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Nirgendwo sonst findet man so eine Vielzahl an spektakulären Felswänden mit dieser Musterung, wie in der Nähe von Trinidad.

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, Geht Ihnen der Winter schon auf die Nerven? Nass, kalt, trüb, Regen oder Schnee. Grauer Himmel und keine Sonne in Sicht? Dann machen Sie es sich gemütlich und kuschelig; wir haben ein Rezept gegen Wintermüdigkeit. Was ist schöner und aufregender, als den nächsten Urlaub zu planen? Ganz besonders, wenn es so exotische Reiseziele gibt wie Hawaii. Ganz neu im Heft, werden die paradiesischen Inseln im Pazifik von nun an Bestandteil im Spirit of the West Magazine sein. Den Aloha Staat zu erreichen, ist sicherlich nicht einfach. Ein langer Flug und 12 Stunden Zeitverschiebung schrecken so manchen Urlauber davon ab. Sollte es aber nicht! Sie werden mehr als gebührend für die Strapazen belohnt. Hawaii ist der ultimative Traum. Hören Sie auf zu träumen, fangen Sie lieber an, zu planen. Meer, Strand, Hula und Surfen kratzen lediglich an der KlischeeOberfläche von Hawaii. Der 50. Bundesstaat der USA protzt nur so von Abenteuer – und könnte nicht unterschiedlicher sein, zum Westen des US-Festlandes. Natürlich werden wir nicht nur am Strand schwelgen sondern haben noch ein paar andere Gebiete, die wir Ihnen vorstellen. North Dakota und South Dakota feierten 125-jähriges Jubiläum. Die beiden Staaten wurden als 39. (ND) und 40. (SD) Bundesstaat im Jahre 1889 der USA zugewiesen. Die Feierlichkeiten liessen dementsprechend nichts zu wünschen übrig. Auch die grösste Steinskulptur der Welt, das Crazy Horse Memorial, hat allen Grund zum Feiern. In 2015 gibt es einige Jahrestage sowie einen weiteren Meilenstein bei der Errichtung des Denkmals. In New Mexico fanden wir einen Kuchenladen, der so toll ist, dass darüber gleich ein Dokumentarfilm gedreht wurde. Das Pie-O-Neer Café in Pie Town macht von sich reden. Erst mal Urlaub vor dem Urlaub machen kann man auf der Emerald Valley Ranch in Colorado, die sich als perfekter Zufluchtsort für Gestresste entpuppt. Gestresste oder misshandelte Pferde hingegen finden auf der Trinity Ranch und der Jackson Hole Horse Rescue ihren Ruhepol und können sich dort auf einen friedlichen Lebensabend freuen. Schauen Sie doch auch auf unsere neue Webseite auf der wir noch vieles erweitern werden. Und wenn Sie online sind, freuen wir uns, wie immer, über Ihren Besuch und Kommentar auf unserer Facebook Seite www.facebook.com/SpiritoftheWestMagazine Viel Spass beim Lesen, herzlichst Ihre

Sonja Stimmer Spirit of the West 5


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125 Jahre North & South Dakota

Die beiden Bundesstaaten feierten 125. Jahrestag. 1889 wurde der 39. und 40. Bundesstaat in die USA eingegliedert. Sowohl North Dakota wie auch South Dakota haben sich dafür einiges zum Feiern einfallen lassen.

24 Hawaii – Paradiesische Zustände

Der „Aloha“ Staat bietet viel mehr als Surfer, Hula und Ananas. Als Einführung gibt es einen Überblick über die wichtigsten, erschlossenen Inseln im Pazifik.

34 Colorado – Emerald Valley Ranch

Der perfekte Ort für gestresste Seelen. Umgeben von eindrucksvollen Berggipfeln und beruhigender Stille kann man hier so richtig die Seele baumeln lassen.

6 Spirit of the West

Titelbild: Hawaii Tourism Authority/Tor Johnson Photo: Chad Coppess/SD Tourism Office


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New Mexico – Kuchen gefällig?

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South Dakota – Crazy Horse Jubiläumsfeiern

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Wyoming – Trinity Ranch

Pie Lady of Pie Town - Kathy Knapp’s Kuchenkreationen finden sich in einem Dokumentarfilm von Jane Rosemont wieder.

Die Steinskulptur hat 2015 jede Menge Gründe zum Feiern, mit mehreren Jahrestagen sowie einem weiteren Meilenstein in der Errichtung des Denkmals.

Vertrauen und Freiheit finden gestresste und misshandelte Pferde auf der Trinity Ranch und der Jackson Hole Horse Rescue.

Wild West Rubriken 5 Editorial

8 Open Trail

46 Impressum

Photos: Jane Rosemont; Crazy Horse Memorial; Beate Kreuzer

Spirit of the West 7


Events Jedes Jahr ein Magnet für Besucher aus der ganzen Welt. Auch in diesem Winter finden die Native Trails Vorführungen statt. Besucher haben die Möglichkeit Aufführungen indianischer Ureinwohner von Arizona aus nächster Nähe zu erleben. Mit Native Trails entführen die verschiedenen Indianerstämme, die im Südwesten der USA leben, die Zuschauer auf eine Reise von Musik und Tanz. Die teilnehmenden Stämme kommen u.a. von den Hopi, Tohono O’odham, Yavapai, Apache und Diné (Navajo). Native Trails findet noch bis 4. April 2015, Donnerstags und Samstags von 12.00 Uhr – 13.00 Uhr in der Scottsdale Civic Center Mall in Downtown Scottsdale statt. Eintritt kostenlos. Mehr Info unter www.scottsdalecvb.com * Tel. 480-421-1004

Schweizer Ferienmessen 2015 In Bern, Zürich und Basel erleben Ferienhungrige die Welt des Reisens hautnah und lassen sich für ihre Freizeit inspirieren. Die FESPO ist die grösste Ferienmesse der Schweiz. Hier kann man mit über 300 Präsentationen in ferne Welten eintauchen. Gleichzeitig findet die erfolgreiche Golfmesse statt, die mit Driving Range, Long Putting Green und Golf Forum spannende Aktivitätsplattformen bietet. In Bern und Basel findet man dieses Jahr neue Sonderthemen. An beiden Standorten gibt es eine Erlebniswelt, die das Publikum faszinieren und inspirieren wird. In Bern erfreuen sich Besucher zudem an der Parallelmesse activPLUS, die sich mit dem Motto «aktiv sein – aktiv bleiben» rund um die Themen Gesundheit und Alter beschäftigt. Spirit of the West Magazine wird wieder auf den drei Messen verteilt. Ferien Bern: 15.-18. Januar 2015, BERNEXPO-Gelände www.ferienmesse.ch; FESPO Zürich: 29. Jan.-1. Feb. 2015, Messe Zürich * www.fespo.ch; Basler Ferienmesse Basel: 13.-15. Februar 2015, Messe Basel, Halle 4 * www.baslerferienmesse.ch 8 Spirit of the West

Photo: Scottsdale CVB

Native Trails, Scottsdale, Arizona


EQUITANA 2015 präsentiert: „WESTERN at night“ Top-Sport bei Reining und Cutting, dazu ein prall gefülltes Rahmenprogramm für Western-Fans: Mit der neuen Abendshow „WESTERN at night“ bringt die EQUITANA ein neues Highlight in den Veranstaltungskalender der Szene. Am 19. März präsentieren die besten Reiter, Ausbilder und Showstars in einer fünfstündigen, exklusiven Abendshow Westernsport pur. Höhepunkte sind die beiden hochkarätig besetzten Cups: der BÖCKMANN ReiningCup und der IDEXX Cutting-Cup, in denen mit Unterstützung von NRHA und NCHA die Top-Stars der Szene an den Start gehen. Rund um die beiden Sportprüfungen präsentiert „WESTERN at night“ ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit RassePräsentationen, Schaubildern und Ausbildungsdemonstrationen. Der lange Western-Abend beginnt bereits um 18 Uhr und dauert inkl. Pause bis 23 Uhr. Allein 40.000 Westerninteressierte Besucher werden zur EQUITANA 2015 erwartet. Sie ist damit eine der grössten Western-Veranstaltungen in Deutschland und mit „WESTERN at night“ bieten sie der Szene ein echtes Highlight. Tickets zur EQUITANA und zu „WESTERN at night“ (ab 22,- Euro (ermässigt: 18,- Euro) im Vorverkauf unter www.equitana.com. EQUITANA findet vom 14. bis 22. März 2015 in Essen statt; auch in diesem Jahr wird Spirit of the West Magazine dort verteilt. Messegelände Essen, Norbertstrasse, 45131 Essen * Tel: 0211-90191-201 * www.equitana.com

Cowgirl Up! Ausstellung und Verkauf, Wickenburg, Arizona Zum 10. Mal findet im Desert Caballeros Western Museum die renommierte Kunstausstellung und der Verkauf Cowgirl Up! Kunst von der anderen Hälfte des Westens statt. Kunstliebhaber und internationale Sammler haben die Möglichkeit, Original-Kunstwerke von 58 der besten weiblichen Künstler in den USA zu erwerben. Von klassischer Western- bis hin zu zeitgenössischer Kunst werden Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen ausgestellt und angeboten Cowgirl Up! ist eine Kunstausstellung, die man sehen muss. Bestens situiert in der historischen Downtown von Wickenburg, bietet das Desert Caballeros Western Museum seit Jahren eine Plattform für Künstlerinnen, die den Spirit und Lebensstil des Westens in ihren Kunstwerken ausdrücken. Ausstellung und Verkauf sind vom 20. März bis 3. Mai 2015 geöffnet. Desert Caballeros Western Museum, 21 North Frontier Street, Wickenburg, AZ 85390 * Tel: 928-684-2272 www.westernmuseum.org

Für Freunde des Westernreitsports gibt es am Osterwochenende und in der Woche davor ein ganz besonderes Ostergeschenk: vom 30. März. bis 5. April eröffnet die NRHA Germany in Kreuth mit ihrem traditionellen Osterturnier die Turniersaison 2015. Etwa 300 Pferde, u.a. aus Deutschland, Österreich und Italien, werden am Start erwartet. Dazu einige der besten Reiner Europas mit Champions wie Grischa Ludwig, Emanuel Ernst und Alex Ripper. In einer Vielzahl toller Reiningklassen, darunter die Bronze Trophys, wird Reiningsport vom feinsten geboten. Aus der Arbeitsreitweise der amerikanischen Viehhirten ist eine internationale Turnierdisziplin geworden, die im Jahr 2000 offiziell vom Weltreiterverband FEI anerkannt wurde. Der Reiningsport ist heute weltweit verbreitet und Deutschland stellt die grösste Reininggemeinde ausserhalb des amerikanischen Kontinents. Gut Matheshof, Kreuth 2, 92286 Kreuth – Rieden. Mehr Info unter www.nrha.de oder Tel: 09624-919-0. NRHA Tel. 09373-7100

Photo: Mona Dörr

NRHA Osterturnier, Kreuth

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Text: Dorsy Baumgartner

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m 2. November 1889 wurde das seit 1861 bestehende „Dakota Territory” geteilt. North Dakota und South Dakota werden als eigenständige Bundesstaaten in die USA aufgenommen. 125 Jahre – gemessen an europäischen Ländern ist jung, aber Grund genug zu feiern. Neben der Staatengründung wurden Geschichte, Tradition und historisches Erbe zelebriert. Zahlreiche Veranstaltungen, geplant mit amerikanischer Leichtigkeit, machten die Geburtstagsfeiern zu einem besonderen und unvergesslichen Ereignis.

