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1 Vorwort „Wir sind reich. Wir sind schön. Wir sind normal. Wir haben es gerne ruhig. Wir spazieren gerne am See und lassen unsere blassen Gesichter von der Nachmittagssonne bräunen. Auch der kleine „Gutenachtspaziergang“ rund um den See kann uns dank strenger Richtlinien niemand vermiesen. Dank den Gesetzen unserer wohlwollenden Politiker darf die ungehobelte Jugend keinen Lärm mehr veranstalten, dieses Pack! Ja, hier in der Stadt Zug haben wir es gut. Es ist steuergünstig hier, unsere Autos haben schweizweit die höchste Leistung und unsere Kinder können dank zahlreichen Privatschulen ein hohes Bildungsniveau geniessen. Wir lieben diese Stadt, sie ist einfach perfekt!“ „Weshalb drehen wir um? Geht es hier nicht weiter?“ „Ach doch doch, aber in dieser Region des Seeufers hockt eh nur das Gesocks. Alles Randständige, Säufer und Drögeler. Das Podium ist quasi der Tumor von Zug. Aber ansonsten ist’s doch schön hier, nicht wahr?“
In etwa so stelle ich mir ein Gespräch zwischen einem auswärtigen Besucher und einem Podiumsgegner vor, welche gerade nach einem Geschäftsessen den See entlang spazieren. So wie es aussieht, sehen es viele auch so wie die Beiden. Das Podium war am Anfang keine direkte Herzensangelegenheit für mich. Es ging mir mehr um ein Statement. Mittlerweile wurde es jedoch zu einer. Zuerst drängten die Gesetzesmacher uns Jugendlichen von den Seeufern, sie verbieten uns in allen öffentlichen Pärken der Stadt Zug Musik zu spielen oder laufen zu lassen und das Rund um die Uhr. Als „altes Rössliwiesenkind“ tut dies meiner Seele weh, wenn ich sehe wie diese Stadt langsam verstummt und nur noch zu Bürozeiten in ihrer Blüte dasteht. Eine Stadt soll leben, sie soll laut sein, sie soll nach Abgasen riechen, sich kulturell und subkulturell engagieren und vor allem – Platz für alle haben! Als ich im Sommer gehört habe, dass es dem Podium an den Kragen gehen könnte, dachte ich zuerst ich hätte mich verhört. Ich war völlig perplex. Das Podium ist älter als ich! Die Politik ist doch immer dahinter gestanden? Wieso? Weshalb? Warum? Ohne gross Nachzuforschen manifestierte sich eine mögliche Antwort in meinem Kopf. Die reichen Zuger wollen keine „Störenfriede“ mehr. Eigentlich eine klare Abfolge. Spezieller Dank gilt vor allem den drei Gründervätern des „Podiums“, Rolf Kalchofner, Marco Kunz und Marcel Uebersax. Ohne das lange und aufschlussreiche Gespräch und der engagierten Hilfe dieser Truppe, wäre diese Arbeit wohl nicht in dieser Tiefe und mit dem persönlichen Touch der „90ger Jugend“ entstanden. Ebenfalls Danke ich allen Mitgliedern und Mitarbeiteten des Zuger Segelclubs, dem Hafenrestaurant und dem Ruderclub Zug, welche sich die Zeit genommen haben, um an meiner Umfrage teilzunehmen.
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Authentizit채tserkl채rung Ich erkl채re hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit eigenst채ndig und ohne unerlaubte fremde Hilfe erstellt habe und dass alle Quellen, Hilfsmittel und Internetseiten wahrheitsgetreu verwendet wurden und belegt sind. [Datum, Unterschrift]
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2 Inhaltsverzeichnis 1
Vorwort ........................................................................................................................................... 2
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Einleitung ......................................................................................................................................... 5
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Das Podium und seine Besucher ..................................................................................................... 6 4.1
Einleitung ................................................................................................................................. 6
4.2
Von Jungbeizern, Aufständen und Chaoten ............................................................................ 6
Fragen an Judith Meyer zur Besucherproblematik von heute .......................................................... 16 4.3
Portrait .................................................................................................................................. 20
4.4
Das Podium und seine Besucher ........................................................................................... 22
4.5
Fazit ....................................................................................................................................... 24
5
Podium 41 – wie weiter................................................................................................................. 25 5.1
Einleitung ............................................................................................................................... 25
5.2
Grafiken ................................................................................................................................. 25
5.3
Fazit ....................................................................................................................................... 31
6
Die Zuger sagen JA zum Podium41 ............................................................................................... 32 6.1
Einleitung ............................................................................................................................... 32
6.2
Leserbrief ............................................................................................................................... 32
6.3
Fazit ....................................................................................................................................... 33
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Schlusswort ................................................................................................................................... 34
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Quellenverzeichnis ........................................................................................................................ 36 8.1
Literaturverzeichnis ............................................................................................................... 36
8.2
Illustrationsverzeichnis .......................................................................................................... 36
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Glossar ........................................................................................................................................... 36
10
Anhang....................................................................................................................................... 37
10.1a Themenvereinbarung .............................................................................................................. 37 10.1
Arbeitsplanung ...................................................................................................................... 38
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3 Einleitung Das Podium41. Eigentlich eher ein ruhiges Restaurant mit wenig Medienaufmerksamkeit. Bis jetzt, beziehungsweise bis im Juni dieses Jahres. Der Grosse Gemeinderat bewilligte den Betriebsbeitrag für dich nächsten vier Jahre. Eigentlich etwas ganz problemloses und schon fast ein normales Verfahren. Doch dieses Jahr ergriff die SVP der Stadt Zug und einzelne Mitglieder der FDP das Referendum gegen diesen Beschluss. Plötzlich steht das Podium41 im Rampenlicht der Medien, der Name ist in aller Munde, die Diskussionen gehen los. Auch mich hat diese Thematik erreicht, doch ich wollte ein bisschen mehr wissen. Ich möchte die Öffentlichkeit über die Notwendigkeit des Podiums informieren und eine allfällig diskutierte Schliessung/Verschiebung verhindern. Ich finde es, besonders in einer so reichen Stadt wie Zug, extrem wichtig dass es für alle Menschen und Schichten Platz hat. Man sollte seine Arroganz und Verachtung ablegen und jeder Person mit menschlichem Respekt begegnen. Ich will im Stadtarchiv nachforschen, ob es schon einmal ein ähnliches Projekt gab und Informationen über das Podium finden. Ich habe mir überlegt, wie weit zurück die Geschichte des Podiums reicht und ob das Podium nur eine Weiterführung oder Erweiterung eines älteren Projektes ist. Ich will in der Stadtbibliothek durch „Jahrgangsbücher“ stöbern und so schrittweise Informationen sammeln. Ist das Podium und dessen Entstehung dokumentiert und gibt es sogar Berichte über soziale Institutionen in der Bibliothek? Um dies herauszufinden besuche ich die Stadtbibliothek Zug und forsche ein wenig nach. Ich werde beim städtische Baudepartement nachfragen, um eventuelle Gesuche und Einsprachen einsehen zu können. Ich will wissen, wer die Idee dazu hatte, auf welchen Widerstand das Vorhaben gestossen ist und ob darüber abgestimmt wurde. Ich kann mir nämlich gut vorstellen, dass dieses Projekt schon zu früheren Zeiten oft auf Granit beissen musste und wohl aber übel nicht ohne Probleme realisiert werden konnte. Ich will kulturelle Institutionen der Stadt Zug suchen und so erfahren, wie wichtig für sie eine solche Einrichtung ist. Ich will Interviews durchführen mit „alten Stadtzugern (ab JG 1965)“, welche die „Szene“ kennen, um so auch ein Bild von der Entwicklung zu erhalten. Waren die 90-er wirklich die „Hochburg der Zuger Szene“? Von vielen Verwandten und Bekannten, die in dieser Zeit schon in der Stadt Zug lebten, habe ich gehört dass die 90iger, im Gegensatz zu heute, eine relativ wilde Zeit war. Auch die Jugend war dazumal noch aktiver als heute. Ich werde Stammbesucher interviewen und so herausfinden, wieso sie sich so gerne dort aufhalten. Wieso gehen sie ins Podium? Was gibt ihnen das Podium zurück? Was würden sie ohne dieses Restaurant tun? Brauchen oder missbrauchen sie es? Da oft über Randständige gesprochen wird, kann ich mir auch vorstellen, dass es für viele eine zweite Heimat oder gar zweite Familie wurde. Das Gespräch mit Angestellten suchen und so herausfinden, wie sie das ganze „Treiben“ beurteilen und welchen Problemen/Aufgaben sie im Alltag gegenüberstehen. Da dort nicht nur „normale“ Bürger ein- und auskehren, kann ich mir denken, dass die Arbeit im Podium nicht immer einfach ist und die Angestellten in ihrem Arbeitsalltag oft anderen Problemen gegenüberstehen, als in einer „normalen“ Beiz.
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4 Das Podium und seine Besucher 4.1 Einleitung In einem gemeinsamen Gespräch mit den drei Gründervätern und dem Verantwortlichen der damaligen Trägerschaft, Marco Kunz, Marcel Uebersax und Rolf Kalchofner habe ich meine offenen Fragen beantworten lassen und nebenbei viel über den Vibe in der Stadt Zug in den späten 80iger und frühen 90iger erfahren. Unter anderem habe ich sie gefragt, wer die Idee zum Bau hatte und welche Hürden dafür überwunden werden mussten? Wann war Baubeginn und wie lange dauerte das Ganze? Kann man bei einer solchen Institution von Amortisation ausgehen, war das vielleicht nie ein Thema? Welche „Gruppen“ treffen sich dort? Sind es wirklich nur Randständige oder ist das Podium eine „Begegnungszone“. Wer sind Stammgäste und wieso? Welche Menschen treffen sich dort und warum ist das Podium genau für sie so wichtig? Mit welchen Problemen sind die Mitarbeiter und Behörden im Alltag konfrontiert? Arbeitet man gerne im Podium oder ist es eher eine Last? Mit welchen Sorgen gehen die Angestellten jeweils in die Arbeit hinein. Wie oft muss die Polizei eingreifen?
4.2 Von Jungbeizern, Aufständen und Chaoten Die Jugend ist aktiv. Landesweite Jugendunruhen und der immer lautere Schrei nach autonomen Wohnraum erreichen die Stadt Zug. 1988 gründete sich die „Zuger Aktionsgruppe für Freiräume“, kurz ZAFF. Diese Gruppe erlitt zum Teil das gleiche Schicksal wie die drei oben genannten Herren Kunz, Uebersax und Kalchofner. Sie wurden zu ungebeten Gästen. Ihr nicht genormtes Erscheinungsbild störte vermehrt viele Beizen- und Restaurantbesitzer, welche vermehrt auf die Businesslunch-Gäste setzten. So flogen die Herrschaften aus dem „Widder“, dem „Löwen“ und der „Platzmühle“. Marco hatte kurz darauf hin die Idee, doch eine eigene Beiz zu eröffnen, einen Raum für sich und alle anderen zu schaffen, für alle die, die in der genormten Welt keinen Platz bekommen. Sie alle drei sind und waren Freidenker, etwas anders als Herr und Frau Schweizer von nebenan, liberaler, weltoffener und ein bisschen verrückter.
Sie wollten diese Personen mit den zerrissenen Kleidern und komischen Frisuren nicht mehr in den Beizen haben. – Marco Kunz.
Da die ZAFF zu diesem Zeitpunkt ebenfalls die Idee für eine autonome Beiz hatten und seit 1979 schon mehrere Motionen eingereicht haben, entschlossen sich die beiden Parteien anstelle gegeneinander, miteinander zu arbeiten und so den Grundstein für die erste autonome Jugendbeiz der Stadt Zug zu legen. Mit dieser Idee gingen die Aktivisten vor die Stadt. Sie stellten die Forderung für den Platz einer autonomen Beiz. Es war von Anfang an klar, dass sich die Stadt nicht vollends für dieses Projekt ausspricht und das Ganze nicht ohne Kompromisse und mehreren Gesprächen vom Tisch gehen wird. Die Stadt stellte eine Grundlegende und nicht ganz autonome Forderung. Ohne Trägerschaft – keine Beiz. An dieser Forderung hatten viele der Gründer ein wenig zu beissen. Es ging schlussendlich nicht
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um die Finanzierung, es war von Anfang an klar dass sie diese Beiz „gratis“ und aus eigenen Mittel aufstellen würden. Auch dass sie selber Planen und Bauen, war von Anfang an klar. Die verantwortlichen der Stadt Zug argumentierten, dass ihnen vor allem ein „seriöser Gesprächspartner“ fehle, da nicht immer die gleichen Personen aus der Gruppe für Gespräche anwesend war. Niemand in der Gruppe konnte etwas mit der Basisdemokratie anfangen und nahmen diese auch nicht allzu ernst. Zu diesem Zeitpunkt kam Rolf Kalchofner dazu und spielte sofort eine entscheidende Rolle. Er übernahm mit seinem Verein „Zuger Jugendtreff-Punkte, der auch heuten noch aktiv ist, die Trägerschaft für die Jugendbeiz. Ein kleiner Aufatmer für die erhitzen Gemüter von Marcel Uebersax und seiner Gruppe.
„Wir haben es noch nie so mit der Basisdemokratie gehabt.“ – Marco Kunz
Obwohl jetzt eine Trägerschaft hinter seinem Projekt steht, haben sie mit dem „V-ZJT“ einen relativ uneingeschränkten und wenig erpressbaren Geschäftspartner gefunden. Nun begingen die Verhandlungen zwischen den Projektleitern, der Trägerschaft und der Stadt Zug. Es wurde viel diskutiert, verhandelt und verschiedenste Kompromisse eingegangen. Ein grosses Streitthema und einer der grösseren Kompromisse: Cannabis. Der Grossteil der Gruppe wollte uneingeschränkt und überall auf dem gesamten Gelände der Jugendbeiz kiffen. Bei der Trägerschaft stiessen sie jedoch vermehrt auf taube Ohren. Sie lehnten das Begehren der Gruppe zwar nicht gänzlich ab, fanden jedoch dass sie es nicht wollen wenn in der Beiz gekifft wird. Nach hitzigen Wortgefechten und langen Diskussionen konnten sie jedoch einen Kompromiss finden, der für beide Seiten passte. Es wird nur im Aussenbereich der Beiz, der sogenannten „Gartenbeiz“ gekifft, und in jeglichen Räumen innerhalb der Baracke ist der Konsum von jeglichen Drogen untersagt.
„Die Gesellschaft war dazumal noch etwas liberaler, was das Kiffen anbelangt.“ - Marcel Uebersax. Mit dieser Vereinbarung im Sack lag es nun an der Trägerschaft, dass Gespräch mit ranghohen Polizisten und Kommandanten zu führen. Es war nicht einfach, etwas das schweizweit illegal und mit Strafanzeige geahndete wird, alleine für die Jugendbeiz in eine „Grauzone“ zu drängen. Das grosse Problem war jedoch das mehrere Dutzend Personen, unter anderem auch einzelne Mitarbeiter, kifften und sie unter diesen Umständen alle diese Leute kriminalisieren hätten müssen. Auch hätten sie unter diesen Umständen und ohne die dazumal noch liberale Einstellung der Zuger Strafverfolgungsbehörden, gar nicht in der Beiz arbeiten dürfen.
