Projektbericht "Burundi Kids"

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SHARING OPPORTUNITIES Für Straßenkinder und Bildung in Burundi


Kooperation mit Ernst Prost Foundation-for-Africa Förderung 2019: 41.585€ Für:

Straßenkinderheim u. betreutes Wohnen „Birashoboka“ KiTa Buterere KiGa Gatumba

: 30.764€ : 3.486€ : 7.335€

Treffen zwischen der Leiterin der Ernst Prost Stiftung und Burundikids-Mitarbeiter

Kerstin Thiele von der Ernst Prost-Foundation-for-Africa und Philipp Ziser von Burundikids e.V.

Die Messe „Fair Handeln“ in Stuttgart bot Gelegenheit für ein Treffen zwischen der Leiterin der Ernst Prost Foundation-for Africa, Kerstin Thiele, und Burundikids-Mitarbeiter Philipp Ziser. Die Stiftung mit Sitz im bayrischen Leipheim unterstützt die Arbeit des Kölner Vereins seit 2016. Der Schwerpunkt liegt auf Bildung und Basisarbeit mit Kindern in Notsituationen im ostafrikanischen Burundi. Lokaler Partner für die Umsetzung ist die burundische Organisation Fondation Stamm. Aktuell unterstützt die Ernst Prost Stiftung drei Einrichtungen in Burundi. Dazu gehört einerseits das Zentrum „Birashoboka“, eine Unterkunft für ehemalige Straßenkinder. Die Kinder und Jugendlichen haben dort einen sicheren Schlafplatz, tägliche Mahlzeiten, psychologische und medizinische Betreuung sowie Zugang zu Schule und Ausbildungsberufen. Zur sozialen Einrichtung zählen auch betreute Wohneinheiten, in denen ältere Jugendliche den ersten Schritt in ein selbständiges Leben wagen, dabei aber noch finanziell, pädagogisch und psychologisch begleitet werden. Die beiden anderen aktuell unterstützen Einrichtungen ermöglichen Bildungsgrundlagen für die Kleinsten: die Kindertagesstätte im Armenviertel Buterere im Norden der ehemaligen burundischen Hauptstadt Bujumbura sowie der Kindergarten in der Siedlung Gatumba, nahe der Grenze zum Nachbarstaat Demokratische Republik Kongo. Die finanzielle Unterstützung der Ernst Prost Foundation-for-Africa hilft beim Betrieb der sozialen Einrichtungen und Betreuungsangeboten, beim Schulgeld und -material, für Nahrungsmittel und Medizin sowie für die Reintegrationsarbeit für ehemalige Straßenkinder. Mehr Infos auf www.ernst-prost-foundation-for-africa.de und www.burundikids.org.

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Straßenkinderheim „Birashoboka“

Das Heim für Straßenkinder „Birashoboka“ (Kirundi: „Es ist möglich!“) liegt im Viertel Kajaga der Provinz Bujumbura Rural, nordwestlich von der ehemaligen Hauptstadt Bujumbura und in direkter Nachbarschaft der Schule Ecole Polyvalente Carolus Magnus (EPCM), die ebenfalls zu den Einrichtungen des lokalen Partners Fondation Stamm zählt, der von Burundikids e.V. als permanenter Partner in Deutschland unterstützt wird. Zehn BetreuerInnen sorgen für das Wohlergehen der Kids, darunter Sozialarbeiter, Wächter und Nachhilfelehrer. In regelmäßigen Gesprächen wird das Befinden der Jungen abgefragt und über Herausforderungen und aktuelle Probleme diskutiert, sei es in der Schule oder untereinander. Damit das Zusammenleben funktionieren kann, helfen alle mit: es gibt Putzpläne für jede Woche und der Reihe nach Spüldienst. Alle Jungen gehen in die Schule oder absolvieren eine Ausbildung. Klemmt es mal beim Lernen, helfen die Nachhilfelehrer aus, die im Übrigen selbst einmal Straßenkinder gewesen waren.

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Zeitplan eines gewöhnlichen Wochentags im Straßenkinderheim: 5h30: Aufstehen, waschen, Bett richten, Frühstück, Schulsachen richten 6h45: Zur Schule gehen 7h30 – 12h45 oder 13h45: Schule 13h15 oder 14h15: Mittagessen im Heim 14h oder 15h – 16h15: Nachhilfekurse oder Lernen an der Schule Bis 16h45: Rückkehr und Versammlung aller Jungen im Heim 17h bis 19h30: Individuelles Lernen und Hausaufgaben im Heim 20h – 20h30: Abendessen Bis 21h (jüngere) oder 22h (ältere): Lektüre oder Lernen 21h (jüngere) oder 22h (ältere): Bettruhe

