Familienförderplan

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FAMILIENFÖRDERPLAN

Leitlinien zur Entwicklung und Förderung der Familien in Südtirol

Familienförderplan

Familienagentur

AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL Familienagentur

PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE Agenzia per la famiglia

1


2

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

V o r w ort

„Die Familie bildet den Grundstock unserer Ge-

wurde. Neben der volkswirtschaftlichen Sicht soll

sellschaft und ist der wichtigste Erziehungs-, Bil-

darum auch das Bewusstsein für den emotionalen

dungs- und Bezugsort für die Kinder. Durch ihre

Aspekt von Familie Platz finden. Als programmati-

unterstützende Funktion für die nachwachsen-

sches Dokument der Landesregierung zeigt der

den Generationen spielt sie eine grundlegende

Förderplan die Handlungsfelder und Maßnahmen

soziale Rolle.“

im Familienbereich auf. Er ist ebenen- und behördenübergreifend angelegt und versteht sich als of-

Dieser Grundsatz aus Artikel 1 des Landesgesetzes

fener Prozess, der sich den aktuellen gesellschaft-

Nr. 8 vom 17. Mai 2013, das die Förderung und Un-

lichen Entwicklungen anpassen soll.

terstützung der Familien in Südtirol zum Ziel hat, ist das Fundament, auf das der vorliegende Familien-

Als Gesellschaft tragen wir die Gesamtverantwor-

förderplan aufbaut. Ziel dieses ersten Südtiroler

tung, dass ein gutes Aufwachsen, Entfalten, Leben

Förderplanes für Familien ist es aufzuzeigen, was

und Altern ermöglicht wird. Südtirol hat dafür gute

Familien fördert und unterstützt.

Voraussetzungen. Nun geht es darum, weiter an Rahmenbedingungen zu arbeiten und vorhande-

Familienpolitik ist ein Thema von zentraler Bedeu-

ne Chancen bestmöglich zu nutzen, um Südtirol

tung, weshalb der vorliegende Förderplan breit ge-

zu einem lebenswerten Familienland weiterzuent-

dacht und in einem integrativen Dialog erarbeitet

wickeln.

Waltraud Deeg Familienlandesrätin

3


4

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

I nh a lt

Vorwort 3

Förderplan für Familien in Südtirol 8

1.

Einleitung 10

2.

Vision, Zielsetzung und Strategie 14

2.1. Vision: Familienland Südtirol 14

2.2. Zielsetzung 16 2.3. Strategie 16

3.

Schwerpunkt frühe Stärkung der Familien – Ziele und Maßnahmen

3.0. Vorspann 18

18

3.0.1.

Rahmenbedingungen zur Stärkung von Familien

18

3.0.2.

Familienförderungsgesetz zur Stärkung von Familien

18

Ziel: Die Gesellschaft erkennt den Wert der Familie und deren Leistung für die

19

3.1.

Gesellschaft an (Gesellschaftliche Kulturentwicklung der Familienfreundlichkeit).

3.1.1.

Maßnahme: Kommunikationskampagne zum gesellschaftlichen Wert von Familie

19

3.1.2.

Maßnahme: Audit familieundberuf für die Südtiroler Landesverwaltung

21

3.1.3.

Maßnahme: Überprüfung der Bestimmungen der Landesverwaltung auf ihre familien-

22

relevanten Aspekte

3.2.

Ziel: Prioritäten und gezielte Strategien zur frühzeitigen Stärkung der Familien

22

werden erkannt und strategische Maßnahmen koordiniert umgesetzt.

3.2.1.

Maßnahme: Schaffung von Netzwerken auf Bezirksebene

22

3.2.2.

Maßnahme: Standards zur Familienfreundlichkeit auf Gemeindeebene

24

Ziel: Das sozialräumliche Umfeld in den Gemeinden ist familienfreundlich und

24

3.3.

ermöglicht Begegnung zwischen den Generationen

3.3.1.

Maßnahme: Familienfreundliche Gestaltung öffentlicher Flächen und Räume

24

3.3.2.

Maßnahme: Schaffung von Begegnungsräumen und Förderung bzw. Vernetzung

25

bestehender Strukturen

3.3.3.

Maßnahme: Etablierung der Sozialraumorientierung als professionelles Arbeitsprinzip

26

3.3.4.

Maßnahme: Stärkung des Ehrenamtes und Institutionalisierung des Hauptamtes

26

5


3.4.

Ziel: Familien in Südtirol greifen auf qualitativ hochwertige Angebote zur

27

Stärkung der Paarbeziehung und der elterlichen Kompetenz zurück

3.4.1.

Maßnahme: Stärken- und ressourcenorientierte Angebote der Familienbildung

27

Ziel: Familien werden durch bedarfsorientierte Beratungsangebote unterstützt.

28

3.5.1

Maßnahme: Jährliche Vereinbarung bedarfsorientierter Projekte mit Familien-

28

beratungsstellen

Ziel: Familien werden bei Bedarf auch zu Hause unterstützt

28

Maßnahme: Ausarbeitung eines Konzeptes für die aufsuchende Familienarbeit

28

Ziel: Die Gesellschaft ist über Leistungen und Angebote für Familien

29

3.5.

3.6.

3.6.1.

3.7.

umfassend informiert

3.7.1.

Maßnahme: Fortführung und laufende Aktualisierung der Informationen online

und in Papierform sowie Erhebung eventuell zusätzlichen Informationsbedarfs

4.

Schwerpunkt Vereinbarkeit von Familie und Beruf – Ziele und Maßnahmen

29

31

4.0 Vorspann 31 4.0.1

Familienförderungsgesetz zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

31

Ziel: Die Leistungen, welche Familien für die Wirtschaft auch im Sinne der

32

Entwicklung von Humanvermögen erbringen und deren Bedürfnisse, ins-

besondere der Kinder, sind wie jene der Wirtschaft anerkannt.

4.1.1.

Maßnahme: Kommunikations- und Sensibilisierungskampagne zur Anerkennung der

Leistungen der Familien

32

4.1.2.

Maßnahme: Ausarbeitung eines Konzepts zu familienfreundlichen Zeitmodellen

33

4.1.3.

Maßnahme: Landesweiter Ausbau des audit familieundberuf

33

Ziel: Die Erwerbsarbeitszeiten werden räumlich und zeitlich flexibel ange-

34

6

4.1.

4.2.

boten, um den Bedürfnissen der Familien, der Arbeitnehmerinnen und der

Arbeitgeber gerecht zu werden.

4.2.1

Maßnahme: Kommunikations- und Sensibilisierungskampagne zu flexiblen

Arbeitsmodellen

Familienagentur

34


FAMILIENFÖRDERPLAN

I nh alt

4.3.

Ziel: Das Angebot an Kleinkindbetreuungsplätzen ist ausgebaut und die

Qualität in den Betreuungsdiensten Südtirols konsolidiert bzw. erhöht.

4.3.1

Maßnahme: Verabschiedung des Rahmenplans für die frühkindliche Bildung,

Erziehung und Betreuung

4.3.2

Maßnahme: Alle Dienste der Kleinkindbetreuung werden im Dreijahreszeitraum

besucht und pädagogisch bewertet

4.4.

Ziel: Das Angebot an Ferien- und Nachmittagsbetreuung ist konsolidiert,

ausgebaut und die Qualität in der Betreuung gewährleistet.

4.4.1.

Maßnahme: Ausarbeitung von Qualitätsstandards für die Ferien- und Nachmittags-

betreuung

4.5.

Ziel: Kindergarten und Schule sind den Bedürfnissen von Eltern und Kindern

angepasst.

4.5.1.

Maßnahme: Öffnungszeiten an den jeweiligen Bedarf ausrichten

35 38 39

39 39

40 40

4.5.2. Maßnahme: Ausbau des Mensaangebotes 40

5.

Schwerpunkt finanzielle Unterstützung der Familien – Ziele und Maßnahmen

5.0 Vorspann 41

41

5.0.1

Rahmenbedingungen zur finanziellen Unterstützung der Familien

41

5.0.2

Familienförderungsgesetz zur finanziellen Unterstützung von Familien

41

Ziel: Die Familienleistungen sind wirkungsorientiert ausgerichtet.

42

Maßnahme: Konzeptioneller Aufriss der Familienleistungen

43

Ziel: Der „EuregioFamilyPass Südtirol“ gewährleistet den Familien attraktive

43

5.1.

5.1.1

5.2.

Vergünstigungen und trägt zur Entwicklung einer familienfreundlichen Kultur

in Südtirol bei

5.2.1

Maßnahme: Bedarfsorientierte Akquise (oder Anwerbung) von neuen Vorteilsgebern

und Ausarbeiten eines Optimierungskonzeptes für den „EuregioFamilyPass Südtirol“

5.2.2

Maßnahme: Erweiterung des „EuregioFamilyPass Südtirol“ um die Großeltern

44 45

6. Anhang 46 7


F örd e rp l a n für F a m i l i e n in Süd ti ro l • Strategien für Südtirol

Konstrukt von Beziehungen von den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Familie kann immer wieder hergestellt werden - braucht jedoch

Aufgabe von Politik und Verwaltung ist es, Ent-

die gesamtgesellschaftliche Unterstützung. Denn

scheidungen vorausschauend zu treffen. Die Ge-

das Leben innerhalb einer Familie wird maßgeb-

sellschaft verändert sich demografisch, die Ver-

lich von den Außenerfahrungen mit Kindergarten,

netzung nimmt nicht nur über die Digitalisierung

Schule, Erwerbsarbeit, öffentlicher Verwaltung

ständig zu und der Wettbewerb ist längst über

oder Sozialraum und den gegebenen Rahmen-

die Landesgrenzen hinaus spürbar. Unter diesen

bedingungen geprägt. In Wechselwirkung schöpft

Bedingungen ist eine ziel- und wirkungsorientier-

der heranwachsende Mensch aus seinen Bezie-

te Familienpolitik ein nicht zu unterschätzender

hungen innerhalb des Familiengefüges und trägt

Standortfaktor. Dabei gilt es, die geänderten ge-

diese Erfahrungen nach außen. Dazu gilt es recht-

sellschaftlichen, sozialen und kulturellen Rahmen-

liche, gesellschaftliche und verwaltungstechnische

bedingungen, Wertehaltungen und Einstellungen

Voraussetzungen zu schaffen, damit Beziehungen

aufzugreifen und zu begleiten – hier kann und

innerhalb der Familien keinen allzu großen Belas-

muss sich die Landesregierung proaktiv einbrin-

tungen durch das Umfeld ausgesetzt sind und dem

gen. Es gilt, den Rahmen für eine nachhaltige Ent-

Wohl der Familienmitglieder förderlich sein kön-

wicklung von Gesellschaft und innerhalb der Ge-

nen. Es braucht einen neuen Blick auf die Familie

sellschaft von Familie zum Vorteil aller Bürgerinnen

und eine neue Haltung - und auch die Bereitschaft,

und Bürger und der nachfolgenden Generationen

das Gelingen von Beziehungen in Familien zu för-

zu schaffen. Dieser Umsetzungsprozess muss ebe-

dern. Denn Familie ist im Sich-Ent-Wickeln. Diesen

nenübergreifend sinnvoll vorangetrieben sowie die

Prozess gilt es zu begleiten und dabei ein solides

nötigen Mittel bereitgestellt und gezielt eingesetzt

Fundament und den fruchtbaren Nährboden für

werden, ohne dabei die Bedürfnisse der Bevölke-

die Entfaltung von unterschiedlichen Lebensent-

rung zu vernachlässigen.

würfen zu legen.

• Familie entwickelt sich Familie ist heutzutage einem rasanten Wandel

• Interaktiver und integrativer Prozess mit Bürgern und Organisationen

unterworfen. Kinder zu bekommen ist heute eine

8

freie Wahl. In diesem Sinne ist Familie nicht mehr

Das strategische Planungsdokument „Familien-

die naturgegebene „Keimzelle der Gesellschaft“

förderplan“ umfasst die Leitlinien der Entwicklun-

und stellt keinen natürlichen Entwicklungsschritt

gen und Förderung von Familien in Südtirol für

im gesellschaftlichen Leben dar. Familie hängt als

die nächsten Jahre. Erarbeitet wurde dieses als

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

offener, interaktiver und integrativer Prozess in Zu-

Familienpolitik ist immer mit Aspekten, Zielen und

sammenarbeit mit diversen Interessensvertretern

Maßnahmen aus Sozialpolitik, Steuerpolitik, Be-

wie der Universität Bozen, dem Österreichischen

völkerungspolitik sowie Arbeitsmarkt- und Wirt-

Institut für Familienforschung, den Südtiroler Fa-

schaftspolitik, aber auch mit Infrastrukturpolitik,

milienorganisationen und -verbänden, dem Fami-

Gesundheitspolitik, Bildungspolitik und Gleichstel-

lienbeirat, der Familienagentur sowie im Dialog mit

lungspolitik verknüpft.

der Bevölkerung - denn was letztlich zählt, sind die Bedürfnisse der Südtiroler Familien. All dies gewährleistet, dass die lokalen Gegebenheiten und

• Themen und Bereiche

Bedürfnisse analysiert wurden und bei der Erarbeitung berücksichtigt sind.

Die Aufzählung der Themen und Bereiche des Ersten Familienförderplans kann niemals vollständig

• Laufende Anpassung an gesellschaftliche Entwicklungen

sein. Denn die Arbeit für die über 500.000 Südtirolerinnen und Südtiroler beinhaltet weit mehr Anliegen und Maßnahmen, als in diesem Planungsdokument angeführt werden können. Wenn demnach ein Thema nicht erwähnt oder nur gestreift wird,

Die Förderung von Familien ist ein kontinuierlicher

bedeutet das keineswegs, dass es unbedeutend

Prozess und erfordert einen stabilen, langfristigen

wäre.

Einsatz. Der Familienförderplan ist deshalb mehr als ein strategisches Dokument. Er ist ein offener Prozess, der sich an die laufenden gesellschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklungen anpasst und dynamisch weiterentwickeln wird. Er begleitet die Aufgabenbereiche der Familienagentur des Landes, ist damit auf Verwaltungsebene nachhaltig eingebunden und auf die konkreten praktischen Anforderungen von Verwaltung, Bürgerinnen und Bürgern sowie Organisationen abgestimmt. Aufgrund der Komplexität von Beziehungen, der Vielfalt von Familienkonstellationen und der Schnelligkeit von Veränderungen sind genaues Beobachten der Realität, ständiges Hinterfragen der familienpolitischen Ansätze und konstantes Anpassen der Instrumente und Angebote gefragt.

