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Im Januar 2014 liegt die Eröffnung des Hauses der Stadtgeschichte zehn Jahre zurück. – Dieses Programm ist dem damaligen Offenbacher Kulturdezernenten Stephan Wildhirt gewidmet, der im November 2013 verstorben ist. Er hat die Eröffnung des Hauses der Stadtgeschichte als Idee auf die politische Tagesordnung gesetzt und ungeachtet einer Reihe von Widerständen zur Verwirklichung geführt. »Es ist nicht genug, zu wissen, man muß auch anwenden; es ist nicht genug, zu wollen, man muß auch tun.« [Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre]

Programm Januar bis Juni 2014

Sonntag, 12. Januar 2014, 11 Uhr Führung Anita Kremer: Zum Ausstellungsende »Freunde fürs Leben – Teddybären erzählen ihre Geschichten« (bis 12. Januar) Anita Kremers Abschlußführung durch ihre ehrenamtliche Ausstellung »Freunde fürs Leben – Teddybären erzählen ihre Geschichte« stellt ein letztes Mal die Anekdoten vor, die Bärchen, Beppo, Fritzchen, Klausi und Seppel – und wie sie alle heißen – erlebt oder miterlebt haben. Gehegt und gepflegt, hätten alte Teddybären nämlich spannende Dinge aus ihrem Leben zu erzählen, wenn sie es denn könnten. So aber gibt Anita Kremer die Berichte der stolzen Besitzerinnen und Besitzer wieder, welche Erlebnisse die treuen Gesellen mitgemacht haben: Seien es gemeinsam im Luftschutzbunker verbrachte Nächte oder das heimliche Weinen, daß Papi unversehrt von der Front zurückkehren möge. Sei es die Reisebegleitung auf einer Kinderlandverschickung oder auf der ersten Nachkriegsfahrt nach Italien. Anita Kremer ist Erzählerin heiterer oder trauriger Lebensgeschichten der Kriegsund Nachkriegszeit, in denen das allgemein Menschliche eine Rolle spielt.

Sonntag, 12. Januar 2014, 15 Uhr Rolf Kissel: »Weißer Raum – Distanz und Nähe« Einführung durch Dr. Stephan Mann, Museum Goch Ausstellung vom 12. Januar bis 9. Februar 2014 Der Maler und Bildhauer Rolf Kissel (geb. 1929) gehört zu den wichtigen Vertretern der deutschen Nachkriegskunst. Zeitgleich zu den Künstlern der Düsseldorfer Zerogruppe um Otto Piene, Günter Uecker und Heinz Mack vertrat Kissel die künstlerischen und ästhetischen Gedanken seiner Generation, artikulierte und formte sie maßgeblich mit. Er hat damit wesentlichen Anteil an der ästhetischen Wahrnehmung deutscher Nachkriegskunst. Ab 1960 entstanden die ersten monochromen Bilder, mit denen sich Kissel zunehmend von der informellen Malerei seiner Zeit absetzte. An die Stelle der Gestik setzte Kissel das konkrete Bildobjekt. Die Auflösung des illusionistischen Bildraumes wurde für ihn zur zentralen künstlerischen Herausforderung. Er experimentierte mit Holzlamellen, die die Bildoberfläche gliedern und in den Raum hineinwirken, womit das Licht zum eigentlichen Gestalter des Objekts wird. Diese Lichtreliefs wurden zu begehbarer Architektur, wenn Kissel beispielsweise für die Waldschule in Leverkusen einen Raum konzipierte (heute zerstört). Die Ausstellung vereint bedeutende Werke aus der frühen Schaffenszeit von Rolf Kissel, der sein Atelier in Offenbach am Main hat.


