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Konferenzwochenzeitung zum Tag des Durchbruchs
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Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013
© Julian Mann
Leuphana Universität Lüneburg
Zarte Pflanzen machen es vor: Der Durchbruch ist möglich!
Konferenzwoche 2013: Hat sie uns verändert?
Ein Durchbruch in der Nachhaltigkeit? Der dritte Tag der Konferenzwoche. Viele Studenten haben ihre Präsentation schon hinter sich, einige noch vor sich. Der Trubel nimmt aber trotzdem nicht ab. Es gibt heute noch viele interessante Vorträge von Dozenten oder Gästen, Workshops und Präsentationen von Studenten, Arenen und Podiumsdiskussionen. Doch am letzten Tag lohnt es sich, einen Blick zurückzuwerfen. Gemäß unserem heutigen Motto [DURCH]BRUCH stellt sich die Frage: Hat die Konferenzwoche einen Beitrag zu einem metaphorischen Durchbruch geleistet? Haben wir
uns geändert? Erst mal muss man in dieser Hinsicht „Durchbruch“ definieren. Die offensichtliche Bedeutung ist für uns Studenten vielleicht gar nicht so bedeutend: Sind wir durch etwas durchgestoßen, haben es zerbrochen? Eher nicht. Wir haben uns vielmehr mühevoll einen Erfolg erarbeitet. Wie eine kleine Knospe, die sich durch eine dicke Schicht aus Steinen hervorhebt. Gegen jegliche Hindernisse hat sie sich durchgekämpft, und dasselbe haben die Erstis das ganze Semester über gemacht. Monatelang haben Kleingruppen aus Seminaren hart geschuftet.
Wetten, der 13-jährige Felix hat 12.610.582.600 mehr Bäume gepflanzt als du? Wie und warum erklären wir! Seite 3
Sie mussten eine Themenfrage finden, sich für eine Präsentationsform entscheiden, die jeweiligen Redeanteile koordinieren, die Länge der Präsentation abgrenzen. Dies lief häufig nicht ohne Hürden und Komplikationen ab. In manchen Gruppen gab es Probleme zwischen den Mitgliedern („Ich arbeite viel mehr als du!“), in anderen war das angestrebte Engagement etwas zu hochgesteckt, später mussten die Erwartungen wieder heruntergeschraubt werden. Aus diesem Prozess kommt man am Ende mit einer Note heraus. Schließt
man das Thema damit ab? Hoffentlich nicht! Das Modul hat eigentlich genau das Gegenteil zum Ziel: Man soll sich mit der Nachhaltigkeit beschäftigen, um in der Zukunft eigene Veränderungen zu erreichen. Wie schon in unserer ersten Ausgabe gesagt: Wir packen unseren Koffer mit Wissen – aber ein wirklicher Durchbruch ist es erst, wenn wir dieses Wissen praktisch umsetzen. We accepted that change is a challenge. Doch sind wir der Herausforderung gewachsen? Das kann und muss jeder für sich entscheiden! Viviana Kneiske
Wenn du ein wenig Ausdauer hast und richtig was bewirken willst, dann ab in den Startblock!
Was das Leben des Dr. Reinhard Loske, “Weltverbesserer aus Berlin“, in den letzten 54 Jahren so bewegte ...
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Cha[lle]nge
Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013
Urban Gardening – Wie das Grün das Grau bezwang
© HVN
Finger schmutzig machen? Auch was für Prinzessinnen!
Immer mehr Menschen gründen ihre ganz eigenen urbanen Gärten, hier in Hamburg
Stadtmenschen als Gärtner? Dafür muss man kein spießiger Kleingartensiedler mehr sein. In den vergangenen Jahren hat sich ein neues Phänomen entwickelt: Urban Gardening. Dabei
gestalten Freiwillige für jedermann zugängliche Areale zu Nutzgärten voller Obst, Gemüse und Kräutern. Alles begann – wie es mit Trends in Deutschland so oft der Fall ist – in Berlin mit
dem Prinzessinnengarten. Marco Clausen und Robert Shaw verwandelten hier 2009 mit vielen Helfern eine Brachfläche in Kreuzberg in einen Garten und schufen damit einen Freiraum mitten in der Stadt. Mit der Petition „Wachsen lassen“ kämpften 30.000 Berliner im letzten Jahr für den Erhalt des Prinzessinnengartens – siegreich. Alles andere wäre auch katastrophal, schließlich ist der mittlerweile aus Berlin nicht mehr wegzudenkende Prinzessinnengarten seitdem nicht nur für weitere Projekte in der Hauptstadt zum Modell geworden, sondern deutschlandweit. Zurecht, denn produktives Gärtnern bedeutet nicht nur, eigene Lebensmittel ökologisch anzubauen, sondern schafft ein in unserer schnelllebigen und globalisierten Welt ungeheuer wichtiges Bewusstsein: Man muss sich Zeit nehmen, um die Pflanzen zu säen und zu pflegen, sie wachsen zu lassen. Man lernt schätzen, was man nach der Ernte in Händen hält. Man muss geduldig dafür sein und, einmal begonnen, genießen die Stadtgärtner genau dies. Außerdem sind die Gärten ein Ort, an dem man gemeinsam etwas kreiert. Das Urban Gardening lässt sich so als Plattform und durchaus auch als
gesellschaftspolitische Aktivität und alternative Lebensform bezeichnen. Die Idee des Eigenanbaus kommt an bei den gestressten Großstädtern und hat sich – im doppelten Sinne – als nachhaltiger Trend etablieren können. In den vergangenen Jahren sind in den Großstädten viele Gärten entstanden und haben dabei ungenutzten Raum verdrängt und das Grau der Städte durchbrochen, wie in Hamburg das Gartendeck oder die Keimzelle. Sogar im beschaulichen Lüneburg gibt es am Kalkberg einen offenen Garten, den Zickengarten. Dem Projektseminar „LEUFARM – Ein studentischer Gemeinschaftsgarten an der Leuphana“ reicht das aber noch nicht. Sie haben überlegt, ob und wie man an der Uni einen Garten begründen könnte. Das Feedback der befragten Studenten: Über 50 % empfänden das als Bereicherung, und viele könnten sich vorstellen, hier selbst aktiv zu werden. Super, denn auch wenn es hier nicht wirklich städtisch ist, geht es um die Ideen, die hinter dem Urban Gardening stehen und definitiv ein Durchbruch in eine nachhaltige Zukunft sind. Marie-Sophie Vorbrodt
Best of blogN: Den Eintrag von Julia Choutka kürten wir zu einem der originellsten
Können wir die Technik überhaupt noch kontrollieren – oder kontrolliert sie mittlerweile uns? DAMALS Zur Entwicklung des Internets ist zu sagen, dass es aus einem Chaos von Ideen und zufälligen Entstehungen hervorging. Vielleicht daher wurde es von Einigen (!) unterschätzt. Beispielsweise sagte Robert Metcalfe, der Entwickler des Ethernets voraus, dass sich das Internet bald zu einer Supernova aufbläht und 1996 katastrophal kollabieren wird. HEUTE Heute ist das Internet zum allgegenwärtigen Massenmedium geworden. (Fast) Jeder nutzt die ‚Eisenbahngleise’ der Infrastruktur Internet. Sei es zum Transport von Dateien oder zum Austausch von Rechnern. Sei es zur (trans-) nationalen Kommunikation in der Globalisierung. Skype. Facebook. XING. Studivz. Schülervz. Icq. Msn. Und. Viele. Andere.
