Kurzportrait
Das ist die Kulturfabrik Kofmehl
November 2003
Die Kulturfabrik Kofmehl — seit zwölf Jahren ein Treffpunkt Entstehung Die Kulturfabrik Kofmehl befindet sich seit 1992 in der alten Fabrikhalle der «Otto Kofmehl Metallwaren AG» an der Gibelinstrasse 15 in Solothurn. Ursprünglich kam das Projekt auf Initative des kantonalen Amts für Gemeinden und soziale Sicherheit zustande. Der damals gegründete Verein «Zwischenraum» sollte eine sinnvolle Nutzung der stillgelegten Fabrikhalle garantieren. Während zu Beginn lediglich eine Theatergruppe davon Gebrauch machte, entwickelte sich in den folgenden Jahren ein breites Programm.
Grösster Kulturveranstalter der Stadt Solothurn Einen grossen Schritt machte die Kulturfabrik Kofmehl Anfang Juni 1999: Damals schloss sich der Verein «Zwischenraum» mit einem befreundeten Veranstalter, dem «Creep-Club», zusammen. Die Kulturfabrik Kofmehl wurde damit nach siebenjähriger Aufbauarbeit zum grössten regelmässigen Kulturveranstalter in der Stadt Solothurn. Die Nutzung der Halle hat bis heute einen grossen Wandel durchgemacht. Während 1992 ca. 20 Prozent der gesamten Hallenfläche genutzt wurden, nimmt der Betrieb heute praktisch 100 Prozent der Halle in Anspruch. Dies vor allem durch die vergrösserte Konzerthalle, neue Infrastruktureinbauten und die Eröffnung des zweiten, kleineren Kulturraums.
Verein, Betriebsleitung und Patronat Die Kulturfabrik Kofmehl ist als Verein nach Art. 60 ff. ZGB organisiert. Der Verein mit Sitz in Solothurn trägt den Namen «Creep» (aus der Fusion von 1999). Zur besseren Identifikation mit den Aktivitäten tritt er nach aussen vor allem unter dem Namen «Kulturfabrik Kofmehl» auf. Die Organe des Vereins sind die Generalversammlung, der Vorstand, das Patronat und die Kontrollstelle. In der Kulturfabrik Kofmehl arbeiten rund 200 Helferinnen und Helfer. Der Grossteil der Arbeit wird ehrenamtlich ausgeführt. Um die Sicherheit des Betriebs zu gewährleisten, besteht eine 40Prozent-Stelle in der Betriebsleitung. Der Verein verfügt ausserdem über ein ständiges Patronat, welches dem Vorstand beratend zur Seite steht — insbesondere was die Geschäftsführung und die Kontakte mit Vermietern, Behörden und Amtsstellen betrifft. Mitglieder im Patronat sind zurzeit Regierungsrat Rolf Ritschard (SP), Gemeinderat Michael Brändle (SP), Gründungsmitglied Thomas Kaegi und ein Mitarbeiter der kantonalen Jugendförderungsstelle «JugendAktiv!».
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Patronatskomitee für den Weiterbestand Im Hinblick auf den Fortbestand der Kulturfabrik Kofmehl hat sich letzthin ein weiteres, breit abgestütztes Patronatskomitee zusammengeschlossen. Es umfasst bekannte Persönlichkeiten aus verschiedenen Parteien, Vertreter von Regionsgemeinden und Kanton: ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■ ■
Rolf Ritschard, Regierungsrat, SP Heidi Pauli, Gemeindepräsidentin Rüttenen, FdP Martin Blaser, Gemeindepräsident Biberist, FdP Beat Käch, Kantonsrat und Gemeinderat Solothurn, FdP Markus Schneider, Kantonsrat und Gemeinderat Solothurn, SP Michael Brändle, Gemeinderat Solothurn, SP Marianne Jeger, Oberricherin, Präsidentin Pro Juventute Solothurn, CVP Barbara Streit, Parteipräsidentin CVP Stadt Solothurn.
Das Patronatskomitee erachtet die Institution Kofmehl als wichtig für die Jugend der Region Solothurn und unterstützt das Weiterbestehen der Kulturfabrik.
Grossanlässe finanzieren Nischenprogramm Oberster Grundsatz bei der Programmgestaltung ist die Vielfalt der Inhalte und Ausdrucksformen. Die Kulturfabrik Kofmehl hat sich zum Ziel gesetzt, junge und unbekannte Talente gezielt zu fördern — nicht selbstverständlich für eine Institution mit einem Selbstfinanzierungsgrad von über 90 Prozent. Da Anlässe mit unbekannten Künstlern meist nicht kostendeckend sind, verwendet der Verein ein eigenes Modell: Konzerte mit grossen, national und international bekannten Bands (in der grossen Halle) finanzieren das Programm mit den unbekannteren Künstlern. Dazu wurde im Jahr 2000 eigens ein zweiter, kleinerer Konzert- und Veranstaltungsraum eröffnet. Dort werden Plattformen wie «Cinéfmehl» (Filmnächte), «Montagsmusik» (offene Jam-Sessions), «Dicenight» (Rollenspielabende) und «KGB» (Pop-Perlen aus der Schweiz) offeriert. Sie wären ohne die «Quersubventionierung» nicht möglich. Der Massenmarkt finanziert die Nischenkultur — ein Konzept, das in der Kulturfabrik Kofmehl funktioniert.
