ZUGABE 24

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16. SPIELTAG: TSV MÜNCHEN VON 1860 - SC PADERBORN

SAISON 2012/13

AUSGABE 24


16. Spieltag: TSV München von 1860 - Sc Paderborn

Servus Löwenfans!

Saison 2012/13

Ausgabe 24

VORWORT

Kommen wir gleich auf den Punkt: Dieser heutige 16. Spieltag der 2. Bundesliga gegen Paderborn und die beiden kommenden Spieltage in Aalen und Regensburg stehen ganz im Zeichen der Kampagne „Ohne Stimme 12:12 keine Stimmung“! Für 12 Minuten und 12 Sekunden wird in nahezu jeder großen Kurve in Deutschland für den Erhalt unserer Fankultur geschwiegen. Weitere Informationen und Hintergründe entnehmt ihr bitte den zahlreichen Flyern, Spruchbändern und Plakaten im Stadion oder der kurzen Info-Veranstaltung vor Spielbeginn im Fanraum der Arena. Lasst es uns anpacken! ZuGaBe # 24 beschäftigt sich zudem mit dem letzten Heimspiel gegen Köln und den darauf folgenden Entwicklungen dieser Woche – mit dem Maurer-Rauswurf und dem Bruch Hasan Ismaiks mit Hamada Iraki. Abgerundet wird diese Ausgabe mit einem History-Flashback zum gewonnenen Derby am 27.11.1999 von vor 13 Jahren.

INHALT RÜCKBLICK 1.Fc Köln (H) Union Berlin (A)

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HISTORY Ein ganz normaler Samstag?!

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RANDNOTIZ Irakis Bruch mit Ismaik

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RÜCKBLICK 1.Fc Köln (H) Freitagabend, 20:30 Uhr gegen den 1. FC Köln vor mehr als 20.000 Zuschauern. Seit langem kam mal wieder etwas so wie „Bundesligafeeling“ auf vorm Spiel gegen die Geißböcke aus der Domstadt. Wie auch bei den letzten Heimspielen stand diesmal wieder Löwentreff am Streetworkbus des Fanprojekt Münchens bereit und lud ein, die letzten Stunden vor Anpfiff in der Einöde zu Fröttmaning gemeinsam mit anderen Löwen zu verbringen. Für einen Freitagabend war dieser dann auch gut besucht, was uns wieder sehr gefreut hat! Nach interessanten, kurzweiligen Gesprächen wurde es auch schon Zeit, gen Arena aufzubrechen. Im Block angekommen machte man sich an die obligatorischen Vorbereitungen und ehe man sich versah, pfiff Schiedsrichter Schmidt pünktlich um halb neun die Partie an. Von den offiziellen 25.800 Zuschauern waren schätzungsweise ca. 1500 dem Anhang der Domstädter zuzurechnen, welche zu Beginn eine eher mäßige „PyroShow“ (wenn man das spärliche kokeln einiger kleiner Rauchtöpfe so bezeichnen kann) darboten. Unsere Kurve legte zu Beginn recht gut los, was aber durch die frühe Führung der Geißböcke durch McKenna

ziemlich schnell unterbunden wurde. Wahrscheinlich wusste der Großteil der Löwenfangemeinde wie auch der Verfasser dieses Spielberichts, dass da von unsren Münchner Löwen nicht mehr viel kommen sollte. Stimmung daraufhin eher dürftig, was aber trotz Spielstand nicht zu entschuldigen ist! Immer auf die Leute unten am Zaun zu schimpfen und dann selber nicht den Mund aufkriegen (Ok, die „MaurerRaus“-Schreier am Spielende mal ausgenommen), ist natürlich auch nicht schwer. Leute, das muss besser werden, zefix! Wir sind der 12te Mann, wir peitschen die Mannschaft nach vorne! Zum weiteren Spielverlauf bleibt nicht mehr viel zu sagen außer, dass Köln in der 75. Minute noch verdient auf 0:2 aus Löwensicht erhöhen konnte und so mit einer eher mittelmäßigen

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Leistung als verdienter Sieger vom Platz ging. Wer aber jetzt dachte, dass diese katastrophale spielerische Darbietung von der Mannschaft nicht mehr überboten werden könnte, wurde eines besseren belehrt, da sich die Herren Profis anscheinend sogar noch zu schade dafür waren, vor die Nordkurve zu kommen um sich den Unmut der Fans zu Gemüte zu führen. Folgen haben sollte die wieder einmal enttäuschende Leistung schließlich auch für Reiner Maurer, der am Sonntag seinen Hut nehmen musste. Der bisherige Chef-Trainer unserer Amateure Alex Schmidt übernimmt.