Rebekka Riedl: »Kinderwerkstatt Bunterkund« Jeweils Dienstag, 15 bis 16 Uhr: 14. und 28. Januar, 11. und 25. Februar, 11. und 25. März, 8. und 29. April, 13. und 27. Mai, 10. und 24. Juni 2014 Drucken, zeichnen, basteln, formen, schneiden, malen, kleben! Die »Kinderwerkstatt Bunterkund« ist eine Kinderstunde im Haus der Stadtgeschichte für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren. Die Kleinsten und Kleinen können sich jeden zweiten Dienstagnachmittag in Begleitung ihrer Eltern (oder Betreuungsperson) kreativ mit Themen der Ausstellungen des Hauses beschäftigen und verschiedene künstlerische Techniken ausprobieren. Das Angebot ist kostenlos und richtet sich auch an größere Gruppen (Kindergartengruppen, Tagesmütter/ -väter oder Vereine). Bei größeren Gruppen wären wir über eine kurze Anmeldung dankbar. Bei Fragen steht Rebekka Riedl (Tel. 0152 - 107 48 170 oder rebekka.rie@gmail.com) jederzeit zur Verfügung. Wir freuen uns auf Euch! Sonntag, 19. Januar 2014, 15 Uhr Vortrag Dr. Annette Seemann (Weimar): »Fruchtbares Exil – Madame de Staëls romantische und folgenreiche Deutschlandreise 1803/04 im Kontext ihres farbigen Lebens« Baronin Anne Louise Germaine de Staël-Holstein wurde am 22. April 1766 in Paris als Kind des Bankiers, Politikers und späteren französischen Finanzministers Jacques Necker geboren. Selbst politisch aktiv, mußte sie nach anfänglicher Parteinahme für die Revolution von 1789 fliehen. Schriftstellerisch äußerte sie sich zu Fragen ihrer Zeit und der Literatur, schrieb dazu Romane. Sie pendelte zwischen Paris und dem Landgut Coppet in der Schweiz, unternahm zahlreiche Reisen. Ihr Leben war immer wieder von Verbannungen und Exil geprägt, verstärkt nach der Machtergreifung Napoleons. Ihre wichtigste Schrift »De l'Allemagne« (Über Deutschland) entstand vor allem unter dem Eindruck ihrer 1803/04 unternommenen Reise durch Deutschland, in deren Verlauf sie führende deutsche Dichter wie Goethe, Schiller und Wieland kennengelernt hatte. Mit diesem Werk trug sie wesentlich zur Verbreitung der deutschen Romantik und deren Wirkung auf die französische Literatur bei. Zudem prägte sie die Idealvorstellung von Deutschland als »Land der Dichter und Denker«. Der Reisebericht konnte im Jahr 1814, also vor 200 Jahren, mit dem Ende der französischen Herrschaft erstmals in Deutschland gedruckt werden, und zwar im Verlag Hitzig im befreiten Berlin, nachdem 1813 bereits eine englische Ausgabe in London erschienen war. Die französische Ausgabe von 1810 hatte Napoleon nach dem Erscheinen konfiszieren lassen. Gegen die Verfasserin war sogar ein neues Verbannungsdekret erlassen worden. Die wohlwollende Grundhaltung gegenüber Deutschland und der deutschen Kultur paßte nicht zu den Feindbildern, die Napoleons Eroberungspolitik prägten. Dieses Werk hat das Deutschlandbild der Franzosen bis ins 20. Jahrhundert mitgeprägt. Grund genug, sich Leben, Denken und Werk der gebildeten, politisierenden und überaus eloquenten Frau zu vergegenwärtigen, die am 14. Juli 1817 in Paris an einem Schlaganfall starb. Sonntag, 26. Januar 2014, 14 Uhr Vortrag Vicente Such-Garcia: »Migrationshintergründiges« – Gedanken über die Wahrheit der Begriffe Der Begriff »Migrationshintergrund« wird von vielen Betroffenen, vor allem nach erfolgreicher Einbürgerung und Integration, als diskriminierende Wertung empfunden. So stellt beispielsweise die Autorin und Offenbacher Stadtverordnete Milia Tsobanidou in ihrem Gedicht »Verrannt?« zum aktuellen Sprachgebrauch fest: »Migranten heißen sie alle beisammen, oder Menschen mit Migrationshintergrund, man fragt sich immer noch über den Hintergrund.« Auch die sogenannte »Aufnahmegesellschaft« ist sich unsicher, was mit dem »Migrationshintergrund« eines größeren Bevölkerungsteils überhaupt festgestellt werden soll. So hat die Fakultät für Gestaltung der Hochschule Mannheim unter Professor Kai Beiderwellen ein künstlerisches Projekt durchgeführt (»Menschen vor dem Migrationshintergrund« – Ein spontanes Fotoprojekt), das den Begriff durchaus ins Lächerliche zieht. Dabei hinterfragen die Studierenden die politische Absicht: »Migration – das hört sich irgendwie nach Wanderferien, Exotik oder sogar Abenteuer an. Aber auf jeden Fall harmlos. Da ist keine Bedrohung in diesem Begriff. Er impliziert auch das Nicht-Dauerhafte / Endgültige. Wer migriert, migriert vielleicht ja auch wieder weg.« In der Tat verzichtet der aktuelle Sprachgebrauch auf die Verwendung der eindeutigeren Begriffe des »Emigranten« (Auswandernden) und des »Immigranten« (Einwandernden) nahezu vollständig. Was könnten die Hintergründe sein, fragt sich auch Historiker Vicente Such-Garcia, der im Alter von zwei Jahren als sogenanntes »Gastarbeiter«-Kind nach Deutschland kam und seinen »Migrationshintergrund« als Teil offizieller Statistiken auch nach Jahrzehnten nicht los wird. Ihm erscheint dieses Behördenstigma längst als realitätsfern, manifestiert es doch das frühere »lex sanguinis« (»Blutgesetz«) des deutschen Staatsbürgerrechtes.


Sonntag, 2. Februar 2014, 15 Uhr Vortrag Dr. Jörg Füllgrabe: »Vom Glanz der Herrschaft – Karl der Große und seine Zeit« Zu den Kaisern, deren Name im Volk nicht vergessen ist, zählt Karl der Große. Er starb vor 1.200 Jahren am 28. Januar 814 in Aachen. Geboren 747 oder 748 an unbekanntem Ort als Sohn Pippins des Jüngeren und seiner Gemahlin Bertrada, prägte er die Idee eines christlichen Abendlandes. Nach den Wirren der Völkerwanderungszeit legte er im Fränkischen Reich die Fundamente für eine einheitliche europäische Kultur, die auch Gebiete umfaßte, die zuvor nicht römisch gewesen waren. Klöster und Klosterschulen vermittelten dort Bildung und antikes Wissen. Karl war Herrscher von 768 bis zu seinem Tod 814, seit 800 »römischer Kaiser«. Karl war insgesamt viermal verheiratet, nur einer seiner legitimen Söhne erreichte jedoch das regierungsfähige Alter. Im Rhein-Main-Gebiet finden sich neben der Pfalz in Frankfurt am Main die Spuren des Herrschers auch in Dreieichenhain oder Seligenstadt. Der Vortrag soll neben diesem regionalen Aspekt aber auch die gesamtgeschichtliche Bedeutung des »ersten Karolingers« behandeln, und so wird auch Abul Abbas eine Rolle spielen, jener weiße Elefant, den der Kalif von Bagdad dem mächtigen Frankenkaiser als Zeichen der Freundschaft übersandte. Sonntag, 9. Februar 2014, 11 Uhr Führung Monika Krämer: »Ein Spaziergang von der Steinzeit zur Bronzezeit – Funde erzählen Geschichte/n« Aus der Mittelsteinzeit stammen die ältesten Offenbacher Funde: Werkzeuge von Jägern und Sammlern, die nach der Eiszeit durch unsere Gegend streiften. Bauern der Jungsteinzeit errichteten im Mainbogen und am Buchhügel erste Dörfer. Siedlungsspuren und Gräber finden sich auch in anderen Teilen des heutigen Stadtgebiets, weshalb eine dünne, doch dauerhafte Besiedlung angenommen werden muß. Diese frühesten Ackerbauern, »Bandkeramiker« nach der Art ihrer Gefäßverzierungen genannt, bestatteten ihre Toten in Hockergräbern in seitlicher Lage mit angewinkelten Armen und Beinen. Gegen Ende der Jungsteinzeit wurden erstmals Hügel über Gräbern angelegt. Die Frühe Bronzezeit ist in Offenbach bislang nicht durch Funde dokumentiert. Einen Bevölkerungszuwachs bezeugen Grabhügel der Mittleren Bronzezeit unter anderem im Stadtwald. Die Hügel wurden über Totenkammern aufgeschüttet. In der Späten Bronzezeit setzte sich die Sitte durch, die Toten zu verbrennen und deren Asche in Flachurnengräbern zu bestatten. In der Bieberer Gemarkung sind Urnenfriedhöfe nachweisbar, die zu Siedlungen gehörten. Steinkistengräber belegen die Existenz hervorgehobener Familien und damit auch in unserer Gegend den Beginn sozialer Differenzierung. Aus einer dieser Bestattungen stammt beispielsweise das Bieberer Amulett. Sonntag, 9. Februar 2014, 15 Uhr Vortrag Dr. Kerstin Appelshäuser-Walter: Der Petersplatz in Rom – Architektur und Texte Den Petersplatz in Rom schmücken nicht nur Säulen, sondern auch mehrere lateinische Sätze. Ihre Wörter inmitten barocker Architektur verweisen jedoch auf das Mittelalter, die vor- und frühchristliche Antike und das Alte Testament. Weshalb ließ der Auftraggeber des Petersplatzes, Papst Alexander VII., seinen Architekten Gian Lorenzo Bernini solch eine Kombination aus Stein und Sprache bauen? Welche Botschaften konnten Architektur und Inschriften im katholischen Zentrum vermitteln, nachdem durch den Westfälischen Frieden (1648) als Abschluß des Dreißigjährigen Krieges der religionspolitische Einfluß Roms große Verluste hatte hinnehmen müssen? Diesem Zusammenhang wird der Vortrag nachgehen. Sonntag, 16. Februar 2014, 11 Uhr Führung Werner Kempf: »Volldampf voraus!« – Die Offenbacher Industrie im 19. und 20. Jahrhundert Das Domizil des Museums, der im Jahr 1896 fertiggestellte Bernardbau, beherbergt neben vielen anderen Exponaten auch die industriegeschichtliche Sammlung des Hauses der Stadtgeschichte: Sie gewährt Einblicke in die Offenbacher Wirtschaftsgeschichte, die ihren Weg vom Manufakturwesen zur Industrialisierung nahm. Mehrere Vitrinen zeigen verschiedene Gewerbe: den Offenbacher Eisenkunstguß, den Kutschen- und Waggonwagenbau der Firma Dick & Kirschten, die Lederindustrie, ebenso die Schnupftabakverarbeitung der ehemals im Gebäude ansässigen Firma Gebrüder Bernard. Der Eisenkunstguß ist wichtig, weil er im 19. Jahrhundert Grundlagen der darauffolgenden, Offenbach prägenden Metallindustrie schuf, indem er Produktionsweisen vorwegnahm. Die Firma Dick & Kirschten ist bedeutend, weil sie durch ihre zunftfreie und arbeitsteilige Produktionsweise an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert einen Übergang zur Industrialisierung markiert. Die Lederverarbeitung und Lederwarenherstellung wiederum verschaffte Offenbach neben der Metallindustrie Weltgeltung. Weitere Alt-Offenbacher Firmen werden vorgestellt, beispielweise die 1857 gegründete Lederfabrik J. Mayer & Sohn, die unter anderem durch eine Gedenkschatulle für Robert von Hirsch, den Neffen des Ehrenbürgers Ludo Mayer in der Schausammlung des Museums vertreten ist.