Soziales Engagement Die Kulturfabrik Kofmehl ist ein Ort, wo Jugendkultur gelebt wird. In diesem Umfeld setzt sich das Team auch regelmässig für soziale Themen ein. Gegen Rassismus und Drogenmissbrauch werden immer wieder Akzente gesetzt. Zu nennen ist die Teilnahme am Projekt «Speak Up! — Jugend gegen Rassimus» (Caritas) oder die Zusammenarbeit mit den «Perspektive Fachstellen für soziale Dienstleistungen» (Drogenprävention/Jugendberatung). Auch das Musikschaffen wird gefördert. Mit Erfolg: Anlässe wie der «RegioExpress» (Festival mit lokalen Bands) und die «Hoger Invasion» (Festival mit jungen Schweizer Bands), verhelfen nicht nur unzähligen Bands zu ihren ersten Auftritten, sie stossen beim Publikum auf grosses Interesse. Ausserdem bietet die Kulturfabrik Kofmehl jedem die Gelegenheit, seine Ideen umzusetzen. Das Team ist offen für Ko-Produktionen aller Art, sofern sie sich mit der Haltung der Kulturfabrik vereinbaren lassen. So entstand beispielsweise der Mundart-Literaturabend «gägäWärt» im Umfeld der Solothurner Literaturtage. Künstler wie Franz Hohler und Linard Bardill waren so begeistert, dass sie sich zu einem Spontanauftritt entschieden. Der Berner «Bund» bezeichnete die Veranstaltung als «Highlight der Literaturtage». Das Ziel ist, die Plattformen in Zukunft auszuweiten und zusätzliche Angebote für jugendliche Anliegen zu bieten. 2
Aktive Rolle in Veranstalter-Vereinigungen Die Kulturfabrik engagiert sich nicht nur mit ihrem Angebot für das Kulturleben in der Region Solothurn und letztlich in der ganzen Schweiz. Sie delegiert auch Mitglieder in leitende Positionen des Vereins der Solothurner Kulturveranstaltenden («Pool»). Ausserdem hat die Kulturfabrik eine Vertretung im Vorstand des Schweizer Verbands der nicht gewinnorientierten Musikclubs («Petzi»).
Betrieb zu 90 Prozent selbsttragend Der Betrieb muss selbsttragend sein. Regelmässige Unterstützung von der öffentlichen Hand gibt es nicht. Trotzdem ist das Team ständig im Kontakt mit den Behörden für eventuelle Möglichkeiten einer Zusammenarbeit. Es ist nicht das Ziel der Kulturfabrik Kofmehl, gewinnbringend zu arbeiten. Das Ziel ist, ein gutes, regelmässiges und interessantes Programm zu bieten, eben Kultur. Damit erarbeitet sich die Fabrik einen Eigenfinanzierungsgrad von über 9o Prozent. Ein Vergleich zeigt, dass andere Veranstalter in der Schweiz einen wesentlich tieferen Eigenfinanzierungsgrad erreichen (meist zwischen 50 und 60 Prozent). Das Personal im Kofmehl arbeitet vorwiegend im Frondienst. Es gibt nur wenige Jobs, die bezahlt werden (Sicherheits-, Bar-, Kassen-, Garderoben- und Leitungspersonal an Anlässen).
Unterstützung von Privaten Etwa 10 Prozent der jährlichen Kosten werden von Sponsoren und Gönnern gedeckt: Migros Kulturprozent, Regiobank Solothurn, «Solothurner Zeitung» und andere. Für einzelne Projekte kommt Unterstützung zudem von «Jugend Aktiv!», vom Ideentopf der Stadt Solothurn, vom Max Müller-Fonds, vom Lotteriefonds oder dem Armenverein der Stadt Solothurn. Diese Unterstützung ist jeweils projektbezogen.
Kultur muss bezahlbar bleiben Die Kulturfabrik Kofmehl achtet auf faire Preise bei den Eintritten und an der Bar. Dies aus der Überzeugung, dass Kultur und insbesondere Jugendkultur nicht vom Budget abhängig gemacht werden darf. Der Verein will, dass Kultur als wichtiges Element in der Gesellschaft bezahlbar bleibt.
