Energie- und CO2-Bilanz im Landkreis Ostallgaeu

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Kli maschu t z für das Ostallgäu Zusammenfassung der Energie und CO² Bilanz


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Vorwort Bei unseren vielfältigen, das Leben unserer Bürgerinnen und Bürger betreffenden Aufgaben im Landkreis Ostallgäu und im Land ratsamt haben wir immer die Zukunftsfähigkeit im Blick. Gerade beim Klimaschutz soll klar sein, dass wir bestmöglich nachhaltig handeln Vorbild für Menschen, Kommunen und Unternehmen sind mittel und langfristig wirtschaftlicher arbeiten können. Mit unserer Resolution „Energiezukunft 2020 Klimaschutz für das Ostallgäu“ haben wir die Latte sehr hoch gelegt: In 10 Jahren wollen wir 50 % unserer benötigten Energie aus dem regenerativen Bereich beziehen! Zur Umsetzung steht seit April dieses Jahres die Koordinierungsstelle Klimaschutz mit Carmen Cremer im Landratsamt zur Seite. Durch diese werden die Handlungsfelder Energieeffizienz, nachhaltiges Bauen, regenerative Energie, Ressourcenschutz und Mobili tät bearbeitet. Sie leitet außerdem das auf Landkreisebene zu gründende Energieteam. Als ersten wichtigen Schritt haben wir am 31.03.2009 eine Energie und CO2 Bilanz an eza! beauftragt: Wir brauchen eine seriöse Grundlage, um wirksame Maßnahmen einleiten zu können. Das Ergebnis wird mit dieser Broschüre vorgelegt! Wir können nun deutlich unseren Stand aus dem Basisjahr 2007 ablesen. So lagen wir im Jahr 2007 gemessen am bundesdeutschen Mittel in Bezug auf die CO2 Emissionen mit 9,53 Tonnen CO2 pro Einwohner und Jahr nur knapp unter dem bundesdeutschen Mittel von 9,84 Tonnen. Unsere Stärke liegt in jedem Fall bei der Erzeugung von Strom und Wärmeenergie aus regenerativen Energieträgern. Im Landkreis Ostallgäu werden 56,8 % des gesamten Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien erzeugt, bei einem bayerischen Durchschnitts wert von 21,6 % und einem bundesdeutschen Durchschnitt von 14,2 %. Auch in der Wärmeerzeugung stehen wir im Ostallgäu mit einem Anteil regenerativer Energien von 14,9 % dem bundesdeutschen Durchschnitt mit 7,6 % gegenüber. Fassen wir den Anteil re generativer Energien an der Strom und Wärmeerzeugung für das Ostallgäu zusammen, so ergibt sich ein Gesamtanteil von 23,4 %. Der deutsche Wert liegt auch hier etwa annähernd halb so hoch. Dennoch wird es eine Herausforderung für uns alle sein, den Anteil bis 2020 auf 50 % zu steigern. Welche konkreten Schlüsse wir also nun aus den durch diese Bilanz gewonnenen Erkenntnissen ableiten, in welchem zeitlichen Rahmen wir aktive Maßnahmen zur weiteren reell messbaren CO2 Emissionsminderung und Steigerung regenerativer Energieträger an der Energieerzeugung umsetzen wollen und die Umsetzung konkreter Aktionen, liegt allein in unserer Hand. In diesen umfassenden Entwicklungsprozess wollen wir als Landkreis die Bürgerinnen und Bürger, die Kommunen, die Land und Forstwirtschaft, den Tourismus und die Unternehmen im Landkreis einbinden und zur Mitwirkung motivieren. Eine Herausforderung wird sein, aus den vielfältigen und allesamt wichtigen Möglichkeiten die richtigen Prioritäten zu setzen. Unterstützen und ermutigen wir uns alle gegenseitig bei unserer großen Zukunftsaufgabe.

