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Spielzeit 2014/2015
Keine Angst!
Soll das Leben gelingen, müssen wir es lieben. Klingt einfach, ist es aber nicht! Denn unsere Angst macht dieses Gelingen (und das Lieben) oft unmöglich. Nicht nur Terroranschläge, Bankencrash oder Vermüllung der Meere lassen uns unruhig schlafen, auch die Angst vor Prüfungen, dem Zahnarzt, dem nächsten Grippevirus oder einer harmlosen Spinne können unsere Lebensfreude erheblich trüben. Versicherungen, Sachbücher, Medikamente und Therapien zum Thema finden reißenden Absatz, denn niemand wird von sich behaupten können, er oder sie sei ›ohne Angst‹. Im Gegenteil: Oft beherrscht sie uns, legt die Gedanken lahm, zerstört Vertrauen, macht uns mutlos und krank. Wie entsteht, wie vermeiden, wie überwinden, wie akzeptieren wir unsere Angst und vor allem: Wofür ist sie gut? Denn wie alles im Leben hat auch dieses unschöne Gefühl einen Sinn und so wollen wir uns in der Spielzeit 2014/2015 dem Phänomen ›Angst‹ nähern. Mit Stücken, Theatertexten, Vorträgen, Diskussionen und Begleitmaterial können wir das Thema einkreisen, unsere Angst verstehen und vielleicht ein wenig lieben lernen! Damit das Leben gelingt! Matthias Faltz
Inhaltsverzeichnis 08
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Premierenübersicht Schauspiel
Premieren Schauspiel
Extras
Theater für alle
Marburg macht Theater
Mobile Produktionen
Abonnements
Preise
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Angst Ein interdisziplinäres Symposium
Netzwerk Theater und Schule
KUSS – kuck! schau! spiel! 20. Hessische Kinderund Jugendtheaterwoche
Die AchterAbonnements
Sitzpläne
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Premierenübersicht Junges Theater
Premieren Junges Theater
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Rudis Resterampe – Ein Bürgertheater
99 77
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Repertoire Schauspiel
Marburger Science Slam
84
Repertoire Junges Theater
107
Mothering – Ein Bürgertheater
110
Marburger Theatersommer 2015
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fear gewinnt – Eine Mutprobe
Theaterpatenprojekt
108
101
ACTeasy – Der Marburger Jugendtheaterclub
111
108
Grußwort des Freundeskreises
Vorverkauf
Die ViererAbonnements
124
Angebote 119
Die FamilienAbonnements
125
120
126
Das Junge Szene-Abo
Anfahrtsplan
120
127
Die Wahl-Abonnements
Kontakte
95
121
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Das Marburger Literaturforum im Hessischen Landestheater Marburg
Abonnementbedingungen
Ensemble und Mitarbeiter
94 87
Angebote für Schulen und Pädagogen
124 118
Sozialfonds
Alice im Wunderland
Ensembleportraits
102 95
Afternoon Tea
Lehrplanrelevante Infos zu Premieren und Repertoire
Service
Theaterlabor 109
Theaterjugendclub
129 96
Bildlegende
Stückeinführungen und Nachgespräche
130
Impressum
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Premierenübersicht Schauspiel
Premierenübersicht Junges Theater
Woyzeck
Der Geizige
Socke Flocke Zucchini/3+
Frühlings Erwachen/13+
nach dem Fragment von Georg Büchner Songs und Liedtexte von Tom Waits und Kathleen Brennan Konzept von Robert Wilson Textfassung von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens 06. September 2014, Galeria Classica
Komödie von Molière aus dem Französischen von Wilfried Minks und Thomas Körner 13. Dezember 2014, Galeria Classica
Mobile Kindergartenproduktion von Katrin Hylla und Simon Meienreis 21. September 2014/ Uraufführung, Saal der Musikschule
von Frank Wedekind 13. Februar 2015, Black Box
Elektra nach Euripides 13. September 2014, Black Box
Fettes Schwein von Neil LaBute aus dem Amerikanischen von Frank Heibert 27. September 2014, Bühne
Ein Volksfeind
Das Dschungelbuch/5+
von Henrik Ibsen 21. Februar 2015, Bühne
von Rudyard Kipling Das Familienstück zu Weihnachten 15. November 2014, Bühne
Die Ballade vom Nadelbaumkiller von Rebekka Kricheldorf 21. März 2015, Galeria Classica
Das Rotkäppchen – Ein Lichtspiel/4+
Sturz ins Ohr – Übungsstunde in Lichtdeprivation
nach den Gebrüdern Grimm Gastspiel United Puppets 14. Dezember 2014, Black Box
Leben des Galilei
Theater in der Finsternis vom Liquid Penguin Ensemble 18. April 2015/ Uraufführung, Historischer Schwanhof
von Bertolt Brecht 01. November 2014, Fürstensaal
Angst essen Seele auf
The Black Hole Theatre
von Rainer Werner Fassbinder 09. Mai 2015, Bühne
von huRRa!! in einer Koproduktion mit dem Schauspiel Leipzig und dem Hessischen Landestheater Marburg Herbst 2014, Black Box
Faust spielen
Elephant Boy/8+ Stückentwicklung 08. März 2015/ Uraufführung, Black Box
Robinson Crusoe/8+ nach dem Roman von Daniel Defoe Gastspiel der Koproduktion von norton.commander. productions. mit dem Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin 10. Mai 2015, Black Box
Raus aus dem Haus/4+ von Ingeborg von Zadow Gastspiel KJT – Kinder- und Jugendtheater Tübingen am LTT 25. Januar 2015, Black Box
Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale Open Air-Spektakel frei nach den Gebrüdern Grimm 13. Juni 2015, Marktplatz
nach Johann Wolfgang von Goethe Gastspiel Figurentheater Wilde & Vogel 24. November 2014, Black Box
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Premieren Schauspiel
»Give what you can: to keep, to comfort this plain fear you can’t extinguish or dismiss.« The Weakerthans, »Past Due«
Woyzeck nach dem Fragment von Georg Büchner (1813–1837) Songs und Liedtexte von Tom Waits (*1949) und Kathleen Brennan Konzept von Robert Wilson (*1941) Textfassung von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens
Vom Hauptmann gedemütigt, vom Doktor ausgebeutet, vom Tambourmajor gehörnt und von der Vaterrolle überfordert, steht Woyzeck am Abgrund. Er hört Stimmen, hat Visionen, fühlt sich verfolgt. Die von Tom Waits kongenial musikalisch bereicherte Fassung atmet den Grusel des Individuums am Morgen der Moderne – eine Geisterbahnfahrt an der Grenze der Belastbarkeit. Premiere: 06. September 2014, Galeria Classica
Musikalische Leitung: Michael Lohmann
Regie: Matthias Faltz »Woyzeck« ist eine Geschichte der Überforderung – einer Überforderung auf mehreren Ebenen. Ein Mensch am unteren Rand der Gesellschaft wird durch den Zwang der materiellen Absicherung von Frau und Kind in einen Ruhelosen, einen Getriebenen verwandelt: kein Diener nur zweier Herren, sondern vieler. Ein Mensch unter Dauerstress, der heute nicht mehr nur für das Prekariat reserviert ist, sondern vom Zeitarbeiter bis zum Banker in allen gesellschaftlichen Schichten anzutreffen ist. Wäre Woyzeck eine heutige Figur, sein Drama wäre das des Burnouts. Erst die Kanonade der täglichen Verrichtungen macht aus ihm ein dermaßen sturmreif geschossenes Wrack, dass die vage Andeutung einer Affäre seiner Frau Marie mit dem Tambourmajor genügt, um ihm den entscheidenden Schlag zu versetzen. Es sind schon Leute am Schreck gestorben, am
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bloßen hellen Schreck, erkennt der Hauptmann das tödliche Potenzial schon der bloßen Worte des Doktors. Sterben wird Woyzeck daran nicht, doch wird er dafür Marie den Tod bringen. Zuletzt scheint es die Eifersucht, das plötzliche Hereinbrechen der Angst vor dem Verlust der Liebe zu sein, die Woyzecks Paranoia den entscheidenden Schub geben und ihn zum Mörder werden lassen. Doch ist die Liebe zu Marie ein Ruheort für Woyzeck oder ein Imperativ, der ihn stetig unter Druck setzt? Auf der Metaebene wiederum steht Büchners Individuum einer weiteren, abstrakteren Art der Überforderung gegenüber. »Woyzeck« entsteht im Umfeld einer Forschungsdebatte, die am Anfang des 19. Jahrhunderts den Grundstein einer modernen Theorie der Wechselwirkungen zwischen körperlichen und psychischen Mechanismen des Menschen legt. Der Mensch ist nun nicht mehr geschlossenes Prinzip, sondern ein Schnittpunkt von Zusammenhängen und Umständen, eine Bündelung von Einflüssen und Gefühlen, geformt durch die Sprache. Dabei wird im Drama zugleich deren deformierende und konstruktive Macht plastisch. Büchners Drama zeigt die diskursive Umstellung der Woyzeck-Figur durch Psychiatrie, Medizin, Wissenschaft und Militär […], schreibt Marion Schmaus in ihrem Essay über »Georg Büchners dramatische Lehre vom ganzen Menschen«. So wie Woyzeck von den Anforderungen des Hauptmanns, des Doktors und Maries beinahe auseinandergerissen wird, so greifen die modernen Institutionen nach dem Menschen, unterteilen ihn und entfremden ihn von sich selbst. »Woyzeck« ist Horror. Das ganze Stück wirkt, als sei es eine Mischung aus der Präsentation eines Versuchsobjektes im medizinischen Kabinett des Doktors und der Kuriositätenschau des Jahrmarktausrufers: Der moderne Mensch als Freak. Robert Wilson kombiniert Büchners Dramenfragment von 1837 mit Musik aus der Feder von Tom Waits, die in ihrer rauen und düster-romantischen Atmosphäre das Drama erweitert und interpretiert. Dunkel, verwirrend und elend erscheint uns die Welt durch die Augen Woyzecks, bevölkert von tierischen, monströsen, einsamen und verzweifelten Menschen, beleuchtet vom Mond, der rot wie ein blutiges Eisen am Himmel steht und verkündet: God’s away on business.
»Angst, Angst, Angst ist des Teufels Lohn.« Die Goldenen Zitronen, »Ich möchte einen Namen haben«
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»Courage born of despair and impotence, submissive dogs can lash out in fear and be very, very dangerous.«
Elektra nach Euripides (485–406 v. Chr.)
Vic Chesnutt, »Coward«
Das Gebot lautet: Du sollst rächen! Nicht die Liebe zum Vater, sondern Elektras Ablehnung der Mutter ist es, die das Grab der Familie besiegelt. Längst wurde die große Tragödie für tot erklärt, der Mythos aber wurzelt in der Angst, dem Schrei im Affekt und ist Ursprung aller Geschichten, die man erzählt, um sich über sich selbst und die Welt zu orientieren. Premiere: 13. September 2014, Black Box
Regie: Christian Fries
Agamemnon ist tot – hinterrücks von seiner Frau Klytemnästra und ihrem Geliebten Aigisth erschlagen. Nun thronen dort, wo einst Elektras Vater regierte, seine Mörder. Doch: Wer tut, muss leiden, wer tötet, bezahlt, so schreibt das Gesetz es vor. Und Elektra giert nach Vergeltung. Durch die Hand des Bruders Orest sollen die Schuldigen sterben! Bis Boten Nachricht vom Tod Orests überbringen und Elektra beschließt, eigenhändig Rache zu nehmen. Von den Anfängen in der Antike bis hin zu zeitgenössischen Bearbeitungen lässt sich das Motiv der von Fehde zerrütteten Familie verfolgen. Die Krise hat sich tief in das Gehäuse familiärer Strukturen gefressen. Die Sprengkraft liegt nicht zuletzt im Aufeinandertreffen von zwei unvereinbaren Wahrheiten. Dieses Aufeinandertreffen begründet buchstäblich, wie Harry Mulisch in »Das Theater, der Brief und die Wahrheit« schrieb, die Bedeutung der Tragödie. Die Protagonisten erheben – im Sinne der antiken Dialektik – Anspruch auf je eigene Wahrheiten; in Rede und Gegenrede einander bezeugend, gemäß der Logik, rechtmäßig zu handeln und demnach Recht verankern und Urteile sprechen zu können. Dass Recht in der antiken Weltanschauung sowohl auf Ebene göttlicher Ordnung (und damit jenseits des Persönlichen), wie auch auf Basis menschlicher Urteilskraft geltend gemacht wird, verkompliziert die Sache zusätzlich. Lässt sich qua (göttlichem)
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Gericht, unter dem Vorsitz von Apollon und Athene etwa, geordnete Rechtssprechung abhalten, bleibt ein irreversibler Widerspruch erhalten: Von Elektra ebenso hartnäckig verteidigt wie von Klytemnäs-tra – nur unter anderen Vorzeichen – stehen sich persönliche und systemische Kategorien unvereinbar gegenüber. Übergeordnete metaphysische Notwendigkeiten konterkarieren das subjektive Gerechtigkeitsempfinden. In Konflikt aber gerät nicht nur, wer sich göttlicher Ordnung fügen, sondern auch, wer sie – wie Orest – wieder herstellen soll: Wie etwas Furchtbares und ihm selber Fremdes trug er seine Absicht […] mit sich herum, immer in Angst, sie könne ihm noch einmal irgendwie abhanden kommen. So könnte – in Anlehnung an Tolstois Pierre Besuchow aus »Krieg und Frieden«, der vorsätzlich töten will, die Tat aber realiter nicht auszuführen im Stande ist – eine Innensicht Orests lauten. Entsprechend schiebt Elektras Bruder Rachegelüste vor, um die faktische Angst vor dem Blutvergießen, das er verursachen soll, zu verschleiern; nebenbei tritt hier der Imperativ tradierter Geschlechterverhältnisse in Kraft. Mit den neuzeitlichen Tragödien ist das antike Modell, als deus ex machina szenisch verankert, neuen Göttern gewichen, die nicht weniger verheerend zu Gericht sitzen. Überdauert hat die unausweichliche Dichotomie zwischen individueller Autonomie und existenzieller Wirkmächtigkeit der sozialen Mitwelt, der sich die neuen Götter bemächtigen. Den Vorsitz übernehmen nun Mammon, Rechtsstaatlichkeit oder digitale Netzwerke. Allen voran aber steht das Modell Familie, als soziale Idee festgeschrieben und von jeher Gepräge je eigener Gesetzmäßigkeiten und Herrschaftsdiskurse, das die Konstruktion genuiner Nähe zwischen Familienangehörigen birgt. Die Aporie nährt der Irrtum, dass familiäre Bande, biologische Verwandtschaft wie auch Ehebündnisse auf Einsicht und versöhnlichen Gesten fußen. Grundvoraussetzung für das Modell sei demnach emotionale Zuneigung. Nicht zuletzt die Gegenüberstellung von Klytemnästra und Elektra läuft dieser These zuwider, indem unvereinbare Wahrheiten oder Begehren innerhalb engster familiärer Bindungen einen Grundstein für die Katastrophe legen.
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Fettes Schwein von Neil LaBute (*1963) aus dem Amerikanischen von Frank Heibert
Kann ein dünner Mann eine dicke Frau lieben? – Neil LaButes Parabel »Fettes Schwein« zeigt die Brüchigkeit der Liebe in einer Gesellschaft, die von Idealmaßen und Äußerlichkeiten bestimmt ist. Dabei bräuchte es nur ein wenig Mut, um allen Ängsten und Zweifeln zu trotzen. Es lohnt sich, denn als Preis winkt die große Liebe. Premiere: 27. September 2014, Bühne
Regie: Gerald Gluth-Goldmann
In der Mittagspause teilen sich Helen und Tom einen Tisch im überfüllten Restaurant: Drei Stück Pizza, Knoblauchbrot, einen Salat und Nachtisch für Helen und ein Salat mit Hühnchen für Tom. Muss man Sprossen essen, um ein glücklicher Mensch zu sein? Das Leben hält doch so viele Genüsse bereit. Haben Sie einfach keine Angst, Tom, ich glaube, deshalb bin ich zurückgekommen, das wollte ich Ihnen sagen. Versuchen Sie, keine Angst vor mir zu haben oder davor, sich Hals über Kopf auf irgendwas einzulassen, oder davor, was die Leute denken… es könnte nämlich richtig toll werden. Und toll wird es, denn Helen ist witzig, schlagfertig und leidenschaftlich. Sie hat ein umwerfendes Lachen. Sie steht auf Kriegsfilme und gutes Essen. Tom verliebt sich in sie, in eine Frau, die eigentlich gar nicht sein Typ ist. Helen trägt Konfektionsgröße XXL, was ein absolutes Tabu für Toms Arbeitskollegen und seine Exfreundin ist. Tom steht vor einer Zerreißprobe zwischen seinem verinnerlichten Wertesystem, seinen langjährigen Freunden und Helen. Seine Welt steht Kopf und seine Gefühle sprechen eine verwirrend unbekannte Sprache. Ich bin vom Anderen besessen; der Andere formt meinen Leib in seiner Nacktheit, lässt ihn entstehen, modelliert ihn, bringt ihn hervor, wie er ist, sieht ihn, wie ich ihn nie sehen
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werde. Der Andere besitzt ein Geheimnis: das Geheimnis dessen, was ich bin. Er bewirkt, dass ich bin, und besitzt mich gerade dadurch, schrieb der französische Philosoph und Dramatiker Jean-Paul Sartre 1962 in seiner phänomenologischen Ontologie »Das Sein und das Nichts«. Die Augen des Anderen können das Schönste hervorbringen und zugleich die größten Kritiker sein. Auf welcher Basis steht eine Beziehung, wenn sich Scham einschleicht? Würden 40 Kilo weniger alles verändern? Woher kommt die Angst vor der Meinung der Anderen? Warum fällt diese so stark ins Gewicht? Und wie schafft sie es, das Vertrauen in die eigenen Gefühle in einer Weise zu unterlaufen, die alles in Frage stellt? Warum werden Emotionen gegenüber einer Gruppe hinfällig? Ist die Angst, aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden, so viel stärker als die Liebe zu einem Einzelnen? Wie viel Kritik von Außen kann Liebe ertragen? Oder ist der Mensch für seine Gefühle vielleicht einfach zu schwach?
»Y’all don’t really know who I am, God damn, I’m like grease in the frying pan cause I am bacon, eggs, toast, butter smooth sexy lover.« Missy Elliott, »My Struggles«
Autor: 1963 in Detroit geboren, gehört der amerikanische Dramatiker Neil LaBute mit seinen Theaterstücken »Bash«, »Das Maß der Dinge« und »Tag der Gnade« zu den erfolgreichsten und meistgespielten ausländischen Autoren auf deutschen Bühnen. Er studierte Film- und Theaterwissenschaft an der Brigham Young University in Provo/Utah, an der University of Kansas und an der New York University, wo er am Graduate Dramatic Writing Program teilnahm. Stipendien führten ihn an das Londoner Royal Court Theatre sowie an das Sundance Institute’s Writing Lab. Einem breiteren Publikum wurde Neil LaBute darüber hinaus als Drehbuchautor und Filmregisseur bekannt: »In the Company of Men« wurde 1997 beim Sundance Film Festival als Bester Film prämiert sowie bei den New York Film Critics Award als Bester Debütfilm ausgezeichnet, »Nurse Betty« erhielt 2000 den Preis für das Beste Drehbuch bei den Filmfestspielen in Cannes. »Fettes Schwein« wurde 2004 am Lucille Lortel Theatre in New York uraufgeführt und in der Fachzeitschrift »Theater der Zeit« als aufregendste Premiere der Saison gefeiert. Die deutschprachige Erstaufführung folgte 2005 am Schauspiel Hannover.
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»Fear is your, fear is your, fear is your only god.«
Leben des Galilei
Rage Against the Machine, »Vietnow«
von Bertolt Brecht (1898–1956)
Die Wahrheit ist das Kind der Zeit, nicht der Autorität: Bertolt Brechts Untersuchung des Zusammenhangs von Wissen und Macht kann sich heute nicht mehr allein auf die Wissenschaft beziehen. Premiere: 01. November 2014, Fürstensaal
Regie: Stephan Suschke
Es gibt Probleme, die lassen sich in handliche Pakete verpacken und danach in öffentlichen Problemvermittlungsanstalten an interessierte Besorgnisträger preisgünstig abgeben. Theater verwenden als Grundlage dieser Operation vorzugsweise Stücke von Brecht, weil die immer so wunderbar problemorientiert sind: so auch dieses. Verhältnis von Wissenschaft und Politik? Tolles Thema, immer aktuell. Inquisition gleich staatliche Zensur, gleich böse? Passt auch immer; Ukraine, Russland, China etc. Et voilà. Wir leben in einer Naissance und zwar in der digitalen Naissance, die sich vollzieht, ohne dass sie bewusst betrieben oder durch Ideale projektiert würde, stellt der Dramatiker Ulf Schmidt 2014 fest. Ein Wortspiel, das zum Verweilen einlädt. Was wird da heute, um ein Re- gekappt, neu geboren? Und was bedeutet das für unseren Blick auf den Renaissance-Menschen Galilei, dessen Bestätigung der kopernikanischen Wende die Erde vor 400 Jahren in kreisende Erregungen versetzte? Bei einem so vehement geschichtlich denkenden Autor wie Brecht ist der Vergleich zwischen historischem Material und theatraler Figur obligatorisch. Denken wir uns den Stoff als einen heutigen, wird vor allem eines offenbar: Die Verhältnisse haben sich seit Galileis und auch seit Brechts Zeiten gründlich geändert. Die Geschichte eines Wissenschaftlers, der für seine Thesen von der Kirche verwarnt und schließlich zum Schweigen gebracht wird, um seine Tage als Gefangener der Inquisition im Exil zu beschließen, ist heute ohne Übersetzung nicht mehr produktiv.
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Bertolt Brecht wollte seinen Galilei als Modell des Konflikts zwischen gesellschaftlicher Verantwortung und wissenschaftlicher Wahrheitssuche verstanden wissen. Im antithetischen Zusammenprall von Empirie und Dogma erweist dabei die rationale Erkenntnis ihr revolutionäres Potenzial – Autorität und keine Wahrheit gehören zusammen, und ebenso gehören zusammen: Wahrheit und keine Autorität. Diesem Spannungsfeld des politischen Denkens wohnt eine zweite Dialektik des politischen Handelns inne, namentlich eine Dialektik der Angst: Furcht ist ein zentrales Motiv. Furchtlos begibt sich Galilei in die Höhle des Löwen, furchtlos trotzt er der Pest, Furcht vor dem Tod treibt ihn zum Widerruf und in der Furcht, die sich nur noch als solche ausgibt, in Wahrheit aber ironisch auf den Fortbestand der Subversion verweist, wird der Gegensatz zuletzt aufgehoben. So kann Angst also helfen, Macht zu unterlaufen, und fungiert zugleich als ihr wichtigstes Herrschaftsinstrument. Niemand käme auf die Idee zu behaupten, das sei heute prinzipiell anders. Shock and Awe, Schrecken und Ehrfurcht nannte der US-Generalstab eine der zentralen Taktiken des Dritten Golfkriegs. In feinerer Dosierung findet sich dieselbe Methode in den zivilen westlichen Gesellschaften unserer Zeit. Angst ist ein Mittel gesellschaftlicher Disziplinierung; sie bestimmt die Tagesordnung, rechtfertigt die Mittel. Doch in der digitalen Naissance geht Gewalt schon längst nicht mehr allein von Staaten aus. Die Mechanismen der Vereinnahmung gesellschaftlichen Wissens sind heute weitaus komplexer als noch vor 50 oder gar 400 Jahren. Auch die Inquisition hat sich, zusammen mit der Macht, dispersiv über die Millionen Kanäle der neuen digitalen Netzwelt verteilt. Die Furcht, der Galilei sich zu entziehen sucht, ist daher heute überall; die Rückzugsräume des Exils und Widerrufs sind uns genommen. In handliche kleine Pakete wird man dieses Problem nicht mehr verpacken können: Wie Galilei müssen heute wir alle entscheiden, wann und wovor wir uns fürchten wollen. Und wie er tragen wir mit jeder dieser Entscheidungen zur NeuGeburt einer Welt bei, an deren Anfang wir erst stehen.
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The Black Hole Theatre von huRRa!! in einer Koproduktion mit dem Schauspiel Leipzig und dem Hessischen Landestheater Marburg
Ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt – als »Geier Sturzflug« diesen Song zum ersten Mal sangen, war das Wirtschaftswunder gerade vorüber und der Club of Rome prophezeite die Grenzen des Wachstums. 2013 gab es denselben Song von derselben Band im Remake. Wer steigert heute das Bruttosozialprodukt? Die Berliner Gruppe huRRa!! spürt dem ›Schwarzen Loch‹ des Wachstumsparadigmas nach. Marburg-Premiere: Herbst 2014, Black Box
Musikalische Leitung: Björn SC Deigner
Regie: Luise Voigt Wir sind bescheiden geworden: Wachstum muss sein, aber nur noch in Maßen. Ein Wachstumspfad von zwei Prozent ist für die deutsche Volkswirtschaft nicht nur angemessen, er ist auch erreichbar, schreibt der Bundesverband der Deutschen Industrie. Zwei Prozent, das bedeutet etwa 46 Milliarden Euro zusätzliche Wertschöpfung im Jahr. Ein Klacks; das schaffen wir spielend. Aber wie weit können wir die Wachstumsschraube eigentlich noch drehen? Was wächst sich hier aus? Die Forderung nach permanentem Wachstum ergeht längst nicht mehr allein an die großen Wirtschaftsunternehmen. Jeder ist heute Unternehmer seiner Selbst und steht so unter dem Imperativ immerwährenden Innovations- und Investitionsdrucks. Keine Qualifikation, kein Jahresüberschuss scheint ausreichend, um das Tagwerk aus sicherer Distanz betrachten und beurteilen zu können. Der Fortschrittsglaube führt dabei nicht nur zu ökologischen Prob-
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lemen, er hat längst Spuren in den Selbstbildern und -entwürfen der Menschen hinterlassen. Können wir uns ein Leben ohne Wachstum überhaupt vorstellen? Kann es uns gelingen, Alternativen zu denken? Oder wird sich herausstellen, dass uns alles, was außerhalb des Wachstumsparadigmas liegt, längst entglitten ist?
»I see a red door and I want it painted black.« The Rolling Stones, »Paint It Black«
Mit ihrer Methode des ›O-Ton-Theaters‹ holt huRRa!! aus Berlin das Flüstern des Zeitgeistes über das Wachstumsparadigma auf die Bühne. ›O-Töne‹ sind Aufzeichnungen spontan und unvorbereitet geführter Gespräche, die in einem komplexen Inszenierungsprozess auf die Stimmen der Performer übertragen und musikalisiert werden. Das ›Schwarze Loch‹ wird dabei als bildstarke Metapher dem Abend überschrieben: ein übermächtiger, allumfassender und doch selbst nur als Abwesenheit begreifbarer Fluchtpunkt. Es kann als Analogie für ein Wirtschaftssystem verstanden werden, dessen räuberischer Selbsterhalt genau das vorantreibt, wogegen es sich am meisten sträubt, nämlich den eigenen Kollaps. Aber könnte das ›Schwarze Loch‹ nicht auch als Symbol dienen für eine Zukunft jenseits seiner selbst? Musik, Theater und Performance laufen an, um in den endlosen Horizont des Wachstumswahns eine kulturelle Lücke zu reißen – einen Riss, durch den sich vielleicht ein Blick auf das Unvorstellbare erhaschen lässt. Team: huRRa!! besteht aus der Regisseurin, Videokünstlerin und Autorin Luise Voigt, dem Dramaturgen Daniel Franz und dem Hörspielmacher, Musiker und Regisseur Björn SC Deigner, der bereits mehrfach am Hessischen Landestheater Marburg inszeniert hat. Gemeinsam ist dem Team die Ausbildung am Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen, wo Voigt, Deigner und Franz bereits während des Studiums zusammenarbeiteten. huRRa!! beschäftigt sich in unterschiedlichen Disziplinen mit der Möglichkeit einer Sprache für ein Theater des Politischen. Theater- und Musikmachen versteht die Gruppe als fortwährendes Freischaufeln einer von Markt- und Verwertungsmechanismen verschütteten Bühne. Sie suchen in der Verschränkung von Form und Medium ein notwendiges Ineinandergreifen von Reflexion der Bühnensituation und inhaltlicher Auseinandersetzung.
