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Zum Gemeinwohl– Spitalstiftung Konstanz

Zum Gemeinwohl!

Spitalstiftung Konstanz –seit 1225

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In Sachen Gesundheit unterwegs, v.l.n.r.: stellvertretender Küchenleiter Thomas Hoffmann, Küchenmeister Thomas Renz und Jürgen Riedlinger, Geschäftsführer Fruchthof Konstanz und Vorstand bei „Gutes vom See“

Mit knapp 800 Jahren neue Wege gehen

Die Spitalstiftung Konstanz ist Teil der Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ).

Stiftungen haben neben ihrer gemeinnützigen Funktion auch eine andere Bedeutung: Sie können Vorreiter sein, wenn es darum geht, neue gesellschaftliche und demokratische Wirtschaftsmodelle zu testen. Die Spitalstiftung Konstanz, hauptsächlich in der Altenpflege aktiv, nimmt diese Rolle ein und geht seit 2020 einen neuen Weg. Sie orientiert sich an den Werten der Gemeinwohl-Ökonomie.

Vorbildlich im Umgang mit Mitarbeitenden

Die GWÖ bezeichnet ein Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohl-fördernden Werten aufgebaut ist. Das Fundament des Veränderungsprozesses, den die Stiftung mit Blick auf die GWÖ eingeleitet hat, bildet die Frage: „Wo stehen wir?“. Um diese Frage umfassend zu beantworten, hat die Stiftung eine spezialisierte Agentur beauftragt, eine erste Bilanz zu erstellen. Für das Berichtsjahr 2018 liegt nun dieser Bericht vor. Die Stiftung kann sich freuen, denn er fällt gut aus und erhielt insgesamt die Beurteilung „Fortgeschritten“. Besonders stark ist die Stiftung nach Wertung der AuditorInnen im Bereich „Mitarbeitende“. Hier gaben sie die Note „Vorbildlich“. Sie untersuchten Thematiken wie den Umgang mit Mitarbeitenden am Arbeitsplatz, die Ausgestaltung der Arbeitsverträge und die innerbetriebliche Mitentscheidung und Transparenz. Hierzu Stiftungsdirektor Andreas Voß: „Dadurch sehen wir uns bestätigt und das freut uns sehr. Uns als Stiftung wird es immer besonders wichtig sein, den MitarbeiterInnen ein gutes Arbeitsumfeld zu bieten. Neben den von uns betreuten Men-

Der Lorettowald Konstanz gehört zum Besitz der Spitalstiftung, den sie als CO2-bindenden Wald pflegt schen sollen sich auch die MitarbeiterInnen bei der Spitalstiftung gut aufgehoben fühlen.“ Auch beim Punkt „Sinn und gesellschaftliche Wirkung der Produkte und Dienstleistung“ konnte die Stiftung die Auszeichnung „vorbildlich“ erzielen. Beim Punkt „ökologische Nachhaltigkeit in der Zulieferkette“ bescheinigten die AuditorInnen Nachholbedarf. Hier lautete das Urteil „Erste Schritte“. Diese Note veranlasste die Stiftung, zügig aktiv zu werden, um hier im Sinne des Gemeinwohles ein besseres Ergebnis zu erzielen. >>

Die Spitalstiftung Konstanz

Im Jahr 1225 gegründet, übernimmt die Spitalstiftung Konstanz von je her wichtige soziale Aufgaben in der Stadt. Heute betreibt sie vier stationäre Pflegeeinrichtungen, zwei ambulant betreute Wohngemeinschaften, zwei Einrichtungen für betreutes Wohnen, eine Tagespflege und einen ambulanten Pflegedienst. Eine neue Pflege einrichtung („Weiherhof-Nord“) ist in Planung. Seit dem Jahr 2020 gehört der ehemalige Verein „die Woge“ ebenfalls zur Spitalstiftung. Sie kümmert sich um psychisch erkrankte Menschen. Bei der Spitalstiftung Konstanz sind rund 450 Beschäftigte aus 45 Nationen tätig.

