Regiozeitung Hope-Emmental 2021

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www.hope-emmental.ch

REGIO-ZEITUNG

EMMENTAL SEITEN 10 –12

BOTSCHAFTER NUMMER 1

SEITEN 4–6

VERMITTLER IN DER KRISE

Nationalratspräsident Andreas Aebi beschwört in der Krise den Zusammenhalt

SEITEN 18 –19

ERMUTIGERIN FÜR VIELE

Skirennfahrer Beat Feuz ist der sympathische Held des Emmentals

iStock

Andrea Nyffenegger fand einen Weg, nach dem frühen Tod ihres Ehemannes wieder aufzustehen

SEITEN 16 –17

SEITE 8 –9

SEITEN 24 –25

EMMENTAL-QUIZ: RÄTSELN & GEWINNEN

CORONA-JAHR MIT CHRISTINE HOFER

KOCHEN MIT FABIAN ZBINDEN


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INSPIRIERENDE BEGEGNUNGEN Das Projekt «Hope Emmental» begann als einfache Idee, Persönlichkeiten aus unserer Region zu porträtieren, die eine Inspiration für ihr Umfeld sind. Manche von ihnen sind prominent, andere nicht. Manche vertrauen bewusst auf einen Gott, andere haben wenig Bezug zu Spiritualität. Aus der Idee wurde in der Zwischenzeit eine Bewegung, die von Jahr zu Jahr dynamischer wird. Bereits haben andere Regionen in der Deutschschweiz Interesse angemeldet, ebenfalls eine «Hope»-Kampagne zu lancieren. Wir sind gespannt, wo die Reise hinführt. Dabei bleibt unsere Idee so simpel, wie bei der ersten «Hope Emmental»-Ausgabe 2019: «Wir lieben es, hoffnungsvollen Menschen zu begegnen und einen Funken des Feuers, das in ihnen brennt, weiterzugeben!» Florian Wüthrich (38)

Projektleiter «Hope Emmental» Redaktionsleiter Livenet & Jesus.ch

Die Person hinter der Leistung kennenlernen!

Es sind Geschichten, die das Leben schreibt, die wir Ihnen auf den nächsten 30 Seiten erzählen dürfen. Im Fokus steht nicht die Leistung der Person, auch wenn sie in vielen Fällen sehr beeindruckend ist. Es geht um die Begegnung! Von welchen Werten lässt sich die Person leiten? Was treibt sie an? Was macht sie traurig oder glücklich? Wenn es uns gelingt, mit den folgenden Lebensberichten Ihr Vertrauen zu stärken, dass auch Sie Hoffnung in Ihr Umfeld bringen können, dann freut uns das sehr!

IMPRESSUM TRÄGERSCHAFT

Andreas Blaser, EGW Hasle-Rüegsau Christian Salvisberg, CBZ Langnau Matthias Stalder, Heilsarmee Huttwil Sämi Truttmann, Pfimi Burgdorf Florian Wüthrich, Verein Livenet Hanspeter Schmutz, EA Oberdiessbach

HERAUSGEBER

Diese Zeitung fürs Emmental und angrenzende Gebiete wurde durch Livenet (www.livenet.ch) in Partnerschaft mit Kirchen realisiert.

REDAKTION

Florian Wüthrich (fw) Hanspeter Schmutz (hps) Manuela Herzog (mhe) Markus Richner-Mai (mrm) Hanna Krückels (hk)

LAYOUT

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65'000

REGIO-ZEITUNG «HOPE» UNTERSTÜTZEN: Verein Livenet, 3013 Bern / IBAN: CH85 0900 0000 3047 0985 7 Werbung

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HOFFNUNGSVOLL VERBUNDEN BLEIBEN

Es ist kein Geheimnis: Menschen mit einem guten sozialen Netzwerk, die auf Unterstützung von Familie, Freunden und Nachbarn zählen können, überwinden schwere Schicksalsschläge leichter, erkranken seltener und werden schneller wieder gesund. Die Stresshormone in ihrem Blut sind reduziert, das Immunsystem ist gesünder. Soziale Beziehungen helfen uns also am besten, Krisen zu überstehen, gesund und leistungsfähig zu bleiben. Nur: Wie diese leben, wenn von ganz oben Abstand angeordnet wird? Welle der Solidarität

Unser Bedürfnis nach glücklichen, starken Beziehungen ist gewachsen, hat das «Hoffnungsbarometer 2021» in einer Umfrage unter rund 7'000 Personen ermittelt. Dazu Studienautor Andreas Krafft: «Zahlreiche Familien und Freunde sind in der Not der ersten Welle enger zusammengerückt, aber

auch mit Nachbarn oder im Quartier sind Menschen untereinander fürsorglicher geworden. Wir konnten eine starke Solidarität mit älteren Menschen, mit Pflegepersonal und von der Krise hart getroffenen Personen beobachten.» Das zeigt, dass viele auf die Hoffnung setzen – oder müsste man sagen setzten? Corona-Müdigkeit

Mit Fortdauer der Krise ändert sich die Stimmung in der Bevölkerung. Eine Umfrage der Forschungsstelle «Sotomo» im Januar 2021 machte klar, dass die Situation stark an der Moral der Menschen in der Schweiz nagt. Immer mehr fürchteten demnach Isolation und Freiheitsverlust. «Sotomo»-Geschäftsleiter und gebürtiger Huttwiler Michael Hermann sprach in der SRF-Newssendung «10vor10» von einer deutlich wahrnehmbaren CoronaMüdigkeit.

Hoffnung versus Angst

Die Umfrage des «Hoffnungsbarometers» datiert vom November 2020, als die zweite Welle Anlauf nahm. Andreas Krafft erklärt: «Die Hoffnung ist in ihren Grundzügen von sozialer Natur. Wenn die Angst hingegen stärker ist als die Zuversicht, verschliessen sich die Menschen. Sie kümmern sich um ihr eigenes Wohl, werden respekt- und rücksichtslos.» Umso wichtiger ist es nun, zuversichtlich und besonnen zu kommunizieren, Mitmenschen und ihre Meinungen stehenzulassen und darauf zu vertrauen, dass unsere Regierung – Menschen wie du und ich mit Gefühlen und Fehlern – es grundsätzlich gut mit uns meint.

«Die Hoffnung ist in ihren Grundzügen von sozialer Natur.» Eindeutig belegt hat die «Hoffnungsbarometer»-Studie den positiven Zusammenhang zwischen Religiosität und Hoffnung. Dazu Andreas Krafft: «Wer regelmässig betet, sich in der Kirche engagiert, im Glauben einen Lebenssinn erkennt und sein Tun danach ausrichtet, der ist hoffnungsvoller als ein Mensch ohne diese Perspektive.» (mhe/fw)

Rebecca Liechti, www.rebeccaliechti.ch

Vielerorts in der Schweiz rückten Familien, Freunde und Nachbarn in der Krise näher zusammen und kümmerten sich umeinander. So war es jedenfalls gemäss dem sogenannten «Hoffnungsbarometer» während des ersten Lockdowns. Wo die Hoffnung stärker ist als die Angst, gehen Menschen fürsorglich miteinander um.

Flugaufnahme der Stadt Burgdorf HOPE EMMENTAL


zvg

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NATIONALRATSPRÄSIDENT AUS ALCHENSTORF

«WIR SOLLTEN ES NICHT VERPASSEN, DAS SCHÖNE ZU SEHEN!»

Im Jahr nach Ausbruch des Coronavirus in unserem Land das Amt des Nationalratspräsidenten zu übernehmen, klingt nach einer gigantischen Verantwortung. Doch Andreas Aebi wirkt nicht wie ein Mann, der eine zentnerschwere Last mit sich herumschleppt. Kein Gehetzter. Kein Gejagter, der kaum noch Augen für einen Sonnenuntergang hat. Ganz im Gegenteil. Florian Wüthrich traf ihn in seiner Wohnstube in Alchenstorf zum Gespräch. Es sind ein paar Jahre vergangen, seit wir uns zuletzt gesehen haben. 2013, als Andreas Aebi als OK-Präsident des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Burgdorf amtete, hatte ich ihn als Sportreporter des Lokalradios neo1 oft vor dem Mikrofon. Schon damals beeindruckte mich diese stoische Ruhe, mit der er das 240-köpfige Organisationskomitee leitete. Das «Eidgenössische» gilt als das grösste wiederHOPE EMMENTAL

kehrende Sportereignis und ist mit einem Budget von 25 Millionen Franken eines der grössten Volksfeste der Schweiz. Es lockte 300'000 Besucher nach Burgdorf. Militär als erste Lebensschule

Verantwortung zu übernehmen ist für Res Aebi, wie er im Emmental genannt wird, heute etwas vom Natürlichsten. «Vielleicht habe ich das vom Militär, dass ich gelernt

habe, mit unterschiedlichsten Herausforderungen umzugehen», sinniert Aebi. Er habe das grosse Privileg gehabt, bereits mit 24 Jahren eine Kompanie mit 160 Rekruten zu führen. Da es in den 80er-Jahren noch keine Handys gab, lief der Kontakt zur Aussenwelt während der RS auch über das Büro des Kompaniekommandanten. «Dort lernte ich, mit schwierigsten Situationen umzugehen», sagt Aebi


5 rückblickend. «Am schlimmsten war, als ich einem jungen Mann beibringen musste, dass sein Bruder bei einem Motorradunfall ums Leben kam.» Am Ende seiner militärischen Karriere führte der heute 62-jährige Emmentaler ein Infanteriebataillon mit 820 Militärangehörigen.

«Im Militär lernte ich, mit den schwierigsten Situationen umzugehen.» Mitten in der Coronakrise zum höchsten Schweizer gewählt zu werden, sei aber schon eine grosse Sache, gibt er zu. Schon in seiner Antrittsrede betonte Aebi die besonderen Rahmenbedingungen: «Die Coronakrise lehrt uns, in der Parlamentsführung situativ zu reagieren, umzudisponieren und neue Wege zu gehen». Er nahm sein Amtsjahr unter dem Motto «Zusammenhalt, Zuversicht und Zufriedenheit» in Angriff. Es sei die Zeit des Verzichts und der Solidarität und nicht die Zeit des Vergnügens und der Zerstreuung, mahnte Aebi. Er gedachte jener, die in der Pandemie geliebte Mitmenschen verloren haben, und der Menschen, die Angst um ihre Arbeitsstelle haben. «Ich wünsche allen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes Lichtblicke und Zufriedenheit im Zusammensein mit Familie und Freunden. Das gemeinsame Lachen, aber auch die gemeinsame Trauer, wenn es die Umstände bringen, sollen ihren Platz haben.»

Beweis stellen kann (die NZZ bezeichnete ihn 2012 als «Verkäufer mit sozialer Ader»). Das sind noch lange nicht alle Interessenfelder, in denen sich Andreas Aebi wohl fühlt. Die Familie Aebi ist Inhaberin eines Reisebüros. Auch da komme ihm sein Menschen- und Namensgedächtnis zugute: «Wenn mir jemand von unseren rund 1'300 Reiseleuten erzählt, er habe bald eine Hüftoperation, dann vergesse ich das nicht und kann die Person bei der nächsten Reise darauf ansprechen, wie es denn heute mit der Hüfte gehe.» Auch bei seiner Tätigkeit im Bundeshaus stünden Personen, mit denen er gerade im Gespräch sei, an erster Stelle. Das Parteipolitische sei in diesem Moment zweitrangig. Es gehe immer darum, die Menschen ernst zu nehmen. Vielleicht war diese menschliche Art ausschlaggebend dafür, weshalb der SVP-Politiker mit dem Glanzresultat von 178 von 183 gültigen Stimmen zum Nationalratspräsidenten gewählt wurde. Das ganzheitliche Denken, das den einzelnen Menschen und die Natur wahrnimmt, versuche er auch seinen drei Kindern und den Lehrlingen auf dem Bauernhof weiterzugeben. So könne es durchaus vorkommen, dass ihm ein Lehrling mitten in einer Parlamentssitzung oder während einer Reise ein Foto schicke von der ersten Rauchschwalbe, die sich im Bauernhof eingenistet hat. «Das

ist jedes Jahr ein Highlight!», strahlt der begeisterte Ornithologe, der auch das Vogeldorf Alchenstorf initiiert hat. Und wenn ein Lehrling oder seine Frau anrufe, habe das immer oberste Priorität. Von ihnen lasse er sich sogar in einem Gespräch mit einem Bundesrat unterbrechen.