Sonntag, 16. Februar 2014, 15 Uhr Michaela Haas, Anja Hantelmann, Katja M. Schneider: »Metamorphosen« Eröffnung durch Oberbürgermeister Horst Schneider Einführung durch Dr. Thomas Niemeyer, Städtische Galerie Nordhorn Ausstellung vom 16. Februar bis 16. März 2014 Drei Künstlerinnen – Michaela Haas, Anja Hantelmann und Katja M. Schneider – widmen sich dem Gedanken der Metamorphose. Mit Strichen, Farbflächen, Worten und Gegenständen verändern sie ihre Sicht auf Dinge, Sachverhalte, Ideen oder Gefühle. Manches halten sie fest, anderes gerät durch ihren Blick in Bewegung, teilt sich neu mit. Dieser Prozeß führt die Künstlerinnen zur Erkenntnis: »Das Bild intensiviert das Erleben und fordert eine neue Aufmerksamkeit und Wahrnehmung von etwas, von dem wir vielleicht dachten, wir wüßten es schon. Aber die Möglichkeit der Verwandlung – innerlich wie äußerlich – ist allgegenwärtig.« – Michaela Haas liebt jene Verwandlungen, die immer und immer wieder in den Mythen der Welt erzählt werden. Sie versucht in ihren Zeichnungen und Figuren Archetypen präsent werden zu lassen: Frauen, Mädchen, Kriegerinnen, dazu Wächter, Engel, Dämonen. Sie lösen sich von ihr und beginnen ein Eigenleben. Anja Hantelmann nähert sich dem Geier an, einem als Aasfresser mit dem Tod assoziierten Vogel. In ihrer Beschreibung wird er lebendig und nah. Heimgesucht vom Bild eines kreisenden Geiers, begegnet sie dem Raubvogel Auge in Auge mit Stift, Papier und Kamera. Katja M. Schneider malt Porträts junger Mädchen oder Frauen, je nach Blickwinkel. In Anlehnung an Werke der abendländischen Malerei des Mittelalters und der Renaissance steht ihre Suche nach gültigen, funktionierenden Bildideen. Sonntag, 23. Februar 2014, 14 Uhr Vortrag Vicente Such-Garcia: George Orwells Zukunftsvision »1984« – Realität oder Prophezeiung? Dreißig Jahre nach dem Jahr 1984 stellt sich die Frage, was aus George Orwells Roman »1984«, der – 1949 veröffentlicht – das fiktive Datum einer Diktatur beschreibt, geworden ist: Gibt es die beschriebene Ausbeutung der Arbeitskräfte? Gibt es den Überwachungsstaat? Gibt es eine Gesellschaft, deren Menschen die Identität geraubt ist? Gibt es »Neusprech« als ideologisch bereinigte Sprache? Gibt es den unaufhörlichen Kampf gegen einen erfundenen ideologischen Feind als herrschende Staatsdoktrin? Gibt es »Gedankenverbrechen« durch das Denken politisch unerwünschter Inhalte? Gibt es die gutmeinende Diktatur des »Großen Bruders«, dessen engmaschiges Netz von Geboten und Verboten für jeden zu befolgen ist, der nicht mit staatlichen Repressionen rechnen will? In Staaten, in denen Bürgerrechte wenig gelten, wird die Zivilgesellschaft in der Tat unterdrückt und ein Überwachungsstaat mit Manipulationen im Denken und Erinnern eingerichtet. Zwar verfügt der zivile Widerstand, der in Deutschland beispielsweise Datenschutz als Teil der Bürgerrechte einfordert, über eine jahrzehntelange Tradition, die vom Protest gegen die Volkszählung 1987 und der Bürgerrechtsbewegung im ostdeutschen Unrechtsstaat bis zum aktuellen Skandal um den Datenmißbrauch westlicher Geheimdienste reicht, doch erleichtert ein neoliberaler Zeitgeist gemeinsam mit der Omnipotenz moderner Technik einen elektronischen Alltag, der keine Privatsphären mehr kennt. Auch die Alltagssprache hat massiv an Freiheit und Inhalt verloren: Begriffe wie »Dienstleistungsgesellschaft«, »Freisetzung vom Arbeitsplatz«, »Zwangsmaßnahme«, »Frühverrentung«, »Integrationsverlierer/in« erscheinen als Vokabular einer Gesellschaft ohne Solidarität. Sonntag, 2. März 2014, 15 Uhr Vortrag Dr. Rosemarie Killius: »Die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit« – Erinnerungen der russischen Dolmetscherin Tatjana Stupnikova an den Nürnberger Prozeß Der Vortrag schöpft aus dem Tagebuch der Tatjana Stupnikova, Dolmetscherin beim Nürnberger Prozeß, das unter dem Titel »Die Wahrheit, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit« in der Reihe „Transkulturalität, Translation, Transfer“ des Verlages für wissenschaftliche Literatur Frank & Timme herausgegeben wurde. Das große Internationale Militärtribunal 1945/46 gegen die damals als Kriegsverbrecher angeklagten Funktionsträger aus den Reihen der Führung, des Militärs, der Wirtschaft und der Verwaltung NS-Deutschlands erscheinen aus der Sicht einer russischen Simultandolmetscherin. Tatjana Stupnikova hat nach langem Zögern ihre Erinnerungen aufgeschrieben und läßt den Leser an ihren sehr persönlichen Eindrücken und Ängsten teilhaben, ebenso an ihrer Erschütterung angesichts dessen, was sie bei diesem Prozess auch über ihre eigene Heimat, die Sowjetunion, erfährt. Erschreckend sind die Parallelen, die sie immer wieder zwischen Nationalsozialismus und Stalinismus zieht. – Die Referentin Dr. Rosemarie Killius war mit Tatjana Stupnikova befreundet und hat sie zum Schreiben ihres Buches motiviert. Als Historikerin hat sie selbst Teilnehmer des Internationalen Militärtribunals interviewt und darüber publiziert.