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Mehr. Kommunikation über alle Grenzen hinweg. Weniger Hindernisse. Mehr Freunde. Mehr Kontakte. Freundschaft als Ware! Als Mittel zu sozialer Bestätigung. Was sind eigentlich Freunde? Facebook gibt eine Antwort auf die Frage von ET: „Ist da draußen jemand?“ Denn ohne Internet und ohne Facebook bist du ein niemand. Du hast keine Freunde. Du bekommst keine Nachrichten, keine Einladungen und du wirst nicht angestupst. Alle anderen schon – aber du nicht. Es scheint fast als würden sich die Werte unserer Gesellschaft drastisch verändern. Es fehlt noch das neben dem ‚Poke Me’ Button bald ein neuer ‚Kiss Me’ Button auftaucht. In zehn Jahren sitzen wir uns mit Laptops, Smartphones und Tablets gebenüber und drücken Knöpfe. Und das finden wir auch noch toll! Oder eben Emil. E-Mail. Briefartige Nachrichten, die über Computernetzwerke übertragen werden. E-Mails werden
über Netzwerke im Internet gesendet. Das Internet – das sind verschiedene, vernetzte Server! Wir müssen uns fragen: WO sind meine Daten eigentlich gespeichert? WER hat Zugriff auf meine Daten? Wissen wir wer HINTER den ‚fremden’ Servern sitzt? Vermutlich Nein. Das im Internet zugängliche Wissen wird auch (!) über Netzwerke ausgetauscht. Beispiel Wikipedia. Heutzutage muss man kein Buch mehr aufschlagen, um etwas zu erfahren. Man muss niemanden mehr fragen. Ja man macht sich sogar keine Gedanken mehr dazu. Man verdummt. Man rennt wie ein Roboter zum Laptop, ausgestreckte Arme nach vorne, öffnet die gewünschte Suchmaschine, tippt das Suchwort ein – und wartet auf die Erleuchtung. Tada! Vornehme, schwarz auf weiß den Bildschirm erfüllende Wörter sind zu sehen. 100prozentiges Wissen. 100prozentige
Julia Choutka
© Anna Lena Blank
Über Emil
Wahrheit. Wir impfen uns die Wörter ein. Den Text ein. Seine Sicht ein. Aber heißt es wirklich: Wikipedia & Wahrheit? Die oben genannten Anbieter – sie bieten uns ihre Netzwerke an. Sie sind Dienstleister. Sie bezahlen Mieten für riesige Hallen, gefüllt mit Servern. Normalerweise bezahlen wir für Dienstleistungen. Für diese nicht. Sie sind alle kostenlos! Wie bezahlen wir dann? Bezahlen wir etwa alle mit unserer Freiheit dafür? Wir scrollen die AGBs immerhin in einer Sekunde herunter – nur um zum ‚Weiter’ Button zu gelangen ...
Wir leben im Utopia der Nachhaltigkeit. Was würdest du an deinem alten Leben vermissen? „Morgens aufzustehen und verkatert Tiefkühlpizza von
[ PER S PECTI V ES ] Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013 Cha[lle]nge 3 Felix Finkbeier, oder auch: Der beste Beweis, dass Kinder wirklich unsere Zukunft sind
Kolumne
Klein, aber Oho! Als der damals 9-jährige Felix Finkbeier 2007 ein Schulreferat über die Klimakrise gehalten hat, machte er abschließend folgenden Vorschlag: Kinder auf der ganzen Welt sollten in ihrem Heimatland jeweils eine Million Bäume Pflanzen, um für einen angemessenen CO2-Ausgleich zu sorgen.
