SAG MIR, WIE DIE WELT HEISST
Sag mir, wie die Welt heißt Erste Worte, erste Sätze ... „Messa?“ „Ja, Klaus, das ist ein Messer.“ „Rine?“ „Genau, das ist eine Mandarine.“ „Nane haben?” „Jetzt, so kurz vor dem Mittagessen lieber nicht!“ Klaus versucht es noch einmal: „Bissi Nane haben?” So geht es den ganzen Tag lang. Das kleine Plappermäulchen befragt seine Mutter und seinen Vater über alle nur denkbaren Gegenstände in der Wohnung, und Spaziergänge gestalten sich als Entdeckungsreisen, da Klaus alles am Weg betrachtet, untersucht und die Bezeichnung wissen möchte. Gegen Ende des ersten Jahres warten viele Mütter und Väter schon gespannt auf das erste Wort. Was wird das Kind wohl als erstes sagen: Mami? Papi? Oder, vielleicht ein wenig überraschend „Schschl“, Schlüssel, oder „wawa“, Wasser? Die meisten Kinder sprechen die ersten Worte zwischen dem 12. und 18. Monat. Die Sprachentwicklung selbst beginnt schon viel früher: Von Geburt an hört das Kind seine eigenen Laute und die Reaktionen seiner Eltern und Geschwister, die die Laute wiederholen, verändern, ergänzen, und das wiederum regt es zur Nachahmung an. Im Gespräch mit den vertrauten Personen lernt es, sich auszudrücken: Wenn Sie auf die Laute Ihres Kindes reagieren, ihm antworten, so wird es mit Lauten, Silben und Wörtern weiter experimentieren. Ein Beispiel: „Ham!“, sagt Ihr Kind und deutet unmissverständlich auf die Flasche.
Sie können sie ihm nun wortlos hinreichen. Sie können es aber auch fragen: „Möchtest du deine Flasche?“, und es wird strahlend nicken und sich nicht nur über seine Flasche freuen, sondern genauso darüber, dass Sie es verstanden und mit ihm gesprochen haben. Miteinander sprechen heißt ja auch, sich gegenseitig Aufmerksamkeit schenken. Es entwickelt seinen Wortschatz, indem Sie dem Kind Gegenstände zeigen und die Namen dazu nennen; indem sie ihm zuhören und die Zeit lassen, Worte zu finden, das Verstandene in eigenen Worten zu wiederholen und zu Sätzen zu erweitern. Das Kind beobachtet den Gesichtsausdruck und die Gestik seiner Mitmenschen ganz genau. Besonders der Blickkontakt spielt eine wichtige Rolle: Wenn das Kind ein neues Wort hört, blickt es oft zu seinen Ansprechpersonen: Bleiben diese entspannt und freundlich, bleibt auch das Kind entspannt oder freudig. Zeigt sich in ihrem Gesicht hingegen Anspannung und Angst, so verbindet das Kind allmählich die entsprechenden Empfindungen mit Worten wie „Vorsicht!“ oder „heiß!“. Mit der Sprache drücken wir unsere Beziehungen aus, zu den Dingen und zu den Menschen. Wenn diese Beziehungen wachsen können, entwickelt sich auch eine Sprache dafür, bei den einen ein bisschen früher, bei den anderen ein wenig später. Übrigens: Mädchen sind den Buben beim Sprechen häufig einige Zeit voraus. Ihr Kind braucht einfache, verständliche Beschreibungen zu allem, was es interessiert. Lange Erklärungen sind noch fehl am Platz.
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