Glas – Sammlung Renate und Dietrich Götze

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GLAS SAMMLUNG RENATE UND DIETRICH GÖTZE Herausgegeben von Dietrich Götze unter Mitwirkung und mit einem Beitrag von Kirsten Limberg


Herausgeber Dietrich Götze Neuenheimer Landstr. 34 69120 Heidelberg Mit einem Beitrag von Kirsten Limberg Kuratorin und Editorin Dr. phil. Kirsten Limberg Gestaltung Götz Gramlich, Lisa Hexamer Umschlaggestaltung Max Hathaway, Götz Gramlich Fotografie Wolfgang Steche Druck und Bindung Stober Druck, Karlsruhe Auflage 250 Papier Umschlag & Vor-/Nachsatz: 130 g/m2 Peylin Glatt Inhalt: 170 g/m2 Okastar, 130 g/m2 Vivus SIlk Schrift GT Alpina Le Monde Sans Std 353 Seiten mit 470 Abbildungen ISBN 978-3-00-067953-7


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Prolog Frankreich

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Böhmen

156

USA

160

Deutschland

180

Murano

218

Skandinavien

232

Tschechien

242

Glas verschiedener Herkunft

248

Skulpturen

274

Appendix

276 302 348 350 354

Inhalt

Biografien und Glashütten Objektbeschreibungen Blumensymbolik Glossar Literatur (Auswahl)

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Kirsten Limberg Geboren 1978 in Bad Kissingen, lebt in Heidelberg. 1998–2005 Studium der Kunstgeschichte, Italianistik und Soziologie in Florenz und München. 2008–11 Assistenz in der Galerie Uwe Sacksofsky, Heidelberg. 2012 Promotion über Leben und Werk des Künstlers Erwin Bechtold. Seit 2012 Tätigkeit als freiberufliche Autorin und Lektorin für verschiedene Verlage, u. a. Hirmer, Kehrer und Wienand.

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Vorwort

zu betrachten, sondern die „alten“, nicht mehr ergänzungsfähigen Gläser als Erinnerungsstücke zu sammeln, zunächst unsystematisch und eher zufällig. Beruflich hatte ich in der 90er Jahren viel in Frankreich zu tun, wobei es nicht ausblieb, auch dem Art nouveau zu begegnen. Bei einem solchen Besuch bei Freunden kam die Idee, der bis dahin bescheidenen GläserSammlung mehr Substanz zu verleihen. Fasziniert von Emile Gallé richtete sich der Blick auf die „Schule von Nancy“. Den Anstoß zur Verwirklichung gab die Auktion der Sammlung Giorgio Silzer (1920–2014), des früheren Konzertmeisters der Deutschen Oper Berlin und leidenschaftlichen Kunstsammlers durch das Auktionshaus Fischer in Heilbronn vor knapp 20 Jahren. In der Folge wuchs aber nicht nur die Zahl unserer Objekte des Art nouveau, sondern auch, eher als Kontrast gedacht, die Anzahl böhmischen Glases, besonders der Hütte Johann Lötz Witwe und Gläser aus deutschen Manufakturen. Schließlich überwogen dann doch die „Sachlichkeit und Funktionalität“, die sich deutlich nach dem Zweiten Weltkrieg überall durchsetzten, geprägt von italienischem und skandinavischem Design und moderner Architektur. Daneben schälte sich deutlich heraus, dass Glas (wie auch Marmor, Bronze oder Holz) ein Mittel der bildenden Kunst wurde, entwickelt zuerst von tschechischen Glashütten, dann aber unabhängig davon eingeführt, unter dem methodischen Begriff „Studioglas“, in den USA (und zaghaft in Westeuropa) durch Dominick Labino und Harvey K. Littleton. Seit etwas mehr als 40 Jahren blüht diese Darstellungsform nun auf. Als einer seiner innovativsten und frühesten Repräsentanten im „Westen/USA“ gilt Dale Chihuly, im „Osten/Tschechien“ Stanislav Libenský und Jaroslova Brychtová. Wir haben versucht, die Sammlung so zu gestalten, dass sie repräsentative Beispiele aus allen Phasen der 130-jährigen Entwicklung umfasst. Als wir  in den 1990er Jahren anfingen, aktiv Werke zu akquirieren, waren viele Sammlungen noch nicht publizistisch erschlossen oder gar in Museen zu besichtigen. Erst in den letzten 15 Jahren wurde klar, dass schon einige vor uns die gleiche Idee hatten. Aber wir sind sicher, dass in der Kunst kein Zeitpunkt falsch ist! Und dass unsere Sammlung einzigartig, sehenswert und dokumentationswürdig ist!

Die Idee zu einer Glas-Sammlung ist inzwischen wohl 60 Jahre alt und hat bis zu ihrer Verwirklichung viele verschlungene Pfade genommen, die natürlich nicht rational erklärt werden können. Es fließt so viel Unsachlichkeit ein, dass es schwer ist, dies darzustellen. Ich bin im Krieg geboren und habe, als ich die Welt anfing wahrzunehmen, überall Trümmer gesehen und dann über 15 Jahre einen Wiederaufbau beobachtet. Ich wuchs mit Eltern auf, die ein ausgesprochen „ästhetisches“ Empfinden hatten; die Wohnungen waren, wie man damals sagte, „skandinavisch“ (mein Vater) oder „bauhausisch“ (meine Mutter) eingerichtet. Meine Jahresarbeit in der Oberstufe vor dem Abitur behandelte die Entwicklung der Architektur in der 2.Hälfte des 19. Jahrhunderts bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Ich war fasziniert von Walter Gropius, Mies van der Rohe, Frank Lloyd Wright, von der Architektur in New York, von Louis Sullivans Bauten in Chicago, von Oscar Niemeyers Brasilia, von der Internationalen Bauaustellung Berlin mit unter anderem Le Corbusier und Hans Scharoun. Architektur wurde für mich damals der übergeordnete Begriff von Kunst – ohne Architektur keine Kunst. Auch wenn ich Sachlichkeit und Funktionalität sehr schätzte, fand ich dennoch stets die Sinnlichkeit des Art nouveau verführerisch, ja erotisch. Natürlich vermischten sich da die Märchen von 1001 Nacht, Sindbad der Seefahrer, japanische Samurai, ja auch die deutsche Romantik mit Rainer Maria Rilke, Franz Liszt, Johannes Brahms und Franz Schubert. In späteren Jahren dann begeisterte mich zudem die Muraneser Glaskunst meiner Zeit (also der 1950er/ 60er Jahre), in der ich eine Bestätigung der Idee, dass „moderne Kunst von der Architektur vorgegeben wird“, sah und die für mich eine ästhetische Sachlichkeit und Funktionalität zeigte. In den 1980er und 1990er Jahren haben wir, das heißt meine Frau Renate und ich, regelmäßig Italien besucht und eigentlich immer Glasobjekte (Vasen, Schalen, Gläser) mitgebracht. Das führte dazu, dass wir zunehmend Muraneser Glas im Haus hatten und dies auch über Einrichtungshäuser ergänzt werden konnte (z. B. Rosenthal-Studios, Gombrecht in Berlin, Glas-Gallerien im Berliner KaDeWe, Böttcherstraße Bremen, Venini in Mailand u. v. m.). Dietrich Götze Über die Jahre ergab es sich dabei fast von selbst, Heidelberg, Januar 2021 Glasobjekte nicht mehr nur als Gebrauchsgegenstände

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Vom Modern Style zur Moderne Prolog

mus und gegen die von der bestimmenden Klasse heftig verteidigten Vorrechte (1848 veröffentlichte Karl Marx In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts finden sich „Das Kommunistische Manifest“). die Quellen, die ein Jahrhundert später Kunst und Gesellschaft dramatisch verändern und ein neues Zeitalter begründen sollten. 1759 wurde das Britische Museum Vom Kunsthandwerk zur Glaskunst eröffnet, eine universale Schatzkammer des Wissens; 1768 markierte die erste Dampfmaschine den Beginn Vom Modern Style zum Jugendstil, zu Art nouveau, der Industriellen Revolution. zur Moderne Im folgenden Jahrhundert überflügelte England Als Antwort entwickelte sich ein aesthetic movement, auf technischem Gebiet den gesamten Kontinent, dessen Ursprünge in der Arts-and-Crafts-Bewegung in die wirtschaftliche Expansion erreichte 1850 ihren Großbritannien lagen. Höhepunkt. Wegbereiter waren der Werkkünstler William MorWas in England die Glorreiche Revolution 1688/89 ris, der Architekt Philip Webb, der Kunstkritiker und in Gang setzte, nahm 1789 mit der Französischen Revo- Sozialphilosoph John Ruskin und die präraffaelitische lution für den Kontinent seinen Anfang, auch wenn die- Bruderschaft um die Künstler Dante Gabriel Rossetti ser Prozess sich über mehr als 70 Jahre hinzog: Die Ab- und Edward Burne-Jones. 1861 gründete Morris, der lösung der Aristokratie und des Klerus durch den Bürger, überzeugt war, dass „sich alles Kunstgewerbe in völlides Feudalismus durch den Kapitalismus, die Etablie- ger Entartung“ befand, mit Freunden die Firma Morris, rung des Rechtsstaatsgedanken. Marshall, Faulkner & Co. Ab 1875 hieß das UnternehNach der Verbannung Napoleons setzte zwar eine men Morris & Co. Ideale dieser Werkstatt waren einfaRestauration ein, die Freiheitsbewegung nahm aber che Schönheit, Nützlichkeit und Qualität, Maschinendennoch ihren Lauf. arbeit war ausgeschlossen. Noch heute berühmt sind Historismus: Bildende Kunst und Architektur er- die Morris-Tapeten. schöpften sich in den diversen „Neo“-Stilen wie Neo1887 gründeten verschiedene sogenannte Artistklassizismus, Neoomantik, Neootik, Neoarock und Designers, die sich dem Kunsthandwerk verpflichtet Neorokoko; in Deutschland kam zudem noch das Bie- fühlten, in London die Arts and Crafts Exhibition Sodermeier hinzu. In der Literatur und Musik erschöpfte ciety, die 1888 ihre erste Ausstellung organisierte. Besich die Romantik. Es ging vom Individualismus der reits zuvor waren ähnliche Zusammenschlüsse entstanNeuzeit über den Subjektivismus der Romantik zur den. In den Jahren 1854 und 1862 fanden in London Leere der Orientierungslosigkeit des „L’art pour l’art“. große Ausstellungen japanischer Kunst statt. 1858 Um die Mitte des 19. Jahrhunderts begannen der Ver- schloss Großbritannien ein Handelsabkommen mit Jafall und eine stilistische Verwilderung in der Baukunst pan. Japanische Holzschnitte, Möbel, Keramiken und (hier als Synonym für „Kunst“); alle Stile wurden belie- Lackarbeiten wurden in großer Anzahl nach Großbribig eingesetzt, das Hauptziel war Formenreichtum und tannien importiert. Unter denjenigen, die sich für diese Schmuckeffekte. Kunst begeisterten, war der Designer und Dozent ChrisIn England war die Entwicklung der Industrialisie- topher Dresser, der mit seinen kunsthandwerklichen rung am weitesten fortgeschritten und zeigte sich in in- Entwürfen, vor allem aber mit seinen Büchern einen dustrieller (Massen-)produktion, Entstehung einer In- großen Einfluss auf die Bewegung hatte. dustriearbeiterschicht (Proletariat), Entwicklung von Japanische Stilelemente fanden über GroßbritanniBallungszentren, Urbanisierung, zunehmende Mobili- en ebenfalls Eingang in die europäische Kunst und solltät (1825 fuhr die erste öffentliche Eisenbahn in Eng- ten zu prägenden Bestandteilen der neuen Stilkunst land), Stahl, Beton und Glas im Bauen (Kristallpalast Modern Style werden, die in Deutschland als Jugendstil, zur Weltausstellung 1851 in London). in Frankreich als „Art nouveau“ bezeichnet wurde. Die Anpassung des historisierenden Kunstgewerbes an produktions-technische Prozesse wurde zunehJugendstil mend als peinigend empfunden: aesthetic discontent. Der Jugendstil ist in Deutschland aus lokalen BewegunDiese Krise machte sich jedoch nicht nur in der Kunst gen und Künstleravantgarden entstanden. Namensgebemerkbar, sondern bedeutete auch die Auflehnung ge- ber der Bewegung, die in Deutschland zuvor als Art gen den in den Sozialbeziehungen herrschenden Egois- nouveau oder als Yachting Style bezeichnet wurde, war 10


die künstlerische Wochenzeitschrift Jugend, die erstmals im Mai 1896 in München erschien. Einer der rührigsten Mitarbeiter bei Jugend war der Maler und Gestalter Otto Eckmann. Ebenso wie seine Vorgänger in Großbritannien befasste er sich intensiv mit der japanischen Kunst. Ihn interessierte besonders die flächige Darstellung von Naturmotiven. Sein Lieblingstier, der Schwan, wurde zu einem der Leitmotive des Jugendstils. Der Jugendstil war Ausbruch aus der erstarrten Leere des Historismus und der intellektuellen Erschöpfung des Subjektivismus der Romantik, gleichzeitig aber war er auch Aufbruch und schließlich Durchbruch zur Moderne (= Gegenwart). Nach dem Barock ist er der letzte einheitliche Stil. Die Ästhetik des Jugendstils ist eine Ästhetik des Widerspruchs. Es war Opposition gegen das Akademische, gegen überladenden Prunk, gegen Imitation früherer Stile und Lebensformen, gegen eine schwächlich-sentimentale, ästhetisch dekorative Auffassung, aber auch gegen den technischen Konstruktivismus und die industrielle (Massen-)Produktion. Der Jugendstil war ein Versuch, das Handwerk des Menschen (Schönheit) der Technik der Maschine (Hässlichkeit) entgegenzusetzen. Er war ein Aufbegehren gegen die Restauration (Erstarrung) nach dem Wiener Kongress und gegen die Industrialisierung (Entmenschlichung). Er war die Suche nach neuen Ausdrucksformen, wie sie die Natur hervorbringt, nachhaltig inspiriert durch das gerade kennengelernte naturbezogene Kunsthandwerk aus Japan. Er war Ausdruck des sich entwickelten wohlhabenden Bürgertums nach individueller Kunst, im Gegensatz zur fürstlichen und sakralen – nicht individuellen – Kunst. Das Umfeld des Jugendstils waren die Industrielle Revolution mit gleichzeitigem Wachsen des Wohlstands, die Auflösung des Schönen/der Kunst im Subjektivismus, die Verarmung des Erhabenen im Eklektizismus des Historismus, aber auch die Wiederaufnahme der Freiheitsideen und des sich aus der Industriellen Revolution entwickelnden Sozialismus. Ihren Ausgangspunkt nahm diese Entwicklung in England mit der Arts-and-Crafts-Bewegung (s. o.). Der Wegbereiter des Jugendstils auf dem Kontinent war der Belgier Henry van der Velde, geprägt von John Ruskin und William Morris. Die Suche nach Ausdrucksformen, die das Künstlerisch-Sinnvolle und das Menschlich-Würdige in sich vereinigen, die das Funktional-Sachliche in einen ästhetischen Kontext einbindet, bildete den roten Faden. Will man dem Jugendstil ein kennzeichnendes Symbol geben, wäre dies die „Welle“, die dynamische Linie nach dem Vorbild der Natur. Sein Gegengewicht fand das Irrationale der linearen Dynamik im Rationalen der Einführung

Geometrie. Form und Dekor ordneten sich der Präsenz des Werkstoffes unter und setzten die organische Funktion der Gebrauchsgegenstände mit dem Design in eine logische Beziehung. Henry van der Velde formulierte vier die Form bildenden Kräfte: 1. Beziehung zur Natur, 2. Beziehung zum dynamischen Gestalten, 3. Beziehung zu geometrisch bestimmten Elementarformen, und 4. Beziehungen zum Funktionalen. Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über Struktur und Wachstum von Pflanzen (besonders auch Unterwasserpflanzen) und Lebewesen wie von Ernst Haeckel ausgearbeitet und populärwissenschaftlich von Wilhelm Bölsche, Martin Gerlach und Karl Blossfeldt einem großen Publikum präsentiert, prägten ebenso wie die Naturbezogenheit des japanischen Kunsthandwerks die Jugendstilentwicklung. In der Natur war die dynamische Linie funktionsbezogen: Statik, Mechanik, Tragfähigkeit, Elastizität, Spannung. Auch die Farbwelt und das Spiel der Farben mit dem Licht (phosphoreszierende, irisierende, opaleszierende Oberflächen) von Flora und Fauna faszinierten. Jugendstil ist nicht (nur) ein Kunststil, sondern er war (und ist) ein Konzept ganzheitlicher Gestaltung und bezog sich auf alle Ausdrucksformen des Lebensraums des Menschen: urbane Entwicklung, Architektur, Innengestaltung, Möbel, Stoffe, Teppiche, (Gebrauchs-) Gegenstände, Schmuck, Kleider, Malerei, bildende Kunst u. v. m., wobei sich konstruktive (handwerklichfunktionale) und ornamentale (ästhetische) Elemente zu einem unlösbaren Ganzen durchdrängten. Die Protagonisten verstanden sich ganz selbstverständlich als Gesamtkünstler: William Morris/England, Charles R. Mackintosh/Schottland, Victor Horta/Belgien, Hector Guimard/Frankreich, Henry van der Velde, Peter Behrens, Joseph M. Olbrich/Deutschland, Eliel Saarinen/Finnland, Adolph Loos, Josef Hoffmann, Otto Wagner/Österreich, Louis H. Sullivan, Frank L. Wright/USA. Das Konzept der beweglichen Linie als Gestaltungsmerkmal entwickelte sich ausgehend von van der Veldes Postulaten grob in zwei Richtungen: In Deutschland, Österreich, Skandinavien und den USA gewann die abstrakte, schließlich abstrakt-geometrische, an die Funktion angepasste Gestaltung die Oberhand und führte in direkter Linie zum Bauhaus und zur Formgebung von heute. Die florale Richtung hingegen war vor allem prägend für die Entwicklung in Frankreich. Art nouveau 1871 zog der Hamburger Samuel Bing nach Paris. Er war zuvor in Fernost gewesen und handelte nun mit japanischen Farbholzschnitten, Keramik und Gebrauchskunst. 1894 lernte er auf einer USA-Reise Louis Comfort Tiffany kennen und verkaufte anschließend auch dessen Produkte in Europa. 1895 gründete er, um dem 11


stark anwachsenden Geschäftsbetrieb gerecht zu werden, eine großzügige neue Galerie, die er Salon de l’Art Nouveau nannte. 1896 erregte eine Ausstellung von Möbeln des neuen Stils so großes Aufsehen, dass der Salon zum Namensgeber für die neue Bewegung wurde. In dieser Galerie standen Gemälde und grafische Arbeiten von in Frankreich lebenden Künstlern aller Richtungen zum Verkauf, beispielsweise Blätter von Henri de Toulouse-Lautrec, aber auch Impressionisten, Symbolisten und viele mehr. Man konnte kunsthandwerkliche Arbeiten des Amerikaners Louis Comfort Tiffany, des Deutschen Karl Koepping oder von Emile Gallé, eines der besten Meister der Schule von Nancy, kaufen. Bing sorgte dafür, dass Möbel von Henry van de Velde erstmals in Frankreich erhältlich waren. In Frankreich gewann vor dem Hintergrund der (positiv verstandenen!) Décadence des Fin de Siècle (in der Literatur: Rimbaud, Baudelaire, Verlaine, in der Musik: Debussy) und der großen Begeisterung für den Orient (Weltausstellung in Paris 1867) sowie Ostasien (Weltausstellung in Paris 1878) die konkret-florale, mehr auf das Material und die Symbolik angepasste Gestaltung die Oberhand und ist historisch betrachtet ein ephemeres Ereignis (1885 – 1915) – auch wenn die Produktion bis in die 1930er Jahre reicht. Am Kunsthandwerk des Glases lassen sich diese Entwicklungen eindrucksvoll aufzeigen und verfolgen. Wenn wir Jugendstil-/Art Nouveau-Objekte betrachten, sollten wir uns immer bewusst sein, dass es sich hierbei um Objekte kommerzieller Produktionen handelt, es ging um „Massenprodukte“, die einen hungrigen Markt bedienten! Durch die neuen Produktionsprozesse war es möglich, kein Stück dem anderen gleich zu machen: Massen-Unikate. Natürlich gibt es Prototypen und Modellanfertigungen, die sich aus kommerziellen Gründen zur Massenproduktion nicht eigneten: echte Unikate. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm die Glasproduktion durch die Einführung neuer Produktionsprozesse, Erweiterung des Materialwissens und die Fortschritte der Chemie einen enormen Aufschwung. Die Zentren der Glasbearbeitung waren bis in die zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts England und Böhmen, wobei sich in England besonders Kameo-(Schliff-) glas und Bergkristallglas-Bearbeitung bis in die 1880er Jahre zu einer enormen Blüte entwickelten. In Böhmen, das im 18. Jahrhundert für sein graviertes und geschliffenes Bleikristallglas berühmt geworden war, lief die Entwicklung im 19. Jahrhundert mehr zum farbigen und Überfangglas sowie zum transparent emailliertem Glas. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts breitete sich das Glashandwerk weiter aus und die Methoden der Glasbearbeitung erweiterten ihren Wirkungskreis durch verbesserte Kommunikation (Ausstellungen, Mobilität) 12

und zunehmende Fachliteratur sehr rasch. Gleichzeitig entstand im Bemühen um die bereits beschriebenen neuen Ausdrucksformen eine Vielzahl von Stilarten: Die Motive wurden dabei sowohl in Form asymmetrischer Kompositionen geschwungener Linien oder als einfache, fast geometrische Formen aus der Natur bezogen oder aber bildeten direkt Flora und Fauna ab. Die wichtigsten Methoden waren der Kameoschliff, irisierende Dekors, Emaillierungen und das freie Formblasen. Besonders die Bearbeitung von Überfangglas mit dem Schneiderad war durch die Einführung der Flusssäure am Ende des 19. Jahrhunderts technisch bedeutend unkomplizierter geworden und daher auch kostengünstiger, was schließlich zum Niedergang der englischen (Schneidrad) Kameo-Industrie führte. Obwohl in allen Glas verarbeitenden Zentren diese Methoden zur Verfügung standen beziehungsweise mit ihnen gearbeitet wurde, bildeten sich doch einige Schwerpunkte bestimmter Methoden, die einer bevorzugten Form- und Dekorgestaltung am besten entgegenkamen. So dominierte im französischen Glashandwerk die dem floralen Dekor am angemessenste Kameobearbeitung, geprägt von der Schule von Nancy und ihrem Protagonisten Emile Gallé. Tiffany, dessen Glaskunst der Inbegriff des amerikanischen Jugendstilglases wurde, erzielte alle dekorativen Effekte schon beim technischen Arbeitsgang im heißen Zustand und lehnte alle nachträglichen kalten Dekorationstechniken ab. Das böhmische Glashandwerk war eher von der technischen Experimentierfreudigkeit der Glashütte Johann Lötz Witwe und ihrem irisierendem Dekor sowie der Wiener Werkstätte mit ihren geometrischen Formen geprägt. In Italien kam es vorerst zu einer Renaissance alter venezianischer Formen und Dekore (Stile Liberty oder Stile Floreale), erst Ende der 1930er Jahre gelangte man zu neuen Gestaltungs- und Dekorformen. Frankreichs Wegbereiter für das Art nouveau war der Glas-Emailleur Philippe Joseph Brocard, der bei der Pariser Weltausstellung 1867 Gläser mit islamisch-orientalischem Email-Dekor vorstellte. Seine Gläser mit mehrfarbigem transluzidem und opakem Email in Verbindung mit Goldmalerei riefen große Aufmerksamkeit hervor. Die Qualität seiner Emailfarben, wie Leuchtkraft, Haltbarkeit und Vielfalt war unübertroffen. Weitgehend zeitgleich zum Orientalismus entwickelte sich der Japonismus, besonders japanische Farbholzschnitte begeisterten durch die handwerkliche Qualität, ihre individuelle Formen- und Gestaltungsweise, die naturnahe Symbolik sowie den augenfällig engen Bezug zwischen Kunst und Natur. Aber auch Beispiele chinesischer Glaskunst des 18. und 19. Jahrhunderts gelangten zunehmend nach Europa, wie kleine


„Snuff Bottles“ (dt. Schnupftabakfläschchen) und Vasen mit farbigem Überfang und floralem Hochschnitt-Dekor. Das ostasiatische Handwerk übte einen tiefgreifenden Einfluss aus und brachte vor allem durch die mit ihm einsetzende neue Einstellung zur Natur die wichtigsten Impulse für den Beginn des Art Nouveau. Ihre Neuartigkeit und ihre technische Ausführungen beeindruckten französische Glaskünstler, neben Brocard sei hier vor allem auf François Eugène Rousseau und Emile Gallé verwiesen. Es waren diese Vorbilder, die dem Art Nouveau die entscheidende Prägung vermittelten. François Eugène Rousseaus Anwendungen der bisher in Frankreich wenig benutzten Technik des Überfangglases, das aus zwei- oder mehrfach übereinanderliegenden, teilweise unterschiedlich farbigen Glasschichten bestehen konnte, wobei die letzte deckende Schicht vorzugsweise aus opakem Glas bestand, begeisterte. Das Überfangglas war mit reichem Schnitt versehen, sodass das farblose Grundglas mit seinem glänzenden Krakelee und vielfarbigen Oxideinschlüssen sichtbar wurde. Als Schnittdekorationen verwendete Rousseau ostasiatische Motive wie den Fisch Hokusais oder Blumen mit Schmetterlingen und ganze Landschaftsszenarien. Neu waren auch die unregelmäßigen amorphen Vasenund Schalenformen. Die asymmetrische Gestaltung und die fließenden, geschmeidigen Umrisslinien deuteten bereits auf den Jugendstil hin. Ernest Baptiste Léveillé wurde Mitarbeiter von Rousseau und sein Nachfolger. Emile Gallé (ein Rilke der gläsernen Poesie), befreundet mit und Bewunderer von Rousseau, der ihm die Augen für die ostasiatische Kunst geöffnet hatte, war viel im Ausland herumgekommen. 1864/66 hielt er sich zum Studium in Weimar auf, bereiste Böhmen und besuchte 1871 London und Paris. Auf der Pariser Weltausstellung 1878 war Gallé erstmals vertreten. Grosses Interesse erregten seine Farbgläser in lichtem Saphirton, denen er nach der hellblauen Glasur von Kang-Hsi-Keramik den Namen „Claire de Lune“ gegeben hatte, und die in Deutschland unter der Bezeichnung „Mondscheinglas“ sowie in England als „Moonlight Glass“ zahlreiche Nachahmer fanden. Die handwerkliche Perfektion seiner Veredelungstechniken (Schnitt, Schliff, Emaillieren) und die der Natur entnommenen Motive aus Flora und Fauna machten großen Eindruck. Mitte der 1880er Jahre besuchte Gallé im Berliner Kunstgewerbemuseum die Sammlung Brandt mit chinesischer Glaskunst der Chien-Lung-Zeit. Seinen weltweiten Ruhm erlangte Gallé schließlich mit seiner Präsentation auf der Pariser Weltausstellung 1889, auf der er geschnittene, teilweise opake Überfanggläser mit von der Natur inspirierten Dekors vorstellte. Neben Einzelstücken zeigte er auch erstmals seriell hergestellte Kunstgläser, die im Ätzverfahren ausgeführt waren. Besonderheiten von Einführung

Gallés Glaskunst aber waren ihre poetischen Stimmungen und ihre symbolische Ausdruckskraft, die durch begleitende Inschriften („verrerie parlante“) noch gesteigert werden konnten. Die Erfolge führten 1894 zur Gründung der „Société Lorraine des Arts Decoratifs“, die ab 1901 unter dem Namen Ecole de Nancy bekannt wurde. Zu dieser Vereinigung gehörten auch Antonin Daum (Daum Frères), Henri Bergé, André Delatte, Désiré Muller (Muller Frères) und Paul Nicolas. Nach dem Programm der Schule stellten das Naturstudium und die einheimische Flora die wichtigste Inspirationsquelle dar, gefordert wurde zudem die individuelle sowie ästhetisch anspruchsvolle Gestaltung. Die Ecole de Nancy scheiterte schließlich nicht zuletzt an ihren hochgesteckten kunstpädagogischen Zielen, die die Industrie mit der Produktion trivialer Massenware gleichsam erstickte. Neben Gallé wurde auch Antonin Daum mit der Manufaktur Daum Frères einer der Protagonisten des Art nouveau. Etwa um 1892 entstanden die ersten Ziergläser in Überfangtechnik mit floralen Dekors in Schliff, Schnitt, Ätzung und Emailmalerei. Neben ständigen Versuchen, die mit Flusssäure geätzten Dekorationen zu verfeinern und abzuwandeln, entwickelte Daum zwischen 1896 und 1900 zwei neue technische Verfahren: die vielfältigen Anwendungen von Glaspulverfarben und das Einschließen von Landschaftsbildern zwischen den Überfangschichten. Viele Lothringer Glashütten stellten ihre Produktion auf die von Gallé und Daum vorgegebene Techniken und Gestaltungen ein: Muller Frères (Croismare und Lunéville), André Delatte, Paul Nicolas (beide Nancy), Burgun, Schverer & Co (Meisenthal). Die Pariser Weltausstellung 1900 bedeutete für das französische Art-nouveau-Glas den Höhepunkt. Die besten Glashütten aus allen Ländern zeigten ihre Erzeugnisse, wobei sich zwei Richtungen der Glasproduktion gegenüberstanden: eine konservative Richtung mit Lobmeyr (Wien) und Murano (Italien) und eine fortschrittliche mit Daum, Gallé und anderen französischen Herstellern, L. C. Tiffany (New York) und Johann Loetz Witwe (Österreich). In den folgenden Jahren stellten viele französische Glasmacher ihre Produktion auf den Erfolg versprechenden Gallé-Stil ein: In Frankreich waren dies unter anderem D. Christian & Sohn, Meisenthal, Legras & Cie, St. Denis und Pantin, Cristallerie de Pantin, verwaltet von Stumpf, Touvier, Viollet & Co, Pantin, außerhalb Frankreichs sind unter anderem für Deutschland die Vereinigten Lausitzer Glaswerke inWeißwasser, für Böhmen Johann Lötz Witwe in Klostermühle, die Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Ludwig Moser & Söhne sowie für Russland die Kaiserlich Porzellanmanufaktur in St. Petersburg zu nennen. 13


Kurz nach dem Erfolg der Art-nouveau-Glaskunst auf der Pariser „Supershow“ von 1900 machte sich der Ausklang der Epoche bemerkbar. Schon die Turiner Weltausstellung 1902 zeigte keine nennenswerten Neuschöpfungen. Mit Gallés Tod 1904 kam es zu einem Stillstand.

Tiffany-Gläser beziehen ihren Reiz aus der Spannung des Mit- und Gegeneinanders einer reich differenzierten Form und eines Dekors, das farbliche Vielfalt mit unterschiedlichen Stufen der Lichtbrechung auf der metallisch irisierenden Oberfläche verbindet. Dabei werden die formalen Eigenheiten, wie sie sich aus dem Umgang mit der heißen Glasmasse am Ofen ergeben, bewusst in die Gestaltung miteinbezogen. Zwar bleibt nur wenig dem echten Zufall überlassen, der Eindruck ist dennoch von Spontaneität bestimmt. Ein besonders hervorgehobenes Dekor von Tiffany war die „peacock feather“. Berühmt gewordene Formentypen sind die „Tränenflasche“ („goose neck“ oder „rosewater sprinkler“) nach islamischem Vorbild und „Jack-in-the-pulpit“. „Lava“-Vasen weisen eine stark poröse, annähernd schwarze und stellenweise in allen Farben irisierte Oberfläche auf. Neben Lüstergläsern stellte Tiffany auch Paperweight-Gläser her, bei denen ein farbiges MillefioriMuster in mehreren Arbeitsprozessen in die Glasmasse eingearbeitet und die Oberfläche durch Überfang mit klarem Glas völlig geglättet wurde.

Belgien Die 1825 gegründete Cristalleries du Val Saint-Lambert in Lüttich war um die Jahrhundertwende eine der größten Hütten in Europa. Kunstglas im Sinne des Jugendstils begann man aber erst ab 1890 zu produzieren. Nach Ornamententwürfen von Henry van der Velde wurde Überfangglas mit abstrakten Liniendekors hergestellt, wobei die Überfangschichten auf Kristallgrund aufgetragen und so beschliffen wurden, dass zwischen den geschlungenen Ornamentlinien der kristallklare Grund sichtbar wurde. Um 1906 entstanden Überfangvasen mit geätzten und geschnittenen Blumendekoren nach Entwürfen des Künstlers Louis Léon Ledru, die dann von Henri und Désiré Muller in Croismare ausgeführt wurden. Besonders reizvoll an diesen Gläsern ist die Gestaltung mit gebrochenen Farbtönen in Rostrot, schimmerndem Violett, Indischgelb und rötlichem Grau und Braun, das durch feine Emailmalerei Böhmen stimmungsvoll verschmolzen wird. Beim Jugendstilglas aus Böhmen kommt die gesamte Palette glastechnischer Methoden, die zur damaligen England Zeit bekannt waren, zur Geltung: Schnitt, Schliff, FarbSo bedeutend England im 19. Jahrhundert für die Er- glas, Lüstrierung, Irisierung, Emailmalerei, Galvanizeugung von Gebrauchsglas war, fand das englische sierung, freies Formblasen. Für all diese Techniken gab Kunstglas nicht die weltweite Anerkennung wie Glas es eine jahrzehntelange Erfahrung und Meisterschaft. aus Frankreich. Erst recht spät (zu spät!) begann man Darüber hinaus bewirkte die Zusammenarbeit von sich vom Schleifrad zu trennen. Die Fa. Webb & Son Glashandwerk mit Künstlern und Designern eine Gestellte zwar ab 1900 auf ätztechnisch hergestelltes Ka- staltung im Kontext der auch andere Lebensräume ummeoglas um, allerdings vornehmlich mit indisch und fassenden Jugendstil-Bewegung. Das Ornament wirkte persisch orientiertem Dekor. Eine Ausnahme bildete zart und sparsam, der Entwurf basierte auf Geometrie die Fa. J. Couper & Sons in Glasgow mit dem Entwerfer und der Preziosität des Materials, Gefäßumrisse wurChristopher Dresser, die mit ihrem Clutha-Glas (abge- den reduziert auf einfache Formen. Nach dem englileitet vom alt-schottischen Wort cloudy = wolkig) den schen Muster schlossen sich Architekten und Designer Idealen des Jugendstils nahestand. mit Kunsthandwerkern zusammen, um gehobenes Kunsthandwerk herzustellen. Der für den Jugendstil USA einflussreichste Zusammenschluss war die Gründung Der Antipode zur Gallé’schen Glaskunst war Louis der Wiener Werkstätte 1903, der die Gründung der VerComfort Tiffany in New York mit seinen Lüstergläsern einigten Werkstätten für Kunst und Handwerk in Münund dem irisierenden Glas, bei dem die Gestaltung von chen 1897 vorausging. Form, Farbe und Dekor durch die Behandlung der OberWährend Frankreichs Art nouveau“ um 1900 seifläche mit harzsauren Metallen während der heißen nen Höhepunkt erreicht hatte, erlebte der Jugendstil in Formarbeit und nicht durch kalte Veredelung (Schliff, Österreich und Deutschland seinen Höhepunkt erst Schnitt, Ätzung oder Emailmalerei) erreicht wurde. Da- zehn Jahre später. durch entstand eine Dekorativität aus dem Handwerk Johann Lötz Witwe in Klostermühle war die fühund der Konstitution des Materials heraus und nicht aus rende Hütte für Farbgläser in der zweiten Hälfte des 19. nachträglich angewendeten, dem eigentlichen Prozess der Jahrhunderts. Ihr künstlerischer Leiter seit 1879, Max Glasformung widersprechenden Techniken, auch wenn Ritter von Spaun, legte das Hauptgewicht auf eine ausdadurch ein Materialcharakter des Glases, seine Licht- gezeichnete Hüttenbearbeitung des Glases. Die Farbdurchlässigkeit, mehr oder weniger unterdrückt wurde. zusammenstellungen in der Spaun’schen Lüsterglas14


produktion, die ihre große Zeit im ersten Jahrzehnt nach 1900 hatte, war äußerst mannigfaltig. Die handwerkliche Fertigkeit Lötz’scher Glasmeister war besonders groß in der Anwendung des hüttentechnischen Fadendekors. Die rhythmisierten dynamischen Linien, wie beispielsweise Wellenbänder, Bogenstellungen oder Blattspitzen, überziehen die ganze Wandung der Gefäße und zeigen die charakteristischen Jugendstilformen und -ornamente. Einheimisch waren auch die alten Techniken der Tupfendekore mit Hilfe von Glasbrocken und kleinen Splittern, die in die Wandung eingewälzt wurden, oder die Umwicklung der Gefäße mit mehr oder weniger plastischen Fadennetzwerk. Die Irisierungstechniken waren in Böhmen etwa seit den 1860er Jahren geläufig. Die für Lötz charakteristische Tupfenirisierung, die sogenannte Iris-Papillon (1898–1900), entsprach der Vorliebe des Jugendstils für vielfarbig schimmernde Schmetterlingsflügel. Bei Phänomen (1898–1904) ist das Glas mit mehrfarbigen fadenartigen Linien wellenartig durchzogen. Titania-Gläser (1905–10) sind mit Streifen aus Silberfäden unregelmäßig umsponnen. Häufig sind auch Gefäßwandungen mit dünnen, in Jugendstilornament gestanzten Silberblechen verkleidet oder aber das Gefäß ist auf galvanische Weise mit einem Silberornament geschmückt. Seltene, jedoch wunderschöne irisierte Vasen mit floralem Intarsiendekor von höchster Qualität stellten um 1900 eine Besondertheit dar. Ab 1902 beschäftigte die Hütte auch Glasentwerfer. Zu den bekanntesten zählen die Berlinerin Marie Kirschner, aber auch Koloman Moser, Josef Hoffmann, Otto Prutscher, Michael Powolny, Eduard Prochaska und Carl Witzmann, ein Schüler von Hoffmann, deren Entwürfe einfache geometrische Formen zeigen. Gegen Ende des Jahrzehnts trat die Produktion von Iris-Glas zurück zugunsten von Farbglas mit geätzten Oberflächen, die geometrische Dekore und figurale Muster trugen. Ludwig Moser & Sohn, Karlsbad gehörte ebenfalls zu den größeren Hütten. Unter den vielen Produkten eher geläufig ist ein massives, farbiges Glas mit poliertem Schälschliff mit umlaufenden Goldfriesen, in die meist in klassischer Manier Figuren geätzt wurden. Es wurden auch geschnittene Überfanggläser mit farbiger Schicht auf klarem Kristallglas aufgetragen produziert, wobei der Schnitt sowohl die farbige Überfangschicht wie auch den klaren Fond gestaltete. Moser führte auch Entwürfe der Wiener Werkstätte (Josef Hoffmann, Dagobert Peche u. a.) aus: Glas in den Farben Kobaltblau, Violett, Annagrün, Grün, Brauntopas, geschliffen in einfachen geometrischen Formen.

Jahren eine Gegenbewegung aus, die zurückhaltende schlichte Formen und sparsamen Dekor bevorzugte. Mit dem wachsenden Einfluss der von William Morris getragenen Arts-and-Crafts-Bewegung auf dem europäischen Kontinent und den Werken Henry van der Veldes, insbesondere in Deutschland und Österreich, wurden die ersten Schritte zur Ornamentlosigkeit und zur sogenannten Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre schon vor der Jahrhundertwende getan. So stellte bereits 1900 Fritz Heckert im schlesischen Petersdorf nach Entwürfen des Berliner Malers Ludwig Sütterlin mit Emailfarben bemalte Gläser mit abstrahierten Liniendekors her, die sich von den naturalistischen Vorbildern völlig zu lösen versuchen. Beckmann & Weiss in Mügeln bei Dresden produzierten Überfanggläser mit geätztem Dekor, die sich zwar stilistisch an Gallé anlehnten, aber doch von einer Reinheit und Klarheit beseelt waren, die auch der Transparenz des Materials Glas gerecht wurde.

Art déco Art déco war der fließende Übergang von Jugendstil/ Art nouveau in die Moderne. Der Begriff leitet sich von der Exposition des Arts Décoratifs et Industriels Modernes in Paris 1925 ab und bürgerte sich erst retrospektiv in den 1960er Jahren ein. Im engeren Sinne fasst Art déco das Kunsthandwerk jener hauptsächlich auf das Dekorative und Modische (Glamour, Jazz, Charleston) ausgerichteten Stilrichtung zusammen. Die Entwicklung des Art déco verband das Kunsthandwerk mit der industriellen Fertigung. In Frankreich produzierten zwar die Glaswerke von Gallé noch Kameoglas bis 1931, aber nach dem Tod von Gallé im Jahr 1904 ohne neue Impulse. Bei den Produkten der Glaswerke von Daum traten hingegen zunehmend mehr geometrische Formen mit stilisierten Motiven in den Vordergrund: Objects d’art wurden vereinzelt noch hergestellt, aber eher als Modellversuche, bei der neue Techniken (Metallfolieneinschlüsse) oder einfarbig dickwandig geblasene Gefäße mit Ätz- oder Schneidradgravur industriell gefertigt wurden. Auch die Verreries Schneider, gegründet vom den ehemaligen Daum-Mitarbeiter Charles Schneider, führte konsequent dessen Stil weiter: Ab Anfang der 1920er Jahre entstanden die sogenannten Intercalaires, Vasen und Schalen mit bunten Fleckmustern zwischen zwei Schichten, wobei häufig auf floralen Schmuck verzichtet wurde. In den Zwanzigerjahren wurde Pâte de verre sehr beliebt, auch wenn die neuzeitliche Anwendung dieser antiken Technik in das 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden können: Henri Cros und Albert Dammouse sind Deutschland hier als bekannte Künstler zu nennen. Die überreichen floralen oder naturalistischen Formen François-Emile Décorchemont entwickelte in seiund die oft bunte Farbenwahl löste schon nach wenigen ner Frühphase sehr dünnwandige Gefäße mit feinen, Einführung

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reliefartigen Pflanzendekors, bevor er nach dem Ersten Weltkrieg zu geometrisch-monumentalen Formen des Art déco überging. Auch Amalric Walters Arbeiten in seiner Frühphase bei Daum Frères (von 1906 bis 1914) sind in ihrem Naturalismus bestechend. Nach dem Ersten Weltkrieg arbeitete er selbstständig mit Henri Bergé als Entwerfer. Überaus reizvoll in Farbe und Modellierung sind ganz naturalistische Chamäleons, Krebse, Eidechsen, Insekten, Vögel und Pflanzen gestaltet. Gabriel Arg-Rousseaus Arbeiten hingegen sind stärker stilisiert als die von Walter, aber mit ähnlichen Motiven: stilisierte Blumen, Schmetterlinge, Früchte, Blattranken sowie klassizistische Motive. Auguste Heiligenstein wandte sich mehr geometrischen Formen mit stilisierten Motiven zu. Auch Emailglas wie von Marcel Goupy, der später für Legras in St. Denis entwarf, gewann an Popularität. Maurice Marinot war seiner Zeit voraus (siehe skandinavisches Glas der Nachkriegszeit). Seine Gläser sind wie ein Stück Natur: Dickwandige und schwere Vasen und Flaschen aus farblosem Überfangglas schließen verlaufende, gerissene oder krakeliert gemusterte Farbschichten oder dicht gestreute Luftblasen ein. Die Materie scheint in einem Vulkanschlot geschmolzen, blasig, voller merkwürdiger Strukturen und Geheimnissen. Andere Gefäße zeigten Wandungen mit tief durchfurchten Oberflächen mittels Tiefätzung: schlichte Formschönheit aus gekonntem Spiel mit Transparenz und Lichtbrechung. Ähnliche Gläser schufen Henri Navarre, André Thuret und Georges Dumoulin. René Jules Lalique war unbeeinflusst vom Art nouveau, seine industrielle Glasfertigung (Parfumflakons etc.) begann erst nach 1910 mit formgeblasenem Glas (große runde Vasen), formgepresstem, teilweise intern koloriertem, Glas und Opalglas (perlmutt, blau oder gelb schimmernd). In Mitteleuropa (Deutschland, Österreich, Skandinavien) entwickelte sich das Glashandwerk zu einer neuen Sachlichkeit, bei der die Funktion und industrielle Fertigung die formale Gestaltung beherrschten. Diese Entwicklung war geprägt von der wiedererlangten Dominanz der Architektur als Bindeglied des gesamten (Kunst-)Handwerks, formalisiert in der Verwirklichung der Bauhaus-Idee in Deutschland (Walter Gropius, Mies van der Rohe u. a.) sowie der Wiener Werkstätte in Österreich (Josef Hoffmann, Koloman Moser, Adolf Loos, Michael Powolny, Otto Prutscher u. a.). Beispiele für das Glaskunst-Handwerk sind in Deutschland: Wilhelm Wagenfelds Kubus-Behälter der Vereinigten Lausitzer Glaswerke, Jenaer Glas, WMF (Karl Wiedmann, Walter Dexel, Wilhelm von von Eiff); in Österreich: J. & L. Lobmeyr (Bronzit-Glas von Hoffmann, schwarz-weiße Zebra-Serie von Moser) und Johann Lötz Witwes 16

(farb)opal Glas (entworfen vom Hoffmann-Schüler Carl Witzmann), in Skandinavien Orrefors Graal-Glas (Edvard Hald, Vicke Lindstrand); Kosta Boda mit geblasenem z. T. blass gefärbtem Glas mit Motiven aus der Moderne und mit neoklassizistischen geometrischen und figürlichen Motiven (Edvin Ollers, Ewald Dahlskog, Elis Bergh). In Finnland Karhule Iittalas Savoy-Gläser von Alvar Aalto. Der Zweite Weltkrieg hatte zum Niedergang des Kunstglashandwerks geführt, nur Länder und Regionen, die vom Krieg relativ unbehelligt geblieben waren, bildeten eine Ausnahme: Venedig (beide Kriegsseiten hatten sich geeinigt, die Stadt nicht zu zerstören) und die skandinavischen Länder. Glaskunsthandwerk 1945 bis 1965 Murano Das Glaskunsthandwerk auf Murano konnte aufgrund der Unversehrtheit während des Krieges weiterarbeiten und gewann nach Kriegsende schnell seine alte Kraft zurück. Besondere Merkmale waren das frei- und formgeblasene Glas. Gravuren und Glasschleifen wurden selten verwendet, die bei dem dünnen Soda-Glas, das gewöhnlich in Venedig verarbeitet wurde, kaum möglich waren. Das Thema des venezianischen Glases war fast immer die Farbe. Farben wurden nicht nur wegen ihrer Schattierungen, sondern auch wegen ihrer Tiefe, Intensität und der Brechkraft jeden Farbtones eingebracht. Undurchsichtigkeit und Durchsichtigkeit waren Faktoren, mit denen behutsam umgegangen wurde. Carlo Scarpa war Veninis künstlerischer Leiter seit 1932; er entwarf Vasen und Schalen mit Dekoren aus verschlungenen farbigen Bändern (tessuto) und mit Murrine-Dekors. Fulvio Bianconi arbeitete seit 1946 sehr eng zusammen mit Venini Sein Werk hat das Gesicht der modernen Glasgestaltung Muranos in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wesentlich bestimmt. Bianconis Werk ist geprägt von Unbeschwertheit und Heiterkeit mit höchster handwerklicher Qualität. In die frühe Phase seiner Entwurfstätigkeit gehören die Fazzoletto-Schalen. Diese Schalen bringen in ihrer locker-schwerelosen Zanfirico-Variante den Zeitgeschmack auf den Punkt. Bianconi beobachtete mit wachen Augen die Entwicklung der Malerei seiner Zeit. Dies zeigt sich in seinen kraftvollen Gläsern a macchie. Geradezu Geniestreiche sind die Gefäße, in denen der komplizierte räumliche Aufbau der Form in einen spannungsgeladenen Kontrast zu farbigen Glaseinlagen – meist einfache Streifen – gesetzt wird. Deutlich wird das gleiche Prinzip bei den Gläsern der Pezzato-Serie. Ihre nie ins Bunte abgleitende, aus einzelnen Flecken aufgebaute Farbstruktur ist


neben Anklängen an Patchworkarbeiten sicher ohne Anregung aus der Malerei – etwa Paul Klees Arbeiten der frühen 1930er Jahre – nicht zu denken. Tobia Scarpa, ebenfalls bei Venini, entwickelte die Occhi-Dekore (occhi = Augen): Murrine-Glas mit einem klaren, farblosen Kern wurde mit rotem Glas überfangen, sodass es aussieht, als wäre ein unregelmäßiges Netz über das Glas gespannt. Darüber hinaus verfeinerte Scarpa die Oberflächentechnik Battuto (dt. gehämmert, geschlagen), mit der eine satinierte Oberflächenwirkung erzeugt wird. Paolo Venini steuerte ebenfalls Entwürfe für die Fertigung bei. Bis zu seinem Tode 1959 hatte das Venini-Glas einen unverwechselbaren eigenen Stil, ohne jedoch uniform zu werden. Ercole Barovier (Barovier & Toso) schreckte vor keinem formalen Wagnis zurück. Er hatte eine Neigung zu ausgeprägt plastischen Gestaltungen, die sich in bizarren, asymmetrischen Gefäßen der Eugeneo- und Barbarico-Reihen entlud, die den Hintergrund der Skulptur seiner Zeit erkennen lassen. Daneben erprobte er neue Oberflächen und Arbeiten mit fertigen Murrinen, um sich schließlich mehr und mehr auf die Mosaikglastechniken zu konzentrieren. 1945 verließ Archimede Seguso Vetri d’Arte und gründete seine eigene Firma. Seguso definierte die alte Kunst der Fadenglasgestaltung völlig neu. Seine zuvor nie gesehene, wie von einem sensiblen Tremolo erfüllten Schöpfungen trafen den Geist der unruhigen, zunächst nur ziellos nach vorne orientierten Zeit noch präziser als dies Venini gelang: das Merletto-Dekor (merletto = Spitze). Merletto und Composizione lattimo waren gestalterische Schlüsselwerke Muraneser Glaskunst der 1950er Jahre. Eine weitere Technik Segusos war a piume (piume = Feder), wobei dünne Fäden so gekämmt wurden, dass sie wie Federn aussehen. Das Werk Flavio Polis, künstlerischer Leiter der Seguso Vetri d’Arte, verbindet Italien und Skandinavien, auch wenn es seinen eigenständigen Wert besitzt. Für Polis oft auf Vorbilder der Natur gegründete, streng stilisierte und klare Formen sowie für seine raffinierte Arbeit mit dünnen Farbglasschichten unter dickwandigem Kristall lassen sich zeitgleich schwedische (Vicke Lindstrand), aber auch finnische (Tapio Wirkkala, Timo Sarpaneva) Parallelen aufzeigen. Polis Entwürfe, insbesondere die aus Muscheln und Schnecken entwickelten Formen der Serien Valve und Conchilie und die äußerst exakte Ausführungen fordernden Siderale-Gläser mit ihren konzentrischen Ringen stellten höchste Ansprüche an die Glasbläsermeister. Auch Polis Entwürfe zur Anwendung der Incisio-Technik und für die Vetri sommersi (1956) sind bestimmt durch klare und einfache Formgebung und eine ausgesuchte Tonigkeit, mit der die Farbe in den Überfängen der Kristallgläser abgestimmt sind. Dino Martens, seit 1948 Mitarbeiter der Manufaktur Einführung

Aureliano Toso, nutzte die ganze Breite der Möglichkeiten der Muraneser Glaskunst, die Gefäßhaut mit der Malern entlehnten Mitteln zu gestalten: die Aufschmelzung von pulverisiertem oder zu Kröseln zerstoßenem Farbglas, den Goldflitter des Aventurin, das Gespinst feiner Zanfirico-Stäbe, die Musterungen von Millefiori-Scheibchen oder großformatigen Sternmurrinen u. v. m. – wie Farben auf der Palette des Malers. Seine Serie Oriente, aber auch die Serie Eldorado, die zwischen 1952 und 1956 entstanden, zeigen diese überschwängliche Expressivität am deutlichsten. Andere Serien sind Pulegoso (1953/54), Pittorico (1955) sowie Gläser mit Zanfirico-Technik wie Vienna und Luminoso (1957/58). Giulio Radis Entwürfe ab 1948 für Arte Vetreria Muranese besitzen kraftvolle einfache Formen, erlangten ihre Besonderheit aber durch neuartige Farbeffekte, die durch Reaktionen von speziellen Metallauflagen zustande kommen und durch farblosen Überfang an Tiefe gewinnen. Alfredo Barbini verließ die figürliche Plastik und wandte sich schlichten, ungegenständlichen Formen zu, die ihre Wirkung aus der Interaktion zwischen der äußeren Kontur des Objekts und einem farbig unterfangenen Einschluss im Inneren beziehen, das Vetro pesante (1962). Skandinavien Das Glas, das in den Nachkriegsjahren in Skandinavien hergestellt wurde, war sowohl von stilistischen Überlegungen als auch von einer Konzentration auf das Material bestimmt. Organisationen und Designer bemühten sich, das Konzept eines eigenständigen skandinavischen Stils, das seit den 1930er Jahren schon in den Köpfen existierte, umzusetzen: „Skandinavisches Design“ (Wanderausstellung Design in Scandinavia, 1954– 57 in Europa und Nordamerika). Den Stil, der sich hier herausgebildet hatte, könnte man als eine spielerische Variante des Funktionalismus bezeichnen, wie er sich im Bauhaus-Design der 1920er Jahre ausdrückte. Das skandinavische Glas der Nachkriegszeit wurde von natürlichen Formen beherrscht. Farbe spielte eine bedeutend geringere Rolle als beim venezianischen Glas, und die eher wässrigen Töne des hohen Nordens waren vorherrschend. Das kristallklare skandinavische Flintglas eignete sich hervorragend für gravierte und geschliffene Dekore. Bei Orrefors (Schweden) prägte eine junge Generation von Designern die Fertigung: Edvin Öhrström (Ariel-Technik), Sven Palmquist (Ravenna-Technik), Nils Landberg und Ingeborg Lundin (Ravenna-Technik). Eine prägende Rolle bei Kosta Boda (Schweden) hatte Vicke Lindstrand, der 1950 dorthin wechselte und die Colora-Serie entwickelte. Für Karhula Iittala (Finnland) sind zu nennen: Tapio Wirkkala (Kantarella-Vasen, 1946–51, Eisberg-Vasen, 1956) und Timo Sarpaneva (Vasenserie Orchid, 1954). „Die Glaskunst in Italien (wie auch in Skandinavien) der 17


50er und 60er Jahre findet ihre Bedeutung nicht nur in ihrem Wert als eigenständige Kunstäußerung, sondern auch in ihrer Ausrichtung auf den Zeitstil in Architektur und Innendekoration. Die großen Hütten waren bemüht, Glasobjekte zu schaffen, die über ihre vordergründige Funktion als Blumenbehälter oder Obstschale hinaus in der Lage waren, der modernen Wohnung eine „typische Physiognomie“ zu geben. So ist die Glasgestaltung dieser Jahre in Murano (und Skandinavien) beides: im besten Sinne angewandte Kunst und freier Beitrag zur Kunst der Zeit.“ (Flavio Poli, Paris 1956, siehe Ricke, H./E. Schmitt, Italienisches Glas, S. 28) Studioglas und Glasskulpturen 1965 bis heute Der Höhepunkt des (Kunst-)Glashandwerks wurde in den 1960er Jahren überschritten. Die handwerkliche Kunst wurde zu teuer, um noch Abnehmer zu finden. Die maschinelle Konsumproduktion gewann die Oberhand, viele kleine Manufakturen und Hütten mussten schließen. Auf einem Kongress amerikanischer Kunsthandwerker in Lake George im Staat New York forderte 1959 der amerikanische Glaskünstler Harvey K. Littleton, dass „Glas ein Medium für den Künstler sein sollte“. Dominick Labino, Leiter der Forschungsabteilung der John-Manville Fiber Glass Corporation entwickelte auf Wunsch der Künstler ein Glas mit einer niedrigen Schmelztemperatur und konstruierte auch einen kleinen Ofen dazu, sodass es möglich wurde, in einem Atelier Glas zu bearbeiten. Unabhängig von dieser Entwicklung in den USA gelang es 1963 Volkhard Precht in Lauscha mit der Unterstützung erfahrener Glasmacher aus den heimischen Hütten einen kleinen Ofen zu bauen, in dem er selbst Glas schmelzen konnte, um in Hüttentechnik Gefäße zu blasen. Aus diesen Anfängen bekam die Studioglasbewegung einen weltweiten Auftrieb. Zu den Glaskünstlern der ersten Stunde gehören in den USA Harvey K. Littleton, Dominick Labino und Dale Chihuly. In Deutschland verbreitete Erwin Eisch, der schon 1959 Littleton kennengelernt hatte, die Idee des Studioglas, d.h., Glas als Medium der Künstler. zweck- und funktionsfrei wie jedes Kunstwerk.. In Japan wurde seit den 1980er Jahren Fujita Kyōhei ein Vorreiter des Studioglases. Für das Kunsthandwerk rückte die dekorative Gestaltung von Glas in den Vordergrund. Für Deutschland zu nennen sind hier neben Erwin Eisch in Frauenau besonders Volkardt Precht in Lauscha/Thüringen, später dann Kurt Wallstab (Fadendekor), Klaus Moje (plastischer Tiefschnitt), Isgard Moje-Wohlgemuth (Glasmalerei), Karl und Wolfgang Schmid, Manfred Thomczyk in Zwiesel und seit den 90er Jahren zahlreiche junge 18

Künstler, unter anderem Hans Wudy in Zwiesel; in Österreich baute Jack Ink, ein Schüler von Harvey K. Littleton, für die Wiener Firma J.& L. Lobmeyr 1976 ein Heißglasstudio in Baden bei Wien auf und gab dadurch zahlreichen jungen Künstlern in Workshops die Gelegenheit, mit Glas zu arbeiten, darunter unter anderem Alina Görny und Gary Beecham; für Norwegen sind Benny Motzfeld und für Schweden Göran Wärff bei Kosta Boda sowie Lars Hellsten bei Orrefors zu nennen. In den 1990er Jahren begann ein erneutes Interesse am funktionalen Kunstglashandwerk. Muraneser Hütten wie Venini und Salviati sowie die schwedische Manufakturen Kosta Boda und Orrefors kamen mit in kleiner Auflage hergestellten Vasen, Schalen, Karaffen u. ä. auf den Markt, in dem der Sinn für „das einfache Schöne“ nach Polis Ausführungen von 1957 (vgl. Zitat) erneut Bedeutung gewann, und man auch wieder bereit war, dafür einen höheren Preis zu zahlen. Aber das entscheidend Neue durch die technische Tieftemperatur-Glasbearbeitung, war, dass Glas nun in kleinen Mengen und im Atelier von Künstlern direkt bearbeitet werden konnte. Es waren keine Hochöfen und Glashandwerksmeister, die nach den Vorlagen (Entwürfen) von Künstlern und Architekten/Designern die Glasobjekte im heißen Ofen fertigten, mehr nötig. Glas wurde zu einem Material der bildenden Kunst, wie Holz, Stein, Metall, und auch Glaskunst wurde damit eine individuelle Künstlerkunst. Damit entfallen zudem regionale Merkmale. Tschechien Der Erste Weltkrieg und seine Folgen beendeten den Höhenflug des böhmischen Glases. Mit dem Ende des Krieges wurde 1919 aus Böhmen, Mähren und der Slowakei die Republik Tschechoslowakei und damit eine völlig neue gesellschaftliche Formation geschaffen. Die amtliche Sprache wurde Tschechisch, alle öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Fachschulen, Hochschulen gingen hoheitlich von Wien an den neuen Staat über. Deutsch als Sprache wurde in dem Maße verdrängt als tschechischsprachige Lehrmittel und Lehrer zur Verfügung wurden. Das traf natürlich auch für die Glasfachschulen zu. Haida wurde Nový Bor, Steinschönau Kamenický Šenov. Eine tschechischsprachige Glasfachschule wurde 1920 in Eisenbrod, jetzt Železný Brod, gegründet, aber erst 1924 konnte ein Direktor gefunden werden: Alois Metelák (bis 1948). Im Lehrkörper war auch ein junger erfahrener Architekt, Jaroslav Brychta, der Anstöße (flammenbearbeitete Kleinfigurinen) zu Produktionen gab, die die Glashütten wirtschaftlich arbeiten ließen. In den folgenden zwanzig Jahren ging es um einen Neuaufbau der Glasindustrie von Grund auf, denn bis zum Ende des Krieges waren die Unternehmer Deut-


sche und Österreicher, ebenso die Manager, Designer und Ingenieure. Die gering ausgebildeten Tschechen arbeiteten für wenig Lohn in den Hütten und Schleifereien. Natürlich gab es auch eine kleine tschechische „Elite“, die an der Fachschule für Angewandte Künste in Prag die Neuausrichtung umsetzten, wie Josef Drahoňovský, Leiter der Schule bis 1938, sowie sein Nachfolger bis 1948 Karel Štipl. Diese Aufbauphase war auch geprägt von der Loslösung der Deutsch-Österreich-Ungarn-Geschichte hin zu einem tschechischen Selbstverständnis, was auch bedeutete, dass man nicht an das vergangene Böhmen anschließen wollte, sondern eine eigene, eine tschechische Besonderheit herausschälen musste; Gebrauchsund Luxusglas-Produktion gab es inzwischen weltweit, um tschechisches Glas für Käufer attraktiv zu machen, musste dies ein Alleinstellungsmerkmal aufweisen – ebenso wie skandinavisches oder Muraneser Glas. Dabei hat man natürlich auch die Zeitströme miteinbezogen, wie den Surrealismus (z. B. Heinrich Hussmann für Ludwig & Moser, Karlsbad) und Funktionalismus, wobei der Funktionalismus à la Bauhaus von tschechischen Architekten und Designern bevorzugt aufgegriffen wurde. 1938/39 wurde diese Entwicklung durch das Münchner Abkommen und die Besetzung von Böhmen und Mähren Anfang 1939 sowie den Beginn des Zweiten Weltkriegs unterbrochen. 1945 begann dann ein zweiter Anlauf, mit nun allerdings schon besseren Personalvoraussetzungen. Leiter der Fachschule Kamenický Šenov wurde René Roubicek (1922–2018); die Leitung der Fachschule Nový Bor wurde Stanislav Libenský (1921–2002) / Malerei, Karel Hrodek (1915–1990) / Gravur und Josef Michael Hospodka (1923–1989) / Schnitt übertragen. In Zelezný Brod übernahm Alois Metelák (1867–1980) die Leitung, Mitglied der Fakultät war auch Jaroslav Brychta (1895– 1971), 1954 übernahm Libenský die Leitung. Die Fachschule für Angewandte Künste in Prag wurde 1946 zur Akademie befördert, Leiter wurde Josef Kaplický (1899–1962). Nach seinem Tod übernahm 1963 Libenský die Leitung der Akademie. Wenn auch in den ersten Jahren nach Kriegsende die Entwicklung weitergeführt werden konnte, erfolgte nach der Übernahme der Regierung durch die Kommunisten auf Druck der Sowjetunion eine Hinwendung zur Schwerindustrie und eine Zurückdrängen der Gebrauchs- und Luxusgüterindustrie. Dies hatte zur Folge, dass in den Jahren 1950 bis 1952/53 die Glasfachschulen Kamenický Šenov und Nový Bor geschlossen wurden. Nur Zelezný Brod wurde weitergeführt und erhielt unter der Leitung von Jaroslav Brychta 1950 ein Kunsttechnisches Entwicklungszentrum, in dem auch seine Tochter Jaroslava Brychtová nach einem Studium an der Akademie der Schönen Künste in Prag, eine Anstellung fand. Einführung

1953/54 wurde der Unterricht an den Glasfachschulen wieder aufgenommen und erste Präsentationen der „neuen tschechischen Glaskunst“ erfolgten bei internationalen Ausstellungen wie der Triennale in Mailand 1957 und der Weltausstellung in Brüssel 1958. Es gab zwar Anerkennung durch Auszeichnungen, aber ohne öffentliche Breitenwirkung. Auch die Ausstellungen in Berlin 1958, Corning 1959, Amsterdam 1961 und einige andere brachten der tschechischen Glaskunst zwar viel Anerkennung durch Fachleute, aber eben nur durch diese. Die fehlende Breitenwirkung mag auf zwei wesentliche Gründe zurückzuführen sein: einmal gab es ein anscheinend unüberwindliches Vorurteil, dass in einem totalitären Staat keine (freie) Kunst entstehen könne, und zum anderen, dass generell, also auch in der freien Welt, Glas nicht als Werkstoff der bildenden Kunst wie Holz, Stein, Metall begriffen wurde, denn auch die Studioglaskunst fand lange kein Echo in der Öffentlichkeit. Erst durch die Arbeiten von Chihuly änderte sich das in den USA. In Europa, besonders Deutschland, hat die skulpturale Glaskunst bis heute nur eine kleine Interessen-Gemeinde. Die mannigfaltigen Auszeichnungen auf den Messen und Ausstellungen bestärkten aber Berater der tschechischen Regierung, diese Art der Glaskunst als zukünftige Exportprodukte zu fördern. Dies und die Entwicklung der Studioglaskunst Anfang der 1970er Jahre im Westen haben uns seither erkennen lassen, inwieweit die nach dem Zweiten Weltkrieg graduierten Künstler wie René Roubícek (1922–2018), Stanislav Libenský (1921–2002) mit Jaroslava Brychtová (1924– 2020), Václav Cigler (geb. 1929), Pavel Hlava (1924– 2003), Vladimír Kopecký (geb. 1931), Jiří Harcuba (1928–2013) und Karel Wünsch (geb. 1932) unsere Vorstellung von der tschechischen Glaskunst seither geformt haben. Die nachfolgenden Generationen mit Pavel Trnka (geb. 1936), František Vízner (1936–2011), Milan Vobruba (1934–2016), Jan Fišar (1933–2010), Karel Rybáček (1931–2006), Stepan Pala (geb. 1944), Zora Palová (geb. 1947), Ivo Rozsypal (geb. 1942), und Miloš Filip (1926–1966) sowie die „Enkel“ Vladimira Klumperova (geb. 1954), Eva Vlčková (geb. 1966), Vlastimil Béranek (geb. 1960) und Zdenèk Lhotský (geb. 1956) haben die Skulpturen-Glaskunst zu einem neuen „Güte-Standard“ geführt. Renate und Dietrich Götze

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Faszination Glas: Die Sammlung Renate und Dietrich Götze von Kirsten Limberg Die Glaskunst ist ein weites Feld – schon in der Antike hat der Werkstoff Glas die Menschen beschäftigt und das tut er bis heute. Kunstvolle Objekte sind über die Jahrhunderte entstanden, häufig konzipiert als Gebrauchsgegenstände, denen in unserer heutigen Zeit die Aura eines raffinierten Kunstobjekts innewohnt. Geografisch finden sich herausragende Beispiele ebenso in zahlreichen Ländern Europas wie auch in den USA und Japan, Gestaltungsweisen und Ausführungstechniken zeigen eine große Verschiedenheit. So eröffnet sich ein spannendes Beschäftigungsfeld, das in all seiner Vielfalt gleichermaßen fasziniert wie fesselt. Und doch fristet die Glaskunst in der Kunstgeschichte eher ein Nischendasein – so gibt es nur wenige Museen, die Glaskunst zeigen, und auch im Bereich der Publikationen schließen sich die vielen Lücken nur langsam. Wird den Glasvasen des französischen Art nouveau – vermutlich aufgrund ihrer offenkundigen fein herausgearbeiteten Dekore, die in großer Detailliebe ganze Landschaften auf Glas entstehen lassen – noch kunsthistorische Anerkennung zuteil, scheint diese Aufmerksamkeit abzunehmen, je stärker man sich der Gegenwart nähert. Das mag den Kenner verwundern und erstaunen, lässt sich durch Glas doch so vieles ausdrücken: Fragilität und Robustheit, Transparenz und Opazität. Gleichzeitig ist die Glaskunst untrennbar verbunden mit dem Prozess ihrer Herstellung: Seien es imposante Hochöfen oder kleinere Atelieröfen – wer einmal einem Glasbläser bei seiner Arbeit zugesehen hat oder einen Blick auf die während der Produktion vielen zerbrochenen Objekte werfen durfte, der bekommt eine Idee von der großen körperlichen und auch mentalen Anstrengung, die solch ein Handwerk vom Künstler fordert. Das Objekt, das am Ende des Schaffensprozesses steht, lässt diese Mühen jedoch in den Hintergrund treten und lenkt die Aufmerksamkeit stattdessen auf ein kunstvolles Form- und Farbenspiel – in der Sammlung Renate und Dietrich Götze ist dies in all seinen Facetten und Ausprägungen eindrucksvoll zu bestaunen. Insgesamt umfasst die Sammlung mit einem Bestand von 479 Objekten eine chronologische Breite von mehr als 130 Jahren: Abgesehen von wenigen Ausnahmen datieren die frühesten Werke auf die Zeit um 1880, gleichzeitig finden sich zudem Arbeiten aus den 2010erJahren. Und auch geografisch spannt die Sammlung einen weiten Bogen von Frankreich über Deutschland 20

und Böhmen bis hin zu Skandinavien, Italien und den USA. Prominente Glaskünstler wie Émile Gallé und Louis Comfort Tiffany finden sich ebenso wie die klangvollen Namen der Glasmanufakturen Daum Frères, Johann Lötz Witwe oder Venini. Gleichzeitig sind zahlreiche zeitgenössische Glaskünstler wie Erwin Eisch, Dale Chihuly oder Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová in der Sammlung vertreten. Im Folgenden sollen – unter Bezugnahme auf Einzelstücke aus der Sammlung – die verschiedenen Schauplätze der Glaskunst und deren Hauptprotagonisten vorgestellt werden, begonnen mit der Zeit von 1880 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945. Den Anfang dieses langen Weges durch 130 Jahre Glaskunst wird Frankreich machen, da sich hier für das Glas im 19. Jahrhundert das Tor in eine neue Welt öffnete. Die Reise geht danach weiter über Böhmen in die USA und schließlich nach Deutschland. Mit der Betrachtung der Objekte aus Italien und Skandinavien rückt der Fokus zunehmend in die Zeit nach 1945 bis in unsere Gegenwart und wird – unter Aufhebung geografischer Kategorien – mit der Vorstellung ausgewählter Studioglasobjekte und Glasskulpturen der Sammlung beschlossen. Frankreich Wie keine andere Epoche zuvor zeichnete sich das 19. Jahrhundert im Bereich des Kunstgewerbes durch die Suche nach einem einheitlichen Stil aus – jedoch führte der Versuch, historisch bewährte Kunstelemente als Ausgangspunkt für eigene Form- und Dekorlösungen zu definieren, erst mal zu einer recht unübersichtlichen Stilvielfalt, der retrospektiv schließlich mit dem Epochenbegriff des Historismus Rechnung getragen wurde. Im Bereich der Glasherstellung – sei es in Frankreich, aber ebenso in anderen europäischen Ländern – zeigte sich gleichermaßen ein Interesse an historischen Formen wie auch an alten Techniken, gleichzeitig war man bemüht, neue, verbesserte Herstellungsverfahren und innovative Veredelungstechniken zu finden – und dies alles vor dem Hintergrund, dass die Zunahme maschineller Fertigungsmöglichkeiten mit dem künstlerischen Anspruch des traditionellen Kunsthandwerkers in Einklang gebracht werden musste. Ablehner und Befürworter des technischen Fortschritts standen sich auf der Suche nach einer Lösung des scheinbaren Dilemmas gegenüber. Hatte das französische Kunstglas in den


zwei Jahrhunderten zuvor in einer Art Dornröschenschlaf gelegen, nahm seine Bedeutung nun stetig zu. Im ganzen Land gründeten sich Glasmanufakturen oder wurden wiederbelebt, und eine besondere Stellung kam dabei der Gegend rund um Paris und Elsass-Lothringen zu. Namhafte Unternehmen wie Baccarat oder Vallerysthal waren hier angesiedelt und begannen, den Triumphzug des französischen Kunstglases anzutreiben. Untrennbar verbunden mit dem Glas des Historismus waren die Weltausstellungen, die Schauen 1873 in Wien und 1878 in Paris markierten einen Höhepunkt.1 Vor dem Hintergrund dieses wirtschaftlichen wie auch künstlerischen Aufschwungs im Bereich der Glasfertigung mag es nicht verwundern, dass es Frankreich war, dem es früher als alle anderen europäischen Länder schließlich gelang, sich von der historisierenden Form- und Dekorsprache zu lösen. Den Anfang machte Philippe-Joseph Brocard (1831–1896) mit seinen orientalisch inspirierten, reich dekorierten Gefäßen (Kat.Nrn. 1, 6) die ihn zu einem gefeierten Künstler machten und die Bewunderung eines 15 Jahre jüngeren Künstlerkollegen auf sich zogen, der für die Entwicklung des Art nouveau die bestimmende Rolle spielen sollte: der 1846 geborene Emile Gallé. Der Sohn eines Glas- und Keramikhändlers zeigte schon früh nicht nur ein großes künstlerisches, sondern auch naturwissenschaftliches Interesse. Nach einer praktischen Ausbildung im Dekorationsateliers seines Vaters, das dieser seiner Firma angeschlossen hatte, nahm Gallé Zeichenunterricht bei in Nancy ansässigen Künstlern und ging zudem nach Weimar, um dort Zeichnen und Modellentwurf zu studieren. Er unternahm Reisen innerhalb Deutschlands und nach Böhmen, bevor er ab 1866 die Glasherstellung im elsässischen Meisenthal erlernte. In den Folgejahren widmete sich Gallé dann zunehmend innovativen Experimenten und Forschungen rund um den Werkstoff Glas, um neue Wege in Gestaltung und Bearbeitung zu finden. 1874 übernahm er die künstlerische Leitung der väterlichen Firma und begann ab den 1880er-Jahren zahlreiche Werkstätten zu begründen, in denen mit verschiedenen Techniken experimentiert werden konnte. In dieser Zeit ließ Gallé die Entwürfe aus den Ateliers der Manufaktur Gallé, auch wenn diese nur selten aus seiner eigenen Hand stammten, bereits musterrechtlich schützen. Ihm selbst kam dabei die Rolle eines Supervisors und Anregers zu, der aus den zahlreichen Entwürfen auswählen konnte, stets das letzte Wort hatte und dadurch den gesamten Entwicklungs- sowie Produktionsprozess im Auge behielt. Als Gallé auf der Pariser Weltausstellung 1889 schließlich die Objekte aus seiner

Manufaktur präsentierte, brachte ihm das den Großen Preis ein, was Ruhm und Erfolg auch international verstärkte. Auf dem Höhepunkt ihrer Produktivität, im späten 19. Jahrhundert, beschäftigte Gallés Werkstatt fast 300 Mitarbeiter, was eine Idee davon vermittelt, welche Auswirkung dies auf den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stellenwert der Glaskunst in Nancy und darüber hinaus in Frankreich hatte.2 In der Sammlung befinden sich insgesamt 39 Objekte, die Emile Gallé zuzuordnen sind, das früheste Objekt (Kat.-Nr. 8), es ist auf das Jahr 1867 zu datieren, bildet hierbei eine Ausnahme, der Großteil der Arbeiten entstand um 1900 und somit auf dem Höhepunkt von Gallés künstlerischem Schaffen. Dabei war auch Gallé ganz Kind seiner Zeit und zeigte sich gleichermaßen fasziniert von ostasiatischer Kunst wie einige seiner Zeitgenossen, auch wenn ihm hier zweifelsohne eine Pionierrolle zukommt. Jedoch erforschte er nicht nur den Dekoreinsatz und die Formgebung, sondern durchaus auch die technischen Verfahren, die im ostasiatischen Kunsthandwerk Anwendung fanden. Hinzu kam, dass Gallé 1885 den japanischen Naturforscher, Maler und späteres Mitglied der École de Nancy, Tokuso Takashima (1850–1931), traf, der zum Studium der europäischen Botanik nach Nancy gekommen war und durch den Gallé in die ostasiatische Ästhetik und Naturlehre eingeführt wurde. So lässt sich in den Entwürfen des leidenschaftlichen Botanikers Gallé der Einfluss des Japonismus deutlich ablesen, ein Beispiel hierfür ist die um 1895 entstandene Zierhenkelvase mit japanischer Landschaft (Kat.-Nr. 9). Das umlaufende Schliffdekor der Vase aus farblosem Glas zeigt einen Bambuswald, in dem bei genauer Betrachtung zwei Kraniche vor einer Berglandschaft zu erkennen sind. Auf der Unterseite ist die Vase mit „Cristallerie d’Emile Gallé Nancy modèle et décor déposés“ bezeichnet, was zum einen auf den Musterschutz der Objekte und gleichzeitig auf die Fertigungsstelle in der 1894 neu erbauten Glashütte in Nancy verweist. Der völlige Verzicht auf Farbe ist hierbei eher untypisch für Gallé, weshalb die Vase eine Besonderheit darstellt. Betrachtet man Objekte, die auch um 1895 entstanden sind, so eröffnet sich der ganze Kosmos des Gallé’schen Dekor- und Formrepertoires. Hohe Bodenvasen finden sich in der Sammlung ebenso wie zierliche Gefäße und Schalen, der Farbgebung scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein, die Gestaltungsweisen sind höchst facettenreich. Dabei diente Gallé stets die Natur als Vorbild, er zeigte Pflanzen und Blumen ebenso wie Tiere in den verschiedenen Stadien ihres Daseins. Die vielfältigen floralen Motive – stets

Vgl. zum sich ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts abzeichnenden Aufschwung des französischen Kunstglases Hilschenz-Mlynek, Helga und Helmut Ricke: Glas – Historismus. Jugendstil. Art Déco, Bd. 1, München 1985, S. 15–17.

2 Zu Émile Gallé ist viel publiziert worden, stellvertretend sei hier auf  folgende Publikation hingewiesen: Hakenjos, Bernd: Emile Gallé. Keramik, Glas und Möbel, 2 Bde., München 2012.

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mit dem Wissen um die symbolische Bedeutung der gewählten Pflanze – setzte er auf poetische Art und Weise um. So spielt die Jardinière (Kat.-Nr. 12) aus dem Jahr 1896/97 mit der Darstellung der Krokusblüte, deren Stengel sich über die Vase schlängeln. Dekor und Form verschmelzen, die Farbe verläuft von einer leichten Violetttönung zu einem Braunorange, vor dem sich die Krokusblüten in Rot, Violett und Weiß zart abheben. Die auf der Wandung geschickt platzierte Gravur „Gallé“ ist dezent genug, als dass sie das Dekor nicht stört, gleichzeitig aber auffällig genug, damit sie auch wahrgenommen wird. In den Jahren seiner künstlerischen Tätigkeit nutzte Gallé zahlreiche verschiedene Signaturen, die bei einer Datierung der Objekte Hilfestellung leisten können, zumal nur höchst selten Datierungen auf ihnen zu finden sind. Mit dem 11 Zentimeter hohen Väschen (Kat.-Nr. 11) aus dem Jahr 1898 beschreitet Gallé in der Farbgestaltung nahezu expressionistische Wege: Konkrete florale Motive sucht man vergebens, vielmehr wird der Blick auf die ineinanderfließenden Violett-, Gelb-, Rot und Grüntöne gelenkt, die das Objekt überziehen und an Marmor erinnern. Gänzlich verschieden in Gestaltung und Größe zeigt sich die Bodenvase mit Lilien (Kat.-Nr. 13) aus dem Jahr 1900. Es handelt sich um eine hohe Spindelform, das Glas ist bernsteinfarben und weinrot überfangen, sodass trotz der imposanten Größe ein warmer Eindruck vermittelt wird. Das Motiv der blühenden Lilienrispen zieht sich über die ganze Vase und stützt die warme Stimmung. Sein großes Interesse an der technischen Seite der Glasbearbeitung führte dazu, dass Gallé zeit seines Lebens mit dem Werkstoff experimentierte, um innovative Wege der Glasbearbeitung zu beschreiten. Ausgangspunkt war hierbei das Überfangglas, das aus übereinanderliegenden, verschiedenfarbigen Schichten bestand und mit Dekoren versehen wurde, die geschnitten oder mit Flusssäure geätzt wurden. 1898 dann meldete Gallé das Patent für die „Marqueterie de verres ou cristaux“ an, was als Höhepunkt seiner künstlerischen Leistung bewertet werden kann. Bei dieser innovativen, sehr komplizierten Technik, die in ähnlicher Form schon seit Jahrhunderten in der Holzgestaltung Anwendung fand, handelt es sich um Einlegearbeiten in Glas. Andersfarbige, noch heiße Glasteile wurden auf die geschmolzene Oberfläche einer Glasvase, Schale oder eines anderen Glasgegenstandes gelegt, und eröffneten dadurch neue Wege der Dekoration, auch wenn es sich um ein sehr aufwendiges Verfahren handelte. Herausragende Beispiele für diese Technik finden sich gleich mehrere in der Sammlung, beispielsweise mit der Marqueterie-Vase mit Taglilie („Hemerocallis“) (Kat.-Nr. 15) und der Marqueterie-Enghalsvase mit Narzisse (Kat.-Nr. 16), beide aus dem Jahr 1900. Form und Farbe der Narzissenblüte verschmelzen mit den Grüntönen der Vase, 22

Blätter und Stengel in verschiedenen Grüntönen scheinen nur angedeutet, die Vase vermittelt eine große poetische Zartheit. Die aus demselben Jahr stammende Marqueterie-Vase „Gentiana“ ist von besonderem Interesse, da es sich um das Modell für die Pariser Weltausstellung 1900 handelt, jenem Ereignis, das als Höhepunkt des Art-nouveau-Glases bewertet werden kann – nicht nur in Bezug auf Frankreich, sondern weit darüber hinaus. Die Farbgebung der „Gentiana“ changiert von einem satten, dunklen Jadegrün im Bereich des Trompetenfußes zu einem Graubraun auf der unteren Hälfte des Korpus, während ein leuchtender Bernsteinton auf dem oberen Teil des Korpus und dem Trichter schimmernde Lichtreflexe zulässt. Zwei Blüten eines langstieligen Enzians (lat. Gentiana) zeichnen sich auf dem Dekor einer umlaufenden Alpenlandschaft ab und ziehen die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Inwieweit Gallé mit dem Enzian als Symbol für Reinheit und Erlösung in der die Öffentlichkeit der damaligen Zeit beherrschenden Dreyfus-Affäre Position beziehen wollte, bleibt ungeklärt, jedoch scheint diese Vermutung durchaus denkbar, scheute Gallé sich doch auch jenseits seiner Rolle als Künstler nicht davor, in gesellschaftlichen und politischen Themen für seine Anschauung einzutreten. Mit der niedrigen Vase (Kat. Nr. 18), die um 1900 entstanden ist, bedient sich Gallé zwar erneut der Natur als Quelle für sein Dekor, dieses Mal aber bildet er eine holländische Küstenlandschaft, die von einer Unterwasserflora mit Seestern überlagert wird, ab. Im Vergleich mit den zuvor genannten Objekten zeigt sich hier eine gänzlich andere Farbgebung und Form. Der Gesamteindruck ist deutlich dunkler durch das in Grün und Rotbraun überfangene Glas, was durch die zwischen den Schichten liegenden, schwarz erscheinenden Einschmelzungen noch verstärkt wird. Entgegen der gedeckteren Farbgebung verleiht die Form durch die fünfpassig nach innen gelappte Mündung der Vase eine Sanftheit und Fragilität und verleiht ihr somit eine Art florale Gestalt. Die Vase mit Weinranken (Kat.-Nr. 19) aus dem Jahr 1902–04 greift wiederum das beliebte und von den Glaskünstlern des Art nouveau häufig genutzte Motiv des Weins auf. Das reliefierte, geätzte Dekor aus Weintrauben, Ranken und Blattwerk überzieht die gesamte Vase, während die verbleibende Oberfläche mit Marteléschliff bearbeitet wurde. Das Glas ist grün und violett überfangen, demgegenüber steht der honigfarbene Unterfang – mit einer Größe von nur 15 Zentimetern handelt es sich hier um eine harmonische Verbindung von überreichem Dekor mit zurückhaltender Farbigkeit und schlichter Formgebung. Als Émile Gallé im Alter von nur 58 im Jahr 1904 in Nancy starb, wurde der Betrieb der Manufaktur durch seine Witwe Henriette Gallé-Grimm und seinen Schwiegersohn Paul Perdrizet vorerst weitergeführt,


jedoch lag der Fokus nicht länger auf schöpferischen Entwürfen oder der Entwicklung neuer Techniken, sondern verschob sich zunehmend mehr in Richtung einer industriellen Produktion. Mit den Soufflé-Vasen (Kat.Nrn. 43, 44) sind auch Objekte der Manufaktur aus den 1920er-Jahren Teil der Sammlung – das Art nouveau war zu diesem Zeitpunkt längst durch das Art déco abgelöst worden und in der Tat scheinen die Objekte dieser Zeit nicht mehr der Leichtigkeit und Unbeschwertheit des Art nouveau verpflichtet. Das Dekor tritt in den Vordergrund, betont auch durch die sogenannte SouffléTechnik, bei der sich um die letzte erfolgreiche technische Neuentwicklung der Manufaktur Gallé handelt, die anlässlich der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes im Jahr 1925 in Paris vorgestellt wurde. Die Soufflé-Vase mit Pflaumen, ein weit verbreitetes Modell, das um 1925 entstand, zeigt plastischen, im Model eingearbeiteten geätzten Dekor aus zwei Zweigen mit Früchten und Blättern der Pflaume. Die kräftige Reliefierung des Dekors dominiert die Form, zumal die Vase mit knapp 40 Zentimetern von beachtlicher Größe ist. Letzten Endes gelang es der Manufaktur Gallé nicht, sich auf Dauer – auch ohne ihren Namensund Impulsgeber – künstlerisch zu behaupten, sodass der Betrieb 1931 schließlich eingestellt wurde. In den Jahren seiner künstlerischen Tätigkeit war es Gallé gelungen, einen ganz eigenen Stil herauszubilden, bezeichnet als „Genre Gallé“, der für andere Glaskünstler auch über die Grenzen Frankreichs hinaus zu einem Orientierungspunkt wurde. Der Einfluss, der Gallé somit zuzusprechen ist, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Sein besonderes Talent lag zweifelsohne darin, die Impulse aus der Natur und der ostasiatischen Kunst in poetisch wirkende Entwürfe und zugleich innovative Techniken umzusetzen. Mit der École de Nancy hatte er noch 1901, drei Jahre vor seinem Tod, die Gründung eines regionalen Zusammenschlusses bewirkt, der aus der 1894 formierten Societé Lorraine des Arts Decoratifs hervorgegangen war und durch den eine eigenständige Kunstindustrie in Lothringen gefördert werden sollte. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten neben Gallé auch die Brüder Daum und Louis Majorelle (1859–1926), Architekten und Maler wurden ebenso integriert wie Bildhauer, Grafiker und Kunsthandwerker, darunter Namen wie André Delatte (1887–1953) oder Henri Bergé (1870–1937). Gemeinsame Ausstellungen sollten den Stil der École de Nancy über die Grenzen der lothringischen Hauptstadt hinweg bekannt machen und zu ihrem größten Triumph wurde die Ausstellung im Jahr 1903 im Pariser Louvre. In dem Bestreben der Gruppierung, der Stärkung Lothringens, zeigt sich auch die

patriotische Haltung Gallés und anderer lothringischer Künstler. Die Abtrennung Nord-Lothringens durch die Niederlage Frankreichs im Deutsch-Französischen Krieg war als zutiefst ungerecht empfunden worden und zahlreiche Kunstschaffende, allen voran Emile Gallé, nutzten ihre Werke für politische Botschaften. So finden sich auf Objekten Gallés Signaturen, die auch die Distel, Wahrzeichen von Nancy, und das Lothringer Kreuz zeigen und sie zu Symbolen des Widerstands gegen die Besetzung der Heimat werden lassen.3 Im Zuge dessen begannen auch andere in Lothringen ansässige Glasmanufakturen, diese Symbole in ihre Signatur zu integrieren. An erster Stelle sei hier auf die Brüder Jean-Antonin (1864–1930) und Jean Louis-Auguste Daum (1853–1909) verwiesen, deren Glasfirma Verrerie de Nancy später unter dem Namen Daum Frères Erfolg und Berühmtheit erlangte. Anfangs noch fast ausschließlich auf die Herstellung von gewöhnlichen Trinkgläsern ausgerichtet, wandten sich die Brüder Frères, nachdem sie 1887 das Unternehmen von ihrem Vater Jean übernommen hatten, ab 1890 sukzessive der Erprobung verschiedener Veredlungstechniken des Kunstglases zu, angeregt auch durch Gallés großen Erfolg auf der Pariser Weltausstellung. Dabei oblag JeanAntonin die künstlerische und Jean Louis-Auguste die geschäftliche Leitung der Firma. Als mit dem Anschluss der Ateliers d’Art à la Verrerie de Nancy Werkstätten für Glasbläser, Schleifer, Schneider, Ätzer, Maler und Vergolder – all jene Berufe, die für die Herstellung von Kunstglas benötigt wurden – gegründet wurden, bildete dies einen wichtigen Baustein für den Aufstieg der Daum Frères. In der Sammlung finden sich insgesamt 42 Objekte, die den Daum Frères und ihrem Umkreis zugeschrieben werden können, von denen der überwiegende Teil in den 15 Jahren zwischen 1895 und 1910 entstanden ist. Dass bei den Entwürfen Emile Gallé als Orientierungspunkt galt, erschließt sich augenblicklich – eine Verwandtschaft in Dekor, Gestaltung und Form ist deutlich auszumachen. Und doch gelang es den Daum Frères einen eigenen Stil zu etablieren, was sicherlich auch durch den verhältnismäßig frühen Tod Gallés im Jahr 1904 begünstigt wurde.4 Mit der um 1898/99 entstandenen Vase mit Mohn (Kat.-Nr. 51) wird das um 1900 im Kunstgewerbe äußerst beliebte Motiv des Mohns aufgegriffen. Gestalterisch eignete sich die Blume hervorragend, weil sich durch die markanten großen Blüten Akzente setzen ließen, während die verhältnismäßig dünnen, sich windenden Stiele die weiche Linie auf die Vase trugen. Gleichzeitig passte die trancefördernde Wirkung der Inhaltsstoffe der Pflanze gut zur Grundstimmung des

Vgl. zur École de Nancy den 2018 erschienen Katalog: L’École de Nancy. Art nou- 4 Vgl. zur Manufaktur der Daum Frères u. a. Renaud, Patrick-Charles: Daum. veau et industrie d’art, Ausst.-Kat. Musée des Beaux-Arts de Nancy, Paris 2018. Du verre et des hommes, 1875–1986, Nancy 2009. 3

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Fin de Siècle. Das farblose Glas ist innen mit weißem Opal unterfangen, während es außen violett und dunkelgrün überfangen ist. Die gravierte Signatur befindet sich auf der Unterseite der Vase und zeigt den Schriftzug „DAUM NANCY“ mit dem Lothringer Kreuz. Einen ähnlichen Eindruck vermittelt die Vase mit Anemone (Kat.-Nr. 57), die zwischen 1900 und 1903 entstanden ist und deren Entwurf Henri Bergé zugeschrieben wird. Auch hier findet sich der Gegensatz aus großer Blüte und grazilen Stängeln, wobei eine ganz besondere Wirkung durch das Farbenspiel erzeugt wird: Das farblose Glas ist opaleszierend unterfangen und orange und grün überfangen. Bei den Knospen handelt es sich um grüne Aufschmelzungen, die zusätzlich noch in kräftig modellierter Gravur überarbeitet wurden. Der Marteléschliff auf dem Fond und am Fußrand belebt die Vase und verstärkt das plastische Erscheinungsbild des Dekors. Die Zusammenarbeit zwischen Henri Bergé und den Daum Frères führte zu zahlreichen außergewöhnlichen Objekten, so auch zur Vase Crocus (Kat.-Nr. 68) aus der Zeit um 1906. Eindrucksvoll werden hier verschiedene Techniken miteinander kombiniert: Geätztes und geschnittenes Dekor ebenso wie der den Fond überziehende Marteléschliff, gleichzeitig sind die Krokusblüten in flach modellierter Gravur herausgearbeitet. Bergé war fast 30 Jahre für die Manufaktur Daum tätig und zeichnete sich für zahlreiche dekorative Motive und Formen verantwortlich, die über viele Jahre hinweg verwendet wurden. Zudem war er zwischen 1900 und 1914 Direktor der mit der Manufaktur verbundenen Kunstschule. In den Objekten der Daum Frères findet sich eine vergleichbare Vielfalt in Form und Dekor wie bei Émile Gallé. Schlichte, klare Formen in verschiedenen Größen wurden vor allem zu Beginn ebenso genutzt wie verspielte, floral anmutende Varianten, die den Geist des Art nouveau widerspiegeln. Die nahezu 45 Zentimeter hohe Bodenvase (Kat.-Nr. 52), die um 1903 datiert werden kann, zeichnet sich nicht nur durch ihre imposante Höhe aus, sondern auch durch ihren dreipassigen Wandungsquerschnitt, der die Schwere der Form abmildert. Ein Blattwerk mit vereinzelten Beeren umläuft die Vase, das eingeschmolzene Pulver in Gelb, Rot, Orange und Grün verleiht dem großen Objekt eine belebte Spannung. Vergleicht man diese doch recht robust erscheinende Vase mit der Langhalsvase mit Seelandschaft (Kat.-Nr. 67), die um 1905 entstand und noch ein paar Zentimeter höher ist, so wird deutlich, wie harmonisch das zarte, kleinteilige Dekor und die zurückhaltende Farbigkeit mit dem langen Vasenhals korrespondieren – trotz ihrer beachtlichen Größe lässt die Vase einen fragilen Ausdruck entstehen. Bezeichnet wurden diese Gefäße als „Berluzes“ und hergestellt wurden sie in verschiedenen Größen, wobei es ganz vom Talent des Glasbläsers abhing, ob das Erscheinungsbild am Ende 24

luftig-elegant oder eher derb wahrgenommen wird. Wie stark die Kleinteiligkeit des Dekors Einfluss nimmt auf die Wirkung der Gefäßform zeigt sich in verschiedenen um 1910 entstandenen Vasen. Sei es die Vase mit Baumlandschaft (Kat.-Nr. 64) oder zwei kleine Vasen (Kat.Nrn. 63, 72), die ebenfalls eine von Bäumen umsäumte Fluss- und eine Seelandschaft darstellen: Die schon fast als detailverliebt zu bezeichnende Wiedergabe dieser „Paysage de verre“ gepaart mit der warmen Farbgestaltung fesseln den Blick des Betrachters dermaßen stark, dass die Vasenform in den Hintergrund zu rücken scheint. Gleichermaßen fragil wie die Langhalsvase mit Seelandschaft, wenn auch in kleinster Gestalt von nur 8,3 Zentimetern, zeigt sich das Väschen mit Lilie (Kat.-Nr. 54) das um 1900 entstanden ist. Der schlichten Form sind eine durch den rotbraunen Unterfang hervorgerufene vorsichtige Farbigkeit und ein kleinteiliges geätztes Dekor aus Lilienblüten, Knospen und Blättern entgegengesetzt, zudem sind Fuß- und Mundrand dezent vergoldet. Auf dem Vasenhals und der oberen Wandung ist die poetische Inschrift „A tout vent mon cœur“ zu lesen, durch das Reliefgold hebt sich die Inschrift zart vom Untergrund ab. Das Objekt ist ein Kleinod und greift Gallés „Verreries parlantes“ auf, bei denen der eingravierte oder aufgetragene Text zu einem eigenständigen Dekorelement wird. Mit der Vase Libellules et Renoncules (Kat.-Nr. 59), die auf die Zeit um 1904 datiert wird, zeigt sich die Meisterschaft der Glasmanufaktur der Daum Frères eindrucksvoll. Im unteren Bereich der Vase bilden polychrome Pulvereinschlüsse und Emailaufschmelzungen, sogenannte „Vitrifications“, in verschiedenen Grüntönen und Gelb den Untergrund, der eine Teichlandschaft mit Ranunkeln und Seerosenblättern darstellt. Über der Wasseroberfläche befinden sich zwei Libellen, die sich plastisch als Auflagen in Hellgrün vom Untergrund abheben. Der Blick des Betrachters folgt dem Flug der Libelle und wird am langen, schmalen Vasenhals entlang nach oben geführt – die facettenreiche Farbigkeit, die von unten nach oben an Helligkeit zunimmt, fördert diese Blickrichtung und belebt das Gefäß dezent. Aus der gleichen Zeit stammen eine Deckeldose mit Hummel und Käfer (Kat.-Nr. 112), die im Atelier von Amalric Walter (1870–1959) bei den Daum Frères entstand, der zu den bekanntesten Pâte-de-verre-Künstlern zählte. Er arbeitete seit 1904 in Nancy und hatte dort auch Henri Bergé kennengelernt, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte, die sich gleichfalls in einer engen Arbeitsbeziehung zeigte. Bergé lieferte Walter zahlreiche Modelle, und auch wenn einige dieser Stücke rein skulptural waren, wurde ihnen die Funktion eines Aschenbechers (Kat.-Nr. 117), Briefbeschwerers, einer Bücherstütze oder einer Dose (Kat.Nr. 115) attribuiert. Herausragend in der Gestaltung ist


die um 1910 datierte Schale Bernard l’hermite (Kat.-Nr. 118) Die Form der Schale gleicht einer Muschel, der gewellte Rand weckt Assoziationen an Wasser und Meer. Das orangebraune, polierte Schneckenhaus des großen Einsiedlerkrebs hebt sich auf einer Seite der Schale in die Höhe, die grünlich-braunen Farbeinschlüsse des Bodens lassen an das trübe, von Algen durchzogene Meerwasser denken. Eine ähnliche Gestaltung zeigt sich bei der Schale mit Chamäleon (Kat.-Nr. 120), auch wenn diese auf die 1920er-Jahre zu datieren ist. Das im Art nouveau beliebte Motiv des Chamäleons hatte Walter jedoch bereits um 1910 mehrfach verwand. Während seiner Tätigkeit für die Daum Frères nutzte Walter ein aufwendiges Verfahren, das ihm lediglich kleine Auflagen erlaubte – als er sich 1918 schließlich selbstständig machte, änderte er dies, sodass die Stückzahl deutlich erhöht werden konnte. Auch wenn die Daum Frères sich – ebenso wie die vielen anderen Künstler und Glashütten jener Zeit – immer wieder an Emile Gallé messen lassen mussten und sie die Aura der bloßen Nachahmer des Gallé’schen Stils umwehte, so ist ihr eigener Beitrag zur Weiterentwicklung des Art nouveau unbestritten, sei es in technischer, aber auch in künstlerischer Hinsicht. Und doch gab es neben ihnen und der Schlüsselfigur Emile Gallé auf dem Gebiet des heutigen Elsass-Lothringen noch zahlreiche weitere Glasunternehmen, von denen einige ausgewählte Stücke ebenfalls Teil der Sammlung sind. Darunter sind unter anderem zwei kleine Vasen der bereits 1711 gegründeten Manufaktur Burgun Schverer & Cie5 aus Meisenthal (Kat.-Nrn. 87, 92), in der schon Gallé um 1870 einen Teil seiner Ausbildung absolviert hatte und die zwischen 1885 und 1896 seine Hauptfertigungsstätte war, sowie die Marqueterie-Vase mit Tulpendekor (Kat.-Nr. 90) von Désiré Christian & Sohn, die um 1900 zu datieren ist. Der Gründer der Meisenthaler Manufaktur, Désiré Christian (1846–1907), hatte bis 1896 bei Burgun Schverer & Cie. gearbeitet und war dort derjenige Glaskünstler gewesen, der gemäß des Geheimvertrags zwischen der Manufaktur und Emile Gallé, sämtliche von Gallé stammenden Entwürfe ausgeführt hatte. Die Vase der Sammlung stammt somit aus einer Zeit, als Christian bereits unter seinem eigenen Namen arbeitete – und es handelt sich insofern um ein bemerkenswertes Stück, als dass von Christian kaum Marqueterie-Vasen bekannt sind. Gleichzeitig ist sie Zeugnis der engen Verbindungen der Glaskünstler und Manufakturen untereinander. Mit den Verreries de Vallerysthal (Kat.-Nrn. 94, 96, 109), der Cristallerie de Baccarat (Kat.-Nrn. 88, 91, 92) und den Muller Frères (Kat.-Nrn. 89, 97, 98, 101, 102)

sind drei weitere Manufakturen im Umkreis von Nancy angesiedelt, die während des Art nouveau ganz dem Genre Gallé verpflichtet sind und die Rolle der Region um Nancy als Zentrum des Art-nouveau-Glases unterstreichen. Die Vase mit Fischen (Kat.-Nr. 102) der Muller Frères stammt zwar bereits aus der Zeit um 1925/27, im Dekor steht sie aber noch in der Tradition des Art nouveau. Das farblose Glas ist türkis und violett überfangen, eine besondere Wirkung wird jedoch durch die zwischen den Überfangschichten dicht gestreuten Silberfolienpartikel erzeugt. Die sieben Fisch, die in Richtung des Vasenbodens zu schwimmen scheinen, sind in flacher Hochätzung herausgebildet und scheinen vom eisglasartigen Untergrund hervorzutreten. Fünf der neun Brüder Muller waren einige Jahre in der Manufaktur von Emile Gallé tätig gewesen und hatten dort ihr Handwerk gelernt, bevor sie 1895 unter der Leitung von Henri Muller eine eigene Firma gründeten, die in den 1920er-Jahren zu einem der erfolgreichsten Unternehmen der Region werden sollte. Wie durch schriftliche Notizen belegt ist, hegte Gallé nach dessen Weggang einen Groll gegen Henri Muller, dem er in Briefen unterstellte, Produktionsgeheimnisse und Aufzeichnungen mitgenommen zu haben. Désiré Muller (1877–1952), einer der Brüder von Henri, wurde 1906/07 nach Belgien berufen, um dort für die Cristallerie du Val SaintLambert (Kat.-Nrn. 171, 173, 174) bei Lüttich tätig zu sein. Dort führte er unter anderem zahlreiche Entwürfe des Pariser Malers Louis Léon Ledru (1855–1926) aus, von denen sich ein Objekt (Kat.-Nr. 174) auch in der Sammlung befindet. Mit Paul Nicolas (1875–1952) ist ein weiteres Mitglied der École de Nancy in der Sammlung (Kat.-Nrn. 105, 105, 110, 111) vertreten. Auch Nicolas hatte zwischen 1893 und 1919 in der Manufaktur Gallé gearbeitet, bevor er sein eigenes Veredelungsatelier gründete und zu einigem Erfolg führte. Kennzeichen von Nicolas‘ Objekten war die verhältnismäßig schlichte Formgebung und auch wenn die Gestaltung der Vasen anfänglich noch floralen oder Landschaftsmotiven folgt, so lässt sich an dem um 1925 entstandenen, nur 11 Zentimeter hohen Väschen (Kat.-Nr. 104) das Verschwinden der kleinteiligen Verspieltheit des Art nouveau hin zur Dekorsprache des Art déco gut ablesen. Hinter Nancy und der Region des heutigen Elsass-Lothringen trat Paris im Bereich der Glaskunst als Schauplatz des Art nouveau zurück. Gallés Einfluss war auch in der französischen Hauptstadt allgegenwärtig, was die Pariser Weltausstellung 1900 eindrucksvoll belegte,

5 Vgl. zur Geschichte dieser Manufaktur ebenso wie zu zahlreichen anderen Glashütten und Glaskünstlern des Art nouveau und des Art déco: Arwas, Victor: Glas. Vom Jugendstil zur Art Deco, Stuttgart 1987.