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»Du gewöhnst dich bald an deine tote Persönlichkeit, siehst, was um dich rum passiert, doch tust nichts, weil deine Angst König bleibt. Deine Möglichkeit, jede Sekunde des Lebens. Denn Hass auf diese Welt zu haben, ist im Grunde vergebens. Die Stunde des Redens ist die Stunde der Wahrheit. Auch wenn meine Arbeit hart bleibt, ist die Unendlichkeit Tatzeit.« Amewu, »Hoffnung«
Faust spielen nach Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) Figurentheater Wilde & Vogel
Goethe. Faust. Fünfter Akt, offenes Feld. Die Sorge tritt auf, Faust in höchstem Alter an sein Ende zu führen. Auf der Schwelle zwischen Leben und Tod rasen die Erinnerungen an Forscherdrang und Teufelspakt, Lüsternheit und Liebespein, Höhenflug und Hexensabbat vorbei. Gastspiel: 24. November 2014, Black Box
Regie: Christiane Zanger
Nach nunmehr drei Jahren hat sich Goethes »Faust« am Hessischen Landestheater Marburg als Serie etabliert: Anstatt nur eine Inszenierung zu zeigen, laden wir in jeder Spielzeit ein neues Gastspiel ein, präsentieren dem Marburger Publikum jedes Jahr einen neuen Blickwinkel auf eine Geschichte, die ihre Aktualität nie verlieren wird. Es irrt der Mensch, so lang er strebt, verkündet Gott im Prolog, und Mephisto weiß, dass auch Faust, der eigentlich mit seinem Leben abgeschlossen zu haben glaubt, noch verwundbar ist, empfänglich für die Verlockungen eines wahrhaft höllischen Trips. Angesichts der Schönheit Gretchens fällt ausgerechnet der Perfektionist und selbsternannte Übermensch Faust in einen nahezu tierischen Zustand zurück, wird nur noch von seinen Trieben gesteuert und ist bereit, über Leichen zu gehen. Die Geschichte von Faust ist die Geschichte des Menschen, der alles besitzen will – absolute Jugend, absolute Liebe, absolutes Wissen – und der dafür im Tausch das einzig Absolute zu riskieren bereit ist: seine Seele. Denn sicher ist nur, dass irgendwann jeder die letzte Grenze erreicht, die gefürchtete Demarkationslinie zwischen dem irdischen Leben und dem Unbekannten, das dahinter liegt. Die Angst vor diesem Unbekannten ist vielleicht die einzig wahre conditio humana, gewinnt der Mensch doch im Moment der Bildung seines
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Bewusstseins zugleich die Einsicht in die eigene Endlichkeit, die ihn ab diesem Zeitpunkt stets verfolgen wird. In einer Welt, in der das Streben nach Mehr die einzige Konstante zu sein scheint, ist Goethes Drama ein Menetekel, das menschliche Hybris in ihrer ganzen Blindheit zur Schau stellt. Im Rausch der Erfüllung aller Wünsche vergisst der Mensch sich selbst und seine Sterblichkeit. Weib, Wissenschaft und Welt – jeglicher Besitzanspruch wird in Faustens Tod ad absurdum geführt. Die glückliche Vision einer freien Zukunft auf errungenem Grund: eine geplatzte Tüte, gefüllt mit Staub. Bleibt etwas nach dem Debakel? Angeleitet und angegriffen von Live-Klanginstallationen, bittet »Faust spielen« zum danse macabre. Mit Puppenund Schauspiel, vollem Stimm- und Körpereinsatz werfen sich die Performer in den Fauststoff und geben dem bekanntesten aller deutschen Klassiker seine düstere, magische Seite zurück. Anstatt Goethes Drama eine moderne Interpretation überzustülpen, feiern sie eine schwarze Messe, die grotesk und gruselig, komisch und tragisch ist und dabei dem Text gegenüber stets ehrlich bleibt. So wird aus der Geschichte des nach dem Grenzenlosen strebenden Doktors ein von Mephisto angeführter Totentanz, der, bald derber Schwank, bald Travestie, bald packendes Bildertheater, vor allem eines beweist: »Faust« ist noch lange nicht tot. Team: Das Figurentheater Wilde & Vogel wurde 1997 von dem Figurenspieler Michael Vogel und der Musikerin Charlotte Wilde als professionelles freies Tourneetheater mit Sitz in Stuttgart, seit 2009 in Leipzig, gegründet. Wilde & Vogel absolvierten Gastspiele in über 30 verschiedenen Ländern, erarbeiteten Ausstattungen, Inszenierungen und Musiken u.a. für das Badische Staatstheater Karlsruhe, die Landesbühne Esslingen und die Staatsoper Stuttgart, waren international als Workshopleiter tätig und haben über 20 Preise für ihre Inszenierungen erhalten.
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Der Geizige Komödie von Molière (1622–1673) aus dem Französischen von Wilfried Minks und Thomas Körner
Harpagon hat es schwer: 10.000 Francs hat er im Garten seines Hauses vergraben und jeder hat es darauf abgesehen! Nicht einmal den eigenen Kindern kann man trauen: Blut ist zwar dicker als Wasser, aber Geld ist Geld, ist Geld… Molières Komödie zeigt die Paranoia der Kapitalakkumulation, die heute mit Macht zurück auf die gesellschaftliche Tagesordnung drängt. Premiere: 13. Dezember 2014, Galeria Classica
Regie: Marc Becker
1668 steht Molière bei der Premiere seiner neuesten Komö-
die selbst als der Geizige auf der Bühne und erlebt seinen ganz persönlichen Alptraum: Niemand lacht! Das Stück fällt beim Publikum gnadenlos durch. Was war geschehen? Hatte der Meister der Komik sein Gespür für Witz verloren? Die französische Metropole Paris befindet sich zu diesem Zeitpunkt im Zentrum einer Entwicklung, die mit dem Aufstieg des städtischen Bürgertums begonnen hatte und in die kapitalistische Wirtschaftsordnung münden sollte. Mit der ursprünglichen Akkumulation jedoch ist die historische Chance für die Sparsamkeit gekommen, deren Aufgabe es nun ist, Geld zu horten, um so Kapital anzuhäufen. So wird der Geiz, der noch im Mittelalter als Sünde moralisch geächtet war, plötzlich zum Ideal, ja sogar zur Kardinaltugend. Kein Wunder also, dass 1668, in eben dem kurzen Zeitfenster bevor Luxuskonsum als Repräsentationsausgabe der kapitalistischen Klasse wieder respektabel wurde, Harpagon für das Pariser Publikum keinesfalls eine lächerliche Figur darstellte.
spielsweise 2012 nicht nur das Jahr, in dem der britische Textildiscounter Primark seine ersten Filialen in Deutschland eröffnete – und so die Billigangebote von KiK und Takko um etliche Ramschregale erweiterte – sondern auch das Jahr, in dem das New Yorker Restaurant 230 Fifth den teuersten Hotdog der Welt mit Wagyu-Rind, schwarzem Trüffel, feinstem Osietra-Kaviar und Blattgold für satte 2300 US-Dollar anbot. Ich kann es mir nicht leisten, alles auf Raten, die Karte glüht – leider geil! verkünden Deichkind im Radio. Geiz ist geil, Luxus ist auch geil, eigentlich ist alles (leider) geil. Aber mal ernsthaft: Es ist doch nicht schizophren, die bei Aldi gekauften Teebeutel auch nach dem zweiten Benutzen noch einmal zum Trocknen aufzuhängen, während der im Media Markt per Null-Prozent-Finanzierung erworbene Flatscreen-Fernseher einem empfiehlt, doch noch einmal über die Null-Prozent-Finanzierung für den Kaffee-Vollautomaten nachzudenken – Wir sind doch nicht blöd!
»Ach verdammt, alles hin. Alles Geld, alles Angst, alles hin, hin, hin. Ohne Geld keine Angst, alles hin, hin, hin. Ohne Angst kein Geld, alles hin, hin, hin. Kein Geld ohne Angst.« Ja, Panik, »Alles hin, hin, hin«
Und doch: Ein Gespenst geht um in Europa. Es ist das Gespenst der Sparsamkeit. Seit 2008 sind Immobilien- und Finanzmärkte und sukzessive auch Nationalökonomien in die Krise getrudelt. Deutschland wacht seitdem, einem europäischen Harpagon gleich, sorgsam darüber, dass seine wirtschaftlichen ›Kinder‹ in Griechenland gefälligst den Gürtel enger schnallen und sich wieder zurück in die schwarzen Zahlen knausern. Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt, hört man aller Orten, mäßigt euch, tut Buße, das Ende ist nah. Das politische Establishment sieht sich auf den Abgrund zusteuern und will den entfesselten Kapitalismus mit dem Haushaltsbuch zurück in sichere Bahnen ohrfeigen. Aber erwartet man von den Spätgeborenen nun ernsthaft, einfach so zu akzeptieren, dass die rauschhaften Tage des Booms der 80 er und 90 er vorbei sind? Die Elterngeneration hat ihren Spaß gehabt und die Kinder sollen jetzt den Kredit abbezahlen? Eines steht fest: Der Geiz kehrt zurück und mit ihm Molières Komödie. Sowohl der panische Sparwahn des Vaters als auch die verzweifelte Verschwörung seiner Kinder gegen ihn sind wieder ein brandaktueller Spiegel heutiger gesellschaftlicher Ängste geworden. Denn so, wie hinter der Verschwendung die Angst steht, etwas zu verpassen, steht hinter dem Geiz die nackte Angst vor Verlust und Strafe und grinst Harpagon über die Schulter.
Im 21. Jahrhundert haben sich Verschwendung und Sparsamkeit in sagenhafte Extreme entwickelt. So war bei-
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Ein Volksfeind von Henrik Ibsen (1828–1906)
Die Quelle ist vergiftet, Mensch! Bist Du denn toll? Ibsens Klassiker vom Vorabend der Moderne wird meist als eine Art Öko-Drama avant la lettre interpretiert. Doch das Gift in diesem Stück fließt aus mehr als nur einer Quelle: »Ein Volksfeind« entpuppt sich als überraschend komplexe Untersuchung heutiger Wechselwirkungen zwischen Angst, Masse und Politik. Premiere: 21. Februar 2015, Bühne
Regie: Amina Gusner
Dr. Thomas Stockmann versteht die Welt nicht mehr. Eben noch zählte er in seiner Heimatstadt zu den angesehenen Stützen der Gesellschaft. Die Einrichtung des Kurbades, das reiche Touristen in das Küstenstädtchen spülen soll, geht auf seine Idee zurück. Nun ist der Kurarzt im Begriff, sich um das Gemeinwesen noch weitaus verdienter zu machen – denn er hat eine entscheidende Entdeckung gemacht: Das Wasser des Orts wird durch Giftabfälle verseucht. Das ganze Bad muss dringend saniert werden, bevor womöglich Schlimmes passiert. Die Wahrheit muss ans Licht! Bürgervertreter und Presse klopfen ihm eifrig auf die Schulter. Doch Stockmanns Bruder Peter, der Stadtvorsteher und Vorsitzende der Kurverwaltung, schätzt die Lage anders ein. Die Kosten einer Sanierung würden das
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Städtchen wirtschaftlich ruinieren. Nebensache! sagt Thomas. Schließlich gehe es um Menschenleben. Aber wie kommt es, dass der Artikel, den der Kurarzt zur Aufklärung aller Bürger verfasst hat, nun nicht mehr in der Zeitung erscheinen darf? Wie kommt es, dass ihm verboten wird, eine Informationsversammlung abzuhalten? Warum wird er, seitdem die Kosten bekannt sind, von allen gehasst? Der ›Volksfeind‹, wie er bald öffentlich genannt wird, nimmt den Kampf gegen die Gemeinschaft auf – und setzt dabei alles aufs Spiel. Henrik Ibsens Schauspiel »Ein Volksfeind«, 1883 uraufgeführt, wird meist als Angriff auf die Auswüchse kapitalistischen Profitstrebens gedeutet, als Klage gegen Korruption und Kleingeist in der Provinz. Die Lesart einer bürgerlichen Kritik an der unumschränkten Vorherrschaft der Ökonomie hat heute wieder Konjunktur, denn mit ihrer Hilfe wird aus Ibsens Geschichte von Revolte und Fall des Thomas Stockmann im Handumdrehen ein Beitrag zu aktuellen Debatten um Postwachstumsgesellschaft und Klimaschutz. Man kann diesen Text so lesen, muss man aber nicht. Vielleicht sollte man nicht. Denn eines ist sicher: Ibsen ist nicht zu trauen. Das große nordische Orakel, wie Theodor Fontane ihn einst nannte, unternimmt in seinem Text mit allen Mitteln literarischer List vor allem eines: Er will uns gefügig machen für den Sexappeal eines Furchtlosen im Kampf gegen den gefährlichste[n] Feind der Wahrheit, die dumpfe Masse. Thomas Stockmann soll unser Held sein. Was aber, wenn er irrt? Oder noch besser: lügt? Das einzige Indiz für die Faktizität der Umweltkatastrophe, die Thomas Stockmann heraufbeschwört, ist ein Brief einer Universität aus der fernen Großstadt. Ein Brief, den außer ihm niemand je zu lesen bekommt. Und selbst, wenn der Inhalt wahr wäre: Genügt denn ein Anfangsverdacht, genügt die bloße Möglichkeit eines Zusammenhangs, um das
sofortige Schlagen aller Alarmglocken zu rechtfertigen? In den gesellschaftlichen Debatten unserer Zeit, so der amerikanische Politologe Cass R. Sunstein, lautet die Antwort auf diese Frage immer häufiger: ja. Das scheint vernünftig. Doch das ist es nicht. Denn das Prinzip der absoluten Vorsorge gegen jede mögliche Gefahr benötigt für sein Funktionieren vor allem eines: Angst. Das mag verwundern, denn Angst ist gerade das, was Ibsens Hauptfigur abzugehen scheint. Furchtlos opfert er die eigene Existenz im Kampf für die Wahrheit. Doch auch das
ist eine List. Angst ist genau die Währung, in der sich die Handlungen beider Stockmann-Brüder miteinander verrechnen lassen. Die Wahrheit des einen schließt die Wahrheit des anderen aus; jeder Ausschluss operiert dabei mit der Angst vor dem jeweils anderen, vor der Katastrophe des Ruins oder der Gegenkatastrophe der Vergiftung. Ein Spiegelkabinett aus Angst und Gegenangst, verortet zwischen Gift und Ruin: Hätte Ibsen nur ahnen können, wie nah er uns Nachfahren des 21. Jahrhunderts mit diesem Dilemma wohl kommen würde.
»Lies, your lies. Nothing left inside. I built it up. I broke it down. Nothing left inside.« Black Flag, »Nothing Left Inside«
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»I just don’t know what to do with myself. Just don’t know what to do with myself. Just don’t know what to do with myself. I don’t know what to do with myself.« The White Stripes, »Just Don’t Know What To Do With Myself«
Die Ballade vom Nadelbaumkiller von Rebekka Kricheldorf (*1974)
Eine Zeit/Die so tut/Als böte sie alles/Aber in Wirklichkeit/Überhaupt nichts bietet: Rebekka Kricheldorfs Stück aus dem Jahr 2004 ist eine leidenschaftliche Ballade über lächerliche Helden im Nichts – die ›Generation Angst‹, frei schwebend in einer Welt, die übervoll ist und sich vielleicht gerade deshalb so unglaublich leer anfühlt. Premiere: 21. März 2015, Galeria Classica
Regie: Dominique Schnizer
Jan Mao hat keine Lust. Keine Lust darauf, die Firma seines altlinken und neureichen Vaters Franz zu übernehmen, keine Lust auf einen Job, eigentlich keine Lust auf irgendetwas. Warum auch? Da vertreibt er sich die Zeit doch lieber damit, seine Verführungskünste an allen Frauen zu erproben, derer er habhaft werden kann, in der klammheimlichen Hoffnung, dass er dafür irgendwann einmal zum Duell auf Leben und Tod gefordert wird. Dann wäre wenigstens mal was los. Unter all den flüchtigen Affären und OneNight-Stands findet sich auch Anna, eine engagierte junge Ich-AG mit dem Punkt-für-Punkt-Lebensplan für Karriere, Partnerschaft und Familie in der Tasche. Anna ist zielstrebig, erfolgsorientiert und hat definitiv keine Zeit für irgendwelche unnötigen Experimente, was ihre Mutter Elvira fast in den Wahnsinn treibt. Denn als Elvira jung war, bestand Jugend aus Versuch, Exzess, Rebellion und Utopie. Aber machen wir uns nichts vor: Die beste aller möglichen Welten ist angebrochen und Jan und Anna sind zwei Lebensmodelle der Generation, der von ›Praktikum‹ über ›Facebook‹ und ›Sorgenlos‹ bis zu ›Maybe‹ schon ein ganzes Arsenal von Ausdrücken und Eigenschaften angeheftet und angedichtet wurde – inklusive der Eigenschaft, keine Eigenschaften zu haben. ›Generation Angst‹ nennt der Psy-
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choanalytiker Wolfgang Schmidbauer in seinem 2009 erschienenen Buch »Ein Land – drei Generationen. Psychogramm der Bundesrepublik« jene, die nach der Kriegsgeneration und den 68 ern den dritten großen Abschnitt in der Geschichte der BRD prägen. Es sind Menschen, aufgewachsen in einer Gesellschaft, die so kompliziert geworden zu sein scheint, dass sich mit den Freiheiten auch die Ängste vervielfacht haben. Heute hat jeder so viele untereinander konkurrierende Optionen, sich selbst zur Geltung zu bringen, dass man schlicht den Überblick verliert. Die Masse der zur Wahl stehenden Entscheidungmöglichkeiten provoziert jene Unsicherheit, die jeden Standpunkt, den man einnehmen könnte, sofort relativiert sieht. Man wächst in einer Welt heran, in der der Kapitalismus sich schon behauptet hat, der gezeigt hat, dass er jede alternative Lebensform, jeden aggressiven Angriff nicht nur abwehren, sondern sich gleichsam einverleiben und verwerten kann: Die Kämpfe sind ausgefochten, also spiel’ mit oder bleib’ eben im Bett. Rebekka Kricheldorfs Stück, das sich in stilisierter Verssprache am Don-Giovanni-Stoff entlang entwickelt, liefert eine pointierte und humorvolle Diagnose der herrschenden Verständnislosigkeit zwischen denen, die mit dem Kopf durch die Wand wollten, und denen, die keine Wände mehr vorfinden, an denen sie sich eine ordentliche charakterbildende Platzwunde zuziehen könnten. Paradoxerweise erscheint hier gerade die radikale, nüchterne oder verzweifelte Angstfreiheit des ›Alles egal‹ als Symptom der Angst. Und so sieht man in Jan Mao einerseits den verspäteten ›rebel without a cause‹ der 2000 er Jahre, andererseits den Desperado auf der Suche nach Widerständen, an denen man die Relevanz der eigenen Existenz beweisen könnte: Ich will wahren Hass/Der sich ganz auf mich richtet/Ich will sehen/Dass ich etwas bewirke/In einem Körper oder Kopf. Autorin: Rebekka Kricheldorf (*1974) studierte Szenisches Schreiben an der UDK Berlin. Sie war Hausautorin am Nationaltheater Mannheim und am Theaterhaus Jena, verfasste Auftragswerke u.a. für das Staatstheater Stuttgart und das Deutsche Theater Berlin und erhielt mehrere Auszeichnungen, darunter Verlegerpreis und Publikumspreis beim Heidelberger Stückemarkt 2002 und den Kleist-Förderpreis 2003. Mit »Die Ballade vom Nadelbaumkiller« wurde sie 2005 zu den Mühlheimer Theatertagen eingeladen.
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Sturz ins Ohr – Übungsstunde in Lichtdeprivation Theater in der Finsternis vom Liquid Penguin Ensemble
Vertrauen Sie Ihren Ohren, denn diese lügen nicht. Oder vielleicht doch? Im diesjährigen »Theater in der Finsternis« dreht sich alles um das Hören. Das Ohr ermöglicht eine 360 -Grad-Wahrnehmung und funktioniert sogar in der Dunkelheit. Erstmals zu Gast in Marburg untersucht das vielfach ausgezeichnete Liquid Penguin Ensemble das Ohr als Organ der Angst. Uraufführung: 18. April 2015, Historischer Schwanhof
Regie: Katharina Bihler, Stefan Scheib
Die Hörspiele von Katharina Bihler und Stefan Scheib loten akustisch die Grenze zwischen Realität und Fiktion aus, hinterfragen bewährte Konstruktionen von Welt und ermöglichen so neue Sichtweisen. Das Hören ist ihr Medium, mit dem sie einen Wahrnehmungshorizont für alle Sinne öffnen. Im »Theater in der Finsternis« kreieren sie ein Liveerlebnis in absoluter Lichtlosigkeit mit Klangwelten, die vom Ohr direkt in den Bauch gehen. Alles beginnt in einer dunklen und heimeligen Fruchtwasserhöhle. An unsere Ohren dringt das zufriedene Glucksen der Verdauung unserer Mutter. Später singt sie uns in den Schlaf. Noch später, als wir alleine einschlafen sollen, ereilen uns mitunter Sorgen: Wo werden wir ankommen oder aufschlagen, wenn wir eingeschlafen sind? Ist dort ein Grund? Ein Abgrund? Ein Traum? Ein Nichts? Die Außenwelt entzieht sich der bewussten Wahrnehmung. Und dann ist er da, der Moment, in dem das Bewusstsein uns entgleitet, das Hören endet, irgendwann in der späten Nacht. Stille.
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Plötzlich ein Knarren der Dielen. Ein leises Knacksen aus der Ecke des Kleiderschrankes. Wie ein lauter Knall dringt es ins Ohr, prallt gegen die Bande des Gehirns. Schreck in den Gliedern. Alle Sinne hellwach. Alarm! Der häusliche Raum, der Wohnraum […] ist ein Raum vertrauter, wiedererkannter Geräusche, die zusammen eine Art häuslicher Symphonie bilden […]. Das Horchen ist jene vorausgehende Aufmerksamkeit, durch die sich alles erfassen lässt, was das territoriale System stören kann; es ist eine Weise, sich gegen Überraschungen zu schützen, schreibt Roland Barthes 1964 in seinem Aufsatz »Zuhören als Haltung«. Das Ohr macht aufmerksam auf Unbekanntes, auf mögliche Gefahren. Und mit diesen gehen existenzielle Emotionen einher, ein Schaudern, ein Gruseln, Gänsehaut. Doch das Hören kann auch größte Glücksmomente hervorrufen: die Stimme eines geliebten Menschen, ein Lieblingslied, ein Dialekt, der an Vertrautes und an Zuhause erinnert. Der Hörsinn ist der erste Sinn des Menschen, der kommt, und der letzte, der geht. Dazwischen: Leben. Leben in all seinen Facetten und akustischen Ausprägungen. Ein Hörkosmos öffnet sich, der Geräusche, Laute und Stimmen hervorbringt und eine Auseinandersetzung mit dem Hören selbst möglich macht.
»The fear. The fear. The fear. Fear…« Pantera, »Shedding Skin«
Team: Das Liquid Penguin Ensemble wurde 1997 von der Performerin, Autorin und Regisseurin Katharina Bihler und dem Komponisten und Bassisten Stefan Scheib in Saarbrücken gegründet. Sie experimentieren und spielen an und mit den Grenzen künstlerischer Genres und haben zahlreiche Projekte als Zusammenspiel von Neuer Musik, Hörspiel, Klangkunst, Performance und neuen Medien realisiert. Abhängig vom künstlerischen Forschungsgegenstand eines Projektes arbeiten sie im Rahmen von Recherchen und zur inhaltlichen und formalen Entwicklung mit weiteren Künstlern, Wissenschaftlern und Technikern zusammen. Die Projekte von Liquid Penguin wurden bereits vielfach ausgezeichnet: u.a. »RADIO ELYSEE – aus Geschichte und Zukunft zweier Raumfahrernationen« als Hörspiel des Monats im Dezember 2012, »BOUT DU MONDE – Ende der Welt« als Hörspiel des Jahres 2009 sowie mit dem Deutschen Hörspielpreis der ARD 2008 und dem ARD Online Award 2008. Liquid Penguin produzieren regelmäßig für den Saarländischen Rundfunk, ihre Hörspiele wurden u.a. auf SWR, HR, NDR, WDR, DLF, BR, rbb, MDR und dem Schweizer Radio DRS gesendet.
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»Oh, oh, du siehst gut aus, das darf ich doch noch sagen. Ich bin ein freier Mensch und ich sage, was ich will. Ich habe keine Angst vor deinen Freunden. Nein, ich bleibe jetzt da.«
Angst essen Seele auf von Rainer Werner Fassbinder (1945–1982)
Kreisky, »Die dummen Schweine«
Ich hab gesagt, daß wir heiraten werden, du und ich. Eigentlich ein Anlass zur Freude, wie Emmi findet. Doch sie bricht ein Tabu. Denn Ali ist halb so alt wie sie und kein Deutscher. Dieser scheinbar unmöglichen Liebe setzt Fassbinder das Zerrbild einer von Vorurteilen und Angstreaktionen entstellten Welt entlarvend entgegen. Premiere: 09. Mai 2015, Bühne
Regie: Fanny Brunner
Vom Regen überrascht, sucht Emmi in einer nahegelegenen Kneipe Zuflucht. Nur wenige Besucher, einige Gastarbeiter unter ihnen, haben es sich gemeinsam an der Bar gemütlich gemacht. Plötzlich tritt einer der Männer an ihren Tisch und fordert Emmi zum Tanzen auf. Später, da hat der Regen längst nachgelassen, begleitet sie Salem, den alle nur Ali nennen, nach Hause. Sie trinken Kaffee und reden. Er bleibt über Nacht. Ein einziger Wolkenbruch führt zwei Menschen zusammen, die einander aufrichtig begegnen. Aber eine Geschichte Rainer Werner Fassbinders kommt für gewöhnlich nicht ohne Fallstrick aus. Ali ist in den Augen der anderen ein Fremder: Deutsche Herr, Arabisch Hund, so bringt er seine Erfahrungen auf den Punkt. Und er ist fast dreißig Jahre jünger als Emmi. Gründe genug also, wie Emmis Kinder, die Kollegen und ihre Nachbarn beschließen, über diese Beziehung ein missbilligendes Urteil zu sprechen. Die sind ja bloß neidisch, sagt Emmi immer wieder; sich selbst und auch Ali. Doch es fällt schwer, sich gegen eine Mitwelt zu behaupten, die mitnichten anerkennt, dass beide einander geben können, was kaum der Worte bedarf: Liebe. 1974 erschienen, zählt der Film »Angst essen Seele auf« bis heute zu den erfolgreichsten Werken des Regisseurs und wurde noch im selben Jahr in Cannes ausgezeichnet. Die
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Kritiker indes blieben sich uneinig, ob es sich, laut Filmbewertungsstelle, lediglich um ein naives Sozialdrama handle, welches der Komplexität der sozialen Realität nicht gerecht werde, oder, wie das Lexikon des Internationalen Films urteilt, um ein Melodram, das mit kühler Brillanz die Missachtung von Minderheiten und die Mechanismen sozialer Unterdrückung analysiert. Dass letzteres Geltung beanspruchen kann, wird am Beispiel der historisch gewachsenen, kanonisierten Berührungsangst deutlich, die Fassbinder in ihrer Wirkmächtigkeit darstellt. Die Angst vor dem als kategorisch (wesens-)fremd Definierten, das entschieden auf Distanz gehalten wird, weil es sich nicht in das geläufige Bild einpassen will. Das Unbenannte, das sich einer verbindlichen Begrifflichkeit widersetzt und die Gesetzmäßigkeiten der sozialen Wirklichkeit auf ihren Realitätsgehalt und ihre Unanfechtbarkeit hin befragt. Doch belässt es Fassbinder nicht dabei, seine kritische Analyse auf die Lebensumstände und das soziale und kulturelle Kapital seiner Protagonisten zu reduzieren und diese ihnen anhand stereotyper Eigenschaften und Milieuzuschreibungen lediglich schemenhaft überzustreifen. Zentraler Schauplatz der Handlungsebene ist die Sprache, wie in zahlreichen anderen Werken auch. Geprägt von stringenter Einfachheit und konkreten Auslassungen heben die Dialoge auf genuin sozialisierte Ressentiments ab, auf das Gewaltpotenzial eines einzelnen Sprechaktes wie auch seines Pendants, des Schweigens. Vergleichsweise ungewöhnlich für den Verfasser lässt sich »Angst essen Seele auf« sozialgeschichtlich als versuchsweise Skizze einer konkreten Utopie verstehen. Doch Fassbinders Augenmerk gilt nicht dem ungebrochenen Idealismus, nicht der revolutionären Geste. Seine Versuchsanordnung lässt bereits ahnen, dass die Liebe von Emmi und Ali aus dem Gleichgewicht geraten könnte, wenn der äußere Druck nachlässt und beide ihrer Rechtfertigungshaltung gegenüber der Umwelt entbindet. So macht Fassbinder am Beispiel unterschiedlicher Lebensgewohnheiten und -entwürfe von Beginn an Auslöser kenntlich, die Zweifel und Konflikte verursachen können. Vielleicht dürfen sich beide nur für den Moment in Sicherheit wähnen, als sie sich zum Auftakt des ersten Tanzes einander vorbehaltlos zuwenden.
