DolceVita Lindenhof Suite 2017 Sommer

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DIE LINDENHOF HOTELZEITU NG

8. AUSGABE

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SUITE

S OM MER 20 1 7

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DIE RAD-FREUNDE

DIE HEIMAT-SERIE

DIE BEAUTY-FRAUEN

DIE NISCHLER-SAGA

Mit Power in die Power-Gruppe

Mit Helmut Stieger durch das Martelltal

Mit Entspannung zur Schönheit

Mit Mut bauten zwei Brüder auf den Tourismus

URLAUB IM LINDENHOF DER NEUE LINDENHOF

UND WAS WOLLEN UNSERE GÄSTE? Das erste Modell steht: die Familie Nischler möchte in ihrem Dolce Vita-Hotel den Urlaubern noch mehr bieten – und greift deshalb zu einer ungewöhnlichen Maßnahme: „Wir fragen die um Rat, die immer bei uns zu Gast sind“, sagt der Hotelchef.

EIN SPASS FÜR JUNG UND ALT 1 FAMILIENKLETTERSTEIG „KNOTT“ Hoch hinaus geht es auf dem neuen Urlaubs- und Familienklettersteig „Knott“ am Naturnser Sonnenberg. Der 2016 eröffnete Klettersteig bietet einfach alles: einfache Routen, schwierige Passagen, exponierte Wegstrecken und technische Abschnitte – also beim nächsten Lindenhof-Urlaub unbedingt Kletterausrüstung mitbringen.

2 Joachim Nischler weiß trotz Umbau vor allem eines: die Philosophie des Lindenhofs muss erhalten bleiben

Joachim Nischler sitzt vor dem ersten Entwurf eines neuen Hotelabschnitts. Und wie immer, weiß er nicht weiter. Er hört sich die Architekten an, er befragt eine Tourismusagentur, er zeigt es seiner Familie. Und irgendwann kommt ihm die Idee, die es so wohl noch nie gegeben hat bei einer Hotelplanung. „Wir wollen ja unseren Gästen Gutes tun. Warum fragen wir sie nicht, was sie sich eigentlich wünschen”, sagt der Lindenhof-Chef, der sich ab und an mal zu einem weisen Entschluss durchringt, und ruft die vielleicht erste Volksabstimmung in Sachen Hotelbau ins Leben. Ein paar Fakten zum neuen Lindenhof stehen fest: Die Familie Nischler plant auf dem Grundstück hinter der alten Linde und dem Kriegerdenkmal einen Neubau – mit vielleicht 25 Zimmern. Dafür sollen im Haupthaus Zimmer entfallen, um Bar, Wellnessbereich und Rezeption vergrößern zu können. „Es geht nicht darum, viel mehr Personen in unserem Hotel unterzubringen, es geht darum, es unseren Gästen so angenehm wie möglich zu machen”, sagt Joachim Nischler. Dazu gehört ein entsprechendes Angebot für Kinder und für Jugendliche, ein größerer Wellnessbereich, mehr Schwimmbäder und Liegeplätze. Nischler: „Bevor wir in eine Detailplanung gehen, müssen wir natürlich wissen, ob das

überhaupt im Interesse unserer Gäste ist und ob sie sich noch Möglichkeiten wünschen, die wir nicht bedacht haben.” Aus diesem Grunde hat die Familie Nischler mit professioneller Unterstützung einen Tag lang Interviews mit Mitarbeitern und Urlaubern durchführen lassen und einen Fragebogen entwickelt, den jeder Gast in dieser Saison am Ende seines Urlaubs ausfüllen kann. Er ist auf Grundlage der Nischler eigenen Ideen entwickelt worden (auch die gibt es ab und zu), bietet aber ebenfalls für neue und andere Überlegungen Platz. „Da sehe ich bald, ob ich völlig daneben liege, ob wir manche angedachten Vorschläge noch vertiefen müssen oder ob andere Aspekte plötzlich Vorrang bekommen”, sagt Joachim Nischler. Auch für persönliche Gespräche ist er jederzeit bereit. Wichtig für ihn ist: die langjährige Philosophie des Familienbetriebs muss erhalten bleiben, was bedeutet: > „Wir werden weiterhin Mitarbeiter suchen, denen man die Herzlichkeit gegenüber Gästen nicht trainieren muss.” > „Wir werden weiterhin auf exzellente Küche Wert legen, sie vielleicht sogar noch um ein paar Angebote erweitern.”

> „ Wir wollen uns weiterhin nicht auf eine Kategorie spezialisieren, sondern von Beauty über Sport und Wellness bis zum Gourmetessen alles anbieten, aber alles auf hohem Niveau.” Die Eckpfeiler stehen also, was nicht verwundert, ist das Viersterne S-Hotel doch schon bisher gut damit gefahren. Doch die Kräne vor den Hotels der Mitbewerber werden immer höher, die Erwartungen der Gäste immer größer. Und um die geht es Joachim Nischler. „Es gibt zig Marktforschungen zu diesem Thema. Aber: traue keiner Studie, die du nicht selbst gefälscht hast”, sagt er – und setzt auf den direkten Dialog mit den Menschen, deren Meinung ihm wichtig ist. Nur mit ihnen kann er bauen, nur mit ihnen ist das Geld, das er in einen Umbau investieren muss, gut angelegt. Es werden noch ein paar schlaflose Nächte für den Hotelchef werden, bevor er hinter einem Modell stehen kann, das mit Hilfe der Gäste entstanden ist. Und es werden noch mehr schlaflose Nächte werden, wenn er mit einer schnellen Unterstützung der Urlauber tatsächlich schon einen (großen) Abschnitt zwischen Saisonschluss 2017 und Saisonstart 2018 bauen wird. „Bitte packt alle mit an”, sagt Joachim Nischler – und holt den ersten Stapel der ausgefüllten Fragebögen von der Rezeption.

NATURNSER KINDERLACHEN Vom 01. bis 18. August findet neben den Aufführungen von „Naturns lacht“ (siehe Seite 3) jeden Mittwoch das „Naturnser Kinderlachen“ statt. Zahlreiche internationale Komiker, Kabarettisten und Clowns stehen auf der Freilichtbühne in Naturns. Denn was gibt es Schöneres als ein strahlendes Kinderlachen?

3 DAS ÖTZI BIKE KIDS CAMP Jungs und Mädls – rauf aufs Bike und ab in die Natur! Die Guides der Ötzi Bike-Academy veranstalten die ersten Kids Camps vom 18. bis 22. Juli und vom 01. bis 06. August. Mit viel Spiel und Spaß werden die Youngsters zwischen zehn und 14 Jahren an eine solide Bike-Fahrtechnik herangeführt. Das Problem: sie werden ihren Eltern nachher erklären können, wie es geht...

Die Lindenhof-Rezeption erreichen Sie täglich von sieben Uhr morgens bis 22 Uhr am Abend. Telefon:0039 0473 666242 oder unter info@lindenhof.it


HAUSPOST

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„Ich habe dem Linienrichter meine Brille angeboten. Aber nicht mal das hat er gesehen.“ Peter Stöger, Trainer 1. FC Köln

„Viele können nicht unterscheiden zwischen Viererkette und Fahrradkette.“ Karl-Heinz Rummenigge, Vorstand FC Bayern

„Die schönsten Tore sind die, bei denen der Ball flach oben reingeht.“ ARD-Experte Mehmet Scholl

„Football is not a wish concert.“ Jürgen Klopp, Trainer FC Liverpool

FUSSBALL IM LINDENHOF

EXPERTEN-RUNDE Der Hotelchef Joachim Nischler ist Fan des FC Südtirol – und glaubt trotzdem, dass er was von Fußball versteht.

„Fußball ist ding, dang, dong. Es ist nicht nur ding.“ Giovanni Trapattoni, italienischer Trainer

Karlheinz Förster erkennt sofort: Du musst den Nischler halt reden lassen...

Es war einmal. Es war einmal ein Europa-League-Spiel in Liverpool. Borussia Dortmund führte 2:0, später 3:1. Alles war gelaufen, glaubte jeder – bis auf Joachim Nischler. Der Lindenhof-Hotelchef beharrte mit einer unglaublichen Chuzpe weiter auf einen Sieg der Engländer, selbst als sich die Ersten der Zuschauer aus der gemütlich-windig-kalten Fernsehecke seines Hotels ins warme Bett flüchteten. Das Ergebnis: 4:3 für Liverpool. Die Fans von Borussia Dortmund sind heute noch gedemütigt von dieser Schmach, doch was viel schwerer wiegt: Spätestens seit dieser Nacht hält sich der Radfahrer Nischler tatsächlich für einen Fußballexperten.

Zungen behaupten – weil N. auf ein Mitspracherecht bei der deutschen Aufstellung beharrt hatte.

„Die Schweden sind keine Holländer, das hat man genau gesehen.“ Franz Beckenbauer, Fußballidol

Tatsächlich sollte man meinen, dass sich ein ehemaliger Hobbykicker, der so viel über den bezahlten Fußball erfährt, mit der Zeit fachliches Wissen aneignet. Das klappt offensichtlich bei vielen, nur bei Südtirolern nicht, die – wie Herr M. aus München mal sagte – „bis zum guten Fußball Alpenpässe überwinden müssen”. Herr N. jedenfalls verspricht als Sponsor des FC Südtirol zu jedem Saisonbeginn den Aufstieg dieser Mannschaft in die zweite italienische Liga, weil der neue Trainer der Beste in Italien ist. Und er erklärt in jeder Saisonhalbzeit, warum die Truppe jetzt doch wieder gegen den Abstieg in der dritten Liga spielt „Ich hab viel von meinem Geld für Alkohol, Frauen und dringend diesen schlechten Trainer wechseln muss.

