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FILMFESTSPIELE VENEDIG Trotz Corona hat

VENEDIG

AUS VENEDIG BERICHTEN MATTHIAS GREULING (TEXT) UND KATHARINA SARTENA (FOTOS)

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FILMFESTSPIELE VENEDIG NEUE REALITÄTEN

Ein Filmfestival im Ausnahmezustand, mit Maskenpflicht und ohne Publikum. Aber: Venedig hat sein Konzept durchgezogen. Der Goldene Löwe für „Nomadland“ folgt indes einer Dramaturgie, die sich in Venedig leider durchgesetzt hat: Steigbügelhalter für US-Filme zu sein, die später den Oscar holen sollen.

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„Nomadland“ mit Frances McDormand brachte Regisseurin Chloé Zhao den Goldenen Löwen der 77. Filmfestspiele von Venedig.

Dass am Ende dieses außergewöhnlichen Filmfestivals wieder eine US-Produktion den Goldenen Löwen bekam, ist eine Kontinuität, die man sich eigentlich so nicht wünscht: Mit „Nomadland“ gewann hier nämlich zwar ein Film, der im Prinzip vieles richtig gemacht hat, und obendrein einer, der sich sozial engagiert und noch dazu von einer Frau inszeniert wurde, aber es ist nicht der Film, der in den Kanon der Goldenen Löwen passt, so wie man ihn über die 77 bisherigen Festivalausgaben kennen gelernt hat. „Nomadland“ ist ein mit viel Poesie erzähltes Drama um eine Frau, die versucht, ihre Perspektiven zu wahren, obwohl sie längst jede verloren hat: Frances McDormands Performance dürfte zu einer Oscarnominierung führen, „Nomadland“ dürfte auch in weiteren Kategorien berücksichtigt werden, das hat bei Filmen, die hier gewinnen, schon Tradition.

AUF OSCAR-KURS Aber es hat alles ein bisschen zu augenfällig auch System: Inzwischen ist Venedig die sicherste Startrampe für prestigeträchtige USProduktionen, die zu Oscar-Ehren gelangen wollen, das haben Filme wie „Birdman“, „La La Land“, „Fist Man“, „Roma“ oder, letztes Jahr, „Joker“ gezeigt, und eine ähnliche Karriere wie diese Filme wird wohl auch „Nomadland“ erleben, diesmal coronabedingt der einzige US-Film mit diesem Karriereziel. Der Rest der insgesamt 18 Wettbewerbsbeiträge wählte durchaus andere Zugänge zu seiner potenziellen Rezeption. Wenn man „Nomadland“ etwas vorwerfen kann, dann ist das schon die Spekulation mit einer Karriere im Awards-Reigen, die stets in Venedig beginnt. Langsam ist das Rezept ein wenig ausgelutscht. Und auch: „Nomadland“ ist von Regisseurin Chloé Zhao mit viel Atmosphäre aufgeladen worden, er erzählt eher wenig, doch was er erzählt, ist das (schön anzusehende) Klischee von einem Amerika zwischen Absturz und - Hoffnung. So schlimm sind wir nicht, so nahe stehen wir in Wahrheit zusammen, und gerade die Corona-Krise will ja das propagieren: Der Zusammenhalt, der dem Lockdown, Absturz, Wirtschaftschaos trotzt, und „Nomadland“ liefert den Filme dazu.

„New Order“ des Mexikaners Michel Franco ist an Eskalation kaum zu überbieten. Der Film gewann völlig verdient den Großen Preis der Jury.

Fotos: La Biennale di Venezia

Der Film ist vieles, er kann als leise Abrechnung mit diesem Leistungsamerika gelesen werden, als hoffnungsvolles Drama oder als gut gespieltes Schauspielerkino; ein Goldener Löwe ist er aber nicht.

Corona hatte die 77. Filmfestspiele am Lido von vorne herein auf den Kopf gestellt. Maskenpflicht, auch im Kino während des Films, strenge Sicherheitsvorkehrungen: Festivalchef Alberto Barbera hat die Filmschau vielen Widerständen zum Trotz durchgesetzt, und zur Überraschung aller war das Event hervorragend organisiert. Eine Online-Plattform für die Ticketreservierung, Desinfektionsmittel an jeder Ecke, das Rote Kreuz stets präsent. Und ein roter Teppich ohne Zuschauer, der hinter einer unüberblickbaren Pappwand mit viel Sicherheitsabstand zwischen den Fotografen stattfand.

