Future Store
E-Commerce
Diversity Management
Smartphone navigiert durch den Supermarkt
Multi-Channel lockt Kunden zurück in die Läden
Bunte Belegschaften - es lebe die Vielfalt
Informationen just in time
Der Handel erschließt neue Vertriebswege
Wie Firmen flexibler werden
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Juli 2014 | bizreporter.de Eine Sonderveröffentlichung von Lyonsdown im Handelsblatt
FOCUS: MANAGEMENT/RETAIL
THE FUTURE OF RETAIL DIVERSITY MANAGEMENT
DAS GROSSE SOMMER-SPECIAL BR_SummerSpecial_Jul14_v10.indd 1
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Editorial
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Packen Sie es an! Sommerferien. Zeit, sich zurückzulehnen, auszuruhen – und Bilanz zu ziehen für das erste Halbjahr. Die konjunkturelle Lage ist positiv. Die Wirtschaft in Deutschland läuft weiter rund, die Finanzkrise scheint bewältigt und Konjunkturexperten blicken optimistisch nach vorne. Alles super, dann kann man so weitermachen wie bisher, denken jetzt vielleicht viele. Im Prinzip ja, wären da nicht Herausforderungen, die immer wieder zu Wachsamkeit mahnen und anspornen, nach vorne zu blicken und das eigene Unternehmen für die Zukunft fit zu machen. Gerade wenn es gut läuft, sollten sich Unternehmen um die Dinge kümmern, die einen langfristigen Erfolg gefährden könnten. Wir haben für unser Sommer-Special zwei dieser Herausforderungen herausgepickt, über die Experten schon lange sprechen und die unsere Wirtschaft noch sehr verändern werden: den demografischen Wandel und die wirtschaftlichen Veränderungen, die das Internet anstößt. Auf die müssen Unternehmen reagieren, damit es ihnen auch in Zukunft noch gut geht. Immer, wenn es um langfristige Herausforderungen geht, neigen viele Menschen – und damit auch Unternehmen – zu einer Art „Verschieberitis“: Darum kümmern wir uns, wenn es so weit ist. Und das ist die Klammer für die beiden Themen, die wir
mit unserer Doppelausgabe ins Visier genommen haben. Experten haben schon sehr frühzeitig auf die Auswirkungen des demografischen Wandels hingewiesen. Seit Anfang 2000 warnen sie davor, dass spätestens ab 2015, wenn die ersten Menschen der Babyboomjahre ab 1950 in Rente gehen, die Fachkräfte knapp werden. Passiert ist relativ wenig, immer wieder gab es Wichtigeres zu tun. Dabei wäre es so einfach, das eigene Unternehmen durch vorausschauendes Personalmanagement auf die Auswirkungen des demografischen Wandels vorzubereiten – beispielsweise durch Diversity Management. Firmen, die auf den richtigen Altersmix achten, ausländische Fachkräfte anheuern und diese integrieren oder Mädels für typische Männerberufe begeistern können, sind eindeutig besser aufgestellt. Ähnlich ist es beim zweiten Thema: Zeitgleich, ebenfalls Anfang 2000, boomte das Internet – und Menschen entwickelten die tollsten Geschäftsideen. Für vieles war die Zeit zwar noch nicht reif, aber es war abzusehen, welche Innovationskraft das Internet haben wird. Vor allem der Handel hätte ahnen können, welche Herausforderungen auf ihn zukommen würden. Inzwischen hat das Internet die Spielregeln und Geschäftsmodelle in dieser Branche kräftig
durcheinandergewirbelt. Diejenigen, die sich bereits früh den Herausforderungen des E-Commerce stellen mussten – Buchhändler – stehen heute vergleichsweise gut da. Weil sie vieles ausprobiert, unermüdlich nach Ideen gesucht haben, mit denen sie gegenüber der neuen Konkurrenz aus dem Internet punkten können. Das Beispiel zeigt, dass es sich lohnt, sich früh Gedanken zu machen und am Ball zu bleiben. Und deswegen ist der Handel nicht tot. Er hat eine Zukunft, er muss seine Chancen nur nutzen, Dinge miteinander kombinieren – und auf die Bedürfnisse seiner Kunden hören. Vielleicht ist die Marge nicht mehr so hoch, aber den Handel wird es weiter geben. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen
Chefredakteur
Impressum Verlag Lyonsdown Bradley Scheffer info@lyonsdown.co.uk
Gestaltung Luftschloss Ltd. Annette Viehoever aviehoever@gmx.net
Chefredaktion Hans Schürmann schuermann@lyonsdown.de
Druck Agora S. A., Daniszewska 27, 03-320 Warschau, Polen
V. i. S. d. P. Hans Schürmann Schürmann Communications Schwanenstr. 34, 1541 Dormagen Managing Director Lyonsdown Germany: Ulrich Merkl merkl@lyonsdown.de
Project Manager Retail Denny Neidhardt neidhardt@lyonsdown.de Project Manager Diversity Hava Olcay olcay@lyonsdown.de
Autoren dieser Ausgabe Hans Schürmann hat über 20 Jahre als Redakteur beim Handelsblatt gearbeitet. Seit April 2011 ist er selbstständiger Journalist, schreibt für verschiedene Medien und ist Chefredakteur der deutschen Ausgabe von Business Reporter.
Ulrike Heitze schreibt als freie Journalistin über Wirtschafts-, Finanz- und Managementthemen. Zuvor hat sie lange Jahre beim Magazin „Handelsblatt Junge Karriere“ das Geld- und Service-Ressort verantwortet.
Martin Roos arbeitete acht Jahre als Redakteur für die Verlagsgruppe Handelsblatt. Seit 2008 ist er freiberuflicher Journalist und Autor. Er gibt Seminare an der Holtzbrinckschule für Wirtschaftsjournalisten und schreibt als Ghostwriter für Unternehmer und Manager.
In dieser Ausgabe finden Sie Beiträge von folgenden Unternehmen:
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THE FUTURE OF RETAIL Krise als Chance
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Der Erfolg des Online-Handels ist keine Bedrohung, sondern eine Chance. Unternehmen, die sich der Herausforderung stellen, kommen gestärkt aus der Krise.
Ohne Online geht’s nicht
Seite 6-7
Der stationäre Handel sollte den E-Commerce als eine technische Spielart begreifen, fordert Handelsexperte Friedirch Fleischmann im Interview.
Mobile Geldbörse
Seite 11
Verschiedene Verfahren sind am Start. Doch der große Renner ist das mobile Bezahlen bislang nicht. Streitgespräch: Wann wird sich Mobile Payment durchsetzen?
Multichannel als Strategie
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Online bringt neues Wachstum. Immer mehr Händler erschließen sich neue Vertriebswege über das Internet – und locken Kunden zurück in ihre Läden.
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Titelthema
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Verkäufer werden zu Identitätsmanagern Handelsunternehmen stehen unter Druck: Die Kunden in den Läden bleiben aus. Immer mehr Menschen kaufen online. Doch noch ist nichts verloren, so die überwiegende Meinung der Experten. Wenn die Unternehmen rechtzeitig umsteuern und sich den neuen Anforderungen stellen, können sie sogar gestärkt aus der Krise hervorgehen. Von Hans Schürmann Der Buchhändler Stephan Tönneßen ist einer von denen, die fast intuitiv das Richtige getan haben, um auch trotz Internet-Boom mit seinem Geschäft zu überleben. Vor 20 Jahren hat er seinen Buchladen in der City von Dormagen eröffnet – einer mittelständischen Stadt zwischen Düsseldorf und Köln. Er hat es immer wieder geschafft, sich im Wettbewerb mit Anbietern vor Ort und aus dem Internet zu behaupten. „Man muss halt kreativ werden und immer wieder versuchen, sich von den Konkurrenten abzuheben“, verrät Thönneßen sein Erfolgsrezept. Der Dormagener Buchhändler engagiert sich seit vielen Jahren in der Erfahrungsaustausch-Gruppe (kurz Erfa-Gruppe) des Börsenvereins. Das ist eine kleine Gruppe von Buchhändlern mit bis zu zehn Mitgliedern, die sich regelmäßig über die Entwicklungen in der Branche und Geschäftskonzepte austauschen. Hier habe er eine Vielzahl von Anregungen und Ideen erhalten, sagt Thönneßen. Um Anbietern aus dem Internet Paroli zu bieten, hat der Dormagener schon früh eine Internetseite eingerichtet, über die Kunden nicht nur nach Büchern suchen können und Tipps zu neuer und beliebter Literatur erhalten, sondern gleich auch online bestellen können. Besonders beeindruckt
sind die Kunden vor allem dann, wenn sie das Buch dann wenige Stunden später in den Händen halten. „Immer, wenn wir das gewünschte Buch in unserem Laden haben, können wir schneller liefern als Amazon und Co“, freut sich Thönneßen. So wie Thönneßen beherrschen immer mehr kleine und mittelständische Buchhändler inzwischen den Vertrieb über verschiedene Kanäle. „Die Beratung und Empfehlungen, die sofortige Verfügbarkeit oder schnelle Lieferung zu dem Kunden nach Hause oder in die Filiale sowie die Erweiterung der Kompetenzen im E-Book-Geschäft machen sich bemerkbar“, sagt Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels Anfang Juni auf der Wirtschaftspressekonferenz in Frankfurt. So konnte der stationäre Buchhandel, der in Deutschland seit mehreren Jahren mit Umsatzrückgängen kämpft, 2013 erstmals wieder um 0,9 Prozent auf 4,64 Milliarden Euro zulegen. Vertrieb über verschiedene Kanäle Doch nicht nur der Buchhandel hat in den vergangenen Jahren stark unter dem aufstrebenden E-Commerce gelitten: Reisebüros, Anbieter von Unterhaltungselektronik und inzwischen auch Bekleidungsgeschäfte spüren die Konkurrenz aus
Fünf Tipps für stationäre Händler
1.
Bieten Sie mehr Kaufargumente als nur den Preis. Sonst werden Sie allein daran gemessen. Offerieren Sie interessante Zusatzservices – und kommunizieren Sie sie entsprechend.
2.
Betrachten Sie das Internet nicht als Feind, sondern als weitere Möglichkeit. Analysieren Sie: Welche Online-Elemente wären mit Blick auf Ihr Angebot und Ihre Kunden sinnvoll? Was ist für Sie umsetzbar?
3.
Kunden wollen begeistert und verblüfft werden. Spielen Sie den Vorteil aus, dass Sie – im Gegensatz zum Onlinehandel – vor Ort sind: Sprechen Sie Ihre Kunden an, lernen Sie sie kennen, liefern Sie ihnen Sinneseindrücke, Erlebnisse und vor allem Problemlösungen statt bloßer Produkte.
4.
Verlässlichkeit und Beständigkeit werden honoriert. Konstant gute Leistungen sind dabei wichtig. Denn der Kunde behält Frusterlebnisse nicht mehr für sich, sondern verbreitet sie im Netz – auch, wenn Sie Ihre Leistungen rein stationär erbringen.
5.
Wenn Sie Online-Services anbieten, müssen Ihre Organisationstrukturen und Ihre IT-Technik immer aktuell sein. Kunden erwarten das. Lassen Sie sich von Experten helfen.
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dem Netz. In einer Umfrage des Handelsverbands HDE klagen rund 60 Prozent der Händler über einen Rückgang der Kundenbesuche. Inzwischen stöbere jeder dritte Kunde lieber auf den Internetseiten der Onlineshops als in den Läden der Stadtzentren. Der HDE geht davon aus, dass dieser Trend noch zunehmen wird. Werden heute erst etwa 9 Prozent des Einzelhandelsgeschäfts über das Internet abgewickelt, so soll sich dieser Anteil in wenigen Jahren auf 20 Prozent mehr als verdoppeln. Trotz der Erfolge des Onlinehandels sind sich Experten sicher, dass die Zukunft des Handels nicht im Internet, sondern in einer geschickten Verknüpfung der realen mit der digitalen Shopping-Welt liegt. Dahinter steckt ein verändertes Bewusstsein der Kunden. Beim Kauf eines Produktes sind für sie zunehmend nicht nur die Qualität und der Preis entscheidend, sondern auch, ob es dazu beiträgt, die eigene Identität zu unterstreichen, wie Trendforscher des Instituts „2b AHEAD ThinkTank“ herausgefunden haben. Danach gebe es künftig nur noch die Unterscheidung nach Economy- und Premiumprodukten. Filialen als Ort für die Community Im Premiumsegment wollen Kunden nicht das schnellste, kostengünstigste und rationalste Kaufergebnis. „Sie wollen durch den Verkaufsort und mit den gekauften Produkten ihre Identität ausdrücken“, heißt es in der Studie von 2b AHEAD ThinkTank. Für das Premiumsegment empfehlen die Forscher eine Strategie des „Identitätsmanagements“. Filialen sollen konsequent zu Ereignis-Orten werden. Dies bedeutet nicht permanente Party und Konzerte, sondern das Schaffen eines Ortes, mit dem die Kunden ihrem eigenen Ego sowie ihren Communities beweisen könnten, dass sie einer bestimmten Identität zugehörig sind. Handelsmarken sollen nach dieser Strategie zu Coaches werden und Verkäufer zu Identitätsmanagern. Auch das Erfolgrezept hat der Dormagener Buchhändler bereits beherzigt: Neben Lesungen veranstaltet Thönneßen seit vielen Jahren immer wieder auch Kabarett oder kleinere Konzerte. Zunächst in der Buchhandlung. Seit drei Jahren gibt es die kulturellen Kostbarkeiten in seinem angeschlossenen Literaturcafé. Das liegt direkt neben dem Laden und ist durch einen Gang mit ihm verbunden. „Eine perfekte Kombination, um Menschen einen Ort zu bieten, an dem sie sich in einer besonderen Atmosphäre mit Freunden treffen und gleichzeitig von einer Auswahl besonderer Bücher und Zeitungen inspirieren lassen können“, erläutert der Buchhändler das Konzept.