Geschichte Das Dakota Territorium war ein Hoheitsgebiet der Vereinigten Staaten, dem ein vom amerikanischen Präsidenten eingesetzter Gouverneur vorstand. Als es 1861 von Nebraska abgetrennt wurde, lebten hier nur wenige Weisse. Das änderte sich 1870 als das Homestead Gesetz in Kraft trat, welches jeder Person über 21 Jahre ermöglichte, sich auf einem rund 65 Hektar grossen Stück Land niederzulassen. Wenn dieses bewirtschaftet wurde, ging es nach fünf Jahren an den Eigentümer

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über. Diese Perspektive brachte auch viele deutsche, russische und skandinavische Einwanderer in die Region. Die gesetzliche Absicherung der Inbesitznahme von Indianerland war der Höhepunkt der Siedlungsgeschichte. Die beiden Dakotas waren einst das Hauptsiedlungsgebiet der Sioux-Indianervölker. Diese wiederum unterteilen sich sprachlich in Sioux Dakota, Sioux Nakota und Sioux Lakota. Die Lakota sind die grösste Sioux-Gruppe. Die Stämme lebten hauptsächlich in Tipis, betrieben Ackerbau und versorgten sich als Nomaden vorwiegend von der Jagd. Die Einwanderer wurden immer rücksichtsloser und verdrängten die Indianer. Diese wurden nicht nur ihres Landes entraubt, sondern durch übermässiges Jagen der Siedler entzog man ihnen auch die Lebensgrundlage. Am 2. November 1889 wurden North Dakota (ND) und South Dakota (SD) als neue Mitglieder in die Union aufgenommen. Die offizielle Erklärung, wer als erster der beiden Dakotas zum US-Bundesstaat erklärt werden sollte, wurde wie folgt gelöst: North kommt im Alphabet vor South, so wurde also North Dakota zuerst dokumentarisch festgehalten und zum 39. Bundesstaat der USA erklärt.


North Dakota Mit 125 Dingen, die man in North Dakota unternehmen kann, wurde das Ehrenjahr gehuldigt. Städte und Gemeinden beteiligten sich und zwei Grossveranstaltungen zogen Besucher aus aller Welt an. Am 16. August feierten die stolzen Bürger vor dem State Capitol, welches durch seinen Art-Deco Stil architektonisch herausragt, in der Hauptstadt Bismarck eine Sommerparty. Auf den ersten Blick unterscheidet sich Bismarck nicht von einer anderen amerikanischen Stadt. Alles beginnt mit einem Strassenzug auf dem mehr Fast Food- und Ladenketten als Bäume sind. Doch im Geburtstagsjahr ist alles sauberer und schöner als sonst. Die Stadt mit rund 65.000 Einwohnern zeigt sich von ihrer besten Seite. Die Bismarcker haben einen eisernen Willen, wenn sie etwas durchsetzen wollen. Schon 1883 bewies die Stadt, dass sie kann, wenn sie will. Damals bewarb sich der Ort um das Rennen als Hauptstadt und stach alle Mitbewerber mit dem höchsten Geldangebot aus. 100.000 Dollar und der Deal war besiegelt. Die Stadt hat eine der geringsten Kriminalitätsraten des Landes. Der Bürgermeister erklärt sich das folgendermassen: Der Einfluss der Deutschen, sagt er. Man erinnert sich gerne daran, dass der deutsche Reichskanzler einen Dankesbrief schrieb, als die Stadt auf seinen Namen umgetauft wurde. Mit viel Historischem, wie Salutschüssen und Freilichttheater, werden die Festivitäten zum 125. Geburtstag eingeleitet. Musikalisch wird von Dixie über Country bis hin zu Pop alles geboten.

North Dakota trägt den Beinamen Sioux State. Über den Staat verteilt finden sich zahlreiche Reservate der DakotaIndianer vom Grossstamm der Sioux. Der Staat hat sich viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt. In der Nähe von Fort Yates liegt am Ufer des Missouri River „Sitting Bull”, einer der berühmtesten Indianerhäuptlinge, begraben. Da das Erbe der Indianer weiterlebt, machte sich North Dakota das grösste Geschenk selbst. Mit der Eröffnung des „Heritage (Kulturerbe) - Center und State Museum” am 2. November wird der indianische Alltag wiederbelebt. 51.7 Millionen Dollar hat es gekostet, aber Investoren und Betreiber sind sich einig, dass es jeden Cent wert ist. Archäologische und historische Exponate, vor allem aber indianische Vermächtnisse in unvorstellbarer Quantität und Qualität, erfreuen die Besucher. Ob Textilien, Fahrzeuge, Fossilien, Mineralien oder moderne Kunst, das Angebot ist vielfältig. Auf 3500 qm gibt es eindrucksvolle Galerien, die eine Zeitspanne von 500 Millionen Jahren abdecken. Auf dem Gelände befindet sich ein neuer Museumsladen, ein Theater, ein Auditorium und das James River Café, das anlässlich des Geburtstages einen Kuchen in Form von North Dakota angeboten hat. North Dakota ist ein Reiseziel für alle, die den amerikanischen Westen lieben. Die Prärie ist noch weiter als anderswo und die Landschaften mit Badlands, Roosevelt National Park, wildromantischen Wald- und Seelandschaften gewinnen in der Tourismusbranche zunehmend an Bedeutung. Im Rahmen der Festivitäten standen spezielle Angebote auf dem Veranstaltungskalender: Ausritte in den Badlands, Kanufahrten auf dem Pembina River, Rodeos, traditionelles Essen in Indianerdörfern und Veranstaltungen auf dem Dakota Bier- und Wein Trail. Die fruchtbaren Böden bieten hervorragende Voraussetzungen, dass Trauben und Hopfen bestens gedeihen. 24 Weingüter und 8 Brauereien sind in idyllische Landschaften eingebettet und die Winzer in der Region geben Weinen ganz besondere Noten. Spirit of the West 13


Beimischungen von Obst und Honig oder Löwenzahn sind keine Seltenheit und für manchen europäischen Weinkenner etwas gewöhnungsbedürftig. Gourmets kommen auch auf ihre Kosten, denn die Restaurants sind vielseitig und mixen Einheimisches mit russischen, deutschen und skandinavischen Spezialitäten, die die Einwanderer vor langer Zeit mitgebracht haben. Ein kulinarisches Erlebnis sollte sich keiner entgehen lassen: „Chippers”, ein mit Schokolade überzogener Kartoffelchip, der süss und salzig gekonnt verbindet. Ein Kunstereignis bekam im Rahmen der Feierlichkeiten einen besonderen Stellenwert. Entlang des „Enchanted Highway”, der verzauberten Landstrasse, die von Bismarck über das Städtchen Dickinson Richtung Süden nach Regent führt, locken überdimensionale Metallfiguren auf 50 Kilometern Länge Tausende von Besuchern an. Extratouren waren ausgebucht. Der Künstler Gary Greff wollte die Welt auf seine Heimat aufmerksam machen und begann Riesenfiguren aus Schrott zu schweissen, sie zu bemalen und mit Hilfe von Nachbarn, Feuerwehr und Polizei an der Strasse aufzustellen. Sie sind bis zu 20 Meter hoch und werden durch Sponsorengelder finanziert. Von Heuschrecken, über Gänse bis hin zu Menschenfiguren ist alles vertreten. North Dakota ist auf dem besten Weg Metall-Kunst-Hauptstadt der Welt zu werden. Ein Hotel gibt es dazu auch schon. Nach 17 Monaten Bauzeit 14 Spirit of the West

wurde am Ende des Highways „Enchanted Castle” mit 19 Gästezimmern eröffnet. 125 Stationen für einen 125. Geburtstag aufzuzählen ist vielleicht ein wenig zu viel. Gefeiert wird trotzdem weiter – im Nachbarstaat South Dakota.


South Dakota Auf eine ganz andere Art würdigte South Dakota das Bestehen des Bundesstaates. Die Hauptattraktion war eine 400 kilometerlange Reise mit 50-80 Planwagen. Einige Teilnehmer waren nur für kurze Etappen mit von der Partie. 17 Tage, 13 Stopps und viel Spass. Pro Tag wurden etwa 25 Kilometer zurückgelegt. Los ging es am 3. September in der Stadt Yankton am Missouri River, direkt an der Grenze zu Nebraska. Die Auswahl der Routen war so gewählt, dass Pferde und Menschen meistens entspannt über Waldund Wiesenwege, kleine verträumte Dorfstrassen abseits vom Verkehrslärm trabten und die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt geniessen konnten. Das Bewusstsein, wie sich Pferdestärken anfühlen, wurde besonders deutlich, wenn man an einer blökenden Schafsherde oder einem romantischen Flüsschen vorbeizog oder wenn ein ausgebüchster Bison die Route blockierte. South Dakota

ist aussergewöhnlich stolz darauf, dass der Bundesstaat die grösste Population des einstigen Symboltieres der nordamerikanischen Prärien, den Bison, beherbergt. Jeder an den Festlichkeiten teilnehmende Ort bot den Reisenden eine besondere Überraschung. Das Repertoire reichte von frisch zubereiteten Delikatessen, wie Bisonburger aus der Region, über Musik- und Tanzveranstaltungen bis hin zu historischen Theateraufführungen. Am 20. September endete die Tour in der Hauptstadt Pierre. Sowohl der Gouverneur von South Dakota, Dennis Daugard, als auch der Gouverneur von North Dakota, Jack Dalrymple, empfingen die Planwagenabenteurer. Gefeiert wurde dann weiter auf dem Vorplatz des vierstöckigen Capitols mit seinen beeindruckenden weissen Treppen aus italienischem Marmor.

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Landschaftlich unterscheiden sich der östliche und westliche Teil South Dakota’s stark voneinander. Der Osten wird dank seiner fruchtbaren Ebenen überwiegend für Landwirtschaft und Viehzucht genutzt; Seen und dichte Wälder prägen das Gesamtbild: westlich des Missouri Rivers findet man eine fast unberührte Landschaft vor, welche den Badlands National Park und den Wind Cave Nationalpark beheimatet. South Dakota trägt den Beinamen Mount Rushmore State. Mount Rushmore ist die Gedenkstätte von vier US-Präsidenten, deren Köpfe in Stein gemeisselt sind. Von links nach rechts dargestellt, sind es George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln. Jedes Porträt ist ca. 18m hoch.

