Spirit of the West magazine

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02/2016 Sommer 2016

USA $6.50

Lifestyle

Abenteuer

Nostalgische Betten

Historische Hotels in Prescott

Verborgene Schönheit Canyon de Chelly

Elko, Nevada

Tiefste Schlucht der USA Hells Canyon

www.spiritofthewestmagazine.com

Cowboy Country





Liebe Leserinnen, liebe Leser, Wie sieht es aus bei Ihnen? Planen Sie schon fleißig die großen und kleinen Urlaube in diesem Jahr? Haben Sie eine der vielen Urlaubsmessen besucht? Die ITB in Berlin feierte in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum. Dort liegt Ihnen die ganze Welt zu Füßen. In Spirit of the West Magazine dagegen liegt Ihnen der amerikanische Westen zu Füßen. Wir haben wieder einige tolle Vorschläge für Sie. Außerdem wird natürlich immer noch 100 Jahre Nationalpark Service gefeiert. Steht ein Nationalpark auf Ihrer Urlaubsliste? Kein Nationalpark sondern ein National Monument ist Canyon de Chelly. Der etwas unbekannte und bisher von Besucherströmen verschonte Canyon in Arizona ist der am längsten bewohnte Ort des gesamten Colorado Plateaus. Heute gehört Canyon de Chelly den Navajo Indianern. Verwaltet wird das Gebiet jedoch seit den 30iger Jahren vom Nationalpark Service. Ein kleines Kulturzentrum in South Dakota ist ausschließlich den Prärie Indianern im Norden der USA gewidmet. Die meisten Künstler, deren Exponate im Akta Lakota Museum & Cultural Center ausgestellt sind, haben South Dakota nie verlassen. Das Zentrum stellt nicht nur Indianerkindern und ihren Familien zur Verfügung, was zum Leben notwendig ist, sondern stärkt auch ihren Geist, ihre Herzen und ihre Seelen. Ein besonderer Ort, der einen Besuch verdient. Elko ist, laut einem US Magazin, eine der „besten Kleinstädte Amerikas“. Kein Wunder, sowohl Einheimische wie Touristen genießen das vorherrschende Western Feeling und die umliegende Landschaft der Ruby Mountains. Die tiefste Schlucht der USA? Nein, ist nicht der Grand Canyon sondern Hells Canyon. Der am Snake River an der Grenze zwischen Idaho im Osten sowie Oregon und Washington im Westen gelegene Canyon hat einiges an Abenteuer zu bieten. Historische Hotels haben wir in Prescott, der ersten Hautstadt des Territoriums Arizona, gefunden. Trotz Moderne bieten sie immer noch einen nostalgischen Flair vergangener Zeiten des wilden Westens. Wenn Sie online sind, freuen wir uns, wie immer, über Ihren Besuch und Kommentar auf unserer Facebook Seite www.facebook.com/SpiritoftheWestMagazine Viel Spass beim Lesen, herzlichst Ihre

Sonja Stimmer 02/2016 Spirit of the West 5


Arizona – Canyon de Chelly Touristen besuchen in Scharen den Yellowstone Nationalpark, Monument

Valley, den Grand Canyon, Bryce oder Zion - der Canyon de Chelly blieb bis jetzt von Besucherströmen weitestgehend verschont. Mehr als 5000 Jahre lang haben Menschen ununterbrochen im Canyon de Chelly gewohnt – länger als irgendwo sonst am Colorado Plateau. 1931 wurde der Canyon zum National Monument und trägt seitdem den Namen Canyon de Chelly National Monument.

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South Dakota Akta Lakota Museum An den Ufern des Missouri-Rivers, im Herzen des Lakota

Indianer Landes, liegt ein Kulturzentrum, welches ausschließlich dem Erbe der Prärie-Indianer im Norden der Vereinigten Staaten gewidmet ist. Die kleine Stadt Chamberlain in South Dakota beherbergt das Akta Lakota Museum & Cultural Center auf dem Campus der St. Josefs Indianerschule.

6 Spirit Spirit of of the the West West 02/2016 6

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Nevada CowboyDasCountry Elko im Nordosten von Nevada gelegene Elko wurde von einem US-

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Magazin zu einer der „besten Kleinstädte in Amerika“ gewählt. Kein Wunder, ein Großteil von Elko’s Charme liegt in der Natur. Im Herzen des amerikanischen Westens gelegen, bietet Elko immer noch das Wild West Feeling. Die umliegenden Ruby Mountains laden zu aufregenden Naturabenteuer ein und Lamoille Canyon ist ein Leckerbissen sowohl für Touristen wie auch Einheimische. Das vielfältige Veranstaltungsprogramm im ganzen Jahr zieht internationale Besucher an.

Oregon/Washington/Idaho Hells Canyon Mancher Mount Everest-Bezwinger vergleicht sein Gefühl auf dem

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höchsten Gipfel der Erde mit jenem, das er beim ersten Anblick des Grand Canyons in Arizona empfunden hat. Die Schlucht des Colorado ist sicher ebenso überwältigend wie weltberühmt, die tiefste Schlucht der USA ist sie allerdings nicht. Diesen Titel verdient der Hells Canyon des Snake Rivers an der Grenze zwischen Idaho im Osten sowie Oregon und Washington im Westen.

Arizona Historische Hotels in Prescott Im amerikanischen Westen gibt es viele historische Hotels, die entweder aus der Ära des Eisenbahnbaus oder der Glanzzeit der legendären Route 66 entstanden sind. In Prescott, Arizona befinden sich gleich mehrere davon. Trotz moderner Ausstattung und Annehmlichkeiten findet man noch den nostalgischen Flair des alten Westens in den Hotels.

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5 Editorial

8 Open Trail

46 Impressum

Titelbild: Chad Coppess/South Dakota Office of Tourism Photos: Explore Navajo; Akta Lakota Museum; Elko CVB; Beate Kreuzer; Prescott Office of Tourism;

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News Neue Visa Waiver-Regeln gelten ab sofort Seit dem 21. Januar werden die Bestimmungen des Visa Waiver Progam Improvement and Terrorist Travel Prevention Act bei der Einreise in die USA offiziell angewandt. Die vormals geltenden Bestimmungen, die das visafreie Einreisen für Personen aus insgesamt 38 Ländern – darunter Deutschland – ermöglichten, sind mit dem Gesetz teilweise eingeschränkt worden. Die jetzigen Neuerungen betreffen Reisende in die USA, die sich nach dem 1. März 2011 im Iran, Irak, Sudan oder in Syrien aufgehalten haben. Weiterhin sind alle Reisenden aus den an dem Visa Waiver Program (VWP) teilnehmenden Ländern betroffen, die die doppelte Staatsbürgerschaft mit dem Iran, Irak, Sudan oder Syrien besitzen. Die US Administration gibt an, alle Personen, die in eine der beiden oben genannten Kategorien fallen zu informieren, dass ihnen die über das Electronic System for Travel Authorization (ESTA) zuvor gewährte Einreisegenehmigung entzogen wird. Ab sofort ist die Einreise für die betroffenen Personen nur noch mit einem Visum möglich. Ausnahmen gelten, wenn die Reisen in die genannten vier Länder für internationale Organisationen, Regierungen, zu journalistischen oder zu legitimen Geschäftszwecken getätigt wurden. Dann hat das Department of Homeland Security (DHS) die Möglichkeit, die visafreie Einreise individuell zu genehmigen. Die Genehmigung kann aber erst nach der Ablehnung durch ESTA beantragt werden. Entsprechende Anträge müssen bei der US Customs and Border Protection gestellt werden. Erfolgten die Reisen aus militärischen oder diplomatischen Gründen in den Iran, Irak, Sudan oder nach Syrien, so ist eine visafreie Einreise in die USA weiterhin möglich. Das US-Heimatschutzministerium hat angekündigt, hierfür einen gesonderten Antrag auf den ESTA-Seiten bereitzustellen. Mehr Informationen hierzu erteilen die US Konsulate bzw. auf www.esta.cbp.dhs.gov

Las Vegas Hotels – Das Aus fürs kostenlose Parken? Die zwölf MGM Resorts entlang des Las Vegas Strips werden innerhalb der nächsten paar Monate das kostenlose Parken in ihren Hotels abzuschaffen - es ist noch unklar, ob auch andere Hotels in Las Vegas diesem Beispiel folgen werden. Die geplanten Parkgebühren von ca. $10 pro Nacht, werden sich auf die Gäste im Aria, Bellagio, Circus Circus, Delano, Excalibur, Luxor, MGM Grand, Mandalay Bay, Mirage, Monte Carlo, New York-New York und Vdara auswirken. Das Venetian und The Palazzo haben keine Pläne, Parkgebühren zu erheben. Caesars Entertainment, das zehn Hotels in Las Vegas besitzt, und Wynn-Encore haben sich noch nicht dazu geäußert.

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Events Fragile Waters: Ansel Adams, Ernest H. Brooks II, and Dorothy Kerper Monnelly, Washington Fragile Waters: Ansel Adams, Ernest H. Brooks II und Dorothy Kerper Monnelly ist eine Fotoausstellung von 117 Schwarz-Weiß-Bildern, alle mit Fokus auf Wasser. In Technik und Zeit umfassen diese Fotografen ein ganzes Jahrhundert, und mit ihrer Arbeit präsentieren sie eine gemeinsame starke Aussage: mit der Kombination historischer Bilder von Ansel Adams, Brooks und Kerper Monnelly die Schönheit und Vitalität des Wassers kommunizieren, auf die Natur konzentrieren und den Betrachter dahingehend zu engagieren, den ästhetischen, emotionalen und wesentlichen Lebenswert des Wassers zu erkennen. Ansel’s Sohn, Michael Adams sowie Ernest und Dorothy werden bei der Eröffnung anwesend sein. Am 23. April wird Michael Adams einen Vortrag über das Leben und die Arbeit seines Vaters geben; Dorothy wird eine Fotografie-Tour leiten. The San Juan Islands Museum of Art (SJIMA) 540 Spring Street, Friday Harbor, WA 98250 Tel: 360-370-5050 * www.sjima.org

©Courtesy of the Ansel Adams Publishing Rights Trust

23. April bis 18. Juli 2016

Kenny Chesney – Spread the Love Tour, Arizona 7. Mai 2016 um 16.00 Uhr im Chase Field Country Superstar Kenny Chesney kommt mit seiner Spread the Love Tour ins Chase Field in Phoenix. Als spezielle Gäste werden Miranda Lambert, Sam Hunt und Old Dominion erwartet. Kenny Chesney ist ein Tour-Junkie und laut Billboard Magazin der erfolgreichste ‚Karten-Verkäufer’ der Country Musik. Wer ihn sehen will, muß schnell sein, die Tickets sind heiß begehrt. Ticketpreise ab $21. Info/Tickets unter www.kennychesney.com oder www.ticketmaster.com Chase Field, 401 E Jefferson Street, Phoenix, AZ 85004