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Preise mit Mehrwert Die elektronische Produktauszeichnung begibt sich auf neue Wege – von der simplen Preisanzeige zum Marketinginstrument für den modernen Händler. Von Franz-Josef Buschmeier
Handelsveteranen werden sich noch an die Anfänge der elektronischen Preisauszeichnung erinnern – einfache segmentbasierende Anzeigen, mit komplexen Antennen verkabelt, technisch begrenzt auf das Anzeigen von Preisen. Eine zu simple und zu aufwändige Lösung, die sich in Deutschland nicht durchgesetzt hat. Zu Recht. Denn der Kampf um den Kunden auf verschiedenen Kanälen verlangt innovative Technologien – und vor allem deren Verknüpfung mit direkter Kundenkommunikation, um den Käufer im Markt anzusprechen. In einer Welt, in der der Konsument auch im Laden zunehmend mit seinem Smartphone Wettbewerbspreise prüft und Kaufentscheidungen trifft, ist das minutengenaue Aktualisieren von Preisen lediglich eine selbstverständliche Basisfunktion für den Multi-Channel-Re-
tailer. Moderne vollgrafische Anzeigen sind in der Lage, über Preise hinaus alles anzuzeigen, was Kunden und Händler interessiert: weiterführende Artikelinformationen durch Abscannen von QRCodes direkt am Regal, Lagerbestände durch Barcodescannen, Werbeaktionen und Markenlogos. Die millionenfach eingesetzte ZBDTechnologie zur elektronischen Produktauszeichnung ist vollgrafisch und mit der patentierten Funkinfrastruktur selbst im laufenden Betrieb einfach zu installieren. Durch effizientere Ablaufprozesse, Umsatzsteigerungen und Kosteneinsparungen lassen sich so oft Return-ofInvestment-Zeiten von weniger als zwei Jahren erreichen. In vielen Fällen, wie im Elektronikbereich, wird das proaktive Auszeichnungsmanagement der Vertriebskanäle on- und offline schlicht zur Überlebensfrage für den Händler. Innovative Funktechnik ermöglicht nun den nächsten Entwicklungsschritt
dank der in ZBD-Anzeigen künftig verfügbaren Beacon-Technologie, die auf Bluetooth 4.0 basiert. Dieser Funkstandard ist in neueren Apple iPhones und Android Phones verfügbar und verbreitet sich schnell. So werden unter anderem neue Möglichkeiten der Indoor-Navigation und des Direktmarketings eröffnet. Der Artikel kann gewissermaßen zum Konsumenten „sprechen“. Händler wie Auchan in Frankreich experimentieren bereits mit der direkten Kundenansprache, etwa, wenn sie ihm beim Abarbeiten der Einkaufsliste helfen, indem sich der Artikel via Beacon auf dem Smartphone meldet, auf dem er gespeichert ist. Gut vorstellbar ist auch, dass der Artikel durch seine elektronische Anzeige am Verkaufsregal
bald selbst einen Gutschein an den Stammkunden sendet. Mit aktuell rund 150 Installationen und bis zu 15.000 Anzeigen pro Markt in Deutschland steht die ZBD-Technologie auf Basis des englischen Herstellers Displaydata erst am Anfang. Sie ist jedoch ideal geeignet, den Handel für die anspruchsvollen Konsumenten und den Wettbewerb zu rüsten – mit vollgrafischen Anzeigen für den Multi-Channel-Shopper ebenso wie mit innovativer Technologie für direkte Indoor-Kundenansprache und –navigation mit Hilfe der Beacon-Technologie. www.zbdsolutions.de info@zbdsolutions.de
Was man verspricht, muss man auch halten Multi-Channel-Marketing holt den Kunden dort ab, wo er ist, und verspricht ihm viel. IT, Logistik und Filialsysteme müssen sich entsprechend rüsten, um das Kundenversprechen auch zukünftig zu halten. Uwe Hennig, Geschäftsführer der Zetes GmbH, erklärt, wie das möglich ist. Alles dreht sich um den MultiChannel-Kunden. Wie schnell geht die Fahrt in Zukunft weiter? Wir sehen heute, dass die IT stark vom Marketing getrieben ist. Die Impulse für neue Technologien wie etwa Beacon kommen vom Handelsmarketing. Der Kunde soll gezielt auf seine Bedürfnisse angesprochen werden. Bereits in der Fußgängerzone lockt man ihn mit elektronischen Coupons in die Filiale, betritt er diese, „pusht“ man gezielt Kaufanreize auf sein Smartphone. In Zukunft wird es viel mehr personalisierte Angebote geben, weil der Handel es schaffen wird, seine Kunden endlich kennenzulernen. Der „always-on“-Kunde treibt also intern die Unternehmensprozesse? Ja, genau. Er hält nicht nur Marketing und IT auf Trab. Die Logistik muss letztlich dieses Karussell in hoher Geschwindigkeit am Laufen halten.
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Multi-Channel-Retailing ist erst dann überhaupt möglich, wenn die komplette Lieferkette transparent ist. Wie will ein Händler Click & Collect anbieten, ohne Echtzeit-Bestandsübersicht? Wozu soll er Rabattaktionen auf das Kunden-Smartphone zaubern, wenn die Aktionsware nicht pünktlich in die Filiale geliefert wird? Wie soll der stationäre Handel gegenüber dem Online-Konkurrenten durch Beratung punkten, wenn das Verkaufspersonal nicht sofort Auskunft geben kann? Wie muss der Händler für die Zukunft aufgestellt sein, um diesen omnipräsenten Kunden einzufangen? Dem Kunden viele Touchpoints mit dem Unternehmen zu bieten, ist das eine. Man muss aber auch halten, was man verspricht: das Fulfillment ist entscheidend. Ein Handelsunternehmen muss hinter den Kulissen alle Prozesse so vorbereiten, dass es die „perfekte Lieferung“ in sein Filialnetz realisiert.
Die Aktionsware muss zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein – und das fehlerfrei. Der stationäre Handel muss ebenso dem „Showrooming“Effekt Herr werden. Es ist bitter, wenn der Kunde im Laden nur die teure Beratung abgreift und dann im Internet beim Wettbewerber kauft, weil der gewünschte Artikel auf der Fläche nicht verfügbar ist. Versetzt man das Verkaufspersonal aber in die Lage, dem Kunden in Echtzeit Auskunft über den Wunschartikel zu geben, dann macht man auch das Geschäft. Verbunden mit der Erfahrung „Wow, die haben mir sogar die Jacke am nächsten Tag nach Hause geliefert“ kann der Handel seine Service-Karte ausspielen.
Uwe Hennig: „Die perfekte Lieferung ist das Ziel.“
Wie bereiten sich die Abteilungen IT, Logistik und Filialsysteme konkret auf den Kunden der Zukunft vor?
und Tablets im Store eingesetzt, ist morgen ein anderes Trendgerät angesagt. Die IT muss sich hardwareunabhängig aufstellen und in der Lage sein, mit wenigen Ressourcen vom Schreibtisch aus über ein großes Ladennetz Filialapplikationen zu verwalten, aufzuspielen sowie den Gerätepark und dessen Status im Überblick zu haben. Clever ist es auch, Applikationen selbst zu entwickeln und zu verteilen. So bleibt das Unternehmen unabhängig von IT-Dienstleistern. Die Logistik muss gleichermaßen schnell und flexibel sein. Natürlich ist weiterhin ein gutes Retourenmanagement gefragt. Last-Minute-Aufträge von den Filialen müssen disponierbar und priorisierbar sein. Und die Kommissioniergeschwindigkeit muss mit dem Filial- und Onlinebetrieb mithalten.
IT und Anwendungsentwicklung müssen schneller und flexibler werden. Werden heute mobile Handterminals
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„Läden und Web-Shops nahtlos integrieren“ 76 Prozent des Umsatzes mit technischen Gebrauchsgütern wird im deutschen Einzelhandel laut GfK von stationären Händlern erzielt, nur 24 Prozent über reine Online-Aktivitäten. Trotz der Überzahl hadern viele Stationäre mit der Konkurrenz aus dem Internet und verweigern sich der „neuen“ Technik. Warum sie sich damit vieler Möglichkeiten berauben und warum es für sie in Zukunft gar nicht mehr ohne Online gehen wird, erläutert GfK-Handelsexperte Friedrich Fleischmann im Gespräch mit Ulrike Heitze. Herr Fleischmann, warum tut sich der stationäre Handel mit dem Internet so schwer?
der Möglichkeiten gesteckt, würde der stationäre Handel heute anders da stehen.
Leider haben viele stationäre Händler in den vergangenen 15 Jahren eine Menge Zeit und Energie darauf verwendet, das Internet als Problem zu sehen und es zu bekämpfen. Hätten sie diesen Aufwand ins Erkennen
Woher kommt dieser starke Widerstand? Viele sahen und sehen das Internet nur als Preistreiber und direkten Konkurrenten. Sie missverstehen
es als reinen Absatzkanal. Dabei ist es eher eine technische Spielart, die Möglichkeiten eröffnet, die es im Portfolio des Handels bislang noch nicht gab. Damit muss man aber erst mal umgehen lernen. Leider hat man lange versäumt, sich entsprechendes Online-Know-how bei und mit jungen Leuten einzukaufen, um die eigene Organisation für diese
Herausforderung fit zu machen. Wie nähert man sich als stationärer Händler dem Online-Thema? Das ist im Grunde recht banal: Analysieren Sie, warum der Kunde zu Ihnen kommt. Was macht Sie besonders? Und welche Möglichkeiten gibt Ihnen das Internet heute, an diese Gründe
So hat stationärer Handel Zukunft Der Onlinehandel setzt den klassischen Vertrieb mächtig unter Druck. Doch Ladengeschäfte haben eine Zukunft – wenn sie sich auf ihre Stärken besinnen. Innovative Technologie unterstützt dabei. Was treibt eingefleischte Online-Käufer überhaupt noch in Ladengeschäfte? Gute Beratung, haptische Erlebnisse, die Möglichkeiten, Produkte auszuprobieren. „Wenn der stationäre Handel in Zukunft bestehen will, muss er seine Stärken ausspielen“, sagt Hans Kraiss, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma für designorientierte Ladenbausysteme. Dabei unterstützt ein innovatives von der KRAISS GmbH entwickeltes Präsentationssystem, das sich nicht nur einfach anpassen lässt, sondern auch internetfähig ist. Die passende Software wurde mit factor:plus ausgearbeitet. Die Besonderheit an der „PromotionWall“ ist, dass über einen Touchscreen mit Scanneranbindung dem Kunden unmittelbar am Produkt weitere Informationen geliefert werden. In der Praxis scannt der Kunde den Barcode ein und erhält, je nach Konfiguration, weitere Hinweise zum Produkt, wie Verfügbarkeit, Größen, Farben oder Zahlungsund Lieferarten. Über den Touchscreen ist auch eine direkte Verbindung zum Onlineshop des Anbieters möglich. Der
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Clou für den Anbieter ist dabei, dass anhand der IP-Adresse des Monitors klar ersichtlich ist, aus welchem Handelshaus die Bestellung kommt und der Umsatz eindeutig zugeordnet werden kann. Damit können auch Firmen, die keinen eigenen Onlineshop haben, vom Multichannel-Business profitieren.
Ebenso lassen sich Empfehlungen, wie zum Produkt passendes Zubehör (z. B. Gläser, Käse zum Wein) abrufen oder umfassende Informationen, etwa über Geschmack, Trinkempfehlung und Winzer eines Weines, abrufen. Die PromotionWall wird zum Berater und holt Vorzüge des E-Commerce in das Ladengeschäft. Kraiss: „Wir wollen die beiden Kanäle des Web und Einzelhandels zusammenführen, damit der Kunde von den Vorteilen aus beiden Welten profitieren kann.“ Letztlich müssen durch diese PromotionWall weniger Waren im Geschäft vorgehalten werden, da das komplette Sortiment digital präsentiert und über einen Onlineshop verkauft und zu dem Kunden nach Hause geliefert werden kann. Dem Händler schadet das, wie bemerkt, nicht: Alle Umsätze im Online-Shop können durch die Eindeutigkeit der IP-Adressen dem stationären Händler zugeordnet werden. Zusätzlich zur Datenleitung ist in
die Regalschiene eine Stromversorgung integriert. Sie hält Hoch- und Niedervolt bereit, so dass Lampen, Spots und LED-Elemente sowie beleuchtete Glasböden direkt am Produkt eingesetzt werden können, um dieses zu highlighten. „Das Handling ist einfach - auch ohne Vorkenntnisse“, sagt Kraiss. Hinzu kommt, dass sich die Rückwandgestaltung jederzeit verändern lässt. Die Rückwandpaneele lassen sich im Handumdrehen mit Stoffbespannungen, Fotodrucken oder durch haptische Paneele austauschen. Dies ist besonders bei Promotionen und Werbekampagnen von unschätzbarem Vorteil. Kraiss: „Auf diese Weise kann der Einzelhändler immer wieder neue Kaufimpulse setzen – und das ohne großen Aufwand und teures Fachpersonal.“ www.kraisseinrichtungen.de Tel.: 0049 (0)7125 94760
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Vita Friedrich Fleischmann beobachtet beim Markforschungsunternehmen GfK als Global Director die Entwicklungen in Handel und Handelsstrukturen seit 15 Jahren in über 80 Ländern rund um den Globus. Fleischmann ist der Experte für die Märkte der technischen Gebrauchsgüter wie TV und Audio, Telekommunikation, Foto und IT. – Märkte, die in den vergangenen Jahren ganz besonders von der rasanten Entwicklung des Onlinehandels bewegt wurden.
anzuknüpfen? Wie lassen sich Ihre Verkaufsargumente online wie offline überzeugend transportieren? – Und wenn Ihnen kein Grund einfällt, warum die Leute ausgerechnet zu Ihnen kommen, ist es Zeit, Ihr Geschäftsmodell zu überdenken.
„Shoppen wird immer mehr zur Freizeitbeschäftigung.“ Vielen fällt da oft nur der Preis ein. Wenn das der einzige Unterschied zum Wettbewerb ist, ist das schlecht. Denn nächste Woche könnte einer um die Ecke kommen, der es noch billiger macht. Durch das Internet sind Preise sehr transparent geworden. Darüber kann man sich nicht mehr sinnvoll profilieren. Nach GfK-Studien wird der Preis bei den Konsumenten in Zukunft zwar eine wichtige Größe bleiben, aber doch an Bedeutung verlieren, weil zunehmend der Service im Fokus der Kunden steht. Wird ein stationärer Händler ganz ohne Online-Anbindung auskommen? Ohne eine Omni-ChannelStrategie wird es kaum gehen. Unser Institut prognostiziert, dass bis Ende 2014 weltweit 2,1 Milliarden Smartphones im Einsatz sein werden. Jedes einzelne fürs Shoppen gerüstet. Da ist es für einen Händler in einem Land mit brauchbarem Internetempfang fast unumgänglich, eine Online-Präsenz zu haben. In welchem Umfang – als kompletter Shop, als Infoangebot oder zur Kommunikation – ergibt sich dann aus der Art seines Geschäftes.