9


1. E inl e i tung Familie als Zielgruppe der Maßnahmen des Familien- förderplans •

die Beziehungen innerhalb der Familie zu berücksichtigen, eine Vision der Familienpolitik in Südtirol zu entwickeln und konkrete Maßnahmen zu definieren, die in den kommenden Jahren realistisch

„Die Familie bildet den Grundstock unserer Ge-

umgesetzt werden können.

sellschaft und ist der wichtigste Erziehungs-, Bildungs- und Bezugsort für die Kinder. Durch ihre •

unterstützende Funktion für die nachwachsenden

Definition von Familie

Generationen spielt sie eine grundlegende soziale Rolle.“ „Die Maßnahmen dieses Gesetzes …orien-

Familie als Kern menschlichen Zusammenlebens

tieren sich an den verschiedenen Lebensformen

war im Lauf der Jahrhunderte gesellschaftlichem

und Lebensphasen. Besondere Beachtung finden

Wandel unterworfen und umfasst inzwischen eine

im Rahmen dieses Gesetzes Familien mit zu Las-

Pluralität an Lebensformen.

ten lebenden Kindern“, schreibt das Familienförde-

In der heutigen Zeit gilt die traditionell auf Ehe

rungsgesetz.

gründende Kleinfamilie längst nicht mehr als das

1

einzige gesellschaftlich anerkannte Familienmodell. Auch die Südtiroler Bürgerinnen und Bürger mes-

Aufgrund des allgemeinen Wertewandels, der die

sen der Familie einen hohen Stellenwert bei: Aus

demografische Entwicklung der vergangenen Jahr-

der ersten Familienstudie des ASTAT aus dem Jahr

zehnte stark beeinflusste, erweitert nunmehr eine

2016 geht hervor, dass in Bezug auf die Bedeutung

Vielzahl an alternativen Lebensformen die bürger-

verschiedener Lebensbereiche die „Familie“ nach

liche Zwei-Generationen-Familie: Singlehaushalte,

der Gesundheit an zweiter Stelle der Prioritätenlis-

kinderlose Ehen, Stieffamilien mit Kindern unter-

te gereiht wird. Für mehr als drei Viertel aller Studi-

schiedlicher Herkunft (sogenannte Patchwork-Fa-

enteilnehmenden ist Familie somit von sehr großer

milien), Teil- bzw. Ein-Eltern-Familien, nichteheliche

Wichtigkeit.

Lebensgemeinschaften und gleichgeschlechtliche Paare (gegebenenfalls mit Kindern), Mehrgenera-

Familien zu fördern bedeutet, Familien in ihren Le-

tionenhaushalte, Wohngemeinschaften mit nicht-

benszyklen zu unterstützen. Das weite Spektrum

verwandten Personen.2

von Kleinkind, Schulkind, Jugendlichen bis hin zu

Die im vorliegenden Plan beschriebene Förderung

den Seniorinnen und Senioren und pflegebedürf-

der Familien umfasst demnach alle Familienmodel-

tigen Menschen können in diesem Familienförder-

le mit zu Lasten lebenden Kindern.

plan in der jeweils zugrundeliegenden vollständigen Komplexität nicht komplett dargestellt werden. Vielmehr geht es darum, den Blick auf die Rahmenbedingungen zu werfen, deren Auswirkungen auf

Art. 1, Abs. 4 des Familienförderungsgesetzes „Förderung und Unterstützung der Familien in Südtirol“ (LG 8/2013) 2 Familienformen, Werthaltungen und Lebensentwürfe der Südtiroler, Familienstudie, Autonome Provinz Bozen – Südtirol, Landesstatistik institut, 2016. 1

10

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

Aktive Familienpolitik notwendig •

ist durch eine Vielzahl und Kombination unterschiedlicher Faktoren zu begreifen. Dazu gehören Werte und Vorstellungen in Bezug auf Geschlech-

Familie ändert und verändert sich. Familialer Wan-

terrollen und familiäre Beziehungen ebenso wie

del zeigt sich derzeit am deutlichsten in der Ver-

sich wandelnde gesellschaftliche Bedingungen

änderung von Familienstrukturen, wie der Haus-

aufgrund demografischer sowie erwerbs- sowie

haltszusammensetzung, der Fertilität und des

familienarbeitsbezogener Entwicklungen. Diese

Heirats- und Scheidungsverhaltens. Diese Ver-

Entwicklungen zu begleiten ist eine Aufgabe der

änderungen jedoch nur auf einen Wertewandel

Politik. Einige der nachfolgenden Grafiken stellen

zurückzuführen, greift zu kurz. Familialer Wandel

die Familie(n) im Wandel und in Zahlen dar.

Haushalte ohne Kinder Haushalte mit Kindern Haushalte insgesamt 57,8% 54,9% 49,7% 37,2%

41,8%

62,8%

58,2%

50,3%

45,1%

42,2%

1981

1991

2001

2011

2019

Die Haushalte mit Kindern sind von 81.997 im Jahr 1981 auf 131.127 im Jahr 2019 angestiegen. Im Verhältnis zu den gesamten Haushalten ist der Anteil an Haushalten mit Kindern aber von 62,8 auf 42,17 Prozent gesunken.

(ASTAT)

11


95.627 Haushalte mit Kindern in Südtirol 2019 (ASTAT)

1 Kind

2 Kinder

3 Kinder

4 und mehr

43.963 46,0%

37.923 39,7%

11.053 11,6%

2.688 2,8%

In wie vielen dieser Haushalte leben 1, 2, 3, 4 und mehr Kinder?

12

Familienagentur

4.982

4.922

5.035

5.268

5.284

5.173 5.129

2010

2012

2014

2016

2018 2019

2006

2008

5.068

5.026

2004

5.346 2000

4.939

1998

2002

5.464

5.319

1996

5.338

5.249

5.213 1990

1994

5.007 1988

1992

4.916 1986

5.504

1976

1974

2,3 1972

Kinder

1970

2,2

5.081

1982

wünschen sich durchschnittlich

1984

5.408 1980

5.880

5.470

Männer

1978

6.994

8.045

7.525

8.694

Frauen

8.547

(ASTAT)

1968

1966 - 2019.

1966

Geburten in Südtirol


FAMILIENFÖRDERPLAN

Kluft zwischen Kinderwunsch und effektive

2,2 1,75

Geburten

2019

Kinderwunsch

Geburten pro Frau* * Gesamtfruchtbarkeitsziffer

13


2. Vision, Zielsetzung und Strategie

2.1 Vision: Familienland Südtirol

dürfnisse eines jeden Menschen, von der Geburt bis zum Tod. Sie ist grundlegend für jede Erziehung und eine Voraussetzung dafür, dass Kinder zu emotional ausgeglichenen und belastbaren Er-

Die Vision des Familienförderplans definiert den

wachsenen heranwachsen. Insofern kommt ihr

gesellschaftlichen Idealzustand, der zum Wohle

große Bedeutung in der Erziehung und Entwick-

der Familien angestrebt wird.

lung der Kinder zu.

Die nachfolgenden Maßnahmen sind jene Schritte, die mit den bestehenden Ressourcen, anknüpfend

Das Vertrauen sowohl von einem familiären

an die bisherige Tätigkeit der Familienagentur, rea-

Netz emotionaler Bindung als auch von einem Netz

listischerweise umgesetzt werden können.

gesellschaftlicher familienfreundlicher Rahmenbedingungen getragen zu werden, gibt Familien die

Unsere Familien sind stark: „Ein komple-

Freiheit, ihr Lebensmodell im Sinne des Subsidia-

xes Zusammenspiel von individuellen und sozia-

ritätsprinzips möglichst frei nach individuellen Be-

len Faktoren führt dazu, dass Kinder einen starken

dürfnissen gestalten zu können.

seelischen Schutzpanzer entwickeln – sogar dann, wenn sie mental oder körperlich belastenden Le-

Sicherheit:

benssituationen ausgesetzt sind. […] Der wichtigs-

te Faktor für eine gesunde psychische Entwicklung

einer wirklichen Wahlfreiheit bei der Be-

ist die Familie.“ In der Familie erhalten sie Urver-

treuung der Kinder und der Gestaltung des

trauen, Sicherheit, die Fähigkeit zur Selbstliebe und

Lebensmodells.

Selbstachtung, die es ihnen ermöglichen mit ande-

Sie gibt die Möglichkeit, Zeit zu finden, um

ren gut in Beziehung zu treten. Dass Kinder diese

emotionale Bindung aufzubauen, in Bezie-

Stärke entwickeln, ist für die Zukunft einer Gesell-

hung zu treten, die Beziehung zu pflegen

schaft von grundlegender Bedeutung. Das Aufzie-

und zu erhalten und somit Anteil zu neh-

hen und die Qualifikation der Kinder werden daher

men am Leben der Familienmitglieder und

auch als Zukunftsvorsorge und als volkswirtschaft-

insbesondere der Kinder (Familienzeit).

liche Investition anerkannt. Es ist mittlerweile allge-

Bindungssicherheit bildet sich durch starke

mein anerkannt, dass das Wohl des Kindes auch

Bindung zwischen Familienmitgliedern und

das Wohlergehen der Eltern voraussetzt. Maßnah-

durch Vertrauen, das dadurch entsteht.

3

• Finanzielle Sicherheit gibt die Möglichkeit

men zur Unterstützung der Eltern sind somit ein wichtiger Bestandteil der familienpolitischen Maßnahmen.

Das Wohlergehen des Kindes im Mittelpunkt: Dieser Familienförderplan legt den Fokus auf Fami-

Emotionale Wärme ist eines der Grundbe-

lien mit Kindern. Kinder bilden den verletzlichsten 3

14

Familienagentur

Wassilios Fthenakis, “Was macht Kinder stark“ in Kinder brauchen Nähe, Katja Gaschler/Anna Buchheim, 2012, Seite 75.


FAMILIENFÖRDERPLAN

Teil unserer Gesellschaft. Ihr Wohlergehen steht

Neben der volkswirtschaftlichen Sicht fördert ein

also im Mittelpunkt. Kinder sind die Zukunft unse-

Familienförderplan das Bewusstsein für unser

rer Gesellschaft, zum einen, weil sie ganz konkret

emotionales Erleben. Als Gesellschaft tragen wir

in unsere Fußstapfen treten, zum anderen, weil

die Gesamtverantwortung, damit es Kindern, Ju-

sie nicht nur ökonomisch betrachtet unsere Zu-

gendlichen, Erwachsenen und älteren Menschen

kunft sichern. Kinder werden davon geprägt, was

gut geht. Familienförderung berücksichtigt also

sie erleben, auf emotionaler und materieller Ebene

gleichermaßen ökonomische, gesundheitliche, so-

und auf der Ebene der Welt- und Menschenbilder

ziale und emotionale Aspekte.

und der Werte. In das Wohl unserer Kinder zu investieren, hat also eine unmittelbare Auswirkung auf unser Wohlergehen als Erwachsene. Zentraler Wert ist die Integrität jedes Menschen und insbesondere die Integrität des Kindes.

15


2.2 Zielsetzung

und Mutter bei der Erziehung der Kinder zu

stärken, • die Betreuung und Pflege von Familienmit-

Ziel dieses Familienförderplans ist es, schwer-

gliedern aller Altersklassen innerhalb und

punktmäßig die Rahmenbedingungen für die Um-

außerhalb der Familie zu unterstützen, • die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu

setzung obgenannter Ziele zu schaffen. Hierfür ist es notwendig, eine familienfreundliche Kultur wei-

verbessern, • die Familie durch ausgewogene Sach- und

terzuentwickeln, normative Rahmenbedingungen auszubauen, finanzielle Ressourcen zur Verfügung

zu stellen, bestehende Dienste zu vernetzen, Fami-

lasten,

Geldleistungen zu unterstützen und zu ent• die Zusammenarbeit und Vernetzung im

lien zu informieren und zu beraten sowie Angebote für Familien zu verbessern. Darüber hinaus bleiben sämtliche Ziele, die das Fa-

Bereich der Maßnahmen für Familien sowie

die Angebote in den verschiedenen gesell-

schaftlichen Bereichen zu verbessern.4

milienförderungsgesetz vorsieht, aufrecht: • die Familie als soziale Gemeinschaft aufzu-

2.3 Strategie

werten, • die Familiengründung zu unterstützen, • die Eigenverantwortung und die Entfaltung

der individuellen Fähigkeiten der Familien

Familie als kollektiver Wert: Familie er-

und ihrer Mitglieder im Sinne des Subsidia-

bringt emotionale, erzieherische, haushaltsbezo-

ritätsprinzips und des Grundsatzes der

gene familiale und volkswirtschaftliche Leistung.

Wahlfreiheit zu stärken,

Finanzielle Leistungen für Familienarbeit und die

• die Rechte der Familienmitglieder, insbe-

Gewährleistung der Vereinbarkeit von Familie und

sondere zu Lasten lebender Kinder und

Beruf können ökonomische Probleme innerhalb

von Personen mit Beeinträchtigungen, zu

von Familiensystemen verhindern. Eine Steigerung

schützen und zu fördern,

der Geburtenrate sichert die Aufrechterhaltung

• die Chancengleicheit aller Familienmit

glieder zu fördern,

des Sozialraumes und der Gemeinschaft. Familien als Konsumenten stärken die Wirtschaft und die

• das Wohlbefinden und die Lebensqualität

volkswirtschaftliche Rentabilität. Und nicht zuletzt

der Familien zu verbessern und die Bezie-

hat die Wertehaltung innerhalb einer Familie und

hungen innerhalb und außerhalb der Fami-

der Sozialraum, in den die Familie eingebunden ist,

lien zu fördern,

prägende Auswirkungen auf die Haltung und die

• die gemeinsame Verantwortung von Vater

Bewältigungsstrategien des Erwachsenen. Die An

4

16

Familienagentur

Art. 1, Abs. 5 des Familienförderungsgesetzes „Förderung und Unterstützung der Familien in Südtirol“ (LG 8/2013)


FAMILIENFÖRDERPLAN

Prozess- und ebenenübergreifendes Thema an-

Stärkere Vernetzung – Familienpolitik als Prozess- und ebenenübergreifendes Thema: Familienpolitik richtet sich an alle

erkannt wird und Familien von der Gesellschaft als

Menschen jeglichen Alters, von der Geburt bis zum

Gegenleistung unterstützt werden.

