Sport macht Schule

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Ein Maßnahmenpaket für mehr Bewegung und Sport in Südtirols Schulen

Sporttmacht Spor Schule


Sport macht Schule

Bewegung und Sport sowie ein bewegungsfreundliches Umfeld sind für ein gesundes und kindgerechtes Aufwachsen von zentraler Bedeutung. Der gesellschaftliche und kulturelle Wandel der vergangenen Jahre hat das Aufwachsen und die Lebensbedingungen von Kindern und Jugendlichen stark verändert. Deshalb müssen sich Schule, Eltern sowie das gesamte soziale Umfeld für eine nachhaltige Entwicklungs-, Lern- und Gesundheitsförderung der Kinder einsetzen. Der Alltag soll dem natürlichen Bewegungsbedürfnis der Kinder und Jugendlichen Rechnung tragen. Mit dem Maßnahmenpaket „Mehr Bewegung und Sport“ werden in den kommenden Jahren zahlreiche Maßnahmen gesetzt, um Kinder und Jugendliche darin zu unterstützen, Bewegungsund Sportkompetenzen zu erwerben, die sie zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung befähigen und die für ihr Wohlbefinden und für eine gesunde Lebensgestaltung wesentlich sind.

Philipp Achammer Landesrat

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Es gilt daher neben allen anderen Entwicklungen - auch die motorische Entwicklung von Kindern im Blick zu Bewegung ist für die Entwicklung von behalten. Motorische Defizite und ungeKindern unverzichtbar. Kinder brauchen nügende Förderung von BewegungspoBewegung, damit sie sich gesund und tentialen wirken sich in der kindlichen leistungsfähig entwickeln. Regelmäßige Entwicklung besonders ungünstig aus Bewegung ist nicht nur unerlässlich für und sind auch in späteren Lebensphadie körperliche, sondern auch für die sen nur ansatzweise und in Teilen kognitive Entwicklung; sie fördert die aufholbar. Kinder benötigen Eltern und Lernbereitschaft, die Lernfähigkeit und Lehrpersonen, die dies erkennen und das psychosoziale Wohlbefinden. Mit ih- bewusst und gezielt Rahmenbedingunren Bewegungen begreifen, erobern und gen schaffen, die Bewegung ermöglierweitern Kinder ihre Welt und erwerben chen und die Bewegungsfreude fördern. Selbstkontrolle und Selbstachtung. Sie erwerben soziale Kompetenzen, üben sich in der Konfliktbewältigung, lernen eigene Grenzen kennen und die der anderen respektieren.

Maßnahmenpaket 2017 – 2020

Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahre hat das Aufwachsen und die Lebenssituationen von Kindern und Jugendlichen stark verändert. Vor allem die Allgegenwärtigkeit von Medien, die Verstädterung der Lebensformen und die Zunahme an gestalteten Außenräumen verändern die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen.

Im Herbst 2017 wurde ein Maßnahmenpaket „Mehr Bewegung und Sport“ verabschiedet mit dem Ziel, Schule, Eltern und Gesellschaft im Hinblick auf die Bedeutung von Bewegung und Sport für eine gesunde und harmonische Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu sensibilisieren und die tägliche Bewegungszeit zu erhöhen. 3


Die Maßnahmen betreffen verschiedene Bereiche:

Die verpflichtende Unterrichtszeit für das Fach „Bewegung und Sport“ wird daher ab dem Schuljahr 2018/19 auf ein Jahresstundenkontingent von 102 Stunden in der ersten Klasse, auf 68 Stunden in der vierten und fünften Klasse Grundschule und auf 68 Stunden in jedem Mittelschuljahr angehoben. In der zweiten und dritten Klasse Grundschule haben die Schülerinnen und Schüler bereits zwei Wochenstunden „Bewegung und Sport“.

