Spirit of the West magazine

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Reise

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Lifestyle

3/2014 Juli, August, September

Abenteuer

Gourmetreise auf Schienen Napa Valley Wine Train

Abenteuer in Utah

Lake Powell

Canyons und Küsten ohne Ende SOTW June 2014.indd 1

www.spiritofthewestmagazine.com

„The Wave”

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Liebe Leserinnen, liebe Leser, Nachdem wir in den vergangenen Jahren immer wieder darauf angesprochen wurden, sowohl von Ihnen, wie auch den Tourismus Behörden, ob wir nicht doch Californien mit ins Magazin nehmen könnten, haben wir uns nun entschlossen, dies zu tun. Bereits in der letzten Ausgabe kündigten wir an, dass im Laufe des Jahres ein paar neue Staaten des US-Westens in Spirit of the West Magazine vorgestellt werden. Californien ist einer davon. Bleiben Sie aber gespannt, es kommt noch mehr. Fortsetzung folgt... Sie haben es sicher auch gleich bemerkt, dass wir unser Aussehen etwas verändert haben. Da sich Spirit of the West Magazine nun nicht mehr ausschliesslich nur mit dem „Wilden” Westen beschäftigen wird, mussten wir das etwas anpassen. Aber keine Sorge, auch in den neuen Regionen geht es manchmal „wild” her. Für diese Ausgabe haben wir uns hauptsächlich in den traumhaften Gegenden des Südwestens aufgehalten. Ganz besonders im Süden Utahs bzw. Norden Arizonas. Dort gibt es so ziemlich die grösste Ansammlung von faszinierenden Canyons und Abenteuermöglichkeiten. Angefangen mit einem der schönsten Seen, Lake Powell. Die endlosen Seitencanyons kann man mit Boot oder Kajak erkunden. Weiter westlich gibt es eine Anzahl von faszinierenden Felsformationen – die Wave sowie die etwas einfacher zugänglichen White Pockets. Etwas weniger bekannt aber trotzdem sehenswert ist der Snow Canyon mit seinen bizarren roten Sandsteinformationen. Heisse Quellen haben wir in der Four Corners Region gefunden, in dem idyllischen Pagosa Springs. Unser Neuzugang Californien präsentiert sich mit dem Napa Valley Wine Train. Wir haben noch viel mehr, schauen Sie einfach rein. Und wenn Sie online sind, freuen wir uns, wie immer, über Ihren Besuch und Kommentar auf unserer Facebook Seite www.facebook.com/SpiritoftheWestMagazine Viel Spass beim Lesen, herzlichst Ihre

Sonja Stimmer Spirit of the West 3

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Utah – Jenseits der „Wave”

Ein Auswahlverfahren macht es nicht einfach diesen gigantischen Felsen zu erkunden. Deshalb besuchten wir eine der vielen anderen, und genauso faszinierenden Felsformationen der Gegend.

24 Utah – Snow Canyon

Er ist weniger bekannt, dafür aber um so sehenswerter. Der State Park bietet seinen Besuchern einzigartige Eindrücke, bizarre Felsformen und feuerrote Farben.

30 Arizona/Utah – Lake Powell

Saphirblau schimmerndes Wasser, in dem sich die Sandsteinfelsen der zerklüfteten Ufer mal weisslich bis hellgelb, dann wieder blassrosa bis leuchtend rot widerspiegeln - so präsentiert sich der Lake Powell bei Page, im Grenzgebiet von Arizona und Utah.

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Titelbild: Utah Office of Tourism Photo: Page/Lake Powell Tourism

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Californien – Napa Valley Wine Train

Die lukullische Nostalgiefahrt auf Schienen bietet eine entspannte Atmosphäre, Gourmet Speisen und erlesene Weine.

– White Stallion Ranch 40 Arizona Cowboyspiele mitten in der Sonora Wüste. Eine klassische Dude Ranch.

48 Colorado – Pagosa Springs

Heisse Quellen, heilende Wasser und eine fantastische Umgebung findet man in diesem idyllischen Ort der „Four Corners” Region.

60 New Mexico – Los Poblanos Historic Inn & Organic Farm Romantik, Nostalgie und ein Hauch von Provence, mitten in New Mexico.

Wild West Rubriken 3 Editorial

6 Open Trail

58 Country Music

66 Impressum

Photos: Russ Johnson; Sonja Stimmer; Judson Rhodes

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News United Airlines jetzt non-Stop von München nach Houston Seit April fliegt United Airlines täglich non-Stop von München nach Houston und verbindet somit die bayrische Hauptstadt mit der viertgrössten Stadt der USA. Nach Houston fliegt United mit einer Boeing 767-400, die 242 Sitzplätze bietet, darunter 39 Business, 203 Economy, davon 70 Economy Plus Sitze mit mehr Beinfreiheit. Die neuen Flüge ergänzen das tägliche Nonstop-Angebot zwischen Frankfurt und Houston, das sowohl von United wie auch deren Joint-Venture-Partner Lufthansa durchgeführt wird. Flug 105 verlässt München um 9.30 Uhr und erreicht Houston um 14.20 Uhr am gleichen Tag; der Rückflug 104 fliegt täglich um 16.10 Uhr ab Bush International und kommt am nächsten Tag um 9.05 Uhr am Münchner Franz Josef Strauss Flughafen an. Houston ist ein optimaler Umsteigeort, um von dort aus in den Westen der USA zu gelangen. Der neue Flug bietet auch eine hervorragende Gelegenheit, die texanische Stadt zu erkunden, bevor es weiter geht. Mehr Info unter www.united.com

SLS Las Vegas Hotel, Nevada Ein weiterer Luxustempel für Las Vegas. Wo sich früher Legenden wie Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. die Klinke, oder besser die Cocktails, in die Hand gaben, wird ab sofort Raffinesse, Eleganz und Luxus herrschen. Aus dem ehemaligen Sahara Hotel und Casino, dem einzigen Las Vegas Hotel, in dem die Beatles übernachteten, wurde SLS Las Vegas. Das neue Hotel bietet über 1600 Zimmer und Suiten, zwei grosse Swimming Pools mit Lounges, Casino mit 800 Spielautomaten und 80 Spieltischen, mehrere erstklassige Restaurants wie The Bazaar und The Griddle Cafe sowie Nachtclubs wie z.B. die Nachbildung der momentan angesagtesten LA Bar, The Sayers Club. Im Fitness Studio kann man seinen persönlichen Trainer buchen und das Spa offeriert eine Vielzahl an unterschiedlichen Behandlungen. Hochkarätige Designer wie Philippe Starck, der als Consultant fungierte; Küchenchefs wie José Andrés sowie Master Sushi Chef Katsuya Uechi runden das Angebot ab. SLS Las Vegas, 2535 S. Las Vegas Blvd, Las Vegas, NV 89109 * Tel: 702-737-2111 * www.slslasvegas.com

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Grand Canyon River Rafting, Arizona Aufgrund der steigenden Nachfrage werden seit März die Hualapai River Runners Rafting Touren auf dem Colorado jetzt ganzjährig angeboten. Die neue „Upriver” Tour dauert etwas mehr als eine Stunde, und bietet den Gästen einen einmaligen Einblick in die Schönheit und Geschichte des mächtigen Colorados sowie des Hualapai Indianerstammes. Die indianischen Tour guides werden über die Ursprünge der Hualapais und ihrer historischen Reise entlang der Flussufer erzählen. Die ganztägige Informations- und Bildungstour gibt es nur in Englisch. Seit 1988 hat der Hualapai Indianerstamm, der seit 1883 auf diesem Land lebt, jedes Jahr Millionen von Besuchern willkommen geheissen. Zu ihrem Besitz gehören auch eine nahe gelegene Lodge, Ranch, Rafting Unternehmen sowie der Grand Canyon Skywalk. Eine frühzeitige Reservierung der Rafting Touren ist empfohlen. Mehr Info gibt’s auf der Webseite www.grandcanyonwest.com oder Tel: 888-868-9378 (gebührenfrei in USA).

Kostenloses Internet in Loews Hotels Die wenigsten Luxushotels bieten kostenlosen Internetzugang. Nicht so die Loews Gruppe. Prompter, zuverlässiger Internetzugang gehört mittlerweile zu einer notwendigen und vom Gast erwarteten Ausstattung eines jeden Hotels. Seit Ende Januar 2014 können die Gäste der 18 US Loews Hotels in ihren Zimmern und Suiten nun nach Herzenslust im Internet surfen – kostenlos. Damit ist Loews eine der ersten Hotelketten der oberen Kategorie, die diesen Service anbieten. Im Westen der USA finden Sie ein Loews Hotel in Tucson, Arizona sowie mehrere in Californien. Mehr Info unter www.loewshotels.com

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Events Chihuly Skulpturen, Denver, Colorado Zum ersten Mal wird es in der Rocky Mountain Gegend eine Freiluft-Ausstellung von Kunstwerken des berühmten amerikanischen Künstlers Dale Chihuly geben. Seine dramatischen Skulpturen sind seit Mitte Juni im Botanischen Garten von Denver zu sehen. Die dynamischen Glasskulpturen werden auf dem gesamten Gelände verteilt ausgestellt. Lichtveränderungen werden sich in dem Glas entsprechend widerspiegeln, so dass sie zu jeder Tages- oder Nachtzeit bzw. auch bei unterschiedlichem Wetter faszinieren. Dale Chihuly hat aus dem typischen und ursprünglichen Handwerk mit Glas eine Kunst daraus gemacht. Er ist bekannt für seine anspruchsvollen architektonischen Installationen, die weltweit in Museen und Gärten ausgestellt sind. Denver Botanic Garden gilt als einer der besten Botanischen Gärten in den USA. Die Ausstellung der Chihuly Skulpturen ist bis 30. November 2014 zu sehen. Eintritt $15; Senioren ab 65 Jahre $12.00; Kinder 3-15 Jahre $9. Denver Botanic Garden, 1007 York Street, Denver, CO 80206 Tel: 720-865-3501 * www.botanicgardens.org

Photo: Allan Houser Inc.

Museum of Indian Arts & Culture, Santa Fe, New Mexico Das Museum für Indianische Kunst und Kultur (MIAC) ehrt den 100. Geburtstag des weltweit renommierten Künstlers und Lehrers Allan Houser mit einer Ausstellung von Outdoor-Skulpturen: Footprints: The Inspiration and Influence of Allan Houser, zeigt Werke von Bildhauern, die von Allan Houser inspiriert oder beeinflusst wurden, sei es als Student, Mentee, Schützling oder Künstler. Die kleine Ausstellung von bis zu 15 Arbeiten, wird vom 3. August 2014 bis 1. Juni 2015 auf der Milner Plaza, vor dem MIAC, statt finden und zusammen mit dem Museum of International Folk Art veranstaltet. Footprints ist eine Hommage an die Artistik und das Vorbild von Allan Houser sowie die wachsende Anzahl von Native American Skulpturen der letzten 100 Jahre. Eintritt $9; Kinder unter 16 Jahren frei. Museum of Indian Arts and Culture, 710-708 Camino Lejo, beim Old Santa Fe Trail, Santa Fe, NM 87504 Tel: 505-476-1250 * www.IndianArtsandCulture.org

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Photo: Sturgis Motorcycle Rally

Sturgis Motorcycle Rallye Sturgis – der Klassiker unter den Motorradtreffen. Die 74. Rallye findet vom 4. bis 10. August 2014 statt und ist eines der grössten Ereignisse in South Dakota. Ca. 400.000 Besucher werden erwartet, die das kleine Städtchen aus allen Nähten platzen lässt. Im Gegensatz zu früher kommen immer mehr individuelle Motorrad Fans als Clubs. Mittlerweile ist die Rallye auch angewachsen und bietet weitaus mehr als nur zwei Rennen. Heute gibt es zwei ½-Meile-Rennen, zwei Bergrennen, vier Kurzbahn-Rennen, Veranstaltungen, Konzerte und eine Besichtigungstour in die Umgebung. Reservierungen sollten frühzeitig vorgenommen werden. Info unter www.sturgis-sd.org * www.sturgismotorcyclerally.com oder Tel. 605-347-2556 * 605-720-0800

ARTOCADE 2014, Trinidad, Colorado Der Schwerpunkt dieses wilden und kunstvoll verrückten Wochenendes liegt auf der Parade, die mehr einer rollenden Galerie gleicht. Künstlerisch gestaltete Autos, Fahrräder, Motorräder, Golfwagen, Traktoren und verschiedene, undefinierbare Beförderungsmittel werden durch die Stadt rollen. Nach der Parade werden sämtliche Fahrzeuge zur Schau gestellt, wo Interessierte hautnah die verrückten Meisterwerke betrachten können; die entsprechenden Künstler stehen Rede und Antwort. Entsprechende Festivitäten finden an allen drei Tagen statt. In den historischen Gebäuden von Trinidad gibt es zahlreiche Ausstellungen und Shows, die sich mit der „All American Obsession” (der amerikanischen Besessenheit) befasst, dem Automobil. Galerien, Museen, Geschäfte und andere Einrichtungen werden mit Kunst „rund ums Auto” verschönert. Artocade findet vom 12. bis 14. September 2014 statt. Mehr Info unter www.artocade.com oder www.historictrinidad.com Spirit of the West 9

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Custer State Park Buffalo Roundup, South Dakota Vom 26. bis 28. September 2014 findet das jährliche Buffalo Roundup & Arts Festival im Custer State Park statt. Custer State Park befindet sich in den Black Hills von South Dakota. Der Park ist die Heimat von ca. 1500 frei laufenden wilden Bisons, hat vier Bergseen und unzählige Möglichkeiten zum Wandern, Radfahren und Bergsteigen. Ausser den Bisons gibt’s jede Menge wilder Tiere, am besten von der Wildlife Loop Strasse aus zu beobachten. Im Park gibt’s mehrere Übernachtungsmöglichkeiten – vom einfachen Camping am Fluss bis hin zu voll ausgestatteten Lodges. Ausserdem können Sie im Custer State Park an verschiedenen Programmen teilnehmen wie z.B. Geschichts- und Naturprogramme bzw. auch Reiten, Kanu fahren, Mountain biking, Fliegenfischen und Klettern. Das Roundup findet am Freitag statt. Nach dem Roundup werden die Bisons dann gebrandmarkt, geimpft und für den Verkauf im November aussortiert. Am Wochenende wird beim Roundup Art Festival interessantes an Kunst und Kleinhandwerk von lokalen Künstlern angeboten. Das Kunstfestival ist gleich neben der Custer State Park Game Lodge aufgebaut. Mehr Info gibt’s unter www.custerstatepark.info http://gfp.sd.gov/state-parks/directory/custer/events/buffalo-roundup/default.aspx oder Tel: 605-255-4515

Country Musik Star Lee Ann Womack kommt nach Scottsdale. Die Grammy-Gewinnerin mit der silbrig klaren Stimme ist bekannt für ihre innigen und ehrlichen Texte sowie ihrem Talent, verschiedene Musikrichtungen zu verbinden. Eins ihrer bekanntesten Lieder, I Hope You Dance, wurde zu einem Riesen crossover-Hit in den Country und Pop Hitlisten. Lee Ann Womack gewann sechs Auszeichnungen der Country Music Awards Association, u.a. für „Sängerin des Jahres”. Zu ihren eindrucksvollsten und unvergesslichsten Liedern gehören u.a. das inzwischen klassische 20 Years and Two Husbands Ago bis hin zu dem aktuelleren I May Hate Myself in the Morning. Das Konzert findet am 17. Oktober 2014 um 20.00 Uhr statt. Eintritt ab $79. Scottsdale Center for the Performing Arts, Virginia G. Piper Theater, 7380 E. Second Street, Scottsdale, AZ 85251 Tel: 480-499-8587 * www.ScottsdalePerformingArts.org

Photo: James Minchin III

Country Musik Star Lee Ann Womack, Scottsdale, Arizona

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Text: Sonja Stimmer

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he Wave” – diese aussergewöhnliche Felsformation fasziniert Tausende von Wanderer, doch nur wenige Auserwählte kommen in den Genuss, sie zu erklimmen. Utah bietet eine Vielzahl von solch interessanten Gebilden; „The Wave” gehört jedoch zu einem der meistfotografiertesten „Felsen”, der zig Titelbilder von Magazinen ziert. Interessanterweise war es ein deutscher Dokumentarfilm, der zu der Popularität der „Wave” in grossem Masse beitrug sowie die einzigartigen Fotos und Bildschirmschoner, die in den 90er Jahren auftauchten.

