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neues museum nbg

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messe: cOnsumenTa

messe: cOnsumenTa

vondeR dRingliChkeiT des RoTTweileRfURzes

text von marian wild

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LINKS: WERNER büTTNER, dER STAMM, dER ARMEN TEUFEL, 2021, ÖL AUF LEINWAND. © UND FOTO: THE ARTIST OBEN: WERNER büTTNER, dORNENKRONE, 2022, ÖL AUF LEINWAND © UND FOTO: THE ARTIST RECHTS OBEN: ThOMAS ELLER FEAT. WANG LONGxING, 08111993, AUS DER „THE VACHINA“-SERIE, 2020, HAHNEMüHLE AUF DIBOND © THE ARTISTS RECHTS: ThOMAS ELLER FEAT. WANG LONGxING, 07122008, AUS DER „THE VACHINA“-SERIE, 2020, HAHNEMüHLE AUF DIBOND © THE ARTISTS

Kultur ist Kommunikation. Das lässt sich unmittelbar in der aktuellen Publikation des starfruit-Verlags beobachten, in einem unendlichen E-Mail-Dialog zwischen den Kulturschaffenden Thomas Eller und Werner Büttner, der unter anderem die Verachtung für Malerei, die RAF, Nietzsche, den Turnerpreis und die unerträglichen Zumutungen der Videokunst im Blick hat: Das über ein Jahr währende Gedankenspiel ist ein erfrischend ungewöhnlicher Corona-Kollateralschaden der besonderen Art: Elaboriert und obszön, liebenswert und larmoyant. Die beiden Sprachschürfer bauen eine im Ganzen bemerkenswerte Beziehung auf, die irgendwo zwischen Boomer-Bromance und mündlicher Germanistik-Abschlussprüfung abgesiedelt ist; und Werner Büttner, der altmeisterliche Maler des feinsinnigen, gedanklichen Abgrunds und Dichter der deutschen Dystopie, liefert gut gelaunt ab:

Sodomie auf parfümiertem Niveau Ach, wie das Kleine uns entzückt, und ist es auch noch weiß und bellt, so wird die halbe Welt verrückt, ein weißes Hündchen, das gefällt! Vor allem Damen, auch in Weiß, sind für das Tierchen leider Gift, sie heizen herzend es ganz heiß und pumpen es voll Lippenstift.

(Eller/Büttner, S. 50)

All diesen Tathergang zum Buch sollte man im Hinterkopf haben, wenn man sich emotional auf einen Besuch in der Ausstellung zum Buch vorbereitet. Denn das gebotene Kunstmenü ist von unbestreitbarer, fleischlicher Präsenz. Da malt Werber Büttner nackte, halslose „arme Teufel“, die durch konstruktivistische Hallen wandeln. Oder er lässt Marcel Duchamps Flaschentrockner wiederauferstehen, in der x-ten Defibrillation und doch hier neu als fünffache „Dornenkrone“. Das ist das Ding ja auch, die überschwänglich-mystisch verehrte Monstranz der modernen Kunst. Wie herrlich unreinlich fügen sich dazu die Werke von Thomas Ellers „THE vaChina“-Serie, hier in Zusammenarbeit mit dem chinesischen Maler Wang Longxing. Nichts weniger als bildliche Phantasien des männlichen Coitus, des sexuellen Höhepunkts, werden hier festgehalten; und in den traditionell ausgewaschenen Tintenflecken meint man nicht nur die konkrete Handlung zu erkennen, sondern auch das Konzept der Geschlechtsdekonstruktion zu erahnen: Der so schnell und männlich gemalte Farbklecks verläuft augenblicklich zur poetischen Vulva, der VaChina.

Somit scheint auch vor der finalen Sichtung der Ausstellung eine Erkenntnis für das gesamte Projekt unausweichlich: Ein Rottweilerfurz kann nicht nur einen Panzerwagen öffnen, wie Büttner in einer seiner Ausführungen erläutert, er mag im übertragenen Sinn auch wichtig sein, um uns wieder an die gute, schmutzige Kunst des kulturellen Protests zu erinnern.

WeRneR büTTneR / ThOmaselleR: derstammderarmenteufel Eröffnung am 28.10., 18 Uhr / Laufzeit ab 29.10. AUSSTELLUNGSRAUM DES INSTITUTS FüR MODERNE KUNST im Atelier- und Galeriehaus Defet, Gustav-Adolf-Str. 33, Nbg. www.moderne-kunst.org

Im Sommer 2022 ist das Buch zur Ausstellung im STARFRUIT VERLAG erschienen: „Zuweilen ist Ehrlichkeit die eleganteste Maske. Thomas Eller im Gespräch mit Werner Büttner“. Hrsg.: Manfred Rothenberger in Zusammenarbeit mit dem Institut für moderne Kunst, 136 S., zahlreiche farbige Abbildungen, ISBN: 978-3-922895-51-0.BUs

galeRIen/museen: kUnsT zUR heRbsTzeiT

MARIAN SIChTET UNd KOMMENTIERT dIE KUNSTANGEbOTE IM OKTObER UNd NOVEMbER 2022.