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Brad Paisley – Crushin It World Tour, Arizona 2. Juni 2016 um 10.30 Uhr im Ak-Chin Pavilion Ein weiterer Country Musik Superstar auf Tournee. Brad Paisley’s aktuelle Single “Crushin It” vom gleichnamigen Album ist ebenfalls Namensgeber für seine „Crushin It“ World Tour, mit der er im Juni in Phoenix, Arizona gastiert. Brad Paisley Fans können sich seit kurzem auch mit seinem neuen Modelabel Moonshine Spirit einkleiden. In Partnerschaft mit Boot-Barn® entwickelte er eine exklusive Linie von Jeans, Hüte, T-Shirts, Schmuck, Gürtel und Hemden. Konzert-Tickets ab $23. Mehr Info/Tickets unter www.bradpaisley.com oder www.ticketmaster.com Ak-Chin Pavilion, 2121 N 83rd Avenue, Phoenix, AZ 85035 Tel.: 602-254-7200

Sealaska Heritage Institute Celebration, Alaska 8. bis 11. Juni 2016

Photo: Brian Wallace/Sealaska Heritage Institute

Celebration ist ein aufwendiges Tanz- und Kulturfestival, das jährlich in Juneau stattfindet und vom Sealaska Heritage Institute unterstützt wird. Das gemeinnützige Institut, das den Ureinwohnern von Süd-Alaska, den Tlingit, Haida und Tsimshian, dient, veranstaltete Celebration zum ersten Mal in 1982. Damals waren die Ureinwohner besorgt, dass junge Menschen ihre alten Lieder und Tänze nicht mehr lernen und ihnen ihre Kultur entgleitet. Nur ein paar hundert Menschen versammelten sich für das erste Ereignis. Heute ist Celebration eine der größten Veranstaltungen in Alaska und zieht Tausende von Menschen an. Das viertägige Festival bietet Tanz-Vorführungen, Kunstausstellung und Wettbewerb, Kunstmarkt mit Werken der Ureinwohner, Parade, workshops und Vorträge. Sealaska Heritage Institute, 105 S. Seward Street, Suite 201, Juneau, AK 99801 Tel.: 907-463-4844 * www.sealaskaheritage.org

Elko Basque Festival, Nevada 3. bis 5. Juli 2016 Beim National Elko Basque Festival erleben Sie die baskische Kultur mit Essen, Musik, Tanz, Aufführungen der Elko Ariñak Tänzer, baskische Sport Wettbewerbe im Gewichtheben und Holzhacken. Am 4. Juli gibt es das traditionelle Feuerwerk. Natürlich darf eine Parade nicht fehlen, die zieht am 5. Juli, nach dem 5K Marathon, durch die Innenstadt von Elko. Am Ende der Parade finden dann weitere Veranstaltungen statt, bei denen Essen und Trinken nicht zu kurz kommen. Mehr Info und Details finden Sie auf der Webseite des Elko Basque Club www.elkobasqueclub.com oder Tel.: 775-233-3178

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Keith Urban – RipCord World Tour 2016 Keith Urban hat nicht nur ein neues Album angekündigt sondern auch eine neue Tournee mit dem gleichen Namen – RipCord. Die Welttournee startet am 2. Juni 2016 in Kansas City und wird mehr als 45 Städte in den USA erreichen. Als Vorprogramm werden Brett Eldredge und Maren Morris erwartet. Momentan stehen nur die Termine USA, Kanada und Australien fest. Keith Urban hofft aber, auch nach Europa zu kommen. Für diejenigen, die nicht darauf warten wollen und Keith Urban im amerikanischen Westen sehen möchten, hier einige Tourdaten: 21. Juli 2016 um 19.30 Uhr im USANA Amphitheatre, Salt Lake City, Utah 22. Juli 2016 um 19.30 Uhr im Fiddler’s Green Amphitheatre, Greenwood Village, Colorado 23. Juli 2016 im Isleta Amphitheatre, Albuquerque, New Mexico 27. & 29. Juli 2016 um 19.00 Uhr im Lake Tahoe Harvey’s Outdoor Amphitheatre, Lake Tahoe, Stateline, Nevada Mehr Info sowie Tickets für Fanclub Mitglieder gibt es über Keith Urban’s Webseite http://keithurban.net; für alle anderen bei www.ticketmaster.com

Enduro World Series, Colorado 30. bis 31. Juli 2016 Aspen Snowmass ist Gastgeber des einzigen US-Stopps der Enduro World Series im Jahr 2016. Die zweitägige Veranstaltung bringt einige der besten Mountainbike-Konkurrenten der Welt sowie Legenden dieses Sports nach Snowmass und verbindet Abenteuer auf beträchtlicher Höhenlage mit den größten Abfahrten und besten Radpisten der Umgebung. Neue Pfade, auf denen noch nie gefahren wurde und ein beträchtlicher Cash-Gewinn locken die besten Profis an. Aspen Mountain und das Snowmass Bike Park Gelände, zusammen mit den umliegenden Pfaden im Tal, bieten einige der vielfältigsten Mountainbike-Möglichkeiten des Landes. Mehr Info finden Sie unter www.gosnowmass.com/event/enduro-world-series * Tel: 970-922-2233

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Text: Markus Kohler

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ouristen besuchen in Scharen den Yellowstone Nationalpark, das Monument Valley, den Grand Canyon, Bryce oder Zion - der Canyon de Chelly blieb bis jetzt von Besucherströmen weitestgehend verschont. Während jährlich an die 5 Millionen Menschen den Grand Canyon besuchen, waren es seit der letzten Erhebung gerade mal ein paar Hunderttausend, die den Canyon de Chelly auf ihrer Reise in den Südwesten eingeplant hatten. Ziemlich erstaunlich, denn der Canyon liegt keine hundert Meilen vom Monument Valley entfernt und ist in weniger als zwei Autostunden zu erreichen. In Chinle, ein paar Autominuten außerhalb des Canyons, gibt es zudem unzählige Hotels und Motels, Restaurants und Fast-Food-Ketten. Für Rucksacktouristen oder Wohnmobil-Reisende steht im Park der Cottenwood Campground zur Verfügung. Wild-Camping oder -Wandern ist verboten. Der Canyon de Chelly fristet zu Unrecht ein Mauerblümchendasein. Vielleicht ist es aber auch gut so. 1931 wurde der Canyon zum National Monument und trägt seitdem den Namen Canyon de Chelly National Monument. Der Name „Canyon de Chelly“

ist indianisch, wird „kɛnjən dəˈʃeɪ“ ausgesprochen und heißt treffend übersetzt Felscanyon. Obwohl das Gebiet vollständig den Navajo Indianern gehört, wird der Park seit Anfang der 30er Jahre vom Nationalpark Service verwaltet. Im Gegensatz zu den meisten Nationalparks, verlangen die National Monuments keine Eintrittsgebühren. Bis auf den 25. Dezember ist der Park das ganze Jahr über geöffnet.

Photo: Markus Kohler

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Photo: Markus Kohler

Mehr als 5000 Jahre lang haben Menschen ununterbrochen im Canyon de Chelly gewohnt – länger als irgendwo sonst am Colorado Plateau. Das gesamte Gebiet des Canyon de Chelly National Monument besteht aus dem „Canyon de Chelly“, „Canyon del Muerto“ und dem „Monument Canyon“. Die Gesamtfläche beträgt rund 340 qkm, etwas mehr als die Fläche von München. Mit etwas über 40 km Länge ist der Canyon de Chelly der längste von allen. Bevor Sie sich aufmachen, den Canyon de Chelly zu erkunden, empfiehlt sich ein Abstecher in das Besucherzentrum, das sich gleich am Eingang zum Park befindet. Vom Park Ranger erfährt man Näheres über die Wetterentwicklung, zweckmäßige Ausrüstung, Verpflegung und zugänglichen Wanderwege. Mit etwas Glück kann man Indianern beim Handwerk zusehen. Canyon de Chelly liegt auf ca. 1700 Metern Höhe und wird nach wie vor von Navajos, einem der 15 in Arizona ansässigen Indianerstämme, bewohnt. Sie betreiben, wie ihre Urahnen, Viehzucht sowie Getreide- und Obstanbau. Diese Gebiete sind für Touristen tabu, außer man bucht eine geführte Tour. Um in den Canyon de Chelly zu gelangen werden ein Backcountry Permit (Wandererlaubnis) und ein Navajo Führer benötigt. Die Gebühren dafür variieren. Touren mit dem Auto, Pferd oder zu Fuß sind generell ganzjährig möglich, können jedoch aufgrund von Unwetterwarnungen kurzfristig eingeschränkt werden. Um den North und South Rim Drive zu fahren bzw. den White House Trail zu wandern sind weder ein Backcountry Permit noch ein Navajo Führer nötig. Für den Besuch der wichtigsten Sehenswürdigkeiten sollte man vorzugsweise den South Rim Drive wählen. Die Distanz hin und zurück liegt bei rund 37 Meilen. Drei Stunden reichen aus, um bei allen Aussichtspunkten anzuhalten um die Landschaft und Natur zu genießen. 14 Spirit of the West 02/2016

Der White House Trail, eine etwa 2,5 Meilen lange Rundtour mit 200 Meter Höhendifferenz, ist glücklicherweise zugänglich für die Öffentlichkeit. Empfehlenswert ist eine kleine Wanderung vom Plateau aus tief hinunter ins Innere des Canyons. Vom White House Overlook aus führt ein gut ausgebauter, mitunter aber recht steiler Weg hinunter auf die ebene Fläche. Bis zu den White House Ruins sind es noch eine gute Viertelstunde. Die White House Ruins sind eine in den Fels gebaute kleine Siedlung, die vermutlich zur Zeit der Pueblo Indianer, auch Anasazi genannt, vor ca. 1000 Jahren gebaut wurde. Der weiße Stein, der für den Bau des oberen Hauses verwendet wurde, war wohl Namensgeber. Es gibt Spuren, die auf eine mindestens saisonale Besiedelung des Canyons vor bereits 5000 Jahren hinweisen. Leider können die Ruinen nur noch aus sicherer Distanz und durch einen Maschendrahtzaun betrachtet werden. In den 50er Jahren kletterten nämlich Touristen zur Siedlung hoch und beschädigten die historische Stätte mit ihren Initialen und anderen Kritzeleien. Solche Untaten werden mittlerweile erheblich bestraft.

