„Auferstanden aus Ruinen!?“ – Nachhaltiger Tourismus in sog. „Lost Places“-Orten in ausgewählten deutschen Mittelgebirgen
Abbildung 1: Einzelzimmer, Hotel Sand; eigene Darstellung, 2014 Das oben abgebildete Zimmer befindet sich im Hotel Sand in Bühl, direkt an der bekannten Schwarzwaldhochstraße gelegen. 1845 entstand hier zunächst eine Schutzhütte für Waldarbeiter, welche daraufhin aufgrund der guten Lage und der hohen Nachfrage nach und nach zu einem Kurhaus ausgebaut wurde. 1891 wurde das Kurhaus von Großherzog Friedrich von Baden eingeweiht und war von da an weit bekannt. Selbst Kaiserin „Sissi“ besuchte das Kurhotel. Mittlerweile ist der Hotelbetrieb seit 2007 eingestellt, es steht teilweiße leer und verfällt. Nur selten wird es von verschiedenen Regionalsendern als Filmkulisse genutzt.
Inhalt 1
Kapitel ................................................................................................. 1 1.1 Einführung und Problemstellung .................................................. 1 1.2 Persönliche Motivation ................................................................. 1 1.3 Methodik ...................................................................................... 2 1.4 Definitionen und Begriffserklärungen ........................................... 3
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Kapitel ................................................................................................. 5 2.1 Ursachen des Leerstands ............................................................ 5 2.1.1 Tourismustrends der letzten Jahrzehnte .......................... 5 2.1.2 Fehlende Investoren ......................................................... 7 2.1.3 Denkmalschutz ................................................................. 8 2.1.4 Altlasten der DDR ........................................................... 10 2.2 Folgen für die betroffenen Regionen .......................................... 11
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Kapitel ............................................................................................... 14 3.1 Nationalpark Schwarzwald ......................................................... 15 3.2 Nutzung erneuerbarer Energien im Schwarzwald ...................... 18 3.3 „Erlebnis Grünes Band“ im Harz ................................................ 19
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Kapitel ............................................................................................... 22 4.1 Zusammenfassung und Ausblick ............................................... 22 4.2 Literaturverzeichnis .................................................................... 23 4.3 Internetquellen ........................................................................... 23 4.4 Abbildungsverzeichnis ............................................................... 25
Anhang ..................................................................................................... 26
1. Kapitel
1.1 Einführung und Problemstellung „Auferstanden aus Ruinen“ – so lautete der Titel der Nationalhymne der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Der ehemalige Grenzstreifen führte unter anderem durch das Mittelgebirge Harz, eine beliebte Urlaubsregion. Dort entstanden vor allem in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch unter dem sozialistischen Regime viele prunkvolle und weithin bekannte Hotels und Sanatorien. Große Politiker und Berühmtheiten nächtigen hier und genossen die Landschaft. Heute ist von diesem Glanz nicht mehr viel übrig geblieben. Was einmal aus Ruinen auferstanden ist, ist wieder zu Ruinen verfallen. Orte wie Schierke scheinen komplett leer zu stehen und das, obwohl sich hier bekannte Einrichtungen wie das Hotel „Heinrich Heine“ oder das FDGB-Erholungsheim „Hermann Duncker“ befinden. Auch in den Kurorten Braunlage, Goslar, Bad Harzburg, Harzgerode und Bad Blankenburg stehen viele Kurgebäude leer. Ein Blick in den Schwarzwald zeigt, dass dieses Problem auch hier besteht. Entlang der Schwarzwaldhochstraße liegen einige ehemalig namhafte Hotels wie das Kurhaus „Sand“ und das Schlosshotel „Bühlerhöhe“, deren Tore für Gäste seit Jahren verschlossen bleiben. Es lässt sich also erkennen, dass dies kein vereinzelt auftretendes Problem ist, sondern in bestimmten Regionen gehäuft zu finden ist.
1.2 Persönliche Motivation Dieses Thema interessiert mich, da ich mich seit einigen Jahren mit dem Leerstand verschiedener Gebäude beschäftige. Als leidenschaftlicher Hobbyfotograf bereise ich in meiner Freizeit ganz Europa auf der Suche nach dem Verfall und nach entsprechenden Motiven, die ich oft in den leerstehenden Gebäuden finde. Dabei bin ich auf Tourismusorte gestoßen, in deren Hotels einst Kaiser und Könige nächtigten. Heutzutage verfallen jedoch all diese, einst prunkvollen, Gebäude. 1
Dieses Phänomen lässt sich nicht nur im Harz und im Nordschwarzwald finden, sondern begegnet einem auch in vielen Kurorten Österreichs und der Schweiz. Besonders in Österreich habe ich viele Stunden in solchen Hotels verbracht, um sie zu dokumentieren und auf künstlerischen Fotoaufnahmen zu verewigen. Dabei habe ich auch die Bilanzen der letzten aktiven Jahre eingesehen und mich durch Recherche vor Ort und im Internet weiter mit dieser Thematik befasst. Dabei musste ich feststellen, dass die Hotels bereits viele Jahre vor ihrer endgültigen Schließung ausschließlich Verluste machten. Es gibt eine große „Szene“, die sich hauptsächlich mit der Erkundung und Dokumentation jener leerstehenden Orte beschäftigt, dem sogenannten „Urban Exploring“, kurz „Urbex“. Ich bin Administrator des größten deutschsprachigen „Urbex“-Forums und kann daher auf umfangreiches Wissen über diese Thematik zurückgreifen. So habe ich Kontakt zu einigen Besitzern entsprechender Kurhotels herstellen können.