Hallo liebe Lesenden, der Herbst ist da, seltsame neue Wetterlagen sind entstanden. Die Natur ist völlig verrückt geworden, ich meine, Wasser das einfach so vom Himmel fällt, wo kommen wir denn da hin, bitteschön? Wie Tropfen fallen auch die neuen Ausstellungen auf die Kulturerde unserer Stadt, die Herbstmonate werden bunt, weich, illusionistisch, poetisch, politisch frech und nachdenklich, wenn man die Akteur*innen so ansieht. Und es passiert eine Menge im Neuen Museum. Also raus aus dem Homeoffice und springt fröhlich in die Ausstellungsräume eures Vertrauens, unsere Kunstschaffenden haben es sich redlich verdient!

Wir in der Nürnberger Kunst- und Kulturszene nehmen Russlands schockierenden, völkerrechtswidrigen Angriff auf die Ukraine sehr genau wahr: Kreative und Kunstschaffende unterstützen seit Monaten mit Ausstellungen, Benefizversteigerungen, Sachspenden und tatkräftigen Händen die Menschen in der Ukraine, die diesen barbarischen Krieg erleiden müssen. Dauerhaften Frieden schaffen wir am Ende nur alle zusammen, hoffen wir also gemeinsam auf so wenige Opfer wie möglich auf allen Seiten und auf einen baldigen Waffenstillstand. Haltet die Augen offen nach den entsprechenden Projekten!

IM BORGO ENSEMBLE: „THOMAS WILLI, TOMWI, GESCHOSSEN AM 14.02.2020 UM 14:00 UHR“, FREEFORM-POLyESTERTEPPICH, DIGITALDRUCK © THE ARTIST. FOTO: DESIGNARCHITEKTUR

Bis 2. Oktober

supermaRT #10

Laurentiu Fellers beliebte „Guck-und-Kauf“Kunstausstellung geht in die sagenhafte zehnte Runde. Präsentiert von curt! OFENWERK Klingenhofstr. 72, Nbg. kunstsupermart.de

Eröffnung am 6. Oktober, 19 Uhr Laufzeit ab 7. Oktober

TeilChen. maleReivon annamaRiasChönRoCk

GALERIE MIT DER BLAUEN TüR Meuschelstr. 51, Nbg. Mi-Fr 15-19 Uhr, Sa 11-15 Uhr

Bis 15. Oktober

hjalmaR leandeR weiss – sTille!

KREISGALERIE – GALERIE AM GERMANISCHEN NATIONALMUSEUM Karthäusergasse 14, Nbg. kreis-nuernberg.de

Bis 15. Oktober

andReabaRzaghi – don’T feaR Thebeas

Der Künstler, der an der AdBK in Nürnberg studiert hat und jetzt wieder in Mailand lebt, malt sich in den Raum vor und installiert sich in die Fläche der Leinwand zurück. KUNSTVEREIN KOHLENHOF Grasersgasse 15/21, Nbg. kunstvereinkohlenhof.de

Bis 16. Oktober

TheResahaRTmann – flaUTe

Es ist still, kein Wind, das Wasser ist sanft. Die Künstlerin hat zuvor den rohen Ort der Galvani Galerie klanglich aktiviert und erforscht. In der Ausstellung wird ein Soundstück aus ebendiesen Raumklängen mit Klängen verwoben, welche mit Wasser bespielten Tonflöten im Raum performativ erzeugt werden. Die Künstlerin ist anwesend an folgenden Tagen: Sonntag, 02.10., 12-16 Uhr, Mittwoch, 05.10., 16-20 Uhr, Sonntag, 16.10., 12-16 Uhr, sonst ist die Ausstellung durch die Schaufenster zu sehen und über einen QR-Code zu hören. [PM] GALVANI GALERIE Galvanistraße 12, Nbg. galvani-galerie.jimdosite.com

Bis 16. Oktober

RemiXingsChmidT

Die Ausstellung bildet individuelle Perspektiven auf Nürnberg zu zwei unterschiedlichen Zeitepochen ab. Der Blick richtet sich auf Gegenwart und Vergangenheit und behandelt dabei bestehende sowie gewesene Lebenswelten. Im Dialog mit historischen Werken des Malers Georg Schmidt (1847-1922) und des Fotografen Ferdinand Schmidt (18401909) stehen aktuelle multimediale Beiträge aus der Nürnberger Gesellschaft. (PM) STADTMUSEUM IM FEMBOHAUS Burgstr. 15, Nbg. museen.nuernberg.de/fembohaus

Bis 23. Oktober

zwisChen

Man bekommt eine poetische, überraschende, und nicht selten wirklich lustige Gruppenausstellung mit vielfältigen Werken von Ali Hos, Jasmin Franzé, Thomas Willi, Angelika Huber, Johannes Bauer, Eva-Maria Neubauer, Max Hanisch und Michael Grebner zu bieten, unter kuratorischer Leitung von Eva-Maria Neubauer. BORGO ENSEMBLE E.V. Holzschuherstraße 8, Nbg. borgo-ensemble.