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(!) zum U-Bahnhof Fröttmaning geführt, was nur eine weitere Repression unserer lieben Freunde der deeskalierenden Staatsmacht. Dafür aber durften wir Dank den Herren in Schwarz und Grün 20 Minuten irgendwo im Nirgendwo auf der Esplanade warten, bis auch wir endlich den Heimweg antreten konnten. Für die Gruppe endete der Abend später noch feucht-fröhlich in den Kneipen und Bars unesrer schönen Landeshauptstadt.

Zumindest wurde man diesmal beim Verlassen der Arena nicht wie die letzten Spiele schon üblich geworden vom USK hinter der Autobahn rum

Union Berlin (A) Freitagabend: Mit dem Sonderzug nach Berlin – gleich sollte es losgehen! Ein unbeschreibliches Gefühl, zu wissen, fast 40 Stunden nur für Münchens große Liebe unterwegs zu sein. Für einige unserer Mitglieder stellte diese Fahrt gar eine Premiere dar, gab es bis auf die Fahrt letzte Saison an einem Freitag nach Dresden ja schon ewig keinen Sonderzug bei 1860 mehr. Doch diesmal sollte wieder einer rollen! Über 1000 Löwenfans in einem Zug, das Spiel Samstag zu einer ausnahmsweise

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mal ordentlichen Anstoßzeit und nach Berlin in die Alte Försterei – besser geht’s kaum! So traf sich unsere Gruppe samt Umfeld bereits einige Stunden vor der Abfahrt, um schließlich trotz einem Großaufgebot an Polizei und ausgiebigen Kontrollen auch rechtzeitig am Bahnsteig zu stehen. Perfekt zu den nun anbrechenden kalten Tagen gab‘s für jeden Mitfahrer eine hellblaue Mütze mit Sechzig München – Aufstick, was ein einheitliches Bild der Sonderzugbesatzung garantierte. Pünktlich fuhr der Sonderzug auf


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Gleis 13 des Ostbahnhofs ein, und wurde von den Löwenfans nach einer kurzen Ansage der Vertreter des Fanrats und der Fanszenen-Crew sogleich auch geentert. Neben normalen Abteilen bot sich für alle Fans die Möglichkeit, zu gutem Sound in zwei Partyabteilen zu verweilen und für alle durstigen und hungrigen Kehlen wurden Speis und Trank zu freundlichen Preisen angeboten. Ebenso erfreut war man über die gemütlichen SechserAbteile, welche an Fahrten vor vielen Jahren erinnerten und im heutigen Zugverkehr fast gar nicht mehr vorkommen. Somit war die Stimmung schon bei der Abfahrt phänomenal und jeder freute sich auf die nun folgenden Stunden. Nach ziemlich kurzweiliger, wenn auch nicht kurzer Fahrt, erreichte man gegen 8:30 Uhr mehr oder weniger fit den Berliner Ostbahnhof, von dem man sich auf den Weg durch die Stadt in das Hofbräuhaus Berlin machte. Die Belegschaft der Trinkhalle aber war dem Ansturm der Löwenfans in der früh um Weiten nicht gewachsen. Die Löwenfans müssen wohl

einen ausgesprochen guten Eindruck gemacht haben, da im späteren Verlauf des Tages eintreffende Löwen gar nicht mehr hineingelassen wurden. Daraufhin machte man sich auf den Weg zum Stadion, welches man nach einem geschlossenen Fußmarsch vom Köpenicker Bahnhof rechtzeitig erreichte. Hier sollen auch die außerordentlich fanfreundlichen Preise der Mahlzeiten und Getränke im Stadion an der Alten Försterei erwähnt werden, was manch einen ermutigte mehrere Steak- oder Bratwurstsemmeln zu verzehren. Unsere Münchner Löwen begannen engagiert und mit sichtlich mehr Elan als noch vor einer Woche unter