1.3 Methodik In meiner Seminararbeit werde ich die Gründe für den Leerstand dieser ehemaligen Kureinrichtungen genauer erläutern. Dabei konzentriere ich mich auf die beiden genannten Mittelgebirge, Harz und Nordschwarzwald. Anschließend werde ich verschiedene, möglichst nachhaltige Nachnutzungsmöglichkeiten behandeln und einen Einblick in Projekte des sanften Tourismus in den betroffenen Regionen geben. Zur Erstellung dieser Arbeit führte ich, neben Verwendung von Fachliteratur und Internetrecherche, eine Ortsbegehung im ehemaligen Kurhotel Sand durch. Dabei recherchierte ich zusätzlich vor Ort und konnte die Statistiken verschiedener Hotels im Schwarzwald einsehen. Weiterhin ergab sich die Möglichkeit, Sebastian Bässler, Mitglied des Denkmalvereins Freudenstadt, einige Fragen zu stellen. Herr Bässler ist im Verein besonders für die Betreuung des geschlossenen Kurhotels „Waldeslust“ zuständig. Außerdem konnte ich auf eigenes Wissen zurückgreifen, da ich mich bereits seit einigen Jahren mit den Problemen des Tourismus und dem Leerstand diverser Hotels befasse. Ich besuchte in den vergangenen Jahren viele dieser Hotels selbst und untersuchte durch Recherche die Hintergründe der Schließungen. 2
1.4 Definitionen und Begriffserklärungen Nachhaltigkeit/Nachhaltiger Tourismus Nachhaltigkeit ist ein Prinzip zur Ressourcennutzung, dessen Intention ein optimales Gleichgewicht von Ökonomie, Ökologie und sozialer Gerechtigkeit ist. Die Kernaussage des Prinzips ist, niemals mehr Rohstoffe zu verbrauchen als regeneriert werden können.1 Der Rat für nachhaltige Entwicklung definiert den Begriff wie folgt: „Nachhaltige Entwicklung heißt, Umweltgesichtspunkte gleichberechtigt mit sozialen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu berücksichtigen. Zukunftsfähig wirtschaften bedeutet also: Wir müssen unseren Kindern und Enkelkindern ein intaktes ökologisches, soziales und ökonomisches Gefüge hinterlassen. Das eine ist ohne das andere nicht zu haben.“2 Seit Hans Carl von Carlowitz den Begriff „Nachhaltigkeit“ 1713 prägte, stieg die Bedeutung dieses Prinzips mit zunehmender Aktualität bis heute stetig. So verabschiedete die Bundesregierung 2002 die „nationale Nachhaltigkeitsstrategie“. Sie ist seither ihr leitgebender Gedanke in der innenpolitischen Entwicklung.3 Auch im Tourismus kommt der Nachhaltigkeit immer mehr Relevanz zu. Nachdem das Reisen in den 1960er-Jahren durch das Wirtschaftswunder und die günstigen Preise für PKW- sowie Flugreisen für einen Großteil der Bevölkerung erschwinglich wurde und erste Formen des Massentourismus entstanden, stellte sich auch hier die Frage hinsichtlich der Nachhaltigkeit. Besonders nach der Ölkrise 1973 begann man, die bestehenden Reisemittel und die damaligen Tourismustrends zu hinterfragen. So kam der sanfte Tourismus, oder auch nachhaltiger Tourismus, auf. Ziel dessen ist es, Reisekonzepte zu entwickeln,
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Vgl. Gebhardt, H. (u.a.), Geographie. Physische Geographie und Humangeographie, München 2007, S.19
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Internet 1
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Vgl. Internet 2 3
die langfristig umweltschonend die Tourismusregionen stärken und dort Arbeitsplätze schaffen ohne Schaden an Natur oder für die Anwohner anzurichten. 4 Begriffserklärung „Lost Places“ Der Begriff „Lost Place“ stammt ursprünglich aus der Stadterkundungsszene. Bei "Lost Places" (dt. verlorene Orte) handelt es sich um leerstehende Gebäude, die in Vergessenheit geraten sind. Oft faszinieren sie durch ihre Ursprünglichkeit und Unberührtheit. Meist liegt der Reiz auch im Auffinden dieser Orte, da sie in der Regel touristisch nicht erschlossen oder weiter bekannt sind. Von „Lost Places“-Orten spricht man, wenn sich diese verlorenen Orte in Ortschaften auffällig häufen. Beispiele hierfür sind Bad Kissingen, Bad Gastein, Bühl, Schierke, u.a.. Die zugehörige Szene („Urbex“-Szene) sucht besagte Orte auf um sie in dokumentarischen oder künstlerischen Fotografien festzuhalten. Häufig werden hierfür die Orte betreten. Da der Besitzer oft schwer aufzufinden ist, geschieht dies meist ohne Erlaubnis, wodurch es im rechtlichen Graubereich liegt. Beim Betreten gilt der Grundsatz, niemals in die Gebäude einzubrechen. Die Orte werden nur betreten, wenn sie bereits offen stehen und frei zugänglich sind. Weiterhin werden die Orte so zurückgelassen, wie sie vorgefunden wurden. Man nimmt nichts mit und lässt keinen Müll zurück.
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Vgl. Gebhardt, Geographie, S. 722 f 4
2. Kapitel
2.1 Ursachen des Leerstands In den Mittelgebirgen Harz und Nordschwarzwald trifft man auf Gebiete, in denen hauptsächlich große, traditionsreiche Kurhäuser und -hotels leerstehen und verfallen. Um diesen Zustand langfristig zu ändern, muss man sich zunächst die Ursachen für den Leerstand ansehen. Grundsätzlich gibt es viele unterschiedliche Gründe, die zum Leerstand eines Hotels führen. Diese können von Hotel zu Hotel variieren. Generell fallen jedoch einige als immer wiederkehrend auf.