Ein Schwerpunkt der Spitalstiftung Konstanz: die Pflege älterer Menschen. Hier im schönen Innenhof der Pflegeeinrichtung Haus Talgarten im Stadtteil Paradies

Die Küche macht den Anfang

Die Spitalstiftung Konstanz hat in der Zubereitung der Mahlzeiten begonnen, einige wesentliche GWÖ-relevanten Änderungen einzuführen. Täglich bereiten Küchenmeister Thomas Renz und sein 10-köpfiges Team rund 300 Mahlzeiten zu. Insgesamt verarbeiten die Mitarbeitenden in der Küche, abhängig vom Speiseplan, je 20 Kilo Fleisch und Gemüse, 2 Kisten Salat, 40 Kilogramm Brot, 200 Brötchen und 260 Dessert.

Gesunde Ernährung fängt beim Einkauf an

Besonders am Herzen liegt Thomas Renz die gesunde Ernährung der BewohnerInnen in den stationären Pflegeeinrichtungen. Im Zuge der GWÖ ist der nachhaltige Einkauf von Rind-, Kalb-, Schweine-, Hähnchen- und Putenfleisch in den Mittelpunkt gerückt, denn auch das Tierwohl spielt eine zunehmend wichtige Rolle, auch für den gelernten Metzgermeister. Alles Fleisch stammt nun von Tieren, die artgerecht und mit Auslauf im Freien gehalten wurden. So können die Puten zur kalten Jahreszeit sogar in einen Win tergarten, die Schweine werden auf Stroh gehalten, ebenso leben die Rinder, Kälber und Hühner tagsüber im Freien. Viele Bauernbetriebe sind Mitglieder von „Gutes vom See“, einer Erzeugergemeinschaft, die die regionale und umweltschonende Landwirtschaft unterstützen. Diese Art der Tierhaltung hat seinen Preis: Beim Schweinefleisch kalkuliert Thomas Renz einen Preisanstieg von 45 %, beim Rindfleisch sind es 12 %. Die Stiftung gibt die Kostensteigerung nicht an die BewohnerInnen in ihren Einrichtungen weiter. Vielmehr gleicht Thomas Renz seine höheren Ausgaben aus, in dem es ihm gelang, das Aufkommen von Speiseabfällen zu halbieren. Die Essenbestellungen der BewohnerInnen erhält er auf digitalem Wege. Das hilft, nur so viel zu kochen, wie bestellt wird, anstelle pauschal eine geschätzte Menge zuzubereiten. Die Rückläufe kontrolliert das Küchenteam täglich, um die Gerichte in Bezug auf die Menge zu optimieren.

Als Pilotbetrieb dabei

Der Chefkoch hat sich außerdem mit der Stiftung bei der aktuellen Ausschreibung des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg für das Projekt „Bio-Musterregion Bodensee“ beworben und erhielt eine Zusage. In diesem Jahr wird die Spitalstiftung Konstanz als Pilotbetrieb dabei sein. Das Projekt startet im Frühjahr 2021. Dabei geht es laut Ministerium um „die Förderung einer nachhaltigen, gesundheitsfördernden und genussvollen Gemeinschaftsverpflegung mit einem hohen Einsatz von Bio- und bioregionalen Lebensmitteln in der Bio-Musterregion“. Die ausgewählten Einrichtungen verpflichten sich, 30 % regionale Biolebensmittel einzukaufen – eine Maßnahme, die die Spitalstiftung Konstanz gerne erfüllt.

