens liegenden Handgriffen wurden im Gerbereihandwerk zum Abschaben von Geweberesten von der Fleischseite der Häute benutzt und als Haar- oder Schabeisen bezeichnet.843 Ähnliche Werkzeugformen fanden als Zieheisen allerdings auch in der Holzverarbeitung Verwendung. Ein mit der Klinge aus dem Webhaus 16B sehr gut vergleichbares Fragment vom Kastell Burg in Stein am Rhein SH wird von K. Roth-Rubi als Zieheisen bezeichnet.844 Gegen eine Verwendung als Erntegeräte spricht der übergangslose Verlauf von Griff und Klinge. Sensen, Sicheln und Erntemesser weisen üblicherweise einen stark abgewinkelten KlingenGriffübergang auf.845 Dem ist allerdings anzufügen, dass wir wenig über die Erntegeräte des Frühmittelalters wissen. Zudem erstaunt doch ihre gänzliche Abwesenheit in einer ländlichen Siedlung wie Berslingen. Für einen Einsatz als Erntegerät würde allenfalls die geringe Klingenstärke von Taf. 22,16B.11 sprechen. Der Lesefund Taf. 58.165 könnte ein weiteres Gerät mit scharfer Klinge sein. Im Unterschied zu den oben aufgeführten Exemplaren besitzt es eine gerade Klinge und eine klar abgesetzte Angel. Möglicherweise fand das Gerät als Ziehklinge beim Abziehen von Unebenheiten an Holzoberflächen Verwendung. Steigeisen Hinweis für eine spezifische Erntetätigkeit könnte Taf. 50.20 bieten. Das westlich von Grab 84 gefundene, bügelförmige Objekt ist am längeren Ende zu einer Öse eingerollt und am kürzeren zu einem spitzen Haken gebogen. Ein ähnliches Exemplar mit denselben Elementen – langes Ösenende, Bügelplatte, kurzes und spitzes Hakenende – kam auf der Hasenburg (Bergdietikon AG) zum Vorschein.846 K. Heid spricht das Objekt als Steigeisen zum Erklettern von Bäumen an. Im Zusammenhang mit dem Schneiteln von


Bäumen zur Gewinnung von Futterlaub – lange Zeit ein wichtiger Bestandteil der Wintervorsorge – scheint dieser Vorschlag durchaus sinnvoll. Zudem ist die Konstruktionsweise für ein Steigeisen denkbar. Das Fundmaterial der Hasenburg kann anhand der Keramik in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden. Andernfalls könnte der Bügelhaken auch zur Herstellung einer komplexen, ev. in der Öse drehenden Verbindung gedient haben. Von einer einfachen, als Bauverbindung eingesetzten Klammer unterscheidet er sich eindeutig: die beiden Enden wurden gezielt ausgearbeitet und nicht wie bei einer Bauklammer nur in Baustoffdicke umgeschlagen.847 Messer Über die Entwicklung der Messer zur Zeit der mittelalterlichen Siedlung Berslingen ist wenig bekannt. Die typologische Gliederung der Messer des Mittelalters leidet einerseits an der Spärlichkeit der Fundmenge,848 andererseits an den oft unklaren Befundzusammenhängen.849 Zudem ist U. Kochs Feststellung beizupflichten, dass sich Messer für feinchronologische Untersuchungen wenig eignen, weil sich deren Formenspektrum über längere Zeiträume nicht stark zu verändern scheint.850 Aus der Diskussion der 27 Berslinger Messerfragmente können deshalb keine neuen Erkenntnisse betreffend der Berslinger Siedlungsabfolge gewonnen werden. Vielmehr geht es bei der Vorlage darum, für Messertypen, die aus gut datierbaren Gruben stammen, zusätzliche chronologische Fixpunkte zu bezeichnen. Zur Gewährleistung einer möglichst guten Vergleichbarkeit wird im folgenden weitgehend mit der Terminologie gearbeitet, die U. Koch für die Messer vom Runden Berg bei Urach (BadenWürttemberg) benutzte.851 Zwei Messer mit schmallanzettförmiger Klinge und klingenseitig leicht geschweiftem Angelansatz (Taf. 36,28.2; 41,46.9) stammen aus Grubenverfüllungen der Phase 2b (Anfang 8. – Mitte 9. Jahrhundert). Die Klingen beider Messer weisen abgenützte Schneiden auf. Ein durch Gebrauch und häufiges Schärfen mit dem Wetzstein veränderter Schneidenverlauf lässt sich vor allem beim Messer aus Grubenhaus 28 feststellen. Hinweise auf Schäftung und Scheide lassen sich aus den in Eisenoxyd abgeformten Strukturen organischer Materialien gewinnen. Beide Messer besassen vermutlich Griffe aus Knochen, Horn oder Geweih. An der Klinge von Taf. 41,46.9 befinden sich zudem Spuren grober Fasern, die von einer Klingenumwicklung, einer geflochtenen Scheide oder einer zufälligen Ablagerung zusammen mit Heu oder Stroh stammen könnten.852 Eine schar-

fe Linie aus Eisenoxyd markiert die Kontaktstelle der unterschiedlichen Materialien um Griff und Scheide. Messer mit (schwach) gewinkeltem Rücken und solche mit (fast) geradem Rücken stehen sich nahe. Ihre Unterscheidung wirkt bei schwach ausgeprägten Exemplaren z. T. zufällig.853 Die Schneide zieht bei diesen Formen zur Spitze hinauf. Ein Messer mit geradem Rücken und stark abgenützter Klinge (Taf. 37,32.7) und ein weiteres mit fast geradem Rücken (Taf. 25,17.7) fanden sich in Grubenverfüllungen der Phase 3a, zwei schlanke Messer mit schwach gewinkeltem Rücken (Taf. 30,25.18 und 41,41.3) in Verfüllungen der Phase 3b. Taf. 12,1.30 besitzt eine breite Klinge mit fast geradem Rücken und einer infolge Abnützung leicht geschwungenen Schneide. Der Vergleich der Messer 1.30 und 25.18 zeigt, dass eine Zusammenfassung der Messerformen z.B. anhand des Rückenverlaufes problematisch sein kann: Die beiden wirken doch sehr verschieden, die massive Klinge des Messers 1.30 will nicht recht zu den übrigen Exemplaren mit mehr oder weniger geradem Rücken passen. Deutlich abgewinkelte Rücken charakterisieren sechs weitere Messer. Sie variieren im Knickwinkel, im geraden bzw. konkaven Verlauf des Rückens vom Knick zur Spitze und im geraden bzw. leicht geschwungenen Verlauf der Spitze. Die Schneiden sind mehr oder weniger gerade. Flache Knickwinkel bei schmaler Klinge weisen Taf. 37,32.6 (Phase 3a) und ein Lesefund aus dem Friedhofareal (Taf. 50.23) auf. Ebenfalls eher flach ist der Knickwinkel eines Messers aus der Kulturschicht beim Verhüttungsplatz 1 (Taf. 55. 118). Steil knickt der Rücken dagegen bei Taf. 12,1.29.31 und Taf. 15,5.43 um, wobei die beiden letzteren im Gegensatz zu den übrigen Exemplaren nach dem Knick ohne konkaven Schwung zur Spitze laufen. Die Spitzen der steil abgewinkelten Klingen wirken im Verhältnis zur Gesamtlänge kurz. Zwei Messer weisen gebogene Rücken und gerade Schneiden auf (Taf. 19,11.35 und 21,12.26). Am besser erhaltenen Stück (11.35) zeigt sich, dass die starke Biegung des Rückens gleich beim Heftansatz beginnt. Die beiden Fragmente befanden sich in den Gruben 11 und 12, die beide in der Phase 4 (zweite Hälfte 11. bis erste Hälfte 12. Jahrhundert) verfüllt worden waren. Die beschädigte Klinge Taf. 43,56.19 lag auf der Oberfläche des vage datierten Grubenhauses 56 (11.–12. Jahrhundert). Sie trägt beidseitig eine ca. 0,6 mm breite Rille, ihre Form ist nicht mehr sicher zu ermitteln. Die ursprüngliche Form weiterer Messerfragmente, z. T. handelt es sich um abgebrochene Griffangeln, kann ebenfalls nicht mehr bestimmt werden: Taf. 12,1.32.33; 19, 11.36; 21,12.27; 29,22.4; 40,39.8; 49.4; 53.86;

Abb. 99 (linke Seite): Verschiedene Ahlenformen von SchaffhausenBerslingen. 1, 2: Schaft und Spitze vierkantig; 3: Verdickter, vierkantiger Schaft, runde Spitze; 4: Breit abgehauener, vierkantiger Schaft, runde Spitze. M. 1:2.

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Abb. 100: Der schreibende Evangelist Johannes, dargestellt in einem Evangeliar aus Hildesheim (11./12. Jahrhundert). Mit dem flachrechteckig endenden Messer in seiner Linken drückt Johannes das Pergament auf die Unterlage. Trier, Domschatz, Nr. 69, Cod. 140,135v. Abb. 101: Die bestimmbaren Messertypen von Berslingen und ihre Datierung anhand der Grubenkomplexe.

55.117. An der Griffangel Taf. 12,1.33 sind in Eisenoxyd abgeformte Reste des hölzernen Heftes erkennbar. Eine Sonderform stellt der Lesefund Taf. 58.164 dar. Aus der Klinge mit geradem Rücken und gerader Schneide ist im vorderen Drittel ein Halboval ausgeschnitten. Das Messer endet flachrechteckig, die vertikale vordere Kante ist ebenfalls geschärft. Auf den Autorenbildern eines Evangeliars aus Hildesheim halten die schreibenden Evangelisten Matthäus und Johannes in ihrer linken Hand ein Messer mit ganz ähnlicher Klinge (Abb. 100).854 Während sie mit der Rechten schreiben, drücken sie mit dem Messer das

Messertyp Lanzettförmig Lanzettförmig Gerader Rücken, aufsteigende Schneide Gewinkelter Rücken ±gerader Rücken, aufsteigende Schneide ±gerader Rücken, aufsteigende Schneide ±gerader Rücken, aufsteigende Schneide Gebogener Rücken, gerade Schneide Gebogener Rücken, gerade Schneide Gewinkelter Rücken, kurze Spitze

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Tafel 41,46.9 36,28.2 37,32.7 37,32.6 25,17.7 30,25.18 41,41.3 19,11.35 21,12.26 15,5.43

Datierung ±8. Jh. 2. H. 8.–1. H. 9. Jh. ±10. Jh. ±10. Jh. 10. Jh. 2. H. 10.–1. H. 11. Jh. 2. H. 10.–1. H. 11. Jh. 2. H. 11. Jh. 2. H. 11.–1. H. 12. Jh. 2. H. 11.–12. Jh.

Pergament auf die Unterlage. Damit wird in der Darstellung Abstand zwischen Körper und Geist geschaffen, unberührt fliesst der heilige Text aufs Pergament. Tatsächlich können die Schreiber so aber auch das Verwischen bereits geschriebener Partien verhindern und ebenso den Auftrag von Fett und Feuchtigkeit auf den noch leeren Flächen. Schreibende, die das Pergament, auf dem sie schreiben, mit dem Messer festhalten, wurden häufig abgebildet.855 Wie das Evangelistenbild des Lukas im selben Evangeliar aus Hildesheim zeigt, diente das gleiche Messer auch als Federmesser zum Nachschneiden der Federn.856 Zudem konnte es vermutlich zum Radieren verwendet werden.857 Mit dem flachen Ende liess sich das Pergament schonender abkratzen als mit einer spitz endenden Klinge. Dass ein Messer zum Schreibgerät gehört, zeigt auch die Aufzählung der «utensilia celle», die jeder Karthäuser erhalten sollte: Unter den Dingen, die für die eigentliche Schreibarbeit aufgeführt werden, befindet sich auch ein «scalpellum».858 Nun soll mit diesen Vergleichen kein Berslinger Skriptorium gegründet werden, immerhin findet sich aber mit dem mutmasslichen Schreibgerät ein Hinweis darauf, dass in Berslingen zumindest zeitweilig eine des Schreibens mächtige Person anwesend war. Häufungen von drei bzw. fünf Messerfunden kamen lediglich im Bereich des Verhüttungsplatzes 1 und im vermischten Fundmaterial der Strukturen 1A und 1B vor. Sowohl der Verhüttungsplatz 1 als auch die Strukturen 1 A/B, die in ihrer Spätzeit zum Verhüttungsplatz 2 gehörten, enthalten Funde verschiedener Phasen und eignen sich deshalb wenig für weitergehende Überlegungen. Die Streuung der übrigen Messer über die Grabungsfläche kann als zufällig bezeichnet werden: Etwa jede vierte Grubenstruktur weist Messerreste auf, besondere Vergesellschaftungsmuster sind nicht zu erkennen. Auch die Verteilung in der Zeit ist gleichmässig, einzig aus den Strukturen der frühen Kleinsiedlung (Phase 1 und 2a) können keine Belege aufgeführt werden. Würden die Messer vom Verhüttungsplatz 1 bzw. aus den Strukturen 1 A/B zum jüngsten Material gerechnet, ergäbe sich ein gewisser Überhang in der jüngsten Phase. In Abb. 101 sind diejenigen Messer tabellarisch aufgeführt, die sich typologisch beschreiben lassen und deren Fundkontext eine relativ enge Datierung zulässt. Die Lanzettförmigen Messer lassen sich gut mit Funden aus den Gräbern der vorhergehenden Jahrhunderte verknüpfen.859 Messer mit vom Heftansatz an stark gebogenem Rücken und gerader Schneide sind nach J. Tauber vor allem in der Zeit vor 1200 häufig.860 In Sindelfingen (Baden-Württemberg) stammt diese Form da-


gegen aus den Fundschichten der Periode II (zweite Hälfte 13. bis zweite Hälfte 14. Jahrhundert).861 Solche Messer scheinen jedenfalls erst nach der Jahrtausendwende aufzukommen. Die übrigen Messertypen waren sowohl vor, während als auch nach der Besiedlung Berslingens verbreitet.862 Verschiedene Geräte Um Fragmente von Nähnadeln könnte es sich bei den dünnen Stiften Taf. 30,25.19 und 42,50.2 handeln. Das Fragment aus Grubenhaus 50 fand sich zusammen mit weiteren Funden aus dem Bereich der Textilverarbeitung.863 Ein ganz erhaltenes, filigranes Gerät (Taf. 15, 5.45), das in Grube 5 gefunden wurde, ist möglicherweise als Klemmpinzette anzusprechen. Der Klemmring ist dabei bis kurz vor die feinen Backen gezogen und arretiert diese in Klemmstellung. Hochmittelalterliche Vergleichsfunde sind mir bisher nicht bekannt. Die Präsenz eines derartigen Feinwerkzeuges unter den Berslinger Funden ist überraschend. Unklar ist die Funktion eines Objektes aus dem Friedhofsareal (Taf. 50.18). Das Fragment, das aus einer massiven Stange mit quadratischem Querschnitt besteht, die am einen Ende in eine flache, halbmondförmige Platte ausläuft, weist drei Bruchstellen auf, deren ursprüngliche Fortsetzung zu einem symmetrischen Gebilde gehört haben könnte. Aufgrund der massiven Bauweise scheint eine Ansprache als Gerätfragment am naheliegendsten.

Persönliche Ausstattung und Bewaffnung Zusammen mit den knöchernen Kammbruchstücken (Taf. 41,46.10–12) und einem lanzettförmigen Messer (Taf. 41,46.9) fanden sich im Grubenhaus 46, das anhand der Keramik ins 8. Jahrhundert datiert wird,864 überdurchschnittlich viele Teile der persönlichen Ausstattung (Taf. 41,46.6 –8). Als Element der Tracht kann der Schnallenrahmen 46.6 angesprochen werden. Verkupferungsreste an den wenigen Bereichen mit originaler Oberfläche lassen eine ehemals veredelte Oberfläche erahnen. Kleine Rechteckschnallen fanden vielfältige Verwendung und sind beispielsweise im Bereich von Schuhen, Sporen oder Taschen nachgewiesen. Nach U. Koch kommen eiserne Rechteckschnallen ab dem Ende des 7. Jahrhunderts auf.865 Um eine Ortbandzwinge könnte es sich bei 46.7 handeln. Ihre Befestigung wurde mit einer oder zwei Nieten am rückseitigen Zwingenende

und an der gegenüberliegenden, grössten Zierscheibe der Vorderseite bewerkstelligt, beide besitzen ein durchgehendes Nietloch. Die vier kleineren Zierscheiben weisen eine zentrale Vertiefung auf, die vermutlich ehemalige Auf- oder Einlagen fasste. Wie die Ortbandzwinge könnte auch der Beschlagrest 46.8 von einer ehemaligen Schwert-, Dolch- oder Messerscheide stammen.866 Daneben kommt aber auch eine Befestigung an anderen Leder- bzw. Holzteilen von Tracht oder Hausrat in Frage. Von den flach aus der Beschlagstange geschmiedeten Nietösen ist nur das Bruchstück einer Seite erhalten, die Länge des Beschlages daher unbekannt. Eine Knopfriemenzunge (Taf. 39,38b.16) lag zusammen mit Keramik aus dem 8./9. Jahrhundert einerseits sowie aus der Jahrtausendwende andererseits in Grube 38.867 Das mit einer Niete am ehemaligen Lederriemen befestigte Stück besitzt ein tropfenförmiges Ende und am Nietkopf als einzige noch erkennbare Verzierung Reste einer Messingauflage. Knopfriemenzungen kamen häufig im Zusammenhang mit Sporen- oder Schuhschnallengarnituren in die Erde und erfreuten sich nach F. Stein in der zweiten Hälfte des 8. und im 9. Jahrhundert grosser Beliebtheit.868 Die Berslinger Riemenzunge ist demnach eher dem älteren Scherbenspektrum aus Grube 38 zuzuordnen. Ebenfalls als Riemenzunge könnte Taf. 15,5.47 Verwendung gefunden haben. Für eine sichere Ansprache ermangelt dem spitz zulaufenden, leicht gebogenen Band allerdings der abgebrochene Befestigungsteil. Eine andere Möglichkeit läge in der Nutzung als Beschlagsblech. Für ein Werkzeugfragment scheint das Stück dagegen zu dünn zu sein. Neben Scherben aus dem 11./12. Jahrhundert enthält Grube 5 auch menschliche Knochen aus dem gestörten Friedhofsareal,869 wobei die Berslinger Bestattungen mit der Ausnahme eines Spinnwirtels870 und eines Eisenschlüssels871 beigabenlos sind. Ortbänder verstärkten und verzierten den unteren Abschluss der hauptsächlich aus Holz oder Leder hergestellten Schwert-, Dolch- oder Messerscheiden. In Berslingen konnten neben der vermuteten Ortbandzwinge aus Grubenhaus 46 zwei fast vollständige Exemplare geborgen werden. Ein Ortband aus gefalztem Eisenblech (Taf. 41, 44.3) fand sich in Grubenhaus 44, das über wenige Keramikfunde vorsichtig ins 8./9. Jahrhundert gewiesen werden kann. Bei der Herstellung kam vermutlich ein einziges Stück Blech zur Verwendung, das an den Seitenkanten zweimal umgeschlagen und an der oberen Ecke der beiden überlappenden Enden mit einer Niete fixiert wurde. Der Fussabschluss wurde ebenfalls kurz auf die Gegenseite umgelegt und dort festgehämmert. 141


Das ganze Ortband ist sowohl innen wie aussen deckend verkupfert. Ein zweites Ortband (Taf. 51.54) fand sich im Bereich der Strasse.872 Wie das erste wurde es aus Eisenblech hergestellt, jedoch sorgfältiger und aufwendiger ausgearbeitet. Das Blech der sich zur Spitze verjüngenden Tülle wurde auf eine exakte Naht zusammengeführt und mit Kupferlot geschlossen. Der eiserne Schlussring an der Ortbandspitze wurde ebenfalls mit Kupferlot873 befestigt. Eine Zackenreihe verziert den oberen Abschluss. Die unter den Zacken angebrachten Löcher ermöglichten die Befestigung des Ortbandes an der organischen Scheide. Neben den indirekten Belegen der Scheidenbestandteile lässt sich in Berslingen als einziger Waffenfund eine Pfeilspitze aufführen (Taf. 51.53). Diese besitzt über der langen, geschlossenen Tülle eine flache Spitze mit einseitigem Mittelgrat und schwach ausgeprägten Widerhaken und stammt ebenfalls aus den Sondierungen im Bereich der Strasse.

Ross und Reiter Hufeisen

Abb. 102: In Berslingen vorkommende Typen von Hufnägeln. 1: Griffnagel mit dachförmigem Kopf; 2: Griffnagel mit T-förmigem Kopf; 3: Keilförmiger Hufnagel. M. 1:2.

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Von den sechs überlieferten Hufeisenfragmenten gehört einzig das stark korrodierte Rutenende aus Grubenhaus 16A zu einem geschlossenen Fundkomplex (Taf. 22,16A.7). Soweit sich dies am erhaltenen Rest erkennen lässt, besass das stollenlose Hufeisen einen glatten Rand und kleine Löcher, die nicht in Nagelsenken vertieft waren. Vergleichbare Merkmale zeigen die älteren Hufeisen vom Runden Berg bei Urach, die nach U. Koch aus dem 10. Jahrhundert stammen.874 Die Keramik und eine 14C-Bestimmung datieren die Verfüllung von Grubenhaus 16A ins 10. Jahrhundert. Damit ist auch für Berslingen die Verwendung von Hufeisen vor der Jahrtausendwende belegt.875 Zwei weitere Bruchstücke stammen aus der Kulturschicht beim Verhüttungsplatz 1 (Taf. 55.114. 115). Beide entsprechen den stollenlosen Hufeisen mit Wellenkontur, die häufig in Fundzusammenhängen des 11. Jahrhunderts auftauchen.876 Taf. 55.115 scheint für Pferdehufe zu klein und eher von einem Esel oder Maultier getragen worden zu sein; Tierarten, die im Knochenspektrum von Berslingen ab dem 11. Jahrhundert nachgewiesen sind.877 Taf. 15,5.44, ein Rutenfragment aus Struktur 5, besitzt einen stärker profilierten Rutenquerschnitt mit gratig abgesetzten Kanten, was in Verbindung mit den Griffköpfen der Hufnägel wohl die Trittsicherheit verbesserte. Ein kaum korrodiertes Fragment (Taf. 50.34), das

im Bereich des Friedhofes, in der Nähe von Struktur 5 gefunden wurde, unterscheidet sich deutlich von den bisher besprochenen. Die breite, zum Ende hin verjüngte Rute mit einfach umgeschmiedeten Stollen entspricht moderneren Typen, die ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts und in der Neuzeit Verbreitung fanden.878 Das Stück wird beim Ackern über dem bereits in Vergessenheit geratenen Friedhof vom Huf gebrochen und in den Boden gelangt sein. Wenig aussagekräftig ist das sechste Stück (Taf. 58.166). Der Lesefund weist starke Abnützungsund Korrosionserscheinungen auf, weshalb die Randgestaltung nicht mehr zuverlässig beurteilt werden kann. Hufnägel Weitere Belege für den Gebrauch des Hufeisens zeigen sich in den Hufnägeln. Die elf Berslinger Exemplare besitzen einen meist deutlich abgesetzten und verhältnismässig grossen Kopf, der sich dach- (Taf. 19,11.38; 55.124 –126) oder «T»förmig (Taf. 44,57.10; 49.5; 51.57.62; 55.115; 58.176) über dem quadratischen oder rechteckigen Schaft ausdehnt (Abb. 102.1.2). Sie entsprechen damit den Griffnägeln, der griff- und stollenlosen Hufeisengeneration des Hochmittelalters.879 Den Nägeln von Nagelschuhen vergleichbar, bieten Griffnägel mit ihren aus der Hufeisenfläche herausragenden Köpfen den Pferden besseren Halt. Bei den «T»-förmigen Köpfen könnte es sich auch um sekundäre Formen handeln, da sich die stark beanspruchten Nagelköpfe im Zuge der Nutzung wohl abgeschliffen und dadurch einen Teil ihrer Griffigkeit eingebüsst haben. Modernere Hufnägel mit schlanken, quadratischen Köpfen, die keilförmig aus dem Schaft geschmiedet wurden,880 sind in Berslingen mit einem einzigen Stück aus der Kulturschicht des Verhüttungsplatzes 1 vertreten (Taf. 55.121, Abb. 102.3). Ihrer Nutzung entsprechend wurden Hufnägel wie Hufeisenfragmente mehrheitlich nicht in Grubenfüllungen, sondern in der Fläche abgelagert. Nur in den Gruben 11 und 57 (Taf. 19, 11.38; 44,57.10), die in den Phasen 3b und 4 (spätes 10. bis Ende 11. Jahrhundert) verfüllt wurden, fand sich je ein Hufnagel.

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3


Sporen In Berslingen fand sich ein gut erhaltener Hakensporn im Grubenhaus 3 (Taf. 12,3.2). Das eher kurze Exemplar besitzt nach aussen zu Haken umgebogene, stabförmige Schenkel und einen bandförmigen Bügel. Der knapp 2 cm lange pinienzapfenförmige Dorn ist am Bügel angenietet. Ausser den zwei gerade umlaufenden Rillen des Dorns lässt sich keine Verzierung feststellen. Sporen mit ausgebogenen, einfach an die Schenkel angelegten Haken können nach K. Wachowski vom Anfang des 7. bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts nachgewiesen werden.881 Eine detaillierte Betrachtung verschiedener Elemente der Klassifizierungsvorschläge Wachowskis wie Bügel- und Schenkeleigenschaften oder Dorn- und Schenkellänge weist als wahrscheinlichste Eingrenzung das 8. Jahrhundert aus.882 Dabei ist allerdings zu beachten, dass z. B. dem Aspekt der Dornlänge nur beschränkte Aussagekraft zukommt, da verschiedene Längenklassen epochenübergreifend vorkommen.883 Ein direktes Vergleichsbeispiel zu unserem Sporn (Typ IK1B1 nach Wachowski) führt Wachowski nicht auf. R. Koch datiert die seltenen Hakensporen aufgrund von Grabfunden in das Ende des 7. Jahrhunderts. Dabei handelt es sich jedoch um sehr feine Sporen mit stabförmigen, z. T. tordierten Schenkeln.884 Ein Hakensporn mit bandförmigen Schenkeln fand sich in Grab 29 im Gräberfeld von Elgg ZH. R. Windler setzt diesen ins 1. Drittel des 7. Jahrhunderts und weist die stabförmige Variante frühestens ans Ende des 7. Jahrhunderts.885 Taf. 12,3.2 unterscheidet sich von diesen durchwegs aus einem Stück geschmiedeten merowingerzeitlichen Sporentypen durch die stab-bandförmige Schenkelausgestaltung sowie vor allem in Form und Befestigung des separat geschmiedeten und angenieteten Dornes. Er steht darin den Schlaufen- und Nietsporen des 8. und 9. Jahrhunderts näher.886 Leider erbringen die keramischen Beifunde aus Grubenhaus 3 keine weiteren Hinweise für eine genauere Datierung des Sporns. Die wenigen Wandscherben gehören zu mehreren verschiedenen Magerungstypen und lassen sich daher als Komplex keiner Phase schlüssig zuweisen. Vielmehr scheint der Grubeninhalt gestört oder durch jüngeren, oberflächlichen Scherbeneintrag vermischt worden zu sein. Aufgrund der relativ groben Technik, die beim Ausgraben der Gruben angewandt wurde,887 bleiben solche Aussagen Vermutung: Das Fehlen von Fundtiefen verhindert die Ansprache ehemaliger Verfüllungsstraten. Anhand von Form und Grösse der Grube weist R. Schnyder Grubenhaus 3 in seine Gruppe 1, die er ins 7. – 9. Jahrhundert datiert;888 zum Sporn selbst äussert er sich nicht.889 Unter der Voraussetzung, dass die Scherben der jüng-

sten Keramik (Magerungstyp D) nachträglich ins Grubenhaus gelangten, die übrigen (Mt B und C) aber gemeinsam mit dem Sporn, und unter Berücksichtigung des Sporentyps sowie des altertümlichen Hausgrundrisses scheint die primäre Verfüllung in der zweiten Hälfte des 8. oder im 9. Jahrhundert stattgefunden zu haben. Zu einem anderen Sporentyp gehört das Bruchstück eines Sporns aus Grubenhaus 26 (Taf. 31, 26.2). Sein knapp 3 cm langer Dorn besitzt eine kegelförmige Spitze und eine zylindrische, durch vier Rillen gegliederte Basis, die an den zweiteiligen Bügel angenietet ist. Unter der bügelnächsten Rille sind Reste einer gelblichen Kupferlegierung zu erkennen, die als Überbleibsel einer ehemaligen Manschette890 oder Lotspuren angesehen werden können. Eine Besonderheit stellt die zweiteilige Bügelkonstruktion dar. Der innere Bügel ist bandförmig und eher leicht gearbeitet; als der dem Schuhwerk am nächsten liegende Teil wird er vermutlich die eigentliche Befestigungsfunktion des Sporns übernommen haben. An diesem «Unterbügel» ist der Dorn angenietet. Zwischen Dorn und Unterbügel eingefasst liegt der massiver gebaute «Oberbügel», dem vorwiegend Zierfunktion zuzukommen scheint. Am Ring des Oberbügels, der den Dornstift umfasst, entspringt eine blattförmige, leicht gewölbte Zierplatte, die auf der Oberseite möglicherweise noch Reste einer Silbertauschierung trägt. Die wenigen erhaltenen Linien zeichnen ein geometrisches Muster, die Spuren sind jedoch so schwach, dass es sich auch um eine zufällige Erscheinung der Bearbeitung, wie z. B. Feilenkratzer handeln könnte. Als weitere Verzierung sind an beiden Seitenkanten Kerben angebracht, von denen sich noch je drei beobachten lassen. Nach ca. 1,5 cm ist die Zierplatte abgebrochen. Eine zweite Bruchstelle befindet sich der Zierplatte gegenüber am Befestigungsring, was auf eine ursprünglich symmetrische Gestaltung der Zierplatte schliessen lässt. Spuren von Kupfer beim Ansatz von Ring und Zierplatte sowie an der Unterseite der Zierplatte und an der Kante des Unterbügels könnten ebenfalls zur ehemaligen Zierstruktur gehört haben. Möglicherweise handelt es sich um die Reste einer Verkupferung, die ursprünglich den ganzen Sporn umfasste.891 Zwei Nietverbindungen, die anhand von Röntgenaufnahmen zwischen den beiden Bügeln festgestellt werden konnten, erlauben Rückschlüsse auf die Tragweise der unüblichen Spornkonstruktion. Der Nachweis der Nieten klärt vorerst eindeutig, dass wir uns den Oberbügel starr und nicht als beweglichen Spornteil vorzustellen haben. Bezüglich der Befestigung des Sporns am Fuss bzw. am Schuhwerk scheinen zwei Varianten möglich: Erstens die Verlängerung des Unterbügels bis zu den Schenkelenden, die eine beliebige Befesti143


Abb. 103: Rekonstruierte Tragweise des Sporns aus Grubenhaus 26. Der Bügel könnte dabei direkt am Schuh oder an einem Riemen festgenietet worden sein.

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gungsvorrichtung getragen haben könnten. Gegen diese Möglichkeit spricht die schmale und dünne Ausführung des Unterbügels, die für einen tragenden Spornbügel eher schwach erscheint. Zudem ist die Konstruktion eines aufwendigen zweiteiligen Bügels nicht einzusehen, wenn der massive Oberbügel doch eben so gut direkt in die Schenkel übergehen könnte. Im zweiten Fall würde der Bügel keine metallenen Schenkel tragen, sondern wäre direkt auf Leder montiert. Das Lederband oder ev. der Schuh selbst wäre dabei zwischen den beiden Bügeln festgenietet (Abb. 103). Vergleichbare Tragweisen erläutert A. Rettner für die Ältere Merowingerzeit, wobei die besten Vergleichsbeispiele aus der Späten Kaiserzeit stammen.892 Bei dieser Ähnlichkeit wird es sich jedoch kaum um einen besonders ausgeprägten Archaismus unseres Sporns handeln, sondern eher um eine Neuschöpfung eines bereits vergessenen Befestigungsprinzips. Abgesehen von der Konstruktion mit Doppelbügel entspricht der Sporn und vor allem die Ausgestaltung des Dorns durchaus der Mode des 8. und 9. Jahrhunderts.893 Die wenigen keramischen Beifunde von Grubenhaus 26 ergeben eine vage Datierung in die Berslinger Phase 3 (9. bis erste Hälfte 11. Jahrhundert). In Anbetracht der im 10. Jahrhundert aufkommenden Mode der langdornigen Stachelsporen, dürfte Taf. 31,26.2 demnach am ehesten im 9. Jahrhundert hergestellt worden sein.894 Die jüngere Diskussion der bislang bekannten Sporen aus karolingischer Zeit zeigt, wie bruchstückhaft der Kenntnisstand in unserem Gebiet ist; die Bestattungen sind beigabenlos und Sporen aus gut datiertem Siedlungszusammenhang fehlen weitgehend.895 In diesem Licht betrachtet, muss die «Besonderheit» der oben besprochenen Sporentypen relativiert werden: Es ist davon aus-

zugehen, dass karolingische Sporen gerade bezüglich ihrer Befestigung eine grössere Vielfalt aufweisen, als bisher angenommen. Ein weiterer Sporn könnte mit Taf. 26,18.16 überliefert sein. Das mutmassliche Schenkelfragment weist eine Kupfertauschierung auf: Die Seitenkanten und das Schenkelende sind streifentauschiert, und in die zu einer Rundel ausholende Schenkeloberfläche ist eine Raute eingeschrieben, die vermutlich ein feingliedriges Kreuz einfasste.896 Im Anschluss an die Rundel erweitert sich der Schenkel bis zur Abbruchstelle erneut. Im ebenfalls leicht ausgebauchten Schenkelende befindet sich der Rest einer Niete, an der vielleicht eine Lederschlaufe zur Aufnahme des Befestigungsriemens angebracht war.897 Gegen eine Identifizierung als Spornfragment spricht einerseits die relativ dünne Bauart und andrerseits das Fehlen brauchbarer Vergleichsbeispiele. Letzteres gilt aber auch für allfällige andere Verwendungszwecke. Folgende Möglichkeiten wurden in Betracht gezogen: die Knaufplatte eines Schwertgriffes, der Beschlag eines Bekleidungsbzw. Rüstungsbestandteiles oder der Zierbeschlag eines Möbelstückes. Über die weiteren Funde aus Grubenhaus 18 kann das Stück in die Zeit um die Jahrtausendwende datiert werden.898 Im Mittelalter und teilweise auch in der Neuzeit war es dem einfachen Bauern aufgrund fehlender Mittel nicht möglich Reitpferde zu halten. Bereits für das Frühmittelalter gibt es Hinweise auf diesen Zusammenhang, da Reitzeug vor allem den Grabausstattungen «reicher» Männer beigefügt wurde.899 Mit der Bindung der Wehrpflicht an Stand und Besitz schuf Karl der Grosse anfangs des 9. Jahrhunderts die Grundlage für die Herausbildung des hochmittelalterlichen Rittertums, das sich in seiner von Statussymbolen durchsetzten Lebensform deutlich vom einfachen Bauernvolk absetzte.900 Als ältester und zugleich langlebigster materieller Hinweis für die mittelalterliche Reiterei kann der Sporn betrachtet werden. Der Nachweis von Sporen in Berslingen darf deshalb als deutlicher Hinweis auf eine sozial klar differenzierte Bevölkerung interpretiert werden. Rollschnalle Einen weiteren Hinweis auf die Nutzung von Pferden gibt die Rollschnalle aus Grube 27 (Taf. 32,27b.21). Die dreiteilige Schnalle mit drehender Dornrast eignete sich zum festen Anziehen von Befestigungsgurten an Pferden. Solche Rollschnallen sind an Sattelgurten von Reit- oder Packsätteln und allgemein an Packgurten vorteilhaft. Über die Keramik und ein 14C-Alter aus Grube 27 wird die Schnalle in die Jahrzehnte um 1100 da-


tiert. Rollschnallen tauchen in unserer Gegend ab dem 11. Jahrhundert flächendeckend auf.901 Die abgesetzten, halbkugeligen Enden der Dornrast sind nach J. Tauber typisch für Schnallen des 11. und 12. Jahrhunderts.902 In Osteuropa erscheinen Rollschnallen byzantinischer Herkunft schon in Gräbern des 7. Jahrhunderts.903 Eine mögliche Entwicklung unserer Schallen aus diesen Vorläufern wäre zu überprüfen. Bereits bekannt war das Prinzip der dreiteiligen Rollschnalle auch in römischer Zeit.904

Verschiedenes Verbindungsbestandteile Ein Kettenglied (Taf. 50.19) sowie das Fragment eines eisernen Ringes (Taf. 50.22) lagen im Friedhofsareal, die Reste eines Splintes (Taf. 55.120) in der Kulturschicht beim Verhüttungsplatz 1. Die drei Objekte zeigen alle Ausriebspuren, wie sie bei beweglichen Verbindungen entstehen. Ebenfalls zu einer beweglichen Verbindung muss der halbkreisförmige Bügel Taf. 25,17.6 gehören. An seinen Enden besitzt der Bügel zwei runde, flache Ösenplatten, in welchen noch Reste der ehemaligen Verbindungsglieder festzustellen sind. Die Funktion des Objektes ist ebenso unklar wie die weiteren Elemente der Konstruktion. Aufgrund der Feinheit des Bügels wäre eine Verwendung im Zusammenhang mit Lederriemen denkbar. Über die Keramik aus Grubenhaus 17 wird er ins 10. Jahrhundert datiert. Im Bereich der Strasse fand sich ein im Fundzustand aufgebogener, klammerartiger Draht, der vermutlich eine Verbindung verstärkte (Taf. 51.51). Bleche und Bänder Ein Blechfragment unbestimmter Funktion fand sich im Bereich der Strasse (Taf. 51.55), ein zweites (Taf. 17,6.12) zusammen mit einem schmalen, leicht gebogenen Band (Taf. 17,6.13) in der Füllung von Grubenhaus 6. Sechs weitere Fragmente von Eisenbändern unterschiedlicher Form und Grösse fanden sich in verschiedenen Gruben und in einem Pfostenloch (Taf. 12,4.2; 27,19.20; 36,27c.33; 37,29.4; 41,44.2; 49.6). Ihre Funktion ist unklar, denkbar wären z. B. Bänder an Holzgefässen (19.20) oder Halbfertiges bzw. Reste aus Flacheisenstücken (4.2, 27c.33). Befestigungsspuren wie etwa Nietlöcher konnten an keinem Stück festgestellt werden.

Bronze Insgesamt kamen in Berslingen nur 12 Objekte aus Bronze905 und drei Münzen zum Vorschein. Sechs davon können entweder typologisch906 oder aufgrund ihrer Fundlage im Bereich des «Keltengrabes»907 in die jüngere Eisenzeit datiert werden.908 Eine römische Münze konnte in der Nähe der Strasse geborgen werden.909 Unter den sechs mittelalterlichen Bronzen befinden sich als wenig aussagekräftige Stücke ein kleines, dünnes Blechfragment (Taf. 44,57.15) und ein kleines, stark korrodiertes Klümpchen.910 Bei einem zu zwei Dritteln erhaltenen schmalen, bandförmigen Ring, der keine Verzierung trägt, könnte es sich um einen Fingerring handeln (Taf. 44,57.14). Blech und Ring stammen aus dem Webhaus 57, das amorphe Klümpchen aus dem Kulturschichtrest beim Verhüttungsplatz 1. Die drei übrigen Bronzeobjekte lassen sich gut mit Funden ausserhalb von Berslingen vergleichen. Sie fanden sich in Grubenhaus 20 und beim Verhüttungsplatz 2 und stammen damit zufälligerweise aus Fundzusammenhängen, die den Anfang und das Ende der Siedlung Berslingen repräsentieren (Abb. 104a). Um einen Lesefund handelt es sich bei einer neuzeitlichen Münze, die auf der Oberfläche der Schlackenhalde beim Verhüttungsplatz 1 lag. Eine Silbermünze steckte in der Füllung des Grubenhauses 56 (Abb. 104b). Die bronzene Gewandnadel und die Hälfte einer Pinzette aus Grubenhaus 20 sind für die zeitliche Einordnung des frühen Berslingen von grosser Bedeutung (Taf. 29,20.10.11). Vergleichbare Objekte werden üblicherweise im Zusammenhang mit Bestattungen gefunden. Da sich unter den Grabbeigaben der Epoche in unserem Raum meist nur wenige Tongefässe911 befinden, die sich zudem häufig nicht mit Siedlungskeramik vergleichen lassen, bilden Trachtbestandteile im Siedlungszusammenhang gewissermassen missing links, die eine chronologische Verbindung von Grab- und Siedlungsfunden ermöglichen. Gut datierbare Gräber mit Vergleichsfunden ergeben Anhaltspunkte für den Zeitpunkt der Verfüllung von Grubenhaus 20 bzw. das Alter der dabei abgelagerten Keramik (Terminus ad oder post quem). Zur bronzenen Pinzette (Taf. 29,20.11) findet sich im Kanton Schaffhausen eine gute Parallele im Grab 131 des Gräberfeldes Schleitheim-Hebsack.912 Beide Pinzetten besitzen einfache, schmale Schenkel und abgesetzte, dreieckige Klemmbacken mit profilierten Seitenkanten. Im Unterschied zu unserem unverzierten Exemplar trägt die Pinzette aus Schleitheim ein feines Ziermuster auf der Schenkelaussenseite. Die weiteren Funde aus Grab 131 erlauben leider keine Aus-

Abb. 104a: Bronzefunde aus Berslingens Anfang und Ende. Die verzierte Schmucknadel und die Pinzette gelangten um 600 n. Chr. im Urgehöft in den Boden, der vergoldete Zierbeschlag dagegen erst im Zusammenhang mit der Eisenverhüttung des 12. Jahrhunderts. Nicht massstäblich.

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sagen zum Alter des Grabinventars, da nur die Pinzette zuverlässig identifiziert werden kann.913 Formal können die beiden Pinzetten aus Berslingen und Schleitheim zu den von U. Koch in die zweite Hälfte des 5. und ins 6. Jahrhundert datierten Pinzetten mit schmalen profilierten Schenkeln und schaufelförmig erweitertem Klemmteil gerechnet werden.914 Ein in Proportionen und Profilierung gut vergleichbares Stück aus Grab 39 des Gräberfeldes Basel-Bernerring wird von M. Martin ins 6. Jahrhundert datiert.915 Mehrere Pinzetten mit profilierten schaufelförmigen Klemmbacken fanden sich auch im Gräberfeld bei Weingarten (Kreis Ravensburg, BRD).916 Sie können anhand der Beifunde ebenfalls dem 6. Jahrhundert zugewiesen werden.917 Die Schmucknadel (Taf. 29,20.10) weist auf den Seitenflächen ihres Polyederkopfes rautenförmige Punzierungen auf; der obere Schaftabschnitt ist mit gegenständigen Dreieckskerben und Spiralrillen verziert. Die in Süddeutschland und der Nordschweiz gut bekannten Nadeln mit kleinem Polyederkopf und verziertem Schaft werden im Vergleich zur Pinzette meist später angesetzt. Zwei Nadeln mit Polyederkopf und mit Rillenbündeln sowie Dreieckskerben verziertem oberen Schaftabschnitt aus den Gräbern 56 und 65 des frühmittelalterlichen Friedhofes bei Elgg ZH datiert R. Windler innerhalb der zweiten Phase von Elgg in den Zeitraum um 600 bis in die Mitte des 7. Jahrhunderts.918 Die Nadel aus Grab 65 von Elgg fand sich zusammen mit einer Schuhschnallengarnitur, die R. Windler dem ersten Drittel des 7. Jahrhunderts zuweist.919 Eine ähnliche Vergesellschaftung – Polyederkopfnadel, Teile einer Schuhschnallengarnitur und zwölf Perlen – fand sich in Grab 3 von Merishausen-Schwabengasse.920 A. Burzler schätzt dieses Fundensemble aus dem Nachbardorf Merishausen anhand der Schuhschnallengarnitur und des Perlenkomplexes älter als Windler ein und schlägt eine Datierung ans Ende des 6. Jahrhunderts vor.921 Im Kanton Schaffhausen fanden sich zwei weitere Nadeln des Typs mit polyedrischem Kopf und verziertem Schaft in Grab 7 aus dem Innern der Bergkirche Hallau SH922 und in Grab 418 des Gräberfeldes Schleitheim-Hebsack SH. Die 28 Gräber der Bergkirche Hallau werden von A. Hasenfratz vornehmlich der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts zugewiesen,923 wobei auch noch Bestattungen des 6. Jahrhunderts anzunehmen sind.924 Aufgrund der zusammen mit der Nadel gefundenen Perlen gehört Grab 7 jedoch zu den jüngeren Bestattungen der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts.925 Grab 418 von SchleitheimHebsack kann anhand der mitgefundenen Perlen ins erste Drittel des 7. Jahrhunderts datiert werden.926 146

Die bezüglich Proportionen und Verzierung grösste Ähnlichkeit mit der Nadel aus Grubenhaus 20 zeigen die Nadeln mit einer rautenförmigen Punzierung auf dem kleinen Polyederkopf, die in Grab 206 der Reihengräberfriedhöfe von Kirchheim am Ries (BRD) und Grab 53 des Reihengräberfeldes bei Schretzheim (BRD) gefunden wurden. Die Kirchheimer Nadel wird von Ch. Neuffer-Müller aufgrund der Beifunde in Schicht 2 nach R. Christlein datiert.927 U. Koch stellt die Nadel aus Grab 53 in Schretzheim in ihre Stufe 5 (ca. 620 bis 650/660).928 Die Vergleichsfunde empfehlen eine Datierung der Nadel aus Grubenhaus 20 ins späte 6. und in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Aufgrund der Vergesellschaftung mit der älteren, im gleichen Grubenhaus gefundenen Pinzette (20.11) und den Überlegungen Burzlers zur Nadel aus dem nahen Merishausen scheint sie allerdings eher ans Ende des 6. als ins 7. Jahrhundert zu gehören. Ein derart früher Ansatz beeinflusst die Interpretation der Siedlungsdynamik in Berslingen wesentlich, indem die Frühphase mit ihren wenigen Funden und Befunden verlängert wird. Auf das Pioniergehöft folgte demnach nicht direkt ein Siedlungsausbau, sondern vielmehr eine Kleinsiedlung, die über mehr als ein Jahrhundert kontinuierlich weiterbestand. Vielleicht handelt es sich jedoch bei der Pinzette oder auch bei beiden Bronzeobjekten um Altstücke, die ihren Weg über längeren Gebrauch in die Überreste des frühesten Berslingen gefunden haben. Die «Lebensdauer» von Trachtbestandteilen, die nicht mit ihren Trägern beerdigt wurden, könnte in Einzelfällen durchaus über das Übliche hinausgegangen sein, zumal auch in Grabinventaren immer wieder «Antiquitäten» festzustellen sind. Selbst unter Berücksichtigung dieser Möglichkeit, dürfte der Bau des Gehöftes aber nicht lange nach 600 stattgefunden haben, da es sich bei den Funden um Teile der Grubenfüllung handelt. Sie dokumentieren damit die Aufgabe und nicht den Bau von Grubenhaus 20, der wie der Herstellungszeitpunkt allfälliger Altstücke einige Jahrzehnte vor der Verfüllung anzusetzen ist. Der vergoldete Zierbeschlag Taf. 56.140 stammt aus dem Bereich des Verhüttungsplatzes 2 und damit aus der Endphase des archäologisch untersuchten Areals von Berslingen. Ein ähnliches Stück fand sich in der Wallschüttung der Stadtbefestigung von Schaffhausen in einem Fundkomplex mit Keramik der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.929 Auf dem Üetliberg bei Zürich lag ein vergleichbarer Beschlag zusammen mit Material aus dem 12. und 13. Jahrhundert in Schicht Nr. 262. Über einen stratigraphisch tiefer liegenden Münzfund kann Schicht 262 ein Terminus post quem um 1150 zugeordnet werden. R. Windler identifiziert den Zierbeschlag vom


Üetliberg als Kästchenbeschlag.930 Vergleichbare vergoldete Bronzebeschläge sind auch von Burgen aus Fundzusammenhängen des 12. und 13. Jahrhunderts bekannt und werden z. T. als Schildbeschläge angesprochen, eine Funktion die für das Berslinger Stück trotz formaler Ähnlichkeit wohl ausser Betracht fällt.931 Von den beiden nachrömischen Münzen erweist sich der 1728 oder 1729 geprägte St. Galler Halbbatzen als wenig ergiebig für das Verständnis der Geschichte Berslingens.932 Zur Zeit seines Umlaufs war das ehemalige Berslingen bereits weitgehend aus dem Gedächtnis der Allgemeinheit verschwunden. Spannender zeigt sich die Ausgangslage bezüglich des Pfennigs aus Grubenhaus 56 (Abb. 104b).933 Nach Ansicht von H.-U. Geiger handelt es sich dabei mit grösster Wahrscheinlichkeit um eine der bislang noch unbekannten Schaffhauser Prägungen des 11. Jahrhunderts. Derart frühe Schaffhauser Münzen wären aufgrund des kaiserlichen Münzprivilegs, das Graf Eberhard 1045 für Schaffhausen erhielt, an sich zu erwarten, doch schien das Fehlen entsprechender Funde darauf hinzuweisen, dass das Schaffhauser Münzrecht im 11. Jahrhundert gar nicht wahrgenommen worden war.934 Was die Fundsituation der Münze im Grubenhaus 56 betrifft, so bieten sich infolge der unklaren Schichtentrennung zwei Möglichkeiten an.935 Falls die Münze mit der ursprünglichen Verfüllung des Grubenhauses in den Boden gelangt war, müsste sie im mittleren 11. Jahrhundert geprägt worden sein. Kam sie jedoch im Zusammenhang mit der späteren Eisenverhüttung ins Grubenhaus, so wäre ihre Herstellung bis ins späte 12. Jahrhundert möglich.

Knochen und Geweih

an dieser Stelle relativ unproblematisch und daher vermutlich auch dauerhaft. Als Rohmaterial dienten durchwegs Fibulae von nicht voll ausgewachsenen Schweinen. Durchbohrt wurden dabei die noch nicht verwachsenen distalen Enden der Knochen. Da durch den Bau der Fibulae die Form der Nadeln gegeben ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Knochen aufgrund ihrer anatomischen Merkmale gezielt ausgelesen wurden.938 Die Verwendung solcher Nadeln mit breitem, flachem Kopf kann im Zusammenhang mit verschiedenen Textilverarbeitungstechniken gesehen werden, u. a. mit der Brettchenweberei, der Nadelbindungstechnik939 oder auch mit gewissen Arbeitsschritten in der Tuchweberei. Sowohl Brettchenweberei als auch Gewichtswebstühle sind in Berslingen belegt (Abb. 89 und 108).940 In der Literatur werden Knochennadeln immer wieder als Pfrieme oder Ahlen mit unbestimmter Funktion beschrieben.941 Eine Durchbohrung der schmalen Knochen nur zur Anbringung einer Aufhängeschlaufe leuchtet jedoch nicht ein, zumal sich an vielen mittelalterlichen Fundstellen spitze, ahlenartige Geräte aus Eisen aufführen lassen.942 Ein schöner Nachweis für eine Verwendung von Knochennadeln im Textilbereich fand sich in einem Grubenhaus auf dem Münsterhügel in Basel, in welchem eine Nadel mit breitem, flachem Kopf zusammen mit zwei schlanken Nadeln, einem Spinnwirtel, mehreren Webgewichten und dem Fragment eines Webbrettchens gefunden wurde.943 Auch die Knochennadel aus dem Berslinger Grubenhaus 50 liegt in einer Fundvergesellschaftung, die auf Textilverarbeitung hinweist (Taf. 42,50.1–3).944 Ein weiteres Einsatzgebiet für Knochennadeln liegt in der Lederverarbeitung.945 Mit Ausnahme der Nadel mit breitem Kopf aus Struktur 27 fanden sich alle Nadeln in Zusammenhängen, die vor der Jahrtausendwende liegen.

Nadeln

Spindeln

Von insgesamt neun spitzen Geräten aus Knochen lassen sich fünf sicher als Nadeln ansprechen.936 Davon sind drei intakt in einer Länge von 8,6–10,4 cm erhalten (Taf. 29,23.3; 31,26.3; 42,50.3). Bei den zwei anderen (Taf. 25,17.9; 36,27c.34) fehlt zwar die Spitze, doch darf wohl von einer solchen ausgegangen werden. Alle fünf Nadeln wurden aus Knochen hergestellt. Nur eine Nadel (Taf. 42,50.3) wurde aus dem Röhrenknochen eines grösseren Tieres (Rind oder Pferd)937 gefertigt. Sie besitzt einen durchgehend schlanken Verlauf. Die anderen vier verbreitern sich zum Nadelöhr hin mehr oder weniger stark, wobei dieser breitere Kopfteil jeweils im abgeflachten Gelenkbereich des verwendeten Knochens liegt. Die Durchlochung des Knochens war

Während der Besiedlungszeit von Berslingen war das Spinnrad noch längst nicht verbreitet. Die Fäden mussten deshalb mit der Handspindel hergestellt werden. Ein fast vollständig erhaltener Lesefund wurde vermutlich als Spindel verwendet (Taf. 58.177). Der Spinnwirtel (Taf. 26:18.19; 39,38b.7)946 wurde dabei als Schwunggewicht von unten aufgeschoben.947 Auch das Fragment eines spitzen Gerätes mit rundem Querschnitt (Taf. 36,28.3), das im Grubenhaus 28 zum Vorschein kam, dürfte von einer Spindel stammen. Beide Stücke wurden aus Röhrenknochen geschnitzt, die aufgrund ihrer Grösse vom Rind oder vom Pferd stammen.

Abb. 104b: Zeichnung des silbernen Pfennigs aus Grubenhaus 56. M. 1:1. Die schlecht erhaltene Vorderseite zeigt mit einiger Wahrscheinlichkeit ein nach rechts gehendes Lamm Gottes mit Kreuzstab, die deutlich erkennbare Rückseite ein Kreuz mit Ringeln in den Zwickeln. Nach H.-U. Geiger dürfte es sich um eine der bislang noch nicht bekannten frühen Schaffhauser Prägungen handeln. Das Agnus Dei symbolisiert seines Erachtens den Salvator, dem das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen bei seiner Gründung geweiht wurde.

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Andere spitze Geräte

Kämme

Die Spitze eines Gerätes mit ovalem Querschnitt (Taf. 42,47.7) könnte ebenfalls zu einer Nadel gehören. Das aus einem Röhrenknochen (aufgrund der Grösse eines Rindes oder Pferdes) hergestellte Gerät hebt sich allerdings von der Mehrzahl der oben besprochenen Nadeln ab und lässt sich am ehesten mit der Nadel aus Struktur 50 vergleichen. Beim zierlichen Gerät mit spitzem Kopf (Taf. 36, 28.4) könnte es sich um eine Ahle handeln. Der sehr feine Bau lässt aber auch an eine Verwendung als Gewand- oder Haarnadel denken. Das Stück scheint allerdings nicht vollständig erhalten zu sein, da die Kopfpartie nach Aussage des Archäozoologen A. Rehazek sehr wahrscheinlich rezent gebrochen ist. Als Rohmaterial kam eine Schweinefibula zur Verwendung.

Sämtliche drei Kammfunde, die in Berslingen angeführt werden können, stammen aus Grubenhaus 46 (Taf. 41,46.10 –12). Als Rohstoff konnte bei allen drei Fragmenten Rothirschgeweih nachgewiesen werden. Die drei erhaltenen Zähne eines Zinkenplättchens (46.10) dürften wohl zur grob gezähnten Reihe eines zweireihigen Dreilagenkammes mit grober und feiner Zähnung gehört haben. Die abnehmende Zahntiefe lässt schliessen, dass es sich dabei um eines der beiden seitlichen Endplättchen handelt. Rostspuren am Bruch des Mittelsteges weisen auf ein eisernes Niet zur Befestigung der Griffleisten. Der schmale Mittelsteg (12 mm) ist gegen die Zahnreihen hin deutlich mit einer Kante abgesetzt.953 Nach U. Koch sind Kämme mit einer derart groben Zähnung (drei Zähne pro cm) erst nachmerowingerzeitlich üblich.954 Dem steht allerdings die frühe Datierung von Kämmen mit teilweise sehr grober Zähnung in eindeutigen Fundzusammenhängen im Gräberfeld von Elgg ZH entgegen.955 Zum gleichen Kammtyp, jedoch nicht unbedingt zum gleichen Kamm, gehört das Bruchstück einer Griffleiste mit Sägespuren in grobem und feinem Rhythmus (46.11). Der Abstand der groben Sägespuren ist enger als die Zähnung des Zinkenplättchens 46.10. Das dritte Stück, das Fragment einer Griffleiste mit anhaftendem Eisenniet und einem einzelnen, daran anpassenden Zahn (46.12), scheint nochmals von einem anderen Kamm zu stammen, da es einerseits im Unterschied zur Griffleiste 46.11 trotz grösserer Breite keine Sägespuren aufweist und andererseits der einzelne Zahn sich in seiner Machart von jenen des Plättchens 46.10 unterscheidet. Ein Vergleich mit den Kammfunden von Elgg zeigt allerdings, dass auch der einzelne Kamm bezüglich der erwähnten Merkmale eine erhebliche Varianz aufweisen kann,956 und die drei Fragmente aus Grubenhaus 46 also durchaus auch verschiedene Ecken und Enden ein und desselben Kammes repräsentieren könnten. Eine solchermassen zusammenfassende Sichtweise würde uns zudem der Pflicht entheben mit der ausschliesslichen Ansammlung der drei Berslinger Kammfragmente in einem einzigen Grubenhaus eine besondere Begebenheit interpretieren zu müssen. Dank den keramischen Beifunden von Grubenhaus 46 können die drei Kammbruchstücke ins 8. Jahrhundert datiert werden.957

Webbrettchen 4

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Die beiden Webbrettchen mit geometrischer Ritzverzierung (Taf. 26,18.17 und 18.18) belegen in Berslingen die Technik der Brettchenweberei (Abb. 108). Das Material, aus dem sie hergestellt wurden, konnte nicht näher nach Geweih oder Knochen bzw. Tierart unterschieden werden. Aus Knochen oder Geweih geschnitzte Webbrettchen können für das 8.–10. Jahrhundert recht häufig nachgewiesen werden.948 Da die Brettchenweberei nicht nur in diesem Zeitraum betrieben wurde, müssen die Webbrettchen vor und nach dieser Zeit wohl aus dem vergänglicheren Holz hergestellt worden sein. Obwohl die Brettchenoberflächen durch Wurzelfrass stark beeinträchtigt sind, lässt sich die Strichverzierung noch erkennen. Bei beiden Brettchen handelt es sich um doppelte über Eck gestellte Rhomben mit eingeschriebenem Kreuz. Unter den bekannten Vergleichsbeispielen stellen über Eck gestellte Rhomben oder Quadrate die geläufigste Verzierung dar (Abb. 105). Aus einem Grubenhaus im benachbarten Merishausen SH, das über eine 14C-Bestimmung an Holzkohle ins 10. Jahrhundert datiert wird, stammen zwei gut erhaltene Webbrettchen aus Rothirschgeweih.949 Eines davon zeigt eine sehr ähnliche Verzierung wie die Berslinger Exemplare: ein dreifacher über Eck gestellter Rhombus mit doppeltem eingeschriebenem Kreuz (Abb. 105.2). Wie das zweite Brettchen von Merishausen zeigt, kommen anstelle der eingeschriebenen Kreuze gleichzeitig auch Kreisaugen vor.950 Der Vergleich mit den Merishauser Webbrettchen und die Fundvergesellschaftung in Struktur 18951 weisen die Berslinger Brettchen ins ausgehende 10. Jahrhundert. Die Zusammenstellung von Verzierungen auf Webbrettchen (Abb. 105) zeigt, dass sich der Musterschatz auch andernorts auf Variationen der geometrischen Formen Viereck, Kreuz und Kreis beschränkt.952

Artefakt? Im Rahmen der Bestimmung der Tierknochen958 wurde von A. Rehazek ein weiteres vermutliches Artefakt entdeckt. Am Rippenfragment eines Tieres der Grösse von Schweinen bzw. von Schafen oder Ziegen kann an der Seitenkante


eine halbkreisförmige Einbuchtung festgestellt werden (Taf. 38,38a.9), die nach Ansicht von A. Rehazek und S. Deschler-Erb wahrscheinlich von Menschenhand angebracht wurde. Aufgrund des unklaren Spurenbildes und des zur Herstellung von Artefakten eher ungewöhnlichen Knochens kann allerdings eine natürliche Ursache wie etwa Nagerverbiss nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Die funktionale Bedeutung des Objektes ist unbekannt.

Stein und Glas 959

Mühlsteine Einfache, handbetriebene Haushaltmühlen bestimmten im ersten Jahrtausend den Alltag massgeblich.960 Auf den vermutlich im Küchenbereich stehenden Mühlen konnte das Getreide nach Bedarf gemahlen und sogleich weiterverarbeitet werden. Die in der Schweiz seit römischer Zeit benutzte Wassermühle fand erst im Hochmittelalter allgemeine Verbreitung und verdrängte allmählich die seit der Eisenzeit bekannte Handdrehmühle.961 Da Wassermühlen im Mittelalter zudem üblicherweise von den Grundherrschaften errichtet und mit einem abgabepflichtigen Mahlzwang verbunden wurden, hielt die Bevölkerung vielerorts an den folgerichtig von der Obrigkeit bekämpften Handmühlen fest.962 In Berslingen kamen fünf Bruchstücke handbetriebener Drehmühlen zum Vorschein, eines davon in einem Grubenhaus des 8. Jahrhunderts (Grubenhaus 46, Taf. 41,46.13), ein zweites in einem Grubenhaus der Jahrtausendwende (Grubenhaus 29, Taf. 37,29.6), die übrigen in nicht datierbarem Kontext bzw. als Lesefunde (Taf. 49.7; 58.178.179). Im Gegensatz zu den römischen Mühlsteinen mit schräg verlaufenden Mahlflächen963 handelt es sich bei den Berslinger Exemplaren ausschliesslich um flache Scheiben mit einer Höhe von 5,5 –13,5 cm und einem Durchmesser von 25 – 32 cm. Kleiner scheint der Durchmesser von Taf. 37,29.6 zu sein, wobei nicht klar ist, ob das Fragment bis zum ursprünglichen Rand reicht. Ein einziges Fragment (Taf. 58.179) kann sicher als Läuferstein angesprochen werden. Es besitzt auf der Oberseite ein Einsatzloch für den Drehgriff und an der Unterseite eine rechteckige Vertiefung, in die eine Haue eingelassen war. Hauen gewährleisten nach C. Doswald als Mitnehmer die Fixierung an der Achse und ermöglichen, sofern sie sich an der Unterseite der Läufersteine befinden, die Distanzregulierung zwischen den beiden Mahlflächen.964 Bei den römischen Mühlsteinen von Zurzach AG wurden die Hauen allerdings vorwiegend an der Oberseite und die Drehgriffe an der Aussenseite ange-

bracht. Aufgrund seiner Höhe (13 –13,5 cm), die das Anderthalb- bis Zweieinhalbfache der anderen Mühlsteine beträgt, und seines dementsprechend grossen Gewichtes dürfte das in der Füllung einer Pfostengrube gefundene Fragment Taf. 49.7 von einem ehemaligen Lagerstein stammen.965 Unklar ist die Ansprache bei den drei übrigen Mühlsteinen. Bezüglich Höhe (7,5 – 8,5 cm) und Gewicht liegen sie näher bei den Dimensionen des Läufers (5,5 cm) als des Lagers. Drei dieser Mühlsteine wurden aus Randengrobkalk der Oberen Meeresmolasse hergestellt (Taf. 41,46.13; 49.7; 58.179). Aufgrund der eingelagerten groben Schilltrümmer weisen die Steine eine relativ zerklüftete Oberfläche auf, was eine gute Griffigkeit der Mahlfläche garantierte. Als nächstes Abbaugebiet für dieses Gestein kommt die Region Bargen –Wiechs–Tengen in Frage. Dabei weist die Gesteinsqualität am ehesten auf die Gegend Altdorf– Wiechs, da der Randengrobkalk bei Bargen im Vergleich mit den Berslinger Mühlsteinen in einer Variante mit höherem Anteil an moldanubischem Grobsand vorkommt. Bei den zwei übrigen Mühlsteinen wurde Quarzsandstein unbekannter Herkunft verwendet (Taf. 37,29.6; 58.178). Vermutlich handelt es sich um Triassandstein, der aber sedimentpetrographisch von Buntsandsteinen des Schwarzwaldes und Keupersandsteinen abweicht.966 Im Gegensatz zur poliert und stumpf wirkenden Mahlfläche von Taf. 37,29.6 erscheint jene von Taf. 58.178 trotz Gebrauch rauh und griffig.

Abb. 105: Die Verzierungen einiger Webbrettchen aus Südwestdeutschland und der Schweiz. 1: Berslingen, Grubenhaus 18; 2, 8: Merishausen-beim Schulhaus, Grubenhaus 8; 3, 6, 7: MannheimNeckarau, Wüstung Hermsheim; 4: Basel-Reischacherhof; 5: Zürich-Münsterhof; 9: Breisach-Hochstetten «Klosteräcker»; 10: Bruchsal-Bischofsburg; 11: Rottenburg am Neckar, Wüstung Sülchen. Fundnachweise vgl. Anm. 952. Nicht massstäblich: Grösste und kleinste Seitenlänge 3.3 cm (11) bzw. 2 cm (5).

Schleifsteine Zwei Schleifsteinfragmente (Taf. 55.128.129) fanden sich in der Kulturschicht des Verhüttungsplatzes 1. Aufgrund von Material, Abnützung und Bruchstellen könnte es sich um die Bruchstücke eines einzigen grösseren Schleifsteines handeln. Beide weisen eckige Kanten und gebrochene, nicht überschliffene Seitenflächen auf. Die Schliffebenen sind jeweils beidseitig stark ausgeschliffen und weisen muldenförmige Vertiefungen auf. Als Rohmaterial kam Schilfsandstein des oberen Keupers zur Verwendung, der in Schleitheim unmittelbar unter dem Stubensandstein in mehreren Metern Mächtigkeit ansteht. Nach F. Hofmann sind zwischen Schleitheim und Beggingen verschiedene Abbaustellen bekannt, die zum Teil erst anfangs des 20. Jahrhunderts aufgegeben wurden. Schilfsandstein aus dem Seebi-Steinbruch in Schleitheim wurde u. a. auch beim Turm des Münsters sowie zu verschiedenen Anwendungen an den Klostergebäuden zu Allerheiligen in Schaffhausen eingesetzt.967 Form und Grösse der beiden Bruchstücke lassen nicht auf einen der verbreiteten einfachen Wetz149


steine zum Nachschärfen von Schneiden schliessen.968 Aufgrund des Fundortes könnte ein Zusammenhang mit der Eisengewinnung bestehen. Möglicherweise wurden mit dem stark beanspruchten Stein Werkzeuge oder Produkte der Eisenverabeitung geschliffen oder geschärft.969 Spinnwirtel

Abb. 106, oben: Ein doppelkonischer Spinnwirtel lag als Grabbeigabe beim rechten Unterschenkel einer ca. 33-jährigen Frau (Grab 61). Unten: Zeichnung des verschollenen Spinnwirtels, ungefähr in Originalgrösse.

Spinnwirtel wurden als Schwunggewichte von unten auf hölzerne oder knöcherne Spindeln geschoben (Taf. 58.177).970 Aus Grubenhaus 18 stammt ein schlichter Spinnwirtel mit zeitloser Formgebung (Taf. 26,18.19). Flache Scheiben mit mehr oder weniger gerundeten Kanten scheinen sich seit der Bronzezeit und wie die Beifunde aus Grubenhaus 18 nahelegen auch um 1000 n. Chr. bewährt zu haben.971 Beim Gestein des Spinnwirtels handelt es sich um einen mikroporösen, leichten Kalkstein aus Jura oder Trias, allenfalls auch aus quartärem Material.972 Eine engere Ansprache bzw. Herkunftsbezeichnung ist ohne weitergehende Analysen nicht möglich. Ein weiterer Spinnwirtel (Taf. 49.12) aus ähnlichem Rohmaterial fand sich oberhalb von Grab 30 zusammen mit den Fragmenten einer eisenzeitlichen Fusszierfibel und wurde aufgrund des Fundzusammenhanges von W. U. Guyan der Eisenzeit zugewiesen.973 Weder die Fundlage über dem mittelalterlichen Friedhof noch Form und Verzierung des Spinnwirtels verlangen jedoch zwingend eine vormittelalterliche Datierung. Ebenfalls aus Stein hergestellt war möglicherweise der Spinnwirtel, der sich in Grab 61, beim rechten Unterschenkel einer ca. 33-jährigen Frau974 befand (Abb. 106).975 Das vermutlich doppelkonische Stück ist heute leider verschollen. Perlen aus Stein und Glas Die einzige steinerne Perle stammt aus Grubenhaus 29 (Taf. 37,29.5). Die kleine, ring- bis röhrenförmige Perle wurde aus ähnlichem Kalkstein wie die beiden Spinnwirtel hergestellt. An einer Lochseite wirkt sie abgenutzt bzw. alt ausgebrochen. Als einziges Objekt aus Glas konnte in Berslingen im Grubenhaus 15 das Fragment einer Perle geborgen werden (Taf. 1.11). Es handelt sich dabei um eine kugelige Augenperle aus gelbem, opakem Glas. Das noch erhaltene mehrschichtige Auge besteht aus einer Abfolge blauer und weisser konzentrischer Kreise. Auf der intakten Perle befanden sich ursprünglich weitere ein bis drei Augen. Die Hauptverbreitung solcher Augenperlen liegt in der Latènezeit.976 Die in frühmittelalterlichem Kontext immer wieder vorkommenden Einzelstücke werden deshalb als Altfunde betrachtet, die von Menschen des Frühmittelalters aufgesammelt und in Taschen aufbe-

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wahrt oder in die Tracht integriert wurden. Ein ganz erhaltenes Vergleichsbeispiel fand sich etwa im frümittelalterlichen Gräberfeld SchleitheimHebsack SH als Element der Perlenkette, die der Verstorbenen von Grab 571 mitgegeben wurde.977 Aufgrund dieses frühmittelalterlichen Sammelbrauchtums einerseits und der zahlreichen im Berslinger Ausgrabungsgelände vorkommenden latènezeitlichen Funde andererseits ist die Zuweisung der Augenperle zweideutig: Hergestellt wurde sie zweifellos in der Eisenzeit, doch könnte sie durchaus erst im Frühmittelalter letztmals verwendet worden sein. Neben dem Perlenfragment fand sich im Grubenhaus 15 ausser etlichen Tierknochen nur eine einzige Wandscherbe des Magerungstyps C1, der in Berslingen vorwiegend in den Strukturen der Phase 3 vorkommt. Die Einordnung des Grubenhauses 15 in Phase 3 ist damit nur schwach belegt.

Gefässe aus Lavez Gegenstände aus Lavez, auch Speckstein genannt, wurden in römischer Zeit in grosser Zahl aus dem Gebiet der alpinen Lagerstätten in unsere Gegend exportiert. Etliche Funde fanden sich zum Beispiel im spätrömischen Gräberfeld Stein am Rhein-Hofwiesen SH978 und in den römischen Fundstellen von Schleitheim SH.979 Im Frühmittelalter nimmt die Häufigkeit von Lavez im ausseralpinen Raum erheblich ab. Entsprechende Funde wurden deshalb oft der römischen Epoche zugewiesen oder nicht beachtet.980 In Berslingen kamen in den Grubenhäusern 20, 21 und 26 sechs Lavezfragmente zum Vorschein (Taf. 29,20.12 –14; 29,21.1; 31,26.4–5). Nach Farbe und Textur stammen die drei Fragmente aus Grubenhaus 20 und das kleine Fragment aus dem benachbarten Grubenhaus 21 vermutlich vom gleichen Gesteinsvorkommen. Da auch die Oberflächenstruktur gleich aussieht, könnten die vier Fragmente sogar zum selben Gefäss gehören. Die etwas helleren Stücke 20.12 und 20.13 tragen eine Rippe und sind wohl eher im oberen Gefässbereich zu plazieren. Die stärkere Russschwärzung weist dagegen 20.14 und 21.1 näher zum Herdfeuer und damit dem unteren Gefässteil zu. Eine andere Materialstruktur weisen die beiden Bodenfragmente aus Grubenhaus 26 auf. Auch in der Oberflächenbeschaffenheit unterscheiden sie sich vom Lavez der Grubenhäuser 20 und 21. Beide Fragmente besitzen vor allem an der Innenseite stark ausgeprägte Drehrillen. Am stark russgeschwärzten Boden 26.4 lassen sich zudem an der Aussenseite schwache Drehriefen beobachten. 26.5 zeigt im Gegensatz zu allen anderen Lavezfragmenten aus Berslingen keinerlei Schwärzung oder Anzeichen von Hitzeeinwirkung. Dieses Ge-


fäss scheint demnach seine Verwendung ausserhalb des Herdfeuers gefunden zu haben. Über die Beifunde wird der Lavez der Grubenhäuser 20 und 21 ins späte 6. oder frühe 7. Jahrhundert datiert.981 Weitere Lavezfunde dieser Zeit finden sich im Kanton Schaffhausen in Gächlingen-Niederwiesen982 und SchleitheimBrüel.983 Die Fundvergesellschaftung im Grubenhaus 26 macht für die beiden Bodenfragmente eine Datierung ins 8. oder 9. Jahrhundert wahrscheinlich.984 Das vom Format her mit Taf. 31,26.5 vergleichbare Bodenfragment aus der Infirmerie der Mönche des Klosters Reichenau-Mittelzell (BRD) ist wie dieses nicht russgeschwärzt und soll zwischen dem 8. und 10. Jahrhundert in den Boden gelangt sein.985 Weil es nicht berusst ist, vermuten Gross und Zettler, es sei völlig ungebraucht geblieben. Eine Verwendung ausserhalb des Feuers schliessen sie offensichtlich aus. Ein Lavezfragment aus Osterfingen SH986 trägt aussen deutliche breite Riefen. Es wurde zusammen mit gelber Drehscheibenware und Karbonatitware gefunden, die ins 8. Jahrhundert zu datieren sind.987 In der linksrheinischen Umgebung fand sich das Randstück eines Bechers mit feinen Drehrillen an der Innenseite in einem Grubenhaus in Embrach ZH, das über die Keramik ins 9./10. Jahrhundert datiert wird.988 Funde aus Winterthur ZH989 und Zürich990 belegen, dass Lavez auch im 12. und 13. Jahrhundert weit ins nördliche Alpenvorland verhandelt wurde. Die Liste nachantiker Lavezfunde in Südwestdeutschland991 und der Nordschweiz erfährt im Kanton Schaffhausen mit Berslingen sowie den Neufunden von Gächlingen-Niederwiesen und Schleitheim-Brüel eine beachtliche Erweiterung; neuere Funde aus der nahen deutschen Nachbarschaft sind hier ebenfalls anzufügen.992 Die Verbreitung von Specksteingefässen im Früh- und Hochmittelalter scheint damit grösser als bisher angenommen. Im Gegensatz zu der von Gross und Zettler hervorgehobenen Nutzung im klösterlichen Leben993 gehört Lavez in den ländlichen Siedlungen des Kantons Schaffhausen offensichtlich zum regelmässigen Fundgut. Die Lavezfunde werfen damit weniger ein direktes Licht auf die Bedeutung der Klöster, als vielmehr auf das überraschend feine Netz von Handelsverbindungen, dank dem selbst abgelegene Landsiedlungen mit Gütern aus überregionaler Produktion versorgt wurden. Der Einfluss der Klöster auf diesen Güterfluss dürfte allerdings bedeutend gewesen sein.994 Zu den jeweiligen Lavezlagerstätten und Produktionsstandorten sowie den daraus zu erschliessenden Handelswegen könnte eine vergleichende Untersuchung der Lavezfunde im Mittelalter vielleicht neue Einsichten erbringen. Materialuntersuchungen an Funden und potentiellen Lager-

stätten ermöglichen bisher erst beschränkte Zuweisungen,995 weshalb eine Erweiterung der Datenmenge wünschenswert wäre.

Berslingen im Spiegel der Funde Das Fundmaterial von Berslingen ermöglicht interessante Einblicke in die Geschichte der mittelalterlichen Siedlung. Unterschiede in Häufigkeit und Qualität der Funde aus den geschlossenen Fundkomplexen der Grubenstrukturen erlauben es einerseits die innere Siedlungsentwicklung zu skizzieren, andererseits können anhand auffälliger Veränderungen Fragen aufgeworfen werden, die über Berslingen hinausgehen. Mit Hilfe der Keramik kann die Besiedlung von Berslingen zeitlich gegliedert werden. Seine ersten datierbaren Spuren hinterlässt Berslingen mit der Verfüllung der Grubenhäuser 20 und 21. Es sind dies Überreste eines einzelnen Gehöftes, das als Pioniersiedlung durch eine «Grossfamilie» wohl noch vor 600 errichtet wird (Abb. 107).996 Die auf diesem Hof verwendete dickwandige Keramik findet nahe Verwandte in Gächlingen und Schleitheim und steht in unserer Gegend am Ende einer Herstellungstradition, in der dem Ton grobe Körner von frisch zerstossenem Geröll alpiner Herkunft beigemischt werden. Wenige Scherben zeigen zudem, dass ein Teil der Gefässe auf der schnell rotierenden Töpferscheibe frei hochgezogen wird, wie das bei der in dieser Zeit weit verbreiteten rauhwandigen Drehscheibenware üblich ist. Dank Beziehungen bzw. Handelskontakten, die über die Grenzen des Durachtales hinaus bis in die Alpen reichen, kochen die ersten Bewohner von Berslingen nicht nur in Tontöpfen, sondern auch in Gefässen aus Lavez. Die Gräber der frühesten Siedlung von Berslingen fehlen. Trotzdem sind zwei Gegenstände der persönlichen Ausstattung überliefert (Abb. 104a), wie sie nach germanischem Brauch den Verstorbenen häufig mit ins Grab gegeben werden, darunter eine bronzene Schmucknadel, die ein Vergleichsstück in einem frühen Grab der Nachbarsiedlung Merishausen besitzt, was darauf hinweist, dass die Anfänge Berslingens im Rahmen einer allgemeinen frühmittelalterlichen Wiederbesiedlung des Durachtales zu sehen sind. Durch das 7. Jahrhundert besteht Berslingen etwa in gleicher Grösse weiter. Ungefähr 20 m westlich der Grubenhäuser 20 und 21 folgen die Strukturen 4 und 9, dann in nächster Nähe die vermutlich etwas später verfüllten Grubenhäuser 6 und 10. Die im Zusammenhang mit Grubenhäusern stehenden Aktivitäten des ersten Hofes verlagern sich demnach vom Bereich der «Urgruben» 20 und 21 nach Westen ins Umfeld der

Abb. 107 (folgende Doppelseite): Die Anfänge von Berslingen um 600 n.Chr. Dargestellt ist das Urgehöft, bestehend aus einem Wohnstallhaus (110) und einem in die Erde vertieften Grubenhaus (21). Östlich davon beobachten wir die Berslinger beim Bau eines zweiten Wohnstallhauses (100). Die im Umfeld der Gebäude abgebildeten Haustiere konnten im Knochenmaterial von Berslingen nachgewiesen werden. Über die Bekleidungssitten und das Handwerk des frühen Berslingen ist wenig bekannt. Deren Rekonstruktion stützt sich auf historische Abbildungen sowie aufschlussreiche Bodenfunde, die vor allem aus zeitgenössischen Gräberfeldern wie etwa Schleitheim-Hebsack stammen. (Bild: Hanna Hromadka, Mischtechnik).

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Gruben 4, 6, 9 und 10. Insgesamt konzentrieren sich die Gruben im späten 6. und im 7. Jahrhundert im Nordwesten des ausgegrabenen Geländes und belegen eine räumliche Kontinuität der frühen Kleinsiedlung. Der Geschirrbestand der Gruben 4, 6, 9 und 10 umfasst wie zu Beginn und bis ans Ende der mittelalterlichen Siedlung von Berslingen fast ausschliesslich Kochtöpfe. In Form und Verzierung weisen die dickwandigen Gefässe grosse Ähnlichkeiten mit ihren Vorgängern aus Grubenhaus 20 auf. Sie werden allerdings ausschliesslich aus Tonwülsten oder -bändern aufgebaut; Herstellungsspuren der schnellrotierenden Töpferscheibe fehlen. Dem Ton wird nun natürlich vorkommender, unzerstossener Sand aus vorwiegend gerundeten Körnern zugeführt. Neben den dickwandigen Kochtöpfen tauchen in dieser Zeit erstmals auch dünnwandigere Importgefässe auf. Dabei handelt es sich um Karbonatitware, die aus dem Breisgau nach Berslingen gelangt. Im Verlauf des 8. Jahrhunderts wird Berslingen markant ausgebaut (Abb. 60). Südöstlich des ersten Hofes entstehen hintereinander weitere Höfe, die sich an einer Strassenflucht zu orientieren scheinen. Die ältesten Zeugen der neuen Höfe sind die Grubenhäuser 22, 24, 28, 35, 39, 44, 46 und 47 sowie die Gruben 23 und ev. 38. Im Bereich des alten Kerns setzt Grubenhaus 13 die Siedlungstradition fort, und nordwestlich davon weist der ältere Teil von Struktur 1 darauf hin, dass auch in diese Richtung ein gewisser Ausbau erfolgt sein muss. Das Keramikspektrum dieser Aufbauphase entspricht weitgehend jenem der älteren Grubenhäuser 6 und 10. Neben der gewöhnlichen dickwandigen Keramik und der importierten Karbonatitware treten nun aber zusätzlich Gefässe der gelben Drehscheibenware auf, die nördlich von Strassburg produziert werden. Interessanterweise kommt die gelbe Drehscheibenware in Berslingen nicht verstreut zum Vorschein, sondern nur sehr konzentriert mit neun Scherben von mindestens fünf Gefässen in Grubenhaus 39 und mit der einzigen Scherbe aus Grubenhaus 28, die häufigere Karbonatitware dagegen in den Grubenhäusern 6, 10 und 46 sowie in Grube 23 und im älteren Teil von Struktur 1. Möglicherweise spiegelt sich hierin eine gesellschaftliche Sonderstellung bestimmter Dorfbewohner oder auch nur die Momentaufnahme eines zufälligen, peripheren Handelskontaktes. Die Einfuhr dieser beiden Importwaren aus dem südlichen Oberrheintal erfolgt in Berslingen frühestens ab Mitte des 7. Jahrhunderts und längstens bis Mitte des 9. Jahrhunderts. Aus der gleichen Zeit stammt ein einzelnes Fragment eines vermutlich aus der Gegend von Rottweil importierten Gefässes. Unter Berücksichtigung der zeitgleichen Importkeramik aus den Schaff154

hauser Fundstellen Osterfingen-Oberdorf und Schleitheim-Pfarrkirche lässt sich für diesen Zeitabschnitt ein aussergewöhnlicher Zufluss keramischer Erzeugnisse aus dem südlichen Oberrheingebiet feststellen. Gegenstände der persönlichen Ausstattung gehen auch während der Ausbauphase verloren. Besonders auffällig ist dabei die Häufung in Grubenhaus 46, aus dem Kammbruchstücke und verschiedene eiserne Ausrüstungs- und Trachtbestandteile stammen. Der im Tafelteil dargestellte Grubeninhalt erweckt in seiner Zusammensetzung den Eindruck eines Grabinventares. Der eindeutige Befund des Grubenhauses, das Fehlen von menschlichen Knochen und die Tatsache, dass in unserer Gegend im 8. Jahrhundert keine Beigaben mehr mitgegeben werden, rufen jedoch nach einer anderen Deutung. Vielleicht spiegelt sich im aussergewöhnlichen Fundspektrum von Grubenhaus 46 und möglicherweise auch in den Bronzefunden aus Grubenhaus 20 eine (temporäre?) Nutzung zu Wohnzwecken. Im übrigen gelangen als vereinzelte Ausstattungsstücke eine Knopfriemenzunge mit der älteren Verfüllung von Grube 38 und in Grubenhaus 44 ein Ortband in den Boden. Vermutlich gegen das Ende des Ausbaujahrhunderts oder bald danach werden auch die Grubenhäuser 3 und 26 angelegt. Beide enthalten Sporen, wie sie im 8. und 9. Jahrhundert getragen werden. Die beiden Sporen belegen nicht nur die Nutzung von Reitpferden in Berslingen, vielmehr weist ihre Fundlage in Grubenhäusern auf eine längere Präsenz oder vielleicht sogar auf einen lokalen Wohnsitz Berittener in den Jahrzehnten um 800 (Abb. 60). Fragmente von Lavezgefässen aus Grubenhaus 26 erbringen zudem zum zweiten und letzten Mal eindeutige Hinweise auf Einfuhren aus dem Alpenraum. Die Belege für Ross und Reiter – Pferdeknochen gelangen während der gesamten Besiedlungsdauer in einzelne Gruben – und vielleicht auch die seltenen importierten Güter spiegeln die Lebenswelt einer materiell bessergestellten Oberschicht. Da das Jagdrecht im Mittelalter beim Adel liegt, sind wohl auch die Überreste von mindestens drei Hirschen und zwei Rehen, die in die Verfüllung von Grubenhaus 35 gelangen, als Ausdruck einer privilegierten Lebensweise zu verstehen.997 Eiserne Werkzeuge und Geräte finden sich vor allem in den Verfüllungen der frühen Kleinsiedlung kaum, sind aber auch während der Ausbauzeit erstaunlich selten: Zwei, drei Messer, zwei, drei Ahlen und wenige Bruchstücke unbekannter Funktion. Weniges lässt sich aus den Funden zur Bauweise der frühen Grubenhäuser ablesen. Die fast vollständige Abwesenheit von Nägeln – ein einziges Nagelfragment bleibt in der Verfüllung von Gru-


benhaus 22 erhalten – weist auf Konstruktionen mit reinen Holzverbindungen. Lehmfragmente mit Rutenabdrücken aus einigen Grubenhäusern belegen die Verwendung von lehmverstrichenem Flechtwerk beim Wandbau. Im Vergleich mit der Folgezeit kommt Flechtwerklehm in den frühen Grubenhäusern indes so selten vor, dass auch Wandkonstruktionen mit Bohlen oder Brettern, ohne Lehmverstrich wahrscheinlich sind. Nach dem grossen Ausbau zeichnet sich das 9. und 10. Jahrhundert bezüglich Siedlungsgrösse und Bebauungsdichte innerhalb der ausgegrabenen Fläche durch Kontinuität und Weiterbestand aus. Anders verhält es sich dagegen im Bereich der materiellen Alltagskultur. In der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts vollzieht sich bei dem in Berslingen verwendeten Tongeschirr ein fundamentaler Wandel. Die dickwandige, schwere, mit horizontalen und gewellten Rillenbündeln verzierte Keramik verschwindet und wird durch leichteres, teilweise sehr dünnwandiges Geschirr ersetzt, das häufig mit einfachen Wellenlinien dekoriert ist. Der Ton wird nun mit stark kalkhaltigem Sand versetzt. Parallel zum Aufkommen der dünnwandigen Keramik versiegt auch der Zufluss auswärtiger Importware. Nur in wenigen Übergangsjahrzehnten gelangen Scherben der alten dickwandigen Ware oder importierter Gefässe zusammen mit der neuen Keramikgeneration in den Boden. Parallel mit dem Wechsel von den schweren zu den leichten Kochtöpfen und dem Ausbleiben der Importe hält das uralte Handwerk des Geschirrflickens in Berslingen Einzug. Ganz im Unterschied zu Berslingens Frühzeit, aus der keine Belege für diese Tätigkeit stammen, werden defekte Töpfe – so unscheinbar sie auch sein mögen – vom 9. bis ins 12. Jahrhundert mit Flickbohrungen und eisernen Häften oder organischen Bindungen repariert. Leichte Unterschiede zeichnen sich auch im Spektrum der Kleinfunde ab. Trotz insgesamt grösserer Fundmenge fallen Objekte der persönlichen Ausstattung bis ans Ende der Siedlung kaum mehr an. Das vielleicht von einem Sporn stammende Bruchstück mit Streifentauschierung aus Grubenhaus 18, ein Bronzering aus Webhaus 57 und eine mögliche Riemenzunge aus Grube 5 bilden die wenigen Ausnahmen. Werkzeuge und Geräte, d. h. vorwiegend Ahlen und Messer treten demgegenüber häufiger auf. Der Wechsel im Fundmaterial und das Ausbleiben weiterer Keramikimporte lassen auf eine veränderte Produktions- und Versorgungsstruktur schliessen. Der sorgsamere Umgang mit gewöhnlichem Kochgeschirr weist zudem auf eine spürbare Verknappung des Angebots an Alltagsgütern. Einige Überlegungen zu den historischen Vorgängen, die für die festgestellten Veränderungen im Fundniederschlag verantwortlich sein könn-

ten, sollen hier ausgehend vom Ursprungsgebiet der nach Berslingen importierten Keramik angefügt werden. Im südlichen Oberrheintal kann M. Châtelet ebenfalls umwälzende Veränderungen in Produktion und Versorgung der Gefässkeramik feststellen. Nach ihren Untersuchungen wird dort im Verlaufe des 7. Jahrhunderts in drei Grossräumen eine verstreute, auf verschiedenen lokalen bis regionalen Strukturen basierende Produktion durch drei zentralisierte Produktionsstätten mit jeweils flächendeckender Versorgung abgelöst. Als Ursache für diese Prozesse vermutet Châtelet politische Interventionen durch die merowingischen Könige bzw. den Herzog von Elsass, deren Ziel in der Beherrschung eines Teils oder der gesamten Lokalwirtschaft besteht. Von den drei Keramikproduktionen findet die gelbe Drehscheibenware die weiteste Verbreitung über den engeren Versorgungsraum hinaus.998 Die grösste räumliche Verteilung erreicht sie im 8. Jahrhundert, mit ihrer rädchenverzierten Ausprägung.999 Im Kanton Schaffhausen wird die gelbe Drehscheibenware allerdings von einem stärkeren Zufluss an Karbonatitware aus Châtelets südöstlicher Versorgungsregion begleitet.1000 Mit der Förderung weitläufiger Grundherrschaften sowie der Gründung neuer Klöster in Alamannien und deren Einbezug in die fränkische Reichspolitik bezwecken die zu Beginn des 8. Jahrhunderts an die Macht gelangenden Karolinger die systematische Wiedereinbeziehung Alamanniens ins fränkische Reich.1001 Nach der Beseitigung des alamanischen Herzogtums in der Mitte des 8. Jahrhunderts betreiben die Karolinger die Neuorganisation Alamanniens mit dem Ziel der verwaltungsmässigen Durchdringung durch die fränkische Zentralgewalt.1002 U. Gross begründet das Phänomen des weit verbreiteten Auftretens gelber Drehscheibenware mit der Herausbildung grosser Grundherrschaften im Hauptverbreitungsgebiet.1003 Die entlang der weitläufigen Besitzlandschaften entstehenden Verwaltungs- und Austauschbeziehungen ermöglichen dabei eine grosse Verbreitung gleichartiger, in zentralisierter Produktion hergestellter Waren. In den an der Peripherie der Verbreitung liegenden Schaffhauser Funden könnte sich demnach noch unbekannter, schriftlich nicht überlieferter kirchlicher Besitz manifestieren; auf jeden Fall aber zeichnet sich darin das Ausgreifen karolingischer Machtpolitik in unseren Raum ab. Indizien für eine anfangs erst punktuelle, personell eng begrenzte Beziehungsstruktur ergeben sich aus dem geschlossenen Auftreten der gelben Drehscheibenware im Berslinger Grubenhaus 39 und der Dichte der Importfunde im aussergewöhlichen Haus 6 von Osterfingen.1004 Da gemörteltes Mauerwerk in dieser Zeit fast auschliesslich an sakralen Bauten zur Verwendung kommt, weist das steinerne

Abb. 108 (folgende Doppelseite): Ländliches Leben in Berslingen um die Jahrtausendwende. In der Umgebung eines vermutlich vom Boden abgehobenen Speicherbaus (123) befinden sich drei Grubenhäuser (16B, 18 und 19A), in deren Verfüllung Funde zu verschiedenen handwerklichen und häuslichen Tätigkeiten entdeckt werden konnten. Die Herstellung grösserer Gewebe fand damals am senkrechten Webstuhl statt. Die Kettfäden wurden dabei von einer grösseren Zahl von Webgewichten gespannt. Mit Webbrettchen wurden vorwiegend Bänder, aber auch Webkanten von Tüchern gewoben. Da die Einführung des Spinnrades noch in weiter Ferne lag, wurden die Fäden mit Hilfe von Spindel und Wirtel von Hand gesponnen. Eiserne Ahlen und durchbohrte Topfscherben bilden die Hinterlassenschaft des beim Webhaus sitzenden Geschirrflickers. Die Ackerfrucht wurde nach dem Dreschen mit der steinernen Handmühle zu Mehl gemahlen. Verschiedene Haustiere dienten den Menschen von Berslingen durch alle Zeiten. Ob es Zufall war, dass im Grubenhaus 19 besonders viele Geflügelknochen zum Vorschein kamen, oder ein besonderer Augenblick im Alltag von Berslingen? (Bild: Hanna Hromadka, Mischtechnik).

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Gebäude von Osterfingen auf einen besonderen Status seiner ehemaligen Bewohner hin.1005 Der im 9. Jahrhundert anschliessende Wandel innerhalb der hiesigen Keramikherstellung und -versorgung muss vor dem Hintergrund der nun umfassenden karolingischen Machtentfaltung gesehen werden. Wie vormals im südlichen Oberrheintal wird die dezentrale handwerkliche Produktion allmählich unterbunden und in kontrollierbaren Einheiten neu organisiert. Als Träger bieten sich wiederum kirchliche Grundherrschaften an, deren wirtschafts- und machtpolitischer Anteil an der fränkischen Durchdringung Alamanniens von grosser Bedeutung ist.1006 Das stark regional geprägte Erscheinungsbild der Keramik in der südlichen Alamannia lässt allerdings auf kleinere Versorgungsräume als im Oberrheintal schliessen. Hinweis auf eine Einbindung der Keramikproduktion in kirchliche Verwaltungsstrukturen bieten die am Ende des 10. Jahrhunderts auf den Gefässböden aufkommenden Kreuzzeichen. Monopolartige Produktionsverhältnisse könnten auch den veränderten Umgang mit Gebrauchskeramik verursachen, da eine Verknappung bzw. Verteuerung des Angebotes den Produzenten nicht zum Nachteil gereicht. Die im gleichen Zeitraum ändernde Qualität der Kleinfunde – weniger Ausrüstungsgegenstände dafür mehr Geräte – könnte ein Hinweis auf den Wegzug bzw. die Verarmung des Lokaladels sein. Ein zweiter, kleinerer Siedlungsausbau spielt sich an der Jahrtausendwende ab und findet seinen Niederschlag im Webhaus 57 und den zugehörigen Pfostenbauten. Aufgrund der Funde und der verhältnismässig mageren Befunddichte in diesem Bereich ist anzunehmen, dass es sich um eine relativ kurze Episode handelt. Möglicherweise fehlen uns aber in diesem Aussenbereich des Grabungsareals ältere oder jüngere Gruben von jenseits der Grabungsgrenze, die eine längere Lebensdauer des Gehöftes bezeugen könnten. Nach der Jahrtausendwende vollzieht sich in der Keramikherstellung ein weiterer Wandel. Auf die Beimischung von Kalkbestandteilen wird wieder vollständig verzichtet, und ein Teil der Scherben weist überhaupt keine künstlich zugeführten Körner mehr auf. Im Gegensatz zum älteren, tiefgreifenden Wandel, der die Keramik in allen Aspekten verändert, handelt es sich hierbei jedoch vor allem um Materialunterschiede, die vermutlich durch einen technologischen Entwicklungsschritt verursacht werden. Ein möglicher Grund für die Anpassung der Magerungstechnik liegt in der Erhöhung der Brenntemperatur, was sich auch in einer verringerten Porosität der Keramik niederschlägt. Allmählich und stetig verändern sich Formgebung und Oberflächenbearbeitung. Die Aussenseiten und der Randbereich der dünnwandigen Gefässe werden im Laufe der 158

Zeit genauer und aufwendiger überarbeitet: Die Wände werden glatter und die Ränder regelmässiger hergestellt. Bereits im 10. Jahrhundert, noch ausgeprägter jedoch im neuen Jahrtausend, geraten vor allem die Gefässränder in den Strudel der Mode und sehen sich einer dynamischen Formentwicklung ausgesetzt. Neue Randformen folgen sich nun in rascher Folge, während die jahrhundertelang vorherrschenden gestreckten Trichterränder verschwinden. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts werden grosse Teile der Siedlung aufgegeben. Etwa gleichzeitig mit dem nur kurz besiedelten Gebiet um Webhaus 57 wird das westlich anschliessende Areal bis Grubenhaus 27 verlassen. Die südöstliche Hälfte des ausgegrabenen Geländes ist damit bereits vor 1100 wüstgelegt. Im nordwestlichen, näher bei der Kirche liegenden Siedlungsteil hinterlässt Berslingen dagegen noch bis um 1200 archäologisch nachweisbare Spuren. Funde aus eindeutigen Grubenhäusern finden allerdings auch hier bereits vor der Mitte des 12. Jahrhunderts ihr Ende. Die beiden letzten durch Grubenhäuser belegten Hofstrukturen liegen einerseits im Bereich der aufeinanderfolgenden Gruben 11 und 12 und andererseits bei Grubenhaus 27. Im 12. Jahrhundert wird ein kleiner Teil der Keramikproduktion einer Neuerung unterzogen, die sich in der Farbe der Gefässe niederschlägt. Bei gleicher Materialzusammensetzung weisen solche Scherben einen durchgehend orangen Mantel über einem grauen Kern auf, was vermutlich auf eine veränderte Brenntechnik zurückzuführen ist. Die frühesten, vereinzelten Belege stammen von formal unauffälligen Töpfen aus den Grubenhäusern 12 und 27. Neue, offene Gefässformen des späten zwölften Jahrhunderts zeigen dagegen eine auffällige Korrelation von Form und Technik, indem sie ausschliesslich dieses Farbmuster aufweisen. Die Funde aus dem Bereich der Bautechnik unterscheiden sich vom 9. bis ins 12. Jahrhundert nicht von der Frühzeit. Die häufigen Lehmreste zeigen, dass die Wände der Grubenhäuser vermehrt aus lehmverstrichenen Flechtwänden hergestellt werden. Die Zimmermannstechnik basiert immer noch auf Holzverbindungen; Eisennägel bleiben rar. Die Nutzung der Grubenhäuser ist vielfältig (Abb. 108). Sehr häufig werden Arbeiten aus dem Textilbereich ausgeführt. Ausser in der frühen Kleinsiedlung geraten während der ganzen Siedlungsdauer Nadeln, Spindeln, Webbrettchen und Webgewichte in die Verfüllung des einen oder andern Grubenhauses. Messer und multifunktionale Ahlen finden sich ebenfalls in mehreren Grubenhäusern. Letztere dienen der Bearbeitung verschiedener Materialien wie z. B. Leder, Holz oder Keramik. Dagegen fehlen landwirtschaftliche


Geräte und gröbere Werkzeuge. Diese werden meist im Freien verwendet und vermutlich in den Pfostenbauten aufbewahrt. Zudem gehen sie in der Siedlung seltener verloren und werden bei Schäden repariert oder rezykliert. Die Kleinteiligkeit der zerscherbten Keramik verbietet es bestimmte Gruben als Vorratskeller anzusprechen, was deren Existenz jedoch nicht ausschliesst. Weitere mögliche Nutzungen, wie die im Gesetz der Alemannen überlieferten Ställe oder Badstuben, bleiben ohne nachweisbaren Fundniederschlag.1007 Vereinzelte Grubenhäuser dienen in sekundärer Verwendung als Abfallgruben, was zu grosser Knochen- und Scherbendichte in den Verfüllungen führt. Die in Berslingen seit Anfang des 12. Jahrhunderts betriebene Eisenverhüttung schlägt sich in zwei räumlich getrennten Verhüttungsplätzen und vielen Schlacken nieder. Im Bereich der Verhüttungsplätze gelangt ein grosser Teil der Funde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts in den Boden, was auf einen Verhüttungsschwerpunkt nach der Jahrhundertmitte hinweist. Schlackenfunde in Grubenhaus 27 belegen jedoch, dass schon in der ersten Jahrhunderthälfte Eisen gewonnen wird. Zwischen den beiden Verhüttungsplätzen besteht ein Unterschied in der Fundzusammensetzung: Ein Teil des jüngsten Keramikspektrums kommt nur im Bereich des Verhüttungsplatzes 1 und in Grube 5 vor, darunter auch die in Berslingen zuvor unbekannten Schüssel-, bzw. Pfannenfragmente. Von Zufällen im Verbreitungsmuster abgesehen, kann daraus entweder auf ein zeitliches Nacheinander der beiden Verhüttungsplätze – auf Rennofen 2 folgt Rennofen 1 – geschlossen werden oder bei ungefähr gleichzeitigem Bau der Öfen und paralleler Verhüttung auf eine längere Betriebsdauer auf dem Verhüttungsplatz 1. Scherben die im frühen 12. Jahrhundert in beiden Verhüttungsplätzen abgelagert werden, unterstützen die zweite Möglichkeit. Von der Mitte des 12. Jahrhunderts an sind Siedlungsaktivitäten fast nur noch im Bereich der Verhüttungsplätze festzustellen (Abb. 109). Die Grubenhäuser der letzten Höfe werden aufgegeben, die übrig gebliebenen Hofgebäude, vielleicht auch die ehemalige Kapelle, dienen vermutlich noch bis zum Ende der Verhüttungstätigkeit als Unterkunft oder Werkstatt. Von den Grubenstrukturen enthält nur die unklare, in den Friedhof eingetiefte Grube 5 noch Material aus dieser letzten Phase von Berslingen. Hinweise zum Bau der Kirche lassen sich aus dem Fundmaterial nicht erschliessen. Die wenigen Scherben aus dem Kircheninnern datieren in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts und damit ans zeitliche Ende des ausgegrabenen Siedlungsbereiches. In ungebührlicher Nähe der Kapelle wird zur selben Zeit im Rennofen des Verhüttungs-

platzes 1 Eisen verhüttet. Zudem überdecken bzw. stören die Eisenverhüttung und die Gruben 5 und 55 etwa 20 Bestattungen des Friedhofes, was vermuten lässt, dass der Kirchenbetrieb bereits vor dem Einsetzen der Eisengewinnung beim Verhüttungsplatz 1 aufgegeben wird. Brandrötungen im Kircheninnern und grosse Holzkohlestücke entlang der Kirchenmauer weisen auf mindestens eine Feuersbrunst, die zeitlich jedoch nicht näher eingegrenzt werden kann. Ob ein Schadenfeuer zum endgültigen Zerfall des Kirchenbaus führt oder ob die Nähe des Verhüttungsplatzes einen Brand verursacht, bleibt deshalb unklar. Möglicherweise besteht auch gar kein Zusammenhang zwischen den Brandhinweisen und dem Ende der Kapelle von Berslingen; vielleicht wurde diese nach einem Brand in früherer Zeit wieder aufgebaut und weiterbetrieben. Die Siedlung Berslingen steht also gegen das Ende des 10. Jahrhunderts in voller Blüte. Schon ein Jahrhundert später wird ein grosser Teil der Hofstätten wieder aufgegeben. Die verbliebenen Bewohner der Rumpfsiedlung harren bis zum Tode auf ihren Höfen aus oder wandern bald ebenfalls ab. Berslingen ist als eigenständiges Gemeinwesen nicht mehr lebensfähig. Nach dem Verfall der alten Siedlung wird die Flur weiterhin landwirtschaftlich genutzt. Bewohnte Gehöfte scheinen das Dorf ausserhalb des ergrabenen Geländes eine Zeitlang zu überdauern und so die Tradition seines Namens in spätmittelalterliche Dokumente zu tragen. Mit dem Namen des Baches bleibt die Erinnerung an die Berslinger Höfe noch länger erhalten, verblasst dann aber im Laufe der Neuzeit vollständig. Einzig die Geschichtsschreibung Rüegers und die spätere historische und archäologische Forschung hauchen dem ehemaligen Dorf noch papierenes Leben ein. Auch in den Jahrhunderten nach dem Untergang des Dorfes verursachen gelegentliche Aktivitäten einen Niederschlag von vereinzelten Funden. Mit Bruchstücken von Pfeifenstielen schlägt sich beispielsweise der im 17. Jahrhundert aufkommende Tabakgenuss in den Äckern und Wiesen über dem ehemaligen Berslingen nieder (Taf. 57.156 – 159). Das idyllische Bild des pfeifenschmauchenden Bauersmannes, der frohgemut hinter dem Pflug einherschreitet, bis ihm – oh Ungeschick – das Pfeiflein zu Boden fällt und zerbricht, wird wohl kaum der Realität entsprechen. Vielmehr wird es sich bei den Pfeifenfragmenten um den unvergänglichen Niederschlag der Latrinen handeln, die in der nahen Stadt geleert und deren Inhalt auf den Feldern der Umgebung ausgebracht werden.1008 Zwei grünglasierte Marksteinzeugen des Standes Schaffhausen werden vermutlich erst im 19. oder gar 20. Jahrhundert unter einem Markstein der alten Kantonsstrasse vergraben (Taf. 57.160).

Abb. 109 (folgende Doppelseite): Berslingen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts mit den letzten archäologisch belegten Häusern und der Eisenverhüttung. Im Vordergrund das Wohnstallhaus 114/115, das seiner Grösse wegen möglicherweise als Herrenhaus zu interpretieren ist. Seine enge Pfostendichte deutet auf einen vom Boden abgehobenen Hausboden. Der langsame Zerfall des Nachbarhauses (103), noch von einem einzigen alten Mann bewohnt, weist auf den Niedergang des alten Berslingen. Die jüngsten Grubenhäuser sind zu diesem Zeitpunkt bereits eingestürzt und zugefüllt. Beim Verhüttungsplatz 1 wird im Rennofen Eisen verhüttet. Die nötige Holzkohle liefert ein Bauer auf dem Wagen an. Vielleicht verschafft er dem kargen Küchentisch seiner Familie ein Zubrot mit dieser Arbeit. Ob die Kirche und der Friedhof noch bestehen, ist unklar; möglicherweise sind sie bereits aufgegeben und von den Eisenarbeitern nun mit anderer Nutzung belegt. (Bild: Hanna Hromadka, Mischtechnik).

159




Wirtschaft und Umwelt von Berslingen – Auswertung der Tierknochen André Rehazek Im Rahmen der Neubearbeitung des archäologischen Fundmaterials von Berslingen wurden auch die vorliegenden Tierknochen untersucht. Es ist das zurzeit umfangreichste Tierknochenmaterial aus einer kontinuierlich vom Früh- bis zum Hochmittelalter belegten ländlichen Siedlung in der Schweiz. Mit Hilfe der folgenden archäozoologischen Untersuchungen wird versucht, unser Bild der Nahrungswirtschaft, Tierhaltung und Jagd in einer mittelalterlichen ländlichen Siedlung zu erweitern und zu vervollständigen. Da sich die Tierknochen in mehrere gut definierte und datierte Phasen gliedern lassen, soll darüber hinaus geklärt werden, ob und inwieweit sich Rückschlüsse auf sich wandelnde Wirtschafts- und Umweltbedingungen im Umfeld von Berslingen während seiner 600-jährigen Besiedlungsgeschichte ziehen lassen.

Material und Methode Bei dem untersuchten Material handelt es sich um 4228 Tierknochen mit einem Gesamtgewicht von ca. 43 kg.1009 Die Tierknochen verteilen sich auf fünf gut datierbare Phasen vom Ende des 6. bis Ende des 12. Jahrhunderts, welche zum Teil in mehrere Unterphasen gegliedert werden können (Abb. 110).1010 Funde, die keiner Phase zuzuordnen waren, jedoch sicher mittelalterlich datiert werden, wurden unter der Bezeichnung «Phase 1– 5» zusammengefasst.1011 Die Tierknochen stammen bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Strassenschotter, Verhüttungsplätze 1 und

Abb. 110: Phaseneinteilung und Datierung der Tierknochen.

Die fundreichsten Komplexe mit über 700 beziehungsweise knapp 900 Tierknochen stellen die Phasen 2b– 4 und 2b dar. Die Phasen 1, 3a und 3–4 beinhalten mit ca. 90–130 Knochen dagegen recht wenig Material. Die Anzahl der Knochen pro Grube schwankt zwischen 3 (Grube 34) und 471 (Grube 38) (Abb. 64). Zieht man das unterschiedliche Volumen der Gruben mit in Betracht, so liefert die Grube 35 mit 110 Knochen pro Kubikmeter den grössten Wert. Eine Konzentration der besonders tierknochenreichen Gruben ist im südlichen Teil der Siedlung festzustellen. Die Tierknochen wurden mithilfe der Vergleichssammlung der archäobiologischen Abteilung des Seminars für Ur- und Frühgeschichte in Basel bestimmt. Dabei wurden für jeden Knochen folgende Merkmale aufgenommen: 1. Fundnummer, 2. Tierart, 3. Skelettteil, 4. Lage des Fragments am Knochen, 5. Alter, 6. Erhaltung, 7. Bruchkantenzustand, 8. Schlacht-, Biss-, Brandspuren, 9. Pathologien, 10. Geschlecht, 11. Gewicht, 12. Osteologische Masse. Die Quantifizierung des Materials erfolgte nach der Knochenzahl und dem Knochengewicht. Die Mindestindividuenzahlen wurden für die wichtigsten Wirtschaftstierarten erhoben, nachfolgend aber nur zur Klärung spezieller Fragen mit in die Auswertung einbezogen.1012 Aus Platzgründen konnten nicht sämtliche Daten der Auswertung publiziert werden.1013

Anzahl / Gewicht

B

162

2) aus insgesamt 50 Grubenbefunden, nicht aber aus klar voneinander abgrenzbaren Kulturschichten.


Bestimmbare

Unbestimmbare

Bestimmbare

Unbestimmbare

Phase 4-5

n=543

Phase 4-5

6673 g

Phase 4

n=515

Phase 4

5391 g

Phase 3-4

n=93

Phase 3-4

376 g

Phase 3b

n=510

Phase 3b

4793 g

Phase 2b-4

n=710

Phase 2b-4

7201 g

Phase 3a

n=127

Phase 3a

957 g

Phase 2b

n=896

Phase 2b

9126 g

Phase 2a

n=159

Phase 2a

2008 g

Phase 1

n=116

Phase 1

632 g

Phase 1-5

n=423

Phase 1-5

3692 g

Lesefunde

n=136

Lesefunde

3692 g

Gesamt

n=4228 0

10

20

30

40

50

60

70

80

n%

90

100

Gesamt

42951 g 0

10

20

30

40

aa

50

60

70

80

90

100

bb

Gew.%

Bestimmbarkeit und Durchschnittsgewicht Als bestimmbar gelten Funde, bei denen sowohl die Tierart als auch das Skelettteil identifizierbar sind. Unbestimmbar sind diejenigen Knochen, bei denen zwar das Skelettteil, nicht jedoch die Tierart («Grossgruppen») oder weder Tierart noch Skelettteil bestimmt werden können. Die unbestimmbaren Fragmente wurden, wenn möglich, aufgrund ihrer Kompaktastärke einer Tiergrössenklasse zugeordnet (z. B. «Grösse Bos/ Rind», «Grösse Sus/Schwein»). In den verschiedenen chronologischen Einheiten variieren die Anteile der bestimmbaren Knochen zwischen 85% (Phase 4 – 5) und 37% (Phase 3 – 4). Basierend auf dem Knochengewicht sind mit Ausnahme der Phase 3 – 4 (70%) jeweils knapp 90% oder mehr bestimmbar (Abb. 111; 222). Die Werte bewegen sich damit im oberen Bereich der für vergleichbare Mineralbodensiedlungen bekannten Zahlen.1014 Es erstaunt nicht, dass diejenigen Phasen, welche ein relativ hohes Durchschnittsgewicht der Knochen (ca. 10 –12 g) aufweisen, auch die höchsten Bestimmbarkeitsanteile besitzen: grosse und wenig fragmentierte Knochen sind in der Regel besser zu bestimmen als kleine Splitter. Das sehr geringe Durchschnittsgewicht von 4 g/ Knochen in der Phase 3 – 4, welches auch für den kleinen Anteil der Bestimmbaren in dieser Einheit verantwortlich ist, kann auf eine starke Zersplitterung der Funde in den Fundkomplexen 12 und 15 des Grubenhauses 57 aufgrund von Feuereinwirkung zurückgeführt werden.1015 Das durchschnittliche Gewicht der Knochenfragmente aus allen Siedlungsphasen ist mit ca. 10 g vergleichsweise gering und unter anderem Ausdruck der relativ starken Fragmentierung des Materials. Auffällig ist dabei, dass die Knochen kleinerer Tiere (Schaf/Ziege, Schwein) weniger zerstückelt worden sind als diejenigen des Rindes.

Das relativ geringe Durchschnittsgewicht der Tierknochen aus Berslingen zeigt weiterhin an, dass bei der Ausgrabung auch kleinere Knochenfragmente sorgfältig geborgen wurden.

Abb. 111: Bestimmbarkeit der Tierknochenfragmente in den verschiedenen Phasen, basierend a) auf der Knochenzahl (n), b) auf dem Knochengewicht in Gramm (Gew.).

Erhaltung Der überwiegende Teil der Tierknochen aus Berslingen ist mittelmässig erhalten (ca. 70%). Bei diesen Stücken ist die Knochenoberfläche nicht mehr völlig intakt, sondern rissig und z. T. abgesplittert. Die restlichen Fragmente sind zu etwa gleichen Teilen gut beziehungsweise schlecht bis sehr schlecht erhalten (Abb. 112). Tendenziell nehmen dabei die gut erhaltenen Stücke in den jüngeren Phasen zu. Geht man von in etwa gleichen Lagerungsbedingungen in den verschiedenen Gruben/Strukturen aus, so trägt wahrscheinlich die kürzere Lagerungszeit der Knochen aus den jüngeren Phasen zu ihrer besseren Erhaltung massgeblich bei.

Gut

Abb. 112: Erhaltungszustand der Tierknochenfragmente in den verschiedenen Phasen.

Mittelmässig

Schlecht

Phase 4-5 Phase 4 Phase 3-4 Phase 3b Phase 2b-4 Phase 3a Phase 2b Phase 2a Phase 1 Phase 1-5 Lesefunde Gesamt 0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

n%

163


Phase 4-5 Phase 4 Phase 3-4 Phase 3b «Neue», verr.

Phase 2b-4

«Neue», unverr.

Phase 3a

«Alte», verr. Phase 2b

«Alte», unverr.

Phase 2a

Vollständig

Phase 1 Phase 1-5 Lesefunde Gesamt 0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

100

n%

Abb. 113: Bruchkantenzustand der Tierknochenfragmente in den verschiedenen Phasen.

Die Bruchkanten der Knochenfragmente sind zum grössten Teil (ca. 70 %) «alt», d. h. vor oder während ihrer Einlagerung gebrochen und unverrundet (Abb. 113). Der vergleichsweise hohe Anteil (ca. 30 %) von «neu», d. h. während oder nach der Bergung gebrochenen Fragmenten ist wohl auf die lange Lagerungszeit in Pappkisten und den mehrmaligen Transport der Knochen seit der Ausgrabung vor 30 Jahren zurückzuführen. Ein relativ hoher Anteil von durchschnittlich ca. 22 %, vereinzelt aber auch über 50% (Phase 1; Phase 3a), der Tierknochen aus Berslingen weist Wurzelfrassspuren auf. Sie entstehen durch den Kontakt der Knochenoberfläche mit Pflanzenwurzeln. Dies ist z. B. der Fall, wenn eine mit Knochenabfall verfüllte Grube im Laufe der Zeit zuwächst (Abb. 114). Verbissspuren von Hunden (evtl. auch Hausschweinen) sind an vergleichsweise wenigen Tierknochen zu erkennen. In den Gruben 20, 21 und 38 erreichen sie jedoch hohe Werte (Grube 38: ca. 15 %). Bei den Knochen dieser Gruben muss davon ausgegangen werden, dass sie zumindest zeitweise für in der Siedlung umherstreunende Hunde zugänglich waren.1016 Auch muss mit einer Selektion und Modifikation die-

Abb. 114: Biss-, Verdauungs- und Wurzelfrassspuren an den Tierknochenfragmenten in den verschiedenen Phasen. Phase 4-5 Phase 4 Phase 3-4 Phase 3b Phase 2b-4

Carnivorenverbiss

Phase 3a

Nagerverbiss

Phase 2b

Verdauungsspuren Phase 2a

Wurzelfrass

Phase 1

Ohne Spuren

Phase 1-5 Lesefunde Gesamt 0

10

20

30

40

50 n%

164

60

70

80

90

100

ses Materials gerechnet werden, da wahrscheinlich ein Teil der Knochen durch Hunde oder Schweine an einen anderen Ort verschleppt oder – wie den Verdauungsspuren nach zu urteilen – komplett gefressen wurde. Ausgehend von der Annahme, dass nach dem Schlacht-, Zerlege- und Zubereitungsvorgang häufig anatomisch zusammengehörige Skelettteile als Abfall entsorgt wurden, würde man bei nicht umgelagerten Material einen hohen Anteil zusammensetzbarer Knochen erwarten. Im vorliegenden Fundmaterial liegen jedoch weder Teilskelette vor noch konnten viele Knochenfragmente zusammengesetzt werden. Dies spricht, ebenso wie der Hundefrass an den Knochen, für eine primäre Lagerung eines Teils des Abfalls an einem anderen Platz als dem Auffindungsort. Von diesem könnte er dann nach einiger Zeit umgelagert worden sein, was zu einer Verteilung des ursprünglich zusammengehörenden Knochenmaterials auf mehrere Gruben führte.

Tierartenspektrum Unter den Tierknochenresten von Berslingen sind mit Ausnahme der Hauskatze alle für eine frühund hochmittelalterliche Siedlung typischen Haustiere nachgewiesen. Dazu gehören Rind (Bos taurus), Schaf (Ovis aries), Ziege (Capra hircus), Schwein (Sus domesticus), Pferd /evtl. Maultier (Equus species), Esel (Equus asinus), Hund (Canis familiaris), Huhn (Gallus domesticus) und Gans (Anser domesticus1017). Bei einem Knochen der Lesefunde konnte darüber hinaus nicht entschieden werden, ob es sich um ein Fragment der Hausente (Anas domesticus) oder der Stockente (Anas platyrhynchos) handelt. Die wenigen Wildtiere beschränken sich auf Rothirsch (Cervus elaphus), Reh (Capreolus capreolus), Dachs (Meles meles), Fuchs (Vulpes vulpes), Hase (Lepus europaeus) und Waldkauz (Strix aluco). Ausserdem sind einige nicht weiter bestimmbare Kleinsäuger nachgewiesen (Abb. 223). Basierend auf der Knochenzahl ist das Rind ausser in den Phasen 1 und 4 das am häufigsten nachgewiesene Tier. Betrachtet man die Gewichtsanteile der verschiedenen Tierarten, so dominiert das Rind in allen Phasen (Abb. 115 –116; 223). Da über das Knochengewicht direkt auf die fleischwirtschaftliche Bedeutung einer Tierart geschlossen werden kann, sind die Rinder in der mittelalterlichen Siedlung Berslingen die für die Nahrungsversorgung wichtigsten Haustiere gewesen. Hausschwein und Schaf/Ziege sind mit durchschnittlich 30% bzw. 21% (nach den Knochenzahlen) und ca. 21% bzw. 10% (nach dem Knochengewicht) unter den bestimmbaren Tier-


a

knochen vertreten. Damit waren diese Tierarten für die Fleischversorgung der ehemaligen Bewohner von Berslingen ebenfalls von grosser Bedeutung. Als weitere tierische Produkte wurden aber sicher auch Milch, Eier, Felle, Häute und Leder, Wolle1018 sowie Dung, Horn, Knochen und die Arbeitskraft genutzt. In fast allen Phasen ist ausserdem das Pferd nachgewiesen. Bei einigen Fragmenten besteht dabei auch die Möglichkeit, dass es sich um Reste von Maultieren handelt.1019 Eine fleischwirtschaftliche Bedeutung hatte das Pferd wohl kaum (vgl. Kap. «Schlacht- und Zerlegungsspuren»). Es war allerdings mit dem ab dem 11. Jahrhundert nachweisbaren Esel (Phase 4 und 4 – 5) ein wichtiges Last- und Reittier und wurde insbesondere ab dem Hoch- und Spätmittelalter als Zugtier in der Landwirtschaft eingesetzt. Unter dem Geflügel dominiert das Haushuhn. Die Hausgans ist nur mit einem Fund belegt. Der Anteil der Wildtierknochen erreicht insgesamt Werte von nur 2,6 % (nach der Knochenzahl) bzw. 3,7 % (nach dem Knochengewicht). Damit spielte die Jagd für die Ernährung der Bewohner von Berslingen eine untergeordnete Rolle. Wahrscheinlich hängt der geringe Wildtieranteil mit

rechtlichen Bestimmungen zusammen, die es vorrangig dem Adel erlaubten zu jagen. Inwieweit davon allerdings Ausnahmen gemacht wurden, ob diese Bestimmungen umgangen wurden oder es auch Nicht-Adligen gestattet war, Niederwild wie z. B. den Feldhasen zu jagen, bleibt dahingestellt. Insgesamt zeigt sich im Tierknochenmaterial eine tendenzielle Zunahme der Rinderknochenanteile von den früh- zu den hochmittelalterlichen Phasen. Parallel dazu ist eine Abnahme der Schweineanteile und ein in fast allen Phasen in etwa gleich bleibender Anteil der kleinen Wiederkäuer (Schaf und Ziege) festzustellen. Eine Ursache dieser Entwicklung könnte der intensivierte Ackerbau (Einführung der Dreifelderwirtschaft und des schweren Räderpfluges, vermehrte Rodungstätigkeit zur Erweiterung der Getreideanbauflächen) im Hochmittelalter darstellen. Dieser zog eine erhöhte Nachfrage nach Zug- und Arbeitstieren, d. h. vor allem nach Rindern, nach sich. Parallel dazu verschlechterten sich die Haltungsbedingungen für die Hausschweine, da z. B. durch die verstärkten Rodungen weniger Flächen für die Waldweide zur Verfügung standen.1020

a

b

Abb. 115: Anteile der häufigsten Haustierarten an den bestimmbaren Tierknochenfragmenten, basierend a) auf der Knochenzahl (n), b) auf dem Knochengewicht in Gramm (Gew.).

Abb. 116: Anteile der selteneren Haustierarten und der Wildtiere an den bestimmbaren Tierknochenfragmenten, basierend a) auf der Knochenzahl (n), b) auf dem Knochengewicht (Gew.).

b 165


a

Abb. 117: Anteile a) der häufigsten Haustierarten, b) der selteneren Haustierarten und der Wildtiere an den bestimmbaren Tierknochenfragmenten, basierend auf der Knochenzahl (n). Berücksichtigt wurden nur Grubenkomplexe mit mehr als 100 Knochenfragmenten (Ausnahme: Grube 20, n = 97).

166

Das Auftreten des Esels in den Phasen des 11./12. Jahrhunderts hängt dagegen vermutlich mit dem intensivierten Handel und Warentransport in dieser Zeit zusammen.1021 Innerhalb der einzelnen archäologischen Strukturen einer Phase zeigen sich deutliche Unterschiede in der Tierartenzusammensetzung (Abb. 117; 224). So weisen beispielsweise die Grube 15 (Phase 3) einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Schweineknochen und die Grube 29 (Phase 3b) einen sehr hohen Rinderanteil auf. Die Grube 35 (Phase 2b) ist dagegen durch ihren hohen Wildtieranteil gekennzeichnet (vor allem Rothirsch), welcher fast 20% der bestimmbaren Knochen ausmacht. In dieser Grube sind die Reste von mindestens drei Hirschen und zwei Rehen abgelagert worden.1022 Der hohe Hühnerknochenanteil der Grube 19 (Phase 3b) muss dagegen insofern relativiert werden, als ein Grossteil der Knochen von nur wenigen, aber stark fragmentierten Skelettteilen stammt. Da keine der Gruben mit Sicherheit einem Hausbefund zugeordnet werden kann und die Funktionen der Häuser weitgehend unbekannt sind, bleiben die ungewöhnlichen Befunde aus der Grube 35 vorerst schwer interpretierbar. Man kann sie jedoch als Hinweis auf unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten der Bewohner von Berslingen werten, die ihre Ursache in einer sozialen Differenzierung der Dorfbewohner hatte.1023

b

Skelettteilspektrum Anhand der Häufigkeit der Skelettelemente im archäologischen Fundgut kann man Aussagen über die Zusammensetzung des Tierknochenmaterials (zum Beispiel Schlacht-, Speise-, Handwerksabfälle) und die Nutzung einzelner Körperteile (zum Beispiel für die gewerbliche Produktion) machen. Um herauszufinden, ob beispielsweise eine Selektion bestimmter Körperpartien stattgefunden hat, muss man die Skelettteilverteilung einer Tierart aus dem Fundmaterial mit der eines entsprechenden vollständig erhaltenen Tieres vergleichen. Dieser Vergleich wurde für die drei häufigsten Haustiere Rind, Schwein und Schaf/ Ziege auf der Basis des Fundgewichts durchgeführt. Bei den Rinderknochen derjenigen Phasen, welche eine genügend grosse Anzahl Funde aufweisen (Phase 2b, 2b –4, 3b, 4, 4–5), ist gegenüber dem Vergleichsskelett eine deutliche Untervertretung der Wirbel, und in geringerem Masse auch der Rippen, festzustellen (Abb. 118). Dieser Befund ist in vielen ur- und frühgeschichtlichen Tierknochenkomplexen ebenfalls zu beobachten und eventuell darauf zurückzuführen, dass Teile der Wirbelsäule und der Rippen an einem Ort zurückblieben, welcher durch die Ausgrabung nicht erfasst wurde (zum Beispiel dem Schlachtund Zerlegungsplatz). Auch muss mit einer vollständigen Zerstörung einiger Rippen und Wirbel durch Hundefrass gerechnet werden.1024 Insgesamt zeichnen sich bei den meisten übrigen Skelettteilen des Rindes in allen untersuchten Phasen keine extremen Über- oder Untervertretungen im Vergleich zu einem vollständigen Skelett ab. Die Kopfregion und die besonders fleischtragenden Teile des oberen und mittleren Extremitätenskeletts sind jedoch oft überrepräsentiert (z. B. Phase 3b und Grube 5/Phase 4 – 5), was eher für die Ablagerung von Speiseabfällen


Cranium

Phal./Sesam.

Metatars.

Metacarp.

Tarsus

Carpus

Tibia

Radius/Ul.

20

Femur/Pat.

Cranium

n = 174, Gew. = 3027 g

0

-5

-20 0

-5

-10 -10

-15 -15

-20 -20

Pelvis

Tibia

Radius/Ul.

Femur/Pat.

Metatars. Phal./Sesam.

Metatars. Phal./Sesam.

Tarsus

5

Metacarp.

10

Metacarp.

10 Carpus

n = 121, Gew. = 2194 g

Tarsus

15

Phase 4

Carpus

15

Tibia

20

Radius/Ul.

Phase 3b

Femur/Pat.

-20 Humerus

-20

Pelvis

20

Humerus

-15

Scapula

n = 263, Gew. = 4691 g

Scapula

-15

Costae

-10

Sternum

-10

Sternum

-5

Vertebrae

10

Costae

10

Mandibula

15

Vertebrae

0

Gew.%-Differenz

5

Cranium

Phal./Sesam.

Metatars.

Metacarp.

Tarsus

Carpus

Tibia

Radius/Ul.

Femur/Pat.

Pelvis

Humerus

Scapula

Sternum

Costae

Vertebrae

15

Mandibula

5

Gew.%-Differenz

Cranium Mandibula

Gew.%-Differenz

Phase 2b

Cranium

Phal./Sesam.

Metatars.

Metacarp.

Tarsus

Carpus

Tibia

Radius/Ul.

Femur/Pat.

Pelvis

Humerus

Scapula

Sternum

Costae

Vertebrae

Mandibula

Gew.%-Differenz 20

Pelvis

Humerus

Scapula

Sternum

Costae

Vertebrae

Mandibula

Gew.%-Differenz 20 n = 232, Gew. = 4532 g

Phase 2b-4

5

0

-5

n = 252, Gew. = 4603 g Phase 4-5

15

10

5

0

-5

-10

-15

Abb. 118: Skelettteilverteilung des Hausrinds, basierend auf der relativen Gewichtsdifferenz zur gemittelten Skelettteilverteilung zweier rezenter Vergleichstiere (Nulllinie).

167


168

Cranium

Phase 2b

0

-5 20

n = 126, Gew. = 735 g n = 107, Gew. = 459 g

10

10

5

0

-5

-10

-10

-15

-15

-20

-20

Metatars. Phal./Sesam.

Metatars. Phal./Sesam.

Metatars.

Phal./Sesam.

Tibia/Fib.

Radius/Ul.

Femur/Pat.

Pelvis

Humerus

Tarsus

15

Metacarp.

15 Phase 2b-4 Metacarp.

-20

Metacarp.

-20 Carpus

-15

Tarsus

-5

Carpus

0

Tarsus

5

Carpus

-15 Phase 4-5

Tibia/Fib.

-10

Radius/Ul.

n = 110, Gew. = 1064 g

Tibia

-10

Radius/Ul.

-5

Femur/Pat.

0

Femur/Pat.

10

Pelvis

10

Humerus

20

Pelvis

15

Scapula

20

Humerus

n = 183, Gew. = 1675 g

Scapula

15 Costae

n = 211, Gew. = 1882 g

Scapula

Phase 4 Sternum

-20

Sternum

-20

Sternum

-15

Vertebrae

-15

Costae

-10

Costae

-10

Mandibula

10

Vertebrae

10

Mandibula

15

Vertebrae

-5

Cranium

0

Gew.%-Differenz

5

Cranium

5

Gew.%-Differenz

Phal./Sesam.

Metatars.

Metacarp.

Tarsus

Carpus

Tibia/Fib.

Radius/Ul.

Femur/Pat.

Pelvis

Humerus

Scapula

Sternum

Costae

Vertebrae

15

Mandibula

5

Gew.%-Differenz

Phal./Sesam.

Metatars.

Metacarp.

Tarsus

Carpus

Tibia/Fib.

Radius/Ul.

Femur/Pat.

Pelvis

Humerus

Scapula

Sternum

Costae

Vertebrae

Cranium Mandibula

Gew.%-Differenz

Phase 2b

Cranium

Phal./Sesam.

Metatars.

Metacarp.

Tarsus

Carpus

Tibia

Radius/Ul.

20

Femur/Pat.

Cranium Mandibula

Gew.%-Differenz 20

Pelvis

Humerus

Scapula

Sternum

Costae

Vertebrae

Mandibula

Gew.%-Differenz 20 n = 113, Gew. = 1196 g

Phase 2b-4

5

0

-5


in jenen Strukturen spricht. Die Übervertretung der wenig fleischtragenden unteren Extremitätenknochen (Metapodien, Hand- Fusswurzelknochen) in der Phase 2b – 4 könnte dagegen eher mit der Deponierung von Schlachtabfällen in Verbindung gebracht werden. Im Vergleich zum Rind kommen beim Schwein und den kleinen Wiederkäuern überdurchschnittlich häufig Teile des mittleren Extremitätenskeletts (Radius/Ulna, Tibia/Fibula) und Unterkiefer im Fundmaterial vor (Abb. 119 –120). Gerade Schweineunterkiefer sind ausgesprochen knochenmarkreich und Träger von kräftigen Kaumuskeln, welche auch heute noch als kulinarische Spezialität gelten («Bäckli»). Im Fundmaterial der Phasen 4 und 4 –5 sind darüberhinaus Rippen von Hausschweinen leicht übervertreten, was ebenso wie der obige Befund eher für die Ablagerung von Speise- und weniger von Schlachtabfall in diesen Phasen spricht. Insgesamt weisen die Skelettteilspektren der häufigsten Haustiere Rind, Schwein, Schaf und Ziege eine Zusammensetzung auf, wie sie für eine Vermischung von Speise- und Schlachtabfällen typisch ist. Zwar liegen auch einzelne Hinweise auf eine handwerkliche Nutzung bestimmter Skelettteile in Berslingen vor (z. B. Schweine-Fibulae, Rothirsch-Geweih), jedoch ist ein eigentlicher Gewerbeabfall in der Siedlung nicht nachweisbar.1025

Alter und Geschlecht Mithilfe der Analyse der Alters- und Geschlechtsmerkmale kann man Rückschlüsse auf den Nutzungsschwerpunkt einer Tierart ziehen. So ist es möglich festzustellen, ob Tiere primär zur Fleischproduktion gehalten wurden oder eher die Nutzung ihrer Arbeitskraft, der Milch usw. im Vordergrund stand. Um eine genügend grosse Materialbasis für die Altersanalyse der häufigsten Wirtschaftstiere der Siedlung zu erhalten, wurde zusätzlich zur relativ genauen Altersbestimmung anhand des Durchbruchs-/Abkauungsstadiums der Zähne eine grobe Altersschätzung1026 der postcranialen Skelettteile vorgenommen. Beim Hausrind zeigt sich, dass in allen Phasen der Siedlung adulte, d.h. über dreijährige Tiere, gegenüber den jüngeren Individuen im Verhältnis von ca. 3:1 überwiegen (Abb. 121a; 225a). Unter den adulten Rindern überwiegen wiederum die sehr alten bis senilen Tiere, bei denen der dritte Molar stark bis sehr stark abgekaut ist. Sie wurden in erster Linie als Arbeitstiere eingesetzt. Da unter den wenigen geschlechtsbestimmbaren Fragmenten (Metapodien, Becken, Hornzapfen) wesentlich mehr Kühe als Bullen oder Ochsen

nachgewiesen sind, ist anzunehmen, dass auch die Milchwirtschaft eine gewisse Rolle spielte (Abb. 227). Unter den nicht ausgewachsenen Rindern dominieren die juvenilen bis subadulten Individuen (ca. 1,5 – 3 Jahre alt). Sie wurden wohl zur Fleischgewinnung gehalten, da in diesem Altersstadium trotz fortlaufender Fütterung kein nennenswerter Gewichtszuwachs des Tieres mehr erreicht wird und eine Haltung über diesen Zeitraum hinaus ausser zu Arbeits- oder Zuchtzwecken nicht lohnt. Bei den Hausschweinen, welche praktisch ausschliesslich zur Fleischproduktion gehalten wurden, überwiegen in allen Phasen erwartungsgemäss die subadulten bzw. frühadulten Tiere (ca. 2- bis 3-jährig). Aber auch juvenile, d. h. ca. 1-jährige Schweine kommen relativ häufig vor.1027 Die wenigen alten Individuen wurden wahrscheinlich für die Zucht eingesetzt (Abb. 121b; 225b).1028 Die Vermutung, dass unter ihnen wesentlich mehr Sauen als Eber vertreten sind, wird anhand der vorliegenden Daten bestätigt (Abb. 226). Hinweise auf einen «Export» von Schlachtvieh, besonders der für die Aufrechterhaltung des Zuchtbestandes nicht mehr benötigten jungen, männlichen Tiere z. B. in die ab dem späten 11. Jahrhundert aufstrebende Stadt Schaffhausen, fehlen im Tierknochenmaterial von Berslingen. Bei den kleinen Wiederkäuern ist in fast allen Phasen ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis von jüngeren (bis ca. 2 Jahre) und älteren Tieren (über 2 Jahre) festzustellen (Abb. 121c; 225c). Lediglich in den frühen Phasen 1 und 2a überwiegen, bei allerdings insgesamt wenigen Daten, die adulten Tiere deutlich. Der hohe Anteil alter und sehr alter Tiere (stark abgekauter 3. Molar) unter den adulten Individuen weist darauf hin, dass diese nicht vorrangig zur Fleischproduktion gehalten wurden, sondern wahrscheinlich die Milch- und Wollnutzung im Vordergrund stand. Die wenigen geschlechtsbestimmten Skelettteile (Metapodien, Hornzapfen) lassen keine weitergehenden Interpretationen zu (Abb. 227). Unter den Hühnern überwiegen die adulten gegenüber den jüngeren Tieren im Verhältnis 7:1. Hähne sind, bei allerdings recht wenigen geschlechtsbestimmbaren Stücken, ungefähr doppelt so häufig nachgewiesen wie Hennen (Abb. 227). Während die adulten Hähne der Zucht und, zusammen mit den Junghühnern, wohl hauptsächlich der Fleischgewinnung dienten, dürfte es sich bei den adulten Hennen vor allem um Legehennen gehandelt haben.1029 Insgesamt zeigen sich in den einzelnen Gruben deutliche Unterschiede in der Alterszusammensetzung der Tierarten (Abb. 122; 228). Reste von überwiegend jungen Tieren, das heisst

Abb. 119: Skelettteilverteilung des Hausschweins, basierend auf der relativen Gewichtsdifferenz zur gemittelten Skelettteilverteilung dreier rezenter Vergleichstiere (Nulllinie).

Abb. 120: Skelettteilverteilung der Schafe/Ziegen (zusammengefasst), basierend auf der relativen Gewichtsdifferenz zur gemittelten Skelettteilverteilung dreier rezenter Vergleichstiere.

169


Phase 4-5

Grube 5/Ph. 4-5

Phase 4

Grube 11/Ph. 4

Phase 3-4

Grube 12/Ph. 4

Phase 2b-4

Subadult u. jünger (<3 J.) Adult (>3 J.)

Phase 3a Phase 2b Phase 2a

Grube/Strat. Einheit

Grube 27/Ph. 4

Phase 3b

Grube 29/Ph. 3b Grube 19/Ph. 3b

Subadult u. jünger Adult

Grube 15/Ph. 3 Grube 38/Ph. 2b/3b Grube 46/Ph. 2b

Phase 1

Grube 35/Ph. 2b

Phase 1-5

Grube 6/Ph. 2a

Lesefunde

Grube 20/Ph. 1 0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

0

a

n

20

40

60

80

100

120

140

n

Phase 4-5

Grube 5/Ph. 4-5

Phase 4

Grube 11/Ph. 4

Phase 3-4

Grube 12/Ph. 4

a

Phase 2b-4

Subadult u. jünger (<2 J.) Adult (>2 J.)

Phase 3a Phase 2b Phase 2a

Grube/Strat. Einheit

Grube 27/Ph. 4

Phase 3b

Grube 29/Ph. 3b Grube 19/Ph. 3b

Subadult u. jünger Adult

Grube 15/Ph. 3 Grube 38/Ph. 2b/3b Grube 46/Ph. 2b

Phase 1

Grube 35/Ph. 2b

Phase 1-5

Grube 6/Ph. 2a

Lesefunde

Grube 20/Ph. 1 0

20

40

60 n

80

100

0

120

10

20

30 n

b

Phase 4-5

Grube 5/Ph. 4-5

Phase 4

Grube 11/Ph. 4

40

50

60

b

Grube 12/Ph. 4 Subadult u. jünger (<2 J.) Adult (>2 J.)

Phase 3b Phase 2b-4 Phase 3a Phase 2b Phase 2a

Grube 27/Ph. 4 Grube/Strat. Einheit

Phase 3-4

Grube 29/Ph. 3b Grube 19/Ph. 3b

Subadult u. jünger Adult

Grube 15/Ph. 3 Grube 38/Ph. 2b/3b Grube 46/Ph. 2b

Phase 1

Grube 35/Ph. 2b

Phase 1-5

Grube 6/Ph. 2a

Lesefunde

Grube 20/Ph. 1 0

10

20

30

40 n

50

60

70

c

Abb. 121: Altersspektrum a) der Rinder, b) der Schweine, c) der Schafe/ Ziegen in den verschiedenen Phasen (Altersbestimmung nach Zähnen und postcranialem Skelett zusammengefasst).

170

0

5

10

15

20 n

25

30

35

40

c

Abb. 122: Altersspektrum a) der Rinder, b) der Schweine, c) der Schafe/ Ziegen (Altersspektrum nach Zähnen und postcranialem Skelett zusammengefasst) in Grubenkomplexen mit mehr als 100 Knochenfragmenten (Ausnahme: Grube 20, n = 97).


Speisereste gehobener Qualität, finden sich beispielsweise in den Gruben 38 und 29 (vor allem junge Rinder und Schafe/Ziegen) sowie in der Grube 27 (überdurchschnittlich viele Reste von jungen Schweinen). Betrachtet man in diesem Zusammenhang auch den ungewöhnlich hohen Wildtieranteil der Grube 35, so zeichnet sich eine Konzentration von Strukturen mit Resten überwiegend qualitätvoller Nahrung im südwestlichen Teil der Siedlung ab.

Weitere Untersuchungen Schlacht- und Zerlegungsspuren Beim Schlachten, Zerlegen und Portionieren des Tierkörpers können charakteristische Spuren an den Knochen entstehen. Ihre Lage und Ausprägung geben Hinweise zur Schlachttechnik und zur Schlachtkörperausnutzung. Bei den untersuchten Tierarten Rind, Schwein und Schaf/Ziege überwiegen jeweils die mit einem Spalter oder Beil ausgeführten Hackspuren gegenüber den feineren Schnittspuren. Die Hackspuren finden sich vor allem an Rippen, welche im vorliegenden Material zu portionsgerechten 10 –15 cm langen Stücken («Rippli», «Koteletts») verarbeitet wurden. Von der optimalen Ausnutzung auch des Kopfes (Schnürli, Bäckli, Zunge, Hirn) zeugen darüber hinaus die häufigen Hack- und Schnittspuren am Schädel und Unterkiefer des Hausschweins. Schnittspuren finden sich bei den untersuchten Tierarten vor allem an den Gelenkenden der Langknochen. An diesen Stellen konnte durch das Durchtrennen der Sehnen und Bänder der Tierkörper leicht und relativ schnell zerlegt werden. Interessanterweise sind keine Schlacht- bzw. Zerlegungsspuren an den Pferde- und Eselknochen nachweisbar. Dies deutet darauf hin, dass die Pferde bzw. Esel nicht oder nicht im selben Masse wie Rinder, Schweine und Schafe/ Ziegen zur Fleischversorgung der Bewohner von Berslingen genutzt wurden. Brand- und Bratspuren Spuren, die durch Feuereinwirkung bei der Zubereitung des Fleisches (Bratspuren) oder sekundär am Knochen (Brandspuren) entstanden sind, finden sich relativ selten. Verkohlte und kalzinierte Fragmente sind in nennenswertem Umfang nur in den Fundkomplexen 12 und 15 des Grubenhauses 57 (Phase 3 – 4) belegt. Das Grubenhaus wurde durch einen Brand zerstört und enthält als archäologisches Fundmaterial u. a. eine grosse Anzahl von feuergehärteten Webgewichten.1030 Tierknochenfragmente mit Bratspuren befinden

sich ausschliesslich in den Gruben 38 und 3 der Phase 2b – 4. Ihre sehr geringe Anzahl ist möglicherweise ein Hinweis darauf, dass Fleisch überwiegend durch Kochen und nicht durch Schmoren/Grillen über dem offenen Feuer zubereitet wurde. Pathologien und Anomalien Insgesamt sind relativ wenige krankhaft veränderte Knochen im Material von Berslingen vorhanden. Sie beschränken sich auf verheilte Frakturen vor allem an Rippen von Rindern und Schweinen, Zahnanomalien am Unterkiefer und Veränderungen der Vorderfussknochen beim Rind infolge von Arbeitsüberlastungen (Abb. 229). Der Bruch einer Fibula des Hausschweins könnte darüber hinaus in Zusammenhang stehen mit einem Anbinden des Hinterbeins oberhalb des Sprunggelenks («Tüdern»). Osteometrie, Widerristhöhen Auf eine Massauswertung soll an dieser Stelle zugunsten einer kurzen Vorstellung der Widerristhöhenberechnungen bei Rindern und Schafen/ Ziegen verzichtet werden.1031 Insgesamt konnten an den vollständig erhaltenen Rinder-Metapodien aus den früh- und hochmittelalterlichen Phasen vier Widerristhöhenberechnungen durchgeführt werden (Abb. 230). Sie ergeben für die Kühe Werte von ca. 113 cm und ca. 119 cm und für die Rinder unbestimmten Geschlechts Werte von ca. 113 cm und 118 cm. Dabei ist eine tendenzielle Grössenabnahme der Rinder von den frühen zu den späteren Siedlungsphasen zu beobachten.1032 Widerristhöhen von wenig über 1 m weisen in der heutigen Zeit nur noch einige alte Landrassen wie z. B. die in den höheren Lagen des Schwarzwaldes und in Teilen der Schweiz beheimateten Hinterwälderrinder auf (Abb. 123). Die durchschnittliche Widerristhöhe für das Schaf beträgt ca. 58 cm (drei Werte) und liegt damit niedriger als bei den Schafen in SchleitheimBrüel (70,9 cm und 58,3 cm).1033 Für die Ziege konnte ein Wert von 64 cm ermittelt werden. Im Vergleich zu heutigen alten Nutztierrassen ist damit ein kleines Individuum belegt.

Zusammenfassung Bei den untersuchten Tierknochen aus der frühund hochmittelalterlichen Wüstung Berslingen (spätes 6.–12. Jahrhundert) handelt es sich um 4228 Fundstücke mit einem Gesamtgewicht von ca. 43 kg. Sie stellen Schlacht- und Speiseabfälle der früheren Bewohner der Siedlung dar und 171


Abb. 123: Hinterwälderkuh mit Kalb. Diese alte Haustierrasse ist heute noch im Hochschwarzwald und im Schweizer Jura verbreitet.

172

stammen bis auf wenige Ausnahmen aus 50 relativ gut datierbaren Grubenkomplexen aus fünf verschiedenen Siedlungsphasen. Das Tierknochenmaterial ist mittelmässig erhalten und zum Teil stark fragmentiert. Der hohe Anteil an rezent gebrochenen Kanten ist jedoch ein deutliches Zeichen dafür, dass ein Teil der Knochen erst beim Transport beziehungsweise während der langen Lagerungszeit zerbrochen ist. Dennoch liegt die Bestimmbarkeit mit ca. 73% im Rahmen der Werte, die auch in anderen Knochenkomplexen aus mittelalterlichen Mineralbodensiedlungen erreicht werden. Ausser der Hauskatze sind alle im Mittelalter bedeutenden Haustierarten nachgewiesen. Unter den wenigen Wildtierfunden dominiert der Rothirsch. Das Rind war zusammen mit dem Schwein das für die Fleischversorgung wichtigste Haustier. Nach Ausweis der Alters- und Geschlechtsverteilung lagen die Nutzungsschwerpunkte bei Rindern, Schafen und Ziegen auf den «Sekundärprodukten» wie Arbeitsleistung, Milch- und Wollproduktion. Das Pferd und der ab dem 11. Jahrhundert nachweisbare Esel wurden in erster Linie als Zug-, Trag- oder Reittier eingesetzt. Im Tierartenspektrum kann eine tendenzielle Zunahme der Rinderanteile bei gleichzeitiger Abnahme der Schweineanteile im Verlaufe der 600-jährigen Besiedlung festgestellt werden. Eventuell hängt diese Veränderung mit der Intensivierung der Landwirtschaft, der Ausweitung der Ackerflächen und dem damit verbundenen erhöhten Bedarf an Arbeitstieren im Hochmittelalter zusammen. Eine Konzentration von Resten qualitätvoller Nahrung einer eventuell gehobenen Bevölkerungsschicht kann im südwestlichen Teil der Siedlung festgestellt werden. In diesem Siedlungsabschnitt liegt auch die Grube 35, welche mit einem ungewöhnlich hohen Wildtieranteil von ca. 20% deutlich aus dem Rahmen fällt.


Die Bevölkerung von Berslingen – Anthropologische Untersuchung der Gräber Bruno Kaufmann Die Bestattungen Aus den Grabungen 1968 und l969 standen insgesamt 263 Skelette zur Verfügung (Tabelle S. 340ff.), die aus 216 Gräbern stammen.1034 Unter Einbezug der bestimmbaren Streufunde erhöhte sich die Anzahl der nachgewiesenen Individuen auf rund 300 Personen.1035 Die Bestattungen gehören in die Zeit von 800 bis etwa 1100 n. Chr.1036 Ging ich bei der Erstpublikation anhand der Gräberpläne noch von einer Zweiteilung des Friedhofes in eine Nord- und eine Südgruppe aus, kann diese Gliederung nach der neuerlichen Bearbeitung nicht gehalten werden.1037 Was von mir als Weg zwischen den Gräberabschnitten gedeutet worden ist, scheint vielmehr eine grabungsbedingte Freizone zu sein (Beil. 4). Dazu passt sehr gut die damalige anthropologische Folgerung, dass zwischen den Bestattungen der beiden «Zonen» bei den Bestattungen keinerlei Unterschiede erkennbar sind.1038 Bei allen Gräbern handelt es sich um einfache Erdgruben, in welche die Toten gelegt worden sind (Abb. 124). Eine Kennzeichnung des Grabes lässt sich praktisch nie nachweisen; auch aufwendigere Grabbauten sind nicht belegt. Nur einmal lassen Verfärbungen auf ein Totenbrett oder auf einen Sarg schliessen. Eine Bekleidung der Toten ist nicht erkennbar, dagegen deutet die enganliegende Haltung des Rumpf- und Armskelettes in drei Fällen (Gräber 17, 123 und 201) auf ein sehr straff gewickeltes Leichentuch hin. Beinahe alle Bestattungen sind geostet (Kopf im Westen, Füsse im Osten) und in gestreckter Rückenlage bestattet worden (Abb. 53, Beil. 4), wie dies im alamannisch/germanischen Raum ja bis ins 9./10. Jahrhundert hinein die Regel war. Umgekehrt orientiert, also gewestet (Kopf im Osten, Füsse im Westen) sind fünf Bestattungen (Kindergräber 54 und 190; Erwachsenenbestattungen 114, 159 und 169). Als einzige Bestattung liegt das Kindergrab 84 in Nord-(Kopf)-Süd (Beine)-Richtung. Nicht mit gestreckten, sondern mit angezogenen Beinen bestattet («Hockerbestattungen») sind die Toten aus den Gräbern 40 (Abb. 126), 105 und 212 (Rückenlage). In halbseitlicher, aber gestreckter Lage wurde in Grab 113 bestattet. Mit Ausnahme der Bestattung 159 (eher männliche Person) sind die übrigen abweichend bestat-

teten Personen entweder Frauen oder Kinder und liegen vorwiegend am Rande des Bestattungsareals. Möglicherweise handelt es sich bei diesen «Aussenseitern» um Personen, die sich etwas zuschulden kommen liessen oder die nicht richtig in die Gemeinschaft integriert waren. Beweisen lässt sich dies natürlich nicht. Auffallend bei den Bestattungen von Berslingen ist oft die Anwesenheit von zusätzlichen isolierten Schädeln. So war Grab 164 von drei Schädeln umgeben, die Bestattung 97 war beidseitig von sieben zusätzlichen Schädeln umgeben (Abb. 125). Postkraniale Skelette ohne Schädel wurden anderseits kaum festgestellt. Bezüglich des postkranialen Skelettes sind dagegen die zahlreichen alt gestörten Bestattungen auffallend, bei welchen bestimmte Körperregionen vollständig oder teilweise fehlen.