Photo: AZ Office of Tourism


Der Canyon de Chelly schaut auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Vor rund 700 Jahren verließen die meisten Pueblo Indianer, die einige hundert Jahre dort lebten, wegen Krankheiten und Konflikten untereinander den Ort. Etwa um das Jahr 1300 herum besiedelten zuerst die Hopi, anschließend die Navajo sowie andere Stämme den Canyon, brachten Schafe und Ziegen mit und kultivierten den Boden. Da der Chinle Wash durch den Canyon de Chelly fließt, gestaltete sich die Bewässerung einfach. Die gepflegten Maisfelder und Pfirsichkulturen waren deshalb weitläufig bekannt. In den späten 1700er Jahren endete die Ruhe und Abgeschiedenheit abrupt durch Unruhen unter den Stämmen und dem Einmarsch der spanischen Kolonisten. Ein Teil der zurückgebliebenen Navajo Indianer versteckte sich in den zerklüfteten Felsen, konnte aber nicht verhindern, dass die Spanier, Mexikaner und die US Kavallerie ihre Verstecke aufspürten. Der Canyon wurde abriegelt und die Felder und Plantagen zerstört, was letztendlich zu einer großen Hungersnot führte. Nachdem der Widerstand gebrochen war, wurden die verbleibenden Navajos verschleppt oder gleich umgebracht. Ein weiteres düsteres Kapitel in der zum Teil wenig ruhmreichen Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika zu dieser Zeit. Ein weiteres Wahrzeichen im Canyon de Chelly ist der Spider Rock. Zwei riesige, ca. 240 Meter hohe aus rotem Sandstein geformte Felsnadeln, die gemäß Geologen etwa 230 Millionen Jahre alt sein sollen, ragen von weitem gut sichtbar in den tiefblauen Himmel Arizonas. Der Mythologie zufolge sind die Kuppen der Wohnsitz der Spider Woman, der Spinnenfrau. Sie brachte den Menschen zu dieser Zeit die Kunst des Webens bei. Unartige Kinder hingegen wurden von ihr in ihrem Netzt gefangen und danach verspeist. Wer seine Zeit optimal geplant hat, sollte zurück zum Besucherzentrum und anschließend den North Rim Drive hochfahren, um weitere geschichtsträchtige Orte zu besuchen. Traurige Berühmtheit erlangte dabei die Massacre Cave im Canyon del Muerto. Wie es der Name bereits erahnen läßt, fand hier ein einseitiges, blutiges Gemetzel statt, das allen 115 dort angesiedelten Navajos das Leben kostete. Im Winter 1805 entdeckte eine spanische Militärexpedition Indianer, die gerade auf der Jagd waren. Der Anführer der Expedition, Leutnant Antonio Narbona, ließ alle Männer töten und führte 33 Frauen und Kinder in die Sklaverei. Bekannt wurde auch eine mutige Navajo Frau, die sich an einen der spanischen Offiziere klammerte und sich mit ihm von den 300 Meter hohen Klippen in den Tod stürzte. Glücklicherweise erlebte der Canyon auch friedliche Tage, z. B. auf der Leinwand. Die großartige Naturkulisse ist den Hollywood Filmemachern nicht entgangen. 1969 wurde hier unter J. Lee Thompsons Regie der Western „Mackenna’s Gold“ mit Gregory Peck, Omar Sharif, Telly Savalas und Edi Wallach in den Hauptrollen gedreht.

Photo: ExploreNavajo.com

Der Canyon de Chelly ist ein wunderbarer Ort der Ruhe und Abgeschiedenheit, fernab der großen Touristenströme. Wären da nicht die Overlooks mit den geparkten Mietautos der Touristen und die inzwischen zeitgemäß gekleideten Indianerinnen, die ihren handverarbeiteten Schmuck verkaufen, man hätte das Gefühl sich auf einer Zeitreise zu befinden. Und wenn man sich ganz leise verhält, kann man mit etwas Glück die Navajo Kinder spielen und lachen hören. Für die Navajos ist dieser Ort immer noch heilig.

Info Um zum Canyon de Chelly National Monument zu gelangen, fliegen Sie am besten nach Phoenix, Arizona oder Albuquerque, New Mexico und fahren dann weiter mit einem Leihfahrzeug, das Sie sich bereits zuhause reservieren sollten. Von Phoenix aus fahren Sie die Interstate 17 nördlich nach Flagstaff auf die Interstate 40 East und Highway 191 Nord. Von Albuquerque geht es auf die Interstate 40 West bis Gallup, weiter auf dem Highway 491 Nord und 264 West bis zum Highway 191 Nord. Folgen Sie dem Hwy 191 bis nach Chinle. Canyon de Chelly National Monument, 3 Meilen östlich von Highway 191 an der Route 7, Chinle, AZ 86503 Tel.: 928-674-5500 * www.nps.gov/cach/index.htm Das Besucherzentrum ist täglich (außer am 25. Dezember) von 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Denken Sie bitte daran, dass Sie Indianer und ihre privaten Siedlungen nicht fotografieren dürfen. Wenn man vorher fragt, sind sie jedoch oft bereit, gegen eine kleine Spende, sich fotografieren zu lassen. 02/2016 Spirit of the West 15


Promotion

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uch 2016 wird die größte süddeutsche Freiluftveranstaltung rund ums Pferd wieder auf den seit vielen Jahren erfolgreichen Eckpfeilern SpitzenReitsport, Schau und Messe stehen. Vom 5. bis 8. Mai 2016 bietet die Pferd International auf der Olympia-Reitanlage in München-Riem wieder zahlreiche hippologische Attraktionen. Neben den Weltstars aus Dressur und Springen erwarten wir 2016 die besten Reiter der Working Equitation. Im Rahmen der Pferd International München wird die Europameisterschaft der neu aufstrebenden Disziplin stattfinden. Komplett wird das Programm durch die Elitesportler beim Voltigieren. Ebenfalls werden beim Dressurfestival der NÜRNBERGER Versicherungsgruppe die Weltstars mit ihren vierbeinigen Partnern in der schwersten Klasse an den Start gehen.

Wieder locken der hohe Standard im CDI 5* und beste Bedingungen die Top-Athleten in das Viereck der NÜRNBERGER Dressur-Arena. Dort kämpfen Teilnehmer an Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften um Siege und Platzierungen. Den rund 60.000 Besuchern bieten über 200 Aussteller aus dem gesamten europäischen Raum alles für den Reit- und Fahrsport. Die professionelle Kinderbetreuung im beliebten Kinderland lädt dazu ein, ganz großen Spaß zu haben. Ponyreiten und -streicheln, Hüpfburgen und Trampoline lassen Kinderherzen höher schlagen. Ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm, rasante Shows im Olympia-Reitstadion und das Shoppingvergnügen im weitläufigen Messebereich machen die Pferd International München zu einem unvergesslichen Erlebnis. Photos: Maximilian Schreiner, Petra Hapke

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ie eurocheval feiert 2016 ein großes Jubiläum. Seit 1976 zieht die größte Pferdemesse Süddeutschlands alle zwei Jahre nationale sowie internationale Gestüte, Aussteller und Besucher nach Offenburg. Die eurocheval ist ein Muss für jeden Pferdefreund.

Wir verlosen 5 x 2 Eintrittskarten für die eurocheval – Europamesse des Pferdes, die vom 20. bis 24. Juli 2016 auf dem Offenburger Messegelände stattfindet. Einfach die Antworten zu den sechs Fragen per Post oder email an uns schicken. Einsendeschluss ist der 31. Mai 2016.

Was wird am 4. Juli in USA gefeiert?

Wie heißt der erste/älteste Nationalpark der USA?

In welcher US-Stadt findet jedes Jahr das Finale der professionellen Rodeoreiter (NFR) statt?

Wie heißen die wild lebenden Pferde Nordamerikas?

Wie heißt der „echte“ Pferdeflüsterer?

Das wievielte Jubiläum feiert die eurocheval in 2016?

Wir wünschen Ihnen viel Glück!

Bitte senden Sie Ihre Antworten per Postkarte/Brief an: Spirit of the West Magazine 29455 N. Cave Creek Rd. #118-102 - Cave Creek, AZ 85331 * USA oder per email Editor@SpiritoftheWestMagazine.com Die Gewinner werden aus allen richtigen Einsendungen ermittelt und auf der Facebookseite von Spirit of the West Magazine veröffentlicht. Der Gewinn wir Ihnen per Post zugestellt. Einsendungen werden bis 31. Mai 2016 berücksichtigt. Rechtsweg ist ausgeschlossen. 17 Spirit of the West

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Promotion

eurocheval

Pferde, Shows und Fachwissen

eurocheval setzt zum 40-jährigen Jubiläum im Juli 2016 einen Glanzpunkt im Messeprogramm – TOP Schau erstmals im Eintrittspreis enthalten

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ie größte Pferdemesse in Süddeutschland feiert vom 20. bis 24. Juli 2016 auf dem Offenburger Messegelände ihr 40-jähriges Jubiläum. Auf dem 179.000 Quadratmeter großen Messegelände geben sich 400 Aussteller und 500 Pferde mit ihren Reitern und Fahrern ein Stelldichein. Über 40.000 Besucher aus dem In- und Ausland werden erwartet. Die eurocheval steht für Rassevielfalt. Vom kleinen Mini Shetland-Pony bis zum eindrucksvollen Shire Horse stellen sich nahezu 45 Pferderassen vor. Erstmals bei den täglich stattfindenden TOP Schauen ist der Sitzplatz auf den überdachten Tribünen im Eintrittspreis enthalten. Ein sogenanntes Jubiläumsgeschenk an die Besucherinnen und Besucher und Freunde des Pferdesports, die aus Frankreich, der Schweiz und darüber hinaus aus dem angrenzenden Europa nach Offenburg kommen, um hier die gesamte Bandbreite rund um Pferdesport, Pferdezucht und Pferdehaltung zu sehen. Vielfältige Produkte, Dienstleistungen und Expertenvorträge runden das breit gefächerte Angebot ab. Die eurocheval ist für Pferdefreunde ein Muss. Denn neben der täglich stattfindenden TOP Schau warten Rassenpräsentationen, Verkaufsschauen, Kinderprogramm und Westernvorführungen auf die Besucher. Im Jubiläumsjahr sind natürlich besondere Programmhöhepunkte vorgesehen. Ein Programmhighlight während der Gala-Schau wird der international bekannte Pferde-Künstler Vincent Liberator aus der Provence sein. Nach seiner Deutschlandpremiere bei der Hengstparade 18 Spirit of the West 02/2016

in Celle, reist er speziell für die eurocheval nach Offenburg. Er wird die hohe Schule der Dressur zeigen, eingebettet in anmutige Choreografien, welche den Einklang und das bedingungslose Vertrauen zwischen Mensch und Pferd demonstrieren. Ein weiterer Top Act der Gala-Schau ist das Tra-Volta Showteam aus Leipzig. Daniel Kaiser zählt seit Jahren zur deutschen Voltigier-Elite. Als Mitglied des Bundes-A-Kaders hat er internationale Turniere gewonnen und steht auf Rang drei der Weltrangliste. Vor kurzem holte er seinen ersten Voltigier-Weltcup-Sieg im Rahmen der Madrid Horse Week. Mit einem zehnköpfigen Team hat Kaiser eine einzigartige Show mit einem originalen Trabant 601 inszeniert. „Für Offenburg bereiten wir eine ganz besondere Show vor und planen dabei einige noch nie gezeigte Elemente“, verspricht Kaiser. Das Ticket kostet Euro 15, inklusive Sitzplatz bei der TOPSchau. Die Gala-Schau gibt es für Euro 31. Eintrittskarten können über www.eurocheval.de gebucht werden und sind auch an allen Vorverkaufsstellen erhältlich.