Im betreuten Wohnen für etwas ältere Jugendliche, die das Kinderheim hinter sich lassen und einen ersten Schritt in ein selbständiges Leben wagen möchten, leben Jungen in kleinen Gruppen zusammen. Sie werden finanziell unterstützt bei Miete, Essen und Schul- bzw. Ausbildungsgeld. Die tägliche Organisation ihres Haushalts und Schullebens müssen sie jedoch selbst meistern. SozialarbeiterInnen kommen in regelmäßigen Abständen vorbei und erkundigen sich nach der Gesundheit der Jugendlichen und etwaigen Problemen. Wo es nötig ist, wird Hilfestellung geboten. Besonders beliebt bei den Jungen – ob im Heim oder aus dem betreuten Wohnen – sind an den Wochenenden neben Fuß- und Volleyball die Trommelkurse bei Lehrer Ciza. Am traditionsreichen Trommeln kann und darf jeder teilnehmen, aber ein gutes Rhythmusgefühl und viel Kraft sind notwendig, die großen Instrumente spielen und sogar spielend auf dem Kopf tragen zu können. Die Jungen haben auch öffentliche Auftritte, beispielsweise bei Schulfesten. Eine der schwierigsten Aufgaben für die KollegInnen ist die sozioökonomische Reintegration eines Kindes oder eines Jugendlichen. Oft müssen noch bestehende Familienstrukturen zuerst ausfindig gemacht und Familienmitglieder kontaktiert werden, sofern sie noch am Leben sind. Nicht selten leben diese weit entfernt mitten im Landesinneren. Erst bei der zweiten oder dritten Kontaktaufnahme ist i.d.R. das betroffene Kind bzw. der Jugendliche dabei. Soziale oder wirtschaftliche Probleme und familiäre Streitigkeiten sind entscheidend dafür, wie schnell eine Familienzusammenführung stattfinden kann – und ob überhaupt. Oft werden aufnehmende Familien unterstützt, damit diese wieder in die Lage versetzt werden, selbst für das Kind sorgen zu können. Nicht selten entscheiden sich Jugendliche auch für ein selbständiges Leben und suchen sich Arbeit oder gehen einem selbständigen Handel nach, um sich ihr Leben ohne die eigene Familie aufzubauen. Beispielsweise hat sich ein Junge namens Thérence nach seiner Ausbildung in Hotelfach-Tourismus mit einer kleinen Anschubfinanzierung einen kleinen Kiosk zugelegt und ausgestattet. Damit finanziert er nun seine eigene Miete und seinen Lebensunterhalt. Nach und nach möchte er das Kleinstunternehmen erweitern.

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Die Ernst Prost Foundation-for-Africa unterstützt den Betrieb des Heims. Dazu gehören sowohl die Bezahlung qualifizierten Personals als auch die medizinische und psychologische Betreuung der Kinder und Jugendlichen sowie tägliche Mahlzeiten und Schulmaterialien. Ein weiterer wichtiger Posten ist für die Reintegrationsarbeit reserviert, der es den Kindern und Jugendlichen erlaubt, wieder in Kontakt mit ihren Eltern zu treten und langfristig ein eigenes Leben aufzubauen.

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Kindertagesstätte Buterere

Im aktuellen Schuljahr 2018/19 zählt die Kindertagesstätte in Buterere 280 Mädchen und Jungen in drei Altersstufen. Die drei Betreuerinnen haben alle Hände voll zu tun: Madame Kanku betreut 79 Kinder, Madame Nadège hat 108 Kinder in ihrer Obhut und 93 Kinder singen, klatschen, tanzen und lernen bei Madame Goreth. Buterere gilt als swahiliphones Viertel, die meisten EinwohnerInnen sprechen ausschließlich die ostafrikanische Sprache Swahili. Das stellt die Kinder vor allem in der Schule vor Probleme, da dort zuerst in der Landessprache Kirundi, dann in Französisch unterrichtet wird. In der Kindertagesstätte werden die Mädchen und Jungen von klein auf spielerisch in Kirundi und Französisch auf die Grundschule vorbereitet. Außerdem sind die Eltern dankbar, den Nachwuchs in guten Händen zu wissen, während sie ihrer Arbeit nachgehen. Vier Kinder kommen aus dem Mutter-Kind-Heim im benachbarten Viertel, ebenfalls eine Einrichtung, die Burundikids e.V. mit aufgebaut hat und unterstützt, in der Mädchen und junge Frauen Zuflucht finden. Generell steuern die Eltern einen kleinen Betrag (umgerechnet 30 Cent pro Monat) zu den Kosten der Kindertagesstätte bei. Nicht immer ist es jedoch allen Familien möglich, diesen Betrag zusätzlich zu den Kosten für Lebensmittel aufzubringen. In diesem Fall wird der Beitrag erlassen. Ziel der Einrichtung ist der Zugang zu Bildung für ausnahmslos alle Kinder. Damit niemand Ungebetenes auf das Gelände der KiTa kommt, dafür sorgt Wächter Désiré. Der wird darüber hinaus regelmäßig von den Kids vereinnahmt und gilt inoffiziell als zusätzlicher Betreuer. Die Ernst Prost Foundation-for-Africa unterstützt die KiTa in Buterere im aktuellen Schuljahr bei der Beschaffung von Lehr- und Lernmaterialien, Spielzeug und bei der Bezahlung der Betreuerinnen sowie Miete und Nebenkosten.