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„Harte Drogen und deren Handel waren seit Anfang an ein Tabu und wurden nicht geduldet. – Rolf Kalchofner.
In einem Interview mit >>Zentralplus.ch<< sagte Marco Kunz kürzlich zu diesem Thema: „ Wir haben jahrelang gekämpft, immer weiter dafür gesorgt, dass das Koks aus dem Podium verschwindet. Haben kalte Wasserkübel über die Dealer ausgelehrt, wenn sie sich im WC versteckten, um etwas zu verkaufen. Oder sie mit dem Schlauch abgespritzt, wenn sie an der Ecke standen.“ (Quelle: http://www.zentralplus.ch/de/news/gesellschaft/3945218/Kalte-Wasserk%C3%BCbel-gegen-Drogendealer.html) 1
Amtsmühlen mahlen langsam. Zu dieser Einsicht mussten auch die Aktivisten rund um die Jugendbeiz kommen. Es ging vielen zu langsam und aus der Sicht der Gründer unternahm die Stadt viel, dass dieses Projekt nicht zu Stande kommt. Vielen ging die Zeit bis zum definitiven „JA“ für den Baubeginn jedoch zu langsam. Deshalb eröffnete die ZAFF im Februar 1988 kurz entschlossen ein provisorisches „Beizli“ in einer fahrbaren Baustellenbaracke. Ab Ende Oktober öffnete die fahrbare ZAFF-Beiz an verschiedenen Standorten ihre kleine Tür, so auch um die Weihnachtszeit und an Heiligabend auf dem Zuger Landsgemeindeplatz. Während den Abstimmungen gingen sie auch regelmässig vor das Regierungsgebäude und servierten Kaffee und kleineres Gebäck. Die Stadt liess sich nicht kleinkriegen und versuchte es auf eine geschickte und hinterhältige Art und Weise. Sie liessen den Stimmbürger nicht alleine für die Bebauungszone für die Jugendbeiz abstimmen, sondern nahmen das untere Grundstück, welches für ein anderes Projekt vorgesehen war, in die gleiche Abstimmung hinein. Dies verwirrte viele Stimmbürger und kam vielen Pro-Jugendbeiz-Wähler etwas quer und als Salamitaktik vor. Um der Stadt und den Leuten zu zeigen wo sie die Baracke überhaupt aufstellen wollten, beziehungsweise aufzuzeigen was „ihr“ Grundstück ist, steckten sie mit Leintüchern und Stöcken den Grundriss der Jugendbeiz ab. Viele konnten sich so einen ersten Eindruck verschaffen und einige waren verblüfft wie „klein“ das ganze doch sei und dass das untere Grundstück gar nicht von ihnen gebraucht wird. Die Vorlage wurde zwar schlussendlich angenommen, jedoch extrem knapp. Prominente Unterstützung erhielt die Gruppe unter anderem von Josef Lang, langjähriges GGR-Mitglied der SP und von einzelnen Politikern aus den Mitteparteien. Die Zuger Aktionsgruppe für Freiräume unterbreitete Ende März daraufhin erstmals dem Grossen Gemeinderat ihr Betriebskonzept für die „Provisorische Jugendbeiz“. In der folgenden Auflistung zeige ich die wichtigsten Standpunkte von damals auf. (Quelle: http://www.stadtzug.ch/dl.php/de/497edc3fcdf9d/G1027.pdf ) 2
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Konzept für eine provisorische Jugendbeiz. (1989) 1.0 Grundsätzliche räumliche Bedürfnisse -
100m2 für einen Konsumationsraum 30m2 für eine Küche 20m2 Lagerräume 15m2 für Toilettenanlagen 20m2 für Büroräume und Administration
2.0 Betrieb -
Die Jugendbeiz soll von einer Betriebsgruppe in Selbstverwaltung geführt werden. Zwang – und gewaltfreier Treffpunkt Kein Konsumationszwang Keine Einschränkung in Kleidungsordnung und Meinung Selbstbedienung Nach Möglichkeit den Restaurantbetrieb im Freien durchzuführen.
2.1 Essen -
Täglich mindestens eine warme Mahlzeit zwischen 12:00 – 13:30 Uhr und 18:00 – 21.30 Uhr Möglichst tiefe Menupreise
2.2 Getränke 9 -
Nichtalkoholische Getränke Alkoholhaltige Getränke Die Auswahl der Getränke ist der Betriebsführung zu überlassen Alkoholfreie Getränke müssen in jedem Fall günstiger sein, als alkoholhaltige Getränke.
2.3 Drogen -
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Der Konsum sowie der Handel von illegalen Drogen innerhalb der Jugendbeiz ist nicht erlaubt. Sollten Schwierigkeiten auftreten, so ist in erster Linie mit den Betroffenen nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Vor der Hilfe von aussen soll das Gespräch stehen.
4.0 Organisaton -
Der V-ZJT übernimmt die Trägerschaft der Jugendbeiz im Rahmen seiner Statuten. Direkter Gesprächspartner der Stadt ist der Verein ZJT.
4.1 Mitarbeiter -
Vier 100% Stellen aufgeteilt auf zwei 80% Pensen Der Rest wird auf kleinere Teilzeitstellen aufgeteilt
4.2 Wirtepatent -
Der Regierungsrat stellt ein Sonderpatent aus.
5.0 Finanzen -
Jugendbeiz und Kulturbetrieb werden finanziell völlig getrennt geführt. Für beide ist ein eigene Budget und eigene Rechnung zu erstellen. Es ist möglich, einen allfälligen Etragsüberschuss aus dem Beizenbetrieb in den Kulturbetrieb zufliessen zu lassen. Ziel ist es, den Beizenbetrieb finanziell selbsttragen zu führen. Der V-ZJT übernimmt in den ersten Jahren im Rahmen einer Defizitgarantie den Betriebsverlust
Nach gründlicher Prüfung und mehreren Gemeinderatssitzungen kommt der Grosse Gemeinderat der Stadt Zug zur folgender Beschliessung: (Quelle: http://www.stadtzug.ch/dl.php/de/497edc3fcdf9d/G1027.pdf) 3
30. Mai 1989 Der Grosse Gemeinderat von Zug beschliesst: -
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1. Dem Versuchsbetrieb einer Jugendbeiz in einer Baracke zwischen dem Bürgerasyl (heute bekannt als Sihbachsaal) und der Hafenzufahrt wird zugestimmt. 2. Für die Baracke wird zu Lasten der Investitionsrechnung ein Kredit von CHF. 500‘000.— bewilligt. Dieser Kredit reduziert sich, sofern eine preisgünstige Occasionsbaracke gefunden werden kann. 3. Für den Versuchsbetrieb wird dem Verein Zuger Jugendtreffpunkte während maximal drei Jahren eine Defizitgarantie von CHF. 83’00.- gewährt. 4. Dieser Beschluss tritt unter dem Vorbehalt des Referendums gemäss §6 der Gemeindeordnung sofort in Kraft.
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Der Baubeginn. Da es für alle Beteiligten von Anfang an klar war, dass sie das ganze selber bauen, holten sie sich eine Occasionsbaracke von einem Zürcher Abbruchunternehmen, wie mit dem Grossen Gemeinderat besprochen. Alle halfen mit und packten mit voller Elan an. In einer Motion der ZAFF im Jahre 1989, sprachen sie von rund 900 Arbeitsstunden, dass diese jedoch zu wohlwollend Kalkuliert waren, ist bei einem solchen Projekt fast selbstverständlich.
Wir verteilten dazumal noch richtige Lohnsäckchen für alle Helfer. – Marco Kunz Dann, der erste Taucher. Die Baracke passt nicht. Beim Einlassen in die Fundamentwanne merkten sie, dass die Baracke zu wenig tiefe hat und die Fenster somit nur auf Hüfthöhe lagen. Mit einer solchen Fensterhöhe verstiessen sie jedoch gegen die Vorschrift für eine Beiz. Es musste eine neue Baracke her, das Fundament neu aufzugiessen beziehungsweise, komplette neu zu bauen wäre um einiges teurer geworden, als sich eine neue Baracke anzuschaffen. Also musste die in der Motion erwähnte „Neue Baracke“ angeschafft werden. Diese neue Baracke, war laut Kalkulationen etwa 108‘000 Franken teurer, als die alte, unpassende Occasionsbaracke. Trotzdem entschied sich die Stadt Zug diese Baracke zu kaufen und somit das Projekt zu retten. Für Küche und Inventar griffen sie auf das Inventar des ehemaligen Restaurant „Loki“ zu.
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Abbildung 1 Grundriss Baracke
(Quelle: http://www.stadtzug.ch/dl.php/de/497edc3fcdf9d/G1027.pdf )
Aus der Jugendbeiz wird das „Chaotikum“. Die reine Bezeichnung „Jugendbeiz“ passte eigentlich nicht. Schliesslich war es ja keine reiner Ort für jugendliche sondern eher eine Heimat für alle die sonst nirgends einen Platz fanden. So wurde in einem Publikumswettbewerb ein geeigneter Name gesucht und schlussendlich gefunden. Gewonnen hat dazumal der Name „Chaotikum“. Dieser Name wurde jedoch von den Gewinnern der Ausschreibung ein wenig geklaut. Vor und um diese Zeit herum, gab es grosse Jugendunruhen im benachbarten Kanton Zürich im Zusammenhang mit autonomen Wohn, - und Lebensraum. Die zürcher Autonomen stellten dazumal als Statement, einen alten „Deux Cheveaux“Kastenwagen auf eine Verkehrsinsel und benannten dieses Quartierabschnitt dann als „Chaotikon“. Im Volksmund nannte man dann das Chaotikum entweder „Chaos“ oder „Jusche“, als Anlehnung an die damals noch gängige Bezeichnung „Jugendbeiz“.
Der Normalzustand der Dinge ist das Chaos. – Sloterdijk Es ist der 1. September 1990 – fünf Monate später als ursprünglich vorgesehen öffnet das Provisorium „Jugendbeiz“ seine Türen. Ein lang ersehnter Wunsch viele Jugendlicher geht in Erfüllung und die Anstrengungen der vielen Helfern lässt sich endlich erblicken und erleben. Seit den ersten Ideen, den ersten Vorstössen, Motionen, Gesprächen und Niederlagen sind mittlerweile rund sechs Jahre vergangen. Als „unermüdlicher Kämpfer und geistiger Vater des Chaotikum“ geht vor allem Marco Kunz hervor.
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Abbildung 2 Baracke Jugendbeiz (Quelle: Jahresbericht V-ZJT 1990, Foto Ch. Borner)
Drei Tage später, am 4. September 1990 lädt das Provisorium Zuger Jugendbeiz erstmals Gäste ein. Der Andrang der Jugendlichen und jungen Erwachsene ist gross und die offizielle Eröffnung ein voller Erfolg! Nun kann der Betrieb losgehen. Es ist ein turbulentes und vor allem chaotisches Jahr. Jeder Tag ist eine neue Herausforderung für Marco Kunz und seine Truppe. Jeden Tag lernen sie etwas Neues dazu, müssen mit Problemen und Rückschlagen klarkommen. Sie betiteln sich und ihre Gäste sogar als „Versuchskaninchen“. Der Elan ist gross, die Ideen sprudeln und vor allem wollen sie eines: Einen Raum schaffen den es in dieser Form nicht gibt. Einen Freiraum, einen Freiraum für Musik, Kunst, Kultur, Theater. Für dieses Vorhaben spannen sie auch eng mit vielen Besuchern zusammen, wollen keine umsatzbezogene Propaganda, durch bekannte Künstler, nein, sie wollen Raum schaffen für Neues. Unbekannte Künstler und Underground Musiker.
Hier in der Beiz kommt sich manchmal vor, wie ein Wanderer zwischen zwei verschiedenen Welten. – Marco Kunz
Relativ schnell bemerkten die Betreiber, dass ihre rein vegetarische Küche überhaupt nicht gut bei den Besuchern ankam. Also musste ihr Koch das Feld räumen, da er selber überzeugter Vegetarier war und kein Fleisch kochte. Dies war zwar ein relativ hoher Dämpfer, trotzdem eröffnete sich dadurch eine weitere Tür in Richtung Selbstbestimmung. Nun konnte jeder das Essen, was er wollte. Ob Fleisch oder Gemüse, ob Fleischfresser oder Vegetarier. Was zu dieser Zeit in der Beiz gemacht und getan wurde, konnten viele „Normalbürgerliche“ nicht verstehen. Für viele waren die Ideen hinter dem Chaos als schlicht und einfach unrealistisch abgestempelt worden. Nur schon die Tatsache, dass in der Beiz etwas andere Regeln galten wie in der „Aussenwelt“ schien manchem nicht ganz zu passen. Auch die sehr prominente Lage war vielen braveren Bürgern ein Dorn im Auge, genauso wie die Tatsache, dass die Beiz wirtschaftlich nicht zwingend gewinnbringend sein musste. Sie argumentierten schon damals: “Wir brauchen anderes Publikum an dieser Lage und sicherlich nicht diese Nichtsnutze!“
Abbildung 3 Die Jugendbeiz ist gut besucht (Quelle: Jahresbericht V-JZT 1993, Foto: Nicole Guyaz)
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Die Arbeit erwies sich als eine grössere Herausforderung als Anfangs angenommen. Im Jahre 1992 drohte bereits alles etwas aus den Rudern zu laufen. Der Betriebsgruppe des Chaotikum wurde unter anderem folgenden Punkte zur Last gelegt: mangelnder Ordnungssinn, die Missachtung der Patentregelung, Hotelerieversuch, Nachtruhestörung, sowie eine potentielle Förderung der zugerischen Rattenpopulation. Auf den ersten Blick gravierende Vorwürfe, unakzeptabel, schlicht und einfach nicht tragbar. Auf den zweiten Blick und dank langen und intensiven Gesprächen und Auseinandersetzungen mit den Behörden, stellte sich heraus, dass die meisten Vorwürfe jedoch einfach auf Missverständnissen, Versäumnissen und vor allem auf Vorurteile basierten. Wo Jugendliche und junge Erwachsene am Heranwachsen und Experimentieren sind, sind meist auch bewusstseinsverändernde Substanzen nicht fern. Marco Kunz selber schreibt in einem Bericht für das Jahr 1992: “Hier kann man auch Drogen kaufen, legale und illegale. Das hat sich schnell herumgesprochen. Und genau das ist es, was nun die Beiz zu gefährden beginnt!“ Das einzige was sie dagegen tun können, ist reine Symptombekämpfung. Mit offenen Gesprächen mit den Gästen, bis zum Splitten von „gefährlichen“ Gruppenbildung durch eine stätig ändernde Anordnung der Tische. Sie appellieren zwar an die Eigenverantwortung der Besucher, die Beiz ist ja schliesslich für alle da, aber trotzdem versuchen sie diese Probleme einigermassen in den Griff zu kriegen.