Spirit of the West Magazine verlost 5 x 2 Eintrittskarten für die eurocheval in dieser Ausgabe. Einfach zum Gewinnspiel blättern, Fragen beantworten und per Post oder email einschicken. Spirit of the West 18



Text: Dorsy Baumgartner 20 Spirit of the West 02/2016


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n den Ufern des Missouri-Rivers, im Herzen des Lakota Indianer Landes, liegt ein Kulturzentrum, welches ausschließlich dem Erbe der PrärieIndianer im Norden der Vereinigten Staaten gewidmet ist. Die kleine Stadt Chamberlain in South Dakota beherbergt das Akta Lakota Museum & Cultural Center auf dem Campus der St. Josefs Indianerschule. „Akta Lakota“ bedeutet soviel wie „das Volk ehren“. Das Kulturzentrum wurde 1991 mit der Zielsetzung eröffnet, die Lakota, Dakota und Nakota sprechenden Völker, die dem Stamm der Sioux angehören, zu ehren. Unterhalten wird das Projekt ausschließlich von überzeugten Spendern. Das Motto lautet: die Kunst der Prärievölker im Norden der USA zu fördern. Den Besucher erwartet viel Eindrucksvolles. Zeitgenössische Kunst wird Werken aus der Vergangenheit

gegenübergestellt und aktuelle Themen der Indianer werden in gleichem Maße behandelt wie kriegerische Auseinandersetzungen der Geschichte. Außerdem steht für die Förderer die fundierte Bildung junger indianischer Schüler im Vordergrund. Deshalb veranstaltet das Museum zahlreiche Wanderausstellungen, um die Kunstsammlungen überregional zugänglich zu machen. Die meisten Einnahmen kommen der im Jahre 1927 von deutschen katholischen Priestern gegründeten St. Josefs Indianerschule zugute, deren Aufgabe es ist, nicht nur für die Grundversorgung der Kinder (Nahrung, Kleidung und Gesundheit) aufzukommen, sondern auch für ihre geistige und emotionale Entwicklung zu sorgen. Über 200 Kinder, die mit ihren Familien auf dem Campus in Chamberlain leben, werden betreut.

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Die meisten Künstler, deren Exponate im Museum ausgestellt sind, haben South Dakota nie verlassen. Ihre Kunst wird als unverwechselbares Zeichen der Selbstrepräsentation ihrer Kultur und Spiritualität angesehen. Sie sehen ihre Werke als Reflexion ihres ursprünglichen Lebens. Sie spiegeln das Überleben der Traditionen wider und bilden eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Geschichten und Legenden, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, sind die Basis ihrer Kunstwerke. Egal ob Skulpturen, Gemälde oder Schmuck – alles beruht auf der Grundlage indianischer Überzeugung, dass die Ganzheit fest in einem gemeinsamen Glauben verwurzelt ist. Das Universum ist mit allen Geistern des natürlichen Lebens, wie Pflanzen, Tiere, Menschen, Wasser, Luft und Erde, verbunden. Kulturelle und spirituelle Bindungen haben bei allen Stammesmitgliedern einen hohen Stellenwert. Die handgearbeiteten Schätze der Aussteller aus Naturmaterialien wie Büffel, Federn, Pelze oder Knochen sind ebenso formvollendet wie die Zeichnungen auf Hirschleder oder die ausgefallenen Schnitzereien. Alle Arbeiten tragen typische traditionelle Symbole der Indianerstämme.

Die Amulette der Lakotas haben eine ganz besondere Bedeutung. Bei der Geburt eines Kindes nahmen Indianermütter die Nabelschnur und wickelten sie in eine kleine Wildledertasche, die meistens die Form einer Schildkröte oder Eidechse hatte. Die Tasche wurde als erstes Spielzeug an der Wiege festgebunden. Später wurde sie um den Hals getragen. Das Amulett wurde dann bewahrt, um ein langes Leben zu sichern. Die Schildkröte steht für Langlebigkeit und Standhaftigkeit; die Eidechse für Wiedererneuerung und Seelenwanderung. Heute werden die Amulette meistens aus Glasperlen gefertigt, strahlen in leuchtenden Farben und sind natürlich im Museumsshop zu kaufen. Das Sortiment an Schmuck ist vielseitig - Ringe, Ketten, Ohrringe, Armbänder und Halsketten, aber auch Alltagsgegenstände der Indianer und natürlich Bücher, die alles über die Geschichte der Lakotas verraten, sind erhältlich. Das Kulturzentrum organisiert zahlreiche Veranstaltungen. Rituale, Tänze und Zeremonien werden beim jährlichen Powwow-Festival im September gefeiert. Aufwändige Kostüme, farbenfrohes Make up und Trommelschläge faszinieren immer wieder von neuem. Besucher können an Workshops teilnehmen, die selbstverständlich von Indianern gehalten werden. Das Powwow für Kinder ist mit seinem Rahmenprogramm besonders beliebt. Vom Kleinkind bis zum Teenager tanzen alle zum Rhythmus der Trommeln und jeder Teilnehmer wird in eine andere Zeit versetzt. Gebastelt wird natürlich auch, vom Traumfänger bis hin zu Indianerschmuck.

The Altar, ca. 1989, Acrylic; Robert Penn (1946-1999), Sicangu Lakota/Omaha

Perlen bestickte Kindertrage – ca. 1890, Sioux

Ein Ort der Ruhe und Erholung ist der Medicine Wheel Garden. Die Gartenanlage ist in Form eines Reifens angelegt. Das ursprüngliche Medizinrad der Lakota ist der Mittelpunkt. Vier Speichen zeigen in die vier Himmelsrichtungen. Das Rad wurde früher in traditionellen Zeremonien verwendet. Um den Kern des Rades wechseln sich Grün- und Natursteinanlagen ab. Wasserspiele und Quellsteine verschönern die Grünfläche. Am äußeren Rand kann man Skulpturen bewundern, die ein Wiederverständnis der Kultur und des indianischen Lebensgefühls zum Ausdruck bringen. Das Akta Lakota Museum & Cultural Center mit der St. Josefs Indianerschule ist ein Musterbeispiel dafür, wie 22 Spirit of the West 02/2016


indianische Kinder ihre Hoffnung und Aussicht auf eine gute Zukunft behalten. Das Zentrum stellt nicht nur Indianerkindern und ihren Familien zur Verfügung, was zum Leben notwendig ist, sondern stärkt auch ihren Geist, ihre Herzen und ihre Seelen. Das Gesamtprojekt verdrängt nicht die geschichtliche Wahrheit und erscheint

wie ein kleiner Versuch, die Ungerechtigkeiten gegenüber den Indianervölkern wiedergutzumachen. Jeder Besucher bekommt einen perfekten Einblick in alle wichtigen historischen Entwicklungen und einen Überblick in 400 Jahre Geschichte der Ureinwohner Nordamerikas.

So kommen Sie hin: Chamberlain, SD ist etwa 200 km vom nächsten Flughafen in Sioux Falls entfernt. Von hier aus geht es weiter mit einem Leihfahrzeug, das Sie am besten schon in Deutschland reservieren. Akta Lakota Museum & Cultural Center 1301 N Main St., Chamberlain, SD 57325 Tel: 605-734-3452 * 1-800-798-3452 (kostenfrei in den USA) www.aktalakota.org Öffnungszeiten im Sommer: Montag bis Samstag von 8.00 Uhr – 18.00 Uhr. Sonntag von 13.00 Uhr – 17.00 Uhr. Im Winter: Montag bis Freitag von 8.00 Uhr – 17.00 Uhr. Am Wochenende und an Feiertagen geschlossen. Eintritt ist frei. Spenden werden gerne angenommen.