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Pünktlich um 8.30 Uhr morgens füllen jeden Tag zwischen 30 und 130 Menschen aus der ganzen Welt einen Bewerbungsbogen aus und hoffen auf das Beste. Deutsche, Franzosen, Italiener und sogar Chinesen drängeln sich im Besucherzentrum des BLM (Landverwaltungsamt) und warten auf den Lotteriegewinn. Eine Wandererlaubnis für die „Wave” zu bekommen ist so begehrenswert wie ein 6er im Lotto. Und genauso gering sind die Chancen, zu gewinnen. Aufgrund der Popularität und um die empfindliche Natur nicht mehr zu stören als nötig, stehen pro Tag lediglich 20 Genehmigungen zur Verfügung. Die „Wave” ist zweifellos eine bemerkenswerte Formation und verfügt über eine der fantastischsten und buntesten Geologie, die man sich vorstellen kann. Interessant geformte Farbwirbel ziehen sich durch den Sandstein. Die Farben und Formen verändern sich mit dem Licht im Laufe des Tages. Eine Palette von tiefem Rot, hellem Rosa, Orange, Gelb bis hin zu Grün und glitzerndem Gold vereint und präsentiert sich in unterschiedlichen Strukturen. Diese feurigen Wirbel, vor 190 Millionen Jahren vom Wind in den Sandstein gemeisselt, bieten ausgezeichnete Fotomotive, selbst für den Laien. Die „Wave” liegt in der Coyote Buttes Gegend der abgelegenen Paria Canyon/Vermillion Cliffs Wildnis an der Grenze von Utah und Arizona. Und Wildnis können Sie erwarten! Keine ausgewiesenen Wanderwege, Campingplätze, Wegweiser oder Toiletten. Es ist kein einfaches Gelände und das Gebiet hat schon so manches Opfer gefordert. Es kommt immer wieder vor, dass Wanderer nicht genügend Wasser dabei haben, sich verirren, nicht die nötige Fitness mitbringen oder einfach die Temperaturen unterschätzen, besonders im Sommer. Die Anziehungskraft dieses Gebietes, mit seinen komplizierten und empfindlichen Darstellungen dieser komplex geologischen Formationen, ist jedoch ungebrochen. Die Wanderbedingungen in den Coyote Buttes ändern sich drastisch mit den Jahreszeiten. Während der beliebten Jahreszeiten Frühjahr und Herbst können die Temperaturen angenehm und die Konditionen ideal sein. Von Mitte Mai bis Mitte September kann es brutal heiss werden. Das „Slickrock”-Gelände, das in dem Gebiet dominiert, absorbiert und strahlt die Hitze aus, wie ein Hochofen im Freien. „Slickrock” ist zerklüftet und rau, Wanderer sollten in guter körperlicher Verfassung sein. Es gibt zwei Zugänge zu Coyote Buttes North, wo sich die „Wave” befindet: Wire Pass ist der HauptWanderweg und der am meisten benutzte, um zur „Wave” zu gelangen. Notch ist ein unbebauter Zugang und sollte nur von erfahrenen Wanderern benutzt werden. Die „Wave” ist ein Ort ohnegleichen und macht seinem berühmten Ruf alle Ehre. Jedoch, mit nur 20 Genehmigungen pro Tag, gibt es viele Touristen, die nicht die Chance bekommen, dort zu wandern, und enttäuscht wieder abfahren. Das muss aber nicht sein! 14 Spirit of the West

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Was viele dieser enttäuschten Wanderer nicht wissen, ist, dass die „Wave” nur eine von vielen erstaunlichen Möglichkeiten innerhalb dieser grossen, geschützten Wildnis ist. Der Süden Utahs ist ein riesiger Abenteuer-Spielplatz von seltenen und aussergewöhnlich schönen Orten, die es zu entdecken gibt. Eine Reihe dieser unvergesslichen Wandererlebnisse liegen im grössten und abgelegensten öffentlichen Gebiet dieses Landes, dem 770.000 Hektar grossen Grand StaircaseEscalante National Monument. In der Gegend von Kanab, das im südlichen Utah gelegene kleine Städtchen, gibt es eine Menge attraktiver Gebiete zu erwandern und erforschen. Eins davon ist „White Pockets National Monument”. Genauso abgelegen und mit Sicherheit genauso abenteuerlich. Man kann die Gegend zu Fuss oder mit einem Quad – in den USA nennt man sie ATV – erkunden. Die „White Pockets” sind seltener besucht und liegen ca. 1 ½ Std. mit dem Auto von Kanab entfernt. Es ist noch ein gutes Stück vom Parkplatz bis zu den faszinierenden Felsformationen. Der beste Weg, diese fantastische Gegend zu erkunden, ist jedoch mit einem der Touranbieter, die kein Problem haben, ihre Allrad-AntriebsFahrzeuge durch diese Sandsteingebilde zu manövrieren. Für Reisende aus dem Ausland empfiehlt sich die Allrad-Antrieb-Variante allerdings nicht, denn die meisten Leihfahrzeuge sind in keinster Weise für diese Art von Abenteuer ausgestattet. Ausserdem verbieten die üblichen Autovermieter off-road Fahrten. Es kann teuer werden, wenn man dort mit dem Fahrzeug liegen bleibt (bis zu $1000, wenn Sie Glück haben und überhaupt einen Abschleppdienst anrufen können, mangels HandySignal). Der damit verbundene Ärger muss im Urlaub nicht sein. Auf der ca. einstündigen Fahrt mit dem Quad zu den „White Pockets”, teilweise durch lange, sandige Dünen, sieht man nichts ausser unglaublicher Natur – mehrfahrbige Kunstwerke in Form von Felsformationen jeglicher Art. Der aussergewöhnliche Kontrast der Farben ist beeindruckend. Hier herrscht absolute Wildnis und das Schweigen wird nur unterbrochen von dem Motor unseres Fahrzeugs und ein paar kreisender Habichte.

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Bei der Ankunft sind wir erst einmal überrascht und geblendet, von dem satten Weiss mancher Felsen und den extrem unterschiedlichen Formen - von sanft gerundeten Hügeln bis hin zu aufsteigenden Klippen, die ca. 8m hoch sind. „White Pocket” ist ein hervorstehender Felsen mit einem aussergewöhnlichen Merkmal auf dem Gipfel – eine kreisrunde weisse Vertiefung (weisse Tasche), die dem Felsen und dem Gebiet seinen Namen gab. Und wie so vieles in dieser Gegend, erbaut von Wind, Regen und Sand über Millionen von Jahren. Es gibt keine offiziellen Wege und Pfade in dieser Wildnis, die markantesten Felsgebilde eignen sich hervorragend als Merkmal. Erwandern Sie die vielfältige und unterschiedliche Gegend. Was sich einem hier bietet ist ein Traum von einem Abenteuer-Spielplatz – korkenzieherförmige Spiralen, mehrfarbige Rillen in weiß, gelb, rot, orange und rosa, pockennarbige Gestalten, Becken, die sich manchmal mit Wasser füllen, pilzartige Felsvorsprünge, seltsame Ausbuchtungen, die wie Gehirne aussehen und wellenartige Formationen. Nicht zu vergessen, die schier unendlichen Fotomotive, die sich hier bieten. Sonnenauf- und untergänge sind ein absolutes Traummotiv hier. „White Pockets” ist die ideale Alternative zur „Wave”. Man braucht keine Genehmigung und, was das schönste ist, es sind kaum Menschen hier. Das Nationalmonument gilt immer noch als Geheimtipp. Hier können Sie sich frei bewegen, umherwandern wo immer Sie wollen, die Einsamkeit geniessen solange Sie möchten. Starten Sie Ihren Tag früh, dann können Sie dieses Wunderwerk der Natur den ganzen Tag erleben. Und denken Sie daran, wieviele enttäuschte Gesichter sich am nächsten Morgen wieder im BLM Büro einfinden werden, pünktlich um 8.30 Uhr, auf ihr Glück hoffen, die „Wave” zu erwandern... und nicht wissen, dass es „gleich nebenan” eine Faszination von Farben und Felsformationen gibt.

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So kommen Sie hin: Von Las Vegas, NV geht es auf dem I-15 Nord/US-93 Nord bis Ausfahrt 16. Weiter auf dem Highway 9 Richtung Hurricane/Zion Nationalpark, zur UT-59 South, die Sie kurz nach Arizona bringt und dann wieder nach Utah. Folgen Sie der AZ-389 East und biegen Sie links auf den US-89A Nord ein Richtung Kanab. Ca. 202 Meilen/323 km Von Phoenix, AZ geht es auf dem I-17 Nord, Richtung Flagstaff bis Ausfahrt 340A. Dort weiter auf I-40 East, Richtung Albuquerque bis Ausfahrt 201, Richtung US-89A/Page. Aufgrund eines Erdrutsches im letzten Jahr muss man leider einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Folgen Sie der Beschilderung US-89N und US-89T bis nach Page; vom S Lake Powell Blvd. geht es rechts wieder in den US-89A, Richtung Utah. Ca. 350 Meilen/560 km

Kane County Office of Tourism 78 South 100 East, Kanab, UT 84741 Tel: 435-644-5033 * www.VisitSouthernUtah.com Utah Office of Tourism Council Hall / Capitol Hill 300 N. State Street, Salt Lake City, UT 84114 Tel: 801-538-1900 * www.visitutah.com Photos: Kane County Tourism; Page-Lake Powell Tourism; Arizona Tourism Office;

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Text: Dorsy Baumgartner

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apa Valley - freundliche Menschen, Sonnenschein, berühmte Weingüter und ein beliebtes Ausflugsziel. Das Weinanbaugebiet ist eine der Haupt-Attraktionen in Kalifornien. Weinberge gibt es eher weniger, dafür riesige Weinplantagen. Das Napa Valley erstreckt sich auf einer Länge von ungefähr fünfundvierzig Kilometern zwischen den Vaca und Mayacama Mountains. Der perfekte Weg, die Region in kultivierter Atmosphäre entspannt kennenzulernen, ist der Napa Valley Wine Train.

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Der historische Zug verkehrt zweimal am Tag. Vormittags als „Luncheon Train (Mittagessen)” und nachmittags als „Dinner Train”. Die dreistündige und etwa 50 Kilometer lange Tour startet in der historischen Stadt Napa und endet in dem idyllischen Ort St. Helena. Eine längere, fünfstündige Variante, verkehrt von Los Angeles nach St. Helena. Die Eisenbahnlinie wurde 1864 von Samuel Brannan gegründet. Er war ein mormonischer Pionier und einer der ersten Millionäre aus San Francisco im kalifornischen Goldrausch. Zu dieser Zeit gehörte die Bahn zum komfortabelsten und luxuriösesten Fortbewegungsmittel. Elegant gekleidete Damen und Herren standen an den Gleisen und warteten auf die Einfahrt der zischenden Dampflokomotiven. Samual Brannan’s Luxuszug war eines seiner Lieblingsprojekte. Doch als er sich von seiner Frau scheiden liess, musste er einige seiner Firmen verkaufen, so auch die Eisenbahnlinie. Das Unternehmen ging erst an die California Pacific Railroad; 1885 wurde es Eigentum der Southern Pacific California Railroad. Ende des 19. Jahrhunderts spielte die Eisenbahn eine wichtige Rolle in der Personenbeförderung und trug auch massgeblich zur landwirtschaftlichen Entwicklung bei. Mit der zunehmenden Bedeutung des Automobils verlor der Zug jedoch an Wichtigkeit.

Schokoladenfabrik „ Ghiradelli” und Eigentümer zahlreicher anderer Lebensmittelfirmen war von der Weinzugidee überzeugt – nicht zuletzt, weil seine Frau Mildred von einem gemeinsamen Ferienerlebnis mit dem Orient Express total begeistert war. Ausserdem galt sie als grösster Fan der Agatha Christie Verfilmung „Mord im Orient Express”. DeDomenico sah grosses Potential im Vorhaben, zog sein Marketingteam zu Rate und als die Gesamtkonzeption Gesicht annahm, stand einer Vertragsunterzeichnung nichts mehr im Wege. Das Abenteuer und die Geschichte des heutigen Napa Valley Wine Train begann am 16. September 1989.

1987 brachte eine Bürgerinitiative den Napa Valley Weinzug zum Leben. Die Bahnstrecke sollte wiederbelebt werden, mit dem Ziel, den Verkehr im Tal zu beruhigen. Auf der Suche nach Investoren spürte die Gruppe Vincent DeDomenico auf. Der ehemalige Besitzer der 20 Spirit of the West

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Neun Salonwagen, gebaut vom legendären Erfinder George Mortimer Pullman, werden von einer Diesellokomotive aus dem Jahr 1950 gezogen. Die Lok ist mittlerweile auf dem neuesten Stand der Technik. Sie wird allerdings nicht mehr mit Diesel betrieben, sondern fährt mit einem computergesteuerten Aggregat für komprimiertes Gas. George Pullman baute im Jahre 1864 den ersten Eisenbahnwagon für die Northern Pacific Eisenbahn, mit reicher, prunkvoller Innenausstattung und entwarf ebenfalls einen luxuriösen Reisewagen für den Präsidenten der USA. So wurde die Bezeichnung „Pullman” zum Qualitätsprädikat. Für Vincent DeDomenico war das Beste gerade gut genug und sein Anliegen war, ein legendäres Reiseerlebnis zu kreieren, das Menschen in einer schnelllebigen Zeit genauso fasziniert, wie die Erfindung des Flugzeugs. Um eine Reise der besonderen Art zu ermöglichen, stand eine komplette Restaurierung der Wagons auf dem Plan. Einige historische Wagenmodelle wurden sogar nachgebildet.

Besonders stolz waren DeDomenico und seine Frau auf die „Vista Dome Cars“, die ebenfalls nach Pullman Standards gebaut sind und den Passagieren ein NonPlus-Ultra-Reiseerlebnis versprechen. Bei Tag und Nacht ist in dem rundum verglasten Eisenbahnwagen ein Panoramablick von 360 Grad auf die Welt nach draussen möglich. In Anlehnung an den Orient Express und anderen Luxuszuglinien verdient auch die Innenausstattung das Siegel „zeitgenössisch prachtvoll”. Dunkle Mahagoni-Wände mit feinen Einlegearbeiten, elegante weichgepolsterte Sessel und bequeme Sitzgelegenheiten an Tischen, sorgen für ein gehobenes, jedoch gemütliches Ambiente.

Angeboten werden verschiedene Pakete für Festivitäten aller Art, die Glamour und Eleganz auf Rädern nicht nur versprechen sondern auch halten. Drei Arrangements stehen täglich als Mittag- und Abendprogramm zur Verfügung. Wer sich ins Reich der Cowboys versetzen will, liegt mit dem „Silverado Paket” absolut richtig. Für $109 gibt es eine 3-stündige Tour mit mehreren Barbeque-Schlemmereien, sodass kein Cowboy und Cowgirl mit knurrendem Magen den Zug verlässt. Dazu wird man mit einer kleinen Weinprobe verwöhnt. Die Dekoration entspricht einem Hollywood Western und alles ist so authentisch wie für die räumlichen Verhältnisse ausführbar. Der „Silverado” ist der einzige Wagon im Zug, der die fast echte Luft des Wilden Westens durch Schiebefenster ventilieren lässt und keine Klimaanlage hat. Zwei weitere Pakete stehen zur Auswahl: Das „Gourmet Express Mittag- oder Abendessen” zum Preis von $119. Es beinhaltet das Basispaket sowie ein Drei-Gänge-Menü. Meine Wahl fiel auf das „Vista Dome Arrangement” für $149. In Napa gehe ich an Bord des Zuges, werde an meinen Platz begleitet und mit einem Glas kalifornischen Sekt begrüsst. Hier beginnt die stilvolle Reise durch die Welt der Weine. Der Zug besteht aus verschiedenen Speisewagen und beherbergt eines der einzigartigsten Restaurants, in denen die Gäste schlemmen können, während der Zug über die Schienen rattert. Einer der aus dem Jahre 1915 stammenden Originale ist der Pullman Wagen mit der Nummer 1090. Durch eine Glasfront können Gäste die Küche einsehen. Es ist erstaunlich, was Küchenchef Kelly McDonald und sein Team in drei Bordküchen trotz des beengten Raums auf der Speisekarte anbieten. Frisches Gemüse aus biologischem Anbau. Fisch und Fleisch aus der Region, ohne chemische Zusätze oder Wachstumshormone. Als Amuse Bouche (Appetithäppchen) gibt’s heute Datteln mit Roquefort und Pekannüssen, gefolgt von einem Salat mit kandierten Feigen und gebackenem Ziegenkäse. Als Hauptgang stehen Schwertfisch, Rinderfilet oder Lammkotelett zur Auswahl. Auf der Weinkarte findet man mehr als hundert Weine aller Jahrgänge und Preisklassen. Fachkundige Beratung eines Weinexperten versteht sich von selbst. Die süsse Versuchung wird in einem separaten Dessertwagon serviert und bietet ein reichhaltiges Sortiment an Köstlichkeiten. Ein wahres Paradies für alle Genussmenschen. Spirit of the West 21

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Die Zuglinie passiert Olivenhaine, Zypressenwäldchen und alle bekannten Weingüter. Einige sind einfache Bauernhöfe, andere sind viktorianische Häuser oder Schlösser. Das Anwesen der Opus One Winery fügt sich harmonisch in die sanften Hügel ein und ist ein architektonisches Meisterwerk aus einer Kombination klassisch europäischer und modern kalifornischer Elemente. Heller texanischer Kalkstein, Metallelemente und Rotholz bilden eine Hommage an das Land und das Licht. Opus One ist ein Gemeinschaftsprojekt der Weinfamilien Baron Rothschild und Robert Mondavi. Der Wein mit dem gleichnamigen Namen Opus One Rothschild ist ein luxuriöser Rotwein mit Kultstatus. Das kalifornische Klima und die Reben aus dem Bordeaux, gepaart mit der Erfahrung eines französischen Spitzenweinguts, bringen diesen edlen Tropfen hervor. Es wird nur ein einziger Wein produziert. Das aussergewöhnliche Cuvée reift über siebzehn Monate in französischen Eichenfässern. Die Zusammensetzung ändert sich jährlich. Ein grosser Anteil ist Cabernet Sauvignon, ergänzt durch Cabernet Franc, Merlot, Malbec und Petit Verdot. Aromen wie schwarze Johannisbeere, schwarze Kirschen, Noten von Sandelholzöl und Marzipan, sowie Nelken und dunkle Schokolade sind bezeichnend für den Wein von Mondavi & Rothschild. Eine weitere Station des Wine Train ist Yountville. Der Ort ist Treffpunkt aller „Reichen und Schönen”. Die Dichte an Karosserie-Elite ist ebenso gross wie in Beverly Hills. Maseratis, Ferraris und Porsche parken vor den zahlreichen Luxusrestaurants. Weltweite Anerkennung erhält das Restaurant „The Fresh Laundry”. Küchenchef, Gastronom und Kochbuchautor Thomas Keller erhielt bereits mehrere Auszeichnungen, unter anderem drei Sterne im Guide Michelin New York. Wer will, kann nach dem Essen an einer der WeingüterTouren teilnehmen, wird von einem Bus abgeholt und wieder an den Ausgangspunkt zurückgefahren. Zu meinem Programm gehört das Robert Mondavi