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Randnotiz Irakis Bruch mit Ismaik [Kommentar MbGB] „Hamada Iraki tritt als Aufsichts- und Beirat zurück“ – so der Titel der offiziellen Pressemitteilung von 1860. Aus beruflichen Gründen heißt es. In Wahrheit lodert jedoch seit einigen Wochen schon wieder unter der Oberfläche ein Streit mit Investor Ismaik, der nun an die Öffentlichkeit gelangte. Dass dabei selbst Ismaiks engster Vertrauter Iraki vollkommen anderer Meinung ist, spricht Bände. Ismaik will einen „glanzvollen“ Nachfolger für Reiner Maurer – den Schweden Sven-Göran Eriksson, der ohne Zuschüsse Ismaiks gar nicht zu bezahlen ist und selbst mit Zuschüssen dem „nachhaltigen Wirtschaften“ des Vereins vollkommen widerspricht. Und dabei steht er wohl ziemlich alleine da. So ist es für Ismaik nach über 6 Monaten Abstinenz am Dienstag mal wieder an der Zeit, bei seinem Investment an der Grünwalder Straße vorbeizuschauen.

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Rainer Maurer. Zudem bot Neu-Trainer Alex Schmidt gleich von Beginn an Wannenwetsch und Maier aus der U-21 auf, welche ihr Startelfdebüt gleich auswärts in Köpenick verbuchen konnten. Leider gingen die Unioner in der 22. Minute durch einen Kopfball von Stuff in Führung, woraufhin unsere Löwen etwas aus dem Konzept gebracht wurden. Doch tat sich bis zum Halbzeitpfiff hüben wie drüben nichts mehr und der Löwentross konnte für Hälfte zwei seine Kehlen am hiesigen Bierstand befeuchten. Stimmungstechnisch bisher ein relativ guter Auftritt des Gästeblocks, wenn auch v.a. in Anbetracht der Fülle des Sektors noch mehr drin gewesen wäre. Zudem präsentierten wir in Hälfte eins ein Spruchband, welches auf den geplanten bundesweiten und szeneübergreifenden Stimmungsboykott ab dem Paderborn-Spiel aufmerksam machte, um gegen das Sicherheitspapier der DFL zu protestieren. Nach dem Seitenwechsel begannen die Löwen wieder regsam, was in der 53. Spielminute mit dem Ausgleich durch Benny Lauth belohnt wurde. Der Auswärtsblock daraufhin am Ausrasten und zum ersten Mal stellte sich so etwas wie Gänsehaut-Atmosphäre ein. Als 13 Minuten später abermals Benny Lauth durch einen Kopfball auf 2:1 aus Löwensicht erhöhen konnte, explodierte der Löwenblock


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förmlich. Die Mannschaft wurde nun von den Fans regelrecht nach vorne gepeitscht, welche ein paar Mal an einem weiteren Tor vorbeischrammte. Doch auch die Eisernen aus Köpenick ließen nicht locker und konnten in der 81. Minute den Ausgleich zum 2:2 markieren, was gleichzeitig auch der Endstand war. Zusammenfassend kann man sagen, dass die Mannschaft wesentlich kompakter und engagierter zu Werke ging und somit Alex Schmidt ruhig Zeit gegeben werden kann, anstatt einen völlig überteuerten, fremdsprachigen Trainer à la Eriksson zu installieren. Nach dem Spiel ging es wieder zu Fuß zurück zum Köpenicker Bahnhof, da man die von Union Berlin eingesetzten, freiwilligen (!) Shuttlebusse zum Alexanderplatz verpasste. Hier noch mal ein Lob an die Verantwortlichen der Eisernen, so sieht freundlicher Umgang mit Fans aus! Davon kann sich so mancher Verein / so manche Stadt nicht nur eine Scheibe abschneiden.