Rennen endete in der Stadt Pierre wo alle Teilnehmer gebührend geehrt wurden. Der Staat gewann seinen Ruf als Wilder Westen während der Frontier Tage des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche Goldsucher strömten ins Land. Sie gründeten viele Städte im Bereich der Black Hills, am westlichen Rand des Staates. Deadwood ist eine der bekanntesten Städte und ein beliebtes Touristenziel. Im Rahmen der Feierlichkeiten fanden in den Saloons und Geschäften, die im Originalcharakter der Wild West Zeit wieder hergestellt wurden, aufregende und aktionsgeladene Indianer- und Cowboyshows statt. Schüsse flogen durch die Luft, Pferde galoppierten über staubigen Boden und eine gelungene Mischung aus Humor und Action begeisterte die Besucher. Doch nicht nur der Wilde Westen sondern auch das deutsche Erbe wurde befeiert, wie z.B. das Kuchen Festival im kleinen Ort Delmont mit etwa 235 Einwohnern. Der Besucherandrang sprengte sämtliche Kapazitäten und Delmont platzte aus seinen Nähten. Deutscher Apfelkuchen, deutsches Mittagessen und dazu Kunstaustellungen, Handwerkshows und Musik.

Zwei der weltweit grössten Skulpturen, Mount Rushmore und Crazy Horse (der Indianerhäuptling auf seinem Pferd, die bei der Vollendung 170 Meter hoch und 200 Meter lang sein soll), sind die Hauptattraktionen des Bundesstaates. Doch seit einigen Jahren entdecken Naturliebhaber die abenteuerlichen Landschaften und die atemberaubende Stille der Wildnis im Wind Cave Nationalpark. An vielen der beschriebenen Wahrzeichen führte eine Strassenrally, Amazing History Race, vorbei. Es kam dabei weniger auf Geschwindigkeit als auf Geschicklichkeit an. Die historischen Plätze des Staates mussten, wie bei einer Schnitzeljagd, anhand einer Karte aufgefunden werden. Dann galt es verschiedene Hinweise einzusammeln um schliesslich den richtigen Weg zum Ziel zu finden. Das

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Der 70 qkm grosse Wind Cave Nationalpark mit der gleichnamigen Höhle Wind Cave (Windhöhle), die mit 202 km erforschten Wegen zu den längsten Höhlen der Welt zählt, ist ein Paradebeispiel für Natur aktiv. Die Parkfläche besticht mit offenem Prärieland, blumenreichen Grasflächen umrahmt von Nadel- und Mischwäldern und beherbergt eine Anzahl einheimischer Prärietiere wie Bisons, Kojoten, Hirsche, Schwarzschwanz-Präriehunde sowie seltene


Vogelarten. Die Höhlentouren sind einzigartig und fanden bei Besuchern in diesem Jahr besonders grossen Anklang. Die Führungen mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad dauern von 75 Minuten bis zu 5 Stunden. Das Ungewöhnlichste an den Kalkstein-Grotten sind die Kalzitstrukturen, die die Form von Bienenwaben haben. Der Name Windhöhle stammt daher, dass klimatisch bedingte unter- und überirdische Luftströme ein pfeifendes Geräusch verursachen. Die einheimischen Lakota-Indianer nannten die Öffnung im Gestein „Loch, das kühle Luft atmet”. Besucher beschreiben das Geräusch so, als ob ein schlafendes Ungeheuer mit langsamen Atemzügen durch ein kleines Nasenloch ein- und ausatmet. Die Faszination geht weiter, wenn man über eine endlos scheinende Anzahl von Stufen in die Tiefe steigt. Wer Schwindelgefühle hat, sollte lieber eine Tour mit Aufzug in die Tiefen der Wunderwelt buchen. Der Nervenkitzel beginnt. Hat hier jemals jemand gelebt? Wenn ja, wer? Wann und wie lange? Das mystische Höhlensystem ist unterteilt in mehrere Räume. Wie zum Beispiel der Elk’s Room, der von schmalen, verwobenen Graten und endlosen Geflechten von Bienenwaben überzogen ist, oder die Kathedrale, die einem riesigen Kirchensaal gleicht; an einigen Wänden wächst Gestein wie weisses Popcorn und an anderen Stellen stechen korallenartige Fangzähne aus dem Gestein. Auf den unterirdischen Seen schwimmen kleine Kalkplättchen, die im Dunkeln wie Seerosenblätter erscheinen. Wahrscheinlich ist eine Höhlentour im Wind Cave Nationalpark eine der interessantesten Sehenswürdigkeiten Nordamerikas. Auch hier wurde die Vergangenheit mit vielen Extratouren gebührend geehrt. Rapid City, die zweitgrösste Stadt in South Dakota, lud im November zu einer einzigarten Zeremonie ein. Die Bürger wurden aufgefordert Memorabilien zu bringen, die in einer

Zeitkapsel aufbewahrt wurden, um die Vergangenheit der Stadt nicht in Vergessenheit zu bringen. ZeitkapselEnthusiasten erschienen zahlreich und von persönlichen Briefen und Zeitungsartikeln über Münzen und Geldscheine, bis hin zu regionalen Kunstobjekten, wurde alles eingeschlossen und versiegelt. Vergraben wurde die Kapsel in den Black Hills und zum 200. Geburtstag wird sie wieder ausgegraben. Rapid City garantiert auf diese Weise bereits heute eine spektakuläre Veranstaltung in 75 Jahren. Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125. Geburtstag legten die beiden Dakotas den Schwerpunkt auf Identität, Tradition und Kulturerbe. Das Wissen um Mythen, Riten und Legenden der Ureinwohner wurde gebührend gewürdigt. Besucher werden auch nach den Feierlichkeiten in beiden Staaten weiterhin mit dem indianischen Gruss „Hau Kola!” (Hallo Freund) immer wieder herzlich willkommen geheissen. North Dakota Tourism Century Center 1600 E. Century Avenue, Suite 2 Bismarck, ND 58502 Tel: 701-328-5663 * www.ndtourism.com South Dakota Department of Tourism Capital Lake Plaza 711 East Wells Avenue Pierre, SD 57501 Tel: 605-773-3301 * www.travelsd.com Photos: North Dakota Tourism; Chad Coppess @ South Dakota Department of Tourism

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Text: Dorsy Baumgartner

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er durch die USA reist, stösst mit Sicherheit irgendwann auf einen Ort, dessen kurioser Name vermuten lässt, dass eine Geschichte dahinter steckt. Am West Highway 60 in New Mexico gibt es viel Überraschendes zu entdecken. Doch eine kleine Stadt mit 186 Einwohnern begeistert seine Besucher ganz besonders mit viel Charme, Nostalgie und vor allem mit Kuchen - Pie Town.

Betritt man das Café wird man sofort mit einem freundlichen „WELCOME“ begrüsst. Der Gastraum ist gemütlich, charmant, aber auch urig. Die Einrichtung ist originell mit nostalgischem Flair; wirkt wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Das Publikum ist eine Mischung aus Einheimischen, Durchreisenden, Urlaubern und Bikern. Es herrscht ein wuselndes Durcheinander von Stimmen und Düften. Eine Person füllt den Raum und präsentiert sich unübersehbar. Kathy Knapp, die Bäckerin, Unterhaltungskünstlerin und Besitzerin, auch bekannt unter dem Namen: Pie Lady.

Photo: National Radio Astronomy Observatory (NRAO)

Mein Ausflug beginnt mit einer Fahrt auf der friedlichen Interstate I-25 in Richtung Süden. An der Ausfahrt 150 bei Socorro/Magdalena geht’s weiter auf dem mythischen Highway 60 West. Kleine Ortschaften verkamen zu Geisterstädtchen, liebevoll restaurierte Tankstellen und Kneipen erinnern an die Blütezeit dieser Strecke und landschaftliche Höhepunkte, wie die Gebirgskette der Magdalena Mountains. Doch in der endlosen Weite der kaum besiedelten Region kommen auch Wissenschaft und Forschung nicht zu kurz. Von einer kleinen Anhöhe aus, sehe ich, wie aus dem Nichts, 27 Parabolantennen, die fast wie eine Weltraumstadt erscheinen und in der Form eines Y angeordnet sind. Das Very Large Array ist eine gigantische Teleskopanlage zum Empfang von Radiowellen aus dem Weltraum und erlaubt Blicke in bisher verborgene Bereiche des Kosmos. Es ist eine der interessantesten astronomischen Beobachtungsstationen in den USA. Nach einem kurzen Stopp im Besucherzentrum, geht es weiter zur Pie Town.

Kuchenduft liegt bereits beim Lesen des Ortsschilds in der Luft. Es kommt mir vor, als hätte ich mich auf eine Zeitreise in die Vergangenheit begeben. Alle Mythen und Legenden um den Wilden Westen, als Karl May’s Winnetou und Old Shatterhand durch mein Kinderzimmer jagten, werden plötzlich wahr. Staubige Strassen, zerfallene Holzund Backsteingebäude, alte rostige Windmühlen drehen langsam ihre Flügel im Wind und hier und da steht ein vertrockneter Kaktus. Ein Gebäude gibt es allerdings, das sofort ins Auge sticht. Es liegt zwischen einer stillgelegten Tankstelle und einem Stoppschild: das Pie-O-Neer Café.

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Wie kam die Pie Lady nach Pie Town? Kathy Knapp reiste mit ihrer Familie nach New Mexico, um dem hektischen Alltag in Dallas, Texas zu entfliehen. Ihre Mutter wollte unbedingt einen Abstecher nach Pie Town machen. Erwartet haben natürlich alle, dass sie irgendwo in der kleinen Stadt leckeren Kuchen finden. Doch wie so oft im Leben, führen Erwartungen zu Enttäuschungen, wenn sie nicht erfüllt werden. Kuchen gab es nirgendwo, nur ein Schild an einem alten Laden mit der Aufschrift: „Sorry, no more pie in Pie Town (Entschuldigung, aber Kuchen gibt es in Pie Town nicht mehr)“. Kathy’s Mutter Mary konnte es nicht glauben und wollte das am liebsten auch gleich ändern. Sie war von der Idee besessen, dem Namen der Stadt wieder Ehre zu machen. Auf dem Heimweg nach Dallas beschloss Kathy mit ihrem Mann, die gemeinsam eine erfolgreiche Werbeagentur besassen, den Traum der Mutter zu erfüllen und den Laden zu kaufen. Bankiers allerdings waren nicht so ganz mit dem Geschäftsplan einverstanden, denn ein Kuchenladen in Pie Town mit damals nur 150 Einwohnern, sah nicht sehr vielversprechend aus. Sie rieten Kathy, „kauf lieber ein Boot, das ist eine bessere Investition.“ Doch 1995 wurde der Pie Shop Wirklichkeit. Souverän und fein bot Mary Frühstück, Mittagessen und Abendessen an. Die Gäste fühlten sich wohl, die Qualität des Essens und vor allem die guten Kuchen sprachen sich schnell rum, und der kleine Ort wurde zu einem regionalen, gastronomischen Eldorado. Wer in Pie Town einkaufen will ist fehl am Platz, wer ein Stück Kuchen und eine Tasse Freude geniessen will, ist bei Mary genau richtig. Sie betrieb das kleine Restaurant über viele Jahre, bis sie krank wurde und in ihre alte Heimat zurückzog. Kathy, die schon immer spontan und abenteuerlustig war, gab ihr Leben in Dallas auf und übernahm den Kuchenladen. Sie wollte ganz in die Fussstapfen ihrer Mutter treten, doch selbst mit viel Hilfspersonal, konnte sie das reichhaltige Menu nicht weiter anbieten. Es wurde radikal gestrichen. Weniger ist mehr lautet ihre neue Devise. Doch nicht nur die Speisekarte wurde neu geschrieben, der gesamte Laden bekam ein makeover. Bald danach auch ihr Privatleben. Ihr Mann Thomas wollte auf Dauer nicht in der Abgeschiedenheit leben. Thomas ging,

Kathy blieb. In Pie Town findet sie endlich wieder Zeit zu leben und reichlich Motive für ihr Hobby, die Fotografie. Sie liebt die Ruhe, die idyllische Lage, tausende von Sternen in der Dunkelheit, ab und an einen vorbeiziehenden Kometen, heulende Kojoten und vor allem die Leute sind ihr ans Herz gewachsen. Sie stellt mir Menschen vor, die aus tiefster Überzeugung erklären: Pie Town ist „magical“, und zwar im Sinne von zauberhaft, magisch und märchenhaft zugleich. Maler, Bildhauer, Astrologen, Musiker und Autoren treffen sich hier. Ausserdem teilen sie eine grosse Leidenschaft – die Liebe zu Kathy’s „Pie“.

