Schreibprojekt
„Lovestory“ 2015
Liebesromane der Sekundarschule Lindberg © 2015
Schreibprojekt „Lovestory“ 2015
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S e k u n d a r s c h u l e
Inhaltsverzeichnis
Farbige Liebe
Seite 3
Eres mi sol, mi luna y todas mis estrellas
Seite 18
Nur mit dir
Seite 37
Die letzte Kurve
Seite 53
Die verbotene Liebe
Seite 68
Liebe mit Zweifeln
Seite 87
Lovestory Paris
Seite 104
Schrecklich schöne Liebe
Seite 122
Alle Geschichten wurden von Schülerinnen und Schülern der 2. Oberstufe innerhalb von zweieinhalb Tagen geschrieben. Viel Spass beim Lesen.
FARBIGE LIEBE ð
GRUPPE: MINTGRÜN
Liebesroman Juli 2015
Schreibprojekt „Lovestory“ 2015
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S e k u n d a r s c h u l e
Inhaltsverzeichnis Impressum
Autorinnen und Autoren
Kapitel 1
Sie treffen sich
Kapitel 2 Das erste Date
Kapitel 3 Wer nur ist dieser andere Mann?
Kapitel 4 Pläne für die Zukunft
Kapitel 5 Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile
Kapitel 6 Meine Eltern wollen dich kennenlernen Das erste Wochenende allein
Kapitel 8 Das hätte Angela nie erwartet
Kapitel 9 Gequält von Schuldgefühlen
Kapitel 10 Kannst du mir verzeihen?
Kapitel 7
Ende
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Impressum Autorinnen und Autoren Nazareno & David
Kapitel 1
Elie & Luana
Kapitel 2
Silvan & Luiz
Kapitel 3
Phonlasit & Nicole
Kapitel 4
Sina & Livia
Kapitel 5
Ukte & Michele
Kapitel 6
Mikrem & Mergim
Kapitel 7
Sina & Suzana
Kapitel 8
Cristina & Anna
Kapitel 9
Cristina & Anna & Jonathan
Kapitel 10
Redaktion Margot Siegenthaler, René Domig
1. Auflage Juli 2015
© Schule Lindberg
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Kapitel 1 Sie treffen sich Angela ist das erste Mal an dieser Party im x-tra. Dieser Club ist ihr von Freundinnen empfohlen worden. Angela weiss nicht so recht, was sie hier eigentlich soll und sieht sich erst einmal um. Der Saal ist nicht gerade sehr gross aber dafür über voll. Die Musik dröhnt viel zu laut aus den Lautsprechern. Angela ist die Luft zu dick. Ihr Kopf schmerzt von dieser lauten Musik. Sie geht hinaus, um etwas frische Luft zu schnappen. Draussen ist es schon dunkel und schön kühl. Plötzlich spricht eine weiche, männliche Stimme Angela an: „Hallo, was macht denn eine so hübsche, junge Dame alleine hier draussen?“ Angela dreht sich erschrocken um. Hinter ihr steht ein schöner Typ mit braunen Augen. Er ist dunkelhäutig. Sie muss ihn beim Hinausgehen übersehen haben. Sie antwortet scheu: „Ich komme von der Party da drin und wer bist du?“ „Ich bin Rodrigo, ich bin fast jeden Freitag hier an dieser Party und du? Ich sehe dich zum ersten Mal hier“, antwortet der Typ. „Ich bin Angela“, stottert sie. Rodrigo lacht: „Du musst doch keine Angst vor mir haben oder sehe ich so einschüchternd aus?“ „Nein, nein ich habe mich nur etwas erschrocken“, sagt Angela schnell. Rodrigo fragte weiter: „Was machst du so?“ „Ich gehe ins Gymnasium und spiele Tennis“, erzählt Angela schon etwas mutiger. „Oh, spielst du im Wimbledon?“, scherzt Rodrigo. Angela lacht: „Schön wär’s. Und du, was machst du so?“ „Ich spiele Fussball und fahre sehr gerne mit meiner Ducati durchs Land“, erzählt Rodrigo offen. „Und ich arbeite bei der Hutter Dynamics AG als Automechaniker im 4. Lehrjahr.“ „Bist du in dem Fall schon 18 Jahre alt?“, fragt Angela weiter. „Ja. Ich gehe jetzt wieder hinein. Willst du mit mir tanzen?“, möchte Rodrigo wissen. Angela ist überrascht über diese Frage und weiss nicht recht, was sie antworten soll. Sie stottert: „Ähm, jjja wwiso nicht?“ „Also, komm mit!“ Rodrigo nimmt Angela an der Hand und führt sie hinter sich her wieder hinein in den Club. Momentan läuft gerade ein ruhigeres Lied und sie beginnen zu tanzen. Nach etwa einer Stunde schmerzen Angela’s Füsse. Es ist schon fast 3 Uhr morgens. Angela sagt: „Ich muss jetzt unbedingt nach Hause, sonst dreht meine Mutter durch!“ „Soll ich dich nach Hause fahren?“, bietet Rodrigo an. „Gerne, aber nur wenn es dir nichts ausmacht“, findet Angela. Draussen vor Rodrigo’s Ducati fragt Rodrigo: „Kannst du mir noch deine Handynummer geben?“ „Klar“, meint darauf Angela. Rodrigo streckt ihr den zweiten Helm entgegen und sie fahren los. „Ich werde dich Morgen anrufen“, sagt Rodrigo beim Abschied.
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Am nächsten Tag klingelt tatsächlich Angela’s Handy. Sie nimmt gleich den Hörer ab. Es ist Rodrigo! Er fragt: „Hast du Lust, dich mit mir heute am Zürichsee zu treffen?“ „Nichts lieber als das!“, freut sich Angela an der anderen Seite der Leitung. „Ich werde mit der S12 nach Stadelhofen fahren, dort können wir uns direkt am See treffen.“ „Okay, dann sehen wir uns etwa in 3 Stunden.“
Kapitel 2 Das erste Date Es so weit. Angela ist aufgeregt, wie noch nie zuvor. Ihr erstes Date mit Rodrigo steht an. Sie steht schon zirka eine halbe Stunde vor dem Spiegel. Was soll sie bloss anziehen? Soll sie sich Locken wickeln oder doch lieber das glatte Haar so lassen? Nikes oder Ballerinas? Lippenstift oder lieber doch keinen? All diese Fragen gehen ihr durch den Kopf. Sie ruft ihren besten und liebsten Kollegen Carlo an, den sie jetzt schon fast seit 5 Jahren kennt: „ Hallo Carlo, ich brauche dringend deine Hilfe. Kannst du vorbei kommen?“ „Hallo Süsse“, antwortet Carlo, „was ist denn los?“ „Mädchenkram halt“, antwortet sie hektisch. „Ok, verstehe. Ich bin gleich bei dir“, meint darauf Carlo und läuft gleich los. Bereits fünf Minuten später klingelt es bei Angela an der Tür. „Schnell komm rein!“, meint sie und sie gehen hoch in ihr Zimmer. Sie probiert verschiedene Outfits an und fragt Carlo nach seiner Meinung. „Also diese Schuhe mit diesem Kleid?!? Oh nein, das geht gar nicht!“ Nach einer Viertelstunde dann endlich das Perfekte Outfit, die perfekten Schuhe und das perfekte Make-up. „On fleek würde ich das mal nennen“, sagt Angela überglücklich. „Danke Carlo, du bist der Beste!“ „Ich weiss, ich weiss, aber jetzt los“, meint Carlo bescheiden und begleitet sie noch bis zum Bahnhof Winterthur, sie dann in die S12 Richtung Zürich steigt. In Stadelhofen angekommen, steigt sie aus und läuft zum See, aber noch gibt es keine Spur von Rodrigo. Sie wartet und wartet. Jetzt sind schon fast zehn Minuten vorbei. Ob er sie wohl versetzt hat? Doch genau in diesem Moment kommt er mit seiner Ducati angebraust. Er steigt ab und läuft auf sie zu: ,,Hey sorry, wartest du schon lange?“ Schüchtern antwortet sie: „Geht so, wo warst du denn?“ Rodrigo nimmt ihre Hand und spaziert mit ihr Richtung Tretbootvermietung. „Ich erkläre es dir gleich“, meint er. „Hm, okay“ antwortet sie. Und schon wenige Minuten später sind sie auf dem See. „Na komm, erzähl schon“, meint Angela. „Ich habe heute mit dem BMW eines Kunden eine Spritztour gemacht“, erzählt Rodrigo. „Und dann?“, fragt Angela neugierig. „Als ich zurückfahren
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wollte, stand mein Lehrmeister vor der Garage, der dann sofort meine Eltern kontaktierte.“ Besorgt fragt Angela: „Und hast du Ärger bekommen?“ „Meine Mutter hat mir Tipps gegeben, wie ich es wieder gut machen kann, aber mein Vater hingegen ist total ausgetickt und hat mir am Telefon eine stundenlange Rede gehalten.“ Langsam geht die Sonne unter. Der See steht still. Das Einzige, das wackelt ist ihr Tretboot. Langsam bemerkt Angela wie Rodrigo die Nähe zu ihr sucht und nimmt kurz darauf seine Hand und schaut ihm tief in die Augen. Ihre Stirne berühren sich, danach ihre Nasen und zum Schluss ihre Lippen. „Er kann gut küssen. Wie oft er das wohl schon mit anderen Mädchen geübt hat?“ denkt sich Angela.
Kapitel 3 Wer nur ist dieser andere Mann? Plötzlich klingelt Angelas Handy. Sie sieht, dass ihr bester Freund Carlo versucht, sie zu erreichen. Doch sie nimmt nicht ab. Sie will nicht, dass Carlo sie in diesem romantischen Moment stört. Doch es ist schon zu spät. Rodrigo fragt, was dieser Carlo von ihr will. Doch sie zuckt nur mit den Schultern. Er mustert sie mit einem misstrauischen Blick. Sie weicht seinen Blicken aus und schaut zu Boden. Sie fahren schweigend an Land. Als Angela zu Hause ankommt, macht sie sich direkt auf den Weg zu Carlo. Sie merkt dabei nicht, dass Rodrigo ihr folgt. Als Angela in ein Haus verschwindet, das Rodrigo fremd ist, geht er verstört und verunsichert heim. Wie gewohnt besucht Angela ihren besten Freund Carlo, da er ihr immer zuhört und so einfühlsam ist. Als sie dort angekommen ist, erzählt sie ihm, was auf dem See passiert ist. Er hört ihr aufmerksam zu. Nachdem sie ihm alles erzählt hat, runzelt Carlo die Stirn. „Ich weiss, du liebst ihn, aber du musst ihm unbedingt von unserer Freundschaft erzählen.“ Spät Abend geht Angela nach Hause. Als sie zu Hause im Bett liegt, denkt sie noch lange darüber nach, wie sie Rodrigo auf eine gute Art erklären kann, wie wichtig ihr die Freundschaft zu Carlo ist. Doch das ist gar nicht so einfach. Bis spät in die Nacht grübelt sie darüber nach, wie sie Rodrigo ihre Liebe beweisen kann. Doch sie ist nicht die Einzige, die noch wach da liegt. Inzwischen denkt Rodrigo über das Geschehene nach. Er beschliesst am nächsten Tag mit der Person zu reden, zu der Angela gegangen ist. Mit diesem Gedanken schläft er endlich ein.
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Am nächsten Tag, nach seiner Arbeit als Automechanikerlehrling geht Rodrigo zu dem Haus, in das Angela gestern verschwunden ist. Er klingelt an der Tür. Als ihm ein junger Mann die Tür öffnet, denkt er sich: ,,Wer ist dieser hübsche Mann?“ Erneut wird Rodrigo misstrauisch. Nach einem kurzen Gespräch stellt sich aber heraus, dass Carlo nur Angelas bester Freund ist und kein Interesse an ihr hat. Nachdem Rodrigo diese Gewissheit hat, geht er zufrieden nach Hause. Zur gleichen Zeit hat Angela den Entschluss gefasst. ,, Ich muss mit Rodrigo über Carlo sprechen.“ Das scheint Angela die beste Lösung zu sein. Gesagt getan, am nächsten Morgen nach der Schule besucht sie Rodrigo, um mit ihm alles zu besprechen. Doch nicht nur Angela hat das Verlangen sich auszusprechen. Rodrigo und Angela reden lange miteinander. Sie sind froh, dass wieder alles zwischen ihnen geklärt ist.
Kapitel 4 Pläne für die Zukunft Rodrigo fährt zu Angela nach Hause. Er wirft ihr Steinchen ans Fenster. Er muss 3 Steinchen werfen, bis Angela endlich reagiert. Sie rennt freudestrahlend hinaus und umarmt ihn stürmisch. Zusammen fahren sie zum Stadtpark und fangen an aus Langeweile, über eine gemeinsame Zukunft zu reden. Angela will wie geplant erst das Gymnasium abschliessen, danach reisen und später eine Familie gründen. Rodrigo lacht sie aus. Er träumt davon, sich möglichst bald nach der Lehre einen Sportwagen zu kaufen. Dann sprechen sie darüber, ob sie zusammenziehen wollen. Angela weiss, dass das für ihre Mutter niemals in Frage käme. Rodrigo ist dunkelhäutig. Das entspricht gar nicht dem Wunsch der Mutter. Angela sagt: „Wir sind zu verschieden, wir haben nicht die gleichen Ideen, das klappt so nicht.“ Sie fangen an sich zu streiten. Rodrigo meint: „Ich bin nicht gut genug für dich.“ Niedergeschlagen fährt er weiter: „Sogar meine Freunde sagen, dass wir nicht zusammen passen.“ „Es ist mir egal, was die anderen denken und sagen“, meint Angela. Es wird ruhig, 10 Minuten lang sagte niemand etwas. Plötzlich fragt Rodrigo in die Stille hinein: „ Angela, bist du sicher, dass du das mit uns willst? “ Angela antwortet darauf: „ Ja, ich war mir noch nie wegen etwas so sicher. Vielleicht bist du der grösste Fehler meines Lebens, aber das ist es mir wert.“ „ Ich habe trotzdem Angst“, meint Rodrigo niedergeschlagen, „ Wir sollten die Zukunft nicht planen und die Dinge so nehmen wie sie kommen.“ Angela wehrt sich und widerspricht: „ Nein, wir müssen an unsere Zukunft und an unsere Liebe glauben.“ Angela schaut auf ihr Handy und sieht, dass
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ihre Mutter sie schon sieben Mal angerufen hat. Sie ruft zurück. Rodrigo hört das Gespräch mit der Mutter mit. Die Mutter fragt Angela: „ Wo bist du? Ich war in deinem Zimmer und du warst nicht dort.“ Angela hasst diese Überfürsorglichkeit und legt einfach auf. Mit schmerzverzehrtem Blick schaut sie Rodrigo an. Dieser sagte nur: „ Deine Mutter weiss nicht einmal, dass du nicht zu Hause bist. Ich bin schlecht für dich. Ich will nicht, dass du wegen mir Ärger kriegst.“ Angela antwortet ein bisschen verärgert: „ Nein Rodrigo, das bist du nicht. Aber ich muss jetzt gehen, sonst sorgt sich meine Mutter noch mehr.“ Rodrigo und Angela steigen auf das Motorrad und fahren zu Angela nach Hause. Sie verabschieden sich mit einem innigen Kuss. Kurz nach dem Rodrigo weggefahren ist, kommt die Mutter auf Angela zu: „ Wo warst du?“ Angela erwidert: „Ich war bei Carlo.“ Ohne der Mutter in die Augen zu schauen, rennt sie in ihr Zimmer.
Kapitel 5 Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile Wieder einmal kommt Angela’s Mutter ungefragt in ihr Zimmer. Lauthals reklamiert sie, wieso Angela gestern so spät nachhause gekommen sei. Doch Angela verdreht nur die Augen und motzt: „Das geht dich gar nichts an! Und übrigens habe ich einen dunkelhäutigen Freund, er heisst Rodrigo. Punkt!“ „Und wie mich das was angeht, Mädchen! Du wirst dich sofort von ihm trennen. Du weisst ganz genau, dass ich nicht will, dass du mit einem Ausländer zusammen bist!“ antwortet die Mutter. „Du kennst ihn doch gar nicht! Du bist die abscheulichste Person, die ich kenne!“ ,,Noch ein freches Wort“, schimpft die Mutter, „und du hast Hausarrest und dein Handy kannst du auch gleich abgeben. Die nächsten zwei Wochen wirst du im Zimmer bleiben und lernen!“ Als die Mutter wieder aus dem Zimmer stürmt, knallt Angela die Türe hinter ihr zu und setzt ihre Kopfhörer auf. Sie schmollte noch bis am Abend, bis sich ihr bester Freund Carlo bei ihr meldet. Sie erzählt ihm die ganze Geschichte mit ihrer Mutter. Doch Carlo interessiert sich auffallend stark für ihren Freund und löchert Angela bis ins kleinste Detail. Das findet sie ein bisschen merkwürdig. Doch im Moment ist das ihr geringstes Problem. Darum achtet sie sich auch nicht weiter darauf. Am nächsten Morgen, in der Schule, wird sie wieder von Carlo auf Rodrigo angesprochen: „Und? Was macht dein Freund?“ „Was interessiert dich das so?“ schnauzt ihn Angela an. „Bist
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du schwul?“ ,,Nein, Natürlich nicht“, entgegnet ihr Carlo. „Ja, genau“, lacht Angela, „und darum bist du ja so rot geworden.“ In der nächsten Stunde bekommen sie die Englisch Prüfung zurück. „Mist, schon wieder eine zwei“, murmelt Angela. „Angela, du musst dich wirklich mehr anstrengen“, sagt ihre Lehrerin, „und vergiss nachher das Gespräch mit dem Schulleiter nicht.“ Auf das hat Angela überhaupt keine Lust. Aber wenn sie gewusst hätte, was sie bei diesem Gespräch erwartet, wäre sie vielleicht nicht einmal hingegangen. Es droht ihr, dass sie aus dem Gymnasium fliegt. Es ist auch irgendwie klar. Ihre Noten waren im letzten Semester fast immer unter einer vier. Wie soll sie das nur ihren Eltern erklären? Zuhause angekommen, rennt ihr schon wieder die Mutter entgegen. „Der Schulleiter hat angerufen, du hast Hausarrest. Du wirst die nächsten Wochen lernen und deinen Ronaldo wirst du auch nicht mehr sehen. Hast du verstanden!“ „Nein, und er heisst übrigens Rodrigo!!!“ Weinend rennt sie in ihr Zimmer. Hoffentlich kommt bald ihr Vater nach Hause. Vielleicht ist er ja wenigstens auf ihrer Seite. Aber bis dahin kann sie ja mit ihrem geliebten Rodrigo telefonieren. Weinend schluchzt sie in den Hörer: „Rodrigo, ich darf dich nicht mehr sehen!“ „WAS? Wieso denn nicht? Was ist denn los?“ schmettert er ihr durch das Telefon entgegen. „Meine Mutter ist sehr ausländerfeindlich. Es tut mir leid.“ Sie legt auf. Von unten hört sie laute Stimmen. Wie es scheint, ist ihr Vater nach Hause gekommen. Die Eltern streiten sich mal wieder. „Angela!! Kommst du mal?“, ruft der Vater. Sie schlendert langsam nach unten. „Hast du überhaupt eine Ahnung, was das bedeutet?“, fragt der Vater schockiert. „Was?“ fragt Angela. „Aus dem Gymnasium zu fliegen. Angela das ist nicht witzig! Und dein Freund...“ Angela unterbricht ihn: „Das ist nicht deine Sache! Mit 16 bin ich alt genug, um selber zu entscheiden, was für einen Freund ich haben möchte! Dad, was sagst du dazu?“ Wie immer zeigt sich der Vater etwas verständiger als die Mutter. „Lass ihr doch ihren Freund. Die Hauptsache ist ja, dass sie glücklich ist.“
Kapitel 6 Meine Eltern wollen dich kennenlernen Zum Glück hat sich die Mutter bald nach der Auseinandersetzung wieder etwas beruhigt. Angela bereitet gerade das Abendessen in der Küche zu und telefoniert gleichzeitig mit Rodrigo. Da kommt die Mutter besorgt in die Küche. Angela hängt das Telefon widerwillig auf. Die Mut-
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ter erklärt, dass Vater und sie ihren neuen Freund nun doch kennenlernen möchten. Die Eltern schlagen vor, dass sie Rodrigo zum Essen einladen. Angela macht sich grosse Sorgen, dass Rodrigo ihren Eltern nicht gefallen könnte. Der Gedanke, dass ihre Eltern gegen diese Beziehung sind, stimmt sie schon seit langem traurig. Sie deckt den Tisch fertig und verschwindet in ihr Zimmer. Sie ruft Rodrigo an und erzählt ihm den Wunsch ihrer Eltern. Auch er ist beunruhigt und nervös. Er findet die Idee der Mutter gar nicht so gut und versucht sich irgendwie heraus zu reden. Doch das klappt bei Angela gar nicht. „Entweder du triffst meine Eltern und machst einen guten Eindruck oder du kannst die Beziehung zwischen uns vergessen!“, schreit sie wütend ins Telefon. In diesem Moment taucht die Mutter auf und sagt, dass Vater und sie Rodrigo für den kommenden Samstag einladen möchten. Der besagte Samstag rückt näher. Angela wird immer nervöser von Tag zu Tag. Sie will, dass alles perfekt abläuft. Etwa schon zum sechsten Mal erklärt sie Rodrigo, wie er sich zu benehmen habe, was er sagen darf und was nicht. Da platzt wieder einmal die Mutter ins Zimmer und fragt: „Angela, ist er schon auf dem Weg?“ Rodrigo selber ist noch nervöser als Angela. Er steht vor der Haustür und klingelt. Angela macht ihm die Tür auf. Rodrigo steht mit seinem besten Anzug da. Bei seinem Anblick beginnt sie laut zu lachen und kann nicht mehr aufhören. „Schatz, was um Gottes Willen hast du denn da an?“ Und wieder beginnt Angela zu lachen. Rodrigo schämt sich, aber er lächelt tapfer. Die Mutter kommt die Treppe herunter, schaut Rodrigo erstaunt an, so dass er sich jetzt schon grosse Vorwürfe macht. Warum nur hat er sich bei der Kleiderwahl vorher nicht besser beraten lassen. Wo ist sein Draufgänger-Mut geblieben? Dieses unsichere Gefühl hatte er noch nie. Angela sagt leise: „Komm rein!“ Rodrigo zieht seine Schuhe aus, tritt durch die Tür und schon passiert das erste Missgeschick. Er übersieht die teure Vase in der Ecke und stolpert drüber. Angela ist entsetzt. Die Mutter schreit auf und läuft wutentbrannt und mit Tränen in den Augen in die Küche. Dort schöpft sie dem Gast wütend das Abendessen in den Tellern und versucht sich wieder abzuregen. Schon platzt auch der Vater ins Esszimmer. Er schaut Rodrigo mit geschocktem Blick an und setzt sich neben seine Tochter. Das ganze Abendessen lang herrscht schlechte Stimmung. Mehr kann an einem so wichtigen Abend wie diesem nicht schief gehen. Am Ende verabschiedet sich Rodrigo und fährt verunsichert nach Hause. Etwas später ruft er Angela an und entschuldigt sich. Er fragt höflich an, ob die Eltern ihm wohl noch eine Chance geben. Angela läuft zu ihrer Mutter und berichtet ihr, was Rodrigo gesagt hat. Die Mutter ist berührt und damit einverstanden, dass Rodrigo am Mittwoch noch einmal kommen darf. Angela läuft glücklich in ihr Zimmer und gibt Rodrigo gleich Bescheid.
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Die Tage vergehen schnell und schon ist es wieder Mittwoch. Doch dieses Mal hat Angela Rodrigo nicht sechs Mal angerufen und ihm nicht gesagt, wie er sich benehmen soll. Wie vereinbart, steht Rodrigo wieder vor der Tür, aber dieses Mal ist er nicht mehr so nervös. Er darf sich dieses Mal nicht blamieren. Nicht noch einmal. Er läuft gelassen durch die Tür und setzt sich. Normal gekleidet und bis jetzt noch nichts kaputt gemacht. Der Abend kann beginnen! Es läuft schon mal Vieles besser als das letzte Mal. Der Abend ist ein voller Erfolg. Rodrigo gelingt es, sich sehr gut zu benehmen und kann einen guten Eindruck hinterlassen. Endlich, die Eltern lassen sich überzeugen, dass Angela eine gute Wahl getroffen hat.
Kapitel 7 Das erste Wochenende allein Angela und Rodrigo wollen endlich einmal alleine ein schönes Wochenende zusammen verbringen. Sie wollen für 2 Tage nach Genf verreisen. Rodrigo hat dafür extra das Auto seines besten Freundes Gabriel ausgeliehen. Bei der ersten Tankstelle muss Rodrigo auffallend viel Geld für Benzin ausgeben. Angela fragt besorgt nach: ,,Hast du denn genug Geld dabei?“ ,,Ja sicher Schatz“, antwortet Rodrigo. Unbemerkt schaut er jedoch in seine Brieftasche und entdeckt, dass er doch NICHT, wie gedacht, genug Geld dabei hat. Erst letzten Monat hat er für einen neuen Auspuff 1500.- bezahlt. Das war ja mehr als er pro Monat in seiner Lehre verdient. Sein Konto ist ebenfalls leer. Auch da kann er nichts mehr abheben. So unangenehm! Mutig beichtet er Angela die Wahrheit. Diese ist zuerst geschockt, enttäuscht und weiss nicht, was sie tun sollen. Da hat Rodrigo eine Idee. ,,Wir könnten doch gemeinsam ein paar Kunststücken auf der Strasse vorführen.“ Gesagt, getan. Sie legen einen Hut hin, damit die Passanten Geld hineinwerfen können. Begleitet durch Musik auf dem Handy, beginnen sie verliebt zu tanzen. Eine Stunde später sind sie endlich fertig und die Zuschauer klatschen und applaudieren mit Begeisterung. Auf den ersten Blick sieht der mit Münzen gefüllte Hut hervorragend aus. Und tatsächlich, sie haben recht viel Geld eingenommen. Sie sind überglücklich, dass sie jetzt genug Geld für ihr geplantes Wochenende haben. Angela gibt Rodrigo einen Kuss. Beide sind sehr erschöpft und mieten am Genfer See ein Hotelzimmer, das sogar ein 3 Sterne Hotel ist. Als sie das Zimmer betreten, finden sie es umwerfend. Es gibt eine Dusche mit durchsichtigem Glas. Natürlich gibt es auch einen grossen Fernseher. Auch ein Balkon ist da, der leider zu klein ist, dafür aber einen wundervollen Ausblick hat. Rodrigo hat einen wundervollen Abend für Angela geplant. Voller Vorfreude fordert er sie auf: ,,Kannst dir ein schönes Kleid anziehen?“ ,,Ja natürlich, aber warum denn?”, fragt Sie.
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,,Ich habe eine kleine Überraschung für dich, Schatz”, antwortet Rodrigo. ,,Ok Schatz, ich mach so schnell ich kann“, erwidert Angela. ,,Lass dir Zeit!“, antwortet er höfflich. Zwanzig Minuten später kommt die zauberhafte Angela in einem wunderschönen roten Kleid auf Rodrigo zu. Dieser denkt, es sei ein Traum. Sie setzen sich beide in das Auto und fahren los. Angela weiss nicht, was er vorhat. Rodrigo parkiert vor einem Italienischen Restaurant. Sie gehen in das Restaurant hinein und setzen sich gemütlich. Da kommt der Kellner und fragt: ,,Was wollen Sie bestellen?“ Rodrigo antwortet: ,,Ich möchte gerne eine Pizza Quattro Stagioni“ Angela meint: ,,Und ich möchte gerne einen kleinen Teller Pasta bitte!“ So speisen sie romantisch miteinander und erleben einen wundervollen Abend zusammen. Zurück auf dem Zimmer will Rodrigo Angela endlich ein bisschen näher kommen. Er will das erste Mal mit ihr schlafen. Er will das unbedingt! Angela bemerkt seine Absicht und sagt: ,,Auf gar keinen Fall!“ Rodrigo ist enttäuscht. ,,Warum denn nicht, das ist doch DIE Gelegenheit?“ Angela stösst ihn sanft weg. ,,Ich weiss, aber ich darf nicht, weil mir das die Eltern verboten haben.“ Rodrigo respektiert das natürlich. Also knutschen sie in dieser Nacht nur und geniessen dafür umso mehr die Zweisamkeit. Draussen auf dem Balkon ist es sehr heiss. Die Nacht ist klar und wird durch den Vollmond erleuchtet. Am nächsten Tag heisst es Abschied nehmen von Genf. Sie fahren los. Während der Heimfahrt plaudern sie über ihr Wochenende. Daheim begleitet Angela Rodrigo in die Stadt, um das geliehene Auto seines besten Freunds zurückzubringen. Da kommt dieser beste Freund Gabriel schon daher. Er bedankt sich bei Rodrigo für das zurückgebrachte Auto. Während sie alle am Plaudern sind, hat Gabriel nur Augen für Angela.
Kapitel 8 Das hätte Angela nie erwartet Es ist ein typischer Nachmittag für die zwei besten Freunde, Angela und Carlo. Unzählige Male haben sie Nachmittage wie diese mit stundenlangem Reden verbracht. ,,Und dir macht es wirklich nichts aus, dass ich immer mehr Zeit mit Rodrigo verbringe?“, fragt Angela mit einem verlegenen Lächeln. Ohne zu antworten beginnt Carlo an seinem blauen T-Shirt zu zupfen. ,,Nein sicher nicht! Ich bin glücklich, wenn du glücklich bist aber....“, er bricht ab. Verwundert blickt sie ihn an und macht eine Geste, dass er doch weiter sprechen solle. Kurz klopft er sich auf das Knie und steht auf. Nervös fährt er sich durch die Haare. ,,Ich habe völlig vergessen, ich muss noch Lebensmittel einkaufen. Tut mir sehr leid, aber ich muss los!“ Schnell stürmt er davon, noch be
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vor Angela widersprechen kann, zur Tür heraus. Verdutzt schaut sie ihm nach. ,,Was ist bloss mit ihm los? Er hat sich echt verändert in letzter Zeit. Ich muss dem auf den Grund gehen, schliesslich ist er mein bester Freund!“, denkt sie sich. Angela blickt aus dem Fenster und sieht noch im letzten Moment Carlo in Richtung der Bushaltestelle laufen. Sie rennt die Treppe hinunter und schwingt sich auf ihr Fahrrad. ,,Wo gehst du hin? Hast du alles dabei? Antworte, wenn ich mit dir rede!“, hört sie ihre überfürsorgliche Mutter aus dem offenen Küchenfenster schreien. ,,Ja, alles ist in Ordnung Mama!“, antwortet sie und fährt ohne zurück zu schauen los. Sie biegt links ab und fährt den steilen Hügel hinauf. Als sie endlich oben angekommen ist, bemerkt Angela, dass der Bus gerade abfährt. Sie kann zum Glück noch die Linie erkennen. ,,3 Rosenberg...“, murmelt sie vor sich hin. Ohne zu zögern fährt sie dem davon brausenden Bus hinterher und hält bei jeder Busstation an. ,,Ich darf ihn bloß nicht verpassen, ich muss...“, unterbricht sie das plötzliche Anhalten des Busses. Vorsichtig lugt sie um die Ecke und sieht wie Carlo an der Endstation aussteigt. Sie versteckt sich hinter einer Menschenmasse und parkiert dort auch ihr Fahrrad. Eilend schlüpft sie hinter Carlo in das Einkaufszentrum. Sie folgt ihm in einen Blumenladen, obwohl er ihr erzählt hat, dass er Lebensmittel einkaufen müsse. Um nicht aufzufallen, tut sie so, als ob sie sich für die Orchideen interessieren würde. Plötzlich klingelt ein Telefon. Angela bemerkt, dass es jenes von Carlo ist. ,,Ja, hallo?“, meldet sich Carlo, „Ach ja! Ich hab für alles gesorgt, unser Tisch ist auf halb sieben reserviert....wie? Du weisst nicht wo die Pizzeria Barone ist? Du weisst sicher wo das Schwimmbad ist...geh in Richtung der Hauptstrasse, dort weisst ein Schild nach links...ja genau! Ruf an, falls du dich verläufst, Tschüss!“, beendet er das Telefonat. Mit strahlendem Lächeln bezahlt er einen Blumenstrauß und verlässt das Einkaufszentrum. Angela’s Blick folgt ihm bis zum Ausgang. Mit gemischten Gefühlen denkt sie den ganzen Heimweg über das Vorgefallene nach. Carlo hat ihr nie anvertraut, dass er eine Freundin hat, obwohl sie ihm alles erzählt. „Ich bin dann mal weg!“-„Holt er dich denn nicht ab?“-„Wir machen einen Spaziergang zum Restaurant“-,,In Ordnung vergnügt euch!“, beendet der Vater von Angela das Gespräch. Angela schnappt sich ihre Tasche und schliesst die Tür hinter sich. Ihr ist mulmig zu Mute, da sie ihre Eltern nur ungern anlügt. Sie ist sich nicht so sicher, ob es wirklich so eine gute Idee ist, das Date ihres besten Freundes auszuspionieren. Sie verdrängt ihre Schuldgefühle und konzentriert sich auf das Wesentliche. Nach 15 Minuten erreicht sie das Restaurant. Als sie durch die Glastür linst, entdeckt sie Carlo. Schick angezogen sitzt er alleine an einem Tisch, den Blumenstrauss neben sich. Angela setzt sich zwei Tische entfernt, hinter eine Pflanze und lauert. Nach fünf Minuten taucht plötzlich Rodrigo auf. „Was zum Henker sucht Rodrigo hier?“, flüstert sie, verstummt
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aber, als Rodrigo sich zu Carlo setzt. Carlo überreicht Rodrigo die Blumen. ,,Ich bin überglücklich, dass du Zeit gefunden hast, zu kommen“-,,Ja, ist selbstverständlich“, antwortet Rodrigo mit einem verlegenen Lächeln. Angela merkt, wie die Ohren von Carlo allmählich erröten, so wie sie es immer tun, wenn sie mit ihm über die Liebe spricht. Nach dem Essen stehen beide gleichzeitig auf und schauen sich lange an. Stumm umarmen sie sich. Ihr Griff löst sich nach einigen Sekunden. Unbeholfen steht Rodrigo da, als Carlo seine Lippen auf die seinigen presst. Sie küssen sich vor all den anderen Gästen und vor den Augen Angelas.
Kapitel 9 Gequält von Schuldgefühlen
Langsam lösen sie sich voneinander. Rodrigo packt seine Sachen und rennt wortlos aus dem Restaurant. In seinem Bauch kribbelt es. Er kann seine Gefühle nicht deuten. Sind es Schuldgefühle oder hat er sich tatsächlich neu verliebt? Zuhause angekommen, schnappt er sein Smartphone und ruft seinen Kumpel Gabriel an. Er erzählt ihm von seinem Erlebnis. Gabriel hört interessiert zu und versucht scheinheilig seinen Freund zu unterstützen. Doch was Rodrigo nicht ahnt ist, dass Gabriel an Angela interessiert ist. Noch am selben Abend, nützt Gabriel die Situation aus und besucht Angela bei ihr zu Hause. Nach der Begrüssung setzen sie sich auf das schwarze Ecksofa in Angela’s Zimmer. „Ich muss dir etwas über Rodrigo erzählen, es wird dir nicht gefallen“, sagt Gabriel. „Meinst du den Kuss von Rodrigo und Carlo? Das weiss ich bereits.“ Nachdenklich sitzen die Beiden nun nebeneinander auf dem Sofa. „Es tut mir so leid für dich“, bemitleidet sie Gabriel. Angela muss ihre Tränen so sehr zurückhalten, so dass sie nicht merkt, wie Gabriel sie anstarrt. Das Nächste, was sie wahrnimmt, sind seine Lippen auf den ihrigen. Angela kann sich selbst nicht zurückhalten. Sie küsst auch ihn immer leidenschaftlicher. Drei Wochen lang hört Angela nichts von Rodrigo. Schuldgefühle quälen beide ehemals ineinander Verliebten so sehr, dass sie nicht merken, wie schnell die Zeit vergeht. Eines Abends hat Rodrigo genug. Er will sich entschuldigen und geht zu Angela. Kaum steht er in ihrem Zimmer, kann Angela die Wahrheit nicht mehr zurückhalten. Seine Schuldgefühle verwandeln sich in Wut. Sein Körper fängt an zu beben. „ Wie konntest du mir das antun? Hättest du dir für deine Rache nicht einen anderen als meinen engsten Freund auswählen können?“, schreit Rodrigo. „Es war keine Rache, ich konnte einfach nicht anders. Weisst du eigentlich, wie sehr mich dein Treffen
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mit Carlo verletzt hat?“, argumentiert sie dagegen. Egal was Angela sagt, Rodrigo wird immer aggressiver. In ihm kocht die Wut. Was ist mit all diesen schönen Momenten geschehen, die sie zusammen erlebt haben? Er ballt seine rechte Hand zu einer Faust und zielt auf Angela. Kurz vor dem Aufprall bricht er in Tränen aus. Seine Reaktion reisst Angela mit. Weinend liegen sie sich in den Armen. Doch es ist noch nichts geklärt.
Kapitel 10 Kannst du mir verzeihen? Die nächsten Tage sind mühsam und für beide nur schwer zu ertragen. Jeder bleibt in seinem eigenen Dilemma verhangen und überlegt für sich, wen er nun wirklich liebt. Angela versucht den Kontakt zu Carlo, ihrem ehemalig besten Freund, wiederherzustellen. Sie vermisst ihn sehr. Carlo blockt jedoch jede Kontaktanfrage ab. Sie merkt, dass auch er noch etwas Zeit braucht, die sie ihm geben will. Rodrigo geht an einem lauschigen Sommerabend, zum ehemaligen Treffpunkt von ihm und Angela, der alten Trauerweide. Dort angekommen, sieht er eine junge Frau mit einem Buch unter dem Baum sitzen. Das kann nur Angela sein. Angela hört ein Knistern hinter sich. Sie dreht sich um und blickt direkt in Rodrigo’s grosse, braune Augen. Rodrigo setzt sich auf die andere Seite des Baumes. „Du zuerst.“, flüstert er. „Es tut mir leid. Alles!“-„Nein mir tut es leid. Ich habe dich schliesslich zuerst enttäuscht. Du warst bloss verletzt. Hätte ich das nie getan, wäre nichts von alldem geschehen!“, gesteht Rodrigo. Angela dreht sich um und blickt auf die andere Seite des Baumes. Sie flüstert: „Ich liebe dich.“ Rodrigo’s Mundwinkel wandern nach oben und verziehen sich zu einem Lächeln. „Kannst du mir jemals verzeihen?“, fragt Rodrigo. „Das habe ich bereits“, antwortet Angela verliebt.
Ende
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Eres mi sol, mi luna y todas mis estrellas Â
G e g l i e d e r t e
S e k u n d a r s c h u l e
Impressum Autorinnen und Autoren Giulia & Nuria
Kapitel 1
Nuria
Kapitel 2
Yannick & Nazareno
Kapitel 3
Nunzin & Myriel
Kapitel 4
Dennis & Yener
Kapitel 5
Tina & Valeria & Emily
Kapitel 6
Saharit & Jedrej
Kapitel 7
Fabio & Alejandro & Adrian
Kapitel 8
Ronja & Ana
Kapitel 9
Luca & Leo
Kapitel 10
Redaktion Gina Hold, Patricia Brander, Janine Wille
1. Auflage Juli 2015
Š Schule Lindberg
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Inhalt
Kapitel 1: Der Anfang einer Lovestory
Kapitel 2: Das erste Date
Kapitel 3: Kuss am See
Kapitel 4: Flachland vs. Rocky Mountains
Kapitel 5: Wütender Vater
Kapitel 6: Rico benimm dich!
Kapitel 7: Romantisches Wochenende
Kapitel 8: Engel auf Erden
Kapitel 9: Der erste Streit
Kapitel 10: Lügen haben kurze Beine
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Kapitel 1 Der Anfang einer Lovestory Stella steht vor dem Spiegel und versucht ihr Haar zu richten, als ihr Vater sie ruft. Ihr Vater Thomas hat vorgestern beim Einparken in der Garage ihres zweistöckigen Hauses das Auto gegen eine der kühlen, grauen Wände gefahren. Seither funktioniert ein Licht nicht mehr. Da Stella auch noch ein Paar neue Ballettschuhe braucht, wird sie ihren Vater zum Automechaniker begleiten, damit sie später noch in den Ballett Laden gehen können, um ihr ein neues Paar zu kaufen. „Stella!“ ruft Thomas mit seiner tiefen, strengen Stimme die Gänge hoch. Rasch rennt Stella die Treppe runter, schlüpft in ihre rosaroten Ballerinas und steigt in den schwarzen, vor dem Haus wartenden Porsche. Im Auto herrscht wie immer das grosse Schweigen. Thomas stört sich ab jedem Wort, welches Stella sagt. Angeblich soll es seine Konzentration stören, aber Stella weiss, dass Thomas im Allgemeinen nicht sehr gerne redet. Nach zehn Minuten ruhiger Fahrt kommen sie endlich bei der Porschegarage an. Stella mag den Geruch von Garagen nicht, deswegen wartet sie davor, während sich ihr Vater drinnen bezüglich der Reparatur informieren lässt. Müde streicht sich Rico durch seine dunkelbraunen Haare. Seit sechs Stunden arbeitet er schon. Er hat sich heute noch keine Minute Pause genommen. Mit knurrendem Magen nimmt Rico sein mit Putenfleisch belegtes Sandwich, die Schokolade und eine Packung Chips aus seinem Rucksack. Gerade als er die Ausgangstür öffnen will um vor der Garage sein Mittagsessen zu verspeisen, begegnet Rico einem ungefähr fünfundvierzig Jahre alten Mann. Er mustert Rico streng, läuft dann aber weiter zu seinem Chef. Vor der Garage lehnt sich Rico an die Wand und beginnt sein Sandwich auszupacken. Kurz blickt er zum Eingang, um zu schauen, ob ein Kunde auf Hilfe wartet. Da sieht er ein blondes Mädchen. Etwas jünger als er selber. Sie ist ziemlich dünn, hat hellblondes Haar und strahlende, helle Augen. Ohne lange nachzudenken geht Rico auf das blonde Mädchen zu. Sie beachtet ihn gar nicht, aber Rico ist sich sicher, dass sie bestimmt anbeissen wird. Wie es bereits Cara, Lamila, Amina, Jana, Marla, Joanna, Lena und noch manche andere Mädchen getan haben. Rico ist klar, dass Mädchen auf seinen Typ abfahren. Sie mochten seinen muskulösen Körper, seine dunkelbraunen Augen, seine dunkeln Haare. Irgendwie passte einfach alles. „Magst du etwas Chips?“ Rico hielt das für die einfachste Variante ins Gespräch zu kommen. Abweisend schüttelt Stella den Kopf und dreht sich weg. Rico jedoch, gibt nicht auf. „Wie könnte man dich erreichen? Hast du ein Handy oder Facebook?“ entnervt sieht Stella Rico an. „Warum denken solche Typen wie du immer, sie können einfach ein Mädchen ansprechen? Ich bin nicht interessiert und-„ weiter kommt Stella nicht. Denn laut beginnt Ricos Telefon zu klingeln. Gestresst sieht Rico auf das Display. Eigentlich will Rico den Anruf wegdrücken. Doch
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dann sieht er, dass Jimmy anruft. Das ist Ricos kleiner, dreizehnjähriger Bruder. Er lebt seit kurzer Zeit bei Rico. Entschuldigend hebt Rico die Hand und nimmt den Anruf an. „Was ist Jimmy?“ fragt Rico genervt. „Rico? Frau Sommerberger ruft gleich an. Bitte schick mich nicht wieder ins Heim. Es wird nie wieder passieren, wirklich.“ Jimmy hatte immer diese hohe Stimme wenn er aufgeregt war. Müde seufzt Rico auf. „Was hast du angestellt?“ „Er hat mich aufgeregt. Ich konnte nicht anders als ihn zusammenzuschlagen. Er hat mich echt richtig aufgeregt.“ „Was hat er gemacht?“ Rico weiss, dass Jimmy manchmal Agressionsprobleme hat. Das liegt in der Familie. Er dachte aber, Jimmy habe sich im Griff. „Er hat gestresst“ Jimmy will nicht sagen, was passiert ist. Doch Rico will auch nicht nachbohren. So funktioniert das bei ihnen. Mag jemand nicht erzählen, drängen oder zwingen sie sich auch nicht dazu. „Ok. Ich klär das, Jimmy.“ meint Rico mit ruhiger Stimme. „Gracias, Rico!“ bedankt sich Jimmy. Schon lange haben die beiden nicht mehr spanisch gesprochen. Ihr Vater stammt aus Mexiko, aber Rico meidet seit mehreren Jahren jeglichen Vergleich mit seinem Vater. Darunter auch seine Muttersprache. Als Rico auflegt und das hübsche, blonde, eigenwillige Mädchen noch mal ansprechen will, ist sie nicht mehr da. Als Rico eine Woche später aus dem Büro der Schulleitung rauskommt, ist er erschöpft und am Ende mit den Nerven. Er hatte gerade sechzig Minuten lang dafür gekämpft, dass Jimmy nicht von der Schule fliegen muss. Wenigstens hatte er Erfolg dabei. Gerade als er die grosse Ausgangstüre des Gymnasium öffnen will, sieht er diese hellen, blonden Haare, welche ihn schon letzte Woche so verzaubert hatten. Es gibt so viele Blondinen in Berlin, aber diese Haare wird Rico niemals vergessen. So fein und glänzend. Auf direktem Wege geht er wieder auf das Mädchen zu. Bei ihr angekommen, tippt er ihr sanft auf die Schultern. Erschrocken dreht sich Stella um, schaut ihn für eine halbe Sekunde verwirrt an. Doch ziemlich schnell wechselt ihr Gesichtsausdruck von verwirrt auf empört. „Ich dachte ich bin dich los.“ meint sie genervt. Bevor Rico antworten kann, kommt Stellas beste Freundin Tracy einen Schritt näher. „Stella! Sei nicht so frech zu diesem Schönling. Hallo, Chico. Bist du Mexikaner?“ Verwundert schaut Rico in Tracys Gesicht. Erst nach ein paar Sekunden wird Rico bewusst, dass Tracy offensichtlich Stellas beste Freundin ist. „Ja, genau. Also mein Vater ist Mexikaner, ich bin hier aufgewachsen.“ klärt Rico Tracy auf. „Stella heisst du also?“ fragt Rico Stella, während er frech lächelt. Stella nickt. „Ist das der Automechaniker von dem du mir erzählt hast?“ fragt Tracy Stella lachend. Wieder nickt Stel
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la. Rico freut sich innerlich. Er wusste doch, dass er auf irgendwelche Art bei Stella Eindruck gemacht hat. Er wusste, wenn ein Junge ein Mädchen beschäftigt, wird sie ihrer Freundin von ihm erzählen. Was Stella zu Ricos grosser Erleichterung gemacht hat. „Also schöner, mexikanischer Automechaniker. Ich denke du willst ein Date mit meiner lieben Freundin. Deswegen sag ich dir: sei nächsten Samstag um zwanzig Uhr in der „Gelateria da Gianni“. Und zu dir Stella; du kriegst dein Ballettticket nicht, wenn du nicht gehst. Glaub mir, so ein Schönling ist genau das Richtige für dich.“ Rico grinst. Diese verrückte Kollegin war ihm gerade zu Recht gekommen. Schmunzelnd meint Rico, dass sie sich am Samstag sähen, dreht sich zufrieden um, läuft zum Auto und fährt nach Hause.