Bis 23. Oktober

bRandonlipChik. moonbeamsofallegoRy

KUNSTPALAIS ERLANGEN Marktplatz 1, Erlangen kunstpalais.de

IM FEMBOHAUS: GEORG SCHMIDT, SELBSTPORTRäT, 1919, AQUARELL © MUSEEN DER STADT NüRNBERG, KUNSTSAMMLUNGEN FERDINAND SCHMIDT, SELBSTPORTRäT, 1908, FOTOGRAFIE © MUSEEN DER STADT NüRNBERG, KUNSTSAMMLUNGEN

Bis 23. Oktober

maRysibande. Thewake

KUNSTPALAIS ERLANGEN Marktplatz 1, Erlangen kunstpalais.de Bis 6. November

benjaminmoRaveC „anold TiRedheRo losT in The Cave”

GALERIEHAUS NORD Wurzelbauerstr. 29, Nbg. galeriehaus-nuernberg-nord.de Bis 6. November

gRaUzonen. nüRnbeRgeR künsTleR:innen imnaTionalsozialismUs

Die Kunstvilla, Nachfolgeinstitution der „Fränkischen Galerie“, widmet sich erstmalig, in Kooperation mit den entsprechenden Archiven, den Lebensläufen, Handlungsstrategien und Fahrwassern der Nürnberger Künstler*innen zwischen 1933 und 1945. Gezeigt werden Plastiken, Gebrauchsgrafiken und verschiedene Zeitdokumente, Führungen komplettieren das Diskussionsangebot. KUNSTVILLA Blumenstr. 17, Nbg. kunstvilla.org

Bis 12. November

jieUnkim, nian Cheng, kaThy Temin. lalala.

GALERIE SIMA Hochstraße 33, Nbg. simagalerie.de

Bis 16. November

einevoRTRagsReihe

Dienstag, 11.10., 19 Uhr: THORSTEN SCHNEIDER (Lüneburg, Leuphana Universität): Kunstgeschichte ´68. Zur Kritik einer Wissenschaft ohne Geschichte und Gegenwart. Dienstag, 18.10., 19:00: HANS-JüRGEN HAFNER (Berlin): Das Neue als Schock und

Tradition. Künstlerische Modernität in Theorie und Praxis nach 1945. Mittwoch, 09.11., 19 Uhr: JULIA VOSS (Berlin, Deutsches Historisches Museum): „… nicht ein einziger der deutschen modernen Maler Jude war.“ Werner Haftmann und die erste documenta 1955. Mittwoch, 16.11., 19 Uhr: AMBRA FRANK (München): „Dokumente der Unterwerfung“. NS-Kunst im Frankfurter Kunstverein 1974. Die Vorträge können analog oder digital verfolgt werden, der Zoomlink findet sich jeweils beim aktuellen Vortrag auf der Homepage des Kunstvereins. KUNSTVEREIN NüRNBERG – ALBRECHT DüRER GESELLSCHAFT Milchhof, Kressengartenstr. 2, Nbg. kunstvereinnuernberg.de

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emoTionsRegUlaToR – einmobileskUnsTpRojekT

Die bunten Kabinen des von Winfried Baumann gestalteten Aktionsraums werden in den kommenden Monaten an verschiedenen Orten im Nürnberger Stadtraum auftauchen. Interessierte können sich in die Sitzplätze der Kabinen setzen und von der installierten Soundanlage in gewünschtem Maß emotional regulieren, ermutigen und zur Diskussion anregen lassen. Das Kunstprojekt ist in der Reihe „ClubKunst“ entstanden, in der Zusammenarbeit zwischen dem Künstler, dem 1. FC Nürnberg, dem Institut für moderne Kunst und Thomas Heyden vom Neuen Museum Nürnberg. AN VERSCHIEDENEN ORTEN IM NüRNBERGER STADTRAUM emotionsregulator.de

121 – von marian wild SEBASTIAN TRÖGER Am Hebel der Welt

7. Oktober 2022 bis 19. März 2023

NEUES MUSEUM Staatliches Museum für Kunst und Design Nürnberg www.nmn.de

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oliveR bobeRg – meeR

IN DEN FENSTERN DER KUNST GALERIE FüRTH Königsplatz 1, Fürth kunst-galerie-fuerth.de Täglich 24 Stunden

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TobiasbUCkel, moniqUes. desTo, annamaRiasChönRoCk, phillipselig

IN DEN ÖFFENTLICHEN RäUMEN DES DEFETHAUSES Gustav-Adolf-Str. 33, Nbg. Geöffnet zu den Öffnungszeiten der Galerie Oechsner oder nach Vereinbarung

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sChaUfensTeR 2.0

Das Atelier Sohler in der Fürther Theaterstraße zeigt endlich wieder im monatlichen Wechsel Kunstwerke im Straßenraum. Die pfiffige Präsentation im „kleinsten Ausstellungsraum der Metropolregion“ wechselt immer um die Mitte des Monats: Bis 15. Juli war Ilka Helmig zu sehen, bis Mitte August läuft die Präsentation „softshell“ von Anja Bramkamp. Die Sommerpause bespielte der Ateliernachbar Franz U. Janetzko, seit Mitte Eröffnung am 8. Oktober Laufzeit von 9. Oktober bis 12. November

September geht es weiter mit Eleonora Kirchgessners Installation „hidden“. FENSTER VOM ATELIER SOHLER Theaterstr. 20, Fürth andrea-sohler.de Täglich 24 Stunden

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RahmenbedingUngen

FOTOSZENE NüRNBERG E. V. Gustav-Adolf-Str. 33, Nbg. die-fotoszene.de

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lilyzoUmpoUli

Die 1994 in Thessaloniki geborene Fotografin sucht und findet die Schönheit und die gesellschaftliche Handschrift ihrer Generation in poetischen, auf den ersten Blick brutalen, auf den zweiten Blick von großer Verletzlichkeit erzählenden Portraits ihrer Freund*innen. GALERIE GROSSKIND Königstr. 33-37, Nbg. grosskind.de