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und spiegelte sich in den Werken der dort ansässigen Künstler wider, die der Dekor- und Formsprache des lothringischen Meisters folgten.6 Doch auch wenn von den Pariser Glaskünstlern keine neuen Impulse für die Glaskunst ausgingen, entwickelten einige von ihnen eine besondere Dekorsprache. Ein Beispiel hierfür ist der in der Sammlung mit drei Objekten (Kat.-Nrn. 130, 131, 132) vertretene Amédée de Caranza (1843–1914). Von ihm stammt der Entwurf für die Vase mit Stechapfel (Kat.-Nr. 130), eine zarte, rötlich-warm erscheinende Glasarbeit. Auch wenn die reiche Dekorgestaltung sowie die floralen Motive aus großflächigen Blättern keine Neuerungen darstellen, sondern vielmehr als klassische Art-nouveau-Gestaltungselemente zu bewerten sind, kann die metallisch schimmernde Oberfläche, erzeugt durch die Technik der Reduktionsfarbenmalerei, als Besonderheit bezeichnet werden. De Caranza arbeitete anfänglich als Keramiker, unter anderem in der Fayencemanufaktur von Longwy und der Keramikfirma Jules Vieillard & Cie. in Bordeaux. Durch seine Assistenz bei dem Keramiker Clément Massier (1845–1917) in Vallauris lernte er die Metallreduktionsfarbenmalerei auf Fayencen kennen, für die Massier als Spezialist galt und die dann von de Caranza ab Mitte der 1890erJahre auf Glas übertragen wurde. 1903 wurde er zu einem der wichtigsten Mitarbeiter in der Manufaktur H. Copillet & Cie. im nördlich von Paris gelegenen Noyon – dort entstand der Großteil seiner Gläser, deren Dekor in Reduktionsfarbenmalerei ausgeführt wurde. Diese metallischen Reflexe verweisen nicht nur auf die böhmischen Glasdekore sowie auf Louis Comfort Tiffany, sondern wurden auch zu einem Orientierungspunkt für Zeitgenossen wie die in Pantin tätigen Émile und Eugène Camot (Kat.-Nrn. 141, 148). Mit Gabriel Argy-Rousseau (1885–1953) ist einer der bekanntesten Pâte-de-verre-Künstler in der Sammlung vertreten. Die von ihm entworfenen zwei kleinen Schalen (Kat.-Nrn. 142, 143) und die Dose (Kat.-Nr. 144) sind zwischen 1915 und 1923 entstanden und alle in dieser Technik gefertigt. Die Gestaltung, Argy-Rousseau spielt mit einem intensiven Reliefdekor aus Naturmotiven, steht ganz in der Tradition des Art nouveau, die Besonderheit aber entsteht durch die intensiven Farben, besonders eindrucksvoll bei der Schale mit Anemonen aus dem Jahr 1920 zu sehen. Bei der bereits aus der Antike stammenden und von Henri Cros (1840–1907) im 19. Jahrhundert wiederentdeckten Pâte-de-verre-Technik wird fein zerstoßenes Glas mit einem Bindemittel zu einer formbaren Masse hergestellt, die dann – ähnlich wie Ton – modelliert werden kann. Unter Hinzufügung von Farbstoffen

wird die Masse dann im Ofen bei niedrigen Temperaturen gebrannt, bis das Glas in die gewünschte Gestalt geschmolzen ist. Ob der Eindruck des Glasobjekts dann opak oder transluzid ist, hängt ganz von den einzelnen Bestandteilen und der Brenndauer ab. François Décorchemont (1880–1971), von dem sich die Fußschale „Bol, trois frises feuilles“ (Kat.-Nr. 133) in der Sammlung befindet, entwickelte diese Technik weiter und schuf mit den Objekten in Pâte de cristal einen ganz eigenen Stil.7 Nordöstlich von Paris hatte sich in Pantin, wo auch die Brüder Camot ab 1904 tätig waren, bereits 1855 die Cristallerie de Pantin, Monot et Fils angesiedelt, die trotz zweier Umfirmierungen – 1868 in Monot Père et Fils et Stumpf, 1888 in Stumpf, Touvier, Viollet & Cie. – als Cristallerie de Pantin Bekanntheit erlangte. Ihr künstlerischer Direktor ab 1907 war Camille Tutré de Varreux, der das Pseudonym „De Vez“ nutzte, das er in kursiver Schreibschrift auch für seine charakteristischen Signaturen auf die Gefäßwandung setzte. In der Sammlung befinden sich drei Objekte (Kat.-Nrn. 150, 153, 155) dieses Glaskünstlers, die um 1910 zu datieren sind und in der Motivwahl – abgebildet sind Seen- oder Flusslandschaften – sowie in Gestaltung – das Überfangglas ist mit umlaufend geätztem Dekor versehen – als typisch für De Vez zu bezeichnen sind. Auch im nahe Paris gelegenen Saint-Denis etablierte sich eine Glashütte, die bereits 1864 gegründet worden war und nach dem Zusammenschluss mit zwei anderen Firmen ab 1900 unter dem Namen Legras & Cie, Verreries et Cristalleries de Saint-Denis et de Pantin Réunies (Quatre Chemins) firmierte. Bei Legras & Cie. wurde ausschließlich industriell gefertigte Massenware hergestellt, jedoch war die Firma äußerst erfolgreich und wuchs sehr schnell: Auf ihrem Höhepunkt um 1910 waren bei Legras & Cie. fast 1500 Arbeiter und 150 Dekorateure, was eine Idee davon vermittelt, welch hohe wirtschaftliche Rolle die Firma spielte. Künstlerische Aspekte spielten bei den einzelnen Objekten kaum eine Rolle, vielmehr lässt sich an den Entwürfen der jeweilige Zeitgeist ablesen: Um 1900 waren die Art-nouveau-Gläser Gallés der Orientierungspunkt (Kat.-Nrn. 154, 156–158, 160), später dann die Dekore der Art-déco-Objekte (Kat.-Nrn. 159, 161). Bereits im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts hatte das Art déco eingesetzt und sollte bis in die 1940erJahre hinein eine Rolle in der kunstgewerblichen Gestaltung spielen. Seinen Höhepunkt erlebte es 1925 auf der namensgebenden Éxposition International des Arts Décoratifs et Industriels Modernes in Paris und es ist durchaus als eine Weiterführung der floral-dynamischen Linie des Art nouveau zu bewerten. Auch in der Sammlung

6 Zur weitreichenden Bedeutung der Pariser Weltausstellung 1900 für das Jugendstil, Art Déco, München 1983. Art nouveau vgl. Hilschenz-Mlynek/Ricke 1985 (wie Anm. 1), S. 27–30 sowie Pazaurek, Gustav E. und Walter Spiegl: Glas des 20. Jahrhunderts. 7 Zur Pâte de Verre vgl. Daum, Noël: La pâte de verre, Paris 1984.

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lassen sich einige Objekte dem Art déco zuordnen, auf ein paar Glasstücke wurde bereits verwiesen. An erster Stelle sei hier die Glashütte Verreries Schneider genannt, die 1913 von den Brüdern Charles (1881–1953) und Ernest (1877–1937) in Épinay-sur-Seine bei Paris gegründet worden war. Beide Brüder waren viele Jahre lang in der Manufaktur Daum in Nancy tätig gewesen: Ernest hatte sich dort kaufmännisches Wissen um die Organisation einer Glashütte angeeignet, während Charles Techniken und künstlerische Gestaltung erlernt hatte. Diese Rollenverteilung behielten sie auch in ihrem eigenen Unternehmen bei, das sich in den 1920er-Jahren zur größten Glashütte Frankreichs entwickelte. Zur Sammlung gehören vier Glasobjekte der Verreries Schneider aus den Jahren um 1920. Bei der Vase „Escargots“ (Kat.Nr. 149) von 1919–21 ist das Motiv der Schnecke in Verbindung mit Zweigen deutlich erkennbar, die Nähe zum Art nouveau ist noch zu spüren. Die Bezeichnung mit Trikolorefäden ist ein Hinweis darauf, dass es sich bei dem Objekt um ein Stück aus der für den Export und die großen Pariser Warenhäuser bestimmten Marke Le Verre Français handelt. Demgegenüber stehen die mit „Schneider“ signierten Gläser der Kunstglasproduktion, zu denen auch die um 1922–25 entstandene Vase Fileté (Kat.-Nr. 145) gehört, mit der sich ein Gestaltungswandel andeutet: Farbe und Farbübergänge erscheinen modern, die Detailverliebtheit der Vasen des Art nouveau ist gänzlich verschwunden. Diese ornamentale Orientierung und intensive Farbigkeit zeigt sich gleichermaßen in der Vase (Kat.-Nr. 147) von 1922 und der um 1925 entstandenen Schale (Kat.-Nr. 146). Ebenfalls in diese Zeit zu datieren sind zwei Objekte (Kat.-Nrn. 163, 164) des Schmuck- und Glaskünstlers René Lalique (1860–1945), die zwar durchaus die Ornamentverbundenheit des Art déco zeigen, mit dem Verzicht auf Mehrfarbigkeit und mit ihrem stark plastischen Reliefdekor aber eher zukunftsgewandt sind als die Objekte der Verreries Schneider. Lalique war 1925 auf der Éxposition International des Arts Décoratifs et Industriels Modernes in Paris als größter Glaskünstler gefeiert worden, seine beiden Glasfabriken bei Paris und im Elsass ermöglichten ihm eine maschinelle Massenproduktion, die einen breiten, europaweiten Verkauf begünstigten. Mit Henri-Édouard Navarre (1885–1971) und André Thuret (1898–1965) finden sich zwei Künstler in der Sammlung, deren Glasobjekte – unter starker Beeinflussung durch Maurice Marinot (1882–1960) – zweifelsfrei eine neue Richtung einläuteten. Navarre und Thuret hatten sich 1923 in der Glashütte Sovirel bei Paris kennengelernt und sollten ihre Leben lang freundschaftlich verbunden bleiben. Beide hatten zwar verschiedene Wurzeln – Navarre hatte Bildhauerei studiert und war erfolgrei8

cher Medailleur, während Thuret studierter Ingenieur war –, fanden aber in ihrer Faszination für den Werkstoff Glas ein gemeinsames Interesse. Den beiden um 1925 entstandenen Vasen Navarres aus der Sammlung ist der bildhauerische Hintergrund ihres Schöpfers anzusehen, scheint doch die Ornamentverbundenheit keine große Rolle mehr zu spielen. Vielmehr wird der Fokus auf den massiven Eindruck der Form und das Material gelegt, mit dem Navarre zu spielen scheint: Die Schwere der kleinen dunkelroten Vase (Kat.-Nr. 168) wird gemildert durch das Zwischenschichtdekor aus Luftbläschen, gleichzeitig scheinen die senkrechten Streifen von bläulichen Einschlüssen das Gefäß optisch zu strecken. Bei der etwas größeren Vase (Kat.-Nr. 167) verstärken die eingeschlossenen Luftbläschen ihre Wirkung noch eindrucksvoller, da sie sich – mit Ausnahme des umlaufenden, farblosen Glasbandes – über das ganze Gefäß erstrecken. Navarres Gläser waren stets Einzelstücke, die er nicht nur selbstständig entwarf, sondern auch ausführte. Gleiches gilt für André Thuret, dessen Gläser eine Verwandtschaft zu Navarre feststellen lassen, da auch sie sich gern dickwandiger Formen und einem Zwischenschichtdekor bedienten. Als Glastechniker hatte Thuret einen durchaus wissenschaftlichen Zugang zur Glastechnologie und unternahm bereits ab den 1920erJahren immer wieder Materialversuche. Zwischen 1923 und 1930 perfektionierte Thuret die Technik des Innendekors seiner Vasen mit den metallischen Einschlüssen, für die auch die um 1930 entstandene Vase (Kat.-Nr. 166) aus der Sammlung ein Beispiel ist. Sein wachsendes Interesse für Farbe zeigt sich in den seinem Spätwerk zuzurechnenden Objekten (Kat.-Nrn. 165, 169, die aufgrund der Blasen und metallischen Flecken, die zu einem belebten Aussehen der Vasen beitragen, nicht erahnen lassen, dass die Oberflächengestaltung glatt ist. Mit Navarre und Thuret endet die Betrachtung der aus Frankreich stammenden Objekte in der Sammlung. Vermutlich gibt es hierfür keine geeigneteren Glaskünstler, waren es doch diese beiden Freunde, die dem Glas ein vergleichsweise modernes Aussehen verliehen und den Weg in die Moderne beschritten.8 Internationalen Ruhm jedoch kam durch die Glashütten und -künstler der Art noveau und des Art déco, von denen auch heute noch einige – Daum, Baccarat oder Lalique – existieren. Vor allem die Rolle von Emile Gallé kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, sein Einfluss ist in vielen Objekten seiner Zeitgenossen in Deutschland, Böhmen oder auch Russland (Kat.-Nr. 175) ersichtlich. Böhmen Neben Frankreich kam auch der Region Böhmen gegen Ende des 19. Jahrhunderts für die Herausbildung des Ju-

Vgl. Ricke, Helmut: Glaskunst. Reflex der Jahrhunderte, München 1995, S. 138.

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gendstilglases eine Protagonistenrolle zu,9 obwohl die Voraussetzungen nicht vergleichbar waren. Böhmen, das bis 1918 Teil von Österreich-Ungarn war, verfügte über eine große handwerkliche Tradition im Bereich des Glaskunst und hatte bereits während der zwei Jahrhunderte zuvor die europäische Glasproduktion dominiert. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts fand zudem eine Professionalisierung in der Ausbildung für alle Bereiche der Glasgestaltung und Glastechnik statt, als in den nordböhmischen Orten Haida (heute Nový Bor) und Steinschönau (heute Kamenický Šenov) zwei Glasfachschulen gegründet wurden, die in den Folgejahren stilbildend wirken sollten.10 In Nordböhmen war die Phase des Biedermeier dann in erster Linie mit einer Glashütte verbunden, die auch um 1900 noch eine bedeutende Rolle spielen sollte: die Gräflich Harrachsche Hütte in Neuwelt (heute Nový Svět). Deren Wurzeln lassen sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen; die erste schriftliche Erwähnung der von Elias Müller unter dem böhmischen Adelsgeschlecht Harrach gegründeten Glashütte stammt von 1712. Prägend für die Weiterentwicklung der Hütte wurde Johann Pohl, der ab 1808 deren Leitung übernahm und bis 1850 ein stetes Wachstum vorantrieb. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts waren die geschliffenen Gläser aus Neuwelt auf allen wichtigen Ausstellungen vertreten, was ganz wesentlich zur Bekanntheit der Glashütte beitrug. In der Sammlung befinden sich sieben Objekte, die der Gräflich Harrachschen Hütte zugeordnet werden und sich auf die Zeit um 1900 datieren lassen. Während die Deckeldose (Kat.-Nr. 194) und die Vase mit Blütenzweigen (Kat.Nr. 196) in Gestaltung aus umlaufend geätztem floralem Dekor mit einer Binnenzeichnung an das französische Art nouveau und das Genre Gallé denken lassen, beschreiten bei der Vase „Formosa“ (Kat.-Nr. 197) Dekor und Gestaltung andere Wege. Das rote Opalglas ist farblos überfangen und mit unregelmäßig verzogenen Chromaventurinfäden umsponnen, sodass ein belebter Fond entsteht, der den Untergrund für das stilisierte Blütendekor in Polier- und Reliefgold bildet. Solch opake, marmorierte Glasobjekte finden sich in zahlreichen anderen Glashütten und entsprachen der damaligen Mode. Aus der Glashütte Josef Riedel – das Unternehmen gehörte zu einem Konglomerat aus weiteren Glashütten und Raffinerien, deren Hauptsitz im nur wenige Kilometer von Neuwelt entfernten Polaun (heute Polubný) lag – stammen drei Objekte, die sich in der Sammlung befinden. An ihnen lässt sich – ebenso wie an den Stücken der Gräflich Harrachschen Glasfabrik – der Geschmack der damaligen Zeit ablesen, ein einheitlicher Stil ist jedoch nicht auszumachen. So zeigt die um 1900 entstandene

Vierkantvase (Kat.-Nr. 200) ein äußerst reiches, fast übertrieben wirkendes Dekorspiel, das einen Gegensatz zur klaren Form der Vase bildet. Josef Riedel wurde zu einem der erfolgreichsten Unternehmer Österreich-Ungarns, der weit über 1000 Menschen beschäftigte und seine Produkte in zahlreiche Länder exportierte. Nah an der Grenze zu Bayern in Westböhmen lag die Glasfabrik Ludwig Moser & Söhne, die 1857 in Meierhöfen bei Karlsbad als Raffinerie gegründet worden war und ab 1893 selbst Hohlglas erzeugte. Bereits während der Zeit des Historismus hatte Ludwig Moser & Söhne – neben der Wiener Firma J. & L. Lobmeyr – eine beachtliche Berühmtheit erlangt, um 1900 dann wurden moderne Tendenzen aufgegriffen und in der Gestaltung der Erzeugnisse umgesetzt. Aus dieser Zeit stammen auch die fünf Objekte, die sich in der Sammlung befinden und eine Idee von dem breiten Formen- und Dekorrepertoire vermitteln, über das Ludwig Moser & Söhne verfügte. Eine Kugelvase mit umlaufendem Amazonenfries (Kat.-Nr. 188) – diese Art des Dekors findet sich noch auf zahlreichen anderen Vasen von Moser, wobei Form und Farbe der Vasen variieren – findet sich ebenso wie eine hohe Vase mit Liliendekor (Kat.-Nr. 189), die sich in Form und Gestaltung zwar an das französische Art nouveau anlehnt, im Erscheinungsbild jedoch keine vergleichbare Raffinesse und kompositionelle Ausgewogenheit erreicht. Zur Sammlung gehört zudem eine Schale (Kat.-Nr. 191) deren auf 1912–15 datierter Entwurf von Josef Hoffmann (1870–1956) stammt und die für die Wiener Werkstätte ausgeführt wurde, wie am Monogramm am Boden zu erkennen ist. Die Wiener Kunstszene mit ihren avantgardistischen Ideen war von großer Bedeutung für die böhmischen Glashütten – zum einen fungierten unter anderem die Glasverleger J. & L. Lobmeyr und E. Bakalowits & Söhne als wichtige Auftraggeber, zum anderen entstanden zahlreiche Kooperationen mit Künstlern wie Josef Hoffmann oder auch Koloman Moser (1868–1918). Bei der kobaltblauen Schale der Sammlung lässt sich deutlich die Abkehr vom floralen Jugendstil hin zu einer Etablierung des geometrischen Wiener Stils ablesen. Auf Dekor wurde gänzlich verzichtet, stattdessen wurden Farbe und Form in den Vordergrund gerückt. Die Dekorationsart des Schälschliffs, derer sich hier bedient wird, hatte schon während des Biedermeier Anwendung gefunden und erlebte nun zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Wiederaufwertung, da die formgebenden Eigenschaften des Schälschliff nun wieder einer modernen Formvorstellung entsprachen. Es handelt sich hierbei um ein für Hoffmann charakteristisches Objekt, von dem es zahlreiche Formvarianten, stets in monochromen Farben, gibt.

Vgl. zum böhmischen Jugendstilglas u. a. Adlerová, Alena: Das böhmische Glas. 1700–1950, Tittling 1995.

Vgl. zur Geschichte dieser beiden Glashütten Pazaurek/Spiegl 1983 (wie Anm. 6), S. 111–135.

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Eine weitere traditionsreiche Glashütte war die Adolfshütte im südböhmischen Adolf bei Winterberg (heute Vimperk), die 1815/16 von Josef Meyr aufgebaut wurde und nach einigen Erweiterungen, unter anderem um eine Hütte in Eleonorenhain (heute Lenora), und Leitungswechseln ab 1862 unter dem Namen Meyr’s Neffe firmierte. Zur Sammlung gehört eine Vase mit Gitterdekor (Kat.-Nr. 205), die um 1910–15 entstand und deren streng geometrisches Dekor in poliertem Schälschliff die Vase aus farblosem, rubinrot überfangenem Glas überzieht. Eine Glashütte, die in unmittelbarer Verwandtschaft zu Meyr’s Neffe steht, ist Wilhelm Kralik Sohn in Eleonorenhain, von der sich drei Vasen in der Sammlung befinden. Hatte die Hütte ursprünglich zu Meyr’s Neffe gehört, wurde sie 1881 von Heinrich und Johann Kralik, zwei der Söhne des verstorbenen Besitzers von Meyr’s Neffe, Wilhelm Kralik, übernommen und unter dem Namen Wilhelm Kralik Sohn weitergeführt. Neben einer 15 Zentimeter hohen Flaschenvase mit geätztem floralen Blattwerkdekor (Kat.-Nr. 204), die an Art-nouveau-Objekte erinnert, zeigt die nach 1900 entstandene Vase (Kat.-Nr. 206) mit ihrer matten Irisierung eine Veredelungstechnik, für die eine andere Glashütte in Südböhmen federführend und weit über die Grenzen Böhmens hinaus berühmt werden sollte: Johann Lötz Witwe in Klostermühle bei Unterreichenstein (heute Rejštejn) im Böhmerwald.11 1851 hatten Franz Gerstner und seine Frau Susanne Gerstner-Lötz, die in erster Ehe mit dem Glasunternehmer Johann Lötz verheiratet gewesen war, die Glashütte erworben. Nach dem Tod Franz Gerstners im Jahr 1955 übernahm dessen Frau die Glashütte und ließ sie im Hinblick auf ihren Sohn Anton Lötz unter Namen Lötz Witwe eintragen. Unter ihrem Enkel Maximilian von Spaun, der den Betrieb 1879 übernahm, fand eine starke Modernisierung und Erweiterung der Glashütte statt, sodass sie ab den 1880er-Jahren mit ihrem Direktor Eduard Prochaska zu einer der wichtigsten Glasproduzenten in Böhmen wurde. Seit den 1890er-Jahre dann wurde irisiertes Glas erzeugt, das ab diesem Zeitpunkt ein Synonym für Johann Lötz Witwe darstellte. Spaun entwickelte die Lüstertechnik stetig weiter und brachte immer wieder Patente für neue Verfahren zur Anmeldung. Zur Sammlung gehören insgesamt 44 Objekte, die Johann Lötz Witwe zugeordnet werden können und von denen der Großteil um 1900 entstanden ist, also in der Hochzeit der Glashütte. Unter Maximilian von Spaun wurden verschiedene Dekore entwickelt, die mit verschiedenen Namen betitelt wurden, zu den bekanntesten gehören das Papillon-Dekor sowie das Phänomen-Dekor. Vorgestellt wurden die beiden Dekore um

1897 in Paris und zogen viel Bewunderung auf sich. Während das Papillon-Dekor mit seinen dicht nebeneinander gesetzten irisierenden Punkten den Eindruck vermittelt, als blicke man mit einer Lupe auf einen glänzenden Schmetterlingsflügel, überziehen beim Phänomen-Dekor feine Glasfäden die gesamte Gefäßoberfläche. In der Sammlung befinden sich zahlreiche Vasen mit dem Phänomen-Dekor, zu den herausragenden Objekten gehören die um 1898 entstandene Vase Phänomen Gre 6893 (Kat.-Nr. 209) oder die Vierkantvase Thea opal Phänomen Gre 2/187 (Kat.-Nr. 223) aus dem Jahr 1904. Die beiden Vasen stehen sinnbildlich für die große Formvielfalt der Glashütte: Mit fast 50 Zentimetern beeindruckt die Vase Phänomen Gre 6893, gestützt durch das rubinrot geäderte, silbergelb umsponnene Glas, durch ihre Größe nachhaltig, die matte Irisierung verleiht ihr bei aller Schlichtheit der Form eine große Eleganz. Demgegenüber handelt es sich bei der Vase Thea opal Phänomen Gre 2/187 um eine Vierkantvase, die weniger als halb so hoch ist und sich in Dekorkonzeption insofern unterscheidet, als dass der untere Teil durch vier geschweifte opak blaue Blattformen eine besondere Betonung erfährt. Die drei dem Papillon-Dekor zugeordneten Objekte (Kat.-Nrn. 210, 215, 220 der Sammlung weisen zusätzlich noch mit eine ornamentale galvanische Silberauflage auf. Der Grund hierfür liegt vermutlich in dem durch die vielen kleinen Punkte erzeugten flächigen Dekor, das hinter der Form eher zurücktritt und sich von ihr dominieren lässt. Durch die Silberauflage tritt das farbige Papillon-Dekor zurück und verleiht dem Objekt eine Art Halt – ein Zusatz, dem das Phänomen-Dekor eher weniger bedurfte. Auch bei der um 1905 entstandenen Vase mit Silberauflage Titania maigrün (Kat.-Nr. 225) findet sich diese zusätzliche Dekorlösung, jedoch geht sie hier weit über eine bloße ornamentale Ergänzung hinaus, vielmehr wird die Silberauflage mit ihren Lilienblüten und Fischreihern zum dominierenden Element in der Gestaltung. Ein Beispiel dafür, wie harmonisch sich Dekor mit Silberauflage und Form ineinanderfügen, ist eine Vase (Kat.-Nr. 231) aus dem Jahr 1902. Das Cytisus-Dekor, der Name bezieht sich auf den Geißklee, entstammt einer der kreativsten Epochen der Glashütte und ist als besonders effektvoll zu bezeichnen, verleiht es der Oberfläche doch eine akzentuierte Rhythmisierung. Die Vase zeigt eine breite Farbgestaltung durch diverse Rottöne oder auch metallische Effekte durch die goldfarbene Irisierung und die galvanisierte Silberauflage. Die verschiedenen Dekore – Phänomen, Papillon oder auch Cytisus – wurden in einer Vielzahl von Farben hergestellt, jede Struktur oder auch jede Farbe und jedes Dekor wurde mit einem Na-

11 Zu Johann Lötz Witwe vgl. u. a. Ricke, Helmut: Lötz. Böhmisches Glas 1880– 1940. Werkmonographie und Katalog der Musterschnitte, 2 Bde., München 1989.

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men versehen. Dadurch entstanden vielfältige Objekte und brachte Lötz Witwe eine exzellenten Ruf ein, der die Glashütte attraktiv für viele Auftraggeber und Künstler der damaligen Zeit machte. So begann 1903 die langjährige Zusammenarbeit der in Prag geborenen Glaskünstlerin Marie Kirschner (1852–1931) mit Johann Lötz Witwe, vier Objekte in der Sammlung (Kat.-Nrn. 236, 237, 243, 244) bezeugen dies. Auffallend ist die schlichte Formgebung der Vasen sowie das zurückhaltende Dekor. Auf diese Art und Weise umweht die Glasstücke beinahe ein Hauch von Modernität, auf die matte Irisierung aber wurde auch bei vielen der Kirschner-Objekte nicht verzichtet. Insgesamt entwarf sie mehr als 200 Modelle für Lötz Witwe. Wie erfolgreich die Verbindung der hohen technischen Standards der Glasbläser und Glasschneider von Lötz Witwe mit modernen Entwürfen war, zeigt sich auch in den Objekten, zu denen Otto Prutscher (1880– 1949) die Entwürfe lieferte. Der Architekt und Mitglied der Wiener Werkstätte beschäftigte sich ab 1904 mit Glas, seine Vase in der Sammlung trägt das bekannte Perlglas-Dekor, das Prutscher auf der Wiener Kunstschau 1908 präsentierte. Hergestellt wurden Vasen dieses Dekors in vielen verschiedenen Größen und Farbvarianten, bei der Vase Ausführung Nr. 140 (Kat.-Nr. 242), blau wurde das Glas kobaltblau unterfangen, während die farblose Deckschicht durch zahlreiche Silberkügelchen durchbrochen wird, die wie Luftblasen wirken und ein spannendes Lichterspiel entstehen lassen. Stehen bei diesem Entwurf die intensive Farbigkeit im Vordergrund und wohnt der Vase durchaus eine gewisse Weichheit inne, verweist die von Carl Witzmann (1883–1952) entworfene Vase (Kat.-Nr. 235) aus dem Jahr 1913 auf die strenge geometrische Formensprache der Wiener Werkstätte. Das Glas ist mit Weißopal unterfangen, während es außen schwarz überfangen ist – dieser starke Kontrast wird durch das sich zwölffach wiederholende Motiv noch zusätzlich betont. In dieselbe Zeit gehört die Vase (Kat.Nr. 233), deren Entwurf von Michael Powolny (1871– 1954) stammen könnte. Mit nur knapp zehn Zentimetern handelt es sich um ein äußerst kleines Objekt, das exemplarisch für die Etablierung eines betont schlichten Stils und die Abkehr von floralen Zierformen steht. Auch wenn Lötz Witwe 1911 kurzzeitig Konkurs anmelden musste, 1913 in eine GmbH und 1918 schließlich in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, behielt die Firma bis in die 1920er-Jahre hinein ihre Bedeutung, jedoch verschlechterte die wirtschaftliche Lage sich zunehmend. Für die Region Böhmen hatte das Ende des Ersten Weltkriegs gleichzeitig das Ende der Bindung an die Monarchie Österreich-Ungarn bedeutet: Gemeinsam mit Mähren und der Slowakei wurde Böhmen zur Republik Tschechoslowakei, die Amtssprache war ab sofort Tschechisch und man begab sich auf die Suche 30

nach einer neuen kulturellen Identität. Eine Phase des Neuaufbaus begann, man war bestrebt, sämtliche Verbindungen zur österreichisch-deutsch geprägten Vergangenheit zu lösen: Die nordböhmischen Glasfachschulen in Nový Bor, ehemals Steinschönau, und Kamenický Šenov, ehemals Haida, bemühten sich durch tschechischsprachiges Lehrpersonal sowie tschechische Lehrmaterialien um eine Anpassung an die veränderten Rahmenbedingungen, in Železný Brod, dem ehemaligen Eisenbrod, wurde 1920 eine neue Glasfachschule gegründet. Eine wichtige Rolle kam für die künstlerische Impulsgebung zudem der Kunstgewerbeschule in Prag zu, die den Versuch einer nationalen Stilbildung unternahm. Anfänglich noch eher an den dekorativen Tendenzen der damaligen Zeitströme ausgerichtet, bot ab Mitte der 1920er-Jahre die Bauhaus-Idee den Lehrenden einen wichtigen Bezugspunkt. Von den zuvor genannten Glashütten waren nach wie vor einige aktiv, und auch in der Sammlung befinden sich Objekte aus den zwei Jahrzehnten nach Ende des Ersten Weltkriegs, darunter von Ludwig Moser aus Karlsbad (Kat.Nrn. 415, 416, 417) oder auch Wilhelm Kralik Sohn aus Eleonorenhain (Kat.-Nr. 418) und Lötz Witwe (Kat.-Nr. 420, 422, 423). Mit ihren Glasobjekten konnten diese Manufakturen jedoch nicht an die Blütezeit in den ersten zwei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts anknüpfen, hinzu kamen vermehrt wirtschaftliche Schwierigkeiten. So musste beispielsweise Lötz Witwe nach mehreren Besitzerwechseln und bedingt durch die Folgen der Weltwirtschaftskrise 1939 schließlich erneut Konkurs anmelden und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 schließlich endgültig stillgelegt. Bei einem Blick auf Böhmen mag erstaunen, dass es – gerade im Hinblick auf die Entwicklung des Art nouveau und Art déco in Nancy und Paris – in dezentralen Gebieten gelingen konnte, Glas auf internationalem Niveau zu produzieren. Auch wenn die Glasmacher die soziale und kulturelle Identität von Glasmachern besaßen, begriffen sie sich gleichzeitig als Kunsthandwerker. Ihre außergewöhnlich hohe Qualifikation, die eine Vielfalt an Formen und Dekoren, von denen sich viele in den 103 zur Sammlung gehörenden Objekte wiederfinden, in exzellenter Ausführung möglich machte, trug ganz entscheidend zum Erfolg des böhmischen Glases bei. USA Der Name der böhmischen Glashütte Johann Lötz Witwe kann heute nicht erwähnt werden, ohne auch Louis Comfort Tiffany (1848–1933) zu nennen, der von ganz entscheidender Bedeutung für die böhmische Firma war. Maximilian von Spaun hatte die Gläser Tiffanys erstmals 1897 bei dessen Ausstellung im nordböhmischen Reichenberg (heute Liberec) gesehen und die große Besonderheit, die von ihnen ausging, erkannt. Diese Begegnung sollte


weitreichende Folgen für Böhmen haben, das sich neben Frankreich und den USA zum dritten Zentrum des Art nouveau entwickelte – nur kurze Zeit, nachdem Tiffanys Gläser in Reichenberg ausgestellt gewesen waren, präsentierte Lötz Witwe Modelle im Genre Tiffany. Und auch wenn in den Folgejahren das Formen- und Dekorrepertoire der südböhmischen Glashütte beständig anwuchs und sie sich schon bald von Tiffanys Einfluss emanzipierte, bleibt seine Rolle in der Anfangsphase von der Entwicklung irisierender Glasobjekte doch unverkennbar. Ursprünglich als Maler ausgebildet, hatte Tiffany sich in den späten 1870er-Jahren erfolgreich als Innenausstatter und Entwerfer von Glasmalereien und Mosaiken einen Namen gemacht. Seine Begeisterung für die Glaskunst wurde durch den Besuch der Pariser Weltausstellung noch verstärkt, vor allem die Glasvasen Emile Gallés beeindruckten ihn nachhaltig. 1892 gründete er schließlich die Tiffany Glass & Decorating Company und gab so den Startschuss für seine Zierglasproduktion, deren ersten Ergebnisse er 1893 auf der Weltausstellung von Chicago zeigte. Zeichneten sich die Gläser der Art-nouveau-Künstler aus Nancy, die Tiffany auf der Weltausstellung gesehen hatte, häufig durch mehrfache Überfänge und starke Bearbeitung mit Schliff und Schnitt aus, bildete Tiffany, dessen Gläser meist in reiner Hüttentechnik entstanden, gewissermaßen einen Gegenpol dazu. Übervolle Dekore sucht man bei seinen Objekten vergebens, vielmehr verzichtete er darauf und konzentrierte sich stattdessen auf die Irisierung beziehungsweise Lüstertechnik, wie bei dem 1894 auf den Markt gebrachten Favrile-Glas, das mit seinen schillernden Farben an Libellenflügel, Pfauenfedern und in den Dekoren an Blattadern oder Wellen erinnerte und insofern die im Art nouveau beliebten Naturmotive aufgriff. In der Sammlung finden sich drei um 1900 entstandene dünnwandige Vasen (Kat.-Nrn. 248, 249, 250) von Tiffany, die seine formale Orientierung an antiken Vorbildern, wie beispielsweise dem persischen Rosensprenggefäß (Kat.-Nr. 249), zeigen. Zahlreiche Erzeugnisse dieser Phase zeichneten sich durch einen zunehmenden Grad an Opazität auf, die den grundlegenden Eigenschaften des Glases eigentlich entgegensteht. Als der Erfolg der irisierten Gläser Tiffanys zu Beginn des 20. Jahrhunderts anfing abzunehmen, wandte er sich neuen Gefäßtypen zu. Die Vasen der Serie Paperweight zeichneten sich durch ein mehrfarbiges Zwischenschichtdekor aus: Eine glatte Außenschicht farblosen Glases lag auf einer dicken Schicht von dekoriertem, aber ebenfalls farblosem Glas. In der Sammlung befindet sich eine zwischen 1906 und 1912 12 Vgl. zu Tiffany u. a. Doros, Paul E.: The Art Glass of Louis Comfort Tiffany, London 2013.

Einführung

entstandene Vase aus der Serie Morning Glory (Kat.-Nr. 246), bei der die Innenschicht mit Blüten und Blättern der Trichterwinde dekoriert und mit einem eingeschlossenen Irisschleier versehen wurde. Das Dekor belebt und veredelt die Vase, zudem verleiht es ihr eine Leichtigkeit, die in Kontrast steht zum dickwandigen Glas. Wie für so viele andere Künstler dieser Zeit war auch für Tiffany die Weltausstellung 1900 in Paris ein großer Erfolg gewesen, in den Folgejahren sollte es für den amerikanischen Künstler zunehmend schwieriger werden.12 Deutschland Bildeten Frankreich, Böhmen und die USA gewissermaßen das erfolgreiche Triumvirat des Jugendstils und des Art nouveau, so tritt Deutschland ein wenig in den Hintergrund, was vermutlich auch darin begründet liegt, dass es nicht gelang, einen eigenen Stil zu etablieren.13 Auf der einen Seite stand die deutsche Glaskunst unter dem Einfluss von Émile Gallé, auf der anderen Seite führte nicht zuletzt die geografische Nähe zu den böhmischen Glashütten dazu, dass deren Dekore nachgeahmt wurden. Insgesamt 47 Objekte von deutschen Glaskünstlern und Glashütten befinden sich in der Sammlung, mehr als die Hälfte datiert auf die ersten drei Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und bildet die damaligen Zentren der Glaskunst in Deutschland ab. Zu nennen ist hier an erster Stelle der Bayerische Wald, dessen personellen wie auch formalen Verbindungen über die Landesgrenzen hinaus bis nach Böhmen reichten, was sich unter anderem in einem regen Austausch von Arbeitskräften äußerte. Die drei Objekte des Glashüttenwerks Buchenau (Kat.-Nrn. 251, 252, 257) stehen ganz im Zeichen der École de Nancy und bilden den unbeschwerten Stil des Art nouveau ab. Mit komplexen, mehrschichtig angelegten Dekoren, die sich der Irisierung, dem Kammzugdekor oder der Ätzung bedienten, nahmen die Gläser Bezug auf die internationale Entwicklung. Seit dem 16. Jahrhundert befand sich das Glashüttenwerk Buchenau im Besitz der Familie von Poschinger, die auch in Oberzwieselsau und Frauenau Eigentümer zweier Glashütten war. Ab 1867 fungierte Ferdinand Benedikt von Poschinger als Leiter des Glashüttenwerks Buchenau, das unter ihm seine Glanzzeit erlebte. Um 1900 wurden namhafte Künstler des Jugendstils wie Karl Schmoll von Eisenwerth (Kat.-Nr. 251) oder Betty Heldrich (Kat.-Nr. 257) mit Entwürfen beauftragt, zudem waren Objekte der Glashütte auf zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen – auf der Weltausstellung in Paris 1900 gewann von Poschinger eine Silbermedaille. Zur Entwicklung der Glaskunst in Deutschland (und Österreich) in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vgl. Pazaurek/Spiegel 1983 (wie Anm. 6), S. 80–103. 13

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Eng verbunden mit den Glashütten des Bayerischen Walds war der Münchner Künstler Jean Beck (1862– 1938), der seine Entwürfe dort fertigen ließ. Die fünf Glasobjekte Becks in der Sammlung stehen exemplarisch für die Bandbreite seiner Arbeiten: auf der einen Seite kontrastreiches Dekor aus Schwarzlot und Lüsterfarben (Kat.-Nr. 271), auf der anderen Seite eine unifarbene, stark kolorierte Gestaltung wie bei der Vase aus rubinrotem Glas (Kat.-Nr. 273) oder den beiden kleinen Vasen aus blauem Opalglas (Kat.-Nr. 274. Nach einer Ausbildung als Keramiker bei Villeroy & Boch in Mettlach und einem Studium an der Kunstgewerbeschule in München ließ er sich ab 1898 dauerhaft in München nieder. Er betrieb sein eigenes Atelier, in dem er Entwürfe für Objekte in Keramik, Metall und auch Glas entwickelte, wobei er sich schon bald vor allem auf Glas konzentrierte. Am Rande des Riesengebirges in Petersdorf (heute Piechowice, Polen) entstanden um 1900 Gläser, deren Bezugspunkte weniger in Frankreich oder Böhmen, als vielmehr in der Grafik des deutschen Jugendstils zu suchen waren. Die Glasfabrik Fritz Heckert war 1866 gegründet worden und hatte bereits während des Historismus eine wichtige Rolle gespielt. Zur Sammlung gehören sechs Vasen der Petersdorfer Glashütte, und auch wenn alle Vasen um 1900 entstanden sind, zeigt sich in den Entwürfen von Otto Thamm auf der einen Seite und Ludwig Sütterlin auf der anderen Seite ein gänzlich unterschiedliches Dekor. Thamms emailbemalte schlanke Vase (Kat.-Nr. 256) zeigt in strahlender Vielfarbigkeit Osterglocken mit ihren Blüten und Stengeln, wie sie aus einer grünen Wiese erwachsen. Diese farbenfrohe, feine Bemalung lässt die Transparenz des Glases in den Hintergrund treten, was auch auf die zwei Vasen nach Entwürfen des Grafikers Ludwig Sütterlin (Kat.-Nrn. 259) zutrifft. Dass hier ein grafisch-lineares Dekor gewählt wird, mag bei Sütterlins Wurzeln nicht verwundern. Besonders filigran und unter Verwendung eines stilisierten Floraldekors zeigt sich ein weiterer Entwurf des Grafikers (Kat.-Nr. 253). Mit Gläsern dieser Art zog die Glashütte Fritz Heckert auf der Turiner Esposizione d’Arte Decorativa Moderna 1902 viel Aufmerksamkeit auf sich. Mit einer um 1908 entstandenen Vase (Kat.-Nr. 260) von Josef Emil Schneckendorf (1865–1949) spannt die Sammlung den Bogen nach Darmstadt, einem der großen Jugendstilzentren in Deutschland. Schneckendorf kam 1906 von München nach Darmstadt, wo er Mitglied der Künstlerkolonie wurde und zudem ab 1907 die Großherzogliche Edelglasmanufaktur leitete. Die Entwürfe der dort produzierten Glaswaren stammen größtenteils von Schneckendorf selbst, gefertigt wurde jedoch nur in kleiner Stückzahl, sodass sich über die Laufe die Jahrzehnte nur wenige Objekte erhalten haben. Die halbopake Vase der Sammlung lässt durch die 32

Kombination von einfacher Form mit metallisch irisierendem Dekor eine Spannung entstehen, die durchaus als typisch für Schneckendorf bezeichnet werden kann. Auch in der Lausitz gab es Glasfirmen, von denen die damaligen Gestaltungstendenzen aufgegriffen wurden. Dazu zählen neben Beckmann & Weis in Mügeln bei Dresden vor allem die Vereinigten Lausitzer Glaswerke in Weißwasser in der Oberlausitz – insgesamt befinden sich von den beiden Fabriken acht Objekte in der Sammlung. In der Gestaltung bedienen sie sich floralen Motiven aus Blütenzweigen, Beeren oder Gräsern, die das Glas umlaufen, die Farbgestaltung spielt mit dem Kontrast aus hellem, opaken Unterfang mit intensivfarbigem Überfang, dem dadurch eine Plastizität verliehen wird. Zum Ruhm der Lausitzer Glaswerke entschieden beigetragen haben die Arsall-Vasen, die zwischen 1918 und 1929 entstanden sind und von denen sich vier Objekte auch in der Sammlung befinden. Das Kunstwort „Arsall“ setzt sich aus dem lateinischen „Ars“ (dt. Kunst) und dem französischen „Allemande“ (dt. französisch) zusammen, der Begriff wurde 1918 als geschütztes Warenzeichen eingetragen. Als hochgeätzter Schriftzug ist die Signatur gut erkennbar auf der Wandung platziert, zusätzlich wurde am Boden meist die Modellnummer vermerkt. Charakteristisch für die Arsall-Gläser ist der zwei- oder auch dreifache Überfang, wobei die Außenschicht meist violett, rotbraun oder grün in verschiedenen Nuancen gehalten war. Aus den Überfängen herausgeätzt wurde dann das Dekor, das meist florale Motive (Kat.-Nrn. 264, 265, 268) zeigt, seltener auch Fluss- und Seelandschaften (Kat.-Nr. 269). In den 1920er- und 1930er-Jahren erlebte eine auch heute noch existierende Fabrik – die Württembergische Metallwarenfabrik in Geislingen an der Steige – ihre künstlerische Glanzzeit. Die Firma war bereits 1853 gegründet worden, mit der Herstellung von Glaswaren wurde jedoch erst Anfang der 1880er-Jahre begonnen. Prägend für die Herausbildung des Glasbereichs der WMF wurde Karl Wiedmann (1905–1992), der schon seine Lehrzeit dort verbracht hatte, bevor er ein Studium an der Staatlichen Schule für Glasindustrie in Zwiesel im Bayerischen Wald anschloss. In seinen Entwürfen der 1920er-Jahre spiegelt sich in den irisierenden Dekoren der Einfluss Tiffanys und Lötz Witwes, auch die um 1935 entstandene opake Vase Lavaluna (Kat.-Nr. 277) scheint mit ihrer intensiv-farbigen Oberflächengestaltung und den Goldkonturen eine Fortführung. Einen Gegensatz dazu bildet die um 1938 datierte Vase (Kat.-Nr. 279) von Walter Dexel (1890–1973), die zur Reihe der Ikora-Gläser gehört: Der massigen Form aus farblosem Glas wirken blaue, grün-grau verlaufende, mit ungleichgroßen Luftblasen durchsetzte Einschlüsse entgegen und lassen einen belebten Eindruck entstehen. Bekannt wurde die Vase unter dem humoristischen Namen „Dexel-Ei“.


Neben der Glashütte der Württembergischen Metallfabrik entwickelte sich im Südwesten mit der Kunstgewerbeschule Stuttgart ein weiterer Ort, durch den die Glaskunst der 1930er-Jahre Impulse erhielt. Hier wird Wilhelm von Eiff (1890–1943) eine bestimmende Rolle zugeschrieben;14 in der Sammlung findet sich eine Vase, die vermutlich auf einen Entwurf von Eiffs zurückzuführen ist. Im Rahmen seiner Ausbildung im Zeichnen und Glasschnitt von 1909 bis 1911 in Paris aufgehalten und im Anschluss an der Stuttgarter Kunstgewerbeschule studiert, bevor er unter anderem für die WMF in Geislingen tätig wurde. Als Professor an der Kunstgewerbeschule Stuttgart prägte er ab 1922 für 20 Jahre in seiner Glasklasse eine ganze Künstlergeneration, wobei für ihn die künstlerische und individuelle Glasveredelung im Mittelpunkt stand. Von Eiff legte seinen Fokus vor allem auf die Oberflächentextur, bei seinen Objekten finden sich meist eindrucksvoll geschnittene Dekore, wie es auch die dickwandige Vase (Kat.-Nr. 275) mit umlaufendem ausgeschliffenem Wellenband aus den 1930er-Jahren in der Sammlung zeigt. Wilhelm von Eiff kommt durchaus die Rolle eines Vorbereiters der modernen Glaskunst zu, und sein Einfluss, verstärkt durch seine Lehrätigkeit, ist nicht zu unterschätzen. In der Sammlung beschließen die Objekte von Eiffs, Wiedmanns und Dexels das Jahrzehnt vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, im letzten Abschnitt des Essays wird der Blick auf die in der Sammlung vertretenen Protagonisten nach 1945 gelenkt. Italien Die Geschichte der Glaskunst in Italien ist aufs Engste verknüpft mit dem Namen Murano, einer kleinen Laguneninsel, auf der sich bereits im Mittelalter eine Glasmachersiedlung gründete. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts ließen sich Glasbläser aus Murano an verschiedenen Orten in Europa nieder und nutzten ihr Wissen, um Glasobjekte „à la facon de Venise“ anzufertigen: Dünnwandiges, transparentes Glas wurde mit dickeren, häufig farbigen Schmuckelementen wie aufgesetzten Tropfen oder Rosetten kombiniert, die in aufwendigen Biegungen das Glas verzierten. Im 18. Jahrhundert sank der Stern Muranos vorläufig, als sich das Interesse zunehmend vor allem auf englisches Bleiglas konzentrierte. Als zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Tourismus zunahm, wurde auch das Interesse für das Muranoglas wiederbelebt. 1860 eröffnete eine Glasfachschule in Murano und sechs Jahre später gründete der Industrielle Antonio Salviati die Firma Società Salviati & Co. und knüpfte mit seiner Glaskunst an das 14 Vgl. hierzu das Kapitel über den Künstler in: Pazaurek/Spiegl 1983 (wie Anm. 6), S. 220–227. 15 Einen hervorragenden Überblick über die italienische Glaskunst in Murano liefert der Katalog Italienisches Glas. Murano. Mailand 1930–1970. Die

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farblose „cristallo“ der Renaissance an. In der Sammlung befindet sich eine um 1870 datierte Tazza (Kat.-Nr. 295), die dieser Glasmanufaktur zugeschrieben wird und die in der Gestaltung noch ganz dem Historismus verpflichtet ist: So zeigt das umlaufende Fries in fein radierter Goldmalerei eine Darstellung des Renaissance-Gemäldes Das letzte Abendmahl von Leonardo da Vinci. Formal verwandt, gestalterisch aber gänzlich verschieden ist die 30 Jahre später entstandene Fußschale Fenicio (Kat.-Nr. 297) der Fratelli Toso: Das die Oberfläche bedeckende wellenförmig gekämmte Fadendekor in Rosa- und Blautönen – der Dekortyp „Fenicio“ findet sich auch auf einer weiteren Vase (Kat.-Nr. 301) der Sammlung – bewirkt eine starke Rhythmisierung der Oberfläche bei aller Einfachheit der Form. Vergleicht man diese Fußschale mit zeitgleich in Frankreich entstandenen Vasen und Schalen, so wird offensichtlich, wie verschieden die Schwerpunkte um 1900 in den beiden Ländern gesetzt wurden. Auf der einen Seite florales Dekor, das durch aufwendige Veredelungstechniken betont wurde, auf der anderen Seite ein Spiel aus Farbe und Form. Bekannt wurde die Manufaktur der Fratelli Toso aber vor allem durch ihr Millefiori-Dekor, bei dem es sich um eine Art Mosaikglas handelt, das bereits in der Antike Anwendung fand: Kleine Mosaikplättchen, sogenannte „murrine“, werden einem Muster folgend in farbloses Glas eingeschmolzen und lassen ein kleinteiliges, farbenfrohes Dekor entstehen. Die Fratelli Toso entwickelten eine Vielzahl von Murrinen, die frei miteinander kombiniert werden konnten – in der Sammlung befinden sich vier Beispiele von MillefioriObjekten, wobei die beiden großen Vasen aus den 1950er-Jahren (Kat.-Nrn. 374, 376) aufzeigen, auf welche verschiedene Art und Weise der gleiche Murrinentyp zur Gestaltung genutzt wurde. Der Aufschwung der italienischen Glaskunst15 ging einher mit dem Aufstieg jener Muraneser Glasmanufaktur, deren Name auch heute noch weit über die Grenzen Italiens hinaus bekannt ist: Venini.16 1921 eröffneten der Rechtsanwalt Paolo Venini (1895–1959) und der Antiquitätenhändler Giacomo Cappellin (1887–1968) unter dem Namen Vetri Soffiati Muranesi Muranesi Cappellin Venini & C. eine Glaswerkstatt in Murano. Hierzu kauften sie die kurz zuvor geschlossene Glasfabrik von Andrea Rioda, übernahmen dessen Glasbläser und setzten ihn selbst als technischen Leiter ein. Rioda starb jedoch im selben Jahr, woraufhin zahlreiche Glasbläser die kurz zuvor gegründete Firma verließen und eine eigene Glaswerkstatt unter dem Namen Successori Andrea Rioda gründeten. Auch zwischen Venini und Sammlung der Steinberg Foundation, hrsg. von Helmut Ricke und Eva Schmitt, München 1996. 16 Vgl. zur Venini u. a. Deboni, Franco: Venini Glas, Basel 1990.

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Cappellini kam es bereits vier Jahre später zu intensiven Streitigkeiten, die dazu führten, dass sich die beiden Gründer trennten und Venini das Unternehmen zunächst unter dem Namen Soffiati Muranesi Venini & C., später dann als Venini & C., weiterführte. Insgesamt 44 Glasobjekte, die Venini zuzuordnen sind, gehören zur Sammlung, ein Großteil davon entstammt der Blütezeit der Glasmanufaktur, den 1940er- und 1950er-Jahren. Eine besondere Rolle in der Entwicklung der Glashütte nahm der Architekt Carlo Scarpa (1906–1978) ein, der 1932 bei Venini eintrat und bis 1947 dort bleiben sollte. Seine Leistung lag darin, dass er – und hier steht er stellvertretend für das Murano-Glas ab den 1930erJahren – traditionelle Techniken modernisierte. Als Beispiel sei die Vase „Tessuto“ (Kat.-Nr. 307) genannt, die auf die Zeit um 1940 zu datieren ist und als typisch für Scarpas Glas dieser Zeit bezeichnet werden kann: Anwendung findet bei dieser Vase das komplizierte Verfahren „A canne“, bei dem die vorgefertigten Glasstäbe linear angeordnet in eine flache rechteckige Form gelegt werden, um dann im Ofen mit dem formgebenden farblosen Rohling verschmolzen zu werden, bevor es final mit Werkzeugen in die gewünschte Form gebracht wird.17 Diese Technik findet sich auch bei einigen anderen Stücken in der Sammlung, wie beispielsweise den beiden Vasen „A canne“ (Kat.-Nrn. 311, 312) und den drei Karaffen der Serie Morandiane (Kat.-Nr. 315) nach Entwürfen des Architekten Gio Ponti (1891–1979) aus den 1940er-Jahren. Der Name der Serie verweist auf die langhalsigen Flaschen in den Stillleben des italienischen Malers Giorgio Morandi (1890–1964), die Ponti als Inspirationsquelle dienten. Ponti gehörte in den 1940er- und 1950er-Jahre zu einer für das damalige kulturelle Leben in Italien sehr einflussreichen Persönlichkeit, erschienen in der von ihm herausgegebenen Zeitschrift Domus doch regelmäßig seine Kritiken zu zeitgenössischer Kunst, Architektur und industriellem Design. Jene Zeitschrift wurde von Venini zudem dazu genutzt, neue Produkte erstmalig vorzustellen. Im Zweiten Weltkrieg war Venedig weitestgehend von Zerstörungen verschont geblieben, weshalb die Arbeit in den zahlreichen Glasmanufakturen schnell wieder aufgenommen werden konnte, was auch für Venini galt. Von Fulvio Bianconi (1915–1996), der ab 1948 für die Glasmanufaktur tätig war, stammt der Entwurf zur berühmt gewordenen Fazzoletto-Vase (Kat.-Nr. 316) von 1949. Die hierfür angewandte Technik ist ebenfalls das Verfahren „A canne“, nur dass bei dieser Variante die Glasstäbe mit Zanfirico-Applikationen aus verschlungenen Glasfäden gestaltet sind. Bei der Vase in der Die zahlreichen Techniken und Dekore des Muranoglases sind ausführlich und anschaulich beschrieben in: Heiremans, Marc: Murano Glass. Themes 17

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Sammlung wurden Fäden aus Milchglas verwandt, es gibt in dieser Reihe aber noch viele andere Variationen in Größe und Farbe. Neben dem Dekor fällt bei dieser Vase vor allem die unregelmäßige, originelle Form ins Auge, die – ganz dem Namen folgend – an ein frei zusammengefaltetes Taschentuch denken lässt. Noch heute werden Fazzoletto-Vasen produziert, was sie zu einem Sinnbild für Venini und die Meisterschaft der Muraneser Glasbläser hat werden lassen. Gleichzeitig rückt hier zunehmend die Funktion in den Hintergrund zugunsten einer kunstvollen Gestaltung. Die große Faszination dieser Vasenform zeigt sich auch darin, dass sie für den amerikanischen Glaskünstler Dale Chihuly offensichtlich zu einer Art Inspirationsquelle für seine Seaformund Macchia-Serien (Kat.-Nrn. 455, 456) wurde. Neben der Fazzoletto-Vase finden sich noch elf weitere Objekte in der Sammlung, die auf Entwürfe von Bianconi zurückzuführen sind. Anwendung findet bei all diesen Objekten das Tessere-Verfahren, bei dem verschiedenfarbige flache Glasstückchen in einem meist geometrischen Muster verschmolzen werden, um sie anschließend mit dem Glasrohling zu verbinden. Am eindrücklichsten zeigt sich das Verfahren in der Serie Pezzato, die Bianconi 1950/51 entwarf und von der sich auch zwei Vasen (Kat.-Nrn. 313, 323) in der Sammlung befinden. Die Besonderheit des Dekors liegt in der Spannung, die aus der unregelmäßigen Anordnung der vielfarbigen geometrischen Tessere entsteht. Mit den Vasen der Technik „A fasce“ – hier werden die Glasstückchen, „tessere“, durch Bänder, „fasce“, ersetzt – wird eine Variante des Tessere-Verfahrens angewandt. Je nach Entwurf sind die Bänder horizontal (Kat.-Nr. 317), vertikal (Kat.-Nr. 318) oder verdreht (Kat.-Nr. 319) angeordnet, was die Wirkung des Objekts ganz wesentlich bestimmt. Dass die Glasobjekte nach den jeweiligen Techniken benannt wurden, zeigt, welch große Rolle dem Herstellungsprozess zugebilligt wurde. Es bedurfte viel Experimentierens, um diese vielfältigen visuellen wie auch materiellen Effekte zu erzielen und nicht ohne Grund umweht die Glasbläser von Murano die Aura herausragender Handwerkskunst. Als Carlo Scarpa 1949 Venini verließ, war dies ein tiefer Einschnitt, hatte Scarpa die Manufaktur doch 15 Jahre lang sehr erfolgreich geprägt. In den Folgejahren entstanden neue Kooperationen, unter anderem ab Mitte der 1950er-Jahre mit dem Maler Riccardo Licata (Kat.Nr. 327) oder ab 1959 mit Scarpas Sohn Tobia (Kat.-Nr. 328). Die Manufaktur hatte in den 1950er-Jahren zunehmend internationalen Ruhm und Erfolg erreicht – zum einen in künstlerischer Hinsicht mit ihren Teilnahmen and Variations (1910–1970), Stuttgart 2002.


an den großen Ausstellungen wie der Biennale von Venedig oder der Triennale von Mailand, zum anderen aber auch unter kommerziellen Gesichtspunkten mit der Etablierung von Verkaufsstellen in mehreren Ländern. Und doch war Murano weit mehr als nur Venini. Zwei von Giulio Radi (1895–1952) für die Glasmanufaktur Arte Vetreria Muranese (A. Ve. M.) entworfene Vasen (Kat.-Nrn. 341, 343) zeigen die Verwendung neuartiger Farbeffekte, die durch Reaktionen von speziellen Metallauflagen zustande kamen, wodurch eine besondere Wirkung erzielt wird, die sich von den Objekten der Manufaktur Venini abhebt. Demgegenüber werden mit den in der Sammlung vertretenen Vasen aus der konkurrierenden Glashütte Barovier & Toso (u. a. Kat.Nrn. 362–367) unter anderem Variationen des TessereVerfahrens aufgenommen. Die Produktion dieser Firma wurde ab 1930 vor allem durch Ercole Barovier (1889–1974) geprägt, der die Manufaktur gemeinsam mit seinen Brüdern leitete. Sein Hintergrund als studierter Chemiker lässt erahnen, welch große Faszination das Experimentieren mit dem Werkstoff Glas auf ihn ausübte. Barovier & Toso entwickelte sich neben Venini zu einer der beherrschenden Glashütten Muranos, die auch über großen kommerziellen Erfolg verfügte. Von besonderer Bedeutung und großer Beliebtheit hierbei waren die Objekte der Serie Tessere ambra, deren Entwürfe auf die Mitte der 1950er-Jahre zurückzuführen sind. Bernsteinfarbene Glasplättchen sind in Zweierpaaren vertikal und horizontal über- und nebeneinander angeordnet. Die Gestaltung scheint, denkt man an die Pezzato-Vasen Bianconis, vergleichsweise streng, die Farbgebung ist zurückhaltender. Eng verknüpft mit Venini war Archimede Seguso (1909–1999), der, bevor er 1946 seine eigene Manufaktur gründete, für Venini gearbeitet hatte. In der Sammlung befinden sich zehn Objekte aus den 1950er-Jahren, die einen breiten Eindruck von Segusos Glaskunst vermitteln. Wenn auch die Formensprache eher vorsichtig ist, so spielt er in der Dekortechnik sein ganzes Können als Glasbläser und seine Kreativität als Gestalter aus. Für die Schale (Kat.-Nr. 352) und die Vase (Kat.-Nr. 358) aus der Serie Merletto nutzt Seguso die Fadenglastechnik und lässt ein weißes, spinnennetzartiges Geflecht entstehen, das gleichermaßen bedeckt wie enthüllt – in gestalterischer Hinsicht handelt es sich hier um herausragende Arbeiten. Der Tod Paolo Veninis im Jahr 1959 bedeutete nicht nur eine große Zäsur für die Glasmanufaktur Venini selbst, sondern kann durchaus als der Anfang vom Ende der erfolgreichen Jahre in der italienischen Glasproduktion gesehen werden. Zwar entstanden auch in den Fol18

gejahren noch bemerkenswerte Objekte, häufig wurde jedoch auf bereits vorhandene Entwürfe zurückgegriffen. Die Zeit der kreativen Innovationen schien vorbei. Eine der wenigen Ausnahmen stellt das auf 1962 zu datierende Vasenobjekt „Sasso“ (Kat.-Nr. 350) von Alfredo Barbini (1912–2007) dar. Die Gläser dieser Serie wurden erstmals auf der Biennale von Venedig 1962 präsentiert und heben sich deutlich von den bis zu diesem Zeitpunkt dagewesenen Gestaltungsarten ab. Das farblose dickwandige Glas wurde mit rubinrotem Glas unterfangen und mit einen rauchgrauen Überfang versehen. Die besondere Wirkung wird jedoch nicht nur durch die massiv erscheinende Form erzielt, sondern vor allem durch die Bearbeitung der Oberfläche mit der IncisoTechnik, einem matten Scharfschnitt. Die insgesamt 99 Objekte der Sammlung, die dem Muranoglas zugeordnet sind, zeigen nicht nur die Bandbreite der verschiedenen Dekore, die kennzeichnend waren für die italienische Glaskunst der 1940er- und 1950er-Jahre, sondern lassen in ihrer intensiven Farbigkeit und im Spiel mit geometrischen Dekors eine Lebendigkeit entstehen, die diesen Objekten ihren besonderen Reiz und unverkennbaren Charakter verleiht. Skandinavien Vordergründig mag es erstaunen, jedoch ist der Weg von Italien nach Skandinavien18 nicht so weit wie zu vermuten. Trotz der offensichtlichen Unterschiede in der Gestaltung der Objekte, gab es auch einige Gemeinsamkeiten: So verfügten beide Regionen über eine große handwerkliche Expertise im Bereich der Glasherstellung und -bearbeitung, was ihnen das schnelle Übertragen neuer Stile auf Glas überhaupt erst ermöglichte. Immer wieder reisten skandinavische Künstler nach Murano, um in den dortigen Glashütten Einblicke in die anspruchsvolle Technik zu erhalten und ihr eigenes Können zu erweitern. Dadurch erklärt sich vermutlich auch der stärkere Einbezug von Farbe als Gestaltungselement sowie das Adaptieren bestimmter Techniken und Dekore an die skandinavische Glaskunst ab den 1960er-Jahren. Schon in den 1930er-Jahren hatte Venini mit der schwedischen Keramikerin Tyra Lundgren (1897–1979) zusammengearbeitet, die poetischzarte Objekte wie die Blattschale (Kat.-Nr. 309) in der Sammlung in Murano anfertigen ließ. Als die skandinavische Glaskunst bereits eine sehr erfolgreiche Stellung innerhalb der europäischen Nachkriegskunst innehatte, kam es weiterhin zu Kooperationen zwischen italienischen Glashütten und Künstlern aus dem Norden: So begann der finnische Künstler Tapio Wirkkala (1915–

Der Begriff Skandinavien schließt hier auch Finnland mit ein.

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1985) 1964 eine Zusammenarbeit mit Venini, 1989 lieferte zudem Timo Sarpaneva (1926–2006) Entwürfe für die traditionsreiche Glashütte in Murano.19 Zur Sammlung gehören 31 Objekte, die sich den skandinavischen Ländern zuordnen lassen, wobei der Großteil aus der finnischen Glashütte Iittala sowie den schwedischen Glashütten Orrefors und Kosta (später Kosta Boda) stammt. Lange Zeit wurde die skandinavische Glaskunst dominiert von den schwedischen Glashütten, Finnland spielte keine große Rolle. Grund für die Dominanz war vor allem die Tatsache, dass Schweden sich, ganz im Gegensatz zu Finnland, auf eine große Handwerkstradition im Bereich der Glasfertigung berufen konnte – somit gab es ein solides Fundament, auf dem die Glaskunst im 20. Jahrhundert ihren Weg in die Moderne beschreiten konnte. Begünstigt wurde dies zudem durch die im Südosten Schwedens reichlich vorhandenen und für die Glasherstellung notwendigen Ressourcen Holz, Quarzsand und Wasser. Bereits im 17. Jahrhundert hatte sich die erste Glashütte in Småland angesiedelt, viele weitere folgten, sodass sich auf dem Höhepunkt der Produktion mehr als 100 Glashütten dort befanden. Sie begründeten eine Gegend, die mit dem Namen „Glasriket“ (dt. Glasreich) betitelt wurde, der noch immer als eine Art Label fungiert und Anziehungspunkt für zahlreiche Touristen ist. Als die auch heute noch bekannteste Glashütte gilt Orrefors, die 1898 gegründet wurde und vor allem für ihr Graal-Glas Berühmtheit erlangte. Die acht Objekte in der Sammlung spannen mit den beiden Glasarbeiten (Kat.-Nrn. 408, 404) von Lars Hellsten (geb. 1933) und Erika Lagerbielke (geb. 1960) zwar den Bogen bis in die Gegenwart, sind aber ansonsten Künstlern zuzuordnen, die ab Mitte der 1930er-Jahren mit ihren Techniken prägend für Orrefors wurden. Nur 20 Kilometer von Orrefors entfernt lag die Manufaktur Kosta (seit 1990 Kosta Boda), die als die älteste noch existierende Glashütte Schwedens gilt. Auch von Kosta sind auf der einen Seite Glasarbeiten aus den 2000er-Jahren (Kat.-Nrn. 407, 409–411) von Ludvig Löfgren (geb. 1972), Anna Ehrner (geb. 1948) und Göran Wärff (geb. 1933) Teil der Sammlung, auf der anderen Seite bilden die drei Vasen nach Entwürfen von Vicke Lindstrand (1904–1983) die 1950er-Jahre ab. Als Vicke Lindstrand 1950 im Alter von 46 Jahren die künstlerische Leitung von Kosta übernahm und kurz danach die Serie Colora entwarf, zu der auch die Objekte der Sammlung zählen, blickte er bereits auf eine beachtliche Karriere als Glaskünstler zurück. Unter anderem war er zwischen 1928 und 1940 bei Orrefors angestellt gewesen, wo er gemeinsam mit Edvin Öhrström (1906–1994) die Ariel-Technik entwi-

ckelte, zu der sich zwei Beispiele (Kat.-Nrn. 393, 394 in der Sammlung finden. Das Vorgehen ähnelte der GraalTechnik, nur dass das Zwischenschichtdekor noch mithilfe von Sandstrahlung zusätzlich vertieft wurde, sodass sich in diesen Vertiefungen nach dem finalen farblosen Überstechen Lufttaschen bildeten. Die tiefliegende Konturierung und die eingeschlossene Luft trugen ganz wesentlich zur besonderen Wirkung der Ariel-Objekte bei. Die ersten Gläser wurden 1937, ein Jahr nach Öhrströms Eintritt bei Orrefors, produziert und waren noch farblos. Die Schale und die Vase aus der Sammlung stammen aus Mitte der 1950er-Jahre, als fast ausschließlich farbige Ariel-Gläser hergestellt wurden. Das Dekor zeigt die abstrahierten länglichen Umrisse von Fabelwesen, wodurch die Vertikalwirkung der Vase zusätzlich betont wird. Eine Verwandtschaft mit den Ariel-Gläsern zeigt sich in einer Vase mit Unterwasserdekor (Kat.-Nr. 433) von Andries Dirk Copier (1901–1991) aus dem Jahr 1944, die ebenfalls Teil der Sammlung ist und auf einen der bedeutendster Designer und Glaskünstler der Niederlande sowie die eng mit ihm verbundene Glasfabriek Leerdam verweist. Die zwei Vasen von Orrefors (Kat.-Nrn. 398, 400) nach einem Entwurf von Edward Hald (1883–1980) greifen die von Simon Gate (1883–1945) im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entwickelte Graal-Technik auf, die nicht nur sehr komplex ist, sondern gleichzeitig auch den Glastechniker durch die Verbindung von Heißund Kaltglasbearbeitung herausfordert. Dabei scheint das Dekor in das dickwandige Glas eingeschlossen – ein Effekt, den man dadurch erzielte, dass auf den abgekühlten, farbig überfangenen Rohling das gewünschte Motiv in Ätztechnik aufgetragen wurde, bevor das Glas dann final noch einmal erwärmt und farblos überstochen wurde. Das bei den beiden Vasen aus der Sammlung benutzte Fisch- und Wasserpflanzenmotiv war äußerst beliebt und wurde erstmals 1937 für Vasen benutzt. Die große Beliebtheit erklärt sich vermutlich dadurch, dass sich wohl kaum ein Motiv so sehr für die Graal-Technik eignete wie Fische und Wasser, wird doch der Eindruck vermittelt, es schwämmen tatsächlich Fische zwischen den Glasschichten. Als Orrefors auf der Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Modernes 1925 in Paris unter anderem die Gläser in Graal-Technik präsentierte, wurde Hald mit dem Großen Preis ausgezeichnet, was den internationalen Erfolg der schwedischen Glashütte wesentlich verstärkte.20 Aus den 1950er-Jahre stammt die Schale (Kat.-Nr. 392), die nach einem Entwurf von Sven Palmquist (1906–1984) gefertigt wurde und eine weitere prominente Technik von Orrefors zeigt: die Ravenna-Technik.

Zum Verhältnis von skandinavischem und italienischem Glas vgl. den Aufsatz 20 Vgl. zur Geschichte und Bedeutung von Orrefors u. a. Wickman, Kerstin in Lutzeier, Sabine: Modernes Glas von 1920–1990, Augsburg 1993, S. 47–49. (Hrsg.): Orrefors. A Century of Swedisch Glassmaking, Stockholm 1998.

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Auch diese leitete sich von der Graal-Technik ab und ist eine Reminiszenz an die frühchristlichen Mosaiken im mittelitalienischen Ravenna. Zwar nutzte Palmquist, der als der bestimmende Entwerfer für die 1950er-Jahre bei Orrefors bezeichnet werden kann, dickwandiges, mehrschichtiges Glas, das regelmäßige geometrische Muster und die blau-rote Farbigkeit verliehen den Objekten trotzdem eine gewisse Leichtigkeit. Nachdem das umfangreiche Wissen bezüglich der Glasherstellung und -techniken, das über die Jahrhunderte angesammelt worden war, üblicherweise in den Glashütten selbst weitergegeben wurde, und somit die alleinige Ausbildungsverantwortung bei diesen lag, wurde 1969 in unmittelbarer Nähe zur Glashütte Orrefors mit der „Riksglasskolan“ ein Ausbildungszentrum eingerichtet, das die Weitergabe der Fertigkeiten und des Wissens deutlich professionalisierte. Auch wenn heute noch hier Studenten in den Graal-, Ariel- und Ravenna-Techniken unterrichtet werden, hat sich das „Glasriket“ in den letzten 35 Jahren ganz wesentlich verändert. Nach dem Zusammenschluss der Glashütten Kosta und Boda 1976, die seit 1989 unter Orrefors Kosta Boda firmieren und der endgültigen Stilllegung der Glashütte in Orrefors 2013, gibt es zwar noch viele kleinere Ateliers von Glaskünstlern wie dem 1950 geborenen Carlos R. Pebaqué (Kat.-Nr. 412), von den einst rund 100 Glashütten sind heute aber nur noch 12 übriggeblieben. Während sich in Schweden schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts neben dem Gebrauchsglas zunehmend auch das Kunstglas etablierte, dauerte es in Finnland bis in die 1940er-Jahre, bevor der Siegeszug des finnischen Glasdesigns begann. Ganz wesentlich getrieben wurde diese Entwicklung von der 100 Kilometer nördlich von Helsinki liegenden Glashütte Iittala, die 1881 gegründet worden war und sich 1940 mit einer anderen Glasfabrik zu Karhula Iittala zusammenschloss. Zur zentralen Figur wurde der 1915 geborene Tapio Wirkkala. Nach seinem Studium des Designs und der Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule in Helsinki begann er 1947 seine fast 40 Jahre dauernde Karriere bei Iittala. Gleich am Anfang entstand der Entwurf zu einer Vasenserie, die zu weltweitem Ruhm für Wirkkala führen sollte und zu einem Symbol für das moderne skandinavische Design wurde: die Kantarelli-Serie. Die Vasenform mit ihrem ausladenden, unregelmäßigen Trichter, der eindrucksvoll aus dem schmalen Körper erwächst, erinnert an einen Pilz – und tatsächlich bedeutet das finnische Wort „Kantarelli“ Pfifferling. Auch in der Sammlung befindet sich ein Exemplar aus der KantarelliSerie (Kat.-Nr. 387), das seinen besonderen Reiz aus der Spannung zwischen schmalem Körper und ausladendem Trichter bezieht. Zu dieser Serie gehörten Vasen und Schalen in verschiedenen Größen – stets nach Formen mit unmittelbarem Naturbezog entworfen und mit filigranen Liniengravuren versehen. Einführung

Die 1950er-Jahre wurden auch international zu einem großen Erfolg für das finnische Glasdesign: Als die Kantarelli-Serie auf der X. Triennale von Mailand 1951 präsentiert wurde, erhielt Wirkkala die Goldmedaille. Insgesamt gewann Finnland auf dieser Triennale 25 Preise, darunter auch eine Silbermedaille für den zweiten großen Künstler Iittalas: Timo Sarpaneva. Nur ein Jahr zuvor hatte dieser seine Tätigkeit bei der finnischen Glashütte begonnen und wurde schnell zur prägenden Gestalt neben Wirkkala. Mit den Vasen Orkidea (Kat.-Nr. 386) und Finlandia (Kat.-Nr. 388) sind zwei seiner prominentesten Stücke in der Sammlung vertreten. Jedoch könnten die beiden Objekte kaum gegensätzlicher sein: Vermittelt die Vase Orkidea, der Entwurf ist auf 1954 zu datieren, durch ihre glatte, hochgestreckte Form und das schlichte, farblose Glas mit seiner polierten Oberfläche eine große Eleganz, wirkt Finlandia von 1964 robust und ähnelt einem massiven Eisblock. Bei beiden Objekten kamen besondere technische Verfahren zum Tragen, denn Sarpaneva begnügte sich nicht mit dem reinen Entwerfen der verschiedenen Glasstücke, sondern experimentierte gemeinsam mit den Glasbläsern an neuen Methoden zur Glasgestaltung. Ließ er bei der Orkidea durch Einstechen mit einem Holzstäbchen in den noch heißen Glaskörper einen Hohlraum entstehen, wandte Sarpaneva bei der Finlandia-Serie das Brandholzverfahren an, bei dem im Herstellungsprozess grob behauene Holzformen Verwendung fanden, die jedoch nach jedem Guss zunehmend weiter verbrannten, sodass es sich bei allen Objekten dieser Serie um Einzelstücke handelt. Der Unterschied zwischen schwedischer und finnischer Glaskunst der 1940er- und 1950er-Jahre wird in den Objekten der Sammlung deutlich erkennbar: Während die Glaskünstler Smålands auch Farbe in ihre Gestaltung miteinbezogen, nutzten die Finnen vor allem farbloses Glas; fertigte man in den schwedischen Glashütten mit aufwendigen Dekortechniken, übte man sich bei Iittala oder auch in der anderen bedeutenden Glashütte Nuutajärvi Notsjö in Zurückhaltung und betonte eher die Konturen. Eine Solitärstellung sowohl in der Sammlung als auch in der skandinavischen Glaskunst nimmt die norwegische Glaskünstlerin Benny Motzfeldt ein, von der sich zwei Schalen (Kat.-Nrn. 413, 414) in der Sammlung befinden. Nach ihrem Grafikstudium an der Staatlichen Handwerks- und Kunstindustrieschule in Oslo arbeitete die 1909 geborene Künstlerin zunächst als freie Malerin, Grafikerin und Illustratorin. 1955 kam sie durch ihre Anstellung im Zeichenbüro von Christiania Glasmagasin erstmalig mit der Glaswelt in Berührung: Sie fertigte Entwürfe an, die sandgestrahlt oder graviert auf den von Hadeland Glassverk hergestellten Ornamentgläser angebracht wurden. Auf einer Reise nach Italien besucht sie auch die Glasbläsereien in Murano, 37


was ihr die Bedeutung von Glas als Material für künstlerischen Ausdruck näherbrachte. Im Anschluss daran begann sie, direkt vor Ort im Hadeland Glassverk mit den dortigen Glasbläsern zu arbeiten, um unmittelbarer auf die Gestaltung der Objekte einwirken zu können. Ab 1967 wurde sie künstlerische Leiterin des Randsfjord Glassverk, ihre bedeutendste Zeit aber erlebte sie ab Herbst 1970 bei der Glaswerkstatt PLUS in Fredrikstad, einer Art Handwerkszentrum mit Werkstätten für Weberei, Textildruck, Glas, Silber, Keramik und Holz nach dem Vorbild der Arts-and-Crafts-Bewegung. Sie übernahm die künstlerische Leitung der Glaswerkstatt und arbeitete vor Ort mit drei Glasbläsern. Jedoch sah sie sich stets als Künstlerin, Glas war für sie Mittel zum Zweck: Ebenso wie mit anderen Materialien ermöglichte auch Glas ihr einen individuellen künstlerischen Ausdruck. Hatte sie bis 1970 eher mit schweren, rustikal anmutenden Formen gearbeitet, erhielten die Objekte mit ihrem Eintritt bei PLUS zunehmend mehr Leichtigkeit. Die beiden Vasen der Sammlung von 1977 und 1978 sind während ihrer Tätigkeit bei PLUS entstanden und zeichnen sich gleichermaßen durch eine intensive, aber facettenreiche Farbigkeit wie durch das feingliedrige Dekor aus. Die Formen sind schlicht, der künstlerische Ausdruck wird durch die Oberflächengestaltung erzeugt. Heute gilt Benny Motzfeldt als die bekannteste Glaskünstlerin Norwegens. Studioglas und Skulpturen Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war die Ausgangssituation in weiten Teilen des zerstörten Europas keineswegs ideal, um die Glaskunst wiederaufleben zu lassen, obwohl das Bedürfnis nach einem Neuanfang auch im Bereich der Glaskunst vorhanden war. Anfänglich waren es, wie in den letzten beiden Abschnitten gezeigt, vor allem Italien und Skandinavien, die sich moderne gestalterische Prinzipien zu eigen machten, jedoch ist auch die Rolle der Tschechoslowakei nicht zu unterschätzen.21 Dies mag umso mehr erstaunen, als dass die Rahmenbedingungen durch die Machtübernahme der Kommunistischen Partei im Februar 1948 alles andere als günstig schienen: Hatte sich in den drei Jahren nach Kriegsende eine Aufbruchstimmung breit gemacht, so änderte die politische Situation vieles grundlegend. Kleine und mittelgroße Betriebsstätten wurden zu Staatskonzernen zusammengelegt. Ein Großteil der Lehrenden an der Kunstgewerbeschule in Prag, 1946 in Akademie der Künste, Architektur und Design umbenannt, folgte der neuen, von Moskau gesteuerten politi-

schen Ideologie, jedoch bildeten die Ateliers der kunsthandwerklichen Disziplinen eine Ausnahme.22 Zunehmend rückte in den Mittelpunkt, dass sich das Material Glas als künstlerische Ausdrucksform eignete – mehr und mehr wurde die funktionale Bedeutung von Glasgegenständen in den Hintergrund gedrängt, Vasen und Schalen wurden zu eigenständigen künstlerischen Objekten. Und auch wenn die Triennale in Mailand 1957 sowie die Weltausstellung in Brüssel 1958 der tschechischen Kunst eine internationale Bühne boten und sie dort fachliche Wertschätzung erfuhr, waren es doch vor allem die finnischen und Muraneser Glaskünstler, denen eine breite Anerkennung zuteilwurde. Es sollte noch einige Jahre dauern, bis die tschechische Glaskunst den internationalen Erfolg erfuhr, der ihr zustand. Nichtsdestotrotz gelang es den Glaskünstlern in der Tschechoslowakei, die im Land vorhandene Infrastruktur der Glasfachschulen und Glasunternehmen sowie das Wissen über die Arbeit mit dem Werkstoff Glas zu nutzen, um eine große Vielfalt an Glasobjekten entstehen zu lassen. Die Rolle einer Impulsgeberin kam hierbei der Akademie in Prag zu, zu deren Absolventen zahlreiche bekannte Glaskünstler wie Stanislav Libenský (1921–2002) oder František Vízner (1936–2011) zählen. Die meisten Studenten hatten zuvor eine der Glasfachschulen in Nordböhmen besucht und verfügten daher über exzellente handwerkliche Fähigkeiten und praktische Erfahrung. Als dem Pavillon der Tschechoslowakei auf der Weltausstellung 1967 in Montreal mit den drei monumentalen Skulpturen von Libenský/ Brychtová eine große Aufmerksamkeit zuteilwurde, zog dies nach sich, dass in der Folgezeit Galeristen, Kuratoren und auch Glaskünstler wie Harvey K. Littleton (1922–2013), Erwin Eisch (geb. 1927) oder Dale Chihuly (geb. 1941) in das Land kamen, um in einen Austausch zu treten. Unter der kurz darauffolgenden sowjetischen Besatzung 1968 litten zwar die nationalen künstlerischen Ausstellungsaktivitäten, international jedoch war es den Glaskünstlern weiterhin erlaubt, an Ausstellungen und Wettbewerben teilzunehmen – die tschechische Glaskunst wurde zu einem Aushängeschild, was sich nicht zuletzt in der Ausstellung New Glass 1979 im Corning Museum of Glass zeigte, bei der die Tschechoslowakei mit den zweitmeisten Objekten vertreten war. Die Glasarbeiten tschechischer Künstler, die sich in der Sammlung befinden, stehen allesamt in der Nachfolge dieser Entwicklungen und reichen bis in unsere Gegenwart. In ihnen zeigen sich die großen handwerklichen Fähigkeiten der einzelnen Künstler ebenso wie die verschie-

21 Auf die Bedeutung der Tschechoslowakei für die Neuentwicklung der Glas- Glasmuseum Hentrich u. a. 2005/06, Düsseldorf 2005 sowie Petrová, Sylva: kunst nach dem Zweiten Weltkrieg weist u. a. Helmut Ricke hin; vgl. Ricke 1995 Czech Glass, 2. Aufl. Prag 2018. (wie Anm. 8), S. 257. Zudem seien hier zwei Publikationen genannt, die ebenfalls die Rolle der Tschechoslowakei beleuchten: Ricke, Helmut: Czech Glass 22 Vgl. den Abschnitt zur Geschichte der Prager Akademie unter https://www. 1945–1980. Design in an Age of Adversity, Ausst.-Kat. Museum Kunstpalast – umprum.cz/web/en/academy [eingesehen am 27.01.2021].

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denen Facetten und Gestaltungswege der tschechischen Glaskunst, gleichzeitig illustrieren sie verschiedene Künstlergenerationen, angefangen bei Stanislav Libenský über Pavel Trnka (geb. 1948) bis hin zu Eva Vlčková (geb. 1966). Das Objekt des 1942 geborenen Libenský-Schülers Ivo Rozsypal (Kat.-Nr. 443) stammt aus dem Jahr 1987 und ist für Rozsypals Arbeiten von Mitte der 1980erJahre charakteristisch. Durch die Schichtung von opakem schwarzem und weißem Glas zu strengen geometrischen Skulpturen nutzt er eine strenge Formsprache, die geschliffene und polierte Oberfläche verstärkt den nüchtern anmutenden Eindruck des Objekts zusätzlich. Gleichermaßen streng in der Formgebung, jedoch gänzlich verschieden in der Wirkung ist der Blaue Kubus (Kat.-Nr. 445) aus dem Jahr 1990 von Stepan Pala (geb. 1944) und Zora Palova (geb. 1947). Beide gehören – ebenso wie Rozsypal – der zweiten Künstlergeneration an, studierten aber bei Václav Cigler (geb. 1929) an der Akademie in Bratislava. Die neunteilige Arbeit des Künstlerpaares lässt ein transparentes Spiel aus Lichtreflexionen entstehen, das die strenge Form bewegt erscheinen lässt. Aus der gleichen Generation wie Pala und Palova stammt Pavel Trnka, von dem sich das Objekt Zyklus Farben (Kat.-Nr. 448) aus dem Jahr 1991 in der Sammlung befindet. Trnka, auch Schüler von Libenský, ist einer der typischsten Vertreter der tschechischen Prismatic Glass Sculpture, ein Konzept, das die tschechische Glaskunst ab Ende der 1960er-Jahre dominierte. Dabei dient die aus geschliffenen Teilen bestehende, streng geometrische Form dazu, dass sich die Farben durch Lichtreflexe stetig verändern und das Innere und das Äußere des Werks in einen Dialog treten. Das Objekt von Trnka erinnert an Arbeiten von Cigler, der als Pionier dieser Strömung gilt und ebenso wie Libenský der ersten Künstlergeneration zuzurechnen ist. Mit František Vízner ist ein Künstler Teil der Sammlung, der gemeinsam mit Libenský der tschechischen Glaskunst wohl am stärksten zu internationalster Bekanntheit verhalf. Beide hatten an der bereits genannten Ausstellung New Glass 1979 in Corning teilgenommen, Vízners Arbeiten waren zudem in vielen großen Ausstellungen weltweit zu sehen. Das Vasenobjekt (Kat.-Nr. 444) aus dem Jahr 1989 ist ein Sinnbild für Vízners Streben nach vollkommener Harmonie und Perfektion – zwar ist all seinen Arbeiten stets eine Funktion zu eigen, diese tritt jedoch in den Hintergrund, da es vielmehr darum geht, die gesetzten hohen ästhetischen Ansprüche zu erfüllen. Die Vase wird zu einem skulpturalen Objekt mit klaren Linien, Spannung erzeugt Vízner durch die Oberflächenbehandlung: Während die Schnittflächen glattpoliert sind, ist die Oberfläche der tiefgrünen Vase matt poliert. Der 1936 geborene Vízner gilt als 23

der große Minimalist innerhalb der tschechischen Glaskunst, was auch das Vasenobjekt eindrücklich zeigt. Die wohl prägendste Figur aber war Stanislav Libenský – nicht nur als Glaskünstler, sondern auch als Lehrer nahm er großen Einfluss auf die nachfolgenden Künstlergenerationen.23 Vor allem an der Akademie in Prag gehörten zwischen 1963 und 1981 zahlreiche auch heute noch erfolgreiche Künstler wie die Mitte der 1950er-Jahre geborenen Vladimíra Klumpar (Kat.-Nr. 446) oder Zdenek Lhotský (Kat.-Nr. 452) zu seinen Schülern. Libenský selbst hatte den klassischen Ausbildungsweg eines tschechischen Glaskünstlers beschritten und zuerst die Glasfachschulen in Železný Brod und Nový Bor besucht, bevor er schließlich an der Akademie der Künste, Architektur und Design in Prag bei Josef Kaplický (1899–1962) studierte. In seiner Zeit als Direktor der Glasfachschule Železný Brod von 1953 bis 1961 traf er dann auf Jaroslava Brychtová (1924–2020), die seit 1953 das neu eingerichtete Entwicklungszentrum für architekturbezogenes Glas des Staatsbetriebs Železnobrodské sklo, dem Glaswerk in Železný Brod, für das auch Libenský als Entwerfer tätig war, leitete. Ihr Studium der Bildhauerei hatte sie an der Akademie in Prag absolviert, war aber bereits zuvor von ihrem Vater Jaroslav Brychta (1895–1971), der an der Glasfachschule Železný Brod unterrichtete, mit dem Material Glas vertraut gemacht worden. Libenský und Brychtová sollten ein Leben lang privat und künstlerisch verbunden bleiben und beeinflussten mit ihren Werken nicht nur die tschechischen Glaskünstler tiefgreifend, sondern hinterließen eine bleibende Spur auch in der internationalen Szene. Libenskýs oft zitierte Pionierrolle liegt darin begründet, dass er gemeinsam mit Jaroslava Brychtová die Aufmerksamkeit weg vom Dekor hin zur Beschaffenheit des Materials lenkte und die Beschäftigung mit Licht, Farbe, Raum und Transparenz ins Zentrum rückte. Die 1993 entstandene Arbeit Open Pyramide (Kat. 451) zählt zum Spätwerk der beiden Künstler, die zum Entstehungszeitpunkt bereits um die 70 Jahre alt waren. Die geometrische Form – ein aufgeschnittenes Dreieck – ist aus braunrotem Glas formgeschmolzen, und je nach Lichteinfall erscheint die großformatige Skulptur hell und leicht oder aber dunkel und schwer, es entstehen subtile Farbabstufungen von einem blassen Bernsteinfarben bis hin zu einem tiefen Rubinrot. Die seidenmatt polierte Oberfläche und die unebenen Außenkanten verändern die Wirkung zusätzlich und je nachdem, von welcher Position aus der Betrachter auf die Skulptur blickt, ist der Eindruck gänzlich verschieden. Als Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová um 1966 in Železnobrodské sklo begannen, an den Glasskulpturen für die Weltausstellung in Montreal 1967 zu

Vgl. zu Libenskýs Rolle als Lehrer Petrová 2018 (wie Anm. 21), S. 99/100.

