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Handwerkskunst vom Feinsten – Sachsens facettenreiche Manufakturgeschichte
Handwerkskunst vom Feinsten
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Den Aufstieg der Stadt Glashütte zum weltbekannten Uhrenzentrum zeichnet das Deutsche Uhrenmuseum nach.
Weltbekannt, hochgeschätzt und sehr lebendig: In Sachsen haben einige seltene und traditionelle Handwerkskünste ihren Ursprung, die seit Generationen in Manufakturen weitergelebt werden. Kreative Köpfe arbeiten mit innovativen Ideen, geschickten Händen und viel Herzblut daran, dieses einmalige kulturelle Erbe zu bewahren und fortzuführen. Bei einem Blick über die Schultern der Meister entsteht eines auf jeden Fall: Staunen! Die Reise in die facettenreiche sächsische Manufakturgeschichte bringt Augen zum Leuchten, Ohren zum Klingen und Herzen schlagen höher.
Nussknacker, Räuchermännchen und Co.
Schnitzen und Drechseln haben im Erzgebirge eine lange Tradition. Nachdem der Bergbau versiegte, waren es vor allem die Bergleute, die vor über 500 Jahren begannen, in meisterlicher Handarbeit Kunstwerke aus Holz herzustellen – für den Alltag und zum Dekorieren. Am bekanntesten sind heute die Nussknacker, Räuchermännchen oder Engel. Und jedes Stück ist ein Unikat. Sie sind Teil des UNESCO-Welterbes Montanregion Erzgebirge/Krušnohorˇí und prägend für Sachsen.
Foto: Holger Stein Fotografie
Foto: Tourismusverband Erzgebirge e. V./Greg Snell, snellmedia.com Figuren wie Nussknacker, Räuchermännchen und Engel sind typisch für die traditionelle erzgebirgische Holzkunst.
Im Freilichtmuseum des Spielzeugdorfs Seiffen wird das filigrane Handwerk des Reifendrehens vorgeführt.
Die Tradition der erzgebirgischen Holzkunst wird von rund 1.600 Handwerksbetrieben fortgeführt. Eine Besonderheit ist das Reifendrehen, das es nur noch im Spielzeugdorf Seiffen gibt. Lediglich wenige Meister beherrschen dieses Handwerk, bei dem aus einem Baumstamm Reifen entstehen, die in unglaublicher Präzisionsarbeit beim Drehen das Relief eines Tieres erhalten. Schließlich werden scheibchenweise Tiere aller Art abgeschnitten, mit geübten Händen geschnitzt und feinen Pinseln bemalt. Weil sie aus einem Reifen geboren werden, nennt man sie Reifentiere. Diese Kunst wird in der Schauwerkstatt des Freilichtmuseums Seiffen vorgeführt.
Zeit, ein kostbares Gut
Das kleine Städtchen Glashütte rund 30 Kilometer südlich von Dresden genießt Kultstatus unter Uhrmachern und Uhrenliebhabern. Bereits seit 1845 wird hier höchste Uhrmacherkunst mit außergewöhnlicher Liebe zum Detail zelebriert. Was dabei herauskommt, ist in aller Welt begehrt:
luxuriöse Zeitmesser, individuell gestaltet und geprägt von sächsischen Werten wie Qualität, Präzision und Zuverlässigkeit. Seit über 175 Jahren ist Glashütte ein bedeutendes Zentrum deutscher Uhrmacherkunst und einer der spannendsten Schauplätze deutscher Wirtschaftsgeschichte. Das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte im Herzen der Stadt, das einst die Deutsche Uhrmacherschule beherbergte, dreht die Zeiger zurück und tickt in der Gegenwart. Die Dauerausstellung an diesem authentischen Ort gibt einen multimedialen Einblick in die wechselvolle Historie der Glashütter Uhrenindustrie von den Anfängen bis in die jüngste Gegenwart. Viele der Ausstellungsstücke sind weltweit einmalig, darunter Taschen-, Armband- und Pendeluhren verschiedener Epochen, Marinechronometer und Gangmodelle. Immer wieder zeigen spannende Sonderausstellungen neue Facetten.
Wo der Himmel voller Geigen hängt
Im Musikwinkel zwischen Markneukirchen, Schöneck und Klingenthal werden seit mehr als 350 Jahren Musikinstrumente aller Art aus Holz und Blech in Handarbeit gefertigt – meist in kleinen Handwerksbetrieben. Sie prägen den Ruf des Vogtlandes als klingende Ferienregion. Die Fähigkeit, nahezu alle zu einem Orchester gehörenden Instrumente herstellen zu können, und die hohe Konzentration der Musikinstrumentenbauer in einer Region ist weltweit einmalig. Das Handwerk zählt zum immateriellen Kulturerbe, das heute noch von rund 100 Manufakturen klangvoll am Leben erhalten wird. Auf Instrumenten aus dem vogtländischen Musikwinkel spielen viele namhafte Künstler. In Markneukirchen, wo die Wiege des Geigenbaus in Deutschland steht, gibt das Musikinstrumentenmuseum einen guten Überblick über die Entwicklung dieses virtuosen Handwerks seit 1677. In den musealen Räumen des Paulus-Schlösschens befinden sich neben 3.200 verschiedenen Musikinstrumenten auch die größte spielbare Geige der Welt, ein RiesenAkkordeon für die sechsköpfige Artistengruppe „Doorlay Sisters“, eine Riesentuba und zwei winzige Geigen, die in eine Streichholzschachtel passen. Einen exklusiven Blick hinter die Kulissen und enorm viel Wissen zum Handwerk liefert die benachbarte Erlebniswelt Musikinstrumentenbau. Ein Besuch dort gehört quasi zum „guten Ton“.