7., 8. und 9. Oktober

7. aRT weekendnüRnbeRg

IM STADTGEBIET VON NüRNBERG artweekendnuernberg.com

miChaelfRanz - bildeR

OECHSNER GALERIE im Atelier- und Galeriehaus Defet Gustav-Adolf-Str. 33, Nbg. oechsner-galerie.de

Vernissage am 14. Oktober Laufzeit von 15. Oktober bis 30. November

aRTisT-in-ResidenCe 2022: Xiapeng

KUNSTRAUM DES KONFUZIUS-INSTITUTS NüRNBERG-ERLANGEN E.V. Pirckheimerstr. 36, Nbg. konfuzius-institut.de

Ab 14. bis 30. Oktober

shifT/walls 2022

Siehe auch Beitrag auf Seite 60. KUNSTHAUS Königstr. 93, Nbg. kunstkulturquartier.de/kunsthaus

15. und 16. Oktober

gasTspiel 2022

Künstler*innen und ihre Freund*innen laden ein zum Fürther Kunstwochenende mit 34 offenen Ateliers und Kulturräumen. IN DER FüRTHER INNENSTADT, SüDSTADT UND IN UNTERFARRNBACH kulturringc.net

Eröffnung am 28. Oktober, 18 Uhr Laufzeit ab 29. Oktober

weRneR büTTneR / ThomaselleR. deR sTammdeR aRmen TeUfel

Die Ausstellung zum Buch: Zwei Kunstauffassungen treffen im Raum physisch genauso kompromisslos aufeinander wie zuvor schon die zwei Denkansätze auf Papier. Ausführlicher Review zum Projekt auf S. 116. AUSSTELLUNGSRAUM DES INSTITUTS FüR MODERNE KUNST im Atelier- und Galeriehaus Defet Gustav-Adolf-Str. 33, Nbg. moderne-kunst.org

Vernissage am 28. Oktober, 19 Uhr Laufzeit von 29. Oktober bis 20. November

sUsannesTiegeleR – ResT inpieCes

Die Künstlerin greift mit ihren manchmal steampunkigen Schreinen und Objekten eine lange kirchliche Tradition der Reliquien und Andachtsobjekte auf, die sich in den barocken Räumen der Kulturkirche prächtig entfaltet. KULTURKIRCHE ST. EGIDIEN Egidienplatz 1, Nbg. egidienkirche.de

Eröffnung am 4. November, 19 Uhr Laufzeit ab 5. November

andReassChUlze. onsTage

KUNSTHALLE NüRNBERG Lorenzer Str. 32, Nbg. kunsthalle.nuernberg.de

Eröffnung am 5. November, 19 Uhr Laufzeit von 6. bis 20. November

idioTaRiUm

Die Badstraße 8 in Fürth zeigt eine Gruppenausstellung mit Angelika Beck-Weathers, Timo Behn, Adam Cmiel, Tomoe Hikita, Johanna Klose, Kristin Kümmerle, Bernard Ruff, Josefa Schundau, Stella Springhart und André Sousa. Den Titel kann man ja nur lieben. KULTURORT BADSTRASSE Badstraße 8, Fürth badstrasse8.de

Vernissage am 11. November, 18 Uhr Laufzeit ab 12. November

janUszdĄbkiewiCz – gesChiChTensammleR_in

KRAKAUER HAUS Hintere Insel Schütt 34, Nbg. krakauer-haus.de

Ab 13. November

inTeRvenTion UndspURensUChe. Reginevon Chossy imsTadTmUseUm

STADTMUSEUM ERLANGEN Martin-Luther-Platz 9, Erlangen stadtmuseum-erlangen.de Ab 19. November

„UTopisChelebens(T)RäUme“ künsTleRhaUs, komm, k4, künsTleRhaUs - qUovadis?

KUNSTHAUS Königstr. 93, Nbg. kunstkulturquartier.de/kunsthaus

27. November

winTeR openhoUse

Die erste gemeinsame Adventsöffnung der nah beieinander liegenden Kunstzentren von Defethaus und Tillystudios! Mit offenen Ateliers, Ausstellungen und allem anderen, was sonst so glücklich macht. Finale Infos zu Öffnungszeiten und Programm dann bei Zeiten auf den Flyern und Homepages, den Termin sollte man aber unbedingt vormerken! ATELIER- UND GALERIEHAUS DEFET, GustavAdolf-Str. 33, Nbg., atelier-galeriehaus.de TILLySTUDIOS, Tillystraße 40, Nbg.

Oktober und November

faRben.22

Der Oktober wird SCHWARZ und der November GOLDEN, wenn man seinen Augen auf der Homepage glaubt. :) W-I GALERIE Albrecht-Dürer-Str. 1, Nbg. wiring-inspiring.com

neUesmUseUm nüRnbeRg

Fassadenräume, Eröffnung 6. Oktober, 19 Uhr

amhebeldeR welT. sebasTian TRögeR

Sechs großformatige, monochrome Szenenbilder werden von dem Nürnberger Maler (*1986) für die Fassadenräume des Museums geschaffen. In der Folge entsteht eine bildübergreifende Geschichte in sechs Akten, die vom Klarissenplatz aus erfahrbar wird.