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Wie sieht eine erfolgreiche OmniChannel-Strategie aus? Sie muss vor allem konsistent sein. Sie können beispielsweise im Netz keinen anderen Preis verlangen als offline. Ihr Kunde will zudem eine online bestellte Ware im Laden abholen oder zurückgeben können. Die Infos, die Sie im Laden bereithalten, muss es auch mobil geben. Wenn Sie stationär jung und trendy daherkommen, muss Ihr Onlineauftritt ebenfalls auf der Höhe der Zeit sein. Der Kunde versteht keine Brüche. Ziel ist, dass Ihre Online-und Offline-Präsenzen nahtlos ineinander übergehen. Wie rüsten Händler ihr stationäres Angebot für die Zukunft? Die Idee des Erlebniskaufs aus den 90ern ist wieder aktuell: Mit dem Internet als schnelle, bequeme Alternative muss das Einkaufen vor Ort dem Kunden etwas Besonderes bieten. Shoppen wird immer mehr zur Freizeitbeschäftigung. Damit hat der Handel plötzlich auch ganz neue Wettbewerber im Kampf um die Zeit des Kunden. Welche Strategien bieten sich noch an? Der Kunde von heute ist sehr gut informiert, kennt Preise und technische Details oft besser als jeder Verkäufer. Gleichzeitig verwirrt ihn die Produktvielfalt immer mehr. Hier können Händler ansetzen und Orientierung bieten. Statt Einzelprodukte zu präsentieren und zu verkaufen, können Problemlösungen und Gesamtpakete offeriert werden. Da wird dann nicht nur ein Fernseher verkauft, sondern auch noch gratis geliefert, als
„Der Onlinehandel ist eine technische Spielart, die neue Möglichkeiten bietet.“ Smart-TV installiert und bei Bedarf ausgetauscht. Hat der stationäre Handel eine Zukunft? Aber ja! Aber eben nur, wenn er eine sinnvolle Online-Anbindung für sich findet. Das gilt für große wie für kleine. Auch ein kleiner regionaler Händler kann Online-Services bieten – und so sogar eine Kundschaft jenseits seines stationären Einzugsgebietes erreichen. Unterm Strich muss das Internet integrativer Bestandteil der eigenen Gesamtstrategie sein.
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Ein Onlineshop im Ladengeschäft – virtuelle Expansion macht‘s möglich Den einen, wahren Verkaufskanal gibt es längst nicht mehr. Freunde des Katalogs shoppen im Netz, während die „Generation Online“ auch in der Filiale stöbert. Informiert und gekauft wird dort, wo es gerade am besten passt. Der Handel reagiert darauf mit flexiblen EinkaufserlebAndreas Brenk, nissen. Spezielle Software hilft dabei. Geschäftsführer, D&G-Software Wer eine hohe Präsenz auf verschiedenen, für seine Zielgruppe relevanten Kanälen aufweist, kann seine Markenbekanntheit steigern, die Kundenbindung erhöhen und so letztlich mehr Umsatz erzielen. Die Multi-ChannelEntwicklung führt jedoch auch zu einem intensiveren Wettbewerb. Der Händler muss sich also von der Masse abheben. Innovative Ideen sind gefragt! Wie erfolgreicher Multi-ChannelHandel in der Praxis aussehen kann, zeigt das Modehaus Schödlbauer in Bad Kötzting. Seit 1934 betreibt das Traditionshaus sein Ladengeschäft, erkannte jedoch früh, dass E-Commerce als zukunftssicherer Umsatztreiber genutzt werden muss. So sind die Hemden und Blusen des Händlers auch über einen eigenen Shop und diverse Internet-Marktplätze erhältlich. Dass dieser Schritt richtig war, zeigt das rasante Wachstum. Heute gehört das Traditionsgeschäft zu Deutschlands größten Onlinehändlern für Hemden, Blusen und Corporate Fashion für Kunden in ganz Europa. Das Besondere daran: Auch der Onlinehandel wird vollständig im Filialgebäude abgewickelt. Dafür mussten die vorhandenen Ressourcen bestmöglich genutzt und die Prozesse optimiert werden. Dabei wird das Modehaus vom D&G-Versandhaus-System VS/4 unterstützt. Die Multi-Channel-Lösung von D&G-Software dient als zentrales ERP-System, das die Daten sämtlicher Kanäle bündelt.
Ziel der Prozessoptimierung war es nicht nur, Präsenz auf den verschiedenen Vertriebskanälen zu zeigen, sondern On- und Offlinehandel innovativ und flexibel miteinander zu verbinden. Das bedeutete für das Modehaus auch, den Filialkunden dieselbe Sortimentsvielfalt zu bieten, die online zur Verfügung steht. Für eine ansprechende Präsentation von über 25.000 Hemden und Blusen war in den Verkaufsräumen in Bad Kötzting jedoch kein Platz. Die Lösung: eine virtuelle Expansion des Ladens. Über einen Touchmonitor in der Filiale können die Kunden heute – genau wie im Onlineshop – durch das gesamte Sortiment stöbern, Modelle vergleichen und ihren virtuellen Warenkorb füllen. Ist dieser komplett, druckt einer der Mitarbeiter den entsprechenden Kommissionierschein und besorgt die Artikel – dank des „Alles unter einem Dach“-Prinzips – innerhalb weniger Minuten aus dem Lager im Obergeschoss der Filiale. Die Abwicklung erfolgt auch hier über das VS/4 von D&G-Software als zentrales ERP-System. Die Beratungskompetenz der Filialmitarbeiter konnte durch das Projekt erfolgreich mit dem großen Warenlager des Onlineshops verbunden werden. Mehr als 25.000 Artikel stehen den Kunden permanent zur Auswahl. Das Ergebnis: Die Filiale macht mehr Umsatz. www.dug-software.de info@dug-software.de
D&G-Software ist seit über 25 Jahren Anbieter des meistgenutzten ERP-Systems im Versandhandel mit über 340 Anwendern. Das D&GVersandhaus-System VS/4 unterstützt den Vertrieb über Katalog, Filiale, Internet-Shop, mobile Endgeräte und virtuelle Marktplätze - eben Multichannel par excellence. Ein Kooperationsnetzwerk aus langjährigen Partnern sowie offene Schnittstellen zur Anbindung externer Systeme runden das Angebot ab.
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„Wie sieht die Zukunft des Handels aus?“ Christopher Colshorn, CEO netvico
Dr. Andreas Seidl, Geschäftsführender Gesellschafter der Human-Solutions-Gruppe
Franz Josef Buschmeier, Geschäftsführender Gesellschafter, ZBD Deutschland GmbH
Stephan Kück, Geschäftsführer Computop GmbH
Die Zukunft von Information und Kommunikation ist virtuell. Digitale Medien – vom Mobile Device bis zur digitalen Großfläche – werden im stationären Handel für das sich ständig verändernde Einkaufsverhalten des Kunden zunehmend eine wichtige Rolle spielen. Die Herausforderung liegt in integrativen innovativen Lösungen für die Steuerung, die Vernetzung und den Betrieb der verschiedenen Verkaufskanäle.
Der Bekleidungshandel steht vor einer große Herausforderung: Seine Kunden haben sich verändert. Sie sind anspruchsvoller und wissen genau, was sie wollen. Doch gerade der stationäre Einzelhandel trägt dem noch kaum Rechnung und das kostet ihn Marktanteile.
Die Zukunft gehört den Händlern, die das Klavier innovativer Technologie im Multi-Channel-Retail spielen. Laut der EHI-Studie 2013 zu IT-Trends im Handel ist der Einsatz von elektronischer Produktauszeichnung (ESL) zwar auf 9 % der Handelsunternehmen gestiegen, hat aber demnach noch viel Luft nach oben. Megatrends wie Internetkonkurrenz und wachsende Nutzung von Smartphones fördern die Überlegung, durch ESL einen strategischen Wettbewerbsvorteil zu erlangen – oder nur simpel und einfach im Geschäft zu bleiben.
Innovationen im Handel folgen Bedürfnissen und Trends von Konsumenten. Da diese mobile Technik rasant adaptieren, ist die Zukunft Technologiegetrieben:
Innovationen steigern die Attraktivität des stationären Handels durch die Integration von MultiChannel-Strategien signifikant. Das Einkaufserlebnis auf der Fläche wird zu einem Freizeit-Event mit echtem Mehrwert für den Kunden und erbringt zusätzliche Erträge für den Handel, sofern der MedienMix für das Einkaufsverhalten des Kunden spürbare Vorteile birgt.
Die Zukunft des Bekleidungshandels liegt in neuen Angeboten, die dem modernen Kunden mehr entsprechen, gleichzeitig aber auch in mehr Effizienz. Der Kunde erwartet, dass ein Kleidungsstück in allen Größen und allen Farbvarianten vorrätig ist. Bekommt er nicht, was er will, wandert er (ins Internet) ab. Aus wirtschaftlicher Sicht ist diese opulente Warenvorhaltung allerdings nicht sinnvoll. Hier wäre es viel besser, den Kunden digital das Modell seiner Wahl zusammenstellen zu lassen und es dann erst in Auftrag zu geben. Moderne Technologien wie On-Demand-Produktion, 3DSimulation, virtuelle Anprobe und bessere Kenntnisse zum Beispiel über die Passform des Kunden für zielgenaue Bestellungen sind also die erfolgreichen Geschäftsmodelle der Zukunft. Die Vorteile: Sie können das traditionelle Angebot optimal ergänzen. Sie vereinen Kundenbindung und Wirtschaftlichkeit und sie lassen sich heute schon realisieren.
ccolshorn@netvico.com Tel.: 0711 2200 9430
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Der oft als Auslaufmodell bezeichnete stationäre Handel bleibt ein wichtiger Stützpfeiler in der Ausrichtung von Multi-ChannelUnternehmen. Der Mix zwischen Online-Einkauf und realer Anprobe im stationären Handel (Click and Collect) ist ein erster Schritt, um die Kundenbindung über alle Kanäle hinweg auszubauen.
Neben der schnellen Preisänderung ist hier zukünftig vor allem die Möglichkeit interessant, Produktinformationen personalisiert beim Kunden zu platzieren. Dazu können Detailinformationen durch Abscannen des QR-Codes direkt am Regal ebenso gehören wie Gutscheine, die dem Kunden bei Annäherung auf seinem Smartphone präsentiert werden. Wie wäre es mit Hilfe beim Finden eines gesuchten Artikels, der sich via Handy meldet, wenn er sich auf einer Einkaufsliste auf dem Mobilgerät befindet? Indoor-Navigation, die den Kunden Zeit spart und spürbar Nutzen bringt.
Bargeld und Kassen verschwinden. Um das Bezahlen kümmern sich Apps, NFC, RFIDs und Beacons. ShoppingApps navigieren uns durch Einkaufszentren. Beacons informieren Händler, wo wir wie lange verweilen. Werbeplakate zeigen Verkaufsregale; nur QRCode scannen und die Ware ist binnen Stunden daheim. Echte Verkaufsregale zeigen, wie beliebt jedes Produkt bei Facebook oder Wechat ist (Likes).
Moderne vollgrafische ESL-Anzeigen mit Beacon-Technologie ermöglichen diese und weitere Anwendungsbeispiele – zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des modernen Handels.
Beim sensiblen Thema Bezahlen braucht neue Technologie mehr Zeit. Kassen bleiben vorerst erhalten. Aktuell betreut Computop Pilotprojekte mit QR-Code-Payment, und in England steigt die Nachfrage nach Tablets mit mobilem POS-Terminal. Diese nutzen Verkäufer, um ihren Umsatz auf Ware im Online-Shop auszudehnen. Bezahlt wird mit Debit- oder Kreditkarte am mPOS-Kartenterminal direkt beim Verkäufer. Warten an der Kasse? Entfällt. Und die gute Nachricht für Händler kommt noch; neue POS-Terminals mit P2PE-Sicherheitsstandard senken den Aufwand für PCI DSS und kompensieren die Investitionen durch Kostenreduktion (vgl. Artikel „Kasse der Zukunft“).
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Schlägt der Stationärhandel zurück? Immer mehr etablierte Einzelhändler schließen endgültig, während E-Commerce boomt. Mit Minodes kann der Einzelhandel über In-Store Analytics und Mobile Marketing das Einkaufserlebnis der Kunden steigern. Nicht nur das Scheitern etablierter Handelsketten wie Schlecker und Praktiker zeigt, dass das Erfolgspatent des stationären Einzelhandels abgelaufen ist und ein „einfach so weiter machen“ keine Option darstellt. Auch Wissenschaftler warnen vor den Konsequenzen, wenn sich Händler weiterhin so zurückhaltend gegenüber Technologietrends verhalten. „AnalyseTools werden im E-Commerce bereits erfolgreich zur Endkundenansprache genutzt, wohingegen der klassische Einzelhändler weiterhin auf Basis von vagen Beobachtungen und Erfahrungen
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Entscheidungen trifft“, sagt Alexander Köth, Geschäftsführer der Minodes GmbH.
Dies liefert Antworten auf Fragen wie „Wie viele Passanten, Besucher und Käufer hat das Geschäft?“
ausprobiert, gemessen und weiter optimiert werden, um dadurch Umsatzsteigerungen zu erreichen.
Aber auch stationären Einzelhändlern stehen mittlerweile innovative Lösungen zur Verfügung, das Verhalten der Endkonsumenten so zu verstehen und zu steuern, wie es bisher nur online möglich war. Minodes bietet die hierfür erforderlichen Services. Durch den Einsatz moderner Technologien wird das Verhalten der Endkonsumenten auf und vor der Verkaufsfläche analysiert und mit konkreten Empfehlungen versehen.
„Wie viel Zeit verbringen die Besucher in verschiedenen Abteilungen und wie ist der Besucherfluss?“
Ein weiteres Erfolgskonzept aus der Online-Welt ist personalisierte Werbung. Via iBeacon besteht diese Möglichkeit nun auch für Kunden von Minodes: Personalisierte Angebote sowie Produktbewertungen oder Feedback können im Laden direkt auf den Smartphones ausgesteuert werden.