Sonntag, 9. März 2014, 15 Uhr Vortrag Dr. Rosemarie Killius: »Der deutsche Nachkriegsfilm der späten 1940er Jahre« Nach der Filmseminarreihe mit Beispielen des NS-Films aus den 1930er/40er Jahren wird in diesem Vortrag der frühe deutsche Nachkriegsfilm erörtert. Die Frage nach der Glaubwürdigkeit und Authentizität ost- und westdeutscher Filme wird gestellt. Welche Themen finden sich in den frühen Nachkriegsfilmen überhaupt? Werden Nationalsozialismus, Völkermord und Krieg thematisiert? Welchen Zeitgeist verkörpern die Filme von Kurt Mätzig, Konrad Wolf, Helmut Käutner oder Wolfgang Staudte in der Nachkriegszeit der späten 1940er Jahre, in der noch nicht von Wirtschaftswunder, Wiederaufbau und »heiler Welt« der 1950er Jahre die Rede ist. Welche Schauspieler der UFA-Zeit sind überhaupt noch präsent? Diese und andere Fragen sollen gemeinsam diskutiert werden. – Es findet keine Filmeinspielung statt, jedoch bietet die Referentin die Möglichkeit zum Filmschauen nach Abstimmung mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung an. Sonntag, 16. März 2014, 11 Uhr Führung Werner Kempf: »Johann Anton André und Alois Senefelder – Wegbereiter der Lithographie« Alois Senefelder (1771-1834) ist der Erfinder der Lithographie. Durch einen Zufall wurde Offenbach zur Wiege jenes ältesten Flachdruckverfahrens: Im Jahr 1799, auf einer Geschäftsreise nach Wien, hatte der Offenbacher Musikverleger und Notendrucker Johann Anton André (1775-1842) in einer Münchner Zeitung eine Anzeige gelesen, in welcher Senefelder das neue Verfahren bewarb. Eine Vorführung überzeugte den Geschäftsmann sofort: »75 Seiten in einer Viertelstunde, wovon immer zwei zugleich gedruckt wurden«, erlaubten die äußerst günstige Lieferung von Musikalien für sechs Kreuzer je Bogen. Anton Andrés Geschäftsreise nach Wien hatte zu einem zweiten, nicht weniger folgenreichen Ergebnis geführt. Von Mozarts Ehefrau Constanze kaufte André den handschriftlichen Nachlaß des Komponisten, der bis 1854 in Offenbach verwahrt blieb. Ab 1800 erschienen in unserer Stadt lithographierte Notendrucke nach Mozarts Originalmanuskripten. Senefelder selbst hatte für die Firma André die Steindruckpressen eingerichtet und Arbeiter angelernt. Zeitgleich gründete die Firma Niederlassungen in europäischen Staaten und suchte das neue Verfahren durch Privilegien zu schützen. Allgemein wurde die Lithographie für die Wiedergabe von Künstlergraphik bedeutend. Sonntag, 16. März 2014, 15 Uhr Vortrag Dr. Jörg Füllgrabe: Eine Mär aus uralter Zeit – Das Nibelungenlied als literarische und historische Quelle »Uns ist aus alten maeren wunders vil geseit...« – Mit diesen geheimnisverheißenden Worten beginnt eines der wesentlichen Werke der Literatur des deutschen und europäischen Mittelalters, das Nibelungenlied. Um das Jahr 1200 verfaßte ein namentlich nicht bekannter Dichter jenes Epos, das zu den bemerkenswertesten Dichtungen des Mittelalters zählt. Dabei scheint das Werk über die Zeiten fortlaufend von besonderer Anziehungskraft gewesen zu sein und eine manchmal erschreckende Aktualität entwickelt zu haben. Begriffe wie »Nibelungentreue«, womit beispielsweise im Ersten Weltkrieg die deutsch-österreichische Waffenbrüderschaft beschrieben war, sind bis in die Gegenwart ein Begriff und in der jüngeren deutschen Vergangenheit oftmals umgedeutet und mißbraucht worden. Es gibt weiteres zu erörtern: So waren Stoff und Motive des Epos auch vor 800 Jahren keineswegs eine durchgängige Beschreibung der Gegenwart, sondern reichten in eine Zeit zurück, die seinerzeit fast genauso weit entfernt lag wie den Heutigen das Hohe Mittelalter. Sonntag, 23. März 2014, 11 Uhr Führung Ute Guckel: »Offenbach am Main – Die Geschichte unserer 1000jährigen Stadt« Bereits für das Jahr 977 wird Offenbach zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Es dauerte mehrere Jahrhunderte, bis sich Offenbach größer entfaltete und andere Orte in ihrer teils älteren Bedeutung hinter sich ließ. Doch bereits im Jahr 1414 beschwerte sich der Frankfurter Rat im Zusammenhang mit Zollstreitigkeiten über den Bau einer Burg in Offenbach, die sich möglicherweise in den ältesten Teilen des Isenburger Schlosses wiederfindet. Die spätmittelalterliche Prägung von Goldgulden in Offenbach am Main erscheint ebenso wie der genannte Vorfall kaum durch die räumliche Größe des damaligen Bauern- und Fischerdorfes erklärbar. Allerdings wußten die wechselnden Regenten durchaus den geographisch-strategischen Wert jener Ortslage nahe der Frankfurter Messe und des dortigen Handels zu schätzen. Im Jahr 1556 verlegte Graf Reinhard von Isenburg seine Residenz aus Birstein nach Offenbach. Die Isenburger förderten im 18. Jahrhundert den Merkantilismus als Wirtschaftsform, womit im 19. Jahrhundert die Grundlage einer raschen Industrialisierung gegeben war. Den dörflichen Ortskern und die neuen Siedlungsareale in Offenbach betreffend, bestand bis zum Jahr 1824 sogar eine rechtliche Trennung zwischen der sogenannten »Altgemeinde« und der »Neugemeinde«. Anknüpfend an die beiden Museumsmodelle des Ortes, die Offenbach am Main in den Jahren um 1800 und um 1850 zeigen, wird die weitere Entwicklung bis zur Gegenwart erläutert.