Premiere am 21. Oktober, 20 Uhr

maChaRT. jedeR mensChisT einkünsTleR?

Die poetischen Museumsräume werden zur Theaterbühne für „ein Theatererlebnis mit Tanz, Schauspiel, virtueller Realität und Kunstinstallationen über die Kunst des (Er-)schaffens“. Weitere Vorstellungen finden am 22., 28. und 29. Oktober, jeweils um 20 Uhr statt. Der Eintritt kostet 21 Euro, ermäßigt 14 Euro. Weitere Infos und Kartenbestellung unter schimmert.de. Ausstellungsraum, Eröffnung am 10. November, Laufzeit ab 11. November

SEBASTIAN TRÖGER, ENTSTEHUNG DER GROSSFORMATIGEN ARBEIT „AM HEBEL DER WELT“, 2022 © THE ARTIST, FOTO: TIM HUFNAGL

miT deR TüR inshaUsfallen. neUeRweRbUngendeR sammlUngdesbUndes.

Rund 50 Neuerwerbungen der Sammlung des Bundes aus den letzten fünf Jahren werden in dieser vielfältigen Werkschau gezeigt. Die Arbeiten ermöglichen einen überblick über das zeitgenössische Kunstgeschehen in Deutschland und Themenkomplexe wie Kriegs- und Nachkriegszeit, Wiedervereinigung, Migration und Identität, Europa, Rassismus und Freiheit.

Sammlung Erdgeschoss, bis auf Weiteres

doUble Up!

Die zum Jubiläum gestartete „Mixed Zone“ weicht neuen, thematisch konzipierten Raumfolgen mit Exponaten aus der Neuen Sammlung in München und dem eigenen Depot, in einer konzeptionellen Fortführung der Jubiläumsidee, Design und Kunst unmittelbar zu verschränken.

Sammlung Obergeschoss, bis auf Weiteres akTUellindeR sammlUng

Katharina Grosse. Wandlungen / Claus Feldmann. Ground Control / Miriam Cahn. Athener Raum und „Krieg“ / Bernd Klötzer. Rund / übungen in Freiheit. Jarosław Kozłowski und Christine Moldrickx / Alfons Lachauer. Frühe Bilder / Gerhard Richter. Werke aus der Sammlung Böckmann.

neuesmuseumnürnberg Klarissenplatz, Nbg. www.nmn.de

11x grün für die ganze stadt:

RepaRieRen gehT voR kassieRen!

Uns ist Nachhaltigkeit ein Anliegen. So freuen wir uns sehr, dass die Nürnberger Kulturläden sich eben genau diese Sache intensiv zur Aufgabe machen: 11xGRüN – so der Name – steht für elf Kulturläden, elf städtische, schöne Veranstaltungsorte, die das Thema Nachhaltigkeit, Umwelt, lebenswerte Zukunft gemeinsam mit der Stadtgesellschaft be- und durchleuchten wollen. dabei gehören über 50 Veranstaltungen in diesem Jahr zum Schwerpunkt. curt ist da dabei, Ehrensache, und begleitet 11xGRüN als Medienpartner.

Diesmal haben wir mit Birgit Kretz geplaudert, der Leiterin des Kulturladen Röthenbach. Hier gibt es mittlerweile ein Repaircafé, in das man defekte Dinge bringen kann, um sie, wenn es gut läuft, repariert zu bekommen. Das geht von kleinen Möbeln (Scharniere, Griffe) bis zu Holzspielzeug, Textilien aller Art, Ledertaschen und Geldbeutel, Elektrokleingeräte wie Rührgeräte und andere Küchengeräte, Lampen, Musikanlagen, Lichterketten, Garten- und Weihnachtsbeleuchtung mit Solarmodulen, Staubsauger, Uhren und vieles mehr. Aber hier wird nicht nur gebastelt und repariert, im Café gibt´s selbstgemachtem Kuchen, Kaffee & Tee. Ein Kulturladen eben!

CURT: birgit, Euer Repaircafé ist ein Teil von 11xGRüN. Was bedeutet das und warum ist das wichtig? BIRGIT KRETZ: 11xGrün ist eine Reihe, die sich besonders der Nachhaltigkeit widmet. Das „Grün“ bezieht sich auf ökologische und Umweltaspekte, im Gegensatz zu sozialen Aspekten. Mit dem Repaircafé tragen wir zur Vermeidung von Müll und Elektroschrott bei. Und viele Besucher*innen sind sehr interessiert daran, ihre technischen

Fähigkeiten zu erweitern und selbst Reparaturen durchführen zu können. Wichtig ist das Repaircafé aber auch für Leute mit wenig Geld: Sie nutzen es immer wieder, weil sie dort schnelle und gute Hilfe erhalten, gegen eine freiwillige Spende. Was sind eure Repair-Klassiker und was war das schrägste Teil, das ihr bis jetzt repariert habt? Zu den Klassikern zählen alle möglichen Küchengeräte wie Rührgeräte, Kaffeemaschinen, Toaster oder Wasserkocher. Ungewöhnlich fand ich eine Bettheizung. Und gleich beim ersten Mal kam jemand mit einem echten Walkman. Sollte Reparieren ein Schulfach sein? Ich glaube, es geht weniger um die Fähigkeit des Reparierens. Es geht mehr um den Ressourcenverbrauch und darum, die Hemmschwelle zu erhöhen, etwas wegzuwerfen und es schnell und einfach mit ein paar Klicks im Internet neu zu bestellen. Welche Kulturläden bieten ebenfalls Repaircafés an? Das Gemeinschaftshaus Langwasser bietet gemeinsam mit dem Jugendhaus Geiza einmal im Quartal ein Repaircafé an. Und es gibt noch viele andere Reparaturinitiativen in Nürnberg und Umgebung. danke, birgit. Und wie wir bei curt mit unserem kaputten Zeugs immer sagen: „Reparieren geht vor Kassieren.“