Kapitel 2 Das erste Date Schnell springt Rico aus seinem Bett. Er hatte völlig vergessen seinen Wecker zu stellen. Nachdem Jimmy ihn heute Morgen um sechs Uhr wegen seiner stechenden Kopfschmerzen geweckt hatte, musste sich Rico um fünfzehn Uhr einfach noch einmal hinlegen, damit er dann ohne beinahe einzuschlafen diese hübsche, blonde Chica von sich überzeugen kann. Gestresst schaut er auf seine Armbanduhr. Erleichtert atmet Rico aus. Erst achtzehn Uhr dreissig! Als er in die Tiefkühltruhe schaut, muss er nicht lange nachdenken was er für Jimmy heute kocht. Geschwind nimmt er die gefrorene Pizza aus dem Tiefkühler und steckt sie in den Backofen. Rasch geht er ins Bad, richtet mit etwas Haarwachs sein Haar, sprüht sich sein Giorgo Armani Parfüm an und putzt sich seine Zähne. Als er das piepende Geräusch des Backofenweckers hört, holt er die Pizza aus dem Backofen. Mit grosser Erleichterung stellt er fest, dass die Pizza nicht angebrannt ist. Rico braucht nicht einmal Jimmy zu rufen, denn dieser hat die Pizza schon von seinem Zimmer aus gerochen. Jimmy nimmt das grosse Brotmesser und halbiert das Abendessen. Jeder nimmt seine Hälfte und schneidet sie in mundgerechte Stücke. Ohne ein Wort zu wechseln, essen die beide die Pizza auf. Rico zieht seine ausgelatschten Nikes an und läuft geschwind zur Bushaltestelle. Rico schafft es gerade noch rechtzeitig sein Ticket zu lösen, da kommt schon der 242er Bus. Stella schwingt sich auf ihren Sattel. Mindestens zwei Stunden ist sie vor dem Spiegel gestanden. Sie würde es zwar niemals zugeben, aber sie ist richtig nervös. Dieser Junge war so selbstsicher und sie hatte irgendwie das Gefühl, er wird nicht so schnell locker lassen. Nicht nur einmal hat sie überlegt, nicht zu erscheinen, aber diese Ballettkarten waren ihr einfach zu wichtig. Schon seit
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einem Jahr freute sie sich wie ein kleines Kind auf diese Aufführung. Ihrem Vater hat Stella gesagt, sie gehe mit Tracy ein Eis essen. Wüsste ihr Vater dass sie ein Mexikaner datet, hätte er sie schon lange eingesperrt. Niemals hätte sie ihn zu einem Einverständnis überreden können. Hundert Meter vor der Eisdiele hält Stella, schliesst ihr Fahrrad ab und überprüft ihre Frisur im Schaufenster eines Modegeschäftes. Die letzten hundert Meter läuft sie. Als sie bei einem Coiffeursalon vorbeiläuft, sieht sie auf der Uhr, welche drinnen aufgehängt ist, dass sie fünf Minuten zu früh ist. Also setzt sie sich auf die Bank, in der Nähe von der Eisdiele. Doch kaum hat sie sich gesetzt, kommt dieser ‚schöne, mexikanische Automechaniker’ wie Tracy ihn immer nennt, zu ihr. „Auch schon da?“ fragt er mit einem Lächeln. Wie immer nickte sie einfach. Sie weiss gar nicht, wie sich benehmen. Wo soll sie ihre Hände hintun? Wie soll sie schauen? Wo soll sie hinschauen? Wie sieht sie überhaupt aus? Hätte sie besser den roten anstatt diesen blauen Nagellack nehmen sollen? Langsam merkt Stella immer mehr, dass sie obwohl sie dieses Date eigentlich gar nicht wollte, immer nervöser wird. Nachdem Rico Stella die Türe zur Eisdiele geöffnet hat, werden sie gleich vom Ladenbesitzer Gianni empfangen. „Hallo, hallo!“ meint er fröhlich mit seinem italienischen Akzent. „Ein Platz für zwei Personen?“ fragt er gut gelaunt. Beide nicken und Gianni führt sie zum Platz. Auf dem Tisch steht ein kleiner Strauss von Lilien in einer rosaroten, durchsichtigen Vase. Sie setzen sich hin. Für ein paar Sekunden schaut Rico Stella an. Stella merkt wie ihre Hände zu schwitzen beginnen. Warum schaut er so? Soll er doch endlich aufhören! Was stimmt denn nicht? Stella wagt einen kurzen Blick in seine Augen. Doch kaum schaut sie wieder auf den steinigen, kalten Boden bereut sie diese Aktion wieder. Sie will sich doch nicht verlieren. Ihr Ex Fabian hat ihr bewiesen, dass verlieben absolut kein Sinn macht. Und ihr Vater hätte überhaupt keine Freude. Ein Mexikaner? Ein Automechaniker? Ihr Vater würde sie umbringen. Doch seine Augen sind wunderschön, haselnussbraun, so tief, einfach so schön. „Was machst du so in deiner Freizeit?“ fragt Rico endlich. Es waren zwar nur ein paar Sekunden in welchen die Stille herrschte, aber für Stella fühlte es sich an wie eine halbe Ewigkeit. „Ich tanze.“ Es ist das erste Mal, das Stella heute etwas sagt. „Lass mich raten.“ Rico grinst. „Ballett?“ Stella lacht. War ja klar. Ein Mädchen wie sie würde niemals Hip Hop tanzen. Das Gespräch zwischen den beiden wird immer entspannter und das Schweigen zwischen ihnen kommt immer seltener vor. Stella vergisst immer mehr, dass sie eigentlich gar nichts mit Rico zu tun haben will. Im Unbewussten wird ihr Interesse immer grösser. Nachdem die beiden ihr Eis aufgegessen haben, bitten sie Gianni um die Rechnung. Kurz schaut Rico auf die Uhr. Schon einundzwanzig Uhr dreissig. Gerne hätte Rico noch mehr Zeit mit Stella verbracht, doch es war nicht zu übersehen, dass Stella in reichem Elternhaus aufgewachsen war. Diese deutschen Eltern nahmen es meistens recht genau mit der Zeit. Rico bezweifelt, dass Stella
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noch lange aus bleiben darf. Als Gianni mit der Rechnung kommt, beginnt Stella in ihrer Michael Kors Handtasche nach ihrer Brieftasche zu suchen. Doch als sie endlich ihre Brieftasche gefunden hat, hat Rico schon bezahlt und rückt schon sein Stuhl nach hinten, um aufzustehen und zu gehen. Fragend schaut Stella Rico an. „Was hast denn du gedacht? Ich bin ein Mann und du eine Frau. Denkst du wirklich ich lasse dich bezahlen? So läuft das nicht, Stella.“ lacht Rico. Stella lächelt zufrieden. Rico hält ihr die Türe auf. Langsam dreht sie sich zu Rico. „Ich muss gehen.“ meint sie traurig. „Ich begleite dich.“ antwortet Rico. „Nein, ist schon okay. Bitte nicht.“ Stella winkt und in wenigen Sekunden ist sie verschwunden.
Um Mitternacht liegt Stella immer noch in ihrem Bett und denkt nach. Der heutige Tag lässt sie nicht in Ruhe. Er war so schön. Innerlich wünscht sich Stella, Rico hätte sie geküsst. Sie will wissen wie es sich anfühlt diese Lippen zu küssen. In Gedanken an Rico schläft sie ein.
3. Kapitel Kuss am See Stella und Rico treffen sich zum zweiten Mal. Stella lügt ihren Vater an. Sie sagt ihm, dass sie an eine Sommerparty gehe, obwohl sie sich mit Rico trifft. Um acht Uhr treffen sie sich an einem See mit wunderschöner Aussicht. Die Spätsonne scheint ihr in ihre schönen blonden Haare. Sie reden miteinander über sich und über ihre Beziehung, die ja bis jetzt noch nicht wirklich eine Beziehung ist. Rico rückt näher an Stella und plötzlich berührt er ihre Hand. Rico bekommt ein Kribbeln im Bauch. Mit Vorsicht versucht er sich unbemerkt zu nähern um Stella zu küssen, er flüstert ihr liebevoll ins Ohr, wie sehr er sie mag. Stella küsst ihn zwar zurück, aber sie ist sich noch nicht sicher, ob sie gleich empfindet. Stella sieht auf die Uhr, es ist halb zehn. Sie denkt, dass sie mit Rico zu der Sommerparty gehen könnte. Verlegen fragt sie leise: „Willst du mit mir an die Party kommen?“ Rico lächelt sie an, so dass Stellas Wangen rot anlaufen. Und antwortet: „Klar, mit dir gehe ich überall hin.“ Auf der Party sind sehr viele Schüler. Rico fragt schüchtern: „Willst du mit mir tanzen?“ Stella sieht ihn mit leuchtenden Augen an und antwortet: „Ja!“ Sie tanzen eng umschlungen und vergessen völlig die Zeit. Als Rico Getränke für sich und Stella holt, ist Tracy sofort zur Stelle. Sie löchert ihre beste Freundin mit Fragen über das Date: „Wie war es mit Rico heute?“, fragt sie mit aufgeregter Stimme. Stella meint: „Es geht so…ich bin mir noch nicht sicher. Er war nett und hat mich sogar geküsst…aber…ich..“ Bevor sie weiter reden kann, unter
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bricht Tracy sie: „ Ich bin so froh, er tut dir enorm gut, OMG ihr habt euch geküsst?!“ „Das ist fantastisch.“ Tracy freut sich total über die interessante Nachricht. Stella hatte Angst, dass sie grossen Ärger bekommen könnte, wenn sie nicht rechtzeitig zu Hause sein würde. Rico begleitet Stella nach Hause. Gerade als sie sich tief in die Augen schauen, kommt Stellas Vater aus dem Haus und sieht die beiden. Er wird wütend, weil sie einen Nichtsnutz fast geküsst hätte. Dass sie sich aber schon am See geküsst haben, weiss er nicht. Der wütende Vater zieht seine Tochter rein ins Haus. Nachher öffnet er die Türe noch einmal und schreit heraus, dass er sich verziehen soll…
Kapitel 4 Flachland vs. Rocky Mountains Rico weiss nicht wohin mit seinen Gefühlen, ist es richtig, sich weiterhin mit seiner Disco -Bekanntschaft, dem Latinagirl Lamila zu treffen? Oder will sie ihn nur rumkriegen so wie alle? Aber sie war doch eben nur eine Disco - Bekanntschaft, oder doch mehr? Aber jedes Mal wenn er Stella sieht, hat er so ein komisches Gefühl im Bauch, sie ist so wunderschön. War es richtig, dass er sie geküsst hat? Denn nun steht seine ganze Welt auf dem Kopf, die Gefühle der Liebe fliegen nur so herum… Aber jede freie Minute und Sekunde denkt er an Stella. was war mit Rico nur los, er war doch sonst nicht so… Wie jeden Morgen verlässt Rico mit müden Augen die Wohnung .Wieder ein Scheisstag an dem man arbeiten muss. Seine Motivation war das GELD! Er geht an die Bushaltestelle “Bahnhofsstrasse“ und wartet dort auf den Bus Nummer 17. Die Luft in dem Bus wird verdammt stickig sein. Das sieht man schon von Weitem…Denn es sind wieder mal 30 verschwitzte Geschäftsleute mit ihren fetten Aktenkoffern im Bus. Der Bus hält mit quietschenden Bremsen genau neben ihm. Keine Person steigt aus. Ein hässlicher, heisser Schwall Luft kommt ihm entgegen. Scheisse, das kann doch nicht sein. Genau neben einer übergewichtigen Frau ist noch ein Platz zum stehen frei. Langsam bewegt er sich zu ihr, soll er noch umdrehen? Auf jeden Fall ist es jetzt noch nicht zu spät, um nicht aufzufallen denkt Rico. Aber er läuft trotzdem weiter auf sie zu. Und da steht die riesige Tonne genau vor ihm… Das kann doch nicht sein, denkt er. Diese Frau ist so gigantisch, dass mein ach so schöner Kopf exakt unter ihrer Achselhöhle ist. Und da sieht er es, seinen Alptraum, diese bombastische Frau mit Schweiss, dass es den Niagarafällen glich. Und die behaarte Achsel, die einem Urwald sehr ähnlich sieht, es fehlen nur noch die Tiere. Rico merkte gar nicht, wie er auf die Achselhöhle gestarrt hatte. Bis die riesige Tonne ihn lauthals an brüllt: „ Was glotz du mir an meine Achselhöhle, das ist privat!“ „Du kannst froh sein und
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geehrt, überhaupt neben mir, der Königin, zu stehen!“ „Tut mir leid..“ ,brabbelt er. Von was die Königin dachte Rico, die Königin von Mc Donalds sehr wahrscheinlich… Dann muss er laut loslachen. Dabei fängt er an zu grunzen. Schnell raus aus diesem Bus, denkt er sich. Bevor ihn noch jemand zurechtweist. Endlich bei der Porschegarage… der Tag der miserabel angefangen hat, kann jetzt beginnen. Hoffentlich wird es nicht noch schlimmer! Er schlendert zur Garage und wird dort als erstes direkt von seinem Chef zusammengedonnert. Nach diesem Gewitter ist der Laden völlig unten bei ihm. „ Nun kann nur noch ein Wunder helfen, dass es mir besser geht.“ Endlich ist Mittag, die Pause braucht er dringend. Ein Fazit an sich selber: „Nicht solange wach bleiben“, murmelt er vor sich hin. Nachdem Rico noch einen Nachgeschmack von seinem Döner hat, sieht er von weitem Lamila in einem heissen Outfit, sie weiss genau wie sie ihn beeindrucken kann. Sie umarmt ihn und drückt ihm einen fetten Schmatzer auf die Wange, dann zieht sie ihn hinter eine Wand und sagt ihm mit verführerischer Stimme, wie heiss sie ihn findet. Sie spricht leise: „ Du weißt, mein Mausebärchen, ich bin nicht ein Mensch mit vielen Worten…“ Dann zieht sie ihn nach hinten in eine Ecke, mit verführerischen Blicken sieht sie ihn immer wieder an. Lamila drückt ihn an die Wand und presst sich an ihn. Langsam gleitet sie mit ihren sanften Händen und langen Fingernägeln unter sein Shirt. Er hätte sich fast mit reissen lassen…doch zu spät… Er merkt, dass jemand kommt, dreht den Kopf, und sieht wie Stella mit Tränen in den Augen und offenem Mund dort steht. Kurz darauf rennt sie weg. „Hör auf Lamila!“ , ruft er., „ Ach nein mein Süsser, du willst es doch auch, nur wegen dieser verwöhnten Göre! Ausserdem ist sie nicht deine Liga und ein Flachlandgirl!“ „ Sei still, du hast keine Ahnung, ich mag sie wirklich!“ ruft er überzeugend. Empört steht Lamila halbnackt an der Ecke. Rico rennt so schnell wie er kann, um Stella einzuholen…Immer wieder sagt er in seinen Gedanken: „ Ich muss das klar stellen, so schnell ich kann, ich mag sie wirklich, sie muss mir verzeihen!“ Eine Sekunde früher und er hätte es geschafft… Sie steigt vor seinen Augen in den Bus, ohne zurück zu schauen…
Kapitel 5 Wütender Vater Nach einem langen ausführlichen Telefonat hat Rico sich für das Missverständnis entschuldigt und sie haben ein weiteres Treffen abgemacht. Heute ist es soweit, Stella und Rico werden sich bei ihm zu Hause treffen. Von dem weiss Stellas Vater jedoch nichts. Sie ist sehr aufgeregt und nervös. Sie ist gespannt darauf, was sie erwarten wird. Nach dem sie sich bereit gemacht hat, sagt sie ihrem Vater, sie übernachte bei Tracy. Ihr Vater erwidert: „Alles klar! Ich wünsche euch viel
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Spass!“ Bei Rico angekommen öffnet er Stella herzlich die Tür, nimmt ihre Hand und führt sie hinein. Sie ist geschockt, als sie den sehr romantisch bedeckten Tisch sieht. Rico sagt verwundert: „Was ist denn? Gefällt es dir nicht?“. „Doch es gefällt mir sehr! Ich hatte dies nur nicht erwartet!“, antwortet Stella mit Freude. Beide setzen sich an den Tisch und geniessen das Essen. Mittlerweile bei Stella zu Hause sitzt ihr Vater vor dem Fernseher, geniesst seinen Whiskey und schaut Fussball. Nachdem die Partie zu Ende ist und er sein Whiskey leer getrunken hat, geht er aufs Klo. Beim Händewaschen bemerkte er neben dem Waschbecken den Asthmaspray von Stella. Ganz besorgt sagt er zu sich: „Sie hält es nicht mehr als zwei Stunden ohne ihren Spray aus! Ich muss mich beeilen und ihn ihr bringen!“ Er schnappt sich seine Autoschlüssel und fährt zu Tracy nach Hause. Vor Tracys Tür klingelt er ganz unruhig mehrmals. Nach einer Weile öffnet Tracy endlich die Tür. „Guten Abend, Herr Müller“, begrüsste Tracy ihn. „Hallo, Tracy. Kannst du bitte Stella rufen, denn sie hat ihren Asthmaspray vergessen!“ sagt Thomas. Tracy antwortet: „Stella ist gar nicht hier.“ Thomas fragt sie: „Sie sagte mir, dass sie bei dir übernachten würde. Weißt du denn, wo sie sein könnte? Wenn du es weißt, sag es mir bitte, denn sie braucht unbedingt ihren Asthmaspray!“ Tracy antwortet: „Ach, eigentlich dürfte ich Ihnen das gar nicht sagen, aber wenn es um Stellas Gesundheit geht, dann sage ich es Ihnen. Sie sagte mir, dass sie sich heute mit Rico bei ihm zu Hause treffen würde.“ Tracy übergibt Thomas die Adresse von Rico und verabschiedet sich von Thomas. Dieser fährt ruckartig zur Adresse. In dem Augenblick als sich Rico und Stella küssen wollten, klopft es wie verrückt an der Türe. Verwundert öffnet Rico die Tür. Vor ihm steht Thomas. Thomas eilt hinein und nähert sich Stella, die ganz gemütlich auf dem Sofa sitzt und ein verschmiertes Gesicht voller Lippenstift hat. Thomas denkt sich, was dieser Rico für ein unverantwortlicher Mann ist! Er packt Stella und zieht sie aus der Wohnung. Auf dem Heimweg im Auto sagt ihr Vater ihr: „Du wirst dich nie wieder mit diesem Jungen treffen. Er schadet dir und deiner Karriere. Er ist viel zu alt für dich!“ Daheim angekommen bekommt Stella eine Ohrfeige von ihrem Vater und wird angebrüllt. Sie geht sich bei der Mutter ausheulen und fragt sie, ob Rico mal hier herkommen könne, um die Eltern kennenzulernen. Die Mutter sagt: „Für mich ist das O.K! Wir müssen aber zuerst Papa überzeugen!“ Sie wenden sich Papa zu und bitten ihn, Rico eine zweite Chance zu geben. Dank der Mithilfe der Mutter stimmt der Vater widerwillig zu.
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Kapitel 6 Rico benimm dich! Stella ist ziemlich aufgeregt, weil sie Angst hat, dass das Gespräch zwischen ihren Eltern und Rico nicht gut laufen wird. Rico bemerkt, dass es Stella nicht gut geht und fragt sie, weshalb sie so angespannt sei. Stella antwortet: „Wegen meinem Vater, weil er sehr streng ist und dich wahrscheinlich nicht mögen wird“. Rico sagt beruhigend: „Mach dir keine Sorgen, ich gebe mir Mühe“. Stella versucht Rico angemessen anzukleiden, damit er bei den Eltern gut ankommt. Rico steht das weisse Hemd ausgezeichnet, Stella findet er sieht richtig gut darin aus. Stella erklärt ihm, wie er sich verhalten soll und was er sagen darf. Sie möchte auf gar keinen Fall, dass Rico über seine Hobbys und über seine Freunde redet. Rico findet es blöd, dass er die Wahrheit verbergen muss, aber für Stella würde er alles machen. Auf dem Weg zu Stella besprechen die beiden noch einmal, was Rico sagen soll. Bei ihren Eltern angekommen, läutet Rico an der Tür. Stellas Vater, Thomas, öffnet und begrüsst sie mit einem starken Händedruck. Er führt sie ins Wohnzimmer und bietet ihnen einen Platz an. Gleich danach betritt Angela, Stellas Mutter, das Wohnzimmer und stellt sich vor. Thomas setzt sich hin und beginnt das Gespräch mit der Frage, wie Ricos Zukunftspläne aussehen. „ Ich habe noch keine genauen Pläne.“ Sagt Rico stotternd. Thomas hätte eine bessere Antwort erwartet und schaut seine Frau fragend an. „Möchtet ihr noch Kuchen?“, fragt die Mutter mit einem breiten Lächeln. Sie ist wie immer besorgt, dass jemand verhungert. „ Ja ich nehme gerne ein Stück“, sagt Stella. Angela verschwindet in der Küche, um den Kuchen zu holen. Im Wohnzimmer bleiben noch Thomas, Rico und Stella, es herrscht eine unangenehme Stimmung zwischen den Dreien. Stella versucht, dass das Gespräch wieder besser läuft, deshalb fragt sie ihren Vater, ob er Rico das Haus zeigen möchte. Thomas meint nur, sie könne es ihm ja zeigen. Stella ist genervt, weil sich ihr Vater keine Mühe machen will, ein besseres Verhältnis zwischen ihm und Rico aufzubauen. In dem Moment spaziert die Mutter mit einer Schwarzwälder- und Karottentorte auf einem goldenen Tablett in das Wohnzimmer hinein. „Nehmt, was ihr wollt.“ Die Mutter will mehr über Rico wissen, deshalb stellt sie ihm noch mehr Fragen. Sie fragt ihn: „ Was machen deine Eltern beruflich?“ Rico weiss nicht, was antworten soll, er kann auf gar keinen Fall die Wahrheit sagen, die weiss ja nicht mal Stella. Plötzlich fällt ihm etwas ein: „Meine Mutter arbeitet im Aldi und mein Vater ist Bankangestellter.“ Sowohl Stella als auch Thomas sind positiv überrascht, dass Ricos und Stellas Vater etwas Gemeinsames haben. Die Eltern von Stella begreifen, dass Rico nicht so schlimm ist, wie sie gedacht haben. Stella bemerkt, dass ihr Vater schon einen besseren Eindruck von Rico hat. Thomas fragt ihn, ob er Geschwister habe. Rico gibt als Antwort: „ Ich habe einen kleinen Bruder namens Jimmy“. Rico steht auf, um auf Toilette zu gehen. Währenddessen haben die anderen Zeit alleine über Rico zu reden. Stella fragt ihre Eltern nach ihrer Meinung zu Rico. Angela antwortet mit Über
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zeugung: „Wow, ich dachte, er wäre viel schlimmer und arroganter, seine Eltern haben sogar einen guten Job!“ „Was ist mit dir, Paps?“ „Ich finde, er passt immer noch nicht zu dir, aber es gibt Schlimmere.“ Stella strahlt vor Freude und sie ist froh, dass es so gut läuft. Nach einer Weile kommt Rico aus dem Badezimmer zurück. Stella steht auf und fragt Rico, ob sie langsam gehen wollen. Rico ist erleichtert, dass die Frage endlich kommt. Thomas begleitet sie zur Tür, gibt Stella einen Kuss auf die Wange und schüttelt Rico die Hand. Als sie draussen sind, bedankt sich Stella bei Rico, dass er sich so viel Mühe gegeben hat beim Gespräch.
Kapitel 7 Romantisches Wochenende Am Freitagnachmittag schreibt Stella an Rico eine SMS, das ihre Eltern auf einer Geschäftreise sind und das sie das ganze Wochenende alleine ist, sie fragt ob er kommen könnte. Am Samstagabend geht Rico zu Stella, sein Bruder schläft bei seinem besten Freund Alessandro. Bevor er zu Stella geht, kauft er noch ein paar Blumen und eine Flasche Wein in einem kleinen Laden an der Bahnhofsstrasse. Nachher geht er zu Stella, die mit einem romantischen Essen wartet. „Hallo Stella“, sagt Rico freudig und gleichzeitig aufgeregt. „Hallo Rico, komm doch herein“, sagt Stella Nach der Begrüssung setzen sie sich an den Tisch um das romantische Essen zu geniessen. Während dem Essen besprechen sie, was für ein Film sie nachher sehen möchten. Sie entscheiden sich für den romantischsten Film den sie finden konnten. Nämlich Titanic. Zusammen kuscheln sie sich auf ihr Sofa und essen Popcorn. Beide schauen gespannt den Film. Nach dem Film, schauen sie sich lange in die Augen. Langsam und zärtlich nimmt Rico Stellas Kopf in die Hände und küsst sie. Als es Nacht wird, fragt Rico ob er bei Stella übernachten darf. Stella willigt gerne ein. Als sie zu Bett gehen wird Stella jedoch langsam nervös. Sie weiss nicht was machen, wenn er etwas machen will, wozu sie noch nicht bereit ist. Sie liegen gemeinsam aufs Bett. Er nimmt sie zärtlich in die Arme und sie schauen sich ohne Worte in die Augen. Stella hätte das noch lange machen können. Sie ist verrückt nach seinem Geruch und seinem Körper, es fühlt sich richtig an. Ihre Augen geben nach, denn so gern sie auch wach bleiben will, ihre Augen fallen zu. Am nächsten Morgen wacht sie überglücklich auf und schaut Rico an wie er schläft. Sie will nie wieder ohne ihn sein.
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Sie geht nach unten und macht das Frühstück bereit. In der Zwischenzeit ist auch Rico wach geworden und läuft nach unten. Verschlafen aber doch verliebt sagt er: „Guten Morgen mein wunderschöner Engel!“ und küsst sie sanft auf den Mund. Sie lächelt und sie essen Frühstück. Danach hat er eine Überraschung für Stella. Er bindet ihr einen Schal um die Augen und führt sie wenige Meter weit weg. Als sie da sind nimmt er den Schal von den Augen und es steht ein schöner Porsche vor ihnen. „Hast du den geklaut?“ fragt Stella lachend „Ha ha ha…“ antwortet Rico „Nein ich habe ihn extra gemietet für heute.“ Stella lacht und steigt ein - Rico auf der Fahrerseite. Sie fahren den ganzen Nachmittag bis sie Hunger kriegen und gehen in ein Restaurant um etwas zu essen. Sie entscheiden sich für den Italiener. Rico kennt einen Guten in der Nähe. Sie setzen sich an einen romantischen kleinen Tisch für zwei mit Kerzen und Blumen und allem drum und dran. Sie bestellen beide eine grosse Pizza und essen sie, als hätten sie seit Tagen nichts mehr gegessen. Nachher begleitet Rico Stella nach Hause.
Kapitel 8 Ein Engel auf Erden Nachdem Rico, Stella bei ihr zu Hause abgeladen hat, kann sie an nichts anderes mehr denken als an ihn. Die Zeit, die sie mit ihm verbracht hatte, konnte ihr keiner nehmen. So wohl und geliebt hat sie sich in ihrem ganzen Leben noch nie bei jemandem gefühlt. Bei allen war sie immer nur die “intelligente, und verwöhnte“, und wurde auch so behandelt. Sie wartete extra noch eine halbe Stunde bevor sie Rico aufs Haustelefon anruft, um sich bei ihm für die schönen Tage zu bedanken. „Hallo, hier Jimmy“, hört sie auf der anderen Seite, „wer ist dran?“ „Hallo Jimmy, hier ist Stella, eine Kollegin von Rico. Ist er da?“, fragte sie. „Ich bin nicht blöd, mit 13 weiss man was eine Freundin ist, er erzählt ja auch ständig von dir. Bist du wenigstens hübsch?“, antwortete er frech. Bevor sie die Frage zu umgehen versucht, hört sie schon Ricos stimme in der Leitung, der Jimmy anscheinend das Telefon aus der Hand gerissen hat: „Ich entschuldige mich für meinen Bruder, er kann manchmal einfach nicht sein Mundwerk zügeln.“ „Kein Problem, ich wollte mich ja eigentlich nur bei dir bedanken…“, sagt sie verlegen, „wieso ist Jimmy eigentlich immer bei dir und nicht bei euren Eltern?“ „Ehmm…“, stutzte er, „Normalerweise ist er es ja, aber du weisst ja das meine Eltern immer viel zu tun haben, und kaum Zeit haben…und…und… sie sind gerade auf einer Reise… Mein Vater muss dort etwas für das Geschäft machen und meine Mutter hat Ferien also ging sie gleich mit.“, lügt er sie an. „Genau wie sie auch keine Zeit haben um mich kennen zu lernen?“, nervt sich Stella. Jetzt fällt Rico nichts mehr ein und er stottert vor sich hin: „Ich
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habe sie gestern angerufen, und sie würden dich wirklich sehr gerne mal kennenlernen, sobald sie zurück sind.“ „Aha! Und wann sind sie das!?“, hakt Stella nach, und legt genervt auf. Rico fragt sich ob er ihr die Wahrheit sagen soll, denn sie wird es irgendwann sowieso herausfinden, wenn er es ihr nicht sagt. Er fühlt sich schuldig, und weiss nicht was er tun soll. Wenn er ihr die Wahrheit sagt, wird sie nur Schlechtes über ihn denken, aber wenn nicht, wird alles noch viel schlimmer. Er hat noch nie jemanden so geliebt wie sie, und er will sie nicht verlieren. Seine Grossmutter sagte ihm immer: „Si amas una persona deja la ir, y si regresa es tuya, si no nonunca la era.“ Das heißt auf Spanisch so viel wie: Wenn du jemanden liebst, lass sie gehen. Wenn sie zurück kommt ist sie deine, wenn nicht, war sie es nie. Also sagt er ihr die Wahrheit. Aber wann? Er findet es wäre besser eine Nacht drüber zu schlafen und legt sich hin. Aber auch noch nach acht Stunden fielen ihm die Augen nicht zu, er kann an nichts anderes denken als an sie. Er würde am liebsten den Rest seines Lebens mit ihr verbringen und mit ihr alt und schrumplig werden. Alles andere war ihm egal. Schlussendlich bringt er doch noch für zumindest zwei Stunden die Augen zu und wacht in Gedanken an sie auf. Heute muss er nicht arbeiten, also kann er seine Freizeit nutzen, um einen freien Kopf zu kriegen. Am besten ging dies bei ihm mit Parcours oder Street Dance. Er entscheidet sich jedoch für Parcours, weil heute kein Street Dance Wettkampf stattfindet. Schnell umgezogen und schon befindet er sich auf dem Dach seines Wohnblocks. Dort wärmt er sich jeweils auf, um von Dach zu Dach zu springen. Jedoch lernte er auch da die Grundtechniken des Street Dances von seinem besten Freund Alessandro kennen. Irgendwann im Laufe des Morgens sieht er unter sich eine Gruppe in rosa gekleidete Balletttänzerinnen auf dem Hinterhof eines Theaters stehen. Da fällt ihm ein, dass Stellas Mutter Angela beim Essen eine Ballett Aufführung erwähnt hatte. War die heute? Da sieht er sie, gekleidet wie ein Engel da stehen. „Stella!“, ruft er. Sie schaut hoch aber sieht ihn nicht. Er springt zu einer in der nähe liegenden Leiter und elegant landet er mit einem Salto auf dem Boden. Die Balletttänzerinnen stehen mit offenem Munde da, ohne ein Wort raus zu bringen. Schlussendlich findet Stella ihre Stimme wieder, und fragt ihn: „Bist du eigentlich verrückt!? Willst du dich umbringen?“ Seine Antwort lautet: „Verrückt genug um dich zu lieben, und dich sehen zu wollen“. Stella fragt stotternd, was er hier will, worauf Rico antwortet, dass er es nicht wisse aber sie könne doch mit ihm zu Alessandros Geburtstagsparty kommen. Sie wäre heute Abend, um halb sieben. Sie willigt ein, und gibt ihm, ganz zu seiner Überraschung, einen Abschiedskuss, bevor er wieder weiter klettert.
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Kapitel 9 Der erste Streit Es ist 18:00 Uhr am Freitag. Aufgeregt macht sich Stella schön für die Geburtstagsparty von Alessandro. Zusammen mit Rico geht sie zu Alessandros Haus. Auf der Party sind ganz viele Menschen. Die Stimmung ist angenehm und alle reden durch einander. Die Musik ist extrem laut und durch das Tanzen kriegt Stella Durst. Rico holt ihr einen Punsch. In der Zwischenzeit taucht plötzlich Stellas nerviger Exfreund Fabian auf. Sie hat keine Lust darauf mit ihm zu sprechen. Leider steuert er direkt auf sie zu. „Hallo Stella. Schon lange nicht mehr gesehen.“, sagt Fabian ganz betrunken. „Schade ist es nicht dabei geblieben.“, murmelt Stella. Fabian ist hartnäckig und fordert sie zum Tanzen auf. Stella lacht spöttisch und lehnt ab und will gehen, doch Fabian hält Stella fest und betoucht sie. Stella dreht sich um und gibt Fabian eine Ohrfeige. Erschrocken weicht er zurück. Da taucht Rico auf und stellt sich zwischen Stella und Fabian. Fabian lacht und stösst Rico weg. Grossmäulig sagt Fabian: „ Was willst du? Stella gehört mir.“. Rico schnaubt auf und alle verstummen. Plötzlich schlägt Rico Fabian. Blut quillt aus der Nase von Fabian. Es kommt zu einer Schlägerei. Alle stürzen sich aufeinander. Stella will dazwischen gehen. In dem Getümmel verliert Stella die Orientierung und steht plötzlich vor Fabian. Er ist so betrunken, das er Stella angreift. Dann ein Schlag auf ihr Auge. Erschrocken und mit einem schmerzverzerrten Gesicht verlässt sie die Party und rennt nach Hause. Auf dem Heimweg wird Stella immer wütender auf Rico. Wieso muss er so überreagieren? Der Schlag machte ihr klar, dass er Probleme hat. Schlimme Probleme. Ihr Vater würde eine Beziehung zu ihm nie erlauben. Es ist besser, wenn sie keinen Kontakt mehr haben. Stella bricht in Tränen aus. Wie blöd sie doch ist. Er verheimlicht doch alles vor ihr. Sie weiss nichts über Rico. In Alessandros Haus zerren die anderen Partygäste die beiden Streithähne auseinander. Langsam beruhigen sich alle. Rico sucht verzweifelt Stella. In der Zwischenzeit ist diese schon fast bei ihrem Haus. Sie ist fix und fertig und will so schnell wie möglich ins Bett, dass Thomas das blaue pulsierende Auge nicht sehen kann. Um jedoch in ihr Zimmer zu kommen, muss sie an dem Wohnzimmer vorbei. Doch wie befürchtet sitzt ihr Vater im Wohnzimmer und er wartet bereits auf sie. Als er das verletzte Auge sieht, fragt er erschrocken: „Stella was ist mit deinem Auge passiert? Es sieht schrecklich aus!“ „Nichts!“, sagt Stella unter Tränen und geht in ihr Zimmer. Ein paar Minuten später klopft ihre Mutter an die Tür und betritt Stellas ordentlich aufgeräumtes Zimmer. Sie setzt sich neben Stella an die Bettkante und fragt: „War das Rico?“. Müde schüttelt Stella den Kopf und dreht sich weg, „ Ich will jetzt schlafen.“, sagte sie leise zu ihrer Mutter und kuschelt sich müde und traurig unter ihre Bettdecke. Ihre Mutter gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und flüstert ihr ins Ohr: „Du kannst mir alles sagen. Hab keine Angst.“
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Am nächsten Morgen konfrontiert Stellas Vater sie noch mal wegen dem gestrigen Abend. „Ich will nicht, dass du dich weiterhin mit diesem Jungen triffst. Er übt einen schlechten Einfluss auf dich aus.“, sagt Thomas streng. Stella antwortet traurig: „Du hast recht. Ich will ihn auch gar nicht mehr sehen.“ Ein wenig deprimiert geht sie wieder in ihr Zimmer. Seit einer Woche haben die beiden schon keinen Kontakt mehr. Bis Rico eines Tages plötzlich vor der Tür steht. Stella macht nichts wissend die Tür auf. Sie kann nicht glauben, dass sich dieses Arschloch blicken lässt. Stella schlägt die Tür vor seiner Nase zu. „Bitte Stella. Lass es mich dir erklären!“, fleht Rico und drückt die Tür auf. Stella ruft: „Geh weg! Ich will dich nie mehr sehen und deine Erklärungen will ich auch nicht hören.“ Rico geht enttäuscht nach Hause. Aber er will nicht aufgeben. Er ruft Stellas Freundin Tracy an, und fragt sie um Hilfe. Tracy ist natürlich gleich dabei und hilft ihm gerne. Ihr Plan ist, dass Tracy sich mit Stella verabredet. Anstatt Tracy soll dann Rico dort stehen. Als es soweit ist, ist Rico extrem nervös er sieht Stella schon von Weitem und hofft, das sie nicht weg läuft. „Hei Stella“ sagt Rico scheu aus seinem Porsche. „Was machst du hier?“ fragt Stella genervt. „Tracy hat mir geholfen damit ich dich treffen kann, und weil du dich ja nicht mit mir treffen wolltest, habe ich das so organisiert.“, erklärt Rico. Stella schaut ihn genervt an: „Ich will dich aber immer noch nicht treffen“, schnaubt Stella zickig. „Bitte, gib mir eine Chance. Ich habe extra ein Picknick vorbereitet.“ Rico will Stella unbedingt überreden und nach einer Weile schafft er es auch. Sie gibt widerwillig nach und steigt in das Auto. Zuerst fahren sie ein bisschen durch den Wald, bis sie schlussendlich auf einem Hügel ankommen. Sie erwischen den perfekten Moment, da die Sonne am untergehen ist. Zusammen steigen sie aus dem Porsche. Stella ist sich immer noch nicht sicher, was sie von ihm denken soll. Rico breitet eine karierte Picknickdecke aus. Auf die Decke stellt er die selbstgemachten Muffins, die mit Käse belegten Brote und den Eistee. Stella ist überrascht. So etwas hätte sie nicht erwartet nachdem was passiert ist. Zusammen vertilgen sie das Essen. Rico dreht sie sich zu Stella und schaut ihr in ihre blauen, klaren Augen. Sie erwidert seinen Blick und lächelt. „Es ist Zeit, dass ich dir alles erkläre.“, sagt Rico mit klarer und bestimmter Stimme.
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Kapitel 10 Lügen haben kurze Beine Nach dem sie beim Picknick waren, gehen sie zu Stella nach Hause. Dort setzen sie sich auf ihr Bett und reden. Rico erklärt ihr alles über seine Familie. Er erzählt über seine verstorbene Mutter, die er sehr vermisst. Die Mutter starb, als er 9 Jahre alt war, weil der Vater sie umgebracht hatte, während er unter Drogeneinfluss war. Rico erzählt auch, dass sein Vater im Gefängnis ist und dass er erst in 12 Jahren freigelassen wird, deswegen wohnt seit kurzem auch sein kleiner Bruder Jimmy bei ihm. Rico fängt an zu weinen und Stella versucht ihn zu trösten. Das gelingt ihr aber nicht direkt. Sie küsst ihn vorsichtig auf die Wange und umarmt ihn. Er fängt an zu lächeln und küsst sie zurück. Sie fangen an herum zu knutschen. Rico zieht ihr das T-Shirt aus und sie seines. Sie sieht sein Sixpack und wird so scharf auf ihn, dass sie nicht mal merkt, dass er sie weiter auszieht. Er fragt sie leise: „Ist mit uns alles wieder gut?“. Sie sagt: „Ja Rico, aber versprich mir, dass du aufhörst zu lügen“. Er sagt ihr, dass er Alles für sie tun würde und verspricht, dass er nie wieder lügen wird. Er fragt, ob sie es noch mal probieren wollen und sie antwortet: „ Ja ok, aber du musst mir immer die Wahrheit sagen und ich muss dir vertrauen können, Rico“. Er sagt: „Stella ich muss dir danke sagen für alles was du für mich getan hast. Ich liebe dich Stella“. Stella antwortet darauf: „Ich habe das gerne getan, ich liebe dich auch mein Schatz.“
Die
beiden fangen wieder an, miteinander zu schmusen und dabei kommen sie sich näher als jemals zuvor…Gefühlte Ewigkeiten später hört Rico ein Auto vor dem Haus und fragt aufgeregt, ob dass ihre Eltern seien. Sie sagt: „Ich hoffe nicht...“ und sie springt auf und geht ans Fenster, um zu gucken, ob ihre Eltern gerade nach Hause kommen. Sie schaut geschockt aus dem Fenster heraus und sagt zu Rico: „Scheisse, die Bullen die stehen vor der Tür!“ „Was wollen die hier?“ fragt Rico. Stella zieht gestresst ihre Kleider an. Rico nimmt hastig seine Unterhose und zieht sich an. Sie rennen zur Haustür hinunter, im gleichen Moment klingelt es an der Tür und Stella macht vorsichtig die Tür auf. Vor der Tür stehen zwei grosse bewaffnete Männer, die sie mit ernstem Blick angucken. Stella fragt, was hier los ist und was die Polizisten hier wollen. Die Polizei antwortet darauf: „Wir suchen ein Mann namens Thomas Müller“. Stella schaut geschockt zu Rico, der da steht, als ob er das Verbrechen begangen hat. Stella sagt der Polizei, er sei nicht da und was sie überhaupt von ihm möchten. Sie fragen: „Wo ist er?“ Stella sagt, dass sie es nicht weiss, aber die Polizisten wollen das Haus durchsuchen. Sie wollen rein gehen, plötzlich kommt der Vater von hinten, zückt eine Pistole und drückt Stella diese an den Kopf. Er sagt laut: „Kein Schritt weiter, sonst erschiess ich sie!“ Doch Rico reisst Thomas die Waffe aus der Hand und zielt auf ihn. Die Polizisten richten nun ihre Pistolen auf Rico und sagen, er soll die Waffe fallen lassen. Rico legt die Waffe langsam auf den Boden. Stella
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steht mit grossen Augen da und versteht gar nichts mehr. Sie schreit: „STOPP!, Papa was ist hier los?!“ Er sagt ihr: „Stella es tut mir leid, ich habe Steuern hinterzogen, wir sind nicht mehr so reich wie früher , es hat sich viel geändert und die Bank hat mich gefeuert.“ Stella schaut ihn an und die Polizisten nehmen ihn fest und schleppen ihn raus. Stella schreit: „Nein, wartet ihr könnt ihn nicht fest nehmen, ich brauche meinen Papa!“ Er hat sehr grossen Unsinn gemacht, aber er ist trotzdem mein Vater!“ Sie fängt an zu weinen, Rico steht wie angewurzelt da und versteht gar nichts. Thomas wird in den Streifenwagen rein gedrückt. Stella ruft hinterher: „Papa!!, Papa!!, Papa bleib da!“ Die Tränen fliessen in Strömen und Stella ist total durcheinander und weiss nicht was sie tun soll. Rico probiert sie zu trösten, aber sie ist nicht zu stoppen. Sie sieht wie der Streifenwagen mit ihrem Vater darin wegfährt. Thomas winkt ihr noch aus dem Fenster, mit schuldiger Miene, aber Rico und Stella stehen da und Stella weint nur noch. Rico schlägt vor ein bisschen draussen spazieren zu gehen. Sie gehen durch ein Wäldchen in der Nähe von Stellas Haus und dann auf einen kleinen Hügel, auf dem man über Berlin sieht. Eine Zeit lang herrscht Stille, bis Rico das Wort ergreift: „Du kannst ihn ja immer besuchen, ausserdem bin ich immer für dich da.“ Stella wischt sich ihre Tränen weg und antwortet ihm: „Danke, dass du immer für mich da bist, ich bin froh dass ich dich getroffen habe.“ Rico sagt: „Stella ich liebe dich.“ Dann küsst er sie und streichelt ihren Kopf.
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Liebesroman
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Impressum
Autorinnen und Autoren Valentin & Florina
Kapitel 1
Yorick & Besard
Kapitel 2
Claudia & Oliver
Kapitel 3
Fabiana & Hasim
Kapitel 4
Joël & Samira
Kapitel 5
Sara & Ivan
Kapitel 6
Alexandru & Vanessa
Kapitel 7
Dalia & Valeria
Kapitel 8
Annina & Simon
Kapitel 9
Annina & Simon
Kapitel 10
Redaktion Jeannine Mähr, Philipp Zahner
1. Auflage Juli 2015
© Schule Lindberg
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Inhalt
Kapitel 1:
Heii <3
Kapitel 2:
Ein knisternder Abschied
Kapitel 3:
Das Missverständnis
Kapitel 4:
Unsere Zukunft
Kapitel 5:
Vorurteile soweit das Auge reicht
Kapitel 6:
Eine unerwartete Begegnung
Kapitel 7:
Im Chalet
Kapitel 8:
Die unerwartete Nachricht
Kapitel 9:
Verflixte Gelüste!
Kapitel 10:
Ich liebe dich...
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Nur mit dir
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Kapitel 1 Heii <3 Mit voll beladenem Auto seines besten Kollegen Davids, welches er „ausgeliehen“ hatte, begab sich Pascal unbesorgt auf den Heimweg. Auf dem Weg nach Hause sah er von weitem die Polizei und dachte nur: „Bitte nicht mich rausnehmen... bitte bitte bitte nicht mich!“ Prompt wurde er von der Polizei an den Strassenrand gewiesen: „Dies ist eine allgemeine Verkehrskontrolle, Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte.“ Dabei bemerkte die Polizei mit einem Blick auf seinen Ausweis, dass er erst 17 Jahre alt war. Somit musste er aufs Polizeirevier und das Auto von David wurde abgeschleppt. Auf dem Revier entdeckte er hinter dem Schalter eine bezaubernde junge Frau in Uniform. Sie hatte lange, braune Haare, grüne Augen und war sportlich gebaut. Sie blickte auf und sie schauten sich ein paar Sekunden in die Augen. Kurze Zeit später wurde er mit einer Verwarnung und einem Anruf bei seinen Eltern wieder entlassen. Ein paar Tage später sass Pascal in einem Restaurant Namens Tibits und trank in Ruhe seinen Kaffee. Plötzlich trat eine junge Frau ein. Blitzschnell bemerkte er, dass das die bezaubernde Polizistin vom Revier war. Im Inneren des Restaurants erblickte sie einen freien Platz neben dem hübschen Jungen, mit kurzem blondem Haar und blauen Augen, der durch minderjähriges Fahren aufs Revier geführt wurde. Plötzlich ertönte eine Stimme hinter ihm: „Heii, ist dieser Platz noch frei?“ Darauf antwortete er mit einem schnellen und kurzen „Ja“. Nachdem sie sich gesetzt hatte, sprach sie ihn an: „Kennen wir uns nicht? Sie waren doch letztens auf dem Revier...“ Darauf er: „Ja, doch, das war ich.“ Sie kamen ins Gespräch und lernten sich ein bisschen besser kennen. Während dem sie miteinander sprachen, hatten beide Schmetterlinge im Bauch. Es funkte regelrecht zwischen ihnen und es war beiden klar, dass sie sich nicht zum letzten Mal gesehen haben. Sie tauschten Nummern aus. Als Pascal zuhause war, schrieb er ihr sofort: hey natascha sollten uns mal wieder treffen fand den nachmittag toll mit dir bist wunderhübsch wenn du lust/zeit hast ruf doch anJ lg pascal <3
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Kapitel 2 Ein knisternder Abschied Nach sechs langen Tagen hatten sich Pascal und Natascha dazu entschlossen, sich im Stadtpark zu treffen um zu picknicken. Natascha hatte noch eine Box mitgenommen um romantische Musik abzuspielen. Pascal hatte ein paar Rosen mitgenommen, um die Rosenblätter rund um den Picknickplatz zu verteilen. Beide machten sich tierisch nervös auf den Weg zum Stadtpark. Die beiden hatten sich schön gekleidet. Pascal hatte ein weisses Hemd und blaue Jeans an. Natascha trug ein leichtes, weisses Sommerkleid. Im Stadtpark angekommen, begrüssten sie sich scheu. Beide waren unsicher, was die andere Person wohl fühlte. Sie fingen an, sich am schönen, romantischen Picknickplatz darüber zu unterhalten, was in den letzten Wochen so gelaufen ist. Pascal war an einem Fotoshooting von Calvin Gross gewesen. Zudem hatte er mit seinem besten Freund David ein paar Tage in Ibiza verbracht, wo es höllisch heiss gewesen war. Natascha erzählte, dass sie mit Bella an einem Konzert von Justin Bieber gewesen war, auf das sie sich schon seit langer Zeit gefreut hatte. Bella war Nataschas beste Freundin, die mit ihr in der WG wohnte. Total vertieft in ihr Gespräch, fingen sie an, tiefe Geheimnisse von sich zu erzählen, welche sie niemand anderem eigentlich erzählen würden. Während des Gesprächs kamen sie sich sehr viel näher. Sie verloren im Gespräch nach und nach ihre Nervosität. Beide bemerkten, dass die Chemie zwischen ihnen stimmte. Sie schauten sich nur noch gegenseitig in die Augen. Nachdem sie gegessen hatten, wurde es langsam dunkel und sie mussten sich von einander verabschieden. Sie schauten sich beide lange und tief in die Augen. Ihre Köpfe kamen sich immer näher und näher, plötzlich küssten sie sich aus tiefer Leidenschaft. Voller Schmetterlinge im Bauch und dem Gefühl, im siebten Himmel zu schweben, machten sie sich auf den Weg nach Hause. Auf dem Heimweg wurde Pascal immer mehr klar, dass er sich unglaublich in Natascha von oben bis unten verliebt hatte. Zuhause angekommen wollte er Natascha anrufen, doch er zögerte einige Male, denn er hatte Angst, dass sie nicht dasselbe empfand und nicht mit ihm zusmmen sein möchte. Doch zum Glück riss er sich zusammen und fasste seinen ganzen Mut, um Natascha anzurufen. Er holte sein Handy raus und rief Natascha mutig und selbsbewusst an. Während dem es klingelte, wurde er ein bisschen nervös und unsicher. Er überlegte sich, was oder wie er es am besten Natascha
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sagen würde. Als Natascha das Telefon abnahm, dauerte es eine Weile bis er dann denn Mut hatte, ihr mitzuteilen, dass er in sie verliebt sei und sehr gerne mit ihr zusammen sein würde. Während Natascha am Erzählen war, überlegte sich Pascal, es ihr mitten in ihrem Gespräch zu beichten. Er fasste seinen Mut zusammen und sagte: ,,Ich liebe dich Natascha.“ Auf einmal wurde es ganz, ganz still für ein paar Sekunden. Die Beiden sagten nichts und Natascha bemerkte nicht einmal was jetzt gerade los war. Erst später verstand sie, dass er sie liebt und gerne mit ihr zusammen sein würde. Sie war anfangs ziemlich überrascht. Natascha hatte zunächst gezögert etwas zu sagen und verunsicherte Pascal damit für eine kurze Zeit sehr. Doch sie bemerkte, dass Pascal es ernst mit ihr meinte, als er ihr sagte: ,,Ich würde alles tun, Natascha, damit wir beide zusammen sein können.“ Da merkte Natascha, dass sie dasselbe empfand wie er für sie. Bevor sie dann auflegen wollte, hatte Pascal noch den Mut, sie zu fragen, ob sie mit ihm zusammen sein wollte. Natascha freute sich über diese Frage und zögerte nicht lange, um zu antworten. Sie entschied sich „Ja“ zu sagen. Pascal war über diese Antwort von Natascha überglücklich und erleichtert, denn er hatte Angst, dass sie das nicht wollte und nein sagen würde.