Abb. 124: Alle Gräber in Berslingen waren einfache Erdgruben, in welche die Toten gelegt wurden. Im Bild Grab 50, mit Knochentumor am rechten Unterschenkel (Abb. 136). Beinahe alle Toten sind in gestreckter Rückenlage bestattet worden, den Kopf im Westen, die Füsse im Osten.

173



Geschlechtsverteilung Die Geschlechtsbestimmung schien im ersten Durchgang sehr eindeutig zu sein; erst bei der gründlichen Analyse zeigten sich einige Problemfälle. So war der Sulcus praeauricularis des Hüftbeines (eine Rinne unterhalb des Iliosacralgelenkes) der als eindeutig weibliches Merkmal gilt, auch bei eindeutig weiblichen Bestattungen oft nicht ausgebildet, dagegen wurde er bei Männern, bei denen er nicht vorkommen sollte, nicht selten beobachtet. Wenn wir nur die geschlechtsmässig bestimmbaren Personen einbeziehen, stellen wir in Berslingen einen leichten Frauenüberschuss fest (52% Frauen, 48% Männer). Ein solcher ist in der Antike und im Mittelalter zwar eher selten, kann aber doch gelegentlich festgestellt werden. Da aber nur 124 von 263 Bestattungen geschlechtsmässig bestimmbar waren, darf diesem Umstand keine grosse Bedeutung zugesprochen werden. Möglicherweise ist ein Teil der fehlenden Männer bei den Personen (noch) unbestimmten Geschlechtes zu finden.

Demographische Befunde Mittlere Lebenserwartung Die mittlere Lebenserwartung eines Neugeborenen lag mit 30,8 Jahren etwa zwei Jahre tiefer als in der übrigen Schweiz des 1. Jahrtausends. Wenn wir jedoch das Sterbealter für die Personengruppen berechnen, die das 20. Lebensjahr erreicht haben, liegen die Männer mit 50 Jahren eher an der Obergrenze, die Frauen mit knapp 42 Jahren dagegen eher an der Untergrenze der Zeitgenossen. Eine Interpretation dieses Befundes ist extrem schwierig, sicher ist er durch den überdurchschnittlich hohen Frauenanteil mitbedingt. Bei den erwachsenen Frauen könnte man eventuell an eine Doppelbelastung durch zahlreiche Geburten (Kindersterblichkeit 40 %) und Feldarbeit denken; letztere müsste aber auch bei den Männern deutliche Spuren hinterlassen haben (Abb. 127).

Mittlere Lebenserwartung – eines Neugeborenen – eines Erwachsenen (20jährig)

Abb. 126: Nicht mit gestreckten, sondern mit angezogenen Beinen bestattet («Hockerbestattung») war die Tote in Grab 40. Sie lag auf der rechten Körperseite. Der Grund für diese Abweichung in der Bestattungssitte ist unbekannt. Das gleiche gilt für die Armhaltung, die einer weinenden oder einer augenbedeckenden Person entspricht.

Abb. 127: Die mittlere Lebenserwartung der Berslinger.

30.8 Jahre 45.9 Jahre

n = 219 n = 139

Mittlere Lebenserwartung geschlechtsbestimmter Personen: – einer eher weiblichen Person 34.3 Jahre n=3 – einer sicher weiblichen Person 41.9 Jahre n = 59 – aller Frauen 41.6 Jahre n = 62 – einer eher männlichen Person – einer sicher männlichen Person – aller Männer

44.2 Jahre 50.7 Jahre 50.1 Jahre

n=5 n = 50 n = 55

Alters- und Geschlechtsverteilung, Überlebensordnung Aus den Daten (Abb. 128) geht hervor, dass rund 40% der Neugeborenen das 20. Lebensjahr nicht erreicht haben. Die Hauptsterblichkeitsperiode lag dabei bei den Säuglingen und Kleinkindern unter drei Jahren. Dieser Anteil ist extrem hoch und lässt auf relativ schlechte Lebensbedingungen schliessen. Erwartungsgemäss sind bei den Adulten (wie schon bei den Jugendlichen) die Frauen wesentlich stärker vertreten als die Männer; als Ursache dürften hier die Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt erwähnt werden. Dagegen nimmt die Sterblichkeit der Männer nach dem 40. Lebensjahr deutlich zu und geht fast linear ins Greisenalter über. Frauen, die das 40. Lebensjahr erreichten, hatten dann aber annähernd die gleichen Überlebenschancen wie die Männer.

Abb. 125 (linke Seite): Südlich der Kirche war die Dichte der Bestattungen im chornahen Bereich am grössten. Hier liegen zahlreiche Störungen und Überschneidungen vor. Grab 107 stört Grab 103 und ist vom Rumpf eines weiteren Grabes überlagert, während Bestattung 97 von sieben zusätzlichen Schädeln umgeben ist.

175


Körpergrösse Die mittlere Körpergrösse der 100 erfassbaren ausgewachsenen Personen lag bei 165.2 cm bei einer Variationsbreite von 150 bis 180 cm. Die 41 Männer erreichten knapp 170 cm (169.9) bei einer Variation von 163 bis 180 cm, die Werte der 51 Frauen liegen bei 160.6 cm (Mittelwert) bei einer Variation von 150 bis 167 cm.

Abb. 128: Alters- und Geschlechtsverteilung der Berslinger.

Altersstufe

Geschlecht M

m

Tot.

F

f

Tot

indet

Total

- Infans I

* –06

--

--

--

--

--

--

54

54

- Infans II

07–14

--

--

--

--

1

1

26

27

- Jugendliche

15–20

1

1

2

6

--

6

3

11

- nicht erw.

* –20

--

--

--

--

--

--

9

9

- Adult

21–40

6

--

6

18

1

19

--

25

- Matur

41–60

26

3

29

20

-

20

17

66

- Senil

61– +

15

1

16

9

1

10

2

28

- erwachsen

21– +

3

1

4

2

1

3

29

36

Total

*–+

51

6

57

55

4

59

140

256

M, F m, f ind., indet. 176

Jahre

Auffallend an diesen Daten ist, dass die Männer annähernd die Mittelwerte der Germanen erreichen, während die fast 10 cm niedrigere Körperhöhe der Frauen eher im Bereich der Romaninnen liegt und etwa 3 bis 4 cm zu gering ist für germanische Frauen. Diese Interpretation wird bestätigt durch die Tiefstwerte, die bei den Männern 163 cm erreichen, bei den Frauen aber bei 150 cm liegen.

sicher Mann, Frau eher Mann, Frau nicht bestimmbar

* Geburt + Tod


Abb. 129: Zeichnerische Rekonstruktion einer Frau (Grab 53) und eines Mannes (Grab 59) aus Berslingen; je Frontal- und rechte Seitenansicht. Dr. G. Skultéty, Basel.

Metrische Befunde Anhand der metrischen Daten zeigen sich einige Eigenheiten der Berslinger Bevölkerung.1039 Dazu gehört die grosse Oberhöhe des Hirnschädels bei gleichzeitiger sehr geringer Höhe der Schädelbasis, was auf eine starke Entwicklung des Grosshirnes hinweist. Möglicherweise steht auch die geringe Höhenentwicklung des Unterkiefers in direkter Verbindung zur niedrigen Schädelbasis. Weitere Eigenheiten sind die extrem schmalen Augenhöhlen (Orbitae) bei den Männern und eine starke Überhöhung des Obergesichtes bei den Frauen. Im Vergleich zum männlichen ist der weibliche Hirnschädel relativ breiter bei grösserem Umfang, die Oberhöhe ist aber leicht niedriger. Der männliche Hirnschädel erscheint als lang/schmal (dolichocran) und niedrig; der weibliche Schädel ist dagegen ausgewogen (mesocran: mittellang und mittelbreit) bei mittlerer Schädelhöhe. Der weibliche Gesichtsschädel unterscheidet sich vom männlichen durch eine geringere Nasenhöhe und einen kürzeren und schmaleren Oberkiefer; Schädel, Ober- und Untergesicht sind in den Proportionen ausgewogen; bei den Männern dagegen erscheinen Obergesicht und Unterkiefer als relativ breit zum Hirnschädel. Das Aussehen der Berslinger soll durch zwei zeichnerische Gesichtsrekonstruktionen dargestellt werden (Abb. 129). Am postkranialen Skelett finden wir bei den Männern ausgewogene Proportionen von Rumpf, Armen und Beinen; bei den Frauen sind die

Unterschenkel leicht verkürzt (2 cm). Möglicherweise handelt es sich hier aber nicht um eine echte, sondern nur um eine rechnerische Verkürzung des Unterschenkels, die durch eine ungünstige Probandenauswahl der Referenzserie (Bach 1965) bedingt ist.

Nichtmetrische Befunde Im Rahmen der Neudurchsicht wurden alle Individuen nach anatomischen Varianten (auch als epigenetische Merkmale oder als Diskreta bezeichnet) untersucht, wobei wir einer Tradition seit l982 folgend, rund 120 Merkmale pro Skelett beurteilten. Trotz des grossen Zeitaufwandes – je nach Vollständigkeit eines Skelettes je 15 bis 30 Minuten – kamen nur wenige auswertbare Befunde zum Vorschein. So waren am Hirnschädel bei 10 Personen die Stirnmittelnaht nicht verschlossen (Metopie); fünf Schädel waren extrem dickwandig, drei andere besassen äusserst dünne Schädelwände. Als wichtigstes Merkmal bei den Berslinger Schädeln kann das Auftreten einer Sutura mastoideosquamosa, einer Längsnaht im Mastoidfortsatz des Schläfenbeines, angesehen werden. Diese Naht, die normalerweise schon bei der Geburt oder kurz darnach verwachsen ist, war in einigen wenigen Fällen noch vollständig offen, sodass das Mastoid aus zwei getrennten Knochen bestand (Abb. 130). Das Merkmal kommt äusserst selten vor; in der Schweiz sind mir bisher nur Fälle aus dem rätischen Bevölkerungsgebiet 177


Abb. 130: Schädel 85 mit durchgehender Sutura mastoideosquamosa des rechten Schläfenbeines. 1 Rechte Schädelansicht des Hirnschädels. 2 Isoliertes Schläfenbein. Hinterer (linker) Abschnitt leicht defekt.

Einheitlichkeit der Bevölkerung

1

Anhand der metrischen und nichtmetrischen Befunde wurde versucht, die innere Gliederung der Berslinger Bevölkerung besser zu fassen. Trotz des grossen Aufwandes konnten aber keine gemeinsamen Strukturen erkannt werden; so waren z. B. die zwei Männer (Gräber 5 und 202), die metrisch aus der Reihe fielen, bei den nichtmetrischen Befunden überhaupt nicht auffällig. Von den vier metrisch abweichenden Frauen (Gräber 41, 48, 85 und 87) wurde gerade bei Grab 85 ein Rest der Sutura mastoideosquamosa gefunden; bei allen übrigen Merkmalen war auch bei den Frauen keine Übereinstimmung anzutreffen. Es ist daher davon auszugehen, dass sich die Berslinger Bevölkerung kaum mit fremden Elementen vermischt, sondern sich weitgehend unter sich oder mit Vertretern aus (genetisch sehr ähnlichen) Nachbardörfern verehelicht hat.

Die Bevölkerung von Berslingen im räumlich-zeitlichen Vergleich

2

Abb. 131: Fossa Allen, rechter Femurhals (Grab 53).

178

bekannt, so z. B. aus Mels SG oder aus Haldenstein GR (beide noch nicht publiziert). Bei den Berslingern war die Naht – wenigstens teilweise – noch bei 25 Personen (rund 10% der Bevölkerung) erkennbar; das Vorhandensein darf als Hinweis auf eine Verwandtschaft gelten. Die übrigen Merkmale – etwa das Auftreten eines Inkabeines oder die Ausbildung eines abstehenden Hinterhauptes («Chignon») waren eher selten und geben kaum Hinweise auf eine Verwandtschaft. Auch am postkranialen Skelett waren nur wenige Merkmale ausgeprägt, die für eine weiterführende Analyse gebraucht werden konnten. So war bei drei Personen am Kreuzbein der Wirbelbogen unverschlossen (Spina bifida). Bei 13 Individuen war am distalen Oberarmgelenk einoder beidseitig eine Öffnung ausgebildet (Foramen supratrochleare Humeri). 13 Bestattungen hatten auch einen scharf umgrenzten, mit vielen Gefässen versorgten Bereich am Oberschenkelhals (Fossa Allen, Abb. 131) aufzuweisen. Einen zusätzlichen Höcker am Oberschenkel (Trochanter tertius) fanden wir dreimal. Eine Fossa des Musculus soleus wurde einmal an den Oberschenkeln und einmal an den Fibuln gefunden. An der Tibia war sie relativ häufig anzutreffen, obwohl sie auch dort gesamtschweizerisch nur sehr selten beobachtet werden kann.

Die metrischen Daten von Berslingen wurden mit den entsprechenden Werten von sechs schweizerischen Fundstellen und mit sechs Mittelwertserien verglichen, die sich zeitlich von der Latènezeit an (Kelten nach Klug 1984 und Cornaux NE nach Sauter 1986) über die römische Zeit (Mittelwerte nach Schwidetzky/Rösing 1975; Pratteln nach Kaufmann 1988) und das Frühmittelalter (Mittelwerte Rösing/Schwidetzky 1977; Alamannen und Burgunder nach Gombay 1976; Franken nach Bay 1976; Bonaduz, vorwiegend Germanen, nach Brunner 1972 und Ried-Mühlehölzli, Romanen, nach Kaufmann/ Schoch 1983) hinziehen. Das Mittelalter ist durch die Serien von Gombay (Schweizer Mittelwerte, vorwiegend aus der Bielerseegegend nach Hug) und von Ferenbalm BE (Seeland) vertreten.1040 Die besten Übereinstimmungen finden wir dabei mit den germanischen Serien (Mittelwerte Frühmittelalter, Franken und Bonaduz) und den


Mittelalterserien, während die Kelten und die Romanen nur gelegentliche Einflüsse erkennen lassen. Für einen nur geringen Einfluss der Keltoromanen sprechen auch das Fehlen der Bestattungen mit dem «disharmonischen Körperbau», die normalerweise etwa 5–10 % der romanischen Bestattungen ausmachen (und in Berslingen nur durch die Bestattung 33 vertreten ist) sowie die relativ geringe Zahl der dickwandigen Schädel, die bei den Keltoromanen sehr häufig auftreten. Die «fremdländischen» Einflüsse, die sich bei den Frauenbestattungen stärker bemerkbar machen als bei den Männern, finden ihre Erklärung möglicherweise in einem rätischen Substrat. Dafür spricht besonders das gehäufte Erscheinen von Schädeln mit der Sutura mastoideoquamosa, das mir bisher nur aus dem rätischen Siedlungsgebiet bekannt ist. Als weitere Indizien können die niedrige Schädelbasis und die grosse Variationsbreite des Obergesichtes angeführt werden; beide Merkmale sind aber noch zu wenig untersucht, da bisher kaum gesicherte Bestattungen aus dem rätischen Kulturraum vorliegen. Es ist mir auch nicht bekannt, ob sich bisher rätische Kulturelemente im rechtsrheinischen Gebiet der Ostschweiz und Baden-Württembergs archäologisch nachweisen liessen. Generell passt die Berslinger Bevölkerung jedenfalls gut in den lokalen frühmittelaterlichen alamannischen Siedlungsraum, wie dies besonders der noch deutlich lang-schmale (dolichocrane) Bau des Hirnschädels nahelegt. Die Daten – besonders die Schädelhöhe – sind allerdings nicht mehr so einheitlich wie bei der klassischen Reihengräberbevölkerung, da bei einer Siedlungsdauer von etwa 400 Jahren durchaus einige lokale Entwicklungen entstehen können und zudem auch Erbgut der autochthonen, lokalen Restbevölkerung einfliessen kann.

Paläopathologische Befunde Skelettreste sind in der Regel das ungeeignetste Material zur Diagnose von Krankheiten; in der historischen Anthropologie stellen sie aber normalerweise die einzige Befundgruppe dar, die zur Erkennung von Krankheiten zur Verfügung steht. Es dürfte daher klar sein, dass wir von der paläopathologischen Untersuchung der Knochen her nur einen verschwindend kleinen Teil aller körperlichen Leiden und Gebrechen fassen können. Die hier vorliegenden Befunde gehen weitgehend auf die Diagnosen zurück, die wir von Prof. Dr. S. Scheidegger (l903 –1989) erhalten haben. Der schnelle Fortgang der Paläopathologie machte es aber nötig, sämtliche Individuen neu zu sichten und die Diagnosen anzupassen. In manchen

Fällen konnten auch neue krankhafte Befunde erkannt werden; in wichtigen Fällen sind die Diagnosen im Text miteinbezogen, die übrigen Befunde sind nur in der Tabelle im Anhang S. 340ff. aufgeführt. In manchen Fällen konnten wir zur besseren Abklärung auch auf Röntgenaufnahmen zurückgreifen, die wir in unserem Institut angefertigt haben. Arthrosen – degenerative Erkrankungen Die Bevölkerung von Berslingen weist überdurchschnittlich viele arthrotische Veränderungen des Skelettsystemes auf, wobei Spondylosen, Spondylarthrosen und Arthrosen der grossen Gelenke etwa gleich zahlreich vertreten sind. Mittlere und schwere Arthrosen treten in Berslingen in wesentlich jüngeren Lebensjahren auf (oft schon vor dem 30. Lebensjahr) als an andern vergleichbaren Orten; zudem sind Frauen stärker betroffen als Männer: 13 der 21 schweren Arthropathien wurden an weiblichen Skeletten festgestellt. Als Ursache möchte ich harte körperliche Arbeit ansehen – wohl Feldarbeit – doch kann auch eine bestimmt erbliche Prädisposition nicht ausgeschlossen werden. Mangel- und Fehlernährung Cribra Unter Cribra verstehen wir eine durch porengrosse Löcher veränderte Knochenoberfläche; am häufigsten finden wir sie im Dach der Augenhöhle (Cribra orbitalia) oder auf den Scheitelbeinen, meist im Bereich der Scheitelbeinhöcker (Cribra parietalia). Normalerweise werden sie mit Eisenmangel in Verbindung gebracht; auch in Berslingen dürfte dies zugetroffen sein, finden wir die zehn Fälle von Cribra orbitalia und die vier Fälle von Cribra parietalia doch fast nur bei Frauen und Kindern. Stomatologische Untersuchungen Der Erhaltungszustand der Berslinger Zähne und Kieferknochen wurde als Dissertation am zahnärztlichen Institut der Universität Basel begutachtet (Blum l976). Nach diesen Untersuchungen lag die Kariesfrequenz (Anzahl der kariösen Zähne) bei 32,7%; die Morbidität (Anzahl der Gebisse mit mindestens einem kariösen Zahn) bei 81%. Bis zum 30. Lebensjahr waren fast nur Fissuren- und Kontaktpunktkaries feststellbar; später kam noch die Zahnhalskaries dazu. Am stärksten befallen waren die Molaren (Abb. 132), die Schneidezähne sind am wenigsten betroffen. Rund 83% aller Personen litten unter Parodontose.

179


Abb. 132: Oberkiefer mit starker Karies im Bereich des rechten 3. Molaren und einem osteolytischen Prozess im Wurzelbereich. Verlust der linken M2/3 und beginnender Verschluss der Alveolen. Grab 59.

Sehr stark vertreten ist auch die Milchzahnkaries. Bei den Kleinkindern liegt die Frequenz bei 7,3%, nimmt ab dem 7. Lebensjahr aber stark zu und erreicht bis zum 14. Lebensjahr fast 40%. Dies ist umso erstaunlicher, als bei den süddeutschen Kindern Milchzahnkaries kaum bekannt ist.1041 Schmelzdefekte An mindestens 28 Gebissen konnten Schmelzdefekte nachgewiesen werden, deren Ursache am ehesten auf einen Mineralsalzmangel während der Kindheit zurückgeführt werden kann. Von den Betroffenen starben etwa zwei Drittel im Kindesalter; nur ein Drittel erreichte das Erwachsenenalter. Mit einem Anteil von über 10% liegen die Berslinger auch diesbezüglich weit über dem Schweizer Durchschnitt. Mangelerscheinungen am postkranialen Skelett Wachstumsstörungen lassen sich ausser am Schädel und an den Zähnen auch am postkranialen Skelett nachweisen. In den Langknochen – besonders an den Tibien und – etwas weniger – an den Femora und den Armknochen – können sie im Röntgenbild als Verdichtungen festgestellt werden (sog. Harris-Linien). Da wir aus Kostengründen auf eine systematische Röntgenuntersuchung der Tibien verzichteten, können wir keine diesbezüglichen Aussagen machen.

Abb. 133: Osteomyelits (Knochenmarkentzündung) der oberen Tibiahälfte und des Fibulaschaftes von Grab 75. Aufnahme von dorsal.

Rachitis Bei fünf Skeletten konnten an den Oberschenkelknochen typische Anzeichen einer Rachitis erkannt werden. Ursache dieser Knochenveränderung ist ein Vitamin D-Mangel; für diese Diagnose sprechen auch zahlreiche Zahnschmelzhypoblasien, deren Ursache häufig auch in einem Vitamin D-Mangel zu suchen ist. Entzündliche Prozesse

Abb. 134: Entzündlicher Prozess des linken prox. Ellengelenkes (Grab 78, zum Vergleich ein gesundes Gelenk).

180

Osteomyelitis, Knochenmarksentzündungen Erstaunlich häufig finden wir unter dem Skelettmaterial von Berslingen Fälle von Osteomyelitis. In leichtem Zustand wurde sie bei 27 Skeletten entdeckt, an sechs weiteren in mittelschwerer und an einem Skelett (Grab 50) in schwerer Ausbildung mit Sequesterbildungen (Abb. 133). Betroffen sind vor allem Tibien und Fibuln, dann die Femora und schliesslich noch die Unterkiefer. Da keine äusserlichen Verletzungen festgestellt werden konnten, dürfte es sich bei den Langknochen um die bakteriell (bes. Staphylococcus aureus) verursachte Form handeln. Die Osteomyelitis der Unterkiefer scheint auf einen Befall durch Keime mit reduzierter Virulenz zurückzuführen sein; diese als «Osteomyelitis sicca» bezeichnete Form führt nicht zu Eiterbildung.


Ausser diesen Fällen von Osteomyelitis sind zahlreiche Nachweise von Knochenhautentzündungen (Periostitis) gemacht worden; ihre Lokalisierung liegt meist auf der Tibia, gefolgt von Fibula und Femur. Weitere entzündliche Prozesse konnten an der Elle (Abb. 134) und an den Hand- und Fusswurzelknochen gefunden werden.

Abb. 135: Gut verheilte Hiebverletzung am Stirnbein (Grab 6). Der Hieb streifte die Schädeldecke nur, drang aber nicht bis ins Schädelinnere ein. Es kann sich hierbei um eine Kriegsverletzung oder aber auch um einen Unfall handeln.

Übrige pathologische Befunde Knochenbrüche sind in Berslingen extrem selten. Betroffen ist dreimal der Radius («Parierbrüche»), die Ulna ist nie miteinbezogen. Die übrigen Bruchstellen an Schlüsselbein, Schulterblatt, Elle, Fingerknochen, Oberschenkel, Schien- und Wadenbein und Mittelfussknochen wurden nur je einmal festgestellt. Kriegsverletzungen und Anzeichen von Unfällen und Gewalt, die normalerweise recht häufig auftreten, fehlen in Berslingen bis auf zwei gut verheilte Hiebverletzung an den Schädeln aus den Gräbern 6 (Abb. 135) und 94.1 sowie einer Impressionsverletzung am Schädel 119. Osteome als gutartige Knochentumore wurden in drei Fällen nachgewiesen. Sie finden sich in Berslingen auf der Aussen- oder Innenseite des Stirnbeines und einmal auf einem Scheitelbein. Wesentlich schlimmer ist der Fall eines bösartigen Knochentumors (Osteosarkom?) am distalen rechten Tibiaschaft von Grab 50 (Abb. 136), der sicher zum Tode des betroffenen, etwa 35 Jahre alten Mannes geführt hat. Einige typische Veränderungen an den Fingerknochen lassen auf Bissverletzungen durch Hunde schliessen (z. B. Grab 6.1). Bei Bestattung 52 liegen Reste von Nieren-, Blasen- oder Gallensteinen vor; eine eindeutige Diagnose kann aber nur durch chemische Analyse erfolgen.

Abb. 136: Knochentumor (Osteosarkom?) am distalen Tibiaschaft (Grab 50, Abb. 125), der sicher zum Tod des betroffenen, etwa 35-jährigen Mannes geführt hat.

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Die Siedlungswüstung Berslingen in historischer Sicht Markus Stromer Siedlungsforschung ausserhalb der Archäologie

Abb. 137: Aus Urkunden wissen wir, dass vier Juchart Ackerland auf dem Längenberg von Berslingen (roter Kreis) aus bebaut wurden. W. Zimmermann fand in der heute wieder bewaldeten Gegend zahlreiche Raine (rote Linien), die auf eine frühere Terrassierung des Geländes für den Getreideanbau hinweisen (Zimmermann 1972). Um den Ertrag zu verbessern, wurden zudem grössere Steine aus den Äckern weggetragen und am Rand der Felder zu Lesesteinhaufen (rote Dreiecke) aufgeschichtet. Diese Flurrelikte auf dem Längenberg sind bisher allerdings noch nicht genau datiert.

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Neben der Archäologie, die ihre Aussagen primär auf die Auswertung von Bodenfunden stützt, beteiligen sich auch andere wissenschaftliche Disziplinen mit ihrem je eigenen Instrumentarium an der Siedlungsforschung. Im wesentlichen sind es Forscherinnen und Forscher aus der Geschichtswissenschaft, der Sprachforschung und der Geographie, die sich wie die Archäologie darum bemühen, Erkenntnisse über frühere Siedlungszustände und -entwicklungen zu gewinnen. Diese Forschungsgebiete liegen einander hinsichtlich der Fragestellung sehr nahe, unterscheiden sich aber vor allem in der Art der beigezogenen Quellen, welche hinsichtlich fachspezifischer Detailfragen unter einem anderen Gesichtswinkel ausgewertet werden. Die Grenzen zwischen den verschiedenen Ansätzen sind nicht starr und generell gilt, dass neuere Arbeiten vermehrt einen interdisziplinären Zugang suchen, sei das, indem SpezialistInnen aus verschiedenen Fächern gemeinsam an einem Projekt arbeiten1042 oder indem Autorinnen und Autoren über ihr eigenes Fach hinausschauen und sich Informationen aus benachbarten Bereichen besorgen.1043 Im Folgenden sollen die verschiedenen Zugänge in der Siedlungsforschung kurz vorgestellt werden, um das wissenschaftliche Instrumentarium kennenzulernen und herauszufinden, mit welchen anderen Mitteln als der archäologischen Grabung dem abgegangenen Berslingen am erfolgversprechendsten nachgespürt werden kann. Geographische Siedlungsforschung Die Geographie sammelt, ähnlich wie die Geschichtswissenschaft, ihre Informationen sehr breit in historischen Textquellen, Orts- und Flurnamen sowie archäologischen Publikationen und Fundverzeichnissen. Ein spezielles Interesse gilt hier aber zusätzlich den historischen Landkarten und Plänen. Dieser Ansatz ist aufgrund der Quellenlage für Berslingen nur sehr beschränkt anwendbar, da zwischen der Aufgabe Berslingens als Siedlungsplatz bis zu den ersten parzellengenauen Plänen der Gegend mindestens 400 Jahre vergingen. Einen besonderen Stellenwert nehmen in der Siedlungsgeographie die naturräumlichen Voraussetzungen eines Siedlungsplatzes ein.

Dazu gehören Mikroklima, Exposition, Meereshöhe, Beschaffenheit des Bodens und des Untergrundes etc. Für eine Siedlung wie Berslingen am Übergang vom Früh- zum Hochmittelalter ist vor allem wichtig herauszufinden, ob sich Lage und Böden für den Anbau von Getreide eigneten, denn die Verfügbarkeit von Nahrungsressourcen aus dem allernächsten Umfeld eines Ortes war von ausschlaggebender Bedeutung für sein Wachstum und seinen Fortbestand. Ein weiteres spezifisches Erkenntnisinteresse der Geographie sind die Strukturen eines Siedlungsraumes und die darin spielenden ursächlichen und funktionalen Zusammenhänge.1044 Mit einem solchen Ansatz könnte die Auswirkung des im Hochmittelalter entstehenden Herrschafts- und Wirtschaftszentrums Schaffhausen auf die gesamte Kleinregion und auf ländliche Siedlungen wie Berslingen untersucht werden. Zimmermann untersuchte in seiner Dissertation Flurwüstungen im Kanton Schaffhausen. Flurwüstungen sind frühere Ackerbauflächen, die später weniger intensiv bewirtschaftet wurden und heute vielfach mit Wäldern überwachsen sind oder als Weide- und Wiesland genutzt werden.1045 Für das Merishausertal ist seine Karte der Flurwüstungen im Schaffhauser Wald von grossem Informationsgehalt. Sie zeigt eine grosse Anzahl von Rainen ehemaliger Ackerterrassen und von Lesesteinhaufen vor allem auf den Hochflächen von Buechberg und Längenberg, die relativ nahe an den Siedlungsstandort von Berslingen heranreichen (Abb. 137). Der Verlauf der heutigen Gemeindegrenzen zeigt, dass diese Äcker auf Schaffhauser Stadtgebiet liegen, also nicht in den Gemeinden Merishausen oder Stetten. Es scheint daher nicht unwahrscheinlich, dass es sich bei ihnen um Flächen handelt, die von Berslingen aus bebaut wurden und dann mit dem Allerheiligenbesitz der Stadt einverleibt wurden. 1472 nennt ja eine Urkunde vier Juchart Ackerland «an dem Längenberg».1046 Das könnte durchaus «auf dem Längenberg» heissen, denn die relativ steilen Talflanken in der nächsten Umgebung von Berslingen eigneten sich kaum für den Ackerbau. Einzig am Hangfuss nördlich von Berslingen bei der Ziegelhütte liegt das Relikt einer früheren Ackerterrasse vor. Neben der Auswertung von Flurrelikten ist die Rückschreibung ein vielversprechender Ansatz, um frühere Flurverhältnisse zu rekonstruieren.1047 Für Berslingen ist dieses


Vorgehen leider ausgeschlossen, weil sowohl Katasterpläne als auch über längere Zeit fortlaufende und lückenlose Zinsverzeichnisse mit Einträgen von Berslinger Grundstücken fehlen. Auch Guyan arbeitete mit einem geographischen Ansatz, als er den Klettgau mit der Siedlungsstrukturmethode untersuchte.1048 Nach dieser Methode wurde ein durchschnittlicher Siedlungsabstand von 2,2 km errechnet, was für die Entfernung Berslingens von der Schaffhauser Altstadt auch ungefähr zutrifft. Guyan nannte diesen Punkt allerdings nicht etwa Berslingen, sondern Neu Fulach, denn 1946, als seine Publikation erschien, war der genaue Siedlungsstandort Berslingens noch nicht bekannt.1049 Ortsnamenforschung als Siedlungsforschung Die Ortsnamenforschung bezieht ihre Kenntnisse über die Entwicklung eines Siedlungsraumes aus der sprachgeschichtlichen Zuweisung der Ortsund Flurnamen in bestimmte Zeiträume. Sie geht davon aus, dass bestimmte Namenformen nur in einem beschränkten Zeitraum entstanden und dann, abgesehen von lautgeschichtlichen Verschiebungen, mehr oder weniger unverändert bis in unsere Tage weitergegeben wurden. Die Ortsnamenforschung unterscheidet drei Phasen der mittelalterlichen Siedlungsentwicklung: eine alemannische Landnahme im 6. und in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, einen ersten frühmittelalterlichen Ausbau im späteren 7. und im 8. Jahrhundert und eine zweite Ausbauphase, die sich vom 8. bis ins 11. Jahrhundert erstreckte. Der Landnahmezeit werden Namen auf -ingen und -heim zugeordnet, solche auf -ikon, -hofen, -hausen und die früh genannten Orte auf -sellen fallen in die erste frühmittelalterliche Ausbauzeit, während die -wil-Orte schliesslich der zweiten Ausbauphase zugeteilt werden. Der Name Berslingen gehört zur Gruppe der ältesten deutschen Siedlungsnamen des 6. und frühen 7. Jahrhunderts und kann damit den frühmittelalterlichen Siedlungen der alemannischen Landnahmezeit zugeordnet werden. Die Auswertung der archäologischen Hinweise bestätigt diese Einstufung. Das Beispiel Berslingen zeigt weiter, dass Ortsnamen eine ausgesprochen hohe Kontinuität aufweisen können und als Flurnamen erhalten blieben, obwohl der Ort als bewohnte Siedlung abging. Das letzte urkundliche Zeugnis eines Hofes in Berslingen stammt aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, aber noch in einem Verzeichnis von 1526 werden als letzte Nennung Wiesen in Berslingen genannt. Schliesslich blieb über etliche Jahrhunderte der Gewässernamen «Berslinger Bach» für einen Seitenbach der Durach erhalten und dem ganzen unteren Merishausertal haftete noch lange der Name «Berslingertal» an.1050

Die Abstufung nach Endungen innerhalb der deutschen Ortsnamen liefert Hinweise auf Besiedlungs- und Verdichtungsprozesse innerhalb der alemannischen Besiedlung. Für einen raschen Überblick zur Besiedlung eines Raumes bietet die Namenforschung damit ein durchaus brauchbares Instrumentarium. Ein Vergleich mit dem vorhandenen Urkundenmaterial und den publizierten oder zumindest katalogisierten Grabungen zur Überprüfung und zur verfeinerten Datierung einzelner Entwicklungsstufen ist in einem zweiten Schritt allerdings unerlässlich, insbesondere für kleinregionale und lokale Studien.1051 In der konkreten Anwendung kann sich dabei zeigen, dass Namentheorie und archäologischer Befund nicht genau übereinstimmen. Das benachbarte Merishausen beispielsweise, dessen Namen auf -hau-


sen einer frühmittelalterlichen Ausbauphase des 7. und 8. Jahrhunderts zugeordnet wird, ist nach neueren archäologischen Erkenntnissen bereits im 6. Jahrhundert besiedelt gewesen.1052 Umgekehrt ist ein archäologischer Nachweis für Herblingen bis heute erst ab ca. 700 möglich, obwohl dieser Ort dem Namen nach in die gleiche frühe Schicht wie Berslingen gehört.1053 Weil die Tradition des Namengutes in einem Siedlungsraum an eine Bevölkerung gebunden ist, können aus der Analyse der Ortsnamen auch Rückschlüsse auf die Leute gezogen werden, die zu bestimmten Zeiträumen einen Landschaftsteil bewohnten. So deutet die Übernahme romanischer Elemente in deutsche Orts- und Flurnamen auf Kontakte alemannischer Siedler mit Resten romanischer Bevölkerungsgruppen hin.1054 Auch über die ethnische Zugehörigkeit einer Bevölkerung und über soziale Organisationsformen können aufgrund des Namenmaterials Rückschlüsse gezogen werden.1055 In interdisziplinären Forschungsprojekten, gerade zusammen mit der Archäologie, können weitere Zusammenhänge gesucht werden, etwa zwischen Ortsnamen und Siedlungsstrukturen oder Siedlungsgrössen.1056 Zahlreiche Hinweise zur landwirtschaftlichen und gewerblichen Nutzung sowie zu früheren Besitzverhältnissen können vor allem aus den Flurnamen gewonnen werden.1057 Wo historische Verzeichnisse und Pläne in genügender Anzahl vorhanden sind, ermöglichen die Flurnamen Acker- und Grasparzellen sowie Waldstücke und Rebberge, aber auch Gewerbestandorte wie Mühlen, Öfen oder Gruben zu lokalisieren. Frühe Karten aus dem Schaffhauser Gebiet sind für ein solches Vorhaben jedoch nicht geeignet, denn nur wenige Flurnamen sind auf ihnen verzeichnet, ihr Quellenwert bleibt in dieser Hinsicht leider gering.1058 Einige Beispiele von Flurnamen der modernen Landeskarte 1:25000 in der näheren Umgebung Berslingens bringen aber doch geschichtliche Informationen. Chlosterwisen und Abtschür weisen auf geistlichen Grundbesitz und auf eine Scheune Allerheiligens im Merishausertal hin.1059 Cholholz (Büttenhardt) und Cholrüti (Merishausen) belegen die Köhlerei als wichtiges Gewerbe, Emmerberg den Getreideanbau oberhalb Hinter Freudental und schliesslich deuten Brand, Rüti sowie Gampenhäuli auf Rodungen bei Stetten. Der Flurname Birch in nächster Nähe von Berslingen ist als Birke oder Birkenwäldchen zu deuten und nennt damit ein typisches Vegetationsmerkmal dieses eher feuchten Standortes.1060 Historische Siedlungs- und Wüstungsforschung Historische Siedlungsforschung unterscheidet sich von der Archäologie, der Geographie und der 184

Namenforschung einerseits durch das Material, aus dem sie ihre Aussagen ableitet, andererseits durch die Fragestellungen, welche sie an dieses Material richtet. Anstelle von Sachgütern, räumlichen Strukturen und Ortsnamen liegen den historischen Arbeiten zur Siedlungsgeschichte vorwiegend Urkunden, Urbare, Chroniken etc. zugrunde, kurz alles, was an schriftlichen Zeugnissen aus der Vergangenheit überliefert ist. Vielfach suchen Historikerinnen und Historiker aber auch über einschlägige Archive, Literatur und Fachzeitschriften Ergänzungen aus Archäologie, Geographie und Namenforschung um zu einer möglichst breit abgestützten Synthese zu finden. Neben der chronologischen Abfolge der Siedlungsentwicklung und den daran beteiligten Personen interessiert vor allem der politische, wirtschaftliche und soziale Rahmen, in welchem sich diese abspielt. Für historische Fragestellungen bietet sich eine Untersuchung von Berslingen insofern besonders an, weil es sich in diesem Fall um eine der wenigen Wüstungen handelt, die in einigen schriftlichen Quellen erwähnt werden. Zur Frage nach dem Datum der Entstehung oder des Abganges einer Siedlung leistet die Geschichtswissenschaft mit der Auswertung von Urkunden und Urbaren, in welchen Siedlungen genannt werden, einen wichtigen Beitrag. Eine erste grobe Analyse der Siedlungsabfolge kann aus der Auflistung der Ersterwähnungen der Orte erschlossen werden.1061 In grösseren Räumen stimmt eine solche Chronologie der Besiedlung nach den Quellen mit den Erkenntnissen der Archäologie und der Namenforschung tendenziell überein. Bei der Untersuchung eines Einzelfalles ist dieses allein auf die Ersterwähnungen gestützte Verfahren allerdings nur bedingt zulässig und muss von einer umfassenden quellenkritischen Auseinandersetzung mit dem schriftlichen Material begleitet werden. Vor allem gilt es zu beachten, dass die Schriftquellen nur in den seltensten Fällen direkt über Besiedlungs- und Wüstungsvorgänge berichten. Einzig die hochmittelalterlichen Stadtgründungen sind relativ gut dokumentierte Siedlungsvorgänge. Für die Stadt Schaffhausen gilt das aber wiederum nicht, denn hier liegt weder ein Gründungsvertrag noch ein ähnliches Dokument vor.1062 In der Regel treten Ortsnamen in einer frühmittelalterlichen Urkunde, zum Beispiel über die Schenkung von Gütern an ein Kloster, als Abfassungsort («actum-Ort») der Urkunde auf, als Ortsbezeichnung der zu übertragenden Güter oder als Herkunftsorte der am Rechtsgeschäft beteiligten Personen und der Zeugen. Ein solcher Zeuge, Berchtold von Berslingen, wird 1094 genannt, sonst wird Berslingen in den Urkunden und Güterverzeichnissen ausschliesslich als Güterort genannt. Darüber, wie lange die betreffenden Orte bis zu dieser ersten


schriftlichen Fixierung schon bestanden haben, schweigen sich die Urkunden allerdings aus, sie setzen lediglich den «terminus ante quem» fest, den Zeitpunkt, vor welchem die Anlage der Siedlung spätestens stattgefunden haben muss. Bei der Auswertung von historischen Textdokumenten für die Siedlungsgeschichte, insbesondere bei der Abstützung auf Ersterwähnungen, muss bedacht werden, dass diese Quellen eng an die Entwicklung der Schriftlichkeit und der Überlieferung gebunden sind. Unter dem quantitativen Aspekt muss man berücksichtigen, dass Berslingen zu einer Zeit bestanden hat, die allgemein noch arm an Quellen ist; zudem ist von den wenigen vor dem Jahr 1000 abgefassten Texten lediglich ein Teil bis in unsere Tage erhalten geblieben. Im Frühmittelalter verfügte ja nur eine schmale Führungsschicht von hohen weltlichen Herrschaftsvertretern und vor allem kirchlichen Institutionen über Schriftgut.1063 Für das urkundenarme Hochmittelalter nimmt aber gerade das Schaffhauser Kloster Allerheiligen eine besonders wichtige Stellung ein: zwei Drittel aller hochmittelalterlichen schweizerischen Urkunden stammen aus diesem Bestand.1064 Während die Geistlichkeit schon im Frühmittelalter ihre Rechtsgeschäfte schriftlich fixierte, begannen städtische Führungsgruppen und ländlich-bäuerliche Oberschichten erst im Hochmittelalter damit, sich der Schrift zu bedienen, um ihre Ansprüche durchzusetzen. Weil aber nicht alle Grundbesitzer mit der gleichen Intensität über ihre Güter und die daran haftenden Rechte und Erträge Buch führten, besteht ein direkter Zusammenhang zwischen den in einem Siedlungsraum begüterten Herrschaften und der Produktion von Schriftgut zu diesem Gebiet.1065 Ein gehäuftes Auftreten von Flurnamen einer Kleinregion in hochmittelalterlichen Quellen muss also nicht unbedingt ein ausschliessliches Zeichen für eine besonders intensive landwirtschaftliche Nutzung oder gar einen Ausbau der Fluren sein, sondern kann auch auf eine überdurchschnittlich präzise schriftliche Herrschaftsverwaltung der lokalen Grundeigentümer hinweisen. Ebenso muss man sich der extrem unterschiedlichen Überlieferungsbedingungen mittelalterlicher Dokumente bewusst sein, d. h. bevor aus einer Lücke in einer Karte der frühen Ersterwähnungen oder hochmittelalterlichen Flurnamen auf das Fehlen von Siedlungen und landwirtschaftlich genutzten Fluren geschlossen wird, muss abgeklärt werden, ob nicht ein Überlieferungsproblem vorliegt. Eine Lücke kann ja auch bedeuten, dass über die dort liegenden Dörfer, Höfe und Güter noch keine Rechtsgeschäfte schriftlich festgehalten wurden oder dass die damals abgefassten Schriftstücke im Lauf der Jahrhunderte verloren gingen. Neben dem chronologischen Ablauf von Sied-

lungsentwicklungen, dem «Wann?», richtet die historische Siedlungsforschung ihren Blick auch besonders intensiv auf das «Wer?», den Fragekomplex nach den Personen, die an der Siedlungsentwicklung beteiligt waren, und ihrer gesellschaftlichen Verortung.1066 Einige neuere wissenschaftliche regionale und lokale Studien fragen nach dem Einfluss einzelner Personen oder Personengruppen auf Siedlung und Ausbau.1067 Insbesondere die Funktion der adeligen Oberschicht und der Anteil der Grundherren im Allgemeinen an der Siedlungsentwicklung stehen dabei im Brennpunkt des Interesses. Windler konnte anhand von Grabfunden belegen, dass an der alemannischen Besiedlung der Nordostschweiz, welche um die Mitte des 6. Jahrhunderts auch auf der linken Seite des Rheins einsetzte, eine fränkische Oberschicht beteiligt war.1068 Eine grundherrliche Beteiligung am Landesausbau weist Kaiser bei Höngg (Zürich) nach, wo unter der Leitung des Zürcher Grossmünsters zusammen mit Freien in einer letzten mittelalterlichen Ausbauphase gerodet wurde.1069 Ein weiterer wesentlicher Faktor sind herrschaftliche Niederlassungskerne wie Kirchen, Meier- und Kelnhöfe.1070 Um solche Kristallisationspunkte konnten sich unter günstigen topograpischen Voraussetzungen die dicht besiedelten Kleinräume des Frühmittelalters weiter verdichten und zu den grossen Siedlungen des 15. Jahrhunderts werden.1071 Die Gründung von Städten im Hochmitteltalter schliesslich als eines der markantesten Phänomene der damaligen Siedlungsgeschichte steht in unmittelbarem Zusammenhang zu herrschaftlichen Intensivierungsbemühungen. Die herrschaftlich gelenkte Neuanlage von Siedlungen, insbesondere von Städten, konnte aber auch dazu führen, dass Siedlungen abgingen.1072 Die Frage, inwiefern ein Zusammenhang zwischen der Aufgabe Berslingens und der Gründung von Schaffhausen steht, hat ja bereits Rüeger gestellt, als er nach Wüstungsursachen im Umland der Stadt suchte. Über die Beteiligung der dörflichen Landbevölkerung an der Besiedlung einer Landschaft wissen wir leider sehr wenig, aber auch sie konnte die Gestalt einer Siedlung beeinflussen.1073 Neben Datumsfragen und Nachforschungen über den personellen Hintergrund von Siedlungsentwicklungen stehen Fragen nach den kausalen Zusammenhängen von Besiedlung respektive NichtBesiedlung oder Wüstung als weiterer Fragenkomplex im Brennpunkt historischer Aufsätze. In den meisten Untersuchungen spielt dabei das Kriterium der Lage eine mehr oder minder wichtige Rolle. Besonders gründlich hat sich Wanner mit dem Einfluss der naturräumlichen Voraussetzungen auf Siedlungen auseinandergesetzt.1074 Er stellte in seiner Untersuchung über 185


den nördlichen Teil des Kantons Zürich fest, dass die besten Entwicklungschancen dort vorlagen, wo eine Siedlung sich an einer Sumpfrandlage mit benachbarten trockenen Böden befand. Die feuchten Wiesen begünstigten die Viehwirtschaft, während das trockenere Land im direkten Umfeld der Siedlung für den Getreidebau verfügbar gemacht werden konnte. Die Ausdehnung des Ackerbaus war im Hochmittelalter existentiell wichtig, um die stark angewachsene Bevölkerung mit Nahrung zu versorgen. Eine besonders günstige Siedlungssituation finden wir gemäss Wanner dort, wo auch noch trockene Steilhänge für den Rebbau vorhanden waren, denn die Weinproduktion benötigte besonders viele Arbeitskräfte, was sich wiederum positiv auf das Grössenwachstum einer Siedlung auswirkte. Für die Anlage von frühmittelalterlichen Siedlungen in der Nordostschweiz zeigt Windler, dass die obere Grenze ihrer Höhenlage sich bei 600 m ü. M. befindet. Eine weitere vieldiskutierte Frage ist die des Einflusses der römischen Besiedlung auf das alemannische Siedlungsbild. Die frühere These, wonach die Alemannen die Nähe römischer Siedlungen gemieden hätten, wurde inzwischen widerlegt.1075 Insbesondere das römische Strassennetz zeichnete das Siedlungsbild des 8. Jahrhunderts in seinen wesentlichen Grundzügen vor.1076 Das lässt sich auch im Kanton St. Gallen beobachten, wo entlang der römerzeitlichen Route Zürich– Chur am Oberen Zürichsee, am Walensee und im Seeztal zahlreiche Belege für eine römisch-alemannische Siedlungskontinuität vorliegen. Aus historischer Sicht besonders interessant ist die Frage nach Auswirkungen der rechtlichen Verhältnisse auf Siedlungsgrösse und -form. Die dürftige Quellenlage vor allem für den ländlichen Raum im Frühmittelalter erlaubt aber gerade hier kaum viel mehr, als Mutmassungen anzustellen etwa über den Einfluss der alemannischen Leges auf die Siedlungsentwicklung. Die Lex Alamannorum schweigt sich im Gegensatz zum Sachsenspiegel über Mindestabstände und vorbeugende Massnahmen zum Beispiel gegen Geruchs- und Lärmimmissionen benachbarter Landwirtschaftsoder Gewerbebetriebe aus. Backöfen, Schweineställe und Latrinen beispielsweise sollten nämlich gemäss dem Sachsenspiegel aus dem Jahr 1221 drei Fuss von einem Zaun entfernt sein.1077 Zur frühmittelalterlichen Rechtspraxis in solchen Fragen geben die Quellen aus unserem Gebiet leider keine Auskunft. Zonenvorschriften für besonders immissionsträchtiges Gewerbe, Mindestabstände zwischen Gebäuden und Schutzbestimmungen gegen Feuersbrünste etc. wurden weniger auf dem Land, sondern in Städten erlassen. Das Stadtbuch von Schaffhausen aus dem Jahre 1385 verbot es beispielsweise, innerhalb der 186

Stadt Eisen zu verhütten.1078 Eine solche Massnahme war wohl auch dafür verantwortlich, dass im römischen Eschenz die Töpferöfen ausserhalb der Siedlung angelegt wurden.1079 Für ländliche Siedlungen kennen wir aus der Lex Alamannorum immerhin einige Typen von Kleinbauten wie Speicher und Ställe.1080 Vorschriften für die Landschaft finden sich dann in den spätmittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Dorfoffnungen, wo vor allem die Mindestbreiten für die dörflichen Wege und Strassen festgelegt wurden. Teils galten genaue Masse in Schuh, teils auch praxisbezogene Vorschriften wie in den Offnungen von Flaach und Kyburg, wo es heisst, dass ein Weg so breit sein müsse, dass ein Reiter ein weiteres beladenes Lastpferd neben sich führen könne und dass der Kirchweg ein reibungsloses Passieren von «brut und bar», d. h. Hochzeiten und Leichenzügen, ermöglichen solle.1081 Mit der Frage des Abgangs von Siedlungen, mit den Wüstungsvorgängen, hat sich vor allem Wilhelm Abel grundlegend auseinandergesetzt.1082 Die von ihm vorgenommene Unterscheidung in temporäre und permanente Wüstungen, partielle und totale Wüstungen sowie Orts- und Flurwüstungen ermöglicht eine differenzierte Betrachtung von Wüstungsphänomenen. Für Berslingen ist dieser Ansatz hilfreich, deuten doch die Quellen darauf hin, dass nicht nur die Siedlung, sondern auch die Fluren in gewissen Zeiträumen genutzt wurden und in anderen Jahren wüst lagen. Abel sieht generell das Hochmittelalter als eine positive, das Spätmittelalter als negative Siedlungsperiode. Als Ursache für den Abgang von Siedlungen nennt er den Bevölkerungsschwund durch die verheerenden Pestzüge des 14. und 15. Jahrhunderts und die spätmittelalterliche Agrarkrise. Vor allem der Getreidebau stand damals in grossen Nöten, denn die Preise für Agrarprodukte gingen massiv zurück, während gleichzeitig in den Städten die Löhne im Gewerbe anstiegen. Von der einsetzenden Abwanderung in die Städte waren zuerst jene Siedlungen am meisten betroffen, die in der hochmittelalterlichen Ausbauphase durch den enormen Druck auf die Landreserven an wenig geeigneten Lagen entstanden. Solche Vorgänge sind vereinzelt auch in der Schweiz zu beobachten, eine eigentliche Wüstungsphase, in der ganze Landstriche verödeten, wie das in einzelnen Gebieten im Norden und Osten Deutschlands geschah, kann hier aber nicht festgestellt werden. Mortensen vertritt die Ansicht, dass Wüstungsprozesse mit der Entwicklung von Siedlungen einhergingen, d. h. dass sich die einen Siedlungen zulasten von benachbarten Orten entwickelten.1083 Diese Konzentrationshypothese konnte aber Wanner für den nördlichen Kanton Zürich widerlegen, wo sich diejenigen Orte am besten entwickeln konnten, die in ihrem


direkten Umfeld genügend Land für den Rodungsausbau zur Verfügung hatten, ohne dass dadurch andere Siedlungen tangiert wurden. Verlagerungen und vereinzelte Abgänge stellt er einzig bei ganz kleinen Siedlungen fest, wobei wiederum diejenigen am stärksten betroffen waren, die über ungünstige topographische Voraussetzungen verfügten. Diese Ansätze der Konzentrations-, der Agrarkrisen- und der Fehlsiedlungstheorie eignen sich allerdings nur bedingt für die Suche nach Hinweisen für den Abgang von Berslingen. Diese Modelle wurden nämlich zumindest teilweise bei der Untersuchung spätmittelalterlicher Wüstungsvorgänge entwickelt und betreffen damit einen Zeitraum, in welchem Berslingen als Dorf oder zumindest Gruppensiedlung gar nicht mehr existierte.

Berslingen in der Literatur von Rüeger bis ins 20. Jahrhundert Am Ende des 16. Jahrhunderts trat die Siedlung Berslingen in die Geschichtsschreibung ein. Der Schaffhauser Pfarrer zu Allerheiligen Johann Jakob Rüeger schuf damals ein Bild der Siedlung Berslingen und ihrer Überreste, das bis in unsere Zeit in der Literatur fast völlig unkritisch rezipiert wurde. Rüegers Biographie ist eng mit dem Schaffhauser Münster verbunden. 1548 wurde er als Sohn des dortigen Pfarrers geboren. Er studierte in Zürich und Strassburg und trat 1570 eine Stelle als Pfarrer von Schwanden (GL) an. 1585 kehrte er an seinen Geburtsort zurück und machte allmählich Karriere in der Schaffhauser Geistlichkeit. Neben seiner engagierten Pfarrtätigkeit widmete er sich den Wissenschaften. Zu seinen Interessen zählten Mathematik, Astronomie sowie Botanik – und natürlich die Geschichtsschreibung. Er schrieb unter anderem genealogische Untersuchungen zu den Schaffhauser Geschlechtern Im Thurn und von Fulach. 1595 erschien seine «synopsis historica», eine Übersicht der Weltgeschichte, welche er auf Anregung von Hans von Schellenberg verfasste, der auf Burg Randegg wohnte. «das abgangen und gar verblichen Dorf» Die Beschreibung der schon zu Rüegers Lebzeiten abgegangenen Siedlung Berslingen ist in seinem Hauptwerk enthalten, welches am Ende des 19. Jahrhunderts als «Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen» herausgegeben wurde. Der originale Titel aus dem Jahre 1606 lautete «Schaffhusen. Historische Beschribung der Loblichen und wit verrüembten Stat Schaffhusen an dem Rhin gelegen, ouch ihrem geistlichen und weltlichen Regimente biss uf unsere Ziten».1084

Den Abschnitt über Berslingen finden wir im fünften der insgesamt sieben Bücher, welches sich der Topographie von Stadt und Landschaft Schaffhausen widmet. Dort wird Berslingen im 8. Kapitel «Von der Landschaft der Stadt Schaffhausen» unter dem Titel «Randen» zusammen mit den andern Randendörfern beschrieben (Abb. 138). In der Edition von 1884 –1910 ist der Text zu Berslingen im ersten Band auf den Seiten 433–435 abgedruckt (Abb. 139). Rüeger begann seinen Abschnitt «Berslingen (Bersininga zuo latin), das abgangen und gar verblichen dorf» mit Mutmassungen über den Siedlungsstandort.1085 Archäologische Grabungen wurden zu seiner Zeit noch keine durchgeführt. Rüeger stellte seine Vermutungen einerseits aufgrund sichtbarer Befunde an der Oberfläche an, bediente sich also der Feldbegehung als Prospektionsmethode, andererseits stützte er sich auf die mündliche Überlieferung: «So vil ich erfaren könden, würt es ungfar an dem ort gelegen sin, da noch ein alte abgangne capel uf einem rein am egk einer wisen gesehen würt, da man noch gmür under der erden soll finden, wie ouch föulen an den wegen in den wisen, anzeigungen, dass alda föulen oder isenschmitten

Abb. 138: Die ersten Zeilen von Rüegers Beschreibung des Dorfes Berslingen im Original aus dem Jahre 1606. Rüeger kannte den Begriff Wüstung noch nicht, aus den ersten Sätzen des Textes geht aber eindeutig hervor, dass das «abgangen und gar verblichen dorf» schon länger nicht mehr stand. Die Abschrift des ganzen Textes findet sich in Abb. 139.

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Abb. 139: Der Abschnitt «Berslingen» in Rüegers «Chronik der Stadt und Landschaft Schaffhausen». Edition aus dem späten 19. Jahrhundert.

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gewesen». Die mündliche Überlieferung am Ende des 16. Jahrhunderts berichtete also von Relikten einer leicht erhöht gelegenen Kirche, von Mauerfunden und von Eisenschlacken oder Schmitten.1086 Auf diese Äusserungen folgen eine Beschreibung dieser Gegend, die «von alter har» das Berslinger Tal genannt wurde und weitere Vermutungen über den Standort. Schliesslich rätselte Rüeger auch über den Abgang der Siedlung Berslingen: «Wie aber und warum diß dorf in ein semlichen abgang kommen, hab ich nienen funden; filicht würt es mit im wie mit Fulach, Escheim und anderen mer ergangen sin: daß namlich die inwoner sich dem closter Aller Heiligen gnäheret, die stat helfen meren und hiemit den flecken abgon lassen». Auffallend vorsichtig formulierte Rüeger seine Hypothese, offen gestand er, dass er dazu keine Quellen fand und ebenso offen zog er in Analogie zu anderen abgegangenen Siedlungen seine Schlussfolgerung, dass die Abwanderung nach Schaffhausen den Ort abgehen liess – eine durchaus seriöse Quellenkritik. Im Anschluss an die Auseinandersetzung mit dem Abgang Berslingens führte Rüeger chronologisch geordnet und datiert zahlreiche Quellenbelege an, die einen Eindruck der Besitzerinnen und Besitzer von Gütern in Berslingen vermitteln. Er beendete seinen Abschnitt mit einer Aufzählung der Geländeteile, die er Berslingen zurechnete. Ebenso stellte er mit äusserst grosser Vorsicht Mutmassungen über eine Wüstung im Orserental an, zu der er sich mangels Quellen weiter nicht äussern möchte: «ich soll aber nüt sagen; eltere instrumenten dann die, so ich gsehen, werdend das wol wüssen». Der Text vermittelt eine grosse Nähe zu den historischen Quellen des Allerheiligen-Bestandes. Das muss weiter nicht verwundern, entsprang Rüegers Schaffhauser Geschichte doch dem 1596 erteilten Auftrag, das Archiv des Klosters Allerheiligen zu erschliessen. Mit seinen solide auf historische Urkunden aufgebauten Darstellungen steht Rüeger nicht allein, sie sind ein Merkmal einer frühen Generation wissenschaftlicher Geschichtsschreibung im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert. Nicht mehr ein erzählerischer Stil wie bei den Chronisten des 15. und frühen 16. Jahrhunderts (die beiden Schilling, Edlibach, Brennwald) prägt die Texte, sondern augenfälligstes Merkmal ist nun der grosse Fleiss der Autoren im Zusammentragen der Belegstellen. Der nüchterne Schreibstil tritt in Rüegers Beschreibung von Berslingen besonders deutlich in Erscheinung: hier wurden die vorhandenen und fehlenden Quellenbelege aufgezählt und zu einer Synthese zusammengeführt. Neben den «Fakten» reflektierte der Autor in seinem Bemühen um Wissenschaftlichkeit seine Vorgehensweise und liess auch diese Informationen in den Text einfliessen.

Rüeger gehört damit in die Zeit der «ersten wissenschaftlichen Bearbeitung der Schweizergeschichte»,1087 zu deren bedeutendsten Vertretern der St. Galler Joachim von Watt («Vadianus»), der Glarner Aegidius Tschudi und die beiden Zürcher Johannes Stumpf und Heinrich Bullinger zählen. Mit Bullinger, Nachfolger Zwinglis am Zürcher Grossmünster und unter anderem Verfasser der Reformationschronik, korrespondierte übrigens Rüegers Vater und auf Bullingers Empfehlung erhielt Rüeger seine Pfarrstelle in Schwanden. Als Chronist der Stadt Schaffhausen und ihres Umlandes steht Rüeger aber auch in der Tradition der Stadtchroniken, welche seit dem Hochmittelalter neben den früheren Universalgeschichten und der eidgenössischen Geschichtsschreibung einen bedeutenden Platz in der Historiographie einnehmen. Sie waren nicht zuletzt Ausdruck des erstarkenden städtischen Selbstbewusstseins. Abschliessend kann zu Rüeger bemerkt werden, dass er, eng mit der Stadt Schaffhausen und ihrem Umland verbunden und mit dem Archiv von Allerheiligen bestens vertraut, ein profunder Kenner der lokalen geschichtlichen Verhältnisse war. Seine Ausführungen zu Berslingen können, nicht zuletzt wegen der grossen Vorsicht, mit welcher Schlüsse gezogen oder auch nur angedeutet werden, durchaus beim Wort genommen werden. Die von ihm angeführten Quellenbelege lassen sich weitgehend überprüfen. Neuere Literatur zu Berslingen Nur wenige neuere Darstellungen widmen sich der abgegangenen Siedlung Berslingen.1088 Eine gewichtige Zäsur markiert dabei das Jahr 1968, als die mutmasslichen Überreste Berslingens ausgegraben wurden. Damit nahm das Rätselraten über den Siedlungsstandort ein Ende und neue Fragen, insbesondere die Interpretation der vorgefundenen Relikte, rückten in den Vordergrund. Zu den Texten «vor Guyan» zählen der Aufsatz von Frauenfelder über die Schaffhauser Wüstungen sowie die methodische Abhandlung Abts. Frauenfelder übernahm weitgehend die bei Rüeger genannten Informationen, den Siedlungsstandort vermutete er zwischen dem Restaurant «Ziegelhütte» und dem Logierhaus Birch. Abt setzte sich in seiner Dissertation grundlegend mit der Phosphatmethode zur Lokalisation von Ortswüstungen auseinander.1089 Er entnahm unter anderem im angenommenen Bereich des Siedlungsplatzes Berslingen eine Reihe von Bodenproben und untersuchte sie auf ihren Phosphatgehalt. Abt stellte eine Häufung erhöhter Werte fest – genau an der Stelle, wo wenig später die Siedlungsreste ergraben wurden. Der Standort war also nun enger eingekreist, was jedoch die wirtschaftlichen 189


und gesellschaftlichen Verhältnisse Berslingens anbelangt, sind keine wesentlichen Informationen zu dem hinzugekommen, was Rüeger schon im späten 16. Jahrhundert zu berichten wusste. In einem grösseren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhang wurde die Berslinger Geschichte von Schib in der Geschichte der Stadt und Landschaft Schaffhausen dargestellt.1090 Über die von Rüeger erwähnten Urkunden hinaus nannte und interpretierte Schib einige weitere Stücke und kam so zu einem recht anschaulichen Bild, insbesondere der Besitzverhältnisse. Tesdorpf lobte in seinem Aufsatz über die Wüstungen im Hegau den Chronisten Rüeger, der «in der Mitte des 16. Jh. noch eine grössere Nähe und daher eine grössere Authentizität zu den Dingen besass».1091 Rüeger wird Jahrzehnte nach Berslingens Abgang sozusagen als Zeitzeuge angeführt – kein Wunder, dass seine Aussagen hier unkritisch wiedergegeben wurden. Die ausführlichste Publikation über Berslingen ist bis anhin die Nummer 4/1991 der «Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte» zu den Grabungen von 1968 – 71. Guyan beschrieb darin ausführlich die angewandten Methoden und interpretierte die Befunde in einem grösseren siedlungsgeschichtlichen Zusammenhang. Leider lässt sein Text eine sorgfältige Trennung von Resultaten der Berslinger Grabung einerseits und allgemeinen Annahmen des Autors zu frühmittelalterlichen Wirtschafts- und Gesellschaftsformen andererseits vermissen.

Historische Textquellen und Karten zu Berslingen Der Ortsname Berslingen erscheint in gut zwei Dutzend Urkunden oder Verzeichnissen (vgl. Anhang S. 347ff.). Das ist zwar keine ausgezeichnete, aber immerhin eine befriedigende Quellensituation, insbesondere verglichen mit anderen Wüstungen, die manchmal nur ein einziges Mal genannt werden oder nur als Flurname oder archäologischer Fundkomplex ganz ohne Textquellen bekannt sind. Im Spätmittelalter, als eine breitere Überlieferung von schriftlichem Material einsetzte, war Berslingen als Gruppensiedlung bereits aufgegeben und auch die beiden Höfe gingen bald ab. Somit fehlen Quellen der frühen Neuzeit, vor allem Zinsverzeichnisse und Karten, die im günstigsten Falle mittels Rückschreibung eine Rekonstruktion der mittelalterlichen Flur ermöglichen würden. Nicht einmal die Lokalisation der Wüstung Berslingen ist möglich alleine aufgrund der Urbare, denn die Dichte der Beschriebe ist zu gering, als dass mittels angegebener Nachbarparzellen der «weisse Fleck» auf der Landkarte gefunden werden könnte. Die ersten 190

Karten aus dem frühen 16. und dem 17. Jahrhundert zeigen vor allem Gebirge und Gewässer sowie Ortschaften und teilweise Strassen und Brücken. 1684 zeichnete der Schaffhauser Kartograph und Ingenieur Heinrich Peyer (1621– 1690) eine Karte des Schaffhauser Stadtgebietes und seines Umlands (Abb. 1).1092 Am Standort von Berslingen fehlen darin Signaturen für Gebäude, die nächsten Höfe trug er weiter nördlich im Merishausertal bei Abtschür und im Orserental am Fuss des Chli Buechberg ein. Vermessungstechnisch stand Peyer für seine Zeit auf einem ausserordentlich hohen Niveau, so dass wir annehmen können, dass er einen Hof Berslingen auch standortgetreu verzeichnet hätte, hätte es ihn im späten 17. Jahrhundert noch gegeben. Doch die letzte Erwähnung eines solchen Hofes liegt zur Entstehungszeit der Peyerschen Karte bereits zwei Jahrhunderte zurück. Neben Siedlungen finden wir in Peyers Karte auch eine Strasse, die am Hangfuss westlich der Durach von Schaffhausen nach Merishausen führte. Etwas nördlich von Berslingen zweigte davon eine andere Strasse gegen Südwesten ab und ging über die Durach in Richtung Schweizersbild (Abb. 144). Siedlungen, Gewässer und Strassen sind bei Peyer mit hoher Genauigkeit verzeichnet, für die Rekonstruktion der Flurverhältnisse um Berslingen müssten allerdings auch die Grenzen der einzelnen Bewirtschaftungs- und Besitzeinheiten angegeben sein. Parzellengenaue Karten in grossen Massstäben sind in Schaffhausen jedoch erst für die Neuzeit vorhanden, etwa der Generalplan 1:10000 aus dem 19. Jahrhundert und die Übersichtspläne 1:5000 von 1920. Den Zugang zu den Berslinger Urkunden eröffnet in erster Linie das Urkundenregister für den Kanton Schaffhausen, welches für Berslingen das weitaus ergiebigste Verzeichnis ist. Weiter wurden für diese Untersuchung die Ortsregister in den Bänden der Urkundeneditionen von Schaffhausen, St. Gallen und Zürich systematisch durchgesehen sowie sämtliche verfügbaren Publikationen nach Quellenhinweisen zu Berslingen abgesucht. Über die modernen Verzeichnisse im Staats- und im Stadtarchiv Schaffhausen schliesslich konnten vereinzelte Nennungen aus unedierten Urbaren gefunden werden. Im Urkundenregister sind die Quellentexte in Regestenform mit kurzer Inhaltsangabe wiedergegeben und durch ein Orts- und Personenregister erschlossen. Die Verweise mittels der Archivsignaturen führen zu den unedierten Urkunden. Von den 28 Quellentexten, in denen Berslingen vorkommt, sind nur gerade zehn ediert und im Wortlaut abgedruckt. Sie sind in den Urkundenbüchern von St. Gallen, Zürich und dem Thurgau oder in den Rechtsquellen des Kantons Schaffhausen und Baumanns älterer Edition der Allerheiligen-Quellen zu finden. Vereinzelt wird


auch in der Literatur auf unedierte Stücke verwiesen, etwa bei Rüeger oder Schib.1093 Die nicht edierten Texte liegen vorwiegend im Staatsarchiv Schaffhausen, einige auch im Stadtarchiv. Sie wurden für diese Untersuchung im Original eingesehen und teilweise transkribiert. Die erste Erwähnung Berslingens finden wir in einer Schenkungsurkunde zugunsten des Klosters St. Gallen aus dem Jahre 842, ein letztes Mal steht der Name Berslingen in einem Verzeichnis der Erträge von Wiesen, welche dem Spendamt der Stadt Schaffhausen zufielen.1094 Am häufigsten wird Berslingen im Zusammenhang mit Verkäufen oder Schenkungen von Gütern genannt, weitere Erwähnungen finden wir als Einträge in Güter- oder Einnahmenverzeichnissen sowie einige Urkunden zu den Streitigkeiten um den Berslinger Heuzehnten. Als Personenname kommt Berslingen gerade ein einziges Mal vor: 1094 wird ein «Bertholdus de Bersininga» genannt, der als Zeuge der Übertragung von zahlreichen Gütern an das Kloster Allerheiligen durch Theoderich beiwohnte.1095 Die Quellenerwähnungen Berslingens können durchaus als epochentypisch bezeichnet werden. Wie bei zahlreichen anderen Ostschweizer Orten handelt es sich bei der frühmittelalterlichen Ersterwähnung um eine Schenkungsurkunde aus den Beständen des Klosters St. Gallen. Die Häufung der Verzeichniseinträge bei den jüngeren Erwähnungen hängt mit der im Hochmittelalter einsetzenden Intensivierung der herrschaftlichen Verwaltung und ihrer zunehmenden Verschriftlichung zusammen – ebenfalls ein Phänomen, das weitherum zu beobachten ist. Die geographische Verteilung der Ausstellungsorte der Urkunden und Verzeichnisse zu Berslingen konzentriert sich auf Schaffhausen, einzelne Stücke stammen aus dem weiteren süddeutschen und nordschweizerischen Raum. In dieser Verteilung spiegeln sich deutlich die Besitzverhältnisse wieder, sind es doch vor allem Schaffhauser Bürger und Institutionen, die in Berslingen begütert waren. Die erste urkundliche Erwähnung Die schon mehrfach angesprochene erste schriftliche Erwähnung von Berslingen im Jahre 842 soll im Folgenden näher besprochen werden (Abb. 140).1096 Das Stück wurde von Graf Liutold ausgestellt, als er einen Teil der Merishauser Kirche dem Kloster St. Gallen schenkte. Ebenso übertrug er je eine Hube in Merishausen und Berslingen an das gleiche Kloster, d.h. er gab die beiden Grundstücke dem Kloster als Besitz und erhielt sie gegen einen Zins als Lehen zurück. Als Hube wurden im Frühmittelalter bäuerliche Wirtschaftsbetriebe mit dem dazugehörigen Umland bezeichnet, während im Hochmittelalter dieser

Begriff zunehmend als Angabe für eine bestimmte Grösse eines Landstückes verwendet wurde.1097 Der fränkischen Verwaltung dienten die Huben seit dem späten 8. Jahrhundert als Einheiten für die Erhebung von Abgaben. Der archäologische Nachweis mehrerer Gebäude in Berslingen für das Frühmittelalter spricht dafür, hier den Begriff Hube im Sinne von Bauernhof zu interpretieren. Die Urkunde mit der ersten Erwähnung Berslingens bestimmt weiter, dass nach Liutolds Tod diese Güter gänzlich dem Kloster gehören sollten. Angaben für Gründe der Schenkung fehlen in diesem Stück im Gegensatz zu zahlreichen anderen frühmittelalterlichen Schenkungsurkunden, die als Motivation jeweils eine Stiftung zugunsten der Seele des Donators und seiner Angehörigen nennen. Schenkungen für die Kirche müssen aber nicht zwingend allein religiös begründet sein, es ist ebenso denkbar, dass das nicht ganz uneigennützig in der Absicht geschah, mit der damals ausgesprochen mächtigen Kirche in gutem Einvernehmen zu stehen. Dadurch dürften sich die weltlichen Herrscher Vorteile zur Absicherung oder Ausweitung ihrer Einflussnahme oder ihres Besitzes erhofft haben. Abgefasst wurde die Urkunde mit der ersten Erwähnung Berslingens «öffentlich im Ramsen» vor einer grösseren Anzahl Zeugen, die am Schluss des Stücks namentlich aufgeführt sind. Es dürfte sich bei ihnen um illustre Persönlichkeiten aus dem Umfeld Liutolds und des Klosters St. Gallen gehandelt haben. Das Datum ist nicht in der uns geläufigen Zählung in Jahren nach Christi Geburt angegeben, sondern mit der Angabe der zur Zeit amtierenden Herrscher. In diesem Fall wurde das zehnte Jahr König Ludwigs und eines Grafen Ato genannt. Mit diesen Hinweisen und den beigefügten Monats- und Tagesangaben lässt sich das Ausstellungsdatum der Urkunde aber nicht vollständig und zweifelsfrei aufschlüsseln. Wir folgen hier Borgolte, der das Stück auf das Jahr 842 datiert, während die Edition von Wartmann im UB St. Gallen 846 nennt.1098 Datum, Ortsangabe und Zeugenliste sind wichtige Teile der formalen Ausstattung einer frühmittelalterlichen Urkunde. Die Nennung des Datums ist seit römischer Zeit eine zwingende Voraussetzung für die Rechtsgültigkeit eines Schriftstücks, während die Ortsangabe zwar meistens, aber nicht immer beigefügt wurde. Mindestens so wichtig wenn nicht gar wichtiger als solche formalen Details war für die an der Schenkung beteiligten respektive davon betroffenen Personen aber die Anwesenheit von Zeugen. Schriftlichkeit musste sich ja erst allmählich verbreiten und durchsetzen, so dass in den Jahrhunderten, in denen Berslingen bestand, persönlich anwesende Gewährsleute von entscheidender Bedeutung waren, da sie den vollzogenen Rechtsakt im Falle 191


Lateinischer Text der Ersterwähnungsurkunde von Merishausen und Berslingen Ego in dei nomine Luitolt comes trado ad monasterium sancti Galli quasdam res proprietatis maee in pago Hegouve sitas in locis nuncupatis, id est portionem aeclesiae Morinishusun et in Bersiningun, quantum ad me pertinet, id est unum hobam compositionis meae, ut in perpetuum traditum hac delegatum esse volo; sub ea ratione, ut portio aeclesiae in Morinishusun ad memoratum coenobium statim redeat possidenda; illam vero hobum in Bersiningun et in Morinishusun ad me recipiam censumque inde annis singulis solvam tantum tempus vitae meae, id est solidum I. Post meum vero obitum cum omni integritate, quantum et ipsam hobam pertinet, memorato cenobio cum omni integritatae restituatur in evum possidendum. Haec vero traditio perhennis temporibus firma et stabilis permaneat. Quod si quis illam inrumpere voluerit, sociantur fisco multa componat, id est auri untias III et argenti pondera V. Nihilhominis haec traditio firme et stabilis permaneat cum stipulatione subnixa. Actum in villa Rammesheim publice. Signum Liutolti comitis qui hanc traditionis cartam figeri rogavit. Sig. Adalger. Hugupreht. Reginfrid. Pato. Petto. item Pato, Kerpreht. Hartpold. Nebe. Adalolf. Waldhere. Hammin, item Adalolf. Ego itaque Fartman ad vicem Richperti rogatus scripsi et subscripsi. Notavi diem Jovis prid. id. octob., anno X Ludouuici regis, sub Atone comite.

Übersetzung der Ersterwähnungsurkunde von Merishausen und Berslingen Im Namen Gottes übergebe ich, Graf Luitolt, dem Kloster St. Gallen einen Teil meines im Hegau gelegenen Eigentums der nachgenannten Orte, nämlich einen Teil der Kirche in Merishausen und Berslingen, soviel mir dort gehört, dazu eine Hube meines Besitztums, wobei ich verfüge, dass die erwähnten Güter unter folgender Bedingung eine ewige Schenkung sein sollen: Ein Teil der Kirche in Merishausen geht sofort in den Besitz des erwähnten Klosters über. Dagegen behalte ich die Hube in Berslingen und Merishausen für mich zurück und zahle für sie in den einzelnen Jahren meines Lebens einen Solidus Zins. Nach meinem Tode aber soll alles, was zu jener Hube gehört, ohne jede Einschränkung in den ewigen Besitz des erwähnten Klosters übergehen. Überhaupt soll diese Schenkung für alle Zeiten dauernd in Geltung bleiben. Wenn aber jemand sie verletzt, so soll er dafür Busse bezahlen, und zwar 3 Unzen Gold und 5 Pfund Silber. Ebensosehr soll diese Schenkung mit der beigefügten Bekräftigung fest und unerschüttert fortdauern. Öffentlich vollzogen im Dorfe Ramsen [Rammesheim]. Bezeugt von Graf Luitolt, der diese Schenkungsurkunde ausstellen liess. Bezeugt durch Adalger, Hugupreht, Reginfrid, Pato, Petto, nochmals Pato, Kerpreht, Hartpold, Nebe, Adalolf, Waldhere, Hammin, nochmals Adalolf. Und so habe ich, Fartman, an Stelle des Richpertus auf Bitten hin diese Urkunde geschrieben und unterschrieben. Geschehen am Donnerstag am Vortage der Iden des Oktobers, im zehnten Jahr König Ludwigs [des Deutschen], unter der Regierung des Grafen Ato.

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von späteren Streitigkeiten jederzeit bestätigen konnten. Zum Mittel schriftlich fixierter Abmachungen griffen im Früh- und Hochmittelalter zunächst vor allem die Kirche und weltliche Führungsgruppen.

Das Bild Berslingens in den historischen Quellen Um 1600 schreibt Rüeger vom abgegangenen Dorf Berslingen und den Resten einer Kirche, Mauerfunden und Zeugen der Eisenverarbeitung. Auch die archäologischen Funde brachten eine Siedlung mit einer Kirche, einem Friedhof, mehreren Häusern und kleinen Nebenbauten zutage. Was wissen aber die historischen Texte aus der Zeit, als Berslingen existierte, über diese Siedlung zu berichten? Um es gleich vorweg zu nehmen: In keinem einzigen der Textstücke aus dem 9. bis 15. Jahrhundert, die Berslingen namentlich anführen, ist ausdrücklich von einem Dorf Berslingen die Rede. In der ersten schriftlichen Erwähnung wird Berslingen mit dem lateinischen Begriff «locus» näher bezeichnet.1099 Es heisst dort, dass Graf Luitold Besitz «in locis nuncupatis, id est portionem aeclesie Morinishusun et in Bersiningun … unam hobam» an das Kloster St. Gallen übertrage, also Besitz in den nachgenannten Orten, der aus einem Teil der Kirche Merishausen und einer Hube in Berslingen bestehe. Glücklicherweise kennen wir aus der Zeit dieser Urkunde den archäologischen Befund, der ohne jeglichen Zweifel belegt, dass es sich bei diesem «locus» um eine Gruppensiedlung mit mehreren Gebäuden und einer Kirche handelte. Hube kann hier, wie weiter oben besprochen, durchaus als frühmittelalterlicher Bauernbetrieb mit dazugehörigem Land verstanden werden und nicht als blosse Grössenangabe einer landwirtschaftlich genutzten Fläche. Ein zweites Mal finden wir den Terminus «locus» für Berslingen in einem Vergleich über Vogtrechte zwischen dem Kloster Allerheiligen und seinem Vogt Graf Adalbert von Mörsberg aus dem Jahre 1122.1100 Diese Urkunde gibt aber für die Differenzierung der genannten Orte einige Rätsel auf, weil sie gleich drei verschiedene Begriffe dafür verwendet. Es werden darin drei Gerichte genannt, Büsingen mit den dazugehörigen «villae», Hemmental mit den «loci» im Randengebiet, zu denen auch Berslingen gehörte, sowie Hallau mit seinen «vici». Von Seiten der Archäologie ist der Befund wiederum eindeutig, auch in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts standen die Kirche und einige Höfe, auch wenn deren Zahl verglichen mit dem Siedlungsbestand um das Jahr 1000 bereits deutlich geringer war. Ebenso ist bekannt, dass in den frühen St. Galler Urkunden «locus» und «villa»

als Bezeichnungen für ländliche Siedlungen im Allgemeinen häufig benutzt wurden.1101 Zu «villa» bringt die Untersuchung des Reichsguturbars aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts einen interessanten Hinweis.1102 In diesem Verzeichnis von Gütern im südlichen Kanton St. Gallen und in Graubünden, welche direkt dem Reich zur Zeit Ludwigs des Frommen gehörten, ist bei sämtlichen «villa» genannten Orten auch eine Kirche erwähnt. «Vicus» bedeutet in der Spätantike eine Gruppensiedlung ohne Stadtrecht oder eine zivile Niederlassung ausserhalb eines römischen Militärlagers.1103 Im Mittelalter ist der Begriff mehrdeutig und kann einen Stadtteil oder einen Bauernhof bezeichnen, meint aber meistens ein Dorf, eine nicht befestigte Ansiedlung. Als kleinster gemeinsamer Nenner ist festzustellen, dass alle drei Begriffe auch Dorf bedeuten können. Wenn wir nun davon ausgehen, dass der Schreiber der Urkunde von 1122 die Begriffe «locus», «villa» und «vicus» synonym verwendete, können wir annehmen, dass Berslingen im 9. und in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts als Dorf angesehen wurde. Inwiefern das aus heutiger Sicht auch in einem verfassungsgeschichtlichen Sinne zutrifft, wird weiter unten im Abschnitt zu den Leuten in Berslingen und zur ländlichen Gesellschaft diskutiert. Die letzte der beiden eben besprochenen Urkunden zeigt jedenfalls, dass wir für das Hochmittelalter noch keine gefestigte Terminologie voraussetzen dürfen. Eine gewisse Inkonsequenz im hochmittelalterlichen Sprachgebrauch belegt nämlich eine weitere Berslinger Urkunde über die Schenkung von Gütern an das Kloster Rheinau. Dieser Besitz, den König Heinrich IV. im Jahre 1071 übertrug, lag «in villa Ensinshain et in Persingin in pago Hegouve», im Dorf Ensisheim (Oberelsass) und in Berslingen im Hegau.1104 Weshalb hier nur der eine der beiden Orte als «villa» bezeichnet wird, wissen wir nicht. Während in diesem Stück Berslingen gar nicht näher spezifiziert wird, nennt eine andere Urkunde eine ganze Reihe von Bestandteilen von Besitztümern des Stifts Öhningen unter anderem in Berslingen.1105 Diese Bestätigung des Öhninger Besitzes durch Kaiser Friedrich I. im Jahre 1166 führt Güter in einer grossen Zahl von Ortschaften im heutigen Kanton Schaffhausen und in Süddeutschland an, wozu Hörige, landwirtschaftliche Flächen, Rebberge, Weiden, Wälder, Wiesen, Fischteiche resp. Fischereirechte, Gewässer und Mühlen gehörten. Diese Aufzählung ist allerdings stark formelhaft und kommt vor allem in Urkunden zu Schenkungen und Güterübertragungen zuhanden von Klöstern sehr häufig vor, teils in genau gleicher Wiedergabe. Inventare, welche real vorhandene Bestandteile eines Besitzes präzise auflisteten, waren solche Formeln nicht, d. h. die genannten Rebberge,

Abb. 140: Die erste schriftliche Erwähnung von Berslingen in einer Urkunde aus dem Jahre 842.

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Mühlen etc. dürfen nicht wortwörtlich auf Berslingen als einen der vielen hier genannten Orte bezogen werden. Ungefähr in die gleiche Zeit, als Berslingen zum zweiten Mal «locus» genannt wurde, fällt die Erwähnung von fünf Huben in Berslingen. Bei der Quelle handelt es sich um den ersten Güterbeschrieb des Klosters Allerheiligen, konkret um ein Verzeichnis all jener Güter, die dem Kloster zur Stiftung von Seelenmessen übertragen wurden. Das von Baumann ursprünglich auf 1150 datierte Stück ist nach neueren Erkenntnissen eher auf die Zeit von 1110 bis 1120 anzusetzen, in einen Zeitraum also, wo im engeren Siedlungsbereich von Berslingen gemäss den Bodenfunden vermutlich noch ein bis maximal drei Höfe und die Kirche standen.1106 Die Zahl von fünf Huben, welche der historische Quellentext nennt, scheint aber zu hoch zu sein, weshalb wir annehmen müssen, dass hier Hube nicht mehr im frühmittelalterlichen Sinne einen Bauernbetrieb mit dem Land meint, das von ihm aus bewirtschaftet wurde, sondern nun in seiner hochmittelalterlichen Bedeutung ein Landstück von einer bestimmten Grösse bezeichnet.1107 Ein einzelner Betrieb konnte somit auch mehrere Huben bewirtschaften, was für Berslingen naheliegend scheint, da der archäologische Befund und der Quellenbestand zeigen, dass hier im 12. Jahrhundert die Anzahl der Hofstätten eindeutig zurückging. Zwischen der ersten Erwähnung von Berslingen im Jahre 842 und den sechs Nennungen zwischen 1071 und 1166 klafft eine grössere Lücke in der Überlieferung, in welcher wir keinerlei Nachrichten von historischer Seite besitzen. Weil die Hube des 9. Jahrhunderts nicht näher beschrieben wird, können wir nicht nachweisen, dass sie unter den Besitztümern des 11. und 12. Jahrhunderts noch einmal genannt wird. Das Kloster St. Gallen, welches 842 diese Hube geschenkt bekam, trat erst im 14. Jahrhundert wieder im Zusammenhang mit Berslingen auf, als es den Berslinger Zehnten dem Spital in Schaffhausen übertrug.1108 Ausser dem Ortsnamen, der über diese gut zwei Jahrhunderte erhalten blieb, gibt es keinerlei Hinweise aus dem historischen Quellenmaterial für Siedlungskontinuität am Übergang vom Früh- zum Hochmittelalter. Die Überlieferungslücke konnte aber durch die zahlreichen archäologischen Funde aus dieser Zeit geschlossen werden. Eine nächste Gruppe von Quellenerwähnungen liegt im 13. und 14. Jahrhundert, wo Berslingen zwischen 1261 und 1356 in 14 Urkunden resp. Verzeichnissen genannt wird. Diese Stücke wurden nun nicht mehr in Latein abgefasst, sondern in Mittelhochdeutsch. Bei den meisten Erwähnungen dieses Zeitabschnittes handelt es sich um Güter oder Wiesen in Berslingen, nur in vier Fällen wird ein Hof oder eine Hofstatt genannt. Den 194

Begriff «locus» finden wir nicht mehr, aber auch keinen vergleichbaren mittelhochdeutschen Terminus, der Berslingen als Dorf oder Weiler bezeichnen würde. Den konkretesten Hinweis bringen zwei Güterübertragungen aus den Jahren 1336 und 1348, die beide davon berichten, dass das Kloster Paradies Güter an Mitglieder der Schaffhauser Bürgerfamilie Stadlikofer als Lehen übertrug.1109 Die praktisch identische Aufzählung von Land und einer Rüti (Rodung) im Freudental, einer Hofstatt in Berslingen und einer kleinen Wiese bei Ramsbach deutet darauf hin, dass es sich beide Male um dieselben Güter handelte. Bei der ersten Belehnung wurden sie an Burkhard Stadlikofer und seine Söhne Heinrich und Niklaus als Lehen übertragen, während 1348 nur noch die beiden Söhne genannt wurden. Für die Berslinger Siedlungsgeschichte ist ausschlaggebend, dass der in diesen Urkunden verwendete Begriff Hofstatt mit grosser Wahrscheinlichkeit einen Bauernhof, eventuell mit Nebengebäuden, bezeichnete und nicht nur ein Stück landwirtschaftlich genutzten Boden. Eine Urkunde, die 1389 vom Rat der Stadt Schaffhausen aufgesetzt wurde, brauchte diesen Begriff eindeutig für ein Haus, in welchem auch gewohnt wurde.1110 Die erste Nennung eines Hofes in Berslingen finden wir in einem Verzeichnis der Einkünfte des Spitals aus dem Jahre 1312, welches eine Wiese zu Berslingen «bi dem Hof» nennt.1111 1335 verkaufte Wilhelm Im Thurn eine Wiese im Berslinger Tal bei Bernolds Hof an das Kloster St. Agnes.1112 Die Ortsangabe «Berslinger Tal», welche auch in anderen Stücken des 13. und 14. Jahrhunderts vorkommt und auch noch Rüeger geläufig war, könnte hier einen grösseren Raum bezeichnen, als den eigentlichen Siedlungsplatz Berslingen.1113 Es kann daher nicht mit Bestimmtheit gesagt werden, ob dieser Hof Bernolds in nächster Nähe des Hofes der Stadlikofer lag oder an einer anderen Stelle im unteren Merishausertal. Die jüngste Urkunde, welche einen Hof in Berslingen erwähnt, stammt aus dem Jahr 1472.1114 Es handelt sich dabei um einen Schiedsgerichtsentscheid im Streit zwischen den Klöstern Allerheiligen und St. Agnes um einen Acker am Längenberg, der «an den Hof gen Berßlingen» gehöre und um Abgaben vom «Hofacker» in Berslingen.1115 Weil seit der letzten Erwähnung einer Hofstatt in Berslingen im Jahre 1348 mehr als ein Jahrhundert verging, können wir nicht mit Bestimmtheit sagen, um welchen Hof es sich handelt. Für Bernold würde sprechen, dass 1261 eine Person mit diesem Namen dem Kloster St. Agnes, das nun 1472 den Hof Berslingen für sich beanspruchte, Wiesen in Berslingen verkaufte.1116 Aufgrund dieser wenigen Quellen, welche im 13. bis 15. Jahrhundert Höfe in Berslingen nennen, können wir davon ausgehen, dass im Hoch- und Spätmittel-


alter vermutlich zwei Höfe in Berslingen standen, die den Klöstern St. Agnes und Paradies gehörten. Für eine grössere Gruppensiedlung aus mehreren Höfen oder gar ein Dorf fehlen in den Urkunden eindeutige Belege. Ebensowenig können wir sagen, ob die zwei Höfe direkt beieinander lagen und einen Weiler bildeten, oder ob sich zwischen ihnen ein grösserer Abstand befand und das untere Merishausertal im Spätmittelalter gewissermassen eine Einzelhoflandschaft mit Streusiedlung war. Leute in und um Berslingen Archäologische Funde und historische Quellentexte belegen in Berslingen bis um 1100 eine Gruppensiedlung mit einer Kirche und im Hochund Spätmittelalter vermutlich zwei Höfe ausserhalb des ausgegrabenen Geländes. Damit stellt sich natürlich die Frage nach den Leuten, die in diesen Häusern ansässig waren. Für die Frage nach den Bewohnerinnen und Bewohnern, ihrer sozialen Stellung, den Rechts- und Besitzverhältnissen ist die Quellenlage allerdings sehr ungünstig. Was sich auf diesen Ebenen in den maximal 1000 Jahren abspielte, in denen Berslingen besiedelt war, können wir anhand der wenigen Stücke höchstens erahnen. Wie wir weiter oben eindeutig feststellen konnten, war Berslingen ja eine bäuerliche Siedlung, was auf die Quellensituation bezogen heisst, dass die dortige Bevölkerung einer Schicht angehörte, die zu jener Zeit noch kaum Spuren im Schriftgut hinterliess. Als Personen werden in den Urkunden am besten die Besitzer von Gütern in Berslingen fassbar, die zur adeligen Oberschicht, zum Klerus oder zur städtischen Schaffhauser Bürgerschaft gehörten, also zu jenen Kreisen, die sich am frühesten der Schrift bedienten, um ihre Ansprüche zu legitimieren. In den ersten beiden Urkunden, welche Berslingen erwähnen, kommen Graf Luitold und König Heinrich IV. als Donatoren zugunsten der Klöster St. Gallen und Rheinau vor, d. h. sie übertrugen Besitz in Berslingen an diese Klöster.1117 Auch bei Heinrich von Ebenweiler, der 1145 als Grundbesitzer und um 1110–1120 als Spender von fünf Huben an Allerheiligen verzeichnet wurde, handelte es sich vermutlich um einen Vertreter einer adeligen Oberschicht.1118 Alle späteren Personen, die als Besitzer oder Lehensempfänger von Berslinger Gütern in Schriftquellen erwähnt werden, sind Schaffhauser Bürger. Bei den Adligen können wir mit grosser Sicherheit annehmen, dass sie nicht in Berslingen gelebt haben, sondern Güter und allenfalls Häuser besassen, die von bäuerlichen Untertanen bebaut und bewohnt wurden. Über diese Berslinger erfahren wir aber aus den Schenkungsurkunden nichts. Sie waren den damaligen Rechtsbräuchen

entsprechend an den Boden gebundene Untertanen und bei Handänderungen gingen sie zusammen mit dem übertragenen Land an die beschenkten geistlichen Institutionen über. Die Bestätigung von Eigentum und Rechten des Stifts Öhningen, wozu 1166 auch Güter in Berslingen gehörten, nennt in der formelhaften Aufzählung der Bestandteile dieses Besitzes neben Feldern, Wäldern, Gewässern etc. auch «mancipiis utriusque sexus», d.h. Hörige beiderlei Geschlechter.1119 Eine Unterscheidung von Grundbesitzern und Leuten, die den Boden bebauten, ist auch in den Urkunden und Verzeichnissen des 13. und 14. Jahrhunderts nicht möglich. Im 13. Jahrhundert waren es Leute mit den Namen Bernold und Berchtold, welche Wiesen an das Kloster St. Agnes verkauften. Zu ihnen gehörte wahrscheinlich auch Egli, genannt Bernold, der sich mit dem Pfarrer von Merishausen um den Heuzehnten von Berslingen stritt, seine Ansprüche aber zugunsten der Merishauser Kirche fallen lassen musste.1120 Dem Personenkreis mit dem Namen Bernold dürfte «Bernolts Hof» gehört haben, der in einer Urkunde von 1335 genannt wird.1121 Zu diesem Hof gibt es möglicherweise noch eine weitere Urkunde: 1472 wird der Hof Berslingen als Eigentum des Klosters St. Agnes erwähnt. Wir können vermuten, dass es sich auch dabei um Bernolds Hof handelte, denn genau diesem Kloster wurden im 13. Jahrhundert von Bernold und Berchtold Wiesen verkauft.1122 So ist denkbar, dass zu diesen Grundstücken irgendwann auch ein Hof aus dem Besitz der BernoldFamilie an St. Agnes überging. Dazu passen würde, dass St. Agnes gemäss der oben genannten Urkunde von 1335 eine Wiese neben Bernolts Hof kaufte, was im Zusammenhang mit einer Arrondierung der Güter des Agnesenklosters gesehen werden kann. Als einzige Frauen, die in Berslingen über Grundbesitz verfügten, sind uns eine Frau Im Thurn und eine Margarethe von Girsberg bekannt, welche zusammen mit ihren Söhnen Rüdeger und Wilhelm dem Spital Wiesen verkaufte, deren eine ein Erblehen des Klosters Allerheiligen war.1123 Der andere identifizierbare Hof im hochmittelalterlichen Berslingen war 1326 resp. 1348 als Lehen an den Schaffhauser Bürger Burkhard Stadlikofer und seine Söhne Heinrich und Niklaus übergeben worden.1124 Die zweite Urkunde unterscheidet sich dadurch von der ersten, dass nun von einer Übertragung als Erblehen geschrieben wurde, d. h. dass die Inhaber dieses Lehen an ihre Nachkommen weitervererben durften. In der ersten Übertragung wurde dagegen ausdrücklich festgehalten, dass keinerlei solche Ansprüche bestehen, so dass sich die Position der Lehensempfänger mit der Neubelehnung von 1348 eindeutig verbesserte. Dieser Hof ist der einzige in den Urkunden überlieferte 195


Abb. 141: Das Urbar des Klosters Allerheiligen von 1496 nennt zahlreiche Inhaber von klösterlichen Grundstücken in Berslingen. Dieser Eintrag hielt fest, dass Cuonrat Waltkirch der Abtei für seinen Einfang einen Viertel Roggen geben sollte. Wir erfahren dabei auch die Namen der benachbarten Grundeigentümer: Das umzäunte Stück Land Waldkirchs grenzte an den Besitz des Gotteshauses St. Agnes, an Bernhards Acker und an das Birch.

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Besitz des Klosters Paradies in Berslingen. Grösster Grundbesitzer war zweifellos das Kloster Allerheiligen, das seit der Mitte des 12. Jahrhunderts im Zusammenhang mit Berslinger Gütern genannt wird. 1341 werden uns als Inhaber von Allerheiligen Gütern die von Fulach, der Meier von Widlen und Niklaus Repf genannt.1125 Vor allem aus dem Urbar der Güter des Klosters Allerheiligen in und um die Stadt Schaffhausen von 1496 sind uns zahlreiche weitere Personen bekannt, die Wiesen in Berslingen hatten (Abb. 141).1126 Zu den hier namentlich genannten Leuten gehörten Hans Sigg der Jüngere, Cuonrat Wagen, Heinrich Blattmann, Anthon Gamp, Cuonrat Waldkirch. Als Inhaber benachbarter Parzellen werden der Meier von Widlen, Cläwi Bern, St. Agnes, ein Hofwieser und einer namens Bernhard aufgeführt. Weil es sich bei den genannten Grundstücken durchwegs um Wiesen handelte, dürfen wir annehmen, dass sie im Talboden um Berslingen lagen. Die engen räumlichen Verhältnisse und die Vielzahl der Inhaber dieser Güter vermitteln uns einen Eindruck davon, wie klein und zerstückelt die Fluranteile der einzelnen Besitzer im Hochmittelalter waren. Von einem Hof des Klosters Allerheiligen in Berslingen erfahren wir aus den überlieferten Quellen nichts, sondern es werden ausschliesslich landwirtschaftlich genutzte Flächen und keine Gebäude genannt. Dieses Urbar von 1496 ist nach den Gassen unterteilt, in denen die Personen wohnten, die Abgaben zu entrichten hatten. Wiederum handelt es sich also bei allen Inhabern von Gütern in Berslingen um Leute aus der Stadt Schaffhausen. Vermutlich verpachteten diese Stadtbürger das Land an Bauern, doch über diese Leute, welche die Wiesen in Berslingen mähten und ihr Vieh darauf weiden liessen, erfahren wir nichts. Dagegen werden um 1375 zwei Leute aus Berslingen genannt, die in Schaffhausen wohnten. Die eine war eine am Heerenberg wohnhafte Frau, die wegen ihres «frechen Mundstücks» aktenkundig wurde, der andere ein Berslinger, in dessen Haus ein Eindringling Tauben suchte.1127 Vielleicht war dieser Hausbesitzer einst Mitglied der ländlichen Oberschicht und hatte auch in Berslingen, beispielsweise als Inhaber eines Hofes, eine gewisse gesellschaftliche Position inne. Vertreter aus diesen Kreisen wan-

derten nämlich im 14. und 15. Jahrhundert in bedeutender Anzahl in die neuen Städte ab, wo sich ihnen Chancen für einen weiteren gesellschaftlichen Aufstieg boten. Die beiden genannten Personen aus Berslingen, die nach Schaffhausen zogen, sind vor dem Hintergrund der relativ hohen geographischen wie sozialen Mobilität zu sehen, die für jene Zeit typisch war. Wie wir gesehen haben, gehörte das Land in und um Berslingen vor allem den Schaffhauser Gotteshäusern Allerheiligen und St. Agnes, dem Kloster Paradies und dem Spital. Diese Grundherren liehen einzelne Parzellen oder Höfe an die oben genannten Stadtbürger, die dafür einen bestimmten Betrag als Zins ablieferten. Jede der hier vertretenen kirchlichen Institutionen zog von ihren Lehensempfängern separat die Abgaben ein. Weil die eng beieinander liegenden Parzellen verschiedenen Herrschaften gehörten, mussten sie die Zinsen auch an verschiedene Stellen entrichten. Dies im Gegensatz zu heute, wo es üblich ist, dass alle in einem Dorf oder einer Stadt wohnhaften Personen ihre Steuern den gleichen territorial strukturierten Einheiten Gemeinde, Kanton und Bund bezahlen. Ein «Patchwork» von Rechtsbeziehungen findet man vor der Zeit der grossen Territorialherrschaften nicht nur auf der Ebene des Grundbesitzes, sondern auch in den Beziehungen der Untertanen zur Herrschaft. In ländlichen Siedlungen waren die Hörigen, die den Boden bebauten, Untertanen derjenigen Grundherrschaft, welche den Boden besass. Im Frühmittelalter standen in den meisten Siedlungen grosse Herrenhöfe mit einem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb von grösserem Umfang, auf welchem die Hörigen Frondienste leisten mussten. Zudem bebauten diese Untertanen auf geliehenen Grundstücken das restliche Land eines frühmittelalterlichen Dorfes in meist familiär organisierten Betrieben. Einen grossen Fronhof können wir im frühmittelalterlichen Berslingen aufgrund der historischen Quellen aber nicht identifizieren und über die Herrschafts- und Besitzverhältnisse von ganz Berslingen haben wir ebenfalls keine detaillierten Angaben. Der 1094 als Zeuge einer Beurkundung genannte Bertholdus de Bersininga könnte ein Angehöriger der Oberschicht gewesen sein, der auf einem solchen grossen Hof sass und vielleicht auch im Rahmen


eines grösseren Herrschaftsgebildes gewisse Funktionen übernahm, wofür konkrete Quellenhinweise aber fehlen.1128 Im Laufe des Hochmittelalters veränderten sich die Herrschaftsverhältnisse insofern, als die grossen Herrenhöfe ihre eigene Landwirtschaft aufgaben und das Land aufgeteilt und mit Bauern besetzt wurde. Diese bäuerlichen Untertanen hatten nun anstelle der früheren Arbeitsdienste auf dem Herrenhof Geldabgaben für die geliehenen Grundstücke zu leisten. Der Herrenhof behielt noch als Sammelstelle für die Abgaben und als Gerichtsort Teile seiner früheren Funktion bei. Als örtlicher Vertreter der Herrschaft amtete ein Meier oder Keller auf einem solchen Hof, der auch mit gewissen Gerichts- und Bussenkompetenzen ausgestattet war und vor allem im Hoch- und Spätmittelalter eine wichtige Rolle in der dörflichen Organisation einnahm. Leider wissen wir auch im Hochmittelalter zu wenig über die konkreten herrschaftlichen Organisationsstrukturen in Berslingen, um zu sagen, dass es sich bei den erwähnten Höfen von Paradies und St. Agnes um solche lokalen Herrschaftszentren handelte. Im benachbarten Merishausen stand ein Kelnhof, der genau solche Funktionen hatte. Er gehörte dem Kloster St. Gallen und wurde von diesem 1297 an Heinrich von Zurzach verkauft. 1316 finden wir den Merishauser Kelnhof in Händen des Schaffhauser Bürgers Wilhelm Im Thurn.1129 Auf dem Herblinger Kelnhof vertrat «Heinrich der Keller von Herblingen», ein Leibeigener des Klosters Paradies, seine Herrschaft.1130 Berslingen gehörte in den Gerichtsbezirk Hemmental, wo ein Vogt des Klosters Allerheiligen Gericht hielt über jene Rechtsfälle, die in seine Kompetenz fielen. Im frühen 12. Jahrhundert war dies Graf Adalbert von Mörsberg, der sich allerdings anmasste, weitergehende Rechte zu beanspruchen, als ihm Allerheiligen ursprünglich zugestand.1131 Mit Vögten, die in allzu selbständiger Weise handelten und versuchten, ihre Kompetenzen und Einnahmen zu erweitern, musste sich Allerheiligen immer wieder auseinandersetzen. Unter anderem deshalb liess das Kloster 1145 von König Konrad III. eine Bestätigung seiner Freiheiten und Rechte aufsetzen, welche auch den Umfang der Vogtrechte genau definierte.1132 Trotzdem versuchte offensichtlich 1280 der Schaffhauser Bürger Eggebert, welcher von Allerheiligen als Vogt über verschiedene Güter unter anderem in Berslingen eingesetzt wurde, mehr als die ihm zustehende Vogtgerichtsgebühr einzuziehen. Diese Abgaben mussten die Bauern für die Dienstleistungen entrichten, welche ihnen der Vogt bot, beispielsweise für seine Ordnungsfunktion, indem er durch die Abhaltung von Gerichten eine gewisse Rechtssicherheit gewährte. Doch auch Eggebert verlangte als Vogt zuviel und musste in einer

schriftlichen Erklärung zusichern, dass er keine solchen widerrechtlichen Aneignungen vornehmen und sich an die festgesetzten Gebühren halten wolle.1133 Die Berslinger Kirche Die mittelalterliche Landbevölkerung stand nicht nur in Beziehung zu den Besitzern des Bodens, den sie bewirtschaftete und zu den Vertretern einer übergeordneten Herrschaft, sondern auch die Kirche gehörte zu ihren engsten Lebenskreisen. So deutlich wie in den archäologischen Funden ist die Berslinger Kirche in den historischen Quellen aber nicht fassbar, nicht ein einziges Mal wird sie explizit in den Urkunden erwähnt. Die Kirche wurde aufgegeben, bevor die Zeit anbrach, in welcher Schriftgut aus der Landschaft in grosser Anzahl verfügbar wurde. Wie zu Rüegers Zeit, der von der alten, abgegangenen Kapelle auf einem Rain schreibt, ist auch heute die archäologisch nachgewiesene Bausubstanz der einzige manifeste Hinweis für eine Kirche in Berslingen.1134 Die Entstehung einer frühmittelalterlichen Kirche kann man sich etwa so vorstellen: Ein Angehöriger der adeligen Oberschicht stiftete das Kirchengebäude auf seinem Land. Der Besitzer einer solchen Eigenkirche konnte den dortigen Pfarrer einsetzen oder auch wieder entlassen, ein Recht, welches sich im Laufe der Zeit zu einem blossen Vorschlagsrecht entwickelte. Das Kirchgebäude und die mit dem Patronatsrecht verbundenen Befugnisse konnten weiterverkauft, getauscht oder verschenkt werden, ebenso beanspruchte der Eigentümer die an diese Kirche zu liefernden Abgaben.1135 Wer der Stifter der Berslinger Kirche war, bleibt völlig im Dunkeln, genauso wie keine späteren Inhaber der Kirche und der Patronatsrechte bekannt sind. Im benachbarten Merishausen war das Patronatsrecht über die Kirche mit dem dortigen Kelnhof verbunden, weshalb der Schaffhauser Bürger Wilhelm Im Thurn als Besitzer dieses Kelnhofes auch rechtmässiger Kirchenpatron war.1136 Über die rechtlichen Verhältnisse der Kirche Berslingen bleibt nicht viel mehr, als Vermutungen anzustellen. Der archäologische Befund zeigt ganz klar, dass die Kirche über ein Bestattungsrecht verfügte. Trotzdem dürfte die Kirche Berslingen kaum je Pfarrkirche mit eigenem Taufrecht gewesen sein, sondern am ehesten Filiale der Merishauser Kirche, wie es auch Rüeger vermutete.1137 Darauf deuten zwei Schiedssprüche aus dem späten 13. Jahrhundert und einer aus dem Jahre 1505 um den Berslinger Heuzehnt hin.1138 1297 wurde der Streit so entschieden, dass den beiden Parteien St. Agnes und dem Kirchherrn von Merishausen je die Hälfte des Berslinger Heuzehnten zugestanden wurde. Nur zwei Jahre später stritt sich 197


Abb. 142: Der Übersichtsplan 1:5000 von 1920 zeigt im Bereich Berslingen (Grabungsareal westliche Hälfte von Grundstück Nr. 627; Kirche Grundstück Nr. 625) relativ grosse, blockartige Grundstücke. In traditionellen Kulturlandschaften ist eine solche Parzellierung typisch für die Graswirtschaft, denn Getreideparzellen wurden erst durch die modernen Meliorationen zu grösseren Einheiten zusammengefasst.

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Eglin, genannt Bernold, welcher vermutlich zur in Berslingen begüterten Bernold-Familie gehörte, wiederum mit der Merishauser Kirche um diesen Zehnten, unterlag aber und musste auf all seine Ansprüche verzichten. Im frühen 16. Jahrhundert schliesslich entschied der Schaffhauser Rat, dass Anthon Gamp den Heuzehnten seiner Wiese in Berslingen dem Spital zu zahlen habe, da diese Abgabe zur Kirche Merishausen gehöre, wie es alte «Briefe», d.h. Urkunden, belegten. Offensichtlich bestand im Hoch- und Spätmittelalter ein anerkannter Anspruch der Kirche Merishausen auf den Berslinger Heuzehnten. Demnach handelte es sich dabei vielleicht um eine Abgabe, die einst an die Berslinger Kirche zu entrichten war und nach deren Aufgabe direkt an die frühere Mutterpfarrei Merishausen gezahlt werden musste. In der Pfarrei Merishausen gehörten im 16. Jahrhundert der Heu- und Emdzehnt sowie weitere Abgaben unter anderem von Weinbergen zur Pfarrpfründe, d. h. zum Einkommen des dortigen Pfarrers.1139 Eine eigene Pfarrei konnte sich

um die Berslinger Kirche nie entwickeln, dennoch können wir annehmen, dass vom 9. bis ungefähr ins 12. Jahrhundert die kleine Kirche eine wichtige Funktion für die Gemeinschaft der Bewohnerinnen und Bewohner Berslingens hatte. Eine Kirche war ja nicht nur Zentrum des religiösen Lebens, sondern auch wichtiger gesellschaftlicher Versammlungsort und oft auch Verbindungsstelle zwischen den Untertanen und der Herrschaft, beispielsweise als Ort, an dem Rechtsgeschäfte abgewickelt wurden oder als Ablieferungsstelle für die Abgaben. Das «Dorf» Berslingen Die Religionsgemeinschaft war ein Teil dessen, was eine dörfliche Gemeinschaft im Mittelalter ausmachte. Doch sie genügte noch nicht, um aus einer Gruppierung von Häusern auch im wirtschafts-, gesellschafts- und verfassungsgeschichtlichen Sinne ein Dorf zu machen. Bei den «Dörfern» des Frühmittelalters war es noch so, dass die Bauern sehr stark an die verschiedenen Grundherren gebunden waren, denen der Boden gehörte, welchen sie bebauten. Sie mussten Frondienste auf dem Herrenhof leisten und waren personell stark in die grundherrschaftlichen Strukturen eingebunden. Gemeinschaftliche Zusammenarbeit innerhalb der Siedlung spielte sich vielleicht im Rahmen gegenseitiger nachbarschaftlicher Hilfe ab. Im Verlaufe des Hochmittelalters veränderte sich diese Situation, indem aus einem Siedlungsverband allmählich eine handlungsfähige bäuerliche Gemeinschaft wurde. Sie regelte Teile des Zusammenlebens und des Bewirtschaftens der dörflichen Flur selbständig und in Konflikten trat sie oft geschlossen gegen aussen auf. Für Organisations- und Überwachungsaufgaben wurden eigene dörfliche Beamte wie Förster, Bannwarte oder Hirten bestimmt und für gemeinschaftliche Aufgaben Delegationen aus der Dorfbevölkerung eingesetzt. Die Kompetenzen dieser Organe, gerichtliche Zuständigkeiten sowie Nutzungsbestimmungen einerseits und das Verhältnis zu Herrschaft andererseits wurden in den Dorfoffnungen niedergeschrieben. Der Prozess der Verdorfung setzte in der nordschweizerischen Landschaft ein, als Berslingen nicht mehr als Gruppensiedlung bestand und die Kirche bereits aufgegeben war. Archäologisch dürfen wir die früh- und hochmittelalterliche Gruppensiedlung Berslingen mit ihrer Kirche zweifellos als Dorf ansprechen, im gesellschaftlichen Sinne begannen sich Dörfer aber erst nach dem Niedergang dieses frühen Berslingen herauszubilden. Die beiden Berslinger Höfe des 14. und 15. Jahrhunderts dann waren vermutlich noch so stark in die Strukturen der geistlichen Grundherren eingebunden und die Besiedlung im Raum Bers-


lingen in dieser Zeit war so wenig dicht, dass sich hier im Spätmittelalter kein eigentliches Dorf herausbilden konnte. Es sind denn auch keinerlei historische Quellen aus dem Hoch- und Spätmittelalter vorhanden, die auf einen Dorfcharakter der Siedlung Berslingen im gesellschaftsund verfassungsgeschichtlichen Sinne hinweisen würden. Um eigentliche Dörfer handelte es sich dagegen bei Merishausen und Herblingen. Aus Merishausen ist eine Dorfoffnung aus dem Jahre 1470 überliefert, die «Rechtungen und Ordnungen des Gerichts zuo Merishusen», welche sehr deutlich zeigt, wie selbständig dieses Dorf im Spätmittelalter war.1140 Es wurden nämlich jährlich vier Abgeordnete bestimmt, die zusammen mit dem Vogt oder bei dessen Abwesenheit alleine Gericht über «Zwing und Bann» an Gütern halten konnten, d. h. sie übten die Niedere Gerichtsbarkeit aus und konnten über Vergehen gegen Nutzungsbestimmungen etc. urteilen. Ebenso wurde in dieser Offnung die Wahl eines dorfeigenen Försters geregelt und eine Strafordnung bei Beschimpfungen, tätlichen Angriffen oder Übertretungen von Wegrechten aufgesetzt. Am Beispiel von Herblingen können wir sehr gut sehen, wie im 14. und 15. Jahrhundert die Dorfleute als Gemeinschaft auftraten, um zu ihrem Recht zu kommen. 1319 wollten die Bewohner Herblingens, dass das Klosters Paradies in der dortigen St. Peters Kapelle zweimal wöchentlich durch einen Laien Messen lesen lasse, kamen aber mit ihrem Anliegen vor dem Pleban von Schaffhausen, dem Pfarrer in Schlattingen und dem Kaplan von St. Agnes nicht durch.1141 Am Ende des 15. Jahrhunderts trat die Bauernsame von Herblingen in einem Weidestreit gegen die Leuten von Mogern auf, der mit einem Vergleich endete und die beiden Parteien dazu ermahnte, nur innerhalb ihres eigenen Gebietes Vieh weiden zu lassen.1142 Solche Formen gemeinsamer Aktionen, dörfliche Verwaltungsstrukturen oder ein eigener dörflicher Rechtsbezirk sind für Berslingen nicht auszumachen. So bleibt als Fazit, dass Berslingen im Frühmittelalter zwar eine Gruppensiedlung mit einer Kirche als lokalem Zentrum war, aber nie zu einem Dorf im eigentlichen gesellschaftsgeschichtlichen Sinne werden konnte.

schaftsflächen und auch im Hochmittelalter finden wir nur wenige Hinweise oder solche wie «Wiese beim Hof», «Untere Wiese» etc., die sich nicht dafür eignen, die genannten Geländeteile zu identifizieren. Die Wiese «Andelgerzaker», welche 1274 von Bernolds Söhnen an das Kloster St. Agnes verkauft wurde, können wir ebensowenig einem Ort zuweisen wie die Wiese ennet des Baches, die «Gindeli» hiess.1143 1496 wurde im Urbar des Klosters Allerheiligen ein Einfang «Schläfniß Halden» aufgeführt, der an Güter von St. Agnes, an Bernhards Acker und an das Birch stosse.1144 Aus einem Kaufbrief über eine Wiese «Schleffi Halden» aus dem Jahre 1573 erfahren wir, dass dieses Landstück an den Buechberg angrenzte.1145 Aufgrund dieser Angaben können wir annehmen, dass diese Güter im Talboden südlich der Siedlung Berslingen lagen. Weiter ist uns bekannt, dass 1472 vier Juchart Acker auf dem Längenberg bebaut wurden, welche nach Ansicht des Klosters St. Agnes zum Hof Berslingen gehör-

Abb. 143: Ebenfalls 1920 wurde der Übersichtsplan von Herblingen angefertigt. Hier sind die charakteristischen Streifenparzellen zu erkennen, die das Bild einer traditionellen Ackerbaulandschaft prägen.

Landwirtschaft in Berslingen Den Standort der Kirche und einiger Gebäude des früh- und hochmittelalterlichen Berslingen kennen wir seit der Grabung in den späten 1960er Jahren. Schwieriger ist es festzulegen, wo die Wiesen und Felder lagen, welche von den Berslinger Bauern genutzt wurden. Die historischen Quellentexte aus dem Frühmittelalter machen überhaupt keine Angaben zu den Landwirt199


ten.1146 Über diese wenigen konkreten Angaben hinaus liegt nichts vor, woraus sich die Berslinger Flur lokalisieren liesse. Da zahlreiche Wiesen und Höfe den Schaffhauser Klöstern gehörten und dieser Grundbesitz später an die Stadt Schaffhausen überging, kann angenommen werden, dass die Grenzen der Flur ungefähr den Grenzen des Stadtgebietes entsprechen. Damit würde das Berslinger Kulturland im Talboden des unteren Merishausertales liegen sowie auf den Höhenzügen von Längenberg und Buechberg, wo Zimmermann zahlreiche Ackerrelikte fand (Abb. 137).1147 Ob auch noch Teile des Orserentals oder des Hemmentals dazu gehörten, kann nicht beurteilt werden. Im idealtypischen Erscheinungsbild eines mittelalterlichen Dorfes und seiner Fluren finden wir einen Siedlungsbereich mit Gärten und daran anschliessend das Ackerland sowie Wald- und Weideflächen. Das Ackerland war in viele kleine Parzellen unterteilt, wo von den verschiedenen Bauern das Getreide angebaut wurde (Abb. 143). Seit dem 13. und 14. Jahrhundert wurden die Fluren im Rahmen der Dreizelgenwirtschaft in einem Dreijahreszyklus bebaut, in welchem sich Winterfrucht (vor allem Dinkel oder Winterroggen), Sommerfrucht (Hafer) und Brache ablösten.1148 In den Dörfern des Hoch- und Spätmittelalters, die über eine verzelgte Flur verfügten, hatten sich alle Bauern an die gemeinsam festgelegten Termine für Aussaat, Ernte und das Erstellen oder Entfernen der Zäune zu halten. Wir haben keinerlei Hinweise darauf, dass es sich bei den Berslinger Bauern in diesem Sinne um eine dörfliche Produktionsgemeinschaft gehandelt haben könnte, welche eine verzelgte Flur nutzte. Doch auch bei den einzelnen Berslinger Getreidefeldern können wir annehmen, dass sie in einem mehrjährigen Rotationssystem bebaut wurden. Graswirtschaft in Berslingen Berslingen war kein Getreidebaudorf, die Quellen belegen eindeutig, dass hier vor allem Graswirtschaft betrieben wurde, denn meistens sind es Wiesen, die in den Schenkungs- oder Verkaufsurkunden und in Güterverzeichnissen eingetragen sind (Abb. 142). Auch Rüeger beschreibt das Tal südlich von Merishausen als ein «lieblich, schön und grasrich langes tal».1149 Für diese Flächen wurde praktisch durchwegs der Terminus Wiese oder pratum verwendet, welcher darauf hindeutet, dass diese Wiesen gemäht wurden, im Gegensatz zu den weniger intensiv genutzten Weiden (lat. pascuum), welche nur einmal urkundlich für Berslingen belegt sind.1150 Ein eindeutiges Merkmal der intensiven Graswirtschaft sind die Bewässerungen, welche im Hochmittelalter mehrfach urkundlich genannt werden und die auch in den archäologischen Grabungen nachgewiesen 200

sind.1151 1341 verlieh Allerheiligen den Schaffhauser Stadtbürgern Johann und Wetzel von Fulach das Recht, gegen einen jährlichen Zins von einem Fasnachthuhn einen «wasserfluss» und eine «wasserleiti» über eine Wiese des Klosters zu führen. Die Einschränkung, dass dieser Graben nicht breiter als drei Fuss sein dürfe, zeigt, dass diese Bewässerungsanlagen einen recht grossen Umfang gehabt hatten.1152 Die Gebrüder von Fulach waren offensichtlich daran interessiert, aus ihrem Landstück, welches sie von Allerheiligen als Lehen besassen, möglichst viel herauszuholen. Sie wurden dabei durch die oben genannte Bewilligung für einen Bewässerungsgraben vom Besitzer der Grundstücke, dem Kloster Allerheiligen, tatkräftig unterstützt. Letztlich sicherten hohe Erträge der Lehensempfänger ja auch die klösterlichen Einkünfte aus den Abgaben. Inwiefern Stadtbürger, sozusagen städtische Investoren in der Landwirtschaft, auch noch auf andere Art an der Viehwirtschaft in Berslingen beteiligt waren, beispielsweise als Besitzer von Tieren oder als Viehhändler, wissen wir nicht. Wässerwiesen waren insbesondere zur Produktion des chronisch knappen Winterfutters wichtig. Das Wachstum der Wiesen im Berslinger Tal erlaubte einen zweiten Schnitt, ein Emd, wie wir aus der Erhebung von Emdzehnten schliessen können. In der Urkunde zum Streit um diesen Zehnten zwischen St. Agnes und der Merishauser Kirche ist vom «decimus feni secundi, quod vulgariter aemde dicitur» die Rede, vom «Zehnt des zweiten Heus, das volkssprachlich Emd genannt wird».1153 Getreideanbau Während sich die Böden in Berslingen für die Graswirtschaft offensichtlich gut eigneten, hatte der Getreideanbau einen eher schweren Stand. Insbesondere in unmittelbarer Siedlungsnähe fehlten trockene Böden, die einen qualitativ und quantitativ befriedigenden Ertrag mit Getreide abwerfen konnten. Die grössten urkundlich bekannten Ackerflächen im Umfang von vier Juchart befanden sich denn auch auf dem Längenberg.1154 Sie lagen damit 100 –150 m über der Siedlung, was für die Bebauung dieser Felder angesichts der steilen Abhänge und der bescheidenen Mittel zur Errichtung lokaler Bewirtschaftungswege eher mühsam gewesen sein muss. Peyers Grenzkarte von 1688 kennt eine Strasse, die auf dem Rücken des Längenbergs nach Norden führte und in der Gegend von Buechbrunnen von Süden und Westen her den Aufstieg nahm (Abb. 144).1155 Dort sind heute noch im Gelände vereinzelte Relikte früherer Wegvarianten in Form von Hohlwegen zu erkennen. Ob allerdings diese Wegspuren oder eine Vorgängerin der Strasse auf Peyers Karte für die Nutzung der


Berslinger Felder auf dem Längenberg im 15. Jahrhundert gebraucht wurden, kann nur als Frage gestellt werden. Der Getreidebau selber hat auf dem Längenberg deutliche Spuren in Form der Ackerterassen hinterlassen, welche von W. Zimmermann in seiner Arbeit zur Schaffhauser Kulturlandschaftsgeschichte beschrieben werden.1156 Eine ideale Lage für den Ackerbau sind die Böden der Randenhochflächen allerdings auch nicht, sie sind zwar relativ trocken, haben aber nur eine dünne Humusschicht. Den ersten indirekten schriftlichen Hinweis auf Getreidebau finden wir in einer Urkunde aus dem 13. Jahrhundert, gemäss welcher der Schaffhauser Bürger Eggebrecht von Gütern in Berslingen «iiij quartalia tritici», vier Viertel Kernen, als Vogtsteuer abzuliefern hatte.1157 Auch die weiter oben bereits genannten Gebrüder Stadlikofer, welche 1348 eine Hofstatt in Berslingen und weitere Güter in Ramspach und im Freudental vom Kloster Paradies als Erblehen erhielten, mussten einen Getreidezins dafür zahlen und zwar sieben Mütt Kernen und zwei Viertel Roggen Schaffhauser Mass auf Martini (11. November).1158 Diese beiden Erwähnungen stammen aus einer Zeit, in welcher für eine stark angestiegene Bevölkerung ein erhöhter Getreidebedarf gedeckt werden musste, was vielerorts in der Nordostschweiz zu einem Ausbau der Fluren führte. In diesem Zusammenhang muss das Neugrüt, ein Stück neu gerodetes Land, gesehen werden, welches Rüeger als Besitz des Niklaus von Fulach in Berslingen im Jahre 1315 erwähnte.1159 Ein weiteres Ackerstück, genannt Bernhards Acker, ist im Urbar des Klosters Allerheiligen von 1496 aufgeführt, es lag irgendwo südlich von Berslingen.1160 Eine Berslinger Mühle als weiteres Indiz für den Getreideanbau ist nirgends in den Urkunden zu finden, die nächstgelegene Mühle lag in Merishausen.1161 Einige Quellen berichten von Äckern, die aufgegeben oder einer neuen Nutzung als Wiesen zugeführt wurden. Als Phänomen ist im Spätmittelalter weitherum zu beobachten, dass die Viehwirtschaft zu Lasten der Getreideproduktion intensiviert und ausgedehnt wurde. Das passierte auch in Merishausen, wo Hans Löw von der Verwaltung des Spitals die Genehmigung erhielt, einen geliehenen Acker in eine Wiese umzuwandeln.1162 Auf eine sehr frühe solche Umwandlung deutet eine Urkunde aus dem Jahre 1274 hin, als eine Wässerwiese namens «Andelgerzacker» in Berslingen an das Kloster St. Agnes verkauft wurde.1163 Der alte Flurname und die nun genannte Nutzung deuten darauf hin, dass hier früher in einem allzu feuchten Landstück vergeblich versucht wurde, mit Getreide einen befriedigenden Ertrag zu erzielen. Wenn Ackerflächen aufgegeben und nicht für die Graswirtschaft umgenutzt wurden, wuchsen auf ihnen Sträucher und Stau-

den und allmählich wieder Wald, wovon nicht zuletzt die vielen Ackerraine in den Wäldern von Längenberg und Buechberg zeugen. Dieser Prozess wird in einer Urkunde von 1472 ganz klar fassbar, die unter anderem von einem Streit wegen des Hofackers in Berslingen handelt, auf dem «holtz und stumpen» gewachsen seien.1164 Fast gleichzeitig berichtet eine Schiedsspruch von einem «Holz auf der Breiti» in Merishausen auf dem Buechberg.1165 Weil das Ackerland welches zu einem grossen Herrenhof gehörte, Breite genannt wurde, haben wir es auch hier mit einem ehemaligen Getreidefeld zu tun, welches bereits im ausgehenden 15. Jahrhundert zu einem Wald geworden war. Die Quellen sprechen eindeutig dafür, dass in Berslingen im Hoch- und Spätmittelalter die Graswirtschaft dominierte, während der Getreidebau zweitrangig war und vielleicht nur zur Selbstversorgung der beiden Höfe in Berslingen diente. Aber auch in Berslingen wurde im Zusammenhang mit der Ausweitung der Getreideanbauflächen im Hochmittelalter der Ackerbau erweitert, doch wurden die wenig geeigneten Berslinger Ackerflächen vermutlich bereits im Spätmittelalter wieder aufgegeben. Neben den zwei Hauptprodukten Gras und Getreide wurden im Mittelalter verschiedene weitere Pflanzen angebaut wie Gemüse oder Faserpflanzen, beispielsweise Flachs und Hanf. Wiederum fehlen hier die Quellen zu Berslingen, doch nennt eine Urkunde aus dem Jahre 1519 folgende Produkte, die zur Pfarrpfründe Merishausen gehörten, d. h. von welchen die Abgaben dem Pfarrer als Einkünfte gehörten: Heu, Emd, Hanf, Honig und Wein.

Abb. 144: Die Gegend von Berslingen zwei Jahrhunderte nach dem Abgang der letzten Höfe. Peyers Grenzkarte von 1688 gibt sehr detailliert über den Verlauf der Strassen und die Ausdehnung der Wälder Auskunft. Der Längenberg, wo einst Berslinger Äcker lagen, ist heute wieder bewaldet. Die Karte zeigt, dass im 17. Jahrhundert auf dem Bergrücken noch eine grössere Rodung bestand, in welcher einst Getreide angebaut wurde.

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Berslingens Abgang nach den historischen Quellen Wie bei den meisten Wüstungen, fehlen auch bei Berslingen historische Quellen, die den Abgang der Siedlung direkt dokumentieren. Die Textquellen lassen für Berslingen zwei deutlich voneinander unterscheidbare Phasen erkennen: Bis ins 12. Jahrhundert sind Bezeichnungen zu finden, die auf eine Gruppensiedlung schliessen lassen, und im 13. bis 15. Jahrhundert werden zwei Höfe genannt. Die Gründe für diese Verkleinerung der Siedlung sind vielfältig, es gibt keine monokausale Erklärung dafür. Die von Rüeger genannte Abwanderung in die aufstrebende nahe gelegene Stadt Schaffhausen dürfte dabei ebenso mitgespielt haben wie der Verlust der Kirche. Ein Kirchenbrand ist nach dem archäologischen Befund möglich, aber keineswegs sicher. Vielleicht war aus anderen Gründen im 12. Jahrhundert die Berslinger Bevölkerung bereits in einem solchen Ausmass geschwächt, dass das Gotteshauses aufgegeben wurde. Vermutlich fehlte auch die herrschaftliche Unterstützung für den Unterhalt oder Wiederaufbau der Kirche und die Bezahlung einer Pfarrstelle, weil der Standort Berslingen zuwenig attraktiv war, d. h. zur Einkommenssicherung eines Grundherrn zuwenig beitragen konnte. Ausschlaggebend für die Aufgabe der Siedlung war sicher auch, dass kaum gut erreichbare und langfristig ergiebige grössere Flächen für den Ackerbau verfügbar waren. Eine grössere Dorfbevölkerung hätte vom Boden im direkten Umfeld Berslingens nicht ernährt werden können. Für die Bewirtschaftung der Wiesen genügte offenbar eine bescheidenere Anzahl von Bauern. Es kann sogar sein, dass hierfür von den Schaffhauser Inhabern der intensiv genutzten Grasflächen Taglöhner angestellt wurden, die gar nicht in Berslingen wohnten. Der Mangel einer Ackerflur in direkter Siedlungsnähe und die längerfristig ebenfalls ungeeigneten humusarmen Böden auf dem Längenberg wirkten sich nicht nur auf die wirtschaftliche, sondern auch auf die gesellschaftliche Entwicklung Berslingens aus. Es bestand so nie der Bedarf, sich zusammen zu tun und gemeinsame Absprachen zur Nutzung einer verzelgten Flur zu treffen und Organe für deren Überwachung einzusetzen, womit eines der tragenden Elemente fehlte, welche eine mittelalterliche dörfliche Gemeinschaft prägten. Somit fehlte in Berslingen letztlich auch eine eigene politische Kraft, welche die Interessen der Siedlung gegen aussen vertreten hätte oder Anstrengungen zur Verbesserung der Einkommensbasis unternahm. Ein Dorf im gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und rechtlichen Sinne war Berslingen so nie geworden.1166

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Merishausen – Zu den Anfängen des Dorfes Die Siedlungsspuren des mittelalterlichen Merishausen Markus Höneisen Schon früh zogen mittelalterliche Siedlungsspuren in Merishausen die Aufmerksamkeit auf sich. Immer wieder stiess man auf herumliegende Schlacken und ganze Schlackenhalden. Vom Chronisten J. J. Rüeger wusste man, dass diese auf eine umfangreiche mittelalterliche Eisenverhüttung in und um Merishausen zurückgehen. Wann genau man in Merishausen mit der Verarbeitung von Doggererzen begonnen hatte, war hingegen unbekannt. Ebenso unklar waren auch die Anfänge der Besiedlung von Merishausen. Die Ersterwähnung von Merishausen im Jahre 842,1167 wie auch der Name selber liessen aber vermuten, dass das Dorf eine frühmittelalterliche Siedlungsgründung darstellt. 1893 kamen denn auch erste alamannische Gräber zum Vorschein. Der Nachweis von Siedlungsbefunden liess dagegen noch bis in die Dreissiger Jahre unseres Jahrhunderts auf sich warten. Es zeigte sich, dass aber bisher alle Siedlungsspuren nicht aus der Anfangszeit des Dorfes datieren, sondern erst aus dem 10. Jahrhundert stammen.

grösseren Flurflächen im Tal gewesen sein, die vor Überschwemmungen geschützt, auch für den Ackerbau genutzt werden konnten. Die frühmittelalterlichen Grabfunde von Merishausen erlauben aber auch Aussagen zur Siedlungsweise. Die räumlich weit entfernte Lage der Gräber beziehungsweise der Grabgruppen weist auf eine Ansiedlung in Form einzelner Weiler oder Höfe entlang der Durchgangsstrasse hin. Jeder Hof besass zu Beginn noch einen eigenen Bestattungsplatz, bis die Bestattungen wohl im Verlauf des 8. Jahrhunderts in den Friedhof bei der neu errichteten Kirche verlegt worden sind. Archäologische Grabungen in und bei der Pfarrkirche St. Martin sind bisher nicht erfolgt, so dass wir die Gräber einstweilen nicht kennen. Der Zeitpunkt der Verlegung der Bestattungen von den Höfen zur Kirche ist daher noch nicht genauer bestimmbar. Wie in Stein am Rhein-Burg1169 und

Abb. 145: Fundstellen mit mittelalterlichen Siedlungsresten im Dorfkern von Merishausen: 1 Haus Nr. 63 (1966), 2 Schulhaus (1991/92), 3 Acker Rössliwirt (1938), 4 Haus Nr. 159 (1942), 5 Haus Nr. 2 (1938), 6 Bodenwiesen (1993), 7 Bodenwiesen (1996).

Dorfgründung und Siedlungsanfänge Die frühmittelalterlichen Grabfunde aus Merishausen legen nahe, dass der Ort im Verlauf des späteren 6. Jahrhunderts besiedelt worden ist. Der Beginn von Merishausen fällt damit in die Zeit des allgemeinen Siedlungsausbaus unter fränkischer Herrschaft, in dessen Rahmen auch bis dahin noch wenig besiedelte Landstriche erschlossen worden sind.1168 Die Gründe für die Ansiedlung von Merishausen sind uns im Detail nicht bekannt. Von Bedeutung war sicher die Durchgangsstrasse, die wahrscheinlich schon seit vorrömischer Zeit bestand. Das nahe Vorkommen von eisenreichem Doggererz war möglicherweise ein weiterer Grund. Den Ausschlag für die Wahl des Siedlungsstandortes werden aber die verhältnismässig breiten Talöffnungen gegeben haben. Als «Dorf zwischen sieben Hügeln» liegt Merishausen an der günstigsten Siedlungsstelle im ganzen, verhältnismässig engen Durachtal. Die umliegenden Hangterrassen dürften die einzigen 203


Schleitheim1170 wäre es indessen denkbar, dass auch in Merishausen eine Stifterfamilie bereits im 7. Jahrhundert begonnen hat, ihre Angehörigen im Innern der Kirche zu bestatten. Um die Kirche herum entwickelte sich in der Folge der mittelalterliche Friedhof. Für Merishausen erstmals erwähnt ist eine Kirche im Jahr 842, in der St. Galler Urkunde (Abb. 140), worin Graf Luitold einen Teil seines Besitzes dem Kloster St. Gallen überschrieb, währenddem er, Zeit seines Lebens, Land in Berslingen und Merishausen weiterhin für sich behält, Zins bezahlt, nach seinem Tode aber ohne jede Einschränkung ebenfalls in den ewigen Besitz des erwähnten Klosters verspricht.1171 Archäologisch sind die für das 6.–8. Jahrhundert für Merishausen auf Grund der Grabfunde vorauszusetzenden Höfe indessen noch nicht nachgewiesen. Einzelne verstreute frühe Keramikscherben (Taf. 65.105) sind neben den Gräbern und Gräbergruppen die bisher einzigen Hinweise dazu. Die nachfolgend vorgelegten baulichen Siedlungsspuren von Merishausen stammen dagegen frühestens aus dem 10. Jahrhundert und sind grösstenteils sogar noch etwas jünger.

Erste Spuren mittelalterlicher Gehöfte

Abb. 146: Merishausen. Reste mittelalterlicher Gehöfte beim Haus Nr. 63, beim Bau einer Garage 1966 entdeckt (nach Guyan 1968).

Zu Beginn der Forschung galt in Merishausen die Aufmerksamkeit hauptsächlich den frühmittelalterlichen Gräbern. Die unscheinbaren Siedlungsspuren wurden dagegen noch lange Zeit kaum beachtet. Es blieb beim Auflesen einzelner Keramikscherben und vor allem von Schlacken, die fast überall zum Vorschein kamen. Diese machen klar, dass im Boden unter der heutigen Siedlung noch reiche Zeugen der Vergangenheit stecken –

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Zeugen der Frühzeit des Dorfes und einer einst blühenden mittelalterlichen Eisenindustrie (Abb. 145).1172 Siedlungsmaterial ist uns erstmals aus dem späteren 19. Jahrhundert und dann vor allem aus den späten Dreissiger und frühen Vierziger Jahren überliefert. Auf Siedlungsfunde aufmerksam wurde man durchwegs beim Freilegen von auffälligen Eisenverhüttungsanlagen und Ansammlungen von Schlacken. Ausnahmsweise schenkte man hingegen auch Keramikscherben und grösseren Flechtwandresten die nötige Beachtung, als diese in einem Acker «des Rössliwirts, neben der Schmiede»1173 zum Vorschein kamen (Taf. 65. 109–117). Zwei Keramikscherben (Taf. 65. 106/107) barg man 1956, in der Nähe des 1938 untersuchten Eisenverhüttungsplatzes beim Haus Nr. 2.1174 Keine Funde sind vom Haus Nr. 159 überliefert, als 1942 beim Bau eines Kellers ein mittelalterlicher Rennofen zerstört wurde.1175 Hausgrundrisse sind dagegen erst 1966 beachtet und auch dokumentiert worden. Damals wurden einige Grubenhäuser beim Haus Nr. 63, zwischen der Ledergasse und der Hauptstrasse, angeschnitten (Abb. 146).1176 Während ein Grubenhaus als Sechspfostenbau erkennbar war, konnte die zweite langgezogene Grube allein aus den Sondierschnitten heraus nicht erschlossen werden. Eine dritte kleinere rundliche Grube interpretierte der Ausgräber als Keller zum langgezogenen Grubenhaus.1177 Die Grubenhäuser stellen zweifellos die Nebengebäude von Gehöften dar, wie dies auch in Berslingen der Fall ist. Die zugehörigen Wohnhäuser konnten indessen im Untersuchungsbereich nicht nachgewiesen werden. Zwei weitere Grubenhäuser konnten 1993 beim Aushub eines Einfamilienhauses im Gewann «Bodenwiesen» dokumentiert werden (Abb. 147). Beide Häuser waren West-Ost orientiert. Das westliche Haus A mit Abmessungen von 2,8x4 m besass ehemals vier Innenpfosten. Das mit 2,4x3,8 m annähernd gleich grosse, östliche Haus B wies dagegen sechs Innenpfosten auf. Es ist wahrscheinlich jünger als Haus A oder stellt zumindest einen späteren Anbau dar. Beide Grubenhäuser waren fundleer, so dass die genaue zeitliche Einordnung offen bleiben muss. Südöstlich davon, in etwa 10 m Entfernung, konnte 1996 ein weiterer Siedlungsausschnitt dokumentiert werden (Abb. 147).1178 1,5 m unter der Oberfläche zeichneten sich 20 Pfostengruben ab. Neun davon bildeten, im Abstand von jeweils 1 m, die Nordostecke eines Pfostenbaus von mindestens 6 m Seitenlänge. Östlich dieses Gebäudes war ein Altlauf der Durach erkennbar. Mit diesem Pfostenbau wurde ein Wohnhaus erfasst, zu dem vielleicht die oben erwähnten Grubenhäuser als Ökonomieteile gehörten.


Abb. 147: Siedlungsspuren des mittelalterlichen Merishausen sind auch anlässlich von Bauarbeiten 1993 und 1996 in «Bodenwiesen» angeschnitten worden. M. 1:200.

205


GRÄBER 1939 SCHEUNE ABGEBROCHEN

Abb. 148: Siedlungsbefunde von Merishausenbeim Schulhaus. In der Grabungsfläche konnten 1991/92 ein Ständerbau, zwei Grubenhäuser, ein Töpferofen und mehrere Werkgruben nachgewiesen werden. M. 1:200.

206

Die Siedlungsspuren beim Schulhaus Der bisher grösste Ausschnitt eines Gehöftes konnte anlässlich von Bauarbeiten 1991/92 beim Schulhaus untersucht werden. Zu den Strukturen gehören zwei Grubenhäuser, ein Ständerbau auf Schwellbalken sowie einige handwerkliche Anlagen (Abb. 148). Die beiden Grubenhäuser waren je etwa 1 m in den Boden eingetieft. Beide Bauten waren wiederum West-Ost orientiert, mit ihrer Schmalseite an der Durchgangsstrasse, wie dies auch für Berslingen nachgewiesen ist.1179 Das nördliche Gebäude (Struktur 2, Abb. 149.1) von 2,8x4 m Grösse hatte sechs Innenpfosten. Demgegenüber war der südliche Bau (Struktur 8, Abb. 149.2) von 2,8 x 3,5 m Grösse ursprünglich nur mit vier Innenpfosten errichtet worden. Später wurde er auf 3,5 x 4,5 m erweitert und ebenfalls mit sechs Innenpfosten neu gebaut. Diese wurden weit weniger eingetieft als jene des Vorgängerbaus. Im Vergleich mit Berslingen fällt auf, dass die Bauten von Merishausen eher grösser sind. Grubenhäuser mit sechs Pfosten sind in Berslingen

selten. Am ehesten noch vergleichbar mit Merishausen sind die Berslinger Strukturen 25 A und vielleicht auch 19 C, während die Strukturen 3, 4 und 48 A einen annähernd quadratischen Grundriss aufweisen (Abb. 35).1180 Wie schon in anderen Siedlungen, hat die Auswertung auch für Berslingen gezeigt, dass die Form der Grubenhäuser offenbar nur bedingt zeitspezifisch ist. In Berslingen liess sich tendenziell eine Entwicklung von annähernd quadratischen Bauten zu kleinflächigeren rechteckigen Häusern herausarbeiten. Die spätesten Bauten zeigten erneut eine Tendenz zur quadratischen Grundform, bei einer wiederum grösseren Fläche.1181 Was die Anzahl der Pfosten anbelangt, so liegen in Berslingen vor allem Häuser mit vier Eckpfosten vor. Häuser mit je drei Pfosten auf den Schmalseiten, sogenannte Sechspfostenbauten, sind dagegen in der Minderzahl. Die jüngsten Grubenhäuser unterscheiden sich von den älteren Bauten durch das Fehlen von Pfosten auf der Grubensohle; die Gruben waren auch bedeutend tiefer ausgehoben. In Merishausen lässt sich nicht nur beim Schulhaus die zeitliche Ablösung von Vierpfosten-


1

3

2

Abb. 149: Die Siedlungsbefunde von Merishausenbeim Schulhaus: 1 Grubenhaus mit sechs Wandpfosten (Struktur 2), 2 Zweiphasiges Grubenhaus mit vier, beziehungsweise sechs Wandpfosten

(Struktur 8), 3 In den Hang geschrotete Kante eines Schwellbalkens von einem Ständerbau (Struktur 3), 4 Feuerkanal des Ofens, vermutlich Töpferofen (Struktur 1). Vgl. Plan Abb. 148.

4

207


häusern durch Sechspfostenbauten beobachten. Auch im Siedlungsausschnitt «Bodenwiesen» liess sich beobachten, dass ein Sechspfostenhaus ein Vierpfostenhaus erweitert oder gar ablöst. Datierendes Material ist indessen nicht vorhanden. Dagegen zeigt der Befund beim Schulhaus, dass die Auflassung des Sechspfostenbaus durch die Verfüllung ins 10. Jahrhundert datiert.1182 Vielleicht trat an seine Stelle Struktur 2, wiederum ein Sechspfostenhaus, das Funde der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts enthielt.1183 Wenig weiter hangaufwärts, fanden sich westlich der beiden Grubenhäuser die Reste eines ebenerdigen hangparallelen Hauses (Struktur 3). Unmittelbar nach dem Humusabtrag waren hier gerötete Randengrobkalke sichtbar. Die weitere Untersuchung zeigte dann, dass an dieser Stelle ein in den Hang eingetiefter Hausstandort vorlag. Die Terrassierung dürfte ehemals mindestens 3 m in den Hang eingearbeitet gewesen sein, mit einem Geländeabtrag von maximal 50 cm Höhe. Erhalten war aber nurmehr eine Terrassenbreite von etwa 1 m, auf einer Länge von rund 9 m; der übrige Teil war bereits der Hangerosion zum Opfer gefallen. Die erhaltene Terrassenfläche liess noch ein eingetieftes Balkengräbchen von 20 cm Breite und etwa 10 cm Tiefe auf einer Länge von etwa 8,5 m erkennen (Abb. 149.3). Ehemals war darin der westliche Schwellbalken des Ständerbaus eingelassen. Von ihm waren noch zahlreiche Holzkohlenreste von Eiche erhalten, die eine Datierung ins spätere 10. Jahrhundert wahrscheinlich machen.1184 Ein grösseres Lehmstück, offenbar Wandverputz, zeigt den Abdruck einer geraden Fläche, vermutlich von einem Holzbalken. Zwischen den Holzbauteilen waren die Wände wahrscheinlich in Flechtwerktechnik gefertigt und mit Lehm verstrichen, wovon auch einige kleinere Lehmbrocken mit Rutenabdrücken zeugen. Im südwestlichen Teil des Hauses lag eine brandgerötete flache Randengrobkalkplatte, möglicherweise der Rest der ehemaligen Herdstelle (Abb. 155). Auf der ganzen Fläche fand sich ein dünner schwärzlich-humöser Benutzungshorizont, direkt über dem anstehenden Malmschutt. Holzkohlenteile stammen vielleicht vom einstigen Holzboden. Zum Fundmaterial (Taf. 60.21–31) gehören wenige Keramikscherben,1185 Tierknochen und Fliessschlacken.1186 Aus der nordwestlichen Hausecke stammen vier Webgewichte. Die verkohlten Balken- und gebrannten Wandteile lassen daran denken, dass der ehemalige Fachwerkbau einem Brand zum Opfer fiel und nachher nicht mehr aufgebaut worden ist. Nur 2,6 m östlich dieses Hauses wurde ein Ofen (Struktur 1) angetroffen. Er lag unter der 30 cm starken Humusschicht und war noch 10–15 cm 208

hoch erhalten. Noch gut erhalten war der SüdostNordwest gerichtete, etwa 1,5 m lange Heizkanal (Feuerhals). Seine Wände waren aus 5–6 cm starken, gesägten Randengrobkalkplatten und Lehm gefertigt (Abb. 149.4). Der Anfang des Kanals von etwa 35 cm Breite war trichterförmig ausgebildet. Von der davorliegenden Aschengrube war nurmehr ein kleiner Rest erhalten. Der Heizkanal verengte sich etwas nach der Mitte auf eine Breite von 27 cm. Zum Ofen hin war er wieder auf 35 cm Breite geöffnet. Während der Heizkanal im ersten Meter nur etwa 5 cm ansteigt, zeigt er nach der Verengung einen Anstieg von etwa 13 cm/m. Durch die Hitzeeinwirkung waren die Platten aus Randengrobkalk auf der Kanalinnenseite grau verfärbt, im Kern zeigten sie Brandrötung. Teile des Kanals bestanden anstelle von Randengrobkalkplatten aus Lehm, womit auch der Raum zwischen den einzelnen Platten ausgestrichen war. In der Verfüllung des Kanals lagen zahlreiche Lehmbrocken einer Flechtwand mit teilweise glatt verstrichener Oberfläche; an der engsten Stelle des Heizkanals fand sich auch ein ovales, kaum gebranntes Webgewicht (Taf. 59.1). Vom Ofen selber, und damit der Brennkammer, war nur noch eine 10 cm tiefe Mulde abgerundetrechteckiger Form von etwa 90x70 cm erhalten. Wie schon der Heizkanal enthielt auch sie als Verfüllung vereinzelte grau gebrannte Lehmbrocken, wiederum teilweise mit Rutenabdrücken und glatt verstrichener Oberfläche. Der anstehende Malmschutt war sowohl an der Sohle, als auch an den Seitenwänden brandgerötet. Unter direkter Feuereinwirkung war er grau verfärbt. Zur vorliegenden Ofenkonstruktion stellen sich hauptsächlich zwei Fragen: 1. Wie sah der Ofen aus und welches war seine Funktion? 2. Wie ist das zeitliche Verhältnis dieses Ofens zum nahegelegenen Fachwerkbau? Der Befund lässt leider eine genaue Rekonstruktion des Ofens nicht zu. Wir wissen lediglich, dass zum Ofen ein sehr langer Feuerungskanal gehört hat. Vom eigentlichen Ofen selber blieb nichts erhalten, erfasst wurde lediglich die Grube. Wieweit der Ofen die ganze Grube ausgefüllt hat, muss offen bleiben. Falls die Brennkammer tatsächlich der Grubenform entspricht, wäre auffällig, dass der Feuerungskanal nicht zentral in den Ofen mündet, sondern seitlich verschoben. Noch weniger lässt sich das Aufgehende des Ofens erschliessen. Von einer kuppelförmigen Überdeckung, möglicherweise aber auch von einem Zwischenboden, einer Tenne, stammen vielleicht die zahlreichen im Kanal und in der Ofengrube angetroffenen Lehmbrocken.1187 Auch die Funktion des Ofens ist aus dem Befund heraus nicht schlüssig zu belegen. Der Feuerungskanal spricht am ehesten für einen Töpferofen, in


dem in einem reduzierenden Brand Gebrauchskeramik hergestellt worden ist. Vergleichsbeispiele zu unserem Befund sind verhältnismässig selten. Die nächstliegenden frühmittelalterlichen Töpferöfen von Reinach,1188 Therwil und Oberwil,1189 alle im Kanton Baselland, besitzen durchwegs anstelle eines Feuerungskanals eine Feuergrube.1190 Die Baselbieter-Öfen werden von einer flachen Zunge geteilt oder besitzen einen Mittelsockel. Unklar ist, ob bei ihnen die Zunge beziehungsweise der Sockel als Stütze einer Tenne gedient hat, oder ob darauf vielleicht sogar das Brenngut gestellt worden ist. In jenen Öfen wurde eine sandige Drehscheibenware mit Rollstempelmuster gebrannt.1191 Im Unterschied zu römischen Töpferöfen liegt bei mittelalterlichen Anlagen der Feuerraum nicht mehr unter dem Brennraum, sondern vor ihm. Aus dem senkrechtstehenden Ofen wird eigentlich ein liegender Ofen. Die Brenngase zogen nicht mehr senkrecht durch die im Brennraum gestapelte Keramik und anschliessend ins Freie, sondern schräg durch den Ofen. Dabei wurde die Hitze besser genutzt und es wurden, zumindest im Hochmittelalter, Ofentemperaturen von über 1200 Grad Celsius erreicht.1192 Im Falle unseres Befundes spricht der lange Feuerungskanal mit der Verengung vor dem Brennraum für eine Verwendung als Töpferofen. Eine derartige Konstruktion wäre für einen Backofen oder eine Heizung wohl kaum nötig. Die Verwendung als Töpferofen erschliesst sich uns indessen nicht aus Fehlbränden oder zerbrochenen Gefässen; der Ofen war bis auf das ungebrannte Webgewicht (Taf. 59.1) und eine Wandscherbe im Heizkanal völlig fundleer. Dies darf indessen nicht erstaunen, sind doch derartige Ofenanlagen teilweise nur gerade für einen Brand benutzt worden.1193 Die Konstruktion unseres Heizkanals mit Randengrobkalkplatten und sorgfältigem Lehmverstrich spricht unseres Erachtens aber doch eher für eine mehrmalige Verwendung. Auch die zweite Frage, nach dem zeitlichen Verhältnis des Ofens zum benachbarten Fachwerkbau, ist aus dem Befund heraus nicht eindeutig zu beantworten, da eine verbindende Kulturschicht nicht vorlag.1194 Schon bei einer Hausbreite von 3 m käme der Ofen in das Innere des Hauses zu liegen. Dies allein könnte für eine Zugehörigkeit zum Haus und damit für eine Gleichzeitigkeit sprechen. Hierfür in Frage käme funktionell wohl nur die Heizung, die von aussen bedient worden wäre.1195 Die Raumbefeuerung von aussen ist für die römische Zeit gut belegt und war in ähnlicher Form auch für Klöster gebräuchlich, wie der Befund von Allerheiligen II zeigt.1196 Für mittelalterliche, ländliche Bauten sind meines Wissens indessen noch keine derartigen Befunde bekanntgeworden.