Stickereien der Spitzenklasse
Das Vogtland steht auch für feinsten „Zwirn“. In Plauen fertigen über 30 Handwerksbetriebe die berühmte Plauener Spitze. Die filigranen Stickereien sind seit der Weltausstellung 1900, bei der sie einen Grand Prix gewannen, untrennbar mit der Stadt verbunden. Neben Tischwäsche und modischen Accessoires bringen Modedesigner ihre Kreationen auf die Laufstege der Haute Couture, wie die Fashion Week. Einzigartige Begegnungen mit der Geschichte der Plauener Spitze sind im Deutschen Spitzenmuseum in Plauen möglich. Wer will, kann hier sogar sein Spitzendiplom ablegen.
Das älteste Markenzeichen der Welt
Es wird verschenkt, vererbt, gesammelt und verehrt: Meissener Porzellan. Die Porzellan-Manufaktur Meissen steht seit ihrer Gründung 1710 für höchste Porzellanqualität und außerordentliche Handwerkskunst im Zeichen der gekreuzten Schwerter, dem ältesten eingetragenen Warenzeichen weltweit. Weiße Tonerde, das Kaolin, ist der Schlüssel zur signifikanten Strahlkraft des Meissener Porzellans. Zum Porzellanschatz der Manufaktur gehört der weltweit größte und älteste Bestand an Gipsformen, historischen Modellen und Vorlagen. Alles, was je in der Manufaktur geschaffen wurde, wird hier bewahrt: Figuren, Plastiken und Skulpturen, Service und unikale Kunstwerke. Im Farblabor werden indes 10.000 Rezepturen streng gehütet.
Foto: Danny Otto
Die über 300 Jahre alte Porzellan-Manufaktur Meissen hütet einen unerschöpflichen Formenschatz.
Herrnhuter Sterne leuchten heute in vielen Ländern. Hergestellt werden sie in einer Manufaktur in der Oberlausitz.
Foto: Katja Fouad Vollmer
Am besten kommt man dem Geheimnis des „Weißen Goldes“ in der Erlebniswelt MEISSEN auf die Spur. Ganz besonders intensiv erfahrbar ist das Kulturgut Meissener Porzellan in den Produktionsräumen der Manufaktur. Mit der „manufakTOUR“ erleben Gäste live die kunsthandwerkliche Entstehung des Porzellans – vom Kaolin aus dem eigenen Bergwerk über die Porzellanmalerei bis zum „ofenfrischen“ Markenprodukt.
Der Ursprung aller Weihnachtssterne
Er ist der Star am Weihnachtshimmel, besitzt 25 große Zacken und kommt aus dem ostsächsischen Herrnhut: der Herrnhuter Stern. Vor mehr als 160 Jahren wurde das dreidimensionale Kunstwerk in der Herrnhuter SterneManufaktur aus Papier und Pappe kreiert und gilt seither als der Ursprung aller Weihnachtssterne. In der Advents- und Weihnachtszeit erhellt der Stern in vielen Größen zahlreiche Orte der Welt. Jedes Jahr läutet er traditionell am ersten Advent die besinnliche Weihnachtszeit ein. In seiner Heimatstadt, der Brüdergemeine Herrnhut in der Oberlausitz, leuchtet er an 365 Tagen im Jahr. In der Schauwerkstatt der Manufaktur können die Besucher seine filigrane Herstellung beobachten und zusehen, wie er mit viel Fingerspitzengefühl entsteht. Übrigens: Für die Brüdergemeine Herrnhut wird das Jahr 2022 als 300. Gründungsjahr in die Geschichtsbücher eingehen. Und natürlich strahlen aus diesem Anlass 1.000 Sterne.
Apropos Jubiläen – Sachsen feiert 2022 noch andere Stars
Sachsen überrascht Jahr für Jahr mit spannenden Neuigkeiten im gut gefüllten Veranstaltungskalender. So feiert die vogtländische Stadt Plauen 2022 ihren 900. Geburtstag. Das Mendelssohn-Festjahr vom 3. Februar bis zum 4. November ist eine Hommage an den Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy zu dessen 175. Todestag. Dresden widmet währenddessen dem 350. Todestag von Heinrich Schütz das Festjahr „SCHÜTZ22“. Als besonderes Ereignis im Erzgebirge kündigt sich die vom 30. April 2022 bis zum 8. Januar 2023 stattfindende Sonderausstellung „Kurfürst mit Weitblick – Das Leben und Wirken von Landesvater August von Sachsen“ auf Schloss Augustusburg an, die anlässlich des 450. Jahrestages von dessen Errichtung gezeigt wird. Bernardo Bellotto alias Canaletto, Hofmaler in Dresden unter König August III., schenken die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit einer Sonderausstellung zu seinem 300. Geburtstag besondere Aufmerksamkeit. Erstmalig präsentieren sie alle CanalettoWerke in ihrem Besitz.
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