ANDRÁS SCHIFF AND FRIENDS 26. – 28. März 2021
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ab 2. Februar 2021, 12.00 Uhr ab 4. Februar 2021 ab 4. Februar 2021 Mo – Fr von 10.00 bis 12.00 Uhr; während des Festivals und in der Woche des Vorverkaufsstarts zusätzlich von 13.30 bis 17.00 Uhr
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Impressum Herausgeber © Stiftung Lucerne Festival Foto Umschlag © Nicolas Brodard Dieses Programm wurde im Dezember 2020 publiziert. Änderungen vorbehalten. Alle ausgewiesenen Preise ohne Gewähr.
Š Manuela Jans/Lucerne Festival
András Schiff … … über Bach
Das Leben eines Musikers ohne Bach mutet an wie das eines Schauspielers ohne Shakespeare. Viele Leute erachten es als eine Todsünde, Bach auf einem modernen Klavier zu spielen. Diese Gilde von «Pharisäern und Schriftgelehrten» plädiert ausschliesslich für das Clavichord oder Cembalo. Und sie behauptet überdies, die Klaviermusik Haydns, Mozarts, Beethovens und Schuberts bereite auf den Fortepianos ihrer Epoche ungleich höheren Genuss. Was, um Himmels willen, darf man noch auf einem 1990 gebauten Steinway spielen? Vielleicht Elliott Carter? Glücklicherweise ist dieses Authentizitätsverständnis noch nicht zum Diktat ausgeartet. Bachs Manuskripte liefern nur spärliche Informationen über Aspekte der Interpretation, wie Tempo, Dynamik, Phrasierung, Gliederung und Verzierung. Offensichtlich erachtete man es damals nicht als notwendig, jedes Detail schriftlich festzulegen. Die Vortragenden füllten etwaige Lücken der Notation nach ihrem eigenen musikalischen Verständnis und Gusto. Bach selbst soll kein einziges Werk zweimal auf die gleiche Weise gespielt haben. Bachs Text ist sakrosankt, verleiht uns indes die Freiheit zu wählen und gewisse Entscheidungen selbst zu treffen. Die Reinheit von Bachs Polyphonie und seines Kontrapunkts erfordert eine klare und deutliche Ausführung. Pianisten müssen sich des diesbezüglichen Todfeindes in Gestalt des ausgehaltenen rechten Pedals bewusst sein. Diese Vorrichtung ist segensreich und wunderbar, gar ein essenzielles Element der Klaviermusik des 19. und 20. Jahrhunderts; mit der Musik Bachs verträgt sich diese Erfindung jedoch schlecht. Sie duldet allerhöchstens deren äusserst sparsamen und vorsichtigen Gebrauch.
… über Schubert Schuberts Musik ist die menschlichste, die ich kenne, und auch die persönlichste. Seine Bescheidenheit und Demut berühren mich tief. In Wien lebte er im Schatten Beethovens, dem er sich nie zu nähern wagte. Und doch fand er in seinem kurzen Leben seine ganz eigene Klangsprache. Schubert ist durch und durch ein Komponist für die menschliche Stimme, nicht nur in seinen 600 grossartigen Liedern; auch seine Instrumentalwerke erinnern an Lieder ohne Worte. Schubert ist zwar wie alle wirklichen Musiker universell. Andererseits spielt bei ihm schon sehr viel Wienerisches mit. Wenn ich mir vorstelle, wie Schubert gesprochen hat, höre ich ein österreichisch gefärbtes Deutsch. Schubert wurde in der Zeit des Biedermeier (und auch danach) oft sentimentalisiert, verharmlost. Man hat kaum geahnt, welch dunkle Kräfte, tiefe Klüfte in seiner Musik verborgen sind. … über Mozart Mozarts Musik ist ein Geschenk an die Menschheit – aber haben wir es uns wirklich verdient? «Zu einfach für Kinder, zu schwierig für Erwachsene», urteilte Artur Schnabel über Mozarts Klavierwerke. Schon ein musikalisches Kind kann eine MozartSonate gut und vielleicht sogar schön spielen. Es gibt hier nicht zu viele Noten, nur so viele wie gerade notwendig. Für ein Kind scheint da alles natürlich zu sein: Melodie, Harmonie und Rhythmus befinden sich in perfektem Gleichgewicht. Später aber beginnt man über die Musik nachzudenken, entdeckt ihre Komplexität. Dann ist sie nicht mehr so schlicht, wie sie zunächst schien, und mit Schrecken bemerkt man, dass man Mozart nicht mehr mit natürlicher Unschuld spielen kann. Paradise lost … Mit viel Glück findet man im Alter dorthin zurück. Der 99-jährige Pianist Mieczysław Horszowski verblüffte uns mit MozartInterpretationen, in denen er die kindliche Reinheit mit der Weisheit der Erfahrung verband.