White Buffalo, ca. 2005; Italian Crystal Alabaster; Edward Thomas, Chippewa

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Text: Dorsy Baumgartner

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as im Nordosten von Nevada gelegene Elko wurde von einem US-Magazin zu einer der „besten Kleinstädte in Amerika“ gewählt. Kein Wunder, ein Großteil von Elko’s Charme liegt in der Natur. Im Herzen des amerikanischen Westens gelegen, bietet Elko immer noch das Wild West Feeling. Die umliegenden Ruby Mountains laden zu aufregenden Naturabenteuer ein und Lamoille Canyon ist ein Leckerbissen sowohl für Touristen wie auch Einheimische. Das vielfältige Veranstaltungsprogramm im ganzen Jahr zieht internationale Besucher an. 02/2016 Spirit of the West 25


Wer hier nicht anhält, hat einige der schönsten Facetten Nevadas verpasst. Doch mit dem anhalten alleine ist es nicht getan. Wir haben eine ganze Menge an Aktivitäten gefunden; ein paar davon stellen wir Ihnen hier für einen 5-tägigen Aufenthalt vor, um die Ursprünge der Stadt und ihre Umgebung genauer zu erkunden. Tag 1 - Ankommen und wohlfühlen Die Unterkünfte in Elko bieten Individualität und sowohl Komfort als auch Gemütlichkeit. Bed & Breakfasts und Hotels gibt es in unterschiedlichen Preiskategorien und Varianten. Unter den 2.500 Hotelzimmern in der Stadt ist sicherlich etwas passendes dabei. Einige der neueren Hotels in Elko sind das Ledgestone Hotel, Hilton Garden Inn Elko, die Townplace Suites Elko sowie das Red Lion Hotel & Casino, das 222 Zimmer bietet. Das Gold Dust West Casino wird diesen Sommer eröffnet. Eines haben alle Hotels gemeinsam: Der Blick ist immer auf die Berge gerichtet und man erfreut sich einer Kulisse der Ruby Mountains, von der die abwechslungsreiche Landschaft geprägt ist. Die 130 Kilometer lange Bergkette wird auch gerne als die Alpen von Nevada bezeichnet. Sie ist zwar nicht, wie der Name vermuten lässt, Fundort für Rubine, aber trotzdem ein Juwel für die gesamte Region. Die höchste Erhebung ist der fast 3.500 Meter hohe Ruby Dome, etwa 35 Kilometer südöstlich der Stadt gelegen. Unter Wintersportlern gelten die „Rubies“, wie sie von den Einheimischen genannt werden, als Top-Geheimnis für Heli-Skiing. Einzigartige Landschaft, freundliches Servicepersonal, atemberaubende Abfahrten und natürlicher Pulver in seiner reinsten Form versprechen ein einmaliges Skierlebnis.

Der auf etwa 1.500 Metern Höhe gelegene Ort Elko befindet sich 180 Kilometer von der Grenze zum Nachbarstaat Utah und etwa 400 Kilometer nördlich vom Great Basin Nationalpark. Nevada ist bekannt durch sein trockenes Wüstenklima. Die Winter sind mild, die Sommer relativ heiß, doch kühle Nächte sorgen für guten Schlaf. Gegründet wurde Elko 1869 dank der hier verlaufenden transkontinentalen Eisenbahnverbindung. Mit der Ankunft der Bahnarbeiter siedelten sich die ersten dauerhaften Einwohner an. Sie kamen hauptsächlich aus China, Italien und Schottland. Anfang des 20. Jahrhunderts begann ein Einwanderungsstrom der Basken, die als Hirten auf den weiten Weideflächen arbeiteten und sich hier niederließen. Nur wenige kamen direkt aus dem Baskenland. Die meisten verfolgten das Ziel, nach erfolgloser Goldsuche in Kalifornien, eine neue Heimat zu finden. Heute leben hier ungefähr 17.000 Menschen, die einen multikulturellen Einfluss verbreiten. 26 Spirit of the West 02/2016


Nach einem leckeren Frühstück, das meistens aus regionalen und biologischen Produkten besteht, egal ob man es im Hotel oder einem der vielen Coffee Shops einnimmt, gibt es die Möglichkeit das California Trail Interpretive Center zu besuchen. Das 20 Millionen Dollar Projekt wurde im Juni 2012 eröffnet und beherbergt zahlreiche Ausstellungen zur amerikanischen Siedlergeschichte. Interaktive Präsentationen in Audio und Video geben ausführliche Informationen zu den damaligen wichtigsten historischen Ereignissen. Die Außenanlagen verschaffen einen authentischen Überblick darüber, wie das Leben damals aussah. Planwagen, gesattelte Pferde und Pioniersfrauen in langen Röcken spiegeln das Bild für Western-Romantiker perfekt wider. Der California Trail war während des 19. Jahrhunderts eine der Hauptrouten für Goldsucher und Siedler aus den Staaten östlich des Missouri Flusses, durch den Mittleren Westen in den heutigen Westen der USA. Der ursprüngliche Trail hatte eine Gesamtlänge von rund 8000 Kilometern. Hundertausende Pioniere begaben sich auf eine lange und gefährliche Reise, auf der Suche nach Gold und fruchtbarem Land. Das Museum und Veranstaltungszentrum wartet aber nicht nur mit Historischem auf, sondern ist auch Ausgangspunkt und Anlaufstelle für Natur- und Kulturveranstaltungen. Der Eintritt ins Museum ist kostenlos. 02/2016 Spirit of the West 27

Photo: Joseph Rose

Tag 2 - Abenteuer California Trail Interpretive Center


Wissen macht hungrig, deshalb bietet sich im Anschluss an eine Reise in die Vergangenheit ein Besuch in der Stadt an. Kulinarische Köstlichkeiten werden aus fast allen Ländern angeboten. Besonders beliebt ist die baskische Küche, die regionale Traditionen gekonnt mit amerikanischen Innovationen vereint. Toki Ona - Bar & Restaurant wartet mit einem großen Angebot auf. XXL-Schweinekotletts vom Grill, selbstverständlich aus einheimischer Zucht, mariniert in Olivenöl, Petersilie und Knoblauch, gelten als eine besondere Delikatesse. Frisch gestärkt sollte man die reichhaltige Shoppingpalette unter die Lupe nehmen. Der Bookstore auf der Idaho Street ist ein alt eingesessenes Familienunternehmen. Ron & Tammy haben den Laden von der Mutter übernommen und verkaufen alles, was ein Bücherwurm braucht. Neues und Gebrauchtes lässt sich in charmanter Atomsphäre durchstöbern. Das Glück der Erde liegt auf dem Sattel der Pferde. So heißt die Devise bei J.M.Capriola. Seit über 85 Jahren werden Reitsättel gefertigt, die nicht nur zum Pferd sondern auch zum Reiter passen und nach individuellen Wünschen gestaltet werden. Jedes Exemplar, das die Werkstatt verlässt, ist ein Einzelstück, das in feinster Handarbeit und mit voller Leidenschaft kreiert wurde. Die Kunden stammen aus aller Welt, Sylvester Stallone ist einer davon. Gleichermaßen spannend ist Anacabe’s Store, ebenfalls ein Familienbetrieb, der seit 1936 alles anbietet, was man im Wilden Westen für Alltag und Freizeit so braucht.

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Tag 3 - Natur pur Nördlich von Elko befindet sich die Wild Horse State Recreation Area. Camping, Angeln und Bootfahren sind das ganze Jahr möglich und deshalb ist das Gebiet um den künstlich aufgestauten See besonders beliebt. Nur 20 Kilometer von Elko entfernt gibt es ein vergleichbares Freizeitangebot. Die South Fork Recreation Area mit dem 483 Kilometer langen Humboldt River ist ein absolutes Anglerparadies. Der Fluss ist benannt nach dem deutschen Naturforscher Alexander von Humboldt, der zahlreiche Forschungsreisen in die USA gemacht hat und als wissenschaftlicher Wiederentdecker Amerikas oder als der zweite Kolumbus bezeichnet wurde.

Wer das Gefühl von unendlicher Freiheit und Natur besonders eindrucksvoll erleben möchte, sollte das standesgemäß zu Pferde tun. Verschiedene Ranches rund um Elko bieten geführte Ausritte in die Wildnis durch Wald und Feld an. Für jeden wird ein individuelles Reitprogramm geschnürt. Aber auch zu Fuß lassen sich spektakuläre Unternehmungen variantenreich erleben.


Ein Muß bei den Ausflugszielen ist der malerische Lamoille Canyon. Raue Landschaft, Flüsse und kleine Seen sowie beindruckende Täler stellen traumhafte Ausblicke auf Flora und Fauna bereit. Der Canyon wird gerne mit dem Yosemite Nationalpark verglichen, weil er durch Gletscher geformt wurde und es viele Naturerkundungspfade und Wanderwege zu entdecken gibt. Man kann ihn aber auch auf einer reizvollen Panoramastraße durchfahren, die als National Scenic Byway beschildert ist. Machen Sie beides, es lohnt sich! Das idyllische Dorf Lamoille zieht Publikum nicht nur aufgrund beachtlicher Galerien und Geschäfte an sondern auch wegen der rustikalen Pine Lodge, die unter passionierten Fleischliebhabern als absoluter Gourmet-Treff gilt. In entsprechendem Ambiente zwischen Geweihen und Trophäen wetzen Köche das Messer und zaubern von Wild bis Rind ausgefallene Rezepte vom Grill und aus der Pfanne.

Tag 4 – Land der Cowboys und Indianer Heute begeben wir uns wieder auf die Spuren vergangener Tage. Der Umkreis von Elko trägt auch den Namen Cowboy Country oder „amerikanischer geht’s nicht“. Der Wilde Westen ist Lebensgefühl. Im Western Folklife Center auf der Railroad Street wurde ein altes Hotel zu einem Ausstellungs- und Veranstaltungsort umgebaut. Anhand von Workshops, Kunstsammlungen und Vorführungen werden alte Traditionen wieder zum Leben erweckt. Einer der Höhepunkte ist das jährlich im Januar stattfindende National Cowboy Poetry Gathering. Eine Woche

lang treffen sich hier Cowboypoeten, die ihre Gedichte lesen, Country Musiker, die ihre neue Musik vorstellen und Künstler, die das alte Handwerk in die Moderne bringen. Die Veranstalter brauchen keine Werbung zu machen, Mundpropaganda füllt die Straßen und Menschenmassen tummeln sich. Zur großen Veranstaltung werden Cowboystiefel und Gürtelschnallen poliert, Cowboyhüte und Bootcut-Jeans aus dem Schrank geholt und man erinnert sich an eine zügellose Vergangenheit. Es wird gesungen und getanzt, vor allem aber gegessen und getrunken. Das traditionelle Getränk ist der baskische Cocktail „Picon Punch“, der an der Bar im Hotel Star, das seit mehreren Generationen unter baskischer Führung ist, nach Originalrezept serviert wird. Die Zutaten sind Brandy, Orangenbitter und Zitrone. Prost!

Die reiche Kultur und Geschichte der Indianer lässt sich in Nevada in all ihren Varianten erleben und bestaunen. Das Northeastern Nevada Museum in der Idaho Street beherbergt Exponate der amerikanischen Ureinwohner, die einst in der Region um Elko gelebt haben. Die Ausstellungen belegen eindrucksvoll den Erfindungsreichtum der Western Shoshone Indianer. Sie unterscheiden sich von den meisten anderen Stämmen dadurch, dass sie keine Pferde besaßen. Sie wurden als Walker Shoshone (zu Fuß gehende Shoshone) bezeichnet und ernährten sich eher von Kleintieren, Gräsern, Wurzeln und Samen. Sie lebten in mit Tierfellen bedeckten Strauchhütten. Ein weiterer Schwerpunkt neben den Indianern sind Bergbau und Viehzucht. Vor dem Museum steht ein alter Planwagen und eine Hütte des Pony Express, der 1860 gegründet wurde und ein als Reiterstafette organisierter Postbeförderungsdienst war.

