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Atelierhaus Rösler-Kröhnke

„Was man hier findet, ist ein Zusammenklang von Kunst und Natur: drinnen Farbe mit beeindruckender Kunst, dann der Blick nach draußen in den Garten bis hin zur Ostsee.“

Im Gespräch mit Anka Kröhnke, Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke

ZU BESUCH IM MUSEUM ATELIERHAUS RÖSLER-KRÖHNKE

Um das Jahr 2000 beschloss eine erfolgreiche Künstlerin, der Öffentlichkeit die Bilder ihrer Familie zu zeigen, die sich in ihrem Nachlass befanden. Es ist die Geschichte einer Künstlerfamilie im 20. Jahrhundert, die hier an der Ostsee entdeckt werden kann. Seit 2004 gibt es am Rande von Kühlungsborn das Museum Atelierhaus Rösler-Kröhnke. Eröffnet hat es Anka Kröhnke, die Tochter von Louise Rösler und Walter Kröhnke, mit Oda HardtRösler und Waldemar Rösler als der Generation der Großeltern. Sie alle waren bzw. sind Künstler, deren persönlicher Stil auch die Zeit des 20. Jahrhunderts. widerspiegelt, in der sie lebten. Aus diesem Fundus wird zweimal jährlich mit namhaften Gastkünstlern eine Ausstellung zu unterschiedlichen Themen konzipiert.

Welche Herausforderungen gab es beim Auf- und Umbau dieses Hauses? Es musste im Prinzip alles neu gemacht werden. Das Einzige, was stehenbleiben konnte, waren die Mauern. Für mich in Baudingen völlig unerfahrenen Menschen war das doch ein spannendes Wagnis und auch manchmal mit Panik verbunden. Aber ich hatte es mir vorgenommen, also musste ich durch. Damals lebte mein Mann noch, und wir hatten 3 Jahre lang in ganz Norddeutschland nach einem Objekt gesucht, das für Ausstellungen geeignet, aber auch bezahlbar war. Am Ende sind wir schließlich auf dieses Haus hier gestoßen. Die Dimensionen passten für ein Familienmuseum, und die Erwartung war, dass in einem Urlaubsort wie Kühlungsborn die Gäste sich auch für Kunst interessieren würden.

VITA ANKA KRÖHNKE

• geboren 1940 in Berlin • Meisterschule für das Kunsthandwerk, Berlin (Abschluss 1965) • ab 1969 Werkstatt in Hamburg • Textilkunst, Tapisserien („Bildwirkerei“), Wandteppiche nach geometrischen und intensiv-farbigen Entwürfen • Werke in öffentlichem Besitz: Museo Bellas Artes Mexico,

Malmö Museum, Landesmuseum SH Schloss Gottorf, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Deutscher Bundestag,

Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV u. a.

▲ Anka Kröhnke im Garten des Atelierhauses.

◀ Bild links: Louise Rösler - Pfingstbild - 1974 - Öl auf Hartfaser - 70 x 70 cm

Bild rechts: Waldemar Rösler - In den Dünen - 1914 - Öl auf Leinwand - 73 x 89 cm

Welches Feedback bekommen Sie heute von den Besuchern? Der einzige Nachteil dieses Hauses ist, dass es außerhalb von Kühlungsborn liegt. Man muss gezielt hierher fahren. Aber die Gäste sind dann immer sehr begeistert. Was man hier findet, ist ein Zusammenklang von Kunst und Natur: drinnen Farbe mit beeindruckender Kunst, dann der Blick nach draußen in den Garten bis hin zur Ostsee. Es ist ein richtiger Genuss, und so empfinden es auch die Besucher:

„Ein Himmelreich auf Erden – die Ausstellungen, der Garten, der Ausblick“.

Das Motto des Hauses lautet „Drei Künstlergenerationen unter einem Dach.“ Welche Besonderheiten gibt es bei der Generation Ihrer Eltern, Louise Rösler und Walter Kröhnke? Und mit welchen Zeiten hatten es die Großeltern zu tun, Oda Hardt-Rösler und Waldemar Rösler? Mein Großvater war zu seiner Zeit schon sehr bekannt, er hat aber den Ersten Weltkrieg nicht überlebt. Waldemar Rösler war Mitglied der Berliner Sezession, mit Liebermann und Beckmann befreundet und als Maler sehr hoch geschätzt auch von zeitgenössischen Kritikern. Eines seiner wichtigsten Sujets war die Ostsee bei Klein Kuren, wo er häufig den Sommer verbrachte. Meine Großmutter hatte das typische Schicksal einer hochbegabten Frau um 1900. Was sie als junges Mädchen zu Papier gebracht hat, ist wirklich erstaunlich. Sie durfte dann an der Kunstakademie Königsberg studieren. Dort lernte sie meinen Großvater kennen, sie verliebten sich und heiraten – das war sozusagen das Ende ihrer Karriere. Erst 20 Jahre nach seinem Tod hat sie wieder begonnen, künstlerisch zu arbeiten.