Partner
Official Rail Carrier Lucerne Festival ist Mitglied von AMAG Audi Center Luzern, Car Partner | KKL Luzern, Veranstaltungspartner | Luzern Tourismus | MetaDesign, Partner in Communication | Radio SRF Kultur, Medienpartner
Freunde Lucerne Festival
Seit ihrer Gründung im Jahr 1966 sind die Freunde ein unverzichtbarer Partner von Lucerne Festival. Mit ihren jährlichen Zuwendungen unterstützen sie nicht nur das Festival von heute, etwa durch die Förderung des Lucerne Festival Orchestra. Sie schaffen auch eine nachhaltige Basis für das künstlerische Wirken von morgen, beispielsweise durch die Förderung der Lucerne Festival Academy. Der Kreis der Freunde bietet die Möglichkeit, das Konzerterlebnis durch Künstlergespräche oder Probenbesuche zu vertiefen und dabei Teil eines internationalen Netzwerks von Musikbegeisterten zu werden. Für junge Erwachsene gibt es eigens die Jungen Freunde Lucerne Festival, die gemeinsame Konzertbesuche zu vergünstigten Konditionen organisieren und ein vielfältiges Rahmenprogramm offerieren. Lucerne Festival dankt allen seinen Freunden für ihre grosszügige Unterstützung. Ein besonderer Dank gebührt: Thomas Abegg | Nachlass Ernest I. Ascher | Baloise Holding AG | Regula Bibus-Waser | Dr. Christian Casal und Katja Biella Casal | Marco Corvi | Projekt Villa Serdang | Oswald J. Grübel | Yann und Sabine Guyonvarc’h | Berthold Herrmann und Dr. Mariann Grawe-Gerber | André und Rosalie Hoffmann | Dr. Rudolf W. Hug | Dr. Klaus Jenny | Dr. Christoph M. Müller und Sibylla M. Müller | Makoto Nakao | Dr. Lutz und Christiane Peters | Dr. Annemarie S. Reynolds | Charlotte Scheidegger-Vonlanthen | Carla Schwöbel-Braun | Monique und Dr. Thomas StaehelinBonnard | Dr. Dolf und Maria Stockhausen | Margrit Wullschleger-Schmidlin Kontakt Stiftung Freunde Lucerne Festival | Isabelle Köhler, Relationship Manager Hirschmattstrasse 13 | CH–6002 Luzern | t +41 41 226 44 52 | i.koehler@lucernefestival.ch
EIN WOCHENENDE MIT ANDRÁS SCHIFF AND FRIENDS
«Musik hat wesentlich mit dem Geist, mit dem Geistigen zu tun. Und sie kommt aus der Seele. Das unterscheidet den Menschen von den Tieren. Manche Vögel machen auch wunderbare Musik. Aber der Unterschied lässt sich vielleicht mit einem Vergleich verstehen. Wenn die Schwalben ein Nest bauen, ist das gewiss bewundernswert; zugleich würden wir es nicht als hohe Kunst oder Architektur bezeichnen. Was unterscheidet den Dom von Florenz von einem Schwalbennest? Die bewusste Intention, die geistig-seelische Arbeit. Und so besteht eine fundamentale Differenz auch zwischen dem Lied der Nachtigall und der Kunst der Fuge.» András Schiff .