Sonntag, 23. März 2014, 15 Uhr »Europa – Mythos und Vision« Eine Ausstellung der Bernd und Gisela Rosenheim-Stiftung vom 23. März bis 27. April 2014 Die Bernd und Gisela Rosenheim-Stiftung wurde 1993 durch den in Offenbach am Main geborenen Künstler und Bildhauer Bernd G. Rosenheim gegründet. Sein Anliegen ist es, zeitgenössische Kunst zu fördern. Seit ihrer Gründung schreibt die Rosenheim-Stiftung Kunstwettbewerbe aus, die jeweils einem Thema unterliegen. Für das Jahr 2014 sind Künstlerinnen und Künstler durch die Stiftung europaweit aufgerufen worden, Arbeiten zum Thema »Europa – Mythos und Vision« einzureichen. Der Preisträger oder die Preisträgerin des mit 5.000 Euro dotierten Kunstpreises 2014 wird anläßlich der Ausstellungseröffnung bekanntgegeben. Die Ausstellung zeigt dessen oder deren Arbeiten sowie weitere, in die engste Auswahl genommene Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler aus den künstlerischen Gattungen Handzeichnung und Malerei (auf Papier oder Leinwand) sowie Skulpturen. Die eingereichten Arbeiten bilden ein Europa jenseits der EU-Grenzen und EU-Sachzwänge facettenreich ab. Kulturell und geschichtlich wird eine Einheit und Wertegemeinschaft der europäischen Völker spürbar, die in der Antike wurzelt und dabei die Herausforderungen der Gegenwart nicht verkennt.

Sonntag, 30. März 2014, 14 Uhr Vortrag Vicente Such-Garcia: Offenbach am Main und der Spanische Bürgerkrieg (1936-39) General Franco unterzeichnete in der Stadt Burgos am 1. April 1939 offiziell das Ende des 1936 begonnenen Spanischen Bürgerkrieges. Zum 75. Jubiläum des Kriegsendes ging Historiker Vicente Such-Garcia auf Spurensuche, und zwar in Offenbach am Main: Die nachweisbaren Zeugnisse sind spärlich, doch gibt es einen Grabstein auf dem Alten Friedhof, Zeitungsmeldungen, Gemälde in Privatbesitz und ähnliche Dinge, die den Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) auch vor Ort greifbar werden lassen. Aus der Arbeiterstadt Offenbach am Main kämpften nämlich Kombattanten in Spanien, und zwar auf beiden Seiten: als Teilnehmer der deutschen »Legion Condor«, die die Putschisten um General Franco unterstützte, ebenso auf Seiten des internationalen Widerstands. Es handelte sich in beiden Fällen um Werktätige, die die Überlegenheit des eigenen Lagers unter Beweis stellen wollten. Damals entstanden Prägungen, die bis zur Epoche des bundesdeutschen Rufs nach ausländischen »Gastarbeiterinnen« und »Gastarbeitern« in den 1950er und 1960er Jahren fortwirkten: So wurden die Kombattanten und Zwangsarbeiter der Republik Spanien nicht nur in der NS-Zeit, sondern auch im Adenauer-Staat noch manchmal als »Rotspanier« bezeichnet, während diejenigen, die für »NationalSpanien« gekämpft hatten, eben als »Spanier« galten. Im ostdeutschen Unrechtsstaat wurde zudem die Bezeichnung »Spanienkämpfer« für Kombattanten der »Internationalen Brigaden« gepflegt. Sonntag, 6. April 2014, 14 Uhr Vortrag Vicente Such-Garcia: Vom Handwerk zur Industrie – Der Wandel der Arbeitswelt im 19. Jahrhundert Bereits im 18. Jahrhundert zeichnete sich Offenbachs industrielle Zukunft ab: Damals vollzog sich die Aufhebung der traditionellen Einheit von Arbeitsplatz und Wohnung durch Manufakturgründungen, die Ablösung des Eigenbedarfs vor Ort durch auswärtigen Fremdbedarf, die Umwandlung herkömmlicher »Warenmärkte« in moderne »Faktormärkte«, also Märkte, die beispielsweise Finanzdienstleistungen anboten oder Arbeitskräfte handelten. Dieser Schritt erfolgte in Offenbach am Main spätestens mit dem Aufblühen der Offenbacher Messe in den Jahren 1828 bis 1835 und der Gründung des Bankhauses S. Merzbach im Jahr 1832. Entsprechend entwickelte sich aus dem Handwerkerort Offenbach im 19. Jahrhundert eine Arbeiterstadt mit veränderter sozialer und technischer Infrastruktur. Neben dem Anschluß an das überregionale Eisenbahnnetz sind der Wohnungs- und Schulbau als fortschrittliche, das Stadtbild prägende Maßnahmen zu nennen. Zugleich begann sich im 1832 gegründeten Landkreis Offenbach die Arbeitswelt zu verändern. Im Verbund mit der Lederwarenindustrie der Kreishauptstadt Offenbach entstanden durch das sog. »Zwischenmeistersystem« erneut zahlreiche Heimarbeitsplätze. Typisch war die Gründung von Kleinfirmen mit wenig Eigenkapital und ungesunden Werkstätten, wodurch sich unter anderem die Tuberkulose-Erkrankung verbreitete.