Tod. Gleichzeitig ist Familienpolitik ein Metathema

erkennung dieser Leistung durch die Gesellschaft ist Voraussetzung dafür, dass Familienpolitik als

und eng verknüpft mit Sozialwesen, Gesundheit,

Nachhaltige Politik / Prävention statt Intervention: Das Bewusstsein für familien-

Infrastruktur, Wohnbau, Bildung, Arbeitsmarkt und

relevante Bedürfnisse ist eine grundsätzliche Vor-

entiertes Agieren mit ständigem Hinterfragen der

aussetzung für nachhaltige Politik und Verwaltung.

Wirkungsweise und entsprechender Anpassung

Unzureichende Investitionen in Familien-, Bildungs-

der Handlungen im Dialog mit den Familien – denn

und Sozialpolitik haben spätere Mehrkosten zur

Dynamiken und Beziehungen rund um Familie än-

Folge. Wirksame familienpolitische Maßnahmen

dern sich sehr schnell. Aus diesem Grund ist die

hingegen bedeuten ökonomische und soziale Prä-

Vernetzung mit Einbeziehung der Familien von

vention auf verschiedenen Ebenen. Die deutsche

grundlegender Bedeutung.

Wirtschaft. Familienpolitik erfordert ein prozessori-

Bertelsmann Stiftung hat mehrere Untersuchungen durchgeführt, die zeigen, wie teuer es für die

Netzwerke auf Bezirksebene sollen zur Vernetzung,

Gesellschaft ist, wenn in den ersten Lebensjahren

zur koordinierten Planung und Umsetzung strate-

die Weichen falsch gestellt werden. „Die biologi-

gischer Maßnahmen unter der Führung der Fami-

sche Entwicklung des kindlichen Gehirns ist von Er-

lienagentur dienen. Die Prozessbegleitung der Ge-

fahrung nachhaltiger emotionaler Zuwendung ab-

meinden hin zu mehr Familienfreundlichkeit dient

hängig, für die Äquivalente außerhalb der Familie

dabei insbesondere als strategisches Instrument

nur ausnahmsweise geschaffen werden können“ ,

zur Konsolidierung der Zusammenarbeit zwischen

sagt der Soziologe Franz-Xaver Kaufmann dazu.

Land und Gemeinden.

5

Eine qualitative, nachhaltige Familienpolitik ist daher primär aus der Perspektive kindlicher Bedürf-

Die nachfolgenden Schwerpunkte des Familienför-

nisse nach Schutz, Pflege, Bindung, Anregung und

derplans orientieren sich an den im Familiengesetz

Entwicklung zu konzipieren. Die Berücksichtigung

festgelegten inhaltlichen Schwerpunkten:

dieser Bedürfnisse ist Voraussetzung dafür, dass

Kinder zu emotional ausgeglichenen, belastbaren

• Familien frühzeitig stärken

Erwachsenen werden und daher für eine nach-

• Familie und Beruf besser miteinander

haltige Entwicklung der Gesellschaft unerlässlich.

vereinbaren und • Familien finanziell unterstützen

Familienpolitik ist somit auch eine grundlegende volkswirtschaftliche Investition. 5

Franz-Xaver Kaufmann, Bevölkerung-Familie-Sozialstaat, Springer VS 2019, siehe dazu auch Anna Buchheim und Wulf Bertram, Wie Bindung das Gehirn verändert, Positive Beziehungserfahrungen hinterlassen Spuren im Gehirn und sogar in unserem Erbgut, in Kinder brauchen Nähe, Schattauer, 2012.

17


3. Schwerpunkt Frühe Stärkung der Familien – Ziele und Massnahmen Beratungsangeboten, sozialpolitischen Absiche-

3.0 Vorspann

rungsformen, zugänglichen Betreuungs- und Bildungsstrukturen. Eine umfassende Familienpolitik

Damit Familien in ihrer Rolle und Verantwortung

nimmt nicht nur Bezug auf die haushaltsbezogene

gestärkt werden und damit es Familien gelingt,

und volkswirtschaftliche Dimension von Familie,

Beziehungen zum Wohle aller zu gestalten, brau-

sondern auch auf die emotionale und erzieheri-

chen sie Rechte, wirtschaftliche Ressourcen, fami-

sche Leistung.

lienergänzende

familienfreundliche

Der Wandel hin zu einer präventiven Familienpoli-

Arbeitsbedingungen, professionelle Beratungs-,

tik, die Eltern in ihrer Rolle und Verantwortung stär-

Begegnungs-, Betreuungs-, Bildungs- und Begleit-

ken soll, versucht die Familie zu unterstützen, da-

angebote und nicht zuletzt „Familienzeit“. Die Stär-

mit sie sich in den verschiedensten Lebensphasen

kung der Familie ist dabei eng an die Anerkennung

optimal entwickeln kann und spätere Probleme

der Leistung von Familie, auch in volkswirtschaft-

verhindert werden.

Strukturen,

licher Hinsicht, gebunden.

3.0.1 Rahmenbedingungen zur Stärkung der Familien

3.0.2 Familienförderungsgesetz zur Stärkung der Familien Für eine harmonische Entwicklung der Familie wird

Gelingende Beziehungen in der Familie zu leben, ist

die frühzeitige Stärkung der Partnerschafts-, Eltern,

eine bewusst zu gestaltende Aufgabe. Dieser Auf-

und Erziehungskompetenz gefördert6. Zur Errei-

gabe gerecht zu werden, wird durch Mehrfachbe-

chung der genannten Ziele werden gemäß Famili-

lastungen erschwert. Die Entscheidung, dass beide

enförderungsgesetz gezielte Maßnahmen gesetzt7:

Partner arbeiten, die unterschiedlichen Rhythmen • Maßnahmen zur Sensibilisierung von Fami-

von Schule, Betreuung und Arbeit, die finanziellen Belastungen, die Nutzung unterschiedlicher Frei-

lien und Fachkräften, die zu einem verän-

zeitangebote, die unterschiedlichen Bedürfnisse

derten Rollenverständnis der Geschlechter

von Familienmitgliedern, die hohen Ansprüche an

und größerer Akzeptanz der Belange von

Elternschaft u.a.m. fordern moderne Eltern.

Familienbeitragen,

In unserer modernen Leistungsgesellschaft hat die

• Bereitstellung von gebündelten und leicht

Familie, welche Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit bewältigen soll und darüber hinaus der Ort ist,

zugänglichen Informationen für Eltern und

wo menschliche Beziehungen und Werte geprägt

werdende Eltern,

werden, ein Anrecht auf finanzielle Anerkennung • Maßnahmen zur frühzeitigen Auseinander-

und familienergänzende Maßnahmen in Form von

Art. 2, Abs. 2, Buchstabe a) Familienförderungsgesetz „Förderung und Unterstützung der Familien in Südtirol“ (LG 8/2013) 7 Art. 7 Familienförderungsgesetz „Förderung und Unterstützung der Familien in Südtirol“ (LG 8/2013) 6

18

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

setzung mit dem Thema Familie und Partner-

• Familienmediation zur Vorbeugung und Be-

schaft, um werdende Eltern auf die Geburt,

wältigung von Familienkonflikten, wobei be-

die Zeit nach der Geburt und die körperli-

sonderes Augenmerk auf die Begleitung und

chen, seelischen, geistigen und familiären

Beratung in Trennungs- und Scheidungs-

Veränderungen vorzubereiten, die die El-

situationen gelegt wird.

ternschaft mit sich bringt, • zielgruppenspezifische, niederschwellige und

bedarfsorientierte Eltern- und Familienbil dungsprogramme und Erziehungshilfen zur Verbesserung des alltäglichen Familienle bens, zur Erhöhung der Elternkompetenz und zur Stärkung der Beziehung zwischen Eltern und Kind sowie zwischen den Genera tionen. Die aktive Einbindung der Väter ist dabei besonders zu berücksichtigen,

3.1 Ziel: Die Gesellschaft erkennt den Wert der Familie und deren Leistung für die Gesellschaft an (Gesellschaftliche Kulturentwicklung der Familienfreundlichkeit).

• Maßnahmen zur Familienselbsthilfe, um vor-

Die Gesellschaft erkennt den Wert Familie an und

handene Ressourcen zu stärken und Selbst-

ist sich der Leistungen, die Familie für die Gesell-

hilfegruppen, Nachbarschaftshilfen und El-

schaft erbringt bewusst. Auf dieser Basis wird die

terninitiativen auszubauen,

Familienfreundlichkeit in Südtirol weiter ausgebaut.

• aufsuchende Familienarbeit zur Vorbeugung von Problemsituationen von Familien, • zielgruppenspezifische Beratungs- und Be gleitungsangebote für Familien, die dazu bei-

3.1.1 Maßnahme: Kommunikationskampagne zum gesellschaftlichen Wert von Familie

tragen, Unsicherheiten oder Schwierigkeiten in der Partnerschaft, in der Erziehung der Kin-

Familien sind für das Gemeinwesen unverzichtbar.

der und in der Betreuung und Begleitung von Familienmitgliedern zu bewältigen,

Es ist eine Kulturentwicklung notwendig, welche die Familie nicht mehr als reinen „Leistungsempfän-

• niederschwellige Beratungs- und Begleitungs angebote für Kinder und Jugendliche,

ger“ sieht, sondern als wertvollen Grundstein der Gesellschaft. In das Wohlergehen der Familien zu investieren bringt Mehrwert für alle. Kulturentwick-

19


lung ist ein mehrjähriger Prozess, der durch kohä-

• Willkommenskultur

rent abgestimmte Sensibilisierungs- und Kommunikationskampagnen unterstützt werden soll.

Die Aufwertung der Familie als soziale Gemein-

Familienpolitik betrifft alle Bereiche der Gesell-

schaft gelingt mittels einer gelebten Willkommens-

schaft, wie insbesondere Wirtschaft und Arbeit,

kultur.

Bauen und Wohnen, Bildung und Sprache, Kunst und Kultur, Politik, Gesundheit und Leben, Inno-

Die Familienagentur setzt im Sinne dieser Willkom-

vation und Forschung, Land- und Forstwirtschaft,

menskultur mit dem Informationspaket „Willkom-

Sicherheit und Zivilschutz, Natur und Umwelt, Tou-

men Baby“ ein starkes Zeichen. Seit dem Jahr 2017

rismus und Mobilität.

erhalten alle Familien in Südtirol nach der Geburt ihres Kindes ein „Babypaket“ mit den wichtigsten

Aus diesem Grund sind Akzeptanz, Wertschätzung,

Informationen zur neuen Lebensphase des Kindes.

Unterstützung und Förderung der Familie durch die gesamte Gesellschaft unerlässlich.

Verpackt ist das Infopaket in einen Kinderrucksack, der sowohl als Zeichen der Wertschätzung für die

Die Kulturentwicklung kann auf verschiedenen

Familie als auch auf den Stellenwert von Bewegung

Ebenen geschehen:

in der Familie hinweisen soll. Seit dem Jahr 2019 wird das erste Buchpaket des Projekts „Bookstart“

• auf Landesebene durch die Familienagentur

in das Informationspaket integriert, da Eltern schon

• auf Bezirksebene durch verschiedene Netz-

früh an die Bedeutung des Vorlesens als wertvolle

Interaktion mit dem Kleinkind herangeführt wer-

werke und die Bezirksgemeinschaften

• auf Gemeindeebene durch die Gemeinden

den sollen.

• Über Partner der Familienagentur (Organisa

tionen, Vereine)

Die Gemeindeverwaltungen sind als Kooperationspartner stark in das Projekt eingebunden: Sie über-

Es ist wichtig, dass ein einheitliches Sensibilisie-

reichen den Familien das Babypaket und fügen zu-

rung- und Kommunikationskonzept erstellt und

dem entsprechende nützliche Informationen für

von der Familienagentur koordiniert wird. Die Um-

Familien auf Gemeindeebene hinzu.

setzung erfolgt auf allen Ebenen. Es gilt den Wert von Familie, die Bedeutung von Beziehungen und

Die Willkommenskultur betrifft nicht nur Familien

die Qualität von Familienzeit zu kommunizieren

mit Neugeborenen, sondern auch neuzugezogene

sowie ein breites Verständnis herzustellen. Nach-

Familien. So ist für die demografische Entwicklung

folgende Aspekte werden im Kommunikationskon-

einer Gemeinde sowohl die Geburtenrate als auch

zept jedenfalls berücksichtigt:

die Zuwanderung relevant. Wie und in welcher Form zugezogene Familien in der neuen Heimat empfan-

20

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

gen werden, kann das Wohlbefinden maßgeblich

leben, was insbesondere auch für die Sozialisation

beeinflussen. Möglichkeiten sind persönliche Brie-

sehr wichtig ist. […] Das Wichtigste an einer funk-

fe, Wegweiser mit Informationen zur Gemeinde,

tionierenden Familie ist die Aufrechterhaltung des

Einladungen zu Kontakt- und Austauschtreffen und

wechselseitigen Vertrauens, die mitmenschliche

ähnliches. Familien mit Migrationshintergrund kön-

Verlässlichkeit. Dann lassen sich sogar kleinere

nen durch Informationen in ihrer Sprache oder in

oder mittlere Katastrophen des Alltags oft überra-

für sie leichter verstehbaren Sprachen besonders

schend erfolgreich bewältigen. Das wichtigste Mit-

berücksichtigt werden. Ein Grundwissen über die

tel ist das Gespräch…(omissis). Fortgesetzte fami-

Kultur dieser Familien wäre in diesem Sinne eben-

liale Kommunikation ist meist diffus, umständlich,

falls von Vorteil. Kultur- und Sprachmediatorinnen

unsystematisch. Und sie braucht vor allem Zeit, viel

und -mediatoren übernehmen dabei eine wichtige

Zeit!“, hält Soziologe Franz-Xaver Kaufmann fest.8

Funktion. Das sind Voraussetzungen zur Gewährleistung von Chancengerechtigkeit.