Abbildung 2: Zimmer im ehemaligen Hotel B.-Jk. 2.1.1 Tourismustrends der letzten Jahrzehnte Eine der Hauptursachen für die Schließung vieler Hotels liegt in der Entwicklung des Tourismus in den letzten Jahrzehnten. Seit Ende des zweiten Weltkrieges ist das Flugzeug als Reisemittel zunehmend populärer und günstiger geworden. Zudem wurden auch PKWs für immer mehr Bürger erschwinglich. 5
Dieser Trend hat zur Folge, dass die Deutschen immer größere Distanzen zurücklegen konnten. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es üblich, mit der Familie eine Inlandsreise zu unternehmen, an die Ostsee oder in ein Mittelgebirge beispielsweise. Eine Auslandsreise hingegen war nicht denkbar. Doch durch die neuen bzw. verbesserten Verkehrsmittel standen den Urlaubern ganz neue Wege offen. Eine Reise ans Mittelmeer war nun auch für die Mittelschicht innerhalb kurzer Zeit möglich. So sank der Anteil der Inlandsreisen von 1954 bis 2004 von 85% auf 31%, während die Auslandsreisen von 15% auf 69% anstiegen.5
Abbildung 3: Entwicklung der In- und Auslandsreisen in Deutschland (1954-2004) Ein weiteres beobachtbares Phänomen der jüngeren Vergangenheit ist die Verkürzung der durchschnittlichen Aufenthaltsdauer. Während ein Aufenthalt 1984 noch durchschnittlich 6,1 Tage dauerte, waren es 2008 nur noch 3,3 Tage. Diese Entwicklung ist zum einen auf die neuen Reiseformen wie z.B. Wander- oder Radtouren zurückzuführen, bei denen die Gäste die Hotels nur als Unterkunft entlang einer Route nutzen und kaum länger als einen Tag bleiben. Zum anderen liegt es auch am Wandel hin zu Aktiv- und Erlebnisreisen. Die Gäste wollen in kurzer Zeit möglichst viele Facetten einer Region sehen und bleiben selten länger als 3 Tage an einem Ort.
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Vgl. Gebhardt, Geographie, S. 727
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Vgl. Internet 3 6
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Abbildung 4: Ankünfte und Übernachtungen im Nordschwarzwald Auch die Zahl der Tagesgäste stieg im Verhältnis zu den Übernachtungsgästen stark an. Diese Zunahme begründet sich ebenfalls in der gestiegenen Mobilität der Deutschen. Im Laufe der Zeit verbesserten sich die Bahn- und PKW-Technologien immer mehr, was sich in kürzeren Fahrtzeiten oder einem größeren Reiseradius abzeichnete. Heutzutage ist es kein Problem, mehrere hundert Kilometer Anfahrt für nur einen Tag Aufenthalt zurückzulegen, was früher noch undenkbar war.
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All diese Entwicklungen spiegeln sich auch in den Bilanzen der großen Hotels. Sowohl mehr Tages- und weniger Übernachtungsgäste als auch die kürzeren Aufenthaltsdauern und der Rückgang der Inlandsreisen bedeuten weniger Übernachtungen in den Hotels vor Ort. Das machte sich deutlich bemerkbar, weshalb viele den Betrieb aufgaben oder sich umorientierten. 2.1.2 Fehlende Investoren Oft bleibt bei großen, traditionsreichen Hotels die Suche nach einem Investor erfolglos. Gerade bei Kurhäusern mit alter Bausubstanz sind über kurz oder lang Renovie7
Vgl. Internet 4 7
rungsarbeiten nötig, deren Finanzierung nicht immer vom Betreiber getragen werden kann. Daher muss ein Investor gefunden werden, was sich oftmals als schwierig erwiesen hat. Potentielle Geldgeber investieren häufig lieber in neue Objekte, anstatt in alte Gebäude. Alte Bausubstanz hingegen ist ein Risiko, denn sie erfordert nicht selten grundlegende Renovierungsarbeiten um überhaupt das Gebäude auf StandardNiveau zu bringen. Die Besitzer des nun ungenutzten Hotels „Waldeslust“ in Freudenstadt waren z.B. nicht im Stande, die Kosten für eine Erneuerung der undichten Fenster zu tragen, wodurch es nicht mehr möglich war, das Hotel ausreichend zu heizen. „Durch die undichten Fenster wurde das Heizöl buchstäblich aus dem Fenster hinaus geworfen. Die Kälte im Hotel sorgte dann auch für die schlechten Rezessionen der Gäste. So kamen immer weniger Gäste und der Schuldenberg wurde größer […].“8 Auch das ehemalige FDGB-Heim „Hermann Duncker“ in Schierke steht bereits seit vielen Jahren leer. Es wurde bis 1990 als Erholungsheim für Arbeiter der Gewerkschaften in der DDR genutzt, doch mit der Wiedervereinigung verlor es seine Nutzung. Daher wurde für die geplante Wiederbelebung als Hotel ein Investor gesucht, was jedoch bis heute nicht gelang. Das Heim verfällt nun seit der Wende zusehends.9 2.1.3 Denkmalschutz Auch wenn es zunächst nicht sinnig erscheint, stellt der Denkmalschutz ein großes Problem für Hoteleinrichtungen mit alter Bausubstanz dar. Obwohl er die Gebäude eigentlich schützen sollte, ist oft er es, der überhaupt erst zum Leerstand und Verfall führt. Ein Punkt sind hierbei die Sicherheitsbestimmungen für Gastgewerbe in Deutschland. Beispielsweise müssen bestimmte Vorkehrungen und Fluchtwege vorhanden sein, damit ein Hotel betrieben werden darf. Gerade alte Gebäude entsprechen diesen Bestimmungen häufig nicht und müssten daher renoviert werden. Hier 8
Anhang
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Vgl. Mielzarjewicz, M., Lost Places Harz, Halle 2013, S. 14 8
greift jedoch der Denkmalschutz. Er schützt gewisse Architekturstile, Fassadenteile oder einzelne Bauelemente. Diese dürfen nur eingeschränkt überbaut oder abgeändert werden, weshalb die, für die Sicherheitsbestimmungen zwingend erforderlichen Arbeiten, nicht durchgeführt werden können.