So ist Fußball inzwischen dank des selbst ernannten „Fußballverstehers” das Gesprächsthema Nummer eins im Dolce Vita-Hotel Lindenhof in Naturns. Viele Gäste, vor „Der Götze wird nie einer”, brüllt er schon mal kurz allem aber Herr N. (aus Rücksicht auf noch lebende vor dessen entscheidendem Tor im WM-Finale 2014, Personen arbeiten wir fortan nicht mehr mit ausge„Es ist nichts scheißer was den Bayern-Fan R. so ärgerte, dass er erst wieder schriebenen Namen, sie sind aber der Redaktion als Platz zwei.“ in den Lindenhof kam, als das Talent von München bekannt), erzählen gerne von ihren früheren ErfolErik Meijer, Ex-Profi und zurück nach Dortmund gewechselt war. „Der Joachim gen in diesem Sport. Herr N. war zum Beispiel anheute Sky-Experte hatte doch recht”, sagt R. heute über Götze und freut geblich mal ein ganz großer Fußballer, spielte beim sich über den 4:1-Tipp des Hotelchefs im Spiel Bayern geSSV Naturns oder bei der Naturnser Feuerwehr (so gegen Dortmund. Ein Tipp mit absoluter Geheimhaltungspflicht, nau lässt sich das nicht mehr nachvollziehen), und erst ein den der Dortmunder H. nie erfahren darf. Die Gefahr, dass Gast Achillessehnenriss beendete seine vielversprechende Karriere, H. künftig den Lindenhof boykottiert, ist N. zu groß. die ihn hoch hinauf, vielleicht sogar bis zum ASV Partschins (628 Meter Höhe), geführt hätte. Er selbst erzählt natürlich von Es ist nur zu verständlich, dass sich einer wie N. in seiner Bayer 04 Leverkusen und dass er schon mit Rudi Völler und „Fußballverdreher”-What’s-App-Gruppe Freunde gesucht hat, dem dicken Reiner Calmund verhandelt habe. Intensive Redie auch nicht auf der Sonnenseite des Fußballerlebens stehen. cherchen unserer Redaktion haben allerdings ergeben, dass er Einen Herrn S. zum Beispiel, der mit Duisburg den Durchden inzwischen verstorbenen Leverkusener Präsidenten Kurt marsch von Liga eins in Liga drei erleben durfte, einen Herrn Vossen als Gast im Lindenhof kennenlernen durfte und der ihn K., der mit Frankfurt ein Dasein im Bundesliga-Niemandsland einmal als Dolmetscher bei der Verpflichtung von Ze Roberto fristet, und einen Herrn W., der sich vor allem an 1947/48 erinbenötigt hatte, weil dessen Manager nur italienisch sprach. nert, als seine Stuttgarter Kickers (heute vierte Liga) mit 100 Herr N. war zu diesem Zeitpunkt schon 40 und hätte höchToren in einer Oberligasaison einen Rekord aufstellten. „Als stens noch ein 5-Euro-Angebot der Ötzi-Bike-Academy als Barca-Fan würde ich mich schämen”, kommt da schon mal Radfahrer bekommen. nach einem wahnsinnigen Champions-League-Spiel gegen Paris St. Germain eine ernstgemeinte Nachricht vom Experten Mit jedem Lebensjahr steigt der Heldenmodus, in dem aus Duisburg, während dessen heldenhaft verehrter MSV zur auf der Terrasse vor dem Fernseher die Fußballgleichen Stunde unter ein paar matten Flutlichtstrahlern für künste von früher ausgebreitet werden. Und das das Spitzenspiel der dritten Liga gegen die SG Sonnenhofeigene, meist bescheidene Fußballwissen koGroßaspach trainieren muss. Es ist dann der Championsstenlos der staunenden Allgemeinheit zur VerLeague-Moment, in dem der Inter-Fan N. unvermittelt auf fügung gestellt wird. Denn eines muss man Juventus Turin umswitcht. Egal, Hauptsache Spanien, würde Herrn N. lassen: wenn er Gäste wie Kurt Vosein Andi Möller dazu sagen. sen, Ex-Bayernspieler Kurt Niedermayer, ExHoffenheim-Manager Dirk Rittmüller oder Trotzdem sind Fußballspiele in der „Südkurve“ im Lindenhof wie zuletzt Exnationalspieler Karlheinz Förster mit den Herren N., S., K., M., H., B., D. – und wie sie alle heizu Gast hat, hört er genau zu. „Der Karlheinz ßen – unvergessene Erlebnisse. Vor allem dann, wenn Experte hat erzählt, dass sich die Trainer früher gar nicht N. gegen Deutschland setzt und allen für jedes deutsche Tor so mit Taktik auskannten”, weiß N., der selbstverein Bier verspricht. Wie bei der WM 2014. Gegen Brasilien. ständlich auch die Wikipedia-Eintragungen auswendig Das Spiel endete 7:1 für Deutschland. gelernt hat. „Der war 1980 Europameister, 1982 Fußballer des Jahres und 1984 deutscher Meister mit dem VfB.” Auch Oliver GEGENDARSTELLUNG Bierhoff, Hansi Flick und Thomas Schneider haben ihm die Emma Nischler, 20-jährige Tochter von Joachim Nischler, legt Wert Hand geschüttelt, als sie vor der EM 2016 ein Quartier für die auf die Feststellung, dass sie ihrem Vater glaubt. Er sei wirklich mal Nationalmannschaft suchten – und den Lindenhof entdeckt ein großer Fußballspieler gewesen und habe bis zum Achillessehnenhatten. Der Plan scheiterte nur deshalb, weil der Bundestrainer riss eine große Karriere vor sich gehabt. Emma Nischler ist übrigens ein Hotel wünschte, in dem er seine Mannschaft komplett von Kunststudentin. der Öffentlichkeit abschotten konnte. Und nicht – wie böse

und schnelle Autos ausgegeben. Den Rest habe ich verprasst.“ George Best, Spieler bei Manchester United

„Männer haben 100 Gramm mehr Gehirn als Frauen. Da ist unter anderem die Abseitsregel drin.“ Dieter Nuhr, Kabarettist


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PORTRÄT

NATURNS LACHT

EIN SCHALKE-FAN MACHT AUF KULTUR... Der Kreuzwirt Hannes Christanell liebt Kunst und lädt jedes Jahr zu einem Festival an die Freilichtbühne.

Dienstag, 1. August: Adi Hirschal mit Caveman Ein Stück, bei dem es um die Evolution des Mannes geht. www.caveman.at

Die schlechte Nachricht: Restaurant und Hotel „Kreuzwirt“ wird es nicht mehr lange geben. Die gute Nachricht: „Naturns lacht” wird zumindest noch eine Generation überstehen. Dafür sieht Hannes Christanell, Wirt und Veranstalter, eindeutige Belege. Beweis 1: Sohn Xaver ist vier, als er beim Spaziergang unvermittelt an einem Auto stehen bleibt und seinem Vater erklärt, dass das gar nicht geht: „Ein Audi – mit Felgen von VW. Unmöglich”, sagt er. Und Hannes Christanell erkennt: „Ich habe einen gescheiten Sohn. Und wer gescheit ist, wird nicht Wirt – und zwölf bis 14 Stunden freiwillig arbeiten.” Beweis 2: Sohn Xaver ist fünf, als er mit Kathrin Hirber in Lana bei der Probe von „Rapunzel” dabei ist – und seine Mutter, die Regie führt, belehrt: „Der Mann ist vorher rechts raus gegangen, wie kann er jetzt links wieder reinkommen?” Der Vater jedenfalls folgert: „Er erkennt bei kulturellen Aufführungen, was gut und was schlecht ist.” Naturns lacht. Dabei wäre dem Kreuzwirt Hannes Christanell, der seit 18 Jahren das Event „Naturns lacht” auf der Freilichtbühne hinter dem Dorfplatz veranstaltet, das Lachen einst fast vergangen. „Als ich vor 20 Jahren mal so Abende bei mir im Saal eingeführt habe, waren die Künstler unter sich. Ich hab nur Miese ge-

macht.“ Er hat trotzdem nicht aufgegeben, den Verein Carisma gegründet und Unterstützung bekommen. Zum Beispiel von der Gemeinde und dem Tourismusverein Naturns. „Inzwischen zahle ich nicht mehr drauf. Und muss nicht mehr alles alleine machen“, sagt er vor der diesjährigen Veranstaltungsreihe vom 1. bis 18. August. Hannes Christanell, der als Hotelier und Gastronom den „Kreuzwirt“an der Hauptstraße in Naturns betreibt, hat Kunst und Künstler in seiner Heimatgemeinde salonfähig gemacht. Mit viel Engagement, Zeit und Geld. Er hat oft mit den Boznern geredet, die damals gerade ihre Kabarettreihe aufgegeben haben. Er hat mit Agenten telefoniert, er hat Videos von Künstlern begutachtet, er hat Verträge ausgehandelt, Programme zusammengestellt, Sponsoren gesucht. Nicht immer lief alles perfekt. „Man hat mir mal Michael Mittermeier für 1.600 D-Mark angeboten. Ich habe mich dann für einen anderen entschieden, der nur 1.400 gekostet hat”, sagt Christanell und lacht darüber. Heute. Damals ist kurz danach aus dem kleinen Michael der große Fernsehstar geworden. In Naturns war er nie – wegen 200 D-Mark. Der Kreuzwirt hat das alles nebenher gemacht. Neben zwölf bis 14 Stunden Arbeit im Hotel. Und noch mehr, als er sein Haus umgebaut hat. Modernere Zimmer, mehr Betten.

Ein Stress und schlaflose Nächte – auch wegen des Invests. „Die Kunst ist ein Ausgleich für mich, ich brauch das, um abschalten zu können”, sagt Hannes, der sein Hotel jetzt das erste Kleinkunsthotel Südtirols nennt. Der zweifache Familienvater, der wenigstens noch auf seine dreijährige Tochter Fanny als Nachfolgerin im „Kreuzwirt“ setzen kann, ist inzwischen mit vielen Künstlern auf du und du. Es sind Freundschaften entstanden, erzählt er – und manche würden kommen und nicht die Gagen verlangen, die sie anderswo erhalten. „Sie wohnen hier, sie essen hier, sie fühlen sich hier daheim”, sagt Hannes Christanell und zählt die Namen auf: Martin Schneider, Dieter Nuhr, Rolf Miller, Alfons. „Das taugt denen” – wie es der Südtiroler sagt. Am 1. August wird der Kunst-Kreuzwirt fünfzig. An diesem Abend tritt Adi Hirschal mit „Caveman” auf. „Ich werde dann wie immer fünf Minuten vor neun das letzte Bier abkassieren und rüber hetzen zur Bühne, um die Ansage zu machen.” Die Sponsoren muss er nennen, dass man das Handy ausmachen soll, wird er sagen – und manchmal ist er noch so in der Hektik, dass er den Namen des Künstlers vergisst. Aber er hat ja Xaver in der ersten Reihe sitzen – als Souffleur. Der sechsjährige Kunstsachverständige wird ihm helfen – er hat den gleichen Humor wie sein Vater. Das merkt man schon daran, dass er auch Fan von Schalke 04 und dem FC Südtirol ist...