Im engeren Sinn sollen Familien in Südtirol auf eine qualitativ hochwertige Familienzeit, die sog. Quality

• Familienzeit

time9 deren Bedeutung und Voraussetzungen aufmerksam gemacht werden. Die wertvolle Zeit des

Die Südtiroler Landesregierung hat sich für die

Zusammenseins mit der Familie soll im Vorder-

Legislaturperiode 2018-2023 zum Ziel gesetzt, die

grund stehen.

Familiengründung, Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Familienzeit bestmöglich zu unterstützen. Aus diesem Grund wird die Familienagentur eine

3.1.2 Maßnahme: Audit familieundberuf in der Südtiroler Landesverwaltung

Sensibilisierung- und Kommunikationskampagne zum Thema „Familienzeit“ starten. Familienzeit eig-

Die Südtiroler Landesverwaltung ist durch die gel-

net sich sehr gut als Dachbegriff, da er ein weites

tenden kollektivvertraglichen Bestimmungen ein

Spektrum an bereits bestehenden Themen der Fa-

sehr familienfreundlicher Arbeitgeber. Es wäre ein

milienpolitik mit umfasst und zugleich das Bewusst-

starkes Zeichen der Anerkennung familienrelevan-

sein für die Bedeutung der Zeit für Familie schärfen

ter Bedürfnisse und ein klares Bekenntnis zur Fa-

kann. „Denn die Konkurrenz zwischen den familia-

milie, wenn sich die Südtiroler Landesverwaltung in

len und den übrigen gesellschaftlichen Aufgaben

ihrer Gesamtheit dem audit familieundberuf unter-

und Möglichkeiten äußert sich vor allem als Zeit-

ziehen würde. Dann wären die familienfreundli-

problem: Zeitknappheit im Alltag und Zeitverdich-

chen Arbeitsbedingungen nicht mehr nur im Ver-

tung im Lebenslauf beeinträchtigen die Möglichkei-

handlungswege ausgehandelte Zugeständnisse,

ten, eine Familie zu gründen und in der Familie zu

sondern ein klares Bejahen der Familienfreundlich

Franz-Xaver Kaufmann, Bevölkerung-Familie-Sozialstaat- Springer VS, 2019, S. 397. 9 Definition siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Quality_time#cite_note schneider-4, abgerufen am 16.03.21 8

21


keit. Dieser Auditierungsprozess kann auch dazu

werden“. Die rechtlichen Voraussetzungen, um Fa-

beitragen, dass das Verständnis für die Bedürf-

milienpolitik als ebenenübergreifendes Thema zu

nisse der Familie in den verschiedenen Ressorts,

behandeln, sind somit gegeben.

Abteilungen und Ämtern der Landesverwaltung zunimmt.

3.1.3

Maßnahme: Überprüfung der Bestimmungen der Landesverwaltung auf ihre familienrelevanten Aspekte

Die Landesverwaltung sieht eine Begutachtungs-

3.2 Ziel: Prioritäten und gezielte Strategien zur frühzeitigen Stärkung der Familien werden erkannt und strategi sche Maßnahmen koordiniert umgesetzt.

pflicht aller familienrelevanten Bestimmungen von Seiten des Familienagentur vor, wie bereits im Familienförderungsgesetz vorgesehen: „Sie überprüft die bestehenden Landesgesetze

3.2.1 Maßnahme: Schaffung von Netzwerken auf Bezirksebene

sowie neue Gesetzesentwürfe und andere Bestimmungen im Hinblick auf die direkten und indirekten

In Südtirol gibt es eine breite Vielfalt an familien-

Auswirkungen auf die Lebensqualität der Familien

unterstützenden Angeboten (Treffpunkte, Eltern-

und gibt dazu obligatorische Gutachten und Emp-

Kind-Zentren – so genannte ELKIs –, Elternbil-

fehlungen ab.“

dungsangebote, Spielgruppen, Information und

10

Beratung, Betreuungs- und Begleitungsangebote Das Rundschreiben des Generalsekretariats des

u. ä.), die teils von öffentlichen, teils von privaten

Landes Nr. 1 vom 30. Jänner 2019, sieht zudem

Trägern organisiert werden. Um die Bereitstellung

Folgendes vor: „Gesetzesentwürfe und andere Be-

von bedarfsorientierten Angeboten für Familien,

stimmungen (wie z.B. Verordnungen, Förderkriteri-

insbesondere in ländlichen Gebieten, in Südtirol

en, Mehrjahrespläne, Leitlinien, usw.), die familien-

zu verbessern, soll eine nachhaltige Zusammen-

relevante Auswirkungen haben, müssen von den

arbeit aller beteiligten Akteure im Bereich Familie

einbringenden Landesstrukturen und Agenturen

– inklusive der Bezirksgemeinschaften - aufgebaut

samt einem diesbezüglichen Vermerk, sowie aller

werden. Neben der Familienagentur, welche für

für die Begutachtung notwendigen Unterlagen,

die landesweite Koordinierung und Vernetzung zu-

mindestens 30 Tage vor der Behandlung in der

ständig ist, sollen bezirksweite Vernetzungsstellen

Landesregierung, der Familienagentur übermittelt

aufgebaut und implementiert werden. , Diese die-

Art. 11 Familienförderungsgesetz „Förderung und Unterstützung der Familien in Südtirol“ (LG 8/2013)

10

22

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

nen dazu, eine bessere Information, Abstimmung

setzung der Politik ist eine unabdingbare Grund-

und Vernetzung der familienunterstützenden An-

voraussetzung, damit Bedürfnisse erkannt werden

gebote in den Bezirken zu gewährleisten, bereits

und entsprechende Maßnahmen greifen.

bestehende Angebote und Strukturen stärker zu verankern und Synergien zu schaffen. Dadurch sol-

Die Familienagentur ist auf Landesebene die zen-

len die Voraussetzung zur Optimierung und eine

trale Verwaltungseinheit für das Thema Familie.

gezielte Weiterentwicklung der Angebotspalette

Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Fami-

(z.B. Erreichbarkeit, Zielgruppenorientierung, Qua-

lienagentur kommt eine zweifache Rolle zu: Zum

litätssteigerung) geschaffen werden.

einen sind sie diejenigen, die in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Sozialraum eine gleichwertige

Diese Netzwerke auf Bezirksebene sind Ausdruck

Beziehung und Kooperation mit den politischen,

einer übergeordnet organisierten Familienpolitik

hauptamtlichen und ehrenamtlichen Akteuren vor

für das Land Südtirol. Es gilt, das Zusammenspiel

Ort aufbauen. Zum anderen sind die Mitarbeiten-

der unterschiedlichen Einrichtungen zu koordi-

den der Familienagentur die Impulsgeber für die

nieren und bedarfsorientiert aufeinander abzu-

politischen Verantwortlichen auf Landesebene.

stimmen. Diese Netzwerke vereinen sich zu einer „haltenden Kultur“, um Familien in ihren verschie-

Das Familienförderungsgesetz legt fest, dass auf

denen Lebensphasen und -lagen zu begleiten und

Bezirks- und Gemeindeebene ein Ausschussmit-

zu tragen.

glied als Bezugsperson für den Bereich Familie ernannt wird (sogenannte Familienreferentinnen und

Mit Blick auf die Verwaltung geht es um die Bün-

Familienreferenten). Diese Bündelung von familien-

delung von familienpolitischen Zuständigkeiten,

politischen Zuständigkeiten auf politischer Ebene

eine ressortübergreifende Zusammenarbeit und

ist ein wichtiger erster Schritt und soll weiter aus-

ein klares Bekenntnis zu familienpolitischen Zielen.

gebaut werden. Um Familienreferentinnen und re-

Bezogen auf die Familienförderung ist eine verläss-

ferenten in ihrer Verantwortung auf lokaler Ebene

liche Zusammenarbeit zwischen Verwaltung und

zu unterstützen, empfiehlt sich ein Fachausschuss

Politik entscheidend. Voraussetzung dafür sind

für Familienthemen (Familienbeirat auf Gemeinde-

einerseits eine klare Zuständigkeit und gleichzeitig

ebene analog zum Senioren- und Jugendbeirat)

eine fachpolitikübergreifende Zusammenarbeit.

und die Schaffung einer kommunalen Verwaltungs-

Für eine optimale Ressourcennutzung und sinn-

stelle für Familie (als Anlaufstelle für Familien). Vor-

volle Dimensionierung größerer Projekte ist die Ko-

aussetzung dafür ist das klare Bekenntnis der Ver-

operation zwischen verschiedenen Akteuren von

waltungsspitze zum Thema Familienpolitik. Es gilt,

grundlegender Bedeutung.

Gemeindeverwaltung und politische Verantwortliche (Gemeindeausschuss) entsprechend zu sensi-

Die Beteiligung der Familien bei Planung und Um-

bilisieren und zu bilden, damit Familienreferentin-

23


nen und Familienreferenten ihren Auftrag bewusst und ungehindert wahrnehmen können.

3.2.2 Maßnahme: Standards zur Familienfreund lichkeit auf Gemeindeebene

3.3 Ziel: Das sozialräumliche Umfeld in den Gemein- den ist familienfreund- lich und ermöglicht Be- gegnung zwischen den Generationen.

Die Prozessbegleitung der Gemeinden hin zu mehr Familienfreundlichkeit ist ein strategisches Instrument im kommunalen Bereich und bietet Gemeinden die Möglichkeit, ihre Attraktivität als Wohnort

3.3.1 Maßnahme: Familienfreundliche Gestaltung öffentlicher Flächen und Räume

für Familien, Kinder sowie Seniorinnen und Senioren zu steigern. Ein standardisierter Qualitäts-

Die Gestaltung von öffentlichen Flächen und Ge-

prozess für kommunalpolitische Maßnahmen ist

meinschaftsräumen soll in familienfreundlicher

ein bürgerorientiertes Managementinstrument für

und geschlechtergerechter Art und Weise erfol-

Gemeinden zur Qualitätssicherung einer nachhal-

gen. Beispiele hierfür sind Wickeltische in (halb-)

tigen Familienpolitik. Die Idee ist, in jeder Gemein-

öffentlichen WCs, die sowohl für Mütter als auch

de die selbst gesteckten Ziele umzusetzen und zu

für Väter zugänglich sind; Kinder-WCs auch auf

evaluieren. Von der Familienagentur ausgebildete

Männertoiletten; außerdem Wohn- und Spielstra-

Gemeindebegleiterinnen und Gemeindebegleiter

ßen, temporäre Spielplätze, Naherholungszonen,

unterstützen die Gemeinden dabei, angefangen

renaturierte Flusszonen, Grillplätze, Fahrradwege,

bei der Analyse der Ist-Situation, dem Festlegen

erhöhte Gehsteige, sichere Straßenübergänge,

von Zielen und Maßnahmen zur Zielerreichung bis

generationsübergreifende Räume und Aktivitäten

hin zur Erarbeitung eines Leitbildes oder Handbu-

und die Bündelung von Familienräumen im Dorf-

ches. Angepasst an die individuellen strukturellen

zentrum (Kita, Kindergarten, Schule, Familienzent-

Bedingungen werden Handlungsspielräume aufge-

rum, Spielplatz, Bibliothek etc.).

zeigt, Ziele festgelegt und Maßnahmen entwickelt. Zu berücksichtigen ist der Unterschied zwischen

Neben der Unterstützung des familialen Alltags-

den formellen Angeboten, die ein Träger einführt

managements geht es um Orte der Begegnung,

und der Unternehmenskultur, also wie letztendlich

in denen sich Kinder, Jugendliche, Eltern und

eine familienfreundliche Haltung auf allen Ebenen

Seniorinnen und Senioren austauschen und ge-

spürbar wird.

meinsam etwas tun oder erleben. Der Aufbau von generationsübergreifenden Familienzentren ist zu befürworten. Auch öffentliche Bibliotheken könn-

24

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

ten einen wichtigen Bezugspunkt für Familien dar-

bens- und Beziehungsräume folglich nicht nur um

stellen.

Krisenbewältigung, sondern vor allem um das gesellschaftliche Zusammenleben und die Revitalisierung des Gemeinwesens. Lebensqualität entsteht

3.3.2 Maßnahme: Schaffung von Begegnungs räumen und Förderung bzw. Vernetzung bestehender Strukturen

da, wo gegenseitiges Interesse und Wertschätzung

Familien brauchen ein sozialräumliches Umfeld,

Sozialraum braucht zudem einen Diskurs über

das Begegnungen ermöglicht und sie in ihren un-

Sinn und Zweck der Räume und deren Gestaltung.

terschiedlichen Lebensphasen begleitet.