Abbildung 5: Saal im Hotel „Sand“ Bei der Modernisierung steht der Denkmalschutz ebenfalls oft im Weg. Sind beispielsweise Teile der Innenarchitektur geschützt, sind technische Modernisierungen kaum oder nur zu sehr hohen Kosten möglich. Auch wenn die Gäste den Charme eines alten, historischen Hotels mögen, legen sie doch meist Wert auf eine moderne Ausstattung, wie Einbau von Liften, Internet-Zugang, moderne Badausstattungen, usw., weshalb auch hier dringend Handlungsbedarf besteht. Ist ein Gebäude denkmalgeschützt, darf es nicht einfach abgerissen werden. Um den Baugrund zu nutzen und ein neues, modernes Hotel zu bauen, müssen die Besitzer daher abwarten, bis das Hotel wortwörtlich von alleine zusammenbricht. Dies stellt eine enorme Gefahr für die direkte Umgebung dar, vor allem wenn das Objekt zentral im Ort, an einer Straße oder nahe einem bewohnten Gebäude gelegen ist. Auch ei-
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ne indirekte Gefahr ergibt sich hierdurch, die in Kapitel 3 im Thema „warme Sanierung“ weiter behandelt wird. 2.1.4 Altlasten der DDR Im Harz ergibt sich zusätzlich eine ganz andere Situation. Der östliche Teil des Harzes lag zwischen 1949 und 1998 in der DDR. „Tourismus war im Wesentlichen staatlich organisiert. Wichtige Träger waren die „Feriendienste“ (u.a. der (volkseigenen) Betriebe (VEB) und des FDGB (Freier Deutscher Gewerkschaftsbund)), das „Reisebüro der DDR“, die staatliche Fluglinie „Interflug“ usw.“10 Die Gewerkschaften VEB und FDGB ermöglichten ihren Arbeitern in eigenen Ferien- und Erholungsheimen unterzukommen, welche sich zur damaligen Zeit meist im Ostharz befanden.
Abbildung 6: Deutlich erkennbare Verfallsspuren im ehemaligen FDGB-Heim „Hermann Duncker“ Durch die Wiedervereinigung wurden sowohl VEB als auch FDGB aufgelöst, wodurch besagte Heime ohne Nutzung verblieben. Es wurde nach Käufern und Investoren gesucht, doch es fand sich niemand, der diese großen DDR-Bauten über-
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Freyer, W., Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie, München 2006, S. 16 10
nehmen und nachnutzen wollte, unteranderem da sie für eine ganz andere Form des Tourismus konzipiert waren und nicht mit den damaligen Anforderungen übereinstimmten. Somit blieb eine Wiederbelebung als Hotel oder eine anderweitige touristische Nutzung aus. Viele dieser Heime verfallen bis heute (z.B. das FDGB-Heim „Hermann Duncker“ oder „Fritz Heckert“). Doch nicht nur die ehemaligen Ferienheime hatten nach der Wiedervereinigung Probleme wieder im Fremdenverkehr Fuß zu fassen. Im Harz war die touristische Entwicklung während der DDR beinahe stehengeblieben. Die touristische Infrastruktur und viele Hotels waren zum Zeitpunkt der Wende nicht auf dem Stand der Konkurrenz im Westharz. Dies führte dazu, dass der Westharz, oder andere Regionen in der ehemaligen Westzone, den Angeboten im Ostharz vorgezogen wurden. Zusätzlich gab es deutliche planerische Mängel, sowohl was die Programmgestaltung für die im Westen bereits populären Familien- und Aktivreisen angeht, als auch im Bereich Naturschutz und Tourismus. 11 Man kann also sagen, das der Ostharz nach der Wiedervereinigung plötzlich auf Konkurrenz traf, die um einige Jahre voraus war. Hier brauchte es einige Zeit und viele Investitionen, um dieses Defizit einzuholen. Dabei blieben nicht wenige Betriebe auf der Strecke.12
2.2 Folgen für die betroffenen Regionen Der Urlauber wünscht sich Entspannung, Ruhe und Abstand vom Stadtalltag bzw. Sport und Freizeit in unberührter Natur. Daher findet man die Zentren des Tourismus oft in abgelegenen und eher strukturschwachen Regionen, der Peripherie (wie es beim Nordschwarzwald und Harz auch der Fall ist). Hier ist der Tourismus der Wirtschaftsfaktor Nummer eins und die meisten Bewohner der Tourismusorte hängen direkt oder indirekt vom Tourismus ab. Ein starker Rückgang oder gar Wegfall dieses Sektors würde einen Zusammenbruch der gesamten Region bedeuten. Gerade für
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Vgl. Internet 5
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Vgl. Ebd. 11
eine Gegend, die in vielen Bereichen noch unterdurchschnittlich entwickelt ist, wäre dies fatal. Dies lässt sich sehr gut an einem Exkurs ins Nachbarland Österreich feststellen. Der einst weltweit für seinen Wasserfall, seine Hotelkultur und seine Radonquellen bekannte Kurort Bad Gastein sah sich anfangs der Neunziger Jahre dem Bankrott des Grand Hotels „Straubinger“ gegenüber. Mit dem Hotel Straubinger schlossen auch das Tochterhotel „Badeschloss“ und das „Haus Austria“. Als Investor wurde nach längerer Suche der Wiener Immobilientycoon Franz Duval gefunden. Dieser kaufte neben den drei Hotels auch das alte Postamt und das ebenfalls leerstehende Kongresszentrum. Zum Kaufdatum kündigte er große Pläne an, von denen man später jedoch nicht viel sehen sollte: Duval lässt alle Gebäude bis heute verfallen.13 Dies spüren kurz darauf auch die umliegenden Hotelbesitzer. Der Ortskern wirkt durch bröckelnde Fassaden und Schimmel eher abstoßend als einladend. Das führt dazu, dass der Ort einen enormen Rückgang an Besuchern zu verzeichnen hat. Einige Jahre nach dem „Straubinger“ muss auch das „Grand Hotel de l’Europe“, das Kurhotel „Mirabell“, Kurhaus „Astoria“, Haus „Sponfeldner“ und der „Kaiserhof“ schließen, Restaurants und Geschäfte folgen nach.
Abbildung 7: Leerstehende Hotels im Ortszentrum Bad Gasteins (rechts)
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Vgl. Internet 6 12
Heutzutage gleicht der historische Ortskern einer Geisterstadt. Zwar kommen im Sommer noch einige Touristen nach Bad Gastein. Jedoch handelt es sich hier nur um Tagesgäste, die den Wasserfall besichtigen, sich wenig im Ortszentrum aufhalten bzw. die dort angesiedelten Geschäfte und Cafés nutzen. Im Winter bleiben auch diese Besucher aus. Bad Gastein ist von einem Weltbad, das den Beinamen „Monaco der Alpen“ trug, zu einer Geisterstadt verkommen. Zwar hat sich weiter südlich im Tal ein neues Zentrum entwickelt, das hauptsächlich von Skifahrern genutzt wird, der historische Ortskern hingegen ist kaum mehr zu retten.