Sonntag, 13. April 2014, 11 Uhr Führung Monika Krämer: »Glaubensflüchtlinge in Offenbach am Main – Die Hugenotten seit der Gründung der französisch-reformierten Gemeinde 1699« Durch hugenottische Flüchtlinge war im Jahr 1699 die Gründung der französisch-reformierten Gemeinde in Offenbach am Main erfolgt. Erst einige Jahre später, 1718, konnte unter schwierigsten Bedingungen die französisch-reformierte Kirche in der Herrnstraße fertiggestellt werden. Im 18. Jahrhundert leisteten die Hugenotten wichtige Beiträge zur Entwicklung von Offenbachs Handel, Gewerbe und Kultur. Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren die Hugenotten in der heimischen Bevölkerung aufgegangen; 1828 wurden die französischen Gottesdienste eingestellt. Im Jahr 1830 wurde in Offenbach schließlich das allgemeine Volksschulsystem unter städtischer Verwaltung ins Leben gerufen, damit hörte nahezu zeitgleich die 1750 gegründete Konfessionsschule der Gemeinde auf zu bestehen. Seither liegt der Akzent der französisch-reformierten Gemeinde weniger auf dem Verständnis als französische, sondern auf dem Dasein als reformierte Gemeinde. Im Psalmengesang, in den Abendmahlsbräuchen, in der Bildlosigkeit des Gotteshauses, aber auch in der Verwaltung der französisch-reformierten Gemeinde durch ein Presbyterium (Kirchenvorstand) blieben viele hugenottische Traditionen erhalten. Sonntag, 13. April 2014, 15 Uhr Vortrag Dr. Jörg Füllgrabe: Vita sancta – Die Heilige Elisabeth und die »Gründung« Hessens Zum Palmsonntag widmet sich der Vortrag einer der beeindruckendsten Frauengestalten des Mittelalters, nämlich Elisabeth von Ungarn, im deutschen Kulturraum eher als Elisabeth von Thüringen bekannt. Im Jahr 1207 in Preßburg oder vielleicht auch in Patak am Bodrog in Ungarn geboren, starb sie 1231 als verwitwete thüringische Landgräfin in Marburg an der Lahn. Aufgrund ihres Lebenswandels und ihrer Frömmigkeit hatte die ungarische Königstochter bereits in jungen Jahren den Status einer Heiligen erlangt. In Gegenwart und Vergangenheit wird sie als »Urmutter« Hessens verehrt. Besonders in Marburg finden sich zahlreiche Zeugnisse einer frühen Elisabeth-Verehrung, insbesondere die nach ihr benannte, ehemals dem Deutschorden zugehörige Elisabethkirche. Neben Elisabeths karitativem Wirken wird überhaupt ihr Einfluß auf das Werden des Hessenlandes geschildert.

Sonntag, 4. Mai 2014, 15 Uhr BBK Südhessen: »D’ORVILLE – GOETHE – BERNARD« Macht, Kultur, Manufaktur

Einführung durch Winno Sahm, Rodgau, Musikbegleitung durch Helmut Scholz, Frankfurt, Violine Ausstellung vom 4. Mai bis 1. Juni 2014 Im 18. Jahrhundert prägten die Familien d´Orville und Bernard die wirtschaftliche Entwicklung und das gesellschaftliche Leben in Offenbach. Die Inhaber einer Schnupftabakfabrik Johann Nikolaus Bernard und Jean Georg d´Orville erbauten das d´Orvillesche Herrenhaus, das heutige Büsingpalais. Das Gebäude diente beiden miteinander verschwägerten Familien als Wohnhaus mit Konzertsaal und Gesellschaftsräumen, verfügte ebenso über Manufakturräume für die Tabakverarbeitung. In Haus und Garten wurden Konzerte abgehalten. Der Neffe von Johann Nikolaus Bernard, Peter Bernard, war Kunstliebhaber und Musikfreund. Zu seinen Konzerten lud er gerne die Offenbacher Bürgerschaft ein. Außerdem erlebte der junge Johann Wolfgang Goethe in Offenbach eine unruhige Zeit mit seiner ersten und, wie er selbst beteuerte, einzigen Liebe Lili Schönemann, der Tochter einer d´Orville und eines Frankfurter Bankiers. Viele historische Figuren sind im Bernard-d´Orvilleschen Gesellschaftssystem verortbar, beispielsweise auch die erste deutsche Erfolgsautorin Sophie von La Roche mit ihrer Enkelin Bettine Brentano, die vom Mansardenzimmer des Hauses ihrer Großmutter ein Gefecht zwischen deutschen und französischen Soldaten in der Kanalstraße (heute Kaiserstraße) beobachtete. Die Künstlerinnen und Künstler des BBK Südhessen nehmen diese Epoche industriellen Aufbruchs mit all ihren gesellschaftlichen Facetten zum Anlaß, einen Querschnitt kreativer Ausdrucksmöglichkeiten zu zeigen, immer entlang dem roten Faden: D´ORVILLE – GOETHE – BERNARD.


Samstag, 10. Mai 2013, 19 Uhr »Nacht der Museen« Die »Nacht der Museen«, die jedes Jahr gemeinsam mit der Nachbarstadt Frankfurt begangen wird, ist eines der zentralen Ereignisse des Offenbacher Kulturlebens. Auch das Haus der Stadtgeschichte beteiligt sich wieder mit einem ausgefeilten Programm, das anspruchsvoll und unterhaltsam zu Streifzügen durch die Nacht einlädt. Über fünfzig Museen, Ausstellungshäuser und Galerien in Offenbach und Frankfurt beteiligen sich an diesem Abend an einem Angebot, das aus mehreren hundert Beiträgen besteht. Die Offenbacher Beiträge nehmen in diesem Konzert eine herausragende Position ein, markieren sie doch die Lebendigkeit der hiesigen Kulturszene, die sich durch Innovation und künstlerischen Pioniergeist immer wieder auszeichnet. Das Programm der »Nacht der Museen« wird im Vorfeld bekanntgegeben.