RePaIRcafé im kulturladen röthenbach 15.10., 19.11. (mit Verschenkemarkt) und 17.12., je 10–15 Uhr. www.nuernberg.de/internet/kuf_kultur/repaircafe.html

dbmuseum: kinderlesung und adlergeburtstag

Patrick Heppt ist Schauspieler und Radiosprecher. Klar, dass so einer auch besonders gut vorlesen kann. In der Reihe Geschichten für kleine Eisenbahnfans nimmt Patrick sein junges Publikum mit auf eine Reise. Vorgelesen werden Geschichten aus der großen Welt der Eisenbahn, bei jedem Termin neue. Nächster Termin: 06.November, 14.30 Uhr, für Kinder zwischen 5 und 8 Jahren.

Es ist schon ein paar Jahre her, aber wer dabei war, erinnert sich noch gut: Am 7. Dezember 1835 fuhr in Deutschland zum ersten Mal eine Eisenbahn, der Adler, von Nürnberg nach Fürth. 187 Jahre (und drei Tage) später feiert das DB Museum dieses superwichtige Ereignis mit einem großen Familienfest. Dort gibt es wie in jedem Jahr viele überraschungen für große und kleine Eisenbahnfans. Ihr könnt auf einer Miniatur-Dampfbahn mitfahren, an den Mitmachaktionen teilnehmen und euch das Museum im Rahmen der Führungen zeigen lassen. Der Eintritt ist an diesem Tag frei. Sa., 10. Dezember, ab 10 Uhr.

db museum nüRnbeRg www.dbmuseum.de

rüssel im TheaTeR ROOTslöffel

Ihr kennt alle das Dschungelbuch, gell? Der Autor dieser tollen Geschichte hieß Rudyard Kipling und hat natürlich noch sehr viel mehr geschrieben. Zum Beispiel die So-Stories, die Kipling für seine superneugierige Tochter verfasste – in Gedichtform. Noch heuten eignen sie sich für alle klugen, jungen Geister, die wissen möchten, wie der Elefant seinen Rüssel bekommen hat und das Kamel seinen Höcker und warum das Nashorn so schlecht gelaunt ist und warum Hyäne und Hase sich nicht leiden können und wie sich eine Stechmücke fühlt. Thomas Herr hat diese Geschichten neu übersetzt, als Lieder, bei denen er sich mit afrikanischen Instrumenten belgietet. Das Theater Rootslöffel zeigt dieses Erzähltheater für Weltenbummler*innen ab 5 Jahren am 1., 2., 8 und 9. Oktober.

TheaTeR ROOTslöffel www.rootsloeffel.de

mfK: maustüröffner-tag

Die Maus macht‘s – uns zum Beispiel seit vielen Jahren schlau. Und die Maus kümmert sich an ihrem Tag, 03.10., auch darum, das gewisse Türen sich öffnen, die sonst verschlossen bleiben. Auch das Museum für Kommunikation nimmt Teil und lädt euch ein, kostenlos mitzumachen und zu lernen. Zum Beispiel beim Mitmacht-Konzert mit Aline Joers und Franz Tröger, die mit Papier und Alltagsgegenständen Musik machen. Oder bei der großen Schreibwerkstatt, in der Briefpapier, Stifte und Marken ohne Ende für euch bereitliegen.

museum füR KOmmunIKaTIOn: maus-türöffner-tag 3. Oktober www.mfk-nuernberg.de

nueJaZZ fOR KIds: signalhorn und dicke saiten

Völlig klar mittlerweile, wenn das große Jazz-Festival NUEJAZZ in Nürnberg steigt, dass es auch einen Programmpunkt für Kinder gibt. Die Musiker*innen auf der Bühne sind mittlerweile fast schon alte Bekannte: Victoria Fortissima am Klavier ist dabei, Nobbi Wellenbrecher, der früher auf einem Dampfer das Signalhorn spielte, Frankie Flinkfinger, dessen flinke Finger über die Gitarre jagen, Marco Bassone, der Spezialist für dicke Saiten und Matze Haudrauf, der Drummer, der seine Becken selber schmiedet. Was für ein wilder, sehens- und hörenswerter Haufen! Das Besondere an den NUEJAZZ for Kids Konzerten: Diese Combo spielt nicht nur toll, sie stricken drumherum ein kindgerechtes Programm, erklären, was ihre Instrumente so machen und bewegen ihr junges Publikum geschickt zum Mitmachen. Weil nur gemeinsam macht so ein Konzert so richtig Spaß.

nueJaZZ fOR KIds. Im Rahmen des NUEJAZZ Festivals 2022. 30. Oktober, 16 Uhr, Kulturwerkstatt auf AEG. www.nuejazz.de

OLAF dER ELCh, THEATER SALZ+PFEFFER. FOTO: JUTTA MISSBACH

kindeRTheaTeR:

schwere kost und ganz normale albernheiten

die Pause ist vorbei, die Kindertheater öffnen ihre Tore. dahinter (und hinterm Vorhang) warten schon berührende Geschichten, kleine Giggler, mutige Kinder und ein außergewöhnlicher Elch.