Freitag, 4. August: Stefan Leonhardsberger mit Da Billi Jean is net mei Bua - Ein Liederabend www.stefanleonhardsberger.com Dienstag, 8. August: Dirk Denoyelle mit Es gibt keine Europäer In Holland ist der Mann, der mit Lego arbeitet, ein großer Künstler. www.dirkdenoyelle.com Freitag, 11. August: Suchtpotential mit Lifedröhnung Zwei Frauen waren auf der Musicalschule – und lästern jetzt über Musicals. www.suchtpotential.com Dienstag, 15. August: Starbugs mit Crash Boom Bang Drei Jungs aus der Schweiz begeistern mit Akrobatik und Tanz. www.starbugs.ch Freitag, 18. August: Fabian Flender mit A. Schlickenprobst – Wo bleibt der Dackel? Der Clown und Akrobat stammt aus einer Zirkusfamilie und ist erstmals solo auf Tour. www.fabianflender.de


SPORT

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ÖTZI-BIKE-ACADEMY UND DER LINDENHOF

JO, MIR SEIN MITN RADL DO... Von den Rennradwochen über 700 Kilometer auf die höchsten Berge Südtirols bis zum Genussfahren mit dem E-Bike der Etsch entlang – das Naturnser Duo Nischler (Joachim) und Nischler (Klaus) bietet den Gästen alles an.

Walter Kaserer kennt seine Pappenheimer. Oder glaubt sie zu kennen. Seit seiner Pensionierung vor drei Jahren als Bankdirektor in Reschen hilft er seinem Schwiegersohn, dem Ötzi-Bike-Academy-Chef Klaus Nischler, bei dessen Rennradwochen in Naturns aus. Der 67-Jährige fährt den Gästen mit dem Van hinterher, packt Verpflegung, Wasserkanister und Ersatzteile ein. Nur wenn er selbst Hunger hat, überholt er das Feld, wählt die schnellere Bundesstraße – und steuert, wie bei der Storck-Opening-Woche im April, die Würstlbude in Neumarkt an. „Jetzt haben wir ein bisschen Vorsprung”, sagt er fast schon überlegen lächelnd. Doch als er den Geldbeutel zücken will, rasen plötzlich die 14 Fahrer der sogenannten Power-Gruppe grußlos an ihm vorbei, und Kaserer rennt eilig ohne Würstl zu dem in Radfahrerkreisen gefürchteten Besenwagen. „Die hat ja heute

der vierfache Schweizer Meister Dani Schnider, der als ehemaliger Profi ein Radgeschäft in Wolhusen betreibt.

der Teufel geritten. Wie schnell fahren die denn?” Es sind die Besten der Besten, die sich an solch einem Morgen vor der dritten Etappe über 134 Kilometer und 2.100 Höhenmeter an den Lago di Caldonazzo in die Power-Gruppe eingetragen haben und sich hinauf zum Passo di Lugano quälen. Bis zur Easy-Gruppe bietet die Ötzi-BikeAcademy, die diese Opening-Woche zusammen mit Storck Bicycle und dem Dolce Vita-Hotel Lindenhof veranstaltet, insgesamt vier Kategorien an. „Wir wollen, dass die Leute Freude an den Touren haben, aber natürlich ist so ein Tag auch sportlich anspruchsvoll”, sagen die Freunde Klaus Nischler (Ötzi-Bike) und Joachim Nischler (Lindenhof), die die ganze Saison über für Urlauber maßgeschneiderte Strecken in allen Leistungsklassen mit Rennrädern und Mountain-

Manfred Mozer: 700 Kilometer an sechs Tagen mit 63 Jahren...

bikes sowie entsprechend geschulte Guides anbieten. Von der Ausfahrt mit dem Elektro-Bike an der Etsch entlang bis in Richtung Laaser Spitze mit einem Mountainbike ohne Akku. „Gerade im Urlaub sollte Radfahren Spaß machen. Und Spaß kann es nur machen, wenn man auch die Landschaft genießen kann”, sagt

Die Radwochen, bei denen Schnider zusammen mit seinen Exkollegen Oscar Camenzind (1998 Straßenweltmeister) und Alex Zülle (zweimaliger Vuelta-Sieger) die Teilnehmer betreut, ist eine Mischung aus Tour der Leiden und Tour der Freuden. Beides gibt es auf einer Etappe. „Schaut euch diese Aussicht an”, ruft der Guide Freddi Wallnöfer nach dem Anstieg von Neumarkt auf 2.100 Höhenmeter zum Passo di San Lugano auf der Fahrt ins Cembratal, ein paar Kilometer hinter Altrei – und stoppt unvermittelt seine PowerGruppe. Alle zücken die doch irgendwo an dem eng anliegenden Dress versteckten Kameras. Die Aussicht auf Berg und Tal, auf Weinberge und an den Hängen liegenden einsame Höfe ist gigantisch.


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SPORT

SPORT – FÜR NICHT-RADFAHRER WANDERN MIT RUDI ALBER UND HELMUT STIEGER

Die Ötzi-Biker Action mit: Freddi Wallnöfer, Franz Höllrigl, Siegi Weisenhorn (v.links)

„Die Strecken in diesem Jahr waren phantastisch, die Aussicht einmalig. Wir haben wieder Orte kennengelernt, die man sonst nie sehen würde. Aber dafür tun mir die Beine ganz schön weh”, sagt der 63-jährige Manfred Mozer aus Herrenberg nach den 700 Kilometern in einer Woche. Er hat vor elf Jahren als Ausdauerläufer auf den Hamburg-Marathon verzichtet, um bei der ersten Rad Opening-Woche seines Freundes Joachim Nischler dabei zu sein. Seither fährt der Herrenberger nur noch Rad. Auch Peter Colamarino verdankt seine Radkarriere dem Lindenhof-Hotelchef. „Ich bin nur Mountainbike gefahren – und weil Joachim bei meinem ersten Urlaub in seinem Hotel keines hatte, hat er mir sein Rennrad geliehen”, erzählt der 55-Jährige, der 1992 Deutscher Meister im Bodybuilding war und ein Fitnessstudio in Holzmaden bei Kirchheim/Teck betreibt. Inzwischen fährt er 15.000 Kilometer im Jahr – und mindestens drei Mal in Südtirol. „Was soll ich in den Betonbunkern auf Mallorca? Hier ist das Hotel super, das Essen sensationell, das Wetter fast noch idealer und die Strecken wunderschön mit jedem Schwierigkeitsgrad.” Walter Kaserer lenkt den Van auf den kleinen Parkplatz am Lindenhof. In dem Besenwagen sitzen nur zwei völlig erschöpfte Mitarbeiter des Lindenhofs. Überraschenderweise ist der Hotelchef Joachim Nischler, der während der Woche als Guide fungiert, keiner davon. „Wir fahren erst seit diesem Jahr Rad und wollten es einfach mal probieren”, sagen die Brüder Molcan, die von Markus Storck die berühmten Storck-Rennräder zur Verfügung gestellt bekommen haben. Matus ist der Frühstückskoch, Ferro der Abspüler. Der eine hat 80 Kilometer, der andere 100 geschafft. Eine Bravourleistung, sagt der etwas mollige Gast, der sich mit den Radfahrern am Kuchenbuffet bedient, obwohl er beim Spaziergang nur 276 Kalorien verbraucht hat. Bei den Radfahrern zeigt die App 3.700 an. „Fang mal mit dem E-Bike an, dann kannst Du Dich auch bald zur Opening-Rennradwoche anmelden”, sagt Siegi Weisenhorn zu dem 276-Kalorien-Mann – der trotz Baileystorte nicht gleich merkt, dass es der Radguide ernst meint. „Du darfst dich am Anfang nicht verausgaben. Und das geht nur mit dem E-Bike. Da kommst Du überall hin, und Radfahren wird Dir immer mehr Spaß machen. Irgendwann steigst Du um.” Die Opening-Radwoche 2018 findet übrigens nach Ostern statt. Bis dahin wird es noch ein paar Baileys-Torten geben...

Peter Colamarino lobt: das Hotel, die Strecken, das Wetter – einfach alles

Franz Höllrigl aus Naturns kennt sich nicht nur mit Speck aus, weil er hauptberuflich in einer Speckfabrik arbeitet. Auch auf dem Rad ist er Profi – und empfiehlt: Zur Sternwarte Südtirol.

DAS SIND DIE SCHÖNSTEN TOUREN Die Guides von Ötzi-Bike empfehlen ihre Lieblingsstrecken der Opening-Rennwoche Joachim Nischler, Chef des Dolce Vita-Hotels Lindenhof in Naturns, hat sich die „Schlössertour” rausgesucht. Ich bin die Schlössertour mit meinem Freund Alex Zülle gefahren, einer der ehemals besten Schweizer Radprofis. Er hat zweimal die Vuelta in Spanien gewonnen, war zweimall Zweiter bei der Tour de France. „So einen Wahnsinn sind wir nicht mal bei den Profirennen gefahren”, hat er mich angeschrien. Allerdings muss ich zugeben: Ich habe bei unserer Schlössertour von Lana aus einen Abstecher zum Schloss Lebenberg eingeführt. Das sind nur drei Kilometer, aber 23 Prozent Steigung. Da kann keiner im Sattel bleiben. Das sei was für Lebensmüde, meinte Zülle. Für andere, die auf Schloss Lebenberg verzichten, ist es aber eine wunderschöne Strecke über 72 Kilometer mit 1.850 Höhenmetern. Die Tour: Naturns - Algund - Schloss Tirol - Dorf Tirol - Schloss Rametz - Schloss Katzenstein - Sinich Terlan - Lana - (Schloss Lebenberg) - Marling Naturns.