Weingut. Das Mondavi-Imperium in Oakville besteht aus mehreren verschiedenen Unternehmen und Labels mit unterschiedlichen Preisklassen und Qualitäten. Die Weingärten umfassen 1.300 Hektar, davon sind einige Vertragsweinberge, von denen Trauben angeliefert werden. Der Gesamtumsatz beträgt mehr als 450 Millionen Dollar. Twin Oaks ist die gehobenere Klasse. Woodbridge repräsentiert das untere Preissegment. Mit Woodbridge hat sich Robert Mondavi den Lebenstraum erfüllt, ein Millionenpublikum an den Hochgenuss des Weintrinkens heranzuführen. Robert Mondavi wurde 1913 als Sohn amerikanischer Einwanderer geboren. 1928 zog die Familie nach Lodi in Kalifornien. Er unterstützte seinen Vater sehr früh in der Weinbereitung und arbeitete nach seinem Universitätsabschluss in verschiedenen Kellereien, unter anderem bei Charles Krug im Napa Valley. 1966 gründete der 53-jährige sein eigenes Unternehmen, die Robert Mondavi Winery. Er war einer der ersten, der mit kleinen Barriques aus französischer Eiche arbeitete und galt als Trendsetter, leidenschaftlicher Winzer und Marketingprofi. 1990 übergab er das Unternehmen seinen Söhnen, die drei Jahre später damit an die Börse gingen. 2004 verkaufte die Familie an die Vertriebsfirma Constellation Brands. 2008 starb Robert Mondavi, doch seine Mission, die er niemals aus dem Auge verlor, lebt weiter: „Mit Wein das Leben bereichern”. Die Spitzenprodukte des Weinguts haben noch immer einen guten Ruf, das Weingut selbst ist zu einem Mekka des Massentourismus herangewachsen.

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Der Zug tuckert weiter Richtung St. Helena, wo sich das Weingut Merryvale befindet. In malerischer Lage inmitten eines traumhaften Anwesens liegt Merryvale Vineyards. Die Vision war, Spitzenweine nach europäischer Tradition anzubauen. Das ist dem Besitzer Jack Schlatter auch gelungen, denn Merryvale Weine haben sich internationalen Ruf erworben. Um dem ursprünglichen Charakter der handgelesenen Trauben gerecht zu werden, werden die Weissweine in Ganztraubenpressung hergestellt und in Eichenfässern gegoren. Die Rotweine beschränken sich auf Maischegärung, wo die Früchte zunächst nur grob zerkleinert und erst bei Einsetzen des Gärungsprozesses entfernt werden. Der exklusive Gebrauch von französischen Eichenfässern garantiert reichhaltige, runde Aromen und eine geschmeidige und kräftige Struktur der Weine. Es gibt noch viele andere Güter in der bekanntesten Weinregion Kaliforniens. Es werden auch immer wieder neue gebaut, in der Hoffnung, dass die Weine in kurzer Zeit Kultstatus erreichen und Höchstpreise erzielen. Die

grossen Weingüter setzen dreistellige Millionenbeträge um. Napa Valley ist das einzige Weinanbaugebiet der Welt, das in einem einzigen Tal sämtliche Klimazonen vereint. Bergketten in Nord-Süd-Richtung schützen das Gebiet vor den Pazifik-Nebelbänken, ausserdem ist das Land vulkanischen Ursprungs, was eine Vielfalt an fruchtbaren Böden ausmacht. Kalifornische Winzer sind erfinderisch und verwandeln die Region in ein Wein-Showbusiness. Pferdekutschenfahrten, Konzerte und Vollmondtouren gehören zu den perfekten Veranstaltungen. Der Napa Valley Wine Train ist ein Teil des Marketingkonzepts der Gegend und gibt einen ausführlichen Überblick in die beindruckende Landschaft. Nach Mildred und Vincente DeDomenico’s Tod ging das Unternehmen an die Erben und ist noch immer in Familienbesitz. Die Reise im Luxusrestaurant auf Schienen mit der nostalgischen Eisenbahn, wo es dem Gast weder an Service noch an Komfort mangelt, ist ein einzigartiges Erlebnis.

So kommen Sie ins Napa Valley: Von Deutschland aus fliegen Sie am besten Nonstop nach San Francisco oder Los Angeles. Vom Flughafen geht es weiter mit einem Leihwagen, den Sie am besten bereits in Deutschland reservieren. Napa Vallley Wine Train: 1275 McKinstry Street, Napa, CA 94559 * Tel: 707-253-2111* www.winetrain.com Reiseinformation Kalifornien: Visit California - California Travel & Tourism Commission, 555 Capital Mall, Suite 1100, Sacramento, CA 95814 * Tel: 916-444-442 * (Informationen Deutsch) www.visitcalifornia.de Opus One: 7900 St. Helena Hwy, Oakville, CA 94562 * Tel: 707-944-9442 * www.opusonewinery.com Aufgrund begrenzter Weinkontingente und Beliebtheit des Standorts werden Gäste nur nach Vereinbarung empfangen. Yountville Visitor Information: 6550 Yount Street, Yountville, CA 94599 * Tel: 707-944-8851 www.townofyountville.com Robert Mondavi Winery: 7801 St. Helena Hwy, Napa, CA 94574 * Tel: 707-226-1395 * www.robertmondaviwinery.com Merryvale Vineyards: 1000 Main Street, St. Helena, CA 94574 * Tel: 707-963-7777 * www.merryvale.com Spirit of the West 23

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Text: Elsa Ekko

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Seinen Namen erhielt er vom fünften Mormonenführer Lorenzo und dessen Bruder Erastus Snow, die um 1890 in der Gegend lebten und den Canyon entdecken, als sie nach weggelaufenem Vieh Ausschau hielten. In den Jahren 200 bis 1250 lebten die Anasazi Indianer im Umkreis und nutzen das Areal in erster Linie als Jagdgebiet für Dickhornschafe. Ihre wichtigste Waffe war eine Speerschleuder (Atlatl), die später durch Pfeil und Bogen ausgetauscht wurde. In diesem Zeitabschnitt lebten die Anasazis hauptsächlich in unterirdischen Grubenhäusern. Als die Anasazi weiterzogen, folgten die Paiute Indianer, die von 1200 bis Mitte 1800 hier lebten. Sie ehrten besonders die mythischen Kräfte der Natur. Zwischen den roten Felsen feierten sie ihre spirituellen Zeremonien.

Photo: Bill Ratcliff

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ergeblich auf Schnee setzt man im Snow Canyon im südwestlichen Teil des US-Bundesstaates Utah. Trotzdem bietet der im Jahre 1959 gegründete State Park seinen Besuchern einzigartige Eindrücke, bizarre Felsformen und feuerrote Farben. Er ist weniger bekannt, dafür aber umso sehenswerter. Mit nur dreiundzwanzig Quadratkilometern ist er einer der kleinsten Nationalparks in den Vereinigten Staaten. Er lockt nicht mit Schnee, sondern mit roten, weissen und schwarzen Felsen, roten Sanddünen und 24 Kilometern Wanderwegen und Kletterfelsen.

Trotz der kargen Vegetation bietet der Snow Canyon zahlreiche Naturschönheiten. Der rote Navajo-Sandstein ist das Hauptmerkmal des Nationalparks und entstand aus einem der ältesten Sanddünen-Gebiete der Welt. Die roten Steine, deren Färbung durch einen hohen Gehalt an Eisenoxid entsteht, haben zahlreiche weisse Stellen. Geologen vermuten, dass diese aus Kohlenwasserstoffen entstanden, die sich aus dem Stein verflüchtigten und dabei rote Pigmente auflösten. Da Kohlenwasserstoff ein Treibhausgas ist, hat dieser Vorgang zur damaligen Zeit aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer Erwärmung des Erdklimas beigetragen. Die Farbgebung der Felsformationen ist sehr ungewöhnlich und absolut atemberaubend. Vulkanausbrüche vor ca. 2000 Jahren sorgten dafür, dass die Gipfel mit schwarzer Lava überzogen sind.

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Fährt man auf der rund sechs Kilometer langen gepflegten Strasse durch den Park, bewundert man durchgehend die unberührte Natur. Der rot-weisse Navajo-Sandstein begeistert jeden, der dieses versteckte Juwel entdeckt. Um den Park wirklich erleben zu können, sollte man das Auto abstellen und eine kleine Wanderung in die Wildnis wagen. Die hügelige, sanfte Landschaft mit ihrer erodierten, rundgeschliffenen Struktur und einem einzigartigen Farbenspiel besticht alle Naturliebhaber. Egal was man favorisiert, der Park bietet hervorragende Möglichkeiten, um vielseitige Naturwunder zu erleben. Wanderwege und Klettertouren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden sind zwischen einem und zehn Kilometer lang. Die Pfade lassen sich auch bestens per Fahrrad oder auf dem Rücken der Pferde erkunden. Obwohl die sandigen Böden mit geringer Wasserspeicherkapazität kein ideales Umfeld für üppiges Pflanzenvorkommen sind, gibt es viele anspruchslose Arten. Yuccas, Salbeisträucher, Blackbrush, ein Strauch aus der Familie der Rosengewächse, der bis zu 15 Metern hoch werden kann und eine für die Indianer noch immer wichtige Pflanzenart, der Creosote Bush (Kreosotbusch). Die Blätter riechen sehr stark nach Kreosot, einem heutzutage nicht mehr verwendeten Holzschutzmittel. Die Indianer nutzen das Destillat der Blätter noch immer als Allheilmittel. Die Pflanze ist einer der weitverbreitetsten Sträucher in den Wüsten Nordamerikas und kann bis zu 1200 Jahre alt werden. Ein verzweigtes Wurzelsystem, direkt unter der Bodenoberfläche, sorgt dafür, dass Niederschläge schnell aufgenommen werden. Bei extremer Trockenheit verlieren sie die Blätter und verfallen in eine Art Ruhezustand, bis es wieder regnet. Die gelben Blüten, die in Wickeln am Zweigende hängen, blühen nur einen einzigen Tag.

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als Fettreserve. Die Echse passt sich der Umgebung an, ihre Grundfärbung ist schwarz, die Punkte auf einer Art Knochenhaut reichen von rosa bis rot über orange und gelb. Die Zähne haben eine Länge von acht bis zehn Millimetern. Sie ernähren sich von Vogel- und Reptilieneiern. Der Stoffwechsel ist niedrig, so kann sie mehrere Monate ohne Futter leben. Die Weibchen legen bis zu 15 Eier im Sand ab und innerhalb eines Monats entwickeln sich die Jungen. Die Echsen können bis zu 30 Jahre alt werden. In den Unterkieferzähnen erzeugen sie ein Gift, das nicht wie bei Schlangen durch Hohlzähne injiziert wird, sondern in einer Kerbe im Unterkiefer entlang läuft und mit Massagebewegungen des Kiefers in das Opfer geschleust wird. Ein Biss ist für gesunde Menschen nicht lebensgefährlich, gilt aber als extrem schmerzhaft und kann zu Schwindelgefühlen und Halluzinationen führen. Das Gila Monster warnt durch Fauchen und Zischen. Wer mit einem Biss ins Krankenhaus eingeliefert wird muss mit einer Strafe rechnen, da die Echse nur zubeisst, wenn sie gereizt wird, was wiederum strafbar ist.Das Gift dient als Vorlage zu einer synthetischen Version, die gegen Diabetes eingesetzt wird.

Drei der in den Vereinigten Staaten bedrohten Tierarten leben im Snow Canyon. Tierliebhaber aus aller Welt besuchen die Region, um das weite, wilde Land und die Fauna in ihrer natürlichen Umwelt zu erkunden. Wüstenschildkröten, der Wanderfalke und das Gila Monster, eine giftige Krustenechse, finden Unterschlupf in den Felsen, Schluchten und Höhlen. Die Tierwelt zieht einen Grossteil der Besucher an. Häufig findet man in den Morgen- und Abendstunden hinter einer Felsgruppe Hobbyfotografen, die geduldig auf der Lauer liegen, um einen Schnappschuss, der vom Aussterben bedrohten Arten zu erlangen.

Die Population der Wüstenschildkröte hat sich stark reduziert, aber im Snow Canyon findet sie geschützten Lebensraum. In ihrem Unterschlupf in der Gegend ist sie perfekt behütet vor Buschbränden und extremen Temperaturen. Auf Futtersuche begeben sich die gepanzerten Reptilien meist nicht in der Tageshitze sondern bei Anbruch der Dunkelheit. Den Winter verbringen sie mit begrenztem Stoffwechsel in ihren Erdhöhlen. Zur Nahrung gehören Gräser, Kräuter, Kakteen und deren Früchte und Blüten. Da die Tiere den grössten Teil ihres Wasserbedarfs aus Pflanzen bekommen, können sie monatelang ohne Flüssigkeit und bis zu einem Jahr ohne Wasser leben. Während der Paarungszeit durchleben die Männchen harte Zeiten. Sie kämpfen um ihre Liebste und wer es schafft den Gegner auf den Rücken zu werfen, kann sich in aller Ruhe mit der Umworbenen aus dem Wüstenstaub verziehen. Drei bis vier Monate später werden in der unterirdischen Höhle Eier gelegt, die mit Erde bedeckt werden und nach achtzig bis hundert Tagen schlüpfen.

Das Gila Monster, auch Gila Krustenechse genannt, bekam ihren Namen vom Gila Fluss im Südwesten der USA. Man findet sie auf Meeresniveau, aber auch bis in Höhen von 1500 Metern. Sie sind dämmerungs- und nachtaktiv und halten sich tagsüber in Erdhöhlen oder unter Steinen auf. Sie verbringen neunzig bis fünfundneunzig Prozent ihres Lebens in Verstecken. Aufblühen tun sie im Frühling, wenn das Nahrungsangebot am grössten ist. Der Kopf ist breit und massiv, die Augen sind winzig, die Beine kurz und sie erreichen eine Länge von bis zu 70 Zentimetern. Der kräftige Schwanz dient in Zeiten der Nahrungsnot Spirit of the West 27

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Der Wanderfalke zählt zu den schnellsten gefiederten Jägern der Welt. Im Reich der Lüfte liegt sein Geschwindigkeitsrekord bei 100 kmh. Beim Angriff auf seine Beute im Sturzflug erreicht er sogar eine Geschwindigkeit von 250 kmh. Als Brutplatz suchen die Tiere die roten SandsteinFelsnischen im Canyon auf. Das Gelege von drei bis vier Eiern wird ohne Nistmaterial ausgebrütet. Das Weibchen bewacht die Eier, das Männchen sorgt für Futter. Wegen seiner räuberischen Lebensweise geriet der Wanderfalke in Verruf. Viele Vogelzüchter machten ihn für den Verlust von Jungtieren verantwortlich und stellten dem Übeltäter nach. Auch Schädlingsbekämpfungsmittel setzten den Vögeln zu, was zur Folge hatte, dass die Eier eine zu dünne Schale hatten und zerbrachen. Glücklicherweise erholen sich die Bestände langsam.

Klettern ist neben der Tierwelt eine der Hauptattraktionen. Wie so oft, wenn man Besuch von Freunden bekommt, begibt man sich auf Abenteuer, die man niemals erwartet hätte. Ich habe mir eine ganze Ausrüstung geliehen und begebe mich auf eine Klettertour. Der Rucksack ist vollgepackt mit allem was man brauchen kann. Karabiner, Klemmkeulen, Gurte, Express-Schlingen und mindestens genauso vielem, was man nicht braucht. Meine Freunde sind erfahrene Kletterer, Kletterstunden habe ich auch genommen, also kann eigentlich nichts schief gehen. Aber die Wirklichkeit ist wie so oft eine andere. Am ersten Tag machen wir uns mit dem Gebiet vertraut, wärmen uns auf und begeben uns auf kleine Touren mit Klettereinlagen. Am zweiten Tag geht es dann richtig los. Nach kurzem Aufstieg durch ein rotes Sandstein-Geröllfeld stehen wir am Fusse einer Felsgruppe, die es zu bezwingen gilt. Der Spass beginnt! Wir wählen eine Trad Route, die dem europäischen Alpinklettern gleichzusetzen ist, aber den Vorteil des meistens blauen Himmels hat. Das Gelände ist übersichtlich, mit einzelnen Sektoren, die manchmal zwischen Wänden und Blöcken auf unterschiedlichen Ebenen verlaufen. Die Kletterei an den zwanzig Meter hohen Wänden ist durchaus lohnenswert, wenn es da nicht versteckte Lebewesen gäbe, denen man nicht so gerne begegnet. Ich erstarre in Ehrfurcht als sich vor mir eine Klapperschlange (Mojave Sidewinder) in Drohposition aufbäumt, rasselt und mir sagen will: „Du bist in mein Revier eingedrungen, also verschwinde bitte!” ich bleibe, so wie ich es gelernt habe, ruhig stehen, denn Schlangen reagieren auf Bewegung und ich hoffe das Beste. Wie im Lehrbuch verschwindet mein Feind unter einem Felsen.