Meine Mutter, Louise Rösler, zeichnete bereits als Kind sehr emsig, was aber überhaupt nicht beachtet wurde. Dann mit 16 Jahren hat meine Großmutter sie doch für ein Jahr in die Privatkunstschule von Hans Hofmann nach München geschickt. Später hat sie Paris für sich entdeckt, und diese Stadt blieb ihr ganzes Leben lang der Sehnsuchtsort. Sie entdeckte dort auch die Stadt als Thema und Anregung: Sie war fasziniert von dem Zusammenklang von Architektur mit Straßen, Bäumen und Parks, kurz, dem dynamisch, bewegten Großstadtgewühl. Während ihrer Studienzeit bei Carl Hofer in Berlin lernte sie meinen Vater kennen, Walter Kröhnke. Beide sind vor ´33 noch viel gereist, um immer neue Malorte zu entdecken, mussten sich aber mit sehr wenig

Mafred Zoller - Gelbes Streifenobjekt - 2010 - Collage, Karton

Walter Kröhnke - San Martino, spanische Landschaft - 1934 - Öl auf Leinwand - 46 x 55 cm

Geld durchschlagen. 1936 während der Olympischen Spiele eröffnete in Berlin die erste Einzelausstellung meines Vaters – durch einen „Schmähbrief“ musste sie jedoch bald wieder geschlossen werden. Es war nur allzu klar, dass meine Eltern in den 30er Jahren mit ihrer Auffassung von Kunst nicht die geringste Chance hatten, mit ihren Arbeiten in die Öffentlichkeit zu treten.

Auch nach Kriegsende war es weiter schwierig, die Existenz zu sichern? Mein Vater war seit 1944 an der Ostfront vermisst und kehrte nicht mehr zurück. Während des Krieges war meine Mutter mit mir aus Berlin nach Königstein im Taunus evakuiert worden. Sofort nach Kriegsende – „endlich kann man wieder frei atmen“ – begann sie wieder zu malen und auch auszustellen. In der sich neu formierenden Kunstszene, die sofort wieder von Männern dominiert war, hatte sie es schwer, anerkannt zu werden. Trotzdem konnte die besondere Qualität ihrer Arbeiten nicht gänzlich übersehen werden. Sie war an vielen Ausstellungen beteiligt, Kunstfreunde und etliche Museen erwarben ihre Werke.

Welche Wertschätzung gibt es heute, was Bilder Ihrer Familie betrifft? Schon bald nach der ersten Ausstellungseröffnung fanden sich Freunde, Bekannte und auch Besucher zusammen, um den „Verein der Freunde und Förderer des Museums Atelierhaus Rösler-Kröhnke“ zu gründen und damit die Arbeit dieses besonderen Kunst-Ortes zu unterstützen. Es folgten eine ganze Reihe von Aktivitäten: abgesehen von mehreren Ausstellungsbeteiligungen kam eine umfangreiche, viel beachtete „Familienausstellung“ in der Handelskammer Hamburg zustande. Von Louise Rösler war in Berlin in der Galerie Parterre eine wunderbare Exposition zu sehen und zum 100. Todesjahr von Waldemar Rösler gab es 2 großartige Ausstellungen: eine im Kunstmuseum Ahrenshoop, die seine Ostseebilder zum Thema hatte, und eine in der Liebermann-Villa Wannsee mit den in Berlin entstandenen Werken.

Dann gab es z. B. diese besondere Geschichte: Eine junge Kunsthistorikerin recherchierte über die Kunst der Nachkriegszeit in Deutschland, für das Projekt „Inventur“ des Harvard Art Museums/Busch Reisinger Museums. Sie entdeckte in der Nationalgalerie Berlin eine kleine Collage meiner Mutter. Daraufhin reiste sie ins Atelierhaus und war begeistert. Sie holte auch die Leiterin des ganzen Projekts hierher, die ebenfalls fasziniert war und schließlich 5 Arbeiten von Louise Rösler für das Museum erwarb. Das war eine besonders große Freude für mich. Was ist Ihnen bei Ihren künstlerischen Arbeiten wichtig, den Tapisserien und Collagen? Ich lasse mich gerne von „Fundmaterialien“ anregen und versuche dann, das Möglichste aus dem jeweiligen Material herauszuholen. Es geht mir um ausgewogene Komposition und ich möchte, dass der Anblick einer Arbeit Freude macht. Wenn jemand, der ein Werk von mir besitzt, nach vielen Jahren sagt, wir freuen uns noch jeden Tag daran, dann ist das für mich die schönste Bestätigung. (rla)

Hilli Mann - Rote Installation - 2020 - Papier - 45 x 140 cm

Anka Kröhnke - Heitere Komposition - 2010 - Textur mit Aluminium-Getränkedosen - 80 x 80 cm

TIPP:

Ausstellung im Kunstmuseum Ahrenshoop: „Louise Rösler · Walter Kröhnke – Wustrow und weiter.“

www.museum-atelierhaus-roesler-kroehnke.de

Kulinarik & mehr

Kühlungsborn ist ein wahrer Geheimtipp für Feinschmecker. Hier findet ihr erstklassige gehobene Küche ebenso wie gutbürgerliches Essen oder frischen Fisch auf die Hand. Bei uns werden Gäste herzlich empfangen und kommen nicht selten als Freunde wieder.

EAT WELL. TRAVEL OFTEN.

schlemmen, schlendern & shoppen

Eine hochkarätige Auswahl an Feinschmecker-Restaurants, die besonderen Wert auf frische, hochwertige Produkte und regionale Köstlichkeiten legen, ist in Kühlungsborn beheimatet. Gehen Sie mit uns auf eine Kulinarische Reise durch das Ostseebad Kühlungsborn.

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