Einführung

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arbeiten, suchten sie nach einem Assistenten, der sie bei der Realisierung der Entwürfe unterstützen sollte. Sie fanden ihn schließlich in Jan Fišar (1933–2010), für den diese Begegnung zu einer Art Initialzündung werden sollte. Ursprünglich als Bildhauer ausgebildet, hatte er bis zu diesem Zeitpunkt ausschließlich mit Holz, Bronze, Stein und Keramik gearbeitet und zudem nie eine der Glasfachschulen besucht, was eine Rarität bei den tschechischen Glaskünstlern darstellte. So entdeckte er zwar verhältnismäßig spät – mit 33 Jahren – Glas als Werkmaterial, jedoch verdrängte seine Faszination für diesen Werkstoff die Materialien, mit denen er sich zuvor beschäftigt hatte. Die Tätigkeit im Glaswerk Železný Brod nutzte Fišar, um sich diverse Techniken anzueignen, von 1971 an arbeitete er als freier Künstler. Die in der Sammlung vertretene Skulptur Tor (Kat.-Nr. 450) ist dem Spätwerk zuzurechnen, sie stammt aus dem Jahr 1998. Auch wenn es sich um einen vordergründig massiv erscheinenden Glasblock handelt, erzeugt das gezielte Schleifen und Polieren der Oberfläche eine Art Bewegung. Die transparente hellgrüne Farbigkeit sowie die wechselnden Lichtsituationen dynamisieren die Skulptur zusätzlich. Den Werken Fišars kommt innerhalb der tschechischen Glaskunst eine Sonderstellung zu, ist in ihnen doch stets der bildhauerische Hintergrund des Künstlers abzulesen. Auch auf der anderen Seite des Atlantik hatte es nach dem Zweiten Weltkrieg das bereits genannte Bedürfnis gegeben, mit der Glaskunst neue Wege zu beschreiten und Glasobjekte aus ihren funktionalen Zwängen herauszulösen. Vor diesem ideellen Hintergrund trat die Studioglasbewegung, die wie eine Revolution für die Arbeit mit Glas wirkte, ihren Siegeszug in den USA an. Bis in die 1950er-Jahre hinein war die Herstellung von Glasobjekten äußerst kostspielig und ressourcenintensiv sowie untrennbar verbunden mit den Glasmanufakturen: Auf der einen Seite stand der Künstler, der die Idee und den Entwurf lieferte, auf der anderen Seite der Glasbläser, der vor dem Hochofen den Entwurf ausführte. Die kunstvollen Vasen, Schalen und Karaffen entstanden also in einer Art Arbeitsteilung, Glas wurde nicht als eigenständiges künstlerisches Medium wahrgenommen, vielmehr gab es die Vorstellung, dass die Form der Funktion zu folgen habe. Für den Paradigmenwechsel verantwortlich zeichnete sich gegen Ende der 1950er-Jahre vor allem der Amerikaner Harvey K. Littleton (Kat.-Nr. 454). Aus der bekannten Stadt der amerikanischen Glasindustrie, Corning, stammend, hatte er auf einer Europareise 1957/58 erstmals auch Glasmanufakturen in Murano besucht, was seine Faszination für Glas noch verstärkte. Littleton selbst hatte ursprünglich eine Ausbildung als Keramiker absolviert Zu Erwin Eisch vgl. Eisch-Angus, Katharina, Ines Kohl und Karin Schrott: Erwin Eisch, München 2012. 24

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und verfügte zwar über ein großes Interesse an der Arbeit mit Glas, hatte aber nur wenig Wissen und keine nennenswerte Erfahrung im Umgang mit dem Werkstoff. Die nötige Expertise lieferte ihm der Ingenieur Dominick Labino (Kat.-Nr. 453), den er an der Toledo Museum of Art School of Design kennengelernt hatte. Mit ihm gemeinsam führte Littleton 1962 einen Experimental Workshop am Toledo Museum of Art durch, der zu einem Schlüsselmoment für die Studioglasbewegung wurde. Im Anschluss entwickelten Labino und Littleton erstmals einen kleinen mobilen Glasschmelzofen, der die freie Arbeit mit Glas bei niedrigeren Temperaturen als in den Öfen der großen Glashütten überhaupt erst möglich machte. Aus dieser Situation heraus löste sich dann die bislang klare Hierarchie von Funktion über Form auf – Glas als eigenständiges Material künstlerischen Ausdrucks ohne Funktion erhielt eine starke Aufwertung. Es verwundert nicht, dass die Studioglasbewegung schon bald auch in Europa Anhänger fand, und es war ein deutscher Glaskünstler aus einer traditionsreichen Gegend, der ihr zu großem Erfolg verhalf: Erwin Eisch.24 Nach einer Glasgravurlehre und dem Besuch der Glasfachschule in Zwiesel sowie einem Studium an der Akademie der Bildenden Künste München in der Klasse Glasdesign gründete er 1952 in Frauenau eine eigene Glashütte und begann, mit Glas zu experimentieren. Es folgte ein Studium der Bildhauerei an der Münchner Akademie, bevor sich 1962 die Wege von Littleton und Eisch kreuzten. Der Amerikaner war nach Europa gereist, um einen Einblick in die dortige Glasproduktion zu erhalten – im Zuge dessen besuchte er auch erstmals Zwiesel und Frauenau. Die Begegnung wurde nicht nur zum Grundstein für eine Freundschaft, sondern ließ auch viele gemeinsame Aktivitäten entstehen, mit denen der Erfolg der Studioglasbewegung verstärkt wurde und Eisch zudem internationale Bekanntheit bescherte. Die zwei Vasen von Eisch (Kat.-Nrn. 282, 283) in der Sammlung stammen aus Mitte der 1970er-Jahre und zeigen sowohl die Form-, als auch die Gestaltungsvielfalt seiner Objekte. Eisch selbst hat immer wieder betont, dass für ihn Glas in erster Linie ein Medium des Ausdrucks ist, und dass es allein durch seinen Eigenwert bestimmt wird. Bei der kleinen Vase mit dem braunvioletten Fadendekor lässt ihr opak-weißer Unterfang den transparenten Charakter von Glas zurücktreten, vielmehr dient selbst das Dekor hier der Betonung der Form. Während es dem studierten Bildhauer Eisch um den skulpturalen Charakter seiner Objekte ging, rückte der 1940 geborene Jörg Zimmermann zwar gleichermaßen die Form und das Glasformen in den Mittelpunkt seiner Arbeit, jedoch war für ihn auch die technisch aufwendi-


ge und langwierige Bearbeitung der Oberfläche wesentlicher Bestandteil. Beim Wabenobjekt (Kat.-Nr. 461) aus dem Jahr 2018 zeigt sich die für Zimmermanns Arbeiten charakteristische Verbindung von Glas und Metallgitter: Die Glasmasse wird durch ein Metallgitter geblasen, das eine Art Reliefabdruck im Innern hinterlässt. Die kleinen Luftbläschen und zu fließen scheinenden Glasfäden sowie das an Waben erinnernde und als Teil des Dekors zu begreifende Metallgitter lassen eine unvergleichliche organische Binnenstruktur entstehen. Die beiden Glaskünstler Isgard Moje-Wohlgemuth (geb. 1941) und Klaus Moje (1936–2016) hingegen konzentrierten sich ganz auf die dekorative Gestaltung ihrer Objekte. Mojes Schale von 1979 (Kat.-Nr. 281) entstand in Mosaikglastechnik aus vorgefertigten Farbglasstreifen – ihren besonderen Reiz bezieht das Objekt nicht nur aus dem Hell-Dunkel-Kontrast, sondern auch aus der Bearbeitung der Oberfläche, die nachgeschliffen und feinmatt poliert ist. Bei Moje-Wohlgemuths kleiner Vase (Kat.-Nr. 280) von nur 9 Zentimetern zeigt sich, dass die Wurzeln der Künstlerin in der Glasmalerei liegen: Bemalt mit gelösten Metallverbindungen, erhält die schlichte Zylinderform einen zarten Schimmer, die Farbgebung lässt zudem Ringe entstehen, die das Gefäß horizontal umlaufen. Ende der 1970er-Jahre wurde die Stadt Baden bei Wien für rund 15 Jahre zu einem kleinen Nebenschauplatz der Studioglasbewegung, als die traditionsreiche Firma J. & L. Lobmeyr, die bereits um 1900 eine bedeutende Rolle als Auftraggeber für böhmische Glasunternehmen gehabt hatte, das Glasstudio „Franzensbad“ gründete, um dem neuen Zeitgeschmack Rechnung zu tragen. Zwischen 1975 und 1990 arbeiteten rund 80 Glaskünstler aus aller Welt in Baden, darunter auch Alina Görny (geb. 1948), Gary Beecham (geb. 1955) und Jack Ink (geb. 1944), von denen sich Vasen aus dieser Zeit in der Sammlung befinden (Kat.-Nrn. 435, 436, 440). Das Studioglas mit seinen drei Galionsfiguren Harvey K. Littleton, Dominick Labino und Erwin Eisch hat die Glaskunst revolutioniert und in seiner Rolle als Lehrer prägte Littleton an der University of Wisconsin zahlreiche junge Künstler, hervorzuheben sei hier besonders Dale Chihuly (Kat.-Nrn. 455, 456), dem mit seinen intensiv-farbigen, virtuos gearbeiteten Glasarbeiten eine prominente Stellung innerhalb der zeitgenössischen Glaskunst zukommt. Ausdruck seiner Experimentierfreude und Farbverliebtheit ist die Serie Macchia, aus der sich auch ein auf 1986 datiertes Objekt in der Sammlung befindet. Farbige Glassplitter werden auf die äußere Schicht aufgeschmolzen und lassen einen gesprenkelten Effekt entstehen, der an Farbintensität kaum zu überbieten ist. Von entscheidendem Einfluss auf Chihuly war sein Aufenthalt in der Glasmanufaktur Venini im italienischen Murano im Jahr Einführung

1968 – die dortigen Arbeitsabläufe, Dekore sowie die Farb- und Formgebung wurde für ihn zu zentralen Punkten, an denen er sich orientierte. Bei der Serie Seaform, zu der das aus dem Jahr 2000 stammende zweite Objekt aus der Sammlung gehört, liegt der Fokus hingegen auf der organisch geschwungenen Form, die Farbgestaltung aus aufgesponnenen milchig-weißen Fäden und schwarzviolettem Lippenrand betonen die Form zusätzlich. Chihuly hat durch eindrucksvolle öffentliche Projekte wesentlich dazu beigetragen, dass es in den USA ein breites Interesse an der Glaskunst gibt. Mit der Gründung der Pilchuck Glass School nördlich von Seattle im Jahr 1971 – Chihuly war damals gerade einmal 30 Jahre alt – ließ er ein auch heute noch weltweit führendes Zentrum für Glaskunst entstehen, ein Ort, an den angehende Glaskünstler aus der ganzen Welt reisen, um neue Techniken zu erlernen und sich mit den vielfältigen Gestaltungsmöglichkeiten von Glas zu beschäftigen. Zahlreiche renommierte Künstler wie Jiyong Lee, der mit zwei Objekten (Kat.-Nrn. 458, 459) aus der Serie Segmentation in der Sammlung vertreten ist, waren bereits als Lehrende an der Pilchuck Glass School tätig, eine bedeutende Rolle kommt zudem einer ehemaligen Schülerin Chihulys zu: Toots Zynsky (geb. 1951), die auch an der Gründung der Schule beteiligt war. In der Sammlung befindet sich eines ihrer Schalenobjekt (Kat.-Nr. 457) aus dem Jahr 1988/89, an dem die große Begeisterung der Glaskünstlerin für Farbe unverkennbar abzulesen ist. Durch das Verschmelzen feiner Glasfäden – Zynsky nennt diese Technik „Filet de verre“ – lässt sie organische, farbintensive Objekte mit einem hohen Wiederkennungswert entstehen, die ihr zu internationaler Bekanntheit verhalfen. Mit seinen zahlreichen Reisen zu anderen Glasmanufakturen und in andere Länder steht Chihuly stellvertretend für die Arbeit vieler Glaskünstler der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, für die der internationale künstlerische Austausch von zentraler Bedeutung war (und noch immer ist). Als im Anschluss an die berühmt gewordene Ausstellung New Glass 1979 ein viertägiger Kongress stattfand, traf sich dort die große Gemeinde der Glaskünstler, um eine Standortbestimmung vorzunehmen und in einen regen Austausch zu treten. Das Studioglas war nicht länger eine revolutionäre Bewegung, sondern hatte sich fest etabliert. Als das Metropolitan Museum of Art in New York 1996 seine sammlungseigenen Objekte präsentierte, zeigte sich in der Auswahl der Exponate die ganze Vielfalt des Studioglases: Künstler wie Harvey K. Littleton, Dominick Labino und Dale Chihuly waren ebenso vertreten wie Klaus Moje, Erwin Eisch, František Vízner oder Toots Zynsky.

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Die Sammlung


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1 Becher mit orientalisierendem Dekor Philippe-Joseph Brocard, Paris, um 1875 H. 11,4 cm

2 Vase Ernest Baptiste Léveillé, Paris, um 1885–90 H. 35,2 cm

3 Henkelbecher Emile Gallé, Nancy, um 1880 H. 9 cm

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4 Fußschale Ernest Baptiste Léveillé, Paris, um 1890 Dm. 19,3 cm

5 Vase „Chrysanthèmes“ (mit Chrysanthemen) Emile Gallé, Nancy, um 1895 H. 13,5 cm.

6 Schale „Gui“ (mit Mistel) Philippe-Joseph Brocard, Paris, um 1898-1900 H. 8 cm, D. 16,2 cm

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7 Vase „Algues“ (mit Algen) Ernest Baptiste Léveillé, Paris, um 1895 H. 18 cm

8 Tablett „Myosotis“ (mit Vergissmeinnicht) Emile Gallé, Nancy, 1867 D. 27 cm

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9 Zierhenkelvase mit japanischer Landschaft Emile Gallé, Nancy, um 1895 H. 29 cm Frankreich

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10 Langhalsvase mit Veilchen Emile Gallé, Nancy, um 1900 H. 23,1 cm

11 Vase Emile Gallé, Nancy, 1898 H. 11 cm

12 Marqueterie-Jardinière Emile Gallé, Nancy, um 1896/97 H. 8 cm, L. 26 cm, B. 14 cm

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13 Bodenvase mit Lilien Emile Gallé, Nancy, 1900 H. 56,7 cm

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14 „Hemerocallis“ (mit Taglilie) Emile Gallé, Nancy, 1900 H. 35 cm 50


15 Marqueterie-Vase „Gentiana“ (mit Enzian) Modell für die Pariser Weltausstellung 1900, Emile Gallé, Nancy, 1900

In der Vitrine „Le Repos dans la Solitude“ auf der Pariser Weltausstellung 1900 war eine modellgleiche Vase mit Holzdeckel ausgestellt. Die Bezeichnung der Vitrine geht auf einen Text des Apostels Markus zurück, eine Anzahl der ausgestellten Vasen trugen Verse von Victor Hugo und Charles Baudelaire. Der Enzian galt im Mitt elalter als Heilmitt el gegen Vergift ungen, seine Farbe „Enzianblau“ als besonders rein. Es gibt Darstellungen von Christus als Apotheker, der mit Blüten des Kreuzenzians die

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Sünden der Menschen wiegt: somit galt der Enzian als Symbol der Erlösung. Gallé war ein überzeugter Verfechter der Rehabilitierung des Hauptmanns Dreyfus, somit wäre durchaus denkbar, dass die GentianaVase einen deutlichen Bezug auf diese Thematik nimmt. Die Symbolik der Blüten gehörte um 1900 in einem viel stärkeren Masse zum allgemeinen Gedankengut als in der heutigen Zeit.

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16 Marqueterie-Vase mit Narzisse Emile Gallé, Nancy, 1900 H. 18,2 cm

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17 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1902 H. 14,3 cm

18 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1900 H. 12 cm

19 Vase mit Weinranken Emile Gallé, Nancy, um 1902–04 H. 15 cm

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20 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1903 H. 39 cm 54


21 Vase „Cineraria“ (mit Aschenblume) Emile Gallé, Nancy, um 1900–04 H. 24 cm

22 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 16 cm

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23 Schale mit Ackerwinde Emile Gallé, Nancy, um 1904 Dm. 15,5 cm

24 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 7 cm

25 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 6,5 cm

26 Schiffchen mit Hortensien Emile Gallé, Nancy, um 1904 H. 8 cm, L. 17 cm, B. 7 cm

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27 Vase mit Glockenblumen Emile Gallé, Nancy, um 1904 H. 12,5 cm

28 Vase Emile Gallé, Nancy, 1904-06 H. 12, 5 cm

29 Vase „Chardon“ (mit Disteln) Emile Gallé, Nancy, um 1904 H. 17 cm

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30 Vase „Glycines“ (mit Glyzinien) Emile Gallé, Nancy, 1904-06 H. 30 cm

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31 Enghalsvase Emile Gallé, Nancy, 1904–06 H. 30,5 cm

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32 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 8,7 cm

33 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 21 cm

34 Schale Emile Gallé, Nancy, um 1905 Dm. 18,5 cm

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35 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1906 H. 10 cm

36 Schale Emile Gallé, Nancy, um 1895 H. 7 cm, Dm. 19 cm

37 Vase mit Klematis Emile Gallé, Nancy, 1906–14 H. 15 cm

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38 Vase „Clématites“ (mit Klematis) Emile Gallé, Nancy, 1920er Jahre H. 21 cm 62


39 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 27,7 cm

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40 Vase „Églantier“ (mit Heckenrose) Emile Gallé, Nancy, um 1906 H. 41,5 cm 64


41 Vase mit Alpenveilchen Emile Gallé, Nancy, um 1920 H. 22,2 cm

42 Vase mit Pflaumen Emile Gallé, Nancy, um 1925 H. 21 cm

43 Soufflé-Vase mit Kürbisgewächs Emile Gallé, Nancy, um 1925 H. 18,5 cm

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44 Soufflé-Vase „Prunes“ (mit Pflaumen) Emile Gallé, Nancy, um 1925 H. 39,5 cm

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45 Vase mit Misteln Daum Frères, Nancy, um 1896 H. 13,5 cm

46 Langhalsvase „Chardon“ (mit Distel) Daum Frères, Nancy, um 1897–1900 H. 22,6 cm

47 Kleine Enghalsvase „Chardon“ (mit Distel) Daum Frères, Nancy, um 1897–1900 H. 12 cm

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48 Vase Daum Frères, Nancy, um 1896 H. 36 cm

49 Vase „Renoncules“ (mit Hahnenfuß) Daum Frères, Nancy, um 1895 H. 19,3 cm

50 Krug Georges de Feure (Entwurf), Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 18 cm

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51 Vase „Coquelicot“ (mit Mohn) Daum Frères, Nancy, um 1898/99 H. 17 cm

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52 Vase Daum Frères, Nancy, um 1903 H. 43,5 cm

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53 Tasse mit Unterteller „Delft“ Daum Frères, Nancy, 1899 H. 4 cm, Dm. 7,8 cm

54 Kleine Vase mit Lilie „A tout vent mon cœur“ Daum Frères, Nancy, um 1900, H. 8,3 cm

55 Schale mit Winterlandschaft Daum Frères, Nancy, um 1900 H. 7 cm

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56 Vase Daum Frères, Nancy, um 1900 H. 11,6 cm

57 Vase mit „Anémone“ (mit Anemone) Henri Bergé (Entwurf), Daum Frères, Nancy, 1900–03 H. 29,5 cm

58 Vase mit „Anémone“ (mit Anemone) Daum Frères, Nancy, um 1900 H. 17,5 cm

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59 Vase „Libellules et renoncules“ (mit Libellen und Hahnenfuß) Daum Frères, Nancy, um 1904 H. 30,5 cm

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60 Topfvase „Ephémères“ (Vergänglichkeit) Daum Frères, Nancy, 1907 H. 12,1 cm

61 Vase „Anémones“ (mit Anemonen) Henry Bergé (Entwurf), Daum Frères, Nancy, 1905 H. 18 cm

62 Enghalsvase Daum Frères, Nancy, um 1905 H. 15 cm

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63 Vase Daum Frères, Nancy, um 1905/10 H. 18,5 cm

64 Vase „Paysage arboré“ (mit Baumlandschaft) Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 24,5 cm

65 Fußvase „Coquelicots“ (mit Mohnblumen) Daum Frères, Nancy, um 1905 H. 9,6 cm

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66 Seltene Vase Daum Frères, Nancy, um 1905 H. 12,5 cm

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67 Langhalsvase „Paysage marin“ (mit Seelandschaft) Daum Frères, Nancy, um 1905 H. 48 cm

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68 Vase „Crocus“ (mit Krokus) Henri Bergé (Entwurf), Daum Frères, Nancy, 1906 H. 30,3 cm

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69 Kleine Vase Daum Frères, Nancy, um 1908 H. 8 cm

70 Vase „Branches d‘olivier“ (mit Ölbaumzweige) Daum Frères, Nancy, um 1908 H. 20,2 cm

71 Vase „Primvères“ (mit Schlüsselblumen) Daum Frères, Nancy, um 1905/10 H. 18 cm

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72 Vase Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 11,9 cm

73 Vierkantvase Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 9,5 cm

74 Vase „Orchidées“ (mit Orchideen) Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 12,8 cm

75 Vase Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 10,5 cm, B. 18 cm

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76 Deckeldose „Buisson de mûres“ (mit Brombeerstrauch) Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 6,3 cm, B. 11,5 cm

77 Vase „Raisins“ (mit Weintrauben) Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 26 cm

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78 Große Vase mit Eukalyptus Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 50 cm

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79 Vase „Physalis“ (mit Lampionblume) Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 53,5 cm

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80 Vase Daum Frères, Nancy, um 1912 H. 42 cm

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81 Schale Daum Frères, Nancy, um 1910 Dm. 14,5 cm

82 Vase Daum Frères, Nancy, um 1912 H. 31,5 cm

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83 Schale „Verre de jade“ (Jadeglas) Daum Frères, Nancy, 1918–25 D. 30 cm

84 Vase „Givré, ciselé, tulipes“ (mit mattierten und ziselierten Tulpen) Daum Frères, Nancy, 1927 H. 25 cm

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85 Vase „Pommier“ (mit Apfelbaum) Henri Bergé und/oder Emile Wirtz (Entwurf), Daum Frères, Nancy, 1924, H. 28 cm

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86 Stamper „Grand Marnier“ Frankreich, um 1910 H. 5,5 cm

87 Vase mit Schlieren Burgun, Schverer & Cie. Meisenthal, um 1895–1903 H. 13,2 cm

88 Vierkantvase Cristallerie de Baccarat, um 1890 H. 20,5 cm

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89 Vase mit Anemonen Muller Frères, Croismare, um 1900 H. 15,2 cm

90 Marqueterie-Vase „Tulip“ (mit Tulpendekor) Désiré Christian & Sohn, Meisenthal, um 1899–1906 H. 17,7 cm

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91 Vase Cristallerie de Baccarat, um 1890–1900 H. 25,2 cm

92 Vase mit Kannenpflanze Cristallerie de Baccarat, um 1900 H. 28 cm

93 Kleine Vase mit Fuchsien Burgun, Schverer & Cie., Meisenthal, um 1895–1903 H. 7,8 cm

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94 Vase Verreries Réunies de Vallérysthal et Portieux, um 1900 H. 21 cm

95 Vase mit Gartenwinde Henri Muller, Croismare, um 1900 H. 10 cm

96 Vase Verreries Réunies de Vallérysthal et Portieux, um 1898 H. 34,5 cm

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97 Vase mit Blattwerk Muller Frères (zugeschr.), Lunéville, um 1930, H. 12,8 cm

98 Vase mit Rehen Muller Frères, Lunéville, um 1905, H. 13 cm

99 Vase André Delatte, Nancy, um 1900 H. 18 cm

100 Vase André Delatte, Nancy, um 1925 H. 14,5 cm

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101 Enghalsvase Muller Frères, Croismare, um 1902 H. 30,5 cm Frankreich

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102 Vase mit Fischen Muller Frères, Luneville, um 1925/27 H. 21,7 cm

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103 Vase André Delatte, Nancy, um 1912–21, H. 19,5 cm

104 Kleine Vase Paul Nicolas, Nancy, um 1925 H. 11,3 cm

105 Vase mit Anemonen Paul Nicolas, Nancy, 1919–25 H. 20 cm

106 Vase mit Orchidee André Delatte, Nancy, um 1925 H. 20,5 cm

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107 Bodenvase mit Seelandschaft Paul Nicolas, Nancy, um 1920 H. 60 cm 96


108 Vase mit Türkenbundlilien George Raspiller, Straßburg, um 1915–20 H. 17,9 cm

109 Vase mit Narzissen Verreries Réunies de Vallerysthal et Portieux, um 1900 H. 20,5 cm

110 Enghalsvase Paul Nicolas, Nancy, um 1919–25, H. 17,5 cm

111 Fußschale Paul Nicolas, Nancy, um 1932–39, H. 12,3 cm

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112 Deckeldose mit Hummel und Käfer Amalric Walter (Entwurf), Daum Frères, Nancy, um 1904 H. 7,5 cm

113 Deckeldose mit Heuschrecke Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1920, H. 8,5 cm

114 Deckeldose mit Hummel und Käfer Daum Frères, Nancy, 1908 H. 7,7 cm

115 Deckeldose mit Hummel und Käfer Daum Frères, Nancy, um 1908 H. 7,7 cm

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116 Schale mit Eidechse Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre Dm. 17 cm

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117 Aschenbecher mit Krabbe Amalric Walter (Entwurf), Daum Frères, Nancy, um 1909 Dm. 16 cm

118 Schale „Bernard l’hermite“ (mit Einsiedlerkrebs) Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1910 H. 9,4 cm, Dm. 25 cm

119 Schale mit Äpfeln in Gestalt eines ovalen Blattes Henri Mercier (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre B. 11,4 cm

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120 Schale mit Chamäleon Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre H. 8,2 cm, B. 17 cm

121 Aschenbecher mit Katze Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1920 B. 9,6 cm

122 Federschale mit Hirschkäfer Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre B. 24,5 cm

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123 Schale mit Krebs Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre Dm. 10,3 cm

124 Schale mit Hummel Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1920/25 Dm. 11,5 cm

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125 Briefbeschwerer „Hanneton“ (mit Maikäfer) Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre H. 4,7 cm

126 Briefbeschwerer mit Hummer Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1920 H. 4,5 cm

127 Briefbeschwerer „Lézards“ (mit Eidechsen) Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1925 H. 8 cm

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128 Vase Clichy, um 1900, H. 13 cm

129 Vase François Eugène Rousseau, Paris, um 1900, H. 10 cm

130 Vase mit Stechapfel Amédée de Caranza (Entwurf), H. Copillet (et. Cie.), Noyon, um 1903–14, H. 10,6 cm

131 Vase Amédée de Caranza, Paris, um 1905, H. 12,5 cm

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132 Vase mit Ahorn Amédée de Caranza, Paris, um 1895–1902 H. 32 cm

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133 Fußschale „Bol, trois frises feuilles” Francois Décorchemont, Conches, Entwurf 1923, Ausführung 1925 H. 9,6 cm, D. 12,3 cm

134 2 Becher Amédée de Caranza und Jeanne Duc, Paris, um 1902 H. 4,8 cm

135 Vase Joseph Mure, Paris, um 1910 H. 20 cm

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136 Deckeldose Société Anonyme des Établissements Leune, Paris, um 1925, H. 7,5 cm, D. 9,5 cm

137 Vase Société Anonyme des Établissements Leune, Paris, um 1920–30 H. 20,9 cm

138 Vase „Vigne“ A. Clain & Perrier Fils, Paris, um 1910 H. 22 cm

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139 Vase A. Clain & Perrier Fils, Paris, um 1905 H. 14,4 cm

140 Schale Auguste Heiligenstein, Paris, um 1935 H. 9,8 cm

141 Vase „Dahlias“ (mit Dahlien) Eugène et Emile Camot, Pantin, um 1905 H. 14,8 cm

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142 Schale „Papillon“ (mit Schmetterling) Gabriel Argy-Rousseau, Paris, 1915 Dm. 11,5 cm

143 Schale mit Anemonen Gabriel Argy-Rousseau, Paris, 1920 H. 7,6 cm

144 Deckeldose Gabriel Argy-Rousseau, Paris, 1923 Dm. 12,5 cm

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145 Vase „Fileté“ Verreries Schneider, Épinay-sur-Seine, 1922–25 H. 16 cm

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146 Schale Verreries Schneider, Épinay-sur-Seine, um 1925, H. 9 cm

148 Flaschenvase mit Iris Eugène et Emile Camot, Pantin, um 1904–14, H. 25 cm

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147 Vase Verreries Schneider, Épinay-sur-Seine, um 1922, H. 19 cm

149 Vase „Escargots“ (mit Schnecken) Verreries Schneider, Epinay-sur Seine, 1919–21, H. 13,5 cm

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150 Kleine Vase Camille Tutré de Varreux (Entwurf), Stumpf, Touvier, Viollet et Cie., Cristallerie de Pantin, nach 1907 H. 29,3 cm

151 Vase „Les Coquelicots“ (mit Mohn) Stumpf, Touvier, Viollet et Cie., Cristallerie de Pantin, um 1900 H. 19 cm

152 Vase Marcel Goupy, Paris, um 1925 H. 18,5 cm

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153 Vase mit Flusslandschaft Camille Tutré de Varreux (Entwurf), Stumpf, Touvier, Viollet et Cie., Cristallerie de Pantin, nach 1907 H. 24,5 cm

154 Vase mit Narzissen Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de Saint-Denis et de Pantin Réunies, (Quatre Chemins), um 1900 H.21,7 cm

155 Vase mit Gebirgssee Camille Tutré de Varreux, Stumpf, Touvier, Viollet et Cie., Cristallerie de Pantin, um 1910 H. 15 cm

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156 Vase „Vigne vierge“ (mit wildem Wein) Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de Saint-Denis et de Pantin Réunis (Quatre Chemins), 1900–15 H. 23,1 cm

157 Schale mit Metallmontierung Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de Saint-Denis et de Pantin Réunies (Quatre Chemins), um 1910 D. 23,5 cm

158 Vierkantvase Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de Saint-Denis et de Pantin Réunis (Quatre Chemins), um 1900 H. 22,5 cm

114


159 Vase Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de Saint-Denis et de Pantin Réunies, um 1925 H. 24,5 cm

160 Langhalsvase mit Algen Legras & Cie., Verreries de Saint Denis et de Pantin Réunies (Quatre Chemins), vor 1914 H. 33,3 cm

161 Vase Legras & Cie., Verreries de Saint-Denis et de Pantin Réunies, um 1925 H. 20 cm

Frankreich

115


162 Karaffe „Reine Marguerite“ René Lalique, Wingen-sur-Moder, 1913 H. 25,2 cm 116


163 Vase „Moissac“ René Lalique, Paris, 1927 H. 13 cm

164 Vase „Néfliers” René Lalique, Paris, 1923 H. 14,4 cm

Frankreich

117


165 Kugelvase André Thuret, Paris, um 1948–61, H. 7,9 cm

167 Vase Henri-Edouard Navarre, Paris, um 1925 H. 20 cm

118

166 Vase André Thuret, Paris, um 1930 H. 15,3 cm, Dm. 16,2 cm

168 Vase Henri-Edouard Navarre, Paris, um 1925, H. 14,1 cm


169 Vase André Thuret, Paris, 1950–60 H. 15 cm

Frankreich

119


170 Vase mit Fischen Marcel-Eugène Grosclaude, Caudéran, um 1925 H. 13,5 cm

171 Vase mit wildem Wein Cristalleries du Val Saint-Lambert, Seraing, vor 1914 H. 29,5 cm

172 Vase mit Landschaft Lamartine, Algier, 1920er Jahre H. 16 cm

120


173 Bechervase mit wildem Wein Jean-Désiré Muller (Entwurf), Cristalleries du Val SaintLambert, Seraing, um 1906–08 H. 13,4 cm

174 Vase Louis Léon Ledru (Entwurf), Désiré Muller, Cristallerie du Val Saint-Lambert, Seraing, 1906/07 H. 14,5 cm

Frankreich

121


175 Bodenvase Kaiserliche Porzellanmanufaktur St. Petersburg, 1906 H. 53,5 cm

122


Frankreich

123



Böhmen


176 Vase Böhmen, um 1900 H. 20,5 cm

177 Vase mit Blattwerk Böhmen, nach 1900 H. 26,1 cm

178 Vase mit galvanischer Silberauflage Böhmen, um 1900 H. 7,2 cm

126


179 Vase Böhmen, um 1900 H. 26,5 cm

180 Vase Böhmen, um 1905 H. 23 cm

181 Schale mit Metallmontierung Böhmen, um 1900 Dm. 23 cm

Böhmen

127


182 Vasen und Deckeldosen (21) Beyermann & Co., Haida, um 1910-15

128


183 Schale Adolf Beckert (Entwurf), Glasmanufaktur F. Pietsch Steinschönau, um 1916 Dm. 14 cm

184 Schale Fachschule Haida, um 1915/20 Dm. 11,5 cm

185 Schale Fachschule Haida, um 1915/20 Dm. 22 cm

Böhmen

129


186 Balustervase Goldberg, Haida, um 1900 H. 32 cm

187 Stangenvase Fachschule Haida (Entwurf), Joh. Oertel & Co., Haida, um 1915 H. 24 cm

188 Kugelvase mit Amazonenfries Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1900 H. 12,6 cm

130


189 Vase mit Lilien Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1905 H. 30 cm

190 2 Vasen Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, 1902 H. 9,4 cm und 20,1 cm

191 Schale Josef Hoffmann (Entwurf), Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, 1912–15, H. 3,9 cm, Dm. 13,3 cm

Böhmen

131


192 Vase „Phänomen Gre 6893“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1898 H. 76 cm 132


193 Henkelkrug Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, 2. Hälfte 19. Jh. H. 17 cm

194 Deckeldose Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900 Dm. 11,7 cm

Böhmen

133


195 Vase Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900 H. 21,5 cm

196 Vase mit Blütenzweigen Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900 H. 36 cm

197 Vase „Formosa“ Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900 H. 20,5 cm 134


198 Vase mit Hibiskus Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900 H. 13 cm

199 Vase mit Hibiskus Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900 H. 26,5 cm

200 Vierkantvase Josef Riedel, Polaun, um 1900 H. 17,4 cm

Böhmen

135


201 Vierkantvase Josef Riedel, Polaun, um 1900 H. 13,5 cm

202 Vase mit Blüten Josef Riedel, Polaun, um 1900 H. 15,5 cm

136


203 Vase Glasfabrik Elisabeth, Kosten bei Teplitz, 1900–05 H. 37 cm

204 Vase mit Blattwerk Wilhelm Kralik Sohn, Eleonorenhain, um 1905–10 H. 15,4 cm

Böhmen

137


205 Vase mit Gitterdekor Meyr’s Neffe, Adolf bei Winterberg, um 1910–15 H. 25 cm

206 Vase Wilhelm Kralik Sohn, Eleonorenhain, nach 1900 H. 25 cm

207 Vase „Gre 29” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1900 H. 24,7 cm

138


208 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1900 H. 17 cm

209 Vase „Rubin Phänomen Gre 6893“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1898 H. 25,7 cm

210 Vase mit Silberauflage „Creta Papillon“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1898, H. 12,6 cm

Böhmen

139


211 Vase „Rubin Phänomen Gre 6893” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1899, H. 20,7 cm

212 Vase „Candia Phänomen Gre 7624“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1898 H. 19,5 cm

213 Vase Josef Rindskopf’s Söhne, Teplitz-Schönau, um 1900–05 H. 19 cm

140


214 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1898 H. 13 cm

215 Vase mit Silberauflage „Candia Papillon“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1900 H. 17 cm

216 Kleine Vase „Opal Phänomen Gre 358“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1900 H. 11 cm

Böhmen

141


217 Zierhenkelvase „Candia Silberiris“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1900 H. 30,5 cm

142


218 Vase „Phänomen“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1901 H. 34,5 cm

Böhmen

143


219 Vase „Camelienroth Phänomen Gre 1/25“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1901 H. 16 cm

220 Vase „Creta Papillon“ mit Silberauflage Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1900 H. 7 cm

221 Vase „Phänomen Gre 1/844” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1901 H. 24,5 cm

144


222 Vase „Neptun” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1902/03 H. 13,2 cm

223 Vierkantvase „Thea opal Phänomen Gre 2/187“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1904 H. 20,4 cm

224 Vase „Formosa“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1902 H. 11,5 cm

Böhmen

145


225 Vase „Titania maigrün“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1905, H. 21,5 cm

226 Kugelvase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1905–10, H. 12,5 cm

228 Vase mit Silberauflage „Titania maigrün“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1905, H. 21 cm

227 Vase mit galvanischer Silberauflage „Titania kobaltblau mit Maigrün“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1907, H. 11,5 cm

146


229 Langhalsvase „Texas“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1904 H. 46,1 cm

Böhmen

147


230 Vase mit Glyzinienzweigen in Silberauflage Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1906 H. 34 cm

148


231 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1902 H. 26,5 cm

232 Vase „Titania orangeopal mit Grün, Gre 2534“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1906 H. 26 cm

Böhmen

149


233 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1915 H. 9,5 cm

234 Kleine Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1918 H. 5,4 cm

235 Vase Carl Witzmann (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1913 H. 11,1 cm

150


236 Jardinière „Pensée verlaufend optisch matt iris“ Marie Kirschner (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1903/04 Dm. 23,5 cm

237 Kugelväschen „Rosa Argentan“ Marie Kirschner (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1908 H. 5,3 cm

238 Stangenvase „Titania Gre 2543” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1910 H. 21,5 cm

Böhmen

151


239 Vase „Ausführung 143-blau“ Eduard Prochaska (Entwurf zugeschr.), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1913 H. 9,5 cm

240 Dreihenkelvase Carl Witzmann (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1921 H. 22 cm

152


241 Schale Eduard Prochaska (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1908 Dm. 18 cm

242 Vase „Ausführung Nr. 140, blau“ Otto Prutscher (Dekorentwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1908 H. 17,5 cm

Böhmen

153


243 Henkelkanne „Pensée verlaufend optisch matt Iris“ Marie Kirschner (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1903/04 H. 38,5 cm

244 Schultervase „Kristall breitoptisch hell Iris” Marie Kirschner (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1909–11 H. 26,6 cm

154


245 Elefanten, groß und klein Johann Lötz Witwe, Klostermühle, Ende 19. Jh. H. 20,3 cm und 16 cm

Böhmen

155



USA


246 Intercalaire-Vase mit Trichterwinde „Morning Glory“ Louis Comfort Tiffany, New York, 1906-12 H. 15,5 cm

247 Vase De Vilbiss Company (zugeschr.), Toledo, um 1920 H. 19 cm

248 Väschen Louis Comfort Tiffany, New York, um 1900 H. 8,6 cm

158


249 Vase Louis Comfort Tiffany, New York, um 1900 H. 19,5 cm

250 Vase Louis Comfort Tiffany, New York, um 1900 H. 24,5 cm

USA

159



Deutschland


251 Vase Karl Schmoll von Eisenwerth (Entwurf), Ferdinand von Poschinger, Glashüttenwerk Buchenau, um 1900/02 H. 14,5 cm

252 Vase mit AronstabGewächs Ferdinand von Poschinger, Glashüttenwerk Buchenau, um 1900 H. 9,5 cm

253 Vase Ludwig Sütterlin (Entwurf), Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900 H. 20,5 cm

162


254 Vase Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900 H. 15,8 cm

255 Kleine Vase Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900 H. 8 cm

256 Vase Otto Thamm (Entwurf), Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900 H. 19,6 cm

Deutschland

163


257 Vase mit Nelke Betty Heldrich (Entwurf), Ferdinand von Poschinger, Glashüttenwerk Buchenau, um 1900, H. 33,5 cm 164


258 Tazza mit Cabochons Georg Karl von Reichenbach (Entwurf), Benedikt von Poschinger, Oberzwieselau, 1906-10 H. 20 cm, Dm. 28,5 cm

Deutschland

165


259 2 Vasen, blau und orange Ludwig Sütterlin (Entwurf), Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900 H. 12,3 cm und 12,5 cm

260 Vase Josef Emil Schneckendorf, Darmstadt, um 1908 H. 6,5 cm

261 Vase Beckmann & Weis, Mügeln bei Dresden, um 1910–20 H. 12,5 cm

166


262 Hochschultrige Vase Glashütte Schliersee, um 1900–05 H. 9,8 cm

263 Vase Beckmann & Weis, Mügeln bei Dresden, um 1910–20 H. 18,5 cm

Deutschland

167


264 Vase mit Weinranke Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser, 1918–29 H. 21 cm

265 Bechervase Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser (zugeschr.), um 1919–29 H. 9,8 cm

266 Vase Jakob Wiedmann (Gravur), WMF, Geislingen, um 1925 H. 21 cm

168


267 Vase Beckmann & Weis, Mügeln bei Dresden, um 1910–20 H. 17 cm

268 Vase mit Haselnüssen Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser, 1921–29 H. 27,5 cm

Deutschland

169


269 Vase Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser, um 1919–29 H. 41 cm 170


270 Große Vase Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser, um 1918–29 H. 41,5 cm Deutschland

171


271 Fußschale Jean Beck, München, vor 1919 H. 10,8 cm

272 Vase Jean Beck, München, um 1920 H. 13 cm

273 Kleine Vase Jean Beck, München, vor 1919 H. 9 cm

172


274 2 Vasen Jean Beck, München, um 1928 H. 9,8 cm und 9 cm

275 Vase Wilhelm von Eiff (zugeschr.), Werkstatt Kunstgewerbeschule Stuttgart, um 1932–36 H. 20 cm

Deutschland

173


276 Schale Aloys Ferdinand Gangkofner (Entwurf), Glashütte Lamberts GmbH, Waldsassen, 1953 Dm. 31 cm

277 Vase Lavaluna Karl Wiedmann (Myra-Dekortechnik), WMF, Geislingen, um 1935 H. 15,4 cm

278 Schale Karl Wiedmann (Entwurf), WMF, Geislingen, 1936/37 H. 10,5 cm, Dm. 21 cm

174


279 Ikora Glasvase Walter Dexel (Entwurf), WMF, Geislingen, um 1938 H. 14 cm

280 Bechervase Isgard Moje-Wohlgemuth, 1974 H. 9 cm

281 Schale Klaus Moje, 1979 Dm. 19 cm

Deutschland

175


282 Vase Erwin Eisch, 1973-75 H. 10,5 cm

283 Vase Erwin Eisch, 1976 H. 14,5 cm

284 Vase „Turbulenzen“ Volkhard Precht, 1979 H. 29 cm

176


285 2 Vasen Manfred Thomczyk, Zwiesel, 1980 H. 29,5 cm und 15,5 cm

286 2 Vasen Kurt Wallstab, 1980 H. 11,3 cm und 6,5 cm

287 2 Vasen Kurt Wallstab, 1983/84 H. 12,5 cm und 9,5 cm

Deutschland

177


288 Vase Erwin Eisch, Frauenau, 2011 H. 32 cm

178


289 Vase mit Seerosen Karl und Wolfgang Schmid, Lindberg, 1981 H. 10 cm

290 Vase „Kaitaia graal“ Peter Bremers, 2012 H. 43 cm

291 Vase „Ocean Dream“ Hans Wudy, Glasfachschule Zwiesel, 2008 H. 28 cm, D. 11 cm

292 Enghalsvase Karl und Wolfgang Schmid, Lindberg, 1981 H. 16 cm

Deutschland

179



Murano


293 Stangenglas Venedig oder Façon de Venise, Ende 16./Anfang 17. Jh. H. 18 cm

294 Flasche Façon de Venise, 17. Jh. H. 29,8 cm

182


295 Tazza Società Salviati & Co. Murano, um 1870 H. 18,2 cm

296 Väschen aus Steinglas Lorenzo Radi, Venedig, um 1856 H. 10 cm

Murano

183


297 Fußschale „Fenicio“ Fratelli Toso, Murano, um 1900 H. 8,5 cm, Dm. 14 cm

299 Vase Fratelli Toso, Murano, um 1910 H. 15,5 cm

298 Zierhenkelvase Murano, um 1910 H. 15,5 cm

300 Kleine Vase Fratelli Toso, Murano, um 1910 H. 6,5 cm

184


301 Vase „Fenicio“ Fratelli Toso, Murano, um 1910 H. 35,5 cm

Murano

185


302 Bodenvase Murano, Ende 20.Jh. H. 54 cm

186


303 Vase Murano, um 1960 H. 18,5 cm

304 Vase „Nero a fascia oro, in lattimo“, Murano, 1972 H. 29,5 cm

Murano

187


305 Vase Peter Svarrer (Entwurf), Venini, Murano, um 1996 H. 14 cm, Dm. 15 cm

306 Vase Peter Svarrer (Entwurf), Venini, Murano, 1997 H. 16,5 cm

307 Vase „Tessuto“ Carlo Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, 1938–40 H. 10,5 cm

188


308 Fußschale „Corroso“ Carlo Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, 1936-38 H. 6,2 cm

309 Schale Tyra Lundgren (Entwurf), Venini, Murano, 1935/36 H. 5 cm, L. 20,5 cm

310 Vase „Battuto bicolore“ Carlo Scarpa (Entwurf), Venini, Murano 1993/01, Originalausgabe 1940 H. 10,8 cm, Dm. 12 cm

Murano

189


311 Vase „A canne“ Gio Ponti (Entwurf), Venini, Murano, 1948 H. 9,5 cm

312 Vase „A canne“ Gio Ponti (Entwurf), Venini, Murano, 1948 H. 23,8 cm

313 Vase „Pezzato“ Fulvio Bianconi, Venini, Murano, 1950 H. 24,5 cm

314 Schale „Pennelate“ Carlo Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, 1942 H. 7,4 cm, Dm. 14,2 cm

190


315 Drei Karaffen mit Stöpsel „Morandiane“ Gio Ponti (Entwurf), Venini, Murano, 1946-50 H. 44 cm und 47,5 cm Murano

191


316 Taschentuch-Vase „Fazzoletto“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, 1949 H. 8,2 cm

317 Vase „A fasce orrizontali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, 1950 H. 31,5 cm

318 Vase „A fasce verticali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1950 H. 21,5 cm

192


319 Vase „A fasce ritorte“ Fulvio Bianconi (Entwurf) Venini, Murano, 1951 H. 21 cm

320 Vase „A fasce orrizontali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, 1950 H. 32,5 cm

321 Bechervase „A fasce orrizontali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1955 H. 9,5 cm

Murano

193


322 Schale „A fasce verticali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, 1952 H. 9,5 cm

323 Vase „Pezzato“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1950/51 H. 26,5 cm

194


324 Vase „A spicchi” Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1953 H. 28,5 cm

325 Vase „A fasce orrizontali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1955 H. 28 cm

Murano

195


326 Vase und Schale „Inciso“ Paolo Venini (Entwurf), Venini, Murano, um 1956 H. 20,5 cm und 8 cm

327 Schale „Fondo murrine“ Riccardo Licata (Entwurf), Venini, Murano, 1955/56 H. 9 cm, Dm. 12,5 cm

328 Vase „Occhi“ Tobia Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, um 1959 H. 16,2 cm

196


329 Vase Venini, Murano, 1992 H. 22 cm

330 Schalenvase Venini, Murano, 1970-75 Dm. 19,5 cm

331 Vase Murano, um 1996 H. 26 cm

Murano

197


332 „Milleniums“-Vase „Passion“ Rodolfo Dordoni (Entwurf), Venini, Murano, 1999 H. 38 cm

333 Vase „Mosaic zanfirico” Atelier Paolo Venini (Entwurf), Venini, Murano, 1954 H. 32,2 cm

334 Vase „A fasce“ Paolo Venini (Entwurf), Venini, Murano, um 1950 H. 27 cm

198


335 Vase Venini, Murano, um 1950 H. 29,5 cm

336 Vase „A canne“ Venini, Murano, um 1956 H. 35 cm

337 Vase „Inciso“ Paolo Venini (Entwurf), Venini, Murano, 1956 H. 34,5 cm

Murano

199


338 Vase Sommerso „Fiji“ Venini, Murano, 2. Aufl. 2007 (Original 1970er Jahren), H. 33 cm

339 Schale Venini, Murano, 1996, H. 12 cm, Dm. 26,5 cm

340 Vase „Fumato” Alfredo Barbini (Entwurf), Vetreria Artistica Muranese Società Anonima, Murano, 1938-42 H. 10 cm

200


341 Vase „A reazioni policrome su metallo“ Giulio Radi (Entwurf) Arte Vetreria Muranese, Murano, 1950 H. 10 cm

342 Schale „Groviglio“ Toni Zuccheri (Entwurf), Venini, Murano, um 1964 Dm. 32,5 cm

343 Kleine eiförmige Vase „Reazioni policrome“ Giulio Radi (Entwurf), Arte Vetreria Muranese, Murano, 1950 H. 9 cm

Murano

201


344 Fußbodenlampe „Esprit“ (Original-Entwurf Toni Zuccheri), Venini, Murano, 2008 H. 179 cm, Dm. 60 cm

202


345 Henkelvase „Ad ansa volante“ Giorgio Ferro (Entwurf), Arte Vetreria Muranese, Murano, 1952, H. 27 cm

346 Schale Fulvio Bianconi (Entwurf), Ars Cenedese, Murano, 1955 L. 31 cm

348 Zylindervase „Nero a fasce policrome“ Pollio Perelda (Entwurf), Fratelli Toso, Murano, 1953 H. 29,5 cm 347 Fisch Antonio da Ros, Ars Cenedese, Murano, um 1960, B. 25 cm

Murano

203


349 Vase „Oriente“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1940 H. 18 cm

350 Vasenobjekt „Sasso” Alfredo Barbini, Murano, 1962 H. 17,5 cm

351 Vase „Nastro richiamato“ Archimede Seguso, Murano, 1951 H. 21,5 cm

204


352 Schale „Merletto“ Archimede Seguso, Murano, 1952 Dm. 16 cm

353 Vase „Macchie ambra verde“ Archimede Seguso, Murano, 1952 H. 14,5 cm

354 Vase „Polveri“ Archimede Seguso, Murano, 1952/53 H. 29 cm

Murano

205


355 Vase Ansolo Fuga (Entwurf), Arte Vetreria Muranese, Murano, um 1958, H. 45,5 cm 206


356 Vase „Bullicine“ Seguso Vetri d’Arte, Murano, 1950er Jahre H. 22 cm

357 Vase „A piume sommerse“ Archimede Seguso, Murano, 1956 H. 31,5 cm

358 Vase „Merletto” Archimedo Seguso, Murano, 1954 H. 18,5 cm

Murano

207


359 Vase Archimede Seguso, Murano, um 1960 H. 21 cm

360 Schale „Fantasia biancanera“ Archimede Seguso, Murano, 1958 H. 11,5 cm, Dm. 30,5 cm

361 Vase Archimedo Seguso, Murano, 1942 oder 1953/54, H. 16 cm

208


362 Schale „Pezzato“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1956 H. 8 cm

363 Schale „Spina aurata“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, um 1966 B. 24 cm

364 Vase „Ambrato“ Ercole Barovier (Entwurf) Barovier & Toso, Murano, 1956 H. 20,5 cm

Murano

209


365 Vase „A spina“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1957 H. 20,5 cm

366 Vase „Tessere ambra“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1956 H. 40 cm

367 Vase „Graffito barbarico opalino“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1969 H. 25 cm

210


368 Vase Dino Martens (Entwurf), Aureliano Toso, Murano, 1958 H. 40,7 cm

Murano

211


369 Vase „Battuto“ Salviati, Murano, 1970er /1980er Jahre H. 26 cm 212


370 Karaffe mit Stöpsel „Christian Dior“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1969 H. 23,5 cm

372 Schale „Sommerso“ Flavio Poli (Entwurf), Seguso Vetri d‘Arte, Murano, um 1954 H. 11,5 cm

Murano

371 Schale „Oriente“ Dino Martens (Entwurf), Aureliano Toso, Murano, um 1952 B. 19,5 cm

373 Vase „Intarsio“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1961 H. 25 cm

213


374 Vase „Kiku sparse“ Ermanno Toso (Entwurf), Fratelli Toso, Murano, um 1955–60 H. 35,5 cm

375 Vase „Bianca nera“ Lino Tagliapietra, 1985 H. 44 cm

376 Vase „Kiku“ Ermanno Toso (Entwurf), Fratelli Toso, Murano, Mitte 1950er Jahre H. 30 cm

214


377 Vase H. Johannsson (Entwurf), Salviati, Murano, 2000 H. 23 cm

378 Schale „Mezza filigrana bianca nera“ Dino Martens (Entwurf), Aureliano Toso, Murano, 1954 Dm. 21 cm

379 Vase „Pizzicati” Noberto Moretti (Entwurf), Salviati, Murano, 2004 H. 28 cm

Murano

215


380 Vase „Amber“ Salviati, Murano, 2012 H. 12 cm

381 5 Baumkugeln Venini, Murano, 2006 Dm. je 8 cm

216


382 Vase „Kyoto“ Massimo Nordio, 1999 H. 27 cm

383 Vase „Scozia“ Carlo Moretti, 2003 H. 44,5 cm

384 Vase „Jaipur“ Massimo Nordio, 1999 H. 38,5 cm

Murano

217



Skandinavien


385 Vase Savoy Alvar Aalto (Entwurf), Iittala, 1937 H. 16 cm

386 Vase Tapio Wirkkala (Entwurf), Iittala, 1958, H. 21 cm

387 Vase „Kantarelli“ Tapio Wirkkala (Entwurf), Iittala, 1947, H. 14 cm

220


388 Vasenobjekt „Finlandia“ Timo Sarpaneva (Entwurf), Iittala, 1964 H. 33 cm

Skandinavien

221


389 Farbrandteller Timo Sarpaneva (Entwurf), Iittala, 1957 Dm. 18,5 cm

390 Farbrandschale Timo Sarpaneva (Entwurf), Iittala, 1957 H. 13 cm, Dm. 23 cm

391 Vase Oiva Toikka (Entwurf), Nuutajärvi Notsjö, nach 1960 H. 17,5 cm

222


392 Schale „Ravenna“ Sven Palmqvist (Entwurf), Orrefors, 1959 B. 27 cm

393 Vase „Ariel“ Edvin Öhrström (Entwurf), Orrefors, 1955 H. 19,5 cm

394 Schale „Ariel“ Edvin Öhrström (Entwurf), Orrefors, 1956 Dm. 20,5 cm

Skandinavien

223


395 Vase „Colora“ Vicke Lindstrand (Entwurf), Kosta, 1955/56 H. 18,5 cm

396 Vase „Colora“ Vicke Lindstrand (Entwurf), Kosta, 1955/56 H. 28 cm

397 Vase Vicke Lindstrand (Entwurf), Kosta, 1959 H. 27,5 cm

224


398 Vase „Graal” Edward Hald (Entwurf), Orrefors, 1944 H. 18,5 cm

399 Vase „Orkidea“ Timo Sarpaneva (Entwurf), Iittala, 1954 H. 27,5 cm

400 Vase „Graal“ Edward Hald (Entwurf), Orrefors, 1974 H. 19 cm

Skandinavien

225


401 Große Vase Edvin Öhrström (Entwurf), Orrefors, um 1960, H. 40,5 cm

226


402 Vase Lundberg Studios, 1988 H. 14 cm

403 Vase „Löv‘‘ Hanne Dreutler und Arthur Zirnsack, Studio Glashyttan Åhus, 1990 H. 27 cm

404 Vase „Saragossa“ Lars Hellsten, Orrefors, 2003 H. 21 cm

Skandinavien

227


405 Vase blau und weiss Jeanette Lennartsdotter, The Glass Factory, Boda, 2014 H. 30 cm, Dm. 14 cm

406 Glasobjekt Fisch und Wasserpflanzen („Aquarium“) Sven-Åke Carlsson, Transjö Hytta, Kosta, 2014 H. 19,5 cm

407 Cabana Vase Pearl Ludvig Löfgren, Kosta Boda, 2010 H. 56 cm

228


408 Schale Erika Lagerbielke, Orrefors, 2007 Dm. 40 cm

409 Basket Dish white Anna Ehrner, Kosta Boda, 2012 Dm. 28,5 cm

410 Schale Kontrast blau Anne Ehrner, Kosta Boda, 2015 Dm. 38 cm

Skandinavien

229


411 Vase Göran Wärff, Kosta Boda, 2005 L. 46 cm 230


412 Vase in Cara-Technik Carlos R. Pebaqué , Gullaskruv, 2014 H. 22 cm

413 Vase Benny Motzfeldt, 1978 H. 23,5 cm

414 Schale Benny Motzfeldt, 1977 H. 12,5 cm

Skandinavien

231



Tschechien


415 Vase Josef Hoffmann (Formentwurf), Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1920 H. 11 cm

416 Vase Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1920 H. 10,5 cm

417 Vase Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1920 H. 16,4 cm

234


418 Vase Wilhelm Kralik Sohn, Eleonorenhain, um 1925 H. 30 cm

Tschechien

235


419 Vase Böhmen, um 1925/30 H. 31,5 cm

236


420 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1925 H. 17,5 cm

421 Vase Heinrich Hussmann (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1929 H. 15 cm

422 Schultervase mit Fadenrissdekor Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1930 H. 16,1 cm

Tschechien

237


423 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1930 H. 12 cm

424 Vase Miloš Filip, um 1957 H. 30 cm

425 Bechervase Bohumil Eliáš, 1957 H. 13,5 cm

238


426 Vase Böhmen, um 1940 H. 22,5 cm

427 Vase Curt Schlevogt, Gablonz, um 1935 H.22 cm

428 Vase Milan Vobruba, 1980 H. 19 cm

Tschechien

239


429 Vase Stanislav Libenský (Entwurf), Jaroslav Lebeda (Dekor), Stanislav Honzík (Schliff ), Bor Glass Studios, 1958 H. 16,5 cm

430 Vase Jiřina Žertová, um 1960 H. 41,5 cm

240


431 Platte Lubomír Blecha, 1963 Dm. 30,5 cm

Tschechien

241



Glas von verschiedener Herkunft


432 Schale Christopher Dresser (Entwurf), Clutha Glass, J. Couper & Sons, Glasgow, um 1890 H. 4 cm, Dm. 22,5 cm

433 Vase mit UnterwasserDekor Andries Dirk Copier, Leerdam, 1944, H. 26 cm

434 Vase Andries Dirk Copier (Entwurf), Leerdam, um 1925 H. 17 cm

244


435 Kugelvase Alina Görny, Baden bei Wien, 1980 H. 12,5 cm

436 Vase Gary Beecham, Baden bei Wien, 1978 H. 18,5 cm

437 Vase „Dreamtime Journey“ Siddy Langley, Plymtree, 2013 H. 18,5 cm

Verschiedene

245


438 Schale Dann Storey, 1986 D. 72 cm 246


439 Vase Henry Dean, 2005 H. 61 cm

440 Vase Jack Ink, 1980er Jahre H. 16,5 cm

442 Langhalsvase Fujita Kyōhei, um 1985 H. 42,5 cm

441 Deckeldose Kyohei Fujita, um 1980 H. 8,5 cm

Verschiedene

247



Skulpturen


Ivo Rozsypal Geboren 1942 in Brünn, lebt und arbeitet in Novy Bor Seine Arbeiten zeigen unkonventionelle und starke Farbkombinationen, Spannungen entstehen durch die Kombination von durchsichtigem und geschichtetem opaken Glas, vielfach in schwarz und weiß mit sparsamen farbigen Akzenten und streng stereometrischen Körpern. Die Tradition des Konstruktivismus, ebenso wie Anklänge an Art déco und High Tech lassen sich bei seinen Arbeiten feststellen.

443 Objekt 1987 H. 12 cm

250


Frantisek Vizner Prag 1936 – 2011 Brünn Vizner hat sich bereits als einer der Großen in die Geschichtes des Glases eingeschrieben durch sein industrielles Design für Press- und Hüttenglas und seinen Versuch, neue Ausdrucksmöglichkeiten im Schneiden, Schleifen und Polieren massiver Glasblöcke für seine Autorenarbeiten zu fi nden. Seine Objekte sind funktionellen Gefäßen – Teller, Schalen, Vasen - verwandt, doch gestaltet er sie zu ästhetischen Objekten höchster Raffi nesse. Die Oberfläche wirkt wie Velour oder Seide, und das Zusamenspiel von mattierten Oberflächen zu glatt polierten Schnittflächen mit unterschiedlicher Dicke der Glasmassen erzeugt hellere und dunklere Farbnuancen, die einen meditativen Eindruck entstehen lassen. htt p://www.frantisekvizner.com

444 Vasenobjekt 1989 17,2 x 14,8 x 8,6 cm

Skulpturen

251


Stepan Pala & Zora Palova Geboren 1944 in Zlín & Geboren 1947 in Bratislava Leben und arbeiten in Bratislava In der künstlerischen Zusammenarbeit des Ehepaars Štěpán Pala und Zora Palová werden Verstand und Gefühl vereint und finden im Material Glas ihren idealen Ausdruck. Vordergründig streng durch die perfekte technische Ausführung, die einfachen geometrischen Formen und geschliffenen Kanten, erzeugt das reflektierende Licht ein poetisches Spiel, das die scharfen Kanten mildert und die reduziert-strengen Formen miteinander verschmelzen lässt.

445 Blauer Kubus „Hommage an Mondrian“ 1990 10,4 x 10,4 x 10,4 cm

252


Vladimira Klumpar Geboren 1954 in Rychnov nad Kněžnou, lebt und arbeitet in Železný Brod „VKs Arbeiten sind interaktiv: Geht man um die Skulpturen herum, tauchen bestimmte Eigenschaften auf, während andere verschwinden. Innenräume sehen aus wie Außenseiten, Oberflächen nehmen Volumen an. Zum Verständnis braucht es Erinnerung und Bewegung“, (William Ganis in „Work in Glas“). VKs Werk kann als ein sich ständig Veränderndes gesehen werden, als in ständiger Bewegung, ein fließender Wandel von komplexen Mustern, Texturen und gebrochenen Formen. Die in kräftigen Farben gehaltenen, ofen-gegossenen Figuren enthalten mehrere, in sich verschlungene Realitätsebenen. Ein einziges Stück besitzt unendlich viele Seiten, aus jeder Perspektive zeigt sich die Skulptur von einer anderen Warte – ein raffiniertes Spiel mit der Phantasie. Katerina Duchác und Marek Torcik

446 „Eruption“ 2014 45 x 46 x 24,5 cm

Skulpturen

253


Eva Vlčkova Geboren 1966 in Turnov, lebt und arbeitet in Prag Her work is characterized by the enticing certainty of flawles excellence of drama Glas dient Eva Vlčkova als Gefäß für ihre Imagination und ist Träger ihres of curves and ovals and austere architecture that is full of mystery and melanSchöpfertums vom Entwurf bis zur Formgebung. Die Strenge ihres Werkes choly. Every true art is cloaked in that.and here, glass is revealed to us in its ist vornehmlich den minimalistischen geometrischen Grundformen wie top form. Kreisen und Rechtecken geschuldet, die – in vollendeter Ästhetik und tie- Professor Vladimír Kopecký fer Farbigkeit – als Sinnbilder des Unendlichen und als Bindeglied von Vergangenheit zu Ewigkeit stehen. Durch ihre harmonische Ausgewogenheit von Form und Farbe wohnt den häufig vollständig mattierten Objekte eine große Ruhe und geheimnisvolle Schönheit inne.

447 Red Shape Prag, 2019 23 x 17 x 15 cm

254


Pavel Trnka Geboren 1946, lebt und arbeitet in Pilsen Trnka ist ein Schleifer, der Raumplastiken schafft, die gleichermaßen große Perfektion wie vollkommene Ästhetik ausstrahlen. Meist aus mehreren Teilen bestehend, entsteht durch das Zusammenfügen diese Teile eine neue Form: Außen und Innen treten in einen Dialog. Lichtreflexe verändern die Farbigkeit und kreieren neue Farbtöne, die in ihren weichen Übergängen einen Kontrast zur strengen Geometrie der geschliffenen Formen bilden.

448 „Zyklus Farben“ Prag, 1991 11,5 x 11,5 x 11,5 cm

Skulpturen

255


Klaus Horstmann-Czech Geboren 1943 in Aussig (heute Tschechien), lebt und arbeitet in Heidelberg „Panta Rhei“, ein dem griechischen Philosophen Heraklit zugeschriebener Aphorismus , abgeleitet aus seiner Flußlehre, in der er das SEIN mit einem Fluß vergleicht: „Alles fl ießt und nichts bleibt; es gibt nur ein ewiges Werden und Wandeln“. Nach der Flußlehre liegt die primäre Welterfahrung in dem fortwährenden Stoff- und Formenwechsel. Sie ist eine Metapher für die Prozessualität der Welt. Das Sein ist nicht statisch, sondern als ewiger Wandel dynamisch erfaßt. Dies soll durch die Kontinuität des Bandes (Werden) und der unterschiedlichen Perzeption des Bandes je nach Location des Betrachters (Wandel) verdeutlicht werden. Milan Chlumsky, 2008

449 Glasobjekt Panta Rhei III Heidelberg, 2007 L. 55,5 cm, H. 23,5 cm

256


Jan Fišar Hořovice 1933 – 2010 Novy Bor Im Gegensatz zu den meisten tschechischen Glas-Künstlern war Jan Fišar als Bildhauer ausgebildet. Das wird auch offensichtlich in seinen Glas-Objekten. Ein Teil seiner Werke stellen komplizierte Kompositionen dar bestehend aus zerbrochenem, eingefallenem und geschnittenem Hohlglas – eine weltweit einzigartige Technik. Diese „nicht verpflichtete“ Gestaltung seiner „barocken“ Glas-Skulpturen überzeugen durch ihre Unmittelbarkeit des Ausdrucks und der Originalität ihrer Dynamik und verdeutlichen die Solitärstellung, die Fišar innerhalb der tschechischen Glaskunst zukommt.

450 „Tor“ 1998 35 x 50 x 19 cm

Skulpturen

257


Stanislav Libenský & Jaroslava Brychtová Sezemice 1921–2002 Železný Brod & Železný Brod 1924–2020 Jablonec nad Nisou Sie gelten als die Schöpfer der Glasplastik; sie waren die Ersten, die die imaginäre Grenze des Gegenstandes vom dekorativen Charakter als Gebrauchsfunktionen überschritten und die tatsächliche Plastik auf Basis einer originären Technologie geschaffen haben. Mit einer ihrer ersten gemeinsamen Arbeiten aus dem Jahr 1957/58 (Horizontale eines Kopfes) haben sie bewiesen, daß Glas ein eigenständiges und autonomes Material sein kann. Sie haben die Technik des Schmelzglases künstlerisch und technologisch so weit entwickelt, daß sie selbst zu monumentalen Realisierungen verwendet werden kann.

451 „Open Pyramide“ 1993 83 x 120 x 32 cm

258


Zdenek Lhotský Geboren 1956 in Prag, lebt und arbeitet in Pelechov Technologie oder Kunst? Mit „Vitrucell“ hat Zdeněk Lhotský ein Vorgehen begründet, das beides miteinander vereint. Dabei wird das transparente geschmolzene Glas auf einer wabenartigen Struktur aufgebaut und lässt ein charakteristisches Muster mit achteckiger Struktur entstehen. Die universelle schlichte Schalenform bietet Lhotský den idealen Körper, um die zahlreichen Farben mit all ihren Schattierungen und Kombinationen zu einem adäquaten Ausdruck zu bringen und den Fokus ganz auf die innere Struktur des Glases legt.

452 Vitrucell Schale 128 2020 H. 13 cm, Dm. 29,5 cm

Skulpturen

259


Dominick Labino Fairmount City, Pennsylvania 1910–1987 Grand Rapids, Ohio Glaskünstler gleichermaßen wie innovativer Glastechniker, war es dem Ingenieur und Mitbegründer der Studioglasbewegung, Dominick Labino, zeit seines Lebens ein Anliegen, neue Farben und Formen zu entwickeln, mit denen der fl ießende Charakter von Glas zum Ausdruck gebracht werden kann. In der Skulptur Break-Through zeigt sich dieses Bestreben eindrücklich: Je nachdem, aus welchem Winkel das Licht auf das Objekt fällt, verändert sich die Wahrnehmung von Farbtönen und rücken verschiedene Elemente der anmutigen Form in den Vordergrund.

453 „Break-Through“ 1978 H. 20 cm

260


Harvey K. Littleton Corning, New York 1922–2013 Spruce Pine, North Carolina Mit der Aussage, dass nicht die Herstellungsweise wichtig sei, sondern das, was man mache, räumte Harvey K. Littleton, der als Vater der Studioglasbewegung gilt, der künstlerischen Idee die vorrangige Rolle gegenüber der technischen Fertigung ein und beschrieb damit gleichzeitig sein Verständnis von Glasobjekten als durch ihre künstlerische Konzeption hochwertige Erzeugnisse. Bei den Skulpturen seiner Solid Geometry-Serie scheinen die innenliegenden konzentrischen Farbkreise im Licht zu schweben – der dadurch vermittelte dynamische Eindruck wird durch das massive, hochpolierte Glas noch verstärkt.

454 Objekt “segmented form” 1987 10 x 11 x 5,5 cm

Skulpturen

261


Dale Chihuly Geboren 1941 in Tacoma, lebt und arbeitet in Bundesstaat Washington Macchia Seaforms Beseelt, alle 300 Farben in seiner Heißofen-Werkstatt zu benutzen, erkun- „Wenn man mit heißem Glas mit seinen natürlichen Eigenschaften arbeitet, det er unerwartete Farbkombinationen mit seiner „Macchia“-Reihe. Er beginnt es wie aus dem Meer auszusehen“. Eine natürliche Evolution von setzt hellglänzende Flecken (ital. Macchia), um eine getupfte Wirkung zu der „Basket“(Korb)-Reihe, sind Chihuly’s „Seaforms“ dünn und transpaentfalten und treibt die Möglichkeiten in Größenordnungen, die Werke bis rent. Spirale, farbige Umwicklungen umschließen die Struktur, und der zu einem Durchmesser von 1,5 m zulassen: „Ich plane eine Farbe auf der Gebrauch optischer Formen verstärken das Glas und verleiht eine RibbenInnenseite, dann wähle ich eine transluzente oder opak-weiße Farbe für textur. Das Ergebnis: Werke mit natürlichem Rhythmus und Fluidität die mittlere Schicht und noch eine andere Farbe für die Außenschicht. Ich -Huldigung des Meeres. liebe die…….., die am wenigsten Sinn machen, wie die verrückten : Lila und Chartreuse!“

455 Großes Schalenobjekt „Macchia, JA“ 1986 L. 35,5 cm, H. 24 cm

262

456 „Fumosas white seaform set“ 2000 21 x 42 x 24


Mary Ann „Toots“ Zynsky Geboren 1951, in Boston, Massachusetts, lebt und arbeitet in Providence, Rhode Island „Wenn ich Musik höre, übertrage ich das in Farbe.“ Damit formuliert Toots Zynsky eine künstlerische Ausgangsposition, die sich einer synästhetischen Wahrnehmung bedient und in ihren Werken ablesbar ist. Von hauchdünnen, drahtähnlichen Glasfäden umsponnen, scheinen die Objekte mit ihren weichen Formen und den ineinanderlaufenden intensiven Farben in eine schwingende Bewegung versetzt zu werden, die Musik als Zugang zu Zynskys Werk erkennbar werden lässt.

457 Schalenobjekt aus der Serie “Tierra del fuego“ um 1988/89 H. 15 cm, Dm. 29,5 cm

Skulpturen

263


Jiyong Lee Geboren 1971, lebt und arbeitet in Carbondale, Illinois In den Arbeiten Jiyong Lees spiegelt sich dessen große Faszination für die Grundstruktur des Lebens wider. So wie Zellen sich aus Molekülen zusammensetzen, fügen sich in Lees Werken segmentierte geometrische Formen zu einem organischen Ganzen. Vordergründig transparent, scheint der Blick in die Zukunft doch offen. Kurzfassung Lee’s eigener Ausführungen zu seinen Werken (www.habatatgalleries.com)

458 Black and Yellow Embryonic Segmentation 2012 30 x 15 x 13 cm

264

459 Orange and Grey Mitosis 2012 30 x 20 cm


Wolfgang Mussgnug Geboren 1958 in Nördlingen, lebt und arbeitet in Nördlingen Mussgnug’s eigentliches Thema: das Licht. Das klare Glas definiert die Form, aber nur das Licht macht die Konturen in Reflexen sichtbar, denn die absolute Transparenz des klaren Glases braucht das Licht, damit es sichtbar wird. Die zauberische Macht der Transparenz des Glases wird durch das Gegenspiel monochromatischer Farbflächen in vibrierende Bewegung gesetzt. Die leidenschaftliche, temperamentvolle Leuchtintensität der pastösen und kraftvollen Primärfarben, vor allem blau und rot, kontrastiert impulsiv die zarte Transparenz des Glases……In die Oberfläche sind mit Diamantstift Texte einer rätselhaften Schrift, einer rätselhaften Sprache eingraviert. Sie lassen sich nicht entziffern, aber Mussgnug hält hier in seiner eigenen Schrift/Sprache tagebuchartig signifikante Momente fest – oder auch der Betrachter seine Geschichten. Mit ihren gewebeartigen Grundmuster scheinen sie ein Ornament zu werden, das die Komposition als filigranes, sich wiederholendes, grafisches Muster überzieht. ….“ Auszug aus „Glas- Meer ohne Wasser“ von Helena Horn in mussgnug glas

460 Anello di fuoco (Spirale mit rotem Streif) 2010 Dm. 25 cm

Skulpturen

265


Jörg F. Zimmermann Geboren 1940, lebt und arbeitet in Uhingen Glas ist ein außergewöhnlicher Werkstoff. Aus Sand und Hitze geformt. Geschaffen für die Ewigkeit. Im heißen Zustand entstehen organische Formen. Im Kalten nur mit Diamant zu bearbeiten. Dieser Kontrast wird in meinen Arbeiten sichtbar. Auch wenn die Anregungen, reale Formen aus der Natur, z.B. Blatt, Augen, Ohr, Wolken, für meine Werke dinglich sind, ist meine Kunst abstrakt. Jörg Zimmermann (https://www.joergfzimmermann.com, 2020)

461 Wabenobjekt 2018 H.11 cm, Dm. 14 cm

266


Michael Behrens Geboren 1973, lebt und arbeitet in Düssldorf „Für mich ist die Natur ein meditativer Ort, wo ich meine Gedanken strukturieren und meine Energie laden kann“. Ausgangspunkt ist für Michael Behrens stets die Natur. Sie vermag es nicht nur, seine Gedanken zu ordnen, seine Sinne zu schärfen und ihm neue Energie zu verleihen, aus ihr bezieht er auch die Anregungen für seine Werke. Sei es eine abstrahierte Landkarte in Form einer zweidimensionalen

462 Seaforms 2012 – 50 2012 H. 23 cm

Skulpturen

Flachskulptur oder aber das Einfangen seiner Faszination für die Farbenund Formenvielfalt der Unterwasserwelt in einem kunstvoll gearbeiteten Glasobjekt, das mit seiner inneren Zellstruktur an eine Koralle erinnert – Behrens verweist mit diesen Arbeiten auf das Wesen der Dinge, er gibt ihm eine Form.

463 Landscape „Baltic Sea“ 2013 100 x 140 cm

267


Reiner Seliger Geboren 1943 in Löwenberg (heute Polen), lebt und arbeitet in Freiburg und Castello die Montefioralle Leitbild für seine Kreativität: Zertrümmern und zusammenfügen als unerschöpfl iches gestalterisches Prinzip“ (Disruption!) Heidi Brunnschweiler, 2020 (in Seliger, Reiner)

464 Glas-Skulptur 2013 H. 42 cm, Dm. 27 cm

268

465 Dark Blue 2017 H. 36 cm


Vladimir Zbynovsky Geboren in Bratislava, lebt und arbeitet in Chantilly Glas und Stein – schon früh zeigte sich Vladimir Zbynovsky fasziniert von der Verbindung dieser beiden Materialien und in seinen Arbeiten gelingt es ihm immer wieder, deren Widersprüchlichkeit miteinander in Einklang zu bringen. So wie sich das kristallklare Glas an die Unebenheiten des rohen, undurchdringlichen Steins anschmiegt, scheinen der Werkstoff und das Mineral fast zu einem Ganzen zu verschmelzen – das eine ist nichts ohne das andere. Vladimir Zbynowsky, 2012, in continuum gallery Ausstellungskatalog „Vladimir Zbynovsky“ 2015

466 Myriad 2013 61 x 25 x 23 cm

Skulpturen

269


Giorgio Vigna Geboren 1955 in Verona, lebt und arbeitet in Mailand An der Grenze zwischen Wirklichkeit und Imagination arbeitend, schafft Giorgia Vigna Objekte, mit denen er die Natur einzufangen versucht. Die vielfältigen Farben und Formen, die sich in allen Facetten in der Natur fi nden, dienen ihm als Inspiration und mithilfe der Materialeigenschaften von Glas gelingt es ihm, kunstvolle Werke zu schaffen: An Eis, Steine oder Blumen erinnernd, sind Vignas Arbeiten Ausdruck vollendeter Eleganz und Schönheit. (Homepage: biography giorgio vigna, 2020)

467 Siderale (eisig) Venini, Murano, 2011, H. 50,8 cm

270


Katharina Weidauer Geboren 1978 in Heidelberg, lebt und arbeitet in Heidelberg „Warum erschafft eine Bildhauerin Kunstwerke aus einem fragilen Material? Ist es nicht widersprüchlich dem bildhauerischen Gedanken, Werke zu schaffen, die den Künstler überleben? Ist es allein die Faszination von diesem heißen, fließenden, lebendigen Werkstoff?“ Mit ihren Arbeiten begibt sich Katharina Weidauer immer wieder auf die Suche nach einer Antwort auf diese von ihr selbst formulierten Fragen und rückt gleichzeitig allgemeingültige Themen in den Fokus: Bleibt von uns mehr als ein flüchtiges Erinnern? Was ist die Ewigkeit und wie lässt sie sich ausdrücken? Aus: Katharina Weidauer, Ausstellungskatalog Tag und Nacht_Glas, hrsg. von der. Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis, 2019

468 Medusa Heidelberg 2018 H. 25 cm

Skulpturen

271


Karin Mǿrch Geboren 1977 in Holmegǻrd, lebt und atbeitet in Kopenhagen „Ein Prozess der ständigen Veränderung ist wichtig, um meine eigene Neugier aufrecht zu erhalten.“ Veränderung als Schlüsselelement, Neugier als Antrieb – mit dieser Aussage benennt Karin Mørch den Kern ihrer künstlerischen Arbeit. Durch ihre Objekte verfolgt sie das Ziel, ihre eigene Wahrnehmung der Welt widerzuspiegeln, und hat im Werkstoff Glas das ideale Material hierzu gefunden. Der minimalistisch-reduzierten Formensprache und monochromen Farbigkeit wird durch das reflektierende Licht und die Oberflächentextur eine anmutige Schönheit und Spannung verliehen. Continuum Gallery, Königswinter, Künstlerbiografie, 2020 (www.continuum-gallery.com)

469 Amorphous violet Dänemark, 2020 32 x 28 x 8 cm

272


Mathias Schifferdecker Geboren 1968 in Buchen, lebt und arbeitet in Königstein/Taunus Die Orientierung an der zeitlosen Bauhaus-Architektur ist durch die reduzierte Farb- und Formensprache unverkennbar, was durch die Verwendung der klassischen Materialien Glas und Edelstahl zusätzlich unterstrichen wird. Und doch lädt schon der bloße Anblick des Glasobjekts Cubelight den Betrachter dazu ein, im Geiste die unzähligen Gestaltungsmöglichkeiten und Farbkombinationen durchzuspielen. Und so vermittelt

die geometrische Strenge zwar eine gewisse kühle Rationalität – je nach Stimmungslage und Geschmacksempfinden des Besitzers lässt sich die Anordnung der Farben und Würfel individuell verändern.

470 Cubelight 2012, entworfen für Tecnolumen 15 x 15 x 15 cm (Würfel Kantenlänge: 5 x 5 x 5 cm)

Skulpturen

273



Appendix Biografien und Glashütten Objektbeschreibungen Blumensymbolik Glossar Literatur (Auswahl)


Biografien und Glashütten

Sohn Aldo (geb. 1920) zieht sich zurück, neue Eigentümer werden Luciano (1925–1972) und Giulio Ferro, die Söhne von Egidio. Nach Giulios Tod 1976 tritt dessen Schwester Ada (geb. 1921) die Nachfolge an.

Alvar Aalto Kuortane 1898–1976 Helsinki 1916–21 Architekturstudium am Polytechnikum in Helsinki. Danach Besuche einiger europäischer Architekturbüros. 1923 eigenes Büro. Zu seinen frühen Arbeiten zählt u. a. das Haus der Arbeit (1923–25). 1927 Umzug nach Turku, 1933 nach Helsinki. 1937 Gestaltung des finnischen Pavillons für die Pariser Weltausstellung sowie 1939 für die New Yorker Weltausstellung. Ab 1940 Professur für Architektur am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. In seinem Werkverzeichnis sind über 200 Projekte aufgelistet, wovon etwa die Hälfte zur Ausführung kam. Neben Bauten entwarf Aalto auch kunsthandwerkliche Objekte, u. a. 1937 die SavoyGläser der Glashütte Iittala.

Alfredo Barbini Murano 1912–2006 Venedig Sohn eines Büroangestellten. Die Familie mütterlicherseits, Fuga, beschäftigt sich mit Glasblasen und Glasveredelung. 1925–29 Glasmacherlehre bei S. A. I. A. R. Ferro Toso (Società Anonima Industrie Artistiche Riunite Ferro Toso) in Murano. 1927 wird er Meisterglasbläser. 1929–32 Glasbläser für klassische venezianische Techniken in der Cristalleria di Venezia e Murano. Daneben Besuch der Kunstschule Scuola Serale d’Arte Abate Zanetti in Murano. 1932–36 erster Glasbläser bei Zecchin-Martinuzzi Vetri Artistici e Mosaici; intensive Zusammenarbeit mit dem Bildhauer und leitenden Entwerfer Napoleone Martinuzzi (1892–1977). 1936 kurzfristige Mitarbeit bei Seguso Vetri d’Arte, Zusammenarbeit mit dem Entwerfer Flavio Poli und dem Meisterglasbläser Archimede Seguso. 1936–44 Teilhaber und Meisterglasbläser bei S. A. V. A. M. (Società Anonima Vetri Artistici Murano), dort u. a. Zusammenarbeit mit den Entwerfern und Malern Ermenegildo Ripa (1900–1973) und Luigi Scarpa Croce (1901– 1967). Überwiegend freie Modellierung am Ofen von polychromen Kleinplastiken, auch als Zwischenschichtdekore von Gefäßen verwendet; daneben Versuche mit battuto-Schliff auf Überfanggefäßen. 1946/47 Studium bei Napoleone Martinuzzi aufgrund eines Stipendiums der Handicraft Development Inc. in New York. 1947–50 Teilhaber und Meisterglasbläser bei Gino Cenedese & C. 1948 erstmals mit eigenen Glasskulpturen auf der Biennale in Venedig. 1950 erste Aquario-Blöcke aus farblosem Glas mit plastischen Einschlüssen von Unterwassermotiven in sensibler Farbgebung. 1950 Gründung einer eigenen Manufaktur unter dem Namen Vetraria Alfredo Barbini. Produktion von Sommerso-Vasen, Fortsetzung der freien plastischen Arbeiten. Daneben Produktion für Salviati & C. in Venedig nach Entwürfen von Luciano Gaspari (1913–2017) und für Vinicio Vianello (1923–1999). Seit 1952 Mitarbeit der Tochter Oceania Barbini-Moretti. Beginn der Ausführungen verschiedener Künstlerentwürfe, u. a. von Robert Willson (Miami), Napoleone Martinuzzi und Raoul Goldoni (Split). 1962 Teilnahme an der Biennale in Venedig mit Vetri pesanti. Seit 1968 Mitarbeit des Sohnes Flavio, u. a. mit Entwürfen für Mosaikglas Primavera, Vetri scavi-Objekte mit Kraterstrukturen, 1972 farblose, abgerundete Quadervasen.