geschafft – man nimmt ihn und sein Anliegen ernst. Plant For The Planet hat inzwischen einen Weltvorstand, der aus 14 Kindern aus 8 verschiedenen Ländern besteht und mit einigen von ihnen ist Felix vor einiger Zeit einfach so in eine UN-Konferenz zum „International year of forests“
uns zu verstehen, dass es eigentlich schon zu spät ist, um etwas zu ändern, sie uns aber trotzdem netterweise auf dem Laufenden halten und man selbst zieht sich den Schuh ja meist eher ungern an und dann werden auf einmal alle von einem 9-Jährigen vorgeführt, der – vielleicht eben doch in seinem
Das könnte man als jugendlichen Leichtsinn oder Naivität bezeichnen, oder aber auch als Vision. Denn Felix war schon damals klar: Es geht hier vor allem um die Zukunft seiner Generation. Und dann? Tja, dann hat er’s einfach gemacht. Frei nach dem Motto „Stop talking. Start planting.“ hat seine eigens für diesen Zweck gegründete Plant For The Planet Foundation die Welt Stück für Stück umgekrempelt und drauf losgepflanzt. Und es wurden mit der Zeit nicht nur immer mehr Bäume, sondern auch Mitglieder. Mit der Unterstützung von Prominenten wie Model Gisele Bündchen, Schauspieler Til Schweiger und sogar Prinz Albert II von Monaco hat Felix es mit einer eindrucksvollen Kampagne in die Presse
marschiert, um den ganzen schlauen Leuten dort mal (auf Englisch!) zu erklären, was eigentlich Sache ist. Nebenbei vergleicht er alle Erwachsenen mit Affen. Klasse Typ! Und auf einmal ist es 2013 und Felix und seine Crew haben Folgendes vorzuweisen: 12.610.582.600 bereits gepflanzte Bäume weltweit. Hut ab, oder was? Und genau das ist die Einstellung, die uns leider immer noch fehlt: Nicht so viel nachdenken und verkomplizieren, sondern einfach mal machen! Viele gebildete Experten sitzen ständig überall auf der Welt zusammen und diskutieren mögliche Lösungen für gleichzeitig immer schlimmer werdende Klima-Probleme, die Nachrichten geben
jugendlichen Leichtsinn – kein Nein akzeptiert. Das Wort „Klimagerechtigkeit“ beschreibt ganz wunderbar, worum es Plant For The Planet geht: Durch aktuellen Egoismus zerstören wir die Zukunft kommender Generationen. Das ist unfair, sowas macht man nicht. Was man allerdings ganz unbedingt machen sollte, ist sich an Felix Finkbeier ein Beispiel zu nehmen. Und wer immer noch nicht ganz davon überzeugt ist, dem empfehle ich einen Besuch auf der Homepage von Plant For The Planet: www.plant-for-the-planet. org. Ach und wenn ihr eh schon da seid: Spenden geht auch! Kati Jovic
Auf zur Moos-Ernte in den Wald – für mehr Grün in der Stadt!
Ohne Moos nix los! Die meisten von euch kennen sicher die klassische Variante von Graffiti. Sprühdosen, Farbspritzer, das Klackern der Kugel, a smell of fresh paint in the air. Doch es geht auch anders! Das sogenannte „Moos-Graffiti“ ist eine umweltfreundliche Kreuzung aus „Guerilla Gardening“ und Streetart. Dafür braucht man nur , ihr ahnt es bestimmt schon, schönes grünes Moos und eine Art Öko-Kleber, der biologisch abbaubar ist. Um diesen zu mischen existieren im Internet verschiedene Anleitungen. Eine davon beinhaltet sogar Bier. Selbstverständlich stellen wir euch hier keine Anleitung zur Ver-
fügung, denn auch Bio-Kunst dürft ihr nicht einfach überall draufklatschen, wo es euch gefällt! Wir wollen aber auch nicht verschweigen, dass sich Moos-Graffitis durchaus positiv auf ihre Umwelt auswirken, nicht nur optisch. So bekämpfen sie aktiv die Feinstaubbelastung, indem sie große Mengen der gefährlichen Luftpartikel aufnehmen. Bestimmte Abgas-Bestandteile dienen dem Moos sogar als Nahrung, und andere werden durch Bakterien abgebaut, die auf dem Moos leben. Doch wie stehen klassische Graffiti-Sprüher zu dieser Variante? Gibt es Vorurteile oder Be-
rührungsängste? Wir haben den Lüneburger Graffiti-Sprüher Björn Lindner aka „jayn“ dazu befragt: „Eine interessante Gestaltungsart, aber eher was für Gärtner und Designer. Ausprobiert habe ich es auch schon, allerdings mit mäßigem Erfolg. Wird aber bestimmt mal wiederholt. Mit Graffiti hat es wie ich finde nur wenig gemeinsam. Es gibt ja quasi nur eine Farbe und eine Technik. Man kann sich ziemlich sicher sein, dass nie Moos-Trains rollen werden!“
© VN
© Arne Hansen
Der Moment des Durchbruchs, der süße Duft des Erfolgs! Die Freude darüber, einen Prozess mit einem positiven Ergebnis abschließen zu können. Das erste Bild, das mir bei dem Begriff „Durchbruch“ in den Sinn kam, war das des Kandidaten, der im letzten Jahr gegen Stefan Raab die Rekordsumme von 3,5 Millionen Euro gewonnen hat. Wie der sich mit dieser kleinen Schaufel und vollem Körpereinsatz durch diesen Klotz aus Steckmoos gearbeitet hat, und dann: Durchbruch! 3,5 Millionen Euro! Und wer hat’s ihm nicht gegönnt? Mit ziemlicher Sicherheit wird kein Nachhaltigkeitsseminar in diesem Semester einen Durchbruch im Wert von 3,5 Millionen Euro erarbeitet haben. (Falls doch, call me! Der Job hier ist morgen vorbei!) Und doch ist am Ende ist jeder noch so kleine Durchbruch ein Fortschritt. Viele kleine ergeben vielleicht sogar irgendwann einen großen, durch den dann der Strom des Fortschritts fließen kann, der dann an anderer Stelle...naja, you get the point! Jeder von uns hat aus dem Leuphana-Semester etwas mitgenommen, und wenn es nur Credit Points waren. Wenn es doch mehr war, umso besser! Wir von Cha[lle]nge haben auf jeden Fall versucht, euren Blick auf viele Dinge zu lenken, die wir nicht nur als wichtig, sondern auch als interessant erachtet haben. Wir haben uns gestritten, uns lieb gehabt, wir haben teilweise verdammt gute Arbeit geleistet, hier und da sicher aber auch geschludert. Ich freue mich darauf, unsere Ausgaben in ein paar Wochen noch einmal mit einem gewissen Abstand lesen zu können. John Paxson
John Paxson
Aldi essen.“ [Paul] ¡ „Langstreckenflüge!“ [Charlotte] ¡ „Die Diversität unserer Gesellschaft.“ [Maximilian] ¡ „Den Müll nicht zu trennen ...“ [Ralf]
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+++ Burn-Out - Freiwillige Selbstausbeutung +++ Du bist was Du trinkst +++ Tod durch Globalisierung? Eine Diskussion zum Ballastwasser +++ Ein Strudel au
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Cha[lle]nge
Fleischhunger: Sind wir noch zu retten?