„Welche Werbemaßnahmen bringen wieviele Neukunden in den Laden?“ Mehrere Filialen lassen sich anhand der Minodes-Daten miteinander benchmarken. Auf Basis der Transparenz können konkrete Veränderungen
alexander.koeth@minodes.com
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Future Store
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Der Kunde wird zum König Die Digitalisierung des Handels verändert nicht nur das Einkaufsverhalten und bringt neue Konkurrenz im Internet. Sie bietet Shopbetreibern gleichzeitig die Möglichkeit, Kunden besser kennenzulernen, mehr Service zu bieten und diese Kunden an sich zu binden. Von Hans Schürmann In der neuen digitalen Welt ist der Kunde wirklich König. Er steht im Mittelpunkt. Apps auf dem Smartphone, Informationstafeln an den Regalen im Laden, virtuelle Einkaufshelfer an den Einkaufswagen sorgen dafür, dass Menschen in den Geschäften immer bestens informiert sind, Produkte und Preise vergleichen können. Gleichzeitig unterstützen die elektronischen Helfer die Kunden bei der Auswahl von Produkten, die zu ihrem Profil passen – und Hundehaltern keine Informationen über Katzenfutter angeboten werden. Der Handel versteht mehr und mehr, dass er die Transparenz, die das Internet geschaffen hat, in seine Läden integrieren muss. Was sich selbstverständlich anhört, ist tatsächlich neu. Denn als sich die Branche vor gut zehn Jahren erstmals damit auseinandersetzte, wie sie die immer leistungsfähigere Informationstechnik für sich nutzen könnte, ging es vor allem um die Optimierung des Geschäftskonzepts und darum, zusätzliches Rationalisierungspotential zu erschließen. Die Metro Group war eine der ersten, die ein Future-Store-Projekt ins Leben gerufen hat, mit dem Ziel, eine lückenlose Buchführung zu generieren, Lieferketten und Qualitätssicherung zu verbessern und Personal einzusparen. Mit neuartigen Etiketten – sogenannten RFID-Chips – auf den Verpackungen sollte es gelingen, den Weg der Waren von der Herstellung über den Versand und die Präsentation in den Läden bis zum Bezahlen an der Kasse zu verfolgen und zu dokumentieren – und das berührungslos. Informationen just in time Diese Funketiketten gibt es auch heute noch. Doch werden sie nun dazu genutzt, Informationen zu speichern, die Kunden Auskunft geben über die Herkunft von Waren, oder nützliche Tipps, wie diese die gekauften Produkte am besten nutzen können. Solche Lösungen entwickelt beispielsweise das Deutsche
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Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz (DFKI) in seinem Innovative Retail Lab in Saarbrücken (IRL). Und in einem ganz normalen Lebensmittelgeschäft im saarländischen St. Wendel testen die Forscher, ob die Lösungen auch tatsächlich von Kunden angenommen werden. Die DFKI-Forscher haben beispielsweise einen intelligenten Einkaufswagen entwickelt, der Kunden durch den Supermarkt navigiert. Eine auf dem Smartphone gespeicherte Einkaufsliste kann per Bluetooth (Funk) oder Near Field Communication (NFC) auf den sogenannten Smartcart geladen werden. Der Einkaufswagen führt den Kunden
dann direkt zu den Produkten, die auf der Liste stehen. Produkte, die in den Smartcart gelegt werden, streicht der Computer automatisch.
in Internetforen abrufen und so während des Einkaufs von Erfahrungswerten anderer Kunden profitieren können.
Smartphone als Einkaufsassistent
Der nächste Schritt sei Augmented Reality, sagt Kahl. Eine Technik, mit der eine fiktive Wahrnehmung erzeugt wird, bei der die reale Welt durch eine virtuelle Welt überlagert wird. „Heute realisieren wir das noch mit dem Smartphone. Es dauert nicht lange, dann werden die Produktinformationen zusätzlich auch auf Datenbrillen wie Google Glass angezeigt“, so der Forscher. Sein Team hat beispielswiese eine Guerilla-Marketing-App entwickelt, mit der Kunden leichter Preise von Lebensmitteln in Prospekten verschiedener Supermärkte vergleichen können. Der Nutzer muss dazu nur mit seiner Handykamera die Prospekte der unterschiedlichen Anbieter einscannen. Will er später nachschauen, ob ein Produkt bei einem anderen Supermarkt billiger ist, dann muss er die Kamera nur auf das entsprechende Bild des Produkts halten und die „GuerillAR“ überlagert dieses automatisch und in Echtzeit mit den Informationen zum gleichen Produkt in den Prospekten der anderen Supermarktketten.
Das Innovative Retail Lab wurde 2007 gegründet. Die Forscher probieren vieles aus. „Nicht alles, was wir entwickelt haben, wird auch tatsächlich in den Geschäften genutzt werden“, ist sich Gerrit Kahl, Leiter des IRL, bewusst. Den intelligenten Einkaufswagen werde es wohl nie geben, er sei einfach zu aufwändig, weiß der IRL-Leiter. „Da sind inzwischen mobile Anwendungen möglich, die viel billiger sind“, so Kahl. In den letzten zwei Jahren ist vor allem das Smartphone in den Mittelpunkt der Digitalisierung des Handels gerückt. Es speichert nicht nur Einkaufszettel, Gutscheine und Coupons verschiedener Anbieter, sondern hilft beispielsweise auch bei der Auswahl des Weins für das geplante Menü am Abend: Die IRL-Forscher haben eine sogenannte Produktlupe entwickelt, mit der Nutzer nicht nur Informationen über unterschiedliche Weinsorten abrufen, sondern auch Meinungen
Top 7 der digitalen Services am Point of Sale OnlineVerfügbarkeits-Check
69.9 %
Kostenfreies WLAN im Geschäft
69.8 %
Bestellung bei Nicht-Verfügbarkeit
60.3 %
Bestellung im Onlineshop, Abholung im Geschäft
60.3 %
Zugriff auf Bestand in anderen Filialen Scannen von Codes für Informationen Self-Scan-Kasse
59.7 % 55.3 % 51.1 % Quelle: ECC-Studie 2014
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Die Kasse der Zukunft Juli 2015. Neue Einkaufserlebnisse sprechen sich herum: „Der QuickCheckout ist noch ungewohnt“, berichtet ein Kunde, „weil ich mit der Ware einfach an der Kasse vorbeigehe. Kurzer Kontrollblick auf das Handy: Acht Produkte für 166 Euro automatisch bezahlt, Sicherheitsetiketten entwertet und dank Kundenkarte ist der Rabatt berücksichtigt. Die passende Kundenkarte aktiviert eine Shopping-App, sobald der Kunde ein Geschäft betritt. Sie verbindet ihn auch mit dem WLAN für Kunden und navigiert dann durch den Laden. Wenn die App aktiv ist, sind immer Verkäufer zur Stelle, weil sie sehen, wo gerade ihre Kunden sind. Auch die Produktauswahl passt, weil die App registriert, wo die Kunden interessiert stehen bleiben. Daraufhin wird das Sortiment optimiert. gen für neue Einkaufserlebnisse. Einfach am Ausgang automatisch abzurechnen ist ein radikaler Ansatz. Bis die Kassen wirklich überflüssig werden, etablieren sich aktuell drei solide Innovationen: 1) Zahlung per Handy durch Abfotografieren von QR-Codes 2) Kontaktloses Bezahlen mit Near Field Communication (NFC) 3) Tablets mit mobilen POS-Terminals für Kartenzahlungen
Der Autor, Ralf Gladis, ist Gründer und Geschäftsführer des internationalen Payment Providers Computop. Rund 3.000 mittlere und große Händler weltweit wickeln jährlich 100 Millionen Zahlungen im Wert von 10 Milliarden US $ über das Computop Paygate ab. Für Konsumenten ist das Zukunftsmusik. Für den Handel sind die zugrunde liegenden Beacon- und App-Technologien bereits verfügbar und erprobt. Auch an der Kasse sorgen innovative Lösun-
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REWE-Kunden können heute schon mit ihrem Handy bezahlen, indem sie an der Kasse einen QRCode abfotografieren. Hinter der REWE-Lösung steckt Yapital, ein Zahlungsdienstleister des OttoKonzerns, der neben stationären Zahlungen auch E-Commerce und M-Commerce unterstützt und damit in Europa Innovationsführer ist. Visa und MasterCard setzen auf Funktechnologie: Die Kreditkarte von morgen kommuniziert per Funk mit dem POS-Terminal, so dass wir unsere Karten künftig stecken lassen können. Deshalb rüsten Banken die Kreditkarten ihrer Kunden mit Funkchips aus, und der Handel investiert in POS-Terminals mit NFCFunktechnik. NFC funktioniert zwar
schon, beispielsweise bei Starbucks, aber wegen der nötigen Investitionen wird es länger dauern, bis NFC flächendeckend verfügbar ist. Aufgrund der Gültigkeitsdauer vergehen 3 bis 5 Jahre, bis die Banken alle Karten ausgetauscht haben. In England bereitet sich der Handel auf den Einsatz von Tablets vor: Die Verkäufer bekommen ein Tablet, um auch Produkte zu verkaufen, die im Laden nicht verfügbar sind, aber über den Onlineshop bestellt werden können. Die Online-Bestellung wird zusammen mit der Ladenware nicht an der Kasse, sondern direkt beim Verkäufer mit einem kleinen mPOS-Terminal bezahlt, das in die Hemdtasche passt und per Bluetooth mit dem Tablet verbunden ist. So dehnt der Händler seinen Umsatz auf Produkte im Online-Shop aus. Der Kunde erhält erstklassigen Service, weil er die Waren schnell geliefert bekommt oder ein paar Tage später im Laden abholen kann. Und nebenbei wird die Kasse entlastet, weil der Kunde direkt beim Verkäufer zahlt. So halten die Onlineshops Einzug in das Ladengeschäft. Investitionen in die Zukunft kosten Geld. Umso besser, wenn die neue Technik Kosten spart: Für mobile Lösungen mit Tablet und mPOS-Terminals haben Visa und
MasterCard neue Sicherheitsstandards etabliert. Einen Teil seiner Investitionen kann der Handel gegenfinanzieren, wenn er POS-Terminals und Payment Provider nutzt, die Point-to-Point-Encryption (P2PE) unterstützen. Bei P2PE handelt es sich um starke Verschlüsselungstechnik, die dem Händler jährliche Kosten und erheblichen Aufwand für seine PCI DSS-Zertifizierung spart. Auch hier hat die Zukunft schon begonnen, denn P2PE POS-Terminals wie das DynaPro von Magtek sind schon verfügbar, und auch P2PETechnik ist bei Computop bereits im Einsatz. Die Zukunft im Handel basiert auf neuen Technologien, die ineinandergreifen. Einige Technologien bauen aufeinander auf. Das gilt für Beacons und Apps genauso wie für Tablets mit P2PE mPOS-Terminals. Die Erfahrung bei Computop zeigt, dass bei diesen Projekten mehrere Dienstleister gut zusammenarbeiten müssen. Wer sich diesen innovativen Themen stellt, ist gut beraten, seine Dienstleister im Vorfeld sorgfältig auszuwählen. Das Thema Payment sollte ganz oben stehen, weil hier große Einsparpotentiale liegen. info@computop.com www.computop.com
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Streitgespräch
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Wann kommt die mobile Geldbörse? Handel, Banken und Mobilfunkunternehmen arbeiten mit Hochdruck an technischen Lösungen für das mobile Bezahlen via Handy. Verschiedene Verfahren sind am Start. Doch der große Renner ist das mobile Bezahlen beim Kunden bislang nicht. Wann wird sich Mobile Payment durchsetzen? Experten sind da unterschiedlicher Meinung. Aufgezeichnet von Ulrike Heitze.
„Es wird noch eine Zeit dauern“ „Mein Eindruck ist, dass es zurzeit mehr Präsentationen über Mobile Payment gibt als wirkliche Zahlungen. Und das Thema fliegt nicht, weil man den Kunden bei der Konzeption der Verfahren völlig vergessen hat. Der hat aktuell nämlich gar kein Problem beim Bezahlen. Der liebt sein Bargeld – wir haben an den Kassen hierzulande einen Bargeldanteil von 63 Prozent. Und er zahlt gerne per Scheckkarte und Lastschrift. Von seiner Seite besteht also gar kein Handlungsdruck. Auf der Gegenseite macht sich eine Gemengelage von vielen Beteiligten – Händlern, Herstellern, Mobilfunkunternehmen, Banken, Dienstleistern, Transaktionsprovidern und Kreditkartenunternehmen – auf den Weg und schafft ein System der Mannigfaltigkeit und Komplexität. Es berücksichtigt alle
erdenklichen Interessen – vergisst aber den Anwender. Kein Wunder, dass dieser verwirrt ist und zurückschreckt. Wir werden den Kunden nur über eine weitere Konditionierung für das Thema gewinnen können. In den nächsten Jahren und mit fortschreitender SmartphoneTechnik wird sich der Kunde daran gewöhnen, dass er mit seinem Mobiltelefon unglaublich viel erledigen kann: das Auto starten, in der Kantine bezahlen, Licht dimmen oder Türen öffnen. Wenn der Kunde erst mal damit vertraut ist, wird er auch kontaktlos bezahlen wollen. Und dann wird Mobile Payment auf breiter Basis funktionieren. Aber das ist kein Thema für morgen oder übermorgen. Mobiles Bezahlen wird auf jeden Fall kommen, aber nicht so, wie man das jetzt angeht.“
„Berührungslos bezahlen schon bald möglich“ „Zunächst einmal muss man festhalten, dass Mobile Payment an sich keinen Mehrwert bietet. Niemand zahlt gerne. Daran wird auch das Bezahlen per Handy nichts ändern. Aber der Kunde kann mit zusätzlichen Services gewonnen werden. Eine Plastikkarte hat kein Display, ein Smartphone schon. Es ist ein idealer Interaktionskanal zwischen Unternehmen und Endkunden. Der Handel erhält darüber einen direkten Zugang zum Kunden. Und der Kunde kann auf seinem Smartphone Coupons, Treueaktionen, digitale Leergutbons, mobile Einkaufsquittungen oder detaillierte Produktinformationen empfangen und speichern. Es sind dazu schon einige Lösungen im Markt vorhanden, sie werden sich aber unterschiedlich schnell entwickeln. Beim berührungslosen Bezahlen mit NFC (Near Field Communication) schätzt GS1 Germany zum Beispiel, dass bereits 2016/2017
eine Vielzahl von Händlern entsprechende Terminals im Einsatz haben werden. Und auf Kundenseite wird zu dem Zeitpunkt ein signifikanter Anteil im Besitz von NFC-fähigen Smartphones sein. Die technischen Voraussetzungen für weitere Services wären dann geschaffen. Die letzte Entscheidung fällt aber der Kunde. Und der wird nicht ausdrücklich nach einem bestimmten Verfahren fragen. Deshalb werden sich Lösungen etablieren, die für beide Parteien – Handel wie Kunden – einen Mehrwert bieten. Händler, die noch an keinem Verfahren beteiligt sind, können sich so lange zurücklehnen und abwarten, bis sich ein System gefunden hat, das all ihren Anforderungen entspricht. Größte Aussicht auf Erfolg werden allerdings die etablierten Player haben, weil sie in der Lage sind, sowohl prozessuale als auch technische Standards zu setzen.“
Vita
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Frank Rehme verantwortete über viele Jahre beim Handelsriesen Metro das Thema Innovationen. Unter anderem leitete er die „Future-Store-Initiative“ des Konzerns, in der neue Einkaufsund Bezahlkonzepte entwickelt und getestet wurden. Seit 2013 ist Rehme selbstständig und entwirft Innovationskonzepte insbesondere für den Handel.