Kuchen gibt es jeden Tag frisch und meistens 20 verschiedene Variationen. Obstkuchen nach Jahreszeit, Kokosnusscreme, Schokoladencreme und Zitronencreme gehören zu den Grundlagen. Die Pie Lady überrascht immer wieder aufs Neue mit ausgefallenen Kreationen. Wer nicht so ganz auf Zucker steht, bekommt Süsse und Schärfe im Zweierlei mit Apfel und Chili und täglich frisch - eine Quiche. Die Speisekarte wird ergänzt mit einem Eintopf oder einer Suppe und als Getränke gibt es Kaffee, Tee und frische Limonaden. Doch was wäre das Leben ohne fleissige Helfer? Sie ist stolz auf ihr Team, einige haben, wie auch sie selbst, das Stadtleben aufgegeben und sich in Pie Town niedergelassen. Megan aus Phoenix, Arizona und Lisa aus New York. Die beiden sind sich im Übrigen einig, dass jeder Kuchen, der aus der Backstube kommt ein kleines Kunstwerk ist. Einige andere, wie Mike, „Mädchen für alles“, leben schon lange hier und nicht zu vergessen, Kathy’s grosse Liebe und Kuchenpartner Stanley, dessen Spezialität ein Brombeerkuchen ist. Er führt ein Bed & Breakfast, in dem Kathy vor vielen Jahren einmal übernachtet hat und sich nicht nur in den Kuchen verliebt hat, es war: „Love at first pie!“ Für Kathy heisst Kuchen essen geniessen und sich Gutes tun. Dazu gehören gute Zutaten ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe, keine künstlichen Aromen und alles frisch und hausgemacht. Kuchen spricht alle Sinne an, man schmeckt Nuancen, man riecht das Aroma, die Augen erfreuen sich an den vielfältigen bunten Farben und selbst die Ohren hören immer wieder ein leichtes, genussvolles Spirit of the West 21


Schmatzen. Hat sie einen Lieblingskuchen? Nein, sie liebt sie alle. Wäre das Leben ein Kuchen, hat die Pie Lady eine einfache Zutatenliste: Ihre Philosophie: „Zutaten allein machen keinen Kuchen“. Ihr Geheimnis: „Eine Prise Liebe“.

Pie Lady of Pie Town – der Film

eines kurzen Dokumentarfilms“. Wie ihr nächster Film heisst, verrät sie noch nicht. Doch einen Rat gibt sie mir mit auf den Weg: „Egal was passiert, vertraue immer Deinem Instinkt! “. Eine optische Kostprobe von der Pie Lady of Pie Town findet man auf Jane Rosemonts Webseite www.kubygirlproductions.com.

Ein Platz wie das Pie-O-Neer Cafe bleibt auch nicht von der Unterhaltungsindustrie unentdeckt. Die preisgekrönte Fotografin Jane Rosemont aus Santa Fe, New Mexico hat die Geschichte vom Pie-O-Neer Café in einen Kurzfilm verwandelt. Der 30-Minüter ist ein kleines Meisterwerk. Eine Mischung aus Backhandwerk und Komödie, unterlegt mit gelungener Westernmusik. Es ist der Präzision lustiger Dialoge, der Stimmigkeit alltäglicher Szenen in der Backstube und im Café sowie der Gestik und Mimik von Kathy Knapp zu verdanken, dass der Zuschauer ganz schnell ein deutliches Bild von der Pie Lady gewinnt. Ihre Person ist liebevoll charakterisiert, nicht zuletzt durch originelle Outfits und Accessoires. Die Botschaft wird stimmig vermittelt und der augenzwinkernde Humor der Stammgäste und des Backteams sorgt für gute Unterhaltung. Der US-amerikanische Schauspieler Wes Studi, ein Cherokee Indianer, bekannt aus „Der mit dem Wolf tanzt“ oder „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ und in der Freizeit begeisterter Bäcker, überzeugt mit einer brillanten Erzählerfunktion.

So kommen Sie nach Pie Town

Von Deutschland aus fliegen Sie am besten Nonstop über Denver mit Anschlussflug nach Albuquerque. Vom Flughafen aus geht’s weiter mit einem Leihfahrzeug, das Sie sich am besten schon in Deutschland reservieren. Sie fahren auf der I-25 South etwa 70 Meilen Richtung Socorro. An der Ausfahrt 150 nehmen Sie den Highway 60 West nach Pie Town.

Pie Lady of Pie Town ist Jane Rosemonts erster Film. Sie war inspiriert von der Persönlichkeit der Pie Lady und vor allem von Pie Town, wo Menschen viel Zeit für Menschen haben und die Bewohner ein Stück des alten Westens repräsentieren. Von einer FilmemacherKarriere hat sie nie geträumt. Der Kurzfilm wurde auf vielen Filmfestivals gezeigt und hat schon einige Preise gewonnen. Kurz vor Weihnachten war Jane noch schnell in New York um sich bei den „Short Film Awards“ eine weitere Auszeichnung abzuholen: „Bester Regisseur 22 Spirit of the West

The Pie-O-Neer Café US 60, Pie Town, NM 87827 * Tel: 575-772-2711 www.pie-o-neer.com Pie Lady of Pie Town (Film): www.kubygirlproductions.com * www.janerosemontphoto.com New Mexico Touristenbüro 491 Old Santa Fe Trail, Santa Fe, NM 87501 Tel: 505-827-7400 * www.newmexico.org


Und hier ein Geheimrezept von der Pie Lady persönlich. Viel Spass beim Backen!

Teig

Apfel-Preiselbeer-Kuchen

125g Butter 2 Esslöffel Schmalz 125g Zucker 180g Mehl 1 Teelöffel Backpulver Etwas Butter für die Form Butter schmelzen, dann abkühlen lassen. Zucker einrühren, Eier zugeben. Mehl und Backpulver mischen und mit dem Schmalz zu einem glatten Teig verarbeiten. Eine runde Form einfetten und den Teig hineingeben.

Füllung

7-8 Äpfel, eine Mischung aus Granny Smith und einer roten Sorte (ausser Delicious) 115g Zucker 2 Esslöffel Speisestärke 2 Esslöffel Zimt 2 Esslöffel Zitronensaft 200g frische oder gefrorene Preiselbeeren

Garnierung

115g Brauner Zucker 75g Mehl 50g Butter 50g Haferflocken Äpfel schälen, entkernen und in Schnitze schneiden. Zucker, Speisestärke, Zimt und Zitronensaft untermischen. In separater Schüssel Zucker, Butter, Mehl, und Haferflocken zu Streusel verarbeiten. Füllung auf den Teig geben, danach die Streusel zugeben. Für etwa 20-25 Minuten bei 220° C backen. Danach auf 175° C reduzieren und weitere 40-45 Minuten backen. Eine Stunde abkühlen lassen. Guten Appetit Spirit of the West 23


Text: Walter Kreuzer

24 Spirit of the West


„E

in schöner Garten mit üppigem Pflanzenwuchs und friedlicher Tierwelt, eine Stätte des Friedens, des Glücks und der Ruhe“. Wenn es einen Flecken auf der Erde gibt, der dieser Beschreibung des Garten Edens nahe kommt, dann könnte er auf Hawaii zu finden sein.

Spirit of of the the West West 25 25 Spirit


Die vom Feuer der Vulkane gebildeten Inseln in der endlosen Weite des Pazifiks lassen unseren Traum von der Südsee bei jedem Besuch aufs Neue wahr werden, ohne sich auf Klischees von Hula tanzenden Mädchen und kilometerlangen palmengesäumten Stränden mit feinkörnigem weissen Sand zu beschränken. Ob Wasserratten, Sonnenanbeter, Surfer, Naturliebhaber, Kulturfreaks, Entdecker oder Abenteurer: Im 50. Bundesstaat der USA kommen alle voll auf ihre Kosten. Dabei hat jede der sechs für den Tourismus mehr oder weniger bedeutsamen Inseln ihren eigenen unverwechselbaren Charakter. Der geografisch zu Polynesien zählende Archipel ist so weit von jedem Festland entfernt, wie keine andere Inselgruppe. Allein bis zum nächstgelegenen US-Bundesstaat Kalifornien sind es fast 3700 Kilometer. Die meisten der 137 Eilande mit einer Landfläche von 16.700 Quadratkilometer – das entspricht etwa der Grösse des Bundeslandes Thüringens – sind unbewohnt. Big Island (10.500 qkm) ist die mit Abstand grösste, mit erst etwa 500.000 Jahren aber auch die jüngste und zugleich die vulkanisch aktivste Insel. Dank des Passatwindes weist Hawaii kaum einen jahreszeitlichen Klimaunterschied auf. In den Wintermonaten regnet es zwar etwas häufiger, die Temperaturen liegen aber auch dann zwischen 23 und 28 Grad und die windabgewandten Seiten der Inseln sind sonnig und trocken. „Wir haben das ganze Jahr über 27 Grad und selbst der Regen ist warm“, umschreibt Curt Lofstedt das Klima auf Hawaii. Der 26 Spirit of the West

63-Jährige lebt auf Kauai. Von ihm und der Garteninsel wird noch die Rede sein. Die Luvseiten und die Höhenlagen sind dagegen feuchter, grüner und zum Teil auch deutlich kühler. Die Vulkane auf Big Island, wie der gut 4200 Meter hohe Mauna Kea oder auch der Mauna Loa, haben im Winter häufig eine geschlossene Schneedecke. Der „Aloha State“ ist der jüngste Bundesstaat der Vereinigten Staaten. 1959 bekamen die Südseeinseln diesen Status, nachdem sie schon 1898 nach einem Umsturz durch amerikanische Siedler von den USA als Territorium annektiert worden waren. Millionen von Jahren war Hawaii unbewohnt. Niemand sah die Lava ins Meer fliessen oder hörte die farbenprächtigen Vögel im tropischen Regenwald zwitschern. Unberührt von Menschenhand konnte sich die Natur auf den Inseln entwickeln. Das änderte sich vor etwa 1600 Jahren. Von den 3200 Kilometer südlich gelegenen Marquesas Inseln, die heute zu Französisch-Polynesien gehören, stachen Segelschiffe in See. Durch eine unglaubliche seefahrerische Leistung, nur mit Sonne, Sterne, Wind, Strömung und Wellen als Hilfsmittel, überwandten sie den Pazifischen Ozean und erreichten schliesslich Hawaii. Es vergingen Jahrhunderte, ehe von Tahiti aus eine zweite Einwanderungswelle folgte. Nachdem diese abgeebbt war, konnte sich in den abgelegensten pazifischen Archipel über fast ein Jahrtausend hinweg – und ohne störende Einflüsse von aussen - eine völlig eigenständige Kultur entwickeln.


