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Heimkino ohne nervige Kabel und sichtbare Lautsprecher
by lite-magazin
Effektvolle Heimkino-Sounds oder dynamisches Live-Konzert im Wohnzimmer - ohne sichtbare Lautsprecher. Ja, das funktioniert sehr wohl. Vorausgesetzt, man hat sound- und leistungsstarke Einbau-Lösungen parat, die sich klanglich auch hinter besseren HiFi-Systemen nicht verstecken brauchen. Dali hätte mit seiner Phantom-Serie ein High-Performance-System, das so richtig Spaß macht.
In-Wall-Lautsprecher sind praktisch und platzsparend. Zugleich gelten sie unter HiFi-Enthusiasten aber als klanglich wenig anspruchsvolle Audiolösung. Das hat seinen Grund, zu Anfang wurden viele Modelle von Herstellern angeboten, deren Kern-Kompetenz nicht nicht im Klang lag. Das Potenzial ist allerdings da und die Nachfrage wird immer größer. Den Trend zum unsichtbaren Sound haben inzwischen auch immer mehr HiFi-Marken aufgegriffen. Das Angebot wird größer und die Möglichkeiten umfangreicher. Angefangen beim klassischen Decken- oder Wandlautsprecher hält der Markt heute ganze Paneele, Einbau-Subwoofer und Aktiv-Systeme bereit. Folglich haben die HiFi-Marken inzwischen auch den größten Marktanteil. Das wiederum sorgt dafür, Einbau-Systeme viel besser klingen, als man vielleicht glaubt. Einige von ihnen sogar so gut, dass sie es locker mit klassischen HiFi-Komponenten aufnehmen können. Ein Beispiel dafür wäre Dalis Phantom-Serie, die wir inzwischen mehrfach zu hören bekamen. Zuletzt vor wenigen Tagen im Dali Headquarters in Bensheim ...
Fast überall installierbar
Bevor es an die spezifischen Eigenschaften geht, noch ein kleiner Exkurs zur Installation: Fällt der Begriff „InWall“ oder „In-Ceiling“, denken viele automatisch an immensen Aufwand oder heftige Eingriffe in die Bausubstanz. Diese Angst muss man tatsächlich nicht haben, inzwischen gibt es nämlich jede Menge Möglichkeiten
Lautsprecher in die Wand oder Decke zu bringen. Zum einen bestehen heutzutage ohnehin viele Zwischenwände aus Gipskarton. In der Regel sind das zwei Wände, zwischen denen es einen gedämmten Hohlraum gibt. Hier ließen sich beispielsweise Einbau-Lautsprecher unterbringen. Gleiches gilt für abgehängte Decken, Abkofferungen und zusätzlich eingezogene Trockenbauwände. Letztere sind häufig in Altbauten zu finden, um unebene Wände zu kaschieren oder um gegen zu hohe Decken zu arbeiten. Trifft all das in Ihrem Haus nicht zu, gibt es noch die Möglichkeit selbst Trockenbauwände vor die „echte Wand zu setzen. Hier lassen sich dann zum Beispiel noch ein Regalsystem oder eine indirekte Beleuchtung integrieren.
Großes Setup
Ein „High End-Einbaulautsprecher, der in der Lage ist, das gesamte Frequenzspektrum von tiefsten Bässen bis zu den feinsten Höhen in exzellenter Qualität wiederzugeben“. Mit diesen Worten beschreibt Dali seinen Phantom S-280. Dieser basiert auf einem verwindungssteifen Aluminium-Rahmen, der so konstruiert wurde, dass er sich nahezu bündig in die Wand setzen lässt. Mit 1,53 Mal 0,53 Metern handelt es sich hier um das größte Modell der Phantom-Reihe. Diese Abmessungen sind auch nötig, schließlich wurden hier ingesamt gleich fünf Chassis untergebracht. Oben und unten wären das je ein passiver Tieftöner mit einem Durchmesser von je 250 Millimetern. Weiter zur Mitte hin reihen sich zwei, eigens für die Phantom-Reihe entwickelte, 200er Tiefmitteltöner an. Besonders spannend ist der zentral verortete Hybrid-Hochtöner. Er ist mit einem dynamischen Treiber und einem Bändchen ausgestattet. Ein Aufbau, der einen räumlicheren Klang verspricht und sich in ähnlicher Form bereits in anderen Dali-Serien bewähren konnte.
