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Karl KOLLER

EIN 100 -JÄHRIGES LEBEN FÜR DEN SKISPORT

Er war der erste Hahnenkammsieger nach dem 2. Weltkrieg 1946. Er gründete die „Roten Teufel“ und eröffnete die erste Kinderskischule. Er war Obmann des Kitzbüheler Ski Clubs, Präsident des Österreichischen Skilehrerverbandes, Vizepräsident des Welt-Skilehrerverbandes und leitete den Tourismusverband Kitzbühel. Er wurde genau 100 Jahre alt (geb. am 16. April 1919, gestorben am 26. Oktober 2019) und widmete sein ganzes Leben dem Skisport. Sein Name: Karl Koller.

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Bescheidener Denker Und Pionier

Eine schöne Listung von wichtigen Meilensteinen in Karl Kollers Leben. In Wahrheit waren es aber andere Faktoren, die ihn ausmachten. Man braucht in Kitzbühel nicht lange zu

Ich hatte sehr viel Glück. Ich war 54 Jahre mit meiner Jugendliebe Hilde verheiratet und habe mit 80 Jahren noch Ida kennen gelernt.

Karl Koller

forschen, um in Erfahrung zu bringen, wer Karl Koller war: Ein bescheidener Mann – strebsam, diszipliniert, offen – und er hatte einen feinen Charakter. Zudem war er gesegnet, wie er selbst kurz vor seinem 100-jährigen Geburtstag sagte: „Ich hatte sehr viel Glück. Ich war 54 Jahre mit meiner Jugendliebe Hilde verheiratet und habe mit 80 Jahren noch Ida kennen gelernt.“

Vater Der Skischule

Karl Koller gehört definitiv zu den großen Ski-Pionieren. Er revolutionierte den Beruf des Skilehrers in seiner Definition in ei - nem erbitterten Kampf zwischen Skilehrern und Bergführern. Denn ein Skilehrer durfte mit seinen SchülerInnen bis 1950 nur mit ausgebildeten Berg- oder Skiführern eine Abfahrt vornehmen. Zudem kleidete Karl Koller seine Mitarbeiter erstmals einheitlich ein – mit rotem Pullover und schwarzer Hose: Die „Roten Teufel“ waren geboren. Gemeinsam mit Plakaten von seinem Freund Alfons Walde wurden die „Roten Teufel“ weltweit berühmt. Karl Koller entwickelte zahlreiche Patente, wie die erste Sicherheitsbindung, den „Koller-Backen“. Auf dem Kitzbüheler Horn ließ er eine Teufelspiste anlegen, die später als Boardercross übernommen wurde. Sogar das alljährliche Neujahrsfeuerwerk (von 1955 bis 2020) am Fuße der Streif geht auf seine Initiative zurück. Eine seiner wichtigsten Erkenntnisse war mit Sicherheit, dass Kinder anders Skifahren lernen als Erwachsene. So selbstverständlich uns das heute scheint, so kurios war es für die Menschen damals. Karl Koller war überzeugt, dass der Lehrweg weg von der Stemmschule hin zum Spielerischen führen müsse. Er schien mit dieser Meinung ziemlich einsam zu sein und so verließ er die Kitzbüheler Skischule und gründete 1976 die Kinderskischule „Kollerland“. im

„Reden auf Augenhöhe“ –ein schönes Beispielbild für Karl Kollers Art. Er hörte sich immer alle Perspektiven an, bevor er Entscheidungen traf. Besonders am Herzen lag ihm die Skiausbildung von Kindern.

Enkelsohn Alexander Koller

Karl Koller war neben all seinem beruflichen Erfolg vor allem ein Familienmensch.

1944 kam sein Sohn Karl jun. zur Welt. Eines seiner zwei Enkelkinder, Alexander Koller, widmete sich auch dem Wintersport: dem Snowboarden. Er wurde 1998 Snowboard Gesamt-Weltcupsieger sowie Boardercross Weltcupsieger und ist 2-facher Österreichischer Staatsmeister. Mit uns teilt er persönliche Erinnerungen an seinen Großvater.

ALEXANDER, DEIN GROSSVATER WAR BESTIMMT STOLZ AUF DICH UND DEINE SPORTLICHEN ERFOLGE. ODER HÄTTE ER DICH LIEBER ALS SKIFAHRER GESEHEN?