Oahu Apropos entwickeln: Hawaii – genau genommen der weltberühmte Waikiki Beach auf Oahu – gilt als die Wiege, Duke Paoa Kahanamoku als der Vater des modernen Surfsports. Die von Missionaren einst als Müssiggang verpönte Sportart wurde Anfang des 20. Jahrhunderts durch Kahanamoku weltweit populär gemacht. Während seiner Jugend in Waikiki begann der spätere Olympiasieger, ein Surfbrett zu entwickeln, wobei er die traditionellen hawaiischen Olo-Bretter zum Vorbild nahm. Am Kuhio Beach genannten Abschnitt des Sandstrandes wurde ihm ein Denkmal gesetzt, mit dem er allerdings dem Strand und den geliebten Wellen den Rücken zukehrt. Oahu ist die drittgrösste und die mit Abstand bevölkerungsreichste Hawaii-Insel. Drei von vier der 1,3 Millionen Menschen im Bundesstaat leben hier, viele von ihnen in Honolulu. Der beim Anflug auf die Metropole leicht entstehende Eindruck, in einem Grossstadtdschungel zu landen, wird schnell vom ungezwungenen Flair der Südsee abgelöst – spätestens bei einem Mai Tai in einer Strandbar. Wir ziehen diesem allerdings zunächst einen besonderen Rundflug vor, mit einem Wasserflugzeug. Pat Magie, ein ehemaliger Buschpilot mit weltrekordverdächtigen 32.000 unfallfreien Flugstunden auf Kufen, sitzt zwar altersbedingt nicht mehr selbst hinter dem Steuerknüppel. Seine Firma Island Seaplane Service ist jedoch noch immer die einzige, die Touristen per Wasserflugzeug die Schönheiten der Insel näher bringt. Die betagte DeHaviland Beaver gleitet über das türkisfarben schimmernde Wasser der Keehi-Lagune und hebt ab. Wenig später sehen wir, woher der Namen Honolulu rührt: Das Wort bedeutet „geschützte Bucht“ oder „geschützter Hafen“. Heutzutage erreichen 90 Prozent der benötigten Waren die Inseln auf dem Seeweg und werden hier umgeschlagen.

Das war im 18. Jahrhundert noch ganz anders. Der berühmte Entdecker James Cook soll 1778 an Oahu entlang gesegelt sein und dabei den Hafen und das noch verschlafene Fischerdorf Kou verpasst haben. Eineinhalb Jahrzehnte nach Cook entdeckte Captain William Brown

die Bucht und taufte sie Fair Haven, was dieselbe Bedeutung hat wie der einheimische Name. Seither hat sich Honolulu zu einem Schmelztiegel der Kulturen und Wirtschaftszentrum entwickelt, dessen Skyline sich vor keiner anderen Grossstadt der USA zu verstecken braucht. Doch selbst in den Schluchten zwischen den Wolkenkratzern begegnet einem das zwanglos lässige Lebensgefühl der Südsee. Oder hat ein anderer US-Bundesstaat eine Hauptstadt, in der die politischen Strippenzieher in luftigen Hawaii-Hemden ihren Geschäften nachgehen? Auch in kultureller Hinsicht braucht die 340.000 Einwohner zählende Stadt keinen Vergleich zu scheuen – ganz abgesehen davon, dass sie mit dem Iolani-Palace den einzigen royalen Palast des Landes zu bieten hat. Das renommierte Bishop Museum mit seiner einmaligen Sammlung aus ganz Polynesien ist nur ein weiteres Beispiel für diese Vielfalt. Mit dem Wasserflugzeug lassen wir die von mit dichtem Regenwald bestandenen Hügeln umgebene Innenstadt schnell links liegen und nähern uns jenem dreieinhalb Kilometer langen Strand, dessen Name seit Jahrzehnten weltweit ein Synonym für Südsee-Romantik ist: Waikiki, hawaiianisch für „sprudelnde Wasser“. 36.000 Hotelbetten gibt es in dem Stadtteil, der jede Menge Trubel zu bieten hat. Wer solchen mag, ist hier genauso gut aufgehoben wie Wassersportenthusiasten. Wer dem lauten Treiben entgehen, dabei aber nicht auf Strand, Meer und die fantastischen Sonnenuntergänge verzichten möchte, braucht nicht weit zu gehen. Ein Beispiel für eine der wenigen Oasen der Ruhe in diesem Teil der Insel ist das elegante 453-ZimmerHotel Halekulani. Auch wer in dieser ersten Adresse am Platz nicht übernachtet, kann bei einem Mai Tai im offenen Restaurant House Without A Key Platz nehmen und den Sonnenuntergang geniessen. Indessen geht unsere Tour weiter. „Das ist mein Lieblingsplatz hier auf der Insel“, sagt Pilot Tom Moss und zeigt auf eines der Wahrzeichen Oahus: den Diamond Spirit of the West 27


Head. Von oben werfen wir einen Blick in den Krater, von dessen Rand sich dem Wanderer ein herrlicher Blick auf Waikiki, aber auch auf die Ostküste mit dem Schnorchelparadies Hanauma Bay und einer Vielzahl Sandstrände bietet. Bis wir an den wegen ihrer im Winter extrem hohen Wellen berühmten Strände der Nordküste – Namen wie Sunset Beach oder Banzai Pipeline klingen wie Musik im Ohr jedes Wellenreiters - zwischen Turtle Bay und Haleiwa ankommen, dauert es noch eine Viertelstunde. Schliesslich geht es über die Ananasfelder der zentralen Ebene zurück nach Süden. Jetzt sind wir auf der gleichen Route, wie die japanischen Flugzeuge am 7. Dezember 1941 beim Angriff auf die US-amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor. Als wir dort ankommen liegt das USS Arizona Memorial ebenso friedlich da wie das in der Nähe vertäute und zum Museum umgebaute Schlachtschiff USS Missouri, auf dem im Sommer 1945 mit der Kapitulation Japans der Zweite Weltkrieg zu Ende ging.

Seven Sacred Pools, eine Reihe durch Wasserfälle verbundene Felsbecken, einen Stopp mit entspannendem Bad eingelegt haben. Dahinter wird die Strasse immer schlechter. Regenwald, idyllische Strände und Wasserfälle, zahllose „Dips“ – trichterähnliche Senken -, das Grab von Luftfahrtpionier Charles Lindbergh, Kurven und einspurige Brücken sorgen für Abwechslung. Und es herrscht deutlich weniger Verkehr als auf der anderen Seite von Hana. Dort verbindet nämlich die berühmte „Road to Hana“ das Mekka der Surfer, Hookipa, mit dem abgelegenen Hana. Dieser Weg ist zwar alles andere als abenteuerlich, die 617 Kurven und 56 meist einspurigen Brücken auf gerade einmal 80 Kilometer haben es allerdings angesichts des hohen Verkehrsaufkommens in sich.

Maui – Valley Island Von unserem Landeplatz in der Keehi Lagune ist es nicht weit zum Flughafen von Honolulu. Dort steigen wir in eine Verkehrsmaschine und landen eine Dreiviertelstunde später auf dem Flughafen Kahului auf Oahus südöstlicher Nachbarinsel Maui. Hier geht es deutlich ruhiger und entspannter zu wie in Oahu. Das wird uns schnell klar, wenngleich auch auf der Valley Island Stau kein Fremdwort ist. Die Insel wird von zwei durch eine Ebene verbundenen Bergmassive – den West Maui Mountains und dem Haleakala – beherrscht. Wir brechen diesmal mit dem Mietwagen auf, um uns einen Überblick zu verschaffen. „Die Strasse ist schlecht, aber befahrbar“ warnt uns Chuck Thorne als wir aus seiner Hana Lava Tube kommen. Wir sind noch ganz irritiert von dem, was wir gerade in der erfrischenden Kühle der Höhle gesehen haben: Im spärlichen Licht von Taschenlampen kommen uns die Zigtausende kleiner Stalaktiten wie von der Decke heruntertropfende Schokolade vor. Die Wirklichkeit holt uns dann aber schnell ein. Chuck hat nicht übertrieben, als er den Weg von Hana um die Südostspitze Mauis zurück nach Lahaina beschrieb. Die Bandscheiben ächzen ob des Geschaukels. Nur gut, dass wir bei den

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Um die zerklüfteten West Maui Mountains führt übrigens eine ähnlich malerische Strecke, die weniger befahren ist, und bei der ehemaligen Walfängerstadt Lahaina endet. An der Küste nördlich und südlich Lahainas bis hinunter nach Kihei konzentrieren sich die meisten Urlauberhotels auf Maui. Der Grund hierfür ist einfach: hier reiht sich ein herrlicher Strand an den nächsten. Wer genug von Wassersport und Strandleben hat, kann sich dem beeindruckendsten unter den erloschenen Vulkanen des Archipels widmen, dem Haleakala. Wieder ist Kurvenfahren angesagt, diesmal aber nach oben. Auf 60 Kilometer erklimmen wir die 3055 Höhenmeter zum grössten ruhenden Vulkan der Erde. „Hier hat Gott Maui einst die Sonne eingefangen, um die Sommertage


zu verlängern“, erfahren wir im Besucherzentrum des gleichnamigen Nationalparks. Unterhalb des Gipfels versinkt die Mondlandschaft des „Hauses der Sonne“, ein 800 Meter tiefer Krater, im Schatten der herannahenden Nacht. Kaum ist die Sonne verschwunden, wird es schlagartig kalt. Eine junge Frau scheint von dem romantischen Sonnenuntergang so erwärmt, dass sie in Shorts und Bikini-Top der Kälte trotzt. Wenig später wird uns bewusst, warum hier oben einige Observatorien stehen. Die Sicht auf den Sternenhimmel mit einer Milchstrasse, die zum Greifen nahe scheint, ist einmalig. Fast jedenfalls. Noch besser sind die Bedingungen für die Wissenschaftler auf dem Mauna Kea auf Big Island, auf dem 13 Sternwarten stehen. Hawaii, oder Big Island wie die Insel häufig zur Unterscheidung zum Bundesstaat genannt wird, ist unser nächstes Ziel. Die „junge Wilde“ unter den Hawaii-Inseln nimmt mehr als die Hälfte der gesamten Landfläche ein, hat mit gut 150.000 aber kaum mehr Einwohner als das deutlich kleinere Maui. Auf dem Gipfel des Mauna Kea, einer von fünf grösseren Vulkanen der Insel, stehen wir in 4200 Metern Höhe auf der höchsten Erhebung im Pazifik. „Es gibt nirgendwo auf der Welt einen besseren Platz, um weit ins Weltall zu schauen. Hier ist die Atmosphäre dünn und die Luftfeuchtigkeit niedrig“, erzählt uns Greg Brown, der von Kona, dem touristischen Zentrum an der sonnig-trockenen Westküste, Astronomie-Touren führt. Der Sand an den kilometerlangen Stränden der KonaKüste schimmert in den verschiedensten Farben von Weiss bis Schwarz. Brown lebte bis vor einigen Jahren