Antica Vetreria Fratelli Toso siehe Vetreria Artistica Fratelli Toso, Murano

Gabriel Argy-Rousseau Meslay-le-Vidame 1885–1953 Paris Eigtl. Joseph-Gabriel Rousseau. Studium an der École Breguet, ab 1902 an der École National de Céramique de Sèvres. 1913 Heirat mit Marianne Platon-Argyriadès und Änderung seines Namens in Argy-Rousseau. 1906 Diplom für Keramik, wird Direktor eines Laboratoriums für keramische Untersuchungen in der Manufaktur von Sèvres. Kurz darauf Eröffnung eines eigenen Ateliers zur Herstellung von Pâte de verre in Paris. Ab 1914 Teilnahme am Salon des Artistes Français in Paris, 1921 Gründung einer Aktiengesellschaft gemeinsam mit dem Galeristen Gustave-Gaston MoserMillot unter dem Namen Les Pâtes de verre d’Argy-Rousseau, die 1931 aufgelöst wird. Argy-Rousseau entwirft und modelliert seine Modelle vorwiegend selbst. Seine Pâte de verre sind stets Serienprodukte in kleiner Auflage. Die ersten sind klein und dünnwandig, das Dekor ist noch von Art nouveau beeinflusst. Für die Verzierungen verwendet er Schmetterlinge, Käfer und Maskarons, ebenso wie zur gleichen Zeit François Décorchemont. In den frühen 1920er Jahren sind die vorwiegend floralen Dekors im Stil des Art déco geometrisch angeordnet. Ab 1925 geht Argy-Rousseau zu schlichten Dekorationen über, die sich nur als Relief vom gleichfarbigen Grund abheben. 1927 beginnt er mit neuem Material, der Pâte de cristal, zu arbeiten. Die Stücke sind schwerer, transparenter und von brillanter Far- Ercole Barovier bigkeit. Ab 1933 realisiert er fast ausschließlich Objekte aus Pâte de cris- Murano 1889–1974 Murano tal, die er schleift und mit Gold und Platin dekoriert. Sohn einer Glasbläserfamilie. Studium der Medizin. 1919 Eintritt in die Glasmanufaktur seines Vaters und seines Onkels Benevenuto, ab 1920 LeiArs Cenedese Murano ter der Vetreria Artistica Barovier & C. Bis 1925 entwerfen die Brüder NiMurano colò und Ercole abstrahierte Landschafts- und Blumendekore aus geometGino Cenedese (1907–1973) gründet 1946 eine Glasfabrik in Murano mit u. rischen Mosaikplättchen. Ab 1927 ist Ercole leitender Entwerfer, zunächst a. Alfredo Barbini und Angelo Tosi als Partner. Nach deren Ausscheiden mit geometrischen Mosaikdekoren und Kleinplastiken aus gemustertem, führt er die Hütte allein weiter. Die Produktion umfasst zunächst die klas- transparentem Glas. 1929 erste Erfolge mit Primavera-Serie, Gefäße und sische Murano Glas-Tradition, handgeblasener Gläser, Vasen, Tafelglas, Objekte aus farblosem Glas mit weißem Krakelee in der Zwischenschicht Kerzenhalter u. a. Doch schon Anfang der 1950er Jahre wird auch zeitge- und schwarzen oder blauen Applikationen. 1934 Acciaio-Serie, die auch nössisches Glas produziert: von 1953 bis 1958 unter der künstlerischen Lei- auf der Biennale von Venedig ausgestellt wird. 1936 folgen die Serien Cretung der Glasbläser-Meister Napoleone Martinuzzi und Luigi Scarpa Cro- spuscolo (dickwandige Gläser mit Eisenwolle-Einschmelzungen und kräfce, von 1954 bis 1962 unter Fulvio Bianconi, ab 1963 unter Ermanno Nason tigen, farblosen Applikationen), Autunno gemmato, Marina gemmata und (1928–1913) und Antonio Da Ros, die bei dem produzierten Glas einen Laguna gemmata mit flächigen Einschmelzungen von MetallverbindunSchwerpunkt auf polychromatische Effekte legen. gen. 1936 Teilnahme an der Biennale von Venedig und der Weltausstellung in Brüssel. Im selben Jahr Gründung der Firma Ferro-Toso-Barovier, die Arte Vetraria Muranese (A. Ve. M.) 1938/39 zuerst in Barovier-Toso & C. und 1942 schließlich in Barovier & Murano Toso umbenannt wird. 1937 Teilnahme an der Weltausstellung in Paris. Im November 1931 von Antonio Ferro und seinen Söhnen Egidio und Otto- 1948 Auszeichnung mit der Medaglia d’oro auf der Triennale von Mailand ne gemeinsam mit den Glasmeistern Emilio Nason, Galliano Ferro und für die Serie Murrine. 1949 Entwurf der erfolgreichen Serie Acanto mit Giulio Radi gegründet, die zuvor in der Glasbläserei Successori Andrea verstreuten, goldenen Blättern. Seine Entwürfe zeigen überwiegend die Rioda tätig gewesen waren. Von Beginn an ist die Manufaktur auf der Bi- Flächen füllende, regelmäßige Dekore, darunter Damasco (1948), Bulinaennale von Venedig vertreten. Mit Giulio Radi als künstlerischem Leiter to ametista (1950), Saturneo (1951), Neolitico (1954), Pezzati (1956), Argo von 1939 bis zu seinem Tod 1952 erlebt die A. Ve. M. eine Blütezeit, Radis (1959), Dorico (1960) und Intarsio (1961). 1950–56 zunehmend experimenNachfolger wird Galliano Ferros Sohn Giorgio (geb. 1931). Dieser zieht telle Einzelstücke. Zu seinen letzten Entwürfen gehört die Serie Neomurrisich 1955 gemeinsam mit seinem Vater zurück, um eine eigene Firma zu ne (1972). Nach seinem Tod wird die Manufaktur von seinem Sohn Angelo gründen, die Vetreria Artistica Galliano Ferro. In den 1940er und 1950er (geb. 1927) weitergeführt. Jahren arbeitet A. Ve. M. mit dem Maler Luigi Scarpa Croce (1901–1967) sowie mit den Glaskünstlern Anzolo Fuga (1914–1998) und Vittorio Zecchin (1878–1947) zusammen. 1968 stirbt Egidio Ferro, und Emilio Nasons

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Jean Beck Mettlach 1862–1938 München Eigtl. Hans Ludwig. 1876–79 Ausbildung in der Steingutfabrik Villeroy & Boch in Mettlach, seinem Geburtsort. Ca. 1879–82/83 Studium an der Kunstgewerbeschule München. Danach Aufenthalt in Paris und ab 1882 Studium an der Kunstgewerbeschule in Dresden, gleichzeitig Tätigkeit als Volontär bei Villeroy & Boch in Mettlach. Ab ca. 1884 Studium an der Kunstgewerbeschule in Düsseldorf, danach Berufung zum Dekorationschef und Leiter der Zeichenabteilung bei Villeroy & Boch in Mettlach. 1891–93 Leiter der Zeichenabteilung der Wächtersbacher Steingutfabrik in Schlierbach. Im Anschluss lebte Jean Beck als freischaffender Keramikkünstlerin München. 1898 Gründung der Kunst- und kunstgewerbliche Anstalt für die keramische und Glasbranche.

seldorf und München. 1892 Mitbegründer der Münchener Sezession, 1893 der Freien Vereinigung Münchner Künstler, 1897 der Vereinigten Werkstätten für Kunst und Handwerk sowie 1907 des Deutschen Werkbundes. 1900–03 Tätigkeit an der Darmstädter Künstlerkolonie und hauptsächliche Beschäftigung mit Möbeldesign und Kunsthandwerk. 1901 Fertigstellung des eigenen Wohnhauses auf der Mathildenhöhe; wenn auch noch dem Jugendstil verpflichtet, deutet sich hier bereits eine Geometrisierung der Formen an. 1903–07 Leiter der Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Seine künstlerischen Arbeiten dieser Zeit zeichnen sich durch eine lineare Ornamentik aus einfachen Kuben aus. 1907-14 Mitglied des künstlerischen Beirats der AEG, in dieser Funktion Entwurf von Fabriken und Verwaltungsgebäuden ebenso wie von Schriften, Werbematerialien und Elektrogeräten. 1909 Turbinenhalle der AEG, Berlin, 1911/12 Verwaltungsgebäude von Mannesmann, Düsseldorf. 1922 Berufung zum Professor und Leiter der Adolf Beckert Meisterschule für Architektur nach Wien, 1927 Beteiligung an der BauausBöhmisch Leipa 1884–1929 Böhmisch Leipa tellung des Deutschen Werkbundes, der Weißenhofsiedlung in Stuttgart. 1905–08 Studium an der Glasfachschule in Haida (heute Nový Bor, Tsche- 1936 Übernahme des Meisterateliers für Baukunst an der Preußischen chien), 1905/06 und an der Kunstgewerbeschule in Prag und der Deb- Akademie der Künste in Berlin. (1933). In seinen Grafiken verband Behschitz-Schule, dem sogenannten Lehr- und Versuchs-Atelier für ange- rens klassische Motive mit abstrakten Jugenstilornamenten. Er kreierte wandte und freie Kunst, in München. 1909–11 künstlerischer Leiter der zudem zwei neue Schrifttypen: Behrens-Kursiv und Behrens-Antiqua. Firma Joh. Lötz Witwe. Unter ihm entstehen geätzte Überfanggläser mit naturalistischen bis ornamentalen Pflanzenmotiven und Japonieren, stark Henri Bergé beeinflusst durch lothringische Erzeugnisse. 1910 Beteiligung an der In- Diarville 1870–1937 Nancy ternationalen Jagdausstellung in Wien in der Gruppe Kunstgewerbe. Ab Professor für Dekorative Kunst an der École Professionelle de l’Est, Nancy. 1911 Lehrer und Professor für Musterzeichen an der Kunstgewerblichen 1897–1914 freier Mitarbeiter in den Entwurfsateliers von Daum Frères, Fachschule für Glasindustrie in Steinschönau (heute Kamenický Šenov, Nancy. Malt insbesondere aquarellierte Blumenmotive und LandschaftsTschechien), 1918–26 deren Direktor. Ausführung seiner Entwürfe für szenen. Fertigt von 1906 bis nach 1930 Modelle mit Pflanzen- und TierSchliff, Gravur, Diamantriss und feinste Bemalung durch die besten Glas- schmuck für die Glasplastiken in Pâte de verre von Amalric Walter in Nancy. künstler Nordböhmens. Zwischendurch Arbeiten für die Glasfabrik Beckmann & Weis in Mügeln bei Dresden. Elis Bergh Linköping 1881–1954 Linköping Beckmann & Weis 1897–99 Studium an der Technischen Hochschule Stockholm, 1899–1902 Mügeln bei Dresden an der Kunsthochschule Stockholm in den BereichenArchitektur und Glas1905 Gründung der Firma durch Johann Wilhelm Beckmann und Franz design. Ab 1927 Tätigkeit für die Kosta Glaswerke, 1929–50 deren künstKonrad Weis. Um 1910–20 stellt die Firma Luxuskrsitallglas her. Die gelb- lerischer Leiter, verantwortlich für das grazile und doch moderne Design, orange überfangenen Vasen mit opalweißem Innenfang und bunten Farb- das Kostas Produktion in der Zwischenkriegszeit geprägt hat. Elis Bergh einschlüssen werden von der Fa. Josef Riedel, Polaun/Nordböhmen (heute hat viele Glaswaren entworfen, darunter Karlberg und Kulla, aber auch Kořenov, Tschechien) in Auftrag gegeben und mit „Weis“ oder ligiertem Objekte wie Vasen und Ornamente. „BW“, auch mit dem Zusatz „Dresden“ am Boden, signiert. 1911 ist Adolf Beckert (s. Eintrag) kurzfristig als künstlerischer Leiter tätig. Beyermann & Co. Haida (heute Nový Bor, Tschechien) Gary Beecham Die Glasraffinerie Beyermann und Co. surde 1865 von den Brüdern Gustav, Ladysmith, WI 1955 Franz und Max B. gegründet. Die Produktpalette war sehr vielseitig, umLebt und arbeitet als Studioglas-Künstler in Spruce Pine, North Carolina fasste aber hauptsächlich Vasen, Menagen, Likörsätze und gläserne KinB. studierte an der University of Wisconsin in Madison und schloß 1979 derspielzeuge. Die Firma musste 1928 aufgelöste werden. sein Studium mit einem Bachelor aif Art ab. 1978 war er Stipendiat von J. & L. Lobmeyr‘s Glaswerkstatt in Bedan bei Wien. Von 1980 bis 1985 war er Fulvio Bianconi Assistent von Harvey K. Littleton. Seit 1986 arbeitet er als selbständiger Padua 1915–1996 Mailand Künstler in Spruce Pine, North Carolina. Sohn eines Musikers. 1920 Umzug der Familie nach Venedig. 1930 lernt B. Werke von Beecham finden sich in den Sammlungen des Glasmuseet Ebel- bei Michele Pento, der für Salviati & C. arbeitet, historisierende Emailmatoft, Ebeltoft, Denmark; Düsseldorf Art Museum in Ehrenhof, Düssel- lerei auf Glas. 1931 ist er für kurze Zeit Mitarbeiter in einer Glashütte in dorf; Glasmuseum Frauenau in Frauenau, Deutschland; Asheville Art Mu- Madonna dell’ Orto. 1931–34 Studium am Istituto Statale d’Arte Carmini seum, Asheville, North Carolina; High Museum of Art, Atlanta, Georgia und an der Academia di Belle Arti in Venedig; daneben Gelegenheitsarbeiand Mint Museum of Art, Charlotte, North Carolina. ten als Gondoliere, Drechsler, Karikaturist und Musikant. Seit 1935 Tätigkeit als freischaffender Künstler in Mailand, zunächst als Grafiker u. a. für Michael Behrens Motta, Mondadori, Fiat und Rizzoli. 1945 Auftrag für Parfum-Flakons Düsseldorf 1973 zum Thema „Jahreszeiten“ von Giovanni Visconte di Modrona; aus diesem Lebt und arbeitet in Düsseldorf Grund 1946 Studium der Glastechniken in Murano, Begegnung mit Paolo 1999–2003 Studium an der Academy of Fine Arts in Maastricht. 2004–07 Venini. 1946–58 Tätigkeit als freier Mitarbeiter für Venini, 1949 Entwurf Projektleiter der Ethiopian Reflections in Addis Abeba (Äthiopien). der Fazzoletto-Vasen sowie der Zanfirico- und Fenice-Gefäße. 1950 Er2008/09 Lehrbeauftragter im Bereich Architektur für das Fach Plastische folg auf der 25. Biennale in Venedig mit Pezzati-, Macchie- und Fasce orizFormgebung an der Technischen Universität Darmstadt. zontale-Gefäßen. Entwurf der Vasenserie Le sirene in Form von Nixen In seinem Düsseldorfer Atelier stehen eigens für den Künstler angefertigte und weiblichen Torsi. 1951 Entwürfe für Forati-Gefäße mit PerforierunSchmelzöfen, seine Arbeiten durchlaufen bis zur Fertigstellung verschie- gen und Fasce verticali. 1954 Scozzese-Entwürfe für Venini & C. Seit 1950 dene Produktionsphasen, die sich über mehrere Monate erstrecken. Häufig auch Zusammenarbeit mit verschiedenen Glasmanufakturen in Murano dient ihm die Natur als Ausgangspunkt für seine Werke, so u. a. bei den als Auftraggeber und/oder Entwerfer: um 1954–57/58 für Gino Cenedese, Serien Seaforms oder Landscapes. überwiegend abstrakte oder figürliche Fadendekore, 1958–61 für I. V. R. Mazzega mit dem Meisterglasbläsern Ermanno Nason und Aldo Bon. Peter Behrens 1963–66 Entwürfe für die Glasmanufaktur Vetreria Vistosi in Murano, Hamburg 1868–1940 Berlin darunter Gläser in Vierkantform mit farbigem Unterfang und vereinzelten 1885–91 Studium der Malerei an den Kunstakademien in Karlsruhe, Düs- Murrine-Auflagen sowie farblose Zylindervasen mit farblosen, spiraligen

Biografien & Glashütten

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Fadenauflagen. 1965–69 und 1989 Entwürfe für Venini & C. für Sassi (1965/66) und Fasce sommerse. Seit 1971 eigenes Atelier in Mailand. Lubomír Blecha Kaliště 1933–2009 Sliač Kúpele 1948–51 Studium an der Glasfachschule in Stein-Schönau (heute Kamenický Šenov). 1952–58 Studium an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag bei Josef Kaplický und Quido Fojtík. 1958–62 Tätigkeit als freischaffender Künstler in Prag. Ab 1962 Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in der Slowakei, u. a. als Dozent an der Hochschule für Angewandte Künste in Zvolen.

manufaktur von Longwy, wo er japanisierende Emaildekorationen in Cloisonné-Technik ausführt. Seit 1875 Mitarbeiter der Keramikfirma Jules Vieillard & Cie. in Bordeaux. Dort Fertigung emaillierter Stücke in orientalisierender und japanisierender Manie. 1895 erstes bekanntes Glas mit Lüsterdekor. Um 1900 Kristallgläser mit metallischen Inkrustationen. 1902 vertreibt Salviati & C. in Venedig „Modèles nouveaux décorés par M.de Caranza“. Ab 1903 ist de Caranza der wichtigste Mitarbeiter von Henri Copillet in Noyon, wo er seine speziellen Lüsterdekors auf Gläsern ausführt. Er bevorzugt floralen und aquatischen Schmuck, der stilisiert oder geometrisch angeordnet sein kann.

Frederick Carder Peter Bremers Brookmoor 1863–1963 Corning, New York Maastricht 1957 1881–1903 Tätigkeit für Stevens & Williams in Brierley Hill, dort u. a. ZuLebt und arbeitet in Maastricht sammenarbeit mit Peter Fabergé. Nach beruflichen Differenzen 1903 Aus1967–80 Studium der Bildhauerei an der Akademie der Schönen Künste in wanderung in die USA. Dort gemeinsam mit Thomas G. Hawkes Gründung Maastricht, 1986–88 Dreidimensionales Design an der Jan van Eyck-Aka- der Steuben Glass Works in Corning. Zunächst Herstellung von Rohlingen demie. Weiterentwicklung seiner Glasbläsertechnik in De Oude Horn, dem für den Glasschneidebetrieb von Hawkes, später dann farbiges Glas im Stil Atelier von Willem Heesen (1925–2007), und als Assistent von dessen Sohn des frühen Art nouveau. 1918 Übernahme der Steuben Glass Works durch Bernard (geb. 1958). Bremers Skulpturen und Glasobjekte sind maßgeblich die Corning Glass Works, Carder wird zum künstlerischen Leiter. Beaufinspiriert durch seine Eindrücke und Beobachtungen während seiner Reisen. sichtigung zahlreicher Großprojekte, z. B. die Herstellung von Gussplatten für das Rockefeller Center in New York. Seine Tätigkeit als GlaskünstPhilippe-Joseph Brocard ler endet 1959, als er 96-jährig sein Atelier schließt. Zahlreiche seiner Liège 1831–1896 Meudon Arbeiten befinden sich im Corning Museum of Glass. Jugend und Ausbildung unbekannt. Um 1870 Leiter eines Glasveredelungsateliers in Paris und Restaurator antiker Gläser. Dadurch angeregt, wie- Dale Chihuly derbelebt er vor allem die Kunst der Emailmalerei nach arabisch-islamischem Tacoma, Washington 1941 Vorbild. 1867 Teilnahme an der Weltaustellung in Paris, 1873 in Wien. Be- Lebt und arbeitet im Bundesstaat Washington kannt sind seine oftmals exakten Nachbildungen orientalischer Moschee- 1965–67 Studium an der University of Washington, Seattle, und der Unilampen des 14. und 15. Jahrhunderts mit Ornamentik in polychromer Opa- versity of Wisconsin, Madison. 1968 Studiumabschluss an der Rhode Iskemailmalerei. Mitte der 1880er Jahre wendet er sich freieren Pflanzen- land School of Design, Providence, mit dem Master of Fine Arts. Besuch motiven zu, die er in vorwiegend transluzidem Email auf leicht milchigen der Venini Glasmanufaktur in Venedig. 1969–80 Lehrstuhl für zeitgenösoder opalisierenden Grund ausführt. Um 1884 Beginn der Zusammenar- sisches Glas an der Rhodes Island School of Design, Providence, 1971 Mitbeit mit seinem Sohn Émile Brocard unter dem Namen Brocard et Fils. begründer der Pilchuck Glass School in Stanwood. Seit 1980 Resident Artist Rhode Island School of Design. 1986 Verleihung der EhrendoktorBurgun, Schverer & Co. würde der Rhode Island School of Design, 1988 der University of Puget Meisenthal (Frankreich) Sound, Tacoma, und des California College of Arts and Crafts, Oakland. 1711 von der Glasmacherfamilie Greiner und Sebastian Burgun gegründet. 2012 Eröffnung der Dauerausstellung Chihuly Garden and Glass in Seattle. Ab 1824 Firmierung unter Burgun, Schverer & Co. Schon 1866 lieferte die Hütte Rohlinge an Gallé-Reinemer in Nancy. 1866/67 volontiert Emile Clain & Perrier Gallé in der Firma und erhält ein eigenes Atelier. Nach Gallés Rückkehr Paris nach Nancy und Übernahme der väterlichen Firma schließt er 1885 mit Das Unternehmen ist zwischen 1879 und 1914 als Großhandlung für PorBurgun, Schverer & Co. einen geheimen zehnjährigen Kooperationsver- zellan und Glas registriert. Die Verreries de Croismare, später Société Antrag ab: BS&CO sichert zu, Glas nach Anweisungen Gallés herzustellen onyme des Grande Verreries de Croismare des Muller Frères, stellt für dieund nach seinen Entwürfen zu schneiden, zu bemalen und zu gravieren; sen Kunden überfangenes und geätztes Kunstglas her. sämtliche von Gallé stammenden Entwürfe dürfen nur von Désiré Christian (1846–1907) ausgeführt werden; alle Arbeiten müssen mit „Gallé“ sig- Andries Dirk Copier niert werden; die nach Deutschland exportierten Stücke zusätzlich mit Leerdam 1901–1991 Wassenaar „Modèle déposé“. Um 1889 beginnt Burgun, Schverer & Co. ihre Arbeiten zu Ab 1914 Lehre in der Glasmanufaktur Leerdam. 1917–19 Studium an der signieren, zuerst mit BS&CO, auch mit dem Zusatz „Verrerie d’art de Lor- Fachschule für Typografie in Utrecht, 1920–25 Weiterbildung an der Rotraine“. Dann erscheint ein Lothringer Kreuz mit der Inschrift „BS&CO terdamer Kunstakademie unter Jacques Jongert. Ab 1923 Entwürfe für GeMeisenthal“. Seit 1896 verwendet das Unternehmen die Distel mit dem brauchsgläser, aber auch für sogenannte Unika, Einzelstücke, für die GlasLothringer Kreuz. Nach 1918 zeichnet sie „Meisenthal France“, hergestellt manufaktur Leerdam Copier bereicherte Leerdam nicht nur mit seinen werden vor allem Tafelservices und Pressglasartikel. Nach dem Zweiten Formenentwürfen, sondern experimentierte auch zusammen mit den GlasWeltkrieg Firmierung unter „Verrerie de Meisenthal“, 1969 durch die Wirt- bläsern am Ofen neue Techniken. Ab 1930 lag die Unika-Produktion der schaftskrise bedingte Schließung des Unternehmens. Leerdamer Hütte für zwei Jahrzehnte ausschließlich in den Händen Copiers. 1940 Gründung der Glasfachschule Leerdam und Übernahme deren Eugène und Èmil Camot Leitung. 1950/51 Leitung der Kunstgewerbeschule Amsterdam (später Pantin (Frankreich) Gerrit Rieveld Academie). Berühmtheit erlangt er durch sein Zunftglas, 1904 wurde die Werkstatt als Veredelungsbetrieb für Zierglas und Kera- ein Weinglas, das er 1930 in Zusammenarbeit mit der Vereinigung niedermik in Pantin bei Paris von den Brüdern Eugène und Émil Camot gegrün- ländischer Weinhändler entwarf und das auch heute noch verwendet wird. det. Das Dekor folgt dem Stil von Amédée de Caranza (s. Eintrag) mit flo- In den 1960er Jahren Entwürfe von Porzellanobjekten für Eschenbach und raler Ornamentik und lüstrierender Oberfläche. Unterzeichnet werden die von Plastikservice für KLM. Objekte mit „E. Camot“, die Herstellung erfolgt später in den Arlux-Werkstätten in der Rue de Vauthier in Boulogne-sur-Seine, Anfang der 1920er Cristalleries de Baccarat Jahre werden Verkaufsräume in der Rue du Faubourg Saint Honoré 66 in Baccarat (Frankreich) Paris eingerichtet. 1764 Gründung der Glashütte durch den Bischof von Metz, Monsignore de Montemorency-Laval. Zunächst Firmierung als Verreries Renaut & Cie., Amédée de Caranza 1823 Umbenennung in Cristalleries de Baccarat, zahlreiche Aufträge für Istanbul 1840–1912 Noyon Könige und Staatsoberhäupter. 1846 Beginn der Produktion von BriefbeSohn französischer Eltern. Ab etwa 1865/70 Dekorateur in der Fayence- schwerern und Millefiori-Glas. 1848 Herstellung der ersten Gläser mit

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Pasteninkrustationen. In den 1850er Jahren vermehrte Produktion von Farbglas. 1867 Herstellung von geschnittenem und graviertem Glas unter der Leitung von Paul Michaut (1827–1895).

hal. 1877 Übernahme der Leitung der dortigen Veredelungswerkstätten. Im Kooperationsvertrag zwischen Emile Gallé und BS&Co. 1885 wird u. a. festgelegt, dass ausschließlich Christian Gallés Entwürfe ausführen solle. 1896 macht er sich gemeinsam mit seinem Bruder François und seinem Sohn Armand selbstständig unter dem Namen Christian Frères et Fils. Zusammenarbeit mit Verreries de Vallerysthal.

Cristalleries de Clichy Clichy (Frankreich) 1837 Gründung der Cristalleries de Clichy durch M. Rouyer und Louis-Joseph Maës in Pont de Sèvres bei Paris, 1844 Umzug nach Clichy. Die Teil- Albert-Louis Dammouse nahmeauf der Weltausstellung in London 1851, als das Unternehmen eine Paris 1848–1926 Sèvres Reihe von rotem, goldenem, gelbem, schwarzem und blauem Glas zusam- Sohn von Pierre Adolphe Dammouse, Bildhauer an der Manufaktur von Sèmen mit seinen Filigree- und Millefiori-Produkten zeigt, stellt einen Höhe- vres. Zuerst Studium an der École nationale supérieure des arts décoratifs, punkt für die Glashütte dar. Besondere Bekanntheit erlangt sie zudem Paris, 1868 bei Francois Jouffroy an der École nationale supérieure des bedurch ihre Briefbeschwerer in Form der sogenannten Rose de Clichy. 1885 aux-arts, Paris. 1868–70 Arbeit im Atelier des Keramikers Marx Louis SoÜbernahme von der ehemaligen Glasfabrik in Sèvres als Cristallerie de Sè- lon (genannt Milès). Ab 1871 selbständiges Arbeiten im eigenen Atelier in vres et Clichy übernommen. Sèvres. 1874 und 1876 erstmalige Präsentation von Porzellan nach eigenen Entwürfen auf den Ausstellungen der Union Centrale, 1878 auf der Pariser Cristallerie de Pantin Weltausstellung. Ab 1882, in Zusammenarbeit mit Ernest Chaplet, AusfühPantin (Frankreich) rung von bemaltem Steingut im Auftrag der Firma Ch. Haviland, Auteuil 1851 Gründung in Paris durch Edmond Monot, 1855 Umzug der Glasfabrik bei Paris. 1892 Errichtung eines eigenen Ofens zur Herstellung von Fanach Pantin. 1868 wird F. Stumpf Direktor des Unternehmens. Ab 1888 yencen in Sèvres, gemeinsam mit seinem Bruder, dem Maler Edouard D. Seit Firmierung unter Stumpf, Touvier, Violett et Cie.. Um 1900 werden Kris- 1893 regelmäßige Teilnahme an den Pariser Salons. 1895/96 Ausführung von talllüster und bronzemontierte Kristallvasen, emaillebemaltes Kunstglas Friesen für Außen- und Innendekorationen des Hospice des Vieillards und und Trinkglasgarnituren nach niederländischen Entwürfen angefertigt. des Festsaals im Casino von Boulogne-sur-Seine. Auf der Pariser KeramikBis etwa 1907 entstehen unter Mitarbeit von Lucien Touvier Überfangglä- Ausstellung 1898 erstmalig mit kleinen Objekten aus Pâte de verre vertreser mit irisierenden Dekoren und Goldmalerei mit den Bezeichnungen Ro- ten; in der Folgezeit ständige Verfeinerung dieses Verfahrens: zur Salonsathéa, Vésuve und Aigue-Marine. Ab 1907 produziert die Hütte unter der Ausstellung 1906 kleine Plaketten mit Figuren- und Landschaftsmotiven in künstlerischen Leitung von Camille Tutré de Varreux mit der Signatur „de Zusammenarbeit mit Pierre Roche (1855–1922); gegen 1920 schließlich Vez“ vor allem Kunstglas mit geätzten Dekoren, vornehmlich Landschaf- Schalen und Becher in der Art chinesischer Porzellane in Blütenform. ten. 1915 Zusammenschluss mit Legras & Cie zu Verreries et Cristalleries de St. Denis et Pantin. 1937 wird das Unternehmen geschlossen. Daum Frères Nancy (Frankreich) Cristalleries du Val-Saint-Lambert 1878 Gründung der Verrerie Sainte-Catherine durch Jean Daum (1825– Liège (Belgien) 1885), kurz darauf umbenannt in Verrerie de Nancy. Anfänglich Herstel1825 Gründung der Glasmanufaktur durch François Kemlin (1784–1855) lung von Gebrauchtsartikeln, in den 1880er Jahren dann Fantasieartikel und Auguste Lelièvre (1796–1879) in Seraing-sur-Meuse in der Nähe von aus einfarbigem Glas, Tafelservices und Nachahmungen alter Gläser mit Lüttich. 1837 Einführung der Pressglasproduktion. Ab 1886 prägt Leon Emailbemalung und Schnitt. 1887 geht das Unternehmen an die zwei SöhLédru (1855–1926) als künstlerischer Leiter die Objekte (bis 1927). Dane- ne: Jean-Louis-Auguste (1854–1909) übernimmt die kommerzielle, Jeanben zahlreiche Kooperationen mit bedeutenden Künstlern jener Zeit, dar- Antonin (1864–1930) die künstlerische Leitung. 1889 Umstellung der Prounter Amadée de Caranza, Philippe Wolfers, die Brüder Désiré sowie Hen- duktion ausschließlich auf Kunstgläser. 1891 Gründung der ri Muller. Alle von Muller gefertigten Arbeiten tragen seitlich in angeschlossenen Ateliers d’Art à la Verrerie de Nancy mit AusbildungsstätKursivschrift die Initialen „VSL“. ten für Glasmacher, Schleifer, Ätzer, Maler und Vergolder. Seit etwa 1893 geätzte Serienartikel in Überfangtechnik mit floralen und figürlichen MoCristallerie Schneider tiven sowie Landschaftsszenerien; zur gleichen Zeit erstmals Anwendung Épinay-sur-Seine (Frankreich) von farbigem ein- oder aufgeschmolzenem Glaspulver („verre de jade“). Um 1913 von den Brüdern Ernest (1877–1937) und Charles Schneider (1888 1900 arbeiten als Maler und Entwerfer Henri Bergé, Dammann Père und –1953) in Épinay-sur-Seine gegründet. Ernest übernimmt die kaufmänni- später Emile Wirtz; als Glasmacher Adolphe Claude und Eugène Gall; als sche und Charles die künstlerische Leitung der Fabrik. Charles (1881– Schleifer und Graveure Sévère Winckler und Jules Marchand. Ab 1898 1962) studierte an der Ecole des Beaux-Arts in Nancy und Paris und arbei- Jacques Gruber (1870–1936) als Entwerfer und Maler für Fenster. Auf der tete zwischendurch vorübergehend als Entwerfer in den Ateliers von Emile Weltausstellung 1900 internationale Anerkennung mit Ziergläsern und Gallé und Daum Frères in Nancy. Er war Schüler von J.-C. Chaplain, L.-J.- Tafelservicen. 1905–30 Zusammenarbeit mit Edgar Brandt (1880–1960), F. Bonnat und A.-E. Lechevrel und wurde als Bildhauer und Medailleur mit André Groult, Louis Majorelle (1859–1929) und den Brüdern Nics, die vor der Goldmedaille der Société des Artistes Français ausgezeichnet. Unter allem Eisenmontierungen für die Gläser anfertigen. 1908–14 Erzeugnisse seinem Einfluss wandelt sich die industrielle Fabrikation des Betriebes in Pâte de verre, ausgeführt von Almaric Walter nach Entwürfen von Henlangsam zur künstlerischen; ein Stab von Glasmachern arbeitet nach sei- ri Bergé. 1909–16 Übernahme der kommerziellen Leitung durch Jean nen Entwürfen und genauen Anweisungen. Seit Anfang der 20er Jahre vor Daum. Nach 1911 wird Paul Daum, Sohn von Auguste, Teil der Betriebsleiallem Herstellung von Ziergegenständen, Beleuchtungsartikeln und Kir- tung, Beginn einer neuen Orientierung in der Kunstglaserzeugung: Herchenfenstern. Inspiriert von der Kunst der französischen Impressionisten stellung von vorwiegend schweren, dickwandigen Gefäßen in schlichten entsteht die beliebte Kollektion der Intercalaires, Vasen und Schalen mit Formen, seit etwa 1920 mit ornamentalem Ätzdekor. Die Firma besteht buntem, ineinanderfließendem Fleckenmuster zwischen zwei Glasschich- noch heute als Cristallerie Daum. ten. Um 1926 häufige Verwendung der schwierig herzustellenden Farbe Orange, genannt Tango. Seltener sind opake, zart irisierende Vasen. 1924– François-Émile Décorchemont 30 Ausführung von in Eisenmontierungen eingeblasenen Gläsern in der Conches 1880–1971 Conches Art L. Majorelles für die Firma Daum. 1930–45 entstehen Erzeugnisse in Stammt aus einer alten normannischen Künstler- und Bauernfamilie. hellerer Färbung. Seit 1945 fast ausnahmslos Herstellung von Tafelservi- 1893–1910 Studium an der Pariser École nationale supérieure des arts décen aus geschliffenem Kristallglas. Die Firma besteht heute noch in Lorris, coratifs. 1901–03 erste eigene Keramikarbeiten mit floralem Dekor. 1903 Loiret (seit 1962). Die künstlerische Leitung untersteht seit 1948 Robert erste Versuche mit Pâte de verre im Atelier seines Vaters in Paris. Gegen Schneider (Sohn von Charles Schneider). 1910 Rückkehr nach Conches und Bau zwei spezieller Öfen, einen zur Herstellung farbigen Kristalls, den anderen zum Schmelzen seiner Pâte de verDésiré Christian re. Das Rohglas für seine Pâte de cristal bezieht er ab etwa 1907/08 von den Lemberg 1846–1907 Meisenthal Verreries et Cristalleries de St. Denis et Pantin, ab 1919 von Daum. Ab Um 1959 Beginn seiner Ausbildung bei Burgun, Schverer & Co in Meisent- 1930 erste größere Reliefs aus Pâte de cristal. 1932 frühe Versuche für

Biografien & Glashütten

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Fensterverglasung. 1935–66 Fensterverglasungen für zahlreiche Kirchen. Seine ersten Glasarbeiten von 1902 sind kleine Statuetten, Masken und Schalen aus undurchsichtiger, meist grobkörniger und dumpffarbiger Frittenmasse. Um 1905–10 Anfertigung von zierlichen Henkelgefäßen und Bechern mit zartfarbigen Dekors, wie Insekten, Meeresgewächse, Frucht- und Blattgirlanden in durchdrücktem leichten Hochrelief auf den äußerst dünnen Wandungen. Um 1907 Beginn der Versuche mit Pâte de cristal, bis 1912 findet er hier seinen ganz persönlichen Stil in größeren und schwereren Gefäßen mit marmorierten und zunächst mit unregelmäßigen Blasen durchsetzten dicken Wandungen von getrübter Transparenz. Nach 1919 werden die Gefäße zunehmend robuster, der stilisierte florale Schmuck oder das geometrische Ornament im Stil des Art déco werden in Zonen aufgeteilt oder überziehen die gesamte Wandung, deren Oberfläche jetzt stets poliert ist. Die Motive setzen sich nicht mehr als andersfarbiges Relief von der Wandung ab. Nach 1925 ordnet sich der Dekor völlig der schlichten und oft abgekanteten Form unter. Nach 1946 entstehen Schalen mit Insektendekor in überschnittenem Relief und kleinere opake, bunt marmorierte Plastiken. Décorchemont bestritt allein Entwürfe und Ausführungen nahezu aller seiner Arbeiten.

vernment School of Design gehört. 1860 erhält er für seine Bücher über Botanik den Ehrendoktortitel der Universität Jena. 1875 wendet sich Dresser dem Kunsthandwerk zu und entwirft zuerst silbernes Tafelgerät, ab 1879 auch Glas, Möbel, Textilien und die erste englische Jugendstilkeramik. Nach einer Fernost-Reise 1876/77 wird er einer der Hauptprotagonisten des Japanismus und gründet 1879 das Japan-Import-Geschäft Dresser and Holmes. Dressers Werk, das sich durch schlichte Formen mit strenger Linienführung auszeichnet, ist inspiriert von der asiatischen und präkolumbianischen Töpferkunst sowie von der islamischen, klassisch-antiken, indischen, chinesischen und keltischen Formenwelt. Dresser beschäftigt sich zudem in vielen Schriften mit Fragen der Material- und Funktionsgerechtigkeit, mit der Formgestaltung von Industrieprodukten, aber auch mit Botanik und ihrer Verwendbarkeit im Kunsthandwerk.

Hanne(lore) Dreutler Freiburg im Breisgau 1942–2009 Åhus Geboren in Deutschland. 1959–60 Studium an der Kunstgewerbeschule in Basel. 1961–66 Ausbildung zur Industriedesignerin und Silberschmiedin an der Kunsthochschule in Stockholm. 1966–77 unabhängige SilberAndré Delatte schmiedin in Stockholm, zwischen 1968 und 1971 besonders für die GlasChâtenois 1887–1953 Toulouse werkstätten Målerås Flygsfors und Kosta, wo sie mit Vicke Lindstrand zu1912 Einrichtung eines Dekorationsateliers in Nancy durch André Delatte, sammenarbeitet und ihren Mann, den Glasmeister Arthur Zirnsack, wo er Glas, das er nach seinen Entwürfen von den Muller Frères bezieht mit kennenlernt. Mit ihm zusammen gründet sie 1977 die Glashytta AB im südden verschiedensten Techniken dekoriert. Um 1921 Beginn der engen Ge- schwedischen Åhus, in dem in seinem Ruhestand auch Vicke Lindstrand schäftsbeziehung zur Verreries de l’Est in Jarville bei Nancy, die Rohlinge am heißen Ofen arbeitet. Nach Dreutlers Tod 2009 übernehmen ihr Sohn für Delatte herstellen. Die Vasen dieser Produktion sind mit „Jarvil Nancy“ Martin Zirnsack und Lennart Nissmark das Studio. signiert. Bis in die 1930er Jahre werden Vasen und Gläser im Stil Nancy produziert und vertrieben, dekoriert mit Blumen, Landschaften und Schmet- Anna Ehrner terlingen. Um 1925 stilistischer Wandel zum Art déco. Die Überfanggläser Danderyd 1948 sind vorwiegend in Braun, Violett, Orange und Grün gehalten. Andere Glä- Lebt und arbeitet in Stockholm ser tragen tiefgeätzte oder mit Emaillefarben bemalte Dekors. Bedingt Anna Ehrner ist eine schwedische Designerin und Glaskünstlerin und hat durch die Weltwirtschaftskrise muss das Unternehmen 1933 schließen. zudem als Lehrerin an der Konstfack Kunsthochschule in Stockholm gearbeitet. Sie ist eine experimentelle und sparsame Stylistin, die sich durch Walter Dexel ihre einfache, aber kraftvolle Designsprache und ihre Fähigkeit auszeichMünchen 1890–1973 Braunschweig net, mit einem spärlichen Einsatz von Farben eine großartige Farbpracht 1910–14 Studium der Kunstgeschichte an der Universität München, neben- zu erzielen. Farbige Schleier innerhalb der Glasmasse sind zu einem Marbei Besuch einer Zeichenschule sowie Studienreisen nach Italien und Paris. kenzeichen ihrer Glaskunst geworden, charakteristisch ist auch das Lo1916 wird er zum Kriegsarchiv in Jena abgestellt und an der Universität ckenglas der Serie Basket and Energy. Sie entwickelte die Glaskollektion Jena bei Botho Graef promoviert. Tätigkeit als freier Maler und Gebrauchs- Line und die erfolgreichen Schalenserien Atoll und Contrast sowie in jüngrafiker. 1916–23 Ausstellungsleiter des Jenaer Kunstvereins. Um 1920 gerer Zeit Basket and Cup Cake. „Für mich ist die Kabine die Kreation. Hinwendung zur konstruktiv-abstrakten Bildsprache. 1923–27 Mitglied Hier wird das Glas geboren, geformt und lebt. Ich möchte mich um das eider Novembergruppe, ab 1926 Wohnsitz in Frankfurt am Main. 1927 ist er gene Leben des Glases kümmern, damit arbeiten und nicht dagegen. Folin El Lissitzkys „Kabinett der Abstrakten“ in Hannover vertreten.1928 gen Sie der Glasmasse, der Kraft, die nicht gebremst werden kann, aber schließt er sich dem „Rind der neuen Werbegestalter“ von Kurt Schwitters sehen Sie gleichzeitig das Einfache und Subtile.“ an. 1928–35 Dozentur für Gebrauchsgrafik und Kulturgeschichte an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg. Mitte 1930er Jahre Wilhelm von Eiff Entwürfe für die Vereinigten Lausitzer Glaswerke in Weißwasser, danach Göppingen 1890–1943 Stuttgart ab 1937 Designer für WMF in Geislingen. 1936–42 Professur für Theoreti- 1904–08 Lehre für Glasgravur bei der Württembergischen Metallwarenschen Kunst- und Formunterricht an der staatlichen Hochschule für fabrik in der Zweigstelle Göppingen. 1911/12 Besuch der Kunstakademie Kunsterziehung in Berlin-Schöneberg. Walter Dexel gehört zu den heraus- in Paris und Studium der Malerei. Erste Auftragsarbeiten in Glas- und ragenden Persönlichkeiten des Konstruktivismus der 1920er Jahre. Steinschnitt. 1913 Besuch eines Kurses in Aktzeichnen an der Kunstgewerbeschule Wien, 1914 Studium er an der Kunstgewerbeschule Stuttgart in Rodolfo Dordoni der Metallklasse bei Paul Haustein (1880–1944). 1919–21 eigenes Atelier Mailand 1954 für Glasgravur in Stuttgart. 1921–43 Lehrauftrag an der KunstgewerbeLebt und arbeitet in Mailand schule Stuttgart, Fachklasse für Glas- und Edelsteinbearbeitung. 1928–32 Bis 1979 Studium der Architektur am Mailander Polytechnikum. Von Mitglied des Deutschen Werkbundes. 1928 gehörte er zu den ersten Mit1979–89 Art Director der Firma Cappellini International, seit 1997 künst- gliedern der Deutschen Glastechnischen Gesellschaft (DGG). 1937 Teillerischer Leiter des Polstermöbelherstellers Minotti, seit 2006 zudem für nahme an der Weltausstellung in Paris teil, Auszeichnung mit dem Großen den Outdoor-Möbelhersteller Roda. Daneben Entwürfe für zahlreiche Un- Preis für künstlerische Glas- und Edelsteinschnitte. ternehmen, u. a. für Artemide, Cassina, Ceramica Flaminia, Dornbracht, Von Eiff gehört neben Richard Süßmuth, Bruno Mauder und Wilhelm WaFlos, Foscarini, Molteni & C. und Venini. Seit 1995 Zusammenarbeit mit genfeld zu den bedeutendsten deutschen Glaskünstlern zwischen den beiDolce & Gabbana als Verantwortlicher für das Design und die Innenaus- den Weltkriegen. Besondere Bekanntheit erlangte er durch den Reliefstattung der Showrooms und Läden. 2005 gemeinsam mit Luca Zaniboni schnitt, vor allem den Porträtschnitt. und Alessandro Acerbi Gründung von Dordoni Architetti Studio, das sich gleichermaßen der Architektur wie Innenarchitektur in den Bereichen Erwin Eisch Wohnen, Gewerbe und Ausstellungsflächen widmet. Frauenau 1927 Lebt und arbeitet in Frauenau Christopher Dresser 1946–49 Ausbildung zum Glashüttenschleifer und Graveur in Frauenau Glasgow 1834–1904 Mülhausen und Zwiesel. Danach Studium an der Kunstakademie in München im Be1847–53 Studium an der Government School of Design in London, 1855–6 reich Design und Bildhauerei. Seit 1952 eigene Werkstatt. 1957 ZusamLehrtätigkeit für Botanik an der Women’s School of Design, die zur Go- mentreffen mit Harvey K. Littleton. Seit 1962 versteht er sich als Künstler,

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der das Glas als Medium eigener künstlerischer Sprache einsetzt. Viele seiner frühen Werke verraten den Bildhauer, der zuvor mit Bronze gearbeitet hat.

Kyohei Fujita Tokio 1921–2004 Ichikawa City 1944 erhält er das Diplom von der Akademie der Schönen Künste (Abteilung Metall) in Tokio. Von 1946 bis 1949 lernt er die Glas verarbeitenden Techniken bei Toshichi Iwata, japanischer Glasmeister, in den Glaswerken Iwata Glass Co. In Tokio. Ab 1949 ist er selbständiger Künstler mit seinem eigenen Atelier. In den Jahren 1976 bis 1981 besucht er London, Murano und Orrefors.

Bohumil Elias sen. Nasobůrky 1937–2005 Prag 1952–54 Ausbildung als Glasmaler an der Glasfachschule in Haida (heute Nový Bor, Tschechien), 1954–57 an der Glasfachschule in Eisenbrod (heute Železný Brod, Tschechien). 1957–63 Fortsetzung des Studiums an der Akademie für Kunst, Architektur und Design bei Josef Kaplický. Ab 1963 Tätig- Emile Gallé keit als freischaffender Künstler. 1986 Dozentur an der Kent State University Nancy 1846–1904 Nancy in Ohio. Bis zu seinem Tod arbeitet er als freischaffender Künstler in Prag. Entwerfer für Glas, Möbel und Keramik, Botaniker, Chemiker, Schriftsteller und Kaufmann Giorgio Ferro Sohn des Keramikers Charles Gallé-Reinemer, Inhaber von VeredelungsMurano 1931 werkstätten für Glasservice in Nancy (seit 1845) und der Fayence-Fabriken Lebt und arbeitet in Murano in Raon-l’Etape und Saint-Clément. 1862 - 65 Studium der Rhetorik, PhiGiorgio Ferro wurde in Murano als Sohn des Glasmachers Galliano Ferro losophie und Botanik (bei D. A. Godron), 1865/66 der Mineralogie in Weigeboren. Er besuchte das Istituto d‘Arte di Venezia und widmete sich zu- mar. Übt sich nebenher im Zeichnen von Pflanzenmotiven. 1866/67 theonächst der Malerei. Er arbeitete als Designer bei der Vetreria A. Ve. M., in retische und praktische Ausbildung in der Meisenthaler Firma Burgun, der sein Vater nach dem Tod seines künstlerischen Leiters Giulio Radi Schverer & Co. (s. Eintrag), Rohglaslieferant seines Vaters. Seit 1867 eige(1952) Partner geworden war. Sein bedeutendstes Werk dieser Zeit ist Anse nes Laboratorium für Glas in Meisenthal. Ab 1870 als Mitarbeiter seines Volanti, ein dunkel gefärbtes Gefäß mit schillernden Oberflächen und wei- Vaters in Saint-Clément tätig; im gleichen Jahr erste Zusammenarbeit mit ten Griffen, die direkt vom Körper heiß gewonnen werden und einen be- dem vielseitig begabten Künstler Victor Prouvé (1858–1943), der später zu merkenswerten skulpturalen Effekt erzielen. Als sein Vater Galliano A. Ve. seinem engsten Freundes- und Mitarbeiterkreis zählt. 1870/71 Teilnahme M. 1955 verließ, folgte er ihm, um seine eigene Firma zu gründen, und wur- am Deutsch-Französischen Krieg. 1871 in London, um an einer Ausstelde künstlerischer Leiter der neuen Glashütte. Er entwarf dünne geblasene lung mit Erzeugnissen seines Vaters teilzunehmen; häufige Besuche in Stücke sowie im Wesentlichen geformte ummantelte Glasstücke. Er ist seit South Kensington Museum und Botanischen Garten. Anschließend erster 1972 Eigentümer von Galliano Ferro. Aufenthalt in Paris und Studium im Louvre. Da der Meisenthaler Lieferant nach 1871 zum deutschen Elsass-Lothringen gehört, Aufnahme eines eigeGeorges de Feure nen, vorerst kleinen Hüttenbetriebes in Nancy sowie Erweiterung der dorParis 1868–1943 Paris tigen Veredelungswerkstätten. 1874 Verlegung der väterlichen FayenceEigtl. Georges de Sluijters. Feure lernte während seiner Buchhändlerlehre in Fabrik von Saint-Clément nach Nancy, deren Leitung Gallé ebenfalls noch Den Haag den Symbolismus kennen und war von Pierre Cécile Puvis de Cha- im gleichen Jahr übernimmt. 1877 Italienreise. Widmet sich der Keramikvannes so beeindruckt, dass er 1890 nach Paris zog und Schüler von Jules Ché- und Glasherstellung. Zeigt zur Pariser Weltausstellung 1878 erstmals ret wurde. Seine ersten Aufträge waren Bühnenbilder und Illustrationen. Un- emailliertes und geschnittenes Glas mit Motiven nach orientalischen und ter dem Eindruck des Kunsthändlers Samuel Bing wandte er sich dem ostasiatischen Vorbildern. 1883 Angliederung von Werkstätten zur HerKunsthandwerk zu und gründete zusammen mit dem Architekten Theodor stellung von intarsierten Möbeln. Auf der Ausstellung der Union Centrale Cossmann eine Werkstatt für Kunstgewerbe in Paris. Feure war auf mehreren 1884 erstes partiell eingefärbtes Glas, z. T. mit Metallfolieneinschlüssen, Ausstellungen so erfolgreich, dass Bing, dessen Pavillon er auf der PWA 1900 und Anwendung der ostasiatischen Technik des mehrfach überfangenen innenarchitektonisch gestaltet hatte, ab 1903 die Vermarktung seiner Werke und eingelegten Glases; besondere Vorliebe für Nachahmungen von Halbübernahm. Vor dem ersten Weltkrieg zog er nach England, wo er hauptsäch- edelsteinen und für Dekore aus Flora und Faune nach genauesten Naturlich als Bühnenbildner tätig war. 1928 kehrte er nach Paris zurück und erhielt studien. Schließt sich mit seinen Gläsern mit begleitenden Inschriften dort eine Professur an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts. („Verreries parlantes“) den symbolistischen Tendenzen des ausgehenden 19. Feure arbeitete auf allen Gebieten des Kunstgewerbes. Er entwarf Möbel, Jahrhunderts an. In dieser Zeit Freundschaft mit dem japanischen BotaniPorzellan, Schmuck, Textilien, Glasfenster, Gläser, Plakate und illustrier- ker und Maler Tokouso Takayama (1885–88 in Nancy). 1885–96 Geheimte Bücher. Seine Arbeiten sind gekennzeichnet durch filigrane Ornamentik vertrag mit den Fabrikanten Burgun, Schverer & Co. (s. Eintrag), die sich und wirken ausgesprochen feminin. für regelmäßig einlaufende Aufträge von Gallé dazu verpflichteten, Gläser nach dessen genauen Anweisungen herzustellen, die Dekore in den WerkJan Fišar stätten des Malers Désiré Christian (s. Eintrag) ausführen zu lassen und Hořovice 1933–2010 Nový Bor vor allem die vom Versuchslaboratorium Gallés ausgearbeiteten, speziel1948–52 Studium an der Akademie für Angewandte Künste, Prag, 1953– len technischen Verfahren strengstens geheim zu halten. 59 an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag bei Josef Seit etwa 1890 Beginn der Serienproduktion von geschnittenen und geätzWagner. 1960–60 Tätigkeit als freischaffender Bildhauer. 1966 Zusam- ten Zierartikeln in Überfangglas wie auch von Tafelservicen. Seit 1897 insmenarbeit mit Stanislav Libenský und Jaroslava Brychtová für die Welt- besondere Vasen mit Dekoren aus partiell aufgeschmolzenem, buntem ausstellung in Montreal (1967), dadurch Hinwendung zur Arbeit mit Glas. Glas („Marqueterie de verre“). Höhepunkte des künstlerischen Schaffens 1966–71 Tätigkeit als Designer für die Glashütte Železnobrodské sklo in Gallées sind die Pariser Weltausstellungen 1889 und 1900. Um die JahrŽelezný Brod. hundertwende beschäftigt er ca. 300 Angestellte. Als enge Mitarbeiter Fišars klassische skulpturale Ausbildung ist noch deutlich in seinen Glasob- sind bekannt: die Maler, Entwerfer und Kunsthandwerker Louis Hestaux, jekten zu erkennen. Ein Teil seiner Objekte zeigt komplizierte Kompositionen Paul Holderbach und Auguste Herbst, der Hüttenmeister Julien Roiseux, aus versunkenem und geschnittenem Hohlglas, eine einzigartige Technik. der Leiter der Ateliers für Schnitt und Gravur Ismaël Soriot und Emile Lang (ab 1878); ferner, insbesondere für Herstellung, Veredelung und der Ansolo Fuga Vertrieb von Glas: Albert Daigueperce, Emile Meunier, Daniel Schoen, Murano 1914–1998 Murano Emile Nicolas, Ferdinand Schmitt, Rose Wild, Gillet, Meyer, Jean Cordier, 1934–39 Grafikstudium mit Diplomabschluss für Buchillustrationen am Louis Diebold, Mercier jun., Mariatte, Henri Mauchard, Emile Villermann, Instituto Statale d’Arte Carmini (Lehrer war Guido Balsamo Stella) in Ve- Emile Nuss, Henri Windeck, Louis Lazarus, Louis Rousseaux und Auguste nedig. 1939 erste Hohlglas-Entwürfe für die Cristalleria di Venezia e Mu- Hardy. Nach dem Tode Gallées übernimmt sein Schwiegersohn, der Kunstrano. 1943–55 Flachglasatelier in Murano gemeinsam mit seinem Bruder. historiker Paul Perdrizet, die Leitung der Firma. Aufrechterhaltung des Seine bunten Glasmalereien waren erfolgreich bei mehreren Biennalen Unternehmens durch Serienproduktion unter Verwendung alter Modelle; ausgestellt.1949–72 Direktor und Dozent an der Scuola Serale per Vetrai ansonsten keine künstlerische Weiterentwicklung. Firmiert in den 20er Zanetti in Murano. 1955–87 Hohlglas-Entwürfe für A. Ve. M. und 1960 für Jahren als Etablissements Gallé. 1931 Einstellung des Hüttenbetriebes; I. V. R. Mazzega in Murano. Zahlreiche internationale Aufträge für Flach- kurz darauf Vernichtung sämtlicher Werkstätten. glas (vorwiegend Fenster). Gründer und seit 1901 Präsident der Provinzialvereinigung „Ecole de Nan-

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cy“. Mitglied der Académie de Stanislas, Nancy, und der Société Nationale des Beaux-Arts, Paris.

tor; die Schleifklasse wird von Manfred Thomczyk geleitet. Der bekannteste Designer der Schule war zugleich ihr langjähriger Direktor: Bruno Mauder. Es entwarf eindrucksvolle Gläser in Farbe und neuen Formen, Kunst- und Ziergläser, bemalt und vergoldet, die große Anerkennung fanden.

Simon Gate Södra Fägeläs 1883–1945 Helleberga Ausbildung als Zeichner und Maler auf der Kunstindustrieschule und Glashütte Elisabeth Kunstakademie in Stockholm. 1916 wird er Mitarbeiter von Orrefors und Kosten bei Teplitz (Kostany bei Teplice), siehe Pallme-König & Habel beherrscht bald meisterlich den figürlichen Glasschnitt und -schliff, der von ihm durch Mattieren und partielles Polieren hoch verfeinert wird. Zu- Carl Goldberg sammen mit dem Glasbläsermeister Knut Bergkvist verfeinert Gate auch Haida (heute Nový Bor, Tschechien) Überfanggläser durch Wiedererwärmen am Ofen. Das Verfahren, ein Veredelungswerkstätten für Zier- und Gebrauchsglas. 1881 von Carl GoldWerkstück mit Ätzung, Schnitt oder Malerei zu dekorieren, wiederzuer- berg (1858–1945) gegründet, der sich vom Glasmalerlehrling zum angesewärmen und anschließend nochmals mit Glas zu überziehen, war bereits hensten Glasraffineur der Haidaer Gegend emporarbeitete. 1893 gibt er um 1889 von Gallé angewandt worden. Während es Gallé nur um die Un- die kommerzielle Leitung aus der Hand und widmet sich der technischen terstützung der inhaltlichen Aussage seiner Glasnetwürfe ging, ist das Leitung. 1895 zählt der Betrieb ca. 200 Mitarbeiter. Um 1900 Herstellung Wiedererwärmen des Glases und das anschließende Überfangen mit farb- von farbigen Kristallschnittwaren, gravierten Tafelservicen und geätzten losem Glas bei Gate eigentlicher Inhalt, mit dem sich das darin einge- oder irisierten Gläsern mit Feuersilber- oder Golddekor in einfacher bis zu schlossene Dekor der Graal-Technik erst ausdrückt. Bei Gate stehen Dekor, feinster Ausführung; ferner Vasen mit Reliefemail, geschliffene Rubingemeist kleinteilige abstrakte Muster, und Technik in Wechselwirkung. Ab fäße (Kunckelglas) und geätzte Überfanggläser. Als besondere Spezialitä1917 forciert Orrefors die Herstellung von Schnittglas, für die Gate Ent- ten gelten Wandbilder mit eingebrannter Aquarellmalerei sowie Imitatiowürfe lieferte, die antikisch anmutende Frauenfiguren darstellen, die nen von Ölgemälden. Zusammenarbeit mit den Formzeichnern Gustav selbst noch in ihrer Bewegung statuarisch wirken. Croy, Prag, und Fritz Walter, Haida, sowie den Graveuren Reinhold Herretin, Steinschönau, und Franz Heller, Haida. Um 1906 Arbeiten nach EntGlashütte Schliersee würfen von Gustav Schneider, Wien. Wurde gegründet 1867 und war ab 1901 im Besitz der Vereinigten bayerischen Krystallglasfabriken AG in München. Es wurden Kristallglas und Alina Görny Luxusgläser, Hohlglas aller Art sowie geschliffene und dekorierte Vasen Tschenstochau 1948 hergestellt. 1914 wurde die Glashütte geschlossen. Lebt und arbeitet in Baden bei Wien 1968–73 Studium der Malerei, Grafik und des Glasdesigns an der HochGlasfachschule Haida schule für Bildende Künste Warschau. Designerin in der Glasindustrie. Haida, (heute Nový Bor, Tschechien) Seit 1976 Glasarbeiten bei der Hergiswiler Glas AG in der Schweiz, beDie Fachschule wird 1870 als Zeichen- und Modellierschule gegründet. Un- schäftigt beim J. & L. Lobmeyr/Glasstudio Franzensbad in Wien. 1977/78 ter der Leitung von Rudolf Hohlbaum wird 1910 eine neue Versuchsglas- Sommerkurse bei Prof. Joel Philip Myers, David Huchthausen, Gary Behütte in Betrieb genommen und zwei Jahre später bringt die Fa. Johanna echam, Dale Chihuly an der Pilchuck Glass School in Stanwood. 1980 SomOerle & Co., Haida Gläser nach Entwürfen der Fachschule und unter der merkurse an der Pilchuck School. Seit 1981 Miteigentümerin des Glasstuständigen Kontrolle der Direktion auf den Markt. Diese Haidaer Fach- dios Franzensbad, Wien; daneben zahlreiche Workshops in Fraunau. schulgläser werden von Oertel auf vielen Ausstellungen gezeigt, so auch 1914 auf der Kölner Werkbundausstellung. Marcel Goupy Paris 1886–1954 Paris Glasfachschule Steinschönau Studium der Architektur, Innendekoration und Skulptur an der École NaSteinschönau (heute Kamenický Šenov, Tschechien) tional des Arts Décoratifs in Paris. Ab 1914 Atelier in Paris, Beschäftigung Gegründet 1855, ihr erster Direktor für Zeichnen und Modellieren ist Jo- mit Goldschmiedekunst, Malerei und Entwürfe für Porzellan- und Fahann Dworácek. Zu seinen bekanntesten Schülern gehört Carl Pietsch. yence-Dekors. Ab 1918 Entwerfer auch für Zier- und Gebrauchsgläser. In 1882 wird die Schule vom Staat übernommen. Von 1885 bis 1899 leitet Leo den 1920er und 1930er Jahren ist er der führende Glasdekorateur und EntChilla die Schule. Er gründet ein schuleigenes Glas-Museum. Nach dem werfer seiner Generation. Krieg übernimmt 1919 Adolf Beckert bis 1926 die Schulleitung, gefolgt von Schon seit der frühen Zeit ist Goupy für seine Trinkglasservices mit feinem, Hermann Zeh. 1933 übernimmt die Schulleitung Alfred Dorn. 1935 erfolgt von der Linie bestimmtem Emailschmuck bekannt, zu denen er oft auch eine Umbenennung in Deutsche Staatsfachschule für Glasindustrie in passend dekorierte Fayence- oder Porzellangeschirre entwirft. In den Steinschönau. Die Schule ist noch in Betrieb. 1920er Jahren bevorzugt er Figurenszenen, oft im antiken Stil, und LandMit dem Aufkommen des Jugendstils beginnt um 1900 das selbständige schaften sowie stilisierte Blumen in Opak- und Transluszidemail auf Entwerfen von Ornamenten, das etwa zehn Jahre später mit der Entwick- schlichten Vasenformen, die zusätzlich auch auf der inneren Wandung belung des Wiener Sezessions-Stils ganz zum Tragen kommt. Bei den gravier- malt bzw. mit Emailfarbe ausgesprüht sein können. Gegen 1930 entstehen ten Gläsern nimmt die Schule einen Spitzenplatz ein, vermutlich auch durch Gefäße mit geometrischen Art-déco-Ornamenten. Es tauchen auch Gläser die Nähe zu Meistersdorf bedingt. Im Ort sind viele hochklassische Graveu- mit sparsamem Schnitt- oder Schleifdekor auf, die zeitlich vermutlich in re tätig, wie z. B. Carl Pietsch (1853–1902), der für Lobmeyr tätig ist. die 20er wie auch 30er Jahre einzuordnen sind. Goupys Ziergläser sind in kleinen Serien entstanden. Bekannt sind auch Einzelstücke. Glasfachschule Zwiesel Nach ihrer Gründung 1904 ist die Fachhochschule unter ihrem Grün- Gräflich Harrachsche Glasfabrik dungsdirektor, dem Maler und Bildhauer Hans Sebastian Schmid, Mün- Neuwelt bei Harrachsdorf, Böhmen chen, zunächst eine Schule für Zeichnen und Glasmalerei. 1908 wird eine Die Glashütte entstand 1630. 1764 erfolgt die Übernahme der Neuwelter chemisch-technische Abteilung unter der Leitung von Bernhard Müller Hütte durch die Grafen Harrach. Neben Lobmeyr ist die Hütte der zweiteingerichtet, der bis 1912 für die Entwicklung der Schule auf dem Gebiet größte Glashersteller in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. in Österreichder Glastechnik, Glasmalerei und Ätzerei einen wichtigen Beitrag leistet. Böhmen. Ab 1884 werden unter Direktor Bodhan Kadlec neben traditio1910 wird Bruno Mauder (1877–1948) zum Direktor der Anstalt berufen. nellem böhmischen Glas historisierende Gläser im Stil der venezianischen 1927 geht die geht die Fachschule in bayrischen Staatsbesitz über und wird Glaskunst gefertigt.Es sind vor allem die Gläser von Antonio Salviati & C., inter der Bezeichnung „Fachschule für Glasindustrie und Holzschnitzerei“ die von der Hütte kopiert werden. Um 1900 werden emaillierte und irisiegeführt. Die Schule wird 1945 geschlossen, 1947 wiedereröffnet und die rende Vasen nach den Motiven Muchas produziert. Es beginnt die HerstelLeitung wird wieder an Bruno Mauder übergeben. Nach dem Tod von Mau- lung von Überfangvasen im Stil des Art nouveau und der Schule von Nancy. der wird Rudolf Rothemund Direktor. Ab 1952 übernimmt Stephan Erdös Mit Julius Jelinek finden ab 1905 neue geometrische Schliffdekore Einzug die Leitung. Von 1956 bis 1984 leitet Max Gangkofer die Fachschule. Nach in die Glasproduktion. Zu bekannten Entwerfern, die für Harrach arbeiteBernhard Schagemann wird 1996 (bis 2019) Hans Wudy (geb. 1951) Direk- ten, gehört u. a. auch Antonin Rozsypal.

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Die Hütte produziert heute als Teil des Staatsbetriebes Crystalex mit Sitz in Nový Bor (Haida). Walter Gropius Berlin 1883–1969 Boston 1903 Architekturstudium an der Technischen Hochschule München und Berlin. 1907 Mitarbeiter von Peter Behrens, bei dem auch Mies van der Rohe und Le Corbusier arbeiteten. 1910 selbstständiges Architekturbüro für Industriebauten. Als Formgestalter entwarf er Inneneinrichtungen, Tapeten, Serienmöbel, Autokarossen. Seine erste bedeutende ArchitekturArbeit war das Fagus-Werk in Alfeld an der Leine. Dieser Fabrikbau gilt mit seiner Stahl- und Glasarchitektur als Richtung weisendes Werk der später so genannten „modernen Architektur“, die in den 1920er Jahren unter der Bezeichnung „Neues Bauen“ oder „Neue Sachlichkeit“ zum allgemeinen Begriff wurde ( Gropius: „Ein Ding ist bestimmt durch sein Wesen. Um es so zu gestalten, dass es richtig funktioniert, muss ein Wesen zuerst erforscht werden; denn es soll seinen Zweck vollendet dienen, d.h. seine Funktionen praktisch erfüllen, haltbar, billig und schön sein“. Er forderte hierfür die „Beschränkung auf typische, jedem verständliche Grundformen und –farben und die organische Gestaltung der Dinge aus ihrem eigenen gegenwartsgebundenen Gesetz heraus, ohne romantische Beschönigungen und Verspieltheiten“.).Für die Ausstellung des Deutschen Werkbundes 1914 in Köln baute Gropius mit Meyer zusammen eine Musterfabrik, die sich später ebenfalls als bedeutender Beitrag zur modernen Architektur erweisen sollte. Die Besonderheit dieses Baus waren rund verglaste Treppentürme, die als neues gestalterisches Motiv später, in den 1920er Jahren, bei Erich Mendelsohn in seinen Warenhäusern häufige Verwendung fanden. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Gropius zum Begründer des Bauhauses. Das heißt, er wurde 1919 auf Vorschlag Henry van de Veldes als dessen Nachfolger zum Direktor der Großherzoglich-Sächsischen Hochschule für Bildende Kunst in Weimar ernannt und gab der neuen Schule den Namen „Staatliches Bauhaus in Weimar“. Gropius hatte das Amt des Direktors (zunächst in Weimar bis 1926 und danach in Dessau) inne. 1928 übergab er es an den Schweizer Urbanisten Hannes Meyer, der bereits 1930 aus politischen Gründen entlassen wurde (Ludwig Mies van der Rohe führte es bis zur Schließung 1933). Ab 1926 beschäftigte er sich intensiv mit dem Massenwohnbau als Lösung der städtebaulichen und sozialen Probleme und trat für die Rationalisierung des Baugewerbes ein. Er entwarf zahlreiche Wohnbauprojekte wie die Siedlung Dessau-Törten (1926–31), Dammerstock (1928/29), Wohnblocks in der Siemensstadt in Berlin (1929/30) und das Projekt WannseeUferbebauung, ebenfalls in Berlin (1930/31). 1934 emigrierte Gropius nach Angriffen der Nationalsozialisten auf das Bauhaus als der „Kirche des Marxismus“ nach England und 1937 weiter nach Cambridge (USA), wo er als Professor für Architektur an der Graduate School of Design der Harvard University tätig war. 1946 gründete Gropius die Gruppe The Architects Collaborative, Inc. (TAC) als Vereinigung junger Architekten, die für ihn zugleich ein Manifest seines Glaubens an die Bedeutung der Teamarbeit werden sollte. Ein Werk dieses Teams ist das Graduate Center der Harvard University in Cambridge (1949/50). In seinen letzten Lebensjahren war Gropius wieder viel in Berlin tätig, wo er unter anderem 1957 im Rahmen der Interbau einen neungeschossigen Wohnblock im Hansaviertel errichtete. Die konkave Südfront und das offene Erdgeschoss gilt bei diesem Gebäude als typisches Beispiel einer späten Moderne. 1963 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Freien Universität Berlin verliehen.

des Beaux-Arts in Nancy und war 1901 Mitbegründer der École de Nancy. Gruber, der ab 1908 regelmäßig im Salon des Artistes Décorateurs und ab 1911 im Salon des Artistes Français vertreten war, erhielt 1920–23 hohe Auszeichnungen und wurde 1924 Ritter der Ehrenlegion. Edvard Hald Stockholm 1883–1980 Stockholm Eigtl. Niels Tove. Studierte in Stockholm, Dresden und Paris Wirtschaft, Architektur und Malerei. War einige Jahre in Paris bei Henri Matisse tätig. Seit 1917 künstlerischer Mitarbeiter bei Orrefors und ab 1933 bis 1947 Betriebsdirektor. Danach widmete er sich nur noch der künstlerischen Entwurfstätigkeit. Hald entwickelte auf Grund seiner vielseitigen Begabung und der Berührung mit Matisse Stil während der 20er und 30er Jahre seinen eigenen Stil, der auch mit der Tradition des funktionsgebundenen Kunstglases bricht. Halds Figuren sind wie die von Matisse oft flächenhaft in Ihrer Wirkung. Als 1930 in der Grossen Ausstellung in Stockholm der Funktionalismus und die Ideen des Bauhauses auch die Innendekoration bestimmten, erfolgte eine Wende. Die Entwerfer arbeiteten an der Entwicklung neuer Dekors. Hald führt für die von Gate entwickelte Graal-Technik farbiges Glas ein. Daraus erarbeitete er 1937 des Slip-Graal-Glas, das zusätzlich mit einem geschliffenen Zwischenschichtdekor versehen ist. Das überfangene erkaltete Werkstück wird dabei nicht durch Ätzung, sondern durch Schliff dekoriert. Häufig hergestellt wurden Fisch-Graal-Gläser: In dickwandigem Glas sind Fische, Seesterne und Wasserpflanzen in hauchdünnem Überfang in das Glas eingewalzt und lassen die Illusion eines Aquariums entstehen. Friedrich (Fritz) Wilhelm Heckert Halle (Saale) 1837–1887 München 1866 von Fritz Heckert gegründet. Bemalung von Spiegelscheiben, Humpen und Römern in Schaermanier und Emailmalerei. Nachahmungen von indischen und persischen Metallgefäßen, deren Motive sich gut zur Glasdekoration eignen (Jodpurgläser). 1889 Errichtung einer eigenen Hütte. 1890–1905 übernimmt Heckerts Schwiegersohn Otto Thamm den Betrieb, nach ihm Heckerts Sohn Bruno (bis 1910). Nach einer wirtschaftlichen Krise innerhalb des Werkes Wiederaufschwung unter Direktor Adolf Schoeps. 1918 Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft. 1923 Zusammenschluss der Firma mit der Gräflich Schaffgotsch’en Josephinenhütte Aktiengesellschaft (s. Eintrag) und der Firma Neumann & Staebe in Hermsdorf, Kynast. Kurz drauf Bildung einer Aktiengesellschaft unter dem Namen JoHe-Ky in Petersdorf. Ab 1925 Abänderung des Namens aus Zweckmäßigkeitsgründen in Reichsgräfl. Schaffgot’sche Josephinenhütte Aktiengesellschaft. Um 1900 vielseitige Glasproduktion: Irisierte Nachbildungen antiker Gläser (Cyperngläser) und Ziergefäße in venezianischem Charakter. Größter Wert wird auf sorgfältigste Ausführung der Emailmalerei gelegt, wie z. B. bei den exakten Nachbildungen altmohammedanischer Moscheelampen und den Gläsern mit floralen und figürlichen Motiven in matten Farben auf leicht irisiertem Grund nach Entwürfen von Professor Max Rade, Dresden, und Willy Meitzen, Ribnik. Bedeutendster Zeichner ist Ludwig Sütterlin, Berlin. Vor dem Ersten Weltkrieg arbeitet außerdem als Maler der Berliner Martin Ehring, nach ihm Martin Erbs-Heinemann. In ihren Dekoren zeigen sich Beziehungen zur derzeitigen Wiener Keramik.

Auguste Claude Heiligenstein Paris 1891–1976 Montreuil Heiligenstein stammt aus einer elsässischen Familie. Mit 11 Jahren tritt er in die Glasfabrik Legras & Cie. in Saint-Denis ein. Ab 1904 Lehre als Glasdekorateur. 1906 verlässt er die Firma, um sich in den Pariser Ateliers Prestat in Reliefvergoldung und Galvanoplastik auf Glas zu spezialisieren. Marcel-Eugène Grosclaude 1907–10 Glasdekorateur im Pariser Dekorationsatelier der Cristalleries de Paris 1888–1991 Douamenez-Tréboul Baccarat. Nach dem Krieg wird er von M. Goupy im Dekorationsbetrieb Ingenieursausbildung an der Hochschule für Kunst und Handwerk, Paris, für Glas und Keramik des Geschäfts Géo Roussard eingestellt. 1923 EinLeiter der staatlichen Eisenbahnen in Tunis, Musiker (Violine) und Maler. richtung einer eigenen Werkstatt in Paris. 1923–26 technischer und künstlerischer Berater des Etablissement Leune Paris. Nach seinen Zeichnungen Jacques Gruber und Modellen werden die Gläser bei Daum Frères ausgeführt und veredelt. Sundhausen 1870–1936 Paris 1926–30 technischer und künstlerischer Berater der Fa. Souchon-Neuvesel Ein Stipendium der Stadt Nancy ermöglichte Gruber ein Studium bei Gus- (vormals Legras & Cie.), 1931–35 Dekorateur in den Verreries de Saint-Detave Moreau (1826–1898) an der École des Beaux-Arts in Paris.1894 kehrte nis et de Pantin Réunion (vormals Legras & Cie.). Neben vielen anderen Beer nach Nancy zurück und entwarf Vasendekors für die Glasmanufaktur tätigungen bleibt Heiligenstein stets in erster Linie Emailmaler. Daum, Möbel für Louis Majorelle und Bucheinbände für René Wiener. 1897 Während Heiligensteins Tätigkeit bei Goupy (1919–23) stehen seine Dekogründete er sein eigenes Atelier und beschäftigte sich ab 1900 ausschließ- re auf Vasen, Schalen, Dosen und Tafelservices stark unter dessen Einlich mit Glasmosaiken und Glasmalerei. Gleichzeitig lehrte er an der École fluss; es sind vor allem stilisierte Blumen, Weinranken, Girlanden und exo-

Biografien & Glashütten

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tische Vögel in matten Emailfarben. Nach 1923 findet er seinen ganz persönlichen Stil in Technik und Dekor. Bei seinen Arbeiten handelt es sich stets um Einzelstücke. In der Regel bedeckt die glänzende halb durchscheinende Emailmalerei die ganze Gefäßwandung; dabei sind Konturen und Binnenzeichnung des Dekors in Gold, und oft erinnern die Gläser an Cloisonné-Arbeiten. Nach 1923 liegen oft mehrere Emailschichten übereinander oder sind mit flüssigem Gold oder Platin vermischt, um besondere Farbwirkungen zu erzielen. Beliebt sind nach 1925 mythologische Figurenkompositionen im antikisierenden Stil und tanzenden Mädchen. Daneben bevorzugt er Blütendekors in geometrischer Anordnung und als Rapportmuster. Überhaupt bleiben bis in die 40er Jahre seine Motive von der Natur inspiriert, und er malt Insekten, Algen, exotische Fische u. a. 1930– 35 entstehen schwere Vasen und Schalen aus mit Metalloxiden durchsetztem, farbigem Überfangglas, deren Oberflächen geätzte geometrische Ornamente aufweisen. Die Vasen von 1951/52 haben einfache, frei modellierte Umrisse und dicke, in der Masse kolorierte Wandungen; einige dieser Stücke versieht Heiligensteins Anfang der 60er Jahre mit Dekors in ziseliertem Reliefgold.

mente, besonders des strengen Quadrats. Die Einzelelemente sind dadurch austauschbar, was eine Neuerung im Jugendstil darstellte. Katsushika Hokusai Edo 1760–1849 Edo Hokusai, ein Schüler von Katsukawa Shunsho und Shiba Kokan, schuf zahllose Gemälde und Holzschnittfolgen und illustrierte mehr als 500 Bücher. Er ist einer der vielseitigsten Künstler des Ukiyo-e und berühmt für seine geniale Beherrschung von Komposition und Zeichentechnik. Seine Farbholzschnitte, am bekanntesten ist seine Serie 36 Ansichten des Berges Fuji, waren in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa sehr begehrt und hatten eine nachhaltige Wirkung auf die Entwicklung des Jugendstils. Klaus Horstmann-Czech Aussig an der Elbe 1943 Lebt und arbeitet in Heidelberg 1948 zog die Familie nach Heidelberg. Hier begann er auch 1963 seine grafische Ausbildung, die er von 1965 bis 1968 in Berlin fortsetzte. Von 1969 bis 1973 leitete er die „modern art gallery“ in Berlin und wurde Mitbegründer der Berliner Kunstmesse. 1974 ging er zur weiteren Ausbildung an die Accademia di Belle Arti de Perugia. Nach seiner Rückkehr von Italien studierte er von 1975 bis 1978 bei Bernhard Heiliger Bildhauerei an der Hochschule der Künste in Berlin und war von 1979 bis 1984 Dozent an der Freien Universität Berlin. Seine Arbeiten sind vornehmlich aus Stahl, Bronze und Marmor, oft in Materialkombinationen. Kubus, Kegel und Kugel spielen eine zentrale Rolle in seinen Konzepten du Ausführungen. Bedeutende Werke von ihm sind: Durchlaufende Kugeln in drei Phasen (1977/1991), Flower (Brunnen, 1978), Hommage an Goethe (1991), aber u. a. auch Panta Rhei (2004).

Betty (Anna Barbara) Heldrich Zwiesel 1869–1958 München Betty Heldrich studierte in Nürnberg an der privaten Malschule bei Professor Carl Fleischmann. Von 1896 bis 1988 war sie Studentin an der Königlichen Kunstgewerbeschule München, wo sie ihren Abschluss erwarb. Von 1899 bis 1920 war sie Mitglied des Künstlerinnen-Vereins München e. V. Ihre Perfektion in der Porträtmalerei erreichte sie an der Privatschule bei Professor Walter Thor. 1901 besuchte sie die ungarische Hollόsy-Schule in Nagybánya als Schülerin von János Thorma. Ihre Hauptarbeiten waren Porträts, Stillleben und Bilder mit religiösen Sujets. Sie erstellte auch Radierungen und Zeichnungen und illustriert Kinderbücher. Für die Glashütte Buchenau, Ferdinand von Poschinger war sie zusammen mit Carl Victor Horta Schmoll von Eisenwerth als Entwerferin tätig. Gent 1861–1947 Brüssel Horta, der die Académie des Beaux-Arts in Gent und Brüssel besucht hatte, Lars Hellsten begann seine Tätigkeit als Architekt im Architekturbüro von Alphonse Ba1933 lat, das er nach dessen Tod 1895 übernahm. 1891 wandte sich Horta vom Studium der Bildhauerei und Töpferei an der schwedischen Staatlichen Historismus ab und erbaute 1893 sein erstes Haus, Hôtel Tassel, im ArtHochschule für Kunst, Handwerk und Design in Stockholm von 1957 bis Nouveau-Stil, dem viele andere in ganz Brüssel folgten. 1912 wurde er Pro1963. Danach mehrere Arbeitsstipendien (1963, 1969 und 1970). Seit 1972 fessor und 1927 (bis 1931) Direktor der Académie des Beaux-Arts in BrüsMitarbeiter des Design-Teams von Orrefors. Zu einer Zeit als schwedische sel. Nach einem Aufenthalt in den USA (1916–18) beschäftigte er sich Glasherstellung sich strukturell, technologisch und künstlerisch neu er- zusätzlich mit der Entwicklung neuer Baumaterialien. fand. Er spielte eine integrale Rolle in dieser Periode der kreativen Neuaus- Horta gehört zusammen mit Paul Hankar zu den Erneuerern der modernen richtung. Lars Hellsten brachte neue Ideen und neu Techniken in die Glas- belgischen Baukunst. Seine frühen Häuser – feingliedrige Eisenkonstrukherstellung und revitalisierte alte Arbeitsprozesse. Seine künstlerischen tionen – zeichnen sich aus durch eine großzügige Verwendung von Glas und Vorstellungen und technische Innovationen ließen ihn zu einem der moder- linienbetonter Ornamentik, wobei das Vorbild für die Linien die Stiele und nen Meister des Glas-Designs werden. Seine Arbeiten sind wiedergegeben Stängel von Pflanzen waren und nicht, wie bei anderen Jugendstilkünstlern, in den permanenten Sammlungen und Ausstellungen vieler Museen welt- die Blüten und Blätter. Nach seinem USA-Aufenthalt wandte er sich vom Liweit. Lars Hellstens Glas ist charakteristisch massiv und kraftvoll, wobei neament des Jugendstils ab und griff wieder auf klassizistische Elemente viele seiner Objekte aus den 70er und 80er Jahren immer noch Bestseller zurück, wie zum Beispiel beim Palais des Beaux-Arts. Zu seinen Hauptwersind. Wie bei den meisten skandinavischen Künstlern ist die Natur die be- ken gehören Hôtel Tassel (1892/93), Hôtel Solvay (1895–1900), Maison du deutendste Quelle der Inspiration, wie auch Reisen, exotische Kulturen, Peuple (1896–99) und das Palais des Beaux-Arts (1922–28), alle in Brüssel. Mythen und Geschichte, aber auch reine Einbildungskraft. Heinrich August Hußmann, auch Hussmann Josef Hoffmann Staßfurt 1899–1982 Köln Pirnitz 1870–1956 Wien Heinrich Hußmann war ein deutscher Kunstprofessor, Heraldiker, Typograf Hoffmann schloss an den Besuch der Staatsgewerbeschule in Brünn ein und angewandter Grafiker. Von 1915 bis 1919 absolvierte er eine Lehre als Architektur-Studium an der Wiener Akademie bei Karl von Hasenauer und Zeichner in einer Glasmalerwerkstatt. Von 1919 bis 1924 studierte er Malerei Otto Wagner an. 1895 gründete er mit Joseph Maria Olbrich und Koloman an der Staatlichen Akademie für Buchgewerbe und Grafik in Leipzig. Von Moser den Siebener Club und war zwei Jahre später an der Gründung der 1924 bis 1925 war er künstlerischer Leiter der Großbuchbinderei E. A. EnWiener Secession beteiligt, die er 1905 mit der Klimt-Gruppe verließ. Als ders in Leipzig, von 1925 bis 1927 künstlerischer Leiter in der EntwurfsabteiMitglied der Wiener Werkstätte, die er 1903 mit Moser, Fritz Waerndorfer lung der Böhmischen Glasindustrie Karlsbad. Anschließend arbeitete Hußund Carl Otto Czeschka gegründet hatte und bis 1931 leitete, erhielt er den mann als freiberuflicher Maler, (Buch-)Grafiker, Bühnenbildner und Auftrag zum Neubau des Sanatoriums „Westend“ in Purkersdorf (1903/04) Kostümentwerfer und wurde Schüler von Fernand Léger in Paris. Er wurde und für den Bau des Palais Stoclet in Brüssel (1905–11). 1912 gründete er 1928 von Richard Riemerschmid als Professor für Angewandte Grafik an die den Österreichischen Werkbund und war ab 1920 Leiter der Wiener Grup- Kölner Werkschulen berufen und blieb dort bis zu seiner Pensionierung 1965. pe im Deutschen Werkbund. 1899–1937 unterrichtete er an der Wiener Kunstgewerbeschule und wurde 1920 Oberbaurat der Stadt Wien. Iittala Glasbruks AB Hoffmann gehörte zu den führenden Architekten des Jugendstils und hat, Iittala (Finnland) besonders durch die Wiener Werkstätte, den Stil des Kunsthandwerks sei- Gegründet wurde die Glasfabrik 1881; sie stellte Hohl-, Kristall-, Medizinner Zeit entscheidend beeinflusst. Sein Werk war von der Idee des Gesamt- und Pressglas her. Ab den 1930er Jahren wird auch Kunstglas hergestellt. kunstwerks bestimmt, weswegen Hoffmann in allen Zweigen des Kunst- Zu den bekanntesten freiberuflichen Entwerfern, die für Iittala arbeiteten, gewerbes (Möbel, Metall-, Glas-, Lederarbeiten, Schmuck, Textilien) tätig gehören um 1937/38 Aalto Alvar, Kai Frank (1911–1989), Timo Sarpaneva war. Seine Ornamentik folgte dem Prinzip der Wiederholung gleicher Ele- und Tapio Wirkkala.

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Jack Ink Canton, Ohio 1944 Lebt und arbeitet in Tribuswinkel bei Wien Sein Kunststudium begann Jack Ink 1962 am National Music Camp Interlochen in Michigan. In der Zeit von 1964 bis 1967 erweiterte er in New York sein Wissen bezüglich Malerei und Keramik. 1973 machte er den Master of Fine Arts an der University of Wisconsin-Madison, wo er als Assistent von Harvey K. Littleton gearbeitet hatte. Zwischen 1976 und 1980 war er Artist in Residence bei J.& L. Lobmeyr in Wien, von 1976 bis 1981 dann Direktor des Glasstudio in Franzensbad in Baden bei Wien. 1981 wurde er mit dem Förderpreis der Stadt Baden für hervorragende Leistungen auf dem Gebiet der Bildenden Kunst ausgezeichnet. Sein umfangreiches Wissen und Können gab er durch seine Lehrtätigkeit im Bereich Glasblasen, Glasmalerei und Emailmalerei weiter. 540 Einzelausstellungen aber auch Gruppenausstellungen in unter anderem Österreich, Deutschland, den USA, Japan und der Schweiz sind Zeugnis der Qualität und des Könnens des Künstlers. Diese führten bereits zu hohen Auszeichnungen im In- und Ausland.

an der Akademie in München und ging im Anschluss daran bei dem Radierer A. Walter in Paris in die Lehre. 1890 kehrte er nach Deutschland zurück und leitete das Meisteratelier für Kupferstich und Radierung an der Akademie in Berlin. 1896 wurden seine Werke in der Zeitschrift »Pan« veröffentlicht, deren Mitherausgeber er war. Ab 1895 experimentierte Koepping in der Glaskunst und ließ sich technisch von Friedrich Zitzmann helfen. Diese Zusammenarbeit löste sich aber schon nach wenigen Monaten auf. Danach wurden Koeppings Entwürfe von der Manufaktur der sächsischen Fachschule und Lehrwerkstatt für Glasinstrumentenmacher in Illmenau patentiert und hergestellt. Dank seiner Beziehung zu Samuel Bing (1838–1905) wurden seine Werke im Pariser Salon d’Automne 1897 gezeigt. Koepping war der führende Glaskünstler des deutschen Jugendstils, dessen Arbeiten aus sehr feinem Glas gefertigt sind. Neu war, dass nicht der Werkstoff ornamentiert, sondern die Form selbst zum Ornament wurde.

Kosta Boda (früher Kosta Glasbruk) AB Kosta bei Karlskrona (Schweden) 1742 gegründet. Benannt nach den beiden Gründern, den Generälen KosKaiserlich Russische Hofglas-Manufaktur kull und Georg Bogislaus Stael von Holstein (durch Zusammenziehen der St. Petersburg ersten Silben ihrer Familiennamen). 1875 Umwandlung in eine AktiengeHohlglashütte und Veredelungsbetrieb für Zier- und Gebrauchsglas sellschaft. Seit 1897Herstellung von Überfanggläsern mit Blumen- oder 1777 von Fürst Potemkin gegründet. Untersteht seit 1792 dem kaiserli- Landschaftsdekoren in Ätzung und Schliff im Stil von Gallé (s. Eintrag). chen Kabinett. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Herstellung die bekanntesten Entwerfer sind: 1898–1901 Gunnar Gunnarson Wennervon Gläsern in einfachen Formen mit folkloristischem Dekor oder Gro- berg (1863–1911), 1905–10 Alf Wallander (1862–1914), 1902–31 Karl Linteskenwerk in bunter Emailmalerei. 1890 unter dem Verwalter Victor deberg und um 1904 J. Bonan; einer der bedeutendsten Glasschneider ist A. Knieper mit der Kaiserlich Russische Porzellanmanufaktur (gegr. 1744) E. Bomann, der kurz nach 1900 zu Reijmyre Glasbruk übertritt und dort vereinigt. Die Leitung beider Abteilungen, die ausschließlich für das Kai- bis 1911 vor allem nach Entwürfen von Ferdinand Boberg arbeitet. Gegen serhaus arbeiten, übernehmen 1890–1900 Dimitry Gonrieff, 1900–10 Ba- 1917 leitet der Entwerfer Edvin Ollers (1888–1960) die Tätigkeit einer neuron Nicolas de Wolff und 1910–17 N. Strouhoff. Gegen 1900 bedeutender en Künstlergeneration ein. Die Firma gewinnt mit geschliffenem Glas in Aufschwung des Unternehmens durch das Interesse der Kaiserin. Es ent- einfachen schlichten Formen wieder neue Bedeutung. Nach 1920 sind insstehen farblose Kristallwaren und Überfanggläser mit Schliff und Schnitt besondere bekannt: der Maler Sven Ericson (geb. 1899), 1926–29 der im Stil der französischen Firmen Baccarat und Gallé (s. Eintrag). Belieb- Schleifer Ewald Dahlskog (1894–1950), ferner Sven Erik Skawonius (geb. te Schmuckmotive dieser fast durchweg datierten Einzelstücke sind au- 1908) und ab 1929 Elis Bergh (1881–1954). Vicke Lindstrand wurde 1950 ßer Pflanzen und Blumen insbesondere Tiere. Um 1904 sind als Mitarbei- Chefdesignerin. Die Firma besteht heute noch. ter bekannt: die entwerfer P. Krasnowsky, J. Romanoff, die beide auch für die Porzellanmanufaktur tätig sind, und S. Vilde; die Schleifer und Gra- Wilhelm Kralik Sohn, K. K. veure Dimitriv Pavlovich Lukin, V. Filimonoff, P. Marinezeff, Bourzeff, Eleonorenhain bei Wallern, Südböhmen A. Zotoff und de Orlowski; ferner der Glaskünstler Petouchow, der gele- 1831–34 errichtet von Johann Meyr (1775–1841), Enkel und Erbe von Josef gentlich auch für den Hofgoldschmied Karl F. Fabergé arbeitet. Nach der Meyr, die Hütte Eleonorenhain, die sich bald zur größten Glasfabrik BöhRevolution beginnt in dem volkseigenen Betrieb eine neue künstlerische mens entwickelt. Seit 1841 leiten seine Neffen Wilhelm Kralik (1806–1877) Entwicklung. und Josef Taschek (gest. 1862) die Hütten Kaltenbach, Adolf und Eleonorenhain unter der Firmierung Meyr’s Neffen. 1854 Erweiterung durch AnMarie Kirschner kauf der Hohlglashütten Ernstbrunn, Franzenstahl und etwas später IdatPrag 1852–1931 Košátky hal und Louisenhütte. Ab 1862 übernimmt W. Kralik das gesamte Schülerin von Josef Navrátil und der Familie Piepenhagen in Prag, 1870/71 Unternehmen unter der Firmenbezeichnung Meyr’s Neffe. 1881 Aufteilung von Adolf Lier in München. Anschließend Studium in Paris bei J. Dupré des Besitzes unter seine vier Söhne: die Hütten Adolf, Idathal und Louisenund A. Stevens. Seit 1887 in Berlin. Widmet sich seit den 1890er Jahren ne- hütte fallen an Karl und Hugo Kralik (s. Meyr’s Neffe), Eleonorenhain und ben der Malerei vor allem Entwürfen für Kunsthandwerk verschiedenster Ernstbrunn übernehmen Heinrich und Johann Kralik; Kaltenbach und Art. Um 1900 Entwürfe und Ausführungen von Wandverkleidungen in Ma- Franzensthal werden kurz darauf aufgelassen. Nach dem Austritt Johanns lerei und Stickerei. Geschäftsleiterin des Vereins für Künstlerinnen und wird Heinrich Kralik (1840–1911) alleiniger Besitzer von Eleonorenhain Kunstfreundinnen, Berlin. Ca. 1903–14 Zusammenarbeit mit Johann Lötz und Ernstbrunn,) zusammengefasst als Wilhelm Kralik Sohn. Gegen Ende Witwe. Ihre Glasentwürfe für mehr als 200 Vasen und andere Gefäße zei- des 19. Jahrhunderts gelangt die Fabrik zu neuer Blüte. 1899–1904/5 Hergen einfache, etwas robuste, funktionelle Formen, vorwiegend ohne Dekor stellung von irisiertem Glas mit metallischer oder permuttfarbener Oberund sparsam in der Farbgebung, meist leicht irisierend. fläche, für das die Firma Lobmeyr neue Formen entwerfen lässt; das spezielle Verfahren wurde bereits 1875 von W. Kralik erfunden und seitdem Vladimira Klumpar ständig weiterentwickelt. Im Zweiten Weltkrieg Einstellung des Betriebs. Rychnov nad Knéznou 1954 Lebt und arbeitet in Železný Brod Dominick Labino 1869–73 Ausbildung an der Fachschule für Glasmacher, Železný Brod (Tsche- Clarion County, Pennsylvania 1910–1987 Grand Rapids, Michigan chien), 1974–81 an der Akademie für angewandten Kunst bei Stanislav Li- Ingenieurstudium am Carnegie Institute of Technology in Pittsburgh. bensky, Prag. Ihre Aufenthalte im Ausland, besonders in Mexiko haben ihre Langjähriger Mitarbeiter der John Mannsville Corporation als VizepräsiLeidenschaft für Natur mit ihren Formen, Farben und Geometrien reifen las- dent und Direktor Research and Development for the Fibers Division. Er sen. Ihre Arbeiten machen auf den Betrachter einen interaktiven Eindruck, hält zahlreiche Patente. Als Künstler beschäftigte er sich nicht nur mit die Objekte besitzen unendlich viele Seiten, aus jeder Perspektive zeigt sich Glas, er ist auch als Maler tätig, stellt Emailschmuck her und arbeitet mit die Skulptur von einer anderen Warte. 2016 gehörte sie zu den Gründungs- Metall und Holz. mitgliedern des Tschechischen Glas Block, einem Zusammenschluss von Die Entwicklung der modernen Glaskunst ist unlösbar mit seinem Namen Glaskünstlern, Sammlern und Galeristen zur Förderung der Glaskunst. verbunden. Der entscheidende Anstoß zu dieser Entwicklung geschah im Jahr 1962, als er im „Glas-Werkstatt-Seminar“ Toledo sein fachmänniKarl Koepping sches Wissen zur Verfügung stellte. Im Anschluss an dieses Seminar entDresden 1848–1914 Berlin warf und entwickelte er kleine Schmelzöfen, die den heutigen Künstlern Nach Erhalt seines Chemikerdiploms studierte Koepping ab 1869 Malerei die Möglichkeit bieten, ihre differenzierte Glasbehandlung ohne großen

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Aufwand durchführen zu können. Er ist wohl der einzige Glaskünstler, der die Zusammensetzung der von ihm benutzten Glasmassen selbst bestimmt und ein Meister in der Berechnung und Herstellung außergewöhnlicher Farben. Er macht Vasen, Platten, Schüsseln ebenso wie abstrakte Objekte, die von einmaliger Farbwirkung sind: transluzid, opak, viel- und einfarbig, lüstriert etc. Berühmt sind seine schleierartigen feinen Farbeneinlagen, die je nach Lichteinfall wechselnde Schattierungen zeigen. Ab 1969 entwickelte er eine neue Technik, um geschmolzenes Glas in Scheiben zu schneiden und zu großen dekorativen Glaswänden zu verarbeiten (Toledo Museum of Art). Erika Lagerbielke Stockholm 1960 Studierte industrielles Design an der schwedischen Hochschule für Kunst, Handwerk und Design in Stockholm. Seit 1982 Mitarbeiterin von Orrefors. Im Laufe der Zeit wurde sie zu einer der bekanntesten Glasdesignerin. Zu ihren Arbeiten zählt die Intermezzo-Serie (1985). Es folgen die Merlot-Serie, die sich durch ihre Funktionalität und Ästhetik auszeichnet, und 2002 die Difference-Serie. Für ihre Glasserien Intermezzo, Merlot und Difference wurde ihr jeweils ein Excellent Swedish Design Award verliehen. Neben ihrer Tätigkeit bei Orrefors war sie von 2005 bis 2009 als Assistenzprofessorin für Design mit der Fachrichtung Glasdesign an der Universität Växjö tätig. 2009 gab sie ihre Stellung bei Orrefors auf. Eine ihrer letzten Arbeiten war dort der Entwurf des Glasgeschirrs, welches das Hochzeitsgeschenk vom schwedischen Parlament und Regierung an die Kronprinzessin Victoria von Schweden und ihren Ehemann Daniel von Schweden war. 2009 war sie unter Erika Lagerbielke Design tätig, seit 2010 mit Tomas Åhlman unter Erika Lagerbielke & Co AB. Daneben arbeitet sie seit 2010 als Assistenzprofessorin für Glasdesign an der Linné-Universität.

benher mit archäologischen Forschungen, insbesondere mit der Baugeschichte der Abtei von Val Saint-Lambert. Jiyong Lee Korea 1971 Lebt und arbeitet in Carbondale, Illinois Lee wächst in Südkorea auf. 1997 BFA an der Hongik University in Seoul, 2001 MFA am Rochester Institute of Technology in New York. Lehrtätigkeiten an der Pilchuck Glass School, dem Studio des Corning Museum of Glass, der Penland School of Crafts, dem Pittsburgh Glass Center, der Domaine de Boisbuchet in Frankreich, der Glashütte Canberra in Australien, den Fire Station Artists‘ Studios in Dublin, Irland, und verschiedenen anderen Kunstinstitutionen und Universitäten im In- und Ausland. 2009–15 Mitglied des Vorstands der Glass Art Society. Legras & Cie. Paris 1864 übernimmt der Glasmacher und exzellente Techniker Auguste JeanFrancois Legras die Direktion der Verreries et Cristalleries de St. Denis et des Quatre-Chemins. 1890 Umbenennung in Société Legras & Cie. Um 1900 leitet das Unternehmen Francois-Théodore Legras (1839–1916), ab 1909 sein Sohn, der Glaschemiker Charles Legras. Bei Legras’ Ziergläsern handelt es sich immer um industriell gefertigte Massenartikel. In den 80er Jahren Herstellung von damasziert geätzten und vergoldeten Phantasieartikeln. 1888 werden in einem Firmenkatalog formgeblasene Vasen aus bunt geflecktem Glas als neueste Modelle vorgestellt. Um die Jahrhundertwende Ausführungen von geätzten Vasen, Schalen, Lampen u. a. aus einfarbigem Glas oder mehrfarbigem Überfangglas mit Blumen- und Landschaftsdekors im spätem Genre Gallé. Häufig sind diese Gläser außerdem mit Email- und Goldmalerei oder Kaltmalerei versehen. Daneben entstehen auch Ziergläser, die mit japanisierendem Blütenschmuck emailbemalt sind. Nach dem Krieg zeigen die einfarbigen und überfangenen Vasen Dekors mit stilisierten Blumenmotiven oder geometrischen Art-déco-Ornamenten in Ätz- und Sandstrahltechnik.