…immer wieder neues Publikum, damit kein Gettocharakter entsteht. – Marco Kunz Unter diesen Umständen ist es für alle Beteiligten ein bangen und zittern. Gibt uns die Stadt für weitere vier Jahre den Betriebsbeitrag von CHF 85‘000.-? Müssen wir das Chaos aufgeben? Ist der Versuch gescheitert? Gescheitert an uns? An den Gästen? Oder ist es die Politik die scheitern wird? Doch dann kommt die Erlösung. Am 10. November 1993 bewilligte der der Grosse Gemeinderat einen weiteren Betriebsbeitrag für die nächsten vier Jahre.
Abbildung 4 Marcel Uebersax bei der Abrechnung
(Quelle: Jahresbericht V-JZT 1996, Foto: Betriebsgruppe Chaos )
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Die Auseinandersetzungen und Arbeit mit einzelnen Besuchern zerrte oft an den Kräften aller Mitarbeiter, schliesslich war niemand von ihnen ein ausgebildeter Sozialarbeiter. Zwar bekamen sie 1996 endlich professionelle Hilfe durch einen Sozialarbeiter, die Belastung durch unregelmässige Arbeitszeiten, Nachtschichten, schwierigen Gästen und dem Umgang mit Alkohol war trotz allem sehr belastend für die ganze Belegschaft. Auch wenn es hier und da mal etwas schwieriger wurde, als man dass sich von normalen Beizen gewohnt ist, passierten relativ wenige erwähnenswerte Ereignisse. Tanzte mal einer aus der Reihe, nahm man sich diesen Burschen selbst zur Brust und wies in bestimmt, aber höflich zurecht. Da viele der Besucher bereits zur „Chaos-Familie“ gehörten, standen auch viele Gäste voll und ganz hinter den Beizern und versuchten ebenfalls bei Problemen zu helfen und allenfalls zu vermitteln.
Alle Gäste waren Freunde von uns – die einen mochte man mehr, die anderen weniger. – Marcel Uebersax Mittlerweilen hat sich das Chaos als „Beiz für jedermann“ etabliert und ist aus der Landschaft des Seeufers nicht mehr wegzudenken. Auch die Besucherschar wurde von Zeit zu Zeit vielfältiger. Langsam zog es auch Familien ins Chaotikum. Anfangs waren diese Bekannte oder enge Freunde von Mitarbeiter, welche plötzlich eine Familie gründeten, später kamen auch vermehrt „unbekannte“ Familien dazu. Was sicherlich zu dieser Durchmischung beigetragen hat, war auch die dazumal sehr einladende Infrastruktur und sehr grosse Toleranz der Mitarbeiter. Sie hatten mehrere Kleintiere wie zum Beispiel: Kaninchen oder Meerschweinchen. Auch das Biotop und der kleine Spielplatz, sowie eine Zeitlang einen alten Fasnachtswagen lockten die Familie an das Hafenufer. Zu dieser Zeit sprach die Betriebsgruppe immer über zwei Sorten von Gästen: Das A-Publikum und das E-Publikum. Das APublikum, was das sogenannte Auftragspublikum bedeutet waren alle, die nicht viel Konsumierten und sonst nirgends Platz hatten. Das E-Publikum, genauer Ergänzungspublikum sollte vor allem konsumieren und Geld in die Kasse spülen. Mit verschiedenen Veranstaltungen und kleinen „Specials“ versuchte man immer wieder diese beiden Gästeklassen an einen Tisch zu bringen. Doch auch die Eltern konnten und durften noch freier sein. Sie konnten die Kinder spielen und rumrennen lassen ohne dass es jemand störte. Sie konnten ihren Joint rauchen ohne dass gerade das Kinder- und Jugendamt neben ihnen stand oder man Sätze hörte wie: „Geht’s eigentlich noch? Sie können doch nicht in der Nähe ihrer Kinder kiffen?“ Nicht nur das familienfreundliche Umfeld, sondern auch die einmal im Monat fix installierten Konzerte und Jamsession machten das Podium dazumal schweizweit zu einem „Geheimtipp“ für Musikliebhaber und Freigeister. Doch mit der ersten grösseren Flüchtlingswelle, fingen auch die ersten grösseren Dealereien an. Die Asylsuchenden brauchten Geld und vor allem einen Platz. Das Chaotikum war natürlich das gefundene Fressen, da dort alle Menschen willkommen waren. Marco Kunz schiebt die Schuld unter anderem auch den Besuchern zu. „Die Besucher interessierte es nicht gross, sie plädierten immer auf die Verantwortung der Beizer. Die Betreiber sollen das Problem mit den Dealern in den Griff bekommen! Dabei wäre es viel effektiver gewesen, wenn die Besucher den Dealern einfach keinen Platz gelassen hätten, quasi die Beiz „besetzen“, und ihnen damit keinen Platz und vor allem keine Möglichkeit zu lassen.“ Trotz diesen grossen, aber doch überschaubaren Problemen, hielten sich die Einsätze von der Polizei in Grenzen und waren eigentlich eher selten. Doch auch eine andere Gruppe von Besuchern setze dem Team zu. Eine Gruppe von Besuchern, um die sich andere Restaurants und Beizen reissen würden. Doch die „Schicki-Micki“-Besucher vom Openairkino erwarteten einen etwas anderen Service als sich die Betreiber gewohnt waren.
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Wie die Besuchersituation heutzutage zu beurteilen ist, habe ich Frau Judith Meyer gefragt. Sie ist die momentane Betriebsleiterin des Podium41 und unter anderem auch für die Mitarbeiter zuständig. Die Fragen stammen von mir – die Antworten wurden mir von Ihr per E-Mail zugesendet.
Fragen an Judith Meyer zur Besucherproblematik von heute Welche Berufsgruppen arbeiten im Podium?
Köche, Arbeitsagogen, Servicemitarbeiterinnen
Steht die Sozialarbeit im Vordergrund oder ist sie eher ein "Seiteneffekt"?
Im Vordergrund steht einen Restaurationsbetrieb mit sozialem Hintergrund. Für die soziale Betreuung steht ein 50% Pensum für professionelle Gassenarbeit vor Ort zur Verfügung.
Mit welchen Sorgen gehen die Mitarbeiter jeweils zur Arbeit?
Die Mitarbeiter müssen sich keine Sorgen machen. Grundsätzlich arbeiten im Podium nur Leute die gerne hier arbeiten. 16
Wie sind sie auf das Podium gestossen?
Ich (die Leiterin) habe eine neue Herausforderung gesucht und habe sie übers Internet auf sozialinfo.ch gefunden.
Mit welchen Problemen sind die Mitarbeiter in ihrem Alltag konfrontiert?
Übermässiger Alkoholkonsum der Stammgäste, vorwiegend am Abend.
Erteilen eines Hausverbotes, wenn z.B. Dealeraktivitäten festgestellt werden.
Was gibt ihnen die Arbeit zurück?
Das Podium 41 ist ein sehr lebendiger Betrieb und ich (die Leiterin) kann sehr selbständig arbeiten, das ist das was ich gesucht habe. Ich schätze den Gästekontakt und freue mich sehr, wenn unsere Gäste zufrieden sind und auch, dass wir inzwischen vor allem am Mittag eine gut durchmischte Gästeschar im Podium 41 begrüssen dürfen.
Wie oft treten Probleme mit Besuchern auf und wie schwerwiegend sind diese?
Sehr selten, da die Gäste unter sich meistens deeskalierend wirken oder wir einschreiten bevor es eskaliert.
Wie oft muss die Polizei eingreifen? 163 mal im Jahr, also relativ wenig Eingriffe.
Sind Drogen wirklich ein Problem und wie reagiert das Personal wenn sie einen Konsum beobachten?
Drogen sind grundsätzlich ein gesellschaftliches Problem, welches sich in allen Schichten und an verschiedenen Orten, meist aber im Privatbereich zeigt. Bei einem öffentlichen Treffpunkt mit Fokus auf Randständigenarbeit wird die Drogenproblematik sichtbarer wahrgenommen und kann als störend empfunden werden.
Harte Drogen führen zum sofortigen Hausverbot und zur Polizeianzeige. Dealen ebenfalls. Die sogenannten weichen Drogen werden im Aussenbereich in geringen Mengen toleriert. Im Innenbereich des Podium 41 ist das Rauchen und „Bauen“ nicht erlaubt uns führt ebenfalls zum Hausverbot. Bei übermässigem Alkoholkonsum schenken wir keinen Alkohol mehr aus und fordern der betroffene Gast auf nach Hause zu gehen.
Gibt es gewisse "Gruppen" von Besuchern, welche spezielle Aufmerksamkeit erfordern?
Unsere Stammgäste werden durch die Gassenarbeiterinnen gut betreut
Sieht man hinter die Schicksale einzelner Besucher und suchen diese oft das "einfache Gespräch"?
Nein, eigentlich nicht. Unsere Gäste möchten im Grossen und Ganzen einfach nur Gäste sein und auch als solche behandelt werden. Wir haben keinen sozialpädagogischen Auftrag.
Gespräche dürfen natürlich sein, wenn die Gäste es suchen und wenn der Betrieb es zulässt.
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Vor dem Kino reservierten sie diverse Plätze und erwarteten dementsprechend auch einen makellosen und professionellen Service. „Die Openairkinozeit war eine schlimme, gar eine hässliche Zeit die nicht spurlos an mir und dem Team vorbeigezogen ist.“ – Marco Kunz Die Leute kommen und gehen, die Betriebsbeiträge werden fortlaufend und problemlos verlängert und verlängert. Von einem „Provisorium“ spricht schon länger niemand mehr, schliesslich ist es bereits rund elf Jahre her seit der Eröffnung. Eine neue Hütte muss her, eine die vom Grundwasser keinen aufgelösten Boden hat. Eine die unbedenklich und für längere Zeit vorgesehen ist. Nach dem Antrag und der Kreditbewilligung der Stadt Zug, wird das Chaos im Mai 2001 abgerissen und mit ihm ein bisschen der Spirit des Chaotikum.
Abbildung 5 Das Chaos wird 2001 abgerissen
(Quelle: Jahresbericht V-JZT 2001, Foto: Rolf Kalchofner )
Das Chaos war Punkrock reinsten Wassers. – Marcel Uebersax Die grosse Depression tritt ein. Auch in den Jahresberichten der V-ZJT macht sich diese Bemerkbar. Waren die Berichte noch voller Lob und Elan, schienen sie ab 1999 immer kritischer und mit weniger Herz geschrieben zu sein. Dieses Tief erreichte unter anderem auch die Gäste. Irgendwann fehlten Besucher, die das Bedürfnis hatten eine solche Beiz zu besuchen. Schmerzhaft. Vor allem weil nun auch Personen fehlen, die früher zum eigentlich Kern gehörten, die diese Beiz für sich selber gemacht haben. Wer war schuld? Gibt es überhaupt einen Schuldigen? Einerseits erlag das frühere Chaotikum und jetzige Podium41 eines natürlichen Todes, da viele Mitgründer, Kern der Betriebsgruppe und Stammgäste langsam in das Alter der Familienplanung gekommen sind und nun anderen Aufgaben und Prioritäten nachgehen mussten.
Der Letzte der die Stadt verlässt, löscht das Licht. – Marco Kunz Der andere, unnatürliche Mord am Chaotikum, war die Zersplitterung der damaligen Betriebsgruppe. 2007 wurde die V-ZJT gefragt ob sie bereit sind, das Podium unter dem Aspekt der Jugendarbeit drei weitere Jahre fortzuführen. Da jedoch die Geschäftsleitung des Vereins für Zuger Jugendtreffpunkte keinen Garant dafür bekamen, dass ihre Bemühungen nach drei Jahren nicht mehr geschätzt werden und sie allenfalls sogar keinen weiteren Betriebsbeitrag erhalten, liessen sie das „Projekt“ Podium fallen. Das Risiko war zu gross und an eine Erholung der momentan doch mageren Situation glaubte niemand.
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Fast die ganze Belegschaft wurde dann 2008 mit der Übernahme des Podiums, durch die Gemeinnützige Gesellschaft Zug, aus der Beiz „geworfen“ – viele solidarisierten sich mit den gekonterten Kapitänen und liessen das Mutterschiff alleine zurück. Bis anhin lief der Betrieb und der Betriebsbeitrag unter dem Deckel des Bildungsdepartement. Mit der Übernahme des Podiums durch die GGZ, wechselte auch das dafür zuständige Departement. Da nun das Sozialdepartement seine Finger auf dem Drücker hatte, änderte auch die ganze Struktur. Die drei Schöpfer der Jugendbeiz, haben bis zum Schluss das Wort „Randständig“ nie offiziell verwendet.
Im Grunde waren wir alle Randständige, weil wir am Rande des „normalen“ lebten. – Rolf Kalchofner Erst seit die GGZ das Podium41 führt, prägte sich das unschöne Wort „Randständig“ in die Köpfe der Zuger Bevölkerung. Man merkt, Chaotikum und Podium haben ausser dem „um“ am Ende ihrer Namen nicht mehr viel miteinander gemeinsam. Die Verpflegung ist immer noch günstig, das Publikum immer noch durchmischt, aber der „Hippie-Punkrock-Freigeist“- Gedanke und Spirit ist gestorben. Böse Zungen behaupten gar, es sei der Plan der damaligen Zuger Regierung gewesen, ihnen das Podium41 zu enteignen, es der GGZ zu geben und somit die Randständigen zu versorgen.
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Abbildung 6 Das Podium41, wie wir es heute kennen. (Quelle: http://www.zentralplus.ch/images/cache/723x362/crop/images%7Ccms-image-006724692.jpg , Bild: zvg )
4.3 Portrait Sie können den Interviewten kein Gesicht zuordnen? Kein Problem! In diesem kurzen Portrait, stelle ich alle Personen vor, welche meinen Fragen standhalten mussten und sich meiner Neugier gebeugt haben. Ein herzliches Dankeschön an alle Beteiligten!
Rolf Kalchofner
&
Marcel Uebersax
20 Abbildung 7 Rolf Kalchofner und Marcel Ubersax, Bild vom Jahre 2000 (Quelle: http://www.zugkultur.ch/LSGAgn/wie-die-jugend-zu-ihrem-treff-kam-zug )
Rolf Kalchofner Übernahm mit seinem Verein (Zuger Jugendtreff-Punkte) dazumal die Trägerschaft für die Jugendbeiz.
Marcel Uebersax Zusammen mit Marco Kunz, stellte er die Jugendbeiz auf die Beine. Er arbeitete bis zum letzten Tag des Chaotikums für die Beiz.