Ercan Kilic leitet bei GS1 Germany das Strategieprojekt MobileCom, in dem mit allen am Handel Beteiligten Lösungen und Standards für den mobilen Handel erarbeitet werden – auch rund ums mobile Bezahlen. GS1 Germany ist eine Interessensvereinigung und Netzwerkplattform von Handel und Industrie. Gesellschafter sind zu gleichen Teilen das EHI Retail Institute und der Markenverband.
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E-Commerce
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Online bringt neues Wachstum Lange bedrohte das Internet die Einzelhändler. Das war einmal. Indem sie Bücher, Elektronik, Mode und mittlerweile auch Lebensmittel online verkaufen, erschließen sie sich neue Vertriebswege – mit denen sie die Kundschaft gleichzeitig zurück in ihre Geschäfte locken. Von Martin Roos Das Verlustrisiko in der Modebranche ist hoch. Die Einzelhändler planen ihr Warenportfolio durchschnittlich sechs Monate im Voraus. Je nach Konjunktur, Kaufbereitschaft und Wetter entscheidet sich, ob die Kunden dann auch kaufen. „Wer nicht genügend Geschick oder einfach Pech hat, bleibt an der Ware hängen oder muss sie mit hohem Verlust verkaufen“, sagt Virgile Bourgueil, 43, Gründer und Geschäftsführer von iliquid.de. Mit seiner vor einem Jahr gegründeten Online-Plattform hat er einen Vertriebskanal entwickelt, der dem Einzelhändler hilft, kurzfristiger zu planen und seine Ware nach tatsächlichem Bedarf einzukaufen. Als ehemaliger Zentraleinkäufer beim Textilfachhändler Peek und Cloppenburg in Düsseldorf kennt Bourgueil die Schwierigkeiten des Marktes: „Händler können über unsere Online-Plattform neue Marken testen und haben nicht den sonst üblichen Zwang, ein Mindestvolumen an Ware zu kaufen“, erklärt Bourgueil. Die Idee: Die Hersteller bieten ihre Marken auf iliquid.de – meist mit Sonderkonditionen – an. Die auf der Plattform registrierten Händler können dann auf diese Ware nach Bedarf zugreifen und ihr Angebot gezielt ergänzen. Bereits eine Woche nach der Bestellung erhalten sie ihre Ware direkt vom Hersteller. Für Einzelhändler ist Bourgueils Vermittlungsservice kostenfrei. Lediglich Hersteller zahlen bei Verkauf eine Provision von maximal zehn Prozent der gehandelten Ware. Das übliche Handelsvolumen variiert zwischen 500 und 5.000 Euro. „Unser Konzept wird von Industrie und Handel gut angenommen. Wir haben kontinuierlichen Zuwachs“, sagt Bourgueil.
Obst per Mausklick
Wie der stationäre Handel online nutzen kann
Dass Bücher, Mode, aber auch Elektronik und Haushaltsgeräte Ausbau von Multi-Channel-Funktionen und mobilen Diensten per Mausklick auf die Couch geliefert werden, ist schon länger Effektiverer Einkauf von Waren mit Hilfe von Handelsplattformen selbstverständlich. Jetzt jedoch kommen auch Obst, Fleisch, Mehl und Nudeln in den Stärkung der Kundenbindung durch Lieferservice per Mausklick Onlinehandel. Zwar galten das Internet und der Verkauf von Vereinfachung des Zahlungsverkehrs durch elektronische Dienste Lebensmitteln für den täglichen Bedarf lange als unvereinbar. Aber neue Technik macht’s Erweiterung des Branchennetzwerkes durchs Internet möglich: Bessere Verpackungen halten Milch, Käse oder Tiefkühlpizza 48 Stunden kalt, neue Der Online-Umsatz im Lebensmittelhandel Lieferkonzepte helfen, die Waren am gleichen Tag beträgt heute 500 Millionen Euro – und ist damit im direkt zum Kunden zu schicken. Vergleich zum Branchengesamtumsatz von 200 Milliarden Euro noch winzig. Doch Experten zufolge Start-ups wie Emmas Enkel oder food.de liefern zeigen die Prognosen nach oben. Auch die Extrakosmit eigenen Fahrzeugen bis vor die Haustür. ten, die Kunden für die Lieferung und Lieferanten für Handelsketten wie Rewe und Kaiser‘s Tengelmann die Aufrüstung ihrer Logistik zahlen müssen, scheitesten in Metropolen ihre Online-Modelle mit nen die Entwicklung nicht aufhalten zu können. Für eigenem Lieferdienst aus ihren Filialen. So tippt in die Unternehmensberatung McKinsey ist vor allem Düsseldorf der Rewe-Kunde seinen Einkauf online der Zeitgewinn enorm: Der Verbraucher verbringt ein – ein Mitarbeiter stellt den Einkauf zusammen pro Jahr 120 Stunden im Supermarkt – davon wartet und ergänzt am nächsten Morgen die Bestellung er allein 24 Stunden an der Kasse. um die noch fehlenden Frischwaren wie Obst und Gemüse. Der „Rewe-Mobil“-Lastwagen liefert den Kunden in den Laden locken Einkauf zum Kunden.
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Der nächste Schritt im Wandel von offline zu online heißt „mobile“. Rund die Hälfte aller Deutschen besitzt heute ein Smartphone. Hinzu kommen Tablets und Laptops. Auf 79 Prozent der Geräte laufen Programme, die den Standort der Anwender zur Informationsbeschaffung nutzen – etwa bei der Wettervorhersage oder Restaurantsuche. Mehr als 50 Prozent der Nutzer informieren sich mit Apps über Preise und Produkte der Händler in ihrer Region. Laut einer Studie von „kaufDA“ und dem „eWeb Research Center“ der Hochschule Niederrhein wären Kunden für ansprechende Offerten sogar bereit, mehr als nur zum nächstbesten Händler zu gehen: 93 Prozent würden für ein besonders attraktives Angebot einen weiteren Weg fahren oder auch in einem anderen Geschäft als in ihrem Stammladen kaufen. „Attraktiv“ umfasst ausdrücklich nicht nur den Preis, sondern auch den Service, das Ambiente und die Beratung in dem jeweiligen Geschäft, so die Forscher. Der stationäre Handel hat gegenüber reinen Onlinehändlern also noch einige Asse im Ärmel. Er muss sie allerdings auch ausspielen.
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Wie der Onlinehandel zur verlängerten Ladentheke wird
Erfolgreich mit maßgeschneiderten E-Commerce-Lösungen
Stationären Handel mit den Möglichkeiten des Onlinegeschäfts zu verbinden, ist die Herausforderung, der sich Einzelhändler stellen müssen. Ein Schlüssel dazu ist eine gute Software, die den reibungslosen Betrieb aller angeschlossenen digitalen Mediensysteme sicherstellt.
Im Onlinehandel werden noch viele Fehler gemacht. Denn nicht jedem ist klar, dass gute Produkte nach gutem Service auf Handelsplattformen im Internet verlangen.
Endlich finden Sie einen neuen BusinessAnzug, der sitzt, wie angegossen. Fehlen nur noch die passenden Schuhe – aber leider sind die in der richtigen Größe nur im Onlineshop des Herrenausstatters erhältlich. Das kann den Kunden kosten, der den Mehraufwand scheut und womöglich noch zusätzlich Versandund Transaktionskosten zahlen muss, wenn er zusätzlich online bestellt. Ideal wäre: Der Kunde geht zur Kasse, zahlt dort Anzug und Schuhe, wobei ihm letztere aus dem Onlineshop umsonst nach Hause geliefert werden. Wer es mit Multi-Channel-Vertrieb ernst meint, sollte dazu in der Lage sein. Die Realität sieht jedoch anders aus. Doch das wird sich mit dem innovativen Softwaresystem „PlayEverywhere“ des Digital-Signage-Spezialisten netvico ändern, das bruchlos und für den Kunden komfortabel den stationären Einkauf mit Onlineshopping verbindet. „Heutzutage muss der Handel nicht nur sämtliche Verkaufskanäle bespielen, um Kunden zu erreichen und zu binden, sondern dem Kunden einen Mehrwert durch die Zusammenführung der Kanäle bieten“, sagt Christopher Colshorn, Geschäftsführer der netvico GmbH. „Um zukunftsfähig zu bleiben, muss in Multi-Channel-Systeme vor Ort investiert werden, nur so lassen sich die wachsenden Erwartungen der Kunden erfüllen.“ Es geht darum, den Online- in den Flächenhandel einzubeziehen, wodurch Einzelhändler letztlich neue Umsätze generieren können. Dieses Ziel wird erreicht, wenn digitale Lösungen, also die digitale Visualisierung
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von Informationen, Werbebotschaften und interaktiver Systeme, verknüpft mit den Shopsystemen des Händlers - vom Tablet bis zur Schnittstelle des Kassensystems - reibungslos zusammenarbeiten. „Egal, ob man einen oder tausende Hardwarekomponenten hat – Inhalte können mit „PlayEverywhere“ problemlos integriert und aktualisiert werden. Und das ganz einfach über einen beliebigen Rechner mit Internetzugang“, erklärt Colshorn. In der Regel muss an der bestehenden IT-Infrastruktur nichts geändert werden. netvico berät, implementiert, passt individuell an und erstellt bei Bedarf auch den Content. Ziel ist, durch eine ästhetische Anmutung, ein Einkaufserlebnis, qualifizierte Informationen und gute Beratung Kundenbedürfnisse auf allen Kanälen zu befriedigen – was mit loyalen Kunden belohnt werden wird. Im reinen Onlinehandel dürfte das kaum gelingen. „Digitale Informations- und Werbemedien verschmelzen zusehends mit interaktiven Systemen, darin liegt die Zukunft des Handels“, ist Colshorn überzeugt, „digitale Medien, vom Smartphone bis zur digitalen Großfläche, werden zur Informationsgewinnung im öffentlichen Raum eine zunehmend wichtige Rolle spielen.“ Die Herausforderung des Handels liegt also darin, innovative Lösungen zu nutzen, mit denen diese Medien bruchlos gesteuert, genutzt und vernetzt werden können. www.netvico.com
Der Onlinehandel wächst nach wie vor zweistellig – die Attraktivität des Internets als Verkaufsplattform ist ungebrochen. „Wir sehen großes Potential für Firmen, die spezialisierte Produkte und Dienstleistungen entwickeln, vor allem auch im Business-to-Business-Bereich“, sagt Christian Knellwolf, Geschäftsführer der Schweizer Webagentur cloudtec GmbH. Via Web lassen sich wie mit kaum einem anderen Vertriebskanal neue Kunden und Märkte erschließen. Das gelingt allerdings nur, wenn die virtuelle Verkaufsplattform kundenfreundlich und nutzwertig gestaltet ist. Möglichkeiten, dieses Ziel zu erreichen, gibt es viele: „Topaktuelle Gebrauchsanleitungen und Sicherheitsbroschüren, detaillierte Produktpräsentation und weiterführende Informationen werden heute von den Kunden gewünscht und sollten online zugänglich sein“, weiß Knellwolf. Er rät dazu, die Firmenwebsite zur Drehscheibe für Informationen rund um die Produkte zu machen. Häufig wird aber der Fehler begangen, sich dem Diktat der Shop-Software zu unterwerfen. „Viele Shop-Systeme zwingen den Betreiber nach Schema X, seine Punkte zu präsentieren, was sich negativ auf das Kauferlebnis des Kunden auswirkt“, erklärt der Experte. So sind etwa individualisierte Produkte ein starker Trend – aber ein guter Produktkonfigurator lässt sich mit herkömmlicher Shop-Software nicht abbilden. Das gelingt am besten mit einer individuellen E-CommerceLösung. Die muss auch auf mobile
Geräte abgestimmt sein. „Gute plattformübergreifende Erreichbarkeit ist Pflicht“, betont Knellwolf. Erfolgreicher Onlinehandel braucht vor allem „wirklich guten Content“, wie Knellwolf sagt: „Dieser sollte sich nicht nur auf die Produktseite begrenzen, sondern auch in Form von Blogeinträgen, Artikeln und dergleichen, um so eine bessere Positionierung in der Suchmaschine zu erhalten, was mehr Interessenten auf die eigene Webseite lockt.“ Profis haben noch mehr Werkzeuge, um Kunden zu gewinnen und zu halten, verrät Knellwolf. Etwa Short URLs, mit denen Produkte versehen werden, die dann zurück zu dem Webshop führen, wo sich passendes Zubehör findet. Oder Hilfen bei der Zusammenstellung eines personalisierten Produktes. Was bei der Kundenbindung ungemein hilft, ist auch, ihn während der langen Herstellungsphase eines komplexen Produktes mit einer stetig aktualisierten Statusanzeige bei Laune zu halten, wobei auch Videos von der Produktion einfließen können. Das ist nur ein Beispiel, das aber das Wesentliche für erfolgreichen Onlinehandel verdeutlicht: „Wer für ein innovatives und hochstehendes Produkt oder eine Dienstleistung wirbt, muss auch entsprechend professionell und technisch kompetent im Internet auftreten und sein Angebot besser als das der Konkurrenz darbieten“, sagt Knellwolf. www.cloudtec.ch
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Bekleidungshandel: Wachstum durch Innovation Wie deutsche Handelshäuser mit modernen Technologien, etwa der 3D-Simulation, ihre Margen und Marktanteile optimieren, erklärt Dr. Andreas Seidl, Geschäftsführer der Human Solutions GmbH. Immer weniger Kunden kaufen im Ladengeschäft, aber auch im Internet sind die Kunden des klassischen Einzelhandels wenig markentreu. Auf eingefahrenen Wegen lässt sich hier wenig ändern. Wohl aber mit durchgängigen Prozessen, optimaler Datenverfügbarkeit und der digitalen Einbindung realer Produkte in die Wertschöpfungskette. Damit können völlig neue Konzepte entstehen, um den klassischen Einzelhandel wettbewerbsfähig zu halten. Immer mehr Handelshäuser wagen den technischen Umbruch und profitieren immens. Die Zukunft im Handel wird mit Technologie gestaltet Wenn der klassische Einzelhandel gegen reine E-Commerce-Anbieter ankommen will, muss er bereits im Geschäft Zeichen setzen, neue Einkaufserlebnisse schaffen und seine Angebotspalette ausweiten. Durch die Virtualisierung am Point of Sale geht das ganz einfach, ohne die vorgehaltene Warenmenge auszubauen. Setzt man auf eine vollständig digitale Wertschöpfungskette, lassen sich zum Beispiel Produkte einfacher und kostengünstiger individualisieren. Der Handel hält Kleidungsstücke in ein bis zwei Varianten vorrätig. Alle weiteren Farb- und Materialvarianten werden in 3-D simuliert und virtuell im Shop gezeigt. Der Kunde kann so aus einer deutlich breiteren Angebotspalette auswählen – und der Handel profitiert von geringeren Lagermengen.