René Lalique L’Hay-les-Roses 1860–1945 Paris Nach einer Goldschmiedelehre und einem Studium an der École Nationale des Arts Décoratifs in Paris besuchte Lalique 1878 das Sydenham College in London, wo er sich mit Naturstudien beschäftigte. Zurück in Paris verkaufte er seine Schmuck-Entwürfe an große Juweliere und versuchte sich bald als Leune, S. A. des Établissements Bildhauer von Kleinplastiken und als Entwerfer von Fächern, Stoffen und Paris Tapeten. 1885 übernahm er ein Pariser Juwelieratelier und knüpfte enge Be- Gegründet wurde die Fa. 1900. Anfang der 1920er Jahre arbeitet Paul ziehungen zu dem Kunsthändler Samuel Bing und dem Plakatkünstler Al- Daum als Direktor in diesem Unternehmen. 1923-26 wird Auguste-Claude fons Maria Mucha. 1891–94 fertigte er für die berühmte Schauspielerin Sa- Heiligenstein als künstlerischer Berater hinzugezogen. Daum Frères & rah Bernhardt eine Reihe von Schmuckstücken, die ihn bekannt machte. Cie, Verreries de Nancy liefert dem Atelier die Rohlinge, die nach den EntLalique verwendete in seinen Schmuckstücken neben Edel-, Schmucksteinen würfen von Heiligenstein bemalt werden. In den frühen 30er Jahren muss und Perlen Materialien, die bis dahin ungebräuchlich waren: Email, Elfen- das Atelier schließen. Alle emailbemalten Gläser werden mit „Leune“ sigbein, Schildpatt und Horn. Mit diesen Arbeiten feierte er auf der PWA 1900 niert und im Muffelofen gebrannt. seinen ersten großen Erfolg. 1901 präsentierte er zum ersten Mal Schmuck aus klarem Kristallglas – der Beginn seiner Ära als gefeierte Art-déco-Glas- Ernest Baptiste Léveillé künstler. Nach 1908 wandte er sich ausschließlich der Glasherstellung zu. Paris 1841–1913 Vaucresson Ab 1869 Inhaber eines Glas- und Keramikgeschäfts in Paris. Fasziniert von Siddy Langley der Glaskunst Rousseau’s wird sein Schüler und Mitarbeiter. Ab 1885 ist er 1955 sein Teilhaber. Ab 1888 übernimmt er die alleinige Direktion des UnterLebt und arbeitet in der Nähe von Cullompton nehmens, firmiert aber noch einige Jahre unter Léveillé-Rousseau. Er verSiddy gilt als einer der besten Glasbläser Großbritanniens. 1979 begann sie anlasst weiterhin die Herstellung von Ziergläsern nach den viel bewundereine dreijährige Ausbildung bei Peter Layton beim London Glass Blowing ten Entwürfen und Techniken Rousseaus. Daneben entstehen auch neue Workshop und arbeitete weitere fünf Jahre mit ihm zusammen, bevor sie Modelle, wozu vor allem die in der Regel schlichten Gefäßformen zählen, 1987 ihr eigenes Studio in Maidenhead eröffnete. Zehn Jahre später verließ die mit tief geschliffenen Spiral- und Rankenmustern nach ägyptischer sie Maidenhead, um ihr Studio in Devon zu eröffnen. Siddy Langley model- Anregung verziert werden. In den 90er Jahren entstehen amorphe Formen liert jedes Stück aus geschmolzenem Glas mit Metallen wie Gold, Silber im Stil seines Vorgängers, die in ihrer Farbigkeit Halbedelsteine imitieren, und Zinn. Jedes signierte und datierte Stück ist ein Unikat. Die Dekoration wie vorzugsweise Jade und Achat. Hervorzuheben sind auch die aquatiwird aufgebracht, bevor das Glas geblasen wird, und wächst dann mit je- schen Dekors in Ätz- und Schnitttechnik. Die Emailmalerei in Verbindung dem Stück, um feine und komplizierte Muster zu bilden. mit Mattschnitt wird selten angewendet. Mitarbeiter sind Eugène Michel (ab 1885) und Alphonse Reyen. Um 1900 werden Schalen und Vasen aus Louis Léon Ledru farblosem Glas mit Schliff und Schnitt sowie Trinkglasgarnituren und mit Paris 1855–1926 Gold, Silber oder anderen Metallen montierte Glasartikel hergestellt. Schüler der École Nationale des Beaux-Arts, Paris. 1888–26 Modellzeichner und späterer Leiter der Entwurfsateliers von Val Saint-Lambert. Zur Zdenek Lhotsky Brüsseler Weltausstellung 1897 Entwurf der Vase des neuf provinces, eines Prag 1956 der Hauptausstellungsstücke. Seit 1897 entstehen unter seinem entschei- Lebt und arbeitet in Pelechov denden Einfluss Überfanggläser mit abstraktem Liniendekor in Tief- 1971/72 Ausbildung an der Berufsschule für Glas in Světlá nad Sázavou, daschliff, angeregt durch die Ornamententwürfe von Henry van der Velde (s. nach Fortsetzung der Ausbildung an der Glasfachschule in Železný Brod (bis Eintrag); ferner vielfarbige Vasen mit geätztem und geschnittenem Blu- 1976). 1978–84 Studium an der Akademie für Kunst, Architektur und Design menschmuck in der Art lothringischer Erzeugnisse. Beschäftigt sich ne- in Prag bei Stanislav Libenský. 1984 Gründungsmitglied der Künstlergruppe

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Tvrdohlaví (oder The Stubborn Ones). Seit 1994 eigenes Atelier in Pelechov bei Železný Brod mit 13 Glasöfen, in dem 12 Mitarbeiter beschäftigt sind. Stanislav Libenský Sezemice 1921–2002 Železný Brod Jaroslava Brychtová Železný Brod 1924–2020 Jablonec nad Nisou Die Bildhauer Jaroslava Brychtová und Stanislav Libenský, ursprünglich Maler und später Glaskünstler lernten sich 1954 kennen. Sie heirateten 1963 und arbeiteten bis zu Libenskys Tod am 24. Februar 2002 zusammen. Libenský malte und skizzierte die Entwürfe, und Brychtová fertigte aus seinen Entwürfen Tonskulpturen an. Nach Libenskýs Tod produzierte Brychtová weiterhin Gussteile. Ihre Arbeit zeichnet sich durch einfache Blockformen aus, die mit subtilen Farben und Nuancen durchdrungen sind. Libenský begann sein Glasstudium 1937 an der Fachschule für Glasherstellung in der Tschechoslowakei. Als die deutsche Armee 1944 das Sudetenland besetzte, zog Libenský zunächst an die Schule von Brod, später an die Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag, wo er 1944 sein Studium abschließt. Seine erste bemerkenswerte Glasserie, die zwischen 1945 und 1948 in Novy Bor entstand, waren dünne Kristallgefäße, zart geätzt und mit Themen aus der Bibel- und Renaissancekunst emailliert. 1948 kehrte er an die Prager Kunstakademie zurück, wo er bei Josef Kaplický studierte, einem Maler, Bildhauer und Architekten, der die Schule für Glasmalerei leitete. Durch seinen dynamischen Lehrstil und seine modernistischen Ideen hatte Kaplický einen enormen Einfluss auf seine Schüler und damit auf die Unabhängigkeit von Glas als Kunstform in der Tschechoslowakei. 1953 kehrte er nach Derinzké Brod zurück, um Direktor der Fachschule für Glasherstellung zu werden. In dieser Zeit lernte er Jaroslava Brychtová kennen, die Tochter des Mitbegründers der Schule, Jaroslav Brychta. In den späten 1940er Jahren begann Jaroslava Brychtová mit dem Gießen und Schnitzen von Glas zu experimentieren. 1950 gründete sie das Center for Architectural Glass an der Fachschule für Glasherstellung. Brychtová studierte an der Prager Akademie. Der Krieg unterbrach ihre Ausbildung, aber später beendete sie ihr Studium mit einer Konzentration auf Bildhauerei. Ihre Lehrer waren Karel Tipl (1945–51) und Jan Lauda (1947–50). Die Karriere von Brychtová an der Fachschule für Glasherstellung in der Stadt Brod erstreckte sich von 1950 bis 1984. Das Paar begann seine lange Zusammenarbeit 1954. Im tschechoslowakischen Pavillon auf der EXPO ‚58 in Brüssel war es vor allem tschechisches Glas, das die Aufmerksamkeit auf sich zog, vor allem Libensky und Brychtová mit Animal Reliefs (später bekannt als „Zoomorphe Steine“). Der Tod von Josef Kaplický im Jahr 1962 hinterließ eine Lücke in der Stadt, die von Libenský gefüllt wurde, der 1963 zum Professor in der Glasabteilung ernannt wurde. Libenský war ein ausgezeichneter Lehrer, der die Tradition des Glases in der Tschechoslowakei respektierte, während er seine eigenen Ideen über die moderne Richtung der Glaskunst förderte. Seine Karriere an der Akademie dauerte fast ein Vierteljahrhundert. Während dieser Zeit konnte Libenský trotz des Widerstands der kommunistischen Regierung, die das Land in den späten 1940er Jahren erobert hatte, nicht nur zwei Generationen von Glaskünstlern durch seine Lehre beeinflussen, sondern auch durch internationale Vorträge und Ausstellung seiner und Jaroslava Brychtovas Werke, das internationale Interesse an der modernen tschechischen Glaskunst wecken. Zu Libenskýs Studenten gehörten: Jia Harcuba, Frantisek Janék, Marian Karel, Ivana Maitova und Yan Zoritchak.

schicklichkeit seiner emaillierten und gravierten Gläser hergestellt unter Verwendung einer großen Auswahl von Techniken, von denen er die meisten selbst erneuert hat. Obwohl seine Objekte einen hohen Sammlerwert erlangt haben seit seinem Tod, wurden sie zu seinen Lebzeiten wenig anerkannt. Lindstrand hatte Industriekunst studiert. 1928 begann er bei Orrefors zu arbeiten und wurde Leiter für Entwürfe bis 1940. Aus dieser Zeit sind sehr bekannt seine Pearl-Diver-Vasen (1936). Zusammen mit Gustav Bergkvist und Edwin Öhrström entwickelte er die Ariel-Technik, bei der Luftblasen als Dekoration in farbige Gläser eingeschlossen werden. Von 1942 bis 1950 war er künstlerischer Leiter bei der Keramik-Manufaktur Uppsala-Ekeby und wechselt 1950 als künstlerischer Leiter für Glaswerke zu Kosta. 1972 bis zu seinem Tode zog er sich in das in Åhus gelegene Studio Glashyttan, zurück. Nils Lindström Stockholm 1865–1960 Stockholm Als künstlerischer Mitarbeiter der Porzellanfabrik Rörstrand, Aktie Bolag Lidköping bei Stockholm, 1896–1936, prägte Lindström wesentlich den Stil dieser führenden Manufaktur Schwedens. Seine Arbeiten um 1900 sind gekennzeichnet durch einen weichen Reliefstil. In zarten Tönen illustrierte er florale Motive erhaben auf Vasen und Services. Harvey K. Littleton Corning, New York 1922–2013 Spruce Pine, North Carolina Littleton erhielt sein BD 1947 von der University of Michigan, Ann Arbor, sein Master of Fine Arts von der Cranbrook Academy of Art, Bloomfield Hills. Von 1951 bis 1977 lehrte er an der University of Wisconsin, Madison (Keramik), 1962 begründete er zusammen mit Dominick Labino die Studioglas-Bewegung und wird Leiter des ersten Glas-Ateliers in Toledo. Von 1982 bis 2004 erhielt er mehrere Ehrendoktorate. J. & L. Lobmeyr Wien 1823 gründete Josef Lobmeyr (1792–1855) in Wien eine Glaswarenhandlung. Ab 1835 unterhält er ein Kommissionslager für die Firmen Wilhelm Meyr, Winterberg, Josef Lötz, Bergreichenstein u. a. Josef Lobmeyr jr. Übernimmt nach dem Tod seines Vaters die Firma. Das Unternehmen produziert oder lässt im Auftrag produzieren hochwertige Tafel- und Kristallgläser mit geschnittenen, gravierten, bemalten und häufig vergoldeten Dekoren. Seit 1901 werden Mitglieder der Wiener Sezession und später auch Mitglieder der Wiener Werkstätte als Designer verpflichtet, darunter Josef Hoffmann (1870–1956), Michael Powolny (1871–1954), Otto Prutscher (1880–1949), Marie Kirschner (1852–1931). Zu den herausragenden Glasschneidern gehört u. a. Carl Pietsch. Mit Beginn des Art déco kommen auch neue Künstler zu Lobmeyr, z. B. Lotte Fink für geschnittenes Glas, und Adolf Loos. Nach dem Zweiten Weltkrieg erfährt die Firma einen steilen Aufstieg.

Ludvig Löfgren Småland 1976 Lebt und arbeitet in Målerås Ludvig Löfgren verfügt über eine langjährige Ausbildung und Erfahrung im Kunst- und Glashandwerk. So hat er unter anderem einen Abschluss an der Hovedskou Fine Painting School und dem College of Arts, Crafts and Design in Stockholm. Seine handwerkliche Ausbildung absolvierte er an den Glasschulen in Kosta und Orrefors. Mit seinem einzigartigen Design entführt er das traditionelle schwedische Glas in die Zukunft. Seit August Riccardo Licata 2013 ist Löfgren einer der fünf Designer der Glashütte Målerås. „Das Turin 1929––2014 Venedig Handwerk ist in all seinen Teilen die Art und Weise, wie ich mich ausdrücke. 1950–55 Studium an der Accademia delle Belle Arti in Venedig. 1952 Teil- Es ist sichtbar in allem, was ich erschaffe“, sagt Löfgren. nahme an der Biennale von Venedig, 1953 an der Triennale von Mailand. 1957 geht er nach Paris und wird Assistent von Gino Severini an der italie- Adolf Loos nischen Kunstschule von Paris. 1961 Professur für Mosaik an der École na- Brünn 1870–1933 Kalksburg tionale supérieure des beaux-arts, Paris, zudem 1969 Lehraufträge für Nach einem Studium an der Technischen Hochschule in Dresden versuchte Grafische Kunst und Mosaik an der Université de Sorbonne und an der Aca- sich Loos 1893–96 in Philadelphia (USA) in verschiedenen Berufen, um démie Goetz in Paris. 1972–92 Lehrtätigkeit in Venedig und an der Ecole schließlich ab 1896 in Wien als Architekt zu arbeiten. Die Veröffentlichung Américaine d’Architecture in Fontainebleau. seines Aufsatzes „Die Potemkin’sche Stadt“ in der Zeitschrift Ver Sacrum im Sommer 1898 setzte seiner guten Beziehung zu den Architekten der WieVictor Emanuel Lindstrand ner Secession ein Ende. Sein 1908 erschienenes Buch „Ornament und VerGöteborg 1904–1983 Åhus brechen“ offenbarte ihn als absoluten Ornamentgegner und führten ihn Bekannt geworden als Vicke Lindstrand. Wird als Pionier der schwedischen schließlich in die vollständige Isolation. Im Jahre 1912 gründete er eine Glaskunst verehrt. Er wird besonders gerühmt für seine technische Ge- Bauschule, die im ersten Weltkrieg geschlossen wurde. Im Anschluss an sei-

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ne Tätigkeit als Chefarchitekt des Siedlungsamtes (1920–22) ging er 1923 nach Paris, wo er großen Einfluss auf die moderne französische Architektur, vor allem auf Le Corbusier hatte. 1928 kehrte er nach Wien zurück und verteidigte weiter seine Ideen von einer urbanen sachlichen Alltagskultur, die später bei Walter Gropius und der Bauhaus-Bewegung Anerkennung fanden. Loos gilt als der wichtigste Pionier der modernen Architektur. Seine Bauten zeichnen sich aus durch Ornamentlosigkeit, geometrische Vereinfachungen und durch Verwendung von natürlich belassenen Materialien. Zu seinen Hauptwerken zählen das Café Museum in Wien (1899), die Villa Karma in Clarens, Schweiz (1904–06), Kärntner-Bar in Wien (1907), Haus Steiner in Wien (1910), das als Epoche machendes Werk gilt, Haus am Michaeler Platz in Wien (1910), Haus Tristan Tzara in Paris (1925), Haus Khuner in Payersbach, Niederösterreich (1930) und Haus Müller in Prag (1930). Darüber hinaus wurden seine theoretischen Schriften veröffentlicht.

Belgien. 1894 fand die erste gemeinsame Ausstellung der Künstlergruppe The Four (Mackintosh, MacNair und die MacDonald-Schwestern) statt. 1896 nahmen sie an einer Ausstellung der Arts and Crafts Society in London teil. Zur selben Zeit gewann Mackintosh’s Entwurf für die Glasgow School of Art den Architekturwettbewerb. In Zusammenarbeit mit seiner Frau Margaret MacDonald richtete er ab 1896 mehrere Teesalons in Glasgow ein; zudem erhielt er aus dem In- und Ausland Aufträge für die Gestaltung von Villen und Wohnungen, unter anderem für ein Musikzimmer für Fritz Waerndorfer. 1915 zogen die Mackintosh’s nach London, wo sie, von einem Aufenthalt in Port-Vendres (Frankreich) 1923–27 abgesehen, bis zu ihrem Lebensende blieben und sich mehr mit Grafiken und Buchkunst beschäftigten. Mackintosh gehört zu den Hauptvertretern des Jugendstils, der vor allem mit seinen Entwürfen für Möbel, Textilien etc. wegweisend war. Wie seine Zeitgenossen war auch er vom Symbolismus und der japanischen Kunst inspiriert und entwickelte seinen ganz eigenen, unvergleichlichen linearen Glasfabrik Johann Lötz Witwe Dekorationsstil. Seine Dekors waren stets zurückhaltend und unterstri(Max Ritter von Spaun, 1856–1908) chen immer die Form der Möbel. Darüber hinaus setzte sich Mackintosh Klostermühle bei Unterreichenstein auch mit den theoretischen Schriften William Richard Lethaby’s und John Hohlglashütte und Veredelungsbetrieb für Zier- und Gebrauchsglas, Be- Ruskin’s auseinander. Zu seinen Hauptwerken gehören die Glasgow School leuchtungsartikel, Wandverkleidungen und Glasfenster. Vertrieb u. a. of Art (1897–99), Erweiterungsbau mit Bibliothek (1907–09), die Cranstondurch E. Bakalowits Söhne, Wien, zeitweise auch durch J. & L. Lobmeyr, Teestuben in Glasgow (1897–1911) und Hill House in Helensburgh (1902). Wien. Rohglaslieferant u. a. für L. C. Tiffany, N.Y., und die Fachschule für Glasindustrie in Haida, Böhmen. Maurice Marinot 1836 von Johann B. Eisner von Eisenstein in Klostermühle gegründet. Kurz Troyes 1882–1960 Troyes vor 1840 kauft Hüttenmeister Johann Loetz (1778–1848) die Hütte, die nach Sohn eines Strumpffabrikanten. Ab 1901 Studium der Malerei an der École seinem Tode seine Witwe unter dem Namen Joh. Loetz Witwe weiterführt. des Beaux-Arts in Paris (Atelier Cormon). 1905 Rückkehr nach Troyes. Ab In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts großer Aufschwung des Unter- 1911 beginnt er sich intensiv mit Glas zu beschäftigen. In den folgenden nehmens mit chemisch behandeltem Luxusglas. 1879 übernimmt der Enkel, Jahren Einrichtung einer eigenen Werkstatt in Bar-sur-Seine, Studium der Max Ritter von der Spaun, die Hütte und modernisiert sie durchgehend; Herstellungstechniken und chemischen Rezepturen sowie erste eigenhän1908 erbt sie sein Sohn gleichen Namens. 1885–1914 ist Eduard Prochaska dige Ausführungen der eigenen Entwürfe, wie Vasen, Schalen, Teller und Direktor. Um 1900 zählt die Firma zu den bedeutendsten Hütten Europas; Flakons. 1914–18 in Marokko („période d’émail“). Er bevorzugt Farbkomsie beschäftigt ca. 200 Arbeiter. Schon in den 80er und 90er Jahren Herstel- binationen mit weißem Email auf dickem, manchmal opalinem Glas, ab lung von farbigem Glas mit feinen Hüttendekoren, wie Einlagen von ver- 1919 auch auf unreinem Glas („verre malfin“). Ab 1922 befasst er sich auch schiedenfarbigem Glas und Irisierungen. 1898 Privilegerteilung auf Ver- mit Ätzverfahren auf farblosem Glas und schließlich mit großflächigem wendung der Lüsterglastechnik. Im gleichen Jahr Ausstellung einer eigenen Schliffdekor auf mit Metalloxiden eingefärbtem Dickglas. Ab 1927 bevorKollektion irisierter Gläser in Wien. 1899 werden in Paris erstmals Papillon- zugt er Modellierarbeiten am heißen Glas vor dem Ofen („modelage à Gläser mit leuchtenden Iristupfen und Phänomen-Gläser mit ein- oder auf- chaud“). Es entstehen dickwandige Gläser von großer Formenschlichtheit, geschmolzenen und gekämmten, z. T. metallisch gefärbten Glasfäden ge- die er mit Goldpailletten, farbigen Metalloxiden, Lagen aus geädertem zeigt. Um 1900 direkte Nachahmungen der kostbaren Gläser Tiffanys (s. Email oder feinem Metalloxidpulver zwischen den Überfangschichten verEintrag), wie z. B. hohe, tulpenförmige Stängelgläser und Pfauenfederva- sieht („décors intercalaires“). Ein Meister ohnegleichen ist er in der Ansen. Um 1902 irisierte Vasen nach Entwürfen von Kolo Moser und seinen wendung von Luftblaseneinschlüssen („téchnique du bullage“). Die OberSchülern durch Vermittlung der Wiener Firma Bakalowits. Seit 1902 Zusam- flächen der Gläser sind glatt, krakeliert, matt, rau bis eisglasartig geätzt menarbeit mit Maria Kirschner, Berlin, und Leopold Bauer (geb. 1872), der oder tief durchfurcht mit Hilfe von Schnitt und Ätzung. Nach 1937 widmet 1903 die reich mit Glas ausgestattete Spaunsche Villa entwirft. 1909–11 un- er sich bis zu seinem Tode wieder ausschließlich der Malerei. ter der künstlerischen Leitung von Adolf Beckert Ausführung von geätzten Überfangartikeln mit naturalistischen Pflanzenmotiven, stark beeinflusst Dino Martens vom französischen Jugendstilglas. In den ersten zwei Jahrzehnten nach 1900 Venedig 1894–1970 Venedig zählen ferner Hauptvertreter der Wiener Werkstätte zu den Entwerfern: Jo- 1918–24 Studium der Malerei an der Academia di Belle Arti in Venedig. sef Hoffmann (1870–1956), Dagobert Peche (1887–1923), Michael Powolny 1924–35 freie künstlerische Tätigkeit als Maler und Entwerfer für Hohl(1871–1954), Otto Prutscher (1880–1949); ferner Marie Wilfert-Waltl, Prag, glas und Mosaiken u. a. 1925 für S.A.L.I.R. und ab 1932 für Salviati & C. in und die Wiener Hans Bolek (geb. 1890), Franz Hofstätter, Arnold Nechans- Verbindung mit der Manufaktur Successori Andrea Rioda. 1933 V. Trienky (geb. 1888), Carl Witzmann und Milla Weltmann. 1911 Konkurs. 1913 nale in Mailand mit Entwürfen für Salviati: Filigran-, Reticello- und SofGmbH. Nach dem Ersten Weltkrieg Umwandlung in eine Aktiengesellschaft. fiati-Gläser; ebenso auf der Biennale 1934 in Venedig: irisierende Vasen in 1930 Brand. Im Zweiten Weltkrieg Einstellung des Hüttenbetriebs. bizarrer, auch perforierter Formgebung. 1935 – 1939 Kriegsdienst in Afrika. 1939–62 künstlerischer Mitarbeiter, ab 1944 leitender Entwerfer für Tyra Lundgren Hohlglas und Beleuchtungskörper bei Aureliano Toso in Murano. In den Stockholm 1897–1979 Stockholm 1950er Jahren gehört Martens zu den führenden, innovativen Glaskünstlern In den 1930er Jahren Tätigkeit für die Glashütte Rijmyre und Kosta, die in Murano. Charakteristisch sind sensible, häufig bewegte, symmetrische finnische Glashütte Riihimäki und die böhmische Glashütte Moser. Zudem Formen und Zwischenschichtdekore wie Oriente und Eldorado in kräftigen in der französischen Porzellanmanufaktur in Sèvres und in der veneziani- Farben aus Pudern, Kröseln und Glasstab-Abschnitten sowie Zanfirico-Deschen Glashütte Vetri Muranesi Venini. kore, in asymmetrischer Patchwork-Anordnung und subtiler Farbgebung. Charles Rennie Mackintosh Bruno Mauder Glasgow 1868–1928 London München 1877–1948 Zwiesel 1884 begann Mackintosh eine Ausbildung im Architekturbüro John Hut- Nach Abschluss seiner Lehre als Glas- und Porzellan-Maler geht er 1899 an chinson. 1889 wechselte er zu Honayman & Keppie, wo er Herbert MacNair die Münchener Kunsthochschule, an der er vier Semester Glas-, Keramikkennen lernte. Gleichzeitig besuchte er Abendkurse an der Glasgow School und Porzellanmalerei studiert. Mauder arbeitet zwischen 1901 und 1909 of Art, wo er seine spätere Ehefrau Margaret MacDonald und deren freiberuflich als kunstgewerblicher Zeichner und Entwerfer. 1909 wird er Schwester Frances kennen lernte. 1890 gewann er einige Wettbewerbe und zum Direktor der Glasfachschule Zwiesel berufen. Mauder entwirft u. a. erhielt zudem seine ersten Aufträge. Das Alexander-Thomson-Reisesti- für die Kristallglasfabrik Gistl KG in Frauenau (H. von Poschinger) u. a. pendium ermöglichte ihm 1891 eine Reise nach Frankreich, Italien und Glasfabriken in Zwiesel, Neustadt, Berlin und Penzig.

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Meyr’s Neffe, K.K. Private Kristallfabriken, Adolf bei Winterberg, Südböhmen (heute Vimperk, Tschechien) 1814–16 errichtet Josef Meyr die Adolfshütte, benannt nach dem ersten Besitzer des Hüttengutes, Fürst Adolf von Schwarzenberg. Seit 1841 gehört der Betrieb gemeinsam mit den Hütten Eleonorenhain und Kaltenbach (gegründet 1798) zur Firma Meyr’s Neffen, geleitet von Wilhelm Kralik und Josef Taschek. 1854 Erweiterung durch Ankauf der Hohlglashütten Ernstbrunn, Franzensthal und etwas später Idathal und Louisenhütte. Ab 1862 führt W. Kralik allein das Unternehmen unter der Firmenbezeichnung Meyr’s Neffe. 1881 Aufteilung des Besitzers unter seine vier Söhne: Die Hütten Eleonorenhain und Ernstbrunn fallen an Heinrich und Johann Kralik (s. Wilhelm Kralik Sohn); Adolf, Idathal und Louisenhütte übernehmen Karl und Hugo Kralik unter dem alten Firmennamen; Kaltenbach und Franzensthal werden bald darauf aufgelassen. Meyr’s Neffe pflegt engste Zusammenarbeit mit der Firma Lobmeyr, die fast ihr gesamtes Rohglas von Adolf bezieht und die Weiterbearbeitung mit Schnitt und Gravur hauptsächlich in den Heimbetrieben Nordböhmens nach ihren genauen angaben ausführen lässt. Zur Weltausstellung 1873 erste irisierte Gläser. In den 90er Jahren Nachbildungen altböhmischer Gläser und Vasen in mohammedanischem Stil mit Gold- und Emailmalerei nach Vorlagen von F. Schmoranz (1845–1892). Um 1900 Kelchgläsersätze nach Entwürfen von Kolo Moser und Josef Maria Olbrich (1867–1908) im Auftrag der Firma Bakalowits. Entwerfer bis 1922 sind insbesondere Künstler der Wiener Werkstätte, wie Otto Prutscher und Josef Hoffmann (1870–1956). 1922 Zusammenschluss mit der Aktiengesellschaft Ludwig Moser & Söhne (s. Eintrag) unter Karlsbader Kristallglasfabriken A.-G. Ludwig Moser & Söhne und Meyr’s Neffe.

der Künste. 1938 Übersiedlung in die Vereinigten Staaten. Direktor am Armour Institute in Chicago. Die berühmtesten seiner Bauten aus dieser Zeit bis zum Tod: Lake Shore Drive Apartments, 1951; Farnsworth House, 1951; Seagram Building, 1958; Neue Nationalgalerie Berlin, 1968. Klaus Moje Hamburg 1936–2016 Canberra 1952–55 Lehrjahre für die Verarbeitung von Glas im elterlichen Betrieb. Glasmeister-Diplom 1959 in Rheinbach und Hadamar. Arbeitet 1961 im eigenen Atelier mit seiner Frau Isgard Moje-Wohlgemuth in Hamburg. In den Jahren 1979 bis 1982 ist er Gastprofessor an der Pilchuck Glass School, Stanwood (USA), an der Kunsthandwerkschule in Kopenhagen, am Royal College of Art in London, am Middlessex Polytechnikum in London und dem California College of Arts and Crafts in Los Angeles. 1980 verlegt er sein Atelier nach Canberra, Australien. 1982 ist er Mitbegründer der Glasabteilung der Canberra School of Art der Australien National University, Canberra. Seit 1992 teilt er sich ein Atelier mit B. Enders. Isgard Moje-Wohlgemuth Gumbinnen 1941–2018 Schwanenwerder Sie besucht von 1956 bis 1959 die Glasfachschule Hadamar und fertigt von 1959 bis 1962 Entwürfe für die Glasindustrie. Ab 1961 hat sie ein Atelier mit Klaus Moje in Hamburg. Erste Ausstellungen ihrer Arbeiten farbiger Hohlglasmalerei. Dozenturen an der Pilchuck Glass School (USA), Royal College of Art (GB) und Canberra School of Art (Australien). 1977 gründet sie die Galerie der Kunsthandwerker in Hamburg. Seit 1980 arbeitete sie im eigenen Atelier in Schwanenwerder. Glastechnisch bekannt wurde sie vor allem für ihre Farbgläser, ofenverformte Gläser, diamantgestippte Gläser und ihren Glasschmuck. Sie erhielt für ihre Werke zahlreiche Auszeichnungen.

Eugène Michel Lunéville 1848–1904 Paris Sohn eines Glasschneiders. Arbeitet ab 1867 im Pariser Dekorationsatelier von Eugène Rousseau und ab 1885 von E. Léveillé. Michel zählt zu den ta- Karin Mǿrch lentiertesten Glasschneidern des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Seit Mitte Holmegǻrd 1977 der 90er Jahre ist er selbständiger Glaskünstler in Paris. Ab 1904 arbeitet Lebt und arbeitet in Kopenhagen er mit dem Dekorateur Eugène Lelièvre in Paris zusammen, der ihm für Beide Eltern waren Designer, sie wuchs auf in einer Atmosphäre von Kunst, seine geschliffenen und geschnittenen Kristallflakons und -dosen Metall- Jazz und extensiven sozialer Vernetzung. 1997 begann sie als Praktikantin montierungen entwirft. in Fanefjord im Heißglas-Studio bei Per Rene Larsen, wechselte zur EnBei Michel’s signierten Arbeiten handelt es sich um mehrfach überfangene gelsholm Art School und wurde 1998 Assistent von Niels Chr. Olesen in Gläser. Der farbige, florale Überfangdekor steht im plastischen Hoch- Skagen. Von 1998 bis 2002 studierte sie an der School of Glass & Ceramics schnitt auf oft krakeliertem, hellem Fondglas mit Oxideinschlüssen. Seine auf Bornholm (heute KADK), Nexo, Dänemark. Seit 2002 lebt sie in KoArbeiten sind stark von der chinesischen Glasschneidekunst des 18. und 19. penhagen als selbständige freie Künstlerin, seit 2013 mit einem eigenen Jahrhunderts beeinflusst. Unternehmen: Karin Mǿrch Glass. Ludwig Mies van der Rohe Aachen 1886–1969 Chicago Jüngster Sohn des Aachener Steinmetzmeisters Michael Mies. Besuch nach der Grundschule und Domschule 1899–1901 Baugewerbeschule zum Bauzeichner. 1904 arbeitete er als Zeichner bei einem Aachener Architekten. 1905 Arbeit bei dem Architekten Bruno Paul in Berlin als Möbelentwerfer. Besuch der Kunstgewerbeschule und der Hochschule für bildende Künste in Berlin. 1907 erstes Wohnhaus. 1908 wechselt er auf Empfehlung Pauls zu Peter Behrens, bei dem auch Walter Gropius arbeitete. Die Ausstellung der Arbeiten F. L. Wrights in Berlin 1910 hinterließen bleibende Eindrücke. 1913 eröffnete er ein Architekturbüro in Berlin. Nach dem Krieg gründet er zusammen mit einigen Künstlern in Berlin die Novembergruppe und organisierte bis 1925 die Architekturbeiträge dieser Gruppe in der jährlichen Großen Berliner Kunstausstellung. 1923 baute er sein erstes Gebäude in moderner Formensprache: Haus Ryder in Wiesbaden. 1924 trat er auf Einladung dem DWB (Deutscher Werkbund) bei und wurde 1926 zum Vizepräsidenten ernannt. In dieser Funktion leitete er die Werkbundausstellung Die Wohnung 1927 in Stuttgart. 1918 wurde er mit der künstlerischen Leitung der deutschen Abteilung der Weltausstellung 1929 in Barcelona beauftragt. Er selbst baute das offizielle Empfangsgebäude, das bedeutendste Werk der modernen Architektur überhaupt: der BarcelonaPavillion. Ende 1928 entstand der Entwurf für Haus Tugendhat in Brünn, das 1930 fertig gestellt wurde. Er entwarf auch eine Reihe von Möbeln, die bekanntesten sind die berühmten Freischwinger der MR-Serie, der Barcelona-Sessel, der Brünn-Stuhl, der Tugendhat-Sessel, die Palisanderliege mit Nackenrolle und das Glastischchen mit Kreuzgestell. 1930 Direktor des Bauhauses in Dessau, das aber durch einen NS-Stadtrat 1932 geschlossen wurde. 1937 Ausschluss aus der Preußischen Akademie

Biografien & Glashütten

Carlo Moretti Murano (Italien) Die Glasmanufaktur Carlo Moretti wurde 1958 von Carlo und Giovanni Moretti, zwei Brüder aus einer alten Glasmeisterfamilie, in Murano gegründet. 2013 wurde die Manufaktur von einem venezianischen, international operierendem Design- und Einrichtungsunternehmen übernommen. Die Hütte hat Murano-Kristall-Glas wiederentdeckt und technisch weiterentwickelt. Sie bringt jährlich Glaskollektionen (Vasen, Gläser, Schalen, Lampen etc.) mit neuen Farben und Formen heraus und verbindet das Jahrhunderte alte Wissen der heißen Glasverarbeitung mit zeitgenössischem italienischem Design. Noberto Moretti Venedig 1961 Lebt und arbeitet in Escoutoux Norberto Moretti absolvierte 1977 die Academy of Fine Arts in Venedig und begann im Anschluss seine Lehre in der Glashütte von Alfredo Barbini. Ab 1982 arbeitete er als Dekorateur im Atelier von Guglielmo Sent in Murano, wo er die Technik der Glasdekoration mit Emaille und Blattgold erlernte und schließlich seine Ornamenttechniken bei S.A.L.I.R. in Murano perfektionierte. 1992 eröffnete er seine eigene Werkstatt und spezialisierte sich auf die klassische venezianische Handwerkskunst. Im Jahr 2003 begann er als Designer für die Glashütte Salviati zu arbeiten, eine Zusammenarbeit, die bis heute andauert. 2012 zog Moretti nach Frankreich, wo er eine neue Werkstatt eröffnete, in der er sich ausschließlich der Kreation von Unikaten widmet. Moretti erschafft Objekte mit klaren Linien und bunten Farben, die gleichzeitig zeitgenössisch und doch in der Tradition verwurzelt sind. Es sind Werke, die aus einer uralten Geste, Ruhe und Heiterkeit und aus un-

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erschütterlicher Handwerkskunst und verborgenem Wissen, frei von den Trends des Augenblicks, geboren werden. William Morris Walthamstow 1834–1896 London Morris studierte Kirchengeschichte und mittelalterliche Dichtkunst am Exeter College in Oxford, wo er eine Freundschaft mit Edward C. BurneJones schloss, die lebenslang Bestand hatte. 1856 fing er als Lehrling im Architektenbüro Street an und schrieb gleichzeitig für das Oxford and Cambridge Magazine. Unter dem Einfluss von Dante Gabriel Rossetti und John Ruskin wandte er sich bald der Malerei und Dichtung zu. 1861 gründete er, unter anderem mit Burne-Jones, Rossetti und Philip Webb als Teilhaber, eine Firma für Kunsthandwerk: Morris, Marshall, Faulkner & Co. Die hier hergestellten Objekte – Möbel, Gläser, Webarbeiten, Tapeten, Stickereien, Glasmalereien, farbige Glasfenster u.v.a. –, mit denen Morris eine Alternative zur Fabrikware schaffen wollte, haben die strenge Form und die Linienbehandlung der Gotik zum Vorbild. Morris, der immer auch Dichter und Lyriker war, gründete 1891 die Kelmscott Press, deren Erzeugnisse große Bedeutung für die weitere Entwicklung der Buchkunst hatten. Wie sein geistiger Vater John Ruskin stand Morris dem Kommerzialismus kritisch gegenüber und wandte sich in den 1880er Jahren der Politik zu: 1883 trat er der Democratic Federation bei, 1884 gründete er die Socialist League und wurde Herausgeber der Parteizeitung „Commonweal“. Seine sozialreformerischen Ideen und seine strikte Ablehnung von Maschineneinsatz im Kunsthandwerk machten Morris zum Begründer der englischen Arts-and-Crafts-Bewegung. Seine Ansichten formulierte er in vielen Reden und Schriften, unter anderem in „The Decorative Arts“ (1878) und in „Collected Works“ (1915).

ment, arbeitet mit blasenhaltigem Sodaglas und gibt ihren Objekten durch Einschmelzen von Glasfibereinlagen und Metallpartikeln einen besonderen Reiz. 1970 übernimmt sie die Leitung des „Plus“-Teams des „Art and Craft Center“ der Glashütte Frederikstad. Ihr ist die Wiederbelebung und Modernisierung der Glaskunst in Norwegen zu verdanke. Muller Frères Lunéville und Croismare (Frankreich) Die Ursprünge der Familie Muller liegen in Kahlhausen/Moselle4. Es sind neun Brüder und eine Schwester, die sich als Glasdekorateure einen Namen machen. Ab 1885 lernen Désiré und Eugene Muller bei E. Gallé in Nancy Gravur und Glasschnitt. Auch die Brüder Victor, Pierre und Henri lernen bei Gallé. Bald darauf gründet Henri in Lunéville eine Dekorationswerkstatt. Bald danach folgen die Geschwister nach. Sie beherrschen alle techniken der Glasveredelung. Sie entwickeln eine Reihe von neuen Techniken und stellen Gläser im Stil der Schule von Nancy mit floralen Dekoeren, Landschaften und „verre parlantes“ her.1906/o7 arbeiten Henri und Désiré auf Einladung der Cristalleries de Val St. Lambert in Belgien und fertigen etwa 400 Entwürfe im Stil der Fa. Daume Frères & Cie. 1936 muß die Fa. ihre Tore schließen. Es bleibt nur ein kleines Dekorationsatelier bestehen, in denen Auftragsarbeitenerfolgen. Wolfgang Mussgnug Nördlingen 1958 Lebt und arbeitet in Nördlingen 1978–83 Studium der Philosophie, Politologie und Kunstgeschichte an den Universitäten Heidelberg und München. Seit 1984 freischaffend als Künstler tätig: Glasobjekte, Glasmalerei, Zeichnung, Malerei, Installation, Kunst am Bau. Daneben Vortragstätigkeit, Einführungsreden, Kurator. 2001–09 Lehrtätigkeit an der Internationalen Hochschule für Kreativpädagogik und Künstlerische Therapien, Calw. Seit 2010 Lehrtätigkeit an der MSH Medical School Hamburg.

Kolo(man) Moser Wien 1868–1918 Wien Maler, Grafiker und Entwerfer für Kunsthandwerk. 1886–92 Schüler von Fr. Rumpler, Chr. Griepenkerl und M. Trenkwald an der Wiener Akademie. 1892–95 bei Fr. Matsch an der Kunstgewerbeschule. 1897 Gründungsmit- Henri Édouard Navarre glied der Wiener Secession, aus der er 1905 mit der Klimt-Gruppe austritt. Paris 1885–1971 Paris 1899 Lehrer und seit 1900 Professor an der Kunstgewerbeschule in Wien. Sohn eines Architekten, der ihn bereits als Junge mit den Arbeiten in der 1903 Mitglied der Wiener Werkstätte, gemeinsam mit Josef Hoffmann und Glasfirma Legras & Cie. vertraut macht. 1903 Bildhauerausbildung an der Fritz Werndorfer. Um 1900 Entwürfe für Glasfenster, Tafelservices und Ecole Bernard Palissy in Paris. 1904 Schüler der Zeichenakademie Julian, Vasen im Auftrag der Fa. Bakalowits Söhne, Wien. Ausführung durch die 1905 an der Ecole des Beaux-Arts (Atelier de médaille) und technisches Fabriken Joh. Lötz Witwe, Rheinische Glashütten und Meyr’s Neffe. Studium am Conservatoire National des Arts et Métiers (Glasfenster und Mosaiken). 1905 – 1910 in verschiedenen Bildhauer- und ZiselierwerkstätLudwig Moser & Söhne, ten tätig. 1911 erneut Schüler der Ecole des Beaux-Arts. 1923 fertigte er Karlsbad und Meierhöfen, Nordböhmen (heute Karlovy Vary, Tschechien) seine ersten Gläser in Zusammenarbeit mit dem befreundeten André Thu1857 von Glasschneider und -händler Ludwig Moser (1833–1916) als Ver- ret, der wie er Anfänger in der Hütte Sovirel in Bagneaux bei Paris ist. edelungswerkstatt in Karlsbad gegründet. Beschäftigt die tüchtigsten Kurz darauf wird er Berater der Glasfirma Usines et Manufactures d’Art Schleifer und Schneider Karlsbads und Nordböhmens. Zur Wiener Welt- des Bezon. 1927 Ausführung des 2,30 Meter hohen Christuskopfes aus ausstellung 1873 Pokale nach Wilhelm v. Kaulbach (1805–1874), Friedrich Pressglas für die Kapelle des Luxusdampfers „Ile de France“. Die späteren Gauermann (1807–1862) u. a. Seit dieser Zeit K.K. Hoflieferant. Als Glas- Glasarbeiten entstehen vermutlich zum größten Teil in den Verreries de schneider sind bekannt: Johann Hoffmann (gest. 1900), Josef Urban (gest. Saint-Denis et de Pantin Réunion (früher Legras & Cie.). 1895), Sohn Julius U. (geb. 1883), Rudolf Hiller (1827–1915) und Sohn (geb. Bei Navarres Gläsern handelt es sich stets um Einzelstücke, die er alle 1855). Seit 1893 angeschlossene Hohlglashütte in Meierhofen bei Karlsbad. selbst entwirft und eigenhändig ausführt. Um 1925 zeigte er großes InterUm 1900 firmieren die Besitzer Ludwig, Rudolf und Gustav Moser unter esse für plastisch geformte Glasobjekte. Anfänglich arbeitete er kleine Karlsbader Glasindustrie-Gesellschaft Ludwig Moser & Söhne mit ca. 400 Überfangvasen mit eingeschmolzenen Linien- oder Bändermotiven aus Arbeitern. Spezialfabrikate sind Gläser mit verlaufendem grünem oder vi- dicht gestreuten Metalloxiden. Seine folgenden Glasgefäße sind meist olettem Überfang in Tiefschnitt; ferner Tafelservice mit grünen und roten schwer und dickwandig mit Zwischenschichtdekors aus Oxiden und LuftblaAufschmelzungen, Bändern in Reliefgold und Insekten in Mattschnitt sen. Die verwendete Glasmasse ist meistens leicht gefärbt oder unrein. Da(„Karlsbader Secession“). Nach 1900 Überfangvasen mit geätztem Dekor neben entstehen Vasen und Schalen mit stark plastischen Glasauflagen in in der Art lothringischer Erzeugnisse. Um 1920 Arbeiten nach Entwürfen Zangenarbeit oder mit krakelierten Wandungen sowie formgeblasene Gläser. von Künstlern der Wiener Werkstätte: Josef Hoffmann (1870–1923), E. J. Wimmer (1882–1961) und Julius Zimpe (1896–1925). 1922 unter den Direk- Paul Nicolas toren Leo und Richard Moser Ankauf der Hütte Adolf bei Winterberg (s. Laval-sous-Bruyère 1875–1952 Nancy Meyr’s Neffe), die wahrscheinlich schon vorher wichtigster Rohglasliefe- Stammt aus einer Gärtnerfamilie. Studiert Architektur an der Ecole des rant war. Die Firma besteht noch heute als Ludwig Moser. Beaux-Arts in Nancy. 1893 Eintritt in die Firma Emile Gallé, wo er als Mitarbeiter bei der Herstellung von geätzten Glasdekors eingesetzt wird. Benny Motzfeldt Avanciert zum Emailmaler für floralen Glasschmuck. Befasst sich intensiv Åsen 1909–1995 Oslo mit Glasherstellungstechniken. Nach dem Tode Gallés führt er dessen FirGeboren in Nord-Trondelag studiert sie von 1931 bis 1935 an der Staatli- ma weiter. 1919 Eröffnung eines eigenen Veredelungsateliers in Nancy und chen Handwerks- und Kunstschule in Oslo Malerei. Nach ihrem Studium enge Zusammenarbeit mit ehemaligen Mitarbeitern Gallés. Die Rohlinge beschäftigt sie sich als Malerin und Grafikerin, schuf Buchillustrationen werden von der Firma Saint-Louis bezogen. Ab 1923 enge direkte Zusamund Collagen. 1955 wird sie Mitarbeiterin der Hadelands Glaswerke und menarbeit mit Saint-Louis. entwirft Gebrauchsglas und kleine (Tier-)Skulpturen. Ab 1960 entwickelt Die Vasen und Schalen von Nicolas haben einfache Gefäßformen. In seinen sie neue technischen Möglichkeiten der Glasformung in feuerfestem Ze- geätzten und geschnittenen Überfangdekors bleibt er vornehmlich dem flo-

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ralen Jugendstil im Genre Gallé verpflichtet. Daneben entstehen um 1925 Vasen aus farblosem Glas mit geometrischen Motiven. Um 1930 erarbeitet er sich neue Effekte, in dem er farbloses Überfangglas gezielt mit Metalloxideinschlüssen versieht (Zwischenschichtdekors). Auf die so bunt gefleckten Wandungen schneidet er oft Blüten, Fische, Wellen, Algen, Schmetterlinge oder Landschaften im Hochrelief. Kurz nach 1930 ist eine Reihe von Kristallvasen aus zweifachem Überfang mit geometrischem Tiefschliffdekor zu datieren. In die 30er Jahren gehören auch geschliffene farblose Kristallartikel und Gefäße mit dicken Wandungen, die neben Metalloxiden auch Gold- und Silberfolienpartikel sowie Blasen einschließen. 1940–52 bemalt er eine Reihe von Vasen, die er von der Firma Daum bezieht, mit floralen Emaildekors.

Nancys hergestellt. 1916 wird Carl Oskar Simon Gate Mitarbeiter, 1917 Nils Tove Edvard Hald.Von 1920 bis 1930 ist der Schwerpunkt die künstlerische Gravur auf Klarglas. Im Laufe der Jahre kommt es zu einer Anzahl von technischen und künstlerischen Innovationen. 1916 erfindet Knut Bergkvist die Graal-Glastechnik. 1936 entwickelt Edvald Hald das SlipGraal-Glas und Vicke Lindstrand das Mykene-Glas. Im gleichen Jahr wird erstmals Ariel-Glas vorgestellt. 1947 führt Sven Palmquist die KrakaTechnik ein. 1948 stellt Palmqvist erstmals die von ihm entwickelte Ravenna-Gläser vor. Seit 2013 ist Orrefors Teil von Kosta Boda (Schweden). Stepan Pala Zlin 1944 Lebt und arbeitet in Bratislava Pala absolvierte eine Ausbildung zum Glasmacher an der Glasschule in Kamenický Šenov und arbeitete einige Zeit in der tschechischen Glasindustrie. 1969 besuchte er die Akademie in Bratislava und wurde zu einem der herausragendsten Studenten der Abteilung für Architekturglas unter der Leitung von Vaclav Cigler. Nach Abschluss seines Studiums 1975 ließ er sich als freischaffender Künstler nieder. Als Empfänger vieler offizieller Aufträge in der Tschechoslowakei begann er nach dem Zusammenbruch des Kommunismus, im Ausland zu arbeiten. Er hat mehrere Preise gewonnen, darunter den Goldpreis auf der Internationalen Glasausstellung 1998 in Kanazawa, Japan; den Ersten Preis beim slowakischen Feinschalenwettbewerb 1994 in Bratislava und den Hauptpreis bei der Internationalen Glaskunst Triennale in Nürnberg. Palas Arbeiten werden in weltweiten öffentlichen Sammlungen gezeigt, darunter im Victoria and Albert Museum in London, England; Königin Beatrix Sammlung in den Niederlanden; Glasmuseum in Bärnbach, Österreich und Slowakische Nationalgalerie in Bratislava.

Massimo Nordio Venedig 1947 Lebt und arbeitet in Venedig Massimo Nordio erhielt eine Ausbildung als Cinematograf und Fotograf. Er ist ein früher Sammler venezianischen Glases des 20. Jahrhunderts. 1980 erhielt er den Auftrag, Monografien wichtiger moderner Glaskünstler aus MNurano zu erstellen, wie z. B. Carlo Scarpa, Fulvio Bianconi, Napoleone Martinuzzi, Ercole Barovier u. a. Zu dieser Zeit began er, eigene Objekte zu entwerfen und begann in den 90er Jahren sich vertieft mit der Entwicklung und dem freiberuflichen Glasdesign zu beschäftigen. In den letzten Jahren arbeitete er mit workshops eng mit Pilchuck, Niijima und dem Murano Centro Studio Vetro zusammen. Im Jahr 1096 assistierte er Roger Selden bei der Schaffung des berühmten Glas-Panels in der Synagoge zu Mailand und seine Arbeiten wurden in die jährliche Auswahl des Corning Museums für Glas in den Jahren 1998, 2000, 2006 und 2010 aufgenommen. Neben vielen persönlichen und Gruppenausstellungen in internationalen Galerien, hatte er auch Einzel-Ausstellungen wie die Avventurin im Correr Museum in Venedig, und Zodiac im Furukawa Kunst Zora Palová Museum Nagoya in Japan. Seine Arbeiten sind Gegenstand eines Buches Bratislava 1947 von Attilia Dorigato, erschienen bei Arsenale Editrice. Lebt und arbeitet in Bratislava Besuch der Kunstgewerbeschule in Bratislava. Anschließend unterrichtete Edvin Öhrström sie an der öffentlichen Kunstschule in Nitra und arbeitete als Designerin, beBurlöv 1906–1994 Stockholm vor sie in ihre Heimatstadt zurückkehrte, um die Kunstakademie zu besuStudium der Architektur, Bildhauerei und Grafik. 1936 Mitarbeiter bei Or- chen. Sie belegte zunächst Kurse in Malerei und Bildhauerei, wechselte aber refors, entwickelte er auf der Basis der Graal-Technik ein neues Dekorati- 1971 in die Abteilung für Architekturglas von Vacláv Cigler. Nach ihrem Stuonsverfahren: die Ariel-Technik. Dabei werden in ein vorbereitetes Über- dium begann sie vier Jahre später eine Karriere als freie Künstlerin in Bratifangwerkstück Konturen von einer Schablone durch feine Nadelstiche slava. Ihre Skulpturen und ihr Glasschmuck erregten bald Aufmerksamkeit übertragen. Durch Schliff, Gravur, Ätzung oder Sandstrahlverfahren wer- und sie erhielt öffentliche Aufträge und wichtige Auszeichnungen. Von 1996 den die Konturen eingetieft oder durch Konturierung aus ihm herausgear- bis 2003 leitete sie die Glasabteilung an der University of Sunderland in beitet. Nach der Wiedererwärmung wird das Glas überstochen, dabei Großbritannien. Palovás Arbeiten sind in vielen bedeutenden öffentlichen fängt sich Luft in die eingebrachten Vertiefungen, die das Dekor entstehen Sammlungen vertreten, darunter im Corning Museum of Glass in Corning, lassen. Das wohl am häufigsten umgesetzte Dekor der Ariel-Reihe ist der New York; die Slowakische Nationalgalerie in Bratislava, Slowakei; Ulster „Mädchenkopf im Profil mit Blüten und Taube in Ornamentumrahmung“. Museum in Belfast, Irland; das Victoria & Albert Museum in London und die Kunstsammlungen der Veste Coburg in Coburg. 2008 erhielt Palová den Joseph Maria Olbrich Cristal Wing, den slowakischen Staatspreis für die Persönlichkeit des JahTroppau 1867–1908 Düsseldorf res, beim Coburger Glas Preis 2006 gewann sie den dritten Preis. Olbrich, ein Schüler der Architekten Karl von Hasenauer und Otto Wagner an der Akademie in Wien, war 1897 Gründungsmitglied der Wiener Sezes- Gebrüder Pallme-König & Habel sion, deren Gebäude er entwarf. 1899 wurde er als Architekt und Lehrer an Steinschönau und Kosten bei Teplitz, Nordböhmen die Darmstädter Künstlerkolonie berufen, wo er neben seiner Tätigkeit als 1786 gründet Ignaz Pallme-König die Glasraffinerie Pallme und Ullmann in Architekt auch Entwürfe für Zinnobjekte und einige Grafikarbeiten schuf. Steinschönau. 1887 fällt der Betrieb an die Enkel Joseph und Theodor Pall1907 war er Mitbegründer des Deutschen Werkbundes in München. me-König. Rohglasbezug von der Elisabethhütte, Kosten bei Teplitz, geleitet Olbrich war einer der produktivsten Architekten des Jugendstils und ein von Wilhelm Habel. 1889 Vereinigung der beiden Firmen zu Gebrüder PallVorläufer der expressionistischen Architektur; so wurde der Architekt me-König & Habel. Um 1900 ca. 300 Arbeiter. Herstellung von geschliffenen Erich Mendelsohn (1887–1953) in den 20er Jahren stark von ihm beein- Kristallartikeln und mit Glasfäden umstrickte, irisierten Gefäßen. 1910 – 19 flusst. Olbrich war auf zahlreichen Ausstellungen vertreten, unter ande- ist der im Glasfach ausgebildete Josef Velik, Angehöriger einer weit verrem auf der Kunstgewerbeausstellung in Turin 1902 und der Weltausstel- zweigten böhmischen Glasmacherfamilie, als Entwerfer an der Elisabethlung in St. Louis 1904. Olbrichs bedeutendste Werke sind in Darmstadt hütte; verfertigt in Zusammenarbeit mit seinem Schwager, dem Glasmacher entstanden: Gesamtplanung Mathildenhöhe (1900), Ernst-Ludwig-Haus Alois Ritter (geb. 1870), Ziergläser in amorphen Formen. Seit 1920 Firmie(1899–1901) und der Hochzeitsturm (1905–08). Weitere wichtige Bauten rung unter Vereinigte Glashüttenwerke Pallme-König & Habel, Jg. Großsind das Sezessionsgebäude in Wien (1897/98) und das Warenhaus Tietz in mann’s Sohn G.m.b.H., Kosten; angeschlossen sind die Marienhütte, OstDüsseldorf (1907–09, heute Kaufhof). Er veröffentlichte Ideen (1899), Ar- böhmen (gegr. 1846) und die Glasraffinerie in Pollerskirchen, Mittelböhmen. chitektur (1901), Neue Gärten (1905) und Der Frauenrosenhof (1907). Sven Ernst Robert Palmqvist Orrefors Glasbruks AB Lenhovda 1906–1984 Storkyrkoförsamlingen Orrefors (Schweden) Von 1927 bis 1930 besuchte Palmqvist Orrefors’ Graveurschule. Danach Gegründet 1898 für die Herstellung von Gebrauchsglas. 1913 übernimmt Studium der Architektur und Malerei. Ab 1930 blieb er aber Orrefors als das Unternehmen Johan Ekman aus Göteborg, der die Umstellung auf Lu- Entwickler sehr eng verbunden. 1944 entwickelte er die Kraka-Technik als xus- und Kunstglas einleitet. Zunächst werden Überfanggläser im Stil Variante der Graal-Technik. Hierbei wird ein vorbereitetes Überfangwerk-

Biografien & Glashütten

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stück mit einem feinmaschigen Draht- oder Kunststoffnetz überzogen. Im Gio Ponti Sandstrahlgebläse oder Säurebad bildet sich das Netz in feinen Stegen auf Mailand 1891–1979 Mailand der Glasoberfläche ab. Beim Entfernen des Netzes wird das Werkstück er- 1918–21 Studium der Architektur mit Diplomabschluss am Polytechnikum hitzt, farblos überstochen und ausgeblasen. Dabei bilden sich in den Netz- in Mailand. 1920 Buchillustrationen. 1921 Mitarbeiter im Architekturbümaschen feine Luftbläschen. Das so entstandene Netzmuster erhält durch ro von Mino Fiocchi und Emilio Lancia in Mailand. 1923–30 künstleriden Überfang eine große Tiefenwirkung innerhalb der transparenten scher Leiter der Keramikfabrik Richard Ginori in Doccia, die durch Pontis leuchtend-blauen und hellgrünen Farbtöne. 1948 entwickelte er aus der grundlegende Produktionserneuerung bald zu den tonangebenden ManuGraal-Technik eine andere Technik, die in den 50er Jahren zu einem der fakturen zählt. 1923 Mitbegründer der Künstlervereinigung „Il Labirinto“ wichtigsten Dekorverfahren werden sollte: die Ravenna-Technik, mit der zur Förderung zeitgenössischer angewandter Kunst. 1925/26 Bau der erskleine und mittelgroße Schalen in Kobaltblau und Rotbraun dekoriert wur- ten Privathäuser in Mailand und Paris nach Pontis Plänen. 1926 gemeinsaden. Schließlich gelang ihm 1953 mit der Fuga-Technik eine seiner erfolg- mes Architekturbüro mit Emilio Lancia unter dem Namen „Studio Ponti e reichsten Entwicklungen. Sie beruht auf der Nutzung der Zentrifugalkraft Lancia“ in Mailand. Seit 1927 Zinn- und Silbermodelle für Christofle in Pabeim Herstellen von gläsern in rotierenden Stahlmodeln. Sie ermöglichte, ris, Entwürfe für Venini und Inneneinrichtungen von Geschäften und großformatige Schalen herzustellen mit ungewöhnlich gleichmäßiger Wohnungen. 1928 Gründung der Zeitschrift DOMUS, die Ponti als ChefOberfläche und starker plastischer Ausstrahlung. redakteur bis 1940 und erneut 1949–70 leitet. 1933 Aufbau der künstlerischen Abteilung für Luigi Fontana, die bis 1945 unter dem Namen „Fontana Carlos R. Pebaqué Arte“ von Gio Ponti und Pietro Chiesa geleitet wird. Beide entwerfen GlasMontevideo 1950 gefäße und -objekte, neben Lampen und Möbeln aus Glas in Kombination Lebt und arbeitet in Gullaskruv mit Metall und Holz in meist aufwendiger Glasbearbeitung durch Sand1971 wurde er an der Kunstfachschule in Montevideo aufgenommen. Er kam strahlen, Gravur, Schliff und/oder Hinterglasmalerei. 1936–61 Lehrtätigkeit auch mit der Glasherstellung in Berührung und war fasziniert von den Mög- an der Fakultät für Architektur des Polytechnikums in Mailand. 1946/47 lichkeiten des Materials. Im selben Jahr Gründung seiner Firma „Tallado en Entwürfe für die Glasmanufaktur Venini & C., 1947 Spiegel für Fontana cristall“. 1978 verlässt er Uruguay und lässt sich schließlich in Orrefors Arte. Ab 1952 verstärkt Bau- und Entwurfstätigkeit national und interna(Schweden) nieder. 1981–83 Studium an der Glass School in Orrefors. 1984 tional, u. a. 1956 Pirelli-Hochhaus in Mailand, 1972 Denver Art Museum. Gründung von Gullaskruf Glas Ateljé, ein Unternehmen, das sich hauptsächlich auf Kunstglas konzentriert. 1991 startete Umbenennung in Carlos Ferdinand von Poschinger R. Pebaqué Design AB in Gullaskruv. Heute fertigt Carlos sein gesamtes Glashüttenwerke Buchenau Kunstglas in der Glashütte von M‘lers und in Gullaskruv gibt es einen Hack- Gegründet 1629 für Gebrauchs- und Flachglas, übernimmt Benedikt von holz- und Glasshop. Mit der Cara-Technik hat er seine eigene Technik für Poschinger 1808 das Glashüttengut und teilt es für das Erbe seiner beiden Kunstglas entwickelt: Das Glas wird noch während des Blasens bemalt. Söhne.Ferdinand von Poschinger erhält die Glashütten und nennt das Anwesen nun Buchenau.Sein Sohn, Ferdinand jr. Übernimmt 1867. Dieser beDagobert Peche ginnt 1878 mit der Produktion von farbigem Tafel- und Luxusglas.Um St. Michael im Lungau 1887–1923 Mödling 1900 beginnt die Fertigung von Luxusglas im Stil der Schule von Nancy Aufgewachsen in Salzburg. 1906–10 zuerst Studium an der Technischen und der Firma Johan Lötz Witwe. Zu den bekannten Designern dieser Zeit Hochschule Wien bei Karl König (1841–1915), Karl Mayreder (1856–1935), gehören Karl Schmoll von Eisenwerth, Richard Riemerschmid, Betty HelLeopold Simony (1859–1929) sowie Max von Ferstel (1859–1936), dann drich u. a. Die Hütte wird 1933 geschlossen. 1908–11 an der Akademie der Bildenden Künste bei Friedrich Ohmann (1858–1927). Der Darmstädter Verleger Alexander Koch (1860–1939) er- Michael Powolny möglichte ihm Veröffentlichungen in der Zeitschrift Kunst und Dekorati- Judenburg 1871–1954 Wien on. Hier erwies sich Peche als der Ornamentiker, der immer die geeignete Hafnerlehre bei seinem Vater. 1894–1906 Studium an der Fachschule für Form fand und dem erstarrten Kunsthandwerk seiner Zeit neues Leben Tonindustrie in Znaim und an der Kunstgewerbeschule Wien unter andeeinflößte. Seine schöpferische Phantasie, die Zierform über Zweckform rem bei dem Bildhauer Franz Metzner (1870–1919). 1897 war er Mitbestellte, belebte alle kunstgewerblichen Teilgebiete und fand für jedes Ma- gründer der Wiener Sezession und 1905/06 zusammen mit Bernhard Löffterial und jede Technik neue Möglichkeiten dekorativer Gestaltung: in Ta- ler Mitbegründer der Wiener Keramik. 1905–10 war er an der Ausstattung petenindustrie und Stoffdruck, in der Spitzenklöppelei und Stickerei durch des Palais Stoclet in Brüssel beteiligt. 1912 wurden seine Werkstätten mit ansprechende Stoffmuster und Farben. Auch Goldschmiedekunst und El- denen von Franz Schleiß zur Vereinigten Wiener und Gmundner Keramik fenbeinschnitzerei, Spiegelrahmen und Möbelformen, Keramik, Glas und zusammengeschlossen. In späteren Jahren widmete er sich mehr seiner Metallwaren, Papierindustrie und Mode (sogenannte Ombré-Farben) wur- Lehrtätigkeit. 1909–36 unterrichtete er an der Kunstgewerbeschule Wien den durch seine Formensprache beeinflusst. 1915 wird er von Josef Hoff- in einem von ihm aufgebauten Sonderkurs für Keramik und ab 1932 für mann (1870–1956) zur künstlerischen Mitarbeit in der Wiener Werkstätte Bildhauerei. Sein Werk weist Powolny als einer der wichtigsten Vertreter herangezogen wurde. Bekannt wurde Peche für seine Liebe zu zweckbefrei- der Wiener Jugendstilkeramik aus. ten manieristisch-verspielten Objekten, überzüchteten Luxusgegenständen sowie seine kapraziöse Einfallskraft, die seinen Gestaltungen zugrunde lag. Volkhard Precht Lauscha 1930–2006 Lauscha Glasmanufaktur Friedrich Pietsch Lehre der figürlichen Glasgestaltung vor der Lampe in der väterlichen Steinschönau, Nordböhmen (heute Kamenický Šenov, Tschechien) Werkstatt. 1948–51 Schüler der Fachschule für Keramik und Spielzeugge1879 von Friedrich Pietsch (1854–1918) als Veredelungswerkstatt für Zier- staltung in Sonnenberg. Meisterprüfung als Kunstglasbläser. 1959 Überund Gebrauchsglas gegründet. Vielseitige Produktion. Haupterzeugnisse nahme der väterlichen Werkstatt. Die Tiergestaltung im Glas galt jedoch sind geschliffene und bemalte Zierartikel. als veraltet und hatte wenig Zukunft. So entwickelte er mithilfe alter Hüttenmeister in seiner Werkstatt eine Glashütte en miniature, einen StudioFlavio Poli ofen, den er 1963 in Betrieb nehmen konnte. Dies geschah in Unkenntnis Chioggia 1900–1984 Venedig der Arbeit von Erwin Eisch in Westdeutschland oder der von Harvey K. 1929–34 Ausbildung als Keramiker. Zunächst Entwürfe von Glasfiguren Littleton in den USA. Es war also eine eigenständige Pionierleistung zur für I.V.A.M. von Libero Vitali. 1934 leitender Entwerfer, ab 1937 Teilhaber Studioglasentwicklung. In den Folgejahren fand Precht seine unverwechder 1933 gegründeten Manufaktur Artistica Vetreria e Soffieria Barovier selbare künstlerische Sprache: er nutzte nun die Wandung seiner Gefäße Seguso & Ferro, die ab 1937 unter Seguso Vetri d’Arte firmiert. Intensive für malerische Landschaftsdarstellungen. Höhepunkte dieser Arbeiten Zusammenarbeit mit dem ersten Meisterglasbläser Archimede Seguso, der sind die Kaukasus-Gläser, die Berglandschaften und die Serie Eissturm. Polis plastische Entwürfe kongenial umzusetzen weiss. Poli gehört in den 1950er Jahren zur internationalen Entwerfer-Elite. 1954 Auszeichnung Eduard Prochaska mit Compasso d’Oro für seine Sommerso-Formen, zu denen das berühmte, 1851–1922 Klostermühle schon Anfang der 1940er Jahre konzipierte Valva-Modell gehört. siehe Johann Lötz Witwe

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Otto Prutscher Formen untertauchenden farbigen Glases oder in späteren Jahren die ScavoWien 1880–1949 Wien Technik, eine besondere Ausführung, die das Glas alt aussehen lässt. In seinen Schüler von Franz Matsch und Josef Hoffmann an der Wiener Kunstgewerbe- letzten Jahren wendet sich da Ros wieder den traditionellen Murano-Technischule. Seit 1903 Assistent an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in ken des handgeblasenen Glases zu, wie z. B. in der Kollektion Venice Dreams. Wien. Im gleichen Jahr silberne Medaille auf der 1. Internationalen Ausstellung für dekorative Kunst, Turin. Ab 1909 Professor an der Kunstgewerbe- François Eugène Rousseau schule Wien. Kurz nach 1900 Entwürfe für geschliffene Gläser, insbesondere Paris 1827–1891 Paris mit Überfang, und Gläser mit Silberreduktion im Auftrag der Wiener Firmen Übernimmt mit 28 Jahren die Keramikhandlung seines Vaters in Paris. BeJ. & L. Lobmeyr und E. Bakalowits Söhne sowie von Carl Schappel, Haida. fasst sich mit Dekorentwürfen für seine Ware. Wird Wegbereiter für den Japanismus als er 1867 die Ausführung eines Fayenceservices mit japaniGiulio Radi schen Motiven, entworfen von dem Radierer und Kupferstecher Felix Murano 1895–1952 Murano Bracquemont veranlasst. Im gleichen Jahr eigene Dekorentwürfe für Glas. Der Glastechniker, Designer und Unternehmer Giulio Radi wurde in Mu- Neben historischen Formen entdeckt R. schon sehr früh die chinesische rano in eine Familie renommierter Glastechniker hineingeboren. Seine Steinschnittkunst als Vorbild und Inspiration für seine Glasschöpfungen. erste Berufserfahrung machte er im Ofen seines Vaters, dann im Ofen von Ausführungen durch den sehr geschickten Glasschneider Eugène Michel Andrea Rioda. Im Jahr 1921 wurde er einer der Gründer der Successori An- (seit 1867) und Alphonse Reyen (seit 1877). Rohglasherstellungen erfolgen drea Rioda. Er verließ das Unternehmen 1932, um einer der Gründungs- nach seinen Entwürfen und Angaben in den Glashüttenwerken Appert Frèpartner von A. Ve. M. zu werden, wo er 1939 künstlerischer Leiter wurde. res in Clichy (Seine). Seit 1878 enge Zusammenarbeit mit den hervorragenHier begann eine intensive Phase des Designs und Experimentierens mit den Glastechnikern Adrien und Léon Appert, mit denen er gemeinsam Glas. Er widmete seine Forschungen insbesondere dem Bereich der Metall- neue Herstellungs- und Dekorationsverfahren entwickelt, wie z. B. mehroxide. Seine Arbeit wurde 1952 durch seinen vorzeitigen Tod unterbrochen. farbig überfangene, meistens hell strohfarbene Gläser mit Luft- und Oxideinschlüssen, gekrackten Wandungen und eingeschmolzenen Farbadern Georges Raspiller bzw. –flecken in vorwiegend opakem Rotbraun, Oxidgrün und Cremegelb. 1862–1952 Daneben entstehen Gläser mit opaken Überfängen, mit Emailmalerei oder Raspiller arbeitete um 1915/20 und stellte überfangene Gläser im Stil der partiellen Glasauflagen. Die wohl eigenwilligsten Gefäße zeichnen sich Schule von Nancy her. Einige Stücke tragen außerdem die Firmenmarke durch eine neuartige amorphe Gestaltung aus. Bevorzugte Dekortechnik der Cristalleries de Nancy oder die zusätzliche Bezeichnung Straßburg. ist Hochschnitt, oft in Verbindung mit Ätzung. 1885 assoziiert er sich mit Weitere Details sind zu ihm nicht bekannt. seinem Schüler/Mitarbeiter E. Léveillé unter der Firmierung LéveilléRousseau. 1889 zieht er sich aus dem Geschäft ganz zurück, aber weiterhin Alphonse-Georges Reyen werden Gläser nach seinen Modellen angefertigt. Bercy 1844–1910 Paris Kurz nach 1870 bis in die 80er Jahre vor allem Dekorateur für Glasfenster Ivo Rozsypal bekannt. Ab 1877 ist er für E. Rousseau tätig. Ab etwa 1881 stellt Reyen auch Brünn 1942 unter eigenem Namen aus. Seine Gläser werden von einem Glasmacher unter Lebt und arbeitet in Nový Bor seiner Aufsicht und nach seinen genauen Angaben und Zeichnungen ange- 1959–61 Studium an der Glasfachschule in Kamenický Šenov (Tschechien), von fertigt. Reyens Spezialität von etwa 1884 bis um 1910 sind mehrschichtige 1963–66 eigenes Glasatelier in Nový Bor. Von 1966 bis 1973 arbeitet er bei StaÜberfangvasen, deren Wandungen er mit Emailmalerei versieht, die er an- nislav Libensky an der Akademie für angewandte Kunst in Prag mit Unterbreschließend durch Schnitt und Ätzung z. T. wieder abhebt oder bearbeitet. chungen für Aufenthalte an den Universitäten von Caen, Köln und der KunstDie japanisierenden, feingliedrigen Dekors in leichtem Relief zeigen Motive schule in Düsseldorf (1968/69). Von 1973 bis 1983 ist er künstlerischer Leiter aus Flora und Fauna auf oft hellem jadefarbenem Fond („verre malfin“). der Kristallglas-Werke in Nový Bor. Seit 1983 ist er unabhängiger Künstler. Josef Riedel Glasfabrik Polaun (heute Kořenov, Tschechien) Die Geschichte der Josef Riedel Glasfabrik beginnt 1756. Fünf Riedel-Generation bringen begnadete Unternehmer hervor, die bis 1844 ein richtiges „Glasimperium aufgebaut haben. 1844 übernimmt Josef Riedel sen. die Unternehmen. Es kommt zu einer Blüte der Gablonzer Glasschmuckindustrie. Gegen 1890 werden Schalen und Vasen in Weißopal und farbigen Überfängen gefertigt. Um 1900 werden Vasen und Gläser im Jugendstil geätzt, bemalt oder überfangen. Nach dem ersten Weltkrieg erfolgt eine Umstrukturierung und es werden im Kunstglas-Bereich fast nur noch Auftragsarbeiten durchgeführt, z. B. für Hoffmann und Schlevogt in Gablonz, Beckmann und Weis in Mügeln bei Dresden, Arsall-Glas für Vereinigte Lausitzer Glaswerke in Weißwasser u. a. 1945 werden die Riedel-Unternehmen konfisziert. Walter Riedel zusammen mit seinem Sohn Claus bauen die Tiroler Glashütte in Kufstein auf.

Eliel Saarinen Rantasalmi 1873–1950 Bloomfield Hills, Michigan 1893–97 Studium Malerei an der Universität Helsinki und Architektur an der Polytechnischen Schule in Helsinki. Die Malerei übte er später nur noch als Hobby aus. 1896, noch vor dem Ende seines Studiums, gründete er mit Herman Gesellius und Armas Eliel Lindgren das Architekturbüro Gesellius, Lindgren & Saarinen, kurz GLS genannt. Neben öffentlichen Gebäuden bauten sie Privatvillen, bei denen sie das Prinzip des Gesamtkunstwerks verwirklichten (z. B. das Gutshaus Suur-Merijoki in Viipuri, 1903). Aus diesem Grund entwarf Saarinen seit den 1890er Jahren auch Möbel, die wie seine Bauten von der finnischen Tradition geprägt sind. 1923 emigrierte er in Vereinigten Staaten, wo er in Evanston (Illinois) ein Büro eröffnete, das er 1924 nach Ann Arbor (Michigan) verlegte. Er lehrte an der Michigan University von Chicago und leitete ab 1948 zusätzlich das Graduate Department of Architecture and City Planning an der Cranbrook Academy of Art in Bloomfield Hills. Josef Rindskopf Söhne AG Saarinens erste Bauten sind stark vom finnischen Gothic Revival und der Teplitz-Schönau (heute Teplice-Šanov, Tschechien) englischen Arts-and-Crafts-Bewegung beeinflusst. Die InneneinrichtunGegründet 1890 produziert die Fa. so alles, was Glas hergibt. Die bekann- gen, die oft aus der Werkstatt von Akseli Gallen-Kallela kommen, zeigen testen Erzeugnisse der Hütte um 1900 sind marmorierte Gläser. Der De- vorwiegend Jugendstilelemente. In seinen späteren Bauten werden die Forsigner Peter Behrens entwirft mit diesem Glas die Diluviumglas-Serie, men kantiger und abstrakter. Als sein Hauptwerk gilt der Hauptbahnhof wuchtige, gebauchte Formen, polygonal und mit deckungsgleichen Quer- von Helsinki (1904 entworfen, 1910–14 ausgeführt); in Zusammenarbeit schnitten, die das Aussehen von geschnittenem und poliertem Stein haben mit Gesellius und Lindgren entstanden die Villa Suur-Merijoki in Viipuri (1903) und die „Blockburgvilla“ Hvittorp in Kirkkonummi (1901–04). Antonio da Ros Venedig 1936–2012 Venedig Marius-Ernest Sabino 1957 Abschluss am Istituto superiore di arti decorative ‚Carmini“ in Venedig, Acireale 1878–1961 Paris Professur für Dekorative Kunst und Architektur. 1958 Beginn der Zusam- Schüler der Ecole Nationale des Arts Décoratifs und der Ecole Nationale menarbeit mit der Glasmanufaktur Gino Cenedse (damals Ars Cenedese Mu- des Beaux-Arts, Paris. Seit 1913 Entwürfe für Flakons, Vasen, Beleuchrano). Während seiner Zeit als künstlerischer Direktor entwickelt die Manu- tungsartikel sowie Möbel und Architekturteile in Gals. Ausführungen als faktur verschiedene Dekorlinien zeitgenössischen Designs, wie z. B. stilisierte Einzelstücke und als Serienartikel in den Fabriken von Romilly-sur-Andel-

Biografien & Glashütten

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le und Bagnolet, Seine, später in Noisy-le-Sec, Seine. Seit ca. 1930 eigene Verkaufs- und Ausstellungsräume in Paris. Antonio Salviati & C. Murano und Venedig 1859 wird in Venedig durch den aus Vicenza stammenden Rechtsanwalt Antonio Salviati (1816–1890), Enrico Podio und Lorenzo Radi eine Werkstatt für Mosaikglasgestaltung gegründet. 1877 trennt sich A. Salviati von der Firma und nimmt seine Meisterglasmacher, u. a. Benedetto Barovier (1857–1930) mit in die neue Firma.In den 30er Jahren arbeiten u. a. Dino Martens, Gino Severini, Mario Delugi (1908–1978) als Entwerfer für die Manufaktur. Das Unternehmen wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, der Wiederaufbau erfolgte 1945. Entwürfe werden bei anderen Hütten hergestellt. Seit 1959 gibt es wieder eine eigene Glasherstellung in Murano. Als Meisterglasbläser arbeiten in der Hütte Livio Seguso, Eremino Tagliapietra u. a. Entwürfe werden in den 60/70er Jahren von Romano Chirivi, Carlo Scarpa u. a. geliefert.1988 geht die Firma in den Besitz der Familien Gardini und Ferruzzi über, die seit 1985 auch die Besitzer der Manufaktur Venini sind.1995 wird das Unternehmen verkauft, der Betrieb wird reorganisiert und fertigt Gebrauchsglas sowie in limitierte Kleinauflagen noch Entwürfen internationaler Glasdesigner. Timo Sarpaneva Helsinki 1926–2006 Helsinki 1948 Studium an der Akademie der Schönen Künste in Helsinki, 1953–57 dortige Lehrtätigkeit. Seit 1950 war er bei Iittala als Entwerfer tätig, wobei er für andere Betriebe auch mit anderen Materialien gestalterisch tätig war. Seine Arbeit für Iittala beschränkte sich nicht nur auf den rein zeichnerischen Entwurf, sondern er entwickelte selbst am Ofen, zusammen mit den Glasbläsern, eine Anzahl unterschiedlicher Methoden, um am zunächst runden und geschlossenen Glaskugeln Hohlkörper zu machen. Bei der Vasen-Serie Orchid wird ein nasser Eisenstab in einen auf 600–800°C abgekühlten Glaskörper gestochen; durch die Verdampfung des Wassers bildet sich eine Luftblase. Die Oberfläche der in das Model geformten Vase aus farblosem Glas ist bis auf die seitliche Öffnung der eingestochenen Luftblase geschlossen, ihr Umriss asymmetrisch. Sie wirkt, an der Oberfläche abschließend geschliffen und poliert, wie eine durchsichtige Skulptur (ihren Namen erhielt sie erst durch eine Fotografie, auf der eine blühende Orchidee aus der Öffnung ragt). Die auf Sarpanevas Entwürfe zurückgehenden Gläser erhielten in der Regel alle einen matten Schliff. Sie besitzen in ihrem skulpturalen Umriss gewisse Ähnlichkeit mit Flavio Polis massigen Glaskörpern. Carlo Scarpa Venedig 1906–1978 Sendai Kindheit in Vicenza, nach dem Tod der Mutter 1919 Rückkehr der Familie nach Venedig. 1920 Kunststudium mit Diplomabschluss (1926) im Fach Architekturzeichnen an der Academia di Belle Arti in Venedig. Ab 1922 Mitarbeiter in mehreren Architekturbüros. 1927 neben Lehrtätigkeit ein eigenes Architekturbüro in Venedig mit überwiegend Aufträgen für Innenarchitektur. 1927–31 freier künstlerischer Mitarbeiter des 1925 gegründeten Glasmanufaktur M.V.M. Cappellini & C. in Murano; einschneidende und wegweisende Änderung der Produktion. 1928 erstmals Verwendung opaker Farbgläser mit schwacher Marmorierung; 1929 Vetri lattei, dünnwandige, opake pastellfarbene Vasen mit farblich kontrastierender Fadenapplikation am Mündungsrand, daneben weiße Gläser mit krakelierter Silberfolien-Aufschmelzung sowie Gläser in Incamiciato-Technik aus farbigem Glas mit weißem Unterfang. 1930 Serie Nero argenteo aus schwarzem Glas mit Aufschmelzungen von verzogenen Farbglasfäden und Silberfolien. 1933 bis 1962 Dozent am Instituto Superiore di Architettura in Venedig. 1933–43 freier künstlerischer Mitarbeiter bei Venini & C. in Murano. Ab 1934 Neuentwicklungen in u. a. Mezzo filigrana, A bollicine, Corroso. Bevorzugung einer klassischen, häufig an chinesische Vorbilder orientierten Formgebung, ab 1938 in kräftigen, die Palette der 50er Jahre vorausnehmenden Farben, auch Beginn der Fertigung künstlerische wegweisender Mosaik-Gläser: 1940 Battuto- und Tessuto-, sowie 1942 Pennelate- und A fili-Serien. 1937–78 Tätigkeit hauptsächlich als Architekt. 1951 Begegnung mit Frank Lloyd Wright in Venedig. Tobia Scarpa Venedig 1935 Lebt und arbeitet in Venedig 1955 Studium mit Diplomabschluss (1969) am Instituto Universitario di

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Architettura in Venedig. Schon während seines Studiums entwirft er für Venini. Seit 1960 freier Designer mit seiner Frau Afra, geb. Bianchini, im eigenen Studio für Industrie-Design in Montebelluna für Möbel und Beleuchtungskörper (u. a. für Cassina, Flos, Knoll International, Molteni). Ab 1964 vorrangig Projekte für Industriebauten und Einrichtungen von Geschäften (z. B. für Benetton weltweit). Nach 1981 auch Entwürfe für VeArt. Mathias Schifferdecker Buchen 1968 Lebt und arbeitet in Königstein/Taunus Schon früh kam Mathias Schifferdecker mit hochwertigen Einrichtungsgegenständen in Berührung, denn seine Eltern betrieben ein exklusives Möbelhaus. Hinzu kam ein ausgeprägter Erfindergeist, der während seiner Schulzeit durch die Erfindung und Patentierung eines Zirkels früh zum Ausdruck kam. Der heutige Ingenieur und Designer kreiert außergewöhnliche und innovative Objekte, die charakteristisch das Technische mit dem Spielerischen intelligent miteinander verbinden, z. B. Cubelight. Curt Schlevogt 1869–1959 Jablonce nad Nisou Miteigentümer von Heinrich Hoffmann & Schlevogt. Sein Sohn, Henry G. Schlevogt, geb. 1904, heiratet 1927 Charlotte, die Tochter von Heinrich Hoffmann. Herstellung von Kristallgläsern, Flakons, Jugendstilfiguren, berühmt geworden durch Ingrid-Gläser (Jade-Lapis-Pressglas). Karl Schmoll von Eisenwerth Wien 1879–1847 Stuttgart Studierte 1898 an der Münchener Kunstakademie. Sein besonderes Interesse galt der Druckgrafik. 1905 wurde er Leiter der Grafikabteilung der Münchener Lehr- und Versuchsanstalt für freie und angewandte Kunst. 1907 erhält er eine Professur an der TH Stuttgart, an der er bis 1944 unterrichtet. Seine Vasenentwürfe, die ab 1898 in der Glashütte Buchenau realisiertwerden sind von außergewöhnlicher Art. Josef Emil Schneckendorf Kronstadt 1865–1949 München Bildhauerlehre in Bukarest, Budapest und Wien. Seit 1890 Schüler der Akademie der bildenden Künste, München. Widmet sich seit 1898 der Herstellung von Glasarbeiten. Zur Münchener Ausstellung der Vereinigten Werkstätten 1901 erstmals Gefäße mit metallischen Überzügen. Einrichtung eines Ateliers für kunstgewerblichen Schmuck. Auf der Weltausstellung St. Louis 1904 mit Schmuckstücken in oxydiertem und vergoldetem Silber vertreten. Im gleichen Jahr auf der Ausstellung des deutschen Künstlerbundes in München mit Hohlgläsern, darunter von der Flamme geblasene Gefäße mit eingeschmolzenen Metalloxyden in bizarren Flaschen- und Blütenformen, ähnlich den Gläsern von Koepping (s. Eintrag) und Zitzmann (s. Eintrag). Seit 1907 Direktor der von Großherzog Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein neu gegründeten Großherzoglichen Edelglasmanufaktur Darmstadt. Rohglasanfertigung nach seinen zeichnerischen Entwürfen und genauen Angaben zur Massenmischung in einer bisher unbekannten Hütte. Die Weiterverarbeitung erfolgt im eigenen Laboratorium der Manufaktur. Um 1910/11 geht der Betrieb in Privatbesitz über; Verlegung nach München bzw. Starnberg. Zur Bayerischen Gewerbeschau 1912 zeigt Schneckendorf Vasen mit figürlichen Motiven.1911 Aufenthalt in Starnberg, 1942–45 in Würzburg, anschließend in München. Archimede Seguso Murano 1909–1992 Murano Geboren als zweiter Sohn des Meisterglasbläsers Antonio Seguso. Die Glasmachertradition der Familie reicht bis ins Jahr 1397 zurück. 1923–29 Glasmacherausbildung in der Vetreria Artistica Barovier & C. bei seinem Vater und dem Meisterglasbläser Napoleone Barovier. Als Folge der Weltwirtschaftskrise müssen Seguso, sein Vater, N. Barovier und L.O. Ferro die Firma verlassen und gründen 1930 eine kleine Glasbläserei zur Fertigung von historisierenden Modellen, Lampenschirmen etc. 1933 wird daraus eine kleine Manufaktur Artistica Vetreria e Soffieria Barovier Seguso e Ferro, die ab 1937 unter Seguso Vetri d’Arte firmiert. Seguso ist erster Meisterglasbläser und Teilhaber in der Manufaktur. 1933–34 Zusammenarbeit mit dem Glasingenieur und Entwerfer Vittorio Zecchin, ab 1934 mit Flavio Poli. Nach dem Verkauf seiner Anteile gründete er 1946 die Vetreria Artistica Archimede Seguso srl. Anfangs waren alle seine Produkte noch


vom Stil des Novecento inspiriert. Gleichzeitig fing er aber auch an, alte Sullivans Werk liegt an einem Wendepunkt in der Entwicklung der Architekdekorative Techniken an den Stil der 50er Jahre anzupassen, wie z. B. Filig- tur. Als Hauptvertreter der Chicago School of Architecture (Mentor für Frank rana-Variationen (merletti, composizione lattimo, piume etc.). Auch expe- Lloyd Wright) schuf er die ersten funktionellen Stahlbauten in den USA und rimentierte er mit der neuen Technik Sommerso, mit der er höchst extra- gehört damit zu den Wegbereitern der modernen konstruktivistischen Bauvagante Objekte schuf, indem er Glas verschiedener Farben überlagerte. weise. Nach seiner Auffassung muss die Form sich aus der Funktion („form Er handhabte Werkzeuge und Techniken so gut, daß er Strukturen und Il- follows function“) heraus ergeben. Die Dekoration seiner Bauten ist dem Julusionen wie kaum jemand vor ihm erzeugte. Er mischte Gold-Staub und gendstil zuzuordnen. Zu seinen Hauptwerken gehören das Auditorium Builerschuf so Golden-Ivory-, Amber-Green-Spots- und Golden-Coral-Arbei- ding in Chicago (Opernhaus 1886–88), das Wainwright Building in St. Louis ten. Während der 60er und 70er Jahre schuf er intensiv farbige Glasarbei- (1890/91), das Guaranty Building in Buffalo (1894/95) und das Kaufhaus ten wie Colori sovrapposti und Fasce sovrapposte. Zum Ende seines Le- Schlesinger and Mayer in Chicago (heute Carson Pirie Scott, 1899–1904). bens gründete seine Produktion auf stark kontrastierenden Farben. Seine Enkel führen das Unternehmen sehr erfolgreich weiter. Ludwig Sütterlin Lahr 1865–1917 Berlin Reiner Seliger Schüler der Maler Emil Doepler und Max Koch an der Unterrichtsanstalt Löwenberg 1943 des Königlichen Kunstgewerbemuseums Berlin. Fachschullehrer an der 1. Lebt und arbeitet in Freiburg und Castello die Montefioralle Handwerkschule für Buchdruckerkunst in Berlin. Förderer des neuzeitli1964–69 Studium Industrial Design an der Folkwangschule Essen bei chen Schriftunterrichts (Sütterlin-Schrift). Nebenher Entwürfe für PlakaWerner Glasenapp. 1967 Teilnahme an der Weltausstellung in Montreal te und Lederarbeiten. Befasste sich für kurze Zeit mit den Techniken der (Kanada). 1970/71 Dozentur am National Institute of Design in Ahmeda- Glasfabrikation. Um 1900 Dekorentwürfe mit floralen und abstrakten Libad (Indien), danach von 1972–75 Dozentur für Industrial Design und nienschwüngen für Fritz Heckert, die vorwiegend in Gold- und EmailmaSkulptur in London, Mailand und Florenz, von 1976–80 für Skulptur und lerei auf zart irisierenden Gläsern ausgeführt werden. Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Peter Svarrer Societa Anonima Vetri Artistica Murano, S.A.V.A.M. Dänemark 1957 siehe Vetreria Artistica Muranese Societa Anonima, V.A.M.S.A Er studierte an der Danish Artschool of Decorative Art, wo er 1981 seinen Abschluss erreichte. Danach arbeitet er selbständig für Glasprodukte in Steuben Glass Works einem eigenen Studio, auf Studienreisen zu verschiedenen Glashütten erCorning, New York (USA) weiterte sein Arbeitsfeld. Er lehrte als Dozent an der Danmarks Designs1903 von Frederick Carder und Thomas G. Hawkes (von der Glasraffinerie kole und der School of Arts in Kolding. Seit 1997 kooperierte er mit dem Hawkes & Company, Corning) gegründet. Benannt nach dem Landkreis dänischen Glaskunstwarenhersteller Holmengaard. Für Holmengaard Steuben. Frederick C. Carder (1864–1963), hervorragender englischer entwarf er die Serien Cocoon, Future, Caberent, Nordlys und Reflections Glastechniker und -entwerfer, arbeitete vor seiner Auswanderung nach sowie Lampen für die Serien Island und Cocoon. Für seine Glasdesigns hat Amerika 1902 bei Stevens & Williams und unter John Northwood; auf sei- er zahlreiche Preise und Ehrungen erhalten. nen Reisen lernt er die europäische Glasfabrikation eingehend kennen. Unter seiner Direktion erlangt Steuben größten Erfolg: Ausführung von Zier- Lino Tagliapietra gläsern in den verschiedensten Techniken, Form- und Dekorvariationen, Murano 1934 beeinflusst von Tiffany, Lalique, Gallée sowie von der viktorianischen, ve- Lebt und arbeitet in Murano und Seattle nezianischen, ostasiatischen und böhmischen Glaskunst. Seit 1904 zählen Lino Tagliapietra wurde im Alter von 11 Jahren Glasbläserlehrling. Schon in zu den bekanntesten Artikeln: Aurene als eingetragener Handelsname für jungen Jahren zeigte er eine immense Geschicklichkeit für Glas und wurde alle irisierten Erzeugnisse, Verre de Soie, dessen technisches Verfahren mit nur 21 Jahren zum „Maestro“ ernannt, eine Ehre, die nur den besten Carder schon bei Stevens & Williams entwickelte, Moss Agate, Rouge Flam- Glasbläsern vorbehalten war. 1979 besuchte Tagliapietra Seattle zum ersten bé, Jade Glass u. a. Während des Ersten Weltkriegs vorübergehend Einstel- Mal und führte die Schüler der Pilchuck-Schule in die lange Tradition der lung des Betriebs. 1918 von den benachbarten Corning Glass Works als Steu- venezianischen Glasbläserei ein. Diese interkulturelle Zusammenarbeit ben Division übernommen. 1933 geht die künstlerische Leitung an Arthur A. prägte die Identität des amerikanischen Glasblasens und bot Lino die MögHoughton, Jack Gates und Sidney Waugh, die sich zum Ziel setzen, insbe- lichkeit, seinen Horizont international zu erweitern. Seit 1990 arbeitete er sondere erstklassiges Kristallglas herzustellen. Carder tritt 1934 in den Ru- als freischaffender Künstler und produzierte Werke ohne vertragliche Verhestand, behält aber sein Studio in der Firma, wo er bis kurz vor seinem Tod pflichtung. Noch heute teilt er seine Zeit zwischen Murano und Seattle auf. Glasplastiken und –reliefs im „Cire perdue“-Verfahren, Diatretgläser und Er übt weiterhin sein erstaunliches technisches Geschick und kreatives ExPâte de verre anfertigt. Die Corning Glass Works bestehen noch heute. perimentieren aus und produziert Werke, die sowohl inspirieren als auch verblüffen. 2017 reiste Tagliapietra nach Asien, wo seine Werke in Taiwan Studio Glashyttan und China in der Ausstellung One of a Kind: Lino Tagliapietra gezeigt wurÅhus (Schweden) den, die sowohl in Taipeh als auch in Shanghai debütierte. Das Atelier des Gegründet 1977 von der Designerin Hanne(lore) Dreutler und dem Glas- Künstlers in Seattle, das Epizentrum seiner Kunstwerke im pazifischen Meister Arthur Zirnsack in Åhus im Südosten Schwedens. In den 1980erJah- Nordwesten, wurde 2017 renoviert und beherbergt heute eine Galerie, in der ren arbeitete auch Vicke Lindstrand am heißen Ofen im Studio Glashyttan. eine Auswahl von Tagliapietras Kreationen untergebracht ist. Stumpf, Touvier, Violett et Cie. siehe Cristallerie de Pantin, Pantin (Frankreich)

Otto Ernst Traugott Thamm Gransee/Ruppin 1860–1905 Petersdorf (?) Sohn eines Postmeisters absolvierte er eine kaufmännische Lehre und arbeiteLouis Henry Sullivan te seit den 1880er Jahren auch als Designer in der Fa. Fritz Heckert in PetersBoston, Massachusetts 1856–1924 Chicago, Illinois dorf. Seit 1891 ist er verheiratet mit Frieda Emilie Bruns, der Tochter Emilie Nach einem kurzen Studium in Boston und der Tätigkeit in den Architek- Heckers aus erster Ehe. 1892 wird er Direktor und nach dem Tod von Emilie tenbüros von Frank Furness in Philadelphia und William Le Baron Jenney Heckert, der Witwe Fritz Heckerts,1900 Betriebsleiter. Er führt neue Formen in Chicago studierte Sullivan ab 1874 an der Ecole des Beaux-Arts in Paris, und Techniken ein und unter seiner Leitung entstanden die besten Gläser des wo er sich mit historischen Stilen auseinandersetzte. 1876 kehrte er in die Jugendstils der Fa. Heckert; es kamen die Cyperngläser (Nachahmung von anUSA zurück und gründete 1881 zusammen mit dem deutschen Ingenieur tiken, römischen Gläsern) und irisierende Formen dazu. Als Entwerfer engaDankmar Adler ein Architektenbüro in Chicago. Die Partnerschaft schuf gierte er auch Max Rade aus Dresden und Ludwig Sütterlin aus Berlin. bis zu ihrem Ende im Jahre 1895 sehr erfolgreiche eklektische Architektur. Nach der Trennung erhielt Sullivan viel weniger Aufträge, dafür gewann André Thuret seine Architektur an Qualität. 1899 entstand Sullivans Meisterwerk: das Paris 1898–1965 Paris Warenhaus Schlesinger and Mayer in Chicago. Sohn eines Bankiers. Nach dem Hochschulstudium ist er 1921–24 Ingeni-

Biografien & Glashütten

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eur in der Verrerie de Bagneaux bei Paris. In dieser Zeit Beginn seiner stetigen wissenschaftlichen Beschäftigung mit Problemen der Glastechnologie und Ausführung eigenhändiger Glasversuche. 1923 fertigt er in der Hütte Sovirel’s in Bagneaux gemeinsam mit dem befreundeten Henri Navarre ein erstes Glas. 1924–26 Direktor der Usines et Manufactures d’Art de Bezon. Ab 1926 Tätigkeit am Conservatoire National des Arts et Métiers in Paris, schließlich wird er Lehrstuhlinhaber für angewandte Chemie in der Keramik- und Glasindustrie. Gleichzeitig Fortsetzung seiner Glasarbeiten. Insgesamt fertigte Thuret 2000 bis 3000 Objekte. Seine erfolgreichste Zeit liegt in den 1940er Jahren. Thurets Gläser sind ausschließlich Unikate. Es handelt sich in der Regel um Vasen, Schalen und Flakons. Die schweren Gläser sind frei gearbeitet. Ihre Wandungen zeigen oft stark plastische Formen durch Zangenarbeit oder durch partielle Glasauflagen. Thuret arbeitete 1925–30 nur mit farblosem oder kaum gefärbtem bzw. leicht unreinem Glas. Meistens sind es Überfanggläser mit Zwischenschichtdekor aus Metalloxiden und Luftblasen. Die frühen Gefäße der 20er Jahre zeigen oft umlaufende geometrische Linienmotive. 1930 fertigt Thuret sein erstes in der Masse gefärbtes Glas. Seit dieser Zeit bevorzugt er helles Glas, das oft durch Luftblaseneinschlüsse und Metallflitter belebt ist. Nach 1945 ist Thuret auf der Suche nach kräftigen Farbtönen; er entdeckt ein tiefes Violett, ein warmes Rot, ein Blaugrün („vert de mer“) und ein helles Gelb. In den 50er Jahren Ausführungen sehr großer Überfangvasen unter Einwirkung extrem hoher Temperaturen. Seine Gläser entstehen stets nach eigenen Entwürfen oder intuitiven Vorstellungen während des Herstellungsprozesses. Er vollendet jedes Glas in heißem Zustand.