Sonntag, 18. Mai 2014, 11 Uhr »Internationaler Museumstag« Im Mai 2014 wird der »Internationale Museumstag« wieder weltweit gefeiert. In Deutschland steht der »Internationale Museumstag« traditionell unter der Schirmherrschaft des Bundesratspräsidenten. Für das Jahr 2014 wurde für den »Internationalen Museumstag« in Deutschland ein völkerverbindendes, deutsch- und englischsprachiges Motto gewählt »Sammeln verbindet – museum collections make connections!« (Sammeln verbindet – Museumssammlungen schaffen Verbindungen!). Vom »International Council of Museums« (ICOM) 1977 ins Leben gerufen, bietet der »Internationale Museumstag« den Museen und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Gelegenheit, in einer weltweiten Aktion auf die Bedeutung ihrer Arbeit als Beitrag zum kulturellen und gesellschaftlichen Selbstverständnis der Menschheit hinzuweisen und gleichzeitig Besucherinnen und Besucher zu ermuntern, die in den Einrichtungen bewahrten Schätze zu erkunden. Das Programm des »Internationalen Museumstages« wird im Vorfeld bekanntgegeben.

Freitag, 23. Mai 2014, 19 Uhr

Die Welt in Offenbach zuhause: Neuseeland-Skizzen – Ansichten einer Reise Ein literarisch-musikalisches Abenteuer Weshalb auswandern, wenn die Welt in Offenbach mit ihren Bürgerinnen und Bürgern aus vielen Ländern der Welt zuhause ist? Mit Monika Carbes »Neuseeland-Skizzen« wird eine deutliche Warnung an alle Fans des schönsten Endes der Welt ausgesprochen. Denn auch im Traumland, wie es in den Reiseprospekten heißt, wird nur mit Wasser – und einer Prise Salz – gekocht. In den »Skizzen« wird die Reise von Robert und Alice, einem jungen, unverheirateten Paar, über die Südinsel geschildert, ergänzt um Daten und Fakten zur Geschichte des Inselstaats. Vielstimmig ist die Präsentation des Bandes: Musikalisch untermalt, moderiert von Marcus Schenk, liest die Autorin unter anderem mit Safiye Can, Gerty Mohr und Jannis Plastargias. – Eintritt: 5 Euro, erm. 3 Euro. Eine Veranstaltung des Hauses der Stadtgeschichte in Kooperation mit: Arbeiterwohlfahrt Offenbach, Deutsch-türkisches Forum Stadt und Kreis Offen-bach, Diakoniekirche, Freiwilligenzentrum, Quartiersmanagement, Türkische Gemeinde Hessen, Verband deutscher Schriftsteller in ver.di/ Landesverband Hessen, Werkstätten Hainbachtal. Für eine Spende ab 1,- € zur Übersendung dieses Programms sind wir Ihnen dankbar! Konto 10758 · BLZ 505 500 20 · Städtische Sparkasse Offenbach IBAN: DE79 5055 0020 0000 0107 58 · BIC: HELADEF1OFF Bei Verwendungszweck für das Museum bitte angeben: PK-Nr. 98.01004.5 Bei Verwendungszweck für das Archiv: PK-Nr. 98.01043.3 Nach Spendeneingang und Mitteilung Ihrer Adresse geht Ihnen auf Wunsch eine steuerlich absetzbare Spendenquittung zu!


Sonntag, 25. Mai 2014, 14 Uhr Vortrag Vicente Such-Garcia: Die Geschichte der Arbeiterbewegung in Offenbach am Main und im Rhein-Main-Gebiet Auch in Offenbach am Main und im Rhein-Main-Gebiet trat während der Deutschen Revolution von 1848/49 eine organisierte Arbeiterschaft schlagkräftig in Erscheinung. Deutschlandweit entstanden In der Folgezeit drei konkurrierende Bewegungen: die liberalen »Gelben«, die katholischen »Schwarzen« und schließlich die sozialdemokratischen »Roten«, die das weitere Geschehen bestimmen sollten. Diese prägten das politische Leben auch in der Arbeiterstadt Offenbach am Main, setzten sich kommunalpolitisch im Kaiserreich und der Weimarer Zeit durch und leisteten Widerstand im Nationalsozialismus. Im Wiederaufbau der Nachkriegszeit knüpfte die Sozialdemokratie im Rhein-Main-Gebiet an ihre frühere Reformpolitik an und suchte vor allem aus der 1954 zur Großstadt ernannten Stadt Offenbach am Main eine sozialdemokratische Modellstadt zu formen. Dies geschah vor allem im Rahmen des Wohnungsbaus (Abriß der Altstadt, Siedlungen für Flüchtlinge und Heimatvertriebene) und der Bildungspolitik (Schulneubauten). Mit den Rezessionen seit den 1960er und 1970er Jahren änderte sich die Situation der regionalen Arbeiterschaft grundlegend, womit auch die im Arbeitermilieu verankerten Vereine, Gewerkschaften, Parteien und andere Organisationen ihre Rolle – in teils schmerzhaften Prozessen – neu bestimmen mußten.