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Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale Open Air-Spektakel frei nach den Gebrüdern Grimm (Jakob 1785–1863, Wilhelm 1786–1859)
Im »Marburger Theatersommer 2015« wird aus »Aschenputtel« ein schräges und phantastisches Open Air-Spektakel: Einen Abend lang soll die Welt nach anderen Regeln funktionieren und der Underdog mitten auf dem Marburger Marktplatz, im gleißenden Licht der Suchscheinwerfer und zum Sound verzerrter Gitarren, seinen Triumph über das Böse feiern. Premiere: 13. Juni 2015, Marktplatz
Musikalische Leitung: Michael Lohmann
Regie: Matthias Faltz Aschenputtel – eine junge Frau in unwürdigen Verhältnissen. In der neuen Patchworkfamilie rangiert sie in der Hackordnung ganz unten. Die arrogante Stiefmutter und die beiden bösartigen Stiefschwestern quälen sie bis aufs Blut, verspotten sie, zwingen sie, im Haushalt alle niederen Arbeiten zu verrichten. Sie wird quasi zur Privatsklavin der neuen Herrinnen des Hauses degradiert und ihr Vater hat nicht das nötige Rückgrat, sich gegen seine Frau und ihre Sprösslinge zu behaupten. Da flattert die einmalige Chance auf Veränderung in Form einer Einladung zum Ball ins Haus, die alle jungen Mädchen des Landes erhalten – der junge Thronfolger soll sich endlich eine Braut wählen. Aber Stiefmutter und -schwestern sind gut vorbereitet: Versehen mit einer lächerlichen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme wird Aschenputtel zu Hause eingesperrt, wie so oft.
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So weit, so banal und grausam. Die Lage für die junge Frau wäre aussichtslos, befänden wir uns nicht in einem Märchen. Denn hier schlägt, gleich einem magischen Blitz, stets das unerwartete Wunder ein und rückt die Verhältnisse gerade. Es geht immer um Hoffnung. Märchen sind erzählte Träume, so die Theaterwissenschaftlerin und Berlins älteste Märchenerzählerin Nina Korn im Interview mit der taz. In der Welt der Märchen existiert all das altbekannte Wunderbare nicht nur, sondern es garantiert etwas, was wir in unserer heutigen Lebenswelt so oft und schmerzlich vermissen: Gerechtigkeit. Die Guten und Bescheidenen werden belohnt, die Bösen, Raffgierigen und Überheblichen gnadenlos bestraft. Märchen sind Utopien, Ermächtigungsphantasien in einer Welt, die damals wie heute wenig Rücksicht auf moralische Integrität nimmt. Das Muster des Verlierers, der den verdienten großen Sprung aus der Misere schafft, liegt vielen dieser Erzählungen zu Grunde und ist wohl ausschlaggebend dafür, dass diese auch heute noch nicht nur Kinder, sondern ebenso Erwachsene faszinieren: Sie machen Mut in einer Welt, die uns mehr als genug Gründe gibt, Angst zu haben. Das verbindet die Geschichte von Aschenputtel mit ihrer modernen Variante – der des Stars, der, aus einfachen Verhältnissen kommend, durch Talent, harte Arbeit und die nötige Portion Glück zur Showgröße der Superlative wird. Früher waren die Träger solcher Phantasien vor allem Biographien wie die von Norma Jean, die zu Marilyn Monroe wurde. Ihr Weg vom Waisenhaus in die Hall of Fame der Popkultur liefert die Vorlage für den Traum, das eigene Leben hinter sich zu lassen und sein Selbst erfolgreich neu zu erfinden. Heute drückt die Republik in Castingshows vor allem den Kandidaten die Daumen, deren Lebensweg Rückschläge und Schieflagen aufweist. Mit ihnen fühlen wir ebenso mit wie mit der gedemütigten und geknechteten Protagonistin des Märchens. Ihnen gönnen wir den Erfolg, das Glück, das unerwartete Wunder und das Happy End. Und so haben auch Aschenputtels bösartige Stiefmutter und -schwestern die Rechnung ohne die Regeln der Erzählgattung und ohne die gute Fee gemacht: Ein bisschen Glitter hier, ein bisschen Glamour da, und schon ist aus dem unscheinbaren Mädchen ein echter Hingucker geworden. ›A star is born‹. Aus Aschenputtel wird Cinderella! Und nun wollen wir doch einmal sehen, wer am Ende dem Prinzen den Kopf verdreht.
»One dream, one soul, one prize, one goal, one golden glance of what should be. It’s a kind of magic.« Queen, »A Kind of Magic«
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The Black Rider – The Casting of the Magic Bullets 2010/2011 Mamma Medea 2012/2013
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Aus der Mitte der Gesellschaft 2012/2013 Die heilige Johanna der Schlachthรถfe 2013/2014
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Die Dreigroschenoper 2012/2013 Don Juan 2010/2011
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Der Revisor 2011/2012 Einladung zur Enthauptung 2012/2013
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Warteraum Zukunft 2013/2014 Die schmutzigen H채nde 2010/2011
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Michael Kohlhaas 2013/2014 Don Karlos 2011/2012
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Premieren Junges Theater
Was gibt es nicht alles zu entdecken!
Zum diesjährigen Spielzeitthema rufen wir sie noch einmal gesondert aus: die Angst als Antrieb. Denn sie fordert uns auf: Komm, stell dich dem, spring ins Wasser und du wirst sehen, wie schön das Schwimmen ist. Das ist die Welt mit ihren Angeboten! Kinder- und Jugendtheater ist lebhafte Kommunikation. Da wird sich mit Freude gegruselt, beizeiten hört man ein besorgtes Hinter dir! Es wird sich beteiligt! Ohne Angst, aufzufallen, herauszufallen! Daneben dann unsere etwas älteren, aber doch noch jungen Zuschauerinnen und Zuschauer, die ihre ersten Schritte Richtung Zukunftsangst angetreten haben. Mit ihnen fragen wir uns: Was sind unsere Ängste, wovor fürchten wir uns? Worin besteht unsere Suche nach Sicherheit? Was ist das, dieses Schneckenhaus, in das wir uns zurückziehen wollen, wenn wir uns fürchten? Wofür schämen wir uns? Wann wirken unsere Ängste lähmend? Sprechen wir überhaupt über unsere Ängste? Wann ist unsere Angst vielleicht berechtigt? Wenn ein Feuer ausbricht, ist es sicherlich richtig, dass ich wegrenne. Man will sich ja nicht verbrennen. Ein guter Selbstschutz also. Wann fühlen wir uns sicher? Wissen wir eigentlich noch, was Angst ist? Sicher ist sicher! Wie machen wir unsere ersten Schritte ins Unbekannte, wie sehen wir dabei aus? Wann trauen wir uns etwas zu, wann wagen wir etwas? Welchen Herausforderungen können wir uns stellen, welche Grenzen sprengen und daran wachsen? Denn eigentlich sollte die Frage doch lauten: Was gibt es nicht alles zu entdecken? Wir freuen uns sehr auf eine weitere, unterhaltsame und austauschfreudige Zeit mit euch! Und feiern nach vierjährigem Bestehen noch einmal in besonderer Weise unser liebstes Publikum: Denn, wie Werner Herzog schon sagte, auch Zwerge haben einmal klein angefangen! Eva Bormann, Annette Müller und Oda Zuschneid
Socke Flocke Zucchini /3+ Mobile Kindergartenproduktion von Katrin Hylla (*1975) und Simon Meienreis (*1986) Fliegen muss wunderbar sein, denkt Socke Flocke Zucchini. Dass in der Luft nicht nur friedliche Zeitgenossen unterwegs sind, kümmert das kleine Erdmännchen dabei herzlich wenig. In dieser Abenteuergeschichte ist der Himmel keine bloße Utopie, sondern konkretes Ziel für Socke Flocke. Und sein Freund Olmo hat bald alle Hände voll zu tun. Uraufführung: 21. September 2014, Saal der Musikschule
Regie: Katrin Hylla
Komm jetzt Socke, sagte Olmo, Schule ist wichtig, da lernen Erdmännchen, wie man gut in der Gegend rumsteht und Ausschau hält. Aber Socke Flocke hat die Augen nur halb geöffnet, schläft und träumt vom Fliegen. Einfach abheben und die Welt von oben erleben. Und schon auf dem Weg zur Waldschule döst Socke wieder weg. Da passiert das Unglück. Er wird von einem großen Vogel aufgegriffen und entführt. Wer jetzt glaubt, Socke Flocke würde davon wach, der irrt sich gewaltig. Und so schwebt er über Wiesen und Felder, doch Gefahren lauern überall: Ein noch größerer Vogel schnappt zu, und noch einer und noch einer! Höher und höher geht die Reise. Bis schließlich Rudi Knatter Brumski mit seiner Böllermaschine das seltsame Flugobjekt vom Himmel holt. Doch mit so viel Gewicht haben auch seine Motoren nicht gerechnet und die ganze Fluggesellschaft purzelt samt Socke Flocke in den nahegelegenen Fluss. Zum Glück lässt Freund Olmo Socke Flocke nicht aus den Augen, Freundschaft ist schließlich Freundschaft, und setzt zum Kopfsprung an.
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In vielen europäischen Ländern längst fester Bestandteil im Theater, bilden Angebote für Kinder zwischen 0 und 4 Jahren in Deutschland noch immer eine Ausnahme. Ungeteilte Zustimmung findet jedoch der Gedanke, dass die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen durch den frühzeitigen Kontakt mit kulturellen Angeboten gefördert wird. Die mobile Kindergartenproduktion bringt Theater direkt in die vertraute Umgebung der kleinen Zuschauer. Unter ihren Augen verwandeln sich die alltäglichen Räume in neue, fremde Welten. Die Sicht von Kindern auf Theater lässt jedoch keine Verstellung gelten. Jede Geste, jedes Mittel wird auf die Probe gestellt. Frei von Konventionen ist ihr Blick mit dem sinnlichen Erleben von Welt untrennbar verknüpft. Neben Sprache und Bewegung stehen deshalb insbesondere die Wahrnehmungsmöglichkeiten der Kinder im Zentrum der Geschichte. Ausdrucksformen, Inhalt und Dauer sind abgestimmt auf die Bedürfnisse des jungen Publikums. Dass sich insbesondere Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich Performance dem Theater für die kleinsten Zuschauer zuwenden, liegt nicht zuletzt daran, dass Performancekunst – ihrem Verständnis nach an der Überwindung gängiger Theaterkonventionen interessiert – offen ist für die Integration genrefremder und neuer formaler und ästhetischer Mittel. Damit einher geht das Wissen, dass das jüngste Publikum keine Konventionen beansprucht, sondern das Erleben der Theatermittel immer lebendiger und gegenwärtiger Prozess bedeutet. Zugleich bleibt die Möglichkeit des Rückgriffs und der Arbeit mit herkömmlichen Erzählweisen bestehen. Letztere werden, ohne große Umstände, offen und deutlich im Rahmen der Geschichte thematisiert und dadurch für das Publikum sicht- und erfahrbar. So entstehen im Moment der Performance Verabredungen zwischen den Darstellern und dem Publikum. Nach »Der kleine Angsthase« setzen wir mit der Geschichte vom Erdmännchen Socke Flocke Zucchini unsere erfolgreiche Reihe der mobilen Kindergartenproduktionen für unsere kleinsten Zuschauer fort. Und bereits zum dritten Mal kann, Dank der Unterstützung der Oberhessischen Presse, ein mobiles Kinderstück realisiert werden. »Socke Flocke Zucchini« ist für Ihre Kindertagesstätten ab dem 11. April 2014 buchbar.
»Please, don’t wake me, no, don’t shake me, leave me where I am – I’m only sleeping. Everybody seems to think I’m lazy. I don’t mind, I think they’re crazy.« The Beatles, »I’m Only Sleeping«
Kontakt: Katrin Hylla/Theaterpädagogin Telefon: 06421. 99 02 36 k.hylla@theater-marburg.de
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»When you’re out here in this jungle, it’s wild round here, you don’t wanna spend a night out here. When you’re out here in this jungle, ain’t nothing round here – Trouble’s what you find round here!« Professor Green, »Jungle«
Das Dschungelbuch / 5+ von Rudyard Kipling (1865–1936) Das Familienstück zu Weihnachten
Im Dschungel ist Vorsicht geboten! Der gefährliche Tiger Shir Khan hat bereits Moglis Fährte aufgenommen. Mit seiner Geschichte entwarf Rudyard Kipling vor mehr als hundert Jahren eine phantastische Parabel über ein Menschenkind, das lernt, wie wichtig es ist, in der Fremde nicht nur auf eigene Erfahrungen, sondern auch auf die richtigen Freunde setzen zu können. Premiere: 15. November 2014, Bühne
Regie: Annette Müller, Oda Zuschneid
Dort, wo sich bisher noch keine Menschenseele hin verirrte, entdecken die Tiere des Dschungels eines Tages ein Kind. Mogli, wie sie den Jungen bald nennen, wächst unter Obhut der Wölfe heran und soll von Balu, dem Bären, und dem Panther Bagheera die Gesetze des Dschungels lernen. Doch eines Tages packt den Jungen die Abenteuerlust und er büchst aus, den Warnungen seiner Freunde zum Trotz. Noch während er unbekümmert die Freiheit genießt, liegen die listige Schlange Kaa und auch Shir Khan bereits auf der Lauer, um sich den Jungen zu holen. Erstmals 1942 als Spielfilm auf der Leinwand zu sehen, erreichte Kiplings Geschichte vor allem durch die 1967 uraufgeführte Zeichentrickfilmbearbeitung von Walt Disney Kultstatus. Heute zählt sie zu den besonders beliebten Produktionen des Studios. Kein Kind, das nicht den lebenslustigen Balu ins Herz schloss, kein Erwachsener, der nicht über die Eitelkeiten von Colonel Hathi, Oberhaupt der Elefantenpatrouille, schmunzelte oder hinter Shir Khans affektiertem Gebaren britisches Kolonialgehabe erkannte. Neben den bekannten Figuren gründete der Kinoerfolg nicht zuletzt auf den Musik- und Musicaleinlagen. Bis heute im
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Radio vertreten, begeistern einschlägige Hits wie »Probier’s mal mit Gemütlichkeit« von Terry Gilkyson sowie die Filmmusik des Komponisten George Bruns seither Generationen von Kindern und Familien. Inzwischen gilt »Das Dschungelbuch« als Klassiker des Animationfilms und ist, neben »Michel aus Lönneberga«, »Die unendliche Geschichte« oder »Drei Haselnüsse für Aschenbrödel«, längst fester Bestandteil des europäischen Kinderfilm-Kanons. Und doch muss sich die Disney-Produktion Kritik gefallen lassen. Trotz phantastischer Umsetzung ist erwähnenswert, auch im Hinblick auf die vielerorts diskutierte Kinderbuchdebatte, dass der Trickfilm geprägt ist von zum Teil rassistischen Stereotypen und Ikonographien. Am Beispiel der Affen im Film, bei Kipling bereits als schmutzig sowie schamlos und jeglicher Achtung unwürdig beschrieben, wird mit der Figur von King Louie, dem König der Affen, zweifellos unterschwellig die rassistische Funktion der karikierenden Darstellung der Schwarzen deutlich: Louie singt die Musik der Schwarzen, er ist – im amerikanischen Original – mit dem Akzent der Schwarzen versehen und bedient sich des Scat, einer Gesangsform, die aus dem afroamerikanischen Gospel hervorging. Kipling selbst hat die Geschichten im Rückblick auf seine Kindheit im ›englischen‹ Indien der Kolonialzeit verfasst. Da verwundert es kaum, dass die literarische Vorlage ebenso im Kontext der Kolonialgeschichte zu lesen ist und die Bühnenadaption vor eine spannende Herausforderung stellt! Im Bewusstsein, weder eine Lektion erteilen, noch die Geschichte unkritisch anpassen zu wollen, werden die Musik und die liebevoll ausgearbeiteten Tiercharaktere sowie Witz und Charme der Handlung im Mittelpunkt des diesjährigen, großen Weihnachtsstückes stehen. Autor: 1894 und 1895 entstanden, zählen »Das Dschungelbuch« und »Das zweite Dschungelbuch« noch heute zu den erfolgreichsten Werken Rudyard Kiplings. In Bombay (heute Mumbai) geboren, kehrte er nach seiner Schulzeit in England zurück nach Indien und arbeitete als Journalist. Ab Mitte der 1880 er entstanden zahlreiche Kurzgeschichten, Erzählungen und Gedichte. Der 1901 erschienene Jugendroman »Kim« wird heute als sein bedeutendstes Werk gelistet. Im Jahr 1907 schließlich wurde er als bis dahin jüngster und erster englischer Schriftsteller mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet.
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Das Rotkäppchen – Ein Lichtspiel /4+ nach den Gebrüdern Grimm (Jakob 1785–1863, Wilhelm 1786–1859) Uraufführungsinszenierung von United Puppets
Der Wolf ist schlau und stellt sich dumm. Er führt uns an der Nase ’rum, weiß Jäger Karl. Und Rotkäppchen sollte jetzt bloß nicht auf Abwege geraten. In neuem, elektrisierendem Gewand zeigt sich der bekannte Märchenklassiker. Und eine buchstäblich leuchtende Heldin trotzt den Gefahren des dunklen Waldes. Austauschgastspiel: 14. Dezember 2014, Black Box
Regie: Mario Hohmann
Schon geht der Tag zur Neige und Oma Flämmchen lässt noch immer auf sich warten. Ohne sie macht Geburtstag aber nur halb so viel Spaß. Und Mutters Versuche, das Geburtstagskind mit Kuchen aufzumuntern, bleiben erfolglos. Denn soviel ist klar: Nicht ohne Oma! Endlich erscheint die Großmutter und überreicht ihrer Enkelin ein rotes Käppchen. Der Märchenklassiker der Gebrüder Grimm kann be-
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ginnen. Nur für heute ist es zu spät. Also, ab ins Bett, ein Schlaflied angestimmt und: Augen zu! Aber keine Sorge, die Geschichte ist noch längst nicht zu Ende. Mit dem Schlaf kommen die Träume und führen geradewegs in die Märchenwelt. Die Großmutter ist krank geworden und Rotkäppchen soll ihr einen Korb mit Kuchen und Wein bringen. Nur nicht vom Weg abkommen, schärft die Mutter ihr ein. Denn im Wald lauert der Wolf, verkleidet als Blautanne, und Jäger Karl ist leider nicht immer ganz auf der Höhe. Vermutlich erstmals durch Charles Perrault schriftlich festgehalten und 1697 unter dem Titel »Le petit chaperon rouge« veröffentlicht, gelangte die Geschichte durch die Veröffentlichung der Gebrüder Grimm zu Berühmtheit. Doch blieb es nicht bei literarischen Bearbeitungen des Märchens, wie später etwa durch Roald Dahl oder Paul Maar. So stellte der russiche Komponist Pjotr Iljitsch Tschaikowski der Regie frei, in welchem Märchenkostüm die geladenen Gäste im dritten Akt seines Balletts »Dornröschen« auftreten. Neben Prinzessin und Froschkönig können sich hier auch Rotkäppchen und der Wolf begegnen. Für seine Nacherzählung des Märchens findet Regisseur Mario Hohmann ein ungewöhnliches Mittel: Er gibt dem Puppenspielduo Melanie Sowa und Pierre Schäfer Lichtpuppen als Hauptdarsteller zur Hand. Puppenköpfe werden durch Glühlampen ersetzt. Formen, Größen, Farben und Helligkeiten charakterisieren die inneren Welten der Figuren. So finden die Gefühle der Puppen im reichhaltigen Glühbirnensortiment ihre verblüffenden Entsprechungen. Die Lichtmagier von United Puppets […] verlegen [das] Grimmsche »Rotkäppchen« in eine Glühbirnenwunderwelt, in eine Puppenspielbühne aus dem Geiste des Elektrobaukastens. Großes Gespür für kindliche Darstellungs- und Erzähltraditionen verbindet sich darin mit modernem Soundund Illuminationsdesign. Verblüffend und einnehmend zugleich. (Berliner Zeitung, 30.10.2012)
Team: Unter »United Puppets« aus Berlin bündeln sich Theaterproduktionen von Melanie Sowa und Mario Hohmann in unterschiedlicher Besetzung. Ihre Arbeiten bewegen sich dabei stets im Spannungsfeld zwischen Puppenspiel und Schauspiel. Neben eigenen Inszenierungen entstehen Auftragsarbeiten für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Das Arbeitsfeld erstreckt sich von Regiearbeiten und Stückent-
wicklungen über Produktionsleitung, Puppenbau bis hin zu Workshops. Zuletzt entstanden neben »Das Rotkäppchen – Ein Lichtspiel« unter anderem »Lichterloh – Ein Lichtspiel für Kinder ab 3 Jahren« und »Über den Klee… oder Der Knochen im Kopf«, ein Stück mit Handpuppen von Paul Klee. Melanie Sowa ist darüber hinaus seit 2009 Professorin im Bereich Puppenspielkunst an der Hochschule für Schauspiel »Ernst Busch« Berlin.
»I hear her voice, calling my name. The sound is deep. In the dark I hear her voice, and start to run into the trees, into the trees.« The Cure, »A Forest«
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»She’s got her ticket, I think she gonna use it. I think she going to fly away. No one should try and stop her, persuade her with their power. She says that her mind is made up.« Tracy Chapman, »She’s Got Her Ticket«
Raus aus dem Haus /4+ von Ingeborg von Zadow ( *1970 ) KJT – Kinder- und Jugendtheater Tübingen am LTT
Vor die Haustür treten erfordert Mut, keine Frage. Aber draußen gibt es so viel zu erleben. Und schon ein einziger Tag hält unzählige Abenteuer bereit. In einfachen, poetischen Bildern und mit viel Sprachwitz beschreibt Ingeborg von Zadow, was passiert, wenn zwei – von Neugier gepackt – auf Entdeckungsreise gehen. Austauschgastspiel: 25. Januar 2015, Black Box
Regie: N.N.
Hemd an, Hose an, fertig, los. Da sind zwei, die ihre ersten Schritte wagen. Denn vor der Tür wartet Unbekanntes, Namenloses, das es zu entdecken gilt: ein Zweig, ein Ast, ein großer Baum, eine Kuh auf der Wiese. Vorsicht ist auf jeden Fall geboten. Denn noch wissen die beiden nicht, was sie außerdem erwartet. Da lugt eine Maus hinterm Haus hervor und ein Käfer sitzt auf der Grashalmspitze. Ein einziger Tag birgt eine ganze Fülle von Neuigkeiten für diese erste, vorsichtige Entdeckungsreise. Doch irgendwann bricht die Dämmerung an, es wird Abend. Zeit, zurückzukehren. Aber soviel ist sicher: Das war erst der Anfang. Kinder entdecken die Welt ohne Vorgeschichte. Sie messen ihr im Moment des Erlebens Bedeutung bei. Überraschend und fremdartig zeigt sich ihnen das, was uns im Älterwerden irgendwann als selbstverständlich gilt.
York, Brüssel und Heidelberg aufgewachsen, studierte sie in Gießen Angewandte Theaterwissenschaft. 1998 kehrte sie nach Heidelberg zurück und ist seither als Autorin wie Übersetzerin und inzwischen auch als Regisseurin tätig. Denn: Das geht gar nicht – für das Theater zu schreiben, ohne eine Vorstellung davon zu haben. Neben verschiedenen Stipendien und Auszeichnungen (u.a. 2001 BrüderGrimm-Preis des Landes Berlin) erhielt sie 2009 die »Nah dran«-Förderung durch das KJTZ und den Deutschen Literaturfonds sowie 2011 eine Nominierung für den »Mülheimer KinderStückePreis«. Nach ihren frühen Stücken »Ich und Du«, »Besuch bei Katt und Fredda« und »Filipa Unterwegs« veröffentlichte sie 2010 »Über Lang oder Kurz«, das noch im gleichen Jahr am theater junge generation in Dresden uraufgeführt wurde. Ihre Theaterstücke zeichnen sich dabei stets durch eine hohe Rhythmik der Sprache und den Verzicht auf die Psychologisierung ihrer Protagonisten aus. So entstehen Kunstfiguren, deren Androgynität dem Zuschauer Möglichkeit und Raum für unterschiedliche Eindrücke und Deutungen eröffnen. Wenngleich inzwischen mit »Alte Schachteln« auch ein Stück für den Abendspielplan entstanden ist, umfasst ihr Werk vorrangig Stücke für das Kinder- und Jugendtheater. Von Zadow aber wehrt sich erklärtermaßen gegen den Begriff der »Kindertheaterautorin«: Ich lege Wert darauf, daß ich Theater mache, und nicht Kinderund Jugendtheater. Sie weist damit auf die Gefahr hin, das wiederkehrende, vom deutschsprachigen Theater noch längst nicht überwundene Spartendenken – Kinder- und Jugendtheater sei eine wenig ernstzunehmende, billige Variante vom ›echten‹, ›großen‹ Theater – unhinterfragt hinzunehmen und beizubehalten. Nach »Ein Tag wie das Leben« und »Mein Jahr in Trallalabad« freut sich das Junge Theater, mit »Raus aus dem Haus« das KJT – Kinder- und Jugendtheater Tübingen am LTT bereits zum dritten Mal in Marburg begrüßen und die Reihe der Austauschgastspiele auch in der Spielzeit 2014/2015 fortführen zu können.
Autorin: Ingeborg von Zadow, am Hessischen Landestheater Marburg bereits in der Spielzeit 2010/2011 mit ihrem Stück »Pompinien« erstmals auf dem Spielplan des Jungen Theaters vertreten, wurde 1970 geboren. Unter anderem in New
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Frühlings Erwachen /13+ von Frank Wedekind (1864–1918)
Wenn ich ein Ungenügend schreibe, steht da ein Ungenügend. Dann interessiert es niemanden, was ich für ein Mensch bin. Ich hatte einen Freund, Moritz Stiefel. Er war der süßeste Junge auf der Welt. Vielleicht hat er nur einfach Angst vor’m Leben gehabt. Und das hier ist höchstens eine Tiefdruckzone, aber bestimmt kein Frühling. Premiere: 13. Februar 2015, Black Box
Regie: Annette Müller
Für einen kurzen Moment ist Moritz’ Welt in bester Ordnung. Jetzt bin ich wieder ganz munter, nur etwas aufgeregt. […] Himmel – Herrgott – Teufel – Donnerwetter, während des Frühstücks und den Weg entlang habe ich konjugiert, daß mir grün vor den Augen wurde. […] Aber man fühlt sich, wenn man seiner Natur etwas abgerungen! (2. Akt, 1. Szene) Seine Selbstachtung ist jedoch nicht von Dauer. Die Selbstzweifel fordern Tribut. Verstört und fürwahr vergeblich suchen die Protagonisten in Frank Wedekinds Kindertragödie nach Orientierung. Doch, was nicht benannt ist, existiert scheinbar nicht. Und die Ängste und Sehnsüchte der Heranwachsenden prallen am Schweigen einer Elterngeneration ab, die lieber nicht spricht, als sich den Mund zu verbrennen. In einem Tagebucheintrag um 1991 ließ Kurt Cobain, Gesicht der legendären Grungeband »Nirvana« und Ikone einer ganzen Generation von Jugendlichen, wissen: Ich habe Angst vor dem Spott anderer. Ich bin mir der Aufrichtigkeit in meiner Stimme allzu bewusst. Ich liebe meine Eltern, obwohl ich praktisch alles ablehne, wofür sie stehen. Punkrock bedeutet Freiheit. Ich benutze Versatzstücke anderer Persönlichkeiten, um meine eigene zu formen. Im Geist bin ich tot. Wie ist dieser Fallhöhe zwischen Angst und Übermut, zwischen Selbsterkenntnis und Selbstver-
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achtung zu begegnen? Welche Inszenierungen sind üblich, nötig oder gar unumgänglich, um sich seines Selbst zu vergewissern? Wie lässt sich das alles bewältigen? Bis heute wird unter dem geläufigen und nichtsdestoweniger misslichen Schlagwort ›Pubertät‹ die Veränderung biologischer Körperfunktionen von Kindern und Jugendlichen entschuldigend und gleichermaßen kategorisierend subsumiert. Dass der Begriff jedoch nur einen Bruchteil dessen zu verdeutlichen mag, also immer eine bloße Vereinfachung und Reduktion auf die Geschlechtsreife darstellt, und längst nicht mehr gegenüber einem abschätzigen Gebrauch für Stimmungsschwankungen und Gemütsverfassungen zu verteidigen ist, legt die Vermutung nahe, dass es an der Zeit sei, sich um einen alternativen Begriff zu bemühen, dem nicht schon der Ruch von der ›schwierigsten Zeit‹ im Leben eines jeden jungen Menschen anhaftet. Nicht selten gerät zudem in Vergessenheit, dass die sogenannten Pubertierenden die Erwachsenen von morgen und desgleichen die Erwachsenen von heute die Pubertierenden von gestern sind. Was also macht genau den Unterschied? Und wieso gilt nicht allem voran, den ungebrochenen Lebenshunger und die unverbrauchte Fähigkeit zur Neugierde der Heranwachsenden zu würdigen? Nicht zuletzt die Vorlage von Wedekind aus dem Jahr 1891 zeigte damals bereits, dass eine taugliche Sprache zwischen den jugendlichen Protagonisten und ihrer Elterngeneration noch längst nicht gefunden ist. Sein literarisches Anliegen, die bürgerliche Moral zu reformieren, weil es in der Natur überhaupt gar keine unanständigen Vorgänge gibt, wird mit der Maske der Scham konfrontiert, wie sie seinerzeit den Sexualdiskurs anführte. Die immer gleiche Antwort muss daher, mit den Worten der slowenischen Germanistin Urška Krajncs gesprochen, lauten: Es gehört sich nicht. Weil es unanständig ist. Je häufiger an den Grundfesten von Familienzusammengehörigkeiten gerüttelt wird, desto ablehnender ist die Reaktion, wenn man ihr Entstehen – wortwörtlich: die eigene Sexualität oder das Sexualleben der Eltern – zum Gesprächsthema machen will.