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3. Kapitel
In Kapitel 2 zeigt sich, dass der Mittelgebirgstourismus in der bisherigen Form mit deutlichen Problemen zu kämpfen hat. Um die Wirtschaft, bzw. im speziellen den Fremdenverkehr, in diesen Regionen weiterhin zu erhalten, braucht es neue Konzepte und Ideen. Leider scheint für manche Besitzer historischer Hotels die „warme Sanierung“ der einzige Ausweg zu sein. Der Begriff „warme Sanierung“ umschreibt das Niederbrennen einer Immobilie aus verschiedenen Gründen. Oft ist die „warme Sanierung“ ein letzter Ausweg für den Besitzer – eine euphemistische Lösung für ein Problem, das nicht anders zu lösen zu sein scheint. Generelles Motiv ist ein zufälliger Brand in der Problemimmobilie. Ziel der „warmen Sanierung“ ist meist das Erschleichen von Leistungen oder Umgehen von Gesetzen. Meist wird den Besitzern dieser Betrug zwar nachgesagt, beweisbar ist er jedoch selten. Dieses Vorgehen ist generell nicht legal. Beispiele zeigen, dass diese Art der Problemlösung auch im Harz und im Schwarzwald offensichtlich Einzug gefunden hat. So ging im April 2014 das Hotel „Harzburger Hof“ im Kurort Bad Harzburg im Flammen auf. Als Brandursache vermutet die Feuerwehr Brandstiftung.14 Da der Besitzer das Hotel bereits seit einigen Jahren abreißen wollte, aufgrund des Denkmalschutzes jedoch nicht durfte, liegt der Verdacht nahe, das er den Verfall durch ein Feuer beschleunigen wollte, um das Gelände möglichst schnell neu bebauen zu können. Doch das radikale Abbrennen historischer Bausubstanz steht im Wiederspruch zum Nachhaltigkeitsgedanken. Nachhaltigkeit bedeutet auch, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen und auf dieser Grundlage neue Lösungen und Ideen zu entwickeln. 14
Internet 7 14
Diese müssen vor allem an die heutigen Ansprüche der Gäste angepasst sein. Benötigt wird ein Angebot, das auf kurze Aufenthalte und eine hohe Aktivität ausgerichtet ist. Auch die neue Hauptzielgruppe hat sich geändert. Der typische Urlauber ist nun zwischen 50 und 70 Jahre alt, gut situiert und fordert einen Mix aus Bewegung und Wellness, der für jeden Gast individuell aus einer Vielzahl an Möglichkeiten, zusammengestellt kann. Weiterhin muss der neue Tourismus nachhaltig sein, die Natur einbeziehen, ohne ihr zu schaden. In den Regionen Harz und Schwarzwald gibt es bereits einige Konzepte, die sich, unter Beachtung der Nachhaltigkeit, diesem neuen Tourismus verschrieben haben.
3.1 Nationalpark Schwarzwald Am 1. Januar 2014 wurde der Schwarzwald zum Nationalpark ernannt. Dies stellt für die Region eine neue, enorm große Chance dar. Da der Nationalpark noch sehr jung ist, ergibt sich die Möglichkeit, ein allumfassendes Konzept zu entwerfen, das sich an den aktuellen Tourismustrends, dem Umweltschutz und der Nachhaltigkeit orientiert. Ein vielseitiges Programm für die individuellen Ansprüche eines jeden Besuchers ist geplant, dessen Schwerpunkt auf der Ästhetik und Diversität der Natur und Landschaft liegen soll. Ein gewöhnlicher Wirtschaftswald erreicht selten mehr als ein Drittel seines natürlichen Alters. Im Nationalpark jedoch können die Bäume ohne Eingriff des Menschen hunderte von Jahren alt werden. Im Kern des Parks kann sich ein urzeitlicher Wald entwickeln, in dem ein natürlicher Kreislauf der Flora und Fauna entsteht und ungehindert abläuft.15 Aus einem Gutachten geht hervor, das die Arten- und Vegetationsvielfalt deutlich zunehmen wird. „Die Untersuchungen machen deutlich, dass insbesondere hochgradig gefährdete Arten, die auf der Roten Liste stehen, von einem Nationalpark profitieren würden.
