4 minute read
Vorwort des Intendanten Numa Bischof Ullmann
Alte Leidenschaften, neue Formate – die zweite Konzertsaison unter Michael Sanderling
Sehr geehrte Damen und Herren
Advertisement
In der zweiten Saison von Chefdirigent Mi chael Sanderling widmen wir uns weiterhin mit Leidenschaft dem spätromantischen Repertoire. Mahlers «Lied von der Erde», Strauss’ «Vier letzte Lieder» und Bruckners «Romantische» sind als sinfonische Höhepunkte der Saison vorgezeichnet. Auch die Romantik ist bestens vertreten: so vollenden wir unseren Brahms-Zyklus, ergänzt durch die sogenannte «Fünfte», das von Arnold Schönberg orchestrierte Klavierquartett. Der Zyklus wird im Frühjahr bei Warner Classics erscheinen und die erste «Luzerner Deutung» dieses Gipfelwerks sein. Dvořáks Oeuvre hat uns in den letzten Jahren treu begleitet – und wird es auch in der Zukunft bleiben. Der böhmische Komponist hat uns dermassen viel Freude und Ehre gebracht, nicht zuletzt auch weil die New York Times unsere Aufnahme der «Sechsten» auszeichnete. Im Herbst führen wir nun die Trias seiner Konzerte für Klavier, Violoncello und Violine auf sowie seine achte Sinfonie.
Unser Fundament ist und bleibt die Wiener Klassik. Mit Beethovens «Fünfter» eröffnen wir die Saison; Haydn und Mozart nehmen wir nach Engelberg mit und hauchen dem prächtigen Jugendstil-Kursaal einen esterházyschen Geist ein.
Unser Programm wäre nicht vollständig, wenn nicht auch Klänge unserer Zeit eingewoben wären. Der Schweizer Komponist Andrea Scartazzini schreibt für uns ein Werk, das wir im Frühling in Luzern sowie auf einer Tournee in Deutschland uraufführen. Toshio Hosokawa, der heute wohl bedeutendste Tonschöpfer aus Japan, dem wir vor einigen Jahren zur magischen Kirschblütenzeit in Tongyeong begegneten, vertraut uns ein neues Werk für Violine und Orchester an – ein Kompositionsauftrag, den wir ihm gemeinsam mit den Berliner Philharmonikern erteilt haben. Schliesslich können wir auch der «Angel Suite» von Thomas Adès zur Schweizer Erstaufführung verhelfen. Dieses Werk haben wir vor einigen Jahren zusammen mit international führenden Orchestern in Auftrag gegeben. Schön, dass wir nun gemeinsam mit Ihnen, unserem geschätzten Publikum, dessen Vollendung erleben dürfen.
BILD: MARCO BORGGREVE
Gastdirigenten erster Güte wie Thomas Dausgaard, Juanjo Mena und Charles Dutoit kommen zu uns zurück – und mit grosser Freude begrüssen wir unseren ehemaligen Chefdirigenten James Gaffigan mit einem herzlichen «Welcome back»!
Die Saison 2022/23 steht wortwörtlich für Aufbruch: gleich mehrere neue Formate rufen wir ins Leben. Im September führen wir zusammen mit der Géza Anda-Stiftung erstmals einen Orchester-Klavierkurs durch, der vom bedeutenden Pianisten und Dirigenten Mikhail Pletnev geleitet wird. Das Projekt steht für den Campusgedanken im Südpol, wo Lehre und Praxis gedeihen und neue Ideen entstehen. Zu einer Begegnung im «Salon Symphonique» mit der Klavierlegende Elisabeth Leonskaja laden wir ins Orchesterhaus ein, wo wir auch zwei ihrer Lieblingskonzerte für Warner Classics einspielen. Ein weiteres Pionierprojekt ist der einwöchige Dirigierkurs für fünf junge Dirigentinnen und Dirigenten, von denen eine Person für die neu geschaffene Stelle «Assistenzdirigat» erkoren wird.