«Es geht viel verloren, wenn der wichtige Blickkontakt und die gemeinsamen Erlebnisse fehlen.» Wenn der höchste Schweizer persönlich anruft

Diese Gelassenheit lässt sich Andreas Aebi auch von erzürnten Bürgerinnen und Bürgern nicht nehmen. Aktuell bekomme er zahlreiche Beschwerdemails und -briefe von Leuten, die frustriert seien über den Umgang des Bundesrats und des Parlaments mit den Coronamassnahmen. Auf einige dieser Zuschriften reagiere er persönlich – am liebsten gleich mit einem Anruf. «Die meisten sind geschockt, wenn sie merken, dass sie mit dem Nationalratspräsidenten verbunden sind. Oft geben sich die Leute plötzlich ganz anders, wenn man mit ihnen spricht, ihnen zuhört und ihr Anliegen ernst nimmt.» Das direkte Gespräch sei immer noch der beste Weg, etwas zu klären, ist Aebi überzeugt. Manchmal könne er ▶

«Ein Gespräch mit einem Älpler kann genauso spannend sein wie jenes mit dem Aussenminister von Indien. Begegnungen gehen mir oft nahe.» Sein grosses Glück und wohl auch ein Schlüssel, warum er im Leben so viele schöne Aufgaben übernehmen durfte, sei sein gutes Einfühlungsvermögen. «Ich habe generell Menschen gern – egal ob jung, alt, gebildet oder weniger gebildet. Ein Gespräch mit einem Älpler kann genauso spannend sein wie jenes mit dem Aussenminister von Indien. Begegnungen gehen mir oft nahe.» Alles, was er mache, habe mit Leuten zu tun, sei es auf dem Bauernbetrieb, wo er im Laufe der Zeit 60 Lehrlinge ausbilden konnte, sei es als Politiker, wo er als Mitglied der aussenpolitischen Kommission zahlreiche internationale Kontakte pflegt, sei es als Auktionator, wo er mit vielen Viehzüchtern zu tun hat und sein Flair als Verkäufer unter

Andreas Aebi ist vielseitig interessiert: Eine seiner Leidenschaften gilt den Vögeln.

Livenet

Der Mensch im Zentrum

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6 auch direkt bei der Lösung eines Problems behilflich sein. «Kürzlich hat eine Frau, die in der Pflege tätig ist, alarmierend geschrieben, sie bekomme keine Impfung, obwohl sie eine Risikopatientin sei. Wir haben dann telefoniert und ich empfahl ihr, dem Verwaltungsratspräsidenten des Spitals, in dem sie arbeitet, eine E-Mail zu schreiben und mir eine Kopie zukommen zu lassen. Danach kam diese Sache in Bewegung.»

Unser Interview in Aebis Stube fand am 19. Januar 2021 statt. Nachmittags kurz nach 16 Uhr nahm ich am Stubentisch Platz. Beim ersten Blick auf die Uhr war es schon fast 17.30 Uhr. Thea Aebi, seit 37 Jahren die Frau an Res Aebis Seite, begann gerade mit der Zubereitung eines Apfelkuchens. Sie lud mich spontan ein, doch gleich zum Abendessen zu bleiben. «Den Apfelkuchen meiner Frau musst du unbedingt probieren», warf

fühle, wenn er eine neue Vogelart wie zum Beispiel während des Lockdowns 2020 den Neuntöter aufstöbere. Diese Lebensfreude zu entdecken, sei das Wichtigste im Leben. Auch der Glaube sei für ihn eine Quelle von Freude. «Zu wissen, dass ich unter diesem Schutz stehe, gibt mir eine gewisse Geborgenheit. Ich bete auch jeden Tag vor dem Einschlafen, wie dies schon meine Eltern getan haben.» Er sei dankbar, eine Frau an seiner Seite zu haben, die das auch immer hoch priorisiert habe. Obwohl sie aus einer traditionellen katholischen Familie stamme und er ein Protestant sei, funktioniere es sehr gut. Wenn es um die tätige Nächstenliebe im Alltag gehe, sei ihm seine Frau ein Vorbild. Sie sei es, die während des Lockdowns einem Nachbarn, der IV bezieht, das Mittagessen vorbeigebracht habe. Und sie sei es auch, die ihn jeweils herausfordere, auf Menschen zuzugehen, die einen Schicksalsschlag erlitten haben. «Es braucht sehr viel Überwindung, zu einer Frau zu gehen, deren Mann sich einige Stunden zuvor das Leben genommen hat. Da benötige ich manchmal von meiner Frau den sanften Druck, mich den Situationen zu stellen. Auf diese Art miteinander das Leben zu teilen, ist zwar anstrengend, aber es gibt einem auch viel zurück.»

Seit 37 Jahren ein starkes Team: Andreas und Thea Aebi-Keller.

Livenet

Hoffnung bleibt

Die Distanz sieht Andreas Aebi als grosse Belastung in der Pandemie. «Man wird sich fremder», beobachtet er. Dies sei sowohl in der hohen Politik wie auch im Dorfverein der Fall. «Die internationalen Beziehungen leiden durch die Reisebeschränkungen, wie wir zuletzt bei Weissrussland oder China gemerkt haben. Es geht viel verloren, wenn der wichtige Blickkontakt und die gemeinsamen Erlebnisse fehlen. Neulich sagte mir ein 24-jähriger Mann bedrückt, seine Hornussergesellschaft sei am Auseinanderfallen.»

Res Aebi ein. «Vorher müssen wir aber noch kurz auf die Terrasse… Schau mal das schöne Abendrot!» Ein paar Exkurse in die Ornithologie später war der Apfelkuchen bereit. Das Gespräch ging in eine persönliche, philosophische Schlussrunde…

Auch die Entfremdung zwischen Stadt und Land verschärfe sich zusätzlich. Deshalb wolle er in seinem Präsidialjahr in Zusammenarbeit mit den kantonalen Erziehungsdirektionen und Emmental Tourismus ein neues Programm lancieren, um Schulklassen von der Stadt aufs Land und vom Land in die Stadt zu bringen.

Lebensfreude entdecken

HOPE EMMENTAL

«Durch den Lockdown haben wir vielleicht gelernt, die Welt mit anderen Augen anzuschauen.» «Wir sollten nicht verpassen, das Schöne zu sehen!» Diese Überzeugung, die kleinen Dinge wahrzunehmen, schimmert während des ganzen Gesprächs immer wieder durch. «Durch den Lockdown haben wir vielleicht gelernt, die Welt mit anderen Augen anzuschauen.» Er habe bereits grosse Glücksge-

Die hohe Sicherheit und der Wohlstand hätten uns Schweizer womöglich etwas träge gemacht, schlussfolgert Aebi: «Wenn man die vollen Regale in den Läden sieht und jeden Tag eine warme Wohnung hat, erkennt man den Wert all dieser Dinge oft gar nicht mehr. Man vermisst sie erst, wenn man sie nicht mehr hat.» Er hoffe, dass die Schweizerinnen und Schweizer durch die Krise ein neues Bewusstsein für Dankbarkeit bekommen. Als ehemaliger Präsident der Schweizerischen Viehzuchtverbände musste er sich oft mit Seuchen befassen. Nirgends gebe es so viele Viren, wie in der Rindviehzucht. «Doch glücklicherweise gibt es Impfungen gegen diese Viren.» So ist er auch mit Covid-19 zuversichtlich, dass es mit der Wärme im Sommer besser wird. (fw/mhe)

Ein Herzensprojekt von Andreas Aebi: DAS VOGELDORF ALCHENSTORF

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8 Hier gibt es eine aromatische Tasse Kaffee. Der angenehme Rahmen hilft, auch schwierige Themen anzusprechen. Die 50-Jährige gehört zu den Frauen, die sich in der Krise in einer Leitungsposition bewähren mussten. «Hope Emmental»: Seit rund einem Jahr befinden wir uns wegen der Corona-Pandemie in einem Ausnahmezustand. Wie hat Grosshöchstetten die Krise bisher gemeistert?

Christine Hofer: «Grundsätzlich hat Grosshöchstetten die Pandemie sehr gut gemeistert. Für Coiffeur-, Restaurantbetriebe und weitere Geschäfte, die im Frühling 2020 schliessen mussten, war das natürlich ein ganz hartes Jahr. Und die Einschränkungen dauern ja immer noch an. Im März 2020 verschickten wir ein Flugblatt und erklärten der Bevölkerung sämtliche Einschränkungen. Das wurde wohlwollend aufgenommen. Unser höchstes Ziel war, die Menschen zu schützen. Die Bevölkerung hat das verstanden und sehr gut mitgemacht.»

CHRISTINE HOFER, GROSSHÖCHSTETTEN

EINE GEMEINDEPRÄSIDENTIN MITTEN IN DER CORONA-KRISE Sie erwartet mich coronakonform maskiert vor dem Gemeindehaus, einem sorgfältig sanierten Bauernhaus aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Christine Hofer, die Gemeindepräsidentin des Emmentaler Dorfes Grosshöchstetten mit rund 4'200 Einwohnerinnen und Einwohnern. Dann leitet sie mich weiter zu einem nächsten historischen Gebäude mit dem Sitzungszimmer des Gemeinderates.

HOPE EMMENTAL

Als Gemeindepräsidentin stand Christine Hofer plötzlich mit zwei Mitgliedern der Gemeindeverwaltung an der Spitze eines Gemeindeführungsorgans und musste Dinge entscheiden, die in keinem Drehbuch festgelegt waren. «Wir mussten versuchen, die Massnahmen des Bundesrates und des Regierungsrates möglichst gut auf die Gemeinde anzuwenden. Ich habe die Medienkonferenzen sehr genau verfolgt, druckte regelmässig die neusten kantonalen Verordnungen von der Website aus und strich mir an, was für Grosshöchstetten wichtig war.»

«Ich würde nicht so weit gehen, von einer Entfremdung zu sprechen. Aber das gesellschaftliche Leben, die gemeinsamen Anlässe, fehlen den Menschen im Dorf.» Manchmal sei es nur schon eine Herausforderung gewesen, die richtigen Verordnungen und die jeweiligen Anpassungen zu finden. Nach der ersten Welle habe sie den Regierungsstatthalter deshalb in einem Gespräch darauf hingewiesen, dass die Gemeinden die nötigen Informationen möglichst rasch erhalten sollten. Er sei sofort darauf eingegangen und habe von da an alles, was er vom Kanton erhielt, umgehend weitergeleitet.


9 Was waren in dieser Zeit Ihre grössten Herausforderungen?

Christine Hofer: «Ich musste – auch ohne Rücksprache mit dem Gemeinderat – finanzielle Entscheide treffen, für die ich im Normalfall gar nicht die Kompetenz gehabt hätte. Etwa das Schliessen des Entsorgungshofes. Für unsere Bevölkerung ein Ort, an dem man sich gerne zu einem Schwatz trifft. Diese Möglichkeit zu kappen, war hart. Da gab es dann Rückmeldungen wie: ‹Wir hatten jetzt Zeit, den Keller aufzuräumen. Jetzt möchten wir diese Sachen entsorgen.› Wenn wir den Entsorgungshof wieder geöffnet hätten, wäre das nur mit einem teuren Schutzkonzept möglich gewesen. Es war anspruchsvoll, den richtigen Zeitpunkt für Massnahmen herauszuspüren. Ab wann sollte die Gemeindeverwaltung geschlossen oder die Öffnungszeit der Bibliothek beschränkt werden? Und es war schwierig, das ‹Bleiben Sie zuhause› für die über 65-Jährigen in unserm Dorf umsetzen. Da hörte ich dann Rückmeldungen, dass ältere Menschen immer noch im Coop anzutreffen seien, verbunden mit dem Unterton: ‹Machen Sie etwas, Frau Hofer›.» Für sie sei das Einkaufen aber eine Frage der Selbstverantwortung gewesen. Die Gemeinde stellte dann an den entsprechenden Orten Plakate auf, mit der Aufforderung, die Regeln zu beachten und verbunden mit einem Hinweis auf das Angebot der Kirchgemeinde, per App Einkaufswünsche zu äussern oder Hilfe anzubieten. Nationalratspräsident Andreas Aebi vermutet in dieser Zeitung, dass es wegen der Distanzregeln zu einer Entfremdung kommen könnte, weil die gemeinsamen Erlebnisse fehlen. Stimmen Sie ihm zu?