Eine gewisse Beziehung der Ofenstruktur zum Ständerbau erschliesst sich uns aber auch aus dem Vorhandensein von gleichartigen Webgewichten in beiden Strukturen. Dasselbe gilt möglicherweise auch für die gleichbeschaffenen Lehmbrocken. Die Lehmbrocken und das Webgewicht im Ofen könnten aber auch nur vom abgebrannten Fachwerkbau stammen, also erst sekundär als Verfüllung in den Ofen gelangt sein. Trifft dies zu, so wäre im Falle eines älteren Ofens wohl anzunehmen, dass dieser bei der späteren Anlage des Ständerbaus bereits verfüllt worden wäre. Reste des später abgebrannten Hauses hätten also kaum mehr in den Ofen gelangen können. Anders aber ist es wohl im Falle eines jüngeren Ofens. Dieser wäre bereits in den Bauschutt des abgebrannten Hauses eingetieft worden und wurde, mit umliegendem Bauschutt auch wieder verfüllt. Wir stossen mit diesem Befund indessen an die Grenzen der archäologischen Interpretation. Südlich des Ständerbaus fand sich eine Mulde, die mit brandgeröteten Steinen verfüllt war (Struktur 4). Die sekundäre Lage der Steine ergibt sich daraus, dass etliche davon nur auf ihrer Unterseite eine Brandrötung zeigten. Möglicherweise handelt es sich hierbei um abgelagerten Bauschutt vom abgebrannten Ständerbau.1197 Noch etwas weiter südlich war eine weitere Grube (Struktur 5) erkennbar, die ebenfalls Brandrötung zeigte und nebst Holzkohle, und wenigen verbrannten Knochen, auch mittelalterliche (Taf. 61.35 –37) und latènezeitliche Keramik (Taf. 6.76) enthielt. Randlich konnten hier auch zwei Pfostenlöcher nachgewiesen werden. Nurmehr der Rest einer Struktur (Struktur 7) kam unmittelbar unter einer modernen Planie eines angelegten Spielplatzes zum Vorschein. Eine NordSüd verlaufende längliche Mulde zeigte eine intensive Brandrötung. Im Zentrum der Grube war der anstehende Boden bis zu 16 cm tief brandgerötet. Fragmente von Randengrobkalksteinen und auch die intensive Brandrötung lassen am ehesten an einen weiteren Ofenstandort denken. Nachgewiesen sind zudem auch vier Pfostenlöcher; die Füllung von modernem Mörtel in einem dieser Pfostenlöcher macht ihre Zugehörigkeit indessen unsicher. Zur aufgelesenen Keramik gehören latènezeitliche Funde (Taf. 6.77). Die erwähnten Strukturen reichen für eine Rekonstruktion der Siedlungsaktivitäten im südlichen Teil der untersuchten Fläche leider nicht aus. Am ehesten wird man wohl an handwerkliche Tätigkeiten denken.

209


Die mittelalterlichen Funde von Merishausen Kurt Zubler Die Vorlage der mittelalterlichen Siedlungsfunde von Merishausen gründet auf Ausgrabungs- und Sammlungstätigkeiten unterschiedlicher Zeit und Qualität (Abb. 145). Aufgrund der guten Dokumentation und des relativ reichhaltigen Fundgutes kommt dabei den 1991/92 freigelegten Strukturen «beim Schulhaus» die grösste Bedeutung zu (Abb. 148/149). Interessantes Fundmaterial vor allem aus dem 13. Jahrhundert konnte zudem in den 1966 ausgegrabenen Grubenkomplexen bei Abb. 150: Zusammenstellung der 14C-Daten von Merishausen-beim Schulhaus (Sch), Haus Nr. 10 und Haus Nr. 63. 14C-Intervalle nach Kalibration (1-Sigma, 68.3 %). Zahlen im Katalog der 14 C-Daten (S. 324ff.).

Abb. 151: Zusammenstellung der 14C-Daten von Merishausen nach erfolgter Altholzkorrektur (S. 110ff.). Für die Grunddaten vgl. Abb. 150 und Katalog der 14C-Daten (S. 324ff.).

210

Haus Nr. 63 geborgen werden (Abb. 146). Die Fundensembles dieser beiden Ausgrabungen werden deshalb im folgenden am ausführlichsten diskutiert, die Materialien der übrigen Fundstellen dagegen nur summarisch beschrieben und zeitlich grob datiert. Die Merishauser Funde tragen im Vergleich zu Berslingen kaum Neues zur Kulturgeschichte des mittelalterlichen Alltags bei. Mit dem Ziel, Grundlagen für weitere siedlungsgeschichtliche Überlegungen zum Dorf Merishausen bereitzustellen, liegt das Augenmerk der Untersuchung deshalb hauptsächlich auf der Datierung der Funde bzw. der entsprechenden Befunde. Wie in Berslingen bilden Scherben von Keramik-


Struktur

Keramik Anzahl Scherben

Webgewichte

Ofen 1

1

mind. 1

Grubenhaus 2

62

Haus 3

21

4

10

Grube 5

14

6

6

7

1

Grubenhaus 8

79

Lesefunde

22

Insgesamt

216

Eisenobjekte (teilweise in Bruchstücken erhalten)

mind. 3

Haus 3

Objekte aus Stein

Flechtwerklehm

Tierknochen unbearbeitet Anzahl

Sporn mit Riemenschnalle, 2 Messer, Nagel, 2 unbestimmt

viel Schlacke, 2 Ofenwandbestandteile

Geräte, Klammer, unbestimmt

wenig Schlacke

Blockmeissel, Blech

wenig Schlacke

Nuppe eines Trinkgefässes

167

586 g Silex

9 15 12

Ahle 1

Geschossspitze, Nagel

5

2 Webbrettchen

Spinnwirtel

57 g

Schlacke

1

x

4

x

Grubenhaus 2

x

Grube 5

P

x

6

P

x

7

P

Lesefunde

R

x

2 x

x

3

4

5 6–13

x x x

x

x

x

Zeugen des Alltags – Geschirr und Gerät aus den Gebäuderesten beim Schulhaus Die Zusammenstellung des gesamten Fundmaterials der Fundstelle «beim Schulhaus» zeigt, dass die beiden Grubenhauskomplexe 2 und 8 den grössten Teil der Funde umfassen (Abb. 152). Aus Haus 3 stammen zwar weniger Funde, doch sind diese umso bedeutender, da aus ebenerdigen Gebäuden wegen der schwierigen Erhaltungsbedingungen nur sehr selten Material überliefert ist, und mittelalterliche Bauten ohne künstliche Bodeneintiefung deshalb nur in Ausnahmefällen zeitlich einwandfrei eingeordnet werden können. Aufgrund ihrer unklaren Befundsituation bzw. des geringen und teilweise vermischten Fundaufkommens können die Strukturen 4, 5, 6 und 7 weder funktionell noch chronologisch eindeutig interpretiert werden. Auch bei Struktur 1, die anhand des Befundes als Überrest eines Ofens angesprochen werden kann, lassen die wenigen Funde mit Ausnahme einer 14C-datierten Holzkohlenprobe keine weiteren Aussagen zu.1199 Die Gefässkeramik von Merishausen-beim Schulhaus lässt sich gut mit jener von Berslingen vergleichen. Abgesehen von einigen prähistorischen und römischen Scherben (Taf. 6.76.77 und 6.82.83) sowie einigen jüngeren Streufunden liegt ein relativ enges Formenspektrum vor, das sich ohne weiteres in die Berslinger Phasen 3a und 3b einordnen lässt (Abb. 153).1200 Die Magerungstypen wurden nicht bestimmt, doch handelt es sich jedenfalls ausschliesslich um dünnwandige, nachgedrehte Waren.1201

56 19

4364 g

x R

Objekte aus Geweih

Flachglas

P/R MA

Grubenhaus 8

Glas

3721 g

gefässen einerseits und eine Reihe von 14C-Daten andererseits die Grundpfeiler der zeitlichen Einordnung der Strukturen. Die Interpretation der älteren Keramik stützt sich dabei im wesentlichen auf die an den Berslinger Scherben erarbeitete Formentwicklung; das jüngere Material muss dagegen mit Fundkomplexen der Stadt Schaffhausen bzw. der weiteren Region verglichen werden. Die 14C-Daten werden mit der für Berslingen angewandten Methode interpretiert und im Anhang ausführlich dokumentiert, weshalb auf eine Erläuterung des Vorgehens an dieser Stelle verzichtet werden kann.1198 Im Sinne einer einleitenden Übersicht werden die kalibrierten Altersbereiche der Merishauser Fundstellen unkorrigiert und korrigiert in zwei zusammenfassenden Darstellungen vorangestellt (Abb. 150 und 151), spezifische Aspekte einzelner Daten folgen indessen bei der nachfolgenden Diskussion der jeweiligen Fundensembles.

Struktur

Reste der Eisenprod. und -verarbeitung

283

Abb. 152: Die Funde von Merishausen-beim Schulhaus aufgelistet nach Fundmaterial und Strukturen. Zu den Überresten von Eisenverarbeitung: Unten, S. 225f.

Abb. 153: Verteilung der Gefässkeramik von Merishausen-beim Schulhaus nach Befunden, Epochen und Randformen. Spalte «P/R» = Prähistorisch/ Römisch, «MA» = Mittelalter.

211


Haus 3 und Grubenhaus 8 In der ebenerdigen Struktur 3 fanden sich mit einem schwach gestauchten (R1) und einem einfachen Trichterrand (R3) Randformen, wie sie in den Berslinger Grubenhäusern 16A und 17 vorkommen (Taf. 60.21.22).1202 Dem gleichen typologischen Horizont sind die Ränder aus Grubenhaus 8 anzuschliessen (Taf. 61.38–40), die in Berslingen als seltener innen gekehlter Trichterrand (R2) in Strukturen der Phase 3a und als einfacher Trichterrand (R3) in Strukturen der Phase 3a und 3b zum Vorschein kamen.1203 Das Spektrum der Formen aus dem ebenerdigen Haus 3 und aus Grubenhaus 8 entspricht demnach jenem der Strukturen des 9. und 10. Jahrhunderts von Berslingen, wobei das Fehlen der älteren, stark gestauchten Variante des Randtyps R1 eher ins 10. Jahrhundert weist. Dieser Ansatz findet seine Bestätigung in weiteren Funden sowie mehreren 14C-Daten. Wie die Datierung der beiden Berslinger Webhäuser 16B und 57 lehrt, muss bei eichenem Konstruktionsholz von einem im Verhältnis zum Fundmaterial zu alten Wert ausgegangen werden.1204 Bei zwei Datierungen von Holzkohlestücken eines ehemaligen eichenen Schwellbalkens von Haus 3 wurde deshalb mit zu alten Daten gerechnet und eine Korrektur von mindestens +50 Jahren vorgeschlagen. Zu Kontrollzwecken wurde später an den äussersten Jahrringen einer Ahornkohle mit WaldAbb. 154: Neben Topfscherben des 10. Jahrhunderts kamen im Grubenhaus 8 von Merishausenbeim Schulhaus zwei verzierte, aus Hirschgeweih geschnitzte Webbrettchen zum Vorschein.

212

kante, die aus demselben Kontext stammt, eine 14CBestimmung vorgenommen, deren Resultat erwartungsgemäss deutlich jünger ausfiel als die Eichendatierungen. Nach erfolgter Korrektur der älteren Werte weisen die drei 14C-Daten gemeinsame Altersbereiche im 10. Jahrhundert auf (Abb. 151). In Anbetracht der ungleichmässigen Gewichtung der beiden Altersbereiche, die die kalibrierte Ahornprobe (899–903: 3.7%; 964–1027: 96.3%) aufweist, scheint eine Datierung in die spätere zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts am wahrscheinlichsten.1205 Nach Ausweis von Fragmenten mehrerer Webgewichte scheint in Haus 3 einmal ein Webstuhl gestanden zu haben (Taf. 60.25 –27). Das Aussehen der Gewichte ist nicht einheitlich, neben einem zylindrischen kommen auch oval geformte vor. Eine ähnlich heterogene Zusammensetzung besitzt der Gewichtssatz des Webhauses 16B von Berslingen, das vermutlich nach 1000 durch ein Schadenfeuer zerstört wurde. Wie der Vergleich von Webgewichtsformen verschiedener Fundstellen zeigt, tauchen zylindrische Gewichte erst gegen das Ende des ersten Jahrtausends auf.1206 Mit dem zylindrischen Webgewicht (Taf. 60.25) drängt sich demnach eine Datierung von Haus 3 ins späte 10. Jahrhundert auf. Fragmente eiserner Krummmesser (Taf. 60.29–31) legen nahe, dass im Umfeld von Haus 3 neben der Weberei auch die Holzverarbeitung ihren Platz fand. Bei der Ausgrabung von Grubenhaus 8 konnte ein Benützungshorizont getrennt von der Verfüllung ausgegraben werden. Passscherben aus beiden Bereichen zeigen allerdings, dass es sich dabei bezüglich des Fundmaterials nur um eine scheinbare Unterscheidung handelt. Etwa die Hälfte der Keramikfragmente aus Grubenhaus 8 weist Spuren sekundärer Brandeinwirkungen auf. Auch dieses Phänomen ist sowohl im Benützungshorizont als auch in den Verfüllschichten nachweisbar, in letzteren jedoch deutlich häufiger. Möglicherweise spiegelt sich hierin eine Brandzerstörung des Grubenhauses oder aber dessen Verfüllung mit Brandschutt des vermutlich niedergebrannten Hauses 3. Der Altersbereich einer Holzkohleprobe aus dem «Benützungshorizont» von Grubenhaus 8 umfasst ziemlich genau das 10. Jahrhundert. Eine Alterskorrektur wurde mangels Kenntnis der Jahrringstruktur nicht vorgenommen, eine gewisse Altersabweichung wäre aufgrund der vielen Eichenfragmente jedoch auch hier denkbar. Eine eiserne Ahle, ein steinerner Spinnwirtel und zwei Webbrettchen aus Rothirschgeweih (Abb. 154)1207 legen für Grubenhaus 8 eine Nutzung im Bereich der Textilverarbeitung und möglicherweise anderer handwerklicher Tätigkeiten nahe (Taf. 61.44 –47). Zwei ganz ähnliche Webbrettchen lagen in Berslingen ebenfalls vergesell-


schaftet mit einem steinernen Spinnwirtel im Grubenhaus 18, dessen Verfüllung in die Jahrzehnte um die Jahrtausendwende zu datieren ist (Taf. 26.17–19).1208 Eine durchbohrte Wandscherbe (Taf. 61.41) beweist, dass auch in Merishausen «Beckibüetzer» am Werk waren.1209 Grubenhaus 2 Grubenhaus 2 konnte in mehreren unterscheidbaren Schichten ausgegraben werden. Am fundreichsten waren die Schichten 2/3 im Bereich des Benützungshorizontes; bereits eine geringere Funddichte zeigt die darüber liegende, 30 – 40 cm dicke Füllschicht 4. Deutlich weniger Material fand sich in der teilweise abgebaggerten oberen Füllschicht 5. Alle Schichten enthielten Schlacke und Keramik. Die Fundzusammensetzung der Füllschichten und des Benützungshorizontes kann als relativ homogen bezeichnet werden (Taf. 59.2 – 20). Einzig der altertümliche, schwach gestauchte Trichterrand (R1) aus Füllschicht 4 (Taf. 59.2) scheint aus älteren Ablagerungen zu stammen, die das Grubenhaus 2 als Überreste der nahen Strukturen 3 und 8 im Zeitpunkt der Verfüllung wohl umgaben. Die übrigen Randscherben aus Grubenhaus 2 (R4/5, Taf. 59.3 –6) finden ihre Parallelen mehrheitlich in jenen Berslinger Gruben, die um 1000 und in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts datieren (vor allem Grubenhäuser 16B, 19, 25). Eine Bodenscherbe (Taf. 59.10) weist als Bodenzeichen ein einfaches Kreuz ohne Kreiseinfassung auf, wie dies bereits bei den ältesten Bodenzeichen von Berslingen festgestellt werden konnte.1210 Mehrere verzierte Scherben (Taf. 59.11–15) bestätigen zudem die Beobachtung, dass die Verzierung mit Wellenlinien, die in Phase 3a aufkommt, im 11. Jahrhundert einen Höhepunkt erreicht. Aus der oberen Füllschicht 5 wurde von einem Stück Buchenholzkohle mit 51 Jahrringen der 14CGehalt gemessen. Der wahrscheinlichste Zeitraum des korrigierten 14C-Alters umfasst die Spanne von 1010 bis 1075.1211 Aufgrund dieses 14 C-Resultates kann eine rasche Schichtgenese mit zeitlich engem Zusammenhang der Schichten vermutet werden. Der im Bereich des Benützungshorizontes gefundene Stachelsporn mit Zinnauflage1212 widerspricht diesem Ansatz nicht (Abb. 156, Taf. 59.19). Die Gestalt des Sporns gliedert sich in einen Bügel mit geraden Schenkeln und einen langen, leicht nach unten abgewinkelten Stachel mit verdicktem Stimulus. Die nahebei gefundene Riemenschnalle dürfte zur Befestigungsgarnitur des Sporns gehört haben (Taf. 59.20). Vergleichbare Reitersporen aus dem Burgund und aus Basel können ebenfalls in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts datiert werden.1213

Weitere Funde und Befunde Von den anderen Befunden «beim Schulhaus» könnten Struktur 1 und 4 aufgrund der räumlichen Nähe in einer Beziehung zum ebenerdigen Haus 3 gestanden haben. Bei Struktur 1 liegt ein Teil einer Ofenkonstruktion unsicherer Funktion vor. Das im Feuerungskanal gefundene ovale Webgewicht (Taf. 59.1) weist den Ofen ins Mittelalter; formal lässt es sich mit einem Teil der Webgewichte aus dem leicht höher gelegenen Haus 3 vergleichen und könnte allenfalls vom gleichen Webstuhl stammen. Zwei anpassende, unverzierte Wandscherben mit Spuren sekundärer Brandeinwirkung erlauben keine weiteren Schlüsse zu Funktion und Alter des Befundes. Fragmente von Flechtwerklehm, die z. T. eine eben gestrichene Fläche aufweisen, fanden sich in grosser Menge im Kanal und im eigentlichen Ofen. Möglicherweise handelt es sich dabei um Teile der Wandkonstruktion oder der Tenne eines Töpferofens. Die gleiche Art von nicht absichtlich gebranntem Lehm – teils mit Abdrücken von Flechtwerkruten, teils aber auch von Konstruktionshölzern – fand sich in viel geringerer Menge auch mit den Funden von Haus 3. Aus einer Holzkohlenprobe vom Bereich der «Tenne» wurden einige Eichenstücke ausgelesen und 14C-datiert. Der kalibrierte Altersbereich von 895 –1020 entspricht weitgehend dem für Haus 3 ermittelten Wert (Abb. 151). Hinweise auf die zeitliche Abfolge können aus diesem Datum deshalb nicht gewonnen werden – der Ofen könnte sowohl vor, nach, als auch gleichzeitig mit Haus 3 genutzt worden sein –, eine gewisse zeitliche Nähe der beiden Strukturen wird damit jedoch festgelegt.1214 Wenig Fundmaterial befand sich zusammen mit brandgeröteten Steinen in Struktur 4, einer südlich von Haus 3 entdeckten Mulde. Die einzige Randscherbe gehört zum Typ R4 (Taf. 60.32). Vergleichbare Ränder fanden sich in Berslingen vor allem in den Grubenhäusern 18, 19 und 38, die im späten 10. oder frühen 11. Jahrhundert verfüllt worden waren. Ähnlich wie beim Fundmaterial von Grubenhaus 8 weist etwa die Hälfte der Scherben aus Struktur 4 sekundäre Brandeinwirkungen auf. Ein ganz erhaltener eiserner Flachmeissel (Taf. 60.34) erweitert das mittelalterliche Werkzeug- und Geräteinventar des Durachtales um ein neues Element. Aufgrund des abgesetzten Schaftteiles und des massiven Körpers könnte es sich um einen Einsatzmeissel handeln, der mit seinem flachen Keilwinkel zum Abschroten warmen Eisens verwendet wurde.1215 Einsatzmeissel waren wie Blockmeissel mit der Schneide nach oben in den hölzernen Schmiedeblock eingelassen, wobei der abgesetzte Nacken das Eindringen ins Holz hemmte. Die eisernen Werk-

Abb. 155 (folgende Doppelseite): Küchenidylle vor der Jahrtausendwende. Wir blicken ins ebenerdige Haus 3 von Merishausen-beim Schulhaus. Die Bäuerin bereitet das Abendessen. Es herbstet; schon seit dem frühen Morgen ist sie mit der Zurichtung von Vorräten für den langen Winter beschäftigt. Das Gepökelte des unlängst geschlachteten Schweines hat sie zum Räuchern über die offene Herdstelle gehängt. Die gedörrten Äpfel sind bereits in Flachssäcke verpackt. Nun sind die Pilze dran, die mit dem feuchten Wetter der letzten Tage prächtig aus dem Boden geschossen sind. Lange aber findet der Tag der Bäuerin kein Ende, noch hat sie die Feiertagsgans für das morgige Erntedankfest vorzubereiten. Mit dem detailreichen Innenleben eines mittelalterlichen Bauernhauses im Durachtal illustriert das Bild gleichzeitig die Problematik von Lebensbildern. Sowohl Text als Bild sind überzeichnet. Das reiche Inventar und die üppigen Vorräte sind in einem einfachen bäuerlichen Haushalt dieser Zeit kaum zu erwarten. Von Haus 3 selbst sind nur die Reste eines eichenen Schwellbalkens, etwas Flechtwerklehm und wenige Steinplatten, die möglicherweise zur Herdstelle gehörten, bekannt. Die Funde beschränken sich auf wenige Topf-, Webgewichts- und Eisenfragmente. Die Zusammenstellung von Inventar, Speisezettel und Kleidung beruht auf Bodenfunden verschiedenster Ausgrabungen und historischen Quellen. Der reinliche Küchenbereich von Haus 3 mit seiner makellosen Einrichtung entspricht demnach eher einer Abbildung aus einem vom Archäologen zusammengestellten Versandkatalog für mittelalterliches Wohnen als einem tatsächlichen Augenblick im wohl eher kargen Bauernalltag vor tausend Jahren. (Bild: Hanna Hromadka, Mischtechnik.)

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wurden, ist neben drei glasierten Scherben und dem Fragment einer Ofenkachel vor allem eine weidenblattförmige Geschossspitze mit rhombischem Querschnitt (Taf. 61.49) zu erwähnen. Die Nuppe eines spätmittelalterlichen Glasgefässes (Taf. 61.51), die im Baggerabtrag von Grubenhaus 2 zutage gefördert wurde, kann ebenfalls als Streufund betrachtet werden. Zahlreiche Schlackenfunde weisen auf die Verhüttung von Eisen. Bedeutende Mengen fanden sich dabei in Grubenhaus 2, drei Stücke in Haus 3, eines in Struktur 4 und vier als Streufunde. Mit der Ansammlung in Grubenhaus 2 kann die Eisenverhüttung im frühen 11. Jahrhundert belegt, mit den wenigen Fragmenten aus Haus 3 und Struktur 4 im späten 10. Jahrhundert vermutet werden. Kleinere Schlackenmengen sollten allerdings mit Vorsicht interpretiert werden, da kleine Schlackenstücke dank ihres relativ grossen spezifischen Gewichtes und des glatten Äusseren besser als andere, «sperrigere» Fundmaterialien verschleppt werden können.

Besiedlungsgeschichte

Abb. 156: Reitersporn des 11. Jahrhunderts aus Grubenhaus 2 von Merishausen-beim Schulhaus. Die Zinnauflage des ehemals silbrig glänzenden Stachelsporns ist nur noch in versteckten Resten zu beobachten.

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stücke, z. B. Nägel, wurden auf die Schneide des Meissels gelegt und mit einem oder mehreren Hammerschlägen abgetrennt.1216 In der funktional nicht geklärten Grube 5 befanden sich neben Knochen und den Bruchstücken einer eisenzeitlichen Schale (Taf. 6.76) auch einige mittelalterliche Scherben, die sich vom bisher vorgestellten Spektrum bezüglich ihrer Machart nicht unterscheiden. Formal aussagekräftige mittelalterliche Stücke fehlen allerdings. Weitere eisenzeitliche Scherben fanden sich in den unklaren Strukturen 6 und 7 (Taf. 6.77), ein bearbeiteter Silex in Struktur 4 (Abb. 11.3). Zwei möglicherweise römische Scherben, die sich unter dem Fundmaterial von Haus 3 befinden, sowie ein eindeutig römisches Henkelfragment, das als Streufund aufgelesen wurde, weisen auf römische Siedlungsspuren «beim Schulhaus» hin (Taf. 6.82.83). Unter den wenigen jüngeren Funden, die vorwiegend ohne Befundkontext zusammengelesen

Ausgehend von den Funden lässt sich folgendes Szenario für den ehemaligen Siedlungsplatz «beim Schulhaus» nachzeichnen. In Gestalt einiger Scherben hinterlässt die Besiedlung bzw. Begehung des Platzes bereits in der Eisenzeit und in der folgenden römischen Epoche ihre Spuren. Während der frühen Phasen der alamannischen Besiedlung des Durachtales findet hier dagegen kein Fundniederschlag statt. Erst im Verlauf des 10. Jahrhunderts wird wieder (?) intensiv gebaut und gelebt, wie die deutlichen Befunde und Funde nahelegen. In diese Zeit gehören das ebenerdige Haus 3 (Abb. 155) und das Grubenhaus 8. Vermutlich gegen Ende des 10. Jahrhunderts fallen die beiden Gebäude einer Brandkatastrophe zum Opfer. Mit dem Brandschutt wird die Grube von Grubenhaus 8 verfüllt, einiges bleibt aber auch im Bereich des ehemaligen Hauses 3 liegen und überdauert dort unter Hangrutschungen und in Bodenvertiefungen (Struktur 4) das folgende Jahrtausend. Kaum 5 m nördlich von Grubenhaus 8 wird bald darauf Grubenhaus 2 errichtet. Nach einigen Jahrzehnten der Nutzung wird es baufällig, und die Grube wird noch vor der Mitte des 11. Jahrhunderts unter anderem mit Schlacke aus einer nahen Eisenverhüttung wieder verfüllt. Im Merishauser Siedlungsausschnitt «beim Schulhaus» wird verschiedenes Handwerk betrieben: Textil-, Holz- und Metallverarbeitung gehören im 10. Jahrhundert zum Alltag des Gehöftes, im frühen 11. Jahrhundert geht im Bereich des ehemaligen Hauses 3 ein Töpferofen in Betrieb, zudem wird in der Nähe Eisen verhüttet.


Keramische Episoden aus dem Hochund Spätmittelalter – Die Gruben bei Haus Nr. 63 Das reiche Fundmaterial der 1966 westlich von Haus Nr. 63 ausgegrabenen Gruben (Abb. 146) ist von W. U. Guyan bereits auszugsweise vorgestellt worden.1217 In einem 1968 erschienen Aufsatz über das Durachtal unterscheidet Guyan drei verschiedene Grubenstrukturen, nämlich ein pfostenloses Grubenhaus a, eine zu diesem Grubenhaus gehörige Vorratsgrube a’ (z. T. auch als Keller a’ angesprochen) und ein SechspfostenGrubenhaus b. Die im selben Artikel vorgestellte Keramik schreibt Guyan in der Abbildungslegende in globo und ohne genauere Angaben allen drei Gruben zu.1218 Wiederum ohne Bezugnahme auf einzelne Fragmente oder bestimmte Formen, d.h. ohne Begründung datiert er einen Teil der Keramik ins 14. Jahrhundert, erwähnt aber gleichzeitig, dass sich in den Gruben auch älteres Material befunden habe. Da es Guyan leider versäumte, die Funde der drei Grubenstrukturen gesondert zu publizieren, bleiben die Interpretationsmöglichkeiten beträchtlich eingeschränkt, zumal die entsprechenden Inventarbücher, welche Hinweise zur Herkunft der einzelnen Funde enthalten haben dürften, heute verschollen sind. Immerhin gelang es nach Durchsicht aller verfügbaren Unterlagen, einige verstreut festgehaltene Indizien zusammenzuführen und daraus Rückschlüsse auf die Geschichte des Fundniederschlages in den drei Gruben zu gewinnen. In den ursprünglichen Grabungsunterlagen dokumentierte Guyan das Sechspfostenhaus als Grubenhaus 2. Eine Holzkohleprobe, von der ein Teil nach Holzarten untersucht und ein weiterer Teil 14C-datiert wurde, stammt dagegen gemäss Fundzettel aus Grubenhaus 1. Ein zweiter Fundzettel beweist, dass es sich bei Grubenhaus 1 um das südliche, 2.1 m tiefe Grubenhaus handelt, das Guyan in seinem Artikel als Vorratsgrube a’ beschreibt. Ein weiterer Hinweis findet sich im Verwaltungsbericht von 1966. Guyan schreibt darin: «Dazu kommt eine Vorratsgrube, die reichlich stempelverzierte, also datierbare Keramik, dazu einige Spinnwirtel und auch Eisensachen lieferte».1219 Dieser Zusammenhang zwischen «Vorratsgrube» und rädchenverzierter Keramik wird durch eine in den Akten enthaltene Fundzeichnung bestätigt. Es handelt sich dabei um die Zeichnung eines rädchenverzierten Siebgefässes (Taf. 63.69),1220 das gemäss Bildlegende «aus dem Keller einer alemannischen Baute» stammt.

Folgende Schlüsse lassen sich aus diesen Hinweisen ziehen: – Aus dem pfostenlosen, 2.1 m tiefen Grubenhaus 1 bzw. der Vorratsgrube a’ stammt eine Holzkohleprobe. In Anbetracht der beträchtlichen Menge scheint es sich kaum um zufällig aufgelesene Stücke zu handeln, ein Zusammenhang mit der Verfüllung der Grube kann angenommen werden. Das an einem Teil der Probe ermittelte 14 C-Alter umfasst das 13. und 14. Jahrhundert (Abb. 150). – Die von Guyan 1968 vorgelegte Keramikauswahl enthält ein relativ homogenes Formenspektrum, darunter mehrere rädchenverzierte Scherben. Die ältere Keramik fehlt in seiner Abbildung ebenso wie die jüngere. Die Vermutung geht deshalb dahin, dass die von Guyan abgebildeten Fragmente der 1966 im Verwaltungsbericht erwähnten «datierbaren Keramik» aus der «Vorratsgrube» entsprechen. Auch die im Aufsatz von 1968 dem 14. Jahrhundert zugewiesene (und damit datierbare) Ware bezöge sich demnach vor allem auf das abgebildete Spektrum. – In den Unterlagen finden sich keine direkten Hinweise auf Funde aus dem Sechspfosten-Grubenhaus. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine fundarme Struktur, wie sie in Berslingen mehrfach belegt ist. Anhand dieser Folgerungen und einer erneuten Fundvorlage werden im folgenden Hypothesen zur Geschichte der Fundstelle beim Haus Nr. 63 vorgestellt: Das in den Tafeln 62-64 vorgelegte Fundmaterial kann grob in drei Zeitabschnitte gegliedert werden. Keramik der Jahrtausendwende Die älteste Phase ist nur mit wenigen Randscherben und einer durchbohrten Wandscherbe sicher nachzuweisen (Taf. 62.52 – 55).1221 Formal lassen sich diese Ränder den Berslinger Typen R3 und R4 anschliessen. Die Trichterrandvarianten R1 und R2 fehlen dagegen ebenso wie der verdickte und enger umbrechende Randtyp R5. In Berslingen sind R3 und R4 vor allem in Gruben der Jahrtausendwende vergesellschaftet (Str. 16B, 18, 19, 25, 29).1222 Vergleichbare Ränder finden sich auch unter dem Fundmaterial der Gruben von Merishausen-beim Schulhaus (Taf. 59.3.4, 60.32, 61.38.40). Da R5 in Grubenhaus 2 «beim Schulhaus» sowie in den Berslinger Strukturen der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts bereits vorkommt, könnten die Zeugen der ersten nachweisbaren Besiedlung bei Haus Nr. 63 am ehesten in den letzten Jahrzehnten des 10. Jahrhunderts oder kurz nach 1000 in die Erde gelangt sein. Für die Herkunft dieser ältesten Keramik sind zwei Möglichkeiten in Betracht zu ziehen: einer217


seits könnte sich Siedlungsmaterial der Jahrtausendwende im Zuge nachfolgender Bautätigkeit zufällig in den jüngeren Strukturen erhalten haben, andererseits wäre es jedoch aufgrund der oben erwähnten Indizien auch möglich und in Anbetracht der meist homogenen Grubeninventare von Berslingen und Merishausen-beim Schulhaus wohl wahrscheinlicher, dass die spärlichen Funde der frühesten Phase aus dem SechspfostenGrubenhaus stammen, wohin sie im Zusammenhang mit der Verfüllung der Grube in den Jahrzehnten um 1000 gelangten. Unterstützung erhält diese Hypothese durch vergleichbare Kombinationen von Fundmaterial der Jahrtausendwende und rechteckigen Sechspfostenbauten, wie sie in Berslingen mit den Grubenhäusern 25A und vielleicht 19C sowie in Merishausen-beim Schulhaus mit den Grubenhäusern 2 und 8 vorliegen.1223 Die jüngeren Grubenhäuser von Berslingen weisen in der Regel andere Konstruktionsprinzipien auf.1224 Keramik des 13. Jahrhunderts Der grösste Teil des Fundmaterials bei Haus Nr. 63 ist auf Siedlungsaktivitäten des 13. Jahrhunderts zurückzuführen. Die Scherben dieser Phase stammen mehrheitlich von Töpfen, deren Randformen sich grob in zwei Gruppen aufteilen lassen: Leistenränder einerseits (Taf. 63.73 – 82) und flachwinklig bis waagrecht nach aussen gelegte Ränder andererseits (Taf. 62.56 –63). Offene Formen wie Schüsseln oder Pfannen kommen in geringer Zahl ebenfalls vor (Taf. 63.69 – 72). Die flachwinklig bis waagrecht nach aussen gelegten Ränder enden kantig abgestrichen, gerundet, flachrund oder spitz zulaufend und weisen auf der Randoberseite meist eine mehr oder weniger deutlich ausgeprägte Kehle auf (Taf. 62.57– 63). Unterschiedliche Ausformungen zeigen auch die Leistenränder: Neben weit ausschwingenden Exemplaren kommen eng am Hals anschliessende vor, gerade abgestrichene Leisten sind ebenso anzutreffen wie gekehlte, ein Teil der Leisten ist unterschnitten (Taf. 63.73– 76). Friese mit mehrzeiligen Rädchenspuren bilden die häufigste Verzierungsart. Die einzelnen Stempelmuster beschränken sich dabei auf einfache geometrische Muster wie Dreiecke, verschiedene Rechteckformen oder unregelmässig abgerundete Punkte (Taf. 62.56.57.60.65 – 68, 63.69). Als grundsätzliches Gliederungsprinzip respektiert die Rädchenspur, die sich spiralig am Gefässkörper hochwindet, einen unregelmässig breiten, mitlaufenden Zwischenraum. Nur in wenigen Fällen kann im oberen Bereich des Frieses ein Zusammenschluss oder sogar eine Überschneidung zweier oder mehrerer Zeilen festgestellt werden (Taf. 62.57.65, 63.69). Als dichtes Band aus engzeiligen Spuren tritt das Rädchenmuster jedoch 218

in keinem Fall auf. Eindeutig zuweisbare Rädchenfriese befinden sich im Bauch- und Schulterbereich von Töpfen mit flachwinklig nach aussen gelegten Rändern (Taf. 62.56.57.60) und in einem Fall in der oberen Hälfte eines schüsselförmigen Siebgefässes (Taf. 63.69). Auf Töpfen mit Leistenrändern bzw. gekehlten Horizontalrändern ist Rädchendekor nicht nachzuweisen. Dabei ist jedoch zu beachten, dass bei den entsprechenden Randscherben der anschliessende Schulter- und Bauchbereich infolge der kleinen Fragmentgrösse meist fehlt. Eine Randscherbe (Taf. 63.83) und mehrere Wandscherben belegen die Verwendung von Dreibeintöpfen. Feine, horizontal umlaufende Verstrichmuster (Besenstrich), die mit einem Lappen oder einem feinen Gerät flächig über dem ganzen Bauch angebracht wurden (Taf. 63.84), finden sich häufig an grauen Dreibeintöpfen des 13. Jahrhunderts.1225 Eine weitere Zierform des 13. Jahrhunderts bilden flaue mehrzeilige Rillen oder Riefen, die wie die Rädchenspuren durch einen Zwischenraum gegliedert sind, und deshalb nicht als Rillenbänder bezeichnet werden können. In MerishausenHaus Nr. 63 ist diese Verzierung selten vertreten. Klar zuweisbar ist eine einzige Wandscherbe (Taf. 63.85), bei einigen kleineren Fragmenten ist die Unterscheidung von ähnlichen Erscheinungen jüngerer Zeitstellung dagegen unsicher. Unsicher ist die Zuweisung einer mit Wellenlinien und Einstichreihe verzierten Wandscherbe (Taf. 62.64). Aufgrund der Wellenlinien wäre sie grundsätzlich sowohl um die Jahrtausendwende wie im 13. Jahrhundert möglich. Der enge und nur ca. 1 cm hohe Wellenverlauf weist jedoch eher auf die selteneren schmalen und oft mit anderen Elementen wie einfachen Rillen kombinierten Wellenlinien des 13. Jahrhunderts als auf die grosszügig geschwungenen Wellen des 10. und 11. Jahrhunderts.1226 Als Beispiel des 13. Jahrhunderts kann eine Kanne aus Winterthur-Marktgasse 54 angeführt werden, die unter dem Hals eine Kombination von enger Wellenlinie und Einstichreihe aufweist.1227 Sowohl Rädchenverzierung wie vergleichbare Randformen konnten im Fundmaterial von Berslingen nicht festgestellt werden. Es muss sich dabei um Neuerungen handeln, die erst nach der jüngsten archäologisch erfassten Phase von Berslingen, d.h. nach ca. 1200, hergestellt wurden. Unterstützung findet diese Beobachtung im Fundmaterial der Burgen Riedfluh und Ödenburg, deren Nutzung um 1200 endete.1228 Da im jüngsten Material der bald nach 1200 aufgegebenen Ödenburg oben gekehlte, horizontal oder schräg nach aussen gelegte Ränder bereits vorkommen und sich auch eine einzelne rädchenverzierte Scherbe findet, wäre ein Einsetzen dieser Form-


und Dekorentwicklung ab den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts denkbar.1229 Auf der Burgruine Wulp bei Küsnacht ZH, die vermutlich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aufgegeben wurde, fehlt Rädchenzier allerdings noch vollständig.1230 Gutes Vergleichsmaterial kam in der Stadt Schaffhausen an mehreren Fundstellen zum Vorschein. Ein gut erhaltener Topf mit gleicher Randform und Verzierung wie Taf. 62.57 fand sich in der Kulturschicht bei Grube 11 im Areal der Häuser «zum Bogen» und «zum Kronsberg» in der Vorstadt. Leider können zu diesem Gefäss weder über die Vergesellschaftung noch über den Befund Datierungshinweise gewonnen werden. Ohne nähere Begründung datiert D. Gutscher den Topf auf typologischem Weg ins mittlere 13. Jahrhundert.1231 Betrachtet man Gutschers Fundvorlage der Ausgrabung an der Schaffhauser Vorstadt insgesamt, so hat sich an seiner grundsätzlichen Datierung der Hauptmasse der Keramik ins 13. Jahrhundert in der Zwischenzeit nichts geändert, seine Feindatierungen innerhalb des 13. Jahrhunderts sind aufgrund der fehlenden Begründungen allerdings mit Vorsicht zu behandeln.1232 Zudem bestätigt sich die Feststellung von D. Rippmann, dass das Keramikspektrum nicht derart homogen daherkommt, wie von Gutscher vorgeschlagen. Ohne an dieser Stelle detailliert darauf eingehen zu können, kann Rippmanns Beobachtung, dass ein Teil der Funde und Befunde noch dem 12. Jahrhundert angehört, unterstützt werden.1233 Ähnliche Vergesellschaftungen wie in Merishausen-Haus Nr. 63 finden sich in den Gruben 1, 9, 26 und 37. Ein gewisser Unterschied zeichnet sich dagegen im Vergleich zur fundreichen Grube 31 ab, in der horizontal bzw. flachwinklig nach aussen gelegte, oben gekehlte Ränder fehlen und Rädchendekor nur in einem Fall vorkommt.1234 Die gleiche Tendenz lässt sich an den Schalltöpfen von Winterthur-St. Arbogast beobachten, die nach R. Schnyder bald nach 1270 verbaut wurden. Auch dort sind Leistenränder vorherrschend und Rädchendekor selten.1235 Lassen wir den Blick etwas weiter schweifen, so zeigt sich in Basel ein ähnliches Bild. In den Latrinenfüllungen der Augustinergasse, die ins letzte Viertel bzw. in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden können, fehlen rädchenverzierte Scherben fast vollständig, wogegen sie in den jüngsten vor 1288 abgelagerten Schichten beim Barfüsserkloster häufig vorkommen.1236 Der Höhepunkt des Rädchendekors scheint demnach vor dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts zu liegen. In Schaffhausen findet sich weiteres gut erhaltenes Vergleichsmaterial in der Abts- bzw. Gästelatrine des Klosters Allerheiligen, dessen mehrhundertjährige Verfüllgeschichte aufgrund von Keramik und Bauabfolge am Ende des 12. bzw.

zu Beginn des 13. Jahrhunderts eingesetzt haben dürfte.1237 Ein sehr ähnliches Spektrum wie Merishausen-Haus Nr. 63 weist zudem die fundreiche, 1993 ausgegrabene Latrinengrube 4 aus dem Haus «zur Treu» am Kirchhofplatz auf. Neben häufiger Rädchenverzierung kommen in diesem Ensemble sowohl die beiden unterschiedlichen Randformengruppen von MerishausenHaus Nr. 63 als auch vergleichbare Schüsselbzw. Pfannenfragmente und graue Dreibeintöpfe mit umlaufendem Verstrichmuster vor. Leider liegen aus dem bisher noch unpublizierten Latrinenkomplex keine absoluten Daten vor, doch bestätigt er immerhin die zeitliche Zusammengehörigkeit der verschiedenen in MerishausenHaus Nr. 63 vergesellschafteten Formen des 13. Jahrhunderts. Da sich das Rädchendekor in beiden Komplexen in voller Entfaltung manifestiert und die horizontal bzw. schräg nach aussen gestellten, oben gekehlten Randformen ebenso präsent sind wie die bereits variantenreichen Leistenränder, scheint eine Datierung ins zweite Viertel oder frühe dritte Viertel des 13. Jahrhunderts im Moment am plausibelsten. Die einfachen Schüsseln bzw. Pfannen mit leicht gekehltem Randabschluss sowie die Dreibeingefässe stehen diesem Ansatz nicht entgegen. Flaue mehrzeilige Rillen und Riefen sind auch im Latrinenkomplex 4 des Hauses «zur Treu» selten. In einem Fall sind sie auf der Wandung einer Bügelkanne angebracht. Eine Bügelkanne mit vergleichbarer Randform und Verzierung stammt aus Grube 31 des Areals «zum Kronsberg».1238 Dass diese Zierform aber nicht auf Bügelkannen beschränkt ist, belegen zwei gut erhaltene Töpfe aus der Abtsbzw. Gästelatrine des Klosters Allerheiligen1239 und ein fragmentiert überlieferter Topf aus Latrine 4 «zur Treu». Einige Fragmente von Becherkacheln (Taf. 64.99–103) können ebenfalls dem 13. Jahrhundert zugewiesen werden, wobei eine genauere Eingrenzung aufgrund der geringen Scherbengrösse schwierig ist. Versucht man die Fragmente zwischen den Ofenkacheln von WinterthurMetzggasse mit einem dendrochronologisch ermittelten Baudatum von 1208 und der um 1300 datierten Kellereinfüllung von Winterthur-Marktgasse 54 zu plazieren,1240 so neigen die Rand- und Wandfragmente (Taf. 64.99–102) aufgrund des Gesamtcharakters mit geschwungenem Körper und ausladendem Rand eher zu den älteren Kacheln, das Bodenfragment (Taf. 64.103) wegen der Abschneidspuren auf der Bodenunterseite hingegen eher zu den jüngeren.1241 Ein vergleichbares Form- und Zierspektrum des 13. Jahrhunderts lieferte im übrigen die in den 1920-er und 1930-er Jahren ausgegrabene Burgruine Radegg. Von der an markanter Stelle auf der Flanke des Wangentales bei Osterfingen SH ge219


legenen Burgruine stammen zahlreiche Eisenund Keramikfunde, die von K. Schib 1938 dem damaligen Forschungsstand entsprechend vorgestellt wurden.1242 Besonders auffällige Parallelen zur Keramik von Haus Nr. 63 zeigen sich im Radegger Material an der grossen Zahl der flachwinklig bis horizontal nach aussen gelegten und oben gekehlten Ränder sowie der häufigen Rädchenzier.1243 Keramik des 15. Jahrhunderts Ein weiterer Fundeintrag fand im 15. Jahrhundert statt. Die Fundmenge dieser jüngsten Phase ist bedeutender als jene der Jahrtausendwende, aber deutlich geringer als jene des 13. Jahrhunderts. Das keramische Formenspektrum lässt sich grob zwischen den Winterthurer Töpfereifunden, die P. Lehmann in die Zeit um 1400 datiert und der Keramik von Winterthur-Waaghaus, die vor 1501 in den Boden gelangte, einordnen.1244 Gutes Vergleichsmaterial kam auch im nahen Mogeren, einem im frühen 16. Jahrhundert abgegangenen Hof bei Schaffhausen, zum Vorschein.1245 Im weiteren passt die Keramik sehr gut zur Kellereinschüttung, die in Basel an der St. Alban-Vorstadt 28 ausgegraben wurde und von Ch. Keller in den Zeitraum von der ersten Hälfte bis ins dritte Viertel des 15. Jahrhunderts eingegrenzt wird.1246 Das Fundmaterial umfasst neben einigen Fragmenten von grauen Karniesrandtöpfen (Taf. Deckelfragmente (Taf. 64.88 –93.95),1247 1248 eine geriefte, innen glasierte Wand64.96.97), scherbe eines orangen Dreibeingefässes (Taf. 64.94),1249 ein Wandfragment einer grossen grauen Schüssel1250 sowie ein Randfragment einer Napfkachel (Taf. 64. 104).1251 Von einem grauen Topf bzw. von einer Pfanne stammt ein auffälliges, nach innen gewölbtes Randstück mit ausgeprägter Deckelrast (Taf. 64.98). Ein vergleichbares, allerdings oranges und innen glasiertes Gefäss von der St. Alban-Vorstadt 28 in Basel interpretiert Ch. Keller als Kochgefäss eines Destilliertopfes.1252 Ähnlich geformte Gefässe aus Ellenberg (Baden-Württemberg) besassen nach U. Gross ebenfalls eine spezielle Funktion: aufgrund von anhaftenden Resten und Vergleichsformen schlägt er eine Verwendung zur Pechgewinnung vor.1253 Ihre besten Parallelen findet die Randscherbe jedoch in zwei grauen Fragmenten aus Grube 42 im Areal «zum Kronsberg» an der Schaffhauser Vorstadt.1254 Das grössere der beiden Fragmente besitzt einen gut erhaltenen Tüllengriff und wird von D. Gutscher als Pfanne mit Tüllengriff beschrieben; über die Funktion äussert er sich nicht.1255 Die ausgeprägte Deckelrast und der nach innen gewölbte Randverlauf lassen jedoch auch für die Schaffhauser Gefässe 220

eine Funktion vermuten, die über die einfache Zubereitung von Speisen hinausgeht. Gutscher datiert die beiden Fragmente grob ins Spätmittelalter, doch weist ein in der gleichen Grube gefundener modelgeblasener Glasbecher mit Wickelfadenfuss frühestens ins 15. Jahrhundert.1256 «Einige Spinnwirtel und Eisensachen» Von den weiteren Funden bleiben die von Guyan erwähnten «einigen Spinnwirtel und Eisensachen» zu diskutieren. Beim Eisen handelt es sich um einen Flügelkopfnagel und zwei Nägel mit viereckigem Scheibenkopf, deren zeitlose Formen keine chronologischen Rückschlüsse erlauben.1257 Da Guyan die «Eisensachen» im Verwaltungsbericht von 1966 der Vorratsgrube zuweist,1258 sowie aufgrund der relativen Eisenarmut, die in Berslingen bis ins 11. Jahrhundert festgestellt werden konnte,1259 scheint ein Zusammenhang mit dem Fundmaterial des 13. Jahrhunderts naheliegend. Etwas schwieriger verhält es sich mit den Spinnwirteln (Taf. 63.86.87). Beide Exemplare weisen auf einer Seite Schlingspuren auf, wie sie beim Entfernen von der schnelldrehenden Töpferscheibe an den Böden von Gefässen oder Ofenkacheln entstehen. Wie der Kachelboden (Taf. 64.103) zeigt, wäre dies allein im 13. Jahrhundert durchaus denkbar. Nun besitzt der eine Spinnwirtel auf der zweiten Seite zusätzlich flächige Glasurreste, die darauf hinweisen, dass es sich bei ihm um ein wiederverwertetes Bodenstück einer innen glasierten Gefäss- oder Ofenkeramik handeln muss. Aussagen bezüglich Farbe und Auftrag sind wegen der schlechten Erhaltung der Glasur nur mit Vorbehalt möglich. Bei den stark angegriffenen Resten scheint eine transparente oder gelbbraune Glasur vorzuliegen, die vermutlich ohne Engobe direkt auf der Keramik aufgetragen worden war. In Schaffhausen lässt sich die Verwendung von Glasur an keramischen Erzeugnissen mit den Ziegeln des Klosters Allerheiligen bereits für die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts belegen.1260 An Gefäss- oder Ofenkeramik sind eindeutige Funde des 12. Jahrhunderts jedoch noch nicht aufgetaucht. Vereinzelte Gefässfragmente einer orangen Keramik mit gelbbrauner Aussenglasur fanden sich in der Stadt Schaffhausen in der Wallaufschüttung beim Rüdenareal, in der Stadthausgasse und im Areal «zum Kronsberg» in Grube 26.1261 Leider ist die Geschlossenheit dieser Befunde des späten 12. bzw. der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nicht eindeutig gegeben, doch kann die auffällige Wiederholung der Situation vorläufig zumindest als Indiz für frühe glasierte Gefässkeramik festgehalten werden. Der glasierte Spinnwirtel aus Merishausen-Haus


Nr. 63 könnte somit als weiterer Beleg früher glasierter Keramik in der Region Schaffhausen verstanden werden. Mehrere umfangreiche Fundkomplexe aus der Zeit vor dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts wie der Latrinenkomplex 4 in Schaffhausen-zur Treu, Winterthur-Marktgasse 54 oder Winterthur-St. Arbogast weisen allerdings keine und die Latrinen des späten 13. Jahrhunderts aus Basel-Augustinergasse 2 nur sehr wenige Belege glasierter Keramik auf.1262 Beim glasierten Spinnwirtel könnte es sich deshalb auch um ein Bodenfragment beispielsweise einer Napfkachel oder eines Gefässes aus der Verfüllung des 15. Jahrhunderts handeln.1263 Dessen Anwesenheit in der «Vorratsgrube» wäre in diesem Fall Hinweis für eine jüngere Störung. Besiedlungsgeschichte Anhand der obigen Überlegungen kann folgender Besiedlungsverlauf für Merishausen-Haus Nr. 63 skizziert werden: Das Gebiet um die Fundstelle wird ab dem späten 10. Jahrhundert besiedelt, wobei von der eigentlichen Bebauung nur die eingetieften Strukturen über die Jahrhunderte erhalten bleiben. Ein in den Jahrzehnten vor 1000 erbautes Sechspfosten-Grubenhaus wird um 1000 aufgegeben und verfüllt. Vermutlich mehr als zweihundert Jahre später wird knapp 1 m südlich des ehemaligen Sechspfostenbaus eine über 2 m tiefe Grube angelegt. Funktion und Form der ehemals zu dieser Grube gehörenden Baute sind unklar; Guyan bezeichnet die Grube aufgrund ihrer Tiefe als Vorratskeller. Im mittleren 13. Jahrhundert wird die Grube nicht mehr genutzt und mit Material zugeschüttet, das reichlich mit zeitgenössischen Siedlungsabfällen durchsetzt ist. Eine möglicherweise im 15. Jahrhundert angelegte längliche Grube unbekannter Funktion stört die tiefe Grube des 13. Jahrhunderts an ihrer Ostseite. Im Bereich der Störung liegt deshalb ein Mischbereich der Verfüllungen des 13. und 15. Jahrhunderts vor. Dem jüngeren Teil meiner Hypothese steht vor allem Guyans Zuweisung der rädchenverzierten Keramik zur «Vorratsgrube» Pate. Betrachtet man hingegen den von ihm vorgelegten Lageplan, so scheint die «Vorratsgrube a’» eher das längliche «Grubenhaus a» zu stören, als umgekehrt. Allerdings könnte Guyans zeichnerische Darstellung darauf zurückzuführen sein, dass er die beiden Gruben als «Grubenhaus a mit zugehörigem Keller a’» beschreibt und demnach als gleichzeitig erachtet.1264

Weitere Zeugen des mittelalterlichen Merishausen Kleinere Mengen mittelalterlicher Funde kamen an verschiedenen Ecken und Enden Merishausens zum Vorschein (Abb. 145). Besonders erwähnenswert ist eine Randscherbe (Taf. 65.105) aus der schlecht dokumentierten, 1965 entdeckten Fundstelle Merishausen-Lätten. Das Fragment wurde bereits 1968 von W. U. Guyan zusammen mit einer eisenzeitlichen Randscherbe (Taf. 5.72) als «spätmerowingisch-karolingische Scherben» vorgelegt.1265 Es stammt von einer dickwandigen Schüssel und lässt sich gut mit frühmittelalterlichen Gefässen aus der Siedlung SchleitheimBrüel SH und aus einem Grubenhaus in Gächlingen SH vergleichen. Wie die Vergleichskeramik aus Gächlingen und Schleitheim entspricht die Randscherbe bezüglich der Magerungsbestandteile der ältesten Keramik von Berslingen (Magerungstyp A)1266 und dürfte daher spätestens zur gleichen Zeit wie die Scherben von BerslingenGrubenhaus 20 im späten 6. oder frühen 7. Jahrhundert in den Boden gelangt sein. Weitere Keramik aus verschiedenen Epochen (römisch – frühneuzeitlich) lag uninventarisiert in derselben Fundschachtel wie die beiden von Guyan publizierten Scherben. Einige römische Fragmente, die 1981 gefunden wurden, konnten ebenfalls mit der Flur Lätten in Verbindung gebracht werden. Deren Beziehung zu den früheren Funden bleibt jedoch unklar.1267 Der Schüsselrand Taf. 65.105 bezeugt bislang als einziger Fund das Siedlungsgeschehen der anhand von Grabfunden gut dokumentierten Gründungszeit des mittelalterlichen Merishausen.1268 Die archäologische Überlieferung Merishausens präsentiert sich damit gerade umgekehrt als jene der Siedlungswüstung Berslingen, deren frühe Bestattungen unbekannt sind. 1938 untersuchte W. U. Guyan südlich von Haus Nr. 2 die Überreste einer Eisenverhüttung.1269 Zwei 1956 gefundene Scherben legte er 1968 als Hinweis für eine Datierung ins 11. Jahrhundert vor.1270 Zu den genauen Fundumständen dieser beiden Randscherben sind allerdings keine Aufzeichnungen überliefert; einzig eine Aktennotiz vom 28. Januar 1956 mit dem Vermerk «Merishausen Nr. 2 – Eisenschlacken in der Scheune» kann als indirekter Hinweis verstanden werden, dass die Scherben möglicherweise zusammen mit Schlacken gefunden worden waren.1271 Die heutigen Möglichkeiten der Keramikdatierung zeigen, dass die eine ins 10. und die andere in die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts datiert werden muss. Dabei entspricht das ältere Fragment (Taf. 65. 106) mit Magerungstyp C den Trichterrändern (R3) aus den Grubenhäusern 16A und 17 in Bers221


lingen, das jüngere (Taf. 65.107) mit Magerungstyp D dagegen der Randform R9 aus den jüngsten Berslinger Grubenhäusern.1272 Möglicherweise wurde der Verhüttungsplatz demnach über einen längeren Zeitraum benutzt; denkbar aber auch, dass eine oder beide Randscherben unabhängig von der Eisenproduktion im Bereich von Haus Nr. 2 in den Boden gelangten. Als 1992 in einem Kanalisationsgraben vor dem Haus Nr. 10 eine Schlackenhalde angeschnitten wurde, konnte direkt darunter auch eine holzkohlereiche Schicht mit nur wenig Schlackenstücken dokumentiert werden. 14C-Bestimmungen an zwei verschiedenen Holzkohleproben weisen nach erfolgter Alterskorrektur (Abb. 151, Haus 10.1 und 10.2) im letzten Drittel des 11. und im 12. Jahrhundert einen gemeinsamen Altersbereich auf.1273 Eine einzige Scherbe (Taf. 65.108), die in der gleichen Schicht geborgen werden konnte, dürfte von einem Topf stammen, der bereits geraume Zeit vor der Eisenverhüttung bei Haus Nr. 10 in Gebrauch war. Bezüglich Magerungstyp und Randform (Mt C2, R4) ist das Bruchstück mit der Berslinger Phase 3b oder dem Anfang der Phase 4 in Verbindung zu bringen und somit ins späte 10. oder in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zu datieren.1274 Keramik verschiedener Epochen fand sich im 19. Jahrhundert im Unterdorf, westlich der Landstrasse, in einem kleinen, neben einer Schmiede gelegenen Acker des Rössliwirtes Leu von Merishausen.1275 Neben einigen prähistorischen Fragmenten (Taf. 5.73)1276 sind mehrere hochund spätmittelalterliche Scherben (Taf. 65.109 – 117) zu erwähnen. Ein weiterer Mischkomplex mit Keramik vom 10./11. bis ins 16./17. Jahrhundert und einige Kilo Flechtwerklehm kamen 1938 an der gleichen Stelle zum Vorschein.1277 Das Fundensemble aus Rössliwirts Acker illustriert ebenso wie die Funde der Ausgrabungen beim Schulhaus oder aus dem Gewann Lätten, dass die Weitung des Durachtales bei Merishausen im Laufe der Zeit immer wieder Menschen zum Bleiben einlud.

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Die Tierknochen der Grabung Merishausen-beim Schulhaus André Rehazek Die 283 untersuchten Tierknochen, mit einem Gesamtgewicht von ca. 3,8 kg, stammen aus sechs archäologischen Strukturen – darunter zwei Grubenhäuser – aus dem 10. und 11. Jahrhundert1278 und zwei Lesefundkomplexen (Abb. 152). Das Knochenmaterial von Merishausen-beim Schulhaus ist im Vergleich zu den Berslinger Funden besser erhalten und weniger fragmentiert. Schlacht- und Zerlegungsspuren sowie Brandspuren können vor allem an den Knochen aus den Lesefunden beobachtet werden.1279 Sie sind jedoch auch an den Knochen aus den Grubenhäusern 2 und 8 nachweisbar. Das Tierartenspektrum umfasst insgesamt neun Arten. Als Haustiere sind Rind, Schaf und evtl. Ziege, Schwein, Pferd, Esel und Huhn (inkl. Hühnereier) nachgewiesen. Die wenigen Wildtiere beschränken sich auf Hirsch und Hase (Abb. 157 und 231). Unter den nur 46 bestimmbaren Knochen des Grubenhauses 8 besteht bezüglich der Knochenzahl ein ausgeglichenes Verhältnis von Rind, Schaf/Ziege und Schwein. Gewichtsmässig machen jedoch die Rinderknochen drei Viertel aller bestimmbaren Funde aus (Abb. 158 rechte Kolonne). Im Vergleich zur Phase 3a (Anfang 9.– Ende 10. Jh.) aus der nahegelegenen Siedlung Berslingen zeigt sich, bei allerdings geringer Datenbasis, eine sehr ähnliche Zusammensetzung des Tierarten-, Skelettteil- und Altersspektrums.1280

Abb. 157: Merishausen-beim Schulhaus. Gesamtfunde. Bestimmungsergebnisse (Tierarten und -gruppen). n: Knochenzahl, Gew.: Gewicht in Gramm; D-Gew.: Durchschnittsgewicht in Gramm.

Abb. 158: Merishausen-beim Schulhaus. Grubenhaus 8 (10. Jh.) und 2 (11. Jh.). Bestimmungsergebnisse (Tierarten und -gruppen). n: Knochenzahl, Gew.: Gewicht in Gramm, D-Gew.: Durchschnittsgewicht in Gramm. Eine Schlämmprobe aus Grubenhaus 8 enthielt zusätzlich 20 unbestimmbare Knochensplitter und 7 Schalenfragmente von Hühnereiern.

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Abb. 159: Merishausenbeim Schulhaus, Grubenhaus 8. Altersspektrum von Rind (1), Schwein (2) und Schaf/Ziege (3). Altersbestimmung nach Zähnen und postcranialem Skelett.

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Subadult und jünger Adult

2

1

0

Abb. 160: Merishausenbeim Schulhaus, Grubenhaus 2. Altersspektrum von Rind (1), Schwein (2) und Schaf/Ziege (3). Altersbestimmung nach Zähnen und postcranialem Skelett.

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n

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Abb. 161: Merishausenbeim Schulhaus. Altersspektrum von Rind, Schwein und Schaf/Ziege aus den Grubenhäusern 8 und 2. Altersbestimmung nach Zähnen und postcranialem Skelett.

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n

Analog zu den Tierknochenfunden der Phase 3a aus Berslingen kann man das Knochenmaterial des Grubenhauses 8 mit Ausnahme einer mit Hackspuren versehenen Hirschgeweihstange als Speise- und Küchenabfall eher minderer Qualität klassifizieren. Ein etwas anderes Bild zeigt dagegen der Befund aus dem Grubenhaus 2. Obwohl auch hier unter den 112 bestimmbaren Knochen gewichtsmässig die Rinderknochen überwiegen, machen doch die Schaf- bzw. Ziegenknochen zahlenmässig über 50% des bestimmbaren Materials aus (Abb. 158, linke Kolonne). Dieser hohe Anteil wird in keiner der Gruben der etwa zeitgleichen Phase 3b in Berslingen erreicht. Betrachtet man die Skelettteilverteilung der einzelnen Tierarten, so fällt ausserdem der recht hohe Anteil von Rippen auf. Dies gilt auch für die nicht sicher tierartlich bestimmbaren Funde (Anhang 6, Abb. 233). Des weiteren handelt es sich bei den Schweineknochen aus dem Grubenhaus 2 im Gegensatz zu den Knochen des Grubenhauses 8 zum Grossteil um Reste von Jungtieren (Abb. 159 –161). Insgesamt zeigen die Resultate der Tierarten-, Skelettteil- und Altersanalyse, dass im Grubenhaus 2 Reste relativ qualitätvoller Nahrung abgelagert worden sind, die als ein Hinweis auf die soziale Differenzierung der Bewohner von Merishausen interpretiert werden können.1281


Zur mittelalterlichen Eisenverhüttung in Merishausen Marianne Senn Bereits im 19. Jahrhundert war Merishausen als Schlackenfundplatz bekannt.1282 Unbeobachtet scheinen auch im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Ruinen von Rennöfen auf dem Gemeindegebiet zerstört worden zu sein, wie die Beobachtungen von Reallehrer Seiler zeigen. W. U. Guyan grub dann zwei unterschiedlich grosse Rennöfen aus: 1937 an der Schwabengasse (Abb. 162), 1938 beim Haus Nr. 2 (Abb. 163).1283 Beide interpretierte er als Rennöfen mit kuppelförmigem Herdraum, wofür es allerdings keine Beweise gibt. Auffällig ist das Fehlen aller Belege für ein Belüftungssystem. Ein dritter Rennofen wurde 1942 beim Haus Nr. 159 unbeobachtet zerstört.1284 Alle Rennöfen lagen in Schlackenhalden, die sich mit bis zu 1 m Mächtigkeit unter dem heutigen Dorf erstrecken (Abb. 164).1285 Die Anzahl der Rennöfen und Schlackenhalden zeigt, dass die Eisenverhüttung in Merishausen bedeutend war. Da bei allen Grabungen auf eine genaue Aufnahme der Ausdehnung der Schlackenhalden verzichtet wurde und nur wenige Schlacken aufbewahrt wurden, ist es heute nicht möglich, diese Eisenproduktion wirtschaftlich und technisch näher zu analysieren. Zur Datierung der Eisenverhüttung gibt es nur wenige Anhaltspunkte. Die in einer Schlacke eingeschlossene frühmittelalterliche Perle aus der Grabung Schwabengasse 1937 gibt uns für die Verhüttung lediglich einen Terminus post quem. Die Schlackenhalde «Lätten », die 1965/66 beobachtet, aber nicht ausgegraben wurde, ist nach Guyan durch Keramik spätmerowingisch – karolingisch datiert.1286 Allerdings deckt die unpublizierte Keramik von diesem Fundort einen viel grösseren Zeitraum ab (römisch bis Neuzeit). Ebenfalls unsicher ist die Datierung des Rennofens, der beim Haus Nr. 2 ausgegraben wurde, mittels Keramik ins 11. Jahrhundert n. Chr.1287 Die Keramik (Taf. 65.106.107) wurde erst 1956 gefunden; über ihre Fundumstände ist nichts bekannt.1288 Zwei neuere Grabungen bringen nun erste gesicherte archäologische Daten, die Angaben zum Zeitraum machen, in dem die Eisenverhüttung in Merishausen existierte. Im Siedlungskontext beim Schulhaus1289 wurden Verhüttungsschlacken gefunden, die mittels Keramik und 14C-Analysen in die zweite Hälfte des 10. bis in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts n. Chr. datiert werden können (Abb. 150–151).1290 Daneben wurde eine Schlackenhalde bei Haus Nr. 10, die 1992 angegraben wurde, durch zwei

Abb. 162: MerishausenSchwabengasse 1937. Grabungsaufnahme des Rennofens in der Schlackenhalde (nach Guyan 1938).

Abb. 163: Merishausen. Eisenverhüttung beim Haus Nr. 2. Grabungsaufnahme von 1938 (nach Guyan 1946a).

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14

C-Analysen ins späte 11. und 12. Jahrhundert n. Chr. datiert.1291 Ergänzend dazu steht die älteste historische Nennung der Eisenverhüttung im Kanton Schaffhausen, die 1323 in Merishausen eine «bleie» – also einen Schmelzofen – erwähnt.1292 Im Katasterplan von 1861/621293 existiert eine Flur mit dem Namen «auf Bläuen», die diesen 500 Jahre älteren Ort bezeichnen könnte. Guyan führte in dieser Flur, durch die heute die Nationalstrasse N 4 führt, magnetometrische Messungen durch, die eine Zone mit erhöhter Suszeptibilität (Mass für die Magnetisierbarkeit eines Stoffes) anzeigen. Was sich dahinter verbirgt, wurde leider nie genauer überprüft. Die archäologischen und historischen Daten ergeben bis jetzt eine gesicherte Mindestdauer der Verhüttung in Merishausen vom Hoch- bis ins Spätmittelalter. Sie fand teilweise gleichzeitig mit derjenigen in Berslingen statt. Verhüttet wurde wie in Berslingen Doggererz, das in Merishausen am eisenreichsten ist.1294 Die Zusammensetzung der Verhüttungsschlacken ist nur in der Halde bei Haus Nr. 10 aus einer repräsentativen Schlackenmenge ableitbar. Dort gibt es dichte, glasige und schaumige Fliessschlacken und Schlackenkuchen. Das Material der älteren Fundstellen, das in den wenigen erhaltenen Einzelstücken natürlich erschwert vergleichbar ist, scheint gleichartig zu sein. Die bekannte Schlackenzusammensetzung ähnelt somit derjenigen von Berslingen.

Abb. 164: Beobachtete Schmelzstätten mit Ofen bzw. Ofenteilen (Punkte) und Schlackenhalden (Schraffur) im Dorfkern von Merishausen: 1 Schwabengasse (1937), 2 Haus Nr. 10 (1992), 3 Haus Nr. 159 (1942), 4 Haus Nr. 2 (1938), 5 Haus Nr. 146, Hirschen (1965), 6 Im Boden (1962).

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Bargen – Siedlungsspuren und frühe Eisenindustrie Zeugen einer alten Industrielandschaft Kurt Bänteli und Marianne Senn

Hofwiesen: Werkplatz und Siedlung Im Herbst 1960 entdeckte Forstmeister F. Schädelin diesen Verhüttungsplatz anlässlich der Verlegung der Durach in Röhren. Der Bau der Nationalstrasse A4 führte ein Jahr später zu einer dreieinhalbmonatigen Notgrabung. Eine Fläche von etwa 3000 m2 (Abb. 165.1 und 3) wurde mittels 30 Sondierschnitten erschlossen, deren Profile dokumentiert worden sind. Dabei zeigten sich am Hangfuss Hausstrukturen, die nach dem maschinellen Abtrag des Humus von etwa 1 m Mächtigkeit zwar flächig ausgegraben wurden, ohne dass sie aber detailliert im Grundriss aufgenommen und untersucht worden waren. In der anschliessenden Ebene gegen die Durach hin wurden auf einer Fläche von 100 m2 verschiedene Befunde zur Eisenverhüttung (Abb. 165) genau untersucht, im Grundriss aufgenommen und in Blöcken geborgen. Sie sind heute im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ausgestellt. Die Grabungsresultate wurden vom Ausgräber W. U. Guyan in einer umfassenden Publikation vorgelegt.1295 Der Verhüttungsplatz bestand demnach aus einem Rennofen, einer Schlackenhalde, verschiedenen Ausheizherden sowie einer Hammerschmiede. Daneben befand sich eine Siedlung, die in der Publikation 1965 zwar erwähnt, deren Nähe zum Verhüttungsplatz jedoch erst auf dem 1968 publizierten Plan ersichtlich wird.1296 Guyan datierte den Verhüttungsplatz mittels Eisenfunden und Keramik aus dieser Siedlung an den Übergang vom Spätmittelalter zur Neuzeit, ins 14./15. Jahrhundert. Schon damals existierten aber zum Verhüttungsplatz zwei 14C-Analysen, die ins Frühmittelalter datierten. Die Siedlungsstrukturen (Beil. 6) Grubenhaus A besass eine Ausdehnung von 3,3x5 m und war 1,1 m eingetieft; Pfostengruben wurden keine beobachtet. Grubenhaus B (Abb. 165.2) war 0,9 m eingetieft, zweiteilig, mit Massen von 2,2 x 3,3 m und zwei bis drei Pfostengruben an den Schmalseiten, respektive 1,5 x 2,5 m im östlichen Teil. Grubenhaus C war 1,6 m ein-

getieft, mit Massen von 3,6x2,7 m und Pfostenlöchern an den Schmalseiten. Grubenhaus D schliesslich war 1,2 m eingetieft, besass Masse von 5x3,2 m und einzelne Pfostenlöcher an den Schmalseiten. Im Zentrum wurde eine kleine, kohlige, brandgerötete Herdstelle beobachtet, in der Nähe der Südwand ein etwa 40 cm breites Trockenmäuerchen. Entlang der Westwand war die Grubenfüllung auf etwa 1 m Breite dunkel gefärbt und enthielt viel Schlacke. Westlich der Grubenhäuser lag der ebenerdige Ständerbau E, der nur in den Profilen beobachtet und nicht flächig freigelegt wurde. Die Grundrissmasse betragen etwa 4x10 m, erschlossen aus einer 10 cm dicken Kulturschicht. Ein Streifen brandgeröteten Lehms entlang des nördlichen, hangseitigen Randes kann vom verbrannten Schwellbalken stammen. Weitere Pfostengruben, die sich in den Profilen zeigten, deuten auf zusätzliche, ebenerdige Konstruktionen hin. In den Kulturschichten, die jeweils auf den Haussohlen angetroffenen wurden, liessen sich, abgesehen von Haus C, Schlacken beobachten. Offenbar handelt es sich um verschlepptes Planierungsmaterial. 1964 wurde am Hang oberhalb der Siedlung, am nördlichen Rand der A 4 ein Kalkbrennofen angeschnitten. Nach den Fotos war er rund, besass einen Durchmesser von etwa 2 m und war aus trocken verlegten Kalksteinen gefügt.1297 Eine darin gefundene Keramikscherbe stammt aus der Zeit um 1300 n. Chr.1298 Die Eisenverhüttungsanlage (Beil. 6) Anschliessend an Haus C dehnte sich gegen Süden eine bis zu 34 m lange und 19 m breite Schlackenhalde aus, die bis zu 1,7 m hoch war. Sie zeigte bis zu vier Phasen, bestehend jeweils aus einem Holzkohleband und einer Schlackenschicht.1299 Zumeist waren aber nur zwei Phasen feststellbar. Obwohl die direkten Verbindungen zwischen Profilen und flächigen Befunden mit Ausnahme von Herd 1 und 2 anlässlich der Ausgrabung zerstört wurden, zeigen Niveauvergleiche deutlich die Einbettung in die Schlackenhalde an. Als Herd 11300 (Abb. 165.4) wird eine rot verbrannte Lehmplatte bezeichnet, die im Randbereich weisslich auslief und von einem Holzkohlenhorizont umgeben war. Sie hatte einen 227


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3 Abb. 165: Bargen-Hofwiesen 1961. Befunde zur frühmittelalterlichen Eisenverhüttung und zur mittelalterlichen Siedlung: 1 Das Grabungsgelände im August 1961 mit den Sondierschnitten im Bereich der Siedlung. Im Hintergrund der Hof Oberbargen. 2 Grubenhaus B. Die Jalons markieren die Hauspfosten. 3 Der Eisenverhüttungsplatz auf dem ersten Grabungsniveau, mit dem Rennofen im Zentrum. 4 Herd 1 und 2 von Süden. 5 «Herd 3» mit Kalottenschlacken. 6 Herd 2 (Rennofen?) von Osten. 7 Herd 5 (Ambossstandort?) von Norden. 8 Herd 4. 9 Herd 6 von Norden. 10 Rennofen aus Basaltsteinen mit quadratischem Schacht.

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Abb. 166 (rechte Seite): Im ausgehenden Frühmittelalter wird in BargenHofwiesen Eisen verhüttet. Der Rennofen, in dem man das Erz zu Eisen verhüttet, wird gerade mit Holzkohle aufgewärmt. Später füllt man dann das Eisenerz abwechselnd mit Holzkohle ein. Nach einer gewissen Zeit wandelt sich das Eisenerz im Bauch des Ofens zu Schlacke und Eisen um. Es entsteht ein Eisenschwamm, und Schlacke fliesst zur Ofentüre hinaus. Die Ofentüre wird aufgebrochen, wenn die Bildung des Eisenschwammes abgeschlossen ist. Der Eisenschwamm, ein Gemisch aus löchrigem Eisen und Schlacke, wird nun mit der grossen Zange aus der Ofentüre herausgezogen. Auf dem Holzamboss liegt bereits ein Eisenschwamm, der mit sanften Schlägen kompaktiert wird. Zuvor wurde er im Ausheizherd, der durch einen leichten Bau geschützt ist, so sehr erhitzt, dass die Schlacke aus ihm herausfloss (Bild: Hanna Hromadka, Mischtechnik).

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Durchmesser von etwa 60 cm und drei gestellte Steine auf der Nordseite. Das brandgerötete, 70 cm breite Trockenmäuerchen auf der Ostseite könnte zu einer zweiten, jüngeren Herdstelle gehört haben, da es Herd 1 abschnitt. Auf der Südund Westseite war dieser Befund gestört, nördlich davon befand sich ein verbranntes Holzpföstchen. Im Osten wurde Herd 1 vom 20 cm höher liegenden Herd 21301 überlagert (Abb. 165.4 und 6). Dieser bestand aus einer längsovalen, brandgeröteten, mit einer 10 cm starken Holzkohlenschicht gefüllten Lehmmulde von 55x150 cm Seitenlänge. Die Mulde war im Süden von noch maximal 40 cm hohen Basalten eingefasst, wurde aber im Zentrum von einem jüngeren Pfostenloch gestört. Offenbar besass der Herd zwei Gruben von 80 bzw. 70 cm Länge. Die besser erhaltene Hälfte dieses Befundes wurde als Block geborgen. Herd 31302 (Abb. 165.5) bezeichnet drei Kalottenschlacken, eingebacken in einen schwach brandgeröteten Lehmboden, die ebenfalls als Block geborgen wurden. Herd 3 war umgeben von einer Holzkohlenschicht und Steinsetzungen unbekannter Funktion mit Brandspuren. Nördlich davon wurde eine Holzkohlenprobe entnommen und 14C-datiert. Die Analyse ergab ein Alter von 1440 ±120 BP, was umgerechnet und kalibriert dem Zeitraum von 450 –700 n. Chr. entspricht (Abb. 169).1303 Wegen seinem erhöhten Niveau ist Herd 3 sicher jünger als Herd 1, rechnete aber möglicherweise mit Herd 2 und 6. Letzterer bezeichnet eine runde Steinsetzung von 80 cm Durchmesser aus Basalten.1304 Im Zentrum, etwa 10 cm eingetieft, lagen Sandsteine. Die ganze Struktur lag am Rande eines festgetretenen Bodens. Keinen Eingang in Guyans Publikationen fanden Herd 4 und 5, östlich des Rennofens. Herd 4 (Abb. 165.8) bezeichnet einen Teil einer Lehmplatte von 30 x 40 cm, teilweise brandgerötet, wie auch einige zugehörige Basaltsteine auf der Nordseite. Herd 5 (Abb. 165.7) bezeichnet das Fragment einer Lehmplatte von 2,3 x1,4 m mit vielen rostigen Stellen im Nordwestteil, die 10 cm höher lag als Herd 4. Über den Schichten mit den Herden 1–6 lagen grosse Basaltsteine, nach Süden und Osten bis 5 m vom Standort des Rennofens entfernt (Abb. 165.3). Es handelt sich hierbei um den Versturz des Rennofens (Abb. 165.10 und 166), der heute als Präparat im Museum zu Allerheiligen ausgestellt ist. Er besitzt einen quadratischen Schacht von 45 cm Breite und ist bis auf eine Höhe von 80 cm erhalten. Ein Belüftungssystem ist nicht vorhanden, dafür eine Ofenbrust auf der Ostseite. Gebaut ist er aus Basaltsteinen und Lehm, mit einem Lehmfutter auf der Innenseite. Die Wände sind etwa 40 cm dick und innen stark verschlackt.

Eine Holzkohlenprobe, die beim Abbau entnommen wurde, ergab einen 14C-Wert von 1610±100 BP, was umgerechnet dem Zeitraum von 350 – 600 n. Chr. entspricht (Abb. 169).1305 Um die frühmittelalterlichen Daten von Bargen-Hofwiesen zu überprüfen, wurde 1997 an einer Schlacke (SHB006) ein Holzkohlenstück entnommen und 14 C-datiert. Die Analyse ergab den Zeitraum 1200±60 BP bzw. 775–950 n. Chr.1306 Südöstlich von Herd 1 und 2 lag ein Eichenbalken 10 cm unter der Sohle der Schlackenhalde; ausserhalb der Halde befand sich eine Steinansammlung unbekannter Funktion sowie in deren Nähe, aber 1,5 m tiefer liegend, ein Schleifstein.1307 Neue Deutung der Grabungsergebnisse Guyan interpretierte alle Herde als Ausheizherde. Während die Schmiedeplätze mehrere Phasen belegen, wird angenommen, dass der Rennofenstandort gleichbleibt. Die Steinansammlung und der Eichenbalken im Südosten wurden als Hammerschmiede gedeutet. Aus heutiger Sicht müssen die Befunde anders interpretiert werden. Grundsätzlich lassen sich auf der Fundstelle Herdgruben und Herdplatten unterscheiden. Herd 2 mit seinen zwei Gruben könnte ein älterer Rennofenstandort sein, wobei die mit Steinen eingefasste Mulde die Ofengrube, die andere Grube die Schlackenmulde wäre. Schwieriger zu deuten ist Herd 6, da es für einen Rennofen keinen befestigten, sorgfältig angelegten Untergrund braucht. Seine Funktion muss offen bleiben. Die Herdplatten hingegen sind Feuerstellen, die teilweise noch Begrenzungen in Form von stehenden Steinen aufweisen. Da am Platz zweifellos ausgeheizt wurde, wie unten (S. 256ff.) die Schlackenuntersuchungen zeigen, sind dies Ausheizherde. Darin wurden Eisenschwämme erhitzt, um aus ihnen die Schlacke auszutreiben und gereinigtes Eisen herzustellen. Die rostigen Stellen im Nordwestteil von Herd 5 könnten Hinweise für den Standort eines Ambosses sein, da Hammerschlag unter gewissen Umständen den Boden rostrot färbt. Diese Interpretation kann aber auf den brandgeröteten Boden mit den Kalotten nicht übertragen werden (Herd 3), da dort eine Herdplatte fehlt. Herd 3 ist eben kein Herd, sondern wahrscheinlich nur ein Stück Boden mit Brandrötung und Abfällen. Die Interpretation der Steinansammlung und des Balkens südöstlich des Verhüttungsplatzes als Hammerschmiede ist auf Grund der rudimentären Befunde abzulehnen. Nur wenige Funde stammen sicher aus der Schlackenhalde. Sie wurden entweder in der Schlackenschicht dokumentiert oder stammen aus Profilabschnitten der Halde selber. Aus dem Baggeraushub von Querprofil 3 sind ein Krug-



henkel aus dem 5. Jahrhundert (Taf. 66.1) und eine Bodenscherbe aus dem 9./10. Jahrhundert überliefert.1308 Aus dem gleichen Fundkontext stammen zwei Nägel; ein dritter fand sich östlich des Rennofens (Kat. 113, 114, 120; S. 388). Aus Profil 5 südlich von Herd 2 stammt eine Eisenaxt (Taf. 73.108), die wenig über der Sohle der Schlackenhalde gefunden wurde. Aus Schnitt 2 stammt auch der oben erwähnte Schleifstein, der etwa drei Meter von einer Eisenahle (Taf. 72.100) entfernt, ebenfalls in der Nähe der Sohle gefunden wurde. Die übrigen Funde vom Verhüttungsplatz lassen sich nicht schichtbezogen lokalisieren und könnten aus der Kulturschicht stammen, die wahrscheinlich über der Schlackenhalde lag. Sie sind jünger und stammen aus der Siedlung. Vom Ausgräber in besonders engen Zusammenhang mit dem Verhüttungsplatz gebracht wurde ein Pickel (Taf. 73.107).1309 Da aus damaliger Sicht Siedlung und Verhüttung als gleichzeitig betrachtet wurden, interpretierte man ihn sogleich als Bergmannspickel. Im Vergleich zu Bergmannspickeln aus dem Heimatmuseum Neunkirch SH aus dem 18./19. Jahrhundert ist die Spitze dieses Pickels aber zu gerade.1310 Eher handelt es sich dabei daher um eine normale Spitzhacke, die zwar auch für den Bergbau verwendet werden kann, deren Funktion aber allgemein im Auflockern von harten Materialien liegt. Die Spitzhacke wurde im Siedlungsareal in Schnitt 15 gefunden und steht deshalb vermutlich im Zusammenhang mit der späteren Siedlung. Etliche Eisenfunde wurden metallographisch untersucht, wobei davon ausgegangen wurde, dass alle am Platz produziert worden waren.1311 Ihr Phosphorreichtum schien diese Hypothese zu stützen. Von den untersuchten Objekten steht nur die Axt im Zusammenhang mit der Schlackenhalde. Sie und die übrigen Funde aus der Schlackenhalde sind jedoch nicht in erster Linie als Produkte dieser Eisenverhüttung anzusehen, sondern als Gebrauchsgegenstände, die bei der Eisenproduktion von Nutzen waren. Nägel können in diesem Zusammenhang Baubestandteile sein; die Axt diente dem Holzfällen. Der Umfang des Verhüttungsplatzes ist viel grösser als in Berslingen. Insgesamt umfasst die Halde etwa 500 m2, was bei einer durchschnittlichen Schichtdicke von 1 m 500 m3 ergibt. Damit ist die Halde rund vierzigmal grösser als die ebenfalls frühmittelalterliche Halde von Boécourt.1312 Die vorliegende Untersuchung des Verhüttungsplatzes Bargen hat zu neuen Erkenntnissen geführt, aber auch alte bestätigt.1313 Neu ist, dass dieser Verhüttungsplatz frühmittelalterlich ist und somit vor der Siedlung in Betrieb genommen wurde. Der Verhüttungsplatz setzt sich aus einem Rennofen, einer mehrphasigen Schlackenhalde 232

und verschiedenen Herden zusammen, die Reste von abgegangenen Rennöfen oder Ausheizherde sein können (Abb. 165). Die Mehrphasigkeit der Schlackenhalde und ihre Grösse zeigen, dass der Verhüttungsplatz während längerer Zeit bestand. Spätestens im 11. Jahrhundert entstand an diesem Ort eine Siedlung, die nach Aussage der Funde wohl bis ins 16. Jahrhundert Bestand hatte.1314 Bestätigt wurde die Verhüttung von oolithischen Erzen und das anschliessende Ausheizen des Eisenschwammes an diesem Platz. Bestätigt hat sich auch Guyans These, dass das örtliche Erz vor der Verhüttung einem Anreicherungsprozess unterworfen wurde, denn sämtliche untersuchten Erzproben haben einen zu geringen Eisengehalt, um in dieser Form als Ausgangsmaterial in Betracht zu kommen. Die genaue Herkunft des Erzes konnte aber auch in dieser Untersuchung nicht lokalisiert werden.

Zwei Öfen der Spätzeit: Hertiwiese I und II Schon 1954–1956 sind im Gewann Hertiwiese, 300 –350 m östlich des Verhüttungsplatzes Bargen-Hofwiesen, ebenfalls Verhüttungsplätze gefunden und untersucht worden1315 (Abb. 167). Hertiwiese I 1954 wurde eine Schlackenhalde entdeckt, auf der übereinander zwei Basaltplatten von 2x3x0,3 m lagen. Sie wurde Hertiwiese I benannt. Da die Oberfläche der Basaltplatten verschlackt war, wurden sie als Ofenbaumaterial verstanden. Die Halde bestand aus Schlacken und Ofenbaumaterialien aus Lehm. Holzkohle war nur am Ostrand vorhanden. In der Form scheinen sich die Schlacken von früher gefundenen aus Merishausen zu unterscheiden. Soweit die Beschreibung Guyans nachvollziehbar ist, scheint es sich um unförmige Schlacken und Fliessschlacken mit sehr feinen, wurmförmigen Strängen zu handeln. Erhalten sind heute noch 11 Schlackenstücke. Darunter sind Fliessschlacken, Schlackenkuchen und schaumige Schlacken; letztere haben eine altrosa Farbe. Die Schlacken wurden damals auf ihre chemische Zusammensetzung hin untersucht. Leider sind die Resultate schwierig zu interpretieren, da nicht festgehalten wurde, wie die untersuchten Schlacken aussahen. Trotzdem ist anzunehmen, dass es sich um Abfälle der Doggererzverhüttung handelt, die wegen der ähnlichen chemischen Zusammensetzung wahrscheinlich gleich alt wie jene von Hertiwiese II sind. Neben den Schlacken wurde auch eine sogenannte Düse gefunden.1316 Es handelt sich dabei


Abb. 167: Übersichtsplan von Oberbargen, mit Lage der Verhüttungsplätze Hertiwiese I (1), Hertiwiese II (2) und Hofwiesen (3), beidseits der Durach sowie der Siedlungsreste im Wootel (4). M. 1:5000.

um ein gelochtes, einseitig verschlacktes Lehmstück. Deshalb ist es nicht eine Düse, sondern eine Windform. Einzelne Teile des Ofenfutters aus Lehm lassen vermuten, dass der Schacht aus Stein innen eine eckige Form hatte (Abb. 168.1). Nur Hochöfen verfügen über Bodenplatten; Rennöfen haben Herdgruben.1317 Die gefundenen Schlacken sind zwar etwas kalkreicher und eisenärmer als die Rennfeuerschlacken von Berslingen, aber nie so eisenarm wie die frühesten Hochofenschlacken.1318 Befund und Funde belegen also zwei Techniken, den Rennofen und den Hochofen. Deshalb sind sie entweder nicht gleichzeitig oder fehlinterpretiert. Aus den heute bekannten Fakten von dieser Fundstelle lässt sich dieses Dilemma nicht auflösen. Hertiwiese II 1956 wurde 50 m neben Hertiwiese I eine weitere Schlackenhalde identifiziert und davon in einer kurzen Grabungskampagne eine Fläche von 15 m2 aufgedeckt. Die Fundstelle wurde Hertiwiese II benannt und lag direkt am Ufer der Durach. Hier fand sich ein ovaler, gegen Norden geöffneter Steinkranz eines Rennofens, der innen teilweise brandgerötet war und einen Durchmes-

ser von 60– 70 cm aufwies. Der Lehmboden in seinem Innern war rot verbrannt. Einzelne Basaltbrocken wiesen anhaftende Schlacke auf. Gegen Westen lagen weitere Gesteinsbrocken, die als Ofenversturz interpretiert wurden, auf einer Kulturschicht vorwiegend aus Schlacken und Ofenbaumaterialien wie Steinen und verschlacktem Lehm. Östlich des Ofens bestand die 40 cm starke Kulturschicht vorwiegend aus Holzkohle. Die Ausdehnung des Schmelzplatzes wird mit 50 m2 angegeben. Die Schlacken sollen sich von denen von Hertiwiese I unterschieden haben. Da heute kaum mehr Fundmaterial von diesem Platz erhalten ist, können diese Unterschiede nicht näher bezeichnet werden. Jedenfalls waren auch Fliessschlacken vorhanden. Daneben fand sich etwas Keramik, die gut mit der 14C-Analyse einer Holzkohle vom Verhüttungsplatz übereinstimmt, welche das Datum 630±50 BP ergab und damit diesen Verhüttungsplatz ins 14. Jahrhundert datiert.1319 1968 wurde die Fundstelle Hertiwiese II durch den Bau der Kläranlage hinter dem Zollhaus vollständig zerstört.1320 Dabei fand sich ein spatenförmiges Werkzeug aus Eisen (Taf. 73.147), dessen Funktion Guyan mit dem Auskratzen des Rennofens angibt. Wenn man einen Rennofen 233


1

Abb. 168: Ofenbestandteile aus Lehm von Bargen Hertiwiese. 1: Schachtinnenauskleidung aus Lehm, innen verschlackt, mit Negativ von viereckigem Steinmantel, Hertiwiese I. 2: Ofenwand, innen verschlackt, mit Teil einer Windöffnung (Dm. 4–5 cm), Hertiwiese II. M. 1:2.

234

2

+ +

Kalkstein Ergänzte Ofenwand


auskratzt, zerstört man sein weiches, aber hitzebeständiges Innenfutter aus Lehm. Es ist jedoch nützlich, ein Werkzeug zur Hand zu haben, um den sich im Rennofen vor den Düsen oder Windformen bildenden Eisenschwamm zu lösen, der oftmals mit der Ofenwand zusammenschmilzt. Dazu wäre dieses Werkzeug mit seiner Spatenform sehr geeignet. Neben diesem Werkzeug wurden 1968 noch Ofenbestandteile aus Lehm und Schlacke geborgen. Die Ofenbestandteile stammen von einem eckigen Schacht wie die in der Hertiwiese I. Unter ihnen fand sich auch ein Stück Lehm mit stark verschlackter Innenseite und einem schräg nach unten führenden Loch von 4 – 5 cm Durchmesser, das als Windöffnung für den Blasebalg diente (Abb. 168.2) wie in der Hertiwiese I. Aufbewahrt wurden daneben Fliessschlacken mit sehr feinen, wurmförmigen Strängen, was ebenfalls dem Material von Hertiwiese I entspricht. Die Fundstellen Hertiwiese I und II sind sich im Fundmaterial sehr ähnlich: Von den Öfen gibt es Wandbestandteile, die einen eckigen Schacht voraussetzen und Windformen, die die Belüftung belegen. Beide Halden haben eine schlackenreiche und eine holzkohlenreiche Zone. An beiden Fundstellen existieren Fliessschlacken mit sehr feinen, wurmförmigen Strängen, die wahrscheinlich bei der Verhüttung von Doggererzen entstanden sind, wie unten (S. 266) ausgeführt wird. Wegen der Ähnlichkeit im Fundmaterial ist es nicht wahrscheinlich, dass an der einen Stelle ein Hochofen gestanden hat, wie es die Basaltplatten bei Hertiwiese I nahelegen, und an der anderen ein Rennofen stand. Es muss angenommen werden, dass an beiden Fundstellen mit derselben Technik, nämlich im direkten Verfahren, Eisen hergestellt wurde. Guyans Schlussfolgerung, dass hier die Wasserkraft für die Winderzeugung genutzt wurde, ist fraglich. Wohl liegt der Ofen am Wasser, aber es gibt keine Belege für irgendwelche Installationen oder Baulichkeiten. Wahrscheinlich gehören beide Fundstellen ins Spätmittelalter.

Eine Schlackenhalde unter dem Dorfplatz Die Linienführung der mitten durchs Dorf führenden A 4 erforderte 1962 auch hier die Verlegung der Durach in Röhren, etwa 40 m nach Süden vom ehemaligen Bachbett entfernt. Im gleichen, bis zu 4 m breiten Graben, wurde zudem ein Kanalisationsstrang verlegt. Auf einer Länge von 20 m zeigte das Grabenprofil eine Schlackenhalde mit einer Dicke von 0,2 –1,2 m, deren Oberkante 0,8– 2 m unter der Oberfläche lag. Zwei Jahre später ermöglichte der Bau einer Brücke über die A 4 das Erstellen von zwölf Sondierschnitten, wodurch sich die Ausdehnung der Schlackenhalde mit maximal 20 m in Nord-Südrichtung festlegen liess. Die west-östliche Ausdehnung beträgt mindestens 22 m, das westliche Ende wurde aber nicht erreicht und abgesehen von zwei Basaltsteinen liessen sich in dieser Schnittgrabung auch keine Reste von Verhüttungsanlagen lokalisieren.1321 Die Ausdehnung der Halde liegt bei etwa 350 m2, was bei einer durchschnittlichen Schichtdicke von 0,7 m ein Volumen von etwa 250 m3 ergibt, die Hälfte der oben besprochenen Schlackenhalde von Hofwiesen. Eine 1962 entnommene Holzkohleprobe ermöglicht die 14C-Datierung dieses Werkplatzes ins 8. –10. Jahrhundert.1322

235


Die mittelalterlichen Funde von Bargen Kurt Zubler Die derzeitigen Kenntnisse zum mittelalterlichen Bargen beruhen in erster Linie auf den archäologischen Untersuchungen verschiedener Eisenverhüttungsplätze, die W. U. Guyan in den 1950er und -60er Jahren durchführte und in mehreren Publikationen vorlegte.1323 Da sich Guyans Forschungstätigkeit aufgrund seines grossen Interesses an der Bargemer Eisenindustrie auf die Werkplätze konzentrierte, wurden Funde und Befunde von ehemaligen Siedlungsstellen – wenn solche überhaupt zum Vorschein kamen – nur beiläufig untersucht und ausgewertet. Zur Siedlungsgeschichte des mittelalterlichen Bargen ist infolgedessen wenig bekannt. Als zusätzliche Erschwernis erwies sich die Tatsache, dass die meisten mittelalterlichen Funde aus zeitlich vermischten Fundstellen stammten. Die Interpretation der Funde und ihr Zusammenhang mit den Befunden gestaltete sich deshalb schwierig. Scheinbar unlösbare Unstimmigkeiten in der Datierung führten Guyan teilweise zu Fehlschlüssen, unerklärbare Fakten schloss er in der Folge aus der Diskussion aus und verbannte sie in die Akten. In einer kurz gefassten Übersicht soll nachfolgend das Material der wichtigsten Fundplätze vorgestellt und – soweit möglich – neu interpretiert werden. Das Bargemer Fundmaterial kann sinnvollerweise in drei Kategorien gegliedert werden, nämlich in Siedlungsmaterial, 14C-Daten und Reste der Eisenindustrie.1324 An erster Stelle sind die 14CDaten zu würdigen, da diese einen bedeutenden Beitrag zum Verständnis der zeitlichen Zusammenhänge von Werk- und Siedlungsplätzen leisten. Zugleich erlauben sie es, den Beginn der Eisenindustrie im Durachtal früher anzusetzen, als von Guyan vorgeschlagen. An vier Holzkohleproben aus metallurgischen Fundkontexten liess bereits Guyan 14C-Analysen vornehmen, eine fünfte wurde 1997 an einem Holzkohleeinschluss einer Schlacke von BargenHofwiesen durchgeführt. Bei der gemeinsamen Darstellung der kalibrierten Altersbereiche aller Daten (Abb. 169) ist zu beachten, dass es sich um 14C-Werte aus vier verschiedenen Fundstellen, vier verschiedenen Labors und vier Jahrzehnten handelt.1325 Die Vergleichbarkeit der Resultate untereinander ist somit nur mit Vorbehalt gegeben,1326 zumal die letztuntersuchte 14C-Probe von Bargen und die beiden ebenfalls in der Darstellung enthaltenen Proben der Eisenverhüttung im Pfalzhof von Schaffhausen-Allerheiligen ∂13Ckorrigiert wurden, die andern aber nicht.1327 In Abb. 170 werden die kalibrierten Altersinterval236

le deshalb auf der Basis der 2-Sigma-Standardabweichung dargestellt. Die Sicherheitswahrscheinlichkeit im Vergleich dieser heterogenen Datengruppe erhöht sich damit wesentlich.1328 Neben der spätmittelalterlichen Verhüttung in der Hertiwiese belegen beide Darstellungen eine frühmittelalterliche Eisenindustrie in Bargen und im Gebiet der späteren Stadt Schaffhausen. Dabei zeichnen sich in Abb. 169 mit je drei Daten ein karolingischer und ein merowingischer Schwerpunkt ab. Noch deutlicher formieren sich die beiden Gruppen in Abb. 170, wobei die Probe aus «Herd 3» von Bargen-Hofwiesen nun beide Bereiche umfasst. Kämen die sechs Proben nicht von drei verschiedenen Fundstellen, so wäre man geneigt, eine erste Aktivitätsphase zwischen 450 und 650 n. Chr. und eine zweite im 8. und 9. Jahrhundert zu postulieren. Selbst wenn sich nun aber die einzelne Fundstelle einer derartigen Periodisierung entziehen sollte, und sich die Geschichte der Bargemer Eisenindustrie in Tat und Wahrheit nicht in Schüben, sondern vielmehr in mehr oder weniger kontinuierlicher Entwicklung zugetragen haben dürfte, so verweist das Ensemble der Daten die Anfänge der Eisengewinnung im Durachtal doch eindeutig in merowingische Zeit und belegt gleichzeitig deren Weiterführung bis zur hochmittelalterlichen Produktion, wie sie in Merishausen und Berslingen bezeugt ist.1329 Neben den chronologischen Grundlagen zur allgemeinen Entwicklung der Eisenverhüttung im Durachtal sind die einzelnen 14C-Daten selbstverständlich auch für die Datierung ihrer je eigenen Fundstelle von Bedeutung. Diese spezifischen Aussagen werden nachfolgend pro Fundplatz und im Zusammenhang mit den jeweiligen Funden diskutiert.

Alamannisches beim Wootel Belege für fast alle ur- und frühgeschichtlichen Epochen fanden sich in einer Fundstelle am Ausgang des kleinen Trockentales «Wootel» (Abb. 21.1 und 167.4), wo W. U. Guyan 1963– 67 im Zusammenhang mit dem Bau der Autostrasse eine Serie von Suchschnitten anlegte.1330 Mit Ausnahme weniger ausgesuchter, vom Neolithikum bis ins Frühmittelalter reichender Scherben sind die Funde vom «Wootel» bislang noch nicht vorgelegt.1331 Dies ist wohl in erster Linie darauf zurückzuführen, dass das Fundmaterial vom «Wootel» keiner gesicherten Schichtenfolge zugewiesen werden konnte. Mit grosser Wahrscheinlichkeit setzt sich die Fundstelle nicht aus einer mehrtausendjährigen Stratigraphie auf altem Siedlungsareal zusammen, sondern zumindest teilweise aus hang- oder talabwärts ver-


1500

Abb. 169: Die 14C-Daten der Eisenverhüttungsplätze von Bargen-Hofwiesen, -Dorfplatz und -Hertiwiese II sowie von Schaffhausen-Allerheiligen «Pfalzhof». Die dargestellten 14C-Intervalle beruhen auf einer Standardabweichung von 1-Sigma (68% Wahrscheinlichkeit). Zahlen im Katalog der 14C-Daten (S. 327f.).

1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700 600 500 400

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Abb. 170: Die 14C-Daten der Eisenverhüttungsplätze von Bargen und Schaffhausen dargestellt gemäss der Standardabweichung von 2-Sigma (95% Wahrscheinlichkeit). Für die Grunddaten vgl. Abb. 169 und Anhang S. 327f.

1400 1300 1200 1100 1000 900 800 700 600 500 400 300

frachtetem Schwemmgut verschiedener Zeiten. Viel Holzkohle und teilweise sehr grosse Stücke Flechtwerklehm mit unverrundeten Bruchkanten weisen allerdings darauf hin, dass gewisse im «Wootel» durch Scherben dokumentierte Epochen auf Siedlungsaktivitäten zurückzuführen sind, die an Ort und Stelle oder doch wenigstens in grosser Nähe stattgefunden haben müssen. Nach kurzer Durchsicht des unpublizierten Materials kommen aufgrund der Mengenverhältnisse und des Scherbenzustandes am ehesten latènezeitliche oder frühalamannische bzw. merowingerzeitliche Scherben als Begleitfunde des Flechtwerklehmes in Frage.1332 Eine weitere Ein-

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grenzung wäre wohl bei eingehender Untersuchung des Fundmaterials zu erschliessen: Sowohl Flechtwerklehm wie Holzkohle figurieren unter der Bezeichnung «Schicht II, obere schwarze Schicht», desgleichen ein Packen mit wissenschaftlich noch nicht bearbeiteter Keramik. Letzerer scheint nach kurzem Beschnuppern vorwiegend dick- und rauhwandige Topf- und Schüsselfragmente des Berslinger Magerungstyps A zu umfassen. Neben dieser allgemein «früh frühmittelalterlichen» (4./5. –7. Jh.) Ware sind zudem wenige genauer anzusprechende Funde zu nennen: Ein Boden mit Standring sowie der Boden eines dünnwandigen scheibengedrehten 237


Bechers sind wohl spätestens ins 5., eine gelbe Glasperle dagegen eher ins 7. Jahrhundert zu datieren.1333 Im übrigen gehören auch die drei von Guyan ins «Mittelalter» datierten Scherben in frühalamannische bzw. merowingische Zeit.1334 Das Schulterfragment eines Kruges oder einer Flasche, von Guyan offensichtlich als Schüsselbruchstück fehlinterpretiert,1335 ist anhand von süddeutschen Vergleichsfunden ins 5. Jahrhundert zu datieren.1336 Die beiden anderen1337 entsprechen bezüglich ihrer Magerungsbestandteile der frühesten Keramik von Berslingen (Magerungstyp A), die auch in Schleitheim-Brüel SH und Gächlingen-Niederwiesen SH nachgewiesen werden konnte.1338 Über die Datierung entsprechender Scherben aus Berslingen ins späte 6. bzw. frühe 7. Jahrhundert erhalten wir den spätestmöglichen Zeitraum.1339 Schwieriger verhält es sich mit der Begrenzung nach unten, wie die Keramik mit Magerungstyp A von Schleitheim-Brüel zeigt, die bis ins 4./5. Jahrhundert reichen dürfte.1340 Die Form der beiden Randscherben eignet sich ebenfalls schlecht zur näheren zeitlichen Eingrenzung. Vergleichbare gestreckte Trichterränder sind sowohl unter der frühalamannischen Keramik vom Runden Berg bei Urach als auch in den frühen Phasen von Berslingen gut vertreten.1341 Die Menge von frühalamannischen Funden sowie die oben erwähnten Anhaltspunkte für eine möglicherweise vom 4./5. bis längstens ins 7. Jahrhundert reichende Siedlungsstelle lassen die Vermutung, es handle sich hierbei um zufällige Begehungsfunde, ausser Betracht fallen. Die Bedeutung von Bargen-Wootel für unsere mittelalterlichen Fragestellungen liegt demnach einerseits im Nachweis des bislang frühesten alamannischen Siedlungsplatzes des Durachtals und andererseits in seiner Nähe zur merowingerzeitlichen Eisenverhüttung von Bargen-Hofwiesen. Mit seiner beträchtlichen frühmittelalterlichen Fundmenge bestätigt Bargen-Wootel indirekt die frühe Datierung der Verhüttung im Hofwiesental und bietet sich zudem als zugehöriger, zumindest teilweise zeitgleicher Siedlungsplatz an.

Der wiederentdeckte Anfang von Hofwiesen Die Ausgrabungen von Bargen-Hofwiesen (Abb. 167.3 und 174.3)1342 wurden von W. U. Guyan relativ ausführlich vorgelegt.1343 Dabei sind seine Darstellungen zu Hofwiesen geprägt von einer grundsätzlichen Fehleinschätzung der Situation und einer daraus folgenden Serie von Zirkelschlüssen. Obwohl Guyan nämlich zwei frühmittelalterliche 14C-Daten aus dem Bereich des Werkplatzes vorlagen, traute er diesen nicht und 238

ignorierte sie in der Folge. Allerdings ist sein Vorgehen, wie die folgenden Erläuterungen zeigen werden, auch aus heutiger Sicht nachvollziehbar und verständlich. Da sich zum einen in unmittelbarer Nähe der Verhüttung relativ umfangreiche Siedlungsreste mit zahlreichen spätmittelalterlichen Funden feststellen liessen und zum anderen offensichtlich weder aus der Siedlung noch vom Werkplatz Funde einer mit den 14C-Daten vergleichbaren Zeitstellung erkannt werden konnten, sah er keinen Grund, an der Zusammengehörigkeit der beiden Grabungsbereiche zu zweifeln. Bestärkt wurde er in seiner Annahme durch die reichen Eisenfunde, die in Bargen-Hofwiesen zum Vorschein kamen. Unterstützt durch metallurgische Untersuchungen1344 betrachtete er die Eisenobjekte als Produkte der ansässigen Eisenschmelze und – wo es die Form nahelegte – gleichzeitig als Werkzeuge, die in Bergbau und Verhüttung zum Einsatz kamen.1345 Folgerichtig wurde der Hüttenbetrieb «durch eine Reihe von Eisenobjekten ins späte Mittelalter und in die beginnende Neuzeit datiert». Weitere Bestätigung fand Guyan in unmittelbarer Nähe mit dem Rennofen von «Hertiwiese II», der anhand von Keramik und einem 14C-Datum dem Spätmittelalter zugeordnet werden konnte und somit nach Guyans Vorstellungen mit Hofwiesen die spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Eisenindustrie des Hoftals repräsentierte.1346 Die folgenden Ausführungen sollen zeigen, dass erstens Siedlung und Werkplatz weder zeitlich noch funktional eng verschränkt waren, und Bargen-Hofwiesen zweitens einen deutlich längeren Zeitraum umspannt als bisher angenommen. Da das Hauptinteresse der Ausgrabung beim Werkplatz lag, sind von der Siedlung überdurchschnittlich viele Lese- und Baggerfunde überliefert. Zahlreiche Funde stammen zudem aus Schnitten, die den einen oder anderen Befund berührten oder durchquerten und somit möglicherweise zu diesem gehörten. Da sich infolge dessen nur sehr wenig Material mit Gewissheit bestimmten Strukturen zuweisen lässt, orientiert sich die folgende Diskussion und der Aufbau der Tafeln nicht primär an den Strukturen, sondern an Chronologie und Typologie der Funde. Die vermutlich ältesten Keramikbruchstücke kamen in der Nähe des Rennofens im Querprofil 3 zum Vorschein. Zwei zusammenpassende Scherben eines Krughenkels (Taf. 66.1) können aufgrund von Form und Machart am ehesten ins 5. Jahrhundert datiert werden.1347 Von den in unserer Gegend im späteren Hochmittelalter erneut aufkommenden Henkeln unterscheiden sie sich im Profil und vor allem bezüglich der Beschaffenheit von Ton und Magerung. Gleich alt oder etwas jünger könnte eine Wandscherbe vom Magerungstyp A sein, die sich am Rande der Aus-


grabung im Längsschnitt 17 fand.1348 Denselben Zeitraum wie diese drei Scherben umfassen die beiden älteren 14C-Daten, die damit nicht mehr ganz so isoliert dastehen. Vor allem die Holzkohleprobe aus dem Rennofen weist dabei eindeutig in merowingische und frühere Zeiten (Abb. 169/170). Im späten 5. und im 6. Jahrhundert überlappt sie mit der zweitältesten Probe aus dem Bereich von «Herd 3», die bei Berücksichtigung einer grösseren Standardabweichung allerdings bis in karolingische Zeit reicht (Abb.170). Im übrigen stellen die drei Scherben die Verbindung zur zeitgleichen Keramik der nahen Fundstelle Bargen-Wootel her. Die nächstjüngeren Scherben sind ins 9./10. Jahrhundert zu datieren (Taf. 66.2.3) und korrespondieren mit dem jüngeren Altersbereich einer 14 C-datierten Schlacke (Abb. 169/170). Ein dünnwandiges Bodenfragment aus dem Umfeld der Verhüttung entspricht dem Magerungstyp B von Berslingen und dürfte deshalb ebenfalls aus der Zeit vor 1000 n. Chr. stammen. Die wenigen Scherben und die datierte Schlacke müssen deshalb nicht unbedingt gleichzeitig produziert bzw. weggeworfen worden sein. Vielmehr sind sie karge Indizien für eine über die Jahrhunderte verteilte Begehung und Nutzung des Werkplatzes. Im Rahmen dieser Aktivitäten scheint kaum Siedlungsmaterial in den Boden gelangt zu sein, ein Phänomen, dass sich bei frühmittelalterlichen Verhüttungsplätzen regelmässig beobachten lässt. So konnten im Bereich der Überreste frühmittelalterlicher Eisenverhüttung von BargenDorfplatz und Schaffhausen-Allerheiligen weder Gefässkeramik noch andere Kleinfunde geborgen werden,1349 und auch im Zuge der umfassenden Ausgrabungen zweier merowingerzeitlicher Rennöfen in Boécourt JU kamen nur einige Nägel und ein einziges kleines Keramikfragment zum Vorschein.1350 Etwas zahlreicher werden die Funde im späten 10. bzw. 11. Jahrhundert (Taf. 66.4 –13, 69.50 – 55, 70.68 –72). Dabei lassen sich nun auch einige Scherben in bestimmten Siedlungsstrukturen lokalisieren.1351 So könnte Grubenhaus A in diese Zeit gehören (Taf. 66.11–13, 69.52– 55, 70.68.71.72). Die darin gefundene Keramik ist ziemlich homogen, eher unpassend ist einzig das Fragment eines Leistenrandes (Taf. 67.22). Eine Bodenscherbe (Taf. 70.79) sowie eine Wandscherbe sind ebenfalls jüngerer Herkunft, doch fanden sich diese nicht in der Grube selbst, sondern in der Traxabdeckung bzw. «um Grubenhaus A» herum und beeinträchtigen darum eine Datierung ins 11. Jahrhundert nicht. Vielmehr weist ihre Fundlage auf ein mögliches Störungs- bzw. Vermischungspotential im Bereich von Grubenhaus A, was auch den Eintrag des Leistenrandes erklären könnte.

Eine im Befund eingemessene Randscherbe (Taf. 66.10) bietet Hinweis für eine Datierung von Grubenhaus D ins 11. Jahrhundert. Weitere Scherben dieser Zeitstellung stammen aus einem Mischkomplex mit Fundmaterial der beiden Grubenhäuser C und D, die leider erst spät als zwei verschiedene Strukturen erkannt wurden (Taf. 66.5, 69.50.51, 70.69, etwas jünger 67.15.16). Zudem kam eine Randscherbe des 10. Jahrhunderts im Schnitt 12, der unter anderem auch Grubenhaus D schneidet, zum Vorschein (Taf. 66.3). Die vielen Schlacken in Grubenhaus D setzen für die Grubenverfüllung Verhüttung voraus, d. h. es müssen gleichzeitig mit oder vor der Verfüllung von Grubenhaus D Verhüttungstätigkeiten stattgefunden haben. Seltener nachzuweisen sind Funde vor allem aus dem 12. und weniger ausgeprägt aus dem 13. Jahrhundert (Taf. 67.14 –25, 69.58). Eine Bodenscherbe (Taf. 70.73) aus dem zweiteiligen Grubenhaus B ist über die Pläne genau lokalisierbar. Vergleichbare Keramik fand sich in Form einer ins späte 12. Jahrhundert zu datierenden Randscherbe (Taf. 67.18) und zwei Wandscherben in einem Mischkomplex, welcher Füllmaterial des zweiteiligen Grubenkomplexes B umfasst. Das eigentliche Grubenhaus B könnte daher im 12. Jahrhundert verfüllt worden sein. Eine weitere Randscherbe (Taf. 76.33) sowie eine Wandscherbe aus dem gleichen Mischkomplex sind um 1400 zu datieren und könnten aus der kleineren, östlich anschliessenden Grube stammen, die vielleicht erst später eingetieft worden war. Ins späte 13. oder frühe 14. Jahrhundert gehört eine Randscherbe (Taf. 67.23) aus einem 1964 nördlich der Ausgrabung freigelegten Kalkbrennofen.1352 Der grösste Teil der Keramik von Bargen-Hofwiesen ist als spätmittelalterlich bis frühneuzeitlich zu bezeichnen. Zahlreich sind darunter vor allem Bruchstücke unglasierter grauer Töpfe und Schüsseln vertreten (Taf. 67.26 –34, 68.35– 41, 69.59 –61, 70.75– 80).1353 Fragmente von Deckeln, einer Henkelflasche und Dreibeingefässen runden das Bild ab (Taf. 69.47– 49.56.63 –65). Eine Minderheit der Scherben besitzt einen Glasurauftrag, darunter auch Fragmente von Ofenkacheln (Taf. 69.45.46). Von den Befunden ist nur Grubenhaus C aufgrund des Fundmaterials in seiner Verfüllung (Taf. 68. 37, 70.78) sowie im Mischkomplex von Grubenhaus C und D (Taf. 67.26.27, 68.38, 70.77) klar dem Spätmittelalter zuzuweisen. Keine engeren Datierungshinweise ergibt die Keramik aus der Kulturschicht beim ebenerdigen Ständerbau E. Ein grosses Bodenfragment (Taf. 70.67) entspricht allerdings einer Ware, die in Berslingen noch nicht und in der Stadt Schaffhausen frühestens im späten 13. Jahrhundert vorkommt. 239


Wie bereits W. U. Guyan erkannte, fanden sich in Bargen-Hofwiesen überdurchschnittlich viele Eisenobjekte (Taf. 71– 73), die wohl vorwiegend dem jüngsten Siedlungsabschnitt angehören. Um ältere Stücke könnte es sich bei den wenigen Eisenfunden aus dem Bereich der Verhüttung und aus den Grubenhäusern A und B handeln (Taf. 72.95.100, 73.108 und weitere ohne Abb.: Kat. S. 388). Älteres könnte sich auch unter den Lesefunden verbergen, doch entziehen sich die oft zeitlosen Formen der Eisenobjekte in vielen Fällen einer chronologischen Eingrenzung. Auf eine ausführliche Diskussion bezüglich Funktion und Datierung der einzelnen Fundstücke muss hier verzichtet werden, doch sind die Eisenfunde im Katalog vollständig vorgelegt und im Tafelteil mit Ausnahme der Nägel und verschiedener unbestimmbarer Objekte abgebildet. Von den keramischen Funden wurde dagegen nur eine Auswahl aussagekräftiger Stücke aufgeführt. Aufgrund von 14C-Daten und Funden muss der Anfang von Bargen-Hofwiesen in der Merowingerzeit und das Ende im Spätmittelalter bzw. in der frühen Neuzeit vermutet werden. Lässt sich die Frühzeit nur bei den Strukturen der Eisenverhüttung nachweisen, so manifestiert sich die Spätzeit vor allem im Bereich der Siedlungsbefunde. Unklar bleibt dabei, wie lange die von W. U. Guyan bei Hofwiesen freigelegte Eisenverhüttung fortdauerte, ob sie schon im späten Frühmittelalter ihr Ende fand, und damit keinerlei Beziehung zur späteren Siedlung bestand, oder ob sie auch im Hochmittelalter noch einige Zeit und dann vielleicht in direktem Zusammenhang mit den älteren Grubenhäusern betrieben wurde.

Dorfplatz An Holzkohle der 1962/64 im Dorf Bargen angeschnittenen Schlackenhalde (Abb. 174.4) liess W. U. Guyan eine 14C-Analyse vornehmen, deren kalibrierter Altersbereich ungefähr drei Jahrhunderte vor der Jahrtausendwende umfasst (Abb. 169/170). Im Unterschied zu Bargen-Hofwiesen schloss er dieses Resultat aber nicht grundsätzlich aus seinen Überlegungen aus, sondern bemerkte: «Akzeptieren wir dieses Radiokarbon-Datum, so wäre hier bereits für das Frühmittelalter Eisenverhüttung nachgewiesen».1354 Leider konnten in der Schlackenhalde keine Siedlungsfunde geborgen werden. Einige Keramikfragmente der Fundstelle «Dorfplatz», darunter Schüsselbruchstücke mit Malhorndekor, sind neuzeitlichen Datums1355 und stammen wohl aus dem über der Schlackenschicht liegenden Bachschutt, in welchem sich auch etliches Holz beobachten liess.1356 240

Hertiwiese I und II Der Verhüttungsplatz «Hertiwiese II» (Abb. 167.2 und 174.16) erbrachte das jüngste bisher gemessene 14C-Datum von Bargen, das selbst bei Berücksichtigung der grösseren Standardabweichung ziemlich genau das 14. Jahrhundert umfasst (Abb. 170). Die wenigen Funde, vor allem unverzierte Wandscherben, die Bodenscherbe eines Dreibeintopfes und ein spatenförmiges Eisengerät (Taf. 73.147) widersprechen dieser Datierung aufgrund ihrer Machart nicht, doch ist eine nähere Eingrenzung nicht möglich, da aussagekräftigere Stücke fehlen.1357 Immerhin fassen wir mit «Hertiwiese II» den einzigen Bargemer Verhüttungsplatz mit klarer Übereinstimmung der 14C-Datierung und des Fundmaterials. Von «Hertiwiese I» (Abb. 167.1 und 174.17) liegen weder Funde noch 14C-Daten vor.

Eisenverhüttung als Anreiz für die Ansiedlung Im Hofwiesental bei Bargen sind mit den Fundstellen «Wootel» und «Hofwiesen» Spuren der frühesten alamannischen Besiedlung des Durachtales gefasst worden. Dabei ist anzunehmen, dass zwischen der frühen Eisenverhüttung «Hofwiesen» und der nahegelegenen Siedlung «Wootel» ein enger Zusammenhang bestand. In einem «Schwesterbetrieb» am anderen Ende des Durachtales, auf dem Areal des späteren Klosters Allerheiligen, wurde etwa im gleichen Zeitraum ebenfalls Eisen hergestellt. Auch durch die folgenden Jahrhunderte ist die Produktion von Eisen in Bargen mehrfach belegt. Anhand der Fundstellen «Hofwiesen» sowie «Hertiwiese I und II» kann für Oberbargen gar eine ununterbrochene Verhüttungstradition von der Merowingerzeit bis ins Spätmittelalter in Betracht gezogen werden. Zusammen mit der grossen Schlackenhalde von Bargen-Dorfplatz, den vielen Verhüttungshinweisen von Merishausen, den hochmittelalterlichen Rennöfen von Berslingen sowie den Funden aus der Stadt Schaffhausen weist die Situation von Oberbargen auf die beträchtliche Bedeutung, welche der Eisenverhüttung im mittelalterlichen Durachtal zukam. Vor allem im Hofwiesental dürften die Rennfeuer und das darin gewonnene Eisen den Alltag durch einige Jahrhunderte geprägt haben. Die grosse wirtschaftliche Bedeutung der Eisenproduktion für den Standort Oberbargen lässt sich auch an der Siedlungsdynamik beobachten: Im Unterschied zu Berslingen und Merishausen ist in Oberbargen bisher keine deutliche Wachstumsphase einer vom Eisen unabhängigen ländlichen Siedlung festzustellen.


Zur Eisenverhüttung im Durachtal Barbara Beck und Marianne Senn

Regionalgeologische Gegebenheiten zu den Eisenerzen Der Kanton Schaffhausen, der ganz im Tafeljura liegt, weist zwei eisenhaltige Schichten aus zwei verschiedenen geologischen Formationen auf: die Bohnerzformation (Siderolithikum) und das Doggererz (Oolithikum). Die typischen chemischen Eigenschaften dieser beiden Erze sind in Abb. 171 aufgeführt.

Bohnerz Im Kantonsgebiet gibt es zwei Bohnerzvorkommen: das grössere liegt südwestlich der Stadt Schaffhausen im Südranden, das weniger ausgedehnte, nur noch aus einzelnen Taschen bestehende Gebiet liegt im Nordosten auf dem Reiat (Abb. 172). Zu diesem Vorkommen gehört der Aufschluss Gampenhäuli, der nur 1,5 km ENE vom Verhüttungsplatz Berslingen liegt.1358 Das Siderolithikum ist eine komplexe geologische Formation. Sie liegt, leicht diskordant, auf dem Jurakalk und wird stellenweise von geröllführenden Sanden der Molasse und glazialen Ablagerungen in Form von Moränen und Schotter überdeckt. Die Kalkunterlage entstand während der Jurazeit. Sie wurde während der Kreidezeit und dem Alttertiär trockengelegt und wegen dem feuchtwarmen und niederschlagsreichen Klima, das damals herrschte, stark verkarstet. Es bildeten sich Taschen, Rinnen und manchmal auch tief in den Kalk hinuntergreifende Schlote.1359 In dieses Karstrelief lagerte sich das Siderolithikum ab. Es besteht teils aus tonigen Lösungsresten, die von den im Jurakalk eingebetteten Mergelschichten übriggeblieben sind, und teils aus allochthonem Material (erodierten, eisenhaltigen Lateritböden), das durch periodische Wasserläufe zugeführt wurde.1360 Durch chemische und biologische Umwandlung dieses in Ablagerung begriffenen oder bereits abgelagerten Materials entstand eine Bohnerzformation. Sie ist, wegen ihrer Entstehungsart, sehr inhomogen. Je nach Einfluss der zugeführten Sedimente kann der Gehalt an Tonmineralien, Quarz oder Eisenmineralien stark schwanken. In den hier untersuchten Proben beträgt der Eisenoxidgehalt etwa 60% (Abb. 171).

Bohnerz

Doggererz

Alter

Kreide Eocän

Dogger

Erz

Pisolithen, mmbis nussgross

Oolithe oder Ooide, kleiner als 2 mm

Aufbau

meist konzentrischer Schalenaufbau

konzentrische Schalen um ein Gesteins- oder Fossilfragment

Matrix

meist tonig

meist aus Kalk

Verbreitung

Auffüllung von Karstformen

durchgehend abgelagerte Schicht

Mächtigkeit

stark variabel, von wenigen dm bis 30 m

0.9 –1.5 m

durchschnittlicher Eisengehalt

60% FeOtot

40% FeOtot

Verhältnis SiO2:Al2O3

1:1

2:1

Gehalt an CaO

meist weniger als 1%

variabel, oft 10% und mehr

Die eisenreicheren Taschen wurden zur Eisengewinnung abgebaut. Sie bestehen aus millimeterbis nussgrossen «Bohnen» (Pisolithen), die oft in Lehm (Boluston) eingebettet sind. Bohnerze haben häufig, aber nicht immer, einen konzentrischen Schalenaufbau. Da das Siderolithikum eine Auffüllung karstiger Rinnen u. ä. ist, hat diese Formation je nach Grösse der Taschen eine verschieden grosse Ausdehnung und Mächtigkeit. Sie schwankt in der Region Schaffhausen zwischen wenigen Dezimetern bis Metern und erreicht selten 20–30 m Tiefe.1361

Abb. 171: Vergleich von Bohnerz und Doggererz.

Doggererz Im Kanton Schaffhausen gibt es nur einen Doggererzhorizont von bergbauhistorischer Bedeutung: die Macrocephalus-Schichten, die nach einem darin vorkommenden Ammoniten benannt sind und dem unteren Callovien (Dogger) angehören. Die Vererzungen kommen nicht als lokale Taschen vor, wie das für das Bohnerz typisch ist, sondern als durchgehende Schichten. Die Macrocephalus-Schichten haben eine Mächtigkeit von maximal 1 m.1362 Doggererze kommen in einigen eisenreichen Schichten innerhalb der Kalkbänke vor, die während des Doggers entstanden sind. Sie bestehen aus Eisenoolithen, die sich in einer kalkigen, selten mergeligen Grundmasse befinden, die wesentlich eisenärmer ist. Oolithe oder Ooide sind 241


kugelförmige, schalig aufgebaute Körnchen von ca. 1 mm Durchmesser mit einem normalerweise eisenfreien Kern. Eisenoolithe bilden sich wie die Fossilien zeigen im Meer. Die Umstände ihrer Bildung sind noch nicht ganz geklärt.1363 Das oolithische Macrocephalus-Doggererz ist eine markante Schicht in der Juraformation. Sie findet sich im ganzen Schaffhauser Tafeljura und weit darüber hinaus. Im Durachtal ist sie von Merishausen nordwärts bis zur Talflanke westlich des Schlauchs und im oberen Bargemer Mülital im Gebiet Iblenquelle-Galliwiese aufgeschlossen oder leicht erschürfbar, aber auch am steilen West-

Abb. 172: Bohnerz- und Pseudobohnerzaufschlüsse in der Region Schaffhausen mit Lage der Hochöfen, in denen von 1588 bis 1850 Bohnerz verhüttet wurde (nach Hofmann 1992).

242

abfall des Randens und an einigen Stellen im Klettgau (Abb. 173). Von Merishausen an Richtung Süden liegt die Erzschicht unter dem Talniveau. Das Doggererz hat im Randengebiet einen Eisengehalt von nur 20 – 22%.1364 Allerdings ändert der Eisengehalt oft stark innerhalb der Schichten, weshalb sie nicht systematisch abgebaut werden können. Verwandt ist dieses Erz mit dem Fricktaler Doggererz, das aber in einer mächtigeren bis 3,5 m dicken Schicht vorkommt und 28 –30% Eisengehalt hat,1365 sowie mit den lothringischen Minetten, deren Bildung allerdings etwas älter ist.


Erzaufbereitung Das Bohnerz wurde überliefertermassen durch Waschen gereinigt. Durch das Waschen trennte sich der Boluston von den Erzkügelchen, wodurch das Erz angereichert wurde. Belege zu dieser Erzaufbereitung gibt es vom Frühmittelalter1366 bis in die Neuzeit.1367 Pochplatten geben Hinweise auf eine daneben ausgeführte Trockenreinigung. Dazu wurde das Erz ausgebreitet und anschliessend durch Zerstossen und Sieben getrennt. Im Frühmittelalter wurde das Erz anschliessend in flachen Mulden geröstet, um es weiter anzureichern. Durch das Rösten ver-

dampfte ein grosser Teil des im Erz enthaltenen Wassers und das Eisen-Oxid-Hydroxid wandelte sich in Magnetit um. Beim Doggererz, das viel kleinere Erzkügelchen enthielt, war die Trennung schwieriger. Hatte es einen Eisengehalt über 30%, wurde es ohne Aufbereitung verhüttet. Beispiele dafür sind das Fricktaler Doggererz, das im 20. Jahrhundert ohne weitere Aufbereitung im Hochofen von Choindez JU verhüttet wurde, und das Doggererz aus der Lorraine, das seit der römischen Zeit ebenfalls direkt verhüttet wurde.1368 Lag der Eisengehalt aber unter 30%, musste das Erz aufbereitet werden. Ein Beispiel dafür ist das Abb. 173: Ausbisslinien des Dogger-Macrocephalusooliths in der Region Schaffhausen mit Lage des Bergwerks Blumberg, in dem 1934–1942 Doggererz abgebaut wurde (nach Hofmann 1992).

243


nördlich des Kantons Schaffhausen gelegene Bergwerk Blumberg, wo während des Zweiten Weltkrieges das Doggererz durch magnetische Trennung angereichert wurde.1369 Dazu wurde das Erz unter reduzierenden Bedingungen geröstet, wodurch sich aus dem Goethit (Eisen-Oxid-Hydroxid) Magnetit (Eisenoxid) bildete, der dann magnetisch von der kalkig-mergeligen Grundmasse getrennt werden konnte. Als weitere Methode schlägt F. Hofmann vor, das Erz zu pochen und anschliessend nach der Goldwäschermethode auszuwaschen. Dies deshalb, weil seine Versuche mit Doggererz aus dem Fricktal und vom Blumberg zeigen, dass sich das harte, kalkreiche Erz vom Blumberg, das dem aus dem Durachtal eng verwandt ist, durch Wasser- oder Frostsprengung kaum aufsprengen lässt. Osann schlägt vor, das Erz zu rösten und anschliessend zu waschen.1370 Zum Waschen leert er das Erz auf ein Brett, auf dem senkrecht zur Wasserrichtung ein Holz hin und her bewegt wird. Da das Waschen die chemische Zusammensetzung des Erzes stark verändert, wie die nachfolgenden Untersuchungen zeigen, und die Schlacken in der Zusammensetzung dem ungewaschenen Erz ähnlicher sind, ist ein Waschvorgang zur Erzaufbereitung für die untersuchten Verhüttungsplätze eher auszuschliessen.

Fundstellen mit Eisengewerbe im Durachtal Die Eisenverhüttung im Durachtal war schon Inhalt vieler Publikationen. Eng verbunden ist sie mit dem Namen Walter Ulrich Guyans, der sich seit den 40er Jahren intensiv um ihre Erforschung bemühte.1371 Mit heutiger Analytik wird versucht, seine Hypothesen zu überprüfen. Ergänzend erweitern einige Neufundstellen vor allem im Bereich der Stadt Schaffhausen das bis anhin bekannte Bild (Abb. 174/175). Nachdem in zwei erklärenden Kapiteln zuerst die Eisenherstellung vorgestellt und die verwendete Analytik erklärt wird, werden dann die bis 1998 bekannten Fundstellen im Durachtal besprochen.

Herstellung und Verarbeitung von Rennfeuer-Eisen Das Eisengewerbe umfasst das Verhütten von Erz zu Metall und das Schmieden, oder anders ausgedrückt, die Herstellung und die Verarbeitung von Eisen. Während das Schmieden zumeist in einer Siedlung beim Konsumenten stattfindet, ist das Verhütten an andere Gegebenheiten gebunden. Die kleinen, mit geringem Aufwand zu bau244

enden Rennöfen der Frühzeit befinden sich meist dort, wo das Erz vorkommt. Mit Beginn der systematischen Nutzung der Wasserkraft für den Betrieb der Blasebälge im späten Mittelalter ziehen die Produktionsstätten an die Wasserläufe. Nur selten sind sie aber im Siedlungszusammenhang anzutreffen. Zur Eisenverhüttung braucht es einen Ofen, in den das Erz geschüttet wird, um es mittels Energie (Hitze) und eines Reduktionsmittels in Metall umzuwandeln. Das Reduktionsmittel ist ein Gas, das dem Erz den Sauerstoff entreisst und so die Bildung von Metall erlaubt. Da ein Erz aber nie nur metallische Bestandteile enthält, entsteht neben Metall auch Schlacke, die je nach Erz und Herstellungsverfahren eine chemisch unterschiedliche Zusammensetzung hat. Man unterscheidet bei der Eisenherstellung zwischen dem direkten und dem indirekten Verfahren. Im direkten Verfahren wird das Eisen nicht flüssig, sondern nur die Schlacke. Es findet in einem Rennofen statt, der so heisst, weil die Schlacke aus ihm rinnt. Direkt heisst es deshalb, weil das gewonnene Eisen, der Eisenschwamm, schmiedbar ist. Die Weiterverarbeitung des Eisenschwammes aus dem Rennofen beginnt mit dem Ausheizen. Das Ausheizen ist ein Schmiedeverfahren. Dabei wird der Eisenschwamm erhitzt, um die in ihm noch enthaltene Schlacke zu verflüssigen und um ihn zu kompaktieren, da er zahlreiche Löcher enthält. Beim Ausheizen wird das Eisen gereinigt und auch sortiert, wenn es verschiedene Metallqualitäten wie kohlenstoffreies Eisen und kohlenstoffreiches Eisen bzw. Stahl enthält. Dann wird es entweder zu Barren für den Handel oder direkt zu Gegenständen für den Gebrauch weiterverarbeitet. Beim indirekten Verfahren werden sowohl Eisen wie Schlacke flüssig. Die Trennung erfolgt durch die unterschiedliche Dichte der Schmelzen, die problemlos auf verschiedenen Ebenen abgeleitet werden können. Das indirekte Verfahren findet im Hochofen statt. Das gewonnene Metall ist ohne Weiterbehandlung nicht schmiedbar, da es zu viel Kohlenstoff enthält (Roh-, Gusseisen). Es muss nach dem Verhütten noch gefrischt, das heisst entkohlt werden, damit es schmiedbar wird. Das Eisengewerbe verursacht Abfälle, die man Schlacken nennt. Sie unterscheiden sich entsprechend den verwendeten Rohstoffen, der Arbeitstechnik und der Arbeitsstufe. Diese Abfälle sind für den Archäologen zumeist Ausgangspunkt für die Einschätzung dieses Gewerbes. Die Eisenverhüttungsabfälle des Rennofens haben in unserer Region meist die Form von Fliessschlacken, Herdschlacken, rostenden Schlacken und Ofenlehm, der oftmals einseitig verschlackt ist. Die Verhüttungsschlacken sind eisenreich, weil das Metall im Rennofen nicht verflüssigt


wird. Deshalb bleibt ein Teil des Metalls in der Schlacke gebunden, das entstandene Metall nimmt jedoch nur begrenzt Kohlenstoff auf. Kennzeichnend für die Verhüttung im Rennofen sind die leicht erkennbaren Fliessschlacken. Im vom Hochmittelalter an vermehrt verwendeten Hochofen entstehen dafür sehr eisenarme, glasige Schlacken. Von den Verhüttungsabfällen unterscheidet man die Schmiedeabfälle. Kennzeichnend für die Schmiedeabfälle sind die Kalottenschlacken und der archäologisch seltener nachzuweisende Hammerschlag. Die Schmiede verfügt in der Frühzeit oft über eine als Grube ausgebildete Esse, in welcher der Schmied sein in Bearbeitung stehendes Eisen erhitzt. Ab dem Spätmittelalter wird die Grube durch eine gemauerte Hochesse abgelöst. Neben der Esse steht ein Amboss, auf dem der Schmied dem Eisen die gewünschte Form gibt. Sowohl in der Esse als auch beim Amboss entstehen Abfälle. In der Esse oxydiert Eisen und sammelt sich mit Holzkohle und Lehm der Essenwand auf dem Essengrund. Wegen der Hitze verschmelzen diese verschiedenen Materialien und formen eine Schlacke, die wegen ihrer Form, welche die Form der Esse widerspiegelt, den Namen Kalottenschlacke trägt. Kalottenschlacken entstehen sowohl beim Ausheizen als auch beim Schmieden und lassen sich makroskopisch nicht unterscheiden. Beim Amboss springt bei der Formgebung durch den Hammer ständig oxydiertes Eisen vom Werkstück ab, das als Hammerschlag zu Boden fällt. Die zu besprechenden Fundstellen im Durachtal zeichnen sich durch den Fund derartiger Schlacken aus, die teilweise in Zusammenhang mit Installationen wie Rennöfen und Feuerstellen stehen (Abb. 174/175).

Zur Methodik chemischer Untersuchungen an Eisenschlacken Eine erprobte Methode, Eisenschlacken zu untersuchen, sind chemische Gesamtanalysen mit der wellenlängendispersiven Röntgenfluoreszenz (WD-XRF). Bei diesen Analysen sind die einzelnen Elemente unabhängig von ihrer chemischen Bindungsform nachweisbar. Bei Schlacken bzw. mineralischen Probenmaterialien werden die berechneten Massenanteile der zugehörigen Elementoxide angegeben. Die Elementverbindungen der Probe liegen zwar nicht als reine Oxide vor, aber das stöchiometrische Verhältnis zum Sauerstoff stimmt mit den Oxiden überein. Da das Eisen in verschiedenen Oxidationsstufen sowie metallisch vorkommt, wird der Gesamteisengehalt nach Konvention umgerechnet als FeOtot angegeben. Die Analysen ermöglichen es, die

verschiedenen Schlackentypen voneinander zu unterscheiden, wenn die makroskopischen Eigenschaften nicht eindeutig sind. So können Verhüttungsschlacken aus dem Hochofen von solchen aus dem Rennofen unterschieden werden, genauso wie Schmiedeschlacken von Ausheizschlacken. Oft ist es möglich, eine Beziehung zum verhütteten Erz herzustellen. Im Idealfall kann über die Produktionstechnik Auskunft gegeben werden, wann, unter welchen Umständen, wieviel Eisen produziert wurde. Eines der Ziele ist es also, die verschiedenen Abfälle eindeutig den einzelnen Prozessschritten (Verhütten, Ausheizen, Schmieden) zuzuweisen. Zuerst muss entschieden werden, ob es sich um ein modernes oder ein altes Verfahren handelt, das heisst ob es sich um Abfälle aus dem Hochofen oder aus dem Rennofen handelt. Chemisch ist diese Unterscheidung relativ einfach. Im Hochofen wird ein Verfahren angewandt, das einen höheren Wirkungsgrad hat als dasjenige im Rennofen. Hochofenschlacken enthalten deshalb weniger als 1% Eisen (FeOtot) und viel Kalzium (CaO) im Gegensatz zu Rennofenschlacken, die oft mehr als 50% FeOtot enthalten, und, je nach Art des Erzes, um einiges ärmer an Kalzium sind. Die untersuchten Schlacken aus dem Durachtal sind Erzeugnisse des Rennofenverfahrens, weshalb die Abfälle aus dem Hochofen im folgenden nicht mehr diskutiert werden. Die verschiedenen Abfälle der direkten Verhüttung (Verhüttungsschlacken) und der Weiterverarbeitung (Ausheiz- und Schmiedeschlacken) des Eisens haben eine für ihre Enstehungsart typische chemische Zusammensetzung. Diese hängt einerseits von den physikalischen (Temperatur) und chemischen Bedingungen (Redoxpotential) während des Arbeitsvorganges und andererseits vom Ausgangsmaterial ab. Bei den Verhüttungsschlacken ist das Ausgangsmaterial das Erz, bei den Ausheizschlacken der Eisenschwamm und bei den Schmiedeschlacken ein Eisenbarren oder ein rezykliertes Eisenobjekt. Für die Abfälle aus dem Durachtal gibt es eine zusätzliche Schwierigkeit: es wurden zwei verschiedene Erze verhüttet, die demzufolge auch zwei verschiedene chemische Zusammensetzungen haben. Die Zuordnung der Schlacken zu einem dieser Erze ist ein weiteres Ziel dieser Arbeit. Die zu untersuchenden Objekte können entsprechend dem Arbeitsschritt in verschiedene Gruppen eingeteilt werden. Chemische Eigenschaften des verhütteten Erzes Die kennzeichnenden chemischen Merkmale von Doggererz und Bohnerz sind in einer Tabelle (Abb. 176) dargelegt. Das Schaffhauser Doggererz besteht aus Oolithen, die in einer kalkigen 245


Abb. 174: Fundplätze von Eisengewerbeabfällen im Durachtal und seiner näheren Umgebung: 1 Merishausen-Barmen, 2 Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof, 3 Bargen-Hofwiesen, 4 Bargen-Dorfplatz, 5–6 SchaffhausenBerslingen, 7 MerishausenHaus Nr. 159, 8 MerishausenHaus Nr. 10, 9 Merishausen-Schulhaus, 10 MerishausenSchwabengasse, 11 MerishausenHaus Nr. 2, 12 MerishausenHaus Nr. 146 Hirschen, 13 MerishausenIm Boden, 14 Merishausen-Lätten, 15 SchaffhausenLöwengässchen 2, 16 Bargen-Hertiwiese II, 17 Bargen-Hertiwiese I, 18 SchaffhausenVorstadt 40/42, 19 SchaffhausenSt. Johann, 20 SchaffhausenRüden/Buchsbaum, 21 SchaffhausenStadthausgasse 26, 22 Beringen-Forsthaus, 23 Beringen-Lieblosen, 24 Merishausen-Luusen, 25 Bargen-Gfell, 26 Bargen-Tankstelle, 27 Bargen-Unterer Junkernbuck, 28 Bargen-Mittelbuck. Schlacken erwähnt Schmiedeschlacken Schmiede Schlackenhalde Werkplatz mit Schlackenhalde

Abb. 175 (rechte Seite): Schlackenfunde und -beobachtungen aus dem Durachtal und seiner Umgebung.

246


Schlackenfunde aus dem Durachtal und seiner Umgebung Fundstelle

Kontext

Metallurgietyp (Fundbelege)

Eisenzeitlich 1. Merishausen-Barmen

Siedlung

Schmieden (Schlacken, Hammerschlag, Bohnerz)

Halde mit Ofen

Frühmittelalter 2. Schaffhausen-Allerheiligen (6.–8. Jh. n.Chr.) 3. Bargen-Hofwiesen (4.–10. Jh. n. Chr.)

Halde mit Ofen

4. Bargen-Dorfplatz (8.–10. Jh. n. Chr.)

Halde

Bohnerzverhüttung, Schmieden (Ofenwand, Fliesschlacken, rostende Schlacken, Kalotten) Doggererzverhüttung, Ausheizen (Fliessschlacken, Herdschlacken, Ofenwand, Kalotten) Verhüttung

5. Schaffhausen-Berslingen

Siedlung

Schmieden (Kalotten mit Essewand)

Hochmittelalter 6. Schaffhausen-Berslingen (12. Jh. n. Chr.)

2 Halden mit 2 Öfen

Doggererzverhüttung (glasige und dichte Fliessschlacken, Schlackenkuchen, Schlackenzapfen, Ofenwand) Doggererzverhüttung (Fliessschlacken, schaumige Herdschlacken, glasige Schlackenkuchen, Ofenwand) Verhüttung (Fliesschlacken, schaumige und rostende Schlacken)

8. Merishausen-Haus Nr. 10 (12. Jh. n. Chr.)

Halde

9. Merishausen-beim Schulhaus (10./11. Jh. n. Chr.)

Siedlung

20. Schaffhausen-Rüden/Buchsbaum (11./12. Jh. n. Chr.)

Stadt, Wall

21. Schaffhausen-Stadthausgasse (12. Jh. n. Chr.)

Stadt, Grube

Spätmittelalter 16. Bargen-Hertiwiese II (14. Jh. n. Chr.)

geschätztes Volumen Literatur

Höneisen 1989

8 m3 (95 m2)

Bänteli 1999, 28f.

500 m3 (500 m2)

Guyan 1965a. Oben, S. 227ff.

250 m3 (350 m2)

Guyan 1968, 50. Oben, S. 235 s. Abb. 189.6

10 m3 (130 m2) 20 m3 (115 m2)

Guyan 1991. Oben S. 72ff.

s. Abb. 197. Oben, S. 225f.

Oben, S. 206ff.

Schmieden, Verhütten, Giessen (Kalotten, Fliessschlacken, Tropfenschlacken, Essenlehm mit Windform, Tiegel) Schmieden (Kalotten)

Bänteli 1994, 86

s. unten, S. 259.

max. 20 m3 (50 m2)

Halde mit Ofen

Verhüttung (dichte und schaumige Fliessschlacken, Ofenwand mit Windform)

18. Schaffhausen-Vorstadt 40/42 (13.–15. Jh. n.Chr.)

Stadt, Latrinen

Schmieden (Kalotten, Tropfenschlacken, plattige Schlacken)

Bänteli 1994, 86

19. Schaffhausen-St. Johann (12./13. Jh. n. Chr.)

Stadt, Schmiede

Schmieden (Kalotten, Essenlehm, Tropfenschlacken plattige Schlacken)

Bänteli et al. 1990

20. Schaffhausen-Rüden/Buchsbaum (13. Jh. n. Chr.)

Stadt, Wall

Schmieden (Kalotten, Tropfenschlacken)

Bänteli 1994, 86

Undatiert 7. Merishausen-Haus Nr. 159

Halde mit Ofen

JbSGU 33/1942, 11

10. Merishausen-Schwabengasse

Halde mit Ofen

11. Merishausen-Haus Nr. 2 12. Merishausen-Hirschen, Haus Nr. 146 13. Merishausen Im Boden 14. Merishausen-Lätten 15. Schaffhausen-Löwengässchen 2

Halde mit Ofen Halde Halde Halde Stadt, Grube

17. Bargen-Hertiwiese I

Halde

22. Beringen-Forsthaus 23. Beringen-Lieblosen

Halde Halde

24. Merishausen-Luusen 25. Bargen-Gfell 26. Bargen-Tankstelle 27. Bargen-Unterer Junkernbuck 28. Bargen-Mittelbuck

Lesefunde Lesefunde Schicht Einzelfund Ofen

Verhüttung (dichte und glasige Fliessschlacken, Ofenwand, Doggererz) Verhüttung (dichte und glasige Fliessschlacken, rostende Schlacken) Verhüttung Verhüttung (Herdschlacke, Ofenwand) Verhüttung Verhüttung (Fliessschlacke, Ofenwand) Doggerzverhüttung (dichte und schaumige Fliessschlacken, rostende Schlacken, Herdschlacken, Ofenwand) Doggererzverhüttung (dichte und glasige Fliessschlacken, Schlackenkuchen, Ofenwand mit Windform) Verhüttung (dichte Fliessschlacken) Verhüttung (schaumige und dichte Fliessschlacken, Schlackenkuchen, Ofenwand) Schlacke Verhüttung Schlacke Verhüttung (glasige Schlacke) Verhüttung (schaumige und dichte Fliessschlacken, Ofenwand)

Guyan 1957. Oben, S. 233ff.

Guyan 1946, 54 Guyan 1939, 13–15 Guyan 1968, 49 Museumsbericht 1963, 32 Guyan 1968, 49 Bänteli 1994, 86

Guyan 1957. Oben, S. 232f.

600 m2

Guyan 1965b, 6 JbSGU 1962, 85

JbSGU 1962, 85 Museumsbericht 1963, 32 Guyan 1965b, 19 Schaffh. Intelligenzblatt 5. 4. 1894

247


Abb. 176: Die chemischen Eigenschaften von Bohnerz und Doggererz, den Rohstoffen, die im Durachtal im Rennofen verhüttet wurden. Der Gehalt an Aluminium ist für Doggererz relativ hoch.