15
Vgl. Nationalpark Schwarzwald, Willkommen im Nationalpark Schwarzwald, Seebach 2014, S. 4ff 15
Die Zahl der Arten, die vom Prozess-Schutz Vorteile haben, ist vier Mal größer als jene, für die möglicherweise mit Einschränkungen zu rechnen ist. „16 Die Anreise zum Nationalpark ist über drei Regionalbahnlinien sehr einfach und umweltschonend möglich. Durch gut ausgebaute Busverbindungen entlang der Schwarzwaldhochstraße und die Murgtalbahn von Rastatt nach Freudenstadt kann man sich auch innerhalb des Nationalparks mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegen. Hierdurch können die Anreisen per PKW deutlich reduziert werden, was der Natur zu Gute kommt. Auch für die lokale Wirtschaft eröffnet der Nationalpark neue Möglichkeiten. In der Region um die Schwarzwaldhochstraße ist der Tourismus der größte Wirtschaftsfaktor. Doch die seit 1990 rückgängigen Übernachtungszahlen und die leerstehenden Hotels zeigen, dass neue Anstöße benötigt werden. Der neue Nationalpark könnte genau diese Anstöße liefern. Es kommt einerseits zur Entwicklung neuer bzw. ergänzender Angebote für Touristen in der Natur. Andererseits kann ein Nationalpark zudem zur Modernisierung und Qualitätsverbesserung bereits bestehender Angebote, Unterkünfte und Konzepte führen. Diese beiden Punkte - und die entstehende Marke „Nationalpark Schwarzwald“ - bedeuten eine Steigerung der Besucherzahlen im Gebiet des Nationalparks und den Randregionen. Es „[…] kann mit rund 190.000 zusätzlichen Übernachtungsgästen und rund 250.000 zusätzlichen Tagesgästen gerechnet werden.“17
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Internet 8
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Ebd. 16
Abbildung 8: Der nördliche Teil des Nationalparks und die leerstehenden Kurhotels Viele neue Arbeitsplätze sind durch das neu gebaute Nationalparkcenter am Ruhestein entstanden. Dort werden Verwaltungs-, Forschungs-, und weitere Fachkräfte, sowie Parkranger benötigt. Auch durch den erhofften Anstieg der Gästezahlen ergeben sich bei Hotels und Pensionen neue Stellen. Dabei beschränkt sich das erwartete Wirtschaftswachstum nicht nur auf den Tourismussektor sondern hält auch in die Landwirtschaft, Produktion und Dienstleistung Einzug. Der Wegfall großer Waldflächen als Rohstoffquelle für die Forst- und Holzindustrie wird durch Holzlieferungen aus anderen Teilen des Schwarzwalds ausgeglichen, wodurch hier kein Defizit entsteht. Somit kann der Nationalpark Schwarzwald als große wirtschaftliche Chance auf neues Wachstum und Wertschöpfung gewertet werden. 18 Ein Großteil der erwähnten leerstehenden Kurhotels befindet sich in unmittelbarer Nähe des nördlichen Nationalparks. So wirkt sich der wirtschaftliche Aufschwung auch auf sie aus, was zu einer Wiederbelebung der historischen Hotels mit neuen Konzepten führen könnte. Gerade das Schlosshotel „Bühlerhöhe“ ist Unterkunft und Sehenswürdigkeit zugleich und könnte somit doppelt vermarktet werden. Viele der Hotels, wie z.B. das Kurhaus „Sand“ oder das Schwarzenbach-Hotel, das direkt an 18
Vgl. Internet 8 17
der Attraktion Schwarzenbach-Talsperre gelegen ist, befinden sich direkt an Einstiegen von Wander- und Erlebnispfaden. Auch von den restlichen Hotels aus kann man den Nationalpark innerhalb kurzer Zeit zu Fuß oder durch öffentliche Verkehrsmittel erreichen.
3.2 Nutzung erneuerbarer Energien im Schwarzwald Welches große Potential die Natur im Schwarzwald bietet, zeigt sich nicht nur im neuen Nationalpark Schwarzwald. Einige Kilometer weiter südlich hat es sich die kleine Gemeinde Schönau zur Aufgabe gemacht, die lokale Stromversorgung zu revolutionieren. Ziel war es, den Strom nicht mehr von Atomkraftwerken oder anderen umweltschädlichen Quellen, wie Kohlekraftwerken, zu beziehen, sondern selbst produzierten Ökostrom zu nutzen. Die Idee hierzu entstand 1986 durch den Supergau von Tschernobyl. Nach einem Bürgerbegehren wurden 1991 die Elektrizitätswerke Schönau (EWS) gegründet Das Stromnetz wurde aufgekauft und eine Stromversorgung durch lokale erneuerbare Quellen aufgebaut. Nun wird der Strombedarf des Ortes komplett von Solaranlagen, Wasserkraftanlagen und Wärmekraftanlagen gedeckt. Die Ressourcen für diese Art der Stromproduktion sind in der Region um Schönau, wie auch im restlichen Schwarzwald, üppig vorhanden. Seit 1999 verkaufen die EWS ihren Strom bundesweit an mittlerweile über 50.000 Kunden. Weiterhin fördern die EWS deutschlandweit neue, ebenfalls ressourcenschonende Kraftwerke, wodurch bereits 1000 weitere Ökostromanlagen entstanden sind.19 Dieses Projekt im Südschwarzwald zeigt, dass im Schwarzwald die gesamte Stromversorgung durch erneuerbare Energien möglich ist. Gerade an Wasserkraft fehlt es durch den Fluss Murg, die Nähe zum Rheintal und viele von Kraftwerken genutzte Talsperren (bspw. die Schluchseesperre) nicht. Die hohe Zahl an Sonnenstunden zeichnet die Region außerdem als optimales Gebiet für Solar- und Photovoltaikanlagen aus.
19
Vgl. Hoering, U., Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, Berlin 2009, S. 12 18
Der Luftkurort Simmersfeld, unweit der Nationalparkgrenze gelegen, bezieht seinen Strom seit einigen Jahren aus einer eigenen Windkraftanlage. Auf dem Gelände einer ehemaligen Militärstation wurden 14 Windräder installiert. Mit einem Jahresertrag von 64 Millionen Kilowattstunden werde rund 30˙000 Tonnen CO 2-Emissionen eingespart. Durch die Installation an einer landschaftlich weniger attraktiven Stelle, die für den Tourismus kaum von Bedeutung ist, wird der Fremdenverkehr durch diese Anlagen nicht gestört. Für die nächsten Jahre ist der Bau weiterer Windkraftanlagen entlang des Westrands des Schwarzwalds geplant. 20 Durch Anlagen wie diese oder Projekte wie die „Elektrizitätswerke Schönau“ kann in der Region Schwarzwald auch aus energetischer Sicht ein grüner und nachhaltiger Tourismus realisiert werden.