1. Obligatorischer Sportunterricht 2. Pflichtquote und Wahlbereich 3. Bewegungspausen, Bewegte Pause, Bewegungshausaufgaben 4. Sportliche Schulanlässe 5. Anerkennung von Vereinen und Kooperation mit Vereinen 6. Schulweg

Woher kommt die zusätzliche Unterrichtszeit? In der Stundentafel der Grundschule gibt es neben den Jahresstundenkontingenten für die einzelnen Fächer noch eine frei zu verplanende Zeit. Diese „von den Schulen frei zu verplanende Zeit“ ist in den einzelnen Jahrgangsstufen unterschiedlich groß. In der ersten Klasse Grundschule beträgt diese Zeit 102 Jahresstunden, in der vierten und fünften Klasse nur mehr 34 Stunden. Diese von der Schule frei zu verplanende Zeit wird für die Erhöhung der Jahresstundenkontingente im Fach „Bewegung und Sport“ verwendet. So erhält kein Fach eine Kürzung und die Gesamtunterrichtszeit bleibt unverändert. In der Mittelschule wird die Erhöhung von 51 auf 68 Jahresstunden über das

1. Obligatorischer Sportunterricht – Erhöhung der Unterrichtszeit Das Fach „Bewegung und Sport“ leistet einen wichtigen Beitrag zum Bildungsauftrag der Schule, indem es diesen um die motorische Dimension erweitert. Der Unterricht von Bewegung und Sport bietet den Schülerinnen und Schülern vielfältige Bewegungserfahrungen, bei denen sie ihre motorischen Eigenschaften verbessern und sportliche Fertigkeiten erlernen. Gleichzeitig fördert gemeinsames Bewegen die Identifikation und Zugehörigkeit zur Schulgemeinschaft und das Zusammenleben. 4

und Jugendlichen Rechnung getragen. Unterbrechungen des Unterrichts, in denen gezielte Bewegungsübungen gemacht werden, stellen keine verlorene Unterrichtszeit dar. Bewegungspausen rhythmisieren den Unterricht, sie sorgen für einen sinnvollen Wechsel zwischen ruhigen und bewegten Phasen. Bewegung hilft, die Konzentration zu erhalten, Ermüdungserscheinungen zu vermeiden, Unruhe und Unlust zu begegnen, und trägt allgemein zur Aktivierung und Entlastung bei. Bewegungspausen können spontan durchgeführt werden, wenn die Lerngruppe einen unkonzentrierten und ermüdeten Eindruck macht, oder gezielt nach Klassenarbeiten und langen Theoriephasen eingeplant werden.

„zeitliche Ausmaß der Flexibilität der autonomen Schulen“ eingeführt. Somit bleibt auch in der Mittelschule die Gesamtunterrichtszeit unverändert.

2. Pflichtquote und Wahlbereich Die Unterrichtszeit für alle Schülerinnen und Schüler umfasst neben der verbindlichen Grundquote eine Pflichtquote und einen Wahlbereich. Die Pflichtquote dient der Vertiefung des verpflichtenden Unterrichts sowie der Begabungs- und Begabtenförderung, der Wahlbereich trägt den Interessen und Neigungen der Schülerinnen und Schüler Rechnung.

3.1 Bewegte Pause

Die Lehrerkollegien nutzen diese zeitlichen Ressourcen, um den Schülerinnen und Schülern zusätzliche Bewegungsund Sportangebote zu bieten. Diese Angebote ergänzen den Sportunterricht und unterstützen die Bewegungsförderung der Schülerinnen und Schüler.

Während der Pause haben die Schülerinnen und Schüler Zeit, sich zu erholen. Pausen sind keine verlorene Zeit, weil sie das Leistungsvermögen fördern. Demnach erzielen Lernende bessere schulische Leistungen, wenn sie zuvor eine längere Pause hatten. Aus der Neurowissenschaft kennt man diesen Effekt: Der ausgewogene Wechsel zwischen Lern- und Freizeit ist wichtig, damit das Gehirn aufnahmebereit bleibt und Gelerntes verarbeiten kann.

3. Bewegungspausen Auch im Schulalltag wird dem natürlichen Bewegungsbedürfnis der Kinder 5


Durch regelmäßige Bewegungspausen und Impulse für eine aktive Pausengestaltung können Lehrpersonen zu einer bewegungsfreundlichen Schule beitragen. Die Integration von Bewegung in den Schulalltag respektiert nicht nur den natürlichen Bewegungsdrang der Kinder, sondern sie fördert und unterstützt die Entwicklung eines bewegten Lebensstiles.