Kapitel 3 Das Missverständnis An einem heissen Nachmittag um 16 Uhr wartete Natascha am Obertor auf den Bus, um nach Hause in ihre WG zu fahren. Plötzlich setzte sich ein junger Mann in ihrem Alter neben sie auf die Bank. Sie schaute von ihrem spannenden Buch, welches sie gerade am Lesen war, auf und blickte zu ihm rüber. „Du kommst mir irgendwie bekannt vor“, sprach sie ihn an. Darauf antwortete er: „Ich bin Jonny aus der 9. Klasse, weisst du das nicht mehr.“ Plötzlich kamen ihr alle Erinnerungen wieder in den Sinn. Er lud sie ganz spontan auf ein Eis ein. Sie willigte ein und beide überquerten die Strasse, um in die Marktgasse zu gelangen. Jonny bestellte an einem Take-Away-Eisstand für sich ein Erdbeereis und für sie ein Schokoladeneis. Etwa fünf Minuten später genossen sie ihr Eis plaudernd zusammen im Stadtpark. Pascal war in der Zwischenzeit auf dem Nachhauseweg, weil er seinen Freund David besucht hatte. Er sass im Bus, hörte Musik und freute sich wahnsinnig auf das vereinbarte Treffen mit Natascha. Als er an der Haltestelle „Stadthaus“ vorbeikam, sah er seine Freundin mit einem
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jungen Mann. Dieser für ihn absolut unbekannte Mann berührte die Hand von Natascha. Sie sassen auf der Wiese des Stadtparks und unterhielten sich. Es überkam ihn ein Gefühl der Eifersucht. Ihm gingen jegliche Gedanken durch den Kopf. Er fragte sich: „Wer ist dieser Mann und warum hält er Nataschas Hand?“ Mit der Eifersucht im Bauch und den wirren Gedanken im Kopf wurde er immer ungeduldiger und zappelte herum. Er bemerkte gar nicht, dass ihn die anderen Fahrgäste komisch ansahen. Ein älterer Herr erkundigte sich: „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ Er antwortete mit bedrückter Stimme: ,,Ja, alles in bester Ordnung.’’ Ihm war diese Frage sehr peinlich. Schliesslich bog der Bus in eine Querstrasse ab und Pascal verlor seine Liebste aus den Augen. Eine gute Stunde später wartete Pascal vor der WG von Natascha. Er klingelte hastig mehrere Male, bis Bella endlich die Türe öffnete. Bella hatte einen rot-gelben, waagrecht gestreiften Sommerrock an und eine Sonnenbrille auf dem Kopf. Pascal fragte: „Ist Natascha hier? Wir waren verabredet.“ Bella antwortete: „Sie ist noch nicht aufgekreuzt. Ich weiss nicht wo sie gerade ist.“ Sie fügte noch hinzu: „Komm, lass uns zusammen auf sie warten und etwas trinken.“ Als sie oben in der Wohnung ankamen, entschuldigte sich Bella, weil die Wohnung so unordentlich aussah. Bella fragte Pascal, wie er sie kennen gelernt hatte. Pascal erzählte Bella alles. Um 20:00 Uhr kam dann endlich Natascha nach Hause. Pascal sprang sofort vom Tisch auf und fragte sie: „Natascha, wer war das im Stadtpark?“ Pascal sagte im gleichen unsicheren und mürrischen Tonfall: „Wir waren vor zwei Stunden hier in der WG verabredet!’’ Natascha sah ihn nur doof an und sagte kein Wort. Er sah sie danach genau so doof an. Sie erklärte: „Das war Jonny, der mit mir in die 9. Klasse gegangen war und wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Also wollten wir uns ein bisschen unterhalten bei einem Eis.“ Darauf fragte er: „Warum hat er deine Hand sehr lange berührt?“ Sie lachte und gestand ihm: „Ich habe von meinem jüngeren Bruder Jonas einen selbst geschmiedeten Ring bekommen, und der hat Jonny so gut gefallen. Er wollte ihn genauer ansehen.“ Sie sahen sich an und er atmete erleichtert auf. Sie nahmen sich in die Arme und küsste sich. Pascal flüsterte: „Ich war so eifersüchtig.“ Sie sagte: „Ich liebe doch nur dich.“
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Kapitel 4 Unsere Zukunft Drei Tage später schrieb Pascal eine Nachricht an Natascha. hast du lust heute einen tag mit mir in zürich zu verbringen? lg pascal <3 Natürlich hatte sie das. So trafen sie sich um 11:00 Uhr am Hauptbahnhof Zürich. Pascal lud Natascha zum Mittagessen in einem schicken Restaurant ein. Hungrig warteten sie auf ihr Essen. Während sie assen, überlegten sie sich, was sie nach dem Essen noch unternehmen könnten. Natascha kam auf die Idee, Pedalo zu fahren. Also machten sie sich auf den Weg, ein Pedalo zu mieten. Als sie mit dem Pedalo weit auf den See hinaus gefahren waren, fing Natascha an über die Zukunft zu sprechen. ,,Pascal, was denkst du, wird in fünf Jahren mit uns sein?“ ,,Ich weiss nicht. Aber was ich mit Sicherheit weiss ist, dass ich in fünf Jahren noch keine Kinder haben will. Wie sieht es bei dir aus?“, fragte er neugierig. Natascha antwortete: ,,Ja, ich auch noch nicht. Ich will zuerst meine Ausbildung abschliessen und dann können wir weiter sehen.“ Er antwortete daraufhin: ,,Ja, da hast du Recht. Aber wie wäre es mit Zusammenziehen?“ Natascha sagte glücklich: ,,Das ist eine super Idee. Wenn wir später dann eine Wohnung finden, könnten wir zusammen sparen und uns auch Ferien leisten. Am liebsten würde ich nach Dubai oder Frankreich fliegen.“ Pascal antwortete mit völliger Begeisterung: ,,Das ist ein toller Vorschlag! Ich kann mir das schon vorstellen. Mit einer wunderschönen Frau zusammenleben und sogar noch mit ihr in die Ferien fahren.“ Natascha wurde rot und Pascal merkte, dass es ihr ein bisschen peinlich war. Also wechselte sie das Thema und sagte: ,,Wir müssten langsam das Pedalo zurück bringen. Es ist schon Zeit.“ Also fuhren sie wieder zurück. Nachdem sie wieder auf sicherem Boden waren, schlug Natascha vor, ein Eis zu essen. Pascal sagte zu Natascha: ,,Ich kenne da einen guten Eisstand wo man das beste Schokoladeneis kaufen kann.“ Sie fügte noch hinzu: ,,Und Vanilleeis. Komm lass uns gehen.“ Hand in Hand liefen sie fröhlich zum Eisstand. Beide kauften sich ein Schokoladen - und Vanilleeis und genossen die Zweisamkeit. Um 16:52 nahmen sie die S12 nach Winterthur. Dort angekommen begleitete Pascal Natascha zu ihrer WG. Natascha fragte Pascal scheu: ,, Willst du nicht mit nach oben kommen?“ Er folgte ihr in die WG und sie liessen den schönen Tag zusammen ausklingen.
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Kapitel 5 Vorurteile soweit das Auge reicht Nicht immer lief alles so gut mit den beiden. Es gab durchaus auch schwierige Momente. So zum Beispiel die Tatsache, dass etliche Menschen in ihrem Umfeld die Beziehung nicht akzeptierten. Die Eltern von Pascal und Natascha und auch die beste Freundin von ihr waren gegen die Beziehung der beiden Frischverliebten. Die Eltern von Natascha waren gegen diese Beziehung, weil er ein Model war. Sie dachten, dass er es mit ihrer Tochter nicht ernst meine. Zudem hatten sie das Gefühl, dass er schon eher ein Junge der arroganten Sorte sei und sicherlich ganz viele andere Frauen am Start hätte. Aber auch Bella, ausgerechnet ihre beste Freundin, hatte Bedenken geäussert, weil er immerhin drei Jahre jünger war als sie. Pascals Vater war nicht überzeugt von den beiden, da sie Polizistin war und obendrein auch noch drei Jahre älter als er. Pascals wiederum Mutter meinte, dass Natascha oberflächlich sei und aggressiv, weil sie angefressen vom Karate war. Wegen den Vorurteilen, welche die beiden von allen Seiten immer wieder spürten, waren Pascal und Natascha sehr verzweifelt. Sie wussten nicht mehr, was richtig oder falsch war. Darum sprachen sie miteinander darüber. Die ganze Nacht hatten sie kein Auge zugemacht. Am Anfang wussten sie gar nicht, wie sie anfangen sollten miteinander darüber zu sprechen. Doch dann schüttete Pascal ihr sein Herz aus. Er war der Meinung, dass der Altersunterschied nichts ausmachte, wenn man sich liebte. Er musste Natascha versprechen, dass er ihr treu bleibe und er es ernst mit ihr meine. Einig waren sie sich, dass es egal sei, welchen Beruf man ausübte. Hauptsache wäre doch, dass man Spass daran hätte. Diese Oberflächlichkeiten aus ihrem Umfeld gab ihnen nicht gerade das Gefühl, akzeptiert zu werden. Schliesslich stand aber für beide fest: „Wir gehören trotz Altersunterschied und unseren unterschiedlichen Berufen zusammen.“ Daran könne niemand was ändern. Selbst die Familien und besten Freunde nicht. Pascal und Natascha umarmten sich herzlich und küssten sich innig. Nach langen Gesprächen bis tief in die Nacht hinein schliefen beide erschöpft, jedoch glücklich ein.
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Pascal und Natascha verabredeten sich auch am nächsten Abend im Stadtpark. Am Mittag schrieb Pascal eine Nachricht an Natascha. In dieser Nachricht stand: hey natascha ich möchte dir sagen dass ich dich von ganzem herzen liebe dass uns nichts trennen kann auch nicht unsere eltern und freunde du bist die einzige frau für mich es gibt keine andere frau ausser dir ich möchte dich nur glücklich machen ich wünsche dir einen guten nachmittag ich freue mich auf heute abend lg pascal <3 Natascha antwortete darauf: hey pascal ich liebe dich auch von ganzem herzen werde immer zu dir stehen egal was passiert wünsche dir auch einen guten nachmittag lg natascha <3 Am Abend trafen sie sich dann wie verabredet im Restaurant Tres Amigos im Stadtpark. Sie sprachen noch einmal über alles und beschlossen, dass sie nie mehr auf andere hören würden.
Kapitel 6 Eine unerwartete Begegnung Als Pascals Mutter Anna-Katrin wieder einmal durch die Wohnung schrie, wussten alle, was los war. Ihr Sohn hatte seit kurzem eine Freundin und bekanntlich waren die Eltern mit dieser Beziehung nicht ganz einverstanden. Und dasselbe galt ja im Übrigen auch für ihre Eltern. Pascal und Natascha mussten etwas dagegen unternehmen. Zusammen kamen sie auf eine gute Idee. Sie würden ihre Eltern auf ein Essen in einem Restaurant einladen. Gute Gründe für die Einladung hatten sie auch schon gefunden. Somit wurde noch am selben Abend ein Tisch im Restaurant Bloom reserviert. Natascha lud ihre Eltern ein, weil sie die Autoprüfung bestanden hatte, und er lud seine Eltern ein, weil er ein Fotoshooting bei H&M erhalten hatte. Als Natascha mit ihren Eltern im Bloom ankamen, sassen Pascal und seine Eltern schon am Tisch. Es gab ein leichtes Entsetzen bei beiden Eltern. Die Eltern von Natascha wollten gerade wieder gehen, doch dann lief Pascal ihnen mit einer Brieftasche entgegen. Da er wusste, dass
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Natascha gerne ins Theater ging und einen humorvollen Vater hatte, brachte er den beiden Tickets für eine Vorstellung im Casinotheater. Die Überraschung war gelungen. Nataschas Vater Fritz war auf ein Mal von Pascal begeistert. Natascha hatte auch ein kleines Geschenk für Pascals Mutter. Auch sie war plötzlich beeindruckt von Natascha. Die Eltern kamen nun immer mehr ins Gespräch. Sie diskutierten über Gott und die Welt und natürlich auch über die Beziehung der beiden. Die Zeit verging wie im Flug. Gegen Mitternacht beendeten die beiden Familien langsam ihr Treffen, da es schon spät war. Die Eltern der Beiden waren sich darüber einig geworden, dass sie das Liebesglück ihrer Kinder in Ruhe lassen sollten, obwohl beide Eltern immer noch nicht ganz von der Beziehung überzeugt waren.
Kapitel 7 Im Chalet Pascal hatte ein schönes Wochenende für Natascha in einem Chalet in den Bergen organisiert. Sie fuhren mit dem Auto, das Bella ihnen ausgeliehen hatte, zum Chalet. Das Berghaus gehörte Davids Eltern. Das Chalet war sehr modern und nobel eingerichtet. Die Türgriffe waren aus Gold und das Badezimmer hatte eine Badewanne mit Sprudelbad. Sie genehmigten sich nach der Ankunft sofort ein erholsames Bad. Nach dem Bad gingen sie unten im Dorf Nachtessen. Pascal schaute ihr in die Augen. Sie war wunderschön. Sie trug eine geblümte Bluse mit kurzen Ärmeln und Hotpants. Ihr langes, braunes Haar glänzte im Sonnenlicht. Pascal hatte ein strahlend weisses Hemd an, das er extra für dieses besondere Wochenende besorgt hatte. Später machten sie einen Spaziergang am Bergsee. Im See spiegelten sich die Sterne. Eine Sternschnuppe blitzte am Nachthimmel auf. Sie wünschten sich sofort etwas. Ob sie sich das Gleiche gewünscht hatten? Sie schlenderten zurück zum Chalet. Dort sassen sie im Wohnzimmer auf dem eleganten Ledersofa und unterhielten sich über alles Mögliche. Sie sahen sich tief in die Augen, küssten sich zärtlich und kamen sich immer näher. Dann passierte es: sie verbrachten eine wildromantische Nacht zusammen.
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Am nächsten Morgen erwachten sie überglücklich. Über die vergangene Nacht wurde nicht mehr gesprochen. Natascha stand auf und zauberte ein wundervolles Frühstück. Sie genossen zusammen die Zweisamkeit im Chalet, bis sie am Sonntagnachmittag wieder nach Hause fahren mussten. Auf dem Nachhauseweg hatten sie eine Autopanne und kamen deshalb erst spät abends nach Hause. Zuhause angekommen mussten sie Bella beichten, dass ihr Auto in einer Werkstatt sei und erst in einer Woche wieder repariert wäre. Sie war entsetzt, aber sie erholte sich schnell wieder. Am nächsten Morgen erzählte Natascha Bella von dem Wochenende, aber sie liess die spannende Stelle, nämlich dass sie miteinander geschlafen hatten, aus. Zwei Tage später wollte Natascha Pascal anrufen, doch er nahm nicht ab. Sie war irritiert, denn sie wusste nicht, was los war. Sie fragte sich, ob es aus sei mit ihnen. Sie entschloss sich, ihn Zuhause zu besuchen und ihn zur Rede zu stellen. Genau an diesem Tag war Pascal mit David fischen, als er merkte, dass er sein Handy Zuhause vergessen hatte. Er dachte sich nichts dabei und fischte weiter. Natascha klingelte an der Haustür. Die Mutter von Pascal öffnete. Natascha fragte nach Pascal, doch die Mutter wusste auch nicht, wo er war. Sie bat Natascha herein, um mit einem erfrischenden Glas Eistee auf ihn zu warten. Er kam nach 20 Minuten in voller Fischerausrüstung. In sekundenschnelle füllte sich die Wohnung mit Fischgestank. Als er Natascha sah, machte sein Herz ein Satz vor Freude. Sie aber stellte ihn sofort zur Rede und fragte ihn aufgebracht, warum er ihre Anrufe ignoriert hatte. Er nahm ihre Hand und führte sie in sein Zimmer, wo sein Handy an einem Ladegerät steckte. Sie wurde rot, ihr war ihre Eifersucht und Angst sichtlich peinlich. Pascal aber gab ihr einen Kuss und drückte sie ganz fest.
Kapitel 8 Die unerwartete Nachricht Es war erst kurz vor Mittag und schon zum dritten Mal an diesem Tag fühlte sich Natascha so, als müsste sie sich übergeben. Sie seufzte und erhob sich von dem dunkelgrünen Sessel, der im Wohnzimmer ihrer WG stand, um ein Glas Wasser in der Küche zu holen. Dies hatte jeweils gegen die Übelkeit geholfen.
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In der Küche angekommen, erblickte sie ihre Schwester Alexandra, die öfters auf Besuch bei ihr war und gerade etwas in den Kühlschrank zurücklegte. Alexandra hob ihre linke Augenbraue, als ihre grosse Schwester wieder ein Glas mit Wasser füllte. „Ist dir schon wieder schlecht?“, fragte sie verwundert. „Was? Kann ich nicht einmal mehr ein Glas Wasser holen gehen, ohne dass es mir gleich schlecht sein muss?“, fragte Natascha mit einem schlecht gespielten Ton der Empörung. Alexandra warf ihr einen genervten Blick zu. Natascha nickte einmal als Antwort, bevor sie das Wasser trank. „Vielleicht bist du ja schwanger“, scherzte Alexandra. Nachdenklich ging Natascha zurück in das Wohnzimmer und setzte sich auf den Sessel. Könnte an dem Scherz ihrer Schwester etwas Wahres dran sein? Als sie darüber nachdachte, fiel ihr die Nacht im Chalet wieder ein, welche schon etwa fünf Wochen her war. Ihre Augen weiteten sich und sie holte eilig ihre Jacke aus der Garderobe. Ohne etwas zu sagen, stürmte sie aus der Wohnungstür hinaus, bevor Alexandra weitere Fragen stellen konnte. Draussen angekommen wurde sie vom Regen überschüttet. Sie warf sich ihre Jacke über und zog die Kapuze über ihr braunes, nasses Haar. Mit hastigen Schritten ging sie auf dem Asphalt zur naheliegenden Apotheke, um sich einen Schwangerschaftstest zu besorgen. In der Apotheke wurde sie von einer Angestellten begrüsst. Alexandra erwiderte die Begrüssung und suchte dann nervös und völlig aufgelöst in den weissen Regalen nach einem Schwangerschaftstest. Währenddessen kreisten ihre Gedanken. Was sollte sie nur Pascal sagen, falls sie wirklich schwanger wäre? Nachdem sie den Schwangerschaftstest im Regal gefunden hatte, ging sie zur Kasse um zu bezahlen, bevor sie wieder verschwand. Sobald sie zu Hause angekommen war, fragte Alexandra sie, wo sie hingegangen sei. „Du musst nicht alles wissen“, murmelte Natascha und ging ins Badezimmer, um den Test auszuführen. Nach kurzem Warten erwies er sich als positiv. Ihr stockte der Atem. Alexandra klopfte an der Badezimmertür um zu sagen, dass sie gehe. „Ich schreib dir dann später“, rief sie bevor sie die Wohnung verliess. Beim Abendessen verriet Natascha Bella, dass sie schwanger ist. „Ich weiss nicht was ich tun soll“, sagte Natascha und stocherte in ihrem Salat herum. „Sag es ihm doch.“ Natascha seufzte. Nach dem Abendessen überlegte Natascha die ganze Zeit hin und her. Sie entschloss sich schliesslich dazu, die Schwangerschaft vor Pascal zu verheimlichen. Sie hatte zu viel Angst davor, dass er sie verlassen würde.
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Pascal hatte spontan beschlossen, Natascha einen Besuch abzustatten und kochte ihr Frühstück. Sie hatten in den letzten Tagen nicht gerade viel Zeit miteinander verbracht. Er machte ihr einige Pfannkuchen, die er dann auf einen Teller legte. Gerade als er die leere Mehlpackung wegwerfen wollte, erblickte er etwas, das aussah wie ein Schwangerschaftstest. Er zog seine Augenbrauen zusammen und nahm ihn aus dem Mülleimer heraus. Mit einem fragenden Blick schaute er es genauer an. In diesem Augenblick umarmte ihn jemand von hinten. „Guten Morgen“, sagte eine bekannte Stimme schläfrig. „Natascha, ist der von dir?“, fragte er. Sie riss verwundert ihre grünen Augen auf und schaute auf den Test in seinen Händen. „Ähm...“, Natascha ging einen Schritt zurück und blickte auf den Fussboden. „Natascha“, sagte er mit fester Stimme. „Ja, er ist von mir.“, flüsterte sie. „Vielleicht...vielleicht liegt er falsch.“ Er klang etwas verzweifelt. „Wir sollten wahrscheinlich zur Frauenärztin gehen, die kennt sich da besser aus. Nur um sicher zu gehen.“ Natascha nickte ihm zu. Sie assen das Frühstück in Stille, bevor sie zur Frauenärztin gingen. Zum Glück hatte sie Zeit, da eine Patientin abgesagt hatte. Sie führte Natascha in eines der schlichten Arztzimmer, wo sie auf die mögliche Schwangerschaft geprüft wurde. Pascal wartete während dieser Zeit auf Natascha im Wartezimmer. Als sie nach längerer Zeit mit gesenktem Kopf aus dem Zimmer kam, wusste er schon was los war. Sie räusperte um zu signalisieren, dass es Zeit war zu gehen. Auf dem Weg nach Hause sprachen sie darüber, was sie tun wollen. „Also... wollen wir es behalten?“, fragte er und wandte seinen Blick ihr zu. „Ja. Ich würde es nicht über mich bringen, das Kind abzutreiben“, antwortete sie. „Ich stimme dir zu.“ „Wir packen das schon“, sagte er lächelnd als sie bei der Wohnungstür ankamen und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor er sie in den Arm nahm.
Kapitel 9 Verflixte Gelüste! Nach einem anstrengenden Arbeitstag machte sich Natascha auf den Weg zu Pascal. Sie hatte sich mit ihm für ein romantisches Abendessen bei ihm Zuhause verabredet. Nichts ahnend, in welchem Drama dieser Abend enden wird, stieg sie in den Bus nach Oberwinterthur ein. Bei ihm Zuhause angekommen, legte sie sich auf die Couch, um ihm beim Kochen zuzusehen. Gerade als sie begann, ihm von ihrem Tag zu erzählen, überkam sie eine Lust, in einem Ausmass, das ihr
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nicht bekannt war. Sie verspürte Gelüste nach Schokolade und Vanilleeis. Als sie im Gefrierfach nachsehen wollte, ob Pascal Vanilleeis hat, musste sie enttäuscht feststellen, dass er keines da hat. Auch Schokolade konnte sie keine finden. Als sie ihren Freund fragte, ob er ihr welches holen würde, meinte der, er sei doch nicht ihr Diener und dass sie sich mit dem zufrieden geben solle, was er für sie gekocht habe. Daraufhin wurde Natascha wütend und warf ihm vor, er unterstütze sie zu wenig und sie wolle jetzt unbedingt ihr Eis haben, die Tankstelle habe doch noch offen. „Ich habe jetzt aber keine Lust noch nach draussen zu gehen, es regnet immerhin.“ „Ich erwarte von dir, dass du mir hilfst. Ich bin Schwanger, wie bitte schön willst du mich später mal unterstützen beim Grossziehen unseres Kindes, wenn du mir nicht mal schnell ein Eis und Schokolade bei der Tankstelle holen kannst?“ „Wenn du unbedingt Eis haben willst, dann hol dir doch selbst welches. Ich habe dir extra dein Lieblingsessen gekocht, aber wenn dir das nicht gut genug ist, dann kannst du ja jetzt auch gehen!“ Als Natascha das Haus verlies, kullerte ihr eine Träne über die Wange. So hatte sie sich den Abend mit Pascal nicht vorgestellt. Sie wehrte sich nicht gegen ihre Tränen, sondern liess ihren Gefühlen freien Lauf. Es war ihr egal, ob sich ihre dezent aufgetragene Wimperntusche verschmierte. Zu Hause angekommen schüttete sie Bella ihr Herz aus. Sie hätte nie gedacht, dass sie und Pascal sich so Streiten würden und dann auch noch wegen einem Becher Eis und einer Tafel Schokolade. Bevor sie sich in den Schlaf weinte, quälten sie tausende von Fragen. Wie wird es mit uns weiter gehen? Was passiert mit unserem Baby? Wie kann ich das alles wieder gut machen? Tut es ihm auch Leid? Macht er sich Vorwürfe? Habe ich überreagiert?
Kapitel 10 Ich liebe Dich... Als Natascha am nächsten Morgen aufwachte, war ihr übel. Sie hatte kaum geschlafen. Kurz nachdem sie aufgestanden war, überkam sie wieder diese Lust nach Vanilleeis und Schokolade. Zum Glück hatte sie von beidem welches Zuhause. Noch bevor sie sich auf den Weg zum Kühlschrank machen konnte klingelte es an der Tür. Es war neun Uhr morgens, wer konnte das nur sein? Jeder, der sie kannte wusste, dass sie am Wochenende um diese Zeit normalerweise noch im Bett lag und schlief.
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Sie öffnete die Tür und sah ihn, Pascal. Ein Glücksgefühl überkam sie. Da stand er mit einem Blumenstrauss, Kaffee und Brötchen. Es tat ihm also tatsächlich leid. Er entschuldigte sich bei ihr für sein Verhalten, worauf sie ihn in die Wohnung bat. Gemeinsam bereiteten sie das Frühstück vor. Später lagen sie mit vollem Magen im Bett. Das war Pascals Moment: er machte Natascha eine romantische Liebeserklärung. Eine, welche sie bis jetzt nur in Liebesfilmen gesehen hatte. „Du bist meine Sonne, mein Mond und all meine Sterne. Du zauberst ein Lächeln auf mein Gesicht und deins ist meine Droge. Für mich bist du perfekt. Du lässt mein Herz schneller schlagen. Ohne dich bin ich ein Niemand. Bei dir fühle ich mich wohl. Mit dir kann ich mir alles vorstellen und du kannst nicht ermessen, wie sehr ich mich auf unsere kleine Familie freue.“ Nach einem langen, leidenschaftlichen Kuss holte Pascal eine kleine, schwarze Dose aus seiner Hosentasche. „Was ist das?“, fragte Natascha. Pascal antwortete nicht, sondern forderte Natascha auf, die Dose zu öffnen. Als sie den Deckel anhob, sah sie einen silbern glänzenden Schlüssel. „Wozu ist dieser Schlüssel?“ „ Für eine Wohnung, für unsere Wohnung...“, flüsterte Pascal ihr ins Ohr.
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Die letzte Kurve
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Impressum
Autorinnen und Autoren Denisa & Shaban
Kapitel 1
Loris & Carlos
Kapitel 2
Laura & Levi
Kapitel 3
Luana
Kapitel 4
Naomi & Tiziano
Kapitel 5
Lavinia
Kapitel 6
Lea & Briken
Kapitel 7
Lenja & David
Kapitel 8
Isabelle & Wanja
Kapitel 9
Alexandra & Patrick
Kapitel 10
Redaktion Susanne Christen, Natalie Wallimann
1. Auflage Juli 2015
© Schulhaus Lindberg
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Inhalt
Kapitel 1:
Liebe geht durch den Magen
Kapitel 2:
Schmetterlingen im Bauch
Kapitel 3:
Das Missverständnis
Kapitel 4:
Ein mutiger Schritt
Kapitel 5:
Die grosse Frage
Kapitel 6:
Das entscheidende Treffen
Kapitel 7:
Zweisamkeit in Paris
Kapitel 8:
Das Bild
Kapitel 9:
Das Versprechen
Kapitel 10:
Aus der Bahn geworfen
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Liebe geht durch den Magen An einem warmen Frühsommertag treffen sich Bruno und Florian in Brunos neuer WG, um etwas zu kochen. Bruno ist erst gerade eingezogen und möchte seinen neuen WGMitbewohnerinnen, Leonie und Angela, ein Willkommensessen kochen. Die beiden sind schon seit Jahren beste Freundinnen und leben seit ein paar Monaten zusammen. Weil das Geld bei beiden eher knapp ist, haben sie sich entschlossen, die WG zu vergrössern. Bruno und Florian sind ebenfalls beste Freunde und weil Bruno nicht so gut kochen kann, hilft ihm Florian. Florian ist ein begeisterter Hobbykoch, doch ausserhalb der Küche auf dem Basketballcourt hat Florian keine Chance gegen Bruno. Dieser ist ein sehr talentierter Basketballer. Die Jungs werden ganz genau von den Mädchen beobachtet. Flüsternd sitzen sie auf dem Sofa und tauschen sich über ihre Köche aus. „Der Florian gefällt dir, nicht wahr?“, fragt Angela. „Dir entgeht wirklich nichts“, antwortet Leonie verlegen, „du kennst mich einfach zu gut.“ „Wir werden sehen, was dieser Abend noch bringt“, sagt Angela schmunzelnd, „Liebe geht ja anscheinend durch den Magen.“ In der Zwischenzeit haben die Jungs das Essen serviert und bitten die Mädchen zu Tisch. Als sie am Tisch sitzen, meint Leonie: „Ihr habt sehr schön gedeckt und ich freue mich aufs Essen.“ Florian erwidert: „Ist doch klar, dass ich Bruno helfe, Kochen ist meine Leidenschaft.“ Leonie und Florian kommen sehr schnell ins Gespräch. Florian vergisst, den Dessert zu servieren, weil er nur noch Augen für Leonie hat. Bruno ruft Florian zu sich in die Küche und sagt zu ihm: ,,Da läuft doch etwas zwischen dir und Leonie.“ – „Ja sie ist sehr süss und total mein Typ mit ihren braunen Augen und Haaren. Und erst ihr Lachen...eine Hammerfrau“, schwärmt Florian. Bruno lacht und sagt: „Lass uns das Schokoladenmousse servieren, mit dem überzeugst du sie auch noch von dir!“ Sie gehen wieder an den Tisch und Florian witzelt: „Ihr habt jetzt den besten Mitbewohner! Bruno ist lustig und ist immer gut drauf. Lasst ihn einfach nicht alleine für euch kochen.“ Leonie sagt, dass sie die beste WG sein werden. Das kann Angela nur bestätigen. Florian möchte mehr über die beiden wissen und fragt Angela, was sie denn so mache. Angela erzählt: „Ich habe eine Aufnahmeprüfung gemacht und warte nun auf das Resultat.“ Für welche Schule denn?“, fragt Bruno interessiert. „Für die Sportschule Magglingen in Zürich.“ „Ach was? Ich habe auch eine Aufnahmeprüfung gemacht fürs Basketball. Du auch?“ „Nein, ich habe mich fürs Fussball beworben.“ Im Hintergrund hören Angela und Bruno Gekicher. Angela merkt schnell, dass die zwei nur noch Augen für sich haben. Spät am Abend wird Angela müde und geht ins Bett. Kurz danach verabschiedet sich auch Bruno mit den Worten: „Wisst ihr was? Ich gehe auch. Ich störe hier nur.“ Leonie lacht scheu und wird rot im Gesicht. „Also dann bin ich mal weg. Ich muss auch noch meine Sachen wegräumen. Gute Nacht zusammen.“ „Danke, dir auch.“ Leonie und Florian geniessen ihre Zweisamkeit. Sie
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sprechen die ganze Nacht und lachen viel. Als Florian in den frühen Morgenstunden nach Hause geht, fällt Leonie todmüde aber glücklich ins Bett. Denn Florian hat sie nach einem Date gefragt.
Schmetterlinge im Bauch Das zweite Treffen bereitet Florian ganz genau vor: Marshmallows zum Essen, eine Decke...es soll ein richtig romantischer Abend werden. Nach den Vorbereitungen begibt sich Florian zum Zürichsee, an den sehr bekannten Ort „Zürichhorn“. Als er dort ankommt, breitet er sofort die Decke aus und macht ein gemütliches Lagerfeuer. Nun kann sie kommen. Er ist sehr nervös, denn es ist immerhin ihr erstes gemeinsames Treffen alleine. Die abgemachte Zeit hält Leonie nicht ein. Florian glaubt, dass sie nicht mehr kommt. Er bleibt aber noch. Mit Verspätung kommt dann Leonie, sie will sich entschuldigen, dass sie zu spät kommt, doch Florian blockt ab, umarmt sie und sagt ihr mit erleichterter Stimme: „Sag nichts, ich bin einfach froh, dass du hier bist.“ Nach der langen Umarmung setzen die beiden sich auf die Decke und geniessen ohne ein Wort zu wechseln die wunderschöne Aussicht. Leonie denkt sich, `will er denn gar nicht wissen, wo ich war?`, behält die Frage aber für sich. Nach einer gefühlten Ewigkeit, getraut sich endlich jemand etwas zu sagen: „Und wie geht es dir?“, fragt Florian mit scheuer Stimme. -„Ganz gut. Und dir?“, antwortet sie leise. -„Ja auch, wegen einer bestimmten Person“, sagt Florian mit zwinkerndem Auge. Leonies Schmetterlinge im Bauch flattern wie verrückt. Sie sagt Florian, dass er sehr gut kochen könne und das Essen, was er beim „WG-Essen“ gekocht habe, sehr gut gewesen sei. Er bedankt sich bei ihr und sagt, dass es ihm sehr viel Freude bereitet habe und er gerne wieder einmal für sie koche. Leonie interessiert sich dafür, was er beruflich so mache. Er antwortet darauf: „Ich arbeite in der Mercedes Benz Automobil AG von meinem Vater. Und du?“ Sie sagt, sie studiere Medizin und arbeite Teilzeit in der Bar „Dante“. „Kommen wir doch wieder zu den Autos zurück. Was hast du denn für ein Auto?“, fragt Leonie neugierig. -Er sagt, er fahre natürlich einen Mercedes. Er schraubt auch gerne daran rum.-„Also ist das wirklich deine Leidenschaft?“, meint sie. -Er antwortet mit „Ja.“ Florian denkt sich, ‚’soll ich ihr ehrlich sagen, dass ich illegale Autorennen fahre, oder lieber nicht?’ Er entschliesst sich, dass es noch zu früh ist und er nichts riskieren möchte. Nach langem und intensivem Reden betrachten sie noch eine Weile die letzten Sonnenstrahlen, die noch zu sehen sind, bis sie dann ganz weg sind. Als die Sonne komplett verschwunden ist, schauen sich die beiden lange und tief in die Augen. Leonie greift zärtlich nach seiner Wange um ihn zu sich zu ziehen. Ihre warmen Körper berühren sich und schon bald auch ihre Lippen. Für 57
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die beiden entsteht ein Feuerwerk. Während sie sich küssen, fängt es ganz stark an zu regnen, eben ein typisches Sommergewitter. Sie suchen Schutz unter der Decke und rücken ganz nahe zusammen. Florian und Leonie spazieren überglücklich nach Hause. Florian begleitet sie natürlich zur WG. Als die beiden vor ihrer WG-Tür sind, gibt Florian ihr einen Kuss auf die Stirn und geht dann auch, weil es schon ziemlich spät ist. Ganz verliebt geht Leonie nun in die WG, schlendert ganz glücklich ins Bett und schläft augenblicklich ein.
Das Missverständnis Am nächsten Abend geht Leonie zur Arbeit. Auf dem Weg dorthin denkt sie die ganze Zeit an den Kuss von gestern Abend. Sie kann es gar nicht glauben, was gestern alles passiert ist. Leonie bemerkt, dass sie ein Kribbeln im Bauch hat und probiert sich auszuschütteln, weil alles in ihrem Körper kitzelt. Als sie vor der Eingangstür steht, sieht sie wie viele Leute schon in der Bar sind. Während sie zur Umkleide läuft, kommt ihr eine Mitarbeiterin entgegen und erklärt ihr, dass sie die Nachtschicht alleine machen muss, weil ihre Mutter einen Herzinfarkt hatte. Leonie wird klar, dass sie viel zu tun haben wird. Sie läuft von Tisch zu Tisch und ist total im Stress. Ein Gast nervt sie besonders, deswegen nennt sie diesen Mann Herr Nervig. Herr Nervig will mit Leonie ins Gespräch kommen, deswegen bestellt er sich immer wieder Getränke. Leonie probiert, die Gesprächsversuche abzublocken. Er wird durch die vielen Getränke immer betrunkener. Plötzlich merkt Leonie, dass es eigentlich schon Feierabend ist und schickt alle Leute nach Hause. Nur Herr Nervig geht nicht, weil er noch etwas trinken möchte. In diesem Moment erreicht Florian die Bar. Er möchte Leonie überraschen, doch was er sieht, gefällt ihm gar nicht. Florian beobachtet, wie Leonie mit irgendeinem Typen spricht und ihm auch sehr nahe kommt. Leonie möchte sich von Herrn Nervig lösen und dreht sich weg. Da sieht sie Florian. Dieser läuft wütend weg. Leonie schubst Herrn Nervig weg und ruft Florian hinterher. Doch dieser ist schon weg. Sie steht vor der Eingangstür und ruft Florian noch einmal, aber keine Antwort kommt von Florian zurück. Sie gibt die Hoffnung auf und kehrt zurück in die leere Bar. In der Bar räumt sie weinend die letzten Sachen auf. Zuhause versucht sie ihn alle 10 Minuten anzurufen doch er nimmt nicht ab. Sehr traurig und enttäuscht von sich selber geht sie schlafen. Am nächsten Morgen steht sie sehr besorgt auf um ihn anzurufen, doch er nimmt wieder nicht ab. Am liebsten würde sie ihn direkt besuchen gehen aber sie muss zur Uni. In der Uni kann sie sich kaum konzentrieren und denkt nur an Florian. Nach der Uni entscheidet sie sich ihn in der Garage zu besuchen. Auf dem Weg macht sie sich Gedanken darüber, was sie ihm alles sagen könnte. Kurz vor der Garage bleibt sie stehen und überlegt ob sie wirklich zu Florian gehen soll. Da sie das 58
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Missverständnis aber klären will geht sie doch. Sie klopft ganz nervös an der Bürotür von Florian. Plötzlich hört sie leise wie sich etwas im Büro bewegt. Ihre Hände werden ganz schwitzig und sie beginnt am ganzen Körper zu zittern. Als dann die Tür aufgeht bekommt sie ganz weiche Knie und ihr wird fast schwarz vor den Augen, doch sie weiss, dass sie da durch muss. Florian sieht sie und fragt ganz provokativ: „Suchst du etwas?“ Leonie merkt, dass Florian sehr verletzt ist. Bevor sie etwas sagen kann macht er die Tür wieder zu. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und öffnet sie wieder. Florian sitzt wieder auf seinem Stuhl und arbeitet weiter. Während Florian so tut als würde er arbeiten, erklärt Leonie ihm, dass es ein Missverständnis ist. Sie sagt ihm, dass sie keine einzige Minute nicht an ihn denken konnte. Er steht auf und geht auf die andere Seite des Tisches dort wo Leonie gerade steht. Sie schauen sich beide ganz tief in die Augen. Die Knie von Leonie werden noch weicher. Sie macht ein paar Schritte auf ihn zu und küsst ihn. Währendem sie sich küssen, zieht Leonie sich zurück. Sie dreht sich um und läuft weg. Florian hält ihre Hand fest und fragt sie: ,,Willst du reden?“ Leonie ist natürlich einverstanden und erklärt ihm, was an diesem Abend passiert ist: „Dieser Mann war nur ein nerviger Gast, der etwas von mir wollte, weil er so viel getrunken hatte, hat er mich bedrängt und wollte mich umarmen. Ich schubste ihn weg, doch in diesem Moment warst du schon verschwunden.“ Er erwiderte: „Was kannst du tun das es nicht mehr passiert?“ - „Ich werde nicht mehr auf Privatgespräche eingehen bei der Arbeit“.
Ein mutiger Schritt Sie verspricht ihm, in Zukunft darauf zu achten Abstand zu männlichen Gästen zu halten. Florian verhält sich immer noch seltsam, weil er ihr noch nichts wegen den illegalen Autorennen gesagt hat. Leonie merkt, dass mit ihm etwas nicht stimmt: „Wir haben doch alles geklärt, oder?!“, sagt sie. „Ich…ich muss dir noch etwas gestehen..“, stottert Florian. „ Ja?“, antwortet sie neugierig. „Ehm ja wie soll ich dir das sagen“, sagt er ganz leise, „Ich fahre Autorennen.“ Mehr bringt er nicht aus sich heraus. Leonie lacht und fragt, was daran schlimm sei. „Ja eigentlich nichts, ausser ehm.. das die Rennen illegal sind“. Er ist erleichtert, dass die Wahrheit raus ist und wartet gespannt auf ihre Antwort. Ihr Freund fährt illegale Autorennen? Sie kann es nicht glauben. „WAAAAAS? Was machst du? Habe ich richtig gehört?!“, schreit sie ihn an. Florian erschrickt, was soll ich ihr jetzt sagen? Wie soll ich ihr das erklären? Tausend Fragen gehen ihm durch den Kopf. „Okay ganz ruhig“ flüstert Flo zu sich. „Ich verspreche dir, dass ich damit aufhöre“. Leonie ist erleichtert „Wirklich?“, antwortet Leonie. „Natürlich nur für dich mein Schatz“, flüstert Florian. Er weiss keinen anderen Ausweg. Er musste nur noch ein Rennen fahren, dann war die Meisterschaft fertig. Leonies Handy klingelt, es ist Angela. Sie antwortet: „Hallo Angela? Ja, was 59
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ist?“ Angela berichtet ihr, dass sie an der Sportschule angenommen worden sei und nicht mehr in der WG wohnen könne. Zur gleichen Zeit klingelt Florians Handy. Es ist Bruno. Er hat die gleichen Neuigkeiten wie Angela. Als beide auflegen, erzählt Florian von Brunos News und Leonie ist traurig. „Was soll ich jetzt machen? Angela und Bruno müssen also aus der WG ausziehen. Ich habe nicht genug Geld. Wo soll ich jetzt hin?“, meint Leonie verzweifelt. „Du kannst zu mir kommen“, schlägt Florian spontan vor. „Wirklich?“ antwortet Leonie. „Ja natürlich“ „Ach wie süss von dir“, murmelte Leonie und küsste ihn. „Komm gehen wir nach Hause es ist schon spät“, flüstert Florian ihr ins Ohr.
Die grosse Frage Florian kommt gerade rechtzeitig zum Essen nach Hause und setzt sich hin. Seine Mutter reicht ihm einen Teller und schöpft ihm. Die knusprige Lasagne schmeckt köstlich. Die Familie ist noch nicht sehr im Gespräch vertieft. Er verhält sich ruhig, weil er nicht weiss, wie seine Eltern auf die Frage, ob Leonie bei ihnen einziehen dürfe, reagieren werden. „Florian, wer war diese Brünette, die dich heute besucht hat?“, fragt sein Vater mit einem Pokerface. „Leonie“, antwortet er knapp. Er spürt aber die fragenden Blicke seiner Mutter und merkt, dass die Stunde der Wahrheit gekommen ist. „Ich habe sie durch Bruno kennengelernt, als ich ihm half für seine neue Wohngemeinschaft zu kochen. Wir haben uns aber auch schon alleine getroffen und ich mag sie wirklich sehr... sie ist besonders. Und ja Mom mit ihr meine ich es ernst. Sehr sogar.“, erklärt er selbstsicher und verliebt. „Dass hoffe ich sehr, ich möchte nicht wieder jemanden in mein Herz schliessen, der dann geht“, und ihre Blicke wandern traurig zu Max. Trotz guten Argumenten sind die Eltern noch nicht überzeugt. Weil er Leonie jedoch auch noch nicht all zu lange kennt und nicht viel über sie sagen kann, ist es schwierig sie als `die Richtige` dastehen zu lassen. Der Vater ist mit allem zufrieden bis zur Frage, wie viel sie verdiene. 600 – 800 Franken ist ihm eindeutig zu wenig und beginnt zu zweifeln. „Was macht sie denn falsch, dass sie nur so wenig verdient?“, fragt Stefanie, die Mutter, geschockt, „hat sie keine richtige Arbeit? Oder ist das Arbeitsgeld?“ Die Eltern sind erleichtert, als Florian sie beruhigen kann, dass sie Medizin studiere. Aber vom Nebenjob in der Bar sind sie nicht ganz begeistert. Sein Bruder Max ist die ganze Zeit ruhig, hört aber aufmerksam zu. Vater Herbert will noch mehr Informationen von Max, der aber auch nichts von Leonie weiss. Langsam ist die Stimmung im Eimer und das Wichtigste wurde noch gar nicht angeprochen. „Ich weiss, ihr seid nicht sehr erfreut, trotzdem mag ich sie wirklich. Und deshalb wollte ich euch fragen, ob sie vorübergehend hier einziehen darf... Sie wohnt ja mit Bruno und Angela in einer WG, aber die beiden beginnen im September an der Sportschule Magglingen zu studieren. Ich weiss, es geht sehr schnell und ja es ist auch sehr spontan, aber sie 60
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weiss auch nicht wohin und ich habe ihr das vorgeschlagen. Ich habe auch meine eigene Wohnung und das würdet ihr auch nicht merken. Ich werde sie selbständig unterstützen.“ Als er seinen Monolog beendet hat, herrscht Totenstille, keiner isst und keiner lässt ihn aus dem Blick. „Was halten ihre Eltern davon?“, ist das erste, was seine Mutter wissen will. „Ich weiss nicht, was sie davon halten, ich weiss noch nicht einmal, was sie besprochen oder ob sie überhaupt schon mit ihnen darüber gesprochen hat. Ich sage nur, dass sie eigentlich auch genug alt ist und ihre Eltern da nichts mehr mit zu bestimmen haben und sie auch nicht mehr zu Hause wohnt.“ Max stellt in der Zwischenzeit seine Sache zusammen, damit er in seinen Wohnungsbereich kann. Der Vater ist fertig mit essen und denkt darüber nach und kommt zum Schluss: „Ich glaube uns allen ist klar, dass ein Familienessen bevorsteht.“
Das entscheidende Treffen Heute Abend ist es so weit Leonies Familie geht zu Florian nach Hause. Leonie und Florian sind sehr aufgeregt und die Eltern sind auch nicht sicher wie sie mit dem Thema umgehen sollen, dass ihre Kinder zusammenziehen wollen. Doch sie wissen, sie müssen da durch. „Mamma!, Pappa! Seit ihr bereit?“ Ruft Leonie, die vorhin angekommen ist, durch das ganze Haus. „Ja Schatz, wir kommen.“ Während der Fahrt spricht Leonie noch einmal das Thema von heute Abend an: „Ich habe euch gestern Abend die Situation erklärt, dass Bruno und Angela ausziehen da sie von der Sportschule angenommen wurden. Deshalb wäre ich sehr froh, wenn ihr heute Abend zuerst zuhören könntet. Es ist sehr wichtig für Florian und mich.“ Bei Florian angekommen klingeln sie. Die Tür wird von einem braunhaarigen Jungen geöffnet. Er stellt sich als Max und Bruder von Florian vor, und macht einen freundlichen Eindruck. „Kommt doch herein.“ Das Haus (eher eine Villa) ist sehr modern eingerichtet. Überall stehen teure designer Möbel, und alles ist weiss gestrichen. Ziemlich steril findet Leonie. Doch es gefällt ihr. Sie werden von Max in ein sehr schönes Wohnzimmer geführt, wo sie bereits empfangen werden. Alle begrüssen sich. „Guten Abend, mein Name ist Herbert und dies ist meine Frau Stefanie. Wir heissen euch herzlich Willkommen.“ „Vielen Dank für die Einladung. Ich bin Matthias und das ist Brigitte, meine Frau.“ Mit viel Neugier fragt Stefanie, die Mutter von Florian: „Und du musst wohl Leonie sein.“ „Ähm, nein ich bin ihre Schwester.“ Antwortet Xenja unsicher. Peinlich berührt von der Verwechslung, antwortet Stefanie: „Das tut mir jetzt wirklich schrecklich leid.“ Nach der Begrüssung und der etwas peinlichen Situation, setzten sich alle an den Tisch. Das Essen wird kurz danach serviert. Es schmeckt allen, und die zwei Familien kommen ins Gespräch. Sie sprechen über belangloses Zeug, bis Leonies Mutter das eigentliche Thema aufgreift. „Wie finden sie das mit dem zusammenziehen?“ fragt sie Stefanie. „Ich bin hin und her gerissen. Ei61
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nerseits finde ich es eine gute Idee dass sie sich unterstützen, anderseits finde ich es problematisch, da Leonie kein regelmässiges Einkommen hat.“ Es wird nun ruhiger am Tisch, alle hören der Unterhaltung der beiden Mütter zu. „Ich würde sagen, wir als Leonies Eltern können sie auch unterstützen, wenn es mal knapp werden könnte.“ Fügt Matthias hinzu. „Ich denke die beiden sollten es einfach probieren. Wir haben ja genügend platzt hier, und er hat ja seinen eigenen Wohnungsabteil.“ Schlägt Herbert vor. Florian und Leonie sind begeistert von diesem Vorschlag. Alle sind einverstanden, mit der Bedingung, dass Leonie, Florians Familie nicht zur Last fällt. Leonie und Florian freuen sich riesig und schauen sich verliebt in die Augen. In diesem Augenblick kommt Florian einen gute Idee in den Sinn. Er möchte unbedingt dass sie ein Wochenende zusammen verbringen. Plötzlich sprudeln die Wörter nur aus ihm heraus: „Leonie und ich sollten ein Wochenende nach Paris fahren, um uns besser kennenzulernen.“ Leonie schaut ihn fragend aber begeistert an. Alle anderen sind auch ein wenig überrumpelt. Doch niemand hat etwas dagegen. Florian fragt Leonie: „Hättest du Zeit und Freude daran mit mir zu verreisen?“ „Ja, klar komme ich mit. Ich war noch nie in Paris. Das wird sicher toll.“ Beide freuen sich riesig, dass alles gut geklappt hat. Die zwei Familien reden noch bis spät in die Nacht hinein, und verstehen sich blendend. Als um ein Uhr nachts, Leonies Familie aufbricht, sind alle sehr müde jedoch sehr glücklich. Brigitte und Matthias bringen Leonie noch in die WG und fahren danach nach Hause. Leonie fällt überglücklich ins Bett. Am nächsten Morgen überlegt sie, was sie wohl nach Paris mitnehmen soll.