3.3 „Erlebnis Grünes Band“ im Harz Bis vor 25 Jahren war Deutschland noch ein geteiltes Land. Die Grenze zog sich von der Ostsee bis zur tschechischen Grenze in Bayern. Nach dem Mauerfall und der Wende 1989/1990 hat der BUND Naturschutz das Projekt „Grünes Band“ ins Leben gerufen. Ziel dieses Projekts ist, den ehemaligen Grenzstreifen, oftmals Ort des Schreckens und des Todes, zu einem Ort des Lebens zu machen. Da der Grenzstreifen über Jahre hinweg brach lag und nicht genutzt wurde, entwickelte sich hier ein Lebensraum für viele, vom Aussterben bedrohte Tiere und Pflanzen. Diese wollte der BUND nach der Grenzöffnung auch weiterhin schützen und initialisierte daher einen Grüngürtel entlang der ehemaligen, innerdeutschen Grenze. Dabei sollte das Projekt nicht nur den Bereich innerhalb des Grenzstreifens schützen, sondern auch andere schützenswerte Regionen entlang des Bands mit einbeziehen. 21
20
Vgl. Internet 9
21
Vgl. Harzer Verkehrsverband, Der Harz. Immer ganz oben, Goslar o.J., S.4 f 19
Dabei soll das grüne Band auch Touristen für umweltbewusstes Reisen begeistern. Der ehemalige Grenzstreifen bietet sich perfekt an, um das Gebiet um die geschützten Räume mit nachhaltigem Tourismus zu beleben.
Abbildung 9: Verlauf des grünen Bands in Deutschland Das Projekt „Erlebnis Grünes Band“ zeigt anhand der drei Urlaubsregionen ElbeAltmark-Wendland, Harz und Thüringer Wald/Schiefergebirge, wie durch eine enge Zusammenarbeit von Naturschützern und Tourismusexperten ein naturnaher und ökonomisch lukrativer Tourismus entstehen kann. Als ein Teil des Projekts wurde im Harz der „Harzer Grenzweg“ ausgeschrieben, auf dem man viele Kilometer entlang des Grenzstreifens wandern kann. Nahe dem Weg liegen viele Attraktionen des Harzes, wie zum Beispiel der Brocken, die besichtigt werden können. Dabei bietet der Weg eine Verknüpfung der Geschichte der innerdeutschen Teilung im Harz mit der einzigartigen Natur und Landschaft und zieht so besonders viele Touristen an. Dies ist auch eine große Chance für die Tourismusorte entlang des grünen Bands.
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Vgl. Harzer Verkehrsverband, Harz, S. 7 20
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Durch neue Konzepte und Angebote kann eine Route für umweltbewusstes Reisen entstehen. So kann das grüne Band der angeschlagenen Tourismusregion Harz die Impulse geben, die nötig sind, um das Mittelgebirge für Urlauber wieder interessant zu machen. Orte wie Schierke und Braunlage, die besonders unter den leerstehenden Ruinen zu leiden haben, können so einen Aufschwung erleben. Zwar ist es hier nicht mehr möglich, die ehemaligen Hotelbauten zu retten oder wiederzubeleben, doch kann der Tourismus in diesen Orten durch die nahe Lage zum grünen Band wieder aufblühen.
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4. Kapitel
4.1 Zusammenfassung und Ausblick Das Problem der leerstehenden Hotels ist nicht einfach zu bewältigen. Der Leerstand ist meist das Ergebnis verschiedener, zusammenkommender Ursachen. Diese sind gar nicht oder nur schwer und mit hohen Investitionen zu bekämpfen. Zwar wäre eine Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen im Tourismus denkbar, doch der Denkmalschutz und die erfolgslose Investorensuche erschwert eine Wiederbelebung der Gebäude ungemein. Im Harz verhindert zudem die meist schon äußerst marode Bausubstanz die Neunutzung. Für einzelne Gebäude könnte sich mit der Zeit eine Lösung ergeben, doch dem Großteil bleibt nur der Verfall oder Abriss. Die betroffenen Regionen jedoch können ihren Tourismus durch neue, nachhaltige Konzepte, gezielte Wertschöpfung und ein erweitertes Programm neu beleben. Es muss auf die neuen Vorstellungen der Urlauber eingegangen werden. Hier zählen besonders ein großes, abwechslungsreiches Programm, aus dem der Reisende frei wählen kann, und die Ausrichtung auf neue Zielgruppen. Umweltfreundlich kann der Tourismus durch eine naturnahe Angebotsgestaltung und die Anbindung der Gebiete an die öffentlichen Verkehrsmittel bleiben, wobei auch Elektromobilität denkbar ist. Des weiteren eignen sich Schwarzwald und Harz sehr gut als Lebens- und Schutzraum für bedrohte Arten. Dieser Artenschutz ist gut mit dem Tourismus verträglich, was einen optimalen gegenseitigen Nutzen herstellt. Allgemein kann man sagen, dass die Regionen Nordschwarzwald und Harz immer ein fester Bestandteil des deutschen Inlandstourismus bleiben werden. Durch den neuen Nationalpark Schwarzwald und Projekte wie das grüne Band lässt sich hier ein abwechslungsreicher und nachhaltiger Tourismus realisieren.
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4.2 Literaturverzeichnis Freyer, W.: Tourismus. Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie, München 2006. Gebhardt, H. (u.a.): Geographie. Physische Geographie und Humangeographie, München 2007. Harzer Verkehrsverband: Der Harz. Immer ganz oben, Goslar o.J.. Hoering, U.: Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, Berlin 2009. Mielzarjewicz, M.: Lost Places Harz, Halle 2013. Nationalpark Schwarzwald: Willkommen im Nationalpark Schwarzwald, Seebach 2014.