Noch weiter geht die Technologie des „Virtuellen Spiegels“, mit der sich zum Beispiel Maßkonfektion mit geringem Aufwand und hohem Nutzen in das eigene Warenangebot einfügen lässt. Die Technologie funktioniert so: Der Kunde wird mittels 3D-Bodyscanner digital erfasst und kann sein zukünftiges Kleidungsstück am eigenen digitalen Spiegelbild anprobieren. Erst nach der Bestellung wird das Bekleidungsstück nach Maß gefertigt. Vorher existiert es nur im Computer. Für die virtuelle Anprobe im Geschäft wandelt der Computer das gescannte Abbild des Kunden in einen Scanatar (eine künstliche Person mit realen Körpermaßen) um und digital im Hintergrund wird die passende Größe des Kleidungsstücks berechnet. Alle Informationen für die Maßfertigung gehen direkt in die Bestell- und Produktionssysteme ein. Der Kunde kann sich leichter entscheiden und bekommt ein innovatives Einkaufserlebnis dazu. Durch den Einsatz der 3D-Bodyscanner erhält der Händler zudem wichtige Informationen zur Passform seiner Kunden. Dies ist ein weiterer Bereich, in dem der Einzelhandel Wettbewerbsvorteile ausbauen kann. Passform gehört zum Geschäftsmodell Informationen zur Passform haben auch an anderer Stelle großen Einfluss auf die Rentabilität. Zum Beispiel bei der Größenvorhaltung im Lager. Genaue Passformdaten der Kunden helfen, die Größen entsprechend der
Erfolgreiche Produkte sind kunden- und marktgerecht. Der Weg dorthin muss immer schneller und kostensparender sein. In entwicklungsintensiven Branchen wie Fashion und Mobility geht das nur mit den richtigen Produkt- und Passforminformationen in einem durchgängigen Prozess. Die Unternehmen der Human Solutions Gruppe bieten dafür die richtigen Technologien: • H uman Solutions GmbH: Körpermaßdaten und Ergonomiesimulation direkt im CAD für die ergonomische Fahrzeugauslegung oder die Passformoptimierung in der Bekleidungsindustrie. • A ssyst GmbH: Integrierte 3D-, CAD- und PLM-Lösungen für die effiziente Kollektionsentwicklung in Fashion. • AVM Solutions GmbH: ERP- und Integrierte Management-Systeme für kürzere Durchlaufzeiten in Fashion. Die Human Solutions Gruppe hat 200 Mitarbeiter und vertreibt weltweit ihre Produkte direkt und mit Partnern in 50 Ländern.
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tatsächlichen Nachfrage in den jeweiligen Geschäften zu bevorraten.
sondern auch zur Information der Verkaufsteams vor Ort.
Das Thema Passform reicht aber noch weiter: Der Einzelhandel punktet zunehmend mit Eigenmarken und greift dafür intensiv in die Entwicklung der Ware ein. Durch die digitale Wertschöpfungskette haben die Unternehmen ein klares Bild von der Passform ihrer Zielgruppe – etwa nach Alter oder Land – und können sie in Form von Maßtabellen, 3DModellen und realen Büsten in ihre Prozesse einbinden. Die realitätsgetreu simulierte Bekleidung vereinfacht die Abstimmung zwischen Händler und Produktionspartner und steht sofort ab dem Model Freeze für Vertrieb und Marketing bereit. Das verkürzt die Time to Market in allen Vertriebskanälen deutlich.
Mehr Wertschöpfung mit digitaler Bekleidung
Auch neue Services im Bereich der Passformberatung entstehen auf dieser Wissensbasis. Die Größeninterpretationen der Copyright: verschieHuman Solutions Gruppe denen Markenhersteller lassen sich miteinander vereinbaren oder eine eigene einheitliche Referenzgröße ableiten. Ein hilfreiches Werkzeug nicht nur im Internet,
Um all diese Konzepte umzusetzen, bedarf es leistungsfähiger Technologien, die optimal zusammenarbeiten. Die Human Solutions Gruppe ist hier führend. Durch das Technologieportfolio aus Kaiserslautern passt ein digitales Bekleidungsstück wie sein späteres reales Gegenstück und verhält sich wie bei einer Anprobe in der Realität. Die Voraussetzung dafür ist, dass Mensch, Schnitt und Material perfekt zusammenspielen: Hebt der Scanatar beispielsweise den Arm, ändert sich der Faltenwurf am Ärmel. Geht das digitale Modell ein paar Schritte, beginnt der Rock zu schwingen. Mit der richtigen Simulationstechnologie ist also sofort ersichtlich, wie das zukünftige Produkt aussehen wird und ob es der Zielgruppe passt. Die Informationsgrundlage dafür stammt wiederum aus den entsprechenden Datenbanken, Managementsystemen und Entwicklungstools. Wie wird man also in Zukunft Bekleidung kaufen? Im Prinzip genauso: Man sieht sich das Produkt an, probiert es und entscheidet sich. Aber in Zukunft können all diese Vorgänge auch digital am Computer ablaufen. Und das bedeutet nicht nur großen Komfort für den Kunden, sondern auch enorme Wettbewerbsvorteile für den Handel – bei Kosten, Zeit und Qualität. contact@human-solutions.com www.human-solutions.com
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8-13% Margenverbesserung durch professionelleres Category Management Category Management bleibt gerade angesichts des zunehmenden Onlinehandels ein aktuelles Thema für den stationären Handel. Online einkaufen ist sehr vorteilhaft: es geht schnell, ist bequem und erspart das anstrengende Schleppen von Tüten. Der stationäre Handel hat schon lange mit sinkenden Absatzzahlen aufgrund des zunehmenden Onlinehandels zu kämpfen. Stetig auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen und ihnen immer wieder ein angenehmes Einkaufserlebnis zu schaffen, bleibt daher eine wichtige Aufgabe. Erfolgsentscheidend kann dabei ein gutes Category Management sein. Ein optimiertes Sortiment, das auf die Bedürfnisse der Kunden ausgerichtet ist, sowie die zielgenaue Positionierung und Promotion bestimmter Waren führen idealerweise zu einer längeren Verweildauer und Spontankäufen über die Einkaufsliste hinaus. Doch den Händlern fehlt oft das nötige Know-how für die Umsetzung eines professionellen Category Ma-
nagements. Daher greifen sie verstärkt auf Category Manager aus der Industrie zurück. Das hat aber häufig den Nachteil, dass diese nur ihre „eigenen“ Sortimente im Blick haben und daher nur Einzelprojekte umgesetzt werden. Es lassen sich dann zwar kurzfristige Erfolge verzeichnen, der langfristige Nutzen für das gesamte Sortiment bleibt hingegen aus. „Wird die Konzeption und Umsetzung des Category Managements auf die Gesamtstrategie des Handelsunternehmens ausgerichtet, kann der Umsatz beträchtlich gesteigert und die Kosten effektiv gesenkt werden. Eine Steigerung der Marge von 8 bis 13% ist realistisch“, sagt Verena Örenbas, Expertin für Category Management bei der auf strategischen Einkauf und Supply Chain Management spezialisierten Unternehmensberatung INVERTO. INVERTO hat mit Category Management 2.0 einen Praxisansatz ent-
wickelt, der die ganzheitliche Strategie des Handelsunternehmens fokussiert. Kreislauf zur Sortimentsbearbeitung
Controlling
SortimentsKreislauf Umsetzung Analyse
Konzept
In diesem Ansatz greifen Projektsteuerungsprozesse für Sortimentsarbeit, Beschaffungsmarktanalysen und Ausschreibungen ineinander. Dadurch ist das Handelsunternehmen in der Lage, Sortimentsanalysen und -optimierungen selbst zu steuern und so strategisch relevante Ziele zu erreichen.
Auch wenn fehlendes Know-how durch Expertise von außen kompensiert werden kann, sollten Unternehmen nicht darauf verzichten, eigene Spezialisten für Category Management aufzubauen. Ein Mitarbeiter, der den Einkauf und die Sortimentsoptimierung zusammenhängend betrachtet, kann die externe Unterstützung zielgerichtet steuern. Damit lässt sich ein größtmöglicher Nutzen aus der Zusammenarbeit ziehen und das Profil des Unternehmens gegenüber dem Wettbewerb schärfen. „Werden die Hebel des Category Managements zielgerichtet und effektiv bedient, kann die gesamte Wertschöpfung enorm gesteigert und langfristige Kundenbindung erreicht werden. Dieser Vorteil gegenüber dem Onlinehandel sollte genutzt werden“, unterstreicht Verena Örenbas. www.inverto.com
Der Wandel ist rasant – und die Potenziale groß Thomas Jesewski, Geschäftsführer der Tailorit GmbH, und Dr. Axel Seeger, Partner, sind Consulting-Spezialisten für Produktions- und Handelsunternehmen der Bekleidungsbranche. Sie kennen die Anforderungen des künftigen Modehandels und haben dazu aktuell eine Studie vorgelegt. Thomas Jesewski Herr Jesewski, Herr Dr. Seeger: Sie führen regelmäßig Studien im Modehandel durch. Wie sehen Sie die Zukunft? Jesewski: Branche, Markt und Einkaufsverhalten verändern sich – rasant und gleichzeitig. Der klassische stationäre Handel steht von allen Seiten unter Veränderungsdruck. Wer in fünf Jahren noch mit nachhaltig wirtschaftlichem Erfolg Handel betreiben möchte, muss diese Entwicklung spätestens jetzt analysieren und eine für sich passende Strategie entwerfen. Die aktuellen Top-3-Themen des Handels – egal ob Premium Retailer oder Discounter sind Shopping Experience, Operational Excellence und die Vernetzung der Vertriebskanäle. Dabei steht der Kunde zunehmend im Mittelpunkt. Es gibt eine Vielzahl von Kontaktpunkten mit dem Kunden – Printmedien, soziale Netzwerke, Smartphone und die Verkaufsfläche sind nur einige davon. Entscheidend ist die Verbindung der Stärken jedes einzelnen Kanals.
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Was sind dabei die größten Herausforderungen? Jesewski: Wesentliche Herausforderung neben dem Verständnis für die strategische Einordnung ist es, diese Veränderungen konsequent anzustoßen: - Veränderung der Organisation top-down: Aufhebung von sturem Vertriebslinien-Denken und Schaffen von übergreifendem Mind-Set, Strukturen und Anreizen. - Umsetzung der Kanalvernetzung in Systemen: IT, Logistik, Warenbewirtschaftung, E-Shop, CRM, Big Data (etwa transparente Bestände über alle Vertriebskanäle, integrierte Kundenund Kaufhistorie) - Beurteilung der strategischen Relevanz von Trends und Innovationen - Benchmarks nutzen, wie etwa unser E-Fashion Benchmark mit Online-KPIs Bei allem muss die Fokussierung auf den Kunden wirklich gelebt und im Unternehmen verankert werden. Seeger: Ein Beispiel: Die intuitive Nutzung des Smartphones durch die Konsumen-
ten wird von vielen Retailern noch nicht vollständig berücksichtigt. Die Internetverbindung im Laden zu unterbinden ist jedenfalls der völlig falsche Weg. Viel wichtiger ist eine Antwort darauf: Welche Medien leiten den Kunden in meinen Laden? Welche Rolle spielt die Digitalisierung der Stores? Welche Beratung wird honoriert und wie muss Service am POS aussehen? Und wie bekomme ich das mit meinen Mitarbeitern hin? Laut unserer Studie „Shopping Experience“ wollen rund 85 % der Retailer in fünf Jahren über 6 % ihres Umsatzes online erwirtschaften – das sind auch Store-getriggerte Umsätze. Dafür sind sicher Investitionen nötig – in welchen Bereichen sind diese geplant? Seeger: Investitionen fließen in alle Facetten der Kanalvernetzung: Von der stetigen Optimierung des Onlineshops
Axel Seeger über Web-to-Store-Services bis zur „Verlängerten Ladentheke“, also dem Verkauf von Online-Ware etwa mittels Tablet aus dem Store heraus (store-to-web). Woher kommt bei rückläufigen stationären Frequenzen und Umsätzen das Geld für solche Investments? Jesewski: Unter anderem aus der Optimierung von Prozessen. Wesentliche Ziele der Retailer sind die Verbesserung von Warenverfügbarkeit am POS, Bestandsoptimierung, Reduzierung von Abschriften genauso wie verbessertes Financial & Assortment Planning und eine effiziente Supply Chain. In den Prozessen vieler – auch internationaler – Retailer steckt noch eine Menge Potenzial. Das kann und muss gehoben werden.
TAILORIT berät führende Fashion Retailer zu Shopping Experience und Operational Excellence. Die ausführliche Branchen-Studie mit Stimmen aus Handel und Industrie ist zu beziehen unter Tailorit.de oder durch QR-Code-Scan:
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DIVERSITY MANAGEMENT Diversity als Strategie
Seite 18-19
Mittelständler müssen lernen, Personalplanung als langfristiges Ziel zu begreifen, fordert Ex-Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger im Interview.
Kultur-Coaching
Seite 21
Mitarbeiter aus dem Ausland müssen nicht nur in die Firma, sondern auch in das Umfeld integriert werden. Hilfe beim Start zahlt sich aus.
Alte Zöpfe abschneiden
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Wirtschaft und Politik arbeiten derzeit hart daran, mehr Frauen für typische Männerberufe und mehr Männer für Frauenberufe zu gewinnen. Doch das ist gar nicht so einfach.
Alt und Jung - ein Team
Seite 24
Junge Mitarbeiter punkten mit Fachwissen und frischen Ideen, die Älteren mit Erfahrung, mit der sie Projekte umsichtig planen können.