Zweisamkeit in Paris Als sie das Wochenende geplant haben, packen sie ihre Koffer und laden sie in Florians Auto. Am Freitagabend fahren sie Richtung Basel. Dort muss Florian bereits tanken. Es nervt Leonie, dass Florian jetzt schon tanken muss und sie darum Zeit verlieren, die sie eigentlich gemeinsam unter dem Eifelturm verbringen könnten. Sie fahren über die Grenze. In der Ortschaft Troyes legen sie eine zweite Pause ein. Nach der Ortschaft Troyes fahren sie ohne Stopp bis nach Paris. Sie kommen am Samstagmorgen in der Stadt Paris an. Leonie ist während der Fahrt eingeschlafen. Als sie beim Hotel ankommen, muss Florian Leonie wecken. Dies passt ihr gar nicht. „Ich wusste gar nicht, dass du ein Morgenmuffel bist“, scherzt Florian. „Und du bist unorganisiert, auch nicht besser“, entgegnet Leonie lachend. Am Abend gehen sie in ein Restaurant romantisch essen. Das Nachtessen dauert eine Weile. Spät in der Nacht kehren sie in das Hotel zurück. Als sie ankommen machen sie sich bereit für das Bett. Florian, der fast einen ganzen Tag nicht geschlafen hat, schläft sofort ein. Ich kann nicht glauben, dass der einfach einschläft. Unser erstes gemeinsame Wochenende habe ich mir irgend62
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wie anders vorgestellt`, denkt sich Leonie enttäuscht. Da sie noch nicht einschlafen kann, entscheidet sie sich, den schlafenden Florian zu zeichnen. Während sie ihn zeichnet, merkt sie, wie toll und attraktiv sie ihn findet. Das Bild gelingt ihr aber nicht besonders, dennoch schläft sie glücklich ein. Nach dem Frühstück packen sie ihre Sachen für die Rückreise. Am Vormittag will Leonie den Eifelturm besuchen, Florian aber das Louvre. Sie einigen sich, dass sie das Louvre am Vormittag besuchen und später am Abend den Eifelturm. Sie gehen mit der Metro Richtung Museum. Dort angekommen ist Florian sehr begeistert vom Bild der Monalisa. Nach diesem spannenden Besuch im Museum haben beide Hunger. Sie beschliessen, in ein Restaurant ganz in der Nähe zu essen. Es ist ein kleines Lokal, aber das Essen schmeckt ihnen trotzdem. Am Nachmittag spazieren sie der Champs Elysées entlang. Leonie würde gerne einkaufen gehen, doch der Pariser Eiffelturm steht auf dem Programm. Als sie oben ankommen, sagt Florian zu Leonie: „Es ist sehr schön mit dir“, und küsst sie. Sie verbringen noch eine Weile auf dem Eiffelturm und geniessen die Aussicht. Am Abend machen sie sich auf den Weg nach Hause. Sie fahren ziemlich schnell bis nach Aarau. In Aarau überhitzt das Auto. Sie. müssen es zwei Stunden abkühlen lassen. Aber das stört die zwei nicht, weil sie so mehr Zeit für sich haben. Sie unterhalten sich und kuscheln miteinander. Sie verlieben sich immer mehr und mehr. Die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Florian bringt Leonie nach Hause. Vor der Haustür nimmt Leonie ihren Mut zusammen und flüstert: „Danke, es hat mir sehr gefallen mit dir...ich liebe dich.“ Florian nahm sie fest in den Arm und küsste sie. Sie bleiben noch eine Weile und geniessen es, einfach zusammen zu sein.
Das Bild Es ist Montagabend. Leonie ist noch in der Bar. Florian und Bruno möchten einen schönen Männerabend in der WG verbringen. Kurz nach halb acht kommt Florian in die WG. „Hallo“ ruft er durch die Wohnung, hört allerdings nur das Geräusch von plätscherndem Wasser aus der Dusche. So beschliesst er, sich ein wenig in der WG umzuschauen. Erst geht er den schmalen Flur entlang von der Eingangstüre zum Wohnzimmer. Dabei kommt er an gestapelten leeren Bierharassen und Abfallsäcken, die zur Entsorgung müssten, vorbei. Im Wohnzimmer steht ein blaues Ikea Sofa in einer Ecke, ein kleiner Tisch davor und eine Topfpflanze daneben. Da Bruno immer noch nicht fertig ist, beschliesst Florian, sich die zweite Etage anzuschauen. Er geht die Treppe hoch, steht vor drei Türen und öffnet die Erste. Die Abendsonne scheint durch ein kleines Dachfenster ins Zimmers, auf ein Notizbüchlein das in mitten des Schreibtisches zwischen Anatomiebüchern liegt. Trotzdem das im ein inneres Gefühl sagt, dass man sich nicht einfach so in fremden Zimmer um63
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schauen darf, setzt er sich an den Schreibtisch und öffnet das Büchlein, dass mit „Leonies Zeichnungen“ angeschrieben ist. Auf den ersten Seiten sieht Florian mit Bleistift gezeichnete Organe, die er nicht alle definieren kann. Als er schon fast das ganze Büchlein durchgeblättert hat entdeckt er plötzlich ein Portrait eines Mannes. Schockiert schaut er es sich genauer an und entdeckt das Datum ihres Ausfluges. Ihm gehen die schlimmsten Gedanken durch den Kopf wie: Sie hätte sich mit einem anderem Mann getroffen als er nach der anstrengenden Autofahrt einige Stunden geschlafen hat. Kurz nachdem er aus seiner Schockstarre erwacht hört er Geräusche von der Treppe. „Hallo, ist jemand hier.“ Florian erschrickt das ist nicht die erwartete Stimme von Bruno! Doch er kannte die Stimme da war er sich sicher... „Florian!? Was machst du denn in meinem Zimmer?“ Florian zuckt zusammen, dreht sich um und schaut direkt in die Augen seiner Freundin, die ausser sich ist vor Wut und Enttäuschung über ihren Freund der ohne dass sie Zuhause ist in ihrem Zimmer herumschnüffelt. Nach einer Schweigeminute in der sich Niemand äussert, platzte Leonie der Krage und konfrontierte Florian: „Was machst du hier in meinem Zimmer, dass sind meine vier Wände da hast du nichts zu suchen?!“ Darauf hin antwortet Florian: „Und wer ist das?“, dabei zeigte er ihr das Bild des Mannes aus dem Zeichenbuch. Leonie beginnt zu stottern. Sie kann noch keine Antwort geben als ihr Florian ins Wort fällt: „Es tut mir leid das ich in deinem Zimmer war, aber informiere mich das nächste mal früher wenn du schon einen feste Beziehung hast.“ „Du bist mein fester Freund ich habe keine andere Beziehung! Das bist doch du auf dieser Zeichnung, damals im Hotelzimmer als du dich ausgeruht hast, habe ich dich abgezeichnet. Es tut mir leid ich bin nicht die beste Zeichnerin.“ Darauf hin geht ein lachen durch den Raum.
Das Versprechen Am Samstagmorgen beim Frühstück unterhalten sich Angela und Leonie über die Nachmittagspläne. „Gehen wir zuerst in den H&M?“, fragt Angela. „Oh ja, ich habe dort einen schönen Overall gesehen. Den möchte ich unbedingt kaufen.“-„Dann gehen wir etwa um 14 Uhr in die Stadt. Bruno, die Schlafmütze, soll den Abwasch machen.“ Später gehen sie wie vereinbart zum Shoppincenter Shilcity. Sie reden über Leonies und Florians Beziehung. „Er ist so romantisch und offen. Er ist einfach ein Traum“, schwärmt Leonie. Angela sagt nichts. Leonie schwärmt weiter, was für ein cooler Typ er sei. Doch Angela erwidert nur genervt: „Ich dachte wir wollten shoppen und nicht über eure Beziehung reden.“ Leonie antwortet darauf: „Ist schon gut. Ich hör ja auf.“ Sie kaufen im H&M den Overall, den Leonie so gerne wollte und ein paar Klamotten. Dabei trifft Leonie trifft ein paar alte Schulfreunde, mit denen sie sich kurz unterhält. Dannach gehen sie weiter. Angela geht noch in einen teuren Laden und kauft sich eine Gucci-Tasche für 64
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400 Franken, für die sie sehr lange gespart hat. Leonie jedoch geht lieber, da sie nicht so viel verdient, in günstigere Läden. Deshalb trennen sich ihre Wege für kurze Zeit. Leonie möchte Florian ein Geschenk kaufen. Da sie jedoch noch nicht so genau weiss, was er mag, ruft sie Bruno an. Es klingelt kurz, doch anstatt einer Begrüssung von Bruno hört sie nur ein Rauschen und: „…Florian, mit diesem Auspuff gewinnst du das Rennen nie…ou shit, Leonie?!“ Leonie legt geschockt auf. Blitzschnell wird ihr klar, dass Florian sie angelogen hat! Schnell sucht sie Angela im Gucci-Geschäft und erzählt ihr, was sie gerade gehört hat. „Er hat mir versprochen, dass er damit aufhört. Verstehst du das?!“, fragt sie weinend. Angela versucht sie zu trösten: „Das ist eben seine Leidenschaft.“-„Du verteidigst ihn auch noch!“, schreit sie wütend und läuft weg. Angela versucht sie zu stoppen, doch da steigt Leonie in ein Tram, das gleich darauf losfährt. Angela bleibt alleine zurück. Leonie begibt sich zur Garage, in der Florian arbeitet, und stellt ihn zur Rede. In der Zwischenzeit wird Florian von Bruno über den missglückten Anruf informiert. Sobald Leonie in der Garage ist, legt sie los: „Spinnst du eigentlich mich so anzulügen? Weisst du eigentlich, wie gefährlich diese ganze Sache ist? Du könntest dabei draufgehen. Weshalb machst du diesen Scheiss überhaupt?“ „Wow, nicht so schnell. Reg dich erst mal ab. Und überhaupt ist das eigentlich meine Sache.“„Wenn du mit mir zusammen bist, ist das auch meine Sache“, erwidert Leonie wütend. „Das ist es ganz bestimmt nicht! Ich sage ja auch nicht, dass du deine Arbeit in der Bar aufgeben sollst!“ „Beim Kellnern kann man aber nicht draufgehen. Lenk nicht vom Thema ab! Du hast mir versprochen, dass du aufhörst. Wenn du dieses Versprechen sowieso nicht einhalten kannst, solltest du es auch nicht geben. Ich dachte, das mit uns sei etwas Besonderes.“ „Das ist es auch. Aber du bist nicht meine Mutter, die immer meint, auf mich aufpassen zu müssen.“ „Nein, ich bin deine Freundin und mach mir einfach Sorgen um dich! Ich möchte dir vertrauen können!“ „Dein Problem, wenn du mir nicht vertrauen kannst! Ich kann auf mich aufpassen!“ Leonie sieht Florian fassungslos an und verlässt wortlos die Garage.
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Aus der Bahn geworfen Als Leonie Zuhause ankommt, überlegt sie sich, was sie tun soll. Sie entscheidet sich dann, ihre Schwester um Rat zu bitten und ruft sie an. „ Ja, hallo Schwester... Wie geht es dir?“, fragt Xenia. „Florian und ich haben uns zum ersten Mal gestritten.“ Xenia fühlt mit und fragt: „Was ist passiert?“ Leonie erklärt der kleinen Schwester alles. Xenia gibt den Rat, erst mal Abstand zu halten. Obwohl es Leonie unglaublich schwer fällt, setzt sie diese Idee um. Florian merkt, dass Leonie auf Distanz geht und versucht sie mehrmals vergeblich anzurufen. Schliesslich entscheidet er sich schweren Herzens, ihr eine Woche Zeit zu geben. Florian versucht sich abzulenken und geht mit seinem Bruder Max nach Basel. Sie machen bei einem Autotuning Wettbewerb mit. Während dessen zeichnet Leonie Kunstwerke und versucht die Gefühle für Florian zu verdrängen. Aber diesmal hilft sogar das Zeichnen nicht, sie muss immer an ihn denken. Florian kommt von Basel nach Zürich mit seinem neuen, getunten Auto. Sie hatten damit im Wettbewerb den zweiten Platz gewonnen. Er ist so glücklich, dass er genug Kraft hat, Leonie einen Liebesbrief zu schreiben. Florian geht bei Leonie vorbei und legt denn Brief in denn Briefkasten. Als Leonie nach Hause kommt und den Briefkasten leert findet sie den Liebesbrief. Sie reisst ihn auf und fängt sofort zu lesen an: Liebe Leonie, Ich liebe dich und ich brauche dich, mehr als du denkst. Bitte lass mich nie alleine, ich habe solche Angst, dass du gehst. Es wäre so schön. immer bei dir zu sein, dich immer an meiner Seite zu haben. Ich weiss, wir sind noch jung und wir wissen nicht, was auf uns zu kommt, aber ich kann mir momentan ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Weisst du eigentlich, wie wichtig du mir bist? Du bist Alles für mich und du bringst mich jeden Tag zum Lächeln. Ich werde alles dafür tun, um dich glücklich zu sehen. Es tut mir leid, dass ich nicht von Anfang an ehrlich zu dir war. Gib mir Zeit. Und ich gebe mir Mühe! Bitte geh nicht, egal wie schwierig ich bin. ICH LIEBE DICH. Melde dich bei mir. Leonie steigen die Tränen in die Augen. In dem Moment kommt Angela rein. Sie sieht Leonie ganz traurig und umarmt sie. Leonie gibt ihr stumm den Brief. Sie liest ihn durch und flüstert Leonie zu: „Melde dich!“ Am nächsten Tag schreibt Leonie Florian ein Whats App: „Können wir uns treffen?“ Er: „Klar! Gern! Wo?“ Sie: „Heute in der Bar um 17:00 Uhr.“ Florian macht einen Freudentanz und rennt unter die Dusche. In der Bar wartet Leonie schon angespannt auf ihn. Als Florian rein kommt, lächeln sie sich scheu an. Sie bedankt sich für den Brief und flüstert ihm ins Ohr, dass er den Liebesbrief schön 66
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geschrieben habe. Er sagt: „Für dich würde ich alles tun! Ich habe dich so vermisst.“ „Ich dich auch! Versprich mir, dass du mich nie wieder belügst und dass du mir alles erzählst.“ Er antwortet: „Versprochen! Es tut mir wirklich leid. ... Ich muss dir noch was sagen...“ „Was denn?“
Er
zögert: „Sei nicht sauer, bitte... versteh mich... ich muss heute Abend mein letztes Rennen fahren.... es muss sein...bitte...“ Leonie schluckt und antwortet ängstlich: „...Okay, aber pass auf dich auf!“ Er fragt: „Kannst du mir Verzeihen?“ „Ich kann dir erst verzeihen, wenn du dein letztes Rennen gefahren bist. Melde dich bei mir, wenn das Rennen fertig ist und dann reden wir weiter“, sagt Leonie. Sie umarmen sich lange und innig und trennen sich nur ungern. Schliesslich gehen beide nach Hause. Florian holt Bruno mit seinem neuen Mercedes ab. Sein bester Kollege will zuschauen. Das Rennen fängt gut an: Florian liegt lange Zeit vorn, bestimmt das Tempo, hat alles im Griff... bis zur letzten Kurve! Zu spät bremst er und kommt von der Fahrbahn ab. Der Wagen schleudert über die Wiese und prallt schliesslich gegen einen Apfelbaum. Florian ist eingeklemmt. Schwer verletzt. Bruno ruft sofort den Rettungsdienst. Die Feuerwehr muss Florian aus dem total zerstörten Auto befreien. Ein Hubschrauber der Rega fliegt ihn ins Unispital. Dort kämpfen die Ärzte stundenlang um sein Leben... Nichtsahnend ruft Leonie am nächsten Morgen Bruno an: „Hallo Bruno, weißt du, wo Florian steckt? Er wollte sich bei mir melden...?“ Bruno stottert: „Ohje , du weißt es ja noch gar nicht! Florian hat sich gestern Abend schwer verletzt. Er liegt im Komma.“ „OMG! In welchem Krankenhaus?“ „Im Universitätsspital Zürich!“ Leonie rast los zum Krankenhaus. Sie geht zur Rezeption und fragt atemlos: „Wo ist Florian ... Florian Herzig?“ Die Dame antwortet: „Im 3. Stock, Zimmer 215b.“ Als sie dort ankommt, warten die Eltern vor der Tür. „Guten Tag. Ist er da drin?“, fragt Leonie angespannt. Der Vater antwortet mit zittriger Stimme: „ Ja, aber erschrick nicht. Er ist kaum zu erkennen und nicht ansprechbar.“ „Darf ich trotzdem zu ihm?“, fragt Leonie schüchtern. Die Eltern schauen sich an und sagen: „Klar.“ Leonie öffnet vorsichtig die Tür und tritt zögernd ein. Florian liegt wie ein Schatten seiner selbst, angeschlossen an lebenserhaltende Maschinen, im Krankenhausbett. Sie atmet tief ein, tritt näher und küsst ihn auf die Stirn. Plötzlich schlägt er die Augen auf und schaut Leonie eindringlich an. Er versucht zu sprechen, aber sie versteht ihn nicht. Beruhigend streichelt sie sein Gesicht und murmelt: „Du lebst.....du lebst!“ Tränen kullern ihr über die Wangen. Florian drückt Leonies Hand und zieht sie zu sich herunter. Schwer atmend keucht er: „Verzeihst du mir?“ Sie lächelt ihn still an. Sekunden später ertönt ein alles durchdringender Piepstooooooon...
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Die verbotene Liebe
Daniel, Simon, Nick, Joey, Jan, Nahom, Ruben, Aghiad, Mathias, Egzon, Garip, Devrim, Sereina, Laura, Michelle, Edona, Advije, Minerwa, Vania, Arianita, Tinka, Redaktion: Matthias Weber, Alfred Stutz Š Schulhaus Lindberg, 1. Auflage 2015
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1. Das Treffen Der Lehrer sagte an, dass er nach einer Woche eine Ausbildung in Amerika mache und ein neuer Praktikant an seiner Stelle kommen werde. Alle Schüler/innen waren sehr neugierig. Sie fragten, wie er zur dieser Stelle kam. „Ich habe schon immer ins Ausland gewollt. Vor einigen Wochen habe ich eine Bewerbung an eine Universität in Amerika geschickt. Vorgestern wurde sie angenommen. Ich freue mich sehr darauf, aber ich werde euch auch vermissen.“ Auf die Frage, wie der Praktikant diese Stelle bekam, antwortete der Lehrer: „Herr Mahler hat das Gymnasium abgeschlossen und studiert nun Sekundarschullehrer. Er wird deshalb ein vier Monatiges Praktikum absolvieren.“ Nach einer Woche kam der Praktikant und wollte den Unterricht beginnen, doch Soraia störte den Unterricht, weil sie mit ihren Freundinnen sprach. Der Praktikant rief ihren Namen auf und warnte sie, dass sie still sein sollte. Herr Mahler stellte sich der Klasse vor: „Hallo liebe Schüler und Schülerinnen. Ich heiße Thomas Mahler bin 23 Jahre alt und komme aus Berlin. Ich habe zwei Geschwister. Eine Schwester die Yvonne heisst und einen Stiefbruder der Mustafa heisst. Meine Eltern und meine Geschwistern leben in Berlin. Ich bin hierher gekommen um hier in der Schweiz zu studieren und weil man hier einen höheren Lohn bekommt als in Deutschland.“ Der Praktikant wollte dass sich alle Schüler und Schülerinnen vorstellen. Eine Schülerin namens Soraia stellte sich als Erste vor:“ Ich heisse Soraia, bin 16 Jahre alt und habe einen älteren Bruder namens Martin. Meine Hobbys sind shoppen, kochen und Tennis spielen.“ Bis sich alle vorgestellt hatten dauerte es eine Lektion. Als die letzte Lektion anfing, überraschte Soraia den Praktikanten sehr, weil sie gut mitgemacht hat. Am nächsten Tag als die Schule anfing, kontrollierte Herr Mahler die Hausaufgaben, die er gestern aufgegeben hatte. Alle packten die Hausaufgaben aus, ausser Soraia, weil sie gestern ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat. Als der Lehrer die Hausaufgaben kontrollierte, sah er das Soraia ihre Hausaufgaben nicht gemacht hatte. Er warnte sie, dass es nicht mehr so vorkommen soll. Als die Schule zu ende war, verabredete sich Soraia mit ihrer besten Freundin Lisa. Sie erzählte ihr vom heutigen Tag und was alles geschehen ist. Sie erzählte ihr fröhlich, dass ein neuer Praktikant ihre Klasse vier Monate lang unterrichten wird und das er auf ihrem Geschmack entspricht. Nach dem Gespräch mit Lisa gingen sie in die Stadt shoppen. Als sie zu Hause ankam war sie so müde, dass sie ohne Essen direkt ins Bett ging. Ihre Gedanken an Herr Mahler liessen sie nicht einschlafen. Weil sie so abgelenkt war, vergass sie ihren Wecker zu stellen. Am Morgen als sie aufwachte, merkte sie dass sie verschlafen hatte. Sie liess sich Zeit und machte sich sorgfältig fertig. Als sie zwei Stunden zu spät ins Klassenzimmer eintrat, wollte Herr Mahler eine Erklärung, warum sie zu spät sei. Sie sagte sie habe verschlafen. Er glaubte ihr nicht und sagte ihr in einem strengen Ton, dass sie heute Abend nachsitzen müsse. Am Abend ging Soraia in die Schule. Thomas wartete seit 10 Minuten auf sie. Thomas sprach mit ihr darüber, dass es nicht mehr so weiter gehen könne, sie war der gleichen 69
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Meinung. Nach einer halben Stunde wussten beide, dass sie von einander die Handynummer haben wollten. Sie tauschten die Nummern aus und Thomas liess sie nach Hause gehen. Thomas rief seine Freundin Aishe an, um sich zu treffen. Nach einer Stunde kam Aishe und er erzählte ihr alles, was geschehen ist. Als Thomas zu Hause ankam, schrieb er Soraia auf Whatsapp an. Sie schrieben so lange bis sie beschlossen hatten, sich zu treffen. Thomas brachte den Vorschlag, dass sie in eine Shishabar gehen könnten. Sie war damit einverstanden. Am Samstag war es so weit. Als Soraia ankam sah sie, dass Thomas vor dem Eingang wartete. Sie begrüssten sich mit einem Händeschütteln. Er hatte schon einen Platz draussen reserviert, weil es schönes Wetter war. Thomas bestellte nun eine Shisha. Soraia war unsicher, ob sie auch Shisha rauchen sollte. Ihre Eltern erlaubten es ihr nicht und deswegen hatte sie Angst, dass sie nachher nach Rauch stinken würde. Thomas akzeptierte das und bestellte noch zwei Gläser Cola. Es war so unterhaltsam, dass sie erst nach langer wieder gingen. Thomas brachte Soraia mit dem Auto nach Hause. Vor dem Verabschieden, fragte er sie, ob sie sich aufs Klassenlager freuen würde. Sie antwortete mit einem Ja. „Das zwischen uns sollte Geheim bleiben.“ Thomas war der gleichen Meinung und nun verabschiedeten sie sich mit einer Umarmung. Thomas sagte ihr: „Pass auf dich auf und gute Nacht.“ Als sie ins Haus ging, warteten ihre Eltern besorgt auf sie. Ihre Mutter stand auf und schrie sie an: „Wo warst du so lange und mit wem?“ Sie antwortete: „Ich war mit Lisa im Kino.“ Ihre Mutter kaufte ihr das ab aber sie solle sie nächstes Mal informieren. Soraia ging auf ihr Zimmer und legte sich schlafen. Sie freute sich auf das Klassenlager, welches nächste Woche statt finden wird.
2. Der erste Kuss „Wir gehen auf Klassenfahrt!“ sagte Soraia zu Lisa, als sie am Sonntagnachmittag mit ihr in einem Café sass. „ Ich bin schon so aufgeregt, dass ich eine ganze Woche mit Thomas fast alleine sein kann.“ „Ich weiss nicht so genau... ist das einen gute Idee, wenn du ihn so anmachst?“, sagte Lisa. „Das wird schon gut kommen.“ „Ich habe Angst um dich, dass er irgendetwas macht was du nicht willst.“ Als Soraia und Lisa vor dem Café verabschiedeten, hatte auch Soraia ein schlechtes Gefühl wegen der Schulreise. Lisa fiel das natürlich auf und sagte Soraia: “Ich wollte dir kein schlechtes Gewissen machen, aber ich will einfach nicht das er dir weh tut.“ „Ist schon in Ordnung. Ich finde ja auch, dass es ein bisschen sehr schnell geht.“ Sie umarmten sich ausgiebig und Lisa wünschte Soraia, dass sie die Woche nicht nur damit verbringen solle, Herr Mahler nachzuschnüffeln. Soraia sagte zwar Lisa, dass sie es nicht machen werde, aber Lisa kaufte ihr das nicht ganz ab. Am nächsten Morgen war es dann so weit. Die Klasse Ab ging auf Klassenfahrt ins Bündnerland. Sie gingen klettern, wandern und das Highlight an allen drei Tagen war, dass man 70
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den Abend im Wellnessbad ausklingen lassen konnte. Soraia war ein bisschen enttäuscht, dass Herr Mahler ihr keine Aufmerksamkeit schenkte, aber sie wusste auch, dass die Beiden es nicht zu auffällig machen konnten. Was sie aber überhaupt nicht verstand war, dass er ihr nicht einmal zu ihr kam um mit ihr zu sprechen wenn sie mal ganz alleine waren. Darum freute sie sich umso mehr auf den Donnerstag Abend. Sie hatte sich was überlegt, wie er ganz sicher auf sie aufmerksam werden würde. Dann war nämlich der Abschlussabend. Soraia machte sich besonders schön und zog sich extra das blaue Kleid an. Sie dachte nämlich, dass sie so Herrn Mahler besonders gefallen würde. Soraia tanzte am Abend in der Disco wie gewöhnlich mit ihren Freundinnen. Sie liess sich nichts anmerken, dass sie Herr Mahler besonders viele Blicke schenkte. Plötzlich fing sie an, mit ihren Freundinnen zu flüstern und fing an zu weinen. Sie rannte aus dem Saal und Herr Mahler war es natürlich nicht entgangen das Soraia ganz rote Augen hatte. Wie es für einen Lehrer üblich war, ging er ihr hinterher und fragte sie auch gleich nachdem er sie eingeholt hatte, was los sei. Zu diesem Zeitpunkt, hatte sie sich das Weinen schon wieder verdrückt und sah fast wieder ganz normal aus. Die Schminke war ein bisschen verlaufen, aber nicht allzu schlimm. Sie hat nämlich nur so getan, als ob sie weinen würde. Das war nämlich die einfachste Methode, sich Herr Mahler für sich zu gewinnen. Nach der Frage was los sei, sagte Soraia nur: „Ich wollte, dass du mir endlich ein bisschen mehr Aufmerksamkeit schenkst. Du hast mich die ganze Woche über fast gar nicht beachtet .Und jetzt am Abschlussabend finde ich, dass wir noch etwas miteinander machen sollten.;) Was sagst du dazu?“ „Ich weiss nicht ob ich das jetzt gut finden sollte, dass du mich so ausgetrickst hast, aber wenn wir schon mal hier sind...“, sagte Thomas. „Wollen wir vielleicht ein bisschen draussen laufen gehen?“, fragte Soraia so verführerisch wie möglich. Herr Mahler sagte: „Wir müssen einfach aufpassen, damit uns niemand sieht. Aber vor allem darf das hier nie im Leben ans Tageslicht kommen.“ Soraia willigte ein und somit gingen sie vorsichtig nach draussen. Sie liefen durch die Dunkelheit und Thomas nahm die Hand von Soraia. Ihr kam den Whatsapp Status von einer Freundin in den Sinn der lautete - Ich liebe es, wenn du meine Hand hältst, aber mein Herz berührst! – Als sie eine gefühlte Ewigkeit gelaufen sind, wurden sie langsamer und blieben irgendwann stehen. Thomas nahm einen Joint aus seiner Hosentasche und zündete ihn an. Soraia wusste nicht genau, was sie davon halten soll und sagte einfach nichts. „Möchtest du auch mal einen Zug?“ fragte er. „Ähm... okay. Schadet ja nicht es einmal auszuprobieren.“ Und dann tiefen Zug und hustete gleich darauf ziemlich stark. Er lachte. Dadurch, dass sie es probiert hat brachte das Soraia Thomas nur noch näher. Langsam kommen sich Thomas und Soraia aber auch körperlich näher. Nicht nur physisch . Sie roch sein Parfüme und legte ihre Arme um seinen durchtrainierten Körper. Sie schauten sich in die Augen und kamen langsam mit ihren Köpfen aufeinander zu. Soraia musste ein bisschen auf ihre Zehenspitzen stehen damit sie fast gleich gross war wie er. Zärtlich küssen sie sich. Wow, dachte sie. So schön 71
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hatte sie es sich nie vorgestellt. Sie fühlte sich als wäre sie auf Wolken. Sie fühlte nur seine Lippen sonst rein gar nichts. Es war einfach unbeschreiblich. Nur wer selbst schon verliebt war und dann diese Person geküsst hatte konnte dieses Gefühl nachvollziehen. Aber leider war der Kuss dann auch schon wieder vorbei. Sie wünschte sich so sehr, dass er ihr nochmals einen geben würde. Ihr Wunsch hatte sich schneller erfüllt als gedacht. Thomas liess sie kurz los und sie wusste auch weshalb. Fragt sie nicht wieso, aber sie wusste was er wollte und sie wollte es auch. Sie nahm kurz einen Moment. Dann sprang sie, ein Bein rechts ein Bein links um Ihn. Nun küssten sie sich erneut. Und schon war wieder dieses Gefühl von Schwerelosigkeit. Was gewissermassen ja auch stimmte. Er hielt sie und sie musste nur Ihre Arme um seinen Hals schlingen und dieses Gefühl geniessen. Sie hoffte, dass Thomas genauso empfand. Das tat er auch, wahrscheinlich sogar noch mehr als sie. Was eigentlich erstaunlich war. Denn er war um einiges älter als sie. Aber dennoch hatte er noch nie eine richtige Beziehung wegen seiner Hautfarbe. Nach dieser Zärtlichkeit gingen sie zurück an die Party, Hand in Hand. Dennoch konnten sie ihre Liebe nicht veröffentlichen. Sie taten so als ob nichts gewesen wäre, obwohl sie sich jetzt immer wieder Blicke zuwarfen. Am Freitag(Mittag)war es leider dann schon wieder so weit. Es ging darum alles möglichst schnell zusammenzupacken und nichts zu vergessen. Als die ganze Klasse wieder Zuhause war, ging Soraia auf dem schnellsten Weg zu Lisa. Ihr musste sie natürlich alles möglichst schnell erzählen. Lisa war, wie schon von Soraia gedacht, nicht sehr begeistert was sie sich hier geleistet hat. Dennoch hörte sie nicht auf Lisa, denn Liebe macht ja bekanntlich blind.
3. Eifersucht Am Abend nach der Ankunft rief sie ihn gleich an. „Hey Thomas gut zu Hause angekommen.“– „Hey Lisa, ja und du?“– „Ja, bin aber total kaputt.“– „Ja, bin aber sehr müde.“– „Ich fand es sehr schön mit dir im Lager.“– „Mhmmm.“– „Denkst du wir könnten das wiederholen?“– „Mhmmmm.“– „Hörst du mir überhaupt zu?“– „Mhmmmm… Was hast du gesagt?“– „Thomas hörst du mir zu?!?!“– „Sorry bin gleichzeitig noch mit einer Freundin am Schreiben.“– „Weißt du was, wenn du keine Lust hast mit mir zu telefonieren, dann ist mir das auch egal! Gute Nacht Herr Mahler!“, und damit legte sie den Hörer auf. Wütend auf Thomas legte sie sich ins Bett und blieb noch eine Weile wach weil sie zu sehr aufgewühlt war. Am nächsten Schultag ignorierte sie ihn so gut sie konnte was nicht so einfach war da er ihr Lehrer ist. Nach der Schule wollte Thomas noch mit ihr sprechen. „Soraia kommst du bitte nach der Stunde noch kurz zu mir, danke.“ Nach der Stunde ging Soraia wie gewünscht, zu Herr Mahler. „Über was wollten sie mit mir sprechen?“– „Es tut mir leid wegen gestern Abend. Ich habe mit einer guten Freundin geschrieben, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe und ich hatte ihr 72
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einiges zu erzählen.“– „Wenn das alles ist was sie mit mir besprechen wollten, dann tut es mir leid aber ich muss leider gehen meine Freundin wartet bestimmt schon auf mich.“ und mit diesem Satz verlies sie das Schulzimmer. Sie fuhr mit dem Velo in die Stadt wobei sie auf dem Weg mehrmals fast überfahren wurde weil sie so abgelenkt war. In der Stadt angekommen wartete ihre Freundin Lisa bereits. Lisa war fast 2 Jahre älter und war Soraia’s Ansprechperson. Lisa war immer für sie da, wenn sie mal Hilfe brauchte oder auch einfach um sich abzulenken. Lisa wartete bereits. „Wo hast du so lange gesteckt?“ fragte sie, in einem etwas wütendem Ton. „Thomas wollte noch etwas mit mir besprechen.“ Lisa wusste natürlich schon alles über Thomas durch unzählige Telefongespräche und SMS. „Was Wollte er denn von dir?“– „Er wollte sich entschuldigen aber gehen wir doch erst mal Essen holen.“ Nachdem sie das Essen bestellt und bereits verzehrt hatten sprachen sie weiter. „Was denkst du wer diese Freundin war Lisa?“– „Keine Ahnung aber ich denke sie kennen sich schon sehr lange. Das hat er zumindest gesagt.“– „Denkst du das sie vielleicht seine Freundin ist und das dass mit dir nur zum Spaß ist?“– „Nein das denke ich nicht oder ich hoffe zumindest das es nicht so ist.“– „Ich denke schon, das das der Fall sein könnte ich meine wie lange kennt ihr jetzt schon?“ Lisa hatte recht wie gut kannte sie ihn schon. Sie wusste so ziemlich gar nichts über ihn. Jetzt da sie darüber nachdachte bekam sie es plötzlich mit der Angst zu tun. War alles was sie über ihn wusste eine Lüge? War sie für ihn nur ein Spielzeug? Bevor Lisa noch mehr ihrer Zweifel an dem ganzen aussprach stand Soraia auf und sagte sie müsse nach Hause gehen. Zu Hause angekommen dachte sie noch eine weile darüber nach bis sie zum Schluss kam das sie ihn einfach selber fragen wollte. „ttuuuutt.“ Machte das Telefon als sie ihn anrief. Und noch einmal „ttuuuutt“ bis er nach dem dritten „ttuuuutt“ endlich das Telefon abnahm. „Tomas Mahler guten Tag“– „Hey Thomas ich bins, Soraia.“– „Hey Soraia.“– „Hör mal ich wollte mich entschuldigen. Ich habe wohl etwas überreagiert.“– „Nur ein Bisschen aber das kann schon mal vorkommen. Solange es nicht jeden Tag so wird.“ Soraia musste schmunzeln. „Thomas?“– „Ja Soraia.“– „Kann ich dich etwas fragen?“– „Ja klar.“ Soraia bekam plötzlich Herzklopfen. Würde er ihr die Frage beantworten und ihr die Wahrheit erzählen. Sie atmete einmal tief ein und aus und dann fragte sie. „Wer war diese Frau mit der du gechattet hast?“– „Das war Aishe.“– „Aha und wer ist diese Aishe?“– „Wieso fragst du? Hast du angst sie könnte dir Konkurrenz machen?“ damit hatte ins Schwarze getroffen jetzt da er es sagte wurde sie sich bewusst das sie eifersüchtig war. Ihr Gesicht errötete, was man zum Glück durchs Telefon nicht sehen konnte. „Sag mir einfach wer sie ist!“
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Er konnte deutlich durchs Telefon hören das sie eifersüchtig und genervt war. „Aishe ist meine beste Freundin, ich kenne sie schon seit meinem 6. Lebensjahr. Wir waren mal zusammen aber das hat nicht so gut funktioniert, deshalb haben wir uns entschieden einfach Freunde zu bleiben.“– „Und da läuft gar nichts zwischen ihr und dir?“– „Gar nichts“– „Versprochen?“– „Ja versprochen“ Soraia beruhigte sich ein wenig. „Und sonst läuft auch nichts mit einer Anderen?“– „Nein, nur mit dir.“– „Okay, ich vertraue dir.“– „Gut das wir das geklärt haben“ Soraia war jetzt wieder die Ruhe in Person, bis sie sich wieder daran erinnerte das sie fast gar nicht über ihn wusste. „Thomas, erzähle mir etwas über dich.“– „Was soll ich dir denn erzählen?“– „Keine Ahnung, einfach irgend etwas.“– „ Ich bin Thomas Mahler, ich bin 23 Jahre alt, studiere zurzeit Sekundarschul Lehrer und bin dunkelhäutig.“– „Thomas! Nicht irgendwas das ich schon selber weis. Ich möchte das du mir etwas persönliches von dir erzählst. Beispielsweise deine Hobbys oder was du sonst gerne machst, von mir aus dein Lieblingstier. Wie kann ich denn mit jemandem zusammen sein den ich nicht einmal richtig kenne?“ das traf Thomas aber sie hatte recht sie wusste fast nichts über ihn, davon abgesehen das er auch nichts über sie wusste. „Also meine Hobbys sind ins Fitness Studio gehen und feiern. Ich kiffe manchmal und trinke auch sehr gerne. Ich habe eine Wohnung in Berlin in der ich am Wochenende wohne und eine Wohnung in der Schweiz. Meine Eltern sind Judith und Johnny Mahler. Meine Eltern sind eigentlich voll nett aber mein Vater ist Ausländer feindlich. Ich habe eine Schwester und einen Stiefbruder. Meine Schwester heißt Yvonne, sie ist eine Einzelgängerin und deshalb meisten allein unterwegs aber sie ist auch vorlaut und Ausländer feindlich wie mein Vater. Mein Stiefbruder heißt Mustafa und ist voll nett. Meine beste Freundin heißt Aishe, sie ist speziell und ein wenig komisch aber eigentlich immer freundlich, ihre Hobbys sind verschiedene Sportarten. Den Rest wirst du mit der Zeit selbst herausfinden.“– „Okay, danke für deine Offenheit.“– „Immer doch.“– „ ich gehe mal ins Bett bis morgen“– „Bis dann gute Nacht.“ Und damit legte sie den Hörer auf und ging ins Bett, erleichtert und glücklich.
4. Zukunftspläne Soraia und Thomas trafen sich nach der Schule hinter dem Schulhaus um zu besprechen wohin sie später hinreisen möchten. Thomas packte Soraia an den Schultern und sie liefen den Berg hinunter zum Auto. Soraia begann zu sprechen und fragte wo sie mal zusammen leben möchten und was aus ihnen einmal wird. Thomas Traum war schon immer mal nach Amerika zu reisen in einer Villa. Ihr gefiel die Idee. Und was ist mit Kindern? Möchtest du mal Kinder?’’ fragte er leise. ,,Ja’’ antwortete sie. Sie sassen schon im Auto und die Mutter rief an um ihr zu sagen, das sie 74
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bei der Grossmutter sei und dass Thomas sie nach Töss bringen soll. Thomas brachte Soraia zur Grossmutter, gab ihr ein Kuss und fuhr nach Hause zurück. Soraia stellte sich vor, wie sie ihrer Mutter davon erzählt und was sie wohl davon halten würde. In Gedanken rennt sie vor Begeisterung so schnell wie möglich die Treppen hinauf und teilte der Mutter die Mitteilung mit. Die Mutter war entsetzt und sauer auf Soraia, weil sie erst 16 ist und noch nicht mal die Schule abgeschlossen hat. Die Mutter sagte ihr klar nein, vor Enttäuschung schrie sie ihre Mutter an und ging ins Zimmer und fing an zu heulen. Die Mutter kam rein und versuchte ihr das irgendwie zu erklären dass dies nicht gehe, weil sie viel zu jung ist. Soraia sagte mit tränen in den Augen das sie Thomas gern heiraten möchte und fest liebt. Die Mutter schaute sie an und war zu tiefst enttäuscht von ihr. Am nächsten Morgen überlegte die Mutter nochmals während die Tochter in der Schule war wartete sie auf sie und wo sie nachhause kam sprachen sie zusammen noch einmal. Soraia konnte ihre Mutter überreden das sie Heiraten darf, nachdem sie ihre Schule abgeschlossen hat. Sofort schrieb sie eine Nachricht an Thomas das die Mutter es Akzeptiert dass sie Heiraten können und dass sie ihre Lehrstelle danach in Amerika fertig macht und dort anfängt zu arbeiten. Thomas seufzt und sagte ihr dass er von den Eltern dann keine Unterstützung bekommt wen er nach Amerika auswandert. Soraia schrieb danach eine Nachricht an den Eltern von ihrem Freund: “Liebe Judith und Lieber Johnny es würde ihren Sohn sehr freuen wen er ein wenig Unterstützung bekommen würde von euch, weil er mich heiraten möchte und wir auch gerne nach Amerika auswandern möchten. Es tut ihm weh zu sehen dass seine Eltern ihn nichts mehr geben und wir hoffen, dass ihr uns bloss ein wenig unterstützt. Meine Eltern haben mir eine Erlaubnis gegeben dass ich ihn heiraten darf“. In Dieser Zeit wo Soraia die Nachricht abgesendet hat schrieb ihr Lisa das sie Hilfe brauchte, sofort rannte Soraia los um Lisa zu treffen, als sie vor der Haustüre war machte Lisa die Türe auf und zog Soraia ins Haus rein. Erstaunt fragte soraia was los sei und Lisa erwiderte ihr und wollte sie ausreden das es nicht gut sei einen Lehrer zu heiraten. Soraia schrie sie an und sagte. “lass mich in ruhe ich möchte eure Meinungen nicht hören! Es regt mich auf jeden Tag von dir genervt zu werden was ich tun soll und was nicht“. Sagte sie wütend. Soraia regte sich auf und wollte nach hause gehen, machte die Tür auf, zog die Schuhe und in diesem Moment kam die Mutter von Lisa und fragte was los sei, niemand antwortete. Soraia schaute mit tränen in den Augen zu Lisa und sagte ihr du musst dich nie mehr bei mir melden. Wütend Schluss Soraia die Tür heftig zu, nahm den Zug und fuhr nach hause. Sie bekam eine Nachricht von Lisa, dass es ihr leid tat und dass sie sich nie mehr wieder einmischen würde, wenn es um die liebe gehet. Soraia machte die Augen für einen Moment zu und die Tränen fliessen ihr vom Gesicht herunter. Lisa versuchte mehrmals sie anzurufen, doch es gab keine Nachricht mehr von Soraia. Am nächsten morgen in der schule überraschte Lisa, Soraia mit einem 75
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Geschenk, Soraia machte es auf und sah eine Halskette, tief in in der Verpackung drin, befand sich ein Brief. Den Brief sollte Soraia erst zuhause aufmachen und das tat sie auch. Nach der Schulstunde fuhr Soraia mit Thomas wieder zurück nach hause und sie erklärte ihm was geschehen ist gestern Abend. Thomas war erstaunt was Lisa getan hat und wollte mal Auge zu Auge mit ihr reden, doch Soraia lehnte es ab und machte das Brieflein auf. In diesem Brief befanden sich 100'000.- und ein Zettel. Auf diesem Zettel stand, dass es ihr leid tut und es nie mehr wieder vorkommen würde. Es erklärte sich nicht wieso sie uns so viel Geld beilegte, sofort rief ich sie mit dem Handy an und fragte wieso sie uns Geld gegeben hatte und von wo sie es zusammen genommen hat. Lisa erwiderte ihr, dass sie gespart hätte und sie das Geld nicht brauche. Ihr währe es lieber wen Thomas und Soraia das Geld bekommen würden, weil sie noch eine Hochzeit vor sich haben. Lisa wünschte denen viel Glück und ein schönes leben zu zweit. Im Auto freuten sich die zwei verliebten und fuhren nach hause, als sie ankamen warteten die Eltern von Thomas und Soraia vor der Türe. Sie bekamen Panik und wussten nicht was los sei. Elisabeth, Jonathan, Judith und Johnny standen mit verschränkten armen, als ob etwas geschehen wäre. Einen augenblich standen Soraia und Thomas still, wie eine Statue. Aus Angst wollten sie schon gar nicht fragen was passiert ist. Elisabeth und Judith rückten vor und fingen an zu lachen so wie die zwei Väter von hinten auch. Soraia und Thomas wussten nicht was zu machen und fragten was los ist. Die Mütter sprachen gleichzeitig und meinten, dass es in Ordnung sei zu heiraten und nach Amerika auszuwandern. Das benötigte Geld haben sie gespart für die zwei frisch verliebten. Nachdem sie alles besprochen haben und abgeklärt gehen sie ins haus rein und schlugen mit einen Glas wein und Bier ein. Thomas hatte eine Schublade wo er all sein Geld zusammen legen konnte. Er lag das gesparte Geld von den Eltern zusammen, einen teil wo er monatlich verdient hatte und das für das restliche Jahr bis Soraia ihre Schule abschliessen konnte hinein, mit dem sie dann zusammen mit dem Flugzeug nach Amerika fliegen konnten. Sie hatten vor, nach den Sommerferien zu fliegen und in die neugebaute Villa zu ziehen die Thomas unbedingt kaufen wollte. Doch zum Glück hatte sie das sich vor vorgestellt und alles kam anders.
5. Der Verrat Währenddessen hatte Lisa sich viele Gedanken über die Beziehung zwischen Thomas und Soraia gemacht. Sie machte sich Sorgen. Thomas war 23 Jahre alt, er kiffte und war zu allem anderen noch ihr Lehrer. Sie beschloss, dass es das Beste war, wenn sie es Soraia’s Eltern erzählen würde. Kurze Zeit später bog sie in die Guggenbühlstrasse ein. Sie klingelte an der Haustür mit der Nummer 42 und Soraias Mutter, Elisabeth, öffnete ihr die Tür. Trotz ihres schlechten Gewissens, erzählte sie Elisabeth von der Beziehung zwischen Thomas und Soraia. Sie klagte, er sei kein guter Umgang für ihre Tochter. Er kiffte, rauchte Shisha und er sei zu allem Übel noch sie76
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ben Jahre älter. Als Soraia am Abend nach Hause kam, warten ihre Eltern schon mit dem Abendessen auf sie. Ihre Mutter sagte: „ Soraia, wir müssen reden.“ Soraia hatte eine böse Vorahnung. Was würde ihre Mutter wohl mit ihr besprechen wollen? „Hast du einen Freund?“, fragte ihre Mutter direkt. Soraia spielte die Verwirrte: „Wie meinst du?“– „Du hast mich schon richtig verstanden!“, erwiderte Elisabeth. Soraia zögerte, dann schüttelte sie den Kopf. Ihr Vater Jonathan sprang auf und warf seinen Teller mit dem Abendessen an die Wand. Der Fisch, den Soraia sowieso nicht mochte, fiel zu Boden. Er schrie: „Lüg mich nicht an. Ich weiss genau was da los ist!“ Soraia erschrak und begann zu weinen. „Papa bitte hör auf.“– „Ich höre erst auf hier rum zu schreien, wenn du mir die Wahrheit sagst. Hast du einen Freund oder nicht?“, schrie ihr Vater. Nun schrie auch Soraia: „Ja, ich habe einen Freund.“ Ihr Vater fluchte vor sich hin. Doch Soraia hörte ihm gar nicht mehr zu. Sie war total geschockt von der Reaktion ihres Vaters. Sie hätte nie gedacht, dass er so ausrastet. Aber woher wussten ihre Eltern überhaupt von ihrer Beziehung zu Thomas. Die Einzige, die davon wusste war Lisa, aber Lisa würde doch nie zu ihren Eltern gehen oder...? Die Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Gedanken. „Soraia hörst du mir überhaupt zu? Ich spreche mit dir!“ Soraia schwieg. „Ich verbiete dir diese Beziehung“, sagte ihre Mutter. Unter Tränen schrie Soraia: „Ihr könnt mir diese Beziehung nicht verbieten und was habt ihr überhaupt gegen ihn? Ihr kennt ihn nicht mal!“– „Doch, Lisa hat uns nichts gutes über ihn erzählt und...“ Dann unterbrach Soraia ihren Vater mitten im Wort: „Was hat Lisa? Sie hat euch davon erzählt? Wie kann sie nur?!“– „Ja, Lisa hat uns davon erzählt. Sie ist ein gutes Mädchen im Gegensatz zu dir!“, sagte ihre Mutter streng. „Was hat sie euch erzählt? Dass er schwarz ist?“, fragte Soraia. „Er ist schwarz!?!?“, schrie der aggressive Vatter. Soraia reichte es, sie rannte auf ihr Zimmer. Im Zimmer angekommen knallte Soraia ihre Tür zu und warf sich weinend auf ihr Bett. Da öffnete sich ihre Tür. Ihre Mutter rief hinein: „ Soraia, du hast Hausarrest!“ Und schloss die Tür von aussen ab. Soraia’s Gedanken rasten wild in ihrem Kopf. Weshalb hatten alle etwas gegen ihre Beziehung mit Thomas? Was war falsch daran? Er war so ein toller Mensch! War es nur weil er so viel älter war? Es war doch so schön wenn sie mit ihm zusammen war. Sie fühlte sich so sicher und geborgen wenn er sie im Arm hielt. Er war immer so zärtlich zu ihr. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so etwas empfunden wie sie für ihn empfand! Er war wirklich etwas ganz besonderes! Aber was ist wenn sie sich täuschte und die Anderen recht hatten? Vielleicht spielte er nur mit ihr. Was sollte er schon von ihr wollen? Er war so perfekt und könnte jede haben, warum ausgerechnet sie? Dann fiel ihr wieder ein was Lisa getan hatte. Diese miese Schlampe wie konnte sie sie nur verpetzen? Ehe sie sich versah hatte sie schon ihr Handy in der Hand und Lisa’s Nummer gewählt. Nachdem es zwei Mal geklingelt hatte war Lisa ran gegangen. „ Ja Soraia, was ist los?“ „ Du miese kleine Schlampe wie konntest du nur? Ich habe dir vertraut! Ich, ich wir...“, noch während sie sprach schossen Soraia wieder die Tränen in die Augen. „ Soraia ich wollte dir 77
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nur helfen! Wir sind doch beste Freundinnen und ich weiss, dass er nicht gut für dich ist.“, erwiderte Lisa. „Darum geht es hier nicht Lisa! Ich habe dir vertraut und du? Was tust du? Weißt du was ich glaube? Nein du weißt es nicht! Du hast nämlich keine Ahnung von mir! Ach ja und weißt du was? Du kannst mich mal. Wir waren die längste Zeit Freundinnen!“, Soraia schrie nun richtig ins Telefon. Lisas Antwort hingegen war nun zaghaft: „Bitte Soraia, du musst mich doch verstehen! Ich mache mir Sorgen um dich.“– „ Das ist mir scheiss egal!“, knurrte Soraia ins Telefon und legte ihr Handy wütend auf den Schreibtisch neben ihrem Bett. Plötzlich fühlte sie sich ganz alleine auf der Welt. Niemand verstand sie! Doch da gab es jemanden, sie musste mit Thomas sprechen! Sie griff nach ihrem Handy. „Thomas, kannst du vorbei kommen?“ Wenige Minuten später stand Thomas vor Soraia’s Haus. Er sah zu ihrem Zimmer hoch. Sie rief ihm zu, dass er zu ihr hochklettern sollte. Ohne zu zögern ergriff er den ersten Ast und zog sich hoch. Als er fast oben angekommen war, hörte er ein Knacken. Ehe er sich versah, landete er mit einem lauten Knall auf der Mülltonne unter sich. „Thomas hast du dir weh getan?“ rief Soraia geschockt. „Nein, es ist alles in Ordnung.“, erwiderte er. Plötzlich wurde es laut im Haus. Soraia zuckte zusammen. „Thomas versteck dich! Sie haben dich gehört!“ Thomas sah sich unsicher um. Da hörte er, wie sich der Schlüssel im Haustürschloss drehte. In letzter Sekunde sprang Thomas in die Mülltonne auf die er vorher gefallen war. Da öffnete sich auch schon die Tür und Soraia’s Vater stand mit seinem Luftgewehr im Türrahmen. Er sah sich mit wütender Miene um: „Wer ist da? Ich warne dich, ich habe eine Waffe!“ Nachdem er eine Weile draussen gestanden hatte und sich nichts geregt hatte, verzog er sich wütend ins Haus zurück. Nach ein paar weiteren Minuten öffnete sich der Deckel der Mülltonne und Thomas streckte unsicher seinen Kopf heraus. Dann kletterte er zum zweiten Mal an dem Baum hinauf. Diesesmal schaffte er es. Noch bevor Thomas ganz in Soraia’s Zimmer war, fiel ihm Soraia um den Hals. „Ich hatte solche Angst um dich! Wie kannst du mir nur so einen Schrecken einjagen?!“ Plötzlich stieg ihr ein komischer Geruch in die Nase. Es roch eindeutig nach Fisch. Sie mochte das normalerweise gar nicht, doch in diesem Moment war es ihr egal. Sie erzählte ihm was alles passiert war und dass sie sich nicht mehr so sicher gewesen war, was ihre Beziehung anging. Doch nach diesem Abend, hatte sie keine Bedenken mehr. Sie wusste nun, dass sie ihn wirklich liebte und ihr egal war, was die Anderen dachten! Sie liebte ihn und dass war alles was zählte.