Johann Fleschhut Landrat


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Resolution Energiezukunft vom 21. Januar 2008 Der Klimawandel stellt eine der größten Herausforderungen für die Menschheit dar. Erfolge können nur erzielt werden, wenn alle Handlungsmöglichkeiten genutzt werden. Unter dem Motto der in Rio de Janeiro 1992 beschlossenen Agenda 21 „Global Denken – Lokal Handeln“ stellt sich der Landkreis Ostallgäu seiner Verantwortung und will seinen Beitrag zu einer nachhaltigen und klimage rechten Entwicklung leisten – zum Nutzen der Menschheit und um den Landkreis Ostallgäu auch in Zukunft lebenswert zu erhalten. In kommunaler Verantwortung sollen durch eine neue Klimaschutzstrategie im Landkreis Ostallgäu unsere natürlichen Lebens grundlagen erhalten und die regionale Wirtschaftskraft, sowie unsere Lebensqualität auf Dauer gesichert werden. Ein umfassendes Energiemanagement ist deshalb das Gebot der Zeit. Wir sehen auch eine besondere Verantwortung aufgrund der wertvollen naturräumlichen Ausstattung des Landkreises und streben an, künftig generationengerecht zu handeln, um den Landkreis in seiner Vielfalt zu erhalten und weiter zu entwickeln. Dem Klimaschutz wird künftig bei allen Maßnahmen hohe Priorität eingeräumt und deshalb folgendes vereinbart: 1. Nur erneuerbare Energien, gekoppelt mit einer effizienten Energienutzung können auf Dauer eine nachhaltige Energieversorgung sicherstellen. Der Landkreis Ostallgäu strebt daher eine 100% Versorgung im Landkreis mit erneuerbaren Energien durch den erhöhten und alleinigen Einsatz von regenerativen Energien auf dem Energiesektor an. Bis zum Jahr 2020 soll als erste Etappe die Energieversorgung aus erneuerbaren Energien zu 50 % erfolgen. 2. Der Landkreis Ostallgäu führt eine Evaluierung der klimaschädlichen CO2 Emissionen im Rahmen einer CO2 Bilanz durch, um sich im Rahmen der technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten durch eine Emissionsminderung eines regionalen Entwicklungskonzeptes neue Ziele zu setzen. 3. In allen Bereichen des täglichen Lebens, der Politik und der Wirtschaft werden viele Entscheidungen getroffen, die Auswirkungen auf das Klima haben. Der Landkreis strebt an, bei allen eigenen Entscheidungen die Klimaauswirkungen zu prüfen. Die Städte, Märkte und Gemeinden, die Bürgerinnen und Bürger, sowie die Wirtschaft des Landkreises sollen zur Mitwirkung motiviert werden. In Kooperation mit der Tourismuswirtschaft soll unsere Urlaubsregion CO2 neutral, umweltgerecht und naturnah entwickelt werden. 4. Die Klimaschutzziele können insbesondere erreicht werden durch Reduzierung und Vermeidung des Energieverbrauchs in allen Bereichen Einsatz innovativer und effizienter Technologien zur Energieerzeugung und Energienutzung Unterstützung bei der Anwendung und dem Einsatz erneuerbarer Energien, insbesondere durch eine umweltgerechte und nachhaltige Nutzung aller heimischer Ressourcen, wie Biomasse, Sonnenenergie, Geothermie, Erdwärme, Wasserkraft und Windenergieanlagen Verstärkung der Umweltbildung in den Schulen und Kindergärten Aufbau einer regionalen Wertschöpfungskette durch Förderung und besserer Vermarktung heimischer Produkte und Dienstleistungen Weiterer Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) Ausbau der Energieberatung. 5. Um die in Punkten 1 4 genannten Aufgaben zielstrebig angehen zu können, wird der Landkreis Ostallgäu mit Unterstützung von eza! Energie und Umweltzentrum Allgäu am European Energy Award® oder einem vergleichbaren Prozess teilnehmen. Da der Landkreis Ostallgäu über die Allgäu Initiative GbR (AI) eng in die Gemeinschaft der Allgäuer Landkreise und kreisfreien Städ te integriert ist, wird der Allgäu Initiative GbR vorschlagen, ein gemeinsames Leitbild und eine gemeinsame Klimaschutzpolitik im Stand: April 2010 Rahmen einer Allgäu Marke zu entwickeln und diese Resolution als Baustein einbringen.