MEATing Isst du gerecht? Oder hast du dir überhaupt schon einmal darüber Gedanken gemacht, was gerecht wäre? Wie sehr beschäftigt sich unsere Gesellschaft mit dem Konsumverhalten?! Herzlich wenig ist anzunehmen, denn sonst sähe die Lage nicht wie folgt aus: Die deutsche Massentierhaltung umfasst momentan rund 14 Millionen Rinder, 23 Millionen Schweine, eine Million Schafe und über 40 Millionen Stück Geflügel. Die Menge des dafür notwendigen Futters stellt den Zwiespalt dar. Soja wird als Futtermittel in der Massentierhaltung verwendet, doch in Deutschland gibt es dafür nicht ausreichend Anbaufläche. Deshalb wird Soja, beispielsweise aus Brasilien, importiert. Dort muss jedoch Regenwald für die Anbauflächen abgeholzt werden. Eine Projektgruppe des Seminars Food Justice befasst sich tiefgreifend mit den Auswirkungen auf die GuaraníKaiowa (indigene Bevölkerungsgruppe in Brasilien) und deren Lebenssituation. Ihren Nachforschungen zu Folge wurden im Jahr 2007 nur durch den Sojaanbau vier Millionen Menschen vertrieben. Kleinbauer haben keinen Platz mehr und fliehen samt Familien in die
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Städte, auf der Suche nach Arbeit. Doch dort leben sie an der Armutsgrenze! Die Auswirkungen beschränken sich aber nicht nur aus den sozialen Bereich. Die Ökologie der betroffenen Regionen gerät vollkommen aus dem Gleichgewicht. Monokulturen laugen den Boden aus, und die Abholzung verringert die Niederschlagsbildung drastisch. Dürren und verheerendere Waldbrände sind die Folgen in einer eigentlich feuchten Zone. Dabei bleibt es jedoch nicht. Die Menschen in der Region leiden an gesundheitlichen Problemen durch die Düngemittel, Kinderarbeit breitet sich aus etc. Global gesehen: Der Amazonasregenwald schluckt einen Großteil des weltweiten Kohlendioxid und dämpft dadurch den Klimawandel. Wenn aber weiterhin abgeholzt wird..?! Am Donnerstag, den 28.02.2013 von 12-16 Uhr auf dem Gallery Walk, erfahrt ihr mehr! Fragt einfach nach, bei Linda Ertl, Lena Greßmann, Alina Dietz, Margarita Mikhaltsova und Caroline Ständer.
Verbrechen an der Menschenwürde: Sponsorenlauf gegen weibliche Genitalverstümmlung
Nachhaltigkeitsgedanke “to go”
LexikonN Greenwashing: durch PR-Methoden ein grünes Image erlangen ohne, dass entsprechende Maßnahmen getroffen werden
gesellschaft noch nicht das tägliche Leben bestimmt. Dort kann man erfahren, was es wirklich bedeutet, glücklich zu sein. Und wenn man dann mit dieser Erfahrung im Gepäck zurück nach Deutschland reist, hat man etwas mitgenommen, was einem an der Uni niemand erzählen kann. Denn auch Erfahrungen müssen nachhaltig sein. Was nützt es uns zu reden, wenn das Gesprochene auf der einen Seite vom Kopf rein-, und auf der anderen gleich wieder rausgeht. Diesen Gedanken fasst das Togo-Projekt sehr gekonnt auf und macht uns dieses Problem bewusst. Außerdem zeigt es uns, dass die Konferenzwoche eben nicht nur eine große Blase aus theoretischen Überlegungen ist, sondern wirklich Projekte hervorbringt, die das Potenzial haben, etwas in der Welt zu verändern. Hier wird nicht nur „geredet“, sondern gehandelt. Max Rauer
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Du musst kein Marathonlaüfer sei
Ann-Katrin Mävers
Auch Erfahrungen müssen nachhaltig sein
In Universitäten wird oft und gerne geredet. Und das ist auch gut so. Doch das viel prägnantere Erlebnis ist der persönliche Eindruck. Das haben sich auch die sechs Studierenden aus dem Seminar “Togo: Ein Nachhaltigkeitsgedanke zum Mitnehmen” gedacht. Sie haben ein Projekt ins Leben gerufen, welches Menschen für eine gewisse Zeit in eine Familie nach Togo schickt. Fernab von überflüssigem Luxus, wo der kranke Gedanke unserer Konsum-
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Keine falsche Scheu – deine Schritt Knapp 150 Zusagen bei Facebook hat die Veranstaltung „Deine Schritte sind Gold wert!“ schon. Wenn alle kommen, werden es zwar viele, aber längst nicht genügend Teilnehmer sein, denn bei diesem Projekt gilt wahrlich: Je mehr kommen, desto besser! Doch für was genau soll ich auf „teilnehmen“ klicken? Studierende des Projektseminars „Soziale Aspekte der Nachhaltigkeit“ haben in Zusammenarbeit mit der Amnesty International Hochschulinitiative Lüneburg einen Sponsorenlauf auf die Beine gestellt, der es sich zum Ziel macht, auf das unglaubliche, in Afrika noch viel zu weit verbreitete Verbrechen der weiblichen Genitalverstümmlung aufmerksam zu machen und aktiv dagegen anzukämpfen. Heute um 11 Uhr auf der Mensawiese wird der Spendenlauf statt finden. Jeder kann teilnehmen und mitmachen! Es geht darum, eine symbolische Runde um die Mensawiese zu drehen – ob man diese rennt, läuft, tanzt oder
schleicht sei jedem selbst überlassen. Was zählt ist das Engagement. Der Lauf ermöglicht es so jedem Ambitionierten, durch seinen Einsatz ein Zeichen für die Menschenwürde zu setzen und Spenden für den Verein TARGET e.V. zu sammeln, welcher konkrete Projekte, unter anderem in GuineaBissau, unterstützt. Für jeden Läufer spenden verschiedene Klein- und Großsponsoren an den Verein, welcher von Rüdiger Nehberg (siehe auch S. 6) ins Leben gerufen wurde. „Ihr Ziel ist es, auf internationaler Ebene aufzuklären über weibliche Genitalverstümmlung und auf Augenhöhe mit den Menschen in den Ländern eine Lösung zu finden“, erklärt Constantin Sinn, Teilnehmer des Seminars. Bereits gestern begann der „Sir Vival“ Rüdiger Nehberg in seinem spannenden Dia-Vortrag „Querschnitt durch ein aufregendes Leben“ für das häufig tabuisierte Thema und sein aktuelles Großprojekt zu sensibilisieren.