Inhaltlich hat Barbera hier keine Star-Vehikel ins Programm gehoben, das wäre auch sinnlos, wo die meisten Stars coronabedingt gar nicht anreisen hätten können. Stattdessen gab es Kunstkino und Arthaus-Mainstream in vielerlei Form: Der Mexikaner Michel Franco, dessen brutale Dystopie „New Order“ über einen Aufstand der Armen gegen die reiche Oberschicht in Mexiko den großen Preis der Jury gewann, stellte in seiner Dankesrede die Frage, ob sein Film nicht von der Realität schon überholt worden sei.

HYPERVENTILIEREN „Haben wir wirklich etwas gelernt aus der Black-Lives-Matter-Bewegung und der Pandemie, oder wird danach alles so weitergehen wie gewohnt“, fragte Franco. Tatsächlich ist „New Order“ in Sachen Eskalation schwer zu übertreffen, aber der Film spiegelt sehr gut unsere hyperventilierende Gesellschaft, mit Überwachung und „Contact Tracing“ - ganz ähnliche Zustände gab es ja auch am Lido während des Festivals.

Als beste Schauspielerin wurde Vanessa Kirby prämiert, die hier gleich mit zwei Filmen präsent war: In „The World to Come“ lebt sie, zaghaft, aber selbstbewusst, eine lesbische Liebe im Amerika der 1850er Jahre, den Coppa Volpi-Award bekam sie aber für „Pieces of a Woman“ des ungarischen Regisseurs Kornél Mondruczó, in dem sie eine Mutter spielt, die während einer Hausgeburt ihr Kind verliert. Die hochemotionale Szene, die über 30 Minuten dauert und ohne Schnitt auskommt, hatte die Jury um Cate Blanchett offenbar vollauf begeistert. Bei den Herren war der Italiener Pierfrancesco Favino siegreich: Er spielte die Hauptrolle in „Padrenostro“. Andrej Konchalovskys favorisiertes UdSSR-Drama „Dear Comrades!“ - ein schwarzweißes Meisterwerk - bekam am Ende den Spezialpreis der Jury, bester Regisseur wurde Kurosawa Kiyoshi für „Wife of a Spy“.

Auch einige der nicht prämierten Filme wären preiswürdig gewesen, darunter die österreichische Koproduktion „Quo Vadis, Aida?“ von Jasmila Zbanic, über das Massaker von Srebrenica 1995. Aber auch beim Filmfestival von Venedig ist Qualität, die Alberto Barbera heuer zweifellos geliefert hat, nicht immer ein Garant für den künstlerischen Erfolg. Viele Filmemacher können davon ein Lied singen. MATTHIAS GREULING

VENEDIG STACEY MARTIN: LANGSAM ÄNDERN SICH DIE DINGE

Stacey Martin bei ihrem Besuch in Venedig: „Habe erst in letzter Sekunde beschlossen, hierher zu fliegen“

Schauspielerin Stacey Martin über die Pandemie, Geschlechterrollen und nackte Haut.

Ich habe die Angewohnheit, Menschen sehr genau zu beobachten, das ist das Britische an mir“, sagt Stacey Martin im Gespräch mit celluloid in Venedig. „Der französische Einfluss bei mir ist dann eher diese Pariser Nonchalance, die ich manchmal an den Tag lege“. Martin, einzige Tochter eines Franzosen und einer Britin, ist 2013 mit viel nackter Haut in Lars von Triers „Nymphomaniac“ berühmt geworden, seither hat sich viel getan. Jetzt spielt sie in Nicole Garcias Dreiecksgeschichte „Amants“ (dt. „Liebende“) eine Frau zwischen Pierre Niney und Benoît Magimel, eingepackt ist das Ganze in einen spannenden Film Noir und war zu sehen im Wettbewerb der 77. Filmfestspiele von Venedig.