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Ich kämpfe mich mit zitternden Knien tapfer weiter in die Höhe und erreiche den mit schwarzer Lava überzogenen Gipfel, der von der Sonne aufgeheizt ist. Eine kräftige Brise sorgt für ein wenig Abkühlung. Die Anstrengung wird mit einem Blick auf wüstenrobuste Pflanzen wie Yuccas und Wüsten-Beifuss belohnt. Für das Wildblumen-Blütenmeer, das im April/Mai seine Hochsaison hat, sind wir leider zu spät. Zwischen roten Felswänden und griffigem Sandstein seilen wir uns in winzigen Mäuseschritten ab. Klettern im Snow Canyon ist ein einmaliges und zugleich lohnenswertes Erlebnis. Um meine tierische Begegnung zu vergessen, geht’s zur Stärkung auf in die zwölf Kilometer entfernte nächste Stadt.

So kommen Sie zum Snow Canyon:

Von Deutschland aus geht’s non-Stop nach Las Vegas. Von dort aus sind es ca. 1 ½ Std. nach St. George. Alternativ kann man auch nach Salt Lake City fliegen; von dort aus sind es allerdings ca. 4 ½ Std. Fahrzeit. Ein Leihfahrzeug reservieren Sie sich am besten schon in Deutschland.

St. George liegt in unmittelbarer Nähe des Parks und ist ein beliebter Ausgangspunkt für Touristen, die nach Utah reisen. Eingebettet in die Natur, bietet der Ort mit seinen etwa 75.000 Einwohnern alles, was das Herz begehrt. Abwechslungsreiches Kulturprogramm, Shopping und auch Kulinarisches. Die grösste Veranstaltung unter freiem Himmel ist der jährliche Marathon, der Tausende von Läufer anzieht. 1954 entdeckte die Filmindustrie St. George und der Ort diente als Kulisse für so manch Hollywood-Streifen. Die Aussenaufnahmen zum Film „Der Eroberer” (The Conqueror) mit John Wayne in der Hauptrolle wurde hier gedreht, später dann Streifen wie „Butch Cassidy and the Sundance Kid” mit Robert Redford und Paul Newman, „Der Teufel auf Rädern” mit James Brolin und auch Steven Spielberg benutzte die attraktive Kulisse für „Jurassic Park”.

Snow Canyon State Park 1002 Snow Canyon Drive, Ivins, UT * Tel: 435-628-225 www.stateparks.utah.gov/park/snow-canyon-state-park Der Park ist täglich von 6 Uhr morgens bis 22.00 Uhr geöffnet. Eintritt: $6 pro Fahrzeug für bis zu 8 Personen. Camping: $16 ($20 mit Wasser & Strom) pro Nacht.

Snow Canyon ist eines der Highlights des Südwestens der USA. Der Park fasziniert mit einer malerischen Felslandschaft, weiter Wüste und einzigartigen Naturschauplätzen. Die roten, weissen und schwarzen Schattierungen der Berge bieten zu jeder Jahreszeit herrliche Lichtspiele. Passionierte Tierliebhaber kommen voll auf ihre Kosten, denn Snow Canyon ist ein perfektes Refugium für viele Vogel- und Reptilienarten.

Utah Touristenbüro 300 N State St, Salt Lake City, UT 84114 Tel: 801-534-1030 * www.utah.gov

St. George Touristenbüro 1835 Convention Center Drive, St. George, UT 84790 Tel: 435-634-5747 * www.atozion.com

Photos: St. Georg CVB; US Fish & Wildlife Service Spirit of the West 29

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Text: Walter Kreuzer & Sonja Stimmer

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aphirblau schimmerndes Wasser, in dem sich die Sandsteinfelsen der zerklüfteten Ufer mal weisslich bis hellgelb, dann wieder blassrosa bis leuchtend rot widerspiegeln - so präsentiert sich der Lake Powell bei Page, im Grenzgebiet von Arizona und Utah. Mit mehr als 300 km Länge, unzähligen, teilweise bis zu 30 km langen Canyons, und mehr als 3.000 km Küstenlinie sind die Ufer des Lake Powell länger als die gesamte Westküste der USA. Nicht nur der See, sondern die ganze Umgebung ist eines der schönsten, interessantesten und beliebtesten Reise- und Ausflugsziele. Lake Powell und Page sind ein Abenteuerspielplatz für Gross und Klein.

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Unsere Füsse drücken sich tief in den weichen Sand ein. Es geht leicht bergauf. Eigentlich ist es nur ein Hügel, den wir überwinden müssen. Und doch macht sich die kleine Anstrengung bemerkbar, wenngleich jetzt kurz vor Sonnenuntergang die grösste Hitze längst gewichen ist. Eine knappe Viertelstunde brauchen wir vom Parkplatz am Highway 89 aus, ehe wir für die Mühe belohnt werden. Nur noch einige Meter über den rotbraunen Fels und wir stehen am Abgrund. 300 Meter unter uns fliesst der Colorado River, der sich hier in der Form eines Hufeisens durch seine fast senkrecht in den Stein gegrabene Schlucht mäandert. Hier am Horseshoe Bend befinden wir uns etwa sechs Kilometer ausserhalb des Städtchens Page im Norden des US-Bundesstaates Arizona unmittelbar an der Grenze zu Utah. Die rotbraune Schlucht mit dem grünschimmernden Wasser des Colorado in der Tiefe zählt vollkommen zurecht zu den Sehenswürdigkeiten dieser an Naturschönheiten wahrlich nicht armen Region. Besonders in der Stunde vor Sonnenuntergang kommen Fotografen hier voll auf ihre Kosten – und wenn sie ein starkes Weitwinkelobjektiv dabei haben, können sie den Flusslauf samt der von ihm umflossenen Halbinsel komplett auf die Speicherkarte bannen. Oder man setzt sich einfach auf die Felsen, um den Ausblick bei himmlischer Ruhe zu geniessen. Zumindest, wenn man Glück hat. Es kann nämlich durchaus passieren, dass zum Beispiel eine Horde französisch sprechender kanadischer Jugendlicher auf Schulausflug sich den Aussichtspunkt abseits des Highways 89 für einen Abstecher ausgewählt hat – und fröhlich drauflos plaudert. An die Anwesenheit anderer Touristen haben wir uns inzwischen gewöhnt. Gezwungenermassen, wenn es um Plätze wie den ob seiner überwältigenden Schönheit berühmten Antelope Canyon auf der anderen Seite von Page geht (über diesen berichteten wir in unserer letzten Ausgabe) geht. Dort stehen sich die Besucher während der Hauptsaison im Gedränge häufig auf den Füssen. Andererseits sind die Sehenswürdigkeiten im Grand Circle, wie das Grenzgebiet der Staaten Colorado, Utah, New Mexico und Arizona auch genannt wird, so vielfältig, auf ein grosses Gebiet verteilt und häufig so weitläufig, dass die Masse an Reisenden nur an wenigen Punkten wirklich negativ ins Gewicht fällt. 32 Spirit of the West

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Page liegt im Zentrum dieser Region und hat sich in den vergangenen zwei bis drei Jahrzehnten nicht nur deshalb zu einem Treffpunkt für OutdoorEnthusiasten und Naturliebhaber entwickelt. Gründe dafür gibt es eine ganze Reihe. Ein wesentlicher ist der Colorado River. Dieser wird seit den 1960er Jahren unmittelbar an der Stadtgrenze durch den Glen Canyon Damm zum Lake Powell aufgestaut. Der Horseshoe Bend, wo wir einen wunderschönen Sonnenuntergang genossen haben, liegt etwa zehn Kilometer flussabwärts. Hier ist der Colorado gebändigt und fliesst relativ träge durch den Glen Canyon und weiter dem Marble Canyon und Grand Canyon entgegen. Die Staumauer wurde zwischen 1956 und 1964 gebaut und der Fluss zum, nach Lake Mead, zweitgrössten künstlichen See der USA aufgestaut. Dieser dient als Teil des Colorado River Storage Project den wasserarmen Staaten des Südwestens als Wasserspeicher. Weitere Zwecke sind die Erzeugung von Elektrizität und der Hochwasserschutz für die flussabwärts gelegenen Regionen – und ganz nebenbei gilt der Lake Powell als einer der schönsten Seen der USA mit einem grossen Freizeitangebot, längst nicht nur für Wassersportler. Mit 216 Metern Höhe über dem gewachsenen Fels – und immerhin 178 Meter über dem Flussbett des Colorado - ist die für 187 Millionen US-Dollar gebaute Staumauer die fünfthöchste Talsperre der Vereinigten Staaten. Sie ist 475 Meter lang und an der Krone knapp acht Meter breit, während die Breite am rechten Widerlager stolze 106 Meter beträgt. 3,75 Millionen Kubikmeter Beton sind hier verbaut und 4,2 Millionen Kubikmeter Sand und Gestein bewegt worden. Pro Sekunde werden durch acht Rohre mit Durchmessern zwischen 4,3 und 4,6 Metern 940 Kubikmeter Wasser auf acht Turbinen geleitet. Deren je 155.550 PS treiben je einen Generator an. Das Kraftwerk liefert 1.296 Megawatt Strom für die Bundesstaaten Wyoming, Colorado, Utah, New Mexico und Arizona. Im Carl T. Hayden Visitor Center gibt es Informationen über die unterschiedlichsten Aspekte des Projektes. Namenspatron Hayden spielte in den politischen Auseinandersetzungen um die Wasserversorgung im Südwesten eine bedeutende Rolle und vertrat Arizona ein halbes Jahrhundert lang in Washington. Noch als 90-Jähriger gehörte er dem US-Senat an. Das nach ihm benannte Besucherzentrum überragt als Rundbau das westliche Ende der Staumauer und wurde schon kurz nach deren Fertigstellung eingeweiht. Durch grossflächige Panoramafenster eröffnet sich von hier ein einmaliger Blick über den Lake Powell, die Mauer und die benachbarte Brücke über den Glen Canyon. Diese kürzte während der Bauarbeiten den Weg auf die andere Seite der Schlucht um satte 300 Kilometer ab – auch wir benutzen sie während unserer Tage in Page und am Lake Powell regelmässig. Während Bilder, Texte und Filme im Heyden-Center den Bau von Damm und Brücke dokumentieren, widmen sich andere Bereiche der Ausstellung der Kunst und dem Handwerk der Navajo. Mauer und See liegen inmitten des Stammesgebietes. Trotz der nach den Anschlägen vom 11. September 2001 enorm verschärften Sicherheitsvorkehrungen – die Kontrollen stehen jenen in Flughäfen nicht nach und die Mitnahme von Taschen ist verboten – zählt das Hayden Visitor Center jährlich eine Million Besucher. Viele von ihnen schliessen sich einer der lohnenden Touren der gemeinnützigen Glen Canyon Natural History Association an. Diese führen zunächst auf die 35 Meter unter dem Besucherzentrum gelegene Krone der Staumauer. Von dort kann man seinen Blick die Mauer entlang zum Colorado schweifen lassen. Dorthin geht es mit einem zweiten Fahrstuhl, der die 175 Höhenmeter zum Fluss in kaum mehr als einer Minute zurücklegt. An den acht Generatoren vorbei geht es nach draussen. Mehr noch als die fast senkrechten Felswände der Schlucht werden wir hier überrascht von einer Rasenfläche. Sie liegt zwischen Mauer und Kraftwerk und dient als natürliche Kühlung des Gebäudes, wie wir von unserem Guide erfahren.

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Der Bau des Glen-Canyon-Dammes hatte natürlich auch enorme Auswirkungen auf die Umwelt. Nachdem 1963 die Turbinen und Generatoren eingebaut worden waren, dauerte es 17 Jahre, bis der Stausee komplett gefüllt war. Dessen Ausmasse sind ebenso riesig wie das ganze Projekt umstritten war und noch immer ist. Das Einzugsgebiet des Lake Powell umfasst 280.000 Quadratkilometer, also eine Fläche grösser als die Bundesrepublik Deutschland vor der Wiedervereinigung. Wird die maximale Stauhöhe erreicht, hat das Gewässer eine Länge von etwa 300 Kilometer, ist 40 Kilometer breit und bis zu 170 Meter tief. Seine Küstenlinie ist mit 3153 Kilometer länger als die Westküste der USA von San Diego an der mexikanischen Grenze bis hinauf zur kanadischen Grenze bei Seattle. Das Speichervolumen soll mehr als 33 Millionen Kubikmeter betragen. Natürlich nur, wenn der See komplett gefüllt ist. Zuletzt war das kurz nach der Jahrtausendwende der Fall. Brian Hammond, der seit 45 Jahren in Page lebt und einen grossen Teil seiner Zeit am und auf dem Lake Powell verbringt, beschreibt uns die Situation im Frühjahr 2014 so: „Der Wasserspiegel steigt im Mai und Juni wegen der Schneeschmelze in den Bergen deutlich an. Dieses Jahr dürften es etwa 15 Meter sein. Nach zwölf Jahren Dürre in unserer Region der Staaten ist der See aber selbst dann noch immer weniger als zur Hälfte gefüllt.” Für den Reisenden bedeutet dies, dass die für die Gegend typischen rot-weiss gestreiften Felsen besonders hoch aus dem Wasser ragen, sich breite Strände bilden und der eine oder andere der mehr als 100 überfluteten Canyons trocken gefallen ist – oder aber auf einer Boots- oder Kajaktour ausgiebig erforscht werden kann. Die Beispiele verdeutlichen, dass die Ebbe im Lake Powell dessen touristischer Nutzung keinesfalls abträglich ist. Der See trägt den Namen des Bürgerkriegsveteranen und Forschers John Wesley Powell. Dieser hat auf seinen Expeditionen sowohl den Glen Canyon als auch den mächtigen Grand Canyon erkundet. Die Stadt Page, die als Arbeitersiedlung während des Dammbaus gegründet wurde, hat Powell ein interessantes Museum gewidmet, das zugleich auch als Touristen-Information des etwa 7000 Einwohner zählenden Ortes dient. Rentner Brian Hammond, der als Elektriker arbeitete und seit 15 Jahren als Bootsführer Touristen die Sehenswürdigkeiten der Umgebung näher bringt, hat alle Veränderungen in dem Städtchen miterlebt: „In Page leben heute nicht viel mehr Menschen als früher. Aber der Tourismus hat im Laufe der Jahre stark zugenommen. In diesem Sektor gibt es die meisten Arbeitsplätze, aber auch der Damm und das Kohlekraftwerk der Navajo-Nation beschäftigt viele Leute.” 36 Spirit of the West

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An dem Gelände kommen wir vorbei, als wir ausserhalb der Stadt nach Osten auf den Highway 98 abgebogen sind, um zur Antelope Point Marina zu fahren. Hier sind wir mit Brian Hammond für eine Bootstour verabredet, die uns zum tiefer gelegenen Bereich des Antelope Canyons bringen soll. Kaum haben wir den geschützten Bereich des Hafens verlassen, beschleunigt Brian das zehn Meter lange Boot. Auch wenn der Fahrtwind etwas für Kühlung sorgt, wird uns schnell klar, weshalb Brian die Monate September und Oktober für die schönsten in Page hält: „Da die Schule wieder begonnen hat, sind nicht mehr so viele Besucher hier. Zudem bieten der See und das Wetter die besten Bedingungen. Mai und Juni sind aber auch nicht schlecht, weil es dann noch nicht so heiss ist.” Wir haben uns allerdings einen Termin Mitte Juli ausgesucht und müssen daher mit der brütenden Hitze von an die 40 Grad umgehen. Die von Wind und Wasser geformten roten und von weissen Streifen durchzogenen Felsen aus Navajo-Sandstein, lenken uns von der Hitze ab. Wir folgen dem ursprünglichen Lauf des Colorado, wenngleich dieser im See natürlich nicht mehr zu erkennen ist. An bizarren Formationen, Klippen, Wasserfällen und Schluchten hat Lake Powell genug für eine mehrtägige Fahrt zu bieten – die man mit einem gemieteten Hausboot nach eigenen Vorlieben gestalten kann. Die von den Navajos als heiliger Platz angesehene Rainbow Bridge gilt als grösste Felsbrücke der Welt. Sie ist nur über eine stundenlange Wanderung oder aber über den Wasserweg auf einer Tagestour zu erreichen. Leider hatten wir auf dieser Reise keine Zeit, dorthin zu fahren. Man sollte sie aber nicht verpassen und deshalb, auf jeden Fall einen Tag dafür einplanen. Brian zeigt seit 15 Jahren Touristen aus aller Welt die Besonderheiten der Gegend. „Die meisten Gäste reagieren ähnlich, egal aus welchem Teil der Welt sie kommen: Sie sind begeistert von der Schönheit des Lake Powell. Von den hunderten Schluchten, die es hier gibt, gefällt mir der West Canyon am besten.” Den bekommen wir aber nicht zu sehen, weil unser Ziel Lower Antelope Canyon relativ nahe am Ausgangspunkt liegt. Nach einer halben Stunde haben wir ihn erreicht. Langsam schiebt sich das Boot zwischen 60 Meter senkrecht in die Höhe ragenden Felswänden vorwärts. Diese treten hinter jeder der zahlreichen Windungen etwas näher zusammen. Irgendwann geht es nicht mehr weiter. Brian legt in der Nähe eines Sandstrandes an. Wir steigen aus und erkunden barfuss den weiteren Verlauf der Schlucht, nachdem wir einige Meter durch knietiefes Wasser gewatet sind. Wer seine Schuhe mitgenommen hat, ist im Vorteil. Der Grund: Nur im Schatten ist der sandige Boden kühl genug, um darauf zu laufen. Nach zwei Kurven erreicht die Sonne jedoch die gesamte Breite der Schlucht. Eine halbe Stunde haben wir Zeit, genug um einen Eindruck zu bekommen. Wer möchte, kann der Schlucht einige Kilometer zu Fuss folgen. Wir verzichten heute jedoch darauf und kehren mit Brian zurück zur Marina.