Siegi Weisenhorn hat schon einige Bücher über Radfahren im Vinschgau geschrieben. Er leitet eine Bikeschule in Mals und fährt Taxi. Seine schönste Strecke : „Das kleine Stilfser Joch.“ Jetzt schauen Sie dumm. Das kleine Stilfser Joch? Wir haben es so getauft – und sind es fast jeden Tag gefahren. Es ist die Strecke zurück nach Naturns, wenn Sie von Algund auf die Töll hoch fahren. Das sind zwar höchstens fünf Kilometer, aber diese fünf Kilometer haben mehrere Kehren, fast wie am Stilfser Joch. Und es war herrlich anzuschauen, wie meine Gruppe kurz vor der Steigung sich noch einmal gestärkt hat – um dann wie in einem Rennen loszulegen. Jeder wollte nachher in Naturns der Erste sein. Versuchen Sie es mal, wenn ich nicht dabei bin. Dann könnte es klappen. Aber auch ohne Wettrennen – es macht Spaß hier. Klaus Nischler, Chef der Ötzi-Bike-Academy in Naturns, liebt Südtirols Seentouren: Die Strecke ist für einen normal trainierten Radfahrer nicht zu anstrengend, er kann wirklich die wunderschöne Landschaft genießen. Vor allem die Sträßchen in das herrliche Lavasontal hinunter in Richtung Klughammer und Kalterer See oder die Bergstraße zu den Montiggler Seen werden Sie nicht so schnell vergessen. Sie können wählen – eine Strecke über 97 Kilometer mit 400 Höhenmetern oder eine mit 113 Kilometern und 1000 Höhenmetern. Sie können aber bei der Rückfahrt jederzeit abbrechen und mit dem Bus zurückfahren. Die Tour: Naturns - Marling Lana - Apfelradweg Frangart - Radweg Eppan Lavasontal- Montiggl Montiggler See - Girland St. Pauls - Unterrain Etschdammradweg - Lana - Meran - Töll - Partschins - Rabland - Naturns.

Auch wenn das letzte Stück hoch zur Sternwarte für viele zu schwer ist, eine Fahrt dahin lohnt sich für alle. Selbst der Blick von Gummer auf Südtirols einzige Sternwarte ist eine Reise wert. Meine Gruppe hat sich jedenfalls vor der Steigung verweigert. Unsere Easy-Gruppe ist in Terlan gestartet, die anderen in Naturns. Über Radwege geht es bis nach Bozen und durch die Stadt bis nach Kardaun. Der Rückweg führt durch das herrliche Eggental. Die Tour: Naturns - Meran - Terlan - Bozen - Karneid - Gummer - Sternenwarte - Eggental - Bozen - Terlan - Naturns (138 km/800 Höhenmeter). Von Terlan und bis nach Terlan sind es 68 km und 1.350 Höhenmeter. Freddi Wallnöfer, selbstständiger Schreiner aus Naturns, fährt in seiner Freizeit viel Mountainbike. Für ihn ist die schönste Tour ohne Zweifel die Fahrt an den Lago di Caldonazzo: Alle werden jetzt glauben, der Verrückte hat sich natürlich diese Strecke nur deshalb ausgesucht, weil sie die längste Steigung im Programm hat. Stimmt. Einem Radfahrer mit ein paar Kilometern in der Stadt würde ich die Fahrt nicht ans Herz legen, es geht eine Stunde lang nur bergauf. Aber: ich empfehle diese Strecke auch deshalb, weil die Aussicht meiner Meinung nach nirgendwo so schön ist. Zum Beispiel hoch von Neumarkt zum Passo San Lugano auf idyllischen Bergstraßen, die kaum einer kennt. Die Tour (138 km/2.100 Höhenmeter): Naturns Meran - Bozen - Neumarkt - Pinzon - Montan - Passo San Lugano - Altrei Capriana - Grumes - Faver - Sevignano - Pergine Lago die Caldonazzo.

„Ich freue mich immer, die Wanderführer wieder zu sehen. Da hat sich fast eine Freundschaft entwickelt”, sagt Simone Riehm-Peters aus Essen. Zusammen mit Antonia Baggenstos und Elena Camenzind, beide aus Gersau, war sie mit Rudi Alber oben am Kastelbeller Sonnenberg. Knapp drei Stunden Wanderung, 300 Höhenmeter. Wandern, sagen die zwei Schweizerinnen, gehört zum Urlaub einfach dazu – und mindestens eine geführte Wanderung auch: „Man findet Kontakte und erfährt viel über Land und Leute – alles kann man fragen”, sagt Antonia Baggenstos. Und für Elena Camenzind ist wichtig: „Man braucht sich keine Sorgen zu machen. Es ist einer dabei, der sich auskennt.” Der Lindenhof bietet jeden Montag (mit Rudi Alber) und jeden Donnerstag (mit Helmut Stieger) geführte Wanderungen an.

BELLICON IM FITNESSRAUM

„Die Ärzte wollten mir vor ein paar Jahren die Schulter operieren. Dann habe ich das bellicon im Internet entdeckt – heute habe ich keine Schmerzen mehr”, sagt Ingrid Prinz aus Rödermark. So ist es kein Wunder, dass sie auch immer zu den bellicon-Gesundheitswochen in den Lindenhof kommt, um mit dem Gesundheitsexperten Eckardt und seinem Team von pur-life sechs Tage lang Übungen auf diesem Minitrampolin zu erlernen. Buchautor Eckardt („Fünf Minuten Rückentraining”) und seine Sportlehrerin Linda Haus schwören auf das bellicon als wirksame Methode gegen diverse Krankheiten und als Prävention. Deshalb geben sie auch Online Kurse – quasi ins Wohnzimmer. „So habe ich angefangen”, sagt Ingrid Prinz. Auch im Lindenhof bieten die Fitnesstrainer Christian, Arthur und Sigrid fast täglich bellicon-Einheiten an. Die nächste Gesundheitswoche im Lindenhof mit pur-life und dem bellicon findet vom 12. bis 19. November statt. Das bellicon steht Ihnen täglich zur Verfügung.

FITNESSKURSE MIT DEN TRAINERN SIGRID, CHRISTIAN UND ARTHUR Von der Wassergymnastik am frühen Morgen über „Rückenfit” am Nachmittag bis zum funktionellen Training am Abend – das Lindenhof-Fitnessteam führt Sie mit Kursen durch den ganzen Tag. Sie können sich ihr Sportprogramm selbst zusammenstellen – und sogar Personal-Training buchen. Auch walken gehen unsere Fitnesstrainer mit Ihnen. Gerne berät sie unser Team an den Fitnessgeräten im Sportstudio. Fragen Sie einfach nach dem Wochenprogramm.


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H MEINE AS M D : E T U HE HELMUT STIEGER

HIER IST DIE FREIHEIT WIRKLICH GRENZENLOS Mit dem Lindenhof-Restaurantleiter und Hochalpinisten von Goldrain bis zum Zufrittstausee – im Auto. „Schian Bliamltol” nennen die Einheimischen ihr Martelltal.

Es passt nicht. Helmut Stieger im Auto. „Wo kann ich den Sitz verstellen?”, fragt er – und der Fahrer merkt bei jedem Kilometer: Am liebsten würde der Mann aussteigen, zu Fuß gehen, Bergsteigerstiefel anziehen. Raus aus dem Karren. Rein in die Natur. „Da oben, guck, da siehst Du die Zufallspitze mit dem Cevedale-Gletscher”, sagt der 54-jährige Restaurantleiter des Dolce Vita-Hotels Lindenhof. Beim Pferd würde man sagen, es scharrt mit den Hufen. „Da warst Du schon?”, fragt der Autofahrer angesichts der 3.757 Metern entgeistert. Und der Bergsteiger schaut ihn verwundert mitleidig an. „Willst Du jetzt wissen, wie oft? Das kann kein Mensch mehr zählen.” Wir fahren durchs Martelltal. Von Goldrain über Morter auf der 22 Kilometer langen Asphaltstraße an der Plima entlang. 18 Prozent Steigung. Hier ist seine Heimat, hier ist er aufgewachsen, groß geworden, hierher kommt er in jeder freien Minute zurück. „Das ist ein Stück Geborgenheit. Nirgendwo fühle ich mich so wohl wie im Martelltal. Wahrscheinlich nennt man das Heimatgefühle”, sagt Helmut Stieger und deutet mit dem rechten Zeigefinger links am Fahrer vorbei auf die Burg Obermontani, die 1328 auf dem Felsrücken entstanden ist und als Wahrzeichen dieser Gegend gilt, und gleich wieder nach vorne, wo jetzt „das richtige Martelltal” beginnt. Wir sind in Sand „Jetzt öffnet sich das Tal”, sagt der Einheimische. Immer wieder zieht es seine Blicke nach rechts, rüber zum elterlichen Hof, auf dem heute der älteste Bruder lebt. Hier, sagt er, kommen die Erinnerungen hoch. An die unbeschwerte Kindheit, trotz harter Arbeit. „Bei der Heuernte sind wir von morgens sieben bis abends auf den Feldern gewesen.” Er erzählt, wie schwer es war, weil man an den steilen Hängen ernten musste, und im gleichen Atemzug, wie schön es war, hier die Kindheit verbringen zu dürfen. Unterhalb der Laaser Spitze mit ihren 3.300 Metern Höhe, die er heute jeden Tag von der Lindenhof-Terrasse aus sieht. Die Einwohnerzahl im Martelltal sinkt kontinuierlich. 869 Menschen sind heute noch hier, verstreut in den einzelnen Weilern, auf einsamen Höfen. Fast 500, so schätzt Helmut Stieger, leben von der Landwirtschaft. Mehr schlecht als recht. „Die Bauern versuchen, ihre Erdbeeren zu verkaufen, schwarze Johannisbeeren, Radicchio-Salat, Kir-

schen und Aprikosen.” Der Druck sei größer geworden, weil heute nicht mehr eine ganze Kinderschar auf den Bauernhöfen mithilft. „Viele Bauern sind Junggesellen, nur wenig Frauen wollen hier herziehen”, sagt Helmut Stieger, der auch seinem Bruder bei der Umstellung von der Landwirtschaft geholfen hat. Der baut heute Wasserleitungen für andere Bauern und hat nur noch fünf Hochlandrinder im eigenen Stall stehen.