«Ich würde nicht so weit gehen, von einer Entfremdung zu sprechen. Aber das gesellschaftliche Leben, die gemeinsamen Anlässe, fehlen den Menschen im Dorf. Viele fanden andere Gefässe, um etwa familiäre Beziehungen zu pflegen: FaceTime, Skype oder regelmässige Telefongespräche. Die Überschaubarkeit eines Dorfes hat in einer solchen Situation Vorteile. Man kennt einander und ist auch mal bereit, bei einem Problem den Nachbarn um Hilfe zu bitten. Wir haben uns nicht entfremdet, aber es ging etwas verloren.» Dass die Corona-Zeit die Einstellungen der Bevölkerung nachhaltig verändern wird, glaubt sie nicht. Man werde es aber wieder mehr geniessen, dass man den Geburtstag in einer grossen Runde feiern und einander wieder an einem Dorffest treffen kann. Es sei schon erstaunlich, wieviele Leute in

dieser Zeit die Schweiz entdeckt hätten. Es sei aber nicht zu erwarten, dass man in Zukunft weniger ins Ausland reisen werde, glaubt Hofer. «Wir Schweizer leben auf kleinem Raum, uns zieht es deshalb auch an unbekannte Orte oder ans Meer.» «Never waste a good crisis», soll Winston Churchill einmal gesagt haben. Das bedeutet frei übersetzt, man soll niemals eine gute Krise verschwenden, weil sie Chancen für Neues bietet. Wo sehen Sie die Chancen?

«Was auch immer passiert, dieser Vater im Himmel hat mich bedingungslos gern. Was auch immer ich tue, er steht zu mir und ich kann mich auf ihn verlassen.» «Wir sollten die Offenheit für Neues, unsere Flexibilität und Kreativität in die Zeit nach Corona mitnehmen. Und neue Arbeitsmodelle ausprobieren: zum Beispiel zwei Tage zuhause im Home-Office und die übrige Zeit im Büro. Gastrobetriebe, die bisher nur auf die Leute vor Ort gesetzt haben, könnten ihr Angebot mit einem Take-Away verbinden oder regelmässig eine Kantine beliefern. So könnte man den Lebensunterhalt etwas breiter abstützen.»

ZUR PERSON

«Kontaktfreudig, immer gut gelaunt und vielseitig interessiert.» Mit diesen drei Wörtern beschreibt sich Christine Hofer (50). Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Gelernt hat sie Koch und wurde nach der Geburt des ältesten Sohnes zur Familienfrau. Später stieg sie in die Politik ein, zuerst als Gemeinderätin im Bereich Bildung und heute im vierten Jahr als Gemeindepräsidentin.

«Was auch immer passiert, dieser Vater im Himmel hat mich bedingungslos gern. Was immer ich auch tue, er steht zu mir und ich kann mich auf ihn verlassen.»

Daneben bleibt Zeit für das Skifahren, Wandern und Joggen und das Geniessen der Natur. Hie und da reicht es auch dafür, neben Dossiers auch mal ein Buch zu lesen. Nach einem anstrengenden Tag entspannt sie sich am liebsten bei einer guten Tasse Kaffee. Sie schätzt es, wenn sich ihr Mann dazusetzt und beide über den Tag austauschen können.

Das habe ihr auch beim Fällen von Entscheidungen geholfen, die manchmal auch unpopulär waren. Wenn sie den Eindruck habe, dass sie etwas intensiv mit Gott bereden sollte, suche sie ihren Lieblingsplatz auf: ein Bänkli oberhalb des Dorfes.

Zu den Lieblingsapps von Christine Hofer gehört nach wie vor WhatsApp. Auch auf ihre Bibel-App möchte sie nicht verzichten. Hier kann sie ermutigende Verse lesen, auch wenn sie gerade keinen Internet-Empfang hat.

«Von dort aus hat man einen schönen Blick über das Dorf. Ich habe an diesem Platz immer wieder ganz tiefe Momente mit Gott erlebt.» (hps)

Das Mutigste, das sie jemals getan hat, war ein Tandem-Absprung! Das habe sie mit 22 Jahren enorm viel Überwindung gekostet. «Ich würde es wieder tun», verrät uns die quirlige Gemeindepräsidentin.

Christine Hofer hat in der Krise erlebt, wie ihr der christliche Glaube Halt gab. Für sie sei es gerade in dieser Krisenzeit wichtig gewesen, zu wissen:

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ZUR

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PERSON

Beat Feuz (34) lebt mit seiner Freundin, der ehemaligen österreichischen Skirennfahrerin Katrin Triendl, in Oberperfuss bei Innsbruck. Feuz und Triendl wurden Ende Juni 2018 Eltern einer Tochter.

GRÖSSTE ERFOLGE WELTCUP

Fotos: Adrian Bretscher

Gesamtsieger Abfahrtsweltcup in den Jahren 2017/18 & 2018/19 & 2019/20 & 2020/21 52 Weltcup-Podestplätze, davon 15 Siege. 34 weitere Top-10 Platzierungen WELTMEISTERSCHAFTEN

Gold in der Abfahrt, St. Moritz 2016/17 Bronze in der Abfahrt, Cortina d'Ampezzo 2020/21 Bronze in der Abfahrt, Vail Beaver Creek 2014/15 OLYMPISCHE SPIELE

Silber im Super G 2017/18 (PyeongChang) Bronze in der Abfahrt 2017/18 (PyeongChang)

LESER Drei Fragen aus der Bevölkerung an den «Kugelblitz» aus dem Schangnau FRAGEN «Hope Emmental» hat per Facebook einige Fragen erhalten. Drei davon beantwortet Beat Feuz hier: Welche Gedanken gehen dir während einer Fahrt durch den Kopf?

Die besten Fahrten sind die, bei denen man an nichts denkt.

Wie sehr nehmen dich Stürze deiner Teamkollegen mit und wie verarbeitest du diese?

Klar beschäftigen mich schwere Stürze

von anderen Athleten, aber es ist uns allen bewusst, dass wir einen nicht ganz ungefährlichen Beruf ausüben. Deshalb ist es wichtig, den Fokus rasch auf das eigene Rennen zu richten, um mögliche Fahrfehler und daraus folgende Stürze zu vermeiden. Fühlst du dich in der Rolle eines Mentors für jüngere Skifahrer?

die Geschichte mit meiner Verletzung und wie ich mich zurückgekämpft habe, kann eine Inspiration für junge Athleten sein. Ich erinnere mich, wie es damals bei mir als junger Athlet war. Da habe ich ebenfalls zu den Routinierten aufgeblickt und versucht, ihnen Sachen abzuschauen. Heute macht es mich natürlich stolz, wenn mir jemand nacheifert.

Ich bin sicher einer, der nicht mit dem Strom schwimmt oder eine langweilige Sportlerkarriere hingelegt hat. Gerade

Das Zoom-Interview mit Beat Feuz in ganzer Länge auf www.hope-emmental.ch HOPE EMMENTAL


11 SKIRENNFAHRER BEAT FEUZ

DIE FREUDE HAT VORFAHRT

Adrian Bretscher

Mit seinen grandiosen Erfolgen wie zuletzt dem Doppelsieg auf der «Streif» in Kitzbühel ist Beat Feuz einer der stärksten Botschafter des Emmentals. Der 34-jährige Schangnauer wird nicht nur als Sportler sehr bewundert, er ist durch seine bodenständige Art auch ein Sympathieträger. Welche Werte sind ihm als Mensch wichtig? Was zählt für ihn im Leben?

«Hope Emmental» erreichte Beat Feuz nach einem Training auf der Lenzerheide am 24. Februar 2021. Für ihn galt es nach der Ski-WM in Cortina d'Ampezzo, an der er Bronze in der Abfahrt gewann, die letzten Weltcuprennen in Angriff zu nehmen. Im Kampf um die kleine Kristallkugel im Abfahrts-Weltcup lag er zu diesem Zeitpunkt 48 Punkte vor seinem ersten Verfolger Matthias Mayer aus Österreich. Da sich Redaktor Florian Wüthrich und Beat Feuz bereits persönlich kennen, fand das Interview per Du statt.

Hope Emmental: Beat, wie sehr ist dir bewusst, dass du ein Botschafter für das Emmental bist?

Natürlich ist mir das in den letzten Jahren bewusst geworden. In den Zeitungsberichten wird ab und zu vom «Emmentaler» oder «Schangnauer» geschrieben. Ich kenne jede Ecke in diesem Gebiet Schangnau-Kemmeriboden und geniesse es, wenn ich irgendwo an der Emme sein kann. Das ist einfach Heimat für mich und ich fühle mich sehr verbunden mit dieser Region.

Die Schweizer Illustrierte betitelte dich nach dem Doppelsieg in Kitzbühel als «König der Bodenhaftung». Damit ist nicht nur dein fahrerisches Können gemeint, sondern auch dein natürliches Auftreten. Wie kommt es, dass du immer so ruhig wirkst?

Ich versuche einfach, auf und neben der Skipiste mich selbst zu sein, so wie ich aufgewachsen bin und mich wohl fühle. Für mich gibt es nicht nur das Skifahren, sondern noch viel rundherum, in erster

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12 Linie meine Familie mit meiner Freundin und der kleinen Tochter. Aber auch das Skifahren und die Kollegschaften in dieser Szene sind mir wichtig. So versuche ich, mir selbst treu zu bleiben, unabhängig davon, was ich im Sport erreiche.

«Wenn ich heute mein Palmares anschaue, macht mich das sprachlos.» Welche Werte wurden bei der Familie Feuz schon immer hochgehalten?

Ich glaube, vor allem das Bodenständige. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, hatte während der Schulzeit meine Kollegen, mit denen ich mich heute noch treffe, wenn ich im Emmental bin. Auf dem Land ist alles weniger schnelllebig. In einer Stadt kennt man die Nachbarn zwei Häuser weitergar nicht mehr. Das ist im Schangnau anders; dort ist alles etwas gemütlicher. Das gefällt mir. Wie oft kommt es tatsächlich vor, dass du deine «alten» Freunde aus der Heimat triffst?

Aktuell ist es schwierig, dass man sich trifft, weil alles mit Risiken verbunden ist. Deswegen bin ich auch allein im Hotelzimmer hier in der Lenzerheide. Aber falls möglich trommle ich immer meine obligaten Freunde zusammen, wenn ich im Emmental bin. Das fühlt sich stets so an, als hätten wir uns gestern erst gesehen. In einem Interview Anfang 2021 hast du über den Start deiner WeltcupKarriere vor 15 Jahren gesprochen. Da hast du dich selbst als «Lausbub, der das Leben geniesst und es lustig haben will» bezeichnet. Hat sich diese Lebenseinstellung in der Zwischenzeit verändert?

Rein von der Lebenseinstellung hat sich nicht viel verändert. Skifahren ist nach wie vor mein Beruf, es muss sich aber nicht alles darum drehen. Früher war es der Lausbub, der gerne andere Sachen ausprobiert hat, heute zählt neben der Skipiste meine Familie. Auch in der Familie darf der Spassfaktor nicht zu klein sein – und das ist er bei uns definitiv nicht! Da kommt dieser «Lausbub» noch immer zum Vorschein. Inwiefern hat dich die Geburt deiner Tochter Clea verändert?

Als Vater hat sich auf jeden Fall meine Einstellung zum Ganzen verändert. Ich bin froh um jeden Tag, den ich zu Hause verHOPE EMMENTAL

bringen kann. Es ist einfach genial zu sehen, wie ein kleiner Mensch grösser wird und als Familie zusammen das Leben zu gestalten. Das war auch der positive Aspekt an der Zwangspause im Frühling 2020 durch den Lockdown. Ich war in den letzten Jahren nie drei bis vier Monate am Stück zu Hause. So gesehen habe ich diese Zeit sehr genossen. Du lebst im Moment mit deiner Freundin und deiner Tochter im Tirol. Kannst du dir vorstellen, später wieder mal ins Schangnau zurückzukehren?