Lediglich 10 Zentimeter tief
Das alles wohlgemerkt bei einer Einbautiefe von gerade einmal zehn Zentimetern. Der Einbau ist dann Formsache: Ist das Lautsprecherkabel angeschlossen, wird der S-280 einfach in den Wandausschnitt geführt. Die Befestigung erfolgt, wie bei fast allen anderen Modellen auch, mittels drehbarer Klammern. Sie bringen sich automatisch in Position und ziehen sich an die Wand, sobald die vorn sichtbaren Schrauben festgezogen werden. Gehört haben wir den S-280 in Kombination mit dem Center S-180 und zwei deutlich kleineren S-80 im hinteren Bereich. Die zusätzliche Bassunterstützung besorgten zwei Sub K-14F. Alles angetrieben von einem NAD T 778, den wir bereits im Test hatten. Ohne Zuviel vorweg zu nehmen: Wer glaubt, dass Einbaulautsprecher nicht mit klassischen Gehäuse-Schallwandlern mithalten können, der muss sich dieses Setup unbedingt mal anhören. In „Top Gun: Maverick“ schwebt der Sound förmlich im Raum. Die Dalis differenzieren exzellent. Mal fühlt man sich innerhalb der Maschine, mal ausserhalb.
Druck und Dynamik
Ein perfektes Beispiel dafür ist die Passage in der Maverick beweisen will, dass sein Hyperschallflugzeug Mach 10 erreichen kann. Allein der Start der „Darkstar“ sorgt für Gänsehaut. Als der Jet abhebt und das Häuschen am Zaun durch den erzeugten Sog durchgeschüttelt wird, ist die Dynamik auch im Hörraum hör- und spürbar. Der Klang löst sich perfekt von den Lautsprechern und schießt wie eine sich bewegende Soundwall von vorn nach hinten - und absolut synchron mit dem Gezeigten auf dem Bildschirm - durch den Raum. Von nun an ist die Rekordjagd eröffnet. Die „Darkstar“ beschleunigt mühelos. Der Druck wird höher und die Maschine nähert sich der kritischen Marke. Dieses Gefühl macht sich auch beim Zuhörer bemerkbar. Die Maschine klingt laut, feurig und mit jeder Menge Dynamik. Als die Kameraperspektive zwischenzeitlich ins Cockpit wechselt, klingt alles dumpfer – so, als wäre man selbst mit an Bord.
Perfekte Raumkulisse
Die Vibrationen in Mavericks Stimme sind dabei ebenso deutlich wahrnehmbar, wie das Rauschen der Funkverbindung und die bedrohlichen Geräusche des Jets. Inzwischen hat man das Gefühl, dass das Hyperschallflugzeug dem Druck nicht standhalten kann und gleich auseinanderbricht. Je näher dieses der Zielgeschwindigkeit kommt, desto bedrückender wird die Atmosphäre. Der Sound scheint jetzt jeden Winkel des Hörraumes zu beleuchten. Jedes noch so kleine Detail wird fein säuberlich und separat reproduziert. Selbstverständlich zeitlich genau und auch in der erforderlichen Lautstärke. So entsteht ein Klangbild, das realistischer kaum sein könnte. Und das ist auch genau der Punkt, der mich beeindruckt. Es ist nicht nur laut – das könnte ja jeder. Nein, das Gegenteil ist der Fall, denn statt im dumpfen Bassgewitter unterzugehen, finden auch die kleinen Details ihren korrekten Platz. Und was die beiden, äusserlich vergleichsweise „kompakt“ erscheinenden Bassmeister zu leisten imstande sind, das erlebe ich wenige Augenblicke später ...