in Hilo, der auf der Wetterseite der Insel gelegenen Inselhauptstadt. „Dort fallen pro Jahr mehr als viereinhalb Meter Regen. Das ist verdammt viel Wasser. Um nicht zu verrosten, bin ich nach Kona gezogen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Wir fahren trotzdem dorthin. Statt durch den von Weideland und hohen Felsklippen geprägten Norden zu fahren, nehmen wir die südliche Route und erreichen schliesslich den Hawaii Volcanoes Nationalpark, der mit dem seit 1983 aktiven Kilauea einen hervorragenden Einblick in die Entstehung der Insel gewährt. Hier können wir nicht anders und gehen wieder in die Luft. Diesmal sind wir mit einem Hubschrauber von Blue Hawaiian unterwegs. Aus der Luft haben wir einen tollen Überblick über das Geschehen in den verschiedenen Kratern. Über dem Pu’u’o’o, dessen Lava seit knapp zwei Jahren mehr oder weniger stark über den Kraterrand fliesst, steht eine Gaswolke. Weiter Richtung Küste sehen wir riesige Lavafelder. Von einem der Lavaströme wurde 1990 Kalapana verschüttet. Jahre später versammelten sich hier jeden Nachmittag Hunderte Menschen, um bei einsetzender Dunkelheit die einige Kilometer entfernt rotglühend ins Meer fallende Lava zu beobachten. Seit Sommer 2012 ist dieses Schauspiel ebenso vorbei wie die abenteuerlichen Bootsfahrten zu jener Stelle. Das macht uns einmal mehr deutlich, dass im Vulkanismus nichts so bleibt, wie es ist. Dafür gibt es auf dem Archipel noch etliche andere Beweise. Schliesslich sollen die Inseln in Jahrmillionen über einen „Hot Spot“ gezogen sein, so dass dieser nach und nach acht grössere und zahlreiche kleinere Inseln ausspie. Spirit of the West 29


Kauai, die Garteninsel Die älteste unter den grossen Eilanden ist Kauai, auch Garteninsel genannt. Hier treffen wir wieder auf Curt Lofstedt, der als erfahrener Pilot die Insel wie kaum ein Zweiter kennt. Dieses Wissen vermittelt er nicht nur den Touristen, die dem dünn besiedelten Kauai einen Besuch abstatten. Er sorgte auch dafür, dass viele ihrer Naturschönheiten weltberühmt wurde. Das beste Beispiel ist ein Wasserfall mit unaussprechbarem Namen, der Manawaiopuna Falls. „Ich habe ihn für den Film „Jurassic Park“ entdeckt. Der „location scout“ suchte einen besonderen Platz – und ich versprach, ihm einige fantastische Orte zu zeigen“, erzählt Curt. Heute bietet er als einziger Touren mit einer Landung an dem durch den Film berühmt gewordenen Wasserfall an. Überhaupt spielt Wasser auf Kauai eine wichtige Rolle. Hier ist die Vegetation noch üppiger als auf den anderen Inseln. „Mitten auf Kauai haben wir mit dem Walaleale Krater einen der feuchtesten Plätze auf der Erde und wenige Meilen entfernt regnet es kaum. Du fliegst in den Krater und es ist ziemlich trocken. Kommst du eine Stunde später wieder hin, sind dort Wasserfälle“, schwärmt Lofstedt von jener Insel, die er für sich nicht nur wegen der Wasserfälle, Strände, dem als „Grand Canyon of the Pacific“ bekannten Waimea Canyon oder den malerischen Klippen der Na Pali-Küste zum Paradies erkoren hat. Nach diesem Streifzug über die grossen und touristisch voll erschlossenen Hawaii-Inseln bleibt die Überlegung, ob es auch etwas ruhigere Alternativen gibt. Zur Wahl stehen hier zwei weitere Inseln Lanai und Molokai. 30 Spirit of the West

Insbesondere Lanai gilt als jene Insel, die heutzutage den Charme und Reiz des alten Hawaii am meisten verkörpert. Die felsige Insel ist nur 27 Kilometer lang und 21 Kilometer breit, hat aber atemberaubende Kontraste zu bieten. Die fast unheimliche Ruhe steht in krassem Gegensatz zu Waikiki. Hier gibt es wüstenartige Landstriche, reizvolle Strände, Pinienwälder, Schiffswracks und vom Gipfel des Lanaihale aus überwältigende Ausblicke auf Maui und Molokai. Letztere ist touristisch etwas stärker als Lanai erschlossen, aber ähnlich ruhig. Zu den Attraktionen der Insel gehören Klippen, die denen an der Na Pali-Küste an Höhe kaum nachstehen, eine Mauleseltour zur ehemaligen Lepra-Kolonie Kalaupapa, ein Ausflug zum romantischen Halawa Valley sowie weisse Sandstrände. Wir unternehmen zudem einen weiteren Versuch, Wale aus grösserer Nähe als von der Küste aus zu sehen. Zwischen Dezember und Anfang April stehen die Chancen, die riesigen Meeressäugetiere zu Gesicht zu bekommen, überall auf den Inseln gut. Ein besonderes Revier ist aber die Meerenge zwischen Maui, Lanai und Molokai. Also fahren wir mit Mike Holms am frühen Morgen in Kaunakakai mit seinem Boot Ahi auf und werden nicht enttäuscht – ebenso wenig wie von Hawaii und seinem Südseeflair.


So kommen Sie nach Hawaii: Am besten fliegen Sie mit Lufthansa/United Airlines über San Francisco oder Los Angeles nach Honolulu, Oahu/Hawaii. Von dort bringt Sie ein shuttle ins Hotel. Ein Leihfahrzeug ist nicht erforderlich. Für Inselrundfahrten können Sie direkt vor Ort für ein oder zwei Tage ein Auto anmieten. Hawaii Tourismus Information c/o Aviareps Josephspitalstrasse 15 80331 München Tel. (089) 55 25 33 819 www.gohawaii.com * www.gohawaii.de Photos: Hawaii Tourism Authority/Tor Johnson; Big Island Visitors Bureau/Kirk Lee Aeder; Big Island Visitors Bureau/Lehua Waipa AhNee; Beate Kreuzer;

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as Crazy Horse Memorial, in den wunderschönen Black Hills von South Dakota, ist “der” Ort, den man in 2015 besuchen muss. Dort gibt es in diesem Jahr eine Menge zu feiern – mehrere Jubiläen von verschiedenen Veranstaltungen und ein weiterer Meilenstein im Bau des Denkmals.

er sich nicht nur die Bergskulptur vor, sondern hatte auch Visionen für das Indian Museum of North America, die Indian University of North America sowie ein medizinisches Ausbildungszentrum. Das grosse Museum, das Artefakte enthält und über die Kultur der nordamerikanischen Indianerstämme aufklärt, wurde 1973 erbaut und bisher mehrmals erweitert. Das Crazy Horse Summer Indian University of North America Programm hatte im Jahr 2014 sein 5. Programm abgeschlossen, mit dem es 32 Studenten die ersten 12 bis 15 Einheiten (ca. 3-4 Klassen) ihrer College Ausbildung ermöglichte. Im Frühjahr findet zum 30. Mal der Crazy Horse Memorial Volksmarsch statt. Der wird gleich ein zweites Mal gefeiert, nämlich im Herbst, beim Custer State Park Buffalo Roundup. Der Crazy Horse Volksmarsch ist die beliebteste organisierte Wanderung in den Vereinigten Staaten, dessen Ablauf einem Volkswandertag in Deutschland ähnelt. Der 10 km lange Marsch führt hinauf auf den Arm der weltweit grössten Bergskulptur. Ein weiteres Ereignis, das jedes Jahr an Popularität gewinnt, ist die jährliche Feier des Crazy Horse Stampede Rodeo and Gift from Mother Earth. Dieses Jahr feiert die Veranstaltung, die sowohl Indianer-Rodeos wie auch Shows der professionellen Rodeo Cowboy Vereinigung sowie eine landesweit anerkannte Kunstausstellung auf dem Crazy Horse Memorial Gelände bietet, 25-jähriges Jubiläum. In der 67-jährigen Geschichte des Crazy Horse Memorials wird es 2015 einen weiteren Meilenstein geben. Die erfahrene Bergbesatzung wird mit dem Meisseln von Crazy Horse’s Hand und Finger beginnen. Das Gesicht des legendären Indianerführers ist seit 1998 fertig; der Pferdekopf gut zur Hälfte. Bei Fertigstellung wird das gigantische Bergprojekt 172m hoch und 195m breit sein. Der 9m lange ausgestreckte Finger wird auf den Punkt zeigen, den Crazy Horse mit der Aussage ... „wo meine Toten begraben liegen” bemerkte. 1,3 Millionen Besucher aus der ganzen Welt kommen pro Jahr hierher, um mehr über die Geschichte und Kultur der Indianer zu erfahren. Als der Bildhauer Korczak Ziolkowski auf Einladung von Chief Henry Standing Bear nach South Dakota kam, stellte

Bildhauer Korczak Ziolkowski lehnte staatliche Mittel ab, da er wusste, dass die vollständige Vision sich nie realisieren wird. Das Projekt wird von Mitgliedern der Familie und dem Crazy Horse Memorial Stiftungsrat geführt. Die Frau des Bildhauers, Ruth oder Mrs. Z, wie sie oft genannt wurde, die das Lebenswerk nach Korczaks Tod 1982 weiterführte, starb im Jahr 2014. Das Projekt wird nun von einem DreiPersonen-Team geleitet, das zwei der zehn Kinder von Korczak und Ruth, Jadwiga und Monique, umfasst, die bereits ihr ganzes Leben lang schon mitgearbeitet haben. Präsidentin und Geschäftsführerin Dr. Laurie Becvar erstellte und überwacht das Universitätsprogramm. Sie wurde 2013 Mitglied des Geschäftsleitungsteams, das sämtliche Aspekte des stetig wachsenden Bildungsund humanitären Projektes überwacht. Mehr Info zu den o.g. Festivitäten sowie geplanten Sprengungen und weiteren Veranstaltungen finden Sie auf der Webseite http://crazyhorsememorial.org/special-events

Crazy Horse Memorial 12151 Avenue of the Chiefs, Crazy Horse, SD 57730-8900 Tel: 605-673-4681 Spirit of the West 33


Text: Sonja Stimmer

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ude Ranch? Gästeranch? Glamping? Irgendwie trifft so gar nichts zu. Eins ist jedoch sicher. Die aussergewÜhnlich ruhige Lage, eingebettet in dem grßnen, saftigen Tal des Pike Nationalforsts und umgeben von zackigen, hohen Bergen machen die Emerald Valley Ranch zu einem idealen Zufluchtsort, um dem Rummel und der Hektik des Alltagslebens zu entfliehen. Hier finden gestresste Seelen einen Ruhepol. Rustikaler Luxus, gepaart mit erstklassigem Service und einem Sternekoch, machen es einfach, abzuschalten. Man hat gar keine andere Wahl! Spiritof ofthe theWest West 35 35 Spirit


Das idyllische Bergparadies gehört zu dem einzigen LuxusHotel in Colorado Springs, dem Broadmoor. Das Hotel ist auch Anlaufpunkt, um auf die Ranch zu gelangen. Wer mit dem Auto anreist, kann es auf dem Parkplatz des Broadmoor Hotels für die Zeit seines Ranch-Aufenthaltes parken. Privaten Autoverkehr zur Ranch gibt es nicht. Nach dem check in werden die Gäste mit dem hoteleigenen Shuttle zu der 8 Meilen (13 km) entfernten und auf 2500m hoch gelegenen Emerald Valley Ranch gebracht. Selbst die Angestellten werden mit dem Shuttle, der mehrmals

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täglich fährt, transportiert. Die ca. 20-minütige Fahrt auf teilweise kurviger, staubiger und holpriger Strasse, geht vorbei an dichten Wäldern und den Broadmoor Ställen. Oben angekommen wird man vom Personal empfangen, das sich sofort ums Gepäck kümmert und den Besucher, mit einer persönlichen Einführung über die Annehmlichkeiten der Ranch, zu seiner gebuchten Unterkunft geleitet. Bis auf ein paar Ausnahmen, gibt es keinen starren Zeitplan. Entspannung wird hier gross geschrieben.