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Vom See haben wir aber noch lange nicht genug. Im Gegenteil: Wir verlassen jetzt zwar die Glen Canyon National Recreation Area. Dieses 1972 eingerichtete nationale Erholungsgebiet erstreckt sich über mehr als eine halbe Million Hektar über Arizona und Utah und wird vom Nationalparkservice verwaltet. Für uns bedeutet das, dass wir an den Zufahrten zu den verschiedenen Freizeiteinrichtungen am Lake Powell wie Marinas oder Stränden unseren ein Jahr gültigen Nationalparkpass vorlegen müssen. Mit diesem sind die sonst fälligen 15 Dollar pro Fahrzeug (für sieben Tage gültig) abgegolten. Der Stausee umfasst lediglich 13 Prozent des Erholungsgebietes, in das wir später wieder hinein wollen. Zunächst geht es aber zurück nach Page, wo wir uns am Büro von Hidden Canyon Kayak mit unseren Guides treffen. Schliesslich wollen wir uns auch den Rest des Tages auf dem – und im – kühlenden Wasser aufhalten. Die Formalitäten sind schnell erledigt. Dann fahren wir hinter dem Wagen mit den Kajaks her in Richtung Norden, queren die Brücke am Glen Canyon Damm und biegen vom Highway 89 ab. Bald sind wir wieder in der National Recreation Area und passieren die Wahweap Marina. Sieben Kilometer weiter verlassen wir die Strasse und fahren auf den breiten Sandstrand des Lone Rock Beach. Hier stellen wir unseren Wagen ab, um nicht im tiefer werdenden Sand stecken zu bleiben. Die Leute von Hidden Canyon haben zum Glück Allradantrieb und können so bis zum Ufer vorfahren. Die Boote sind schnell abgeladen, Schwimmwesten angezogen und schon kann es losgehen. Das heisst: Als Anfänger lassen wir uns erst einmal die Grundregeln des Paddelns erläutern. Später muss uns Amy noch einmal Nachhilfeunterricht erteilen. Während der Rest der Gruppe uns fast schon enteilt ist oder sich die Zeit durch den einen oder anderen Abstecher abseits der direkten Route zu unserem Ziel vertreibt, fahren wir immer wieder im Kreis. Amy hat den Grund aber schnell durchschaut: Ich bin Linkshänder und setze deshalb meine Kraft nicht gleichmässig ein. Wenn ich aber hin und wieder einen Schlag aussetze geht es in flottem Tempo in die gewünschte Richtung vorwärts. Diese führt uns zum gegenüber liegenden Ufer, wo wir eine Pause einlegen. Statt uns in die Sonne zu legen, springen wir ins Wasser und nehmen ein kühlendes Bad, ehe es weiter zu einem der zahlreichen Canyons geht. Auf dem Rückweg kommen uns einige der Schnellboote, die ständig auf dem Lake Powell unterwegs sind, einigermassen nahe. Das ist zwar nicht gefährlich, unser Kajak gerät aber doch ziemlich ins Schwanken. Nach einigen Stunden sind wir zurück beim Auto und haben einen Bärenhunger. Um diesen zu stillen, gibt es in Page zahlreiche Möglichkeiten – ganz abgesehen von den üblichen Fast-Foot-Ketten. „Ich kann Euch drei gute Restaurants empfehlen, in die ich gerne gehe: Dam Bar and Grill, Blue Buddha und Fiesta Mexicana, je nachdem, auf was Ihr Appetit habt”, gab uns Brian Hammond einen – wie sich herausstellen sollte – guten Tipp mit auf den Weg. Er erzählt auch, was ihm an Page so gut gefällt: Die Lage nahe am See und den Bergen. Zu letzteren brechen wir am nächsten Morgen auf, um einen seiner Lieblingsplätze zu besuchen, der auch zu den bekanntesten der Region gehört: Lee’s Ferry. Hier wurde im 19. Jahrhundert bereits eine Fähre über den Colorado betrieben. Heute wird er von vielen Bootstouren durch den Glen Canyon als Anlegestelle benutzt – und Brian wirft hier zudem gerne seine Angelleine aus oder wandert im Glen Canyon bzw. dem malerischen Marble Canyon. Dort vertreten wir uns auch etwas die Beine und setzen dann unseren Weg zum nächsten Höhepunkt unserer Reise fort: dem Grand Canyon, zu dem es von Page aus nur gut zwei Autostunden sind. Mit dem Monument Valley sowie den Nationalparks Bryce und Zion in Utah gibt es in der Region weitere Sehenswürdigkeiten, die sich nicht nur nach Ansicht von Brian Hammond sehr gut mit einem Abstecher zum Lake Powell und nach Page verbinden lassen.

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So kommen Sie zum Lake Powell: Von Deutschland aus gibt es Nonstop-Flüge nach Las Vegas bzw. mit Zwischenstop nach Phoenix. Vom Flughafen geht es weiter mit einem Leihwagen, den Sie am besten bereits in Deutschland reservieren sollten. Page-Lake Powell Touristeninformation Powell Museum & Visitor Center 6 North Lake Powell Blvd., Page, AZ 86040 * www.visitpagelakepowell.com Hidden Canyon Kayak 908 North Navajo Drive, Page, AZ 86040 Tel: 928-660-1836 * www.hiddencanyonkayak.com Antelope Point Adventure Tours 533 Marina Parkway, Page, AZ 86040 * Tel: 928-645-5900 * www.antelopepointlakepowell.com Kapitän Brian Hammond – Tel: 928-660-1325 Kontaktieren Sie Kapitän Brian direkt, wenn Sie an einer Bootstour interessiert sind und sagen Sie ihm, dass Sie über Spirit of the West Magazine von ihm und seinen Touren erfahren haben. Da freut er sich! Toroweap Villas Es gibt eine Vielzahl von Hotels und Motels in Page. Eine noch ganz neue Übernachtungsmöglichkeit sind die Toroweap Villas. Hier steht Ihnen ein ganzes, voll eingerichtetes Haus zur Verfügung. Wir hatten zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, Wohnzimmer, Küche, Waschmaschine/Trockner, kosteloses Internet, riesigen Flachbildschirm und eine tolle Veranda mit Garten und Grill sowie fantastische Ausblicke auf den Glen Canyon Damm und Lake Powell. Scenic View Drive, zwischen Highway 89 und dem Colorado Fluss, ca. 2 Meilen südlich vom Glen Canyon Dam, Page, AZ 86040 Informationen darüber erhalten Sie unter Tel: 928-362-4050 oder per email toroweapvillas@gmail.com Photos: Beate Kreuzer; Sonja Stimmer; Page-Lake Powell Tourism; Utah Office of Tourism;

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Text: Sonja Stimmer

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s ist schwer zu glauben, dass es in einem Bundesstaat wie Arizona, der bekannt ist für seine bewegte Western-Vergangenheit und Geschichte, nicht mehr viele Gästeranches gibt. Eine dieser wenigen, ist auch eine der bekanntesten und ältesten – die White Stallion Ranch in Tucson. Hier gibt’s Western-Abenteuer pur für Cowboys und Cowgirls. So viel, dass Sie aus Ihren Jeans und Cowboystiefeln gar nicht mehr herauskommen. Die historische Ranch ist ein Favorit unter europäischen Gästen. Kein Wunder! Mitten in der Sonora Wüste gelegen, umgeben von den Tucson Mountains und dem Saguaro Nationalpark mit seinen teilweise mehreren hundert Jahre alten Saguaro Kakteen, bietet die Ranch über 1200 Hektar eindrucksvolle Landschaften, tolle Ausblicke und meilenweite Ausritte. Nicht nur die einzigartige Wüstenlandschaft sondern auch die Ruhe, die man in dieser Gegend verspürt, beeindruckt alle Stadt-Cowboys, die hier Zuflucht suchen von ihrem sonst so hektischen Alltag.

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Was gibt es schöneres für zwei Jungs, als auf einer Ranch, umgeben von Pferden, endloser Weite und jede Menge Platz zum rumtoben und spielen, aufzuwachsen? Russell und Michael True hatten dieses Privileg, dank ihrer Eltern. Die White Stallion Ranch wurde in den 1900er Jahren gebaut und begann, wie die meisten Gästeranches, als Rinderfarm. Das ursprüngliche Haus wurde mit mexikanischen Adobe Ziegeln aus Lehm und Stroh errichtet. 1940 wurde die Ranch von Max Zimmermann (Inhaber eines Spirituosengeschäftes in Chicago), gekauft, der sich im Westen ansiedelte. Zu der Zeit erlebte die Gästeranch-Industrie einen Boom und es gab über 100 alleine im Raum Tucson. Max hat die Ranch umbenannt in „MZ Bar Ranch” und baute sechs neue Gebäude hinzu, komplett mit Küchenzeile. Im Laufe der nachfolgenden Jahre wechselte die Ranch noch ein paarmal Besitzer, bis sie 1965 an Cynthia und Allen True aus Denver, Colorado verkauft wurde. Die damaligen Vorbesitzer hatten die Ranch bereits wieder umbenannt und der Name „White Stallion” wurde von der True Familie weitergeführt. Der Kauf umfasste 80 Hektar Land, 17 Zimmer und 17 Pferde. Zu dem Zeitpunkt war die Anzahl der Gästeranches bereits auf 30 geschrumpft und der Wachstum Tucsons war weder zu übersehen noch aufzuhalten. Sobald angrenzende Grundstücke verfügbar wurden, kauften Cynthia und Allen

True diese dazu und die Ranch wuchs, nach und nach, zu ihrer heutigen Grösse. Die beiden widmeten den Rest ihres Lebens der Ranch und der Erziehung ihrer beiden Söhne, Russell und Michael, die „White Stallion” in zweiter Generation genauso erfolgreich weiterführen. Die beiden „Jungs”, mittlerweile selbst Eltern, können sich heute noch auf der Ranch austoben.

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Dank dem Weitblick von Cynthia und Allen True, befindet sich die White Stallion Ranch in einer fantastischen Lage. Obwohl sie nur ein paar Meilen von Downtown Tucson bzw. ½ Stunde vom Flughafen entfernt ist, spürt man davon überhaupt nichts. Sobald man in die Schotterstrasse, die zur Ranch führt, einbiegt, und durch das riesige Haupttor fährt, dringt man in eine andere Welt ein. Berge, Kakteen, Staub, Pferde und Rinder. Nur die grossen Solarzellen am Ende des Weges erinnern an den Wandel der Zeit. Die wurden 2011 installiert und liefern sowohl die Energie für die Wasserversorgung wie auch ca. 35% der benötigten Energie für die Ranchgebäude.

grosse Arena zum Test! Die Ausritte sind teilweise recht anspruchsvoll, gehen über Stock und Stein, und besonders bei den schnellen Berg-Ausritten sollte man gut im Sattel sitzen. Man tut sich selbst nichts gutes, wenn man sich bei der Anmeldung besser einschätzt, als man wirklich ist. Mit ein paar Trainingsstunden vor Ort, lässt sich das beheben und man kann dann auf einem schnellen Ausritt dabei sein. Auch, wenn man mit dem zugewiesenen Pferd nicht klar kommt, wird dafür gesorgt, dass man ein anderes bekommt.

White Stallion ist eine bodenständige Gästeranch. Ausgestattet mit Swimming Pool, Whirlpool, Fitness Center, Sauna, Massageraum und beleuchtetem Tennisplatz, liegt der Schwerpunkt jedoch beim Reiten. Mit ca. 140 Pferden besitzt die Ranch eine der grössten Herden in Arizona. Viele dieser Pferde hatten vorher nicht ganz legale Jobs und wurden oftmals zum Drogen schmuggeln benutzt, bevor sie auf die Ranch kamen. Russell True kümmert sich um alles, was mit den Pferden zu tun hat – Terminplan, Ausritte, Versorgung und wer auf welchem Pferd bei welchem Ausritt dabei ist. Auf der grossen Anschlagstafel beim Empfang hängt der Terminplan für die gesamte Woche. Da gibt es Frühstücks-Ausritte, langsame und schnelle Ritte, Team Penning, Trainingsstunden, Halbtages- und Ganztagesritte, langsame und schnelle Berg-Ausritte, einen Wein & Käse sowie Bier & Cheetos Ausritt. Wenn man die Liste sieht, schwirrt einem der Kopf. Man möchte am liebsten alles mitmachen und ausprobieren. Beim Abendessen macht Russell seine Runde und fragt jeden Gast, was und welche Ausritte er am nächsten Tag gerne machen möchte. Schon bei der Anmeldung des Aufenthaltes füllt man einen Fragebogen aus, auf dem man seine Reiterfahrung und sein Können ganz ehrlich beantworten sollte. Wer auf einen der schnellen Ritte mit will, d.h. die Ritte auf denen auch getrabt und (leicht) galoppiert wird, muss vorher in die

Ich kam am Nachmittag auf der Ranch an und hatte sofort die Möglichkeit, beim Team Penning mitzumachen (ohne Test, man glaubte mir, dass ich mich auf einem Pferd halten kann). Also hiess es schnell ins Zimmer, umziehen, rein in die Reitstiefel und auf zum Stall, wo die Pferde zugewiesen werden und alle Ausritte starten. Die White Stallion Ranch besitzt ausser der beachtlichen Anzahl an Pferden auch eine Herde von ca. 120 Rinder. Wir wurden in Gruppen von ca. 6 Reitern eingeteilt und mussten versuchen, so schnell wie möglich eine kleine Herde Kälber zusammen in eine Einzäunung zu treiben; ohne eins zu übersehen oder verlieren. Man muss kein Reitprofi sein, um beim Team Penning mitzumachen. Allerdings, sind besonders die Grossstadt-Cowgirls sehr ehrgeizig und galoppieren gleich los, als ob sie die Hauptrolle in einem Western hätten. Da musste so mancher Anfänger ein bisschen Staub schlucken. Am nächsten Morgen hiess es früh aufstehen. Bereits um 7.30 Uhr ging’s los zum Frühstücks-Ausritt. Mir wurde ein nettes, quirliges und kleines Quarterhorse zugeteilt. Mit „Mesquite” kam ich super klar und es machte Spass, mit ihm durch die Wüste zu galoppieren. Natürlich kannte er die Pfade besser als ich. Beim Frühstücksausritt wird allerdings nicht galoppiert. Da geht es gemütlich ca. 20-30 Minuten durch die tolle Landschaft zu einem „Picknickplatz”, der ausgestattet ist mit Holz-Tischen und Bänken, überdacht, damit man vor der sengenden Arizona Sonne geschützt ist. Dort angekommen, gibt es Kaffee, Tee, Kakao, Orangensaft, Rühreier mit Würstchen, Kartoffeln mit Speck und Blaubeer-Pfannkuchen mit Ahorn Sirup. Obst und Cornflakes stehen ebenfalls zur Verfügung. Frisch gestärkt, geht’s zurück auf die Ranch, bereit fürs nächste Abenteuer. Diesmal wird’s ein „schneller” Ritt. Spirit of the West 43

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Die verschiedenen Ausritte sind so organisiert, dass man immer ein bisschen Zeit dazwischen hat, kurz ins Zimmer zu gehen, um sich frisch zu machen oder umzuziehen. Um 10.30 Uhr ging’s los zum schnellen Ausritt. Auch „Mesquite” hatte ein bisschen Ruhe, denn jetzt muss er arbeiten. Natürlich wird bei den schnellen Ausritten nicht die ganze Zeit galoppiert. Wir hatten bereits locker an die 30C und die Sonne brennt einfach nur runter. Galoppiert wird immer dann, wenn der Wrangler das Zeichen gibt. Man sollte bereit sein, denn die Pferde kennen natürlich die Handzeichen der Wrangler und rennen sofort los. Man muss gar nicht viel dazu tun. Nach kurzer Strecke, wird’s wieder langsamer. Man kommt ca. 4-5 Mal zum Galoppieren. Das macht unheimlich Spass, besonders, wenn man, wie die meisten Gäste, daheim einfach nicht die Möglichkeit und auch nicht die nötige Umgebung hat, dies zu tun.

schmackhaften Käse gedeckt. Hier ist allerdings nichts überdacht, was aber nicht schlimm war, denn wir hatten das Glück, dass der Wind ein bisschen für Abkühlung sorgte. Nach ein paar Gläsern Wein, Baguette und Käse ging es auf einem anderen Pfad, der wiederum sehr unterschiedlich war und uns durch hügeliges Gelände führte, zurück auf die Ranch. Keiner war betrunken! Bitte bedenken, dass diese beiden Ausritte nur für Erwachsene über 21 Jahre gestattet sind.