Marco Kunz
Marco Kunz Hatte die Idee für eine eigene Beiz und schloss sich mit der „Zuger Aktionsgruppe für Freiräume“ zusammen. Er gilt zusammen mit Marcel Uebersax zu den Gründervätern. Abbildung 8 Marco Kunz am See
(Quelle: http://www.zentralplus.ch/de/news/gesellschaft/3945218/Kalte-Wasserk%C3%BCbel-gegen-Drogendealer.htm , Bild (fam.) )
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Judith Meyer
Judith Meyer Ist die Leiterin des Podium41 und Angestellte bei der Gemeinnützigen Gesellschaft Zug.
Abbildung 9 Judith Meyers Portrait auf der GGZ Website (Quelle: http://www.ggzatwork.ch/bereiche/podium_41/mitarbeitende/ )
4.4 Das Podium und seine Besucher Es ist Mittwochabend, der 2.Dezember 2015, gegen 20.30 Uhr. Ich besuche heute das Podium, um herauszufinden warum man eigentlich das Podium besucht und was diese „Beiz“ den Besuchern zurückgibt. Zuerst bestelle ich mir erstmal ein Bier und trinke dies gemütlich in Begleitung einer Zigarette. Währen dieser Zeit sehe ich mich auch ein wenig um, um geeignete Personen für mein kleines Portrait zu finden. Viele Personen sitzen in Gruppen und sind in Gespräche vertieft, relativ schwierig für mich, da jemanden für ein Begehren herauszupicken. Auf dem Weg zur Toilette sehe ich jedoch eine etwas ältere Frau, alleine an einem Tisch sitzen. Sie trinkt ebenfalls ein Bier und Blättert in der Zeitung. Ich überwinde meinen inneren Schweinehund und gehe auf die Frau* am Tisch zu. (*Name der Redaktion bekannt) -
„Entschuldigen sie, haben sie kurz Zeit?“ „Ehm, ja. Um was geht es?“, fragt sie mich mit einer etwas raueren und zittrigen Stimme. Ich schreibe für die Berufsschule eine Vertiefungsarbeit und unter anderem geht es darum, was das Podium für einzelne Besucher bedeutet und was für Schicksale dahinter stecken.
Man sieht nun eine gewisse Verunsicherung in ihren Augen, eine direkte Antwort erhalte ich keine. Für etwa 15 Sekunden herrscht ein unangenehmes schweigen. Um ihre Verunsicherung etwas zu glätten und das Schweigen zu brechen, versichere ich ihr, dass alle Antworten komplette anonym dokumentiert werden. -
„Ja okay, das ist schon ein bisschen besser.“, antwortet sie immer noch ein wenig verunsichert.
Ich starte also mit meinen Fragen, welche am Anfang noch relativ grob formuliert sind. -
„Wieso besuchen sie das Podium?“
Plötzlich scheint die Verunsicherung wie weggeblasen zu sein und die Frau beginnt ausschweifend zu erzählen. -
„Gut, ich bin mittlerweile auch nicht mehr so oft hier, wie ich das früher gewesen bin. Sie haben im Grunde glück mich heute getroffen zu haben. Wieso ich da bin, hä? Ehm…. Ich fühle mich hier einfach ein weniger Beobachtet, als wenn ich sonst irgendwo in eine Beiz hineinhocke. Ich war früher auch oft in einer anderen Bar*, aber dort hat es teilweise auch Leute die ich nicht so mag. Etwas die reicheren Arbeiter und die schauen immer so komisch. Und die Getränke hier sind auch nicht so masslos überteuert. *Name der Bar dem Verfasser bekannt
Hier kurz Anzumerken: Die befragte Frau ist 57 Jahre alt, von schlanker Statur und trägt lange, grauweisse Haare. Ausserdem trägt sie ein einfaches Sweatshirt und Jeans. -
„Was bedeutet es für sie, hier ein und auskehren zu können ohne dass sie so „komisch“ Angeschaut werden?“ „Ja, ich meine, ich sehe ja nicht gerade aus wie eine Businessfrau. Ich habe mich sonst immer sehr unwohl gefühlt. Auch wenn man sich mit der Zeit daran gewöhnt, ist es trotzdem andauernd ein gewisser Stress. Und da schaut niemand. Hier sind ja nicht alle so reich oder schön gekleidet.“
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Fast schon etwas frech, das habe ich jedoch erst gemerkt als die Worte über die Lippen geglitten sind, frage ich sie: -
-
„Und wieso kommen sie zum Beispiel heute Abend ins Podium?“ „Ich habe mich vorhin noch mit einer Freundin getroffen, die musste aber plötzlich früher gehen. Ich geniesse es manchmal, ein paar Leute um mich zu haben. Seit fast 12 Jahren lebe und wohne ich alleine.“, antwortet sie mir. „Dann ist das Podium für sie quasi wie zu einer Familie geworden?“ „Ja. Früher, also etwa vor zwei, drei Jahren war ich da wirklich ein Stückweit zuhause. Aber viele meiner Freunde kommen nicht mehr hierher, nur ab und zu verabrede ich mich.“
Ich überlege mir kurz, ob ich sie fragen soll, wohin sie gehen würde, wenn der Wahlausgang für das Podium am vergangenen Sonntag nicht so positiv ausgefallen wäre. Da ich mir jedoch noch unsicher bin, schiebe ich die Frage auf. -
„Wieso kommen denn ihre Freunde nicht mehr?“, will ich wissen. „Ach, aus verschiedenen Gründen. Die einen haben den Rank nicht geschafft und irgendwo im Alkohol ertrunken. Die anderen sind weggezogen und einigen passt es einfach nicht mehr hier.“
Die aufgeschobene Frage brennt immer noch auf meinen Lippen und ich überwinde mich, sie als Abschluss doch noch zu bringen. -
„Wohin würden sie gehen, wenn man das Podium schliessen würde?“ „Nirgends. Nun gut, ich komme eh nicht mehr so oft wie auch schon. Aber ich glaube, dann würde ich mich fast gar nicht mehr in der Öffentlichkeit treffen.“
Ich lasse das Gespräch noch etwas auf mich wirken, trinke mein Bier aus, bedanke mich höflich bei der Dame und verlasse mit gemischten Gefühlen das Podium41.
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4.5 Fazit Sehen wir uns noch einmal die Fragen an, welche ich mir gestellt habe und was dabei herausgekommen ist. Wer hatte die Idee für den Bau und welche Hürden mussten dafür überwunden werden? Sie erinnern sich? Eigentlich eine grosse und zentrale Frage. Anfänglich dachte ich, es sei von Anfang an im Sozialauftrag der Stadt Zug erbaut und finanziert worden. Deshalb habe ich mich auf öfters gefragt, wieso es das Podium überhaupt gibt, da es nicht in das reiche Stadtbild von Zug passt. Ich musste mich des Besseren belehren lassen und merkte schnell, dass die Anfangsidee wenig mit dem heutigen Betriebskonzept zu tun hat. Dass es in den frühen 90iger Jahren noch einen völlig anderen Stellenwert in der Bevölkerung hatte und dass bis zum Wechsel der neuen Trägerschaft das Wort „Randständig“ gar nie offiziell verwendet wurde. Dementsprechend waren die Hürden auch relativ gross und schwer zu überwinden. Lange und viele Gespräche mit der Stadt und den Behörden mussten getätigt werden. Der Grosse Gemeinderat sass einige Male zusammen um über die Entstehung und Finanzierung zu diskutieren. In welchem Jahr wurde es gebaut und gab es einen Vorreiter? Nun, wir wissen jetzt dass der Vater vom Podium anno 1990 noch unter „Jugendbeiz“ und „Chaotikum“ bekannt war und im eigentlichen Sinne ein Treffpunkt für alle. Sie waren Beizer, ohne reglementierten Sozialauftrag und ohne ausgebildeten Sozialarbeiter, wie das heute der Fall ist. Gebaut wurde es zwischen 1989 und 1990 und das ganze kostete rund 500‘000 CHF. Auf die Frage, ob man beim Podium von Amortisation sprechen kann, habe ich schnell gemerkt dass dies schon fast eine lächerliche Fragestellung gewesen ist. Ohne den jährlich wiederkehrenden Betriebsbeitrag der Stadt Zug, könnte das Podium41 nicht überleben. Obwohl das Podium einen Eigenfinanzierungsgrad von über 60 Prozent hat, würde ohne die Stütze ein massiver Betrag in der Betriebskasse fehlen. Natürlich habe ich auch relativ schnell gemerkt, dass das Podium nicht nur von sogenannten „Randständigen“ besucht wird. Zwar ist die Besucherschaft etwas weniger durchmischt, als dies in den 90er Jahren der Fall war, trotzdem findet man dort auch normale Berufsleute, Künstler und Freigeister. Es gab früher nie grosse, beachtenswerte Probleme mit schwierigen Besuchern oder sogar Gangs. Klar, tanzte hier und da mal einer aus der Reihe, doch die Betreiber konnten sich oftmals auch auf das Rückgrat ihrer Besucher verlassen. Wir haben auch gelernt, dass die Polizei nicht viel eingreifen muss. Die Summe aller Einsätze machen lediglich 2% aller dokumentierten Behördeneinsätze aus. Zu beachten ist ausserdem, dass alle Einsätze aufgrund interner Probleme eingeleitet wurden und nicht weil Passanten bedrängt wurden. Ich habe die GGZ, welche momentan die Trägerschaft hält, mehrmals telefonisch und via E-Mail kontaktiert, um zu fragen wie die Besucher-Situation heutzutage aussieht. Leider wurde ich mehrmals auf die Geschäftsleitung verwiesen. Als ich dann nach etlichen versuchen bei der Geschäftsleitung gelandet bin, hatte man leider keine Zeit für mich. Mir wurde am Telefon geraten, eine weitere E-Mail zu schreiben und dass diese dann bis spätestens um Mittwoch, dem 09.12.2015, beantwortet wird. Bis zuletzt habe ich Wasser und Blut geschwitzt – am 10.12.2015 um 15:15 Uhr dann das erlösende Mail. Meine Fragen wurden doch noch beantwortet!
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5 Podium 41 – wie weiter 5.1 Einleitung Was denken eigentlich Personen die rund um das Podium arbeiten und leben? Da sie Direktbetroffene sind, ist ihre Meinung besonders aussagekräftig. Auch wenn Analytiker jetzt laut aufschreien würden, erhoffe ich mir dass ich durch diese Umfrage einen ersten, kleinen Einblick in den Wahlsonntag vom 29. September dieses Jahres erhalte. Für diese Umfrage habe ich verschiedene Institutionen rund um das Podium und dem Hafen befragt. Ich habe mich vor allem auf sechs, einfache, aber aussagekräftige Fragen konzentriert. Dank dem Online-Umfrageportal >>findmind.ch<< konnte ich die Umfrage schnell und einfach gestalten und dazu noch gezielt auswerten. Insgesamt befragte ich mindestens 50 Betroffene. Anonymität war mir von Anfang an wichtig. Die Clubs und das Hafenrestaurant sollten mit dieser Umfrage kein offizielles Statement abgeben, ich konnte deshalb auch nicht herauslesen, wie welcher Club oder das Restaurant abgestimmten haben. Eine Altersangabe musste gezielt nicht Angegeben werden, schliesslich ist das keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Akzeptanz, Aufklärung und Toleranz. Damit das Resultat jedoch von Auswärtigen nicht verfälscht werden konnte, war diese Umfrage nur für Personen zugänglich, welche den Direktlink per eMail erhalten haben. Für die technisch versierten Leser: 37 Personen haben meine Umfrage am Computer ausgefüllt, 6 via ihrem Smartphone und 14 Personen benutzten ihr Tablet. Zu meiner Überraschung haben insgesamt 57 verschiedene Personen an meiner Umfrage teilgenommen. Um die Resultate besser auswerten zu können, habe ich am Stichtag vom 26.11.2015, jegliche Grafiken gespeichert und anschliessend die Umfrage vom Netz genommen. Vielen Dank noch einmal an alle die sich kurz Zeit genommen haben um meine Umfrage auszufüllen.
Auf der folgenden Seite, sehen sie die Grafiken und dazugehörigen Auswertungen.
5.2 Grafiken (Befinden sich auf den nächsten Seiten)
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Hier wollte ich herausfinden, ob das Angebot des benachbarten Podiums von den Clubmitgliedern und Mitarbeiter rund um den Hafen überhaupt genutzt wird. Die Antworten „Ja, regelmässig“ und „Ja, öfters, sind in dieser Grafik nicht ersichtlich, da sie keiner der Befragten ausgewählt hat. Keine Antwort ist auch eine – diese erste Frage und vor allem die daraus resultierenden Antworten, sind der Grundstein für die Bewertung der noch folgenden Fragen. Es ist klar ersichtlich, dass das Angebot des Podium41 für die Mitarbeiter und Sportler rund um den Hafen nicht attraktiv genug ist, um es regelmässig oder öfters in Anspruch zu nehmen. 26
Verursachen die Besucher des Podiums Probleme in der Umgebung? Fühlen sich die Mitarbeiter und Sportler wohl? Umso weniger Probleme mit Besuchern entstehen, desto sicherer fühlen sich die Personen, die rund um den Hafen leben und arbeiten. Ein wichtiger Punkt, denn die Besucher sind dass, was aus einer Beiz wird oder wie sie von der Restbevölkerung wahrgenommen wird. Es ist erfreulich zu sehen, dass der Löwenanteil noch nie Probleme mit einem oder mehreren Besuchern des Podiums hatte. Gerade mal eine einzelne Person gab bei meiner Umfrage an, öfters Probleme mit Besuchern zu haben.
Neun, der insgesamt 57 befragten Personen, hatten wenige Probleme. Die Antwortmöglichkeit „Ja“, wird hier nicht dargestellt, weil sie niemand gewählt hat. Dies lässt darauf schliessen dass es keine aktuellen oder gravierenden Probleme rund um das Podium und dessen Gästen gibt.
Kennen die Befragten überhaupt die Idee hinter dem Podium? Wissen sie um was es sich handelt? Kennen sie das Betriebskonzept? Wie aufgeklärt sind die Personen, welche in unmittelbarer Umgebung agieren? Sind sie Informiert, eventuell interessiert? Laut der Auswertung, wurden alle Fragen ohne Recherche beantwortet, da ich Einsicht hatte ob die Internetseite während der Umfrage verlassen wurde oder nicht. Ein kleines, aber wichtiges Merkmal. Ich habe mit Absicht die etwas provokante Antwort „Dort hat es nur Drögeler“, als Option gegeben, um nachvollziehen zu können ob die Problematik des Drogenkonsums wirklich ein fester Bestandteil des Gedankenguts ist, oder lediglich eine Hetztirade der Podiumsgegner. Erfreulicherweise entschieden sich nur vier Personen, das Podium als „Drögeler-Etablissement“ abzustempeln. Rund dreiviertel der befragten Personen konnten die Frage richtig beantworten. Nur sechs Personen, konnten keine definitive Antwort geben und wählten „Ich weiss es nicht / nicht genau“. Ich hoffe jedoch, dass durch die massive Medienpräsenz und der Abstimmung, in Zukunft 100% der Befragten die richtige Antwort geben können.