NACKTSZENEN „Ich habe mich unter der Regie von Nicole Garcia sehr wohl gefühlt“, sagt Martin. „Sie ist eine Frau, die genau weiß, was sie will, aber nicht weiß, wie sie es kriegt - und das führt dazu, dass man als Schauspielerin herrlich viel ausprobieren kann“. Stacey Martin liebt es, im Moment zu sein, wenn sie ihre Rollen spielt, und dazu gehört auch ein Loslassen. „In vielen meiner Filme gibt es Nacktszenen, aber die machen mir nichts aus, wenn sie zur Figur passen“, sagt sie. „Denn dann sieht man ja nicht mir zu, sondern einer Rolle, die ich spiele“.

Die Corona-Pandemie ist für Stacey Martin „eine Prüfung, die wir meistern müssen. Ich finde es toll, dass man es geschafft hat, das Filmfestival von Venedig trotz allem zu veranstalten. Wir tragen Masken und halten uns an die Vorschriften, aber ich finde, es ist ein großartiges Zeichen, dass wir wieder ein Stück unserer Normalität zurückbekommen“. Dennoch: „Dieses Festival ist anders als sonst: Ich habe erst sehr kurzfristig beschlossen, hierher zu fliegen, denn das Festival hätte ja auch in letzter Sekunde abgesagt werden können“.

Besonders erfreut zeigt sich Martin angesichts der gestiegenen Zahl von Filmen bei der „Mostra del cinema“, die von Frauen gedreht worden sind - immerhin sind das knapp 40 Prozent der Wettbewerbsbeiträge, darunter auch Nicole Garcias Film „Amants“. „Das ist wunderbar, und es ist ein Zeichen, dass sich die Dinge langsam, aber sicher verändern“, findet Stacey Martin. „Aber eines muss ich dazu auch ganz klar sagen: Für mich als Künstlerin ist es gänzlich irrelevant, ob Männer, Frauen oder Transgender hinter der Kamera stehen. Für mich zählt hier nur die Qualität des Projekts“.

DIE SCHUHE, DIE MARILYN MONROE BERÜHMT MACHTEN

Luca Guadagnino stellte in Venedig seine Doku „Salvatore Ferragamo: The Shoemaker of Dreams“ vor - und findet keineswegs, dass die Zukunft des Kinos im Streaming liegt.

Foto: Katharina Sartena Luca Guadagnino

Für den Italiener Luca Guadagnino („Call Me By Your Name“) ist das Filmfestival von Venedig ein guter Boden, quasi ein Heimspiel. Schon sein erster Spielfilm „The Protagonists“ wurde 1999 hier vorgestellt, auch seine Filme „I Am Love“ (2009), „A Bigger Splash“ (2015) oder „Suspiria“ (2018) hatten hier Premiere. Naheliegend, dass Guadagnino auch heuer seine neue Arbeit hierher mitgebracht hatte: Mit „Salvatore Ferragamo: The Shoemaker of Dreams“ legt der Regisseur einen Dokumentarfilm über den legendären Schuhdesigner vor, der sich von dem kleinen italienischen Dorf Bonito bis in die Schuhschränke der Hollywood-Stars vorgearbeitet hat. Marilyn Monroe etwa wäre ohne das Schuhwerk von Ferragamo gar nicht denkbar gewesen. Aber auch Marlene Dietrich, Cary Grant, Gloria Swanson oder Mary Pickford schwörten auf seine Schuhe. Für die Monroe fertigte er die elf Zentimeter hohen Pumps, die sie in „Manche mögen’s heiß“ trug, Judy Garland hatte zur Premiere von „Der Zauberer von Oz“ seine Schuhe mit den regenbogenfarbenen Absätzen an, für Audrey Hepurn entwarf er in den 50er Jahren seine berühmten Ballerinas. Das Besondere an seinen Schuhen: Ferragamo wollte nicht nur bestes Design und Innovation in der Herstellung vereinen, sondern vor allem bequem zu tragendes Schuhwerk herstellen. Ein Anspruch, der ihm immer wieder gelungen ist und ihm viele Fans bescherte, wie auch Guadagninos Doku vorführt. Dort zeichnet der Filmemacher den Aufstieg Ferragamos detailgetreu nach - der Film ist darob ein Fest für alle Schuhfanatiker und Modebegeisterte.