Wenn dieser Diskurs nicht durch Bürgerbeteiligung

durch Begegnung und gemeinsames Tun gepflegt werden. Es geht nicht nur um das Eingreifen, sondern um die Gestaltung von Sozialräumen und Lebensbedingungen.

oder identitätsstiftende Projekte ermöglicht und Ein lebendiger Wohnort braucht Begegnungsräu-

gefördert wird, besteht die Gefahr, dass die Chan-

me, Anregungen und Ermöglichungsstrukturen,

ce des Gemeinwesens ungenutzt bleibt.

um im Wohnumfeld lebendige Nachbarschaften zu fördern, in denen Formen der Gegenseitigkeit und

Öffentliche Bibliotheken und ELKIs sind Orte mit

Gemeinsamkeit entstehen können.

starkem sozialräumlichem Potential. Bibliotheken könnten diesen Auftrag verstärkt wahrnehmen

Der Aufbau aktiver Nachbarschaften und sich

und familiengerecht zu Begegnungsstätten aus-

gegenseitig unterstützender Netzwerke zwischen

gebaut werden. ELKIs bieten für Familien mit Kin-

Eltern erfordert Orte der Begegnung, des Austau-

dern im Vorschulalter Begegnung, Beratung und

sches, des gemeinsamen Tuns und Erlebens. Dies

Betreuung und sind neben den Diensten der Ge-

sind einerseits multifunktionale Ermöglichungs-

sundheits- und Sozialsprengel ein wichtiger sozia-

strukturen, wie z.B. Gemeinschaftsräume, Begeg-

ler Raum für Eltern und deren Kinder in den ersten

nungszentren oder Familienzentren. Neben der

Lebensjahren. Auch der Aufbau von Netzwerken

eigenständigen Nutzung dieser sozialen Räume

zwischen Eltern, damit diese sich bei Bedarf gegen-

bieten sie sich als Orte der Beratung an. Aufsu-

seitig unterstützen können, macht Sinn.

chende, nahräumliche Angebote senken die Zugangsbarrieren und ermöglichen zudem den Professionellen einen professionellen Blick auf die Lebensverhältnisse vor Ort. Auch gemeinsames Tun ist ein bewährtes Mittel, Beziehungen zwischen Menschen zu schaffen. Es geht beim Thema Le-

25


3.3.3 Maßnahme: Etablierung der Sozialraum orientierung als professionelles Arbeitsprinzip

3.3.4

Maßnahme: Stärkung des Ehrenamtes und Institutionalisierung des Hauptamtes

Das Prinzip der Alltagsorientierung professionel-

An Familien gerichtete Angebote dürfen nicht

ler Hilfen spielt in der Sozialraumorientierung

nur vom Engagement von Einzelnen und Ehren-

eine zentrale Rolle. Dabei geht es darum, dass

amtlichen abhängen bzw. von Beitragsvergaben

Fachkräfte in der Lage sind, organisatorische,

abhängig sein, sondern sollten auch von der öf-

habituelle und fachliche Umgebungen zu konst-

fentlichen Hand initiiert, getragen, gewährleistet

ruieren, die den Familien entgegenkommen. So-

und durch Konventionen abgesichert werden.

zialraumorientierung als professionelles Handeln bedeutet eine Öffnung der reinen Fallperspektive

Die derzeitige Landschaft der Familienorgani-

auf Ursachenzusammenhänge und Handlungs-

sationen wird neben hauptamtlichen Organisa-

optionen im Feld. Sie ist also immer verbunden

tionen stark vom Ehrenamt gekennzeichnet. Vor

mit einer Erweiterung der Analyse, der Erklärung

allem Familienpolitik auf Gemeindeebene wird

sozialer Probleme und der Lösungsansätze. So-

stark von einzelnen Personen getragen. Dies sind

zialraumorientierung ist damit ein Gegenentwurf

entweder die politisch beauftragten Familienre-

zur Trennung und Spezialisierung sozialer Diens-

ferentinnen und -referenten oder ehrenamtlich

te und eine Fokussierung auf Problemursachen

besonders engagierte Personen, die aus eigener

und Lösungsansätze im Feld. Für Fachkräfte im

Betroffenheit aktiv werden. Das bedeutet, zur-

Sozialwesen, die für Anliegen der Familien arbei-

zeit entwickeln sich Angebote und Dienste für

ten, erfordert dieser Ansatz also einen Perspekti-

Familien vielfach aus individuellem Engagement

venwechsel, bei dem nicht nur die Familien selbst,

und persönlicher Überzeugung einzelner Per-

sondern ihr soziales Umfeld, Schule und Kinder-

sonen, denen es mit ihrer Organisationskompe-

garten, Arbeitsstellen, Wohnsituation, Gemein-

tenz gelingt, Begegnungs- oder Freizeitangebote

schaftszentren etc. relevant sind. Es geht nicht

aufzubauen. Diese Situation gewährleistet aller-

nur um Eingreifen, sondern um die Gestaltung

dings nur geringe Nachhaltigkeit, denn mit Aus-

von Sozialräumen und Lebensbedingungen.

scheiden der engagierten Einzelperson besteht die Gefahr, dass auch der Einsatz für Familien endet. Außerdem werden die traditionellen Geschlechterrollen gestärkt, da vor allem Frauen als Managerinnen der Familienarbeit Initiativen ergreifen. Angebote für Familien sollten auch von öffentli-

26

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

cher Seite unterstützt, strukturell und finanziell

wahrgenommen und angesprochen und nicht mit

getragen sowie einheitlichen Qualitätsstandards

Defiziten. Dabei spielen Entlastung, Unterstützung

zugeführt werden. Das bedeutet sowohl eine Stär-

durch Gleichgesinnte und die Möglichkeit zum Er-

kung des Ehrenamtes als auch eine hauptamtliche

fahrungsaustausch eine wichtige Rolle. Nur wenn

Institutionalisierung der Angebote für Familien.

Bildungsprozesse praxisorientiert erlebbar und mit Bezug zum Alltag erfahrbar werden, kann der Transfer des Gelernten in den Alltag gelingen.

3.4 Ziel: Familien in Südtirol greifen auf qualitativ hochwertige Angebote zur Stärkung der Paar- beziehung und der elter lichen Kompetenz zurück.

Anzustreben sind die verstärkte Vernetzung und Koordination im Angebot sowie in der Bekanntmachung der einzelnen Angebote. Niederschwellige Zugänge sowie neue Kooperationen und Vernetzungen sind notwendig. Bei den Angeboten muss auf inhaltliche Breite und auf möglichst unterschiedliche Zugänge geachtet werden, d.h. Typ und Form der Beratung/Bildung sollten variieren, abwechselnde Örtlichkeiten und Zeitpunkte, über

3.4.1 Maßnahme: Stärken- und ressourcen orientierte Angebote der Familienbildung

Medien oder Institutionen wie Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulen bekannt gemacht werden. Neue Informations- und Kommunikationsplattfor-

Im Allgemeinen sind Angebote für Familienbildung

men, beispielsweise digitale Medien, sollen genutzt

eines der wichtigsten Instrumente zur Stärkung

werden. Aber auch neue intergenerative Bildungs-

der Paarbeziehung, der elterlichen Kompetenz

räume können geschaffen werden, in denen mit

und der Erziehungsfähigkeit. Über Elternbildungs-

Unterstützung von Fachpersonen Eltern gemein-

maßnahmen kann zur Primärprävention von ver-

sam mit ihren Kindern Lösungen zur konkreten

schiedensten Schwierigkeiten in der alltäglichen

Verbesserung des Familienalltages ausarbeiten.

Eltern-Kind-Beziehung beigetragen werden. Im

Konzepte zur thematischen Einbeziehung von Kin-

Vordergrund sollte dabei ein stärken- und ressour-

dern und Jugendlichen bieten sich unter anderem

cenorientierter Ansatz stehen, der Hilfe zur Selbst-

in den Themen Sexualerziehung, Mediennutzung,

hilfe anbietet und damit zum Empowerment der El-

Wertefestlegung, Alltagsmanagement an.

tern beiträgt sowie ihre Erziehungsfähigkeit stärkt.

Eine Kombination von Familienbildung und Fami-

Im Sinne einer ressourcenorientierten Sichtweise

lienerholung bietet ein weiteres neues Lernfeld.

werden Eltern mit ihren Stärken und Kompetenzen

27


3.5 Ziel: Familien werden durch bedarfsorien tierte, wohnortnahe Beratungsangebote unterstützt.

Scheidungssituationen

Ausbau des niederschwelligen Beratungsan-

gebotes für Eltern an Kitas, Kinderhorten,

Kindergärten und Schulen usw.

Im Jahresverlauf erfolgen Zwischengespräche mit den Familienberatungsstellen und der Familienagentur. Am Ende eines jeden Jahres übermitteln

3.5.1 Maßnahme: Jährliche Vereinbarung bedarfs- orientierter Projekte mit Familienberatungsstellen Die von der Familienagentur finanzierten Zusatzleistungen der Familienberatungsstellen zur präventiven Unterstützung der Familien werden mittels Programmabkommen definiert. Diese werden

die Familienberatungsstellen der Familienagentur einen schriftlichen Evaluierungsbericht zu den einzelnen Projekten.

3.6 Ziel: Familien werden bei Bedarf auch zu Hause unterstützt.

gemeinsam mit den Landesabteilungen Gesundheit und Sozialwesen sowie der Familienagentur und der jeweiligen Familienberatungsstelle für die Dauer von zwei Jahren abgeschlossen. Bei Bedarf können die Abkommen jährlich angepasst werden. Die Leistungen sind zurzeit in insgesamt sechs

3.6.1 Maßnahme: Ausarbeitung eines Konzeptes für die aufsuchende Familien- arbeit

Projekten zusammengefasst, sie sind inhaltlich

28

und budgetmäßig mit der jeweiligen Familienbera-

Die Familienagentur ist Partnerin bzw. finanziert

tungsstelle abgestimmt. Insbesondere wurden fol-

bereits zwei Projekte, welche die konkrete Unter-

gende inhaltliche Schwerpunkte definiert:

stützung von Familien zu Hause vorsieht: „Frühe

Verkürzung der Wartezeiten für eine Bera-

Hilfen“ sowie „Family Support“. Diese zwei Projekte

tung für Familien: Innerhalb einer Woche sol-

gilt es besser aufeinander abzustimmen, Synergien

len die Klientinnen und Klienten ein Erstge-

zum Wohle der Familien zu nutzen und landesweit

spräch und innerhalb einer Woche darauf

auszudehnen.

einen ersten Beratungstermin erhalten.

Unterstützung der Eltern im Umgang mit di-

gitalen Medien

Unterstützung der Eltern in Trennungs- und

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

3.7 Ziel: Die Gesellschaft ist über Leistungen und Angebote für Familien umfassend informiert. 3.7.1 Maßnahme: Fortführung und laufende Aktualisierung der Informatio nen online und in Papierform sowie Erhebung eventuell zu sätzlichen Informationsbedarfs Familien brauchen ausreichend Informationen über Angebote, Dienste und Unterstützungsmaßnahmen, die je nach Zeitpunkt und Lebenslage unterschiedlich sind. Aufgabe der Familienagentur ist es, den Informationsbedarf der Familien in den verschiedenen Lebensabschnitten zu erheben und entsprechende, aktuelle, wissenschaftlich fundierte Informationen zur Verfügung zu stellen. Je früher Eltern in Kontakt mit Unterstützungsangeboten kommen, desto eher greifen sie in zukünftigen schwierigen Momenten von sich aus darauf zurück. Eltern können über Hebammen, Ärztinnen und Ärzte (Pädiaterinnen und Pädiater, Gynäkologinnen und Gynäkologen aber auch Allgemeinärztinnen und Allgemeinärzte), Krankenhäuser aber auch über die Betreuungs- und Bildungseinrichtungen des Landes erreicht werden.

29


30

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

4. Schwerpunkt Vereinbarkeit von Familie und Beruf – Ziele und Massnahmen 4.0.1 Familienförderungsgesetz zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf

4.0 Vorspann Nachhaltige Vereinbarkeit von Familie und Beruf setzt die Anerkennung der Leistung voraus, die

„Um das Gleichgewicht zwischen Familienalltag

Familie für die Wirtschaft erbringt. „Die fehlende

und Erwerbstätigkeit zu erleichtern, werden Maß-

gesellschaftliche Anerkennung für familiale Leis-

nahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingun-

tungen, insbesondere das Aufziehen von Kindern,

gen gefördert. Dabei wird den unterschiedlichen

welche die Produzenten, Eltern und Stimmbürger

Bedürfnissen der Familien Rechnung getragen.“14

von morgen sein werden, stellt einen Konstruktionsfehler unserer gesellschaftlichen Verhältnisse

Das Land fördert die Umsetzung und Verbesse-

dar.“

„Eine Erhöhung der weiblichen Erwerbs-

rung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf

beteiligung und die Verlängerung der renten-

gesellschaftlicher, betrieblicher und familiärer

begründenden Lebensarbeitszeit können den

Ebene, so das Familienförderungsgesetz.

11

Rückgang der Bevölkerung in erwerbstätigem Alter aufgrund sinkender Geburtenraten zwar eine

Um auf gesellschaftlicher Ebene ein verändertes

Zeit lang kompensieren, das Problem aber nicht

Geschlechterrollenverständnis zu fördern und die

nachhaltig lösen.

Gleichstellung von Frau und Mann im Familien-

12

Es gilt, die Familie als produk-

tive Kraft der Gesellschaft anzuerkennen, von der

und Erwerbsleben zu optimieren, werden:

insbesondere die Entwicklung des Humanvermö• gezielte Maßnahmen im Sinne des Gender

gens einer Gesellschaft abhängig ist. „Die quali-

tative Seite der Familien- und Nachwuchspolitik

Mainstreamings in allen gesellschaftlichen

ist somit primär aus der Perspektive kindlicher

Bereichen unterstützt,

Bedürfnisse nach Schutz, Pflege, Anregung und

Entwicklung zu konzipieren, die zunächst ele-

dern,

mentar von ihrer familialen Situation abhängen:

und Bildungsarbeit und zur aktiven Einbin-

Selbst die biologische Entwicklung des kindlichen

dung der Väter in die Entwicklung und Er-

Gehirns ist von Erfahrungen nachhaltiger emotio-

ziehung ihrer Kinder gefördert,

naler Zuwendung abhängig, für die Äquivalente

außerhalb der Familie nur ausnahmsweise ge-

le, insbesondere Väter, die Elternzeit in An-

schaffen werden können.“

spruch nehmen können.

13

Franz-Xaver Kaufmann „Bevölkerung – Familie – Sozialstaat, Kontexte und sozialwissenschaftliche Grundlagen von Familienpolitik“ – Herausgegeben von Tilman Mayer, Springer VS 2019 12 Siehe Franz-Xaver Kaufmann „Bevölkerung – Familie – Sozialstaat, Kontexte und sozialwissenschaftliche Grundlagen von Familienpoli tik“ – Herausgegeben von Tilman Mayer, Springer VS 2019, Seiten 44 und 45. 13 Franz-Xaver Kaufmann „Bevölkerung – Familie – Sozialstaat, Kontexte und sozialwissenschaftliche Grundlagen von Familienpolitik“ – Heraus gegeben von Tilman Mayer, Springer VS 2019, Seite 403.