Darüber hinaus entwarf er Glasplastiken und Kunstglasobjekte. Er gehört zu den bedeutendsten Namen im finnischen Glasdesign. Seine fantasievolle, reichhaltige und mutige Glaskunst weicht von der geradlinigen Ästhetik des skandinavischen Designs ab. Sein einzigartiger Stil wird auch in den von ihm entworfenen Gebrauchsgegenständen deutlich, der sich vom Puritarismus der finnischen Designwelt abgrenzt. Neben Glas arbeitete er auch als darstellender Künstler, Modedesigner und an innenarchitektonischen Gestaltungselementen aus Plastik. Über die Jahre hinweg hat sich Toikka mit seiner Karriere, die in den 50er Jahren begann, einen soliden international Ruf aufgebaut und mit bekannten Designern und Künstlern in Finnland sowie im Ausland zusammengearbeitet. Über die Jahre erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Kaj Franck Designpreis und die Prinz Eugen Medaille. 1993 wurde er von der finnischen Regierung mit einem Professortitel geehrt. Birds by Toikka, eine Kollektion, die er für Iittala kreiert hat, kombiniert die zeitlose Vorstellungskraft des Künstlers mit seinem Wissen über Glas. Die einzigartigen, bunten Vögel, die alle handgefertigt werden, sind zur Leidenschaft vieler Sammler weltweit geworden.

Pavel Trnka Poděbrady 1946 Lebt und arbeitet in Pilsen 1963–67 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst für Glasherstellung in Železný Brod (Tschechien), 1967–73 an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag bei Stanislav Libenský. Danach wurde er Dozent an der Schule für Kunst, Prag und Kamenicky Senov. 2004–08 Dozent am Institut für Glaskunst der Stadt Toyoma (Japan). Louis Comfort Tiffany Das Wichtigste für seine Kunst ist jedoch sein komplexes Weltbild, das auf New York 1848–1933 New York Affinitäten beruht - nicht nur in der Kunst, sondern im weitesten und allDer Sohn des berühmten Silberschmieds Charles Lewis Tiffany absolvierte gemeinsten Sinne. In seine Objekte, Zeichnungen und Gemälde wird eine ein Studium der Malerei bei Georges Innes und Samuel Coleman in New York unverwechselbare Philosophie projiziert, die mit den sparsamsten Mitund bei Leon Bailly in Paris. Ursprünglich Maler, wurde er bereits 1879 als teln ausgedrückt wird. In seiner Strenge ist sein Werk jedoch sehr auffällig, Kunsthandwerker tätig und eröffnete ein Geschäft für Innenausstattung. da es eine innere Logik besitzt. Er ist natürlich offen für neue Reize, und Sein größter Auftrag war 1882/83 die Renovierung des Weißen Hauses in eine gründliche Kenntnis der verschiedenen Einstellungen wirkt sich darWashington. Die Firma ging aber schnell zugrunde, und Tiffany wandte sich auf aus. Verschiedene Bedeutungsebenen kreuzen sich in einer extrem verimmer mehr der Glaskunst zu. 1885 gründete er die Tiffany Glass Company, einfachten Komposition, die den im Universum, in der Natur und in der Genach 1900 in Tiffany Studio umbenannt. Zusätzlich gründete er 1892 auf sellschaft gebildeten Beziehungen entspricht. Sie basieren auf der Long Island eine Glasfabrik. Schon die ersten dort hergestellten Gläser wur- schrittweisen Entwicklung unserer Zivilisation und ihrer Traditionen, die den Samuel Bing 1895 für die Eröffnung seiner Galerie L’Art Nouveau zuge- über Jahrtausende zurückreichen. schickt. Ab 1896 vergrößerte sich die Produktion und wurde kommerzieller. Als Folge wurden nur noch sehr wenige Stücke von Tiffany persönlich sig- Bertil Vallien niert. 1892–1905 stellte die Firma auch Möbel her, die mit Dekors aus Glas- Sollentuna 1938 kugeln, Holzmosaiken und Metallteilen überladen waren und mit Art nouve- Valliens Eltern gehörten der Pfingstbewegung (Pentecostalismus) an, woau nur wenig zu tun hatten. 1902 übernahm Tiffany nach dem Tode seines durch er in einer streng religiösen Umgebung aufwuchs. Der frühe Kontakt Vaters dessen Juweliergeschäft Tiffany & Co. in New York. zu dem Künstler Bo Notini, den Bertil Vallien sehr bewunderte, begeisterTiffany wurde berühmt durch die Herstellung von irisierenden Ziergläsern te ihn für die künstlerische Arbeit. Nach eigener Aussage war es vor allem (Tiffany-Gläser oder Favrile-Gläser) und ist auch bekannt für seine farbi- das beeindruckende Studio Notinis – eine Fundgrube an Skizzen, Vorentgen, blumenförmigen Lampenschirme aus Glas. Ab der PWA 1989 war Tif- würfen, antiken Skulpturen und zahlreichen Kuriositäten –, die ihn bewegfany auf allen wichtigen Ausstellungen in Europa vertreten und wurde ten, immer wieder dorthin zurückzukehren. Es war Notini, der Valliens zum Vorbild vieler Glaskünstler. Talent als erster entdeckte und diesen schließlich bewegen konnte, eine künstlerische Karriere zu beginnen. Ermanno Toso Zunächst jedoch begann Vallien nach Beendigung der Volksschule eine AusMurano 1903–1973 Murano bildung in dem Dekorationsgeschäft seines Vaters. Der Lehrer einer HanErmanno Toso begann 1924 in der Werkstatt von Fratelli Toso zu arbeiten, delsschule konnte Vallien dazu bewegen, seine Schullaufbahn fortzusetzen, wo er später Partner wurde. 1936 wurde er zum künstlerischen und Marke- sodass er letztlich doch die Hochschulreife erwarb. Parallel hierzu arbeitete ting-Leiter des Unternehmens ernannt. In der Zeit vor dem Zweiten Welt- er als Schaufensterdekorateur und belegte Abendkurse im Aktzeichnen an der krieg schuf er dicke Glasstücke mit traditionellen dekorativen Techniken, Konstfack, Schule für Kunst und Design in Stockholm, wo er anschließend die sich durch einfache und solide Formen auszeichneten, die vom Novecento- vier Jahre die Linie Keramik bei Stig Lindberg studierte. Während dieser Zeit Stil inspiriert waren. In den 50er Jahren schuf er eine Sammlung außerge- lernte er auch die Künstlerin Ulrica Hydman kennen, die er im September wöhnlich leichter Glasstücke, die auf einer modernen Interpretation klassi- 1963 heiratete. 1961 verließ Vallien die Konstfack mit der Auszeichnung des scher Techniken wie Filigrana und Murrina beruhten. In den 60er Jahren besten Studenten seines Jahrgangs, und studierte fortan – ausgestattet mit führte ihn sein kreatives Talent zu einer mehrfarbigen Nüchternheit. einem königlichen Stipendium – in Mexiko und den USA. In dieser Zeit arbeitete Vallien erstmals für einen Glasdesigner in Los Angeles. Oiva Toikka Nach seiner Rückkehr nach Schweden im Jahre 1963 begann die bis heute Wiborg 1931–2019 Helsinki währende Zusammenarbeit mit der Glashütte Åfors und Kosta Boda, der Nach einer Ausbildung zum Keramiker arbeitete Toikka von 1956 bis 1959 bedeutendsten Glashütte des schwedischen Glasreichs. Dort ist er besonin der künstlerischen Abteilung der Porzellanfabrik Arabia. In dieser Zeit ders für seine Arbeitsweise bekannt geworden, die Glasmasse in Sand zu schuf er expressive Plastiken von Menschen und Tieren die große Auf- formen. Mit dieser Technik hat er schimmernde Glaskulpturen von Booten merksamkeit fanden. Im Jahr 1963 übernahm er die Funktion als Chefdesi- und Köpfen geschaffen. 1996 kam die Glasserie Viewpoints. 2002 schuf gner der Glashütte Nuutajärvi. Hier schuf er zur Serienherstellung vorge- Vallien den Altarschrein im Dom zu Växjö. sehene Glasobjekte sowohl aus geblasenem als auch aus gepresstem Glas.

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Camille Tutré de Varreux (de Vez) ante grasse). 1930 Vasen mit opakfarbigen, vollplastischen Innenfiguren. 1872–1942 Paris 1933 wird der Architekt Carlo Scarpa freier Mitarbeiter als Entwerfer: Um 1910 Teilhaber und einer der Direktoren der Cristallerie de Pantin. Un- 1936 dickwandige Corroso-Gefäße mit grober Mattätzung, Lattimo-Serie ter seiner künstlerischen Leitung entstehen Anfang des 20. Jahrhunderts und erste Versuche mit Mosaikglas in regelmäßiger geometrischer Mustegeätzte oder geschnittene Überfanggläser, insbesondere mit Landschafts- rung. 1938 erste Mosaikgläser mit mattem Battuto-Schliff, 1940 Tessutomotiven, die mit seinem Pseudonym de Vez signiert sind. Serie mit vertikalen, farbigen Glasstäben; Battuto-Dekore in matten Oliven- und Keilschliffmuster, Velatia a mola-Mattschliffe, schwarz-rote Henry van de Velde Gefäße, vertikal oder horizontal unterteilt. 1943 Pennelate-Serie mit farAntwerpen 1863–1957 Zürich bigen, an Pinselstriche erinnernde Aufschmelzungen, a fili mit flachen, Van de Velde studierte 1881–83 Malerei an der Akademie in Antwerpen spiraligen Fadenauflagen. und war 1883–85 Schüler von Durant in Paris. 1885 kehrte er nach Belgien Ab 1946 wird der Grafiker Fulvio Bianconi (s. Eintrag) freier Mitarbeiter zurück und wurde 1889 Mitglied der Künstlergruppe Les Cercle des Vingt und Entwerfer. 1946–48 entwirft Gio Ponti (s. Eintrag) farbenfrohes Gein Brüssel. Durch William Finch (1854–1930) und Octave van Rysselberg- brauchsglas: A canne-Becher, Kanne und Karaffe. he lernte er das englische Kunstgewerbe und die Reformbewegung von William Morris kennen. Nach einem physischen und psychischen Zusam- Vereinigte Lausitzer Glaswerke menbruch im Jahr 1890 entschloss er sich, die Malerei aufzugeben und Weißwasser/Oberlausitz widmete sich fortan dem Studium der Architektur und des Kunstgewerbes. Die Hütte wird 1899 gegründet um technische Gläser und Glühbirnen her1896 beteiligte er sich in Paris an der Errichtung der Galerie L’Art Nouveau zustellen. 1918 wird die Kunstglasabteilung „Arsall“ (ARS ALL’emande) von Samuel Bing (1838–1905). Die Präsentation seiner Möbel auf der Dresd- eingeführt für die Herstellung von Kunstglas nach der Schule von Nancy ner Kunstgewerbeausstellung 1897 war so erfolgreich, dass er in den Jahren (Frankreich exportiert seit 1915 keine Gläser nach Deutschland). Künstle1898 bis 1914 viele Aufträge aus Deutschland erhielt. 1898 gründete er in rischer Leiter wird Nicolas Rigot aus Argenthal (Münzthal) in Lothringen, Brüssel die Werkstätten für angewandte Kunst, mit einer Zweigstelle in Ber- der zusammen mit drei Brüdern seiner Frau: Ludwig, Johann Baptiste und lin (1899). 1902 wurde er zur Begründung der Kunstgewerbeschule nach Eugen Vette, alles gelernte Glasmacher, die ihre Kenntnisse zur HerstelWeimar gerufen, die er 1906–14 auch leitete. 1907 war er Gründungsmitglied lung von Überfangglas in den Verreries & Cristalleries de St. Louis in Ardes Deutschen Werkbundes. Nach Aufenthalten in der Schweiz (ab 1917) und genthal, erworben haben, die Herstellung beginnt. Die Gläser sind im Allden Niederlanden (ab 1921) wurde er nach Rückkehr in seine Heimat 1925 mit gemeinen mit der Cameosignatur „Arsall“ versehen. Die Hütte produziert der Gründung des Institut supérieur des Arts décoratifs in Brüssel beauf- vornehmlich Vasen, er werden aber auch Lampen mit Glas- oder Bronzetragt, dessen Leiter er 1926 wurde. Außerdem erhielt er eine Professur an der Fuß hergestellt. Universität von Gent. Seine letzten großen Aufträge waren die belgischen Zu den Entwerfern für Gebrauchsglas und Vasen gehören u. a. Wilhelm Pavillions auf den Weltausstellungen von 1937, 1939 und 1940. 1947 zog er Wagenfeld, Bruno Mauder, Walter Dexel und Josef Hoffmann. Ein Großsich nach Oberärgeri in die Schweiz zurück. Van de Velde war eine der wich- teil der Werke wird im Zweiten Weltkrieg zerstört. tigsten Persönlichkeiten in der Entwicklung des Jugendstils und der Moderne. Er strebte einen eigenen zeitgemäßen Ausdruck in der Architektur und Verreries de Vallerysthal im Kunstgewerbe an und wandte sich gegen die Nachahmung historischer Trois Fontaines (Frankreich) Stile. Zu seinen Prinzipien gehörte die werk – und materialgerecht gestaltete Die hütte wird 1836 gegründet.die Hütte wird der größte HohlglasherstelForm. Sein Werk umfasst neben Möbeln, Geräten, Bucheinbänden, Grafiken, ler Europas. Nach 1871 wird die Hütte mit der französischen Hütte von Keramiken, Raumausstattungen und Bauten auch mehrere Schriften, dar- Portieux fusioniert zu Verreries Réunies de Vallerysthal et de Portieunter Renaissance im Kunstgewerbe (1901), Kunstgewerbliche Laienpredig- ux.1898 wird die Herstellung von Kunstglas aufgenommen. Die Zier- und ten (1902), Les Formules d’une esthétique moderne (1925) und der Aufruf Le Luxusgläser dieser Zeit dürften in engem Zusammenhand mit Désiré Nouveau Style (1931; dt. „Zum neuen Stile“, 1955). Zu seinen Hauptwerken Christian stehen, der als Glaskünstler auch bei Burgun, Schverer & Co., zählen sein eigenes Haus in Uccle bei Brüssel (1895), die Innenausstattung Verreries de Meisenthal tätig ist, aber auch für Vallerysthal Entwürfe liedes Folkwang-Museums (gegründet) in Hagen (1900–02), das Werkbund- fert. Die Hütte stellt Überfangvasen mit geschnittenem und geätztem Detheater in Köln (1914; 1920 abgebrochen), die Universitätsbibliothek in Gent kor in Kombination mit Gold- und Emailmalerei her. (1935–40) und das Kröller-Müller-Museum in Otterlo (1936–54). Vetreria Artistica Fratelli Toso Paolo Venini Murano Cusano Milanino 1895–1959 Mailand Wurde 1854 von den sechs Söhnen Pietro Tosos gegründet. Sie stellten zuPaolo Venini, Rechtsanwalt aus Mailand, gründet 1921 mit dem Antiqui- nächst Gebrauchs- und Apotheken-Gefäße her. Durch den Abt Vincenzo tätenhändler Giacomo Cappellin aus Venedig die Vetri Soffiata Muranesi Zanetti erlernten sie die alten venezianischen Techniken und begannen erCappellin, Venini & C. in Murano. Der künstlerische Leiter ist Vittorio folgreich Deckenleuchten herzustellen. Anfang des 20. Jahrhundert ÜberZecchin. Die Firma produziert Gebrauchs- und Luxusglas in hellem Blau, nahm die zweite Generation Lorenzo und Niccolo Toso die Hütte mit einem Grün oder Violett und großzügige, von traditionellen Formen inspirierter neuen Namen, Antica Vetreria Fratelli Toso. In diese Zeit fällt die EntGestaltung, die sich von der gängigen muraneser Produktion abhebt. Zec- wicklung des Markenzeichens (s. unten), die murrine. Die dritte Generatichins Umrisszeichnung der Veronese-Vase wird zum Markenzeichen. Er- on, Ermanno, Rosanna, Renat und Giusto Toso prägten zusammen mit Polöffnung eigener Geschäfte in Venedig, Paris, Mailand 1924 und Vertretun- lio Peralda und ab 1940 Ercole Barovier die Jahre ab 1936 bis 1973. Von gen in Amsterdam, Buenos Aires, London und Rom. Bis 1930 werden 1973 bis 2018 leitete Arnoldo Toso die Firma. Seit 2000 wird nicht mehr Geschäfte und Vertretungen auf Berlin, München, Brüssel, New York, Flo- produziert, sondern zusammen mit seiner Tochter Caterina kuratiert er renz, Rom, Genf, Madrid, Wien und Rio de Janeiro ausgedehnt. 1923 Mit- die Kunstglassammlung Fratelli Toso. Mit Marc Heireman publizierte Cabegründer der Künstlervereinigung „Il Labirinto“ zur Förderung zeitge- terina Toso 2018 das Buch Fratelli Toso Murano 1902–1980. nössischer, angewandter Kunst. Erste bedeutende Auszeichnung der Fratelli Toso verwendeten ca. 1500 verschiedene Formen von murrine, die Glasmanufaktur in Monza für Zecchins Soffiati-Entwürfe für Trinkser- in verschiedenen Kategorien unterteilt und frei miteinander kombinierbar vice, Karaffen, Vasen, Dosen und großen Schalen mit breiten Farben. sind. Die Entwürfe nach 1960 von Ermanno und Rosanna Toso sind in den Nachdem Cappellin die Firma 1925 verlässt, Firmierung unter Vetri Soffiati Formen vielfältiger als früher und in den Farben leuchtender. Muranesi Venini & C. Es erfolgt eine bedeutende Erweiterung der Produktion mit neuen Konzepten für Beleuchtungskörper, die von Anfang an auch als Vetreria Aureliano Toso großformatige Installationen gedacht sind und zu zahlreichen Aufträgen im Murano In- und Ausland führen. Von 1925–31 ist der Bildhauer Napoleone Matinuzzi Die Vetreria Aureliano Toso ist eine in Murano bei Venedig ansässige Firkünstlerischer Leiter. Für die Firmenproduktion ergänzt Matinuzzi zunächst ma, die sich bis zum heutigen Tage mit der Herstellung von Glasobjekten Zecchins Soffiati-Entwürfe. 1926/27 folgen erste Vasen mit farbigen Vertika- und Lampen befasst. Der Gründer der Firma, Aureliano Tosso, entstammt len bzw. verdrehten Fadendekoren. 1927/28 Entwicklung des grobblasigen einer seit langem in Murano ansässigen Familie von Glasherstellern. Von Schaumglases Pulegoso für große Vasen. 1928/29 erste Kaktus-Objekte (Pi- Anbeginn arbeitete Toso mit dem italienischen Maler und Designer Dino

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Martens zusammen, sodass bereits 1942 auf der XXIII. Biennale di Venezia die erste Serie von Designobjekten gezeigt werden konnten. Diese zeigten gegensätzliche Farbbänder. Des Weiteren entstanden dickwandige spiralförmige Gläser mit verschiedenfarbigen Einschlüssen. In den frühen 1950er Jahren schuf Martens unter anderem die Glasserien Eldorado aus transparentem gemahlenen Glas und Oriente aus opakem, gemahlenen Glas in gewagten Formen, die die spätere Pop-Art vorwegnehmen. Einige Objekte zeigen Murrine, die aus vielfarbigen Glasstäben bestehen. Bis zum Ausscheiden von Martens im Jahre 1960 entstanden jedoch auch einfachere Reihen von Objekten, wie die mit farbigen Flecken verzierte Puligoso-Serie. In späteren Jahren arbeiteten Designer, wie Gino Poli und Enrico Potz in der Manufaktur, die auf den Sohn des Gründers, Gianfranco Toso, überging. Seit 1968 stellt die Glasfabrik auf Anregung von Poli und aufgrund dessen Erfahrungen bei der Firma Venini Lampen her.

Eva Vlčková Turnov 1966 Lebt und arbeitet in Prag 1983–87 Studium an der Hochschule für Angewandte Kunst in Železný Brod (Tschechien), 1987–93 Fortsetzung des Studiums an der Akademie für Kunst, Architektur und Design, Prag, bei Vladimír Kopecký und Jaroslav Svoboda. 1994/95 Teilnahme am Glassymposium in Lednické Rovne (Slowakei) und im Schloss Troja in Prag. Lehrtätigkeit an der Höheren Glasmacherschule in Železný Brod und als Professorin für Kunst und Ästhetik in Prag. Milan Vobruba Třebonice 1934–2016 Gusum 1949–52 Studium an der Glasfachschule in Haida (heute Nový Bor, Tschechien). Diplom der Technical School of Glass in Zelezny Brod (Eisenbrod). Schüler von Stanislav Libensky. 1958 Studium in Prag and dser Karl-Universität und der Akademie für angewandte Kunst. Von 1968 bis 1978 arbeitet er als selbständiger Entwerfer für die Rejmyre Glashütte in Schweden. 1978 richtet er eigene Werkstätten in Gusum an der Ostküste Schwedens und 1980 im westfälischen Münster ein.

Vetri Artistici Muranesi Societa Anonima, V.A.M.S.A., Murano Wurde 1925 von Augusto Hreglich, Mario Dudan und Casimiro Bertini als Glas-Hütte gegründet für die Produktion von traditionellen geblasenen Glasobjekten. Die Firma wird 1937 reorganisiert mit Luigi Olimpo Ferri als Gesellschafter und Alfredo Barbieri als Designer. Es werden Glas-Fi- Wilhelm Wagenfeld gurinen (Tiere, Tänzer, Clowns etc.) hergestellt. Die Firma wird 1947 ge- Bremen 1900–1990 Stuttgart schlossen. Barbieri tritt 1946 bei Cenedese (s. Eintrag) ein. Ausbildung als Silberschmied. 1922 – 1925 Studium an der Staatlichen Zeichenakademie in Hanau und am Bauhaus in Weimar. Ab 1929 Leiter der MeGiorgio Vigna tallwerkstatt des Bauhauses in Dessau, wo er sich in Lehre und Praxis mit den Verona 1955 Problemen der Typenbildung, der Serienfertigung und der industriellen FertiLebt und arbeitet in Mailand gung befasste. Bei seinen Entwürfen für Gebrauchskunst ließ er die vom BauSeine künstlerische Ausbildung erhielt er in seiner Heimatstadt Verona, haus (s. Gropius) entwickelten Prinzipien miteinfließen. Die Mitglieder des Venedig, Rom und Mailand, wo er derzeit lebt und arbeitet. Vigna ist ein Bauhauses verstanden ihre Aufgabe vollendete Funktion mit schlichter FormKünstler, der an der Grenze zwischen Realität und Vorstellungskraft schönheit zu vereinen. So entstanden Klassiker des Designs; Wagenfelds Teeagiert und die Grenze zwischen dem, was ist und was zu sein scheint, aus- und Kaffeeservices, die er für verschiedene Glasbetriebe fertigte, Tischlamlotet. Seine Arbeiten, die von Skulptur über Schmuck bis hin zu Arbeiten pen, etc. Von 1930 bis 1934 entwarf er für die Jenaer Glaswerke Schott & Gen. auf Papier und ortsspezifischen Installationen reichen, spiegeln die Breite Gebrauchsgläser (Teeservice, Kaffeemaschine) von zeitlos schlichten Formen. und Tiefe seiner ständigen Forschung wider. Er nutzt Materialien wie Me- Zwischen 1935 und 1947 war er künstlerischer Leiter der Vereinigten Lausittall, Glas und Papier, um mit und in ihnen verborgene Möglichkeiten zu zer Glaswerke in Weisswasser. Er entwarf u. a. im Jahr 1938 das aus verschieentdecken. Die Formen, die er schafft, drücken die Essenz der Elemente denen rechteckigen oder quadratischen Pressglasteilen zusammengesetzte aus, mit denen er arbeitet: stark und natürlich, universell und zeitlos und „Kubus“-Geschirr. Für WMF entwarf er die Becher-Serie Diabolo. Auch für voller symbolischer Bedeutungen. Peill & Putzler in Düren entwarf er von 1952 bis 1958 Trinkgläser und Vasen. Vignas Werke werden permanent in namhaften Museen und Privatsammlungen auf der ganzen Welt ausgestellt, darunter in der Eremitage in St. Kurt Wallstab Petersburg. Museo di Castelvecchio, Verona; Design Museum, Helsin- Neuhaus am Rennweg 1920–2002 Griesheim ki; Cooper Hewitt, Smithsonian Design Museum, New York; MAD, Muse- 1934–38 Lehre als Glasinstrumentenmacher. Nach dem Krieg 1946 Beum für Kunst und Design, New York; IMA, Indianapolis Kunstmuseum, such der Fachschule für Glasinstrumentenbau in Ilmenau (Thüringen) mit Indianapolis; Honolulu Kunstmuseum, Honolulu; Museo degli Argenti, Pa- Meisterprüfung. Bis 1954 Angestellter mehrerer Firmen. Ab 1955 selblazzo Pitti, Florenz; MIAAO, Museo Internazionale delle Arti. Applicate ständig. 1974 erstes Kunstglas. Oggi, Turin; Civica Raccolta delle Stampe Achille Bertarelli, Castello Sforzesco, Mailand; und Olnick Spanu Art Program, Garrison, New York. Victor Amalric Walter Sèvres 1870–1959 Lury-sur-Arnon De Vilbiss, Montierungsfabrikation Sohn eines Blumenmalers in der Porzellanmanufaktur Sèvres. Ab 1885 Toledo, Ohio (USA) Schüler der Ecole National de Céramique der Porzellanmanufaktur Sèvres. Die Firma stellt selbst kein Glas her, sondern produziert Zubehörteile, die 1887–92 Dekorationsmaler an der PM. Um 1895 fertigt er Zellenschmelzarauf Zerstäuber oder Flakons montiert werden. Die Glasgefäße sind häufig beiten („émails cloisonnés“) auf Fayencen. Ab 1900 eigene Werkstatt für gefrostet, opalisierend, emailliert, craqueliert oder anderweitig dekoriert. Arbeiten mit Pâte-de-verre-Technik. Von 1904–14 stellt ihm Antonin Daum ein Atelier für die Herstellung von Pâte de verre zur Verfügung. Die Modelle František Vízner für seine Statuetten (darunter die Loie Fuller nach einem Modell von Victor Prag 1936–2011 Prag Prouvé), Bonbonnieren, Schalen und Kästchen liefert vor allem Henri Bergé. 1951–53 Beginn der Ausbildung an der Glasfachschule in Nový Bor, 1953– Insgesamt entstehen während der Tätigkeit bei Daum ca. 100 verschiedene 56 Fortsetzung an der Glasfachschule in Železný Brod. 1956–62 Studium Modelle. Verglasungen („pâtes de verre à plat“) mit Landschaftsdekors für an der Akademie für Kunst, Architektur und Design in Prag bei Karel Štipl Möbel (unter Mitwirkung von Louis Majorelle) und Fenster (unter Mitarbeit und Václav Plátek. 1962–67 Tätigkeit als Designer für die Sklo Union Glass- von Jacques Gruber), die um 1900 bei Daum hergestellt werden, werden mit works in Dubí, danach von 1967–77 Designer am Kunstgewerbezentrum der seiner Beteiligung gefertigt. Ab 1919 arbeitet er in eigener Werkstatt für Glashütte Škrdlovice. Ab 1977 Tätigkeit als freischaffender Künstler. Pâte de verre in Nancy. Zu seinen Entwerfern und Modelleuren in den 20er Vizner gehört zu den prominentesten tschechischen Glaskünstlern, und und 30er Jahren zählen neben Henri Bergé, Henri Mercier (Tierplastiken), seine Werke sind in vielen internationalen Museen ausgestellt, darunter u. Marcel Corette, Alfred Finot, Jules Chéret, P. Geno u. v. a. a. The Metropolitan Museum of Art, New York, das Victoria and Albert Für seine Pâte de verre verwendet Walter mit einem Bindemittel versetzte, Museum, London, und das Corning Museum of Glass. Sein schnörkelloses farbige Glaspulverpaste, die er in die Reliefwand seiner Model aus feuerfesWerk zeichnet sich durch eine klare und unverfälschte Geometrie aus, Viz- tem Ton mit Hilfe eines Pinsels strich oder eindrückte. Nach dem Erstarren ner arbeitet meist in monochromen warmen Farbtönen und versieht seine wurde die Glaspaste mit oder ohne Form in den Muffelofen gegeben, wo sie Objekte abschließend mit einer Säurebehandlung, die die Oberfläche matt bei relativ niedriger Temperatur über einen längeren Zeitraum zu einer homooder seidig erscheinen lässt. genen, blasigen Glasmasse verschmolz. Bei Daum stellte Walter sein Model vorwiegend im „Cire perdue“-Verfahren her, das nach dem Erkalten zerfiel.

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Daher sind die Auflagen der einzelnen Modelle nur klein. Nach dem Krieg ar- Carl Witzmann beitete er nach einem ähnlichen Verfahren wie Gabriel Arg-Rousseau Wien 1883–1952 Wien Witzmann absolvierte eine Lehre als Tischler und besuchte anschließend Göran Wärff die Tischlerfachschule in Wien. 1901–06 studierte er an der Wiener Kunst1933 gewerbe schule u. a. bei Josef Hoffmann und übernimmt 1906–10 eine Lebt und arbeitet in Lärbro auf Gotland Lehrtätigkeit an der Fachhochschule für Tischler in Wien. 1910–49 unterStudium für Architektur und Design in Brunswick, Ulm und Stockholm. Seit richtet er Entwurfszeichnen, Möbelbau und Innenarchitektur an der Wie1965 Entwerfer für Kosta Boda. Anfang der 70er Jahre Emigration nach ner Kunstgewerbeschule. Witzmann ist Mitarbeiter der Wiener WerkstätAustralien. Von 1981 bis 1985 arbeitete und lehrte er in England. 1986 kehrt te und Mitglied im Deutschen und Österreichischen Werkbund. Er liefert er nach Schweden zu Kosta Boda als selbständiger Entwerfer zurück. Serien Glasentwürfe für die Firmen J.& L. Lobmeyr und Johan Lötz Witwe. wie Azurro, Sydney und Seaside, die aus Vasen, Schalen und Tischskulpturen bestehen und in den 90er Jahren entstanden, wurden sehr populär. Wärff Frank Lloyd Wright arbeitete sehr eng mit Kostas Glasschneider und -schleifer zusammen und Richland Center, Wisconsin 1867–1959 Phoenix, Arizona hat mehrere funktionale und dekorative Objekte entworfen mit weichen, Nach seinem Studium an der University of Wisconsin in Madison (1885– runden Formen, inspiriert durch See und Wind. Dünne, federleichte Luftbla- 87) arbeitete Wright ab 1888 bei den Architekten Adler & Sullivan in Chisen erzeugen elegante Strukturen auf der klaren Kristalloberfläche. cago. 1893 verließ er das Unternehmen und eröffnete sein eigenes Büro in Chicago. Auf der World’s Columbian Exposition in Chicago 1893 erweckte Katharina Weidauer der japanische Pavillon seine Begeisterung für die japanische Architektur Heidelberg 1978 und das Sammeln von japanischen Drucken wurde ihm zur Leidenschaft. Lebt und arbeitet in Heidelberg 1905 unternahm er dann seine erste Reise nach Japan und organisierte 1906 1999–2006 Studium an der Akademie der Bildende Künste Stuttgart im eine Ausstellung seiner Hiroshige-Drucke im Art Institute in Chicago. Fachgebiet Bildhauerei. Lehrer waren Werner Pokorny und Giuseppe 1909/10 reiste er nach Berlin und arbeitete an dem von Ernst Wasmuth heSpagnulo. Glasarbeiten bei Jörg F. Zimmermann. rausgegebenen Buch Ausgeführte Bauten und Entwürfe mit. 1913 erneute Japan-Reise, um den Auftrag für das Imperial Hotel abzuschließen. 1915 Jakob Wiedmann Gründung eines Büro in Tokio, wo sein längerer Aufenthalt einen Wendesiehe WMF punkt in seinem Werk herbeiführte. Nach seiner Rückkehr veröffentlichte er einige Schriften, unter anderem Modern Architecture (1931) und hielt Karl Wiedmann Vorlesungen an der Universität. 1931 fand eine Ausstellung über sein Werk in Kuchen 1905–1992 New York, Amsterdam, Berlin, Frankfurt, Brüssel, Milwaukee und Chicago Grundausbildung als Glastechniker: Praktikum in einer Maschinenfabrik statt. 1932 gründete er die Taliesin-Gemeinschaft in Wisconsin und zog sich (Schlosserei, Eisendreherei, Eisengießerei). Anschließend Glastechniker- aus der Öffentlichkeit dorthin zurück. Bis 1940 arbeitete er hauptsächlich Lehre bei WMF: Ausbildung als Glasmacher, Kugler, Scheibenschleifer als Lehrer und Theoretiker. Danach erhielt er wieder viele Bauaufträge. und Graveur. Während der Lehrzeit drei Jahre Gewerbeschule im Fach Wright war ein Schüler von Sullivan und baute gemäß dessen These „form Maschinenbau und freiwilliger Abendunterricht im Kunstgewerbe. Für follows function“ Häuser, deren Form aus dem Zweck, dem Material, der ein Jahr an der Staatlichen Fachschule für Glasindustrie Zwiesel bei Lud- Konstruktion und nicht zuletzt aus der sie umgebenden Landschaft erwig Springer und Bruno Mauder. Seit 1925 Glastechniker bei WMF, wo er wächst. Ein gutes Beispiel für seine in enger Wechselbeziehung zur Natur neue Herstellungsverfahren für Kunstgläser entwickelte, wie z. B. „Myra- stehenden Wohnhäuser sind die so genannten Prärie-Häuser – niedrige, zu Kristall“. Ab 1927 Betriebsleiter. 1947/48 Glastechniker bei Daum, Nancy. weiten Terrassen und Gärten verbundene, flach gedeckte, aus Holz und 1949–51 wieder Betriebsleiter bei WMF. 1952/53 Betriebsleiter der Kris- Stein errichtete Bauten. Wright war zu seiner Zeit ein Einzelgänger, aber tallglas-Abteilung bei den Vereinigten Farbglaswerken Zwiesel. Ab 1954 sein Anteil an der Entwicklung mehrerer architektonischer Bewegungen Glastechniker der Graalhütte, Dürnau bei Göppingen. Er beschäftigt sich war bedeutend. Seit 1910 gehört die Kenntnis seiner Arbeiten zur Ausbilin den Jahren vor seinem Tod mit der Herstellung alter, insbesondere römi- dung aller modernen Architekten. Zu seinen Hauptwerken zählen die Präscher Gläser, wie Diatret-Gläser, Schlangenfadengläser u. a rie-Häuser, wie das Winslow-House in River Forest, Illinois (1893), und das W. R. Heath-House in Buffalo (1905), ferner das Imperial-Hotel in ToTapio Wirkkala kyo (1916–20), das Verwaltungsgebäude der Johnson Wax Co. In Racine, Hanko 1915–1985 Espoo Wisconsin (1933–39), Das Falling Water House, über einem Wasserfall ge1933–36 Studium an der Hochschule für angewandte Kunst in Helsinki baut in Bear Run, Pennsylvania (1937–39), und das Guggenheim-Museum zum Studium der Bildhauerei, u. a. Holzbearbeitung bei Johann Friedl aus in New York (entworfen 1943, ausgeführt 1956–59). Österreich. 1936 bis 1945 Mitarbeiter einer Agentur, Kriegsdienst und freie künstlerische Tätigkeit als Entwerfer, u. a. für Skulpturen, Grafik, Hans Wudy Briefmarken, Olympische Spiele 1940. Von 1946 bis 1985 arbeitet er als De- 1954 signer und ab 1947 als künstlerischer Leiter für die Glaswerke Iittala in Lebt und arbeitet in Zwiesel Finnland: 1947 Kantarella- und Varsanjalka-Vasen mit Liniengravuren, 1997–2019 Leiter der Glasfachschule Zwiesel. 1950 „Eisberg“-Vasen mit kräftiger kantiger Wandung, 1951 Bambus-Vasen und blattförmige Schalen, 1971 Lunaria-Schalen, 1973 Glas-Serie Wüttembergische Metallwarenfabrik, WMF Gaissa. Daneben Grafikarbeiten, Fotografie und Entwürfe für Holz-, Me- Geislingen an der Steige tall- und Keramik-Arbeiten, inspiriert durch Nahturfomen und -struktu- 1853 Gründung der Metallwarenfabrik Straub & Schweizer für versilbertes ren. 1951–71 Künstlerischer Direktor der Hochschule für angewandte Geschirr und Besteck in Geislingen. Fusion mit der Esslinger MetallwarenKünste in Helsinki. 1955/56 Mitarbeiter des Designstudios Raymond Loe- fabrik Ritter & Co zur Württembergischen Metallwarenfabrik AG. Im Erswy in New York. 1956–85 Entwürfe für Rosenthal (Porzellan, Glas und Be- ten Weltkrieg wird die Glashütte weitestgehend zerstört und im Anschluss steck). 1966–72 auch Entwürfe für Venini & C. in Murano. ab 1922 wiederaufgebaut. Wilhelm von Eiff leitet die Versuchswerkstatt für Glasschnitt. 1925 beginnt die Produktion von Farbglas und damit eine Emile-Hippolyte-Marius (genannt Emile) Wirtz 30-jährige Schaffensperiode, in der das Werk mit seinen Farbgläsern in Eu1884–1953 ropa eine beherrschende Rolle spielt. Es werden zwei verschiedene Arten er Emile Wirtz erhielt seine Ausbildung bei Henri Bergé bei den Daum Frères Glasdekoration entwickelt, einmal die Oberflächenbehandlung mit reduziein Nancy, besuchte aber gleichzeitig die dortige Ecole des Beaux-Art und rend eingebrannten Metallsalzlösungen auf silbergelb geätztem Glas, dem wurde nach dem Ausscheiden von Bergé bei Daum Chefdesigner und engs- Myra- und Lavaluna-Glas, zum anderen durch Einbringen von Luft und Farter Mitarbeiter von Antonin Daum. 1923 wurde er Offizier der Academie in be zwischen Klarglasschichten, dem Ikora-Glas. Zum Myra-Glasverfahren Nancy und 1952 Ritter der Ehrenlegion hat ganz wenetlich Karl Wiedmann beigetragen. Eine Variante des MyraGlases ist das Perlmutter-Glas, daß sich dadurch unterscheidet, daß es sich um Bleiglas handelt, bei dem die Trägerschicht für die Oxydaufdampfung

Biografien & Glashütten

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nicht das Silber, sondern das aus dem Glas reduzierte Blei ist. Durch die Bleiausscheidung ergibt sichn eine schwache Färbung der Hütteniris. Bei Versuchen mit schwefeleisenhaltigem, schwarzem Glas zeigt die Silberätzung auf dem opaken Glas ein wie Opal schimmerndes Blau. Dieses als Lavaluna bezeichnete Glas erzielt sehr unterschiedliche Farben und wirkt eherwie eine Keramik-Glasur. Die Fa. entscheidet daher, dieses Glas nicht zum Verkauf zu bringen. Daher ist Lavaluna-Glas selten anzutreffen. Ikora-Glas wird durch Aufbringen von körnigem Silbernitrat entwickelt. Je nachTemperatur und Nitratmenge verflüssigt es sich und bildet größere oder kleinere Blasen. Durch Glaspuderung oder aufgeschmolzene Glaspartikel und einem weiteren Aufblasen und Verformen des Glases können die so entstehenden Farbzeichnungen und zu zufälligen Dekore wieder verändert werden. Herausragende Persönlichkeiten, die diese Entwicklung bei WMF getragen haben, sind: Walter Dexel, der Ikora-Entwürfre liefert, Jakob Wiedmann, Ausbilder von Wilhelm von Eiff, Karl Wiedmann, entwickelt Myra-, Lavalunaund Ikora-Glas, und Wilhelm Wagenfeld, ab 1950 Entwerfer für WMF-Glas.

licher Designer für die Glasindustrie, seit 1976 Lehrbeauftragter an der Kunstakademie Stuttgart, 1983/84 Aufbau eines Studioglasofens an der Akademie der bildenden Künste, Stuttgart). Arthur Zirnsack siehe Hanne(lore) Dreutler Pierantonio (Toni) Zuccheri San Vito al Tagliamento 1936–2008 Venedig Studium der Architektur in Venedig. Entwürfe für Venini (z. B. Serie Groviglio) und seit 1965 Zusammenarbeit mit Gio Ponti. Bis 1988 Zusammenarbeit mit mehreren Archtikturbüros für Gestaltung und Inneneinrichtung, bildhauerische Tätigkeit. 1989 Entwürfe für Vetreria de Majo in Murano und ab 1990 für Barovier & Toso. Ab 1995 künstlerische Zusammenarbeit mit Giampaolo Seguso.

Mary Ann „Toots“ Zynsky Boston 1951 Vladimir F. Zbynovski Lebt und arbeitet in Boston Bratislava 1964 Studium an der Rhode Island School of Design, der Pilchuck Glass School Lebt und arbeitet in Chantilly und der Craft School in Haystack. 1981–83 Zusammenarbeit mit Venini, Nach einer weiterführenden Schule in einer Schule für dekorative Kunst in dabei entstehen Gefäße namens Folto, deren Öffnungen weite umgeschlaBratislava, zentriert auf die Kunst des Steins, fährt er fort, innerhalb der gene Lippen haben, und Dekorationen mit Glasstäben, die aus haardünHöheren Schule der Schönen Künste von Bratislava seine Ausbildung zum nen Fäden hergestellt wurden, die mit einer von ihr erfundenen Technik Bildhauer. Danach spezialisierte er sich auf die Arbeit von Glas. Nach Ab- hergestellt wurden. Ihre Werke sind nicht nur in den großen internationaschluss seines Studiums 1991 entschied er sich, nach Frankreich zu ziehen. len Museen vertreten, sondern auch im Weißen Haus inmitten der Werke Sein künstlerisches Konzept sieht in Licht und Zeit die beiden Bereiche der der bedeutendesten amerikanischen Künstler. Erforschung des kreativen Prozesses. Durch seine physikalischen Prinzipien fördert Licht die existenzielle Reflexion. Die aus dieser Reflexion entstandenen Werke zeugen vom Bewusstsein der menschlichen Flüchtigkeit, der Beharrlichkeit des Denkens, der Transformation der Materie. Skulpturen, die die Haltbarkeit von Stein mit der Zerbrechlichkeit von Kristall verbinden, Spiegel, die spekulative Spiele auf nachgebildeten Welten, Lichtprojektionen aus Prismen oder Metall, wechselnde Bildschirme bieten. Materie ist reflexiv.

Vittorio Zecchin Murano 1878–1947 Murano Zunächst Tätigkeit als Maler, dann als Grafiker und Designer. Als er sich im Ersten Weltkrieg in einem Kloster auf Murano eine Werkstatt für Tapisserien einrichtete, entstanden auch erste Entwürfe im Bereich Glas. Herausragend war dabei seine Tätigkeit für die Firma Vetri Soffiati Muranesi Cappellin Venini & C., die von dem Antiquitätenhändler Giacomo Cappellin und dem Rechtsanwalt Paolo Venini 1921 gegründet wurde und deren künstlerischer Leiter Vittorio Zecchin bis 1926 war. Der Firmensitz war Murano, die vor Venedig gelegene Insel. Während Zecchin als Maler noch eng mit dem Jugendstil verbunden war, führte seine Tätigkeit für Cappellin und Venini auf Murano zu ganz neuen, nunmehr puristischen Formen. Seine Entwürfe kamen fast ganz ohne Ornament aus und bestechen durch ihre klaren Umrisslinien, die Glasgefäße durch monochrome, transluzide Farben. Anregungen fand Zecchin unter anderem in Vorbildern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Seine Adaption einer Vase aus farblosem Glas auf dem Verkündigungsgemälde von Paolo Veronese in der Gallerie dell‘ Accademia in Venedig wurde zum Wahrzeichen der Glashütte und mutierte zum Firmenlogo. Bis heute wird die Veronese-Vase in vielen Farben von Venini hergestellt. Jiřina Žertová Prag 1932 Lebt und arbeitet in Prag 1947–50 Studium an der Staatlichen Schule für Grafische Kunst in Prag, 1950–55 an der Akademie für Kunst, Architektur und Design bei Josef Kaplický. In dessen Atelier traf sich eine Gruppe von Studenten (u. a. René Roubíček, Stanislav Libenský, Václav Cigler, Vladimír Kopecký, Vratislav Šotola, Stanislav Oliva, Rudolf Volráb), die Interesse für moderne Malerei und Grafik hatten und ihre Ideen in die Arbeit mit Glas einbringen konnten. Seit 1956 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin, u. a. für die Glashütte in Poděbrady und die Glashütte Škrdlovice. Jörg F. Zimmermann Uhingen 1940 Lebt und arbeitet in Uhingen Studium an der Fachhochschule Schwäbisch-Gmünd, seit 1968 freiberuf-

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Biografien & Glashütten

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Objektbeschreibungen 1 Becher mit orientalisierendem Dekor Philippe Josephe Brocard, Paris, um 1875 H. 11,4 cm Farbloses Glas. Dekor aus orientalischen Ornamenten und Rankenwerk im Rapport in rotem Opakemail mit Goldkonturierung. 188/298

2 Vase Ernest Baptiste Léveillé, Paris, um 1885–90 H. 35,2 cm Sich vorwölbender, vierfach eingedellter Korpus mit trichterförmigem Hals und quadratischer Mündung. Überfangglas, rauchfarben und farblos, tiefrote bräunliche und milchig-weiße Pulvereinschlüsse. Reiche Gold- und Reliefgoldmalerei nach ostasiatischen Vorbildern, Motive mit blühenden Kirschzweigen und anderen Blüten. Standkante min. best., offene Luftblase an der Innenseite des Lippenrandes. 068/1057 Lit.: G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, Nr. 796 (Karaffe in vergleichbarer Ausführung, Zuschreibung an die Cristallerie de Clichy et Sèvres)

3 Henkelbecher Emile Gallé, Nancy, um 1880 H. 9 cm Rauchbraunes Glas, optisch geblasen. Polychromer, emailgemalter und goldkonturierter Floraldekor mit Monogramm „CF“. Boden in Email bez.: E. Galle Nancy déposé. 193/400 4 Fußschale Ernest Baptiste Léveillé, Paris, um 1890 Dm. 19,3 cm Tief gemuldete Schale über abgesetztem Stand; vierfüßige Standmontierung. Pfirsichfarbenes dickwandiges Glas, innenseitig mit schwarzvioletten, beige-weißen und siegellackroten, bandförmig verzogenen Masseaufschmelzungen, teilweise in flacher Reliefstruktur mit linearen Gravuren, oberer Schalenrand umlaufend mit geschliffenem Dreieckband; Standmontierung mit vegetabilem Reliefdekor aus Zinkguss vergoldet. Unterseite sign.: E. Léveillé Paris (Schriftzug, diamantgeritzt, Gold ausgerieben). Innerer Schalenrand mit kleiner Scharte. 034/834 5 Vase „Chrysanthèmes“ (mit Chrysanthemen) Emile Gallé, Nancy, um 1895 H. 13,5 cm Kugelform, vertikal gerippt, mit gefalteter Mündung. Blassbraun getöntes Glas, polychrome florale Emailbemalung. Am Boden bez.: E. Gallé à Nancy (graviert). 065/057

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6 Schale „Gui“ (mit Misteln) Philippe-Joseph Brocard, Paris, um 1898-1900 H. 8 cm, D. 16,2 cm Tief gemuldete Form auf kurzem Standring. Farbloses Glas, umlaufend dichte Reliefemailmalerei, goldkonturiert, Motiv mit Mistelzweigen. Am Boden sign.: Vv (Veuve) Brocard (vergoldeter Schriftzug). 061/004 Lit.: Die Jugendstilsammlung. Bd. 1: Künstler A–F, Kat. Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg 1978, S. 134 (verwandte, auf der Pariser Weltausstellung erworbene Gefäße); H. HilschenzMlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, S. 34 ff.

7 Vase Algues“ (mit Algen) Ernest Baptiste Léveillé, Paris, um 1895 H. 18 cm Sich vorwölbender, leicht abgeflachter Korpus. Farbloses Glas, gefrostetes Craquelé. Polychrome Emailbemalung, Motive mit Algen. 068/1060 8 Tablett „Myosotis“ (mit Vergissmeinnicht) Emile Gallé, Nancy, 1867 Dm. 27 cm Farbloses Glas, Schwarzlot und Emaildekor in Weiß und Blau mit Insekten und Vergissmeinnichtranken. Signiert: E. Gallé (Schwarzlot). 108/146 Lit.: F. Le Tacon: Emile Gallé. L‘artiste au multiples visages, Paris 2011, S. 114

9 Zierhenkelvase mit japanischer Landschaft Emile Gallé, Nancy, um 1895 H. 29 cm Farbloses Glas mit zwei applizierten Henkeln. Umlaufend reliefiert geschnittener Dekor: Bambuswald und zwei Kraniche vor Berglandschaft. Auf der Unterseite bez.: Cristallerie d’Emile Gallé Nancy modele et decor deposés (graviert). 211/335 10 Langhalsvase mit Veilchen Emile Gallé, Nancy, um 1900 H. 23,1 cm Farbloses Glas mit feinblasiger Patinage unter honiggelbem Überfang, im unteren Teil partieller Überfang in Honiggelb. In Marqueterie sur verre stilisierte Veilchen mit Blattwerk in hellgrünem, opak-rosarotem, kupferrubinrotem und honiggelbem Glas. Teile des Marqueteriedekors und Dekorergänzungen mit anpolierter, flach geschnitzter Tiefgravur überarbeitet. Bez.: auf der Wandung, graviert: „Gallé“ in vertikaler Anordnung. 138/132 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, S. 51, Nr. 234 (m. Abb.); E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870– 1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 67, Abb. S. 135


11 Vase Emile Gallé, Nancy, 1898 H. 11 cm Auf farblosem Grund feinblasige milchige Patinage mit verzogenen Einlagen in Violett-, Gelb-, Rotund Grüntönen, teils in feiner Fadenstruktur, teils breit marmoriert. Feine ornamentale Liniengravur. Angesetzter Rundfuß in Farblos. Auf der Wandung bez.: Gallé (graviert). 139/626 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 247

12 Marqueterie-Jardinière Emile Gallé, Nancy, um 1896/97 H. 8 cm, L. 26 cm, B. 14 cm Farbloses Glas mit feinblasiger körniger Patinage. Im unteren Bereich verlaufend violett überfangen und nach oben teils zu Fäden ausgezogen. Spiralförmig herumgeführter Faden, im Auflicht milchig grün, in der Durchsicht braunorange. Zwischen den Schichten Blüten in Violett, Hellblau, Hellgrün, Rot und Weiß. Auf der Vorderseite in Marqueterie sur verre Krokusblüte in Violett, Rot und Weiß. Blüten und Stängel in kräftig modelliertem Hochschnitt herausgearbeitet. Min. best. Auf der Wandung in Gravur bez.: Gallé. 150/915 Lit.: A. Duncan/G. de Bartha: Glass by Gallé, New York 1984, Abb. 139; H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 244 f.

13 Bodenvase mit Lilien Emile Gallé, Nancy, 1900 H. 56,7 cm Hohe Spindelform. Überfangglas, bernsteinfarben und weinrot. In mehreren Arbeitsgängen geätzter Dekor. Motiv mit blühenden Lilienrispen in abendlicher Stimmung. Innenseite matt geätzt, Außenwandung vielfach mit dem Rad überarbeitet. Sign.: E. Gallé (ornamentaler Schriftzug in einem vierblättrigen Kleeblatt). 065/60 Anmerkung: Die Signatur mit vierblätt rigem Kleeblatt weist die Vase als Jahresgabe zum Neuen Jahr 1900 (Étrennes) aus. Die Form des Gefäßes (Vase diabolo) scheint Gallés Vorliebe genossen zu haben, wie das idealisierte Portrait von Victor Prouvé beweist.

14 Marqueterie-Vase „Hemerocallis“ (mit Taglilie) Emile Gallé, Nancy, 1900 H. 35 cm Farbloses Glas mit Überfangschichten in kräftigem Opakweiß und Gelborange. In MarqueterieTechnik eingearbeitete Taglilie („Hemerocallis“) mit drei dunkelroten Blüten in verschiedenen Entwicklungsstadien und Knospen; Stängel, Blätter und Staubgefäße in Grün. Die gesamte Dekorpartie nach Verätzung in sehr sorgfältig ausgeführter Reliefgravur. Der Grund flächendeckend in Schnitz- und Martelé-Strukturen graviert. Auf der Fußoberseite in Gravur bez.: Gallé. 220/413 Provenienz: Privatbesitz Deutschland 1986

Objektbeschreibungen

Anmerkung: Eine Vase mit gleichem Dekor und gleicher Technik bei Hilschenz-Mlynek/Ricke 1985, Abb. 268.

15 Marqueterie-Vase „Gentiana“ (mit Enzian), Modell für die Pariser Weltausstellung 1900 Emile Gallé, Nancy, 1900 Balusterform. Auf Trompetenfuß schlanker ovoider Korpus mit abgesetzter, weit ausschwingender Trichtermündung. Überfangglas, bernsteinfarben, farblos, partiell dunkel jadegrün und graubraun. Umlaufender Dekor einer Alpenlandschaft mit zwei Blüten des langstieligen Enzians, die Blüten und das Blattwerk fein mit dem Rand überarbeitet, oberhalb des Gebirgszuges mattierte Wolken. Im unteren Wandungsbereich gravierte Signatur:Gallé (ornamentaler, vergoldeter Schriftzug), oberhalb der Gebirgskette bez.: „Gentiana“ (gravierter und vergoldeter Schriftzug). 068/051 Provenienz: Südwestdeutscher Privatbesitz seit 1965 Lit.: Meisterwerke der Glaskunst aus internationalem Privatbesitz, Ausst.-Kat. Städtische Kunsthalle Düsseldorf 1968, Nr. 305 (identisch); J. Bloch-Dermant: L’Art du Verre en France 1860–1914, Paris 1974, S.124 (modellgleiche Marqueterie, jedoch in einfacherer Ausführung); P. Thiébaut: Les Dessins de Gallé, Paris 1993, Abb. 2, S. 129 (Reproduktion eines Originalfotos der Vitrine „Le Repos dans la Solitude) Anmerkung: In der Vitrine „Le Repos dans la Solitude“ auf der Pariser Weltausstellung 1900 war eine modellgleiche Vase mit Holzdeckel ausgestellt. Die Bezeichnung der Vitrine geht auf einen Text des Apostels Markus zurück, eine Anzahl der ausgestellten Vasen trugen Verse von Victor Hugo und Charles Baudelaire. Der Enzian galt im Mittelalter als Heilmittel gegen Vergift ungen, seine Farbe „Enzianblau“ als besonders rein. Es gibt Darstellungen von Christus als Apotheker, der mit Blüten des Kreuzenzians die Sünden der Menschen wiegt: somit galt der Enzian als Symbol der Erlösung. Gallé war ein überzeugter Verfechter der Rehabilitierung des Hauptmanns Dreyfus, somit wäre durchaus denkbar, dass die Gentiana-Vase einen deutlichen Bezug auf diese Thematik nimmt. Die Symbolik der Blüten gehörte um 1900 in einem viel stärkeren Masse zum allgemeinen Gedankengut als in der heutigen Zeit.

16 Marqueterie-Vase mit Narzisse Emile Gallé, Nancy, 1900 H. 18,2 cm Farbloses Glas mit feinblasiger weißgrauer Patinage. Korpus bis zur Schulter grün überfangen, darüber in der Bodenzone graubraune Kappe. In Marqueterie-Technik eingearbeiteter Dekor: Narzissenblüte in Graublau und Gelborange, Knospe in Braungrün, Blätter und Stängel in verschiedenen Grüntönen. Die eingearbeiteten Partien geschnitten. Ovaler Wandungsquerschnitt. Auf der Wandung bez.: Gallé 1900 (graviert). Inv-Nr. 143/688 Lit.: A. Duncan/G. de Bartha: Glass by Gallé, New York 1984, Abb. 147; H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 626

17 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1902 H. 14,3 cm Sich schräg erweiternde Wandung über ovalem Stand, flach eingewölbte Schulter, gerade aufsteigender Hals, ovale Mündung. Farbloses, mehrschichtiges Glas, weißliche und violette Pulvereinschmelzungen, violett überfangen, reliefiert

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geätzt, feuerpoliert. Umlaufender Dekor: Chrysanthemenblütenstängel. Am Boden vertieft sign.: Gallé Déposé. 034/867 18 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1900 H. 12 cm Farbloses Glas mit Überfängen in Grün und Rotbraun. Zwischen den Schichten in unregelmäßig verzogenen Bahnen schwarz erscheinende Oxideinschmelzungen. Umlaufend geätzter Dekor: holländische Küstenlandschaft mit Windmühlen überlagert von Unterwasserflora mit Seestern. Mündung fünfpassig nach innen gelappt. Die Innenwandung mattiert, die gesamte äußere Wandung säurepoliert. Auf der unteren Wandung in Gravur bez.: Gallé. 156/457 Lit.: G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, Abb. 362 (dekorvergleichbare Arbeit); A. Duncan/G. de Bartha: Glass by Gallé, New York 1984, Abb. 55a

19 Vase mit Weinranken Emile Gallé, Nancy, um 1902–04 H. 15 cm Farbloses Glas, innen mit honigfarbenem Opal unterfangen, außen dünnwandig grün und violett überfangen. Dekor: Weintrauben mit Ranken und Blattwerk, hochgeätzt und ganzflächig überschnitten. Die verbleibende Gefäßoberfläche mit Markeléschliff überarbeitet. Auf der Wandung bez.: Gallé (graviert). 145/615 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 299 ff.

20 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1903 H. 39 cm Farbloses Glas mit rotviolettem Überfang. Geätzter Dekor: Weinranken mit Laub. Oberfläche im Gefäßinneren mattiert, außen säurepoliert. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 139/632

21 Vase „Cineraria“ (mit Aschenblume) Emile Gallé, Nancy, um 1900–04 H. 24 cm Farbloses Glas mit dreischichtigem Überfang in Hellblau, Grün und Violett. Geätzter Dekor: Blüten und Blattwerk der Cineraria. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 170/478

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22 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 16 cm Farbloses Glas, hellgrün und hellgelb überfangen. Geätzter Dekor: Eukalyptuszweige mit Blättern, Fruchtkapseln und Blüten. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 139/644

23 Schale mit Ackerwinde Emile Gallé, Nancy, um 1904 Dm. 15,5 cm Farbloses Glas mit Pulvereinschmelzungen in Gelb, Grün und Blau, innen braunrosa, außen blau überfangen, reliefiert geätzter Dekor: Blüten und Blätter der Ackerwinde. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung in Reliefätzung bez.: Gallé. 148/573 24 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 7 cm Farbloses Glas, innen partiell zitronengelb, außen violett überfangen. Geätzter Dekor: Blüten, Knospen und Blattwerk. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt) 139/645 25 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 6,5 cm Farbloses Glas mit hellblauem und grünem Überfang. Geätzter Dekor: Blütenstauden. Mundrand best. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 139/646 26 Schiffchen mit Hortensien Emile Gallé, Nancy, um 1904 H. 8 cm, L. 17 cm, B. 7 cm Farbloses Glas, innen partiell lachsfarben, außen weiß, lila und hellgrün überfangen. Auf der inneren und äußeren Wandung geätzter Dekor: Hortensienblüten. Binnenzeichnung in flacher Hochund Nadelätzung. Mündung min. best. Auf der Wandung in Hochätzung bez.: Gallé. 150/938 27 Vase mit Glockenblumen Emile Gallé, Nancy, um 1904 H. 12,5 cm Farbloses Glas mit opakweißem und blauviolettem Überfang. Reliefiert geätzter Dekor: Blüten, Knospen und Blattwerk der Glockenblumen. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung in Reliefätzung bez.: Gallé. 148/570


28 Vase Emile Gallé, Nancy, 1904–06 H. 12, 5 cm Farbloses Glas, innen partiell lachsrosa, außen grün und violett überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Flusslandschaft. Auf der Wandung in Hochätzung. Bez.: Gallé mit Stern. 148/568 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 353

29 Vase „Chardon“ (mit Disteln) Emile Gallé, Nancy, um 1904 H. 17 cm Farbloses Glas, partiell gelb unterfangen, dunkelviolett überfangen. Geätzter Dekor: Distelblüten und Blattwerk. Binnenzeichnung in flacher Hochund Nadelätzung. Ovaler Wandungsquerschnitt mit passig gekniffener Mündung. Auf der Wandung in Hochätzung bez.: Gallé. 150/933 30 Vase „Glycines“ (mit Glyzinien) Emile Gallé, Nancy, 1904-1906 H. 30 cm Zylinderform mit dreipassförmig eingekniffener Mündung. Überfangglas, farblos, bernsteinfarben und violett, in mehreren Arbeitsgängen geätzter Dekor. Motiv mit blühenden Glyzinienranken. Sign.: Gallé mit Stern (hochgeätzter Schriftzug). 065/07 31 Enghalsvase Emile Gallé, Nancy, 1904–06 H. 30,5 cm Farbloses Glas, innen opak gelborange, außen hellgrün und dunkelviolett überfangen. Geätzter Dekor: Blütendolden und Blattwerk. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung bez.: Gallé mit Stern (hochgeätzt). 143/698 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 230 (formidentisch)

32 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 8,7 cm Farbloses Glas, innen partiell lachsrosa, außen violett überfangen. Geätzter Dekor: Blütendolden und Blattwerk. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 139/647 33 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 21 cm Farbloses Glas, innenpartiell zitronengelb, außen rotviolett überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Kirschblüten. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 143/691

Objektbeschreibungen

34 Schale Emile Gallé, Nancy, um 1905 Dm. 18,5 Farbloses Glas mit zartblauem und orangegelbem Überfang. Geätzter Dekor: Seerosenteich. Binnenzeichnung in Nadelätzung. Dreifach nach innen gelappter Öffnungsrand. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 139/651 35 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1906 H. 10 cm Farbloses Glas, innen partiell zitronengelb, außen grün überfangen. Geätzter Dekor: Farnblätter. Standkante min. best. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 143/695 36 Schale Emile Gallé, Nancy, um 1930 H. 7 cm, Dm. 19 cm Farbloses Glas, violett überfangen. Geätzter Dekor: Klematisranken. Oberfläche im Gefäßinneren mattiert, außen säurepoliert. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 139/641 37 Vase „Clématites“ (mit Klematis) Emile Gallé, Nancy, 1906–14 H. 15 cm Überfangglas farblos, gelb und violett. Geätzter Dekor mit blühender Klematis. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzter Schriftzug). 065/084 38 Vase „Clématites“ (mit Klematis) Emile Gallé, Nancy, 1920er Jahre H. 21 cm Über runder Standzone sich zur flachen Schulter leicht gewölbt erweiternd, enge, aufgestellte Mündung. Überfangglas, farblos, bernsteinfarben und violett, in mehreren Arbeitsgängen geätztes Motiv mit Klematisranken und zwei großen Blüten, innen nachgearbeitet. Im unteren Wandungsbereich signiert: Gallé (hochgeätzter Schriftzug). 108/208 39 Vase Emile Gallé, Nancy, um 1905 H. 27,7 cm Über herzförmigem Stand konisch aufsteigende, auf einer Seite passig geformte Wandung, gerade Mündung, Farbloses, mehrschichtiges Glas, Innenschicht mit weißlichen, im Mündungsbereich türkisblau durchfleckten Pulvereinschmelzungen, opak roséfarben und schilfgrün überfangen, bewegte Mohnblütenstängel als matt reliefierter Ätzdekor, teilpoliert. Reliefsignatur auf der Wandung: Gallé. 034/865

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40 Vase mit Heckenrose Emile Gallé, Nancy, um 1906 H.41,5 cm Farbloses Glas, innen opalisierend zitronengelb, außen grün und braun überfangen. Geätzter Dekor: Blüten, Knospen und Blattwerk der Heckenrose. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 143/707

41 Vase mit Alpenveilchen Emile Gallé, Nancy, um 1920 H. 22,2 cm Farbloses Glas, innen opalisierend zitronengelb, außen hell- und dunkelviolett überfangen. Geätzter Dekor: Alpenveilchen und Blattwerk. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 139/638 42 Vase mit Pflaumen Emile Gallé, Nancy, um 1925 H. 21 cm Farbloses Glas, innen partiell opalisierend gelb, außen hellblau und violett überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Zweige mit Früchten und Blättern der Pflaume. Binnenzeichnung in flacher Hoch- Nadelätzung. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 145/625 43 Soufflé-Vase mit Kürbisgewächs Emile Gallé, Nancy, um 1925 H. 18,5 cm Farbloses Glas, innen partiell zitronengelb unterfangen, außen violett überfangen, formgeblasen. Kräftig reliefierter, im Model eingearbeiteter Dekor: Zweige mit Früchten und Blattwerk. Auf der Wandung in flacher Hochätzung bez.: Gallé. 156/447 Lit.: A. Duncan/G. de Bartha: Glass by Gallé, New York 1984, Abb. 292–302; H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 367 f.

44 Soufflé-Vase mit Pflaumen Emile Gallé, Nancy, um 1925 H. 39,5 cm Farbloses Glas, formgeblasen, inn3en partiell opalisierend zitronengelb unterfangen, außen blau und violett überfangen. Plastischer, im Model eingearbeiteter, geätzter Dekor: Zweige mit Früchten und Blättern der Pflaume. Dekor teils matt, teils glänzend. Auf der Wandung bez.: Gallé (hochgeätzt). 167/471 Lit.: A. Duncan/G. de Bartha: Glass by Gallé, New York 1984, Abb. 298; H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 367

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45 Vase mit Misteln Daum Frères, Nancy, um 1896 H. 13,5 cm Farbloses, dunkelgrün überfangenes Glas. Balusterförmiger Korpus. Umlaufend geätzter Dekor: Mittelzweige, nachgeschnitten. Auf der Fußoberseite nadelgeätzte Inschrift: „Au gui l’An neuf “. Bodenunterseite bez.: Daum Nancy mit dem Lothringer Kreuz (graviert). 143/674 46 Langhalsvase „Chardon” (mit Distel) Daum Frères, Nancy, um 1897–1900 H. 22,6 cm Farbloses Glas mit leicht opalisierendem, dreifarbigem Unterfang in Goldrubin, Silbergelb und Grün. Geätzter, in Poliergold und buntem Email bemalter Dekor: Disteln. Bez.: am Boden, mit Poliergold gemalt: „Daum“ Lothringer Kreuz „Nancy“. 138/0052 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Gleiche Formen mit verschiedenen Dekoren sind laut Daum-Archiv 25 cm hoch.

47 Kleine Enghalsvase „Chardon” (mit Distel) Daum Frères, Nancy, um 1897–1900 H. 12 cm Farbloses Glas mit dreifarbigem Unterfang in Silbergelb, Goldrubin und Grün. Geätzter und in braunem Email bemalter Dekor: Disteln. Konturen- und Binnenzeichnung, Mund- und Fußrand in Poliergold. Bez. am Boden, mit Poliergold gemalt: „Daum“ mit Lothringer Kreuz „Nancy“. 138/0059 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

48 Vase Daum Frères, Nancy, um 1896 H. 36 cm Farbloses Glas, innen mit opaleszierendem Unterfang, außen grün unterfangen. Reliefiert geätzter Dekor: Zweige mit Blüten, Knospen und Blattwerk. Die gesamte Dekorpartie in kräftig modellierter Gravur überarbeitet. Partiell poliert. Binnenzeichnung in Poliergold, min. berieben. Mündung vergoldet. Unterseite in Poliergold bez.: Daum Nancy mit Lothringer Kreuz. 170/443 Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, Abb. 84 und S. 188.

49 Vase „Renoncules“(mit Hahnenfuß) Daum Frères, Nancy, um 1895 H. 19,3 cm Sich stark vorwölbender Korpus mit vergoldeter Fußmontierung, schlanker Trompetenhals. Überfangglas, bernsteinfarben und farblos, grüne und rosafarbene Pulvereinschlüsse. Rauh Ausgeätzt, polychrom bemalt, Motiv mit blühenden Ranunkeln. Vergoldeter Lippenrand. Am Boden sign.: Daum Nancy, Lothringer Kreuz (vergoldeter Schriftzug). 068/011


Lit.: Daum Nancy. Verre & crystal d’art, Ausst.-Kat. Musée des beaux-arts, Nancy 1980, Nr. 83 (Dekor)

50 Krug Georges de Feure (Entwurf) Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 18 cm Farbloses Glas, im unteren Bereich dichte grüne, im oberen Bereich orangefarbene Emailaufschmelzungen, mattiert. Im ausgeschliffenen Abriss sign.: G. de Feure (blankgeätzter Schriftzug). 065/028 51 Vase mit Mohn Daum Frères, Nancy, um 1898/99 H. 17 cm Farbloses Glas, innen mit weißem Opal unterfangen, außen violett und dunkelgrün überfangen. Geätzter Dekor: Blüten, Knospen und Blattwerk des Mohn. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Nahezu der gesamte Grund mit Martelé-Schliff überarbeitet. Die äußere Wandung säurepoliert. Unterseite in mit Gold ausgeriebener Gravur bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz. 167/434 Lit.: G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, Abb. 172b; Nancy 1900. Jugendstil in Lothringen, Ausst.-Kat. Münchner Stadtmuseum, Mainz 1980, Abb. 437 (Dekortechnik)

52 Vase Daum Frères, Nancy, um 1903 H. 43,5 cm Farbloses Glas mit ein- und aufgeschmolzenem Pulver in Gelb, Rot, Orange und Grün. Umlaufend geätzter Dekor: Blattwerk mit Beeren. Binnenzeichnung in Nadelätzung. Dreipassiger Wandungsquerschnitt. Auf der Wandung bez.: DAUM NANCY mit dem Lothringer Kreuz (hochgeätzt). 143/0677 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 65 (dekoridentische Formvariante)

53 Tasse mit Unterteller „Delft“ Daum Frères, Nancy, 1899 H. 4 cm, Dm. 7,8 cm Tief gemuldeter Korpus mit C-förmigem Henkel, Teller mit breiter Fahne. Überfangglas, milchig opaleszierend und farblos. Eisglasartig geätzt, feine Schwarzlotmalerei, Motive mit hol-ländischen Landschaften, Küsten mit Segelbooten. Am Boden sign.: Daum Nancy, Lothringer Kreuz (vergoldeter Schriftzug, beim Unterteller nur geringe Spuren erhalten). 067/301 Lit.: C. Bardin: Daum 1878–1939. Une industrie lorraine, Metz 2004, S. 161 (Reproduktion eines Archivfotos mit weiteren Vasen und Gefässen der Reihe „Delft“)

54 Kleine Vase mit Lilie „A tout vent mon coeur“ Daum Frères, Nancy, um 1900 H. 8,3 cm Farbloses Glas, mit dünnem verlaufendem Unterfang in Rotbraun. Geätzter Dekor: Blüte, Knospe und Blätter der Lilie. Binnenzeichnung in flacher Tiefgravur und Poliergold. Aufschrift in Reliefgold: „A tout vent mon coeur“. Fuß- und Mund-rand vergoldet. Auf der Unterseite in Poliergold bez.: Daum Nancy mit Lothringer Kreuz. 150/0176 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt Lit.: G. Gappa, L’Europe de l’Art de Verrier, Abb. 149

55 Schale mit Winterlandschaft Daum Frères, Nancy, um 1900 H. 7 cm Farbloses Glas mit Pulvereinschmelzungen in Rosa-Orange und Gelb. Umlaufend reliefiert geätzter und in buntem Email bemalter Dekor: verschneite Winterlandschaft. Spannungsrisse. Auf der Unterseite in schwarzer Flachfarbe bez.: Daum Nancy mit Lothringer Kreuz 148/520 56 Vase Daum Frères, Nancy, um 1900 H. 11,6 cm Becherform, zur Mitte hin schwellend. Sog. „décoration intercalaire“; farbloses, mehrschichtiges Glas, opalfarbene Zwischenschicht mit vertikalem Streifendekor in Hellblau mit unregelmäßigen Flecken in Orange, Standbereich aus schwarzem Glas. Am Stand bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz (geschnitten). 038/238 Anmerkung: Die Firma Daum Frères Nancy präsentierte erstmalig auf der Weltausstellung von 1900 Vasen mit dem neu entwickelten Verfahren der „décoration intercalaire“, das bald wieder aufgegeben wurde.

57 Vase mit Anemone Henri Bergé (Entwurf), Daum Frères, Nancy, 1900–03 H. 29,5 cm Farbloses Glas mit opaleszierendem Unterfang. Zwischenschichtiger Überfang in Orange und Grün. Reliefiert geätzter Dekor: zwei Anemonenblüten mit Blättern. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Als Knospen zwei plastische grüne Aufschmelzungen. Beide Applikationen in kräftig modellierter Gravur überarbeitet. Der gesamte Fond und Fußrand mit Marteléschliff. Unterseite bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz (Reste von Vergoldung). 211/385 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 45 ff.; H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, Abb. 99 Anmerkung: Das Anemonen-Motiv wurde 1898 von Bergé für Modell Nr. 1371 eingeführt (vgl. Ricke/Schmitt 1998, S. 206).

Objektbeschreibungen

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58 Vase mit Anemone Daum Frères, Nancy, um 1900 H. 17,5 cm Farbloses Glas mit opaleszierendem Unterfang sowie zweischichtigem Überfang in Lachsrosa und Grün. Umlaufender Dekor in fein ausgeführter Reliefgravur: Anemonenblüten und Knospen mit Blättern. Der gesamte Fond mit MarteléSchliff überarbeitet. Unterseite in vergoldeter Gravur bez.: DAMON PARIS. 220/516 Anmerkung: Wie die Signatur zeigt, entstand dieses Stück im Auftrag von Louis Damon, einem in Paris ansässigen Glasvertrieb, der um 1889 die Firma Daum Frères beauftragte, für ihn Gläser zu liefern (vgl. C. Hartmann: Glasmarken-Lexikon 1600–1945, Stuttgart 1997, S. 560).

59 Vase „Libellules et renoncules“ (mit Libellen und Hahnenfuß) Daum Frères, Nancy, um 1904 H. 30,5 cm Farbloses Glas mit mehrfarbigem ein- und aufgeschmolzenem Pulver in Hellblau, Violett, Grün, Türkis und Gelb. Umlaufend geätzter Dekor: Blüten, Knospen und Blätter der Seerose. Binnenzeichnung in Nadelätzung. Auf Bauch und Hals je eine plastische Libelle in Hellgrün, rötlich unterlegt, geätzt und geschnitten. Bodenunterseite in Gravur bez.: Daum Nancy mit Lothringer Kreuz. 150/0952 Lit.: G. de Bartha: L’Art 1900, Lausanne 1994, Abb. S. 41; N. Daum: Daum. Maîtres Verriers, Lausanne 1980, Abb. S. 76; H. HilschenzMlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 69 (form- und dekoridentisch)

60 Topfvase „Ephémères” (Vergänglichkeit) Daum Frères, Nancy, 1907 H. 12,1 cm Farbloses Glas mit zweischichtigem Unterfang in Hellgrün und Violett. Geätzter Dekor: Blüten und Gräser. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Zylindrische Wandung, vierpassig nach innen gekniffener Mundrand. Bez. auf der Wandung, erhaben geätzt: „DAUM“ Lothringer Kreuz „NANCY“. 138/0080 Anmerkung: Dekorentwurf um 1910 von Emile Wirtz (vgl. Daum – Nancy. Glas des Art Nouveau und Art Déco, Ausst.-Kat. Museum Bellerive, Zürich 1986, Nr. 155).

61 Vase „Anémones” (mit Anemonen) Henri Bergé (Entwurf), Daum Frères, Nancy, 1905 H. 18 cm Farbloses Glas mit ein- und aufgeschmolzenem Pulver in Violettrosa und opalisierendem Hellblau sowie Schwarzviolett. Die Außenwandung mit drei marqueterieartig aufgeschmolzenen Überfangplättchen in Weiß und Rosarot. Reliefiert geätzter Dekor: drei Blüten der Anemone mit Blattwerk. Die Blüten in flacher Reliefgravur überarbeitet. Die Binnenzeichnungen des Blattwerks in Nadelätzung. Die obere Wandungshälfte in Martelé-Feinschliff. Auf der Wandung bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz (hochgeätzt). Modell-Nr. 2548 174/513

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Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, Abb. 107

62 Enghalsvase Daum Frères, Nancy, um 1905 H. 15 cm Farbloses Glas mit Pulververschmelzungen in Gelb, Weiß und Orangebraun. Außen rotviolett überfangen. Geätzter Dekor: Blattzweige mit Beeren. Konturen- und Binnenzeichnung in schwarzgrauer Emailmalerei. Auf der Wandung bez.: Daum Nancy mit dem Lothringer Kreuz und dem Zusatz FRANCE (in schwarzgrauem Email aufgemalt). 139/0607 63 Vase Daum Frères, Nancy, um 1905/10 H. 18,5 cm Farbloses Glas mit flockiger Pulvereinschmelzung in Rosa, Gelb, Weiß und Grau. Geätzter und mit schwarz-grauer und brauner Flachfarbe bemalter Dekor: Seelandschaft. Auf der unteren Wandung bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz (hochgeätzt). 150/0961

64 Vase mit Baumlandschaft Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 24,5 cm Farbloses Glas mit ein und aufgeschmolzenem Pulver in Gelb, Rosaviolett, Blau, Dunkelviolett und Grün. Geätzter Dekor: Baumlandschaft. Angesetzte Bandhenkel mit in Farblos mit streifig gezogener Pulveraufschmelzung in Gelb und Rotorange. Auf der Wandung bez.: DAUM NANCY mit dem Lothringer Kreuz (hochgeätzt). 143/0679 65 Fußvase mit Mohnblumen Daum Frères, Nancy, um 1905 H. 9,6 cm Farbloses Glas mit ein- und aufgeschmolzenem Pulver in Orangegelb-, Grün- und Violettönen. Zwei aufgeschmolzene orangegelbe Glasplättchen. Geätzter Dekor: zwei Mohnblüten mit Blattwerk. Blüten mit flacher Hochgravur, umgebende Wandung in Tiefgravur überarbeitet. Dreieckiger Wandungsquerschnitt. Auf dem Fußrand in Gravur bez.: DAUM NANCY. 150/0181 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt Lit.: G. Cappa, L’Europe de l’Art de Verrier, Brüssel 1995, Abb. 178 F.(dekoridentisch); H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 72

66 Seltene Vase Daum Frères, Nancy, um 1905 H. 12,5 cm Farbloses Glas mit Pulvereinschmelzungen in RotViolett, Orange und Grün. Umlaufend reliefgeätzter Dekor: Fries mit Mäusen und Kiefernzweig. Auf der Unterseite in Poliergold bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz. 148/543


67 Langhalsvase mit Seelandschaft Daum Frères, Nancy, um 1905 H. 48 cm Farbloses Glas mit flockigen, zum Hals hin streifig gezogenen Pulvereinschmelzungen in Rosa und Gelb. Umlaufend geätzter Email bemalter Dekor: Seelandschaft mit reicher Baumstaffage. Auf der Wandung bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz (hochgeätzt). 145/0647 68 Vase „Crocus“ (mit Krokus) Henri Bergé (Entwurf), Daum Frères, Nancy, 1906 H. 30,3 cm Farbloses Glas mit mehrfarbiger Pulvereinschmelzung in Kobaltblau, Violett, Gelb und hellblauem Opal. Vier rote, aufgeschmolzene Glasplättchen sowie ein weiß opakes mit violettem Überfang. Auf der unteren Wandung flächig graugrüne Pulveraufschmelzungen. Umlaufend geätzter Dekor: Fünf Krokusblüten mit Blattwerk. Blüten in flach modellierter Gravur, Binnenzeichnung des Blattwerkes in Nadelätzung. Nahezu der gesamte Grund in Martelé-Schliff überarbeitet. Wandung in Hochätzung bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz. 220/521 Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, Abb. 108

69 Kleine Vase Daum Frères, Nancy, um 1908 H. 8 cm Farbloses Glas mit Pulvereinschlüssen in Gelb und Violett. Umlaufend geätzter und in buntem Email bemalter Dekor: Veilchenblüten und Blätter. Auf der Wandung in Hochätzung bez.: Daum Nancy mit dem Lothringer Kreuz. 148/0525 70 Vase mit Zweigen eines Ölbaumes Daum Frères, Nancy, um 1908 H. 20,2 cm Farbloses Glas mit ein- und aufgeschmolzenem Pulver in Rotviolett, Gelb, Hellgrün und Dunkelgrün mit partiellen Auflagen in opakem Orange. Geätzter Dekor: dunkelgrüne Zweige mit Blättern und orangefarbenen Früchten eines Ölbaumes. Reliefiert geätzt, geschnitten, und partiell poliert. Auf der Wandung bez.: DAUM NANCY mit dem Lothringer Kreuz (hochgeätzt). 143/675 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 82 f.

71 Vase mit Schlüsselblumen Daum Frères, Nancy, um 1905/10 H. 18 cm Farbloses Glas mit Pulvereinschmelzungen in Orangegelb und Rotviolett. Umlaufend geätzter und mit buntem Email bemalter Dekor: Schlüsselblumen. Auf der Wandung in schwarzer Flachfarbe bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz

Objektbeschreibungen

und dem Zusatz FRANCE. 150/0183 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt

72 Vase Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 11,9 cm Farbloses Glas mit orangegelber Pulvereinschmelzung und zweischichtigem Überfang. In Goldrubinrot und Violett. Geätzter Dekor: Flusslandschaft mit Bäumen. Auf der Wandung bez.: Daum Nancy mit dem Lothringer Kreuz (hochgeätzt). 145/0658 73 Vierkantvase Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 9,5 cm Farbloses Glas mit Doppelüberfang in Hellblau und Violett. Umlaufend geätzter Dekor: Seelandschaft. Auf der Wandung bez.: Daum Nancy mit dem Lothringer Kreuz (hochgeätzt). 139/604 74 Vase mit Orchideen Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 12,8 cm Farbloses Glas mit mehrfarbigem ein- und aufgeschmolzenem Pulver. Geätzter und in buntem Email bemalter Dekor: Blüten und Blattwerk der Orchidee. Auf der Wandung in schwarzer Flachfarbe bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz und dem Zusatz FRANCE. 150/0974 75 Vase Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 10,5 cm, L. 18 cm Farbloses Glas mit mehrfarbigen Pulvereinschmelzungen in Weiß, Hellblau, Grün, Gelb und Braun. Ovaler Grundriss. Öffnungsrand mehrfach gekniffen. Auf der Wandung bez.: Daum Frères mit dem Lothringer Kreuz (graviert). 139/0612 76 Deckeldose „Buisson de mûres“ (mit Brombeerstrauch) Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 6,3 cm, L. 11,5 cm Spitzovale Form, leicht gewölbter Deckel. Überfangglas, farblos, grünliche Pulvereinschlüsse, rötliche, rostbraune und tiefviolette Emailaufschmelzungen(vitrifications). In mehreren Arbeitsgängen geätzter Dekor, Motiv mit Brombeeren. Korpus sign.: DAUM NANCY, Lothringer Kreuz (hochgeätzter Schriftzug). 065/031 Lit.: Daum Nancy. Verre & crystal d’art, Ausst.-Kat. Musée des beaux-arts, Nancy 1980, Nr. 56 (Dekor); N. Daum: Daum. Maîtres Verriers, Lausanne 1980, S.86 (Dekor)

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77 Vase mit Weintrauben Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 26 cm Farbloses Glas mit mehrfarbigem ein- und aufgeschmolzenem Pulver. Umlaufend reliefiert geätzter Dekor: Zweige mit Weintrauben und Blättern. Binnenzeichnung in Nadelätzung. Auf der Wandung in flacher Hochätzung bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz. 156/424 Lit.: G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, Abb. 178 (dort mit Schneckenapplikation); H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, Abb. 105

78 Große Vase mit Eukalyptus Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 50 cm Farbloses Glas mit gelber und orangeroter Pulvereinschmelzung, rot und grün überfangen. Reliefiert geätzter Dekor: Eukalyptuszweige mit Blüten und Samenkapseln. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Auf der Wandung in Hochätzung bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz. Modell Nr. 4038 156/428 Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, S. 181 (Musterzeichnung)

79 Vase „Physalis“ (mit Lampionblume) Daum Frères, Nancy, um 1910 H. 53,5 cm Auf konischem Fuß sich vorwölbender, im oberen Bereich eingeschwungener Korpus. Überfangglas, farblos, gelbliche und rosafarbene Pulvereinschlüsse, violett überfangen, in mehreren Arbeitsgängen geätzter Dekor, umlaufendes Motiv mit Lampionblumen (physalis alkekengi) und Gräsern in nächtlicher Stimmung. Sign.: DAUM NANCY, Lothringer Kreuz (Schriftzug, hochgeätzt). 065/029 Lit.: N. Daum: Daum. Maîtres Verriers, Lausanne 1980, S.142 (Dekor)

80 Vase Daum Frères, Nancy, um 1912 H. 42 cm Balusterform, schräg eingewölbte Schulter, langer, konischer Hals, schräg ausgestellte Mündung. Farbloses, mehrfach überfangenes Glas, in die verschiedene Schichten eingeschlossene streifige und flockige Pulver in Rot-, Violett- und Gelbtönen, schwarz-violett überfangen, reliefiert matt geätzt. Umlaufender, bis zur Schulter reichender Dekor: Baumlandschaft vor Wasserszene mit Segelschiffen im Vorder- und Mittelgrund, abendliche Stimmung mit glutroter Beleuchtung hinter dunkel geflockten Wolken nach untergegangener Sonne. Reliefsignatur auf der Wandung: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz. 020/0615

81 Schale Daum Frères, Nancy, um 1910 Dm. 14,5 cm Farbloses Glas mit gelber Pulvereinschmelzung, rot und grün überfangen. Umlaufend reliefiert geätzter Dekor: Zweige mit Früchten und Blattwerk. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Vierpassig gewellte Mündung. Mündung min. rest. Auf der Wandung in Hochätzung bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz. 156/431 82 Vase Daum Frères, Nancy, um 1912 H. 31,5 cm Farbloses Glas mit gelber Pulvereinschmelzung, außen rot und dunkelviolett überfangen. Geätzter Dekor: Trichterblüten und Blattwerk. Blüten in Hochschnitt modelliert. Auf der Wandung bez.: DAUM NANCY mit dem Lothringer Kreuz (graviert). 0139/0599 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 116

83 Schale „Verre de jade“ (Jadeglas) Daum Frères, Nancy, 1918–25 D. 30 cm Farbloses Glas mit dunkelvioletter und türkisfarbener Pulvereinschmelzung und Metallfolieneinschlüssen. Oberhalb des Standes in Gravur bez.: DAUM NANCY mit Lothringer Kreuz. 150/0962A 84 Vase „Givré, ciselé, tulipes“ (mit mattierten und ziselierten Tulpen) Daum Frères, Nancy, 1927 H. 25 cm Farbloses, dickwandiges Glas. Auf rauhreifartig geätztem Grund vier aufgeschmolzene Überfangplättchen in Orangerot und vier reliefierte Fäden. Die Blüten in flacher Reliefgravur überarbeitet. Min. rest. Bodenunterseite bez.: DAUM NANCY mit dem Lothringer Kreuz und dem Zusatz France (graviert). Modell-Nr. 4879 0145/660 85 Vase „Pommier“ (mit Apfelbaum) Henri Bergé und/oder Emile Wirtz (Entwurf), Daum Frères, Nancy, 1924 H. 28 cm Farbloses, dunkelviolett überfangenes Glas mit Pulvereinschmelzungen in Orange, dunkelviolett und Graugrün, mit Aufschmelzungen von mehreren weißen Plättchen. Reliefiert geätzter Dekor: Zweige mit Blattwerk und fünf Apfelblüten bzw. – knospen. Die Blüten und Knospen in flacher, schwach polierter Reliefgravur. Binnenzeichnung in Nadelätzung. Auf dem Fußrand in Gravur bez.: Daum Nancy mit dem LK. Modell Nr. 4462 153/485 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 116; H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, S. 236 f.

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86 Stampfer „Grand Marnier“ Frankreich, um 1910 H. 5,5 cm Farbloses Glas mit bunter Emailmalerei. Dekor: Seelandschaft. Roter Stempelaufdruck „Grand Marnier Liquor“. 139/0668 87 Vase mit Schlieren Burgun, Schverer & Cie., Meisenthal, um 1895–1903 H. 13,2 cm Grünes Glas mit verzogener Fadenaufschmelzung in Kupferrubinrot, farblos überstochen. Äußere Wandung matt geätzt, am Mundrand fransenförmig auslaufendes Band blank belassen durch Abdecken. Dekor in anpolierter, flacher martelé-artiger Tiefgravur, partieller, fleckenförmiger Politur und in Malerei mit Papiergold. Bez. am Boden, mit Mischgold gemalt: Distel, Lothringer Kreuz mit „B S & Co.“ Und Band mit „VERRERIE D’ART DE LORRAINE“; darunter „deposé“. 138/0013 Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, S. 27, Kat.-Nr. 28, Abb. Tf.I. E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870– 1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 12, Abb. S. 45; E. Schmitt: Europäisches Jugendstilglas aus der Glassammlung Silzer, Moskau 1991, Nr. 32, Abb. Titel aus „Sammlung Giorgio Silzer“

88 Vierkantvase Cristallerie de Baccarat, um 1890 H. 20,5 cm Grünes Glas. Grund in Ätzung mit feinstichigem Umdruckmuster. Mündung vergoldet. Vergoldete Montierung. Dekor: antikisierender Figurenfries. 153/572

89 Vase mit Anemonen Muller Frères, Croismare, um 1900 H. 15,2 cm Farbloses Glas mit grünem Überfang, innen milchig mattiert. Dekor: Anemonen. Dekorpartien in flacher Hochgravur modelliert. Blanke Oberfläche. Bez. am Boden, nadelgeätzt: „Muller Croismare“, „Croismare Nancy“. 138/214 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

90 Marqueterie-Vase „Tulip“ (mit Tulpendekor) Désiré Christian & Sohn, Meisenthal, um 1899–1906 H. 17,7 cm Mit gelbgrünem Opal unterfangenes farbloses Glas. Geätzter Dekor und Marqueterie sur verre: Tulpen-Blüte mit Blättern aus einem roten Glasplättchen und zwei grünen Fäden. Die Dekorpartien in teilweise polierter, kräftig modellierter Gravur. Die äußere Wandung flächig mit silberhaltiger Reduktionsfarbe bemalt. Der Boden mit flacher, marteléartiger Tiefgravur überarbeitet.

Objektbeschreibungen

Bodenunterseite bez.: D. Christian Meisenthal Loth (diamantgeritzt). 145/0582 Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, Abb. 71 (formidentische Vase mit leicht abweichendem Dekor). Anmerkung: Es sind kaum weitere Marqueterie-Arbeiten von Désiré Christian & Sohn bekannt.

91 Vase Cristallerie de Baccarat, um 1890-1900 H. 25,2 cm Farbloses Glas, mit rotem Überfang. Geätzter Dekor: Blüte und Knospe der Schwertlilie. Die Dekorpartie in flacher Reliefgravur überarbeitet. Grund in Ätzung mit feinstrichigem Umdruckmuster. (04335001) 170/438 Lit.: G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, Abb. 49

92 Vase mit Kannenpflanze Cristallerie de Baccarat, um 1900 H. 28 cm Farbloses, eisblau und violett überfangenes Glas. Umlaufend geätzter und in Poliergold bemalter Dekor auf geätztem Blattfond: Blätter und kannenartige Gefäße der fleischfressenden Kannenpflanze. Im Querschnitt vierpassige Wandung. Fuß und Mündungsrand vergoldet. 220/500 Lit.: G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, Abb.52/53 (ähnliche Dekor).

93 Kleine Vase mit Fuchsien Burgun, Schverer & Cie., Meisenthal, um 1895– 1903 H. 7,8 cm Farbloses Glas mit hellgrünem Überfang. Geätzter Dekor: Fuchsienzweig. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung und Tiefgravur. Nahezu der gesamte Grund in anpolierter, flacher, martelé-artiger Tiefgravur überarbeitet. Bez. am Boden, mit Mischgold gemalt: Lothringer Kreuz mit „B S & Co.“, Spruchband mit Distel und Inschrift: VERRERIE D’ART DE LORRAINE. 138/0015 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, Nr. 30.

94 Vase Verreries Réunies de Vallérysthal et Portieux, um 1900 H. 21 cm Farbloses Glas, innen mit blassgrünem Opalunterfang, außen rosa überfangen. Reliefiert geätzter Dekor: Weinranken. Binnenzeichnung in Nadelätzung und Poliergold. Grund in Ätzung mit feinstrichigem Umdruckmuster. 174/564

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95 Vase mit Gartenwinde Henri Muller, Croismare, um 1900 H. 10 cm Gedrungene Balusterform mit sich stark vorwölbendem Korpus. Überfangglas, farblos, weinrot und bernsteinfarben opaleszierend. Geätzter und vollständig mit dem Rad überarbeiteter Dekor, Motiv eines blühenden Zweiges der Gartenwinde. Im ausgeschliffenen Abriss sign.: HMuller Croismare près Nancy (Schriftzug in Nadelätzung). 065/128 96 Vase Verreries Réunies de Vallérysthal et Portieux, um 1898 H. 34,5 cm Schlanke, zylindrische Form, zum Stand schräg ausgestellt. Farbloses, mehrschichtiges Glas, maigrün überfangen, über eisglasartig rauem Fond reliefiert geätzt und geschnitten, stellenweise goldbetupft, oberer Dekorabschluss mit stilisierten Beerenmotiven in Goldauftrag und feiner brauner Emaillierung. Umlaufender Dekor: Weinrebenranken und -trauben sowie Motiv des Lothringer Kreuzes. Boden mit reliefiert geätztem Blattmotiv und Inschrift Vallerysthal. 038/233 97 Vase mit Blattwerk Muller Frères (zugeschr.), Lunéville, um 1930 H. 12,8 cm Dunkelgrünes Glas. Breites Band mit tief ausgeätztem Dekor: stilisierte Blattwerkmotive. Bez.: untere Wandung, geritzt: Muller Fs Luneville“. 138/221 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Die Signatur ist dilettantisch geritzt, möglicherweise gefälscht. Die Zuschreibung erfolgte auf Grund der Form, die von Muller für andere Modelle benutzt worden ist

100 Vase André Delatte, Nancy, um 1925 H. 14,5 cm Farbloses Glas mit orangefarbenem Unterfang. Stilisiert floraler und ornamentaler Dekor in buntem Reliefemail und Schwarzlot aufgemalt). 139/0615 101 Enghalsvase Muller Frères, Croismare, um 1902 H. 30,5 cm Diskusförmig, eingezogener zylindrischer Stand, enger, spindelförmiger Schaft, Mündung in Trompetenform. Farbloses Glas, opak-gelb unterfangen, in mehreren, verschiedenfarbigen Schichten partiell sowie flächendeckend überschmolzen, reliefiert geätzt, stellenweise stark blau irisiert. Umlaufender Dekor: hohe Blütenstängel mit Blattwerk in irisierendem Violett, Türkis und Dunkelrot auf mattem, in Ockertönen fleckig patiniert erscheinendem Grund. Stand sign.: Muller Croismare (hochgeätzt). 038/232 Anmerkung: Mündungskante mit zwei geringfügigen Scharten und einer minimalen, fachgerechten Restaurierung.