Erneuerungen im Team sichern das Fortbestehen Obwohl die Organisation zum grössten Teil auf Fronarbeit aufbaut, ist die Betriebssicherheit, das Bestehen des Clubs und seine Entwicklung in der Zukunft garantiert. Das Team hat Abläufe standardisiert, optimiert und dokumentiert — damit soll jede Aufgabe innert nützlicher Frist an andere übertragen werden können. Um Stabilität und Kontinuität zu gewährleisten, besteht zudem eine fixe 40-Prozent-Stelle in der Betriebsleitung. Der Erneuerungsprozess im Team wird aktiv gefördert wird. Das Team der Kulturfabrik Kofmehl hat in den elf Betriebsjahren so manchen Wechsel erlebt. Es ist gewachsen, neue Gesichter sind dazugekommen, alte sind verschwunden. Dies garantiert trotz der straffen Organisation die Flexibilität des Betriebs. Die laufende Integration von jungen, interessierten Helfern bringt immer wieder frische Ideen in die Organisation. Die Personen im Kernteam verpflichten sich, noch mindestens so lange mit dabei zu sein, wie es nötig ist, bis die Positionen durch geeignete Nachfolger übernommen werden können. 3
Die Helfer sammeln wertvolle Erfahrungen Die Helfer in der Kulturfabrik Kofmehl arbeiten aus Idealismus. Für rund 200 Jugendliche ist die Kulturfabrik eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung im Dienst der Allgemeinheit. Sie leben den Geist der Kulturfabrik Kofmehl und tragen ihn weiter. Für sie ist «das Kofmehl» nicht nur wie eine zweite Heimat – sie sammeln im Betrieb auch wertvolle Lebenserfahrung. Sie übernehmen Verantwortung, können selbstständig arbeiten, häufig aber auch im Team. Die Jugendlichen schaffen sich ein Kontaktnetz in der Region, lernen den Umgang mit Künstlern, Agenten, Behörden, Partnern, Firmen und Kunden. Wie in einer Firma gibt es auch im Kofmehl Aufstiegsmöglichkeiten. Wer als Plakatierer oder Ticketdrucker anfängt, leitet vielleicht später einmal ein Ressort. Viele Helfer machen solche «Laufbahnen» durch, ganz ihren Interessen entsprechend. Dadurch kennen sie sich im ganzen Betrieb aus und identifizieren sich stark mit selbigem. Drei Personen aus dem aktuellen Kernteam können eine zehnjährige Veranstaltungserfahrung nachweisen. Vier Personen des Kernteams waren am Gesamtneuaufbau im Jahr 1999 beteiligt und rund 200 Helfer haben an zwei Grossumbauten innerhalb von vier Jahren mitgewirkt. Die Liste der Kofmehl-Helfer liefert ein breites Bild an Vertretern aller Berufssparten: Akkustiker, Architekten, Bauern, Datenbankprogrammierer, Drucker, Elektromonteure, Forstingenieure, Fotografen, Gastronomiefachangestellte, Gestalter, Informatiker, Ingenieure, Journalisten, Juristen, kaufmännische Angestellte, Lehrer, Lichttechniker, Maler, Metallbauer, Metzger, Ökonomen, Politikwissenschafter, Polygrafen, Raumformer, Sanitärinstallateure, Schreiner, Sozialarbeiter, Spengler, Webprofis etc.
Hier trifft sich Jung und Alt Mit dem Angebot an Konzerten, Discos, Filmnächten, Lesungen, Rollenspielen, Flohmärkten, Theatern, Ausstellungen, Filmproduktionen und weiteren Aktivitäten bietet die Kulturfabrik Kofmehl eine breite Palette an regelmässigen Veranstaltungen. Das Zielpublikum umfasst Musikund Kulturinteressierte jeden Alters. «Das Kofmehl» ist für eine ganze Generation von Menschen aus der weiteren Region Solothurn ein wichtiger und prägender Teil ihrer Jugend. «Im Kofmehl» trifft man sich, man sieht immer bekannte Gesichter. Und obwohl die Besucher natürlich zum überwiegenden Teil Jugendliche sind, sieht man häufig auch «ältere Semester» an den Anlässen. Anders gesagt: In der Kulturfabrik Kofmehl treffen sich der 50-jährige Banker und der 17-jährige Schüler — und keiner der beiden fühlt sich fehl am Platz. Die Kulturfabrik Kofmehl geniesst in der Musikszene, wie auch bei den Besucherinnen und Besuchern der ganzen Schweiz einen äusserst guten Ruf. Mittlerweilen ist der Club auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. In den Tourplänen der grossen und bekannten Bands ist das Kofmehl und somit die Stadt Solothurn längst nicht mehr wegzudenken. Einige Zahlen aus der vergangenen Saison (rund 10 Monate): ■ 62 Konzertabende mit 113 Bands ■ 11 Discos ■ 11 Rollenspielabende ■ 8 Filmnächte ■ 2 Lesungen ■ 2 Flohmärkte ■ 16 Tage Ausstellungen ■ rund 25000 Besucherinnen und Besucher
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Preisgekrönter Kulturvermittler Mit ihrem grossen Engagement nimmt die Kulturfabrik Kofmehl eine wichtige Rolle in der Kulturförderung und -vermittlung wahr. Dafür erhielt der Trägerverein vom Regierungsrat des Kantons Solothurn den Anerkennungspreis für Kulturvermittlung 2003 («Kantonaler Kulturpreis») verliehen.
Weitere Informationen
www.kofmehl.net
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