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Da der Sonderzug erst gegen Mitternacht zurück gen Landeshauptstadt rollen sollte, konnte man sich noch die Zeit in diversen Berliner Kneipen verbringen und somit die Wartezeit verkürzen. Auf der Rückfahrt kam es dann zu einem tragischen Zwischenfall, als der Zug kurz nach dem Berliner Ostkreuz eine Person erfasste, welche vom eintreffenden Notarzt nicht mehr gerettet werden konnte. Durch dieses Ereignis musste der Zug knappe 2 Stunden an Ort und Stelle stehen bleiben, ehe der Zugführer ausgetauscht werden konnte und die Rückreise weitergehen konnte. Dem Großteil der Zugbesatzung war anzusehen, dass dieses Ereignis nicht spurlos an ihnen vorbeiging. Erst zu späterer Stunde entwickelte sich ein ähnlich süffiges Treiben und man konnte diese, bis auf den augenscheinlichen Suizid, überaus gelungene Auswärtsfahrt krönend abschließen. Bei feinstem ElectroSound wurde bis zur Ankunft am Münchner Ostbahnhof gegen 12 Uhr mittags noch ordentlich „geraved“.

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Fazit: Ein wirklich gelungener, geschlossener Auftritt Sechzig Münchens, welcher in vielerlei

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Punkten eindeutig beweist, dass Sechzig immer noch eine Nummer ist!

HISTORY Ein ganz normaler Samstag?! Es ist Samstagmittag. Mein Vater nimmt mich wie so oft mit ins Stadion. Wie immer sind wir spät dran. Eigentlich sind wir mit einem Freund meines Vaters an der U-Bahn verabredet, doch kurz bevor wir uns treffen kommt noch etwas anderes dazwischen. Mein Vater entschuldigt sich und bietet ihm die Mitfahrgelegenheit per Auto an. Unser Nachbar bedankt sich und macht sich auf den Weg zu uns! Eine halbe Stunde später sitzen wir zu dritt im Auto und fahren Richtung Olympiastadion. Die Parkplatzsituation um den Olympiapark ist alles andere als ideal. Naiv wie mein Vater nun mal ist, sieht er es weder ein für einen Parkplatz im Parkhaus zu zahlen, noch ewig zu Fuß ins Stadion zu laufen! Erst nach einer dreiviertel Stunde haben wir einen Platz gefunden- wie immer nicht gerade in der Nähe des Stadions! Ich binde mir meinen Schal um den Hals und steige mit meiner neuen Löwenfahne aus dem Auto. Jetzt nimmt das nächste übliche Spiel seinen Lauf: Bis zum Spiel bleibt nicht lange Zeit. Mein Vater beginnt nervös zu werden und fängt

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an schneller zu gehen. Für mich und meine zarten 6 Jahre bedeutet das: Drei Schritte für eine Distanz, die mein Vater und sein Begleiter gerade einmal mit einem Schritt bewältigen. Nicht einmal nach 5 Minuten hält mein Vater inne: Er ist sich nicht sicher ob er das Auto abgesperrt hat und läuft zurück. Der Freund meines Vaters, der mir alles andere als sympathisch ist, setzt mit mir den Weg fort. Ich trage meine Fahne stolz über der Schulter und versuche mir nichts anmerken zu lassen. Die Situation ist mir dennoch alles andere als angenehm. Ich kenne die Person neben mir so gut wie gar nicht- sie raucht eine Zigarette nach der anderen und hat eine erschreckend tiefe Stimme. Auch wenn er es sicher nur gut mit mir meint und ein guter Freund meines Vaters ist, bin ich heilfroh als uns mein Vater -vollkommen außer Puste- am Luz-Long Ufer einholt. Das Auto, so stellt sich heraus, war selbstverständlich abgesperrt! Nun beginnt es: Das unbeschreibliche Kribbeln, das ich vor jedem Löwenheimspiel fühle! Aus genau diesem Grund habe ich meinen besten Kindergarten und Schulfreund heute versetzt. Eine Entscheidung,