„Riechst du den Duft der Bergwiesen?“ Hier war Helmut Stieger mal zu Hause

Wenn Stieger als Beifahrer bremsen könnte, würde er es tun. „Hier in Martell am Waldberg haben sie eine wunderschöne Rundwanderstrecke angelegt. Den Koundlweg. Zweieinhalb Stunden. Der wäre sogar was für Dich”, sagt er und man spürt geradezu seine Verzweiflung im Auto. Der Hochalpinist gäbe sich mit einem „Spaziergang” zufrieden. Schließlich öffnet er wenigstens das Fenster: „Riechst Du den Duft der Bergwiesen?” Über Serpentinen geht es hoch auf 1.700 Meter Höhe. Links ist das Biathlon- und Langlaufzentrum zu sehen. Für Touristen sei es ein „sehr romantisches Plätzchen mit kleinen Wiesen und Almhütten auf 15 ha”, für die besten Sportler Italiens ist es die Drillstätte zum Erfolg. Achtjährige trainieren hier genauso wie die Nationalmannschaften Italiens. Plötzlich wird Helmuts Stimme lauter. Ein Berg! „Schau, die drei Kanonen auf dem Cevedale-Gletscher, da vorne.” Es sind nicht viele Autos unterwegs in Richtung Zufrittstausee, der auf 1.800 Metern Höhe liegt. „Die Bauern haben einen Zusammenschluss mit Sulden verhindert, das hätte den Tourismus gestärkt”, sagt Helmut Stieger. Heute gehört das Gebiet zum Naturpark Stilfserjoch und darf kaum mehr verändert werden. Der sanfte Tourismus sei hier gefragt, was freilich auch oben am Parkplatz auf 2.050 Meter Höhe „das Ende der Zivilisation” bedeutet. Vier, fünf Gaststätten gibt es noch um den Stausee herum, das „Paradiso” dagegen, ein Grandhotel, vor dem ersten Weltkrieg für die Reichen der Reichsten zwischen Lärchen und Kiefern erbaut, findet keinen Pächter mehr. Zuletzt hat es die deutsche Wehrmacht 1943 eingenommen. Heute ist es eine rote Ruine. „Die Saison bei uns ist zu kurz – von Juni bis September”, sagt Stieger. Die Saison für Touristen. Für Hoteliers. Für einen wie Stieger hat die Saison dagegen zwölf Monate.

Und 365 Tage. Wenn es mit Bergsteigerstiefeln nicht mehr geht, schnallt er sich oben halt die Skier an. Vor dem Wetter hat er keine Angst, höchstens vor Blitzgewittern. „Ich habe alles schon mitgemacht.” Vielleicht ist das auch mit ein Grund, warum er sich nirgends so frei fühlt wie bei seinen vielen Touren im Martellal. „Wenn du jeden Stein kennst, genau weißt, was dich nach der nächsten Abbiegung erwartet, brauchst du über nichts nachzudenken. Und wenn du über nichts nachdenken


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SERIE

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HEIMAT AL T L L E T MAR DER 24. AUGUST 1987

DIE KATASTROPHE IM MARTELLTAL

Helmut Stieger versuchte es einen Tag später mit der Vespa. Von Algund aus fuhr er ins Martelltal, seine Heimat. Eine Heimat, die ein paar Stunden zuvor fast völlig vernichtet worden wäre. „Es gab am anderen Morgen kein Durchkommen. Überall lagen Baumstämme, waren Teile von Häusern angeschwemmt worden”, erzählt der Chef-Sommelier des Lindenhofs von der Katastrophe, die sich am 24. August 1987 ereignet hat und bei der viele Menschen Hab und Gut verloren haben. Die Hitze war groß im Sommer 1987. Oben schmolzen die Gletscher – und im Juli war das Becken im Zufrittstausee bis zum Rand gefüllt. Da es am 24. August schon morgens heftig zu regnen begann, wollte der Stauwächter die Übergangsschleusen öffnen. Doch die Techniker des Strombetreibers im Tal verweigerten ihr Okay, in der Hoffnung, das Wetter ändere sich am Nachmittag. „Aus Profitgier der Betreibergesellschaft”, schrieb “Der Vinschger” damals. So nahm das Desaster seinen Lauf: Als das Unwetter auch noch einen Stromausfall zur Folge hatte und dadurch das Notaggregat nicht mehr funktionierte, ließen sich am frühen Abend die Überlaufschleusen nicht mehr öffnen. Der Stauwächter, der an diesem Tag auch noch – entgegen aller Vorschriften – allein seinen Dienst versah, musste über drei Kilometer laufen, um Hilfe zu holen. Und so rasten 350 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ins Tal und zerstörten alles, was sich ihnen in den Weg legen wollte. „Die Geräusche dieser Nacht hörte man bis ins Tal”, sagt Helmut Stieger. Die Infrastuktur, also Wasser-, Elektround Telefonleitungen waren zerstört, die Menschen zum Teil ihrer Häuser und Höfe beraubt. Helmut Stieger, der am anderen Morgen Freunden und Verwandten helfen wollte, sagt 30 Jahre später: „Ich werde diese Bilder nie vergessen.”

HELMUT LÄDT AUCH NICHT-WANDERER EIN MUSEUMSBESUCH Nicht täuschen lassen: auch wenn das culturamartell im modernsten Ambiente kurz vor Martell an der Hauptstraße ins Auge sticht, zeigt es doch eindrucksvoll die Vergangenheit und die ganze Last der Bergbauern. Sie erleben einen Streifzug durch die bäuerliche Kulturlandschaft, es vermittelt die Kargheit, das harte Dasein, aber auch die Heimatliebe der Menschen im Martelltal.

SPORT Vor allem die Kletterfreunde kommen im Martelltal auf ihre Kosten. Im Freizeitpark Trattla am Museum culturamartell ist eine Kletterhalle gebaut worden, die auf 300 qm Fläche fast alle Schwierigkeitsgrade bietet. Hier finden Sie auch Tennisplätze, Tischtennisplatten, es gibt einen Trimm-Dich-Pfad, eine Boccia-Bahn, Minigolf und und und. Klettern können Sie auch an der Staumauer des Zufrittsees. Zwei Routen sind 80 Meter lang.

KRÄUTER musst, fühlst du dich so frei wie nie zuvor. Und kannst die Bergwelt genießen wie kein anderer.” Der Autofahrer und der Extremalpinist sind am Ziel ihrer Tour. Am Ende der Straße. Von hier aus sind Fußmärsche angesagt, in diversen Schwierigkeitsgraden. Zum Beispiel fünf Stunden über die Rotspitze bis zur Martellhütte. 1.200 Höhenmeter. Für einen wie Stieger fast ein normales Ausflugsprogramm. Für einen geübten Nur-Autofah-

rer der Tod. „Wir könnten auch eine schöne Rundwanderung oberhalb der Klippen machen. Das sind nur 300 Höhenmeter.” Helmut wagt einen letzten Versuch, spricht aber leichtsinnigerweise von zweieinhalb Stunden Fußmarsch. Es ist der Moment, an dem sich ihre Wege trennen. Oben am letzten Parkplatz. Der Alpinist geht zu Fuß, der Fahrer steigt ins Auto. Und beide genießen sie das Martelltal. Jeder auf seine Art.

Wenn Sie sich für Kräuter interessieren, sind Sie bei Martha Stieger im Dorf Martell oberhalb der Kirche (Meiern 258) richtig. Sie hat sich einen ganz speziellen Kräutergarten angelegt, verkauft ganz besonderen Tee, stellt Kosmetika ebenso selbst her wie Marmelade oder Säfte. Ihre Lebensdevise: nehmt eure Gesundheit selbst in die Hand. Wir haben die besten und einfachsten Mittel vor der Haustüre. Wenn Sie jetzt Angst vor Hokuspokus haben, kann ich Sie beruhigen. Die Dame kenne ich seit ihrer Kindheit. Sie ist nämlich meine Schwester. Telefon: +39 339 689 4903/www.kraeutergarten.it


MITARBEITER

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Der Abspüler „Arbeiten muss man überall“, sagt der ehemalige Marketingstudent Frantisek Molcan

Die Waschfrau „Ich bin froh, wenn ich meine Ruhe habe“, sagt Hilde Pircher

WASCHZIMMER UND SPÜLRAUM IM VIERSTERNE S-HOTEL

DIE IM DUNKELN SIEHT MAN NICHT… Hilde Pircher und Frantisek Molcan arbeiten im Dolce Vita-Hotel Lindenhof – doch nicht einmal die Stammgäste kennen die beiden. „Alle denken: wer im Hotel beschäftigt ist, kommt mit vielen Menschen in Kontakt. Deshalb sind solche Positionen nur ganz schwer zu besetzen”, sagt der Chef Joachim Nischler.

Drei Waschmaschinen rotieren. Es ist kurz vor halb sieben – und Hilde Pircher holt die ersten Handtücher aus dem Trockner. Auf ihm klebt ein Plakat: „Die ganze Welt ist ein Irrenhaus. Aber hier ist die Zentrale.” Willkommen am Arbeitsplatz von Hilde Pircher. Wie ihr Kollege Frantisek Molcan ist die Naturnserin kurz nach sechs Uhr durch die Tiefgarage über den Hintereingang gekommen. Sie huschte in Etage E kurz über den Flur und dann gleich links ab in die Waschküche. Der Slowake schleicht sich ein Stockwerk höher an der Bar vorbei zum Spülraum. Die Gäste schlafen noch, die Gefahr, jemanden bei ihren Kurzauftritten in den öffentlichen Bereichen zu begegnen, ist gering. Hilde Pircher und Frantisek Molcan arbeiten im Dolce Vita-Hotel Lindenhof im Dunkeln. 63 Zimmer, 120 Urlauber. Sie sehen keine Gäste, und Gäste sehen sie nicht. „Ich bin ganz froh, wenn ich morgens mit keinem reden muss”, sagt die Waschfrau. Frantisek Molcan, den alle nur Ferro nennen, ist seit knapp einem Jahr in Naturns. In seiner Heimat Slowakei hat er Marketing studiert, keinen Job bekommen und ein bisschen als Elektriker ausgeholfen, auch zwei Monate in Spanien. „Mein Bruder hat mir immer wieder vom Lindenhof erzählt und mir Bilder aus Südtirol gezeigt – und ich wusste: da will ich auch mal hin”, sagt der 29-Jährige, der so etwas wie der Frauenschwarm im Hotel ist. Jedenfalls