„Eigentlich glaube ich nichts, aber nichts ganz ganz fernen Länder der Erden mal eben mit dem Flugzeug bereisen zu können.“ [Milena] ¡
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us Plastik +++ „More than Honey“ – Warum geht das Bienensterben weiter? +++ Bio vs. Konventionell +++ Coffeelution – Taste Without Waste +++
[ Pr o j e c t s ] Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013 Cha[lle]nge 5 Aktionskunst: Das Produkt der Gesellschaft
© Svenja Pape
Jeder Mensch ist ein Künstler
in, um etwas bewegen zu können.
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te sind Gold wert! Heute gibt er den Startschuss für den Spendenlauf. Für uns gilt es nun, sich von seinem Engagement und seiner Courage eine Scheibe abzuschneiden und selbst aktiv zu werden! Auf der Konferenzwoche haben wir bis dato unglaublich viel Input von verschiedensten Menschen bekommen, die einen Aufbruch, einen Umbruch oder gar einen Durchbruch geschafft haben. Rüdiger Nehberg gehört definitiv der letzten Fraktion an. Die meisten von uns sind sicherlich gerade erst in ihrem persönlichen Aufbruch begriffen. Das ist auch gar kein Problem, sondern ist schon viel wert. Aber wir wissen auch: Wir können alle etwas tun. Dazu wurden uns in diesen Tagen und im ganzen vergangenen Semester genügend Anregungen gegeben. Aber zusätzlich zu unserem persönlichen Aufbruch können wir Menschen unterstützen, die mit ihrem Einsatz und ihrer Lebensphilosophie bereits einen wahren Durchbruch erzielen konnten
– für sich und für andere. So wie Rüdiger Nehberg und sein Verein. Mit einer einfachen Tat, wie einer kleinen Runde um unsere Mensawiese, für die es ihrer symbolischen Natur wegen nicht einmal Laufschuhe und –sachen braucht, können wir uns an einem Durchbruch beteiligen! Können Menschenleben durch die Unterstützung eines tatkräftigen Vereins verbessern. Können dazu beitragen, etwas zu verändern. Können beweisen, dass wir etwas gelernt und mitgenommen haben aus dieser Konferenz und einen persönlichen Aufbruch wahrhaftig geschafft haben. In diesem Sinne bleibt nur zu sagen: Bis nachher um 11 Uhr auf der Mensawiese!
Wie lässt sich Veränderung wirklich anstoßen? Anja Humburg, Programmverantwortliche der Konferenzwoche 2013, hat im vergangenen Jahr an dem Workshop von Shelly Sacks teilgenommen, der einem hilft die Verbindung zwischen sich und der Natur wieder herzustellen. Dieses Jahr wurde eben dieser Workshop erneut angeboten, und wir erfahren welche Intention dahinter steht. Shelly Sacks, geboren 1950, lebt und arbeitet in Oxford. Sie leitet die „University of the Trees“, welche das in Lüneburg vorgestellte Earth Forum beinhaltet. Es steht der Gedanke im Vordergrund, der Natur und den Menschen anders gegenüber zu treten, wobei eine intensive, emotionale Verbindung aufgenommen wird. Die Veranstaltung ist kein Vortrag im eigentlichen Sinne, sondern eher eine kollektive Erfahrung, bei der Shelly Sacks ihre Einschätzungen abgibt. Der Workshop beginnt, indem sich die Teilnehmer und Shelly Sacks in einem Stuhlkreis zusammensetzen und sich vorstellen. Anschließend wird jeder gebeten, für einige Zeit nach draußen zu gehen und ein „Stück Natur“ wieder mitzubringen. Keinerlei Vorgaben. Man guckt, was einen anspricht und zurück in der Runde wird erzählt, wo man es
gefunden hat, was es ist und wie man sich dabei gefühlt hat. Es geht nicht um das spezielle Wissen, was für ein Blatt es genau ist oder von welchem Baum die Rinde stammt, sondern um die emotionale Verbindung zu eben diesem Stück Natur! So wird es in weiteren Runden fortgeführt und immer tiefgreifender über die Verbindung geredet. Shelly Sacks ist neben der leitenden Position an der University Of The Trees auch Professorin für “Soziale Plastik” an der Oxford Brookes University. Das Konzept, das sie dort vermittelt, bildet den theoretischen Unterbau für das Earth Forum. Shelly Sacks war Schülerin des Aktionskünstlers Joseph Beuys und wurde von seinen Ansichten sehr geprägt. Der Leitgedanke ist weg von dem Materiellen zu kommen, da das eigentliche Kunstobjekt die Gesellschaft ist und diese geformt werden muss, indem man die eigene Einstellung zur Natur verändert. Wie kann man nun eine Veränderung anstoßen? Nach dem Prinzip von Shelly Sacks nicht mit rationalem Wissen, sondern mit einem kulturellen Wandel!
n ertrinken Mehr Mensche verdursten.
Ann-Katrin Mävers
in der Wüste,
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früher au nsaiten wurden
Gitarre
als dass sie hergestellt.