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die er mir nicht ohne Weiteres verzeihen wird, es war schließlich sein Kindergeburtstag! Vor dem Stadiontor ist schon eine Menge los. Ich höre bereits jetzt die kratzig- gedämpfte Stimme des Stadionsprechers Stefan Schneider und die reißerischen Gesänge aus der Nordkurve. Der scharfe Geruch von Zigaretten liegt schon jetzt beim Anstehen am Eingang in der Luft. Ich assoziiere: „Stadionatmosphäre“! Später in der Nordkurve, direkt unter der Anzeigetafel, so viel steht jetzt schon fest, wird dieser Geruch aufdringlicher, was bei mir im Laufe des Spiels -wie des Öfteren- zu gering-stechenden Kopfschmerzen führen wird. Am Eingang angekommen, holt mein Vater unsere Dauerkarten raus und lässt sie von einem sichtlich genervten Ordner abzwicken. Ein neues hinzugekommenes Loch in den beiden Dauerkarten bedeutet für mich: Alle Löcher und Spielbesuche nachzählen. Obwohl sich dies leicht ablesen lässt, ist es mein „Stadionhobby“ auf dem Weg zwischen Kontrolle und Block. Anschließend benenne ich meinem Vater die wenigen verpassten Spiele. Im Block angekommen stelle ich mich wie jedes Mal auf die eingeklappten Stühle im Block F1, während mich mein Vater von hinten stützt. Die Spieler verschwinden soeben in den Katakomben- die Mannschaftsaufstellung wird vorgelesen!

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Zu Beginn des Spiels laufen die beiden Mannschaften ein- ich schwenke meine Fahne. In der Nordkurve entwickelt sich ein riesiger weiß-grauer Rauchpilz, den ich schon direkt nach der Entfachung entdecke und meinem Vater zeige! Die Stimmung nun auf dem Höhepunkt! In der ersten Halbzeit spielen die Löwen sehr gut. Immer wieder rettet der gegnerische Torwart in der aller letzten Sekunde oder nur Pfosten und Latte können die Führung für unsere Mannschaft verhindern. Zur Halbzeit besorgt mir mein Vater eine Kleinigkeit zu essen. Es geht weiter: Die zweite Halbzeit gestaltet sich wie die erste. Die Leute um uns rum sind am Verzweifeln und Fluchen. Manch einer tritt gegen die Stühle und steigt anschließend wieder voller Motivation in die mächtigen „Sechzig-Orkane“ ein. Ich merke, dass das Spiel und die Stimmung hochgeladen sind. Vor allem, weil mich mein Vater bei einer vergebenen Chancen im Unterbewusstsein immer fester rüttelt. Dann. Kurz vor dem Ende der Begegnung, eine Balleroberung unserer Löwen! Der ballführende Spieler rennt von halblinker Position in die Nähe des Strafraums. Er setzt zum Schuss an- schießt! Der Ball segelt und gewinnt an Eigendynamik. Der gegnerische Torwart ist schon auf dem Absprung- der Ball aber dreht sich immer mehr ins halbhohe Eck Richtung Pfosten…..TOR!!!!! Ein höllisch lauter Aufschrei! Mein

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Vater packt mich an meinen Rippen und schleudert mich vor Freude in die Luft. Ich komme eine Reihe vor ihm inmitten anderer Löwenfans halb auf dem Rücken eines mir fremden Löwenfans auf. Was ich sehe sind wildgewordene Menschen, die sich aufeinandertürmten und umarmen- und das obwohl sie sich nicht einmal kennen! In mir bebt es und immer wieder regnet es Getränke auf mich herab. Der Mann, auf dem ich gerade lag wird auf mich aufmerksam und hebt mich zu meinem Vater zurück. Er nimmt mich in Ektase jubelnd in Empfang und reißt mich ausgesprochen feste an sich. Bei Abpfiff wenige Minuten später folgt ein ähnlich lauter oder noch emotionalerer Schrei aus der Nordkurve. Die Spieler tanzen minutenlang am Mittelkreis. Ich seh das Löwenmaskottchen! Und das trotz der Sichtbehinderung und meiner Größe! Weit nach dem Spiel verlassen wir den Block. Plötzlich rennt mein sonst eher ruhiger Vater auf eine Person los. Ich kann sie nicht erkennen und sehe nur wie er sie mit vermeintlichen Hieben zusetzt. Ich