bei den Mitarbeiterinnen, nur sie sehen ihn ja. So soll es durchaus die eine oder andere geben, die das Geschirr lieber tassenweise in den Spülraum trägt. Eine Tasse nach der anderen, ein Teller nach dem anderen. Hier arbeitet Ferro quasi als Nachfolger seines Bruders Matus, der jetzt Frühstückskoch im Hotel ist. Das Leben, sagt Ferro, mache ihm Spaß. Er habe sich noch nie so wohl gefühlt wie jetzt. Um 6.30 Uhr hilft er bei der Vorbereitung des Frühstückbuffets, nach der Küchenbesprechung um acht Uhr schält der ehemalige Marketingstudent Kartoffeln oder Äpfel oder Tomaten und spült zusammen mit seinen Kollegen Patrick Piskura und Igor Veselowsky das Frühstücksgeschirr ab. Ab zwölf Uhr viereinhalb Stunden Pause und von 16.30 Uhr bis zum open end spülen, spülen, spülen. „Arbeiten muss man überall”, sagt er. „Aber zu Hause hast du dir Sorgen um dieses und jenes und alles gemacht. Wenn ich hier ein Problem habe, ist es nur mein Problem, alles andere geht mich nichts an.” Er hat keinen Freizeitstress wie in der Slowakei, wo natürlich auch Familie und Freunde seine Zeit beanspruchten. „Wenn ich hier mit der Arbeit fertig bin, kann ich mich ins Bett legen. Oder die Berge anschauen. Und alles ist gut.” Hilde Pircher holt wieder einen Stoß Handtücher, der durch ein kleines Schlupfloch von der Decke in den vielleicht 30 Quadratmeter großen Wasch-

„Rudelbildung” Im Lindenhof ist „Familienarbeit” angesagt: außer der Familie Nischler ist die Familie Arvay stark vertreten: Marosh und Michal arbeiten als Hausmeister, in dieser Saison haben sie ihren Bruder Jan als Koch nachgeholt. Michals Lebensgefährtin Miriam Kucerkova ist schon lange im Etagenservice beschäftigt. Maroshs Ehefrau Michaela hilft im Waschraum aus. Auch die Familie Molcan ist gut dabei: Matus steht seit dieser Saison morgens und am Mittag in der kleinen Showküche, seine Frau Marcela springt ab und zu im Service ein, sein Bruder Frantisek ist Abspüler. Und Hilde Pircher hat mit dem Hausmeister Carletto ihren Traumpartner kennengelernt.

raum gefallen ist. Die Zimmermädchen können die Dreckwäsche aus jeder Etage in einen Schacht werfen – sie kommt wie durch Geisterhand immer bei Hilde an. „Samstags ist die größte Hektik, wenn die Gäste abreisen und alles aus den Zimmern hierher geflogen kommt – Bettwäsche, Bademäntel und Handtücher”, sagt die Frau, die seit acht Jahren hier unten in aller Stille ähnlich rotiert wie ihre drei Waschmaschinen, der Trockner und die Bügelmaschine. Außer Dreckwäsche hat die Stellvertreterin der Gouvernante Anja Scheer in dieser Zeit auch noch was anderes gefunden: einen Partner fürs Leben. Mit dem Hausmeister Carletto (Karl) Trenkwalder lebt sie zusammen in Tschirland. Ob sie da auch abends immer über den Lindenhof reden? „Da habe ich keine Zeit. Da muss ich ja meinen eigenen Haushalt machen”, sagt sie. Ferro Molcan will bald mal seine Eltern ins „schöne Südtirol” einladen, zumal sein Bruder inzwischen eine kleine Tochter hat. Er kann sich eine Zukunft in Naturns vorstellen, „vielleicht mal als Kellner – das wäre schön”. Bis dahin geht er abends um halb elf weiter durch den Hinterausgang über die Tiefgarage zum Mitarbeiterhaus. Und wenn es für den Mann im Dunkeln überhaupt ein Problem gibt, ist es dieses: Die vielen Juve-Fans unter den Mitarbeitern wollen nicht begreifen, dass Real Madrid die beste Mannschaft der Welt ist. „Irgendwann gehe ich vielleicht nach Spanien – aber nur wegen Real Madrid.”


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AUSSTELLER

SCHNALER SÄGE UND KOMMA5

KUNST-WERK IM LINDENHOF Der Plan war ein anderer. Der ehemalige Modellbauer Martin Metzdorff entdeckte ein altes Sägewerk im Schnalstal – eine venezianische Säge aus dem Jahre 1904. Er will sie renovieren, in einer Art Museum der Öffentlichkeit präsentieren. Das war 2013. Die Arbeit dauerte länger als gedacht, im Juli 2017 soll die Eröffnung sein. Trotzdem ist die „Schnalser Säge“ jetzt bereits zum Begriff geworden – durch ökologische Möbelstücke, Accessoires und Dekoration aus Zirbenholz. „Wir haben mit dem Holz der Zirbe gearbeitet, kleine Duftherzen gesägt und vieles ausÖKOLOGISCHE MÖBELSTÜCKE, ACCESSOIRES UND DEKORATIONEN probiert“, sagt Metzdorffs Tochter Lisa, die zu der Zeit noch im Service im Lindenhof ausgeholfen hat. Heute hat sie einen Fulltime-Job in Sachen Zirbenholz: Die „Schnalser Säge“ hat inzwischen vier Mitarbeiter und verkauft rund 30 verschiedene Produkte aus dem beruhigend riechenden Holz – in zwei Läden (Karthaus im Schnalstal und Naturns), auf Märkten und im eigenen Online-Shop (www.schnalsersaege.com). Auch im Dolce Vita-Hotel Lindenhof sind die handgefertigten Einzelstücke ein Renner. Und das nicht nur, weil Lisa Metzdorff vielen Stammgästen noch bestens bekannt ist. „Das Zirbenholz schlagen wir auf 1.700 Metern Höhe im Schnalstal“, sagt die Deutsche, die heute auch in Karthaus lebt. Viele der Produkte sind ihre Ideen. „Der Renner sind im Moment die Duftdosen“, erzählt sie, bietet den Urlaubsgästen aber auch Zirbenöl, Deko-Accesoires oder Zirbenholzkissen mit handgehobelten Zirbenlocken aus dem Schnalstal an. Selbst Betten haben die Metzdorffs nach Wunsch gefertigt.

Joachim Nischler liebt Kunst. Sagt er. Und er mag Kreative. Sagt er. So gesehen ist es nicht verwunderlich, dass sich der Hotelchef kreative Künstler ins Haus holt. Im Lindenhof in Naturns warten abends unterschiedliche Aussteller auf die Urlaubsgäste. Wir stellen zwei von ihnen vor, die inzwischen auch einen Shop in Naturns eröffnet haben.

Schnalser Säge, Karthaus 98, Schnals; www.schnalsersaege.com

Martina Schweitzer war schwanger, erwartete ihr zweites Kind. Sie hatte viel Zeit, so viel, um kurz vor Weihnachten Geschenke für ihre Freundinnen zu basteln. Aus farbigen Riemchen designte sie Armbänder. Die Freundinnen waren begeistert – so sehr, dass sich die junge Frau überlegte: Vielleicht gefällt das ja auch anderen. Und sie entschloss sich vor drei Jahren, mehr Armbänder zu produzieren. Heute heißt ihr Unternehmen kOmMa5, in der Bahnhofstraße in Naturns hat sie einen wunderschönen Verkaufs- und Produktionsraum, und ihr Bruder Gregor ist in das Geschäft mit dem Modeschmuck eingestiegen.

„Eigentlich habe ich die Idee mit den farbigen Riemen einer Fehlbestellung zu verdanken. Die Firma schickte mir nämlich aus Versehen verschiedene Farben“, sagt Martina Schweitzer und lacht. Ihre Arbeit macht ihr Spaß, weil sie inzwischen nicht nur über das Internet verkauft (www.komma5.it), sondern auch die direkte Reaktion von Kunden miterlebt – zum Beispiel von Urlaubsgästen im Lindenhof. „Wir personalisieren gerne Armbänder oder Schlüsselanhänger. Jeder kann sie vom Verschluss über die Farben bis zum modischen Accessoire so zusammenstellen, wie er es möchte.“

„Ich arbeite in der Natur, ich arbeite mit der Natur, aber ich mache alles, um die Natur zu schonen“, sagt Martin Metzdorff, der sein eigentliches Meisterstück im Juli in Unser Frau vorstellen wird: die Venezianer Säge, die er inzwischen eigenhändig renoviert hat. Schnalser Säge Lisa Metzdorff freut sich über einen neuen Verkaufsraum in Naturns

DJ SCHOLLI DREHT AUF

Der Spruch, der im Shop hängt, trifft wohl genau auf sie zu: „Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht – und hat’s einfach gemacht.“

HANDMADE: ARMBÄNDER UND ACCESSOIRES

kOmMa5 Gregor und Martina Schweitzer: Modeschmuck für jede Altersklasse

JEDEN ZWEITEN FREITAG:

Manchmal suchen auch andere für einen aus. „Wenn Du keine grellen Farben nimmst, kannst Du auch in Deinem Alter noch ein modernes Armband tragen“, sagt der zehnjährige Manuel – und schleppt den 64-jährigen Gast zu kOmMa5. „Kannst Du ihm eines mit den dunklen Farben zeigen?“, fragt er Martina – und Martina kann. Sie hat inzwischen neben ihren Freundinnen Verkaufsberater in allen Altersklassen – und dementsprechend auch Käufer. kOmMa5, Naturns, Bahnhofstraße 20/A; www.komma5.it.