Das ThEATER PFüTZE kehrt mit einer Premiere aus der Sommerpause zurück: bLASSE TINTE, bLAUER TAG (12+) ist eine Produktion der jungeMET in Zusammenarbeit mit dem Stadttheater Fürth, die alles andere als leichte Kost verspricht, denn: Die Geschichte führt uns ins Jahr 1942 und ins Ghetto von Warschau, wo der Arzt und Pädagoge Janusz Korczak das dortige Waisenhaus unter schlimmsten Bedingungen, aber mit großem Herz leitete. Seine Ideen vom Umgang mit Kindern mündeten später in den Kinderrechten der UN. Das Stück verbindet eigens komponierte Musik mit Schauspiel, Musik- mit Objekttheater und erzählt in poetischen Bildern von der Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Ab 7. Oktober. Eine szenische Lesung hat Christof Lappler vorbereitet: In dAS GROSSE GIGgLEr-gEhEimnis (7+) erzählt er uns als Ein-Mann-Theater-Ensemble von den Gigglern, die jeden, der gemein zu Kindern war, mit einem Hundehaufen bestrafen. So ist‘s richtig! Ab 22. Oktober. Der November gehört dann gänzlich der Pfütze-Produktion in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater: ICh bIN VINCENT UNd ICh hAbE KEINE ANGST (10+) erzählt vom elfjährigen Titelhelden, der von seinen Mitschülern terrorisiert wird. Zum Glück hat Vincent ein Survival-Handbuch, das ihn auch auf der Klassenfahrt nicht im Stich lässt. Ab 19. November. www.theater-pfuetze.de

Auch im ThEATER MUMMPITZ wird erstmal Premiere gefeiert – und noch dazu Uraufführung. PLöTZLICh TIEF IM WALd (8+) ist ein Live-Hörspiel nach einem Märchen von Amos Oz und erstmals auf einer Bühne zu sehen: Maja und Mati wachsen in einem Dorf auf, in dem es keine Tiere mehr gibt. Nur die Eltern erinnern sich

an diese Geschöpfe und können ihre Laute nachahmen. Doch Maja und Mati kennen ein sehr geheimes Geheimnis. Ab 15. Oktober. Und weil wir alle wissen, dass es Tiere natürlich glücklicherweise sehr wohl gibt, erzählt das MUMMPITZ im November von einem solchen: KASChTANKA (6+) ist die Geschichte einer jungen Hündin, die ihr Herrchen verliert und von einem Zirkusclown gefunden wird, der ihr seine magische Welt zeigt, in der auch Tiere Artisten sind. Das Stück stammt von einem der berühmtesten Theaterautoren der Geschichte, Anton Tschechow, und wird vom MUMMPITZ mit Livemusik und echten Kunststücken gezeigt. Ab 12. November. Am Ende des Monats feiern wir dann noch ein Wiedersehen mit den drei Bären, die drei verschiedene Wege auf ein und denselben Gipfel finden: dER bäRENbERG (4+). Ab 27. November. www.theater-mummpitz.de

Gewohnt tierisch kommt auch das Figurentheater SALZ+PFEFFER aus der Sommerpause. Zunächst mit dem Dauerbrenner OTTO, dIE KLEINE SPINNE. Eine Geschichte über Toleranz für Theateranfänger*innen ab 3 Jahre. Ab 1. November. Danach treffen wir Olaf, einen Elch, der sich nur durch sein übergroßes Geweih von seinen Elchkolleg*innen unterscheidet. Die anderen lachen ihn eh schon aus, doch dann bricht auch noch eine Schaufel ab und Olaf ist als Weihnachtselch nicht mehr zu gebrauchen. Zum Glück trifft er in dieser Situation einen einäugigen Weihnachtsmann. OLAF, dER ELCh (9+) st eine berührende Geschichte über die Freundschaft zwischen zwei Einzelgängern. Ab 22. November. www.salzundpfeffer-theater.de

GUTES THEATER FÜR ALLE - LIVE UND IN FARBE!