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Braucht die Stadt Zug überhaupt eine solche Art von Institution? Was denkt die Mehrheit? Nachdem ich erfahren habe, in welcher Frequenz das Angebot des Podium41 genutzt wird, wollte ich von den Befragten wissen, ob die Stadt Zug überhaupt eine solche Institution benötigt. Die Antworten sehen zwar „offensichtlich“ klar aus, jedoch wird bei näherem Betrachten relativ unklar was hinter einem „Ja“ oder „Nein“ steckt. Die Antworten interpretiere ich folgendermassen: Die „Ja-Sager“, sie finden das Podium eine wichtige soziale Institution in der Stadt Zug und hatten bisher noch keine Probleme mit Besuchern oder Angestellten. Sie finden es ebenfalls wichtig, dass auch „randständige“ Personen ihren festen Platz haben. Die „Nein-Sager“, das Podium ist für sie ein Dorn im Auge, etwas das nicht in das Stadtbild passt, etwas das die Stadt Zug nicht benötigt.
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Bei der Erstellung dieser Frage, hatte ich folgenden Gedanken im Hinterkopf: Will das Volk „ein Podium“, aber nicht an einer solch prominenten Lage? Ist nur die Lage das eigentliche Problem? Bestand oder Vorwand? In dieser Frage wird es schon ein weniger konkreter und wir merken: Von den gerundet 12 „Nein-Sagern“ der vorherigen Frage, sagen nur noch rund 9 Personen gänzlich „Nein“ zum Podium. Die übrigen drei Befragten finden, dass es das Podium braucht, jedoch an einem anderen Standort. Der jetzige Standort scheint jedoch vielen der Befragten als relativ geeignet vorzukommen und fühlen sich ergo auch nicht gestört. Dieses klare „Ja“ zum jetzigen Standort war ein bisschen überraschend für mich. Ich bin eher davon ausgegangen, dass die Dringlichkeit und Berechtigung für eine solche institutionelle Einrichtung zwar vorhanden ist, sich aber die meisten Leute einen anderen Standort wünschen.
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Die Frage aller Fragen. Die Frage vom 29.11.2015. Die Frage die alle Beschäftigt und den Betreibern des Podium41 schlaflose Nächte beschert. Dank einem Referendum der Schweizerischen Volkspartei des Kantons Zug, darf das Zuger Stimmvolk über die Zukunft des Podiums abstimmen. Wie wird das Volk wohl abstimmen? Stehen sie hinter dem Podium, oder hinter den Gegnern? Wie würde das Resultat aussehen, wenn nur die 57 Teilnehmer meiner Umfrage abstimmen dürften? Schauen wir uns die Zahlen meiner Auswertung etwas genauer an. Bei der Auswertung dieser Grafik ist mir eines sofort ins Auge gesprungen. Etwas beisst sich mit der vorherigen Frage. Waren die „JaSager“ bei „Braucht die Stadt Zug das Podium41?“, mit 77.8% etwas höher als jetzt. Was ist mit den drei Personen passiert, die zwar finden dass es das Podium braucht, aber der Finanzierung nicht zustimmen? Ist es ihnen nicht klar, dass es ohne Finanzierung auch kein Podium41 mehr gibt? Wissen sie nicht dass der Stadtrat bei einem „Nein“ keinen Plan-B hat? Oder haben sie sich noch während meiner Umfrage kurzerhand dagegen entschieden? Es bleibt ein Rätsel und aus meiner Sicht ein bisschen paradox.Die 26/73 Aufteilung kam mir jedoch etwas bekannt vor. Bei der Grafik zur Frage „Soll das Podium weitergeführt werden, jedoch an einem anderen Standort? (zB in einem Industriegebiet)“, ist die Aufteilung der Antworten exakt gleich. Daraus resultiert sich, dass die Personen, welche eine Verschiebung des Podiums wünschen, die gleichen Personen sind welche der Finanzierung für weitere vier Jahre nicht zustimmen. Da die Teilnehmerzahl meiner Umfrage relativ klein war, sind dies keine repräsentativen Resultate. Trotzdem zeichnet sich eine klare Ja-Parole für das Podium41 ab.
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5.3 Fazit Zu meinem Erstaunen haben 57 verschiedene Personen an meiner Umfrage teilgenommen. Ich habe eigentlich anfänglich nicht daran geglaubt, überhaupt 50 Personen für mein Anliegen begeistern zu können, respektive dass das Anfragemail überhaupt an alle Mitglieder und Mitarbeitende weitergeleitet wird. Mit dem Umfrageresultat bin ich mehr als zu frieden. Interessant war vor allem die anschliessende Auswertung und insbesondere die Verknüpfung der verschiedenen Resultate. Ich habe anfänglich gedacht, dass die Personen, welche Rund um das Podium arbeiten und leben, eher etwas härter mit der Thematik ins Gericht gehen. Gut, immerhin sagten neun Personen klar und deutlich „Nein“ zum Podium, was ich zwar bedauere, aber auch ein Stück weit nachvollziehen kann, das nicht alle Menschen hellbegeistert von dieser Institution sind. Ebenfalls schön zu sehen ist, dass der Löwenanteil der befragten über das Podium Bescheid weiss, weiss worum es geht, was es ist und für wen es ist. Auch verschieben wollen sie das seit 25 Jahren bestehende Podium nicht. Ich denke mir, dass es vor allem für Personen die am Hafengebiet ein- und auskehren, einfach zum Hafenbild gehört.
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6 Die Zuger sagen JA zum Podium41 6.1 Einleitung Zum Anfang meiner Vertiefungsarbeit, wollte ich die Bevölkerung für einen weiterbetrieb des Podium41 animieren. Ich wollte vorgängig einen Leserbrief veröffentlichen, welcher die Notwendigkeit dieser Institution in der Gesellschaft aufzeigt. Doch dann wurde das definitive Datum für die Abstimmung bekannt und ich merkte, dass ich diesen Termin nicht mehr realisieren konnte. Deshalb habe ich meinen Vorgängigen Titel, „Geht es dem Podium wirklich an den Kragen?“, geändert und der momentanen Situation angepasst. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschieden bis zur Abstimmung zu warten und danach, je nach Wahlausgang dazu einen Leserbrief zu schreiben. Ich habe diesen Leserbrief an zwei verschiedene Zuger Medien gesendet, einerseits der Abonnementenzeitung „Neue Zuger Zeitung“ und der Gratiszeitung „Zuger Woche“. Ich habe diese beiden Zeitungen gewählt, um ein möglichst hohes Zuger Publikum zu erreichen. Auch wenn es mich freut, dass das Zuger Volk ja zum Podium sagt, habe ich auch kritische Worte in meinen Leserbrief integriert und die Bevölkerung dazu aufgerufen, doch einfach mal selber das P41 zu besuchen.
6.2 Leserbrief 5581 Stimmberechtigte haben aus meiner Sicht richtig gewählt. Seit fast 25 Jahren gehört das Podium41 zur Stadt Zug, auch wenn das einigen plötzlich nicht mehr passt. Ein weiterer Kampf, ein weiterer Sieg. Schon anno 1990, damals noch als Jugendbeiz oder Chaotikum bekannt, hatte es keinen einfachen Stand in der Gesellschaft. Seit 2008 ist das Podium in den Händen der GGZ und seit 2008 macht auch das sehr unschöne Wort "Randständig" ihre Runden. Ich denke, das Wort "Randständig" schreckt viele ab, da es mit einigen Vorurteilen behaftet ist. Auch "Begegnungsort" hat einen unfeinen Nachgeschmack. Die Grundidee war und ist doch, dass dies ein Ort für alle ist, fernab von Alter oder Sozialstatus. Das Volk sollte sich vermehrt selbst ein Bild vom Treiben machen und das Podium vermehrt aus eigenem Interesse besuchen, denn die Besucher bestimmen das Image eines Restaurants. Nimmt sich jeder Stimmberechtige das ein wenig zu Herzen, bin ich davon überzeugt dass wenn es in vier Jahren wieder eine Abstimmung geben würde, dass das Resultat noch höher ausfallen würde. Ich bin 22 Jahre alt und sehe nicht gerade aus, als würde ich regelmässig in die Oper gehen - sprich, ein perfektes Opfer für Dealer. Eigentlich. Denn bei all meinen Besuchen, zu den verschiedensten Tagen und Zeiten, wurde ich kein einziges Mal nach Drogen gefragt, noch wurden mir welche angeboten. Entweder liegt das an meinem Typ, oder es ist ein weiteres Vorurteil, welches ich persönlich nicht bestätigen kann. Gut, ab und zu hat es nach Cannabis gerochen, aber ausser dem teilweise herben Geruch, wurde ich nicht durch Konsumenten bedrängt oder belästigt. Ich konnte sogar beobachten, wie einige Konsumenten verwarnt und auf die Hausordnung aufmerksam gemacht wurden. (Diese verbietet den Konsum von jeglichen Drogen aller Art). Ob es sich dabei um einen Besucher oder Mitarbeiter gehandelt hat, kann ich nicht sagen. Abschliessend möchte ich noch sagen: Habt Mut, Mut für etwas "Neues". Besuchen Sie an einem schönen Sonntagnachmittag doch einfach mal das Podium - der Kaffee ist übrigens günstig und gut!
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6.3 Fazit Ich habe einige Anläufe gebraucht, bis ich einen einigermassen schlauen Text zusammengeschrieben habe. Insgesamt brauchte ich etwa drei Anläufe, bis ich mehr oder weniger zufrieden war. Ehrlich gesagt, bin ich nach dem Absenden eigentlich überhaupt nicht mehr zufrieden gewesen mit meinem Text. Zu wenig aussagekräftig, zu ungiftig, zu unkritisch, zu viel Werbung für das Podium. Ich hoffe jedoch, dass die beiden angeschriebenen Zeitungen meinen Leserbrief trotzdem veröffentlichen und es dem einen oder anderen gefällt, was ich geschrieben habe. Im Vorfeld wollte ich die Bevölkerung, durch meinen Leserbrief zu einem „Ja“ bewegen. Da mir das Abstimmungsdatum jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht hat, habe ich mich dazu entschieden einen Leserbrief zum Wahlausgang zu erstellen. Ebenfalls habe ich versucht, auch die letzten Gerüchte und unschöne Wörter aus den Köpfen der Bevölkerung zu löschen. Ich war in letzter Zeit, verständlicherweise, etwas mehr im Podium als normal. Meine Erfahrungen, welche ich gemacht habe, habe ich teilweise in meinen Text einfliessen lassen. Ein junger Schreiberling ist aus meiner Sicht einfach glaubhafter, wenn er von Drogen spricht, als ein „älterer“. Auch das Wort „Randständig“ passt mir eigentlich gar nicht. Randständig, am Rande der Gesellschaft, am Rande welcher Gesellschaft? Nicht der Norm entsprechend? Sozial tiefer als der Durchschnitt? Ich finde dieses Wort eine grässliche Bezeichnung und versuchte durch mein Schreiben, dieses Wort ein wenig „verschwinden“ zu lassen.
Besuchen Sie einfach mal das Podium! Am 05. Dezember 2015 wurde mein Leserbrief dann in überarbeiteter Version in der >>Neuen Zuger Zeitung<< abgedruckt. Auf Seite 20 konnte man dann den Text, welcher zirka eine viertel Seite eingenommen hat lesen und auf sich wirken lassen. Die Überschrift meines Leserbriefes wurde von der Redaktion der Neuen Zuger Zeitung kreiert. Die ersten Reaktionen kamen aus der eigenen Familie. Mein Grossvater, langjähriger Abonnent der Zeitung, hat mich angerufen und mir zu meinem Leserbrief gratuliert. Ich hoffe, ich konnte durch mein Schreiben, einige Leser dazu motiviert zu habe, das Podium doch einmal selber zu besuchen und sich so ein Bild zu machen.
Abbildung 10 Originalausschnitt aus der Neuen Zuger Zeitung vom 05.12.2015
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7 Schlusswort Das Podium41. Was anfänglich als politisches Statement gedacht war, wurde zur Herzensangelegenheit. Durch die Gespräche mit den Gründervätern, Marcel Uebersax, Marco Kunz und Rolf Kalchofner (an dieser Stelle noch einmal vielen herzlichen Dank für die umfangreiche Beantwortung meiner Fragen und dem feinen z’Mittag), habe ich auch viel über den Spirit und das Leben in den frühen 90ern erfahren. Wer die Notwendigkeit eines Anliegens aufzeigen will, muss natürlich von vorne anfangen. Also bin ich 25 Jahre in die Vergangenheit gereist, um herauszufinden ob damals schon ein gewisses Bedürfnis vorhanden war. Schlussendlich habe ich schnell verstanden, dass um diese Zeit herum durch die ganze Schweiz ein lauter Schrei nach autonomen Wohnraum gehallt ist. Zu Beginn meiner Arbeit, dachte ich ja noch, dass das Podium von Anfang an eine Institution der Stadt Zug gewesen ist. Da das Chaotikum auch nicht wirklich „in meiner Zeit“ gewesen ist, konnte ich mir keinen Reim daraus machen, dass es sich hier um eine Beiz von privaten gehandelt hat. Die Jugendbeiz wie auch das Chaotikum und schlussendlich das Podium hatten noch nie einen einfachen Stand in der Gesellschaft unsere Stadt. Zuerst mussten sie kämpfen, dass sie eine Jugendbeiz errichten durften, danach war es jedes Mal ein zittern, ob der Betriebsbeitrag für weitere Jahre genehmigt und dieses Jahr wurde es definitiv sehr unbequem für die Gemeinnützige Gesellschaft der Stadt Zug, welche seit 2008 die Trägerschaft für das Podium41 übernommen hat. Back to the roots. Marco Kunz hatte dazumal zusammen mit Marcel Uebersax und der Aktionsgruppe „ZAFF“ die Idee, für eine autonome Jugendbeiz. Die Stadt war anfänglich nicht gerade begeistert von diesem Vorhaben und legte den Aktivisten noch so einige Steine in den Weg. Erst als mit Rolf Kalchofner und seinem Verein eine geeignete Trägerschaft gefunden wurde, konnten die ersten konkreten Gespräche und Verhandlungen beginnen. Nach langen und mühseligen Verhandlungen mit der Stadt, einigen friedlichen Aktionen der Gründergruppe und den Abmachungen mit den vollstreckenden Justizbehörden, konnte der Bau beginnen und die erste autonome Jugendbeiz der Stadt Zug erwachte im Jahre 1990 zum Leben. Insgesamt kostete das Ganze über 500‘000CHF. Dieser Betrag wurde im Auftrag des Bildungsdepartementes der Trägerschaft zur Verfügung gestellt. Es war von Anfang an klar, dass die sich die Kosten der Jugendbeiz nicht von selber amortisieren werden und so waren sie seit der Eröffnung auf einen Betriebsbeitrag der Stadt Zug angewiesen. Anfänglich erhielten sie noch rund 63‘000 CHF, ein Bruchteil von dem, was das Podium41 heute erhält. Früher war die Besucherschar im Podium (dazumal noch Jugendbeiz und Chaotikum) nach meinem Befinden noch etwas bunter durchmischt, als dies heute der Fall ist. Bei meinen Besuchen im Podium41, konnte ich vor allem diese Gruppen ausmachen. Junge Erwachsene zwischen 20 und 30 Jahren, welche oft über den Staatsschwachsinn philosophiert haben. Einige kleinere Gruppen von Personen aus Drittstaaten mit Negativstatus (nach EU-Norm) und Menschen, die an den Rand dieser Gesellschaft gedrängt werden. Es hat also nicht nur „Randständige“ und „Drögeler“ im Podium, wie das nur allzu oft propagiert wird. Die Bezeichnung „Begegnungsort“ finde ich dementsprechend viel passender für das Podium, Probleme mit Gruppen oder Gangs gibt es keine, es ist auch nicht so dass nur eine Gruppe von Besuchern das Podium für sich in Anspruch nimmt. Es hat Platz für jeden. Für einige ist das Podium jedoch etwas mehr, als nur eine Beiz – es ist zur zweiten Heimat geworden, ein Platz wo sie sich wohl fühlen und Kontakte knüpfen und Pflegen können, ohne einen „Stempel“ riskieren zu müssen. Man wird im Allgemeinen sehr menschlich aufgenommen.