Matrix eingebettet sind. Das Erz enthält wegen dieser Matrix einen beträchtlichen Anteil an Kalzium (CaO). Kennzeichnend ist daneben das Verhältnis SiO2:Al2O3, das in diesem Erz 2:1 beträgt. Die analysierten Proben sind nicht sehr eisenreich, denn ihr Gesamteisengehalt (FeOtot) beträgt höchstens 40%. Zur Verhüttung wird das Erz aufbereitet. Dadurch verändert sich die chemische Zusammensetzung. Durch das Rösten geht Wasser verloren, gewisse Elemente verflüchtigen sich durch die hohen Temperaturen, der Kalk zerbröckelt. Nachfolgendes Waschen entfernt den Kalk weitgehend. Das Bohnerz besteht aus Pisolithen, die meistens in einer tonigen Gangart eingebettet sind. Deswegen ist das Bohnerz aluminiumreich. Die analysierten Proben haben einen Eisengehalt von ungefähr 60 %, was ein durchschnittlicher Wert für Bohnerz ist. Das Verhältnis SiO2:Al2O3 ermöglicht es, das Bohnerz vom Doggererz zu unterscheiden, denn es beträgt etwa 1:1. Das Bohnerz aus dem Kanton Schaffhausen lässt sich von anderen schweizerischen Bohnerzen durch seinen Reichtum an metallischen Spurenelementen (Cu, Zn, Ni) unterscheiden.1372 Auch hier verändert die Erzaufbereitung die chemische Zusammensetzung.

Chemische Eigenschaft Doggererz SHF039 Merishausen, Haus 159

Bohnerz SHA171 Schaffhausen, Pfalzhof

Kommentar

Gehalt an FeOtot

40.09%

62.94%

Verhältnis SiO2:Al2O3

2:1

1:1

Gehalt an Al2O3

8.84%

12.38%

Der hohe Gehalt im Bohnerz ist auf die tonige Matrix zurückzuführen.

Gehalt an CaO+MgO

13.08%

0.8%

Der hohe Gehalt im Doggererz ist auf die kalkige Matrix zurückzuführen.

Gehalt an P2O5

0.46%

1.13%

Gehalt an H2O

8.16%

2.79%

Gehalt an Sr

114 ppm

48 ppm

Gehalt an Zn

284 ppm

751 ppm

Gehalt an Cu

10 ppm

44 ppm

Gehalt an Ni

294 ppm

699 ppm

Gehalt an As

702 ppm

429 ppm

Verhältnis V:Cr

2:1

1:1

248

Der für Bohnerz ungewöhnlich tiefe Gehalt gibt an, dass die Pisolithen geröstet worden sind.

Chemismus der Verhüttungsabfälle Durch das Verhütten des Erzes wird ein Eisenschwamm gewonnen und es bilden sich Verhüttungsschlacken. Makroskopisch ist es einfach, Verhüttungsschlacken von Eisen zu unterscheiden. Der Eisenschwamm wird im Normalfall weiterverarbeitet und nicht als archäologischer Fund geborgen, weshalb seine chemische Zusammensetzung nicht gemessen werden kann. Diese wäre aber von Interesse, da der Eisenschwamm Ausgangsprodukt der nächsten Etappe, des Ausheizens oder Reinschmiedens, ist. Seine Zusammensetzung kann durch den Vergleich mit den Schlacken und durch das Verstehen der physikalischen und chemischen Prozesse im Ofen rekonstruiert werden. Die Verhüttungsschlacken bilden sich aus der geschmolzenen Gangart, Ofenwand und Holzkohle. Man findet in ihnen vor allem Elemente und Elementoxide, die einen tiefen Schmelzpunkt haben wie z. B. Strontium und Zinn, die sich bei der vorhandenen Ofentemperatur von 900 –1300 °C verflüssigen. Daneben spielt die Eigenschaft der Oxide, reduziert zu werden, eine Rolle: Bei den Oxyden von Vanadium, Chrom und Zirkonium reicht die Verhüttungstemperatur nicht aus, um sie zum Metall zu reduzieren. Sie werden deshalb nicht im Eisen legiert und reichern sich vorwiegend in der Schlacke an. Das gewonnene Metall zeichnet sich hingegen durch Gehalte an Arsen, Nickel und Kobalt aus. Dass dieses Modell die Realität nur bedingt beschreibt, zeigt jedoch der hohe Eisengehalt in den Schlacken. Er kann bis zu 60% betragen, da das im Erz enthaltene Eisen im direkten Verfahren nur teilweise reduziert wird. Zusätzlich ist es natürlich interessant, diejenigen Elemente in der Schlacke zu untersuchen, die für die jeweiligen Erze charakteristisch sind. Es ist naheliegend, das Verhältnis SiO2:Al2O3 zu überprüfen. In den Verhüttungsschlacken aus Doggererz liegt es um 2:1 wie im Erz, in denjenigen aus Bohnerz bei 1:1 (Abb. 177). Die Schlacken aus Doggererz enthalten daneben wie das Erz mehr Kalzium und Magnesium als diejenigen aus Bohnerz. Die Schlacken aus Bohnerz sind dafür aluminiumreicher. Chemismus der Ausheizschlacken Ausheizschlacken sind Abfallprodukte, die beim Verschmieden des Eisenschwammes anfallen. Der Anteil an Verhüttungsschlacke im Eisenschwamm entspricht dem Anteil an den für Verhüttungsschlacken typischen Oxiden in den Ausheizschlacken. Die Schlacke wird beim Ausheizen durch Glühen aus dem Eisenschwamm ausgetrieben und trägt so zur Bildung der Ausheizschlacke mit. Daneben finden sich vermehrt


Chemische Eigenschaft

Verhüttungsschlacke SHB003, BargenHofwiesen

Verhüttungsschlacke SHA019, Pfalzhof, Schaffhausen

Kommentar

Gehalt an FeOtot

51%

49.5%

Verhältnis SiO2:Al2O3

ungefähr 2:1

ungefähr 1:1

Gehalt an Al2O3

12.34%

19.90%

Der erhöhte Gehalt in SHA019 ist auf die tonige Matrix des Erzes zurückzuführen.

Gehalt an MgO Gehalt an CaO

1.87% 5.43%

0.39% 3.49%

Der erhöhte Gehalt dieser zwei Oxyde in SHB003 ist ein Zeichen der kalkigen Matrix des Doggererzes.

Gehalt an P2O5

2.01%

0.58%

Gehalt an Zr

164 ppm

249 ppm

Gehalt an V

2231 ppm

1324 ppm

Gehalt an Zn

64 ppm

181 ppm

Gehalt an Cu

11 ppm

41 ppm

Gehalt an Ni

18 ppm

56 ppm

Gehalt an Cr

428 ppm

598 ppm

Gehalt an Sr

105 ppm

83 ppm

Chemische Eigenschaft

Verhüttungsschlacke (SHB003)

Ausheizschlacke (SHB005)

Kommentar

Gehalt an SiO2

23.10%

8.46%

Wird in den Ausheizschlacken durch einen erhöhten Gehalt an FeOtot kompensiert.

Verhältnis SiO2:Al2O3

ungefähr 2:1

ungefähr 2:1

Bleibt in beiden Schlackentypen gleich.

Gehalt an FeOtot

50.9%

74.1%

Das Ausgangsmaterial ist in den AS (Eisenschwamm) reicher an Eisen als in den VS (Erz).

Gehalt an CaO

5.43%

4.56%

Der hohe Anteil in diesen 2 Schlacken ist auf das verwendete Doggererz zurückzuführen.

Gehalt an K2O

1.46%

0.57%

Gehalt an P2O5

2.01%

1.40%

Gehalt an Zr

164 ppm

46 ppm

Gehalt an Sr

105 ppm

59 ppm

Gehalt an As

0 ppm

667 ppm

Reichert sich wegen den chemischen Eigenschaften in Ausheizschlacken an.

Gehalt an Ni

18 ppm

232 ppm

idem

Abb. 177: Die chemischen Eigenschaften der Verhüttungsschlacken aus Bohnerz (SHA019) und aus Doggererz (SHB003).

Drückt den detritischen Charakter (Zirkon) des Siderolithikums in SHA019 aus.

Kommt bereits mit erhöhtem Gehalt im Bohnerz vor (SHA019).

Abb. 178: Vergleich zwischen den chemischen Eigenschaften von Verhüttungs- und Ausheizschlacken aus Doggererz von Bargen-Hofwiesen (VS = Verhüttungsschlacke, AS = Ausheizschlacke).

249


Elemente wie Arsen (As) und Nickel (Ni) in der Schlacke (Abb. 178), die sich bei denselben Temperaturen reduzieren lassen wie Eisen, da auch Eisen an der Bildung der Ausheizschlacken beteiligt ist. Beim Ausheizen kann ein grosser Teil des metallischen Eisens verloren gehen, in dem es z. B. oxidiert und sich deshalb in der Ausheizschlacke anreichert. Ausheizschlacken können bis zu 75 % Eisen enthalten. Die Ausheizschlacken unterscheiden sich makroskopisch von den Verhüttungsschlacken durch ihre kalottenähnliche Form. Es ist jedoch schwierig, diese zwei Typen optisch zu unterscheiden, wenn nur Fragmente vorliegen. Die chemische Analyse lässt meistens eine zuverlässige Bestimmung zu. Die Hauptunterschiede betreffen vor allem den Eisengehalt (FeOtot), der in Verhüttungsschlacken bis zu 25% geringer sein kann als in Ausheizschlacken, oder die Anteile an Arsen und Nickel (Abb. 178). Ausschlaggebend für den Einfluss eines bestimmten Erztyps bei der Bildung einer Ausheizschlacke ist wiederum das Verhältnis SiO2:Al2O3.

Die Schlacken aus dem Durachtal wurden systematisch chemischen Röntgenfluoreszenz-Analysen unterzogen.1374 In den folgenden Kapiteln werden sie makroskopisch beschrieben und nach chemischen Aspekten einer dieser soeben diskutierten Gruppen zugeteilt. Abweichungen der einzelnen Proben werden erklärt, sie können oft wertvolle Hinweise auf die angewandte Technik geben. Es existieren zwar bereits zu den meisten Fundstellen solche Analysen, doch ist heute meist nicht mehr bekannt, welches Aussehen die Schlackenproben hatten. Daneben wurden früher keine Spurenelemente gemessen, was die Interpretation der Analysen erschwert. Die alten Analysendaten wurden in diese Arbeit mit einbezogen, wenn die Analysensumme um 100% betrug. Neben den chemischen wurden vereinzelt mikroskopische Untersuchungen durchgeführt, meist um Schlacken von Eisenschwammfragmenten unterscheiden zu können, in einem Fall auch um die spezielle Mineralogie eines Schlackentyps zu bestimmen sowie um feststellen zu können, ob die aufbewahrten Erze reine Erze sind oder Gemische darstellen.1375

Chemismus der Schmiedeschlacken Die chemische Unterscheidung Ausheizschlakken – Schmiedeschlacken basiert auf statistischen Vergleichen von Spurenelementen in den optisch nicht unterscheidbaren Kalottenschlacken (Abb. 179):1373 Ausheizschlacken sind reicher an Vanadium und Chrom, die beide schwer reduzierbar sind und einen relativ hohen Schmelzpunkt haben. Diese Elemente stammen aus den an ihrer Bildung beteiligten Verhüttungsschlacken. Dafür überwiegen in Schmiedeschlacken die im Eisen enthaltenen Spurenelemente Nickel und Kobalt. Sie stammen aus dem oxidierten Eisen, das an ihrer Bildung beteiligt ist.

Cu + Pb + Zn + Sb + Sn + Ag

Abb. 179: Dreiecksdiagramm, das bei Kalottenschlacken den Einfluss von Spurenelementen darstellt, die typisch für die Verhüttung sind (V, Cr) und solchen, die typisch für das Schmieden sind (Ni, Co) sowie typischen für Buntmetallverarbeitung (Cu + weitere).

250

ken

hlac eizsc

Aush

Schm

Eisenzeitliche und römische Schlackenfunde Unter den eisenzeitlichen Siedlungsresten von Merishausen-Barmen (Abb. 174.1)1376 fanden sich einige Schlackebrösel mit weniger als 100 g Gewicht, die wahrscheinlich Reste von Schmiedeschlacken sind. Mit ihnen wurden einige Flitter von schuppigem Hammerschlag und etwas Bohnerz aus dem Fundmaterial der Grabung ausgeschlämmt.1377 Die Reste sind so dürftig, dass sie bei strenger Beurteilung nicht ausreichen, um sicher eine Schmiede im Zusammenhang mit dieser Siedlung zu postulieren. Generell gibt es aber aus der Eisenzeit und der römischen Epoche aus andern Siedlungen im Schaffhauser Gebiet nur Schmiedeschlacken, so etwa aus der späthallstattzeitlichen Siedlung Neunkirch-Tobeläcker1378 sowie von allen römischen Fundorten. Es muss deshalb angenommen werden, dass vor dem Frühmittelalter im Durachtal keine Eisenverhüttung stattfand.

iede

Die frühmittelalterliche Eisenverhüttung schl

acke

n

V + Cr

Ni + Co

Ausheizschlacken Schaffhausen- Pfalzhof Ausheizschlacken Bargen-Hofwiesen

Im Frühmittelalter gibt es zwei Regionen, in denen Eisen verhüttet wurde. Eine liegt auf dem Gebiet der Stadt Schaffhausen, im Pfalzhof des späteren Klosters Allerheiligen. Die andere befindet sich am nördlichen Ende des Durachtales, wo bei Bargen-Dorfplatz eine Schlackenhalde und bei


Bargen-Hofwiesen eine Schlackenhalde mit Rennofen nachgewiesen werden konnten (Abb. 174 –175). Das ausgeheizte, aber nicht fertig verarbeitete Eisen aus diesen beiden Produktionsorten könnte zum Beispiel in Berslingen zu Objekten verarbeitet worden sein. Dort fanden sich Schmiedeabfälle, wie oben dargelegt wurde.1379 An beiden Orten wurde in einem Rennofen ohne Düsen Eisen verhüttet und ausgeheizt, wie die nachfolgenden chemischen Untersuchungen zeigen. In Bargen-Hofwiesen wurde Doggererz verwendet, im Pfalzhof in Schaffhausen Bohnerz mit einem siliciumreichen Zuschlag. Während die Fundstelle Pfalzhof aufgrund der Grösse der Schlackenhalde nur eine kleine frühmittelalterliche Produktionsstätte darstellt, die derjenigen in Boécourt-Les Boulies JU vergleichbar ist, ist die grössere Produktion von Bargen-Hofwiesen wiederum kleiner als die weitaus bedeutendere vom Mont Chemin VS.1380 Schlacken von Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof Befunde: Zu den ältesten, vorklösterlichen Befunden im Pfalzhof gehören eine Holzkohlenschicht und eine Schlackenhalde mit einem Eisenverhüttungsofenrest (Abb. 180). Die Holzkohlenschicht umreisst das Areal eines Kohlenmeilers aus dem 6. bzw. 7. Jahrhundert n. Chr., während der Rennofen ins späte 7. oder 8. Jahrhundert n. Chr. datiert wird.1381 Als Rennofenrest wird eine Mulde angesprochen, in der noch in situ eine Fliessschlacke lag (Abb. 181). Die Mulde

Abb. 180: Frühmittelalterliche Eisenverhüttung im Areal des späteren Klosters Allerheiligen (Ausschnitt steingerechter Plan, Grabung Pfalzhof 1994). Eisenschlackenhalde (karierte Flächen) und Rennofenmulde; die übrigen Befunde sind jünger. M. 1:100.

Abb. 181: Mulde des frühmittelalterlichen Rennofens im Pfalzhof von Allerheiligen. Dahinter die jüngere, klosterzeitliche Hofmauer. Blick nach Süden.

251


war rot verfärbt. Wegen der Rotverfärbung und dem Schlackenfluss handelt es sich wohl um die Arbeits- und Schlackenabflussmulde vor dem Ofen. Vom Ofen selbst blieben keine Reste erhalten, so dass unbekannt bleibt, ob er aus Stein über einem Lehmfutter oder nur aus Lehm gebaut war. Unter den Ofenwandbruchstücken fanden sich keine Düsen- oder Windformreste. Da die Ofenwandbestandteile recht zahlreich sind, ist anzunehmen, dass der Ofen über kein Belüftungssystem verfügte. Aufgrund des Befundes kann davon ausgegangen werden, dass Holzkohleschicht, Schlackenhalde und Rennofen gemeinsame Überreste einer Eisenverhüttung darstellen, wobei die 14C-Daten aus der Holzkohleschicht und aus dem Rennofen als Hinweis für eine längere Betriebsdauer gedeutet werden könnten. Nicht auszuschliessen ist allerdings, dass die Differenz der 14C-Alter ein methodisches Problem, nämlich ein unterschiedliches Lebensalter der gemessenen Holzteile spiegelt. Die Eisenverhüttung wäre in diesem Fall ins 7. und 8. Jahrhundert zu setzen. Die Schlackenhalde hat einen Durchmesser von mindestens 11 m und eine Mächtigkeit von bis zu 16 cm. Dies ergibt bei einer mittleren Dicke von 8 cm ein Volumen von minimal 8 m3. Damit sind ihre Reste u. a. wegen der Störungen durch spätere Überbauungen bedeutend kleiner als diejenigen von Bargen.

Abb. 182: Schlackenverteilung der Grabung Allerheiligen. Die rostenden Schlacken umfassen laut Analyse sowohl Ausheizals auch Herdschlacken und Eisenschwammfragmente.

FUNDORT Verhüttungsplatz: Rennofenmulde Holzkohlelage Schlackenhalde Mischschicht Streufunde Verlagertes Material: Grube 1 Grube 2 Grube 3 Grube 4B Grube 6 Grube 9 Kalkofen Mauer 1 Streufunde Total

252

Funde: Insgesamt wurden während den Ausgrabungen von 1994 und 1995 122 kg Schlacken, Ofenwand und Erze geborgen. Wie die Tabelle (Abb. 182) zeigt, waren etwa 20 kg davon sekundär verlagert und fanden sich als Füllungen in späteren Gruben, vor allem im Kalkofen und der Kalkbrenngrube (Grube 2). 4 kg verfüllten die Arbeitsmulde des Rennofens, das restliche Material gehört zu der durch spätere Nutzungen verschleppten und gestörten Schlackenhalde.

Schlacken Total Anzahl Gewicht g

Erz Anzahl

Gewicht g

Die Schlacken bestehen vorwiegend aus dichten, grauen Fliessschlacken. Daneben hat es rostende Schlacken, von denen wenige die Form von Kalotten zeigen, der grosse Teil jedoch aus unförmigen Bruchstücken besteht. Die einzelnen Schlackentypen sind auf Abb. 183 dargestellt. Bei den rostenden Schlacken muss es sich vorwiegend um Herdschlacken handeln, aber auch um Schmiede- bzw. Ausheizschlacken, wie die nachfolgende Besprechung der chemischen Analysen zeigt. Ein Teil der Herdschlacken ist sehr porös und schaumig. Unter den rostenden Schlacken hat es sehr eisenreiche Stücke, die Abfall sind, wie das untersuchte Eisenstück zeigt. Es wurde als zur Weiterverarbeitung ungeeignetes Eisen beim ersten Verarbeiten des Eisenschwammes weggeworfen. Untersuchungen: Vom Pfalzhof wurden zwei Bohnerzproben (geröstete Pisolithen, geröstete Eisenkonkretionen), vier Verhüttungsschlacken (darunter zwei dichte Fliessschlacken, eine rostende und eine schaumige Herdschlacke) sowie eine rostende Kalottenschlacke chemisch untersucht.1382 Ein Eisenschwamm wurde metallographisch untersucht. Die zwei Erzproben aus der Schlackenhalde sind unterschiedlicher Natur. Die erste besteht aus Pisolithen, wie es sie auch in anderen Regionen des Juragebirges gibt. Ihr chemisches Spektrum ist typisch für Bohnerz. Sie enthält einen Wasseranteil von 2,8%. Das ist sehr wenig für dieses Erz. Die Interpretation der Rötungsspuren an den Pisolithen als Röstspuren wird durch die Analyse bestärkt, da durch das Rösten ein grosser Wasseranteil verdampft. Die zweite Erzprobe besteht aus Eisenkonkretionen mit einem hohen Anteil an Quarz und anderen Millimeter-grossen, sphärischen Gesteinsfragmenten. Sie ist um einiges ärmer an Eisen

Ofenwand Anzahl Gewicht g

Verhüttungsschlacken Anzahl Gewicht g

rostende Schlacken Anzahl Gewicht g

288 388 4618 94 9

4358 5171 90483 2320 640

6 9 74 1 0

94 160 1002 5 0

34 29 357 5 1

441 551 7166 155 30

248 350 3793 88 8

3823 4460 75867 2160 610

0 0 394 0 0

0 0 6448 0 0

2 48 17 1 1 1 201 6 53

15 5430 970 48 5 40 10480 210 2020

0 0 0 1 0 0 1 0 0

0 0 0 48 0 0 17 0 0

1 6 1 0 0 0 10 1 2

10 620 19 0 0 0 328 10 50

1 42 16 0 1 1 190 5 51

5 4810 951 0 5 40 10135 200 1970

0 0 0 0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0 0 0 0

5727

122190

92

1326

447

9380

4794

105036

394

6448


1

2

4 3

Luftloch Ferrit Untereutektoider Stahl Gussgefüge mit Phosphiden Korrosion Dunkelgraue, dichte Schlacke Graue, rostige Schlacke

5

Lehm Holzkohle

Abb. 183: Verhüttungsabfälle aus der Grabung Allerheiligen, Pfalzhof in Schaffhausen. 1 und 2 graue, dichte Fliessschlacken (1 lag in situ in der Ofenmulde), 3 Kalottenschlacke, 4 rostende Herdschlacke, 5 Eisenschwammfragment. M. 1:2.

253


Abb. 184: Das Dreiecksdiagramm SiO2-FeOtotAl2O3 zeigt den Unterschied zwischen Doggerund Bohnerz und den daraus erzeugten Schlacken deutlich.

Abb. 185: Im Dreiecksdiagramm Sr-As-Ni lassen sich vier Gruppen unterscheiden. Es handelt sich um Verhüttungs- und Ausheizschlacken je aus Doggererz oder Bohnerz.

254

(38%) und Aluminium (4%), zeichnet sich aber durch hohe Anteile an Silicium (52%) und Zirkonium aus. Gemäss den chemischen Analysen besteht dieses Handstück aus dem Siderolithikum zugeführten Sedimenten. Dafür spricht der hohe Gehalt an Silicium und Zirkonium, welche aus dem Quarz und dem Zirkon stammen. Beide Minerale kommen in detritischen Ablagerungsgesteinen vor. Die Probe ist zu arm an Eisen, um als Erz gelten zu können. Die chemischen Analysen der Schlacken bestätigen die makroskopische Unterteilung. Es lassen sich zwei Gruppen unterscheiden. Die vier Verhüttungsschlacken zeichnen sich durch ein für Verhüttungsschlacken aus dem Rennofen typisches Spektrum aus, von dem sich die Kalottenschlacke als Schmiede- oder Ausheizschlacke deutlich absetzt. Das Verhältnis FeOtot:SiO2 ist in den Verhüttungsschlacken kleiner als in der Kalottenschlacke (Abb. 184), ein Zeichen dafür, dass beim Schmieden oder Ausheizen das Ausgangsmaterial viel eisenreicher war. Daneben enthalten die Verhüttungsschlacken viel Strontium sowie wenig Arsen und Nickel, im Gegensatz zur Kalottenschlacke (Abb. 185). Sind in der chemischen Zusammensetzung der Kalottenschlacke Spuren des Erzes vorhanden? Gemäss statistischen Vergleichen zwischen Ausheiz- und Schmiedeschlacken anderer Fundorte ist eine Zuschreibung zu einem dieser beiden Prozesse nicht eindeutig, da sie sich ziemlich genau zwischen

den zwei Prozesspolen auf Abb. 179 befindet. Da aus untersuchten schaffhausischen Erzproben bekannt ist, dass dieses Bohnerz reich an metallischen Spurenelementen wie Nickel und Kobalt ist, die ins Eisen übergehen, müsste diese Schlacke, wenn es eine Schmiedeschlacke wäre, sehr nahe beim Ni-Co-Pol liegen. Da dies nicht der Fall ist, muss sie dem Ausheizen zugeschrieben werden. Die Verhüttungsschlacken zeigen einige spezielle Merkmale. Das Verhältnis SiO2:Al2O3 ist nicht sehr konstant, schwankt aber um 1:1. Davon ausgenommen ist die Fliessschlacke SHA018. Sie zeigt ein Verhältnis SiO2:Al2O3 von 3:2 anstelle von 1:1. Daneben fallen die tiefen Werte für Vanadium und Chrom auf. Dies ist auf die verwendete Erzmischung zurückzuführen. Der Einfluss des detritischen Siderolithikums ist hier grösser als in den andern Schlacken. Der hohe Zinkgehalt lässt sich dadurch erklären, dass Zink einen tiefen Schmelzpunkt hat, schneller flüssig wird und sich deshalb lokal im Rennofengrund anreichern kann. Der Gehalt an Calcium in der Verhüttungsschlacke SHA019 ist im Vergleich zu anderen Verhüttungsschlacken aus Bohnerz so hoch, dass sich die Frage stellt, ob hier Kalk zugegeben wurde. Mit Sicherheit ist der abweichende Gehalt nicht der detritischen Fazies des Siderolithikums zuzuschreiben, da diese Probe auch viel Chrom enthält. Dies deutet auf einen grösseren Einfluss des Bohnerzes hin. Die schaumige Herdschlacke SHA021 hat einen erhöhten Gehalt an Silicium und Aluminium, was ihr schaumiges Aussehen erklärt. Das Verhältnis SiO2:Al2O3 ist leicht erhöht. Der Einfluss des detritischen Siderolithikums ist auch hier grösser als im Durchschnitt. Die rostige Herdschlacke SHA023 zeigt eine andere Zusammensetzung als die oben genannte Kalottenschlacke. Einige Gehalte an Spurenelementen, vor allem der niedrige Gehalt an Arsen und Nickel und der erhöhte Gehalt an Zirkon und Strontium, ermöglichen es, diese Schlacke der Verhüttung zuzuordnen. Der hohe Mangan- und Bariumgehalt lässt auf eine Kontamination mit Holzkohle oder der Ofenwand schliessen. Trotz der undeutlichen chemischen Signatur gleicht dieses Spektrum am ehesten demjenigen der anderen Verhüttungsschlacken vom Pfalzhof. In allen diesen Verhüttungsschlacken ist der Gehalt an Nickel relativ hoch. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass die Prozessführung während der Verhüttung nicht ideal war. Gemäss der Reduzierbarkeit und der Schmelzpunkttemperatur müsste Nickel sich nämlich im metallischen Eisen anreichern. Das untersuchte Eisenschwammfragment stammt wie die Herd- und Kalottenschlacken aus der Kategorie der rostenden Schlacken. Es ist 2 cm lang


Abb. 186: Schlackeneinschluss in Metall (weiss). Die Schlacke zeigt ein Gefüge von Spinellen in Glas und ist von Korrosion und Metall umgeben (ca. 40x, Foto EMPA Dübendorf).

und 40 g schwer. Es besteht zu 80% aus Metall, der Rest ist Schlacke, die sich im und um das Metall angelagert hat. Die Schlacke zeigt ein für diese Verhüttungsschlacken typisches Gefüge mit aluminiumreichen Spinellen (Abb. 186). Das Metall besteht vorwiegend aus kohlenstoffreiem, ferritischem Eisen, eine Ecke zeigt perlitisches Eisen bzw. Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,8%. Das ganze Metall enthält unzählige Phosphideinschlüsse, die es unbearbeitbar machen, wie Abb. 187 zeigt. Resultate: Die untersuchten Schlacken sind vorwiegend Verhüttungsschlacken. Eine Schlacke kann einem bereits fortgeschrittenen Stadium des Ausheizens zugeordnet werden. Im Pfalzhof wurde also verhüttet und der entstandene Eisenschwamm an Ort gereinigt bzw. ausgeheizt. Die chemischen Fingerprints der Verhüttungsschlacken erschliessen die Herkunft des Erzes. Die Merkmale deuten, wenn auch nicht eindeutig, auf Bohnerz und nicht auf Doggererz. Boluston mit Bohnerztaschen liess sich 1994, nur gut 100 m westlich des Verhüttungsplatzes am Südabhang des Herrenackers beobachten, in Leitungsgräben für den Wärmeverbund Herrenacker. Wegen der leicht abweichenden Merkmale der Pfalzhofproben ist es wahrscheinlich, dass dem Bohnerz Eisenkonkretionen (detritisches Siderolithikum) beigemischt wurden. Ihr Anteil kann berechnet werden, indem man von einer chemischen Gleichung ausgeht, die die Rohstoffe mit den Produkten vergleicht. Die Gleichung sieht folgendermassen aus:

Abb. 187: Eisen mit Phosphideinschluss. Weiss mit grauen Tupfen der Steadit, darum herum hellgrau Ferrit umgeben von Korrosion und Perlit (ca. 50 x, Foto EMPA Dübendorf).

Erz + Ofenwand + Holzkohle Schlacke + Eisen + Gas Durch die Verhüttung von Erz bildet sich Schlacke, Eisen und Gas. Ofenwand und Holzkohle beteiligen sich an der Schlackenbildung. Die Gleichung kann vereinfacht werden, weil der Einfluss der Holzkohle gering ist. Der Anteil an Gas kann durch einen rechnerischen Trick erfasst werden.1383 Die Zusammensetzung der Ofenwand ist in diesem Beispiel nicht bekannt. Berechnungen von anderen Verhüttungsorten zeigen, dass ihr Einfluss klein und deshalb für eine grobe Schätzung vernachlässigbar ist.1384 Im Pfalzhof wurde eine Mischung zweier Erze gebraucht. Die obige Gleichung kann deshalb vereinfacht und folgendermassen verändert werden:

Mit 169 g Erz wird 47 g Eisen produziert. Gleichzeitig bildet sich 100 g Schlacke. Das verwendete Erz bestand aus einer Mischung aus Bohnerz und Eisenkonkretionen (detritisches Siderolithikum). Dieselbe Gleichung ermöglicht es auch, die Ausbeute zu berechnen. Man unterscheidet zwischen technischer und quantitativer Ausbeute. Die technische Ausbeute entspricht dem Prozentsatz des ausgebeuteten Eisens am Gesamteisengehalt des Erzes. Sie gibt an, wie effizient die angewendete Technik war.

Erz 1 + Erz 2 Schlacke + Eisen

Die quantitative Ausbeute gibt Auskunft darüber, wieviel Erz benötigt wird, um eine gewisse Menge an Eisen zu produzieren.

Die Lösung dieser Gleichung ergibt: 152 g Pisolithen + 17 g detritisches Siderolithikum 100 g Schlacke + 47 g Eisen

technische Ausbeute = produziertes Eisen/Eisen im Erz enthalten = 57%

quantitative Ausbeute = produziertes Eisen/Menge Erz = 30% 255


Diese Resultate stimmen mit den Ergebnissen von anderen Verhüttungsorten von Bohnerz überein. Eschenlohr und Serneels ermittelten in BoécourtLes Boulies JU ähnliche Werte.1385 Sie sind jedoch kleiner als am Mont Chemin VS, wo Magnetit verhüttet wurde.1386 Die technische Ausbeute belief sich dort auf 70%, die quantitative auf 44%. Die Zahlen für die Ausbeute gelten nur unter Vorbehalt, da im vorausgehenden Rechnungsvorgang einige Vereinfachungen gemacht wurden. Die errechneten Werte sind mit Sicherheit zu hoch, da Eisengehaltverluste nicht nur bei der Verhüttung vorkommen. Schon beim Erzaufbereiten und beim Chargieren des Ofens geht Erz verloren und beim Leeren werden Teile des Eisens übersehen oder als unbrauchbar weggeworfen. Trotzdem gilt, dass gemäss den untersuchten Schlacken Bohnerz vermischt mit um 10% detritischem Siderolithikum verhüttet wurde. Es gilt auch, dass mit diesem Ausgangsmaterial ungefähr die gleiche Ausbeute erzeugt wurde wie an anderen, gleichzeitigen Verhüttungsplätzen im Juragebirge mit Bohnerzverhüttung. Schlacken aus Bargen-Hofwiesen Funde: Guyan gibt keine Auskunft über die ursprüngliche Quantität der Schlacken in BargenHofwiesen, sondern schätzt nur das Volumen der Halde.1387 Er äussert sich jedoch zur Art der vorhandenen Schlacken und unterscheidet Laufschlacken, Mantelschlacken und rostige Ofenschlacken. In heutiger Terminologie sind dies Fliessschlacken, Ofenwandbestandteile aus Lehm und rostende Schlacken. Die einzelnen Schlackentypen sind auf Abb. 188 dargestellt. Daneben stellt er in Zusammenhang mit Herd 3 eine Schlackenkalotte fest. Neben dem Rennofen fand er «zur Verhüttung vorbereitetes» Doggererz. Er liess Rohstoffe und Abfälle chemisch untersuchen. Alles heute noch erhaltene Material ist im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ausgestellt. Um eine einheitliche Untersuchung zu gewährleisten und Guyans Interpretationen zu überprüfen, wurde auf dieses Material zurückgegriffen. Insgesamt sind rund 16 kg Ofenwand und 12 kg Schlacken erhalten. Während die Interpretation der Gattungen Fliessschlacken, die dicht sind und einen stückigen Bruch aufweisen, und Ofenwand unproblematisch ist, wird es bei den rostenden Schlacken schwieriger, wie die nachfolgenden Untersuchungen zeigen werden. Bei den untersuchten Stücken handelt es sich jedenfalls nicht um Herdschlacken, die halbreduziert im Ofen zurückblieben, wie Guyan dies interpretierte, sondern um Abfälle der Verarbeitung des Eisens. Auch das ausgestellte Erz ist problematisch, da es sich in einem Präparat aus geschichtetem Material mit Brandhorizont befindet. 256

Untersuchungen: Zwei erzreiche Handstücke, eines, das als «Doggererz vom Lagerplatz» bezeichnet war sowie anstehendes Doggererz von Gfell, Gemeinde Bargen, aus einem Ausbiss oberhalb einer Pinge wurden chemisch untersucht.1388 Daneben wurden der innerste Teil einer Ofenwand aus Lehm und fünf Schlacken chemisch untersucht. Bei den Schlacken handelt es sich um drei dichte Fliessschlacken, eine rostende «Herdschlacke» und eine rostende Schlacke mit anhaftendem Kalk. Eine der zwei erzreichen Proben ist ein verhärteter Boden mit einer Brandschicht vom sogenannten Erzlagerplatz beim Rennofen. Er ist reich an Oolithen. Das chemische Spektrum ist typisch für Doggererz, enthält aber nur 50% FeOtot. Dieses Handstück ist zu arm an Eisen, um das Ausgangsmaterial für die untersuchten Schlacken sein zu können (Abb. 184). Wahrscheinlich handelt es sich um einen mit Umgebungsmaterial vermischten Überrest aus einem Zwischenlager zur Erzaufbereitung, wie Guyan vermutete. Die andere Probe ist ein Erz, das oberhalb einer Pinge in der Nähe des Grabungsgeländes ansteht. Es besteht aus Oolithen, die sich in einer Matrix aus Kalk befinden. Es ist mit einem Anteil von 34% extrem calciumreich und mit einem Anteil von 14% sehr arm an Eisen. Das chemische Spektrum ist aber sonst für Doggererz charakteristisch. Diese Probe enthält noch weniger Eisen als die obige und kann deshalb erst recht nicht ohne vorhergehende Aufbereitung, das heisst Trennung von der Gangart, zur Verhüttung verwendet worden sein. Das analysierte Ofenwandfragment besteht aus einem sandig-lehmigen Ton. Das Spektrum der Hauptbestandteile (Abb. 184) weist mit 80% einen hohen Anteil an Silizium auf, neben etwas Aluminium (10% Al2O3), wenig Eisen und Kalium (ungefähr 3% FeOtot und 2% K2O). Die Spurenelemente zeigen im Vergleich zu den Schlacken hohe Werte für Yttrium, Barium, Zink und Kobalt an, aber tiefe Werte für Vanadium und Chrom. Die chemische Zusammensetzung dieser Ofenwand gleicht derjenigen der Ofenwände von Boécourt-Les Boulies im jurassischen Jura,1389 aber nicht derjenigen vom Mont Chemin im Wallis.1390 Die letzteren sind ärmer an Silizium, dafür reicher an Aluminium. Es wurde schon vermehrt beobachtet, dass aluminiumreiche Erze (wie sie in Bargen und Boécourt-Les Boulies verwendet wurden) in einem Ofen mit siliziumreichem Innenbelag, siliziumreiche Erze (Mont Chemin) aber eher in einem Ofen mit aluminiumreichem Innenbelag verhüttet wurden. Die Schlacken aus Bargen lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Die erste umfasst die Fliessschlacken. Bis auf eine Probe sind alle Analysen


1

2

3

4

Luftloch (Lunker)

Dunkelgraue, dichte Schlacke

Lehm

Eisen

Graue, rostige Schlacke

Verglastes Material

Korrosion

Kalkstein

Holzkohle

Abb. 188: Die Schlackentypen aus Bargen-Hofwiesen. 1–2 Verhütten, 3–4 Ausheizen. 1 Ofenwand, 2 Fragment einer dichten Fliessschlacke, 3–4 Kalottenschlacken. M. 1:2.

257


relativ homogen und können, wegen den Fliessstrukturen, dem Verhältnis SiO2:Al2O3 und dem geringen Anteil an Arsen und Nickel der Verhüttung von Doggererz im Rennofen zugeschrieben werden. Eine Schlacke (SHB002) zeigt ein leicht erhöhtes Verhältnis SiO2:Al2O3 = 3:1 anstelle von 2:1, was wahrscheinlich auf die Beteiligung der Ofenwand an ihrer Bildung zurückzuführen ist. Die zweite Gruppe umfasst die rostenden Schlacken. Vom Aussehen her ist es schwierig, diese zwei Schlacken der Schmiede- oder Ausheiztätigkeit zuzuordnen, doch auf Grund des chemischen Spektrums gibt es keinen Zweifel. Die hohen Anteile an Eisen (75% FeOtot), Arsen und Nickel sind ein Indiz dafür, dass Metall an der Bildung dieser Schlacken beteiligt war. Der hohe Anteil an Calcium sowie an Vanadium und Chrom zeigen aber, dass auch Verhüttungsschlacke an ihrer Bildung beteiligt war. Schlacken aus den Ausgangsmaterialien Metall und Verhüttungsschlacke entstehen beim Ausheizen des Eisenschwamms, dem ersten Schmieden. Es handelt sich deshalb um Ausheizschlacken (Abb. 179), Abfälle der Verarbeitung von Eisen aus Doggererz, wie Abb. 185 zeigt. Die von Guyan untersuchten Schlacken weichen kaum von den neu analysierten Proben ab. Gemäss dem chemischen Spektrum handelt es sich um eine Verhüttungsschlacke und eine Ausheizschlacke. Die Ausheizschlacke zeigt ein für sie typisches Spektrum, während die Verhüttungsschlacke ein etwas abweichendes Verhältnis SiO2:Al2O3 = 3:2 aufweist. Der Anteil an Aluminium in diesem Verhältnis ist erhöht gegenüber den andern Verhüttungsschlacken. Wurde hier ein aluminiumreicheres Doggererz verwendet, etwa eine angereicherte Form des in Merishausen gefundenen Erzes? Resultate: Die untersuchten Schlacken sind Verhüttungs- und Ausheizschlacken, die bei der Verhüttung von Doggererz entstanden sind. In Bargen-Hofwiesen wurde also wie im Pfalzhof in Schaffhausen das produzierte Eisen anschliessend gereinigt bzw. ausgeheizt. Zur Herkunft des Erzes lassen die untersuchten Proben folgende Aussagen zu: Das Doggererz aus Bargen-Gfell zeigt nicht das gleiche Verhältnis von V:Cr im Erz wie die Verhüttungsschlacken. Dieses Verhältnis ist ausschlaggebend für die Beziehung zwischen Erz und Schlacke, da V und Cr Elemente sind, die sich wegen ihrer schweren Reduzierbarkeit und ihrer Schmelztemperatur in der Schlacke anreichern müssen. Es muss deshalb konstant bleiben. Der Ausbiss in der Nähe des Grabungsgeländes in Bargen-Gfell kann also als Erzquelle ausgeschlossen werden. Die Probe vom Erzlagerplatz weist hingegen ein mit dem der Schlacken übereinstimmendes Spektrum auf. Ihr 258

Gehalt an Eisen wäre aber selbst nach Weglassen des Calciumanteils ungenügend zur Bildung dieser Schlacken. Wahrscheinlich ist diese Probe ein Überrest eines der Verhüttung vorangehenden Anreicherungsprozesses. Das aus Merishausen beschriebene Erz1391 kann ebenfalls nicht als Erzquelle gedient haben, da es zu aluminiumreich ist und wie die Probe vom Erzlagerplatz in Bargen zu eisenarm. Wie in dieser Untersuchung und zuvor von Osann festgestellt,1392 ist es unmöglich, mit den analysierten Doggererzen solche Schlacken herzustellen. Osann hat deshalb vorgeschlagen, dass das Doggererz zuerst durch Rösten und anschliessend durch Waschen angereichert werden muss. Seine Versuche und chemischen Analysen erlaubten es ihm, festzustellen, dass aus dem Eisenerz vom Erzlagerplatz mit einem Eisengehalt von 27,5% durch Rösten und Waschen ein Erzkonzentrat hergestellt werden kann, das 74,1% Eisen enthält. Die in dieser Arbeit untersuchte Probe vom Erzlagerplatz entspricht also effektiv einer bereits angereicherten Phase. Er berechnete aus der Erz- und Schlackenzusammensetzung das gewonnene Eisen nach einer ähnlichen Methode wie sie Eschenlohr/Serneels 1991 vorgeschlagen haben. Seine genaue Berechnungsart ist heute nicht mehr bekannt oder nachvollziehbar. Rechnet man seine Zahlen mit der Methode von Eschenlohr/Serneels nach, entstehen recht gravierende Abweichungen. So ist es etwa nicht möglich, dass aus dem gewaschenen Erz ohne Zuschlag solche Schlacken entstehen, denn das Verhältnis von SiO2:Al2O3 in der Schlacke und im angereichertem Erz weichen zu stark voneinander ab. Auch läge die Ausbeute nach dem heutigen Modell höher. Wegen der dem Roherz verwandten Verhältnisse der Hauptelemente in den Schlacken ist es eher auszuschliessen, dass das Erz zur Aufbereitung gewaschen wurde.

Die hoch- und spätmittelalterliche Eisenverhüttung Der älteste Beleg zur hochmittelalterlichen Eisenverhüttung stammt von Merishausen aus dem 10./11. Jahrhundert n. Chr. Es handelt sich um eine geringe Menge Fliessschlacken, die sich in den Siedlungsresten beim Schulhaus fanden. Aus dem 12. Jahrhundert kennt man eine Schlackenhalde aus Merishausen-Haus Nr. 10 und zwei Halden mit Rennöfen aus Berslingen. Im 14. Jahrhundert n. Chr. wurde auf der Hertiwiese bei Bargen Eisen verhüttet. Wie zuvor gibt es im ganzen Material dieser Fundstellen keine Belege für Düsen am Rennofen, aber der Ofen aus dem 14. Jahrhundert verfügt über Belüftungslöcher bzw. Windformen. Soweit es bekannt ist, wird nur noch Doggererz


verhüttet. Es finden sich keine Ausheizabfälle mehr in Zusammenhang mit den Verhüttungsplätzen. In der Stadt Schaffhausen gibt es Schmiedeabfälle aus verschiedenen Werkstätten aus diesem Zeitraum. Nur die Schmiede bei der Kirche St. Johann aus dem 12./13. Jahrhundert lässt sich durch diese Untersuchungen lokalisieren. Von ihr zeugt eine Feuerstelle, in deren Umgebung vermehrt kleinteilige Schlacken gefunden wurden, vor allem auf der östlichen Seite.1393 Ihre grobstückigeren Abfälle sind in einer Latrine und den Friedhofsschichten als mehrfach umgelagertes Material greifbar. Ob diese Schmieden ausgeheiztes Eisen verarbeiteten oder die Eisenschwämme aus dem Durachtal zuerst ausheizen mussten, um dann aus ihnen Objekte zu produzieren, bleibt offen, denn die Schmiedeschlacken wurden nicht chemisch untersucht. Auffällig ist hier, wie in der Stadt Zug, das Auftauchen von plattigen Schlacken in den Schmiedeabfällen, für die eine technische Erklärung noch immer fehlt.1394 Sowohl ein Schlackenensemble aus dem 12. Jahrhundert wie eines aus dem 13. Jahrhundert n. Chr. enthält keinen Essenlehm mehr (Abb. 175.21 und 20). Dies macht es wahrscheinlich, dass erste Steinessen bereits in dieser Zeit in der Stadt Schaffhausen in Gebrauch waren.1395 Die Zusammensetzung der Eisenverhüttungsabfälle verändert sich im Hoch- und Spätmittelalter. Neben dichten Fliessschlacken treten nun auch glasige mit muscheligem Bruch auf sowie Schlackenkuchen und Schlackenzapfen. Die Verhüttungsschlacken sind teilweise kalkreicher als diejenigen aus dem Frühmittelalter, wie die folgenden Untersuchungen zeigen. Klar ist, dass es sich bei den kalkreicheren Schlacken nicht um Hochofenschlacken handelt, da sie noch zuviel Eisen enthalten. Nur die gezielte Untersuchung einer Halde könnte die Frage lösen, ob diese neuen Schlackentypen zufällig während der Produktion entstanden sind oder einen eigenen Prozessschritt charakterisieren. Wenn diese Schlackenzusammensetzung signifikant für das Hoch- und Spätmittelalter ist, können dieser Zeitspanne weitere, undatierte Verhüttungsplätze aus Abb. 175 zugeordnet werden.1396 Es handelt sich um zwei weitere Schlackenhalden mit Rennöfen ohne Gebläse aus Merishausen (Haus Nr. 159 und Schwabengasse), sekundär verlagerte Verhüttungsabfälle aus der Stadt Schaffhausen (Löwengässchen 2), ein weiterer Verhüttungsplatz in Bargen (Hertiwiese I) sowie eine grosse Schlackenhalde in Lieblosen bei Beringen.1397 Damit läge der Schwerpunkt der Produktion im Rennofen eindeutig im Hoch- und Spätmittelalter im Durachtal, wobei es schwierig ist, die Grösse und Bedeutung der einzelnen Produktionsorte festzustellen. Merishausen hat zwar die zahlreichsten Fundstellen, aber da unbekannt

ist, ob sie sich in der Grössenordnung der kleinen Verhüttungsplätze wie Berslingen bewegen oder ob sie so gross sind wie die Halde in Lieblosen bei Beringen, lässt es sich weder entscheiden, wie gross die Produktion war, noch wo ihr Schwerpunkt lag. Schlacken von Berslingen bei Schaffhausen Funde: Heute sind von der Eisenverhüttung und -bearbeitung in Berslingen noch 27 kg Schlacken und 15 kg Ofenwand (Abb. 57) neben drei Erzproben vorhanden. Bei den Erzproben handelt es sich um ungeröstetes Bohnerz sowie um Gemische aus Doggererz (Oolithen), Schlacken und Sand. Nur 0,7 kg des Materials sind Schmiedeschlacken, die die Form von Kalottenschlacken haben; der Rest besteht aus Verhüttungsschlacken und keiner bestimmten Tätigkeit zuzuordnenden rostenden Schlackenfragmenten.1398 Die Verhüttungsschlacken haben die Form von Fliessschlakken, Schlackenzapfen, Schlackenkuchen und unförmigen Schlacken bzw. Herdschlacken aus dem Ofeninnern. Die Schlackentypen sind auf Abb. 189 dargestellt. Bei den Fliessschlacken lassen sich graue, dichte Schlacken mit stückigem Bruch von schwarzen, glasigen Schlacken mit muscheligem Bruch unterscheiden. Die Ofenwand aus Lehm stammt vom Innenfutter der Rennöfen. Die Grösse der erhaltenen Schlacken ist nicht repräsentativ, da vor allem grosse, schöne Schlackenstücke aufbewahrt wurden. Der Ausgräber J. Smetanka schreibt in seinem Grabungsbericht von 1969, dass Stücke von einer Grösse von 5 –7 cm dem Durchschnitt entsprechen.1399 Dies zeigt sich auch in den Schlacken der Grabung 1984, die bedeutend stärker fragmentiert sind, als das aus der Grabung 1969 aufbewahrte Material. Die Materialzusammensetzung ist nur begrenzt repräsentativ. Es scheint, als seien von allen Fundorten nur eine Auswahl schöner Stücke aufbewahrt worden.1400 Untersuchungen: In Berslingen wurden zwei Eisenerze, das eine bestehend aus Bohnerzkügelchen und das andere ein Gemisch aus Oolithen, Schlacken und Sand sowie sechs Verhüttungsschlacken chemisch untersucht.1401 Die Verhüttungsschlacken wurden nach ihrem Aussehen eingeteilt in dichte Schlacken, von denen drei Fliessschlacken sind und eine die Form eines Schlackenkuchens hat, und glasige Schlacken, zum einen eine Fliessschlacke, zum anderen eine Herdschlacke. Mikroskopisch untersucht wurden eine glasige Herdschlacke, die beiden Gemische aus Oolithen, Schlacken und Sand sowie ein Eisenschwamm. Alles untersuchte Material stammt von den Verhüttungsplätzen 1 und 2. Die ungerösteten Bohn259


2 3

1

5

Abb. 189: Formen der Verhüttungs- und Schmiedeabfälle von Schaffhausen-Berslingen. 1 Fliessschlacke V1, 2 glasige Fliessschlacke V1, 3 Schlackenzapfen V1, 4 Schlackenkuchen V2, 5 Eisenschwamm V1, 6 Kalottenschlacke Haus 115 (V=Verhüttungsplatz). M. 1:2.

260

4 6 Luftloch (Lunker)

Schwarze, glasige Schlacke

Eisen

Untereutektoider Stahl

Grauguss (mit Graphit)

Oxidiertes Eisen

Eutektoider Stahl

Holzkohle

Dunkelgraue, dichte Schlacke

Übereutektoider Stahl

Lehm


erzkügelchen wurden in der Nähe von Verhüttungsplatz 1 gefunden, während das Oolithengemisch von der Oberfläche der Steinsetzung stammt. Die vier glasigen und dichten Verhüttungsschlacken sowie ein Eisenschwamm stammen aus der Schlackenhalde des Verhüttungsplatzes 1. Vom Verhüttungsplatz 2 wurden zwei dichte Fliessschlacken, ein Schlackenkuchen und ein weiteres Oolithengemisch untersucht, das von der sogenannten Röststelle stammt. Die bei Verhüttungsplatz 1 gefundenen Pisolithen zeigen ein für Bohnerz typisches Spektrum. Nur der Anteil an Calcium ist relativ hoch, liegt aber unter demjenigen der Doggererze. Er ist vielleicht ein Indiz für eine etwas kalkhaltigere Matrix als die üblicherweise tonige des Bohnerzes. Die Erzprobe von der Steinsetzung im Verhüttungsplatz 1 enthält Oolithen aus Doggererz und Quarz sowie wenige Schlackenbruchstücke (Abb. 190). Sie ist dementsprechend auch siliciumreich. Der hohe Anteil an organischem Kohlenstoff, Barium und Vanadium ist auf Holzkohle zurückzuführen. Mikroskopische Untersuchungen zeigen, dass sich im Innern der Oolithe die Eisenhydroxide teilweise in Oxide umgewandelt haben (Abb. 191). Dies ist ein Indiz, dass sie Hitze ausgesetzt waren. Bei Hitze verdampft nämlich der Wasseranteil, weswegen sich Hydroxide in Oxide umwandeln. Ein kleines Stück eines Eisenschwamms wurde metallographisch untersucht. Es besteht aus 60% Metall und 40% Schlacke. Das Metall enthält zahlreiche Lunker (Luftlöcher), die sich reihenweise schliessen. Das teilweise Schliessen wird als Beleg für einen Bearbeitungsversuch des Metalls gewertet. Das Metall besteht vorwiegend aus perlitischem Eisen bzw. Stahl mit einem Kohlenstoffgehalt von 0,8%, der zahlreiche Phosphideinschlüsse enthält (Abb. 192). Im Zentrum hat die Bildung von Gusseisen mit einem Kohlenstoffgehalt von 1,9 % (Gefüge: Ledeburit in übereutektoidem Stahl) eingesetzt (Abb. 193). Der unterschiedliche Kohlenstoffgehalt und die Phosphoreinschlüsse machen das Metall schwer bearbeitbar. Wahrscheinlich wurde es deswegen weggeworfen. Die Schlacken von Berslingen lassen sich in zwei chemisch recht homogene Gruppen unterteilen (Abb. 195): Die erste Gruppe umfasst die dichten Schlacken. Das chemischen Spektrum der Analysen sowie die makroskopisch gut sichtbaren Fliessstrukturen der Schlacken zeigen, dass alle der Verhüttung von Doggererz im Rennofenverfahren zuzuschreiben sind. Die zweite Gruppe besteht aus den glasigen Schlacken. Sie zeigt das gleiche Verhältnis SiO2:Al2O3 wie die Schlacken aus der ersten Gruppe, aber deutlich höhere Werte für Calcium, Strontium, Rubidium, Barium und Chrom. Die

Abb. 190: Schalige Oolithen, Quarzsand und Schlackenbruchstücke von der Steinsetzung im Verhüttungsplatz 1 (ca. 25x, Foto EMPA Dübendorf).

Abb. 191: Oolith, in dem die Umwandlung vom Eisenhydroxid zum Eisenoxid unter Hitzeeinwirkung bereits stattgefunden hat (ca. 160x, Foto EMPA Dübendorf).

Abb. 192: Der grösste Teil des Metalls der untersuchten Probe des Eisenschwamms vom Verhüttungsplatz 1 aus Berslingen besteht aus lamellarem Perlit. Die weissen Nadeln sind Ferrit. In der Bildmitte ein verformter, halbgeschlossener Lunker als Beleg für eine erste Bearbeitung (ca. 250x, Foto EMPA Dübendorf).

Abb. 193: In der Mitte der untersuchten Eisenschwammprobe aus Berslingen hat sich Roheisen in Form von Ledeburit (weisse Leisten) in übereutektoider Matrix gebildet (ca. 250x, Foto EMPA Dübendorf).

261


Abb. 194: Mineralogische Phasen der glasigen Verhüttungsschlacke SHC016. Spinelle, hellgrau, auf Wüstitdendriten, weiss, in Glas (250x, Foto EMPA Dübendorf).

Schlacken sind mit 45%FeOtot etwas ärmer an Eisen als die vorbesprochenen. Mineralogisch bestehen sie aus 50% Glas, 35 –45% Wüstit und 5 –15% Spinellen (Abb. 194). Das chemische Spektrum gibt keine Hinweise, wie etwa einen

Abb. 195: Histogramm mit den Calcium-Werten der untersuchten Verhüttungsschlacken aus der Doggererzverhüttung. Die Schlacken aus BargenHertiwiese I und II sowie die glasigen Schlacken aus Berslingen und aus Merishausen, Haus Nr. 10 sind kalkreich. Die glasigen Schlacken sind alle mittelalterlich.

262

hohen Gesamteisengehalt, viel Arsen, Nickel und Kobalt, die diese Schlacken der Ausheiz- oder Schmiedetätigkeit zuordnen würden. Sie unterscheiden sich jedoch makroskopisch und chemisch deutlich von der erstgenannten Gruppe. Der Gehalt an Calcium ist zu klein, der an Eisen zu gross, um diese Schlacken frühen Hochofenschlacken gleichzusetzen.1402 Ähnliche Schlakken beobachtete aber Serneels bei der Untersuchung der Verhüttungsschlacken auf dem Salève F und im Mormont VD.1403 Sie können als Hinweis für ein verwandtes Verfahren im Rennofen dienen. Die damals von +GF+ durchgeführte Analyse einer Fliessschlacke zeigt durchaus die in dieser Arbeit festgestellte Zusammensetzung der dichten Verhüttungsschlacken. Der etwas erhöhte Gehalt an Silicium ist auf den Einfluss der Ofenwand zurückzuführen.


Resultate: Wie bereits durch die Arbeit Guyans bekannt,1404 bestätigt sich durch die chemischen Analysen der Schlacken, dass in Berslingen Ende des Hochmittelalters oolithisches Erz verhüttet wurde. Das unter den Grabungsfunden aufbewahrte Bohnerz wurde nicht verwendet. Oolithe von Doggererz, vermischt mit Quarz und kleinsten Schlackenfragmenten, wurden auf den Verhüttungsplätzen 1 und 2 gefunden, doch ist es wegen ihrer chemischen Zusammensetzung ebenfalls auszuschliessen, dass diese Mischung als Ausgangsmaterial verwendet wurde. Sie ist eher als Abfallprodukt einer Weiterverarbeitung nach dem Verhütten entstanden. Dies deswegen, weil Schlacken und Sand als Zuschlag in der Zusammensetzung der Verhüttungsschlacken nicht nachgewiesen sind. Soll diese Mischung als Produkt einer Erzaufbereitung gelten, müssten Schlacken und Sand wieder vom Erz getrennt werden. Wie am Beispiel von Bargen gezeigt werden konnte, ist es wahrscheinlich, dass das Doggererz durch Rösten angereichert wurde. Eine Mischung wie die oben beschriebene entspricht jedoch teilweise den Abfallprodukten des Rennofens, welche erhitztes, aber nicht reduziertes Erz und Schlackenfragmente enthalten können. Sand wird in Zusammenhang mit der Weiterverarbeitung des Eisenschwamms gebraucht. Beim Ausheizen und Verschweissen des gewonnenen Eisens ist es nötig, es mit Sand vor Oxidation zu schützen. Es ist deshalb wahrscheinlicher, die von Guyan als Röststellen interpretierten Verfärbungen in Zusammenhang mit einer Weiterverarbeitung des gewonnenen Eisens zu stellen, wenn diese Materialmischung typisch für ihren Inhalt war. Über die Schlacken kann heute Neues gesagt werden: Neben Fliess- und Herdschlacken wurden nämlich noch Schlackenzapfen und -kuchen gefunden. Die Fliessschlacken lassen sich in glasige, schwarze, eisenarme und graue, dichte, eisenreiche unterteilen. Zapfen und Kuchen sind Hinweise auf ein spezielles Verfahren in der Eisenverhüttung, das möglicherweise typisch für das Hoch- und Spätmittelalter ist.1405 Sie fehlen nämlich in den Fundensembles älterer Fundstellen. Ebenfalls über die Schlacken lässt sich das nicht gleichzeitige Schmieden belegen: Es existieren zwei Kalottenschlacken im Fundmaterial, die aber nicht analysiert wurden. Die Untersuchung eines Eisenschwammes aus Berslingen hat jedoch gezeigt, dass erste Hammerschläge auf das produzierte Metall am Verhüttungsplatz erfolgten. Dies diente wahrscheinlich der Materialkontrolle, um brauchbares Metall von nicht verarbeitbarem zu trennen.

Schlacken von Merishausen Der grösste Teil des erhaltenen Fundmaterials aus Merishausen stammt von Haus Nr. 10.1406 Die Fundmenge erlaubt es, die Schlacken morphologisch zu charakterisieren. Es treten dichte und schaumige Fliessschlacken, Reste von Schlackenkuchen, Herdschlacken und Ofenwandreste aus Lehm auf. Diese Charakterisierung stimmt bis auf das Fehlen von Schlackenzapfen und das Vorkommen von schaumigen Schlacken mit der Beschreibung des Fundmaterials von Berslingen überein. Das Material der älteren Fundstellen, das in den wenigen erhaltenen Einzelstücken natürlich erschwert vergleichbar ist, scheint gleichartig zu sein. Zusätzlich treten aber noch verglaste Fliessschlacken auf, wie sie vom Verhüttungsplatz 1 in Berslingen bekannt sind. Wie die untenstehenden Untersuchungen zeigen, stammen alle Schlacken von der Doggererzverhüttung. Dementsprechend wurde an vielen Fundstellen in Merishausen Doggererz aus dem Macrocephalushorizont gefunden. Es steht lokal an und hat hier mit 23–24% Fe den höchsten Eisengehalt im Kanton Schaffhausen und ist damit am besten zur Verhüttung im Rennofen geeignet.1407 Mittels der nachfolgenden Untersuchungen an Erz und Schlacken einzelner Fundorte soll geklärt werden, ob optisch ähnliche Schlacken auch chemisch und damit real miteinander verwandt sind bzw. ob die Funde aus Merishausen eher denen aus Berslingen oder denen aus Bargen-Hofwiesen ähnlich sind. Merishausen, Haus Nr. 159 Funde: Das untersuchte Erz stammt aus einer Befundbeobachtung, die W. U. Guyan im Haus Nr. 159 in Merishausen machte. Hier wurde 1942 beim Umbau des Hauses der Ofenkranz eines Rennofens aus Lehm und Steinen unbeobachtet zerstört. Angrenzend lag ein Erzlager mit Doggererzen. Die umgebende Schlackenhalde hatte eine Mächtigkeit von 80 –90 cm.1408 Eine Befundaufnahme wurde nicht durchgeführt, nur die Lage der Fundstelle ist bekannt. Heute sind vom Fundmaterial dieser Fundstelle noch einzelne Fliessschlacken, Ofenwandteile und Erz erhalten. Untersuchung: Das Erz, das aufgrund der begleitenden Versteinerungen aus den MacrocephalusSchichten stammt und ein Doggererz ist, wurde chemisch analysiert.1409 Die untersuchte Probe besteht aus Eisenoolithen, die von ihrer kalkigen Gangart getrennt sind. Der Eisengehalt beträgt nur 40%, das Erz zeigt aber ansonsten ein für Doggererz typisches Spektrum. Eisenoolith-Analysen von der Schwäbischen Alb haben einen ähnlich geringen Eisengehalt.1410 Dort wurde es für die Verhüttung im Rennfeuerverfahren genutzt.1411 263


Resultat: Die Erzprobe aus Merishausen, Haus Nr. 159, ist von den untersuchten Erzproben, verglichen mit den Schlacken, dem verhütteten Erz am ähnlichsten. Merishausen, Haus Nr. 10 Funde: Im Zusammenhang mit der Anlage eines Wasserleitungsgrabens fand sich 1992 eine Grube und eine Schlackenhalde. Dabei konnten rund 8 kg Verhüttungsabfälle geborgen werden. Die Schlacken stammen aus einer umfänglichen Halde, die an eine Brandschicht anschliesst, auf der eine Holzkohleschicht mit wenig Schlacken liegt, die unter die Schlackenhalde zieht. Ein Keramikfragment (Taf. 65.108) begleitet die Funde. Das Randstück datiert ins späte 10. oder in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. Eine 14C-Datierung situiert die Halde im 12. Jahrhundert. Die 6 kg Schlacken sind Verhüttungsschlacken, die sich aus dichten Fliessschlacken, schaumigen Herdschlacken sowie Schlackenkuchenfragmenten zusammensetzen (Abb. 197). Daneben hat es ca. 2 kg verglaste Ofenwand aus Lehm.

Untersuchungen: Drei Verhüttungsschlacken – ein Schlackenkuchenfragment, eine Fliessschlakke und eine schaumige Herdschlacke – wurden chemisch untersucht.1412 Die morphologischen Unterschiede spiegeln sich in den chemischen. Das Schlackenkuchenfragment enthält 42% FeOtot. Die Zusammensetzung ist charakteristisch für Verhüttungsschlacken aus Doggererz. Die ziemlich hohen Werte für Calcium, Strontium und Rubidium zeigen grosse Ähnlichkeit mit den glasigen Schlacken aus Berslingen (Abb. 195). Die Fliessschlacke ist mit 61% FeOtot eisenreicher und mit 3% calciumärmer als das Schlackenkuchenfragment. Unter den Spurenelementen überwiegen mit Vanadium und Chrom die für Verhüttungsschlacken typischen Elemente. Auffallend sind die erhöhten Werte für Arsen und Nickel, die darauf hindeuten, dass Metall in der Schlacke eingeschlossen war. Dies könnte auch den für Doggererzverhüttung tiefen Calciumwert erklären, vor allem da das Verhältnis SiO2:Al2O3 für eben diese spricht.

SiO2:Al2O3 = 2 : 1

Abb. 196: Histogramm der Silicium- und Aluminium-Werte der untersuchten Verhüttungsschlacken aus der Doggererzverhüttung. Je kleiner Aluminium in Bezug zu Silicium ist, desto stärker ist der Einfluss der Ofenwand auf die Schlackenbildung. Das Verhältnis SiO2:Al2O3 = 2:1 gibt das ideale Verhältnis der beiden Oxide in solchen Schlacken an. Schlacken mit einem hohen Anteil an beiden Bestandteilen haben ein schaumiges Aussehen (SHD030 und SHG037).

264


Die schaumige Herdschlacke ist mit 34 % FeOtot sehr eisenarm, dafür silicium- und calciumreich. Ein Einfluss der Ofenwand ist auszuschliessen, da das Verhältnis von SiO2:Al2O3 gleichbleibt. Unter den Spurenelementen überwiegen wie zuvor Vanadium und Chrom. Das schaumige Aussehen der Schlacke entsteht wahrscheinlich durch den hohen Siliciumgehalt (Abb. 196). Resultate: Allen Schlacken gemeinsam ist das Verhältnis SiO2:Al2O3 = 2:1 und V:Cr = ungefähr 3:1, das typisch für Doggererzverhüttung ist. Das Schlackenkuchenfragment entspricht den glasigen Verhüttungsschlacken von Berslingen, während die andern Schlacken keine Entsprechung finden. Da von jeder Gruppe nur ein Beispiel untersucht wurde, kann nicht gesagt werden, ob die Unterschiede relevant sind. 1

Merishausen, Schwabengasse Befunde: 1937 wurde bei Kanalisationsarbeiten eine Schlackenhalde mit vielen Eisennägeln beim alamannischen Friedhof angeschnitten. In ihr fand sich ein kleiner Rennofen aus Kalksteinen mit Lehmresten (Abb. 162).1413 Seine stratigrafische Lage zum Friedhof ist unbekannt. Da eine Schlacke eine frühmittelalterliche Perle umfasst, ist jedoch anzunehmen, dass die Schlacken jünger als der Friedhof sind. Wegen der Kleinheit des Ofens interpretierte ihn Guyan als Ausheizofen oder als Ofen zum Aufkohlen von Eisen zu Stahl. Aufgrund seiner Lage mitten in der Schlackenhalde muss es sich aber um einen Rennofen handeln. Chemische und metallographische Untersuchungen von Schlacken und Nägeln aus der Halde sowie eines alamannischen Kurzschwerts durch A. Wegelin ergaben hohe Phosphorgehalte. Während das in den Schlacken zusammen mit anderen Faktoren auf Doggererzverhüttung schliessen lässt, ist es, wie bereits Guyan erkannte, beim Eisen kein sicherer Indikator, da Phosphor verschiedene Quellen haben kann: Es stammt teilweise aus dem Erz,1414 aber auch aus der Holzkohle.

Luftloch Dunkelgraue, dichte Schlacke Schwarze, glasige Schlacke Kieseleinschluss Verglastes Material Graue, poröse Schlacke

2

Funde: 2,4 kg kleinteilige Schlacken sind von diesem Fundplatz erhalten. Es handelt sich vorwiegend um dichte Fliessschlacken und wenig Ofenwand sowie Doggererz aus dem Macrocephalus-Horizont. Die Schlackentypen sind auf Abb. 198 dargestellt. Untersuchungen, Resultate: Drei Verhüttungsschlacken wurden chemisch, ein Eisenschwammfragment metallographisch untersucht.1415 Bei den untersuchten Schlacken handelt es sich um zwei dichte Fliessschlacken und eine Herdschlacke. Die drei Schlacken bilden eine ziemlich homogene Gruppe. Das chemische Spektrum

3

Abb. 197: Formen der Verhüttungsschlacken aus Merishausen, Haus Nr. 10. 1 Zerschlagenes Schlackenkuchenfragment, glasig, 2 dichte Fliessschlacke, 3 schaumige Herdschlacke. M. 1:2.

265


Abb. 198: Verhüttungsabfälle aus Merishausen, Grabung Schwabengasse 1937. 1 Fliessschlackenfragment, 2 Herdschlacke, 3 Eisenschwamm. M. 1:2.

1

stimmt mit dem der dichten Fliessschlacken aus Berslingen und Bargen überein. Es zeigt, dass hier Doggererz verhüttet wurde. Das verwendete Erz ähnelt eher dem in Bargen-Hofwiesen beim Rennofen gefundenen als demjenigen aus Merishausen, da letzteres im Vergleich zu den untersuchten Schlacken einen zu hohen Gehalt an Calcium und Aluminium aufweist. Das untersuchte Eisenstück besteht vorwiegend aus nicht schmiedbarem Roheisen und ist unbearbeitet (Abb. 199). Es wurde wegen seines hohen Kohlenstoffgehalts fortgeworfen. Schlacken von Bargen-Hertiwiese

2

3

Luftloch (Lunker)

Schlacken von Schaffhausen-Löwengässchen

Übereutektoider Stahl

Befunde: 1991 wurden am Löwengässchen 2 in Schaffhausen in einem Leitungsgraben drei Kilogramm Schlacken geborgen.1417 Sie stammen aus einer Grube, die mit Schlacke verfüllt war.

Untereutektoider Stahl Korrosion Dunkelgraue, dichte Schlacke

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Resultate: Die in Bargen-Hertiwiese I und II von Gilles untersuchten Verhüttungsschlacken zeigen eine grosse chemische Variabilität auf. Es handelt sich ausschliesslich um Verhüttungsabfälle, mit grösster Wahrscheinlichkeit von Doggererz. Einige Proben zeigen jedoch einen sehr hohen Gehalt an Silicium (Abb. 196), was vielleicht auf den Einfluss der Ofenwand zurückzuführen ist. Auch der hohe Anteil an Calcium ist bemerkenswert. Er ist systematisch in allen Schlacken erhöht (Abb. 195). Dies ist auch für die glasigen Schlacken von Berslingen typisch.

Eisen

Grauguss (mit Graphit)

Abb. 199: Das Eisenschwammfragment von der Schwabengasse in Merishausen zeigt vorwiegend Graugussgefüge in Form von Nestergraphit, Schliff ungeätzt (ca. 50x, Foto EMPA Dübendorf).

Funde: Die Schlacken von Hertiwiese II stammen aus dem 14. Jahrhundert n. Chr. und sind damit die jüngsten, die in dieser Untersuchung berücksichtigt werden; diejenigen aus Hertiwiese I sind undatiert. Von dort sind neben anderen Verhüttungsschlacken heute noch Fliessschlacken mit sehr feinen Strängen erhalten. Solche Schlacken liegen von keiner anderen Fundstelle vor. Über das Aussehen der nachfolgend diskutierten, 1957 von Gilles analysierten Schlacken ist jedoch nichts bekannt.1416


Seitlich an sie stösst ein Brandhorizont an, dessen Beziehung zur Grube unklar ist. Die Grube dürfte hochmittelalterlich sein, es gibt aber keine datierenden Elemente. Funde: Bei den Schlacken handelt es sich vorwiegend um Verhüttungsschlacken, die sich aus 40% dichten und 20 % schaumigen Fliessschlacken, 10 % Ofenwand, 5 % dichten, fladenförmigen Herdschlacken und 25 % rostenden Schlacken zusammensetzen. Die Schlackentypen sind auf Abb. 200 dargestellt. Bei den rostenden Schlacken könnte es sich auch um Schmiedeabfälle handeln. Wegen den schaumigen Schlacken ähnelt die Materialzusammensetzung der von Merishausen, Haus Nr. 10. Im Unterschied zu dort liegen hier aber keine Schlackenkuchen vor. Untersuchungen: Drei Verhüttungsschlacken wurden chemisch untersucht.1418 Es handelt sich um eine dichte und eine schaumige Fliessschlacke sowie um eine Herdschlacke. Die Fliessschlacken entsprechen den anderen Verhüttungsschlacken aus Doggererz. Die schaumige Fliessschlacke ist ungewöhnlich reich an Silicium (31%), was wahrscheinlich der Grund für ihr Aussehen ist (Abb. 196). Die Herdschlacke ist relativ leicht mit zahlreichen Poren. Sie zeigt mit 54 % einen durchschnittlichen Eisengehalt, aber tiefe Werte für Aluminium (3,8 %), Magnesium, Phosphor, Zirkonium, Vanadium und Chrom. Das Verhältnis SiO2:Al2O3 liegt bei 7,5 :1. Die Eisen- und Calciumgehalte gleichen denjenigen der Verhüttungsschlacken aus Doggererz. Die anderen Werte weichen aber von denjenigen für Verhüttungsund Ausheizschlacken ab. Die Spurenelemente zeigen bei Zirkonium, Barium, Vanadium und Chrom Gemeinsamkeiten mit der in Bargen analysierten Ofenwand. Das Verhältnis SiO2:Al2O3 stimmt auch mit dem in dieser Ofenwand gefundenen überein, auch wenn der absolute Gehalt viel kleiner ist. Die Schlacke kann also als eine von der Ofenwand stark beeinflusste Verhüttungsschlacke aus Doggererz interpretiert werden. Resultate: Auch diese Schlacken stammen zweifelsfrei von der Verhüttung oolithischer Erze. Sie stimmen im Typ der schaumigen Fliessschlacke mit denjenigen von Merishausen, Haus Nr. 10, überein. Es fehlen hier aber glasige Schlacken, wie sie für Berslingen und Merishausen ebenfalls typisch sind. Mit Bargen gibt es eine Übereinstimmung bei den dichten Verhüttungsschlacken. Die Schlacken vom Löwengässchen sind denjenigen von Merishausen, Haus Nr. 10, am ähnlichsten. Sie sind deshalb eher mittelalterlich als frühmittelalterlich.

1

Luftloch Dunkelgraue, dichte Schlacke Graue, poröse Schlacke

2

3

Holzkohle

Abb. 200: Verhüttungsabfälle vom Löwengässchen 2 in Schaffhausen. 1 dichte Fliessschlacke, 2 schaumige Herdschlacke, 3 poröse Herdschlacke. M. 1:2.

267


268

Die neuzeitliche Eisenverhüttung1419

Diskussion

Die Überlieferung zur Eisenverhüttung findet erst am Ende des 16. Jahrhunderts eine Fortsetzung. Archäologisch sind keine neuzeitlichen Funde aus dem Durachtal zur Eisenverhüttung bekannt, was aber nicht weiter verwundert, wenn man die historisch überlieferte Situation kennt. 1588 wurde der Hochofen von Jestetten errichtet, der kurz nach 1614 infolge Holzmangels und Verschuldung des Betreibers den Betrieb einstellte. In ihm wurde Bohnerz verhüttet. In der Folge wurde 1622 ein Nachfolgewerk mit Hochofen in Eberfingen gebaut. Auch dieser Hochofen wurde mit Bohnerz betrieben. Da sich die damit zusammenhängenden deutschen Bohnerzvorkommen langsam erschöpften, begann man, sich für die Schaffhauser Bohnerzvorkommen zu interessieren. Dies hatte eine erste Abbauperiode der Bohnerze 1678 –1771 vor allem im Südranden zur Folge. Im Schaffhausischen selber wurde 1630 der Bau einer Eisengiesserei am Rheinfall beschlossen. Zuvor hatten dort nur Schmieden bestanden. 1693 erhielt das Werk am Laufen ebenfalls eine Grabungskonzession auf Bohnerz vom Schaffhauser Rat. Ab 1694 wurde somit sowohl Eberfingen wie Laufen am Rheinfall mit Schaffhauser Bohnerzen versorgt. Wegen der Konkurrenz durch Importeisen, steigenden Löhnen und kostspieliger Holzbeschaffung musste 1762 Eberfingen und 1771 Laufen stillgelegt werden. Eine zweite Bohnerzabbauphase erfolgte 1798 –1804 während der Helvetik. Das Erz wurde in die Eisenhütte Albbruck verschifft. Durch eine Neuorganisation des Bohnerzabbaus während der dritten Abbauperiode 1804 –1850 entstand in der Folge eine Überproduktion. Albbruck konnte 1815 kein Bohnerz mehr annehmen. 1810 war aber der Schmelzofen am Rheinfall wieder in Betrieb genommen worden. Der Besitzer dieses Schmelzofens kaufte 1823 die Gonzener Bergwerke bei Sargans und wurde so zunehmend unabhängig von den eher teuren Schaffhauser Erzen. Trotzdem musste der Hochofen 1850 stillgelegt werden, da die ausländischen Produkte billiger waren und es an Holzkohle mangelte. Das war auch das Ende für die Bohnerzgruben am Randen, Reiat und Lohn. Der Hochofen von Plons, der Gonzenerz verhüttete, konnte sein Roheisen aber noch bis 1872 an das Eisenwerk Laufen liefern und so dessen gesamten Eisenbedarf decken.

Durch die naturwissenschaftlichen Untersuchungen hat sich das Bild der Eisenverhüttung im Kanton Schaffhausen verändert. Die Eisenverhüttung beginnt nach neuesten Erkenntnissen im Frühmittelalter. Verhüttet werden zu jener Zeit beide in der Region vorhandenen Erze, nämlich Bohnerz und Doggererz. Beide Erze haben ein komplexes Verfahren zu ihrer Verhüttung. So wird beim Bohnerz nicht nur Bohnerz sondern ein Gemisch aus quarzreichem Material und Pisolithen aus dem Bohnerz verhüttet. Beide Erze müssen vor der Verhüttung durch Waschen und/oder Rösten angereichert werden. Die Verhüttungsplätze liegen in der Nähe von Wasserläufen. Dies aber nicht, um die Wasserkraft für das Betreiben der Blasebälge zu nutzen,1420 sondern um das Erz, das wahrscheinlich in nächster Nähe abgebaut wurde, zu waschen. Hinter dieser Verhüttung stehen Fachleute. Es stellt sich die Frage, woher sie kamen. Mit nur drei Verhüttungsplätzen, von denen zwei recht gross sind, ist das Durachtal in der frühmittelalterlichen Schweiz eine eher kleine Verhüttungsregion, die weit übertroffen wird von der jurassischen Eisenproduktion aus Bohnerz und derjenigen aus Magnetit am Mont Chemin im Wallis. Verfahrenstechnisch steht es der Produktion im Jura nahe, denn Ausbeute und Abfälle sind sich ähnlich. Ein Unterschied besteht aber technisch zu den beiden genannten Regionen: In der Region Schaffhausen fehlen Anhaltspunkte für Düsen oder Windformen, das heisst über die Windführung in den Schaffhauser Öfen ist nur bekannt, dass sie durch die Ofenbrust erfolgen muss. Die erste Reinigung des gewonnenen Eisens erfolgt im Schaffhausischen auf den Verhüttungsplätzen. Ob sie fortschreitet bis zum fertigen Objekt, muss offenbleiben. Allerdings wurde vom Pfalzhof eine Schlacke untersucht, die auf ein fortgeschrittenes Verarbeitungsstadium hindeutet. Die fertigen Objekte könnten in den Dörfern wie zum Beispiel Berslingen hergestellt worden sein, denn von dort gibt es Schmiedeabfälle. Im Hoch- und Spätmittelalter ändert sich die Situation. Drei Verhüttungsplätze können sicher dieser Zeitspanne zugeordnet werden. Auf allen wird nur noch Doggererz verarbeitet. Es gibt keine Hinweise auf eine frühzeitige Einführung der Verhüttung im Hochofen. Am Ende dieser Zeitspanne gibt es erste Hinweise auf das Belüftungssystem der Öfen in Form von Windformen. Die Abfälle von den Verhüttungsplätzen verändern sich leicht in Form und chemischer Zusammensetzung. Neu treten unter den Abfällen Schlakkenzapfen und -kuchen auf, ein Teil der Schlacken ist eisenärmer und kalkreicher, was ihnen ein glasiges Aussehen gibt. Die technischen Gründe


konnten anhand der wenigen zur Verfügung stehenden Abfälle nicht bestimmt werden, es muss sich dahinter aber – will man diese Besonderheiten nicht als zufällig abtun – ein weiterer Prozessschritt verbergen. Innerhalb der hochmittelalterlichen Stadt Schaffhausen sind verschiedene Schmieden fassbar. In der vorliegenden Arbeit konnte kein Zusammenhang zwischen den Schmieden und den Verhüttungsplätzen hergestellt werden, da auf die Untersuchung der Schmiedeabfälle verzichtet wurde. Historisch ist aber bekannt, dass die Stadtschaffhauser Schmiede im Spätmittelalter selbst auch Eisen verhütteten und dieses als sogenannte «foelen» (Eisenluppen) verkauften.1421 Zürcher, Aargauer und Freiburger kauften im 15. Jahrhundert in der Stadt Schaffhausen Produkte aus Eisen, wie Nägel und Eisenluppen. Aber Schaffhausen bezog ungleich viel mehr Eisen aus Österreich, Deutschland oder Zürich. Die Schmieden befanden sich oftmals am Wasser und nutzten die Wasserkraft.1422 Warum im Hochund Spätmittelalter kein Bohnerz mehr verhüttet wurde, bleibt offen. Wahrscheinlich gab es dafür einen verfahrenstechnischen oder wirtschaftlichen Grund, der sich mit dem heutigen Wissensstand noch nicht erschliessen lässt.

wieder aufgenommen, nun um die seit Ende des 16. Jahrhunderts in Betrieb stehenden Hochöfen der Region mit Rohmaterial zu versorgen. 1850 kam dieser Bergbau zum Erliegen, da der letzte lokale Hochofen wegen Holzkohlemangel und billigerer, ausländischer Konkurrenzprodukte geschlossen werden musste. Dass Bohnerz und nicht Doggererz verwendet wurde, liegt in den Begrenzungen des damaligen Hochofenverfahrens. Die Verwendung von Doggererzen führte damals zur Produktion von minderwertigem Roheisen, das reich an Phosphor ist.1423 Erst die Einführung des Thomas-Verfahrens gegen Ende des 19. Jahrhunderts liess es zu, auch aus phosphorreichem Gusseisen guten Stahl herzustellen. Jedenfalls war es nicht der Mangel an Doggererz oder sein geringer Eisengehalt, die bewirkten, dass es nicht mehr genutzt wurde. Noch während des Zweiten Weltkriegs wurden die Doggererzvorkommen untersucht. Ursprüngliche Hoffnungen, die Vorkommen bei Bargen an das Werk Blumberg verkaufen zu können, zerschlugen sich jedoch, da das Werk während des Krieges geschlossen wurde.1424

Neben diesen sicher datierten Fundstellen gibt es zahlreiche undatierte. Auf letzteren wurde ebenfalls Doggererz verhüttet. In ihrer Materialzusammensetzung kommen glasige Schlacken und Schlackenkuchen vor. Es ist deshalb wahrscheinlich, dass die Fundstellen mit dieser Materialzusammensetzung ebenfalls hoch- bzw. spätmittelalterlich sind. Die Gleichartigkeit wurde für Hertiwiese I und Merishausen, Haus Nr. 10 chemisch durch die glasigen Schlacken bestätigt. Wegen dem wenigen Material, das aus den Grabungen, die die hoch- bzw. spätmittelalterliche Eisenverhüttung betreffen, noch vorhanden ist, war es nicht möglich, diese zu charakterisieren. Auch ihr Umfang bleibt unklar. Es ist aber wahrscheinlich, dass sie bedeutender war als die frühmittelalterliche. Um besser zu verstehen, wie sie funktionierte, ist die wissenschaftliche Untersuchung der Schlackenhalde von Beringen in Lieblosen ein Desiderat. Man könnte dann abklären, wie eine repräsentative Schlackenzusammensetzung wirklich aussieht, und aus ihr den typisch mittelalterlichen Prozess abzuleiten versuchen. Auch sollten Schlackenhalden immer mit 14CAnalysen datiert werden. Es scheint, dass auf die spätmittelalterliche Produktion ein Erliegen der Verhüttung und des Abbaus der Schaffhausischen Erze folgt, das um die 200 Jahre dauert. Erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde der Bohnerzabbau 269


Zusammenfassung

Das Durachtal, im Norden der Stadt Schaffhausen, gehört zu den archäologisch verhältnismässig gut erforschten Gebieten im Kanton Schaffhausen. Schon für die alt- und mittelsteinzeitlichen Jäger der Zeit von 15 000–6000 v. Chr. bot das wasserreiche Randental ausgezeichnete Jagdgründe. Abris und Höhlen waren günstige Rastplätze und Silexvorkommen in der Umgebung stellten zweifellos einen weiteren Anreiz dar. Diesen lokalen Feuerstein bauten Siedler der Jungsteinzeit bereits bergmännisch ab und verhandelten das Rohmaterial und vielleicht auch Fertigprodukte in den Hegau und den Bodenseeraum. 31 Bestattungen dieser Siedler aus der Zeit um 4000 v. Chr. fanden sich am Fuss des Schweizersbildfelsens; wahrscheinlich war der Felsen ein magischer Ort, prädestiniert als Ruhestätte der Toten. Die Vorfahren der Kelten werden in der späten Bronzezeit erstmals deutlich fassbar, in Merishausen mit einer Siedlung am Hohlbach. Erst in der Latènezeit (450 –50 v.Chr.) häufen sich die Fundstellen im Talboden. Zwei Hausstandorte liessen sich in der Merishausener Flur Barmen untersuchen und auch im Dorf selber fanden sich Siedlungsreste und ein schlecht erhaltenes Grab. Gleichaltriges Fundmaterial stammt auch aus dem Areal des späteren Mittelalterdorfes Berslingen; bemerkenswert ist vor allem das Grab eines frühlatènezeitlichen, mit einem Eisenschwert ausgestatteten Kriegers. Ob die zunehmende Besiedlung vor allem mit einer Strassenverbindung im Zusammenhang steht, die durch das einzige, den Randen in Nordsüdrichtung durchschneidende Tal führte, oder auch schon mit der Verhüttung von lokalen Eisenerzen, ist einstweilen noch unklar. Die gleiche Frage stellt sich auch für die Römische Zeit, für die bisher nur geringe Hinterlassenschaften belegt sind. Deutlicher wird das Besiedlungsbild in alamannischer Zeit. Funde am nördlichen Talende, in den benachbarten Bargener Fluren Wootel und Hofwiesen beidseits der Durach, belegen Siedlungstätigkeit und Verhüttung von Doggererz im 4./5.–7. Jahrhundert. Verhüttet wurde in Rennöfen; die daraus gewonnenen Eisenschwämme erhitzte man in Ausheizherden, um schlackenfreies Eisen zu erhalten. Teile dieses Werkplatzes wurden in Blöcken geborgen und sind heute im Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen ausgestellt. Dort, im Pfalzhof des ehemaligen Klosters 270

Allerheiligen, bei dem ehemals die Durach in den Rhein mündete, befand sich ein weiterer Verhüttungsplatz. Im Unterschied zu Bargen wurde hier aber Bohnerz verarbeitet, das in unmittelbarer Nähe am Südabhang des Herrenackers vorkommt. Es macht damit den Anschein, dass das Vorkommen von Eisenerzen Hauptanreiz für die frühmittelalterliche Besiedlung des Durachtals war. Spätestens im Rahmen des Siedlungsausbaus, im späten 6. und 7. Jahrhundert, lassen sich über das nun vorwiegend aus Gräbern stammende Fundmaterial weitere Weiler oder Einzelhöfe im Tal erschliessen: Merishausen und Berslingen, beide in einer Urkunde schon 842 erwähnt, SchaffhausenHerblingen, das auf der Reiathochfläche gelegene Lohn, welches erst in Urkunden des 12./13. Jahrhunderts fassbar ist und schliesslich auch ein Gehöft im Gebiet der Altstadt von Schaffhausen. In allen diesen Orten ist Eisenverhüttung und -verarbeitung nachgewiesen, zum Teil allerdings erst später datiert, wobei der Forschungsstand mancherorts noch dürftig ist. Entsprechend diesem Forschungsstand und den jeweils zeitabhängigen Vorlieben der Forschenden sind die siedlungsgeschichtlichen Ergebnisse zu den einzelnen Dörfern im Durachtal unterschiedlich ausgefallen. In Bargen erbrachte der Untersuchungsschwerpunkt der Eisenverhüttung für die schon erwähnte Flur Hofwiesen weitere Verhüttungsaktivitäten im 8.–10. Jahrhundert, einer Zeit, aus der eine weitere Schlackenhalde unter dem ehemaligen Dorfplatz stammt. Ebenfalls in der Flur Hofwiesen liegen Siedlungsstrukturen in Form von Grubenhäusern und einem Ständerbau vor, die aus der Zeit vom 11. bis ins 15./16. Jahrhundert stammen. Eine dritte Eisenhütte in der Flur Hertiwiesen, beim Schweizer Zollgebäude, wurde erst im 14. Jahrhundert betrieben. Hinzu kommen undatierte Nachweise von Kohlemeilern, die Holzkohle als Brennmaterial für die Verhüttung lieferten. Vermutlich sind sie verantwortlich für die Vernichtung der in der Nacheiszeit entstandenen Urwälder auf den Randenhochflächen. Damit ist in Bargen eine ununterbrochene Verhüttungstradition von der Merowingerzeit bis ins Spätmittelalter (5.–14. Jahrhundert) nachzuweisen. Verarbeitet wurde ausschliesslich Doggererz in Rennöfen. Erst das Aufkommen von Hochöfen setzte offensichtlich der Eisenproduktion im Durachtal ein Ende.


Derweil frühmittelalterliche Gräber in Bargen bis heute noch fehlen, sind solche in Merishausen an verschiedenen Plätzen gefunden worden. Sie deuten auf eine verstreute Besiedlung im Bereich des heutigen Dorfes im späteren 6. Jahrhundert und zeigen, dass bis um 700 verschiedene Höfe entstanden, zu denen einzelne Hofgrablegen gehörten. An drei Stellen im Dorf konnten hoch- und spätmittelalterliche Siedlungsstrukturen aufgedeckt worden, die in der Nachfolge der frühen Einzelhöfe stehen. Beim Schulhaus entstanden im Verlauf des 10. Jahrhunderts ein ebenerdiger Ständerbau mit Feuerstelle und Webstuhl sowie ein Grubenhaus. Gegen die Jahrtausendwende fiel dieses Gehöft einem Brand zum Opfer. Im frühen 11. Jahrhundert wurde ein neues Grubenhaus gebaut und ein Töpferofen errichtet, welche die Mitte des 11. Jahrhunderts aber kaum überdauerten. Beim Haus Nr. 63 wird ebenfalls ab dem späten 10. Jahrhundert ein zweites Gehöft über ein eingetieftes Grubenhaus fassbar. Weitere, nicht genau definierte Baustrukturen entstanden im frühen 13. und im 15. Jahrhundert. An verschiedenen Orten im Dorf liess sich die Verhüttung des anstehenden Doggererzes nachweisen. Die Untersuchungen blieben aber bisher rudimentär. Datieren lassen sich nur die Verhüttungsschlacken im Umfeld des erwähnten Gehöftes beim Schulhaus, während eine Schlackenhalde beim Haus Nr. 10 ins 12. Jahrhundert gehört. Als einziger der untersuchten Orte hat Berslingen den Lauf der Zeit nicht überlebt. Um 1600 waren dem Chronisten Rüeger noch Mauerreste einer abgegangenen Kapelle und Funde von Eisenschlacken bekannt. In der Folge wurde der Siedlungsstandort vergessen, bis er 1965 im Rahmen des Nationalstrassenbaus wiederentdeckt und die Siedlung 1968–71 und 1984 auf einer Fläche von 10000 m2 ausgegraben werden konnte. Durch die einmalige Situation, grosse Teile einer früh- und hochmittelalterlichen Siedlung mit Kirche und Gräberfeld untersuchen zu können, hat sich für Berslingen unser Wissen zur mehr als 600 Jahre dauernden Dorfgeschichte so geweitet, wie dies für die noch bestehenden Dörfer niemals mehr möglich sein wird. Die Besiedlung von Berslingen beginnt, wie in Merishausen, im späten 6. Jahrhundert, im Rahmen des fränkisch-alamannischen Landesausbaus. Zum ersten Gehöft gehörten ein grosses ebenerdiges Wohnstallhaus sowie zwei Grubenhäuser. Etwa 35, oft von Zäunen umfasste Wohnstallhäuser liessen sich im Grabungsareal insgesamt beobachten. Sie waren aus Holzpfosten gebaut, mit mehreren, zum Teil mit Schloss und Schlüssel ausgestatteten Türen versehen, besassen Wände in qualitätvoller Zimmermannstechnik oder aus einfacherem Lehmflechtwerk,

während ihre Satteldächer mit Holzschindeln oder Stroh gedeckt waren. Zudem liessen sich 38 kleine, wenig eingetiefte Grubenhäuser untersuchen. Diese Nebengebäude dienten unter anderem der Herstellung und Verarbeitung von Textilien oder als Vorratshäuser. Für die Archäologen sind sie vor allem durch das oft reichhaltige Fundmaterial in ihren Einfüllungen von grossem Interesse. Neben dem Pioniergehöft entstanden im Verlauf des 8. Jahrhunderts entlang der Strasse drei bis vier weitere Höfe mit einer Fläche von je 0,1– 0,2 ha. Als einzigen Steinbau errichtete man während dieser ersten Ausbauphase die Kirche, ein einfacher Rechtecksaal, der im Aussenbau kein ausgeschiedenes Altarhaus besass. In bemerkenswerter Weise nimmt der Grundriss die Form der frühen Wohnstallhäuser auf. Um die Kirche entstand in der Folge ein Friedhof, auf dem die Berslinger ihre letzte Ruhe fanden. Obwohl damit das Bestattungsrecht belegt ist, dürfte die Kirche kaum je Pfarrkirche mit eigenem Taufrecht, sondern am ehesten Filiale der Merishausener St. Martinskirche gewesen sein. Ob sich im 9. und 10. Jahrhundert – im deutschen Reich durch Hungerkrisen, Epidemien und Ungareneinfälle geprägt – die Grösse der Siedlung verkleinerte oder aber gleichblieb, ist unsicher. Um die Jahrtausendwende jedenfalls erreichte Berslingen mit maximal sieben bis acht Höfen seine Blütezeit. Wahrscheinlich im Zusammenhang mit den neuen, grundherrschaftlichen Verhältnissen in Schaffhausen, die zur Klostergründung und Stadtwerdung führten, wurden aber bereits in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts grosse Teile des Dorfes wüstgelegt. In der Folge nahmen die Siedlungsaktivitäten weiter ab und konzentrierten sich schliesslich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts auf den Bereich zweier Eisenverhüttungsplätze, wo in Rennöfen Doggererz verhüttet wurde. Ob Kirche und Friedhof schon vorher aufgegeben worden sind oder noch bis zur endgültigen Wüstlegung von Berslingen um 1200 in Betrieb waren, bleibt ebenso unklar, wie die Antwort auf die Frage, ob zwei im 13.–15. Jahrhundert urkundlich erwähnte Höfe, die ausserhalb der Grabungsfläche liegen müssen, noch für eine kontinuierliche Weiterbesiedlung des Platzes sprechen. Möglicherweise sind sie auch erst nach einem Siedlungsunterbruch neben dem unterdessen als Wässerwiese für die Graswirtschaft genutzten, ehemaligen Dorfareal erbaut worden. Trockene, allerdings humusarme Böden für den Getreideanbau lagen dagegen am Hangfuss und auf den Hochflächen von Längenberg und Buechberg. Das Land in und um Berslingen war im Mittelalter in wechselndem Besitz verschiedener Klöster, die es als Grundherren im Spätmittelalter an Schaffhauser Bürger liehen, welche dafür einen bestimmten Betrag als Zins ablieferten. 271


Wohnten zu Beginn und am Ende vielleicht 6 –10 Personen in Berslingen, so dürften es um die Jahrtausendwende etwa 50 –70 Einwohner gewesen sein. Obwohl die frühmittelalterlichen Gräber fehlen, lassen sich doch aus den gut 260 untersuchten Bestattungen des Dorffriedhofes viele Schlüsse ziehen. So betrug die Lebenserwartung bei einer Kindersterblichkeit von 40% für die im Schnitt 1,61 m grossen Berslingerinnen 42 Jahre, für ihre durchschnittlich 1,70 m grossen Männer dagegen 50 Jahre. Die Bewohnerinnen und Bewohner litten oft an Parodontose, Arthrose, Knochenhaut- und Knochenmarksentzündungen, vereinzelt auch an Rachitis, Tumoren, Brüchen sowie Biss- und Hiebverletzungen. Unter den Haustieren konnten im Berslinger Fundmaterial Rinder und Schweine als wichtigste Fleischlieferanten ausgemacht werden, wobei im Laufe der Zeit der Anteil des multifunktionalen, vor allem auch als Zugtier eingesetzten Rindes auf Kosten des Schweines zunimmt. Dies ist weniger auf die Veränderung der Essgewohnheiten zurückzuführen, als vielmehr auf die Ausweitung des arbeitsintensiven Ackerbaus als Folge des Bevölkerungswachstums. Selbstverständlich produzierten die Kühe wie die ebenfalls belegten Ziegen und Schafe auch Milch. Schafe wurden aber vor allem ihrer Wolle wegen gehalten. Für die Verarbeitung von Wolle und sicher auch von Flachs oder Hanf zu Textilien liegen in Berslingen viele Hinweise vor. Als Arbeits- und Reittiere standen zudem Pferde und in der Spätzeit Esel zur Verfügung. Auch Hunde, Hühner, Gänse und Enten bevölkerten die Berslinger Höfe, während Knochenfunde von Fuchs, Dachs, Hase und Waldkauz die Tierwelt der umliegenden Fluren repräsentieren. Die Jagd war im Mittelalter ein Privileg der Oberschicht, die in Berslingen ebenfalls vertreten war, wie die in einem Grubenhaus des 8. oder früheren 9. Jahrhunderts abgelagerten Reste von Rothirsch und Reh deutlich machen – es sei denn, wir hätten damit spät die Wilderei eines Berslinger Bauern aufgedeckt! Keramikimporte des 8./9. Jahrhunderts aus Produktionszentren nördlich von Strassburg und der Gegend um Rottweil sprechen zusammen mit gleichaltrigen Reitersporen ebenfalls für eine differenzierte Bewohnerstruktur in Berslingen, von der einzig Berchtold von Berslingen 1094 als Angehöriger der Oberschicht namentlich erwähnt wird. Ein mögliches Herrenhaus jener Zeit ist in Berslingen einzig durch die herausragende Grundfläche von 180 m2 lokalisiert. Schon während den Anfängen der Siedlung wurden aus dem Alpenraum Kochtöpfe aus Lavez (Speckstein) importiert. Hauptsächlich benutzte man aber dickwandige, vermutlich aus lokalem Ton hergestellte Kochgefässe. Im Verlauf der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts wurde diese 272

schwere Keramik durch leichteres, sehr dünnwandiges Geschirr ersetzt. Das Handwerk des Geschirrflickens hielt in Berslingen Einzug und der Zufluss von Importgefässen versiegte. Vielleicht spiegelt sich darin eine Verknappung des Angebotes an Alltagsgütern infolge der verstärkten Kontrolle von Produktion und Handel durch die neuen karolingischen Macht– und Verwaltungsstrukturen, deren lokale Träger nicht zuletzt in den stark geförderten klösterlichen Grundherrschaften zu vermuten sind. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang Kreuzzeichen auf den Gefässböden des 11./12. Jahrhunderts. Schmiedeschlacken deuten auf eine lokale Eisenverarbeitung hin, der vermutlich einfachere Werkzeuge wie Messer, Ahlen und Meissel sowie Nägel entstammen. Knochen und Geweih dienten als Rohmaterial für verschiedene Geräte wie Kämme, Nadeln, Spinnwirtel sowie Webbrettchen für die Brettchenweberei von Bändern. Aus Stein hergestellt wurden ein Schleifstein für das Schärfen von Produkten der Eisenverarbeitung sowie verschiedene Handdrehmühlen für das Mahlen von Getreide. Solche Haushaltsmühlen ermöglichten die Umgehung des grundherrlichen Mahlzwangs und der daraus resultierenden Abgaben. Sie wurden deshalb von den Grundherren bekämpft. Handmühlen sicherten die Versorgung in Fällen von Frost, Trockenheit und Krieg oder wenn die Wassermühlen stillstanden. Eine Mühle wird für Merishausen für das Jahr 1377 erwähnt. Wie schon bei der Kirche festgestellt, übte Merishausen die Funktion eines Hauptortes aus. Von der frühen Entwicklungsgeschichte unserer Bauernhäuser wissen wir mangels Bauuntersuchungen in den Dörfern praktisch nichts. Im Gegensatz dazu hat sich jüngst aber unser Wissen zur Entwicklung der Stadthäuser im Mittelalter und der frühen Neuzeit durch intensive archäologische Untersuchungen im Schaffhauser Stadtkern rapide erweitert. Spannend zu lösen wäre die Frage, ob sich in den Bauernhäusern noch Hausteile verbergen, die sich entwicklungsgeschichtlich an die ausgegrabenen Berslinger Bauten anschliessen oder aus deren Konstruktionsmustern heraus entstanden sind. Die auf archäologischem Weg wiederentdeckte, mittelalterliche Eisenproduktion im ganzen Durachtal, bis hin zur bald schon wieder vergessenen Eisenverarbeitung im Mühlental des 19./20. Jahrhunderts, illustriert zuletzt eindrücklich den tiefgreifenden Wandel, der sich – meist verursacht durch übergeordnete technische und wirtschaftliche Entwicklungen – zu allen Zeiten im Leben des Einzelnen, beziehungsweise einer ganzen Region, abspielen konnte.


Résumé Au nombre des régions du canton de Schaffhouse bien connues par l’archéologie, on compte la vallée de la Durach, au nord de la ville de Schaffhouse. Entre 15’000 et 6000 av. J.-C. déjà, la vallée, aux eaux abondantes, offrait des territoires de chasse particulièrement favorables. Abris sous roche et cavernes constituaient des haltes de chasse providentielles, sans oublier l’intérêt évident que présentaient les gisements de silex de la région. Les paysans néolithiques savaient déjà pratiquer l’extraction minière de cette matière première; ils exportaient le silex brut, et peutêtre même déjà des produits finis, dans le Hegau et dans la région du lac de Constance. Au pied du rocher de Schweizersbild, on a découvert 31 sépultures de ces Néolithiques; elles remontent à env. 4000 av. J.-C. Ce rocher était sans doute un lieu magique, destiné à accueillir les défunts. C’est à Merishausen que l’on identifie clairement pour la première fois les ancêtres des Celtes qui vivaient au Bronze final, avec un habitat installé sur les rives du Hohlbach. Ce n’est qu’à l’époque de La Tène (450-50 av. J.-C.) que les sites vont se multiplier dans le fond de la vallée. Deux bâtiments ont fait l’objet d’une étude à Merishausen, au lieu-dit Barmen; dans ce même village, on a en outre observé des traces d’habitations ainsi qu’une sépulture mal conservée. A l’emplacement du futur village médiéval de Berslingen, on a découvert du matériel archéologique contemporain de celui de Merishausen; on relèvera la présence de la tombe d’un guerrier de La Tène ancienne, enseveli avec son épée en fer. Nous ignorons encore si l’augmentation de la densité des habitats doit être mise sur le compte de la présence de l’unique voie de passage possible à travers la chaîne du Randen dans l’axe nord-sud, ou si c’est plutôt l’exploitation du minerai de fer local qui attirait les hommes. La même question se repose à l’époque romaine, pour laquelle nous ne disposons toutefois que de rares vestiges. C’est seulement avec les Alamans que nous sommes en mesure de préciser la répartition territoriale des habitats. Les trouvailles réalisées de part et d’autre de la Durach à l’extrémité septentrionale de la vallée, aux lieux-dits Wootel et Hofwiesen, attestent la présence d’un habitat et d’une activité sidérurgique aux 4e/5e et 7e siècles, avec la réduction du minerai issu des formations du Dogger. La réduction était effectuée dans des bas-fourneaux; les éponges ainsi obtenues étaient chauffées dans un bas-foyer afin d’obtenir du fer raffiné. Certains éléments de cet atelier ont été prélevés en bloc et sont exposés au musée de Tousles-Saints (Museum zu Allerheiligen) à Schaffhouse. On sait qu’à cet endroit, dans la cour de

l’ancien couvent de Tous-les-Saints, à la hauteur duquel la Durach se jetait autrefois dans le Rhin, se trouvait un autre atelier de réduction du minerai. A la différence de Bargen, on traitait ici du minerai de fer composé de pisolithes, présent non loin de là sur le versant sud de la colline de Herrenacker. On peut donc estimer que c’est en fonction de la présence de minerai de fer que l’occupation de la vallée de la Durach s’est mise en place au Haut Moyen Âge. Découvert généralement en contexte funéraire, le matériel archéologique de la fin du 6e et du 7e siècle permet d’établir que hameaux et fermes isolées se développent au plus tard dès cette période: Merishausen et Berslingen, attestés tous deux dans les sources en 842 déjà, SchaffhouseHerblingen, et Lohn, sur le haut-plateau de Reiat, mentionné aux 12e/13e siècles seulement, ainsi qu’une ferme implantée sur le périmètre de la vieille ville de Schaffhouse. Chacun de ces sites est lié à des activités sidérurgiques, que ce soit la réduction du minerai ou le travail du fer. Leur datation parfois tardive est sans doute liée à l’état de la recherche. L’histoire de l’occupation humaine dans la vallée de la Durach reflète en effet les domaines de prédilection des chercheurs. A Bargen, on avait axé les recherches sur la réduction du minerai. Ceci a permis d’attester d’autres activités de réduction au lieu-dit Hofwiesen du 8e au 10e siècle, une époque à laquelle remonte un autre dépôt de scories sous l’ancienne place du village. Au lieu-dit Hofwiesen, on a également retrouvé des structures d’habitation (cabanes en fosses et construction sur ossature de pieux) datées de l’époque allant du 11e aux 15e/16e siècles. Une troisième installation de réduction du minerai au lieu-dit Hertiwiesen, non loin du bâtiment de la douane suisse, est entrée en fonction au 14e siècle seulement. S’y ajoute la présence de meules de charbonnier d’âge indéterminé, qui fournissaient le combustible nécessaire à la réduction. Cette production de charbon de bois est sans doute responsable de la disparition des forêts primaires qui avaient poussé sur les hauts-plateaux du Randen après la dernière glaciation. On assiste donc à une tradition sidérurgique ininterrompue de l’époque mérovingienne au Bas Moyen Âge (5e-14e siècles). On n’utilisait que le minerai issu de formations du Dogger, et sa réduction se faisait en bas-fourneaux. C’est vraisemblablement l’apparition des hauts-fourneaux qui mettra un terme à la production de fer dans la vallée de la Durach. Si l’on n’a encore jamais découvert de tombe du Haut Moyen Âge à Bargen, Merishausen en a livré en plusieurs endroits. Elles indiquent une occupation clairsemée sur le périmètre du village actuel à la fin du 6e siècle et montrent que, vers 700 de notre ère, diverses fermes se sont mises en place, auxquelles se rattachaient quelques sépul273


tures. A trois endroits du village, on a pu mettre au jour des structures d’habitation du Haut et du Bas Moyen Âge. Près de l’école, au cours du 10e siècle, un bâtiment sur ossature de pieux fut construit à même le sol. Il était muni d’un foyer et d’un métier à tisser; une cabane en fosse s’y rattachait. Aux alentours du passage au 2e millénaire, la ferme a été ravagée par un incendie. Au début du 11e siècle, on construisit une nouvelle cabane en fosse ainsi qu’un four de potier, dont la durée de vie n’a cependant guère dépassé le milieu du 11e siècle. A proximité de la maison no 63, on connaît une seconde ferme, érigée sur une cabane en fosse. D’autres structures architecturales dont la fonction ne peut être précisée ont été mises en place au début du 13e et au 15e siècle. En divers endroits, la réduction du minerai de fer affleurant dans les formations du Dogger peut être attestée dans le village. Les analyses restent encore toutefois rudimentaires. Seules les scories de réduction provenant des environs de la ferme mentionnée près de l’école peuvent être datées, alors qu’un dépôt de scories découvert près de la maison no 10 remonte au 12e siècle. Berslingen est le seul parmi les villages examinés qui n’ait pas survécu à l’usure du temps. Vers 1600, le chroniqueur Rüeger mentionne les ruines d’une chapelle à l’abandon ainsi que la découverte de scories de fer. Par la suite, l’emplacement du site retomba dans l’oubli, avant qu’il ne soit redécouvert en 1965 dans le cadre de la construction de la route nationale. De 1968 à 1971 ainsi qu’en 1984, le site a fait l’objet de fouilles qui s’étendent au total sur 10’000 m2. Grâce à la possibilité exceptionnelle de pouvoir fouiller un site du Haut Moyen Âge avec son église et la nécropole qui s’y rattache, soit l’histoire d’un village sur une période couvrant plus de 600 ans, notre connaissance de Berslingen restera à jamais inégalée par rapport à celle des villages encore existants. Comme à Merishausen, l’occupation de Berslingen débute à la fin du 6e siècle, dans le cadre de l’expansion franco-alamane. Une grande maison construite de plain-pied, dans laquelle hommes et bêtes vivaient sous le même toit, se rattache à la première ferme, ainsi que deux cabanes en fosses. Sur l’ensemble de la zone fouillée, on a pu observer environ 35 habitations de type maison/étable, fréquemment ceintes de palissades. Elles étaient bâties sur ossature de pieux, munies de plusieurs portes comportant quelquefois serrures et clefs, possédaient des parois témoignant parfois de l’excellent niveau technique atteint par les charpentiers, parfois en simple torchis, alors que leur toit en batière était recouvert de bardeaux ou de chaume. En outre, on a pu étudier 38 cabanes en fosses de faible profondeur. Ces bâti274

ments secondaires servaient entre autres à la confection et au travail des textiles, ou encore de garde-manger. Pour les archéologues, leur intérêt réside principalement dans le matériel archéologique souvent abondant que recèle leur remplissage. Outre la ferme pionnière, trois ou quatre autres bâtiments couvrant une surface de 0,1 à 0,2 ha chacun ont été érigés le long de la route au cours du 8e siècle. L’église est la seule construction en pierre bâtie lors de cette première époque d’extension, une simple salle rectangulaire sans abside visible de l’extérieur. Il est frappant de noter que le plan au sol reprend la forme des anciennes fermes, où hommes et bêtes vivaient sous le même toit. Plus tard, les habitants de Berslingen furent enterrés dans le cimetière jouxtant l’église. Bien que le droit d’inhumation soit donc attesté, l’église n’a sans doute jamais accédé au rang d’église paroissiale pouvant administrer le baptême; elle était plutôt une filiale de l’église St Martin à Merishausen. Nous ignorons si, lors des famines, des épidémies et des invasions hongroises qui sévirent aux 9e et 10e siècles dans l’Empire germanique, la population de Berslingen accusa un recul ou si elle parvint à se maintenir. Au tournant du millénaire, Berslingen atteint son apogée avec au maximum sept ou huit fermes. De grandes zones du village sont abandonnées dès la seconde moitié du 11e siècle, parallèlement avec l’apparition de nouveaux rapports seigneuriaux avec Schaffhouse. Ces derniers conduisirent à la fondation du couvent et à l’accession de la cité au rang de ville. Le déclin de Berslingen est tel qu’au 12e siècle la réduction du minerai dans des basfourneaux ne subsiste qu’à deux endroits. Nous ignorons encore si l’église et le cimetière ont été abandonnés antérieurement ou si, jusqu’à l’abandon complet de Berslingen vers 1200, ils étaient encore en fonction. Deux fermes mentionnées dans les sources aux 13e-15e siècles, qui doivent se trouver en dehors de la zone fouillée, parlentelles en faveur d’une occupation continue de l’endroit? Peut-être que, après une brève interruption de l’habitat, elles ont été érigées non loin de l’ancien village, dont le périmètre était alors irrigué et utilisé comme pâturage. On trouvait au pied et sur les hauts-plateaux du Längenberg et du Buechberg des sols secs propres à la culture des céréales bien que pauvres en humus. Les terres situées à Berslingen et aux alentours ont fréquemment changé de mains: au Bas Moyen ge, les couvents, propriétaires terriens, les louaient contre intérêts à des bourgeois de Schaffhouse. A son apogée, au tournant du millénaire, Berslingen devait compter entre 50 et 60 habitants. Au début et à la fin de l’occupation, leur nombre oscillait peut-être entre 6 et 10. Nous ne connais-


sons pas de tombes du Haut Moyen Âge, mais le cimetière rattaché au village a livré près de 260 sépultures: leur étude révèle que, avec une mortalité infantile de 40%, l’espérance de vie atteignait 42 ans pour les femmes (taille moyenne: 1,61 m) et 50 ans pour les hommes (taille moyenne: 1,70 m). Les villageois souffraient fréquemment de parodontose, d’arthrose, de périostite, d’inflammations de la moelle, parfois aussi de rachitisme, de tumeurs, de fractures, ainsi que de traumatismes osseux dus à des morsures et à des coups. A Berslingen, parmi les animaux domestiques, les principaux fournisseurs de viande sont le boeuf et le porc. Au cours du temps, la proportion de boeuf, animal multifonctionnel utilisé d’ailleurs principalement comme bête de trait, augmente au détriment du porc. Ce phénomène relève davantage d’une expansion de l’agriculture suite à une augmentation de la population que d’une modification du régime alimentaire. Bien entendu, les vaches, tout comme les chèvres et les brebis, également attestées, produisaient également du lait. Les moutons étaient cependant élevés principalement pour leur laine. A Berslingen, les indices du travail de la laine sont nombreux; le lin et le chanvre entraient à coup sûr également dans la confection de textiles. Les chevaux étaient également utilisés comme animaux de trait ou de monte ainsi que, plus tardivement, les ânes. Les basses-cours de Berslingen grouillaient de chiens, de poules, d’oies et de canards; le matériel ostéologique découvert recelait également du renard, du blaireau, du lièvre et de la hulotte, reflétant la biodiversité des alentours. Au Moyen Âge, la chasse était le privilège des nobles. Les restes de cerf et de chevreuil déposés au 8e ou au début du 9e siècle dans une cabane en fosse témoignent de la présence de cette classe sociale à Berslingen. A moins que nous n’ayons découvert ici, quoiqu’un peu tard, le forfait de quelque paysan braconnier! La présence de céramique d’importation datée des 8e/9e siècles, provenant de centres de production situés au nord de Strasbourg et dans la région de Rottweil, indique l’implantation d’une population à la structure sociale différenciée. La découverte d’éperons de cavalier contemporains de la céramique corrobore cette observation. Parmi la classe noble, les sources ne mentionnent que Berchtold von Berslingen en 1094. La dimension particulièrement imposante d’une parcelle (180 m2) est le seul indice dont nous disposions en faveur de l’existence éventuelle d’une maison seigneuriale à Berslingen à cette époque. Des pots à cuire en pierre ollaire ont été importés à Berslingen dès les premiers temps; généralement, on avait cependant recours à des récipients de cuisson aux parois épaisses, façonnés vrai-

semblablement avec l’argile locale. Au cours de la première moitié du 9e siècle, cette céramique grossière cède le pas à une vaisselle plus légère aux parois très fines. Les importations se tarissent avec l’apparition des techniques de réparation de la céramique. Est-ce l’expansion du pouvoir carolingien qui conduit à cette raréfaction des biens d’usage courant? Les nouvelles structures administratives contrôlent sans doute la production et le commerce, et leurs représentants locaux doivent être cherchés parmi les propriétaires des couvents, institutions alors particulièrement favorisées. Dans ce contexte, on relèvera la présence de signes cruciformes sur le fond des récipients du 11e et du 12e siècle. Des scories de forge attestent un travail local du fer, lié sans doute à une production d’outils de complexité moindre (couteaux, poinçons, ciseaux ou clous). L’os et le bois de cervidé étaient utilisés comme matière première pour la fabrication de divers objets comme les peignes, les aiguilles, les fusaïoles, ainsi que les planchettes de tissage pour la confection de rubans. Pour le matériel lithique, on dénombre une pierre à aiguiser utilisée en sidérurgie pour les finitions, ainsi que plusieurs meules à céréales manuelles. L’usage domestique de ces dernières permettait de contourner la contrainte foncière de meunerie et les dépenses qui en découlaient. C’est pourquoi les seigneurs les combattaient. Les meules manuelles assuraient l’approvisionnement en cas de gel, de sécheresse, de guerre, ou lorsque les moulins hydrauliques ne fonctionnaient pas. Les sources écrites mentionnent la présence d’un moulin à Merishausen en 1377. Comme on a déjà pu le constater pour l’église, Merishausen jouait le rôle de chef-lieu. Aucune étude architecturale n’ayant été effectuée dans les villages, nous ignorons encore pratiquement tout du développement précoce de l’habitat rural. Les zones urbaines sont par contre bien connues, particulièrement pour le Moyen Âge et le début de l’époque moderne, ceci grâce à des investigations archéologiques récentes menées de manière intensive dans le centre historique de Schaffhouse. Des éléments architecturaux se rapportant aux bâtiments fouillés à Berslingen sontils dissimulés dans des fermes encore existantes? Une étude de ce type apporterait des éléments d’un grand intérêt pour l’histoire de leur évolution. A travers l’étude de la sidérurgie sur le cours de la Durach, révélée ou redécouverte par l’archéologie, on saisit pleinement la portée des bouleversements qui, à toute époque, peuvent survenir dans la vie des hommes ou d’une région, provoqués généralement par l’évolution technique et économique à laquelle ils sont subordonnés, que ce soit au Moyen Âge ou, comme dans le Mühlental, au 19e et au 20e siècle. 275


Summary Previous archaeological studies of the Durach valley, which is situated in the northern part of the town of Schaffhausen, have made it one of the better researched areas in the whole canton of Schaffhausen. The Randen valley with its ample supply of water provided upper paleolithic and mesolithic hunters, i.e. from as early as 15000 to 6000 years BC, with excellent hunting grounds. Caves and rock shelters offered convenient resting places and the presence of flint in the area would certainly have been a further attraction of this location. Settlers in neolithic times quarried flint and sold the raw material and possibly also tools and other finished articles into the area around Hegau and Lake Constance. The grave sites of 31 settlers from around 4000 BC were found at the foot of the Schweizersbild rock shelter, which was probably considered a spiritual place and thus chosen as the final resting place of the deceased. Clear traces of the ancestors of the Celts first come to light in the late bronze-age in the form of a settlement on the Hohlbach river in Merishausen. It is only during the La Tene period (450 –50 BC) that the number of sites in the valley increases. The sites of two houses in the surroundings of Merishausen, around Barmen, have been excavated and the remains of a settlement and a poorly preserved grave were found in the village itself. Material dating from the same period has also been excavated in what was later the mediaeval village of Berslingen. Most notable amongst the finds was the grave of a warrior from the early La Tene period who was buried with an iron sword. As yet it is unclear whether the increase in settlement activity was primarily connected with its position on the road which led through the only valley crossing the Randen range of hills in a north-south direction, or whether it was linked to the smelting of locally available iron-ore. Similarly, it is unclear what spawned developments during the Roman period of which only few remains have thus far been found. The pattern of settlement becomes clearer, however, during the early Middle Ages. Excavations at the northern end of the valley – in the neighbouring fields of Wootel and Hofwiesen which straddle the Durach river near Bargen – indicate settlement activity and the smelting of dogger-ore in the 4th/5th to 7th centuries. The smelting took place in furnaces into which the ore and charcoal were filled in layers. The resulting sponge iron was then finished on a hearth to remove impurities. Remains of these processes have been found in blocks and are on display at the Allerheiligen Museum in Schaffhausen. In fact another smelting operation was located in the courtyard of the 276

former monastery, where the river Durach used to enter the Rhein. In the case of this operation, however, pea-ore was processed. This was to be found close by on the southern side of the Herrenacker hill. Thus it appears that the occurrence of iron-ore was the main reason for the increase in settlement in the Durach valley in the early Middle Ages. Further hamlets and individual farms can be identified from a period of expansion of settlement activity in the late 6th and 7th centuries, if not before. The evidence is primarily drawn from grave-sites. Settlements included Merishausen and Berslingen, both first-mentioned in documentary evidence dating from 842, SchaffhausenHerblingen, Lohn on the Reiat plateau, which was only mentioned in documentary evidence in the 12th/13th centuries and finally a farmstead in the old part of the town of Schaffhausen. Traces of iron smelting and processing have been found in all of these locations, and whilst in some cases they date from a later period, not all sites have been thoroughly researched yet. Differences in the depth of research carried out and in the particular interests of the researchers involved at the time have led to variations in the amount of information available about the pattern of settlement in the individual villages of the Durach valley. In Bargen research was undertaken with a particular focus on smelting, and this produced further evidence of such activity in area around Hofwiesen in the 8th –10th centuries. A slag-heap under the former village square also dates from this period. The Hofwiesen area also reveals evidence of settlement in the form of sunken-floor huts, or «pit-dwellings» (Grubenhäuser), and a timberframed building which are from the period from the 11th up to the 15th/16th centuries. A third furnace, in Hertiwiesen close to the Swiss border post, was only operated from the 14th century onwards. In addition there is – undated – evidence of charcoal production which supplied the source of heat for the smelting process. It is likely that this was responsible for the destruction of the primeval forests on the Randen plateau. These forests had been formed during the period following the ice-age. Taken together, the evidence indicates an unbroken tradition of smelting in Bargen from the Merowinger period lasting into the late Middle Ages, from the 5th to the 14th century. Throughout this time the ore processed here was dogger-ore which was smelted in simple furnaces – the «bloomery» process. It was only the arrival of blast furnaces which signalled the end of iron production in the Durach valley. Whilst grave sites from the early Middle Ages have not yet been discovered in Bargen, there have been several finds at various locations in Me-


rishausen. These point to a dispersed collection of settlements in the area which is now the village. They date from the late 6th century and reveal as many as 700 different farms were established, each with its own burial site. Three locations in the village revealed structures from the Middle Ages and late Middle-Ages which were built along the lines of the early individual farms. Close to the school house, a single storey timberframed building, with hearth and weaving loom, was erected in the course of the 10th century, as was a sunken-floored hut, a «pit-dwelling». This farmstead was destroyed by fire towards the end of the first millennium. In the early 11th century a new «pit-dwelling» was constructed and a pottery kiln installed. These buildings only just survived into the second half of the century, however. Next to House no. 63 there is also evidence of a second farmstead from the late 10th century, built over a sunken «pit-dwelling». Further buildings, which cannot be fully classified, were constructed in the early 13th and in the 15th centuries. Various sites have provided indications of smelting activity based on local dogger-ore. Thus far, however, research into these sites has been of a rudimentary nature only. Only the slag in the area of the farm close to the school house has been dated. A slag heap at House no. 10 can be traced to the 12th century. Among the areas examined, only Berslingen has not withstood the march of time. Around 1600, the chronicler Rüeger recorded the remains of walls of a ruined chapel and finds of slag resulting from iron smelting. Subsequently the settlement disappeared into obscurity until it was rediscovered during work to construct a motorway and excavated from 1968 to 1971 and in 1984 over an area of 10000 m2. The unique circumstances of the time permitted the excavation of a wide area of this settlement, including church and burialground, and expanded our knowledge of the more than 600 year history of this long-abandoned village further than will ever be possible for any of the villages which are still in existence today. The settlement of Berslingen starts in the late 6th century, as in Merishausen, as a result of Frankish-Alamannic expansionism. The first farmstead consisted of a large single-storey farm building incorporating accommodation and stables, and two «pit-dwellings». In total, approximately 35 such farm buildings were identified in the area excavated. These buildings were constructed of timber posts and had several doors, in some cases secured by lock and key, and were frequently surrounded by a fence. They had walls which displayed either high-quality carpentry skills or a simple wattle and daub technique, whilst their gable roofs were covered in wooden tiles or were

thatched. In addition 38 small, shallow «pit-dwellings» were identified. These outbuildings were used, amongst other things, for the production and processing of textiles or as storehouses for produce. Archaeologists have found these particularly interesting due to the rich quantity and quality of finds which have been discovered amongst their contents. Following that first pioneering farmstead three or four further farms were established along the road in the course of the 8th century, each covering 0.1 to 0.2 hectares. The only stone building erected during this first period of expansion was the church. This was a simple rectangular building. Viewed from outside, the plain shape would not have indicated the position of the altar. In fact, it is noticeable that the floor plan shows distinct similarity to that of the early farm buildings which served as accommodation and stable blocks. In the course of time, a cemetery – the final resting place of the folk of Berslingen – was added around the church. However, whilst this evidences the right to burial in the churchyard, the church probably never had a resident priest in its own right and was probably not used for baptism, but was rather an off-shoot of the St. Martin’s church in Merishausen. It is unclear whether the size of the settlement remained stable or shrank in the 9th and 10th centuries, a period marked in the German empire by famine, epidemics, and raiding by the Hungarians. What is known is that Berslingen reached its high-point with seven or eight settlements around the end of the first millennium. As early as the second half of the 11th century, large parts of the village were abandoned, possibly in connection with the changes in land ownership in Schaffhausen, which led to the foundation of the monastery there and the formal establishment of the town. Settlement activity in Berslingen continued to decline and in the second half of the 12th century was finally concentrated around two smelting operations which used simple bloomery furnaces to process dogger-ore. It is unclear whether the church and graveyard were abandoned before the final demise of Berslingen in around 1200 or whether they survived until the end. Similarly it is unclear whether two farms for which there is documentary evidence from the 13th – 15th centuries, and which were outside the site excavated, are signs of some on-going settlement in the area. It is possible that these were established after the original period of settlement had come to an end and were built next to the former village which had come to be used as a water-meadow. The land at the foot of the slopes and on the plateau of Längenberg and Buechberg was, by contrast, dry though of poor quality soil for crop growing. The land in and around Berslingen belonged at various times to different monasteries 277


in the Middle Ages. The monasteries rented the land to townspeople from Schaffhausen. At the start and end of the village’s life, the population of Berslingen was six to ten persons. At its height, around the millennium, the population may have reached between fifty and seventy inhabitants. Although the graves from the early Middle Ages are missing, certain conclusions can be drawn from the 260 graves in the village cemetery which have been examined. Child mortality was about 40%. Life expectancy for women, whose average height was 1.61 m, was 42. Men were on average 1.70 m tall, and had a life expectancy of 50 years. Both men and women suffered from gum disease, arthritis and other diseases of the bones, bone-marrow, and joints, and in certain cases from rickets, tumours, broken bones, as well as bites and wounds inflicted by weapons. The material excavated in Berslingen indicates cattle and pigs were the main source of meat. Over time, the importance and presence of cattle grew at the expense of pigs, as cattle could be used both for ploughing and pulling carts as well as for food. This development owes less to changing dietary habits than to an expansion of labour-intensive crop growing activity in order to feed the growing population. Clearly, cattle were also useful for their milk, as were goats and sheep which were also kept. Sheep were primarily kept for their wool, however. There are many signs of the processing of wool and flax or hemp to make textiles in Berslingen. Horses were also used for work and for transportation, and mules were present in the latter years. Dogs, chickens, geese and ducks were to be found on the farms in Berslingen, and finds of bones show foxes, badgers, hares and tawny owls were also present in the area. Hunting was a privilege in the Middle Ages and restricted to the upper class, which was also represented in Berslingen, as is evidenced by the bones of red and roe deer found in a «pit-dwelling» of the 8th or early 9th century – unless of course the archaeologists have unearthed the home of a local poacher! Other signs of different strata of society being present in the population of Berslingen include ceramic items, dating from the 8th/9th centuries, imported from pottery centres to the north of Strasbourg and the area around Rottweil. The only inhabitant of the village to be identified by name as belonging to the upper class, however, was Berchtold von Berslingen who was mentioned in records in 1094. One site identified may have been a patrician dwelling. The evidence for this is the size of the floor plan which covers 180 m2. Lard-stone cooking vessels were imported from the Alps from the start of settlement, though, in 278

the main, thick-walled pots baked from local clay were used. In the course of the first half of the 9th century, these heavy pots were replaced by items which were much lighter because of their very thin walls. Repairing pottery became a craft in the village and the influx of imported goods dried up. This development may also reflect a shortage of consumer goods as a result of tighter control of both production and trade imposed by the new Carolingian authority and administration whose regional representatives were very probably also to be found in the – land-owning and therefore powerful – local monastery. A noteworthy sign of this influence is that a crucifix is stamped into the bottom of pots dating from the 11th/12th centuries. Cinders from a blacksmith’s forge have been discovered. This activity was probably a source of simple tools such as knives, chisels, small pointed tools for making holes, such as awls, and also nails. Animal bone and antlers served as the raw material for various implements such as combs, needles, parts of spindles, and weaving apparatus for producing cloth. Stone artefacts were used both for sharpening iron objects and for various types of hand-operated mill for grinding flour. Such hand-operated grinders enabled people to avoid paying the tax imposed in the mills officially prescribed for use and regulated by the major land-owners. Suppressed as far as possible by the major land-owners, these hand-operated grinders ensured a supply of flour in emergencies such as frost, drought, wars, or at other times when the water-powered mills were not in operation. A mill is mentioned in Merishausen in 1377. As with the presence of the church referred to earlier, this is an indication that Merishausen was a settlement of some standing. We know practically nothing about the early origins of our farm-houses due to a lack of research on the existing buildings in villages today. By contrast, however, our understanding of the development of town houses in the Middle Ages and modern times has developed rapidly in recent times following intensive archaeological work in the centre of Schaffhausen. It would be interesting to learn whether existing farm buildings contain elements either linked to buildings in Berslingen or resulting from their designs. Archaeologists’ re-discovery of both iron production throughout the Durach valley in the Middle Ages and the iron processing industry in Mühlental in the 19th/20th centuries, which has almost disappeared into oblivion once more, illustrates very strikingly the fundamental changes which unfolded, mostly as a result of significant technical and commercial developments, throughout the lifetime of individuals and in the life of an entire region.


Anhang

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Bächtold/Bühl u. a. 1990. Zu Abbau und Verarbeitung von Eisenerz siehe unten, S. 241ff. Guyan 1968c. Höneisen 1996. Rosenberghalde: Karsten 1874. Längenberghöhle: G. Wanner 1900, 15; H. G. Bandi, Die Schweiz zur Rentierzeit, Frauenfeld 1947, 197–198. Das Fundmaterial aus der Längenberghöhle ist verschollen, wie bereits Bandi anmerkte. Eine Neubearbeitung der Knochenreste wurde durch E. Langenegger, Anthropologisches Institut der Universität Zürich, vorgenommen. Eine Publikation ist in Vorbereitung. V. Mandach 1874. Eine zusammenfassende Bearbeitung der neolithischen Landsiedlungen im Kanton Schaffhausen ist in Vorbereitung. Höneisen/Peyer 1994, 146–147. Von gleicher Stelle liegen aus einer unteren Schicht auch einige bronzezeitliche oder ältereisenzeitliche Keramikscherben vor: Höneisen 1989, 100–102 und Taf. 1.11–12. Höneisen/Peyer 1994, 146 und Taf. 30. Dachsenbühl: V. Mandach 1874, hinzu kommen frühbronzezeitliche Funde vom Abri Thayngen-Untere Bsetzi. Alle Höhlen sind bereits früh untersucht worden. Die Befunde waren grösstenteils gestört oder sind anlässlich der Untersuchungen noch kaum beachtet worden. Die Gräber können nurmehr mittels 14C-Proben datiert werden. Vergleichsfunde datieren das Stück in die Stufe Hallstatt D 1. Höneisen 1989. Zu den beiden Funden steht im Inventarbuch: Gefunden «im Grab 30, ca. 1 m unter der Oberfläche, knapp über dem Skelett». Ein entfernt vergleichbares Gefäss liegt aus Grab 1 von Nenzingen (Landkreis Konstanz) vor: J. Aufdermauer, Drei hallstattzeitliche Gräber von Nenzingen, Landkreis Konstanz. Archäologische Nachrichten aus Baden, 28, 1982, 17, Abb. 5.1. Der Henkel ist hier vom umlaufenden Verzierungsband her abwärts gerichtet. Ruckstuhl 1989, 88. Vergleichbares grobkeramisches Material kennen wir aus der Region vor allem von der Höhensiedlung Neunkirch-Hemming. Demgegenüber zeichnet sich das Material aus den Siedlungen von Neunkirch-Tobeläcker und Siblingen-Rankäcker durch einen besonders hohen Anteil an flachen Keramikformen aus. Guyan 1972; Höneisen 1989, 106f. Gefunden am 8. 10. 1970. Es ist wie die Grabgrube selbst von mittelalterlichen Pfostengruben durchschlagen. Die anthropologische Bearbeitung verdanken wir E. Langenegger, Anthropologisches Institut der Universität Zürich (Bericht vom 12. 5. 1997). Der Grund für diese Störung ist aus der Dokumentation nicht ersichtlich. Guyan wollte diese auf «Plünderer» zurückführen. Denkbar ist aber auch eine Störung im Rahmen der mittelalterlichen Besiedlungstätigkeit, obwohl die meisten Eingriffe jener Zeit nicht so tief wirkten. Nicht auszuschliessen ist auch eine Störung während der Ausgrabung selber. An Knochen sind überliefert: Schlüsselbein rechts und links, Schulterblatt rechts und Fragmente von links, beide Oberarme, beide Unterarme, Rippen-, Brust- und Lendenwirbel, beide Beckenschaufeln, Unterextremitäten vollständig. Die Bestimmung verdanke ich Werner H. Schoch. Die Anordnung der Zellen zeigt, dass der Lanzenschaft aus Stammholz mit breiten Jahrringen gearbeitet wurde und dadurch eine optimale Festigkeit aufwies (Bericht von W. H. Schoch, vom 21. 1. 2000). Guyan 1972. Guyan 1972.

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Bearbeitung durch A. Rast (Bericht vom Januar 1999). Der Wagen und das Rasiermesser des Fürsten von Hochdorf waren in Gewebe eingehüllt: J. Banck, in: J. Biel (Hrsg.), Experiment Hochdorf, Stuttgart 1996, 49. Ein weiteres Beispiel ist die Kanne aus dem Grabhügel vom Glauberg, die in Gewebe verpackt war: A. Bartel, in: O. H. Frei/F. R. Hermann, Ein frühkeltischer Fürstengrabhügel am Glauberg im Wetteraukreis, Hessen. Germania 75, 1997, 522–541. A. Rast-Eicher, Sion Sous-le-Scex, Die Textilien (im Druck). Die Eisenfibel wurde erstmals von T. Weidmann erkannt. Ihm verdanke ich zahlreiche Detailbeobachtungen, wie auch den Katalog der Funde (T. Weidmann, Ungedr. Lizentiatsarbeit, Universität Zürich). Bei der vollständigen Fibel sind die Textilfragmente nur auf der einen Seite sichtbar (dreimal 0,8x0,5 cm). Da auf dem Fragment viel Konservierungsmittel angebracht worden ist, wurde auf eine Faserprobe verzichtet. Ob die Fibel dieses Gewebe verschlossen hat, kann nicht mehr bestimmt werden. Das Textil auf dem Bügelfragment (0,8 x 0,3 cm) ist stark korrodiert und nur als faserige Schicht erkennbar. Bestimmung K. A. Hünermann, Paläontologisches Institut der Universität Zürich (Bericht vom 16. 11. 1971). Auf die Knochen aufmerksam machte E. Langenegger. Die Bestimmung verdanken wir A. Rehazek. Aus mittelalterlichem Kontext sind anatomisch zusammenhängende Knochenteile kaum belegt. S. Martin-Kilcher, Zur Tracht- und Beigabensitte im keltischen Gräberfeld von Münsingen-Rain (Kt. Bern). ZAK 30, 1973, 26–39. F. R. Hodson, The La Tène Cemetery at Münsingen-Rain. Acta Bernensia V, Bern 1968. S. Martin-Kilcher, Das keltische Gräberfeld von Vevey VD. JbSGUF 64, 1981, 122. Höneisen 1989, 106. Unten, Zubler S. 150. Höneisen 1989, Taf. 12.1–10. Höneisen 1989, Taf. 11.1–7; Höneisen/Peyer 1994, 146–148, Taf. 30. 18–25. Höneisen 1989. Nagy 1996; Schreyer 1994. JbSGUF 68, 1985, 230. JbSGUF 68, 1985, 230–231. JbSGUF 80, 1997, 235. JbSGUF 68, 1985, 230–231; Höneisen 1989, 105. JbSGUF 68, 1985, 230; Höneisen 1989, 105. JbSGUF 65, 1982, 202. Die Bearbeitung der Funde, im Rahmen der Dissertation «Die römerzeitliche Besiedlung am östlichen Hochrhein» (Diss. Freiburg i. Br. 1999) verdanken wir J. Trumm. Zum Fund vom Randenhorn: G. Wanner 1900, 48. Die Bestimmung der Münze von Schaffhausen-Berslingen verdanke ich Kurt Wyprächtiger. Höneisen/Peyer 1994, 149. Guyan 1941. P. Lehmann, in: Bänteli/Gamper/Lehmann 1999, 159 und Anmerkung 1326, Katalog 275–279. Unpubliziert. W. U. Guyan, Eine Römerstrasse bei Schaffhausen. UR-Schweiz 7, 1943, 64f.; ders., Eine Römerstrasse bei Schaffhausen. Schaffhauser Mappe 12, 1944, 5–8; ders., Eine Römerstrasse bei Schaffhausen. Strasse und Verkehr 10, 1944, 151–155; ders. 1971a, 38–41.

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Zu den im Text genannten Fundstellen vgl. Katalog S. 367ff. G. Wanner 1900, 43, 49.


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G. Wanner 1900, 40, 43. Gräber später in einem Aufsatz von W. U. Guyan 1941 gestreift (Lit. vgl. Katalog S. 367ff). Ortsakten Kantonsarchäologie Schaffhausen. Guyan 1938b. Moosbrugger-Leu 1971, 196ff., 216ff. Renner 1970, 18ff., 146 Nr. 376f., Taf. 18, 376f. Windler 1994, 101f. Inwieweit dies auch für die Gräbergruppe von Schaffhausen-Herblingen gilt, ist nicht klar. Nachuntersuchungen im Bereich der Fundstelle haben jedenfalls keine weiteren Hinweise auf Gräber geliefert. Alte Aktennotiz W. U. Guyan, Ortsakten Kantonsarchäologie Schaffhausen. Bei der direkt anschliessenden Grabung beim Schulhaus 1991/92 fanden sich jedoch keine Hinweise auf weitere Gräber. Dies wird durch die Beobachtung bestätigt, dass der Erdaushub für ein Einfamilienhaus zwischen Widem und Hohlgasse keine Befunde und Funde erbrachte. Grabungsbericht von W. U. Guyan (Dezember 1937), Kantonsarchäologie Schaffhausen. Schaffhauser Intelligenzblatt vom 5. 4. 1894. Tiefer als 1,4 m: Grab 3, 5, 15–16 (Merishausen-Schwabengasse). Guyan 1938b, 82. Z. B. Schleitheim-Hebsack, Elgg (Windler 1994) oder Bülach (Werner 1953). Gräber 1–4, 17/5/16, 12/15. Betrifft die Reihen der Gräber 522/545, 513/546, 525/496, 540/517 (Schleitheim-Hebsack). Gräber 1, 2, 4, 5, 6, 7, 11, 12, 14, 16, 17. Christlein 1966, 19ff. (relative Chronologie), 83ff. (absolute Chronologie); zu Schicht 3: ebd. 28, 31 Abb. 10 (differenziert in Schicht 3a–c); 49ff. Burzler 1993, 198; Martin 1986. Für Schicht 3: Marti 1995, 111ff. Vgl. obige Anm. und Burzler 1993, 199 Anm. 542. v. Freeden 1979, 360ff. Burzler 1993, 209f., Taf. 38,1. Burzler 1993, 210 Abb. 178; v. Freeden 1979, 384f., Abb. 12f. v. Freeden 1979, 399ff. v. Freeden 1979, 410. ASA 1, 1870, 131; G. Wanner 1900, 43. Diese Ansicht hielt sich bis Guyan 1941 und wurde schliesslich korrigiert (JbSGUF 32, 1940/41, 169). v. Freeden 1979, 390. Allgemein zu Hakenohrringen: ebd. 390ff. v. Freeden 1979, 391. v. Freeden 1979, 391 mit Hinweis auf Herten (D) Grab 244: Garscha 1970, 112. G. Wanner 1900, 43. v. Freeden 1979. 391ff. Die Datierung beruht dabei auf der Belegung ausgewählter Reihengräberfelder. Vgl. das Vorkommen der Hakenohrringe in Weingarten und Donaueschingen (D). Weingarten (Roth/Theune 1995): Grab 7, 10, 13, 18, 47, 66, 153, 176, 187, 209C, 293, 354, 358, 388, 412, 487, 542, 551, 553, 575, 576, 577, 602, 621, 648, 670, 727.- Donaueschingen (S. BuchtaHohm, Das alamannische Gräberfeld von Donaueschingen, Stuttgart 1996, 50ff.): Grab 53/2, 53/6, 53/31, 53/30, 53/47, 53/50, 53/55, 53/56a, 53/79, 53/77, 54/95, 54/95, 54/128, 54/139, 37/61. Kirchheim/Ries (D): Kartierung der Ohrringe bei Neuffer-Müller 1983, Taf. 156. Kartierung der Gräber der Schicht 2: ebd. Taf. 161. Kartierung der Gräber der Schicht 3 und 4: ebd. Taf. 162f. Neuffer-Müller 1983, Taf. 164. v. Schnurbein 1987, 60f. A. Stroh, Die Reihengräber der karolingisch-ottonischen Zeit in der Oberpfalz. Materialh. z. Bayer. Vorgesch. 5, Kallmünz 1954. Taf.1,3–5; 5,28.32.36–37.39–40.43; 7,31–32.34–37; 8A, 18–21; 8B, 2–5; 9A, 22–24.26–28; 9B, 6.10.15.17; 9F, 2.4; 14A, 1–19; 15B, 1–6.12–18; 16, 2–7. Der Verfasser spricht die Objekte als «Schläfenohrringe» an, ebd. 7. Windler 1994, 86 (Grab 221). Schleitheim-Hebsack Grab 335, 341, 349, 399, 504. Dabei entspricht Schicht 2 etwa der Schleitheimer Perlenstufe 7/8. Neben den Perlen wird die Datierung durch die Gürtelschnalle mit zungenförmigem Beschläg (Grab 335) gestützt. Schleitheim-Hebsack Grab 318, 337, 346, 497, 536, 801 (Perlenstufe 9); 301, 303, 304, 334, 824 (Perlenstufe 10); 320, 345, 371, 516, 582, 813 (wahrscheinlich Perlenstufe 9/10).

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Schleitheim-Hebsack Grab 303, 371. Beispiele: Schleitheim-Hebsack Grab 318, 337, 345, 346, 497, 536, 582, 824 (Dm. 6–8 cm). Burzler in: Höneisen (in Vorber.). R. Christlein, Das alamannische Gräberfeld von Dirlewang bei Mindelheim. Materialh. z. Bayer. Vorgesch. 25, Kallmünz 1971. 33f. Abb. 13 (Kartierung der grossen Hakenohrringe). Zur Stellung der Drahtohrringe innerhalb des Belegungsganges von Dirlewang (D), Lage überwiegend in der Nähe von Gräbern der Schicht 4: ebd. Taf. 24,2; 26,1. v. Freeden 1979, 397f. Beispiele bei v. Freeden 1979, 399 (Wettolsheim (F), Elsass, Grab 13; Lahr-Burgheim (D) Grab 10, Kirchengrab!). Vgl. zur Interpretation von einzelnen Schmucknadeln Martin 1997, 354f. Möller 1982, 18ff., 26ff. Wie z. B. Kirchheim/Ries (D), Grab 326. Neuffer-Müller 1983, Taf. 60, 10–11. Möller 1982, 14ff. J. Möller, Die Schmucknadeln der Merowingerzeit. Maschinenschriftl. Dissertation, Freiburg i. Br. 1976. 34f., Taf. 44–48. Verbreitung: ebd. Karte 23. Fundliste: ebd. Liste 23. Merishausen Grab 3: ebd. Kat. Nr. 268. Ausgewählte Beispiele für Polyederkopfnadeln: Schleitheim-Hebsack Grab 418.- Hallau Grab 7: Hasenfratz/Bänteli 1986, Taf. 5,5.- Elgg Grab 56: Windler 1994, Taf. 21,56.1- Elgg Grab 65: ebd. Taf. 27,65.3- Heidenheim-Grosskuchen (D), «Kappelberg»: A. Heege, Grabfunde der Merowingerzeit aus Heidenheim-Grosskuchen. Materialh. Vor- u. Frühgesch. Baden-Württemberg 9, Stuttgart 1987, 164 Abb. 64,7.Kirchheim/Ries (D) Grab 206: Neuffer-Müller 1983, Taf. 36,7.Marktoberdorf (D) Grab 59: Christlein 1966, Taf. 15,9.- Schretzheim (D) Grab 53: U. Koch 1977, Taf. 19,17.- Schretzheim (D) Grab 133: ebd. Taf. 33,6.- Schretzheim (D) Grab 251: ebd. Taf. 66,12.- Schretzheim (D) Grab 282: ebd. Taf. 74,12.- Schretzheim (D) Grab 399: ebd. Taf. 105,7.- Nordendorf (D): Franken 1944, Taf. 15,12–18.- Binningen (D) Grab 16: Garscha 1970, Taf. 89,2.- Herten (D) Grab 93: ebd. Taf. 89,3.- Singen (D), Altfund: ebd. Taf. 89,4.- Welschingen (D): ebd. Taf. 89,5–6.- Güttingen (D) Grab 7: Fingerlin 1971, Taf. 7,4.- Weingarten (D) Grab 260: Roth/Theune 1995, Taf. 88,1.- Landau/Pfalz (D) Grab 1: H. Polenz, Katalog der merowingerzeitlichen Funde in der Pfalz. Germ. Denkmäler d. Völkerwanderungszeit Ser. B 12, Stuttgart 1988, Taf 72,1.- Neresheim (D) Grab 2: Knaut 1993, Taf. 1,3.- Neresheim (D) Grab 99: ebd. Taf. 16, E2.- Kösingen (D) Grab 30: ebd. Taf. 43,2–3.Westheim (D) Grab 155: Reiss 1994, Taf. 74,6.- Westheim (D) Grab 177 (mit am Polyederkopf befestigter Hängeöse): ebd. Taf. 89, B3.Gundelfingen (D): Th. Kerstin, AKB 28, 1998, 123 Abb. 4, A3. Aus Siedlungen: Berslingen Taf. 28,20.10.- Mühlhausen-Ehingen (D): Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 317 Abb. 343. Zur Verwendung einzelner Nadeln neben dem Kopf: Möller 1982, 20 Abb. 5. Zu weiteren Vorkommen vgl. vorangegangene Anm. und Veeck 1931, Taf. 45B,1–2.7–11.13–14. Knaut 1993, 77. Windler 1994, 90 (mit Nennung von Vergleichsfunden). Vgl. Moosbrugger-Leu 1971, 196ff. Z. B. Schleitheim-Hebsack Grab 455.- Weingarten (D) Grab 214: Roth/ Theune 1995, Taf. 69,10. Ausnahmen sind z. B. die silbernen Stücke aus Schretzheim (D) Grab 399 und Kösingen (D) Grab 30. Marktoberdorf (D) Grab 59, Güttingen (D) Grab 7. Möller 1982, 32f. Möller 1982, 26; Reiss 1994, 100. Neresheim (D) Grab 2, 99. Z. B. Schretzheim (D) Grab 399, Kösingen (D) Grab 30. Schleitheim-Hebsack Grab 455.- Weingarten (D) Grab 214: Roth/ Theune 1995, Taf. 69,10.- Kaiseraugst Grab 712: Martin 1976b, Taf. 45, B1–2.- Basel-Kleinhüningen: Grab 74: U. Giesler-Müller, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Basel-Kleinhüningen. BBUF Bd. 11 B. Derendingen/Solothurn 1992, Taf. 13,23.- Basel-Kleinhüningen Grab 75: ebd. Taf. 13,1.- Straubing (D) Grab 468: H. Geisler, Das frühbaierische Gräberfeld Straubing-Bajuwarenstrasse I. Internat. Arch. 30, Rahden-Westfalen 1998, Taf. 167,10. Burzler 1993. Windler 1994, 90. Zur absoluten Datierung vgl. Burzler 1993, 198 Tab. 32.