»I’m living in an age that calls darkness light. Though my language is dead, still the shapes fill my head. I’m living in an age whose name I don’t know. Though the fear keeps me moving, still my heart beats so slow.« Arcade Fire, »My Body Is A Cage«
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»It must be nice to disappear, to have a vanishing act, to always be looking forward and never looking back.«
Elephant Boy /8+
Lou Reed, »Vanishing Act«
Stückentwicklung Gib mir mal ein Passbild von dir, meine Schwester sammelt Bilder von Naturkatastrophen. Oder: Sind deine Eltern Chemiker? Siehst aus wie ein Versuch, verzeichnet das Portal Wikifun und lädt damit förmlich dazu ein, Menschen vorsätzlich zu verletzen. Was heißt es, aus der Norm zu fallen? Was bedeutet eigentlich Normalität? Und wer setzt die Maßstäbe? Uraufführung: 08. März 2015, Black Box
Regie: Oda Zuschneid
Dass sich das Äußere nicht zur Beurteilung eines Menschen eignet, schützt nicht davor, über den Anblick Anderer zu erschrecken. Unentwegt von Bildern und Phrasen umzingelt, die Ideale vorgeben, Sehgewohnheiten etablieren und Vorurteile prägen, sind die Grenzen dessen, was als salonfähig gilt, eng gefasst. Wenngleich es Erwachsenen schwerer fällt, sich von tradierten Bildern zu verabschieden und Berührungsängste zu überwinden, ist es auch die medial geprägte Erziehung der Kinder im 21. Jahrhundert, die zur Verbreitung und Kanonisierung von Moden und diskriminierenden Leitbildern beiträgt. Doch gelingt es Kindern noch weitaus häufiger, Menschen, die auffallen, unbefangen zu begegnen und einen direkten Kontakt herzustellen. Spätestens allerdings, wenn sich Cliquen bilden, die sich gegenüber anderen Gruppen oder einzelnen Personen abgrenzen wollen, können verletzende Abwehrhaltungen zum Tragen kommen. Und wie häufig sind Kinder dann bereits in der Schule Ausgrenzung und Anfeindungen ausgeliefert? Was oder wer sorgt dafür, in der Klasse zur Minderheit oder Mehrheit gezählt zu werden? Wer findet sozialen Anschluss und wer bleibt bis zum Abitur Außenseiter? Ich werde nicht beschreiben, wie ich aussehe. Was immer ihr euch vorstellt – es ist schlimmer. August, genannt Auggie, weiß, dass ihn alle, wirklich alle, anschauen. Ob ver-
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stohlen oder offensiv, immer ist da der kurze Moment in den Augen – dieses ganz schnell woanders hinschauen, wenn sie ihm zum ersten Mal begegnen. Natürlich hat Auggie Strategien. Aber das hilft nicht immer. Denn er soll von nun an auf eine richtige Schule gehen. Und Auggie weiß, er wird auffallen. Es besteht kein Grund, sich falsche Hoffnungen zu machen. Nur an Halloween, der schönste Tag im Jahr, wie Auggie findet, ist er wie alle: normal und unsichtbar. Als jedoch eine Mutter sein Gesicht vom Klassenfoto entfernt und dieses in Kopie an die anderen Eltern verschickt, wird klar, Auggie wird es nicht leicht haben. Mit ihrem jüngst erschienenen Debütroman »Wunder« stellt Raquel J. Palacio die Figur Auggie in eine Reihe von Geschichten über heranwachsende Protagonisten, die sich, wie auch Mark Haddons Christopher Boone in »Supergute Tage« und Peter Härtlings Titelfigur in »Das war der Hirbel«, gegenüber der ihnen fremden, rätselhaften oder mitunter sogar feindlichen Mitwelt behaupten müssen. Weder Christopher noch August haben die Möglichkeit, ihre Beeinträchtigung abzustreifen. Im Bewusstsein, immer wieder für Aufsehen zu sorgen, sind sie dazu aufgefordert, ihr Leben zu bewältigen. Dazu gehört nicht selten, Menschen zu überraschen. Wie August, der andere zum Lachen bringt, obwohl er eigentlich nicht auffallen will, und sich plötzlich über sich selbst wundern muss. Nach »50 Ways To Love Your Monster« in der Spielzeit 2010/2011 widmet sich das Junge Theater in dieser Stückentwicklung einem offenkundigen Tabu. Denn es passiert nicht selten, dass Eltern oder Fremde es als Zumutung oder gar Belastung empfinden, wenn ihre Kinder die Schulbank mit beeinträchtigten, schwer erziehbaren oder verhaltensauffälligen Kindern teilen sollen. Kinder, die unbeliebt sind, oder – wie die Außenwelt kritisiert – gänzlich aus der Reihe fallen, müssen sich nicht nur in ihrem eigenen Leben zurechtfinden. Sie stehen ständig vor der Aufgabe, sich in einer Welt behaupten zu lernen, die oft einfach keinen Platz für sie vorgesehen hat.
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Robinson Crusoe /8+ nach dem Roman von Daniel Defoe (1660–1731 ) eine Koproduktion von norton.commander. productions. mit dem Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin
Schon in meiner frühen Jugend steckte mir der Kopf voll von Plänen zu einem umherschweifenden Leben, hält Robinson Crusoe rückblickend fest. Dass es ihn an das Ende der Welt verschlagen sollte, konnte er zum Zeitpunkt seiner Abreise natürlich nicht ahnen. Wunschträume, die Daniel Defoe allerdings mit einer Realität konfrontiert, die gegensätzlicher nicht sein könnte. Austauschgastspiel: 10. Mai 2015, Black Box
Regie: norton.commander. productions.
Robinson Crusoe will zur See. Weder das bequeme Leben zu Hause noch der gutgemeinte Rat der Eltern können den jungen Mann davon abbringen. Die Neugier ist stärker und er hält fest an seinem Traum. Doch dann geschieht ein Unglück. Auf dem Weg von Brasilien nach Guinea erfasst ein Sturm das Schiff und Robinson wird als einzig Überlebender auf eine unbewohnte Insel geschwemmt. Wohl oder übel richtet er sich in der Wildnis ein, denn Rettung ist nicht in Sicht. Mithilfe eines selbstgebauten Floßes bringt er die Reste seiner Zivilisation aus dem Schiffswrack an Land – Proviant, Werkzeug und Waffen. Sein Geld ist wertlos geworden. Also muss Robinson noch einmal ganz von vorne beginnen: Er pflanzt Getreide an, jagt und züchtet Ziegen, er baut eine Hütte und ritzt für jeden Tag eine Kerbe ins Holz. Wendung nimmt sein von der Welt abgeschnittenes Dasein, als er auf einen jungen Mann trifft, der auf der Insel zu Hause ist. Robinson gibt ihm den Namen Freitag und macht ihn sich
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›untertan‹. Er lehrt ihn seine Muttersprache und bringt ihm, nach Maßgabe seiner eigenen elterlichen Erziehung, europäische Umgangsformen bei, die für ihn Grundlagen und -regeln menschlicher Zivilisation darstellen.
»I left my soul there, down by the sea. I lost control here, living free.«
Autor und Regie: Inspiriert von den wahren Erlebnissen und Aufzeichnungen des Seemanns Alexander Selkirk, gilt das 1719 erstmals erschienene Werk des Journalisten und Schriftstellers Daniel Defoe als einer der ersten englischen Romane. Spätestens seit der Moderne oft als Beispiel für die Unabhängigkeit des Individuums geführt, lässt sich schwerlich leugnen, dass Defoes wohl berühmtester Roman ebenso geprägt ist von Stereotypen seiner Entstehungszeit. Unverkennbar entstammt Robinson Crusoe einer Lebenswelt, die auf Herrschaftsansprüchen und Machtstrukturen gründet und diese fortschreibt. Ebenso häufig in der Rezeptionsgeschichte hervorgehoben und kritisch diskutiert wurde das Motiv der Angst und Abneigung gegenüber Fremden, dem Unbekannten und Anderen. Defoe übernahm auch hier augenscheinlich jene Gesinnung, Menschen und Volksgruppen anderer Herkunft als unzivilisiert und kulturlos abzubilden. Wenngleich daher in den verschiedenen Geisteswissenschaften nicht unumstritten, erlangte der Roman im Kontext der phantastischen und der Science-Fiction-Literatur im ausgehenden 19. bis weit ins 20. Jahrhundert literaturhistorische Geltung und ist aus dem Kanon der Weltliteratur längst nicht mehr wegzudenken. Die Performance-Künstler von norton.commander.productions. formulieren ihrerseits Fragen, die – den vielseitigen Kontroversen entsprechend – vor dem Hintergrund einer kritischen Auslegung, welcher Defoes Roman auch weiterhin unterzogen werden sollte, gelesen werden können: Hat Nächstenliebe in der Wildnis eine Berechtigung? Macht der Überlebensinstinkt einen Menschen zum Tier? Wie viel Verzicht ist zivil? Wann ist etwas überflüssig? Das Künstlerduo, 1995 von Harriet Maria und Peter Meining gegründet, bewegt sich hierbei an den Schnittstellen von Theater, Performance und Film. Kennzeichnend für ihre Theaterarbeit ist ein technisch stets raffinierter Umgang mit Video und Film auf der Bühne. Das Junge Theater freut sich, nach »Geld« und »Ursel« mit »Robinson Crusoe« das Theater an der Parkaue – Junges Staatstheater Berlin nun bereits zum dritten Mal in Marburg begrüßen und den Austausch auch in der Spielzeit 2014/2015 fortführen zu können.
Morcheeba, »The Sea«
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Black Rider Ogün Derendeli, Beate Seidenmaler, Jürgen H. Keuchel Ogün Derendeli, Beate Seidenmaler, Jürgen H. Keuchel Ogün Derendeli, Beate Seidenmaler,
Pompinien 2010/2011 Emil und die Detektive 2011/2012
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50 Ways To Love Your Monster 2010/2011 Das Buch von allen Dingen 2012/2013
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Das Urteil und andere Erz채hlungen 2012/2013 Der M채usesheriff 2010/2011
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Black Rider Ogün Derendeli, Beate Seidenmaler, Jürgen H. Keuchel Ogün Derendeli, Beate Seidenmaler, Jürgen H. Keuchel Ogün Derendeli, Beate Seidenmaler,
Momo 2013/2014 Schwestern 2010/2011
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Repertoire
Sinn
Durch den Wind
von Anja Hilling ( *1975) Theater in der Finsternis
von Nathalie Fillion ( *1964) aus dem Französischen von Christa Müller und Laurent Muhleisen
Regie: Björn SC Deigner
Dramaturgie: Annelie Mattheis
Die Gedanken und Gefühle überschlagen sich. Und dann ist es da wieder, dieses Ringen um Worte. Ein Ringen, das einen in der Pubertät ebenso wie im besten Erwachsenenalter unerwartet trifft. Ein Suchen nach Sätzen, die man demjenigen so gerne sagen würde, der plötzlich aus einer Gartenhecke fällt und so wunderschönes gelbes Haar hat. Die Bitte an einen Unbekannten um Kleingeld, weil man die Zeit im Schwimmbad überzogen und dazu auch noch seinen Geldbeutel vergessen hat. Und dann sieht dieser Unbekannte auch noch ziemlich gut aus. Das Stottern beginnt. Wie fragt man eigentlich jemanden, der blind ist, wie die Welt für ihn aussieht? Welche Farbe die Augen des Mädchens haben, in das er verliebt ist. Kann man die Liebe riechen? Gibt es eine Welt hinter dem, was für alle sichtbar ist? Die Suche nach sich selbst und nach dem Anderen, nach dem, der sich nicht einfach in Luft auflöst, wenn man ihn berührt. Die Suche nach dem, der nicht einfach verschwindet, wenn man das Falsche sagt, zeichnet die zehn Figuren in Anja Hillings schnellem und kurzweiligem Stück Gegenwartsdramatik aus. Björn SC Deigner ergründet die Sehnsüchte, Wünsche und Wahrnehmungen der Figuren im »Theater in der Finsternis«. Dieses ganz besondere Theaterformat findet in absoluter Lichtlosigkeit statt. Die Spieler tauchen stimmlich auf, kreieren mit dem Publikum einen gemeinsamen Raum, eine Situation, in der fast alle Sinne angesprochen werden. Und welches Format könnte sich besser für einen Text eignen, der sich gleichermaßen mit Sinn und den Sinnen beschäftigt? Björn SC Deigner ist Experte für dieses Format am Hessischen Landestheater Marburg. Nach dem Sounddesign für »Der Sturm« und der Regie bei »Klein Zaches, genannt Zinnober« ist »Sinn« seine dritte »Theater in der Finsternis«-Produktion, in der er Geschichte, Klang und Raumwahrnehmung zu einer Einheit verknüpft.
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Regie: Matthias Faltz
Choreographie: Ekaterina Steckenborn
Bühne: Momme Röhrbein
Dramaturgie: Florian Heller
Kostüme: Annie Lenk Julie und Louis sind in Panik. Ihr Vater Jean ist auf dem besten Weg, völlig den Verstand zu verlieren. Mittels augenscheinlich falsch dosierter Antidepressiva verwandelt er die Midlifecrisis kurzerhand in eine Dauermanie, hat seit neuestem eine Freundin im Alter der eigenen Kinder und was das Schlimmste ist: Er gibt sein Geld – Julies und Louis’ zukünftiges Erbe – mit vollen Händen aus, finanziert nebenher Ex-Frauen und deren Kinder, und plant nun tatsächlich, auch noch die ihm überschriebenen Immobilien zu verkaufen. Dem muss sofort ein Riegel vorgeschoben werden und so schmieden Julie und Louis eine Allianz mit Jeans Mutter Madeleine. Nathalie Fillions raffinierte Komödie scheut den Ernst der Realität nicht und zeigt eine Familie, in der sich alles ums Geld zu drehen scheint – obwohl eigentlich keiner gerne darüber redet. Aber unter der Oberfläche brodeln Missverständnisse, Vorbehalte, Traumata und Generationskonflikte, die nur einen Anlass suchen, um sich zu manifestieren. Vor allem die Jüngsten stürzen sich auf die Pseudoproblematik des Erbes, um bloß nicht das eigene Leben in die Hand nehmen zu müssen und so steigt der Druck im Dampfkessel Familie mehr und mehr. Wieso haben wir vor allem Angst? Ich will keine Angst mehr haben. Loulou, ich will keine Angst mehr haben, nie mehr! Verdammt, wir haben das Leben noch vor uns, statt dessen wühlen wir in diesen Scheißpapieren und machen uns in die Hosen. (Julie)
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Warteraum Zukunft
Die Reiherkönigin – Ein Rap
von Oliver Kluck ( *1980)
nach Dorota Masłowska ( *1983) aus dem Polnischen von Olaf Kühl in einer Bühnenfassung von Eva Bormann und Oda Zuschneid
Regie: André Rößler
Dramaturgie: Alexander Leiffheidt
Ausstattung: Simone Steinhorst Natürlich ist es Terror/Tyrannei/und auch Verachtung/es ist Zumutung/es ist Boshaftigkeit/diese Schweine/dieses unwerte Leben/diese Arschlöcher: So beginnt ein weiterer Tag im Leben von Daniel Puttkamer, Mitte Dreißig, Ingenieur. Und so beginnt zugleich auch das dritte Stück Oliver Klucks, des ›angry young man‹ der deutschen Gegenwartsdramatik: ein theatraler Schlag in die Fresse, geschrieben von einem, der die Zumutungen des Erwerbslebens aus erster Hand kennen und hassen gelernt hat. Mit spitzer Feder, stumpfer Wut und einer gehörigen Portion galligem Humor beschreibt Kluck hier einen Tag im Leben eines Leistungsträgers: Einer ›wie wir alle‹, geplagt von den Kollegen, gestresst vom Chef, genervt von der Routine des Alltags. Aber Kluck begnügt sich nicht mit einer kabarettistischen Bestandsaufnahme der Gegenwart. Seine atemlose Tirade skizziert das Bild einer Gesellschaft, in der die Zukunft zum ›Warteraum‹ geworden ist; zu einem Raum mithin, in dem Zeit bis zum bitteren Ende immer wieder nur als ewige, immergleiche Gegenwart herrscht. Die Möglichkeit einer Utopie – und sei es auch nur als konkreter Zukunftsentwurf für das eigene Leben – scheint hier abhanden gekommen zu sein. Aber wenn das alles wirklich so furchtbar und fremdbestimmt ist – wieso ändern wir nichts? André Rößlers tempo- und pointenreiche Inszenierung spitzt Klucks Text auf diese Frage zu und sorgt dabei für eine überraschende Wendung. Das ist großes und richtig gutes Theater, das quasi mit der emotionalen Brechstange dazu auffordert, über das tatsächliche Maß an persönlicher Freiheit und die Realität von Individualität im Alltag nachzudenken. (Hinterländer Anzeiger, 24.02 .2014)
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Regie: Annette Müller, Oda Zuschneid Ausstattung: Oliver Kostecka, Annette Müller
Musik: Michael Lohmann
Dramaturgie: Eva Bormann
So hat sich Stanislaw Retro, den alle nur Stan nennen, seine Karriere sicher nicht vorgestellt. Bis vor Kurzem im Pophimmel, wird er seit Neustem als Schwulenstar vermarktet. Sein Manager Szymon Rybacko, seines Zeichens selbsternannter Medienexperte, hält das für eine findige Strategie. Stan würde sich dem Schicksal ja beugen, liefen ihm inzwischen nicht »Die Pferde« mit ihrem Hit »Finde mit uns«, den ursprünglich er selbst hätte singen sollen, den Rang ab. Dass auch hier Szymon seine Finger im Spiel hat, bereitet ihm dann doch mehr als Kopfzerbrechen. Und das Blatt will sich partout nicht wenden: Seine Freundin verlässt ihn und seine Wohnung ist längst noch nicht abbezahlt. Nachdem er vergeblich versucht, Szymon ans Handy zu kriegen, hängt Stan sich schließlich an die Fersen des Medienmoguls, um ihn zur Rede zu stellen. Szymon zaubert indes neue Popsternchen aus dem Hut und setzt auf immer hanebüchenere Marketingideen. Ein ungewöhnliches Stück […]. Als Hip-Hop-Konzert inklusive DJ (Michael Lohmann) kommt das Stück der polnischen Autorin Dorota Masłowska in der Marburger Inszenierung daher. […] Leise intonierte und von reduzierten Bewegungen begleitete Passagen steigern sich in Lautstärke und Intensität, bis auf dem Höhepunkt die beiden Schauspielerinnen den Text ohne Mikro dem Publikum entgegenschreien und dazu furios tanzen. (Oberhessische Presse, 11.02 .2014)
Plutos nach Aristophanes ( 450 –380 v. Chr.) aus dem Griechischen von Ludwig Wilhelm Friedrich Seeger in einer Fassung von Hans-Jochen Menzel
von Bertolt Brecht ( 1898 –1956) Regie: Marc Becker
Kostüme: Alin Pilan
Ausstattung: Wilfried Buchholz
Bühne: Harm Naaijer
Dramaturgie: Florian Heller
Was würden Sie tun, wenn Sie sich über Ihre Existenzsicherung keine Gedanken mehr machen müssten? Würden Sie weiterhin arbeiten? Schneller als gedacht, kann die Utopie zur Realität werden, zumindest bei den alten Griechen. Denn für jede Lebenslage gibt es einen Gott, den man anrufen, dem man danken oder den man verantwortlich machen kann. Glauben Sie also an Plutos, den Gott des Reichtums. Wenn er Ihre Schwelle übertritt, werden Sie unermesslich reich. Es gibt nur ein Problem: Er ist blind. Weshalb nicht Sie, also ein guter Mensch, sondern meistens die Schlechten im Wohlstand leben. Aber das kann anders werden, denn Chremylos hat den Plan, Plutos im Tempel des Asklepios, des Gottes der Heilkunst, wieder sehend zu machen. Aristophanes’ gut 2400 Jahre alte Komödie reflektiert eine gerechte Verteilung der Güter auf der Basis von Güte. Die plutonische Wende sieht eine Umkehrung des bestehenden Systems vor: eine Umverteilung des Geldes, einhergehend mit der Enteignung der schlechten Reichen sowie einer Beschenkung der Guten.
Preiskrieg an der Chicagoer Viehbörse: Geschlossene Schlachthöfe, hungernde Arbeiter. Johanna Dark, Mitglied der christlichen Hilfsorganisation der »Schwarzen Strohhüte«, will nicht mehr nur Suppe verteilen und fromme Lieder singen, sondern wissen, woher das Elend kommt. Sie sucht Pierpont Mauler, den König der Fleischhändler auf, um ihn, der sowohl Kapitalist als auch Philanthrop zu sein scheint, zu überzeugen, den Leidenden dauerhaft zu helfen. Am Ende ihres Erkenntnisprozesses, der in den Tod führt, bleibt für Johanna nur mehr eine radikale These: Es hilft nur Gewalt, wo Gewalt herrscht. Doch ruft Brecht hier nicht zu Ausschreitungen auf, sondern verhandelt an seiner Protagonistin die Frage, was moralisches Handeln in einer unmoralischen Welt bewirken kann, die damals wie heute gebetsmühlenartig die ökonomische Liturgie wiederholt: Wehe! Ewig undurchsichtig sind die ewigen Gesetze der menschlichen Wirtschaft!
Regie: Hans-Jochen Menzel
Dramaturgie: Annelie Mattheis
Die heilige Johanna der Schlachthöfe
Mit der Inszenierung seiner eigenen Fassung des Mythos von »Plutos« nach der Übersetzung von Ludwig Wilhelm Friedrich Seeger ist Regisseur Hans-Jochen Menzel eine intelligente Inszenierung gelungen, die richtig Laune macht […], die ihre Größe gerade darin offenbart, dass sie beides bietet: gute Unterhaltung und ein hohes Maß an Tiefgang. (Gießener Anzeiger, 22 .01.2014)
Vorne ein improvisierter Küchenblock als Heilsarmee-Kantine, dahinter drei Reihen Metallspinde. Noch weiter hinten hängen künstliche Rinderhälften von der Decke. Fressen. Arbeit. Schlachthof. Wir sind sofort mitten drin. […] Es ist eine grandiose Aufführung, kraftvoll, ironisch, zart, voll brennender Energie. Regisseur Marc Becker lässt Brechts Alltagssprache geradezu auf seinen Blankversen explodieren. […] Das Wunder ist, dass dieses, gerade in seiner Schlussbotschaft, grausig provokante Stück so heutig wirkt. Dass die Probleme, Nöte, Bedürfnisse und Sehnsüchte dieser Figuren so nachvollziehbar sind. […] Vor allem aber, dass die Aufführung überzeugend belegt: Der umstrittene Brecht ist gar nicht alt geworden. (theaterpur.net, 10/2013)
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Warum läuft Herr R. Michael Kohlhaas Amok? von Heinrich von Kleist ( 1777–1811)
Einladung zur Enthauptung
The Blues Brothers – A Tribute
von Rainer Werner Fassbinder ( 1945 –1982) und Michael Fengler ( *1940)
Regie: Matthias Faltz
Video: Marcel Franken, Karsten Brinkmann
Musikalische Leitung: Annalena Schwade
Kostüme: Annie Lenk
Choreographie: Ekaterina Steckenborn
Dramaturgie: Annelie Mattheis
Regie: Christian Fries
Ausstattung: Marion Eiselé
Regie: Matthias Faltz
Lichtdesign: René Liebert, Andreas Mihan
nach Vladimir Nabokov ( 1899–1977) in einer Bühnenfassung von Eva Bormann und Oda Zuschneid
Musikarrangement: Christian Fries, Michael Lohmann
Musikalische Leitung: Uwe Maibaum, Olaf Pyras
Dramaturgie: Alexander Leiffheidt
Regie: Oda Zuschneid
Musik: Michael Lohmann
Dramaturgie: Eva Bormann
Ausstattung: Stefanie Liniger
Ausstattung: Julia Plickat
Dramaturgie: Eva Bormann
Wie handelt ein Mensch, dem ein Schaden zugefügt wird? Er schlägt normalerweise den Rechtsweg ein. Doch Junker von Tronka, der adlige Widersacher des Pferdehändlers Michael Kohlhaas, hat einflussreiche Freunde. So bleiben Kohlhaas’ Versuche, die beiden Rappen gesund zurückzuerhalten, die der Junker unrechtmäßig beschlagnahmt hat, alle erfolglos. Als auch noch seine Frau durch ein Unglück ums Leben kommt, erklärt der Rosshändler der ganzen Welt die Fehde. Wenig später brennt die Burg der von Tronkas, kurz darauf Wittenberg. Und schließlich steht Kohlhaas mit hundert Männern vor Leipzig. Verstoßen nenne ich den, dem der Schutz der Gesetze versagt ist! sagt er. Und wer ihn mir versagt, der stößt mich zu den Wilden der Einöde hinaus. Ein Bürger, der dem Alltag entsteigt und mit Feuer und Schwert in das fürchterliche Jenseits aller Gesetze aufbricht: Allem Anschein nach schuf Heinrich von Kleist in seiner berühmten Novelle von 1808 ein menschliches Ungeheuer. Doch Kohlhaas ist kein Terrorist. Sein Projekt ist nicht die Zerstörung, sondern die Wiederherstellung der Ordnung. In Matthias Faltz’ Inszenierung auf dem historischen Boden der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien wird aus der Fehde des Rosshändlers die Suche eines modernen Menschen nach Gewissheit – ein Kreisen um die Frage nach Bestimmung und Freiheit, Schuld und Gerechtigkeit.
Auf ›gnoseologischen Frevel‹ lautet die Anklage, Undurchsichtigkeit gegenüber seinen Mitmenschen also! Das Todesurteil wird verhängt. Doch wann es vollstreckt werden soll, weiß Delinquent Cinncinatus C. nicht. Die Gespräche mit dem Gefängnispersonal bleiben unergiebig und erst als ein neuer Zellennachbar und Leidensgefährte, der redselige Monsieur Pierre, die Szene betritt, hegt Cincinnatus Hoffnung. Schließlich steht diesem Monsieur das gleiche Schicksal bevor. Seltsam fadenscheinig nehmen sich indes die Darbietungen des Gefängnisdirektors, etwaiger Adjutanten und die Aufwartung seiner durchweg maroden Familie gegenüber Cincinnatus aus. Um seiner Selbst habhaft zu bleiben, schreibt Cincinnatus. Er ordnet Gedanken und Glieder. Doch die Atmosphäre der Jovialität, in Gestalt bemerkenswert grausamer Höflichkeit, reißt nicht ab. Selbst Monsieur Pierre hat offenbar mehr zu verbergen, als er zu enthüllen vorgibt. Bis Cincinnatus schließlich beginnt, sich jeder Kontaktaufnahme zu entziehen. Wenigstens den Weg aufs Schafott hofft er, allein beschreiten zu dürfen.