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Zusammenfassung der Energie und CO2 Bilanz Der Kreistag Ostallgäu und die Bürgermeister des Landkreises haben in einer gemeinsamen Sitzung am 21.01.2008 einstimmig eine Resolution zur „Energiezukunft 2020 – Klimaschutz für das Ostallgäu“ verabschiedet. Zur energetischen und klimaschutzpolitischen Standortbestimmung hat das energie und umweltzentrum allgäu (eza!) eine Energie und CO2 Bilanz für das Kreisgebiet erstellt. Daraus geht hervor, dass der CO2 Ausstoß des Landkreises Ostallgäu im Jahr 2007 ca. 9,53 Tonnen pro Einwohner und Jahr beträgt. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 9,84 Tonnen pro Einwohner und Jahr.

Energieverbrauch. Die Endenergieverbrauchswerte schwanken vom Jahr 2000 bis 2007 um ± 2,5 % und erreichen im Jahr 2007 in etwa wieder den Wert vom Jahr 2000. Erfreulich ist die Entwicklung in den privaten Haushalten. Hier hat sich der Energieverbrauch um 12 % gegen über dem Jahr 2001 reduziert, während sich der gewerbliche Verbrauch seit 2001 um 3 % erhöht hat. Am stärksten gestiegen ist der Verbrauch im Bereich Verkehr (+7 % von 2000 bis 2006). Etwa 27 % des Endenergieverbrauchs werden durch Verkehrsaktivitä ten verursacht und 35 % durch private Haushalte. Mit 38 % haben Gewerbetreibende und Industrie den höchsten Anteil am End energieverbrauch. Die vier wichtigsten Energieträger im Ostallgäu sind Erdgas (37 %), Heizöl (28 %), Strom (22 %) sowie Biomasse (9 %). Eine Übersicht über die Verbrauchswerte des Jahres 2007 gibt Abb. 1.

Endenergieverbrauch im Landkreis Ostallgäu 2007 nach Verbraucher inkl. Verkehr und nach Energieträger ohne Verkehr

CO2 Emissionen Die im Kreisgebiet ausgestoßene Menge CO2 wird zu 27 % durch den Stromverbrauch verursacht und zu je 21 % und 22 % durch die fossilen Energieträger Erdgas und Heizöl. Aus dem Verkehrsaufkommen resultieren 28 % der CO2 Emissionen. Die größte Verur sachergruppe sind Gewerbetreibende und Industrie (Wirtschaft) mit einem Anteil von 41 % der CO2 Emissionen. Infolge von Effizi enzmaßnahmen im Wärmebereich und der vermehrten Nutzung erneuerbarer Energieträger konnten die privaten Haushalte den CO2 Ausstoß seit 2001 um 17 % auf einen Anteil von 31 % reduzieren. Abb. 2 gibt eine Übersicht über die Struktur der CO2 Emissi onen im Kreisgebiet.


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CO² Emissionen im Landkreis Ostallgäu 2007 nach Energieträger und Verursacher

Erneuerbare Energien 2007 betrug der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung 56,8 % und an der Wärmeversorgung 14,9 % (siehe Abb. 3). Der Anteil an der gesamten Energieerzeugung lag bei 23,4 %. Zur Erreichung der Ziele der Klimaschutzresolution „Energiezukunft 2020“ (50 % aus erneuerbaren Energien) ist demnach eine Steigerung des Anteils der erneuerbaren Energien in Höhe von 26,6 % bis zum Jahr 2020 notwendig.