6. Liebe geht nicht immer durch den Magen Am nächsten Morgen klopfte Elisabeth an Soraias Zimmertür. Nach kurzem zögern öffnete Soraia ihr die Tür. Ihre Mutter trat ein und sagte: „Ich muss mit dir sprechen. Ich wollte mich we78
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gen gestern bei dir entschuldigen. Unsere Reaktionen waren nicht angebracht. Du hattest recht, wir kennen ihn ja nicht einmal. Es ist falsch ihn so schnell zu verurteilen. Deshalb habe ich mit deinem Vater gesprochen und ich konnte ihn überzeugen Thomas eine Chance zu geben. Für heute Abend haben wir einen Tisch im Restaurant reserviert. Ausserdem haben wir uns dazu entschieden dein Hausarrest aufzuheben.“ Soraia konnte es nicht fassen. Sie war überglücklich. Sie bedankte sich kurz und schob ihre Mutter zur gleichen Zeit aus ihrem Zimmer. Danach schloss sie ihre Zimmertür und rief so schnell sie konnte Thomas an. Sie erzählte ihm was ihre Mutter ihr gesagt hatte.10 Minuten später trafen sie sich beide im Park. Thomas war begeistert. Soraia ging nach Hause und berichtete sofort ihren Eltern, dass Thomas kommen konnte. Sie trafen sich mit Thomas im Restaurant um 20.00 Uhr. Soraia war sehr nervös, Thomas ebenfalls. Als Soraia und ihre Eltern ankamen begrüßten sich alle zu Beginn und setzen sich hin. „So, Thomas Erzähl uns doch etwas über dich“, eröffnete der Vater das Gespräch. Thomas erzählte ihnen, dass er ein Praktikum als Lehrer in einer Schule machte. Soraias Vater sah ihn schockiert an und fragte ihn wie alt er sei. „ Ich bin 23 Jahre alt“, antwortete Thomas. „23 Jahre alt? Wo gibst du Schule?“, fragte die Mutter mit großen Augen. „Ich unterrichte in der Schule Lindberg, genauer gesagt ich unterrichte auch Soraia.“ Antwortete Thomas langsam. Der Vater sah ihn entsetzt an und fragte ihn was er in seiner Freizeit macht. „Ich mache regelmäßig Sport und gehe sonst auch gerne mit Freunden raus“, sagte Thomas. Thomas begann fest zu husten, dann hörte er die frage ob er rauchen würde von Ihrer Mutter. Er antwortete, dass er manchmal Shisha rauchen würde, doch sonst nichts mehr. „Hast du schon mal gekifft?“, kam plötzlich die Frage von Soraias Mutter. Thomas schaute Soraia und ihre Mutter mit einem seltsamen Blick an. Thomas gab eine Weile keine Antwort mehr. Soraias Mutter wurde langsam ungeduldig und sagte ihm: „Ich habe dich etwas gefragt“. Thomas dachte es wäre jetzt unangebracht wenn er lügen würde und beschloss ihnen die Wahrheit zu sagen. „ Ja, ich habe schon mal gekifft“, antwortete Thomas. Soraias Vater hielt es nicht mehr aus, stand auf und fing an Thomas anzuschreien: „ Jetzt reicht es mir! Sie sind erstens viel zu alt für meine Tochter, zweitens sind Sie Ihr Lehrer und drittens höre ich jetzt auch noch, dass Sie kiffen. So etwas kann ich nicht dulden. Sie schaden nur meiner Tochter. Wie wäre es den mal jemanden in Ihrem alter zu suchen, anstatt sich mit einer 16 jährigen Schülerin zu treffen!? Lassen Sie meine Tochter in ruhe. Ich will nicht, dass Sie sich weiterhin mit meiner Tochter treffen!“ Jonathan holte tief Luft und setze sich wieder neben seine Frau. Thomas hielt es nun auch nicht mehr aus und auf einmal kam alles aus ihm heraus. Er fing an Soraias Vater anzuschreien: „ Jetzt hören Sie mir mal zu! Ich liebe Ihre Tochter und ich werde nicht aufhören mich mit ihr zu treffen. Schülerin hin oder her, damit das klar ist! Ich mag vielleicht älter und ihr Lehrer sein, aber ich liebe sie über alles und würde alles für sie tun. Wenn Sie wirklich denken ich wäre nicht gut für sie und ich würde sie schlecht beeinflussen, finde ich 79
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das wirklich bedauerlich! Aber ich werde nicht aufhören mich mit ihr zu treffen!“ Soraia und Ihre Eltern sahen ihn schockiert an. Sie waren fassungslos. Thomas wusste selber nicht was mit ihm geschehen war und bemerkte dass ihn schon alle Leute anschauten. Mit leicht beschämten Blick sah Thomas Soraia an und setzte sich langsam wieder hin. Der Vater sah ihn mit einem hasserfüllten Blick an und sagte: „Lassen Sie sich nie wieder blicken, sonst gibt es Konsequenzen Bürschchen!“ Er nahm seine Frau, stand auf und wollte gehen. „ Komm Soraia wir gehen du hast bei ihm nichts mehr verloren!“ Brummte der Vater. Doch sie wollte nicht mitgehen, stand auf und fing an ihren Vater anzuschreien: „ Nach diesem Theater, dass du angerichtet hast, komme ich bestimmt nicht mit dir nach Hause! Ich bleibe hier bei Thomas!“ Ihr Vater sah sie mit bösen Blicken an und brüllte so laut er konnte: „ Du kommst jetzt sofort mit uns mit Soraia. Du bleibst keine Sekunde länger bei dem Typen!“ „Nein! Ich werde nicht mit euch gehen! Ich werde bei ihm bleiben und es ist mir so was von egal was ihr über ihn sagt oder denkt. Ich werde mich weiterhin mit ihm treffen und ich werde auch bei ihm bleiben!“ schrie sie zurück. Die Eltern schauten sie mit erstaunten Blicken an, noch nie hatte Soraia ihre Eltern so angebrüllt. Jonathan ging ohne zurück zu schauen weg von Soraia und Thomas. Ihre Mutter blieb stehen, sah sie erstaunt an und sagte: „ Was ist den nur los mit dir Soraia. Seit wann bist du denn so geworden, wiedersprichst deinen Eltern, schreist uns an und das alles nur wegen einem jungen Mann den du nicht mal seit langem kennst. Hör doch jetzt auf mit diesen Sachen und komm mit uns nach Hause.“ „ Ich werde nicht mit euch mit nach Hause kommen Mutter. Ich bleibe hier bei Thomas. Vielleicht kenne ich ihn noch nicht so lange, aber ich liebe ihn und ihr solltet das einsehen. Egal wie alt er ist, wo er arbeitet oder ob er mir Schule gibt. Ihr könnt und werdet das nicht ändern. Geh du jetzt auch? Vater wartet sicher auf dich, sonst wird er nur noch wütender als er sowieso schon ist“, sagte Soraia traurig zu ihrer Mutter. Elisabeth schüttelte ihren Kopf und ging zu Jonathan. Soraia lies sich auf den Stuhl fallen und fing an zu weinen. Plötzlich spürte sie Thomas neben ihr. Er ging nahe an ihr Ohr und Flüsterte ihr zu: „Wie wäre es denn, wenn wir dieses Wochenende zusammen weg fahren? Weg von all den Leuten hier und weg von deinen Eltern. Damit wir zwei ein bisschen alleine sind und unsere Ruhe haben? Wir können hingehen wohin du möchtest um uns schön zu entspannen. Wie fändest du das?“ Soraia sah ihn mit rot geweinten Augen an und fing leise an zu sprechen: „Aber was soll ich denn meinen Eltern erzählen? Nach dem was passiert ist, würden sie mich nie im Leben mit dir noch ein Wochenende alleine weg lassen.“ „ Wer sagt denn, dass sie es erfahren müssen? Sag ihnen du gehst für ein Wochenende zu einer Freundin übernachten. Dabei gehen wir zwei, uns ein schönes Wochenende machen“, erwiderte Thomas. „ Na gut ich werde es mal versuchen“, sagte Soraia. Thomas lächelte sie an und rief den Kellner um die Rechnung zu haben. Natürlich
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hatte ihr Vater nichts bezahlt. Thomas bezahlte die Rechnung, Soraia wischte ihre Tränen weg. Sie standen auf und verließen beide zusammen das Restaurant.
7. Wochenende zu zweit Es war an einem Freitagabend, als Soraia ihren Eltern die Frage stellen wollte, ob sie mit Thomas über das Wochenende weggehen durfte. Wie erwartet war die Antwort negativ. Doch Thomas wusste, dass ihre Eltern es ihr verbieten werden, deshalb hatte er schon einen anderen Plan. Er wollte mit ihr heimlich abhauen. Er telefonierte mit ihr und sagte, wie er das geplant hatte. Am Samstagmorgen ging Soraia einkaufen, also so teilte sie es zumindest ihren Eltern mit. In der Stadt traf sie auf Thomas, der sie abholte, um mit ihr ein kleiner Ausflug zu Unternehmen. Sie hatten vor, an den Bodensee zu fahren. Thomas schlug ihr vor, dass sie zusammen mit dem Zug fahren könnten, er fand das wäre doch viel gemütlicher. Nach einer entspannenden und romantischen Zugfahrt kamen sie in Kreuzlingen am Bodensee an. Das Wetter war sehr schön und Soraia schlug vor, sie könnten doch ein Pedalo mieten. Thomas fand dass eine gute Idee, und sie liefen zum See. Thomas musste am meisten strampeln, aber beide genossen das treiben auf dem See. Zwischendurch neckten sie sich. Thomas warf Soraia zum Spaß ins Wasser, die laut kreischte. Als Thomas sie wieder ins Boot ziehen wollte, riss Soraia ihn ebenfalls ins Wasser. Sie planschten und lachten. Als Soraia Thomas gerade unter Wasser tauchen wollte, zog er sie ganz zärtlich an sich heran. Sie war total überrascht, als sie sich plötzlich mitten in einem Zungenkuss wieder fanden. Sie wuschelte ihm durch sein Haar und er strich ihr über den Rücken. Alles kam ihnen wie eine Ewigkeit vor, als ob sie die einzigen Menschen auf der Welt waren. Es war einfach unbeschreiblich! Als ihre Mietzeit abgelaufen war und Thomas bezahlen musste, merkte er, dass er seine Brieftasche nicht mehr in der Hosentasche hatte. Verzweifelt durchsuchte er seine Taschen und das Pedalo, er fand sie jedoch nicht. Beim durchsuchen seiner Tasche, fand er zufälligerweise noch 50 Franken, die er einmal rein getan hatte. Dieses Geld reichte gerade noch für das Pedalo und etwas zu Essen. Schnell überlegte er sich, wie er zu Geld kommen konnte. Er erinnerte sich daran, dass sein Kollege einmal seiner Mutter via Western Union Geld zugestellt hatte. Also rief er seine Mutter an und fragte ob sie ihm Geld schicken konnte. Kurz darauf konnte Thomas, das von seiner Mutter zugestellte Geld, aus einem Automaten rauslassen. Als Entschädigung für die verlorene Zeit, lud Thomas Soraia in ein fünf Sterne Hotel ein, um zu essen und in den Pool zu gehen. Soraia war überwältigt von diesem Luxus und genoss diese Zeit in vollen Zügen. Gegen Abend warf Soraia ein Blick auf ihr Handy und stellte fest, dass ihre Mutter sie etwa 20 mal angerufen hatte. Erschrocken merkte sie, dass sie sich gar nicht gemeldet hatte
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und das Shoppen konnte ja nicht den ganzen Tag dauern. Sollte sie ihre Mutter anrufen? Sie hatte Angst davor. Sicher hat sie schon die Polizei benachrichtigt. Schlussendlich entschied sie sich für eine SMS: „Hallo Mama, ich habe vergessen dir mitzuteilen, dass ich bei Lisa übernachte. LG Soraia. Darauf schrieb die Mutter: „ O.K. ich habe mir schon Sorgen gemacht, dann bis Morgen! :-)“ Soraia war erleichtert, dass ihre Mutter ihr das abnahm. Nun konnte sie sich wieder auf Thomas konzentrieren, der im Augenblick vor der Bowlingbahn auf sie wartete. Er bestellte noch zwei Drinks und für sich noch ein Päckchen Zigaretten. Nach einem spannenden Spiel gewann Soraia knapp, aber nur weil Thomas schon angetrunken war. Nun stellte sich die Frage wo sie übernachten sollten. Thomas schlug vor im gleichen Hotel eine Suite zu mieten, in dem sie zuvor gegessen und Bowling gespielt hatten. Soraia wollte zuerst ablehnen, weil dieses Zimmer teuersten von allen war. Als Thomas ihr versicherte, er hätte genug Geld, um eine ganze Woche darin zu verweilen, willigte sie schließlich ein. Sie bereute es nicht. Die Sweet war im 12ten Stock und der Ausblick über den Bodensee war überwältigend. Ehrfürchtig nahmen die beiden das Luxus-Zimmer ein, vor allem Soraia konnte das eine ganze Weile nicht fassen. Als beide gegen sieben Uhr hungrig wurden, beschlossen sie ins Hotelrestaurant essen zu gehen. Das Essen wurde von einem Profi-Koch zubereitet und war demzufolge auch köstlich. Soraia, genoss dieses umwerfende Essen und die beiden hatten sehr tiefgründige Gespräche. Sie sprachen über sehr persönliche Themen, wie ihre Gefühle zueinander. Währenddessen rief Elisabeth bei der Mutter von Lisa an, um zu fragen, ob die beiden schon am schlafen waren, weil Soraia sehr viel Schlaf brauchte. Das meinte sie jedenfalls. Doch als sie diese Frage gestellt hatte, wurde sie enttäuscht. Lisas Mutter teilte ihr mit, dass Soraia nie bei Lisa erschienen war und schon gar nicht bei ihr übernachtete. Elisabeth wusste wo Soraia sein könnte. Natürlich bei Thomas. Also schrieb sie ihrer Tochter eine Nachricht: Falls du bei Thomas bist, KOMM SOFORT NACH HAUSE! Als Thomas und Soraia das Abendessen beendet hatten, waren sie beide schon sehr müde und beschlossen ins Bett zu gehen. Kurz bevor sie beide ins Bett schlüpften, schaute Soraia noch kurz auf ihr Handy und las die SMS von ihrer Mutter:„ Scheisse ich habe vergessen Lisa mitzuteilen, dass ich bei Thomas bin und dass ich meiner Mutter gesagt habe, dass ich sei bei ihr sei!“ Aber Thomas nahm das ganz entspannt und sagte: „ Ach komm vergiss deine Mutter. Heute haben wir einmal Zeit zusammen und die sollten wir genießen! Schnell stimmte Soraia ihrem Geliebten zu. Sie vergaß die ganze Geschichte mit ihrer Mutter und sie gingen ins Bett. Sie verbrachten eine schöne Nacht zusammen und schliefen bis spät am Morgen aus. Beide hatten das Gefühl, die schönste Nacht ihres Lebens verbracht zu haben. Am nächsten Morgen waren beide ausgeruht. Etwa um 11:30 Uhr genossen sie ein köstliches Frühstück, dass ihnen ins Zimmer serviert wurde. 82
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Später gingen sie noch am Bodensee spazieren und führten die Gespräche von dem Vorabend weiter. Um 15 Uhr beschlossen sie die Rückreise anzutreten. Auch wenn beide das nicht wollten. Soraia brauchte noch Zeit das ganze ihren Eltern beizubringen. Also stiegen sie in den Zug nach Winterthur. Während der Fahrzeit ließen die beiden das Abenteuer Review passieren, indem sie darüber redeten. Beide stellten fest, dass die Beziehung zwischen ihnen in diesem Wochenende gewachsen war und beide waren fest davon überzeugt, dass sie ihr Leben miteinander verbringen wollten.
8. Liebe in Gefahr Sie verabredeten sich zum Mittagessen in einem Italienischen Restauran, welches ausserhalb der Stadt lag. Sie kam extra 10 Minuten später, damit er auf sie warten musste. Trotzdem kam Thomas nicht zur Verabredung, weil er zu besoffen und bekifft war. Sie wartete eine geschlagene Stunde auf ihn. Während sie auf ihn wartete, rief sie ihn an. Danach ging sie sehr enttäuscht und wütend nach Hause. Sie wartete zu hause eine Stunde auf ihn. Als er endlich mit einem Rosenstrauss in der Hand an ihrer Haustür klingelte, machte sie die Türe auf. Sie sah, dass er sehr betrunken und bekifft war. Er kniete sich vor ihr hin, gab ihr den Rosenstrauss und wollte sich bei ihr entschuldigen. Sie überlegte lange, ob sie die Entschuldigung annehmen sollte. Danach tat sie so als würde sie die Entschuldigung annehmen. Sie nahm den Rosenstrauss in die Hand und umarmte ihn. Dann ging sie in die Küche, stellte eine Vase voller Wasser hin und ging zurück zur Haustüre. Jedoch hatte sie den Rosenstrauss nicht in die Vase gestellt, sondern warf ihm den Strauss mitten ins Gesicht. Daraufhin wurde er wütend und gab ihr eine Ohrfeige. Nachdem er sich langsam beruhigte, fragte er sie wütend: „Warum tust du so zickig?“ Daraufhin antwortete sie mit Tränen in den Augen: „Thomas du bist nicht zu unserer Verabredung gekommen. Ich habe dort eine Stunde auf dich gewartet, dich angerufen und du hast dich einfach nicht gemeldet, du Schwein. Danach habe ich zuhause noch eine Stunde auf dich gewartet.“ Er schwieg vor sich hin und schaute auf dem Boden, bis sie ihn wütend fragte: „Wo warst du!?“ Er antwortete darauf: „Ich war so besoffen, dass ich nicht wusste wo ich war. Aishe hat mich zufälligerweise gefunden und hat mich zu ihr nach Hause gebracht. Dort konnte ich mich ausruhen.“ Da wurde Soraia sehr wütend, weil Thomas zu Aishe nach Hause ging um sich auszuruhen. Sie nahm ein Glas aus dem Küchenschrank und warf es ihm ins Gesicht. Sie wollte ihm auch noch die Blumenvase, die sie zuvor mit Wasser gefüllt hatte, ins Gesicht werfen. Da bemerkte sie, dass er im Gesicht sehr fest blutete und überall Schnittwunden hatte. Er spuckte auf den Boden und er wurde so aggressiv, dass er begann sie zu schlagen. Sie fing an zu bluten. Ihm war das egal und er schlug sie nur noch fester. Er kam wieder zur Vernunft und wusste nicht was er machen sollte. Er hob sie hoch und trug sie in seinen Wagen. Zusammen fuhren sie ins Krankenhaus. Der Arzt wischte ihr das 83
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Blut aus dem Gesicht und stellte fest, dass sie nur ein paar Kratzer im Gesicht hatte. Er desinfizierte die Kratzer. Danach fuhr er sie nach Hause. Er begann langsam und leise zu sprechen und sagte ihr: „Es tut mir so leid, glaub mir das bitte.“ Soraia sah ihn nur kurz mit einem komischen Blick an, drehte ihren Kopf wieder weg und gab ihm keine Antwort. „Bitte, antworte mir doch.“, sagte Thomas verzweifelt. Soraia sah ihn an und sah wie schlecht es ihm ging. Sie sah, dass es ihm wirklich leid tat und als sie ihm gerade etwas sagen wollte kam er ihr zuvor und sagte: „Es tut mir so verdammt leid. Ich bin eigentlich nicht so und ich werde auch nie wieder so sein! Glaub mir das doch bitte.“ Soraia sah ihn weiterhin an und wusste nicht genau was sie sagen sollte. Ob sie ihm verzeihen sollte oder nicht. Nach einer Weile, begann Soraia zu sprechen: „Na gut, vergessen wir diese Sache. Du warst bekifft und besoffen aber ich möchte, dass du dich besserst und ich möchte das so etwas nie wieder passiert!“ Thomas’s Laune besserte sich schlagartig und er sah plötzlich so erleichtert und glücklich aus. Er umarmte Soraia so fest wie er nur konnte. „Ich verspreche dir, es wird nie wieder so etwas passieren. Ich verspreche es!“– „Ich hoffe es für dich!“, sagte Soraia leicht lachend. Beide mussten schmunzeln. „Was wirst du deinen Eltern erzählen?“, fragte Thomas unsicher. „Ich werde ihnen erzählen, dass ich mit Lisa auf einem Ast gesessen bin, welcher morsch war und ich dann in ein Dornengebüsch gefallen bin.“ – „Beste Ausrede ever!“ Beide mussten laut lachen. Sie verabschiedeten sich. Danach ging sie ins Haus, wo ihre Mutter bereits sehnsüchtig auf sie gewartet hat. Sie tischte ihrer Mutter ihre Lüge auf und ihre Mutter kaufte es ihr ab. Erleichtert ging sie ins Bett.
9. Masterplan Zur Versöhnung des Streites hatte Thomas etwas geplant. In seinen Gedanken ging er nochmals alles durch. Zuerst wollte er mit Ihr ins Kino gehen den Film „The Fifty Shades Of Grey“ anschauen. Dann mit Ihr an den Bodensee fahren. Dort angekommen mit Ihr einen kurzen Spaziergang machen und dann Essen gehen. Nach dem Essen hatte er vor, mit Ihr und mit seiner Jacht auf den See zu fahren um dort zu baden. Danach in den Whirlpool. Und was danach passierte blieb nur in seinen eigenen Gedanken. Aber jetzt war genug den Vermutungen dachte er, nun ging es los. Er holte sie gegen 7 Uhr ab. Sie selber wusste noch nichts von seinen Plänen. Zuerst war sie noch sehr angespannt und misstrauisch wegen des Streites am Vortag. Aber nichtsdestotrotz kam sie mit. Sie freute sich sehr als sie erfuhr, dass er sie ins Kino zu „The Fifty Shades Of Grey“ eingeladen hat. Aber sie war noch immer recht angespannt. Erst als der Film angefangen hat und er Ihr seine Arme über sie gelegt hat, stieg Ihre Laune. Und nach dem Kuss hatte sie schon fast wieder Hochstimmung, aber nur fast. 84
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Nach dem Film stiegen sie in den Zug an den Bodensee. Im Zug schlief sie an seiner Schulter ein. Als sie ausstiegen mussten weckte er sie sanft auf. Eigentlich wollte er mit Ihr jetzt spazieren gehen, aber dafür war sie nun zu müde. Also gingen sie zuerst ins Restaurant an Strand essen. „Gefällt dir der Abend bis jetzt?“ fragte er. „Bis jetzt ja, obwohl ich am Anfang noch misstrauisch war was das werden sollte. Was nun allerdings klar war;).“ „Und ist das wegen gestern wieder vergessen? Ich werde mich auch ändern, versprochen.“ Fragte er wie ein Unschuldslämmchen. „Mal schauen, ok? Vielleicht ändert sich meine Meinung noch im Verlaufe des Abends.“ antwortete sie leicht verführerisch. Nun kam das Essen und sie verschwendeten kein Wort mehr über den Tag davor. Nach dem Essen war sie nicht mehr müde und sie konnten doch noch, wie von Ihm geplant, spazieren gehen. Sie redeten über dies und das. Aber vor allem redeten sie über Aishe, denn sie hatte bemerkt wie sie Ihn immer anschaute. Und das gefiel Ihr nicht besonders. Sie konnte Ihn überreden mal mit Aishe deswegen zu sprechen. Obwohl er nicht glaubte das Soraia recht hatte, aber das enthielt er Ihr vor. Als wäre es geplant, dachte sie, sind die geradewegs zu dem Schiffshafen gelaufen wo seine Jacht war. Und 15 Minuten später waren sie auch schon auf dem See. Nun wollte er mit Ihr baden gehen, aber etwas hatte er total vergessen. Sie hatte ja gar keine Badesachen dabei. „Soraia? Ich hab ja ganz vergessen, dass du kein Badezeug dabei hast, tut mir leid. Nun können wir nicht baden gehen.“ Sagte er niedergeschlagen. Nun sagte sie etwas was er nie von ihr erwartet hätte. „Ist doch egal, wir sind ganz alleine hier draussen. Wir können ja auch nackt baden gehen.“ Gesagt getan. Und schon war sie im Wasser. Sie sieht wunderschön aus, sagte er sich selbst. Und wenige Sekunden später war auch er im Wasser. Wir sind Nacktbaden, NACKTBADEN, dachte er sich. Er freute sich wie ein kleines Kind das ein neues Spielzeug gekriegt hat. Und so abwägend war der Gedanke ja gar nicht. Sie genossen es einfach zu zweit alleine zu sein, niemand der Einwände wegen des Alters einbringen konnte und niemand der sie doof anschaute. Sie Küssten sich. Aber nicht ein normaler Kuss. Es war der erste Zungenkuss seid dem an dem Wochenende damals. Schon die Erinnerung daran erregte sie. Aber zu lange gingen sie nicht baden da das Wasser recht frisch war. Doch dafür hatte er die perfekte Lösung. Nämlich den Whirlpool auf dem oberen Deck. Aber das verriet er Ihr noch nicht. Sie musste Ihm versprechen die Augen zuzumachen und sie auch zulassen bis er sagte, dass es ok war sie wieder aufzumachen. Er führte sie vom Deck wo sie auch ins Wasser gesprungen waren auf das obere Deck wo auch der Whirlpool war. Oben angekommen stellte er den Whirlpool an. Und nun durfte sie die Augen wieder aufmachen. Sie war überwältigt. Sie hatte schon einen Whirlpool erwartet, aber nie so einen grossen. Der Whirlpool hatte sogar eine integrierte Bar, Lautsprecher unter und über dem Wasser auf dem man Radio oder eine von deinem Handy abgespielte Play List hören konnte. Er hatte auch Lichter die passend zur Musik beleuch85
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tet wurden. Es war einfach ein Traum. Der Whirlpool war so wunderschön warm dachte sie. Und nicht nur der Whirlpool war ein Traum. Sie tranken etwas Sekt und hörten entspannende Musik. Sie hatte Ihm längst vergeben, aber dass blieb auch nur solange wenn er sein versprechen einhielt das er Ihr beim essen gegeben hatte. Und sie wollte sich auch bessern sagte sie sich selbst. Sie wollte nicht mehr so schnell überreagieren, und zickig sein. Wegen diesen beiden Dingen hatte sie auch schon einige gute Freunde verloren. Aber vor allem wollte sie Ihn nicht verlieren, auf keinen Fall wollte sie das. Was er zum glück nicht wusste. Denn sonst hätte er sich wahrscheinlich nicht eine solche mühe für heute Abend gemacht. Aber über das sollte und wollte sie sich nun eigentlich keine Gedanken machen, sie wollte den Moment einfach nur mit Thomas geniessen. Sogar reden würde das stören. Und irgendwie scheint er Ihre Gedanken gefühlt zu haben. Denn seit sie im Pool waren hat er sie nur in den Arm genommen und praktisch nichts gesagt. Erst nach etwa 15 Minuten fingen sie an zu reden. Er sagte noch einmal wie feste er sie liebe und sie nie verlieren möchte und das Ihm alles leid tue. Dass er mehr für sie da wäre und nicht mehr so oft ohne sie in den Ausgang gehen werde. Und das gefiel ihr sehr. Und das wegen dem Kiffen sagte sie Ihm. Das störe sie eigentlich nicht so wenn es nicht allzu viel ist. Ihr gefiel es nur nicht wenn er betrunken war, denn dann wurde er aggressiv. Durch das was er sagte, liebte sie Ihn nur noch mehr. Denn sie fühlte sich bei Ihm sicher. Und sie glaubte Ihm. Sie wusste, dass alle anderen sie für naiv halten würden, aber sie wusste einfach, dass Thomas sie nicht anlog. Sie wusste nicht woher sie das wusste. Aber sie wusste es halt. An den Rest des Abends konnte sie sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern. Sie wusste nur noch, dass er wunderschön war...* *Für den letzten Teil, lasse einfach deine Phantasie spielen ;)
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Liebe mit Zweifeln
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Impressum Autoren und Autorinnen Fee & Samira
Kapitel 1
Xhenete & Valon
Kapitel 2
Aaron & Benjamin
Kapitel 3
Lucy & Ivana
Kapitel 4
Eren & Ylber
Kapitel 5
Nadia & Livio
Kapitel 6
Dario & Ashenafi
Kapitel 7
Michael & Matthias
Kapitel 8
David & Kwhan
Kapitel 9
Alea & Mia
Kapitel 10
Alea & Mia
Kapitel 11
Redaktion Angelika Jakob Bosshard, Brigitte Roser, Stefan Ringli
1. Auflage Juli 2015 © Schulhaus Lindberg 88
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Inhalt Kapitel 1 : Eine unerwartete Begegnung Kapitel 2 : Das erste Date Kapitel 3 : Die Überraschung Kapitel 4 : Zukunft Kapitel 5 : Ich habe so meine Zweifel Kapitel 6 : Ein Treffen mit Folgen Kapitel 7 : Der Ausflug Kapitel 8 : Neue Erkenntnisse Kapitel 9 : Das Missverständnis Kapitel 10 : Verschwunden Kapitel 11 : Das Versprechen
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Kapitel 1 Eine unerwartete Begegnung „Tuut, tuut, tuut!“ Wo ist denn dieses verflixte Ding schon wieder! Hab ich dich! Endlich Ruhe. Montag... Schon wieder so ein langweiliger Morgen, an dem ich arbeiten muss. Also gehe ich wie immer ins Badezimmer, kämme mir meine roten Haare, betone meine grünen Augen und verdecke heute wieder mal meine Sommersprossen, weil ich sie nicht besonders mag. Einfach gesagt, ich mache mich bereit für die Arbeit. Ich arbeite in einem kleinen Tattoo-Studio in Genf. Das bedeutet, dass ich jeden Morgen eine dreieinhalbstündige Zugfahrt vor mir habe. Manchmal ist auch meine beste Freundin Zia im selben Zug. Zia ist ziemlich klein, hat braune, lange Haare, braune Augen, viele Piercings und Tattoos. Sie ist wie ein kleiner Wirbelwind - mein kleiner Wirbelwind. Das Tattoo-Studio ist nicht das bekannteste, aber wir haben unsere Stammkunden, die immer wieder mal vorbei kommen. Ich wohne in Küsnacht an der Albisriederstrasse 69, bei meinen Eltern Corinne und Hanspeter Winkler. Leider bin ich erst 16 Jahre alt und lebe deshalb noch bei Ihnen. Unser Haus ist sehr gross und modern eingerichtet. Ich möchte nicht damit angeben, aber an Geld fehlt es uns nicht. Um Abstand zu bekommen, gehe ich so oft wie möglich mit meinem eigenem Pferd „Mimi¨ ausreiten oder zeichne, wenn ich gerade Lust darauf habe. Endlich im Zug angekommen, hat es, wie fast immer, keinen Platz. Doch heute habe ich Glück und sehe weiter hinten noch einen. Schnell laufe ich dort hin, bemerke aber zu spät die andere Person. „Plumps“, und ich lande auf dem Boden. „Pass doch auf!“, sage ich etwas schroff. Die Person, welche sich als Mann herausstellt, sieht mich mit grossen Augen an. Diese meerblauen Augen! Der Wahnsinn! „Ouhh... Tut mir leid“, sagt er schüchtern und hält mir die Hand hin. „Vladimir“, murmelt er. Ich: „Entschuldige, was?“ „Mein Name ist Vladimir“, wiederholt er. „Freut mich, Fabienne, aber du kannst mir Fabi sagen.“ Wir setzen uns beide ans Fenster. Plötzlich fragt er: „Was machst du denn so früh in diesem Zug? Wo musst du hin?“ Ich weiss zuerst nicht, ob ich ihm die Wahrheit sagen kann, weil ich ihn kaum kenne. Doch irgendwie vertraue ich ihm. „Ich fahre nach Genf, zur Arbeit, und du?“ frage ich ihn. Er antwortet mit: „Ich fahre nach Lausanne, zu meiner Arbeit, als Automechaniker. Als was arbeitest du denn?“ „Ich arbeite in einem kleinem Tattoo-Studio.“ Wir unterhalten uns noch ein bisschen, bis er mich plötzlich fragt, ob er meine Nummer haben kann. Mit Freude gebe ich sie ihm. “Nächster Halt Lausanne“, erklingt es durch die Lautsprecher im Zug. „Hier muss ich raus“, sagt er leicht enttäuscht. Und so verabschieden wir uns.
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Später, als ich im Tattoo-Studio ankomme, treffe ich überraschend auf meine Freundin Zia. Als sie mich entdeckt, rennt sie auf mich zu und erdrückt mich fast vor Freude. „Was machst du hier?“, frage ich sie. „Ich möchte mir ein neues Tattoo stechen lassen. Hast du Zeit?“ Ich sehe auf meinem Arbeitsplan nach und ja, ich habe Zeit. Also gehe ich wieder zu ihr hin und führe sie in den Tattoo-Raum. Ich mache alles bereit, während sie sich hinlegt. „Ich muss dir unbedingt etwas erzählen“, fange ich an. „Erzähl!“ „Ich habe heute im Zug jemanden kennengelernt. Er heisst Vladimir, ist 17 Jahre alt und arbeitet in Lausanne als Automechaniker.“ „Wie sieht er aus?“ fragt sie aufgeregt. „Er hat blondes Haar und meerblaue Augen, in die man den ganzen Tag gerne schauen möchte!“ „Definitiv dein Typ! Trefft ihr euch denn wieder?“ will sie wissen. „Ich weiss es nicht, aber wir haben die Nummern ausgetauscht.“ „Ich sehe euch schon vor mir, wie ihr Hand in Hand durch die Stadt lauft und euch bei Sonnenuntergang einen Kuss gebt!“ zieht sie mich auf und macht einen Kussmund. „Hör bloss auf damit!“ sage ich, peinlich berührt. Wir belassen es dabei und ich konzentriere mich auf das „Tattoo stechen“. Sie will einen kleinen Anker auf ihrem Fussknöchel. Bis jetzt hat sie alle ihre Tattoos bei mir machen lassen. „So, fertig!“ sage ich, während ich die Stechpistole weg lege. Sie sieht es sich an und ist begeistert! Wir verabschieden uns, weil sie leider schon weiter muss. Ich habe noch sehr viele Kunden an diesem Tag. Stunden später bin ich endlich fertig und froh, dass ich endlich nach Hause kann. Zu Hause angekommen, mache ich mir etwas zu essen und gehe meiner Abendroutine nach: Ich reite aus mit meiner Stute „Mimi“. Danach ist „Hufe auskratzen“ und „Stall ausmisten“ angesagt. Total erschöpft gehe ich mich noch duschen und lasse mich endlich aufs Bett fallen. Ich versuche vergeblich zu schlafen. Es geht einfach nicht! Dieser Vladimir will mir einfach nicht aus dem Kopf gehen.
Kapitel 2 Das erste Date Soll ich ihr wirklich schreiben? Ich überlege hin und her. Egal, ich tu’s. Ich schreibe dieser Fabienne vom Zug: „Hey Fabi, ich bin’s, Vladimir.“ Sonst nichts. Mal schauen. Jetzt heisst es warten. Ich versuche mich abzulenken, indem ich mit meinem Freund Marco Panini ins Fitnessstudio gehe. Mann, wieso schreibt sie denn nicht? Weiss sie nicht mehr, wer ich bin? Viele Minuten vergehen, nichts geschieht! Doch jetzt. Endlich vibriert mein Handy! Sie hat tatsächlich zurück geschrieben! „Hey Vladimir J“, lese ich. Jetzt habe ich null Bock auf Fitness, ich bin überglücklich. 91
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Auf dem Weg nach Hause frage ich nach, wie es ihr gehe. Sie antwortet mit: „Gut und dir?“ „Mir geht’s auch ziemlich gut“, antworte ich. Als ich zu Hause ankomme, haben wir schon ein paar SMS ausgetauscht. Ich frage sie um ein Date. „Ich kenne ein tolles italienisches Restaurant direkt am See“. Sie antwortet sofort: „Ja, gerne!“ Ich bin total erleichtert. In einer Woche werden wir uns treffen. Wo bleibt sie denn? Hat sie unser Date etwa vergessen? Ich merke, wie mein Herz immer schneller und schneller schlägt. Da kommt sie. Ihr oranges, schönes Haar weht über ihr Sommersprossengesicht. Sie ist wunderschön. Sie lächelt mich an und wir umarmen uns zur Begrüßung. Ich rieche ihr angenehmes Parfüm. Ich halte ihr die Türe zum Restaurant auf und wir setzen uns an den ersten Tisch. Wir bestellen das gleiche: Eine Pizza Margarita und eine Cola. Sie bemerkt wohl, dass ich ziemlich unruhig bin. Sie fragt: ,,Bist du nervös?’’ Ich nicke schüchtern. Mann, ist das peinlich! Sie lacht. Bis die Pizza kommt, reden wir kein Wort mehr miteinander und schauen uns nur an. Sie fängt an zu essen. ,,Und, Fabienne? Schmeckt sie dir?’’ Sie schwärmt. ,,Ich liebe Pizza.’’ Wir kommen ins Gespräch. Sie erzählt mir, dass sie eine Ausbildung als Tätowiererin macht und berichtet mir einiges über ihre Familie. Ich erzähle von meiner WG in Dietlikon, meiner russischen Mutter Agatha Meier und meinem patriotischen Vater Miroslaw. Wir lachen viel. Es stimmt einfach alles. Die Pizzas sind bald aufgegessen. Selbstverständlich zahle ICH und wir machen uns auf den Weg nach draussen. Ich frage sie, ob sie Lust hat, ein bisschen mit mir am See spazieren zu gehen. Sie findet das eine gute Idee. Ich freue mich innerlich sehr! Sie zittert ein wenig und ich merke sofort, dass sie kalt hat. Ich gebe ihr meine Jacke und sie bedankt sich herzlich. Sie kichert. Wir spazieren und reden ziemlich viel! Nun sind wir im Park angekommen und setzen uns zusammen auf eine Bank. Sie erzählt mir, wie schön sie den Abend fand und dass wir uns auf jeden Fall nochmals treffen sollten. Ich stimme natürlich zu. Ein paar Sekunden lang sehen wir uns tief in die Augen. Ich komme ihr näher und senke meinen Blick auf ihre glänzenden Lippen. Wir küssen uns. Sie fährt sanft durch meine Haare und ich greife sie an der Taille. Ich schmecke ihren süssen Lipgloss an den Lippen. Nach dem Kuss lächelt sie mich schüchtern an. Ich halte sie in den Armen und für ein paar Sekunden schauen wir wie ein verliebtes Pärchen in den Himmel. Ich stehe auf und nehme ihre Hand. Hand in Hand steigen wir in den Bus, der uns nach Hause fährt. Wir müssen nicht lange fahren. Wir steigen bald aus und kommen gleich vor ihrer Haustüre an. ,,Danke für diesen schönen Abend’’, flüstere ich ihr ins Ohr. Zum Abschied umarmen wir uns lange. Bevor sie die Türe aufmacht, schaut sie mich nochmals an und lächelt. Ich lächele zurück. Die Türe ist zu. In diesem Moment merke ich, dass ich verliebt bin.
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Kapitel 3 Die Überraschung Heute Nachmittag habe ich überraschend frei. Ein Kunde hat sein Auto nicht rechtzeitig zu uns in die Garage gebracht. Auf dem Weg zum Bahnhof habe ich eine geniale Idee: Ich kaufe einen Erdbeerenkuchen für Fabienne und überrasche sie damit. Ich freue mich schon auf ihr Gesicht, wenn sie den Erdbeerenkuchen sieht! Erdbeerenkuchen ist ihr Lieblingskuchen, das hat sie mir bei unserem letzten Treffen gesagt. Ich bin im Tattoo-Studio angekommen, da remple ich aus Versehen eine Kundin an. Vor Schreck schreit sie auf! Der Erdbeerkuchen fällt mir ungeschickt aus der Hand und klatscht voll auf meine Hose. Der unansehnliche Rest landet auf dem Boden. Die erschreckte Kundin hilft mir, den Rest des Kuchens aufzuputzen. Fabienne will mir auch dabei helfen, aber ihr Boss (am ganzen Körper mit Drachen tätowiert), sagt ihr, dass sie nicht helfen dürfe. Sie muss arbeiten. Per Zufall stellt sich heraus, dass die Kundin, die ich angerempelt habe, Zia, die beste Freundin von Fabienne ist. Ich stelle mich vor: „Hallo. Ich bin Vladimir, der Freund von Fabienne.“ Um den heruntergefallenen Kuchen wieder gut zu machen, gehe ich mit Zia zur nächsten Gelateria, um dort drei Glacés zu kaufen. Wir reden sehr lange und intensiv miteinander über unsere gemeinsame Freundin Fabienne. Gerade jetzt, als wir beim Tattoo-Studio mit drei Cornets ankommen, ist Fabienne mit dem Tätowieren eines glatzköpfigen Typen fertig geworden. Er scheint zufrieden zu sein mit ihrer Arbeit. Wir erwischen den Schnellzug über Lausanne nach Zürich HB gerade noch. Aber irgendwie will Fabienne nichts mehr sagen. Ich frage sie, was los ist, aber sie antwortet nicht. Sie schaut stumm aus dem Fenster und ignoriert mich. Ich denke, dass sie einfach müde ist. Ja, wahrscheinlich ist sie müde. Sie hat Überzeit gemacht, wird sie von ihrem Boss gestresst, da muss man doch müde sein! Nach diesem Ereignis versuche ich sie zu schonen und rede stattdessen mit Zia. Nachdem Zia in Olten ausgestiegen ist, versuche ich nochmals, mit Fabienne zu reden, aber sie antwortet mir immer noch nicht. Eine unangenehme Stille breitet sich in unserem Zugabteil aus. Wir steigen wortlos am Hauptbahnhof in Zürich aus dem Zug aus, um uns auf dem Perron zu verabschieden. Plötzlich schiessen ihr Tränen in die Augen. „Was ist nur los, Fabienne???“ Aber sie will schon wieder nichts sagen. Ob es etwas Peinliches sein könnte? Ich weiss einfach nicht, was mit ihr los ist und was sie stören könnte. Wieso müssen Mädchen nur so kompliziert sein? Langsam, 93
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langsam, habe ich den Verdacht, dass sie eifersüchtig auf Zia sein könnte oder dass ihr beim Arbeiten etwas Schlimmes passiert ist... Endlich gesteht sie mir, immer noch mit Tränen in den Augen, dass sie wirklich SEHR eifersüchtig auf Zia ist. Ich versuche ihr zu erklären, dass nichts zwischen mir und Zia gelaufen ist! Und dazu brauche ich wirklich lange! Aber endlich glaubt sie mir. Ich seufze und fühle mich besser. Deutlich erleichtert mache ich mich auf den Heimweg nach Dietlikon.
Kapitel 4 Zukunftspläne Ich sitze zu Hause und Vladimir hat mich noch nicht angerufen. Ungeduldig starre ich Stunden um Stunden auf mein Display, aber nichts tut sich. Die Zeit vergeht... Ich habe schon fast aufgegeben, daran zu glauben, heute noch irgendetwas von ihm zu hören, da passiert plötzlich das Unerwartete: Das Telefon klingelt. Soll ich rangehen oder nicht? Mit einem unsicheren Gefühl antworte ich „Fabienne?“ Mein Herz pocht immer schneller. Sie fragt: „Hast du Zeit? Darf ich kurz vorbei kommen?“ Ich bin erleichtert, meine Hände fangen an zu schwitzen und ich bejahe sofort. Ein paar Minuten später klingelt es an der Tür. Ich bin so aufgeregt und mache Freudensprünge durch mein Zimmer. Ich strahle wie ein Marienkäfer und mache die Türe zügig auf. Dort steht Vladimir mit einer roten Rose! Er überreicht sie mir strahlend und küsst mich auf die Wange. Ich bin überglücklich und alles ist vergessen. Ich danke ihm herzlich und küsse ihn. Wir gehen raus, setzen uns unter einen grossen Baum im Garten. Die Aussicht auf den Zürichsee ist herrlich! Er nimmt meine Hand und sagt: „Du bist die Einzige für mich!“ Ich werde rot im Gesicht. „Weisst du, was ich mir wünsche?“, flüstert er. Ich antworte mit leiser Stimme: „Nein.“ „Ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich dich liebe. Schon als ich dich das erste Mal gesehen habe, wusste ich, dass du zu mir gehörst. Ich habe grosse Pläne mit dir!“ „Welche zum Beispiel?“ „Mit dir zusammenziehen, mit etwa 25 Jahren heiraten, Kinder kriegen, Haustiere haben, eine Safari unternehmen und viel Neues kennenlernen!“, flüstert er mir ins Ohr. Mir fällt keine Antwort ein, ich bin sprachlos. Vladimir kommt immer näher, wir haben uns fast geküsst, plötzlich klingelt sein Telefon. Er entschuldigt sich und nimmt ab. „Komm nach Hause, es ist schon spät!“, sagte die Frau am Telefon mit einer energischen Stimme. Wahrscheinlich war es seine Mutter. Er legt auf, entschuldigt sich erneut und verabschiedet sich: ,,Ich muss sofort nach Hause.“ Und weg ist er.
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Kapitel 5 Ich habe so meine Zweifel Als ich zu Hause ankomme, steht meine Mutter schon an der Tür und erwartet mich. Sie wollen mit mir reden, sie, meine Mutter und mein Vater. Da bin ich mal gespannt. Wir plaudern ein wenig und ich erzähle ihnen das erste Mal etwas über meine hübsche Freundin Fabienne. Aber meine Eltern haben ganz andere Pläne. Sie hören gar nicht richtig zu. Mein Vater liebt Russland über alles und wünscht sich nichts anderes, als eine Schwiegertochter aus diesem Land zu haben. Aber ich liebe Fabienne! Wie können sie so etwas sagen! Sie verstehen es wohl nicht. Was soll ich mit einer Russin? Auf einmal hält mir meine Mutter ein Bild hin. Darauf ist eine hübsche Frau abgebildet, die ich noch nie gesehen habe. Das wäre sie also. Die faszinierende Russin. „Die wär doch was für dich“, sagt mein Vater. Auf dem Bild sieht sie wunderbar aus, das muss ich zugeben, aber ich habe ja Fabienne… Das Gespräch mit meinen Eltern ist schon etwa zwei Stunden her, trotzdem geht mir das Bild nicht mehr aus dem Kopf. Fabiennes Gesicht verblasst ein wenig, und plötzlich bin ich mir meiner Gefühle nicht mehr sicher. Meine Eltern werden einer Heirat mit Fabienne nie zustimmen. Das weiss ich jetzt. Also wozu die Zeit vergeuden? Jetzt wird die Entscheidung noch schwerer werden. Am nächsten Tag, im Zug zur Arbeit, setzt sich Fabienne zu mir. Sie schaut mich an und fragt unsicher: „Was ist?“ Ich zögere und schaue kurz zurück, antworte dann ängstlich: „Meine Mutter und mein Vater wollen, dass ich mich mit einer Russin treffen soll!“ Fabienne erblasst, fängt an zu stottern: „Aber…aber… Du bleibst doch bei mir, oder?“. Wie soll ich ihr das nur beibringen? Ich flüstere: „Ich habe so meine Zweifel“. Sie schaut mich erstaunt an und rückt ein Stück näher. Dabei fühle ich mich nicht so wohl. Sie tut, als hätte ich nichts gesagt, als hätte sie alles wieder vergessen. Der Zug kommt endlich in Lausanne an und ich kann aussteigen. Ich gehe, ohne mich von Fabienne zu verabschieden. Sie schaut mich aus dem Zugfenster traurig an. Zwei Bilder haben sich in meinem Kopf fest gesetzt. Das von Fabienne und das der Russin. Ich mache mir tausend Gedanken. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, dass ich von einem Bild so abgelenkt bin. Ich muss mit Fabienne reden und alles klären. Ich rufe sie an, aber sie nimmt nicht ab. Logisch. Also beschliesse ich, zum Tattoo-Studio zu gehen. Nach einer halbstündigen Fahrt bin ich in Genf angekommen. Ihr Boss sagt mir, dass sie heute nicht zur Arbeit gekommen ist! Ich denke nach: Sie war doch mit mir im Zug? Vielleicht ist sie wieder nach Hause gefahren? Ich nehme den nächsten Zug zurück nach Zürich, dann nach Küsnacht. Endlich angekommen, 95
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laufe ich zu Fabiennes Haus hoch. Gott sei Dank! Sie ist zu Hause und ihr ist nichts passiert. Ich erkläre Fabienne alles. Ich frage mich, wie ich so geblendet sein konnte, nur von einem Bild. Ich bitte sie vielmals um Verzeihung. „Ich verzeihe dir, Vladimir“, sagt Fabienne mit einem versöhnlichen Lächeln.