102 Vase mit Fischen Muller Frères, Luneville, um 1925/27 H. 21,7 cm Farbloses Glas mit Überfängen in Türkis und Violett. Zwischen den Schichten dicht gestreute Silberfolienpartikel. Eisglasartig ausgeätzter Grund. Umlaufender Dekor: Sieben Fische. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Auf der Wandung in Hochätzung bez.: MULLER FRES LUNEVILLE. 150/997A Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, S. 340 f.

98 Vase mit Rehen Muller Frères, Lunéville, um 1905 H. 13 cm Überfangglas, rot, farblos und dunkelviolett. Geätzte Waldlichtung mit zwei Rehen. Auf der Wandung bez.: MULLER FRES LUNEVILLE (hochgeätzter Schriftzug). 65/129

103 Vase André Delatte, Nancy, um 1912–21 H. 19,5 cm Farbloses Glas, innen opak-grün, außen lebrigkupferrubinrot überfangen. Geätzter Dekor: Seelandschaft mit Bäumen. Binnenzeichnung in flacher Hoch-, Tief- und Nadelätzung. Bez.: auf der Wandung, nadelgeätzt: „ADELATTE NANCY“. 138/101

99 Vase André Delatte, Nancy, um 1900 H. 18 cm Über dem eingezogenen Stand ausgewölbte, dann konisch zulaufende Wandung, Mündung leicht ausgestellt. Farbloses, mehrschichtiges Glas, opak-roséfarben unterfangen, dunkelviolett überfangen, reliefiert geschnitten, Fond martelliert. Dekor: Orchideenblütenstängel mit Lanzettblättern. Auf der Wandung sign.: ADELATTE NANCY (geschnitten). 024/872

Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Zu Signatur und Datierung vgl. C. Hartmann: Glasmarken-Lexikon 1600–1945, Stuttgart 1997, S. 565.

104 Kleine Vase Paul Nicolas, Nancy, um 1925 H. 11,3 cm Grünstichiges Glas mit blauem Überfang. In umlaufendem Rapport geätzter, stilisierter floraler Dekor. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Oberhalb des Standes in flacher Hochätzung bez.: d’argental. 150/0234 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt

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105 Vase mit Anemonen Paul Nicolas, Nancy, 1919–25 H. 20 cm Schlanke Ovalform mit eingezogener Mündung. Überfangglas, farblos und grün. Umlaufend geätzte blühende Annemonen. Auf der Wandung sign.: d’Argental mit Lothringer Kreuz (hochgeätzter Schriftzug). 065/138

110 Enghalsvase Paul Nicolas, Nancy, um 1919–25 H. 17,5 cm Farbloses Glas, innen gelb unterfangen, außen rotviolett überfangen. Geätzter Dekor: Pinienzweig mit Zapfen. Binnenzeichnung in flacher Hochund Nadelätzung. Oberhalb des Standes in flacher Hochätzung bez.: d’argental mit Lothringer Kreuz. 167/516

106 Vase mit Orchidée André Delatte, Nancy, um 1925 H. 20,5 cm Farbloses Glas mit ein- und aufgeschmolzenem Pulver in Rotorange, Blau und Schwarz. Umlaufend geätzter Dekor: Blüten, Knospen und Blätter der Orchidee. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Mündung min. best. Auf der Wandung in Hochätzung bez.: ADELATTE NANCY. 150/0199

111 Fußschale Paul Nicolas, Nancy, um 1932–39 H. 12,3 cm Farbloses Glas mit opak-rotbraunen, graugrünen bis hellgelben Einschmelzungen von Kupfer- und Silberverbindungen, blaugrün überfangen und farblos überstochen. Bez.: auf dem Fuß, geritzt: „P. Nicholas“ unterstrichen. 138/224

Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt

107 Bodenvase mit Seelandschaft Paul Nicolas, Nancy, um 1920 H. 60 cm Farbloses Glas, innen mit partiellen Unterfängen in graugrünem und orangegelbem Opal, außen blau und braun überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Ansichten eines oberitalienischen Sees mit Burgruine, im Vordergrund Fischer in ihren Booten am mit Pinien und Zypressen bestandenen Ufer. Auf der unteren Wandung bez.: d’Argental und SL (= St. Louis, ligiert, hochgeätzt). 145/687 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, S. 348 ff.

108 Vase mit Türkenbundlilien George Raspiller, Straßburg, um 1915–20 H. 17,9 cm Zartgelbgrünes Opalglas mit Überfängen in Orangegelb und Grün. Geätzter Dekor: stilisierte Blüten, Knospen und Blätter der Türkenbundlilie. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Bez.: auf der unteren Wandung, nadelgeätzt: „Raspiller“. 138/233 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Einzelstück oder kleine Serie. Zu George Raspiller vgl. C. Hartmann: Glasmarken-Lexikon 1600–1945, Stuttgart 1997, S. 770

109 Vase mit Narzissen Verreries Réunies de Vallerysthal et Portieux, um 1900, H. 20,5 cm Farbloses Glas mit kräftig reliefiertem TransluzidEmail auf Goldfond. Dekor: Blüten, Knospe und Blattwerk der Narzisse. Binnenzeichnung teilweise in schwarzer Flachfarbe. Rau ausgeätzter Grund. Vergoldete Mündung. Bodenunterseite in farblosem Transparent-Email bez.: Vallerysthal. 150/1012

Objektbeschreibungen

Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 142, Abb. S. 273. Anmerkung: Die Form der Fußschale entspricht weitgehend der von Emile Gallé verwendeten Form (vgl. Hilschenz-Mlynek/Ricke 1985, Nr. 352)

112 Deckeldose mit Hummel und Käfer Amalric Walter (Entwurf), Daum Frères, Nancy, um 1904, H. 7,5 cm Runde Form mit leicht konischer Wandung. Pâte de verre, transluzide Glasmasse, formgeschmolzen, polychrome Pulvereinschmelzungen. Leicht reliefierter Dekor, Motive mit Käfern und Blütenzweigen. Deckelknauf als plastische Hummel. Sign.: Daum Nancy, Lothringer Kreuz (vertiefter Schriftzug). 068/016 Lit.: N. Daum: Daum. Maîtres Verriers, Lausanne 1980, S.126 (derselbe, Pâte de verre, Abb. 116)

113 Deckeldose mit Heuschrecke Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1920, H. 8,5 cm Nahezu zylindrische Wandung, flach gewölbter, eingepasster Deckel. Pâte de verre, formgeschmolzen, bernsteingelb, mit Braun durchzogen, Aufschmelzung in Braun und Grün, plastische Blatt- und Beerenzweige, als Deckelhandhabe eine hochplastische Heuschrecke. Wandung über dem Stand sign.: AWALTER NANCY und hBergé sc (vertieft gepresst). 024/735 114 Deckeldose mit Hummel und Käfer Daum Frères, Nancy, 1908 H. 7,7 cm Pâte de verre in Türkis, Braun, Gelb, Violett, Grün und Farblos, formgeschmolzen. Umlaufend reliefierter Dekor: Blütenrispen und stilisierte Käfer. Auf dem Deckel grüne Blattrosette mit plastisch aufsitzender, bunter Hummel. Deckelrand min. best. Auf der Unterseite in Gravur bez.: DAUM

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NANCY mit Lothringer Kreuz. 150/184 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 137 (identisch) Anmerkung: Kleine Serie. Entstanden im Atelier von Amalric Walter bei Daum Frères. Vermutlich nach einem Modell von Henri Bergé.

115 Deckeldose mit Hummel und Käfer Daum Frères, Nancy, um 1908 H. 7,7 cm Pâte de verre in Türkis, Braun, Gelb, Violett, Grün und Farblos, formgeschmolzen. Umlaufend reliefierter Dekor: Blütenrispen und stilisierte Käfer. Auf dem Deckel grüne Blattrosette mit plastisch aufsitzender, bunter Hummel. Min. rest. 167/444 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 137(identisch). Anmerkung: Kleine Serie. Entstanden im Atelier von Amalric Walter bei Daum Frères. Vermutlich nach einem Vorbild von Henri Bergé.

116 Schale mit Eidechse Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre, Dm. 17 cm Pâte de verre, formgeschmolzen. Hellgelb-orangedunkelbraun-grün marmoriert. Im Schalenfond plastisch aufliegende Eidechse mit Blattwerk. Eidechse min. rest. Im Fond bez.: AWALTER NANCY HBergé sc. (vertieft formgeschmolzen). 156/483 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 551

117 Aschenbecher mit Krabbe Amalric Walter (Entwurf), Daum Frères, Nancy, um 1909, Dm. 16 cm Unregelmäßige Form. Auf Algen hockender Taschenkrebs, die Schale sich am Rand in der Art von kleinen Wellen einrollend. Pâte de verre, transluzide Glasmasse, formgeschmolzen, vorwiegend orangefarben mit grünen Tupfen, dunkelbrauner Krebs. Keine Sign. erkennbar. 068/1006 Lit.: Daum. Cent ans de creation dans le verre et le cristal, Ausst.Kat. Musée des beaux-arts, Nancy 1978, Nr. 68; gleiches Stück bei: N. Daum: Daum. Maîtres Verriers, Lausanne 1980, S. 128 (die farblichen Unterschiede sind wohl charakteristisch für die frühen Ausführungen).

118 Schale „Bernard l’hermite“ (mit Einsiedlerkrebs) Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1910, H. 9,4 cm, Dm. 25 cm Annährend rautenförmige Muschel mit gewelltem Rand, an einer Seite großer Einsiedlerkrebs auf Algen. Pâte de verre, transluzide Glasmasse mit blaugrünlichen und bräunlichen Farbeinschlüssen, Hornschneckenschale mit orangebraunen Farbaufschmelzungen, poliert. Sign.: AWALTER NANCY und Bergé SC (geprägter Schriftzug). 065/172

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Anmerkung: Besonders gelungene Wiedergabe des trüben Meerwassers, im Kontrast zu dem glänzend opaken Schneckengehäuse, das Fließen des Wassers wird auch suggeriert durch die gewellte Form der Muschel.

119 Schale mit Äpfeln in Gestalt eines ovalen Blattes Henri Mercier (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre, B. 11,4 cm Pâte de verre, transluzide Glasmasse, formgeschmolzen, vorwiegend dunkelgrün und braune Pulververschmelzungen. Reliefiertes Dekor. Motiv mit Apfelzweigen. Sign.: AWALTER NANCY Mercier sc. (vertiefter Schriftzug) 061/159 120 Schale mit Chamäleon Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre H. 8,2 cm, B. 17 cm Ovale, gemuldete Form, am Rand hockendes Chamäleon, den Kopf aufrichtend. Pâte de verre. Transluzide Glasmasse, formgeschmolzen, vorwiegend orangefarben, gelblich und creme-farben, das Chamäleon dunkelgrün und –blau, mit orangefarbenem Kopf. Innenwandung vor dem Tier sign.: AWALTER NANCY (geprägter Schriftzug). 068/1070 Anmerkung: Chamäleons wurden schon um 1910 von Walter bei Daum Frères dargestellt (vgl. N. Daum: La pâte de verre, Lausanne 1984, Nr. 127) und in den Zwanzigerjahren wieder aufgegriffen (vgl. ebd., Nr. 192 (kleinere Ausführung)).

121 Aschenbecher mit Katze Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1920, B. 9,6 cm Pâte de verre in Farblos, Gelb, Braun, Orange und Schwaz, formgeschmolzen. Bez.: AWALTER NANCY HBergé Sc. (vertieft formgeschmolzen). 150/1017 122 Federschale mit Hirschkäfer Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre, B. 24,5 cm Pâte de verre in Farblos, Gelb, Orange, Braun und Violett. Längsovaler Korpus mit plastischem Hirschkäfer. Im Fond bez.: Bergé Sc AWALTER NANCY (vertieft formgeschmolzen). 153/560 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 644 ff.

123 Schale mit Krebs Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre, Dm. 10,3 cm Pâte de verre in Türkis, Blau, Gelbgrün, Orange, Braun und Dunkelviolett, Formgeschmolzen. Plastischer Dekor: Krebs im Schalenfond bez.: AWALTER NANCY und H.BERGÉ sc. (vertieft formgeschmolzen). 167/520 124 Schale mit Hummel Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1920/25, D. 11,5 cm Pâte de verre in Farblos, Blau, Türkis, Grün, Braun und Dunkelviolett, formgeschmolzen. Plas-


tisch geformte Hummel. Auf der inneren Wandung bez.: AWALTER NANCY/Hbergé Sc. (vertieft formgeschmolzen). 150/245 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 541 ff.

125 Briefbeschwerer „Hanneton“ (mit Maikäfer) Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, 1920er Jahre, H. 4,7 cm Auf rundem gewölbtem Sockel plastischer Maikäfer. Pâte de verre, leicht transluzide Glasmasse, formgeschmolzen, vorwiegend honigfarben, schwarzer Maikäfer mit dunkelbraunem Flügelpanzer. Sign.: AWALTER NANCY, rückseitig; HBergé sc. (geprägter Schriftzug). 068/1071 126 Briefbeschwerer mit Hummer Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1920, H. 4,5 cm Pâte de verre in Farblos, Orangegelb und Braunviolett, formgeschmolzen. Plastisch geformter Hummer. Auf dem Sockel bez.: AWALTER NANCY und Bergé sc. (vertieft formgeschmolzen). 148/611 127 Briefbeschwerer „Lézards“ (mit Eidechsen) Henri Bergé (Entwurf), Amalric Walter, Nancy, um 1925, H. 8 cm Auf einem mit Blättern belegten Sockel ruhende Eidechsen. Pâte de verre, leicht transluzide Glasmasse, formgeschmolzen, orangefarben, grün und graubraun. Vorn bez.: AWALTER NANCY, rücks.: H.Bergé sc 068/140 128 Vase Clichy, um 1900 H. 13 cm Farbloses Glas mit türkisfarbenem Unterfang und mehrfarbiger Oxideinschmelzung. Auf der Schauseite bekrönter Drachen in feinem Polier- und Reliefgold. Seitlich geflammte Ornamente. Vergoldeter Lippenrand. 145/0693 129 Vase François Eugène Rousseau, Paris, um 1900 H. 10 cm Gedrungen bauchige Wandung, Halsbereich vierfach gedellt, leicht ausgestellte Mündung blütenartig gewellt. Opalglas, beigefarbene und grün gefleckte Masseaufschmelzungen, auberginefarbene sowie hellrote, unregelmäßig verzogene Fäden, partiell Aventurin-einschlüsse, farblos überschmolzen, Mündungsrand mit aufgelegten Band aus Opalglas. Unterseite mit originalem, rundem Papieretikett bez.: ROUSEAU, PORCELAINES, CRISTAUX, RUE COQUILLERE, 41. 034/830

Objektbeschreibungen

130 Vase mit Stechapfel Amédée de Caranza (Entwurf), H. Copillet (et. Cie.), Noyon, um 1903–14 H. 10,6 cm Farbloses Glas. Geätzter Dekor mit Reduktionsund Lüsterfarbenmalerei: stilisierter Stechapfel in dreif. Bez.: am äußeren Mündungsrand, erhaben geätzt und mit roter Reduktionsfarbe bemalt: „A. de Caranza“, auf der Bodenunterseite, farblose Schrift mit abdeckendem Kienrußlack gemalt: „H. Copillet et Cie 1660 Noyon-Oise“. 138/035 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, S. 45, Nr. 196

131 Vase Amédée de Caranza, Paris, um 1905 H. 12,5 cm Farbloses Glas, flächig gelb gebeizt. Umlaufender Dekor in Malerei mit Lüster- und Reduktionsfarbe: Clematisranken. Sechspassig gewellter Mundrand. Oberhalb des Stands mit grauer Lüster- und Reduktionsfarbe bemalt: A. de CARANZA. 150/910 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, S. 58 f.; G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, S. 73 f.

132 Vase mit Ahorn Amédée de Caranza, Paris, um 1895–1902 H. 32 cm Farbloses Glas, flächig gelb gebeizt. Dekor in Malerei mit Lüster- und Reduktionsfarbe: Blätter und Früchte des Ahorn. Unterhalb der vierpassig eingekniffenen Mündung bez.: A. de CARANZA (mit grauer Lüster- oder Reduktionsfarbe aufgemalt). 143/666 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 20 ff.

133 Fußschale „Bol, trois frises feuilles” (mit dreiblättrigem Friesdekor) Francois Décorchemont, Conches, Entwurf 1923, Ausführung 1925 H. 9,6 cm, Dm. 12,3 cm Pâte de cristal in Farblos, Kobaltblau, Violett, Grün und Gelb. Innere und äußere Wandung vertieft formgeschmolzener Fries aus reliefierter, wellenförmiger Blattranke und Backstein-Ornament in alternierender Reihenfolge. Bez.: auf der unteren Wandung, vertieft formgeschmolzen: stilisierte Schneckenform und „FDECORCHEMONT“, auf der Bodenunterseite, geritzt: „A 259“. 138/197 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, Nr. 218, E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 44, S. 101

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134 2 Becher Amédée de Caranza und Jeanne Duc, Paris, um 1902 H. 4,8 cm Schrägwandig. Auberginenfarben getöntes Glas. Mistelzweige bzw. Blattrispen in Lüster-Oxidmalerei. Über dem Stand signiert: Duc-A. de CARANZA (Goldlüster, gemalt). 020/595 135 Vase Joseph Mure, Paris, um 1910 H. 20 cm Farbloses Glas mit bunter Emailfarbenmalerei. Umlaufender Dekor: Verschneite Gebirgslandschaft. Auf der Wandung bez.: JEM (in Schwarz aufgemalt). 145/680

140 Schale Auguste Heiligenstein, Paris, um 1935 H. 9,8 cm Farbloses, dickwandiges Glas. Flächig dekoriert mit vertikalen, reliefierten Streifen in alternierendem honiggelben und –braunen TransparentEmail mit goldenen Konturenzeichnungen, im unteren Drittel Unterbrochen von dreifachem, honigbraunem Wellenband. Der angesetzte Boden am Rand flächig vergoldet. Bez.: am Boden, geritzt: „Aug. Heiligenstein“. 138/0151 Lite.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 78, Abb. S. 157. Zur korrigierten Datierung siehe zwei Schalen gleicher Form und Maße mit Dekorvarianten in Honigbraun bzw. Blau, datiert nach 1945, vgl. Kat. Auguste Heiligenstein 1891–1976. Émaileur sur verre et céramique, Paris 1994, S. 103, Nr. 31–32, Abb. S. 25, 30 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

136 Deckeldose Société Anonyme des Établissements Leune, Paris, um 1925 H. 7,5 cm, Dm. 9,5 cm Auf der Wandung sign.: LEUNE 010/017 137 Vase Société Anonyme des Établissements Leune, Paris, um 1920–30 H. 20,9 cm Farbloses, innen milchig weiß mattiertes Glas mit bunten Opak-Emailmalerei. Dekor: Stilisierte Floralmotive. Kontur- und Binnenzeichnung in schwarzer Flachfarbe. Bez.: auf der Wandung, mit schwarzer Flachfarbe gemalt: „Leune“ in vertikaler Anordnung. 138/202 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

138 Vase „Vigne“ (mit Weinranke) A. Clain & Perrier Fils, Paris, um 1910 H. 22 cm Sich vorwölbender Korpus mit abgeflachten Schauseiten; ausschwingender Hals mit ovaler Mündung. Überfangglas, annagelb, farblos, weinrot und opalgrün. In mehreren Arbeitsgängen Geätzter Dekor, Motiv mit Weinranken. Sign.: Firmenmonogramm CP (hochgeätzt). 068/007 139 Vase A. Clain & Perrier Fils, Paris, um 1905 H. 14,4 cm Sich am Ansatz stark vorwölbender Korpus mit weitem Hals. Überfangglas, milchig weiß, farblos, orangefarben und grün. In mehreren Arbeitsgängen geätzter Dekor, Motiv mit Kürbisblüten, am Lippenrand analoger geätzter Streifen, vergoldet. Im ausgeschliffenen Abriss sign.: A. Clain & Perrier fils 238 Bd St. Germain Paris (Schriftzug in Ätztinte). 065/006

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141 Vase „Dahlias“(mit Dahlien) Eugène et Emile Camot, Pantin, um 1905 H. 14,8 cm Schlanker, ovoider Korpus. Farbloses Glas, geätzt, mit Reduktionsfarben bemalt und goldgehöht, Motiv mit blühenden Dahlien. An der Standkante sign.: Camot (Schriftzug in Reduktionsfarben). 68/006

142 Schale „Papillon“ (mit Schmetterling) Gabriel Argy-Rousseau, Paris, 1915 Dm. 11,5 cm Pàte de verre in Farblos, Gelb, Rosarot, Orangebraun und Dunkelviolett, formgeschmolzen. Reliefdekor: Schmetterling in dreifacher Motivwiederholung. Im Boden zwei Sprünge. Bez.: G. ARGY-ROUSSEAU (vertieft formgeschmolzen). 174/560 Lit.: J. Bloch-Dermant: G. Argy-Rousseau. Les pâtes de verre. Catalogue raisonne, Paris 1990, S. 45, 178

143 Schale mit Anemonen Gabriel Argy-Rousseau, Paris, 1920 H. 7,6 cm Pâte de verre in Farblos, Rot, Violett, Orangebraun, Hellgrün, Weiß und Schwarz, formgeschmolzen. Umlaufend dreifach wiederholter Reliefdekor: Anemonenpaare mit rot-weißen Blüten. Auf der Wandung bez.: G.ARGY-ROUSSEAU (vertieft formgeschmolzen). Bodenunterseite bez.: FRANCE (vertieft formgeschmolzen). 150/0155 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 1 (identisch); J. Bloch-Dermant: G. Argy-Rousseau. Les pâtes de verre. Catalogue raisonne, Paris 1990, S. 50, 183, 20.15 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt


144 Deckeldose Gabriel Argy-Rousseau, Paris, 1923 Dm. 12,5 cm Pâte de verre in Farblos, Hellgrün, Türkis, Blau, Violett und Grau, formgeschmolzen. Auf dem Schalenrand stilisierter Blattfries mit kräftigem Relief. Deckel mit reliefierter Blüten- und Blattrosette. Auf Deckel und Wandung bez.: G.ARGYROUSSEAU (vertieft formgeschmolzen). 150/1018 Lit.: J. Bloch-Dermant: G. Argy-Rousseau. Les pâtes de verre. Catalogue raisonne, Paris 1990, S. 23/24

145 Vase „Fileté“ Verreries Schneider, Épinay-sur-Seine, 1922–25, H. 16 cm Farbloses Glas mit rotem Unterfang, in 16-teiligem Rippenmodel optisch geblasen. Zu unregelmäßigen Zungen ausgezogene Überfangkappe in Violett unter Farblos. Fuß in Farblos mit dichter opakgelber Pulvereinschmelzung. Auf dem Fußrand in Gravur bez.: Schneider. 220/450 Provenienz: Rachel Reijers, Antes Art Form, Den Haag (vgl. Ausstellungsplakat) Lit.: H. Ricke: Schneider France – Glas des Art Déco, Hannover 1981, Abb. 167 (form- und dekoridentische Farbvariante); M.-C. Joulin/G. Maier: Charles Schneider, Augsburg 2004, S. 289

146 Schale Verreries Schneider, Épinay-sur-Seine, um 1925 H. 9 cm Farbloses Glas mit mehrfarbiger Pulvereinschmelzung, in die Eisenfassung geblasen. Auf der Wandung in Gravur bez.: Schneider. 148/547 147 Vase Verreries Schneider, Épinay-sur-Seine, um 1922 H. 19 cm Pokalform, Gefäß in Glockenform mit schräg ausgestellter Mündung, im Ansatz zweifach horizontal gerippt, Ringnoduschaft, schräg ausgestellter Rundstand. H. 19 cm. Farbloses Überfangglas, Zwischenschicht mit fein- und großfleckigen sowie pulverisierten Einschmelzungen in Hell- und Türkisblau, nach unten hin in verlaufend Violettund Orangerot; Stand mit tiefvioletten Einschlüssen. Auf dem Stand sign.: Schneider (Schriftzug, Nadelätzung). 020/782 148 Flaschenvase mit Iris Eugène et Emile Camot, Pantin, um 1904–14 H. 25 cm Farbloses Glas. Geätzter und mit Reduktionsfarben bemalter Dekor: Blüten und Blätter der Iris. Binnenzeichnung in Nadelätzung. Bez.: auf der unteren Wandung, erhaben geätzt und mit Reduktionsfarbe bemalt: ECamot ligiert und unterstrichen. 138/022

Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, S. 44, Nr. 192. Anmerkung: Zu Signatur und Datierung vgl. C. Hartmann: Glasmarken-Lexikon 1600–1945, Stuttgart 1997, S. 538.

149 Vase „Escargots“ (mit Schnecken) Verreries Schneider, Épinay-sur Seine, 1919–21 H. 13,5 cm Überfangglas, farblos, zitronengelbe Pulvereinschlüsse, orangefarben und rotbraune Emailaufschmelzungen. In mehreren Arbeitsgängen geätzter Dekor. Dreifach wiederholtes Motiv mit Schnecken auf Zweigen. Bez.: Trikolorefäden (für Le Verre Francais). 065/152 Lit.: M.-C. Joulin/G. Maier: Charles Schneider, Augsburg 2004, S. 86

150 Kleine Vase Camille Tutré de Varreux (Entwurf), Stumpf, Touvier, Viollet et Cie., Cristallerie de Pantin, nach 1907, H. 29,3 cm Farbloses Glas, innen mit dünnem hellblauen Opal, außen blau und grün überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Seenlandschaft mit Burg, Bäumen und Gebirge. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Tiefätzung. Auf der unteren Wandung in Hochätzung bez.: de Vez. 150/243 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt

151 Vase „Les Coquelicots“ (mit Mohn) Stumpf, Touvier, Viollet et Cie., Cristallerie de Pantin, um 1900 H. 19 cm Ovoider Korpus. Überfangglas, bernsteinfarben opaleszierend, farblos und weinrot. In mehreren Arbeitgängen geätzter Dekor, Motiv mit blühendem Klatschmohn, fliegender Schmetterling. Oberhalb des Standes bez.: „Les coquelicots“ (hochgeätzter Schriftzug). Im ausgeschliffenem Abriss bez.: Cistallerie d’Art STV & C (Ätzstempel). 068/107 152 Vase Marcel Goupy, Paris, um 1925 H. 18,5 cm Farbloses Glas mit bunter Transluzid- und OpakEmailmalerei. Dekor: Baumlandschaft mit Birken. Konturen- und Binnenzeichnung in Poliergold. Bodenunterseite in Poliergold aufgemalt: M. Goupy. 150/216 Lit.: H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb. 379 (formund dekoridentisch). Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt

Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

Objektbeschreibungen

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153 Vase mit Flusslandschaft Camille Tutré de Varreux (Entwurf), Stumpf, Touvier, Viollet et Cie., Cristallerie de Pantin, nach 1907, H. 24,5 cm Farbloses Glas, innen mit dünnem hellblauen Opal, außen blau und grün überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Flusslandschaft. Auf der Wandung bez.: de Vez (hochgeätzt). 145/691

154 Vase mit Narzissen Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de SaintDenis et de Pantin Réunies (Quatre Chemins), um 1900, H.21,7 cm Grünes, optisch geblasenes Glas. Bunter opakEmaildekor: Narzissen. Unterhalb der Mündung geätzter Rundbogenfries mit flächigem C-BogenOrnament in Goldmalerei. Bez.: am Boden, mit Mischgold gemalt: „7“. 138/186 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

155 Vase mit Gebirgssee Camille Tutré de Varreux, Stumpf, Touvier, Viollet et Cie., Cristallerie de Pantin, um 1910 H. 15 cm Überfangglas, opaleszentweiß, farblos und grün. Umlaufend geätzter baumbestandener Gebirgssee. Auf der Wandung bez.: de Vez (hochgeätzter Schriftzug). 065/167 156 Vase „Vigne vierge“ (mit wildem Wein) Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de SaintDenis et de Pantin Réunis (Quatre Chemins), 1900–15, H. 23,1 cm Tropfenform mit hohem, trompetenartig ausschwingendem Hals. Farbloses Glas, in mehreren Arbeitsgängen geätzt, weinrot emalliert und orangefarben patiniert, umlaufendes Motiv mit Ranken des wilden Weins. An der Wandung sign.: Legras (hochgeätzter Schriftzug). 065/123

Anmerkung: Diese Signatur erscheint nur auf Gläsern, für welche die Firma Saglier zwischen 1890 und 1928 Montierungen in Silber und anderen Metallen herstellt (vgl. C. Hartmann: GlasmarkenLexikon 1600–1945, Stuttgart 1997, S. 787).

158 Vierkantvase Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de SaintDenis et de Pantin Réunis (Quatre Chemins), um 1900, H. 22,5 cm Gerade, vierseitige Gefäßform. Farbloses Glas, zum Stand hin pfirsichfarbene Pulvereinschmelzungen, über eisglasartig strukturiertem Fond reliefiert geätzt, violettfarben emailliert; umlaufender Dekor mit Ahornblattzweigen und herabhängenden Fruchtständen. Sign.: Legras (hochgeätzt). 034/835 Lit.: M.-F. Michel u. a.: Legras Verrier, Puteaux 2002, S. 234, Nr. 409 Anmerkung: Mündungskante mit unbedeutenden, minimalen Scharten.

159 Vase Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de SaintDenis et de Pantin Réunies, um 1925, H. 24,5 cm Selenrubinrote Glas mit dunkelvioletten Pulvereinschmelzungen. Geätzter, in orangefarbenem Opak-Email bemalter Dekor: dreifach wiederholtes geometrisches Motiv und Blütenstiliation. Bez.: auf der Wandung, nadelgeätzt und mit opakorangeroter Email-Farbe bemalt: „Legras“. 138/190 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, S. 55, Nr. 259 (mit Abb.); E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870– 1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 102, Abb. S. 193

160 Langhalsvase mit Algen Legras & Cie., Verreries de Saint-Denis et de Pantin Réunies (Quatre Chemins), vor 1914 H. 33,3 cm Opak-milchig hellbeigefarbenes bis bräunliches Glas. Geätzter, in buntem Email bemalter Dekor: Unterwasserflora. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung bez., erhaben geätzt und mit rostroter Flachfarbe bemalt: Legras. 138/191 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

157 Schale mit Metallmontierung Legras & Cie., Verreries et Cristalleries de SaintDenis et de Pantin Réunies (Quatre Chemins), um 1910, Dm. 23,5 cm Farbloses Glas. Umlaufend geätzter und mit rotem Email bemalter Dekor: Mistelzweig mit Blüten und Blattwerk des Löwenzahns. Binnenzeichnung in Reliefgold. Eisglasartig ausgeätzter Grund. Auf der Unterseite bez.: VS mit Segelschiff (Goldstempel), Metallmontierung. 150/968

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161 Vase Legras & Cie., Verreries de Saint-Denis et de Pantin Réunies, um 1925 H. 20 cm Farbloses Glas. Geätzter und in buntem Email bemalter Dekor: Blütenstilisation, eisglasartig strukturierter Grund. Standfläche min. best. Auf der unteren Wandung in flacher Hochätzung bez.: Legras. 167/496


162 Karaffe „Reine Marguerite“ René Lalique, Wingen-sur-Moder, 1913 H. 25,2 cm Zweiseitig abgeflachte, konkav einschwingende Form auf rundem Stand, sich verjüngender Hals, verdickte, gerade Mündung. Farbloses Glas, modell-geblasen und gepresst, dunkel emailliert. Version ohne Stopfen. Bez.: R. Lalique (graviert). 065/104 Lit.: F. Marcilhac: René Lalique. Catalogue raisonné de l‘œuvre de verre, Paris 2011, S. 738, Nr. 3155

163 Vase „Moissac“ René Lalique, Paris, 1927 H. 13 cm Opalglas, in die Form gepresst. Reliefdekor: stilisierte Blätter in umlaufender Motivwiederholung. Auf der Bodenunterseite bez.: R. LALIQUE (hochgepresst). 139/653 Lit.: F. Marcilhac: René Lalique. Catalogue raisonné de l‘œuvre de verre, Paris 2011, S. 932

164 Vase „Néfliers” René Lalique, Paris, 1923 H. 14,4 cm Farbloses Glas, luftgepreßt. Matt geätzt und azurblau patiniert. Reliefdekor: Zweige der japanischen Mistel. Bez.: am Boden, graviert: „R.LALIQUE FRANCE No. 940“. 138/158 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, S. 53, Nr. 250; E. Schmitt: Glas – Kunst –Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 95, Abb. S. 183. Anmerkung: Das Modell wurde nach 1937 nicht mehr hergestellt.

526–537; Museum Bellerive Zürich, Bestandskatalog I, Zürich 1992, Abb. 21–24

167 Vase Henri-Edouard Navarre, Paris, um 1925 H. 20 cm Farbloses, dickwandiges Schaumglas. Zwischen den Schichten graphitfarbene Pulvereinschmelzungen. Oberes Drittel durch ein zwischen montiertes, farbloses Glasband abgesetzt. Bez. Am Boden: „Navarre 345 (geritzt). H. 20 cm 211/415A Lit.: R. & L. Grover: European Art Glass, Rutland 1970, Nr. 379 (ähnliche Dekorationstechnik); J. Bloch-Dermant: La Verre en France, Osny 1983, S. 127–136; H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, S. 544–547;

168 Vase Henri-Edouard Navarre, Paris, um 1925 H. 14,1 cm Ovoider Korpus mit eingezogenem Lippenrand. Überfangglas, carminrot und farblos, mehrere Reihen von eingestochenen Luftbläschen, senkrechte Streifen von bläulichen Einschlüssen. Am Stand sign.: H.NAVARRE (diamantgeritzt). 065/139 Lit.: G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, Nr. 636

169 Vase André Thuret, Paris, 1950–60 H. 15 cm Farbloses, dickwandiges Glas, geblasen und geformt. Runder Grundriss. Umlaufend drei Reihen mit jeweils vier Eindellungen. Zwischen den Schichten eingeschlossene, dichtgestreute und feine Oxide in Dunkelgrün und Rostrot sowie kleine, eingeschlossene Luftblasen. Unten in Diamantriss bez.:“andre thuret“. 220/581

165 Kugelvase André Thuret, Paris, um 1948–61 H. 7,9 cm Farbloses, dickwandiges Glas mit dicht gestreuten, feinen rostroten Oxideinschlüssen. Gedrückt kugeliger Korpus mit zwei vierkantigen Einbuchtungen. Bez.: am Boden, geritzt: „andré thuret“. 138/261

170 Vase mit Fischen Marcel-Eugène Grosclaude, Caudéran, um 1925 H. 13,5 cm Farbloses Glas mit Ätzung und bunter Transparentemailmalerei. Dekor: Unterwasserflora undfauna. Binnenzeichnung in Nadelätzung. Auf der Wandung in flacher Hochätzung bez. NANCEA. 167/504

Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

Lit.: C. Hartmann: Glasmarken-Lexikon 1600–1945, Stuttgart 1997, S. 623

Anmerkung: Die Farben Rot, Gelb, Violett und Blaugrün verwendete Thuret erst nach 1945 (vgl. Hilschenz-Mlynek/Ricke 1985, S. 401).

166 Vase André Thuret, Paris, um 1930 H. 15,3 cm, Dm. 16,2 cm Farbloses Glas. Zwischenschicht mit Einschlüssen geplatzter Metallfolie in Silber und Gold. Unten in Diamantriss bez.: „andre thuret“. 211/415B Lit.: B. Kleese/H. Mayr: Glas vom Jugendstil bis heute. Sammlung Gertrud und Dr. Karl Funke-Kaiser, Köln 1981, Abb. 359, 441; Sammlung Bröhan. Kunst der 20er und 30er Jahre, Bd. 3, Berlin 1985, S. 549–551; H. Hilschenz-Mlynek/H. Ricke: Glas. Historismus, Jugendstil, Art Deco. Bd. 1: Frankreich, München 1985, Abb.

Objektbeschreibungen

171 Vase mit wildem Wein Cristalleries du Val Saint-Lambert, Seraing, vor 1914, H. 29,5 cm Farbloses Glas mit kobaltblauem Überfang. Umlaufend geätzter Dekor: Ranken des wilden Weins mit blauen Trauben. Binnenzeichnung in Hochund teilweise in Nadelätzung. Dekorpartien gelb gebeizt. 138/0297 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glas-

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sammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 168, Abb. S. 331; E. Schmitt: Europäisches Jugendstilglas aus der Glassammlung Silzer, Moskau 1991, Nr. 105

172 Vase mit Landschaft Lamartine, Algier, 1920er Jahre H. 16 cm Ovoider Korpus mit ausgestellten Lippenrand. Überfangglas, opal hellbläuliche und orangerote Pulvereinschlüsse. Geätzter und polychrom emaillierter Dekor. Umlaufende hügelige Landschaft mit Birken und Kiefern. Sign.: Lamartine (Nadelätzung). 065/119 173 Bechervase mit wildem Wein Jean-Désiré Muller (Entwurf), Cristalleries du Val Saint-Lambert, Seraing, um 1906–08 H. 13,4 cm Farbloses Glas mit kupferrubiniertem Überfang. Umlaufend geätzter Dekor: herabhängende Ranke des wilden Weins. Erhabene und partiell tief geätzte Binnenzeichnung, Dekorpartien fleckig gelb gebeizt. Auf der unteren Wandung bez.: VSL (hochgeätzt). 138/300

161/641 Lit.: G. E. Pazaurek/W. Spiegl: Glas des 20. Jahrhunderts, München 1983, Abb. 292 (formidentische Dekorvariante)

176 Vase Böhmen, um 1900 H. 20,5 cm Schwarzviolettes Glas mit blattförmig gekämmter Fadenaufschmelzung in Silbergelb. Irisiert. Unterhalb der Lippe stilisierter Blütenfries in Gold und ockerfarbener Relief-Emailmalerei. Lippe min. best. 138/0664 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

177 Vase mit Blattwerk Böhmen, nach 1900 H. 26,1 cm Farbloses Glas, innen grün, außen rotorange überfangen, in die Form geblasen. Geätzter, flach reliefierter Dekor: Blattzweige. 138/668 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, S. 23 (Kat. Nr. mit Abb.); E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870– 1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 167, Abb. S. 329; E. Schmitt: Europäisches Jugendstilglas aus der Glassammlung Silzer, Moskau 1991, Nr. 101, Abb. S. 63. H. Ricke/E. Schmitt: Glas des Art Nouveau. Die Sammlung Gerda Koepff, München 1998, S. 313 f. (künstlerische Mitarbeit von Jean-Désiré und Eugène Muller bei Val Saint-Lambert sowie aktualisierte Firmengeschichte Muller Frères)

174 Vase Louis Léon Ledru (Entwurf), Désiré Muller, Cristallerie du Val Saint-Lambert, Seraing, 1906/07 H. 14,5 cm Farbloses Glas, opak weiß und rubinrot überfangen und mit verschiedenfarbigem Emailstaub eingefärbt „nouveaux décor fluogravés“. Geätzter Dekor in dreifacher Motivwiederholung: Blütenstilisation. Dreipassiger Wandungsquerschnitt. Auf der unteren Wandung bez.: VSL (hochgeätzte Signatur nach Entwurf der Gebrüder Muller). 160/514 Lit.: G. Cappa: L’Europe de l’art verrier, Brüssel 1995, Abb. 850– 863 Anmerkung: 1906/07 wird Désirée Muller an die Cristallerie du Val Saint-Lambert bei Lüttich in Belgien berufen. Er führt ca. 400 verschiedene Modelle mit „Nouveau décors fluogravés“ nach Entwürfen des Pariser Malers Louis Léon Ledru aus (vgl. hierzu Hilschenz-Mlynek/Ricke 1985, S. 330).

175 Bodenvase Kaiserliche Porzellanmanufaktur St. Petersburg, 1906, H. 53,5 cm Gelbliches Opalglas, dickwandig rotbraun überfangen. Umlaufend reliefiert geätzter Dekor: Zweige mit Blüten, Knospen und Blattwerk. Die gesamte Dekorpartie in Tiefschnitt und Reliefgravur. Unterseite in Tiefätzung Marke der KPMSt.P. „NII 1906“.

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178 Vase mit galvanischer Silberauflage Böhmen, um 1900 H. 7,2 cm Grünes Glas mit floraler galvanischer Silberauflage. Säuremattiert. 143/831 179 Vase Böhmen, um 1900 H. 26,5 cm Farbloses Glas mit mehrschichtiger, gestupfter Malerei mit größtenteils silberhaltigen Farbbeizen. Leichter Irisschimmer. Bunter Opak-Emaildekor: Mohnblüte. 150/982 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV., S. 188 Anmerkung: Die Malerei mit Farbbeizen wurde in Böhmen um 1900 neben Josef Knizeks Glasfabrik Antonienhütte auch von anderen Herstellern, vor allem von den Raffinerien in Haida, beispielsweise von Carl Goldberg, erfolgreich angewandt.

180 Vase Böhmen, um 1905 H. 23 cm Schlanke, konkav aufsteigende Form, Stand- und Mündungsbereich ausgewölbt, Trichtermündung. Violett getöntes Glas, Gelbfleckenaufschmelzung, petrolfarben matt irisiert. Schauseite und Mündung mit galvanisch aufgebrachter, floraler Silberornamentik bzw. Silberband, fein ziseliert. 24/585


181 Schale mit Metallmontierung Böhmen, um 1900 Dm. 23 cm Silbergelbes Glas mit grüner Kröselaufschmelzung. Matt irisiert. Ornamentale Metallmontierung. 143/829 182 Vasen und Deckeldosen (21) Beyermann & Co., Haida, um 1910–15 Die Firma bestand in Haida seit 1865 und wurde 1928 aufgelöst. 153/712 1–21 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, S. 460 ff.

183 Schale Adolf Beckert (Entwurf), Glasmanufaktur F. Pietsch Steinschönau, um 1916 Dm. 14 cm Farbloses Glas, gelb gebeizt, geschliffen, mit Schwarzlot bemalt. Umlaufender Dekor aus sechsfach wiederholtem Flügelmotiv. Dazwischen Schilffverzierungen. 010/026 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, Nr. 432 (Dekor)

184 Schale Fachschule Haida, um 1915/20 Dm. 11,5 cm Farbloses Glas mit Schwarzlot- und bunter Transparent-Emailmalerei. Stilisierter Floradekor in umlaufender Motivwiederholung. Vergoldeter Mündungsrand. 150/1166 185 Schale Fachschule Haida, um 1915/20 D. 22 cm Farbloses Glas mit Schälschliff. Schwarzlot, farblosem und buntem Transparentemaildekor: stilisierte Pflanzenmotive und geometrische Ornamente in umlaufender Motivwiederholung. Mundrand vergoldet. 139/769 186 Balustervase Goldberg, Haida, um 1900 H. 32 cm Farbloses Glas mit mehrschichtiger, gestupfter Malerei mit größtenteils silberhaltigen Farbbeizen. Leichter Irisschimmer. 138/426 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 8, Abb. S. 39 (falsch bez. mit „M. Boudnik, Ullersdorf“). Anmerkung: Möglicherweise Goldberg, Haida. Die in gleicher Weise hergestellten „Pandora“-Gläser von Josef Knizek sind in der Regel kleinformatiger.

Objektbeschreibungen

187 Stangenvase Fachschule Haida (Entwurf), Joh. Oertel & Co., Haida, um 1915, H. 24 cm Farbloses Glas, innen opalisierend rosaviolett, außen schwarz überfangen. Umlaufend rapportierender Ziersaumschliff. 150/1174 Lit.: G. E. Pazaurek: Kunstgläser der Gegenwart, Leipzig 1925, Abb. 138; G. E. Pazaurek/W. Spiegl: Glas des 20. Jahrhunderts, München 1983, Abb. 132; R. & D. Truitt: Collectible Bohemian Glass, 1915–1945, 1995, S. 24, Abb. 1 (form- und dekor-identisch), Abb. 6 (identische Farbkombination)

188 Kugelvase mit Amazonenfries Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1900 H. 12,6 cm Dunkelviolettes Glas mit zwölfseitigem poliertem Schälschliff. Unterhalb der Mündung geätzter und vergoldeter, braun und olivgrün eingeriebener Fries mit bewaffneten Amazonen. 138/612 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, Nr. 410. Anmerkung: Zur Datierung der Serie vgl. J. Mergl/L. Panková: Moser 1857–1997, Karlsbad 1997, Nr. 76–80.

189 Vase mit Lilien Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1905 H. 30 cm Farbloses, optisch geblasenes Glas, innen verlaufend grün unterfangen. Ein Faden und zwei Glasposten in Grün, ein weiterer Glasposten in Goldrubin und Grün, marqueterieartig aufgeschmolzen und verzogen. Dekor in teilweise polierter, kräftig modellierter Gravur, Binnenzeichnung partiell in Liniengravur. Bez. Auf der Bodenunterseite: Moser Karlsbad (graviert). 163/559 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, S. 381

190 2 Vasen Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, 1902 H. 9,4 cm und 20,1 cm Farbloses Glas mit verlaufend violettem Unterfang, teils optisch geblasen bzw. facettiert geschliffen. Dekor: Blüten, Knospen und Blattwerk in anpoliertem Tiefschnitt, Binnenzeichnung in Liniengravur. Eine Vase auf der Bodenunterseite bez.: Moser Karlsbad (Ätzstempel). 138/604 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: E. Schmitt: Europäisches Jugendstilglas aus der Glassammlung Silzer, Moskau 1991, Nr. 76; J. Mergl/L. Panková: Moser 1857–1997, Karlsbad 1997, Nr. 36–39; bzgl. Datierung der Vase mit Lilie (gleiches Modell Nr. 6662) vgl. ebd., S. 53; bzgl. Zuschreibung und Datierung der Serie vgl. Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, S. 212, Nr. IV.374– 376 (Vase mit Tulpe); vgl. zur Datierung Vase mit Lilie (gleiches Modell Nr. 6662).

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191 Schale Josef Hoffmann (Entwurf), Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, 1912–15 H. 3,9 cm, Dm. 13,3 cm Ovale sechzehnfach geschälte Form. Für die Wiener Werkstätte ausgeführt. Kobaltblaues Glas, Schälschliff. Am Boden bez.: WW (ligiertes Monogramm im Quadrat, geätzt). 65/445 Lit.: Josef Hoffmann. Jugendstil und Zwanziger Jahre, Ausst.-Kat. Museum Bellerive, Zürich 1983, Nr. 177

192 Vase „Phänomen Gre 6893“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1898 H. 76 cm Farbloses Glas, mit rubinrot geädertem silbergelb umsponnen, in sechzehnteiligem Rippenmodel zu Wellen verzogen. Matt irisiert. H. 46 cm 160/551 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, Abb. 74 (Dekor)

193 Henkelkrug Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, 2. Hälfte 19. Jh., H. 17 cm Bauchige, honigfarbene Wandung. Spiralförmig gerippt mit eingeschmolzenen, gedrehten, weißen Fäden. Rosafarbener, angesetzter, gerillter Henkel. 139/425

Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, S. 190 ff.

197 Vase „Formosa“ Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900, H. 20,5 cm Opakrotes Glas, die farblose Deckschicht mit Chromaventurinfäden marmoriert. Dekor in Polier- und Reliefgold: stilisierte Blüten 145/781 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, Nr. 344. Anmerkung: Weitere Vasen mit Formosa-Dekor vgl. Firmenkatalog der Gräflich Harrachschen Glasfabrik, Harrachsdorf 1982, Abb. 25

198 Vase mit Hibiskus Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900, H. 13 cm Hellblaues Glas mit kräftigem rubinrotem Überfang. Umlaufend geätzter Dekor: Blüten und Blattwerk. Konturen- und Binnenzeichnung in feiner Polier- und Reliefgoldmalerei. Vergoldeter Lippenrand. 145/782 Lit.: Glas des Jugendstil und Art Déco. Sammlung Giorgio Gilzer, Auktionskatalog Dr. Fischer, Heilbronn 2003, Los 427

194 Deckeldose Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900, Dm. 11,7 cm Bernsteinfarbenes Glas mit rubinrotem Überfang. Geätzter Dekor: Blüte und Blattzweig der Heckenrose. Binnenzeichnung in flacher Hochätzung. Runder Grundriss. Auf der Wandung bez.: Harrach (hochgeätzt). 139/722

199 Vase mit Hibiskus Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900, H. 26,5 cm Farbloses Glas mit rubinrotem Überfang. Umlaufend geätzter Dekor: Hibiskusranken mit Blüten, Knospen uns Blattwerk. Konturen- und Binnenzeichnung in Polier- und Reliefgold. Vergoldeter Mundrand. 150/1142

195 Vase Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900, H. 21,5 cm Chromaventuringlas mit Goldmalerei und applizierten opak roten Glasperlen. Dekor: stilisierter Blattzweig mit Beeren in umlaufendem Rapport. Konturen- und Brennzeichnung in weißem Reliefemail. 143/803

Lit.: R. & D. Truitt: Collectible Bohemian Glass 1880–1940, 1995, S. 66

196 Vase mit Blütenzweigen Gräflich Harrachsche Glasfabrik, Neuwelt, um 1900, H. 36 cm Grünes Glas mit rubinrotem Überfang. Umlaufend geätzter Dekor: Zweige mit Blättern, Blüten und Knospen. Binnenzeichnung in flachem Reliefschnitt. Grund in Ätzung mit feinem stilisierten Floralrankenmuster. An den Rändern breiter Fries mit ornamental strukturierter Gravur. Bo-

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denunterseite bez.: E 108 (graviert). 143/809

200 Vierkantvase Josef Riedel, Polaun, um 1900 H. 17,4 cm Opak weißes Glas. Deckschicht mit dunkelbraunem und braungrünem Opakglas und ockergelbem Anlaufglas marmoriert. Viereckige Wandung plangeschliffen und poliert. Lineare Ornamentik in weißem Relief-Email, Polier- und Reliefgold. Allseitig Edelopal und Türkis imitierende Cabochons. Vergoldeter Lippenrand. 138/622 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Zu Zuschreibung und Datierung vgl. Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, Nr. 359–361


201 Vierkantvase Josef Riedel, Polaun, um 1900 H. 13,5 cm Farbloses Glas mit orangegelbem Überfang. Auf wurmlinienartig strukturiertem Grund geätzter Dekor: Blüten und Blattstilisation. Binnenzeichnung in Poliergold und ockerfarbenem Reliefemail. Gebrauchsspuren. 139/747 Lit.: Eine Symphonie aus Glas. Riedel seit 1756. 10 Generationen Glasmacher, Innsbruck 1994, Abb. 52

202 Vase mit Blüten Josef Riedel, Polaun, um 1900 H. 15,5 cm Farbloses Glas, von oben nach unten verlaufend blaugrün, von unten nach oben verlaufend bernsteingelb unterfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Blüten und Blattwerk. Konturen- und Binnenzeichnung in Polier- und Reliefgold. Vergoldeter Lippenrand. Auf Bodenunterseite bez.: R.700 (.....), (in Gold aufgemalt). 143/838 Lit.: G. E. Pazaurek: Moderne Gläser, Leipzig 1901, Fig. 105 (formund annähernd dekoridentisch); Eine Symphonie aus Glas. Riedel seit 1756. 10 Generationen Glasmacher, Innsbruck 1994, Abb. 52 Anmerkung: Aus der Kollektion für die Pariser Weltausstellung 1901.

203 Vase Glasfabrik Elisabeth, Kosten bei Teplitz, 1900–05, H. 37 cm Auf Rundstand weit ausgebuchteter Korpus zur schalenartigen Mündung sich sanft verjüngend. Glas, farblos und grün mit rubinrotem Faden umsponnen, perlmuttfarben matt lüstriert. 65/365 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, S. 165 ff.

204 Vase mit Blattwerk Wilhelm Kralik Sohn, Eleonorenhain, um 1905–10, H. 15,4 cm Farbloses Glas, innen mit verlaufendem Gelbopal, außen hellgrün überfangen. Geätzter Dekor: Blattzweige. 138/439 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Ähnliche Arbeiten im Glasmuseum Passau.

205 Vase mit Gitterdekor Meyr’s Neff e, Adolf bei Winterberg, um 1910–15 H. 25 cm Farbloses Glas mit rubinrotem Überfang. Geometrischer Dekor in poliertem Schälschliff. 138/594 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

206 Vase Wilhelm Kralik Sohn, Eleonorenhain, nach 1900, H. 25 cm Grünes, optisch geblasenes Glas mit silbergelben Pulveraufschmelzungen. Matt irisiert. Dreipassig gekniffener Mundrand. 138/446 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Zu Zuschreibung und Datierung vgl. Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, Nr. 269.

207 Vase „Gre 29” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1900 H. 24,7 cm Hellolivgrünes Glas mit breiten, farblos geäderten Bändern in Silbergelb, unregelmäßig verzogen. Matt irisiert. Bez.: graviert unter dem Boden Loetz Austria. 138/491 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 111, Abb. S. 211; E. Schmitt: Europäisches Jugendstilglas aus der Glassammlung Silzer, Moskau 1991, Nr. 54

208 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1900 H. 17 cm Farbloses Glas, mit grüngelbem Opal unterfangen. Auf der äußeren Wandung intarsierter Dekor: zwei stilisierte Blüten, Knospe und Blattwerk in Braunorange. Irisiert. Im ausgeschliffenen Abriss in Mattschnitt bez.: Loetz Austria. 150/1039 Die Vase ist ein seltenes und qualitätsvolles Beispiel unter den intarsierten Arbeiten aus diesen Jahren. Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, Abb. 165 ff.

209 Vase „Rubin Phänomen Gre 6893“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1898 H. 25,7 cm Rubinroter Unterfang, die farblose Deckschicht silbergelb umsponnen. In mehrteiligem Rippenmodel zu Wellendekor verzogen. Matt irisiert. Bodenunterseite bez.: Loetz Austria (graviert). 139/675 210 Vase mit Silberauflage „Creta Papillon“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1898 H. 12,6 cm Grünes Glas mit silbergelben Kröseleinschmelzungen. Matt irisiert. Ornamentale galvanische Silberauflage. 138/516 Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 106, Abb. S. 201; E. Schmitt: Europäisches Jugendstilglas aus der Glassammlung Silzer, Moskau 1991, Nr. 52, Abb. S. 42 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

Objektbeschreibungen

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211 Vase „Rubin Phänomen Gre 6893” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1899 H. 20,7 cm Farbloses Glas mit rubinrotem Unterfang. Breit in geädertem Silbergelb umsponnen. In zehnteiligem Rippenmodell zu Wellen verzogen. Vierseitig eingedellte Wandung. Matt irisiert. 138/493 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, Nr. 357; E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 109, Abb. S. 207. Anmerkung: Datierung nach Form 7729 Serie I von 1899 vgl. Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, Bd. 2, München 1989.

212 Vase „Candia Phänomen Gre 7624“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1898 H. 19,5 cm Farbloses Glas, mit rubinrot geäderten Silbergelbfäden umsponnen, diagonal verzogen. Matt irisiert. 139/671 213 Vase Josef Rindskopf’s Söhne, Teplitz-Schönau, um 1900–05, H. 19 cm Kugelform, vierfach eingedellt mit kurzem Zylinderhals. Glas, farblos und kobaltblau, Oberfläche wellenartig reliefiert gekämmt und partiell perlmuttfarben und violett lüstriert. 65/442 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, S.183, Nr. 319

214 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1898 H. 13 cm Farbloses Glas mit silbergelber Pulveraufschmelzung, stark craqueliert. Matt irisiert. 139/692

215 Vase mit Silberauflage „Candia Papillon“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1900 H. 17 cm Farbloses Glas mit silbergelber Kröseleinschmelzung. Matt irisiert. Ornamentale galvanische Silberauflage in dreifacher Motivwiederholung. Gravierte Binnenzeichnung. 148/634

216 Kleine Vase „Opal Phänomen Gre 358“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1900 H. 11 cm Farbloses Glas mit dünnem Opalunterfang. Breit mit farblos geädertem Silbergelb umsponnen und unregelmäßig verzogen. Unterhalb der Mündung orangefarbene Aufschmelzung mit wenig Silbergelb zu kurzen Zungen verzogen. Auf der unteren Wandung in Zungen auslaufende Aufschmelzung in Dunkelbraun und Silbergelb. Matt irisiert. Auf der Unterseite in Gravur bez.: Loetz Austria. 148/629 217 Zierhenkelvase „Candia Silberiris“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1900 H. 30,5 cm Farbloses Glas mit flächiger Pulveraufschmelzung in Silbergelb. Unterhalb der Mündung drei flügelförmige Henkelappliken. Geäzter und mit schwarzer Flachfarbe bemalter Fries mit stilisierten Kleeblättern. Matt irisiert. 150/1082

218 Vase „Phänomen“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1901 H. 34,5 cm Gelber Unterfang, die farblose Deckschicht eng silbergelb umsponnen, die Fäden in vielteiligem Rippenmodel zu Tupfenreihen getrennt. Aufgeschmolzenes verzogenes Band in blau geädertem Orange in acht Tropfenformen auslaufend. Unter der Mündung farblos geäderte, unregelmäßig verzogene Silbergelbaufschmelzung. Matt irisiert. 150/1052 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, Abb. 118, 120

219 Vase „Camelienroth Phänomen Gre 1/25“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1901 H. 16 cm Dünner rosa Opalunterfang, die farblose Deckschicht teilweise silbergelb umsponnen, die Fäden im Rippenmodel zu Tupfenreihen getrennt. Zwei unregelmäßig verzogene Bänder in silbergelb, farblos geädert. Darüber regelmäßig, ähnlich der antiken Dekorform des ‚laufenden Hundes’ verzogenes Band in Rot geädertem Braunorange. Reduziert und invisiert. Unterseite in Gravur bez.: Loetz Austria. 163/499 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, Nr. 59 (dekoridentische Formvariante); Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, Abb. 124 und Bd. 2, S. 104, Prod.-Nr. 583

220 Vase „Creta Papillon“ mit Silberauflage Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1900 H. 7 cm Grünes Glas mit silbergelber Kröselaufschmelzung. Matt irisiert. Galvanisierte florale Silberauflage. Gravierte Binnenzeichnung. 150/1113

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221 Vase „Phänomen Gre 1/844” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1901 H. 24,5 cm Grünes Glas. In kräftigem Relief drei wellenförmig aufgeschmolzene grüne Glasfäden. Tupfendekor abgedeckt, umgebender Grund flächig mit orangegelb durchscheinender Lüsterfarbe bemalt. Matt irisiert. 138/466 Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 118, Abb. S. 225; Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

222 Vase „Neptun” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1902/03, H. 13,2 cm Grünes, optisch geblasenes Glas, mit silbergelber Pulveraufschmelzung. Matt irisiert. 138/485 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

223 Vierkantvase „Thea opal Phänomen Gre 2/187“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1904 H. 20,4 cm Farblos, rippenoptisch geblasenes Glas mit semiopakem, elfenbeinweißem Innenüberfang. Ein silbergelber, feiner Faden aufgesponnen, unmittelbare starke Erwärmung bewirkt ein Reißen des Fadens und dessen punktförmiges Zusammenziehen an den aufliegenden Stellen. Im unteren Teil überlagert von vier geschweiften Blattformen mit matten, opak-blauen und kräftig silbrig irisierenden, in der Durchsicht gelben Wellenlinien. Matt irisiert. Spannungsriss. 138/475 Lit.: Sammlung Giorgio Silzer. Kunsthandwerk von Jugendstil bis zum Art Déco, Kat. Kunstgewerbemuseum Köln 1976, Nr. 352; E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945); Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 121, Abb. S. 231 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

224 Vase „Formosa“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1902 H. 11,5 cm Grünes Glas mit reliefiert aufgesponnenem Fadendekor in Silbergelb, mit dem Haken verzogen. Matt irisiert. Mundrand beschl. 139/689 225 Vase „Titania maigrün“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1905 H. 21,5 cm Farbloses Glas, grün unterfangen, mit Streifen aus Silberfäden unregelmäßig umsponnen. Unterseite in Gravur bez.: Pfleilmarke. (Signatur nachträglich). 156/502

226 Kugelvase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1905–10 H. 12,5 cm Auf milchig weißem, silbrig grün geädertem Opalunterfang farblose Deckschicht mit unregelmäßig plastisch umsponnenen Fäden in Dunkelgrün und orangefarbenen Noppen. 138/545 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

227 Vase mit galvanischer Silberauflage „Titania kobaltblau mit Maigrün“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1907 H. 11,5 cm Verlaufend kobaltblau unterfangenes farbloses Glas, in breiten Bändern unregelmäßig mit metallischem Silbergrau umsponnen, im unteren Wandungsteil blattgrün überlagert. Galvanische Silberauflage mit stilisiertem Floraldekor. 148/631 228 Vase mit Silberauflage „Titania maigrün“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1905 H. 21 cm Farbloses Glas, grün unterfangen, mit Streifen aus Silberfäden unregelmäßig umsponnen. Galvanische Silberauflage: Lilienblüte und fünf Fischreiher. Gravierte Brennzeichnung. 150/1042 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, Abb. 264

229 Langhalsvase „Texas“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1904 H. 46,1 cm Farbloses Glas mit vertikalen plastischen Fadenauflagen in Grün. Farbenaufl. Min. best. 138/554 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Datierung nach Form Nr. 1274 Serie II von 1904 (nach Auskunft von Jan Mergl, Glasmuseum Passau)

230 Vase mit Glyzinienzweigen in Silberauflage Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1906 H. 34 cm Orangeopal unterfangen, im unteren Drittel mit Streifen grasgrüner Fäden umsponnen, im oberen Drittel Streifen aus Silberfäden, zu leicht unregelmäßigen Wellenlinien gekämmt, farblos überfangen. Galvanische Silberauflage: Glyzinienzweige. Gravierte Binnenzeichnung. 150/1043 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, Abb. 264 (Dekor)

Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, Abb. 264

Objektbeschreibungen

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231 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1902 H. 26,5 cm Diskusartig ausgewölbter Standbereich, langer, sich zur schräg ausgestellten Mündung einziehender Hals. Dekor: “Neurot Cytisus“. Mit neurotem Opalglas unterfangenes, farbloses Glas, umsponnen mit braunrot geäderten Bändern, unregelmäßig verzogen, über den Glaskörper verstreute Silbergelbflecken, matt goldfarben irisiert. Glaskörper mit zweiseitig angelegter Blütenstängelornamentik in feinst ziselierter, galvanisch angebrachter Silberauflage mit Mündungs- und Standfassung. 24/574 232 Vase „Titania orangeopal mit Grün, Gre 2534“ Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1906 H. 26 cm Orangeopal unterfangen, mit Streifen grasgrüner und silbriger Fäden umsponnen, zu unregel-mäßigen Wellenlinien gekämmt, farblos überfangen. Sechsfach passig gerippter Korpus. 150/1094

Industrie und drei bei der Kölner Werkbundausstellung 1914 gezeigt wurden. Es darf angenommen werden, dass zu den bei diesen Ausstellungen präsentierten Arbeiten auch diese Vase gehört.

236 Jardinière „Pensée verlaufend optisch matt iris“ Marie Kirschner (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1903/04 Dm. 23,5 cm Farbloses, optisch geblasenes Glas, verlaufend violett unterfangen. Zwei eingestochene Grifflöcher. Gewellte Mündung. Unterseite in Gravur bez.: Ligaturmonogramm „MK“. Prod. Nr. Com 1090/110 156/505 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 2, S. 345

237 Kugelväschen „Rosa Argentan“ Marie Kirschner (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1908 H. 5,3 cm Farbloses, violettrosa unterfangenes Glas. Aufgewalzte Argentanfolie, farblos überfangen. Bez.: graviert unter dem Boden MK (ligiert). 138/501 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

233 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1915 H. 9,5 cm Farbloses Glas mit weißem Opalunterfang. Umlaufend Vertikalstreifen und Mündungskontur in Violett. Modell-Nr.: 8445/5 – 148/674 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 2, S. 578, Abb. 1

234 Kleine Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1918 H. 5,4 cm Farbloses, opak rot unterfangenes Glas. Zwischen den Schichten mit silbrig blauen Fäden umsponnen, zerrissen durch Krakeluren. 138/547 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

235 Vase Carl Witzmann (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1913 H. 11,1 cm Farbloses Glas, mit Weißopal unterfangen, außen schwarz überfangen. In zwölffacher Motivwiederholung geätzter geometrischer Dekor. 150/1056 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, S. 277; T. Bröhan: Glaskunst der Moderne. Von Josef Hoffmann bis Wilhelm Wagenfeld, München 1992, Abb. 22; Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, Nr. 196 Anmerkung: Der Architekt Carl Witzmann, ein Schüler Josef Hoffmanns an der Kunstgewerbeschule Wien, fertigte selbst einige Entwürfe für Gläser an, von denen zehn bei der alljährlichen Winterausstellung 1913/14 im Österreichischem Museum für Kunst und

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Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 84, Abb. S. 167. Anmerkung: Zur Datierung des Dekors Argentan von 1908 vgl. Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, Bd. 1, München 1989.

238 Stangenvase „Titania Gre 2543” Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1910 H. 21,5 cm Farbloses Glas, innen verlaufend hellgrün unterfangen, vom Boden herauf rosaviolett überlagert. Die gesamte Wandung mit silbrigen Fäden umsponnen. Farblos überfangen. 160/564

239 Vase „Ausführung 143-blau“ Eduard Prochaska (Entwurf zugeschr.), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1913 H. 9,5 cm Farbloses Glas mit vertikal und horizontal umsponnenen Fäden in Kobaltblau. 153/597 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. VI, S. 191 f.

240 Dreihenkelvase Carl Witzmann (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1921 H. 22 cm Farbloses Glas, innen opak rot, außen blau überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Blütenstilisation in dreifacher Motivwiederholung. Ein Henkel am unteren Ansatz min. best.. Auf der


Wandung in Hochätzung bez.: Richard. 150/320 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt

241 Schale Eduard Prochaska (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1908 Dm. 18 cm Auf grauweißem Opal grüner Teilüberfang, zungenförmig nach oben gezogen, farblos überfangen. 150/1115 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, S. 48, Abb. 29

242 Vase „Ausführung Nr. 140, blau“ Otto Prutscher (Dekorentwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1908 H. 17,5 cm Auf farblosem Grund dünne aufgesponnene silbergraue Schicht, metallisch schimmernd, darüber Dunkelblau, in Tupfen strukturiert und von Luftblasen durchbrochen. Farblose Deckschicht. 150/1070 Lit.: W. Neuwirth: Loetz Austria 1905–1918, 2 Bde., Wien 1986, Kat.-Nr. 18; Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, 2 Bde., München 1989, Bd. 1, Abb. 323 (dekoridentische Formvariante); Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. IV, Nr. 166

243 Henkelkanne „Pensée verlaufend optisch matt Iris“ Marie Kirschner (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1903/04 H. 38,5 cm Farbloses, verlaufendes violett unterfangenes Glas. Zwölffach vertikal gerippte Innenwandung. Ein angesetzter Henkel ist farblos. Matt irisiert. Bez.: graviert unter dem Boden MK (ligiert) und zwei Sterne. 138/497 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 85, Abb. S. 169; E. Schmitt: Europäisches Jugendstilglas aus der Glassammlung Silzer, Moskau 1991, Nr. 63, Abb. S. 49 Anmerkung: Zur Datierung Form Nr. 1090/107 von 1903/04 vgl. Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, Bd. 2, München 1989.

244 Schultervase „Kristall breitoptisch hell Iris” Marie Kirschner (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1909–11 H. 26,6 cm Farbloses Glas. Breitoptisch vertikal gerippte Innenwandung. Hell irisiert. Bez.: graviert unter dem Boden MK (ligiert). 138/499 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Zur Datierung siehe Form Nr. 1090/256 um 1909–11 vgl. Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, Bd. 2, München 1989.

Objektbeschreibungen

245 Elefanten, groß und klein Johann Lötz Witwe, Klostermühle, Ende 19. Jh. H. 20,3 cm und 16 cm Farbloses, marteléoptisch geblasenes Glas mit silbergelben Pulveraufschmelzungen. Applizierte Ohren und Füße, gekniffener Rüssel und Schwanz. Am Rücken ovale Öffnung. Reduziert und irisiert. Stoßzähne fehlend, teils best. (kleiner Elefant mit Spannungsriss). 193/468 und 193/469 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, Bd. 2, München 1989, Bd. 2, Musterschnitt 4821, S. 17

246 Intercalaire-Vase mit Trichterwinde „Morning Glory“ Louis Comfort Tiffany, New York, 1906–12 H.15,5 cm Farbloses Glas mit mehrfarbigem Zwischenschichtdekor („intercalaire“), umlaufender Fries aus Blüten und Blättern der Trichterwinde. Unter dem Boden in Gravur bez.: L. C. Tiffany – Favrile 6009 K. 220/427 Provenienz: Minna Rosenblatt, New York, 1989 Lit.: R. Koch: Louis C. Tiffany’s Glass – Bronzes – Lamps, New York 1971, Abb. 98

247 Vase De Vilbiss Company (zugeschr.), Toledo, um 1920 H. 19 cm Dunkelblaues Glas mit unregelmäßig umsponnenen opak weißen Fäden in herzförmigen Einschmelzungen. Mündungsrand mit aufgeschmolzenem opak weißem Faden. Matt irisiert. 150/1126

248 Väschen Louis Comfort Tiffany, New York, um 1900 H. 8,6 cm Gelbgrünes Glas mit vertikaler Bandeinschmelzung in Weißopal, eingewalzte silbergelbe Glaskrösel. Kräftig irisiert. Unterseite in Gravur bez.: L.C.T. Favrile 2830. 156/485 Lit.: H. Hilschenz: Das Glas des Jugendstils, München 1973, Abb. 426

249 Vase Louis Comfort Tiffany, New York, um 1900 H. 19,5 cm Opakes gelbgrünes Glas mit eingewalzter und blattförmig gekämmter Fadenauflage. Matt irisiert. Bodenunterseite bez.: L. C. Tiffany-Favrile 9074 H (graviert). 145/774 Lit.: H. Hilschenz: Das Glas des Jugendstils, München 1973, S. 470 ff.

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250 Vase Louis Comfort Tiff any, New York, um 1900 H. 24,5 cm Farbloses Glas, innen mit weißgelbem Opalunterfang. Auf dem Hals zickzack-förmige Bandeinschmelzungen in Blaugrün und Orangebraun. Kräftig gelbgold-silbrigblau-violett irisiert. Auf der Unterseite in Gravur bez.: L. C. Tiffany Favrile 2025. 148/624 251 Vase Karl Schmoll von Eisenwerth (Entwurf), Ferdinand von Poschinger, Glashüttenwerk Buchenau, um 1900/02, H. 14,5 cm Hochoval umlaufende, dreiseitig abgeflachte Wandung, blütenartig ausgestülpte Mündung mit achtfach rosettenartig gekniffener Mündung. Farbloses Glas, opal-, achat- und bernsteinfarben überfangen, schwarzblau überschmolzen, reliefiert geätzt, partiell geschnitten und poliert. Umlaufender Dekor: Blüten- und Blattranken der Kapuzinerkresse. 34/242 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. V, S. 36, Nr. 38; C. Schack von Wittenau, Karl Schmoll von Eisenwerth, Stuttgart 1995, S. 193, Abb. 8.

252 Vase mit Aronstabgewächs Ferdinand von Poschinger, Glashüttenwerk Buchenau, um 1900 H. 9,5 cm Farbloses Glas, innen mit gelblich-grünem Opal unterfangen, außen blau überfangen. Geätzter Dekor: Blüten Blattwerk eines Aronstab-Gewächses. Nahezu die gesamte Dekorpartie in flacher Reliefgravur überarbeitet. Partiell poliert. Dreipassig gekniffene Mündung. 170/620 253 Vase Ludwig Sütterlin (Entwurf), Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900, H. 20,5 cm Farbloses Glas, matt irisiert. Dunkelgrüner Transparent- und hellgrüner Relief-Emaildekor: stilisierte Fruchtdolde in zweifachem Rapport. 150/350 Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt Lit.: G. E. Pazaurek: Moderne Gläser, Leipzig 1901, Fig. 24; B. Kleese/H. Mayr: Glas vom Jugendstil bis heute. Sammlung Gertrud und Dr. Karl Funke-Kaiser, Köln 1981, Kat.-Nr. 213; Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. V, Nr. 101 (Dekor)

254 Vase Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900 H. 15,8 cm Konisch ausschwingende Wandung, zum Stand eingezogen, kelchartig ausgewölbte Mündung. Farbloses Glas, himbeerrot gebeizt, goldpetrolfarben seidenmatt irisiert, umlaufendes Margeritenblütenstängelmotiv in schwarz konturierter, hellgrüner, weißer und gelber Emailbemalung. Mündungsbereich mit Perlborte, Rand goldumzogen. 24/313

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255 Kleine Vase Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900 H. 8 cm Farbloses Glas mit rosarotem Unterfang. Reliefiert geätzter Dekor: Blütenzweige. Binnenzeichnung in Nadelätzung. 148/756 256 Vase Otto Thamm (Entwurf), Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900, H. 19,6 cm Schlanke Tonnenform. Farbloses Glas, tiefblau verlaufend, leicht irisierend. Polychrome Emailmalerei, umlaufendes Motiv mit Osterglocken im Mondschein. Im ausgeschliffenem Abriss bez.: FH.493/5, H.39 (Schriftzug in Schwarzlot). 65/521 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. V, Nr. 93 (Dekor mit ausführlicher Besprechung)

257 Vase mit Nelke Bett y Heldrich (Entwurf), Ferdinand von Poschinger, Glashüttenwerk Buchenau, um 1900 H. 33,5 cm Farbloses, innen rubinrot unterfangenes Glas mit bunter Flach-und Opakemailmalerei. Dekor: Blüte und Knospe der Nelke. Konturen- und Binnenzeichnung in Gold. Irisiert. Unterseite in weißer Flachfarbe bez.: 155/1 H.222. 211/490 258 Tazza mit Cabochons Georg Karl von Reichenbach (Entwurf), Benedikt von Poschinger, Oberzwieselau, 1906–10 H. 20 cm, Dm. 28,5 cm Weißgraues, hellgrün geädertes Opalsglas, farblos überfangen, grün umsponnen, mit vier großen und acht kleinen „Batzeln“. Auf der Schale vier tropfenförmig auslaufende grüne Appliken. 220/445 Provenienz: Sammlung Dr. Schröder Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. V, S. 47 ff.

259 2 Vasen, blau und orange Ludwig Sütterlin (Entwurf), Fritz Heckert, Petersdorf, um 1900 H. 12,3 cm und 12,5 cm Orange Vase: Farbloses Glas mit dünnem opalisierenden Unterfang. Fünffach rapportierender Dekor in honigfarbenem Transparent- und hellgelbem Opakemail. 148/833 Lit.: G. E. Pazaurek: Moderne Gläser, Leipzig 1901, Fig. 25 (formidentische Dekorvariante) Blaue Vase: Farbloses Glas mit dünnem opalisierendem Unterfang. Blauer Transparent- und hellblauer Relief-Emaildekor: Geometrische Ornamente in fünff acher Motivwiederholung. 150/352 Lit.: G. E. Pazaurek: Moderne Gläser, Leipzig 1901, Fig. 25 (formidentische Dekorvariante) Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt


260 Vase Josef Emil Schneckendorf, Darmstadt, um 1908 H. 6,5 cm Sich stark zur Schulter vorwölbender Korpus mit abgesetztem konischen Mündungsrand. Farbloses Glas, mit Reduktionsfarben bemalt, schrundig, metallisch irisierend, teilweise anthrazitgraue Oberfläche. Am Boden sign.: E. Schn. (Schriftzug in Lüsterschrift). 65/529 Lit.: R. Ulmer: Jugendstil in Darmstadt, Darmstadt 1997, S. 176 (rechte Vase)

261 Vase Beckmann & Weis, Mügeln bei Dresden, um 1910–20, H. 12,5 cm Farbloses Glas, innen opak weiß unterfangen, außen blau unterfangen. Geätzter Dekor: Blattzweige mit Beeren. Auf der Wandung bez.: BW (hochgeätzt). Mundrand min. best. 145/820

265 Bechervase Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser (zugeschr.), um 1919–29 H. 9,8 cm Farbloses Glas, innen partiell grün, außen graublau und blassgrün überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Blütenzweige und Gräser. 138/372 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Anmerkung: Die Zuschreibung erfolgt auf Grund der gestalterischen Verwandtschaft zu Arsall-Gläsern.

266 Vase Jakob Wiedmann (Gravur), WMF, Geislingen, um 1925, H. 21 cm Farbloses Glas, silbergelb und orangebraun überfangen. Umlaufender, in Hochschnitt-Technik bearbeiteter Dekor: stilisierte Halbfigur, von Blüten und Blattranken umrahmt. 139/797

Provenienz: Sammlung Dr. Claus Arendt

Lit.: J. Schwandt: WMF. Glas, Keramik , Metall 1925–1950. Versuche künstlerischer Gestaltung, Berlin 1980

262 Hochschultrige Vase Glashütte Schliersee, um 1900–05 H. 9,8 cm Farbloses Glas mit kupferrubinrotem Unterfang. Umlaufend dekoriert mit vierreihigem versetztem Wellenmotiv in Malerei mit Lüsterfarben. Matt irisiert. Mundrand vergoldet. 138/346

267 Vase Beckmann & Weis, Mügeln bei Dresden, um 1910–20, H. 17 cm Farbloses Glas, innen opak weiß, außen lila überfangen. Reliefiert geätzter Dekor: Weinranken. Binnenzeichnung in Nadelätzung. Auf Wandung in Reliefätzung bez.: BW. 148/711

Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

263 Vase Beckmann & Weis, Mügeln bei Dresden, um 1910–20, H. 18,5 cm Farbloses Glas, innen mit weißem Opal unterfangen, außen mit Teilüberfängen in Grün und Rosaviolett. Umlaufend geätzter Dekor: Zweige der Lerche. Auf der unteren Wandung bez.: BW (hochgeätzt). 138/370 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

264 Vase mit Weinranke Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser, 1918–29, H. 21 cm Farbloses Glas, partiell mit hellgelbem Opal unterfangen, dunkelrot und grün überfangen. Geätzter Dekor: Zweige mit Weintrauben und Blattwerk. Binnenzeichnungen in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung in Hochätzung bez.: Arsall. 150/1144

Objektbeschreibungen

268 Vase mit Haselnüssen Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser, 1921–29, H. 27,5 cm Ovoider, beidseitig abgeflachter Korpus mit stark ausgestelltem Lippenrand. Überfangglas, farblos, hell- und dunkelbraun. In mehreren Arbeitsgängen geätzter Dekor, Motiv mit Haselnusszweigen. Sign.: Arsall (hochgeätzter Schriftzug). 65/532 Lit.: W. Hennig: Arsall. Lausitzer Glas in französischer Manier 1918–1929, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum, Berlin 1985, Nr. 55

269 Vase Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser, um 1919–29, H. 41 cm Farbloses Glas mit Überfängen in Hellviolett und Grün. Umlaufend geätzter Dekor: Beeren und Blattwerk. Auf der Wandung bez.: Arsall (hochgeätzt). Bodenunterseite bez.: 6732 (in Diamantriss). 143/924

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270 Große Vase Vereinigte Lausitzer Glaswerke, Weißwasser, um 1918–29, H. 41,5 cm Farbloses Glas, innenpartiell gelbgrün, außen rotviolett und grün überfangen. Umlaufend geätzter Dekor: Seenlandschaft mit Bäumen. Binnenzeichnung in flacher Hoch- und Nadelätzung. Auf der Wandung bez.: Arsall (hochgeätzt). Bodenunterseite bez.: 802 (mit dem Kopierstift geschrieben). 145/824 271 Fußschale Jean Beck, München, vor 1919 H. 10,8 cm Farbloses Glas mit opak rotem Unterfang. In umlaufenden Rapport stilisierter Akanthusblattdekor in Schwarzlot und Lüsterfarben in Schwarzgrau und Rosa, partiell berieben. Der angesetzte Fuß in farblosem, opak schwarz unterfangenem Glas. Auf der Bodenunterseite bez.: JEAN BECK MÜNCHEN (Ätzstempel). 138/332 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer Lite.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Nr. 7, Abb. S. 35

272 Vase Jean Beck, München, um 1920 H. 13 cm Rubinrotes Glas, facettiert geschliffen. Min. best. An Bodenunterseite bez.: Jean Beck München (Ätzstempel). 139/804

273 Kleine Vase Jean Beck, München, vor 1919 H. 9 cm Farbloses Glas mit opak-rotem Unterfang. Umlaufend rapportierender Schwarzlotdekor: Früchte und Blattwerk der Eichel. Oberfläche lüstriert. Auf der Bodenunterseite bez.: JEAN BECK MÜNCHEN (Ätzstempel) 148/685 Lit.: E. Schmitt: Glas – Kunst – Handwerk (1870–1945). Glassammlung Silzer, Freiburg 1989, Abb. 7

274 2 Vasen Jean Beck, München, um 1928 H. 9,8 cm und 9 cm Kugelform bzw. sich schräg erweiternde Form auf rundem Stand, abgesetzter Halsring. Blaues Opalglas, farblos überfangen, Mündungsrand und Stand schwarz emailliert, irisiert. Eine Vase am Boden bez.: JEAN BECK MÜNCHEN (achteckiger Ätzstempel). 34/130 Anmerkung: Eine Vase mit Kratzspur am Mündungsrand und geringfügigem Glasfehler (herstellungsbedingt).

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275 Vase Wilhelm von Eiff (zugeschr.), Werkstatt Kunstgewerbeschule Stuttgart, um 1932–36 H. 20 cm Hochovale Gefäßform, Rauchgrau getöntes, dickwandiges Glas, geschliffen, geschnitten und mattiert. Wandung mit breitem, umlaufendem, reliefiert ausgeschliffenem Wellenband, poliert, Mündungsbereich dreipassig gewellt geschliffen und poliert, über dem Stand martelliert. Unbezeichnet. 24/337 Lit.: Wilhelm v. Eiff und seine Schule, Ausst.-Kat. Augustinenmuseum Freiburg 1989, Nr. 162, S. 196, Nr. 168, S. 198

276 Schale Aloys Ferdinand Gangkofner (Entwurf), Glashütte Lamberts GmbH, Waldsassen, 1953 Dm. 31 cm Braunes, blasiges Glas mit orangeroter Bandeinschmelzung, vierfach mit dem Hacken nach ober verzogen. 1979/851 Provenienz: Gangkofner

277 Vase Lavaluna Karl Wiedmann (Myra-Dekortechnik), WMF, Geislingen, um 1935, H. 15,4 cm Schwarz erscheinendes dunkelblauviolettes Glas, mit blau-grün gefleckter Reduktionsfarbe bemalt. Ausgeätzter Tupfendekor auf schwarzem Fond. Der ausgesparte Dekor sowie der Mündungsrand mit Goldkontur. Unterseite bez.:3 (geritzt). 211/492 Anmerkung: Myra, ein Ort in Kleinasien, ist als Fundort antiker Gläser bekannt geworden; Myra-Glas ist irisiertes Glas, Gelbätzung mit Silber, Rotätzung mit Kupfer. Lavaluna: Myra-Glasfärbung wirkt am intensivsten auf opak-schwarzem (schwefeleisenhaltigem) Glas.

278 Schale Karl Wiedmann (Entwurf), WMF, Geislingen, 1936/37, H. 10,5 cm, Dm. 21 cm Annagrünes Glas, in der Durchsicht hellbraun. Mit fünffach differenziertem Facettenschliff. 211/558 Lit.: Karl Wiedmann, Ausst.-Kat. Augustinermuseum Freiburg 1985, Nr. 97 (vergleichbare Arbeit) Anmerkung: Eine der wenigen Entwürfe Wiedmanns mit aufwendigem Schliffdekor.


279 Ikora Vase Walter Dexel (Entwurf), WMF, Geislingen, um 1938, H. 14 cm Ei-Form, eingezogene, enge Mündung. Sog. „Ikora“-Glas; farbloses Glas, innenschichtig blaue, grün-grau verlaufende, blasendurchsetzte Einschlüsse, kräftiger farbloser Überfang. 24/343 Anmerkung: Ikora (Ixora) = Tropenpfl anze aus Ostindien/Malaysia; Gatt ung: Rubiaceen. Berauschende Farbenpracht seiner Blütendolden, Blätter zeigen alle Grünfarben.

285 2 Vasen Manfred Thomczyk, Zwiesel, 1980 H. 15,5 cm und 29,5 cm Farbloses Glas. Frei geblasen, geschliffen, feinmattiert, poliert. Unter dem Boden in Diamantriss signiert: Manfred Thomczyk 1980 148/1136 und 148/1135 Lit.: H. Ricke: Neues Glas in Deutschland, Düsseldorf 1983, Abb. 170 ff

280 Bechervase Isgard Moje-Wohlgemuth, 1974 H. 9 cm Farbloses Glas. Mit gelösten Metallverbindungen bemalt. In Diamantriss bez.: MOJE 19 170/967

281 Schale Klaus Moje, 1979 Dm. 19 cm Mosaikglastechnik. Aus vorgefertigten Farbglasstreifen verschmolzen. Auf der Unterseite beschliffen, seidenmatt poliert. Auf der Unterseite in Gravur bez.: MOJE 1979. 150/1343 Lit.: H. Ricke: Neues Glas in Deutschland, Düsseldorf 1983, S. 197 ff.

282 Vase Erwin Eisch, 1973–75 H. 10,5 cm Farbglas mit Fadenauflagen uind Oxidaufschmelzungen, gekämmt und irisiert. Bez.: E. Eisch 73. 170/978 283 Vase Erwin Eisch, 1976 H. 14,5 cm Farbloses Glas, innen opak weiß unterfangen, mit eingeschmolzenen unregelmäßig gekämmten Fäden in Braunviolett. In Gravur bez.: E. Eisch 76. 174/1117 284 Vase „Turbulenzen“ Volkhard Precht, 1979 H. 29 cm 237/1055 Provenienz: Aus Sammlung Gert Wangermann Anmerkung: Volkhard Precht gehört zu den deutschen Pionieren der Studioglasbewegung. Prechts Werk zeugt von einer starken Bindung an die traditionelle Grundformen der Glasherstellung. Es sind Vasen, Becher oder Flaschen und keine frei geformten Objekte, die seine Arbeit bestimmen. Sein Werk zeugt aber auch von einer hohen Experimentierfreude, die die Möglichkeiten verschiedener Techniken auslotet oder zusammenführt, ungewöhnliche Materialien mit dem Glas vereint und die Glaskunst über das nur handwerkliche hinausführt. Prof. Dr. Gert Wangermann (Leipzig 1934–Berlin 2014), Physiker und Sammler, unterhielt eine enge Freundschaft zu Precht

Objektbeschreibungen

286 2 Vasen Kurt Wallstab, 1980 H. 11,3 cm und 6,5 cm Weichglas, vor der Lampe geblasen. Montagetechnik. Bodenunterseite bez.: Wallstab 80 (graviert). 139/951 287 2 Vasen Kurt Wallstab, 1983/84 H. 12,5 cm und 9,5 cm Weichglas, vor der Lampe geblasen. Montagetechnik. Bodenunterseite bez.: Wallstab 83 bzw. 84 (graviert). 139/950 288 Vase Erwin Eisch, Frauenau, 2011 H. 32 cm 010/029

289 Vase mit Seerosen Karl und Wolfgang Schmid, Lindberg, 1981 H. 10 cm Dünnwandiges Überfangglas. Umlaufend geschnittener Dekor: Blüten, Knospen und Blattwerk der Seerose. Der gesamte Grund mit flach geschnitzter Tiefgravur überarbeitet. Auf der Wandung bez.: Schmid (in Hochschnitt). Bodenunterseite bez.: W. Schmid81/K. Schmid 81 (graviert). 145/1150 290 Vase „Kaitaia graal“ Peter Bremer, 2012 H. 43 cm 010/050

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291 Vase „Ocean Dream“ Hans Wudy, Glasfachschule Zwiesel, 2008 H. 28 cm, D. 11 cm Blaues Glas mit grünen Bandeinschmelzungen, mehrfach mit dem Hacken alternierend nach oben und unten verzogen. Bodenmarke Zwiesel. 010/032

296 Väschen aus Steinglas Lorenzo Radi, Venedig, um 1856 H. 10 cm In verschiedenen Farbtönen schichtartig marmoriertes Glas (sog. Chalzedonglas) mit Abriss. Kugeliger Körper mit gestauchtem Stand und hohem, leicht geweitetem Hals. 170/222 Provenienz: Sammlung Uwe Friedleben

292 Enghalsvase Karl und Wolfgang Schmid, Lindberg, 1981 H. 16 cm Dünnwandiges Überfangglas. Umlaufend geschnittener Dekor.: Blüten, Knospen und Blattwerk des Hibiskus. Der gesamte Grund mit flach geschnitzter Tiefgravur überarbeitet. Auf der Wandung bez.: Schmid (in Hochschnitt). Bodenunterseite bez.: W. Schmid 81/K. Schmid 81 (graviert). 145/1149 293 Stangenglas Venedig oder Façon de Venise, Ende 16./Anfang 17. Jh., H. 18 cm Graustichiges Glas mit senkrecht eingeschlossenen Bändern im Wechsel mit Spiralbändern aus Milchglas (vetro a retorti). Hochgezogener Fuß mit nach oben umgeschlagenem Rand. Schlanke, zylindrische Wandung mit Abriss. 150/508 Lit.: R. v. Strasser/W. Spiegl: Dekoriertes Glas. Renaissance bis Biedermeier. Meister und Werkstätten. Katalog Raisonnée der Slg. Rudolf von Strasser, München 1989, Nr. 28; A. Theuerkauff -Liederwald: Venezianisches Glas der Veste Coburg, Lingen 1994, Nr. 163, 164

294 Flasche Façon de Venise, 17. Jh. H. 29,8 cm Graustichiges Glas mit senkrecht eingeschlossenen Milchglasfäden (vetro a fili). Zylindrische Wandung mit hochgestochenem Boden, Abriss und steiler Schulter. Auf dem nach oben sich verjüngenden Hals umlaufender Faden. 153/118 Lit.: R. v. Strasser/W. Spiegl: Dekoriertes Glas. Renaissance bis Biedermeier. Meister und Werkstätten. Katalog Raisonnée der Slg. Rudolf von Strasser, München 1989, Nr. 28; A. Theuerkauff -Liederwald: Venezianisches Glas der Veste Coburg, Lingen 1994, Nr. 163, 164

295 Tazza Società Salviati & Co., Murano, um 1870 H. 18,2 cm Kobaltblaues Glas. Ausgestellter Fuß mit nach unten umgeschlagenem Rand. Nach außen aufschwingende Kuppa. Auf der Wandung von weißer Punktreihung gerahmter Fries: sichtseitige Darstellung des letzten Abendmahls in feiner radierter Goldmalerei. Gerahmt von Akanthusranken. Rückseitig bezeichnetes Portrait „LEONARDO DA VINCI“ 150/0881

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Lit.: A. Dorigato: Le Verre de Murano, Paris 2003, S. 182 ff.