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Eigentlich hatte ich im Grossen und Ganzen keine schwerwiegenden Probleme mit der erforderlichen Informationsbeschaffung. Lediglich die Betriebsleitung des Podium41 hat mich bis Dato zappeln lassen. Auch nach mehreren Anrufen, persönlichen Besuchen und E-Mails, habe ich keine Antworten auf meine Fragen erhalten. Dass mich Mitarbeitende auf die Geschäftsleitung verweisen verstehe ich, was ich jedoch nicht verstehe ist, dass auf meine Fragen keine einzige kleine Stellungnahme erfolgt ist. Auch ein Grossteil der Bevölkerung steht hinter dem Podium. Dies hat nicht nur die Abstimmung vom 29.11.2015 gezeigt, sondern auch meine Online-Umfrage. Die 57 befragten standen mehrheitlich hinter dem Podium und seiner Philosophie. Ganz ehrlich, ich war ein wenig überrascht, da ich mir gedacht habe das vor allem Leute die um das Podium herum arbeiten und ihren Hobbys nachgehen, eher etwas kritischer dem Podium gegenüberstehen, als auswärtige. Die meisten, die an meiner Umfrage teilgenommen haben, wissen über das Betriebskonzept der GGZ im Podium Bescheid. Nur vereinzelt konnten sich die Teilnehmer nicht für die richtige Antwort entscheiden. Meine Meinung habe ich in Form eines Leserbriefs kundgegeben. In meinem Schreiben, welches am 05.12.2015 in der >>Neuen Zuger Zeitung<< veröffentlicht wurde, konnte man meine Sympathie mit dem Podium klar herauslesen. Aber auch die kritik, welche ich geäussert habe kam nicht zu kurz. Ich schilderte mein Problem mit dem Wort „Randständig“, man kann sogar sagen, dass das eine Art Schimpfwort ist und einige Personen vor einem Besuch abschreckt. Ich hoffe nun natürlich, dass auch der Leser dieser Vertiefungsarbeit irgendwann mal den Weg in das Podium41 findet.
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8 Quellenverzeichnis 8.1 Literaturverzeichnis 1. (Quelle:.http://www.zentralplus.ch/de/news/gesellschaft/3945218/KalteWasserk%C3%BCbel-gegen-Drogendealer.html) 1 2. (Quelle: (Quelle: http://www.stadtzug.ch/dl.php/de/497edc3fcdf9d/G1027.pdf) 2 3. (Quelle: http://www.stadtzug.ch/dl.php/de/497edc3fcdf9d/G1027.pdf) 3
8.2 Illustrationsverzeichnis 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
(Quelle: http://www.stadtzug.ch/dl.php/de/497edc3fcdf9d/G1027.pdf ) (Quelle: Jahresbericht V-ZJT 1990, Foto Ch. Borner) (Quelle: Jahresbericht V-JZT 1993, Foto: Nicole Guyaz) (Quelle: Jahresbericht V-JZT 1996, Foto: Betriebsgruppe Chaos ) (Quelle: Jahresbericht V-JZT 2001, Foto: Rolf Kalchofner ) (Quelle: http://www.zentralplus.ch/images/cache/723x362/crop/images%7Ccms-image006724692.jpg , Bild: zvg ) (Quelle: http://www.zugkultur.ch/LSGAgn/wie-die-jugend-zu-ihrem-treff-kam-zug ) (Quelle: http://www.zentralplus.ch/de/news/gesellschaft/3945218/KalteWasserk%C3%BCbel-gegen-Drogendealer.htm , Bild (fam.) ) (Quelle: http://www.ggzatwork.ch/bereiche/podium_41/mitarbeitende/ ) (Quelle : Neue Zuger Zeitung vom 05.12.2015)
9 Glossar Seite 6
ZAFF (Zuger Aktionsgruppe für Freiräume) eine Gruppe junger Erwachsener mit der politischen Forderung nach mehr autonomen Frei- und Wohnräumen. Autonom unabhängig in Verwaltung und Politik
Seite 7
V-ZJT (Verein Zuger Jugendtreffpunkte) Übernahm dazumal die Trägerschaft und ist auch heute noch aktiv im Bereich Jugend & Kultur.
Seite 8
GGR (Grosser Gemeinderat) ist bei der Gemeindeversammlung das gesetzgebende Organ. Salamitaktik Meist politische Vorgehensweise, grosse Ziele durch kleinere Ziele zu erreichen.
36
10 Anhang 10.1a Themenvereinbarung
37
10.1 Arbeitsplanung Datum
Tätigkeit
Wer
Ort
Reflexion
13.10.
E-Mail an GGZ
BZ
gibz
Rückantwort von Susi Glarner der GGZ, sie verweist mich auf die ehemalige Trägerschaft V-JZT.
23.10
Besuch Podiumsdiskussion im Burgbachsaal zum Thema Podium41
BZ
Burgbachsaal Zug
Die Podiumsdiskussion war interessant und aufschlussreich. Da ich um 21:00 jedoch noch eine Verabredung hatte, konnte ich leider am Frageteil nicht mehr teilnehmen. Ich habe mir verschiedenste Notizen gemacht.
24.10
E-Mail an V-JZT für Informationen
BZ
gibz
Rückantwort von Rolf Kalchofner. Vermittlung von Gesprächspersonen.
30.10
E-Mail-Anfrage an Behörden / GGZ für Gespräch
BZ
gibz
Leider habe ich keine Antwort von der Zuger Polizei erhalten. Rückantwort von Susi Glarner der GGZ, sie schrieb mir, ich solle mich melden wenn ich für ein Gespräch vorbereitet bin.
30.10
E-Mail mit Rolf Kalchofner
BZ
gibz
Interviewtermin vereinbaren
31.10
Besuch im Podium, erste Impressionen sammeln
BZ
gibz
Das Podium war heute nicht so gut besucht. Ich denke es liegt an der Zugermesse. Die Leute gucken zwar etwas komisch, aber es ist friedlich und ich werde nicht nach Drogen gefragt oder sonst angesprochen.
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30.10
BZ
zug
Die Stadtbibliothek verfügt über keine Dokumente über das Podium und dessen Entstehung. Das StadtArchiv hat geschlossen.
BZ
zug
Aufgrund der Abstimmung vom 29.11.2015, werden keine Infos herausgegeben.
BZ
gibz
Am 10.November habe ich eine Antwort von Thomas Glauser vom Stadtarchiv Zug erhalten. Er verwies mich auf das Online-Archiv des Grossen Gemeinderats der Stadt Zug, da die ganze Projekte und Motionen durch den GGR bewilligt werden mussten und ich so am meisten Infos herausholen kann. Ein Besuch macht dies Überflüssig.
Besuch Stadtbibliothek / Stadtarchiv Besuch Podium. Erste grobe Infos einholen.
30.10
Evtl. Termin für Interviews.
30.10
E-Mail Anfrage für einen Besuch ausserhalb der Öffnungszeiten im Stadtarchiv Zug.
Besuch (nach email-absprache) der GGZ.
BZ
ggz
Da die frühere Trägerschaft (V-ZJT) mehr Informationen über das Podium hat, ist es momentan nicht von Nöten, die GGZ zu besuchen.
06.11
Infos sammeln.
06.11
Überblick verschaffen / Infos ordnen
BZ
gibz/ zuhause
Eine etwas grössere und schwierigere Arbeit als gedacht. Viele Infos sind nicht chronologisch geordnet. Zuerst alles zeitlich ordnen und wichtige Punkte herausziehen.
06.11
E-Mail Rückantwort für Gespräch mit Rolf Kalchofner
BZ
zuhause
Wir konnten einen Termin finden, der für alle passt. Wir haben uns auf den 13.11 geeinigt.
2. Besuch im Podium an einem gut besuchten Abend um „es zu erleben“.
BZ
podium
Es waren fast keine Personen anwesend, bin darum nach kurzer Zeit wieder gegangen.
39
06.11 11.11
Umfrage erstellen und an die Clubs und Restaurants am Hafen senden
BZ
zuhause
Ich habe sechs aussagekräftige Fragen erstellt und per Mail an den Ruderclub Zug, den Segelclub und das Hafenrestaurant gesendet. Die Onlineumfrage wurde editiert und ausgewertet von findmind.ch
13.11
Portraitieren und Interview im Podium
BZ
podium
Die Betreiber des Podiums sind immer noch nicht bereit für ein Gespräch. Die Angestellten dürfen nur knapp Auskunft geben und verweisen mich auf die Geschäftsleitung.
13.11
Interview mit den Gründern des Podiums
BZ
St. Oswaldsgasse in Zug
Das Gespräch ging lange und war sehr Aufschlussreich. Ich konnte viel über die Geschichte erfahren und viele meiner Fragen wurden beantwortet. Ich habe das Interview mittels eines Sprachrecorders aufgezeichnet. Alle Anwesenden waren damit einverstanden.
Interview auswerten und zusammenfassen
BZ
zuhause
Ich habe mir das ganze Gespräch im Umfang von etwa 150 Minuten noch einmal angehört und durch pausieren und wieder abspielen, das gesagte in einem ersten Entwurf auf Papier gebracht. Eine mühselige und zum Teil schwierige Arbeit, da ich viele Passagen mehrmals hören musste, da sie manchmal durcheinander redeten.
14.11
40
15.11
Auswertung Interview Chronologische Sortierung
BZ
zuhause
Da das ganze Interview sehr lange gegangen ist, habe ich heute den zweiten Teil und weitere 90 Minuten Gespräch, von meinen Aufzeichnungen niedergeschrieben. Obwohl das die Interviewfragen eigentlich keinen grossen Spielraum für Zeitsprünge bot, wechselten die drei Herren gerne einmal das Jahr. Herr Kalchofner hat mir zum Glück noch alle Jahresberichte der V-ZJT mitgegeben. So konnte ich doch noch alle Informationen chronologisch Ordnen. In den Jahresberichten konnte man vor allem durch den Jahresrückblick viele Informationen 41 ordnen.
Layout erstellen
BZ
zuhause
Ich erstelle ein erstes Layout. Eine eifache, aber saubere Gliederung herrscht nun in meiner Arbeit. Es war nicht ganz einfach, die korrekte Reihenfolge einzuhalten und bestehendes nicht „zerreissen“ zu lassen. Schlussendlich hat es jedoch gut funktioniert.
Texten / Layouten
BZ
gibz/ zuhause
Ich schrieb an den bestehenden Texten weiter, fügte Bilder ein und hatte dabei immer die Gliederung im Auge. Manchmal etwas mühselig, da die Bilder teilweise meinen Text verschoben.
Interview definitiv niederschreiben und gegeben falls mit Informationen aus den
BZ
Zuhause
Vorallem für die chronologische Ordnung sind die
15.11
15.11
22.11
Dokumenten des GGR und der VZJT ergänzen.
23.11
23.11.
Jahresberichte des GGR und der VZJT nützlich.
Interview definitiv niederschreiben und gegeben falls mit Informationen aus den Dokumenten des GGR und der VZJT ergänzen.
BZ
Zuhause
Da ich gester nicht alles erledigen konnte, mache ich heute weiter.
Interview mit passenden und nicht allzu vielen Bildern ergänzen
BZ
Zuhause
Ich scanne die Bilder aus den Jahresberichten der VJZT und füge sie in meine Arbeit ein. Hätte ich nicht überall kleine Zettel hineingeklebt, wäre es fast unmöglich für mich gewesen, rasch und schnell die Bilder am richtigen Ort einzufügen. Vor allem das Layouten macht mir grosse Mühe.
Letzte Verarbeitung des Interviews
BZ
Zuhause
Fehler beheben, einige Textpassagen chronologisch verschieben.
24.11.
42
25.11
Telefonische Anfrage für ein Gespräch mit Mitarbeitern der GZZ im Podium
BZ
Zuhause
Aufgrund der Abstimmung vom 29.11 dürfen keine Auskünfte gegeben werden. Interviews dürfen laut der Geschäftsleitung nicht gegeben werden. Die Mitarbeiterin leitete meine Anfrage weiter und versichert mir einen Rückruf.
26.11.
Grafiken aus Umfrage auswerten
BZ
Zuhause
Zu meiner Überraschung haben über 50 Personen bei meiner Umfrage teilgenommen. Ich nehme die Umfrage nun vom Netz und werte die Umfrage aus.
26.11
Grafiken in Arbeit einfügen
BZ
Zuhause
Ich füge alle Grafiken in meine Arbeit und Werte diese schriftlich aus.
27.11
Arbeistrapport nachführen
BZ
Zuhause
Da mein Arbeitsrapport noch analog in einem Notizbuch getätigt werden, füge ich heute mein
Journal in diese Arbeit ein. 01.12
Fazit schreiben
BZ
zuhause
Ich gehe meine Ziele noch einmal durch und schreibe dazu ein Fazit.
01.12
Verfassen von Leserbrief für die Neue Zuger Zeitung und die Zuger Woche, beide Briefe haben den gleichen Inhalt.
BZ
zuhause
Ich schreibe via Online-Formular den Leserbrief direkt an die Redaktionen der beiden Zeitungen.
02.12
Da ich immer noch keine Antwort von der Leitung vom Podium erhalten habe, gehe ich kurzentschlossen dahin.