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Tag 5 - Auf der Suche nach dem gelben Metall Vor der Abreise lohnt es sich dem Lockruf des Goldes zu folgen. Auf der Liste der zehn größten Goldminen der Welt ist Nevada gleich dreimal vertreten. Ein Besuch der Cortez Goldmine oder der Goldstrike Goldmine in Elko wie auch der Carlin Goldmine eignet sich für Interessierte des Minenbaus, aber auch für Naturfreunde und Hobbyfotografen. Von April bis Oktober organisiert die Newmont Mining Corporation geführte Touren. Das Touristenbüro gibt gerne Auskunft.

Elko hat einen gut gefüllten Jahres-Veranstaltungskalender. Hier noch einige Anregungen: Im Juni treffen sich tausende von Bikern zum Elko Motorcycle Jamboree, im Juli findet das National Basque Festival statt, das den bedeutenden Einfluss der Basken und deren Kultur würdigt, im September zählt das Ruby Mountain Balloon Festival zu einer absoluten Hauptattraktion. Das Angebot ist groß und Elko freut sich auf Sie!

So kommen Sie nach Elko, Nevada: Von Deutschland aus fliegen Sie am besten nach Salt Lake City in Utah. Von dort geht es weiter mit einem Leihfahrzeug, das Sie sich schon zuhause reservieren sollten. Von Salt Lake City bis Elko sind es ca. 226 Meilen bzw. ca. 360 km. Alternativ gibt es einen Anschlußflug nach Elko mit Delta Airlines. Elko Convention & Visitors Authority 700 Moren Way, Elko, NV 89801 Tel. 775-738-4091 www.elkova.com oder www.exploreelko.com California Trail Interpretive Center 1 Trail Center Way, Elko, NV 89801 Tel. 775-738-1849 * www.californiatrailcenter.org Geöffnet täglich Mittwoch bis Sonntag von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Eintritt ist kostenlos Photos: Elko CVB; California Trail Interpretive Center, Nevada Tourism Office 02/2016 Spirit of the West 31


Text: Walter Kreuzer

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ancher Mount Everest-Bezwinger vergleicht sein Gefühl auf dem höchsten Gipfel der Erde mit jenem, das er beim ersten Anblick des Grand Canyons in Arizona empfunden hat. Die Schlucht des Colorado ist sicher ebenso überwältigend wie weltberühmt, die tiefste Schlucht der USA ist sie allerdings nicht. Diesen Titel verdient der Hells Canyon des Snake Rivers an der Grenze zwischen Idaho im Osten sowie Oregon und Washington im Westen. Im Hells Canyon fließt der Fluss bis zu 2400 Meter unterhalb der benachbarten Höhen. Der Schutzstatus als National Wild and Scenic River in diesem Bereich lockt geschichtlich Interessierte ebenso wie jene, die wie wir auf ein feuchtes Abenteuer aus sind. Ob im Jetboot oder im Schlauchboot, für einen wilden Ritt auf den Wellen ist der Snake River immer zu haben.

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Die Sonne knallt erbarmungslos vom wolkenlosen Himmel über dem Hells Canyon. Die Temperaturen nähern sich an diesem Julimorgen unaufhaltsam der 40-Grad-Marke, als wir gegen 10.40 Uhr endlich ablegen. Die Tour mit Hells Canyon Adventures startet einen knappen Kilometer unterhalb des Hells Canyon Dam von dem gleichnamigen Bootsanleger. Eigentlich sollten wir längst unterwegs sein, doch unser Captain und Guide Mark hat den Start immer wieder verschoben. Wir warten auf eine Familie, die sich verspätet hat. So etwas kommt hin und wieder vor. Zum einen werden die Entfernungen und insbesondere die Fahrtzeiten durch die fast menschenleere Region zu der Staumauer häufig unterschätzt. Auf der anderen Seite stellen Gäste schlicht ihre Uhr falsch: Zwischen der in Oregon, wo das Boot ablegt, herrschenden Pacific Standard Time und der für Idaho – die letzten Straßenkilometer zum Damm verlaufen in diesem Bundesstaat - geltenden Mountain Standard Time ist eine Stunde Unterschied. Unterwegs quert man mehrfach die Staatsgrenze. Da kann man schon einmal durcheinanderkommen. Doch nun geht es los. Mit 18 Personen ist das Boot gut zur Hälfte gefüllt. „Die ersten weißen Siedler hier im Hells Canyon gaben ihm den Namen. Sie meinten, hier sei es heißer als in der Hölle“, erläutert Mark mit einem breiten Grinsen. Seine Zuhörer sind ausnahmslos froh, ein Dach über dem Kopf zu haben und während der Fahrt einer frischen Brise ausgesetzt zu sein. So ist die Hitze nicht zu spüren.

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Und dann ist es soweit. Wir nähern uns der ersten Stromschnelle. Die Brush Creek Rapids gehören zur Kategorie II. Sie sind relativ leicht zu durchfahren. Dabei soll es natürlich nicht bleiben. Etwas mehr haben wir uns schon erwartet. Schließlich ist der Snake River bekannt für seine Stromschnellen. Und wir werden nicht enttäuscht. Es dauert nicht lange, da kommt das Kommando des Captains, die Schwimmwesten anzulegen. Das ist so Vorschrift. Schließlich könnte jemand über Bord gehen. Tatsächlich müssen wir uns gut am Geländer festhalten und werden immer wieder kräftig durchgeschüttelt, als Mark das Jetboot durch die Wellen und Strudel steuert. „Heute haben wir Stromschnellen bis zur Kategorie IV. Das ist eine nette Frühlingsströmung“, sagt er. Wildwasser der Kategorie IV bedeutet, dass die Durchfahrten nicht ohne weiteres erkennbar sind. Hohe andauernde Schwalle, kräftige Walzen, Wirbel und Presswasser sowie versetzt im Stromzug angeordnete Felsblöcke und höhere Stufen mit Rücksog machen hier die Schwierigkeit für den Bootsführer aus. Der kennt sich natürlich aus und hat keine Probleme, wenngleich das Boot ab und zu einen Schlag abbekommt oder sich wie ein Motorrad in die Kurve legt. Dass ich irgendwann eine volle Breitseite Wasser abbekomme, die ins Boot hereinschwappt, kommt mir gerade recht: Mein Hemd ist nun völlig durchnässt und verschafft so eine zusätzliche Kühlung.


Zwischen den Stromschnellen fließt der Snake River ruhig in sanften Kurven durch das enge Tal. Felsformationen, Plateaus und Seitentäler wechseln sich ab. Sie sind erstaunlich grün. Daher ist es nicht wirklich verwunderlich, dass es bis in die 1970er Jahre hinein im Bereich des Hells Canyons eine ganze Reihe von Farmen gab. Die Familien lebten von Rindern und vor allem von Schafen. 1976 wurde die Gegend durch Präsident Gerald Ford unter Schutz gestellt, sein Nachfolger Jimmy Carter ließ später bestimmte Arten der Bewirtschaftung zu. Heute wird die 2640 Quadratkilometer umfassende Hells Canyon National Recreation Area durch die Forstverwaltung betreut. Die Wände des Canyons steigen zwar steil, aber nicht senkrecht an. Dennoch drängt sich der Vergleich mit dem berühmten Grand Canyon in Arizona auf. Der

wurde vom Colorado River - ähnlich wie der Hells Canyon vom Snake River - in Jahrmillionen in den Boden gegraben. Es gibt weitere Parallelen zwischen den beiden Gewässern, denen auf den ersten Blick ihre unbändige Kraft kaum anzumerken ist. Während der Colorado der bedeutendste Fluss im Südwesten der USA und für die Bewässerung weiter Gebiete etwa in Arizona oder Kalifornien unentbehrlich ist, gilt Ähnliches für den Snake River mit Bezug auf den Nordwesten. Beide werden an etlichen Stellen durch Dämme gezähmt und sowohl für die Landwirtschaft als auch die Stromerzeugung nutzbar gemacht – und beide entspringen in einem Nationalpark. Beim Colorado liegt die Quelle im Rocky Mountains Nationalpark im Westen Colorados, beim Snake ist es die „Mutter aller Nationalparks“, also der Yellowstone in Wyoming. 02/2016 Spirit of the West 35


Folgen wir dem Verlauf seiner 1700 Kilometer bis zum Zusammenfluss mit dem Columbia River, der nach weiteren gut 500 Kilometern nördlich von Portland in den Pazifik mündet: der Snake entspringt an der kontinentalen Wasserscheide. Auf seinem Weg nach Süden fließt er durch den Grand Teton Nationalpark und ist später in Idaho Namensgeber einer Ebene, die über 600 Kilometer in einem weiten Bogen die Region prägt. An den Städten Idaho Falls, Pocatello, Twin Falls und der Hauptstadt Boise vorbei nähert sich der Fluss – immer wieder durch Staudämme gebändigt – Oregon, wo er die Grenze zwischen den beiden Bundesstaaten bildet. Hier, südlich und damit flussaufwärts von Lewiston, hat sich der Snake River tief in den Felsen eingegraben und bildet den Hells Canyon. Mit bis zu 2410 Metern zählt dieser zwar zu den tiefsten von einem Fluss geschaffenen Schluchten der Erde und übertrifft in dieser Hinsicht den Grand Canyon um das Eineinhalbfache. Mit dessen schier atemberaubenden Weite kann sich der Hells Canyon aber nicht vergleichen, wenngleich die Höhenzüge in Idaho und Oregon bis zu 16 Kilometer auseinanderliegen. Dabei gibt es eine

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weitere Parallele zum Grand Canyon: die beiden Ränder sind unterschiedlich hoch. Der Snake River fließt etwa 1600 Meter unterhalb des westlichen Randes, aber bis zum östlichen Rand geht es 2300 Meter nach oben. Oberhalb der Rush Creek Rapids bietet der Hat Point Lookout einen spektakulären Blick auf den Canyon. Mit 2128 Metern ist der Aussichtspunkt die höchste Stelle auf der Oregon-Seite der Schlucht. Die Bedeutung des Snake Rivers wird auch dadurch unterstrichen, dass der Fluss und seine Zuflüsse auf einer Länge von 670 Kilometer als National Wild and Scenic River unter Schutz gestellt sind. Große Teile dieser Strecke liegen im Yellowstone und Grand Teton Nationalpark. Weitere 107 Kilometer beginnen dank Gerald Ford unterhalb des Hells Canyon Dams und umfassen den Hells Canyon of the Snake River, der hier obendrein Teil des gleichnamigen National Recreation Area ist. Der Status als Wild and Scenic River soll die landschaftliche Schönheit sowie kulturelle und historische Bedeutung, den hohen Freizeitwert, geologische Besonderheiten oder eine schützenswerte Tier- und Pflanzenwelt unterstreichen und bewahren.