Sag niemals nie, aber momentan gefällt es uns sehr gut in Österreich. Der Präsident des österreichischen Skiverbands wollte dich neulich von einem Nationenwechsel zu Österreich überzeugen, was du Gott sei Dank ausgeschlagen hast …

Ja, das war eine lustige Anekdote. Er schlug dies tatsächlich so vor, aber ich kenne ihn gut und weiss, wie das gemeint war. So lehnte ich dankend ab und schickte noch einen lustigen Spruch zurück an Peter Schröcksnadel. Dass die Österreicher dich gerne aufnehmen würden, kann man gut nachvollziehen. Du hast als Skirennfahrer an mehr als 50 Weltcuprennen einen Podestplatz erreicht, dazu kommen Medaillen an Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen. Mit welchen Gefühlen blickst du auf deine Karriere zurück?

Wenn ich heute mein Palmares anschaue, macht mich das sprachlos. Das ist viel mehr, als ich mir je erträumt hatte. Ich hatte einige Verletzungsgeschichten, die mich zurückwarfen. Als die Knieprobleme 2012 schlimmer wurden und auch eine Infektion dazu kam, fürchtete ich schon, nie mehr Ski fahren zu können. Zu diesem Zeitpunkt traute man mir nicht mehr viel zu – und auch ich hatte meine Zweifel.

«ok, das war’s dann». Die letzten Jahre haben mir am Schluss recht gegeben. Es war gut, dass ich es versucht und weitergekämpft habe. Wie steht es jetzt damit, neue Ziele zu setzen und Motivation zu finden, dranzubleiben?

Dranbleiben will man automatisch. Von den sportlichen Zielsetzungen bin ich weggekommen, das gebe ich ehrlich zu. Ich starte nicht in eine Saison und will dies und jenes erreichen, oder Ende Saison die Nummer 1 sein. Wenn es gut läuft, ergibt sich das, und sonst eben nicht. Ich fahre gern Ski. Ich fahre gern Rennen. Ich möchte das Adrenalin am Start spüren, wenn ich mich mit den anderen messe. Darum geht es mir, um die Freude am Skifahren. Ich möchte mich nicht auf irgendetwas versteifen. Diese Einstellung erinnert stark an Roger Federer, den wohl stärksten Botschafter unseres Landes. Er ist auch eine Inspiration für viele Menschen – gerade auch durch sein Comeback nach der langen Verletzungspause, als er 2018 direkt die Australien Open gewann …

Genau, da gibt’s gewisse Parallelen. Ich glaube, wenn man immer nur zuoberst ist, werden die Erfolge irgendwann selbstverständlich. Roger Federer ist hier das Paradebeispiel. In der Schweiz wusste man seine Erfolge nicht immer zu schätzen. Der richtige Hype kam erst, als er weg vom Fenster war und dann zurückkam und gleich gewann. Er war schon vorher fast ein Gott, aber seit diesem thront er ganz oben in der Sportwelt.

«Auch in der Familie darf der Spassfaktor nicht zu klein sein – und das ist er bei uns definitiv nicht! »

Was hat dich in diesen Momenten stark gemacht?

Blicken wir in die Zukunft: Was sollte erfüllt sein, damit du glücklich und zufrieden bist im Leben?

Da gehört vieles dazu. Ich hatte in dem Moment das Gefühl, es sollte doch noch irgendetwas möglich sein. Irgendwie hatte ich noch nicht abgeschlossen mit meiner Karriere und wollte nicht einfach aufgeben. Hinzu kam, dass ich die richtigen Leute um mich hatte, die mir Mut machten. Ich sagte mir, wenn es nach zwei oder drei Jahren nicht funktioniert, dann musst du einsehen

Mit dem Skifahren kann es noch ein bis drei Jahre dauern oder bald zu Ende sein. Das weiss ich selbst nicht. Was nach der Karriere kommt, kann ich auch noch nicht sagen. Auf jeden Fall soll es etwas sein, das mir Spass macht. Auf der Hand liegt, dass es mit Sport oder sogar Skisport zu tun haben könnte; damit kenne ich mich bestens aus. (fw)


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14 HOFFNUNG IN DER KRISE #1

MUT FASSEN UND LOSLASSEN Über vier Generationen war die Tschamerie 34 in Hasle b. Burgdorf eine Töpferei. 2012 haben Markus und Evelyne Aebi Mut gefasst und den Familienbetrieb in ein stilvolles Land-Café mit Geschenkboutique und Mini-Hotel umgewandelt. Wie gehen sie mit dem erzwungenen Stillstand durch die Coronakrise um? Markus und Evelyne Aebi, wenn ihr euch an das Frühjahr 2020 erinnert, welche Gefühle und Gedanken steigen in euch auf?

Die Ankündigung des ersten Lockdowns im März 2020 war ein grosser Schock für uns! Man verabschiedet seine letzten Gäste, räumt alles auf, löscht das Licht – und wälzt viele Fragen… Wir hatten schon ein mulmiges Gefühl, was unsere Zukunft betrifft. Niemand konnte wissen und abschätzen, wie sich die Lage entwickeln würde.

Wie seid ihr mit der freien Zeit und Ungewissheit umgegangen?

Wir haben lange Gespräche miteinander geführt und sind häufig spazieren gegangen. Es kam nicht drauf an, ob wir eine oder drei Stunden im Wald waren; das hat gutgetan. Wir haben auch viel gelesen. Als wir eines Abends in der Bibel lasen, stiessen wir auf die Passage in Zefanja, Kapitel 3, Vers 17. Dort steht: «Ich bin der Herr, euer Gott, ich bin in eurer Mitte, ich bin stark und ich helfe euch.» Das schlug in meinem (Evelynes) Herzen ein wie eine Bombe. Diese klare Zu-

sage holte mich aus meinem Loch heraus. Ich hatte wieder Perspektive, konnte Hoffnung schöpfen und neue Kraft. Wir wussten beide, mit Gottes Hilfe würden wir es schaffen. Welchen Verlauf nahm das Jahr und was hat euch gefreut?

Nach dem Lockdown waren viele Gäste verunsichert, der Betrieb kam nur langsam in die Gänge. Aber wir hatten einen guten Sommer und dafür sind wir sehr dankbar. Als die Fallzahlen im Herbst wieder stiegen, stand unser Hauptgeschäft auf dem Spiel: die Winter- und Weihnachtsaison mit Märkten und Messen. Tatsächlich wurde alles abgesagt. Der zweite Lockdown hat mir (Markus) mehr zu schaffen gemacht. Viele Betriebe in eurer Branche fühlen sich ungerecht behandelt. Habt ihr keine Wolle im Bauch?

Sicher, man fühlt sich machtlos und durch die Beschlüsse der Regierung hin- und her «gespickt» wie ein Pingpongball. Wir hatten wie viele andere Gastronomen alle Regelungen befolgt und in Schutzkonzepte investiert. Entsprechend hart war es, die erneute Schliessung für Gastrobetriebe zu akzeptieren. Aber wir sind positive Menschen, versuchen, stets das Gute zu sehen. Wir erleben auch eine grosse Wertschätzung unserer Kunden. Vieles sind ältere Personen, die das Café sehr vermissen. Wir führen mit zahlreichen Menschen sehr persönliche Gespräche. Wir sind auch dankbar, verschiedene Standbeine zu haben. Die Hotelübernachtungen waren über den Winter sehr gut gebucht. Die wärmere Jahreszeit hat begonnen, die Erfahrung vom letzten Jahr zeigt, dass sich die Lage entspannen könnte. Euer Rück- und Ausblick?

Name: Alter:

Markus & Evelyne Aebi 60 & 54 Jahre

Familie: verheiratet, zwei Kinder Wohnort: Hasle b. Burgdorf HOPE EMMENTAL

Krisen gehören zum Leben, sie können auch ein Segen sein. Man überdenkt sein Leben. Ich (Markus) habe schon so manche Krise überstanden. Jede hat mich weitergebracht und ich habe viel lernen dürfen. Leben besteht aus Loslassen. Aber man fragt sich schon, welchen Lauf die Welt nehmen wird, in welches Wertesystem wir hineingeraten. Was ist noch wahr, auf wen können wir uns verlassen? Wenn Zweifel auftauchen, rufen wir uns jeweils den Bibelvers aus dem Buch Zefanja in Erinnerung. Ohne unseren Glauben könnten wir nicht so ruhig und geduldig bleiben. Es ist nicht so, dass mit Gott in unserem Leben alles rund läuft. Aber er lässt uns nicht fallen, sondern fängt uns auf. Trotz aller Ungewissheit bleiben wir zuversichtlich und freuen uns auf einen guten, schönen Sommer. (fw/mhe) www.landcafe.ch


15 HOFFNUNG IN DER KRISE #2

«ICH WEISS, WO ICH HINGEHE!» Christine Bläuer aus Biglen traf vor Kurzem ein harter Schicksalsschlag: Krebs in fortgeschrittenem Stadium. Was gibt ihr Hoffnung und Halt? Schon im Oktober 2020 realisierte Christine Bläuer, dass es ihr körperlich nicht gut geht. Sie hatte zunehmend Schmerzen. «An einem schönen Nachmittag als ich etwas aus dem Geschirrspüler nehmen wollte, hörte ich plötzlich ein Krachen in meinem Rücken», erzählt sie im Video-Interview vom 19. Januar 2021 mit Livenet-Redaktionsleiter Florian Wüthrich. Daraufhin sei sie zum Arzt gegangen, der sie nach verschiedenen Untersuchungen mit Krebs diagnostizierte. Nachdem Christine Bläuer bereits vor acht Jahren erstmals einen Kampf gegen Krebs führte und gewann, ist die Krankheit nun heftiger zurückgekehrt. «Ich fühle mich nach wie vor bei Gott geborgen»

Christine Bläuer (56) wohnt zusammen mit ihrem Mann in Biglen BE, hat vier erwachsene Kinder und vier Enkelkinder. Sie ist Familienfrau und engagiert sich seit Jahren in interkulturellen, ökumenischen Projekten. Seit Januar 2020 ist sie Koordinatorin des Projekts «zusammen hier», das Geflüchtete bei der sozialen und beruflichen Integration unterstützt.

Wasser und während den ersten Monaten in ihrem neuen Zuhause tötete der Vater über 60 giftige Schlangen rund um ihr Haus. Als Christine in der fünften Klasse war, verliess die Familie Kamerun und kehrte wieder in die Schweiz zurück. Schaut Christine nun auf diese ereignisreiche und durchaus gefährliche Zeit zurück, ist sie dankbar für die Bewahrung Gottes, die sie jeden Tag erfahren durfte. «Mit Jesus bin ich immer verbunden»

Trotz der Krankheit beschreibt sich Christine Bläuer als mutige und freie Person. Sie sehe auch während der Chemotherapie die Chancen, Menschen zu begegnen und mit ihnen über Gott zu sprechen. Erst durch die Krankheit habe sie nochmal die Wich-

tigkeit des Ewigkeitswerts erkannt. «Es gibt keine Sache, die ich tue, ohne mit ihm verbunden zu sein», sagt Christine über ihr Gebetsleben und ihre Beziehung zu Jesus. Gesunden Menschen gibt sie folgenden Rat auf den Weg: «Wenn du auf das schaust, was gut ist, dann geht es dir auch besser.» Es brauche keine Todesdiagnose, um so zu leben, als wäre der heutige Tag der letzte. Keine Angst vor dem Tod

«Jesus ist der, der für mich am Kreuz starb, damit ich ewiges Leben haben kann.» Er sei ihre Hoffnung und ihr Halt in dieser schwierigen Zeit und gebe ihr, trotz der Diagnose, eine Perspektive. Sie habe auch keine Angst vor dem Tod, denn das Sterben sei für sie der Wechsel vom Zustand des Glaubens hinüber in den Zustand des Sehens. «Ich weiss, wo ich hingehe», bringt sie diese hoffnungsvolle Perspektive auf den Punkt. «Ich habe es nie bereut, mit Jesus unterwegs zu sein. Er hat mich nie losgelassen!» Jesus gebe ihr die Kraft, die sie jeden Tag brauche. Ihr einziger und letzter Wunsch sei, die Hochzeit ihres Sohnes, welche im Juni stattfinden soll, noch miterleben zu dürfen. (hk/fw)

Zum Video-Interview

«Diese Diagnose ist ein Todesurteil», sagt Christine Bläuer. Innerlich habe sie schon länger gespürt, dass etwas in ihrem Körper nicht gut sei. Trotzdem hält sie an ihrem Vertrauen, dass Gott alles unter Kontrolle hat, fest. «Ich fühle mich nach wie vor bei Gott geborgen.» Den Krebs habe sie nie als eine Strafe gesehen, die Gott ihr auferlegt hatte. Vielmehr glaube sie an einen Gott, der Wunder tut, dennoch überlasse sie es ihm, ob er sie noch auf dieser Erde heilen möchte oder erst im Himmel. Schon oft von Gott bewahrt

Lebensbedrohlichen Gefahren war Christine Bläuer schon früh in ihrem Leben ausgesetzt. Als sie dreieinhalb Jahre alt war, reiste ihre Familie während 16 Tagen mit einem Schiff nach Kamerun, da ihr Vater angefragt wurde, dort Missionsarbeit zu leisten. In den ersten Wochen hatten sie weder Strom noch

Namen: Christine Bläuer Alter: 56 Jahre

Familie: verheiratet, vier Kinder und vier Enkelkinder Wohnort: Biglen HOPE EMMENTAL


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Stellen Sie Ihr Wissen über die Region Emmental unter Beweis und gewinnen Sie attraktive Preise! dieser Alp im Emmental steht die 1. Auf längste Sitzbank der Welt.

historische Gebäude in Burg12. Dieses dorf, das heute für Privatanlässe gemie-

des berühmten Pädagogen 2. Nachname Johann Heinrich, der ein Erziehungsheim gründete und Anfang des 19. Jahrhunderts in Burgdorf unterrichtete.