Er gehört zu den prominentesten Gesichtern von Lucerne Festival: der Pianist Sir András Schiff, der seit 1990, seit mehr als dreissig Jahren also, für immer neue Höhepunkte im Programm sorgt. Da er obendrein einer der vielseitigsten seiner Zunft ist und als Solist, als Kammervirtuose und auch als Dirigent begeistert, präsentiert er sich bei seinem musikalischen Wochenende im Frühjahr 2021 als Musiker ohne Grenzen. Zusammen mit seiner Cappella Andrea Barca, in der er befreundete Instrumentalisten zu einem hochkarätigen Orchester vereint hat, interpretiert er Klavierkonzerte von Wolfgang Amadé Mozart und Johann Sebastian Bach. Dabei zelebriert er die hohe Kunst des Miteinanders, des gleichberechtigten, gemeinschaftlichen Musizierens, denn András Schiff verzichtet auf jegliche Attitüden eines Pultstars und versteht auch diese Werke als erweiterte Kammermusik. Eine «Stabführung», so ist er überzeugt, brauche es nicht, um sie adäquat darzubieten. Es geht ihm darum, dass die Mitwirkenden genau aufeinander hören, dass sie miteinander atmen und phrasieren – und schon erklingt die Musik wie aus einem Geist und Guss. Am Eröffnungsabend aber widmet sich András Schiff mit Franz Schubert einem dritten seiner Lieblingskomponisten und schlüpft bei einer «Schubertiade» in die Rolle des Liedbegleiters.
Fr 26.3. 19.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal
SCHUBERTIADE
CHF 120/90/60 Veranstaltung 211101
Ema Nikolovska Sopran Jakob Pejcic, Markus Miesenberger und David Jagodic Tenor Clemens Kölbl und Georg Klimbacher Bariton Yves Brühwiler und Robert Holl Bass Hariolf Schlichtig und Yuuko Shiokawa Viola Rafael Rosenfeld und Xenia Jankovic Violoncello Brita Bürgschwendtner Kontrabass Sir András Schiff Klavier und Musikalische Leitung Franz Schubert Ausgewählte Lieder, Duette und mehrstimmige Gesänge
Dieses Konzert hat
keine Pause. Ende gegen 20.45 Uhr.
So viel steht fest: Franz Schubert zählt zu den bedeutendsten Komponisten in der Musikgeschichte. Zu seinen Lebzeiten hätte freilich kaum einer dieses Urteil gefällt. Als Schubert 1828 im Alter von nur 31 Jahren starb, lag erst ein Achtel seines Schaffens im Druck vor. Und da die Liedkunst mit rund 600 Vertonungen im Zentrum seines Œuvres steht, musste er obendrein mit dem Ruf leben, ein Meister für die kleinen Formen und die Hausmusik zu sein. Kein Wunder, dass Schuberts Werke zunächst vor allem im privaten Rahmen erklangen. 1821, vor genau 200 Jahren, fanden im Freundeskreis die ersten Schubertiaden statt: «Da wurden eine Menge herrliche Lieder von ihm selbst gespielt u. gesungen. […] Hernach wurde Punsch getrunken.» Diese geselligen musikalischen Zusammenkünfte verstetigten sich bald und stiegen zu einer festen Institution auf, die auch nach Schuberts Tod mit hochrangigen Interpreten und weit über Wien hinaus fortlebte. András Schiff begibt sich zur Eröffnung seines musikalischen Wochenendes auf eine Zeitreise in Schuberts Welt und präsentiert mit befreundeten Sängerinnen und Sängern seine eigene Schubertiade. Punsch wird dazu zwar nicht gereicht – dafür aber erklingt die himmlischste Musik!
Sa 27.3. 11.00 Uhr KKL Luzern, Auditorium
KÜNSTLERGESPRÄCH
CHF 20 Veranstaltung 211104
Sir András Schiff trifft Martin Meyer ca. 60’
Seit vielen Jahrzehnten ist der Pianist und Dirigent András Schiff nicht nur ein ausserordentlicher Musiker, sondern auch ein kluger und geistreicher Kommentator seines Metiers. Wenige haben sich so systematisch und profund zu den Aufgaben der Interpretation, aber auch zu den Strukturen und den Geheimnissen der grossen Werke geäussert und in Büchern und Essays ausführlich darüber geschrieben. So darf man durchaus sagen, dass das eine und das andere immer eine ausserordentlich interessante und spannende Verbindung, ja geradezu eine Symbiose eingehen: Wort und Gedanke inspirieren und formen das Spiel, und dieses lenkt wiederum zurück auf das Pensum der Reflexion. Hier Theorie, dort Praxis, aber stets in enger und kreativer Verwandtschaft. Im Gespräch mit Martin Meyer, der selbst zu den profiliertesten Autoren insbesondere im weiten Einzugsbereich der Klaviermusik zählt, geht es einmal mehr um die schwierige und zugleich beglückende Kunst, den richtigen Ton, den wahren Charakter, den Geist der Musik zu finden und zu gestalten. Dies insbesondere auch vor den Hintergrund der Werke, die András Schiff während seines musikalischen Frühjahrswochenendes darbieten wird.
