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Natur ist der beste Spielplatz

TEXT: REINHARD SCHUCH

„Fragt mich jemand nach meinen Kindheitserinnerungen, gilt mein erster Gedanke nicht den Menschen, sondern der Natur. Sie umschloss all meine Tage und erfüllte sie so intensiv, dass man es als Erwachsener gar nicht mehr fassen kann.“

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Astrid Lindgren

„Die Quelle alles Guten liegt im Spiel.“

Friedrich Fröbel, Reformpädagoge NICHT ERST SEIT CORONA FEHLT DEN KINDERN DAS SPIEL IM FREIEN. IMMER MEHR VERLAGERN SICH IHRE AKTIVITÄTEN IN INNENRÄUME. KAUM NOCH KLETTERN SIE AUF BÄUME, FANGEN FRÖSCHE ODER ERFORSCHEN EINEN BACH. SO GEHT NICHT NUR DER NATURBEZUG VERLOREN, AUCH IN PUNCTO KÖRPERLICHE UND GESUNDHEITLICHE ENTWICKLUNG SIND DIE FOLGEN NEGATIV. Dass Kinder kaum mehr im Freien herumstrolchen hält der Biologe und Naturphilosoph Andreas Weber für eine zivilisatorische Katastrophe: „Mit dem Schwinden des ungezügelten Spiels im Freien droht etwas Unersetzliches verloren zu gehen: die Möglichkeit, seelische, körperliche und geistige Potenziale so zu entfalten, dass Kinder zu erfüllten Menschen werden.“ Wo die Eltern selbst meist noch mehr Freiräume hatten sind ihre Kinder durch das rasante Wachsen der Städte, die Zunahme des Verkehrs und ängstlich gewordene Eltern einge-

Kinder blühen in der Natur auf. Sie sind in Bewegung, alle Sinne werden angesprochen und sie dürfen der eigenen Neugier folgend entdecken.

schränkt. Die Folge: Kinder haben immer weniger Spielmöglichkeiten, sie werden im öffentlichen Raum zunehmend enteignet. Dabei ist Spielen im Freien genau das, was sie brauchen. Laut Gehirnforschern ist die Gegenwart der Natur, das Spiel in ihr wichtig für die Befriedigung der emotionalen und kognitiven Bedürfnisse heranwachsender Menschen. Natur-Entzug dagegen schadet Leib und Seele der Kinder. Die Antwort sind Pillen für den Zappelphilipp. Dabei brauchen Kinder gar kein perfektes Biotop oder den TÜV-geprüften Spielplatz, oft genügt ein Stück Brachland (einer Baulücke?) ums Eck, wo man vielleicht Tierspuren und interessante Steine findet, Vögel hört und den Wind spürt.

„Was Kinder brauchen, sind sinnliche Erfahrungen in Freiheit ... Zu dieser Freiheit gehört auch ein bisschen Risiko, ein bisschen echte Gefahr.“

Andreas Weber

Was können Eltern tun? Am besten anregungen geben und mit gutem Beispiel vorangehen. Fast in jedem Park gibt es öffentliche Sport- und Spielanlagen, die man mit dem Kind ausprobieren kann, bis es vielleicht irgendwann alleine hingeht. Der Autor dieser Zeilen ist im Volksschulalter jeden Tag mit seinem Ball allein in den Volksgarten gelaufen, um dort mit Gleichgesinnten Fußball zu spielen. Man sollte das auch heute seinem Kind in dem einen oder anderen Park zutrauen. Wenn die Eltern außerdem gerne auf den Berg gehen und am besten noch einen Freund des Kindes mitnehmen, dann kann rasch eine Leidenschaft für das Wandern und die Natur entstehen und – bei entsprechender Anleitung - für das Bestimmen von Pflanzen und Bäume. Raus aus der Stadt, rein in das Abenteuer Natur, das brauchen Kinder heute mehr denn je.

Spielen im Freien regt die Kreativität von Kindern an, die motorischen und kognitiven Fähigkeiten und nicht zuletzt die sozialen Kompetenzen.

Kinder entdecken Graz

In fünf abwechslungsreichen Touren erweckt Inge Friedl die Geschichte von Graz zu neuem Leben. Durch Suchspiele und Rätsel können Kinder die Altstadt erforschen, spazieren entlang der Mur und erklimmen den Schloßberg. Man kann über den Hauptplatz spazieren und die Zeit von der Sonnenuhr ablesen, die Fratzen am Luegg-Haus bestaunen und die Sage vom Schlossberg hören. Man lernt, wozu Prellsteine einst gut waren. Interessant auch, wie Kinder früher in Graz gelebt haben. Ein einmaliger Stadtführer für die ganze Familie.

Inge Friedl ist Museumspädagogin, Historikerin und Autorin. Sie kuratierte zahlreiche Ausstellungen für Kinder.

buchtipp!

€ 27,–

Inge Friedl GRAZ ENTDECKEN FÜR KINDER

Illustrationen von Ruth Veres, Styria Verlag

Die Stadt zum Erforschen, Spielen und Erleben.

GRAZ. VON HERZEN.

Gleiche Chancen für alle Kinder, unabhängig davon, wo sie aufwachsen – das ist Graz. Und darauf sind wir stolz. graz.at/allesfamilie

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