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U. Koch 1977, 68. U. Koch 1977, 37, Abb. 8B. Zur Gürtelchronologie: Vgl. ebd. 22. Christlein 1966, 20. Zur Zeitstellung der verschiedenen Chronologieschemata vgl. die Übersicht bei Knaut 1993, 189 Tab. 27. Knaut 1993, 191f. (Datierung in Anlehnung an die Chronologie Schretzheims nach U. Koch 1977). Christlein 1966, 69, 74. Neuffer-Müller 1982, 69. Schretzheim (D) Grab 53 (= Schretzheim Stufe 5: U. Koch 1977, 68), Westheim (D) Grab 155. U. Koch 1977, 32. U. Koch 1977, 29. Relativ spät ist die Datierung der Westheimer Stücke ins fortgeschrittene 7. Jahrhundert: Reiss 1994, 100. Grab 418 datiert in Schleitheim in Stufe 7/8, die der Zeitschicht 2 nach Christlein entspricht. Allgemein besitzt die Nadel mit Polyederkopf eine Laufzeit von Zeitschicht 2 bis in Zeitschicht 3. Anhand der Schuhgarnitur von Merishausen-Schwabengasse Grab 3 kann jedoch die Datierung näher eingegrenzt werden. Vgl. in diesem Band S. 112f. und 145ff. Christlein 1966, 80. Hasenfratz/Bänteli 1986, Taf. 25. Moosbrugger-Leu 1971, 216ff.; Windler 1994, 101f. Windler 1994, Taf. 8, Grab 20. 3b. 4b. Windler 1994, 102 Anm. 773, 777 (mit Vergleichsfunden). Hasenfratz/Bänteli 1986, Taf. 7,6a–f. Möglicherweise handelt es sich um eine irrtümlicherweise zugeordnete Schuhgarnitur. Beggingen-Löbern Grab 25: Guyan 1958, Taf. 4,25.1–3; Grab 26: ebd. Taf. 4,26.3–5. Kaiseraugst Grab 1056: Martin 1976b, Taf. 63, A10–14.- Weingarten (D) Grab 128: Roth/Theune 1995, Taf. 35, A3a–d. Vgl. die ungleiche dreiteilige Gürtelgarnitur aus dem Saxgrab Beggingen-Löbern Grab 48: Guyan 1958, Taf. 8,48.4–6. Vgl. W. Müller, Die Christianisierung der Alemannen, in: W. Hübener (Hrsg.), Die Alamannen in der Frühzeit. Veröff. Alemann. Inst. 34, Bühl 1974, 169 ff.; U. Koch, Grabräuber als Zeugen frühen Christentums. Arch. Nachrichten Baden 11, 1973, 22 ff.; G.P. Fehring, Missions- und Kirchenwesen aus archäologischer Sicht, in: H. Jankuhn/R. Wenskus (Hrsg.), Geschichtswissenschaft und Archäologie. Vorträge u. Forsch. 22, Sigmaringen 1979, 547 ff., bes. 549ff. Anm. 2f., Anm. 12; Riemer 1997; M. Knaut, Goldblattkreuz und andere Heilszeichen. Gedanken zu einer süddeutsch-italischen Beigabensitte, in: C. Dobiat (Hrsg.), Festschrift O. H. Frey. Marburger Stud. Vor- u. Frühgesch. 16, Marburg 1994, 317 ff. Schleitheim-Hebsack Grab 434.3 (Riemenverteiler, Bronze, eingeritztes Kreuz), Grab 597.4 (Gürtelschnalle mit profiliertem Beschläg, Eisen, tauschiertes Kreuz), Grab 20 (Riemenzunge, Quadratbeschläg, Bronze): Guyan 1965a, Taf. 4,c.e. Bei der christlichen Deutung von figürlichen Darstellungen muss berücksichtigt werden, dass in der frühmittelalterlichen germanischen Kunst das Menschenbild bzw. die Darstellung des Menschen vorher nicht üblich gewesen ist. Vgl. Riemer 1997, 449. Riemer 1997, 451f. Vgl. S. 44ff. Martin 1991, 269f., Abb. 137, Anm. 128. Das folgende Kapitel, die Bestimmung und der Katalog der Perlen stammen von Y. Reich, die bereits die Perlen von Schleitheim analysierte. Publikation vorgesehen in: Höneisen (in Vorber.). Christlein 1966, 19. Y. Reich, Die Perlen, in: Höneisen (in Vorber.). Renner 1970, 56 Karte 25. Renner 1970, 59. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 72, Abb. 5,9–13. Kirchheim/Ries (D) Grab 326: Neuffer-Müller 1983, Taf. 59B–61; Martin 1997, 355.- Güttingen Grab 38: G. Fingerlin, Das Grab einer adeligen Frau aus Güttingen (Kr. Konstanz). Bad. Fundber. Sonderheft 4, Freiburg i. Br. 1964,Abb. 2.- Wahlheim, Rheinhessen: G. Behrens, Fränkische Frauengräber aus Rheinhessen. Mainzer Zeitschr. 35, 1940, 13ff., Abb. 1. Renner 1970, 62f. Renner 1970, 65. Für die Datierung nach Renner ist anzumerken, dass man heute nach der Korrektur der in den 50er und 60er Jahren entwor-

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fenen Chronologie etwas älter datieren würde. Deshalb scheint neben 600 das letzte Drittel des 6. Jahrhunderts vertretbar zu sein. Vgl. Burzler 1993, 206. Teilweise sind noch Gussnähte erkennbar. Fingerlin 1971, Taf. 1,4; 2,6. Renner 1970, 18, 20f. Merishausen Grab 8, 15: ebd. 146, Taf. 18,376f. Renner 1970, Karte 14. Einige Vergleichsbeipiele für Grab 8 aus Südwestdeutschland: Kirchhofen «Bürgele»: Garscha 1970, Taf. 101,3.7. - Mengen «Hohle-Merzengraben» Grab 31 (Nachbestattung): ebd. Taf. 101,8. - Sasbach «Hirschländer» Grab 8: ebd. Taf. 99,4. - Güttingen Grab 8: Fingerlin 1971, Taf. 2,6. Weitere Beispiele: Mengen: Renner 1970, 146, Taf. 18,375. Einige Vergleichsbeispiele für Grab 15: Welschingen (D): Garscha 1970, Taf. 99,5. - Bodman (D) Grab 12: ebd. Taf. 99,7. Weitere Beispiele bei Renner: Eltville (D) Grab 108: Renner 1970, 144, Taf. 17, 365. - Egartenhof bei Ludwigsburg (D): ebd. 144f., Taf.17,366. - Esslingen-Sirnau (D) Grab 76: ebd. 145, Taf. 17,368. - Gammertingen (D) bei Sigmaringen: ebd. 145, Taf. 17, 370. - Ulm-Grimmelfingen (D): ebd. 145f., Taf. 18,372. - Oberlahnstein (D): ebd. 146, Taf. 18,379. - OberOlm (D) bei Mainz, Grab 6: ebd. 146f., Taf. 18,380. - Rheinsheim (D) bei Bruchsal, Grab 235: ebd. 147, Taf. 18,382. - Schretzheim Grab 282: U. Koch 1977, Taf. 74,16. - Schretzheim Grab 610: Renner 1970, 148, Taf. 18,386. - Tuttlingen (D): ebd. 148, Taf. 18,388. Grab 33: Renner 1970, 143f., Taf. 17,360. Christlein bestimmt die Spatha als Merkmal seiner Qualitätsgruppe B, den Sax hingegen als Kennzeichen der Qualitätsgrppe A (Christlein 1973, 147; 157, Abb. 11). Ein Hinweis auf die höhere Wertigkeit der Spatha wird ferner dadurch gegeben, da nur diese mit Goldgriff oder Ringknauf versehen wird. Windler 1994, 34, Abb. 51b; 36, Abb. 51d. J. Leicht in: Höneisen (in Vorber.), in Anlehnung an: J. Wernard, «Hic scramasaxi loquuntur». Typologisch-chronologische Studie zum einschneidigen Schwert der Merowingerzeit in Süddeutschland. Germania 76, 1998, 747–787. Burzler 1993, 201f.; Neuffer-Müller 1983, 28; Windler 1994, 38. Beide Saxe von Merishausen-Schwabengasse gelten heute als verschollen. Vgl. Windler 1994, 35, Abb. 51c (kürzere Griffangeln). Vgl. Windler 1994, 34, Abb. 51b; 36, Abb. 51d; U. Koch 1977, 107. Neuffer-Müller 1983, 28 f; U. Koch 1982, 36. Der Sax von Merishausen-Widem Grab 1 zeigt Merkmale, die noch an den traditionellen Aufbau der schweren Breitsaxe erinnern. Neuffer-Müller 1983, 28f. Einige Beispiele für Langsaxe aus Kirchheim/Ries (D): Grab 3: Neuffer-Müller 1983, Taf. 1, C9; Grab 39: ebd. Taf. 5, C1; Grab 42: ebd. Taf. 6,4; Grab 54: ebd. Taf. 9, B19; Grab 86: ebd. Taf. 13, B4; Grab 282: ebd. Taf. 50, C8; Grab 300: ebd. Taf. 52, C9; Grab 308: ebd. Taf. 55, B9; Grab 324: ebd. Taf. 58, B12. Vgl. Windler 1994, 38. Elgg Grab 108.1a: Windler 1994, Taf. 39.108.1a; Grab 81.1a: ebd. Taf. 33. 81.1a; Grab 119.1a: ebd. Taf. 44.1a. Christlein 1966, 29, Abb. 9, Taf. 55,D17. Christlein 1966, Taf. 55,D16. Neuffer 1972, 39. Windler 1994, 40; Neuffer 1972, Taf. 55. Elgg Grab 244: Windler 1994, 40, Abb. 56, Taf. 67,1b; 101. - Donzdorf (D) Grab 75: Neuffer 1972, Taf. 20,3; 37; 44f. - Donzdorf Grab 48: ebd. Taf. 12,4; 36. - Donzdorf Grab 65: ebd. Taf. 16,2; 36. - Tuggen Grab 2: JbSGUF 49, 1962, 94–96, Abb. 55f. Taf. 15,114–117; 19,2; 20, 200, 202, 207–210. Zum Querschnitt vgl. das Aussehen eines Scheidenmundbleches von Herten (D) Grab 227: Garscha 1970, Taf. 62,31. Ein weiteres Beispiel ist in Marktoberdorf (D) Grab 97 belegt: Christlein 1966, Taf. 25,3. Vgl. Marti 1995, 94; Christlein 1966, 27, 30. Windler 1994, 40 Anm. 169. Marti 1995, 92f., Abb. 10 (mit Vergleichsbeispielen, ebd. Anm. 26). Neuffer 1972, 39, Taf. 68,6. Ob die Nietstifte mitgegossen sind, lässt sich schwer beurteilen. U. Koch 1990, 179. Beispiele Schicht 3: Elgg Grab 81: Windler 1994, Taf. 33,81.1b.Bülach Grab 59: Werner 1953, Taf. 19,5a–c.- Bülach Grab 90: ebd. Taf. 20,2a–e.- Bülach Grab 86: ebd. Taf. 20,6a–e.- Donzdorf (D) Grab 65:


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Neuffer 1972, Taf. 16,2.- Donzdorf Grab 75: ebd. Taf. 20,3.- Klepsau (D) Grab 32: U. Koch 1990, Taf. 26,2–5.- Güttingen (D) Grab 60: Fingerlin 1971, Taf. 33,6.- Herten (D) Grab 152: Garscha 1970, Taf. 25,5a–b.- Giengen a. d. Brenz (D) Grab 36: Paulsen/Schach-Dörges 1978, Taf. 25,2–6.- Marktoberdorf (D) Grab 196: Christlein 1966, Taf. 50, B25–29.- Marktoberdorf Grab 40: ebd. Taf. 12,A2–3.- Marktoberdorf Grab 36: ebd. Taf. 11, A4–5.- Dirlewang (D) Grab 38: Christlein 1971, Taf. 12,3–8.- Weingarten (D) Grab 61: Roth/Theune 1995, Taf.16, A1a (Schicht 3a).- Weingarten Grab 590: ebd. Taf. 216,2a–b.Weingarten Grab 145: ebd. Taf. 39, A2a.- Weingarten Grab 384: ebd. Taf. 141,2b.- Beispiele Schicht 4: St. Jakob bei Polling (D) Grab 2: F. Stein 1967, Taf. 19,1–8; 82,6–11. Klepsau Grab 32, Marktoberdorf Grab 196 u. 36, Giengen a. d. Brenz Grab 36, Weingarten Grab 384. Für eine fortgeschrittene Zeitstellung in Zeitschicht 3 auch: Christlein 1966, 30. Ältere Beispiele aus Zeitschicht 2: ev. Weingarten (D) Grab 292: Roth/Theune 1995, Taf. 103, C1a.- Niederstotzingen (D) Grab 9 (Schmalsax mit Silbernieten): W. Menghin, Das Schwert im frühen Mittelalter, Stuttgart 1983, 253f. Wallerstädten (D) Grab 4: Mainzer Zeitschr. 27, 1932, 59ff., bes. 63ff., Abb. 4ff., Taf. 10, A–C. Marktoberdorf (D) Grab 36 (ursprünglicher Wirbel aus drei Tieren, Schicht 3c). - Marktoberdorf Grab 40. Vgl. Christlein 1966, 30. Zur Gürtelgarnitur vgl. in diesem Band S. 43f. Zeitgleiche und etwas ältere Gräber mit tierornamentierten Saxscheidennieten sind z. B. in Bülach belegt (Grab 59, 86, 90): Werner 1953. Paulsen/Schach-Dörges 1978, Taf. 6,6.10. In verwaschener Form oder als Vierbandflechtdekor kehrt das Ziermotiv mit zentralem Wirbel bei anderen ostalamannischen Fundplätzen wieder: Marktoberdorf Grab 196, Christlein 1966; Weingarten Grab 590. Entfernt vergleichbar sind die Zierniete von Schleitheim-Hebsack Grab 597. 2–3. Paulsen/Schach-Dörges 1978, Taf. 6,8. Neuffer 1972, 40. Donzdorf (D) Grab 5: Neuffer 1972, Taf. 1, E2–4. - Donzdorf Grab 80: ebd. Taf. 26, 10–12. - Bülach Grab 87: Werner 1953, Taf. 22, 1d–e. Güttingen (D) Grab 82: Fingerlin 1971, Taf. 41, 8–10. - Güttingen Grab 55: ebd. Taf. 30, 1–4. - Güttingen Grab 60: ebd. Taf. 32, 7–9. Schleitheim-Hebsack Grab 543, 545, 605. Werner 1953, 47 Abb. 6,7; 48; 98 (Bülach Grab 87). In Schretzheim (D) treten Ösenbeschläge in Kombination mit dreiteiligen Gürteln auf (U. Koch 1977, 129). Werner 1953, 46f. Abb. 6. Infolge des schlechteren Erhaltungszustandes lässt sich bei dem letzteren eine Oberflächenpolitur nicht sicher bestimmen. Vgl. S. 46. Vgl. S. 41. Moosbrugger-Leu 1971, 87ff. Irrtümlich nahm der Verfasser an, dass die Lanzenspitze nicht durch Beifunde datiert sei. F. Stein 1967, 16ff., 23ff., 54ff. Zu Pfeilspitzen: Windler 1994, 46ff. Beide Garnituren sind heute verschollen. Christlein 1966, 20. Z. B. Bülach, Kaiseraugst und Marktoberdorf. Weitere Beispiele: Bargen (D) Grab 1, 4, 46 (U. Koch 1982). - Fridingen (D) Grab 171, 223, 244 (v. Schnurbein 1987). - Elgg Grab 11, 72, 108, 109, 193 (Windler 1994). - Merdingen (D) Grab 147 (Fingerlin 1971). Z. B. Schleitheim-Hebsack Grab 412, 428, 505. Martin 1991, 100. Schleitheim-Hebsack Grab 325, 378. Wie Grab 13 enthält Schleitheim-Hebsack Grab 325 Ösenbeschläge zur Saxaufhängung (Grab 325.7–9). Z. B. Güttingen (D) Grab 68 (fragmentarisch): Fingerlin 1971, Taf. 34, 68.10; vgl. Güttingen Grab 82: ebd. Taf. 41, 82.12. - Güttingen, Einzelfund, Gürtelschnalle mit länglich zungenförmigem Beschläg (zweizeiliges liniengefülltes Flechtband): ebd. Taf. 51, 5. - Kaiseraugst Grab 462 (zweizeiliges punktbandgefülltes Flechtband mit zwei Tierkopfenden): Martin 1976, Taf. 31,A2–3. - Marktoberdorf (D) Grab 39 (zweizeiliges punktbandgefülltes Flechtband): Christlein 1966, Taf. 11, B8–10; 76, 4–6. - Messtetten (D) (plattiertes zweizeiliges liniengefülltes Flechtband?): Veeck 1931, Taf. 57, A2b. - Weingarten (D) Grab 528 (zweizeiliges punktbandgefülltes Flechtband?): Roth/Theune 1995, Taf. 194, C4. Der teilweise vorkommende, in Strichtauschierung gehaltene Hintergrund ist allgemein etwas älter als Grab 13 anzusetzen.

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Z. B. Weingarten (D) Grab 314: Roth/Theune 1995, Taf.118,C3c.- Bambergen bei Ueberlingen (D), Einzelfund: Garscha 1970, Taf. 74, 8.- Elgg Grab 51: Windler 1994, Taf. 21, 51.3.- Fridingen (D) Grab 76: v. Schnurbein 1987, Taf. 18, A4. Z. B. Kaiseraugst Grab 462: Martin 1976b, Taf. 31, A2. Der Bearbeiter hat hierfür die vergleichbare Gürtelform C8 herausgestellt: Martin 1991, 93, Abb. 52.1–2; 105ff. Martin 1991, 261f., 270f. Unter westlich bzw. östlich werden dabei grob die Gebiete westlich bzw. östlich des Rheines verstanden. Vgl. Martin 1986, 99f. Martin 1991, 270ff., Abb. 138; ders. 1986, 106. Vgl. Martin 1986, 107. In Kaiseraugst mit der Gürtelform C5 vergleichbar. Martin 1991, 92, Abb. 51, 5–10; 98ff. Christlein 1966, 20; Martin 1986, 106. Zum jüngeren Abschnitt: Martin 1991, 270. Christlein 1966, Taf. 123, 1. Einige Beispiele für engzellig tauschierte Gürtel mit rundem Beschläg: Marktoberdorf (D) Grab 147: Christlein 1966, Taf. 38, A5–6.- Kaiseraugst Grab 11 II: Martin 1976b, Taf. 1, G1–2.- Kirchheim/Ries (D) Grab 414: Neuffer-Müller 1983, Taf. 86, 6.8.- Weingarten (D) Grab 377: Roth/Theune 1995, Taf. 138, A3.- Weingarten Grab 323: ebd. Taf. 120, 5.- Schleitheim-Hebsack Grab 428. 2–4: Höneisen (in Vorber.). Zur engzelligen Tauschierung: Martin 1991, 100 Anm. 172. Martin 1991, 269. Martin 1986, 106 Abb. 21; ders. 1991, 269f., Abb. 137 und Anm. 128 (mit Lit.). Im Einzelnen handelt es sich um Gürtelteile aus Szentendre (U) Grab 30 (historischer terminus ante quem 568, Wanderung der Langobarden), Nocera Umbra (I) Grab 27 (historischer terminus post quem 571,Ankunft der Langobarden in Italien), Morken «Fürstengrab» (Obolus, kaum abgenutzter Solidus von Tiberius II Constantinus 578–582, terminus post quem 578) und Hüfingen (D) Reitergrab (dendrodatiert auf 606). Vergleichsbeispiele für bandförmigen Schnallendorn: SchleitheimHebsack Grab 485.1, 740.3. Vergleichsbeispiele für schildförmigen Dorn: Schleitheim-Hebsack Grab 423.1, 433 A.1, 443.2, 591.1, 669.2, 681.1, 693.1, 744 A.3, 754 A.1, 777.1, 841.2. Höneisen/Peyer 1994, 149, Taf. 31, 1–2. Windler 1994, Taf. 49; 50, 164.7–15. Windler 1989 passim, bes. 187; dies. 1994, 52. Martin 1976a, 63, Abb. 21,3, Anm. 117. Windler 1989, 187, Abb. 10, Anm. 23f. Z. B. Basel-Bernerring Grab 5, 9, 30: Martin 1976a, 62, Abb. 21, 1–3. Lavoye (F) Grab 194, terminus post quem 540/41; Herouvillette (F) Grab 10, terminus post quem ca. 540/45; Varpolota (U) Grab 5, historischer terminus post quem 546/47: M. Martin, Bemerkungen zur Gliederung der frühen Merowingerzeit. Germania 67, 1989, 121–141, bes. 133ff., Abb. 10, 4–6. Lavoye Grab 194, Herouvillette Grab 10. Windler 1989, 187, Abb. 8. Windler 1989, 192ff. «Der Dorn mit schildförmiger Basis ist vielleicht die Antwort auf den seit der Attilazeit beliebten kolbenförmigen Schnallendorn, der im Gegensatz zum westlichen Schilddorn im ganzen Mittelmeergebiet verbreitet ist»: Martin, Germania 67, 1989, 133. Freundliche Mitt. von J. Leicht. Vgl. J. Leicht, in: Höneisen (in Vorber.). Höneisen 1994, 13f. Möglicherweise frühmittelalterlich: Schweizersbild Grab 1, 4/I, 6, 15: Höneisen/Peyer 1994, 144f., Tab. 2. Auffallend ist, dass sich die Gräber und die bronzezeitlichen bis mittelalterlichen Funde in den beiden oberen Schichten, im Humus und der sog. grauen Kulturschicht, befinden. Zur Schichtenfolge: ebd. 63ff., Abb. 42. Zum neolithischen Gräberfeld: ebd. 131ff. Vgl. dagegen die gegenteilige Annahme bei Bänteli in diesem Band S. 71. Einzig aus dem Grab eines 15–20-jährigen Mannes (Grab 620C) stammt ein Fingerring, ein Altstück aus der römischen Kaiserzeit. Belege in Frauengräbern: Grab 303, 306, 318, 323, 329, 335, 336, 337, 341, 364, 444A, 456, 497, 536, 624C, 637, 664, 717, 719B, 743, 809, 824. Burzler 1993, Taf. 38, 3.4. Burzler 1993, 209f. U. Koch 1984, 121.

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Burzler 1993, 220, Taf. 39. Vgl. in diesem Band, S. 139 und Taf. 55, 118. Vgl. unten, Anm. 268 und Zubler S. 236ff. Grab 3, 8, 9, 10, 15. Schaffhausen-Herblingen, Merishausen-Widem, Brunnengasse, Hohlgasse. Für Schaffhausen liegen zuwenige Bestattungsplätze vor, um ähnliche Überlegungen wie in Merishausen anzustellen. Höneisen 1997, 318f., Abb. 345. Höneisen 1996, 15. Kirchheim: AJB 1980, 162 ff.; H. Dannheimer, Auf den Spuren der Bajuwaren. Archäologie des frühen Mittelalters in Altbayern. Ausgrabungen - Funde - Befunde, Pfaffenhofen 1987, 98 ff. Poing: Freundliche Mitteilung von St. Winghart, München. Stork 1995. Böhme 1993; ders. 1996; A. Burzler, Archäologische Beiträge zum Nobilifizierungsprozess in der jüngeren Merowingerzeit. Maschinenschriftl. Diss., München 1991.; dies. 1993, 191ff., 225ff.; P. Reinecke, Reihengräber und Friedhöfe der Kirche. Germania 9, 1925, 103 ff. A. Burzler, Der Sonderfriedhof in und bei der Kirche, in: Höneisen (in Vorber.); Bänteli/Ruckstuhl 1986, 68ff. Ramsen: W. U. Guyan, Ein Ortsadelsfriedhof von Ramsen (Kt. Schaffhausen). ZAK 23, 1963/64, 125 ff.- Beringen: D. Viollier, Le cimetière barbare de Beringen. ASA N. F. 13, 1911, 21 ff. Böhme 1996, 501 Anm. 48 (mit weiteren Beispielen für Hofgrablegen). Ob Darstellungen von Kreuzen, wie etwa auf dem Schuhschnallenbeschläg aus Grab 3, eine christliche Bedeutung beinhalten, wird kontrovers diskutiert. Vgl. S. 38. Teile der zum Reihengräberfeld gehörigen Siedlung sind archäologisch erforscht: Vgl. Höneisen 1997; ders. 1999; ders. (in Vorber.). Dem hier vorgetragenen Ansatz steht eine weitere These gegenüber, die von Standortverschiebungen einzelner Höfe bzw. ganzer Siedlungen ausgeht, auch wenn am Ort ein kontinuierlich belegtes Reihengräberfeld vorliegt, das «die Fortdauer der Besiedlung innerhalb der Gemarkung» anzeigt. Erst mit der Versteinerung der Hausarchitektur im hohen Mittelalter setze sich die Ortskonstanz der Siedlungen durch: Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 313; M. Hoeper, Alamannische Besiedlungsgeschichte im Breisgau, Reihengräberfelder und Gemarkungsgrenzen, in: H. U. Nuber u. a. (Hrsg.), Römer und Alamannen im Breisgau. Arch. u. Gesch. Freiburger Forsch. erstes Jahrtausend in Südwestdeutschland, Sigmaringen 1994, 35ff.; H. Steuer, Standortverschiebungen früher Siedlungen von der römischen Eisenzeit bis zum frühen Mittelalter, in: G. Althoff (Hrsg.), Person und Gemeinschaft im Mittelalter. Festschrift Karl Schmid zum 65. Geburtstag, Sigmaringen 1988, 25 ff., bes. 33ff. Übereinstimmend wird angenommen, dass vereinzelt gelegene Gräber auf «Gehöftgruppen oder Einzelhöfe» hinweisen (Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 313). Schaffhausen-Schweizersbild, Merishausen-Bodenwiesen (frühmerowingisches Gürtelzubehör):Vgl. Katalog S. 370. - Bargen-Wootel (spätkaiserzeitliche Keramik): Guyan 1968c, 31, Abb. 1,1; 4,x–z. Vgl. dazu Guyan 1968a. Siedlung Brüel: Höneisen 1997; ders. 1999; ders. (in Vorber.); Schleitheim-Hebsack, Grab 363: Ruckstuhl 1988. Zum historischen Hintergrund: Windler 1994, 162f.; D. Geuenich, Geschichte der Alamannen. Stuttgart 1997; ders., Widersacher der Franken, in: Alamannen 1997, 144–148; M. Martin, Historische Schlagzeilen, archäologische Trümmer, in: Alamannen 1997, 163–170. U. Koch, Besiegt, beraubt, vertrieben, in: Alamannen 1997, 191–203; U. Giesler, Völker am Hochrhein, in: Alamannen 1997, 209–218. Die ältesten Fundniederschläge von Schaffhausen-Schweizersbild und Merishausen-Bodenwiesen sind wahrscheinlich die Folgen einer Begehung. Für Bargen ist dagegen mit einer frühen Besiedlung zu rechnen, vgl. unten S. 236ff. Guyan 1958, 20. Zur Siedlungsentwicklung und Ausbaubewegung: Windler 1994, 144ff. Vgl. die zeitlich gestaffelte Verteilung der Grabfunde des 6. und 7. Jahrhunderts im Kanton Zürich, wo im Verlauf des 7. Jahrhunderts eine deutliche Zunahme zu verzeichnen ist: R. Windler, Von der Spätantike zum Frühmittelalter, in: Flüeler/Flüeler-Grauwiler 1995, 109ff., 118ff. Windler 1994, 145f. Schmucki 1996, 21ff.

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Ebd. 21, vgl. die Abbildung des Originaltextes mit deutscher Übersetzung ebd. 23. H. Lieb, Die Namen Merishausen, Durach und Randen, in: Leu 1996, 77f.; Vgl. Walter 1912, 88f. Ebd. 77 (mit Beispielen). Windler 1994, 144, 146ff.; Sonderegger 1979, 86. Vgl. die Differenzierung bei Windler 1994, 146; dies. in: Alamannen 1997, 261–268, bes. 262. Sonderegger 1979, 86. Vgl. zu Widersprüchen zwischen Archäologie und Ortsnamenkunde und neue Ueberlegungen bei R. Windler in: Alamannen 1997, 261–268, bes. 262; M. Hoeper, ebd. 243–248. Auch die für die Spätzeit relativ gut ausgestatteten Saxgräber von Schaffhausen-Herblingen entsprechen nicht den separierten Adelsgräbern, beispielsweise wie diejenigen aus der Kirche Stein am RheinBurg. M. Gafner, St. Martin in Merishausen - die Kirche im Durachtal, in: Leu 1996, 241–243, bes. 241f.; R. Frauenfelder, Die Kirche von Merishausen, in: Schaffhauser Mappe 1976, 35f.; zu St. Johannes Auf Burg: A. Burzler, Zur Herausbildung eines frühmittelalterlichen Adelssitzes, in: Höneisen 1993, 272–275; dies. 1993. H. Keller, Archäologie und Geschichte der Alamannen in merowingischer Zeit. Überlegungen und Fragen zu einem neuen Buch. Zeitschr. Gesch. Oberrhein 129, 1981, 1 ff., bes. 25; I. Eberl, Dagobert I. und Alemannien. Studien zu den Dagobertüberlieferungen im alemannischen Raum. Zeitschr. Württ. Landesgesch. 42, 1983, 7 ff, bes. 30; E. Ewig, Der Martinskult im Frühmittelalter. Archiv f. mittelrheinische Kirchengesch. 14, 1962, 11 ff.; F. Prinz, Frühes Mönchtum im Frankenreich, Darmstadt 1982, 22ff., 45f.; aus archäologischer Sicht: Burzler 1993, 230ff. (allgemein); Böhme 1993, 521. M. Gafner, St. Martin in Merishausen - die Kirche im Durachtal, in: Leu 1996, 241–243. D. Quast, Merowingerzeitliche Funde aus der Martinskirche in Pfullingen, Kreis Reutlingen. FBBW 19.1, 1994, 591–660, 635; Marti 1995, 118ff. Peyerkarte: Leu 1996, 48a; Topographischer Atlas: ebd. 82. Lohn: B. Ruckstuhl, Ur- und frühgeschichtliche Spuren in Lohn. In: H. U. Wipf, Lohn, Geschichte einer Schaffhauser Landgemeinde, herausg. v. d. Gemeinde Lohn, Thayngen 1988, 19–21. Zur Kirche in Lohn (bislang keine archäologischen Funde): H. U. Wipf, ebd. 248–253. Barzheim: A. Schiendorfer, 750 Jahre Barzheim. Aus der Geschichte eines Bauerndorfes, Schaffhausen 1988, 28f.; W. U. Guyan, Ein vornehmes Grab von Barzheim-Alenfingen (Kt. Schaffhausen), UrSchweiz 30, 1966, 36–51; JbSGUF 57, 1972/73, 357–360.

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Unten, Stromer S. 187ff. Kantonale Verwaltung Schaffhausen,Verwaltungsbericht 1965. 15; P.A. Abt, Beiträge zur Methodik der topographischen Lokalisation von Ortswüstungen, Diss. Zürich 1968, 61–65. Anders Guyan 1971b, 187 und ders. 1991, 197: «Beim Aushub für einen Mast der von Schaffhausen nach Merishausen führenden Hochspannungsleitung, eine Anzahl Schlacken». Die ostseitigen Profile sind zum Teil fotografiert und im M. 1:100 gezeichnet worden. Die Originalaufnahme ist verschollen; vorhanden ist lediglich eine Kopie der Reinzeichnung. Guyan 1991, 201 und Abb. 13. Plan von der damaligen Freiburger Studentin S. Rieckhoff im M. 1:20 gezeichnet; Originalplan zerschnitten und zum Teil verschollen. Durch G. Diesing und F. Kroutil vom kantonalen Tiefbauamt. Die Nivellements besorgte H. Frei vom kantonalen Vermessungsamt. Entgegen den Angaben des Ausgräbers von 15 000 m2 im Verwaltungsbericht des Kantons Schaffhausen von 1969, 11f.; Guyan 1971b, 188. Im M. 1:50 von M. Bartholomé, vom kantonalen Tiefbauamt. A. Habostiak, Heyna und Z. Smetanka. Die Fläche ist in kolorierten Grundrissen im M. 1:20 und 1:50 gezeichnet, ergänzt mit zwei ebenfalls kolorierten Profilen im M. 1:20. Nur hier sind Befund und Schichten beschrieben (Bericht vom 15.7.1969) und die Funde dreidimensional eingemessen. E. Bernath fertigte die Zeichnungen im M. 1:10 an und den Berufsfotografen H. Bührer und R. Wessendorf verdanken wir die ausgezeichneten Fotos.


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W. Scheffrahn von der Universität Zürich. Verwaltungsbericht kantonale Verwaltung Schaffhausen 1969, 11f. Die fotogrammetrische Auswertung ist aus unbekannten Gründen ausgeblieben. Sie hätte während der Grabung gemacht werden müssen, um die entstandenen Pläne überprüfen und korrrigieren zu können. Tagesrapporte vom 27. 5. 1969 bis 29. 8. 1969; Objekte 4, 6, 8–13 und 20. Profilaufnahmen oder Flächenbeobachtungen liegen keine vor; Grundrisse und Profile im M. 1:20 sind nur von den beiden teilausgegrabenen Grubenhäusern 55 und 56 im Bereich der Verhüttungsplätze und der runden Grube 23 vorhanden. Im M. 1:10, gezeichnet durch U. Schwarzer vom Tiefbauamt. Listen vom 27. 10. 1969 und 12. 12. 1969 sowie zusätzlich ausgekratzte Pfosten auf den Kopien der Flächenpläne M. 1:50. Verkleinerung der Reinzeichnung in Guyan 1991, Beilage. Ihr Grundriss ist im M. 1:20 dokumentiert, das Original ist verschollen. Vorhanden ist eine Kopie der Reinzeichnung. Von den Schnitten im Innenraum liegt ein gezeichnetes Querprofil vor. Der Schnitt war bereits 1970 geöffnet worden, Dia 00/50/1208. Aufnahme beider Grabenprofile, des Profiles von Grubenhaus 56 sowie Teilaufnahmen des Grundrisses im M. 1:20. Die örtliche Grabungsleitung hatte der Verfasser. Die Gruben wurden nur zur Hälfte ausgenommen; Guyan 1991, 204. Oben, Höneisen S. 23. Für die Durchsicht des Manuskriptes und weitere Hinweise danke ich M. Höneisen und K. Zubler sowie B. Jenisch, Freiburg i. Br. und I.Stork, Stuttgart. Guyan 1971b, 190ff. Anders als Guyan 1991, 201: «Die wissenschaftliche Arbeit begann bereits mit der Ausgrabung, was speziell für die stratigrafischen Zusammenhänge gilt, die auf der Grabung erarbeitet wurden und in Fragestellungen mündeten, die noch in situ überprüft werden konnten». Guyan 1971b, 194f. und 202; ders. 1991, 210f. und 224. Die Gruben wurden jedoch nur zur Hälfte ausgenommen; Guyan 1991, 204. Dias 00/50/719/20, Pfosten Nr. 139 von Struktur 118; Pfosten Nr. 1636 und 1656 nördlich von Struktur 48. Sehr schön sichtbar, z. B. Grubenhaus 16 A/B, Aufnahmen 1968 und 1970, 00/50/372/78. Guyan 1991, Übersichtsplan Beilage. Guyan 1991, 193. Z. B. UFAS IV: Das Frühmittelalter, Basel 1979, 158f.; Fundort Schweiz 4: Das Frühmittelalter, Solothurn 1986, 115f., 118; Fundort Schweiz 5: Das Hochmittelalter 1988, 105f.; A. Furger (Hrsg.), Die Schweiz zwischen Antike und Mittelalter, Zürich 1996, 168f. und Abb. 176; Jenisch 1999, 247. Guyan 1991, 229. Unten, Zubler S. 116. Unten, Zubler S. 111. Grubenhäuser 19A, 29 und 32. Grubenhäuser 25, 36, 38 und 57B. Die Kurzbeschriebe des Ausgräbers sind zum Teil standardisiert. Es erscheinen 2, 4 oder 6 Pfostenhäuser, während zum Teil die Planaufnahmen und noch viel mehr die Fotos dann das Fehlen von Pfosten oder das Vorhandensein zusätzlicher Pfosten zeigen. Entsprechend auch Guyan 1991, 206f. Struktur 3 und 48A könnten ebenfalls zu dieser frühen Gruppe gehören; Zubler weist sie auf Grund des Fundmaterials der Gruppe 2b–4 resp. 3b zu (unten, S. 121, Abb. 87). Dazu die Ausführungen von Gross 1989, 326f. mit Literatur. Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 316. Unten, Zubler S. 125ff. Schott 1993, 142ff. W. H. Zimmermann 1982, 133 und J. Banck-Burgess in: Alamannen 1997, 371–378, bes. 372f. Für Hinweise dazu danke ich Antoinette Rast-Eicher. Unten, Zubler S. 334 und 211f.; Höneisen 1996, 18; JbSGUF 76, 1993, 232f. Unten, S. 306. Unten, Rehazek S. 172. Gross 1989, 327, 332; Schott 1993, 144f. Phosphatuntersuchungen in Grubenhäusern von Lausen-Bettenach führten zu ihrer möglichen Deutung als Ställe für Kleinvieh: J. Tauber, Lausen-Bettenach – ein Sonder-

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fall, in: J. Ewald/ders. (Hrsg.) Tatort Vergangenheit. Basel 1998, 221–240, bes. 228. Mitteilung I. Stork vom 20.1.1999. Bücker 1994, 30f.; Kind 1989, 310, Struktur Av mit 4 Pfosten auf der Sohle; U. Gross, Neue Beobachtungen im Bereich der Wüstung Reistingen, Stadt Herrenberg, Kreis Böblingen, in: AABW 1988, 265–268, bes. 265; Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 316. Weil die Pfostentiefen mit 8–24 cm zu gering waren und auch die Pfostenlöcher nicht von der Verfüllung unterschieden werden konnten, gibt es keinen Anlass, daraus schräge Aussenstützen zu rekonstruieren, wie sie bisher für Süddeutschland noch kaum bekannt sind. Vgl. dazu das Beispiel von Lauchheim: Stork 1995, 41 und Abb. 49. Eine fragmentarische Aussage bei der unterschiedlichen Dokumentationsqualität. 100, 108, 126, 128, 136. Beyerle 1926, 120f., und Schott 1993, 161. Höneisen 1997, 320, Abb. 346. Geisler 1993, z. B. 413, 416, 430. Hier als offener laubenartiger Umgang gedeutet (E II c). Scholkmann 1978a, 46, Abb. 6b und Beilage 10, dazu auch die Diskussion von Gross 1989, 332. S. 71 und Beilage 5. Stork 1995, 39; ders. 1997, 301 und Abb. 323. Schulze 1982, 165. B. Dickmann, Mittelbronzezeitliche und Frühmittelalterliche Siedlungsbefunde aus Mühlhausen-Ehingen, Kreis Konstanz in: AABW 1995, 75–80, bes. 78f.; Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 314f., Abb. 336 und 338 C und D. Gross 1989, 323. Dannheimer 1987, 102f. und Abb. 70 und 71; Donat 1991, 165 und Abb. 11; Geisler 1993, E II c und Beilagen 44–47. Donat 1991, 166f.; Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 314f.; AJB 1995, 125. Schulze 1982, 165. I. Stork, Ein frühmittelalterliches Dorf bei Renningen, Kreis Böblingen in: AABW 1988, 224–228, bes. 227. Stork 1997, 303f.; Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 314. I. Stork denkt an Zwischengeschosse für Lagerzwecke nach gleichen Beobachtungen von auffallend tiefen Pfostengruben in Stadt KorntalMünchingen, Lauchheim und Renningen (Mitteilung vom 20. 01.1999). Schulze 1982, 165. Donat 1991, 163. Scholkmann 1978a, 44ff., mit weiteren Beispielen. Jene der beiden anderen Häuser sind nur zum Teil untersucht, so dass diese Aussage fragmentarisch bleiben muss. T. Gebhard, Zu den Hausangaben der Lex Bajuvariorum, Germania 29, 1951, 230–235; Dannheimer 1987, 102ff. und Abb. 72f.; ergänzende Befunde bei Donat 1991, 165. Christlein 1981, 162, Abb. 12; AJB 1983, 139, Abb. 96; Donat 1991, 168 Abb. 11 mit weiteren Beispielen. Geisler 1993, E II c, Beilagen 44–47 Häuser 415, 418, 424, 427, 3 und H. Höneisen 1997, 320, Abb. 346b. Gross 1989, 320ff., Häuser Ab, Aq und K, mit weiteren Beispielen. Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 315. S. 305. Stork 1997, 306. Kind 1989, 303; Gross 1989, 324, Haus Ac. Dazu gehören wohl auch die Hausfragmente 116 und 127. Gross 1989, 322, Haus O. Gross 1989, 324, Haus Ac; Geisler 1993, Beilage 25, Häuser 10 und 11. Vgl. dazu die vom Ausgräber postulierten Pfostengrundrisse der Strukturen 37 und 38 in: Guyan 1971b, 203; unten S. 303. Höneisen 1997, 320, Abb. 346a, Haus B. Gross 1989, 324 mit weiteren Beispielen. Schott 1993, 145. Schott 1993, 144. Wohl deshalb sind die Ställe in den ausführlichen Hausangaben der Lex Baiuvariorum nicht speziell aufgeführt, wie Donat 1991, 166 feststellte. Vgl. dazu für unsere Gegend: Hermann 1997, 214 ff. Dazu H. R. Sennhauser, Der Profanbau, in: UFAS VI, Das Frühmittelalter, Basel 1979, 149–164, bes. 158ff. S. 80.

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An einem einzigen Beispiel wurde diese Grubenverfüllung im Grundriss beobachtet, welche sich abhebt vom eigentlichen Pfostennegativ, das im Idealfall der verrottete Pfosten hinterlässt. Pfosten 53 von Haus 115: «heller Kern mit dunklem Kranz». Guyan 1991, 204 ging davon aus, «dass sämtliche festgestellten Gruben von Rundhölzern stammen. Damit vermögen wir aber nicht auszusagen, ob auch der Oberbau aus Rundlingen bestand, da man unter Umständen die obertägigen Pfostenteile kantig zurichtete und nur den Bodenteil als Schutz gegen rasches Abfaulen rund beliess» bzw. Seite 212 «wir vermuten, dass als Material überwiegend mit dem Beil zu rechteckigem Querschnitt gehauene Balken mit stammrund verbliebenen Kanten verwendet wurden». Vgl. dazu die entsprechenden Befunde aus Schleswig, in: Vogel 1991, 264ff. Freundliche Mitteilung I. Stork vom 20. 1. 1999. Schott 1993, 161. S. 377, Taf. 38a.10. Z. B. am Fachwerkbau von Schloss Beringen, datiert 1467, vgl. K. Bänteli, Die Baugeschichte von Schloss Beringen, SHBG 65, 1988, 31–49, bes. 34,Abb. 13; Stadt Schaffhausen, Brandmauer Unterstadt 31, 15./16. Jh. (Ortsakten der Kantonsarchäologie); Hermann 1997, 68f. Vogel 1991, 276. Ergänzend dazu die Holzpfosten der ersten Klosteranlage des frühen 8. Jahrhunderts auf der Reichenau: A. Zettler, Die frühen Klosterbauten auf der Reichenau, Sigmaringen 1988, 164f. H. Schäfer, Konstruktionshölzer des frühen Mittelalters aus Winterbach, Rems-Murr-Kreis in: AABW, 1994, 278f.; Jenisch 1999, 245. Vogel 1991, 276, Anm. 28. Stork 1997, 304. Unten, Höneisen S. 208 und Zubler S. 210f. Guyan 1991, 211, 213. Bänteli 1999, 55. Jenisch 1999, 263.f. und 286, Kat. 56. Rychener/Albertin 1986, 33. Beyerle 1926, 120f. Zur Entwicklungsgeschichte der Dachziegel: J. Goll, Kleine Ziegel-Geschichte, in: Jahresbericht 1984 der Stiftung Ziegeleimuseum Meienberg, Cham, 29–102, bes. 44f. In der Stadt Schaffhausen treten sie ab dem frühen 12. Jh. auf: Bänteli 1999, 90ff. Zur Dacheindeckung mit Stroh/Schindeln auch: J. Obrecht, Handwerkerspuren am Mauerwerk von Burgen und Burgruinen, in: Mittelalter, Zeitschrift des Schweizerischen Burgenvereins 1998, 57-66, bes. 64f. Bänteli 1999, 55. W. H. Zimmermann 1982, 115, Abb. 3 und die entsprechende Abbildung in Guyan 1991, 221 Abb. 40; H. Spycher/M. Zaugg, Fundort Schweiz 4, Das Frühmittelalter, Solothurn 1986, 126. Jacobsen/Schaefer/Sennhauser 1991, 53 mit älteren Literaturangaben; Sage 1991. Anders Guyan 1971b, 204: «Verbunden waren die Steine mit Lehm». Im Fundmaterial sind Mörtelproben des Mauerwerks vorhanden: ganz feiner, brauner, sandiger Mörtel, mit wenigen Kalkbröckchen durchsetzt. Auch aus den Diapositiven ist deutlich vermörteltes Mauerwerk ersichtlich. Dies erachtete auch Sage 1991, 237 als die wahrscheinlichere Lösung, im Gegensatz zu Guyan 1991, 203f., der von einem Holzbau auf einem Steinsockel ausgeht. Dazu auch Sage 1991, 238f. S. 70f. Abgesehen von Stein am Rhein-Burg, wo die als Sonderfall anzusehende älteste Kirche aus dem 6. Jh. in Holzbauweise errichtet worden ist: K. Bänteli, Die Kirche Burg, in: Höneisen (Hrsg.) 1993, 175ff. Vgl. die Übersicht dazu von B. Scholkmann in: Alamannen 1997, 455–464, bes. 457. Nach Aussage der Dias (00/50/846–54) hat sie sich im Schiff etwa 15 cm über das tieferliegende Bodenniveau erhoben. Dias 00/50/926–7; Guyan 1971b, 212. Holzkohle fand sich auch ausserhalb der Kirche, entlang der Südmauer, in unklarem Schichtzusammenhang. Dazu beispielsweise die Situation in Lauchheim, Stork 1997, 302 Abb. 322; auch oben, Burzler S. 48f. K. Bänteli, Die Dorfkirche von Schleitheim, in: Höneisen (in Vorber.); Diessenhofen: Jacobsen/Schäfer/Sennhauser 1991, 89; Stein am Rhein: K. Bänteli, Die Kirche Burg, in: Höneisen (Hrsg.) 1993, 174–190, bes. 181. B. Scholkmann, Kultbau und Glaube. Die Frühen Kirchen. In: Alamannen 1997, 455–464, bes. 459 und Abb. 522a. Die entsprechenden Beispiele aus dem bernischen Umfeld in: D. Gutscher/A. Ueltschi/S. Ul-

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rich-Bochsler, Die St. Petersinsel im Bielersee. Bern 1997, 73 und Abb. 109. Unten, Stromer S.197f. S. 65 und Beilage 5. Taf. 51.35–38. Verschiedene Hinweise von Brandeinwirkung tragen zur Frage des Auflassens der Kirche nichts bei. Es ist unklar, ob sie von einem einzigen Brand verursacht wurden und ob die mit den verschiedenen Bodenniveaus belegten Renovationen in Verbindung mit den Brandeinwirkungen stehen. Unten, Zubler S. 119f. Kaufmann/Xirotiris 1991, 243–280. Weil den Bearbeitern nur unvollständiges Planmaterial und lückenhafte Beschriebe zur Verfügung standen, sind ihre Angaben im Kapitel 2 «Material, Datierung und Methodik» zum Teil lückenhaft ausgefallen, so zum Beispiel im Hinblick auf Bestattungsabfolgen und Mehrfachbelegungen, was keinen Einfluss auf die demographischen Befunde hatte: Kaufmann/Xirotiris 1991, 257. Das von den Bearbeitern angesprochene Problem der alt gestörten Bestattungen kann mit der dichten Belegung im Süden und Osten der Kirche und Einflüssen, die von der Ausgrabung selbst herrühren, erklärt werden. In Einzelfällen können auch Pflugstörungen oder Erosion dafür verantwortlich sein, was bei der geringen Überdeckung von nur 30–80 cm nicht erstaunt. Die Grabtiefen sind aus dem vorhandenen Planmaterial und den seltenen Grabbeschreibungen entnommen, anders Guyan 1971b, 200, der von 0,6–1,2 m spricht. Unten, Kaufmann S. 173ff. Kaufmann/Xirotiris 1991, 244; entsprechend auch Illi 1992, 15. S. 76. Im Übersichtsplan wurden im Bereich dieser Störung die Gräber 69–77 (ohne 70 und 75) positioniert; Kaufmann und Xirotiris 1991, 250, Abb. 2. Sie sind aber am Anfang der 2. Etappe vom Herbst 1969 aufgedeckt worden, welche den Bereich nördlich dieser Störung umfasste. Weil dazu die Vermessungsunterlagen fehlen, können sie nicht mehr richtig positioniert werden und sind deshalb im neuen Gräberplan nicht mehr enthalten. Kaufmann/Xirotiris 1991, 243. Unten, Kaufmann S. 173. Zu den Schlackenfunden unten, Beck/Senn S. 259ff. Guyan 1991, 224 und Abb. 45 unten sowie Abb. 49. Die dortige Profilfoto zeigt aber nicht die Schlackeschicht, sondern den Schnitt 1 im Bereich von Grubenhaus 21. Zu berücksichtigen ist, dass die Ausgräber im Befund Pflugspuren beobachteten (Bericht vom 15. 7. 1969), was sich deckt mit den eingangs erwähnten Schlackenfunden auf der Ackeroberfläche. Ein Teil der Schlacken muss so bereits beim maschinellen Freilegen entfernt worden sein. Serneels 1993a, 122, fig. 129. In der Mormontregion umfassen kleine Halden 20 m3, mittlere 50 m3 und grosse bis 300 m3. Unten, Zubler S. 111 und 119f. Unten, Zubler S. 111 und 119. Bericht vom 15. 7. 1969, Kantonsarchäologie Schaffhausen. Taf. 55.128/129. Dia 00/50/1200. Ob ein Gebäude auf Schwellbalken oder ein weiterer Pfostenbau vorliegt, muss offen bleiben, da der Boden unter dem Verhüttungsplatz nicht nach Pfostengruben untersucht worden ist. Ob die Schlackenschicht der Struktur 1, die sich vielleicht über die moderne Wassergrabenstörung hinaus weiter nach Norden erstreckt hat, dazugehört oder einen weiteren Verhüttungsplatz darstellt, muss offenbleiben. Nach Profil-Ausschnitt in Guyan 1991, Abb. 45 oben. Guyan 1991, 223 und Abb. 45 oben, der untere Teil dieser Abbildung zeigt dagegen den Verhüttungsplatz 1. In der Dokumentation als «röstliche, magnetische Konzentration» bezeichnet. Guyan 1991, 221 und Abb. 44. Guyan 1991, 224 und Abb. 48. Hier ist die magnetische Konzentration gemessen und die Anzahl Kohlestücke pro Quadratdezimeter gezählt worden. Eine Dokumentation dazu ist vorhanden. Unten, Beck/Senn S. 261. Unten, Zubler S. 111 und 320. Sie sind zwar nicht schichtgetrennt geborgen worden. Die sich sowohl im Befund als auch im Fundmaterial wiederspiegelnde Zweiphasigkeit ermöglicht aber deren Zuweisung zum jüngeren Verhüttungsplatz, beziehungsweise die Zuweisung des älteren Fundmaterials zur Grubenhausfüllung, unten, Zubler S. 119.


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Es ist nicht bekannt, ob wirklich alle Schlacken aus der Siedlung geborgen wurden. Die chemischen Unterschiede in dieser Zuordnung sind unten, Beck/Senn S. 259ff. beschrieben. Unten, Zubler S. 115. S. 305. Sie ist im Katasterplan von 1861 (Stadtarchiv Schaffhausen) mit einer Breite von 5 m eingetragen und bestand bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, spätestens bis zum Bau des Logierhauses 1913. Zu Letzterem: INSA, Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850–1920 Bd. 8, 1996, 384. Nach Wüscher-Becci gab es im Durachtal vom 16. bis zum 20. Jh. mindestens 20 grössere Überschwemmungen, die Wiesen mit Geschiebematerial überdeckt und Bewässerungsanlagen unbrauchbar gemacht haben: Stadtbibliothek Schaffhausen, Msc. D 88, 86–89, vgl. auch Leu 1996, 77f. Ausser wenig aussagekräftigen Schwarzweissfotos für den einen Schnitt liegt leider keine weitere Dokumentation vor. Die Aussage des Ausgräbers, dass sie in der Art römischer Fernstrassen erbaut und von Strassengräben flankiert gewesen sei, lässt sich deshalb nicht nachvollziehen: Guyan 1991, 199f. Hinzu kommt, dass die als Beleg für die römische Zeitstellung der Strasse angeführte spätrömische Münze (oben, Höneisen S. 29) nicht wie angegeben aus dem Strassenkörper selbst, sondern 7 m östlich davon, um den Pfahl 2000, bei der Struktur 38 gefunden wurde. S. 382. Guyan 1971b, 198–200; ders. 1991, 228f. und Abb. 51. Anders Guyan 1991, 229: «Wir haben das Gebiet ausserhalb des Etters gründlich durchsucht, etwa um einen Obstgarten festzustellen, doch erfolglos». Eine Beobachtung, die sich auch im römischen Vicus von Schleitheim machen lässt, wo die römische Bebauung die Parzellengrenze noch bis in unsere Zeit hinein beeinflusst hat. K. Bänteli/D. Gerbothé, Ein Rundgang durch das römische Schleitheim-IVLIOMAGVS. Msc. Kantonsarchäologie Schaffhausen. Nach der Beschriftung der Dias zu schliessen, kam auch der Ausgräber zum gleichen Schluss: «Schnitt durch rezente Wasserrinne» (Dia 00/50/1312). Der Ausgräber interpretiert sie ohne Angabe von Belegen als «Wasserleitung, die urkundlich bezeugt, im Spätmittelalter vom Buchbrunnen her angelegt wurde»: Guyan 1971b, 201. Die Dias (00/50/1313–16) sind angeschrieben mit «künstlicher Bach». Wahrscheinlich handelt es sich ebenfalls um einen Graben oder Kanal für die Wiesenbewässerung, wie sie – so auch hier – meist am Grundstückrand angelegt worden sind: P. Weber, Alte und neue Formen der Wiesenbewässerung am Beispiel des Durachtals und des unteren Glattals, Diss. Zürich 1971, 15–18. Die Nachfrage bei den städtischen und kantonalen Werken erbrachte keine Hinweise auf Leitungsbauten. Unten, Stromer S. 200. P. Weber, Die alten Bewässerungsanlagen im Durachtal, in: Guyan/Suter 1968, 61–66; Ders., Alte und neue Formen der Wiesenbewässerung am Beispiel des Durachtals und des unteren Glattals, Diss. Zürich 1971. Stork 1997, 303 und Mitteilung vom 20. 1. 1999. Guyan 1971b, 202 und Beilage. Schnyder 1991, 290. Guyan, 1991, 211; Schnyder 1991, 289. Die Grube 1281, aus der diese Scherbe (Taf. 49.1) stammt, kann zu Haus 138 gehören, weil sie in seinem Innern liegt, muss es aber nicht, weil sie nicht ins Konstruktionssystem eingebunden ist. Stork 1997, 303; Höneisen 1997, 320. JbSGUF 82, 1999, 310 und freundliche Mitteilung G. Lassau. Unten, Zubler S. 121, Abb. 87. Befund jeweils im Katalog erwähnt, S. 305ff. Unten, Zubler S. 121, Abb. 87. Höneisen 1997, 320, Abb. 346a. S. 71. Stork 1997, 302; Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 314; Christlein 1981, Abb. 12; Donat 1991, 166 und Abb. 11; Schulze 1982, 202f., Dannheimer 1987, Abb. 67. Zur Thematik: St. Winghart, Bemerkungen zu Genese und Struktur frühmittelalterlicher Siedlung im Münchner Raum, in: L. Kolmer/P. Segl (Hrsg.), Regensburg, Bayern und Europa. Festschrift für Kurt Reindl zum 70. Geburtstag, Regensburg 1995, 7–47, bes. 12ff.

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Oben, Höneisen S. 26 und 29. Vgl. dazu beispielsweise die Ausführungen zu den Kastellvici von C.S. Sommer, Kastellvicus und Kastell – Modell für Canabae legionis?, JbGPV 1997, 41–52. Unten, Zubler S. 121, Abb. 87. Möglicherweise gehören die nur rudimentiär dokumentierten Gruben 1B und 41 ebenfalls dazu. Im Gegensatz zur Feststellung, dass «die neuen Gebäude nicht über den alten, sondern daneben oder in einigem Abstand errichtet wurden», Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 312. Weniger wahrscheinlich ist die Zuordnung zum dritten Phasenplan, wie die mögliche Orientierung auf das jüngere Grubenhaus 27 nahelegen könnte. Unten, Zubler S. 111f. Unten, Zubler S. 121, Abb. 87. Ein Zusammenhang mit der Aufgabe des Grubenhauses als Bauform ist unwahrscheinlich. Ihr Vorkommen reicht in unserer Gegend über die Wüstlegung von Berslingen hinaus, wie die Befunde von Merishausen, Haus Nr. 63 und Bargen-Hofwiesen zeigen (unten, Zubler S. 221 und 239f.). Vgl. auch Ulm-Eggingen: Gross 1989, 328, mit weiteren Beispielen. M. Schulze, Das Dorf Wülfingen im Württembergisch Franken, während des 11. und 12. Jahrhunderts, in: Böhme 1991, 39–56, bes. 51. Abb. 57 und unten, Zubler S. 121. Unten, Stromer S. 193ff. S. 151. Unten, Zubler S. 120f. Unten, Stromer S. 194f. Schulze 1982, 206f. und Abb. 32; dies., Das Dorf Wülfingen im Württembergischen Franken, während des 11. und 12. Jahrhunderts, in: Böhme 1991, 39–56, bes. 51. Dannheimer 1987, Abb. 67; Donat 1991, 167. Die beschriebene Entstehungsweise der Phasenpläne schliesst die Gefahr eines Zirkelschlusses nicht aus. Auch in Lauchheim gibt es Areale ohne, beziehungsweise mit sehr wenigen Grubenhäusern. Freundliche Mitteilung I. Stork vom 20. 1. 1999. Stork 1997, 303; Dannheimer 1987, Abb. 67, und Donat 1991, Abb. 11; Kind 1989, 287; Schulze 1982, 158, 164 und Abb. 26f. Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 314; Christlein 1981, 162; Bücker 1994, 28, es liegen aber nur sehr wenige Beobachtungen zu Pfostenbauten vor (die genannte Grabungsfläche von 4,5 ha beruht offenbar auf einem Druckfehler); Kind 1989, 13f., davon umfasst die mittelalterliche Siedlung weniger als die Hälfte; mit weiteren Beispielen für den Schwäbischen Raum: Bücker/Hoeper/Höneisen/ Schmaedecke 1997, 313f. Abb. 335–337 und Jenisch 1999, 240ff. Nach Stork 1997, 290, Anm. 10: Formel von C. Acsádi und J. Nemeskéri in RGA 2 II (Berlin, New York 1976), 349ff.: Anzahl der Bestattungen mal durchschnittliche Lebenserwartung, geteilt durch die Belegungsdauer des Gräberfeldes. Zu diesem Resultat wird ein Korrekturfaktor von einem Zehntel hinzugefügt. S. 71. Kaufmann/Xirotiris 1991, 257; unten S. 175. S. 71. Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 312. Guyan 1991, 212, rechnete ebenfalls mit 30–50 Jahren, im Widerspruch dazu Seite 214 mit 20–30 Jahren. Man müsste genauer untersuchen, ob die Grubenhäuser ihrer Eintiefung wegen und der damit zusammenhängenden grösseren Bodenfeuchtigkeit eine eher kürzere Lebensdauer hatten. Für die Pfosten der ebenerdigen Bauten ist im relativ trockenen Schaffhauser Boden auch eine Lebensdauer von hundert Jahren denkbar, wie sie für die Münchner Schotterebene in Erwägung gezogen wird (Geisler 1993, E I 5). Bücker/Hoeper/Höneisen/Schmaedecke 1997, 317; Gross 1987, 329, mit weiteren Beispielen. Tesdorpf 1972, 100f. rechnet mit 10–20 Personen pro alemannische Ursiedlung. Dazu auch Donat 1980, 132ff., der mit 20–30 Personen bei einem Gehöft und mit 30–50 Personen bei 2–3 Gehöften rechnet, und die Bemerkungen dazu von Stork 1997, 310, Anm. 11. Unten, Stromer Anm. 1056. Guyan 1991, 231, geht ohne Angabe von Gründen von einer Gesamtfläche von drei Hektaren aus. Th. Kreutzer, Landwirtschaft und ländliche Gesellschaft in Schwaben um 1000, in: Bumiller 1999, 205–237, bes. 206ff.

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Oben, Bänteli S. 67f. Für die Durchsicht des Manuskripts bzw. Teilen davon und wertvolle Anregungen möchte ich mich bei Renata Windler, Jürgen Trumm, Markus Höneisen, Anke Burzler, Peter Im Obersteg, Daniel Gerbothé und Antoinette Rast, für vielfältige Hinweise betreffend Funktion und Herstellung von Metallgegenständen bei Ulrich Hürten bedanken. Die ausgezeichneten Fundvorlagen stammen von Hanna Hromadka. Ihr und Kurt Bänteli danke ich für die in jeder Hinsicht anregende Zusammenarbeit. Scholkmann 1978b, 155. Hinweise zu den Knochenfunden: Eine sichere Zuweisung der Knochenfragmente aus den Grubenhäusern 16A oder 16B ist nicht möglich, da nicht alle Knochen dieser Befunde genügend differenziert aufbewahrt worden sind, 8 Stück (88.4 g) wurden mit «16A», 14 Stück (145.1 g) mit «16B» und 20 Stück (233.5 g) nur mit «16» beschriftet. Bei den als Lesefunde aufgeführten Knochen handelt es sich nicht um eigentliche Lesefunde: Im Verlauf der Vorbereitungsarbeiten zu den archäozoologischen Untersuchungen wurde bei einigen Fragmenten der Befundzusammenhang nicht markiert; diese konnten in der Folge nicht mehr zugewiesen werden. Schnyder 1991. Scholkmann 1978b. Gutscher 1984, 164ff.; Rippmann 1990, 91ff. und 1993, 232ff. Schnyder 1991, 281. Z. B. Schulze 1981, Gross 1991 und Châtelet 1997, alle mit weiterer Literatur. Aus zeitlichen Gründen wurden Wand- und Bodenscherben nur dann aufgenommen, wenn es sich um Scherben spezieller Magerungstypen mit wenigen Individuen oder um Scherben aus Befunden mit wenigen oder keinen Randscherben handelte. Unten, Zubler/Rentzel S. 308. Unten, S. 89ff. Unten, S. 94 und 112f. Unten, Zubler/Rentzel S. 308ff. Unten, S. 98 und 113ff. Unten, S. 98 und 112f. Den Hinweis auf dieses Mineral und die formalen Aspekte der damit gemagerten Keramik verdanke ich Madeleine Châtelet, Strasbourg. Freundliche Mitteilung von Reto Marti und Philippe Rentzel, die im Raum Basel karbonatitgemagerte römische Keramik nachweisen konnten. Châtelet 1997, Vol.1, 149ff. und 235ff. Es handelt sich dabei um eine kammstrichverzierte Wandscherbe aus Objekt 337 von Lausen-Bettenach BL und ein kammstrichverziertes Wandfragment eines Topfes aus Grube 65/60 von Breisach-Hochstetten «Klosteräcker» F, der nach Châtelet ins 8. bis frühe 9. Jahrhundert datiert werden kann: Châtelet 1997, Vol.1, 244f., Vol.3, pl. 190.3. Für die Überlassung der beiden Scherben bedanke ich mich bei Madeleine Châtelet und Reto Marti. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 68–79, MA 42990 (noch nicht publiziert). Unten, Zubler/Rentzel S. 314f. Châtelet 1997, 178ff. Unten, Waksman S. 317f. Da das Untersuchungsprogramm noch nicht abgeschlossen ist, handelt es sich um vorläufige Aussagen. V.a. mit einer Ausweitung der Lagerstättenbeprobung wird versucht, die Herkunftsproblematik deutlicher zu klären. Abschliessende Resultate werden im Rahmen der Gesamtuntersuchung vorgelegt (M. Châtelet et al., in Vorber.). Bänteli zieht in Betracht, dass die Funde aus Guyans Struktur 54 ursprünglich aus Struktur 45 stammen und diese Zuweisung auf einem Schreibfehler beruht (unten, S. 304). Zu den Befunden oben, Bänteli S. 59ff. und Anhang S. 302ff. Von Guyan wurde diese Scherbe (MA 3505) unter den eisenzeitlichen Funden inventarisiert, was weder vom Material noch vom Befund her einleuchtet. Oben, Bänteli S. 76. Unten, Zubler/Rentzel S. 310. Hübener und Lobbedey 1964, 105f. Ähnliche Keramik beschreibt Rippmann auch für die früheste Siedlungsperiode unter dem Barfüsserkloster, Rippmann 1987, 261.

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Guyan 1950, 200ff., Abb. 5.9.16 (gelbe Drehscheibenware), Abb. 5. 10. 15. 17 (Karbonatitware). Oben, S. 113ff., Abb. 85. In diesem Zusammenhang ist zu beachten, dass Einzelbelegen nicht zu grosse Bedeutung zugemessen werden darf. Vgl. dazu auch die vereinzelten prähistorischen Scherben, die in wenigen Gruben vorkommen. Oben, S. 87 und unten, Zubler/Rentzel S. 313. Unten, Bänteli S. 304. Oben, Bänteli S. 68. Oben, S. 90. Die durchschnittliche Wandstärke pro Magerungstyp liegt etwas höher als es die durchschnittliche Wandstärke der Strukturen (Abb. 70) erwarten lässt, was darauf zurückzuführen ist, dass sich unter den nach Magerungstyp bestimmten Scherben überdurchschnittlich viele Randscherben befinden. In der Nähe des Randes ist die Wand meist etwas dicker als im mittleren Gefässbereich. Unten, Zubler/Rentzel S. 310f. Gross 1991, 26ff. Gross 1991, 32 zieht für gewisse Gegenden eine Dauer bis ins 9. Jh. in Betracht. Ebenso Tauber 1988a, 67. Gesichert scheint eine weiträumige Verbreitung bis mindestens Ende des 7. Jh. Unten, S. 145f. JbSGUF 70, 1987, 204. Zahlreiche Scherben des Magerungstyps A erbrachte die Siedlungsgrabung von Schleitheim-Brüel (JbSGUF 76, 1993, 233; Höneisen 1999, 150f.; Höneisen in Vorber.), einige Fragmente auch die Ausgrabung der Schleitheimer Pfarrkirche (Bänteli/Ruckstuhl 1986, 69). Oben, S. 86ff. Lobbedey 1968, 16; Gross 1991, 53; Schulze 1981, 13: Schulze spricht von einfacher gewülsteter Keramik, die er von gewülsteter nachgedrehter Keramik einerseits und Drehscheibenkeramik andererseits absetzt. Damit stellt er klar, dass auch echte Drehscheibenware handgemacht ist und der Unterschied im Gefässaufbau liegt. Nach Schulze 1981, 15f., datiert die einfache gewülstete Keramik ins 6. Jh. und wird in Wülfingen von der rauhwandigen Drehscheibenware verdrängt. Unten, S. 112f. Eine Publikation zur Siedlungsgrabung Schleitheim-Brüel und zum Gräberfeld Schleitheim-Hebsack ist in Vorbereitung (Höneisen in Vorber.). Zum spätrömischen Ursprung der rauhwandigen Drehscheibenware in der Nordwestschweiz vgl. Marti 1995, 50. Gross 1991, 52. Beispielsweise Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 88ff.; Scholkmann 1992, 129ff.; Windler 1991, 210ff.; Stebler-Cauzzo 1994, 171ff. Lobbedey 1968, 26f. Z. B. Schulze 1981, 17: «… Gefässe, deren Wandung zwar aus spiraligen Tonwülsten aufgebaut, danach aber auf der Töpferscheibe nachgedreht wurde. Unregelmässige Wandstärken und schlecht verstrichene Wulstgrenzen bei zugleich auffällig gleichmässig geformten Rändern sind die Kennzeichen dieses Herstellungsverfahrens» oder Gross 1991, 21: «Im folgenden soll daher der Terminus «nachgedreht» für das ganze Spektrum von keramischen Erscheinungen stehen, die zwischen der jüngeren Merowingerzeit und dem 12./13. Jh. vielerorts auftreten und nicht sicher als echte Drehscheibenware eingeordnet werden können.» Scholkmann 1978a, 60f. Lobbedey 1981, VIII, für die Unterscheidung zwischen «schnellaufend nachgedrehter Ware» und «jüngerer Drehscheibenware». Das gleiche gilt m. E. auch für die Unterscheidung der wenig bis nicht nachgedrehten Keramik. Gross 1991, 21. Stebler-Cauzzo 1994, 171. Der von Stebler-Cauzzo vorgeschlagene Herstellungsablauf erweitert die Literatur um einen neuen akademischen Schreibtischentwurf für ein vorwiegend handwerkliches Problem. Vgl. z. B. P. Kambers Versuche zur Herstellung von Linsenböden auf der Fusstöpferscheibe (Kamber 1995, 54ff.). Gross 1991, 156f.; Châtelet 1997, Vol.1, 264ff. Zur Definition des Magerungstyps unten, Zubler/Rentzel S. 313. Unten, S. 109. Bänteli 1994, 87 Abb. 9; das Griffbruchstück MA 43682 ist noch unpubliziert. Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 88ff. Unten, Zubler/Rentzel S. 313ff. und Waksman S. 317f.


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Lobbedey 1968, 17f. Scholkmann 1978b, 157f.; Gross 1991, 36. Schulze 1981, 7, 52. Schulze verzichtet auf die überflüssige Angabe «ältere» und das unnötige Suffix «-tonig», die häufig in der Bezeichnung «ältere, gelbtonige Drehscheibenware» vergesellschaftet sind. Zur Vereinheitlichung der Ansprache von Keramik vgl. Schneider 1989, 12. Gross 1991, 36. Châtelet 1997, 118. Gross 1991, 36ff., Abb. 9. Unten, Waksman S. 317f. Hübener/Lobbedey 1964, 96ff. Châtelet 1997, 149ff. Scholkmann 1992, 132; Tauber 1980, 403. Etwas weiter gefasst von Schulze 1981, 61, und Gross 1991, 138 (11.–13. Jh.) sowie Lobbedey 1968, 62 (11.–14. Jh.). Unten, S. 116ff. Gross 1991, 21, 138f.; Schulze 1981, 61. Scholkmann 1978a, 62. Lobbedey 1968. Gross 1991, 138f. Scholkmann 1978a, 62 und 72. W. Czysz, Geschichte und Konstruktion alter Töpferscheiben, in: Experimentelle Archäologie in Deutschland,Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 4, 1990, 308, 311. Dazu auch Kamber 1995, 54f. Vgl. auch W. Meyer/J. Tauber, Geschirr- und Gerätekeramik, in: Meyer 1989, 63: Auf der Frohburg gehören die Scherben mit Bodenzeichen zur frühen Drehscheibenware. Auch Lobbedey erwähnt Bodenzeichen auf jüngerer Drehscheibenware (Lobbedey 1968, 62), was von Scholkmann jedoch zugunsten der HandtöpferscheibenHypothese verworfen wird (Scholkmann 1978a, 72 Anm. 358). Die starke Wölbung des Bodenfragments Taf. 45,57.16 ist vermutlich als sekundäre Deformation durch den Hausbrand entstanden (oben, S. 91). «Einige Exemplare tragen noch Reste von elliptischen Kreiseln, die entstehen, wenn das Gefäss mit dem Draht von der Scheibe geschnitten wird.» K. Heid in: H. Schneider/K. Heid, Das Fundmaterial aus der Burgruine Lägern, ZAK 8, 1946, 29–46, bes. 46. Heids Beobachtungen müssen allerdings mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden (vgl. Tauber 1980, 17). Eine nachträgliche Bearbeitung an scheibengedrehten Topfböden schlägt P. Kamber für die Ausformung von konvexen Linsenböden vor: Kamber 1995, 54f. Z. B. Bänteli 1994, Abb. 9; Stebler-Cauzzo 1994, 172; Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 89; Windler 1991, 214; Schulze 1981, 61. Scholkmann 1992, 132; Bader 1998, 58. Taf. 31,27a.7 und 36,27c.31; 19,11.25 und 11.27 (zu diesen beiden ev. auch 11.26, 11.29 und 21,12.22). Dabei wurden 10 Fragmente mit sehr kleinen Zeichenbruchstücken nicht berücksichtigt. Schulze 1981, 61; Stebler-Cauzzo 1994, 172. Schöne Beispiele exzentrisch angebrachter Bodenmarken zeigen auch einige gewülstete Ofenkacheln von der Burg Wulp bei Küsnacht ZH: Bader 1998, 58. Schulze 1981, 61. Lobbedey 1968, 62. Gross 1991, 139. M. Seifert, Die spätbronzezeitliche Ufersiedlung von Zug-Sumpf. Band 2.1, Die Funde 1952–54. Zug, 1997, 41. Lobbedey 1968, 62: «Es kann nicht unsere Aufgabe sein, die mit den seltsamsten Hypothesen bedachte Frage der Bodenzeichen nach allen Richtungen zu beleuchten»; Gross 1991, 138f. Tauber 1980, 402f. Z. B.: Berger 1963, 76, Taf. 41.1.2; B. Zäch, Die mittelalterlichen und neuzeitlichen Münzen, in: Bauer u. a. 1991, Taf. 110f.; B. Kluge, Münzen als Bildträger, in: Das Reich der Salier 1024–1125, Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinlandpfalz, Sigmaringen 1992, 181–183, bes. 181. Zeitgenössische Prägungen mit Kreuz und Radkreuz auch bei Wyprächtiger 1996; formal sehr ähnlich vor allem das Radkreuz auf einem Halbbrakteaten aus dem Schatzfund von Steckborn, ebd. 22, Abb. 10. In Berslingen selbst: Unten, S. 147, Abb. 104b.

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Berger 1963, 67f., Taf. 33f.; P. Schmidt-Thomé, Hölzernes Tischgeschirr des 13. Jahrhunderts, in: H. Steuer (Hrsg.) Zur Lebensweise in der Stadt um 1200, ZAM, Beiheft 4, 1986, Abb. 14f. Scholkmann 1978a, 62; Stebler-Cauzzo 1994, 172. Scholkmann 1978a, 62. Lobbedey 1968, 11. Schulze 1981, 61. Scholkmann 1978a, 62. Unten, S. 124. Gross 1991, 182, Taf. 45f. Ebd. Taf. 45.13. Châtelet 1997, Vol. 3, v.a. pl. 81–105. Guyan 1950, Abb. 5.9. Oben, S. 91. JbSGUF 70, 1987, 204. Material noch unpubliziert. Zur vergleichenden Analyse der Magerung in diesem Band S. 86ff. Oben, Bänteli S. 76. Oben, S. 94. Gildhoff (in Vorber.). Für die Möglichkeit die Stettener Keramik einzusehen, die Überlassung der noch unpublizierten Tafeln sowie viele wertvolle Anregungen und Hinweise möchte ich mich bei Christian Gildhoff herzlich bedanken. Weiteres zur Importkeramik und ihren Formen oben, S. 98 und unten, S. 113ff. Taf. 11,1.9.12; 21,13.1.2; 38,38a.2; 40,40.3.4. Da es sich bei den Strukturen 1A/B und 38 um Mischkomplexe mit vorwiegend jüngeren Formen handelt, rutschen sie in der Tabelle insgesamt nach unten. Zur unklaren Zuordnung von Funden und Befund der Struktur 54 unten, Bänteli S. 304. Nach der Fundliste von Guyan Pfostengrube 1281, vgl. dazu oben, Bänteli S. 76 und Anhang S. 306, Haus 138. Schnyder 1991, 289. Gildhoff (in Vorber.). Guyan 1991, 223 bzw. Guyan 1971b, 201. Detaillierte Angaben über Proben, Labors und Methoden sind im Katalog der 14C- und Dendrodaten aufgeführt (S. 320ff.). M. A. Geyh, Physikalische und chemische Datierungsmethoden in der Quartär-Forschung. Clausthaler Tektonische Hefte 19, Clausthal-Zellerfeld 1983, 81. Anhand einer Datierungsserie mit 11 Proben aus einem bronzezeitlichen Haus konnte J. Görsdorf zeigen, dass die Daten von Speiseresten und Getreidekörnern erwartungsgemäss jünger ausfielen als diejenigen für den Wachstumszeitraum der Hölzer. Ohne allerdings die Jahrringstruktur der gemessenen Hölzer untersucht zu haben, nimmt er dabei ein maximales Wachstumsalter von 30 Jahren an. J. Görsdorf, Interpretation der 14C-Datierungen im Berliner Labor an Materialien eines Hauses von Feudvar bei Mosorin in der Vojvodina, Germania 70, 1992, 279–291. Für die Altersstruktur der einzelnen Proben und die Einschätzung der zu erwartenden Abweichungen vgl. Katalog der 14C- und Dendrodaten (S. 320ff.). Zur Problematik von Knochendatierungen vgl. den Kommentar zu Grab 11 im Katalog der 14C- und Dendrodaten (S. 321). Möglicher Kritik, mit diesem Vorgehen könnten anhand willkürlicher Kriterienwahl unbeliebte Daten modifiziert bzw. die Vergleichbarkeit beeinträchtigt werden, sei entgegnet, dass die grundlegenden Daten vorgelegt sind und zudem methodische Strenge zwar schön, aber nicht in jedem Fall nützlich ist. Unten, S. 145f. R. Marti, Ländliche Siedlungen zwischen Spätantike und Mittelalter, in: Schmaedecke 1995, 9–16, Abb. 3 und 5: Lausen-Bettenach; Gross 1991, 177, Taf. 2–8: Mannheim-Vogelstang und -Wallstadt; Schulze 1981, Abb. 27ff.: Wülfingen. Unten, S. 150f. Gächlingen-Niederwiesen (JbSGUF 70, 1987, 204); Schleitheim-Brüel (JbSGUF 76, 1993, 233; Höneisen 1999; Höneisen in Vorber.) sowie Schleitheim-Pfarrkirche (Bänteli/Ruckstuhl 1986, 69). Zum Nachweis des Magerungstyps A in Gächlingen und Schleitheim oben, S. 86. Unten, S. 236ff. Eine einzige Wandscherbe mit Magerungstyp A fand sich auch in Bargen-Hofwiesen: unten, S. 238f. Guyan 1950, 194ff., Abb. 5.3.23. Publikation in Vorbereitung. Gräber 391 und 555 (Mt A) bzw. Gräber 406 und 421.

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Wenige frühmittelalterliche Krugscherben fanden sich in Bargen-Wootel und Bargen-Hofwiesen, oben, S. 238 und S. 238f. Datierung nach J. Leicht und Y. Reich in: Höneisen (in Vorber.). Auch im Formenspektrum der rauhwandigen Drehscheibenware der Nordwestschweiz scheinen Krüge nur mit einigen Exemplaren vornehmlich des 5. Jahrhunderts vertreten zu sein, vgl. Marti 1994, 50. Hasenfratz/Bänteli 1986, 44, Taf. 15.5. Gross 1991, 26ff.; Marti 1994, 50. Marti 1994, 51f. Gross 1991, 30. Oben, Anm. 605. Schulze 1981, Abb. 32.9, 33.10.13. Oben, S. 86ff. Oben, S. 89. Guyan 1950, 200ff., Abb. 5. 9. 16 (gelbe Drehscheibenware), 5. 10. 15. 17 (Karbonatitware). In diesem Band oben, S. 88ff. Unten, Bänteli S. 302. Châtelet 1997. «Lèvre à gorge interne», Châtelet 1997, Vol.1, 160f. «Lèvre tronconique ou triangulaire courte», ebd. «Lèvre courte, fine, à profil triangulaire. <…> La gorge est marquée par un angle», Châtelet 1997, Vol.1, 133f. «Lèvre en amande», ebd. Châtelet 1997, Vol.1, 127. Ebd. 19ff. Ebd. 282. Ebd. 178ff. sowie in diesem Band unten, Waksman S. 317f. Ebd. 244ff. Ebd. 195ff. Châtelet 1997, Vol. 2, 109ff., Vol. 3, pl. 186–190 bzw. Vol. 2, 51f., Vol. 3, pl. 100–102. Gross 1991, 36ff., 159. Mit folgenden Randtypen nach Châtelet: K3c für die Karbonatitware und C1b bzw. C5a für die gelbe Drehscheibenware. Châtelet 1997, Vol. 1, 160f. bzw. 133f. Guyan 1950, 194ff., Abb. 5.2. Bänteli/Ruckstuhl 1986, 68–79. Die unverzierte Wandscherbe, MA 42990 ist noch nicht publiziert. Gildhoff (in Vorber.). Freundliche Mitteilung Ch. Gildhoff. Unten, Katalog der 14C-Daten S. 324. Vgl. Phase 2b, oben S. 115. Zur Problematik der Strukturen 1A und 1B oben, S. 90 und unten, Bänteli S. 302. Zur unklaren Zuordnung von Befund und Funden der Struktur 54 unten, Bänteli S. 304. Es handelt sich dabei um die Fundstelle Merishausen-beim Schulhaus, vgl. dazu in diesem Band S. 211ff. und Katalog der 14C-Daten S. 325f. Unten, S. 212, Taf. 60.21.22; 61.38.39.45.46, Abb. 154. Unten, S. 150f. Unten, S. 143f. Unten, S. 148 und S. 212. Unten, Anhang S. 326. Unten, Bänteli S. 302. Unten, Anhang S. 322. Oben, S. 91. Oben, S. 111f. Unten, S. 126f. Unten, Anhang S. 323. Unten, Bänteli S. 303. Unten, Anhang S. 321. Unten, S. 143. Oben, Bänteli S. 77 und Beilage 2. Unten, S. 119 und Bänteli S. 304. Oben, S. 116f. Zur Korrektur oben, S. 110ff. Oben, Bänteli S. 73. Unten, S. 119. A. Rehazek konnte in Grube 5 62 Menschenknochen bestimmen (S. 295 Anm. 1009). Vgl. auch unten, Bänteli S. 302. Schnyders Gruppe 3 umfasst ungefähr meine Phasen 3b und 4. Gerade die drei von ihm erwähnten geschlossenen Komplexe der Phase 3b eignen sich deshalb für den Vergleich vor und nicht nach 1045. Schnyder

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1991, 286. Zur frühen Keramik des Klosters Allerheiligen vgl. Zubler 1999, 197. Z. B. Bänteli 1994, 84ff., Abb. 9. UZ-3747, 1025±60 BP. Oben, Bänteli S. 74. Unten, S. 145ff. Oben, Bänteli S. 72ff. Unten, Stromer S. 187ff. Im Bereich beider Verhüttungsplätze fand sich zudem auch prähistorische Keramik: MA 36103.10 (Verhüttungsplatz 1, Schlackenhalde) und MA 36685 (Grubenhaus 56, Fd. 107). Gh 55.45 und Vh1.Ks, vgl. auch Katalog der 14C-Daten, S. 323f. Windler 1991, 210ff., mit ausführlicher Diskussion des Forschungsstandes (208ff.). Ebd. Kat. 1441 und 1442. UZ-3795 / ETH-13582, 850±55 BP. Bänteli 1994, 87 Abb. 9. Windler 1991, 214f. Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 95f. Gildhoff (in Vorber.). Gross 1991, 83f., 120ff. Oben, S. 103. Windler 1991, 214; Bader 1998, 54. Es handelt sich dabei v. a. um Komplexe aus der Stadthausgasse und vom Areal Rüden-Buchsbaum. Vgl. z. B. Gutscher 1984 und unten, S. 218f. Unten, S. 129f. Unten, S. 135. Oben, Anm. 695. Schnyder 1991, 291. Zu den Auswirkungen eines Verhüttungsbetriebes auf die nähere Umgebung oben, Bänteli/Senn S. 72f. Oben, Bänteli S. 71. Oben, S. 90f. Martin/Martin 1977, 148ff. Zur Verwendung von Silex vgl. H. Girardet, Versuchsbohrungen an Originalscherben von Zürich Mozartstrasse, in: Bleuer/Hardmeyer 1993, 343–346, bes. 343f. E. Bleuer äussert sich ausführlich über die Verwendung von organischen Flicken an neolithischer Keramik und beschreibt als weiteres Flickverfahren die Verleimung von Rissen mit Birkenpech und -rinde: E. Bleuer, Flicklochung und Flicken mit Birkenpech und Birkenrinde, in: Bleuer/ Hardmeyer 1993, 88–92. Zur Herstellung der Bleiflicken ausführlich Martin/Martin 1977, 154ff. Ein schön erhaltenes Beispiel eines mit Bronze geflickten Laveztellers fand sich in Grab 19 des spätrömischen Gräberfeldes Stein am Rhein-Hofwiesen SH: Höneisen 1993, 409, Taf. 44. Im Bauernhaushalt von Andreas Thomman (Bantli, Rohrbachgraben, Kt. BE), dessen Vater als «Beckibüezer» im Nebenerwerb tätig war, fand geflicktes Geschirr bis in die 90-er Jahre des 20. Jahrhunderts Verwendung. Die Wandung der Gefässe war dabei nie durchbrochen, womit sich die Dichtung der Löcher erübrigte. Der Grund für diese Neuerung dürfte in der besseren Qualität neuzeitlicher Häfte liegen: Mit härterem Draht liess sich mit den Häften eine Federspannung erzeugen, durch welche die Gefässteile nicht nur zusammengehalten, sondern zusammengespannt wurden. Abgesehen von ausgesplitterten Bereichen konnte damit auf eine Dichtung der Risse weitgehend verzichtet werden. Vgl. auch Martin/Martin 1977, Anm. 17. Unten, S. 137f. H. Girardet versuchte die Scherben aller an der Mozartstrasse vertretenen Epochen mit gleicher Methode zu durchbohren, was ihm mit einer Ausnahme durchwegs gelang: Nur am Horgener Scherben wurde die Bohrung durch grobe Magerungskörner verhindert. H. Girardet, Versuchsbohrungen an Originalscherben von Zürich Mozartstrasse, in: Bleuer/Hardmeyer 1993, 343–346, bes. 344. E. Bleuer, Flicklochung und Flicken mit Birkenpech und Birkenrinde, in: Bleuer/Hardmeyer 1993, 88–92, bes. 91f. Martin/Martin 1977, 152f., 164: Unter der Gebrauchskeramik finden sich Flicklöcher ausschliesslich an Reibschüsseln und Dolien. Martin/Martin 1977, 158. Inklusive Plastikgefässe: P. Hugger/H. Marti, Ein «Beckibüetzer» (Geschirrflicker) aus dem Napfgebiet. Schweiz. Ges. Volkskde. Abt. Film. Altes Handwerk 31, Basel 1972, 13.


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E. Bleuer, Flicklochung und Flicken mit Birkenpech und Birkenrinde, in: Bleuer/Hardmeyer 1993, 88–92, bes. 92. Oben, S. 113ff. Höneisen 1989, Taf. 3.10–12. Vgl. «Einzelscherben» unten, S. 316. Oben, Höneisen S. 23ff. Neben diesen unsicheren Hinweisen für die mittelalterliche Handspinnerei finden sich in Berslingen noch weitere, deutlichere Belege in Form von steinernen Wirteln (unten, S. 150) und knöchernen Spindeln (unten, S. 147). Schreyer 1994, bes. 115. G. Jacobi spricht selbst die undurchbohrten «Rundeln» als Spinnwirtel an: Jacobi 1974, 60, Kat. 1758/9. Zur Spielsteintheorie ausführlich T. Maeglin, Spätkeltische Funde von der Augustinergasse in Basel, Materialhefte zur Archäologie in Basel 6, Basel 1986, 67f. Vgl. z. B. H. Koller/C. Doswald, Aquae Helveticae – Baden, Ver. GPV 13, Brugg 1996, 116. Zu Webgewicht MA 36411 ist im Inventarbuch vermerkt: «2 Webgewichte (zerfallen). 1 Gewicht war in der Erde noch intakt, zerfiel aber bei der Bergung». Tatsächlich handelt es sich bei dieser Inventarnummer nur um ein einziges, allerdings stark fragmentiertes Webgewicht. Da zum Befund von Struktur 30 fast nichts dokumentiert wurde, bleibt unklar, ob es sich dabei um Reste eines ehemaligen Grubenhauses oder Kulturschichtreste ebenerdiger Strukturen handelt. Ev. besteht ein Zusammenhang zwischen Struktur 30 und der nahen Grubenkonzentration 31. Unten, Bänteli S. 306, Haus 133. Brettchenweberei ist in Berslingen mit den Webbrettchen aus Struktur 18 (Taf. 26,18.17/18) bereits sicher belegt. Zur Bandweberei mit Gewichten z. B. W. La Baume, Die Entwicklung des Textilhandwerks in Alteuropa. Antiquitas Reihe 2, Bd. 2, Bonn 1955, 62 Abb. 50. Spinnwirtel aus Ton (oben, S. 124) oder Stein (unten, S. 150), verschiedene Geräte aus Knochen oder Geweih (unten, S. 147f.). Oben, Bänteli S. 61ff. Aufgrund der starken Fragmentation und Deformation eines Teils der Webgewichte ist ihre genaue Anzahl nicht bestimmbar. «Ringförmig» heisst hier achsensymmetrisch bezüglich der Lochachse, d. h. der Ring kann im Grenzfall eine durchlochte Kugel sein. U. Koch 1994, 91ff., spricht von kugeligen, gedrückt kugeligen und linsenförmigen Webgewichten, ohne jedoch diese Ansprache im Katalog anzuwenden. Die Unterscheidung beruht letztlich nur auf der Breite von Webgewichten mit insgesamt gerundeten Umbrüchen, weshalb eine Zusammenfassung der eher schmaleren Exemplare unter der Bezeichnung oval sinnvoll erscheint. Klarer absetzen lassen sich zylindrische Webgewichte. Wo dies möglich und sinnvoll war, wurde die Schwere der Webgewichte anhand des geschätzten Erhaltungsvolumens hochgerechnet. Ein hart gebranntes Webgewicht, das in Stein am Rhein auf dem Kastellhügel Burg 1987 ausgegraben wurde, trägt eine einzelne eingedrückte Kreuzrosette (Höneisen 1993, Taf. 26, Kat. 267), ein weiteres Fragment eines Webgewichtes mit eingedrücktem Kreuz fand sich als Lesefund in der frühmittelalterlichen Siedlung Schleitheim-Brüel SH (Höneisen in Vorber.). Verschiedene Fundstellen von Webgewichten mit Kreuzrosetten hat U. Koch 1994, 94 aufgeführt. Dazu gehört ein «hängender» Querschnitt oder eine «hängende» Ansicht: vgl. z. B. U. Koch 1994, Taf. 17–24. Nicht–Webfachleute könnten durch Abbildungen mit liegendem Querschnitt (z.B. Schmaedecke/ Tauber 1992, 23 Abb. 27; Höneisen 1993, Kat. 267) oder horizontal gezeichnetem Fadeneinschnitt (Helmig, AS 4, 1981, 166, Abb. 2) in die Irre geführt werden. W. H. Zimmermann 1982, Abb. 12, 127ff. U. Koch 1994, 94f. Nach Koch kommen einfache, einzeilige Kammeinstiche vereinzelt schon auf kaiserzeitlichen Webgewichten vor. Schmaedecke 1995, 21ff., Abb. 10. Schmaedecke 1995, Abb. 10. Sowie die zwei nicht abgebildeten Gewichte MA 36281.09 und MA 36281.10. W. H. Zimmermann 1982, 132 spricht von einem durchlaufenden Band, mit dem das Gewicht an die Kette gehängt wurde. Denkbar ist aber auch, dass die Kettfäden direkt durch die Webgewichte gezogen wurden: Z. B. W. La Baume, Die Entwicklung des Textilhandwerks in Alteuropa. Antiquitas Reihe 2, Bd. 2, Bonn 1955, Abb. 54, 60, 61, 103. Für die

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Bandvariante spricht, dass Fadenreserven damit einfacher anzubringen und nachzuführen wären; dagegen, dass damit zusätzliches Verbrauchsmaterial im Herstellungsprozess nötig würde. Oben, Bänteli S. 61ff. Schierer 1987, 65. Ebd. Abb. 80, 86, 88, 90, 92. Ebd. 64. Belege für grosse Webbreiten an Gewichtswebstühlen sind in mittelalterlichem Kontext durchaus zu erbringen: Z. B. >2 m in Ditzingen, Kreis Ludwigsburg, vgl. M. Untermann/U. Gross, Mittelalterliche Siedlungsbefunde in Ditzingen, Kreis Ludwigsburg, AABW 1987, 186–190; 3 m in Leonberg-Höfingen, Kreis Böblingen, vgl. S. Arnold, Ein erwähnenswerter Siedlungsbefund aus Leonberg-Höfingen, Kreis Böblingen, AABW 1993, 245–247; 4 m in Dalem, Kreis Cuxhaven, vgl. W. H. Zimmermann 1982, 118ff. Oben, S. 126. U. Koch 1994, 94. Vgl. auch dieselbe Interpretation bei den kreuzförmigen Bodenzeichen (oben, S. 100f.). Der immaterielle, geistige Kontext einer früheren Gemeinschaft ist von der Archäologie aus naheliegenden Gründen meist nur in Spuren erahnbar. Nicht selten wird darum Unbekanntem und Unerklärbarem eine kultische Bedeutung zugemessen, die zwar kaum beweisbar, aber meist auch kaum widerlegbar bleibt. W. H. Zimmermann 1982, 132. Merishausen-beim Schulhaus, in diesem Band S. 211ff.; OsterfingenOberdorf «Haus 6» (zwei Fragmente ovaler Webgewichte), Guyan 1950, 204; Stein am Rhein-Kastellhügel Burg, Höneisen 1993, Taf. 26, Kat. 267. Höneisen (in Vorber.). W. H. Zimmermann 1982, 133. U. Gross, Zu den runden Webgewichten des frühen und hohen Mittelalters. Archäologische Informationen 14, 1991, 56–62. Eine mit dem Kanton Schaffhausen vergleichbare Formentwicklung konnte auch in der ostwestfälischen Kleinstadt Höxter festgestellt werden. König 1999, 54f. Oben, S. 121. U. Koch 1984, 152ff., 192f. U. Koch 1984, 156f. Belege durch die Jahrhunderte z.B. aus Grubenhaus 1 der ländlichen Siedlung bei Embrach ZH: 9./10. Jh. (Matter 1994, 50f., Abb. 6.7) und aus den Burgruinen Rickenbach SO: 11. Jh. (Meyer 1972, B17/18), Grottenburg Riedfluh BL: 11./12. Jh. (Tauber 1988b, E55), Alt-Wartburg AG: 13./14. Jh. (Meyer 1974, C68–72). Zur Datierung dieser Burgenplätze vgl. auch Tauber 1991a, 18 Abb. 4. Oben, Bänteli S. 72ff. Oben, S. 119. Grab 11 lag über Grab 49 und unmittelbar neben der Schlackenhalde. Zur anthropologischen Bestimmung unten, Katalog der Bestattungen S. 340ff. Vgl. auch Kaufmann/Xirotiris 1991, 245, Tab. 1. Die gleiche Bestattung wurde dagegen von W. Guyan als weiblich angesprochen, Guyan 1969, 51 und Guyan 1971b, 201. Die Bestimmung von Gewebe und Fasern erfolgte durch A. RastEicher. Unten, Anhang S. 321. U. Koch 1984, Taf. 43.1.12. Meyer 1974, C69–71. H. Schneider 1960, Taf. 13. Die Farbe der Lötstellen ist kupferrot. Eine Metallanalyse des Lotmaterials wurde nicht vorgenommen. Es könnte sich also auch um eine Legierung mit hohem Kupferanteil handeln. In einem Handbuch des 19. Jahrhunderts wird Kupfer ohne Zusatz unter den verschiedenen Loten als das beste Mittel erwähnt, um Eisen mit Eisen zusammenzulöten: K. Karmarsch, Handbuch der mechanischen Technologie, Hannover 18512, Bd. 1, 402. Vgl. auch J. Wolters, Löten im Mittelalter, in: Lindgren 1996, 187–203, bes. 195ff. Nach J.-J. Brunner wurde der Schaft ab dem 15. Jh. mit Kupferlot geschlossen: Brunner 1988, 222. U. Koch 1984, 158, diskutiert den Schlüsseltyp unter dem Titel «Renaissance-Schlüssel», weist aber auch auf gotische Beispiele hin. H. Schneider 1960, 24 legt das Aufkommen der Kupferverlötung ohne nähere Angaben in spätgotische Zeit. Ein Schlüssel mit Kupferlotstellen aus der Burgruine Alt-Regensberg wird um 1460 datiert: H. Schneider 1979, C74 (Bart und Schaft aus einem Stück). Z. B. U. Koch 1984, Taf. 44.12–13; Meyer 1970, E198.

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Koch 1984, 157; Koch nachfolgend z. B. Gross 1991, 143 und Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 131. Dagegen wird in der Literatur zu den Schweizer Burgen meist von Türen- oder Truhenschlössern gesprochen: Z. B.Tauber 1988b, 136ff. Ritter, Burgen, Dörfer 1997, 233f., x.19a+b. Stuttgarter Bilderpsalter 1965, 86v. Lex Baiuvariorum X, II: «De scuria vero liberis, si conclusa parietibus et pessulis cum clave munita fuerit, cum XII sol. conponat culmen», Beyerle 1926, 114f. Nach Schott 1993, 4 schwankt die Datierung der Lex Baiuvariorum zwischen 6.–8. Jahrhundert. U. Koch 1984, 136f., Abb. 16; Brunner 1988, 88ff. Vgl. z. B. H. Schneider/K. Heid, Das Fundmaterial aus der Burgruine Lägern. ZAK 8, 1946, 29–46, bes. 38, Abb. 5. Tauber 1988b, 135f. Ob es sich hier tatsächlich um ein chronologisch empfindliches Phänomen handelt, scheint nicht sicher. Zu den jüngeren Stücken, deren Datierung Tauber als fraglich taxiert, gesellt sich ein Fund aus Winterthur, der zusammen mit Keramik aus dem 3. Viertel des 13. Jahrhunderts vergesellschaftet war: Stebler-Cauzzo 1994, 179, Kat. 186 (aus allerdings gleichfalls nicht lupenreinem Kontext, wie die teilweise ältere Keramik des betreffenden Fundkomplexes nahelegt). Runde Griffe (z. B. Rippmann 1987, Taf. 53.2) sind bislang bedeutend seltener anzutreffen. Ritter, Burgen, Dörfer 1997, 235, x.19h: «Das rautenförmige Griffende des Schlüssels sichert seine Datierung in die Gotik». Vgl. dazu Gross 1991, 154, der eine Verbreitung der Rautenform spätestens ab dem 12. Jh. nachweist. Ebenfalls ins 11. Jahrhundert gehören nach der Datierung von Tauber die Funde von Rickenbach SO: Meyer 1972, B19/20 und Tauber 1980, 233ff. Z. B. Meyer 1974, C73 (vermutlich Anfang 14. Jh.). C73 entspricht einem vergrösserten Exemplar von Taf. 58.161. Zur zeichnerischen Rekonstruktion des Verschlussmechanismus vgl. auch Knoll-Heitz 1985, 119; Marti/Windler 1988, 117; Kamber 1995, 76. Metallanalytische Untersuchungen wurden keine vorgenommen (oben Anm. 774). Zur Verkupferung von Eisenobjekten: D. Ankner/F. Hummel, Kupferlote bzw. Verkupferungen auf Eisen, Arbeitsblätter für Restauratoren, Gruppe 1, Eisen, Heft 2, 1985, 196–206, bes. 196ff. Vgl. dazu ausführlich Kamber 1995, 77. Literturangaben bei Kamber 1995, 76 und Knoll-Heitz 1985, 117. Marti/Windler 1988, 118. Knoll-Heitz 1985, 117, BM21. Kamber 1995, 77. A. Matter, Keramik um 1300 aus der Brandschuttverfüllung eines Steinkellers in Winterthur-Marktgasse 54, in: Archäologie im Kanton Zürich 1993–1994, 13. Ber. ZD, Zürich/Egg 1996, 243–277, bes. 258. Stebler-Cauzzo 1994, 178, Kat. 12. Das Riegelfragment Kat. 188, das Stebler-Cauzzo ebenfalls diesem Schlosstyp zuweist, gehört allerdings nicht zu einem Steckschloss, da es sich einerseits kaum um einen Schlossriegel, sondern um das Fragment eines Hohlschlüssels handelt und andererseits der Riegel der Burg Madeln, auf welchen sie verweist, nicht Bestandteil des dort vorgestellten «Russischen Schlosses» ist (Marti/Windler 1988, 118, Taf. 18.202). Z. B. Meyer 1970, E191–193 (14./15. Jh.); H. Schneider 1979, C81 (wohl 14. Jh.). Eine Ausnahme bildet Schloss Hallwil mit 14 Exemplaren. Allerdings weist Hallwil auch sechs Belege (Schlüssel und Schlossbestandteile) von Steckschlössern auf: N. Lithberg, Schloss Hallwil, Bd. III.2, 1932, Pl. 116/117. Stebler-Cauzzo 1994, 178 (11./12. Jh.); Marti/Windler 1988, 118 (13./ 14. Jh.); Kamber 1995, 77 (2. H. 13. Jh.). H. H. Andersen/P.J. Crabb/H.J. Madsen, Århus Søndervold en byarkæologisk undersøgelse, Jysk Arkæologisk Selskabs Skrifter, Bind 9, 1971, 194f., ASR. Schaltenbrand Obrecht 1991, 188, Taf. 73.34 (Datierung des Stückes unsicher). Meyer 1970, E199: Meyer sieht darin einen möglichen Türverschluss. Zur Herstellung von geschmiedeten Nägeln vgl. J. J. Prechtl (Hrsg.), Technologische Encyklopädie oder alphabetisches Handbuch der Technologie, der technischen Chemie und des Maschinenwesens, Bd. 10, Stuttgart 1840, 325–336, bes. 325ff. Unten, S. 142. U. Koch 1984, 167.

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Schaltenbrand Obrecht 1996, 187. V. Schaltenbrand (1986, 182) vergleicht solche Nägel in Funktion und Alter mit den Scheibenkopfnägeln (1. Jh. n. Chr. bis Mittelalter), verweist sie aber später (Schaltenbrand Obrecht 1991, 186, Taf. 73.9) in die Neuzeit. Unten, Abb. 102. Unten, S. 142. Schaltenbrand 1986, 182f.; Schaltenbrand Obrecht 1991, 185ff. Schaltenbrand Obrecht 1996. U. Koch 1984, 165ff. Marti/Windler 1993, 80, Kat. 14–23 u. 529–531. Hoek/Illi/Langenegger 1995, 49f., Kat. 160–162. Z. B. Ewald/Tauber 1975; Tauber 1991b. Schaltenbrand Obrecht 1996, 181, Tab. 81; M. Senn, Eisenfunde und Metallverarbeitung, in: Ebnöther 1995, 244–252, bes. 246; C. Doswald in: Hänggi u. a. 1994, 265f. Zur besseren Vergleichbarkeit der Zahlen wurden die Prozentanteile für Oberwinterthur und Dietikon unter Ausschluss der nicht nach Formen bestimmten Nagelschäfte neu gerechnet. Marti/Windler 1993, 80, Kat. 14–23. Marti und Windler bezeichnen diese Nägel als breitgekniffene Nägel, was bezüglich der Herstellung irreführend ist. Hoek/Illi/Langenegger 1995, 49f. Ewald/Tauber 1975, 82, 107. U. Koch 1984, 167, Taf. 19–29. Meyer 1972, 348f., B22–26; zur Datierung Tauber 1980, 233ff. Da es sich nur um eine Auswahl der Nägel handelt und keine Zahlen angegeben werden, ist nicht ganz sicher ob sich unter den «restlichen Holznägeln» (Meyer 1971, 343) nicht doch breit abgehauene Nägel befinden. Tauber 1991b, 97f., Abb. 84.525. Wie bei den Katalogen vieler Schweizer Burgengrabungen leider üblich, fehlen dazu Zahlen und genauere Angaben zur Fundlage. Oben, S. 120f. U. Koch 1984, 167f. Unter den 6545 Nägeln von Oberwinterthur-Unteres Bühl ZH scheinen sich keine Nägel mit deutlich massiven Köpfen zu befinden. Eine Ausnahme könnte allenfalls in Kat. 740 gesehen werden: Schaltenbrand Obrecht 1996, Taf. 61. Dasselbe gilt für Chur, wo einzig ein Nagel aus dem Areal Dosch einen leicht gewölbten Kopf aufzuweisen scheint: Schaltenbrand 1986, Taf. 59.6. C. Doswald zählt unter den 918 Nägeln aus dem Vicus von Zurzach AG zehn Stück mit massivem Kopf: C. Doswald, in: Hänggi u.a. 1994, 266, Tab. 57 und Abb. 183: Typ 17b. U. Koch 1984, 167f. Oben, S. 131. Während der archäologischen Untersuchungen in der Bergkirche Hallau SH wurde u. a. ein Friedhof des 16. Jahrhunderts ausgegraben. Bei den an Sargbeschlägen geborgenen Nägeln handelt es sich um einfache Scheibenkopfnägel, die eine Länge von 4–6 cm aufweisen. Weitere Scheibenkopfnägel fanden sich als Teil der beigegebenen Tascheninhalte bei den frühmittelalterlichen Bestattungen. Diese besassen, soweit feststellbar, eine Länge von 5–6 cm. In Anbetracht der Seltenheit frühmittelalterlicher Nägel und der Zusammensetzung der Hallauer Tascheninhalte, die auch Altwaren z. T. römischer Zeitstellung umfasst, ist eine römische Herkunft dieser Nägel anzunehmen. Hasenfratz/Bänteli 1986, 27ff. Z. B. Flügelkopfnägel: C. Doswald, in: Hänggi u.a. 1994, 266; M. Senn in: Ebnöther 1995, 245f.; Plattkopfnägel: Schaltenbrand Obrecht 1996, 187, E778–788; kopflose Nägel: Schaltenbrand Obrecht 1996, 188, E801. P. Hugger, Die Nagel- und Kettenschmiede von Vallorbe. Schweiz. Ges. Volkskde. Abt. Film. Altes Handwerk 33, Basel 1973. Vgl. dazu Schaltenbrand 1986, 182, Typ 4. Dagegen lehnt V. Schaltenbrand später die Datierung von Flügelkopfnägeln in römische Zeit eher ab und zieht ein frühneuzeitliches Alter in Betracht: Schaltenbrand Obrecht 1991, 187. Schaltenbrand Obrecht 1996, 181 und 186. Acht davon beim Verhüttungsplatz 1. Schaltenbrand Obrecht 1996, 182. Marti/Windler 1993 Kat. 14–23 u. 529–531; Hoek/Illi/Langenegger 1995, Kat. 160; Tauber 1991b, Kat. 525; in der Burgruine Scheidegg bei Gelterkinden BL scheint die häufigste Länge bei 3–4 cm zu liegen, Ewald/Tauber 1975, 68, F99.


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Schaltenbrand Obrecht 1996, 183ff. Vgl. auch Schaltenbrand Obrecht 1996, 150 zu den römischen Flachmeisseln von Oberwinterthur-Unteres Bühl ZH. Oben, S. 133f. C. Doswald, in: Hänggi u.a. 1994, 258; Schaltenbrand Obrecht 1996, 149 und 152. Ein illustrierendes Beispiel einer weitgehend erhaltenen, mit Holzgriff versehenen Ahle aus dem 12. Jh. fand sich in Hirsau (Baden-Württemberg): U. Gross, Die Keramik-, Bein-, und Metallfunde aus dem gemauerten Schacht bei St. Peter und Paul, in: Hirsau: St. Peter und Paul 1091–1991 Bd. I, Stuttgart 1991, 139–178, bes. Abb. 115.16. C. Doswald, in: Hänggi u. a. 1994, 263; Schaltenbrand Obrecht 1996, 152: Gruppe 4. Ohne überzeugende Argumente beschreibt dagegen U. Koch einen Teil der vergleichbaren Geräte vom Runden Berg als Durchschläge und begrenzt deren Gebrauch zudem auf die Metallbearbeitung der Grob- und Feinschmiede: U. Koch 1984, 133. P. Hugger/H. Marti, Ein «Beckibüetzer» (Geschirrflicker) aus dem Napfgebiet. Schweiz. Ges. Volkskde. Abt. Film. Altes Handwerk 31, Basel 1972. Jacobi 1974, 55; C. Doswald, in: Hänggi u. a. 1994, 260. C. Doswald, in: Hänggi u.a. 1994, 162; Schaltenbrand Obrecht 1996, 147; Berger 1963, 60, Taf. 29.12. K. Roth-Rubi, in: Höneisen 1993, 346, Taf. 16.95. Z. B. U. Koch 1984, Taf. 28.5–7; A. Stroh, Die Reihengräberfelder der karolingisch-ottonischen Zeit in der Oberpfalz, Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte 4, Kallmünz 1954, Taf. 12 M.4, 12 N.3; Tauber 1991b, Kat. 473; Meyer 1970, E104–126. K. Heid, Hasenburg und Kindhausen, die Burgen am Hasenberg, Neujahrsblatt von Dietikon 10, 1957, 26, Bild 18.22. Z. B. Meyer 1970, E239; allgemein Schaltenbrand Obrecht 1996, 188ff. und C. Doswald, in: Hänggi u. a. 1994, 264. Vgl. z.B. Schulze 1984. Vgl. z.B. U. Koch 1984. U. Koch 1984, 118; vgl. auch Berger 1968, 58ff. U. Koch 1984, 118ff. Mehrere mit Gewebe umwickelte Messer sowie Eisenobjekte mit Abdrücken von Pflanzenhalmen konnten beispielsweise im Gräberfeld von Elgg ZH dokumentiert werden. Im Gegensatz zu 46.9 handelt es sich dort allerdings um Grabbeigaben: Windler 1994, 106. H. J. Hundt beschreibt Spuren einer möglichen Heuschüttung, die sich an der Vorderseite eines Gürtelrückenbeschlages erhalten haben: H. J. Hundt, Die Textilreste aus dem Reihengräberfriedhof von Kleinlangheim, Lkr. Kitzingen, in: Ch. Peschek, Das fränkische Reihengräberfeld von Kleinlangheim, Lkr. Kitzingen/Nordbayern, Mainz 1996, 172–176, bes. 173f., Grab 39, Taf. 123. U. Koch 1984, z.B. Taf. 23.18 und 24.4. L. Berger unterscheidet für Basel-Petersberg eine eigene Gruppe E «mit Rille und ganz leicht abgewinkeltem Rücken»: Berger 1968, 59, Taf. 27.13–14. Schatz von St. Godehard 1988, Kat.no. 30, 91ff. (19v und 135v): Entstehungszeit der Handschrift in der erste Hälfte des 12. Jh., vermutlich im Kloster Tegernsee. Das Autorenbild des Matthäus ebenfalls in: Das Reich der Salier 1024–1125, Katalog zur Ausstellung des Landes Rheinlandpfalz, Sigmaringen 1992, 473f. Die Entstehungszeit des Evangeliars wird hier im letzten Viertel des 11. Jh. vermutet. Wattenbach 1871, 163, 168. Schatz von St. Godehard 1988, 92 (90v).Vgl. auch Wattenbach 1871, 160. Ein abgerundetes Federmesser hält der federspitzende Hieronymus (um 1125) aus der theologischen Sammelhandschrift von Prüfening und Regensburg, in: Regensburger Buchmalerei, Ausstellungskatalog, Regensburg 1987, Taf. 106. Wattenbach 1871, 171. Nach Wattenbach 1871, 129. Z. B. Hasenfratz/Bänteli 1986, Grab 1.6, 4.3, 13.2 oder Windler 1994, Grab 65.4 u. a. m. Tauber 1988b, 132f., E29–31, mit weiteren Vergleichen. Scholkmann 1978a, 99f., Abb. 36a: Typ 3 sowie v.a. Abb. 35.5. Vgl. die verschiedenen Reihengräberfelder bzw. die Schweizer Burgenstellen sowie z. B. U. Koch 1984, Stein 1967 und Berger 1968. V. a. für die Messer mit gewinkeltem Rücken auch die häufigen Darstellungen in den Bildwerken des Mittelalters. Oben, S. 125. Oben, S. 113 und 121.

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U. Koch 1984, 71, 80. U. Koch 1984, Taf. 16.11; Stein 1967, Taf. 18; W. Menghin, Das Schwert im Frühen Mittelalter, Stuttgart 1983, 111ff. Oben, S. 117 und 121. Stein 1967, 30. Unten, Bänteli S. 302. Unten, S. 150. Oben, S. 129f. Oben, Bänteli S. 75. Bei der Ansprache der in diesem Kapitel erwähnten Buntmetalle handelt es sich um Vermutungen; Metallanalysen wurden nicht vorgenommen. Vgl. dazu oben, Anm. 774. U. Koch 1984, 96ff. Vgl. dazu auch Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 130. Z. B. Meyer 1972, 344ff.; Meyer 1989, 76, G67–71; Tauber 1991b, 90ff.; Drack 1990, 207ff. mit einer Zusammenstellung verschiedenster Hufeisenfunde. Unten, Rehazek S. 164ff. Z. B. U. Koch 1984, 97, Taf. 15.18.19; Meyer 1989, 76f., G92; Meyer 1970, 162, E97–99; Rippmann 1993, Taf. 34.407. Drack 1990, 207, Abb. 10. Drack 1990, 207, Abb. 10. Wachowski 1986/87, 49ff., v.a. 55, Abb. 9. Wachowski 1986/87, 49ff.: Stab-Bandsporen ab 600 bis nach 900 (vgl. Abb. 4/5), Dornlänge «M» ab 8. Jh. (vgl. Abb. 7), Schenkellänge «K» 7. Jh. und erste Hälfte 8. Jh. (vgl. Tab. 1 und 7). Wachowski 1986/87, 52. R. Koch 1982, 65ff. Ein weiteres Exemplar dieses Typs: M. Hoeper/G. Krause, Zu den frühmittelalterlichen Siedlungsbefunden im Ortsbereich von Steisslingen, Kreis Konstanz, AABW 1996, 188–192, bes. 191. Windler 1994, 49. Stein 1967, 26ff; R. Koch 1982, 67ff. Oben, Bänteli S. 55 und 58. Zur Formentwicklung der Grubenhäuser oben, Bänteli S. 60ff. Schnyder 1991, 286. Zu Bronzemanschetten an der Dornbasis vgl. Stein 1967, 28, Taf. 6.1.2, 11.18.20, 18.15, 30.6.7. Zur Verkupferung vgl. oben, Anm. 788. A. Rettner, Sporen der Älteren Merowingerzeit, Germania 75, 1997, 133–157, bes. Abb. 1.2.3. Dornlänge nach Wachowski 1986/87,Abb. 7: ab Mitte 8. Jh.; Stein 1967, z. B. Taf. 6.1, 21.3, 50.2.3. 87.2; R. Koch 1982, 67ff., v.a. Abb. 5. Zu den Stachelsporen des 10. Jh. zusammenfassend mit weiterer Literatur: Windler 1991, 220f. Sowohl R. Koch 1982 als auch Wachowski 1986/87 greifen stark auf Sporenfunde aus dem slawischen Siedlungsraum zurück. Die Tauschierung wird aufgrund der Farbe als Kupfer angesprochen. Gelbliche Flecken weisen zudem auf die Anwesenheit einer ehemaligen Kupferlegierung hin. Ob es sich dabei um zusätzliche Zierelemente handelt ist unklar. Eventuell könnten sich darin unterschiedliche Korrosionsgrade innerhalb der Tauschierung spiegeln. Freundliche Mitteilung P. Im Obersteg. Wachowski 1986/87, 58ff. Oben, S 116 und 121. Stein 1967, 134ff., v.a. 153; A. Rettner, Sporen der Älteren Merowingerzeit, Germania 75, 1997, 133–157, bes. 133. R. Atzbach, Ritter und Bewaffnung, in: Ritter, Burgen, Dörfer, 1997, 48–51, bes. 48ff. Z. B. Meyer 1970, E11–14; Tauber 1988b, E24/5; Meyer 1989, G172; Ade-Rademacher/Rademacher 1993, 130, Taf. 56.4. Tauber 1991b, 95f., Kat. 484–488: «Diese Form mit den charakteristischen halbkugeligen Enden der Dornrast scheint im Laufe der ersten Hälfte des 13. Jh. auszulaufen.» Dagegen datiert Stebler-Cauzzo solche Schnallen in Winterthur ins 3. Viertel des 13. Jh., Stebler-Cauzzo 1994, 178, Kat. 219/220. A. Kiss, Das awarenzeitliche gepidische Gräberfeld von Kölked-Feketekapu A, Ibbsbruck 1996, 207ff., Abb. 35.52. Ch. Ph. Matt, Der Grosse Chastel bei Bad Lostorf, ein spätrömisches Refugium im Solothurner Jura, Archäologie des Kt. Solothurn 5, Solothurn 1987, 76f., Taf. 3.16, mit weiterführender Literatur zum zeitlich unsicheren Fundstück. Die Ansprache der vorliegenden Kupferlegierungen als Bronze ist vermutet. Materialanalysen liegen keine vor.

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Vgl. Höneisen 1989, Taf. 11.14–15. Guyan 1972. Oben, Höneisen S. 23ff. Oben, Höneisen S. 29. MA 36808. Windler 1994, 112f.: Bei insgesamt 213 Bestattungen konnten nur fünf Gefässe und ein Bodenfragment geborgen werden. MA 4207. Guyan 1965a, 14, Taf. XV.131a. Die Pinzette stammt aus Grab 37 der 2. Kampagne des Jahres 1867 und wurde von M. Wanner abgebildet: M. Wanner, Nachträge zu den in Schleitheim entdeckten Grabalterthümern. Schaffhausen 1868, Taf. III.1. Die bei W. U. Guyan abgebildeten Beifunde sind dem Grab durch K. Sulzberger erst nachträglich aufgrund der Aufzählung von M. Wanner zugewiesen worden und können daher nicht als zuverlässig betrachtet werden. Vgl. dazu: Guyan 1965a, 7. Die Hinweise zur Geschichte des Fundplatzes Schleitheim-Hebsack verdanke ich J. Leicht, dem Bearbeiter des Gräberfeldes. Koch 1984, 114, Taf. 20.1.2. Vom Runden Berg bei Urach auch R. Christlein, Der Runde Berg bei Urach I. Die frühgeschichtlichen Kleinfunde ausserhalb der Plangrabungen, Heidelberg 1974, 31, Taf 9.2. Ferner findet sich unter dem Material aus Schretzheim ein gutes Vergleichsstück, das U. Koch in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts datiert: Koch 1977, 132, Taf 181.10. Martin 1976a, 68, 300. Roth/Theune 1995, Taf. 28, Grab 109.5; Taf. 75, Grab 229.5; Taf. 91, Grab 274.2d; Taf. 204, Grab 571.4r. Vom frühmittelalterlichen Gräberfeld bei Weingarten liegt bis heute erst der Katalogband vor: Roth/Theune 1995. Für Hinweise zum Alter der Grabinventare bedanke ich mich bei J. Leicht (Bearbeiter des Gräberfeldes Schleitheim-Hebsack SH) und Y. Reich (Bearbeiterin der Perlen desselben Gräberfeldes). Windler 1994, 90f, 118, Taf. 21: Grab 56.1 und Taf. 27: Grab 65.3. Windler 1994, 101f. Taf. 8, A.1–5. Oben, Burzler S. 34ff. Oben, Burzler S. 36ff. und 47. Windler dagegen datiert die Schuhschnallengarnitur von Merishausen ebenfalls ins erste Drittel des 7. Jh.: Windler 1994, 101f. Hasenfratz/Bänteli 1986, Taf. 5.5. Hasenfratz/Bänteli 1986, 51, 57f. A. Burzler erwägt für die Gräber 11, 13, 19, 24, 25, 28, 29 eine Datierung ins späte 6. Jh. (Mündliche Mitteilung vom 24. 7. 98). Hasenfratz/Bänteli 1986, 46f., Abb. 20. Y. Reich datiert die Perlen in Schleitheim in Stufe 8 bzw. in die Jahrzehnte zwischen 600/610–630/640: Y. Reich, Die Perlen aus dem frühmittelalterlichen Gräberfeld von Schleitheim-Hebsack, in: Höneisen (in Vorber.). Neuffer-Müller 1983, 69, Taf. 36. Schicht 2 nach Christlein: ca. 570– 620/630, vgl. Burzler in diesem Band S. 33. U. Koch 1977, 36, 68, Taf. 19.17. Für weitere Vergleichsfunde aus dem süddeutschen Raum vgl. Windler 1994, Anm. 647; Burzler in diesem Band, Anm. 109. Bänteli 1994, Abb. 10. Die Keramik des Fundkomplexes 13 aus dem Rüdenareal ist in Berslingen mit dem jüngsten Spektrum der Verhüttungsplätze und aus Grube 5 vergleichbar. Windler 1991, 210, 222f., Kat. 1499. W. Steeger, Ritterliche Schutzwaffen von der Oberen Burg Treuchtlingen, in: Ritter, Burgen und Dörfer, 1997, 68–73, bes. 69; Tauber 1991b, 100ff.: Tauber zieht für die Beschlagfragmente der Ödenburg (11./12. Jh.) u. a. eine Funktion als Kästchen- und möglicherweise als Schildbeschläge in Betracht. Kat. S. 384, Bestimmung K. Wyprächtiger. Kat. S. 379, Bestimmung H.-U. Geiger. Wyprächtiger 1996, 19ff.; Gamper 1999, 128f. Oben, S. 119 und 121. Als Nadel im Sinne eines Arbeitsinstruments bezeichne ich ein langes, schlankes Gerät mit einer Spitze an einem Ende und einer Öse (dem Nadelöhr) am andern. Die Knochenartefakte wurden von S. Deschler-Erb und A. Rehazek archäozoologisch untersucht. Sämtliche Aussagen zum Rohmaterial verdanke ich ihnen. Bei der Herstellung von Nadeln kamen auch ausserhalb Berslingens hauptsächlich Fibulaknochen vom Schwein zur Verwendung. Vgl. dazu B. Theune-Grosskopf 1994, 96f. sowie R. Röber 1995, 934f.

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G. Böttcher, Nadelbindungstechnik: Mittelalterlicher Textilfund in Müsen - Nachbildungsversuch, in: Experimentelle Archäologie: Bilanz 1991, Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 6, 1991, 331–338. Oben, S. 125ff. und unten, S. 148. Z. B. Schnyder 1991, 283 und 285; Meyer 1989, 72, F17. Z. B. in Berslingen selbst (oben, S. 137f.) oder in grosser Zahl auf dem Runden Berg bei Urach: U. Koch 1984, 140ff., Taf. 38. Helmig 1981, Abb. 2; ders. 1982. Oben, S. 125. Vgl. die Darstellung eines Flickschusters des 15./16. Jh. im Hausbuch der Mendelschen Zwölfbrüderstiftung zu Nürnberg, der in einer Hand eine knöcherne oder hölzerne Nadel führt. Neben ihm liegt unter anderem Werkzeug auch eine eiserne Ahle. Ch. Schnack, Schuhe und Schuhhandwerk, in: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300, Stuttgart 1992, 424–427, bes. 424. Oben, S. 124 und unten, S. 150. U. Koch 1994, Taf. 2.39, 51; H. Storz-Schumm, Textilproduktion in der mittelalterlichen Stadt, in: Stadtluft, Hirsebrei und Bettelmönch. Die Stadt um 1300, Stuttgart 1992, 402–407. Helmig 1982, 154f., Abb. 2, 7.–10. Jh.; Schneider u. a. 1982, Taf. 71.7, 304, zweite Hälfte 10. Jh.; Rippmann 1987, Taf. 51.18, 242ff.; U. Koch 1994, Taf. 2.34, 19f., 9./10. Jh.; H. Stolte, Zweiter Versuch eines Brettchengewebes: Manipel des Heiligen Ulrich, in: Experimentelle Archäologie: Bilanz 1991, Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 6, 1991, 339–346, bes. 339ff., es handelt sich dabei um ein Brettchengewebe des 10. Jh.; für weitere Belege vgl. U. Koch 1994, Anm. 58. Eine Zusammenstellung südwestdeutscher Webbrettchen bei Röber 1995, 887–891. Unten, S. 212. Zum Material von Webbrettchen vgl. auch Röber 1995, 933f.: Unter den von R. Röber aufgeführten Webbrettchen befinden sich acht Stücke aus Knochen und nur eines aus Geweih. Ein weiteres Webbrettchen mit übereckstehendem Rhombus und Kreisaugen auf der freien Fläche fand sich in Hofstetten SO (Münzdatierung, 10. Jh.): H. Spycher, Die Johanneskapelle in Hofstetten SO: ArchäologischeUntersuchungenim Rahmen der Restaurierungsarbeiten1980 bis 1983, Archäologie des Kantons Solothurn 5, Solothurn 1987, Abb. 20.10, 19ff. Oben, S. 116 und 121. Abb. 105.2.8: Unten, S. 212; Abb. 105.4: Helmig 1982, 154f.; Abb. 105.5: Schneider u. a. 1982, 304; Abb. 105.3.6.7.9: Röber 1995, 887ff. Zum Aufbau mittelalterlicher Kämme vgl. B. Theune-Grosskopf 1994, 83ff., Abb. 1. U. Koch 1994, 18f. Windler 1994, 109f., z.B. Grab 20.5 um 600 n. Chr. Vgl. vor allem Grab 14.3, 20.5, 93.3, 111.1, 118.3, 164.14 und 184.16: Windler 1994. Oben, S. 113 und 121. Unten, S. 162ff. Die Bestimmung der verwendeten Gesteine erfolgte in grosszügiger Weise durch F. Hofmann. Die Sandsteine zweier Mühlsteine (Taf. 37: 29.6; 58.178) wurden dabei auch sedimentpetrographisch untersucht. U. Koch 1994, 211f. Doswald 1994, 22f.; Jacobi 1974, 130ff.; Tauber 1991b, 106f. Lohrmann 1996, 222. Doswald 1994, 23. C. Doswald, in: Hänggi u. a. 1994, 373f., v. a. Abb. 213d. S27b. Pfosten 1656; brandgerötete Pfostengrube zwischen Haus 135 und Haus 138. Ergebnis der sedimentpetrographischen Untersuchung von F. Hofmann: Der Sandstein des Mühlsteins Taf. 58.178 stimmt weder mit Stubensandstein noch mit Buntsandstein überein. Stubensandstein (Typ Schleitheim-Seebi-Steinbruch, Keuper) scheidet in jedem Fall aus, da v. a. Granat fehlt, aber Monazit und Turmalin häufig sind. In Betracht kommt allenfalls eine etwas abweichende Schicht aus dem Buntsandstein. Der Sandstein von Kat. 29.6 stimmt besser mit Buntsandstein überein. Er enthält wie dieser viel Zirkon. Bei beiden Mühlsteinen ist der Gehalt an monokristallinen Quarzkörnern sehr hoch. Grosse Buntsandsteingebiete liegen im nördlichen Schwarzwald (Kinzigtal, Freudenstadt) und in den Vogesen. Nach F. Hofmann, Erläuterungen zum Blatt Beggingen–Singen des Geologischen Atlas der Schweiz, 1997 (in Vorber.).


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U. Koch 1994, 197ff.; C. Doswald, in: Hänggi u. a. 1994, 375f. Zur Eisenverhüttung oben, Bänteli/Senn S. 72ff. und unten, Senn S. 259ff. 970 Oben, S. 147. 971 Vgl. D. Holstein, Die formale Entwicklung der Spinnwirtel in der Bronze- und Eisenzeit, in: Mille Fiori, Festschrift für Ludwig Berger, Forschungen in Augst 25, Augst 1998, 257–262. 972 Über Kalkbildungen auf dem Klettgauschotter vgl. H. Graf, Zur Entstehung der obersten Lage der Klettgau-Rinnenschotter und ihrer Deckschichten, J.ber. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 78, 1996, 399–416. 973 Oben, Höneisen S. 23. 974 Unten, Katalog der Bestattungen S. 340ff. Vgl. auch Kaufmann/Xirotiris 1991, 245, Tab. 1. 975 Guyan 1991, 219,Abb. 41. Guyans in diesem Zusammenhang gemachte Äusserung «in Berslingen fanden wir viele Spinnwirtel» scheint in Anbetracht der drei steinernen und der höchstens zwei tönernen (oben, S. 124) etwas übertrieben. 976 K. Kunter, Die Welt ins Haus geholt, Archäologie in Deutschland, 1/1996, 28–31. 977 Y. Reich, in: Höneisen (in Vorber.), Kat. 571.5; Belege für Altwarensammlungen in frühmittelalterlichen Taschen z.B. auch in Hasenfratz/ Bänteli 1986, 42 und 50. 978 Höneisen 1993, 402ff., Taf. 41ff. 979 Urner-Astholz 1946, 36, 53, 157; W.U. Guyan, Schleitheim-Brühl, JbSGUF 49, 1962, 83: Die Zeitstellung dieser Lavezfunde könnte auch frühmittelalterlich sein, vgl. Höneisen 1999, 149ff. Mehrere römische Lavezfunde von Schleitheim sind bisher noch unpubliziert. 980 Gross/Zettler 1990/91, 11ff. 981 Oben, S. 112f. und 145f. 982 JbSGUF 70, 1987, 204; Guyan 1954, Taf. 1.3. 983 JbSGUF 76, 1993, 233; Höneisen 1999, 149ff., Abb. 11.18–23 und Höneisen (in Vorber.). 984 Oben, S. 116 und 143f. 985 Gross/Zettler 1990/91, 14, 27: Kat. 9, Abb. 2.10. 986 Guyan 1950, Abb. 5.14. 987 Oben, S. 113ff. 988 Matter 1994, Abb. 6.6, 50f. 989 Stebler-Cauzzo 1994, 177, Taf. 2.62.63; 3.64; 8.246. 990 Schneider u.a. 1982, Teil 1, 148; Teil 2, 299–302, Taf. 60–67. 991 Gross/Zettler 1990/91, 11ff. 992 Steisslingen (Kreis Konstanz) mit einem Fragment aus einem Grubenhaus des 7./8. Jahrhunderts: M. Hoeper/G. Krause, Zu den frühmittelalterlichen Siedlungsbefunden im Ortsbereich von Steisslingen,AABW 1996, 188–192, bes. 188. Vergesellschaftet mit frühmittelalterlicher Keramik fanden sich Lavezfragmente auch in Fundkomplexen von Stetten an der Donau (Kreis Tuttlingen): Freundliche Mitteilung von Christian Gildhoff und Gildhoff (in Vorber.). 993 Gross/Zettler 1990/91, 18ff: Dass es sich hierbei um ein Problem des Forschungsstandes handeln könnte, wird von den Autoren ausdrücklich erwähnt, 23. 994 Zur möglichen Verbreitung von Lavezgeschirr durch das Kloster St. Gallen vgl. J. Tauber, Die Eisenwerker im Röserental, in: Ewald/Tauber 1998, 265f. 995 A. Siegfried-Weiss, Lavezgefässe, in: Hochuli-Gysel u. a. 1986, 130–157: Darin die petrographische Charakterisierung von F. de Quervain, 141f.; H. R. Pfeifer/V. Serneels, Inventaire des gisement de pierre ollaire au Tessin et dans les regions voisines: aspects minéralogiques et miniers, in: P. A. Donati (Hrsg.), 2000 anni di pietra ollare, Quad. inform. 11, Dipartem. del Ambiente, Cantone del Ticino, 1986, 147–228; H. R. Pfeifer, Wenig bekannte Beispiele von ehemaliger Lavez-Ausbeutung in den südlichen Alpen, in: Minaria Helvetica 9, 1989, 8–54; C. Holliger/H. R. Pfeifer, Lavez aus Vindonissa, JbGPV 1982, 11–64. 996 «Grossfamilie» im Sinn des umfassenderen Begriffs «verwandtschaftlicher Personalverband», vgl. Stromer in diesem Band, Anm. 1055. 997 Zur Bestimmung der Tierknochen vgl. Rehazek in diesem Band, S. 162ff. 998 Châtelet 1997, Vol.1, 263ff. 999 Gross 1991, Abb. 9–11. 1000 Gelbe Drehscheibenware und Karbonatitware sind auch in der Nordwestschweiz gut belegt; Karbonatitware jedoch deutlich seltener. Bei wesentlich grösserer Menge und zeitlich grösserer Streuung als im Kanton Schaffhausen, findet der stärkste Zufluss in die Nordwestschweiz ebenfalls im 8. Jahrhundert statt. Freundliche Mitteilung von R. Marti.

Kerkhoff/Nüske 1977, 1ff. D. Geuenich, Epilog. Die weitere Geschichte. In: Alamannen 1997, 511f. 1003 Gross 1991, 156f. 1004 Guyan 1950, 200ff. 1005 Gemauerte Gebäudereste aus der Wüstung Bettenach bei Lausen BL werden von J. Tauber neben anderem als Indiz für einen ehemaligen Königshof genommen: J. Tauber, in: Ewald/Tauber 1998, 239. 1006 Kerkhoff/Nüske 1977, 23ff. 1007 Lex Alamannorum LXXV.[1]: «Si quis stuba, ovilem, porcaria domum aliquis cocremaverit, …» (Wenn jemand eine Badestube, einen Schafstall oder einen Schweinestall eines anderen einäschert, …), Schott 1993, 144f. Vgl. auch Lausen-Bettenach BL, wo stark erhöhter Phosphatgehalt in Grubenhäusern als Anzeichen für Dung auf Ställe des Kleinviehs hinweist: J. Tauber, in: Ewald/Tauber 1998, 228. 1008 Bei Konstanz fanden sich viele Pfeifenfragmente im Tägermoos, auf dem die Latrinen der Stadt vom späten Mittelalter bis in die Neuzeit entsorgt wurden: R. Röber, Blauer Dunst aus weissen Pfeifen – Tönerne Tabakpfeifen aus Konstanz, Archäologische Nachrichten aus Baden 53, 1995, 1–44, bes. 28ff.

Rehazek 1009

Ausserdem sind 76 Menschenknochen mit einem Gewicht von ca. 1,3 kg nachgewiesen. Sie stammen zum grössten Teil aus dem mittelalterlichen Friedhofsareal der Siedlung (Struktur 5, 55, Verhüttungsplatz 1) oder sind als Lesefunde anzusprechen. Einige Menschenknochenfunde stammen aus Bereichen der Siedlung, die nicht in unmittelbarer Nähe des Friedhofes lokalisiert sind (Struktur 3, 57). Es handelt sich bei ihnen eventuell um ältere, vielleicht latènezeitliche Funde, die beim Aushub der mittelalterlichen Gruben angeschnitten wurden. Grundlagentabellen unten, Anhang S. 329ff. 1010 Die chronologische Gliederung des Fundmaterials lehnt sich an einen Vorschlag von K. Zubler an, der sie anhand der Keramik entwickelte. 1011 Darüber hinaus liegen 136 Knochen aus unklarem Zusammenhang (Lesefunde, nicht mehr zuweisbare Funde) vor. 1012 Vgl. z. B. Klein/Cruz-Uribe 1984, Kap. 3. 1013 Die vollständigen Daten sind auf dem Internet unter der Adresse www.unibas.ch/arch/ abrufbar oder auf Diskette bei der Kantonsarchäologie Schaffhausen zu beziehen. 1014 Z. B. Schleitheim-Brüel SH: Rehazek in: Höneisen (in Vorber.); UlmEggingen/D (Kokabi 1989). 1015 Unten, S. 171 «Kap. Brat- und Brandspuren». 1016 Dieses wäre z. B. der Fall, wenn die Tierknochen vor ihrer endgültigen Deponierung in den Gruben in der Siedlung abgelagert wurden. 1017 Morphologisch lässt sich der Femur aus der Phase 4 (Grube 11) nicht eindeutig von der Graugans trennen. Aufgrund des archäologischen Zusammenhangs (es finden sich in dieser Phase z. B. nur wenige Wildtierknochen) wird die Ansicht vertreten, dass es sich hierbei um den Rest einer domestizierten Gans handelt. 1018 Das in etwa ausgeglichene Verhältnis von Schaf- und Ziegenknochen deutet darauf hin, dass die Nutzung der kleinen Wiederkäuer wahrscheinlich nicht vorrangig auf die Wollproduktion ausgelegt war. 1019 Zur Bestimmungsproblematik: Uerpmann/Uerpmann 1984. Maultiere sind die unfruchtbaren Nachkommen eines Eselhengstes und einer Pferdestute. Sie zeichnen sich durch eine genügsame Lebensweise sowie eine hohe Belastbarkeit aus und besitzen gegenüber dem Esel den Vorteil eines ausgeglicheneren Gemüts. 1020 Dazu auch Hüster-Plogmann/Rehazek 1999. 1021 In Zusammenhang mit dem Warentransport und Handel stehen wahrscheinlich auch die überdurchschnittlich vielen Pferd- und Esel-/ Maultierfunde aus der nahegelegenen Fundstelle Bargen-Hofwiesen, einer Eisenhütte und Siedlung der Merowingerzeit bis frühen Neuzeit. 1022 Die Berechnung erfolgte anhand der Calcanei (Hirsch) und der Metatarsen (Reh). 1023 Das Jagdrecht lag in den Händen der sozialen Oberschicht, jedoch war Wilderei nach Ausweis des detaillierten «Strafenkatalogs» in der Lex Alamannorum nicht unüblich (Schott 1993, 159). 1024 Vgl. S. 163f. 1025 Siehe auch S. 147ff.

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1026

Als Altersklassen wurden gewählt: «subadult und jünger», «subadult oder adult» und «adult allgemein». Zur Altersbestimmung siehe Habermehl 1975. 1027 Mit etwa zwei Jahren wird das «optimale Schlachtalter» erreicht. Es bezeichnet den Zeitpunkt, an dem das Tier die Hauptwachstumsphase abgeschlossen hat. 1028 Tiere mit deutlich bis stark abgekautem drittem Molar. 1029 Vgl. auch Nussbaumer/Lang 1990. 1030 Siehe S. 63. 1031 Eine Auswertung der Rinder-Skelettteilmasse mithilfe von Grössenindex-Berechnungen («LSI») und ein Vergleich der Messwerte mit anderen mittelalterlichen Fundstellen wurde bereits publiziert: HüsterPlogmann/Rehazek 1999. 1032 Eine markante Grössenabnahme der Rinder vom Frühmittelalter bis ins 12./13. Jh. kann in der gesamten Nord- und Nordwestschweiz festgestellt werden (Hüster-Plogmann/Rehazek 1999). 1033 Rehazek in: Höneisen (in Vorber.).

Kaufmann 1034

Oben, Bänteli S. 71. Das Skelettmaterial aus dem Gräberfeld von Berslingen wurde vom Autor in Zusammenarbeit mit N.Xirotiris und unter Mithilfe meiner damaligen Mitarbeiterinnen Susan Eugster und Christine HillenbrandUnmüssig 1991 erstmals publiziert. Auch die vorliegende Arbeit geht weitgehend auf diese Unterlagen zurück, die Ende Mai l991 erstellt worden waren. Die Ergebnisse sind hier nochmals gedrängt aufgeführt. Der lange Zeitabschnitt bis zur Neubearbeitung bewog mich aber, das gesamte Skelettmaterial neu durchzusehen und zu sichten. Die Arbeit wäre in dieser Form nicht möglich geworden ohne die Mitarbeit meiner Aescher Mitarbeiterinnen: Frau L. Häusler erledigte die Schreibarbeiten, Frau Dorothe Schmidt ordnete die anatomischen Merkmale und die morphognostischen Befunde, Herr Marc Blind betreute das Skelettmaterial. Ihnen allen und zahlreichen weiteren Kolleginnen und Kollegen spreche ich meinen Dank aus. 1036 Die Bearbeitung erfolgte nach den heute üblichen Methoden: Körpergrössenbestimmung nach Bach (1965) und Breitinger (l938), Geschlechtsbestimmung und Sterbealtersbestimmung nach den «Empfehlungen» (Ferembach u.a. l980). Für die Aufnahme der metrischen Merkmale hielt ich mich an die Angaben in Martin/Saller (1957ff), für die nichtmetrischen an die vervielfältigten Vorlagen der APPA (Arbeitsgemeinschaft für Prähistorische Anthropologie und Paläopathologie, ab l980) und an die Arbeit von Hauser/De Stefano l989. Die nichtmetrischen Befunde können, wie auch die metrischen Daten, auf Wunsch im Anthropologischen Forschungsinstitut Aesch eingesehen oder bezogen werden. 1037 Oben, Bänteli S. 71. 1038 Kaufmann 1991. 1039 Beim Erstellen des Kataloges wurden alle messbaren Schädel und Langknochen nach den Vorschriften von Martin/Saller vermessen. Die Mittelwerte und die statistischen Parameter sind bei Kaufmann (1991, Anhang) publiziert, die Individualwerte können im Anthropologischen Forschungsinstitut Aesch abgefragt werden. 1040 Die Daten sind in Kaufmann (l991, Tab. 7) aufgelistet. 1041 Mündl. Mitteilung A. Czarnetzki, Tübingen. 1035

Stromer 1042 1043 1044

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Z. B. Hoek/Illi/Langenegger 1995. Z. B. Windler 1994 und Geuenich 1986. Dabei werden die einzelnen Siedlungen hinsichtlich ihrer Grösse, Form und Funktion (Wohn-, Landwirtschafts-, Gewerbe-, Verkehrssiedlung etc.) unterschieden und in ihrer Beziehung zueinander untersucht. Für die mittelalterliche Epoche stösst die Methode der funktionalen Typisierung allerdings vielerorts an die Grenzen des verfügbaren Materials, weil keine genügend umfangreichen Datenreihen vorliegen. Zum methodischen Ansatz vgl. Krenzlin 1983, 206f. und Born 1979. Anhand von archäologischen Befunden, Flurnamen und historischen Quellen rekonstruierte Zimmermann die Fluren von Oberbargen in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Er konnte dabei die Lage der drei Zelgen,

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der Wiesen und Wälder sowie den mutmasslichen Verlauf des Oberbargemer Bannes erschliessen (W. Zimmermann 1972). 1046 UR Schaffhausen Nr. 2815. 1047 Mit dem Ansatz der Rückschreibung führte Egli in seiner Studie über die Herrschaft Erlach Geographie und Geschichte zusammen. Ziel der Untersuchung war es, ältere Flur- und Siedlungzustände zu rekonstruieren. Ausgangspunkt sind Katasterpläne des 18. und 19. Jahrhunderts einerseits und die frühneuzeitlichen Verzeichnisse von Bodenzinsen andererseits. Dank der für diese Zwecke hervorragenden Quellenlage in Erlach gelang es Egli, die spätmittelalterliche Flur praktisch parzellengenau zu rekonstruieren und von einer Vielzahl von Grundstücken ihre Besitzer und die angebauten Produkte und deren Erträge zu ermitteln. Aus einer solchen Rekonstruktion können vielseitige Rückschlüsse auf die gesamte dörfliche Wirtschaft und die Herrschafts- und Besitzverhältnisse gezogen werden (Egli 1983). 1048 Die Strukturmethode geht davon aus, dass in einem «natürlich homogenen Gebiet» wie dem Schweizer Mittelland eine gleichmässige Siedlungsdichte bestehe und alle Ortschaften einen etwa gleichen Abstand zueinander aufweisen. Aufgrund dieses Abstandes wird ein Raster über die Landschaft gelegt, an dessen Knotenpunkten die effektiven und mathematisch möglichen Siedlungsstandorte sich befinden. Nach Abschluss des ersten Ausbaus im Hochmittelalter errechnete Guyan einen durchschnittlichen Siedlungsabstand von 2,2 km. In der Mitte von heutigen Ortsabständen, die doppelt so lang sind, muss demnach mit abgegangenen Siedlungen gerechnet werden, was zwischen Neunkirch und Guntmadingen mit der Wüstung Ergoltingen auch zutrifft (Guyan 1946, 435–439). 1049 Guyan 1946, 437. 1050 Frauenfelder 1962. 1051 Generell stellt sich bei der Anwendung der Ortsnamenforschung für die Siedlungsgeschichte das Problem, dass sich die Zuweisung von Namentypen in eine Siedlungschronologie nach wie vor hauptsächlich auf Sondereggers Grundlagenforschung abstützt, welche vor allem in den 1960er und 1970er Jahren durchgeführt wurde. Seither sind seitens der Archäologie zahlreiche neue Befunde bekannt, die bezüglich der alemannischen Besiedlung der Nordschweiz zu vielen Korrekturen der chronologischen Abläufe führten. Eine Neubeurteilung der Ortsnamentheorie im Vergleich mit diesen Erkenntnissen und modernen Ansätzen historischer Quellenkritik und unter Berücksichtigung regionaler Unterschiede wäre äusserst wünschenswert. 1052 Oben, Burzler S. 47f. 1053 Oben, Burzler S. 47f. 1054 Einen bemerkenswerten Zusammenhang stellte Windler zwischen vordeutschen Ortsnamen und frühmittelalterlichen Kirchen in der Nordostschweiz fest: an Orten mit vordeutschen Namen wurden im Frühmittelalter verglichen mit Siedlungen mit deutschen Namen deutlich mehr Kirchen gebaut. Siedlungskontinuität von der Spätantike zum Frühmittelalter hat folglich auf die Entwicklung einer Siedlung einen positiven Einfluss, denn frühmittelalterliche Kirchen konnten zu ersten Kernen werden, um welche sich im weiteren Verlauf der Siedlungsentwicklung Dörfer bildeten (Windler 1994, 158f.). 1055 Bei den frühen Namen aus einem Personennamen und dem Suffix -ingen oder -heim wird angenommen, dass es sich bei den Siedelnden um verwandtschaftliche Personenverbände oder einfach um Gruppen von sozial und wirtschaftlich voneinander abhängigen Leuten handelte. Zu solchen Verbänden in besitz- und siedlungsgeschichtlichem Zusammenhang im Raum Arbon und im Oberaargau siehe May 1976. 1056 Guyan stellte fest, dass die Siedlungen auf -ingen nach archäologischen Erkenntnissen ursprünglich lockere Gehöftgruppen bildeten (Guyan 1968b). Tesdorpf berechnete in seiner Kulturlandschaftsgeschichte des Hegaus für die -ingen-Orte eine durchschnittliche Grösse von 10–20 Einwohnern zu ihrer Entstehungszeit und folgerte aus archäologischen Funden ebenfalls, dass sie ursprünglich nicht als Dörfer angelegt wurden, sondern als Einzelgehöfte oder kleine Weiler. Seine Berechnung der Siedlungsgrösse kommt recht nahe an die Zahlen heran, welche von den Archäologen anhand der Gebäudefunde und der Bestattungen in Berslingen ermittelt wurden (Tesdorpf 1972, 100f.). Oben, Bänteli S. 81. 1057 Bei den Flurnamen ist allerdings zu beachten, dass sie weitaus weniger stabil sind als die Ortsnamen, denn Egli stellte in seiner Untersuchung über die Herrschaft Erlach fest, dass dort zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert ein Drittel der Flurnamen ausgewechselt wurde (Egli 1983, 34). 1058 Dazu Rohr 1980.


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Frauenfelder 1960, 124–125. Idiotikon Bd. 4, 1536–1538. 1061 Nach diesem Verfahren stellte Frauenfelder die Ersterwähnungen der Schaffhauser Gemeinden zusammen und bot damit einen Blick auf die Siedlungschronologie im weiteren Umfeld von Berslingen (Frauenfelder 1975). 1062 Erstmals wird die Stadt 1045 erwähnt, als Kaiser Heinrich III. dem Grafen Eberhard von Nellenburg das hiesige Münzrecht verlieh (UR Schaffhausen Nr. 4). 1063 Grundlegend zur Entwicklung von Schriftlichkeit und zum Zusammenhang von Herrschaft und Schrift: Hildbrand 1996. 1064 Gamper 1994, 7; Gamper 1999, 125. 1065 Zur Aussagekraft der Urbare für die Siedlungs- und speziell die Wüstungsforschung siehe Ott 1968. 1066 In der älteren Forschung stand die Siedlungsgeschichte in engem Zusammenhang mit der Stammesgeschichte der Germanen resp. Alemannen. In grossräumigen Darstellungen wurden vor allem Feldzüge und Schlachten in der Auseinandersetzung zwischen Germanen und Römern geschildert, die Anlage von Siedlungen wurde als Teil der militärischen Eroberung und Sicherung eines Gebietes verstanden (zum Beispiel Schmidt 1940). In der nationalen Geschichtsschreibung vor allem des späten 19. Jahrhunderts und in den 1930/40er Jahren wurde Siedlungsgeschichte als Teil einer ruhmreichen Vergangenheit mitunter zu ideologischen Zwecken instrumentalisiert. 1067 U. May konnte im Raum Arbon die «Waltramssippe» ausmachen, einen verwandtschaftlichen Personenverband, der im 6. Jahrhundert gemeinsam Ausbau trieb und dessen Mitglieder neben zahlreichen Grundstücken auch Eigenkirchen besassen. Für eine andere verwandtschaftliche Gemeinschaft im Oberaargau stellte May fest, dass diese weltlichen Grundherren zu erschliessendes Land einem Kloster übertrugen. Er vermutet, dass neben einer religiös bestimmten Schenkungsmotivation auch wirtschaftliche Gründe bei der Übertragung mitspielten und gezielt Güter im Ausbaugebiet abgestossen wurden, deren Rodung die Möglichkeiten einer relativ kleinen Adelssippe überstieg (May 1976). 1068 Windler 1995, 121f. 1069 Kaiser 1995, 146f. Zum Anteil der Grundherren am Siedlungsausbau siehe ferner Niederstätter 1992. Seine Untersuchung über den Landesausbau zwischen Bodensee und Alpen kommt zum Schluss, dass im Hochmittelalter vor allem im Bregenzer Wald von herrschaftlichen Grosshöfen aus kolonisiert wurde. Hier setzten die Grafen von Bregenz den Landesausbau gezielt als Mittel der Herrschaftsverdichtung ein. Ebenfalls unter dem Aspekt der Herrschaftssicherung muss gesehen werden, dass Graf Rudolf III. von Montfort-Feldkirch im 14. Jahrhundert den Walsern, die ihn in der Neuburger Fehde unterstützt hatten, Siedlungsland zur Verfügung stellte. 1070 Auf Meier- und Kelnhöfen amteten Meier resp. Keller als örtliche Verwalter eines Grundherrn. Dem Keller war vor allem das Einsammeln und Verwalten der Naturaleinnahmen anvertraut, während der Meier oft auch über gerichtliche Kompetenzen innerhalb eines Dorfes verfügte. 1071 Wanner nennt als Beispiele Bülach und Stammheim (K. Wanner 1984). In Stammheim bestand ein eigentliches frühmittelalterliches Herrschaftszentrum aus einem Königshof und einem befestigten castellum oberhalb der Siedlung. Nach Kaiser bildeten sich um die dortige Fronhofsorganisation mit ihren Meier- und Kelnhöfen als Kristallisationspunkte Siedlungsverdichtungen, die sich deutlich von den kleinen Ausbauhöfen der Umgebung unterschieden (Kaiser 1995, 146). 1072 Solche Prozesse stellten Elsener und Clavadetscher im Umfeld der Stadt Rapperswil und des Klosters Wurmsbach in deren Nähe fest. Um eine Grangie, einen grossen klösterlichen Wirtschaftsbetrieb, zu errichten, wurden mehrere Höfe bei Wurmsbach zusammengefasst. Bei Rapperswil dürfte die Abwanderung in die neu gegründete Stadt zur Auflassung einiger Höfe geführt haben (Elsener 1980 und Clavadetscher 1979). 1073 Illi beschreibt am Beispiel von Nänikon ZH, wie dort im Spätmittelalter nicht zuletzt auf Initiative der Dorfbewohner eine Kapelle entstand und in kommunalem Gemeinwerk eine Friedhofsmauer errichtet wurde. Der im 17. Jahrhundert mitten in Nänikon errichtete Kirchturm ist das manifeste Zeugnis der Bemühungen der dortigen Dorfbevölkerung, die Kirche vom früheren etwas abgelegenen Standort auf dem Bühl ins Dorf zu holen (Illi in: Hoek/Illi/Langenegger 1995, 52–59). 1074 K. Wanner 1984. 1075 Windler 1995, 118–123. 1076 Kaiser 1995, 146.