BZ
Podium41
Da ich auch nach positivem Wahlausgang nach wie vor auf die Geschäftsleitung verwiesen werde, schreibe ich heute noch eine E-Mail mit meinen Fragen. Ich konnte eine Besucherin ausfindig machen und mit Ihr ein kurzes Gespräch führen und so herausfinden, wieso sie das Podium41 besucht. Da sie mir viel Persönliches und zum Teil sehr schicksalsbelastete Antworten liefert, bittet sie mich das ganze Gespräch zu anonymisieren.
03.12
Gespräch mit Podiumsgast auswerten und anonymisieren.
BZ
zuhause
Vor allem das anonymisieren bereitet mir zum Teil Kopfzerbrechen. Ich beschränke mich auf Geschlecht, Alter und einige körperliche Merkmale. Ich enthalte, aus Gründen ihrer Privatsphäre, einige Informationen welche mit ihr in Verbindung gebracht werden könnten und beschränke mich möglichst, auf die wesentliche Fragestellung, wieso sie das Podium besucht und was es ihr bedeutet.
43
05.12
Artikel der NZZ in meine Arbeit einfügen
BZ
Zuhause
Mein Leserbrief wurde heute in der Neuen Zuger Zeitung veröffentlicht. Ich scanne den Artikel ein, und füge in mein Ziel hinzu.
06.12
Alle Fazits noch einmal durchgehen und verbessern / ergänzen
BZ
Zuhause
Zum Teil finde ich nun bessere Wort für mein Fazit und überarbeite diese auch dementsprechend.
06.12
Layout korrigieren, alles Gliedern
BZ
Zuhause
Kleinere, unschöne Fehler im Layout verbessern und Texte „schön“ gliedern.
06.12
Schlusswort schreiben
BZ
Zuhause
Das Schlusswort gibt mir ein wenig mühe. Ich habe Angst mich zu wiederholen und das wesentliche aus den Augen zu verlieren.
07.12
Korrektur durch externe Person
V.Starling
wahrscheinlich 4 Augen sehen mehr als zwei. bei ihr zuhause
09.12
Schlusswort ergänzen
BZ
Zuhause
10.12
Drucken / binden
BZ
Fachgeschäft
Da ich bis Dato KEINE Antwort von der Betriebsleitung erhalten habe, halte ich dies in meiner Arbeit schriftlich fest.
44
45
10.2 Rolf Kalchofner (Interview Protokoll) Übernahm trägerschaft zusammen mit Marco und Marcel (kam erst dazu als es ernster wurde) Kam durch den Verein zur Jugendbeiz, hatte damals in der i45 gearbeitet (dazumals Jugi) und weil es der gleiche Verein war und Rolf schon erfahrung in der Gastronomie hatte kam er zur Jugendbeiz die dank dem Publikum „chaotikum“ unbenannt wurde. Der Name wurde mit einem Publikumswettbewerb gefunden, „Sandi“ hatte dazumals gewonnen, hat aber den Namen „Chaotikum“ „geklaut“ im zusammenhang mit den Bewegungen in Zürich, hatten sie auf einer Insel einen Deux cheveaux Kastenwagen aufgestellt und diese Insel danach Chaotikon getauft. Aktionsgruppe für Freiräume (zu diesem Zeitpunkt war gesammtschweizerisch das bedürfnis da nac autonomen Wohnraum. hatte ein Projekt eine Beiz aufzumachen aber Marco hatte dieses Projekt gleichzeitig auch, also haben sie sich zusammengeschlossen anstelle gegeineinander zu schaffen Waren alle dabei bei der eröffnung 1991, marco kunz verliess das ganze nach 3 jahren (hatte dies aber voran angekündet) Marcel war von Anfang Jugendbeiz bis Ende Chaos mitdabei Als das Poduim eröffnet wurde im Jahre 2002 kam Marco Kunz wieder dazu und führte das ganze bis 2008, als das GGZ die Trägerschaft übernahm. Wieso Politisch -> 86/87 -> CVP schaffung von Jugenbeiz oder Jugendkaffe Politik tat sich schwer und ZAF (Zuger Aktion für Freiräume) taten sich zusammen und wollten diese Freiräume. Das waren vor allem Leute, welche in den Zuer Beizen nicht mehr gern gesehen worden sind und auch teilweise an vielen Orten Hausverbot hatten, weil sich diese Besucher mit den Business-Lunch besuchern „bissen“. Und sie wollten diese Menschen mit den komischen kleidern und frisuren NICHT haben. Das ZAF nahm sich dieser Problematik an und sagten auf politischer Ebene dass sie das nicht mich sich machen lassen wollen. Die drei (Rolf,Marco,Marcel) wurden etwa zu gleicher Zeit aus dem Restaurant „Widder“ dem Löwen und in der Platzmühle geschmissen wurden. Dann kam die Idee „Komm, wir machen doch eine eigene Beiz“. Und sind mit dieser Idee vor die Stadt gegangen und sagten „Wir wollen eine eigene Beiz!“ Dass sie selber Bauen war von Anfang an klar, es war klar dass sie einfach eine „Baracke“ aufstellen möchten. Das hat sich dann von Zeit zu Zeit entwickelt und die Stadt stellte die Forderung dass es ohne eine Trägerschaft keine Bewilligung gibt. Es ging um die „Verantwortlichkeit“, Geld spielte keine Rolle sie hätten das auch Gratis aufgestellt. Die Stadt wollte einfach einen Verantwortlichen mit dem man sprechen und erpessen kann, sie waren nicht erpressbar, da ein Verein eine gewisse erpressbarkeit hat, da im Arbeitsvertag gewisse auflagen aufgefürt sind. Es passte niemand wirlich dass da eine Trägerschaft hin muss aber der Zuger Jugendverein war dadurch noch ziemlich frei. Die Stadt hatte auch ein Problem mit dieser „Gruppe“, sie bezeichneten sie als „keine seriösen ansprechpartner. Auch weil immer eine andere zusammensetzung als Delegation gespräche mit der Stadt geführt hat. „Sie haben es hald noch nie so mit der Basisdemokratie gehabt“ scherzt Marcel. In den Aushandlungen ging es vorallem darum, wie lange die Stadt Zug die leine lässt und wie kurz sie die Trägerschaft lässt. Forderungen: Ein Kompromiss war: Kiffen, grossteile Gruppe fand: Kiffen überall erlaubt, und die Trägeschaft fand: Nein IN der Beiz nicht. Nur in der Gartenbeiz. Auch nur weiche drogen und Dealerei waren verboten. Gespräche waren vorallem mit den oberen von der Zuger Polizei, das problem war das mehrere
46
dutzen leute kifften und sie dieses nicht als kriminelle aus der Beiz werfen wollten. Wäre dieses Toleranz von der Polizei nicht da gewesen, hätten sie gar nicht in der Beiz arbeiten dürfen. Auch die Gesellschaft war dazumals noch liberaler was das Kiffen anbelangt. Die Jugenbeiz war vielen „bräveren“ unbequem und ein dorn im auge weil es an einer prominenten Lage ist, weil es ein Laden war der wirtschaftlich NICHT gewinnbringend sein musste. Man bräuche anderes Publikum an dieser Lage und doch nicht DIESE! Und man solle dass doch nicht subventinieren sonder sollte selbst gewinnbringend überleben. A und E publikum Auftragpublikum Ergänzungspublikum sollte Geld bringen, und A-Publikum waren diese, die sonst nirgends einen Platz hatten. Die drei führten die Jugendbeiz und Chaotikum NIE unter dem Begriff „Restaurant für sogennante Randständige“ Dieser Begriff fiel in den ganzen Jahren nie! Da von Anfang an klar war dass die Beiz für ALLE offen sein soll. [ Sie steckten den Platz mit Leintüchern und Stecken aus um physisch zu zeigen wo die Baracke hinkommt und wie gross sie eigentlich ist, da sich das ganze immer mehr verzögert hatte und der Termin für den Baubeginn auch] [Wärend der Abstimmung gingen ein Paar aktivisten von der Jugendbeiz vor das Regierungsgebäude und servierten Kaffe.] Die Stadt hat eiegntlich sehr viel dafür unternommen dass die Jugendbeiz nicht kommt, zB dass man über das obere und untere Grundstück abstimmen musste, obwohl sie nur das untere Grundstück brauchten. Dadurch fiel das Wahlergebniss extrem knapp aus, weil man über beide Grundstücke abstimmen musste. Prominenteunterstützung: Jo Lang, Linke und teil von der Mitte Vorfälle: Nie gross, man wusste wer gewaltätig ist aber es gab nie grosse Probleme. ( in 3 Jahren 163 Einsätze = 2%) Früher war gewalt NIE ein Thema (jugendbeiz, chaotikum) 1. Jahr nach der Eröffungn. Es war sehr chaotisch, es war alles neuland. 365 Tage waren immer wieder „neu“. Mit Arbeitsplänen und sitzungen probierte man herauszufinden wer wann arbeitet da nicht alle gleichviel Zeit hatte. Allein der Bau war ein Erlebniss, da sie alles selber gebaut haben. Sie haben eine Baracke in Dietikon organisiert von einem Abbruchunternehmen. Später hat die Stadt jedoch eine neue Baracke gekauft, weil die tiefe nicht gepasst hat wo die baracke eingestellt werden sollte. Deshalb passte die Fensterhöhen nicht, weil sie zu tief war. Damit hielten sie die vorschrift nicht mehr ein für eine „Beiz“. Am Anfang starteten die Köche mit einer rein vegetarischen Küche was ziemlich schnell zu einem Problem wurde. Weil es viele Fleischfresser gab. Über die ganze Zeit hatten sie über 11 jahre etwa 130 Personen die gearbeitet haben. Viele kleinere Pensen, vorallem am Anfang arbeiteten viele Kostenlos in der Jugendbeiz. Später kamen dan Lohnlisten und feste Arbeitsverhältnisse. Familien kamen – Bekannte von Arbeitern, Enge Freunde die plötzlich Kinder hatten. Umfeld hat eingeladen, da es einen Spielplatz hatte und viele Kleintiere (Küngel, Biotob,) Kinder konnten frei spielen und es störte niemanden. Es war immer attraktiv für Kinder. Eltern durften auch Kiffen ohne das jemand sagte: ja, wasn los?
47
Entwicklung: Zeitlicher Verlauf: Jugendbeiz Chaotkum. Publikum hat nicht geändert. Mit der Zeit war eine breite Besucherschar im Chaotikum, viele Musiker mit Jamsessions, einmal im Monat fixinstallierte Konzerte, hatten dadurch einen Namen in der Schweiz. Es war immer wichtig, da die Idee immer war dass die Beiz immer ein möglichst durchmischtes Publikum hat. Irgendwann fehlten die Leute, die das Bedürfniss hatten diese Beiz zu besuchen. Unter anderem auch Leute von früher, die im Kern agierten und diese Beiz eigentlich für sich selber gemacht haben. In den Chaoszeiten ist die verschiebung „normal“ gelaufen. Für viele ist beim Podium das Ende gewesen. Vieles auch als solidarität zu den alten, weil diese „rausgeworfen“ wurden. Hauptsache ist ein normaler Generationenwechsel, der Zeitpunkt zum neuorientieren, familien, nachwuchs. Auch der neue Koch mit seinem „Convinince Food“ hat viele verärgert.
Es war nie eine „reine“ Jugendbeiz, sie wollten diesen Begriff eigentlich gar nicht. Stadtradt Moos fand man müsse Jugendbeiz, weil es keine Jugendarbeit gewesen. Im Volksmund nannte man die Jugendbeiz oft „Jusche“ und die Galvanik war dann die „Galsche“. Sie starteten mit einer Subvention von ca. 63‘000 CHF/Jahr, am schluss waren es 100 000CHF abzüglich miete von 25 000 CHF = 75 000CHF zur Verfügung. Probleme mit Gangs? Zweite hälfte, probleme mit asylsuchenden, erste grössere Dealern, war schwierig. vorher nie probleme. Podium, Dealer waren da, aber es wäre gegangen. Was auch zu dieser entwicklung beitrug war dass die Besucher sagten SIE vom podium müssen schauen anstelle die Beiz „besetzen“ und den dealern erst gar keinen platz machen. ENTWICKLUNG Die Beiz wurde von den jungen „aufgegeben“ (anfang chaotikum), als Besetzungen aufgegeben wurden. Schlissmte gruppe, waren die „Schicki-Micki“ die das Openair Kino schauten und den Platz reservierten. Sie waren mit dieser Masse überfordet, da das ganze ja nicht „Professionel“ geführt wurde. Sie waren nicht auf diese art von gäste ausgelegt, sie waren sich ein andere Tempo gewohnt. Der Letzte der die Stadt verlässt löscht das Licht – und genau das ist passiert. Weil alle „von früher“ aus der Stadt zogen. Mit ihnen zog auch der „Spirit“ weg. Arbeit mit Besucher – einfach als Menschen. Sie waren keine Sozialarbeiter. Problemfälle nahm man sich zur Brust, man durfte nur nie zeigen dass man angst hat. Grundgedanke: Beiz von Uns – für alle. Alles waren Freunde, die einen mochte man mehr die anderen weniger. Es gab immer Leute die speziellere Aufmerksamkeit brauchten. Als Beizer musste man dahinter, aber das Publikum hat eigentlich imemr geholfen. Vorallem Einzelpersonen. (Einmal war ein psychisch Kranker ausserhalb des Betriebes mit einer Faustfeuer Waffe vor Ort passiert ist nichts. „Ladenübernahme war nie ein Thema“. Für viele war das Podium Ihre Heimat, es war ein selbstgeschaffenes Daheim. Es konnte allen mitwirken mit Ideen,Kunst, Kultur, Das Podium sollte man wieder den Jungen geben! Freiraum für Zug!
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Das Podium leiert sich tot. (GGZ geht voll auf Randständige) Randständig ist nicht was der Mehrheit ensteht. Den Leuten die das Podium gemacht haben, denen wurde das Podium weggenommen!
2007 wurde die JZT gefragt ob sie es unter jugendarbeit weiterführen wollen, weil JZT keinen Garant bekam dass sie etwas aufbauen und nach 3 Jahren wieder ein Messer bekommen. Liessen sie es sein. Das GGZ übernahm es dann im auftrag des Sozialdepartement und nicht wie Bildungsdepartement . Bildung fanden die Idee schlecht etwas zu machen für die Jungen und woltlen im Grunde nur ihre „Randständigen“ versorgen.
BESUCHER Randständige waren schon immer vorhanden – aber nie offiziell.
10.3 Alle E-Mails
Besuch/Interview Betreff Podium41 2 Nachrichten
49 Beni Zeliska <benizeliska@gmail.com>
10. Oktober 2015 um 15:30
An: susi.glarner@ggz.ch Guten Tag Frau Glarner,
Ich befinde mich momentan im letzten Jahr meiner insgesamt vierjährigen Ausbildung zum Automobilmechatroniker und werde im Dezember dieses Jahres meine Vertiefungsarbeit im Fach der Allgemeinbildung abschliessen. Ich befasse mich in meiner VA um die Notwendigkeit des Podium 41 und ihre dringliche Notwendigkeit in unserer Gesellschaft. Nun möchte ich Sie um ein Gespräch anfragen, um so nötige Informationen über das Podium und seine Geschichte zu erfahren. Für allfällige Vorinformationen und Verweise bin ich Ihnen schon im Voraus dankbar und freue mich auf Ihre Antwort.