Musikalische Effekte
Richtig fette, beindruckende und räumlich perfekte Filmtöne beherrscht das Phantom-Set also aus dem Effeff. Aber wie sieht es mit der mehrkanaligen Musikreproduktion aus? Zu diesem Zweck hat der Vorführer ein paar in Atmos abgemischte Stücke vorausgewählt. Ein Beispiel wäre „What They Call Us“ von Fever Ray. Noch nie davon gehört? Dann sollten Sie unbedingt mal reinhören. Schon die ersten, harten Klänge machen Spaß auf mehr. Stimme und Stil erinnern mich etwas an Björk, der Sound ist nur etwas musikalischer. Dabei aber auch klar und dynamisch. Exakt diese Dynamik ist es, die hart durch den Raum knallt. Die Kulisse wirkt, als stünde man in einer alten Industriehalle. Das ist auf die Art der hier eingesetzten Instrumente und dem stilistisch eingesetzten leichten Nachhall zurückzuführen. Über allem schwebt dann die klare, zugleich aber leicht warme Stimme der schwedischen Künstlerin Karin Dreijer. So entsteht ein imposant-dreidimensionales Klangbild. Gradlinig, agil und räumlich.
Mach lauter
Das war schon richtig gut. Noch besser wird es dann im nächsten Titel der gleichen Künstlerin. „Kandy“ stammt ebenfalls vom Album „Radical Romantics“ und der Name ist Programm. Im Song geht es, wie zu erwarten, um Süßigkeiten. Gemäß dem Thema ist auch die Instrumentierung üppiger, wärmer. Hier beeindrucken mich vor allem die Synthie-Einsätze, die nicht aus der Horizontalen, sondern eher von oben zu kommen scheinen. Dazu kommen weitere Effekte, die sich offensichtlich etwas niedriger abspielen. Auch jetzt über allem regierend Karin Dreijers ausdrucksstarke Stimme. Die Dalis unterlegen das mit einem Bass, der knallt, sobald er gefordert ist. Der dann aber auch genauso schnell wieder verschwindet, wie er gekommen ist. Dieser Punch passt zum Song und lässt ihn trotz aller Melancholie lebendig erscheinen. Dabei entsteht ein räumlich realistischer Sound, der einen sofort dazu verleitet, mal lauter zu drehen. Für die Phantoms ist aber auch das erwartungsgemäß absolut kein Problem.
Ab in den Konzertsaal
Da war doch noch was? Ja richtig, ein Audio-Ausschnitt aus dem Film „Tàr“. Also eine Filmszene ohne visuelle Unterstützung. In der gespielten Passage geht es um die Aufführung der „5. Symphonie“, von Mahler. Die tatsächlich in einem Konzertsaal in Deutschland gedrehte Szene, beschreibt die Orchesterprobe, die zwischenzeitlich durch die Chefdirigentin unterbrochen wird. Zuerst spielt die Musik. Auch hier wieder dynamisch, zugleich aber auch sehr fein aufgelöst. Die Musik hallt leicht und füllt den Raum sofort. Das Orchester scheint direkt vor mir zu spielen – groß, mächtig und sauber gestaffelt. Plötzlich unterbricht die Dirigentin. Die Stimme aus der Ferne ist sehr hell, zugleich aber sehr gut verständlich. Und sie ist vom notwenigen Hall umgeben, der sofort verdeutlicht, dass die Szene in einem Konzertsaal stattfindet. Wenige Sekunden darauf erscheint die Stimme fester, voluminöser. Für mich ist klar, offenbar ist die Hauptprotagonistin der Kamera jetzt näher.
Fazit
Von Enthusiasten entwickelt: Was Dali mit der Phantom S-280 geschaffen hat, ist einzigartig. Wer diesen Sound im Blindtest erlebt, wird wohl nie darauf kommen, dass hier Einbaulautsprecher am Werk sind. Die Dalis machen eine breite Bühne, die bei Bedarf auch über die Standorte der Lautsprecher hinausgeht. Filmtonanteile und Musik werden sauber und nachvollziehbar gestaffelt. Ist Dynamik gefordert, bekommt der Zuhörer genau das. Dabei überzeugen die S-280 durch ihr exzellentes Ausschwingverhalten und ihre Geschwindigkeit. Kleine, feinere Details bleiben zugleich niemals auf der Strecke. Im Gegenteil, jede noch so winzige Einzelheit wird sorgfältig reproduziert und an der genau richtigen Stelle ausgelegt. Zur Leichtigkeit im Klang kommt die einfache Installation. All das macht die Phantom S-280 zu einer exzellenten Alternative für alle, die richtig Lust auf hervorragenden Sound im Wohnzimmer oder Heimkino haben, zugleich aber weder Raum investieren möchten, noch Kabel sehen wollen.