Er ist nicht nur den Einheimischen bekannt – auch die Gäste des Hotels Lindenhof in Naturns kennen ihn inzwischen bestens: Roland Schaller, genannt DJ Scholli, hat tausende von Musiktiteln im Programm. Am Freitagmorgen war um fünf Uhr Schichtbeginn. Roland Schaller ist Maschinenschlosser. Nach Feierabend am späten Nachmittag unterhielt er eine Geburtstagsrunde. Als DJ Scholli. Mit Musik aus den 60er Jahren. Und jetzt steht er mit seinem Musikcomputer neben der Treppe zur Rezeption im Barbereich des Viersterne S-Hotels Lindenhof. „Let it be”, schallen die Beatles durch den Raum. Sein Lieblingslied. Es ist kurz nach 23 Uhr – der Arbeitstag von Roland Schaller und von DJ Scholli neigt sich dem Ende zu. „Ich schlafe wirklich nicht viel”, sagt der 50-Jährige und setzt noch einmal den Kopfhörer auf. Musik ist seine Leidenschaft. Es war sie schon immer. Angefangen hat er mit einer Trompete, irgendwann stieg er um und legte die Hits anderer auf. Die 60er, die 70er, die 80er, aber auch Ibiza House. Am Plattenteller, mit dem Computer. In Discotheken, bei Hochzeiten, bei Open-Air-Veranstaltungen, in Hotels. „Es ist aber immer nur ein Hobby geblieben”, sagt er. Ein sicherer Beruf war ihm wichtiger, auch wenn die Doppelbelastung doch viel Kraft kostet. „Es ist ein Ausgleich für mich zum normalen Alltag. Ich lerne viele Menschen kennen, ich kommuniziere gerne”, sagt der gelernte Maschinenschlosser, der jetzt aber kürzer treten will. Oder muss. „Ich pack’s nicht mehr. Auch ich spüre das Alter”, sagt er. Dabei geht es ihm weniger um mangelnden Schlaf als vielmehr um die Anstrengung, immer und überall die Boxen schleppen und aufbauen zu müssen. „Man wird nicht jünger.” Er will sich auf ein paar wenige Hotels konzentrieren, zum Beispiel auf den Lindenhof in Naturns. Auch wenn diese Arbeit oft die schwierigste ist, wechselt doch – im Gegensatz zu einer Disco – ständig das Publikum. Und man kann es nicht so einschätzen wie zum Beispiel bei Hochzeitsfeiern, wo alle einfach gerne abfeiern wollen. „Es dauert manchmal eine Zeit lang, bis man weiß, welche Musik an einem Hotelabend angesagt ist”, sagt DJ Scholli. Trotzdem liebt er den Discoabend im Hotel. Er spricht viel mit den Gästen, kennt manche inzwischen auch persönlich sehr gut – und: Im Hotel ist wegen der Bettruhe der anderen Urlauber früher Schluss als anderswo. DJ Scholli kommt selbst ins Bett – und hat ein paar Stunden mehr Ruhe. „Meine Frau freut sich, dass ich mehr zu Hause bin”, sagt der zweifache Vater lachend. Wobei: „Sie hat mich als DJ kennengelernt, sie wusste, worauf sie sich einlässt.” Der lange Tag geht zu Ende. Der Hotelchef Joachim Nischler zeigt auf die Uhr – und DJ Scholli fährt den letzten Titel ab. Proud Mary, von Creedence Clearwater Revival. „Das war meine Zeit”, sagt er fast ein wenig wehmütig – und fängt an abzubauen.


WELLNESS

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UNSER WOHLFÜHLTIPP

WER SCHÖN SEIN WILL, MUSS … ENTSPANNEN „Nichts macht so viel Falten wie der Kampf gegen Falten”, hat die Schauspielerin Liv Ullmann mal gesagt. Vielleicht hat sie recht, vielleicht aber haben auch die Kosmetikerinnen des Dolce Vita-Hotels Lindenhof die perfekte Antwort darauf: Sie bieten vor allem Beautybehandlungen an, die auch der Entspannung dienen. Vier von ihnen sagen uns heute, was sie selbst aus dem großen Angebot ihrer Programme wählen würden – und was ihnen am meisten zum Wohlfühlen verhilft.

ABHYANGA AUS INDIEN

HAMAM– STUNDEN

Schon in dem Moment, in dem ich auf dem Bauch liege und mir Rücken und Beine mit warmem Sesamöl leicht massiert werden, bin ich weg. Ich schlafe nicht ein, aber ich lasse diese restliche Welt um mich herum irgendwie los. Nirgendwo gelingt mir das so gut wie mit dieser Technik aus Indien – bei dieser Ganzkörpermassage mit Sesamöl, das zum Entschlacken hilft. Abhyanga bedeutet die „große Einölung“. Bei Ayurvedawochen gehört dieses Ritual fast zum täglichen Procedere, selbst Mediziner in Europa haben Abhyanga als Hilfsmittel bei Krankheiten entdeckt. Nach der Lehre des Ayurveda sollte diese Ölmassage sogar täglich ausgeführt werden, weil sie „Alter und Anspannung vertreibt, die Sehkraft steigert, zur gesunden Haut und einem guten Schlaf verhilft“. Bei uns dauert die Behandlung 80 Minuten – und was mir besonders gefällt: sie schließt Kopf- und Gesichtsmassagen mit ein. Wer nicht gleich unter die Dusche springt, wird zudem bestens entschlacken. Das Sesamöl zieht tief in die Haut ein. Und ganz wichtig: nachher viel trinken.

Eines kann ich Ihnen versprechen: bei uns ist Hamam wirklich eine Wellnessoase und keine Folterzone, wie mal ein Reporter nach einem Besuch in der Türkei geschrieben hat. Sonst würde ich es nicht so gerne an mir machen lassen. Also vergessen Sie die harten Masseure, die Ihnen im Original und Heimatland irgendwelche Tücher an den Körper peitschen – tauchen Sie ein in die liebevolle Romantik im Lindenhof. Romantik schon deshalb, weil wir Hamam auch für Pärchen anbieten. Hamam bedeutet auch bei uns warm – kalt – warm, und alles in einem großen Raum. Wir haben in der Beautyabteilung eine eigene Sauna, mit der wir beginnen, damit sich die Poren öffnen. Ein Ganzkörperpeeling schließt sich an, bei dem Sie auf einer beheizten Steinplatte ruhen können. Im Whirlpool werden Ihre Lebensgeister wieder geweckt, bevor Sie mit einer EdelweißBodylotion eingecremt werden. Zum Schluss gibt es ein Glas Sekt für jeden und zehn Minuten Nachruhe. Nach der Nachruhe beginnt für mich meistens die Nachtruhe. Denn das Wohlgefühl dauert bei mir wesentlich länger als nur die 80 Minuten in der Behandlung.

Lisa Götsch arbeitet als echte Naturnserin schon im vierten Jahr in der Beauty-Abteilung im Lindenhof. Nach vier Jahren Berufsfachschule in Meran, wo sie sich zur Kosmetikerin und Masseurin ausbilden ließ, absolvierte sie ein Praktikum im Hotel „Hohenwart” in Schenna. In ihrer Freizeit ist sie gerne mit Freunden zusammen und beim Sport.

Sophie Egger kennt die nationalen Eigenarten von Behandlungen auf der ganzen Welt. Sie reist viel und gerne. Die Kosmetikerin hat die Berufsfachschule in Meran besucht, im Fünfsterne Hotel Weinegg in der Nähe ihrer Heimat Eppan gearbeitet. Im Lindenhof ist sie in der zweiten Saison.

Von Lisa Götsch

Von Sophie Egger


WELLNESS

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NACHGEFRAGT

LINDENHOF-GAST: EIN ARMER HUND Balou ist Stammgast. Mindestens zwei Mal im Jahr kommt der vierjährige Golden Retriever in das Dolce Vita-Hotel Lindenhof. Viersterne S. „Wer hat bloß die vier Sterne vergeben?”, fragt Balou im Gespräch mit der SUITE. Warum kommen Sie immer wieder in den Lindenhof? „Das frage ich mich auch. Als Lindenhof-Gast bist du ein armer Hund. Zahle Vollpension – und wenn es was zu futtern gibt, sperren sie mich ein bzw. aus.”

KOMPAKTE VIELFALT

FASZIENBEHANDLUNG

Eigentlich ist es „nur“ eine Gesichtsbehandlung. Ich aber finde die „kompakte Vielfalt“ die perfekte Kosmetik- und Entspannungsstunde. Wobei in diesem Fall die Stunde sogar 80 Minuten hat… Die Vielfalt beginnt damit, dass wir Ihre Haut eingehend untersuchen und unsere Behandlung ganz individuell Ihrem Hauttyp anpassen. Das ist wichtiger als viele denken, weil es eben sehr unterschiedliche Cremes gibt und immer wieder neue erfunden werden. Zum Beispiel gibt es auch eine Creme mit besonderen Enzymen, die ein Peeling von Augenlidern und Lippen ermöglichen. Ich lasse das gerne machen. Auch die Gesichtsmassage hilft mir zu entspannen. Überhaupt ist bei der „kompakten Vielfalt“ die Entspannung genauso wichtig wie die Beautybehandlung. Während die Packung einwirkt, helfen meine Kolleginnen mit einer Handmassage nach. Und: selbst ich als Kosmetikerin schätze es, wenn mir die Kollegin am Ende spezielle Tipps für meine Haut mit nach Hause gibt. Sie hat nämlich hautnah und mit grellem Lichtstrahl mitbekommen, wie meine Haut reagiert. Das hilft wirklich weiter.

Wenn ich nach einer Faszienbehandlung aufstehe, bin ich wirklich ein anderer Mensch. Ich fühle mich erleichtert, es ist so, als ob ein festgeschnürtes Korsett gelöst worden ist. Ja, wirklich: es ist für mich eine wahre Wohltat. Das liegt daran, dass Faszien – die feinen Häute im Bindegewebe – das Gehirn, die Knochen, die Muskeln, die Muskelfasern und die inneren Organe umhüllen und alles mit allem verbinden. So kann man sowohl physische als auch psychische Beschwerden durch entsprechendes Drücken und Kneten verbessern oder beheben. Dazu muss man wissen, dass das Bindegewebe auch all unsere Traumata speichert, weshalb die nicht immer schmerzlose Therapie unter anderem der Seele gut tut. Faszien verkleben, wenn sie nicht immer mal wieder bearbeitet werden. Daher kommen viele Verspannungen – auch im Rücken. Die erste Behandlung dauert 80 Minuten, die Nachbesserung 50 Minuten. Es ist durchaus zu empfehlen, ein bis zwei Mal in der Woche den Körper durch eine Faszienbehandlung ‘reparieren’ zu lassen.