Im Hause R. geht man einer geregelten Aufgabenverteilung nach. Der Mann ist berufstätig, die Frau hütet Wohnung und Kind und pflegt Kontakte zur Nachbarschaft. Wochenends fährt man aufs Land zu den Schwiegereltern. Das Familienleben fördert behagliche Blüten zu Tage. Fehlt eigentlich nur die längst fällige Beförderung, die die berufliche Laufbahn abrunden würde. Diese ist, wie Frau R. weiß, beschlossene Sache. Dann steht auch dem Skiurlaub und der neuen Wohnung nichts mehr im Wege. Zwar zeigt man sich über schulische Schwierigkeiten des Sohnes besorgt, aber das bessere Leben ist schließlich nur noch eine Frage der Zeit. Der Wirtschaftsaufschwung sollte die nötigen Annehmlichkeiten bescheren. Warum also läuft Herr R. eigentlich Amok? Für Fassbinders und Fenglers auf Improvisationen beruhenden Film findet Christian Fries eine Entsprechung: Die szenischen Verabredungen auf ein Minimum reduziert, verfügen die Schauspieler frei darüber, wann ein Impuls gesetzt, die Geschichte vorangetrieben wird oder innehält. Der Text ist das Geländer, die Fassade verbindlich-unverbindlicher Gesten, um erworbenes Ansehen und Komfort halten und das Ringen um und nach Sicherheit verbergen zu können. Fries und den fünf Darstellern Ogün Derendeli, Annette Müller, Stefan A. Piskorz sowie Sebastian Muskalla und Oda Zuschneid als Herr und Frau R. [gelingen] mitreißende und bitter-komische Theaterszenen. […] toll sind die Chorszenen, wenn die Stimmen der Darsteller verschmelzen. (Oberhessische Presse, 16.09.2013)
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Faltz’ Regie glückt es wirkungsvoll, die atemlos abrollende Ereigniskette der Erzählung ebenso geradlinig und doch symbolisch auf die Kirchenbühne zu bringen. (Theater der Zeit, 12 /2013)
Das Landestheater Marburg hat sich getraut die vielschichtige Handlung zu inszenieren – ein gelungenes Wagnis […]. Respekt sei vor allem der hervorragenden Regiearbeit Oda Zuschneids gezollt. (Marburger Magazin Express, 11 /2013) Die Bühnenadaption von »Einladung zur Enthauptung« basiert auf dem Buch: INVITATION TO A BEHEADING, Copyright © 1941, Vladimir Nabokov, All rights reserved.
Bühne und Kamera: Marcel Franken Jake und Elwood singen und tanzen mit ihrer Rhythm and Blues Band bereits in der dritten Spielzeit. Stets begleitet von einer Souldiva, die dem Marburger Publikum als Reverent Cleophis, als Besitzerin einer Country- und Westernkneipe, als Bobs Frau und Sängerin in einem Musikladen ordentlich einheizt. Und dies alles im Sinne einer heiligen Sache: Es gilt, ein Waisenhaus vor der Schließung zu retten und das Mittel dafür sind unvergessliche Songs wie »Shake Your Tail Feather«, »Think«, »Everybody Needs Somebody To Love« und »Soulman«. John Landis’ 1980 entstandener Kultfilm sorgte für ein Revival des Rhythm and Blues. Aretha Franklin, Cab Calloway, Ray Charles und ihren Songs gilt seine Liebeserklärung an mitreißende Musik. Mit den Blues Brothers in ihren schwarzen Anzügen, schwarzen Hüten, Krawatten und Sonnenbrillen sind dem Kinoerfolg darüber hinaus noch zwei unvergleichlich coole Typen beigegeben. Das Rockmusical […] wird auch in der Galeria Classica ein Publikumshit. Regisseur Faltz hat den Bühnenspaß den neuen Bedingungen angepasst […]. Spielfreudig, mit Witz und Tempo fegen die Darsteller durch das Stück, begleitet von einer souveränen Band. Einfach mitreißend […]. (Oberhessische Presse, 04.11.2013)
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Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse /8+
Das Buch von allen Dingen /9+
Das Urteil und Die Wunderkammer-andere Erzählungen Ein Tanzstück /14+ /6+
von Guus Kuijer ( *1942)
von Christine Nöstlinger ( *1936)
Regie: Annette Müller
nach Franz Kafka ( 1883–1924) in einer Bühnenfassung von Eva Bormann und Max Merker
Regie: Marc Wortel Bühne: Marcel Franken, Marc Wortel
Kostüme: Renske Kraakman Dramaturgie: Eva Bormann
Damit hat Berti Bartolotti nun doch nicht gerechnet, als der Postbote ihr ein Paket überreicht. Was da aus der Verpackung schlüpft, übertrifft alle Erwartungen: Ein echtes Kind mit Namen Konrad, quicklebendig und ohne Fehler. Einmal geöffnet, so schreibt es der Beipackzettel vor, nimmt der Hersteller keine Reklamationen mehr entgegen. Also behält Berti den Jungen erst einmal bei sich und päppelt ihn mit Hilfe der beigelegten Nährlösung auf. Nur, dass Konrad so furchtbar anständig ist, bereitet Berti dann doch Schwierigkeiten. Nicht so ihrem Freund Egon, der auf Anhieb Gefallen an dem Musterknaben findet. Als sich jedoch die echte Bestellfamilie ankündigt, überstürzen sich die Ereignisse. Denn Berti Bartolotti hat den Jungen längst in ihr Herz geschlossen. Und sie beschließt, dass aus dem Musterknaben schnellstens ein rotzfrecher Junge werden muss! Und weil Berti alle Hände voll zu tun hat, die Fabrikmitarbeiter in Schach zu halten, muss Egon einspringen und in aller Eile Erziehungsmaßnahmen ergreifen, die seine moralischen Grundsätze völlig auf den Kopf stellen. Durch das Vertrauen in Figuren wie Berti Bartolotti, die beherzt Ängste überwinden, Autoritäten hinterfragen und Tabus brechen, werden in Christine Nöstlingers Geschichte Für und Wider klassischer Erziehungsmethoden auf unkonventionelle Weise unter die Lupe genommen.
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Ausstattung: Oliver Kostecka
Musikalische Leitung: Michael Lohmann Dramaturgie: Eva Bormann
Thomas’ Welt sind die Dinge, die sonst niemand sieht. Ich schreibe alles auf, damit ich später noch genau weiß, was passiert ist. Wie im Sommer Blätter von den Bäumen fallen und sich tropische Fische in den Grachten tummeln. Dass Frau van Amersfoort beißende Hunde mit Zauberformeln besänftigen kann. Und Thomas’ Vater, der Prügel mit gottesfürchtigen Glaubenssätzen untermauert. Ich behalte alles. Ich vergesse nichts. Auch nicht Elisa, das schöne Mädchen mit dem Lederbein. Dann spürt Thomas sein Herz schlagen. Und Thomas Entschluss steht fest: Später werde ich glücklich. Thomas begegnet sogar dem Herrn Jesus. Da holt der Vater aus. Mit der ganzen Hand: Es ist die Aufgabe des Mannes, Frau und Kinder zu führen und zu unterrichten. Und die Welt steht still. Bis plötzlich alles ins Wanken gerät, die Familie rätselhafte Vorfälle erreilen und der Vater einen folgenreichen Brief vorfindet. Gespannt sind wir zur Aufführung gekommen, auch weil wir die Herausforderung sahen, die problematische Thematik wirklich kindgerecht aufzubereiten. Doch das Stück hat alle Erwartungen übertroffen, indem es den schmalen Grat zwischen Problematisierung und Leichtigkeit beschritt. Die Kinder hätten auch noch eine weitere Stunde darüber reden können! (Rückmeldung einer Lehrerin einer 5. Klasse nach einem Vorstellungsbesuch und Nachgespräch, 16.05.2013)
Regie: Max Merker
Dramaturgie: Eva Bormann
Ausstattung: Stefanie Liniger Setze alle Kraft an, um ins Varieté zu kommen; das ist der Ausweg, ließ Franz Kafka seinen Affen Rotpeter ausrufen. Der Autor liebte die Welt der Überlebenskünstler. Zeitlebens suchte und fand er dort, wo sich im Halbdunkel die Angst vor dem anderen Geschlecht als Begehren entfalten durfte, Zuflucht und Abkehr von familiärer und beruflicher Vormundschaft. Kafkas nächtliche Zerstreuungen standen in Kontrast zu seinem Beamtenalltag. Imaginierte Reisen, die er spätnachts am Schreibtisch vornahm, führten auch seine fiktiven Figuren an diese Orte. Im Begriff einer aussichtslosen Sinnsuche, verschlägt es die literarischen Söhne Kafkas bei Max Merker in ebensolche Parallelwelten jenseits herkömmlicher Ordnung; als seien sie aus den Angeln aller Gesetzmäßigkeiten gehoben. Hinterrücks aber entblößen sich diese Welten als Trugbilder einer autoritären Arbeits- und Lebenswelt, in der die Söhne ein unumstößlicher Richterspruch zu Fall bringt – proklamiert vom eigenen Vater, der Familie oder einer sich selbst ermächtigenden Öffentlichkeit. Ein Mensch im Affenkostüm spielt Klavier. Er sitzt im Halbdunkel zwischen Theater-Gerümpel in einer Ecke. […] Die Situation ist rätselhaft, nicht durchschaubar – kafkaesk. […] Ständige Rollenwechsel, sowie der Wechsel zwischen Erzählerperspektive und Dialog […] geben dem Stoff einen komödienhaften Charakter. (Hermannstädter Zeitung, 21.06.2013)
frei nach »Serafin und seine Wundermaschine« von Anna Konjetzky ( *1980) Regie und Choreographie: Anna Konjetzky
Musik: Joachim Steffenhagen
Ausstattung: Anton Lukas
Dramaturgie: Eva Bormann
Mit Freunden kann man richtig Spaß haben, verrückt sein, sich nicht einsam fühlen, zusammen etwas entwickeln und bauen, findet auch Choreographin Anna Konjetzky. Drei unerschrockene Tüftler sind am Werk: Sie bauen, basteln und schrauben, sie klettern, fliegen, tanzen und bewegen sich. So beginnt die ungewöhnliche Expedition durch die Welt von Schwerkraft und Auftrieb. Was wäre, wenn…? Gemeinsam erkunden sie den Kosmos von Ursache und Wirkung. Ihr Erfindergeist lässt Fahrräder fliegen; Spieluhren klingeln und Tiere werden lebendig. Dann steht die Welt mit einem Mal Kopf. Von Neugier gepackt, werden die drei überrascht und enttäuscht, verwandelt und selbst Teil ihrer Erfindungen. In ihrer Wunderkammer scheint alles möglich. Fast alles jedenfalls. Manchmal geht dabei etwas schief. Doch aufregend ist es allemal, wenn die Welt ins Wanken gerät, aus alten Materialien Neues entsteht und alltägliche Dinge plötzlich Kettenreaktionen beschreiben; nicht selten ausgelöst durch einen einzigen, unscheinbaren Impuls. Theater hautnah! […] eine Stunde Theater mit vielen Ideen und Gags, technischen Verstrickungen und schauspielerischem Können. (Marburger Freitagszeitung, Zuschauerkritik, 03.02 .2012)
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Hier geblieben /14+
Ensembleportraits
Mobile Klassenzimmerproduktion von Reyna Bruns (*1977 ), Magdalena Grazewicz (*1977 ) und Dirk Lauke (*1982) Regie und Ausstattung: Marcel Franken
Dramaturgie: Eva Bormann
Musik: Michael Lohmann Hilflos müssen ihre Schulfreunde dabei zusehen, wie Tanja eines Tages von Beamten der Ausländerbehörde aus dem Unterricht geholt wird. Sie soll mit ihrer Familie in ihr Geburtsland Bosnien abgeschoben werden. Kurz vor ihrer Ausreise wird die Familie auseinandergerissen. Der Vater und Schwester Sanja müssen Deutschland verlassen, während Tanja und ihre Mutter übergangsweise in eine Sammelunterkunft gebracht werden. Längst aber haben die Schulfreunde entschieden, dass sie nicht untätig bleiben wollen. Gemeinsam mit ihrer Klassenlehrerin beginnen sie, für das Bleiberecht von Tanja zu kämpfen. Im Rahmen von »Hier geblieben! Für ein Bleiberecht von Kindern, Jugendlichen und deren Familien« realisiert, beruht die Geschichte auf dem authentischen Fall der Familie Ristic, die 1995 aus Bosnien floh, um in Deutschland Asyl zu beantragen. Es war dem Engagement der Klasse zu verdanken, die sich unerschrocken einsetzte, dass die Familie tatsächlich wieder zusammengeführt wurde und es somit gelang, aus einem unmittelbaren Interesse heraus ein politisches Zeichen zu setzen. Ein wenig Hoffnung verspricht auch eine erste Wendung im Fall der Familie Kpakou, bis 2006 im hessischen Cölbe wohnhaft. Die Familie musste, getrennt und ohne Vater, in verschiedene afrikanische Staaten ausreisen. Im Januar 2014 durfte Celestine, eine der Töchter, zu ihrem Vater zurückkehren. Die Inszenierung von Marcel Franken holt die Geschichte ganz nah an die jungen Zuschauer. Alles passiert mitten unter ihnen […]. (Hinterländer Anzeiger, 09.09.2011)
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Uta Eisold
Julia Glasewald
Ayana Goldstein
Maximilian Heckmann
Thomas Huth
Insa Jebens
J端rgen H. Keuchel
Artur Molin
Annette M端ller
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Extras
Alexander Peiler
Roman Pertl
Stefan A. Piskorz
Leonie Rainer
Victoria Schmidt
Daniel Sempf
Tobias M. Walter
Oda Zuschneid
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Angst
Marburger Science Slam
Ein interdisziplinäres Symposium Frühjahr 2015
Die Wissensschlacht Konzept und Moderation: Dr. Christine Tretow ab Herbst 2014
Angst ist eine Grundkonstante menschlicher Existenz: die Wirklichkeit der Freiheit als Möglichkeit für die Möglichkeit definierte Søren Kierkegaard den Begriff 1844 und meinte damit, dass das freie, einsame Subjekt der Moderne ohne Angst als existenzielle Bedingung seiner selbst nicht denkbar sei. Wir haben also alle Angst, immer. Angst wirkt als Kompass, ist Bedingung unseres Seins und hebt sich ab von der stets unmittelbar orientierten Furcht der Tiere. Zugleich ist Angst aber auch eine Technik, also ein auf Weltbemächtigung gerichtetes praktisches Prinzip. Das bedeutet zum einen, dass Angst immer auch historisch bedingt ist, zum anderen, dass wir aus der Analyse dessen, wovor wir aus welchen Gründen Angst haben, viel über uns selbst und unsere Zeit erfahren können. Das unsrige, das 20. Jahrhundert, ist das Jahrhundert der Angst, schrieb Albert Camus 1946. Die Gräuel des letzten Jahrhunderts sind heute anderen gewichen. Doch an die Permanenz des Schreckens, multimedial verbreitet, kann man sich auch trefflich gewöhnen. Ist das 21. Jahrhundert das Jahrhundert der Post-Angst? Politologen wie Cass R. Sunstein, Kulturtheoretiker wie Hartmut Böhme oder Lars Koch konstatieren heute eine Renaissance des Angstbegriffs. In kaum einem anderen Punkt überlagern sich so deutlich Gefühl und Gesellschaft, Politik und Privates. Gründe gibt es ja genug: Finanzkrise, Klimawandel und Digitalisierung haben uns von allen Seiten eingekreist. Wovor müssen wir wirklich Angst haben? In einem mehrtägigen Symposium will das Hessische Landestheater Marburg dem Phänomen Angst auf die Spur kommen und versammelt dafür in Zusammenarbeit mit den Universitäten und Hochschulen der Region namhafte Wissenschaftler und Künstler zu einem interdisziplinären Austausch über eines der ältesten und zugleich neusten Themen der Menschheit. Das Programm wird im Winter 2014 veröffentlicht.
›Sie‹ ist der Grundpfeiler der Zivilisation, gießt und formt unser Welt- und Selbstbild, sucht methodisch und unaufhörlich nach neuen Erkenntnissen, baut die Basis der nachkommenden Generation – die Wissenschaft. ›Sie‹ trifft auf ›Es‹. ›Es‹ gibt dem imaginativen Ausdruck, ›Es‹ kommuniziert, ›Es‹ braucht das Publikum, sonst ist ›Es‹ nichts – das Theater. ›Sie‹ sucht nach Erklärungen, ›Es‹ wirft Fragen auf. Das Ergebnis: eine Schlacht. Eine Schlacht, in der nicht Fäuste fliegen, sondern sich Erkenntnisse und Pointen gepflegt Paroli bieten, ausgetragen von sechs Wissenskriegern auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Der »Marburger Science Slam« bricht mit dem Klischee verstaubter Forschung von Verschrobenen in Labor-Verliesen: Er bringt die Theorie originell, satirisch und gut bekömmlich zum Publikum, ganz nach Albert Einstein: Du hast etwas nicht wirklich verstanden, solange Du nicht in der Lage bist, es Deiner Großmutter zu erklären. Dabei deutet alles einen gediegenen, intellektuellen Abend an: Dr. Christine Tretow, Vize-Intendantin des Hessischen Landestheaters Marburg, betritt die Bühne mit makelloser Hochsteckfrisur, Seriosität wie Langeweile versprechender Hornbrille und weißem Laborkittel. Spätestens nach dem ersten Satz verflüchtigt sich dieser Eindruck jedoch schlagartig, nimmt ›Frau Doktaaa‹ doch gerne mal den Wissenschaftsbetrieb, die Methodik der Forschung oder die Wissenschaftler selbst auf’s Korn – Verzeihung – unter die Lupe. Jeder Kandidat hat zehn Minuten, ansonsten ist keine Grenze gesetzt. Naja, der Brandschutz. Am Schluss entscheidet eine Publikumsjury über Sieg und Niederlage. Der »Science Slam« hat sich in Marburg längst zum ›Straßenfeger‹ entwickelt und ist stets weit im Vorfeld ausverkauft. In der letzten Spielzeit feierte er sein erstes Jubiläum unter dem Motto: Lust und Leidenschaft, auch noch beim zehnten Mal! Jetzt steuert er die 20 an – seien Sie dabei!
Kontakt: Alexander Leiffheidt/Chefdramaturg Telefon: 06421. 99 02 45 symposium@theater-marburg.de
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Kontakt und Anmeldung: Dr. Christine Tretow/Direktorin für Organisation und Marketing/Stellv. Intendantin Telefon: 06421. 99 02 33 c.tretow@theater-marburg.de
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fear gewinnt – Eine Mutprobe Alice im Wunderland
Afternoon Tea
von Magz Barrawasser
nach Lewis Carroll von Victoria Schmidt und Matthias Jochmann Mai 2015
Es ist immer Zeit für eine gute Tasse Tee und Theater
Angst – etwas greift nach uns. Angst – langsam, schleichend, schnürt es uns ein. Angst – Unruhe macht sich breit. Angst – das Herz klopft. Angst – der Atem rast. Angst – kalter Schweiß läuft. Das Spektrum der Angst reicht von vitaler, körperlicher Angst und objektgerichteter Furcht bis zu diffuser Ängstlichkeit, von unterschwelliger Getriebenheit und der Empfindung einer Atmosphäre des Unheimlichen bis zu nackter Panik. Sie wirft den Ängstlichen auf sich selbst zurück und drängt ihn in ein Ich-Hier-Jetzt. Wenn sie unmittelbar auftritt, lässt sie die Umwelt einen feindseligen, verfremdeten und hintergründigen Charakter annehmen. Sie verzerrt den Raum, desorientiert und verwirrt uns. Sie reduziert Zeitlichkeit auf das Nächste, lässt keinen Raum für Reflexion und individuiert: Angst ist ein schlechter Ratgeber. Angst lähmt. Angst trennt uns voneinander. Als philosophisches Prinzip, als Schwindel der Freiheit, ist sie notwendiger Teil unserer Selbstwerdung, offenbart die Geworfenheit des Lebens: dass wir sind und zu sein haben. Sie breitet sich aus wie ein Virus, hat uns fest im Griff – und kommt doch aus uns selbst. Wir werden mit ihr geboren und wir sterben mit ihr. »fear gewinnt« schickt Sie auf eine Reise durch die Stadt, die Ihre Sinne und Gedanken schärfen wird. Alleine im Trainingsparcours für Ihren Mut werden Sie feststellen, dass sich die Angst als Urerfahrung von Gegenwart aushebeln und nutzbar machen lässt: ›Ich‹ – Die Entscheidung liegt bei Ihnen. ›Hier‹ – Sie bestimmen, wo es lang geht. ›Jetzt‹ – Worauf warten Sie? Verbünden Sie sich mit uns! Wir wehren uns. Wir sind viele. Wir teilen verbotene Gedanken, bewegen uns auf versteckten Pfaden und erkennen uns an geheimen Zeichen. Wir treten der Angst entgegen, mit nichts als unserem Mut. Wir stellen die Ausrüstung und Sie stellen sich der Angst im Ich-Hier-Jetzt. Wer, wenn nicht wir? Wo, wenn nicht hier? Wann, wenn nicht jetzt?
Das Mädchen Alice fällt in ein Kaninchenloch und findet sich in einer surrealen Welt wieder. Ein stets verspäteter Hase läuft an ihr vorüber, eine Königin lässt willkürlich enthaupten und ein auf der Mauer sitzendes Ei erfindet fortlaufend neue Wörter. Alice schrumpft oder wird übergroß, sodass sich die Verhältnisse und Sichtweisen ständig verändern. Eine Antwort auf die immer wiederkehrende Frage ›Wer bist du?‹ gibt es nicht mehr.
Kennen Sie auch dieses Gefühl, das sich nach einem gelungenen Theaterabend einstellen kann? Die Schauspieler haben die Bühne bereits verlassen, der Applaus ist abgeebbt. Noch haben Sie sich nicht von Ihrem Platz erhoben, denn eine Flut von Gedanken und möglichen Fragen bricht unverhofft über Sie herein? Dabei waren Sie doch gerade noch mittendrin, haben mitgefiebert, waren irritiert, erstaunt, berührt, gespannt. Und nun allein? Während Sie aus dem Zuschauerraum in den kühlen Abend hinaus gespült werden, sehnen sich Kopf und Herz nach der Möglichkeit, sich auszutauschen, über das Gesehene zu sprechen, möglicherweise in netter Atmosphäre bei einer Tasse Tee. Oder sind Sie eher der Kaffeetyp? Da können wir Abhilfe schaffen – mit unserer Reihe »Afternoon Tea«, die in dieser Spielzeit bereits in das vierte Jahr geht. Besuchen Sie uns doch einfach im unteren Foyer unserer Spielstätte »Galeria Classica«, Ecke Frankfurter Straße/Schwanallee. Regelmäßig, alle sechs bis acht Wochen, findet dort pünktlich zur Teestunde einer unserer »Afternoon Teas« statt. In gemütlicher Atmosphäre plaudern Dramaturgen, Schauspieler und weitere Produktionsbeteiligte mit Ihnen über ein ausgewähltes Stück aus unserem Spielplan, lassen Sie an Gedanken und Eindrücken teilhaben und gönnen sich – und Ihnen – bei dieser Gelegenheit eine köstliche Tasse Tee oder Kaffee sowie ein Stück Schoko-, Sahne-, Frucht- oder Nusskuchen. Ob Sie das Stück bereits gesehen haben und sich zusätzlich informieren wollen, sich gezielt im Vorhinein darauf einstimmen möchten oder ob Sie sich auf spontanem Schnupperkurs befinden, bleibt völlig Ihnen überlassen. Der Eintritt ist frei, der Tee ist aufgesetzt – jeder ist willkommen.
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Die Geschichte des Mädchens, das in diesem Wunderland die seltsamsten Erfahrungen macht, ist allseits bekannt. Meist wird sie mit dem Trickfilm, Walt Disney und einer schönen, bunten Traumwelt verbunden. Doch Traumwelten sind auch Zufluchtsorte; jeder Traum ist auch eine Flucht aus dem realen Alltag. Warum und wovor flüchtet Alice? Ist das Wunderland eine lustvolle Phantasiewelt oder ist es ein Mechanismus zur Verarbeitung der Realität? Welcher Traum ist wirklich nur ein Traum? Welche Realität kann Alice sich erträumen? Sie wird erwachen, aber in welcher Welt? Der Übertritt aus der einen in die andere Welt verrückt die Wahrnehmung, verrückt Gesetzmäßigkeiten und Normen. Kurz: Die Welt wird verrückt. Wenn man die bekannte Welt hinter sich lässt, kann man sich dann frei bewegen? Kann man dann auch entscheiden, woran man glauben möchte? Kann man sich die Welt selbst verrücken? Die Utopie ist eine grenzenlose Welt, die auch Roberto Zucco, der Protagonist des gleichnamigen Dramas von Bernard-Marie Koltès, fordert: Man darf nicht versuchen, durch die Mauern zu kommen, denn hinter den Mauern sind andere Mauern, ist immer noch Gefängnis. Man muss über die Dächer fliehen, zur Sonne. Zwischen Sonne und Erde werden sie nie eine Mauer ziehen. In der Realisierung werden Regisseur Matthias Jochmann und Schauspielerin Victoria Schmidt, Ensemblemitglied des Hessischen Landestheaters Marburg, sich auf die Suche nach mauerlosen Welten begeben. Und sie werden dabei der Frage nachspüren, welche Wünsche, Träume, Bedürfnisse und Ängste der Flucht ins Wunderland zugrunde liegen könnten.
Das Marburger Literaturforum im Hessischen Landestheater Marburg ab Oktober 2014 Wer und was in der aktuellen Literaturlandschaft Thema ist, kriegen viele nur beiläufig mit. Was genau beschäftigt die heutigen Schriftsteller in ihrer Arbeit? Was ist der literarische Stoff der Zeit? Worüber wird gesprochen auf den Buchmessen in Leipzig oder Frankfurt, was wird bei einem Glas Sekt auf den inoffiziellen Nachfeiern diskutiert? Gemeinsam mit dem »Marburger Literaturforum« und dem Verein Kulturelle Aktion Marburg – Strömungen e.V. präsentieren wir Literatur mit all ihren Hintergründen. Hören Sie Verse und Zeilen aus druckfrischen Werken aufstrebender oder bereits renommierter Schriftsteller. Fragen Sie, kritisieren Sie, kommentieren Sie, diskutieren Sie. Kurz: Entdecken Sie zeitgenössische Lyrik und Prosa in Hülle und Fülle! Das »Marburger Literaturforum« führt Romanciers, Essayisten, Dichter und Leser zusammen. Sechs Autoren nahmen bereits in unserer Black Box Platz. Als Erste hießen wir 2011 Dirk von Petersdorff, Professor der Universität Jena, und die damals 20 -jährige Slam-Poetin Dominique Macri willkommen. Beide zeigten anhand eigener Texte, wie eng die manchmal schwer zugängliche Lyrik der Moderne mit populärer Slam-Poesie verwandt ist. Nach Literaturabenden mit dem bekannten Dramatiker und Schauspieler Klaus Pohl, der Autorin Judith Schalansky und der mit dem 3 satPreis ausgezeichneten Lisa Kränzler begrüßten wir jüngst den Schriftsteller Andreas Maier, der uns mit dem autobiographischen Roman »Die Straße« einen Einblick in seine frühe Jugend gewährte. In der Spielzeit 2014/2015 eröffnen die russischen Autoren Olga Martynova und Oleg Jurjew die Reihe. Am 20. Oktober liest Martynova aus ihrem Roman »Mörikes Schlüsselbein«, der der Lyrikerin den Ingeborg-Bachmann Preis einbrachte, und Jurjew stellt »Halbinsel Judatin« vor, seinen Roman über das Ende der Sowjetepoche. Die beiden Autoren freuen sich auf einen regen Austausch mit Ihnen.
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Stückeinführungen und Nachgespräche
Theater für alle
Hamlet, der berühmte Prinz von Dänemark, ist plötzlich Prinzessin. Bertolt Brechts Gangsterboss Mackie Messer wird gespielt von einer Frau. Sophokles’ antike Tragödie »Antigone« ist inszeniert als Computerspiel mit Trojaner, Publikumsabstimmung und Navigationsmenü. Und 18 Rollen in »Plutos« werden von nur sechs Darstellerinnen und Darstellern gespielt – alles schon mal dagewesen im Hessischen Landestheater Marburg. Ob in puncto Besetzung, Ausstattung oder Stückkonzept, einer Inszenierung sind fast keine Grenzen gesetzt: Da werden geschlechtertypische Rollen vertauscht oder eliminiert, Besetzungen gekürzt, Figuren zusammengefasst, ›alte‹ Stoffe ins Heute über- und versetzt, theatrale Mittel vermischt und vermengt, Textpassagen reduziert, Fremdtext integriert, ganze Szenen improvisiert, kurzum: ein Stoff neu interpretiert. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie individuell und immer stückbezogen. In regelmäßigen Stückeinführungen, die unmittelbar vor einer Vorstellung stattfinden, gibt der Produktionsdramaturg daher Einblick in das der Inszenierung zugrunde liegende Konzept, liefert Antworten, wo möglicherweise (noch) keine Fragen sind. Alternativ zu den Stückeinführungen besteht auch das Angebot eines Nachgespräches. Unmittelbar im Anschluss an die Vorstellung bietet sich die Möglichkeit, sich mit Dramaturg und Schauspielern über das Gesehene und darüber hinaus auszutauschen, nachzuhaken, Wissenswertes zur Produktion zu erfahren und den diversen Gründen auf den Grund zu gehen. Auf die Stückeinführungen und Nachgespräche wird in unseren Monatsspielplänen sowie auf der Theaterhomepage www.theater-marburg.de hingewiesen.