• Programme zur Erweiterung von Rollenbilgeschlechtersensibler

Erziehungs-

• Anreize geschaffen, damit beide Elterntei-

Artikel 2, Abs. 2, Buchstabe b) Familienförderungsgesetz „Förderung und Unterstützung der Familien in Südtirol“ (LG 8/2013)

11

14

31


Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in

Erleichterung des Wiedereinstiegs in den

der Arbeitswelt zu verbessern, werden folgende

Beruf werden gefördert,

Maßnahmen für eine familienorientierte Perso-

nalpolitik ergriffen:

und neuen Technologien, besonders in

strukturschwachen Gebieten, wird geför-

dert, damit die Kommunikation mobiler

• die Bereitstellung gezielter und umfassen-

• der Auf- und Ausbau von Infrastrukturen

der Informationen über familienunterstüt-

wird, die Familien einen schnelleren Zugang

zende Leistungen und über den beruflichen

zu den Diensten haben und die Arbeitsplät-

Wiedereinstieg,

ze flexibler gestaltet werden können;

• die Förderung des Zertifikats audit fami-

• die Förderung von Abschlüssen von Zusatz-

lieundberuf, welches kleine, mittlere und

verträgen auf Betriebs-, Sektoren- oder ter-

große Unternehmen, öffentliche Verwaltun-

ritorialer Ebene, welche insbesondere fam-

gen, Bildungseinrichtungen, Organisatio-

lienfreundliche Maßnahmen vorsehen.15

nen ohne Gewinnabsicht, Verbände, Ver-

eine und andere private und öffentliche Ein-

richtungen auszeichnet. Dabei wird beson-

ders auf die Umsetzbarkeit der Zertifizie-

rung in kleineren und mittleren Betrieben

und Organisationen geachtet. Zudem wird

regelmäßig überprüft, ob die Inhaber des

Zertifikats nach wie vor die Voraussetzun-

gen dafür erfüllen,

• bei direkten und indirekten öffentlichen För-

dermaßnahmen sowie bei den von öffent-

lichen Stellen durchgeführten Ausschrei-

bungen können jene Unternehmen, Verei-

ne, Verbände und sonstige private Subjek-

te zusätzlich begünstigt werden, die Maß-

nahmen zur Verbesserung der Vereinbar-

keit von Familie und Beruf und familienun-

terstützende Maßnahmen gesetzt haben,

• die Errichtung von betrieblichen Betreuungseinrichtungen wird gefördert,

4.1 Ziel: Die Leistungen, die Familien für die Wirtschaft auch im Sinne der Entwicklung von Humanvermögen erbringen und deren Bedürfnisse, insbeson- dere der Kinder, sind wie jene der Wirtschaft anerkannt. 4.1.1 Maßnahme: Kommunikations- und Sensi bilisierungskampagne zur Anerkennung der Leistungen der Familien

• gezielte betriebliche Ausbildungs-, Weiterbildungs- und Umschulungsangebote zur

Maßnahmenbeschreib. siehe Maßn. 3.1.1. (Seite 19). Artikel 8 Familienförderungsgesetz (LG 8/2013)

15

32

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

4.1.2 Maßnahme: Ausarbeitung eines Konzepts zu familienfreundlichen Zeit modellen

und Bereitstellung von Kinderbetreuung und betriebseigenen

Kinderbetreuungseinrichtungen

(sowohl für Kleinkinder als auch für Schulkinder), vor allem wenn die Nachfrage das lokale Angebot übersteigt, Angebote bei häuslicher Betreuung

Die Familienagentur arbeitet eine Durchführungs-

und Pflege, Unterstützung im Alltagsmanagement,

verordnung mit den Leitlinien zur Implementie-

Informations- und Beratungsangebote.

rung von Zeitpolitik auf den unterschiedlichen Ebenen aus. Diese soll sicherstellen, dass in den

Dazu seien folgende Handlungsfelder für Betriebe

unterschiedlichsten Bereichen die Familienzeit

erwähnt:

mitberücksichtigt und -gedacht wird. •

Für die Reduzierung der Arbeitszeit sollten

bestimmte

4.1.3 Maßnahme: Landesweiter Ausbau des audit familieundberuf

Verfahrensregeln

eingeführt

werden, damit diese lebensphasenorien tierten

Arbeitszeitmodelle

entsprechend

gemanagt werden können.

• Es sollte keinen Tätigkeitsbereich geben, Im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Familien-

der mit der Spezialqualifikation von nur

arbeit und Erwerbsarbeit, sollen nicht alle unter-

einer Fachperson zu besetzen ist, sodass

stützenden Maßnahmen der Familienpolitik über-

Vertretungen durch andere Kolleginnen

lassen werden. Es braucht zusätzlich flankierende

Maßnahmen in der Wirtschaftspolitik und den ein-

• Die personellen Ressourcen müssen aus-

zelnen Unternehmen. Unternehmenspolitische

reichend vorhanden sein, sodass Leistungs-

familienfreundliche Maßnahmen und Handlungs-

ziele ohne Überstunden erreicht werden

felder müssen genauso wie die persönliche Kar-

können.

riereplanung der Mitarbeiterinnen und Mitarbei-

Für längere Ausfälle müssen Vertretungslö-

ter nach Lebensphasen zur Managementaufgabe

sungen gefunden werden.

werden.

• Führungskräfte müssen sensibilisiert wer-

Betriebspolitische familienfreundliche Maßnah-

und Kollegen möglich sind.

den, damit sich daran anschließend der ge-

samte innerbetriebliche Diskurs ändert.

men und Handlungsfelder umfassen im Allgemeinen folgende Bereiche: Arbeitszeit-Organisations-

Als ideales Instrument zur nachhaltigen Schaffung

modelle/Arbeitszeitflexibilisierung, Unterstützung

familienfreundlicher Unternehmenspolitik in den

bei und vor allem Management von Elternzeiten

Betrieben mit ihren jeweiligen Erfordernissen und

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Förderung

Gegebenheiten gelten Auditierungsverfahren. Als

33


ein auf das Unternehmen und die jeweiligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugeschnittenes Management- und Qualitätssicherungstool führen Audits zu einer nachhaltigen familienorientierten Betriebs- und Personalpolitik, aber auch zu einer gesteigerten Bewusstseinsbildung intern, aber auch im weiteren Umfeld eines Unternehmens. Das Zertifikat audit familieundberuf ist somit ein strategisches Managementinstrument, welches der Optimierung der familienbewussten Perso-

4.2 Ziel: Die Erwerbs arbeitszeiten werden räumlich und zeitlich flexibel angeboten, um den Bedürfnissen der Familien, der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber gerecht zu werden.

nalpolitik dient. Es soll dazu beitragen, dass Eltern gleichermaßen die eigene Erwerbstätigkeit und die Familientätigkeit miteinander verbinden können. Das audit familieundberuf bietet Arbeitgebern professionelle Unterstützung, um familienfreundliche Maßnahmen im Betrieb einzuführen

4.2.1 Maßnahme: Kommunikations- und Sensibilisierungskampagne zu flexiblen Arbeitsmodellen

und gezielt weiter zu entwickeln. In Südtirol sind zurzeit über 90 öffentliche und private Arbeitge-

Digitalisierung gilt als eine Möglichkeit für Eltern

ber auditiert. Ziel ist es, die Familienfreundlichkeit

und auch Unternehmen, Erwerbsarbeitszeiten

in allen Branchen und Betriebsgrößen in Südtirol

räumlich und zeitlich flexibel zu handhaben. Stu-

durch gezielte Information und Öffentlichkeits-

dien belegen, dass Teleworking oder Homeoffice

arbeit, durch professionelle Beratung und durch

als Formen der Arbeitsorganisationen vor allem

den Anreiz von erhöhten öffentlichen Förderun-

bei so genannten Wissensarbeiterinnen und Wis-

gen noch stärker auszubauen.

sensarbeitern gut umsetzbar ist. Flexibilisierung von Arbeitszeit und -ort gelingt unter anderem durch Digitalisierung der Arbeitsorganisation. Der Kontakt zum Arbeitsplatz und geregelte Arbeitszeiten können dadurch aber nicht vollständig ersetzt werden. Es geht darum, einen guten Ausgleich der Bedürfnisse der Arbeitsgeber- und Arbeitnehmerseite zu schaffen. Voraussetzung dafür sind die Regelung der technischen Voraussetzungen, Zugriff auf das firmeninterne Netzwerk und Vertrauen in Loyalität und

34

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

Arbeitsmotivation der Mitarbeiterinnen und Mit-

wird mit dem Barcelona-Ziel nur die nationale

arbeiter. Gefordert sind die Unternehmen wie

Quote vorgegeben, die lokale Verfügbarkeit hin-

die öffentlichen Verwaltungen gleichermaßen. Die

gegen muss noch einmal extra bewertet werden.

derzeitigen Entwicklungen in diesem Bereich, be-

Mit Ende des Jahres 2017 lag die Betreuungsquo-

dingt durch die Corona-Pandemie, werden beob-

te der 0-3-Jährigen südtirolweit bei 26,8 Prozent.

achtet und auf die Auswirkungen auf die Familien hin untersucht.

Eltern entscheiden sich für eine außerfamiliäre Tagesbetreuung vor allem aus beruflichen/organisatorischen und finanziellen Gründen, aber auch aus persönlicher Überzeugung. Sie brauchen eine

4.3 Ziel: Das Angebot an Gewähr für ein qualitätsvolles, quantitativ umfas Kleinkindbetreuungs sendes, ausreichend geöffnetes und verlässliches plätzen ist ausgebaut Kleinkindbetreuungsangebot mit gesicherten Qualitätskriterien. und die Qualität in den Betreuungsdiensten Südtirols konsolidiert Die Qualitätsstandards für das frühpädagogische Handeln in den Kleinkindbetreuungsdiensten bzw. erhöht. wurden im Dekret des Landeshauptmannes Nr. Der Bedarf an Kinderbetreuung ist in den Ver-

42/2017 zusammengefasst. Orientierungs-, Pro-

besserungsvorschlägen der Familienstudie 2016

zess-, Struktur- und Organisationsqualität und die

herauszulesen: Die Hälfte der Befragten (50,2

Qualitätssicherung sind festgelegt. Betont werden

Prozent) erachtet mehr Kinderhorte/Kindertages-

soll, dass im Sinne der Kinder hohe Personalfluk-

stätten als sehr und/oder ziemlich wichtig, 47,3

tuation vermieden werden sollte: Kinder brauchen

Prozent finden eine Verlängerung der Öffnungs-

eine stabile, einfühlsame Betreuungsperson, zur

zeiten sehr oder ziemlich wichtig.

Erkennung und Befriedigung ihrer Bedürfnisse.

Das EU-weite Barcelona-Ziel liegt bei einer Klein-

Von Vorteil sind kleinstrukturierte, elternnahe Be-

kindplatzquote von 33 Prozent (auf nationaler Ebe-

treuungsmodelle. Die außerfamiliäre Betreuungs-

ne), ist vorrangig wirtschaftspolitisch ausgerichtet

zeit eines Kindes sollte möglichste kurz sein. Eine

und soll vor allem zu erhöhter Erwerbsarbeit von

hohe Qualität dieser Betreuung muss gewährleis-

Frauen führen. Das heißt aber auch, dass sich In-

tet werden und zwar nicht nur in der Qualität der

vestitionen in die Betreuung von unter 3jährigen

Einrichtung, sondern vor allem in der Ausbildung

Kindern seitens der öffentlichen Hand vor allem

und Weiterbildung der Kinderbetreuerinnen und

durch Steuer- und Versicherungsleistungen von

Kinderbetreuer, insbesondere in der pädagogi-

vorzeitig in die Erwerbsarbeit zurückkehrenden

schen Grundhaltung der Anbieter. Gelingen sollte

Elternteilen weitgehend amortisieren. Allerdings

die Förderung von sicheren Bindungen in der Kin-

35


dertagesstätte und die Schaffung einer entspann-

Einheitliche Regelung der Qualität

ten Atmosphäre. Es waren mehrere Etappen, die zu den QualitätsDie Qualität in den Kleinkindbetreuungsdiensten

standards für das frühpädagogische Handeln in

Südtirols zu erhalten bzw. zu erhöhen, ist seit je-

den Kleinkindbetreuungsdiensten in Südtirol ge-

her ein Schwerpunkt der Familienagentur. Beson-

führt haben: Den Auftakt bildete die Ausarbeitung

dere Bedeutung haben dabei nachfolgende Quali-

von „Leitlinien zum quantitativen und qualitativen

tätsmerkmale:

Ausbau

familienunterstützender

Betreuungs-

angebote für Kinder“, die mit Beschluss der Lan-

Wahlfreiheit

desregierung vom 25. August 2015, Nr. 979 genehmigt worden sind. Es folgte die Durchführung

Die Wahlfreiheit für die Eltern wird dadurch ange-

einer Qualitätsanalyse zur Kleinkindbetreuung in

strebt, indem das Familienförderungsgesetz (LG

Kinderhorten, Kindertagesstätten sowie im Ta-

8/2013) sowohl die Unterstützung durch inner-

gesmütter-/Tagesväterdienst. In deren Kontext

wie auch durch außerfamiliäre Dienste vorsieht.

wurden Eltern, Kinderbetreuerinnen und Kinder-

Die Landesregierung hat sich bemüht, durch die

betreuer sowie Tagesmütter zu ihrer Qualitäts-

Bereitstellung einer ausgewogenen Vielfalt an

einschätzung befragt worden. Im Anschluss daran

Förderleistungen (Geld- und Dienstleistungen, Ta-

erfolgte eine Präsentation der Grundzüge dieses

rifvergünstigungen, Beiträgen, Bereitstellung von

Entwurfes im Familienbeirat und es fanden In-

Betreuungsstrukturen usw.) günstige Rahmen-

formations- und Diskussionsveranstaltungen mit

bedingungen für die Familien und ihre Kinder zu

den Trägerkörperschaften und dem Südtiroler

schaffen und Eltern auf diese Weise konkret zu

Gemeindenverband statt. Schließlich wurde mit

unterstützen. Welchen Weg die einzelne Familie

Dekret des Landeshauptmannes vom 21. Novem-

dann konkret wählt, ist auch eine Frage der Vor-

ber 2017, Nr. 42 die Durchführungsverordnung

stellungen und Entscheidungen der Familie.

„Qualitätsstandards für das frühpädagogische Handeln in den Kleinkindbetreuungsdiensten“

Einheitliches Tarifsystem

verabschiedet, welche die Orientierungs-, Prozess-, Struktur- und Organisationsqualität der

Der gleichberechtigte Zugang der Familien zu den

frühkindlichen Bildung, Erziehung und Betreuung

Betreuungsdiensten wird auf Landesebene seit

in Kindertagesstätten, Kinderhorten und im Ta-

2014 über ein einheitliches System der Tarifbe-

gesmutter-/Tagesvaterdienst regelt:

günstigung auf der Grundlage des DLH 30/2000

36

• Sie legt die Ausarbeitung eines Rahmen-

gewährleistet, mit Mindest- und Höchsttarifen zu

Lasten der Eltern.

plans für die frühkindliche Bildung, Erzie-

hung und Betreuung in Kindertagesstätten,

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

Kinderhorten sowie im Tagesmutter-/Tages-

Räume. Die notwendige Nutzfläche pro Kind

vaterdienst auf Landesebene fest.

wird neu definiert: pädagogische Nutzfläche

von zumindest 4,5 m2 pro Kind, ausgenommen Küche, Bäder, Gänge und Garderobe.