Am Nachmittag stand dann noch der „Wein & Käse” Ausritt auf dem Plan. Wir machten uns vorher schon lustig und fragten uns, ob man betrunken reiten darf? Was, wenn einer vom Pferd fällt? Der „Wein & Käse” Ausritt (genauso wie der „Bier & Cheetos„ Ritt) dauert ca. 2 Stunden. Man reitet langsam ca. 40 Minuten, vorbei an eindrucksvollen Saguaro und Staghorn Cholla Kakteen, einige Rinder begegnen uns, die frei auf dem Gelände herumlaufen und es geht ein bisschen bergauf. Inmitten der weitläufigen Wüste haben freundliche Helfer bereits einen Tisch mit drei verschiedenen Weinsorten und unterschiedlichen, 44 Spirit of the West

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Ein bisschen mehr Energie und Sitzfleisch benötigt man für die Halb- und Ganztages-Ausritte. Nach einem weiteren schnellen Ausritt am nächsten Morgen, entschied ich mich, den Nachmittag mit einem Halbtagesritt zu verbringen. Der 3 ½ stündige Ausritt zum „Javelina Canyon” brachte uns ausserhalb des White Stallion Ranch Geländes, bergauf, bergab. Die Strecke bis hin zum Berg wird galoppiert; danach geht es langsam, teilweise in Serpentinen, teilweise recht steinig und steil, bergauf. Oben angelangt, hat man eine Aussicht auf die Stadt und zur Zivilisation. Weiter ging’s auf der anderen Seite, wieder hinunter, ein kleiner Galopp zwischendurch bis hin zu einer kleinen Raststelle. Wir wünschten uns alle, dass irgendwo ein Wasserfall oder ein Bach auftauchen würde, in den man schnell hineinspringen könnte. Aber, kein Wasser weit und breit. Nach kurzer Rast und ein paar Fotos, ging es auf gleichem Weg wieder zurück. Die Ganztages-Ausritte dauern ca. 7-8 Std. und sind ein Mix zwischen Gehen, Traben und Galoppieren. Ganz so lange wollte ich nun doch nicht im Sattel sitzen, schon gar nicht bei der Hitze.

Die White Stallion Ranch verfügt über 41 Zimmer und Suiten sowie einer Hacienda mit vier Schlafzimmern und drei Bädern. Auch die von Max Zimmermann damals errichteten Gebäude stehen heute noch und sind jetzt Zimmer 1-12. Die grosszügig gestalteten Unterkünfte erstrecken sich über das gesamte Ranch-Gelände, jeweils mit Blick auf den Kaktusgarten oder auf die Berge. Manche Zimmer, wie meins, liegen in der Nähe der Stallungen, was heisst, dass beim Aufwachen das eine oder andere freundliche Gesicht über den Zaun schaut und Sie begrüsst. Ganz besonders am Abend versammeln sich die Pferde entlang des Zauns, um sich ihre Streicheleinheiten von den Gästen zu holen. Und natürlich auch, weil sie wissen, dass so mancher Gast ein Leckerli in seiner Tasche hat (die Leckerlis für die Pferde findet man in einem grossen Glas, gleich beim Empfang).

Ein paarmal im Jahr gibt es auf der Ranch spezielle Reitwochen wie z.B., besonders für die Damen interessant, die „Cactus Cowgirls”. Dieser Aufenthalt beinhaltet u.a. eine Margarita-Willkommens-Party, eine einstündige Massage, geführte Wanderung, Reitunterricht, und vieles mehr. Die nächste „Cactus Cowgirls” Woche findet vom 18. bis 25. Januar 2015 statt. Einige der Gäste auf der Ranch hatten mit Reiten allerdings nicht viel im Sinn. Teilweise waren es Ehepartner von Pferdefreunden oder auch, weil die Tochter oder der Sohn reitet, und sie ihren Kindern einen Reiturlaub gönnen wollten. Für diejenigen gibt es z.B. Naturwanderungen oder verschiedene, geführte Wanderausflüge, Mountain biking, etc.; ausserdem, stehen die o.g. Annehmlichkeiten zur Verfügung, wie Swimmingpool, etc. Kinder erfreuen sich ganz besonders an dem Streichelzoo, in dem man so manch niedliches Kleintier findet.

Die Zimmer und Suiten sind alle im Stil des Südwestens eingerichtet mit grossen, bequemen Betten, Kühlschrank, Sitzecke, teilweise mit Kamin bzw. Whirlpool-Badewanne im Badezimmer jedoch ohne Fernseher. Western-Accessoires, Westernkunst und Holz-Fensterläden verfeinern die Ausstattung. Im Badezimmer findet man organische Seifen, Shampoo, Conditioner und Körperlotion in recyclebarer Verpackung. Jede Unterkunft hat eine eigene kleine Terrasse mit Stühlen von der man Aussicht hat auf die Berge, den Kaktusgarten oder die Pferde.

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White Stallion ist eine all-inclusive Ranch, d.h. sämtliche Mahlzeiten sind im Preis inbegriffen. Frühstück, Mittag- und Abendessen wird im Buffetstil serviert und findet sowohl im Speisesaal wie auch draussen auf der grossen Terrasse statt. Zum Frühstück gibt es sowohl eine Auswahl an Obst, Cornflakes, Müsli, Joghurt, Käse, etc. vom Buffet, wie auch a lá carte zubereitetes French Toast mit Ahorn Sirup, Eier mit Würstchen und natürlich Pfannkuchen. Kaffee, Tee, Milch und verschiedene Säfte stehen am Buffet zur Verfügung. Mittag- und Abendessen wurde im Freien, auf der Terrasse aufgebaut. Die riesigen Grills zauberten feinste Fleischgerichte wie Spareribs, Steaks und Hähnchen, mit Zutaten wie Backkartoffeln, Bohnen, Mais, verschiedene Salate. Die Vor- und Nachspeisen, wie z.B. Quesadilla oder Nachos bzw. Kartottenkuchen oder Apfelkuchen mit Vanilleeis, finden grossen Anklang. Mittwochs geht’s mit dem Heuwagen zum Mittagessen. Zwei starke Belgier ziehen jeweils den Heuwagen ca. 20-30 Minuten zum

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Picknickplatz wo schon alles für die hungrigen Gäste bereit steht: Hamburger und Hot Dogs mit allem Drum und Dran (auch Veggie Burger – vegetarische Burger), saftig gebraten auf dem Mesquite Grill. Wasser, Eistee, Limonade, Kaffe ist reichlich vorhanden sowie ein Spezialmix: Kikapou Juice (ein Saft aus Grapefruit und Tequila). Nach dem Essen kann man entweder auf gleichem Weg zurück zur Ranch gelangen oder, zu Fuss gehen und so auf den Spuren von George Clooney wandeln. Ein Teil seines Films „Geständnisse – Confessions of a Dangerous Mind” wurde hier gedreht. Übrigens, Alkohol ist im all-inclusive Preis nicht enthalten. Im Restaurant und Saloon der Ranch gibt es eine sog. „Honor Bar”, d.h. jeder Gast nimmt sich aus der Kühlung was er will, Bier, Wein, Margarita, schreibt es auf einen der ausliegenden Zettel, incl. Namen und Zimmernummer, und wirft den Zettel dann in den grossen Topf. Am Ende des Aufenthalts wird abgerechnet.

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Auch am Abend wird für Unterhaltung gesorgt. Das täglich wechselnde Wochenprogramm bietet einige interessante Vorführungen: Loop Rawlins, Lassokünstler und ehemaliges Cirque Du Soleil Mitglied; Ute Vaughn, deutsche Malerin, die Unterricht gibt; Phil Garcia mit seiner „Critter Night”, bei der Sie hautnah Schlangen, Spinnen, Skorpione und, das einzig niedliche Tierchen, einen Chinchilla begutachten und auch „streicheln” dürfen. Die Abende lässt man zeitig, entweder auf der Terrasse der Bar, mit Lagerfeuer, oder auf seiner eigenen Terrasse, ausklingen, denn am nächsten Morgen heisst es früh aufstehen und rauf aufs Pferd! Die Lage der White Stallion Ranch bietet eine Vielzahl von Ausflugsmöglichkeiten in Tucson und der näheren Umgebung. Sonntag ist Ruhetag, da haben die Pferde frei, somit ideal sich ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Es gibt 13 Golfplätze in der Nähe; Saguaro Nationalpark grenzt direkt an der Ranch an; die Old Tucson Studios, Mission San Xavier del Bac und das Arizona-Sonoran Desert Museum befinden sich in Tucson.

So kommen Sie nach Tucson

Von Deutschland aus gibt es verschiedene Angebote nach Tucson. Delta/Air France z.B. bietet einen Direktflug nach Atlanta mit Weiterflug nach Tucson. Vom und zum Flughafen Tucson bietet die Ranch einen kostenlosen Shuttle-Service. Ein Leihwagen, den Sie sich bereits in Deutschland buchen sollten, bietet sich an, falls Sie Ausflüge planen. White Stallion Ranch 9251 W. Twin Peaks Road, Tucson, AZ 85743 Tel: 520-297-0252 * www.WhiteStallion.com White Stallion Ranch ist ganzjährig geöffnet. Die Preise beinhalten Vollpension und sämtliche Ranch Aktivitäten. Alkoholische Getränke, Massagen, Reitunterricht sowie Aktivitäten/Ausflüge ausserhalb der Ranch sind nicht im Preis inbegriffen. Mehr Informationen über Dude und Gäste Ranches finden Sie auch bei der Dude Rancher’s Association www.duderanch.org.

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Text: Elsa Ekko 48 Spirit of the West

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er idyllische Ort Pagosa Springs liegt in der „Four Corners” Region, am San Juan River und ist umgeben von den San Juan Mountains, die wiederum Teil der Rocky Mountains sind. Sie erstrecken sich vom nördlichen Teil des US-Bundesstaates New Mexico auf mehr als 250 Kilometern Länge bis in den südwestlichen Teil von Colorado. Das Gebirge ist vulkanischen Ursprungs und reichhaltig an Mineralien. Beeindruckende Schluchten, raue Kliffe, imposante Bergmassive, vielfältige Vegetation und heisse Quellen machen das Gebiet zum idealen Ziel für Naturliebhaber. Pagosa Springs bekam seinen Namen von den UteIndianern. „Pah Gosah” bedeutet so viel wie „heilendes Wasser”. Einige der Stammesältesten hatten einen anderen Übersetzungsvorschlag, „Wasser mit einem strengen Geruch” und das deshalb, weil der Schwefelgehalt der Quellen extrem hoch ist. Doch es ist wie so oft im Leben - es kommt auf die inneren Werte an. Schwefelquellen hatten schon in der antiken Mythologie, aber auch in der frühen Medizin Griechenlands, Saudi-Arabiens und Roms einen aussergewöhnlichen Stellenwert. Die drei führenden SPA & Ressorts liegen mitten in der 1700 EinwohnerStadt. The Springs Resort hat 23 natürlich beheizte Aussenpools mit unterschiedlichen Temperaturen. The Healing Water Resort and Spa bietet ein grosses Schwimmbecken und separate Minipools an. The Overlook Mineral Springs Spa verfügt über mehrere Innenpools sowie einige Schwimmbeckenn auf dem Dach, mit traumhaftem Panoramablick auf die Bergwelt.

auf mehreren Faktoren. Wichtig ist die Temperatur, die im Gegensatz zu anderen Thermalbädern durch den Schwefelwasserstoff höher ist. Schwefelbäder tragen zur Linderung zahlreicher Leiden bei, vor allem der Haut, Gelenke, Rücken und helfen auch bei gynäkologischen Krankheiten. Schon Paracelsus schrieb: „Im Schwefel liegen grosse Geheimnisse und Kräfte”. Schwefelwasser mit seiner entschlackenden Wirkung wird auch als Trinkwasserkur angeboten. Das sogenannte „Gold der Erde” wirkt anregend auf den Darm und die Funktion von Galle und Bauchspeicheldrüse. Die optimale Zeitdauer für ein Mineralbad sind etwa zwanzig Minuten, die Wassertemperatur liegt zwischen 37 und 40 Grad Celsius. Danach am besten eine warme Dusche, damit sich alle Poren öffnen und die Schwefelaromastoffe, die ein wenig wie faule Eier riechen, wieder ausgeschwemmt werden können. Eine anschliessende Ruhepause intensiviert noch die Wirkung des Bades.

Die charmante, kleine Stadt mit bedeutendem Ruf birgt viele Überraschungen. Hier ein paar Tipps: The Great Pagosa Hot Springs ist die Hauptquelle, die den grössten Teil der ansässigen Spas versorgt. Die Temperatur liegt bei 145 Grad Fahrenheit, also knapp 63 Grad Celsius. Schwimmen geht hier natürlich nicht, aber ein kleiner Spaziergang zur Quelle lohnt sich auf alle Fälle. Infotafeln geben einen geologischen und mineralogischen Überblick in die Entstehung des Gebiets. Die wohltuende, entzündungshemmende und schmerzstillende Wirkung des schwefelhaltigen Wassers in Pagosa Springs beruht

Choke Cherry Tree Delights, direkt am Highway 160 gelegen, ist ein absolutes Muss für alle Schleckermäuler. Connie Bunte hat den Laden mit Grossvater Bill 1999 eröffnet. Angefangen hat alles mit Marmeladen und Gelees, die Bill als Teenager mit seiner Oma gekocht hat. Später kamen Pralinen, Trüffel, Schokoriegel und frische Sahne-Karamellen dazu. Letztere zergehen auf der Zunge und sind unschlagbar köstlich. Das Sortiment ist grösser geworden und reicht von Kochbüchern über Gewürze bis hin zu Ölen, Essigsorten und kleinen Küchenutensilien. Spirit of the West 49

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Ob Kokosnuss oder Meeresbriese, im Gold Canyon Candle Shop findet man die passende Kerze für jeden Anlass. Betritt man das Geschäft, erhellt sich bereits das Gemüt. Ein zauberhafter Blickfang sind die weichen Sojawachskerzen, die mit wild wachsenden Kräutern aus freier Natur verziert sind. Die Verkäuferin Amy Lee klärt mich auf, dass Sojakerzen CO2-neutral und russfrei sind, keinerlei Schadstoffe enthalten und ohne synthetische Roh-, Farb- und Duftstoffe hergestellt werden. Geschicktes Marketing - ich verlasse den Shop achtzig Dollar ärmer, aber ausgestattet mit sämtlichen Ostergeschenken, die ich in diesem Jahr brauchte. Leslie Kern ist die Besitzerin vom River Pointe Coffee Café. In gemütlichem Ambiente mit Blick auf den Fluss und die Quellen von Pagosa, serviert sie hausgemachte Leckereien für den kleinen und grossen Hunger. Sandwiches, Bagels, Salate, Suppen und frische Waffeln. Feine Espressospezialitäten, normaler Kaffee und super „Smoothies” wie z.B. der „ Dragonfly Nectar Big Train” mit Pfirsich, Birne, Aprikose, Kokosnuss und frisch geschlagener

Sahne. Alles selbstverständlich auch „to go”. In der Geschenke-Ecke gibt’s Ausgefallenes von Künstlern aus der Region. Das River Pointe ist hundefreundlich und ein Leckerli für die ganz „Braven” versteht sich von selbst. Die Vereinigten Staaten waren schon immer verrückt nach Bier. Kein Bundesstaat verkörpert diese Leidenschaft besser als Colorado. Der Pro Kopf Verbrauch beträgt 80,30 Liter pro Jahr. Das Quellwasser der Rocky Mountains eignet sich bestens für die Bierherstellung und so entstanden jede Menge kleiner Brauhäuser, die Bierliebhaber aus aller Welt anziehen. 2013 eröffnete in Dowtown Pagosa Springs die Riff Raff Brewing Company mit einer grossen Auswahl an Fassbieren, darunter ein sogenanntes „American Kölsch”. Highlights auf der Speisekarte sind Lamm- oder Ziegen-Burger mit Essiggurke und selbstgemachter Knoblauchsosse. Guten Appetit! Übernachtungsmöglichkeiten in und um die Stadt sind reichlich verfügbar. Ein Ort mit Vergangenheit ist das Springs Resort und Spa, in dem schon Film- und TV

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Stars wie John Wayne und Oprah Winfrey nächtigten. Das ehemalige Motel wurde mit einer Generalüberholung und neuen Besitzern zu einem attraktiven und erstklassigen Resort und Spa umgebaut. Schön ausgestattete Standardzimmer oder grosszügige Suiten können mit unterschiedlichen Paketen gebucht werden.

die historische Vergangenheit des Bundesstaates, das reiche Kulturerbe und seine Artefakte, geprägt von den Ureinwohnern, mit amerikanischem Stolz präsentieren. Ein kleines Theater mit ganzjähriger Spielzeit lädt zu bunten Stücken des klassischen Theaters, Kabarett und Komödien ein.