Koschorreck 1970, 64. RQ Schaffhausen I,2 S. 2. 1079 Höneisen 1993, 268. 1080 Schott 1993, 145. 1081 J. Grimm, Weisthümer, Göttingen 1840–1878, 94, 339. 1082 Abel 1943 und ders. 1967, 2. 1083 Zu Mortensen und zum Folgenden: K. Wanner 1984. 1084 Zitiert nach v.Wyss 1895, 213. 1085 Alle Zitate aus Rüegers Text nach Rüeger 1884–1910, 433–435. 1086 Föulen bedeutet Eisenschlacke (Idiotikon Bd. 1, 767). 1087 V. Wyss 1895, 186. 1088 Alle besprochenen Texte sind im Literaturverzeichnis angeführt. 1089 Die Methode beruht darauf, dass der Düngeranfall durch die Viehhaltung eine langfristig messbare Erhöhung des Phosphatgehaltes im Boden zur Folge hat. 1090 Schib 1972, weitgehend gestützt auf Schib 1970. 1091 Tesdorpf 1969, 89. Tesdorpf nannte die Urkunde aus dem Jahre 965, gemäss welcher Graf Kuno von Öhningen eine Kirche u. a. mit Berslinger Gütern ausstattete, als wichtigste Urkunde zu Berslingen, obwohl es sich um eine Fälschung handelt. Jüngste Edition der Urkunde: UB Thurgau, Bd. 8, 512–514. Die Frage der Fälschung erörtert: Monumenta Germaniae Historica, Diplomata Regum, Bd. 1, Nr. 445 601–603, Hannover 1879–84. 1092 Beschreibung in Rohr 1986, Nr. 8. 1093 Rüeger 1884–1910 und Schib 1970. 1094 UB St. Gallen Bd. 1, Nr. 400, Datierung nach Borgolte/Geuenich/ Schmid 1986, 396, und StadtASH A III 0.08/01. 1095 Baumann 1883, 38, Nr. 18. Theoderich wird hier als Dietrich von Nimburg (Breisgauer Grafengeschlecht) identifiziert. 1096 Vgl. die ausführliche Besprechung dieser Urkunde als Merishauser Ersterwähnung von Schmucki 1996. 1097 Lexikon des Mittelalters Bd. 5, 154–156. 1098 Borgolte 1986, 396 / UB St. Gallen Bd. 1, Nr. 400. 1099 UB St. Gallen Bd. 1, Nr. 400 1100 RQ Schaffhausen I,1, 17–18. 1101 Windler 1994, 156. 1102 Bündner UB Bd. 1, 375–396. 1103 Lexikon des Mittelalters Bd. 8, 1630–1632. 1104 Cartular Rheinau Nr. 33. 1105 Regest: Repertorium Karlsruhe Nr. 40; Druck: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 31, 1879, 290–293. 1106 Edition: Baumann 1883, Teil B. Beschreibung und Hinweise zur Datierung des Stücks: Hildbrand 1996, 163–167. 1107 Wir können für das Hochmittelalter mit einem Bereich von 960–1920 Aren pro Hube rechnen, einheitliche Massangaben existieren nicht. M. Stromer, Wirtschaftliche und soziale Verhältnisse auf dem Land 1100– 1350, in: Flüeler/Flüeler-Grauwiler 1995, 269–297, bes. 287. Zum Hubenbegriff vgl. Lexikon des Mittelalters Bd. 5, 154–156. 1108 Chartularium Sangallense Bd. 6, Nr. 3723. 1109 UR Schaffhausen Nr. 458 und 721. 1110 UR Schaffhausen Nr. 1227. Der Text behandelt einen Streit zwischen den Schaffhauser Bürgern Johann Ott von Stühlingen und Niklaus Stadlikofer, der entstand, weil letzterer auf seiner in der Stadt Schaffhausen gelegenen Hofstatt einen Abort, genannt «sprachhus», errichtete und dadurch an Otts Keller einen Schaden verursachte. Beim Haus Stadlikofers, welches diese Urkunde als Hofstatt bezeichnet, dürfte es sich um ein stattliches Wohnhaus gehandelt haben, denn die Einrichtung eines Abortes spricht für diese Zeit für einen gewissen Wohlstand. 1111 UR Schaffhausen Nr. 444a. 1112 UR Schaffhausen Nr. 576. 1113 Weitere Erwähnungen des Berslinger Tals in UR Schaffhausen Nr. 193, 255, 634 und Rüeger 1884–1910, 433. 1114 UR Schaffhausen Nr. 2815. 1115 Vielleicht gehören zu diesem Acker die eingangs dieses Aufsatzes erwähnten Flurrelikte am Hangfuss bei der Ziegelhütte. 1116 UB Zürich Bd. 3, Nr. 1145. 1117 UB St. Gallen Bd. 1, Nr. 400 und UB Zürich Bd. 1, Nr. 239. 1118 RQ Schaffhausen I,1 Nr. 12 und Baumann 1883, Abschnitt B. 1119 Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 31, 1879, 290–293. 1120 UB Zürich Bd. 3, Nr. 1145; UR Schaffhausen Nr. 170 und Nr. 275. 1121 UR Schaffhausen Nr. 576. 1122 UR Schaffhausen Nr. 2815. 1123 Rüeger 1884–1910, 434 und UR Schaffhausen Nr. 346.

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UR Schaffhausen Nr. 458 und 721. UR Schaffhausen Nr. 634. StASH, Allerheiligen BA 10. Schib 1970, 11 Anm. 20. Baumann 1883, Nr. 18. Schibs Zuweisung Bertholds in einen Ortsadel und Nachfahren der Berslinger Kirchenstifter ist eine rein spekulative Annahme (Schib 1972, 83). UR Schaffhausen Nr. 267 und 272. UR Schaffhausen Nr. 387. Vgl. zu diesem Merishauser Hof Schmucki 1996, 29–30. Ein weiteres lokales Herrschaftszentrum war der abgegangene Adelssitz Mogern im Herblingertal, vgl. Guyan/Schnyder 1976. RQ Schaffhausen I,1 Nr. 11. RQ Schaffhausen I,1 Nr. 12. UR Schaffhausen Nr. 193. Rüeger 1884–1910, 433. Vgl. Lexikon des Mittelalters «Eigenkirche» und «Patronat». Gemäss einem Schiedsspruch von 1316, UR Schaffhausen Nr. 272. Rüeger 1884–1910, 428. Die Kirche Merishausen wird bereits 842 erwähnt, in derselben Urkunde, die Berslingen ein erstes Mal nennt, UB St. Gallen Bd. 1, Nr. 400. UR Schaffhausen Nr. 266, 275 und 3791. UR Schaffhausen Nr. 4136. UR Schaffhausen Nr. 2780. UR Schaffhausen Nr. 404. UR Schaffhausen Nr. 452. UR Schaffhausen Nr. 170 und 634. StASH, Allerheiligen BA 10. StASH, Allerheiligen G, D 9. UR Schaffhausen Nr. 2815. W. Zimmermann 1972. Siehe M. Stromer/A. Zangger, Agrarische Nutzungssysteme im Hochund Spätmittelalter, in: Flüeler/Flüeler-Grauwiler 1995, 400–401. Rüeger 1884–1910, 431. UR Schaffhausen Nr. 193. «irrigationis» in UR Schaffhausen Nr. 170. UR Schaffhausen Nr. 634. UR Schaffhausen Nr. 266. UR Schaffhausen Nr. 2815. Beschreibung in Rohr 1986, Nr. 11. W. Zimmermann 1972. UR Schaffhausen Nr. 193. UR Schaffhausen Nr. 721. Rüeger 1884–1910, 434. StASH Allerheiligen BA 10. UR Schaffhausen Nr. 1050. StadtASH Nr. 310. UR Schaffhausen Nr. 170. UR Schaffhausen Nr. 2815. Zimmermann geht von je einem Waldminimum in der Mitte des 14. Jahrhunderts und am Ende des 18. Jahrhunderts mit anschliessender Wiederbewaldung aus (W. Zimmermann 1972, 131). UR Schaffhausen Nr. 2848. Siehe Anhang S. 347ff.

Höneisen 1167

Nach älterer Datierung 846. Zur Datierungsproblematik: Schmuki 1996, 22–24. 1168 Oben, Burzler S. 47ff. 1169 Burzler 1993. 1170 Bänteli/Ruckstuhl 1986; Burzler in: Höneisen (in Vorber.). 1171 Oben, Stromer S. 191ff.; Schmucki 1996, 23. 1172 Unten, Senn S. 225f. Auf die Eisenverhüttung in Merishausen machten vor allem Schalch und später Guyan aufmerksam: Schalch 1921; Guyan 1938a; ders. 1939; ders. 1946a. Auf die Bedeutung der Eisenverarbeitung im Merishausertal verwies indessen bereits der Chronist J. J. Rüeger. Zu den früheren Quellen: Schib 1966. 1173 Begleitnotiz zum geborgenen Fundmaterial. 1174 Unten, Zubler S. 221. 1175 Unten, Senn S. 225; JbSGU 33, 1942, 111; Jahresbericht des Museumsvereins (für das Jahr 1942) Schaffhausen 1943, 34.

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1176

Guyan 1968c, 36–39. Zur Neuinterpretation und Datierung: Unten, Zubler S. 217ff. 1178 JbSGUF 79, 1996, 269. 1179 Oben, Bänteli S. 76ff. 1180 Die Strukturen 25A, 19C und 48 sind allerdings alle schlecht ergraben. 1181 Oben, Bänteli S. 59ff. 1182 Zu Fundmaterial und Datierung: Unten, Zubler S. 211ff. 1183 Unten, Zubler S. 213. 1184 Zur Datierung: Unten, Zubler S. 212. 1185 Unten, Zubler S. 211f. 1186 Unten, Senn S. 246 und 258. 1187 Nicht ausgeschlossen werden kann natürlich eine Verfüllung mit Bauschutt aus anderen Strukturen. Dass aber Lehm auch zum Bau des Ofens selber verwendet worden ist, zeigt der erhaltene untere Teil des Heizkanals. Man wird daher bei den Lehmresten doch eher an Ofenbauteile denken. Hinweise verdanke ich Johannes Weiss. 1188 Tauber 1988; Marti 1990. 1189 Steinle/Tauber 1974. 1190 Tauber 1980. 1191 J. Tauber, Das Mittelalter – Siedlungsgeschichte und Herrschaftsbildung, in: Ewald/Tauber 1998, 481–531, bes. 485f. 1192 U. Mämpel, Keramik und keramische Glasuren, in: Lindgren 1996, 287–288. 1193 Tauber 1974, 182. 1194 Zur Datierung: Unten, Zubler S. 213. 1195 Gegen eine Verwendung als Backofen spricht wohl der lange Heizkanal und auch die Befeuerung von aussen. 1196 Bänteli 1999, 36. 1197 Zum Fundmaterial: Unten, Zubler S. 213, Taf. 60.32–34. 1177

Zubler 1198

Oben, S. 110ff. und unten, Katalog der 14C-Daten S. 320ff. Zu den Befunden oben, Höneisen S. 206ff. 1200 Oben, S. 116ff. 1201 Zur Ansprache der Warenarten oben, S. 94ff. 1202 Zur Beschreibung der Berslinger Randformen und deren Verteilung oben, S. 104ff., vor allem Abb. 79 und 80. 1203 Oben, S. 116ff. 1204 Oben, S. 111f. und 116f. 1205 Unten, Katalog der 14C-Daten S. 325f. 1206 Oben, S. 127. 1207 Die archäozoologische Bestimmung wurde von S. Deschler-Erb und A. Rehazek vorgenommen. 1208 Oben, S. 116. 1209 Zur Anwendung der aufgezählten Werkzeuge und Geräte sowie zur Technik des Geschirrflickens vgl. die entsprechenden Kapitel der Fundvorlage von Berslingen. 1210 Oben, S. 99f. 1211 Zur Interpretation und Korrektur «alter» Proben oben, S. 110ff. und Katalog der 14C-Daten, Anhang S. 325. 1212 Eine Materialuntersuchung wurde nicht vorgenommen. Bei der silberglänzenden Auflage könnte es sich um Silber oder Zinn, am ehesten jedoch Zinn handeln. Freundliche Mitteilung U. Hürten. 1213 Colardelle/Verdel 1993, 213f.; Berger 1963, 61ff., vgl. dazu auch Windler 1991, 208 und 220f. 1214 Zum zeitlichen Verhältnis von Ofen und Haus 3 oben, Höneisen S. 208f. 1215 Ein vermutlicher Einsatzmeissel fand sich auch in Bargen-Hofwiesen, Taf. 73.109. 1216 Jacobi 1974, 20ff, Abb. 6. Zur Herstellung von Nägeln auf Blockmeisseln vgl. oben, S. 133. 1217 Guyan 1968, 37ff. 1218 Guyan 1968, Abb. 14. 1219 Verwaltungsbericht Kanton Schaffhausen 1966, 24. 1220 Guyan 1968, Abb. 14g. 1221 Entsprechende Wand- und Bodenscherben konnten nicht ausgeschieden werden, da sie mangels offenkundiger Merkmale nur mit grossem Aufwand vom übrigen Material abzutrennen wären. 1222 Oben, S. 105ff. und 116f. 1223 Unten, Bänteli S. 303f. und oben, Höneisen S. 206ff. 1224 Oben, Bänteli S. 60. 1225 Gutscher 1984, Abb. 36.4; Matter 1996, Kat. 41. 1199


1226

Vgl. für das 13. Jh. z. B. Gutscher 1984, Kat. 55 und Lehmann 1999, Kat. 5 gegenüber den Wellenlinien um 1000 von Berslingen (oben, Abb. 76.9–11). 1227 Matter 1996, 250, Kat. 50. 1228 Tauber 1988b, 112ff.; Tauber 1991b, 80f. 1229 Tauber 1991b, Abb. 72 und 74.365, zur Datierung 86. 1230 Bader 1998, 54. 1231 Gutscher 1984, 191f., Abb. 31.2. 1232 Gutscher 1984, 164ff. und195ff. 1233 Rippmann 1990, 98. 1234 Dabei ist zu beachten, dass einige Grubenensembles der Ausgrabung nicht so einheitlich zusammengesetzt sind, wie das für eine horizontalstratigraphische bzw. chronologische Auswertung notwendig wäre. Vgl. dazu bereits Gutscher 1984, 191f. 1235 Schnyder 1981, 272f. 1236 Kamber 1995, 86ff. 1237 Lehmann 1999, 162f. 1238 Gutscher 1984, Abb. 19 und 35.12. 1239 Lehmann 1999, Kat. 5 und 6. 1240 Matter/Wild 1997, 78ff. (Metzggasse); Matter 1996, 262 (Marktgasse 54). 1241 Vgl. auch Schnyder 1981, 269ff. 1242 Schib 1938, 245ff. 1243 Schib 1938, 247 und Taf. 6.2, 7, 8. 1244 Lehmann 1992; Faccani 1994. 1245 Guyan/Schnyder 1976, 66. 1246 Keller 1998, 94ff. 1247 Vgl. Keller 1998, Kat. 4ff.; Lehmann 1992, Kat. 44, 47. 1248 Faccani 1994, Kat. 126–129; Guyan/Schnyder 1976, Abb. 23.17.18. 1249 Keller 1998, Kat. 46f. 1250 Keller 1998, Kat. 200; Faccani 1994, Kat. 1ff.; Guyan/Schnyder 1976, Abb. 23.1.4.14. Sowie auch Bargen-Hofwiesen (unten, Taf. 68). 1251 Faccani 1994, Kat. 136; Guyan/Schnyder 1976, Abb. 23. 1252 Keller 1998, 102, Kat. 112. 1253 Gross 1991, 192, Taf. 177.1–9. 1254 Gutscher 1984, Kat. 100.101. 1255 Gutscher 1984, 212. 1256 Gutscher 1984, 223, Abb. 46. Zu diesem Glastyp auch Prohaska-Gross 1992, Abb. 92 und 105. 1257 Ausführlich über Form und Datierung von Nägeln oben, S. 133ff. 1258 Verwaltungsbericht Kanton Schaffhausen 1966, 24. 1259 Oben, S. 137. 1260 Bänteli 1999, 91ff. und Zubler 1999, 204ff. 1261 Bänteli 1994, 87; JbSGUF 79, 1996, 282; Gutscher 1984, 210. 1262 Matter 1996, 248; Schnyder 1981, 268ff.; Kamber 1995, 70. J. Tauber datiert die ältesten innen glasierten Napfkacheln in die Zeit um 1280/85, betont jedoch, dass dieses früheste Auftreten glasierter Napfkacheln noch wesentlich vor der Einführung der Glasur bei der alltäglichen Geschirrkeramik liegt: Tauber 1980, 315. 1263 Keller 1998, 96, dort allerdings wie im 15. Jh. üblich mit Glasuren über weisser Engobe. 1264 Guyan 1968, 36ff., Abb. 13. 1265 Guyan 1968c, 49, Abb. 22c.d und oben, Höneisen S. 28. 1266 Oben, S. 112f. 1267 JbSGUF 65, 1982, 202. Zu Merishausen-Lätten auch oben, Höneisen S. 29 und unten, Senn S. 225. 1268 Oben, Burzler S. 31ff. 1269 Guyan 1946a, 46ff. und unten, Senn S. 225f. 1270 Guyan 1968c, 48f, Abb. 22a.b. 1271 Akten Kantonsarchäologie Schaffhausen. 1272 Oben, S.116 und 118. 1273 Zur Interpretation und Korrektur «alter» Proben oben, S. 110ff. und unten, Katalog der 14C-Daten S. 325. 1274 Oben, S. 116ff. 1275 Handschriftliche Fundnotizen, Kantonsarchäologie Schaffhausen. 1276 Oben, Höneisen S. 27. 1277 Funde unpubliziert. Die Zuweisung dieses Mischkomplexes lässt sich anhand der Akten nur annäherungsweise rekonstruieren. Ein beiliegender Fundzettel bringt die Funde auch mit dem Verhüttungsofen von Haus Nr. 2 in Verbindung. Möglicherweise erstreckte sich Rössliwirts Acker bis zum Haus Nr. 2.

Rehazek 1278

Strukturen 2, 3, 4, 5, 6, 8. Komplex 37. 1280 Oben, Rehazek S. 164ff. 1281 Auch in Berslingen deuten die Befunde aus der Grube 35, welche einen ungewöhnlich hohen Wildtieranteil (vor allem Hirsch) von ca. 20% aufweist, auf eine soziale Differenzierung der Bewohner hin. Oben, Rehazek S. 166. 1279

Senn 1282

Schaffhauser Intelligenzblatt 5. 4. 1894. Guyan 1946a, 43ff. 1284 Guyan 1971a, 134. Die Fundstelle ist in Guyan 1946a auf Abb. 11 eingetragen. 1285 Vier weitere Schlackenhalden sind angegegraben worden (vgl. S. 246). 1286 Guyan 1968c, 49. Vgl. dagegen die Datierung dieser Keramik oben, Höneisen S. 28f. und Zubler S. 221. 1287 Guyan 1968c, 49. Zur Neudatierung der beiden Randscherben ins 10. bzw. frühe 12. Jh. oben, Zubler S. 221f. 1288 Guyan 1968c, 48f. 1289 Oben, Höneisen S. 206ff. 1290 Oben, Zubler S. 211ff. 1291 Oben, Zubler S. 222. 1292 Schib 1966, 43. 1293 Merishausen, Blatt 25. 1294 Die Aussagen zu den Schlacken und Erzen beruhen auf den Schlackenuntersuchungen zu Haus Nr. 10 und Schwabengasse 1937, die auf S. 263ff. ausgeführt sind. 1283

Bänteli/Senn 1295

Guyan 1965d, 163–194. Guyan 1968c, 31–32 mit Abb. 6 (Befunde) und 7,8 (Keramik). 1297 Die Fotos sind original mit Kalkofen beschriftet. Im Gegensatz dazu deutete Guyan 1968c, 31 und Abb. 6 den Befund als «Sockel aus Trockenmauerwerk einer weiteren kleinen Baute» und zeichnete ihn als Bau f quadratisch in den Grundrissplan ein. 1298 Unten, Zubler S. 239 und Taf. 67.23. 1299 Guyan 1965d, 177–179. 1300 Guyan 1965d, 177f. und Abb. 17 und 18. 1301 Guyan 1965d, 178 und Abb. 19 und 20. 1302 Guyan 1965d, 178 und Abb. 21 und 22. 1303 Unten, Zubler S. 237 und Katalog der 14C-Daten, S. 327. 1304 Guyan 1965d, 178 «Steinsetzung unbekannter Funktion». 1305 Unten, Zubler S. 237 und Katalog der 14C-Daten, S. 328. 1306 Zur Diskussion der 14C-Daten vgl. unten, Zubler S. 336f. und Katalog der 14C-Daten, S. 320ff. 1307 Guyan 1965d, Abb. 23–25. 1308 Unten, Zubler S. 238f. 1309 Guyan 1965d, 187, Abb. 26d. 1310 Birchmeier 1986, Abb. 14. 1311 Naumannn 1965, 195–210. 1312 Eschenlohr/Serneels 1991, 100. 1313 Unten, S. 238ff. und 256ff. 1314 Unten, Zubler S. 239. 1315 Guyan 1957, 159–174. 1316 Guyan 1957, Tafel 55. 1317 Ein entsprechender Hochofen ist in Birchmeier 1986, Abb. 28 abgebildet. 1318 Zum Vergleich kalkreicher und eisenarmer Schaffhauser Schlacken mit frühen Hochofenschlacken unten, S. 262. 1319 Unten, Zubler S. 240. 1320 Guyan 1968c, 43. 1321 Guyan 1965c, 164; ders. 1968c, 44 ff., Abb. 19 ohne Eintrag der Schnitte 12 und 13 auf der Südseite des Leitungsgrabens 1. 1322 Unten, Zubler S. 240. 1296

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Zubler

Beck/Senn

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Guyan 1957, 1965d, 1968c, 1971a und weitere. Fundmaterial, das in direktem Zusammenhang mit der Herstellung bzw. Verarbeitung von Eisen steht, wird von M. Senn diskutiert (unten, Senn S. 244ff.). 1325 Die Details zu Labors, Datierungsjahren und Fundstellen sind im Katalog der 14C-Daten (S. 320ff.) aufgeführt. 1326 Geyh 1983, 72. 1327 Zur ∂13C-Korrektur vgl. ebd. 19ff. 1328 Ebd. 69. 1329 Oben, S. 72ff. und 225f.; unten, Senn S. 244ff. 1330 Guyan 1965d, 163f.; ders. 1968c, 27ff.; Trumm 1999, Teil 2, 9. 1331 Guyan 1968c, Abb. 4. 1332 Nach oberflächlicher Durchsicht scheinen im Fundmaterial vom «Wootel» späteisenzeitliche und frühmittelalterliche Fragmente am häufigsten vorzukommen. Die Keramik beider Epochen weist kaum Verrundungserscheinungen auf. 1333 Spors-Gröger 1997, 97 und freundliche Auskunft A. Burzler. 1334 Guyan 1968c, Abb. 4a’–c’. Ob sich Guyan mit dieser Bezeichnung auf das von ihm früher erwähnte Material der «Karolingischen Epoche» bezieht (Guyan 1965d, 164), ist unklar. 1335 Guyan 1968c, Abb. 4c’. 1336 Spors-Gröger 1997, 72ff. 1337 Guyan 1968c, Abb. 4a’ und 4b’. 1338 Zur Keramik mit Magerungstyp A dieser Fundstellen oben, S. 94. 1339 Oben, S. 112f. 1340 Höneisen 1999. 1341 Spors-Gröger 1997, 80ff. und oben, S. 104. 1342 Die Grabungsdokumentation unterscheidet nach Hofwiesen I und II, wobei die Werkplatz- und Siedlungsbefunde vollständig im Grabungsbereich von Hofwiesen I lagen. Hofwiesen II umfasste dagegen nurmehr drei westlich von Hofwiesen I angelegte Längsschnitte (Beilage 6, Schnitte 18–20), die sich als mehr oder weniger steril erwiesen. Hofwiesen II bestätigt somit im wesentlichen den Abschluss der Strukturen nach Westen. Auf eine Unterscheidung der beiden Grabungsbereiche kann deshalb nachfolgend verzichtet werden. 1343 Guyan stellte Eisenverhüttung und Siedlung mehr oder weniger getrennt in zwei verschiedenen Publikationen vor. Guyan 1965d (Werkplatz) und 1968c (Siedlung). Zur Diskussion der Eisenverhüttung oben, Bänteli/ Senn S. 227ff. und unten, Senn S. 256ff. 1344 Naumann 1965. 1345 Guyan 1965c, 184ff. 1346 Ebd. 164ff. 1347 Zur Datierung von merowingerzeitlichen Krügen im Kanton Schaffhausen vgl. oben, S. 113. 1348 Inv. 21716. Zur Datierung des Magerungstyps A oben, S. 112f. 1349 Dabei ist allerdings zu beachten, dass im Verlauf der Notgrabungen von Bargen-Dorfplatz keine Flächen, sondern nur Grabenprofile (1962) bzw. zwölf Schnitte (1964) untersucht wurden und im Pfalzhof des ehemaligen Klosters zu Allerheiligen infolge von Baueingriffen des 20. Jahrhunderts nur noch Reste der ehemaligen Schichten vorhanden waren. 1350 Eschenlohr/Serneels 1991, 13. 1351 Zu den Befunden oben, Bänteli/Senn S. 227. 1352 Oben, Bänteli/Senn S. 227. 1353 Vgl. dazu das jüngste Fundmaterial von Merishausen Haus Nr. 63, oben S. 220f. 1354 Guyan 1965c, 164. Der Zeitraum des damals noch nicht kalibrierten 14 C-Wertes lag für Guyan zwischen 620 und 860 n. Chr. Heute dagegen 703–957 n. Chr. (Unten, 14C-Katalog S. 327). 1355 Zur Datierung von Keramik mit Malhorndekor vgl. Lehmann 1999, 172. 1356 Guyan 1968, 44ff., Abb. 20; Funde unpubliziert. 1357 Zur Keramik: Guyan 1957, 172; zum Eisengerät: Guyan 1968c, 43 und oben, Bänteli/Senn S. 232.

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Hofmann 1991. Birchmeier 1986, 9. 1360 Hofmann 1981b, 21–22. 1361 Birchmeier 1986, 10; Hofmann 1991. 1362 Hofmann, 1981b, 39–41. 1363 Gygi 1981. 1364 Hübscher 1948, Hofmann 1992. 1365 Bühler 1986. 1366 Eschenlohr/Serneels 1991, 46–47. 1367 Birchmeier 1986, 39–42. 1368 Leroy 1997, 143–144. 1369 Albiez 1974, Walcz 1983. 1370 Osann/Neumann 1965, 211–218. 1371 Guyan 1939 und später. 1372 Serneels 1993b, 81. 1373 Die Grundlagen dazu sind in Serneels 1994, 81 dargelegt. 1374 Die Analysen wurden am Centre d’Analyse Minérale an der Uni Lausanne ausgeführt (Leitung H.-R. Pfeiffer). Die Analysetechnik wurde im Rahmen der Arbeiten von V. Serneels (Serneels 1993a) auf derartige Proben spezialisiert. 1375 Die mikroskopischen Untersuchungen erfolgten an der EMPA Dübendorf. 1376 Oben, Höneisen S. 28. 1377 Höneisen 1989, 105. 1378 Fasnacht 1989, 96–97. 1379 Oben, Bänteli/Senn S. 75. 1380 Vgl. Beck 1997, 131, wo sie darlegt, dass die Produktion am Mont Chemin tausendmal grösser ist als in Boécourt-Les Boulies. Zur Dauer der Produktion vgl. Serneels/Beck 1998. 1381 Bänteli 1999, 28f. und oben, Zubler S. 237. 1382 Die Analysen finden sich im Anhang S. 351ff. Zum Pfalzhof gehören die Nummern SHA018–SHA023, sowie SHA171 und SHA172. 1383 Die Grundlagen zu dieser und den nachfolgenden Gleichungen sind in Eschenlohr/Serneels 1991, 101–102 erklärt. 1384 Beck 1997, 109. 1385 Eschenlohr/Serneels 1991, 102. 1386 Beck 1997, 109,110. 1387 Zum Befund vgl. S. 227ff. 1388 Die Analysenresultate finden sich im Anhang S. 353: SHB001– SHB008 und die von Guyan und Osann veranlassten Analysen GF2–GF4 und OS1–OS5. 1389 Eschenlohr/Serneels 1991, 70. 1390 Beck 1997, 145. 1391 Unten, S. 263f. 1392 Osann/Neumann 1965. 1393 Es handelt sich um die Feuerstelle in der Mauer des romanischen Profanbaus M3 (Bänteli 1990, 76). Das Bauwerk ist durch Keramik in die zweite Hälfte des 12. Jh. bzw. an den Anfang des 13. Jh. datiert. 1394 Zu den plattigen Schlacken in Zug vgl. Senn-Luder 1998, 116. 1395 Zur Veränderung der Zusammensetzung der Schmiedeschlackenensembles bei der Einführung der Steinesse vgl. Senn-Luder 1998, 117–118. 1396 Einen weiteren Anhaltspunkt für die Datierung in diese Zeit liefern ein dem Schaffhauser Material vergleichbarer Schlackenkuchen und Schlackenzapfen aus der Stadt Zug, die spätmittelalterlich datiert sind (Senn-Luder 1998, 116). 1397 Diese Schlackenhalde wurde 1997 von L. Eschenlohr und M. Senn begangen. Dabei wurde festgestellt, dass sie eine Länge von 40 m hat und bis 15 m breit ist. Sie wird durch den Waldweg geteilt, dessen Bau wahrscheinlich zur Zerstörung des Ofens führte. Er bestand aus Lehm und Steinen wie die andern Öfen im Durachtal, da auch hier verschlackte Ofenwand aus Lehm gefunden wurde. 1398 Rostende Schlacken gibt es sowohl in Zusammenhang mit der Eisenverhüttung (Serneels 1993a, 111) wie mit dem Ausheizen (Senn-Luder/ Eschenlohr 1997). Viele Schmiedeschlacken rosten (Erze, Eisen, Schlacken 1997, 35). 1399 Akten Kantonsarchäologie Schaffhausen. 1400 Dies gilt vor allem für Verhüttungsplatz 2, wo fünf Schlacken rund 4 kg Material ausmachen (s. Abb. 57). 1401 Die Analysen zu Berslingen finden sich im Anhang S. 353f.: SHC009– SHC016, SHC040 und die von Guyan publizierte Analyse GF6.


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So enthalten etwa die Hochofenschlacken aus dem 11./12. Jh. von Metzingen-Kurleshau D durchschnittlich 8,6% FeO und 23% CaO (Yalçin/Hauptmann 1995, 275, Tab. 2). Serneels 1993a, 75, 108. Guyan 1991. In der Stadt Zug wurde ein ähnliches Schlackenensemble gefunden, das spätmittelalterlich ist und unter Vorbehalt ebenfalls der Eisenverhüttung zugerechnet wird (Senn-Luder 1998, 116–117). Siehe unten, S. 264. Hofmann 1996, 5. Eine genaue Beschreibung der Fundumstände findet sich in JbSGU 33, 1942, 11. Die Analyse SHF039 findet sich im Anhang S. 354. Yalçin/Hauptmann 1995, 273. Yalçin/Hauptmann 1995, 288–289. Die Analysen finden sich im Anhang S. 354. Es handelt sich um die Analysennummern SHD028–SHD030. Kuppelofen mit einem Durchmesser von 40 cm und einer Höhe von 45 cm in Guyan 1946a, Abb. 10. Das Verhalten von Phosphor bei der direkten Verhüttung konnte bis jetzt noch nicht befriedigend erklärt werden, wenn auch klar festgestellt wurde, dass ein Teil in die Schlacke und ein Teil ins Metall übergeht (vgl. Serneels/Crew 1997).

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Die Analysen finden sich im Anhang S. 354: SHE031–SHE033. Guyan 1957. Die Analysen finden sich im Anhang S. 354: Gi1–Gi5. Es wurden nur die Analysen aufgenommen, deren Summe annähernd 100% ergab. 1417 Bänteli 1994, 86. 1418 Die Analysen finden sich im Anhang S. 354: SHG035–SHG037. 1419 Die folgenden Ausführungen fassen Birchmeier 1986, 14–21 zusammen. 1420 Nach historischen Quellen wurde die Wasserkraft erst ab dem Mittelalter für die Eisenerzeugung genutzt (Pelet 1994, 374). 1421 Schib 1966, 43 weist, darauf hin, dass der Rat der Stadt Schaffhausen e 1380 das «brennen von follan» innerhalb der Stadt und im Stadtgraben verbot. Im weiteren erwähnt er (S. 46f.) den Verkauf derartiger e fouil ysen in der zweite Hälfte des 15. Jh. 1422 So die Schmiede in Laufen am Rheinfall, die zu Beginn des 15. Jh. historisch bekannt ist (Schib 1966, 46). 1423 Fehlmann/Quervin 1952, 22. 1424 Fehlmann/Quervin 1952, 11. 1416

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Dokumente und Materialien

1. Katalog der Siedlungsstrukturen von Berslingen 1

Kurt Bänteli

Eingetiefte Pfostenbauten und Strukturen 01A/B Planskizze ohne Beschrieb, ganze Nordseite durch neuzeitlichen Wassergraben gestört. Nach dem Flächenplan von Rilkhoff enthalten zwei Drittel der Fläche eine schwarze, schlackenhaltige Füllung, während der Rest die übliche braun humöse Füllung aufweist. Auch das Fundmaterial deutet auf die Mehrphasigkeit dieser Struktur hin! 01A Fläche von etwa 6,5 x 3 m, die weitgehend der schlackenhaltigen Füllung entspricht, Tiefe 10 – 50 cm, ohne Pfosten. 01B Rechteckige Fläche von 2 x 3,7 m, 15 cm in 1A abgetieft. Zwei Pfosten mit Dm. 30 cm in der Mitte der Schmalseiten. Die Fläche entspricht von der Dimension her zwar der humösen Füllung im Flächenplan, sie ist nun aber merkwürdigerweise anders orientiert. Mangels fotografischer Dokumentation dieses Zustandes kann der Widerspruch nicht aufgelöst werden. Grubenhaus? 02 Leernummer. 03 Rechteckiges Grubenhaus, 2,6 – 3 x 3,7 m, Tiefe 30 cm. Je drei Pfosten an den Schmalseiten von Dm. 35 cm, um 40 cm eingetieft. Verhältnis zu den Hauspfosten an der Südseite unklar. 04 Rechteckiges Grubenhaus, 3 x 3,6 m, Tiefe 0 – 20 cm. Je drei Pfosten an den Schmalseiten von Dm. 30 – 50 cm, 35 – 55 cm eingetieft. Pfosten in der Mitte der Südseite wohl ebenfalls zugehörig. Für den vom Ausgräber erwähnten Nachweis eines Herdes liegen keine Belege vor.2 05 Es sind nur fünf Messpunkte eines Umrisses unbekannter Funktion von etwa 2,5 x 4 m überliefert. Das mehrphasige Fundmaterial und die vielen Menschenknochen im Fundmaterial sind offensichtlich mit der Lage am Westrand des Friedhofs zu erklären. Es ist unklar ob eine alte Störung vorliegt, entstanden durch das Eintiefen von Struktur 5 in den Friedhof, oder ob die Struktur maschinell ausgegraben und das Fundmaterial nur aufgesammelt worden ist. 06 Rechteckiges Grubenhaus Tiefe 5 – 30 cm, zweiphasig mit je vier Eckpfosten. Das kleinere 2,4 x 3,2 m, mit Pfosten Dm. 30– 40 cm, 25 cm eingetieft. Das grössere 3 x 3,9 m, mit erneuerten Pfosten auf der Westseite und Pfosten Dm. um 50 cm, 25–30 cm eingetieft. Möglicherweise gehört das kleine Objekt auf der Nordseite mit 0,7x1,5 m und vier Eckpfosten dazu. 07 Leernummer. 08 Rechteckiges Grubenhaus, 1,9 x 3,3 m, Tiefe 20 cm. Vier Eckpfosten Dm. 30 –50 cm, 15 – 25 cm eingetieft. 09 Mulde mit Pfostenlochkonzentration 2 x 3 m, durch Sondiergraben 0 gestört. Nur Grundrissaufnahme der ausgegrabe302

nen Westseite, keine weitere Dokumentation. Nach dem Profil des Sondiergrabens 10 – 20 cm tief. 10 Rechteckiges Grubenhaus(?), 2x3,0(?) m, durch Sondiergraben 0 gestört. Nur Grundrissaufnahme der ausgegrabenen Westseite, keine weitere Dokumentation. Nach dem Profil des Sondiergrabens 25 cm tief. 11 Nierenförmige Grube, durch Sondiergraben 0 gestört, auf der Ostseite des Grabens wurde der Flächenabtrag fast bis auf die Grubensohle durchgeführt. Nur Grundrissaufnahme der 30 –40 cm tiefen Westseite vor der Ausgrabung, keine weitere Dokumentation. Nach dem Profil des Sondiergrabens 45 –70 cm tief. 12 Rechteckiges Grubenhaus von 3,1x4 m und einer Tiefe von 0,95 –1,3 m. Keine Pfosten auf der Sohle festgestellt. Verhältnis zu den Hauspfosten an den Längsseiten unklar. 13 Rechteckiges Grubenhaus, 3x4 – 4,5 m, Tiefe 5– 25 cm. Vier Eckpfosten, Dm. 40 –70 cm, 50 cm eingetieft. Pfostenerneuerung in der Südostecke. Verhältnis zu Hauspfosten an der Westseite unklar. 14 Rechteckiges Grubenhaus, 2,8x3,2 – 3,4 m, Tiefe 0–25 cm. Vier Eckpfosten, Dm. 30 –40 cm, 25 cm eingetieft. Verhältnis zu den Hauspfosten an den Längsseiten unklar. 15 Rechteckiges Grubenhaus, 2,2x3,7–4 m, Tiefe 15 –25 cm. Vier Eckpfosten, Dm. 25 – 40 cm, 15 – 25 cm eingetieft. Zusätzlicher Pfosten in der Nordseite zugehörig? 16A Rechteckiges Grubenhaus, 2,3xmind. 3 m, Tiefe 25 – 30 cm, Westseite durch modernen Wasserleitungsgraben gestört. Zwei erhaltene Eckpfosten von Dm. 25 – 35 cm, 30 cm eingetieft. 16B Rechteckiges Grubenhaus, 2,3x3,3 m, Tiefe 25 – 50 cm. Vier Eckpfosten, Dm. 25 –35 cm, 15 – 25 cm eingetieft, südwestlicher Eckpfosten erneuert. 12 –15 Webgewichte belegen die Funktion dieses Hauses als Webhaus. Die grosse Menge an Holzkohle, offenbar Konstruktionsholz von denen sich einige Stücke sogar dendrochronologisch datieren liessen,3 in Verbindung mit der grössten geborgenen Menge an Hüttenlehm, belegen die beobachtete, aber leider nicht dokumentierte Brandzerstörung.4 17 Grubenhaus, 2,5 x mind. 2,5 m, Tiefe 20 cm. Westseite durch modernen Wasserleitungsgraben gestört, sie wird aber mit der Grabenflucht zusammenfallend rekonstruiert, was mit dem auf Grund der Fotos auch unsicheren nordwestlichen Pfosten fraglich erscheint. Vier Pfosten Dm. 25 –35 cm, 25 – 30 cm eingetieft. 18 Rechteckiges Grubenhaus, 2,2x3,35 m, Tiefe 20 –35 cm. Vier Eckpfosten, Dm. 30 cm, 30 –40 cm eingetieft. Eine Doppelpfostenstellung auf der Westseite deutet wohl auf ihre Erneuerung hin, das Verhältnis zum Hauspfosten auf der Südseite ist unklar. 19 Mehrphasiges Grubenhaus unsicherer Zusammengehörigkeit. 19A kann sowohl älter als auch jünger als 19B und 19C


sein. Dies könnte die Erklärung für das Fehlen, beziehungsweise nicht Erkennen des nordwestlichen Eckpfostens 19B und der östlichen Pfosten von 19C sein. 19A Rechteckiges Gruben(?)haus, Nord-Süd orientiert, 1,6– 1,8x3,4 m, Tiefe 40 – 50 cm. Zwei Pfosten Dm. 30 cm, 10 cm eingetieft, in der Mitte der Schmalseiten. 19B Rechteckiges Grubenhaus, 1,8 x 2,8(?)m, Tiefe 20 cm. Drei Eckpfosten Dm. 25 – 35 cm, 25 – 35 cm eingetieft. Verhältnis zu den Pfosten an den Längsseiten unklar. 19C Rechteckiges Grubenhaus, 2 x mind. 2,5 m, Tiefe 10 – 20 cm. Zwei Eckpfosten auf der Westseite Dm. 25 cm, 10 – 15 cm eingetieft, mit Mittelpfosten Dm. 30 cm, 35 cm eingetieft und weiterem Pfostenloch. 20 Rechteckiges Grubenhaus, 3,1x 3,5 – 3,8 m, Tiefe 20 – 30 cm. Vier Eckpfosten Dm. 35 – 45 cm, 50 cm eingetieft und ein zugehöriger(?) Pfosten in der Mitte der Ostseite. Verhältnis zu den Hauspfosten an den Längsseiten unklar. 21 Rechteckiges Grubenhaus, 2,8 mx mind. 2,7 m, Tiefe 10 – 20 cm. Westseite durch Sondiergraben 1 gestört. Fünf Pfosten Dm. 30 – 45 cm an der Nord- und Ostseite, wahrscheinlich zum Teil zu 116 gehörend. 22 Rechteckiges Grubenhaus 2,8 x 3,7 m bzw. 2,8 x 3,3 m und 25– 40 cm Tiefe. Zweiphasig mit erneuerten Eckpfosten an der Westseite. Je vier Eckpfosten Dm. 30 –40 cm und 20– 40 cm eingetieft und von praktisch gleicher Grösse. An der Südseite eine ovale Grube von 1,6 x 2 m, die bis zu 65 cm unter den Grubenboden abgetieft war, deren Zugehörigkeit mangels stratigraphischer Beobachtung unklar ist. 23 Runde Grube von 2,7 m Dm. und 1,15 m Tiefe. Obere Lagen mit teilweise verbranntem Material. Ob dieses zur Grube gehört oder zur Einfüllung, ist nicht klar. Verhältnis zu anschliessenden Hauspfosten unklar. 24 Rechteckiges Grubenhaus, 2,5 – 2,7 x 3,5 m und 10– 20 cm Tiefe. Vier Eckpfosten Dm. 35 – 40 cm, 20 – 35 cm eingetieft. Entlang der Nord- und Ostseite 5–10 cm tiefe Wandgräbchen.5 Verhältnis zu den überlagernden Hauspfosten unklar; in den Fotos scheint sich in der braunen Füllung des Grubenhauses eine Pfostengrube durch höheren Malmschuttanteil abzuzeichnen, als Hinweis für die jüngere Zeitstellung von Haus 125. 25 Rechteckiges Grubenhaus von 25–50 cm Tiefe. Im Osten durch Sondiergraben 2 gestört. Zweiphasig, unterstützt auch durch die Differenz der 14C-Datierung zur Keramik.6 25A Rechteckiges Grubenhaus, 2,5 x 3,8 m. Drei Eckpfosten und zwei in der Mitte der Schmalseiten, Dm. 25 – 30 cm, 20 – 30 cm eingetieft. 25B Rechteckiges Grubenhaus, 2,4 x 3,5 m, 10 cm höher gelegen und nach Nordwesten abgedreht, wohl gleiche Grösse wie 25A. Vorhanden ist der südwestliche Eckpfosten sowie zwei weitere Pfosten an den Schmalseiten. Die auf der östlichen Seite des Sondiergrabens gelegene Ecke wurde nicht untersucht. Verhältnis zu den Hauspfosten unklar. 26 Rechteckiges Grubenhaus, 2,1x3,4 m und 15–30 cm Tiefe. Zwei Eckpfosten in der Südost- und Nordwestecke, Dm. 20– 25 cm und 10–20 cm eingetieft; je einer in der Mitte der Schmalseite, Dm. 30 cm und 25–35 cm eingetieft. Wandgräbchen entlang der Nordseite. 27 Rechteckiges Grubenhaus von 2,5 – 3 x 4,7 m und 110 cm Tiefe. Durch Sondiergraben 2 gestört, keine Pfosten auf der Sohle festgestellt. In zwei Lagen ausgegraben, ohne dass sich

dies im Fundmaterial widerspiegeln würde. Enthält viel Verhüttungsschlacken, die aus beiden Lagen stammen.7 Der Ausgräber interpretiert den 30 cm höher liegenden und 40–45 cm breiten Westteil als Bank, eine Beobachtung die sich auch in Wülfingen machen liess.8 28 Rechteckiges Grubenhaus, 1,8x3,1– 3,3 m und 5–15 cm Tiefe. Vier Eckpfosten Dm. 30 –40 cm, 20 cm eingetieft. 29 Rechteckiges Grubenhaus, Nord-Süd orientiert, 2,2x3,9 m, 40 cm eingetieft. Vier Eckpfosten Dm. 30 cm, 12 – 30 cm eingetieft. Liegt in einer viermal grösseren Verfärbung, einer Humustasche. Verhältnis zu überlagernden Hauspfosten unklar. 30 West-Ost orientierte Humustasche von etwa 2x6 m, unbekannter Tiefe, die wohl in Verbindung mit Haus 133 steht. Am östlichen Ende fand sich das frühlatènezeitliche Grab.9 31 Ovale Mulde mit Pfostengrubenkonzentration, wohl zusammenhängend mit 133. 32 Rechteckiges Grubenhaus, Nord-Süd orientiert, 2,6–2,9x 3,8–4 m, Tiefe 43 cm. Vier Eckpfosten, einer davon in der Südwestecke als Doppelpfostenstellung, Dm. 30 – 34 cm, 29 – 38 cm eingetieft. 33 Rechteckiges Grubenhaus, 2,6 –2,8x3,6 m, Tiefe 5 –25 cm. Vier Eckpfosten mit Dm. 30 –33 cm, 20 – 30 cm eingetieft, mit Ausnahme des nordwestlichen Pfostens als Dreifachpfostenstellungen, was auf eine zweimalige Hauserneuerung hindeutet. 34 Ovale, flache Mulde von 3x4 m mit einzelnen Pfostengruben. 35 Rechteckiges Grubenhaus, 2,6x3,7–4,2 m, Tiefe 20 cm. Vier Eckpfosten mit Dm. 30 –35 cm, 40 – 45 cm eingetieft. Verhältnis zu überlagernden Hauspfosten unklar. Der Ausgräber notiert, dass Haus 35 die Südostecke von Haus 36 beschädigt habe, welches demnach älter sei. 36 Rechteckiges Grubenhaus, Nordost-Südwest orientiert, 2,1x3,6 m, Tiefe 25 cm. Vier Eckpfosten, Dm. 25 – 40 cm, 10 –30 cm eingetieft. Wird von 35 gestört. 37 Kleine ovale Mulde mit Pfostenloch.10 38 Rechteckige Grube von mind. 1,6 –1,8x3,5 m und 1 m Tiefe, Nordost-Südwest orientiert.11 Es konnten zwei Schichten unterschieden und entsprechend ausgegraben werden, ohne dass sich dies aber im Fundmaterial widerspiegelt.12 In bei-

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Die Nummern entsprechen jenen des Ausgräbers. Die Massdifferenzen zu seiner Vorlage rühren teilweise daher, dass Guyan Längen und Breitenmasse von Pfostenmitte zu Pfostenmitte angibt, hier aber die Aussenmasse der Gruben angegeben sind. Die unterschiedlichen Tiefen ergeben sich aus der Differenz des geneigten Terrains zur eher horizontalen Grubensohle. Guyan 1991, 208. S. 111f. Guyan 1991, 218. Guyan 1991, 209. S. 117. MA 36797–99. Guyan 1991, 207; Schulze 1982, 162 mit Abb. 4 und 5, Grubenhaus J. S. 23ff. Ihr sind ursprünglich analog 38 vier Pfostenlöcher zugeordnet worden, die sich problemlos mit dem Pfostenbau 127 und Zäunen in Verbindung bringen lassen: Guyan 1971b, 203, rechts neben Struktur 38. Ihr sind ursprünglich vier Pfosten zugeordnet, ohne dass ein Zusammenhang ersichtlich wäre, Pfosten 1995 passt ins Gefüge des Pfostenbaus 125: Guyan 1971b, 203. S. 117.

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den Horizonten zeichneten sich nach Ausweis der Fotos kleine, wenig eingetiefte Pfosten ab.13 39 Annähernd quadratisches Grubenhaus, 3,0 – 3,2 x 4 m und 20 cm Tiefe. Vier Eckpfosten mit Dm. 30 – 40 cm, 17– 36 cm eingetieft. Scheint kaum gestört durch das Pumpenhäuschen der Wasserversorgung im Westen. 40 Wenig eingetiefte, ovale Grube von 15 cm Tiefe, der neun Pfostenlöcher in der Fläche als Kreisrund von 3,5 – 4 m Dm. zugeordnet wurden. Die Pfosten mit Dm. 30 – 50 cm sind 10 –60 cm eingetieft und damit sehr heterogen. Der vom Ausgräber als Heuspeicher interpretierte Befund ist damit zumindest unsicher.14 Dies wird bestätigt durch die Feststellung, «dass aus den süddeutschen Siedlungen jene sechs- oder achteckigen Speicher fehlen, die im Norden zum Normalbestand gehören».15 41 Grubenhaus(?), 2,3 x 3,2 m, Tiefe 10 cm. Ein Pfosten in der Nordostecke. Im Westen durch Sondiergraben 3 gestört. 42 Annähernd quadratisches Grubenhaus, 2,6 – 2,9x2,9 m, Tiefe 13 cm. Nordwestecke durch Sondiergraben 3 gestört. Vier Eckpfosten, Dm. 28 – 34 cm, 18 –25 cm eingetieft, dazwischen auf der West- und Ostseite je ein wenige cm eingetiefter und deshalb nicht eindeutiger Pfosten mit Dm. 25 cm. 43 Längsovale Mulde, 2 x 2,5 m, Tiefe 25 cm. Drei kaum eingetiefte und deshalb fragliche Pfosten von Dm. 20– 25 cm. 44 Rechteckiges Grubenhaus, 2,5 x 3,3 m, Tiefe 40 cm. Vier Eckpfosten als Doppelpfostenstellungen, also einmalige Erneuerung, Dm. 35 – 40 cm, 33 –40 cm eingetieft. 45 Kleine, rechteckige Grube von 0,8 x1,7 m (vgl. Struktur 54). Vier kleine Eckpfosten sind nach Aussage des Diapositivs16 vorhanden, aber nicht ausgegraben. Entsprechender Grundriss nördlich Grubenhaus 6. 46 Rechteckiges Grubenhaus, zweiphasig, Tiefe 26 cm. Der kleinere Grundriss, 2 x 2,8 m mit vier Eckpfosten, Dm. 27– 35 cm, 20 – 25 cm eingetieft; der grössere, 2,5 – 3 x 3,4 m ebenfalls mit vier Eckpfosten, Dm. 30 –37 cm, 22 – 40 cm eingetieft. Weitere Pfosten sind vorhanden; die Ausdehnung nach Süden ist wohl der Rest einer Humustasche. 47 Annähernd quadratisches Grubenhaus, 3 – 3,2 x 3,2 m, Tiefe 32 cm. Vier Eckpfosten, Dm. 25 –30 cm, 13 – 25 cm eingetieft. Aufgrund der anderen Pfostendimensionen der inneren Nordwand, Dm. 35 – 37 cm, 27– 30 cm eingetieft, dürfte sie erneuert und damit das Haus auf 2,5 m verkleinert worden sein. 48 Massive Pfostenkonzentration in wenig eingetiefter Mulde. Ist nach Beschriftung auf Dia17 und den Luftaufnahmen von 1969 durch den sogenannten «Etter» gestört. 48A Rechteckiges Grubenhaus wenig tief, 2,8x3,3 m. Je drei Pfosten an den Schmalseiten mit Dm. 35–55 cm und unbekannter Tiefe. Verhältnis zu überlagernden Hauspfosten unklar. 48B Langschmale wenig eingetiefte Mulde von 2 x 4 m, mit vielen Reihenpfosten und möglicherweise Resten eines Wandgräbchens. Steht wohl im Zusammenhang mit Haus 137. 49 Rechteckige, wenig eingetiefte Mulde 1,6 x 4 m, mit einzelnen kaum eingetieften Pfostenlöchern. Aus der Lage erscheint ein Zusammenhang mit dem neuzeitlichen Bewässerungskanal möglich, andererseits liegen im Fundmaterial vorwiegend eisenzeitliche Scherben vor.18 50 Rechteckiges(?) Grubenhaus, 3 – 3,2 x mind. 3 m, Tiefe 15 cm. Westseite durch modernen Wasserleitungsgraben ge304

stört. Zwei Eckpfosten sind erhalten, ein weiterer auf der Nordseite, Dm. 30 –40 cm, 30 – 35 cm eingetieft. Verhältnis zu Hauspfosten auf der Westseite unklar. 51–53 Leernummern. 54 Fundmaterial vorhanden, zugehörige Struktur unbekannt.19 55 Rechteckiges Grubenhaus, 2,6 x etwa 3,2 m, Tiefe 80 cm. Nur das westliche Fünftel ist ausgegraben. Zwei Eckpfosten, Dm. 20 – 30 cm, mit unbekannter Tiefe. Das Profil zeigt einen Brandhorizont auf der Sohle, der auf Brandzerstörung hindeutet. Liegt unter der Schlackenschicht und stört die Gräber 24 und 60. Der Befund ist eindeutig und auch durch ein Profil dokumentiert.20 Merkwürdigerweise zeichnet sich aber nach den Dias das Grubenhaus in der Schlackenhalde ab und scheint diese zu stören.21 Reichte wegen der Senkungen der Grubenhausfüllung die rundherum im Planum entfernte Schlackenschicht tiefer hinab, so dass ein falsches Bild entstanden ist? Steinsetzung unbekannter Funktion am Südrand des Grubenhauses, ebenfalls unter der Schlackenhalde. 56 Rechteckiges Grubenhaus von 2,9 – 3,2x3,4 –3,8 m, Tiefe 80 –90 cm. Keine Pfosten auf der Sohle festgestellt. Nur zu zwei Dritteln ausgegraben. Liegt unter Verhüttungsplatz 2. Im Flächenplan von 1968 sind darauf liegend zwei Flächen mit aschen- und schlackenhaltiger Erde eingetragen, entsprechend dokumentiert auch im Profil.22 Eine Fläche verziegelter Erde, einen halben Meter im Durchmesser messend, kann als Rest einer Feuerstelle interpretiert werden. 57 Zweiphasiges, rechteckiges Grubenhaus. 57A Ältere Phase, 1,9 – 2,1x3,4 –3,6 m, Tiefe 40 cm. Vier Eckpfosten, Dm. 18 cm, 20 – 36 cm eingetieft. 57B Jüngere Phase 45° nach Südosten abgedreht, 2,2x4 m, um 10–20 cm tiefer gelegt. Ohne Pfosten, abgesehen von dem auf der Westseite, dessen Zugehörigkeit unklar ist. Reste eines Wandgräbchens auf der Nordseite. Unter einer über die ganze Fläche liegenden Steinsetzung von heterogenen Lesesteinen mit intensiver Brandeinwirkung, wohl Beschwersteine des Daches, zeigte sich in gleicher Ausdehnung eine Brandschicht. In ihrem Zentrum lagen in einer Dreierreihe, auf einer Länge von 1,3 m, 28 Webgewichte eines stehenden Gewichtswebstuhls, direkt auf dem anstehenden Boden. Weitere 5–8 Webgewichte fanden sich verstreut. Sie bestanden ursprünglich aus luftgetrocknetem Ton und sind erst sekundär durch den Hausbrand gebrannt worden, wie die Überdeckung durch die Brandschicht zeigte, welche beim Balkengräbchen auf einer geraden Linie endet. Zwei kleine, nur 6–10 cm eingetiefte Pfostengrübchen im Abstand von 2,4 m stammen offenbar von den Seitenstützen des an der Nordwand angelehnten Webstuhls. Die Funktion von zwei längsovalen Grübchen an der Südseite ist unklar.

Ebenerdige Pfostenbauten23 100 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,4x13,7 m. Pfostentiefe regelmässig um 30 –40 cm eingetieft; ihre Unterkanten steigen entsprechend dem Terrainverlauf gegen Osten an und liegen dort 1,1 m höher. Die Eintiefung ins ursprüngliche Gelände ist damit immer gleich. Entlang der Nordseite Zaun in 1,5 m Abstand. Pfostendimensionen entsprechen jenen des Hauses. Durchgestrichene Pfostengruben sind in den Einzelaufnahmen «leer» angeschrieben.


101 Pfostenbau unklarer Form, wegen der Überlagerung durch den Verhüttungsplatz 2 nur fragmentarisch untersucht. Auf der Südseite winkelförmiges Wandgräbchen mit Pfostenlöchern. Brandrötungen möglicherweise dazugehörend; sie können aber auch im Zusammenhang mit der Eisenverhüttung stehen. 102 Einschiffiger Pfostenbau, 5,2 x7 m. Pfostentiefen zwischen 26–50 cm. Die Unterkanten steigen entsprechend dem Terrainverlauf gegen Osten 0,6 m. 103 Zweischiffiger Pfostenbau, 11x13,5 m. Pfosten der Aussenwände zwischen 20 –25 cm, jene der Mittelwand aber 40–50 cm eingetieft. Grube 11 wahrscheinlich zugehörig. Durchgestrichene Pfostengruben sind in den Einzelaufnahmen «leer» angeschrieben. 104 Pfostenbau 3,5 x mind. 5,5 m, mit Zaun. Auffallende Ausrichtung, welche den Gräbern am Südrand des Friedhofs entspricht. Durchgestrichene Pfostengruben sind in den Einzelaufnahmen «leer» angeschrieben.24 105 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,2 x11 m. Pfostentiefen 25 – 30 cm. Ostseite durch Sondiergraben 1 zerstört. 106 Sechsschiffiger Pfostenbau, Nord-Süd orientiert, 10x 14,8 m. Pfostentiefen 20 –35 cm. Die Unterkanten widerspiegeln den Terrainverlauf und steigen längsseits von Süden nach Norden um 0,3 m, auf der Schmalseite von Westen nach Osten um 0,5 m an. Wegen der fehlenden Pfosten im südöstlichsten Bereich stellt sich hier die Frage, ob die Fläche ungenügend gereinigt wurde oder ob es sich allenfalls um zwei verschiedene Gebäude handelt. 107 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,8 x12,5 m. Pfostentiefen 15 – 42 cm. Von der Lage her wohl Vorgänger/Nachfolger von 108 beziehungsweise Vorgänger von 109. Durchgestrichene Pfostengruben sind in den Einzelaufnahmen «leer» angeschrieben. 108 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,5 x mind. 9 m. Pfostentiefen 15 –30 cm. Von der Lage her wohl Vorgänger/Nachfolger von 107 und Vorgänger von 109. Entlang der Nordseite verläuft in 1,1 m Abstand ein Zaun, dessen Pfostendimensionen dem Haus entsprechen. 109 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,9 beziehungsweise 9,7x 13,6 m mit zwei ungleichen Schiffen und auffallend grossen Pfostengruben. Die Pfostentiefen der Nordwand sind mit 25 – 35 cm etwas weniger tief ausgefallen als jene von Mittel- und Südwand mit 32 –48 cm; ein möglicher Hinweis auf eine Zweiphasigkeit. Die Unterkanten widerspiegeln den Geländeverlauf; sie steigen von Süd nach Nord um 20 cm, von West nach Ost um 90 cm an. Von der Lage her wohl Nachfolger von 107 oder 108. Ein Pfosten der Südwand enthält eine Scherbe der Phase 1.25 110 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,6 x13,5 m, Pfostentiefen 25 – 35 cm. Auf der Nordseite deutliches Wandgräbchen mit Pfostenlöchern, die in den Einzelaufnahmen «leer» angeschrieben sind. 111 Sechsschiffiger Pfostenbau, Nord-Süd orientiert, 7,8x 12,2 m. Pfostentiefen 14 –32 cm. Die Pfostenunterkanten widerspiegeln den Terrainverlauf und steigen sowohl auf der Längs- wie auch auf der Schmalseite um 40 cm an. Südöstlicher Bereich ungenügend gereinigt? Entlang der Westseite verläuft in 1,6 m Abstand ein Zaun, dessen Pfostendimensionen dem Haus entsprechen.

112 Fragment eines zweischiffigen Pfostenbaus,26 5,6 x mehr als 7,3 m. Pfosten 16 –30 cm eingetieft. Von der Lage her wohl Vorgänger von 113. 113 Zweischiffiger Pfostenbau, 9,2x16,8 m. Mit auffallend grossen und mit 35 –65 cm sehr tiefen Pfostengruben. Die drei Pfosten des Innenraums sind mit 33 –44 cm etwas weniger tief fundiert. Bereits auf der Grabung erkannt.27 Die Unterkanten liegen im Osten 70 cm höher als im Westen. Von der Lage her wohl Nachfolger von 112 beziehungsweise Vorgänger von 114 und 115. 114 Vierschiffiger Pfostenbau, Nord-Süd orientiert, mind. 8,5x9,7 m, max. 10,6x17,7 m. Abgesehen von der Westseite schlecht erkennbar wegen der Überlagerung durch 115. Pfostentiefen 19–37 cm. Die Pfostenunterkanten entsprechen dem Terrainverlauf und steigen beidseitig nur etwa 20 cm an. Von der Lage her Vorgänger/Nachfolger von 115 und wohl Nachfolger von 113. Anbau von 2,5x8 m auf der Westseite. Zäune entlang Süd- und Ostseite und in der Verlängerung der Westseite mit entsprechenden Pfostenabmessungen. 115 Fünf- bis sechsschiffiger Pfostenbau, Nord-Süd orientiert, 12,4x14,2 m. Auffallend grosse Pfostengruben mit 22 –52 cm Tiefe, mit Abweichungen der südlichen Aussenwand, wo die Pfosten 20 –30 cm eingetieft sind und der Ostwand, wo die Pfostentiefen nur noch 10 –18 cm betragen. Abgesehen von diesen beiden Wänden sind die Unterkanten in Nord-Südrichtung horizontal, in West-Ostrichtung steigen sie entsprechend dem Terrain 40 cm an. Dieser Grundriss trat auf der Grabung am deutlichsten hervor, wie die Fotos zeigen.28 Bei der von Guyan erwähnten und durch Dias dokumentierten, relativ 13

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Nach den Diapositiven zu schliessen ist auf der Nordwestseite das Profil stehengelassen worden, die Grube also nicht vollständig ausgegraben. Guyan 1991, 206 und Abb. 19, beeinflusst von Befunden aus Warendorf: W. Winkelmann, Eine westfälische Siedlung des 8. Jahrhunderts bei Warendorf, Germania 32, 1954, 199 und 211. Donat 1991, 171f. Nr. 00/50/622–624. Nr. 00/50/1307 «Zaun schneidet das Grubenhaus». S. 366, MA 3509. Guyan schreibt in einer Notitz «sehr klein, neben 6». Jenes Kleinobjekt ist aber nach Aussage der Fotos zusammen mit Grubenhaus 6 am 25. 8. 69 ausgegraben worden. Weil bei den Funden 54 das Datum 7. 10. 70 steht, stellt sich die Frage, ob 54 richtigerweise 45 heissen sollte, von dem keine Funde vorhanden sind und das sicher erst 1970 ausgegraben wurde. Guyan 1991, Abb. 27 falsch mit 1a angeschrieben. Nr. 00/50/459–464. Guyan 1991, Abb. 44. Er interpretiert die Asche- und schlackehaltige Schicht als «Mulde des Röstfeuers». Alle ebenerdigen Bauten sind mit dreistelligen Nummern bezeichnet. Nur dort wo die Pfostenunterkanten weitgehend vollständig nivelliert sind, sind dazu Werte angegeben. Zum Ausgleich ist bei den Pfostentiefen der geringste und der grösste Wert weggelassen worden. Pfosten 1930: «etwas Kohle, absolut keine Grenzen erkennbar»; eisenzeitliche Keramik MA 3495/6 und 3501–4 in Pfosten 1909 zwischen Haus 104 und 105 (Taf. 2.13–16 und S. 366). S. 381, MA 3505, Pfosten 1110. Sechs zum Teil davon stammende Pfosten sind von Guyan auf der Grabung als Objekt 51 bezeichnet worden und entsprechen seinem gestelzten Speicher a: Guyan 1991, 212 und Abb. 30; auch Guyan 1971b, 202. Guyan 1991, 210 f. und Abb. 29, Haus A. Guyan 1971b, 194f. und 202f., Haus A; Guyan 1991, 215 f. und Abb. 34, Haus C.

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zentral gelegenen Herdstelle29 handelt es sich um eine, durch den Sondiergraben gestörte, brandgerötete Fläche des anstehenden Malmschuttes von 1,2 m Ausdehnung. Nur 2 m westlich davon fand sich in einer Pfostengrube eine Schmiedeschlacke,30 so dass auch die Deutung der brandgeröteten Fläche als Lehmesse einer Schmiede möglich wäre. Bei der Südostecke zeigte sich eine Doppelpfostengrube, mit einer hälftig eingreifenden Fläche von 40 x 80 cm mit viel Schlacke.31 Mangels erhaltenem Fundmaterial lässt sich leider nicht sagen, ob es sich ebenfalls um Schmiede- oder aber um Verhüttungsschlacke handelt, was die sichere Zuweisung dieses Hauses zur Zeit der Eisenverhüttung in die Endphase ermöglichen würde. Immerhin enthält ein Hauspfosten Keramik der Phase 3.32 Alle diese Befunde können auch zum Vorgänger/Nachfolger 114 gehören. 116 Dreischiffiger(?) Pfostenbau fragmentiert, 6,2 x mind. 12,6 m. Pfostentiefen 15 – 25 cm. Schlecht erkennbar durch die Überlagerung von Haus 114 und 115. 117 Kleiner Pfostenbau von 2,8 x 4,8 m. Die Pfosten sind 20 – 30 cm eingetieft; die Mittelpfosten der Längswände liegen etwas weniger tief. Die dreifache Doppelpfostenstellung auf der Nordseite belegt eine Wanderneuerung. 118 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,2 x mind. 9,2 m. Pfostengruben nur 10–19 cm tief erhalten, was wohl der Grund für die fehlende Nordostseite ist. Eine Pfostengrube der Südwand ist nach den Dias33 brandgerötet. 119 Pfostenbaufragment. Nur wenig eingetiefte Pfosten von 10–17 cm. 120 Zwei- oder dreischiffiger Pfostenbau, 5,7 bzw. 8 x11,3 m; möglicherweise zweiphasig. Die Pfosten sind 21– 37 cm eingetieft. Eine Pfostengrube der Südwand enthält ein eisenzeitliches Beil. Eisenzeitliche Funde fanden sich in und neben weiteren Pfosten.34 Zäune mit entsprechend eingetieften Pfosten in 2,5 m Abstand zur Nordwand, resp. 1 m Abstand zur Ostwand. 121 Einschiffiger Pfostenbau, 4,3 x 9,8 m. Pfostentiefen 19 – 40 cm. 122 Pfostenbaufragment, die nördlichen, geschnittenen Pfosten sind nur 12 resp. 14 cm eingetieft. 123 Einschiffiger Pfostenbau, 3,5 x 7,2 m. Pfostentiefen 20 – 40 cm, bereits auf der Grabung erkannt.35 Pfostenunterkanten entsprechend Terrain von West- nach Ost 70 cm ansteigend. Zaun mit späterem Anbau(?) entlang der Nordseite. 124 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,6 x mind. 15 m, Pfostentiefen 30 – 45 cm, bereits auf der Grabung erkannt.36 Pfostenunterkanten entsprechend Terrainverlauf von West nach Ost 60 cm ansteigend. Von der Lage her Vorgänger/Nachfolger von 125. 125 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,2 x mind. 7,7 m, max. 18 m. Die Pfosten der Aussenseiten sind 28 –40 cm, jene der Mittelachse aber 40–65 cm eingetieft.37 Pfostenunterkanten entsprechend Terrainverlauf von Westen nach Osten 50 cm ansteigend. Grundriss wie 124 bereits auf der Grabung erkannt, ist von der Lage her dessen Vorgänger/Nachfolger. Ausdehnungen gegen Osten und Süden unklar; an beiden Orten sind die möglicherweise zugehörigen Pfosten weniger eingetieft, was eher auf Zäune hindeutet. 126 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,9 x12,7 m. Pfostentiefen unregelmässig: Nordseite mit 13– 42 cm am geringsten; Mittel306

achse mit 34–52 cm am stärksten; Südseite 33 – 40 cm. Zäune mit ähnlichen Pfostentiefen in 2,8 m Abstand entlang der Südseite; in etwa 1,7– 2,3 m Abstand entlang Nordseite. Ist die Vier-Pfostenstellung in 2 m Abstand bei der Nordostecke ein mögliches Tor? 127 Pfostenbaufragment Nord-Süd orientiert, 8,2 m x ?. Pfostentiefen 23–37 cm. 128 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,8x15 m. Pfostentiefen 15 – 42 cm. Ein Pfosten der Nordwand sowie eine Grube in der Südwand enthalten Keramik der Phase 3, sowie Hüttenlehm.38 Entlang der Nordseite, in 1,2 m Abstand, Zaun. 129 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,7 x mind. 14,9, max. 19,2 m. Pfostentiefen 14–38 cm.39 Von der Lage her Vorgänger/Nachfolger von 130. 130 Zweischiffiger Pfostenbau, 6,4 x mind. 13,3 m. Pfostentiefen 12–30 cm. Von der Lage her wohl Vorgänger/Nachfolger von 129 bzw. 140. 131 Zweischiffiges (?) Pfostenbaufragment. Pfostentiefen 14– 30 cm. 132 Unsicherer Pfostenbau, Nord-Süd orientiert, 5,4x10 m. Pfostentiefen 28– 45 cm. Entlang der Nordseite in 1 m Abstand Zaun mit deutlich geringer eingetieften Pfosten. 133 Vierschiffiger Pfostenbau, 9x9,8 m, Nord-Süd orientiert. Pfostentiefen 13– 30 cm. Eine Grube mit zwei Pfostenlöchern im Gebäudeinnern enthält Verhüttungsschlacke.40 Die im Detail nicht dokumentierten Humustaschen 30 und 31 gehören von der Lage her dazu, drei Webgewichte aus der längsovalen Grube 30 können auf einen ebenerdigen Webstuhl hindeuten, wie ein solcher in Merishausen-Schulhaus41 und SchleitheimBrühl42 nachgewiesen wurde. Struktur 30 scheint eine dieser Langgruben darzustellen, wie sie oft unter Gewichtswebstühlen sowohl unter Grossbauten, als auch in Grubenhäusern beobachtet worden sind.43 134 Dreischiffiger Pfostenbau, Nord-Süd orientiert, 5,5x 14,5 m. Pfostentiefen 10 –28 cm. Eine Grube im Gebäudeinnern enthält Keramik der Phase 3.44 135 Dreischiffiger Pfostenbau, 5,5x11,2 m. Pfostentiefen 15 – 40 cm. Von der Lage her wohl Vorgänger von 136. 136 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,7x mind. 12,2 m, max. 16,4 m. Pfostentiefen 10 –35 cm. In der östlichen Mittelachse nach Luftaufnahme mögliches Balkengräbchen, zusätzliche Pfosten sind in der überlappenden Grabungsfläche von 1984 zum Vorschein gekommen. Von der Lage her wohl Nachfolger von 135 und Vorgänger von 137. Ein Pfosten der Nordwand enthält Keramik der Phase 2.45 Auf der Nordseite, in 1,4 m Abstand, Zaun.46 137 Vierschiffiger Pfostenbau, Nord-Süd orientiert, 6,8x10 m. Pfostentiefen 15–35 cm. Zusätzliche Pfosten sind in der überlappenden Grabungsfläche von 1984 zum Vorschein gekommen. Struktur 48B an der Nordostecke wohl damit zusammenhängend. Von der Lage her wohl Nachfolger von 136. Zaun in 80 cm Abstand entlang der Westseite. Eisenzeitliche Pfeilspitze im Hausinnern im Bereich der Nordostecke.47 138 Vierschiffiger Pfostenbau, 8,2x9,6 m, Nord-Süd orientiert. Bereits auf der Grabung erkannt.48 Die Pfosten der Aussenwände sind mit 8 –20 cm weniger eingetieft als jene der Innenwände, welche Tiefen von 25 – 40 cm aufweisen. Im Hausinnern eine längsovale Grube, die sich nicht ins Konstruktionsprinzip einpasst, mit Keramik der Phase 3a.49


139 Pfostenbau, 3,2 x4 m. Wenig eingetiefte Pfosten von 12 – 24 cm. Wahrscheinlich zusammen mit Grube 43, bereits auf der Grabung erkannt und nach den Fotos als Haus ausgesteckt. 140 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,6 x12,6 m. Pfostentiefen 17– 26 cm. Pfostenunterkanten entsprechend dem Terrainverlauf von Westen nach Osten 50 cm ansteigend. Von der Lage her wohl Vorgänger/Nachfolger von 130. 141 Einschiffiger Pfostenbau, 4,7 x18 m. Mit einer Ausnahme sind nur die Pfosten westlich vom Sondiergraben 1 geschnitten worden, deren Tiefen 10 –21 cm betragen. 142 Quadratischer Pfostenbau mit 3,2 m Seitenlänge, an Zaun auf der Ostseite. Pfosten sind mit 33 – 42 cm stärker eingetieft als die auf gleicher Linie liegenden Eckpfosten, die 15 resp. 25 cm eingetieft sind; jene der Westseite sind nicht untersucht. Die Pfosten liegen im Lehmboden, nicht wie üblich im Malmschutt. 143 Zweischiffiger Pfostenbau, 6,4 x13,2 m. Pfostentiefen 20 – 40 cm. Die gestrichenen Pfosten auf der Südseite sind in der Pfostenlochdokumentation als «unbrauchbar» bezeichnet; hatten die Ausgräber Schwierigkeiten mit dem hier anstehenden Lehmboden?

144 Pfostenbau, quadratisch entsprechend 142 oder rechteckig 3,2x5,2 m. Pfostentiefen 13 –20 cm. Zaun entlang der Nordseite.50 145 Dreischiffiger Pfostenbau, 5,7 x mind. 8,2 m, vollständig? Pfostentiefen nur 8–16 cm, ihre Unterkanten steigen entsprechend dem Terrainverlauf von Süden nach Norden um 20 cm. Zusammengesetzt aus den Grabungen von 1984 und 1969/70, deren Pfosten 1984 nicht mehr sichtbar waren. Wegen der bereits schon einmal abhumusierten Fläche ist wohl hier punktuell zu tief gebaggert worden. 146 Zweischiffiger Pfostenbau, 5,8 x mind. 11,4 m. Pfostentiefen 8–24 cm, die Pfostenunterkanten steigen entsprechend dem Terrainverlauf von Süden nach Norden um 60 cm an. Zäune mit gleichen Pfostendimensionen in 1, resp. 1,2 m Abstand entlang Süd- und Nordseite, in 2 m Abstand entlang der Ostseite. Deutet die auffallende Menge an Fundmaterial aus dem Mittelalter in den Pfosten des Hauses,51 im Hausinnern,52 sowie aus prähistorischer Zeit in den Pfosten der Zäune53 darauf hin, dass in den Grabungen von 1968–70 der Pfosteninhalt nicht so sorgfältig geborgen wurde?

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Guyan 1971b, 194 und Guyan 1991, 216. Lage bei Pfosten 472; Dia Nr. 00/50/741–3. S. 381, MA 36801, Pfosten Nr. 483. Nach Rilkhoffplan und der Pfostenlochdokumentation 510/11 eine «dunkle Fläche mit viel Schlacke». MA 36541, Pfosten Nr. 469. Nr. 00/50/704; Pfosten Nr. 139. MA 3488 in Pfo. 1175 (Taf. 1.7); MA 3492/3 in Pfo. 1176 (Taf. 1.12 und S. 366); MA 3499 bei Pfosten 1197 (S. 366). Vom Ausgräber als Objekt 53 bezeichnet. Erscheint im Gesamtplan Guyan 1971b, 203, aber nicht mehr im Gesamtplan Guyan 1991, Beilage. Guyan 1971b, 194f. und 203, Haus C; Guyan 1991, 205 f., Haus D und Abb. 18. Mittelalterliches Messer MA 36540 im Westwandpfosten 202 (Taf. 49.4). MA 36551 in Pfosten Nr. 2003, MA 36548/49 in Pfosten Nr. 1807 (alle S. 381), sowie prähistorische Keramik MA 3500 bei Pfosten 2022 (S. 366). Bei Pfosten 2031 der Westwand Mittelalterscherbe MA 36555. MA 36802, Pfosten Nr. 2100 und 2102 (S. 381).

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52 53

S. 212. Wie Anm. 334. Dazu W. H. Zimmermann 1982, 134ff. MA 36550, Pfosten Nr. 1869 (S. 381). MA 36545, Pfosten Nr. 1553 (Taf. 49.2). Eisenzeitliche Keramik in der zugehörigen, längsovalen Pfostengrube 1892, MA 3506–08 (Taf. 2.22–24) und eisenzeitliche Pfeilspitze in der zugehörigen (?) Pfostengrube 2234, MA 3510 (Taf. 1.9). MA 3510 (Taf. 1.9), bei Pfosten 2234, ev. zugehörig. Guyan 1971b, 203, Haus B; Guyan 1991, 212ff. Haus B und Abb. 31 und 32. MA 36542, Pfosten Nr. 1281 (Taf. 49.1). Eisenzeitliche Keramik MA 3494, 45 cm nördlich Pfosten 1528 (S. 366). MA 36644, Pfosten 97; MA 36646, Pfosten 105 (S. 381), die neuzeitliche Zeitstellung der Scherbe deutet darauf, dass dieser Pfosten nicht zum Haus gehört, es sei denn, hier liege eine nachträgliche Fundverlagerung vor. MA 36645, Pfosten 98 (S. 381). MA 36638–40, Pfosten 68, 81 und 82 (S. 366 und 381).

307


2. Petrographische Charakterisierung der Magerungstypen Kurt Zubler und Philippe Rentzel Die nachfolgende Beschreibung der Magerungstypen basiert auf einem mehrstufigen Verfahren. Zuerst wurden die von Auge, mit der Lupe oder dem Binokular erkennbaren Magerungsbestandteile am frischen Bruch, bei auffälligen Erscheinungen und zur Vergrösserung der Beobachtungsfläche aber auch an der Scherbenoberfläche erfasst. Folgende Kriterien wurden dabei berücksichtigt: Die Menge der Magerungskörner, deren überwiegende Korngrösse, die maximale Korngrösse sowie Art und Form der vorkommenden Magerungselemente. Zudem wurden die Scherben nach Kalkbestandteilen untersucht. Der Nachweis von Kalk wurde durch Betupfen des frischen Bruches mit verdünnter Salzsäure (HCl) erbracht. Im nächsten Schritt wurden an dreissig ausgewählten Scherben petrographische Analysen durchgeführt (Abb. 64). Dabei wurden die Scherben soweit möglich in ihrer Vertikalachse mit Hilfe einer Diamantsäge aufgetrennt und zu petrographischen Dünnschliffen von 0,03 mm Dicke verarbeitet. Die mikroskopischen Analysen erfolgten mittels Binokular und Polarisationsmikroskop und wurden von Philippe Rentzel am Labor für Urgeschichte der Universität Basel durchgeführt. Da die mikroskopische Charakterisierung der Magerungstypen jeweils nur auf einem bis einigen prototypischen Scherben beruht, die makroskopische Beschreibung dagegen eine grössere Zahl von Scherbenanalysen zusammenfasst, werden die beiden Methoden unterschiedlich gewichtet. Grössen- und Mengenangaben beruhen vorwiegend auf der makroskopischen Grundaufnahme, das petrographische Spektrum dagegen auf der mikroskopischen Untersuchung. Die bereits makroskopisch als typisch erkannten Magerungsbestandteile erscheinen dabei fett gedruckt. Jedem Magerungstyp werden ein oder ausnahmsweise (Magerungstyp E) mehrere petrographische Typen (= petrographische Grobansprache) zugeordnet. Im Anschluss an die Beschreibung des Magerungstyps folgt jeweils ein Kommentar, der allfällige Abweichungen zwischen den beiden Untersuchungsmethoden erläutert und die wesentlichen Aspekte des Typs zusammenfasst. Weitere Angaben der mikroskopischen Analyse, die für die Ansprache der Magerungstypen zu detailliert oder zu spezifisch ausfallen, werden in tabellarischer Form aufgeführt. Sie dienen der Charakterisierung des photographisch festgehaltenen Dünnschliffes, bzw. Ausschnittes der einzelnen Scherbe eines keramischen Gefässes, das ja bereits in sich selbst ein gewisses Spektrum umfasst. Die jeweils abgebildete mikroskopische Aufnahme entspricht demnach einer ausgewählten Stelle im Dünnschliff, die als typisch für den makroskopisch erarbeiteten Magerungstyp betrachtet wird. Bemerkungen zur Terminologie: Die für die makroskopische Grundaufnahme verwendete Terminologie und Klassifizierung entspringt der massgebenden Publikation der Arbeitsgruppe Archäometrie1 und korreliert mit jener der petrographischen Analyse. Die zurückhaltende Umschreibung der mit Lupe und Laienauge nicht klar identi308

fizierbaren Partikel2 wird durch die genaue petrographische Bestimmung ersetzt: Damit können z. B. die ursprünglich als opake, weisse Körner beschriebenen Magerungsbestandteile eines Magerungstyps als Feldspäte angesprochen werden. Aufgrund der höheren Auflösung ermöglicht die mikroskopische Untersuchung eine feinere Ansprache der Scherbenzusammensetzung. Scherbenanteile mit einer Korngrösse von kleiner als 0,05 mm werden dabei der Matrix zugerechnet, alle grösseren der Magerung. Folgende Bezeichnungen wurden zur Beschreibung von Magerung und Matrix verwendet: makroskopisch3

Korngrösse

mikroskopisch

– – – – fein mittel grob sehr grob

<0.002 mm 0.002–0.006 mm 0.006–0.02 mm 0.02–0.063 mm 0.063–0.2 mm 0.2–0.63 mm 0.63–2.0 mm 2.0–6.3 mm

Ton Feinsilt Mittelsilt Grobsilt Feinsand Mittelsand Grobsand Feinkies

Die Matrix kann parallel, kornstreifig (Tonmineralien umschliessen die Magerungskörner tangential zu deren Oberfläche) oder netzstreifig (Tonmineralien stehen nahezu rechtwinklig zueinander und bilden eine gitternetzartige Orientierung) ausgerichtet sein. Natürlich in den Ausgangsstoffen für die Keramikherstellung (Tone, Silte) vorkommende Magerungsbestandteile werden als natürliche, absichtlich beigegebene dagegen als künstliche Magerung angesprochen. Die maximale Korngrösse entspricht dem grössten Mass (Länge) des grössten Kornes bezogen auf den Magerungstyp, d. h. nicht jede Scherbe eines Magerungstypes weist dieses Maximalkorn auf. Die Magerungsmenge entspricht der Anzahl makroskopisch erkennbarer Körner pro cm2. Dabei wurden vier Klassen unterschieden: Menge

wenig

mittel

viel

sehr viel

Körner/cm2

weniger als 5

5–10

10–20

mehr als 20

Mikroskopisch wurde dagegen mit Hilfe von Schätzvorlagen der Prozentanteil der Magerung am Scherbenvolumen ermittelt.4

Magerungstyp A (Abb. 201) Grobe fluvioglaziale Magerung Charakteristische Korngrösse: grob Maximale Korngrösse: 3 mm Menge: viel – sehr viel Spektrum: – Quarz – Glimmer (vorwiegend grober Muskovit, selten Biotit) – Feldspat – Gesteinsbruchstücke wie Granit und Gneiss – Amphibole


– opake Mineralien (vermutlich Erze) – organische Magerung mit Phytolithen5 – Kalkfrei Form: Nahezu alle Komponenten sind eckig. Magerungstyp A zeichnet sich durch seine groben, eckigen Magerungsbestandteile aus. Es handelt sich dabei um zerstossene Komponenten aus Schottern mit alpinem Geröllspektrum. Granite und Gneisse sind vorherrschend, es kommen aber auch Gesteine aus der Familie der Grüngesteine vor. Eine gezielte Auslese der Gerölle unter bewusster Umgehung von Kalken ist anzunehmen. Der auffällig hohe Anteil an grobem Hellglimmer und die insgesamt grobe Körnung prägen die Scherben sowohl im Bruch als auch an der Oberfläche. Keramik dieser Art lässt sich gut von den übrigen Magerungstypen trennen. Varianten innerhalb des Typs zeigen sich in schwachen Unterschieden bezüglich der Dichte (Korngrösse und Menge). Farbe & Matrix (Korngrösse <0.05 mm)

Magerung (Korngrösse >0.05 mm)

Interpretation, Bemerkungen

Scherben mit dunkelbraunem bis schwarzem Kern sowie rötlichen Randzonen. Inhomogene, tonige Matrix mit Paralleltextur. Porosität bis 25%. Längliche, unregelmässige Poren, parallel verlaufend.

Geschätzter Anteil der Magerung am Volumen: 25–30%. Wenig Feinsand, dominante Mittel- und Grobsandfraktion. Seriales Korngrössenspektrum. Unregelmässige Verteilung der Magerung im Scherben.

Der Ton ist relativ fett (plastisch) und hat offenbar keine natürliche Magerung. Die inhomogene Matrix mit nebeneinanderliegenden Tonschlieren weist auf eine eher schwache Durchmischung (Walken) hin.

Abb. 201: Mikrophotographie von MA 36064, Taf. 28,20.1. Scherben mit leicht parallelstreifiger Tonmatrix und eckigen Magerungsbestandteilen aus Quarz, Feldspäten (eckiges Korn in linker oberer Bildhälfte) sowie vereinzelten Glimmern. Grössere, unregelmässige Porenräume (schwarzer Bereich in linker unterer Ecke). Bildbreite: 4,4 mm. Gekreuzte Polarisationsfilter (XPL).

Magerungstyp B1 (Abb. 202) Fluvioglaziale Magerung mit gut gerundetem Mittelsand und groben Molassesandsteinen Charakteristische Korngrössen: mittel–grob und sehr grob Maximale Korngrösse: 6 mm Menge: sehr viel

Spektrum: – Quarz – Feldspat – Molassesandsteine mit Glaukonit (häufig sehr grobe Körner) – Kalksandsteine (selten) – Granite – Glimmer (fein) – Porenräume mit opaken Bestandteilen (ev. organische Magerung) Form: Gut gerundete Körner überwiegen sehr deutlich. Scherben des Magerungstyps B1 zeigen eine dichte Grundmagerung mit Partikeln von durchschnittlich ca. 1 mm, die von häufig sehr groben Molassesandsteinen unregelmässig durchsetzt ist. Die Magerung erhält dadurch einen heterogenen Charakter, was durch die Vielzahl unterschiedlicher Gesteinsarten noch verstärkt wird. Die gut gerundeten Magerungskomponenten stammen aus Schottern mit einem Spektrum aus alpinen Geröllen und Sandsteinen der Molasse (umgelagerte Moräne?). Etwa ein Drittel der dem Magerungstyp B1 zugewiesenen Scherben weist bei sonst gleichen Merkmalen eine schwächere Grundmagerung (Menge = mittel) auf. Farbe & Matrix

Magerung

Durchgehend brauner Scherben mit siltig-toniger Matrix. Paralleltextur, teils auch kornstreifiges Gefüge. Porosität um 10%. Längliche, parallele Porenräume, Risse.

Anteil >0.05 mm: 25%. Fein-, Mittel- und Grobsand. Seriales Korngrössenspektrum. Unregelmässige Verteilung der groben Sandsteine. Der Kalkanteil liegt unter 15%.

Abb. 202: Mikrophotographie von MA 36026, Taf. 17,6.8. Scherben mit siltig-toniger Matrix und unregelmässig verteilter Magerung aus gerundetem Granit (linke Bildhälfte) sowie Molassesandstein (Bildzentrum). Bildbreite: 4,4 mm. XPL.

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3 4

5

G. Schneider 1989. Zu diesem Vorgehen vgl. M. Maggetti, Porosität, Magerungsbestandteile und Gefüge, in: G. Schneider 1989, 24–26, bes. 25. G. Schneider 1989, 12. Für beide Methoden vgl. M. Maggetti, Porosität, Magerungsbestandteile und Gefüge, in: G. Schneider 1989, 24–26, bes. 25. Phytolith: Kieselsäurehaltiges Innenskelett, hauptsächlich von Gräsern. Grösse zwischen 0,005 und 0,05 mm.

309


Magerungstyp B2 (Abb. 203) Fluvioglaziale Magerung mit gut gerundetem Mittelsand Charakteristische Korngrösse: mittel–grob Maximale Korngrösse: 2 mm Menge: sehr viel Spektrum: – Quarz – Feldspat – Kalk (selten bis nicht vorhanden) – Glimmer (fein) – Gesteinsfragmente wie Granit und Gneiss Form: Die Komponenten sind meist gut gerundet, vereinzelt aber auch scharfkantig. Die dicht und regelmässig gemagerten Scherben enthalten feinere Partikel als die der Typen A und B1. Bezüglich des petrographischen Spektrums stehen sie den Scherben des Typs A nahe. Im Gegensatz zu A besteht die Magerung des Typs B2 jedoch vorwiegend aus gut gerundeten Körnern, die aus Alluvionen oder auch fluvio-glazialen Ablagerungen stammen können. Von B1 unterscheiden sie sich v. a. durch die Abwesenheit der Sandsteinkörner. In Art und Form der übrigen Magerungsbestandteile lassen sich die Magerungstypen B1 und B2 dagegen zusammenfassen. Vom Magerungstyp A unterscheiden sich B1 und B2 durch die etwas feinere Grundmagerung, das Fehlen der groben Glimmer und die vorwiegend gut gerundete Form der Magerungsbestandteile. Dieses deutlich unterschiedliche Formenspektrum ist auf eine unterschiedliche Aufbereitung der beigefügten Magerung zurückzuführen. Während die Magerung des Typs A aus gezielt ausgelesenen und künstlich zerstossenen Geröllen gewonnen wurde, scheint es sich bei den Typen B1 und B2 vorwiegend um natürlich vorkommende Sande zu handeln. Damit lässt sich auch der auffällige Korngrössenunterschied der Glimmer erklären: Nur aus frisch gebrochenem Gestein können sich grössere Glimmerkörner erhalten. In natürlich gebildeten Sanden dagegen führt die mechanische Beanspruchung zu einer überdurchschnittlichen Zerkleinerung des wenig widerstandsfähigen Glimmers. Die Unterscheidung der Typen A und B beruht demnach auf zwei verschiedenen Produktionsverfahren, jene von B1 und B2 dagegen auf unterschiedlichen Lagerstätten. Farbe & Matrix

Magerung

Scherben mit dunkelbraunem Kern und hellbraunen Randzonen. Inhomogene, siltig-tonige Matrix mit sehr hohem Anteil an Glimmern (Muskovit und Biotit). Leichte Paralleltextur. Porosität 15 bis 20%. Längliche, unregelmässige Poren, parallel verlaufend.

Anteil >0.05 mm: 30%. Fein- und Mittelsand. Seriales Korngrössenspektrum, jedoch relativ gut sortiert im Feinsandbereich. Der Kalkanteil liegt bei 2%.

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Abb. 203: Mikrophotographie von MA 36033, Taf. 17,10.1. Scherben mit dominanter Quarzmagerung (gerundete Körner, weisse bis graublaue Komponenten) und länglichen, parallel verlaufenden Porenräumen (schwarze Bereiche). Bildbreite: 4,4 mm. XPL.

Magerungstyp C1 (Abb. 204/205) Magerung mit groben Kalksandsteinen Charakteristische Korngrössen: fein und grob (bimodale Korngrössenverteilung) Maximale Korngrösse: 4 mm Menge: mittel (grobe Körner) und mittel bis viel (feine Körner) Spektrum: – Kalksandsteine (grob bis sehr grob) – Kalkpartikel (aus Kalksandstein gelöst) – Quarz (fein, natürliche Magerung) – Glimmer (fein, natürliche Magerung) – Granit (selten) – Organische Magerung – teilweise porös infolge herausgelöster Kalkbestandteile oder nahe der Brennhaut verbrannter organischer Magerung Form: eckige und gerundete Quarze, gerundete Sandsteine. Prägend für den Magerungstyp C1 ist die unregelmässige Verteilung grober und sehr grober Körner mit Salzsäurereaktion im sonst fein gemagerten Scherben. Die Magerung erhält dadurch einen ausgesprochen heterogenen Charakter. Die feinsandigen Quarzbestandteile werden als natürliche Magerung interpretiert. Da Scherben mit C1-Magerung in der Regel eine geringe Wandstärke aufweisen,6 erscheint eine absichtliche Beimengung von vereinzelten groben bis sehr groben Körnern als wenig sinnvoll. Die groben Sandsteine könnten daher ebenfalls natürlichen Bestandteilen eines allerdings schlecht gereinigten Tones entsprechen. Es ist denkbar, dass es sich beim Töpferton um ein Verwitterungsprodukt (oder um eine tonige Fazies) des Molassesandsteins handelt, da sich die Glimmer sowie die Quarzkörner der Matrix und der groben Sandsteinmagerung sehr ähnlich sehen.


Farbe & Matrix

Magerung

Hellbrauner Kern mit dunkleren Randzonen. Feinsiltige Matrix mit Paralleltextur (durch Glimmer gegeben). Porosität 5 bis 10%. Rundliche und längliche Porenräume.

Anteil >0.05 mm: 30%. Feinsand (eckige und gerundete Quarze) sowie Grobsand und Feinkies. Bimodales Korngrössenspektrum. Unregelmässige Verteilung der groben Sandsteinmagerung, regelmässige Verteilung der (natürlichen) Quarzmagerung.

Abb. 204: Mikrophotographie von MA 36422, Taf. 38,36.1. Scherben mit siltiger, glimmer- und quarzhaltiger Matrix. Im Bildzentrum erscheint ein grösseres Fragment eines Kalksandsteines. Bildbreite: 4,4 mm. XPL.

– Sandsteine mit Kalkzement – Quarz – teilweise wenig Glimmer – teilweise Gesteinsbruchstücke wie Gneiss, Granit, Silex – teilweise organische Magerung – teilweise porös infolge herausgelöster Kalkbestandteile Form: Eckige und gerundete Quarzkörner, meist gerundete Kalksteine. Der petrographische Charakter des Magerungstyps C2 unterscheidet sich deutlich von C1. Es handelt sich dabei um eine künstliche Magerung aus Schottern mit einem bedeutenden Anteil von Kalksteinen vermutlich jurassischer Herkunft. Makroskopisch unterscheiden sich C1 und C2 v. a. bezüglich Kornmenge und -verteilung: Im Unterschied zu C1 wirkt die Magerung des Magerungstyps C2 regelmässig und dicht. Das verbindende Kriterium der beiden Magerungstypen ist der hohe Anteil an Kalkelementen, der sie von allen anderen Typen abhebt. Die Scherben des Typs C2 umfassen je nach Korngrösse und -menge ein gewisses Dichtespektrum. Auch bezüglich des vielfältigen Magerungsspektrums lassen sich Unterschiede anführen: Vor allem organische Magerungsbestandteile, aber auch Glimmer, Granit, Gneiss und Silex sind nur in einem Teil der Scherben vorhanden. Farbe & Matrix

Magerung

Bemerkungen

Dunkelbrauner Kern mit helleren Randzonen. Siltig-tonige Matrix mit kornstreifigem Gefüge. Porosität 10%. Längliche und runde, teilweise auch unregelmässige Porenräume.

Anteil >0.05 mm: 20– 25%. Etwas Feinsand, viel Mittelsand, wenig Grobsand. Seriales bis bimodales Korngrössenspektrum.

Es sind keine Umwandlungen zu Branntkalk festzustellen.

Abb. 205: Mikrophotographie von MA 36422, Taf. 38,36.1. Detailansicht eines Porenraumes mit schwarzem Saum und Resten der organischen Magerung (graue Bestandteile im weissen Porenraum). Dabei handelt es sich um Phytolithen, die dem silikatischen Innenskelett, vorab von Gramineen (z. B. Stroh) entsprechen. Bildbreite: 1,08 mm. Parallele Polarisationsfilter (PPL).

Magerungstyp C2 (Abb. 206) Kalkmagerung zum Teil mit organischen Bestandteilen Charakteristische Korngrösse: mittel Maximale Korngrösse: 4 mm Menge: viel – sehr viel Spektrum: – Kalk (viel: 25 –30 % aller Magerungskörner) – teilweise mit Fossilbruchstücken

Abb. 206: Mikrophotographie von MA 36290, Taf. 25,17.1. Scherben mit kornstreifig ausgerichteter Matrix. Die Magerung besteht aus Quarz sowie Kalkbestandteilen (Kalksandstein im Bildzentrum sowie danebenliegendem, länglichem Fossilfragment). Bildbreite: 4,4 mm. XPL.

6

Oben, S. 92f.

311


Magerungstyp D1 (Abb. 207)

Magerungstyp D2 (Abb. 208/209)

Magerung mit vorwiegend eckigen Quarzkörnern

Magerung mit Quarz, Glimmer und Schamotte

Charakteristische Korngrösse: fein–mittel Maximale Korngrösse: 2 mm Menge: viel–sehr viel Spektrum: – Quarz – Feldspat – Gesteinsbruchstücke wie Granit, Gneiss, Radiolarit – teilweise feiner, verwitterter Glimmer – teilweise Schamotte – teilweise organische Magerung – Kalkfrei Form: Eckige Körner dominieren.

Charakteristische Korngrösse: fein Maximale Korngrösse: 0,8 mm Menge: wenig–mittel Spektrum: – Quarz – Glimmer (viel und fein, bis 0,2 mm) – Feldspat (selten) – Schamottepartikel (bis 0,3 mm) – Organische Magerung – Kalkfrei Form: Eckig und leicht gerundet. Organische Magerung in Form grosser Einschlüsse mit braunem, scharf begrenztem Saum.

Eine homogene, feine bis mittlere Magerung kennzeichnet die Keramik des Magerungstyps D1. Dicht und regelmässig verteilte kristalline Bestandteile (alpines Spektrum) von mittlerer Korngrösse wurden dem Scherben künstlich beigefügt. Die feinen Partikel dürften dagegen einer natürlichen Magerung entsprechen, d.h. die Körner wurden dem Rohstoff nicht absichtlich zugesetzt, sondern waren bereits natürlich darin enthalten. Die Magerungen von D1 und C2 zeigen eine gewisse Ähnlichkeit, was im Rahmen der makroskopischen Bearbeitung bei einigen Scherben zu Zuweisungsproblemen führte. Aufgrund der petrographischen Analyse konnte die Unterscheidung der beiden Typen klarer gefasst und die unsicheren Scherben definitiv zugewiesen werden. Der Hauptunterschied liegt bei den Kalkbestandteilen: Im Gegensatz zu C2 ist D1 kalkfrei. Zudem weist D1 eine insgesamt leicht feinere Magerung auf.

Im Material des Magerungstyps D2 sind makroskopisch nur wenige Magerungsbestandteile auszumachen. Möglicherweise entspricht die feinkörnige, homogen verteilte Quarzsandfraktion einer natürlichen Magerung (vgl. Magerungstyp D1). Die makroskopisch nicht erkannten Schamottepartikel und die organischen Bestandteile sind dagegen als künstliche Magerung anzusprechen. D1 und D2 bilden bezüglich der Magerungsdichte ein Kontinuum, d. h. es gibt schwach gemagerte Scherben, die zwischen den Typen liegen. Beide Typen weisen eine feine, natürliche Grundmagerung auf. Unterschiedlich ist v. a. der Anteil der künstlich beigemischten Bestandteile: Makroskopisch erscheint die typische D2-Scherbe fast ungemagert.

Farbe & Matrix

Magerung

Durchgehend hellbrauner Scherben mit siltig-toniger Matrix. Paralleltextur. Porosität um 15%. Längliche bis ovale Porenräume, parallel zur Scherbenoberfläche ausgerichtet.

Anteil >0.05 mm: 25 – 30%. Fein- und Mittelsand. Seriales Korngrössenspektrum. Dunkelbraune bis opake Bestandteile stellen möglicherweise Reste einer organischen Magerung dar (jedoch keine org. Reste in Porenräumen beobachtet). Kalkfrei.

Abb. 207: Mikrophotographie von MA 36363, Taf. 32,27b. 4. Tonigsiltige Scherbenmatrix mit regelmässig verteilter Magerung aus zumeist eckigen Quarzen sowie vereinzelten, blättrigen Glimmern. Bildbreite: 4,4 mm. XPL.

312

Farbe & Matrix

Magerung

Interpretation, Bemerkungen

Hellbrauner Kern mit dunkelbraunem bis rötlichem äusseren Rand. Siltige, schwach tonige Matrix mit Paralleltextur. Porosität 5%. Rundliche Porenräume, bis 0.1 mm gross.

Anteil >0.05 mm: 20%. Fein- und Mittelsand. Seriales Korngrössenspektrum, jedoch relativ gut sortiert.

Das stark glimmerhaltige Ausgangsgestein lässt an eine Herkunft des Töpfertones aus unverwitterten Alluvionen denken (z. B. feinkörnige Hochflutsedimente).

Abb. 208: Mikrophotographie von MA 36038.08, Taf. 18,11.6. Scherben mit homogener, siltiger Matrix und rötlicher Randzone. Darin eingebettet erscheint eine grössere Schamottepartikel (Bildmitte). Bildbreite: 4,4 mm. PPL.


Magerungstyp D3 (Abb. 210) Magerung mit Quarz, Glimmer und Schamotte Charakteristische Korngrösse: fein Maximale Korngrösse: 1,5 mm Menge: wenig bis viel Spektrum: – Quarz – Glimmer (viel und fein, bis 0,2 mm) – Feldspat (selten) – Schamottepartikel (meist bis 0,3 mm, teilweise aber auch grobe Körner) – Organische Magerung – Kalkfrei Form und Details: Wie D2. Magerungstyp D3 bildet eine Untergruppe zu D1 und D2. Die makroskopische Unterscheidung erfolgt – bei sonst gleichem Spektrum – aufgrund auffälliger roter Schamottekörner, die speziell an der Oberfläche erkennbar sind, sich im frischen Bruch jedoch kaum nachweisen lassen. Da mit der petrographischen Untersuchung aber auch in den Scherben des Typs D2 Schamotte nachgewiesen werden konnte, entspricht die Magerung von D3 weitgehend jener von D2. Daneben sind die Scherben vom Typ D3 jedoch an ihrer besonderen Farbkombination zu erkennen: Orange Aussen- und Innenhaut (Abb. 72.24 –26) mit einem unterschiedlich dicken grauen Streifen im Kern (Abb. 210). Die ungleiche makroskopische Erkennbarkeit der Schamottekörner könnte deshalb mit Unterschieden in der Brenntechnik zusammenhängen: Ein unterschiedlicher Eisengehalt von Matrix und Schamotte kann unter oxydierenden Bedingungen zu verschiedenen Rottönen führen; unter reduzierenden Bedingungen dagegen, d.h. im grauen Bruch bzw. an Scherben mit schwarzer, grauer oder brauner Oberfläche, bleiben die Schamottekörner fürs blosse Auge unsichtbar. Die Abgrenzung von D3 anhand der Magerungsbestandteile ist demnach künstlich, d. h. aufgrund herstellungstechnischer Unterschiede erfolgt. Charakteristisch für alle drei D-Typen (D1–D3) ist die überwiegende Feinheit der Magerungsbestandteile und das Fehlen von Kalk.

Die auffallend geringe Porosität der D2/3-Scherben (5%) könnte auf eine gute Tonaufbereitung durch ausgeprägtes Walken oder auf eine gegenüber den übrigen Magerungstypen erhöhte Brenntemperatur zurückzuführen sein.7 Eine gesteigerte Brenntemperatur könnte auch in einem Zusammenhang stehen mit den festgestellten Änderungen in der Beimengungspraxis von den C- zu den D-Typen, d. h. im Ausschluss von Kalkbestandteilen in den Magerungstypen D1–3.

Abb. 210: Anschliff einer Scherbe des Magerungstyps D3 mit der typischen Farbkombination orange-grau-orange (MA 36100, Taf. 14,5.16).

Magerungstyp E (Abb. 211– 216) E1 – Magerung mit viel gerundetem Quarz und opaken Einschlüssen (Abb. 211/212) E2 – Magerung mit wenig gerundetem Quarz und opaken Einschlüssen (Abb. 213/214) E3 – Magerung mit viel gerundetem Quarz (Abb. 215) E4 – Quarzmagerung mit Pflasterquarzen und bimodaler Verteilung (Abb. 216) Charakteristische Korngrösse: fein–mittel Maximale Korngrösse: 1 mm Menge: wenig bzw. viel Abb. 209: Mikrophotographie von MA 36038.08, Taf. 18,11.6. Gleicher Bildausschnitt wie Abb. 208. Im polarisierten Licht grenzt sich die siltige Matrix mit Paralleltextur deutlich von der Schamotte ab. Man beachte die geringe Porosität (längliche, schwarze Zonen in der rechten Bildhälfte). Bildbreite: 4,4 mm. XPL

7

Zum Zusammenhang von Brenntemperatur und Porosität vgl. M. Maggetti, Porosität, Magerungsbestandteile und Gefüge, in: G. Schneider 1989, 24–26, bes. 24.

313


Spektrum: – Quarz – opake, schwarze bzw. rote Einschlüsse (E1/3) (vermutlich Eisen- oder Manganausfällungen, wohl kaum organisches Material) – organische Magerung (E2–4) – feiner Glimmer (E2) – wenig Feldspat (E4) – Kalkfrei Form: Überwiegend bis ausschliesslich gut gerundete, wenige eckige Quarze (E1–3). Eckige bis leicht abgerundete Quarze und Quarzite (E4). In erster Linie wird die Keramik des Magerungstyps E aufgrund auffälliger formaler Aspekte definiert, wie sie für die gelbe Drehscheibenware typisch sind. Gefässe der gelben Drehscheibenware können in unserem Gebiet als Importstücke bezeichnet werden.8 Bezüglich der Magerungsbestandteile können die Scherben des Magerungstyps E anhand des jeweils überragenden Quarzanteils zusammengefasst werden. Unter den wenigen Stücken lassen sich allerdings Varianten beschreiben: Die meisten Scherben weisen eine relativ dichte Magerung auf, die sich vorwiegend aus Quarzkörnern mittlerer oder feiner Grösse zusammensetzt. An zwei Stücken sind dagegen makroskopisch nur wenige Magerungsbestandteile zu erkennen. Einige Fragmente enthalten zusätzlich zum Quarz auffällige schwarze Partikel. Die mikroskopische Analyse differenziert daraus vier petrographische Typen, wobei sich die Typen E1 bis E3 aus folgenden Gründen relativ nahe stehen: E1 und E2 weisen beide dieselbe netzstreifig ausgerichtete, gelbe, siltig-tonige Matrix auf und beide enthalten die gleichen opaken Einschlüsse (schwarze bzw. rote Komponenten mit unregelmässiger, scharfer Grenze) sowie sehr gut gerundete Quarze. Der Unterschied liegt in der Menge der Quarzkörner: In E1 sind sie sehr häufig, in E2 selten festzustellen. Die Tonmatrix beider Scherben besitzt Ähnlichkeiten mit Tonbelägen aus einem Verwitterungshorizont einer Bodenbildung aus Löss (z. B. Tonanreicherungshorizont, Bt-Horizont). Feine, eckige Quarzkörner waren dabei vermutlich natürlich im allgemein sehr tonigen, plastischen Ausgangsmaterial enthalten. Die zahlreichen gerundeten Quarze in E1 entsprechen wohl vorwiegend einer künstlichen Magerung, die seltenen Körner von E2 scheinen dagegen zur natürlichen Quarzsandfraktion zu gehören. Autochthone Lösse enthalten jedoch in der Regel keine gut gerundeten Quarze. Letztere scheinen also nicht in genetischer Beziehung mit einer Lössablagerung zu stehen. Falls es sich dennoch um einen Löss handeln sollte, käme beispielsweise eine Fliesserde (= durch eiszeitliches Bodenfliessen umgelagerter und mit Fremdmaterial, d. h. gerundetem Sand angereicherter Löss) in Frage. Vergleichbare Sedimentfazien, d. h. verwitterte Lösse in Kombination mit umgelagerten triassischen Sanden (Buntsandstein) finden sich beispielsweise in der Gegend nordwestlich von Strassburg (F).9 E1 und E3 sind aufgrund von Art und Verteilung der gerundeten Quarzmagerung miteinander verwandt. Im Gegensatz zu E1 besitzt E3 aber keine oder nur sehr seltene und kleinteilige (um 0,01 mm) schwarze Körner. E2 und E3 enthalten beide eine organische Magerung. 314

Der petrographische Typ E4 enthält viele sog. Pflasterquarze, die miteinander verwachsen sind. Einzelne Quarze sind noch eckig. Möglicherweise handelt es sich dabei um künstlich zerstossene Gesteinsbruchstücke. Die Dominanz der Quarze bringt E4 mit E1–E3 in Verbindung. Aufgrund der Kornform, der Korngrösse und der Petrographie unterscheidet sich E4 jedoch deutlich von E1– E3. E4 kann aber auch klar von den Typen A und B1/2 abgegrenzt werden: Eine Magerung aus Granit oder Gneiss ist nicht festzustellen. Im Zusammenhang mit einer übergreifenden Untersuchung zur Produktion und Verbreitung gelber Drehscheibenware wurde von den vier mikroskopisch untersuchten Scherben mit Magerungstyp E1– E4 sowie einem Fragment aus Osterfingen10 chemische Untersuchungen vorgenommen. Dabei wiesen E1, E3 und die Osterfinger Scherbe die grösste Nähe auf und konnten der gleichen Gruppe zugeordnet werden.11

Typ

Farbe & Matrix

Magerung

Interpretation, Bemerkungen

E1

Durchgehend gelber Scherben mit braunrötlichen Flecken. Tonige Matrix mit netzstreifiger Ausrichtung. Komponenten parallel eingeregelt. Porosität: 20%. Runde und parallele, längliche Poren. Dünne, schmale Risse.

Anteil >0.05 mm: 20 – 25%. Fein- und Mittelsand. Seriales Korngrössenspektrum, jedoch relativ gut sortiert.

E2

Durchgehend gelber Scherben. Homogene, feinsiltige, leicht tonige Matrix mit netzstreifiger Ausrichtung. Porosität: 10%. Rundliche und polykonkave Porenräume, meist um 0.1 mm.

Anteil >0.05 mm: 5 –10 %. Feinsand, in Einzelfällen bis 0.3 mm. Seriales (bis unimodales) Korngrössenspektrum, jedoch relativ gut sortiert.

Nachgewiesen ist die Beigabe von Stroh oder Häksel (Phytolithen). Die polykonkaven Porenräume weisen auf eine Kompaktion des Sedimentes in plastischem Zustand hin (z. B. während des Walkens).

E3

Durchgehend beiger Scherben. Tonige Matrix mit schwach doppelbrechenden Tonmineralien. Kornstreifige Ausrichtung der Matrix. Porosität: 10 –15%. Längliche, gewellte, parallele Porenräume.

Anteil >0.05 mm: 35%. Feinsand und überwiegend Mittelsand (0.2 – 0.3 mm). Seriales (bis unimodales) Korngrössenspektrum.

Plastisches Ausgangsmaterial, Quarzmagerung ev. natürlich.

E4

Brauner Scherben mit grauer Innenseite. Grobsiltigtonige Matrix mit schwach doppelbrechenden Tonmineralien. Teilweise leicht kornstreifige Ausrichtung der Matrix. Porosität: 15%. Längliche, parallele Porenräume. Rissgefüge.

Anteil >0.05 mm: 30%. Überwiegend Mittelsand, etwas Grobsand. Bimodales Korngrössenspektrum (Quarz der Siltfraktion und Mittelsand).

Die Mittel- und Grobsiltfraktion dürfte der natürlichen Magerung des Töpfertones entsprechen. Der Quarzsand kann eine künstliche Magerung darstellen.


Abb. 211: Mikrophotographie von MA 36455, Taf. 40,39.3. Scherben mit toniger Matrix und einer Magerung aus gerundeten und eckigen Quarzen sowie opaken Bestandteilen (schwarze Eisen- und/oder Manganausfällungen). Bildbreite: 4,4 mm. PPL.

Abb. 212: Mikrophotographie von MA 36455, Taf. 40,39.3. Gleicher Ausschnitt wie Abb. 211. Kornstreifig ausgerichtete Tonsubstanz um Quarzkörner sowie um opake Bestandteile. Bildbreite: 4,4 mm. XPL.

Abb. 213: Mikrophotographie von MA 36453, Taf. 40,39.5. Scherben mit homogener, siltiger Matrix. Die Magerung besteht aus wenigen, gerundeten Quarzsandkörnern sowie opaken Bestandteilen. Bildbreite: 4,4 mm. PPL.

Abb. 214: Mikrophotographie von MA 36453, Taf. 40,39.5. Detailansicht der netzstreifig ausgerichteten, glimmerhaltigen Matrix. Bildbreite: 1,08 mm. XPL.

Abb. 215: Mikrophotographie von MA 36454, Taf. 40,39.1. Scherben mit Magerung aus gut gerundetem Quarzsand und organischen Bestandteilen (schwarze, längliche Komponenten im Bildzentrum) Bildbreite: 4,4 mm. PPL.

Abb. 216: Mikrophotographie von MA 36397, Taf. 36,28.1. Scherben mit siltig-toniger Matrix und ausschliesslich eckigen bis leicht verrundeten Quarzkörnern. Paralleles Rissgefüge. Bildbreite: 4,4 mm. PPL. 8 9 10 11

Oben, S. 89 und 98. Entsprechende petrographische Untersuchungen sind zur Zeit in Gang. Oben, S. 113ff., Abb. 85.4. Waksmann unten, S. 317f. Von Berslingen kamen folgende Scherben zur Untersuchung (in Klammern Waksmanns Probencode): MA 36454 (ALS 69), MA 36453 (ALS 70), MA 36455 (ALS 71) alle aus Grubenhaus 39 und MA 36397 (ALS 72) aus Grubenhaus 28; von Osterfingen MA 26600 (ALS 68). Vgl. oben, S. 88, Abb. 64.

315


Magerungstyp F (Abb. 217– 219) Karbonatitmagerung Charakteristische Korngrösse: mittel–grob Maximale Korngrösse: 2 mm Menge: viel–sehr viel Spektrum: – Karbonatit mit Magnetit (eher grob) – Quarz (fein) – teilweise Glimmer – Schamotte – Organische Magerung Form: Eckig. Charakteristisch für den Magerungstyp F ist der Magerungsbestandteil Karbonatit. Es handelt sich dabei um ein karbonatisches Mineral vulkanischen Ursprungs, das ausschliesslich im Kaiserstuhlgebiet (bei Freiburg im Breisgau) vorkommt. Die mikroskopisch untersuchten Scherben weisen eine erstaunliche Homogenität auf. Dominant sind eckige Karbonatitfragmente, die z. T. oktraedrische Magnetitkörner führen. Die wenigen feinen Quarzkörner können als natürliche Magerung angesprochen werden. Makroskopisch konnte in der kleinen Gruppe von Scherben des Magerungstyps F eine gewisse Variationsbreite festgestellt werden; Unterschiede bestehen bezüglich Korngrösse und -menge: Neben dicht und regelmässig gemagerten Scherben mit rauher Oberfläche stehen schwächer gemagerte mit eher unregelmässiger Verteilung. Farbe & Matrix

Magerung

Durchgehend brauner Scherben mit siltig-toniger Matrix. Teils hellere Randzonen. Kornstreifige Ausrichtung der Matrix. Porosität 15%. Längliche, parallele Porenräume, Rissgefüge. Rundliche Poren (organische Bestandteile).

Anteil >0.05 mm: 25%. Wenig Feinsand (natürliche Quarzmagerung), Mittelund Grobsand (Karbonatit). Seriales Korngrössenspektrum. In einem Teil der Proben lassen sich zusätzlich gerundete Quarzite, Glimmer und Granite beobachten.

Abb. 218: Mikrophotographie von MA 36480, Taf. 41,46.1. Gleicher Bildausschnitt wie Abb. 217. Neben der Karbonatitmagerung findet sich ein merklicher Anteil an Schamotte (Bildmitte). Bildbreite: 4,4 mm. XPL.

Abb. 219: Mikrophotographie von MA 26606 (Osterfingen), Abb. 85.2. Die Magerung besteht bei diesem Scherben nicht nur aus Karbonatitfragmenten (mit schwarzem Magnetit, Korn im Bildzentrum), sondern zusätzlich aus gerundeten, kristallinen Komponenten (v. a. Quarze und Granite). Bildbreite: 4,4 mm. PPL.

Einzelscherben Einige wenige Scherben konnten keinem Magerungstyp zugeordnet werden. Auf die Beschreibung ihrer Typen wird verzichtet, da diese für die Entwicklung der Magerungstypen (vgl. oben, Abb. 65) keine Aussagekraft besitzen.

Abb. 217: Mikrophotographie von MA 36480, Taf. 41,46.1. Ausschliesslich mit eckigen Karbonatitfragmenten gemagerter Scherben. Das grosse Korn auf der rechten Bildhälfte zeigt die gesteinstypischen Einschlüsse von Koppit (sechseckige Körner). Bildbreite: 4,4 mm. PPL.

316


3. Chemische Analysen an gelber Drehscheibenware S. Y. Waksman Analyses élémentaires de céramiques médiévales à pâtes claire de Berslingen et d’Osterfingen. Un programme d’analyses élémentaires est en cours au Laboratoire de Céramologie de Lyon, France (CNRS, UPR 7524) dans le cadre du projet collectif de recherche conçu et coordonné par Madeleine Châtelet, intitulé «La production et la diffusion de la céramique pendant le haut Moyen Age dans le sud du Rhin supérieur».1 Les analyses portent sur un large échantillonnage de céramiques trouvées en Alsace, dans le pays de Bade et dans le Nord-Ouest de la Suisse. Une première partie de ce programme est consacrée à l’étude des céramiques à pâte claire et vise essentiellement à vérifier si l’hypothèse d’une production centralisée de ces céramiques peut être confirmée par l’étude de leur composition chimique. Cinq tessons issus des sites de Berslingen (4 échantillons) et d’Osterfingen (1 échantillon) ont été analysés dans ce cadre.2 Les analyses ont été réalisées par fluorescence X, 24 éléments étant déterminés (Na2O, MgO, Al2O3, SiO2, P2O, K2O, CaO, TiO2, Fe2O3, MnO, V, Cr, Ni, Cu, Zn, Rb, Sr, Y, Zr, Ba, La, Ce, Pb, Th). La classification des échantillons par groupes de composition chimique est obentue par analyse de grappes en affinité moyenne non pondérée sur données centrées réduites. Cette classification répartit les céramiques à pâte claire analysées jusqu’à présent en deux groupes principaux. Les compositions relativement proches des deux groupes et le fait qu’ils intègrent chacun un échantillon d’argiles prélevées dans la même carrière de Soufflenheim, site d’Alsace du Nord où des gisements d’argiles kaolitiques sont toujours exploités actuellement pour la fabrication de céramiques culinaires, rend vraisemblable l’hypothèse d’une production localisée dans cette région (cf. Châtelet et al.).

Seul un des tessons de Berslingen et d’Osterfingen est bien intégré dans l’un des deux groupes (Berslingen, référence ALS69). Les autres sont soit de composition marginale par rapport à l’un ou l’autre groupe (Berslingen ALS71 et Osterfingen ALS68 par rapport au groupe 1, Berslingen ALS70 par rapport au groupe 2), soit de composition marginale par rapport à l’ensemble de l’échantillonnage (Berslingen ALS72) (Abb. 220). Dans le cas de l’échantillon ALS70, les différences de compositions apparaissent cependant comme peu significatives car son enrichissement relatif en phosphore et en baryum laisse supposer qu’il s’agit d’altérations au cours de l’enfouissement. Les études en cours devraient permettre de mieux définir les groupes de céramiques à pâte claire ainsi consitutés et de préciser le caractère marginal ou non de trois des tessons de Berslingen et d’Osterfingen analysés. Elles se proposent également de procéder à des vérifications sur le terrain dans le but de confirmer la localisation de ces productions dans la région de Soufflenheim, en évaluant notamment l’extension des formations présentant de telles caractéristiques de composition élémentaire. S.Y. Waksman Laboratoire de Céramologie, CNRS, UPR 724 Maison de l’Orient Méditerraneen 7 rue Raulin, 69365 Lyon cedex 7, France 1 2

M. Châtelet et al., à paraître Oben, Abb. 64.

317


Abb. 220: Moyenne m et écart-type s des compositions élémentaires, exprimées en pourcents, des deux principaux groupes de céramiques à pâte claire distingués par la classification et compositions des échantillons de Berslingen et d’Osterfingen. n = nombre d’échantillons par groupe. Les teneurs en Na2O sont données à titre indicatif. ALS 68 = MA 26600 (Osterfingen); ALS 69 = MA 36454, ALS 70 = MA 36453, ALS 71 = MA 36455, ALS 72 = MA 36397 (Berslingen).

318


4. Verteilung der Wandstärken Kurt Zubler

Abb. 221: Wandstärkenspektren und durchschnittliche Wandstärken aller Strukturen mit zehn oder mehr Scherben. Datentabelle zu Abb. 68–70 (oben, Zubler S. 92f.). Str. = Struktur, mm = Anzahl Scherben pro gemessenen Wandstärke-Millimeter, ø = Durchschnittliche Wandstärke, n = Anzahl gemessener Scherben pro Struktur. Vh1 = Verhüttungsplatz 1, Schl = Schlackenhalde, Ks = Kulturschicht.

319


5. Katalog der 14C- und Dendrodaten Kurt Zubler Die Kalibration der 14C-Alter erfolgte mit dem Computerprogramm CalibETH 1.5b1 unter Verwendung der dendrochronologischen Korrekturkurve 93STUI_1.C14B2 (die Anmerkungen zum Katalog der 14C- und Dendrodaten folgen unten, S. 328). Jeder Probe folgt ein Kommentar mit einer Einschätzung der zu erwartenden Altersabweichung des gemessenen Wertes vom gesuchten Zeitpunkt. Die Überlegungen zu den teilweise daraus folgenden Korrekturvorschlägen werden im Textteil erläutert.3 Bei Verwendung im Textteil werden unterbrochene Abschnitte der kalibrierten und korrigierten Altersbereiche zusammengefasst und auf die nächsten 5 Jahre gerundet.

Abkürzungen: BfAZ: Büro für Archäologie der Stadt Zürich, Dendrolabor. GIUZ: Die für die Altersbestimmung erforderliche Präparierung und Aufbereitung des Probenmaterials sowie die anschliessende Datierung erfolgte im Radiokarbonlabor des Geographischen Instituts der Universität Zürich. ITP: Präparierung und Aufbereitung des Probenmaterials im GIUZ. Die anschliessende Datierung wurde mittels der AMSTechnik (accelerator mass spectrometry) auf dem Tandem-Beschleuniger des ITP (Institut für Teilchenphysik) der ETHHönggerberg durchgeführt. GRO: Centre for Isotope Research (vormals Natuurkundig Laboratorium), University of Groningen. PHIUB: 14C-Labor des Physikalischen Instituts der Universität Bern. JR: Jahrring Z: Zentrum WK: Waldkante

BERSLINGEN Probencode: Vh2-Ofen Fundstelle: Berslingen, Verhüttungsplatz 2-Ofen Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

PHIUB

B-2155

1970

890 ± 50 y BP (δ 13C: bestimmt und korrigiert)

1049–1090, 29.4% 1118–1142, 17.3% 1154–1220, 53.3%

Holzkohle

C-Alter

Kommentar: Nicht nach Holzarten und Altersstruktur untersucht. Literatur: Guyan 1991, 223.

Probencode: Vh1-Ofen Fundstelle: Berslingen, Verhüttungsplatz 1-Ofen, Fundnummer 30 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-4117 ETH-18363

1998

900 ± 50 y BP (δ 13C: -19.0‰)

1048–1093, 34.7% 1117–1143, 20.2% 1154–1213, 45.1%

Holzkohle: 3 Pomoideae, 6–10 JR, vermutlich Zweigholz

C-Alter

Kommentar: Altersabweichung vernachlässigbar, da es sich um Zweigholz handelt.

Probencode: Vh1-Schl Fundstelle: Berslingen, Verhüttungsplatz 1-Schlackenhalde, Fundnummer 41 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-4118 ETH-18364

1998

905 ± 50 y BP (δ 13C: -16.1‰)

1046–1099, 41.4% 1114–1145, 24.3% 1153–1198, 34.3%

Holzkohle: Carpinus betulus, Astholz mit Z und WK, 7–9 JR

C-Alter

Kommentar: Altersabweichung vernachlässigbar, da es sich um junges Holz mit Waldkante handelt.

320


Probencode: Gh 12 Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 12 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1710

1995

930 ± 55 y BP (δ13C: -29.9‰)

1039–1163

Holzkohle: 4 Fagus silvatica, bis >40 JR 1 Quercus sp. mit 10 JR (Stichprobe)

C-Alter

Kommentar: Die z. T. langen Jahrringsequenzen lassen ein 14C-Alter erwarten, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Korrektur: + 30 Jahre.

Probencode: Grab 11 Fundstelle: Berslingen, Grab 11 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

PHIUB

B-2112

1970

950 ± 100 y BP (δ13C: nicht bestimmt)

1013–1199

Knochen: Rippen und Beckenknochen eines ca. 45-jährigen Mannes4

C-Alter

Kommentar:5 Keine Altersabweichung. Die 14C-Konzentration beim Sterbedatum entspricht – abgesehen von Isotopenfraktionierungen – derjenigen des gleichzeitigen atmosphärischen Kohlendioxyds.6 Literatur: Guyan 1971b, 201. Das bei Guyan publizierte Datum von 860 ± 120 ist falsch. Guyan dürfte sich dabei versehentlich auf ein vermutlich am 19.5.1970 telefonisch übermitteltes vorläufiges Ergebnis gestützt haben. Die Mitteilung des definitiven Wertes von 950 ± 100 scheint aufgrund der Unterlagen am PHIUB am 8.6.1970 erfolgt zu sein. Abklärungen und schriftliche Mitteilung vom 1.12.1998 durch S. Reese, PHIUB.

Probencode: Gh 27 Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 27, ab 70 cm Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1714

1995

965 ± 55 y BP (δ13C: -31.1‰)

1020–1063, 37.0% 1076–1126, 41.9% 1134–1159, 21.2%

Holzkohle: 9 Fagus silvatica mit 20–80 JR 2 Quercus sp. mit12 und 40 J 1 Pomoideae mit 17 JR

C-Alter

Kommentar: Die z. T. langen Jahrringsequenzen lassen ein 14C-Alter erwarten, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Korrektur: + 30 Jahre.

Probencode: Gh 55.43 Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 55, Fundnummer 43 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-4119 ETH-18365

1998

995 ± 50 y BP (δ13C: -18.2‰)

0997–1053, 57.3% 1085–1121, 28.7% 1139–1156, 13.9%

Holzkohle: 1 Fagus silvatica, 9–10 JR mit WK

C-Alter

Kommentar: Altersabweichung vernachlässigbar, da es sich um wenige JR mit Waldkante handelt.

321


Probencode: Gh 25 Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 25 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-3837 ETH-14438

1995

1000 ± 60 y BP (δ13C: -23.6‰)

0988–1056, 57.7% 1082–1123, 28.3% 1137–1157, 14.0%

Holzkohle: 3 Fagus silvatica, Frassspuren 1 Pomoideae (Stichprobe)

C-Alter

Kommentar: Keine Aussage zum Jahrringspektrum der Hölzer.

Probencode: Grube 11 Fundstelle: Berslingen, Grube 11 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1718

1995

1030 ± 55 y BP (δ13C: -30.1‰)

0898–906, 4.0% 0961–1046, 83.8% 1098–1115, 8.1% 1145–1153, 4.1%

Holzkohle: 35 Fagus silvatica, bis >40 JR 1 Acer sp., 25 JR mit WK 1 Carpinus betulus, 8–10 JR mit Z

C-Alter

Kommentar: Die z. T. langen Jahrringsequenzen lassen ein 14C-Alter erwarten, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Korrektur: Die jeweils auf extreme Knicke zurückzuführenden ältesten (898–906) und jüngsten (1145–1153) Bereiche werden weggelassen. Der verbleibende Kernbereich (961–1115) wird mit + 30 Jahren korrigiert.

Probencode: Gh 16B Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 16B Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

Dendrodatum

Material

BfAZ

36282–36284, Mittelkurve 1955

1996

921–967 n.Chr.

Holzkohle: 3 Quercus sp. mit 44, 36, 34 JR

Kommentar: Da es sich bei den Proben um Teile ohne Splint und Waldkante handelt und nur ein kleiner Teil des Baumes ausgemessen werden konnte, lässt sich dendrochronologisch keine Aussage über das Fälljahr der Bäume und über eine mögliche Einheitlichkeit der Schlagphase machen.7 Das Endjahr der Mittelkurve liegt damit mindestens 20 bis 30 Jahre vor dem Fälldatum bzw. – falls es sich um primäres Konstruktionsholz handelt – vor dem Bau des Grubenhauses.

Probencode: Gh 16A Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 16A Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-3796 ETH-13583

1995

1045 ± 55 y BP (δ13C: -22.7‰)

895–915, 12% 954–1037, 88%

Holzkohle: 1 Fagus silvatica, Astholz mit Z und WK, ca. 20 JR

C-Alter

Kommentar: Altersabweichung vernachlässigbar, da es sich um junges Holz mit Waldkante handelt.

322


Probencode: Grube 5 Fundstelle: Berslingen, Grube 5 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1720

1995

1060 ± 55 y BP (δ13C: -28.0‰)

895–917, 17.2% 953–1026, 82.8%

Holzkohle: 2 Fagus silvatica, über 40 JR und 12 JR mit Z 1 Alnus sp., ca. 5 JR (Stichprobe, weitere 20–30 grösse Stücke nicht nach Arten bestimmt)

C-Alter

Kommentar: Die z. T. langen Jahrringsequenzen lassen ein 14C-Alter erwarten, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Korrektur: + 30 Jahre.

Probencode: Grube 38 Fundstelle: Berslingen, Grube 38, untere Schicht Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1715

1995

1085 ± 60 y BP (δ13C: -28.6‰)

894–929, 31.1% 943–1013, 68.9%

Holzkohle: 2 Quercus sp., bis ca. 40 JR 3 Fagus silvatica, 9–14 JR, z.T. mit Frassspuren 1 Acer sp., 25 JR (Stichprobe, weitere 15–20 Stücke nicht nach Arten bestimmt)

C-Alter

Kommentar: Die z. T. langen Jahrringsequenzen lassen ein 14C-Alter erwarten, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Korrektur: + 30 Jahre.

Probencode: Gh 57 Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 57 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1717

1995

1130 ± 55 y BP (δ13C: -30.1‰)

880–991

Holzkohle: über 20 Quercus sp. mit sehr schmalen JR

C-Alter

Kommentar: Vermutlich Konstruktionsholz. Die z. T. langen Jahrringsequenzen lassen ein 14C-Alter erwarten, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Korrektur: + 50 Jahre.

Probencode: Gh 55-45 Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 55, Fundnummer 45, 10 cm über dem Bodenniveau. Aufgrund der Koordinaten stellte sich nachträglich heraus, dass Fundnummer 45 entweder falsche Koordinaten erhielt oder abweichend zur Beschriftung ausserhalb des Grubenhauses lag. Die Zuweisung zum Grubenhaus ist deshalb nicht eindeutig. Gemäss Koordinaten stammt die Holzkohle aus der Kulturschicht beim Verhüttungsplatz 1. Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1791

1997

1160 ± 55 y BP (δ13C: -27.7‰)

818–844, 16.4% 856–968, 83.6%

Holzkohle: 13 Quercus sp., 15–40 JR

C-Alter

Kommentar: Die z. T. langen Jahrringsequenzen lassen ein 14C-Alter erwarten, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Korrektur: + 30 Jahre.

323


Probencode: Vh1.Ks Fundstelle: Berslingen, Verhüttungsplatz 1-Kulturschicht, Fundnummer 70B Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-3984 ETH-16909

1997

1165 ± 55 y BP (δ13C: -22.4‰)

815–848, 21.3% 852–899, 34.2% 903–964, 44.4%

Holzkohle: 1 Fagus silvatica, Rinde

C-Alter

Kommentar: Keine Aussage zum Alter der Rinde. Aufgrund eines Denkfehlers wurde das Rindenstück als «jüngstmöglicher» Teil einer Holzkohle zur Datierung ausgelesen. Richtig ist jedoch, dass die Buche während der ganzen Lebenszeit Material an der Rinde anlagert, diese also die gesamte Wachstumsperiode des betreffenden Baumteiles zusammenfasst.

Probencode: Gh 24 Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 24 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1719

1995

1225 ± 60 y BP (δ13C: -30.4‰)

717–741, 13.4% 763–886, 86.6%

Holzkohle: 5 Quercus sp. (Stichprobe)

C-Alter

Kommentar: Keine Aussage zum Jahrringspektrum der Hölzer.

Probencode: Gh 35 Fundstelle: Berslingen, Grubenhaus 35 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-3992 ETH-17233

1997

1265 ± 55 y BP (δ13C: -19.2‰)

683–814, 98.3% 849–851, 1.7%

Knochen: Tibia von Cervus el.

C-Alter

Kommentar: Keine Altersabweichung (vgl. Kommentar zu Grab 11).

MERISHAUSEN Probencode: Haus 63 Fundstelle: Merishausen-Haus Nr. 63, Grubenhaus 1 (Vorratsgrube bzw. Keller «a » nach Guyan 1968c) Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

PHIUB

B-959

1970

720 ± 100 y BP (δ13C: nicht bestimmt)

1224–1323, 66.1% 1338–1394, 33.9%

Holzkohle

C-Alter

Kommentar: Holzarten der 14C-datierten Kohlen nicht bestimmt. Ein anderer Teil der gleichen Probe wurde 1968 nach Holzarten untersucht. Zwei Drittel der Kohlen konnten als Buchen und Eichen angesprochen werden, davon etwa die Hälfte als Zweigmaterial mit Durchmessern von 1–1.5 cm. Literatur: Guyan 1968c, 36ff.

324


Probencode: Haus 10.2 Fundstelle: Merishausen-Haus Nr. 10, Eisenverhüttung, Profil 2, Schicht 3 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1793

1997

850 ± 55 y BP (δ13C: -26,0‰)

1068–1071, 2.1% 1129–1131, 1.6% 1160–1275, 96.4%

Holzkohle: 1 Quercus sp., 6 JR, Astholz mit Wk und Rinde 9 Fagus silvatica, 6–15 JR, Astholz z.T. mit Wk und Z 14 Fagus silvatica, ca.10 bis 20 JR 1 Acer sp., 3 JR 4 Carpinus betulus, ca. 10JR, Astholz mit Wk und z.T. Z 1 Rinde nicht bestimmbar

C-Alter

Kommentar: Da die Probe vorwiegend Astmaterial enthält, ist kein grosser Alterseffekt zu erwarten.

Probencode: Haus 10.1 Fundstelle: Merishausen-Haus Nr. 10, Eisenverhüttung, Profil 1, Schicht 3 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1792

1997

980 ± 55 y BP (δ13C: -26,6‰)

1012–1061, 43.5% 1078–1125, 37.7% 1135–1158, 18.7%

Holzkohle: 5 Quercus sp., ca. 10 JR 4 Fagus silvatica, ca. 6 JR, Zweigholz mit Wk 21 Fagus silvatica, 10 – über 80 JR, z.T. mit Wk 6 Corylus avellana, 3 –10JR, Zweigholz z.T. mit Wk 3 Acer sp., 4 –10 JR, Zweig 1 Pomoideae, 6JR, Zweig 3 Rinde nicht bestimmbar

C-Alter

Kommentar: Junges Zweigmaterial durchsetzt mit zum Teil sehr alten Buchenstücken. Ein gewisser Alterseffekt ist wahrscheinlich. Korrektur: + 30 Jahre.

Probencode: Sch-Gh 2 Fundstelle: Merishausen-beim Schulhaus, Grubenhaus 2 (Str.2), oberste Füllschicht 5, Fundnummer 5 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-3983 ETH-16908

1997

1015 ± 50 y BP (δ13C: -22.2‰)

0977–1047, 78.2% 1094–1117, 14.5% 1143–1154, 7.3%

Holzkohle: 1 Fagus silvatica, 51 JR

C-Alter

Kommentar: Die lange Jahrringsequenz ohne Waldkante lässt ein 14C-Alter erwarten, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Eine dendrochronologische Untersuchung der Holzkohle blieb erfolglos (BfAZ, Lab.no. 36410). Korrektur: + 30 Jahre.

Probencode: Sch-Hs 3.2 Fundstelle: Merishausen-beim Schulhaus, Haus 3 (Str. 3), bei der Probe des eichenen Schwellbalkens (Sch-Hs 3.1), Fundnummer 18 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-4263 ETH-20149

1999

1050 ± 45 y BP (δ13C: -23.0‰)

899–903, 3.7% 964–1027, 96.3%

Holzkohle: Acer sp., äusserste 9 JR mit Wk

C-Alter

Kommentar: Altersabweichung vernachlässigbar, da es sich um die äussersten JR mit Waldkante handelt. Vgl. Sch-Hs 3.1 und 3.3.

325


Probencode: Sch-Ofen 1 Fundstelle: Merishausen-beim Schulhaus, Ofen 1 (Str. 1), Bereich «Tenne», Fundnummer 3.2 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-4264 ETH-20150

1999

1070 ± 45 y BP (δ13C: -23.1‰)

897–910, 13.7% 958–1018, 86.3%

Holzkohle: 6 Quercus sp., 3–7 JR

C-Alter

Kommentar: Keine Aussage zum Jahrringspektrum der Hölzer.

Probencode: Sch-Gh 8 Fundstelle: Merishausen-beim Schulhaus, Grubenhaus 8 (Str. 8), Schicht 3 «Benützungshorizont», Fundnummer 33/34 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1712

1995

1100 ± 60 y BP (δ13C: -27.96‰)

892–999

Holzkohle: 23 Quercus sp. 5 Quercus sp. , stark gekrümmte JR, z.T. mit Z 11 Fagus silvatica 1 Fraxinus excelsior, 9 JR mit Z 2 Corylus avellana

C-Alter

Kommentar: Aussagen zum Jahrringspektrum der Hölzer sind mangels genauer Jahrringstruktur nicht möglich, eine gewisse Altersabweichung wäre aufgrund der vielen Eichenfragmente jedoch denkbar.

Probencode: Sch-Hs 3.3 Fundstelle: Merishausen-beim Schulhaus, Schwellbalken des ebenerdigen Hauses 3 (Str. 3), Fundnummer 18 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-4262 ETH-20261

1999

1150 ± 45 y BP (δ13C: -19.8‰)

867–830, 0.6% 867–975, 99.4%

Holzkohle: 6 Quercus sp., engringige Frag. des Schwellbalkens, 4–14 JR

C-Alter

Kommentar: Die Holzkohlen stammen von einem grössren Konstruktionsholz aus engringiger Eiche, was ein 14C-Alter erwarten lässt, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Gleiche Probe wie Sch-Hs 3.1, vgl auch Sch-Hs 3.2. Korrektur: + 50 Jahre. Der marginale Bereich um das Jahr 830 wird weggelassen.

Probencode: Sch-Hs 3.1 Fundstelle: Merishausen-beim Schulhaus, Schwellbalken des ebenerdigen Hauses 3 (Str. 3), Fundnummer 18 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1713

1995

1200 ± 55 y BP (δ13C: -27.86‰)

775–894, 90.3% 924–945, 9.7%

Holzkohle: Quercus sp., mehrere engringige Frag. des Schwellbalkens

C-Alter

Kommentar: Die Holzkohlen stammen von einem grössren Konstruktionsholz aus engringiger Eiche, was ein 14C-Alter erwarten lässt, das einige Jahrzehnte vor dem gesuchten Datum für Struktur und Fundgut liegt. Gleiche Probe wie Sch-Hs 3.3, vgl auch Sch-Hs 3.2. Korrektur: + 50 Jahre.

326


BARGEN Probencode: Ba-Hertiwiese Fundstelle: Bargen-Hertiwiese II, Verhüttungsplatz Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GRO

GRO-1005

1956

(640 ± 50 y BP) 630 ± 50 y BP (δ13C: nicht bestimmt)

1304–1324, 26.3% 1337–1370, 42.4% 1370–1394, 31.3%

Holzkohle

C-Alter

Kommentar: Nicht nach Holzarten und Altersstruktur untersucht. Die Holzkohlenprobe von Hertiwiese II wurde 1956 in Groningen analysiert. Zu diesem Zeitpunkt waren die internationalen Konventionen zur 14C-Altersbestimmung noch nicht in Kraft,8 weshalb Hl. De Vries den Wert 640 auf das Jahr 1960 bezog.9 Für Vergleiche mit später gemessenen Daten, die sich auf das Referenzjahr 1950 beziehen, und zur Kalibrierung müssen deshalb 10 Jahre abgezogen werden. Literatur: Guyan 1957, 172; 1968c, 43; 1971a, 129.

Probencode: Ba-Hof. Schlacke Fundstelle: Bargen-Hofwiesen I, Holzkohleeinschluss aus Ausheizschlacke, Probe SHB006 (Oben, Beck/Senn 256ff., Abb. 188.4) Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-3991 ETH-17232

1997

1200 ± 60 y BP (δ13C: -23.7‰)

774–894, 85.6% 919–950, 14.4%

Holzkohle: 1 Fagus silvatica

C-Alter

Kommentar: Kleines Stück, Altersstruktur nicht untersucht.

Probencode: Ba-Dorfplatz Fundstelle: Bargen-Dorfplatz, aus der Schlackenschicht, Profilmeter 2–5, Tiefe 1.8 m Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

PHIUB

B-458

1964

1210 ± 120 y BP (δ13C: nicht bestimmt)

703–750, 18.3% 751–897, 64.1% 911–957, 17.7%

Holzkohle

C-Alter

Kommentar: Nicht nach Holzarten und Altersstruktur untersucht. Literatur: Guyan 1965d, 164; ders. 1968c, 50, Abb. 20; ders. 1971a, 131; ders. 1984, 32.

Probencode: Ba-Hof. Herd 3 Fundstelle: Bargen-Hofwiesen I, Grabungsfeld B, Werkplatz: 3. Lage, nördlich von «Herd 3», Holzkohleprobe 11 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

PHIUB

B-460

1964

1440 ± 120 y BP (δ13C: nicht bestimmt)

449–488, 11.4% 493–700, 88.6%

Holzkohle

C-Alter

Kommentar: Nicht nach Holzarten und Altersstruktur untersucht. Literatur: unpubliziert.

327


Probencode: Ba-Hof. Ofen Fundstelle: Bargen-Hofwiesen I, Grabungsfeld C, beim Abbau des Rennofens gefunden, Holzkohleprobe 15 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

PHIUB

B-379

1962

1610 ± 100 y BP (δ13C: nicht bestimmt)

346–363, 5.9% 373–565, 90.5% 582–592, 3.6%

Holzkohle

C-Alter

Kommentar: Nicht nach Holzarten und Altersstruktur untersucht. Literatur: unpubliziert.

SCHAFFHAUSEN Probencode: Sh-Pfalzhof. 2 Fundstelle: Schaffhausen-Allerheiligen «Pfalzhof», aus dem Rennofen, Fundnummer 34.1 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

ITP

UZ-3840 ETH-14441

1995

1290 ± 60 y BP (δ13C: -25.2‰)

667–787

Holzkohle: 20 Quercus sp. 3 Populus sp. Kleine Holzkohlenstücke mit viel Sediment in der Probe

C-Alter

Kommentar: Altersstruktur nicht untersucht.

Probencode: Sh-Pfalzhof. 1 Fundstelle: Schaffhausen-Allerheiligen «Pfalzhof», aus der Holzkohleschicht, Fundnummer 38.1 Labor

Labornummer

Bestimmungsjahr

14

Kalibrationsergebnis (1 Sigma, 68.3%)

Material

GIUZ

UZ-1706

1995

1480 ± 55 y BP (δ13C: -25.46‰)

548–640

Holzkohle: 30 Quercus sp.

C-Alter

Kommentar: Altersstruktur nicht untersucht.

1

2

3 4

5

6 7 8 9

CalibETH 1.5b, Program for Calibration of Radiocarbon Dates, AMS Facility, ETH Hönggerberg, Institute for Intermediate Energy Physics, ETH Zürich, 1991. Resultate nach «calibrated age ranges from probability density». M. Stuiver/G. Pearson, High-Precision Bidecadel Calibration of Radiocarbon Time-Scale, AD 1950–6000 BC, Radiocarbon 35, 1993, 1–34. Oben, S. 110ff. Bestimmung nach Kaufmann/Xirotiris 1991, 245, Tab. 1 und unten, anthropologische Tabelle S. 340. Zur speziellen Problematik von Knochendatierungen liegen unterschiedliche Ansichten vor. Da systematische vergleichende Testserien zum Mittelalter nicht vorliegen, kann hier jedoch keine schlüssige Einschätzung vorgenommen werden. Bei aller Vorsicht halte ich mich deshalb bis auf weiteres an das Credo einer unbekannten 14C-Spezialistin: «I believe in bones». Geyh 1983, 12. F. Walder, aus dem Untersuchungsbericht vom 18.12.1996. Geyh 1983, 21. Hl. De Vries’ Brief vom 22. 10. 1956 an W. U. Guyan, Akten Kantonsarchäologie Schaffhausen.

328


6. Archäozoologische Tabellen André Rehazek

Abb. 222: Schaffhausen-Berslingen. Bestimmbarkeit der Tierknochenfragmente in den verschiedenen Phasen.

329


330

80

4

1

5

1

Wild-/Hausschwein-Sus scrofa/domestica

Wild-/Hauskatze-Felis silv./dom.

Vogel-Aves

Stock-/Hausente-Anas platyrhynchos/dom.

4228

80

unbestimmt-indet.

TOTAL GESAMT:

223

Grösse Schaf-Ovis

1043

396

Grösse Schwein-Sus

TOTAL UNBESTIMMBARE

344

Grösse Rind/Hirsch-Bos/Cervus

85

22

Kl. Wiederkäuer (KWK)

TOTAL GROSSGRUPPEN

52

Gr. Wiederkäuer (GWK)

3100

TOTAL WILDTIERE

TOTAL HAUS/WILDTIERE

1

Waldkauz-Strix aluco

Hase-Lepus europ.

4

3

18

Fuchs-Vulpes vulpes

Kleinsäuger

2

10

Reh-Capreolus capreolus

Dachs-Meles meles

42

Hirsch-Cervus elaphus

3020

1

Gans-Anser domesticus

TOTAL HAUSTIERE

123

Huhn-Gallus domesticus

6

6

Hund-Canis familiaris

38

Pferd/Maultier-Equus spec.

Esel-Equus asinus

917

Schwein-Sus domesticus

13

Ziege-Capra hircus

615

17

Schaf-Ovis aries

Schaf/Ziege-Ovis/Capra

1284

n

Rind-Bos taurus

Tierart/Tiergruppe

222

297.7

1.5

121.9

46.2

328.8

287

1477

0.9

1

58

9.9

10.3

42951.1

2498.1

30.3

286.5

670.5

1510.8

508.7

1.3

4.9

5.9

65.2

35.3

396.1

100.0 39944.3

2.6

0.0

0.1

0.6

0.1

0.1

0.3

1.4 1109.9

97.4 38467.3

0.0

4.0

0.2

0.2

1.2 2006.2

29.6 8397.5

19.8 3333.1

0.4

0.5

100.0

3.7

0.0

0.0

0.1

0.0

0.0

0.7

2.8

96.3

0.0

0.3

0.1

0.8

5.0

21.0

8.3

0.6

0.7

59.4

10.2

2.4

0.4

1.3

1.7

4.4

6.0

1.3

1.0

5.9

16.3

1.6

7.6

12.9

18.5

0.9

0.3

3.2

3.3

5.2

28.7

26.4

12.7

1.5

1.0

7.7

54.8

52.8

9.2

5.4

17.1

17.5

18.5

Gew. Gew.% D-Gew.

Gesamt

41.4 23712.4

n%

423

142

19

35

44

44

14

2

1

2

9

267

8

1

4

2

1

259

7

1

2

72

85

2

90

n

5.8

1.1

454.8

580.8

621.4

56.9

16.3

0.9

1

0.7

13.7

3692

249.3

7.7

41.8

71.2

128.6

75.1

1.5

22.2

2.8

48.6

100.0 3367.6

3.0

0.4

1.5

0.7

0.4

97.0 3351.3

2.6

0.4

0.7

27.0

31.8

0.7

33.7 1630.5

100.0

0.5

0.0

0.0

0.0

0.4

99.5

0.2

0.0

13.5

17.2

18.5

1.7

48.4

8.7

1.8

0.4

1.2

1.6

2.9

5.4

0.8

22.2

1.4

5.4

12.6

2.0

0.9

0.3

0.4

13.7

12.9

0.8

1.1

227.4

8.1

7.3

28.5

18.1

Gew. Gew.% D-Gew.

Phase 1–5 n%

116

22

7

11

4

2

1

1

92

2

2

90

1

1

7

39

23

2

17

n

1

1.8

264.1

503

131.2

28.8

580.9

32.9

32.9

1632.3

82

13.8

32.8

35.4

6.6

1.5

5.1

100.0 1543.7

2.2

2.2

100.0

2.1

2.1

97.9

0.1

0.1

17.1

32.6

8.5

1.9

37.6

14.1

3.7

2.0

3.0

8.9

3.3

1.5

5.1

16.8

16.5

16.5

16.8

1.0

1.8

37.7

12.9

5.7

14.4

34.2

Gew. Gew.% D-Gew.

Phase 1

97.8 1510.8

1.1

1.1

7.6

42.4

25.0

2.2

18.5

n%

159

42

2

11

18

11

117

1

1

116

1

3

44

22

46

n

100.0

0.9

0.9

99.1

0.9

2.6

37.6

18.8

2008.1

110.1

1

13.9

33.8

61.4

1898

124

124

1774

1

101.4

428.9

128

100.0

6.5

6.5

93.5

0.1

5.3

22.6

6.7

58.7

12.6

2.6

1.3

1.9

5.6

16.2

124.0

124.0

15.3

1.0

33.8

9.7

5.8

24.2

Gew. Gew.% D-Gew.