Anteil der regenerativen Energien bei Strom und Wärmeerzeugung 2007


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Handlungsfelder Koordinierungsstelle Klimaschutz R e s o l u t i o n E n e r g i e z u k u n f t 2 02 0 K l i m a s c h u t z f ü r d a s O s t a l l g ä u E n e r g i e e f f i z i e n z & C O2 R e d u k t i o n Nachhaltiges Bauen

Regenerative Energien

Ressourcenschutz & Regionale Kreisläufe

Mobilität

Leitziele Bürger

Jeder Bürger beeinflusst mit seinem individuellen Verhalten unmittelbar die Umwelt. Nur durch aktives Mitwirken aller können die Ziele der Klimaschutz Resolution umgesetzt werden.

Die Umsetzung der Klimaschutzziele fordert Kommunen in besonderem Maße in ihrer Vorbildwirkung: Hier sollte eine Evaluierung der klimarelevanten Emissionen und des Energieverbrauchs in den Gemeinden des Landkreises erfolgen, um konkrete Einsparpotenziale aufzuzeigen. Die Landwirtschaft hat einen hohen Anteil an der regionalen Wirtschaftsleistung und ist prägend für das Ostallgäu. Der Klimaschutz bietet vielfältige Möglichkeiten zur innovativen Land & Forstwirtschaft Weiterentwicklung der Land und Forstwirtschaft. Tourismus ist im Ostallgäu mit ca. 3,5 Mio. Übernachtungen jährlich ein wichtiger Wirtschaftszweig. Der hohe Energieverbrauch touristischer Anlagen und die Notwendigkeit, regional nachhaltige Mobili To u r i s m u s tätsstrategien für den Gast zu entwickeln, fordern klimafreundliche Standards . Ko m m u n e n

Unternehmen

Energiewirtschaft

Der Landkreis Ostallgäu weist eine vielfältige und entwicklungsstarke Wirtschaftsstruktur auf. Die Verankerung von Klimaschutzzielen in Unternehmen bietet innovative Chancen. Die im Landkreis vertretenen Energieversorgungsunternehmen spielen eine wichtige Rolle im neu zu schaffenden Klimaschutz Netzwerk.

Me i l e n s te i n e zur Zi el err ei chun g 202 0 50 % Ve rso rg un g aus r eg ene rat iv e n E ner gien Schritt 1:

Gründung des Energieteams, a u f L a n d k r e i s e b e n e g e l e i t e t d u r c h d i e Ko o r d i n i e r u n g s s t e l l e K l i m a s c h u t z

Schritt 2 :

Umfassende energiepolitische Ist Analyse Beginn der Umsetzung von zu bestimmenden Einzelmaßnahmen mit hoher Priorität

Schritt 3 :

Erarbeitung des energiepolitischen Aktivitätenprogramms, m o d e r i e r t d u r c h e z a ! Ke m p t e n / Ko o r d i n i e r u n g s s t e l l e K l i m a s c h u t z ; Klimaschutz Aktivitäten in allen Handlungsfeldern unter Beteiligung aller Zielgruppen

K l i m a s c h u t z k o n z e p t " M a s t e r p l a n E n e r g i e z u k u n f t 2 02 0 "


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Klimaschutzbeauftragte im Landratsamt Ostallgäu Carmen Cremer Tel. 0 83 42·9 11 264 Fax 0 83 42·9 11 551 Zimmer 323 A carmen.cremer@lra oal.bayern.de

Impressum Herausgeber: Landratsamt Ostallgäu Schwabenstraße 11 · 87616 Marktoberdorf Tel. 0 83 42·9 11 0 · Fax. 0 83 42·9 11 551 www.ostallgaeu.de · poststelle@lra oal.bayern.de Te x t e u n d G r a f i k e n d e r Z u s a m m e n f a s s u n g d e r E n e r g i e u n d C O2 B i l a n z : energie & umweltzentrum allgäu Burgstraße 26 · 87435 Kempten www.eza.eu Ansprechpartner: Dr. Thorsten Böhm Heidi Schön Foto Titelseite: »Solarzentrum Allgäu | © designgruppe koop«

St and J ul i 2 010


Landratsamt Ostallgäu Schwabenstrasse 11 . 87616 Marktoberdorf Tel. 0 83 42·9 11 0 . Fax. 0 83 42·9 11 551 w w w. osta l lga eu. de . poststelle@lra oal.bayern.de


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