Als Vorfilm zeigte der Regisseur seinen 12-minütigen Kurzfilm „Fiori! Fiori“ Fiori!“, den er während des Lockdown gedreht hat und der dem Lebensgefühl in der Pandemie nachspürt. Zugleich finalisiert Guadagnino seine Serie „We Are Who We Are“, die ab Herbst bei Sky zu sehen sein wird. Ein Rastloser? „Ich bin nicht unruhig, ich arbeite strategisch“, sagt Guadagnino. „Ich fühle mich sowjetisch: Ich habe mehr als einen Fünfjahresplan im Sinn“.

SIGNALWIRKUNG Und dieser Fünfjahresplan beinhaltete auch, dass Guadagnino gleich nach Venedig als Jury-Präsident dem heurigen Festival von San Sebastian vorzustehen. „Das ist ein Job mit Signalwirkung“, meint der 49-Jährige. „Alle erzählen uns immer, dass die Zukunft des Films im Streaming liegt, aber sehen sie sich einmal an, was Venedigs Festivalchef Alberto Barbera hier trotz der Pandemie auf die Beine gestellt hat. Ich meine, Venedig ist doch das beste Zeichen dafür, dass diese Pandemie das Kino nicht umbringen wird“.

Salvatore Ferragamo war ein leidenschaftlicher Schuh-Designer und stattete halb Hollywood aus.

La Biennale di Venezia

VENEDIG

KONCHALOVSKY UND DIE GIER DES KOMMUNISMUS

Die Proteste in Nowotscherkassk wurden 1962 blutig niedergeschlagen. Darum dreht sich Andrej Konchalovskys neuer Film.

„Dear Comrades!“ holte in Venedig den Spezialpreis der Jury. Andrej Konchalovsky hat darin die Systematik der UdSSR in Hinblick auf Vertuschung durchleuchtet.

Er ist einer der großen Filmemacher Russlands, der sowohl daheim wie auch international gedreht hat und dabei vom Kunstkino bis zum Mainstream (etwa der Actionfilm „Tango & Cash“ mit Sylvester Stallone) kein Genre ausgelassen hat. Andrej Konchalovsky, inzwischen 83 Jahre alt und früher kongenialer Partner von Andrej

Tarkowski, mit dem er mehrere Filme umsetzte, ist immer noch voller Tatendrang und sagt: „Die Arbeit ist mir ein Bedürfnis, ich kann gar nicht ohne“.

In Venedig zeigte Konchalovsky sein neuestes Werk, ein in Schwarzweiß und im 4:3-Format gedrehtes Drama um verschwiegene Verbrechen in der früheren Sowjetunion. In Nowotscherkassk wurden 1962 Unruhen von Demonstranten blutig niedergeschlagen, das Militär schoß auf die eigene Bevölkerung, jedoch: Nach dem Vorfall gelang es den Protagonisten, den Vorfall gänzlich zu vertuschen: Niemand sprach mehr über das Blutbad, das Chruschtschow höchstselbst angeordnet hatte, und inmitten dieser abscheulichen Konstellation stellt Konchalovsky mit Lyudmila (Julia Vysotskaya) eine linientreue Kommunistin auf die Probe. Deren 18-jährige Tochter verschwindet bei dem Massaker scheinbar spurlos, und Lyudmila beginnt, am absoluten Gehorsam und am Kampf für den Kommunismus zu zweifeln.

Andrej Konchalovsky mit Schauspielerin Julia Vysotskaya

Foto: Katharina Sartena

BRÖCKELNDES WELTBILD „Es geht in dem Film gar nicht so sehr um den Vorfall an sich“, sagt Konchalovsky im Gespräch mit celluloid in Venedig. „Ich wollte vielmehr zeigen, wie das Weltbild dieser Frau zu bröckeln beginnt, als sie mitbekommt, wie der Kommunismus, an den sie bedingungslos geglaubt hat, zu zerfallen beginnt“. Nichts anderes sei nämlich bereits damals passiert: „Die Menschen, die an der Spitze der UdSSR standen, aber auch die Parteimitglieder im Mittelbau, waren allesamt verleitet zur Korruption, viele wollten gar nicht die Ideale des Kommunismus leben, sondern hatten lieber die Taschen voller Geld und einen Mercedes vor der Tür. Daran ist dieser Staat gescheitert, weil er von innen heraus von seiner Gier zerfressen wurde“, sagt Konchalovsky.