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Netzwerk Theater und Schule
Angebote für Schulen und Pädagogen
Theateraufführungen können vieles erfahrbar, begreifbar oder verständlich machen, wenn wir uns mit der eigenen Phantasie auf die Geschichten einlassen. Was wir sehen, kann nicht das Leben ersetzen, aber durch das Mitdenken, Miterleben und Mitfühlen verstehen wir vieles oftmals eindrücklicher und nachhaltiger als durch Lehrbücher oder Vorträge. (Matthias Faltz, Intendant)
Kooperationsvereinbarung
Der berühmte zeitgenössische Theatermacher Heiner Müller sagte einmal, der Kopf gehöre nicht ins Theater! Damit hatte er nicht unrecht. Es kann wunderbar sein, einfach nur zuzuschauen, sich durch das Zusammenspiel von Darstellern, Bühne, Licht, Ton eine Geschichte erzählen und ganz ›unverkopft‹ eine neue Interpretation von Welt auf sich wirken zu lassen. Was passiert aber, wenn die Vorstellung vorbei ist? Wie kann ich als theaterunerfahrener Zuschauer lernen, das Gesehene einzuordnen oder zu bewerten? Und wie kann ich den Theatermachern ein sinnvolles Feedback geben? Mit unseren theaterpädagogischen Vermittlungsangeboten geht es uns darum, Theater sehen und deuten zu lernen. Wir treten mit den Kindern und Jugendlichen in einen spielerischen Dialog über ihre Theatererfahrung. Wir möchten sie ermutigen, auf ihre eigene Wahrnehmung zu vertrauen und die Bedeutung des Erlebten für sich selbst zu erkennen. Daher knüpfen wir in unseren Vor- und Nachbereitungen, in unseren Workshops und Theaterführungen immer wieder nah an die Lebensrealitäten unserer jungen Zuschauer an und schlagen Brücken zwischen der Theaterkunst und ihrem Alltagserleben. Die Abteilung »Netzwerk Theater und Schule« organisiert den Austausch zwischen dem Hessischen Landestheater Marburg und den Schulen sowie sonstigen Bildungseinrichtungen und konzipiert neue Projekte, die von den Theaterpädagogen und Dramaturgen durchgeführt werden. Das »Netzwerk Theater und Schule« ist für alle Schulen und Bildungseinrichtungen der erste Ansprechpartner im Hessischen Landestheater Marburg.
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Seit der Spielzeit 2013/2014 hat das Hessische Landestheater Marburg über 50 Partnerschulen in der Stadt Marburg, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und darüber hinaus! Im Mittelpunkt dieser Zusammenarbeit mit den einzelnen Schulen stehen die individuellen Kooperationsvereinbarungen, die sich am Kooperationsvertrag »Theater und Schule« zwischen dem Hessischen Kultusministerium und dem Ministerium für Wissenschaft und Kunst vom März 2010 orientieren. Unser Ziel ist es, jedem Schüler mindestens einmal im Jahr einen Theaterbesuch zu ermöglichen. Vor- und/oder Nachbereitung des Theaterbesuchs, ausführliche Materialmappen, Spielangebote und Workshops sowie besondere Vorzüge bei der Kartenreservierung sind inbegriffen. Die Kooperationsvereinbarung berücksichtigt selbstverständlich die speziellen Bedingungen und Bedürfnisse der jeweiligen Schule.
Kontaktlehrer Werden Sie unser Kontaktlehrer an Ihrer Schule! Um schnell und direkt über neue Stücke, Projekte, Vorstellungstermine und besondere Angebote für Schulen und Pädagogen informieren zu können, arbeiten wir an jeder unserer Partnerschulen mit einem Kontaktlehrer zusammen, der unsere gemeinsamen Vorhaben im Kollegium kommuniziert und die speziellen Wünsche seiner Schule an unser Theater weitergibt. Gerne kommen wir auch zu Ihnen in eine Gesamt- oder Fachkonferenz, um unseren Spielplan und unsere Angebote vorzustellen und mit dem Kollegium ins Gespräch zu kommen.
Theaterstammtisch Der Theaterstammtisch für Pädagoginnen und Pädagogen ist der beste Ort für einen persönlichen Informationsaustausch. In regelmäßigen Abständen stellen wir Ihnen die neuen Stücke vor und ermöglichen exklusive Einblicke hinter die Kulissen. Die Termine werden im Monatsspielplan und in unserem theaterpädagogischen Newsletter veröffentlicht. Auf Wunsch laden wir Sie gerne auch persönlich ein.
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Lehrersichtungsproben Bei jeder Neuproduktion des Hessischen Landestheaters Marburg geben wir Pädagogen die Möglichkeit zu einem kostenlosen Probenbesuch, um einen Eindruck von der jeweiligen Inszenierung gewinnen und die Eignung für den Unterricht einschätzen zu können. Im Anschluss an die Sichtungsprobe stehen Produktionsdramaturg und Theaterpädagoge zum Gespräch zur Verfügung.
Patenklassen Bei jeder Neuproduktion kann eine ausgewählte Schulklasse unseren Arbeitsprozess hautnah miterleben – von den konzeptionellen Vorüberlegungen über Probenbesuche und Gespräche mit dem Inszenierungsteam bis hin zum fertigen Stück. Außerdem gibt es für jede Patenklasse eine ausführliche theaterpädagogische Begleitung und Materialien für den Unterricht.
Vor- und/oder Nachbereitungen Wir bieten zu allen Inszenierungen Vor- und/oder Nachbereitungen an, in denen Inhalte, zentrale Themen und besondere Formen der Stücke spielpraktisch behandelt werden. Zu einzelnen Produktionen stellen wir Materialmappen zusammen, mit denen wir Hintergrundwissen zu Stück, Autor und Inszenierung bereitstellen und die Ihnen mit theaterpädagogischen Übungen die spielerische Annäherung an das Stück ermöglichen. Die Materialien finden Sie auf unserer Homepage oder Sie können diese per Mail anfordern. Selbstverständlich bieten wir den Schulen auch stück- und themenbezogene Theaterworkshops unter qualifizierter Leitung unserer Theaterpädagogen, Dramaturgen oder Schauspieler an.
Theater in der Schule Auf Wunsch beraten wir die Schultheater gerne mit Stückempfehlungen und weiteren fachlichen Hinweisen. Außerdem pflegen wir seit Jahren eine enge Kooperation mit den Lehrern und Referendaren für Darstellendes Spiel. Die finanzielle Förderung aus der lokalen Bildungsplanung der Stadt Marburg ermöglicht es uns, besondere Projekte über
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einen längeren Zeitraum mit den städtischen Schulen durchzuführen (z.B. Betreuung einer Theater-AG, Workshops etc.). Dieses Angebot ist für die Schulen kostenfrei.
FLUX – Gastspielreihe für hessische Schulen Mit der Gastspielreihe »Flux« fördert das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst gemeinsam mit dem Hessischen Kultusministerium die Zusammenarbeit von Theatern und Schulen in den ländlichen Regionen. Das Land Hessen übernimmt 50% der Gagen, die andere Hälfte muss von den Schulen bzw. Gemeinden oder Kulturveranstaltern getragen werden. Fester Bestandteil der Gastspielreihe sind theaterpädagogische Vor- und/oder Nachbereitungen durch die Theater. Für die Teilnahme an »Flux« können sich Schulen und Theater schriftlich bei dem »Verein zur Zusammenarbeit von Theater und Schulen in Hessen e.V.« bewerben. Weitere Informationen und Bewerbungsformulare unter: www.theaterundschule.net
Newsletter Sie wollen auf dem neuesten Stand bleiben und Informationen erhalten, die über den Spielplan hinausgehen? Dann laden wir Sie herzlich ein, auf unserer Homepage den Newsletter für Pädagogen zu abonnieren, den wir Ihnen monatlich zusenden. Kontakt: Katrin Hylla, Michael Pietsch/Theaterpädagogen Telefon: 06421. 99 02 -36/-37 k.hylla@theater-marburg.de m.pietsch@theater-marburg.de Jürgen Sachs/Theater und Schule Telefon: 06421. 99 02 37 j.sachs@theater-marburg.de
Theaterpatenprojekt
Sozialfonds
Es gibt Kinder, die lieben Theater und gehen einfach hin. Die Karte bezahlen sie von ihrem Taschengeld oder sie werden eingeladen von den Eltern, von Oma und Opa oder anderen großzügigen Verwandten. Und es gibt Kinder, die lieben das Theater ebenfalls, doch Geld für einen Besuch können die Familien nur schwer aufbringen. Und dann gibt es Erwachsene, die mögen Kinder und Kindertheater und möchten diese Kinder ins Theater einladen. Das Theaterpatenprojekt des Hessischen Landestheaters Marburg betreut und begleitet diese kleinen und großen Menschen seit fast vier Jahren bei ihren gemeinsamen Vorstellungsbesuchen an jeweils vier Sonntagen im Jahr. Die Paten übernehmen die Eintrittspreise für sich und ihr Patenkind und ermöglichen Kindern damit die Teilhabe am kulturellen Leben in unserer Stadt. Nachgespräche mit den Schauspielern oder anschließende stückbezogene Theaterworkshops, an denen Kinder und Paten gemeinsam teilnehmen können, machen die Theaterbesuche zu besonderen Erlebnissen, die noch lange im Gedächtnis bleiben. Bereiten Sie einem Kind zwischen 6 und 10 Jahren und sich eine Freude und werden Sie Theaterpate!
Kein Geld für den Theaterbesuch? Das muss nicht sein. Denn es gibt den Sozialfonds des Hessischen Landestheaters Marburg. So wird für jedes Kind und jeden Jugendlichen der Theaterbesuch im Klassenverband und mit den Freunden möglich. Sollte eine Familie das Eintrittsgeld für ihre Kinder nicht aufbringen können, springt der Sozialfonds ein. Wie geht das? Der Weg ist ganz einfach und unbürokroatisch: Lehrer oder Eltern schicken für die gewünschte Vorstellung einen formlosen Antrag an uns – am besten per Mail an unten stehende Adresse – und sie erhalten einen finanziellen Zuschuss zu einzelnen Theaterkarten. Der Sozialfonds des Hessischen Landestheaters Marburg speist sich aus dem Erlös verschiedener Werbeaktionen: zum Beispiel aus dem Verkauf von Plakaten und Postkarten oder aus speziellen finanziellen Zuwendungen (z.B. einmalige Zuschüsse von den Kinder- und Jugendparlamenten der Stadt Marburg und des Landkreises MarburgBiedenkopf) oder aus privaten Spenden.
Anmeldungen sind ab sofort möglich. Zu Beginn der Spielzeit 2014/2015 findet ein erstes Informations- und Kennenlerntreffen statt.
Wir möchten Sie einladen, unseren Sozialfonds zu unterstützen und allen Kindern einen Theaterbesuch im Klassenverband zu ermöglichen. Jede Hilfe ist willkommen – jeder Cent lohnt sich!
Kontakt und Information: Eva Bormann/Dramaturgin Junges Theater Telefon: 06421. 99 02 38 e.bormann@theater-marburg.de
Kontakt: Jürgen Sachs/Theater und Schule Telefon: 06421. 99 02 37 j.sachs@theater-marburg.de
Hilde Rektorschek/Kulturloge e.V. Telefon: 0170. 29 16 764 info@kulturloge-marburg.de
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Lehrplanrelevante Infos zu Premieren und Repertoire
Woyzeck/16+ nach dem Fragment von Georg Büchner Songs und Liedtexte von Tom Waits und Kathleen Brennan Konzept von Robert Wilson Textfassung von Ann-Christin Rommen und Wolfgang Wiens
»Woyzeck« gehört traditionell zum Rahmenlehrplan Deutsch, ist in zahlreichen Bundesländern Bestandteil der Abiturprüfungen und eignet sich für die Unterrichtsfelder »Lebensentwürfe« sowie »Individuum und Gesellschaft«. Bei uns ist der Stoff in ungewöhnlicher Adaption als musikalische Produktion zu sehen. S. 14
Der Geizige/14+ Komödie von Molière Französisch, Politik und Wirtschaft; Sek. II
Ein Volksfeind/15+ von Henrik Ibsen
Deutsch, Musik, Darstellendes Spiel; Sek. II
Elektra/16+ nach Euripides Deutsch, Griechisch, Geschichte, Ethik, Darstellendes Spiel; Sek. II
Fettes Schwein/15+ von Neil LaBute Deutsch, Ethik, Darstellendes Spiel; Sek. II
Leben des Galilei/14+ von Bertolt Brecht Deutsch, Philosophie, Ethik, Politik, Geschichte, Darstellendes Spiel; Sek. I & II
Faust spielen/16+ nach Johann Wolfgang von Goethe Deutsch, Ethik, Philosophie, Darstellendes Spiel; Sek. II
Deutsch, Politik und Wirtschaft, Ethik, Darstellendes Spiel; Sek. II Der klassische Tragödienstoff ist gut in die Unterrichtsthemen »Mythische Entwürfe« und »Weltentwürfe« der Oberstufe einzubinden. Je nach Lesart der Inszenierung eröffnen sich darüber hinaus spannende Einsichten in postdramatische Spiel- und Regietechniken. S. 17
Das Stück über Konformitätszwang, soziale Kontrolle und Ökonomisierung von Liebesbeziehungen lässt sich mit den lehrplanrelevanten Bereichen »Identitätsfindung« und »Vorurteile« kombinieren. Durch die Brisanz der Thematik auch fächerübergreifend für die Reflexion gruppendynamischer Prozesse geeignet. S. 18 Brecht ist als moderner Klassiker in allen Bundesländern Teil des Rahmenlehrplans Deutsch. Das Stück lässt sich gut im Themenbereich »Weltentwürfe« behandeln. Die Frage nach der Verteilung und Manipulierbarkeit von Wissen kann interdisziplinär diskutiert werden. S. 21
Die Ballade vom Nadelbaumkiller/16+ von Rebekka Kricheldorf Deutsch, Geschichte, Philosophie, Ethik, Politik und Wirtschaft; Sek. I & II
Angst essen Seele auf/16+ von Rainer Werner Fassbinder Deutsch, Politik und Wirtschaft, Ethik, Philosophie, Religion, Darstellendes Spiel; Sek. I & II
Sinn/14+ von Anja Hilling Theater in der Finsternis
»Faust« ist für Grund- und Leistungskurse im Fach Deutsch verbindliche Lektüre zur Vorbereitung auf das Abitur. Außerdem bietet die performative Art der Inszenierung, die sich unterschiedlichster theatraler Formensprachen bedient, eine optimale Verbindung zum Fach Darstellendes Spiel. S. 25
Im Themenbereich »Helden und Antihelden« für das Fach Deutsch wird das Stück als Lektüre in der Oberstufe empfohlen. Im Spannungsfeld zwischen der Angstfreiheit des Protagonisten und der Angst vor dem wirtschaftlichen Ruin bei seinen Widersachern finden sich viele Anknüpfungspunkte an weitere Fächer. S. 28 Diese Form dramatischer Gegenwartsliteratur zum »Clash of generations« und den dahinterstehenden Theorien kann den Unterrichtsschwerpunkten »Formen dramatischer Texte«, »Identitätsfindung« und »Sozialisation und Erziehung« zugeordnet werden und bietet ideale interdisziplinäre Anknüpfungspunkte. S. 31
Das Drama bietet vielfältige Diskussionsansätze zum Spannungsverhältnis von thematischen Gegensatzpaaren wie »Jung und Alt«, »Angst und Neugier,« »Das Eigene und das Fremde«. Der antirassistische Gehalt kann in vielen Fächern behandelt werden. Angstüberwindung ist zentrales Thema bei der Beschäftigung mit dem Stoff. S. 35
Laut Hessischem Kultusministerium besteht Anschluss an das Thema »Die Lebenswelten von Jugendlichen« im Fach Deutsch. Eine thematische Anbindung an den Bereich »Die Ästhetik des Theaters des Hörens« im Fach Darstellendes Spiel ist möglich. S. 79
Deutsch, Darstellendes Spiel; Sek. I & II
Durch den Wind/14+ von Nathalie Fillion Französisch, Deutsch, Philosophie, Ethik, Darstellendes Spiel; Sek. I & II
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Molière wird in der Oberstufe im Fach Französisch beim Schwerpunkt »L’homme et les autres« empfohlen. In dem komödiantischen Plädoyer gegen materialistischen Wahn bieten sich aktuelle Bezüge zur derzeitigen ›Geiz-ist-geil‹Diskussion sowie spannende Anknüpfungspunkte in Politik und Wirtschaft. S. 26
Ein Beispiel für eine Form der französischen Gegenwartsdramatik, das sich für die Fächer Französisch, Deutsch und Darstellendes Spiel in der Mittel- und Oberstufe eignet. Es sind auch interdisziplinäre Verbindungen zu Ethik und Philosophie gegeben. S. 79
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Warteraum Zukunft/16+ von Oliver Kluck Deutsch, Darstellendes Spiel; Sek. II
Die Reiherkönigin – Ein Rap/15+ nach Dorota Masłowska
Ein Beispiel für eine Form der Gegenwartsdramatik, das gut an die Fächer Deutsch und Darstellendes Spiel in der Oberstufe angebunden werden kann. Durch die Nähe zur Erfahrungswelt junger Erwachsener auch für Schüler vor der Berufswahl geeignet. S. 80 Dorota Masłowskas 2007 auf Deutsch erschienener Rap-Roman ermöglicht als ein Beispiel für ungewöhnliche Gegenwartsliteratur interdisziplinäre Anknüpfungspunkte an das Fach Musik. S. 80
Musik, Deutsch, Darstellendes Spiel; Sek. I & II
Plutos/16+ nach Aristophanes
von Bertolt Brecht
Die Komödie »Plutos« über den blinden Gott des Reichtums kann einen lustvollen Zugang zum Thema »Wohlstand und Armut« bieten. Vor allem für die Fächer Griechisch, Ethik und Geschichte geeignet. S. 81
Brecht ist als moderner Klassiker in allen Bundesländern Teil des Rahmenlehrplans Deutsch, mit Anknüpfungspunkten an die Fächer Gesellschaftskunde, Philosophie, Religion, Politik und Wirtschaft. S. 81
Deutsch, Politik und Wirtschaft, Philosophie, Religion; Sek. II
Warum läuft Herr R. Amok?/16+
Fassbinders Werke sind für die gymnasiale Oberstufe im Fach Deutsch sowie im Bereich Literaturverfilmung vorgesehen. S. 82
Deutsch, Geschichte, Ethik, Philosophie; Sek. II
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The Blues Brothers – A Tribute/12+
Frühlings Erwachen/13+ von Frank Wedekind Deutsch, Politik und Wirtschaft, Ethik, Philosophie, Religion, Darstellendes Spiel; Sek. I & II
Elephant Boy/8+
Robinson Crusoe/8+ nach dem Roman von Daniel Defoe Deutsch, Englisch, Ethik; Sek. I
Deutsch, Darstellendes Spiel; Sek. II
von Heinrich von Kleist
Englisch, Ethik, Philosophie, Religion; Sek. II
Religion, Ethik, Philosophie; Grundschule, Sek. I & II
von Rainer Werner Fassbinder und Michael Fengler
Michael Kohlhaas/14+
nach Vladimir Nabokov
Laut Lehrplan für die gymnasiale Oberstufe in Hessen lässt sich das Stück unter dem Themenfeld »Verantwortung für das Leben« an die Fächer Religion, Ethik und Philosophie anbinden. Im Leistungskurs Englisch eignet es sich für die Beschäftigung mit der Problematik der Todesstrafe in den USA. S. 83
Das actionreiche Musical nach dem gleichnamigen Kultfilm aus den 1980 er Jahren ist besonders geeignet für den Musikunterricht. S. 83
Musik; Sek. I & II
Griechisch, Ethik, Geschichte; Sek. II
Die heilige Johanna der Schlachthöfe/14+
Einladung zur Enthauptung /16+
»Kohlhaas« gehört zum Kanon des Rahmenlehrplans Deutsch und bietet interdisziplinäre Anknüpfungspunkte an Geschichte, Ethik und Philosophie mit den Themen »Die Würde des Menschen« sowie »Recht und Gerechtigkeit«. S. 82
Konrad oder Das Kind aus der Konservenbüchse/8+ von Christine Nöstlinger
Das Stück ist Standardlektüre zu »Formen dramatischer Texte« und »Sozialisation und Erziehung«. Es eignet sich besonders für interdisziplinäre Unterrichtseinheiten. Zentrale Frage könnte sein: Ist Pubertät wirklich eine Zeit der Selbstausrichtung oder wird sie durch Angst als Mittel gesellschaftlicher Zurichtung überlagert? S. 62
Die Stückentwicklung, die auch die Frage aufwirft, was ›Behinderung‹ eigentlich ist, lässt sich hervorragend über alle Altersgruppen hinweg mit den wichtigen Unterrichtsinhalten »Sozialisation und Erziehung«, »Identitätsfindung« und »Vorurteile« kombinieren. S. 65 Defoes klassischer Abenteuerstoff gehört im Rahmenlehrplan Deutsch zur Lektüreempfehlung für die untere Sekundarstufe I. Der Arbeitsbereich »Lesen und Umgang mit Texten« sieht die Beschäftigung mit der Welt als Bewährungsraum und bestehbarem Abenteuer vor. Interdisziplinär sind Verbindungen zu Ethik und Englisch gegeben. S. 66 Im Rahmenlehrplan Grundschule empfiehlt das Hessische Kultusministerium für das 1. Schuljahr Christine Nöstlinger als Vorleselektüre. In fortgeschrittenen Schuljahren sind Nöstlingers Geschichten sowohl für Haupt- und Realschule als auch für Gymnasien vorgesehen. S. 84
Deutsch; Grundschule, Sek. I
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Marburg macht Theater
Das Buch von allen Dingen /9+ von Guus Kuijer
Das Hessische Kultusministerium empfiehlt in der Sekundarstufe I für »Lesen und Umgang mit Texten« explizit den niederländischen Autor Guus Kuijer. In Bayern wird »Das Buch von allen Dingen« für den Ethikunterricht empfohlen. S. 84
Deutsch, Ethik, Religion; Grundschule, Sek. I
Das Urteil und andere Erzählungen/14+ nach Franz Kafka
Bundesländerübergreifend sind die Werke von Franz Kafka als verbindliche Lektüre für den Deutschunterricht in mehreren Schulstufen vorgeschrieben. S. 85
Deutsch; Sek. II
Die Wunderkammer – Ein Tanzstück/6+ von Anna Konjetzky
Im Rahmenlehrplan für die Grundschule empfiehlt das Hessische Kultusministerium in Kunst und Sport fächerübergreifend mit Bewegungsdarstellung und Tanz zu arbeiten sowie für Kunst und Musik das Malen mit Musik bzw. Musikinstrumente selbst herzustellen. S. 85
Kunst, Musik, Sport; Grundschule, Sek. I
Hier geblieben/14+ Mobile Klassenzimmerproduktion von Reyna Bruns, Magdalena Grazewicz und Dirk Laucke Geschichte, Politik und Wirtschaft, Ethik; Sek. I & II
Für die gymnasiale Oberstufe empfiehlt das Hessische Kultusministerium in den Fächern Geschichte und Politik die Beschäftigung mit dem Thema »Migration und Integration«. Des weiteren besteht Anschluss an die Fächer Wirtschaft und Ethik. S. 86
Rudis Resterampe – Ein Bürgertheater
Mothering – Ein Bürgertheater
Reste, das sind Überbleibsel von etwas, das einmal als Ganzes existiert hat, zumindest als Idee komplett und konkret war. Reste können aber auch unvollendete Objekte, Projekte, Entwürfe oder nicht zu Ende geschriebene Briefe sein. Wir zensieren, vergessen oder erkennen die Unmöglichkeit der Realisation und lassen ab von etwas, was wir einst für gut, richtig und wichtig befunden haben. Was ist dazwischengekommen? Hatten wir Angst zu scheitern? Rudis Resterampe möchte sich Ihrer Ideen und nicht realisierten Projekte und Geschichten nochmals annehmen und diesen Bruchstücken zu neuem Glanz verhelfen. Sie haben die Fotografien der letzten zehn Jahre immer noch nicht eingeklebt? Sie haben die Leinwand gespannt, den Pinsel gezückt und noch keinen Strich gemacht? Leeren Sie Ihre Schubladen und bringen Sie Ihre ungehobenen Schätze, Doktorarbeiten und Romanentwürfe zu Rudis Resterampe, wo sie ins Rampenlicht gerückt werden! Das Ziel ist, eine theatrale oder installative Form der Präsentation mit den Dingen und ihren Machern zu suchen und der Ursache für ihre nicht stattgefundene Umsetzung auf den Grund zu gehen. Das Bruchstückhafte muss dabei nicht ergänzt und fertig gestellt werden, entbehrt es doch nicht einer ganz eigenen Schönheit. Bitte bringen Sie Ihren ›Ideenfriedhof‹ mit. Anhand des Materials werden wir ein Stück kreieren und individuell zugeschnittene Präsentationsformen für Sie finden.
Sich kümmern, sich bekümmern, Kummer haben. So könnte man sich dem geschlechtsunspezifischen Begriff des ›Mothering‹ nähern. Unsere Mütter prägen unser Leben. Aus ihrem Kümmern wird Kummer um die Kinder. Der Weg von der wohlwollenden Glucke bis zur mächtigen Übermutter ist nicht weit. Der Schatten der deutschen Nazi-Mutter scheint immer noch über uns geworfen und verlangt Hingabe, Aufgabe und Opfer für die Nachkommenschaft. Und wenn sie es nicht ist, die Druck macht, dann sind es Mutter Beimer oder Angelina Jolie, die uns ihre perfekten Familien, Körper oder Kuchen entgegenstrecken. Nach der Angst vor dem Karriereknick, kommt die Angst davor, in der Erziehung Fehler zu machen. Die sozialen Rollen von Müttern und Vätern, die ›Familienleitbilder‹ sind aus den gutbürgerlichen Fugen geraten, dennoch: Den Schwierigkeiten des Kümmerns als symptomatische Erscheinungen eines Systems, das Flexibilität in Zeit und Raum fordert, müssen wir etwas entgegensetzen. Eingeladen sind alle Interessierten, Väter und Mütter und alle, die es (nicht) werden wollen, um in wöchentlichen Treffen verschiedene Perspektiven auszuarbeiten und schließlich ein Bühnenstück aufzuführen – Lust an theatralen Experimenten und Singfreude sind von Vorteil.
Projektzeitraum: Februar bis Juni 2015 Teilnehmerzahl: maximal 12 Teilnehmer Arbeitsaufwand: wöchentliche Treffen à 2 Stunden abends sowie drei Wochenendworkshops Kontakt und Anmeldung: Katrin Hylla/Theaterpädagogin Telefon: 06421. 99 02 36 k.hylla@theater-marburg.de
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Masterabschlussprojekt in Kooperation mit der Hessischen Theaterakademie, dem Institut für Angewandte Theaterwissenschaft Gießen und dem Kulturamt Gießen. Projektzeitraum: September 2014 bis Januar 2015 Teilnehmerzahl: maximal 12 Teilnehmer Arbeitsaufwand: wöchentliche Treffen à 3 Stunden abends sowie drei Wochenendprobentermine Kontakt und Anmeldung: Katrin Hylla/Theaterpädagogin Telefon: 06421. 99 02 36 k.hylla@theater-marburg.de
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ACTeasy – Der Marburger Jugendtheaterclub Seit 17 Jahren gibt es ihn nun schon – den Marburger Jugendtheaterclub ACTeasy e.V. (www.acteasy.eu). Als Dachverband aller Marburger Theater und Jugendeinrichtungen ist ACTeasy die erste Anlaufstelle für Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren, die gerne Theater spielen möchten (Anfänger und Fortgeschrittene willkommen). Erfahrene Regisseure und Theaterpädagogen leiten die Jugendlichen an und ermöglichen ihnen Proben- und Auftrittsmöglichkeiten bei den Kooperationspartnern Jugendbildungswerk, Jugendhaus Compass, Deutsche Blindenstudienanstalt, Theater GegenStand und Hessisches Landestheater Marburg. ACTeasy beteiligt sich mit eigenen Stücken und Theaterprojekten an städtischen Aktionstagen und dem Weltkindertag und nimmt an Festivals im In- und Ausland teil. Der Jugendtheaterclub ACTeasy leistet einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Leben der Stadt und vernetzt auf besondere Weise die Theateraktivitäten von Jugendlichen in Marburg. Mit der ACTeasy-Mitgliedskarte, die ein Jahr gültig ist und 6 Euro kostet, erhalten die Jugendlichen nach Maßgabe freier Plätze eine ermäßigte Eintrittskarte für 3 Euro in Vorstellungen der Kooperationspartner. Kontakt: Jürgen Sachs/Theater und Schule Telefon: 06421. 99 02 37 j.sachs@theater-marburg.de
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Theaterlabor
Theaterjugendclub
Mobile Produktionen
Dein Auftritt! Du stolperst auf die Bühne. Der Saal gähnt dir dunkel entgegen. Im blendenden Licht der Scheinwerfer kannst du gerade noch die Silhouetten des Publikums erkennen, das den Raum bis in die letzte Reihe füllt. Mit zittrigen Knien bewegst du dich nach vorne, ins Zentrum, zur Bühnenkante. Jetzt sollte eigentlich Text aus deinem Mund kommen. Du hast da einen Monolog, das weißt du genau. Aber da ist nichts: absolute Leere im Kopf. Alles weg – jedes Wort. Ein Raunen geht durch den Zuschauerraum und gerade als du mit hochrotem Kopf wieder Richtung Abgang schleichen möchtest, stellst du fest, dass du in Unterwäsche auf der Bühne stehst – was für ein Alptraum.