Ran an die Reinigungsmittel

Neben der Menüzubereitung gibt es in der Küche auch weiteres Potenzial, um nachhaltig und umweltbewusst als Unternehmen zu agieren. Beispiel: Reinigungsmittel. Heute sorgen Pläne für den notwendigen Überblick, Dosierungskappen und Zumisch stationen gewährleisten die exakte Menge der Mittel. Damit ist das Problem der Überdosierung vorbei. Selbstverständlich übersteht die Küche jeden kritischen Blick einer Hausfrau oder eines Hausmannes. Sie ist hygienisch einwandfrei. Noch eine Änderung kam hinzu: Die Küche hat auf Bioreinigungsmittel und -klarspüler für die Spülmaschinen umgestellt. Das neue Reinigungsmittel ist 13 % teurer im Einkauf. Durch den fachgerechten Einsatz konnte der Verbrauch allerdings reduziert und die Kosten damit ausgeglichen werden.

E-Mobilität, Solaranlagen, Feelgood-Manager

Weitere GWÖ-konforme Schritte sind geplant. So möchte die Spitalstiftung Konstanz ihren gesamten Betrieb auf Ökostrom umstellen. Auch beim Fuhrpark wird es Änderungen geben: Die Mitarbeitenden im Ambulanten Pflegedienst fahren bisher zu den pflegebedürftigen, zu Hause wohnenden Personen mit Benzinfahrzeugen. Die Pkws sollen in nächster Zeit durch E-Fahrzeuge ersetzt werden.

Gemeinwohlökonomie (GWÖ)

Die GWÖ-Bewegung fragt, welchen Beitrag ein Unternehmen für die Gesellschaft leistet. Wie lebt es Solidarität und Menschenwürde, ökologische Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit? Auch die „Vereinten Nationen“ fordern dies und haben 17 Ziele entwickelt, jedes davon ist für ein gesundes und glückliches Leben wichtig. Die GWÖ basiert auf demokratischen Grund- und Verfassungswerten. Sie agiert unabhängig von Regierungen, Parteien, wirtschaftlichen Interessensgruppen, Glaubensgemeinschaften oder politischen Fundamentalismen. www.ecogood.org

Die GWÖ-Regionalgruppe Konstanz trifft sich monatlich und freut sich uber engagierte MitstreiterInnen fur ein nachhaltiges Wirtschaften. konstanz@ecogood.org

Auch mal mit dem E-Bike unterwegs: der ambulante Pflegedienst der Spitalstiftung

Die geplante Pflegeeinrichtung Weiherhof-Nord wird als KfWEffizienz haus-Standard 55 realisiert. Die weitere Stromgewinnung erfolgt mit Sonnenenergie durch eine Photovoltaikanlage auf dem Dach des Gebäudes, die Wärmeversorgung mittels Luft-Wasser-Wärmepumpen. Auch bei der Weiterentwicklung in Bezug auf die Gestaltung von Arbeitsplätzen und die Gesundheitskompetenz der Mitarbeitenden plant die Stiftung stets neue Projekte. Als eine der wenigen Anbieterinnen in der Altenpflege hat sie einen Feelgood-Manager und Personalcoach angestellt, der hierfür zuständig ist. Hinsichtlich der zu pflegenden Personen sind dies wichtige Aspekte, denn geht es den Mitarbeitenden in der Pflege und Hauswirtschaft gut, so wirkt sich das positiv auf ihr Wohlbefinden aus. In Bezug auf die Frage „Wie wollen wir leben, ohne anderen zu schaden?“ ist das Stichwort „Wohlbefinden“ eine universale Antwort. Hier möchte die Spitalstiftung Konstanz weitere Schritte mit Hilfe der GWÖ gehen.

Die Stiftung übernimmt Verantwortung

Mit der Gemeinwohlökonomie bietet sich für die Spitalstiftung, insbesondere als Sozialträgerstiftung, die Möglichkeit, das eigene Handeln in verantwortungsvoller Art und Weise als Arbeitgeberin, Vermögensverwalterin und Auftraggeberin ganzheitlich ökologisch, sozial und ethisch auszurichten.

Spitalstiftung Konstanz

Luisenstraße 9 78464 Konstanz +49 (0) 7531 801-3001 info@spitalstiftung-konstanz.de www.spitalstiftung-konstanz.de

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