Es ist kaum zu glauben, aber das charmante Städtchen verfügt über eine attraktive Kunstgemeinde. Es gibt aussergewöhnliche Galerien und kleine Museen, die

Pagosa Springs ist ein idealer Ausgangspunkt für sämtliche Sportarten, die in den Bergen, Sommer wie Winter, Freude bereiten. Wanderfreunde finden Wege in allen Schwierigkeitsgraden. Die Höhenlage ist nicht zu unterschätzen, denn selbst fitte Sportler, kommen schnell mal aus der Puste, wenn sie die dünne Luft nicht gewohnt sind. Pagosa Springs liegt 2172 Meter hoch, die umliegenden Bergketten erreichen eine Höhe von mehr als 4000 Metern. Zu jeder Jahreszeit hat die Landschaft ein anderes Gesicht. Im Frühling bis in den Sommer hinein besticht die Blüte der Wildblumen und im Herbst beeindruckt die Verfärbung des Laubes. Ein Indian Summer in den Rockies ist ein einzigartiges Farbenmeer. Das leuchtende Gelb der Laubbäume vermischt sich mit kräftigen Rottönen und dem Grün der Nadelbäume. Ob wandernd oder mit dem Mountainbike fahrend, Anhalten wird mit traumhaftem Panorama belohnt. Halten Sie das vollendete Bild fest, wie die Strahlen der Sonne durch die bunten Blätter glitzern und mit einem unvergesslichen Farbenspiel aufwarten.

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Überaus facettenreich ist das Angebot für Wassersportler. Eine beliebte Kombination aus sportlicher Herausforderung, Spass und Nervenkitzel ist Whitewater Rafting. Aber auch eine Fahrt mit dem Kajak auf dem San Juan River ist an heissen Sommertagen eine gelungene und erfrischende Abwechslung. Ausserdem stehen Bootstouren, Wasserski oder Angeln auf der Liste, sodass alle Wildwasserfans auf ihre Kosten kommen. Fliegenfischen gehört zu den Lieblingsbeschäftigungen der Einheimischen. Geduldig stehen sie im Wasser und schauen auf die wunderschöne Färbung der Regenbogenforelle, die sich absolut unberechenbar und doch so friedlich auf und ab bewegt. Spannend und fasziniert warten sie und geben sich erst dann zufrieden, wenn ein heftiger Ruck durch die Angelrute fährt. Einige Fische werden ein Abendessen, andere dürfen ins Wasser zurückkehren und ihr Leben fortführen.

Von November bis April ist das hochalpine Skigebiet Wolf Creek Ski Area geöffnet. Auf 650 Hektar Gelände wird Skifahren und Snowboarden ganz bestimmt nicht langweilig. Erfahrene können auf den Pisten ihre Grenzen testen und frische Spuren im legendären Pulverschnee hinterlassen, doch auch Anfänger finden die richtige Piste. Einer romantischen Pferdeschlittenfahrt steht genauso wenig im Weg wie einer ausgedehnten Schneeschuhwanderung oder Schlittschuhlaufen. Doch eins funktioniert ganz bestimmt nicht: Eine simple Schneeballschlacht. Man kann kneten wie man will, der berühmte „Champagne-Powder” von Colorado rieselt einfach durch die Finger. Ein Ausflug auf der „To-Do-Liste” rentiert sich auf jeden Fall - der Besuch des Chimney Rock. Die Felsformation und die umliegende San Juan Archaelogical Area

wurden von Präsident Obama zum Nationaldenkmal erklärt. Eine Pressemitteilung des Weissen Hauses hatte folgenden Wortlaut: „Durch diese Denkmäler halten wir Pioniere und Helden, spektakuläre Orte und die reiche Geschichte in Ehren, die unser grossartiges Land geprägt haben. Indem wir diese Stätten zu Denkmälern erklären, gewährleisten wir, dass sie auch in Zukunft Generationen von Amerikanern inspirieren und erfreuen werden.” Das geschützte Gebiet liegt zwischen den Städten Durango und Pagosa Springs. Wie in einer Filmkulisse ragen die Sandsteinpfeiler des Chimney Rock wie zwei Kamine in die Luft. Alle 18 bis 19 Jahre geht der Mond zwischen den beiden Felsformationen auf. Dieses Phänomen war offensichtlich für die Urvölker von grosser Bedeutung, denn sie bauten ihr Haupthaus so in die Felsen, dass sie die perfekte Aussicht auf das astronomische Wunder hatten. Die Ruinen der Chaco-Canyon-Kultur mit gut erhaltenen Wandmalereien, sogenannte „Petroglyphe” mit Abbildungen von Tier-und Menschenmotiven, sind eine der Hauptattraktionen des Ausflugsziels. Die indianischen Felsenklippen-Pueblos bestehen aus mehreren Gebäuden, einem Haupthaus und verschiedenen Kivas, deren wichtigstes Merkmal ein vertieftes, ausgekleidetes Feuerloch mit Ventilationsschacht und vertikalem Windschutz vor der Feuergrube ist.

Ganz egal, ob Sie nach Colorado kommen, um die zahlreichen atemberaubenden Naturschönheiten zu bewundern, überwältigende Sonnenuntergänge zu geniessen, in den weltberühmten Rocky Mountains Ski zu laufen, oder einfach nur um zu entspannen und in die Schwefelquellen einzutauchen - Pagosa Springs ist der ideale Ausgangspunkt für Ihr perfektes Outdoor-UrlaubsAbenteuer.

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So kommen Sie nach Pagosa Springs und Umgebung Von Deutschland aus geht es Nonstop nach Denver. Von dort aus weiter mit einem Leihfahrzeug, das Sie sich am besten schon in Deutschland reservieren, in Richtung Pagosa Springs. Von Denver aus brauchen Sie etwa 5,5 Stunden bis zum Ziel. Pagosa Springs Visitor Information Town Hall, 551 Hot Springs Blvd. Pagosa Springs, CO 81147 * Tel: 970-264-4634 www.visitpagosasprings.com The Springs Resort & Spa 165 Hot Springs Blvd., Pagosa Springs, CO 81147 Tel: 970 264-4168 * www.pagosahotsprings.com

Colorado State Parks 1313 Sherman Street #618, Denver, CO 80203 Tel.303-866-3437 * www.coloradoparks.org Chimney Rock National Monument PO Box 1662, Pagosa Springs, CO 81147 Tel. 970-883-5359 * www.chimneyrockco.org Von Pagosa Springs fahren Sie auf dem Highway 160 etwa 16 Meilen in Richtung Westen. An der Kreuzung zum Highway 151 biegen Sie links ab in Richtung Chimney Rock. Nach etwa drei Meilen erreichen Sie das Besucherzentrum. Das Tor ist vom 15. Mai bis 30.September von 9.00 Uhr bis 16.30 geöffnet. Eintritt: $12, geführte Touren: $15

Colorado Travel & Tourism Authority 1625 Broadway, Suite 1700, Denver, CO 80202 Tel. 303-892-3806 oder 1-800-265-6723 (kostenfrei in USA) www.colorado.com Colorado Agency for Campgrounds, Cabins & Lodges 5101 Pennsylvania Avenue, Boulder, CO 80303 Tel. 303 499-9343 * www.coloradodirectory.com

Photos: Pagosa Springs; Chimney Rock National Monument;

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Promotion

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lle zwei Jahre trifft man sich in Offenburg zu einer der grössten Pferdemessen im Süden von Deutschland. Die eurocheval zeigt vom 23. bis 27. Juli 2014 wie keine andere Messe die enge Verbundenheit der Reiterwelt mit den benachbarten Ländern wie Frankreich, Italien, Schweiz, über die Beneluxländer hoch bis in die Niederlande. Im Ring West haben die Westernreiter schon lange mit einem vielseitigen Programm eine feste Tradition. Neben Reitvorführungen, DQHA-Test-Rides und Rassepräsentationen ist auf der eurocheval seit vielen Jahren auch immer die Arbeit mit den Pferden und insbesondere American Quarter Horses an der Rinderherde oder einem einzelnen Rind ein fester Bestandteil. Verbunden mit dem Cutting ist auf der eurocheval auch immer der Name Ute Holm. Sie hat als erfolgreichste Cutting-Reiterin dem Westernreitsport durch ihre korrekte und vorbildliche Arbeit mit den Pferden zu einem hohen Stellenwert verholfen. Auch 2014 darf das Cutting auf der eurocheval nicht fehlen. Die Messe Offenburg und die Deutsche Quarter Horse Association DQHA e.V. freuen sich als Veranstalter in diesem Jahr den IDEXX Cutting Cup zu präsentieren. Als Einladungs-Cuttingturnier erwarten wir bekannte und erfolgreiche CuttingReiter und Reiterinnen aus Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern. Der IDEXX Cutting Cup findet am Freitag, 25. Juli 2014 ab 14 Uhr im Ring West statt. Unser Sponsoring–Partner IDEXX Laboratories ist ein namhafter Partner der Veterinärmedizin. Ein weiterer Schwerpunkt im Ring West ist am Samstag, 26. Juli 2014 ab 14 Uhr das Thema Reining. Erfolgreiche Reining-Reiter, Richter und der Mannschaftstierarzt des DOKR Reining-Kaders präsentieren und informieren Sie mit dem Blick auf die nächsten Weltreiterspiele WEG 2014 in der Normandie. An den Ständen bilden Sättel, Cowboyhüte und Westernstiefel den passenden Rahmen. Und es kann schon mal sein, dass Ute Holm’s Quarterhorse aus den schwingenden Flügeltüren des Westernsaloon trabt, weil der Reiter Lust auf ein kühles Bier hatte. Die eurocheval bietet alles, was Freude am Pferd ausmacht: Angebote von über 350 nationalen und internationalen Ausstellern, rund 500 Pferde auf dem Gelände, ein umfassendes Rahmenprogramm mit Wanderreiter-Fackelritt, Westernreiten, TOP-Schauen, Rassepräsentationen, einer Fohlenschau und natürlich der prestigeträchtigen GALA-Schau am Samstagabend. Die eurocheval 2014 findet vom 23. bis 27. Juli 2014 in Offenburg Messe Ortenau statt. Mehr Info unter www.eurocheval.de

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Filmrezension

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ausende von wilden Mustangs und Esel werden weiterhin vom BLM (Landverwaltungsamt) von ihrem rechtm채ssigen Land in freier Wildbahn verjagt. Bei brutalen und unw체rdigen round ups mit Hubschraubern ist es nicht selten, dass mehrere, besonders junge Pferde, sterben. Von ihren Familien getrennt und ihrer Freiheit beraubt kommen sie dann in sog. holding facilities (Auffangstationen). Einst zogen diese menschenscheuen Pferde in grossen Herden durch das Land. Heute m체ssen sie sich diese Freiheit hart erk채mpfen. Ein Kampf, der fast aussichtslos scheint. Die Freiheit der wilden Mustangs hat einen hohen Preis. 56 Spirit of the West

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Mara LeGrand drehte 2011 den Film „Wild Horses in Winds of Change” (Wilde Pferde im Wind des Wandels), der die Geschichte erzählt, wie Amerikas wilde Pferde rechtmässig geschützt, aber unrechtmässig vom BLM verwaltet werden. Der 1971 beschlossene Wild Free-Roaming Horses and Burros Act besagt, dass frei lebende wilde Pferde und Esel als „lebendes Symbol der amerikanischen Geschichte und des Pioniergeistes anerkannt und geschützt werden, da diese nicht nur zu den verschiedenen Lebensformen beitragen sondern auch das Leben des amerikanischen Volkes bereichern.” Von über 2 Millionen im 19. Jahrhundert, ist die Anzahl der amerikanischen Wildpferde auf unter 33.000 gesunken. Das BLM hat diesen Beschluss nie vollständig umgesetzt und respektiert.

Dem Zuschauer wird klar, was verloren geht bzw. schon verloren gegangen ist und was dringend geändert werden muss. Mara LeGrand zeigt aber aber auch, was getan werden kann, um zu helfen. Der Film ist ein Aufruf an die Menschheit, sich nicht nur für die wilden Mustangs einzusetzen sondern generell für das Wohlbefinden unseres Planeten und seinen Bewohnern. Jetzt muss etwas passiseren, jetzt muss etwas getan werden, sonst ist es zu spät und die wilden Mustangs verschwinden von unseren weiten Prärien. „Wild Horses in Winds of Change” ist ein Muss für jeden Pferdefreund; ein Muss auch für den Reisenden, der in den Westen der USA kommt und noch die Gelegenheit hat, wilde Pferde in freier Wildbahn zu erspähen.

Der Vorspann des Films nimmt den Zuschauer mit auf eine unvergessliche Reise in die Seele und Erhabenheit dieser Pferde. Wilde Pferde in freier Wildbahn, so, wie es sein soll. In dem Film geht es aber nicht um die Faszination der wilden Mustangs sondern darum, wie das BLM diese Ikonen des wilden Westens vernichtet. Der klassische Dokumentarfilm bringt den Zuschauer in die Landschaft und Welt dieser wilden Pferde. Er zeigt Möglichkeiten und Lösungen auf, bewusst mehr Verantwortung für Natur und ihre Lebewesen zu übernehmen. In dem Film wird auf viele Experten verwiesen, die berichten, wie Vorurteile, Mythen, veraltete Wissenschaften und Auffassungen zur Krise für eins der edelsten und ikonenhaftesten Tiere Amerikas führte. „Wild Horses in Winds of Change” ist ein schön gestalteter Film, mit teilweise spiritueller Hintergrundmusik, der den gebrochenen Geist in den Augen der Wildpferde porträtiert und gleichzeitig die Verwundbarkeit unserer eigenen Menschlichkeit aufzeigt. Der visionäre Film ist eine gefühlvolle Darstellung der amerikanischen Wildpferde, die Gefahr laufen, vernichtet zu werden. Es ist abwechselnd herzzerbrechend und herzerwärmend, und fordert viele der allgemein üblichen Annahmen, die der durchschnittliche Betrachter zu haben scheint, heraus.

Mara LeGrand ist eine preisgekrönte Foto-Journalistin, Drehbuchautorin, Kamerafrau und Regisseurin. „Wild Horses in Winds of Change” ist ihr dritter Film. Er wurde bereits mit mehreren Auszeichnungen geehrt, u.a. mit dem Los Angeles Movie Award; dem Telly Award in der Kategorie Bester Natur und Tierfilm; und wurde zum besten Naturfilm gewählt. Einen kleinen Einblick in Wild Horses in Winds of Change gibt es auf der Webseite http://wildhorsesinwindsofchange.com Die DVD ist momentan nur in Englisch erhältlich und kann über die o.g. Webseite oder als download bei Amazon bestellt werden. Mehr Info finden Sie auch auf der Facebook Seite www.facebook.com/wildhorsefilm

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Blake Shelton Bullen, Patrioten und Country Fans – Blake Shelton’s Konzert beim Houston Rodeo Text: Dorsy Baumgartner

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inmal im Jahr werden in Houston, Amerikas viertgrösster Metropole, Cowboystiefel und Gürtelschnallen poliert, Cowboyhüte und BootcutJeans aus dem Schrank hervorgeholt - und man erinnert sich an eine wilde Vergangenheit. Auf geht’s zur „Houston Livestock Show und zum Rodeo” - eine Veranstaltung mit dem Stempel: „Amerikanischer geht’s nicht” und dessen Erträge der Jugend von Texas zugutekommen. Zwei Wochen lang schlagen die Herzen der Country- und Westernfans höher. Der Wilde Westen wird zum Lebensgefühl. Wer sich ein Ticket für eines der zahlreichen Konzerte kauft, bekommt ein ganzes Paket abwechslungsreicher Unterhaltung. Bevor ich zum eigentlichen Schauplatz des Konzerts gelange, schlängle ich mich in der feuchten Nachmittagshitze durch gewaltige Menschen- und Tiermassen. Frisch gewaschene Bullen, perfekt frisierte Schafe und gestriegelte und geschniegelte Pferde, mit Preisschildern und Medaillen behangen, suchen den Weg zurück in die klimatisierten Hallen. Lautes Gekreische ertönt aus der Ecke des Jahrmarktsviertels, wo Bungee Jumper, neben Riesenrädern und Karussellen, ihren Nervenkitzel ausleben. Wein, Bier und Limonade von pink bis apfelgrün locken an jeder Ecke. Und da es der Texaner heiss und fettig mag, darf natürlich auch Frittiertes nicht fehlen. Frittierter Käsekuchen, frittierte Kaktusstücke, frittiertes Eis und, für die besonders Hartgesottenen, eine ausgefallene Spezialität - frittierte Butter. Endlich erreiche ich das Reliant Stadium, die Heimat der Footballmannschaft von Texas. In der riesigen Arena haben

sich die ersten Blake Shelton Fans versammelt. Die Freude auf das Bevorstehende ist spürbar: Country Musik hallt aus den Lautsprechern und die Reihen füllen sich. Ein kurzes Feuerwerk zum Auftakt des Vorprogramms; die Spannung steigt, als eine Reiterin zwischen Feuerwerksfunken eine Runde durch die Arena dreht. Plötzlich kehrt Stille ein, danach ein Moment der Besinnung, die Menschen erheben sich aus ihren Sitzen und die amerikanische Nationalhymne ertönt. Eine Sekunde später reiten wilde Pferde in die Szenerie. Der Raum ist voll gepackt mit Testosteron und das Abenteuer beginnt. Vorprogramm Ganz anders als gewohnt - keine Band oder Sänger, sondern Rodeo. Da die gesamte Veranstaltung einem guten Zweck dient, halten sich Tierschützer ein wenig zurück, denn auch in den USA stossen Rodeos mittlerweile auf öffentliche Kritik. Der erste kräftige Bulle strömt explosionsartig aus der Box, entlädt seine Wut, bockt, buckelt, wirft die Hinterbeine in die Luft und versucht seinen Reiter vor der vorgeschriebenen Acht-SekundenMarke abzuwerfen. In anderen Disziplinen werden Kälber