• Sie präzisiert die Ansprüche an eine feinfüh-

lige Beziehungsgestaltung mit dem Kind

und an ein achtsames Einleben des Kindes

in den jeweiligen Dienst.

• Sie verankert eine feste Stundenanzahl an

Weiterbildung und Einzel- und Gruppen-

• Sie bestimmt, dass sich die pädagogische

supervision bei externen Anbietern. Die

Arbeit an den Erfordernissen des Rahmen-

Weiterbildungen und Supervisionen finden

plans laut Punkt a) ausrichten muss. Dies

in der Regel an den Wochenarbeitstagen

wird mittels interner Evaluation durch den

statt.

Dienst und mittels externer Evaluation

durch die Familienagentur überprüft. Die

Evaluationsverfahren sind Teil der Akkredi-

Akkreditierung

tierung der Dienste.

• Sie definiert den einheitlichen Schlüssel von

Die Umsetzung dieser Qualitätsregelung wird durch

1:5 bezogen auf die Fachkraft-Kind-Inter-

den Beratungs- und Kontrollprozess der Akkredi-

aktion in allen Diensten. Für das Kochen

tierung unterstützt. Die beiden Angebotsformen

und die Unterhalts-/Grundreinigung sehen

Kindertagesstätte und Tagesmütter-/Tagesväter-

die Einrichtungen eigens dafür qualifiziertes

dienst waren bereits zuvor durch Akkreditierungs-

Personal vor.

kriterien geregelt (Beschluss der Landesregierung

• Sie legt fest, dass die Dienste in Abhängig-

vom 13. Mai 2008, Nr. 1598 betreffend die Akkre-

keit von der Anzahl der Plätze ausgebildete

ditierungskriterien der Kindertagesstätten sowie

Vertretungskräfte, Fachkräfte mit Koordinie-

Beschluss der Landesregierung vom 27. Dezem-

rungsaufgaben und Fachkräfte mit Lau-

ber 2012, Nr. 2018 betreffend den Tagesmütter-/

reatsdiplom in Bildungs- und Erziehungs-

Tagesväterdienst) und sind vollständig akkreditiert.

wissenschaften oder in Psychologie konti-

Für die Kinderhorte gibt es hingegen keine eige-

nuierlich beschäftigen.

nen Akkreditierungskriterien, da das entsprechen-

• Sie verfügt, dass die Kindertagesstätten in

de Landesgesetz (LG Nr. 26/1974) sowie dessen

Abhängigkeit von der zur Verfügung stehen-

Durchführungsverordnung (Dekret des Präsiden-

den Nutzfläche bis zu 30 Plätze bereitstel-

ten des Landesausschusses Nr. 32/1976) dement-

len dürfen. Die Betreuung, Erziehung und

sprechend detailliert verabschiedet worden ist.

Bildung vollziehen sich grundsätzlich in

Im Zuge der Ausarbeitung des Rahmenplanes wird

Gruppen von nicht mehr als zehn Kindern.

das interne (durch die Anbieter selbst) sowie das

• Sie regelt die Anzahl der in Kindertagesstät-

externe (durch die Familienagentur) Evaluations-

ten sowie Kinderhorten vorzusehenden

verfahren zur Überprüfung der Umsetzung der

37


neuen Qualitätsdimensionen im Detail neu defi-

Die Erstellung eines frühpädagogischen Bildungs-,

niert werden.

Erziehungs- sowie Betreuungsplans bildet die Grundlage für landesweit qualitativ gleichwertige, gemeinsam geteilte Rahmenbedingungen sowie

4.3.1 Maßnahme: Verabschiedung und Umsetzung des Rahmenplans für die früh kindliche Bildung, Erziehung und Betreuung

Bildungs-, Erziehungs- und Betreuungsstandards in allen Kinderhorten, Kindertagesstätten und im Tagesmütter-/Tagesväterdienst Südtirols. Der sich daraus ergebende Orientierungsplan für die Qualität ist als Ausgangspunkt eines fortlaufenden Prozesses zu sehen, um den Veränderungsbedarf

Südtirol erarbeitet einen Rahmenplan für die

in der Praxis zu optimieren. Dies um die steigende

frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreu-

Nachfrage nach neuen Betreuungsplätzen mit der

ung. Damit wird den vorgeschlagenen Leitlinien ei-

steigenden Nachfrage nach qualitativ hochwer-

nes Qualitätsrahmens (2014) und den Empfehlun-

tiger frühpädagogischer Bildung, Erziehung und

gen des Rates der Europäischen Union (Mai 2019)

Betreuung in Übereinstimmung zu bringen und

zu hochwertiger frühkindlicher Betreuung, Bildung

den spezifischen Anforderungen an das Fachper-

und Erziehung (Amtsblatt C189/4) Folge geleistet.

sonal für Kleinkindergruppen hoch qualifiziertes

Der Rahmenplan, entstanden als partizipatives

pädagogisches Handeln gewährleistet. Aktuelle

Forschungsprojekt der Fakultät für Bildungswis-

Forschungen zeigen, dass qualifizierte Betreuung,

senschaften der Freien Universität Bozen und der

Erziehung und Bildung für Kinder bis drei Jahren

Familienagentur unter Einbeziehung der Fachkräf-

für diese einen Bildungsvorteil darstellt, der bis

te der Kleinkindbetreuungsdienste und der beiden

über die Zeit der Grundschule hinausreicht.

Landesberufsschulen, schließt die qualitative Feldforschung der pädagogische Arbeit mit Säuglin-

Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus diesem

gen und Kleinkindern (0-3 Jahre) in Kinderhorten,

Rahmenplan sollen in die konkreten Qualitäts-

Kindertagesstätten und im Tagesmütter-/Tages-

standards einfließen und der entstandene wert-

väterdiensten mit ein. Die Forschungsergebnisse

volle Austausch aller im Kleinkindbereich Tätigen

bildeten die Basis für die wissenschaftliche Theo-

durch die Organisation von Fachtagungen oder

riebildung und Bearbeitung der Inhalte des Rah-

gemeinsamen Weiterbildungen der Fachkräfte

menplanes: die Pädagogischen Grundlagen, der

weitergeführt und somit auch die Weiterentwick-

Bildungs- und Erziehungsauftrags, die Bildungs-

lung, Professionalisierung und Qualifizierung des

und Erziehungsfelder, die Qualitätssicherung und

Bereiches der Frühpädagogik gefördert werden.

die Qualifizierung des Personals in der Bildung, Erziehung und Betreuung von Kleinkindern in Südtirol.

38

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

4.3.2 Maßnahme: Alle Dienste der Kleinkinder betreuung werden im Drei jahreszeitraum zumindest ein mal besucht und pädagogisch bewertet

Monate öffentlich organisierte Bildung und drei Monate wöchentlich wechselnde Privatangebote ein zusätzlicher Organisationsaufwand und eine Belastung. Handlungsbedarf besteht in der familiengerechten Gestaltung der Kosten für die Eltern, in der Qualifikation der Betreuerinnen und Betreuer und in der Begleitung von Kindern mit Auffälligkeiten.

In den letzten Jahren haben die Pädagoginnen der

Bei Bedarf sollten Fachkräfte zur Unterstützung in

Familienagentur alle Kindertagesstätten Südtirols

schwierigen Situationen zur Seite stehen. Sowohl

besucht und pädagogisch bewertet. Die Familien-

für die Ferien- wie auch für die Nachmittagsbetreu-

agentur legt dabei großen Wert auf eine koopera-

ungsangebote dienen die Leitlinien des Konzepts

tive Zusammenarbeit. Ziel ist es, die Kleinkinder-

der gemeindeorientierten Zeitpolitik für Familien

betreuungseinrichtungen Südtirol zu kennen, mit

unter Einbezug lokaler Akteure und Gemeindever-

ihnen im Gespräch zu bleiben und gemeinsam an

waltungen als Leitplanken. Für die Organisatoren

der Konsolidierung und Verbesserung der Quali-

der Ferien- wie der Nachmittagsbetreuungsange-

tät der erbrachten Leistungen zu arbeiten.

bote soll die Planungssicherheit gewährleistet und der bürokratische Aufwand gering gehalten werden.

4.4 Ziel: Das Angebot an Ferien- und Nachmit- tagsbetreuung ist konsolidiert, ausge baut und die Qualität in der Betreuung gewährleistet.

4.4.1 Maßnahme: Ausarbeitung von Qualitäts standards für die Ferien- und Nachmittagsbetreuung Die Familienagentur arbeitet Qualitätsstandards aus, die sich am bestehenden Betreuungsangebot orientieren, Mindeststandards aufzeigen und

In Südtirol gibt es inzwischen ein breites Angebot

Anreize zur Qualitätsverbesserung schaffen.

an Sommer- und Ferienbetreuung, doch zeigen die Ergebnisse der Familienstudie 2016, dass noch weit mehr Bedarf besteht. Ferienbetreuung muss flächendeckend organisiert werden und vor allem während der langen schulfreien Zeit im Sommer mindestens acht bis neun Wochen abdecken. Aus Sicht der Eltern ist die Aufteilung des Jahres in neun

39


4.5 Kindergarten und Schule sind den Bedürfnissen von Eltern und Kindern anpasst. Der Kindergarten ist die erste Stufe im Bildungssystem Südtirols, die Schulen die darauffolgenden.

ions- und gemeindeübergreifend, um vor allem berufstätigen Eltern ein bestmögliches Angebot zu stellen und sie somit in der Vereinbarkeit konkret zu unterstützen.

4.5.2 Maßnahme: Ausbau des Mensaangebotes

Diese Bildungseinrichtungen sind nicht nur für die Kinder, sondern für die gesamte Familie von gro-

Sowohl für die Kinder wie auch für die Eltern ist das

ßer Bedeutung, haben sie doch einen erheblichen

Mensaangebot ein wichtiger Service. Das Angebot

Einfluss auf den Familienalltag. Dabei sind die El-

soll auch unter Einbezug des Lehrpersonals, wo

tern v.a. der minderjährigen Kinder wichtige Part-

gebraucht und notwendig, zur Ergänzung lokaler

nerinnen und Partner der Bildungseinrichtungen.

Ressourcen gestellt und ausgebaut werden.

4.5.1 Maßnahme: Öffnungszeiten an den jeweiligen Bedarf ausrichten Die Öffnungszeiten werden dem Bedarf der Eltern entsprechend (flächendeckend) verlängert und angepasst. Dabei erfolgt diese Ausrichtung sekt-

40

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

5. Schwerpunkt Finanzielle Unterstützung der Familien – Ziele und Massnahmen Erwerbsarbeit ist Aufgabe der öffentlichen Fami-

5.0 Vorspann

lienpolitik und kann durch gesetzliche Vorgaben, Transferleistungen und wohlfahrtsstaatlich ver-

Dieser Schwerpunkt muss in enger Abstimmung

mittelter Betreuungsdienste unterstützt werden.

mit den Entwicklungen auf gesamtstaatlicher

Darüber hinaus müssen aber auch Unterneh-

Ebene gesehen und dementsprechend weiter-

men die Förderung der Vereinbarkeit bzw. ge-

entwickelt werden.

zielte Maßnahmen betrieblicher Familienpolitik vorsehen und aktiv vorantreiben.

5.0.1 Rahmenbedingungen für die finanzielle Unterstützung der Familien

5.0.2 Familienförderungsgesetz zur finanziellen Unterstützung der Familien

Wenn die Familie zu den produktiven Kräften, von denen wirtschaftlich gesehen die Entwick-

Das Land trägt zur Unterstützung der Familien

lung des Humanvermögens einer Gesellschaft

und zum Familienlastenausgleich bei, sei es

abhängig ist, gerechnet wird, muss diese fami-

durch direkte finanzielle Leistungen, sei es durch

liale Leistung auch monetär anerkannt werden.

die Gewährleistung und Förderung entsprechen-

Beim Aufziehen und bei der Bildung von Kindern

der Begünstigungen. Diese Maßnahmen umfas-

handelt es sich auch um eine volkswirtschaftliche

sen sowohl die Leistungen, die direkt von diesem

Investition, also um eine zukunftsgerichtete Vor-

Gesetz vorgesehen sind, als auch die Maßnah-

sorge. Diese Hauptleistung kann ausschließlich

men, welche von anderen Bereichsgesetzen (wie

in der Familie erbracht werden .

beispielsweise Bildungsförderung, öffentliches

16

Transportwesen, Wohnbau, Sozial- und GesundBei der Unterscheidung zwischen bezahlter und

heitswesen) vorgesehen sind und ebenfalls zu

unbezahlter Arbeit, also zwischen Erwerbsarbeit

Gunsten der Familien gehen.

und Familienarbeit, muss an dieser Stelle nochmal betont werden, dass Familienarbeit auch

Dazu werden vom Land folgende Maßnahmen ge-

Arbeit ist. Diese erfolgt auch heute noch größ-

troffen:

tenteils unbezahlt, was zur grundsätzlichen Un-

gleichheit zwischen diesen beiden Arbeitsformen

beiträgt und auch zur Benachteiligung jener Per-

ung zu Hause durch die Eltern zu fördern:

sonen, welche die Familienarbeit übernehmen.

Auszahlung einer finanziellen Leistung für

Familien mit Kleinkindern im Alter von null

bis drei Jahren, als Beitrag zur Unterstüt-

Die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Franz-Xaver Kaufmann „Bevölkerung – Familie – Sozialstaat, Kontexte und sozialwissenschaftliche Grundlagen von Familienpolitik“ – Herau gegeben von Tilman Mayer, Springer VS 2019, Seite 396 und Seite 403.

• Einführung einer Leistung, um die Betreu-

16

41


zung der Betreuung und zur Deckung der

Lebenshaltungskosten der Kinder (Landes-

familiengeld); Auszahlung einer finanziellen

Leistung für Familien mit minderjährigen

5.1 Ziel: Die Familien leistungen sind wirkungsorientiert ausgerichtet.

Kindern und diesen gleichgestellten Perso-

nen, als Beitrag zur Deckung der Lebens-

haltungskosten der Kinder, einkommens-

Den Südtiroler Familien stehen staatlichen Geld-

abhängig und je nach Familienzusammen-

leistungen (staatliches Familiengeld, Kindergeld

setzung.Die Zugangsvoraussetzungen und

und Mutterschaftsgeld, Geburtenprämie, Bonus

die Richtlinien zur Auszahlung und Verwal-

Kinderhort und Ähnliche jährlich begrenzte Boni)

tung der Leistungen werden von der Lan-

und Steuerleistungen (Steuerabsetzbetrag für

desregierung festgelegt.