4.3 Internetquellen Internet 1: Rat für nachhaltige Entwicklung, Was ist Nachhaltigkeit?, in: http://www.nachhaltigkeitsrat.de/nachhaltigkeit/ (letzter Aufruf: 03.11.2014) Internet 2: Rat für nachhaltige Entwicklung, Nachhaltigkeitsstrategie, in: http://www.nachhaltigkeitsrat.de/de/der-rat/strategie/ (letzter Aufruf: 03.11.2014)
Internet 3: Universität Tübingen, Tourismus im Nordschwarzwald, in: http://www.geo.uni-tuebingen.de/studium/studentischeprojekte/geographie/exkursionsberichte/nordschwarzwald2009/tourismus.html#c2532 (letzter Aufruf: 03.11.2014)
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Internet 4: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Ankünfte und Übernachtungen im Nordschwarzwald, in: http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/ (letzter Aufruf: 03.11.2014) Internet 5: Friedrich-Ebert-Stiftung, 5 Jahre Tourismusentwicklung in den neuen Bundesländern, in: http://library.fes.de/fulltext/fo-wirtschaft/00386003.htm#E10E6 (letzter Aufruf: 03.11.2014) Internet 6: Nussbaumer, N., Das „Monaco der Alpen“ bröckelt, in: http://kurier.at/chronik/oesterreich/bad-gastein-das-monaco-der-alpenbroeckelt/10.153.460 (letzter Aufruf: 03.11.2014) Internet 7: NDR, „Harzburger Hof“ – Dem Feuer auf der Spur, in: http://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Einstur zgefahr-im-Harzburger-Hof,brand2992.html (letzter Aufruf: 03.11.2014) Internet 8: Nationalpark Schwarzwald, Die zentralen Ergebnisse, in: http://schwarzwald-nationalpark.de/index.php?id=79 (letzter Aufruf: 03.11.2014) Internet 9: Schwarzwald Tourismus GmbH, Energie aus Windkraft, in: http://www.schwarzwald-tourismus.info/schwarzwald/GruenerSchwarzwald/Windkraft-aus-dem-Schwarzwald (letzter Aufruf: 03.11.2014)
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4.4 Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Eigene Darstellung, 2014 Abb. 2: Eigene Darstellung, 2014 Abb. 3: Gebhardt, H. (u.a.): Geographie. Physische Geographie und Humangeographie, M端nchen 2007. S. 727 Abb. 4: http://www.statistik.baden-wuerttemberg.de/SRDB/ (letzter Aufruf: 03.11.2014) Abb. 5: Eigene Darstellung, 2013 Abb. 6: Mielzarjewicz, M.: Lost Places Harz, Halle 2013. S. 21 Abb. 7 (rechts): http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/37/ Bad_Gastein_Centre_1997-02-01.jpg (letzter Aufruf: 03.10.2014) Markierungen hinzugef端gt. Abb. 8: http://www.schwarzwald-nationalpark.de/ fileadmin/website_pictures/Kartenmaterial/ (letzter Aufruf: 31.10.2014) Markierungen hinzugef端gt. Abb. 9: http://www.bfn.de/typo3temp/pics/599c1dfbb2.jpg (letzter Aufruf: 03.11.2014)
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Anhang
Interview mit Herrn Sebastian Bässler, Mitglied des Vereins „Denkmalfreunde Freudenstadt“ (gekürzt): 1.
Seit wann steht das Hotel „Waldlust“ leer bzw. wurde nicht mehr in seiner eigentlichen Funktion als Hotel genutzt? Das Hotel ist seit 2005 komplett dicht. Zuvor wurde es zwei Jahre lang nur noch als Restaurant genutzt. Doch die Restaurantführung brachte nicht genug Geld um die Kosten des Hotels zu decken.
2.
War es zu seiner aktiven Zeit eher von Sportlern/Wanderern oder von Kurgästen besucht? Anfangs wurde es viel von Fürsten, Königen usw. besucht. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es vermehrt von Kurgästen besucht. Wanderer und Sportler waren natürlich auch oft zu Besuch, aber der größte Teil bestand aus Kurgästen, auf welche das Hotel auch hauptsächlich ausgerichtet war.
3.
Wie genau kam es zum Bankrott/Leerstand des Hotels?
Das Hotel hatte bereits mehrere Jahre vor der Schließung dringenden Sanierungsbedarf der niemals durchgeführt wurde. Durch die undichten Fenster wurde das Heizöl buchstäblich aus dem Fenster hinaus geworfen. Die Kälte im Hotel sorgte dann auch für die schlechten Rezessionen der Gäste. So kamen immer weniger Gäste und der Schuldenberg wurde größer bis die Eigentümer das Haus nicht mehr tragen konnten und es geschlossen wurde.
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4.
Momentan sind im Bereich Tourismus vor allem nachhaltige Konzepte gefragt wie z.B. der sanfte Tourismus. Gibt es nachhaltige Nachnutzungsmöglichkeiten für das Hotel Waldeslust?
Der Verein der das Hotel betreut sucht natürlich ständig nach einer Nachnutzung. Leider ergeben sich nicht viele Möglichkeiten auf Grund von der schlechten Bausubstanz die täglich abnimmt. Was hin und wieder unternommen wird, dass das Hotel wenigstens eine geringe Nutzung hat sind Veranstaltungen. Diese werden vom Kunst-/Musikverein der Stadt beansprucht. Leider ist das nicht dauerhaft, sondern immer nur 1-2 Tage.
5.
Besteht überhaupt die Möglichkeit, das Hotel einer sinnvollen Nachnutzung zuzuführen?
Wenn man viel Geld in die Hand nimmt, gibt es einige sinnvolle Möglichkeiten. Doch die Frage ist, ob es sich noch lohnt mehrere Millionen in ein altes Hotel zu investieren.
6.
Der Nordschwarzwald ist im Januar 2014 zu einem Nationalpark geworden. Könnte dies der angeschlagenen Hotelbranche im Nordschwarzwald zugutekommen und wieder Gäste in die Region führen?
Es werden definitiv mehr Gäste zu Besuch sein. Doch natürlich nur in den bestehenden Hotels die einen guten Ruf haben und vor allem eine solide Bausubstanz. Dennoch sind jetzt schon Besserungen zu sehen, die auf Grund des Nationalparks zustande kommen.
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Erklärung
Ich versichere, dass ich die vorliegende Seminararbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel benutzt habe. Alle Stellen, die dem Wortlaut oder dem Sinne nach anderen Texten entnommen sind, wurden unter Angabe der Quellen (einschließlich des World Wide Web und anderer elektronischer Text- und Datensammlungen) und nach den üblichen Regeln des wissenschaftlichen Zitierens nachgewiesen. Dies gilt auch für Zeichnungen, bildliche Darstellungen, Skizzen, Tabellen und dergleichen. Mir ist bewusst, dass wahrheitswidrige Angaben als Täuschungsversuch behandelt werden und dass bei einem Täuschungsversuch sämtliche Verfahren der Plagiatserkennung angewandt werden können.
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Ort, Datum
Unterschrift
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