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bekomme das erste Mal Angst und komme mir inmitten der jubelnden Masse alleine vor. Dann als ich etwas näher bin, erkenne ich, dass es sich bei besagter Person um meinen Onkel handelt. Beide umarmen sich wild vor Freude! Anschließend fahren wir nur noch zu zweit nach Hause. Unser Nachbar und Begleiter auf der Hinfahrt sei am heutigen Abend noch länger unterwegs entgegnet mir mein Vater auf Nachfrage. Ich verstünde das erst in ein paar Jahren. Zuhause angekommen gehe ich zügig zu Bett um das Erlebte zu verarbeiten. Ich liege lange wach und frage mich ob das heute wirklich mein sonst so gelassener Vater war? Und auch bei meinen nächsten Stadionbesuchen nagt dieses eine Spiel an mir: Ich habe Schiss, dass ich wieder in wildfremde Massen geworfen werde und hoffe während der Spiele insgeheim auf ein torloses Remis. Verlieren sollen sie ja nun wirklich auch nicht! Erst nach einigen weiteren Führungstreffern und Siegen wird mir bewusst, dass ich Zeuge eines einzigartigen und unvergesslichen Spiels unseres Vereines gewesen sein muss.


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Schaue ich mir heute das Spiel auf den üblichen Internet-Plattformen an, so setzen unmittelbar nach dem Torschuss Gänsehaut und ein adrenalingeladenes Gefühl ein! Als kleiner Bub an Vaters Hand! Ein aufrichtiger Dank geht raus an alle Väter und Mütter die uns und unsere Generationen zu Löwen gemacht haben!!!

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Das eben beschriebene Spiel fand genau heute vor 13 Jahren in München statt. Der Torschütze trug die Nummer 23. Nach 22 Jahren Abstinenz war es den Löwen geglückt ihren verhassten Lokalrivalen, den FC Bayern München, in einem atemberaubenden Spiel zu schlagen! Remember 27. November 1999!!!

KURZ UND KNAPP - Alle mit dem Zug nach Aalen. Abfahrt München HBF 13:35 Uhr Gleis 14 - 12:12 Kampagene Unterstützen. 12:12 Minuten Ruhe für unsere Fankultur. Danach Vollgas!!! - 08.12.12: Demo für die endgültige Aufklärung des staatlichen Verbrechens an Löwenfans vor 5 Jahren, sowie zur Kennzeichnungspflicht bayerischer Beamter

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WICHTIG: 12DOPPELPUNKT12 Ab heute: 12 Minuten und 12 Sekunden Ruhe für unsere Fankultur - danach Vollgas für die Löwen! Wer in Berlin war, der weiß es: Ab dem heutigen Spiel beginnen die bundesweiten Proteste gegen den Ligaverband und seine Absichten. Auf das Konzept „Sicheres Stadionerlebnis“ gilt es nun eindrucksvoll und geschlossen in allen Stadien Deutschlands zu antworten. Auch wir Löwen sind gefragt: Die gesamte Nordkurve und hoffentlich auch der Rest des Stadions wird heute eindrucksvoll zur Schau stellen, wie sich das Fußballerlebnis anhört, wenn ihr wie den anderen Kurven in Deutschland der Hahn abgedreht werden würde! Lasst uns mit dem Stimmungsboykott nicht zuletzt auch unseren Verein ermutigen, seine Bedenken gegenüber DFL & Konsorten zu äußern. Wir, die Fans des TSV und die Nordkurve stehen hinter Euch! Abschließend sei euch heute vor Spielanpfiff der Fanraum empfohlen, in dem es weitere Infos zum Protest gibt, sowie die Flyer, die ihr euch hinter der Nordkurve kostenlos einstecken könnt. Packen wir es an! GEMEINSAM UND LÖWENSTARK GEGEN DIE ABSICHTEN DES LIGAVERBANDES!

IMPRESSUM ZuGaBe der Giasinga Buam 1860 Auflage: 750 Stück Herausgeber: Szene Giesing e.V. Postfach 950273 in 81518 München Online: www.giasinga-buam.de Für Fragen, Kritik oder Anmerkungen wendet euch an: kontakt@giasinga-buam.de foerderkreis@giasinga-buam.de auswaerts@giasinga-buam.de newsletter@giasinga-buam.de shop@giasinga-buam.de blauemeute@giasinga-buam.de

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