Kinder und Kinderhorte, Steuerabzug für Leis-

2

• Einführung einer landesweiten Vorteilskarte

tungen der Kinder und für zu Lasten lebende

zur finanziellen Entlastung von Familien mit

Ehepartnerin, Familienzulage etc.) zur Verfügung.

minderjährigen Kindern: Die Vorteilskarte

Zusätzlich werden vom Land Südtirol Sachleistun-

gewährt Ermäßigungen und Preisnachlässe

gen (Kinderhort, Kindertagesstätte, Kindergarten,

auf verschiedene Produkte und Dienstleis-

Schule,

tungen im Interesse der Familien, welche

Tarife für Verkehrsmittel des öffentlichen Nah-

öffentliche Einrichtungen und private Pro-

verkehrs,

jektpartner anbieten.

Nachmittags- und Sommerbetreuung, Senio-

Schulbeförderung, Bücherschecks,

ABO+/vergünstigte Schulausspeisung,

• Festlegung und Umsetzung von Richtlinien

ren- und Pflegewohnheime etc.) und Geldleis-

für familiengerechte Tarife in den verschie-

tungen (Landesfamiliengeld, Landesfamiliengeld

denen Bereichen, im Einvernehmen mit den

Plus, Landeskindergeld, Beitrag für den Aufbau

öffentlichen und unter Einbindung der pri-

einer Zusatzrente, Beitrag für die rentenmäßige

vaten Anbieter der Dienstleistungen.

Absicherung der Erziehungs- und Pflegezeiten,

• Steuerliche Erleichterungen auf Landes-

Pflegegeld, Unterhaltsvorschussleistung, Beitrag

und Gemeindeebene für Familien mit zu

für Miete und Wohnungsnebenkosten, Rückver-

Lasten lebenden Kindern oder pflegebe-

gütungen, Tarifbegünstigungen etc.) geboten. Es

dürftigen Familienmitgliedern, unter Be-

soll künftig an einem einfachen Überblick und

rücksichtigung der diesbezüglichen Zustän-

Zugang zu den Leistungen gearbeitet werden, da

digkeiten des Landes und der Gemeinden .

dies durch unterschiedliche Zuständigkeiten, Zu-

17

gangsvoraussetzungen und Einreichmodalitäten für Familien erschwert wird.

Artikel 9 Familienförderungsgesetz (LG (/2013)

17

42

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

5.1.1 Maßnahme: Konzeptioneller Aufriss der Familienleistungen Anstatt weiterer Reformen innerhalb des Systems, könnte eine umfassende Neugestaltung der Geldleistungen des Landes im Sinne einer Kindergrundsicherung angedacht werden (siehe hierzu auch die Entwicklung auf gesamtstaatlicher Ebene

5.2 Ziel: Der „EuregioFamily Pass Südtirol“ gewähr leistet den Familien attraktive Vergünsti- gungen und trägt zur Entwicklung einer familienfreundlichen Kultur in Südtirol bei.

in Richtung eines „assegno unico familiare“). Der EuregioFamilyPass definiert die länderüberGenerell sollte nach Ansicht der Europäischen

greifende Anerkennung der Vorteilskarten für

Kommission die Lohnersatzzahlung während der

Familien innerhalb der Europaregion Tirol-Süd-

Elternzeit mit 75 Prozent des vorherigen Netto-

tirol-Trentino. In Südtirol wurde der EuregioFa-

einkommens kompensiert werden, damit der

milyPass Südtirol im Jahr 2017 eingeführt und

Einkommensverlust als Gegenargument zur El-

verbindet den ermäßigten Tarif des öffentlichen

ternzeit hinfällig ist. Grundsätzlich sollten Trans-

Nahverkehrs für in Südtirol ansässige Eltern und

ferleistungen bereits während und nicht erst nach

Erziehungsberechtigte mit mindestens einem Kind

Ablauf der Elternzeit ausbezahlt werden. Dies

unter 18 Jahren mit Preisnachlässen privater und

würde vermeiden, dass die Leistungen als eine Art

öffentlicher Vorteilsgeber.

Belohnung gesehen werden und nicht als selbstverständlicher Ausdruck einer gesellschaftlichen

Im EuregioFamilyPass fließen der Tiroler Familien-

Haltung. Auch in Bezug auf die hohen Lebens-

pass, die Family Card des Trentino und der Eure-

haltungskosten in Südtirol wäre eine Auszahlung

gioFamilyPass Südtirol zusammen. Allein in Südti-

während der Elternzeit für Eltern vorteilhaft.

rol nutzen über 46.000 Personen die Vorteilskarte. Diese soll erheblich zur Wertschätzung der Familie und ihrer tragenden Rolle in der Gesellschaft beitragen, indem Familien mit minderjährigen Kindern zahlreiche Gelegenheiten zur gemeinsamen, aktiven und konstruktiven Freizeitgestaltung in der gesamten Europaregion geboten werden. Der Aufwand in der Beantragung und in der Nutzung der Karte ist gering. Die Karte ist in der Handhabung einfach, die Informationen über Nutzung

43


und Vorteile sind leicht verständlich und sofort nutzbar.

Der Pass ist somit einerseits als Vorteilskarte nutzbar. Familien können dadurch ihre Ausgaben für

5.2.1

Maßnahme: Bedarfsorientierte Akquise von neuen Vorteilsgebern und Ausarbeiten eines Konzeptes zur Optimierung des „Euregio FamilyPass Südtirol“

den alltäglichen Einkauf und die gemeinsame Frei-

44

zeitgestaltung verringern. Von der Bäckerei bis

Der EuregioFamilyPass Südtirol sieht sich als Ins-

zum Abenteuer-Hochseilgarten reicht die Palette

trument der Sensibilisierung und Bewusstseins-

an nutzbaren Rabattmöglichkeiten. Mit einer spe-

bildung, das die Familie ins Zentrum stellt. Unter-

zifischen Auswahl familienfreundlicher Betriebe

nehmen und Betriebe, welche die spezifischen

soll sichergestellt werden, dass die Bedürfnisse

Herausforderungen und Bedürfnisse von Familien

aller Familienmitglieder mitgedacht und gedeckt

kennen und dementsprechend in ihrem Angebot

werden. Der EuregioFamilyPass Südtirol sieht sich

und ihren Dienstleistungen berücksichtigen, sollen

somit auch nicht im Wettbewerb mit anderen Vor-

über diese Plattform eine größere Sichtbarkeit be-

teilskarten, sondern als eine spezifisch auf die

kommen und somit selbst einen erhöhten Mehr-

Familie zentrierte Ergänzung, welche die Heraus-

wert erfahren. Zum Vorteil der Nutzerfamilien soll

forderungen und zugleich die Besonderheit des

die Auswahl an Vorteilsgebern ständig erweitert

familiären Zusammenseins wertschätzt.

und gezielter auf die Bedürfnisse der Familien ab-

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

gestimmt werden. Diese Bedarfsorientierung soll die Rentabilität der Karte im Alltag verbessern und im selben Moment deren Attraktivität für Familien erhöhen.

5.2.2 Maßnahme: Erweiterung des „EuregioFamily Pass Südtirol“ um die Großeltern Um den generationenübergreifenden Familienansatz auch praktisch zu transportieren, soll diese Südtiroler Vorteilskarte im Rahmen der technischen Möglichkeiten auch auf die Großeltern ausgedehnt werden.

45


6. ANHANG

1 Vision

3 Schwerpunkte

14 Zielsetzungen

25 Massnahmen

I. Frühe Stärkung der Familien Zielsetzungen: • •

Die Gesellschaft erkennt den Wert der Familie und deren Leistung für die Gesellschaft an.

strategische Maßnahmen koordiniert umgesetzt.

Das sozialräumliche Umfeld in den Gemeinden ist familienfreundlich und ermöglicht Begegnung

zwischen den Generationen.

Familien in Südtirol greifen auf qualitativ hochwertige Angebote zur Stärkung der Paarbeziehung

und der elterlichen Kompetenz zurück.

• • •

Familien werden durch bedarfsorientierte Beratungsangebote unterstützt.

Prioritäten und gezielte Strategien zur frühzeitigen Stärkung der Familien werden erkannt und

Familien werden bei Bedarf auch zu Hause unterstützt. Die Gesellschaft ist über Leistungen und Angebote für Familien umfassend informiert.

Maßnahmen:

46

• • • • • • • • •

Kommunikationskampagne zum gesellschaftlichen Wert von Familie audit familieundberuf für die Südtiroler Landesverwaltung Überprüfung der Bestimmungen der Landesverwaltung auf ihre familienrelevanten Aspekte Schaffung von Netzwerken auf Bezirksebene Standards zur Familienfreundlichkeit auf Gemeindeebene Familienfreundliche Gestaltung öffentlicher Flächen und Räume Schaffung von Begegnungsräumen und Förderung und Vernetzung bestehender Strukturen Etablierung der Sozialraumorientierung als professionelles Arbeitsprinzip Stärkung des Ehrenamtes und Institutionalisierung des Hauptamtes

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• • • •

Stärken- und ressourcenorientierte Angebote der Familienbildung Jährliche Vereinbarung bedarfsorientierter Projekte mit Familienberatungsstellen Ausarbeitung eines Konzeptes für die aufsuchende Familienarbeit Fortführung und laufende Aktualisierung der Informationen online und in Papierform sowie Erhebung eventuell zusätzlichen Informationsbedarfs

II. Vereinbarkeit von Familie und Beruf Zielsetzungen: •

Die Leistungen, die Familien für die Wirtschaft auch im Sinne der Entwicklung von Humanvermö-

gen erbringen und deren Bedürfnisse, insbesondere der Kinder, sind wie jene der Wirtschaft an-

erkannt.

Die Erwerbsarbeitszeiten werden räumlich und zeitlich flexibel angeboten, um den Bedürfnissen

der Familien, der Arbeitnehmerinnen und der Arbeitsgeber gerecht zu werden.

Das Angebot an Kleinkinderbetreuungsplätzen ist ausgebaut und die Qualität in den Betreuungs-

diensten Südtirols konsolidiert bzw. erhöht.

Das Angebot an Ferien- und Nachmittagsbetreuung ist konsolidiert ausgebaut und die Qualität in

der Betreuung gewährleistet.

Kindergarten und Schule sind den Bedürfnissen der Eltern und Kinder angepasst.

Maßnahmen:

• • • • • •

Kommunikations- und Sensibilisierungskampagne zur Anerkennung der Leistungen der Familien Ausarbeitung eines Konzepts zu familienfreundlichen Zeitmodellen Landesweiter Ausbau des audit familieundberuf Kommunikations- und Sensibilisierungskampagne zu flexiblen Arbeitsmodellen Verabschiedung des Rahmenplans für die frühkindliche Bildung, Erziehung und Betreuung Alle Dienste der Kleinkindbetreuung werden im Dreijahreszeitraum besucht und pädagogisch

bewertet

• • •

Ausarbeitung von Qualitätsstandards für die Ferien- und Nachmittagsbetreuung Öffnungszeiten an die jeweiligen Bedarfe ausrichten Ausbau des Mensaangebotes

47


III. Finanzielle Unterstützung für Familien Zielsetzungen: • •

Die Familienleistungen sind wirkungsorientiert augerichtet.

zur Entwicklung einer familienfreundlichen Kultur in Südtirol bei.

Der „EuregioFamilyPass Südtirol“ gewährleistet den Familien attraktive Vergünstigungen und trägt

Maßnahmen:

48

• •

Konzeptioneller Aufriss der Familienleistungen

„EuregioFamilyPasses Südtirol“ wird ausgearbeitet

Erweiterung des „EuregioFamilyPass Südtirol“ um die Großeltern

Neue Vorteilsgeber werden bedarfsorientiert akquiriert, ein Konzept zur Optimierung des

Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

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Familienagentur


FAMILIENFÖRDERPLAN

I mp r e ss u m

Herausgeberin: Familienagentur Autonome Provinz Bozen – Südtirol www.provinz.bz.it/familie

Konzept:

Redaktion und Übersetzung:

Im Auftrag der Familienagentur: treff.familie vom

Familienagentur, Ressort für Familie, Bozen

Südtiroler Kinderdorf in Zusammenarbeit mit der Freien Universität Bozen und dem Österreichi-

Bildnachweis:

schen Institut für Familienforschung der Universi-

Familienagentur/Ingrid Heiss

tät Wien

S. 40, Adobe Fotostock

Wissenschaftliche Begleitung:

Grafik und Layout:

Universität Bozen

Markenforum, Bozen

Österreichisches Institut für Familienforschung, Wolfgang Mazal, Institut für Familienforschung

Druck: Kraler Druck, Brixen/Vahrn

Projektleitung des Basisentwurfs: Gerlinde Haller, treff.familie

Hinweis: Alle Aussagen beziehen sich, sofern nicht explizit

Projektleitung des vorliegenden Papiers:

anders betont, immer auch auf beide Geschlech-

Familienagentur

ter. Alle Aussagen in Zusammenhang mit Eltern betreffen selbstverständlich auch alleinerziehende

Autorinnen und Autoren:

Mütter und Väter und alle Aussagen zu Familien

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

umfassen auch Alleinerziehende mit minderjähri-

der Familienagentur

gen Kindern.

Gerlinde Haller, treff.familie Susanne Elsen, Freie Universität Bozen

Bozen 2021

Johann Kienzl, Freie Universität Bozen Sigrid Mairhofer, Freie Universität Bozen

Alle Rechte vorbehalten

Urban Nothdurfter, Freie Universität Bozen

Jede Verwertung der vorliegenden Publikation, ein-

Eva-Maria Schmidt, Institut für Familienforschung

schließlich ihrer Teile, ist ohne Zustimmung der Familienagentur unzulässig. Dies gilt insbesondere

Mitarbeit:

für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung,

ASTAT – Landesstatistikinstitut

Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugäng-

Familienbeirat

lichmachung. 51


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