Emmentaler Eishockey-Legende 13. Diese starb am 1. Mai 2020 im Alter von

diesen Anlass pilgern jeden Herbst 3. Für Leute aus der ganzen Schweiz zum Spycher-Handwerk in Schwarzenbach.

oberhalb von 14. Aussichtspunkt Oberdiessbach.

Schlossfamilie in der 4. Oberdiessbacher 11. Generation (ein Wort).

heisst der jüngste Roman des 15. Wie Oberburger Krimi-Autors und Arztes

des Schwägalp-Schwingets 2012 5. Sieger und mit 110 Kränzen – davon vier eidgenössische – einer der erfolgreichsten Emmentaler Schwinger aller Zeiten (Nachname).

vom Sportklub Lang16. Leichtathletin nau, die 2021 an den Hallen-Schwei-

welches ausgestorbene Tier wollte 6. Für Huttwil mal einen Park eröffnen? Künstler aus Heimiswil war schon 7. Dieser für viele Überraschungen gut. Er sorgte mit Expo-Figuren, Riesenostereiern, Kunstkühen oder einem gigantischen Bild an der Grimsel-Staumauer für Aufsehen. Wie heisst der Künstler (Nachname)?

73 Jahren. Simon …

Paul Wittwer?

zermeisterschaften über 60 Meter Hürden mit 8,10 Sekunden eine persönliche Bestleistung aufstellte (Nachname).

Eisenskulptur wurde 1997 zum 17. Diese 200. Geburtstag des Schriftstellers

Jeremias Gotthelf beim Bahnhof Lützelflüh aufgestellt. Kleiner Tipp: Auf der Tafel zu seinen Füssen steht das Zitat «Ja, mit em Luege isch scho mänge gstorbe» aus dem Werk «Geld und Geist».

Emmentaler Traditionsfirma feiert 8. Diese in diesem Jahr ihren 111. Geburtstag.

Hoteldorf mit Gastwirt18. Traditionelles schaft und Seminarräumen, das schon

Berner Liedermacher gewann an 9. Welcher den Swiss Music Awards 2021 den Preis als «Best Artist»? Diesen Musiker lernen Sie auch in dieser Zeitung besser kennen …

des YB-Spielers mit Wurzeln 19. Vorname auf der Lueg.

Damen-Unihockey10. Erfolgreiches team aus dem oberen Emmental

Nationalrat Adrian Wüthrich, 20. Alt der aktuelle Präsident des Arbeitneh-

(Sternzeichen).

wird die Huttwiler Sportanlage 11. Wie mit Dreifachturnhalle, Eisbahn, Fuss-

ballfeldern und Leichtathletikrundbahn heute genannt (in einem Wort)?

Ebenfalls zu gewinnen: Fünf MONOPOLY-Spiele «Emmental», die 2021

tet werden kann, diente bis ins 17. Jahrhundert als Pflegehaus für Aussätzige.

seit über 600 Jahren diesen Namen trägt. Es gehört zur Gemeinde Mirchel.

merverbands «Travail.Suisse», ist in diesem Oberaargauer Dorf aufgewachsen. Von 2004 bis 2012 war er zudem Präsident des Skiklubs in diesem Dorf, das einen eigenen Skilift hat.

neu auf den Markt kommen, sowie zwei MONOPOLY-Spiele «Schweizer Berge» im Wert von je CHF 69.90.

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Als Teilnahmeschluss gilt der 30. Juni 2021

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HOFFNUNG IN DER KRISE #3

«IN JEDER KRISE VERSTECKEN SICH NEUE WEGE» Andrea Nyffenegger weiss, was es heisst, einen geliebten Menschen zu verlieren. Sie war 13 Jahre mit Andreas Steiner, dem ehemaligen Leiter der Freikirche EGW Waltrigen, verheiratet. Dieser starb im Alter von 41 Jahren an der Lungenkrankheit Cystische Fibrose. Wie schaffte sie es, wieder aufzustehen und einen Neuanfang zu wagen?

HOPE EMMENTAL

Name: Alter:

Andrea Nyffenegger 40 Jahre

Familie: verheiratet, ein Kind Wohnort: Grosshöchstetten

Andrea Nyffenegger, die Leidensgeschichte von Andreas Steiner und sein Kampf mit der Lungenkrankheit «Cystische Fibrose» (CF) hat in der Region viele Menschen bewegt. Wie war das für dich, ihn durch diese Zeit zu begleiten?

Es war einerseits eine grosse Herausforderung, aber auch eine grosse Ehre, Res durch diese Zeit zu begleiten. Ich bin daran stark gewachsen. Wir erlebten als Paar, aber auch als Kirche immer wieder, wie Gott in unsere tiefen Nöte eingriff. Und Res war ein starker Kämpfer – in vielerlei Hinsicht.


19 Du wusstest bereits, als du Res kennengelernt hast, dass du ihn wegen der CF vielleicht schon früher loslassen musst. Hat dir das damals nicht Angst gemacht?

Ich habe mir viel Zeit genommen vor unserem Beziehungsstart und für mich intensiv geprüft, ob ich wirklich bereit bin für diesen Weg. Ich tauschte mich hierbei auch mit Familie und Freunden aus, weil es mir bewusst war, dass ich einen Mann heiraten würde, welcher ein grosses Wunder Gottes braucht. Doch ich spürte Gottes Reden und seine Wegweisung, dass ich mich sicher genug fühlte, Ja zu sagen zu einer gemeinsamen Zukunft mit Res. Wir erlebten 13 intensive und sehr schöne Ehejahre, welche ich nicht missen möchte – auch wenn ich nicht mit einem solch raschen Ende rechnete.

«Wir erlebten als Paar, aber auch als Kirche immer wieder, wie Gott in unsere tiefen Nöte eingriff.» Fällt es dir heute schwer, über den Tod deines ersten Mannes zu reden?

Nein, das fällt mir nicht mehr schwer. Drei Tage vor dem Tod musste Res ins künstliche Komma versetzt werden, da sein Herz und seine Lunge einen Moment ausfielen. Von diesem Zeitpunkt an wusste ich innerlich, dass Res sterben würde. Verschiedene Freunde und Familienangehörige kamen nochmals vorbei, unterstützten mich am Krankenbett und wir erzählten uns, welch ein Segen das Leben von Res für uns war. Das war für mich sehr trostreich und mit einem grossen Frieden verbunden. Wir glaubten in all den Jahren fest daran, dass Gott Res von dieser Krankheit heilen würde. Das förderte unser Glaubensleben stark – obwohl wir gegen Ende auch Frustration erlebten, als sich sein Gesundheitszustand so rasch verschlechterte. Der Glaube, dass Gott alles im Griff hat, ermutigte uns jedoch bis zum Schluss fest. Du warst beim Tod deines Ehemanns Mitte Dreissig. Wie lange ging dann dein Trauerprozess und wie gestaltete er sich?

Ich erlebte einen sehr intensiven Trauerprozess, auch durch externe professionelle Unterstützung. Obwohl ich von meinem Charakter her Schmerz eher aus dem Weg

gehe und diesen lieber verdränge, war mir sehr wichtig, den Schmerz intensiv zuzulassen und da hindurchzugehen. Das erste Jahr war sehr intensiv und so schwer, wie ich noch nichts sonst erlebte. Plötzlich alleine zu stehen mit meinem Leben zog mir den Boden unter den Füssen weg. Mein Job half mir in dieser Zeit enorm. Ich hatte damals die Geschäftsleitung der Spitex Region Lueg für ein halbes Jahr interimsmässig inne. Das half mir, täglich aufzustehen und mich nicht zu verkriechen. Ich musste lernen, meine Freunde in mein Erleben miteinzubeziehen, Schwäche immer wieder zuzulassen, meine Bedürfnisse mitzuteilen und Hilfe anzunehmen. Dank meinen Eltern und engen Freunden erlebte ich ganz viel Unterstützung und Begleitung. Heute kannst du mit etwas Distanz auf dieses «dunkle Tal» zurückblicken. Was nimmst du als Erkenntnis aus dieser Zeit mit für dein Leben?

Ich habe gelernt, wie zerstörerisch Selbstmitleid ist! Wenn ich mich darauf fokussiere, was ich alles verloren habe, was alles nicht mehr ist und nie mehr so sein wird, dann tut das meiner Seele nicht gut. Die Versuchung war manchmal gross, mich diesen Gefühlen hinzugeben. Einen kurzen Moment ist Selbstmitleid sogar wohltuend – jedoch nur ganz kurzfristig. Diese Gedanken und Gefühle zerstören auf Dauer jeden Fokus und Blick auf das Positive, auf die Aspekte im Leben, die gut sind. Ich verliere den Blick dafür, dass Gott IMMER einen Weg sieht, bereit hat und ihn mir zeigen möchte.

Die Geburt meiner Tochter war für mich überwältigend. Ich empfand dies auf jeden Fall sehr intensiv – auch weil ich nicht mehr dachte, dass ich dieses Geschenk noch erleben darf. Ich hatte mir immer sehr gewünscht, Mami zu werden. Leider wurde dieser Wunsch in meiner ersten Ehe nicht erfüllt, was für mich viele Jahre ein schmerzlicher Prozess war. Nach dem Tod meines ersten Ehemannes war ich schon in einem etwas fortgeschrittenen Alter, um noch Kinder zu bekommen. Trotzdem erlebte ich mehrere Situationen, in denen ich den Eindruck hatte, Gott gebe mir die Verheissung, noch ein Kind zu bekommen. Die Geburt unserer Tochter ist deswegen für mich nicht nur ein mega Geschenk, sondern auch die Erfüllung von Gottes Reden in meinem Leben.

«In jeder Krise verstecken sich neue Wege, die wir gehen können, falls wir uns darauf einlassen.» Worauf freust du dich am meisten in dieser neuen Lebensphase?

Mein Leben hat in den letzten Jahren sehr grosse Veränderungen erfahren. Ich darf erneut mit einem wunderbaren Mann verheiratet sein und Familie erleben und leben. Das ist ein grosses Geschenk und erfüllt mich immer wieder mit grosser Dankbarkeit. Ich freue mich über das Unterwegssein als Familie. Unsere kleine Tochter aufwachsen zu sehen, ist jeden Tag ein Abenteuer.

«Ich habe gelernt, wie zerstörerisch Selbstmitleid ist.»

Du bist auch beruflich sehr gefordert als Stellvertretende Geschäftsleiterin der Spitex Region Lueg. Wie hast du gerade auch die letzten 12 Monate mit der Corona-Pandemie erlebt?

Ich kann mich entscheiden, wie ich weitergehen will und die Verantwortung für mein Leben neu ergreifen. Das habe ich glücklicherweise immer wieder geschafft.

Ich bin immer wieder erstaunt und etwas sprachlos, was ein kleines Virus in unserer Zeit anstellen konnte. Es malt uns vor Augen, dass wir das Leben nicht im Griff haben und auch nicht kontrollieren können. Es kann Angst auslösen, aber es kann uns auch helfen, uns wieder Gott zuzuwenden, weil wir in dieser Situation dringend jemanden brauchen, der über diesem Virus steht und dem wir unser Leben, unsere Gesundheit und Zukunft anvertrauen können. Ich hoffe, dass viele Menschen in dieser Zeit mit Gott ins Gespräch kommen und erleben dürfen, dass er da ist, dass er Hoffnung, Kraft und neue Perspektiven schenkt. In jeder Krise verstecken sich neue Wege, die wir gehen können, falls wir uns darauf einlassen. (fw)

Inzwischen hast du wieder geheiratet und bist im August 2020 sogar Mutter einer Tochter geworden. Herzliche Gratulation!