Phase 2a

39.3 1114.7

n%

896

198

17

48

73

60

27

3

6

18

671

42

5

37

629

24

5

211

117

7

2

263

n

626.4

80.6

28.4

26.3

146.5

962.5

71

891.5

9126

451.8

8

48.5

135.4

259.9

230.8

43

8.6

179.2

100.0 8443.4

6.3

0.7

5.5

93.7 7480.9

3.6

0.7

31.4 1881.5

17.4

1.0

0.3

39.2 4691.2

100.0

11.4

0.8

10.6

88.6

0.3

1.7

22.3

7.4

1.0

0.3

55.6

10.2

2.3

0.5

1.0

1.9

4.3

8.5

14.3

1.4

10.0

12.6

22.9

14.2

24.1

11.9

1.1

29.3

8.9

5.4

11.5

14.2

17.8

Gew. Gew.% D-Gew.

Phase 2b n%

127

36

4

7

12

13

91

91

1

32

23

35

n

100.0

100.0

1.1

35.2

25.3

38.5

n%

956.6

105.3

1.7

9.8

20.7

73.1

851.3

851.3

24.3

202.6

126.9

497.5

100.0

100.0

2.9

23.8

14.9

58.4

7.5

2.9

0.4

1.4

1.7

5.6

9.4

9.4

24.3

6.3

5.5

14.2

Gew. Gew.% D-Gew.

Phase 3a

Abb. 223: SchaffhausenBerslingen. Bestimmungsergebnisse in den einzelnen Phasen (Tierarten und -gruppen). n: Knochenzahl, Gew.: Gewicht in Gramm.


34

100.0

261.5

24.9

100.0

9.5

6.9

7.7

2.8

86

5

183

unbestimmt-indet.

510

12

Grösse Schaf-Ovis

TOTAL GESAMT:

27

Grösse Schwein-Sus

143

42

Grösse Rind/Hirsch-Bos/Cervus

TOTAL UNBESTIMMBARE

10

62

TOTAL GROSSGRUPPEN

Stock-/Hausente-Anas platyrhynchos/dom.

Vogel-Aves

Wild-/Hauskatze-Felis silv./dom.

1

4

Kl. Wiederkäuer (KWK)

Wild-/Hausschwein-Sus scrofa/domestica

5

357

Gr. Wiederkäuer (GWK)

TOTAL HAUS/WILDTIERE

TOTAL WILDTIERE

Waldkauz-Strix aluco

Kleinsäuger

1

100.0

0.3

4793.4

387

5

38.5

70.1

273.4

62.6

3.2

6.1

53.3

4343.8

9.7 100.0

0.2

0.2

99.8

9.4

2.7

0.4

1.4

1.7

4.4

6.3

3.2

1.5

10.7

12.2

9.7

9.7

12.2

0.4

34

100.0

261.5

100.0

7.7

93

57

13

11

21

12

2

2

375.6

113.9

2.5

8.2

35.6

67.6

0.2

0.2

4.0

2.0

0.2

0.7

1.7

5.6

0.1

0.1

515

82

1

10

48

23

8

3

5

425

7

4

1

2

418

1

8

100.0

1.6

0.9

0.2

0.5

98.4

0.2

1.9

0.5

0.5

1.2

43.1

20.2

1.2

1.2

28.5

n%

5391.3

189.6

0.8

15.8

40.3

132.7

30.1

5.4

24.7

5171.6

44.3

14.8

0.6

28.9

5127.3

1.5

13.3

8.9

282.2

250

1675.1

488

131.8

83

2193.5

Gew.

Phase 4

100.0

0.9

0.3

0.0

0.6

99.1

0.0

0.3

0.2

5.5

4.8

32.4

9.4

2.5

1.6

42.4

Gew.%

10.5

2.3

0.8

1.6

0.8

5.8

3.8

1.8

4.9

12.2

6.3

3.7

0.6

14.5

12.3

1.5

1.7

4.5

141.1

50.0

9.2

5.7

26.4

16.6

18.1

D-Gew.

449

2

4

5

110

74

1

1

252

n

543

76

2

14

26

34

5

1

4

462

13

2

9.7

4334.1

0.3

17.2

26.5

23.9

121

n

11

0.3

99.7

13.8

0.8

93.6

9

62.5

10.9

D-Gew.

Hase-Lepus europ.

1

356

10.6

34.4

6.5

8.6

26.5

66.6

Gew.%

Fuchs-Vulpes vulpes

Dachs-Meles meles

Reh-Capreolus capreolus

Hirsch-Cervus elaphus

TOTAL HAUSTIERE

Gans-Anser domesticus

38

0.6

280.8

16.6

9

174.1

Gew.

Phase 3–4

2

Huhn-Gallus domesticus

2

0.8

719.4

4.7

47.1

n%

Hund-Canis familiaris

Pferd/Maultier-Equus spec.

23.5

6.0

16

n

2

3

Schwein-Sus domesticus

258.7

17.4

D-Gew.

Esel-Equus asinus

55

84

Schaf/Ziege-Ovis/Capra

15.4

69.7

Gew.%

5

3027

Gew.

Phase 3b

Ziege-Capra hircus

48.7

n%

5

174

n

Schaf-Ovis aries

Rind-Bos taurus

Tierart/Tiergruppe

100.0

2.8

2.4

0.4

97.2

0.4

0.9

1.1

23.8

16.0

0.2

0.2

54.5

n%

6672.7

225.2

0.9

18.6

48.2

157.5

39.6

5.9

33.7

6407.9

46.3

38.9

7.4

6361.6

2.8

46.6

172.4

1064.4

442.4

9.6

20

4603.4

Gew.

Phase 4–5

100.0

0.7

0.6

0.1

99.3

0.0

0.7

2.7

16.6

6.9

0.1

0.3

71.8

Gew.%

12.3

3.0

0.5

1.3

1.9

4.6

7.9

5.9

8.4

13.9

3.6

3.5

3.7

14.2

1.4

11.7

34.5

9.7

6.0

9.6

20.0

18.3

D-Gew.

710

198

8

39

80

71

13

3

10

499

5

1

3

1

494

38

4

113

102

5

232

n

100.0

1.0

0.2

0.6

0.2

99.0

7.6

0.8

22.6

20.4

1.0

46.5

7201.6

503.3

2.6

61.5

149.8

289.4

56.6

5.1

51.5

6641.7

238.5

3.6

183.1

51.8

6403.2

53.8

162.6

1196

378.1

80.6

4532.1

Gew.

Phase 2b–4 n%

100.0

3.6

0.1

2.8

0.8

96.4

0.8

2.4

18.0

5.7

1.2

68.2

Gew.%

10.1

2.5

0.3

1.6

1.9

4.1

4.4

1.7

5.2

13.3

47.7

3.6

61.0

51.8

13.0

1.4

40.7

10.6

3.7

16.1

19.5

D-Gew.

Abb. 223 Fortsetzung: Schaffhausen-Berslingen. Bestimmungsergebnisse in den einzelnen Phasen (Tierarten und -gruppen). n: Knochenzahl, Gew.: Gewicht in Gramm.

331


332

2

Schaf-Ovis aries

1

6

20

97

TOTAL UNBESTIMMBARE

TOTAL GESAMT:

unbestimmt-indet.

10

Grösse Schaf-Ovis

Grösse Rind/Hirsch-Bos/Cervus

Grösse Schwein-Sus

2

4

TOTAL GROSSGRUPPEN

Stock-/Hausente-Anas platyrhynchos/dom.

Vogel-Aves

Wild-/Hauskatze-Felis silv./dom.

Wild-/Hausschwein-Sus scrofa/domestica

1

Gr. Wiederkäuer (GWK)

75

2

2

73

Kl. Wiederkäuer (KWK)

TOTAL HAUS/WILDTIERE

TOTAL WILDTIERE

Waldkauz-Strix aluco

Kleinsäuger

Hase-Lepus europ.

Fuchs-Vulpes vulpes

Dachs-Meles meles

Reh-Capreolus capreolus

Hirsch-Cervus elaphus

TOTAL HAUSTIERE

Gans-Anser domesticus

100.0

2.7

2.7

97.3

102

31

2

8

14

7

71

71

100.0

100.0

1.4

271

109

12

31

41

25

4

2

2

158

3

3

155

9

2

42

32

2

68

n

100.0

1.9

1.9

98.1

5.7

1.3

26.6

20.3

1.3

43.0

n%

Gr. 46/Ph. 2b

2

44

23

2

87

n

1.0

22.4

11.7

1.0

44.4

n%

Gr. 35/Ph. 2b

231

20

1

1

4

14

15

3

12

196

38

4

34

158

100.0

19.4

2.0

17.3

80.6

471

126

2

24

45

55

9

3

6

336

1

1

335

34

1

40

57

5

198

n

100.0

0.3

0.3

99.7

10.1

0.3

11.9

17.0

1.5

58.9

n%

Gr. 38/Ph. 2b+3b

137

44

3

10

25

6

2

2

91

91

1

56

27

7

n

100.0

100.0

1.1

61.5

29.7

7.7

n%

Gr. 15/Ph. 3a-3b

200

55

5

13

37

2

2

143

143

1

3

15

7

117

n

100.0

100.0

0.7

2.1

10.5

4.9

81.8

n%

Gr. 29/Ph. 3b

30

18

10

16

n

40.5

24.3

13.5

21.6

n%

Gr. 19/Ph. 3b

3

97

40

1

32

n

112

36

3

10

16

7

2

1

1

74

74

100.0

100.0

200

12

2

4

6

3

3

185

3

2

1

182

7

n%

100.0

1.6

1.1

0.5

98.4

3.8

0.5

0.5

1.6

52.4

21.6

0.5

17.3

Gr. 27/Ph. 4

1

Huhn-Gallus domesticus

1

2.8

39.4

15.5

40.8

n%

Hund-Canis familiaris

2

28

11

29

n

Gr. 6/Ph 2a

1

1.3

48.0

28.0

2.7

17.3

n%

Esel-Equus asinus

1

36

Schwein-Sus domesticus

Pferd/Maultier-Equus spec.

21

Schaf/Ziege-Ovis/Capra

Ziege-Capra hircus

13

n

Gr. 20/Ph.1

Rind-Bos taurus

Tierart/Tiergruppe

139

60

1

6

42

11

3

2

1

76

76

1

1

2

39

16

1

16

n

n%

100.0

100.0

1.3

1.3

2.6

51.3

21.1

1.3

21.1

Gr. 12/Ph. 4

167

6

1

5

2

1

1

159

4

2

2

155

1

1

44

28

5

3

73

n

n%

100.0

2.5

1.3

1.3

97.5

0.6

0.6

27.7

17.6

3.1

1.9

45.9

Gr. 11/Ph. 4

347

39

1

6

13

19

4

1

3

304

9

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295

2

4

55

38

196

n

n%

3.0

3.0

97.0

0.7

1.3

18.1

12.5

64.5

100.0

Gr. 5/Ph. 5

Abb. 224: SchaffhausenBerslingen. Bestimmungsergebnisse (Skelettteile und -regionen) in Grubenkomplexen mit mehr als 100 Knochenfragmenten (Ausnahme: Grube 20, n = 97).


Abb. 225: SchaffhausenBerslingen. Altersspektrum: a) der Hausrinder, b) der Hausschweine, c) der Schafe/Ziegen. Adult+: M3 leicht abgekaut, Adult++: M3 deutlich abgekaut, Adult +++: M3 stark abgekaut.

c

4-5

3-4

2b-4

a)

c

4-5 3-4

2b-4

b) 333


c

c)

Abb. 226: SchaffhausenBerslingen. Alters-/Geschlechtskorrelation beim Hausschwein.

4-5 3-4 2b-4

334


Abb. 227: SchaffhausenBerslingen. Geschlechtsspektren der häufigsten Haustiere (Rind, Schwein, Ziege, Schaf und Huhn).

4-5 3-4 2b-4

Abb. 228: SchaffhausenBerslingen. Altersspektrum von Rind, Schwein und Schaf/Ziege (Altersbestimmung nach Zähnen und postcranialem Skelett zusammengefasst) in Gruben mit mehr als 100 Knochenfragmenten (Ausnahme: Grube 20, n = 97). 4-5

3 2b+3b

335


2b+3b/38

Abb. 229: SchaffhausenBerslingen. Pathologien und Anomalien an Tierknochen in den verschiedenen Einheiten.

3-4/8 3-4/8 3-4/8

4-5/5

Abb. 230: SchaffhausenBerslingen. Widerristhöhen von Rind, Schaf und Ziege. 4-5/56 2b+3b/38

336


Abb. 231: Merishausen – beim Schulhaus. Gesamtfunde. Bestimmungsergebnisse (Skelettteile und -regionen).

337


Abb. 232: Merishausen – beim Schulhaus. Grubenhaus (10. Jh.). Bestimmungsergebnisse (Skelettteile und -regionen).

338


Abb. 233: Merishausen – beim Schulhaus. Grubenhaus 2 (11. Jh.). Bestimmungsergebnisse (Skelettteile und -regionen).

339


7. Katalog der Bestattungen von Berslingen Bruno Kaufmann Grab

Alter

Sex

KH

Bestattungslage

1

8

m

---

R

ru

L

2

15

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---

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6

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8

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10

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11

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12 13

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157 163

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15

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16

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17

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18

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19A

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23 24

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180 158

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25

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W

158

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-

e

26A

52

M

172

R

p

L

e

340

Or.

Bemerkungen

e

Ar.: Becken- und Beinskelette fehlen. Gestört durch Sondiergraben 2. An.: Mastoid? Ar.: Gestört durch Sondiergraben 2, Beinskelett fehlt. An.: Alte Durchbruchfolge. “Pseudotrepanation“. + Streufund von 1 Person. Ar.: Knochenhaufen, nur Hand- und Fussskelett. + Streufunde von 4 Personen. Ar.: Wirbel und Rippen gestört. Füsse durch Sondiergraben 2 gestört. An.: Schädel: dolichocran-mesocran. Zahn M1: Karies! Alte Durchbruchfolge. Femora: Trochanter minor beidseitig mit zapfenartigem Fortsatz! Ar.: Gestört durch Grab 3. Unterschenkel fehlen. + Streufunde von 2 Personen, 1 mit Coxarthrose und Wirbel mit schwerer Arthrose/Spondylarthrose. Ar.: Gestört durch Sondiergraben 2, liegt über Grab 7. Beinskelett unvollständig. An.: Schädel mit verheilter Verletzung. + Streufunde von 4 Personen, z.T. mit starker Karies und Zysten. 1 Sternum Verb. Manubrium/Corpus: Verknöcherungsdefekt? Div. Wirbel und 1 Scapula dext. mit Arthrose, 2 Finger (Phalanx 1 und 2) verwachsen = Verbiss? 1 Rippe mit Bruch. Ar.: Liegt unter Grab 6. Beinskelett gestört duch Sondiergraben 2. An.: 2 Schädel! L-Wirbel Arthrose leicht bis mittelstark. Ar.: Liegt über Grab 9. An.: Schädelfragmente und 1 Metacarpus. Schädel dolichocran, hoch, sehr viele Schaltknochen! Alte Zahndurchbruchfolge. Knabe? + Streufund von 1 Person. Ar.: Liegt unter Grab 8. An.: Karies und Parodontose. Wirbel: Spondylose (besonders C-Wirbel). Linke Hälfte der C-Wirbel und teilweise auch andere Knochen mit Blau-/Graufärbung. Tibia (dext. unvollständig) sin. prox. appos. Knochenwachstum, Tibia und Fibula sin.: Längsstreifen. Ar.: Liegt unter Grab 12. An.: Karies. Os coxae: Arthrose. Tibiae/Fibuln: Rillen und Gefässimpressionen. + Streufunde von 5 Personen; 1 Schädel Mastoid, 1 Individuum sehr flache Femora. Ar.: Liegt über Grab 49. Schlüsselbeigabe! Skelett C-14-datiert: 950±100 BP. (Siehe Katalog der 14C- und Dendrodaten.) An.: Mastoid. Wirbel: Arthrose mittelstark, an L-Wirbel nur leicht. Femurkopf sin. mit Rostverfärbung (durch Schlüssel); Fusswurzel pathologisch. Ar.: Stört Gräber 10 und 36. An.: Femur dext. prox-Drittel: Entzündlicher Prozess. Tibia/Fibula: Längsrillen. An.: Schädel dolichocran, verwachsen (ausser Lambdanaht). Frontale: 2 Löcher (Trepanation?), Parietale dext.: Knochenauflagerung? Schädel eher weiblich, Os coxae männlich. Tibiae und Fibuln: Leichte Längsstreifen. An.: Schädel dickwandig. Zyste bei P1 sup. dext. Wirbel: L (2) verwachsen und Einbruch. Sacrum: Fast vollständig. Spina bifida, zusätzlich rechte Seite verdickt. Ar.: Beinskelett gestört durch jüngere Grube. An.: Karies, Parodontose und Zahnstein mittel bis stark. L-Wirbel leichte Arthrose. Ar.: Sehr eng, Bestattung in Leichentuch? An.: Schädel dünnwandig. Röhrenknochen lang-grazil! Ar.: Oberkörper durch Sondiergraben 1, Unterschenkel durch Suchgraben gestört. + Streufunde von 2 Personen; 1 mit tiefem Sulcus. + Streufunde von 3 Personen, 1 Schädel dolichocran, Mastoid, Inkabein geteilt, 1 Kinderschädel dolichocran. An.: Kind An.: Sehr grazil! Schädel: Mastoid. Th-Wirbel: Spondylose. An.: Schädel dickwandig. Ar.: Rumpfskelett gestört, verpflügt? An.: Schädel dickwandig. An.: L-Wirbel mit mittelstarker Arthrose. Ar.: Bauchregion durch Suchgraben, Beinskelett durch Grubenhaus 55 gestört. An.: Schädel dünnwandig, alle Nähte offen. Cribra orbitalia. Starke Karies. Grosse Zyste bei P1 sup. sin. Parodontose mittelstark. Skelett grazil! Ar.: Kopf- und Schulterskelett unvollständig: verpflügt? An.: Mastoid. Femora: Fossa Allen. + Streufund von 1 Person: Wirbel mittelstarke Spondylose, Scapulae: Foramen, Patella emarginata.Tibiae prox. sin. und dext.: medial Knochensporn. Ar.: Ältere Bestattung. An.: Keine Spondylose! Caudalisation (Cd 1 und S).


Grab

Alter

Sex

KH

Bestattungslage

Or.

Bemerkungen

26B

57

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165

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54

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ind.

---

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w

Ar.: Jüngere Bestattung, Hirn- und Gesichtsschädel fehlen. An.: Zyste im Unterkiefer. Ar.: Liegt über Bestattungen 34 und 137. An.: Mastoid. Kreuzbein mit Spina bifida. Humerus prox.: starke Gefässversorgung. Tibia/Fibula mit Längsrillen. Fusswurzel leicht pathologisch! + Streufunde von 3 Personen: 1 Ind.: Schädel (hyper-)dolichocran, leichtes Chignon, Humerus dext. prox. pathologisch. Ulna dext. prox. Gelenk defekt (aber Radius ± in Ordnung). Tibia/Fibula prox. Pseudogelenk. Wirbel leichte Arthrose. An.: Säugling? Nur Fragmente vorhanden. Ar.: Beinskelett gestört: verpflügt. An.: Metopie. Alte Durchbruchfolge. Femora: Fossa Allen. Tibia sin.: Fossa M. solei! Ar.: Fussskelette gestört durch Sondiergraben 2. An.: Coxarthrose. Ar.: Fussskelette gestört durch Sondiergraben 2. An.: Zyste. Os coxae eigenartig gebaut. Accetabulum dext.: Gelenkpfanne defekt. Femur dext. und sin.: Fossa Allen. Tibia und Fibula dist. dext. und sin.: Osteomyelitis. Ar.: Knochenhaufen. + Streufund von 1 Person. Ar.: Schädel liegt über Becken von Grab 58. An.: Schädel extrem dünnwandig. Alle Nähte offen. Bau weiblich, Karies. Os Bregma! Disharmonischer Körperbau. Knochen lang-grazil. Ulna dext.: Eisenspan in Schaftmitte. Ar.: Liegt unter Grab 27 und über Grab 37. Ar.: Knochenhaufen; gestört durch Bewässerungskanal. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Nur Beinskelett, gestört durch Grab 12. An.: Femora, Tibien und Fibuln mit Längsstreifen. + Streufund von 1 Person. Ar.: Beinskelett liegt unter Grab 34. An.: Wirbel: starke Spondylose und Spondylarthrose. Humerus dext.: Knochenmarksentzündung (Osteomyelitis?). Humerus sin.: Foramen supratrochleare. Starke Entzündung an Handwurzel und Metacarpalia. Ar.: Gestört durch Bewässerungskanal. Nur Unterschenkel und Fuss. Ar.: Alt gestört, verpflügt? An.: Clavicula dext. sternal starke Verbreiterung (sin. defekt). Os coxae: Sulcus. Humerus dext. ca. 25 mm länger und Ulna dext. ca. 10 mm länger als sin! Beinknochen ± gleich lang. Ar.: Rechter Hocker. An.: Th-Wirbel: Verknöchert, Körper pathologisch. Sacrum: Spina bifida. Humerus dext.: Foramen supratrochleare. Tibia/Fibula und Femur dext. und sin.: Längsstreifen. Körperbau grazil! An.: Schädel: Chignon, Karies. L-Wirbel: Arthrose mittelstark. Os coxae mit Sulcus, aber sonst gross/robust. An.: Kleinkind. Frontale aussen und Occipitale innen: Veränderung der Knochenstruktur. Ar.: Liegt über Grab 44. An.: Os Lambdae apicis? Grosszähnig! Ar.: Liegt unter Grab 43. An.: Schädel: Lambdanaht: Grosse Schaltknochen links (1/3 Inkabein?). C-Wirbel: Arthrose? L-Wirbel: leichte Arthrose. Fusswurzel pathologisch. An.: Kind. Alte Zahndurchbruchfolge. Zähne teilweise mit leichtem Schmelzdefekt. Femora: Fossa Allen. + Streufund von 1 Person. Ar.: Liegt auf Grab 47. Ar.: Liegt unter Grab 46. Schädel/Achseln gestört durch Sondiergraben 2. An:. Körperbau lang/grazil. + Streufund von 1 Person. Ar.: Bestattung mit Blick nach Süden! An.: Halswirbel mit mittelstarker Arthrose; beide Humeri: Foramen supratrochleare. Ar.: Liegt unter Grab 11. An.: Humerus dext. und sin.: F. supratrochleare. Femora mit Fossa Allen. + Streufund von 1 Person, Os coxae: Sulcus. An: Schädel: Dolichocran. Glabella stark, ± durchgehend. Skelett rachitisch; Periostitits? Rechter Unterschenkel pathologisch. An.: Schädel: Verknöcherung abnormal. Os coxae sin.: Gelenkpfanne nur teilweise erhalten. Femur sin.: Bruch Femurkopf/-hals - nicht mehr verwachsen! Tibiae dext. und sin. Periostitis (Osteomyelitis?). Ar.: Oberarme verschoben, vermutlich in Leichentuch eingewickelt. An.: Kind. Schädel: Metopie, dolichocran, Cribra. Alte Zahndurchbruchsfolge. Ar.: Liegt unter Grab 54. An.: Körperbau sehr grazil. Humerus sin.: Foramen supratrochleare. Radius und Tibia mit Längsstreifen. Femora dext. und sin.: Fossa Allen. + Streufund von 1 Person. Ar.: Alt gestört, verpflügt! Gewestet. Liegt über Grab 53. An.: Schädel dolicho-(meso-?)cran. Alte Zahndurchbruchsfolge. Milchzahnkaries. + Streufunde von 2 Personen.

27

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m

178

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28 29

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-----

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M

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Grab

Alter

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ind. W W ind.

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e

342

Or.

Bemerkungen

An.: Wirbel: Arthrose. An.: Mittlere Karies. Wirbel: Schmorl’sche Knötchen. Ar.: Becken liegt unter Grab 33. An.: Schädel: Dolichocran. Os coxae: Sulcus. Patellae dext. und sin. emarginata. Ar.: Skelett sehr eng, in Leichentuch? An.: Schädel: Dolicho-mesocran. Fossa canina extrem tief. Grosse Foramina infraorbitalia. Os coxae mit Sulcus! Leichte Arthrose (Wirbel, Langknochen, Rippen, allg.). Femora, Tibia und Fibula mit Längsstreifen. Ar.: Schädel und rechter Oberarm durch Grubenhaus 55 gestört. An.: Schädel: massiv! Th-Wirbel: leichte Arthrose. Sternum: sehr gross und schiefes Manubrium (Ausgleich durch Corpus). Os coxae: Sulcus! Tibia dext. und sin.: Rillen. + Streufund von 1 Person. Ar.: Spinnwirtelbeigabe. An.: Schädel: Dolichocran? Zahnquerstand: M3 sup. dext. Karies mittel bis stark. Ar.: Linker Arm verschoben, verpflügt! Fuss fehlt. Zusammen mit Grab 63. An.: Schädel: Dolichocran. Mastoid. Alte Zahndurchbruchfolge. Ar.: Beinskelett liegt zwischen den Beinen von Grab 62. An.: Kleinkind. Nur Schädel- und Langknochenfragmente. + Streufunde von 2 Personen. An.: Kind. Mastoid, Alte Durchbruchfolge. + Streufund von 1 Person: Neugeborenes. Ar.: Verpflügt! An.: Schädel: Mesocran? Metopie. Ar.: z.T. gestört. An.: Wirbel C 1: Wirbelbogen eigenartig. Femur dext. dist.-Hälfte: Periost. Knochenneubildung und Grünfärbung in Schaftmitte. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Schädel und Schulterpartie sowie ein 2. Schädel: gestört. Ar.: Rechter Arm und rechter Unterschenkel gestört. An.: Frontale: innen Osteom. Gebiss: anormal. C-Wirbel: Arthrose 1. Patella emarginata. + Streufund von 1-2 Personen. Ar.: Skelett schlecht erhalten, verpflügt. An.: Wirbel: Arthrose und Spondylose. Ar.: Nur Schädelfragmente. Ar.: Schlecht erhalten, verpflügt. An.: Schädel dickwandig. Mittelstarke Karies und Parodontose. C- und L-Wirbel je mittelstarke Spondylose und Spondylarthrose 2! + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Knochenhaufen. An.: Femur sin.: Osteom in Schaftmitte. Femora, Tibiae/Fibuln: Längsrillen. Ar.: Linke Körperseite gestört, verpflügt. + Streufunde von 2 Personen, beide Schädel Mastoid. Ar.: Nur Beinskelett erhalten. An.: Z.T. leichte Arthrose. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Nur Beinskelett erhalten. An.: Beinskelett links, besonders Tibia, pathol.? Femora: Trochanter tertius. Ar.: Skelett unvollständig, verpflügt? An.: Schädel dickwandig. Mastoid. L-Wirbel: leichte Arthrose. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Nur Schädel und Beinskelett. Ar.: Schädel und Rumpf dext. gestört durch Bewässerungskanal. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Kopf/Schulterpartie und Füsse fehlen. An.: Ältere Person? L-Wirbel mit leichter Arthrose. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur wenige Fragmente der linken Seite. Störung durch Bewässerungskanal. Ar.: Gestört durch Grab 106 und 111. An.: Mastoid. Tibia dext. und sin.: Periostitis (Osteomyelitis?). An.: Grossschädlig, dolicho-mesocran. Nahtverschluss abnorm. Wirbel: leichte Arthrose. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Beinskelett. Ar.: Blick nach Süden! An.: Alte Durchbruchfolge. + Streufund von 1 Person. Ar.: Verpflügt. An.: Schädel: alle Nähte offen, Überaugenbögen stark. Mastoid 2-teilig. Unterkiefer sin.: Arthrose. Leichte bis mittelstarke Karies und Parodontose. Beide Humeri und Tibien mit starker Krümmung im prox. Drittel: vermutlich Rachitis.


Grab

Alter

Sex

KH

Bestattungslage

Or.

Bemerkungen

86

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M

---

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---

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-

-

Ar.: Gestört von Grab 87. + Streufunde von 5 Personen; z.T. Wirbel mit Arthrose; 1 Os naviculare pedis pathologisch; div. Knochen mit Nagespuren. Weitere, nicht zuordenbare Streufunde, z.T. juveniler Personen. Ar.: Stört Grab 86. An.: Sehr grazil! Abkauung abnorm. Keine Spondylose oder Spondylarthrose! Ar.: Liegt über Grab 117. Füsse fehlen. An.: Grazil. + Streufunde von 4 Personen. Ar.: Beinskelett fehlt. Liegt über Grab 90. An.: Wirbel C 1 und 2 sowie Rippen: leichte Arthrose. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Schädel und linker Arm vorhanden. Gestört durch Grab 89. An.: Mastoid? + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Schädel und linke Schulter vorhanden. + Streufunde von 6 Personen: 1 Schädel: Metopie; Mastoid sin.; L-Wirbel mit leichter bis mittlerer Arthrose. Ar.: Knochenhaufen, wohl Zweitbestattung bei der Anlage des Bewässerungskanals. + Streufunde von 2 Personen; 1 Humerus: Foramen supratrochleare. An.: Knochen lang - grazil. + Streufunde von 3 Personen; 1 mit Fossa Allen. Ar.: Linkes Bein fehlt, gestört durch Grab 120. Stört Grab 127. + Streufund von 1 Person. Schädel: Dolichocran. Hinterhaupt: Hiebverletzung. Femur, Tibia dext.: Längsrillen (sin. fehlen). Ar.: Nur Schädelfragmente. An.: Mastoid. + Streufund von 1 Person: Occipitale und Frontale mit Entzündung. Ar.: Nur Schädelfragmente. Nachbestattung. An.: Kleinkind. Ar.: Gräber 96 und 98-102 flankieren das Skelett als Nachbestattungen. An.: Os coxae: Sulcus! Unterkiefer sin.: Arthrose. + Streufund von 1 Person: Os coxae: Sulcus! Arthrose an Unterkiefer sin. Nachbestattung. + Streufunde von 3 Personen; 1 Schädel dickwandig. Ar.: Nur Schädelfragmente. Nachbestattung. An.: Metopie. Mastoid. Ar.: Nur Schädelfragmente. Nachbestattung. An.: Os coxae: Sulcus. Nachbestattung. + Streufund von 1 Person. An: Schädel: Dolichocran, dickwandig. Mastoid? Nachbestattung. Ar.: Gestört durch Grab 107. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Alt gestört, verpflügt. + Streufund von 1 Person. Ar.: Beine leicht angezogen (Rückenhocker). An.: Wirbel: leichte Arthrose. Humerus: Foramen supratrochleare. Femora: Fossa Allen. + Streufund von 1 Person. Ar.: Liegt über Grab 81. An.: Schädel meso-brachycran. Zysten. Schaukelunterkiefer. Protuberantia occipitalis externa! Th-Wirbel: leichte Arthrose. Os coxae/Femur dext.: starke Coxarthrose! Tibiae/Fibuln sin. und dext.: Längsrillen und Osteomyelitis. Ar.: Wird überlagert von einem Rumpf mit Becken, der wohl zu einer der Bestattungen mit den Nummern 98-102 gehört. Brust- und Schädelpartie gestört. Stört seinerseits Grab 103. An.: C- und L-Wirbel: leichte Arthrose. Tibiae dext. und sin.: Periostitis. Ar.: Nur Schädelfragmente. + Streufunde von 3 Personen: 1 mit dolichocranem Schädel und Femora mit Fossa Allen. Ar.: Schädel verpflügt? + Streufund von 1 Person. Ar.: Liegt unter Grab 111. Ar.: Nur Fragmente; gestört durch Grab 106, stört seinerseits Grab 81. An.: Protuberantia occipitalis externa. L-Wirbel: leichte Arthrose. Coxarthrose. + Streufund von 1 Person. An.: Kind. + Streufund von 1 Person. Ar.: Liegt halbseitlich auf der rechten Seite; Rumpf oberhalb des Beckens nach Süden abgebogen. + Streufunde von mehreren Personen. Ar.: Gewestet! Hände und Füsse fehlen. An.: Parietale sin.: Grosses Osteom! Wirbel: mittlere bis starke Arthrose, 2 Th-Wirbel verwachsen! Humerus: Foramen supratrochleare! An.: Alte Durchbruchsfolge. + Streufund von 1 Person. Ar.: Z.T. gestört, verpflügt? + Streufund von 1 Person: Schädel dünnwandig, rechts Grünfärbung (Ohrring). Ar.: Liegt unter Grab 88. An.: Schädel: Dolichocran.

87

46

W

158

R

88

24

w

160

89

52

M

90

18

91

343


Grab

Alter

Sex

KH

Bestattungslage

118 119 120

40 65 35

M W W

170 159 163

R R R

p p p

H R H

e e e

121 122

3 8

ind. ind.

-----

R R

p -

H -

e e

123A

18

ind.

160

R

p

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e

123B

52

ind.

167

R

-

-

e

124 125

8 10

ind. ind.

-----

R -

-

-

-

126

45

W

---

-

-

-

-

127

56

W

165

-

-

-

-

128 129 130

erw. 18 52

ind. W ind.

----169

R R

p

-

e e

131 132

n.erw. 3

ind. ind.

-----

-

-

-

-

133 134 135 136

erw. erw. erw. erw.

ind. ind. M M

168 155 -----

R -

-

-

e -

137 138

3 43

ind. ind.

-----

R

-

-

e

139 140 141

46 2

M ind.

172 ---

R R

p -

R -

e e

142

56

M

173

-

-

-

-

143

52

M

---

R

p

-

e

144 145

3 2

ind. ind.

-----

R? R

-

-

e e

146 147

35 52

W W

--160

R

p

H

e

148

10

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---

-

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-

e

149

42

W

---

R

p

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e

150 151

erw. 60

ind. W

166 161

R -

-

-

e -

152

30

W

---

153

47

ind.

174

-

-

-

-

154

48

W

---

R

ru

H

e

155 156

erw. 1

W ind.

-----

R

-

-

e

157

37

W

162

R

lu

r

e

158 159

344

ind. m

-----

R R

p?

-

e w

344

Or.

Bemerkungen

An.: Schädel: Impressionsverletzung? C-Wirbel: leichte Arthrose. Ar.: Stört Grab 94. An.: Röhrenknochen sehr grazil. Humerus sin.: Foramen supratrochleare. Ar.: Rumpf gestört, verpflügt? An.: Alte Zahndurchbruchsfolge. + Streufund von 1 Person. Ar.: Sehr eng - Leichentuch? An.: Os lambdae apicis? Ar.: Nur Fragmente der linken Seite und des Fussskeletts. An.: Humerus: Foramen supratrochleare. Femur: Trochanter tertius. Ar.: Nur Schädelfragmente. In einer Grube mit 125, 126 und 129. Ar.: In einer Grube mit 124, 126 und 129. An.: Alte Zahndurchbruchfolge. Ar.: Nur Schädelfragmente. In einer Grube mit 124, 125 und 129. An.: Schädel dickwandig! + Streufunde von 2 Personen zu den Gräbern 124, 125, 126 und 129. Ar.: Gestört durch Gräber 94 und 143. + Streufunde von 3 Personen. 1 Os coxae: Sulcus. Ar.: Nur Unterschenkel- und Fussskelett. Ar.: Nur Schädelfragmente. In einer Grube mit 124, 125 und 126. Ar.: Schädel gestört durch Grab 168; liegt über Bestattung 185. + Streufund von 1 Person. Os coxae: Sulcus. Femora: Fossa Allen. Ar.: Nur Schädelfragmente. Ar.: Knochenhaufen. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Unterschenkel- und Fussskelett. Ar.: Knochenhaufen. An.: Karies mittel - stark, Zahnstein. An.: Fibula/Tibia robust, mit Längsrillen. + Streufunde von 2 Personen. 1 Ind.: Karies. Th-Wirbel mit Arthrose 1, Tibia mit Längsrillen. Ar.: Knochenhaufen. Ar.: Nur Schädel erhalten. An.: Mastoid! Oberkiefer: Bezahnung abnorm. Ar.: Stört Gräber 141, 142 und 143. An.: Kind. Ar.: Knochenhaufen, rechte Extremitäten gestört durch Grab 139. Mind. 2 Individuen. An.: C- und Th-Wirbel: leichte Arthrose. 1 grosse Zehe pathologisch (I, 1). + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Liegt z.T. unter Grab 139. An.: Unterkiefer: Abkauung! C-Wirbel: Arthrose und Spondylose mittel bis stark. L-Wirbel mit leichter Arthrose. + Streufund von 1 Person. Ar.: Liegt über Grab 151. Nur Rumpf, gestört durch Gräber 127 und 139. An.: Mastoid. Wirbel: Arthrose. An.: Kleinkind? An.: Säugling? + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Schädelfragmente. Ar.: Rumpf leicht gestört. An.: Schädel: Nahtverschluss abnorm. Unterkiefer “älter“. Wirbelsäule gebogen. Ar.: Nur Fragmente, gestört durch Grab 147. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Linke Hälfte gestört. An.: Mastoid. Femora: Fossa Allen. Ar.: Nur Becken- und Beinskelett; liegt unter Grab 143. Ar.: Liegt unter Grab 143. An.: Wirbel: leichte Arthrosen. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Knochenhaufen, zusammen mit Grab 153. An.: Schädel dickwandig, dolichocran. Metopie. Nähte unverwachsen. Mittelstarke Abkauung. I - M1 sup. sin.: Abszess, Öffnung nach innen (lingual)! Th-Wirbel mit mittelstarker Arthrose und leichter Spondylarthrose. Ar.: Knochenhaufen, zusammen mit Grab 152. + Streufunde von mehreren (3-4) Personen bei den Gräbern 152/153. Ar.: Beinskelett fehlt, gestört durch Grab 168. An.: Schädel: Dolichocran. Wirbel: leichte bis mittelstarke Arthrose. Humerus: Proc. supracondylaris. Ar.: Nur Schädelfragmente. An.: Skelett stark korrodiert. Mastoid? + Streufund von 1 Person: Metopie. Ar.: Liegt über Grab 197. An.: Schädel: viele Schaltknochen. Mastoid! C-Wirbel: Spondylarthrose. + Streufund von 1 Person. Ar.: Leicht gestört. Ar.: Nur linkes Rumpf- und Beinskelett. + Streufund von 1 Person.


Grab

Alter

Sex

KH

Bestattungslage

Or.

Bemerkungen

160

7

ind.

---

-

-

-

-

p

H

e

R

p

H

e

---

-

-

-

-

Ar.: Nur Beinskelett. + Streufund von 1 Person. Mastoid. Ar.: Beine leicht angezogen. An.: Körperbau sehr grazil! Schädel: Dolichocran, postmortal verzogen? Wirbel: leichte Arthrose. An.: Mastoid. Ar.: Nur Schädelfragmente. Nachbestattung. Ar.: Gräber 163 und 165/166 sind Zweitbestattungen in Grab 164. An.: Alte Durchbruchsfolge. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Schädelfragmente. Nachbestattung. Gleiches Individuum wie Grab 166. + Streufunde von 2 Personen.

161

50

W

160

R

162 163 164

3 * 8

ind. ind. ind.

-------

165/166

60

M

167 168

11 68

ind. M

--170

R R

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r -

e e

169

34

W

158

R

lu

R

w

170

4

ind.

---

-

-

-

-

171

50-

ind.

---

-

-

-

-

172

21

W

---

-

-

-

-

173 174 175 176

3 18 * 4

ind. W ind. ind.

--165 -----

R? R -

p p -

R -

e e -

177 178 179 180

* 3 18 7

ind. ind. W ind.

----151 ---

R R R

p p

H H

e e e

181

n.erw.

ind.

---

-

-

-

-

182

5

ind.

---

R

p

-

e

183

45

M

---

-

-

-

-

184

55

ind.

170

R

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-

e

185

8

ind.

---

-

-

-

-

186 187 188 189

6 1 3 60

ind. ind. ind. M

---------

R

-

-

e

190

5

ind.

---

R

p

H

w

191

*

ind.

---

-

-

-

-

192 193 194

erw. 2 4

ind. ind. ind.

-------

-

-

-

-

195 196 197

* 3 3

ind. ind. ind.

-------

R -

p -

H -

e -

198

66

M

171

R

p

R

e

Ar.: Linkes Bein und Schädel leicht gestört. Stört seinerseits Gräber 130, 154 und 184. An.: Schädel: dolicho-mesocran. Wirbel mit mittlerer bis starker Arthrose. Os coxae: Sulcus. Ar.: Gewestet! Liegt über Grab 172. An.: Metopie. L-Wirbel und Rippen je leichte Arthrose. Clavicula sin.: Knochenauflagerung lateral. Sternum: Corpus distaler Drittel schief. Humeri dext. und sin.: Foramen supratrochleare. Femora dext. und sin.: Fossa Allen. Ar.: Nur Schädelfragmente. An.: Mastoid. Ar.: Nur Fragmente. + Streufund von 1 Person. Ar.: Liegt unter Grab 169. An.: C-Wirbel: leichte Arthrose. Os coxae: Sulcus. Femora: Fossa Allen. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Schädel/linke Seite. Gestört durch Grab 174. Ar.: Beinskelett fehlt, gestört durch Grab 176, stört seinerseits Grab 173. Ar.: Nur Fragmente. Ar.: Nur Schädelfragmente. Stört Grab 174. An.: Hyperdolichocran. Mastoid. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Schädelfragmente, rechter Arm und Unterschenkel. Ar.: Leicht gestört. An.: Alte Zahndurchbruchfolge + Streufunde von 2 Personen. 1 Ind.: C.-Wirbel mit Arthrose. Metatarsus I: distale Quetschung. Ar.: Nur Schädelfragmente. An.: Schädel dünnwandig: Kind. Ar.: Leicht gestört. Schädel dolichocran. Leichte Karies und geringe Schmelzdefekte. + Streufunde von 2 Personen. Ar.: Nur Schädel. An.: Chignon; tiefe Fossa canina. Ar.: Nur Beinskelett in situ, Rest gestört durch Grab 168. Schädel: Chignon. Unterkiefer: Extremes Kinn. L-Wirbel: Wirbelkörpereinbruch. Radius sin.: Sehr gut verheilte Fraktur in Schaftmitte (Ulna in Ordnung). Astragalus/Calcaneus: Gelenkdefekte. + Streufunde von 3 Personen. Ar.: Gestört durch Grab 130. An.: Alte Zahndurchbruchfolge. Femora: Trochanter tertius. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Becken- und Beinskelett. Ar.: Nur Schädelfragmente. In einer Grube mit 188 und 189. Ar.: Nur Schädelfragmente. In einer Grube mit 187 und 189. Ar.: Nur Schädelfragmente. In einer Grube mit 187 und 188. An.: 2 Osteome im Frontale. + Streufunde von 2-3 Personen. Ar.: Gewestet - leichter Hocker. Stört Grab 187–189. An.: Schädel: Schaltknochen. Ar.: Nur Fragmente. An.: Neonat.? + Streufund von 1 Person: Femora: Fossa M. solei. Ar.: Nur Fragmente. Ar.: Nur Schädelfragmente. Ar.: Nur Fragmente. + Streufund von 1 Person. Ar.: Nur Schädelfragmente. Ar.: Leicht gestört. Ar.: Liegt unter Grab 157. An.: Femora: Fossa Allen? Ar.: Rumpfskelett leicht gestört. An.: Schädel: Metopie, Mastoid, dolichocran. Wirbel: mittlere Arthrose/Spondylose. Radiusgelenk dist. sin.: verheilter Bruch? Fibula, Naviculare und Cuboid sin. verändert.

345


Grab

Alter

Sex

KH

Bestattungslage

Or.

Bemerkungen

199

60

W

162

R

lu

-

e

bu

H

e

R

p

R

e

165

R

p

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e

ind.

---

R

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14 * 4

ind. ind. ind.

-------

R R R

p p -

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207

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208

61

W

163

R

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H

e

209

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---

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e

210

62

W

158

R

p

(H)

e

211

9

ind.

---

R

-

-

e

212

41

W

163

R

p

H

e

213 214 215

1 2 66

ind. ind. w

----166

R R R

p p

r R H

e e e

Ar.: Schlecht erhalten, verpflügt? An.: beide Humeri mit Foramen supratrochleare. + Streufund von 1 Person. An.: Karies teilweise extrem. Wirbel C 2: Foramen transversus dext. offen, Körper partiel unregelmässig verwachsen. Wirbelsäule leicht pathologisch. Fibula prox dext.: Verknöcherter Sehnenansatz. Ar.: Sehr eng - Leichentuch? An.: Schädel: Dolichocran. An.: Schädel: sehr gross! dolichocran? Scapula dext.: Gelenk pathologisch. Femur dext. distomedial: Knochensporn (Verletzung?). Ar.: Leicht gestört durch Grab 210. An.: Schädel: Mastoid sin. An.: Schädel: Dolichocran. Alte Zahndurchbruchfolge. Ar.: Nur Schädel und Beinskelett. Ar.: Schlecht erhalten. An.: Schädel: (Hyper?)-Dolichocran. Ar.: Gestört durch Grab 206? An.: Säugling. + 2 Streufunde; L-Wirbel mit Arthrose. Ar.: Stört Grab 209. An.: Schädel: Metopie, Mastoid. Ar.: Gestört durch Grab 208. An.: Alte Zahndurchbruchfolge. An.: Mann, aber Becken mit Sulcus (häufig in Berslingen). Schädel: dickwandig, dolichocran, Mastoid. Unterkiefer sin.: Vorn Körper mit Vorsprung bei M1. Humeruskopf dext. und sin.: Starke Gefässversorgung. Tibia dext. prox.: Stark pathologisch. Ar.: Skelett stark korrodiert. + Streufund von 1 Person. Ar.: Rückenhocker. + Streufund von 1 Person. An.: Säugling.

200

37

M

170

R

201

44

M

172

202

46

M

203

4

204 205 206

216

3

ind.

---

R

-

R

e

An.: Schädel verwachsen, dolichocran, aber massiv. Bau weiblich! Unterkiefer männlich. Mastoid. Linker Ellbogen (Humerus, Radius, Ulna) pathologisch (Quetschung). Radius/Ulna distal beidseitig mit Arthrose. Ar.: Vermutlich Doppelbestattung: Kind Grab 216 auf Unterleib, bzw. auf den Beinen von Grab 215 (erw.). An.: Hinterhaupt (Os occipitale) eigenartig gebaut.

Legende Grab Alter * erw. n.erw. Sex (Geschlecht)

KH Bestattungslage: 1. Kolonne:

2. Kolonne:

3. Kolonne:

Or.

346

Grabnummer, vom Ausgräber gegeben Sterbealter in Jahren. Davon abweichend: Neugeborenes Kind Erwachsene Person, mindestens 20 Jahre alt, aber nicht genauer feststellbar Kind oder jugendliche Person unter 20 Jahren M = sicher Mann W = sicher Frau m = eher Mann w = eher Frau ind. = Geschlecht nicht bestimmbar Körperhöhe in cm Es bedeuten: Lage des Rumpfskelettes R = Rückenlage ? = Rückenlage nicht gesichert H = Hockerbestattung Lage der Arme p = beide Arme parallel zur Körperachse ru = rechter Unterarm angewinkelt lu = linker Arm angewinkelt bu = beide Unterarme angewinkelt Lage des Kopfes H = Schädel liegt auf dem Hinterhaupt L = Schädel liegt ganz auf der linken Seite l = Schädel liegt teilweise auf der linken Seite R = Schädel liegt ganz auf der rechten Seite r = Schädel liegt teilweise auf der rechten Seite Orientierung des Skelettes e = Skelett geostet (Kopf im Westen, Füsse im Osten) w = Skelett gewestet (Kopf im Osten, Füsse im Westen) n = Skelett genordet (Kopf im Süden, Blick nach Norden) s = Skelett gesüdet (Kopf im Norden, Blick nach Süden)

Bemerkungen:

- An.: - Ar.: - Mastoid - Metopie - Schädelform - Sulcus

- Wirbel - (Zahn-) Durchbruchsfolge:

Streufunde

Hier sind vorwiegend ungewöhnliche Bestattungslagen, alte Störungen und Hinweise zum Erhaltungszustand aufgeführt; Pathologika und Anatomische Varianten nur in Ausnahmefällen. Es bedeuten: Bemerkungen anthropologischer Natur Bemerkungen archäologischer Natur Sutura Mastoideosquamosa erhalten (allgemein sehr seltenes Merkmal) Sutura metopica erhalten: Stirnmittelnaht nicht verschlossen dolichocran: lang-schmal; mesocran: mittellang-mittelbreit; brachycran kurz-breit oder rund Sulcus praeauricularis am Hüftbein ausgebildet: normalerweise nur bei weiblichen Becken, in Berslingen aber häufig auch bei Männern (ist mir sonst in der Schweiz noch nie begegnet) C Halswirbel; Th Brustwirbel; L Lendenwirbel; S Sacrum, Kreuzbein; Cd Caudalwirbel, Steissbein die Reihenfolge des Zahndurchbruches hat sich im Verlauf der letzten 1500 Jahre verändert. alte Durchbruchsfolge: M1 M2 I1 I2 C P1 P2 M3 neue Durchbruchsfolge: M1 I1 I2 C P1 P2 M2 M3 Unter den Skelettknochen einer Bestattung befinden sich zusätzliche Knochen von einem oder von mehreren Skeletten. Diese Streufunde stammen normalerweise aus benachbarten Gräbern. Sie wurden daher nicht in die statistischen Erhebungen miteinbezogen.


8. Quellenauszüge der Erwähnungen von Berslingen Markus Stromer Ramsen, 12. 10. 842 Graf Luitold schenkt einen Teil der Kirche zu Merishausen und überträgt eine Hufe zu Berslingen und Merishausen an St. Gallen Trado ad monasterium Sancti Galli quasdam res proprietatis meae in pago Hegouve sitas in locis nuncupatis: … in Bersiningun quantum ad me pertinet, id est unam hobam compositionis meae. UB St. Gallen Bd. 1 Nr. 400 Chur, 13. 1. 965 Fälschung! Kaiser Otto I. gestattet dem Grafen Kuno von Öhningen und dessen Familie die Stiftung einer Kirche auf Eigengut zu Ehren der Apostel Petrus und Paulus und des Heiligen Hippolytus. Zur Ausstattung gehören Güter in Berslingen Ad quorum usus necessarios predia sua diversis pagis, comitatibus ac locis sita contradidit: … Berselingen … cum mancipiis utriusque sexus, cum terris cultis et incultis, vineis, pascuis, silvis, pratis, piscatione, aquis aquarumque decursibus, molendinis, cum quesitis et inquirendis et cum omnibus appendiciis eorum. Thurgauisches UB Bd. 8, Nachtrag Nr. 1 Basel, 26. 3. 1071 König Heinrich IV. schenkt dem Kloster Rheinau Güter in Ensisheim und Berslingen Quicquid in Ensinshain et in Persinigin in pago Hegouve in comitatu Ludewici nos habere videmur, ad monasterium, quod dicitur Renaugia, pro remedio animae nostrae tradimus. Cartular Rheinau, Nr. 33 Schaffhausen Allerheiligen, 2. 4. 1094 Theoderich schenkt Allerheiligen Güter im Breisgau. Ein Zeuge Berthold von Berslingen ist dabei anwesend Actum Scafuse ante monasterium sancti Salvatoris… sub testibus, quorum hic signacula continentur: … Signum Bertholdi de Bersiniga. Baumann, Allerheiligen Nr. 18 ca. 1120 Güterbeschrieb des Klosters Allerheiligen. Darin: Heinrich von Ebenweiler übertrug 5 Huben bei Berslingen und eine halbe in Merishausen an Allerheiligen Item Heinricus et alii tradiderunt apud Bersiningen V mansos et apud Morinshusen dimidium. Baumann, Allerheiligen S. 133 30. 5. 1122 Erzbischof Bruno von Trier vergleicht Allerheiligen mit seinem Vogte, Graf Adalbert von Morisberg, über dessen Vogteirechte. In der Urkunde werden auch die Gerichts-

bezirke bezeichnet, darunter Hemmental, zu welchem Berslingen gehört Tria autem sunt loca suis placitis designata: … item Hemmintal cum locis in confinio Randin positis, videlicet Stetibach, Bisilingnin, Morinshusin, Persiningin, Crizbach, Peringin. RQ Schaffhausen I,1 Nr. 11 Worms, Mai 1145 Konrad III. bestätigt die Freiheiten und Besitzungen von Allerheiligen, darunter Güter Heinrichs von Ebenweiler und Roberts in Berslingen Item predium Heinrici de Evenwilare Mistelbrunne, Mowenheim, Perslinge et Lupins. Item predium Roperti in Berselingen. RQ Schaffhausen I,1 Nr. 12 Augsburg, 16. 10. 1166 Kaiser Friedrich I. bestätigt dem Stift Öhningen Besitzungen und Rechte, darunter Güter in Berslingen Antiquae autem possessiones sunt heae, quas nos imperiali auctoritate et iure proprietariae donacionis eidem ecclesie confirmamus: … Berselingen. Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 31, 1879, 290 – 293 30. 4. 1261 Graf Hartmann der Ältere von Kiburg gibt Berchtold von Schaffhausen, Bernolds Sohn, zu seinem Eintritt in ein beliebiges Kloster das freie Verfügungsrecht über seine Güter, namentlich Wiesen zu Berslingen, welche er an das Kloster St. Agnes verkauft hat Pratis in Bersilingen, que reverendus in Christo Uolricus prepositus sancte Agnetis in Scafusa ab eo comparavit. UB Zürich Bd. 3 Nr. 1145 Schaffhausen, St. Agnes, 16. 11. 1274 Bernold, Egebrecht und Bernold, die hinterlassenen Söhne des Schaffhauser Bürgers Bernold und der Adilheit ihrer Mutter, verkaufen ihre Wiesen in Berslingen an das Kloster St. Agnes Prata sita in Berselingen vendimus. UR Schaffhausen Nr. 170 Schaffhausen, 3. 10. 1280 Eggebert, Bürger in Schaffhausen und Schirmherr von St. Agnes über verschiedene Güter, gibt die Zusicherung, dass er sich an die festgesetzten Vogtrechtsgebühren halten wolle. Zu den Gütern gehören Wiesen im Berslingertal. Seine Vogtrechtsgebühren in Berslingen betragen vier Viertel Kernen … prata et pascua in valle Berselingen sita. … de bonis in Berselingen iiij quartalia tritici. UR Schaffhausen Nr. 193

347


Konstanz, 4. 10. 1297 Magister Walther, Scholasticus der Konstanzer Kirche und Symon, Pleban der Kirche St. Stephan in Konstanz, entscheiden als Schiedsrichter einen Streit um den Emdzehnten im Berslinger Tal zwischen dem Kloster St. Agnes und Heinrich von Zurzach als Rektor der Kirche in Merishausen pratos in valle dictam Berslingen. UR Schaffhausen Nr. 255 Schaffhausen, 19. 10. 1299 Schiedsspruch im Streit zwischen Eglin genannt Bernolt mit dem Pfarrer in Merishausen um den Heuzehnten in Berslingen … super decima feni in Berslingen. Dorsualnotiz: von des zehenden wegen ze berslingen der soll gen merishusen gehörren UR Schaffhausen Nr. 275 Schaffhausen, 5. 12. 1311 Frau Margareth, genannt von Girsperg, und ihre Söhne Rüdeger und Wilhelm, Bürger zu Schaffhausen, verkaufen an den Spital für 4 1/2 Mark Silber zwei Wiesen zu Berslingen, von denen eine ein Erblehen des Klosters Allerheiligen ist Zwo wisen die ligent ze Berselingen der man ain nennet die ober wis und den bivange der dar zuo hœret die unser reht aigen was und die ander die man nemment die nider wis die unser erbe was von dem gotzhus aller hailigen zuo schafusen. UR Schaffhausen Nr. 346 Schaffhausen, ca. 1312 Verzeichnis der Einkünfte des Spitals u.a. von einer Wiese beim Hof in Berslingen Dui wis dui ze berselingen bi dem hof dui der von girsperg was ist lipgedinge peters bui rgendo und siner wirtenne. UR Schaffhausen Nr. 444a 1315 Rüeger erwähnt Jahr Besitz Nikolaus von Fulachs und Niklaus Repfs bei Berslingen …also anno 1315 hat Niclaus von Fulach ein wis und ein nügrüt bi dem Flecken Berßlingen. …so hat auch in obgemeltem iar Niclaus Repf ein wies zuo Berßlingen nebend der frowen (Domina) im Turn am Saltzmarkt. Rüeger 1884 –1910, 434 Paradies; 18. 4. 1326 Die Äbtissin Katharina und der Konvent zum Paradies leihen dem Schaffhauser Bürger Burkart Stadlikofer und seinen Söhnen Heinrich und Klaus eine Wiese, Acker und Rüti in Freudental, eine Hofstatt zu Berslingen und ein Wieslein in Ramspach um 5 Mutt Kernen

348

wir haben gelíhen… die wise in Froedental und die rúti, die davor litt und ain hofstat ze Berslingen und ain wiselí in Ramspach. UR Schaffhausen Nr. 458 Schaffhausen, 19. 6. 1335 Wilhelm Im Thurn verkauft für sich und als Vogt seiner Kinder Eberhard und Katharina dem Kloster St. Agnes eine Wiese im Berslinger Tal, vor Bernolts Hof, um 31 Mark Silber Wilhelm verkou ffet sin wise gelegen in Berslinger tal vor Bernoltes Hof dui sin reht aigen was. UR Schaffhausen Nr. 576 St. Gallen, 29. 11. 1339 Abt Hermann und der Konvent des Klosters St. Gallen übertragen dem Spital den Zehnten zu Berslingen und belehnen Egbrecht den Schultheissen mit einem dem Kloster aufgegebenen Eigengut zu Merishausen Wir Herman von gottes gnâden abt und der conuent gemainlich des gotzhus ze Sant Gallen … kui nden allen …das wir … den zehenden ze Berselingen, den der veste ritter herr Egebreht der Schulthaisse von Schafhusen vnd sin vordern da her von vnserem gotzhus ze lehen gehebt hant, von im vf genomen haben, vnd haben den selben zehenden ledeklich gegeben dem spital des hailigen gaistes ze Schafhusen. Chartularium Sangallense Bd. 6 Nr. 3723 Schaffhausen, 20. 4. 1341 Abt Jakob und Konvent zu Allerheiligen verleihen den Brüdern Johann und Wetzel von Fulach, Bürgern von Schaffhausen, gegen den jährlichen Zins von einem Fasnachthuhn das Recht, einen «wasserflusse und ain wasserleiti» über eine dem Kloster gehörende Wiese im Berslinger Tal zu leiten. Der Graben darf nicht über drei Schuh breit gemacht werden, sonst verliere er das vorgenannte Recht … ainen wasserflusse und ain wasserlaiti über iro wise usser dem Bache die man nemmet ze gindeli, die der maiger von Widilo von dem selben gotzhus het uf unser wise die an der selben wisen lit in Berselinger tal die wir och von dem egenanten Gotzhus haben und was dui selbe unser wise wilent Nicolaus Repfen. UR Schaffhausen Nr. 634 Paradies; 26. 5. 1348 Das Kloster Paradies gibt den Brüdern Heinrich und Niclaus Stadlikofer, Bürger zu Schaffhausen, eine Wiese im Freudenthal und das Holz darob, einen Acker daselbst und die Rüti davor, eine Hofstatt zu Berselingen und ein Wiesli im Ramspach zu Erblehen Wir haben gelihen … die wise gelegen in Froedental und das holtz darob und den akker im Froedental und die rüti davor gelegen und ain hofstatt ze Berselingen und ain wiseli lit im Ramspach und die zehenden die davon gant. UR Schaffhausen Nr. 721


vor 1356 Heinrich Orsinger stiftete dem Kloster Allerheiligen den Ertrag einer Wiese in Berslingen als Jahrzeit H. dictus Orsinger obiit, cuius annivers. agitur cum V solid. de prato sito in Berselingen. Rüeger 1884 –1910, 433, Anm. 7 um 1375 Das Haus eines Berslingers in Schaffhausen wird erwähnt, weil ein Eindringling darin Tauben suchte. Erwähnung in Schib 1970, 11, Anm. 20 um 1375 Erwähnung einer am Heerenberg in Schaffhausen wohnhaften Berslingerin wegen ihres frechen Mundstücks. Erwähnung in Schib 1970, 11, Anm. 20 Schaffhausen, 31. 1. 1472 Vor dem öffentlichen Notar Conrad Armbroster und den Zeugen Conrad Brunner, Kaplan, und Jakob Ott, Schulmeister, zu Schaffhausen, verständigen sich das Kloster Allerheiligen und das St. Agnesenkloster über Gefälle von Heu aus den Fulach-Wiesen und einem 4 Juchartacker an dem Lengenberg, angeblich zu dem Hof Berselingen gehörend, und über einige kleinere Gefälle Zum andern von der vier Juchart acker wegen an dem Lengenberg gelegen wälhy äcker die frowen meisterin und convent vermantent in den hof gen Berßlingen, der mit siner zu gehörde Ir und Ires gotzhus wöre gehören und aber min her von Schaffusen vermant die selben Acker im und sinem gotzhus zugehörig er auch die selben in nutz und bruch wäre. Item zu dem dritten des hofackers halb zu berßlingen dar uff holtz und stumpen sind gewachsen yetweder partÿe obgenant dar zu gerechtikeit zu haben erzalt. UR Schaffhausen Nr. 2815 1496 Urbar in und um die Stadt Schaffhausen: Verschiedene Güter in Berslingen fol. 10v, Ziffer h: Item aber gÿt er [Hanns Sigg der Jung] ij. fiertl kernen ab sinem tail ainer wiß zuo Bärßlingen gelegen, hat er halb und Cuonrat Wagen halb, stost an der frowen zuo Sant Agnesen und des blattmans wisen. fol. 17v, Ziffer i: Item Cuonrat Wagen zum gälen horn gÿt an die Aptÿ ij fiertal kärnen ab siner wiß zu Bärßlingen in Merißhusertal zwischen des Jungen Hannsen Siggen und des Gotzhus sant Agnesen wisen gelegen. fol. 36v, Ziffer h: Item aber gÿt er [Hainrich Blattman] an die Aptÿ j fiertel kernen ab Adam [unsichere Lesung] Crons wiß zuo Bärßlingen, zwüschent des ussern maigers zuo wydlen und des jungen hannßn siggen wisen gelegen.

fol. 47r, Ziffer b: Item aber gÿt er [Anthoni Gampp] an die Aptÿ vj fiertl roggen ab siner wiß zuo Bärßlingen gelegen, stost unden an deß hofwisers wiß und obnen an Cläwin bärniß wiß. Nachtrag aus späterer Hand: Item die vj fiertel roggen hat 3 Allexander Offenburger abgelößt fritags post omnis sanctibus Ao. 38 fol. 51v, Ziffer i: Item aber gyt er [Cuonrat Waltkirch] an die Aptÿ j fiertl roggen ab sinem Infang genant schläfinß halden zuo Bärßlingen gelegen, stosset obnen an des Gotzhuß Sant Agnesn unden uff Bernhartz acker und an das birckh. Staatsarchiv Schaffhausen: Allerheiligen BA 10 Schaffhausen, 20. 6. 1505 Urteil des Rates in Sachen des Spitals und Anthony Gamp wegen eines Heuzehnten von einer Wiese in Berslingen. Der Beklagte wendete ein, Adam Cron habe seinem Vater selig die Wiese um einen Gulden Zins verschrieben und zugesichert, dass nur etliche Zinsen zu Gunsten der Spend von derselben zu zahlen seien, auch sei vom Vater kein Zehnt zu bezahlen, wenn er nicht durch Kundschaft Lüt (Zeugen) oder Briefe beweise, dass er den Zehnt nicht zu geben habe Wir der burgermaister und ratt zu Schaffhusen thünd kundt menglichen mit diesem brieff, als sich dan unsers spittals amptlüt pfläger und maister von unserm bürgern anthoni gampen erklagt haben, das er dem spittal spere den hoe w zechenden von siner wyß zu berßlingen gelegen, der aber dem Spittal von kilchen merißhusen wegen zue gehoer als das etlich alt brieff so da anzaigen. UR Schaffhausen Nr. 3791 1526 Verzeichnis der Zinsen für das Spendamt der Stadt Schaffhausen: Erträge von Wiesen in Berslingen S. 32: Item 4 lb. XXX [Name nicht auflösbar] ab siner wiß zü bärßlingen. Item 4 lb. git Anthonÿ Gamp ab siner wiß zü bärßlingen. S. 60: Item 1 lb gitt XXX [Name nicht auflösbar] brotbeck ab siner wiß zu bärßlingen uf osteren, git jetz Heinrich Hausser, ist ab gelöst uff osteren im 29 Jar von Heinrich Hausser. Stadtarchiv Schaffhausen A III 05.08/01

349


Quellen und Quelleneditionen Baumann, Allerheiligen Baumann, F. L. (1883) Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Quellen zur Schweizer Geschichte, Bd. 3.1. Basel. Bündner UB Bündner Urkundenbuch (1947–1985) Hrsg. durch die historisch-antiquarische Gesellschaft von Graubünden, bearbeitet von E. Meyer-Marthaler und F. Perret, 3 Bände. Chur.

Thurgauisches UB Thurgauisches Urkundenbuch (1924–67) Hrsg. auf Beschluss und Veranlassung des Thurgauischen Historischen Vereins. Frauenfeld. UB St. Gallen Urkundenbuch der Abtei St. Gallen (1863ff.) Bearbeitet von H. Wartmann. Zürich/St. Gallen.

Cartular Rheinau Meyer von Knonau, G. (1883) Das Cartular von Rheinau. In: Quellen zur Schweizer Geschichte Bd. 4, S. 3– 63. Basel.

UB Zürich Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich (1888–1957). Hg. von einer Commission der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, bearbeitet von Dr. J. Escher und Dr. P. Schweizer. Zürich.

Chartularium Sangallense Chartularium Sangallense (1983ff.) Bearbeitet von O.P. Clavadetscher. St. Gallen.

UR Schaffhausen Staatsarchiv Schaffhausen (1906–1907) (Hrsg.) Urkundenregister für den Kanton Schaffhausen. Schaffhausen.

Grimm, Weisthümer Grimm, J. (1840 –1878) Weisthümer. Göttingen.

Archive

RQ Schaffhausen Sammlung Schweizerischer Rechtsquellen (1989) Die Rechtsquellen des Kantons Schaffhausen. Erster Teil: Stadtrechte. Erster Band: Das Stadtrecht von Schaffhausen I. Aarau. Repertorium Karlsruhe Geiges-Heindl, F./Mommsen, K./Salzmann, M. (1981ff.) Repertorium schweizergeschichtlicher Quellen im Generallandesarchiv Karlsruhe. Abteilung 1: Konstanz-Reichenau. Zürich.

350

StASH: Staatsarchiv Schaffhausen StadtASH: Stadtarchiv Schaffhausen


9. Röntgenfluoreszenz-Analysen von Schlacken und Erzen aus dem Durachtal Barbara Beck und Marianne Senn Die gefundenen Hauptbestandteile werden dem Material entsprechend als Oxide, die Spurenelemente als Elemente angegeben. Die fünfstelligen Analysennummern bezeichnen Analysen, die im Centre d’Analyse Minérale an der Universität Lausanne durchgeführt wurden. Die dreistelligen Analysennummern beinhalten ältere Analysen aus der Literatur, der Literaturhinweis befindet sich in der Beschreibung. FeOtot berechnet sich aus den verschiedenen Oxidationsstufen von Fe, indem man alle Elemente und Elementoxide in FeO umrechnet und zusammenzählt. (ppm = parts per million, < Werte liegen unterhalb der Nachweisgrenze). Probenbeschreibung: Probe

Inv.nr.

Fundort

Beschreibung/Literatur

GF2 GF3

– –

Bargen-Hofwiesen, neben Rennofen Bargen-Hofwiesen

GF4

Bargen-Hofwiesen

GF5

Schaffhausen-Berslingen

Gi1 Gi2 Gi3 Gi4 Gi5 Gi6 OS1 OS2 OS3

– – – – – – – – –

Bargen-Hertiwiese I Bargen-Hertiwiese I Bargen-Hertiwiese I Bargen-Hertiwiese I Bargen-Hertiwiese II Bargen-Hertiwiese II Bargen-Hofwiesen, neben Rennofen Bargen-Hofwiesen, von Erzlagerplatz Bargen-Hofwiesen, von Erzlagerplatz

OS4

Bargen-Hofwiesen, von Erzlagerplatz

OS5

Bargen-Hofwiesen, von Erzlagerplatz

SHA018 SHA019 SHA021 SHA022 SHA023 SHA171 SHA172 SHB001 SHB002 SHB003 SHB004 SHB005 SHB006 SHB007 SHB008 SHC009 SHC010 SHC012 SHC013 SHC014 SHC015

51642 51640 51631 51642 51642 51631 51631 56723 56727 56724 56728 56725 56726 56729 56730 36073 36693 36030 36694 36142 36143

Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof Bargen-Hofwiesen Bargen-Hofwiesen Bargen-Hofwiesen Bargen-Hofwiesen Bargen-Hofwiesen Bargen-Hofwiesen Bargen-Hofwiesen Bargen-Gfell Schaffhausen-Berslingen Schaffhausen-Berslingen Schaffhausen-Berslingen Schaffhausen-Berslingen Schaffhausen-Berslingen Schaffhausen-Berslingen

Doggererz (Guyan 1965a) Verhüttungsschlacke (Fliessschlacke, Guyan 1965a) Ausheizschlacke (Kalottenschlacke, Guyan 1965a) Verhüttungsschlacke (Fliessschlacke, Guyan 1991) Verhüttungsschlacke (Guyan 1957) Verhüttungsschlacke (Guyan 1957) Verhüttungsschlacke (Guyan 1957) Verhüttungsschlacke (Guyan 1957) Verhüttungsschlacke (Guyan 1957) Verhüttungsschlacke (Guyan 1957) Verhüttungsschlacke (Osann 1965) Doggererz (Roherz, Osann 1965) Roherzkonzentrat (durch Waschen gewonnen, Osann 1965) geröstetes Erz (in Holzkohle bei 850 °C, Osann 1965) Konzentrat aus Rösterz (durch Waschen gewonnen, Osann 1965) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (schaumige Herdschlacke) Schmiedeschlacke (rostende Kalottenschlacke) Verhüttungsschlacke (rostende Herdschlacke) Erz: geröstete Pisolithen (Siderolithikum) Erz: Siderolithikum Ofenwandfragment Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Ausheizschlacke (rostende Schlacke) Ausheizschlacke (rostende Schlacke) verhärteter Boden reich an Oolithen Doggererz Erz: Pisolithen (Siderolihikum) Verhüttungsschlacke (Schlackenkuchen) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacken) Verhüttungsschlacke (glasige Fliessschlacke)

Abb. – – – – – – – – – – – – – – – – 183.2 – 183.3 183.4 – – 188.1 – 188.2 – 188.3 188.4 – – – 189.4 189.1 – – 189.2 351


Probe

Inv.nr.

Fundort

Beschreibung/Literatur

SHC016 SHC040 SHD028 SHD029 SHD030 SHE031 SHE032 SHE033 SHF039 SHG035 SHG036 SHG037

36143 36036 43114 43114 43114 53836 53836 53836 53855 53892 53896 53893

Schaffhausen-Berslingen Schaffhausen-Berslingen Merishausen-Haus Nr. 10 Merishausen-Haus Nr. 10 Merishausen-Haus Nr. 10 Merishausen-Schwabengasse Merishausen-Schwabengasse Merishausen-Schwabengasse Merishausen-Haus Nr. 159 Schaffhausen-Löwengässchen 2 Schaffhausen-Löwengässchen 2 Schaffhausen-Löwengässchen 2

Verhüttungsschlacke (glasige Herdschlacke) Gemisch aus Oolithen, Schlacken und Sand Verhüttungsschlacke (glasiger Schlackenkuchen) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (schaumige Herdschlacke) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (dichte Herdschlacke) Erz: Oolithen (Doggererz) Verhüttungsschlacke (dichte Fliessschlacke) Verhüttungsschlacke (Herdschlacke) Verhüttungsschlacke (schaumige Herdschlacke)

352

Abb. – 190, 191 197.1 197.2 197.3 198.1 – 198.2 – 200.1 200.3 200.2


353

43.27

81.15

Spurenelemente (ppm, Massenanteile in µg/g) Zr 180 249 208 34 Y < < 13 2 Sr 90 83 102 42 Rb 2 5 7 2 Ba 50 84 55 30 V 612 1324 818 253 Sn < < < < Sb < < < < Ag < < < < As 36 18 48 398 Pb 87 68 71 99 Zn 233 181 158 21 Cu 36 41 28 44 Ni 47 56 54 328 Cr 188 428 441 305 Co 79 68 69 75

49.5

231 74 152 16 506 848 < < < 8 59 147 23 41 485 65

34.82

100.16

87 18 48 4 114 790 < < < 429 149 751 44 699 572 77

62.94

52.91

99.79

FeOtot

100.27 99.48

100.12

99.81

Summe

SHA018 Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof SHA019 Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof SHA021 Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof SHA022 Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof

10.90 0.63 12.38 69.95 0 0 0.11 0.04 0.76 0.02 0.13 1.13 2.79 0.66 0

871 12 29 4 40 197 < < < 164 116 467 35 327 98 85

37.89

100.60

51.58 0.38 3.94 42.11 0 0 0.03 0.04 0.34 0 0.03 0.68 0.98 0.48 0

SHA023 Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof SHA171 Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof SHA172 Schaffhausen-Allerheiligen, Pfalzhof

Hauptbestandteile (%, Massenanteile in g/100g) 23.02 21.69 26.76 8.20 33.24 SiO2 TiO2 0.98 1.53 1.08 0.21 1.16 Al2O3 16.50 19.90 22.74 3.86 21.67 Fe2O3 21.89 20.28 16.45 45.27 11.81 FeO 26.83 28.60 27.97 34.58 24.13 Fe 4.96 2.06 0.39 4.54 0.05 MnO 0.22 0.35 0.24 0.05 1.11 MgO 0.29 0.39 0.34 0.16 0.59 CaO 3.79 3.49 2.43 1.66 4.40 Na2O 0.01 0.01 0.02 0.01 0.04 K2O 0.38 1.05 0.66 0.30 0.87 P2O5 0.69 0.58 0.61 0.66 0.36 H20 0 0 0 0 0 CO2 0.26 0.18 0.59 0.29 0.73 Corg. 0 0 0 0 0

SHB001 Bargen-Hofwiesen 86 28 31 80 268 66 1 2 9 11 49 239 14 15 43 147

3.13

100.43

82.93 0.35 10.08 2.28 1.07 0 0.03 0.36 0.35 0 1.95 0.14 0.11 0.78 0

SHB002 Bargen-Hofwiesen 134 1 102 6 110 1932 < < < < 71 92 10 5 654 60

46.78

99.27

27.98 0.83 11.22 17.59 24.56 4.97 0.18 1.61 6.96 0.03 1.56 1.63 0 0.15 0

SHB003 Bargen-Hofwiesen 164 < 105 3 100 2231 < < < < 72 64 11 18 598 71

50.96

99.14

23.10 1.05 12.34 16.16 31.01 4.21 0.25 1.87 5.43 0.03 1.46 2.01 0 0.22 0

SHB004 Bargen-Hofwiesen 94 < 97 < 58 1994 < < < < 82 21 14 3 861 58

62.29

99.85

16.36 0.67 8.31 25.56 32.40 5.36 0.15 1.38 5.77 0.03 1.21 2.57 0 0.11 0

GF3 Bargen-Hofwiesen 53.9

100.92

1.23

0.29 1.65 4.75

13.50 59.90

19.60

SHB005 Bargen-Hofwiesen 46 < 59 < 54 1240 < < < 667 102 35 7 232 677 102

74.08

99.84

8.46 0.28 3.75 49.76 27.57 1.35 0.08 1.17 4.56 0.01 0.57 1.40 0 0.82 0.07

SHB006 Bargen-Hofwiesen 34 4 38 2 35 1760 5 < < 497 86 21 10 97 2010 50

78.52

99.60

6.23 0.25 3.61 48.00 35.33 0 0.07 0.98 2.97 0.00 0.33 1.09 0.35 0.37 0

GF4 Bargen-Hofwiesen 63.3

97.94

0.70

2.00 1.30

5.10 16.80 51.30 0.20 0.04 1.00 7.60

11.90

SHB007 Bargen-Hofwiesen 108 < 82 < 126 1689 < < < 1147 120 611 11 303 578 96

48.87

100.22

16.13 0.63 7.76 48.64 5.11 0 0.11 0.96 5.37 0.03 0.69 1.32 6.02 6.78 0.68

48.7

102.23

1.18 1.30 16.90

0.15 1.01 5.50

8.19 54.10

58.3

97.57

1.80

0.17 1.00 8.80

9.70 8.00 51.10

17.00

27.5

98.31

1.30 5.70 18.70

0.21 1.50 23.00

5.40 26.20 3.90

12.40

56.5

98.64

2.00 10.60 4.40

0.24 0.90 6.20

5.30 59.90 2.60

6.50

32.4

98.82

1.60 1.40 13.50

0.42 1.50 24.90

5.90 35.60 0.40

13.60

65.4

98.85

1.90 1.80 3.10

0.25 1.10 5.00

5.90 72.10 0.50

7.20

GF2 Bargen-Hofwiesen neben Rennofen OS1 Bargen-Hofwiesen neben Rennofen OS2 Bargen-Hofwiesen von Erzlagerplatz OS3 Bargen-Hofwiesen von Erzlagerplatz OS4 Bargen-Hofwiesen von Erzlagerplatz OS5 Bargen-Hofwiesen von Erzlagerplatz 13.90

SHB008 Bargen-Gfell 101 8 167 23 33 288 2 3 5 139 33 72 7 52 327 58

13.85

98.81

10.56 0.18 5.31 6.33 8.15 0 0.27 0.83 34.20 0 0.62 0.27 4.49 27.59 0

SHC009 Schaffhausen-Berslingen 84 15 36 5 27 1018 < < < 450 136 587 32 449 791 85

56.97

99.53

10.34 0.54 10.87 56.97 5.71 0 0.20 0.27 2.49 0.01 0.22 0.68 10.35 0.89 0

100 < 74 0 83 2527 < < < 17 76 26 19 < 1277 56

58.41

99.16

17.60 0.71 11.46 20.34 34.98 3.99 0.21 1.56 4.67 0.03 1.66 1.75 0 0.21 0

SHC010 Schaffhausen-Berslingen


354 138 8 113 20 161 1966 1 4 < 24 67 41 12 8 1006 62

99.40

Spurenelemente (ppm, Massenanteile in µg/g) Zr 142 130 111 121 Y < < < 3 Sr 99 82 73 103 Rb 4 1 0 14 Ba 97 94 120 148 V 1769 1888 1929 1785 Sn < < < < Sb < < < 1 Ag < < < < As 32 < 6 < Pb 73 76 73 65 Zn 140 111 46 22 Cu 10 12 11 12 Ni 10 12 10 8 Cr 489 565 838 920 Co 64 73 64 62

55.2

101.55 44.7

54.3

99.46 47.81

52.78

99.88

50.05

SHC012 Schaffhausen-Berslingen

FeOtot

SHC013 Schaffhausen-Berslingen

99.71

SHC014 Schaffhausen-Berslingen

99.70

GF5 Schaffhausen-Berslingen

Summe

SHC015 Schaffhausen-Berslingen 22.69 0.81 12.50 16.13 25.20 3.87 0.25 1.70 12.59 0.04 1.87 1.74 0.00 0.32 0.00

SHC016 Schaffhausen-Berslingen

Hauptbestandteile (%, Massenanteile in g/100g) 25.07 24.83 21.51 21.46 21.49 SiO2 TiO2 0.82 0.85 0.72 0.73 Al2O3 10.14 10.14 10.91 7.04 11.44 Fe2O3 24.21 19.85 21.99 61.35 17.42 FeO 21.97 28.36 27.61 26.01 Fe 4.90 5.10 5.37 4.76 MnO 0.21 0.17 0.24 0.22 0.23 MgO 1.50 1.41 1.34 1.67 1.58 CaO 7.36 6.07 5.73 7.80 12.11 Na2O 0.05 0.06 0.03 0.03 K2O 1.12 1.25 1.97 1.73 P2O5 2.00 1.56 1.86 2.01 1.76 H20 0 0 0 0.00 CO2 0.35 0.23 0.18 0.09 Corg. 0 0 0 0.00

SHC040 Schaffhausen-Berslingen 111 5 115 13 167 970 < < < 51 84 541 < 85 428 84

43.85

99.26

28.17 0.53 6.87 36.84 10.7 0 0.11 0.83 5.34 0.28 0.79 1.43 2.28 4.52 0.57

SHD028 Merishausen-Haus 10 135 10 113 17 109 2039 2 3 < < 60 68 15 6 872 48

42.36

99.60

26.96 0.84 11.71 7.14 35.94 0 0.18 2.08 10.63 0.06 1.96 1.87 0.07 0.17 0

SHD029 Merishausen-Haus 10 114 < 77 < 67 2104 < < < 116 89 168 12 94 656 93

61.35

99.75

19.09 0.83 10.21 23.39 34.46 4.54 0.20 1.27 3.00 0.03 1.06 1.50 0 0.17 0

SHD030 Merishausen-Haus 10 198 21 109 36 194 1872 < < < 83 52 119 10 37 726 64

33.97

99.56

33.73 0.99 15.27 14.87 20.34 0.20 0.32 1.78 7.58 0.10 2.24 1.64 0 0.46 0.05

SHE031 Merishausen-Schwabengasse 122 < 106 4 111 2278 < < < < 72 38 10 1 903 69

52.95

99.62

20.79 0.76 10.27 16.44 34.34 2.97 0.20 1.78 7.62 0.08 1.78 2.19 0 0.38 0

SHE032 Merishausen-Schwabengasse 113 < 98 3 79 1804 < < < 40 73 82 15 23 625 88

55.5

100.29

19.98 0.74 9.46 26.24 22.82 7.05 0.17 1.34 8.38 0.06 1.86 1.93 0 0.26 0

SHE033 Merishausen-Schwabengasse 113 2 113 7 102 2590 < < < 7 70 29 14 < 1289 96

52.47

99.68

20.44 0.77 10.29 19.87 28.30 4.88 0.18 1.87 8.90 0.09 1.67 2.26 0 0.16 0

SHF039 Merishausen-Haus 159 107 1 114 7 28 1316 < < < 702 87 284 10 294 579 95

40.09

98.84

13.13 0.25 8.84 43.69 0.78 0.0 0.10 1.18 11.90 0.02 0.67 0.46 8.16 9.67 0

115 < 118 5 174 2293 < < < < 72 26 10 3 1077 65

51.51

99.94

58 < 123 < 257 148 < < < 12 85 21 10 3 98 79

53.81

99.85

27.98 0.20 3.80 23.38 31.11 1.29 0.10 0.68 7.37 0.07 2.79 0.83 0 0.25 0

165 14 119 26 275 2314 3 3 < < 54 32 11 3 1045 53

37.06

100.34

31.02 0.88 14.17 13.29 23.74 1.06 0.23 1.81 9.09 0.04 2.66 1.86 0 0.44 0.06

SHG035 Schaffhausen-Löwengässchen 2 SHG036 Schaffhausen-Löwengässchen 2 SHG037 Schaffhausen-Löwengässchen 2 22.33 0.75 10.51 19.23 29.35 3.77 0.18 1.73 8.13 0.06 1.84 1.82 0 0.16 0.08

2.00

1.51

43

39.1

97.45

0.39 2.40 17.20

0.39 2.60 8.80

94.24

10.47 4.50 35.09

12.44 33.46 12.90

Gi1 Bargen-Hertiwiese I 25.40

Gi2 Bargen-Hertiwiese I

22.14

Gi3 Bargen-Hertiwiese I 25.3

94.89

1.56

0.39 2.80 16.00

11.78 1.43 24.03

36.90

Gi4 Bargen-Hertiwiese I 40.4

96.45

1.56

0.39 2.50 12.00

11.51 10.30 31.09

27.10

Gi5 Bargen-Hertiwiese II 51.6

94.93

2.52

0.13 2.56 12.00

5.76 5.14 46.96

19.86

51.1

97.18

2.09

0.26 2.81 9.40

8.67 7.15 44.63

22.17

Gi6 Bargen-Hertiwiese II


Abkürzungen

AABW AfV AK AS ASA AJB BBUF Ber. RGK Ber. ZD CAR FBBW FBVF FBAM GDV JbAB JbGPV JbRGZM JbSGUF JbSol.Gesch. KA MA MAGZ NZZ SBKAM SHBG SLM SN StadtASH StASH UFAS UR Ver. GPV ZAK ZAM

Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg Amt für Vorgeschichte, Schaffhausen (heute Kantonsarchäologie) Archäologisches Korrespondenzblatt Archäologie der Schweiz Anzeiger für schweizerische Altertumskunde Archäologisches Jahr in Bayern Basler Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Berichte der Röm. German. Kommission Berichte der Zürcher Denkmalpflege Cahiers d’Archéologie Romande, Lausanne Fundberichte aus Baden-Württemberg Forschungen und Berichte zur Vor- und Frühgeschichte in Baden-Württemberg Forschungen und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg Germanische Denkmäler der Völkerwanderungszeit Jahresbericht der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt Jahresbericht Gesellschaft Pro Vindonissa Jahrbuch des Röm. German. Zentralmuseums, Mainz. Jahrbuch der Schweiz. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte (ehemals SGU) Jahrbuch für Solothurnische Geschichte Kantonsarchäologie Museum zu Allerheiligen, Schaffhausen Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich Neue Zürcher Zeitung Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters Schaffhauser Beiträge zur Geschichte Schweizerisches Landesmuseum Zürich Schaffhauser Nachrichten Stadtarchiv Schaffhausen Staatsarchiv Schaffhausen Ur- und frühgeschichtliche Archäologie der Schweiz, Basel Urkunde Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa, Brugg Zeitschrift für Schweizerische Archäologie und Kunstgeschichte Zeitschrift für Archäologie des Mittelalters

Fundstellen- und Fundbeschreibungen: A Abb. B B. Bd. Beil. BS D. Dm. fd FK G. H. I Inv. Kat. KS L. L.frag.

Aussenseite Abbildung Brand Breite Band Beilage Bodenscherbe Dicke Durchmesser Fadendurchmesser pro cm Fundkomplex Gewicht Höhe Innenseite Inventar Katalog Kulturschicht Länge Länge fragmentiert

li Lit. M. Mt Pl. R re RS Rs s. S. Slg. sp. Str. T. Tab. Taf. Vs WS

links Literatur Massstab Magerungstyp Planbeilage Randtyp rechts Randscherbe Rückseite siehe Seite Sammlung species Struktur Tiefe Tabelle Tafel Vorderseite Wandscherbe

355


Abbildungsnachweis Zahl = Abbildungsnummer

Amt für kirchliche Denkmalpflege, Trier: 100.

Kaufmann Bruno: 130–136.

Bundesamt für Landestopographie: 1 rechts, 21, 174.

Museum zu Allerheiligen: 1 links.

Burri T. (nach Brockmann-Jerosch 1929): 88.

Rehazek André: 123.

EMPA Dübendorf: 186, 187, 190 –194, 199.

Rentzel Philippe: 201–219.

Hofmann Franz: 5, 6, 172, 173.

Skultéty G.: 129.

Kantonsarchäologie Schaffhausen: 4, 8, 9, 11–15, 17–19, 22– 62, 75, 76, 78, 80–81, 85, 86, 90, 92–95, 97, 99, 102, 103, 104b–109, 124 –126, 145 –149, 155, 162–168, 180, 181, 183, 188 , 189, 197, 198, 200.

Staatsarchiv Schaffhausen: 138, 139, 141–144. Stiftsarchiv St. Gallen: 140. Württembergische Landesbibliothek, Stuttgart: 98.

Kantonsarchäologie Schaffhausen (Res Eichenberger): 0, 2, 3, 7, 20, 89, 153, 156, 234. Kantonsarchäologie Schaffhausen (Rolf Wessendorf): 10, 16, 72, 104a.

356

Zimmermann Walter: 137.


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Katalog

Vorbemerkungen zum Katalog Die Struktur des Kataloges weist unterschiedliche Ebenen auf. Eine erste Gliederung unterscheidet nach Zeit und Ort, eine zweite nach Fundkontexten. Das Numerierungssystem der aufgeführten bzw. im Tafelteil abgebildeten Objekte ist nicht einheitlich, sondern der unterschiedlichen Art der Befunde angepasst. Die prähistorischen und römischen Funde des Durachtales sind im Teil A aufgeführt und, soweit abgebildet, durchnumeriert (Taf. 1–6 und Abb. 20, Kat. 1–87). Teil B umfasst vorwiegend frühmittelalterliche Grabfunde. Der Katalog ist dementsprechend nach Fundstellen und Gräbern gegliedert (Taf. 7–10). Tafelhinweise im Text sind wie folgendes Beispiel zu lesen: Taf. 9,C.2.3 verweist auf die Objekte 2 und 3 im Ausschnitt C von Taf. 9, d. h. auf die Gürtelteile aus Grab 9 von Merishausen-Schwabengasse. In den Katalogteilen C–E sind die mittelalterlichen Siedlungsfunde von Berslingen (Teil C), Merishausen (D) und Bargen (E) aufgeführt. Die Funde aus den Grubenstrukturen 1A/B bis 57B der Wüstung Berslingen sind als geschlossene Komplexe vorgelegt (Taf. 11–48). Tafelhinweise im Text sind wie folgendes Beispiel zu lesen: Taf. 22,16A.8.9 verweist auf die Objekte 8 und 9 aus Grubenhaus 16A, die auf Tafel 22 abgebildet sind. Berslinger Funde von ausserhalb der grossen Grubenstrukturen sind nach Befunden geordnet, jedoch durchnumeriert abgebildet (Taf. 49–58, Kat. 1–179). Die Funde von Merishausen sind, soweit abgebildet, durchnumeriert vorgelegt (Taf. 59–65, Kat. 1–117). Alle im Katalog aufgeführten Funde von Bargen sind durchnumeriert vorgelegt (Taf. 66–73, Kat. 1–147). Tafelhinweise aller durchnumerierten Katalogteile sind wie üblich zu lesen: Taf. 61.45.46 zeigt beispielsweise auf die in Taf. 61 abgebildeten Webbrettchen mit den Katalognummern 45 und 46. Farbbezeichnungen: Farbe ohne nähere Angabe bezieht sich immer auf das Material (Ton, Glas etc.). Die Farbe des Überzuges bzw. der Oberfläche wird als solche ausgeführt. Verwendete Abkürzungen: RS = Randscherbe, WS = Wandscherbe, BS = Bodenscherbe, I = Innenseite, A = Aussenseite, Wdst. = Wandstärke, Bdst. = Bodenstärke, L. = Länge, B. = Breite, H. = Höhe, Dm. = Durchmesser, G. = Gewicht, Br. = Bruch, Vs = Vorderseite, Rs = Rückseite, Us = Unterseite, frag. = fragmentiert, T. = Tiefe. Erläuterung der Rand- bzw. Magerungstypen oben, S. 104ff. bzw. 308ff. Aufbewahrungsorte: MA = Museum zu Allerheiligen, SLM = Schweizerisches Landesmuseum Zürich.

A. Prähistorische und römische Funde Im Katalog aufgeführt sind nur die prähistorischen und römischen Funde von Schaffhausen-Berslingen und Merishausen, soweit sie nicht in anderen Aufsätzen bereits umfassend publiziert worden sind. Für die latènezeitlichen Funde von Merishausen-Barmen vgl. Höneisen 1989. Das vielfältige Fundmaterial von Bargen-Wootel wird an dieser Stelle nicht vorgelegt. Schaffhausen-Berslingen (Taf. 1– 2) Steinzeitliche Streufunde: 1 Rückenspitze. Silex. Weiss-grau. Grubenhaus 27c. MA 36386. 2 Dickenbännlispitze. Silex. Grau-schwarz. Lesefund bei Pfosten 2334. MA 36814. Latènezeitliches Kriegergrab (S. 23ff., Abb. 15): 3 Lanzenspitze. Eisen. Langes, ovales Blatt mit ausgeprägter Mittelrippe. An der Tüllenbasis noch ein Niet erhalten. Schaft: Esche. L. 20.6 cm. MA 3512.

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Schwertscheide. Eisen. Scheidenrückseite in vier nicht mehr weiter zusammensetzbaren, z. T. verbogenen Eisenblechfragmenten erhalten. An den Rändern haften z. T. Reste des umgefalzten Randes der Schauseite; unter der geschwungenen Mündung Reste einer an zwei Nieten befestigten bandförmigen Aufhängevorrichtung. Schauseite in sieben nicht weiter zusammensetzbaren Eisenblechfragmenten erhalten; deutliche Mittelrippe, Teile des umgefalzten Randes sowie ein Fragment der geschwungenen Scheidenmündung erkennbar. An verschiedenen Stellen haften im Eisenoxid eingelagerte Textilreste (Leinwandbindung; Garn aus nicht gezwirntem Hanf oder Leinen; Kette 14 fd/cm, Schuss 16 fd/cm; auf der Zeichnung gibt die Strichrichtung die Ausrichtung der Kette an). Nicht abgebildet: Längliches Eisenstück von annähernd rechteckigem Querschnitt (zugehörig? Griffteil des Schwertes?). MA 3514. Fibel. Eisen. Verdickter, rundgewölbter Bügel in zwei nicht direkt aneinander passenden Fragmenten erhalten. Leicht einziehender, dreieckig zurückgebogener Fuss mit Querwulst, ovalem Knoten und ev. knopfartigem, am Bügel anlehnenden Abschluss. Spirale und Teil der Nadel fehlen, Nadelspitze an der Nadelrast. Am kopfseitigen Bügelende, unter der Nadelrast, an der Fuss-Spitze sowie unter der Nadel haften Textilreste im Eisenoxid. MA 3515. Gürtelhaken. Bronze. Halbrundgebogenes Blech. Eine Längsseite offen, mit ovaler Öffnung in der Mitte. Die Schmalseiten als umgebogene Enden gearbeitet. An der Basis mit vier Querstrichpaaren und einem Längsstrichpaar verziert. Schmalseitenabschluss eines Gürtelhakens? L. 2.6 cm. MA 3517.

Nicht abgebildet: Skelettteile eines Kalbes: Schulterblatt, Oberarmknochen und Speiche des rechten Vorderarmes. MA 3511. Beschläg? Bronze. MA 3513. Objekt undef. Eisen. Stabförmig, leicht gebogen. L. 3.2 cm. MA 3516. Hallstatt- und latènezeitliche Streufunde: 7 Fibel vom Mittellatèneschema. Bronze. L. 8.9 cm. 30 cm westl. Pfosten 1175. MA 3488. 8 Fusszierfibel. Bronze. Hochgewölbter Bügel, verdickte Spirale und Nadel fehlen. Querstrichverzierte Bügelenden. Auf dem Nadelrastende aufgenietete, schälchenförmige Fusszier mit Querstrichverzierung, gestielter Basis und Korallen(?)einlage. L. 2.4 cm. Grab 30. Füllung; ca. 1m unter der Oberfläche, knapp über dem Skelett. MA 3489. In der Füllung lag auch ein (mittelalterlicher?) Spinnwirtel aus Kalkstein (MA 3490, Taf. 49.12). 9 Pfeilspitze mit Tülle. Bronze. L. 3.2 cm. Bei Struktur 48B. MA 3510. 10 Beschläg? Bronze. MA 3491. 11 Augenperle. Kugelig. Glas. Gelb, opak. Das mehrschichtige Auge zeigt sich in einer Abfolge blauer und weisser konzentrischer Kreise. Vermutlich befanden sich ein bis drei weitere Augen auf der Perle. L. 1.2 cm. Grubenhaus 15. MA 36268.1. 12 Beilklinge mit Tülle. Eisen. L. 10.4 cm. Pfosten 1176. MA 3492. 13 RS. Topf. Rand gewellt, leicht ausladend. Stark gemagert. A: ziegelrot. I: graubeige. Pfosten 1909. MA 3495. 14 RS. Miniaturgefäss. B: schwarz. A/I: Hell ziegelrot. Grob gemagert. H. 3.3 cm. Pfosten 1909. MA 3496. 15 RS. Kleingefäss. Rand leicht ausladend. Braun-schwarz. Pfosten 1909. MA 3501. 16 RS. Kleingefäss. Rand leicht ausladend. Hellbraun. Pfosten 1909. MA 3502. 17 RS. Fingertupfenleiste. Pfosten 87. MA 36577. 18 WS. Fingertupfenleiste. Weiss-hellbraun. Pfosten 71. MA 36575. 19 WS. Fingertupfenleiste. Weiss-hellbraun. Lesefund zwischen Pfosten 72 und 74. MA 36576.

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WS. Henkelansatz oder Traglappen. Mit Ansatz einer Fingertupfenleiste. Weiss-hellbraun. Bei Etter (Ostteil der Grabungsfläche); Lesefund beim Humusabdecken. MA 36205. Henkel. Tasse? Hellbraun. Pfosten 88. MA 36578. Kleingefäss. Ziegelrot. Dickwandig, grob gemagert. H. 8.7 cm. Grubenhaus 48A. MA 3506. Kleingefäss. Ziegelrot. Dickwandig, grob gemagert. H. 8.7 cm. Grubenhaus 48A. MA 3507. Schale. Ziegelrot. Dickwandig, grob gemagert. H. 6.6 cm. Grubenhaus 48A. MA 3508. RS. Topf. Abgesetzter Rand. Gefäss verziert. Br.: grau. A: rötlichbraun. Pfosten 79. MA 3957. BS. Topf. B: dunkelbraun. A/I: schwarz. Pfosten 79. MA 3959. BS. Topf. B: rötlichbraun. Pfosten 79. MA 3958. RS. Topf. B: dunkelbraun. A/I: schwarz. Grubenhaus 56. MA 36685. Möglicherweise vom gleichen Gefäss wie Kat. 26. WS. Ev. bei der Herstellung eines Spinnwirtels produzierter Ausschuss. Kurz vor dem Durchstoss zerbrach die Scherbe. Material und Wandstärke entsprechen nicht der mittelalterlichen Keramik von Berslingen, sondern weisen eher auf Prähistorisches. Entweder ist die Scherbe dem eisenzeitlichen Kontext von Berslingen zuzuordnen oder es handelt sich um die sekundäre Verwendung eines Lesefundes. Grubenhaus 35. MA 36421.

Nicht abgebildet: Rindenabschlag. Silex. Weiss. Verhüttungsplatz 1, Kulturschicht. MA 36153.3. Abschlagfragment. Silex. Grau; 1 Stein, verbrannt. Lesefund. MA 36618. Abschlag. Silex. Weiss. Grubenhäuser 57 A/B. MA 36632. Rindenabschlag. Silex. Weiss-rot; 1 Bohnerz. Pfosten 92. MA 36641. Splitter. Silex. Grau; 1 Bohnerz. Pfosten 93. MA 36642. Trümmerfragment. Silex. Rot-braun; Bergkristallspitze. Lesefunde. MA 36811. 3 Rindenabschläge. Silices. Lesefunde zw. Pfosten 1151 und 1152. MA 36812. 2 WS. Braun-schwarz. Pfosten 68. MA 36638. WS. Braun. Pfosten 81. MA 36639. WS. Braun. Pfosten 82. MA 36640. 3 WS. Pfosten 96. MA 36643. 2 WS. Braun. Pfosten 155. MA 36648. WS. Grob gemagert, graphitiert. Pfosten 1176. MA 3493. Verschollen. Kleingefäss. Schale mit abgesetztem Rand. H. 5.7 cm. Dm. 8.0 cm. Lesefund bei Pfosten 1528. MA 3494. RS. Hell ziegelrot. Dickwandig, schwammig. Lesefund. MA 3497. WS. Lesefund. MA 3498. 3 WS. Lesefund bei Pfosten 1197. MA 3499. WS. Hell ziegelrot bis dunkelgrau. Grob gemagert. Lesefund bei Pfosten 2022. MA 3500. 3 BS. Pfosten 1909. MA 3503. 34 WS. Pfosten 1909. MA 3504. WS. Ziegelrot. Dickwandig. Struktur 49. MA 3509. 2 WS. Pfosten 79. MA 3959.1. WS. Ziegelrot. Lesefund Umgebung Etter. MA 36114.1. WS. Rotbraun. Grob gemagert. Grubenhaus 55. MA 36173.4. WS. B: rot-braun. A/I: schwarz. Porös. Verhüttungsplatz 1, Schlackenhalde. MA 36193.10. WS. Braun. Grube 38b. MA 36449.2. WS. Hellbraun. Alte Strasse. MA 36521.1. WS. Schwarz. Grob gemagert. Lesefund. MA 36553.1.

Merishausen-Steinäcker (Taf. 3– 4) Latènezeitliche Funde: 30 RS. Topf. B: rotbraun. A/I: schwarz. MA 53800. 31 RS. Schale. Braun-schwarz. MA 53789. 32 RS. Schale. Braun-rot. MA 53792. 33 RS. Schale. Steilwandig. Braun. MA 53794. 34 RS. Schale. Braun-schwarz. MA 53813. 35 RS. Schale. A: schwarz-rot, I: rot. Grob gemagert. MA 53793. 36 RS. Schale. Braun. MA 53797. 37 RS. Schale. A: hellbraun, I. schwarz. MA 53795. 38 RS. Schale. Braun-rot. MA 53798. 39 RS. Schale. Schwarz. MA 53812. 40 RS. Schale. Braun-rot. MA 53816.

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41 42 43

44 45 46 47 48

RS. Schale. Rot-schwarz. MA 53828. BS. Wandung mit Flickloch. Hellbraun. MA 53799. BS. Topf mit abgesetztem Fuss. Durchgehend schwarz. Harter Brand. Glimmermagerung. Latènezeitlich? Brand und Magerung sprechen eher für eine frühmittelalterliche Datierung. MA 53801. BS. Topf. Braun. MA 53805. BS. Topf. Braun-schwarz. MA 53802. BS. Topf. A: Rotbraun, I: Braun. MA 53804. BS. Topf. Rotbraun. MA 53818. BS. Topf. Hellbraun-rötlich. MA 53791.

Merishausen-Bodenwiesen (Taf. 4–5) Latènezeitliche Funde: 49 RS. Topf. Braun. Harter Brand. Leichte Glimmermagerung. MA 53966. 50 RS. Topf. B: schwarz. A: braun. MA 53967. 51 RS. Topf. Braun. MA 53952. 52 RS. Schale. Braun. Harter Brand. MA 53950. 53 RS. Schale. Rötlich-braun. MA 53948. 54 RS. Schale. Randlippe abgebrochen. Unterhalb Rand flache Rille. Grau-braun. Glimmermagerung. MA 53980. 55 RS. Schale. Br.: Rotbraun. A/I: Schwarz-braun. MA 53965. 56 RS. Schale. Hellgrau-braun. MA 53949. 57 RS. Schale. Hellbraun. MA 53977. 58 RS. Schale. Rand flachkantig abgestrichen. Br.: Grauschwarz. A/I: hellbraun. MA 53934. 59 WS. Knubbe. Br.: schwarz. A: rötlich, I: hellbraun-schwarz. MA 53968. 60 RS. Schale. Randlippe abgebrochen. Mit randständiger länglicher Knubbe. Hellbraun. MA 53941. 61 WS. Topf. Reste von Kammstrich. Grau. MA 53954. 62 WS. Mit parallelen Rinnen. Grau. MA 53940. 63 WS. Siebgefäss. Wandung mehrfach durchlocht. Schwarz. MA 53935. 64 BS. Standfuss eines Hochgefässes. Br.: rötlichbraun. A/I: grau. MA 53936. 65 BS. Abgesetzter Standring. Feinkeramik. Grau. MA 53955. 66 BS. Dunkelbraun-schwarz. Leicht glimmerhaltig. MA 53937. 67 BS. Grau-braun. MA 53979. 68 BS. Topf. Br.: braun. A: rot. MA 53938. 69 BS. Topf. Br.: braun. A: rot. MA 53957. 70 BS. Topf. Br.: braun. A: rot. MA 53942. 71 Webgewicht. Keramik. Fragment mit Lochansatz. Br.: braun. A: rot. MA 53944.

Merishausen-Lätten (Taf. 5) Latènezeitlicher Streufund: 72 RS. Topf. Br.: braun-schwarz. A: rötlich-braun, I: schwarz-braun. MA 26616.

Merishausen-Acker Rössliwirt (Taf. 5) Latènezeitlicher Streufund: 73 RS. Topf. Br.: Schwarz-braun. A: Rötlich-braun, I: Braun-schwarz. Porös. Westlich von der Landstrasse. MA 56495. Nicht abgebildet: 5 WS. MA 56494.

Merishausen-Hofacker (Taf. 6) Latènezeitliches Grab (Abb. 18): 74 RS. Hochgefäss. Dünnwandig, handgemacht. Br.: Ziegelrot. Schulter mit 3–4 umlaufende Rillen. MA 51298 (Abb. 18.1). 75 BS. Fussteil eines Hochgefässes. Br.: Rotbraun. A/I: Braun-schwarz. MA 51299 (Abb. 18.2). Nicht abgebildet: Mehrere WS. Br.: Rotbraun. A/I: Braun-schwarz. MA 51300. Vermutlich vom Gefäss Kat. 74. Aus der Grubenfüllung: BS, Henkelfragment, Knochen. MA 51301.

Merishausen-Schulhaus (Taf. 6) Kratzer. Silex. Stirnfragment. Rostrot. Struktur 4, 1. Abstich. MA 43077 (Abb. 11.3).


Latènezeitliche Streufunde: 76 RS. Schüssel. Randkerbe. Br.: rot-braun, grob gemagert. A: braunschwarz; I: tongrundig. MA 43079. 77 WS. Topf. Br.: schwarz, grob gemagert. A: rot-braun; I: tongrundig. A: Kammstrich. MA 43083. Nicht abgebildet: 6 WS. Rotbraun-schwarz. MA 56454. WS. Br.: schwarz. A: rot. MA 56455.

Merishausen-Steinäcker (Taf. 6) Römische Streufunde: 78 RS. TS-Teller Drag. 36. Überzug fast völlig abgeschliffen. Sehr stark abgerollt. MA 23435.

Merishausen-Bodenwiesen (Taf. 6) Römische Streufunde: 79 WS. TS-Schüssel Drag. 37. Dickwandige Scherbe. Hellorange. Rotbrauner, matter Überzug. Dekoration mit aufeinander gestellten Kreisbögen auf doppeltem Kreisbogen ETTLINGER/ROTH-RUBI 1979, KB 3a, darin grosse Blätter P 3 und gefiedertes Blatt P 6a, alles wie DRACK U.A. 1990, Taf. 6,79 (dort als Ware aus Westerndorf bestimmt). Helvetische Ware? Nordostgruppe? Stark abgerollt. MA 39683. 80 WS. TS-Schüssel Drag. 37. Freie Dekoration mit Jagdszene. Laufender Hund nach rechts wie RICKEN/FISCHER 1963, T 147 oder T 147a. Rheinzabern. Bernhard Gruppen I–IIIa. Stark abgerollt. MA 39681. 81 RS. Einhenkelkrug mit Wulstrand. Braunweiss, mit etwas Schamott gemagert. Stark abgerollt. MA 39682.

Merishausen-Schulhaus (Taf. 6) Römische Streufunde: 82 Henkel. Krug. Ziegelrot, fein geschlämmt. MA 43036. 83 Henkel. Bruchstück eines zweistabigen Krughenkels. Hell-beige, mit Glimmer gemagert. MA 43068.

Merishausen-Lätten (Taf. 6) Römische Streufunde: 84 RS. Terra Nigra-Napf oder Schüssel mit Horizontalrand. Graubraun, fein geschlämmt. A/I: Dunkelgrauer, matter Überzug. Sehr stark abgerollt. MA 39677. 85 BS. Krug mit aussen gerilltem Standring. Hellbraun, fein geschlämmt. Sehr stark abgerollt. MA 39678. Nicht abgebildet: WS. TS, formal nicht bestimmbar. Sehr stark abgerollt. MA 39676. 2 daumennagelgrosse WS. Terra Nigra. Sehr stark abgerollt. MA 39679. 33 unverzierte WS. Tongrundige Drehscheibenware, rottonig. Max. Kantenlänge 4 cm, zumeist jedoch deutlich kleiner. Sehr stark abgerollt. MA 39680.

Merishausen-Randenhorn (Abb. 20.1) 86

ANTONINUS PIUS, 138–161 n. Chr. Sesterz, Rom 138 19.883 g, 360 G., 29.8 mm A 4/3, K 2/2 RIC III, 96, 520 (a od. b) MA 23136/HAV 143, NF 00828

Schaffhausen-Berslingen (Abb. 20.2) 87

GRATIANUS, 367–383 n.Chr. Aes III, Aquileia (?), 375–378 1.834 g, 180 G, 17.6 mm A 2/2, K 4/4 MA 53990, NF 00376 Gefunden in der Nähe des Strässchens.

B. Frühmittelalterliche Fundstellen und Funde Von den Gräbern liegen allesamt keine Grabzeichnungen vor. Einzig für die Gräbergruppe von Merishausen-Schwabengasse wurde eine Planskizze mit der Lage der Gräber, ohne Eintragung der Skelette und der Grabgruben, von W. U. Guyan erstellt (Abb. 24). Zur räumlichen Verbreitung, vgl. Abb. 21 und 22. Die Bestimmung der Perlen verdanken wir Y. Reich. 1. Bargen-Wootel (Abb. 21.1) Im Rahmen des Nationalstrassenbaus sind 1963 im obersten Durachtal, am Ausgang des kleinen Seitentals Wootel auch frühmittelalterliche Funde geborgen worden (oben, Zubler S. 236ff. und Abb. 167.4). Die genaue Fundlage ist nicht überliefert. Lit.: Guyan 1968c, 27–31. 2. Merishausen-Brunnengasse (Abb. 22.2) 1893 wurden eine männliche und eine weibliche Bestattung mit Beigaben angegraben. Nur das männliche Grab wird im Schaffhauser Intelligenzblatt erwähnt. Möglicherweise ist mit weiteren Gräbern zu rechnen, da beim Wohnhaus Weber-Dunkel in der Jauchegrube ein oder mehrere Gräber mit Schwert (angeblich das Skelett eines Individuums von 15 – 20 Jahren) aufgefunden wurden. Lit.: Schaffhauser Intelligenzblatt 5. 4. 1894; G. Wanner 1900, 43, 49; Höneisen 1996, 15. Grab 1 Erdgrab mit Sarg. T. 1 m. «Dürftige Reste stark vermoderten Eichenholzes» erhalten. Skelett: «Morsches, aber ziemlich vollständiges Gerippe eines Mannes von beträchtlicher Grösse, kräftigem Körperbau, mehr rundlichem als länglichem Schädel und auffallend schönem Gebiss». Mann. Beigaben: An rechter Körperseite Lanzenspitze (1), an linker Körperseite Messer (2). 1 Lanzenspitze (Taf. 7, A.1). Eisen. Soweit erkennbar, schmallängliches Blatt mit Mittelgrat. Runde Ganztülle, Abschluss teilweise erhalten. Von ehemals 3 Fragmenten 2 überliefert. L. ursprünglich 30 cm. L.frag. 24,5 cm. B. 2 cm. Dm. 3 cm. Stark fragmentiert. MA 4399. 2 Messer (Taf. 7, A.2). Eisen. Mit geknicktem Rücken. L. ursprünglich 12 cm. L.frag. 11,1 cm. B. 2,4 cm. Fragmentiert. MA 4398. Grab 2 Erdgrab? Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Frau. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Ringschmuck. Ohrring (Taf. 7, B.1). Bronze. Rundstabiger Draht, sekundär verbogen. 1 hakenförmig zurückgebogenes Ende erhalten. Unverziert. Dm. 7,8 cm. Fragmentiert. MA 4402. 2 Ringschmuck. Ohrring (Taf. 7, B.2). Bronze. Rundstabiger Draht. Enden nicht erhalten. Unverziert. Dm. 7,2 cm. Fragmentiert. MA 4401. 3 Ringschmuck. Armring. Verschollen. In der Erstpublikation (G. Wanner 1900, 43) wird auf «Armspangen» hingewiesen.

3. Merishausen-Hohlgasse (Abb. 22.3) 1921 schnitt man ein Männergrab beim Ausheben einer Grube an. Ausser dem Sax existierten möglicherweise weitere Beigaben, die nicht geborgen wurden. Lit: Höneisen 1996, 15. Grab 1 Erdgrab? Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Mann. Beigaben: Lage unbekannt.

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1

Sax, Langsax (Taf. 7, C.1). Eisen. Gerader Rücken, leicht abgesetzte kurze Griffangel. Beidseits des Rückens drei parallele Zierrillen. L. 66,6 cm. Klinge 57,6 cm. B. 3,9 cm. Gut erhalten. MA 23411.

4. Merishausen-Schwabengasse (Abb. 22.4) Anlässlich von Kanalarbeiten 1937 wurden unter der Leitung von W. U. Guyan 17 Bestattungen freigelegt, wobei sich die Untersuchung auf den Bereich der Kanalarbeiten beschränkte. Die Ausdehnung des Gräberfeldes ist unklar; mit Sicherheit sind nicht alle Gräber erfasst. Befunde und Lage der Beigaben sind nicht dokumentiert. Es fehlen Angaben zu Störungen und Grabformen. Nach dem Grabungsbericht handelt es sich um einfache Erdgräber; in zwei sollen sich Spuren von Holzsärgen gefunden haben. Der Gräberfeldplan (Abb. 24) enthält nur die Lage des Schädels. Lit.: JbSGU 29, 1937, 102; Guyan 1938b; ders. 1946a, 43ff.; ders. 1968a, 27ff., bes. 31; Moosbrugger-Leu 1971, 196ff., 216ff.; Windler 1994, 101f.; Höneisen 1996, 15. Grab 1 Erdgrab. T. 1,3 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Ohne Beigaben. Grab 2 Erdgrab. T. 1,3 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Ohne Beigaben. Grab 3 Erdgrab. T. 1,70 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Frau. Beigaben: Sämtliche im Armbereich. 1 Schmucknadel (Taf. 8,A.1). Bronze. Polyederkopf. Am oberen Schaftende parallele Rillen, Dreieckskerben, Zickzackbänder und Tannenzweigmuster. Alle 4 Seiten des Polyederkopfes mit Rauten und darin befindlichen, eingestempelten Kreisaugen. Weitere Kreisaugen auf der Oberseite und den 4 oberen Polyedern. Guss. L. 14,8 cm. B. 0,9 cm. Vollständig. Schaft zur Spitze leicht verbogen. MA 14503. 2 Schuhgarnitur. Gegenbeschläg (Taf. 8, A.2). Eisen mit Bronze. Triangulär, wohl zu Grab 3.5 oder 3.3 gehörig. 3 halbkugelige Nieten (Bronze). Silbertauschiert mit Punktband und innerem, unregelmässigem Zickzackband oder Schuppentauschierung. L. 3,9 cm. B. 1,9 cm. Vollständig. MA 14505. 3 Schuhgarnitur. Schnalle mit triangulärem Beschläg (Taf. 8, A.3). Eisen mit Bronze. Schnalle und Dorn fragmentarisch. 3 halbkugelige Niete aus Bronze. Beschläg silbertauschiert mit Punktbändern und innerem Kreuz. Auf der Rs Gewebereste (?). L.frag. 5,5 cm. B. 2,1 cm. Fragmentiert. MA 14506. 4 Schuhgarnitur. Riemenzunge (Taf. 8 , A.4). Eisen mit Bronze. Rundes Ende. 2 halbkugelige Niete (Bronze). Silbertauschiert im Schuppenmuster. L. 5,4 cm. B. 1,6 cm. Vollständig. MA 14504. 5 Schuhgarnitur. Wie Grab 3.3, Schnallenbügel nicht erhalten (Taf. 8, A.5). Eisen mit Bronze. Durchlochung für Dornbasis. Tauschiert. L.frag. 4,3 cm. B. 2,1 cm. Fragmentiert. MA 14507. 6 Perlenkette (Abb. 25). Glas. MA 14515. 1. ringf.-kugelig, mittige enge Welle und umlaufende Spirale: opak rotbraun, opak weiß, andere Farben unbekannt; L. 6,5 cm.-- 2. tonnenf., opak weiß; L. 7 cm.-- 3. zylindr., drei mittige Punkte und Randstreifen: opak bräunliches rot, opak gelb, opak weiß; L. 6 cm.-- 4. tonnenf., 6 Rippen, opak weiß glänzend; L. 7 cm.-- 5.,7. tonnenf., drei mittige Punkte in einer Farbe: z.T. sind die Dekorpunkte herausgefallen, opak rotbraun, opak gelb; L. 8 cm.-- 6. zylindr., opak d. grünblau; L. 8,5 cm.-- 8. zylindr., opak weiß; L. 8 cm.-- 9. ringf.-kugelig, mittige mehr als dreimal gekreuzte Welle: opak weiß, opak h. blau; L. 7 cm.-- 10. ringf.-kugelig, mittige enge Welle und umlaufende Spirale: opak bräunliches rot, opak d. grünblau, opak weiß; L. 8 cm.-- 11. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 4,5 cm.-- 12. zylindr., opak grün, Farbe nicht sicher bestimmbar; L. 3 cm. Grab 4 Erdgrab. T. 1,45 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Ohne Beigaben.

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Grab 5 Erdgrab. T. 2 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Beigaben: Lage nicht bekannt. 1 Schlacke. Eisen. Blaue Perle, in Eisenschlackenstück eingedrückt. Nicht erhalten. MA 14508. Grab 6 Erdgrab. T. 1,30-1,35 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Ohne Beigaben. Grab 7 Erdgrab. T. 1,2 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Ohne Beigaben. Grab 8 Erdgrab. T. 1,4 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Frau. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Gehänge. Zierscheibe (Taf. 8, B.1). Bronze. Durchbrochen, erkennbare Gussnähte. Zweizoniger Aufbau, Innenzone mit zentralem Kreis und 8 getreppten Speichen, Aussenzone mit alternierenden, je 4 getreppten Gabeln und 4 Rundgabeln. Dm. 8,5 cm. Vollständig. MA 14509. 2 Münze (Taf. 8, B.2). Bronze. Münze durchlocht, nicht bestimmbar. Dm. 2 cm. Stark fragmentiert. MA 14510.1. 3 Perlenkette (Abb. 25). MA 14510. 1.,2.,15. doppelkon., opak d. grünblau; L. 7,5 cm.-- 3.,4. ringf.-kugelig, opak d. grünblau; L. 2,5 cm.-5. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 6. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 7. ringf.-kugelig, opak d. grünblau; L. 3 cm.-- 8. doppelkon., opak rotbraun; L. 8 cm.-- 9. ringf.-kugelig, opak d. grünblau; L. 3 cm. -- 10., 11. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 12. ringf.-kugelig, opak d. grünblau; L. 3 cm.-- 13. ringf.-kugelig, opak d. grünblau; L. 2 cm. -- 14. doppelkon., opak d. grünblau; L. 10 cm. Grab 9 Erdgrab. T. 1,4 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Mann. Beigaben: Lage unbekannt 1 Sax. Breitsax (Abb. 25). Eisen. Lange Griffangel. L. 35 cm. Klinge 21 cm. B. 4,5 cm. Verschollen. MA 14511. 2 Gürtel. Zweiteilige Gürtelgarnitur (Taf. 8, C.2). Eisen. Rundes Beschläg, Pilzdorn, vermutlich Laschenkonstruktion. 3 halbkugelige Niete. Unverziert. Textile(?) Reste auf Us des Schnallenansatzes. L. 7,7 cm. B. 5,2 cm. Vollständig. MA 14514. 3 Gürtel. Rückenbeschläg (Taf. 8, C.3). Eisen mit Bronze. Rechteckig. 2 halbkugelige Niete aus Eisen und 2 aus Bronze. Unverziert. L. 3,8 cm. B. 3,3 cm. Vollständig. MA 14513. 4 Waffen. Pfeilspitze (Taf. 8, C.4). Eisen. Runde Ganztülle, schmallängliches Blatt mit leichtem Mittelgrat. L. 8,9 cm. B. 1,7 cm. Vollständig. MA 14512. Grab 10 Erdgrab. T. 1,4 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Frau. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Perlenkette (Abb. 25). 79 Perlen. MA 14515. 1. tonnenf., regelmäßig umlaufende Spirale in einer Farbe: opak weiß, opak bräunlichrot; L. 5,5 cm.-- 2. ringf.-kugelig mittige dreimal gekreuzte Welle mit drei mittigen Punkten: opak weiß, opak h.blau; L. 5,5 cm.-- 3. tonnenf., mittige dreimal gekreuzte Welle mit drei mittigen Punkten: opak rot, opak gelb; L. 8 cm.-- 4. ringf.-kugelig, mittige weite Welle mit drei mittigen Punkten: opak weiß, opak bräunliches rot; L 5 cm.-- 5. zylindr. mittige dreimal gekreuzte Welle mit drei mittigen Punkten: opak bräunliches rot, opak gelb; L. 7 cm.-- 6. ringf.-kugelig, opak gelb; L 3,5 cm.-- 7. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 8. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 6 cm, zwei Segm. --9.,10.,11. ringf.-kugelig opak gelb; L. 3,5 cm.-- 12. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 13. asym. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 4 cm.-- 14. asym.tonnenf., opak d. grünblau; L. 5 cm.-- 15. tonnenf., opak gelb; L. 4 cm.-- 16. tonnenf., opak rotbraun, glänzend; L. 5 cm.-- 17. tonnenf., opak d. grünblau; L. 8 cm, zwei Segm.-- 18. asym. ringf.-kugelig, opak rotbraun glänzend; L. 5,5 cm. -- 19. ringf.-kugelig, opak bräunliches rot; L. 5 cm.-- 20. ringf.-kuge-


lig, opak gelb; L. 2,5 cm.-- 21. tonnenf., opak rotbraun glänzend; L. 5 cm.-- 22. asym. ringf.-kugelig, opak weiß; L. 5 cm.-- 23. tonnenf., opak gelb; L. 4 cm.-- 24. Bernstein; asym. mandelf.; L. 8,5 cm.-- 25. ringf.-kugelig, opak h. schwarz; L. 5,5 cm.-- 26. tonnenf., mittige enge Welle, opak h. schwarz, gelb; L. 6 cm; Oberfläche und Muster sind schwer zu beurteilen; stark erodiert und verschmutzt.-- 27. tonnenf., opak, Farbe unbekannt, Originaloberfläche vollständig aberodiert; L. 9,5 cm.-- 28. assym. tonnenf., 9 und mehr Rippen: opak d. blau, Oberfläche stark erodiert, ursprüngliche Farbe schwer feststellbar; L. 10,5 cm.-- 29. ringf.-kugelig, 7 Rippen: opak h. schwarz, Oberfläche stark erodiert, wie gesintert; L. 6,5 cm.-- 30. ringf.-kugelig, 5 Rippen: opak h. schwarz, Oberfläche wie aberodiert oder gesintert; urspr. Farbe schwer feststellbar; L. 7 cm.-- 31. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 5 cm. -- 32. ringf.-kugelig, opak d. grün; L. 9 cm, zwei Segm.-- 33. tonnenf., opak h. schwarz, Oberfläche wie gesintert; L. 6,5 cm.-- 34. tonnenf., opak bräunliches rot; L. 8,5 cm. -- 35. zylindr., opak weiß; L. 7,5 cm. -- 36. asym.tonnenf., unregelmäßig gewellte, Schliere, in einer Farbe: opak rotbraun, opak weiß; L. 9 cm.-- 37. asymetr.tonnenf., opak h. schwarz, Oberfläche teilweise gesintert; L. 7 cm.-- 38. doppelkon., opak h. grünblau; L. 8 cm.-- 39. ringf.-kugelig, opak bräunliches rot; L. 5 cm.-- 40. doppelkon., opak bräunliches rot; L. 7,5 cm.-- 41., 42. ringf.-kugelig, opak h. schwarz, Oberfläche wie gesintert oder aberodiert; allfälliges Dekor nicht mehr feststellbar; L. 6 cm.-- 43. tonnenf., opak h. braun; L. 10 cm.-- 44. tonnenf., opak bläulichgrün; L. 8 cm.-45. tonnenf., opak weiß; L. 8 cm.-- 46. tonnenf., opak h. schwarz; Fadenloch an einer Seite stark ausgeweitet; L. 8 cm.-- 47. Form und Farbe nicht mehr erkennbar; Oberfläche stark aberodiert oder gesintert; L. 9 cm.-- 48. tonnenf., opak weiß; L. 8 cm.--49. doppelkon., 7 Rippen: opak d. grünblau; L. 6 cm.-- 50. tonnenf., opak bräunliches rot; L. 8 cm.-- 51. doppelkon., opak h. grünblau; L. 8 cm.-- 52. asym. tonnenf., opak h. schwarz, Oberfläche leicht aberodiert, gesintert; ursprüngliche Farbe nicht mehr feststellbar; L. 6,5 cm.-- 53. tonnenf., opak bräunliches rot; L. 8,5 cm.-- 54. ringf.-kugelig, mittige mehr als dreimal gekreuzte Welle: opak h. schwarz, opak gelb; Oberfläche z.T. aberodiert, Dekor kaum erkennbar; L. 7 cm.-- 55. tonnenf., opak bräunliches rot; L. 9 cm.-- 56. zylindr., opak h. schwarz; L. 7,5 cm.-- 57. ringf.-kugelig, mittige mehr als dreimal gekreuzte Welle; Oberfläche stark aberodiert; Dekor und Grundfarbe kaum erkennbar; opak Farbe unbekannt, opak gelb; L. 5 cm.-- 58. tonnenf., opak weiß; L. 9 cm.-59. tonnenf., opak h. schwarz; Oberfläche aberodiert, ursprüngliche Farbe unbekannt; L. 5,5 cm.-- 60. zylindr., opak weiß; L. 9 cm.-- 61. doppelkon., 7 Rippen: opak h. schwarz, Oberfläche aberodiert, Form schlecht erkennbar; L. 7 cm.-- 62. asym. ringf.-kugelig, opak h. schwarz; L. 6,5 cm.-- 63. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 4,5 cm.-64.,66.,67. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 65. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 2 cm.-- 68., 69. tonnenf., opak gelb; L. 3,5 cm.-- 70. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 71. tonnenf., opak gelb; L. 4 cm. -- 72.,73.,74. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 75. ringf.-kugelig, opak h. schwarz; L. 7 cm. Grab 11 Erdgrab. T. 1,25 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Frau. Ohne Beigaben. Grab 12 Erdgrab. T. 1,2 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Messer. Eisen. L. 10 cm. MA 14516. Grab 13 Erdgrab. T. 1,30-1,55 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Mann. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Sax. Breitsax (Abb. 25). Eisen. Lange Griffangel. L. 45 cm. Klinge 29 cm. B. 4,5 cm. Verschollen. MA 14517. 2 Saxscheide. Zierniet, umgebogener Rand (Taf. 8, D.2). Bronze. Auf Vs erkennbarer Nietkopf, vermutlich sekundär eingesetzt. Vs unverziert. Guss. Dm. 1,8 cm. Fragmentiert. MA 14526. 3 Saxscheide. Zierniet, umgebogener Rand (Taf. 8, D.3). Bronze. Wirbel mit 4 verschlungenen Tieren. Guss. Dm. 1,7 cm. Vollständig. MA 14527. 4 Saxscheide. Zierniet, umgebogener Rand (Taf. 8, D.4). Wie 13.3. Dm. 1,7 cm. MA 14528.

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Saxscheide. Zierniet, umgebogener Rand (Taf. 8, D.5). Wie 13.3. Auf Vs erkennbarer Nietkopf, vermutlich sekundär eingesetzt. Vollständig. Dm. 1,7 cm. MA 14529. 6 Saxscheide. Zierniet, umgebogener Rand (Taf. 8, D.6). Wie 13.3. Vermutlich sekundär eingesetzter Nietkopf und angrenzendes Tierornament plattgehämmert. Dm. 1,8 cm. MA 14530. 7 Gürtel. Schnalle mit zungenförmigem Beschläg (Abb. 25). Eisen. Bügel nicht erhalten, noch zwei Niete. Zweizeiliges Flechtband, mit einer Linie gefüllt. Rahmen mit Zickzackband und einfacher Strichtauschierung. Tauschiert. L. 8,7 cm. B. 3,8 cm. Verschollen. MA 14519. 8 Gürtelgarnitur. Rückenbeschläg (Abb. 25). Eisen. Quadratisch, Rahmen wie 13.7. Tauschiert, Kreis, geschnitten von zwei Halbkreisen. L. 3,5 cm. B. 3,5 cm. Verschollen. MA 14518. 9 Gürtel. Ösenbeschläg (Taf. 8, D.9). Bronze. Triangulär. Rs mit 2 Ösen. Ritzverzierung. Guss. Vollständig. MA 14526. 10 Gürtel. Ösenbeschläg (Taf. 8, D.10). Bronze. Quadratische, durchbrochene Grundform mit triangulärem Abschluss, eine der Ösen auf Rs fragmentiert. Guss. L. 3,2 cm. B. 2 cm. Vollständig. MA 14525. 11 Gürtel. Ösenbeschläg (Taf. 8, D.11). Bronze. Wie 13.10. Rs mit 3 Ösen und einer Flickstelle. 2 gegenständige Tierköpfe. Guss. L. 3,2 cm. B. 1,9 cm. Vollständig. MA 14524. Grab 14 Erdgrab. T. 1,6 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Ohne Beigaben. Grab 15 Erdgrab. T. 1,45 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Frau. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Gehänge. Zierscheibe (Taf. 8, E.1). Bronze. Durchbrochen. Zweizoniger Aufbau, Innenzone mit zentralem Kreis und 8 getreppten Speichen, Aussenzone mit 7 der ursprünglich 8 getreppten Gabeln. Guss. Dm. 8,5 cm. Fragmentiert. MA 14523. Grab 16 Erdgrab. T. 2,1 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Ohne Beigaben. Grab 17 Erdgrab. T. 2,1 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Erwachsen. Ohne Beigaben. Diverse Perlen, ohne Inventarnummer. Keinem Grab zuweisbar.

5. Merishausen-Schulhaus (Abb. 22.5) 1939 wurden beim Schulhaus einige Gräber ohne Beobachtung aufgedeckt. Dabei kamen eine defekte Eisenschnalle, eine defekte Bronzeschnalle und eine «kleine Bronzefibel in Schildform» zum Vorschein (Funde heute verschollen). Lit.: Höneisen 1996, 15. 6. Merishausen-Widem (Abb. 22.6) Beim Garagenbau stiess man 1953 auf ein Männergrab. Lit.: Verwaltungsbericht des Kantons Schaffhausen 1953, 9; Museumsverein Schaffhausen, Jahresber. 1953/54, 24; Höneisen 1996, 15. Grab 1 Erdgrab? T. 0,6-0,7 m. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Mann. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Sax. Langsax (Taf. 9, A.1). Eisen. Leicht gebogener Rücken. L. 70,2 cm. B. 4,7 cm. Griffl. 18 cm. Fragmentiert, an Klinge und Spitze stark korrodiert. MA 48662. 2 Ringschmuck? Fingerring (Taf. 9, A.2)? Bronze. Geschlossener, rundstabiger Ring. 3 umlaufende, parallele Rillen. Dm. 2,9 cm. Vollständig. MA 48663.

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h. grün; L. 5 cm.-- 14. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 9 cm, drei Segm. -- 15. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 5,5 cm, vier Segm.-- 16. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 4 cm.-- 17. Eisen? ringf.-kugelig, opak d. braun; L. 4,5 cm.-- 18. tonnenf., opak d. braun; L. 5,5 cm.-- 19. ringf.-kugelig, opak h. grün; L. 4 cm.-- 20. quaderförmig, mehr als 8 mittige u. randliche versetzte Punkte einer Farbe: opak rotbraun, opak gelb; L. ??.-- 21. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 8 cm, zwei Segm.-- 22. ringf.kugelig, opak bräunliches rot, Fadenloch an einer Seite nach aussen gestossen; L. 4 cm.-- 23. tonnenf., mehr als 8 unregelmäßige Tupfen einer Farbe: opak d. schwarz, opak gelb; L. 8,5 cm, zwei Segm. -- 24. doppelkon., regelmäßig umlaufende Spirale in einer Farbe: opak weiß, opak h. schwarz; L. 9,5 cm.-- 25. ringf.-kugelig, regelmäßig umlaufende Spirale in einer Farbe: opak rot, opak weiß; L. 7 cm.-- 26. Bernstein, assym. flach kugelig; L. 8,5 cm.-- 27. doppelkon., opak weiß; L. 7 cm.-- 28. Bernstein, asym. mandelförmig mit Mittelgrad; L. 9 cm.-- 29. doppelkon., opak weiß; L. 11 cm.-- 30. quaderförmig, mehr als 8 mittige u. randliche versetzte Punkte einer Farbe: opak d. grünblau, opak gelb; L. 9 cm.-- 31. Bernstein, flach mandelförmig, L. 8 cm.-- 32. doppelkon., opak h. blau; L. 12 cm.-- 33. ringf.-kugelig, opak d. braun; L. 4,5 cm.-- 34. tonnenf., mittige mehr als dreimal gekreuzte Welle: opak weiß, opak h. blau; L. 6 cm.-- 35. doppelkon., opak h. blau; L. 9 cm.-- 36. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 4,5 cm.-- 37. asym. ringf.-kugelig opak rotbraun; L. 5 cm.-- 38. doppelkon., opak h. grünblau; L. 8 cm.-- 39. ringf.-kugelig, opak d. braun; L. 4 cm.-40. doppelkon., unregelmäßig umlaufende Spirale in einer Farbe: opak d. grünblau, opak h. grün; L. 8 cm.-- 41. asym. tonnenf., opak d. grün; L. 6 cm.-- 42. tonnenf., opak gelb; L. 5 cm.-- 43. ringf.-kugelig, opak weiß; L. 4 cm.-- 44. tonnenf., mehr als 8 unregelmäßige Punkte einer Farbe: opak d. schwarz, opak gelb; L. 14 cm, drei Segm.-- 45. tonnenf., mittige dreimal gekreuzte Welle mit drei mittigen Punkten: opak bräunliches rot, opak gelb, opak gelb; L. 6 cm.-- 46. ringf.-kugelig, opak rotbraun; L. 5 cm.-- 47. tonnenf., opak gelb; L. 6,5 cm, zwei Segm.-- 48. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 5 cm, zwei Segm.-- 49. ringf.kugelig, opak h. grün; L. 3 cm.-- 50. gestreckt doppelkon., opak gelb; L. 14 cm.-- 51. ringf.-kugelig opak h. grün; L. 3,5 cm.-- 52. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 11,5 cm, vier Segm.-- 53. zylindr., schwach tl. d. blau; L. 14 cm.-- 54. ringf.-kugelig, opak bräunliches rot; L. 3,5 cm. -- 55. ringf.-kugelig opak h. grünblau; L. 3 cm.-- 56. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 7,5 cm, drei Segm.-- 57. tonnenf., opak h. grün; L. 3,5 cm.-- 58. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 9 cm, vier Segm.-- 59. ringf.kugelig, opak d. schwarz; L. 3 cm.-- 60. ringf.-kugelig; opak gelb; L. 5 cm, zwei Segm.-- 61. zylindr., schwach tl. d. blau; L. 12 cm.-- 62. ringf.-kugelig, opak d. schwarz; L. 7 cm; vier Segm.-- 63. zylindr.opak h. grün; L. 5 cm, zwei Segm.-- 64. ringf.-kugelig, opak d. schwarz; L. 2,5 cm.

7. Merishausen-Bodenwiesen (Abb. 22.7) Am Profil einer Baugrube wurde 1983 eine Kulturschicht beobachtet, die überwiegend spätlatènezeitliche Siedlungsfunde enthielt. Neben vereinzelten römischen Funden kamen zwei Schnallendorne aus Bronze zum Vorschein, die als Streufunde eingeordnet werden können. Lit.: JbSGUF 68, 1985, 230. 1

2

Dorn (Taf. 9, B.1). Bronze. Zierlich, fragmentiert, mit schildförmiger Basis, mit starkem Mittelgrat und verstärktem Dornende. Gesamtl. 2,7 cm. MA 53984. Dorn (Taf. 9, B.2). Bronze. Bandförmig, am Ende rundgebogen, mit zweifacher Ritz- und einer Kreuzverzierung. Gesamtl. 2,2 cm. MA 53963.

8. Merishausen-Dostental (Abb. 21.8) 1928 fanden Arbeiter bei der Neuanlage eines Waldweges eine eiserne Pfeilspitze, die als Einzelfund eingestuft werden kann. 1

Pfeilspitze, mit Schlitztülle (Taf. 9, C.1). Eisen. L. 7,2 cm. MA 47701.

9. Schaffhausen-Schwertstrasse (Abb. 21.9) 1869 kamen bei Fundamentierungsarbeiten des Post- und Bankgebäudes ein Männer- und ein Frauengrab zum Vorschein, «anderthalb Fuss tief unter der Brandschicht, die von dem grossen Brande des Jahres 1372 herrührt, nur einige Fuss neben der Stelle, wo eine 1856 beim Bau der Bahnhofstrasse verschüttete Krypta der Spitalkirche stand». Lit.: ASA 1, 1870, 131; G. Wanner 1900, 43; JbSGU 32, 1940, 169; Guyan 1941. Abb. 234: Beigaben Grab 1 und 2, SH Schwertstrasse.

Grab 1 Erdgrab? Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Mann. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Sax, Breitsax (Taf. 9, E.1; Abb. 234). Eisen. Lange, rechtwinklig abgesetzte Griffangel. L. 51,8 cm. Griffl. 20,2 cm. Klinge 31,6 cm. B. 4,7 cm. Fragmentiert. An Klinge und Spitze stark korrodiert. MA 4370. Grab 2 Grabtyp unbekannt. Skelett: Erhaltung und Lage unbekannt. Frau. Beigaben: Lage unbekannt. 1 Ringschmuck. Ohrring (Taf. 9, F.1; Abb. 234). Bronze. Rundstabiger Draht. Ineinander verhakte Enden, das eine mit S-Haken, das andere hakenförmig. Sekundär leicht verbogen. Unverziert. Dm. 7,7 cm. MA 4372. 2 Perlenkette (Abb. 234). MA 4371. 1. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 6 cm, zwei Segm.-- 2. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm.-- 3. ringf.-kugelig, opak d. schwarz; L. 3 cm.-- 4. ringf.-kugelig, schwach tl. h. braun; L. 4 cm.-- 5. ringf.-kugelig, opak h. grün; L. 3,5 cm.-- 6. ringf.kugelig, opak gelb; L. 5,5 cm, zwei Segm.-- 7. zylindr., schwach tl. d. blau; L. 13,5 cm.-- 8. ringf.-kugelig, opak h. braun; L. 4,5 cm.-- 9. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 4,5 cm, vier Segm.-- 10. ringf.-kugelig, opak gelb; L. 3 cm , zwei Segm.-- 11. ringf.-kugelig, opak h. grün; L. 3,5 cm.-- 12. ringf.-kugelig, opak h. braun; L. 5 cm.-- 13. zylindr., opak

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10. Schaffhausen-Schweizersbild (Abb. 21.10) 1891 bis 1893 wurde die wichtige Station späteiszeitlicher Rentierjäger unter der Leitung von J. Nüesch ausgegraben. Aus den oberen Fundlagen stammen eine bronzene Gürtelschnalle und eine schildförmige bronzene Gürtelhafte. Ein Zusammenhang mit einer Bestattung ist nicht belegt, ist aber nicht auszuschliessen. Lit.: JbSGU 40, 1949/50, 171f.; Moosbrugger-Leu 1971, 27, 124f.; Höneisen 1994, 149, Taf. 31,1–2. 1

2

Gürtelschnalle (Taf. 9, D.1). Bronze. Bügel oval, symmetrisch abgetreppte Dornbasisplatte. Bronze. Gesamtl. 3,8 cm, B. Dornbasis 2,1 cm. MA 42967. Gürtelhafte (Taf. 9, D.2). Bronze. Schildförmig. L. 2,3 cm. MA 42968.

11. Schaffhausen-Herblingen (Abb. 21.11) 1898 wurden in einer Kiesgrube drei «in den blossen Boden gebettete» Skelette mit spätmerowingischen Beigaben entdeckt. Nach Aussage des Fundberichtes waren die Skelette geostet; ein viertes (beigabenloses?) Skelett wird ohne nähere Angaben zusätzlich erwähnt. Anlässlich von Erweiterungsarbeiten 1978 an der Herblinger Strasse wurde der Bereich der frühmittelalterlichen Fundstelle erneut berührt und untersucht,


wobei sich jedoch keine Hinweise auf weitere Gräber ergeben haben. Lit.: ASA 1898, 140; G. Wanner 1900, 40; JbSGU 3, 1910, 145; Moosbrugger-Leu 1971, 87ff. Grab 1 Mann. 1 Sax. Langsax (Taf. 10, A.1). Eisen. Gerader Klingenrücken. Klinge teilweise fragmentarisch, in der oberen Hälfte Reste des eisernen, zwingenförmigen Scheidenrandbleches. Kurze, leicht abgesetzte, zur Schneide hin sich verbreiternde Griffangel, einmal gebrochen. Auf der Griffangel Reste des Holzgriffes mit längsgerichteter Holzmaserung. L. 76,2 cm. Klinge 60,9 cm. B. 4,5 cm. Fragmentiert. SLM 13265. 2 Griffzwinge des Saxes (Taf. 10, A.2)? Eisen. Bandförmiges Fragment, einmal gebrochen. Unterseite Holzreste. L.frag. 4,3 cm. B. 2,3 cm. Stark fragmentiert. SLM 13267.2. 3 Lanzenspitze (Taf. 10, A.3). Eisen. Schmallängliches Blatt. Beidseits des leichten Mittelgrates je eine eingestempelte Punktreihe, im unteren Blattviertel erkennbar. Ränder des Lanzenblattes teilweise korrodiert. (Ehemals sechskantige?) Rundtülle, Abschluss nicht erhalten, ein Nietloch. L. 39,5 cm. B. 3,1 cm. Dm. 3,2 cm. Fragmentiert. SLM 13266. 4 Pinzette (Taf. 10, A.4). Bronze. Zwei sich dem Ende zu trapezförmig verbreiternde Greifarme. Unverziert. L. 5,3 cm. B. 1,6 cm. Vollständig. SLM 13268. 5 Messer (Taf. 10, A.5). Eisen. Längsgemaserte Holzreste. L.frag. 6,9 cm. B. 2,8 cm. Fragmentiert. SLM 13267. 6 Funktion unbekannt. Eisen. Hakenförmiges Bruchstück, Rückenteil einer Schere (Taf. 10, A.6)? L.frag. 4,5 cm. Stark fragmentiert. SLM 13267.1. Grab 2 Mann. 1 Sax. Langsax (Taf. 10, B.1). Eisen. Leicht gekrümmter Klingenrücken. Auf einer Seite Zierrille erkennbar. Leicht abgesetzte, sich zum Ansatz hin verbreiternde Griffangel. Korrodierter Klingenrand. Spitze abgebrochen. L.frag. 54,5 cm. Klinge noch 35,6 cm. B. 4,2 cm. Fragmentiert. SLM 13269. 2 Pfeilspitze (Taf. 10, B.2). Eisen. Lanzettförmig, Mittelgrat, einmal gebrochen. In der Rundtülle Holzreste, ein seitliches Niet. L. 7,7 cm. Dm. 1 cm. Fragmentiert. SLM 13271. 3 Riemenzunge (Taf. 10, B.3). Eisen. Breitlanzettförmig, oberer Abschluss nicht erhalten. Unverziert. L.frag. 7,7 cm. B. noch 2,7 cm. Fragmentiert. SLM 13270. 4 Funktion unbekannt. Ring (Taf. 10, B.4)? Eisen. Stark korrodiert. Vierkantiger Querschnitt. Dm. 3 cm. SLM 13272. 5 Funktion unbekannt. Ring (Taf. 10, B.5)? Eisen. Stark korrodiert. Bandförmig, möglicherweise sind die sich überlappenden Enden mit einem quergerichtetem, bandförmigem Ringverschluss umgeben. Dm. 2,8 cm. SLM 13272. Grab 3 Indet/Erwachsen. 1 Messer (Taf. 10, C.1). Eisen. Geknickter Rücken. Griffangel nicht erhalten. L.frag. 9,1 cm. B. 1,4 cm. Fragmentiert. SLM 13273. 2 Messer (Taf. 10, C.2). Eisen. Geknickter Rücken. Stark eingeschwungene, geschweifte Spitze, Rest der Griffangel. Zierrille am Messerrücken. L.frag. 9,4 cm. B. 2 cm. Fragmentiert. SLM 13273. 3 Messer (Taf. 10, C.3). Eisen. Rest der Griffangel. L.frag. 11,1 cm. B. 1,8 cm. Fragmentiert. SLM 13273.

3 4 5 6 7

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19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

31 32 33 34

Nicht abgebildet: WS mit Flickloch. Magerungstyp: D1. MA 36003.1. 2 WS mit Kornriss. Magerungstyp: D1. MA 36003.3, 36003.4. 3 WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Magerungstyp: D2. MA 36003.5, 36003.7, 36003.11. 2 WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C1. MA 36017.2, 36017.4. BS. I: gesandet. MA 36018.12. 2 BS. MA 36003.2, 36018.11. 65 WS und 2 BS. MA 36003. 2 WS. MA 36017, 36018. Flechtwerklehm. G. 678 g. MA 36004.

Grubenhaus 3 (Taf. 12) 1

C. Mittelalterliche Funde von Schaffhausen-Berslingen Sämtliche, auch nicht abgebildete Funde aufgeführt.

Strukturen 1 A/B (Taf. 11–12) 1 2

RS. Randtyp: R6. Magerungstyp: D1. MA 36014. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: C2. MA 36011 (Abb. 72.19). RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R9. Magerungstyp: D2. MA 36009. RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: C2. MA 36008. RS. Zwei vertikal verlaufende, flaue Riefen auf der Schulter, ev. zufällig im Zuge der Überarbeitung entstanden. Randtyp: R7. Magerungstyp: D2. MA 36012. RS. Magerungstyp: Unbestimmt, Einzelscherbe. MA 36016. RS. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36005 (Abb. 72.8). RS. Randtyp: R8. Magerungstyp: D1. MA 36013. RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: D2. MA 36007. WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36003.8. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C1. MA 36017.1. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Magerungstyp: D2. MA 36003.6. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Magerungstyp: D1. MA 36003.12. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D1. MA 36003.9. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Magerungstyp: D1. MA 36003.10. RS eines offenen Gefässes. In regelmässigem Abstand feine, vertikale Eindrücke unter dem Rand. I: feine Verstrichspuren. Magerungstyp: D2. MA 36010. BS. I: gesandet. MA 36018.10. BS. I: gesandet. Magerungstyp: D1. MA 36018.9. BS. Magerungstyp: D2. MA 36018.2. BS mit Quellrand. Magerungstyp: C1. MA 36018.6. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36018.7. BS. Magerungstyp: D2. MA 36018.5. BS. Magerungstyp: D2. MA 36018.4. BS mit Quellrand. MA 36018.8. BS mit Quellrand. Magerungstyp: C1. MA 36018.3. BS mit Bodenzeichen. I: feine, konzentrische Drehrillen. Magerungstyp: D1. MA 36018.1. Messer. Eisen. L. 15.7 cm. G. 25 g. MA 36024. Messer. Griffangel am Ende abgebrochen. Reste der organischen Schäftung an der Angel in Eisenoxyd abgeformt erhalten. Eisen. L. 19.0 cm. G. 40 g. MA 36019. Messer. Spitze abgebrochen. Eisen. L. 13.6 cm. G. 26 g. MA 36020. Messer. Fragment der Klinge. Eisen. L. 8.7 cm. G. 10 g. MA 36021. Messer. Griffangel. Reste der hölzernen Schäftung in Eisenoxyd abgeformt erhalten. Eisen. L. 6.0 cm. G. 7 g. MA 36022. Ahle. Der vorderste Teil der runden Spitze fehlt. Der vierkantige Schaft endet quer abgehauen in einer nicht überarbeiteten, scharfen Kante. Eisen. L. 8.0 cm. G. 4 g. MA 36023.

2

WS oder BS mit Kammstrich oder Bearbeitungsspuren(?). Magerungstyp: B2. MA 36025.2. Hakensporn. Am bandförmigen Fersenbogen ist der pinienzapfenförmige Dorn angenietet. Die Dornbasis trägt zwei umlaufende Rillen. Die kurzen, stabförmigen Schenkel sind zu Hakenösen nach aussen umgeschlagen. Eisen. L. 8.1 cm. B. 8.1 cm. G. 19 g. MA 36025.3.

Nicht abgebildet: WS mit Flickloch. Magerungstyp: C1. MA 36025.1. 7 WS. Magerungstyp: 3 B2, 1 C1, 1 D1, 2 D2. MA 36025.

RS. Randtyp: R1. Magerungstyp: C1. MA 36015. RS. Randtyp: R1. Magerungstyp: C1. MA 36006.

371


Grubenhaus 4 (Taf. 12) 1 2

RS mit Wellen- und Rillenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36504. Band (?). Funktion unklar. Eisen. L. 8.8 cm. G. 8 g. MA 36506.

Nicht abgebildet: WS. MA 36505. Verschollen.