Ein Theaterstück, selbst ein zorniges, ist unter anderem immer auch ein Liebesbrief, gerichtet an die Welt, von der sehnsüchtig eine liebevolle Antwort erhofft wird. (Henry Miller, Autor)
Ein Besuch im Theater ist immer etwas Besonderes. Doch oftmals scheitert das ›Unternehmen Theaterbesuch‹ für Schulklassen und Kindergartengruppen bereits im Vorfeld: Sei es, dass die Beinchen für einen langen Fußmarsch noch zu kurz sind, die Entfernung zwischen Einrichtung und Theater generell zu weit oder die Anreise für die Allerkleinsten zu nervenaufreibend ist. Theater in der Schule oder im Kindergarten kann zwar einen Besuch im Theater nicht ersetzen, vermittelt aber eine Idee davon, bereitet auf spätere Besuche im Theater vor und ermöglicht die Teilhabe am kulturellen Angebot. Nach »Frau Martha« und »Der kleine Angsthase« wird mit »Socke Flocke Zucchini« (Seite 54) auch in der Spielzeit 2014/2015 die Tradition der mobilen Kindergartenproduktion am Hessischen Landestheater Marburg weitergeführt. Mit dem Erdmännchen Socke Flocke Zucchini können sich die Kinder in ihrer gewohnten Umgebung ganz auf dessen Abenteuer konzentrieren. Warum nicht das Klassenzimmer als Vorstellungsort nutzen, spielt sich doch die Geschichte der mobilen Klassenzimmerproduktion »Hier geblieben« (Seite 86) eben dort ab: Denn eines Tages wird die Schülerin Tanja aus dem Unterricht geholt, sie soll in ihr Herkunftsland ausgewiesen werden. Die Schülerinnen und Schüler werden Teil des Stückes, werden zur Klasse von Tanja.
Keine Angst! Etwas Derartiges wird euch beim Theaterlabor des Hessischen Landestheaters Marburg in der Spielzeit 2014/2015 keinesfalls widerfahren. Stattdessen werdet ihr wie in den vergangenen Jahren unter der fachkundigen Anleitung und Regie von Ensemble-Mitgliedern die Basics des Bewegens und Sprechens auf der Bühne erlernen, gemeinsam improvisieren, entwickeln, proben und zum Abschluss eine ganze Inszenierung im Spielplan des Hessischen Landestheaters Marburg präsentieren. Nach »Penthesilea.Prozess« 2012, »Hauptsache Arbeit!« 2013 und »Die Orestie des Aischylos« 2014 wird es auch diesmal wieder die Gelegenheit geben, in Rollen zu schlüpfen, an den eigenen darstellerischen Fähigkeiten zu arbeiten und zusammen mit anderen eine Menge Spaß zu haben – Lampenfieber inklusive.
Nach einem erfolgreichen Scratch-Night-Prozess, an dessen Ende eine poetisch-tänzerische Premiere von Sarah Kanes »4.48 Psychose« stand, startet der Theaterjugendclub nun in eine neue Runde. Der Fokus liegt diesmal gleich von Beginn auf der Erarbeitung eines Stückes, auf dessen Grundlage ihr eigene, individuelle Ausdrucksmöglichkeiten und -formen entdecken könnt. Unter professioneller Anleitung werdet ihr mit weiteren 14 Jugendlichen zwischen 13 und 21 Jahren eure Begeisterung fürs Theaterspielen oder auch euer organisatorisches Talent, z.B. als Assistenz der Regie, weiterentwickeln. Interesse und Freude am Theaterspielen solltet ihr dazu ebenso mitbringen wie Aufgeschlossenheit gegenüber neuen Mitspielern, unbekannten Möglichkeiten des Darstellenden Spiels sowie Spaß an der Erkundung der eigenen Bewegungsqualität und -vielfalt. Da der Probenprozess neben euren Schulveranstaltungen oft viel Zeit und Energie fordert, setzen wir, nach einer ›Schnupperphase‹ und sobald das Stück in die heiße Produktionsphase geht, hohe Einsatzbereitschaft, Selbständigkeit und Verlässlichkeit voraus. Die neue Gruppe wird sich sowohl aus Jugendlichen der vergangenen Spielzeit als auch aus neuen Spielern zusammensetzen.
Die Mitgliedschaft im Theaterlabor ist an den Kauf des »Neue Dramatik-Abonnements« – vier Vorstellungen zum Sonderpreis von 20 Euro – gebunden. Denn neben der Probenarbeit soll auch anhand aktueller Inszenierungen gemeinsam geschaut, verglichen und diskutiert werden. Interessierte werden gebeten, sich bis Anfang Oktober 2014 anzumelden.
Voraussetzung für die Teilnahme am Theaterjugendclub ist der Kauf eines »Junge Szene-Abos« für 20 Euro, mit welchem ihr neben eurer eigenen Theaterarbeit weitere spannende Einblicke in die Produktionen des Hessischen Landestheaters Marburg bekommt. Ein erstes Treffen findet nach Spielzeitbeginn statt, der Termin wird auf der Theaterhomepage bekanntgegeben.
Kontakt »Mobile Kindergartenproduktion«: Katrin Hylla/Theaterpädagogin Telefon: 06421. 99 02 36 k.hylla@theater-marburg.de
Kontakt und Anmeldung: labor@theater-marburg.de
Kontakt und Anmeldung: Juliane Nowak/Theaterpädagogin Telefon: 06421. 99 02 36 j.nowak@theater-marburg.de
Kontakt »Mobile Klassenzimmerproduktion«: Jürgen Sachs/Theater und Schule Telefon: 06421. 99 02 37 j.sachs@theater-marburg.de
Vereinbaren Sie für Ihren Kindergarten einen individuellen Spieltermin für »Socke Flocke Zucchini« oder holen Sie sich das Stück »Hier geblieben« in Ihr Klassenzimmer. Für dieses Stück werden zwei Schulstunden veranschlagt: eine für die Vorstellung, die zweite für ein Gespräch.
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KUSS kuck! schau! spiel! 20. Hessische Kinder- und Jugendtheaterwoche 08.03.–14.03.2015 Wer hätte das gedacht? Als vor 20 Jahren zur Eröffnung unserer neuen Spielstätten im Theater am Schwanhof zum ersten Mal ein Kinder- und Jugendtheaterfestival in Marburg stattfand, konnte keiner ahnen, auf welche Erfolgsgeschichte wir zwei Jahrzehnte später zurückblicken. Geblieben von den Anfängen ist die gleichrangige Verknüpfung von ›Theater sehen‹ und ›Theater spielen‹, von aktuellen Stücken renommierter Theater und anregenden Workshops in den Schulen. Die Zahl der eingeladenen Gastspiele hat sich von ursprünglich zehn auf heute 20 verdoppelt. Und aus 15 Workshops für ca. 150 Kinder im Jahr 1996 sind inzwischen etwa 100 Workshops für fast 2.000 Schüler geworden, welche dieser Woche ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Festivallandschaft sichern. Zwischenzeitlich wurde das Festival geadelt und zur offiziellen Hessischen Kinder- und Jugendtheaterwoche ernannt. Im Mittelpunkt des Spielplans stehen daher die besten Produktionen aus Hessen und der Länderarbeitsgemeinschaft Südwest in der ASSITEJ, dem Zusammenschluss der professionellen Kinder- und Jugendtheater aus Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Doch das erfahrene Festivalteam erschnüffelt auf seinen ausgedehnten Sichtungsreisen auch die besonderen künstlerischen Trüffel aus dem gesamten Bundesgebiet und dem europäischen Ausland. Denn wir wollen einerseits ein Publikumsfestival für unsere Region sein, aber andererseits auch ein Forum bieten für alle Theatermacher, um gemeinsam an der beständigen Qualitätssteigerung im Kinder- und Jugendtheater zu arbeiten. Und dieses Konzept geht auf: Eine Platzausnutzung von 100 Prozent wie im Jahr 2013 kann man nicht toppen! In Kooperation mit dem Fachdienst Kultur der Universitätsstadt Marburg und dem Staatlichen Schulamt Marburg-Biedenkopf. Mit freundlicher Unterstützung durch das Land Hessen und den Landkreis Marburg-Biedenkopf. Kontakt: Jürgen Sachs/Theater und Schule Telefon: 06421. 99 02 37 j.sachs@theater-marburg.de
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Marburger Theatersommer 2015
Grußwort des Freundeskreises
13.06.–05.07.2015 Einfach märchenhaft wird es in diesem Sommer auf dem Marburger Marktplatz vor dem historischen Rathaus. Denn ein echter Märchenklassiker der wohl bekanntesten Marburger Studenten, Jakob und Wilhelm Grimm, ist 2015 Herzstück des fünften »Marburger Theatersommers«: »Aschenputtel« – eine herzergreifende Geschichte, gute Musik, großartige Schauspieler, fertig ist das Marburger Sommermärchen »Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale« (Seite 36). Intendant Matthias Faltz eröffnete mit seiner »Don Juan«Inszenierung 2010 den allerersten »Marburger Theatersommer« und legte damit den Grundstein für das dreiwöchige Festival. Im fünften Jahr sorgt er nun mit »Cinderella« für ein schräges und phantastisches Open Air-Spektakel mit Happy End-Garantie. Und während sich allabendlich vom 13. Juni bis 05. Juli 2015 auf dem Marktplatz ein unscheinbares Mädchen zum Star des Abends mausert, hält das Festival darüber hinaus auch anderenorts zauberhafte Formate bereit. Der Innenhof des Historischen Schwanhofs wird beispielsweise zu einer Hörspielarena, wenn unabhängige Hörspielautorinnen und -autoren bereits zum vierten Mal mit ihren literarischen Hörspielen während der Open Air-Hörspieltage »World of Ohrkraft« auditive Klangwelten für Groß und Klein entstehen lassen. 2015 verspricht ein spannender Sommer zu werden, denn mit der nötigen Portion Magie ist bekanntlich alles möglich, nicht nur im Märchen, sondern auch in Marburg.
Es ist erstaunlich, wie Zeit verstreicht. Es beginnt die fünfte Spielzeit unseres Intendanten Matthias Faltz. Es ist schon die zweite Spielzeit in der Umbauphase der Stadthalle zum Piscator-Haus. Der Freundeskreis ist zwanzig Jahre alt geworden. Dieses Zeitgefühl verstärkt das Theater durch seine Unbeständigkeit, seine Wechsel, das immer Andere, Neue suchen. Es wohnt dem Theater eine Unrast inne, die sich in ganz unterschiedlichen Formaten ausdrückt. Es ist eben das Leben, was wir Abend für Abend erleben dürfen. Mit den neuen Stücken spannt das Theater erneut diesen weiten Bogen, von der griechischen Tragödie »Elektra« über Rock ’n’ Roll nach Grimm bis zu Rebekka Kricheldorfs »Die Ballade vom Nadelbaumkiller«. Selbst die Formate der vier letzten Spielzeithefte zeugen von der Unrast. 2010/2011 fing es klein an, wurde ganz groß, wieder kleiner, zuletzt wieder größer. Ich bin gespannt, welch Format die fünfte Spielzeit hat. Im Gegensatz dazu steht der Förderverein für Beständigkeit. Denn Jahr für Jahr will ich Sie ermutigen, dem Freundeskreis Hessisches Landestheater Marburg e.V. beizutreten und so auch nach außen Ihre ideelle und materielle Verbundenheit zu demonstrieren! Wir geben Ihnen die Chance, Theater noch näher zu erleben, den Blick hinter die Kulissen zu wagen oder den Preis in der Kinder- und Jugendtheaterwoche zu spendieren. Treten Sie bei und genießen Sie, Mäzen zu sein. Jürgen Bandte, 1. Vorsitzender
Sie können dazu beitragen, dass auch der fünfte »Marburger Theatersommer« märchenhaft schön wird. Unterstützen Sie als Förderer und Sponsor das Hessische Landestheater Marburg dabei – gemäß dem Motto ›die guten ins Töpfchen‹ – das Festival-Programm auch 2015 facettenreich zu gestalten und es über Marburgs Stadtgrenzen hinaus noch bekannter zu machen. Wir freuen uns über jede Unterstützung für unser ›Marburger Sommermärchen‹ für und in Marburg!
Kontakt: Freundeskreis Hessisches Landestheater Marburg e.V. Jürgen Bandte Am Nußacker 19 35043 Marburg Telefon privat: 06424. 92 31 21 Telefon dienstlich: 06421. 17 37 51 jsbandte@t-online.de www.theater-marburg.de/freundeskreis
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Sparkassen-Finanzgruppe
Sie werden staunen, was bei uns alles auf dem Programm steht.
Überraschungen sind angesagt – ein buntes, unterhaltsames Programm. Vielleicht wünschen Sie aber auch etwas mehr Abwechslung bei Ihren Finanzen. Ob Sparen, Vermögensaufbau oder Vorsorgeplanung: Wir bringen alles gut über die Bühne. Wir beraten Sie gerne. Wenn’s um Geld geht – Sparkasse.
Abonnements
Treten Sie näher, kommen Sie ran! Abonnements Mit einem Abonnement am Hessischen Landestheater Marburg genießen Sie eine ganze Reihe von Vorzügen. Sie begleiten unsere Arbeit kontinuierlich über den gesamten Verlauf einer Spielzeit, Sie können sich auf ein Kennenlernen und Wiedersehen mit Künstlern und Leitung freuen, Sie verfolgen Wege, Entwicklungen, die Wandlungsfähigkeit im Ensemble, Kontinuität und Aufbruch im Spielplan – so machen Sie das Hessische Landestheater Marburg zu Ihrem Theater. Feiern Sie zusammen mit uns die Premieren, tauchen Sie mit Stückeinführungen, begleitenden Veranstaltungen und Gesprächen mit den Mitwirkenden ganz tief ein in die Theaterwelt. Und außerdem:
– Sie (ausgenommen die Wahl- und Familien-Abonnenten) erhalten 10% Rabatt auf die regulären Tagespreise der Repertoirevorstellungen (außer Premieren, Gala- und Sonderveranstaltungen) folgender Theater in unserer Nähe gegen Vorlage Ihres Abonnement-Ausweises: Staatstheater Kassel, Stadttheater Gießen, Städtische Bühnen Frankfurt, Staatstheater Darmstadt, Staatstheater Wiesbaden, Staatstheater Mainz, Nationaltheater Mannheim, Theater der Stadt Heidelberg und Deutsches Theater in Göttingen. * Bei Ermäßigungen nur an Personen mit der gleichen Ermäßigungsberechtigung oder gegen Aufzahlung des Differenzbetrages.
– Sie sparen Geld – bis zu 40 % im Vergleich zum regulären Eintrittspreis. – Sie bekommen Ihre Karten zugeschickt und ersparen sich ein Anstehen an der Abendkasse (ausgenommen WahlAbonnements). – Sie haben Ihre Karten sicher, auch für lange vorher ausverkaufte Vorstellungen. – Sie können Ihre Plätze verschenken, da das Abonnement übertragbar ist.* – Sie kennen Ihre Termine weit im Voraus, können besser planen und die Vorfreude auf einen ganz besonderen Tag im Monat genießen. – Sie bekommen die Monatsspielpläne und das Jahresheft kostenlos zugesandt (ausgenommen Inhaber eines WahlAbonnements). – Sie haben die Gewissheit, wichtige Ereignisse im Marburger Kulturleben nicht zu verpassen. – Sie können bei Verhinderung am Abonnementtag einen anderen Aufführungstag der jeweiligen Produktion in der Spielzeit des jeweiligen Abonnements wählen und gegen eine Umtauschgebühr von 1 Euro eintauschen. – Sie erhalten einen Treuerabatt von 10 % auf den Abopreis, wenn Sie Ihr Abonnement für die Folgespielzeit abschließen (ausgenommen die Wahl- und Familien-Abonnements, das Junge Szene-Abonnement, das Neue Dramatik-Abo).
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Keine Angst! Abonnements 2014/2015 Ängste sind eine Projektion in die Zukunft, wusste der Schweizer Bertrand Piccard, der 1999 als erster Mensch unseren Erdball ohne Zwischenlandung mit einem Heißluftballon umrundete. Lassen auch Sie Ihren Blick einmal um 360 Grad schweifen. Setzen Sie sich und genießen Sie die Aussicht: Begleiten Sie das Hessische Landestheater Marburg eine Spielzeit lang auf Ihrem ganz persönlichen Theatertrip. Es stehen zehn Routen zur Auswahl: Erleben Sie den allerersten Vorhang und feiern Sie mit dem Ensemble die Premiere einer neuen Inszenierung. Wählen Sie zwischen zeitlosen Klassikern, Neuer Dramatik, musikalischen Produktionen, Vorstellungen für die ganze Familie oder nehmen Sie einfach eine gute Mischung aus allem. Oder zücken Sie Ihren Kalender und erheben einen Wochentag zu Ihrem ganz persönlichen Theatertag mit einem der Vierer- oder Achter-Abonnements. Ein Abstecher auf den Marktplatz wird Sie an einen schrillen Märchenort führen: »Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale« ist das diesjährige Open Air-Spektakel, das in fünf Abonnements enthalten ist. Natürlich gestalten wir die Reise auch ganz nach Ihren Vorlieben: Unter unseren Klassikern finden Sie ebenso Euripides wie Molière und Bertolt Brecht, im Spaß-Paket machen Sie z.B. Bekanntschaft mit dem »Nadelbaumkiller«, das Junge Szene-Abo bringt für Sie u.a. einen legendären Film auf die Bühne. Und für die Familie haben wir diesmal zwei wahre Kindheitsklassiker jeder Generation: »Das Dschungelbuch« und »Robinson Crusoe«. Zeit, loszufliegen!
Die Achter-Abonnements – Wir geben Acht! Den Kalender schon achtsam mit Kreuzen bedacht, acht Premieren mit dem Ensemble verbracht, am Theater-Dienstag aufgewacht oder den Mittwoch zum Theatertag gemacht, bei allen Komödien mitgelacht und, ach, mit den Klassikern mitgedacht: unser Premieren-, Dienstags- und Mittwochsabonnement. Wir geben Acht! Greifen Sie zu. Das Premieren-Abonnement Mit diesem Abo kommen Sie dem Theater besonders nah. Sie erleben gemeinsam mit dem Ensemble die Anspannung vor dem ersten Vorhang, sind dabei, wenn die entstandene Inszenierung erstmals auf ihr Publikum trifft und feiern die Premiere mit dem gesamten Team. Zunächst machen Sie im Rahmen Ihres Abonnements Bekanntschaft mit dem Soldaten Woyzeck. Oft gespielt ist Büchners Dramenfragment, doch Intendant Matthias Faltz macht hieraus mit dem Musiker Michael Lohmann eine lebhafte musikalische Inszenierung und verwandelt die Galeria Classica in einen düster-romantischen, scheinbar gottverlassenen Ort. Zum Schluss gelangen Sie in ein Musik-Spektakel, das auf dem Marktplatz vor der einmaligen Kulisse des historischen Rathauses spielt: »Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale«. Und zum ersten Mal erleben Sie alle unsere Premieren immer an einem Samstagabend! Premieren-Abonnement (Abo P) Sa, 06.09.2014 Woyzeck Sa, 27.09.2014 Fettes Schwein Sa, 01.11.2014 Leben des Galilei Sa, 13.12.2014 Der Geizige Sa, 21.02.2015 Ein Volksfeind Sa, 21.03.2015 Die Ballade vom Nadelbaumkiller Sa, 09.05.2015 Angst essen Seele auf Sa, 13.06.2015 Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale Preis: 112 Euro
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Das Dienstags- und das Mittwochs-Abonnement
Morgens mit einer Tasse Kaffee am Frühstückstisch Platz nehmen und den Blick beim Durchstöbern der Tageszeitung zwischendurch kurz auf den Terminkalender richten: Heute ist Theatertag! Für alle, die ihre Zeit nicht immer wieder nach dem Spielplan richten wollen, sondern ihre Theaterbesuche dem eigenen Wochenrhythmus anpassen möchten, bieten wir das Dienstags- und Mittwochs-Abonnement. Sie sehen acht verschiedene Produktionen, von Neuer Dramatik über das epische Theater Brechts oder die groteske Komödie Molières bis hin zu einem Spektakel aus Theater und Musik. Am Abend Ihres gewählten Wochentages nehmen Sie im Theater am Schwanhof, in der Galeria Classica, im Fürstensaal des Landgrafenschlosses oder vor dem historischen Rathaus Platz. Zuerst aber in der Galeria Classica, dem ehemaligen Autohaus, dann im Theater am Schwanhof und beim dritten Mal im Fürstensaal des Landgrafenschlosses: In den adligen Gemäuern hinterfragen Sie mit den Schauspielern den Wert von Autorität und Tradition im Angesicht von Wahrheit und Aufklärung. Mit Brechts »Leben des Galilei« erwacht ein entscheidender Moment der Wissenschaft. Einige Wochen später begeben Sie sich mit dem Ensemble in ein kleines Küstenstädtchen um das Jahr 1900. Hier sieht sich Henrik Ibsens »Volksfeind«, eben noch als Held gefeiert, plötzlich Zensur, Diskriminierung und allgemeiner Ächtung ausgesetzt. Er kennt die Wahrheit. Wer ist der eigentliche Feind, und wer nichts weiter als ein Feindbild? An einem Ihrer letzten Theaterabende finden Sie sich scheinbar im ganz gewöhnlichen Alltag wieder. In der Galleria Classica sehen Sie eine leidenschaftliche Ballade über lächerliche Helden: Rebekka Kricheldorfs Stück »Die Ballade vom Nadelbaumkiller«. Sie lernen Jan und Anna kennen. Eine Generation, zwei Lebensentwürfe. Der eine hat im Grunde keine Lust, die andere ihren Blick ganz und gar auf Karriere, Familie, Vermögen gerichtet. Wachsen mit den Freiheiten auch die Ängste? Jeder Ihrer Abendausflüge enthält neue Perspektiven und gleichzeitig neue Fragen, entsendet Sie in historische Um-
stände und zeitgleich in die pure Gegenwart. Immer liegt letztlich ein Aufruf oder eine Einladung oder ein Befehl zu Grunde: ›Keine Angst!‹ Keine Angst davor, eine Überzeugung durchzusetzen. Keine Angst vor der Wahrheit. Keine Angst vor Möglichkeiten, keine Angst davor, Angst zu haben, ›Keine Angst!‹ als Einladung, sich mit Angst auseinanderzusetzen. Welcher Tag ist Ihr Theatertag? Dienstag-Abonnement (Di Abo) 09.09.2014 Woyzeck 28 .10. 2014 Fettes Schwein 18 . 11 . 2014 Leben des Galilei 13 . 01 . 2015 Der Geizige 24.02 .2015 Ein Volksfeind 24.03.2015 Die Ballade vom Nadelbaumkiller 19. 05 . 2015 Angst essen Seele auf 23.06.2015 Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale Preis: 104 Euro
Mittwoch-Abonnement (Mi Abo) 17. 09. 2014 Woyzeck 19 . 11 . 2014 Leben des Galilei 17. 12 . 2014 Der Geizige 28 . 01 . 2015 Fettes Schwein 04.03.2015 Ein Volksfeind 15 . 04. 2015 Die Ballade vom Nadelbaumkiller 13 . 05 . 2015 Angst essen Seele auf 17. 06 . 2015 Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale Preis: 104 Euro
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Die Vierer-Abonnements – Bist du wütend, zähl’ bis Vier… …hilft das nicht, dann explodier’! – Bei allem grotesken Humor und Überspitzungen ins Makabre hat es Wilhelm Busch immer gut gemeint. Zwar warten in dieser Spielzeit weder Witwe Bolte noch Hans Huckebein, doch verleiht auch Molière dem Protagonisten in seiner Komödie »Der Geizige« bis ins Lächerliche überspitzte Züge: Harpagon vergräbt in seinem Streben nach Kapitalvermehrung ein Vermögen in seinem Garten. Und ihm wird klar: Jeder hat es darauf abgesehen! Nicht mal den eigenen Kindern kann er trauen. Das Stück um den lächerlich paranoiden Geizigen ist eine von Molières meistgespielten Komödien. Diese erwartet Sie in gleich drei unserer Vierer-Abonnements. Mit unseren Vierer-Abonnements richten Sie Ihre Theaterbesuche nicht nur nach dem Wochentag, sondern nach Ihren thematischen Vorlieben – Sie können sich bequem Ihr Lieblingsgenre oder auch die perfekte Mischung heraussuchen. Dabei hat jedes der vier Pakete seinen Facettenreichtum. Unser Klassiker-Paket enthält herausragende Werke von der Antike bis zur Moderne und lädt Sie in vier verschiedene Spielstätten ein. Mit Euripides’ Tragödie »Elektra« sehen Sie in der Black Box einen erbitterten Rachefeldzug, den die sagenumwobene Frauenfigur der griechischen Mythologie in ihrem Empfinden von Recht und Wahrheit gegen die Familie richtet. Bis Sie schließlich im Fürstensaal einen der berühmtesten modernen Klassiker erleben: »Leben des Galilei« von Bertolt Brecht. Neben dem Klassiker-Paket bieten wir für Liebhaber der Komödie das Spaß-Paket, für Alles-Koster das MelangePaket und für experimentierfreudige Neugierige das Neue Dramatik-Abo. Mit diesem Angebot erleben Sie etwa den »Sturz ins Ohr« im Historischen Schwanhof. Denn: Hören ist der Sinn, der eine 360 -Grad-Wahrnehmung ermöglicht. Das macht sich das Saarbrücker Liquid Penguin Ensemble zu eigen und entführt Sie in das »Theater in der Finsternis«.
Das Klassiker-Paket (Do Abo) 22 . 01 . 2015 Elektra 05.03.2015 Der Geizige 02 .04.2015 Ein Volksfeind 14. 05 . 2015 Leben des Galilei Preis: 64 Euro
Das Spaß-Paket (Fr Abo) 09. 01 . 2015 Der Geizige 06.02 .2015 Fettes Schwein 27. 03. 2015 Die Ballade vom Nadelbaumkiller 19. 06 . 2015 Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale Preis: 64 Euro
Das Melange-Paket (Sa Abo) 10 . 01 . 2015 Elektra 14. 02 . 2015 Der Geizige 11 . 04 . 2015 Ein Volksfeind 20.06.2015 Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale Preis: 64 Euro
Das Neue Dramatik-Abo (ND Abo) Fr, 06 .02 . 2015 Fettes Schwein Di, 24.03. 2015 Die Ballade vom Nadelbaumkiller Mi, 22 .04.2015 Sturz ins Ohr – Übungsstunde in Lichtdeprivation Fr, 22 .05 . 2015 Angst essen Seele auf
Die Familien-Abonnements – Freunde kann man sich aussuchen… Wenn der engste Kreis der Verwandtschaft sich trotz oder gerade wegen seiner unfreiwilligen Zusammensetzung am Samstag- oder Sonntagnachmittag zu einer gemeinsamen Unternehmung entschließt, wie wäre es mit einem Theaterbesuch? Wir haben attraktive Angebote, die jeder Generation gerecht werden. Unsere Familien-Abos sind beliebig dehnbar, vom Vater-Tochter-Abend bis hin zum Großfamilien-Ereignis. Mindestens 2 Personen (ein Erwachsener und ein Kind) besuchen drei Vorstellungen – und das Beste: Für alle Kinder der Familie bis 14 Jahren ist der Spaß kostenlos. Familien mit Kindern zwischen 4 und 7 Jahren empfehlen wir das Familien-Abo 4+, für Familien mit Kindern zwischen 8 und 14 Jahren halten wir das Familien-Abo 8 + bereit. Familien-Abo 4 + Probier’s mal mit Gemütlichkeit! – Bei dieser Zeile taucht in Kinder- wie Erwachsenenköpfen der berühmteste Bär der Literatur- und Filmgeschichte wieder auf: Balu, aber auch Mogli, Shir Khan und Kaa erwachen wieder zum Leben. »Das Dschungelbuch« ist unser diesjähriges Familienstück zu Weihnachten. Im Familien-Abo 4+ ist es am Nikolaus-Samstag um 16 Uhr zu sehen. An zwei Sonntagen gibt es außerdem die mobile Kindergartenproduktion »Socke Flocke Zucchini« sowie das Austauschgastspiel »Raus aus dem Haus«, eine Entdeckergeschichte für die Kleinsten.