Merci vielmals! Die Geburt eines Kindes ist immer ein emotionaler Moment – etwas vom Grössten im Leben. War dieses Erlebnis für dich – nach allem, was du in den letzten Jahren durchgemacht hattest – vielleicht noch intensiver?

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21 VEREIN «KARIIM»

FREUNDSCHAFT MIT GEFLÜCHTETEN MENSCHEN

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Als 2014 der Bezug des ehemaligen Schulhauses Schafhausen durch syrische Flüchtlinge zu fremdenfeindlichen Reaktionen führte, machte die Gemeinde Hasle bei Burgdorf negative Schlagzeilen. Kurz darauf stellten sich die Stimmbürger aber klar hinter den Mietvertrag mit dem Kanton und später mit der Heilsarmee. Die 130 Asylsuchenden durften bleiben.

«Ich weiss von Freundschaften zwischen geflüchteten Menschen, die im Sommerlager entstanden sind und bis heute anhalten.» «Ein Teil unserer Vision ist es, Freundschaften längerfristig zu pflegen, aber auch Neuangekommenen die Möglichkeit zu geben, bei Events oder einem Lager dabei zu

sein», sagt Sarah von Gunten, Präsidentin des Vereins und Oberstufenlehrerin in Burgdorf. Sie spricht bewusst von «geflüchteten Menschen, weil sie mit ihren Angeboten die Menschen unabhängig ihrer Aufenthaltsrechte erreichen will, «ganz egal ob sie hier als Flüchtlinge anerkannt werden oder nicht. Zusammen mit andern hat sie den Verein «Kariim» – arabisch für «gastfreundlich, grosszügig» – gegründet. Unter diesem Label werden Ferienlager und Events für geflüchtete Menschen angeboten. Dazu gehören Erlebnisse wie gemeinsames Schlitteln, 1.-AugustFeiern, Mitmachen bei einem Fussballturnier, Tagesausflüge in die Berge, Skifahren oder das Kerzenziehen. Durch die Freundschaften, welche so entstehen, gibt es auch immer wieder gemeinsame Essen, Deutschkurse, Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen oder beim Suchen von Wohnungen. In diesen Treffen geschieht viel Versöhnung und Vermittlung zwischen den Kulturen. «Ich weiss von Freundschaften zwischen

geflüchteten Menschen, die im Sommerlager entstanden sind und bis heute anhalten, obwohl die Beteiligten aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen mit ebenso unterschiedlichen Religionen stammen», sagt Sarah von Gunten.

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Heute pflegen engagierte Menschen aus der Region ganz bewusst den Kontakt mit den dort wohnenden Einzelpersonen und Familien, aber auch mit den Ehemaligen, die mittlerweile in Wohngemeinschaften oder alleine in der Region wohnen. Die Region Hasle Rüegsau ist, u.a. auch dank dem Verein «Kariim», ihr fremdenfeindliches Image los.

Hinter dem Verein stehen Einzelpersonen, die diese Vision teilen. Die grösste finanzielle Unterstützung erfolgt durch die Landeskirchen der Umgebung. Es gibt aber auch andere regionale Vereine, die diese Initiative unterstützen. Der Verein ist konfessionell neutral, das Team interreligiös zusammengesetzt. Der Glaube spiele aber für den gesamten Vorstand eine sehr wichtige Rolle, betont Sarah von Gunten. Der grösste gemeinsame Nenner sei die Nächstenliebe.

«Wir wollen Hoffnungsträger sein und diese Hoffnung ganz praktisch auch weitergeben.»

Der Vorstand des Vereins «Kariim» Hinten v.l.n.r.: Freweyni Welday, Jael Blaser, Christa Grütter, Debora Moser, Sarah von Gunten Vorne v.l.n.r.: Mohammed Ghaleb, Daniel Peter, Dan Marmet

Die Religion sei den Teilnehmenden nicht fremd. Sie könnten sich im Gegenteil nicht vorstellen, dass wir hier in Europa «an nichts» glauben. «Wir haben immer wieder tiefe Gespräche, wo viele Vorurteile abgebaut werden. Und wir lernen dabei voneinander.» (hps) www.kariim.ch HOPE EMMENTAL


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CHRISTOPH TRUMMER

LIEDERMACHER, LOBBYIST, LEBENSKÜNSTLER Christoph Trummer setzt sich in dieser Zeit, in der praktisch alle Kunst und Kultur brachliegt, auf politischer Ebene für die Musikschaffenden ein. Liebend gerne würde der 42-jährige Berner Oberländer auch selbst auf Tournee gehen, zumal er 2020 mit «Familienalbum» sein wohl bisher persönlichstes Album herausbrachte. Er thematisiert darin den frühen Tod seiner Eltern. «Was ist der grösste Wert der künstlerischen Arbeit? Sie macht ein Angebot, selbst in den Spiegel zu schauen und das eigene Leben zu betrachten.» Das ist das Selbstverständnis von Christoph Trummer als Mensch, der das Leben tief ergründen und andere daran teilhaben lassen möchte. Dieses Herausfordern, Provozieren und damit die andere Person aufs eigene Leben Zurückwerfen gelingt dem Liedermacher nicht nur durch seine tiefgründigen und doch schnörkellosen Texte, sondern bereits durch die Art und Weise, wie er heute in Urtenen-Schönbühl lebt. Solidarisch Wohnen

Er teilt sein Leben mit insgesamt 27 Personen in der solidarisch organisierten Lebensgemeinschaft SoWo. Ein Teil der Gruppe ist in einer Gemeinsamen Ökonomie noch enger verbunden. Das heisst konkret: alle Löhne fliessen auf einem gemeinsamen Konto zusammen, über welches dann alle anfallenden Rechnungen beglichen werden. «Dieses Konzept der Gemeinsamen Ökonomie hat meine Partnerin und mich als Musiker in der ersten Zeit der Pandemie finanziell durchgetragen, weil wir länger auf Hilfszahlungen warten mussten.» In einer grossen Gemeinschaft zu leben, habe HOPE EMMENTAL

Name: Alter:

Christoph Trummer 42 Jahre

Familie: feste Partnerschaft, ein Kind Wohnort: Urtenen-Schönbühl


23 in Zeiten von Corona schöne und schwierige Seiten. Beim Essen etwa müsse man in «Seuchengruppen» getrennt an den Tischen sitzen. Und auch sonst im Alltag die Abstände einzuhalten, sei nicht einfach. Für einige sei es aber auch ein Segen, «denn bei uns ist niemand allein». Was die Gemeinschaft verbindet, sind ähnliche Ideale punkto Konsum und Zusammenleben. Man unterstützt einander und führt gar nicht genau Buch, wer wie viel einzahlt oder ausgibt. Nur ausserordentliche Ausgaben von über 400 Franken müssten angemeldet werden, damit es keine unerwarteten Engpässe gebe, erwähnt Christoph Trummer beiläufig. «Wir sind zwar nicht eine christliche Gemeinschaft, gleichwohl hat dieses solidarische Leben für mich etwas sehr Christliches. Wenn man nicht nur für sich selbst schaut, sondern im Vertrauen miteinander grosszügig teilen kann, ist das etwas sehr Schönes. Da denke ich oft an die guten Geschichten, die Jesus erzählt hat.» Familienprägung

Christoph Trummers gute Kenntnisse der biblischen Geschichten haben in erster Linie mit seiner familiären Herkunft zu tun. Er wuchs in Frutigen in einer Familie auf, die regelmässig eine Freikirche besuchte. Wie ihn dies prägte, aber noch viel mehr, wie ihn seine Eltern, ihre Geschichte und ihr Tod prägten, sind zentrale Themen seines Werks «Familienalbum», das als CD-Buch erschienen ist und das von der Berner Zeitung BZ als «literarischer Wurf» gelobt wurde.

«Plötzlich war niemand mehr da, der meine Prioritäten im Leben kritisierte und verurteilte.» Tatsächlich entpuppt sich der Liedermacher auch als Schriftsteller, wenn er zum Beispiel über die Gleichzeitigkeit von sich widerstrebenden inneren Bewegungen schreibt und darüber sinniert, ob es wohl schwieriger sei, mit schweigenden oder verstorbenen Eltern weiterzuleben. Es war im März 1998, als das Herz seines Vaters versagte. Drei Jahre später, im Juli 2001, verstarb die Mutter an den Komplikationen einer Krebserkrankung. Da war Christoph Trummer 19 beziehungsweise 22 Jahre alt. Trummer gesteht, dass der Tod seines Vaters für ihn durchaus eine Erleichterung war. «Plötzlich war niemand mehr da, der meine Prioritäten im Leben kritisierte und verurteilte», schreibt er. Ein anderer Teil in ihm hätte die Beziehung aber auch gerne

weitergeführt. Wie käme er wohl heute mit seinem Vater aus, fragt sich der 42-Jährige, der inzwischen selbst Vater einer dreijährigen Tochter ist. Diese schonungslose Ehrlichkeit, mit der Trummer die Beziehung seiner Eltern zueinander und zu den Kindern betrachtet, macht dieses Buch aussergewöhnlich. Dabei wird er nach und nach versöhnlicher mit seinen Eltern, wenn er schreibt, sie hätten zwar schon oft nur nebeneinander funktioniert, aber «irgendwie hatten sie einander schon gern». Heute wisse er aus eigener Erfahrung, dass in Beziehungen höchst selten alles immer einfach und harmonisch bleibt. «Wenn man sich richtig kennenlernt, dann kommt viel Schönes, aber auch viel Herausforderndes zum Vorschein. Das gehört dazu.» Sinn des Lebens

Die Auseinandersetzung mit dem Schweren und den Widersprüchen im Leben haben Christoph Trummer geformt, sodass er heute auch über schwierige Themen wie den Tod gut reden kann. «Es gibt so viele Faktoren, die den Tod eines jeden Menschen zu einem unvergleichbaren Ereignis machen. Im öffentlichen Diskurs haben diese sehr individuellen Prozesse leider nur wenig Platz.» Auch seit er 2017 Vater wurde, habe er in Gesprächen immer wieder festgestellt, dass sich viele stärker mit dem Metaphysischen beschäftigen, als es der öffentliche Diskurs zeigen mag. «Wenn man eine Geburt erlebt hat, diese Heiligkeit des Lebens, dann kann man sich dieser Kraft kaum entziehen.»