297 Fußschale „Fenicio“ Fratelli Toso, Murano, um 1900 H. 8,5 cm, Dm. 14 cm Farbloses Glas, mit hellblauem Opal unterfangen. Wellenförmig gekämmter Fadendekor in Violett, Rose, Hell- und Dunkelblau. Oberfläche säuremattiert. 242/687 298 Vase Fratelli Toso, Murano, um 1910 H. 15,5 cm Farbloses Glas mit alternierend aufgeschmolzenen bunten Murrine mit Blütenzweigen. Oberflächlich säuremattiert. 150/1233 Lit.: R. Junck: Murrine e Millefi ori nel vetro di Murano dal 1830 al 1930, Venedig 1998, Abb. 29, 30

299 Zierhenkelvase Murano, um 1910 H. 15,5 cm Schwarzes, dünnwandiges Glas mit Goldfolienaufschmelzung. Henkelappliken. 148/1045 300 Kleine Vase Fratelli Toso, Murano, um 1910 H. 6,5 cm Farbloses Glas mit eingeschmolzenen bunten Murrine. Oberfläche säuremattiert. 148/0801 301 Vase „Fenicio“ Fratelli Toso, Murano, um 1910 H. 35,5 cm Opakes weißes und hellblaues Glas. In die farblose Deckschicht eingeschmolzene, federblattartig gekämmte Fäden in Opakweiß, Violettgelb und – grün. Oberfläche Säuremattiert. Mündung beschnitten. 167/575


302 Bodenvase Murano, Ende 20. Jh. H. 54 cm Farbloses Glas mit schwarzviolettem Teilunterfang. Der eingezogene Mundrand opak rot überfangen. 145/1175

308 Fußschale „Corroso“ Carlo Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, 1936–38, H. 6,2 cm Farbloses Glas, innen mit dünnem hellbraunen Unterfang. Die Innen- und Außenwand säuregeätzt. Irisiert. Bez.: venini murano (Ätzstempel) 188/654 Lit.: M. Barovier, Carlo Scarpa. Glass of an Architect, Mailand 1998, S. 122, 210/07

303 Vase Murano, um 1960 H. 18,5 cm Farbloses Glas, zwischen den Schichten alternierend eingeschmolzene Bänder von Violett und silbrig-blauem Opal. 139/929

304 Vase „Nero a fascia oro, in lattimo“ Murano, 1972 H. 29,5 cm Farbloses Glas mit opakweißem Unterfang und schwarzem Überfang mit Aufschmelzungen von rechteckigen Blattgold-Bändern. 010/11

305 Vase Peter Svarrer (Entwurf), Venini, Murano, um 1996, H. 14 cm, Dm. 15 cm Olivgrün durchsichtiges Glas mit Spiralen von dunkelblauen Bandeinschmelzungen. Diamantriss bez.: SVARRER 010/012 306 Vase Peter Svarrer (Entwurf), Venini, Murano, 1997 H. 16,5 cm Konisches Gefäß in olivgrün durchsichtigem Glas mit Spiralen von schwarzen Bandeineinschmelzungen. Diamantriss bez.: SVARRER 97 010/013 307 Vase „Tessuto“ Carlo Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, 1938–40, H. 10,5 cm Farbloses Glas. Zwischen den Schichten mit eingeschmolzenen Farbstäben („a canne“) in Violett und weißgrauem Opal. Unter dem Boden bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 220/799 Lit.: M. Barovier, Carlo Scarpa. Glass of an Architect, Mailand 1998, S. 139

309 Schale Tyra Lundgren (Entwurf), Venini, Murano, 1935/36 H. 5 cm, L. 20,5 cm Farbloses Glas mir gekämmter Fadenauflage in Grün. Am Boden bez.: venini murano MADE IN ITALY (Ätzstempel) 110/2052 310 Vase „Battuto bicolore“ Carlo Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, 1993, Originalausgabe 1940 H. 10,8 cm, Dm. 12 cm Hellgrünes Oberteil-Glas aufgesetzt auf einen Boden geblasen aus rubinrotem Glas („incalmo“), das obere hellgrüne Glas ist strukturiert durch flachen Olivenschliff. Am Boden in Diamantriss bez.: venini Carlo Scarpa 1993/01, Klebeetikett: Venini Murano Made in Italy 010/030 311 Vase „A canne“ Gio Ponti (Entwurf), Venini, Murano, 1948 H. 9,5 cm Farbloses Glas mit vertikal eingeschmolzenen Glasstäben („A canne“) in den Farben Grün, Rot, Grau, Violett und Blau. Unterseite bez.: venini murano ITALIA (runder Ätzstempel). 163/691 Lit.: M. Heiremans: Glas-Kunst aus Murano 1910–1970, Stuttgart 1993

312 Vase „A canne“ Gio Ponti (Entwurf), Venini, Murano, 1948 H. 23,8 cm Farbloses Glas mit vertikal eingeschmolzenen Glasstäben („A canne“) in den Farben Grün, Rot, Gelb, Violett, Blau und Grau. Unterseite bez.: venini murano ITALY (runder Ätzstempel). 163/690 313 Vase „Pezzato“ Fulvio Bianconi, Venini, Murano, 1950 H. 24,5 cm Farbloses Glas mit dicht aufgeschmolzenen viereckigen Glasplättchen (tessere) in Rot, Blau, Grün und Beige. Unterseite bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 163/687 Lit.: F. Deboni, Venini Glass. Catalogue 1921–2007, Turin 2007, Abb. 106, 107

Objektbeschreibungen

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314 Schale „Pennelate“ Carlo Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, 1942, H. 7,4 cm, Dm. 14,2 cm Farbloses Glas, mit farbigen Glasstäbchen in „Pennelate“-Technik „betupft“. Innen- und Außenwandung irisiert. Unterseite bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel) 170/792 Lit.: Venini. Catalogue Raisonné 1921–1986, Lausanne 2000, Abb. 109 (Form); M. Heiremans: Murano Glass. Themes and Variations (1910–1970), Stuttgart 2002, Abb. 99 (farbidentische Formvariante); F. Deboni, Venini Glass. Catalogue 1921–2007, Turin 2007, Abb. 82 ff.;

315 Drei Karaffen mit Stöpsel „Morandiane“ Gio Ponti (Entwurf), Venini, Murano, 1946–50, H. 44 cm und 47,5 cm Farbloses Glas. Mit alternierend eingeschmolzenen Glasstäbchen („a canne“). In Vibrogravur bez.: venini 98. Orig.-Klebeetikette des Herstellers. 196/1086 Lit.: Venetian Glass. The Nancy Olnick and Giorgio Spanu Collection, Mailand 2000, Abb. 77

316 Taschentuch-Vase „Fazzoletto“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, 1949, H. 8,2 cm Farbloses Glas mit eingeschmolzenen, differenziert genetzten Fäden “zanfirici” in Weiß. Bodenunterseite bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 143/1021 317 Vase „A fasce orrizontali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, 1950, H. 31,5 cm Graugrünes Glas mit opak weißer Bandeinschmelzung. Annähernd dreieckiger Querschnitt. Bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 211/618 318 Vase „A fasce verticali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1950, H. 21,5 cm Graues Glas. Dreieckiger Wandungsquerschnitt mit abgerundeten Kanten. Sechs vertikal eingeschmolzene Bänder in Opakweiß. Bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 211/619 319 Vase „A fasce ritorte“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, 1951, H. 21 cm Farbloses Glas mit diagonaler Bandeinschmelzung in Rot, Grün und Blau. Unterseite bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 156/780 Lit.: R. Bossaglia: I Vetri di Fulvio Bianconi, Turin 1993, Abb. 5

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320 Vase „A fasce orrizontali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, 1950, H. 32,5 cm Dickwandiges farbloses Glas mit horizontalen Bandaufschmelzungen in Rot und Blaugrün. 220/806

321 Bechervase „A fasce orrizontali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1955, H. 9,5 cm Blaues Glas mit breiter Bandeinschmelzung in opakem Rot mit Lattimo. Bodenunterseite bez.: venini murano (runde Ätzstempelmarke). 143/1026 322 Schale „A fasce verticali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), 1952, Venini, Murano, H. 9,5 cm Farbloses Glas mit vertikal eingeschmolzenen Bändern in Dunkelviolett, Türkisblau und Graugrün 148/1009 323 Vase „Pezzato“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1950/51, H. 26,5 cm Farbloses Glas mit dicht eingeschmolzenen Glasplättchen in Blau, Rot, Grün und Rauchbraun. Unterseite bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 220/805 Lit.: F. Deboni, Venini Glass. Catalogue 1921–2007, Turin 2007, Abb. 186

324 Vase „A spicchi” Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1953, H. 28,5 cm Farbloses Glas mit vertikaler Bandeinschmelzung in Violett, Aquamarinblau und Rosaviolett. Auf der Unterseite bez.: venini murano ITALIA (runder Ätzstempel). 150/1301 Lit.: M. Heiremans: Murano-Glas im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1996, Abb. 133

325 Vase „A fasce orrizontali“ Fulvio Bianconi (Entwurf), Venini, Murano, um 1955, H. 28 cm Farbloses Glas mit Bandeinschmelzungen in opakem Türkis. Bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 170/803 326 Vase und Schale „Inciso“ Paolo Venini (Entwurf), Venini, Murano, um 1956, H. 20,5 cm und 8 cm Farbloses Glas mit rotbraunem Unterfang. Die gesamte Außenwandung mit feiner Horizontalriefelung in mattem Scharfschnitt „incisio“. Bez.: veni-


ni murano ITALIA (Ätzstempel). 211/648 Lit.: F. Deboni, Venini Glass. Catalogue 1921–2007, Turin 2007, Abb. 141

327 Schale „Fondo murrine“ Riccardo Licata (Entwurf), Venini, Murano, 1955/56, H. 9 cm, Dm. 12,5 cm Farbloses Glas mit dichter Einschmelzung von weiß-violettschwarzen Murrinen und dunkelrotem Glas, in „incalmo“-Technik zusammengeschmolzen. Bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel), H. 9 cm; D. 12,5 cm 196/764 Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Italienisches Glas. Murano, Mailand 1930–1970, München/New York 1996, Abb. 133

328 Vase „Occhi“ Tobia Scarpa (Entwurf), Venini, Murano, um 1959, H. 16,2 cm Farbloses Glas mit eingeschmolzenem viereckigen Mosaikplättchen mit farblosem Kern und opak roter bzw. schwarzer Kontur. 153/814 329 Vase Venini, Murano, 1992 H. 22 cm Innen milchweißes Glas, außen dunkelrotes Glas. Auf der Unterseite in Diamantriss Bez.: venini 92. Klebemarke: venini murano made in italy. 010/020

330 Schalenvase Venini, Murano, 1970–75 Dm. 19,5 cm Violettes Glas. Im Fond mit partiellen rotbraunen Kröseleinschmelzungen. Bodenunterseite bez.: venini italia (diamantgeritzt). 170/789 331 Vase Murano (?), um 1996 H. 26 cm Rotes Glas. Auf Unterseite Diamantriss Bez.: Letremin (?) 010/018

332 „Milleniums“-Vase „Passion“ Rodolfo Dordoni (Entwurf), Venini, Murano, 1999, H. 38 cm Aquamarinfarbenes dickwandiges Glas, innen olivenfarben unterfangen („sommerso“), Mündungsrand und Standfläche in mattbelassenem Olivschnitt („battuto“) überarbeitet. Vibrogravur bez.: venini Millenium 85/99 R. Dordoni. 196/1012

Objektbeschreibungen

Anmerkung: Eines von insgesamt 99 Exemplaren. Zu Beginn des dritten Jahrtausend präsentierte Venini eine Kollektion von insgesamt 10 limitierten Kunstgläsern namhaft er Designer.

333 Vase „Mosaic zanfi rico” Atelier Paolo Venini (Entwurf), Venini, Murano, 1954, H. 32,2 cm Farbloses Glas mit patchworkartig eingearbeitetem opak weißen “zanfirico”Glasstäbchen. Bodenunterseite bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 150/1295 Lit.: Venini. Catalogue Raisonné 1921–1986, Lausanne 2000, Abb. 58

334 Vase „A fasce“ Paolo Venini (Entwurf), Venini, Murano, um 1950, H. 27 cm Farbloses Glas mit vertikalen Bandeinschmelzungen in Blau und Schwarz. Bodenunterseite bez.: venini murano (runder Ätzstempel). 148/1014

335 Vase Venini, Murano, um 1950 H. 29,5 cm Becherform, diagonal gerippt. Glas farblos und rot. Am Boden bez.:venini murano ITALY (runder Ätzstempel). 67/378 336 Vase „A canne“ Venini, Murano, um 1956 H. 35 cm Farbloses Glas mit alternierend aufgeschmolzenen Fäden in Rot und Grün. Bodenunterseite bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 145/1081

337 Vase „Inciso“ Paolo Venini (Entwurf), Venini, Murano, 1956 H. 34,5 cm Farbloses Glas, innen rotbraun unterfangen. Die gesamte Außenwandung mit unregelmäßiger, feiner Horizontalriefelung in mattem Scharfschnitt strukturiert. Unter dem Boden bez.: venini murano ITALIA (Ätzstempel). 220/801 Lit.: F. Deboni, Venini Glass. Catalogue 1921–2007, Turin 2007, Abb. 141

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338 Vase Sommerso „Fiji“ Venini, Murano, 2. Aufl . 2007, (Original 1970er Jahren), H. 33 cm 010/031

339 Schale Venini, Murano, 1996 H. 12 cm, Dm. 26,5 cm Rotes Glas auf schwarzem Fuß. Mundrand schwarz überfangen. Unterseite in Diamantriss Bez.: venini 96. Klebemarke: venini murano made in italy. 010/019 340 Vase „Fumato” Alfredo Barbini (Entwurf), Vetreria Artistica Muranese Società Anonima, Murano, 1938–42 H. 10 cm Lit.: M. Barovier: Il Vetro di Murano alle Biennali 1895–1972, Mailand 1995, S. 50 f. Anmerkung: Alfredo Barbini war von 1936 bis 1944 als Meisterbläser für die Manufaktur tätig.

341 Vase „A reazioni policrome su metallo“ Giulio Radi (Entwurf), Arte Vetreria Muranese, Murano, 1950 H. 10 cm Farbloses, diagonaloptisch geripptes Glas, innen schwarz unterfangen, mit Silberfolie. 196/1089 Lit.: G. dell‘Oro: Le Arti Minori alla XXV Biennale, Venedig 1950, S. 7

342 Schale „Groviglio“ Toni Zuccheri (Entwurf), Venini, Murano, um 1964, Dm. 32,5 cm Gemuldete Rundform mit leicht gewellter Mündung. Ausführung Venini & C. Überfangglas, farblos mit rotbraunen Kupferdrahteinschmelzungen und bläulichen Metalloxiden. Unbez. 110B/2135

344 Fußbodenlampe „Esprit“ (Original-Entwurf Toni Zuccheri), Venini, Murano, 2008, H. 179 cm, Dm. 60 cm Crystal colorless 010/033

345 Henkelvase „Ad ansa volante“ Giorgio Ferro (Entwurf), Arte Vetreria Muranese, Murano, 1952, H. 27 cm Flaschengrün getöntes Glas, farblos überstochen, frei geblasen und geformt, petrogold matt irisiert. 211/634 Lit.: M. Barovier: Il Vetro di Murano alle Biennali 1895–1972, Mailand 1995, Abb. 90; H. Ricke/E. Schmitt: Italienisches Glas. Murano, Mailand 1930–1970, München/New York 1996, S.180, Nr. 172

346 Schale Fulvio Bianconi (Entwurf), Ars Cenedese, Murano, 1955, L. 31 cm Farbloses Glas mit Einschmelzungen in Braun, Grün und Weißopal. 170/859 Provenienz: Ars Cenedese 1976

347 Fisch Antonio da Ros, Ars Cenedese, Murano, um 1960, B. 25 cm Farbloses, blaues und grünes Glas. Bez.: Gino Cenedese. 196/1132 348 Zylindervase „Nero a fasce policrome“ Pollio Perelda (Entwurf), Fratelli Toso, Murano, 1953, H. 29,5 cm Schwarzes Glas mit opak weißer, gelber und roter Bandeinschmelzung. Orig.-Klebeetikett der Manufaktur. 170/999

Lit.: M. Heiremans: Murano-Glas im 20. Jahrhundert, Stuttgart 1996, S.174

343 Kleine eiförmige Vase „Reazioni policromo“ Giulio Radi (Entwurf), Arte Vetreria Muranese, Murano, 1950, H. 9 cm Grünes Glas mit geplatzter Silberfolie und rotbrauner Bandeinschmelzung. Oberfläche partiell krakeliert. 167/879

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349 Vase „Oriente“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1940, H. 18 cm Honiggelbes Glas mit eingearbeiteter Silberfolie, breit umsponnen mit wellenförmig gekämmten Fäden in Blau, Violett, Rot, Türkis, Gelb und Grün. 143/1013 Lit.: Ercole Barovier 1889–1974. Vetraio muranese, Venedig 1989, Abb. 53 ff.


350 Vasenobjekt „Sasso” Alfredo Barbini, Murano, 1962 H. 17,5 cm Überfangglas. Die gesamte Wandungsoberfläche mit feiner Horizontalriefelung in mattem Scharfschnitt inciso. Unterseite in Diamantriss bez.: A. Barbini. 170/846 Lit.: M. Heiremans: Glas-Kunst aus Murano 1910–1970, Stuttgart 1993, S. 25, Abb. 17; H. Ricke/E. Schmitt: Italienisches Glas. Murano, Mailand 1930–1970, München/New York 1996

150/1326 Lit.: M. Heiremans: Glas-Kunst aus Murano 1910–1970, Stuttgart 1993, Abb. 12

356 Vase „Bullicine“ Seguso Vetri d’Arte, Murano, 1950er Jahre H. 22 cm Farbloses, stark blasiges Glas, innen rot unterfangen, mit gerissener Goldfolieneinschmelzung. 196/780

Anmerkung: Für die Biennale di Venezia 1962.

351 Vase „Nastro richiamato“ Archimede Seguso, Murano, 1951 H. 21,5 cm Farbloses, dickwandiges Glas. Mit Goldfolien- und Bandeinschmelzungen in Violett und Weißopal. 167/893 Lit.: U. Franzoi: Art Glass of Archimede Seguso, Venedig 1991, Abb. 36

352 Schale „Merletto“ Archimede Seguso, Murano, 1952 Dm. 16 cm Farbloses, dickwandiges Glas mit weißem Netzdekor „merletto“ und auslaufendem Unterfang in Braun. 193/707 Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Italienisches Glas. Murano, Mailand 1930–1970, München/New York 1996, Abb. 182

353 Vase „Macchie ambra verde“ Archimede Seguso, Murano, 1952 H. 14,5 cm Farbloses, dickwandiges Glas mit feiner gerissener Goldfolie und grün konturierten bernsteinfarbenen Flecken. 139/0934 Lit.: M. Heiremans: Glas-Kunst aus Murano 1910–1970, Stuttgart 1993

354 Vase „Polveri“ Archimede Seguso, Murano, 1952/53 H. 29 cm Mehrfach überstochenes farbloses Glas mit gerissener Metallfolie sowie rotem und violettem Pulver zwischen den Schichten. Im Querschnitt dreieckig. Orig.-Klebeetikett der Manufaktur. 196/771 Lit.: U. Franzoi: Art Glass of Archimede Seguso, Venedig 1991, Abb. 38, 75

355 Vase Ansolo Fuga (Entwurf), Arte Vetreria Muranese, Murano, um 1958, H. 45,5 cm Farbloses Glas mit opakweißem Teilunterfang. Auf der unteren Wandung Einschmelzungen von blauen Band-Glasstäben und mehrfarbigen Mosaikplättchen.

Objektbeschreibungen

357 Vase „A piume sommerse“ Archimede Seguso, Murano, 1956 H. 31,5 cm Farbloses Glas, mit vier orangeroten federförmigen Einschmelzungen. In Diamantriss bez.: Seguso Archimede 1956. 179/722 358 Vase „Merletto” Archimedo Seguso, Murano, 1954 H. 18,5 cm Farbloses und violettes Glas mit opak weißem „Merletto“ zwischen den Schichten. 153/ Lit.: F. Deboni: Venini Glas, Basel 1990, Abb. 132 (Vase nahezu identisch); M. Heiremans: Glas-Kunst aus Murano 1910–1970, Stuttgart 1993

359 Vase Archimede Seguso, Murano, um 1960 H. 21 cm Farbloses Glas, mit eingeschlossenen unregelmäßigen Glasplättchen in Opakweiß, Blau, Rot, Violett, Grün und Gelb. Orig.-Klebeetikett der Manufaktur. 188/689 360 Schale „Fantasia biancanera“ Archimede Seguso, Murano, 1958 H. 11,5 cm, Dm. 30,5 cm Farbloses Glas, mit spiralig eingeschmolzenen Glasstäbchen („a canne“) in opakem Weiß und Schwarzviolett. Bez.: Seguso Archimede 10227 Biennali di Venezia 1958. 196/1108 Provenienz: Privatsammlung Lit.: M. Barovier: Il Vetro di Murano alle Biennali 1895–1972, Mailand 1995, S. 90, 185; M. Heiremans: Murano Glass. Themes and Variations (1910–1970), Stuttgart 2002, S.96

361 Vase Archimedo Seguso, Murano, 1942 oder 1953/54 H. 16 cm Birnenförmige Vase, Glas farblos und rot mit fein zersprengter Goldfolieneinschmelzung, Mundrand schwarz überfangen. Bez.: a. seguso murano. 010/014 Lit.: Murano-Glas. Afrikanische Kunst. 64. Auktion, Auktionskatalog Quittenbaum, München 2007, S. 44 Los 118 (ähnliche Form,

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andere Farbe); U. Franzoi: Art Glass of Archimede Seguso, Venedig 1991, S. 99, Abb. 75 Anmerkung: Eine ähnliche Oberfläche findet sich bei folgendem Objekt: Vase „A bollicine”, Flavio Poli (Entwurf), Seguso Vetri d’Arte, 1942, vgl. H. Ricke/E. Schmitt (Hrsg.): Italienisches Glas Murano, Mailand 1930–1970, Die Sammlung der Steinberg Foundation, München 1996, S. 50.

362 Schale „Pezzato“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1956, H. 8 cm Farbloses Glas mit versetzt eingeschmolzenen Glasstäbchen in den Farben Weißopal, Violett und Grün. 170/822 Lit.: M. Barovier: Venetian Art Glass. An American Collection 1840–1970, Stuttgart 2004, Abb. 96

363 Schale „Spina aurata“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, um 1966, B. 24 cm Farbloses Glas mit diagonal eingeschmolzenen Glasstäben in Blau, Grün und Violett („a canne“-Technik). Gerissene Goldfolieneinschmelzung. Unterseitig in Diamantriss bez.: barovier & toso murano. 170/821 Lit.: M. Heiremans: Murano Glass. Themes and Variations (1910– 1970), Stuttgart 2002, Abb. 89

364 Vase „Ambrato“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1956, H. 20,5 cm Farbloses Glas mit milchig weißem Opal unterfangen. Die äußere Gefäßwandung mit aufgelegten Blattsilberstreifen und –punkten. 153/805 Lit.: M. Heiremans: Murano Glass. Themes and Variations (1910– 1970), Stuttgart 2002, S. 141

365 Vase „A spina“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1957, H. 20,5 cm Farbloses Glas. Versetzt fischgrätmusterartig aufgeschmolzene Linien- und Bandglasstäbe in Violett und Weißopal. In Vibrogravur bez.: barovier & toso murano. Orig.-Klebeblattetikett der Manufaktur. 170/816 Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Italienisches Glas. Murano, Mailand 1930–1970, München/New York 1996, Abb. 263

366 Vase „Tessere ambra“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1956, H. 40 cm Farbloses Glas mit dicht aufgeschmolzenen paarweise versetzten, ockerfarbenen Rechteckplättchen mit feinen dunkelvioletten Konturen. Auf der Unterseite in Diamantriss bez.: barovier&toso murano. Org.-Klebeetikett. 156/772 Lit.: H. Ricke/E. Schmitt: Italienisches Glas. Murano, Mailand 1930–1970, München/New York 1996, Abb. 262

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367 Vase „Graffito barbarico opalino“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1969, H. 25 cm Farbloses Glas. Zwischen den Schichten wellenförmig gekämmte Bandeinschmelzung in Weißopal, überlagert mit türkisfarbenem Pulver und Goldfolie. Eingearbeitetes Luftblasenmuster. Im unteren Bereich vierfach eingedrückt. 153/806 Lit.: Ercole Barovier 1889–1974. Vetraio muranese, Venedig 1989, S. 138; M. Heiremans: Glas-Kunst aus Murano 1910–1970, Stuttgart 1993, Abb. 45

368 Vase Dino Martens (Entwurf), Aureliano Toso, Murano, 1958, H. 40,7 cm Leicht gekrümmte Konusform. Überfangglas, farblos mit vertikalen Fäden in Dunkelviolett und Weiß. 110/2179

369 Vase „Battuto“ Salviati, Murano, 1970er/1980er Jahre H. 26 cm Farbloses Glas mit grünem Innenüberfang, mit geschnitzter Oberflächenstruktur in mattem Olivenschliff “battuto”. Bodenunterseite bez.: salviati (Vibrogravur), Orig. Klebeetikett. 143/1045 370 Karaffe mit Stöpsel „Christian Dior“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1969, H. 23,5 cm Farbloses Glas. Mit mehrfarbiger Faden- und Bandeinschmelzung in der Art des Schottenmuster. Restaurierte Sprünge. 211/684 Lit.: M. Barovier: Venetian Art Glass. An American Collection 1840–1970, Stuttgart 2004, Abb. 116

371 Schale „Oriente“ Dino Martens (Entwurf), Aureliano Toso, Murano, um 1952, B. 19,5 cm Farbloses Glas mit „zanfirico“-Glasstäbchen, opaken mehrfarbigen Kröselflecken und Aventurin. Spannungsriss. 170/832 372 Schale „Sommerso“ Flavio Poli (Entwurf), Seguso Vetri d‘Arte, Murano, um 1954, H. 11,5 cm Überfangglas, farblos, violett und blau. 149C/685


373 Vase „Intarsio“ Ercole Barovier (Entwurf), Barovier & Toso, Murano, 1961, H. 25 cm Farbloses Glas mit eingeschmolzenen dreieckförmigen Mosaikplättchen in Rot und Rauchbraun. Auf der Bodenunterseite in Gravur bez.: barovier & toso murano. 148/1020

379 Vase „Pizzicati” Noberto Moretti (Entwurf), Salviati, Murano, 2004, H. 28 cm Orangerotes Glas mit Goldblattrand. Oberflächenschliff “velato”. Am Boden gez. Robert Moretti Salvati. Klebemarke: Salviati Venezia. Made in Italy. 010/024

Lit.: M. Barovier: Il Vetro di Murano alle Biennali 1895–1972, Mailand 1995, Abb. 137

380 Vase „Amber“ Salviati, Murano, 2012 H. 12 cm Bernsteinfarbenes Glas geblasen mit Luftblasen. 010/035

374 Vase „Kiku sparse“ Ermanno Toso (Entwurf), Fratelli Toso, Murano, um 1955–60, H. 35,5 cm Farbloses Glas mit roten Murrine und gestreuten Murrine „kiku“. Oberfläche säuremattiert. Orig.Klebeetikett der Manufaktur. 196/784 375 Vase „Bianca nera“ Lino Tagliapietra, 1985 H. 44 cm Farbloses Glas. Zwischen den Schichten sternförmige Bandeinschmelzungen in Weiß und Schwarz. In Gravur bez.: Lino Tagliapietra 1985 211/624

376 Vase „Kiku“ Ermanno Toso (Entwurf), Fratelli Toso, Murano, Mitte 1950er Jahre, H. 30 cm Farbloses Glas mit mehrfarbigen Murrine „Kiku“. Oberfläche säuremattiert. Reste eines Orig.-Klebeetiketts des Herstellers. 196/1119 377 Vase H. Johannsson (Entwurf), Salviati, Murano, 2000, H. 23 cm Parabolförmiges Gefäß auf schwarzer Standscheibe. Farbloses Glas mit vertikaler Bandeinschmelzung in Hell- und Dunkelrot, Mundrand schwarz überfangen. Ätzstempel: Salviati H. Johansson, Klebemarke: Salviati Venezia # 1859. 010/015 378 Schale „Mezza fi ligrana bianca nera“ Dino Martens (Entwurf), Aureliano Toso, Murano, 1954, Dm. 21 cm Farbloses Glas mit spiralig eingeschmolzenen Glasstäben in Weiß, Schwarz und Aventurin. Der angesetzte Fuß ist farblos. 196/775 Lit.: M. Heiremans: Glas-Kunst aus Murano 1910–1970, Stuttgart 1993, Abb. 167; M. Heiremans: Dino Martens. Muraneser Glas-Designer 1922–1963. Werksverzeichnis, Stuttgart 1999, S. 166, A 91

Objektbeschreibungen

381 5 Baumkugeln Venini, Murano, 2006 Dm. je 8 cm 010/069 382 Vase „Kyoto“ Massimo Nordio, 1999 H. 27 cm Farbloses Glas. Mit Bandeinschmelzung in Aventurin und Blau. Sprung. In Gravur bez.: massimo nordio KYOTO 1999. 196/1095 Lit.: A. Dorigato: Avventurine di Massimo Nordio, Venedig 1999, S. 42

383 Vase „Scozia“ Carlo Moretti, 2003 H. 44,5 cm Farbloser nach oben im Durchmesser leichtzunehmender Konus mit eingeschmolzenen vertikalen weiß-grauen Bändern und horizontalen aufgeschmolzenen roten Bändern überfangen. Unterseite und Unterkante Diamantriss Bez.: carlo moretti scozia 2003, 30/200. 010/016 384 Vase „Jaipur“ Massimo Nordio, 1999 H. 38,5 cm Farbloses Glas. Mit Faden- und Bandeinschmelzungen in Aventurin, Gelb, Violett und Grün. In Gravur bez.: massimo nordio 1999 JAIPUR. 196/1127 Lit.: A. Dorigato: Avventurine di Massimo Nordio, Venedig 1999, S. 67

385 Vase Savoy Alvar Aalto (Entwurf), Iittala, 1937 H. 16 cm Wettbewerb Pariser Weltausstellung 1937 010/051

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386 Vase Tapio Wirkkala (Entwurf), Iittala, 1958 H. 21 cm Farbloses Glas, partiell mit dünnen Keilschliffen überarbeitet. In Gravur bez.: TAPIO WIRKKALA – IITTALA – 58. 170/944 Lit.: La verrerie européenne des années 50, Marseille 1988, Abb. 6

387 Vase „Kantarelli“ Tapio Wirkkala (Entwurf), Iittala, 1947 H. 14 cm Farbloses Glas mit Liniengravur. In Diamantriss bez.: TAPIO WIRKKALA. 188/727 388 Vasenobjekt „Finlandia“ Timo Sarpaneva (Entwurf), Iittala, 1964 H. 33 cm Farbloses Glas, in Brandholzform geblasen. In Diamantriss bez.: TIMO SARPANEVA. 179/848 Lit.: Timo Sarpaneva & Finnland, Ausst.-Kat. Finnisches Museum für angewandte Kunst, Dortmund 1985, S. 70 ff. Anmerkung: Das Brandholzverfahren erlaubte ausschließliche Einzelstücke, denn die Formen verbrannten nach jedem Guss weiter und veränderten so jeden weiteren Guss.

389 Farbrandteller Timo Sarpaneva (Entwurf), Iittala, 1957 Dm. 18,5 cm Farbloses Glas mit blaugrauem Teilüberfang. Unterhalb der Mündung in Diamantriss bez.: TIMO SARPANEVA – IITTALA – 57. 170/951 Lit.: K. Kalin: Sarpaneva, Keuruu 1986, S. 127 Anmerkung: Ausgezeichnet mit dem Großen Preis der Mailänder Triennale 1957

390 Farbrandschale Timo Sarpaneva (Entwurf), Iittala, 1957 H. 13 cm, Dm. 23 cm Farbloses Glas mit blaugrauem Teilüberfang. Unterhalb der Mündung in Diamantriss bez.: TIMO SARPANEVA 2263. 170/952 Lit.: Siehe Farbrandteller (Kat.-Nr. 389)

391 Vase Oiva Toikka (Entwurf), Nuutajärvi Notsjö, nach 1960, H. 17,5 cm Farbloses Glas mit netzartig eingeschmolzenen Fäden in Weiß und Orangebraun. In Gravur bez.: Oiva Toikka Nuutajärvi Notsjö. 196/810

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392 Schale „Ravenna“ Sven Palmqvist (Entwurf), Orrefors, 1959 B. 27 cm Farbloses Glas mit kobaltblauem Überfang, in Sandstrahltechnik dekoriert. Muster mit braunrotem Pulver ausgelegt, farblos überfangen. Im Querschnitt oval. Auf der Unterseite in Diamantriss bez.: ORREFORS Ravenna Nr. 1552 Sven Palmquist. 150/1334 Lit.: H. Ricke/Gronert, U.: Glas in Schweden 1915–1960, München 1986, Abb. 160 (form- und dekoridentisch).

393 Vase „Ariel“ Edvin Öhrström (Entwurf), Orrefors, 1955 H. 19,5 cm Farbloses Glas, blau überfangen. Nach Zwischenkühlung in kalter Technik eingetieft. Dekor: Fabelwesen. Anschließend wiedererwärmt und farblos überstochen. Unterseite in Diamantriss bez.: OREFORS Ariel N°226 F Edvin Öhrström. 170/935 Lit.: H. Ricke/Gronert, U.: Glas in Schweden 1915–1960, München 1986, Abb. 239 (Dekor)

394 Schale „Ariel“ Edvin Öhrström (Entwurf), Orrefors, 1956 Dm. 20,5 cm Farbloses Glas, taubenblau und grauviolett überfangen, nach Zwischenkühlung in kalter Technik dekoriert, anschließend wiedererwärmt und farblos überzogen. Bodenunterseite bez.: ORREFORS Ariel No. 279 F Edvin Öhrström (in Diamantriss). 139/999 Lit.: H. Ricke/Gronert, U.: Glas in Schweden 1915–1960, München 1986, S. 167 ff.

395 Vase „Colora“ Vicke Lindstrand (Entwurf), Kosta, 1955/56 H. 18,5 cm Farbloses Glas, innen opalisierend beige unterfangen, eingearbeitete Vertikalfäden in Rotbraun. Unterseite in Diamantriss bez.: Kosta LC1. 153/862 Lit.: H. Ricke/L. Thor: Schwedische Glasmanufakturen – Produktionskataloge 1915–1960, München 1987, S. 359

396 Vase „Colora“ Vicke Lindstrand (Entwurf), Kosta, 1955/56 H. 28 cm Farbloses Glas, mit beigefarbenem Opal unterfangen, vertikale Fadeneinschmelzungen in Dunkelrot. In Diamantriß bez.: LC 2. 174/994 Lit.: H. Ricke/L. Thor: Schwedische Glasmanufakturen – Produktionskataloge 1915–1960, München 1987, S. 359


397 Vase Vicke Lindstrand (Entwurf), Kosta, 1959 H. 27,5 cm Farbloses Glas, innen bernsteingelber und hellvioletter Unterfang, mit dunkelvioletten Fäden umsponnen. Unterseitig in Diamantriß bez.: Kosta LH 1591. 170/946 Lit.: H. Ricke/L. Thor: Schwedische Glasmanufakturen – Produktionskataloge 1915–1960, München 1987, S. 389

398 Vase „Graal” Edward Hald (Entwurf), Orrefors, 1944 H. 18,5 cm Farbloses Glas mit grünem und blauem Überfang. Geätzter Dekor: Fische und Wasserpflanzen. , Wiedererwärmt, dickwandig farblos überfangen. Innenwandung mit Kratzspuren. Bodenunterseite bez.: Orrefors Sweden Graal Nr. 1772 Edward Hald (diamantgeritzt). 143/1070 Lit.: H. Ricke/Gronert, U.: Glas in Schweden 1915–1960, München 1986, Abb. 180 ff.

399 Vase „Orkidea“ Timo Sarpaneva (Entwurf), Iittala, 1954 H. 27,5 cm Farbloses Glas.In Gravurbez.: TIMO SARPANEVA IITTALA 3568. 170/942

Gravur bez.: LUNDBERG STUDIOS 1988 061301. 148/1081 403 Vase „Löv‘‘ Hanne Dreutler und Arthur Zirnsack, Studio Glashyttan Åhus, 1990 H. 27 cm Überfangglas. Zwischenschichtdekor in Graaltechnik. Unterseite in Gravur bez.: STUDIO AHUS SWEDEN 1991 GRAAL ‚‘LÖV‘‘ R65 N° 2/10 Hanne Dreutler & Arthur Zirnsack. 282/541 404 Vase „Saragossa“ Lars Hellsten, Orrefors, 2003 H. 21 cm Blaues Glas mit weißen Bändern überfangen mit farblosem Glas. Am Boden bez.: Orrefors Limited 2003, 958521 Lars Hellsten 6-20. Signatur: Lars Hellsten. Auflage 20. 010/025 405 Vase blau und weiss Jeanette Lennartsdotter, The Glass Factory, Boda, 2014, H. 30 cm, Dm. 14 cm 010/055

Lit.: La Verrerie Européenne des Années 50, S.59, Abb.5

400 Vase „Graal“ Edward Hald (Entwurf), Orrefors, 1974 H. 19 cm Farbloses Glas, grün und braun überfangen. Nach Zwischenkühlung in Ätztechnik dekoriert: Fische und Wasserpflanzen. Anschließend wiedererwärmt und dickwandig überstochen. In Diamantriß bez.: ORREFORs Graal N° 401 E4 Erward Hald. 211/707

Lit.: H. Ricke/Gronert, U.: Glas in Schweden 1915–1960, München 1986, Abb. 180 ff.

401 Große Vase Edvin Öhrström (Entwurf), Orrefors, um 1960 H. 40,5 cm Farbloses Glas mit vertikalem Keilschliff. In Diamantriss bez.: Orrefors 3017. 174/1000 Lit.: H. Ricke/L. Thor: Schwedische Glasmanufakturen – Produktionskataloge 1915–1960, München 1987, S. 237, 238

402 Vase Lundberg Studios, 1988 H. 14 cm Farbloses Glas. In mehreren übereinander liegenden Schichten Aufschmelzungen in Weiß, Gelb und Grüntönen. Umlaufender Dekor: Drei Blüten der Narzisse mit Blattwerk. Auf der Unterseite in

Objektbeschreibungen

406 Glasobjekt Fisch und Wasserpflanzen („Aquarium“) Sven-Åke Carlsson, Transjö Hytta, Kosta, 2014 H. 19,5 cm Farbloses Glas, hellblau überfangen. Nach Zwischenkühlung Fische und Wasserpflanzen. Anschließend wieder erwärmt, dabei mit Luftblasen dekoriert und dickwandig farblos überstochen. 010/044 407 Cabana Vase Pearl Ludvig Löfgren, Kosta Boda, 2010 H. 56 cm Farbloses Glas. Nach oben im Durchmesser leichtzunehmender Konus mit eingeschmolzenen vertikalen, gelb-braunen (hell-braunen) Bändern. Bodenmarke (?). 010/054

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408 Schale Erika Lagerbielke, Orrefors, 2007 Dm. 40 cm 010/028 409 Basket Dish white Anna Ehrner, Kosta Boda, 2012 Dm. 28,5 cm 010/46 410 Schale Kontrast blau Anne Ehrner, Kosta Boda, 2015 Dm. 38 cm 010/052 411 Vase Göran Wärff, Kosta Boda, 2005 L. 46 cm Farbloses Glas in Hornform mit blau und grünem Unterfang. Am Boden bez.: Kosta Boda 7234005 Göran Warff Lim ed/100. 010/027 412 Vase in Cara-Technik Carlos R. Pebaqué, Gullaskruv, 2014 H. 22 cm 010/045 Anmerkung: Bei der Cara-Technik: wird das Objekt während des eigentlichen Blasprozesses mit farbigen Glasstäbchen „bemalt“.

413 Vase Benny Motzfeldt, 1978 H. 23,5 cm Violettes Glas mit eingeschmolzenem Netzstoff, farblos überstochen. Unterseite in Diamantriss bez.: BM 78. 153/967 Lit.: Modernes Glas aus Amerika, Europa und Japan, Ausst.-Kat. Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main 1985, S. 120 ff.; Die Sammlung Wolfgang Kerner, Ausst.-Kat. Glasmuseum Frauenau, München 1989, S. 100 f.

414 Schale Benny Motzfeldt, 1977 H. 12,5 cm Farbloses Glas mit eingeschmolzenem Farbpulver und Glasfiber. Feinmaschig craqueliert. In Diamantriß bez.: BM 77. 193/776 Lit.: Benny Motzfeldt. Glas aus Norwegen, Ausst.-Kat. Kunstmuseum Düsseldorf u. a., Münster 1977; Modernes Glas aus Amerika, Europa und Japan, Ausst.-Kat. Museum für Kunsthandwerk Frankfurt am Main 1985, Abb. 166 ff.

415 Vase Josef Hoff mann (Formentwurf), Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1920 H. 11 cm Annagrünes Glas mit vierzehnseitigem Schälschliff. Ovaler Grundriss. 139/744

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416 Vase Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1920 H. 10,5 cm Grünes Glas mit Schäl- und Keilschliff. 139/745

417 Vase Ludwig Moser & Söhne, Karlsbad, um 1920 H. 16,4 cm Neunseitig plangeschliffene Wandung. Tiefviolettes Glas. 65/438

Anmerkung: Winzige Bestoßung an der Mündung.

418 Vase Wilhelm Kralik Sohn, Eleonorenhain, um 1925 H. 30 cm Farbloses Glas mit lila Überfang, Schälschliff und Ätzung. Dekor: Seelandschaft. Auf dem Fußrand Pseudosignatur: VSL (in Diamantriss). 143/800 Lit.: Das Böhmische Glas 1700–1950, hrsg. von Georg Höltl, Tittling 1995, Bd. VI, Nr. 37

419 Vase Böhmen, um 1925/30 H. 31,5 cm Farbloses Glas, opak rot unterfangen. Umlaufend dekoriert mit geometrischen Ornamenten in Schwarzlot und weißem Opakemail. 148/829

420 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1925 H. 17,5 cm Farbloses Glas, innen opak-weiß, außen braun überfangen. Dreifach wiederholter Dekor: Stilisierte Blätter und Blüten. 139/696

421 Vase Heinrich Hussmann (Entwurf), Johann Lötz Witwe, Klostermühle, 1929, H. 15 cm Braunes Topasglas. Die gesamte amorphe Wandung mit unregelmäßigem Rillenschliff. Bodenunterseite bez.: Moser (Ätzstempel). 139/746 Lit.: J. Mergl/L. Panková: Moser 1857–1997, Karlsbad 1997, Abb. 110


422 Schultervase mit Fadenrissdekor Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1930 H. 16,1 cm Farbloses, kugeloptisch geblasenes Glas mit opak rotem Unterfang. Die umsponnenen schwarzen Fäden gerissen. 138/583 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

428 Vase Milan Vobruba, 1980 H. 19 cm Farbloses Glas, innen verlaufend rotbraun unterfangen. Mehrfarbiger Zwischenschichtdekor mit Metallflimmer. Auf der Unterseite in Gravur bez.: M. Vobruba 80. 148/1094 Anmerkung: Milan Vobruba war Schüler von Stanislav Libenský.

423 Vase Johann Lötz Witwe, Klostermühle, um 1930 H. 12 cm Farbloses, kugeloptisch geblasenes Glas, innen opak unterfangen. Die Außenwandung mit schwarzen, unregelmäßig gerissenen Fäden umsponnen. 148/678 Lit.: Lötz. Böhmisches Glas 1880–1940, München 1989, Bd. 1, Abb. 390 (dekoridentische Farb- und Formvariante)

424 Vase Miloš Filip, um 1957 H. 30 cm Farbloses Glas, innen mit Rubinunterfang, außen mit kräftigem opakweißem Überfang, geschliffen und schwarz bemalt. 156/838 Anmerkung: Zur Zuschreibung vgl. J. Raban/J. Hajek/E. Hajek: Modernes Böhmisches Glas, Prag 1963, Abb. 180

425 Bechervase Bohumil Eliáš, 1957 H. 13,5 cm Farbloses Glas. Bemalt mit schwarzer Flachfarbe und gelbem Transparentemail. Binnenzeichnung radiert. Unterseite in Diamantriß signiert u. datiert: ELIAS 57. 282/556 Lit.: H. Ricke: Czech Glass 1945–1980. Design in an Age of Adversity, Stuttgart 2005, Abb. 35 ff.

426 Vase Böhmen, um 1940 H. 22,5 cm Honiggelbes Glas. Umlaufend rapportierender stilisierter Blattschliff, poliert und partiell säuremattiert. 156/538 427 Vase Curt Schlevogt, Gablonz, um 1935 H. 22 cm Lapisblaues Glas, in der Form gepresst, durch Schliff nachveredelt. Reliefdekor: Schleiertänzerinnen. 139/780

Objektbeschreibungen

429 Vase Stanislav Libenský (Entwurf), Jaroslav Lebeda (Dekor), Stanislav Honzík (Schliff ), Bor Glass Studios, 1958, H. 16,5 cm Grünes Glas, mit opak weißem Überfang und Kerbschliff. Bemalung in Gold und buntem Email. 196/860 Lit.: Glasrevue Nr. 6, 1958

430 Vase Jiřina Žertová, um 1960 H. 41,5 cm Farbloses Glas mit abstraktem Zwischenschichtdekor in Violett. In Diamantriss signiert: ZERTOVÁ. 282/580

431 Platte Lubomír Blecha, 1963 Dm. 30,5 cm Farbloses Glas, violett überfangen. Unregelmäßig aufgeschmolzene violette Glasstäbe. In Diamantriss signiert u. datiert: L. BLECHA 63. 282/557 Lit.: H. Ricke: Czech Glass 1945–1980. Design in an Age of Adversity, Stuttgart 2005, Abb. 3 ff.

432 Schale Christopher Dresser (Entwurf), Clutha Glass, J. Couper & Sons, Glasgow, um 1890 H. 4 cm, Dm. 22,5 cm Rund, zylindrische Mulde, flach ausgestellter, gewellter Rand. Farbloses Glas, schwefelgelbe großflächige Einschmelzungen unter unregelmäßig umlaufenden, gewellten Spiralbändern in Weiß und Rostrot, flächendeckende Silberflittereinschlüsse. Unterseite bez.: Herstellermarke, DESIGNED BY C.D., REGISTERED (Ätzstempel). 38/55 Lit.: Christopher Dresser. People’s Designer 1834–1904, London 1999, Abb. G.005 Anmerkung: Zur Marke vgl. Christopher Dresser. Ein Viktorianischer Designer, Ausst.-Kat. Kunstgewerbemuseum, Köln 1981, S. 86.1

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433 Vase mit Unterwasserdekor Andries Dirk Copier, Leerdam, 1944 H. 26 cm 237/912

434 Vase Andries Dirk Copier (Entwurf), Leerdam, um 1925, H. 17 cm Rotes Glas. Unterseite bez.: Ätzstempelmarke. 170/997

435 Kugelvase Alina Görny, 1980 H. 12,5 cm Farbloses, dickwandiges Glas, innen rosa überfangen. Mehrfarbiger Zwischenschichtdekor. Oberhalb des Standes bez.: Alina Görny Baden 1981 NR.514 (graviert). 139/980 436 Vase Gary Beecham, Baden bei Wien, 1978 H. 18,5 cm Farbloses Glas mit hellgrünem Opalunterfang. Mehrfarbiger Zwischenschichtdekor. Signiert: Gary B. Beecham, Baden bei Wien 1978 #11 (diamantgeritzt). 225/670 437 Vase „Dreamtime Journey“ Siddy Langley, Plymtree, 2013 H. 18,5 cm 010/049

438 Schale Dann Storey, 1986 Dm. 27 cm Farbloses Glas, innen schwarz überfangen. Auf der Innenwandung feingeätzter geometrischer Dekor. Standunterseite in Gravur signiert: Dann Storey July 80. 148/1164 439 Vase Henry Dean, 2005 H. 61 cm Konisch sich nach oben verbreitendes Gefäß aus rotem Glas mit farblosem Stand. Klebemarke: DEANFLOWERS. 010/023

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440 Vase Jack Ink, 1980er Jahre H. 16,5 cm Hellgelbes dickwandiges Glas mit farbigem Zwischenschichtdekor: Landschaft. Lüstriert., In Gravur bez.: Jack Ink 1257. 174/1055 Lit.: H. Ricke: Refl ex der Jahrhunderte, München 1995, Abb. 478

441 Deckeldose Fujita Kyōhei, um 1980 H. 8,5 cm Farbloses Glas mit ein- und aufgeschmolzenen Kröseln in Brauntönen, kraquelierter Goldfolienauflage und rubinroten Emailaufschmelzungen, Innen- und Außenwandung mattiert. Auf der Bodenunterseite in Vibrogravur signiert: K. Fujita. 148/1104 Lit.: Kyohei Fujita. Unikate in Glas aus Japan, Ausst.-Kat. Kunstsammlung der Veste Coburg, Coburg 1977, Abb. 3, 4; S. K. Frantz: Contemporary Glass. A World Survey from the Corning Museum of Glass, New York 1989, S. 175 Anmerkung: Kyohei Fujita gilt als der Initiator der Studioglasbewegung in Japan.

442 Langhalsvase Fujita Kyōhei, um 1985 H. 42,5 cm Farbloses Glas, mattiert. Nahezu die gesamte Wandung mit gerissener Gold- und Platinfolie bedeckt. Bodenunterseite in Vibrogravur bez.: K. Fujita. 150/1390 Lit.: D. Klein: Artists in Glass. Late Twentieth Century Masters in Glass, London 2001, S. 79

443 Objekt Ivo Rozsypal, 1987 H. 12 cm Schwarzes, opakweißes und rotes Glas, geschliffen, poliert und zusammengeklebt. Oberhalb des Standes in Diamantriss bez.: ROZSYPAL 87 163/764 444 Vasenobjekt František Vízner, 1989 17,2 x 14,8 x 8,6 cm Dunkelgrünes Glas, geschliffen, poliert, säuremattiert. Mit Filz matt poliert. Unterseite in Diamantriss bez.: VIZNER 193/1018 Lit.: W. Warmus: Vizner, New York 2001, GR 1989 3/43

445 Blauer Kubus „Hommage an Mondrian“ Stepan Pala/Zora Palová, 1990 10,4 x 10,4 x 10,4 cm Neunteilig. Optisches und blaues Glas, geschliffen und poliert. Die geschliffenen Plastiken Palas sind Arbeiten in perfekter technischer Ausführung, in einfachen geometrischen Formen, im Wechselspiel von


Raum und Licht. Daneben löst Pala Aufgaben für die Architektur und gestaltet Entwürfe für Gebrauchsglas 187/109 Lit.: The International Exhibition of Glass, Kanazawa, Ishikawa1990, S. 56; Kat Kanazawa 1990, S. 56

446 „Eruption“ Vladimira Klumpar, 2014 45 x 46 x 24,5 cm Rotbraunes Glas, formgeschmolzen, geschliffen, säuremattiert und poliert. In Diamantriss sign. und dat.: VLADIMIRA KLUMPAR 2014 242/854 Lit.: K. Ducháč: Vladimira Klumpar Geometry of Inspiration, Neues Glas 3, 2019, S. 32

447 Red Shape Eva Vlčková, 2017 23 x 17 x 15 cm Gegossenes Glas 010/066 448 Zyklus Farben Pavel Trnka, 1991 11,5 x 11,5 x 11,5 cm Dreiteilig. Kompositionsglas, kobaltblau-gelbgoldrubin, geschliffen und poliert. Sign.: Trnka 187/155 449 Glasobjekt Panta Rhei III Klaus Horstmann-Czech, 2007, L. 55,5 cm H. 23,5 cm Kristallglas 010/034 Lit.: Milan Chlumsky, Hrsg., Klaus Hortmann-Czech, Edition Braus, Heidelberg, 2008 Anmerkung: Es gibt formgleiche Objekte (65 x 100 x 50 cm) aus Granit Nero Zimbabwe: Panta Rhei I, 2000 und Panta Rhei II, 2004.

450 „Tor“ Jan Fišar, 1998 35 x 50 x 19 cm Abgesenkter hellgrüner Glasblock mit Abdruck, partiell geschliffen und poliert. In Gravur sign.: Fisar, 98 242/842 Lit.: Jan Fišar, hrsg. von Eliska Stölting, Glasgalerie Hitt feld, Seevetal 2006, S. 119 ff.

451 „Open Pyramide“ Jaroslava Brychtová & Stanislav Libenský, 1993 83 x 120 x 32 cm Braunrotes Glas, formgeschmolzen, geschliffen, seidenmatt poliert. In Gravur sign. und dat.: S. LIBENSKY J. BRYCHTOVÁ 1993 242/834 Lit.: M. Klasová: Libenský – Brychtová, Prag 2002, Abb. 202/203.

Objektbeschreibungen

452 Vitrucell Schale 128 Zdeněk Lhotský, 2020 H. 13 cm, Dm. 29,5 cm Die Vitrucell-Technologie stellt eine neue Methode des Gießens von Glas in eine Form dar, die die Kenntnisse der modernen Technologien nutzt, insbesondere in den Ansätzen zur chemischen Färbung von Glas. Die Wabenstruktur entsteht durch das Gießen vorbereiteter Glasfragmente, die speziell chemisch behandelt wurden. 010/067 453 „Break-Through“ Dominick Labino, 1978 H. 20 cm Farbloses Glas, mehrfach rosa überfangen, eingearbeitete Luftblasen, Hütteniris, Klarglasüberfang. Am Boden in Vibrogravur bez.: Labino 3-1978 237/981 Lit.: Modernes Glas aus Amerika, Europa und Japan, Ausst.-Kat. Museum für Kunsthandwerk Frankfurt, Frankfurt am Main 1976, Abb. 30; S. K. Frantz: Contemporary Glass. A World Survey from the Corning Museum of Glass, New York 1989, Abb. 52; D. Klein: Glass. A Contemporary Art, New York 1989, Abb. 26 Anmerkung: Dominick Labino (1910 – 1987) zählt neben Erwin Eisch und Harvey K. Littleton zu den Mitbegründern der Studioglasbewegung. 1963 begann er mit heißem, geblasenem Glas als künstlerischem Medium zu arbeiten. Er entwarf und baute seine eigenen Schmelzöfen, Kühlöfen, Glasbläserwerkzeuge und Einrichtungen zur kalten Endbearbeitung. Sein umfangreiches Werk ist in 65 Museen der Vereinigten Staaten sowie im Ausland vertreten.

454 Segmented Form Harvey K. Littleton, 1987 10 x 11 x 5,5 cm Farbloses Glas mit mehreren verschiedenfarbigen Überfangschichten und mehrfarbigen Bandeinschmelzungen, geschliffen und poliert. Min. best. Auf der Unterseite in Diamantriss bez.: Harvey K. Littleton 1987 225/923 455 „Fumosas white seaform set“ Dale Chihuly, 2000 21 x 42 x 24 cm Siebenteiliges Set. Farbloses Glas mit aufgesponnenen milchig-weißem Faden, frei geblasen und geformt. Lippenrand mit aufgelegtem schwarzviolettem Faden 250/782 Lit.: Chihuly at the V&A, hrsg. von J. Hawkins, Seattle 2001, S. 56 ff.

456 Großes Schalenobjekt „Macchia, JA“ Dale Chihuly, 1986 L. 35,5 cm, H. 24 cm Farbloses Glas. Opake bunte Krösel- und Farbeinschmelzungen, frei geblasen und geformt. In Gravur bez.: Chihuly 1986 170/911 Lit.: S. K. Frantz: Contemporary Glass. A World Survey from the Corning Museum of Glass, New York 1989, S. 132/133; Chihuly at the V&A, hrsg. von J. Hawkins, Seattle 2001, S. 46/47, 54/55

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Anmerkung: In Verlauf von 5 Jahrzehnten hat Chihuly durch erkunden neuer und alter Techniken die Grenzen zeitgenössischer Kunst enorm erweitert. Er bezieht Inspiration aus der Welt um ihn herum, er erschafft Aussagen durch Farbe und Form um die Einbildungskraft einzufangen und katapultiert Funktion und Schönheit weit über konventionelle Vorstellungen.

457 Schalenobjekt aus der Serie „Tierra del fuego“ Mary Ann „Toots“ Zynsky, um 1988/89 H. 15 cm, Dm. 29,5 cm Ausgezogene, verschmolzene und heiß verformte Farbglasfäden. Bez. mit aufgeschmolzenem schwarzvioletten Glasfaden: Z 200/115 Provenienz: Berliner Privatsammlung Lit.: S. K. Frantz: Contemporary Glass. A World Survey from the Corning Museum of Glass, New York 1989, S. 184; Toots Zynsky, Ausst.-Kat. Stedelijk Museum, Amsterdam 1989; L’Art du verre contemporain, Ausst.-Kat. MUDAC, Lausanne 2006, Abb. 307, 373, 444 Anmerkung: Aus feinen selbstgezogenen Glasfäden schafft Toots Zynsky ihre Objekte. Acht Kilometer und mehr werden in einem einzigen Werk verarbeitet. Die Fäden werden in leuchtenden Farbkombinationen zusammengelegt, in der Fusionstechnik zusammengeschmolzen und schließlich über verschiedene Formen abgesenkt. Sie selbst nennt diese Technik „Filet de verre“.

458 Black and Yellow Embryonic Segmentation Jiyong Lee, 2012 30 x 15 x 13 cm Geschliffenes, farblaminiertes und geschnittenes Glas 010/039 459 Orange and Grey Cell Mitosis Jiyong Lee, 2012 30 x 20 cm Geschliffenes, farblaminiertes und geschnittenes Glas 010/040 Anmerkung: beide Skulpturen werden bei der „8th Tallinn Applied Art Triennial Transluciency“ Exhibition, taking place from 29 May to 15 August 2021 at the Kai Art Center in Tallinn, Estonia,“ ausgestellt

460 Anello di fuoco (Spirale mit roten Streif) Wolfgang Mussgnug, 2010 Dm. 25 cm Glas, frei geformt, graviert 010/038

461 Wabenobjekt Jörg Zimmermann, 2018 H. 11 cm, Dm. 14 cm Farbloses Glas mit Metalloxideinschmelzungen, durch Metallgitter geblasen. In Vibrogravur sign.: Jörg Zimmermann 145/615 Lit.: H. Ricke: Neues Glas in Deutschland, Düsseldorf 1983, S. 286 ff.

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462 Seaforms 2012 – 50 Michael Behrens, 2012 H. 23 010/037 Lit.: Seaforms & Landscapes by Michael Behrens, Onlinekatalog Continuum Gallery, Königswinter 2012, S. 23

463 Landscape „Baltic Sea“ Michael Behrens, 2013 100 x 140 cm Im Schmelzofen wird eine Platte aus optischem Glas über einen plastisch strukturierten Untergrund abgesenkt. Nach dem Abkühlen wird, das auf der Unterseite der Platte entstandene Negativrelief versilbert. Die auf Satellitenaufnahmen basierenden Landschaftsstrukturen werden abstrahiert und im Sandstrahlverfahren in die Oberfläche eines Glaspaneels eingearbeitet, dessen Fläche in leichten Transparenttönen koloriert wird. Indem das Wandbild aus drei unterschiedlich bearbeiteten Ebenen zusammengesetzt wird, entsteht eine anregende, dynamische Vielschichtigkeit und Plastizität, die durch die Spiegelung von Licht und der Umgebung verstärkt wird. 010/036 Lit.: Michael Behrens - Solid Thoughts (2017), ISBN: 978-1928572-07-7; Michael Behrens - Phoenix & Seaforms (2019), ISBN: 978-3-9820728-0-7

464 Glas-Skulptur Reiner Seliger, 2013 H. 42 cm, Dm. 27 cm Glasbruch, halbrund 010/041 Lit.: H. Brunnschweiler in „Reiner Seliger, up and down“, Ausstellungskatalog Galerie für Gegenwartskunst, E-Werk Freiburg

465 Dark Blue Reiner Seliger, 2017 H. 36 cm Glasbruch 010/057

466 Myriad Vladimir Zbynovsky, 2013 61 x 25 x 23 cm Klares, optisches Glas, grüner Porphyrstein 010/043

467 Siderale Giorgio Vigna (Entwurf), 2011, Venini, Murano, H. 50,8 cm 010/47


468 Phosphoreszierende Vase „Medusa“ Katharina Weidauer, 2019 H. 25 cm Phosphoriszierender Körper mit durchsichtigem Glas überfangen 010/060

469 Amorphous Violet Karin Mørch, 2020 32 x 28 x 8 cm Ofengegossenes, poliertes und sandbestrahltes Glas 010/068

470 Cubelight Mathias Schifferdecker, Tecnolumen, 2012, 15 x 15 x 15 cm (Würfel Kantenlänge: 5 x 5 x 5 cm) Leuchtsockel Edelstahl poliert mit LEDs, 14 Echtglaswürfel klar weiß, je 1 Echtglaswürfel in rot, blau, gelb, grün, Zusatzwürfel orange. Leuchtenmaß: 15 x 15 15 cm. Jede Leuchte ist fortlaufend nummeriert, hier: N°288 und trägt das Zeichen TECNOLUMEN 010/048 Anmerkung: Das CUBELIGHT wurde 2018 in die Kollektion des MoMA Design Store, New York aufgenommen und gilt als Bestseller.

471 Kugelvase mit Trichterhals Verreries Artistiques, um 1925–35 H. 26,6 cm Farbloses Glas mit Pulveraufschmelzungen in Orangegelb, Blau und Grün. Mattierte Oberfläche. Bez.: am Boden, graviert: „Verreries Artistique“ (kursiv). 138/0267 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

474 Vase „Tulipe“ Emilio Robba (Entwurf), Daum Cristallerie, Paris, 2014, H. 17 cm Paté de cristal, bernsteinfarbig 010/059

475 Briefbeschwerer Cape Cod Glassworks, Sagamore, um 1980 D. 7,5 cm, H. 6,3 cm Sog. “Swirl-Weight”, Farbenfolge weiß-blauweiß-rot. Als Bekrönung Millefiori-Rosette mit zentraler Clichy-Rose. Original Klebeetikett. 157A/175 476 Muschelschale Katharina Weidauer, Heidelberg, 2013 D. 23 cm 010/042 477 Objekt „Sunny“ Katharina Weidauer, Heidelberg, 2016, D. (äußere Form) 30 cm, L. 22 cm Zwei ineinander gelegte Glaskörper, gelbes und orangenes Glas, frei geformte „Taschentuch“Trichter 010/058 478 Kelchlampe Katharina Weidauer, Heidelberg, 2020 H. 27 cm 010/076 479 5 Glasblumen Ulf Johannsson, Konstglas Sjöhyttan, Asadavagan, Älghult, vor 2012, H. 28 cm 010/056

Anmerkung: Möglicherweise im Zweigwerk von Daum „La Verrerie Belle Étoile“ in Croismare hergestellt.

472 Zwei Vasen Daum Zweigwerk „La Verrerie Belle Étoile“, Croismare, um 1925–35, H. 23,5 cm und 18 cm Farbloses, mattiertes Glas mit mehrfarbigen Pulvereinschlüssen. Eine Vase auf der Fußoberseite bez.: Lorrain. Eine Vase an der Lippe best. 138/094 Provenienz: Sammlung Giorgio Silzer

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Objektbeschreibungen

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Blumensymbolik Bei der französischen Floral-Ornamentik spielte die im 19. Jahrhundert in Frankreich noch sehr gegenwärtige Symbolik von Pflanzen, besonders von Blumen, eine Rolle. Es gab für viele Pflanzen und Blumen religiöse wie auch weltliche Bedeutungsinhalte. Die hier aufgeführten Bezüge sind vorwiegend weltlicher Natur (siehe Zerling). A Akelei Ahorn Akazie Aloe Alpenveilchen Amaryllis Anemone Azalee

Entschlossenheit Zurückhaltung keusche Liebe Kummer Zurückhaltung Stolz(auf), Schönheit; Stille Lebensfreude Romanze

B Begonie Beifuß Buchs Butterblume

Melancholie Glück Standhaftigkeit, Beständigkeit Reichtum

C Calla Christrose Chrysantheme Clematis

das Weibliche lang erfülltes Leben Aufrichtigkeit, Vertrauen Sicherheit

D Dahlien Distel

Dein für immer; Gefühlskälte Widerstand, Unnachgiebigkeit

E Efeu Eichenlaub Enzian Espenzweig Eukalyptus F Feuerlilie Fingerhut Fleißiges Lieschen Flieder Freesie Fritillaria Fuchsie G Gänseblümchen Gardenie Gartenwicke Geißraute Ginster Glockenblume

Unsterblichkeit Ewigkeit, Mut Erlösung, Redlichkeit Angst

Vergnügen Erfüllung Ungeduld aufkeimende Liebe, Erinnerung Zärtlichkeit Energie guter Geschmack, demütige Liebe

Granatapfel Gräser

Unschuld Freudentaumel Abschied Vernunft Bescheidenheit Aufrichtigkeit, schmerzlicher Verlust, Dank sinnliche Liebe Anpassung, Unentschiedenheit

H Hahnenfuß Heckenrose Heidekraut Heliotrop Herbstaster

Reichtum Poesie, Verehrung Einsamkeit Hingabe Lebewohl

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Herbstzeitlose Hibiskus Hortensie Hyazinthe

Schwermut, Weltentsagung (zarte) Schönheit Einsicht Treue, Zuverlässigkeit, Beständigkeit

I Iris

das Weibliche

J Jasmin

Sinnlichkeit

K Kaktus Kamelie Kapuzinerkresse Kerbel Kirschblüte Klatschmohn Klette Kornblume Krokus Kuckucksblume

Herzenswärme Zukunftshoffnung, Sehnsucht nach Harmonie Verbergen Ehrlichkeit innere Schönheit Trost Anhänglichkeit, Anschmiegsamkeit hoffen gute Laune Inbrunst

L Lavendel Levkoje Lilie Lobelie Lorbeer Löwenzahn Lupine

hingebende Liebe, Zielstrebigkeit Zukunftshoffnung Reinheit, Unschuld ausgezeichnete Arbeit Beharrlichkeit Ablehnung Kreativität

M Mädchenauge (Coreopsis) Magnolie Maiglöckchen Majoran Malve Mandelblüte Mauerblümchen (Morus) Milchstern Mimose Mispel Mistel Mohn Moosrose Myrrhenkerbel Myrte N Narzisse Nelke, gelb Nelke, rosa Nelke, weiss

Fröhlichkeit Liebenswürdigkeit wiederkehrendes Glück Lüge guter Freund Auferstehung Weisheit Halt geben Bescheidenheit, Unberührbarkeit Anmut Beharrlichkeit Trost, Frieden, aber auch Verderben Sinnlichkeit, Üppigkeit Fröhlichkeit, Freude jugendliche Schönheit Eigenliebe, Eitelkeit, Wertschätzung Verachtung reine Liebe einsam


O Ölbaum Oleander Orchidee

Samtheit, Sanftmut Aufmerksamkeit beständige Schönheit

P Palme Päonie Passionsblume Pelargonie Petunie Pfefferminze Pfingstrose Phlox Primel

Sieg glückliche Ehe Demut Freundschaft Aufmunterung Verzeihung Schüchternheit vereinte Herzen Zurückhaltung, Zufriedenheit

R Ranunkel Ringelblume Rittersporn Rose Rose, gelb

Charme umstrahlt, Kindlichkeit Klugheit Leichtsinn große Liebe Eifersucht

S Safran Schlüsselblume Schneeball Schwertlilie Seerose Silberblatt Sonnenblume Steinkraut Studentenblume Taglilie Teerose Thuja Traube Tulpe

Fröhlichkeit Hoffnung Alter Stärke, Unerschütterlichkeit Reinheit des Herzens Ehrlichkeit Verehrung Werte jenseits aller Schönheit Eifersucht reizende Koketterie Beständigkeit Freundschaft Rausch Ruhm, Vergänglichkeit, Auferstehung

V Veilchen Vergissmeinnicht

Bescheidenheit wahre Liebe, Treue

W Wacholder Weinrose Weißdorn Wicke Winde

Unterstützung Anteilnahme Hoffnung Zuneigung Bindung

Z Zichorie Zinnie Zypresse

Genügsamkeit Freunde Verzweiflung, Trauer

Blumensymbolik

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Glossar

Entfärben von Glas Natürlicher Sand enthält Eisenoxid, das dem Glas eine grünliche Färbung verleiht, z. B. beim sogenannten Waldglas des 14. und 18. Jahrhunderts. Um das Glas zu entfärben, wurden bereits in der Antike sogenannte Glasmacherseifen verwendet, die dem Gemenge zugesetzt wurden, z. B. Manganoxid.

Ätzen Man unterscheidet je nach Konzentration und Einwirkungsdauer der Ätzflüssigkeit (Fluorkohlenwasserstoffsäure) drei Arten: 1. Blankätzen oder Fadenauflage Säurepolieren, 2. Mattätzen der Oberfläche und 3. Hoch- oder Tiefätzen Der Glasfaden wird aus einem weichgemachten Glasstab oder aufgetropf(Gravure à l’acide) zur Erzeugung von meist vertieften Mustern, wobei ent- ten Kügelchen gezogen und auf das erwärmte Gefäß plastisch aufgelegt weder die Darstellung direkt mit Ätztinte aufgetragen oder aber – analog bzw. durch Wälzen auf der Marmorplatte in die Wandung eingebettet oder zur Radiertechnik – die Oberfläche insgesamt mit einer Schutzschicht durch nochmaliges Überfangen eingeschmolzen (Zanfirico). Zur regelmäüberzogen und dann mit der Radiernadel oder maschinell mittels des Stor- ßigen Umspinnung der Glaswandung mit einem Glasfaden wurde Ende des chenschnabels bzw. des Guillochierapparates (siehe dort) die gewünschte 19. Jahrhunderts eine Spinnmaschine konstruiert. Darstellung eingetragen wird, beim Überfangglas jeweils in mehreren aufeinanderfolgenden Stadien. Farbglas Um Glas zu färben, setzt man der Glasmasse Metalloxide und –salze zu, Ariel-Technik mit denen man bei unterschiedlicher Dosierung und Steuerung der OfenVariante der Graal-Technik. Entwickelt 1936/37 von den bei der schwedi- atmosphäre verschiedene Farbtönungen (Grundfarben und Zwischentöne) schen Manufaktur Orrefors tätigen Entwerfern Vicke Lindstrand und Ed- erzielen kann. Folgende Metalloxide und –chloride (Salze) können Farbtövin Öhrström. Hierbei wird durch Schliff, Gravur, Ätzung oder im Sand- nungen hervorrufen: strahlverfahren der Dekor in einem Werkstück herausgearbeitet. Nach Antimon: Braun, Gelb; Chrom: Gelb oder Grün; Eisenoxid: Gelb, Braun, Wiedererwärmung fängt sich bei erneutem Überziehen des Stückes mit ei- Blau oder Grün; Goldchlorid: Rot bis Rosa; Kobaldtoxid: Intensives Blau, ner Lage flüssigen Gases (Überstechen)Luft in den eingebrachten Vertie- Rosa, Violett oder Grün; Kupferoxid: Blau, Grün oder Rot; Manganoxid: fungen, die das Dekor bilden. Violett; Nickel: Blau bis Violett, Graubraun oder Gelbgrün; Selen: Rosa, Gelbrot; Silberoxid: Gelb; Titan: Violett; Uranoxid: Annagelb, Annagrün; Aventurin Vanadium: Grün oder Braun. Aventurin (Aventurinquarz, Glimmerquarz) ein zufällig (a ventura) im 18. Jh. in Murano erzeugtes rotgolden schimmerndes undurchsichtiges Glas. Formarbeit Die Flimmer in dem durch Eisen gefärbten Glasfluss bestehen demnach Gestaltung der Gefäßform mit Hilfe von Pfeife, Hilfswerkzeugen und eiaus metallischem Kupfer, welches in der geschmolzenen Masse in seinen ner Form zum Einblasen. Kristallebenen zerstreut ist. Das Kupfer wird als Kupfer(I)-oxid in den Glassatz gegeben und reduziert sich in demselben zu Metall. Glas Aus Kieselsäure, Alkali- und Erdalkalioxyden bestehend mit geringen BeiBattuto mengungen von farbgebenden Oxyden. Es wird durch Schmelzen eines GeDie Glasoberfläche wird mittels eines kleinen Hammers bearbeitet, was ihr misches aus Sand, Soda oder Pottasche, Kalk und geringen Zusätzen an – entgegen der ursprünglichen Eigenschaft des Glases – eine satinartige Färbungs- bzw. Entfärbungsmitteln hergestellt. Wirkung verleiht. Glasauflage bzw. -einlage Bleikristallglas Verzierung von Gläsern. Auf einer erwärmten Marmorplatte (Wälzplatte) Farbloses Glas mit einem Bleigehalt zwischen 24 und 30 Prozent, wodurch liegende, vorgeordnete Glasstücke werden durch Wälzen des Külbels auf das spezifische Gewicht und die Lichtbrechung höher, die spezifische Här- diesen aufgepresst bzw. eingeschmolzen (siehe auch Marqueterieglas). te aber niedriger ist als bei bleifreiem Glas. Daher eignet sich Bleiglas besonders gut für die Veredelung durch Gravur und Schliff. Glasblasen Mit der Glaspfeife, einem Eisenrohr mit Mundstück und Holzgriff von 1 bis Cara-Technik 1,5 m Länge, wird eine Portion Glas aus dem Schmelzofen genommen. Der Cara-Technik: während des eigentlichen Blasprozesses wird mit farbigen Glasposten wird zum Külbel aufgeblasen und auf der Wälzplatte gedreht Glasstäbchen das Objekt „bemalt“. (marbeln), bis er eine symmetrische Grundform angenommen hat. Die Weiterverarbeitung zur gewünschten Form erfolgt unter wiederholtem ErhitCristallo zen entweder ganz ohne Hilfsmittel durch Schwingen, Drehen und Blasen Das in Venedig übliche weitgehend farbloses Glas aus reinem Sand und oder mit Hilfe von verschiedenen Werkzeugen (angefeuchteter Holzstab, Soda. Streicheisen, Wulgerlöffel, Schere, Zwackeisen). Das Kölbel kann auch in die Model geformt werden. Nachdem das fertige Glas von der Pfeife abgeDiamantriss sprengt ist, folgt die Nachbearbeitung am Hefteisen mit Auftreiber oder Die Schrift der Signatur wird mit einem in einen Halter eingesetzten Dia- Zwackschere. Anschließend Abkühlung im Kühlofen. mantsplitter in die Glasoberfläche eingeritzt. Goldmalerei Einschlüsse Streichfähig gemachtes Goldpulver wird auf die Glasoberfläche aufgemalt, Zwischen zwei Glasschichten liegende Dekorpartien, die aus Farbglas, aus eingebrannt und anschließend poliert. Luftblasen oder aus künstlichen Verunreinigungen bestehen können. Graal-Technik Eisglas Aufwendiges Dekorverfahren, das für Orrefors von dem GlasbläsermeisAn sich Glas mit unregelmäßig gesprungener Oberfläche. Eisglasartig ter Knut Bergkvist 1915/16 entwickelt wurde, jedoch bereits in den 1890er raue Gründe bei geätzten Überfanggläsern entstehen durch ein besonderes Jahren in Frankreich bei Emile Gallé und den Daum Frères üblich war. Ätzverfahren. Durch die elektronische Temperaturregelung wurde das Verfahren auch am kleinen Studio-Ofen möglich. Ein mit Farbglas überfangenes Stück Emaillemalerei wird zwischengekühlt und nach den in kalter Technik ausgeführten Mit Metalloxyden gefärbtes, pulverisiertes Glas wird zusammen mit ei- (Schliff, Schnitt, Ätzung, Sandstrahlverfahren) Dekorarbeiten wieder ernem Bindemittel (Terpentinöl) mit einem Pinsel aufgetragen und im Muf- hitzt, mit der Glaspfeife aufgenommen, dann farblos überstochen und anfelofen dem Glas aufgeschmolzen. Man unterscheidet opake, d.h. undurch- schließend zur endgültigen Form ausgeblasen. Die Graal-Technik war sichtige, und transparente, d-h- lichtdurchlässige Emaillefarben. Ausgangspunkt für die ebenfalls bei Orrefors entwickelten Ariel-, Krakaund Ravenna-Technik.

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Guillochieren Der Guillochierapparat dient vor dem Ätzen zur Vervielfältigung eines Linienmusters auf gleichen Glasformen in der gleichen Größe. Die gewünschten Motive werden genau nach der Vorlage mit automatisch bewegten Stiften gleichzeitig in die Abdeckschicht mehrerer langsam rotierender Gläser eingeritzt.

Marqueterieglas Glas mit andersfarbigen partiellen Auflagen. Martelèschliff (= Martelieren) Schliffart, die eine schollenförmig gehämmerte Oberfläche bewirkt.

Metallfolieneinschlüsse Hafen Auflagen von dünnen Metallfolien auf das Külbel, das dann nochmals überHitzebeständiges Gefäß aus Keramik für die Glasschmelze im Schmelz- fangen wird. ofen. Metalloxydeinschlüsse Incalmo Beim Erhitzen des Glases schlagen sich Zusätze von Silber, metallischem Ital. = Aufpfropfen. Bedeutet das zweimalige Überfangen eines Glases. Eisen oder Kohle in unterschiedlicher Struktur zwischen den Schichten oder auf der Wandung nieder. Inciso Auf der Glasoberfläche werden feine vertikale Linien eingraviert. Das ge- Model schieht mittels flacher Schleifräder Feuchtgehaltene Holz- oder Gusseisenform, in die das Külbel eingeblasen wird. Irisieren Das Schillern der Oberfläche in allen Regenbogenfarben entsteht bei alten Mosaik- und Millefioriglas Gläsern durch ein teilweises Zersetzen der Glasmasse. Irisierung geschieht Seit der Antike übliche Glastechnik, die Ende des 15. Jahrhunderts in Muauf chemischem Wege durch die Einwirkung von Metalldämpfen auf rot- rano wieder aufgegriffen und dort verfeinert und variiert wurde. Vielfarbiglühendes Glas oder durch Bemalen des Glases mit Lüsterfarben und an- ge Glasfäden und-bänder werden so zu einem Stab verschmolzen, dass sie schließendes Einbrennen (im Muffelofen oder in der sog. Irisierungstrom- im Querschnitt ein bestimmtes Muster ergeben. Nach dem Abkühlen wir mel). Vgl. auch Lüstrieren. der Stab in Teilchen geschlagen und einzelne Plättchen werden zu einem Dekor angeordnet, wo sie von einer heißen Glasblase aufgenommen werKämmen den und sich bei vorsichtiger Schmelze miteinander verbinden. Dekorationsweise, bei der die ein- oder aufgelegten Glasfäden noch in weichem Zustand mit einem Griffel oder kammartigen Werkzeug zu Wellen- Muffelofen bändern verschoben werden. Ofen für das Einbrennen von bemaltem Glas, der geschlossen sein muss. Kraka-Technik Murano-Dekore Von Sven Palmquist 1944 für Orrefors entwickeltes Dekorverfahren, das Siehe Anhang die Graal-Technik voraussetzt. Ein vorgeblasenes Überfangglas wird mit einem Netz aus feinmaschigem Draht oder Kunststoff überzogen. Im Säu- Murrine rebad verfahren bzw. Sandstrahlgebläse entstehen in den Netzmaschen Verschiedenfarbige Glasfäden und -bänder werden zu einem Stab verVertiefungen, wobei sich das Netz in feinen Stegen auf der Glasoberfläche schmolzen, so daß sie im Querschnitt ein Muster zeigen. Diese können ausabbildet. Nachdem dieses entfernt wurde, wird das Glas erhitzt, übersto- gesprochen kunstvoll sein. Nach dem Auskühlen wird dieser Stab in Scheichen und ausgeblasen, in dem sich in den Maschen des Netzabdruckes feine ben geschlagen und wiederum zu einem Muster angeordnet. Luftbläschen bilden. Opakes Glas Krösel Undurchsichtiges, mehr oder weniger durchscheinendes Glas. Farbglassplitter unterschiedlicher Körnung ab 1 mm. Opalglas Külbel Halb durchscheinendes weißliches Glas mit opalisierendem, vielfarbigem Mit der Glasmacherpfeife aufgenommener und leicht aufgeblasener Glas- Schimmer. posten, auf den durch wiederholtes Eintauchen in den Hafen neue Glasportionen aufgetragen werden, d. h. das Kölbel wird „überstochen“. Optisch geblasenes Glas Vor dem Fertigblasen in die endgültige Form wird der Glasposten in einem Lattimo Metallzylinder mit bestimmten „Einbauten“, an denen das Glas lokal abMilchglas, wird auch als Bein- oder Knochenglas bezeichnet, da der Glas- kühlt und seine Wandungsstärke behält, vorgeblasen. Das Fertigblasen menge früher Knochenasche (phosphorsaures Kalk) beigemischt wurde, verdünnt die übrige Wandung und macht dadurch das Muster der früheren heute dagegen Zinnoxid oder Kryolith (auch tonerde- und fluorhaltige Abkühlung sichtbar. Stoffe), um Glas mit einem porzellanartigen Charakter zu erhalten. Pâte de verre Luftblasen und -einschlüsse Glaspaste. Pulverisiertes Glas wird mit einem Bindemittel zu einer knetDie sich beim ersten Erhitzen des Glasgemenges bildenden Luftblasen kön- baren bzw. giessbaren Masse verarbeitet und entweder zu dünnwandigen nen auch künstlich als Gestaltungsmittel eingesetzt werden, indem man z. Stücken ausgeformt, die dann gebrannt werden, oder, bei dickwandigen B. mit einem feuchten Holz ein heißes Werkstück berührt. Diese geht dann Stücken, in die mittels des Wachsausschmelzverfahrens gewonnene Form in gasförmigfen Zustand über und bildet je nach Größe des Holzes eine un- gegossen und gebrannt. terschiedlich große Luftblase (z. B. Timo Sarpanevas Vase Orkidea). Pressglas Lüstrieren In Metallhohlformen gegossenes oder mittels Pressstempel geformtes Harzsaure Salze (Resinate) erzeugen bei reduzierendem Brand eine metal- Glas. lisch glänzende Oberfläche auf dem Glas. Puderfarben Malerei zwischen den Schichten Eine Erfindung Antonin Daums, bei welcher der noch heiße Glaskörper Eine auf den Glaskörper in Emaille gemalte Dekoration wird im Muffelofen vorsichtig in Farbpuder gewälzt – streifig, flockig oder verschiedenfarbig gebrannt und nochmals mit einer Schicht farblosen Glases „überstochen“ vermengt – und wieder erhitzt wird, bis die Farbe sich mit der Masse fest und in dieser Schicht dann, korrespondierend zur Malerei und diese ergän- verbunden hat, um dann neu überfangen zu werden. zend, eine reliefplastische Ausarbeitung mittels Schnitt vorgenommen.

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Pulverein- und aufschmelzung Pulver aus buntem zermahlenen Glasfluss wird auf dem Kolben verteilt, durch Abrollen fixiert und durch abschließenden Überfang zwischen den Glasschichten eingeschlossen. Ravenna-Technik Von Sven Palmquist für Orrefors 1948 entwickeltes Dekorverfahren. Ursprünglich als Mosaik-Glas-Technik bezeichnet. Es wird von einer farbig überfangenen Glasplatte ausgegangen, die in der Regel im Sandstrahlverfahren mit einem Muster versehen wird. Die Vertiefungen werden mit Farbglaspulver gefüllt und die Platte nach dem Erhitzen mit einer farblosen Glasblase aufgenommen, geblasen und in der Regel nach Umheften zur Schale geformt. Reduktionsfarben Bei diesem Lüstrierungsverfahren werden Reduktionsmittel, die sich aus Silber- und Kupferverbindungen zusammensetzen, auf das Glas aufgetragen und reduzierend eingebrannt. Schleifen Zu unterscheiden ist 1. das Rauhschleifen an Eisenscheiben und grobkörnigem Sand, 2. das Feinschleifen an Sandstein- oder Schleifscheiben mit feinkörnigem Sand, 3. das Polieren an Holz- und Korkscheiben oder Borstenrändern. Der Schleifer drückt jeweils das Glas an die rotierenden entweder waagrecht oder senkrecht laufenden Scheiben an, während gleichzeitig Wasser mit den Schleif- und Poliermitteln zutropft. Schneiden Der Glasschnitt (gravure à la roué) ist eine Verfeinerung des Glasschliffes, bei der an die Stelle der Schleifräder kleine Gravierrädchen aus Kupfer treten, die zusammen mit einem Ölschmirgelgemisch wirksam werden. Auch das Schneiden erfolgt am feststehenden, senkrechtlaufenden Gerät, an das die Gläser herangehoben und entsprechend geführt werden. Die Verzierung wird entweder als Holzschnitt erhaben herausgearbeitet oder als Tiefschnitt vertieft eingegraben. Schwarzlotmalerei Schwarze Schmelzfarbe, die im Brennofen aufgeschmolzen wird. Überfangglas Das Külbel wird mit einer oder mehreren, meist andersfarbigen Glasschichten überzogen, „überstochen“, und dann fertiggeblasen. Man unterscheidet den häufigeren Außenüberfang (farbloses Grundglas, farbiger Überfang bzw. Überfänge) und den Innenüberfang (farbiges Grundglas, farbloser Überfang). Als innerer Überfang wird auch – der Vereinfachung halber, aber technisch nicht ganz korrekt – eine sich vom Grundglas in der Farbigkeit unterscheidende innere Schicht bezeichnet. Durch Schliff, Schnitt und/oder Ätzung werden Teile der äusseren Farbschicht(en) abgetragen und gewinnt die beabsichtigte Darstellung Gestalt. Zanfirico ist eine Technik, die von Glasmachern auf der venezianischen Insel Murano der venezianischen Insel Murano, Italien, erfunden wurde. Zanfirico Glas besteht aus feinen filigranen Rohren, die gestreckt und verdreht wurden, um schöne Gittermuster zu bilden. Der Name Zanfirico leitet sich vom Nachnamen des italienischen Kunsthändlers Antonio Sanquirico aus dem 19. Jahrhundert ab, die Zanfirico-Technik wurde jedoch bereits im 16. Jahrhundert verwendet, als sie ursprünglich als“„Filigrana a Retortoli“ bekannt war.

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Murano-Dekore battuto gehämmert

pennelate Pinselstrich

canne Klarglas mit senkrechten Farbglasstreifen, Röhren

pezzato Klarglas mit farbigen Aufschmelzungen

corroso mit Flusssäure geätzte Oberfläche, evt. nach vorausgegangener Auftupfung einer säureresistenten Substanz, was die Textur belebt

piume Feder

fasce Band

scozzese schottisch

inciso graviert, Liniengravur

siderale eisig

intarsio aufgeschmolzene Dreiecke

sommerso überflutet, überschwemmt

merletto eingeschmolzenes Netz-Dekor

tessere flechten, weben

mosaic

tessuto Stoff wie Textil

murrine

zanfi rico verschmelzen vorgefertigter Glasstäbchen

occhi äugig, Auge

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353


Literaturverzeichnis (Auswahl) Adlerová, Alena

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354

Ines/Schrott, Karin Fahr-Becker, Gabriele Franzoi, Umberto (Hrsg.) Gangkofner, Aloys F. Hakenjos, Bernd Hartmann, Carolus

Heiremans, Marc

Heiremans, Marc Hetteš, Karel Hilschenz, Helga Hilschenz-Mlynek, Helga/Ricke, Helmut Lutzeier, Sabine Lutzeier, Sabine Mussgnug, Wolfgang Mannoni, Edith Netzer, Susanne Neuwirth, Waltraud Neuwirth, Waltraud

Newark, Tim Petrová, Sylva Pazaurek, Gustav E./Spiegl, Walter Prod‘Hom, Chantal (Hrsg.) Plaut, James S. Renaud, Patrick-Charles

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Ricke, Helmut (Hrsg.)

Ricke, Helmut Ricke, Helmut

Ricke, Helmut/Schmitt, Eva (Hrsg.) Ricke, Helmut/Schmitt, Eva Seliger, Reiner

Clementine Schack von Wittenau,

Thomas, Valérie (Bearb.) Trede, Melanie/Bichler, Lorenz Ulmer, Renate (Hrsg.) Venzmer, Wolfgang/Roland, Bertold (Hrsg.) Weiss, Gustav

Wichmann, Siegfried Wickman, Kerstin (Hrsg.) Zelasko, Stefania Zerling, Clemens

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Literaturverzeichnis

355


Personenregister Aalto, Alvar Argy-Rousseau, Gabriel Barbini, Alfredo Barovier, Ercole Beck, Jean Beckert, Adolf Beecham, Gary Bergé, Henri Bergh, Elis Behrens, Michael Behrens, Peter Béranek, Vlastimil Bianconi, Fulvio Bing, Samuel Blecha, Lubomir Blossfeld, Karl Bölsche, Wilhelm Bremers, Peter Brocard, Phillippe Joseph Burne-Jones, Edward Brychta, Jaroslav Brychtová, Jaroslava Camot, Emile Cappelini, Giacomo Caranza, Amadée de Carder, Frederick Carlson, Sven-Åke Chihuly, Dale Christian Désiré Cigler, Václav Copier, Dirk Cros, Henri Dahlskog, Ewald Dammouse, Albert Daum, Jean-Antonine Daum, Jean-Louis Auguste Dean, Henry Décorchemont, Francois-Emile Delatte, André Dexel, Walter Dordoni, Rodolfo Dreutler, Hannelore Drahoňovský, Josef Dresser, Christopher Dumoulin, George Eckmann, Otto Ehrner, Anna Eiff, Wilhelm von Eisch, Erwin Eliáš sen., Bohumil Ferro, Giorgio Feure, Georges de Filip, Miloš Fišar, Jan Fuga, Ansolo Gallé, Emile Gallé-Grimme, Henriette Gangkofner, Aloys Ferdeinand Gate, Simon Gerlach, Martin Gerstner, Franz

356

16, 220, 276 16, 26, 109 17, 35, 201, 204 17, 35, 204, 209, 210, 213 32, 172, 173 129 18, 41, 245 13, 16 , 23, 24 ,72, 74 ,78, 87, 98-103 16 267, 11 19 16, 34, 190, 192-195, 203 11 241 11 11 179 12, 21, 44 10 18, 19, 39 9, 19, 20, 38, 39, 258 26, 108 33 26, 104, 105 241 9, 18, 19, 20, 34, 35, 41, 262 35 19, 39 36, 244 15, 26 16 15 13, 20, 23-24, 67-87 23 247 15, 26, 106 13, 23, 92, 95 16, 32, 175 198 227 19 10, 14, 244 16 11 36, 229 32, 173 18, 20, 38, 40, 176, 178 238 203 68 19, 238 19, 40 206 9, 12, 13, 20-23, 27, 31, 46-66 22 174 36 11 29

Görny, Alina Goupy, Marcel Gropius, Walter Grosclaude, Marcel-Eugène Gruber, Jaques Guimar, Hector Haeckel, Ernst Hald, Edvard Harcuba, Jiři Heckert, Fritz Heiligenstein, Auguste Claude Heldrich, Betty Hellsten, Lars Hlava, Pavel Hoffmann, Josef Hokusai, Katsushika Honzik, Stanislav Horstmann-Czech, Klaus Horta, Victor Hospodka, Josef Michael Hrodek, Karel Hussmann, Heinrich Ink, Jack Johannsson, H. Kaplický, Josef Kirschner, Marie Klumperová, Vladimira Kopecký, Vladimir Koepping, Karl Kralik, Wilhelm Kyohei, Fujita Labino, Dominick Lagerbielke, Erika Lalique, René Jules Landberg, Nils Langley, Siddy Lebeda, Jaroslav Le Corbusier Lee, Jiyong Lédru, Louis Léon Lennartsdotter, Jeanett Léveillé, Ernest Baptiste Lhotský, Zdeněk Libenský, Stanislav Licata, Riccardo Lindstrand, Victor Emanuel Lindström, Nils Littleton, Harvey K. Lobmeyr, L. Lǿfgren, Ludvig Lötz Wwe, Johann Loos, Adolph Lundgren, Tyra Lundin, Ingeborg Mackintosh, Charles Rennie Majorelle, Louis Marinot, Maurice Martens, Dino Massier, Clément Mauder, Bruno Metelák, Alois Meyer, Josef Michel, Eugène

18, 41, 245 16, 112 9, 16 119 11 11 16, 36, 225 19 15, 32, 163 16, 108 31, 164 18, 36, 227 19 11, 15, 16, 28, 131, 234 13 240 256, 345 11 19 19 19, 237 18, 41, 247 215 19 15,30 151, 154 19, 39, 253 19 12 29, 30, 137, 235 18, 247 9, 18, 40, 260 36, 229 16, 27, 116, 117 17 245 240 9 41, 264 14, 25, 121 228 13, 44-46 19, 39, 259 9, 19, 20, 38, 39, 258 34, 196 16, 17, 36 9, 18, 38, 40, 261 13, 16 36, 228 13, 16, 138-155 11, 16, 20, 29 35, 185 17 11 23 16, 27 17, 211, 213, 215 27 19 28


Mies van der Rohe, Ludwig Mǿrch, Karin Moje, Klaus Moje-Wohlgemuth, Isgard Morandi, Giorgio Moretti, Carlo Moretti, Noberto Morris, William Moser, Koloman Moser, Ludwig Motzfeld, Benny Muller, Désiré Muller, Henri Mure, Joseph Mussgnug, Wolfgang Navarre, Henri-Edouard Nicolas, Paul Niemeyer, Oscar Nordio, Massimo Ǿhrström, Edvin Olbrich, Joseph Maria Ollers, Edvin Pala, Štěpán Palmqvist, Sven Ernst Robert Palova, Zora Pebaqué, Carlos R. Peche, Dagobert Peralda, Polio Perdrizer, Paul Pohl, Johann Poli, Flavio Ponti, Gio Poschinger, Ferdinand Benedikt von Precht, Volkardt Powolny, Michael Prochaska, Eduard Prutscher, Otto Radi, Giulio Radi, Lorenzo Raspiller, George Reichenbach, Georg Karl von Reyen, Alphonse Georges Riedel, Josef Ros, Antonio de Rosetti, Dante Gabriel Rousseau, Francois Eugène Rozsypal, Yvo Rubicek, René Ruskin, John Rybáček, Karel Saarinen, Eliel Sabino, Marius-Ernest Salviati, Antonio Sarpaneva, Timo Scarpa, Carlo Scarpa, Tobia Scharoun, Hans Schifferdecker, Mathias Schlevogt, Curt Schmid, Karl Schmid, Wolfgang Schmoll von

9, 16 272 18, 41, 175 18, 41,175 34 217 215 10,11 15,16, 21 30 18, 37 13, 14, 121 25 106 265 16, 27, 118 13, 25, 96, 97 9 217 17, 36, 223, 226 11 16 19, 39, 252 17, 36, 223 19, 252 37, 231 15 203 22 28 17, 18, 213 34, 190, 191 31, 162 18, 176 15, 16, 30 15, 29, 152, 153 15, 16, 30, 153 17, 35, 201 183 97 165

28, 135, 136 203 10 13, 104 19, 39, 250 19 10 19 11

Eisenwerth, Karl Schneckendorf, 32, 166 Josef Emil Schneider, Charles 15, 27, 110, 111 Seguso, Archimede 17, 35, 204-208 Seliger, Reiner 268 Silzer, Giorgio 9 Spaun, Maximilian von 29 Štipl, Karel 19 Storey, Dann 246 Sullivan, Louis 9, 11 Sütterlin, Ludwid 32, 162, 166 Svarrer, Peter 188 Takashima, Tokuso 21 Tagliapietra, Lino 214 Thamm, 32, 163 Otto Ernst Traugott Thomzcyk, Manfred 18, 177 Thuret, André 16, 27, 118 Tiffany, Louis Comfort 11,12,13,14,20,26,30,158, 159 Toikka, Oiva 222 Toso, Aureliano 33, 184, 185, 214 Toso, Ermanno 33, 184, 185, 214 Toulouse-Lautrec, 12 Henri de Trnka, Pavel 18, 39, 255 Tutré de Varreux 26, 112, 113 (de Vez), Camille Vallien, Bertil Velde, Henry 11, 14 Clemens van der, Venini, Paolo 16, 17, 20, 33, 35, 196-202, 216 Vigna, Giorgio 347 Vizner, František 19, 38, 39, 251 Vlčková, Eva 19, 39, 270 Vobruba, Milan 19, 239 Wagenfeld, Wilhelm 16 Wallstab, Kurt 18, 177 Walter, Victor Amalric 16, 24, 98-103 Wärff, Göran 18, 36 Weidauer, Katharina 271 Wiedmann, Jakob 168 Wiedmann, Karl 32, 174 Wirkkala, Tapio 17, 35, 37, 222 Wirtz, 87 Emile-Hippolyte Marius Witzmann, Carl 15, 30, 150-152 Wright, Frank-Lloyd Wudy, Hans 18, 179 Wünsch, Karel 19 Zbynowsky, 269 Vladimir F. Zecchini, Vittorio Žertová, Jiřina 240 Zimmermann, Jörg F. 40, 266 Zirnack, Arthur Zuccheri, Pierantonio 201 Zynsky, 41, 263 Mary Ann (Toots)

33, 183, 212, 215, 216 17, 36, 221, 222, 225 16, 34, 188, 189 17, 34, 196 9 273 239 18, 179 18, 179 31, 162

Literaturverzeichnis

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Faszination Glas Es ist eine Sammlung, die repräsentativ für 130 Jahre Glaskunst steht, quasi ein Leitfaden, der von 1880 bis in die Gegenwart reicht. Objekte des französischen Art nouveau finden sich in ihr ebenso wie das zeitlich etwas versetzt auftretende, konkurrierende böhmische Jugendstilglas, das nicht nur für Deutschland, sondern auch für Tiffany in den USA stilbildend wirkte. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen Murano und Skandinavien der Glaskunst mit ihrem Spiel aus Licht und Farbe eine bedeutende Rolle innerhalb der architektonischen Innenausstattung zuteilwerden. Jedoch führte erst die Entwicklung neuer Techniken der Glasverarbeitung am Hochofen in Tschechien sowie der innovativen Studioglastechnologie in den USA dazu, dass der Werkstoff Glas zu einem Material der bildenden Kunst, ebenso wie Holz, Marmor und Bronze wurde. Gleichzeitig löste sich die Glaskunst damit auch von den tradierten Gebrauchsformen wie Vase, Schale, Karaffe oder Trinkgefäß und gewann an Gestaltungsfreiheit, was sich auch in Objekten der Sammlung zeigt.


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