Mark hat eine ganze Reihe Geschichten auf Lager, die von den Schicksalen jener Familien handeln, die einst im Canyon lebten. Von den Farmen ist zumeist nicht mehr viel übrig, einige werden heute als Camps der Aurüster genutzt, die mehrtägige Rafting- oder Angeltouren auf diesem Abschnitt des Snake Rivers anbieten. Eine der bekanntesten ist die Kirkwood Ranch, wo ein kleines von der Forstverwaltung betriebenes Museum einen Einblick in das karge Leben und die Arbeit auf einer Ranch im Hells Canyon der 1930er Jahre gewährt. Gezeigt werden auch Fundstücke, die von der Besiedlung der wegen der milden Winter sowie der Vielfalt an Pflanzen und Wild attraktiven Schlucht durch Indianer zeugen. Piktogramme und Felszeichnungen an den Wänden des Canyons berichten von Siedlungen etwa der Nez Perce. In den 1860er Jahren wurde in der Gegend Gold gefunden. Es dauerte nicht lange und Glücksritter bevölkerten die Schlucht. Allerdings lohnte sich die Suche kaum. Von den 1880er Jahren an ließen sich viele Siedler als Farmer oder Rancher nieder. Der Großteil von ihnen gab bald auf, wenngleich noch heute innerhalb des Schutzgebietes einige Ranches bewirtschaftet werden.

ein Reh von saftigen Halmen. Außer dem Reh sehen wir unterwegs einen Weißkopfseeadler. Das US-amerikanische Wappentier lässt sich vor uns auf einem Baum nieder. Von dort aus beobachtet der Greifvogel, wie Mark das Boot über eine der Stromschnellen steuert. Auch anderes Gefieder ist zu sehen, während sich diesmal weder Hirsche noch Steinböcke oder Bären am Ufer blicken lassen.

Wir legen an der Kirkwood Ranch unsere Lunch-Pause ein. Von der Anlegestelle aus schlendern wir an einem Feld mit wildem Getreide, gelbgrünem Gras und einigen altertümlichen Eggen, Pflügen und anderen Landmaschinen vorbei zu besagtem kleinen Museum. Neben einem von Schatten spendenden Bäumen gesäumten Bach nascht 02/2016 Spirit of the West 37


Für uns heißt es nach der Stärkung, den Rückweg anzutreten – doch vorher steht eine Abkühlung an. Dem klaren, aber eisig kaltem Wasser des Snake River ist bei dieser Bullenhitze einfach nicht zu wiederstehen. Nach einigen Runden drängt Mark zum Aufbruch. Vor uns liegen zwei weitere Stunden mit kurzweiligen Geschichten und gut einem halben Dutzend Stromschnellen, die meisten der Kategorie IV, die auf Namen hören wie Sheep Creek, Bills Creek und Rush Creek oder auch Wild Sheep. Als wir schließlich wieder unterhalb des Hells Canyon Dams anlegen, ist es später Nachmittag. Das luftige Jetboot tauschen wir nun mit dem von der Sonne aufgeheizten Auto – und sind froh, dass die Klimaanlage funktioniert. Fast eine Stunde brauchen wir für die 35 Kilometer auf einer engen Straße, die sich am Stausee entlang nach Oxbow schlängelt. Immer wieder legen wir einen Stopp ein, um die atemberaubende Landschaft zu genießen und die Wassersportler zu beobachten, die zum Teil auf Wasserskiern hinter ihren Booten über den See flitzen. Die Tour von Hells Canyon Adventures mit Start am Damm – dem untersten von drei, die in dieser Gegend südlich der Schlucht den Snake River zur Stromerzeugung nutzen – ist eine von mehreren Alternativen für eine Bootstour durch den Hells Canyon. Ein anderer Startpunkt ist die Stadt Lewiston. Sie liegt in Idaho am nördlichen Eingang zum Hells Canyon und lässt sich gut in eine Rundreise durch Montana, das nördliche Wyoming und eben Idaho einbinden. Für uns kommt diese Variante diesmal nicht wirklich in Frage, da wir in Oregon unterwegs sind und uns von dieser Seite her Oxbow nähern. Bei der kleinen Siedlung treffen die Idaho Road 71 sowie die Oregon Road 86 aufeinander. 38 Spirit of the West 02/2016

Angesichts der Abgeschiedenheit des Hells Canyon Dam will gut überlegt sein, wo man vor und nach dem Ausflug mit dem Jetboot übernachtet. Mehrere Stunden Autofahrt sollte man einkalkulieren. Wir sind letztlich froh, dass wir nach einer Nacht im altehrwürdigen Geiser Grand Hotel der Kreisstadt Baker City einen weiteren Stopp in der Cornucopia Lodge eingelegt haben. Auf dem Weg nach Halfway fahren wir durch fruchtbares Weideland und haben schon bald die Wallowa Mountains vor uns. Das Haupthaus und die sechs weitläufig auf dem Gelände verteilten Hütten der elf Meilen außerhalb der Ortschaft gelegenen kleinen Lodge sind von der Eagle Gap Wilderness und den Überresten des einstigen Goldgräbernestes Cornucopia umgeben. Die meisten der gut ein Dutzend erhaltenen Gebäude werden als Sommerhäuser genutzt. Von hier zum Ausgangspunkt unserer Wildwasserfahrt sind es etwa eineinhalb Stunden.


Deutlich länger brauchen wir nach der Tour für die 99 Meilen – knapp 160 Kilometer – durch die dicht bewaldeten Wallowa Mountains nach Enterprise. Neben ausgedehnten Bauarbeiten, die nur eine langsame Fahrt ermöglichen, sowie die zahlreichen Serpentinen, die sich die Straße mehrfach hinauf bis zur Baumgrenze und dann ins nächste Tal windet, hat die lange Fahrzeit noch einen angenehmen Grund: wir machen einen Abstecher hinauf zum Hells Canyon Overlook. Der liegt etwa fünf Kilometer abseits der

Hauptroute und bietet einen überwältigenden Blick über den Hells Canyon und die Seven Devils Mountains drüben in Idaho. Hier kommt wieder der Gedanke an den Grand Canyon auf. Herrschen dort die Rot- und Brauntöne vor, so wird der Hells Canyon von den unterschiedlichsten Facetten der Farbe Grün beherrscht. Nur den Snake River sehen wir von hier oben nicht. Er fließt verdeckt von Vorsprüngen im Gelände tief unten in der Schlucht.

So kommen Sie zum Hells Canyon: Von Deutschland aus fliegen Sie am besten nach Seattle oder Portland. Ein Abstecher zum Hells Canyon lässt sich gut in eine Rundreise durch Oregon und/oder Idaho/Washingtons einbetten. Der direkte Weg von Seattle führt auf Interstate 90 über Yakima zur Grenze nach Oregon und dort über Interstate 84 nach Baker City. Auf der Oregon 86 geht es dann nach Osten über Halfway und Oxbow zum Damm. Für die 460 Meilen werden etwa achteinhalb Stunden Fahrtzeit benötigt. Die Alternative mit Startpunkt in Portland führt auf Interstate 84 nach Baker City, wo sie auf die beschriebene Route trifft. Die 390 Meilen sind in siebeneinhalb Stunden zurückzulegen. Es bietet sich von Portland aus zudem eine südliche Route an, die auf dem Highway 26 über Johan Day in sieben Stunden nach Baker City führt. Baker County Tourism – Base Camp Baker PO Box 861, Baker City, OR 97814 Tel.: 541-523-1589 * www.basecampbaker.com Hells Canyon Adventures PO Box 159, Oxbow, OR 97840 Tel.: 541-785-3352 * www.hellscanyonadventures.com Cornucopia Lodge PO Box 608, Halfway, OR 97834 Tel.: 541-742-4500 * www.cornucopialodge.com Visit Lewis Clark Valley 847 Port Way, Clarkston, WA 99403 Tel.: 509-758-7489 * http://visitlcvalley.com LCSC Center for Arts and History 415 Main St., Lewiston, ID 83501 Tel.: 208-790-8168 * http://visitlcvalley.com Photos: Beate Kreuzer; Baker County Tourism; 02/2016 Spirit of the West 39


Photo: Prescott Office of Tourism

Nostalgische Betten in Prescott Text: Sonja Stimmer 40 Spirit of the West 02/2016


I

m amerikanischen Westen gibt es viele historische Hotels, die entweder aus der Ära des Eisenbahnbaus oder der Glanzzeit der legendären Route 66 entstanden sind. In Prescott, Arizona befinden sich gleich mehrere davon. Trotz moderner Ausstattung und Annehmlichkeiten findet man noch den nostalgischen Flair des alten Westens in den Hotels.

Hauptanziehungspunkt. Die malerischen und größtenteils makellos erhaltenen viktorianischen Häuser gehören zu den meist fotografierten Sehenswürdigkeiten der Stadt. An der Westseite der Plaza, reihen sich Bars und Restaurants, die zusammen die berühmte Whiskey Row ergeben. Mitten im Geschehen befindet sich unser erstes historisches Hotel.

Was den meisten Menschen zuerst in den Sinn kommt, wenn sie Arizona hören, ist das klassische Bild des Westerns. Cowboys, Indianer, Pferde, Goldgräber und Schießereien. Cowboys und riesige Rinder-Ranches findet man hier noch immer und auch die Goldsuche gehört weiter zur Kultur des Staates. Fragmente des Wilden Westens und der Charme der Vergangenheit ist über das weite Land verstreut. Man muss einfach nur wissen, wo man suchen soll. Fündig wird man in Prescott, der ersten Hautstadt des Territoriums Arizona im Jahre 1864. Altes und Neues ist auf eine ganz besondere Art vermischt. Courthouse Plaza, ein nach klassischem Vorbild entworfener Stadtplatz, mit hübschen und ausgefallenen Geschäften umgeben, ist

Photo: Prescott Office of Tourism

The Grand Highland Hotel

Das kleine Boutique Hotel stammt aus dem Jahre 1903. Es ist ein echter Familienbetrieb mit Tradition, der über Jahrzehnte gewachsen ist. Die Hinson-Familie verwöhnt ihre Gäste mit ehrlicher Gastfreundschaft, Herzlichkeit und bestem Service. Die gemütliche kleine Lounge und Lobby laden schon bei der Ankunft zum Verweilen ein und versprechen einen angenehmen Aufenthalt. Kein Wunder, dass der amerikanische Schauspieler und Filmproduzent Steven Seagal zu den Gästen gehört.