Theater Mummpitz im Kachelbau

Michael-Ende-Straße 17 90439 Nürnberg theater-mummpitz.de

theobald o.J. fuchs

beim gedankenzieheR

Ich hatte einen Termin. Besser gesagt: Es war schon der dritte Termin, die ersten beiden hatte ich ausgemacht und ein paar Tage vorher wieder abgesagt. Ich gehöre aber zu den Leuten, die nur Termine, die sie nicht abgesagt haben, einhalten. Also ging ich hin, setzte mich in den Behandlungsstuhl und hörte mir die Belehrung an, die eine sehr freundliche, aber entschiedene Arzthelferin vor mir errichtete. Dass ich vollkommen nüchtern denken würde, sollte ich bestätigen, und dass ich nach der Behandlung ein paar Stunden lang keine eigenen Ideen haben dürfte. Ich sah in den Räumen der ganzen Praxis von den Gesichtern nur die Augen, der untere Teil war von der Maske verborgen, der obere Teil von einer dunkelgrünen OP-Haube. Dutzende Gedankenärzte und -ärztinnen und hilfreiche Geister bevölkerten die Flure und Gedankenbehandlungszimmer. Meine eigene Haube, die ich beim Betreten der Praxis aufgesetzt bekommen hatte, musste ich natürlich abnehmen, sonst wäre der Eingriff nicht möglich. Ich sagte, dass ich alles verstanden hätte und dass ich jetzt gerne noch ein Selfie von mir machen würde, zur Erinnerung, wie ich in dem Behandlungsstuhl liegend aussah, mit einem weißen Tuch über mein Gesicht gebreitet, dem elektrischen Kabel, das an meine Stirn geklebt war, und dem grünen Tablett mit dem Operationsbesteck, das griffbereit lag. Nein, das wäre leider nicht möglich, ich solle besser ihr, der Assistentin das Handy geben, damit ich nicht in Versuchung käme, witzige Fotos zu machen. Und nein: Auch den Gefallen könne sie mir nicht machen, alles sei schon vorbereitet und desinfiziert, keine einzige freie Idee befinde sich mehr im Raum – sie könne da unmöglich für mich ein witziges Selfie von mir machen. Auftritt Gedankenärztin. Auch sie kaum zu erkennen. Das einzige Merkmal, das sie von der Gedankenassistentin unterschied, war, dass sie etwas kleiner und zierlicher zu sein schien. Klar, dachte ich, man brauchte ja auch keine besonders große Kraft, um Gedanken zu ziehen. Die richtige Technik ist bekanntlich alles. Und natürlich eine ordentliche Betäubung aus der dicksten Spritze, die ich je gesehen hatte. »Machen Sie Ihren Geist jetzt mal ganz locker ... wir kriegen das schon hin.« Sie begann, unterstützt von der Assistentin, an einem kantigen Gedanken zu wackeln. Dieser eine Gedanke hatte seit Monaten – wenn nicht Jahren! – Probleme gemacht, er war morbide, abgenutzt und unberechenbar geworden – kurz: fällig. Es war für alle Beteiligten, insbesondere für mich selbst, besser, wenn ich ihn entfernen ließ. Sie zog und rüttelte an dem Gedankenklotz. Ich spürte zwar keinen Schmerz, aber nahm doch die gewaltigen Kräfte wahr, mit denen gerade an meinem geistigen Gebäude gerüttelt würde. Langsam schwoll das Krachen und Rucken in meinem Kopf an, es klang wie Schritte eines grimmigen Waldbauern auf harschem Schnee. »Na, da wehrt sich einer aber gewaltig«, lachte die Gedankenärztin nach geschätzt einer halben Stunde, als tolle sie in diesem Moment mit ihrem Golden Retriever und einer getrockneten Rindergurgel im Gras auf der Hundewiese. »Also gut, wenn es nicht anders geht ...«, sprach sie im Raumquadranten halb rechts oberhalb von mir. Der Raum über mir war eine lichtlose Höhle, meine Arme waren mit Kabeln an den Sessellehnen fixiert. Ich wollte unbedingt ein Selfie machen. »Kann ich ...«, stammelte ich, »Foto? SmartPhone … in meiner Tasche ...« »Nein, leider nicht. Sie wissen doch: Das ist unhygienisch, da kommen sofort schädliche Gedanken auf, die sich in der frischen Lücke einnisten. Ganz böse!« Ich hörte, wie der Motor einer kleinen Säge auf Touren kam, dann erhob sich ein schrilles Kreischen, der Geruch nach qualmender Flex und verbrannten Hufen erfüllte den Raum. Ein letztes schmatzendes Ruckeln, danach war alles anders.

»Soderle«, sagte die Gedankenärztin, »der hatte sich nur etwas verklemmt, aber jetzt ist er raus.« Zeitenwende. »Ginge nicht wenigstens jetzt ein Selfie?«, bettelte ich. »Von dem zerlegten Gedanken nur? Damit ich mir das Ding später einmal ansehen kann?« »Nein, geht leider wirklich nicht. Das wäre so was von kontraproduktiv, absolut schlecht. Nope.« »Aber ohne Bild ist es mir unmöglich, daran zu glauben, dass die Operation wirklich stattgefunden hat. Ich muss doch annehmen, dass dies alles niemals geschehen ist.« »Das ist ein seltsamer Gedanke! Den schlagen Sie sich am besten gleich wieder aus dem Kopf.« Das tat ich dann auch – widerwillig, aber ich tat‘s. Auch wenn ich ohne Beweise die Praxis verließ – Hauptsache, ich musste nicht so bald wieder hier her kommen müssen. Was wirklich geschehen war, würde ich mir später in einer ruhigen Minute einfach ausdenken. Und davon dann ein Selfie machen: wie es sich gehört.

TheObald O. J. fuchs Was treibt er so im Oktober und November? Am 29.10. gibt´s eine Lesung: „Der zweite Krautwickel“ in SulzbachRosenberg, Gasthaus Landkutsche um 19.30 Uhr. Und ebenso im am 12.11. im Galeriehaus Hof. Nix wie hin!

danke eUCh allen füR alles! danke füR den sUppoRT, den einsaTz, das veRTRaUen, Und die RiChTige wahl.

nUR vom feinsTen, füR die feinsTen! alles andeRe: makUlaTUR.

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