Kapitel 6 Ein Treffen mit Folgen Ich sitze wieder einmal im Zug. Wir sind kurz vor Zürich und plötzlich fragt mich Vladimir: „Hast du nicht Lust, morgen mit mir und meinen Eltern essen zu gehen?“ Ich bin erstaunt und überlege kurz. Zögernd sage ich schlussendlich zu, obwohl mir nicht ganz wohl bei der Sache ist. Nach allem, was er mir von den Plänen der Eltern erzählt hat, frage ich mich, ob das gut kommt? Schliesslich wollen sie ihn mit einer Russin verkuppeln! Zu Hause angekommen, berichte ich sofort meinen Eltern von der Neuigkeit. Meine Mutter ist wie immer mit sich selbst beschäftigt und bräunt sich auf dem Liegestuhl. Das Einzige, was mein Vater dazu sagt, ist: „Pass auf, mein Mädchen! Vielleicht nützen dich diese Russen nur wegen des Geldes aus, das wir haben!“ Hat mein Vater Recht? Pünktlich um 16:00 Uhr klingelt Vladimir bei uns. Er holt mich ab für das grosse Treffen mit seinen Eltern. Wir fahren nach Dietlikon. Im Zug erzählt er mir viel über seine Familie, aber ich bin nicht richtig konzentriert. Ich habe Angst... bin unsicher, wie seine Familie auf mich reagieren würde. Der Zug hält an und wir steigen aus. Wir treffen Vladimirs Eltern im Restaurant Krone. Kaum sitzen wir am Tisch, fühle ich mich extrem von Vladimirs Eltern beobachtet. Ganz besonders genau schauen sie auf meine Tattoos. Ich fühle mich nicht gut! Seine Eltern stellen mir viele Fragen, sie durchlöchern mich regelrecht! Ich denke, dass sie nicht besonders viel von mir halten. Ich erzähle ihnen von meiner Arbeit im Tattoostudio in Genf, meiner Leidenschaft fürs Reiten und unserem schönen und grossen Haus mit Seesicht. Vladimirs Vater schaut mich immer noch sehr abschätzend an und sagt schliesslich: „Ich bin ganz ehrlich zu euch... und teile dir, Fabienne, hier und jetzt mit, dass Vladimir nicht weiter mit dir zusammen sein darf. Wir möchten, dass er eine nette Russin kennenlernt und auch eine heiraten wird. Das befehle ich so!“ Unglaublich! Die Mutter Vladimirs ist wohl der gleichen Meinung und sagt: „Also ich teile die Ansicht deines Vaters du solltest die Russin kennenlernen, von der wir dir ein Foto gezeigt haben.“ Nach einer kurzen Pause, Vladimir und ich sitzen starr vor Schreck in unseren Stühlen, steht er auf und
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schreit: „Neiiiiiiiin! Das mach ich nicht mit! Ich liebe Fabienne und möchte mit ihr zusammen sein! Egal, was ihr dazu sagt. Das ist ganz allein meine Entscheidung. Ich hasse euch!“ Vladimirs Vater platzt der Kragen: „Mir reicht es jetzt! Ich verschwinde! Es kann doch nicht sein, dass sich mein eigener Sohn gegen mich verbündet! Mit so einer Tattoo-Tussi! Valdimir, du musst erst wieder zu uns kommen, wenn du auch meiner Meinung bist! Noch einen schönen Abend!“ Der Vater stampft aus dem Restaurant. Ich bin schockiert und sprachlos zugleich. Vladimir und seine Mutter sehen, wie blass ich werde und entschuldigen sich 100‘000mal bei mir. Ich sage: „Es macht mir nichts aus“, aber das ist ehrlich gesagt gelogen, denn ich bin jetzt nervöser als vorher und fühle mich miserabel. Ich weiss nicht, ob Vladimir den Befehl des Vater befolgt oder ob er sich ihm widersetzen wird. „Ich verschwinde jetzt auch und versuche, meinem Mann zu beruhigen“, sagt die Mutter von Vladimir und geht. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Vladimir schaut mich an und fängt an zu weinen. „Es tut mir so unfassbar leid, Fabienne, und ich schäme mich unglaublich für meinen Vater!“. Vladimir kann nichts dafür, das weiss ich, und bedanke mich bei ihm, dass er mich beschützt und verteidigt hat! Das war echt lieb von ihm. Hoffentlich ändern seine Eltern bald ihre Meinung! Lange halte ich diese Streitigkeiten nicht aus! Ich muss jetzt auf den Zug. „Bis Morgen“, ich küsse ihn und fahre zum Hauptbahnhof. Ich hoffe nur noch, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen.
Kapitel 7 Ein Liebeswochenende? Ich habe Fabienne den Vorschlag gemacht, mit mir ein Wochenende im Tessin zu verbringen. Selbstverständlich dürfen meine Eltern nichts davon wissen! Ich und Fabienne freuen uns sehr auf die Reise. Um 8:10 Uhr soll es los gehen. Wir fahren mit dem Zug ins Tessin zum campen. Als wir am Mittag ankommen sind, sehe ich eine riesige Gewitterwolke am Himmel. Ich packe gleich das Zelt aus und fange an aufzubauen. Fünf Minuten später tropft es schon. Ich und Fabienne müssen uns beeilen. Als das Zelt steht, ist der Boden schon weich und durchgewässert. Fabienne wird ungeduldig, sie mag kein schlechtes Wetter! Das Zelt steht und wir sind patschnass. Unterdessen regnet es in Strömen. Wir legen uns gleich ins Zelt. Fabienne und ich sind sehr müde von dem anstrengenden Tag. Schnell schlafen wir ein. Als ich in der Nacht auf die Toilette muss, sehe ich ein kleines Licht in der Ferne flackern. Auf
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der Rückkehr von der Toilette ist dieses kleine Licht nur noch etwa zehn Meter von mir entfernt. Ich will unbedingt wissen, was das Licht zu bedeuten hat und mache mich auf die Suche. Das Flackern ist hinter einem Gebüsch. Ich schaue nach und was sehe ich? Meine Mutter! „Was machst denn du hier?“, will ich wissen. Nach längerem Schweigen antwortet meine Mutter: „Ich wollte euch ein bisschen beobachten und schauen, was ihr so macht.“ Ich bin so unbeschreiblich sauer auf meine Mutter. Ohne ein Wort zu sagen, kehre ich zum Zelt zurück. Fabienne merkt, dass etwas anders ist und fragt: „Ist alles in Ordnung?“ Ich sage nur: „Ich brauche jetzt meine Ruhe!“ Dann verlasse das Zelt.
Kapitel 8 Neue Erkenntnisse Die Nacht im Zelt war kurz und einsam... Vladimir hatte sich abgesetzt mit den Worten, er brauche seine Ruhe. Weiterschlafen kann ich bei diesem grellen Licht sowieso nicht mehr! Es ist ein noch kühler Morgen und ich brauche etwas Bewegung. Da sehe ich Vladimir zwanzig Meter entfernt schlafend in einem Gebüsch liegen. Ich will ihn nicht stören und laufe weiter über eine alte Brücke, die zu einer Lichtung führt. Auf dieser liegt etwas Komisches am Boden. Ich gehe langsam näher, um es zu betrachten. Auf der Wiese liegt eine Plane mit einem Teleskop, einem Nachtsichtgerät und - kaum zu glauben - einer schlafenden Person darauf. Ich kann nicht glauben, wen ich da erkenne!!! Im Schlafsack eingerollt liegt Agatha!!! Was um Himmels Willen hat die Mutter von Vladimir hier zu suchen? Ich gehe langsam und vorsichtig auf sie zu. Dummerweise trete ich auf einen Stock! Sie erwacht und schaut erschrocken auf. „Was zum Geier tust du hier?“ schreie ich empört. „Fabienne, ich kann das erklären, ich wollte nur auf meinen Sohn aufpassen.“ Ich bin so entsetzt über diese Antwort, dass ich zurück zu Vladimir will, um ihn mit dem gemeinen Verhalten seiner Mutter zu konfrontieren. Ich wecke ihn und will von ihm wissen, warum seine Mutter uns ausspioniert. Da antwortet er auffallend ruhig: „Ich weiss von nichts!“ Aber ich glaube ihm nicht. Ich will so schnell wie möglich nach Hause und packe sofort meine Sachen, um zum Bahnhof zu gehen und mit dem nächsten Zug nach Hause zu fahren. Vladimir soll doch mit seiner Mutter weiter campen...
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Kapitel 9 Das Missverständnis Ich hasse meine Mutter dafür, dass sie uns beim Zelten ausspioniert hat! Ich finde es zwar SEHR cool, dass sie eine Spionin ist. Wer hat schon eine russische Spionin als Mutter!!! Aber trotzdem hat sie noch lange nicht das Recht, uns zu beschatten! Ich würde am liebsten die Zeit zurückdrehen und das ungeschehen machen was geschehen ist... Leider ist es schon zu spät. Fabienne ist wütend. Und das zu Recht. Ich frage mich, was sie gerade macht. Während ich sehnsüchtig an Fabienne denke, vibriert plötzlich mein Handy in meiner Hosentasche. Hoffentlich ist es Fabienne! Leider ist nur mein Freund Marco Panini am Apparat. Schade, schade, schade! Er fragt mich, ob ich in den „Gilgamesh“ mitkommen will! Zur Erklärung für die Leserinnen und Leser: „Der„Gilgamesh“ ist DER angesagteste Club in Dietlikon. Panini hängt dort regelmässig rum um Frauen aufzureissen – dies, obwohl er eine Freundin hat! Ich würde so etwas nie tun, aber Panini kennt da gar nichts! Ich zögere kurz, denn ich hatte vor, noch ins Fitnesstraining zu gehen. Aber dann sage ich doch zu, ich habe ja nichts zu verlieren. Eine halbe Stunde später treffe ich mich mit Panini im „Gilgamesh“ und erzähle ihm an der Bar alles, was am Wochenende beim Campen passiert ist. Panini interessiert sich jedoch nur noch für meine Mutter, die Spionin! Ich bin stocksauer! Panini ist wohl nicht der Freund, den ich jetzt brauchen kann. Eigentlich interessiere ich mich nicht für die anderen Frauen im Club, aber Panini meint, ich solle mich doch mal umschauen. Ich mache eine Runde durch den Club, kämpfe mich durch die Menschenmenge. Der Alkoholpegel ist schon ziemlich hoch! Da entdecke ich hinten in der Ecke Zia! Welch ein Zufall. Sie schaut traurig aus. „Was ist denn los?“, frage ich sie. Sie erzählt mir von ihrem Freund. Er hat sie sitzen lassen für eine andere!!! Sie fängt an zu heulen. Ohne zu überlegen und im Eifer des Gefechts umarme ich sie spontan. In diesem Moment schiesst Fabienne wie eine geladene Kanone auf mich zu. Ich denke noch, sie würde mich umarmen, da rast plötzlich ihre Hand in mein Gesicht! „Klatsch!“ macht es, und sie hat mir eine heftige Ohrfeige verpasst. Bevor ich reagieren kann, sagt sie mir, sie wolle nie wieder etwas von mir hören. Sie stürmt Hals über Kopf aus dem Club hinaus. Stille kehrt ein. Alle schauen mich an und ich laufe, halb betrunken nach draussen mit meiner knallroten Backe. Ich renne nach Hause. Mein Leben fährt an mir vorbei. Ich kann immer noch nicht verstehen, warum Fabienne mir eine gescheuert hat...
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Kapitel 10 Verschwunden Nach diesem Vorfall fahre ich voller Wut in den Reitstall meines Vaters, ich brauche einfach Abstand von Vladimir. Mein Pferd „Mimi“ begrüsst mich dort mit einem fröhlichen Wiehern und meine Laune ist schon ein bisschen besser. Ich putze und sattle „Mimi“ in Rekordzeit. Denn ich möchte schnell raus und den Stall hinter mir lassen. Endlich draussen an der frischen Luft fühle ich mich schon besser. Ich reite in den nahegelegen Wald. Schnell wie der Wind und im Galopp kann ich meine Wut ablassen! In diesem Moment klingelt mein Handy, doch es interessiert mich nicht und ich lasse es einfach weiter klingeln. Endlich kehrt wieder Ruhe ein, leider nicht für lange, denn es klingelt erneut. Als ich mein Handy hervornehme, um es auszuschalten, sehe ich, dass es Vladimir ist, der mich zu erreichen versucht. Ich drücke ihn weg und schalte das Handy aus. Aufgelegt! Mist sie drückt mich die ganze Zeit weg! Ich verstehe ja, dass sie sauer ist, aber wieso muss sie gleich wieder so extrem eifersüchtig sein? Trotzdem möchte ich unbedingt mit ihr sprechen, denn das Ganze kam, glaube ich, falsch rüber. Denn ich will nur SIE und nicht Zia oder sonst wen. Als sie immer noch nicht abnimmt, werde ich langsam unruhig. Wer weiss, was sie in ihrer Wut alles macht? Deshalb rufe ich sicherheitshalber bei ihr zu Hause an, denn vielleicht ist sie dort und ich mache mir umsonst Sorgen. Vielleicht können ja ihre Eltern sie überzeugen, den Anruf entgegenzunehmen. Oder Fabienne nimmt sogar selber ab. Ich möchte keinen Streit mehr mit ihr haben. Als bei ihr zu Hause endlich jemand abnimmt, ist es nicht Fabienne, sondern ihre Mutter Corinne. Ich frage sie, ob ich Fabienne sprechen kann. Sie antwortet mir, dass sie nicht zu Hause sei und dass sie dachte, Fabienne sei bei mir. Leider kann ich ihre Annahme nicht bestätigen. Wir beginnen uns zu überlegen, wo sie sonst so spät am Abend sein könnte. Da kommt mir die Idee, dass sie vielleicht bei ihrem Pferd ist, denn sie hat mir einmal erzählt, dass, wenn immer sie Probleme hat, ein Ausritt hilft. Deshalb treffen ihre Mutter und ich uns wenig später beim Reitstall. Es ist schon spät am Abend und Fabienne und „Mimi“ sind nicht auf dem Hof. Verzweifelt rufen wir bei der Polizei an und bitten um Hilfe bei der Suche nach Fabienne. Wenige Minuten später treffen die Polizisten mit Suchhunden ein. Zum Glück habe ich noch den selbstgemachten Stoffschlüsselanhänger, den ich ihr mal geschenkt habe, in meiner Hosentasche. Den hat sie mir in der Bar mit den Worten: „Es ist aus!“, 100
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hingeschmissen. Nun ist er doch noch nützlich, weil ich ihn den Polizeihunden hinhalten kann So haben sie eine Spur. Wir teilen uns in verschiedene Gruppen auf. Jede Gruppe bekommt ein anderes Gebiet zugeteilt. Ich und meine Gruppe bekommen den nördlichen Teil des Waldes. Schnell gehen wir in den dunklen Wald hinein und beginnen die Suche. Aber weit und breit gibt es keine Spur von Fabienne oder ihrem Pferd. Plötzlich gibt es Hinweise auf ein Lebenszeichen, und zwar im südlichen Waldgebiet. Dies ist der Teil, wo die Polizisten mit den Hunden suchen. Ein Polizeihund bellt fortwährend. Erleichterung macht sich in mir breit und ich beeile mich, zu den Polizisten zu gelangen. Nach einer halben Ewigkeit, in der ich immer wieder aus dem Dunkeln auftauchenden Ästen ausweichen muss, bin ich dort. Ich kann leider nichts sehen, denn die Polizisten verdecken mir die Sicht und als ich endlich näher bin, liegt da nur ein Stück Stoff auf dem Boden. Ich erinnere mich vage, dass Fabienne dieses Haarband diesen Abend anhatte. Ich schau mich um, ob ich irgendwo Fabienne sehen kann, aber ich kann sie nicht entdecken. Aber wo könnte sie denn sonst sein? Ich war mir so sicher, dass man sie gefunden hat. Mit bedrückter Stimmung und entmutigt gehe ich wieder zurück zu meiner Suchgruppe. Als die Hunde erneut bellen, bleibe ich einfach dort, wo ich bin und suche weiter. Noch eine Enttäuschung ertrage ich nicht. Doch in diesem Moment höre ich von weitem die Sirene eines Krankenwagens. Ich hoffe, dass dieser Krankenwagen weiterfährt und nicht bei uns hält. Alles Hoffen ist vergebens. Die Sirene wird immer lauter und verstummt dann. Ich habe das Gefühl, dass der Krankenwagen im südlichen Waldteil angehalten hat. In diesem Moment laufe ich los. In meinem Kopf drehen sich die Gedanken, was Fabienne passiert sein könnte. Da ich nicht darauf achte, wo ich hintrete, bemerke ich eine der vielen Wurzeln nicht und falle hin. Obwohl ich grosse Schmerzen verspüre, renne ich weiter. Endlich sehe ich Umrisse von Menschen vor mir und ich weiss, dass Fabienne nicht mehr weit weg ist. Beim genaueren Hinschauen entdecke ich einen Körper auf einer Bahre, die gerade in den Krankenwagen geschoben wird. Ich renne zu der Bahre hin. Geschockt stelle ich fest, dass es Fabienne ist, die darauf liegt. Ich versuche mit ihr zu sprechen. Doch sie gibt mir keine Antwort. Nun schaue ich sie genauer an und merke, dass sie gar nicht bei Bewusstsein ist. Ich höre einen Knall und ich erwache aus meiner Schockstarre. Gerade sehe ich noch, wie die zweite Tür des Krankenwagens zugeschlagen wird und schon ist er zusammen mit Fabienne weg. Ich merke, wie mir meine Beine keinen Halt mehr geben und ich sacke zusammen.
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Auf einmal höre ich wieder Stimmen - wie bei einem Radio, wenn man die Lautsprecher von 0 auf 100 dreht - und ich höre Leute, die auf mich einreden. Ich komme langsam wieder zu mir. Was ist passiert? Wo ist Fabienne und wie geht es ihr? Ich möchte nur noch zu ihr! Doch ich habe keine Kraft, um mich aufzurichten. Ein Mann beugt sich über mich und hebt mich auf. Total erschöpft schlafe ich ein.
Kapitel 11 Das Versprechen Allmählich wache ich auf. Doch ich weiss nicht, wo ich bin und die Sonne blendet mich so, dass ich nichts erkenne. Nun sehe ich Umrisse von Gegenständen, die ich zu erkennen glaube. Jetzt merke ich auch, wo ich bin. Bei mir zu Hause an der Dietlikonstrasse 15 in meinem Bett. Als mir klar wird, was alles geschehen ist, springe ich aus dem Bett und ziehe mich schnell an. Ich renne runter in die Küche und schnappe mir unser Haustelefon, um Fabiennes Eltern anzurufen. Doch sie nehmen nicht ab. Ich versuche Fabienne auf ihrem Handy zu erreichen. Vielleicht ist sie ja schon wieder bei Bewusstsein und es ist alles gar nicht so schlimm. Möglicherweise ist sie schon wieder auf dem Weg nach Hause. Doch ich höre nur den von Fabienne aufgenommenen Text und meine Hoffnungen zerbrechen. Ein stechender Schmerz macht sich in meiner Brust breit und ich bekomme fast keine Luft mehr. Ich setze mich kurz hin, aber schnell darauf springe ich wieder auf und begebe mich auf den Weg zum Krankenhaus. Am Empfang begrüsst mich eine nette Frau und fragt mich, wie sie mir helfen kann. Ich sage ihr: „ Ich möchte zu Fabienne Winkler.“ Sie nennt mir die Zimmernummer und gibt eine kurze Wegbeschreibung. Ich renne hinauf in das dritte Stockwerk und gehe auf Zimmer 9 zu. Ich habe schon die Türklinke des Zimmers 3.09 in der Hand, als ich einen kurzen Moment inne halte. In mir macht sich Angst breit. Was erwartet mich? Doch ich hoffe das Beste und klopfe an. Ich warte einen kurzen Moment auf eine Antwort. Nichts! Ich schaue nochmals, ob es die richtige Zimmernummer ist. Es ist sie. Das bedeutet, Fabienne kann nicht sprechen oder sie schläft... Trotzdem trete ich ein. Fabienne liegt im Bett, welches am nächsten vom Fenster ist. Die morgendlichen Sonnenstrahlen scheinen auf ihr schönes Gesicht. Doch die vielen Schläuche, die zu ihr führen, stören das schöne Bild von ihr und veranschaulichen den Ernst der Lage - Ebenso der Bildschirm, der ihre Herzschläge aufzeichnet und viele andere Maschinen rund um sie herum. Das einzige, was sich bewegt, sind die Flüssigkeiten, die durch die Schläuche zu Fabienne oder von ihr weg fliessen und die auf dem Bildschirm aufge102
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zeichneten Herzschläge. Fabienne selber bewegt sich nicht. Wie eine Statue liegt sie dort, ohne irgendeine Regung ihres Körpers. Ich setze mich neben sie hin, auf den Stuhl, der am nächsten bei ihr steht. Ich bekomme Schuldgefühle, denn wenn ich nicht mit Marco in den Club gegangen wäre, hätte sie mich nicht Zia umarmen sehen und sie wäre nicht so kopflos in den Wald galoppiert. Und somit wäre sie sich nicht mit dem Kopf gegen den Ast geritten. In Gedanken versunken, bemerke ich gar nicht, dass ein Arzt in das Zimmer gekommen ist. Ich springe auf und frage ihn: „Bitte sagen Sie mir, was mit Fabienne los ist.“ Er zögert mir zu antworten. In meinem Kopf brauen sich schon die schlimmsten Dinge zusammen. Was habt sie? Er meint, wenn sie wieder aufwache, werde sie viele Therapiestunden und viel Unterstützung von ihren Mitmenschen brauchen. Es sei möglich, dass sie nach dem Koma an Amnesie leiden und deshalb Gedächtnislücken haben werde. Der Arzt verabreicht ihr noch einige Spritzen und lässt mich dann mit ihr alleine. Ganz alleine. Ich muss die Neuigkeiten zuerst einmal verarbeiten und dann beginne ich mit ihr zu sprechen. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass sie mich hört, gering ist, tut es mir gut, diese Dinge mal ausgesprochen zu haben. Ich sage ihr, wie leid es mir tut, was ich getan habe und dass sie das Wichtigste in meinem Leben ist. Sie bekommt auch das Versprechen von mir, dass ich sie während der Genesung begleite und sie nicht im Stich lassen werde. Ebenfalls erzähle ich ihr alles von der Suchaktion und auch, was wirklich war im „Gilgamesh“ mit Zia. Traurig stehe ich auf und verlasse das Zimmer...
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Impressum Autorinnen und Autoren Dominic, Arbenit, Diyar, Tim, Malik, Noah, Enis, Albert, Akied, Bruce, Baran, Anu, Selina, Reyhan, Serena, Ivana, Ayah, Laysa, Khedi, Tatjana, Bilge
Redaktion Manuela Graf, Elif Demirtas
1. Auflage Juli 2015 © Schulhaus Lindberg
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Inhalt Kapitel 1:
Sie treffen sich
Kapitel 2:
Der erste Kuss
Kapitel 3:
Wer ist dieser Mann?
Kapitel 4:
Pläne für die Zukunft
Kapitel 5:
Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile
Kapitel 6:
Meine Eltern wollen dich kennenlernen
Kapitel 7:
Das erste Wochenende allein
Kapitel 8:
Das hätte sie nicht erwartet
Kapitel 9:
Der erste Streit
Kapitel 10: Kannst du mir verzeihen?
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Lovestory Paris Kapitel 1: Sie treffen sich Es ist Morgen. Ich Monika wache auf. Mit voller Vorfreude mache ich meinen Morgenablauf: Ich dusche, esse Frühstück, putze meine Zähne und zieh mich an, denn heute gehe ich zum ersten Mal ins Gymnasium Rychenberg. Ich bin sehr nervös. Mit dem Bus Nr. 10 bin ich jetzt auf dem Weg zum Gymnasium. Per Post bekam ich schon alle Informationen, wo ich hin muss. Ich bin im Gymnasium angekommen. Die Nervosität ist immer mehr und mehr zu spüren. Ich betrete die Gänge. Ich habe keine Ahnung, wo mein Klassenzimmer ist. Ich laufe planlos durch die Gänge in einer Menschenmenge. Ich schaue immer wieder aufs Blatt. Es läutet. Plötzlich sind alle Gänge leer. Ich stehe hilflos hier und schaue gleichzeitig hilflos aufs Informationsblatt. Auf einmal höre ich schnelle Schritte auf mich zukommen. Ich hebe meinen Kopf hoch und will schauen, wer diese Person ist. Gleichzeitig rammt mich ein großer Körper auf den Boden. Meine Bücher sind überall auf dem Boden verteilt. Meine Augen sind geschlossen. Ich höre eine sanfte Stimme, die sich mehrmals bei mir entschuldigt. Ich rieche einen sehr frischen Duft, öffne meine Augen und blicke einem wunderschönen Jungen ins Gesicht. Er hilft mir auf und fragt mit einer sanften Stimme: „Bist du verletzt?” Ich antworte mit einer leisen Stimme: „Mir geht’s gut. Danke fürs helfen.“ Ich bin so nervös, dass vor lauter Herzrasen mein Gesicht rot anläuft. Ich kann kein Wort mehr sagen. Der Junge fragt: „Bist du neu hier?“ Ich nicke ganz scheu. Der Junge stellt sich vor, sein Name ist Bruno, gleichzeitig stelle ich mich auch vor. Er fragt mich: „Bei welchem Lehrer bist du?“ Ich kann immer noch nicht reden und zeige ihm mein Informationsblatt. Bruno sagt zu mir: „Komm, ich begleite dich.“ Ohne zu zögern nicke ich. Auf dem Weg zu meinem Klassenzimmer spüre ich Schmetterlinge im Bauch. Es ist liebe auf den ersten Blick! Wir sind im Klassenzimmer angekommen und ich betrete das Klassenzimmer. Leider ist Bruno nicht in meiner Klasse. Vor der ganzen Klasse stelle ich mich vor. Ich habe jetzt Mathematik und danach Deutsch, dann habe ich Pause und ich kann die Pause nicht abwarten bis ich Bruno wieder sehen kann. Es ist endlich Pause. Ich bin alleine in der Pause, plötzlich sehe ich Bruno und ich habe ein Kribbeln in meinem Bauch. Ich bin sehr aufgeregt, doch dann kommt Brigitte zu mir. Sie ist meine beste Freundin, seit ich im Kindergarten bin. Sie ist sehr nett, treu und sehr großzügig. Sie tröstet mich immer, wenn ich ein Problem habe. Ich muss ihr unbedingt von Bruno erzählen. Ich hab ihr die Geschichte vom heutigen Morgen erzählt. Brigitte hört staunend zu. Brigitte antwortet: „Ich habe seine Handynummer. Willst du sie haben?“ „Ehrlich jetzt?“, Monika staunt. „Ja, auf jeden Fall“, sagt sie nochmals. Es läutet und wir gehen rein. Nach der Pause habe ich wieder
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Mathematik und Deutsch. In meinen Gedanken bin ich bei Bruno. Ich muss ihm später schreiben. Jetzt ist es zwölf Uhr. Ich habe Mittagspause und schreibe ihm eine SMS. Ich frage ihn gleich, ob er mich treffen will. Bruno antwortet darauf mit einem schnellen: „Ja, natürlich, ich will dich auf jeden Fall kennenlernen.“
Kapitel 2: Der erste Kuss Am Nachmittag mache ich mich auf den Weg zum Treffpunkt. Ich bin sehr nervös und mein Herz pocht wie verrückt. Ich mache mir Gedanken darüber, was er wohl von mir hält. Vielleicht denkt er ja, dass ich so eine bin, die sich mit jedem Jungen gleich trifft. Aber ich werde es ihm ganz sicher nicht so einfach machen, wie er sich das vorstellt. Er muss schon mein Herz erobern und mir beweisen, dass ich die einzige für ihn bin. Das wäre einfach zu schön. Bruno ist schon seit einiger Zeit am verabredeten Ort. Er fühlt sich schon fast zu siegessicher, denn er meint, er habe sie schon längst, wie bei allen anderen, um den Finger gewickelt. Sein Atem bleibt plötzlich stehen, er sieht sie und ihre langen roten Haare verzaubern Bruno. Von weitem lächelt sie ihn an. Monika umarmt Bruno und dabei spürt sie, wie sein Herz enorm schnell schlägt. Sie fragt ihn verwundert, wieso er sein Skateboard dabei hat. ,,Ich möchte dir ein paar Tricks beibringen. Natürlich nur, wenn du das auch willst“, antwortet er etwas verunsichert. ,, Ja, klar gerne, aber ich habe das noch nie in meinem Leben gemacht’’, kichert sie. Trotzdem traue ich mich, denn ich will ja nicht wie ein Weichei dastehen, denkt sie sich. Bruno hält zum Glück meine Hand, was mir sehr gefällt. ,,Ich möchte’’, sagt Monika zu Bruno, ,, es gerne einmal alleine versuchen.“ Plötzlich lässt er meine kleine zarte Hand los und ohne zu überlegen, steuere ich den Berg hinunter, was ich aber überhaupt nicht will! ,,Bruuunoooooo! Hilf mir ,.....Hilfeee ! Ich hab die Kontrolle übers Board nicht mehr! AAAAAAHHH SCHEISSE .“ * Schwupps * und es schleudert mich auch schon auf den Boden und mein Knie blutet, so dass mir sogar übel wird. Erst später merke ich, dass Bruno weit und breit nicht zu sehen ist. Bruno ist, jetzt wo ich ihn brauche, einfach ein Eis holen gegangen, was sie aber nicht weiss, dass er seinem Kumpel eine SMS schreibt. Er kommt mir entgegen und ich sehe, wie er sich kaum noch vor Lachen zurückhalten kann. Immerhin ist er so lieb und hilft mir aufzustehen. ,,Monika, was ist den passiert? ’’, fragt er verwundert. ,,Sag mal?! Hast du eigentlich Tomaten auf den Augen?!“, brüllt sie. Er atmet tief durch und will wissen: ,,Bist du jetzt sauer auf mich?“ Sie antwortet schnippisch: ,,Ehhmm .Jaa?“ Und verdreht dabei ihre Augen. „Willst du was Süsses, du saure Gurke?“, versucht er es versöhnlich. Dabei können sich beide das Lachen nicht verkneifen. Danach setzen sie sich auf eine kleine rote Bank. Monika stellt ihre Tasche ne-
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ben sich auf die Blumenwiese. Bruno erzählt ihr dann, wieso er aus dem Gymnasium geflogen ist. In dem Moment ist sie sehr traurig und sie sagt einfach nichts mehr. Es ist Funkstille zwischen den beiden. Monikas Gedanken drehen sich nur noch darum, ob sie jetzt endlich Bruno sagen soll, dass sie in ihn verliebt ist. Dabei merkt sie gar nicht, dass er sie die ganze Zeit beobachtet. Sie nimmt ihren ganzen Mut zusammen und schüchtern sagt sie: ,, Brun.. Bruno ii..... ehm.. ja .. also ehm... ich muss dir was sagen... und zwar, seit ich dich zum ersten Mal in der ... Ja, ich machs kurz... Bruno? Ich habe mich in dich verlie...“ Genau in dem Moment kommt jemand von Hinten und klaut Monikas Tasche. Bruno springt auf und rennt dem Dieb hinterher, dabei wirft er seinen Schuh nach ihm. Der Dieb stürzt, Bruno reisst ihm die Tasche aus der Hand. Ausser Atem, stolziert er wie ein Held zurück zu Monika. Sie fällt ihm um den Hals und bedankt sich für seine Heldentat: ,,Du bist mein Held, Bruno.’’ Mit seiner rauer Stimme flüstert er ihr zu: ,, Monika, für dich würde ich alles machen. Ich liebe Dich! ’’ Bruno ist so glücklich, Monika mit der Tasche so beeindruckt zu haben. Wenn er aber ehrlich mit sich selber wäre, ist es nicht ganz so heldenhaft. Er hat seinen Kumpel angestellt, die Tasche zu klauen, als er die SMS geschrieben hat. Naja, der Plan sie so rumzukriegen, geht bisher auf. Er blickt sie mit seinen funkelnden Augen an, schaut ihr auf die Lippen und dann wieder in die Augen, nimmt zärtlich ihr Gesicht in seine Hand. Indem Moment fliegen die Schmetterlinge in ihrem Bauch nur wild herum. Er packt sie liebevoll an der Hüfte und zieht sie zu sich ran und flüstert ihr ins Ohr:“ Du bist mein Mädchen“. Und gibt ihr einen langen sanften Kuss. ,,Ich liebe dich..... auch...... Bruno’’, flüstert sie ihm ins Ohr. Eine grosse Last fällt von ihr, da sie es ihm jetzt endlich sagen konnte. Händchenhaltend spazieren die beiden der Wiese entlang und geniessen die Nähe des anderen. ,,Du Monika, ich muss dir was sagen, und zwar dass...’’ * Ring * * Ring * * Ring * das Handy von Monika läutet. Sie entschuldigt sich und geht ran. ,, Monika, bist du es?’’, klingt es am anderen Ende der Telefonleitung. ,,Oh, heeij Brigitte, was gibt’s ?’’, fragt Monika neugierig: ,,Und wie läuft es mit Bruno?’’, will Brigitte wissen. Wieso sie das wohl wissen will? ,,Bis jetzt gut ,wieso ?’’ meint sie. ,, Ach, nur so...’’ , sagt Brigitte und legt dann auf. Sie geht zurück zu Bruno und er kann ihr jetzt endlich erzählen, was er sagen möchte. ,, Also Morgen kommt mein Freund aus Portugal zurück’’ erzählt er ihr. Sie fragt ihn, ob sie ihn dann auch mal kennen lernen darf. Er nickt ihr zu. Der Tag geht dem Ende zu und Bruno begleitet Monika noch nach Hause, und bevor sie einschläft, schreibt er ihr noch eine süsse, Gute Nacht SMS.
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Kapitel 3: Wer ist dieser Mann? „HEEEYYY BROO ISCH AB DISCH VERMISST BRUDER!“, schreit José während er mir in die Arme fällt. Bruno: „Ich dich auch! Und jetzt lass mich bitte los. Du stinkst.“, beleidige ich ihn, während er lacht. Er denkt das aber ernsthaft. Er behält das aber lieber für sich. José fragt: „Und, was ist alles in den Jahren in denen ich weg war passiert?“ Bruno: „Nicht wirklich viel wie du siehst.“ José: „Und wie geht es Fernando?“ Bruno: „Gut, er muss sehr viel arbeiten. Deshalb sehe ich ihn nicht so oft.“ José: „Oh.“ Eine kurze etwas peinliche Stille tritt auf. Bruno: „Und... Wollen wir in den Stadtpark gehen?“, breche ich das Eis. José sagt: „Ja klar.“ Bruno: „Ok, mit was wollen wir...“ Genau in dem Moment vibriert sein Handy in seiner Hosentasche. Er wollte grade abnehmen, als José ihn etwas traurig ansieht. Also so sieht er also aus, wenn er traurig ist. In den ganzen siebzehn Jahren hab ich ihn noch nie traurig gesehen. Bis heute. Bruno: „Ehm, das ist sowieso nur meine Mutter. Sie wird das schon verstehen.“ Es schmerzt, denn das ist nicht meine Mutter, sondern Monika. Aber ich weiss, wenn ich jetzt abgenommen hätte, würde sie irgendwas mit mir unternehmen wollen. José: „Du weißt, dass du abnehmen hättest können.“ Bruno: „Ja, aber es ist mir wichtiger, jetzt mit dir Zeit zu verbringen. Und mit meiner Mutter kann ich sowieso jeden Tag telefonieren.“ José: „Gut. Nehmen wir den nächsten Zug nach Zürich?“ fragt er mich mit seinem portugiesischen Akzent. Bruno: „Klar.“ Und wir laufen los.
Monika redet mit sich selber: „Wieso nimmt er nicht ab? Hat er es auf lautlos gestellt? Was? Warum?“ Ich lege mein Handy ab. All diese Fragen gehen mir durch den Kopf „Komisch... Soll ich mal Brigitte fragen? Nein. Ich übertreib hier schon wegen einem Mal.“ Ich steige aus meinem Bett, laufe die meterlange Treppe, die in das Erdgeschoss führt, runter in die Küche und hole mir meinen Tee, den meine Mutter mir netterweise schon gemacht hat. Ich denke mir, es sei eine gute Idee das Buch, welches mein Vater mir auf meinen vorletzten Geburtstag geschenkt hat, zu lesen. Ich hatte noch keine Zeit es zu lesen... Oder keine Lust. Man weiss es nicht... Nach einigen
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Seiten merke ich, warum ich es nicht lesen wollte. „Es ist ein Liebesroman. Ich hasse Romane.“ Ich lege das Buch auf den kleinen Kaffeetisch vor mir und schaue aus dem Fenster. Dort draussen mäht Herr Maier den Rasen, den er aber schon gestern gemäht hat. Er ist richtig komisch. Vor allem weil er nie T-Shirts oder irgendwelche Oberteile trägt. Was ist wohl mit Bruno passiert, dass er nicht abnimmt? Das Vogelgezwitscher weckt mich aus meinem Gedanken. Soll ich es nochmal probieren. Während ich mit meiner Tasse in der Hand die Treppe hochlaufe, fällt mir plötzlich ein, dass Brunos Freund aus Portugal bei ihm zu Besuch ist. „OOHHH ICH BIN SO DUMM!“ Aber trotzdem, das ist doch kein Grund, warum er das Handy nicht abnimmt. Wo sind sie wohl? Sehr wahrscheinlich im Stadtpark. Dort geht heutzutage jeder hin. Ich war ja gestern auch dort. Lol.
Bruno: „Hey, wir müssen raus José!“, rufe ich etwas zu laut, so dass mich alle im Zug anschauen. Jetzt wissen alle, dass wir aussteigen müssen. Wir steigen aus, packen unsere Skateboards und fahren los. José:„Hey Bruno!“ Bruno:„Ja?“ José: „Wollen wir ein Selfie zusammen machen?“ Bruno: „Ehm.. Ja, ok.“ Wir steigen von unseren Skateboards ab und suchen uns einen Ort, an dem gutes Selfielicht scheint. „Wie soll ich posen?“, frage ich, während dem ich eine lustige Pose mache. Wir lachen auf und José greift mich von hinten und schlingt einen Arm um meinen Hals, während er mit der anderen sein Handy hält. Zum Spass strecke ich meine Zunge raus, so, dass es aussieht, als würde ich ihn ablecken. Kurz darauf drückt er den Knopf und macht ein Selfie von uns. Hätte ich das mit der Zunge wirklich machen sollen? Na ja, ist ja nur ein Bild. Ein Selfie um genau zu sein. Es gefällt mir aber irgendwie auch. „Darf ich es auf Instagram posten?“ frage ich. „Ja klar! Das sieht richtig geil aus!“, meint José. Er sendet es mir via WhatsApp und ich poste es danach auf Insta mit dem Hashtag: Wir lachen uns beide futsch, ab den Hashtags und dem lustig-schwulen Foto. Auf dem Weg zum Stadtpark vibriert mein Handy wieder. Ich schaue kurz drauf und teile José mit, dass wir uns mit meinem Bruder Fernando in der Stadt treffen. Er freut sich und wir fahren los.
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Monika: Ich liege auf meinem Bett und schaue auf die Decke und sehe, wie eine Spinne Doppelmord begeht. „Was macht Bruno wohl gerade?“, denke ich mir. Trotz diesem tragischen Ereignis denke ich immer noch an Bruno. Wow, so fühlt sich also Liebe an. Ich nehme mir mein Handy, welches neben mir liegt, zur Hand und schaue mir meine WhatsApp-Nachrichten durch. Brigitte, meine Mom... Aber kein Bruno. Trotz dessen gehe ich in unseren Chat. „WAS?“, schrei ich auf. „ER WAR JA ONLINE!“ Ich bin entsetzt und traurig und ich weiss auch nicht, was gerade in mir vor sich geht. Ne, ich werde ihm nicht schreiben. Stattdessen schaue ich mich noch auf seinen anderen Sozialen Netzwerk Profilen um. Und dann erst sehe ich es. Ein Selfie auf Instagram von ihm und seinem portugiesischen möchtegern Kollegen José... Und die Hashtags... #MyBest #LoveHim? Ist er etwa...? NEIN. Das kann gar nicht sein. Warum will er dann mit mir zusammen sein? So ein „Arsch“! Ich muss ihn finden! „Das Bild wurde erst vor 15 Minuten hochgeladen. Wahrscheinlich sind sie noch dort.“ Ich nehm mir mein Handy, meine Tasche und ziehe mir meine Schuhe an. Kurz bevor ich den Tür Knauf drehe, schaue ich noch kurz in den Spiegel und check ob alles noch ok aussieht, dann verlasse ich mein Haus.
José: „Wollen wir diesen Hügel wirklich hochfahren?“ Bruno: „Das wäre unmöglich. Mit dem Skateboard schaffen wir das nie.“ José: „Wollen wir laufen?“ Bruno: „Wir haben keine andere Wahl.“ Wir laufen seit etwa 5 Minuten nur bergauf. José sieht so aus, als würde er gleich kollabieren. Bruno: „Hey José, willst du dass wir eine Pause machen? Du siehst ziemlich fertig aus.“ José: „Ja bitte! Ich sterbe gleich.“ Wir suchen uns einen schattigen Platz unter einem Baum am Rand des Trottoirs. Während wir viele verschiedene Autos vorbei fahren sehen, kommt uns plötzlich Fernando entgegen. Er umarmt José zur Begrüßung. Mir gibt er nur einen Handschlag, was ok ist, denn er ist total verschwitzt. Fernando: „Was schaut ihr denn so bedrückt? Oder ist doch nichts?“ José: „Ich bin einfach richtig erschöpft. Ich kann gar nicht mehr.“ Bruno: „Es ist nicht mehr weit bis zur Stadt.“ Fernando: „Außerdem kann ich euch noch etwas zu trinken holen.“ José ist überzeugt. Zusammen laufen wir den Rest des Hügels hoch in die Stadt. Dort warten wir dann vor meinem Lieblingsdönerladen, Goldenes Horn, auf Fernando.
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Monika: Aus dem Zug ausgestiegen, laufe ich Richtung Stadt und suche Bruno und José. Ich gehe an vielen Schaufenstern vorbei, in denen ich mich immer anschaue und checke ob ich gut aussehe. Wo könnte er nur sein? Dann fällt mir ein, dass er der grösste Dönerfresser aller Zeiten ist. Sehr wahrscheinlich befindet er sich an einem... Nur an welchem? Den Einzigen den ich kenne, ist das Goldene Horn. Könnte er dort sein? Auch wenn ich es nicht weiss, gehe ich mal dorthin mit, der Hoffnung, dass er dort ist. Etwas später, bin ich in der Dönergegend angekommen. Es riecht nach Döner. Nur nach Döner. Plötzlich höre ich eine mir bekannte Stimme. Ist das Bruno? Ich beginne seinen Namen zu rufen: „BRUUUNOOOO!“
Bruno: „Was? Hast du mich gerufen?“ José: „Wieso sollte deinen Namen rufen. Ich stehe neben dir. Hast du das etwa vergessen?“ Bruno: „Nein.“ Ich höre die Stimme immer näher kommen. Wer ist das? Monika? ...: „BRUUUNOOOO!“ Bruno: „WAS? WER?“ Ich drehe mich so hastig, dass ich auf die Fresse fliege. José: „Bruno? Was ist passiert?“ Bruno: „Ich.. hab keine Ahnung...“ José: „Warte, ich helfe dir hoch.“ José hilft mir hoch, als plötzlich jemand gegen mich rennt.
„BRUUUNOOOO!“ Hey warte, ist er das etwa? Wer hält ihn? Ist das dieser José? Oh nein, nicht mit mir! Ich renne auf Bruno zu, so dass es ihn umhaut. Monika: „WER IST DAS? WAS MACHST DU? WARUM SAGST DU MIR NICHT DASS DU SCHWUL BIST?“ Bruno: „Was? Wer sollte hier schwul sein?“ Monika: „JA DU?! Oder nicht? SPIEL KEINE SPIELE MIT MIR!“ Bruno: Monika Schatz!“ Plötzlich lacht er auf. Warum lacht er? Was soll das? José: „Hey, du hast mir gar nichts über deine Kollegin erzählt.“
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Monika: „Kollegin? Nein, ich bin seine FREUNDIN. Er ist schon in einer Beziehung MIT MIR! José: „Schön, ich bin ja auch in einer Beziehung. Und nicht mit deinem Geliebten. Monika: „Ja aber... Was?“ Bruno: „Guck Monika, dass ist mein bester Freund José. Ich habe dir doch gestern gesagt, dass er vorbeikommt. Und nicht ich bin schwul, sondern er. Und er ist in einer Beziehung, aber nicht mir, sondern mit meinem Bruder Fernando.“ Genau in diesem Moment kommt Fernando mit fünf Getränken zu uns. Fernando: „Hab ich was verpasst? Heey, ist das diese Freundin, von der du gesprochen hast?“ Bruno: „Ja, danke für die Getränke. Wir gehen jetzt. Tschüss!“ Und wir laufen los. Er bringt mich bis zu meiner Haustür. Monika sehr erleichtert: „Also bist du gar nicht schwul? Bruno: „Nein. Ich bin ja mit dir zusammen, du Dummchen.“
Kapitel 4: Pläne für die Zukunft Bruno und Monika liegen gemeinsam im Bett. Sie schauen sich lange verträumt in die Augen. Monika seufzt. Sie streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Wenn sie Bruno anschaut, bekommt sie ein seltsames Kribbeln im Bauch. Man spricht von Schmetterlingen, die da rumschwirren sollen. Ihre Augen funkeln wie Sterne, wenn er sie anlächelt. Wenn Bruno anfängt zu sprechen, könnte sie umkippen vor Liebe. Blind vor Liebe. Monika fällt auf, dass Bruno etwas sagen möchte. Sie spricht ihn vorsichtig an. Bruno streichelt ihr über die Wange und flüstert ihr ins Ohr. „Vielleicht ist das komisch, aber ich denke oft über unsere Zukunft nach. Ein gemeinsames Leben, weißt du? Paris. Das wäre der perfekte Ort für uns.“ Monika weiß genau, was er meint, doch trotzdem will sie dieses Gespräch in die Länge ziehen: „Wie meinst du das, Bruno?“ Bruno antwortet verlegen: „Ich liebe dich und ich will den Rest meines Lebens mit dir verbringen. Jeden Abend möchte ich neben dir einschlafen, jeden Morgen neben dir aufwachen. Wohin du auch gehst, ich komme mit dir. Was du auch tust, ich stehe immer hinter dir.“ Monika kann es nicht glauben. Sie hat sich in seine Worte verliebt. Sie fühlt wieder dieses Kribbeln im Bauch. Es ist wunderschön. Ein perfekter Moment. Plötzlich kommt Bruno Monika näher. Eine heiße Welle des Glücks strömt durch ihren Körper, als sich ihre Lippen berühren. Sie könnten noch ewig in diesem Moment verharren.