Freundliche Grüsse,
Benjamin Zeliska
Carl Utiger <Carl.Utiger@ggz.ch>
13. Oktober 2015 um 09:35
An: "benizeliska@gmail.com" <benizeliska@gmail.com> Cc: Peter Fehr <Peter.Fehr@ggz.ch>, Susi Glarner <Susi.Glarner@ggz.ch> Sehr geehrter Herr Zeliska Besten Dank für ihr Interesse am Podium 41. Ich sende Ihnen das Betriebskonzept und die GGRVorlage (darin ist auch ein geschichtlicher Kurzüberblick). Weitere Informationen finden sie auch bei der ehemaligen Trägerschaft (ZJT: Geschichte) oder auf der Podium Facebook-Seite. Gerne können sie sich bei mir melden, wenn sie vorbereitet sind für ein Gespräch. PS: Mitglied der GGZ (Jahresbeitrag ab CHF 20.-) werden können Sie jederzeit auf der homepage http://www.ggz.ch/kontakt/. Wir freuen uns besonders auch über junge Mitglieder http://zjt.ch/ https://www.facebook.com/podium41 http://podium41ja.ch/?page_id=164 Freundliche Grüsse
Carl Utiger Geschäftsführer
GGZ@Work - Geschäftsstelle Industriestrasse 22, 6300 Zug Telefon 041 727 61 70 Fax 041 727 61 77 www.ggzatwork.ch
50
Re: Kontaktanfrage zjt.ch 7 Nachrichten
Rolf Kalchofner <rolf.kalchofner@zjt.ch>
27. Oktober 2015 um 07:36
An: Benjamin Zeliska <benizeliska@gmail.com> Guten Morgen Herr Zeliska Entschuldigen Sie die für den Mailverkehr etwas längere Wartezeit. Ich war ab Freitagmittag bis heute Morgen nicht mehr in meinem Büro. Zu Ihrer Anfrage. Zuerst stellt sich ja die Frage, was für Unterlagen Sie bereits haben oder andersherum, was für Unterlagen Ihnen fehlen oder welche Themen rund um die Jugendbeiz nach weiteren Unterlagen verlangen?
Grundsätzlich ist es so, dass wir nicht "jedes Papier" archiviert haben. Es wäre vielleicht einfacher, wenn wir die obige Frage im Voraus klären könnten. Leider haben Sie mir nur die Vorwahl Ihrer Telefonnummer ins Mail geschrieben, ansonsten hätte ich Sie im Verlauf des Tages angerufen. Ich könnte Ihnen allenfalls auch Personen zum Gespräch vermitteln, welche sich bereits vor 1991 für eine Jugendbeiz engagierten.
51 Melden Sie sich doch noch einmal bei mir und teilen mir mit, was sie genau mit "Unterlagen" meinen und ob ich Ihnen Gesprächspartner vermitteln soll, damit ich diese schon mal anfragen kann, ob sie sich für ein Gespräch Zeit nehmen würden. Freundliche Grüsse
Rolf Kalchofner
________________________________ Rolf Kalchofner Geschäftsleiter Verein ZJT Kirchenstrasse 7 6300 Zug Telefon 041 760 07 64
Am 24.10.2015 um 15:14 schrieb "Benjamin Zeliska"<benizeliska@gmail.com>:
Vorname: Benjamin Name: Zeliska Email: benizeliska@gmail.com Telefon: 079 Anfrage: Ich befinde mich momentan im letzten Jahr meiner insgesamt vierjährigen Ausbildung zum Automobilmechatroniker und werde im Dezember dieses Jahres meine Vertiefungsarbeit im Fach der Allgemeinbildung abschliessen. Ich befasse mich in meiner VA um die Notwendigkeit des Podium 41 und ihre dringliche Notwendigkeit in unserer Gesellschaft. Nun wollte ich Sie fragen, ob sie noch mehr Unterlagen zur Geschichte das Podium41 haben, bzw. über die <<Jugendbeiz>>.
Freundliche Grüsse, Benjamin Zeliska
Beni Zeliska <benizeliska@gmail.com>
30. Oktober 2015 um 08:04
An: Rolf Kalchofner <rolf.kalchofner@zjt.ch> Guten Tag Herr Kalchofner, Entschuldigen Sie ebenfalls die lange Antwortzeit meiner Antwort. In meiner Vertiefungsarbeit, will ich unter anderem folgende Fragen klären. (Originaltext aus meiner Themenvereinbarung) Ich will im Stadtarchiv nachforschen, ob es schon einmal ein ähnliches Projekt gab und Informationen über das Podium finden. Ich will in der Stadtbibliothek durch „Jahrgangsbücher“ stöbern und so schrittweise Informationen sammeln. Ich werde beim städtische Baudepartement nachfragen, um eventuelle Gesuche und Einsprachen einsehen zu können. Ich will wissen, wer die Idee dazu hatte, auf welchen Widerstand das Vorhaben gestossen ist und ob darüber abgestimmt wurde. Ich will kulturelle Institutionen der Stadt Zug suchen und so erfahren, wie wichtig für sie eine solche Einrichtung ist. Ich will Interviews durchführen mit „alten Stadtzugern (ab JG 1965)“, welche die „Szene“ kennen, um so auch ein Bild von der Entwicklung zu erhalten. Waren die 90-er wirklich die „Hochburg der Zuger Szene“?
52
Das sind grobe, erste Ideen und wäre froh wenn Sie mich an die richtigen Leute verweisen könnten. Ich danke Ihnen für Ihre Antwort und Ihr Engangement.
Freundliche Grüsse, Benjamin Zeliska [Zitierter Text ausgeblendet]
Rolf Kalchofner <rolf.kalchofner@zjt.ch>
3. November 2015 um 10:57
An: Beni Zeliska <benizeliska@gmail.com> Grüezi Herr Zeliska
Aufgrund Ihrer Angaben meine ich, dass es Sinn machen würde, wenn wir uns einmal zu einem Gespräch zu diesem Thema treffen. Was meinen Sie dazu? Sollten Sie meiner Meinung sein, könnten Sie mir gleich zwei/drei Terminvorschläge machen. (An Montagen geht es mir jeweils nicht und Freitage kommen nur bedingt in Frage.)
53 Ebenfalls könnte ich Ihnen eine bis zwei "Gründerpersonen" der Jugendbeiz vermitteln, welche sich schon vor der Eröffnung der (ersten) Jugendbeiz für eine solche eingesetzt haben. (Die erste Jugendbeiz nannte sich dann später "Chaotikum", welche gegen Ende 2001 geschlossen wurde, um dann per 2002 als Podium41 wieder zu öffnen.) Die eine Person hat über 10 Jahre in der Jugendbeiz gearbeitet. Diese Person habe ich gesern getroffen und Sie gleich mal gefragt, ob sie für ein Interview mit Ihnen zur Verfügung stehen würde, was sie bejaht hat. Die andere Person hat sowohl im Chaotikum, als auch im Podium41 gearbeitet. Sie habe ich allerdings noch nicht angefragt. Wünschen Sie auch einen Kontakt zu dieser Person?
Oder soll ich versuchen, die beiden Personen für den Termin, den Sie mit mir zum Gespräch abmachen, auch dazu einzuladen?
Danke für Ihre Antwort. Herzliche Grüsse
Rolf Kalchofner
Fragen zur Arbeit im Podium 4 Nachrichten
Beni Zeliska <benizeliska@gmail.com>
2. Dezember 2015 um 22:07
An: podium41@ggz.ch Guten Tag,
Erstmal Gratuliere ich allen Beteiligten des Podium41 für den erfolgreichen Wahlsonntag. So weit ich es in Erinnerung habe, habe ich mich schon einmal bei Ihnen für ein Gespräch gemeldet. Als ich letzthin Angerufen habe, wurde ich jedoch aufgrund der Abstimmung an die Geschäftsleitung weitergleitet und mir wurde ein Rückruf versichert. (Ich befinde mich im letzten Jahr meiner insgesamt vierjährigen Ausbildung zum Automobilmechatroniker und schreibe im Umfang meiner Vertiefungsarbeit über das Podium und seiner dringlichkeit in der Gesellschaft)
Auch bei meinem heutigen Besuch wurde ich wieder auf die Geschäftsleitung verwiesen.
54 Da meine Fragen jedoch auch via E-Mail beantwortet werden können, versuche ich es auf diesem Wege.
- Welche Berufsgruppen arbeiten im Podium? - Steht die Sozialarbeit im Vordergrund oder ist sie eher ein "Seiteneffekt"? - Mit welchen Sorgen gehen die Mitarbeiter jeweils zur Arbeit? - Wie sind sie auf das Podium gestossen? - Mit welchen Problemen sind die Mitarbeiter in ihrem Alltag konfrontiert? - Was gibt ihnen die Arbeit zurück? - Wie oft treten Probleme mit Besuchern auf und wie schwerwiegend sind diese? - Wie oft muss die Polizei eingreifen? - Sind Drogen wirklich ein Problem und wie reagiert das Personal wenn sie einen Konsum beobachten? - Gibt es gewisse "Gruppen" von Besuchern, welche spezielle Aufmerksamkeit erforden? - Sieht man hinter die Schicksale einzelner Besucher und suchen diese oft das "einfache Gespräch"? Ich danke Ihnen bereits im Voraus für die Beantwortung meiner Frage und wünsche Ihnen und Ihrem Team noch eine gute Woche und weitere, erfolgreiche und schöne vier Jahre!
Herzliche Grüsse,
Benjamin Zeliska
Beni Zeliska <benizeliska@gmail.com>
6. Dezember 2015 um 14:30
An: judith.meyer@ggz.ch ---------- Weitergeleitete Nachricht ---------Von: "Beni Zeliska" <benizeliska@gmail.com> Datum: 02.12.2015 22:07 Betreff: Fragen zur Arbeit im Podium An: <podium41@ggz.ch> Cc: [Zitierter Text ausgeblendet]
Judith Meyer <Judith.Meyer@ggz.ch>
7. Dezember 2015 um 08:28
An: Beni Zeliska <benizeliska@gmail.com> guten morgen cari siehe mail unten. soll ich das beantworten oder mĂśchtest du das machen? liebe grĂźsse judith Von meinem iPhone gesendet [Zitierter Text ausgeblendet]
Judith Meyer <Judith.Meyer@ggz.ch> An: Beni Zeliska <benizeliska@gmail.com> entschuldigen sie bitte. war der falsche absender... Von meinem iPhone gesendet
7. Dezember 2015 um 08:30
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Carl Utiger <Carl.Utiger@ggz.ch> An: "benizeliska@gmail.com" <'benizeliska@gmail.com'> Cc: Judith Meyer <Judith.Meyer@ggz.ch>
10. Dezember 2015 um 15:15
Sehr geehrter Zeliska Anbei sende ich Ihnen die Antworten von Judith Meyer zu ihren Fragen. Weitere Informationen finden sie in der Infobroschüre. Freundliche Grüsse Carl Utiger Geschäftsführer GGZ@Work - Geschäftsstelle Industriestrasse 22, 6300 Zug Telefon 041 727 61 70 Fax 041 727 61 77 www.ggzatwork.ch
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10.4 Antworten von Judith Meyer - Welche Berufsgruppen arbeiten im Podium? Köche, Arbeitsagogen, Servicemitarbeiterinnen - Steht die Sozialarbeit im Vordergrund oder ist sie eher ein "Seiteneffekt"? Im Vordergrund steht einen Restaurationsbetrieb mit sozialem Hintergrund. Für die soziale Betreuung steht ein 50% Pensum für professionelle Gassenarbeit vor Ort zur Verfügung. - Mit welchen Sorgen gehen die Mitarbeiter jeweils zur Arbeit? Die Mitarbeiter müssen sich keine Sorgen machen. Grundsätzlich arbeiten im Podium nur Leute die gerne hier arbeiten. - Wie sind sie auf das Podium gestossen? Ich (die Leiterin) habe eine neue Herausforderung gesucht und habe sie übers Internet auf sozialinfo.ch gefunden.
- Mit welchen Problemen sind die Mitarbeiter in ihrem Alltag konfrontiert? Übermässiger Alkoholkonsum der Stammgäste, vorwiegend am Abend. Erteilen eines Hausverbotes, wenn z.B. Dealeraktivitäten festgestellt werden. - Was gibt ihnen die Arbeit zurück? Das Podium 41 ist ein sehr lebendiger Betrieb und ich (die Leiterin) kann sehr selbständig arbeiten, das ist das was ich gesucht habe. Ich schätze den Gästekontakt und freue mich sehr, wenn unsere Gäste zufrieden sind und auch, dass wir inzwischen vor allem am Mittag eine gut durchmischte Gästeschar im Podium 41 begrüssen dürfen. - Wie oft treten Probleme mit Besuchern auf und wie schwerwiegend sind diese? Sehr selten, da die Gäste unter sich meistens deeskalierend wirken oder wir einschreiten bevor es eskaliert. - Wie oft muss die Polizei eingreifen? 163 mal im Jahr, also relativ wenig Eingriffe. - Sind Drogen wirklich ein Problem und wie reagiert das Personal wenn sie einen Konsum beobachten? Drogen sind grundsätzlich ein gesellschaftliches Problem, welches sich in allen Schichten und an verschiedenen Orten, meist aber im Privatbereich zeigt. Bei einem öffentlichen Treffpunkt mit Fokus auf Randständigenarbeit wird die Drogenproblematik sichtbarer wahrgenommen und kann als störend empfunden werden. Harte Drogen führen zum sofortigen Hausverbot und zur Polizeianzeige. Dealen ebenfalls. Die sogenannten weichen Drogen werden im Aussenbereich in geringen Mengen toleriert. Im Innenbereich des Podium 41 ist das Rauchen und „Bauen“ nicht erlaubt uns führt ebenfalls zum Hausverbot. Bei übermässigem Alkoholkonsum schenken wir keinen Alkohol mehr aus und fordern der betroffene Gast auf nach Hause zu gehen. - Gibt es gewisse "Gruppen" von Besuchern, welche spezielle Aufmerksamkeit erfordern? Unsere Stammgäste werden durch die Gassenarbeiterinnen gut betreut - Sieht man hinter die Schicksale einzelner Besucher und suchen diese oft das "einfache Gespräch"? Nein, eigentlich nicht. Unsere Gäste möchten im Grossen und Ganzen einfach nur Gäste sein und auch als solche behandelt werden. Wir haben keinen sozialpädagogischen Auftrag. Gespräche dürfen natürlich sein, wenn die Gäste es suchen und wenn der Betrieb es zulässt.
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