Alexander Koller: Ja, er war stolz. Aber in erster Linie war er interessiert! Sogar im hohen Alter hatte er stets großes Interesse an neuen Dingen – und er war sehr wissbegierig. Ich werde nie vergessen, als er mit mir den Snowboardschwung analysierte und mir Tipps gab, ohne je selbst auf einem Snowboard gestanden zu sein. Er hatte einfach ein tiefes Verständnis für Bewegungsabläufe.

Ich bin ja quasi im „Kollerland“ geboren. Das Skifahren wurde mir in die Wiege gelegt. Ich war auch im Tiroler Kader bis ins Jugendalter – dann wurde die Leidenschaft zum Snowboard stärker. Jetzt bin ich aber wieder viel auf zwei Brettern unterwegs, seitdem das Skifahren durch das Carven attraktiver geworden ist. Wir Snowboarder haben ja quasi das Skifahren revolutioniert (lacht).

WIE WAR ES FÜR DICH, EINEN GROSSVATER ZU HABEN, DER SO VIEL PIONIERARBEIT GELEISTET HAT?

Alexander Koller: Als Kind ist das nicht so wichtig, da versteht man das nicht. Wichtig ist, dass die Großeltern da sind und Zeit haben. Mein Bruder und ich hatten Glück, denn unsere Großeltern hatten sehr viel Zeit für uns und auch das Interesse, viel mit uns zu unternehmen. Später bekommt man dann schon mit, was Opa alles geleistet hat. Und das in einem schwierigen Umfeld. Wirklich unglaublich. Er war durch und durch Idealist und ist seiner Idee gefolgt.

WELCHE BEZIEHUNG HATTET IHR ZUEINANDER?

Alexander Koller: Eine sehr enge. Er hat mir fast jede Sportart beigebracht, war Lehrmeister und Kritiker zugleich. Die Leidenschaft zum Sport hat uns sehr eng verbunden. Ich glaube, wir sind uns auch in vielen Dingen sehr ähnlich.

WAS HAST DU VON DEINEM GROSSVATER GELERNT?

Alexander Koller: Neben all den Sportarten, auch die Liebe zur Natur. Wir waren eigentlich ständig draußen in der Natur. Und damit meine ich nicht nur am Berg, im Wald oder am Fluss, sondern auch am Sportplatz, Golfplatz, Tennisplatz, ... Was ich auch stark von ihm mitbekommen habe, sind die Tugenden Gerechtigkeit und Disziplin. Das ist mir persönlich auch sehr wichtig.

WORAN ERINNERST DU DICH, WENN DU AN DEINEN GROSSVATER DENKST?

Alexander Koller: An vieles! Aber gern sehe ich ihn vor mir als Skischulleiter in seinem geliebten „Kollerland“ oder beim Moosbeer „procken“ (dt.: plücken) am Berg … oder wenn er wieder eines seiner Gedichte mit voller Stimme vorträgt.

KARL KOLLER A 100-YEAR LONG LIFE FOR SKIING

He was the first Hahnenkamm champion after World War Two in 1946. He founded the ”Rote Teufel“ (”red devils“) and opened the very first children's ski school. He was head of the Kitzbühel Ski Club, president of the Austrian Ski Teachers Association, Vice President of the World Ski Teachers Association and director of the Kitzbühel Tourist Association. He lived to be exactly 100 years old (born 16th April 1919, died 27th October 2019) and dedicated his entire life to the sport of skiing.

As a thinker and pioneer: a modest man

Karl Koller remained a modest man – striving, disciplined, open – and he had a fine, upstanding character. Furthermore, he was lucky or blessed, depending on your point of view. As he himself said before his 100th birthday: ”I was really, really lucky. For 54 years I was married to my youth love Hilde. And at the age of 80 I got to know Ida.“

Father of the Ski School

Karl Koller definitively is one of the greatest ski pioneers. He revolutionized the profession of ski teacher, redefining it in hard-fought battles between ski teachers and mountain guides. Because until 1950, a ski instructor was only allowed to take his pupils on a downhill run with a trained mountain or ski guide. Furthermore, Karl Koller outfitted his ski teachers in uniform garb for the first time in history: red sweaters, black trousers. The ”red devils“ were born.

Doubtless one of his more important discoveries was that children learn skiing differently than adults. For that reason, he established in 1976 the ”Kollerland Children’s Ski School.“

Die Stars von morgen im Interview

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