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mit dem Lasso eingefangen. Kinder versuchen sich acht Sekunden auf dem Rücken eines Schafes zu halten und bei Kutschenwagenrennen mit Pferdegespann schliessen die Besucher ihre eigenen kleinen Wetten ab. Wenn das Spektakel vorbei ist, wird langsam die Arena geräumt und die Vorbereitungen für das musikalische Highlight werden getroffen. Dort, wo sich Mensch und Tier im Dreck wälzten, wird nun die Bühne aufgebaut. Die Scheinwerfer erlöschen und ein dunkler Ford Pickup fährt in die Arena. Auf der Ladefläche steht der Star des Abends. Blake Shelton ist nicht nur bekannt durch seine Musik, sondern auch als einer der Jury Mitglieder der US-amerikanischen Fernsehserie „The Voice”. Fazit: 4 von 5 Gitarren Sound War grösserenteils ok. 75.054 Leute zu beschallen ist wahrscheinlich nicht immer ganz so einfach. Anfangs kleine Rückkoppelungen, die die Technik aber sehr schnell in den Griff bekam. Fazit: 3 von 5 Gitarren

den Sitzreihen. Zwischendurch wurden Video-Animationen eingespielt. Sah alles sehr cool aus. Die Bildqualität war gestochen scharf. Sehr beeindruckend! Fazit: 5 von 5 Gitarren Publikumseinbindung Sensationell! Das kann Blake Shelton richtig gut. Er hat bewiesen, dass er ein echter Entertainer ist. Schon zu Beginn gewinnt er die Herzen der Fans und der Stadt mit den Worten: I love you und I love Houston! Er erzählt von sich und integriert dabei die Fans, fordert sie zum Mitsingen auf. Dazu kommt immer ein kleiner Witz an der richtigen Stelle. Fazit: 5 von 5 Gitarren Produktionsaufwand Lichtshow, graphische Animationen, aber nichts Besonderes. Die Bühne dreht sich, sodass alle sowohl die Band als auch den Star frontal sehen können. Kleines Feuerwerk am Anfang und Ende. Keine Tänzer, Kostüme oder Choreographien. Einfach nur Jeans, Jeansjacke und Cowboystiefel. Fazit: 3 von 5 Gitarren Stimmung Gigantisch. Sowohl die ganz jungen, als auch die älteren Fans sind voll abgegangen und glänzten mit Textkenntnissen. Es hat alles gestimmt. Selbst Blake Shelton war manchmal sprachlos, als ihm die 75.000 Fans seine Texte vorgesungen haben. Fazit: 5 von 5 Gitarren

Titelauswahl Perfekt! Kick-off mit Gitarre und dem Erfolgs-Song „All about Tonight”. Überwiegend hat der 37-jährige Countrystar seine bekannten Songs gespielt. Alle 2-3 Titel ein Megahit. Gänsehaut-Stimmung und Megaapplaus gab es, als seine Frau, Country Sängerin Miranda Lambert, die Bühne betrat und mit ihm das Duett „Home” sang. Fazit: 5 von 5 Gitarren Monitore Über der Bühne in alle Richtungen. Genau richtig und gross genug, damit alle etwas sehen konnten. Weitere in

Gesamtbewertung Ein Konzert mit Blake Shelton, beim Houston Rodeo oder woanders, lohnt sich auch für Nicht-Countryfans. Blake Shelton überzeugt nicht nur mit Country, sondern auch mit Charisma und Humor. Fazit: 4 von 5 Gitarren Bewertungsskala: 1 Gitarre: Zeitverschwendung 2 Gitarren: Geht auch ohne 3 Gitarren: Mehr für Fans 4 Gitarren: Lohnt sich! 5 Gitarren: Mega Cool Spirit of the West 59

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Text: Dorsy Baumgartner

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chon bei der Anfahrt durch eine imposante Baumallee und dem schweren, weit geöffnetem Tor wird man sofort in Urlaubsstimmung versetzt. Auf mehr als zwölf Hektar Land, inmitten duftender Lavendelfelder, liegt ein Refugium, das seinesgleichen sucht. Los Poblanos Historic Inn and Organic Farm. Das alte, bezaubernde Anwesen befindet sich in Albuquerque, ganz in der Nähe des Rio Grande. Zwanzig Gästezimmer, ein traditionelles Veranstaltungsgebäude, ein Bio-Bauernhof und ein Gourmet-Restaurant vermitteln einen Hauch von Verträumtheit, Romantik und Nostalgie.

Photo: Alexander Vertikoff

Das Land von Los Poblanos war ursprünglich bewohnt von den Anasazi-Indianern. Unter ihnen gab es bedeutende Bauherren und Agrarexperten. Die Anasazi verschafften sich Ansehen durch ein in trockenen Gebieten ausgeklügeltes Bewässerungssystem. Sie nutzen natürliche Ressourcen und respektierten das Gleichgewicht der Natur. Sie bauten Terrassen, sogenannte „Waffel Gardens”, in denen die Pflanzen von einem Erdwall umgeben waren. Das Wasser des Rio Grande wurde in Dämme geleitet und so konnte das dürre Gebiet sehr schnell fruchtbar gemacht werden. Die Einheimischen sagen, dass der Geist der Indianer noch immer spürbar sei.

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Das Farmland ging im 19. Jahrhundert in Privatbesitz über und 1930 wurde es bewohnt von einem Politikerehepaar, das Mitglied des amerikanischen Repräsentantenhauses war. Das heutige Gästehaus war die private Residenz von Albert Simms und Ruth Hanna McCormick Simms. 1932 beauftragte Ruth Simms einen Architekten, die Ranch zu renovieren und ausserdem ein Kulturzentrum auf dem Gelände zu planen. Das La Quinta Cultural Center wurde sowohl für kulturelle als auch politische Veranstaltungen genutzt. In der Kunstgalerie gab es zahlreiche öffentliche Ausstellungen. Der Festsaal und die Küche konnten bis zu 200 Personen aufnehmen und bewirten. Das Zentrum wurde zum Mittelpunkt für Konzerte, Lesungen und Festivals in der gesamten Region. Eine der grössten Attraktionen war der erste Swimming Pool in Albuquerque. Das politisch stark engagierte Paar hat nicht nur Kunst und Kultur in der Stadt gefördert, sondern hatte obendrein grossen Einfluss auf das gesamte Schul- und Bildungswesen.

Photo: Vlad Photo

Zwischen 1930 und 1940 wurde das Land Heimat von Creamland Dairies, einer Molkerei, die Albuquerque mit Milchprodukten versorgte. Ansässige Landwirte kümmerten

sich darum, dass die Region mit hochwertigen Produkten versorgt wurde. Strenge Qualitätsansprüche waren hier schon damals von grösster Bedeutung. Deshalb war das Beste nur gut genug. Eine der weltweit bedeutendsten Milchviehrassen auf dem Land von Los Poblanos waren die auch in Deutschland sehr populären schwarz-weissen Holsteiner-Kühe. Neben der Milchwirtschaft nutzten die ansässigen Farmer den Boden auch um verschiedene Kornsorten und Zuckerrüben anzubauen. Los Poblanos und La Quinta sind architektonisch hochwertige Meisterwerke des Architekten John Gaw Meem. Er war einer der hochgeschätzen Architekten New Mexicos im 20. Jahrhundert. Er prägte den Baustil des „Territorial Revival”, auch gleichzusetzen mit „Santa Fe Style”. Dabei handelt es sich um eine Melange aus spanischem Kolonialstil und traditionellem, indianischem Pueblo-Stil. Er plante zahlreiche Bauten von Santa Fe bis Las Cruces. Bis heute ist New Mexico bestrebt die nationale Identität durch architektonische Meisterleistungen zu untermauern. Aber auch über die Staatsgrenzen hinaus wurde John Gaw Meem mit Auszeichnungen gekrönt. Begibt man sich auf einen Spaziergang, wartet eine kleine verwunschene Welt auf Entdeckung. Die gesamte Anlage bietet viel zum Anschauen und Staunen, Verweilen und Mäandern. Traditionelle Gartenkultur trifft auf wild wachsende Elemente der Naturlandschaft. Zwischen kunstvoll geschnittenen Hecken, vorbei an Statuen und Brunnen posieren stolze Pfauen gerne für ein Foto. Gepflegte Kieswege führen durch einen naturbelassenen Kräutergarten, Rosenbögen überspannen einige Wege, Wiesen und Beete quellen über von farbenprächtigen Blüten, egal wohin man blickt. Ein märchenhafter Lotusblütenteich, direkt vor dem Gästehaus, ist der perfekte Platz für eine Auszeit im Grünen. Die Gartenanlagen sind wahre Erlebnisräume im Freien, die an einer Vielfalt gartenkünstlerischer Ideen in New Mexico unübertroffen bleiben. Neben dem Promenieren erreichen sie ihre wahre Bestimmung bei Festen und Konzerten.

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Die biologisch-organische Anbauweise auf dem Farmland und in den Treibhäusern beinhaltet den Verzicht von mineralischen Düngern und den Einsatz von synthetischen Hilfsmittel zur Bekämpfung von Schädlingen und Unkraut. Das Konzept verfolgt den Gedanken von Nachhaltigkeit und Biogesundheit. Der Anbau besteht aus Kartoffeln, goldenen und roten Beeten, Tomaten, Karotten, Zwiebeln, Auberginen, Salaten, einigen Obstsorten und natürlich der landestypischen Chili-Pflanze - kurzum: einfach alles, was möglich ist. Selbstverständlich verwendet auch das Restaurant fast ausschliesslich eigene Produkte. Die Farmer hegen und pflegen die Samen, damit sie die Köstlichkeiten von Jahr zu Jahr erneut ernten können. Gäste werden ausserdem verwöhnt mit frischer Kuh- oder Schafsmilch, goldgelben Hühnereiern und leckerem Honig mit einem Hauch Lavendel, ebenfalls aus eigener Produktion.

Was einst Teil des ehemaligen Molkereibetriebs war, hat Manager Steven Humphrey in den Farm Shop verwandelt. Es sind kleine Schritte auf dem Weg in eine grüne und gesunde Zukunft, erklärt er mir, als er mich stolz durch den Laden führt. Wer Biomilch und Haferflocken frühstückt, möchte sich selbst und der Natur Gutes tun und so entschied sich der ausgebildete Architekt 2005 sein Leben zu verändern und Los Poblanos zu seinem beruflichen Lebensmittelpunkt zu machen. Frische Farmerzeugnisse, die man wöchentlich bestellen und anliefern lassen kann, verstehen sich von selbst. Doch die Palette des Lavendel-Angebots nimmt den meisten Raum ein. Cremes, Lotions, Seifen, Lippenbalsam, Duftsäckchen und viele kulinarische Gaumenfreuden aus Lavendel, die auf dem Gelände hergestellt werden und mittlerweile zu den Verkaufsschlagern in New Mexico gehören. Hinzu kommen hauseigene Salsas, kandierte Nüsse, Karamel, Honig, Marmeladen, Tee- und Kräutermischungen und vieles mehr. Kleine Geschenkartikel lokaler Künstler, Bücher, Kerzen und Genussmittel aus der Region bereichern das Sortiment. Vor dem Farmshop kann man auch Kleinigkeiten essen und trinken und dabei gackernde Hühner und mähende Schafe oder Ziegen beobachten. Die Historic Inn Zimmer und Suiten befinden sich im Haupthaus, haben alle einen offenen Kamin, sind lichtdurchflutet und mit Liebe zum Detail gestaltet. Die Einrichtung ist kombiniert mit wertvollen Antiquitäten oder Holzmöbeln im „Southwestern” Stil. Es gibt sieben Suiten mit eigener Terrasse und Blick auf die geheimnisvollen Gärten. Sie können die lebendige Vergangenheit fühlen und Aussichten geniessen, die inspirieren. Direkt am Haupthaus befindet sich ein entzückendes separates Casita (Häuschen), eine weitere kleine charmante Idylle zum Wohlfühlen. Die Farm Zimmer und Suiten wurden vor wenigen Jahren in den Räumlichkeiten der Molkerei untergebracht. Auch in diesen Gemäuern lässt das klassische Interieur keine Wünsche offen. Edles Design mit rustikalem Holz und hellen Farben. Hier findet die Seele absolute Ruhe und der Geist die nötige Entspannung. Im Fitness- und Wellnessbereich kann man seine Trainingsziele in angenehmer ruhiger Atmosphäre erreichen. Yoga unter freiem Himmel bei Vogelgezwitscher und einer leichten Brise, wird zur puren Entspannung. Danach erfrischt eine kleine Abkühlung im Salzwasserpool.

Photo: Mike Crane Photography

Im Sommer steht alles im Zeichen des Lavendels und die duftende Pflanze wird zur Seele von Los Poblanos. Die leuchtenden Lavendelfelder sind nicht mehr wegzudenken. Die Blüte ist ein Naturerlebnis der besonderen Art und hat eine magische Anziehungskraft auf die Besucher. Da Lavendel nicht nur schön aussieht sondern auch gut riecht, ist es nicht verwunderlich, dass man ihn auch in verschiedenen Varianten käuflich erwerben kann. Wer möchte hier nicht eintauchen in eine farbintensive Landschaft unter dem stahlblauen Himmel New Mexicos und die endlose Weite mit allen Sinnen geniessen? Die Lavendelproduktion ist ein wesentlicher Bestandteil der Einkünfte von Los Poblanos. Lavendel wird in erster Linie zur Gewinnung von Lavendelöl angebaut; für einen Liter Öl benötigt man rund 150 kg Lavendelblüten. Bei der Herstellung von ätherischem Öl entsteht zusätzlich eine leichtere Essenz, das Lavendelwasser. Dieses enthält immer noch genügend Duftstoffe, die zur Gewinnung von Cremes und Seifen verwendet werden. Doch die Blüten werden auch getrocknet und zu Potpourris und Duftmischungen sowie als Gewürze verarbeitet. Beim jährlichen Lavendelfest wird die Heil-und Medizinpflanze, die entspannend wirkt, zudem Schädlinge vertreibt und den Kleiderschrank parfümiert, in grossem Rahmen gefeiert. An diesen Tagen sind duftende und wohltuende Köstlichkeiten zu entdecken. Zwischen Schaukochen, Workshops, Kunst und traditionellen musikalischen Klängen heisst das Motto: schauen, riechen und geniessen.

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Das Restaurant La Merienda liegt im historischen Hauptgebäude. In Albuquerque kocht man in vielen Restaurants natürlich und gesund. Ökologisch korrekter Anbau und artgerechte Tierhaltung haben einen beachtlichen Stellenwert erreicht. Genuss mit gutem Gewissen. Das Spektrum ist vielfältig und bunt. Los Poblanos Chefkoch Jonathan Perno lässt sich von Farben, Natur und Düften inspirieren. Er liebt seine Arbeit und macht das Menü zu einem kulinarischen Himmel auf Erden. Lukullus und Bacchus vereinen sich. Nicht zu extravagant, nicht zu exotisch, einfache leichte natürliche Aromen, die Lust und Appetit machen, nicht vom eigentlichen ablenken und sich geschmacklich ergänzen. Das gemütliche Restaurant im Landhausstil überzeugt mit aufmerksamen Service und absolut verlässlicher Qualität, egal ob Fleisch, Fisch oder Vegetarisch. Die kleine, aber feine Speisekarte beinhaltet erlesene Weine, teilweise aus der Region. Ein ganz besonderer Höhepunkt ist Schlemmen im Garten, was ausser im Winter fast immer möglich ist, denn in Albuquerque scheint an über 300 Tagen im Jahr die Sonne. Wenn’s doch ein wenig kühl wird, bringt der offene Kamin genügend Wärme.

So kommen Sie zum Los Poblanos:

Von Deutschland aus können Sie non-Stop nach Denver mit Anschlussflug Albuquerque fliegen. Vom Flughafen aus geht’s weiter mit einem Leihfahrzeug, das Sie sich am besten schon in Deutschland reservieren. Ankommen und Abschalten gibt es bei Los Poblanos gratis. Jeder Gast geniesst seinen Aufenthalt vom ersten Augenblick an. Sobald Sie das Land betreten, spüren Sie, wie wohltuend Natur, Architektur und Ambiente wirken. Stress und Hektik des Alltags lösen sich auf, Sie kommen zur Ruhe und atmen Geschichte, die schon im 14. Jahrhundert von den Anasazi-Indianern geschrieben wurde.

Los Poblanos Historic Inn & Organic Farm 4803 Rio Grande Blvd. N.W., Los Ranchos de Albuquerque, NM 87107 Tel: 505-344-9297 * www.lospoblanos.com New Mexico Touristenbüro 491 Old Santa Fe Trail, Santa Fe, NM 87501 Tel: 505-827-7400 * www.newmexico.org

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