Einen konkreten Vorwurf an die ehemalige Sowjetunion will Konchalovsky in seinem Film allerdings nicht erkennen. „Es ist kein spezifisch russisches Verhalten. Wenn man ehrlich ist, hat sich jeder Staat auf dieser Erde schon wirklich miserabel benommen“.

DIE STARS, DIE SICH (TROTZ CORONA) NACH VENEDIG TRAUTEN

Im Uhrzeigersinn von oben links: Tilda Swinton kam mit speziellem Mund-Nasen-Schutz. Festival-Chef Alberto Barbera begrüßte heuer Cate Blanchett als Jury-Präsidentin. Oliver Stone schaute ebenso vorbei wie die Schauspielerin Ludivine Sagnier. Ein Debüt am Roten Teppich legte Maya Hawke, 22, die Tochter von Ethan Hawke und Uma Thurman hin.

Fotos: Katharina Sartena

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„DAS KINO IST DAS GEGENGIFT ZU CORONA“

Gaben ihr gemeinsames Debüt: Pedro Almodovar und Tilda Swinton stellten in Venedig den Kurzfilm „The Human Voice“ vor.

Der spanische Regisseur Pedro Almodovar besuchte das Filmfestival von Venedig und brachte einen Kurzfilm mit, für den er erstmals mit Tilda Swinton zusammenarbeitete.

Wenn Pedro Almodovar seinen Kommentar zur Pandemie und zum Lockdown abgibt, dann macht er das in der für ihn typisch künstlerisch überhöhten Form, und selten hat dazu eine Schauspielerin besser gepasst als Tilda Swinton, der Protagonistin aus dem 30-minütigen „The Human Voice“, eine Adaption des gleichnamigen Bühnenstücks von Jean Cocteau. Darin ist Swinton in der Wohnung, die sie einst mit ihrem Liebhaber teilte, isoliert und kann allerhand Gefühls- und Gemütszustände durchleiden, die perfekt zur Corona-Zeit passen - Almodovars intelligenter Zeitkommentar ist übrigens die erste Zusammenarbeit mit Swinton, und das erstaunt schon fast ob der passgenauen Überlagerung der Talente dieser beiden Künstler.

KONTAKT ZUM PUBLIKUM In Venedig kommentierte Almodovar dann auch den Lockdown. „Meine Filme allesamt zu den Streamingportalen zu geben, das wäre schlecht, denn dort würde ich den direkten Kontakt zum Publikum verlieren“, meinte Almodovar. „Ich kann nur in einem Kino, in dem unbekannte Menschen gemeinsam einen Film erleben, spüren, ob er funktioniert oder nicht und wie sich die Zuschauer dazu verhalten“, so Almodovar. „Das Kino ist das wahre Gegengift gegen die Pandemie“. Was für ein Satz. Und weiter: „Die Menschen sollten nicht in ihrem Zuhause sitzen müssen, als wäre es ein Gefängnis“.

Dieses Gefängnis hat Almodovar inzwischen wieder verlassen, denn der 71-jährige ist sehr umtriebig und hat gleich mehrere neue Projekte am Start, von denen er sagt: „Das Kino ist ein Abenteuer, und ich bin bereit, es wieder zu wagen“. Unter anderem will Almodovar als nächstes einen Western drehen. „Aber seien Sie versichert: Es wird sicher kein normaler Western, wie Sie ihn gewohnt sind“.

Das glauben wir ihm aufs Wort.

DIE STARS, DIE SICH (TROTZ CORONA) NACH VENEDIG TRAUTEN

Im Uhrzeigersinn von oben links: Matt Dillon sprang für den ausgefallenen rumänischen Regisseur Cristi Puiu als Jurymitglied ein. Mads Mikkelsen schaute mit seiner Frau, der dänischen Choreografin Hanne Jacobsen vorbei, mit der er seit 1987 verheiratet ist. Vanessa Kirby gewann den Coppa Volpi als beste Schauspielerin in „Pieces of a Woman“. Italo-Prominenz zeigte sich unter anderem in Gestalt von Schauspieler Adriano Giannini und Sängerin Gaia Trussardi.

Fotos: Katharina Sartena

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