Marie-Sophie Vorbrodt
„Externer Datenspeicherplatz. “ [Anna] ¡ „Autofahren, da fühlt man sich selbstständiger und freier als mit Bus und Bahn. “ [Viviana]
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Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013
Rüdiger Nehberg im Portrait
© Reinhard Loske
Veränderung: Step By Step
„Tag des Durchbruchs“- das ist das Motto der dritten und auch letzten Ausgabe der Konferenzwochenzeitung. Aufbruch – Umbruch – Durchbruch, in diesem Kontext präsentiert sich die diesjährige Konferenzwoche. Veränderung lautet der Anspruch. Heute am letzten Tag – dem Tag des Durchbruchs – stellt sich die Frage, ob Veränderung gelingen konnte. Sind wir aufgebrochen, um etwas zu ändern? Studenten und Studentinnen schlendern den Hörsaalgang entlang mit „Cafe 9“ Pappbechern in der Hand, als wäre nichts geschehen. Während der Vorträge folgen manche aufmerksam, andere checken ihren Facebookstatus. Schleicht sich auch hier der ganz normale Uni-Alltag ein? Es ist dieser Alltag, den Rüdiger Nehberg aus seinem Leben verbannt hat.
Sein Lebenslauf liest sich wie eine rasante Achterbahnfahrt, in der viele scheinbar festgelegte Grenzen durchbrochen wurden. 1970 entschloss sich der 1935 geborene Bielefelder zu seiner ersten großen Entdeckungsreise. Zusammen mit Hinrich Finck fasste er den Entschluss, den Blauen Nil in Äthiopien zu befahren. Auch wenn dieser Versuch misslang, sollte es nicht bei dieser ersten Bekanntschaft mit den Gewässern des Nils bleiben. Es folgen zwei weitere abenteuerliche Überfahrten. Zehn Jahre später begann für Rüdiger Nehberg ein weiterer Lebensabschnitt mit dem Studium des bedrohten Indianervolkes der Yanomami. Um auf das Problem aufmerksam zu machen, beschloss der „Sir Vival“ einen Alleinmarsch durch den Dschungel zu den Yanomami Indianern zu unternehmen. Ein Jahr zuvor trainierte er sein Vorhaben auf einem 100-Kilometer langen Deutschlandmarsch, auf dem er durchweg nur von dem, was die Natur ihm zu bieten hatte, überlebte. Die Bedrohung des Indianervolkes war weiterhin aktuell. Doch der Aufbruch war gelungen. Es bedurfte erst eines weiteren Bittmarsch, der Konsultation von UNO und Weltbank und der waghalsigen Überquerung des Atlantiks – mit Hilfe eines Bambusfloßes und eines
Baumstammes – bis der „Durchbruch“ schließlich in Sicht war. Im Jahr 2000 erlangen die Yanomami-Indianer schließlich staatlichen Schutz und Frieden. Wie kann ein Mensch das schaffen? Es scheint ein Gemisch aus unglaublichem Durchhaltevermögen, Disziplin und vor allem Willen zu sein, das diese Biographie ermöglicht hat. Einen wichtigen Grundsatz, den der Träger des Bundesverdienstkreuzes den Erstsemestern vor diesem Hintergrund mitgeben möchte, lautet deswegen: „Niemand sollte sich für zu gering halten, etwas, das ihn stört, zu verändern“. Auch bei seinem Engagement für die Yanomami-Indianer musste er viele Hindernisse überwinden, gibt Nehberg zu. Trotzdem sei es letztlich gelungen mit Beständigkeit und natürlich auch mit Glück, eine Öffentlichkeit zu schaffen und Politiker in die Knie zu zwingen. „Da habe ich als kleiner Bürger gelernt, dass manches eben doch veränderbar ist, dass Visionen realisierbar sind, wenn man eine gute Strategie und Ausdauer hat.“ Doch noch lange sind nicht alle Ziele erreicht. TARGET lautet der passende Name der von Nehberg im Jahr 2000 gegründeten Menschenrechtsorganisation, die den Kampf gegen „weibliche Genitalverstümmelung“ aufnimmt.
Es gehe darum, eine Strategie zu entwickeln, gegen die der Gegner keine Alternative hat, erklärt Nehberg sein Vorgehen. In diesem Fall seien dies die Bilder vom Verbrechen der weiblichen Genitalverstümmelung auf der einen Seite und auf der anderen Seite der Koran, der so etwas verbietet. Das Problem in den betroffenen Ländern sei das Schweigegebot, die fehlende Bildung, und die tief verwurzelte Tradition. Über die Religion jedoch seien diese Strukturen zu durchbrechen. Der von den Medien geadelte Überlebenskünstler hat auch auf diesem Gebiet den Umbruch angestoßen. Bei der Betrachtung seiner Biographie entsteht Hoffnung, dass auch die im Kontext der Konferenzwoche vorgestellten Ziele irgendwann erreicht werden können. Mit Rüdiger Nehberg als Vorbild fällt uns das vielleicht allen ein wenig leichter!
Corinna Thölke
Stimmen der Konferenzwoche Kay Oberbeck
Behnam Moghaddam
Peter Unfried
BWL- und Kuwi-Studium an der Leuphana, und zack! ist man Unternehmenssprecher von Google Nordeuropa, oder wie? Ganz genau! Bestes (und einziges) Beispiel: Kay Oberbeck. Ganz so einfach war es aber natürlich nicht: Zwischenstationen als Unternehmenssprecher gab es u.a. bei Lycos und der Axel-Springer-AG. Glaubt man seinem Google+-Profil, dann mag Kay Oberbeck Chips mit Currywurst-Geschmack, ist St. Pauli Fan und hat schon mal Smudo getroffen – klingt gut, oder?Kay Oberbeck schlägt heute um 11.30 Uhr mit seinem Vortrag zum Thema „Change im World Wide Web“ auf und bezieht Google-Position. Wer immer schon mal mit einem erfahrenen dot.commer diskutieren wollte (oder wissen will, wie Currywurst-Chips schmecken), sollte also unbedingt vorbeischauen!