Am 8. Mai 2012 mussten die Hinson’s allerdings einer großen Herausforderung ins Auge schauen. Ein Hotelbrand, verursacht durch einen Kurzschluss, zerstörte Einrichtung und einen Teil der Bausubstanz. Auf der Montezuma Street waren 60 Feuerwehrmänner im Einsatz, die versuchten zu retten was geht. Der Schaden war heftiger als erwartet. Doch mit amerikanischem Unternehmergeist, Versicherungsmitteln und Einfallsreichtum krempelten sie die Ärmel hoch und planten den Neuaufbau. Leider verursachten nicht nur Feuer- und Wasserschaden Probleme, auch die Tatsache, dass das Gebäude über 100 Jahre alt ist, erforderte erhebliche, den heutigen Bauvorschriften entsprechende, Anpassungen. Nancy und Howard Hinson gaben nicht auf sondern hatten schon konkrete Vorstellungen, wie das „neue“ Highland aussehen soll. Familienarbeitseinsatz und Zusammenhalt waren angesagt. Schwiegersohn Rey und Neffe Jesse rissen verbrannte Teppichböden heraus, Freunde halfen beim Entsorgen der Überreste. Nach aufwendigen Umbaumaßnahmen kam der kreative Teil und die weibliche Seite zum Zug. Mutter und Tochter lebten ihre künstlerischen Adern in vollen Zügen aus. Nach einem Jahr wurde neu eröffnet. 02/2016 Spirit of the West 41


Heute ist jeder der 12 Räume ein Unikat und thematisch anders gestaltet. Farben und Backsteine beeinflussen die Wahrnehmung und überzeugen mit Einfallsreichtum. Funktion, Anordnung und Stil orientieren sich an der Geschichte der Stadt. Von Goldsuche über Rodeo bis zu Indianern ist alles thematisiert. Möbel und Accessoires sind mit viel Liebe ausgewählt, klassisch oder modern, verspielt und romantisch, aber niemals langweilig. Viele dieser Stücke stammen hauptsächlich aus Antikläden, um die Geschichte und Kultur der Vergangenheit zu bewahren. Die Badezimmer sind ein gelungener Mix aus Alt und Neu. Sie sind teilweise mit freistehenden Nostalgiebadewannen ausgestattet, die an die guten alten Tage erinnern. Zeitgemäßes darf nicht fehlen, WLan und Flatscreen-Fernseher gehören ebenfalls zum Standard. Ein kleines Frühstücksbuffet in der Lobby erwartet die Gäste am Morgen und der tägliche Nachmittagstee mit selbstgebackenen Keksen kommt bei jedem Besucher gut an.

Wer einen vollkommenen Ort für die emotionalsten Augenblicke im Leben sucht, findet im Grand Higland den passenden Rahmen. Der Innenhof ist der ideale Platz für jedes Fest. Nancy Hinson hilft bei der Organisation von Geburtstag bis Hochzeit und macht die schönsten Tage im Leben zu einem unvergesslichen Ereignis.

Hotel Vendome

Das Hotel Vendome wurde 1917 erbaut und ist ein hervorragendes Beispiel für die Architektur der spätviktorianischen Epoche, wo sich Bauherren frei fühlten Elemente mit anderen Bauformen zu mischen. Die typischen Merkmale sind dekoratives Holz-Schnitzwerk im Innen- und Außenbereich und prunkende Veranden. 20 extravagante Zimmer auf zwei Etagen ehren das viktorianische Zeitalter, aber auch modernes Design ist geschickt miteinbezogen. Stimmungsvolle Beleuchtung, ausgefallene Möbel und exquisite Requisiten setzen Akzente. Ruhe und Geborgenheit, verbunden mit familiärer Atmosphäre, werden von den Gästen gerne in Anspruch genommen. Vergangenes wird gegenwärtig, alte Tradition erwacht zu neuem Leben und man fragt sich, wer in diesen Gemäuern einst gelebt hat. Besondere Fragen wirft Raum Nr. 16 auf. Vorsicht hier spukt’s nämlich! Die Medien und auch Hotelgäste sind sich einig. Die Geister von Abby und ihrer Katze Noble haben das Hotel nie verlassen. Die Geschichte überliefert, 42 Spirit of the West 02/2016

dass Abby an Tuberkulose erkrankt war. Ihr Mann machte sich auf den Weg um Medikamente zu besorgen und ist nie wieder zurückgekehrt. Was mit ihm geschah, bleibt bis heute ungeklärt. Das Herz der verlassen Ehefrau war gebrochen und sie weigerte sich zu essen und zu trinken, bis sie 1921 im Alter von 33 Jahren starb. Seitdem bewegen sich Kleiderbügel im Schrank, Gerüche von Parfüm füllen den Raum, Katze oder Frauchen sitzen auf dem Bett, manchmal spricht Abby mit Gästen oder wandelt durch die Hallen. Die Liste der Erlebnisse ist lang. Zu Ehren der Katze hinterließen Besucher jede Menge Spielsachen und Utensilien, aus der eine kleine Sammlung entstand, die man in Zimmer 16 bewundern kann. Nach einer Umfrage des Statista-Portals glauben nur 79,7 Prozent der Deutschen an Geister. Was glauben Sie? Von der Wahrheit überzeugen Sie sich am besten vor Ort. Für alle diejenigen, die nicht auf Geistersuche sind, verspricht das Vendome einen friedlichen Aufenthalt. Die Terrasse ist ein beliebter Treffpunkt, um sich bei einem Tee oder Kaffee zu entspannen. Die Fremont Bar in der Lobby serviert Bier und Wein bei sanfter Musik, im Sommer sollte man unbedingt den Haus-Sangria probieren.


Hassayampa Inn

Ein weiteres herausragendes Hotel, mitten in Prescott, ist das Hassayampa Inn, das 1927 eröffnet wurde. Die Bürger der Stadt sowie verschiedene Investoren kauften damals Geschäftsanteile in unterschiedlicher Höhe, um ein Grand Hotel zu erstellen, in dem sich Menschen von der Hektik des Alltags erholen konnten. Mit vielen einzigartigen Besonderheiten, wertvollen Gemälden und Wandmalereien zieht der prunkvolle Backsteinbau noch immer internationales Publikum an. Zu den berühmten Gästen der Vergangenheit zählen Will Rogers, Greta Garbo, Clark Gable und Georgia O’Keeffe. Auch heute noch trifft man Hollywood Schauspieler wie Kim Basinger oder Tom Selleck sowie Politiker wie George W. Bush in diesem historischen Hotel. Das Hassayampa Inn zählt zur Gruppe der 200 „National Trust Historic Hotels“ in den USA. Sie werden in den Verbund nur dann aufgenommen, wenn sie den Vorgaben des Denkmalschutzes gerecht werden. Das Gebäude gilt als Musterexemplar der Stadt. Das historische Erbgut wurde sowohl bei Innen- wie Außenfassaden erhalten. Wer hier wohnt ist nicht nur von Luxus umgeben, sondern spürt die Entwicklungsgeschichte. Das Interieur besticht mit stilvollem Dekor, elegantem Mobiliar und antiken Raumdeckenverzierungen aus dem architektonischen Lehrbuch. Eher klassisch und modern gehalten sind Tagungsräume, Büro- und Fitnessraum. 67 Zimmer sind mit jeglichem Komfort eines 3 Sterne Hotels ausgestattet. Sie spiegeln die gastfreundliche Philosophie des Hotels wider. Warme Naturmaterialen und ein gelungenes Wohlfühlkonzept sorgen dafür, dass man rundum zufrieden ist. Jeder Raum ist unterschiedlich und unvergleichlich. Alle Badezimmer wurden im Lauf der Jahre erneuert und entsprechen heutigem Standard.

Eine besondere Attraktion des Hauses ist der historische Fahrstuhl. Transport ist allerdings nur mit Hotelpersonal möglich. Die Fahrt wird zu einem schönen Erlebnis in historischer Kulisse. Danach gönnen Sie sich am besten ein gastronomisches Abenteuer im Peacock (Pfau) Restaurant, das 2012 komplett renoviert wurde und durch seine Art Deco Eleganz den Hauch von Nostalgie vermittelt. Farbintensität und kostbare Materialen prägen den Kunststil. Gerade Linien und geometrische Formen ohne Schnörkel bilden einen Kontrast zum Rest der Lokalität. Tiffany Lampen sorgen für ein lauschiges Ambiente. Das Menu ist ein kulinarischer Streifzug internationaler Spezialitäten. In der angrenzenden Lobby Bar werden die Sinne mit individuellen Cocktailwünschen berauscht. Gestresste Seelen finden in der traumhaften Gartenanlage mit mediterranen Arkaden und Pavilions verdiente Entspannung. Das Hotel wurde nach dem Hassayampa Fluß benannt, der sich nördlich von Prescott befindet und dessen längster Teil seiner 100-Meilen Reise auf mysteriöse Weise unter der Oberfläche versinkt. Das Apachen-Wort „Hassayampa” bedeutet frei übersetzt „der Fluß, der sich selbst verliert“ – wie passend für einen Ort, an dem sich Gäste erfrischen und entspannen können. Alle drei Hotels liegen an der Route von Prescott’s beliebter „4th of July“ Parade, die jedes Jahr Tausende von Besucher aus nah und fern anlockt.

INFO Von Deutschland aus fliegen Sie am besten nach Phoenix. Von dort aus geht es weiter mit Anschlussflug zum Prescott Municipal Airport oder mit einem Leihwagen, den Sie bereits zuhause reservieren sollten. Prescott Besucherzentrum 117 W.Goodwin Street, Prescott, AZ 86303 Tel: 928-445-2000 * www.prescott.org The Grand Highland Hotel 154 S. Montezuma Street, Prescott, AZ 86303 Tel: 928-776-9963 * www.grandhighlandhotel.com Hotel Vendome 230 S. Cortez Street, Prescott, AZ 86303 Tel: 928-776-0900 * www.vendomehotel.com Hassayampa Inn 122 E. Gurley Street, Prescott, AZ 86301 Tel: 928-778-9434 * www.hassayampainn.com 02/2016 Spirit of the West 43



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