Die historische Emerald Valley Ranch wurde in den 30er Jahren von Spencer Penrose - ein Unternehmer aus Philadelphia, der seinen Reichtum mit Gold- und Kupferminen machte und bereits 1916 das Broadmoor Casino und Hotel kaufte - als Sommersitz erbaut. Penrose’s Plan war, die gesamte Pikes Peak Region in das interessanteste und vielseitigste Feriengebiet, das man sich nur vorstellen konnte, zu verwandeln. Er hatte nicht nur die Vision dazu, sondern auch das nötige Geld. Spencer Penrose’s Ideen waren aber nicht nur auf den Bau und Betrieb eines Weltklasse-Resorts beschränkt, er war brillant in der Vermarktung des Resorts und der Gegend. Ausserdem legte er hohen Wert auf Service. So sehr, dass er jeden einzelnen Mitarbeiter anhielt einen Kundendienst zu bieten, wie man ihn bisher in den USA noch nicht erreichte, in Europa allerdings erwartete. Sämtliche Broadmoor Mitarbeiter - von der Führungskraft bis hin zum Hoteldiener - erhielten eine umfassende Ausbildung, die nicht nur ausgezeichnetes Serviceverhalten ermöglichte, sondern auch eine hohe Mitarbeiterbindung garantierte. Mittlerweile ist sowohl das Broadmoor Hotel wie auch die Emerald Valley Ranch und alle weiteren Unternehmen, die dem Hotel angehören, in den Besitz von Philip Anschutz übergegangen. Nicht geändert hat sich jedoch das Serviceverhalten der Mitarbeiter – das ist weiterhin erstklassig.

Die Emerald Valley Ranch verfügt über zehn charmante Blockhütten, jede mit offenem Kamin, rustikaler Einrichtung mit soliden Holzmöbeln, Kaffee- und Teebar, Kühlschrank bereits mit ein paar Flaschen Wasser ausgestattet und modernen Annehmlichkeiten. Sowohl auf der Veranda wie auch vor dem Kamin befinden sich Schaukelstühle, die einladen, entweder die Aussicht draussen oder eine heisse Schokolade drinnen vor dem Kamin zu geniessen. Die Blockhütten sind unterschiedlich in Grösse und bieten bis zu drei Schlafzimmer sowie grosszügige Badezimmer mit riesiger Dusche. Was es nicht gibt, sind Fernseher und Handyempfang. Auf einer kleinen Anhöhe befindet sich das 300 qm grosse Hill House, in dem früher die Besitzer der Ranch wohnten, und das meistens von Familien angemietet wird. Mit maximal 32 Gästen bietet die all-inclusive Ranch einen exklusiven Aufenthalt.

Nur wenige Schritte von den Blockhütten entfernt befindet sich die Lodge, in der man den gleichen rustikalen Luxus findet. Die wunderschön mit einem riesigen offenen Kamin und antiker Mahagoni-Bar ausgestattete Lodge vermittelt eine wohlige Atmosphäre und dient als allgemeiner Treffpunkt. Egal ob draussen auf der Rundum-Veranda, von der man spektakuläre Aussichten auf die Seen und Berge geniessen kann, oder drinnen bei der täglichen Happy Hour – hier finden sich die Gäste ein, wenn es ums kulinarische geht. Im Innenhof der Lodge befindet sich eine riesige offene Feuerstelle, an der sehr früh morgens schon Cowboy Coffee serviert wird. Die Einrichtung der Lodge ist elegant und gemütlich, mit 2er, 4er und 6er Tischen. In der Bar befindet sich ein Fernseher, ausserdem hat man hier Internetzugang. Drei Gourmet-Mahlzeiten pro Tag sowie Snacks zur Cocktailstunde werden frisch zubereitet und von einem Mitglied des preisgekrönten Broadmoor-Küchenteams serviert. Ich kam am Nachmittag an und nachdem ich mich mit meiner Unterkunft und der Ranch vertraut machte, war es Zeit zur Happy Hour. An der Bar trifft man auf die wenigen anderen Gäste, unterhält sich kurz und lässt sich vom Manager Greg, der früher Somelier in Broadmoor’s 5-Sterne Restaurant Penrose Room war, einen Cocktail mixen. Kurz danach geht’s in den Spirit of the West 37


Speiseraum, der nur um die Ecke liegt. Die eindrucksvolle Speisekarte, die täglich wechselt, bietet verschiedene aussergewöhnliche Vor- und Hauptspeisen sowie Desserts zur Auswahl. Auch hier unterscheidet sich die Emerald Valley Ranch erheblich von anderen Gästeranches. Geniessen und zelebrieren ist angesagt. Wer hier Hausmannskost oder ein Steak vom Grill erwartet ist fehl am Platz. Verwöhnte Gaumen dagegen kommen voll auf ihre Kosten. Unter den Köstlichkeiten befinden sich z.B. eine TomatenWassermelonen Gazpacho mit thailändischen Gewürzen; Ahi Thunfisch Tartar mit Kaviar; Lachs mit Trüffel und Erbsen; gegrillter Maine Lobster Salat mit Ananas; oder mein Favorit, Rocky Mountain Austern mit Spinat und Hollandaise Sauce. Die Auswahl fällt oft schwer, wie auch beim Nachtisch, der selbstverständlich auch frisch zubereitet und hausgemacht ist, wie Blaubeer-Mascarpone Kuchen oder Sauerrahm Kuchen mit in Balsamic marinierten Erdbeeren und Vanille Eis. Zum Abschluss mischt sich der Chef der Küche unter die Gäste um sicher zu gehen, dass auch alles zu deren vollsten Zufriedenheit geschmeckt hat. Das Frühstück findet in einem etwas legereren Rahmen statt, im Buffetstil. Dort findet man die üblichen amerikanischen Favoriten wie Rühreier, Speck, Würstchen und Pfannkuchen aber auch frischen Lachs, Bagels, Joghurt und frisches Obst wie Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, etc. Auch ein paar süsse Kleinigkeiten fehlen nicht. Gut gestärkt kann der Tag beginnen.

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Die in dem abgeschiedenen Tal gelegene Ranch, mitten in den Bergen, bietet grenzenlose Möglichkeiten zum Wandern. Klare Gebirgsbäche füllen zwei kleine Seen in denen sich Forellen tummeln; Fliegenfischen ist nur eine weitere Attraktion, der man sich in dieser Wildnis widmen kann. Die auf sechs Hektar Land verteilte Ranch inmitten des Pikes Nationalforsts ist umgeben von atemberaubender Landschaft, reicher Tierwelt und einer grossen Vielfalt an Wildblumen. Zwei Whirpools, die sich in Seenähe befinden, stehen jederzeit zur Verfügung und an dem plätschernden Wasserfall kann man es sich mit einem Buch oder einem Glas Wein in den grossen Holzstühlen gemütlich machen. Die Ranch at Emerald Valley ist keine herkömmliche Gästeranch; es ist ein Zufluchtsort der Ruhe. In aller Abgeschiedenheit tut man das, wozu man gerade Lust hat. Anders als auf einer Dude Ranch, liegt hier der Schwerpunkt nicht beim Reiten. Man kann jedoch trotzdem zweimal täglich einen gemütlichen Ausritt machen. Die Ranch verfügt über einige trittsichere Pferde, die sich in dem steilen und gebirgigem Gelände zurecht finden. Auch die Höhenluft scheint ihnen nicht viel auszmachen. Die Ausritte sind landschaftlich wunderschön und gehen teilweise recht steil hinauf. Es geht über Stock und Stein, durch Büsche und Bäume. Auch hier hat die Gelassenheit Vorrang. Wer ausreiten will, muss sich am Vortag eintragen; es gibt jeweils einen Ausritt morgens und nachmittags.


Ich habe mich zum ersten Mal mit Bogenschiessen befasst und musste feststellen, das ist gar nicht so einfach. Nach den ersten Schüssen ins „Nichts“ fand ich aber Gefallen daran und es ging etwas leichter von der Hand. Kurz danach habe ich doch tatsächlich auch dorthin getroffen, wo ich wollte. Oder zumindest in die Nähe. Auch hier wird man persönlich von einem Mitarbeiter eingeschult, der genau erklärt und Hilfestellung leistet. Wer lieber auf eine Wanderung geht oder sich fürs Mountain biking entscheidet, kann das alleine tun oder mit einem Führer. Egal wozu Sie sich entscheiden, es steht immer Personal zur Verfügung, das sich persönlich um Sie kümmert.

Die Lage der Emerald Valley Ranch ist abgeschieden und vollkommen auf Entspannung fokussiert. Wer non-Stop Unterhaltung braucht, ist hier fehl am Platz. Wer allerdings ein paar Tage Ruhe, Abgeschiedenheit und einen schönen, luxuriösen Zufluchtsort zum Ausspannen sucht, die Natur geniessen will, gepaart mit ausgezeichneten kulinarischen Köstlichkeiten und erstklassigem Service, findet hier eine einzigartige Erfahrung, die man so schnell nicht vergessen wird.