Sonntag, 8. Juni 2014, 15 Uhr Ursula Goldau: »Hohe Wasser« Eröffnung durch Oberbürgermeister Horst Schneider und Oberbürgermeister Achim Hütten, Andernach Ausstellung vom 8. Juni bis 13. Juli 2014 Ursula Goldau, durch ihre Herkunft vom Rhein geprägt, sind die Kräfte des Wassers vertraut: Leben und Aufbau, Tod und Zerstörung. Die Macht des Wassers sieht sie als Symbol für die Unberechenbarkeit des Lebens und der Kunst. Ursula Goldau wurde in einem »Hochwasserhaus« geboren, wuchs dort auf und erlebte Jahr für Jahr bis zu achtmal die Überflutung ihrer Lebensräume. Trotzdem sind es nicht die belastenden Überschwemmungen, die im Zentrum der Ausstellung stehen, sondern Gefühle der Ehrfurcht vor dem Wasser, die sich zur Furcht auswachsen können, Angst vor dem Verdursten genauso wie vor dem Ertrinken, Sorge um die Qualität des Wassers und um Wasserhoheit und -rechte, wenn es durch die EU-Bürokratie vermarktet werden soll, trotz des »Menschenrechts auf Wasser«. Alles Leben kommt aus diesem Element, und wie Leonardo da Vinci schrieb (»der Körper der Erde ist wie die Körper der Lebewesen durchzogen von Adern«), transportiert es sich vom Innern der Erde bis in die Meere und steigt auf in die Wolken, springt und fällt in Geysiren und Fontänen, Quellen, Bächen, Strömen, regnet oder schneit herab, sammelt sich in Brunnen und Zisternen. Das Ende der Tage der Erde meinte da Vinci in der Form einer Überflutung von allem oder im Feuer, wenn alles vertrocknet und verbrennt, erkennen zu wollen. In Ursula Goldaus Ausstellung steht ein Altar mit Epitaph im Mittelpunkt, umgeben von Bildern, Sprichworten, Pegelständen, Agitationsmaterial, Hochwassergeschichten oder Didaktischem aus Bildern, Cuts, Sprays und Objekten. Sonntag, 15. Juni 2014, 11 Uhr Führung Birgit Grün: »Mozarts Nachlaß – Ein Notenschatz in Offenbach am Main« Im Jahr 1799 erwarb Johann Anton André von Mozarts Witwe Constanze den in deren Händen verbliebenen künstlerischen Nachlaß des Komponisten. Nun befanden sich über 273 autographe Werke Mozarts im Besitz des Offenbacher Musikverlegers, den dieser bis zu seinem Tod im Jahr 1842 annähernd vollständig behielt. Bis zum Jahr 1854 verblieb der Nachlaß in der Stadt. Nur einige Wochen vor Andrés Vertrag mit Constanze Mozart hatte der Musikverleger zudem den damals völlig unbekannten Alois Senefelder nach Offenbach verpflichtet, um in seiner Firma die Lithographie als neues Verfahren für den Notendruck einzuführen. Ab 1800 erschienen in Offenbach lithographierte Notendrucke nach Mozarts Originalmanuskripten. Den Andréschen Mozart-Ausgaben fällt eine hohe Bedeutung für die musikwissenschaftliche Forschung zu. Häufig sind diese als Originalausgaben nach Mozarts Handschrift hergestellt, während sich andere Verleger mit Nachdrucken als Vorlage zufrieden gaben. Viele Mozart-Werke sind auf diese Weise in Offenbach im Erstdruck erschienen, so auch die Komposition »Eine kleine Nachtmusik«. Darüber hinaus leistete Johann Anton André einen wertvollen Beitrag für die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einsetzende Mozart-Forschung. So zitierte Ludwig Ritter von Köchel in seinem Mozart-Werkverzeichnis, dem bekannten »Köchel-Verzeichnis«, Andrés chronologische Ordnung der Mozart-Werke, die dieser aufgrund seiner Studien an den Autographen handschriftlich hinterlassen hatte.


Sonntag, 22. Juni 2014, 14 Uhr Zum 100. Jubiläum des Ersten Weltkrieges: Vortrag Vicente Such-Garcia: Zwischen Patriotismus und Hunger – Deutschland im Ersten Weltkrieg (1914-18) Zum 100. Jubiläum des Ersten Weltkriegs, der als »Urkatastophe« des 20. Jahrhunderts gilt, werden Ursachen, Verlauf und Wirkung beleuchtet: Im Vorfeld des Ersten Weltkrieges hatten die späteren Kriegsgegner Deutschland mit der sogenannten »Einkreisungspolitik« weitgehend isoliert. Der wirtschaftliche Aufschwung nach Bismarcks Erringung der deutschen Einheit (1871), der Aufbau einer Flotte, der Erwerb von Kolonien, hatten Neid und Begehrlichkeiten geweckt. Burschikose Äußerungen des deutschen Kaisers trugen nicht minder zu Verstimmungen im Ausland bei. Überhaupt waren nach Bismarcks Rücktritt (1890) Diplomatie und Bündnispolitik vernachlässigt worden. Im Schutz der Waffen fühlte man sich sicher. Doch der Friede trog: Als 1914 der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo ermordet worden war und die Verstrickung des serbischen Geheimdienstes erkennbar wurde, stellte Österreich-Ungarn dem Staat Serbien ein Ultimatum. Nach dessen Ablauf geriet die serbische Schutzmacht Rußland mit Frankreich und Großbritannien als Verbündeten, die jeweils ihre Kolonialvölker als Materialschlacht-Reserven nutzten, in einen Krieg gegen ÖsterreichUngarn, das Deutsche Reich, das Osmanische Reich und Italien (1915 Bündnisbruch und Frontenwechsel). Der Krieg begann als Bewegungskrieg und endete im Stellungskrieg. Daher begann die Kriegspropaganda eine immer größere Rolle zu spielen. So legte beispielsweise der offizielle britische »Bryce-Report« mehr als 500 gefälschte eidesstattliche Versicherungen vor, in denen Zeuginnen und Zeugen bestialische Greueltaten deutscher Soldaten behaupteten. Der in dreißig Sprachen übersetzte Bericht beeinflußte viele neutrale Staaten, vor allem auch die Presse und öffentliche Meinung in Übersee, dort insbesondere in den Vereinigten Staaten von Amerika. Diese traten im Jahr 1917 auf alliierter Seite in den Krieg ein und erzwangen die Niederlage des Deutschen Reiches, dessen Kaiser infolge der Verleumdungen längst als Vertreter der »Hunnen« galt. Mit der »Kriegsschuldlüge« im »Versailler Schandvertrag«, so die Diktion in weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit nach 1919, hatten die Alliierten der deutschen Friedensdelegation neben umfangreichen Gebietsabtrennungen und Reparationszahlungen (bis zum Ende des 20. Jahrhunderts) auch die Anerkennung einer alleinigen Verantwortung für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges zur Unterschrift vorgelegt. Vom entstandenen Haß profitierten die Nationalsozialisten, die bereits im Jahr 1923 gegen die Republik putschten und zehn Jahre später die Macht im Deutschen Reich übernahmen. Mit der Behauptung, (erneut) »alliierter Greuelpropaganda« aufgesessen zu sein, suchte die nationalsozialistische Propaganda – anknüpfend an die Geschichte des Ersten Weltkrieges – während des Zweiten Weltkriegs die umlaufenden Gerüchte über die Judenvernichtung zu bekämpfen. _________________________________________________________________________________

Haus der Stadtgeschichte Museum und Archiv Herrnstraße 61, 63065 Offenbach am Main Museumsleiter: Dr. Jürgen Eichenauer Vorzimmer 069 / 80 65 – 24 46 Aufsicht 069 / 80 65 – 26 46 Fax 069 / 80 65 – 24 69 Öffnungszeiten: Mo. geschlossen Di., Do., Fr. 10 - 17 Uhr Mi. 14 - 19 Uhr, Sa., So. 11 -16 Uhr Archivleiterin: Anjali Pujari Lesesaal 069 / 80 65 – 20 48 Fax 069 / 80 65 – 25 29 Öffnungszeiten: Di., Do. 9 - 12 Uhr, 13.30 - 15.30 Uhr haus-der-stadtgeschichte@offenbach.de www.haus-der-stadtgeschichte.de

Führungen und Stadtführungen sind jederzeit buchbar! Wir freuen uns auf Ihren Besuch!


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