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Kapitel 5: Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile Es ist 6 Uhr morgens. Monikas Wecker läutet. Sie steht auf und bereitet sich für die Schule vor. Schlussendlich betrachtet sie sich im Spiegel, wie jeden Morgen. Bevor sie das Haus verlassen kann, ruft Bruno sie an und sagt ihr, dass er sie zur Schule begleitet und in drei Minuten bei ihr ist. Sie wartet vor der Haustüre auf ihn. Er begrüsst Monika und die Beiden spazieren zum Gymi. Dort angekommen, gibt er ihr einen Abschiedskuss auf die Wange. Beflügelt eilt sie ins Schulzimmer. Dort wartet schon Brigitte auf sie. Brigitte sieht Monika an, dass sie sehr verliebt sein muss. Trotzdem, muss sie Monika erzählen, was sie über Bruno gehört hat. Anscheinend sei Bruno nicht treu, er habe alle seine Ex-Freundinnen betrogen. Monika weiss nicht recht, was sie davon halten soll. Das kann doch nicht wahr sein? Ihr Bruno würde sie doch nie im Leben betrügen. Aber warum sollte Brigitte sie anlügen? Monika ist plötzlich sehr verunsichert. Sie hat Zweifel an der Beziehung zwischen ihr und Bruno. War sie so blind vor Liebe? Sie ist sehr traurig und hat Angst, dass Bruno sie betrügen könnte. Sie weiss nicht, wie sie mit ihm über das Thema reden soll. Nach Schulschluss fängt Bruno sie bereits im Park ab. Monika verhält sich Bruno gegenüber seltsam. Sie ist plötzlich so still. Schaut ihn kaum an. Als Bruno ihre Hand halten möchte, zieht sie diese weg. Bruno ist völlig erstaunt und kann nicht verstehen, warum Monika sich plötzlich so seltsam verhält. Sie setzen sich auf eine Bank und er fragt sie, was los sei. Am Anfang will sie nichts sagen, doch dann erzählt sie ihm, was sie bedrückt. Monika erzählt ihm, dass sie gehört habe, dass er schon viele seiner Ex-Freundinnen betrogen hat. Er fragt sie, wieso sie nicht von Anfang an gesagt hat, was sie bedrückt? Natürlich streitet er ihren Vorwurf ab. Er wisse, dass solche Gerüchte über ihn im Umlauf seien. Er versichere ihr, dass dies nicht stimmt. Er schaut sie nochmals verliebt an und streichelt ihr über die Wange. Plötzlich scheint alles für Monika so doof gewesen zu sein. Sie lächelt erleichtert und entschuldigt sich, dass sie sich so verhalten hat ihm gegenüber. Aus Gewohnheit nimmt sie wieder den kleinen Spiegel aus ihrer Handtasche und checkt ihr Make-up und die Haare. Sie kennt ihre Gewohnheit. Bruno langsam auch und muss schmunzeln. Sie sagt ihm, dass sie nicht wusste, wie sie mit ihm über das Thema reden soll. Sie versichert ihm, dass sie nächstes Mal, wenn sie etwas bedrückt mit ihm über alles reden wird. Sie spazieren noch eine Weile durch den Park und unterhalten sich. Hand in Hand und glücklich begleitet er sie nach Hause. Sie können beide ihr Glück gar nicht fassen. Was für ein Vorurteil hat sie gehabt! Unglaublich!
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Kapitel 6: Meine Eltern wollen dich kennenlernen Am nächsten Tag laden die Eltern Bruno zum Abendessen ein. Bruno kommt sehr schick, gepflegt und im Anzug. Monika hat der Mutter Chantal und dem Vater Felix sehr viel erzählt über Bruno, meistens immer Positives. Am Abend gibt es feine Teigwaren mit Bolognese Sauce. Nach dem Abendessen geht Bruno auf die Toilette. Plötzlich schreit Felix: „Chantal! Monika!! Kommt hoch“ Bruno macht was Illegales, er nimmt irgendwelche Pillen“, schreit Felix. Chantal und Monika gehen nach oben und sehen wie Bruno Pillen nimmt, der Vater wird sauer und wirft ihn aus dem Haus ohne ihm zu zuhören. Am nächsten Tag kommt Bruno mit Pralinen und Blumen. Er entschuldigt sich und sagt: „Ich habe die Pillen nur genommen, um Muskeln aufzubauen, aber glauben sie mir, ich liebe Monika sehr! Sie ist mir wichtig, sehr sogar. Felix packt ihn und will ihm eine reinhauen, doch dann verteidigt die Mutter von Monika Bruno und sagt: „FELIX LASS DEN JUNGEN IN RUHE, WENN ER UND MONIKA SICH LIEBEN, LASS SIE DANN.“ Monika ist schon längst oben und weint. Bruno geht zu ihr und tröstet sie und sagt: „Bitte weine nicht Schatz, alles wird gut. Dein Vater wird uns akzeptieren müssen, denn er kann uns nicht trennen, also bitte weine nicht! “ Monika hat sich beruhigt und sagt: „Er wird nicht zulassen, dass wir zusammenbleiben!“ Bruno schaut sie an und wischt ihr die letzte Träne vom Gesicht. Der Vater kommt nach oben und entschuldigt sich bei dem Jungen und sagt: „Es tut mir leid, hättest du es mir früher gesagt, dass du solche Pillen nimmst, wäre das nicht passiert.“ Chantal zwickt ihren Vater liebevoll und sagt noch: „Ihr könnt zusammen bleiben und als Entschuldigung gebe ich euch ein wenig Geld für eine Reise.“ Und die Mutter sagt: „Wir werden euch noch paar Scheine geben.“ „Juhuuuu“ , Monika freut sich sehr und Bruno auch, sie umarmen sich und bedanken sich bei den Eltern. Die Eltern gehen nach unten und lassen die beiden nun alleine. Bruno und Chantal freuen sich extrem über das Geld und sie geben sich einen letzten innigen Kuss und dann geht Bruno nach Hause.
Kapitel 7: Das erste Wochenende allein Als Bruno am Morgen früh aufsteht, blendet ihn die strahlende Sonne. Unter der Dusche schweifen seine Gedanken bereits wieder zu Monika. Er öffnet das Fenster und ein frischer, kühler Wind bläst ihm entgegen. Er schaut in die Richtung von Monikas Haus und er denkt an den vergangenen Abend. Plötzlich kommt ihm ein verrückter Gedanke. Er sprintet die Treppen hinunter und sucht verzweifelt sein Handy. Er wählt hastig die Nummer von Monika und urplötzlich merkt er, dass er splitterfasernackt da steht und auf den Parkettboden tropft. Ist er verliebt? Als er die schöne Stimme Monikas hört, könnte Bruno vor Glück abheben. Er erzählt mit ruhiger,
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aber enthusiastischer Stimme seinen genialen Einfall. Monika ist sofort Feuer und Flamme. Sie kichert aufgeregt, weil Bruno augenblicklich zu ihr kommen will. Brunos Herz schlägt schneller, als er an das Wiedersehen mit Monika denkt. Als Bruno an der Tür von Monika klingelt, ist es schon bald Mittag. Bruno hat den ganzen Morgen damit verbracht, seine Idee in die Tat umzuwandeln. „Monika freust du dich nicht auch auf unser geplantes Wochenende in Griechenland“, platzt es Bruno heraus. „Und wie ich mich freue, Bruno!“, säuselt Monika. „Stell dir nur vor, wie wir Hand in Hand bei Sonnenuntergang am griechischen Strand herunter spazieren“, träumt Monika. Da erwidert Bruno: „Am besten fliegen wir nach Griechenland und zwar in der ersten Klasse.“ Monikas Vater tritt in diesem Augenblick zur Tür hinein. Felix fragt: „Was treibt ihr Kinder da?“ „Papa, wir gehen nach Griechenland!“, ruft Monika. „Wie bitte, Monika “, brüllt Felix. Bruno erzählt Felix gelassen seine Idee mit Griechenland. Als er fertig ist, schüttelt Felix den Kopf. „Das wird nicht gehen“, sagt Felix. Woher wollt ihr das Geld her nehmen“, erkundigt sich Felix. Bruno ist aber immer noch der Meinung, dass es klappen wird. Da sprudelt es plötzlich aus Monika heraus: „Wir können ja nach Paris gehen! Das wäre günstiger, als die Reise nach Griechenland.“ Bruno ist sofort dabei, ein Wochenende nur mit Monika alleine in der Stadt der Liebe, Paris. Monikas Vater meint nur, dass Paris auch Geld koste. Da schreit Monika: „Wir können ja für das Geld arbeiten, vielleicht könnten wir ja Autos waschen.“ „Na ganz geil“, sagt Bruno mürrisch, „ich liebe Autowaschen.“ Bruno verdreht die braunen Augen. „Aber Bruno Liebling, du bist ja mit mir zusammen!“ Da gibt Bruno nach. Als der fünfte Tag anbricht, ist Bruno fix und fertig. Er spricht nur noch darüber, wie es ihm schlecht gehe und wie unfair es ist, dass seine Eltern ihm kein Geld für Paris gegeben haben. Er ist jetzt jeden Tag zusammen mit Monika am Autowaschen und er hat die Arbeit satt. Beide Elternteile des Liebespaares helfen nicht die Reise zu finanzieren. Nur Monikas Großeltern haben schliesslich Erbarmen und geben ihr ein paar Geldscheine auf den Weg. Den Rest haben sie unterdessen mit Autowaschen verdient. Eine positive Seite gibt es dennoch für Bruno, denn er hat in diesen Tagen viel Zeit, sich mit Monika auszutauschen. Und jetzt gibt es die Belohnung für das harte Arbeiten. Bruno und Monika werden nach Paris gehen. Der Zug nach Paris ist nicht sehr modern. Obwohl die Klimaanlage voll aufgedreht ist, schwitzt Bruno am ganzen Leib. Es riecht nach moderigen Sitzen und Zigarettenrauch. Monika sitzt gegenüber von Bruno und lächelt ihn freundlich an. Doch Bruno lächelt widerwillig zurück, denn Monika ist nass wie ein Nilpferd, der Schweiß läuft ihr übers Gesicht und sie stinkt wie ein Tilsiter Käse. Bruno sagt ganz leise zu sich selbst: „Die werde ich unter die Dusche werfen.“ Er lächelt, denn Bruno liebt Monika über alles!
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Die beiden kommen in Paris an, suchen ihr Hotel auf und machen sich bereit für den Abend. Die Abendsonne ist nahe am Horizont und Bruno und Monika schauen auf den Abendhimmel. „Der Eiffelturm ist doch schön Bruno“, flüstert Monika. „Nicht schöner als du“, schmeichelt Bruno. „Bruno, wollen wir nicht ein bisschen spazieren gehen“, schlägt Monika vor. „Das wäre super Schätzchen“, flirtet Bruno. Als die beiden spazieren, ertönt plötzlich ein schriller Ton. Ein Motorrad braust an Monika vorbei und reißt ihr die Tasche mit dem Geld aus der Hand. Monika quietscht vor entsetzen! Bruno hingegen rennt dem Motorradfahrer hinterher, aber ohne Erfolg. Monika bricht in Tränen aus. „Da drin ist all unser Geld“, schluchzt Monika. Das Liebespaar sitzt offensichtlich in Paris fest! Aber was sollten sie tun. Zur Polizei gehen?
Kapitel 8: Das hätte sie nicht erwartet Nachdem ihnen das Geld und das Skateboard gestohlen worden ist, fühlen sich Bruno und Monika hilflos. Weil sie kein Geld mehr haben und nicht wissen, wie sie nach Hause kommen, ohne Geld. Deshalb geht Bruno mit Monika zum Eiffelturm, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Am Eiffelturm denkt Monika, sie sehe nicht richtig. Sie sieht wie Bashar, der beste Freund von Bruno und Brigitte frisch und munter in Paris Hand in Hand um den Eiffelturm kreisen. Sie gehen zu Brigitte und Bashar, um sie zu fragen, was sie denn um Himmelswillen hier in Paris tun, dies sei ja ein Riesenzufall!! Bashar sagt, er sei nach Paris gekommen, weil es ja die Stadt der Liebe sei und er Brigitte davon erzählen wolle, dass er sie schon seit längerer Zeit liebt. Seit dem Augenblick als Bruno Bashar gesehen hat, ist Bruno irgendwie wie verändert. Monika erzählt Brigitte, dass ihr Geld gestohlen worden ist und sie jetzt nicht mehr wissen, wie sie nach Hause kommen ohne Geld. Als Brigitte von Monikas Story hört, hat sie eine Idee, sie sagt zu Monika: „Monika, wenn wir jetzt beide Strassenmusik machen, würden wir ein bisschen Geld verdienen, weil ich meine, wir beide zusammen sind ein gutes Team, um zu singen.“ Bashar und Bruno nicken. Bashar denkt aber bei sich, dass sie wahrscheinlich nicht so viel Geld auftreiben können, damit sie alle zurück in die Schweiz gelangen. Monika sagt zu Bruno: „Schatz, vertrau mir, es wird alles gut.“ Am Abend kommen sie bei Bashars Tante, die auch in Paris wohnt an. Brigitte und Monika wissen nicht, dass die Tante von Bashar illegale Geldgeschäfte betreibt. Als spät am Abend Monika und Brigitte schlafen gehen, schleichen sich Bruno und Bashar zu Bashars Onkel und bitten ihn um Hilfe. Bashar sagt ihm, sie seien in Not, weil niemand von ihnen Geld hat, um zurück in die Schweiz zu gelangen. Bruno kommt auf die Idee: „Wir können ja Geld fälschen, weil ich meine
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dein Onkel ist Profi in illegalen Geschäften und dazu hat er als Drucker gearbeitet und deine Tante ist Bänkerin, also kann auch nichts schief gehen.“ Bashar überlegt, es ist schon 3 Uhr morgens, als er zu der Entscheidung kommt und sagt: “Okey, wir versuchen es. Aber du musst mir eins versprechen, Brigitte und Monika dürfen von all dem nichts erfahren, sonst sind wir geliefert.“ Bruno antwortet: „Natürlich, niemand wird es erfahren.“ Daraufhin besprechen Bashar und Bruno alles mit dem Onkel und der Tante, wie es ablaufen soll. Am nächsten frühen Morgen kommt Bashars Onkel ins Zimmer von Bruno und Bashar und bringt ihnen das gedruckte Falschgeld. Es sind genau 1000 Euro und für die Schweiz 500 Franken. Bashar und Bruno bedanken sich. Monika und Brigitte wachen auf. Brigitte sagt: „Monika, heute wird es hart für uns.“ Monika nickt und sagt: „Ich weiss, aber wir werden es mit dem Singen schon schaffen, das Geld zusammen zu bringen.“ Bashar, Bruno, Monika und Brigitte essen gemütlich Frühstück. Bruno kommt auf die Idee, machen wir eine Wette: „Wer es schafft, heute das meiste Geld nach Hause zu bringen, gewinnt.“ Brigitte und Monika sind einverstanden. Sie sagen: „Wir werden gewinnen, dafür lege ich meine beide Hände ins Feuer.“ Der Tag vergeht schnell. Am Abend treffen wir uns in einem Internetkaffee um uns auszutauschen, wie der Tag gelaufen ist und wie viel Geld wir verdient haben. Monika und Brigitte erzählen, wie sie gesungen haben und wie viel Geld sie dafür bekommen haben. Sie haben im ganzen 113 Euro gesammelt, Brigitte seufzt: „Mit dem Geld kommen wir nie in die Schweiz.“ Bashar lacht und sagt: “ Mädels, ich glaube, ich und Bruno haben die Wette gewonnen, wir haben den ganzen Tag nichts Richtiges gemacht, aber haben trotzdem 1000 Euro und dazu noch 500 Franken für die Schweiz.“ Monika ist fasziniert, sie will wissen, wie es Bruno und Bashar geschafft haben, so viel Geld aufzutreiben. Bruno schaut Monika an und sagt: „Schatz, das ist mein und Bashars Geheimnis.“ Später am Abend kaufen Bruno und Monika die Zugtickets im Internet. Bruno und Monika sagen: „Morgen früh fahren wir ab, und sind am späten Nachmittag in Zürich.“ Monika weißt nicht, was das sollte. Sie ist schon ein wenig sauer, weil Bruno ihr nicht sagen will, wieso er so viel Geld hat. Langsam nimmt ihre Geduld mit den Heimlichkeiten von Bruno ein Ende. Am Morgen kauft Bruno problemlos vier Tickets, er ist ziemlich stolz auf sich. Um 10.45 fahren sie mit dem Zug nach Zürich und gehen mit dem nächstem Zug nach Winterthur.
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Kapitel 9: Der erste Streit Monika und Bruno verabreden sich schon am Vortag, dass sie ins Schwimmbad gehen. Bruno ist eher dafür ins Schwimmbad zu gehen, weil er so ein richtiges Schwimmtier ist, Monika ist dagegen nur ein Stein. Auf dem Weg ins Schwimmbad reden die beiden über das Bikini, das Monika gekauft hat, es ist ein knappes Bikini mit einem kurzen Höschen, was Bruno gar nicht gefällt. Er argumentiert mit: „Dann gaffen dir alle notgeilen Kerle hinterher und das macht mich aggressiv.“ Sie dagegen ist der Meinung: „Ich will aber nicht, weiß wie ein Schweizerkäse bleiben!“ Bruno fällt dazu nichts mehr ein. Im Schwimmbad angekommen sieht Bruno Brigitte, wie sie sich eincremt, Monika sieht das Schauspiel aber nicht. Umgezogen mit Badehose und Sixpack steht Bruno auf dem Sprungbrett und posiert wie ein Jockel, aber dafür rasiert er alle mit seinem zweifachen Rückwärtssalto, da staunt Brigitte auch nicht schlecht. Monika ist leider noch am umziehen, was Bruno auch bemerkt und sich darüber ärgert, dafür ist Brigitte noch um so mehr begeistert und sagt: „Das war so geil, du bist ja richtig begabt und süß auch noch dazu.“ Da wird er gleich rot wie eine Tomate. Monika sonnt sich lieber, schaut mal wieder in den Spiegel und wird braun, was sie auch nötig hat! Bruno geht währenddessen zum Kiosk, um sich einen Hot-Dog zu holen. Brigitte ist natürlich auch da und schmeißt sich gleich an ihn ran: „Du hast ja einen richtig guten Körper,“ und berührt sein Six-pack, was er irgendwie geil findet, aber er will es nicht und versucht sie davon abzuhalten und sagt: „Brigitte lass das, du weißt das ich mit Monika zusammen bin.“ Brigitte ignoriert ihn und nimmt seine Hand und drückt sie an ihren Arsch, woraufhin er erschrickt, seine Hand wieder wegzieht und sie angafft wie ein „Jerk“. Brigitte schaut ihm in die Augen und zieht ihn zu sich, er ist wie benommen und checkt gar nicht, was passiert. Der Abstand wird kleiner und plötzlich passiert es, Brigitte küsst Bruno. Monika fragt: „ Wo ist Bruno, der Lauch.“ Sie geht zum Kiosk, um zu sehen wo er bleibt, dann der Schock: Sie sieht wie Bruno und Brigitte rummachen. Ihre Wut ist kaum zu beschreiben, ihr Kopf qualmt wie ein Kamin, sie rast auf die Zwei zu wie ein Zug, wobei sie fast ein kleines Kind umhaut, zum Glück kann es noch ausweichen, bevor es platt ist. Brigitte wird nichtsahnend aus ihrem Traum geweckt, nicht sanft natürlich, eine deftige Backpfeife von Monika ist der Grund. Bruno ist völlig neben der Spur und sagt gar nichts, während Monika Brigitte prügelt, und das nicht zu wenig. Bruno versucht sie zu stoppen aber sie gibt Bruno einen gepfefferten Ellenbogen in seine Visage, wodurch er KO ist. Endlich ist Monika fertig, sie schreit noch: „Bruno du Scheisslümmel, ich will deine hässliche Käsevisage nicht mehr sehen.” Während sie heulend wegläuft.
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Kapitel 10: Kannst du mir verzeihen? Nach einigen Tagen treffen wir uns zufällig in der Migros. Sie sieht mich, aber wir ignorieren uns. Kurz darauf spreche ich Monika doch an, um sie um Verzeihung zu bitten. Ich frage: „Können wir reden?“ Sie antwortet mir nicht, schaut mich kurz böse an und rennt aus der Migros. Ich renne ihr hinter her und hole sie dann bei der Post ein. Ich halte sie an der Schulter fest und schreie: „Monika, warte doch!“ Wir beide sind sehr ausser Atem. Sie dreht sich zu mir um und schaut mich wieder so frustriert an. Ich flehe sie an: „Kannst du mir verzeihen?“„Nein, ich werde dir nie verzeihen können, es ist vorbei mit uns!“, antwortet sie weinend. Sie läuft davon und lässt mich allein vor der Post stehen. Am nächsten Tag bin ich mit meinem Bruder Fernando im Hegmatten um Fussball zu spielen. Ich erzähle ihm die ganze Geschichte mit Monika, wie ich ihre Eltern kennengelernt habe, wie ich mit ihr in Paris pleite war und was ich Schlimmes getan habe, dass wir jetzt Schluss gemacht haben. Fernando hört ruhig zu, ohne ein Wort zu sagen, ich lese in seinem Gesicht, dass er empört ist und mich am liebsten dafür schlagen würde. Er sagt aber nur: „Wie konntest du ihr das nach alldem antun?“ „Ich weiss nicht, was ich sagen soll“, also antworte ich nicht und spiele einfach weiter. Heute bin ich 37 Jahre alt und erzähle diese Geschichte von meiner grossen Liebe, meinen Freunden am Stammtisch. Ich habe jetzt die Geschichte fertig erzählt, meine Freunde lachen darüber und verstehen nicht, wieso ich das jetzt erzählt habe. Jetzt bin ich unter Freunden, die auch keine Freundin haben. „Am nächsten Tag habe ich ein Date mit einer Monika die ich bei CDate.ch kennengelernt habe, diese ist aber braunhaarig“, sage ich noch zusätzlich. Am nächsten Tag bin ich sehr aufgeregt, denn ich hatte schon ziemlich lange kein Date mehr. Um 19 Uhr gehe ich frisch gepflegt und nervös aus dem Haus, um mich mit ihr zu treffen. Sie scheint nett zu sein. Als ich sie zum ersten Mal sehe, kommt sie mir irgendwie bekannt vor. Wir erzählen uns viel voneinander und ich erfahre dabei, dass sie Kindergärtnerin ist. Ich zeichne sie auf meinem Skizzenblock, nach ein paar Minuten bin ich fertig, sie ist begeistert vom Ergebnis und will es mit nach Hause nehmen. Wir haben uns direkt ineinander verliebt. Ich finde heraus, dass es dieselbe Monika ist wie damals, also frage ich sie: „Warst du mal mit einem Bruno zusammen, der Kameramann war?“, sie antwortet verwundert: „Ja? Und er zeichnete mich auch ab“, zuerst ist es zwei Sekunden still, dann aber sage ich leise: „Das war ich!“ Voller Freude umarmt sie mich, beginnt zu weinen und drückt mich fester. Ich denke, dass die Zeit, in der wir uns aus den Augen verloren haben, unsere Liebe gestärkt hat. 6 Monate darauf ziehen wir zusammen und heiraten in Paris. Zusammen werden wir 85 und 86 Jahre alt und leben glücklich im Altersheim.
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Schrecklich schöne Liebe
Impressum Autorinnen und Autoren Elza, Can, Roman, Gabriel, Marco, Luca, Andrina, Tobias, Yaelle, Ada, Yasmine, Flavia, Joël, Roberto, Amin, Natalija, Giulia, Sascha-Jan, Eman
Redaktion Regula Baumann, Monika Bleiker
1. Auflage Juli 2015 © Schulhaus Lindberg
Inhalt Kapitel 1:
Sie treffen sich
Kapitel 2:
Der erste Kuss
Kapitel 3:
Wer ist dieser Mann?
Kapitel 4:
Pläne für die Zukunft
Kapitel 5:
Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile
Kapitel 6:
Meine Eltern wollen dich kennenlernen
Kapitel 7:
Das erste Wochenende allein
Kapitel 8:
Das hätte sie nicht erwartet
Kapitel 9:
Der erste Streit
Kapitel 10: Kannst du mir verzeihen?
Kapitel 1: Sie treffen sich Eines Tages im Park: Rony steht im Park als er Laura sieht, findet er sie von Anfang an hübsch. Er möchte mehr über sie erfahren. Deswegen geht er zu ihr hin und spricht sie an:“ Hallo ich bin Rony und bin 18 Jahre alt“. Er hatte kurzes braunes Haar, und große blaue Augen, und sah sehr sportlich aus. und Er fragt:“ Wie heißt du?“ Sie antwortet:“ Laura.“ Sie war 17 Jahre alt und hatte langes blondes Haar und grüne Augen. Er setzt sich zu ihr und macht ihr Komplimente. Sie verstehen sich gleich gut. Er erzählt, dass er ins Gymnasium gehe und zwei Geschwister habe namens Jacqueline und Bruno. Er erzählt auch, dass er gerne Geld ausgebe, Fußball spiele und Motorrad fahre. Sie erzählt, dass sie zwei Geschwister habe Yasmin und Jannik, und dass sie modelte, in einer Modelvilla wohne, und am Wochenende zu ihren Eltern gehe. Sie lachen viel zusammen. Danach fragt Rony, ob sie noch in die Stadt gehen wollen, um etwas zu trinken, Sie sagt ja. Sie in sein Lieblings caffé und er lädt sie auf ein Getränk ein. Wieder reden Sie lange und gehen noch ein bisschen in der Stadt herum. Er erzählt ihr von seinen Eltern, dass seine Mutter Heidi und sein Vater Alex heiße. Dan antworte Laura, dass ihre Mutter Susanne heißt und ihr Vater Fritz. Laura findet Rony auch sympathisch. Rony begleitete Laura nach Hause. Sie machen ein zweites Date ab und dann verabschiedeten sich. Er freut sich schon sehr auf das zweite Date. Auf dem Nachhauseweg war Rony überglücklich. Er wusste schon von Anfang, an dass es irgendetwas gab zwischen den ihnen. Laura stürmt ins Haus hinein und springt herum wie ein wildes Tier. Sie hätte niemals gedacht, dass sie jemals ein zweites Date haben würde. Die Mitbewohnerinnen stehen in der Küche und fragen erstaunt: „Was ist denn mit dir los?“ Laura grinst und antwortet: „Ich habe mich verliebt, in einen Jungen namens Rony. Ich kenne ihn aber noch nicht so gut. Die Mitbewohnerinnen meinen kurz: „Pass einfach auf, verlieb dich nicht zu schnell, man kann sich in Menschen täuschen. Wir wünschen dir gut nur das Beste.“ Leise flüstert Laura: „Danke: Ich gehe jetzt schlafen, schlaft auch gut“. Am Morgen steht Laura auf isst etwas und liest noch etwas in der Sonne auf dem Liegestuhl. Plötzlich klingelt das Telefon. Laura legt das Buch hin und schaut auf das Handy. Rony hat geschrieben: „Hallo mein Sonnenschein, ich freue mich auf den Abend mit dir bis bald. Liebe Grüße dein Rony. Laura, mit einem grinsen im Gesicht, schrieb zurück: „Hallo Rony, danke für dieses süße SMS, hat mich gefreut. Ich freue mich auch sehr. Bis bald schönen Tag noch und bis später.“ Den ganzen tag machte Laura sich Gedanken, was sie anziehen soll und was für eine Frisur sie machen soll. Sie war bei einem Date noch nie so aufgeregt. Sie hat sich dann dafür entschieden, dass sie lange Jeans mit einem lässigen weißem T-Shirt und weinroten Allstars anzieht. Dazu hat sie noch ein dünnes Jäckchen eingepackt in die Tasche. Wenn es kalt werden würde. Die Mitbewohnerinnen wünschen ihr viel Spaß. Dann ging sie auch schon los.
Kapitel 2: Der erste Kuss Ich warte aufgeregt auf das Tram. Während des Wartens muss ich nur an Rony denken, und mir wird schlagartig warm ums Herz. Ich bin so nervös, dass ich fast meine Haltestelle verpasse. Als ich dann doch noch an der richtigen Stelle aussteige, laufe ich fast noch in einige Passanten hinein. Ich spüre wie meine Aufregung steigt. Ich betrete das Café und setze mich an unseren vereinbarten Platz. Ich warte voller Hoffnung .Während ich auf ihn warte, bekämpfe ich die sich in mir ausbreitende Aufregung. Ich schaue auf meine Uhr. Es ist 20:07!Uhr! Mist!, er müsste doch längstens da sein. Kaum habe ich diesen Satz gedacht, öffnet sich die Tür und er tritt herein. Unsere Blicke treffen sich. Er tritt an den Tisch heran und setzt sich. Es ist eine herzbedrückende Stille zwischen uns beiden. Ich weiss nicht was ich sagen soll. Als ich gerade zu einem Satz ansetzen will, kommt er mir zuvor und sagt: „Kann ich dir etwas holen? Ein Getränk vielleicht?“ Ich sage: „Gerne“. Als er uns beiden einen Kaffee geholt hat, getraue ich mich das Gespräch einzuleiten. Ich frage ihn, ob er schon eine Freundin habe, er erwiderte mit einem Lächeln auf seinem Gesicht. Nein ich hatte noch nie etwas Ernstes. Ich atme in Gedanken erleichtert auf. Nachdem wir unsere Kaffees fertig getrunken , fragt er mich, ob ich Lust auf einen Spaziergang entlang des Sees habe. Ich nicke begeistert den Kopf. Nach einer Weile finden wir eine Bank mit einer schönen Aussicht auf den See. Wir setzen uns und lassen uns den Wind durch die harre brausen. Erst jetzt realisiere ich nochmals, wie schön er ist, wenn er einfach so da sitzt. Ich blicke ihn noch eine geraume Zeit länger so an. Er scheint es langsam zu bemerken. Verlegen drehe ich meinen Kopf von ihm weg, worauf er ihn sanft mit seinen Händen an meiner Wange zurück zieht und mir mit seinen feuchten, zarten Lippen einen Kuss gab. Nach diesem gar göttlichen, himmlischen Kuss, schauen wir uns eine Weile lang in die Augen. Ich weiss nicht mehr, wie lang wir da schon sitzen, aber irgendwann wird uns kalt und wir beschliessen zu gehen. Er begleitete mich bis zu meinem Zuhause. Danach wünschte er mir noch eine gute Nacht, jedoch tat er das auf eine mir so schmeichelnden Art, dass es mir fast dass Herz zerreisst. Wir umarmten uns noch, und danach ging er auch. Ich schaue ihm noch eine weile verträumt nach, bevor auch ich meine Haustür öffnete und hinein ging.
Kapitel 3: Wer ist dieser Mann? Nach einer kurzen Nacht und einer erfrischenden Dusche fährt Laura in die Modelagentur. In der Mittagspause will sie einen Kaffee holen. Während sie um die Ecke geht, läuft ihr plötzlich ein Mann in die Arme. Er verschüttet seinen köstlichen Frappuccino auf ihre weiße Bluse. Der Mann entschuldigt sich bei der hübschen Frau. Daraufhin stellen sie fest, dass sie sich aus der
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Schulzeit kennen. Als Wiedergutmachung lädt er sie zu einem Pizzaessen ein. Nach einer Weile, gehen sie wieder arbeiten. Laura läuft zurück ins Geschäft, um ihre Arbeiten abzuschließen. Als sie zu Rony nach Hause kommt, hat ihr Freund eine Überraschung für sie. Die beiden genießen einen wunderbaren Abend bei einem romantischen Candlelight-dinner. Danach übernachtet Laura bei Rony. Früh am Morgen erwacht Laura durch ein wundervolles Vogelgezwitscher. Danach gönnt sich Laura einen warmen Kaffee. Rony erwacht vom störenden Lärm der Kaffeemaschine. Er muss leider früh zur Schule und hat dadurch nicht viel Zeit. Er fragt Laura nebenbei: „ Was wirst du heute machen?“ Darauf antwortet Laura mit müder Stimme: „ Ich habe heute nichts vor, ich werde zuhause entspannen und Pitch perfect 2 reinziehen.“ Rony geht mit seinem Fahrrad zur Schule. Er verlässt das Haus. Da klingelt auch schon ihr Handy. Sie weiss nicht wer dran ist, doch dann erkennt sie die Stimme des alten Schulfreundes, der den Kaffee über ihre Bluse verschüttet hat. Der Freund lädt sie zu einem zweiten Treffen ein. Diesmal ist es eine Shopping Tour angesagt. Sie sind um 14.00 Uhr verabredet. Sie schaut noch ein wenig Pitch perfect 2, und macht sich drei Stunden später auf den Weg. Sie kommt in der Stadt an, und ihr alter Schulfreund empfängt sie mit einem wunderschönen Blumenstrauß. Sie schlendern gemütlich durch die Stadt und beobachten den atemberaubenden Zürichsee. Sie verbringen einen schönen Nachmittag. Am Ende verabschieden sie sich am Bahnhof. Bei Laura Zuhause angekommen, bereitet sie ein Wunderbares Abendessen zu. Rony kommt nach einem anstrengenden Schultag nach Hause und genießt das Abendessen bei seiner Freundin. Auch heute schläft Rony bei ihr. Am nächsten Morgen muss Rony leider früh zur Schule, wegen einer Geschichtspräsentation. Er hinterlegt ihr noch einen Zettel, dass das Frühstück in der Küche stehen würde. Rony fährt mit seinem Fahrrad zur Schule. In der Schulpause trifft Rony seinen Kollegen. Er erzählt ihm von seinem neuen Motorrad. Außerdem erzählt er ihm: „ Hey, ich habe gestern Laura in der Stadt gesehen.“ Er antwortet: „ Ja sie darf wohl noch in die Stadt gehen.“ Peter sagt darauf: „ Ja schon, aber ich sah sie mit einem anderen Typen.“ Rony ist schockiert. Er dachte, sie wären unzertrennlich. Langsam wird er misstrauisch und auch eifersüchtig. Nach der Schule möchte er Laura zur Rede stellen. Rony ist auf dem Weg zu Lauras WG. Er ist so aufgebracht, dass er bei ihr Sturm klingelt. Als Rony oben ankommt, weiß Laura gar nicht, was los ist. Rony stellt sie zur Rede und fragt sie, wer der Fremde in der Stadt gewesen sei: „ Er ist ein alter Bekannter aus meiner früheren Schulzeit.“ Er fragt weiter : „Läuft da etwas
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zwischen euch?“ „ Nein sicher nicht der ist nicht, der ist nicht mein Typ, und außerdem liebe ich nur dich.“ Weil er überreagiert hat, lädt er sie zu einer Pedalo fahrt am Zürichsee ein . „Treffen wir uns morgen um 13.00 Uhr bei mir, Schatz?“, fragt er. „ Ja, können wir, mein Engel!“, sagt sie.
Kapitel 4: Pläne für die Zukunft Laura und ich treffen uns um 13.00 Uhr bei mir. Wir fahren an den Zürichsee, wir wollen ein Pedalo mieten. Als Ich die 30 Franken bezahlt habe, steigen wir in das grüne, kleine, vierplätzige Pedaloboot und fahren los. Nach ein paar Minuten, in der Mitte des Zürichsees angekommen, beginnen wir über unsere Zukunft zu sprechen. Wir erkennen, dass Laura und ich acht Kinder möchten, am besten vier Jungs und vier Mädchen und wir beschliessen, falls unsere Beziehung so lange hält, möchten wir dann auch Heiraten. Die Heirat könnte in einer schönen Kirche mit allen Familienmitgliedern und allen Freunden stattfinden. Ich habe auch schon ein paar Namensideen für die Jungs, und zwar Machmud, Peter, Ueli und Günther. Laura hat Ideen für gute Mädchennamen, und zwar Madelaine, Elisabeth, Desiree und Emire. Natürlich brauchen wir ein großes Haus mit viel Platz, möglichst mit vielen Zimmern für die vielen Kinder und einem Garten mit viel Blumen und Spielsachen. Am Besten direkt am Zürichsee mit schönem Ausblick. Ich möchte natürlich für die Familie und Laura sorgen können und beschliesse, Bänker zu werden, damit ich genug Geld für meine zukünftige Familie verdienen werde. Falls ich nicht genug Geld verdienen würde, beschliesse ich, keine Angst vor Nebenverdiensten zu haben, die nicht unbedingt legal sind. Wenn ich genug Geld verdiene, möchte ich mir auch einen neuen Mercedes C63 in schwarz kaufen um mit Style auf den Strassen herumzufahren. Aber wichtiger ist die Familie. Da Laura wegen ihrem Modelberuf nicht immer zuhause ist, brauchen wir Hausmädchen, die sich um die Kinder kümmern wenn wir nicht zuhause sind. Laura hingegen will mehr Zeit ins modeln investieren und beschliesst, hart dafür zu arbeiten ein Playboy Model zu werden. Wir wissen noch nicht wie unsere Eltern über uns denken, wir möchten natürlich noch den Segen unserer Eltern zum Heiraten. Wir beschliessen, diese Gedanken eine Zeit lang auf die Seite zu legen und wieder in das Hier und Jetzt zurückzukehren. Wir vergnügen uns noch ein paar weitere Stunden mit dem grünen Pedaloboot, danach steuern wir wieder ans Ufer zurück. Wir steigen aus und gehen zum nächsten Starbucks, direkt am See. Wir reden noch ein paar Stunden über unsere Freunde und unsere Eltern und verabschieden uns um 21:39 Uhr mit einem leidenschaftlichen Kuss bei Sonnenuntergang. Als Laura zuhause ankommt, legt sie sich zu ihren Mitbewohnerinnen aufs kleine Sofa und sieht mit ihnen einen guten Film, der aber trotzdem irgendwie langweilig ist. Danach geht sie duschen, legt sich ins grosse, breite, kuschlige Bett und träumt die ganze Nacht von mir.
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Ich hingegen komme um 23:48 nach Hause, nachdem ich am Kiosk war und mir eine Tüte Chips und ein Redbull gekauft habe, ziehe meine schwarzen Vans aus und gehe schnell in mein Zimmer, da ich nicht hören möchte, wie mein Bruder Bruno wieder einen One-Night-Stand mit einer x beliebigen Frau hat. In meinem Zimmer lege ich die Sachen aus dem Kiosk auf meinen Schreibpult, lege mich ins Bett, versuche zu schlafen, aber Bruno’s Bettgenossin ist einfach zu laut. Ich suche meine Ohrstöpsel und stecke sie in meine Ohren, danach lege ich mich wieder ins Bett und schlafe.
Kapitel 5: Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile Am anderen Tag ruft, Rony ruft an, Ich zögere aber nehme ab: “ Hallo Schatz, kommst du heute mit mir wieder an den Zürichsee bei dem schönen Wetter?“ Ich willige ein, und wir treffen uns um 14:00 Uhr am Bellevueplatz. Es ist 14:16 h, ich stehe immer noch alleine da. Bis ich von weitem Rony sehe, wie er hektisch angerannt kommt: “ Hallo Schatz, tut mir leid, ich habe das Tram verpasst.“ Ich verzeihe ihm und wir gehen gemütlich zum See. Das Wasser ist eiskalt, trotzdem schön erfrischend. Wir liegen auf dem Badetuch und die Sonne strahlt uns ins Gesicht. Plötzlich winlet ein Mann von weitem rony zu. “Hallo Rony, mein lieber Freund, wie geht es dir?“ Er kommt näher und Rony sagt zu mir. “dass ist mein bester Freund Yves.“ Rony steht auf, geht zu ihm und umarmt ihn kurz. Danach sieht Yves mich und flüstert zu Rony: “ wer ist das?“ Rony antwortet : „Das ist meine Freundin. Ich wollte sie dir schon früher vorstellen, aber die Beziehung ist frisch und es kam einfach noch nicht dazu.“ Der Freund kommt auf mich zu und sagt arrogant: „ Hallo ich bin Yves.“ und schüttelt mir die Hand. „ Hallo, ich bin Laura, schön dich kennenzulernen.“ Er dreht sich von mir weg und ruft Rony zu: „ Bye Bye, ich muss weiter. Rony dreht sich zu mir und sagt: „ Tut mir leid, dass er so arrogant zu dir war. Er hat mich gerne für sich alleine, und er hat es nicht so mit Frauen.“ Ich habe mir noch lange Gedanken gemacht über Yves’ Verhalten, bis mich Rony ins Wasser zieht, wir plantschten am Ufer des Zürisee. Danach setzen wir uns auf unsere Badetücher und genießen die Abendsonne. Plötzlich klingelte Rony’ Handy. Er nimmt ab und begrüsst seinen schwulen besten Freund, den ich jetzt schon nicht mag. Er dreht sich weg und spricht ganz leise. Rony spürt genau, dass ich Yves nicht mag. Sie sprechen eine ganze Weile zusammen, plötzlich fliegt mir ein Volleyball an den Kopf. Rony legt gleich auf, ein junger, durchtrainierter Mann , obenohne, kommt auf mich zugerannt. Er entschuldigt sich, nimmt den Ball und spielt weiter mit seinen Kollegen. Rony will ihm hinterher und ihm seine Meinung sagen, aber ich kann ihn zurückhalten: „ Rony, es ist ja
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nichts passiert!“ Rony hat sich wieder abreagiert und wir kommen auf Yves zu sprechen. Er fragt mich ganz nett, ob ich Yves besser kennenlernen möchte. Mhhh.. Ich habe lange überlegt, wie ich ihm am Besten beibringen kann, dass ich Yves kein zweites Mal begegnen möchte. Rony spürt, dass ich keine Lust habe, Yves zu treffen und er sagt: „ Yves ist eigentlich ein ganz korrekter Typ.“ Der erste Eindruck soll auch täuschen. Wie auch immer.. Rony nimmt meine Hand, aber ich lasse sie gleich wieder los. Sie ist total verschwitzt! Rony ist sichtlich aufgeregt. Unaufällig sieht er zu einer kleinen Gelateria rüber. Ich folgte seinen Blicken und entdecke ein bekanntes Gesicht. YVES! Sofort drehe ich mich zu Rony um, der mich schon ansieht. Ich frage: „ Was soll das? Er stammelt etwas, was ich gar nicht verstehen möchte! OK. Jetzt kann ich es eh nicht mehr ändern, also machen wir das Beste draus. Rony steht auf und zieht mich auch mit hoch. Yves kommt näher. Irgendwie komme ich mir beobachtet vor. Yves ist nur noch einige Meter von uns entfernt. Die letzten paar Meter geht Rony noch auf ihn zu und begrüsst ihn mit einer kurzen Umarmung. Danach sieht er mich an. Ich sehe weg, zu den Typen, die Volleyball spielen. Aber im Augenwinkel bemerke ich, dass er mir die Hand entgegenstreckt. Ich ignoriere es und er zieht seine Hand zurück. Rony stupst mich an und flüstert mir ins Ohr: „ kannst du ihm gefälligst die Hand geben!“ Wiederwillig strecke ich ihm langsam die Hand hin. Er nimmt vorsichtig meine Hand, sie ist ganz warm und er drückt nicht fest, als hätte er Angst, mir die Hand zu quetschen. Als er sie wieder los lässt, schlendern wir am Seeufer entlang. Beim nächsten Kaffee, an dem wir vorbeikommen, kauft Yves uns ein Eis. Was ich total schleimig finde. Ausserdem esse ich kein Eis, ich muss schließlich auch auf meine Figur achten. Also nehme ich das Eis an, bringe knapp noch ein „Danke“ heraus und werfe es in den nächsten Mülleimer. Rony nimmt mich beiseite und fragt mich ob ich mich nicht benehmen kann? Ich denke, er meint es wirklich ernst und jetzt sehe ich es auch ein, dass ich ein bisschen zickig war. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und wir gehen zurück.
Kapitel 6: Meine Eltern wollen dich kennenlernen „Und was ist eigentlich mit dieser Laura? Sind deren Eltern auch so unsympathisch wie Laura selber?“, fragt Heidi streng. Darauf antwortet Rony genervt: ,,Ich verstehe immer noch nicht, wieso ihr sie nicht mögt, ihr kennt sie noch nicht einmal!“ ,,Gut, dann ruf ich gleich ihre Eltern an und vereinbare ein Abendessen mit ihnen“, antwortet die Mutter energisch. Sie nimmt den Hörer und tippt die Telefonnummer ein. ,,Hallo, da ist Laura“, tönt es aus dem Hörer. ,,Guten Tag, da ist Heidi, Ronys Mutter. Darf ich kurz mit deinen Eltern sprechen?“ ,,Ah Hallo! Ja, sicher, ich gebe den Hörer gleich meiner Mutter“, stottert sie verunsichert. ,,Ja guten Tag, da ist Susanne Bachmann, wer ist am Apparat?“ ,,Ja,
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hallo, da ist Heidi, Ronys Mutter. Ich habe da eine Frage...“ ,,Ja bitte?“ ,,Ich würde gerne Ihren Mann, Ihre Tochter und Sie zum Abendessen einladen, damit wir uns alle besser kennen lernen. Wie fänden Sie das?“, fragt Heidi freundlich. ,,Ja, das finde ich eine tolle Idee, ich habe mit meiner Tochter auch schon darüber gesprochen. Wann würde es für sie gehen?“ ,,Hätten sie am Mittwochabend Zeit?“, fragt Heidi eher unsicher. ,,Um 18Uhr?“ ,,Okey, dann bis am Mittwoch.“ ,,Ja, Auf Wiedersehen“, verabschiedet sich Susanne. Am Mittwochabend: Es klingelt an der Tür. ,,Das ist bestimmt Laura und ihre Familie“, sagt Alex, Ronys Vater, gelangweilt und öffnet die Tür. ,,Guten Abend miteinander“, ruft Laura’s Familie fast im Chor. ,,Kommt doch herein“, bittet Heidi. ,,Dankeschön!“ „Schuhe ausziehen!!“ sagt Alex aggressiv. „Ist ja schon gut“, schnauzen Susanne und Fritz sie an. ,,Kommt bitte raus auf den Balkon, dort wartet eine Lasagne auf uns.“ ,,Eine LASAGNE?!?!“, schreit Laura laut. ,,Das kann ich doch nicht essen! Da hat es viel zu viel Fett drin. Ich muss auf meine Figur achten, ich möchte ja meine Modelkarriere weiterführen. Habt ihr nicht Salat oder so?“ ,,Nein, haben wir nicht! Den kannst du dir nächstes mal selber von zu Hause mitnehmen!“, sagt Heidi wütend. „Darf ich dich kurz unter vier Augen sprechen?“, flüstert Heidi Rony ins Ohr. ,,Wenn sie so weiter machen schicke ich sie nach Hause.“ „Ist schon gut, geben wir ihnen noch eine Chance, Laura ist eigentlich sonst nicht so“, sagt Rony. Danach gehen sie wieder auf den Balkon. Stillschweigend essen sie die Lasagne. Als sie fertig sind und Alex den Dessert in der Küche holt, steht Heidi auf und geht schnell die Blumen giessen. Sie sehen sehr ausgetrocknet aus. Unerwartet taucht plötzlich eine Biene auf und sticht Heidi in den Hals. Da Heidi auf Bienen allergisch ist, kann sie nicht mehr so gut atmen, schnappt nach Luft, bekommt einen ganz geschwollenen Hals. Zum Glück hat Laura das Gegengift in ihrer Tasche, da sie selber auf Bienen allergisch ist. Sie kann blitzartig reagieren. Heidis Hals schwillt ab und sie kann wieder besser atmen. „Danke, danke! Du warst meine Rettung. Ohne dich wäre ich gestorben“, sagt Heidi erleichtert. ,,Ist ja selbstverständlich“, sagt Laura. Gleichzeitig fühlt sie sich wie eine Heldin. ,,Lasst uns bitte einen Neuanfang wagen“, meint Heidi. „Finde ich eine tolle Idee. Also ich bin Laura, ich bin 17 Jahre alt, gehe zur Schule und nebenbei arbeite ich als Model“, erzählt sie erleichtert. ,,Und jetzt du Rony“, meint Susanne. ,,Also ich bin wie gesagt Rony, ich bin 18 Jahre alt, gehe ins Gymnasium und spiele in meiner Freizeit sehr gerne Fussball, beim FCZ. Alle erzählen den ganzen restlichen Abend von sich selber, lachen, amüsieren sich, erzählen Witze, essen ein leckeres Dessert. Und als sich der Abend dem Ende zuneigt, sind alle überzeugt und einverstanden mit der Beziehung zwischen Rony und Laura. Alle gehen zufrieden nachhause.
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Kapitel 7: Das erste Wochenende alleine Laura und Rony wollen schon lange ein Wochenende zusammen verbringen. Laura überfällt, Rony mit vielen tollen Ideen, die jedoch Rony nicht gefallen. Rony schlägt vor, nach Lugano zelten zu gehen, Nun ist Laura begeistert und stimmt zu. Sie bereiten sich auf ihr Abenteuer vor. Doch es gibt ein Problem :Rony hat nicht genügend Geld ob alles zum Klappen kommt. Sie will aber die Reise nicht sausen lassen und schlägt Rony vor, die Reise zu finanzieren, doch Rony beschliesst, sein eigenes Geld aufzutreiben. Laura findet das nicht nötig. Kurze Zeit später sitzt Rony schon am Schreibtisch und macht sich auf die Suche nach einem Job. Er ruft seinen Freund Yves an . „ Pizzeria,Yves was kann ich für sie tun?“ „Hey Yves, ich bin es, Rony,hast du kurz einen Moment Zeit für mich?“ „Ja klar, was gibt es denn?“ „Ich habe ein Problem, Laura und ich wollen an einem Wochenende nach Lugano zelten gehen, doch ich habe nicht genügend Geld. Ich brauche einen Job, kann ich bei dir aushelfen?“ „Ja klar! Komm am Montag. In zwei Wochen hast du das Geld bestimmt zusammen.“ „Danke viel mal ,Yves,du bist ein toller Freund!“ „Kein Problem, für das sind Freunde da.“ Voller Freude macht sich Rony auf den Weg zu Laura, um ihr die tolle Nachricht mitzuteilen. Bei Laura angekommen wird Rony aber mulmig, denn er hat das Gefühl etwas könne mit Laura nicht stimmen. Sie hat sich seit dem letzten Treffen nicht mehr gemeldet. Als Laura die Tür aufmacht, sieht sie verweint aus und Ronys Befürchtungen bestätigten sich. „Laura ,was ist denn passiert, du siehst ja schrecklich aus!“, „Ja danke auch“ knurrt sie. Rony betrat das verwüstete Wohnzimmer. Laura und Rony setzen sich auf das Sofa und Laura fängt an ihm zu erzählen, weshalb es ihr nicht gut geht. „Meine Eltern sind nicht damit einverstanden, dass wir zusammen ein Wochenende verbringen.“ „Was, wieso das denn?“ „Meine Eltern erwarten von mir, dass ich an diesem Wochenende für die Schule büffle, ich habe schlechte Noten und muss an der nächsten Prüfung mindestens eine 5 schreiben.“ „Ich schlage vor, wir überzeugen deine Eltern davon, dass du auch an unserem gemeinsamen Wochenende für die Schule büffeln kannst. Zwei Stunden pro Tag sollten genügen, und so haben wir auch noch Zeit für uns. Gemeinsam gehen sie zu Lauras Eltern nach Hause und überzeugen sie von ihren Plänen. Dem schönen Wochenende steht nun nichts mehr im Wege. Aber bis dahin passiert noch einiges..