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Business Reporter · Juli 2014
Titelthema
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Es lebe die Vielfalt
Immer mehr Unternehmen nutzen Diversitiy Management, um sich für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten. Eine bunte Belegschaft mit vielfältigen Eigenschaften, Interessen und Fähigkeiten stärkt nicht nur das Miteinander, sondern bietet eine unglaubliche Flexibilität. Business Reporter zeigt Beispiele und was KMUs bei der Umsetzung von den Großen lernen können – und umgekehrt. Von Ulrike Heitze Wenn sich Pensionäre der Firma Seissenschmidt und Azubis aus dem zweiten Lehrjahr alle paar Wochen zusammensetzen, geht es nicht nur darum, sich eine nette Zeit miteinander zu machen. Vielmehr geben die Senioren ihr Wissen aus mehreren Jahrzehnten Berufstätigkeit an den Nachwuchs weiter. Der wiederum schult deren soziale Kompetenzen im Umgang mit einer immer älter werdenden Belegschaft. „Unsere ‚Erfahrungswelt’ fördert den Dialog zwischen Jung und Alt“, sagt Thomas Winkler, Referent für Diversity Management bei dem Plettenberger Automobilzulieferer. Ein gutes Miteinander der Generationen ist nur eine Facette von Diversity Management. Insgesamt geht es bei dieser Unternehmensstrategie darum, Vielfalt in einer Belegschaft zu fördern und zu etablieren. Die so genannte Charta der Vielfalt, der sich viele Firmen verpflichtet fühlen definiert
das so: „Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen Wertschätzung erfahren – unabhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer Herkunft, Religion oder Weltanschauung, Behinderung, Alter, sexueller Orientierung und Identität.“
Vielfalt: „Die Firmen machen ein konkretes Problem aus – etwa Mitarbeitermangel – und leiten daraus ganz pragmatisch und gezielt Maßnahmen ab.“
Dieser Selbstverpflichtung haben sich seit ihrer Auflage 2006 deutschlandweit mehr als 1.800 Unternehmen aller Größen angeschlossen. Ziel ist es, dafür zu sorgen, dass sich die Vielfalt, die unsere Gesellschaft ausmacht, sich auch in den Belegschaften wiederfindet – und sich positiv auf den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Unternehmen auswirkt. Unternehmen stellen dabei vor allem die Vielfalt bei Geschlecht, Alter und Ethnie in den Vordergrund, wie die Unternehmensberatung Deloitte in einer Studie herausgefunden hat.
Die Sorge um gut qualifiziertes Personal ist auch für die Oldenburger IT-Beratung BTC der Antrieb, sich seit Jahren aktiv um die Vielfalt im Unternehmen zu bemühen. „In unserem Geschäft kommt es sehr auf die richtigen Mitarbeiter an. Deshalb wollen wir sicherstellen, dass jeder, der gut ist, bei uns arbeiten kann“, sagt BTC-Vorstand Dirk Thole. „Dafür ist eine große Offenheit in allen Bereichen nötig – sei es in Bezug auf Geschlecht, Hautfarbe oder Herkunft.“
Während große Unternehmen mehr ganzheitliche Kulturveränderungen auf der Agenda haben, fußt das Engagement bei KMUs meist auf einer aktuellen Betroffenheit, weiß Aletta Gräfin von Hardenberg, Geschäftsführerin des Vereins Charta der
Hier finden Unternehmen Anregungen und Kontakte • Charta der Vielfalt – Netzwerk zum Thema, www.charta-der-vielfalt.de • D iversity Management – Mehrwert für den Mittelstand – Ratgeber mit Praxisbeispielen, www.charta-der-vielfalt.de (unter „Service“, „Publikationen“) • V ielfalt bereichert Unternehmen – Praxispapier der Deutschen Gesellschaft für Personalführung, www.dgfp.de/aktuelles/vielfalt-bereichert-unternehmen • K MU – Vorteil Vielfalt – Broschüre des Netzwerks „Integration durch Qualifizierung (IQ)“, www.vielfalt-gestalten.de (unter „Service“) • Diversity Konferenz – 13./14. November 2014 in Berlin, www.diversity-konferenz.de • Online-Diversity – Online-Tool zum Diversity-Selbsttest, www.online-diversity.de • D eutscher Diversity-Tag – Aktionstag von mehreren hundert Unternehmen rund um Diversity, Anfang Juni 2015, www.charta-der-vielfalt.de/diversitytag • P ride 175 – Das erste Diversity-Siegel für Unternehmen mit gleichen Chancen für Homosexuelle, www.pride175.com • Internationale Gesellschaft für Diversity Management (idm) – www.idm-diversity.org
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Multikulti in der Belegschaft
Mittlerweile vereint BTC Menschen aus 26 Nationen unter einem Dach. Die Führungskräfte sind beispielsweise ausdrücklich angewiesen, Bewerber mit ausländischen Abschlüssen zum Gespräch einzuladen – auch wenn deren Deutschkenntnisse noch zu wünschen übrig lassen. Andersartigkeit werde hierzulande noch allzu oft nur toleriert statt wertgeschätzt, hat er beobachtet. „Ich bin überzeugt, dass wir bereits Aufträge gerade wegen unserer Internationalität erhalten haben“, sagt Thole. Von den Kleinen lernen Große Arbeitgeber verfügen in Sachen Diversity Management oft über größere personelle Ressourcen, um eine Aktivität konzeptionell zu durchdenken. Kleinere Firmen können von der Vorarbeit der Großen profitieren, meint ChartaChefin von Hardenberg und rät zum „gegenseitigen Abgucken“. Umgekehrt können sich die Großen von der Flexibilität der Kleineren eine Scheibe abschneiden. Denn die kommen oft schnell und ohne großen organisatorischen Überbau zu guten Lösungen. Diversity Management sei ein ganz praktisches Thema. „Statt Theorien und Anglizismen brauchen die Mitarbeiter Aktionen zum Anfassen und Erleben“, so von Hardenberg. Dennoch sei es wichtig, Diversity Management nicht als eine Aneinanderreihung von Einzelmaßnahmen misszuverstehen. Ein strategischer Ansatz sei entscheidend, um „Toleranz und Vielfalt überall zu etablieren“, mahnt die Charta-Chefin.
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Erfolgreiche Personalsuche ist global Internationale Fachkräfte sind für viele Unternehmen ein Gewinn: Sie bringen neue Denk- und Sichtweisen mit und bereichern die Unternehmenskultur – sowohl bei Mittelständlern wie auch bei Großkonzernen. Doch Unternehmen und Personalberater tun sich noch schwer mit Diversity Management. Im Rahmen der Globalisierung ist es nicht mehr das Ziel, nur vor der eigenen Haustür nach geeigneten Kandidaten zu suchen. Es kommt immer mehr darauf an, systematisch Fachund Führungskräfte international zu rekrutieren. Doch gerade hierbei stoßen viele Recruiter auf den traditionellen Wegen der Personalbeschaffung an ihre Grenzen. Längere Suchzeiten, mehr Aufwand und höhere Kosten führen zu Frustrationen auf Seiten der Recruiter und Personalvermittler. Diesen Trend haben Igor Putrenko und Marc Krummacher, Geschäftsführer der Online-Plattform Talentory, früh erkannt und ein erfolgreiches Geschäftsmodell aus den USA nach Europa geholt. Talentory bringt
Unternehmen mit den richtigen Personalberatern zusammen, um ohne Zeit- und Qualitätsverlust die besten Talente zu finden. Headhunter bewerben sich anhand ihrer Branchen- und Markt-Kenntnisse auf ein Mandat, werden vom Unternehmen ausgewählt und im Erfolgsfall bezahlt. Zusätzlich verbessert sich das Rating im Profil des Personalberaters, der erfolgreich Kandidaten in Interviews gebracht hat. „Wir drehen im Prinzip den Markt um“, sagt Krummacher. „Die Unternehmen behalten jederzeit Kontrolle im Rekrutierungsprozess, bestimmen den Preis und vergeuden keine Zeit mit Verhandlungen und der Suche nach dem passenden Searcher.“
Dieses Geschäftsmodell ist dicht dran am Puls des Personalbeschaffungsmarktes: „Wir sehen anhand der Daten in unserer Plattform genau, was im Markt passiert und können so auf die wachsenden Erfordernisse des Diversity Managements reagieren“, erklärt Krummacher. „Zum Beispiel unterstützen wir seit zwei Jahren erfolgreich einige Kunden bei Platzierungen, die Kriterien hinsichtlich Quote, Herkunft oder Geschlecht zu erfüllen. Aber auch spezielle Anfragen nach ausländischen Fachkräften werden befriedigt.“
zu finden. Wer zukünftig auf internationaler Basis Headhunting transparent betreiben will, wird an Talentory wohl nicht vorbeikommen.
Momentan arbeiten mehr als 2.500 Top-Headhunter auf der Plattform, um die besten Talente für Firmen wie Telekom, Henkel, Microsoft und viele mehr
www.talentory.com Kostenfrei informieren unter: 0800 825 368 679
Marc Krummacher, Geschäftsführer, Talentory
„Mittelständler brauchen strategische Personalplanung“ Ex-Telekom-Personalvorstand Thomas Sattelberger empfiehlt den Unternehmen in Deutschland, das Thema Diverstiy fest in ihrer Personalplanung zu verankern. Anders wird es nicht gelingen, den Fachkräftemangel zu bewältigen. Dass allerdings eine gesetzliche Quote allein ausreicht, um mehr Frauen in Top-Führungspositionen zu bekommen, glaubt er nicht. Im Gespräch mit Martin Roos erklärt er, welche Maßnahmen das Problem lösen können. Herr Sattelberger, das Thema Diversity wandert seit Jahren durch die Unternehmenslandschaft als das Allheilmittel, um den Fachkräftemangel zu bewältigen. Ist das Ganze nicht ein ziemlicher Hype? Sattelberger: Wenn man Diversity nur auf traditionelle Dimensionen von Vielfalt wie Alter, ethnischer Hintergrund und Geschlecht von Mitarbeitern
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„Die Willkommenskultur muss endlich besser werden.“ beschränkt – dann ja. Aber es gehört ja noch viel mehr dazu:
Das Thema Gesundheit spielt im Zeitalter des demografischen Wandels und immer älterer Belegschaften eine riesige, leider unterentwickelte Rolle. Auch die Schwerpunkte Lernen und Weiterbildung sind entscheidend. Der Arbeitsmarkt muss sich viel stärker als früher beispielsweise für bildungsärmere Schichten öffnen und damit neue Potenziale erschließen. Und schließlich: Wenn
den Unternehmen wirklich daran gelegen ist, die Verbleibquote und Dauer von internationalen Fachkräften zu erhöhen, muss auch die Willkommenskultur endlich besser werden. Aber die Anerkennung ausländischer Abschlüsse ist in Deutschland immer noch nicht flächendeckend. Muss die Politik nicht endlich entschlossen handeln?
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Mit verrückten Ideen an die Spitze rücken! Zu wenige Führungskräfte trauen sich, außerhalb der Schubladen zu denken. Dabei macht das „thinking outside the box“ Unternehmen erfolgreich. Nur mal kurz angenommen, Sie stellen eine schwangere Mitarbeiterin fest ein, haben einen homosexuellen Chef, der mit seinem Partner zur Betriebsfeier kommt oder einen Mitarbeiter, der pünktlich um 16 Uhr nach Hause geht, um seine Kinder vom Kindergarten abzuholen. Oder Sie stellen Ihr Team so auf, dass Sie der einzige Deutsche darin sind, und um Ihre beste Kundengruppe noch zufriedener zu stellen, lassen Sie sich ab sofort strategisch durch eine 17-Jährige beraten. Hört sich verrückt an? Das gibt es aber bereits und wird zunehmend für den Schlüssel zu einer zukunftsfähige, innovativen Organisationskultur gehalten: Diversity Management. Und mal angenommen, Sie spielen in Ihrem Unternehmen ein derart verrücktes Szenario durch. Fragen Sie sich, was Sie dafür tun müssten, um aus der Liga der Einfalt in die der Vielfalt zu wechseln?
Fakt ist, dass nicht jedes Unternehmen seine Dienstleistungen oder Produkte im Ausland veräußern muss, um erfolgreich zu sein. Gewiss ist auch, dass viele Unternehmen bis jetzt auf Belegschaften setzten, die so homogen wie möglich sind, weil sie sich davon ein Höchstmaß an Leistungsfähigkeit und Effizienz sowie Konfliktfreiheit versprachen. Tatsache ist wiederum, dass im Jahr 2050 bereits jeder dritte Deutsche über 65 Jahre alt sein wird und dass heute jeder fünfte hierzulande lebende Mensch eine andere Herkunft als die deutsche
hat. Fakt ist, dass mehr als ein Viertel aller Väter inzwischen in Elternzeit geht, Tendenz steigend. Tatsache ist, dass die Kaufkraft der ca. 5,5 Millionen allein in Deutschland lebenden Homosexuellen auf Milliardenhöhe geschätzt wird. Fakt ist, dass heterogene Teams kreativer, innovativer sind und qualitativ bessere Lösungen erreichen. Sind Sie als Unternehmen, als Führungskraft und als Kollege auf diese Wirklichkeit und Diversität in der Arbeitswelt sowie gegenüber potentiellen Kundengruppen vorbereitet? Wissen Sie, welche Motivationstechniken Sie gegenüber der „Generation Y“ anwenden können,
warum Ihnen der chinesische Kollege einen Mondkuchen schenkt oder was Sie in einem Vortrag über die neue Unternehmensstrategie mit dem Schwerpunkt „Pink Money“ vorstellen? Unternehmen, Führungskräfte, Mitarbeiter, die die wertvolle Eigenschaft des „thinking outside the box“ verinnerlichen, mögen vielleicht verrückt erscheinen - aber sie sind erfolgreicher denn je. Diejenigen, die nicht in Schubladen denken und das Anerkennen von Diversität nicht mehr nur als Teil gesellschaftlicher Verantwortung, sondern mit entsprechender Motivation, Fachwissen und vielfältigen Strategien gezielt in die Tat umsetzen, werden nachhaltig neue Märkte und Mitarbeitergruppen für sich gewinnen und bleiben innovativ. Tel.: 0049-511220647-80 www.culturecommunication.de
Möchten auch Sie Ihr Unternehmen an die Spitze (ver)rücken? Der kostenlose „Diversity Selbstcheck“ hilft Ihnen zu überprüfen, wie es in Ihrem Unternehmen und bei Ihnen persönlich um das Thema Diversity steht. www.culturecommunication.de/drp/de/DiversityManagement
Vor einem halben Jahr hätte ich „ja“ gesagt. Heute sind aber fast alle Bundesländer so weit, zumindest internationale Hochschulabschlüsse anzuerkennen. Die Mühlen der Bürokratie mahlen eben langsamer. Tatsächlich bleibt aber jetzt die Frage, ob die internationalen Fachkräfte das Angebot deutscher Unternehmen annehmen und in die Bundesrepublik kommen. Zurzeit spricht noch nichts dafür. Die Hürden sind deutlich gesenkt, aber offensichtlich schmeckt der Wurm dem Fisch noch nicht. Wir haben es wohl noch nicht geschafft, ein attraktives Einwanderungsland für Nicht-EUBürger zu werden. Lohnt sich wirklich für jedes Unternehmen ein ausgefeiltes Diversity Management? Viele im Mittelstand können mit dem Begriff Diversity kaum etwas anfangen. Die meisten Betriebe brauchen zunächst einmal eine solide Sicherung ihrer Fachkräfte. Die Zahl der mittelständischen Unternehmer, die im Ausland rekrutieren, ist niedrig. Viele suchen ihre Mitarbeiter im deutschen Markt. Es besteht aber eine Gefahr: Die demografische Veränderung erfordert Planung. Und Planung ist im Personalmanagement des Mittelstands
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nicht wirklich verankert. Die dortigen Personalverantwortlichen sind sehr gute Praktiker. Sie sind aber nicht unbedingt stark in der Strategie. Die Wirkungen des demografischen Wandels sind ja unmerklich. Viele Mittelständler fangen zu spät an, zu suchen. Ich würde ihnen empfehlen, eine Bilanz anzufertigen, wie viele Fachleute das Unternehmen demografiebedingt in den nächsten fünf Jahren verlassen.
