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WER HOLT DIE SCHALE? LOTHAR MATTHÄUS IM INTERVIEW

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FUSSBALL IM TV

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Der BVB ist weit weg von Bayern“

Supertalente in Diensten Borussia Dortmunds: Jadon Sancho (links) und Jude Bellingham.

Fotos: Revierfoto, Christian Schroedter/alle imago images

Die DOMINANZ DER BAYERN ist auch in der Saison 2020/2021 zementiert, glaubt Rekordnationalspieler Lothar Matthäus. Doch dahinter erwartet er jede Menge Spannung.

Herr Matthäus, auch Ihnen fällt es nach dem Triple-Sieg der Bayern sicher schwer, an einen Meisterschaftskampf zu glauben, richtig?

Eigentlich hat sich nichts an ihrer Stellung geändert. In der vergangenen Saison hatte Bayern München zwar „nur“ 13 Punkte Vorsprung – da hat es ja schon Jahre gegeben, wo es viel mehr waren –, aber jetzt ist ihre Dominanz noch größer geworden. Nicht aufgrund der Ergebnisse, sondern wie diese zustande gekommen sind. Be eindruckend! Sie führen derzeit den europäischen Fußball an. Dass der FC Bayern da als haushoher Favorit in die Sai son geht, dafür muss man kein Wahrsager sein.

Haben Sie nicht mal den Rest funken einer Titelkampfhoffnung, weil Jadon Sancho noch mindestens ein Jahr für Borus sia Dortmund auflaufen wird?

Der war in den letzten Jahren auch da und es hat nicht funkti oniert. Der BVB ist wie alle anderen Vereine in Deutschland weit weg von den Bayern. Da müssten sie schon viele Haus aufgaben erledigen und darauf hoffen, dass bei den Bayern wirklich alles negativ läuft. Und daran glaube ich nicht.

Warum eigentlich nicht?

Weil der Klub auf und ne ben dem Platz top aufgestellt ist. Es ist wieder Ruhe und Harmonie ein gekehrt. Und gleichzeitig ist die Gier da. Beim FC Bayern ist es so: Wenn

UNSER EXPERTE Lothar Mat

thäus (59) hat 150 Länderspiele für die DFB-Auswahl absolviert, ist damit Rekordnationalspieler. Der Weltmeister von 1990 und Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft arbeitet heute als TVExperte für Sky. man Titel gewinnt, dann werden sie richtig gefeiert. Aber in der nächsten Saison will man diese Erfolge wiederholen – und am besten eins drauflegen. In München sehnt man sich nach immer neuen Rekorden. Und ich glaube, dass Hansi Flick der richtige Trainer ist, der so einschreitet, dass erst gar keine Leichtsinnigkeiten aufkommen. Das lässt er nicht zu. Auch wenn es das für den Rest der Liga etwas langweilig macht.

Will der BVB das Wörtchen „Meisterschaft“ deshalb nicht mehr in den Mund nehmen?

Der BVB kann stolz darauf sein, inzwischen die führende Adresse bei den größten Talenten in Europa zu sein. In Dortmund erhoffen sich junge Spieler wie Jude Bellingham den nächsten Schritt in ihrer Karriere.

Muss sich der BVB mittlerwei le mit dem Image als Durchgangsstation zufriedengeben?

Der BVB kann selbst einschät zen, dass andere Mannschaften einen klangvolleren Namen haben und dass es neben dem FC Bayern noch sechs, sieben andere Ver eine in Europa gibt, die wirtschaftlich ganz si cher höher einzuschätzen sind. Real Madrid, FC Barcelona, Man chester City und United oder Juventus Turin etwa. Diese Klubs haben noch mehr Geschichte zu bie ten und dazu eine

Mannschaft, mit der der ganz große Wurf gelingen kann.

Wird RB Leipzig, CL-Halbfi nalist, im zweiten Jahr unter Trainer Julian Nagelsmann noch besser – oder wiegt der Abgang von Timo Werner zu schwer?

So einen Spieler zu ersetzen – das wird nicht gelingen. In Leipzig muss man sich was Neues einfallen lassen, da ist Julian gefordert, und ich glau be, das macht ihm auch Spaß. Und das ist doch das Schöne an

Mit ihm kam der Rekordmeister zur Ruhe – und zu Erfolgen: BayernTrainer Hansi Flick.

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zum Auge des Brillenträgers. Und Ihre?

„In München sehnt man sich nach Rekorden“

der Bundesliga, dass es hinter der erschreckenden Dominanz der Bayern so spannend ist. Mit Gladbach, Leverkusen, Leipzig, Dortmund – und sicher noch ei ner anderen Mannschaft.

An wen denken Sie?