© Georg Anderhub /Lucerne Festival
Sa 27.3. 18.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal
MOZART-KONZERTE
CHF 220/190/150/110/70/30 Veranstaltung 211102
Cappella Andrea Barca Sir András Schiff Klavier
und Musikalische Leitung
Wolfgang Amadé Mozart Klavierkonzert Es-Dur KV 271 Jenamy ca. 33’
Klavierkonzert G-Dur KV 453 ca. 32’
Dieses Konzert hat keine Pause
17.30 Uhr Konzerteinführung mit Susanne Stähr KKL Luzern, Auditorium
Bei Wolfgang Amadé Mozart sind András Schiff und die Cappella Andrea Barca ganz in ihrem Element. Denn Schiff gründete sein «Hausorchester» im Jahr 1999 mit dem Ziel, sämtliche Klavierkonzerte des Komponisten bei der Salzburger Mozartwoche aufzuführen. Zwei der schönsten hat er nun für seine Luzerner Residenz ausgewählt. Da wäre zunächst das monumentale Es-Dur-Konzert KV 271, das der 21-jährige Mozart für die französische Pianistin Louise Victoire Jenamy schuf. Da die Mozarts es mit der Schreibweise der Virtuosin nicht so genau nahmen, geisterte ihr Name wechselweise als «Mad:me jenomè», «Md:me genomaj» oder schlichtweg «die jenomy» durch die Familienkorrespondenz. Was schliesslich zum verballhornten Titel Jeunehomme-Konzert führte, der lange gebräuchlich war. In der Tat liesse sich das Werk auch als ein Selbstportrait des Komponisten als junger Mann deuten – so subjektiv und bekenntnishaft klingt diese Musik. Sieben Jahre später schrieb Mozart das komödiantische G-Dur-Konzert KV 453 für seine hochbegabte Schülerin Babette Ployer. Das Rondothema, das Mozart fürs Finale erfand, erwies sich als so eingängig, dass selbst sein Vogel, ein Star, es mühelos nachpfeifen konnte.
So 28.3. 11.00 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal
BACH-KONZERTE
CHF 220/190/150/110/70/30 Veranstaltung 211103
Cappella Andrea Barca Sir András Schiff Klavier
und Musikalische Leitung
Johann Sebastian Bach Klavierkonzert D-Dur BWV 1054 ca. 16’
Klavierkonzert f-Moll BWV 1056 ca. 10’
Klavierkonzert E-Dur BWV 1053 ca. 19’
Klavierkonzert d-Moll BWV 1052 ca. 23’
Dieses Konzert hat keine Pause
Johann Sebastian Bach: Wer denkt da nicht an Kantaten und Passionen, an tönendes Gotteslob, «Soli Deo Gloria»? Doch der «fünfte Evangelist», wie Albert Schweitzer den legendären Thomaskantor nannte, war nicht allein auf Kirchenmusik geeicht. Ab 1729 präsentierte Bach allwöchentlich mit Privatschülern, Studenten der Universität, Stadtpfeifern und befreundeten Virtuosen Kammermusik oder grössere Instrumentalwerke – und das in einem Leipziger Kaffeehaus! Da er selbst ein vielbewunderter Meister auf den Tasteninstrumenten war, erfand Bach ganz nebenbei ein neues Genre, das bald einen ungeahnten Aufschwung nehmen sollte: das Klavierkonzert. Mit der Abschlussmatinee seines musikalischen Wochenendes führt uns András Schiff zu den Wurzeln der Gattung – und erweist jenem Komponisten die Ehre, den er für «den grössten und wichtigsten» hält. Tatsächlich bieten Bachs «Klavier»konzerte alles, was das Herz begehrt: rasante Virtuosität und rhythmischen Drive, kunstvollen Kontrapunkt und gewagte Harmonien, aber auch eingängige Melodien und Oasen der Ruhe. Man höre nur das unvergleichliche «Largo» aus dem f-Moll-Konzert BWV 1056: der Inbegriff musikalischen Glücks.