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Frauengruppen Die Einrichtung der Kindertagesstätte in Buterere dient noch weiteren Aktivitäten zugunsten der meistens mittellosen Bevölkerung. Beispielsweise unterstützt die lokale Partnerorganisation, Fondation Stamm, die Frauen des Viertels, die sich in Vereinen und Selbsthilfegruppen organisieren. Einige davon gründen auch Spargruppen, in deren Kasse regelmäßig kleine Beträge eingezahlt werden, die dann wiederum an Mitglieder als Kleinstkredite vergeben werden können. Manche der Gruppen gehen auch gemeinsamen wirtschaftlichen Aktivitäten nach, wie landwirtschaftliche Produktion oder Handel mit Gütern, um das Einkommen der Haushalte zu verbessern. In diesem Fall können die Frauen Unterstützung in Form von Anschubfinanzierungen erhalten. Außerdem arbeiten Sozialarbeiterinnen mit den Frauen zusammen und organisieren Diskussionsrunden, bei denen unterschiedliche Themen behandelt und Herausforderungen der Frauen in ihrem Alltag besprochen werden.

Medizinische Versorgung Regelmäßige Visiten sowie Beratungs- und Untersuchungstermine in Buterere bietet eine Krankenschwester des Centre Médical Hippocrate (CMH) an. Das Krankenhaus liegt in einigen Kilometern Entfernung und zählt ebenfalls zu den Projekten, die von Burundikids e.V. unterstützt werden. Der medizinische Service des CMH soll der Gesamtbevölkerung zugutekommen, vor allem auch Familien, die sich ansonsten keine Versorgung mit Medikamenten und Arztbesuche leisten können. Die Einrichtung in Buterere dient deshalb regelmäßig als Zimmer für Sprechstunden, Beratung und vor allem Prävention von HIV und Aids. Die Nachfrage nach HIV-Tests und Beratung durch professionelles medizinisches Personal im geschützten Umfeld ist groß. Frauen jeden Alters suchen die Sprechstunden auf. Die Krankenschwestern legen dabei größten Wert auf Diskretion. Unterstützt werden sie von den Sozialarbeiterinnen des Projekts. Im Falle eines HIV-positiven Ergebnisses werden sofort Termine im Krankenhaus vereinbart, um gründlichere Untersuchungen im Labor durchführen zu können.

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Kindergarten Gatumba

Der Kindergarten war ursprünglich in die Schule Ecole Polyvalente Carolus Magnus (EPCM) integriert. Die EPCM liegt im Viertel Kajaga, zwischen der wirtschaftlichen Hauptstadt Bujumbura und der Grenze zum Nachbarstaat Demokratische Republik Kongo. Das potenzielle Einzugsgebiet der Schule erweiterte sich im Laufe der Zeit. Bis zu 900 SchülerInnen lernen in den Klassen der Grundschule bis zum Abitur. Ziel ist immer, die bestmöglichen Konditionen für die jeweilige Altersstufe zu schaffen. Viele der Kinder und Jugendlichen kommen von den Fischerfamilien am Tanganyikasee, die in Gatumba wohnen. Auch die Kleinsten. Der Kindergarten wurde deshalb zum aktuellen Schuljahr 2018-19 ausgelagert und mit einem neuen Gebäude direkt nach Gatumba verlegt, damit die Kleinkinder keine langen Schulwege mehr zurücklegen müssen. Seit dem Schuljahr 2018-19 werden 35 Kinder von 7h30 bis mittags von drei Kindergärtnerinnen betreut, aufgeteilt nach Altersstufen in drei Klassen. Organisatorisch ist der Kindergarten in die EPCM eingebunden, um administrative Kosten einzusparen und Synergien zu schaffen. Generell sind Kindergärten eine Seltenheit in Burundi und erfreuen sich erst seit Kurzem immer größerer Beliebtheit. Die Kinder, die einen Kindergarten besucht haben, finden sich in der Grundschule viel besser zurecht, haben Vorkenntnisse im Schreiben, Zählen, in Französisch und in der Landessprache Kirundi sowie bessere soziale Kompetenzen. Den neuen Kindergarten in Gatumba unterstützt die Ernst Prost Foundation-for-Africa mit Beiträgen für die Gehälter der Kindergärtnerinnen.

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