Man muss abwarten, wie sich die Dinge in Berlin entwickeln. Die Hertha ist das Paris SaintGermain Deutschlands, als Hauptstadtklub und mit dem Geldsegen eines Investors. Mal schauen, wie sie das Geld anle gen, ob sie die Balance finden – und den Erwartungen dann gerecht werden. Zumindest stehen sie jetzt auch mehr unter Druck, unbedingt einen inter nationalen Platz zu erreichen. Die Europa League wäre ein erster Schritt, um den Abstand nach oben zu verkleinern.

Können sich Schalke 04 und Werder Bremen von ihren Kri sensaisons wieder erholen?

Schalke ist es in der Rück-

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„Auf Schalke ist der Druck noch größer geworden“

runde ja sogar noch schlechter ergangen (seit 16 Bundesliga-Spielen ohne Sieg, d. Red.) als Relegationsteil nehmer Bremen. Das sind beides namhafte Mannschaften, die in der Vergangenheit auch wirtschaftlich viel besser po sitioniert waren, die aber auf einmal mit dem Abstiegskampf in Verbindung gebracht wer den in einer Riege mit Mannschaften wie Mainz 05 und dem FC Augsburg. Da gehören jetzt auch Schalke und Bremen dazu. Sie können sich des Klas senerhalts nicht mehr sicher sein.

Geht Schalke-Trainer David Wagner nach der schwachen Vorsaison bereits als Wackel kandidat in die neue Spielzeit? Wenn am Anfang der Saison nicht gleich ein Erfolg da ist und man es direkt wieder mit den unteren Tabellenplätzen zu tun haben sollte, ist Wagner schnell gefährdet. Gleiches gilt für Kohfeldt in Bremen. Es wür de dann vielleicht der Eindruck entstehen, dass man schon zu lange an ihnen festgehalten hat. Ich weiß nicht, ob man eine solche Geduld noch mal mit ih nen haben würde. Gerade auf Schalke ist der Druck noch mal ein bisschen größer von außen.

Funktioniert es, dass der glei che Trainer, nehmen wir Kohfeldt, eine solche Horrorsaison überhaupt aus seinen Spielern rausbekommt?

Ich würde sagen: Ja. Man soll ja immer nach vorn gucken. Die Rettung haben sie letztendlich doch noch erreicht. Damit war das Negative dann doch nicht so negativ, dass man abgestie gen ist. Es war zwar kein Erfolg, aber ein Minimalziel, das sie sich gesteckt hatten. Das kann auch Kraft für die Zukunft geben.

Inwiefern wird Corona mit al lem, was dazugehört, die Spiele weiterhin beeinflussen?

Wackelkandidaten? Schalkes David Wagner (links) und Bremens Florian Kohfeldt stehen unter besonderer Beobachtung.

Fotos: Norbert Schmidt, Michael Taeger/alle imago images

Die Qualität der Spiele hat es gar nicht beeinträchtigt. Ich sehe attraktive Spiele, tolle Kombinationen, rassige Zwei kämpfe und viele Tore. Die Mannschaften können mittler weile besser damit umgehen als noch im Mai. Auch wir Zu schauer an den TV-Geräten haben uns an die leere Atmo sphäre gewöhnt. Was ich nicht gedacht hätte, war, dass durch die fehlenden Fans im Stadion so viele Auswärtssiege mög lich sind. Daran sieht man, dass viele Mannschaften tatsächlich von der Atmosphäre getragen werden. Klar ist: Jeder vermisst die Zuschauer. Außer die Bay ern, die sind auch ohne ihre Fans stark genug. (lacht)

MATTHÄUS-CHECK

Lothar Matthäus gibt zu jedem Klub seine Prognose ab. Wie der Rekordnationalspieler die 18 Mannschaften in der Fußball-Bundesliga einschätzt, lesen Sie ab Seite 10.

„KOMPLIZIERT“: DIE LIGA UND DAS CORONAVIRUS

Die Auswirkungen der Corona-Krise machen auch in der neuen Saison nicht halt vor der Fußball-Bundesliga. Für den Neustart nach der Unterbrechung war die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Mai allerorten gelobt worden, das Hygienekonzept galt als globales Vorbild für andere Sportarten und Ligen. Gleichwohl mahnte DFL-Boss Christian Seifert vor dem Beginn der Spielzeit 2020/2021: „Die Organisation und Durchführung dieser Spielzeit wird um ein Vielfaches komplizierter als die Beendigung der letzten Spielzeit.“ Er erwartet „die anspruchsvollste und schwierigste Spielzeit des professionellen Fußballs in Deutschland“. Größtes Aufregerthema: die Rückkehr der Fans in die Stadien. In Ermangelung einer gemeinsamen Strategie kommt es zum Saisonstart deswegen zum viel kritisierten Flickenteppich. Heißt: Je nach regionaler Verfügungslage dürfen die Klubs unterschiedlich viele Zuschauer in ihre Arenen lassen. Eine Corona-Regel bleibt zunächst bestehen: Um die Verletzungsgefahr für die Spieler zu reduzieren, bleiben in allen Spielen fünf statt drei Auswechslungen erlaubt.

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