Dieser Spruch ziert die Homepage des im Iran geborenen Hamburger Musikers Behnam Moghaddam. Er hört auch auf den Namen Banshee LeStrange. Als dieser fusionierte er mit drei Kollegen, auch alles lyrische „Allroundrhytmiker“, zu der Band MokkaExpress. Nach meiner Recherche, da hatte er mich: bescheiden scheint er zu sein, doch nicht schüchtern. Widmet seinem Blog „New to the Zoo“ (nttz.org/wordpress/) ein bisschen Aufmerksamkeit: wunderbare Texte, herrliche Gedanken. Der Mann kann nicht nur Songtexte schreiben. Doch diese geben auch ordentlich was her, dat fetzt! Erwartet keine Schmusekuschelgitarrensongs! Gönnt euch sein Konzert auf der Spielwiese, heute um 13 Uhr. Um 14h geht’s dann weiter mit ihm zum Wiesenforum!
Den, 1963 geborenen, Peter Unfried zog es 1994 zur Sportredaktion der taz, wo er zu Beginn gleich für Aufruhr sorgte. Wegen seiner Wenigkeit wurde einfach mal der Quotierungsbeschluss aufgehoben. Das nenne ich einen Einstieg! 2006 ernannte sich der Journalist und Autor selbst zu einem „neuen Öko“ und hat sich jeher das Ziel gesetzt eine gesellschaftliche Klimakultur zum Leben zu erwecken, die es schafft den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Seit 2009 ist Peter Unfried Chefreporter der taz, während er nebenher Dozent an der FH KUNST Arnstadt ist. Am Donnerstag, den 28. Febraur 2013 führt er ein Streitgespräch im HS 3 von 11:30-13:00 Uhr! Hört euch an, welche Meinung er zu dem Thema „Alles öko, oder was? Zwischen Ökofimmel und Transformation“ hat!
Kati Jovic
Milena Scipio
Ann-Katrin Mävers
„Die Heizung bis zum Anschlag aufdrehen und im Winter barfuß durch die Wohnung laufen.“ [Tom] ¡ „Meine Zigarettenstummel auf den Boden
[ Pe o p l e ] Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013 Cha[lle]nge 7 Wir müssen nicht alle in Sack und Asche gehen
© Julian Mann
Der Krumm- und Querdenker
Ganz ehrlich, liebe Leute. Ich habe keinen Plan, wo ich anfangen soll. Ich möchte hier einen Visionär vorstellen, denn heute ist der Tag des Durchbruchs. In meinen Augen ist da unter unseren Gästen fast keiner besser geeignet als Dr. Reinhard Loske. Ich möchte euch gerne etwas aus dem Leben dieses bewundernswerten Mannes erzählen, doch muss euch dabei klar sein, dass es sich nur um Bruchteile handelt. Gehen wir chronologisch vor: Loske studierte Wirtschafts- und Politikwissenschaften in Paderborn (aus dieser Gegend stammt er), Nottingham und Bonn. In den 1990ern blieb er der Wissenschaft erst mal treu, arbeitete an unzähligen Forschungsprojekten, u.a. am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie. Nach seiner Arbeit dort erschien ein Buch mit dem Titel „Zukunftsfähiges Deutschland“. Doch Loske blieb im Rahmen seiner Forschungsprojekte nicht nur in Deutschland. Es verschlug ihn praktisch einmal auf alle Kontinente der Erde: Er war in den USA, in Brasilien, China und Südafrika. Gesellschaftspolitisch aktiv war Loske schon in seinen jungen Jahren – u.a. in der Ökobewegung und in einer Friedensinitiative. Er war auch in den 1980ern für fünf Jahre Fraktionsvorsitzender der Grünen in Geseke. Mit der Jahrhundertwende wandte er sich noch mehr der Politik zu: Von 1998 – 2007 war er Mitglied im Deutschen Bundestag. Von 2007 – 2011 brachte er als Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa in Bremen so einiges in Gang. Um einige Beispiele zu nennen: breite, mit einem Grünstreifen von Straßen getrennte Radwege/ ein engmaschiges Straßenbahnnetz/ Subventionierung von Erdgasautos/ Citymaut (Straßenbenutzungsgebühren)/Ausweitung des Tempolimits/Car Sharing. Mit folgender Postkartenaufschrift punkteten sie ordentlich, bei
Dein Gesicht zur Konferenzwoche
Jung und Alt: „Wozu ein eigenes Auto? Sie kaufen ja auch keine Kuh, wenn Sie ein Glas Milch trinken wollen.“ Heute geht er einer freiberuflichen Beratungstätigkeit nach, bei der GIZ (Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit) in Südafrika und Libyen und bei der GLS Bank (Bochum). Und sonst hat Loske nebenbei verschiedene Ehrenämter inne und publiziert eine erschlagende Menge an Büchern, Essays, Artikeln und und und. Als ich sein Buch „Wie weiter mit der Wachstumsfrage“ las, leuchtete jedes Mal, wenn mein Hirn einen Satz verarbeitet hatte, ein grünes Lichtlein auf. Kennt ihr das Gefühl, wenn man etwas liest und es fühlt sich so an, als würde dir jemand aus der tiefsten Seele sprechen? Deshalb das grüne Lämpchen. Ich bewundere Loske für sein ungemein breit gefächertes Wissen, seinen Aktivismus und seine Zuversicht. Genau deshalb schien er der Richtige zu sein für den Posten des Transformationsexperten. Weil ich ihn sehen wollte, wie er leibt und lebt, besuchte ich am Dienstag die Veranstaltung „Slam of Change – Mein Plan B fängt heute an“. Die Gewinner des Slam of Change saßen unten, in schwarzen, todschicken Ledersesseln, Loske in ihrer Mitte. Ein Plan-B stammte von Frerk, der sich für den Gemeinschaftsgarten „Leufarm“ einsetzt, der nun in naher Zukunft im Biotop entstehen wird. Ein weiterer stammte von Luise & Dörte, die die „Tagesthemen aus Utopia“ vortrugen, in welchen Konzepte von Leihsystemen, verpackungsfreien Einkaufsläden und Glücksunterricht auftauchten. Den ersten Plan-B stellte Johanna vor. In einem Essay mit dem Titel „I can´t get no satisfaction“. plädierte sie für mehr Empathie, Gemeinschaft und Zivilcourage. Das beste Medium, solche Werte zu transportieren, sei Spaß, denn Spaß könne Synonym für Zugänglichkeit sein. Loske ergänzte die für Nachhaltigkeit notwendige Empathie um die unbedingte Selbstliebe, es sollte eine intrinsische Motivation für gelingendes nachhaltiges Handeln bestehen. Des weiteren erklärte er die drei Wege der Transformation: Das Leiden an den Verhältnissen, das Gezwungen werden oder dass es etwas Besseres gibt, das führt zu Veränderung! Milena Scipio
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schmeißen, wenn keine hinsieht. “ [Gunnar] ¡ „Die Diversität unserer Gesellschaft.“ [Viviana] ¡ „24 h air conditioning in meinem Amerikaurlaub.“ [Svenja]
[Post Scriptum: Für einen Perspektivwechsel]
Cha[lle]nge
© Eva Rahe
Drei Tage gehen zu Ende, wie auch das heiße Wasser unter der Dusche irgendwann kalt ist. Es war aufregend, belustigend, informativ und manchmal auch schweißtreibend! Liebe Leute, unsere Konferenzwoche war ein Ereignis, das wir hoffentlich nicht sofort im Monat Nummer 3 schon wieder vergessen haben! Innerhalb der Redaktion gab es Turbulenzen und schlimmeres, aber alles easy peasy! Wir haben es gemeistert und unseren herumschweifenden Blicken nach zu urteilen, IHR AUCH! Auf in das neue Semester – nach den restlichen Semesterferien, versteht sich! Prost!
Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013
Gönn‘ dir einen Perspektivwechsel!
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Wie eine Bäckerei unabsichtlich nachhaltig wird
„Wir sind Brot – Widerstand ist zwecklos“ es immerhin schon drei Leute geschafft. Die Verkäuferin schaut gestresst nach draußen, die Leute drinnen lassen sich Zeit. Immerhin sind die Regale und Körbe
die fünf anderen Kunden, die vor mir in der Schlange außerhalb des Geschäfts warten. Hinter mir steht noch ein älterer Herr und es kommt vom Sande her noch eine Dame angerannt, die ich von meinen letzten Besuchen wiedererkenne. Nach drinnen, direkt vor die Theke, haben
noch fast voll. Wenn alle Backwaren zum halben Preis über die Theke gehen, will gut überlegt sein, mit was man sich für heute Abend und die kommenden Tage eindeckt. Natürlich steckt hinter diesem Angebot auch Marketing. „Die Leute, die abends vorbeischauen und etwas
© Anna Lena Blank
Am Sande 33 – von Montag bis Freitag, am besten Punkt 18 Uhr – the place to be. Ich stehe vor der Bäckerei Völsch, minus fünf Grad, ich bibbere, genauso wie
Impressum Herausgeberin: Leuphana Konferenz 2013 ¡ Chefredaktion: Max Rauer und Marie-Sophie Vorbrodt ¡ Text-Redaktion: Wolff-Rüdiger Gevert, Kati Jovic, Viviana Kneiske, Ann-Katrin Mävers, Milena Scipio, Corinna Thölke ¡ Foto-Redaktion: Anna-Lena Blank, Jacqueline Krebs, Julian Mann, Khaled Nahiz, Svenja Pape, Jytte Rohland, Henriette Schulz ¡ Grafik + Layout: Katrin Eismann, Leslie Aliza Grosch ¡ Dozentinnen: Katrin Eismann, Angela Franz-Balsen, Eva Rahe ¡ Druck: nordlanddruck GmbH ¡ Auflage: 1100 Stück
kaufen, können sich von der Qualität der Produkte überzeugen und kommen dann auch mal zu einer anderen Tageszeit vorbei.“, sagte der Besitzer Siegfried Völsch. Zudem sei so die gute Qualität und Frische der Backwaren am nächsten Morgen gesichert. Ein finanzielles Plus würde dadurch nicht verzeichnet, aber gut. Der Kunde ist König! Anscheinend unbeabsichtigt ist sein Betrieb dadurch nachhaltig geworden, da die Brote nicht weggeworfen werden. Herr Völsch meinte, das tue ohnehin keine deutsche Bäckerei, der Film „taste the waste“ zeigt jedoch andere Szenen – riesige Lagerhallen voll mit altem Brot. Also, bald ist´s ja wieder wärmer, reiht euch ein in die Völsch-Schlange, schont euer Portemonnaie und gönnt euch was; ich empfehle das vollkörnige Bernd-das-Brot-Brot! Milena Scipio
posteo.de: wirklich „grüner“ als andere Anbieter?dolorem nat.
Nachhaltiges Mailen Auf dem Markt gibt es zahlreiche EMailanbieter, die ihre Dienste zu ähnlichen Konditionen anbieten. Doch es gibt auch einige Projekte, die etwas verändern wollen. Ein Beispiel dafür ist posteo.de. Das ist ein unabhängiger E-Mailanbieter aus Berlin, der seinen Fokus auf Nachhaltigkeit legt, dabei aber auch Werbefreiheit und anonymes Mailen durch verschlüsselte Daten anbietet. Während die großen E-Mailanbieter sich meist durch Werbung finanzieren, hält sich posteo durch geringe Mitgliedsbeiträge (1 Euro pro Monat) auf dem Markt.
Die durchgängig laufenden Server von E-Mailanbietern haben einen sehr hohen Strombedarf. Um dabei Umweltschutz zu praktizieren, werden bei posteo sowohl die Server, als auch die Geschäftsräume ausschließlich mit Ökostrom von Greenpeace Energy versorgt. Ebenfalls wird in dem Vierer-Team von posteo Recyclingpapier verwendet, die Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zurückgelegt. Also überlegt euch, ob ihr für die Unterstützung dieses Projektes 1€ pro Monat entbehren könnt! Viviana Kneiske
KK1 Radiogruppe Heute um 19 Uhr heißt es noch einmal einschalten auf ZuSa! Unsere Radiogruppe wollte von euch wissen, wie ihr die Konferenzwoche erlebt habt. Neben musikalischer Unterhaltung hört ihr Sven Prien-Ribcke mit einem Abschlusswort und Beiträge zu drei weiteren Projektseminaren. Einschalten auf 95,5 MHZ!