Kapitel: 8 Das hätte er (oder sie) nicht erwartet Rony verhält sich in letzter Zeit seltsam, er telefoniert mit Julie und trifft sich mit ihr. Laura denkt das Rony eine Affäre mit einem Mädchen hat. Deswegen hat sie vor, ihn auszuspionieren und sie beobachtet wie Rony und Julie sich am Zürichsee umarmen. Eigentlich tröstet Rony Julie,
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weil ihr Ex Freund sie verlassen hat und sie Liebeskummer hat. Das weiß Laura aber nicht. Sie geht eifersüchtig und wütend wieder nach Hause. Was Rony aber nicht weiß, ist, dass Julie Gefühle für ihn entwickelt hat, und darum mit ihm über ihre Probleme spricht. Zuhause fragt sich Laura, ob sie etwas falsch gemacht hat. Dass Rony sich nun mit Julie trifft. Sie macht sich tausende Gedanken. Auch Julie macht sich Gedanken, ob es die richtige Entscheidung war, sich mit Rony zu treffen ohne Laura Bescheid zu sagen. Und ob sie wirklich Gefühle für Rony hat. Rony ahnt von allem nichts, weder dass Laura ihn mit Julie gesehen hat und jetzt eine ganz falsche Vorstellung davon hat, was die beiden da gemacht haben, noch dass Julie Gefühle für ihn entwickelt hat. Laura will aus Eifersucht Ronys besten Freund Yves klar machen, Sie weiß jedoch nicht, dass Yves homosexuell ist. Am nächsten Morgen geht sie auf Yves zu und spricht ihn ganz direkt an, ob er eine Freundin hatte. Yves schaut sie seltsam an und sagt ihr dann, dass er nicht auf Mädchen stehe. Beschämt dreht sich Laura um und geht weg. Warum hat ihr Rony nie gesagt, dass Yves homosexuell ist? Wahrscheinlich, weil sie nie danach gefragt hat. Auf dem Nachhauseweg sieht sie Rony. Sie überlegt sich, ob sie ihn gleich darauf ansprechen soll oder ihn einfach um ein Treffen bitten soll. Sie geht auf ihn zu und bittet ihn um ein Treffen. Ohne zu fragen, um was es gehe stimmt Rony zu. Am nächsten Nachmittag treffen sie sich wie abgesprochen im Park. Laura wartet nicht lange und sagt Rony direkt, dass sie ihn mit Julie am Zürichsee gesehen habe. Rony erklärt ihr, dass er Julie nur getröstet habe, weil sie Liebeskummer hat. Laura glaubt ihm und sie vertragen sich wieder. Und gehen in Frieden nach Hause.
Kapitel 9: Der erste Streit Ich bin noch vollkommen im Schlafmodus als es am Sonntag Morgen um 7:30 Uhr klingelt. Auf dem Weg zur Haustür stolpere ich über meine schmutzigen Jeans, die schon seit Wochen auf dem Boden liegt. Meine Mutter schaut mich verwundert an und fragt: „ Wer steht schon so früh vor der Haustür?“ Mit mürrischen Blick antworte ich: „ Das ist sicher Yves, der gestern zu viel gesoffen hat.“ Ich öffne die Tür und bin überrascht, dass Laura vor mir steht. Sie betritt das Haus laut schnaufend und flucht: „ Boa, meine Eltern machen mich so wütend, Sie gönnen mir nicht mal meine Model Karriere. Nur, weil meine Mutter wie eine alte römische Katholikin lebt und sich aufgespart hat bis zur Ehe.“ Ich bin erschrocken über die Reaktion von Laura. Ich will meine Meinung äußern, doch da ist Laura schon auf dem Weg zu meinem Zimmer. Plötzlich aber bleibt sie stehen und dreht sich um: „ Was meinst du dazu?“
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Ich überlege kurz und komme schliesslich zu dieser Antwort: „ Sie meinen es nur gut mit dir. Du bist schliesslich ihre älteste Tochter. Erzähl mir nochmal in Ruhe, was genau geschehen ist.“ sie läuft in mein Zimmer und setzt sich auf die Bettkante. „Du siehst süss aus wenn du dich so aufregst.“ Ihr Mundwinkel formt sich zu einem Lächeln. Doch ihr Lächeln erwischt schnell. sie setzt fort:“ Meine Mutter meinte, ich gebe viel zu viel Preis beim Modeln. Und ich lerne zu wenig für die Schule. Ich habe letzten Dienstag von der Zeitschrift „Playboy“ ein Angebot bekommen. Es hätte heute stattgefunden. Doch meine Mutter besteht darauf, dass ich jeden Sonntag in die Kirche gehe.“ Mir fehlen die Worte. „ Waaaaass? Du hast ein Angebot von Playboy bekommen? Wieso hast du mir das nicht früher gesagt?“ Laura antwortete kurz: „ Ich hatte halt viel um die Ohren.“ Ich konterte: „ Ich finde auch, dass du viel zu viel von dir Preis gibst. Ich habe doch keine Schlampe als Freundin!“ Sie schaut mich mit einem empörten Blick an: „ Was? Bist du jetzt auf der Seite meiner Mutter? Und überhaupt, warum nennst du mich Schlampe? Ich kann so viel Preis geben von mir wie ich will. Es ist mein Körper und nicht deiner!“ Ich merke wie ich Innerlich vor Wut koche. „Was war das neulich, als ich dich abgeholt habe mit deinem Fotografen? Er hat dich angemacht und du hast es zugelassen!“ Laura schreit: „ Bist du etwa eifersüchtig? Ich habe mich ganz normal mit ihm unterhalten!“ „Aber, dass er deinen Arsch angefasst hat, hast du nicht bemerkt?“ Sie steht ruckartig auf und ich kassier von ihr eine Ohrfeige. Ich spüre noch nach zwei Minuten das Pochen an meinen Wangen, als sie schon längst das Haus verlassen hat. Der Tag hat ja wiedermal gut begonnen. Ich lege mich wieder auf mein Bett und versuche mich zu beruhigen. Doch mir geht soviel durch den Kopf. Ich liebe sie, doch manchmal ist sie schlimmer als meine Schwester wenn diese ihre Tage hat. Plötzlich klingelt mein Handy. Ich schaue auf den Bildschirm und bin verwundert, dass mich Julie anruft:„Hallo Julie, was gibt’s?“ Nach einer Weile antwortete sie: „ Hi Rony, wollen wir heute was zusammen unternehmen?“ Ich denke kurz nach ob es eine gute Idee ist doch schlussendlich: „ Klar! Um 16:00 Uhr im Park.“ Ich lege auf und schlafe endlich weiter. Ich schaue verschlafen auf meinen Wecker und erstarre vor Schreck. Es ist 15:30 Uhr. Ohne zu duschen hüpfe ich in meine Kleider, ziehe meine neuen Nikes an und renne aus dem Haus. Völlig verschwitzt komme ich doch noch pünktlich zum Treffen. Julie schaut mich von unten bis oben an und fängt an zu lachen. Ich merke, dass etwas nicht stimmt. Sie meint nur: „ Schau mal nach unten.“ Ich lächle beschämt und ziehe meinen Hosenladen zu. Unerwartet umarmt sie mich. In diesem Moment sehe ich Laura wie sie mich und Julie mit einem wütenden Blick taxiert. Ich lasse Julie sofort los. Laura marschiert mir entgegen. Zum zweiten Mal an diesem Tag kassiere ich eine Ohrfeige.
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Kapitel 10: Kannst du mir Verzeihen? Ich habe Rony seit einigen Tagen nicht mehr gesehen. Auf einmal ruft mich Rony an, ich nehme ab. Es tönt aus dem Hörer: „Laura bist du da?“ Ich antworte unsicher: „Ja ich bin es.“ Dann hat Rony gesagt: „Kommst du gleich in den Park?“ Ich habe eingewilligt ohne darüber nachzudenken was er mir sagen will. Ich bin raus in den Park und habe auf Rony gewartet. Es ist so heiss, dass ich mich nicht konzentrieren kann. Jetzt ist Rony da und wir beide stehen wortlos nebeneinander. Er sagt: „Ich weiss, dass ich mich schlecht benommen habe, es tut mir echt unendlich Leid.“ Ich weiss nicht, was ich sagen soll, aber auf eine Art denke ich mir auch, dass er selbst Schuld ist. Ich habe zu lange überlegt, und er hat das glaube ich gemerkt. Nun sagt er: „Ok ich habe meinen Fehler eingesehen, und ich denke, du wirst mir auch nicht mehr verzeihen.“ Daraufhin antworte ich: „Es war ein Fehler, dich getroffen zu haben.“ Empört schaut Rony mich an und läuft davon. Rony hat nun den Kontakt zu mir abgebrochen und will nichts mehr von mir hören. Am nächsten Tag geht Rony feiern. Als er am nächsten Morgen nach Hause kommt, hört er ein Stöhnen aus Bruno’s Zimmer und denkt, Bruno habe einen One-Night-Stand. Aber als er nach oben läuft, sieht er mich, wie ich ins Badezimmer verschwinde. Er hat aber nicht gesehen, dass ich es bin und ich bin überglücklich darüber. Ein paar Tage später hat Rony Jasmine gefragt, ob sie gegen eine kleine Summe von Geld ihm helfen würde, Laura wieder zurückzugewinnen. Jasmin hat eingewilligt. Sie haben so getan als ob sie Sex haben. Sie tun nur so. Als ich zu Bruno ging, hörte ich ein stöhnen aus Rony’s Zimmer. Natürlich habe ich bemerkt, dass meine Schwester etwas mit meinem Ex hat. Ich wollte am nächsten Tag mit Rony telefonieren und ihn auf dieses Thema hinweisen. Aber der Anruf geht nicht durch, und es war still am anderen Ende der Leitung. Komisch, normalerweise hat Rony immer abgenommen, und ließ nie Anrufe ausklingeln. Aber in Wahrheit hat Rony nur gleichzeitig Angerufen wie ich, weil er sich einfach sehr schlecht gefühlt hat. Und dann habe ich eine SMS bekommen und darin stand: „Du fehlst mir echt, und ich würde alles tun um dich zurückzubekommen! Bitte, treffen wir uns morgen nochmals, damit wir darüber sprechen können, ok?“ Daraufhin antworte ich: „Wo und wann? Ich werde da sein.“ Am nächsten Tag treffen wir uns und reden über unsere Beziehung und kommen zum Entschluss, dass unsere Sehnsüchte unendlich gross sind. Wir entschliessen uns ein Wellness Wochenende zu zweit zu machen. Rony und ich sind unzertrennlich für den Rest unseres Lebens.
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Liebe mit schweren Folgen
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Impressum Sie treffen sich Yannis & Basil Der erste Kuss Timo & Levin Wer ist dieser Mann? Hadidza & Pedro & Séline Pläne für die Zukunft Leandro & Amela Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile Jordan & Roman Meine Eltern wollen dich kennen lernen Ahinoa & Julia Das erste Wochenende allein Nico Das hätte sie nicht erwartet Leonita Der erste Streit. Kannst du mir verzeihen? Eda & Irem
Redaktion Ueli Kienast, Susanne Lorenz, Willy Tauscher
1. Auflage Juli 2015 © Schulhaus Lindberg
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Inhaltsverzeichnis Kapitel 1
Sie treffen sich
Kapitel 2
Der erste Kuss
Kapitel 3
Wer ist dieser Mann?
Kapitel 4
Pläne für die Zukunft
Kapitel 5
Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile
Kapitel 6
Meine Eltern wollen dich kennen lernen
Kapitel 7
Das erste Wochenende allein
Kapitel 8
Das hätte sie nicht erwartet
Kapitel 9
Der erste Streit. Kannst du mir verzeihen?
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Sie treffen sich Als Yannik mit seiner Basketball-Mannschaft auf einer Velotour in Zürich ist, bemerkt er, dass an seinem Fahrrad irgendetwas nicht stimmt. Da ein nahe gelegenes Velogeschäft offen hat, kann er sein Fahrrad zur Reparatur bringen. Als er den Laden betritt, sieht er eine wunderschöne Velomechanikerin und ist sofort verliebt in sie. An ihrem Namensschild erkennt er, dass sie Sarah heisst. Obwohl Yannik scheu ist, nimmt er seinen ganzen Mut zusammen und fragt sie, wie sie heisst: „Ich heisse Sarah. Und du?“, fragt sie mit einem Schraubenschlüssel in der Hand und anfängt, das Fahrrad zu untersuchen. Yannik antwortet: „Ich bin Yannik.“ Sie reden so weiter, bis Sarah erwähnt, dass ihr meistgeliebtes Hobby Tanzen ist. Da Yannik gerne Zeit mit ihr verbringen möchte, behauptet er, dass er auch gerne tanzt. Dabei kann er überhaupt nicht tanzen und ist auch sehr ungeschickt. Darauf fragt Sarah ihn, ob er Lust hat, mit ihr auf ein Tanzfestival in Winterthur zu gehen. Sie sagt auch, dass sie dort wohnt. Er stimmt zu, verlässt das Geschäft und fährt mit dem Zug nach Seuzach, wo er zu Hause ist. Eine halbe Woche ist vergangen, und das Tanzfestival steht vor der Tür. Yannik hat extra im Internet nachgesehen, welche Kleidung man auf einem Tanzfestival trägt. Er ist auch beim Friseur gewesen. Yannik ist zu früh zum Tanzfestival losgegangen und muss jetzt auf Sarah warten. Währenddem er wartet, hat er Angst, dass Sarah nicht kommt und probiert, sich mit seinem Handy abzulenken. Doch sie will ihm nicht aus dem Kopf. Zehn Minuten nach der vereinbarten Zeit kommt Sarah und entschuldigt sich, dass sie zu spät gekommen ist, da sie im Fahrradgeschäft viel zu tun hatte. Sie gehen direkt zur Tanzfläche und beginnen zu tanzen. Yannik blamiert sich, da er keine Ahnung hat, wie er tanzen soll. Nach ein paar Minuten zieht sie ihn von der Tanzfläche und fragt ihn, wieso er sie angelogen hat. „Ich wollte einfach nur Zeit mit dir verbringen“, antwortet er. Sarah fühlt sich sehr geschmeichelt. Sie setzen sich auf eine Parkbank und beginnen zu reden. Sie reden über die Schule, ihre Hobbys und Freunde. Yannik denkt, dass er Sarah vertrauen kann und erzählt ihr von seinem gewalttätigen Bruder James, der schon mehrere Anzeigen am Hals hat und dass er Angst hat, dass sein Bruder ins Gefängnis muss und weitere Geheimnisse, die sonst niemand weiss. Von da an spürt auch Sarah ein leichtes Kribbeln im Bauch. Da sie so sehr in das Gespräch vertieft sind, vergessen sie völlig die Zeit und versäumen das ganze Tanzfestival.
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Der erste Kuss Beide erinnern sich an ihr erstes Treffen, als sie auf dem Tanzfestival waren. Sarah erinnert sich noch daran, wie Yannik am Anfang prahlte: „Ich kann auch tanzen!“ Aber er sagte das nur, um Zeit mit ihr zu verbringen. Sie fand das nicht schlimm, als sie herausfand, dass er sie anlog. Ganz im Gegenteil, sie fand das total süss, dass er einfach Zeit mit ihr verbringen wollte. Obwohl Sarah Yannik fragte, ob er mit ihr an dieses Tanzfestival ginge, war Yannik am Anfang sehr scheu. Beide waren nach diesem Treffen verliebt ineinander, und sie wollten sich erneut treffen. Heute ist es soweit. Sie treffen sich im Eulachpark. Sarah hat ein wunderschönes, blaues Kleid an, und Yannik kommt mit seinen Alltagsklamotten. Sie wollen allein die Zeit verbringen, aber ihre Freunde sind auch da. Deshalb können sie ihre Zweisamkeit nicht wirklich geniessen. Also beschliessen sie, einen Weg zu finden, um allein zu sein. Beide suchen einen Grund, um sich von der Gruppe zu trennen. Plötzlich hat Yannik eine Idee und flüstert Sarah zu: „Sagen wir, dass wir nach Hause müssen, und dann gehen wir an einen Ort, wo wir allein sein können.“ Sarah erwidert: „Gute Idee.“ Als sie gehen, suchen sie einen romantischen Ort wo, sie allein sein können. Yannik hat eine Idee, wo sie hingehen können und sagt ihr mit Freude: „Ich kenne einen wunderschönen Ort, wo wir einen tollen Ausblick auf den Sonnenuntergang haben.“ Er führt sie zu einer Waldbank im Goldenberg. Die Luft wird langsam kühl, und Yannik bemerkt, dass Sarah kalt hat. Er zieht seine Jacke aus und sagt: „Hier, nimm meine Jacke, du schlotterst ja.“ Sie kommen ins Gespräch und reden über ihre Zukunftspläne und welche Musik sie hören. Yannik fragt Sarah: „Wie kommst du in der Werkstatt voran?“ Darauf antwortet Sarah: „Ganz gut, nur mein Chef nervt manchmal.“ Sie kommen sich immer näher. Nach einer Weile schauen sich beide für eine lange Zeit in die Augen, ihre Lippen kommen einander immer näher und näher, und sie küssen sich. Yannik denkt: „Es ist wunderschön.“ Beide fühlen ein Kribbeln im Bauch, die Lippen und den Atem des andern. Als sie auf die Uhr schauen, sagt Sarah schockiert: „Ich müsste schon längst Zuhause sein.“ Also machen sie sich auf den Heimweg. Sarah sagt zu Yannik: „Ich will das unbedingt wiederholen.“ Yannik kann ihr nur zustimmen. „Willst du morgen mit mir zu Mittag essen?“, fragt Yannik. Sarah antwortet: „Ja, das ist eine gute Idee.“ Yannik ist natürlich ein Gentleman und begleitet sie bis vor die Haustür. Als Yannik gerade gehen will, stehen Sarahs Eltern an der Tür und fragen ihn: „Wer bist du, und was habt ihr gemacht?“ Yannik sagt natürlich nicht die ganze Wahrheit. Er sagt nur: „Wir waren mit Freunden
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im Eulachpark und haben ein bisschen geredet.“ Ihre Eltern bedanken sich noch, dass Yannik Sarah nach Hause begleitet hat. Yannik macht sich auf den Weg zu sich nach Hause. Als beide in ihrem Bett sind, denken sie an ihren ersten, gemeinsamen Kuss. Und sie können nicht mehr aufhören, daran zu denken, wie schön es war und wie sie dieses Kribbeln im Bauch spürten. So wundervoll!
Wer ist dieser Mann? Als am nächsten Mittag Yannik mit dem Zug von Winterthur nach Zürich fährt, ist Sarah schon auf dem Weg von ihrem Arbeitsplatz zum Hauptbahnhof. Dort angekommen, läuft Yannik zu dem vereinbarten Treffpunkt. Zur selben Zeit trifft Sarah auf Miro, der gerade die Rolltreppe hinunterfährt. Sie läuft auf ihn zu, und sie begrüssen sich mit einer Umarmung. Yannik beobachtet sie aus der Distanz. Er wird eifersüchtig und geht auf die beiden zu. Plötzlich bemerkt Sarah Yannik und löst sich aus der Umarmung. Sie geht auf ihn zu und will ihn umarmen, doch Yannik erwidert ihre Umarmung nicht und stösst sie von sich weg. „Wer ist dieser Mann?“, fragt Yannik. Bevor Sarah ihm antworten kann, fragt er sie: „Und weshalb hast du ihn geküsst?“ „ Das ist Miro, ein alter Schulfreund von mir. Ich habe ihn nicht geküsst“, versucht Sarah ihm zu erklären. „Ich habe es doch mit eigenen Augen gesehen, dass ihr euch geküsst habt“, sagt Yannik sauer. „Wir haben uns nicht geküsst, sondern nur umarmt!“, versichert sie ihm. „Okay, ich glaube dir.“ „Gut, gehen wir jetzt zum Mittagessen“, schlägt Sarah vor. Yannik nickt, und Sarah verabschiedet sich von Miro. Zusammen laufen Yannik und Sarah zum Restaurant. Dort angekommen, suchen sie sich einen Tisch und bestellen etwas zum Essen. Sarah erzählt ihm, dass sie bei der Arbeit Stress hat und sehr erschöpft ist. Yannik versucht sie abzulenken, indem er ihr etwas Lustiges aus der Schule berichtet. Nach dem Essen gehen sie zusammen in die Stadt. Yannik begleitet sie zum Velogeschäft und verabschiedet sich dort. Er trifft sich noch mit Freunden, die er schon sehr lange nicht mehr gesehen hat. Sie reden über ihre alte, gemeinsame Schulzeit. Sie haben sich so viel zu erzählen, dass Yannik die Zeit vergisst. Er will Sarah von der Arbeit abholen. „Hoffentlich ist sie noch in der Werkstatt“, denkt Yannik still vor sich hin. Er eilt zur Werkstatt.
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Zehn Minuten später steht er vor der Werkstatt und überlegt sich, ob er läuten soll. Laute Musik dringt vom Innern der Werkstatt zu ihm hinaus. Er läutet, aber keine Reaktion. Er entscheidet sich, hineinzugehen und nach Sarah zu fragen: „Entschuldigung! Können sie mir sagen, wo Sarah ist?“, fragt Yannik den muskulösen Mann, der hinter dem blauen Velo kniet und die Pedale wegschraubt. Der Mann dreht sich um und schaut Yannik verblüfft an: „Guten Tag, mh, Sarah habe ich vor fünf Minuten noch gesehen. Sie sagte, sie müsse schnell telefonieren.“ In diesem Moment kommt Sarah aus der Hintertür und begrüsst Yannik. Zusammen verlassen sie die Werkstatt und machen sich auf den Heimweg. Yannik begleitet Sarah nach Hause, und sie verabschieden sich mit einem Kuss. Als beide im Bett liegen, denken sie an die gemeinsamen Stunden, die sie miteinander verbracht haben. Sie schlafen ein und träumen von ihrer Hochzeit.
Pläne für die Zukunft Yannik und Sarah gehen bei sich zu Hause zu Bett. Sie träumen. Am Morgen wacht Sarah auf und schreibt ein SMS an Yannik, ob er Zeit hätte. Yannik antwortet und schreibt: „Ja, wollen wir auf dem Goldenberg abmachen?“ Sarah bestätigt: „Ja klar, um 10 Uhr, ist das gut?“ Um 10 Uhr sitzt Yannik bereits auf der Mauer und geniesst die warmen Sonnenstrahlen. Zehn Minuten später kommt Sarah und sagt: „Sorry Schatz, ich habe mein Handy zu Hause vergessen und musste deswegen nochmals nach Hause gehen.“ Yannik entgegnet lässig: „Kein Problem.“ Sarah bemerkt: „Schön, in der Sonne zu sitzen, nicht wahr?“ Yannik daraufhin: „Ja, sehr schön. Du, Schatz, ich habe etwas geträumt.“ Sarah fragt verwundert: „Was denn?“ Yannik antwortet zurück: „Ja, dass wir heiraten und zusammen drei Kinder bekommen.“ Sarah sagt mit Herzklopfen: „Ja, ich auch, ich habe geträumt, dass wir berühmt werden und mit dem verdienten Geld auf Madagaskar eine Villa kaufen.“ Sarah und Yannik blicken vom Goldenberg auf Winterthur hinunter. Yannik bemerkt, dass es bereits 11 Uhr ist und er um 12 Uhr zu Hause sein muss. Sein Nachhauseweg dauert eine halbe Stunde. Yannik stellt fest: „Ich habe noch eine halbe Stunde Zeit, denn ich muss um 12 Uhr zu Hause sein.“ „Okay, dann habe ich ja noch Zeit, meinen Traum vollständig zu erzählen“, sagt Sarah
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lächelnd. Yannik lacht: „Hahaha, ja, ich auch. Ich habe geträumt, dass wir Kinder haben, zwei Zwillingsmädchen mit den Namen Chantal und Zoe. Und dann noch einen Knaben. Er heisst Felix.“ Sarah lacht und sagt: „Das ist aber ein schöner Traum.“ „Und unsere Hochzeit findet auf einem grossen Schiff statt, und dazu haben wir über 100 Leute eingeladen“, sagt Yannik. Sarah ergänzt: “Und ich habe geträumt, dass wir auf eine Insel gehen, die Madagaskar heisst. Dort haben wir uns eine Villa gekauft und einen Porsche.“ Yannik sagt dazu: „Oh, einen Porsche und eine Villa, das ist ja sehr schön.“ Sarah sagt: „Ja“. Yannik fragt Sarah: „Wie ist denn das Wetter dort?“ Sarah antwortet: „Ja, sehr schön, es ist dort warm, aber sehr feucht. Dort regnet es oft.“ „Ja, das ist halt so in den tropischen Ländern“, sagt Yannik. Sahra bestätigt: „Ja, das habe ich im Geografieunterricht gelernt”.
Ihre Liebe ist stärker als die Vorurteile Anna ist seit der dritten Primarklasse Yanniks Schulkollegin und gleichzeitig die beste Freundin von Sarah. Mit der Zeit entwickelt Anna emotionale Gefühle für ihn. Von nun an hört Sarah aus Annas Mund nur noch Lügen: „Ich habe Yannik mit einer andern Frau gesehen!“ Deshalb ratet Anna Sarah ab, mit Yannik zusammen zu sein, weil sie ihn für sich selbst beanspruchen will. Sarah glaubt ihr die Aussage nicht, obwohl sie ihre beste Freundin ist. Sie ist wütend auf Anna. Sarah ist sich nicht hundertprozentig sicher, ob Anna wirklich die Wahrheit sagt. Somit geht sie zu Yannik und klingelt an seiner Haustür: „Ist Yannik überhaupt zuhause?“, denkt sie. Und ehe sie sich versieht, öffnet Isabella, Yanniks Mutter die Tür. Sarah stellt sich vor. „Oh, hallo Sarah, schön dich zu sehen. Komm herein!“ Sarah geht mit Yanniks Mutter den Flur entlang direkt ins Wohnzimmer. „Setz dich ruhig hin“, sagt seine Mutter fürsorglich. „Möchtest du einen Tee?“ Sie stimmt zu. Während Isabella weg ist, schaut Sarah sich um und stellt fest: „Das ist aber eine schöne Vase.“ Sie sieht die Fernbedienung vom Fernseher auf dem Sofa liegen und denkt: „Die Wiederholung meiner Lieblingsserie von gestern “Berlin Tag und Nacht“ läuft jetzt auf RTL II. Die würde ich mir gerne anschauen, aber das wäre viel zu unhöflich.“ Nach einigen Augenblicken des puren Denkens, wie schön doch hier alles eingerichtet ist, kommt Yanniks Mutter und bringt ihr den Tee. Sarahs Gedanken widmen sich ganz dem fein duftenden Tee. Sarah fragt Isabella: „Entschuldigung, wo ist eigentlich Yannik?“ Yanniks Mutter antwortet: „Er sollte gleich...“ „dingdong“, unterbricht die Türklingel die Mutter. „Oh, da ist er schon, ich lasse euch allein.“
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Yannik versucht Sarah mit einem herzlichen Backenkuss zu begrüssen, den sie aber verweigert. Er fragt sie: „Warum nicht, meine süsse Tomate?“ Sarah erwidert: „Wir müssen unbedingt miteinander reden.“ Sie ergreift seine Hand und zerrt ihn aufs Sofa. Sarah schaut ihm in die Augen und beginnt misstrauisch ihr Anliegen zu erzählen: „Du kennst doch Anna, meine beste Freundin? Sie hat mir etwas verraten.“ Ohne dass Yannik reagieren kann, fährt sie fort: „Sie hat dich mit einer andern gesehen.“ Yannik schaut ihr fragwürdig in die Augen. Nach langem Diskutieren kommen sie zum Entschluss, dass sie das Anliegen mit Anna besprechen sollten. Mit ihren Fahrrädern machen sie sich auf den Weg zu Anna. Währenddessen klingelt das Handy von Yannik. Sie halten auf dem Bürgersteig an und schauen auf dem Display, um wen es sich handelt. Es ist Anna. Er nimmt sofort ab und erkundigt sich, was sie gerne hätte. Anna sagt mit ihrer verführerischen Stimme: „Wollte fragen, ob du Lust hättest, mit mir ins Kino zu gehen?“ Daraufhin nimmt er die Einladung mit der stillen Zustimmung von Sarah an. Was Anna zu diesem Zeitpunkt nicht weiss, ist, dass Sarah mitkommt. Während das Liebespaar zu Anna fährt, macht sich Anna schön. Sie zieht ihren kurz geschnittenen, roten Rock und ein weisses Oberteil dazu an. Prompt steht Yannik vor der Haustür, und Sarah versteckt sich wie eine Ninja hinter dem Busch. Yannik klingelt. Nach einigen Sekunden öffnet Anna die Tür, kommt auf ihn zu und küsst ihn direkt auf die Wange. Yannik schreckt zurück, und im gleichen Moment springt Sarah aus dem Busch hervor. Anna ist schockiert, und Sarah schaut ihr mörderisch in die Augen. So vergehen einige Augenblicke. Dann schiesst es aus Sarahs Mund: „Du Miststück, warum ziehst du dich so freizügig für MEINEN Freund an, und weshalb küsst du ihn, obwohl du weisst, dass ich seine Freundin bin. Du bist doch meine beste Freundin, das hätte ich nicht von dir erwartet. Wenn ich dich noch einmal mit ihm sehe, dann ist mir unsere Freundschaft egal!“ Ein weiteres Mal ergreift Sarah Yanniks Hand und zieht ihn wie ein Kind davon. Anna, die immer noch an der Tür steht, ist mittlerweile in Tränen ausgebrochen. „Was habe ich bloss angestellt?“ Somit realisiert sie, dass die Liebe zwischen Sarah und Yannik stärker ist als alles andere. Sarah und Yannik sind schon weit weg, aber trotzdem ruft Anna ihnen noch hinterher, dass es ihr Leid tut.
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Meine Eltern wollen dich kennen lernen Einige Wochen später hat sich die Situation mit Anna beruhigt. Yannik und Sarah gehen, wie immer, zu der Waldbank auf dem Goldenberg, auf der sie sich zum ersten Mal geküsst haben. Später bemerkt Yannik, dass Sarah sehr nachdenklich ist. Yannik fragt, ob alles in Ordnung ist. Darauf antwortet Sarah, dass sie ihm etwas erzählen muss. Yannik hört gespannt zu. Sie erzählt ihm, dass ihre Eltern ihn zum Abendessen einladen, um ihn besser kennen zu lernen. Mit grossen Augen starrt er sie an. „Ist es nicht zu früh? Du weisst, wie scheu ich bin“, sagt er murmelnd vor sich hin. Überrascht und etwas enttäuscht über seine Antwort schaut sie ihn verbittert an. „Dir ist bewusst, dass wir so nicht zusammen sein können, denn meine Eltern würden es nicht zulassen, und man kann so keine Beziehung führen.“ „Wir sind doch noch gar nicht lange zusammen! Wieso wollen deine Eltern mich schon jetzt kennenlernen?“, fragt Yannik. „Verstehst du denn nicht, dass wir sonst nicht zusammen sein können?“, schreit Sarah ihn mit feuchten Augen an. „Ja aber...“, stottert Yannik. „Bin ich es dir nicht wert?“, schreit Sarah, sodass Yannik seinen Satz nicht beenden kann. „Doch natürlich“, redet er immer wieder auf sie ein. „Ich liebe dich!“, wiederholt er. Sarah steht kurz davor, in Tränen auszubrechen. Yannik merkt, dass sich die Situation verschlimmert, wenn er sich weiter querstellt und stur bleibt. Er schaut ihr lange in die Augen und gibt dann schliesslich nach. „Aber nur unter einer Bedingung“, fordert er. „Wir werden uns darauf vorbereiten. Ich will nicht wie ein Vollidiot dastehen.“ Sarah lächelt ihn zufrieden an und gibt ihm einen Kuss. Es klingelt an Yanniks Tür. Er öffnet sie, und Sarah steht wie erwartet vor ihm. Sie geben sich einen sinnlichen Kuss, und er lässt sie herein. Sie gehen in sein Zimmer, um das Treffen zu planen. Sarah wühlt in Yanniks Schrank, um ein anständiges Outfit für heute Abend auszusuchen. Aus der hintersten Ecke seines Schrankes kramt sie eine schwarze Hose und ein blaues Hemd hervor. „Zieh das einmal an“, fordert sie ihn auf, „wir wollen ja, dass du heute Abend gut aussiehst.“ Er zieht die Kleider an, wie es von Sarah gewünscht wird. „Aber ich muss dich vor den Fragen meiner Mutter warnen. Sie sind nicht immer ganz angemessen. Nimm sie bitte nicht zu ernst. Vor meinem Vater brauchst du keine Angst zu haben. Er macht zwar einen strengen Eindruck, ist aber ganz okay“. „Was für Fragen könnten denn auftauchen, denkst du?“, fragt er. „So etwa: Was hast du für Hobbys? Wie läuft es in der Schule? Das sind eher die normaleren Fragen. Die
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Fragen meiner Mutter sind eher solche: Hattet ihr schon euer erstes Mal? Liebst du sie wirklich? Hast du sie schon einmal hintergangen?“ Er schaut sie ein wenig verwirrt aber auch zufrieden an. Am Abend steht Yannik unglaublich aufgeregt vor ihrem Haus. Sarahs Vater öffnet ihm freundlich die Tür. Sarahs Mutter späht an ihrem Mann vorbei und schaut Yannik verblüfft an. Er begrüsst die Familie ganz freundlich, so wie sie es besprochen hatten, und alle begeben sich zum Tisch. Die Mutter sitzt dem Vater gegenüber und neben Sarah. Sie beugt sich zu Sarah hin und flüstert so, dass es alle am Tisch hören können: „Er sieht besser aus, als ich gedacht habe, nur die Haare gefallen mir nicht so sehr.“ Verlegen wuschelte sich Yannik durch die Haare. Da fügt die Mutter noch hinzu: „Er wirkt ein bisschen gestresst. Mag er uns nicht? Sind wir so schlimm? Wurde er nicht gut erzogen?“ „Mama! Du bist so peinlich! Sie können alles hören!“ „Oh, das war nicht meine Absicht“, fügt Sarahs Mutter hinzu. Verlegen schaut Yannik auf den Tisch und schluckt einmal laut, sodass es alle hören können. Da kommt der Vater zu Wort: „Entschuldige das Verhalten meiner Frau. Also Yannik, was treibst du so in deiner Freizeit?“ Während der Vater das fragt, springt die Mutter auf und sprintet hektisch in die Küche. „Ich spiele viel Basketball“, antwortet er auf die Frage des Vaters. Man hört einen Schrei aus der Küche. „Autsch!!! Heiss!! Heiss!!! Heiss!!!“ Der Vater springt auf, um nachzusehen, was los ist. Einige Minuten später kommen die Eltern mit dem Essen zu Tisch. Sie setzen sich wieder und kündigen das Menü an. Yannik starrt entsetzt auf das Essen und verzieht dann sein Gesicht zu einem falschen Lächeln. Was die Familie allerdings nicht weiss, ist, dass Yannik unter Milchunverträglichkeit leidet. Yannik will aber nicht unhöflich sein und isst alles auf, was man ihm auf den Teller gibt. Weil es das Schicksal so will, gibt es Pilzrisotto mit Rahmsauce und im Anschluss zum Dessert Eis mit Sahne. Yannik isst brav alles bis auf den letzten Bissen auf. Anscheinend wird er rot im Gesicht, denn die Mutter von Sarah fragt ihn, ob ihm heiss ist. Yannik spürt einen gewissen Reiz auf der Haut. Er fährt mit der Hand an den Hals. Er schnappt nach Luft. Es juckt und schmerzt ihn höllisch zugleich. Yannik hat das Gefühl, dass sein ganzer Hals in Flammen steht, so weh tut es. Sarah merkt, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Sie versucht, den Blick von Yannik aufzufangen, doch er schaut unruhig und hektisch durch den ganzen Raum. Die Eltern schauen sich kurz fragend an. Der Vater fragt ihn: „Junge, alles in Ordnung?“ Yannik antwortet mit einem aufgesetzten Lächeln: „Ja, alles okay. Wieso ?“ „Du siehst sehr nervös aus“, antwortet der Vater. „Oh Schreck!“, ruft die Mutter aus, „du hast einen riesigen Ausschlag am Hals!“ Er entgegnet: „Nur ein kleiner Ausschlag, weiter nichts.“ Der
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Vater mustert ihn genauer. „Das sieht übel aus, Junge, hast du irgendwelche Allergien?“, entfährt es dem Vater. Yannik antwortet stotternd: „Ja... eigentlich schon...“ „ Was für eine Allergie?“, fragt Sarah neugierig. Yannik murmelt: „Ich habe Milchunverträglichkeit.“ Die Mutter springt auf und sagt: „Da müssen wir sofort Rüdiger anrufen.“ „Rüdiger?”, fragt Sarah verwundert. „Unser Nachbar, der Tierarzt“, sagt ihr Vater. „Was soll er eurer Meinung nach machen?“, fragt Sarah. Ohne eine Antwort zu geben, läuft die Mutter zur Haustür hinaus. Alle stehen verblüfft da und schauen sich fragend an. Nach zehn Minuten kommt die Mutter zur Tür hereingestürmt. Rüdiger meint: „Wir sollen diese Creme auftragen, sie ist zwar gegen Ausschläge bei Pferden, aber er sagt, dass es auch bei Menschen hilft.“ Alle schauen sie ganz verblüfft an. Sie schmieren ihm die Creme auf den Hals und hoffen, dass es wirkt. „Und?“, fragt die ganze Familie mit erwartungsvollen Blicken. „Es fühlt sich erstaunlich gut an“, sagt Yannik mit einem zufriedenen Gefühl. Nachdem sich die ganze Situation gelegt hat, sitzen sie zufrieden am Tisch und reden noch über Dieses und Jenes. Sie lassen den restlichen Abend noch schön und friedlich ausklingen.
Das erste Wochenende allein Eine Woche danach: Yannik und Sarah kommen auf die Idee, ein gemeinsames Wochenende im Tessin zu verbringen. Sie besprechen, wie sie es ihren Eltern erklären wollen. Als Yannik zuhause ist, fragt er seine Eltern: „Kann ich zusammen mit Sarah für ein Wochenende wegfahren?” Seine Eltern antworten: „Das ist kein Problem, du musst einfach am Montag wieder in die Schule gehen können.“ Darauf antwortet Yanik: „Vielen Dank Mama und Papa.“ Die Mutter fragt noch: „Wohin wollt ihr gehen, und was wollt ihr machen?“ Darauf Yannik: „Wir wollen im Tessin zelten.“ Der Vater fragt: „Und woher nehmt ihr ein Zelt, und wie kommt ihr dort hin?“ Yannik erzählt, dass Sarah die Zugtickets zahlen will, aber wegen des Zelts haben sie sich keine Gedanken gemacht. Die Eltern sagen, dass sie sich darum kümmern werden. Am nächsten Tag treffen sich die beiden erneut und besprechen die Antworten ihrer Eltern. „Und“, fragt Yannik Sarah, „was haben deine Eltern gesagt?“ Sarah schaut nach unten und antwortet leise: „Meine Mutter findet es schön, aber mein strenger Vater meint, dass ich nicht alt genug sei, um allein ohne Erwachsene wegzugehen.“ Sarah will, dass Yannik mit ihrem Vater sprechen und ihn überzeugen soll.
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Yannik ist das unangenehm, denn er ist scheu. Er nimmt all seinen Mut zusammen und klingelt an der Haustür von Sarahs Eltern. Als sich die Tür öffnet und ihr Vater vor ihm steht, bittet er ihn, dass er mit Sarah ins Tessin fahren kann. Nach längerer Diskussion knickt der Vater ein. Da nun alles in Ordnung ist, treffen sie sich am Freitagabend im Hauptbahnhof Zürich. Nach einer kurzen Begrüssung bereiten sie sich auf ihre dreistündige Zugfahrt vor. Im Zug besprechen sie, was sie an diesem Wochenende machen wollen: „Sarah, was willst du morgen machen?“ „Ich würde gerne in den Bergen wandern und die Sonne geniessen. Und was willst du machen?“ „Ich würde am Sonntag gerne auf dem See Pedalo fahren.“ Als sie am Bahnhof von Lugano ankommen, sind sie froh, endlich wieder ihre Beine bewegen zu können. Sie machen sich auf den Weg zum Zeltplatz und beginnen, das Zelt aufzubauen. Ein Blick zum Himmel zeigt, dass sie sich beeilen müssen, weil sich ein grosses Gewitter auf sie zubewegt und es langsam zu regnen beginnt. Als das Zelt endlich steht, regnet es schon stark. Sie gehen schlafen. Mitten in der Nacht wachen beide auf, weil es immer noch stark regnet und zusätzlich gewaltig stürmt, sodass es das Zelt zerreisst. „So ein Scheiss!“ Noch schlaftrunken kriechen sie aus dem Zelt und beginnen es abzubrechen. Mitten in der Nacht trotten sie traurig in Richtung Bahnhof und nehmen den nächsten Zug heimwärts.
Das hätte sie nicht erwartet Als Yanniks Eltern erfahren, dass das Zelt kaputt ist, bekommt er Riesenärger. ,,Du darfst nie mehr am Wochenende verreisen!“ Yannik wird wütend und denkt sich: ,,Genau jetzt, da ich eine super Freundin habe, darf ich nicht mehr am Wochenende ausgehen.“ Er geht in sein Zimmer und will sich ablenken. Die Eltern sind sehr enttäuscht von ihm. Nach dem Streit mit den Eltern braucht Yannik jemanden, mit dem er reden kann. Er ruft Anna an: ,,Hallo Anna, ich brauche dich, können wir uns kurz treffen?“ Sie entgegnet ihm: „Was würde Sarah denken, wenn sie uns zusammen sieht?“ Aber trotzdem ist Yannik für Anna sehr wichtig, und sie will natürlich für ihn da sein. Sie treffen sich am Bahnhof Winterthur vor dem Migrolino. Yannik erzählt Anna alles, was passiert ist. Anna redet verständnisvoll mit Yannik, macht kreative Vorschläge, wie sie das Zelt reparieren können und muntert ihn damit
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auf. Beim Abschied umarmt Anna Yannik und sagt ihm: ,,Du wirst sehen, alles wird wieder gut werden.“ In diesem Moment läuft Sarah vorbei und sieht, wie Anna Yannik umarmt. Anna bemerkt Sarah und hat ein schlechtes Gewissen. Sie will ja nicht Yannik als Freund haben. Sie will ihn nur aufmuntern. Sarah wird eifersüchtig und rennt weg. Yannik ruft ihr zu und spurtet ihr nach. Aber Sarah steigt rasch in den Zug, der sofort wegfährt. Yannik wartet auf den nächsten Zug. Er überlegt sich, wie er Sarah alles erklären soll. Er fährt ebenfalls nach Zürich. Am Bahnhof nimmt er das Tram und fährt zu ihr in die Werkstatt. ,,Sarah, es ist nicht so, wie du denkst! Ich habe Anna gebraucht, denn ich hatte eine Krise.“ Sarah schreit ihn wütend an: ,,Geh weg, ich will nichts mehr von dir wissen!“ Und sie fängt an, untröstlich zu weinen. Der Chef hört, dass in der Werkstatt etwas nicht stimmt, weil es so laut ist. „Sarah, was ist denn los, wieso ist es hier so laut?“, fragt der Chef. Sarah antwortet: „Nichts, alles okay.“ Der Chef sieht aber, dass es ihr gar nicht gut geht und schlägt ihr vor: ,,Du kannst schon jetzt nach Hause gehen, du siehst gar nicht gut aus.“ Sarah bedankt sich beim Chef und verabschiedet sich. Sarah und Yannik verlassen zusammen die Werkstatt. Zuerst gehen sie sprachlos nebeneinander Richtung Hauptbahnhof. Dann will Yannik ihr alles erklären, aber Sarah ignoriert ihn und hört gar nicht zu. Sie schweigt. Im Zug nach Winterthur schaut sie immer wieder aus dem Fenster. Dazwischen schreibt sie ein SMS an Gustrim, ein Berufsschulkollege von ihr, um mit ihm zu reden. Yannik versucht immer wieder das Thema aufzunehmen, aber Sarah antwortet nicht. Als beide aus dem Zug steigen, schauen sie sich an, reden aber nicht miteinander. Sie trennen sich ohne Worte.
Der erste Streit. Kannst du mir verzeihen? Sarah trifft am Hauptbahnhof Winterthur Gustrim und erzählt ihm, was heute geschehen ist. Gustrim ist von der Geschichte entsetzt. ,,Ich verspreche dir, mit Anna zu sprechen’’, sagt Gustrim.
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Yannik geht direkt zu Anna. ,,Hast du mit Sarah gesprochen?’’, fragt Anna. ,,Sie hat mich ignoriert!’’, antwortet Yannik. Nach dem Gespräch sagt Yannik: ,,Ich möchte allein nachdenken“, und geht. Eine Stunde später findet Gustrim die Handynummer von Anna. Sie kennen sich von der Berufsschule. Er ruft sie per Facetime an, um die Geschichte genauer erklärt zu bekommen. Anna erzählt ihm, dass sie Yannik nur umarmt hat, weil er zu Hause Stress mit den Eltern hatte und Sarah ihn nicht trösten konnte, da sie am Arbeiten war. Nachdem Anna die ganze Geschichte erklärt hat, glaubt Gustrim ihr und versteht nun alles besser. Gustrim schreibt Sarah, dass sie sich um 14 Uhr im Restaurant Goldenberg treffen, um über die Sache nochmals zu reden. Um die abgemachte Zeit kommt Sarah mit ihrem Mountainbike und mit roten Augen am Treffpunkt an. ,,Geht es dir gut?’’, erkundigt sich Gustrim. Sarah meint: ,,Wie man sich halt bei so einer Situation fühlt.“ Beim Gespräch fragt Sarah: ,,Hast du mit Anna gesprochen?“ Gustrim beantwortet die Frage mit einem ,,Ja“ und berichtet ihr alles über das Gespräch mit Anna. Doch Sarah glaubt Gustrim nicht und steigt wütend auf ihr Mountainbike und fährt los. Als sie zu Hause ankommt, geht sie in ihr Zimmer und weint auf ihrem Bett. Da vibriert ihr Handy ,,bzbz bzbz“. Sie erschreckt und schaut auf ihr Handy und ist entsetzt, dass Yannik ihr noch schreiben kann, nachdem er ihr das angetan hat. ,,Können wir uns treffen?“, schreibt Yannik. In diesem Moment, wo er noch Hoffnung hat, dass sie zusagt, blockiert Sarah ihn. Yannik ist enttäuscht, weil er dachte, sie sage zu. Er gibt aber nicht auf und geht in die Garage, um sein frisch repariertes Fahrrad zu holen, damit er zu Sarah fahren kann. Als Yannik bei Sarah ankommt, stellt er sein Fahrrad neben ihr Mountainbike. Er klingelt an der Tür und wartet, bis jemand die Tür öffnet. Da öffnet Sarahs Vater die Tür. Mit wütendem Gesicht sagt er: ,,Wie kannst du meiner Tochter so etwas nur antun, ich dachte du wärst ein anständiger, junger Mann“, und schlägt die Tür vor seiner Nase zu. In diesem Moment fällt Yannik ein, dass neben Sarahs Zimmer ein grosser Baum steht. Es geht nicht lange, da klettert er die drei Meter hoch zu Sarahs Zimmerfenster. Als er endlich an ihrem Fenster ankommt, klopft er an die Scheibe. Weil Sarah laute Musik mit ihren BeatsKopfhörern hört, bemerkt sie nicht, dass er an die Scheibe klopft. Nach einer Weile hört Sarahs
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Vater komische Geräusche aus Sahras Zimmer und geht in ihr Zimmer. Durch das Fenster sehen sie sich gegenseitig, und Yannik fällt, als er den Vater sieht, vor Schreck den Baum hinunter. Sahras Mutter hört einen Schrei und rennt in das Zimmer. Das Fenster steht bereits offen. Sarah und ihr Vater stehen geschockt daneben. Die Mutter schaut auch aus dem Fenster und sieht Yannik blutend am Boden liegen. Sie rennt aus dem Zimmer und schnappt sich das Haustelefon, um die Ambulanz zu rufen. Als die Ambulanz angekommen ist, teilt sie den Eltern mit, in welches Krankenhaus sie ihn bringt. Da Sarah nicht im Krankenwagen mitfahren darf, rast sie mit dem Mountainbike hinterher. Der Krankenwagen kommt im Kantonsspital Winterthur an. Sie bringen Yannik vorerst in die Intensivstation, weil er in ein künstliches Komma versetzt werden muss, denn er hat schwere Verletzungen. Endlich kommt auch Sarah im Spital an und fragt: ,,Welches ist Yanniks Zimmer?’’ ,,Er ist jetzt im Zimmer 320’’, antwortet die Krankenschwester. Sarah rennt durch die Gänge zu Yanniks Zimmer, aber sie darf nicht hinein, bis der Arzt das Zimmer verlässt. Als der Arzt aus dem Zimmer kommt, springt Sarah auf und fragt: ,,Wie geht es Yannik?“ ,,Er hat eine starke Gehirnerschütterung, einen Armbruch und viele andere Verletzungen, sodass wir ihn in ein künstliches Komma versetzen mussten. Aber die Chancen stehen gut, dass Yannik wieder gesund wird“, teilt der Arzt mit. ,,Darf ich jetzt zu Yannik gehen?“, fragt Sarah. Nachdem der Arzt eingewilligt hat, steht Sarah neben Yanniks Bett. ,,Werde wieder gesund, Yannik, ich liebe dich.“ Yanniks Augenlieder bewegen sich ganz leicht und plötzlich öffnet er die Augen. Sarah schreit vor Glück: ,,Yaaannniiik“, und beugt sich über ihn. Als Sarah ihn fragt: ,,Wie geht es dir?“, antwortet er abwesend: ,,Wer bist du?“ Sarah wird kreidebleich, erstarrt und fällt in Ohnmacht.
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