Von Steffi Gorfer

Von Steffi Pfeifer

Das Essen ist hier aber … „.... angeblich super, ja, ja habe ich gehört. Barbara und Dirk kommen immer wieder ins Zimmer und erzählen mir, was sie gerade bekommen haben. Nach dem Frühstück mit Eier, Speck und Schinken und allem drum und dran, nach dem Mittagsbuffet mit Nudeln, Salat und Kuchen, nach den fünf oder sechs Gängen am Abend, und vor allem nach dem Dessertbuffet – immer wieder jaulen sie vor Glück.” Und Sie? „Mir stellen sie meinen Napf mit Trockenfutter hin und schwärmen gleichzeitig von Andis Rindsflanksteak und Josefs Topfen-Nougat-Knödeln. Das ist pure Provokation.” Das hört sich nicht gut an. „Eine Schweinerei ist das. Wo haben die bloß ihre vier Sterne her? Trockenfutter ist Trockenfutter. Ob daheim im Badischen oder hier in Südtirol.” Dafür können Sie sich hier an der Natur erfreuen? „Die geht mir tierisch auf den Hundekeks. Wenn ich mal raus darf, schleppen sie mich den Berg hoch. Ich bin doch keine Bergziege. Okay: die anderen Gäste brauchen solche Touren, wenn sie sich den Tag zuvor mal wieder am Dessertbuffet vollgestopft haben. Mir würden zehn Meter Auslauf absolut reichen. Ich brauch da keinen ‚oh-ist-das-schön-hier‘-Gipfel.” Aber wir haben 315 Sonnentage hier in Naturns. „Schön für Sie. Laufen Sie doch mal bei knapp 30 Grad im Pelzmantel rum und den Berg hoch. Das ist ganz schön anstrengend, da würden Sie auch bellen, glauben Sie mir. Zum Glück gibt es diese Waalwege, die Bergseen und die Bäche. Da kann ich mich ein bisschen erfrischen. Und wie finden Sie den Service? „Ich such ihn immer unter dem Tisch. Aber soweit kommen diese ach so gut geschulten Servicekräfte natürlich nicht.” Ist es da schmutzig? „Nein, geputzt ist ganz ordentlich. Aber ein Buffet stellen sie da nie auf.”

Steffi Gorfer lebt mit Partner und zwei Kindern in Naturns. Seit Oktober 2010 arbeitet die gelernte Kosmetikerin und Masseurin (Berufsfachschule Meran) im Hotel Lindenhof. Jedes Jahr absolviert sie Fortbildungen. Ihr Hobby: die Familie!

Stefania Pircher-Pfeifer, ehemalige Grundschullehrerin, hat zuletzt in Bozen Physiotherapeuten ausgebildet und arbeitet seit 15 Jahre als freie Mitarbeiterin im Lindenhof. Sie ist verheiratet, hat drei Söhne und vier Enkelkinder.

Das heißt: nie wieder Lindenhof? „Falsches Fazit. So ein Hundeleben ist ja zu Hause auch nicht anders. Und im Lindenhof sind Barbara und Dirk immer glücklich und haben Zeit für mich. Von mir aus sollen die Nischlers halt ihre Viersterne S behalten. Es muss ja nicht jeder Gast auf den Hund kommen…”


HISTORIE

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WIE ALLES BEGANN

DIE NISCHLER-SAGA Werner (77) und Erwin (81) gehörten zu den Ersten in Naturns, die an den Tourismus glaubten. Mit ihren Hotels und ihren Überlegungen setzten sie Maßstäbe. Dienstagabend im Lindenhof. Das Ehepaar Nischler und das Ehepaar Nischler sitzen in der „Stuben”. Der 22-jährige Ingo serviert die Vorspeise: Kartoffelpralinen mit Vinschger Almkäse und rotem Zwiebelconfit. „Schmeckt’s?”, fragt der 48-jährige Hotelchef seinen Vater und seinen Onkel, doch die beiden sind zu vertieft in ihre Erzählungen als dass sie ihn registrieren. Werner Nischler (77) und sein Bruder Erwin (81) erzählen von den ersten „Fremdenzimmern mit Waschbecken”, in denen die Gäste damals gevespert haben. „Weißt Du noch, wie der Maier damals einen Rucksack voller Lebensmittel mitgebracht hat”, sagt Werner. Und Erwin lacht. Es sind nicht unbedingt Erzählungen aus der guten alten Zeit, aber es sind Erzählungen von den Anfängen des Tourismus in der Gemeinde Naturns. Niemand hat sie so geprägt wie die zwei Nischlers zusammen mit dem „Feldhof”-Chef Alfons Hanny und Toni Brunner vom „Sonnenhof”. „Wir haben Kredite aufgenommen und sind das Risiko eingegangen. Aber wir waren sicher: die Investitionen werden sich lohnen”, sagt Erwin Nischler. Die Söhne des Tischlermeisters Josef Nischler haben früh zu kämpfen gelernt. Als der Vater 1941 in den Krieg zog, hatte die Familie nicht mehr als einen Hühnerstall, ein paar Hasen und Schweine. Und ein „kleines, primitives Haus in der heutigen Gerberstraße”, wie Erwin erzählt. Nach dem Krieg verdienten die Nischlers ihren Lebensunterhalt durch Obstvermittlung. Josef Nischler sammelte bei den Bauern Obst ein und verkaufte es weiter. Eine harte Zeit für die „Schnalser Tischler Buben”, wie sie überall genannt wurden, weil der Großvater Josef, auch schon Tischler, aus dem Schnalstal kam. Sie gingen zur Schule und mussten danach Kisten schleppen. Vom soge-

chelt so schmitz, wie er es öfters tut, und sicher nicht nur, weil Ingo das Karottenküchlein an Rosenmuskateller Zabaione und Preiselbeereiscreme serviert. „Und dann habe ich plötzlich umdisponiert.” Es war 1972 der Anfang einer erfolgreichen Ära, die mit viel Arbeit begann. Werner Nischler kümmerte sich in aller Herrgottsfrühe um sein Hotel, arbeitete danach acht Stunden DER STAMMBAUM in einer Baufirma weiter. „Und abends habe Der Großvater Josef Niich mit Gästen Tennis gespielt oder gegrillt.” schler (1874 bis 1958) war Sein Bruder, der bis dahin das elterliche Haus Tischler im Schnalstal, zum Hotel „Josefsheim” ausgebaut hatte, sein Sohn Josef (1902 bis setzte schließlich 1980 mit dem Hotel „Sunn1973) zog mit Ehefrau wies” neue Maßstäbe – vor allem, weil sich seiEmma in Naturns die ne Frau Burgi einmal mehr in der Ehe durchSöhne Erwin und Werner setzte: Sie führte eine Beauty-Abteilung mit sowie Tochter Erika groß. Massagen ein. „Mein Mann war wenig begeisWerner baute 1972 das tert – aber ich habe mir überlegt, was mir im Hotel Lindenhof, heute Urlaub Spaß machen würde”, sagt sie. Auch führt es sein Sohn JoaErwin überraschte die Konkurrenz – mit gechim, der zusammen mit Lorella Longhitano zwei führten Wanderungen für Hotelgäste. „Alle Töchter hat: Chiara (22) haben mich blöd angeschaut. Spinnst jetzt?”

nannten „Magazin”, in dem das Obst gelagert worden war, in den Waggon am Bahnhof. „Weißt Du noch: Wir mussten sechs aufeinanderstapeln”, sagt Werner – und Erwin stimmt ihm zu. „Und die Kiste mit den Birnen hat so 40 Kilo gewogen.” „Als Hauptspeise haben wir ein gebratenes Baramundifilet mit Provencalgemüse, Rosmarinkartoffeln und Oliventapenade oder feine Scheiben vom Rindsflanksteak mit Batonetteskartoffeln, Spargeln und Sauce Bernaise”, sagt Ingo und schenkt den Wein nach. Schon in den Nachkriegsjahren vermieteten die Eltern ein paar „Fremdenzimmer”. Dafür zogen die beiden Buben auf den Dachboden. Auch Vater und Mutter räumten ihr Schlafzimmer. „Wir haben so schon jung gemerkt, dass die Deutschen gerne zum Wandern zu uns ins Vinschgau kommen”, sagt Werner Nischler, der 1964 das „Obstmagazin” ausbaute und Zimmer mit fließend Wasser anbot. Bruder Erwin fuhr die Gäste mit dem Bus durch die Lande, bis hinunter nach Venedig. Unter seinem Vorsitz ließ der Tourismusverein Naturns den Panoramaweg nach Partschins ausbauen und stellte auch sonst die Weichen in Richtung Tourismusort Naturns.

arbeitet an der Rezeption, Studentin Emma (19) hilft immer mal wieder im Service aus. Auch Werner unterstützt mit Ehefrau Doris noch nach Kräften.

Von wenigen hundert Gästen auf bis zu 50.000 Übernachtungen schnellte die Zahl endgültig in den 70er Jahren – als sich auch Werner Nischler entschloss, den Lindenhof zu planen. „Eigentlich hatte ich den Platz gekauft, um für meine Familie ein Haus zu bauen”, sagt er und lä-

Die zwei Herren schauen auf die Uhr. Kurz nach neun. Zeit zu gehen. Sie wissen, dass sie vieles richtig gemacht haben. „Der Pircher Andi kocht scho guat”, sagt Werner, der den Lindenhof bereits 1994 an seinen Sohn Joachim übergeben hat – und Erwin nickt wieder. Wegen zwei Herzinfarkten hat er das „Sunnwies” 1999 verkaufen müssen. „Ich hab gehört, der Joachim baut um”, sagt Erwin. „Jo, jo – des wird er schon richtig machen”, sagt Werner und lächelt wieder in der ihm eigenen Art. „Ich möchte so ein Hotel heute nicht mehr führen müssen.”

IMPRESSUM Herausgeber: Familie Nischler, Hotel Lindenhof Style&Spa Resort Naturns, www.lindenhof.it, Tel. 0039 0473 666242; Verantwortliche Gesamtleitung: Joachim Nischler; Redaktion: Katharina Nischler, Horst Walter; Gestaltung: Beda Pfleger; Fotographie: Andreas Marini; Repro: Günther Piltz; Druck&Versand: G.A.S. Salzburg


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