Ausdauer verloren.» Gerade wenn man noch am Anfang stehe oder nur wenig Zeit für die Musik habe, stelle sich in dieser Zeit erst recht die Sinnfrage. Bedroht sind auch Bars und Restaurants, welche die Kultur gefördert haben. «Es wird auf jeder Ebene des Kulturbetriebs weniger geben.» Und dennoch gibt sich Trummer kämpferisch. Es müsse irgendwie weitergehen. Der Wunsch, durch sein künstlerisches Wirken noch mit vielen Menschen in einen inspirierten Austausch zu treten und gemeinsam in diesen Spiegel zu schauen, in dem man das eigene Leben reflektieren kann, motiviert ihn weiterzumachen. Positiver Entwicklungsprozess

Auch selbst möchte er so leben, dass ihm jederzeit jemand den Spiegel hinhalten könnte. «Natürlich möchte ich das, was ich im Spiegel sehe, annehmen können. Ich möchte Nachsicht mit mir selbst haben, ohne mir gleich alles durchgehen zu lassen.» Schlussendlich sei wohl entscheidend, ob es einen positiven Entwicklungsprozess gebe und vorwärts gehe. «Es geht nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern vielmehr um den Prozess an sich, meine Entwicklung als Mensch.» (fw)

Den Sinn des Lebens sieht Trummer im Leben selbst. Spirituelle und religiöse Lebensanschauungen schliesst das für ihn nicht aus. Er versteht und schätzt sie auch als Wortschatz um das Unfassbare am Leben zu benennen. «Dies ist die eine Gelegenheit, die ich habe, ein Leben als Christoph Trummer zu leben. Die Neugier darauf, wo es mich noch hinführt, treibt mich an und hilft mir, mich auch mal durchzubeissen.» Existenzkampf

Apropos Durchbeissen, da wären wir bei Christoph Trummers Engagement für die freischaffenden Musiker in der Schweiz. Konkret vertritt er die Interessen des Berufsverbands SONART auf politischer und gesellschaftlicher Ebene. «Ich vertrete die Musik in der 'Taskforce Culture', in der das ganze Ökosystem der Kultur – von den Kulturschaffenden über die Veranstaltenden bis zu den Agenturen und den technischen Berufen – vertreten ist.» Für die Kultur sei die Pandemie in der Tat ein Existenzkampf. Einige Mitstreiter hätten in diesem Kampf bereits aufgegeben, stellt Trummer traurig fest. «Es war schon vor Corona ein Fight, jetzt haben einige die

FAMILIENALBUM BUCH & CD-SET

ISBN: 978-3-03739-373-4 Trummers CD-Buch «Familienalbum» geht den Spuren nach, die Familiengeschichte im eigenen Leben hinterlässt. Es tut das mit akustisch gehaltenen Folksongs, den Bildern von Illustrator Gefe und in einem persönlichen Essay, in den auch die Erfahrungen von anderen Stimmen eingeflochten sind. Bestellen kann man es direkt bei www.trummeronline.ch oder in allen Buch- und Musikgeschäften. HOPE EMMENTAL


24 EIN BURGDORFER KOCHT HEUTE BEI «SRF BI DE LÜT – LIVE»

«ICH HABE 1000 KOCHBÜCHER»

Er verköstigte Hollywood-Stars in Los Angeles, machte mit seinem Foodtruck «La Ribollita» die Stadtberner glücklich, entwickelt und verkauft «feelfood» und schwingt als TV-Koch die Kelle: Fabian Zbinden (33). «Hope Emmental» sprach mit dem Burgdorfer über seine Werte, Wurzeln und Gemüse. «Hope Emmental»: Fäbu, du bist mit deinem Bruder in Burgdorf aufgewachsen. Was verbindet dich mit dem Emmental?

Es ist meine Heimat, ich habe Kindheit und Jugend dort verbracht. Burgdorf ist für mich das Tor zum Emmental, Ausgangspunkt für viele schöne Ausflüge. Die ganze Hügelpracht liegt vor der Haustüre. Ich habe Burgdorf auch als überschaubaren, kulturell vielfältigen Ort in Erinnerung. Dein Bruder Enrico und du, ihr wart Schlüsselkinder…

Meine Mom hat uns Jungs allein erzogen und viel gearbeitet. Am Mittag ging es darum, wer zuerst nachhause kommt und König der Fernbedienung ist. Mich traf meistens der Posten in der Küche und nicht selten war der Kühlschrank leer. Wir haben gelernt, mit wenig zu leben. Wer weiss, vielleicht rührt meine Kocherei von dieser Not her.

«Ich bin kein Veganer, ich bin Mensch! Ich definiere mich nicht durch meine Ernährungsform.» Von wegen «Kocherei»! Du zelebrierst das Kochen mit grosser Leidenschaft. Es fällt auf, dass du meist Gemüse schnippelst…

Ich habe unzählige Hummer in heissem Wasser versenkt, Fischköpfe abgehackt und alles Mögliche aufgeschlitzt… Irgendwann meldet sich das schlechte Gewissen. Ich sagte mir, lass doch die Viecher mal in Ruhe. Wenn man mich danach fragt, ich bin kein Veganer, ich bin Mensch! Ich definiere mich nicht durch meine Ernährungsform. In der HOPE EMMENTAL

pflanzlichen Küche vermisse ich nichts, sie ist so vielfältig, bunt und reich an Geschmäckern und Kombinationen. Wo holst du dir Inspiration für deine raffinierten Kreationen?

Aus dem Wissen, das mir in der ganzen Welt vermittelt wurde. Ich habe zudem eine Sammlung mit 1'000 Kochbüchern und für diese extra einen Raum gemietet. Hier stöbere ich gern alte Rezepte auf und lasse mir etwas Neues dazu einfallen. Meine «feelfood»-Geschäftsidee mit gesunden, regionalen Instant-Mahlzeiten kommt gut an. Das freut mich sehr, ich habe noch einige Ideen im Kopf. Du achtest auf ausgewogene, frische Kost. Dein Körper ist dir wichtig. Wie hältst du deine Seele gesund?

Beim Meditieren finde ich innere Ruhe und zu mir selbst. Ich werde zufrieden und kann Liebe nach aussen tragen. Auch Dankbarkeit spielt eine grosse Rolle. Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich aufwache und eine neue Chance erhalte, ich feiere diesen Moment. Meine Freude gibt mir sehr viel Energie für den Tag. Vor sechs Jahren habe ich mich intensiv mit mir selbst auseinandergesetzt und erkannt, dass ich mich wie ein Chamäleon durchs Leben bewege. Ich finde es wunderbar, meine Farbe zu wechseln – und mich so Umständen anzupassen – aber dabei immer mich selbst zu bleiben. Unsere Zeitung trägt die Hoffnung im Titel. Wie definierst du diesen Begriff?

Ich denke, es geht stark darum, das innere Feuer, das wir alle mit der Geburt geschenkt bekommen, am Leben zu erhalten und zu füttern, damit es brennt. Was Hoffnung betrifft, so hoffe ich, dass wir es noch

Name: Alter:

Fabian Zbinden 33 Jahre

Wohnorte: Bern und Köln (DE)

schaffen, den richtigen Weg einzuschlagen und sich auch künftige Generationen auf unserem Planeten wohlfühlen. Wenn wir so weitermachen, wird das irgendwann sehr unangenehm werden.

«Es geht stark darum, das innere Feuer, das wir alle mit der Geburt geschenkt bekommen, am Leben zu erhalten» Was wäre die Lösung?

Die Lösungen für eine sogenannte regenerative Landwirtschaft sind schon da. Es braucht Leute, die wach werden und auf den Zug aufspringen. Wir müssen wirtschaftlich umdenken, in dem wir die Natur miteinbeziehen. Sie lehrt uns so vieles. Es gilt, genau hinzuschauen, uns nicht überall zu bereichern, sondern den Respekt zu bewahren. (mhe/fw)


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POPCORN FALAFEL ca. 20 Stück à 20g Kugeln 2 Stück Knoblauchzehen 1 Stück rote Peperoncini 20 g Koriander 250 g Mais aus der Dose oder frisch 25 g Maizena 75 g fertiges Popcorn 10 g Limettensaft 1 TL Fleur del Sel 50 g Mineralwasser

Alle Zutaten in einen Mixer geben und zu einer kompakten Masse mixen. Bei 170 Grad goldgelb frittieren.

ZUR PERSON

In der Schule entschied sich Fabian Zbinden für Hauswirtschaft – das öffnete ihm die Tür zur Koch-Lehre im LuxusHotel Victoria Jungfrau in Interlaken. Die Haute Cuisine mundete Zbinden und er behielt die Gourmands im Visier, lernte von Starköchen in aller Welt, machte grosse Karriere und mit seinen Kreationen Hollywood-Stars happy. 2017 kehrte er zurück in seine Heimat Bern. Heute setzt er auf saisonale und regionale Küche, einfach aber raffiniert. Mit gesunden Eintöpfen tuckerte er per Foodtruck durch Bern – und seit Anfang Jahr für «SRF bi de Lüt – Live» durchs ganze Land. Er erkundet Kultur und Kochtöpfe der Leute… und lässt einem zum Schluss das Wasser im Mund zusammenlaufen.

FABIANS NEUSTE INNOVATION: feelfood sind vollwertige Instant-Mahlzeiten in Bio & Vegan. Schnell, gesund, lecker! Sie machen angenehm satt und liefern viele pflanzliche Proteine & Ballastoffe. Die Becher dienen als Tool für alle Vielbeschäftigten, die trotz Zeitmangel etwas Warmes und Gesundes essen wollen.

Das ganze Zoom-Interview mit Fabian Zbinden.

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«Nur bei Gott komme ich zur Ruhe; er allein gibt mir Hoffnung.» Die Bibel, Psalm 62.6

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KIRCHENLEBEN AUF DIE PROBE GESTELLT

CORONA-TAGEBUCH DER «HOPE»-PASTOREN

Covid-19 stellte das gesellschaftliche Leben in allen Bereichen auf den Kopf. Auch die Kirchen waren herausgefordert, ganz neue Wege zu finden, um ihrer Aufgabe als hoffnungs- und glaubensstiftende Gemeinschaft weiter nachzukommen. Wir haben drei der vier Pastoren aus dem «Hope Emmental»-Kernteam um einen persönlichen Einblick in die Corona-Zeit gebeten. Was war in dieser Zeit ihr grösster Frust? Wo schöpften sie aber auch neue Zuversicht und erkannten neue Chancen für die Kirche der Zukunft?

Samuel Truttmann

Pastor | Pfimi Burgdorf

DIGITALE INNOVATION Von der Hoffnung belebt, gelang es mir Gott sei Dank immer wieder, die Chancen in der Krise zu entdecken. Digitale Innovation war ein Stichwort. Die Umstände der Einschränkungen ermöglichten ein günstiges Umfeld, um als Kirche Dinge auszuprobieren, Fehler zu machen, Pannen auszuhalten und trotz allem dankbar zu sein, dass wir auf digitale Möglichkeiten zugreifen können. Mittlerweile sind wir technisch und von der Handhabung her versierte Anwender und haben neue Wege gefunden, durch Livestreams und weitere digitale Tools Gemeinschaft, Austausch, Kinder & Jugend, Familien, ja sogar seniortaugliche Settings neu zu gestalten.

«Mittlerweile sind wir technisch und von der Handhabung her versierte Anwender.» Der Zugang wurde dadurch noch viel einfacher, breiter und heute sind wir soweit, dass wir hybride Event-Settings gestalten, die man live und digital mitverfolgen kann. Hat nicht Jesus einmal gesagt: «Mit mir ist nichts unmöglich»...  HOPE EMMENTAL


29 Andreas Blaser

Pastor | EGW Hasle-Rüegsau

WIEDERENTDECKUNG DES TELEFONS Frustriert und hilflos, so fühlte ich mich nach der Ankündigung des zweiten Teil-Lockdowns im Oktober. Wie soll Kirche gestaltet und erlebt werden, wenn die Gruppengrösse (damals auf 15 Personen) beschränkt ist? Ich bin sehr dankbar, dass dieser Frust nicht lange angedauert hat. Bald schon konnte ich die Möglichkeiten sehen, die uns noch offenstanden. Und Möglichkeiten gab und gibt es noch sehr viele, egal wie hoch oder tief die Versammlungs-Gruppengrösse sein darf. Der Telefonapparat wurde zu einem beliebten Werkzeug der Kontaktpflege und des Anteilnehmens.

auf Präsenzgottesdienste. Der Video-Gottesdienst, der am Sonntagmorgen aufgeschaltet wurde, war eine elegante und bequeme Lösung, die von mehr Menschen in Anspruch genommen wurde, als die Gottesdienste vor dem Corona-Ausbruch. Allerdings wurde mit zunehmender Dauer der Einschränkungen deutlich, wie wichtig echte Gemeinschaft grundsätzlich, und eben auch für den gelebten Glauben ist. Covid-19 bringt vieles durcheinander, auch das kirchliche Leben. Aber das hindert uns nicht daran, uns weiterhin motiviert in Menschen zu investieren, Nöten zu begegnen und eine lebensbejahende und hoffnungsvolle Stimmung auszubreiten. Denn wer, wenn nicht wir Christen, haben allen Grund, voller Hoffnung zu sein! Schliesslich glauben wir an den, von dem es heisst, er sei die lebendige Hoffnung: Jesus!