Schulen. Bei diesen Anlässen können Schülerinnen und Schüler erworbene Fähigkeiten erweitern und anwenden. Sie vergleichen und messen sich im Spiel und bei Wettkämpfen. Schulsporttage wie Wintersporttage, Waldspielfeste u.v.m. werden von den autonomen Schulen selbst geplant und organisiert. Schulwettkämpfe werden zentral von der Dienststelle für Schulsport angeboten.

5. Förderung von Kooperationen

3.2 Bewegungshausaufgaben Über den Unterricht hinaus gilt es auch, Eltern für „mehr Bewegung“ zu sensibilisieren und auf deren Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche aufmerksam zu machen. Bewegungshausaufgaben bestehen aus einfachen Bewegungsspielen und Übungen. Sie schaffen zusätzliche Bewegungsanlässe für zu Hause und unterstützen die Verbesserung der motorischen Fähigkeiten.

Die Zusammenarbeit der Schulen mit den Sportvereinen kann eine große Chance für die Entwicklung hin zu einer bewegungsfreundlichen Schule sein. Das Bewegungsangebot der Schule wird ergänzt und ermöglicht den Kindern und Jugendlichen das Kennenlernen verschiedener Sportarten. Gemeinsame Ziele, wie die Vermittlung von Freude an der Bewegung und am Sport sowie die Gesundheitsförderung stehen dabei im Vordergrund. Zusätzliche vielfältige Bewegungsangebote befähigen Kinder und Jugendliche, Haltungen und Kompetenzen für ein lebenslanges Lernen zu erwerben, um in einer veränderten Gesellschaft ein erfolgreiches und gesundes Leben zu führen. Trainer können und sollen den Sport- bzw. Grund-

4. Sportliche Schulanlässe: Schulsporttage und Schulwettkämpfe Sportliche Schulanlässe ergänzen das Bewegungs- und Sportangebot der 6

schullehrer nicht ersetzten. Sie können aber in der Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen wertvolle Impulse geben. Der Verband der Sportvereine Südtirol hat gemeinsam mit dem Verband der Autonomen Schulen (ASSA), der Dienststelle für Schulsport, den Vereinen vor Ort und einzelnen interessierten Schulen bereits im Schuljahr 2010-11 das Projekt „Sportvereine – Partner im Schulsport“ gestartet. Die Erfahrungen der beteiligten Schulen haben gezeigt, dass es durch die Integration dieser zusätzlichen Angebote in die Schule sehr gut gelingt, den Kindern und Jugendlichen den Vereinssport näher zu bringen.

Druck am Morgen, Routinen. Dabei wäre gerade der Schulweg eine gute Möglichkeit, sowohl die Bewegung als auch die Selbstständigkeit zu fördern. Kinder, welche zu Fuß, mit dem Fahrrad oder Roller in die Schule kommen, kommen wach und mit vielen Erlebnissen in der Schule an. Ganz nebenbei lernen sie, sich als Fußgänger und Radfahrer an Verkehrsregeln zu halten, Gefahren einzuschätzen und auf andere Rücksicht zu nehmen. Ein gemeinsames Anliegen von Schule und Gemeinde ist es, den Schulweg als Bewegungszeit wieder bewusst zu nutzen und auf das Taxi „Mama“ zu verzichten. Schulweg ist aber auch gemeinsam verbrachte Zeit: Eltern sollen sensibilisiert werden, den Schulweg gemeinsam mit ihren Kindern zu verbringen.

In diesem Zusammenhang sei noch auf das Landesgesetz Nr. 1/2015 verwiesen, welches die Möglichkeit schafft, Bildungstätigkeiten der Schülerinnen und Schüler in den Sportvereinen im Rahmen der Pflichtquote anzuerkennen.

6. Schulweg: zu Fuß, mit dem Rad oder Roller zur Schule Immer mehr Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule. Die Gründe dafür sind unterschiedliche: Sicherheitsbedürfnis der Eltern, zeitlicher 7


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