Struktur 5 (Taf. 13–15) 1 2 3 4 5 6 7

8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42

43 44

45 46

372

47

RS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Randtyp: R9. Magerungstyp: D2. MA 36082. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36089. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36090. RS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Randtyp: R9. Magerungstyp: D2. MA 36075. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R7. Magerungstyp: D2. MA 36076. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36079 (Abb. 72.21). RS. Horizontal umlaufende Riefen auf der Gefässwandung (Überarbeitung), im Bruch sind die Kontaktlinien der Tonwülste erkennbar. Randtyp: R12. Magerungstyp: D1. MA 36088. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36091. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36085. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R7. Magerungstyp: D2. MA 36084. RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: D2. MA 36092. RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D2. MA 36083. RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D2. MA 36093. RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D2. MA 36080. RS. Randtyp: R12. Magerungstyp: D2. MA 36077. RS eines offenen Gefässes. Randtyp: R13. Magerungstyp: D3. MA 36100 (Abb. 210). RS eines offenen Gefässes. Randtyp: R13. Magerungstyp: D3. MA 36111.9. WS mit Flickloch und Verstrichmuster. MA 36111.15. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36111.8. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36111.6. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36111.10. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Magerungstyp: D2. MA 36111.13. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36111.2. BS mit Quellrand und Verstrichmuster. Magerungstyp: D2. MA 36101. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D1. MA 36098. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D3. MA 36099. BS mit Quellrand. MA 36103.5. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36103.3. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36103.4. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36103.6. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D1. MA 36103.8. BS. Magerungstyp: D2. MA 36103.9. BS. MA 36095. BS. Magerungstyp: D1. MA 36103.13. BS. MA 36103.1. BS. Magerungstyp: C1. MA 36103.12. BS. Magerungstyp: D2. MA 36103.11. BS mit Bodenzeichen (Kreis mit Mittellinie). Magerungstyp: D2. MA 36097. BS mit Bodenzeichen (einfaches, gleicharmiges Kreuz) und Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36096. BS mit A: Bodenzeichen (Radkreuz) und I: Drehriefen. Magerungstyp: D2. MA 36094 (Abb. 72.22). Hohlgriff. Magerungstyp: D3. MA 36111.14. Klingenfragment eines Gerätes. Heft vom Rücken nicht abgesetzt, Klingenform unklar. Stark beschädigt. Eisen. L. 9.3 cm. G. 9 g. MA 36107. Messer. Spitze abgebrochen. Eisen. L. 21.0 cm. G. 76 g. MA 36105. Hufeisen. Schmale Rute mit gratig erhöhten Seitenkanten und längsrechteckigen Nagelsenken. Rutenende nicht erhalten. Eisen. L. 7.1 cm. G. 45 g. MA 36106. Klemmpinzette (?). Klemmring über den Backen arretiert. Eisen. L. 5.3 cm. G. 2 g. MA 36108. Ahle. Runder Querschnitt an der Spitze, der vierkantige Schaft endet einfach abgehauen in einer nicht überarbeiteten, querlaufenden Kante. Eisen. L. 9.4 cm. G. 5 g. MA 36109.

Riemenzunge (?). Spitz zulaufendes Band. An der Basis abgebrochen, Befestigungssystem nicht mehr erkennbar. Eisen. L. 6.7 cm. G. 5 g. MA 36109.1.

Nicht abgebildet: RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: C1. MA 36074. RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: D2. MA 36078. RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: C2. MA 36086. RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: D2. MA 36087. 2 WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36111.1, 36111.5. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D1. MA 36111.3. WS mit Flickloch. Magerungstyp: D2. MA 36111.16. WS mit Verstrichmuster und Kornriss. Magerungstyp: D2. MA 36111.11. 2 WS mit Kornriss. MA 36111.4, 36111.12. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36103.15. 3 BS. MA 36103.2, 36103.7, 36103.14. 2 WS und 4 BS. MA 36103. 105 WS und 2 BS. MA 36111, 36111.7. Webgewicht. Kleines Fragment eines vermutlich ovalen Webgewichtes. Ton. G. 40 g. MA 36104. 2 Fliessschlacken der Verhüttung mit typischer Fliesstextur. G. 10 g. MA 36105.1.

Grubenhaus 6 (Taf. 16 –17) 1

Topf mit Wellen- und Rillenbandzier. Aus mehreren Bruchstücken rekonstruiert, mit der Variante eines steileren Wandverlaufs im Gefässunterteil. Magerungstyp: B1. MA 36028. 2 WS mit Rillenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36031.15. 3 WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36031.13. 4 WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36031.10 (Abb. 72.14). 5 WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36031.11. 6 BS mit Wellenlinien- und Rillenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36031.9. 7 RS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36027. 8 RS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36026 (Abb. 72.12 und 202). 9 BS. Magerungstyp: B1. MA 36031.1. 10 BS mit Quellrand. Magerungstyp: B1. MA 36031.7. 11 WS mit Kammstrich. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36031.16. 12 Dünnes, rundum abgebrochenes Blech. Funktion unklar. Eisen. L. 5.6 cm. G. 8 g. MA 36031.17. 13 Schmales Band. Funktion unklar. Eisen. L. 4.9 cm. G. 2 g. MA 36031.17. Nicht abgebildet: 2 WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36031.12, 36031.14. 3 BS. Magerungstyp: B1. MA 36031.2, 36031.4, 36031.6. 3 WS. MA 36031.

Grubenhaus 8 (Taf. 17) 1 2 3

RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: C2. MA 36044.1. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36044.2. BS mit Quellrand. Magerungstyp: C2. MA 36044.3.

Struktur 9 (Taf. 17) 1

RS, innen leicht gekehlt. Wellenband- und Wellenlinienzier. Magerungstyp: B2. MA 36032.

Grubenhaus 10 (Taf. 17) 1 2 3

RS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B2. MA 36033 (Abb. 203). WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B2. MA 36034.1. WS mit Kammstrich. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36034.

Grube 11 (Taf. 18–19) 1 2

RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R7. Magerungstyp: D2. MA 36038.1. RS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Randtyp: R5. Magerungstyp: D2. MA 36037.


3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37

38 39

RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D1. MA 36038. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36035. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36038.2. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36038.8 (Abb. 208 und 209). RS. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36038.6. Ösenhenkel. MA 36042.1. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36042.25. WS mit Wellenlinienzier. MA 36042.40. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36042.34. WS mit Wellenlinienzier. MA 36042.22. WS mit Wellenlinienzier. MA 36042.43. WS mit Wellenlinienzier. MA 36042.36. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36042.37. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36042.23. WS mit Wellenlinienzier. MA 36042.26. WS mit Wellenlinienzier. MA 36042.35. WS mit Wellenlinienzier. MA 36042.39. BS mit Flickloch. MA 36042.2. BS. MA 36042.17. BS mit Quellrand. MA 36042.21. BS. MA 36042.20. BS. MA 36042.14. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz) und Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36042.3. BS mit Bodenzeichen (Rad(?)kreuz). Magerungstyp: D2. MA 36042.5. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz) und Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36042.8. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz). Magerungstyp: D1. MA 36042.9. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz?). Magerungstyp: D2. MA 36042.7. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz). Magerungstyp: D2. MA 36042.6. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz). Magerungstyp: D2. MA 36042.18. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz). Magerungstyp: D2. MA 36042.4. Rundel. Rund zugerichtete WS. MA 36042.47. Rundel. Rund zugerichtete WS. MA 36042.48. Messer. Angel abgebrochen. Eisen. L. 12.3 cm. G. 27 g. MA 36039. Messer (?). Griffangel. Eisen. L. 2.8 cm. G. 2 g. MA 36043.5. Vollschlüssel mit geschlitztem Schaft und fragmentiertem, ursprünglich rautenförmigem Griff. In einem Stück geschmiedet. Eisen. L. 4.4 cm. G. 8 g. MA 36043.4. Hufnagel. Eisen. L. 2.9 cm. G. 2 g. MA 36043.3. Ahle. Durchgehend vierkantiger Querschnitt. Der Schaft endet einfach abgehauen in einer nicht überarbeiteten, querlaufenden Kante. Eisen. L. 9.3 cm. G. 6 g. MA 36043.1.

Nicht abgebildet: RS. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36038.7. RS. Randlippe abgebrochen. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: D1. MA 36038.5. RS. Randlippe abgebrochen. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: C2. MA 36042.46. 9 WS mit Wellenlinienzier. MA 36042.24, 36042.28–30, 36042.32, 36042.33, 36042.38, 36042.42, 36042.44. 3 WS mit Verstrichmuster. MA 36042.27, 36042.31, 36042.41. WS mit Flickloch. MA 36042.45. BS mit Quellrand. MA 36042.49. 5 BS. MA 36042.11, 36042.12, 36042.15, 36042.16, 36042.19. 130 WS. MA 36042. Verbogener Nagelschaft (?) mit quadratischem Querschnitt. Eisen. L. 4.1 cm. G. 3 g. MA 36043.2. Flechtwerklehm. G. 345 g. MA 36040.1. 4 rostende Schlacken. G. 11 g. MA 36040. Dünner Schlackenzapfen der Verhüttung. G. 4 g. MA 36043.

6 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R7. Magerungstyp: C2. MA 36053. 7 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36046. 8 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R9. Magerungstyp: D1. MA 36050. 9 RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: D3. MA 36047 (Abb. 72.24). 10 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.14. 11 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.34. 12 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.24. 13 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.2. 14 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.12. 15 WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36056.23. 16 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.25. 17 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.19. 18 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.20. 19 BS. MA 36056.10. 20 BS mit Quellrand. MA 36056.6. 21 BS mit Quellrand. MA 36056.7. 22 BS mit Bodenzeichen (Radkreuz) und Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36056.8. 23 BS mit Bodenzeichen (Radkreuz) und Quellrand. Magerungstyp: D1. MA 36056.3. 24 BS mit Bodenzeichen (Kreuz?). Magerungstyp: D2. MA 36056.11. 25 BS mit Bodenzeichen (Radkreuz). Magerungstyp: D1. MA 36056.35. 26 Messer. Fragment der Klinge. Eisen. L. 7.0 cm. G. 9 g. MA 36059. 27 Messer (?). Griffangel. Eisen. L. 5.6 cm. G. 4 g. MA 36059.1. Nicht abgebildet: RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: D1. MA 36049. RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: C2. MA 36051. WS mit zwei Flicklöchern MA 36056.1. 12 WS mit Wellenlinienzier. MA 36056.4, 36056.16–18, 36056.26, 36056.27, 36056.29–33, 36056.36. 3 WS mit Verstrichmuster. MA 36056.13, 36056.15, 36056.21. 2 WS mit Kornriss. MA 36056.22, 36056.28. 2 BS. MA 36056.5, 36056.9. 142 WS. MA 36056. Flechtwerklehm. G. 241 g. MA 36057.1. Rostende Schlacke. G. 3 g. MA 36057.

Grubenhaus 13 (Taf. 21) 1 2 3 4

Grubenhaus 15 (Taf. 1) Taf. 1.11 Ringförmig-kugelige Augenperle aus gelbem, opakem Glas. L. 1.2 cm. G. 2 g. Latènezeitlich. MA 36268.1. Nicht abgebildet: WS. Magerungstyp: C1. MA 36268. 1 kleines Fragment Fliessschlacke (Verhüttung) und 1 dichte rostende Schlacke. G. 170 g. MA 36443.

Grubenhaus 16 A (Taf. 22) 1 2

Grubenhaus 12 (Taf. 20 – 21)

3 4 5 6 7

1 2 3

8

4 5

RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D3. MA 36052. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36045. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R5. Magerungstyp: C2. MA 36055 (Abb. 72.18). RS. Randtyp: R8. Magerungstyp: D1. MA 36048. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R7. Magerungstyp: C2. MA 36054.

RS eines offenen Gefässes. Magerungstyp: B2. MA 36060.2. WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B2. MA 36060.3. RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: C2. MA 36060.1. Webgewicht. Kugelig. Zu etwa einem Drittel erhaltenes Webgewicht mit Gebrauchsspuren (Fadeneinschnitte). Ton. B. 7.2 cm. G. 220 g. MA 36061.

9

RS mit Flickloch und Wellenlinienzier. Randtyp: R1. Magerungstyp: C1. MA 36282. WS mit Flickloch und Wellenlinienzier. Magerungstyp: C1. MA 36283. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C1. MA 36285.2. BS mit Quellrand. Magerungstyp: C1. MA 36284.2. BS. Magerungstyp: C1. MA 36284.4. BS. Magerungstyp: C1. MA 36284.3. Hufeisen. Stark korrodiertes Rutenende ohne Stollen. Ansatz des ersten Nagelloches bei der Bruchstelle. Eisen. L. 4.9 cm. G. 15 g. MA 36288. Ahle. Durchgehend vierkantiger Querschnitt. Eisen. L. 7.8 cm. G. 5 g. MA 36286. Ahle. Durchgehend vierkantiger Querschnitt. Eisen. L. 10.7 cm. G. 10 g. MA 36287.

373


Nicht abgebildet: WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C2. MA 36285.1. BS. I: gesandet. Magerungstyp: C1. MA 36284.1. 18 WS. MA 36285.

Grubenhaus 16 B (Taf. 22 – 24) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

14 15

16 17

RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R5. Magerungstyp: C2. MA 36270. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36272. RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: C2. MA 36273. RS mit Flickloch und Wellenlinienzier. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36269. RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36271. WS mit Wellenlinienzier. MA 36277.5. WS mit Wellenlinienzier. MA 36277.4. BS. MA 36276.1. BS. MA 36276.2. BS mit Quellrand. MA 36277.1. Messer der Gerberei (?). Gebogenes Klingenfragment mit kurzer, verdickter Griffangel. Eisen. L. 9.4 cm. G. 9 g. MA 36278. Webgewicht. Zylindrisch. Zu zwei Dritteln erhalten, leicht deformiert. Ton. B. 7.5 cm. G. 600 g. MA 36281.5. Webgewicht. Oval. Fast vollständig erhalten. An beiden Lochseiten befinden sich Gebrauchsspuren in der Form von Fadeneinschnitten. Ton. B. 6.5 cm. G. 800 g. MA 36281.1. Webgewicht. Zylindrisch. Zu 80% erhalten. Drei tiefe Fingereindrücke auf einer Flachseite. Ton. B. 7.5 cm. G. 670 g. MA 36281.2. Webgewicht. Zylindrisch. Zur Hälfte erhalten. Mit flauem Fadeneinschnitt (Gebrauchsspur) auf einer und unregelmässigen Einstichmustern auf beiden Flachseiten. Ton. B. 7 cm. G. 500 g. MA 36281.3. Webgewicht. Kleines Fragment mit Einstichreihe. Ton. G. 10 g. MA 36281.13. Webgewicht. Kugelig. Fast vollständig erhalten. Von zwei doppelten Einstichreihen befindet sich eine, deutlich erkennbare auf der Rundung und eine zweite, durch Abplatzung gestörte am Übergang von der Rundung zur Lochseite. An beiden Lochseiten befinden sich als Gebrauchsspuren ein bzw. zwei Fadeneinschnitte. Ton. B. 8 cm. G. 1020 g. MA 36281.4.

Nicht abgebildet: 2 WS mit Flickloch. MA 36274, 36275. WS mit Verstrichmuster. MA 36277.6. 4 BS. MA 36276.3, 36276.4, 36277.2, 36277.3. 39 WS. MA 36276, 36277, 36277.7, 36277.8. Webgewicht. Kugelig. Deformiert, mit mehreren unklaren «Nebenlöchern», die ev. von groben organischen Magerungsbestandteilen (z.B. Zweigen) stammen. Ton. G. 560 g. MA 36281.6. Webgewicht. Zylindrisch. Fragment. Ton. Dm. 9.5 cm. G. 250 g. MA 36281.7. Webgewicht. Zylindrisch. Kern; Aussenhaut kaum erhalten. Ton. G. 490 g. MA 36281.8. Webgewicht. Kugelig. Knappe Hälfte erhalten. Mit schwach erkennbarem Fadeneinschnitt (Gebrauchsspur) an einer Lochseite. Ton. B. 7.6 cm. G. 440 g. MA 36281.9. Webgewicht. Fragment mit Fadeneinschnitt (Gebrauchsspur) an einer Lochseite. Ton. G. 180 g. MA 36281.10. Webgewicht. Kugelig. Zu einem Viertel erhalten. Ton. B. 8.1 cm. G. 260 g. MA 36281.11. Webgewicht. Zylindrisch. Leicht deformiertes Fragment. Ton. G. 220 g. MA 36281.12. Diverse Fragmente mehrerer Webgewichte, die teilweise wohl zu den Webgewichten MA 36281.1 bis 36281.13 gehören. Ton. G. 122 g. MA 36279. Diverse Fragmente mehrerer Webgewichte, die teilweise wohl zu den Webgewichten MA 36281.1 bis 36281.13 gehören. Ton. G. 2460 g. MA 36281. Flechtwerklehm. Zwei grosse Fragmente. G. 1485 g. MA 36280.

Grubenhaus 17 (Taf. 25) 1 2 3 4 5

374

RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R1. Magerungstyp: C2. MA 36290 (Abb. 72.15 und 206). RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: B1. MA 36291. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R1. Magerungstyp: C2. MA 36289. BS. Magerungstyp: C2. MA 36293. BS. Magerungstyp: C2. MA 36294.1.

6

7 8 9

Halbkreisförmiger, beweglicher Bügel mit runden, flachen Ösenplatten an den Enden. Reste der Befestigungsglieder in den Ösen erhalten. Teil einer beweglichen Verbindung. Funktion unklar. Eisen. L. 2.8 cm. G. 2 g. MA 36297. Messer. Fragment der Klinge. Eisen. L. 10.7 cm. G. 22 g. MA 36296. Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 6.5 cm. G. 4 g. MA 36295. Knochennadel aus der Fibula eines Schweines. Das Öhr befindet sich im Gelenkbereich des Knochens, die Spitze ist abgebrochen. L. 3.7 cm. MA 36298.

Nicht abgebildet: 14 WS. MA 36294.

Grubenhaus 18 (Taf. 25 – 26) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16

17

18

19

RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: B1. MA 36299.5. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36299.3. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36299.4. RS mit Flickloch und Wellenlinienzier. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36299.1. RS eines offenen Gefässes. Magerungstyp: C1. MA 36299.7. RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: C1. MA 36299.2. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36299.6. WS mit Wellenlinienzier. MA 36299.16. WS mit Wellenlinienzier. MA 36299.10. WS mit Wellenlinienzier. MA 36299.14. BS. MA 36299.19. BS. MA 36299.27. BS mit Bodenzeichen (Kreuz?) und Quellrand. Magerungstyp: C2. MA 36299.23. BS mit Bodenzeichen (einfaches, gleicharmiges Kreuz). Magerungstyp: C2. MA 36299.21. BS. MA 36299.18. Sporn (?). Seitenkanten und Schenkelende streifentauschiert, in die verbreiterte Schenkeloberfläche ist ein feingliedriges Kreuz mit Rauteneinfassung tauschiert. Reste einer Nietbefestigung im Schenkelende. Eisen mit Kupfertauschierung und gelblichen Resten einer Kupferlegierung. L. 1.9 cm. G. 2 g. MA 36303.1. Webbrettchen mit eingeschnittener Rillenverzierung in Gestalt eines doppelten, über Eck gestellten Rhombus mit eingeschriebenem Kreuz. Oberfläche durch Wurzelfrass beschädigt. Geweih oder Knochen. L. 2.5 cm. B. 2.5 cm. MA 36301. Webbrettchen mit eingeschnittener Rillenverzierung in Gestalt eines doppelten, über Eck gestellten Rhombus mit eingeschriebenem Kreuz. Oberfläche durch Wurzelfrass beschädigt. Geweih oder Knochen. L. 2.5 cm. B. 2.5 cm. MA 36302. Radförmiger Spinnwirtel. Eine Flachseite mit stufigem Absatz und Sägespuren an dieser Stelle. Kreidig, uneben. Mikroporöser, leichter Kalkstein. H. 1 cm. Dm. 1.9 cm. G. 5.4 g. MA 36303.

Nicht abgebildet: 4 WS mit Wellenlinienzier. MA 36299.8, 36299.12, 36299.13, 36299.17. WS mit Kornriss. MA 36299.9. 6 BS. MA 36299.20, 36299.22, 36299.24–26, 36299.28. 64 WS und 3 BS. MA 36299. Flechtwerklehm. G. 120 g. MA 36300.

Grubenhäuser 19 A/B/C (Taf. 27) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12

RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: B1. MA 36312. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36307. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R3. Magerungstyp: C1. MA 36306 (Abb. 72.17). RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36308. RS. Wellenlinienzier innen und aussen direkt auf dem Rand. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36305. RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: B2. MA 36304. RS, verschlackt. Randtyp: R3 (?). Magerungstyp: C2. MA 36316.1. RS, verschlackt. Randtyp: R3 (?). Magerungstyp: C2. MA 36316.2. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36309. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36310. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36311. WS mit zwei Flicklöchern. MA 36313.


13 14 15 16 17 18 19 20

WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36318.3. WS mit Flickloch. MA 36314. WS mit Wellenlinienzier. MA 36318.6. BS. MA 36317.4. BS. MA 36317.2. BS mit Kornriss. MA 36317.7. BS. MA 36317.6. Band. Funktion unklar. Eisen. L. 5.6 cm. G. 7 g. MA 36320.

Nicht abgebildet: WS mit Flickloch. MA 36315. 3 WS, verschlackt. MA 36316. 4 WS mit Wellenlinienzier. MA 36318.1, 36318.2, 36318.4, 36318.5. 4 BS. MA 36317, 36317.1, 36317.3, 36317.5. 55 WS und 1 BS. MA 36318. Flechtwerklehm. G. 286 g. MA 36319.

Grubenhaus 20 (Taf. 28 – 29) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

11

12

13

14

RS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: A. MA 36064 (Abb. 72.9 und 201). WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: A. MA 36066. RS. Magerungstyp: A. MA 36062. RS. Magerungstyp: A. MA 36063 (Abb. 72.10). RS. Magerungstyp: A. MA 36065 (Abb. 72.11). WS. Drei ca. 25 mm lange, schräge Eindrücke auf dem Bauchumbruch; unregelmässig, ev. zufällig. MA 36067. BS mit deutlichen Drehriefen innen. Magerungstyp: A. Rauhwandige Drehscheibenware. MA 36071.1. BS. Magerungstyp: A. MA 36071.3. BS. Magerungstyp: A. MA 36071.2. Nadel mit Polyederkopf. Der obere Schaftabschnitt ist mit drei Bändern aus gegenständigen Dreieckskerben zwischen 4 Spiralrillen (3 mit 10 und die unterste mit 5 Windungen) verziert. Auf den Seitenflächen des Nadelkopfes befinden sich rautenförmige Punzierungen, die jeweils mit Schrotpunzen in vier Schlägen geformt wurden. Bronze. L. 13.5 cm. G. 6.1 g. MA 36070.1 (Abb. 104a). Pinzette. Zwei anpassende Fragmente eines Schenkels erhalten. Die abgesetzte, dreieckförmige Klemmbacke besitzt profilierte Seitenkanten. Bronze. L. 7.9 cm. G. 3.6 g. MA 36070.2 (Abb. 104a). WS eines gedrehten konischen Kochtopfes mit umlaufender Rippe. Wdst.: 7–8 mm; Rippe: 8 mm. Ev. gleiches Gefäss wie MA 36068 und 36070. A: Flaue Drehriefen, russgeschwärzt. I: Glatt mit leichten Drehverletzungen. Lavez; blau, weiss, durchzogen von unregelmässigen dunkelblauen Bändern. MA 36069. WS eines gedrehten konischen Kochtopfes mit umlaufender Rippe. Wdst.: 6–8 mm; Rippe: 7.5 mm. Ev. gleiches Gefäss wie MA 36069/70. A: Flaue Drehriefen, russgeschwärzt. I: Glatt. Lavez; blau, weiss, durchzogen von unregelmässigen dunkelblauen Bändern (bis 40 mm lang und 5 mm breit). MA 36068. WS eines gedrehten konischen Kochtopfes. Wdst.: 7–9 mm. Ev. gleiches Gefäss wie MA 36068/69. A: Flaue Drehriefen, russgeschwärzt. I: Glatt mit zwei kurzen Drehverletzungen, wenig russgeschwärzt. Lavez; grau, blau, durchzogen von unregelmässigen dunkelblauen Bändern. MA 36070.

Grube 23 (Taf. 29) 1 2 3

Nicht abgebildet: 3 WS. Davon mit je eine mit Magerungstyp B1 und F (Karbonatitware). MA 36326.

Grubenhaus 24 Nicht abgebildet: 2 WS. MA 36328. Herdschlacke der Verhüttung. G. 23 g. MA 36444.

Grubenhäuser 25 A/B (Taf. 30) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

Grubenhaus 26 (Taf. 31) 1 2

Grubenhaus 21 (Taf. 29) WS eines gedrehten Kochtopfes. Wdst.: 7–8 mm. A/I: Glatt; russgeschwärzt. Lavez; grau, blau. Gleiches Material wie MA 36068–36070 (Grubenhaus 20), ev. vom gleichen Gefäss. MA 36072. 3

Grubenhaus 22 (Taf. 29) 1 2 3 4

WS mit Rillenbandzier. Magerungstyp: B2. MA 36321.1 (Abb. 72.13). Scheibenkopfnagel. Eisen. L. 2.6 cm. G. 1 g. MA 36322. Ahle (?). Eisen. L. 4.6 cm. G. 1 g. MA 36323. Messerchen (?). Stark beschädigt, Form unklar. Eisen. L. 3.6 cm. G. 2 g. MA 36324.

Nicht abgebildet: WS. MA 36321.

RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R3. Magerungstyp: C2. MA 36330. RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: B1. MA 36332. RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: C2. MA 36329. RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: C1. MA 36331. RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36334. RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: C1. MA 36336. RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: B2. MA 36333. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36337. WS mit Wellenlinienzier. MA 36339.7. WS mit Wellenlinienzier. MA 36339.5. WS mit Wellenlinienzier. MA 36339.6. BS. MA 36338.1. BS. MA 36338.14. BS mit Quellrand. MA 36338.8. BS. MA 36338.9. BS mit Quellrand. MA 36338.13. BS. MA 36338.10. Messer. Spitze abgebrochen. Eisen. L. 18.4 cm. G. 17 g. MA 36341. Stift, ev. Rest einer Nadel. Eisen. L. 3.9 cm. G. 1 g. MA 36342. Nagel. Eisen. L. 3.2 cm. G. 5 g. MA 36343.

Nicht abgebildet: 2 RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: C1. MA 36335, 36339.2. 2 RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. MA 36339.1, 36339.4. WS mit Wellenlinienzier. MA 36339.8. 8 BS. MA 36338.2–7, 36338.11, 36338.12. 78 WS und 1 BS. MA 36338, 36339. Flechtwerklehm. G. 294 g. MA 36340.

Nicht abgebildet: 3 WS. Davon 2 mit Magerungstyp A. MA 36071.

1

RS mit Kammstrich. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36325 (Abb. 72.7). WS mit Rillenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36326.1. Knochennadel aus der Fibula eines Schweines. Das längsovale Öhr befindet sich im Gelenkbereich des Knochens. L. 9.9 cm. MA 36327.

4

5

WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C2. MA 36346.1. Sporn. Reste einer geometrischen Silber(?)tauschierung oder Bearbeitungsspuren auf der Zierplatte, Kerben an der Seitenkante der Zierplatte. Kegelförmige Dornspitze auf zylindrischer, durch vier Rillen gegliederter Basis. Der Dorn ist mit zwei übereinanderliegenden Bügeln verbunden, dabei am Unterbügel angenietet. Der massive Oberbügel ist zwischen Dorn und Unterbügel eingeklemmt und war am feinen Unterbügel mit Nieten befestigt. Gelbliche Kupferlegierung im Bereich der Dornbasis; Kupferlot- oder Verkupferungsreste beim Ansatz von Ring und Zierplatte, rund um den Nietkopf des Dornes, an der Unterseite der Zierplatte und an der Kante des Unterbügels. Eisen. L. 3.5 cm. G. 12 g. MA 36348 (Abb. 103). Knochennadel aus der Fibula eines Schweines. Das runde Öhr befindet sich im flachen, breiten Kopfende. L. 10.4 cm. MA 36349. BS eines gedrehten konischen Gefässes. Wdst.: 6–8 mm, Bdst.: 8 mm. A: Flaue Drehrillen, I: Kräftige Drehrillen. A/I: nicht russgeschwärzt. Lavez; hellgrau, grün, mit rostroten Ausblühungen. MA 36345. BS eines gedrehten konischen Kochtopfes. Wdst.: 8–9 mm, Bdst.: 11 mm. A: Flaue Drehriefen, I: Kräftige Drehrillen. Die Wand des Topfes ist aussen russgeschwärzt, der Boden dagegen nicht (Bereich grösster Hitze). Lavez; grau, grün, mit rostroten Ausblühungen. MA 36344.

375


Nicht abgebildet: 7 WS. Magerungstyp: 2 C1 und 5 C2. MA 36346. Flechtwerklehm. G. 62 g. MA 36347.

Grubenhaus 27, Sondierschnitt 27a (Taf. 31) 1 2 3 4 5 6 7

8 9

RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: D2. MA 36353. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36350. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36352. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R5. Magerungstyp: D1. MA 36351. WS mit Wellenlinienzier. MA 36356.1. BS mit Flickloch und Kornriss. MA 36355. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz?). Magerungstyp: D2. MA 36354, mit anpassenden Fragmenten aus dem oberen und unteren Abstich (27b: MA 36370 und 27c: MA 36391.1/3). Nagelschaft (?). Eisen. L. 3.5 cm. G. 2 g. MA 36359. Ahle mit runder Spitze und vierkantigem, in der Mitte verdicktem Schaft. Eisen. L. 11.5 cm. G. 12 g. MA 36358.

Nicht abgebildet: BS. MA 36356.2. 11 Rostende Schlacken. G. 138 g. MA 36797.

Grubenhaus 27, oberer Abstich 27b (Taf. 32) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

22

RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36360 (Abb. 72.23). RS. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36366. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D1. MA 36365. RS. Randtyp: R8. Magerungstyp: D1. MA 36363 (Abb. 207). RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Magerungstyp: D2. MA 36362. RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: C1. MA 36364. WS mit feinen, parallelen Rillen (ev. keine Verzierung sondern Verarbeitungsspuren). MA 36370.6. WS mit Flickloch. MA 36367. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36370.5. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D1. MA 36361. BS. MA 36370.7. BS. MA 36370.12, mit anpassendem Fragment aus dem unteren Abstich (27c: MA 36392.27). BS. MA 36370.9. BS mit Quellrand. MA 36370.10. BS mit Quellrand. MA 36370.15. BS mit Quellrand. MA 36370.8. BS. MA 36370.16. BS. MA 36370.13. BS. MA 36370.22. BS mit Bodenzeichen (Kreuz?). Magerungstyp: D2. MA 36368. Rollschnalle. Dreiteilige Schnalle mit drehender Dornrast. Gut geeignet zum Anziehen von Befestigungsgurten, z.B. Sattel- oder Packgurten. Eisen. L. 4.3 cm. B. 6.5 cm. G. 35 g. MA 36371. Ahle. Durchgehend vierkantiger Querschnitt. Eisen. L. 9.8 cm. G. 5 g. MA 36372.

Nicht abgebildet: RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: D1. Nachträglich in einer Holzkohleprobe gefunden. MA 36828. 3 WS mit Wellenlinienzier. MA 36370.1, 36370.3, 36370.4. WS mit Verstrichmuster. Magerungstyp: D3. MA 36370.2. 3 BS mit Quellrand. MA 36369.2, 36370.14, 36370.21. 9 BS. MA 36369.1, 36369.3, 36370.11, 36370.17–20, 36370.23, 36370.24. 54 WS. MA 36370. 8 Verhüttungsschlacken in Form von 7 Fliessschlacken und einem Fragment eines Schlackenkuchens. G. 1281 g. MA 36798.

6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

35

Taf. 1.1 Rückenspitze. Silex. Prähistorisch. MA 36386. Nicht abgebildet: WS mit Wellenlinienzier. MA 36392.15. 8 WS mit Verstrichmuster. MA 36392.2, 36392.4 –7, 36392.10, 36392.11, 36392.18. WS mit Kornriss. MA 36392.14. 2 BS. MA 36391.3, 36392.22. 98 WS. MA 36392, 36392.3, 36698. Flechtwerklehm. G. 6 g. MA 36393. Bearbeitetes Vierkantholz, ev. Fragment eines Holznagels. Holzkohle, Buche. MA 36827.3. 1 Schaumiges Schlackenfragment (Verhüttung) und 18 rostende Schlacken (G. 596 g). Zusammen mit Fabrikationsabfall (?) aus Eisen (G. 20 g). MA 36799.

Grubenhaus 28 (Taf. 36) 1 2

3

Grubenhaus 27, unterer Abstich 27c (Taf. 1 und 33–36) 1 2 3 4 5

376

Topf mit Wellenlinienzier. Randtyp: R9. Aus mehreren Bruchstücken rekonstruiert. MA 36373. Topf mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Aus mehreren Bruchstücken rekonstruiert. MA 36375. RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: C2. MA 36379. RS. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36384. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R7. Magerungstyp: D1. MA 36376.

RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36383. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R9. Magerungstyp: D2. MA 36377. RS. Randtyp: R6. Magerungstyp: C2. MA 36380. RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: D2. MA 36381. RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: D1. MA 36374. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36382. RS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Randtyp: R7. Magerungstyp: D2. MA 36378. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R7. Magerungstyp: D3. MA 36387. RS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36385. WS mit feinen, parallelen Rillen (ev. keine Verzierung sondern Verarbeitungsspuren). Magerungstyp: C2. MA 36392.16. WS mit Wellenlinienzier. MA 36392.1. WS mit Wellenlinienzier. MA 36392.13. WS mit Wellenlinienzier. MA 36392.9. WS mit Wellenlinienzier. MA 36392.8. WS mit Wellenlinienzier. MA 36392.12. BS. MA 36392.26. BS mit Kornriss. MA 36392.20. BS. MA 36392.23. BS. MA 36392.25. BS. MA 36392.28. BS. MA 36392.19. BS mit Quellrand. MA 36391.2. BS. MA 36392.21. BS mit Bodenzeichen (achtarmiger Stern) und Quellrand. Magerungstyp: C2. MA 36390. BS mit Bodenzeichen (Rad mit asymmetrischer Speichenverteilung) und Quellrand. Magerungstyp: D1. MA 36388. BS mit Bodenzeichen (Radkreuz) und Quellrand. Magerungstyp: D1. MA 36389. Ahle. Durchgehend vierkantiger Querschnitt. Eisen. L. 8.9 cm. G. 6 g. MA 36394. Schmales Flacheisen. Funktion unklar. L. 4.5 cm. G. 2 g. MA 36395. Knochennadel aus der Fibula eines Schweines. Das runde Öhr befindet sich im Gelenkbereich des Knochens, die Spitze ist abgebrochen. L. 9.0 cm. MA 36396. Bearbeitetes Vierkantholz, ev. Fragment eines Holznagels. Zwei Seitenkanten erhalten, oben und unten abgebrochen. Holzkohle, Buche. MA 36827.4.

4

WS mit Rillenbandzier. Magerungstyp: E4 (Gelbe Drehscheibenware). MA 36397 (Abb. 216). Messer. Angelende abgebrochen. Reste der organischen Schäftung (vermutlich Knochen, Horn oder Geweih) an der Angel in Eisenoxyd abgeformt erhalten. Eisen. L. 11.2 cm. G. 16 g. MA 36398/9. Spindel. Kopfende abgebrochen. Massiver Schaft mit rundem Querschnitt. Aus dem Röhrenknochen eines Tieres der Grösse Rind/Pferd. L. 6.6 cm. MA 36400. Ahle oder Schmucknadel aus Knochen (Fibula eines Schweines). Spitzer Kopf und sehr feiner Schaft. Die Gerätspitze ist möglicherweise rezent gebrochen, d.h. nicht original. L. 9.3 cm. MA 36401.


Grubenhaus 29 (Taf. 37) 1 2 3 4 5 6

RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36402. RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: B2. MA 36404. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36403. Zungenförmiges Blech, keine Befestigungsspuren erkennbar. Funktion unklar. Eisen. L. 8.0 cm. G. 5 g. MA 36408. Perle. An einer Lochseite abgenutzt oder alt ausgebrochen. Mikroporöser, leichter Kalkstein. L. 0.9 cm. Dm. 1.2 cm. G. 1.3 g. MA 36409. Mühlstein, Läufer (?). Quarzsandstein unbekannter Herkunft. H. 8.5 cm. Dm. unsicher, da Randbereich nicht original erhalten. MA 36410.

Nicht abgebildet: 3 BS. Magerungstyp: C1. MA 36406.1–3. 36 WS und 3 BS. MA 36406. 6 WS. MA 36520. Webgewicht (?). Kleines Fragment. Ton. G. 7 g. MA 36406.4. Flechtwerklehm. G. 125 g. MA 36407.

Struktur 30 (Taf. 37) 1 2

Webgewicht. Oval. Ton. G. 160 g. MA 36412.1. Webgewicht. Oval. Ton. B. 5.7 cm. G. 210 g. MA 36412.2.

Nicht abgebildet: Webgewicht. Kugelig. Diverse Fragmente. Ton. G. 300 g. MA 36411. Diverse Fragmente eines oder mehrerer Webgewichte, die teilweise wohl zu den Webgewichten MA 36412.1 und 36412.2 gehören. Ton. G. 1270 g. MA 36412.

Struktur 31 Nicht abgebildet: 6 WS. Davon 4 mit Magerungstyp C1. MA 36413. 5 Ofenwandfragmente, innen verschlackt. G. 43 g. MA 36501.

Grubenhaus 32 (Taf. 37) 1 2 3 4 5 6 7

RS. Randtyp: R2. Magerungstyp: C1. MA 36415.3. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: B1. MA 36414. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C1. MA 36415.8. WS mit Wellenlinienzier. MA 36415.5. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C1. MA 36415.6. Messer. Spitze und Angelende abgebrochen. Eisen. L. 8.2 cm. G. 7 g. MA 36417. Messer. Spitze und Angel abgebrochen. Eisen. L. 8.7 cm. G. 8 g. MA 36418.

Nicht abgebildet: RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: C1. MA 36415.2. 2 WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C1. MA 36415.4, 36415.7. BS. Magerungstyp: C1. MA 36415.1. BS. Magerungstyp: C1. I: Gesandet. MA 36415.9. 40 WS und 12 BS. MA 36415. Flechtwerklehm. G. 58 g. MA 36416.

Grubenhaus 33 (Taf. 38) 1

Ahle mit durchgehend rundem Querschnitt und verdicktem Schaft. Spitze abgebrochen. Reste des hölzernen Griffs an der Angel in Eisenoxyd abgeformt erhalten. Eisen. L. 4.7 cm. G. 2 g. MA 36420.

Nicht abgebildet: Flechtwerklehm. G. 13 g. MA 36419.

Grubenhaus 35 (Taf. 38) 1

Spinnwirtel (?). Ehemals rund zugehauene WS, von zwei Seiten angebohrt, kurz vor dem Durchstoss zerbrochen. Ev. bei der Herstellung eines Spinnwirtels produzierter Ausschuss. Material und Wandstärke entsprechen nicht der mittelalterlichen Keramik von Berslingen, sondern weisen auf Prähistorisches. Entweder ist das Spinnwirtelfragment dem eisenzeitlichen Kontext von Berslingen zuzuordnen oder es handelt sich um die mittelalterliche Zweitverwendung eines Lesefundes. MA 36421.

Nicht abgebildet: Schmiedeschlacke: Stark rostende Kalotte zu ca. 40% erhalten. G. 139 g. MA 36529.

Grubenhaus 36 (Taf. 38) 1 2 3 4

RS. Randtyp: R2. Magerungstyp: C1. MA 36422 (Abb. 204 und 205). RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: C1. MA 36423. WS mit Rillenbandzier. Magerungstyp: C2. MA 36426.1. BS. Magerungstyp: C1. MA 36426.2.

Nicht abgebildet: 15 WS. MA 36426. Flechtwerklehm. G. 15 g. MA 36427.

Struktur 37 (Taf. 38) 1

Versenkbarer Nagel. Eisen. L. 3.2 cm. G. 4 g. MA 36429.

Nicht abgebildet: 2 WS. Magerungstyp: C2. MA 36428.

Grube 38, obere Schicht 38a (Taf. 38) 1 2 3 4 5 6 7 8 9

10

RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36430. RS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36433. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36432. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36431. WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36437.6. WS mit Wellenlinienzier. MA 36437.9. BS. MA 36435.1. BS. MA 36435.2. Kochenartefakt (?) unbekannter Funktion. Halbkreisförmige Einbuchtung an der Seitenkante. Eine natürliche Ursache wie Nagerverbiss ist beim vorliegenden Spurenbild nicht auszuschliessen. Aus der Rippe eines Tieres der Grösse Schwein/Ziege/Schaf. L. 3.8 cm. B. 1.1 cm. MA 36581. Flechtwerklehm. Fragment mit unterschiedlichen Rutenabdrücken auf beiden Seiten. MA 36436.

Nicht abgebildet: RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. Magerungstyp: C1. MA 36437.4. 4 WS mit Wellenlinienzier. MA 36437.1, 36437.5, 36437.7, 36437.8. WS mit Flickloch. MA 36437.2. 47 WS und 1 BS. MA 36437, 36437.3. Flechtwerklehm. G. 112 g. MA 36436.

Grube 38, untere Schicht 38b (Taf. 39) 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36441. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36440. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36438. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36439. RS. Randtyp: R1. Magerungstyp: C1. MA 36442. WS mit Flickloch. MA 36446. Spinnwirtel mit Kammstrich. MA 36447. WS mit Flickloch, Wellenlinienzier und Verstrichmuster. MA 36445. WS mit Wellenlinienzier. MA 36449.7. WS mit Wellenlinienzier. MA 36449.6. WS mit Wellenlinienzier. MA 36449.18. WS mit Wellenlinienzier. MA 36449.12. WS mit Wellenlinienzier. MA 36449.11. BS mit Bodenzeichen (Kreuz?). Magerungstyp: C2. MA 36434, anpassende Fragmente aus beiden Abstichen. 15 BS. MA 36448.4. 16 Knopfriemenzunge. Einnietige Riemenzunge mit tropfenförmigem Ende. Nietkopf mit Rest einer Messingauflage. Eisen. L. 3.7 cm. G. 5 g. MA 36451. Nicht abgebildet: WS. Eisenzeitlich. MA 36449.2. WS mit Flickloch. MA 36449.3. 15 WS mit Wellenlinienzier. MA 36449.5, 36449.8, 36449.10, 36449.13– 17, 36449.19–24, 36449.26. 2 BS. MA 36448.2, 36448.3.

377


149 WS. MA 36449, 36449.4, 36449.27. Flechtwerklehm. G. 273 g. MA 36450. 3 Amorphe Fragmente mit anhaftendem organischem Material. Eisen. MA 36451.

Grubenhaus 39 (Taf. 40) 1

2 3 4 5

6 7 8

RS und 2 WS mit Rollstempelzier. Magerungstyp: E3 (Gelbe Drehscheibenware). MA 36452, MA 36454 und MA 36459.1 (Abb. 72.1 und 215). RS eines offenen Gefässes mit Rollstempelzier. Magerungstyp: E1 (Gelbe Drehscheibenware). MA 36456 (Abb. 72.3). RS eines offenen Gefässes mit Rollstempelzier. Magerungstyp: E1 (Gelbe Drehscheibenware). MA 36455 (Abb. 72.2, 211 und 212). WS mit Rollstempelzier. Magerungstyp: E3 (Gelbe Drehscheibenware). MA 36457 (Abb. 72.6). BS und WS. I: Boden mit deutlichen Drehriefen. Magerungstyp: E2 (Gelbe Drehscheibenware). MA 36453 und MA 36459 (Abb. 72.4.5, 213 und 214). RS. Magerungstyp: C1. MA 36458. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C1. MA 36460.1. Messer (?). Bruchstück der Klinge. Eisen. L. 2.5 cm. G. 3 g. MA 36462.

Nicht abgebildet: 1 WS. Magerungstyp: E1 (Gelbe Drehscheibenware). MA 36459. 2 WS. Davon 1 mit Magerungstyp B2. MA 36460. Flechtwerklehm. G. 15 g. MA 36461.

Grube 40 (Taf. 40) 1 2 3 4 5 6 7

RS. Randtyp: R1. Magerungstyp: C1. MA 36463. RS. Randtyp: R2. Magerungstyp: C1. MA 36464. RS. Magerungstyp: A. MA 36467.1. RS eines offenen Gefässes. Magerungstyp: B1. MA 36465. BS. I: Haut abgeplatzt. Magerungstyp: C1. MA 36466.2. WS mit horizontal umlaufenden Rillen. Magerungstyp: C1. MA 36467.2. BS mit horizontal umlaufenden Rillen. Magerungstyp: C1. MA 36466.1.

Nicht abgebildet: BS. I: Haut abgeplatzt. Magerungstyp: C1. MA 36466.3. 28 WS. MA 36466, 36467. Verbogener Nagelschaft (?) mit quadratischem Querschnitt. Eisen. L. 3.2 cm. G. 2 g. MA 36467.3. Flechtwerklehm. G. 71 g. MA 36468. Schlackenfragment. G. 2 g. MA 36391.

Grubenhaus 41 (Taf. 41) 1 2 3

BS mit Quellrand. Magerungstyp: C1. MA 36469.2. BS. Magerungstyp: C1. MA 36469.1. Messer. Spitze und Angelende abgebrochen. Eisen. L. 10.3 cm. G. 7 g. MA 36471.

5

Ahle mit runder Spitze und quadratischem, in der Mitte verdicktem Schaft. Eisen. L. 5.1 cm. G. 3 g. MA 36478.

Nicht abgebildet: BS. Magerungstyp: C1. MA 36473.2. 8 WS. Davon 2 Magerungstyp B2, 1 C1 und 1 C2. MA 36473. Stark korrodiertes Blechfragment. Funktion unklar. Eisen. L. 2.6 cm. G. 4 g. MA 36476. Flechtwerklehm. G. 154 g. MA 36474. Rostende Schlacke. G. 68 g. MA 36448.

Grubenhaus 46 (Taf. 41) 1

RS. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36480 (Abb. 217 und 218). 2 WS mit Kammstrich. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36482.1. 3 WS mit Kammstrich. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36482.2. 4 WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B2. MA 36482.4. 5 BS mit Quellrand. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36481. 6 Rahmen einer Rechteckschnalle. An wenigen Stellen mit original erhaltener Oberfläche sind Verkupferungsreste erkennbar. Eisen. L. 2.4 cm. B. 1.7 cm. G. 2 g. MA 36486. 7 Ortbandzwinge. Fünfgliedriges, sich nach oben verjüngendes Scheibenband. Die einzelnen Scheiben besitzen zentrale Vertiefungen vermutlich von ehemaligen Auf- oder Einlagen. Die unterste Scheibe und die Rückseite mit durchgehendem Nietloch. Eisen. L. 3.9 cm. G. 4 g. MA 36485. 8 Beschlag mit erhaltenem Rest einer Ösenplatte. Drei Rillenpaare an der Oberseite der Beschlagstange im Abstand von ca. 1 cm. Eisen. L. 3.1 cm. G. 2 g. MA 36487. 9 Messer. Angelende abgebrochen. Reste der organischen Schäftung (vermutlich Knochen, Horn oder Geweih) an der Angel in Eisenoxyd abgeformt erhalten. Organische Faserspuren (ev. Reste einer Scheide) an der Klinge in Eisenoxyd abgeformt. Eisen. L. 11.2 cm. G. 16 g. MA 36484. 10 Zweireihiger Dreilagenkamm, Fragment eines Zinkenplättchens. Nur drei Zinken der groben Zähnung (drei Zähne pro cm) erhalten, Sägetiefe der Zähne ungleich: 11, 9, 7 mm. Mittelsteg zu beiden Zahnreihen hin abgesetzt. Rostspuren am Bruch des Mittelsteges weisen auf Eisenniete zur Befestigung der Mittelleisten. Geweih vom Rothirsch. MA 36488. 11 Zweireihiger Dreilagenkamm, Fragment der Mittelleiste. Sägespuren von grober und feiner Zähnung. Rostspuren an der Oberfläche weisen auf Eisenniet. Geweih vom Rothirsch. B. 1.2 cm. MA 36579. 12 Dreilagenkamm, Fragment der Mittelleiste mit einem anhaftenden, vollständigen Eisenniet und einem daran anpassenden einzelnen Zahn eines Zinkenplättchens. Sägetiefe des Zahnes: 13 mm. Geweih vom Rothirsch und Eisenniet. B. 1.3 cm. MA 36580. 13 Mühlstein, Läufer (?). Randengrobkalk. H. 7.5 cm. Dm. 27 cm. MA 36489.

Nicht abgebildet: WS. Magerungstyp: C1. MA 36472.

Nicht abgebildet: WS mit Kammstrich. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36482.3. WS mit Wellen- und Rillenbandzier. Passscherbe mit frischem Bruch zu MA 36492.2 aus Grubenhaus 47 (abgebildet in Taf. 42,47.3). Magerungstyp: B1. MA 36482.5. WS. MA 36482. Flechtwerklehm. G. 80 g. MA 36483. 5 Rostende Schlacken. G. 72 g. MA 36682.

Grubenhaus 44 (Taf. 41)

Grubenhaus 47 (Taf. 42)

1 2

1 2 3

Nicht abgebildet: BS mit Quellrand. Magerungstyp: C1. MA 36469.3. 2 WS. MA 36470.

Grubenhaus 42

3

4

378

WS mit Rillenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36473.1. Dünnes Flacheisen. Funktion unklar. Eisen. L. 3.9 cm. G. 4 g. MA 36475. Ortband aus einem Stück Blech. An den Seitenkanten zweimal umgeschlagen und an der oberen Ecke der beiden überlappenden Enden mit einer Niete fixiert. Fussabschluss ebenfalls kurz auf die Gegenseite umgelegt und dort festgehämmert. Innen und aussen deckend verkupfert. Eisen. L. 5.3 cm. G. 28 g. MA 36477. Ahle (?). Durchgehend vierkantiger Querschnitt. Eisen. L. 6.5 cm. G. 3 g. MA 36479.

4 5 6 7

RS. Magerungstyp: B2. MA 36490. WS mit Rillenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36492.4. WS mit Wellen- und Rillenbandzier. Passscherbe mit frischem Bruch zu MA 36482.5 aus Grubenhaus 46. Magerungstyp: B1. MA 36492.2. WS mit Wellenbandzier. Magerungstyp: B1. MA 36492.1. BS. Magerungstyp: C1. MA 36491.1. Nagelschaft (?). Eisen. L. 4.2 cm. G. 1 g. MA 36494. Spitze eines Gerätes mit ovalem Querschnitt. Kopfende abgebrochen. Aus dem Röhrenknochen eines Tieres der Grösse Rind/Pferd. L. 4.9 cm. MA 36495.


Nicht abgebildet: 6 WS. MA 36491, 36492. 2 BS. Magerungstyp: C1. MA 36491.2, 36491.3. 3 Fragmente eines Webgewichtes (?). Ton. G. 40 g. MA 36493. 19 Kuchenförmige und rostende Schlacken (G. 537 g) und 2 Ofenwandfragmente (G. 9 g). MA 36796.

Strukturen 48 A/B (Taf. 1, 2 und 42) 1 2 3 4 5 6

WS mit schmalem Zierfries: Wellenlinie eingefasst von zwei einfachen Rillen. Magerungstyp: C2 (?). MA 36556.2. WS. Dreieckförmiges Loch, vermutlich vor dem Brand in die Gefässwand geschnitten. Magerungstyp: C2. MA 36556.3. WS mit Flickloch. Magerungstyp: C1. MA 36556.4. BS. Magerungstyp: C2. MA 36556.1. Versenkbarer Nagel. Eisen. L. 3.0 cm. G. 2 g. MA 36558. Versenkbarer Nagel. Eisen. L. 4.0 cm. G. 4 g. MA 36559.

Nicht abgebildet: 16 WS. Davon 8 mit Magerungstyp C1. MA 36556. Flechtwerklehm. G. 35 g. MA 36557. Auf der Südseite von Grubenhaus 48A, Pfostengrube 1892 Taf. 2.22 Gefäss. H. 8.7 cm. Eisenzeitlich. MA 3506. Taf. 2.23 Gefäss. H. 8.7 cm. Eisenzeitlich. MA 3507. Taf. 2.24 Schale. H. 6.6 cm. Eisenzeitlich. MA 3508. Auf der Südostecke von Struktur 48B, Pfostengrube 2234 Taf. 1.9 Pfeilspitze mit Tülle. Bronze. L. 3.2 cm. Eisenzeitlich. MA 3510.

Struktur 49 Nicht abgebildet: WS. Eisenzeitlich. MA 3509.

Grubenhaus 50 (Taf. 42) 1 2 3

Webgewicht. Oval. Vier schwach ausgebildete Kreuzrosetten auf einer Lochseite eingdrückt. Ton. B. 5.8 cm. G. 550 g. MA 36496. Stift, ev. Rest einer Nadel. Eisen. L. 2.7 cm. G. 1 g. MA 36497. Knochennadel mit rundem Öhr im kaum verbreiterten Kopfteil. Aus dem Röhrenknochen eines Tieres der Grösse Rind/Pferd. L. 8.6 cm. MA 36498.

Struktur 54 (Taf. 42) 1 2 3 4 5 6 7 8

RS. Randtyp: R1. Magerungstyp: C1. MA 36499. RS mit horizontal umlaufenden Rillen. Randtyp: R1. Magerungstyp: C1. MA 36500. WS mit horizontal umlaufenden Rillen. Magerungstyp: C1. MA 36502.2. WS mit horizontal umlaufenden Rillen. Magerungstyp: C1. MA 36502.3. WS mit horizontal umlaufenden Rillen. Magerungstyp: C1. MA 36502.4 (Abb. 72.16). WS mit horizontal umlaufenden Rillen. Magerungstyp: C1. MA 36502.8. WS mit Flickloch. Magerungstyp: C1. MA 36502.6. Stift, oben 180° umgelegt. Funktion unklar. Eisen. L. 2.5 cm. G. 1 g. MA 36503.

Nicht abgebildet: WS mit horizontal umlaufenden Rillen. Magerungstyp: C1. MA 36502.5. BS. Magerungstyp: C1. MA 36502.7. 12 WS. MA 36502, 36502.1.

Grubenhaus 55 (Taf. 43) 1 2 3 4

WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Magerungstyp: D2. MA 36173.2. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D1. MA 36173.1. BS mit Quellrand. Magerungstyp: D2. MA 36173.3. Hakenfragment (?) mit leicht abgedrehter Rückenplatte, ev. Teil eines Scharniers oder Beschlagbandes. Eisen. L. 4.5 cm. G. 8 g. MA 36175.

Nicht abgebildet: WS. Prähistorisch. MA 36173.4. WS. MA 36173. Flechtwerklehm. G. 15 g. MA 36174.

Grubenhaus 56 (Taf. 2 und 43) Grubenhaus 56, Oberfläche (Fundnummer 107) 1 RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: D1. MA 36686. 2 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R7. Magerungstyp: C1. MA 36687. 3 BS. MA 36688. 4 BS mit Bodenzeichen (Rad(?)kreuz). Magerungstyp: D2. MA 36689. Taf. 2.28 RS. Eisenzeitlich. MA 36685. Nicht abgebildet: 5 WS. MA 36690. Grubenhaus 56, aus der Füllung (Fundnummer 101) 5 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36650. 6 RS. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36651. 7 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36649. 8 RS. Randtyp: R11. Magerungstyp: D3. MA 36653. 9 RS. Randtyp: R11. Magerungstyp: D3. MA 36652. 10 WS mit Wellenlinienzier. MA 36656. 11 WS mit Wellenlinienzier. MA 36659. 12 WS mit Wellenlinienzier. MA 36654. 13 BS. MA 36661. 14 BS. MA 36663. 15 BS mit Verstrichmuster innen. MA 36662. 16 BS mit Kornriss. MA 36664. 17 BS mit Bodenzeichen (Kreuz?). Magerungstyp: D2. MA 36665.1. 18 Ahle. Durchgehend vierkantiger Querschnitt. Spitze abgebrochen. Reste des hölzernen Griffs an der Angel in Eisenoxyd abgeformt erhalten. Eisen. L. 7.2 cm. G. 5 g. MA 36667. Abb. 104b Münze, zerbrochen. Schaffhausen (?), Pfennig o. J. (nach 1050). Vs.: Lamm mit Kreuzstab nach rechts gehend. Rs.: Kreuz mit Ringeln in den Zwickeln. Unediert. Silber. G. 0.175 g. MA 53991, NF 000377. Von H.-U. Geiger bestimmt und mit folgendem Kommentar versehen: «Während das Münzbild auf der Rückseite deutlich zu erkennen ist, kann es auf der Vorderseite nur mit Hilfe von Computeraufnahmen erahnt werden. Mit einiger Wahrscheinlichkeit handelt es sich um ein nach rechts gerichtetes Agnus Dei, wie die Rekonstruktionszeichnung zeigt. Ähnliche Pfennige, aber mit einem nach links gewendetem Lamm, sind bei den Ausgrabungen der Peterskirche in Rom zum Vorschein gekommen. Das Agnus Dei symbolisiert den Salvator, dem das Schaffhauser Kloster bei seiner Gründung geweiht wurde. Diese Lammpfennige dürften also nach der Klostergründung von 1049 geprägt worden sein. Vorgängig hat Graf Eberhard nach der Verleihung des Münzrechtes von 1045 vermutlich Pfennige mit seinem Monogramm prägen lassen». Die Anfänge der Schaffhauser Münzprägung sind Gegenstand einer Untersuchung von H.-U. Geiger, deren Publikation für später vorgesehen ist. Nicht abgebildet: WS mit Flickloch. MA 36657. 42 WS. MA 36655, 36658, 36660, 36665. Flechtwerklehm. G. 15 g. MA 36665.2. Ofenwandbestandteil. G. 263 g. MA 36666. Grubenhaus 56, von der Oberfläche der ehemaligen Struktur 2 19 Messer. Fragment der Klinge. Auf beiden Seiten ca. 0.6 mm breite Rillen. Eisen. L. 10.9 cm. G. 19 g. MA 36267. Nicht abgebildet: WS. MA 36266.

Grubenhäuser 57 A/B (Taf. 44 – 48) Grubenhäuser 57 A/B, Flächenreinigung 1 RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: C2. MA 36562. 2 RS. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36561. Nicht abgebildet: Flechtwerklehm. G. 18 g. MA 36625.

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Grubenhäuser 57 A/B, Schicht 1 und 2 3 RS. Randtyp: R6. Magerungstyp: C1. MA 36563. 4 RS. Randtyp: R6. Magerungstyp: C1. MA 36564. 5 RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36565. 6 WS mit Flickloch und Rillenzier (?). Magerungstyp: C2. MA 36631.1. 7 WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Magerungstyp: C2. MA 36627.1. 8 WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36631.2. 9 BS mit Bodenzeichen. Magerungstyp: C2. MA 36627.2. 10 Hufnagel. Eisen. L. 1.9 cm. G. 3 g. MA 36574. Nicht abgebildet: WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C2. MA 36627.3. BS. Magerungstyp: C2. MA 36626.1. 10 WS und 1 BS. Magerungstyp: 4 C1, 3 C2 und 4 D1. MA 36626, 36627. 4 WS. Magerungstyp: 2 C1 (davon 1 mit sekundärer Brandeinwirkung), 1 C2 und 1 D1. MA 36631. Flechtwerklehm. G. 134 g. MA 36803, 36804, 36806. Abschlag. Silex, weiss. MA 36632. Grubenhäuser 57 A/B, Schicht 1 11 RS mit sekundärer Brandeinwirkung. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36566. 12 RS mit Kerben auf Randlippe und Wellenlinienzier auf Schulter. Randtyp: R7. Magerungstyp: C2. MA 36568. 13 RS mit sekundärer Brandeinwirkung. Randtyp: R6. Magerungstyp: D1. MA 36567. 14 Fingerring (?). Bronze. G. 0.34 g. MA 36573. 15 Dünnes Blech. Bronze. Funktion unklar. G. 0.63 g. MA 36572. Nicht abgebildet: 2 WS. Magerungstyp: C1 und D1. MA 36630. Flechtwerklehm. G. 32 g. MA 36805. Grubenhäuser 57 A/B, Schicht 3 Nicht abgebildet: WS. Magerungstyp: C2. MA 36633. Flechtwerklehm. G. 564 g. MA 36628, 36629. Grubenhaus 57 A/B, Pfosten 166 Nicht abgebildet: Flechtwerklehm. G. 5 g. MA 36636. Grubenhäuser 57 B, «Unter Steinpackung» 16 BS mit Bodenzeichen (einfaches, gleicharmiges Kreuz). Sekundäre Brandeinwirkung. Magerungstyp: C2. MA 36569. 17 WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: D2. MA 36635.1. 18 BS mit Bodenzeichen. Magerungstyp: C2. MA 36635.2. Nicht abgebildet: 6 WS. Magerungstyp: 5 C1 und 1 D2. MA 36635. 1 BS mit sekundärer Brandeinwirkung. Magerungstyp: C1. MA 36635. Flechtwerklehm. G. 25 g. MA 36807. Grubenhaus 57 B, Webhaus 19 Webgewicht. Kugelig. Eine knappe Hälfte erhalten. Die Bruchfläche ist holzkohlegeschwärzt. Ton. B. 7.8 cm. G. 320 g. MA 36615. 20 Webgewicht. Zylindrisch. Schwacher Fadeneinschnitt (Gebrauchsspur) auf einer Flachseite. Gequetscht. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. B. 7.1 cm. G. 1270 g. MA 36591. 21 Webgewicht. Zylindrisch. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. B. 7.5 cm. G. 1160 g. MA 36598. 22 Webgewicht. Zylindrisch. Senkrecht eingetiefte Einstichreihe an einer Flachseite. Teilweise gequetscht. An einer Flachseite haftet Holzkohle. Ton. B. 7.5 cm. G. 1220 g. MA 36594. 23 Webgewicht. Zylindrisch. Schräg eingetiefte Einstichreihe an einer Flachseite. Fast vollständig erhalten, leicht deformiert. Ton. B. 7.5 cm. G. 1220 g. MA 36582. 24 Webgewicht. Zylindrisch. Schräg eingetiefte Einstichgruppen an einer Flachseite. Fast vollständig erhalten. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. B. 7.5 cm. G. 1230 g. MA 36585. 25 Webgewicht. Zylindrisch. Schräg eingetiefte Einstichgruppen an einer Flachseite. Eine Hälfte intakt, eine Hälfte stark gequetscht. Eine

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Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. B. 8 cm. G. 1260 g. MA 36584. Webgewicht. Zylindrisch. Unter Holzkohle sind Teile schräg eingetiefter Einstichreihen erkennbar. Vollständig erhalten. Stark gequetscht. Eine Flachseite ist stark holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1100 g. MA 36616. Webgewicht. Zylindrisch. Vollständig erhalten, leicht gequetscht. Eine Seite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. B. 7.3 cm. G. 1370 g. MA 36608. Webgewicht (in Fundlage abgebildet). Zylindrisch. Rundung stark gequetscht und holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1300 g. MA 36588. Webgewicht (in Fundlage abgebildet). Zylindrisch. Vollständig erhalten. Gequetscht. Eine Seite holzkohlegeschwärzt. Mit MA 36606 verbacken. Ton. G. 1240 g. MA 36607. Webgewicht (in Fundlage abgebildet). Vollständig aber stark gequetscht erhalten, Form nicht mehr erkennbar. Eine Seite holzkohlegeschwärzt. Mit MA 36607 verbacken. Ton. G. 1100 g. MA 36606.

Nicht abgebildet: Webgewicht. Zylindrisch. Eine Hälfte erhalten. Holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 580 g. MA 36583. Webgewicht. Stark gequetscht, Form nicht mehr erkennbar. Eine Seite holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1320 g. MA 36586. Webgewicht. Zylindrisch. Rundung stark gequetscht und holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1290 g. MA 36587. Webgewicht. Zylindrisch. Gequetscht. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Nur schwach gebrannt. Ton. G. 1280 g. MA 36589. Webgewicht. Zylindrisch. Rundung stark gequetscht und holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1310 g. MA 36590. Webgewicht. Zylindrisch. Fast vollständig erhalten. Stark gequetscht. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1220 g. MA 36592. Webgewicht. Zylindrisch. Gequetscht. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1280 g. MA 36593. Webgewicht. Zylindrisch. Rundung stark gequetscht und holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1350 g. MA 36595. Webgewicht. Zylindrisch. Gequetschtes Webgewicht aus kaum gebrannten Ton. Wenig anhaftende Holzkohle. Ton. G. 900 g. MA 36596. Webgewicht. Zylindrisch. Rundung gequetscht und leicht holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1080 g. MA 36597. Webgewicht. Stark gequetscht, Form nicht mehr erkennbar. Nur schwach gebrannt. Wenig anhaftende Holzkohle. Ton. G. 880 g. MA 36599. Webgewicht. Zylindrisch. Vollständig aber stark gequetscht erhalten. An der Rundung klebt ein Stück des Nachbarwebgewichtes. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 1310 g. MA 36600. Webgewicht. Stark gequetschtes Fragment, Form nicht mehr erkennbar. Eine Seite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 500 g. MA 36601. Webgewicht. Stark gequetscht. Wenig anhaftende Holzkohle. Nur teilweise gebrannt. Ton. G. 780 g. MA 36602. Webgewicht. Vollständig aber stark gequetscht erhalten. Wenig anhaftende Holzkohle. Nur teilweise gebrannt. Ton. G. 1350 g. MA 36603. Webgewicht. Zylindrisch. Vollständig erhalten, eine Hälfte stark gequetscht. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. B. 6.1 cm. G. 930 g. MA 36604. Webgewicht. Zylindrisch. Fast vollständig erhalten. Eine Flachseite ist holzkohlegeschwärzt. Ton. B. 6.5 cm. G. 1140 g. MA 36605. Webgewicht. Eine Hälfte erhalten. Rundung gequetscht und holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 720 g. MA 36609. Webgewicht. Stark gequetscht. Wenig anhaftende Holzkohle. Ton. G. 820 g. MA 36610. Webgewicht. Fragment. Wenig Holzkohle an der Bruchfläche haftend. Ton. B. 8.2 cm. G. 420 g. MA 36611. Webgewicht. Zylindrisch. Stark gequetscht. Leicht holzkohlegeschwärzt aber kaum gebrannt. Ton. G. 900 g. MA 36612. Webgewicht. Zylindrisch. Stark gequetscht. Leicht holzkohlegeschwärzt aber kaum gebrannt. Ton. G. 720 g. MA 36613. Webgewicht. Zylindrisch. Eine stark gequetschte Hälfte. Holzkohlegeschwärzt. Ton. G. 640 g. MA 36614. Fragmente von 1–4 Webgewichten. Zylindrisch. Ton. G. 500 g. MA 36617.

Funde aus Pfostengruben (Taf. 1, 2 und 49) Pfostengrube 1281 1 RS mit Flickloch. Randtyp: R1. Magerungstyp: C2. MA 36542.


Nicht abgebildet: Flechtwerklehm. G. 8 g. MA 36543. Pfostengrube 1553 2 WS mit Kammstrich. Magerungstyp: F (Karbonatitware). MA 36545. Pfostengrube 469 3 WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C2. MA 36541. Pfostengrube 202 4 Messer (?). Griffangel. Eisen. L. 4.0 cm. G. 3 g. MA 36540. Pfostengrube 1409 5 Hufnagel. Eisen. L. 2.6 cm. G. 3 g. MA 36544. Pfostengrube 1656 6 Abgewinkeltes, schmales Flacheisen. Funktion unklar. Eisen. L. 2.3 cm. G. 2 g. MA 36546. 7 Mühlstein, Lager (?). Randengrobkalk. H. 13.5 cm. Dm. 32 cm. MA 36547. Pfostengrube 1176, genau unter Pfosten Taf. 1.12 Beilklinge mit Tülle. Eisen. L. 10.4 cm. Eisenzeitlich. MA 3492. Nicht abgebildet: WS. Prähistorisch. MA 3493. Verschollen. Pfostengrube 1909 Taf. 2.13 RS. Topf. Rand gewellt. Eisenzeitlich. MA 3495. Taf. 2.14 RS. Miniaturgefäss. H. 3.3 cm. Eisenzeitlich. MA 3496. Taf. 2.15 RS. Kleingefäss. Eisenzeitlich. MA 3501. Taf. 2.16 RS. Kleingefäss. Eisenzeitlich. MA 3502.

Schmiedeschlacke: Kalotte mit seitlichem Esserest aus Lehm, zu 100% erhalten. G. 591 g. Pfostengrube 483, Haus 115. MA 36801 (Abb. 189.6). Rostende Schlacke. G. 196 g. Pfostengruben 2100 und 2102, Haus 133. MA 36802. Rindenabschlag. Silex; Bohnerz. Pfostengrube 92 (Ausgrabung 1984). MA 36641. Splitter. Silex; Bohnerz. Pfostengrube 93 (Ausgrabung 1984). MA 36642. Bohnerz. Pfostengrube 123 (Ausgrabung 1984). MA 36647.

Funde aus Gräbern (Taf. 1 und 49) Grab 11 8 Hohlschlüssel aus Eisenblech. In einem Stück geschmiedet. Das Ende des flach geschmiedeten Ringgriffes steckt im hohlen Schaft. Auf einer Seite haften durch Eisenoxyd abgebildete Reste von Textilstruktur (Leinwandbindung, 18 Fäden pro cm; Garn 0.4 mm dick, Z-Drehung; Bestimmung durch A. Rast-Eicher). L. 10.6 cm. G. 35 g. MA 36000 (Abb. 93). Grab 118 9 RS. Randtyp: R1. Magerungstyp: C1. MA 36001. Grab 174 10 RS. Randtyp: R6. Magerungstyp: D1. MA 36002.1. 11 Nagelschaft. Eisen. L. 4.9 cm. G. 3 g. MA 36002.2. Grab 30 (ca. 1 m unter der Oberfläche, knapp über dem Skelett) 12 Spinnwirtel. Zwei parallele, umlaufende Rillen teilweise noch erkennbar. Ober- und Unterseite abgeflacht, Oberseite leicht abgesetzt. Kreidig, uneben. Mikroporöser, leichter Kalkstein. H. 1.3 cm. Dm. 2.3 cm. G. 6.7 g. MA 3490. Taf. 1.8 Fusszierfibel. Bronze. L. 2.4 cm. Hallstattzeitlich. MA 3489.

Nicht abgebildet: 34 WS. Eisenzeitlich. MA 3504. 3 BS. Eisenzeitlich. MA 3503.

Grab 61 Abb. 106 Spinnwirtel. Doppelkonisch. Stein(?). Verschollen.

Pfostengrube 87 (Ausgrabung 1984) Taf. 2.17 RS. Fingertupfenleiste. Eisenzeitlich. MA 36577.

Grab 69 13 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 2.7 cm. G. 20 g. MA 36697.

Pfostengrube 71 (Ausgrabung 1984) Taf. 2.18 WS. Fingertupfenleiste. Eisenzeitlich. MA 36575. Pfostengrube 88 (Ausgrabung 1984) Taf. 2.21 Henkel. Eisenzeitlich. MA 36578. Pfostengrube 79 (Ausgrabung 1984) Taf. 2.25 RS. Eisenzeitlich. MA 3957. Taf. 2.26 BS. Eisenzeitlich. MA 3959. Taf. 2.27 BS. Eisenzeitlich. MA 3958. Nicht abgebildet: 2 WS. Eisenzeitlich. MA 3959.1. Nicht abgebildete Funde aus weiteren Pfostengruben: WS. Magerungstyp: A. Pfostengrube 1110 der Südwand von Haus 109, nahe bei Grubenhaus 4. MA 3505. WS. Magerungstyp: C2. Pfostengrube 1807. MA 36548. 2 WS. Magerungstyp: C2. Pfostengrube 1869. MA 36550. WS. Magerungstyp: C2. Pfostengrube 2003. MA 36551. 6 WS. Magerungstyp: B1. Pfostengrube 2272. MA 36552. 2 WS. Pfostengrube 51 (Ausgrabung 1984). MA 36637. 2 WS. Eisenzeitlich. Pfostengrube 68 (Ausgrabung 1984). MA 36638. WS. Eisenzeitlich. Pfostengrube 81 (Ausgrabung 1984). MA 36639. WS. Eisenzeitlich. Pfostengrube 82 (Ausgrabung 1984). MA 36640. 3 WS. Prähistorisch. Pfostengrube 96 (Ausgrabung 1984). MA 36643. WS. Neuzeitlich. Pfostengrube 105 (Ausgrabung 1984). MA 36646. 2 WS. Prähistorisch. Pfostengrube 155 (Ausgrabung 1984). MA 36648. Flechtwerklehm. G. 37 g. Pfostengrube 1807. MA 36549. 2 Amorphe Eisenstücke. Stark korrodiert. G. 3 g. Zeitstellung unbekannt. Pfostengrube 97 (Ausgrabung 1984). MA 36644. 3 Amorphe Eisenstücke. Stark korrodiert. G. 3.9 g. Zeitstellung unbekannt. Pfostengrube 98 (Ausgrabung 1984). MA 36645.

Nicht abgebildet: BS. MA 36696. Grab 142 14 WS mit Wellenlinienzier. MA 36002. Latènezeitliches Kriegergrab (Taf. 1 und Abb. 15) Taf. 1.3 Lanzenspitze. Eisen. L. 20.6 cm. MA 3512. Taf. 1.4 Schwertscheide. Eisen. MA 3514. Taf. 1.5 Fibel. Eisen. MA 3515. Taf. 1.6 Gürtelhaken. Bronze. L. 2.6 cm. MA 3517. Nicht abgebildet: Skelettteile eines Kalbes. MA 3511. Beschläg (?). Bronze. MA 3513. Undefinierbares Objekt. Eisen. L. 3.2 cm. MA 3516. Nicht abgebildete Funde aus weiteren Gräbern: WS. Grab 67/68. MA 36695. Amorpher Klumpen, Schlacke oder korrodiertes Eisen (?). G. 7.7 g. Grab 177. MA 36699.

Friedhof (Taf. 50) 15 RS eines Dreibeintopfes. Spätmittelalterlich. MA 36219. 16 Bandhenkel. MA 36235. 17 BS mit Ansatzstelle einer Handhabe. MA 36220. 18 Leicht gebogene Stange mit quadratischem Querschnitt. Auf einer Seite abgebrochen, auf der anderen in flache, halbmondförmige Platte geschmiedet. Zweite Bruchstelle nach der Platte. Eine Abzweigung mit weiterer Bruchstelle vor der Platte. Ev. ursprünglich symmetrischer Aufbau. Funktion unklar, Teil eines Gerätes (?). Eisen. L. 14.5 cm. G. 40 g. Zeitstellung unbekannt. MA 36226.

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Ovales Kettenglied. An der Schmiedenaht aufgebrochen oder ev. ursprünglich mit übereinandergreifenden Enden. Im Bogen Ausriebspuren. Eisen. L. 5.2 cm. G. 15 g. MA 36234. 20 Steigeisen (?). Eisen. L. 12.0 cm. G. 92 g. MA 36215. 21 Spreizfederverschluss eines Steckschlosses. Sperrfedern nur noch in Resten erhalten. Aus dreizehn Teilen zusammengesetzt. Schlossriegel, Plattenrahmen und Ösenband sind mit Kupferlot verbunden, zwei Sperrfederstifte in der Verschlussplatte vernietet. Eisen, verkupfert. L. 4.5 cm. B. 1.8 cm. H. 3.4 cm. G. 20 g. Bei Struktur 5. MA 36214 (Abb. 95). 22 Ring. Bruchstück mit Ausriebspuren einer beweglichen Verbindung. Eisen. L. 7.0 cm. G. 62 g. MA 36213. 23 Messer. Spitze und Angelende abgebrochen. Eisen. L. 12.1 cm. G. 13 g. MA 36519. 24 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 6.4 cm. G. 18 g. MA 36217. 25 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 6.4 cm. G. 29 g. MA 36229. 26 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 7.7 cm. G. 18 g. MA 36218. 27 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 7.4 cm. G. 8 g. MA 36216. 28 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 5.5 cm. G. 15 g. MA 36231. 29 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 4.1 cm. G. 15 g. MA 36227. 30 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. Dellenzier auf dem Kopf. L. 4.0 cm. G. 17 g. MA 36230. 31 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 2.6 cm. G. 15 g. MA 36228. 32 Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 2.7 cm. G. 11 g. MA 36222. 33 Scheibenkopfnagel. Eisen. L. 4.0 cm. G. 4 g. MA 36232. 34 Hufeisen. Breite Rute mit verjüngtem Ende und unverdickt umgeschmiedetem Stollen. Ansatz des ersten Nagelloches bei der Bruchstelle erkennbar. Nur schwach korrodiert. Eisen. L. 5.0 cm. G. 29 g. Neuzeitlich. MA 36221. Nicht abgebildet: WS mit Wellenlinienzier. MA 36220.1. 12 WS. MA 36207, 36224, 36225. Schmales Band. Funktion unklar. Eisen. L. 2.7 cm. G. 1 g. MA 36223. Nagelschaft. Vierkantiger Querschnitt. Eisen. L. 6.3 cm. G. 4 g. MA 36233. Herdschlacke der Verhüttung. G. 142 g. MA 36519.1.

Aus dem Innern der Kirche (Taf. 51) 35 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36507 (Abb. 72.20). 36 RS. Randtyp: R11. Magerungstyp: D2. MA 36508. 37 RS. Randtyp: R11. Magerungstyp: D2. MA 36509. 38 BS. MA 36510.1. 39 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 4.4 cm. G. 2 g. MA 36518. 40 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 5.6 cm. G. 3 g. MA 36514. 41 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 5.3 cm. G. 1.4 g. MA 36512. 42 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 5.0 cm. G. 2 g. MA 36516. 43 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 2.8 cm. G. 1 g. MA 36515. 44 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 3.9 cm. G. 2 g. MA 36517. 45 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 4.7 cm. G. 2 g. MA 36511. 46 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 5.4 cm. G. 2 g. MA 36513. Nicht abgebildet 6 WS. MA 36510.

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Aus dem Umfeld der alten Strasse (Taf. 51 und Abb. 20) 47 RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: B2. MA 36527. 48 RS eines offenen Gefässes. Magerungstyp: C2. MA 36528. 49 WS mit Flickloch. MA 36530. 50 BS. MA 36531.1. 51 Draht, Enden abgerundet. Der im Fundzustand aufgebogene Draht besass ursprünglich vermutlich die Funktion einer klammerartigen Verstärkung. Eisen. L. 27 cm. G. 19 g. MA 36538. 52 Beschlagblech. Eisen. L. 6.1 cm. G. 7 g. MA 36539. 53 Pfeilspitze mit einseitigem Mittelgrat und schwach ausgeprägten Flügeln. Eisen. L. 6.5 cm. G. 8 g. MA 36522. 54 Ortband. Eisen und Kupfer(-legierung?). Das Blech der Tülle auf eine exakte Naht zusammengeführt und mit Kupferlot geschlossen. Der eiserne Schlussring an der Ortbandspitze ebenfalls mit Kupferlot befestigt. Zackenzier am oberen Abschluss, darunter Lochreihe zur Befestigung des Ortbandes an der organischen Scheide. L. 7.9 cm. G. 16 g. MA 36523. 55 Dünnes, schwach gewölbtes Blech. Funktion unklar. Eisen. L. 4.3 cm. G. 6 g. MA 36526. 56 Ahle (?). Vierkantiger Querschnitt. Eisen. L. 6.0 cm. G. 6 g. MA 36525. 57 Hufnagel. Eisen. L. 2.8 cm. G. 2 g. MA 36532. 58 «Nagel» mit viereckigem Scheibenkopf. Eisen. L. 3.5 cm. G. 3 g. MA 36533. 59 Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 6.7 cm. G. 7 g. MA 36535. 60 Nagel mit verdicktem, viereckigem Kopf. Eisen. L. 7.4 cm. G. 5 g. MA 36534. 61 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 9.2 cm. G. 35 g. MA 36536. 62 Hufnagel. Eisen. L. 2.6 cm. G. 2 g. MA 36524. Abb. 20.2 Münze. GRATIANUS, 367–383 n. Chr. Römisch. MA 53990, NF 00376 (oben S. 367, Kat. 87). Nicht abgebildet: 13 WS. MA 36521, 36531. WS. Eisenzeitlich. MA 36521.1. Drahtfragment, vermutlich runder Querschnitt. Stark korrodiert. Eisen. L. 4.5 cm. G. 1 g. MA 36537. 3 Rostende Schlacken. G. 60 g. MA 36800.

Verhüttungsplatz 1 (Taf. 52–55) Verhüttungsplatz 1, Ofen (Taf. 52) 63 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D2. MA 36159. 64 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36158. 65 2 BS. MA 36160.1, 36160.2. Nicht abgebildet: WS mit Wellenlinienzier. MA 36134.1. 32 WS. MA 36134, 36160. Flechtwerklehm. G. 540 g. MA 36135. Verhüttungsplatz 1, Schlackenhalde (Taf. 52–53) 66 RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: C2. MA 36201. 67 RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: D1. MA 36186. 68 RS. Randtyp: R8. Magerungstyp: C1. MA 36183. 69 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36192. 70 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36189. 71 RS. Randtyp: R11. Magerungstyp: D1. MA 36191. 72 RS. Randtyp: R11. Magerungstyp: D2. MA 36164. 73 RS. Randtyp: R12. Magerungstyp: Unbestimmt, Einzelscherbe. MA 36185. 74 RS. Randtyp: R12. Magerungstyp: D1. MA 36157. 75 RS mit Griffansatzstelle. Randtyp: R13. Magerungstyp: D3. MA 36187 (Abb. 72.25). 76 RS. Randtyp: R13. Magerungstyp: D3. MA 36188. 77 WS mit Wellenlinienzier. MA 36193.9. 78 BS. MA 36193.1. 79 BS. MA 36165.1. 80 BS mit Quellrand. MA 36193.3. 81 BS. MA 36193.2. 82 BS. A/I: Dunkelbraune Glasur. Neuzeitlich. MA 36193.4. 83 BS. MA 36193.5.


84 85

86 87 88 89 90 91 92 93 94 95

BS mit Bodenzeichen (Kreuz?). Magerungstyp: D2. MA 36193.6. Hohlschlüssel aus Eisenblech. Aus einem Stück geschmiedet. Das Ende des flach geschmiedeten Ringgriffes steckt im hohlen Schaft. Der stark korrodierte Bart scheint ungegliedert. Eisen. L. 15.0 cm. G. 106 g. MA 36182. Messer. Fragment der Klinge, Angel abgebrochen. Eisen. L. 6.7 cm. G. 7 g. MA 36102.1. Flachmeissel (?). Eisen. L. 4.6 cm. G. 7 g. MA 36198. Flachmeissel (?). Eisen. L. 4.2 cm. G. 5 g. MA 36197. Ahle (?). Vierkantiger Querschnitt, Schaft am oberen Ende dünner ausgeschmiedet. Eisen. L. 3.9 cm. G. 1 g. MA 36199. Ahle. Durchgehend vierkantiger Querschnitt. Eisen. L. 10.1 cm. G. 4 g. MA 36200. Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Zierdellen auf dem Kopf. Eisen. L. 8.1 cm. G. 21 g. MA 36196. Scheibenkopfnagel. Eisen. L. 6.7 cm. G. 5 g. MA 36195. Nagel (?). Eisen. L. 4.6 cm. G. 3 g. MA 36194. Von Eisenoxyd durchtränkte Holzspitze, in Schlacke verbacken. Form zufällig (?). L. 5.3 cm. G. 17 g. MA 36202. Von Eisenoxyd durchtränkte Holzspitze. Form zufällig (?). L. 3.4 cm. G. 1 g. MA 36203.

Nicht abgebildet: RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. MA 36184. WS. Prähistorisch. MA 36193.10. 2 BS mit Glasurresten. MA 36193.7, 36193.8. 7 WS, 1 BS und 1 Stück verschlackte Keramik. MA 36165. 43 WS und 7 BS. MA 36163, 36190, 36193. Nagelschaft. Flachrechteckiger Querschnitt. Eisen. L. 2.5 cm. G. 1 g. MA 36204. 2 Ofenwandfragmente (G. 179 g) und 2 Schlackenzapfen der Verhüttung (G. 341 g). MA 36029 (Abb. 189.3). 1 Fliessschlacke der Verhüttung mit schöner Fliesstextur. G. 303 g. MA 36030 (Abb. 189.1). 8 Ofenwandbestandteile aus Lehm, von W. U. Guyan als Mantelschlacken bezeichnet. G. 2458 g. MA 36081. 5 Fliessschlacken der Verhüttung, von W. U. Guyan als Laufschlacke bezeichnet. G. 3911 g. MA 36102. 10 Ofenwandbestandteile (G. 2576 g) und 9 Fliessschlacken der Verhüttung (G. 1743 g). MA 36142. 1 Ofenwandbestandteil (G. 323 g), 16 dichte und glasige Fliessschlacken der Verhüttung (G. 3934 g) und 2 Eisenschwammfragmente (G. 314 g). MA 36143 (Abb. 189.2 und 194 sowie 189.5, 192 und 193). 1 Schlackenzapfen der Verhüttung. G. 23 g. MA 36700. Verhüttungsplatz 1, Kulturschicht (Taf. 54–55) 96 RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: C2. MA 36166. 97 RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: D1. MA 36208. 98 RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: D1. MA 36124. 99 RS. Randtyp: R9. Magerungstyp: D1. MA 36209. 100 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36131. 101 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36141. 102 2 RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: D1. MA 36145, 36146. 103 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36210. 104 RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36149. 105 RS. Randtyp: R11. Magerungstyp: D2. MA 36138. 106 WS mit Wellenlinienzier. MA 36153.1. 107 Hohlgriff. Magerungstyp: D3. MA 36156 (Abb. 72.26). 108 BS. MA 36211. 109 2 BS. MA 36212.1, 36212.2. 110 BS. MA 36136.1. 111 BS mit Quellrand. MA 36162.1. 112 BS mit Bodenzeichen (Radkreuz). Magerungstyp: D1. MA 36151. 113 BS mit Bodenzeichen (Radkreuz). Magerungstyp: D2. MA 36152. 114 Hufeisen. Rute mit Wellenkontur. Ohne Stollen. Nagelloch in schwach ausgebildeter Nagelsenke. Eisen. L. 5.1 cm. G. 21 g. MA 36132. 115 Hufeisen. Schmale Rute mit Wellenkontur und stark verjüngtem Ende. Ohne Stollen. Nagellöcher in längsrechteckigen Nagelsenken. Ein eingerosteter T-förmiger Hufnagel erhalten. Eher kleines Hufeisen mit ursprünglich vermutlich vier Nagellöchern. Eisen. L. 8.6 cm. G. 32 g. MA 36118. 116 Fragment einer Geräteklinge. Heft vom Rücken nicht abgesetzt. Stark beschädigt, Klingenform unklar. Eisen. L. 11.9 cm. G. 31 g. MA 36121. 117 Messer. Spitze und Angel abgebrochen. Eisen. L. 10.0 cm. G. 28 g. MA 36122.

118 Messer. Spitze abgebrochen. Eisen. L. 18.9 cm. G. 37 g. MA 36120. 119 Ahle (?). Quadratischer Querschnitt. Spitze abgebrochen. Eisen. L. 8.5 cm. G. 11 g. MA 36168. 120 Splint. Schwacher Ausrieb im vorderen Ösenbereich. Eisen. L. 4.4 cm. G. 10 g. MA 36140. 121 Keilförmiger Hufnagel. Eisen. L. 4.0 cm. G. 4 g. MA 36129. 122 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Eisen. L. 5.0 cm. G. 2 g. MA 36170. 123 Versenkbarer Nagel. Eisen. L. 6.5 cm. G. 13 g. MA 36155. 124 Hufnagel. Eisen. L. 3.0 cm. G. 4 g. MA 36154. 125 Hufnagel. Eisen. L. 3.0 cm. G. 3 g. MA 36128. 126 Hufnagel. Eisen. L. 3.9 cm. G. 4 g. MA 36137. 127 Nagel mit breit abgehauenem Kopf. Stark korrodiert. Eisen. L. 3.8 cm. G. 2 g. MA 36148. 128 Schleifstein. Fragment eines grösseren Schleifsteines, ev. zu MA 36172 gehörig. Seitenflächen gebrochen, Kanten eckig, Schliffebenen stark ausgeschliffen, eine davon muldenförmig. Schilfsandstein. H. 1.2 bis 3.1 cm. MA 36171. 129 Schleifstein. Fragment eines grösseren Schleifsteines, ev. zu MA 36171 gehörig. Seitenflächen gebrochen, Kanten eckig, Schliffebenen muldenförmig ausgeschliffen. Schilfsandstein. H. 1.2 bis 3.5 cm. MA 36172. Nicht abgebildet: RS. Randtyp: R8. Magerungstyp: D1. MA 36130. RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D1. MA 36150. RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. MA 36169.1. WS mit Kornriss. MA 36139.1. 18 WS, 1 BS und 1 kleines Fragment vermutlich eines Webgewichtes. MA 36153, 36153.2. 3 WS und 1 kleines Fragment vermutlich eines Webgewichtes. MA 36162. 8 WS und 1 Stück verschlackte Keramik. MA 36125. 97 WS und 4 BS. MA 36123, 36127, 36136, 36139, 36144, 36147, 36161, 36167, 36169, 36212. Flechtwerklehm. G. 5 g. MA 36169. Nagelschaft. Eisen. L. 4.4 cm. G. 4 g. MA 36126. Undefinierbares tropfenförmiges Objekt. Bronze. L. 1.0 cm. G. 1 g. MA 36808. Rindenabschlag. Silex. MA 36153.3. 2 Verhüttungsschlacken (G. 46 g) und Bohnerzkügelchen (G. 196g). MA 36073. 1 Verhüttungsschlacke (G. 3 g) und 2 nicht bestimmbare Schlackenfragmente (G. 11 g). MA 36701. Gemisch aus Erde, Sand, Oolithen, Schlackenbröseln und Holzkohle. MA 36036 (Abb. 190 und 191).

Verhüttungsplatz 2 (Taf. 56) Verhüttungsplatz 2, ovale Grube (Fundnummer 102) 130 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R5. Magerungstyp: C1. MA 36668. 131 RS. Randtyp: R3. Magerungstyp: B2. MA 36669. 132 WS mit Flickloch. MA 36670. 133 Nagelschaft (?). Eisen. L. 5.7 cm. G. 3 g. MA 36674. Nicht abgebildet: 1 WS und 1 BS. MA 36671. Verhüttungsplatz 2, Schnitt beim Ofen (Fundnummer 105) 134 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R6. Magerungstyp: D2. MA 36673. Verhüttungsplatz 2, Schlacken- und Kohlenhalde in der Nähe des Ofens oder kleine viereckige Grube (Fundnummer 103 oder 106) 135 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R10. Magerungstyp: D2. MA 36675. 136 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36679. 137 WS mit Flickloch. MA 36681. 138 WS mit drei Flicklöchern. MA 36680. 139 BS. Magerungstyp: C2. MA 36683. 140 Kästchenbeschlag. Verbogen, Befestigungslöcher an beiden Enden abgebrochen. Vergoldete Bronze. L. 12 cm. G. 5.35 g. MA 36678 (Abb. 104a). Nicht abgebildet: 3 WS. MA 36676, 36684. 1 Schlackenzapfen der Verhüttung. G. 261 g. MA 36677.

383


Weitere nicht abgebildete Funde aus dem Verhüttungsplatz 2 Gemisch aus Erde, Oolithen, Sand und Schlackebröseln, das magnetisch ist. «Röststelle». MA 36692. Verhüttungsschlacke, ca. 50 % eines dichten, dunklen Schlackenkuchens. G. 2880 g. «Im Schnitt». MA 36693 (Abb. 189.4). 1 Zapfen- und 2 Fliessschlacken der Verhüttung (G. 895 g) und 1 grosses Stück Ofenwand (G. 3130 g). MA 36694.

177 Spindel. Auf halber Höhe schwache Kerben erkennbar. Aus dem Röhrenknochen, ev. Metapodium, eines Tieres der Grösse Rind/Pferd. L. 12.7 cm. MA 36250. 178 Mühlstein, Läufer (?). Quarzsandstein unbekannter Herkunft. H. 7.5 cm. Dm. 31 cm. MA 36241. 179 Mühlstein, Läufer. In der Oberseite ein Einsatzloch für den Drehgriff, an der Unterseite eine rechteckige Vertiefung für eine Haue. Randengrobkalk. H. 5.5 cm. Dm. 25 cm. MA 36240.

Lesefunde (Taf. 56– 58)

Taf. 1.2 Dickenbännlispitze. Silex. Bei Pfosten 2334, Westseite von Haus 113. Prähistorisch. MA 36814. Taf. 1.7 Fibel. Bronze. L. 8.9 cm. 30 cm westl. Pfosten 1175. Latènezeitlich. MA 3488. Taf. 1.10 Beschläg. Bronze. MA 3491. Taf. 2.19 WS. Fingertupfenleiste. Eisenzeitlich. Zwischen Pfosten 72 und 74 (Grabung 1984). MA 36576. Taf. 2.20 Zwei WS, davon eine mit Henkelansatz oder Traglappen und verzierter Leiste. Bei «Etter» (Ostteil der Grabungsfläche). Eisenzeitlich. MA 36205.

141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156

RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C1. MA 36245. RS. Randtyp: R5. Magerungstyp: B2. MA 36178. RS. Randtyp: R7. Magerungstyp: D1. MA 36244. RS eines offenen Gefässes. Magerungstyp: B2. MA 36113. RS. Randtyp: R4. Magerungstyp: C2. MA 36243. RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R8. Magerungstyp: D1. MA 36242. WS mit Wellenlinienzier. Magerungstyp: C2. MA 36249.1. RS mit Flickloch. Randtyp: R7. Magerungstyp: D3. MA 36248. RS. Randtyp: R10. Magerungstyp: D2. MA 36177. RS. Spätmittelalterlich. MA 36176. RS einer Ofenkachel. MA 36236. RS. A: Drehriefen. Importkeramik. MA 36247. BS mit Quellrand. MA 36238.1. BS. MA 36249.2. BS. MA 36179.1. Fragment eines weissen Pfeifenstiels. Pfeifenton. Dm. 0.7 cm. Lesefund von der Oberfläche der Schlackenhalde. Neuzeitlich. MA 36810. 157–159 3 Fragmente eines weissen Pfeifenstiels. Davon trägt 159 ein Rollstempelmuster mit vier umlaufenden Rechteckreihen und Text: «INGOUD ». Pfeifenton. Dm. 0.6 cm. Lesefund von der Oberfläche der Kulturschicht. Neuzeitlich. 2. Hälfte 17. Jh. – 1. Hälfte 18. Jh. MA 36809. 160 2 Grün glasierte Marksteinzeugen. Eine Ecke ist keilförmig angeschnitten. Die ungeschnittene Stirnseite ist nicht glasiert. Vermutlich Zeuge des Kantons Schaffhausen, Kantonsstrasse. H. 11.2 cm. Neuzeitlich. MA 36813. 161 Vollschlüssel mit fragmentiertem, ursprünglich vermutlich rautenförmigem Griff. In einem Stück geschmiedet. Dreifach abgewinkelter Bart mit Kerbenverzierung an der Bartunterkante. Eisen. L. 4.3 cm. G. 9 g. MA 36117. 162 Hohlschlüssel mit gestauchtem, vormals nierenförmigem Griff. Gesenke achteckig. Bart fehlt. Ursprünglich aus vier Teilen zusammengelötet. Enden des Griffes umgeschlagen und zusammen in den hohlen, aus Eisenblech geschmiedeten Schaft gesteckt. Kupferlot entlang der Schaftnaht, beim Gesenke und massiv ausfüllend im Kontaktbereich von Griff, Gesenke und Schaft. Eisen. L. 9.5 cm. G. 57 g. MA 36119. 163 Beschlagband (?). Eisen. L. 7.1 cm. G. 8 g. MA 36115. 164 Messer. Eisen. L. 12.2 cm. G. 11 g. MA 36252. 165 Klingenfragment eines Gerätes mit abgesetzter Griffangel. Dünnes Klingenblatt, bei der Bruchstelle und beim Ansatz der Griffangel abgebogen. Eisen. L. 10.0 cm. G. 13 g. MA 36206. 166 Hufeisen. Auffallend dünne, stark abgenutzte Rute mit längsrechteckigen bis ovalen Nagellöchern. Ohne Stollen. Ursprünglich vermutlich sechs Nagellöcher. Eisen. L. 9.8 cm. G. 30 g. MA 36265. 167 Beschlag mit Befestigungsstift. Zwei im rechten Winkel zueinander stehende Platten. Der kurze, breite Teil endet abgeschrägt in einer Kante. Der lange, schmale Teil besitzt am Ende ein Loch, durch das ein Befestigungsstift mit umgelegtem bandförmigem Schaft geführt ist. Eisen. L. 6.6 cm. G. 26 g. MA 36257. 168 Durchschlag (?). Eisen. L. 3.9 cm. G. 7 g. MA 36259. 169 Ahle. Durchgehend runder Querschnitt und verdickter Schaft. Eisen. L. 5.9 cm. G. 3 g. MA 36260. 170 Nagelschaft. Eisen. L. 6.4 cm. G. 3 g. MA 36181. 171 Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 8.6 cm. G. 8 g. MA 36254. 172 Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 4.8 cm. G. 4 g. MA 36255. 173 Kopfloser Nagel. Am oberen Ende gestaucht. Eisen. L. 8.2 cm. G. 16 g. MA 36258. 174 Kopfloser Nagel. Spitze abgebrochen. Eisen. L. 3.9 cm. G. 8 g. MA 36262. 175 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 4.9 cm. G. 22 g. MA 36253. 176 Hufnagel. Eisen. L. 2.6 cm. G. 3 g. MA 36256.

384

Nicht abgebildet: RS. Randtyp: Nicht mehr bestimmbar. MA 36246. WS. Bei Pfosten 2031 der Westwand von Haus 129. MA 36555. 19 WS, davon eine Magerungstyp A, 16 Mt B2. Umgebung «Etter». MA 36114. 46 WS. MA 36179, 36237, 36238, 36249, 36263, 36264, 36553–36554. Schale. H. 5.7 cm. Bei Pfosten 1528, nördlich Haus 144. Eisenzeitlich. MA 3494. RS. Prähistorisch. MA 3497. WS. Prähistorisch. MA 3498. 3 WS. Prähistorisch. Bei Pfosten 1197, bei der Westwand von Haus 120. MA 3499. WS. Prähistorisch. Bei Pfosten 2022, im Haus 128. MA 3500. WS. Prähistorisch. Umgebung «Etter». MA 36114.1. WS. Prähistorisch. MA 36553.1. Nagelschaft, quadratischer Querschnitt. Eisen. L. 5.2 cm. G. 2 g. MA 36180. Undefinierbares Objekt. Eisen. L. 6.5 cm. G. 12 g. Umgebung «Etter». MA 36116. 1 Trümmerfragment. Silex; 1 Bergkristallspitze. Prähistorisch (?). MA 36811. 3 Rindenabschläge. Silex. Zwischen Pfosten 1151 und 1152. Prähistorisch (?). MA 36812. Flechtwerklehm. G. 32 g. MA 36239. Münze. Halbbatzen, St. Gallen, 1728 oder 1729. Billon. G. 0.837 g. Dm. 20.6 mm. Lesefund von der Oberfläche Schlackenhalde. MA 36133, NF 000378. 88 Schlacken und Ofenwandbestandteile: a) 26 sehr dichte, glasige, dunkle Verhüttungsschlacken: 2449 g; b) 1 grosses, dickes Ofenwandfragment: 5320 g; c) 4 Ofenwandfragmente sowie 14 Fragmente einer Lehmkruste mit oxidhaltiger Erde: 211 g; d) 43 Herdschlacken der Verhüttung: 3150 g; e) 14 dichte Fliessschlacken der Verhüttung: 956 g. MA 36424. 26 dichte Fliessschlacken der Verhüttung (G. 2170 g) und 5 Ofenwandfragmente (G. 354 g). MA 36425. 6 Herdschlacken der Verhüttung (G. 545 g) und 1 Ofenwandfragment (G. 208 g). MA 36292. Gemisch aus Erde und korrodiertem Eisenobjekt (?). MA 36405. Nicht abgebildete Funde aus der Einfüllung und den Profilen eines 1984 wieder freigelegten Sondierschnittes der Ausgrabungen von 1968: 2 WS. Davon eine A/I: schwarz glasiert. Neuzeitlich. MA 36620. 2 Ziegelfragmente. MA 36622. Flechtwerklehm und Ziegelfragmente. G. 26 g. MA 36623. In mehrere Teile zerbrochene Klammer. Eisen. L. 8.1 cm. G. 23 g. MA 36571. Verbogenes Drahtfragment mit rundem Querschnitt, ev. Fragment eines spitzen Gerätes. Stark korrodiert. Eisen. L. 4.2 cm. G. 2 g. MA 36570. 1 Abschlagfragment. Silex; 1 Stein, verbrannt. Prähistorisch (?). MA 36618. 25 Fliessschlackenfragmente der Verhüttung. G. 350 g. MA 36619. Herdschlacke der Verhüttung. G. 24 g. MA 36621. 2 Ofenwandbestandteile, 38 Fliessschlacken der Verhüttung und 1 Bohnerzkügelchen G. 578 g. MA 36634.


D. Mittelalterliche Funde von Merishausen 1. Merishausen-Beim Schulhaus (Taf. 59– 61) Sämtliche, auch nicht abgebildete Funde aufgeführt. Ofen 1 (Taf. 59) 1 Webgewicht. Oval. Mehrere kleinteilige Bruchstücke. Ton. Aus der Kanalfüllung. MA 55884. Nicht abgebildet: WS mit sekundärer Brandeinwirkung. Aus der Kanalfüllung. MA 55886. Flechtwerklehm. Aus der Kanalfüllung. MA 55883. Flechtwerklehm. «Tenne». MA 55885. Grubenhaus 2 (Taf. 59) 2 RS. Randtyp: R1. Schicht 4. MA 43048. 3 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R4. Schicht 2 und 3. MA 43050. 4 RS mit Verstrichmuster innen. Randtyp: R4. Schicht 4. MA 43049. 5 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R5. Schicht 2 und 3. MA 43054. 6 RS. Randtyp: R5. Sondierschnitt. MA 43043. 7 BS. Schicht 2 und 3. MA 43053. 8 BS. Schicht 5. MA 43046. 9 BS. Ohne Schichtkontext. MA 43042. 10 BS mit Bodenzeichen (einfaches Kreuz ). Schicht 2 und 3. MA 56481. 11 WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Schicht 2 und 3. MA 43055. 12 WS mit Wellenlinienzier. Schicht 2 und 3. MA 43051. 13 WS mit Wellenlinienzier. Schicht 2 und 3. MA 43052. 14 WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Schicht 4. MA 43047. 15 WS mit Wellenlinienzier und Verstrichmuster. Schicht 5. MA 43044. 16 Messer. Spitze und Angel abgebrochen. Eisen. L. 12 cm. G. 23 g. Schicht 2 und 3. MA 43099. 17 Messer(?). Ev. Angelfragment von MA 43099. Eisen. L. 5 cm. G. 6 g. Schicht 4. MA 43097. 18 Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 2.6 cm. G. 2 g. Schicht 2 und 3. MA 43100. 19 Stachelsporn. Langer Stachel mit zeltförmigem Dorn über oktaedrischer Basis. Zweinietige Befestigungsplatten, Reste der Nietstifte stecken noch in den Löchern. Reste einer Zinn- oder Silberauflage erkennbar. Eisen. L. 17.3 cm. G. 66 g. Schicht 2 und 3. MA 43098 (Abb. 156). 20 Riemenschnalle mit zweinietiger Befestigungsplatte. Reste der Nietstifte stecken noch in den Löchern. Wohl Riemenschnalle des Reitersporns MA 43098. Eisen. L. 3 cm. G. 4 g. Schicht 4. MA 43096. Nicht abgebildet: 32 WS und 1 BS. Schicht 2 und 3. MA 56461, 56462, 56465, 56467, 56468, 56469. 4 WS. Schicht 4. MA 56460, 56464. 5 WS und 1 BS. Schicht 4 und 5. MA 43045, 56466. 2 WS und 1 BS. Schicht 5. MA 43046, 56463, 56459. WS. Sondierschnitt. MA 56458. 2 WS. Ohne Schichtkontext. MA 43041, 56457. Undefinierbares Objekt. Eisen. G. 33 g. Schicht 4. MA 43061. Undefinierbares Objekt. Eisen. G. 5 g. Schicht 5. MA 43059.1. 4 Verhüttungsschlacken. Rostend, schaumig und mit Fliesstextur. G. 50 g. Schicht 2, 3 und 4. MA 43057. 4 Schlacken (rostende Schlacken und Herdschlacken) und 2 Ofenwandbestandteile. G. 140 g. Schicht 2 und 3. MA 43063. 12 Verhüttungsschlacken. Rostend, schaumig und mit Fliesstextur. G. 215 g. Schicht 2 und 3. MA 43064. 5 Schlacken. Rostend, schaumig und mit Fliesstextur. G. 120 g. Schicht 2 und 3. MA 43065. 6 Schlacken. Rostend, schaumig und mit Fliesstextur. G. 125 g. Schicht 4. MA 43060. Fliessschlacke oder Herdschlacke. G. 40 g. Schicht 4. MA 43062. 2 Ofenwandbestandteile. G. 50 g. Schicht 5. MA 43058. Verhüttungsschlacke. G. 15 g. Schicht 5. MA 43059.

Haus 3 (Taf. 60 und 6) 21 RS. Randtyp: R3. 1. Abstich. MA 43066. 22 RS. Randtyp: R1. 1. Abstich. MA 43067. 23 BS. 2. Abstich. MA 43070. 24 BS. 1. Abstich. MA 43069. 25 Webgewicht. Zylindrisch. 1. Abstich. Ton. G. 700 g. MA 43071. 26 Webgewicht mit Fadeneinschnitt (Gebrauchsspur). Oval. Ton. 2. Abstich. MA 43072. 27 Webgewicht. Oval. Ton. 2. Abstich. MA 43072. 28 Klammer (?). Draht mit zwei spitzen Enden. Eisen. L. 9 cm. G. 4 g. 1. Abstich. MA 43102. 29 Klingenfragment eines Krummeisens (?). Eisen. L. 2.5 cm. G. 2 g. 1. Abstich. MA 43101. 30 Krummeisen. Eine Angel und ca. die halbe Klinge erhalten. Eisen. L. 13 cm. G. 12 g. 2. Abstich. MA 43104. 31 Angel eines Krummeisens (?). Eisen. L. 5.7 cm. G. 7 g. 1. Abstich. MA 43103. 6.83 Henkelfragment. Römisch. MA 43068. Nicht abgebildet: 8 WS, davon eine mit sekundärer Brandeinwirkung. 1. Abstich. MA 55888. 3 WS. 2. Abstich. MA 55887. Diverse Fragmente von Webgewichten. Ton. 2. Abstich. MA 43072. Flechtwerklehm. 1. Abstich. MA 43040. Fugenlehm mit Abdrücken von grösseren Hölzern. 2. Abstich. MA 55889. Undefinierbares Objekt. Eisen. G. 2 g. 1. Abstich. MA 43101.1. 3 Fliessschlacken. G. 55 g. 1. Abstich. MA 43073. Struktur 4 (Taf. 60 und Abb. 11) 32 RS. Randtyp: R4. 2. Abstich. MA 43076. 33 Blech. Funktion unklar. Eisen. L. 4 cm. G. 5 g. 2. Abstich. MA 43106. 34 Absatzmeissel. Eisen. L. 7.8 cm. G. 83 g. 1. Abstich. MA 43105. Abb. 11.3 Kratzerfragment. Silex, rot. 1. Abstich. MA 43077. Nicht abgebildet: BS. 1. Abstich. MA 43074. BS mit sekundärer Brandeinwirkung. 1. Abstich. MA 43075. 6 WS, davon 4 mit sekundärer Brandeinwirkung. 1. Abstich. MA 56450. WS. 2. Abstich. MA 56451. Fliessschlacke. G. 10 g. 1. Abstich. MA 43078. Struktur 5 (Taf. 61 und 6) 35 BS. Streufund aus dem Baggeraushub. MA 43082. 36 BS. Streufund aus dem Baggeraushub. MA 43081. 37 RS. Stark verschlackt, blasig. Streufund aus dem Baggeraushub. MA 43080. 6.76 RS und WS einer Schüssel. Streufund aus dem Baggeraushub. Latènezeitlich. MA 43079. Nicht abgebildet: 4 WS. 1. Abstich. MA 56453. 5 WS. Streufund aus dem Baggeraushub. MA 56452. Struktur 6 Nicht abgebildet: Flachglas. Kleines Fragment. MA 56456. 5 WS, davon 2 latènezeitlich. MA 56454. WS. Latènezeitlich. MA 56455. Struktur 7 (Taf. 6) 6.77 WS mit Kammstrich. Latènezeitlich. MA 43083. Grubenhaus 8 (Taf. 61) 38 RS mit Verstrichmuster. Randtyp: R3. Schicht 3, 4 und 5 (Passscherben). MA 43090. 39 RS mit sekundärer Brandeinwirkung. Randtyp: R2. Schicht 4 und 5. MA 43084. 40 RS. Randtyp: R4. Schicht 4 und 5. MA 43089. 41 WS mit Flickloch und sekundärer Brandeinwirkung. Schicht 4 und 5. MA 43086. 42 BS mit sekundärer Brandeinwirkung. Schicht 4 und 5. MA 43088. 43 BS mit sekundärer Brandeinwirkung. Schicht 4 und 5. MA 43087. 44 Ahle. Vierkantiger Schaft und runde Spitze. Eisen. L. 10.7 cm. G. 9 g. Schicht 4 und 5. MA 43107.

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45

Webbrettchen mit eingeschnittener Rillenverzierung. Doppelter, über Eck gestellter Rhombus, der fünf im Kreuz angeordnete Kreisaugen umfasst. In jeder Ecke eine Durchbohrung. Rothirschgeweih. L. 2.63 cm. B. 2.59 cm. Schicht 3. MA 43091 (Abb. 154). 46 Webbrettchen mit eingeschnittener Rillenverzierung. Dreifacher, über Eck gestellter Rhombus mit eingeschriebenem doppeltem Kreuz. In jeder Ecke eine Durchbohrung. Rothirschgeweih. L. 2.64 cm. B. 2.36 cm. Schicht 3. MA 43092 (Abb. 154). 47 Spinnwirtel. Konisch. Konzentrische Rillen auf der Aussen- und Oberseite. Zu einem Viertel erhalten. Kalkstein. Schicht 3. MA 43093. Nicht abgebildet: 17 WS, davon mind. 2 mit sekundärer Brandeinwirkung. Schicht 3. MA 56477, 56479, 56480. 54 WS und 1 BS, davon mind. 35 mit sekundärer Brandeinwirkung. Schicht 4 und 5. MA 43085, 56472, 56474, 56476, 56482. Flechtwerklehm. Schicht 3. MA 56478. Flechtwerklehm. Schicht 4 und 5. MA 56473, 56475, 56483. Lesefunde (Taf. 61 und 6) 48 Webgewicht. Ton. MA 43038. 49 Geschossspitze mit Tülle. Weidenblattförmig, rhombischer Querschnitt. In der Tülle befinden sich verkohlte Holzreste (Eiche). Eisen. L. 5.9 cm. G. 28 g. MA 43094. 50 Nagelschaft (?). Eisen. L. 3.5 cm. G. 2 g. MA 43095. 51 Nuppe eines Nuppenbechers oder Krautstrunkes. Grünes, transluzides Glas. Baggerabtrag von Grubenhaus 2, ohne Schichtkontext. MA 43056. 6.82 Henkelfragment. Römisch. MA 43036. Nicht abgebildet: RS mit sekundärer Brandeinwirkung. Randtyp: R3 (?). MA 43035. RS eines offenen Gefässes. MA 43037. 19 WS. MA 56470, 56471. 4 Schlacken. MA 43039.

2. Merishausen-Haus Nr. 63 (Taf. 62 – 64) Nur abgebildete Funde aufgeführt. 52 RS. Randtyp: R3. MA 26661. 53 RS. Randtyp: R4. MA 26653. 54 RS mit Wellenlinienzier. Randtyp: R4. MA 26649. 55 WS mit Flickloch. MA 26919.1. 56 RS mit Rädchendekor und Überarbeitungsspuren. MA 26622, 26651, 26905. 57 Topffragment mit schmaler Riefe und mehrzeiligem Rädchendekor. RS oben schwach gekehlt. MA 26624, 26636. 58 RS, oben schwach gekehlt. MA 26632, 26650. 59 RS, oben schwach gekehlt. MA 26645. 60 Topffragment mit mehrzeiligem Rädchendekor. RS oben schwach gekehlt. MA 26631. 61 RS, oben gekehlt. MA 26625. 62 RS, oben schwach gekehlt. MA 26643. 63 RS, oben schwach gekehlt. MA 26627. 64 WS mit Wellenlinienzier und Einstichreihe unter dem Halsknick. MA 26637. 65 WS mit schmaler Riefe auf der Schulter und mehrzeiligem Rädchendekor. MA 26920. 66 WS mit schmaler Riefe und mehrzeiligem Rädchendekor. MA 26623. 67 WS mit mehrzeiligem Rädchendekor. MA 26659. 68 WS mit mehrzeiligem Rädchendekor. MA 26633. 69 Schüsselfragment mit mehrzeiligem Rädchendekor. RS oben schwach gekehlt. Drei systematisch angeordnete Löcher im Boden weisen auf eine Siebfunktion. Abplatzungen im Umfeld der Löcher. MA 26630. 70 Pfannenfragment. Ansatzstelle des Griffs erkennbar. RS oben schwach gekehlt. MA 26638. 71 Fragment eines Tüllengriffes (?). MA 26899. 72 RS eines Schüssel. Rand oben schwach gekehlt. MA 26662. 73 RS. Leistenrand. MA 26639. 74 RS. Leistenrand. MA 26648. 75 RS. Leistenrand. MA 26654. 76 RS. Leistenrand. MA 26629. 77 RS. Leistenrand. MA 26628. 78 RS. Leistenrand. MA 26626. 79 RS. Leistenrand. MA 26642.

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80 RS. Leistenrand. MA 26657. 81 RS. Leistenrand. MA 26620. 82 RS. Leistenrand. MA 26644. 83 RS eines Dreibeintopfes. MA 26647. 84 WS eines Dreibeintopfes mit horizontal umlaufendem, flächigem Verstrichmuster. MA 26921. 85 WS mit flauen, mehrzeiligen Riefen. MA 26919. 86 Spinnwirtel. Schlingspuren auf einer Seite belegen die sekundäre Verwendung einer Bodenscherbe. Keramik. MA 26634. 87 Spinnwirtel mit Glasurresten auf einer Seite. Schlingspuren auf der anderen Seite belegen die sekundäre Verwendung einer Bodenscherbe. Keramik. MA 26635. 88 RS. Karniesrand. Grau. MA 26900. 89 RS. Kurzer Karniesrand. MA 26655. 90 RS. Kurzer Karniesrand. MA 26656. 91 WS mit Rippe. Grau. MA 26919. 92 WS mit Riefenband. Grau. MA 26660. 93 WS mit flauen Riefen und schwach ausgeprägter Rippe. Grau. MA 26919. 94 WS. A: Mehrzeiliges Riefendekor. I: Transparente Glasur. Rot. MA 26913. 95 BS mit Schlingspuren. Grau. MA 26925. 96 RS eines Deckels. I: Gelblich weisse Glasur. MA 26898. 97 RS eines Deckels. I: Weiss engobiert, darüber nur wenige grüne (?) Glasurreste erhalten. MA 26646. 98 RS mit ausgeprägter Deckelrast eines stark nach innen gewölbten Gefässes. Grau. MA 26641. 99 RS einer Becherkachel. MA 26652. 100 WS einer Becherkachel. MA 26919.3. 101 WS einer Becherkachel. MA 26658. 102 RS einer Becherkachel. MA 26919.2. 103 BS einer Becherkachel. Schlingspuren. MA 26896. 104 RS einer Napfkachel. MA 26897.

3. Merishausen – Weitere Fundstellen (Taf. 65) Nur abgebildete Funde aufgeführt. Merishausen-Lätten 105 RS eines offenen Gefässes. Grobes horizontales Verstrichmuster. Magerungstyp A. MA 26617. Prähistorische und römische Funde: Taf. 5 und 6. Merishausen-Haus Nr. 2 106 RS. Randtyp: R3. Magerungstyp C. MA 26615. 107 RS. Randtyp: R9. Magerungstyp D. MA 26614. Merishausen-Haus Nr. 10 108 RS. Randtyp: R4. Magerungstyp C2. MA 43108. Abb. 197 Verhüttungsschlacken. MA 43114. Merishausen-Acker Rössliwirt 109 WS mit Wellenlinienzier. MA 56493. 110 BS mit Quellrand. MA 56492. 111 RS. Leistenrand. MA 56484. 112 RS eines Dreibeintopfes. MA 56485. 113 RS. Karniesrand. MA 56487. 114 RS. Leistenrand. MA 56486. 115 RS. Karniesrand. Grau. MA 56488. 116 RS eines Deckels. Grau. MA 56490. 117 WS mit Riefenband. Grau. MA 56491, 56493. Prähistorische Funde: Taf. 5. Merishausen-Schwabengasse Abb. 198 und 199 Verhüttungsabfälle. MA 53836.

E. Mittelalterliche Funde von Bargen 1. Bargen-Hofwiesen (Taf. 66–73) Sämtliche Eisenfunde sind im Katalog aufgeführt, von den übrigen Materialien nur die abgebildeten Funde.


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Henkel eines Kruges. Zwei anpassende Fragmente. Grabungsfeld C, Querprofil 3, Baggeraushub um Meter 13/14. MA 21811, 21812. RS mit Wellenlinienzier. Lesefund. MA 21463. RS. Grabungsfeld A, Schnitt 12, Baggeraushub. MA 21724. RS. Grabungsfeld A oder B, Lesefund. MA 21737. RS mit Wellenlinienzier. Grubenhäuser C und D. MA 21781. RS. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21629. RS mit Wellenlinienzier. MA 55907. RS mit Wellenlinienzier. MA 55909. RS. MA 55908. RS. Grubenhaus D. MA 21641. RS mit Wellenlinienzier. Grubenhaus A. MA 21753. RS mit Wellenlinienzier. Grubenhaus A. MA 21754. RS. Grubenhaus A. MA 21755. RS. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21632. RS. Grubenhäuser C und D. MA 21784. RS. Grubenhäuser C und D. MA 21783. RS einer Kanne (?) mit randständigen Bandhenkeln. MA 55892. RS. Grubenhaus B. MA 21690. RS. Lesefund. MA 21468. RS. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21594. RS. Grabungsfeld A, Schnitt 8, Baggeraushub. MA 21577. RS. Grubenhaus A. MA 21756. RS. Aus dem Kalkofen nördlich der N4. MA 26665. RS. Lesefund. MA 21474, 21475. RS. Lesefund. MA 21467. RS. Grau. Grabungsfeld A, Schnitt 11, Baggeraushub. MA 21726. RS. Grau. Grubenhäuser C und D. MA 21801. RS. Grau. Lesefund. MA 21458. RS. Grau. Lesefund. MA 21466. RS. Grau. Grabungsfeld A, Schnitt 8, Baggeraushub. MA 21551. RS. Grau. Lesefund. MA 21814. RS. Grau. Grabungsfeld A oder B, Lesefund. MA 21735. RS. Grau. Grubenhaus B. MA 21676. RS. Grau. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21589, 21627. RS eines Töpfchens. Grau. Grabungsfeld A, Schnitt 17, Baggeraushub. MA 21715. RS einer Schüssel. Grau. Grabungsfeld B, Lesefund. MA 21815. RS einer Schüssel. Grau. Grubenhaus C. MA 21694, 21697, 21701, 21704, 21706, 21709. RS einer Schüssel. Grau. Grubenhäuser C und D. MA 21786. RS einer Schüssel. Grau. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21599. RS einer Schüssel. Grau. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21597, 21598. RS einer Schüssel. Grau. MA 55898. RS einer Schüssel. I: Oliv glasiert. Orange. Grabungsfeld A, Schnitt 8, Baggeraushub. MA 21560. RS einer Schüssel. I: Grün glasiert über weisser Engobe. Orange. Grabungsfeld A, Schnitt 1, 6 und 15, Baggeraushub. MA 21720. RS einer Napfkachel. Lesefund. MA 21464. RS einer Napfkachel. I: Oliv glasiert. Orange. Grabungsfeld A, Schnitt 1, 6 und 15, Baggeraushub. MA 21722. RS einer Napfkachel. I: Oliv glasiert. Orange. Grabungsfeld A oder B, Lesefund. MA 21728. Deckel. Schlingspuren an der Knaufoberfläche. Grau. Aus vier Scherben rekonstruiert. Grabungsfeld A, Schnitt 8, Baggeraushub und Lesefunde. MA 21509, 21514, 21628, 21746. Deckel. Schlingspuren an der Knaufoberfläche. A: Schwache Reste einer oliven Glasur am Knaufrand. Orange. Grabungsfeld B, Lesefund. MA 21819. Deckel. I: Oliv glasiert. Orange. Grabungsfeld A, Schnitt 8, Baggeraushub. MA 21539. WS mit Wellenlinienzier. Grubenhäuser C und D. MA 21776. WS mit Wellenlinienzier. Grubenhäuser C und D. MA 21792. WS mit Wellenlinienzier. Grubenhaus A. MA 21770. WS mit Wellenlinienzier. Grubenhaus A. MA 21775.3. WS mit Wellenlinienzier. Grubenhaus A. MA 21774. WS mit Wellenlinienzier. Grubenhaus A. MA 21760. Henkelfragment einer Henkelflasche. Grau. Lesefund. MA 21459. Henkelfragment. Lesefund. MA 21461. WS mit engzeiligem Rädchendekor. Lesefund. MA 21505. WS mit Riefenband. Grau. Grubenhaus B. MA 21692.

60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82

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WS mit Riefenband und Rippe. Grau. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21725. WS mit Rillenband. Grau. Lesefund. MA 21485. Fuss eines Dreibeingefässes. Grau. Grubenhäuser C und D. MA 21787. Fuss eines Dreibeingefässes. Orange. Lesefund. MA 21460. BS und Fuss eines Dreibeingefässes. I: Oliv glasiert. A: Glasurfleck unten am Fuss. Lesefund. MA 21462. Fuss eines Dreibeingefässes. I: Oliv glasiert. A: Glasurfleck am Fuss. Grabungsfeld A, Schnitt 10, Baggeraushub. MA 21748. BS mit Quellrand. Grabungsfeld A, Schnitt 15. MA 21637, 21640. Bodenfragment mit Quellrand. Grabungsfeld A, Aushub aus Schnitt 12. MA 21609–21620. BS mit Bodenzeichen. Grubenhaus A. MA 21772. BS mit Bodenzeichen. Grubenhäuser C und D. MA 21790. BS mit Quellrand. Grabungsfeld A, Lesefund um Grubenhaus A. MA 21602. BS. Grubenhaus A. MA 21766. BS mit Quellrand. Grubenhaus A. MA 21759. BS. Grubenhaus B. MA 21688. BS mit Quellrand. Grubenhaus B. MA 21727. BS mit Schlingspuren. Grau. Grabungsfeld A, Schnitt 8, Baggeraushub. MA 21541, 21542, 21544, 21552. BS mit Schlingspuren. Grau. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21608. BS. Grau. Grubenhäuser C und D. MA 21780. BS mit Schlingspuren. Grau. Grubenhaus C. MA 21696, 21698. BS. Grau. Grubenhaus A, Traxabdeckung. MA 21714. BS mit Schlingspuren. Grabungsfeld A, Schnitt 12, Baggeraushub. MA 21744, 21745. BS. I: Grün glasiert über weisser Engobe. Beige. Grabungsfeld A, Lesefund. MA 21607. Klammer. U-förmig, an beiden Enden des Klammerbandes abgesetzte Stifte mit nietförmig gestauchten Köpfen. Eisen. L. 2.7 cm. G. 14 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27n. MA 21852. Schlossriegel. Eisen. L. 5.6 cm. G. 3 g. Lesefund. MA 21850. Schnallenbügel. D-förmig. Eisen. L. 2.9 cm. G. 5 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27q. MA 21849. Geschossspitze. Weidenblattförmig, mit rhombischem Querschnitt. Nach Probeentnahme im Bereich der Spitze wieder zusammengesetzt. Eisen. L. 7.6 cm. G. 12 g. Grabungsfeld A, zwischen Schnitt 11 und 12, Baggerfund. Guyan 1965d, 187, Abb. 26b; Naumann 1965, 195f., Abb. 10/11. MA 21826. Radsporn. Probeentnahme an einem Zacken des Radsterns. Eisen. L. 14.5 cm. G. 59 g. Lesefund. Guyan 1965d, 187, Abb. 26a; Naumann 1965, 195, Abb. 9. MA 21825. Blattförmiges Scharnierband, Öse abgebrochen. Probeentnahme an der Spitze. Eisen. L. 8.5 cm. G. 21 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27p; Naumann 1965, 196, Abb. 12. MA 21840. Hufeisen. Mondsichelförmig sich verjüngende Rute mit leicht verdicktem Ende, Nagellöcher in Falz versenkt. Eisen. L. 12.7 cm. G. 141 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27c. MA 21822. Hufeisen. Mondsichelförmiges Eisen in unterschiedlich ausgebildeten Stollen endend: eine Seite fast übergangslos quer aus der Rute geschmiedet, die andere in der Form eines hoch gestellten Rechtecks deutlich abgesetzt. Eisen. L. 12 cm. G. 181 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27a. MA 21821. Hufeisen. Mondsichelförmig sich verjüngende Rute mit verdicktem würfelförmigem Stollen, Nagellöcher in Falz versenkt. Durch Probeentnahme zusätzlich verkürzt. Eisen. L. 8.7 cm. G. 39 g. Grabungsfeld A, Schnitt 7, Baggerfund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27b; Naumann 1965, 195, Abb. 6–8. MA 21824. Sichel mit Schlagmarke. Zähnung der Schneide auf der Unterseite erkennbar. Klinge durch Probeentnahme zusätzlich verkürzt. Eisen. L. 20.5 cm. G. 68 g. Grabungsfeld A, Lesefund. Guyan 1965d, 187, Abb. 26e; Naumann 1965, 196f., Abb. 21–23. MA 21828. Messer. Spitze und Griffende abgebrochen. Griffzunge mit Nietloch. Eisen. L. 19.5 cm. G. 30 g. Lesefund. MA 21839. Messer. Spitze abgebrochen und durch Probeentnahme zusätzlich verkürzt. Eisen. L. 20.7 cm. G. 54 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27b'; Naumann 1965, 197, Abb. 24–26. MA 21836. Messer. Spitze und Angel abgebrochen, Spitze durch Probeentnahme zusätzlich verkürzt. Eisen. L. 12.5 cm. G. 23 g. Grabungsfeld B, Lesefund. Guyan 1965d, 188,Abb. 27z; Naumann 1965, 197,Abb. 30–32. MA 21827.

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Messer. Spitze und Griffangel abgebrochen. Probeentnahme am Klingenrest. Eisen. L. 10 cm. G. 23 g. Grabungsfeld A, Schnitt 4, Lesefund. Guyan 1965d, 188,Abb. 27a'; Naumann 1965, 197f.,Abb. 33–35. MA 21872. Messer. Fragment der Klinge, Angel abgebrochen. Eisen. L. 6.2 cm. G. 7 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27y. MA 21857. Messer. Fragment der Klinge. Durch Probeentnahme verkürzt. Eisen. L. 6.2 cm. G. 7 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27x; Naumann 1965, 197, Abb. 27–29. MA 21858. Messer. Klappmesser (?). Klinge fragmentiert, Rücken in einer Öse auslaufend, durch die ein offener Ring führt. Eisen. L. 6 cm. G. 8 g. Grubenhäuser C und D. Guyan 1965d, 188, Abb. 27o. MA 21877. Punze (?). Eisen. L. 6.5 cm. G. 11 g. Grabungsfeld A, Schnitt 8, Baggeraushub. Guyan 1965d, 188, Abb. 27v. MA 21859. Ahle. Schaft und Spitze vierkantig, das abgehauene Kopfende nicht weiter überarbeitet. Eisen. L. 9.8 cm. G. 7 g. Grabungsfeld B, Längsschnitt 2. Guyan 1965d, 188, Abb. 27i. MA 21853. Ahle. Spitze rund, Schaft vierkantig. Eisen. L. 8.7 cm. G. 5 g. Grubenhäuser C und D. Guyan 1965d, 188, Abb. 27h. MA 21875. Runder Stab, auf einer Seite zu flachem Band ausgeschmiedet, das in abgeschroteter Kante endet. Stabende durch Probeentnahme verkürzt. Eisen. L. 8.8 cm. G. 18 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27c'; Naumann 1965, 196, Abb. 12. MA 21841. Runder Stab, auf einer Seite zu flachem Band geschmiedet. Eisen. L. 11 cm. G. 14 g. Grabungsfeld C, Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27d'. MA 21830. Massives Vierkanteisen mit verbreitertem Kopf und abgesetzter, schlanker Spitze. Eisen. L. 7 cm. G. 19 g. Grubenhäuser C und D. Guyan 1965d, 188, Abb. 27d. MA 21876. Vierkanteisen, an einem Ende zu hakenförmig umgebogenem Band geschmiedet. Eisen. L. 3.5 cm. G. 25.5 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27k. MA 21832. Rundeisen mit abgeflachten Enden, eine Seite abgeschrotet, die andere zungenförmig ausgeschmiedet; Rohling (?). Eisen. L. 9.3 cm. G. 54 g. Grabungsfeld A, Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27u. MA 21871. Pickel. Eisen. L. 33.7 cm. G. 1900 g. Grabungsfeld A, Schnitt 15, Baggerfund. Guyan 1965d, 187, Abb. 26d. MA 21820. Axt. Nach Probeentnahme im Klingenbereich wieder zusammengesetzt. Eisen. L. 23 cm. G. 1079 g. Grabungsfeld B, Profil 5. Guyan 1965d, 187, Abb. 26c; Naumann 1965, 196, Abb. 16–18. MA 21869. Einsatzmeissel. Eisen. L. 5.5 cm. G. 40 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27l. MA 21831. Klinge einer Axt oder Keil (?). Durch seitliche Probeentnahme verkürzt. Eisen. G. 49 g. Grubenhäuser C und D. Guyan 1965d, 187, Abb. 26f; Naumann 1965, 196, Abb. 16, 19, 20. MA 21829.

Nicht abgebildete Eisenfunde: 111 Breit abgehauener Nagel. Kopf leicht gestaucht. Eisen. L. 3.4 cm. G. 4 g. Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28s. MA 21823. 112 Breit abgehauener Nagel mit nicht weiter überarbeitetem Kopf. Eisen. L. 3.8 cm. G. 2 g. Grabungsfeld B, Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28u. MA 21860. 113 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 6.1 cm. G. 11 g. Grabungsfeld C, Querprofil 3, Baggeraushub. Guyan 1965d, 189, Abb. 28l. MA 21862. 114 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. L. 6 cm. G. 13 g. Grabungsfeld C, Querprofil 3, Meter 13/14. Guyan 1965d, 189, Abb. 28k. MA 21866. 115 Nagel mit massivem, leicht gewölbtem Kopf. Eisen. Ausserhalb Hofwiesen I und II nördlich des Weges von Oberbargen nach Bargen. Guyan 1965d, 189, Abb. 28g; Naumann 1965, 195, Abb. 2, 4, 5c. MA 21856. Zerstört (Analyse). 116 Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 4.4 cm. G. 3 g. Grabungsfeld C, Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28b. MA 21835. 117 Nagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 4 cm. G. 3 g. Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28a. MA 21843. 118 Nagel mit stark gestauchtem dachförmigem Kopf. Eisen. L. 6 cm. G. 9 g. Grabungsfeld A, Schnitt 6/7, Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28h. MA 21873. 119 Versenkbarer Nagel. Eisen. Grabungsfeld A, Schnitt 8, Baggeraushub. Guyan 1965d, 189, Abb. 28d; Naumann 1965, 195, Abb. 1, 3, 5a/b. MA 21854. Zerstört (Analyse).

388

120 Versenkbarer Nagel, Plattkopfnagel. Eisen. L. 3 cm. G. 2 g. Grabungsfeld C, östlich Ofen. Guyan 1965d, 189, Abb. 28r; Naumann 1965, 196, Abb. 12. MA 21884. 121 Nagel. Durch Schläge stark gestauchter, kopfloser Nagel. Eisen. L. 4.3 cm. G. 10 g. Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28m; dort unter der Inventarnummer 21835b aufgeführt, die im Tagebuch nicht erscheint. Gleichzeitig fehlt der im Tagebuch erwähnte Nagel 21833. 21835 ist im Tagebuch als «ganz flach» beschrieben, was für Abb. 28b (21835a) zutrifft. MA 21833. 122 Kopfloser Nagel. Eisen. L. 4.5 cm. G. 4 g. Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28n. MA 21842. 123 Kopfloser Nagel, durch Schläge leicht gestaucht. Eisen. L. 4 cm. G. 8 g. Grabungsfeld A, Schnitt 6/7, Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28f. MA 21874. 124 Bandförmiger Nagel (?) ohne Kopf, durch Schläge leicht gestaucht. Eisen. L. 2.9 cm. G. 3 g. Grubenhäuser C und D. Guyan 1965d, 189, Abb. 28o. MA 21878. 125 Nagel (?). Bandförmiger Schaft, Kopfform unklar. Eisen. L. 6.9 cm. G. 8 g. Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28i. MA 21844. 126 Hufnagel mit T-förmigem Kopf. Eisen. L. 2.7 cm. G. 2 g. Grabungsfeld C, Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28t. MA 21834. 127 Hufnagel mit T-förmigem Kopf. Eisen. L. 3.2 cm. G. 2 g. Grabungsfeld C, Querprofil 2, Meter 4. Guyan 1965d, 189, Abb. 28e. MA 21847. 128 Hufnagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 2.6 cm. G. 2 g. Grubenhäuser C und D. Guyan 1965d, 189, Abb. 28c. MA 21845. 129 Hufnagel mit dachförmigem Kopf. Eisen. L. 3 cm. G. 3 g. Grubenhäuser C und D. Guyan 1965d, 189, Abb. 28q. MA 21846. 130 Dünner Stift. Eisen. L. 3.6 cm. G. 1 g. Lesefund. Guyan 1965d, 189, Abb. 28v. MA 21851. 131 Vierkantiger Stift. Eisen. L. 5.3 cm. G. 3 g. Grubenhaus A. MA 21881. 132 Stift. Eisen. L. 2.2 cm. Grubenhaus A. Guyan 1965d, 189, Abb. 28w. MA 21882. Verschollen. 133 Verbogenes, vierkantiges Stäbchen mit kleiner zerbrochener Öse an einem Ende, ev. Beschlag. Eisen. L. 8.7 cm. G. 2 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27g. MA 21885. 134 An einer Kante abgeschrotetes Flacheisen, Rohmaterial. Eisen. L. 4.8 cm. G. 40 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27s; Naumann 1965, 196, Abb. 12. MA 21863. 135 Flacheisen, Rohmaterial. Eisen. L. 7.2 cm. G. 71 g. Grabungsfeld A, Schnitt 5. Guyan 1965d, 188, Abb. 27w. MA 21883. 136 Blech. Eine Seitenkante verdickt, Rohmaterial (?). Eisen. L. 6.7 cm. G. 16 g. Ausserhalb Hofwiesen I und II, nördlich des Weges von Oberbargen nach Bargen. Guyan 1965d, 188, Abb. 27r; Naumann 1965, 196, Abb. 12/14. MA 21855. 137 Blech. Eisen. G. 1g. Grubenhäuser C und D. Guyan 1965d, 188, Abb. 27f. MA 21879. 138 Kleines Fragment von dünnem Band oder Blech. Eisen. L. 6.2 cm. G. 3 g. Grabungsfeld B, Lesefund. MA 21870. 139 Schmales, sich verjüngendes Band. Eisen. L. 4.4 cm. G. 4 g. Grubenhaus B. Guyan 1965d, 189, Abb. 28p. MA 21861. 140 Sich verjüngendes bandförmiges Flacheisen. Eisen. L. 9.7 cm. G. 15 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27e'. MA 21838. 141 Spitz zulaufendes bandförmiges Flacheisen. Probeentnahme am breiten Ende. Eisen. L. 14.9 cm. G. 11 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27e; Naumann 1965, 196, Abb. 12/13. MA 21848. 142 Verbogenes bandförmiges Flacheisen, Rohmaterial (?). Durch Probeentnahme verkürzt. Eisen. L. 9.1 cm. G. 20 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27t; Naumann 1965, 196, Abb. 12. MA 21865. 143 Längliches halbrohrförmiges Fragment, stark korrodiert. Eisen. L. 4.7 cm. G. 10 g. Lesefund. Guyan 1965d, 188, Abb. 27m. MA 21864. 144 «Abgewinkeltes dünnes Eisenstück». Grubenhäuser C und D. MA 21880. Verschollen. 145 «Kleineres Eisenstück». Lesefund. MA 21868. Verschollen. 146 «Grosses Eisenstück». Lesefund. MA 21867. Verschollen. Abb. 188 Verschiedene Schlackentypen. MA 56723–56726.

2. Bargen-Hertiwiese II (Taf. 73) 147 Spatenförmiges Gerät mit Tülle. Möglicherweise zum Ablösen des Eisenschwammes von der Ofenwand. Eisen. L. 16 cm. G. 340 g. MA 26664.


Fundtafeln

389


2 1

Taf. 1: Prähistorische Funde. Schaffhausen-Berslingen. M. 1:2, 1:1 (1–2) und 1:4 (4).

390


Taf. 2: Prähistorische Funde. Schaffhausen-Berslingen. M. 1:2.

391


Taf. 3: Prähistorische Funde. Merishausen-Steinäcker. M. 1:2.

392


Taf. 4: Prähistorische Funde. Merishausen-Steinäcker (46–48), Merishausen-Bodenwiesen (49–63). M. 1:2.

393


Taf. 5: Prähistorische Funde. Merishausen-Bodenwiesen (64–71), Merishausen-Lätten (72), Merishausen-Acker Rössliwirt (73). M. 1:2.

394


Taf. 6: Prähistorische (74–77) und römische Funde (78–85). Merishausen-Ledergasse (74–75), Merishausen-Schulhaus (76–77), Merishausen-Steinäcker (78), Merishausen-Bodenwiesen (79–81), Merishausen-Schulhaus (82–83), Merishausen-Lätten (84–85). M. 1:2.

395


A

B

C

Taf. 7: Frühmittelalterliche Funde. Merishausen-Brunnengasse: A (Grab 1), B (Grab 2). Merishausen-Hohlgasse: C (Grab 1). M. 1:2 und 1:4 (C.1).

396


A

C

D

B

Taf. 8: Frühmittelalterliche Funde. Merishausen-Schwabengasse: A (Grab 3), B (Grab 8), C (Grab 9), D (Grab 13), E (Grab 15). M. 1:2.

397


A

B

E

C

D

F

Taf. 9: Frühmittelalterliche Funde. Merishausen-Widem: A (Grab 1). Merishausen-Bodenwiesen: B. Merishausen-Dostental: C. Schaffhausen-Schweizersbild: D. Schaffhausen-Schwertstrasse: E (Grab 1), F (Grab 2). M. 1:2 und 1:4 (A.1, E.1).

398


A

B

C

Taf. 10: Frühmittelalterliche Funde. Schaffhausen-Herblingen: A (Grab 1), B (Grab 2), C (Grab 3). M. 1:2 und 1:4 (A.1, B.1).

399


1

Taf. 11: Schaffhausen-Berslingen. Strukturen 1 A/B. M. 1:2.

400


1

3

4

Taf. 12: Schaffhausen-Berslingen. Strukturen 1 A/B (Fortsetzung), Grubenhäuser 3 und 4. M. 1:2.

401


5

Taf. 13: Schaffhausen-Berslingen. Struktur 5. M. 1:2.

402


5

Taf. 14: Schaffhausen-Berslingen. Struktur 5 (Fortsetzung). M. 1:2.

403


5

Taf. 15: Schaffhausen-Berslingen. Struktur 5 (Fortsetzung). M. 1:2.

404


6

Taf. 16: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 6. M. 1:2.

405


6

8

9

10

Taf. 17: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 6 (Fortsetzung), Grubenhaus 8, Struktur 9 und Grubenhaus 10. M. 1:2.

406


11

Taf. 18: Schaffhausen-Berslingen. Grube 11. M. 1:2.

407


11

Taf. 19: Schaffhausen-Berslingen. Grube 11 (Fortsetzung). M. 1:2.

408


12

Taf. 20: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 12. M. 1:2.

409


12

13

Taf. 21: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 12 (Fortsetzung) und Grubenhaus 13. M. 1:2.

410


16 A

16 B

Taf. 22: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 16 A und 16 B. M. 1:2.

411


16 B

Taf. 23: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 16 B (Fortsetzung). M. 1:2.

412


16 B

Taf. 24: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 16 B (Fortsetzung). M. 1:2.

413


17

18

Taf. 25: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 17 und 18. M. 1:2.

414


18

Taf. 26: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 18 (Fortsetzung). M. 1:2 und 1:1 (16).

415


19

Taf. 27: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 19 A/B/C. M. 1:2.

416


20

Taf. 28: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 20. M. 1:2.

417


20

21

22

23

Taf. 29: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 20 (Fortsetzung), 21, 22 und Grube 23. M. 1:2.

418


25

Taf. 30: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 25 A/B. M. 1:2.

419


26

27a

Taf. 31: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 26 und 27 (Sondierschnitt 27a). M. 1:2.

420


27b

Taf. 32: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 27 (Fortsetzung, oberer Abstich 27b). M. 1:2.

421


27c

Taf. 33: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 27 (Fortsetzung, unterer Abstich 27c). M. 1:2.

422


27c

Taf. 34: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 27 (Fortsetzung, unterer Abstich 27c). M. 1:2.

423


27c

Taf. 35: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 27 (Fortsetzung, unterer Abstich 27c). M. 1:2.

424


27c

28

Taf. 36: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 27 (Fortsetzung, unterer Abstich 27c) und Grubenhaus 28. M. 1:2.

425


29

30

32

Taf. 37: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 29, Struktur 30 und Grubenhaus 32. M. 1:2 und 1:4 (29.6).

426


33

35

36

37

38a

Taf. 38: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 33, 35 und 36, Struktur 37 und Grube 38 (oberer Abstich 38a). M. 1:2.

427


38b

Taf. 39: Schaffhausen-Berslingen. Grube 38 (Fortsetzung, unterer Abstich 38b). M. 1:2.

428


39

8

40

Taf. 40: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 39 und Grube 40. M. 1:2.

429


41

44

46

Taf. 41: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 41, 44 und 46. M. 1:2 und 1:4 (46.13).

430


47

48

50

54

Taf. 42: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 47, Strukturen 48 A/B, Grubenhaus 50 und Struktur 54. M. 1:2.

431


55

56

Taf. 43: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 55 und 56. M. 1:2.

432


57

Taf. 44: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhäuser 57 A/B (Mischkomplexe). M. 1:2.

433


57

Taf. 45: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 57 B (Fortsetzung). In Arbeitslage abgebildet. Die Pfeile weisen auf anhaftende Holzkohle an der Oberseite der Webgewichte in Fundlage. M. 1:2.

434


57

Taf. 46: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 57 B (Fortsetzung). In Arbeitslage abgebildet. Die Pfeile weisen auf anhaftende Holzkohle an der Oberseite der Webgewichte in Fundlage. M. 1:2.

435


57

Taf. 47: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 57 B (Fortsetzung). In Arbeitslage abgebildet. Die Pfeile weisen auf anhaftende Holzkohle an der Oberseite der Webgewichte in Fundlage. M. 1:2.

436


57

Taf. 48: Schaffhausen-Berslingen. Grubenhaus 57 B (Fortsetzung). In Fundlage abgebildet. Die Pfeile weisen auf anhaftende Holzkohle der darüberliegenden Brandschicht. M. 1:2.

437


Taf. 49: Schaffhausen-Berslingen. Funde aus Pfostengruben (1–7) und Gräbern (8–14). M. 1:2 und 1:4 (7).

438


Taf. 50: Schaffhausen-Berslingen. Funde aus dem Friedhofareal. M. 1:2.

439


Taf. 51: Schaffhausen-Berslingen. Funde aus dem Inneren der Kirche (35–46) und dem Umfeld der alten Strasse (47–62). M. 1:2.

440


Taf. 52: Schaffhausen-Berslingen. Verhüttungsplatz 1, Funde aus dem Ofen (63–65) und der Schlackenhalde (66–76). M. 1:2.

441


92

Taf. 53: Schaffhausen-Berslingen. Verhüttungsplatz 1, Schlackenhalde (Fortsetzung). M. 1:2.

442


Taf. 54: Schaffhausen-Berslingen. Verhüttungsplatz 1 (Fortsetzung), Kulturschicht. M. 1:2.

443


Taf. 55: Schaffhausen-Berslingen. Verhüttungsplatz 1, Kulturschicht (Fortsetzung). M. 1:2.

444


Taf. 56: Schaffhausen-Berslingen. Verhüttungsplatz 2 (130–140) und Lesefunde (141–144). M. 1:2.

445


Taf. 57: Schaffhausen-Berslingen. Lesefunde (Fortsetzung). M. 1:2.

446


Taf. 58: Schaffhausen-Berslingen. Lesefunde (Fortsetzung). M. 1:2 und 1:4 (178, 179).

447


Taf. 59: Merishausen-Schulhaus. Ofen 1 (1) und Grubenhaus 2 (2–20). M. 1:2.

448


Taf. 60: Merishausen-Schulhaus. Haus 3 (21–31) und Struktur 4 (32–34). M. 1:2.

449


Taf. 61: Merishausen-Schulhaus. Struktur 5 (35–37), Grubenhaus 8 (38–47) und Lesefunde (48–51). M. 1:2.

450


Taf. 62: Merishausen-Haus Nr. 63. Gefässkeramik um 1000 n. Chr. (52–55) und aus dem 13. Jahrhundert (56–68). M. 1:2.

451


Taf. 63: Merishausen-Haus Nr. 63. Keramik des 13. Jahrhunderts. M. 1:2.

452


Taf. 64: Merishausen-Haus Nr. 63. Gefässkeramik des 15. Jahrhunderts (88–98) und Ofenkeramik (99–104). M. 1:2.

453


Taf. 65: Merishausen-Lätten (105), Merishausen-Haus Nr. 2 (106–107), Merishausen-Haus Nr. 10 (108), Merishausen-Acker Rössliwirt (109–117). Mittelalterliche Keramik. M. 1:2.

454


Taf. 66: Bargen-Hofwiesen. Keramik des Frühmittelalters (1) und des 10./11. Jahrhunderts. M. 1:2.

455


Taf. 67: Bargen-Hofwiesen. Topfränder aus dem Hoch- (14–25) und Spätmittelalter (26–34). M. 1:2.

456


Taf. 68: Bargen-Hofwiesen. Schüsselränder aus dem Spätmittelalter und der frühen Neuzeit. M. 1:2.

457


Taf. 69: Bargen-Hofwiesen. Ofen- (45–46) und Gefässkeramik (47–65). M. 1:2.

458


Taf. 70: Bargen-Hofwiesen. Gefässböden. M. 1:2.

459


Taf. 71: Bargen-Hofwiesen. Eisenfunde. M. 1:2.

460


Taf. 72: Bargen-Hofwiesen. Eisenfunde. M. 1:2.

461


Taf. 73: Bargen-Hofwiesen (107–110) und Bargen-Hertiwiese II (147). Eisenfunde. M. 1:2.

462



Publikationen zur Archäologie im Kanton Schaffhausen Schaffhauser Archäologie – Monographien der Kantonsarchäologie Schaffhausen Markus Höneisen (Hrsg.) Frühgeschichte der Region Stein am Rhein. Archäologische Forschungen am Ausfluss des Untersees. Schaffhauser Archäologie 1. Schaffhausen 1993. ISBN 3-908006-18-X. Markus Höneisen/Sabine Peyer Schweizersbild – Ein Jägerlager der Späteiszeit. Beiträge und Dokumente zur Ausgrabung vor 100 Jahren. Schaffhauser Archäologie 2. Schaffhausen 1994. ISBN 3-907066-06-5. Kurt Bänteli/Markus Höneisen/Kurt Zubler Berslingen – ein verschwundenes Dorf bei Schaffhausen. Mittelalterliche Besiedlung und Eisenverhüttung im Durachtal. Schaffhauser Archäologie 3. Schaffhausen 2000. ISBN 3-9521868-1-3. Kurt Bänteli/Rudolf Gamper/Peter Lehmann Das Kloster Allerheiligen in Schaffhausen. Zum 950. Jahr seiner Gründung. Schaffhauser Archäologie 4. Schaffhausen 1999. ISBN 3-9521868-0-5.

In Vorbereitung: Das frühmittelalterliche Schleitheim. Siedlung, Kirche und Friedhof. Schaffhauser Archäologie 5. Das römische Schleitheim. Vicus Iuliomagus und umliegende Gutshöfe. Schaffhauser Archäologie 6. Bezug: Kantonsarchäologie Schaffhausen, Herrenacker 3, 8201 Schaffhausen; Museum zu Allerheiligen, Baumgartenstr. 6, 8200 Schaffhausen oder im Buchhandel.

Weitere Publikationen Jost Bürgi/Radana Hoppe Schleitheim-Iuliomagus. Die römischen Thermen. Antiqua 13. Basel 1985. Thomas Mäglin/Jörg Schibler/Jürg Sedlmeier (Hrsg.) Neue Untersuchungen am Kesslerloch bei Thayngen SH. Antiqua 17. Basel 1988. Jost Bürgi/Radana Hoppe/Hans Lieb Iuliomagus-römisch Schleitheim. Die öffentlichen Thermen. Archäologische Führer der Schweiz 11, 2. Auflage. Basel 1989. Bezug: Schweiz. Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte, Postfach, 4001 Basel oder im Buchhandel.

Schaffhauser Beiträge zur Geschichte Herausgeber: Historischer Verein des Kantons Schaffhausen Daniel Gutscher Schaffhauser Feingerberei im 13. Jahrhundert. Ergebnisse der Grabungen im Areal der Häuser zum Bogen und zum Kronsberg in der Vorstadt. Band 61. Schaffhausen 1984. Jost Bürgi/Kurt Bänteli/Markus Höneisen Archäologische Forschung im Kanton Schaffhausen. Band 61. Schaffhausen 1984. Albin Hasenfratz/Kurt Bänteli Die archäologischen Untersuchungen in der Bergkirche Hallau. Band 63. Schaffhausen 1986. Kurt Bänteli Zur Baugeschichte der Schaffhauser Stadtbefestigung. Ergebnisse baugeschichtlicher Untersuchungen 1982 –1989. Band 66. Schaffhausen 1989. Kurt Bänteli/Andreas Cueni/Hansueli Etter/Beatrice Ruckstuhl Die Stadtkirche St. Johann in Schaffhausen. Ergebnisse der Ausgrabungen und Bauuntersuchungen 1983 –1989. Band 67. Schaffhausen 1990. Bezug: Kantonsarchäologie Schaffhausen, Herrenacker 3, 8201 Schaffhausen und Staatsarchiv, 8201 Schaffhausen.

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