Preis: 55 Euro/Studenten 35 Euro/ Theaterlabormitglieder 20 Euro
Familien-Abo 8 + In diesem Abo erlebt die Familie drei Geschichten von drei Helden. Der erste heißt Mogli. Der kleine Junge wird im Dschungel zurückgelassen und ist jederzeit Gefahren ausgesetzt. Doch auch in dieser fremden Welt findet er Freunde, mit denen er große Schwierigkeiten mit Bravour – und Gemütlichkeit – meistert. Freuen Sie sich auf eines der erfolgreichsten Werke Rudyard Kiplings: »Das Dschungelbuch«. Der zweite Held heißt August, genannt Auggie. Auch er steht alleine da, wächst aber in ganz gewöhnlicher Gesellschaft auf. Auf den ersten Blick ist er eigentlich kein Held. Alle finden ihn seltsam, schrecken sogar kurz auf, wenn sie ihn sehen. Er passt nicht in ihr gewohntes Bild. Doch woher kommt dieses Phänomen eigentlich? August könnte jeden Namen tragen und jedes Alter haben. »Elephant Boy« heißt das Stück nach Raquel J. Palacio, das das Junge Theater des Hessischen Landestheaters Marburg selbst entwickelt und inszeniert. Auch der dritte Held ist auf sich allein gestellt. Er ist Schiffbrüchiger, strandet mittellos auf einer einsamen Insel und muss von vorn anfangen. Mit einem selbstgebauten Floß ergattert er die Überreste des Schiffswracks: Proviant, Werkzeug und Waffen. 28 Jahre lebt er dort fern von Zivilisation. Bis er zwischendurch seinem künftigen Wegbegleiter begegnet – und zwar an einem Freitag. »Robinson Crusoe« ist einer der berühmtesten Helden der Literaturgeschichte. Das Junge Staatstheater Berlin ist mit dem Theaterstück in der Black Box zu Gast.
Sa, 06 .12 . 2014 Das Dschungelbuch So, 25 .01 . 2015 Raus aus dem Haus So, 29.03.2015 Socke Flocke Zucchini
So, 30 . 11 . 2014 Das Dschungelbuch So, 08.03.2015 Elephant Boy So, 10.05 . 2015 Robinson Crusoe
Vorstellungsbeginn jeweils um 16 Uhr
Vorstellungsbeginn jeweils um 16 Uhr
Preis: 21 Euro pro erwachsenem Familienmitglied
Preis: 21 Euro pro erwachsenem Familienmitglied
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Das Junge Szene-Abo – In der Jugend steckt nix drin – und das will raus Vergesst 3D-Brillen und neueste High Definition-Technik: Wir machen aus einem legendären Film ein fesselndes Theaterstück: »Angst essen Seele auf« heißt der preisgekrönte Film von Rainer Werner Fassbinder, in dem eine Liebesbeziehung zum Tabubruch wird und nun auf die Bühne kommt. Wir räumen also auf mit dem Klischee, Theater sei nur für ›Alte‹, ›Intellektuelle‹ und ›Spießer‹ gemacht, während die Jugend in die Kinos strömt. In unserem Junge Szene-Abo zeigen dir vier Stücke, dass hier Theater für dich gemacht ist. So auch Frank Wedekinds »Frühlings Erwachen« in der Black Box: Die Protagonisten sind Jugendliche, die immer wieder auf gesellschaftliche Inakzeptanz und Unverständnis stoßen. Bald sind sie Erwachsene. Ihre Eltern durchliefen doch selbst die kaum definierte ›Pubertät‹. Warum fehlt Eltern und Kindern die Sprache? Warum fehlt Verständnis? Aber nicht nur Fragen werden gestellt und Antworten gefunden, sondern auch neue Bekanntschaften geschlossen und Blicke hinter die Fassade geworfen, nämlich in der Galeria Classica mit dem »Nadelbaumkiller« und auf der Bühne auf Neil LaButes »Fettes Schwein«. Fr, 06.02 .2015 Fr, 27.03. 2015 Fr, 17. 04 . 2015 Mi, 13.05.2015 Preis: 20 Euro
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Fettes Schwein Die Ballade vom Nadelbaumkiller Frühlings Erwachen Angst essen Seele auf
Die Wahl-Abonnements – Wenn mir aber was nicht liebt, weg damit ist mein Prinzip! Bei uns müssen Sie keine Kompromisse eingehen. Sie besuchen das Theater, wie es Ihnen beliebt. Bestimmen Sie aus unserem Spielplan Ihre persönlichen Favoriten und gestalten Sie Ihren eigenen Theaterplan. Wählen Sie Termine, Produktionen, Spielorte und Sitzplätze. Das Beste: Sie sparen bis zu 35% gegenüber dem Freiverkaufspreis. Keine Angst! Gehen Sie auf’s Ganze! 6 Vorstellungen nach Wahl: 78 Euro* 10 Vorstellungen nach Wahl: 115 Euro* 20 Vorstellungen nach Wahl: 220 Euro*
* Die Wahl-Abonnements werden nur bis 23. Dezember 2014 verkauft und sind nur für Vorstellungen in der Spielzeit 2014/2015 einzulösen. Bei Einlösung des Wahl-Abos für musikalische Produktionen wie »The Blues Brothers – A Tribute« oder »Woyzeck« ist ein Musiktheaterzuschlag von 5 Euro pro Karte und Vorstellung zu zahlen und bei Einlösung des Wahl-Abos für das Open Air-Spektakel »Cinderella – A Rock ’n’ Roll Fairytale« ist ein Open Air-Theaterzuschlag pro Karte und Vorstellung zu zahlen. Das Wahl-Abonnement kann nicht für Sonderveranstaltungen eingelöst werden.
Abonnementbedingungen
Neuerwerb eines Abonnements
Die Achter-Abonnements, die Vierer-Abonnements und das Junge Szene-Abo verkaufen wir bis zum Tag der ersten Vorstellung des jeweiligen Abonnements. Das Familien-Abonnement 4+ verkaufen wir bis zum 06. Dezember 2014 und das Familien-Abonnement 8+ bis zum 29. November 2014. Sie können die vorgenannten Abonnements an der Theaterkasse bar oder mit EC-Karte bezahlen. Sie erhalten Ihre Karten und Ihren Abonnementausweis (ausgenommen Familien-Abonnenten) nach Zahlungseingang. Sollte bis zum Tag der ersten Vorstellung des Abonnements kein Zahlungseingang erfolgt sein, gilt das Abonnement als freigegeben. Die Wahl-Abonnements verkaufen wir bis zum 23. Dezember 2014, die Karten der Wahl-Abonnements werden Ihnen nach Zahlungseingang ausgehändigt.
Umtausch Bei allen Abonnements (ausgenommen die Familien-Abos) haben Sie die Möglichkeit, bei Verhinderung am Abonnementtag einen anderen Aufführungstag der jeweiligen Produktion innerhalb der Spielzeit des jeweiligen Abonnements zu wählen. Der Umtausch muss an der Theaterkasse in der Galeria Classica bis spätestens 12 Uhr am Abonnementtag angemeldet werden. Sollte der Abonnementtermin auf ein Wochenende fallen, muss der Umtausch bis spätestens zum Samstag des betreffenden Wochenendes um 12 Uhr angemeldet werden. Die Umtauschgebühr beträgt 1 Euro pro Vorstellung und Platz. Sollten aus spielplanbedingten Gründen Termine verlegt werden, ist der Umtausch selbstverständlich kostenlos. Für versäumte Vorstellungen kann kein Ersatz geleistet werden.
Abonnementverlängerung Das Abonnement (ausgenommen die Wahl-Abonnements, das Junge Szene-Abonnement, das Neue Dramatik-Abonnement und die Familien-Abonnements) verlängert sich automatisch, wenn es nicht bis zum 31. Mai der laufenden Spielzeit schriftlich gekündigt wird. Es wird Ihnen bei Verlängerung samt Rechnung zugeschickt und ist, sofern Sie nicht bar oder mit EC-Karte bezahlt haben, in einem Betrag bis zum 15. November der Spielzeit zu bezahlen. Änderungswünsche werden im Rahmen des Möglichen berücksichtigt, wenn sie ebenfalls bis zum 31. Mai der laufenden Spielzeit für die folgende Spielzeit angemeldet sind. Ein Wechsel der Abonnementarten, Platzänderungen und Ermäßigungen sind während der Spielzeit nicht möglich.
Programmänderungen Änderung des Programms, der Aufführungstermine sowie der Besetzungen bleiben vorbehalten und begründen keinen Anspruch auf Kostenersatz.
Änderung der Abonnementbedingungen
Das Hessische Landestheater Marburg behält sich vor, die Abonnementbedingungen und -preise für die jeweils kommende Spielzeit zu ändern. Diese Änderung wird den Abonnenten rechtzeitig vor dem 31. Mai 2015 durch die Publikationen des Hessischen Landestheaters Marburg mitgeteilt.
Datenschutz Nach den Bestimmungen des Datenschutzes weisen wir darauf hin, dass im Rahmen der Geschäftsverbindung personenbezogene Daten gespeichert und verarbeitet werden.
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Preise
Sitzpläne
Theaterkasse in der Galeria Classica Frankfurter Straße 59 35037 Marburg
Theater am Schwanhof – Bühne Preisgruppe 1 Reihe 1 – 5 18 €/ermäßigt 10 € Preisgruppe 2 Reihe 6 –11 16 €/ermäßigt 9 €
Telefon: 06421. 25 60 8 Fax: 06421. 99 02 41 E-Mail: kasse@theater-marburg.de Öffnungszeiten Montag bis Freitag: 09.00 – 12 .30 Uhr 15 . 00 – 18.30 Uhr Samstag: 09.00 – 12 .30 Uhr
Theater am Schwanhof – Bühne Weihnachtsstück Kinder/Jugendliche 6€ Erwachsene 8€ Theater am Schwanhof – Black Box auf allen Plätzen 16 €/ermäßigt 9 € Galeria Classica auf allen Plätzen
Die Abendkasse des jeweiligen Spielortes öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn: Theater am Schwanhof Bühne und Black Box Am Schwanhof 68 –72 35037 Marburg
Marktplatz vor dem historischen Rathaus Markt 1 35037 Marburg
Saal der Musikschule Marburg e.V. Am Schwanhof 68 35037 Marburg
Lutherische Pfarrkirche St. Marien Lutherischer Kirchhof 1 35037 Marburg
Galeria Classica Frankfurter Straße 59 35037 Marburg
Fürstensaal im Landgrafenschloss Landgraf-Philipp-Straße 1 35037 Marburg
Historischer Schwanhof Schwanallee 27– 31 35037 Marburg
17 €/ermäßigt 9 €
Galeria Classica (musikalische Produktionen) auf allen Plätzen 22 €/ermäßigt 14 € Historischer Schwanhof auf allen Plätzen
Theater am Schwanhof – Bühne 1
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Lutherische Pfarrkirche St. Marien 1
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Preisgruppe 1 Preisgruppe 2
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16 €/ermäßigt 9 €
Preisgruppe 3 Lutherische Pfarrkirche St. Marien Preisgruppe 1 Reihe 1 – 8 22 €/ermäßigt 14 € Preisgruppe 2 Reihe 9 –16 19 €/ermäßigt 12 € Preisgruppe 3 Reihe 17–24 15 €/ermäßigt 9 € Fürstensaal auf allen Plätzen
16 €/ermäßigt 9 €
Kinder- und Jugendtheater in allen Spielstätten und auf allen Plätzen Kinder/Jugendliche 6€ Erwachsene 8€
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Alle Kartenpreise verstehen sich inklusive aller Gebühren. Ein Umtausch oder eine Rückgabe von Karten ist nicht möglich. Die Eintrittskarte muss bei Betreten des Veranstaltungsortes vorgezeigt werden. Karten mit ermäßigten Preisen müssen zusammen mit dem entsprechenden, gültigen Ausweis erworben und vorgezeigt werden. An der Theaterkasse in der Galeria Classica können Sie in bar, mit EC-Karte oder Scheck bezahlen und an den Abendkassen im Theater am Schwanhof, in der Musikschule Marburg e.V., im Historischen Schwanhof, in der Lutherischen Pfarrkirche St. Marien, im Fürstensaal im Landgrafenschloss und am Marktplatz ausschließlich in bar.
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Ermäßigung Der ermäßigte Eintrittspreis gilt für Schüler, Studenten, Auszubildende, Helferinnen und Helfer im Freiwilligen Sozialen Jahr (bis zum vollendeten 30. Lebensjahr), Schwerbehinderte und Personen, die auf Grundsicherung für Arbeitssuchende nach dem SGB II oder auf Leistungen zum Lebensunterhalt nach dem SGB XII angewiesen sind. Ermäßigte Karten sind an der Theaterkasse nur gegen Vorlage des entsprechenden Nachweises zu erwerben.
Für Gastspiele und Sonderveranstaltungen gelten ggf. gesonderte Preise.
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Vorverkauf
Angebote
Online-Kartenkauf
Gruppenrabatte
Sie können Ihre Theaterkarten bequem und sicher direkt auf unserer Homepage www.theater-marburg.de über unseren Ticketdienstleister ADticket kaufen und haben damit die Möglichkeit, sich Ihre Plätze für Veranstaltungen auf dem angezeigten Saalplan selbst auszusuchen und zu buchen. Die Karten werden Ihnen per Post zugestellt. Die Zahlung erfolgt per SEPA-Zahlungsverfahren oder Kreditkarte.
Mit der Gruppe ins Theater – das macht mehr Spaß und ist für Sie außerdem preiswerter. Kommen Sie mit Ihrer Firma, Ihrem Verein oder Ihrer Clique und genießen Sie einen gemeinsamen Theaterabend. Folgende Rabatte bieten wir Ihnen an:
Telefonische Kartenbestellung Sie können Ihre Karten telefonisch an der Theaterkasse oder über die Tickethotline bestellen. Wenn Sie Ihre Karten telefonisch über die Theaterkasse unter 06421. 25 60 8 bestellen, bleiben diese 3 Tage für Sie reserviert und gehen – sofern nicht anders vereinbart – automatisch wieder in den Verkauf zurück, wenn sie innerhalb dieser Frist nicht abgeholt werden. Über die Tickethotline unter 0180. 60 50 400 können Sie Ihre Karten direkt kaufen. Die Hotline ist 7 Tage die Woche 24 Stunden besetzt (0,20 €/Anruf inkl. MwSt aus dem Festnetz, max. 0,60 €/Anruf inkl. MwSt aus dem Mobilfunknetz). Die über die Ticket-hotline gekauften Eintrittskarten werden Ihnen per Post zugestellt. Die Zahlung erfolgt per SEPA-Zahlungsverfahren oder Kreditkarte.
Weitere Vorverkaufsstellen An allen z. Zt. 2200 Vorverkaufsstellen in Deutschland, wie z.B. bei Marburg Tourismus und Marketing (MTM) am Pilgrimstein 26, der Oberhessischen Presse in der Universitätsstr. 15, Musikhaus am Biegen, Kirchhainer Reisebüro, Lenis Buchladen in Kirchhain und Stadtallendorf, Optik Dewner in Stadtallendorf, Hinterländer Anzeiger in Gladenbach, Gemeinde Ebsdorfergrund, HNA in Frankenberg, Frankenberger Zeitung, Hinterländer Anzeiger und Buchhandlung Stephanie in Biedenkopf etc.
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– ab 10 Personen 10 % – ab 30 Personen 15 % – ab 50 Personen 20 % Die Gruppenrabatte gelten für den regulären Kartenpreis und können bei ermäßigten Preisen oder Sonderaktionen nicht in Anspruch genommen werden.
Bonuscard Für spontane, aber regelmäßige Theatergänger, die ihre Treue belohnt wissen wollen, gibt es die Bonuscard: Jeder Theaterbesucher, der im freien Verkauf zum regulären Preis eine Karte erwirbt, bekommt kostenlos seine persönliche Bonuscard, auf der er sich jeden Vorstellungsbesuch quittieren lassen kann – nach neun quittierten Vorstellungen gibt es den zehnten Besuch gratis.
Last-Minute-Karten für Junge Leute Lust auf einen spontanen Theaterbesuch außerhalb des Spielplanes vom Jungen Theater? Für Schüler, Auszubildende, Studierende sowie Helfer im freiwilligen sozialen Jahr (bis zum vollendeten 30. Lebensjahr) gibt es ab 10 Minuten vor Vorstellungsbeginn die Last-Minute-Karte zum Einheitspreis von 6 Euro.
Studententage Zu Semesterbeginn (die ersten vier Wochen des Sommerund des Wintersemesters) gibt es jede Menge Theater zum kleinen Preis. Gegen Vorlage des entsprechenden Ausweises erhalten Studierende Theaterkarten zum Sonderpreis
Service
von 6 Euro. Die Termine werden auf dem Monatsspielplan durch ein S entsprechend ausgewiesen.
Geschenk- und Wertgutscheine Das besondere Präsent für jeden Anlass: Geschenkgutscheine erhalten Sie für einzelne Vorstellungen in allen gewünschten Preiskategorien ebenso wie für unsere Abonnements. Oder Sie wählen einen Wertgutschein, legen den Betrag fest und der Beschenkte kann sich seinen Abend ganz persönlich auswählen.
Service für Gehbehinderte Wenn Sie gehbehindert oder auf einen Rollstuhl angewiesen sind, informieren Sie bitte bei oder nach Ihrer Kartenbestellung das Team der Theaterkasse (Telefon: 06421. 25 60 8 oder E-Mail: kasse@theater-marburg.de). Wir sind Ihnen gerne behilflich.
Garderobennutzung gratis Einfach den Alltag abstreifen und den Theaterbesuch genießen. Ihre Mäntel, Jacken und großen Taschen verwahren wir sicher und kostenlos an unserer Garderobe.
Spielplan nach Hause – Leporelloversand und Newsletter Um immer auf dem Laufenden zu sein, können Sie sich unseren Monatsspielplan gegen eine Jahresgebühr von 10 Euro per Post zuschicken lassen (Telefon: 06421. 99 02 31). Für unsere Abonnenten ist der Postversand selbstverständlich kostenfrei! Oder abonnieren Sie unseren kostenlosen Online-Newsletter unter www.theater-marburg.de!
Internet Den aktuellen Spielplan, Stückbeschreibungen, Bilder, Materialmappen zu den Stücken, Biografien und weitere interessante Informationen finden Sie auf unserer Internetseite www.theater-marburg.de.
Stückeeinführungen, Nachgespräche, theaterpädagogische Begleitprogramme Zu bestimmten Inszenierungen bieten wir vor oder im Anschluss an die Vorstellung Publikumsgespräche mit Beteiligten der Produktion an. Darüber hinaus gibt es auch ein umfangreiches theaterpädagogisches Programm. Ort und Termin entnehmen Sie bitte dem Monatsspielplan, unserer Homepage und der Presse.
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Anfahrtsplan
Kontakte
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Richtung Wehrda
Theater am Schwanhof Bühne und Black Box Am Schwanhof 68 –72 35037 Marburg
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Richtung Marbach
2 Saal der Musikschule Marburg e.V. Am Schwanhof 68 35037 Marburg
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Historischer Schwanhof Schwanallee 27– 31 35037 Marburg
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Fürstensaal im Landgrafenschloss Landgraf-Philipp-Straße 1 35037 Marburg
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Lutherische Pfarrkirche St. Marien Lutherischer Kirchhof 1 35037 Marburg
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Marktplatz vor dem historischen Rathaus Markt 1 35037 Marburg
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Richtung Ockershausen
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Galeria Classica Frankfurter Straße 59 35037 Marburg
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Intendanz Matthias Faltz/Intendant intendanz@theater-marburg.de
Telefon: 06421. 99 02 0 Fax: 06421. 99 02 41 info@theater-marburg.de www.theater-marburg.de
Organisation und Marketing Dr. Christine Tretow/Direktorin für Organisation und Marketing/Stellvertretende Intendantin Telefon: 06421. 99 02 33 c.tretow@theater-marburg.de
Theaterkasse in der Galeria Classica Frankfurter Straße 59 35037 Marburg Telefon: 06421. 25 60 8 kasse@theater-marburg.de
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Hessisches Landestheater Marburg GmbH Am Schwanhof 68 –72 35037 Marburg
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seelheimer Straße Groß Richtung Homberg (Ohm)
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 09.00 – 12 .30 Uhr 15 . 00 – 18.30 Uhr Samstag: 09.00 – 12 .30 Uhr Netzwerk Theater und Schule Jürgen Sachs Telefon: 06421. 99 02 37 j.sachs@theater-marburg.de Theaterpädagogik Katrin Hylla, Juliane Nowak Telefon: 06421. 99 02 36 theaterpaedagogik@theater-marburg.de Michael Pietsch Telefon: 06421. 99 02 37 m.pietsch@theater-marburg.de Künstlerisches Betriebsbüro Jörg Heppe Telefon: 06421. 99 02 34 Fax: 06421. 99 02 41 kbb@theater-marburg.de
Dramaturgie Alexander Leiffheidt/Chefdramaturg Telefon: 06421. 99 02 45 Simon Meienreis Telefon: 06421. 99 02 38 Christopher Hanf Telefon: 06421. 99 02 36 dramaturgie@theater-marburg.de Junges Theater Marburg Annette Müller, Oda Zuschneid/ Leitung Junges Theater Marburg Eva Bormann/Dramaturgin Junges Theater Marburg Telefon: 06421. 99 02 38 jungestheater@theater-marburg.de Verwaltung Dieter Dreßen/Verwaltungsleiter Telefon: 06421. 99 02 32 verwaltung@theater-marburg.de Beate Trier/Sekretärin Telefon: 06421. 99 02 31 info@theater-marburg.de Technische Leitung Fred Bielefeldt/Technischer Leiter Telefon: 06421. 99 02 35 technik@theater-marburg.de
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Sarah Holtkamp Telefon: 06421. 99 02 48 pressestelle@theater-marburg.de
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Ensemble und Mitarbeiter
Geschäftsführender Intendant Matthias Faltz Direktorin für Organisation und Marketing/ Stellvertretende Intendantin Dr. Christine Tretow Persönliche Referentin der Intendanz/ Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Sarah Holtkamp Verwaltungsleiter Dieter Dreßen Sekretariat und Verwaltung Beate Trier Künstlerisches Betriebsbüro Jörg Heppe Dramaturgie Alexander Leiffheidt (Chefdramaturg), Eva Bormann (Junges Theater Marburg), Christopher Hanf, Simon Meienreis Theater und Schule Jürgen Sachs Theaterpädagogik Katrin Hylla, Juliane Nowak (Leitung Theaterjugendclub), Michael Pietsch Soufflage Bernd Kruse
Bildlegende
Regie Marc Becker, Katharina Bihler, Fanny Brunner, Björn SC Deigner, Matthias Faltz, Marcel Franken, Christian Fries, Gerald Gluth-Goldmann, Amina Gusner, Mario Hohmann, Katrin Hylla, Anna Konjetzky, Hans-Jochen Menzel, Max Merker, Annette Müller, André Rößler, Stefan Scheib, Dominique Schnizer, Stephan Suschke, Luise Voigt, Marc Wortel, Christiane Zanger, Oda Zuschneid Inspizienz/Regieassistenz Magz Barrawasser, Tabea Schattmaier, Marie Schwesinger Ensemble Tom Bartels (a.G.), Ogün Derendeli (a.G.), Mateusz Dopieralski (a.G.), Johannes Eimermacher (a.G.), Uta Eisold, Christian Fries (a.G.), Julia Glasewald, Ayana Goldstein, Agnieszka Habraschka (a.G.), Timo Hastenpflug (a.G.), Maximilian Heckmann, Marlene Hoffmann (a.G.), Johannes Hubert (a.G.), Sahra Huby (a.G.), Thomas Huth, Katrin Hylla (a.G.), Insa Jebens, Jürgen H. Keuchel, Franziska Knetsch (a.G.), Michael Köckritz (a.G.), Michael Lohmann (a.G.), Patrick Michel (a.G.), Artur Molin, Annette Müller, Gergana Muskalla (a.G.), Sebastian Muskalla (a.G.), Alexander Peiler, Roman Pertl, Stefan A. Piskorz, Leonie Rainer, Christine Reinhardt (a.G.), Irina Ries (a.G.), Victoria Schmidt, Daniel Sempf, Thomas Streibig (a.G.), Charles Toulouse (a.G.), Tobias M. Walter, Oda Zuschneid
Technische Leitung Fred Bielefeldt Bühnentechnik Joachim Reimschüssel (Bühnenmeister/Stellv. Technischer Leiter), Ron Brück, Tobias Maurer, Michael Psaras, Christopher Simon Beleuchtung Albrecht Rau (Leitung), Andre Hikade, Delia Nass, Alexander Pabst, Paula Zels (Auszubildende) Tontechnik Ronald Strauß (Leitung), Tom Faber, Carsten Wackernagel (a.G.) Requisite Margarita Belger (Leitung), Michael Brückner, Madeleine Müller Maske Grit Anders (Leitung), Tina Eggert, Silvia Stephan Kostümabteilung Angela Kessler (Leitung), Kathleen Gröb, Lidia Kister, Gisela Schmidt, Elisabeth Szabó Werkstätten Jürgen Barth (Schreinerei), Ralph Hilberg (Schreinerei), Christian Zander (Schlosserei), Sergej Fuchs (Malsaal)
Stücke Schauspiel Seite 38 v.l.: Oliver Schulz, Sebastian Muskalla Seite 39 Martin Maecker Seite 40 v.l.: Uta Eisold, Daniel Sempf, Tobias M. Walter, Johannes Hubert Seite 41 v.l.: Victoria Schmidt, Tom Bartels, Marlene Hoffmann Seite 42 v.l.: Oda Zuschneid, Ogün Derendeli Seite 43 v.l.: Ogün Derendeli, Martin Maecker Seite 44 v.l.: Ogün Derendeli, Sebastian Muskalla, Daniel Sempf, Uta Eisold, Sven Mattke Seite 45 Annette Müller Seite 46 v.l.: Julia Glasewald, Tobias M. Walter, Daniel Sempf Seite 47 v.l.: Annette Müller, Daniel Sempf Seite 48 Julia Glasewald, Tobias M. Walter, Thomas Huth Seite 49 v.l.: Johannes Hubert, Sven Mattke Stücke Junges Theater Seite 68 v.l.: Oda Zuschneid, Charles Toulouse Seite 69 v.l.: Stefan A. Piskorz, Moritz Fleiter Seite 70 v.l.: Oda Zuschneid, Annette Müller, Charles Toulouse, Ogün Derendeli Seite 71 v.l.: Katrin Hylla, Jürgen H. Keuchel, Mateusz Dopieralski Seite 72 Timo Hastenpflug Seite 73 Johannes Hubert Seite 74 v.l.: Mateusz Dopieralski, Marlene Hoffmann Seite 75 v.l.: Annette Müller, Gergana Muskalla
Hauspersonal Michael Schwabe Theaterkasse Barbara Burandt (Leitung), Udo Begere, Anna Börner, Sigrid Popp, Eva Tietz, Lena Werther
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Impressum
Herausgeber Hessisches Landestheater Marburg GmbH Geschäftsführender Intendant Matthias Faltz
Druckerei Vereinte Druckwerke Frankfurt Druck Auflage 5.000 Redaktionsschluss
Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kerstin Weinbach
17. März 2013
Änderungen vorbehalten Redaktion Matthias Faltz (V.i.S.d.P.), Miriam Kaufmann Redaktionelle Mitarbeit Intendanz, Marketing, Öffentlichkeitsarbeit, Dramaturgie, KBB, Theaterpädagogik, Theater und Schule Konzept und Gestaltung Via Grafik Gestaltungsbüro www.vgrfk.com Illustrationen Riikka Laakso Fotos Christian Buseck: S. 41, 46, 48, 74, Ensembleportraits Katharina Dubno: S. 47 Ramon Haindl: S. 38, 39, 40, 42, 44, 49, 69, 70, 71, 72, 73 Arne Landwehr: S. 43, 45 Lena Obst: S. 68, 75
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