So kommen Sie zur Ranch at Emerald Valley

Von Deutschland aus fliegen Sie am besten nach Denver, weiter mit Anschlussflug oder Leihwagen nach Colorado Springs. Vom Colorado Springs Flughafen gibt es einen Shuttle zum Broadmoor Hotel. Leihwagen sollten Sie sich bereits in Deutschland reservieren. Entfernung von Denver nach Colorado Springs ca. 1.5 – 2 Std. Autofahrt. Der check in für die Ranch erfolgt im Broadmoor Hotel. The Broadmoor 1 Lake Avenue, Colorado Springs, CO 80906 Tel: 855-634-7711 * www.Broadmoor.com Die Ranch at Emerald Valley ist von ca. Mai bis September geöffnet. Die Preise beinhalten Vollpension, Getränke und sämtliche Ranch Aktivitäten. Massagen bzw. Aktivitäten/Ausflüge ausserhalb der Ranch sind nicht im Preis inbegriffen. Gäste der Ranch können sämtliche Einrichtungen im Broadmoor Hotel, wie Golfplatz, Schwimmbad, etc., benutzen. Spirit of the West 39


Text: Walter Kreuzer

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A

uf einer saftigen Wiese grasen und das Leben vor dem traumhaften Panorama der Grand Tetons im Westen Wyoming geniessen. Welches Pferd kann das schon von sich behaupten? Es sind einige. Sie leben auf der Trinity Ranch, zehn Meilen ausserhalb des l채ngst nicht nur bei Million채ren und Wirtschaftsf체hrern beliebten St채dtchens Jackson.

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Den mehr als zwei Dutzend Pferden geht es hier tatsächlich gut. Das schöne Leben haben sich die meisten von ihnen allerdings durch eine zum Teil lange Leidenszeit hart erkauft. Dass diese für sie vorbei ist, verdanken sie zwei Menschen: Der eine ist Colleen Gillings. Sie leitet die von ihr gegründete gemeinnützige Organisation Jackson Hole Horse Rescue. Der andere ist Colleens Chef, Berne Evans. Dem Unternehmer gehört die im kalifornischen Pasadena beheimatete Firma Sun Pacific Group, die Obst und Gemüse züchtet und verkauft, und die Trinity Ranch als komfortablen und abgeschiedenen Rückzugsort für die Manager. 25 Gästen bietet das 2010 gebaute luxuriöse Haupthaus, dessen Panoramafenster und Terrasse einen spektakulären Blick auf die wenige Kilometer entfernt steil aus dem Tal aufragenden Tetons bieten. Vor allem CEO Berne Evans und seine Familie „kommen 30 Tage im Sommer und im Winter zum Skifahren. Manchmal sind Manager der Firma oder Verwandte da. Sonst sind keine Gäste im Haus”, schildert Colleen uns bei einem Rundgang die Nutzung des prächtigen Gebäudes Meistens ist sie also mehr oder weniger allein auf dem Anwesen. Zu diesem gehören 256 Acres - das entspricht gut 103 Hektar - mit Beifuss bewachsenes üppiges Weideland. Sie kümmert sich als Hausmeisterin um Haus und Hof und natürlich um die Pferde, denen sie mit Hilfe ihres Bosses eine dauerhafte Bleibe bieten kann. „Die Pferde grasen, laufen und rennen rum, wie sie wollen. Sie hatten in ihrem Leben schon genug Stress und Verletzungen. Nun geniessen sie ihre Freiheit”, betont die Frau, die sich seit frühester Jugend bereits dem Retten von Pferden verschrieben hat. Ihre Liebe zu diesen Tieren hat sie in die Wiege gelegt bekommen, wie sie schmunzelnd

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erzählt. Schuld sei nämlich ihr Vater Edil Riley: „Er begann vor mehr als 50 Jahren damit, Pferde zu retten. Das war im Norden von Michigan, West Branch war die nächstgelegene Stadt. Dort auf der Rocking ‘R’ Ranch hatten wir 120 Pferde.” Bis die inzwischen 62-Jährige die Horse Rescue Jackson Hole gründet, vergehen aber Jahrzehnte – auch wenn „Pferde schon immer mein Leben waren”, wie sie nicht müde wird zu betonen. Colleen lebte im Osten der Vereinigten Staaten und arbeitete als Vollzugsbeamtin in einem Staatsgefängnis. „Dort machte ich 25 Jahre lang gutes Geld. Die Enge konnte ich aber irgendwann nicht mehr ertragen. Ich brauchte einfach Platz und die Freiheit, mich auszubreiten.” Ein Urlaub bestärkt sie in diesem Gefühl und dem Wunsch, in den Westen umzusiedeln: „Hier ist es zwar nicht so grün und die Berge sind höher. Dafür ist es in Wyoming nicht so schwül wie in Michigan und es leben viel weniger Menschen hier.”


Als sie 2008 in Rente geht, setzt sie ihren Entschluss um und folgt dem Drang, dem in den vergangenen beiden Jahrhunderten schon Millionen andere Amerikaner erlegen sind: Sie zieht nach Wyoming. Zunächst lässt sie sich im Star Valley – etwa 70 Meilen südlich von Jackson – nieder und kommt vor gut drei Jahren zur Trinity Ranch, wo sie eine Arbeit und die von ihr ins Leben gerufene Horse Rescue eine Bleibe für die hilfsbedürftigen Pferde finden. Dass es für eine solche gemeinnützige Einrichtung einen Bedarf im bevölkerungsärmsten der 50 US-Bundesstaaten gibt, wird schnell deutlich. Schliesslich gibt es in dem Land auf der Fläche Grossbritanniens nur knapp eine Handvoll ähnlicher Einrichtungen. Thoroughbreds, Appaloosa, American Warmblood, Paint Horses, Quarter Horses, Araber, Morgan Horses, Missouri Foxtrotter und ein Mule – die Rassen der Pferde in Colleens Obhut sind so unterschiedlich wie deren Herkunft und Geschichte. „Häufig kommen die Besitzer und sagen, sie könnten sich das Futter für das Tier nicht mehr leisten. Manchmal suchen auch die Behörden eine Bleibe für sie”, erläutert uns Colleen. Vier Pferde seien in einem sehr schlechten Zustand gewesen, wohl auch von ihren Besitzern misshandelt worden. Oft erst nach Monaten fassen sie neues Zutrauen zu Menschen. Andere sind schon ziemlich alt, 25 und mehr Jahre, und verbringen hier ihren Lebensabend.

Auch wenn die Weiden der Trinity Ranch für die Horse Rescue zur Verfügung stehen, so sind die Kapazitäten natürlich beschränkt: „20 Tiere sind mein Limit, jetzt habe ich aber schon 32. Das ist eine Zahl, die ich noch verantworten kann, weil wir sechs Tiere ausgelagert haben. Es gibt aber immer Pferde, die in Wyoming und überall in den USA Hilfe benötigen. Die Leute haben kein Geld mehr und können das Futter nicht bezahlen. Ein Problem ist auch, dass die Leute nicht die mit einem Pferd verbundenen Kosten erkennen. Wenn ihnen das Geld ausgeht, lassen sie die Tiere verwahrlosen.” In den vergangenen Jahren seien die Preise explodiert. Die anhaltende Trockenheit und Feuer sorgten dafür, dass Heu knapp und in der Folge teuer wurde. Als Gillings 2008 anfing, zahlte sie 85 Dollar für eine Tonne Heu, 2011 waren es bereits 255 Dollar – das sei noch billig im Vergleich zu anderen Gegenden wie Colorado, Texas oder Arizona. Die Kosten machen auch der Jackson Hole Horse Rescue zu schaffen. Colleen rechnet pro Pferd und Monat mit 100 bis 150 Dollar, wenn es auf der Weide steht. „Wenn viel medizinische Versorgung nötig ist, können die Kosten aber auch in die Tausende gehen. Im Frühjahr 2012 hatten wir ein krankes Pferd. Da ging uns das Geld aus und ich habe aus der eigenen Tasche draufgelegt”, berichtet sie von finanziellen Engpässen. Zumindest was die Arbeit angeht, kann sie sich auf etwa ein Dutzend Helfer verlassen.

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Die Finanzen sind aber nicht die einzige Schwierigkeit, mit denen sich die Organisation auseinandersetzen muss. In den Wintermonaten wird es in Jackson Hole bitterkalt. Was die Wintersportler im nahegelegenen Resort, dessen Pisten zu den besten in den USA gehören, freut, macht den Tieren natürlich zu schaffen. Das Tal liegt auf 2133 Meter über dem Meer und Temperaturen von 20 oder 30 Grad unter dem Gefrierpunkt sind keine Seltenheit: „Das schlimmste für die Pferde ist aber der Wind. Im Winter frischt er jeden Mittag auf und erreicht bis zu 100 Stundenkilometer. Wir bringen die Tiere dann nach Riverton, das knapp 200 Kilometer nordöstlich von hier liegt. Dort ist das Klima milder.” Für Colleen Gillings und ihre Mitstreiter ist das alles kein Grund zum Resignieren – auch nicht, dass die Hirsche im Frühjahr neben Blumen auch die Weiden abfressen, ehe die Pferde zurück sind. Im Gegenteil: Auf der Homepage der Jackson Hole Horse Rescue war im Herbst ein Spendenaufruf zu finden. 30 Millionen Dollar will die Organisation innerhalb von 30 Tagen zusammenbringen, um weitere Auffangstationen zu errichten. In Wyoming stehen verschiedene Ranches zum Verkauf. Da soll zugeschlagen werden, wenn sich die Möglichkeit ergibt. Ein Hintergrund sei die Absicht der Behörde Bureau of Land Management (BLM), die die im öffentlichen Besitz befindlichen Ländereien verwaltet, eine Herde Wildpferde zu schlachten. Diesen und anderen Tieren wolle man eine Heimstatt bieten.

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In Wyoming, insbesondere aber in der Umgebung von Jackson ist dies kein günstiges Unterfangen. Colleen erläutert uns die Situation mit einem Blick in die Geschichte von Jackson Hole, wie das Tal zur Unterscheidung von der Stadt Jackson genannt wird. Zuerst seien die Mormonen gekommen und hätten sich in der Gegend niedergelassen. „Dann folgten die Rancher. Inzwischen wurden viele Ranches verkauft, was das Bild des Tales verändert. Das ist das Ende eines Stücks wahrer Westen. Zeitweise wurden für einen Acre eine Million Dollar bezahlt. Inzwischen ist der Preis gesunken. Die Trinity Ranch ist dennoch 25 Millionen Dollar wert”, erläutert sie. Das Flair des Wilden Westens mag für Colleen Gillings in und um Jackson langsam verloren gehen. Die Region lebt inzwischen allerdings insbesondere vom Tourismus und dieser von der spektakulären Natur und den zahllosen Freizeit-Aktivitäten, die sich im Grand Teton Nationalpark und dem nur knapp zwei Autostunden entfernten Yellowstone Nationalpark anbieten. Auch wir brechen zu einer Tour auf, nachdem wir uns von Colleen Gilings verabschiedet haben, und besuchen u.a. das Museum of Wildlife Art, das eine Meile nördlich von Jackson direkt am US-Highway 89 liegt, weiter zum Teton Village am Fusse des Grand Teton Nationalparks und schliesslich zum Yellowstone Nationalpark.


So kommen Sie nach Jackson Hole, Wyoming: Von Deutschland aus fliegen Sie am besten nach Denver oder Salt Lake City mit Anschluss nach Jackson Hole. Leihwagen oder Wohnmobil sollten Sie sich schon in Deutschland buchen. Jackson Hole Horse Rescue Trinity Ranch 505 E. Zenith Dr. Box 3 Jackson, WY 83001 Tel.: 307-887-3355 * www.jacksonholehorserescue.org Touren nach Vereinbarung Photos: Beate Kreuzer; Jackson Hole Horse Rescue;

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