«Covid-19 bringt vieles durcheinander, auch das kirchliche Leben.» Die technischen Erfahrungen aus dem Frühjahr 2020 halfen uns, nahtlos Gottesdienste anzubieten, jetzt halt über Video. Die Teenieund Jugendarbeit wurde ebenfalls vorwiegend über die digitalen Medien gestaltet. Als die Gruppengrösse auf 50 Personen für Gottesdienste angehoben wurde, verzichteten wir bis Ende Februar

Matthias Stalder

Pastor | Heilsarmee Huttwil

BEWEGLICH BLEIBEN! Ich kann mich noch sehr gut an den Freitag, 23.10.2020, erinnern. Mein Weiterbildungstag in Biel neigte sich gerade dem Ende zu, als ich einen Anruf aus dem Hauptsitz der Heilsarmee erhielt. Ich wurde gefragt, ob ich heute noch Material für einen Online-Gottesdienst zur Verfügung stellen könnte. Etwas belustigt fragte ich zurück, ob denn die Heilsarmee schon wieder auf virtuelle Gottesdienste umstellen wolle. Worauf ich die Antwort erhielt, dass man gerade auf die Pressekonferenz des Kantons Bern warte, in der wahrscheinlich ein erneuter Teil-Lockdown verkündet würde. Diese Nachricht traf mich völlig unvorbereitet – so wie die meisten anderen Pastoren, die ebenfalls an der Weiterbildung teilnahmen. Und so kam es, dass ich einmal mehr einen Freitag Abend damit verbrachte, unser Gemeindeprogramm auf den Kopf zu stellen. Der Gottesdienst vom Sonntag fand dann bereits wieder virtuell statt.

hen. Während wir im Normalbetrieb gerne langfristig planen und unsere Angebote gut organisieren, waren plötzlich ganz andere Skills gefragt. Es galt und gilt noch immer, agil auf die sich ständig verändernden Rahmenbedingungen zu reagieren und dabei den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren. Schliesslich ist Kirche mehr als ein Gebäude oder ein gut besuchter Gottesdienst. Kirche – das sind Menschen, die gemeinsam Jesus nachfolgen. Und das taten sie schon immer mit Vorliebe in kleinen Gruppen. So haben wir in den vergangenen Monaten den Wert unserer Kleingruppen ganz neu schätzen gelernt. Ich bin fasziniert zu sehen, wie das Leben in diesen «Minikirchen» pulsiert: Wie sich Menschen ganz praktisch unterstützen, zusammen Gottesdienste feiern, füreinander beten und einander helfen, eine Perspektive der Hoffnung zu bewahren. Es stimmt tatsächlich: Die Türen mögen verriegelt sein, aber die Kirche ist nicht geschlossen!

«Kirche – das sind Menschen, die gemeinsam Jesus nachfolgen. Und das taten sie schon immer mit Vorliebe in kleinen Gruppen.» Die Coronakrise hat uns als christliche Gemeinde herausgefordert, flexibel zu sein und mit schnell wechselnden Vorgaben umzugeHOPE EMMENTAL


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HOFFNUNG PUR MITTEN IN DER

PANDEMIE Kolumne

Frühe Christen in der Pandemie

Unsere Pandemie ist ja nicht die erste in der Geschichte. Hier ein bemerkenswerter Bericht aus der Zeit um 200 n. Chr., als die Pest in Alexandria, Ägypten, grassierte. 50 Jahre später berichtete Bischof Dionysius folgendes darüber: «Die meisten unserer Mitchristen schonten aus grosser Nächstenliebe ihre eigene Person nicht und hielten fest zueinander. Furchtlos besuchten sie die Kranken, bedienten sie sorgfältig, pflegten sie um Christi willen und schieden freudig zugleich mit ihnen aus dem Leben … Ja, viele starben selbst, nachdem sie andern durch die Pflege die Gesundheit wieder verschafft und deren Tod gleichsam auf sich verpflanzt hatten … Bei den Heiden aber fand gerade das Gegenteil statt. Sie stiessen diejenigen, welche zu erkranken begannen, von sich, flohen von den Teuersten hinweg, warfen die Halbtoten auf die Strasse und liessen die Toten unbeerdigt liegen … Als dies bekannt wurde, pries man den Gott der Christen.» (Eusebius, Kirchengschichte VII,22 & IX,8) HOPE EMMENTAL

Es geht hier sicher nicht darum, die Christen (damals eine kleine Minderheit) in den Himmel zu loben. Aber: Was machte normale Menschen zu so etwas fähig? Weshalb konnten die Christen selbst angesichts des Todes zuversichtlich anderen helfen und sogar selbst den Tod in Kauf nehmen? Da muss etwas in ihnen gewesen sein, das sie den Tod nicht fürchten liess und darum im Leben so mutig machte. Was uns direkt 200 Jahre zurück nach Ostern führt. Was an Ostern geschah

Jesus von Nazareth wurde durch den römischen Statthalter Pontius Pilatus zum Tode verurteilt und gekreuzigt. Dies geschah an einem Freitag. Am Sonntag jedoch, als Frauen Jesu Körper nach damaligem Brauch mit Ölen behandeln wollten, fanden sie ein leeres Grab! Kurz darauf begegnete Jesus selbst, lebendig geworden, seinen Jüngern und sie begriffen: Jesus ist tatsächlich auferstanden! Knapp 200 Jahre später befähigte diese Tatsache Christen während einer schrecklichen Pandemie zur tätigen Nächstenliebe. Das

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Nie in meinem Leben hatte ich mir vorgestellt oder auch nur daran gedacht, von einer Pandemie betroffen zu sein. Und nie hätte ich mir solche Auswirkungen vorstellen können – jedenfalls nicht hier in der «sicheren» Schweiz. Wo führt das hin? Wie geht es weiter? Gedanken dazu von Christian Salvisberg, Pastor in der Freikirche CBZ Langnau und seit Sommer 2020 auch Trägermitglied von «Hope Emmental».

ist aber nur erklärbar, wenn die Auferstehung in ihrer universalen und doch zutiefst persönlichen Dimension verstanden wird. Die universale Dimension der Auferstehung

Die Auferstehung von Jesus hatte eine «elektrisierende» Wirkung auf seine Jünger: Zuerst verängstigt und versteckt, begannen sie auf einmal auf fröhlich-freche Weise das Evangelium, d.h. die Siegesnachricht vom Tod und von der Auferstehung dieses Jesus zu proklamieren. Die Botschaft fasst der Apostel Paulus wie folgt zusammen (1. Korinther, Kapitel 15, Verse 3-4): «Ich habe euch das weitergegeben, was am wichtigsten ist und was auch mir selbst überliefert wurde – dass Christus für unsere Sünden starb, genau wie es in der Schrift steht. Er wurde begraben und ist am dritten Tag von den Toten auferstanden, wie es in der Schrift steht.» Fazit: Tod und Auferstehung von Jesus geschahen gemäss den prophetischen Schriften, sie haben einen Sinn. Sein Tod


31 war kein «Missgeschick». Jesus wird «Christus» (hebr. Messias, der Gesalbte) genannt, der lange angekündigte Erlöser Israels und der Welt. Jesus ist «für unsere Sünden» gestorben, um so mit allem Bösen und Falschen in unserem Leben und in der Welt «abzurechnen» und eine ultimative Wende in der Weltgeschichte einzuleiten. Seine Auferstehung bedeutet nun: Nicht nur ist alles getan, damit unsere Schuld vergeben werden kann, sondern auch der ultimative Feind, der Tod, ist besiegt. Die Tür zum unzerstörbaren Leben ist aufgestossen. Nicht Zufall, Hoffnungslosigkeit, Ungerechtigkeit und Tod bestimmen das Schicksal der Welt, sondern in Jesus hat Gott selbst rettend in seine Schöpfung eingegriffen, sich dem Tod ausgeliefert und ihn quasi «von innen heraus besiegt». Nicht Vertröstung aufs Jenseits, sondern fit fürs Diesseits

Die persönliche Dimension der Auferstehung bedeutet nun: Jeder ist eingeladen, an dieser Erlösung teilzuhaben, in dieses «neue Leben» einzusteigen und sich auf Jesus einzulassen. Damit werde ich quasi in die Auferstehung von Jesus «miteingeschlossen». Die Christen in Alexandria 200 Jahre später wussten darum, dass mit ihrem Sterben nicht alles aus ist, sondern das Beste erst noch kommt. Das liess sie angesichts der Pandemie radikal anders handeln als die, die vor dem Tod Angst hatten. Der alte Vorwurf, dass sich Christen «aufs Jenseits vertrösten» ist angesichts der Fakten lächerlich. Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass die sich gerade dann im «Diesseits» ganz anders einsetzten, die an den Auferstandenen glaubten und darum nicht mehr von Todesangst gelähmt waren.

Und wenn es wirklich stimmt!?

C. S. Lewis (1898-1963), ehemaliger Atheist und Literaturprofessor, wurde aus radikalem Zweifel heraus Christ. Für ihn war klar:

Kommen Sie mit uns ins Gespräch. Wir werden Sie nicht «überreden». Aber wir zeigen Ihnen gern und ehrlich, wie die Beziehung zu Jesus unser Leben prägt – und was das vielleicht für Sie bedeuten könnte.

«Der christliche Glaube hat keinerlei Bedeutung, wenn er nicht wahr ist. Wenn er aber wahr ist, ist er von unendlicher Bedeutung. Was es nicht sein kann, ist, dass er von mittelmässiger Bedeutung ist». Christen glauben nicht ein System von Dogmen und verstaubten Lehren, sondern sie setzen alles auf diesen Christus, der radikal gelebt hat, der selbstbestimmt gestorben und real wieder auferstanden ist. In einer Zeit wie dieser werden unsere «Sicherheiten» – Geld, Job, Gesundheit, Beziehungen – ziemlich in Frage gestellt, und die Frage stellt sich: Welchen Boden habe ich unter den Füssen? Auf was hoffe ich? Nach seiner Auferstehung begegnete Jesu dem extrovertierten Jünger Petrus, dem alle Hoffnungen zerbrochen waren, und lud ihn ein «Komm, folge mir nach». Auf diese einfache Formel kann man christliches Leben bis heute bringen. Wer ihm nachfolgt, dem löst Jesus die Fragen von Schuld, Sinn und Zukunft. Damit befähigt er seine Nachfolger, trotz Widerwärtigkeiten hoffungsvoll zu leben, zu lieben und zu dienen. Die gesicherte Zukunft macht es möglich, auch in den Widerwärtigkeiten einer Pandemie hoffnungsvoll zu leben. Das ist die Hoffnung von Christen in Ihrer Region.

Namen: Christian Salvisberg Alter: 43 Jahre

Familie: verheiratet, drei Kinder Wohnort: Langnau i.E.

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EINE

LEADERIN

AUF UND NEBEN DEM

PLATZ Lia Wälti

Aufgewachsen in Langnau i.E., ist Lia Wälti (27) heute Aushängeschild des Schweizer Damenfussballs. Sie ist Kapitänin der Nationalmannschaft und spielt bei Arsenal London. Nicht zuletzt in der Corona-Zeit wird von Fussballprofis stets vorbildliches Verhalten erwartet. «Die strengen Regeln im Fussball können uns einsam machen», berichtet Lia Wälti im Zoom-Videointerview mit «Hope Emmental». Manchmal wünsche sie sich, unbeschwert mit ihren Leuten zusammen zu sein. «Aufgrund des mutierten Virus konnte ich selbst über Weihnachten nicht in die Schweiz reisen.» Da braucht auch die so positiv eingestellte Lia mal jemanden, der sie motiviert. Im Moment sei sie froh um jedes absolvierte Spiel, weil sie dies der Sommerpause näherbringe und sie dann ihre Leute in der Schweiz wieder treffen dürfe.

«Aufgrund des mutierten Virus konnte ich selbst über Weihnachten nicht in die Schweiz reisen.» Den Grund ihres Erfolgs sieht sie in zahlreichen Menschen, die sie auf ihrem Weg gefördert hätten. «Meine Eltern haben mich immer unterstützt. Dann hatte ich auch immer Trainer, die das Beste aus mir herausgeholt haben.» Nie habe jemand sie gebremst. Das Wichtigste seien für sie sowieso die Menschen, die sie umgeben, betont die 27-jährige Emmentalerin. In allen wichtigen Karriereschritten habe sie sich von dieser Erkenntnis mehr leiten lassen, als von den Arbeitsbedingungen oder dem Lohn. «Ich hatte das Glück, stets gute Berater an meiner Seite zu haben.» Das gute Umfeld, gepaart mit Talent und Wille verhalfen ihr dazu, heute beim Arsenal Women Football Club, einem der erfolgreichsten Frauenteams Europas, kicken zu dürfen. (fw)

Was hat sie für Hoffnungen? Und wie sieht sie ihre Rolle als Botschafterin in der Sportwelt? Lesen Sie mehr dazu unter www.hope-emmental.ch

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Familie, Förderer und Freunde


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