Weltklasse-Solisten wie Martha Argerich, Evgeny Kissin, Jean-Yves Thibaudet, Krystian Zimerman, Renée Fleming, Thomas Hampson und Gautier Capuçon beglücken uns in dieser Saison. Anna Larsson, die Stimme für das «Lied von der Erde», wird mit grosser Spannung in Luzern erwartet. Auch hier dürfen Entdeckungen nicht fehlen: Wir lernen Yoav Levanon in seinem Luzerner Debüt mit dem selten gespielten Klavierkonzert von Ignacy Jan Paderewski kennen und blicken mit Neugierde auf den fünften Empfänger des Arthur Waser Solistenpreises.
Die besten und interessantesten Pianisten der Gegenwart pilgern nach Luzern und setzen sich im Februar unter dem Siegel des neuen Klavierfestivals «Le piano symphonique» an die Konzertflügel. Krystian Zimerman eröffnet im Oktober die pianistische Perlenkette; Evgeny Kissin und die amerikanische Starsopranistin Renée Fleming geben im Januar ihr einziges Schweizer Konzert, und Martha Argerich verwirklicht im Februar unerfüllte Träume.
Zu Hause wie auch auf Reisen inszeniert das Luzerner Sinfonieorchester die weltweite Bedeutung der «Musikstadt Luzern» und seines einmaligen patrimoine musical. Ebenso fungieren wir als stolze Botschafter unserer Region. In der kommenden Saison touren wir durch Skandinavien, Deutschland und Asien und lassen die Herzen der Musikbegeisterten in den schöns ten Sälen der Musikmetropolen höherschlagen: vom Konserthuset in Stockholm in die ikonische Elbphilharmonie Hamburg und bis ins grandiose Seoul Arts Center. Im Rahmen einer mehrjährigen Zusammenarbeit mit dem Orchestre de la Suisse Romande begrüssen wir die «Genfer» unter unserem ehemaligen Chefdirigenten Jonathan Nott am Vier - waldstättersee, während unser Orchester am Lac Léman zu hören sein wird. Unsere Musikvermittlung in der Zentralschweiz führt uns wortwörtlich von Tal zu Berg und kulminiert in einer «Musikwagen-Woche» in Göschenen.
Einen herzlichen Dank richte ich an Michael Sanderling, der bereits in seiner ersten Saison ein enormes Engagement an den Tag gelegt hat und für Ideen und neue Formate Feuer und Flamme ist. In einem unserer zahlreichen Kreativgespräche stiessen wir einmal auf eine Unmöglichkeit. Wir wollten ein Werk von Franz Schreker einbauen, das aber aufgrund der Bühnengrösse und der Umbauzeit nicht passte. Meine leidenschaftliche Fürsprache für Schrekers
«Intermezzo» wollte Michael Sanderling aber keinesfalls dämpfen und sagte kurzum (was bei uns bereits zum geflügelten Wort wurde): «Wir streichen den Schreker nicht, wir stehen einfach auf und spielen ihn so!»
Wir bedanken uns für die essenziellen Subventionen des Kantons und der Stadt Luzern. Zusammen mit unseren privaten Partnern machen sie das Wirken des Luzerner Sinfonieorches ters erst möglich. Herzlich begrüssen wir Aline Foriel-Destezet in unserer Gönnerfamilie. Sie ermöglicht als Hauptmäzenin der Saison 2022/23 zwei grossartige Projekte. Dank dem «Maestro’s & Director’s Impulse Fund» von Adrian und Isabelle Weiss-Zweifel können wir wiederum Innovationen wagen, und der «Michael und Emmy Lou Pieper Fonds» bildet das Rückgrat für die Beiträge aller weiteren – namentlich genannten oder ungenannten – Sponsoren, Stiftungen, ebenso der Mitglieder der Freunde wie auch der Internationalen Freunde, die sich für das Luzerner Sinfonieorchester mit Herzblut und ihren Fördermitteln einsetzen.
Zuletzt richten wir unseren herzlichen Dank an Sie, werte Abonnentinnen und Abonnenten und Musikliebende, die unsere Kunst wertschätzen und uns treu besuchen. Bringen Sie all Ihre Freundinnen und Freunde mit – dann strahlen wir gemeinsam über die post-pandemische Zeit hinaus!
Herzliche Grüsse
Ihr Numa Bischof Ullmann, Intendant