„Die Zukunft liegt im Cluster.“ Inwiefern kann der Mittelstand also von Diversity profitieren? Sehr stark. Er wird gar nicht drumherum kommen, sich dem Thema intensiv zu widmen – allein schon für die Nachfolgeplanung. Es darf ja wohl nicht sein, dass der deutsche Mittelstand wegen Nachwuchs- und Talentmangels zusammenbricht. Sie fordern von Unternehmen, sich als Co-Investor von Bildung zu verstehen. Ist der Mittelstand mit diesen Themen nicht vollkommen überfordert?
Nein. Nehmen Sie zum Beispiel eine Region wie OstwestfalenLippe. Die Unternehmen dort haben es gemeinsam geschafft, mit Hilfe einer guten Technologie- und Bildungsinfrastruktur Mitarbeiter in die Region zu locken und zu halten – diese Struktur muss sich zum Beispiel auch auf Wohnheime für Auszubildende, eine gute Gesundheitsinfrastruktur oder auch Kinderkrippen erstrecken. Ein einzelner Betrieb ist mit der Entwicklung eines solchen Programms überfordert. Zusammen ist so etwas aber zu schaffen. Die Zukunft liegt im Cluster. Was können die kleinen Unternehmen in puncto Diversity von den großen lernen? Sie sollten sich nicht von den technokratischen Ideen der großen betören lassen. Aber ein Stück mehr Planungskompetenz stünde ihnen gut zu Gesicht. Zweitens sollten sie ihre Willkommenskultur verbessern – sie müssen nicht nur für Migranten, sondern auch für Frauen und für ältere Mitarbeiter attraktiv werden. Drittens sollten sie Richtgrößen formulieren, indem sie festlegen, wie hoch der Anteil von Frauen in Zukunft sein soll. Ich spreche von freiwilligen Zielvorgaben, nicht von gesetzlichen
Quoten. Es gibt ja auch Finanzziele – warum soll es keine Personalziele geben? Und viertens sollten die Mittelständler darauf achten, dass sich die Vielfalt ihrer Region auch in ihrer Personalstruktur wiederfinden lässt. Das erhöht schlichtweg ihre Attraktivität.
Vita Thomas Sattelberger, 65, wechselte nach seiner dualen Ausbildung bei Daimler-Benz in die Zentrale Bildung des Stuttgarter Automobilkonzerns. Nach Stationen bei DaimlerChrysler Aerospace, der Deutschen Lufthansa und der Continental war der Diplom-Betriebswirt bis 2012 Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Telekom AG. Als Themenbotschafter der Initiative Neue Qualität der Arbeit in Berlin (www.inqa.de) gilt er heute als einer der profiliertesten Personalmanager Deutschlands.
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Cultural Diversity Management in deutsch-chinesischen Teams Kulturelle Eigenheiten zeigen sich insbesondere in der Kommunikation – und ihr Management setzt hier ein. Ein Meeting hat begonnen. Die Teilnehmer: vier Deutsche, drei Chinesen. Es gibt ein klar definiertes Projektziel. Wo sind die ersten Arbeitsergebnisse? Die Rückläufe sind schleppend. Die Ansage des Projektleiters ist deutlich. Die deutschen Mitarbeiter reagieren prompt: direkt, geradeheraus, klare Worte. Die chinesischen Kollegen: zögern. Beim Umgang mit kulturellen Varianzen herrscht oft „Learning by doing“ vor – wir haben ein gemeinsames Ziel, wir kommen schon zusammen. Doch was dabei aufeinander trifft, sind deutliche Unterschiede in der Teamkommunikation.
Geprägt sind solche deutsch-chinesischen Teams aber auch von divergierenden Arbeitsstilen in puncto Planung, Organisation und Zeitmanagement. Was macht den chinesischen Kommunikationsstil aus? Hinter der Aufgeschlossenheit und Weltgewandtheit chinesischer Mitarbeiter, Kollegen oder Geschäftspartner verbirgt sich die tief verwurzelte konfuzianische Tradition, die sich auf das Interaktionsverhalten auswirkt. Während in der westlichen Rhetorik die Argumentationsführung meist geradlinig und auf ein genaues Ziel ausgerichtet ist, finden in China Argumentationen über
Der Mensch steht im Mittelpunkt Wie die Personalberatung Schmidt Consulting aus Bad Wildungen Fachund Führungskräfte deutschlandweit vermittelt. Headhuntern lastet oft ein negatives Image an. Zu Unrecht. Denn zu einer erfolgreichen Personalvermittlung gehört mehr, als das Telefon in die Hand zu nehmen, einen potentiellen Kandidaten anzurufen und ihm ein Unternehmen vorzustellen. Bei der erfolgreichen Suche nach qualifizierten Fach- und Führungskräften gehen Personalberater Heiko Schmidt und sein Team ganz eigene Wege. Bei ihm steht der Mensch im Mittelpunkt. „Das Wichtigste für uns ist es, Achtung und Respekt vor der Person zu haben, die wir vermitteln“, sagt Schmidt. „Viele Bewerber öffnen uns ihr Leben, damit wir ihre beruflichen Ziele erkennen. Nur so finden wir heraus, ob Bewerber zu den Unternehmen passen, die uns beauftragen, perfekte Kandidaten für sie zu finden“, erklärt Schmidt. Die 2003 gegründete Personalberatung Schmidt Consulting & Recruitment ermöglicht Unternehmen deutschlandweit, sich auf ihre tägliche Arbeit zu konzentrieren, während Schmidt Consulting geeignete Fachund Führungskräfte für sie sucht: „Warum sollte sich ein Chef eines mittelständischen Unternehmens auch noch auf Personalsuche begeben, wenn er diese Aufgabe übertragen kann?“, fragt Heiko Schmidt. Die Personalberatung ist keine Zeitarbeitsfirma, sondern vermittelt Unternehmen
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Umwege statt. Unterschiedliche Aspekte oder Problemlösungsansätze werden in vielen Runden gleichzeitig beleuchtet. Es gilt, zunächst nur zuzuhören, die Information aufzunehmen und das Gesagte auf sich wirken lassen. Vorschnelle Äußerungen können zu einem Gesichtsverlust führen. Ein äußerst wichtiges Prinzip eines jeden chinesischen Gesprächs ist, das eigene Gesicht und das des anderen zu wahren. Zeigen sich im interkulturellen Teamaustausch unterschiedliche Kommunikationsstile und Problemlösungsansätze, kann dies zu Fehldeutungen und Missverständnissen führen. Signifikante, dem Pro-
jekt dienliche Informationen können unter den Tisch fallen. Internationale Zusammenarbeit gilt als wertvolle Ressource. Sie erfordert Wertschätzung und Verständnis von beiden Seiten. Cultural Diversity Management schult Führungskräfte in der interkulturellen Kommunikation und begleitet Prozesse systematisch. Als ein Eckpfeiler des Diversity Managements ist CDM ein wichtiges Instrument, um Projekterfolge und letztlich Unternehmenserfolge zu garantieren. www.ursulahakim.de Tel.: 030-64494588
Mitarbeiterinnen internationaler Herkunft sind leistungsbereit „Frauen – Aufstieg – Migration – Erfolg“: Dafür steht fame. Das Projekt der zukunft im zentrum GmbH unterstützt kleine und mittlere Unternehmen (KMU), vorhandene Vielfalt besser zu nutzen und gut qualifizierte Mitarbeiterinnen internationaler Herkunft in Führungsverantwortung zu bringen.
Heiko Schmidt, Geschäftsführer, Schmidt Consulting aus verschiedenen Industriezweigen die besten Mitarbeiter. Die meisten Vermittlungen finden in den Bereichen der Kunststofftechnik/Kunststoffindustrie, der Halbleiterindustrie, Elektronik, der Metall- und Solarindustrie, aber auch in den Gebieten Automotive und Dienstleistungen statt. Heiko Schmidt versucht Unternehmen in ihrer Philosophie zu verstehen, um so tatsächliche Bedarfe zu befriedigen. „Heutzutage gehört mehr zu einer Fachkraftvermittlung als die berufliche Erfahrung“, sagt er. Schmidt weiß, dass selbst Bewerber, die über eine 100%ige fachliche Kompetenz verfügen, manchmal nicht zu einem Unternehmen passen. Der Arbeitsmarkt ist komplexer als früher. Bewerber müssen flexibler sein, aber auch Unternehmen müssen umdenken, um geeignete Kandidaten zu finden. www.Personal-Schmidt.de Tel.: 05 62 1-967 77 - 0
In den Führungsetagen kleiner und mittlerer Unternehmen hierzulande haben Mitarbeiterinnen aus dem Ausland Exotenstatus, womit wertvolles Potential verschenkt wird. Das Projekt fame will das ändern. Gemeinsam mit den Geschäftsführungen von KMU werden dabei Ideen entwickelt, wie bestehende Personalmaßnahmen unter dem Aspekt der Gleichbehandlung und Förderung ausländischer Mitarbeiterinnen verbessert und erweitert werden können. Der Fokus des Projektes liegt auf den DiversityDimensionen Geschlecht und Herkunft. Die Beratung basiert auf der Analyse personeller Vielfalt und des Umgangs damit. Es wird nach Personalprozessen und -instrumenten gefragt sowie überprüft, inwiefern sich bestehende Vielfalt nutzbar machen lässt und allen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen gleiche Entwicklungschancen ermöglicht werden können. In Workshops werden fachliches Wissen und Handlungsempfehlungen zu Fragen der Personalentwicklung und -führung vermittelt. Pro Unternehmen wird eine Mit-
arbeiterin durch Beratung, Coaching und Mentoring an Führungsaufgaben herangeführt. Mit Workshops zu Führungsthemen und Empowerment sollen Kompetenzen erweitert werden. Zusätzlich wird durch Öffentlichkeitsarbeit und Fachveranstaltungen für das Thema sensibilisiert. Unterstützt wird das Projekt von Aydan Özoguz, Staatsministerin für Integration und Dilek Kolat, Berliner Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen . Das Projekt wird im Rahmen der Bundesinitiative „Gleichstellung von Frauen in der Wirtschaft“ (www.bundesinitiativegleichstellen.de) durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Ein sehr aktuelles Thema, die Rekrutierung von Fachkräften internationaler Herkunft, wird in Berlin beim fame Career Day aufgegriffen. fame@ziz-berlin.de Tel.: 030-27873395
fame Career Day – Fachkräfte internationaler Herkunft 09.09.2014 – Rathaus Schöneberg www.ziz-berlin.de/fame.html
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Integrationsmanagement
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Ausländisches Personal coachen In Spanien, Portugal oder Griechenland finden junge und hochqualifizierte Experten keinen Job – für deutsche Arbeitgeber bedeutet das eine große Chance, um dringend benötigte Fachkräfte zu gewinnen. Unternehmen, die Wert auf eine interkulturelle Offenheit legen, haben es hier einfacher: Ihre Teams sind es gewohnt, Menschen zu integrieren, die eine andere Sprache sprechen und aus einer anderen Kultur kommen. Von Martin Roos Die Lage schien aussichtlos. „Wir konnten in Deutschland einfach nicht die passenden Mitarbeiter finden“, sagt Christian Schneider, Unternehmenssprecher der Can do GmbH. Das ständig wachsende Münchner IT-Unternehmen brauchte vor knapp zwei Jahren dringend weitere Entwickler für ihre spezielle Projektmanagement-Software und auch Berater, die fit in Sachen Prozessoptimierungen und Projektsteuerung waren. Aus Mangel an passendem Nachwuchs in Deutschland richtet sich der Blick der Münchner nach Spanien. „Über eine Empfehlung haben wir Kontakt zum Instituto Tecnológico de Informática in Valencia aufgenommen“, erzählt Schneider. Das spanische IT-Institut schaltete gleich eine Stellenanzeige, zahllose Bewerber antworteten. Die Münchner Geschäftsführung reiste nach Spanien und entschied sich für drei Kandidaten. „Sie arbeiten heute in München und wir sind mit ihnen hochzufrieden“, meint Schneider.
zu Anfang eine Anzahl von Heimflügen. „Das Heimflugkontingent haben die gar nicht aufgebraucht“, sagt Schneider. „Spanien wird für die Rekrutierung von hochqualifizierten Fachkräften für uns immer eine Option bleiben“, meint Schneider. Im Spätsommer stellt Can do bereits den nächsten Spanier ein. Auch die Zahl der Personalagenturen, die Spezialisten aus dem Ausland vermitteln und die Zuwanderer dann in der Bundesrepublik für einen gewissen Zeitraum betreuen, wächst.
Die Can Do GmbH ist in Sachen gelungener Integration vorbildlich. So unterstützten die Münchner ihre neu gewonnenen Spanier bei der Wohnungssuche, erledigten die Behördengänge, spendierten einen einjährigen Deutsch-Sprachkurs und garantierten auch
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Auch die „Comsense International Talents“ in Eschborn ist ein Experte für Integrationsmanagement: „Wir suchen für deutsche Unternehmen hochqualifizierte Ingenieure, aber auch Pflegefachkräfte, vor allem in Spanien und Portugal“, erklärt Comsense-Geschäftsführer Lars Sonntag. In Deutschland organisiert sein Personalberatungsunternehmen für die Ausländer zum Beispiel Sprachkurse und stellt ihnen einen so genannten Integrationsscout an die Seite, der sich in den ersten sechs Monaten um die Neuankömmlinge kümmert und ihnen den Einstieg in die deutsche Arbeitskultur erleichtert. Sprachkurs parallel zum Job Vor allem die Sprache ist noch immer eine der größten Hürden für ausländische Fachkräfte. Viele Personalvermittler legen deswegen darauf Wert, dass sich Bewerber aus dem Ausland erste Deutschkenntnisse schon in ihrer Heimat aneignen. Im vergangenen Jahr hat Comsense 150 Mitarbeiter aus der Region Madrid nach Hessen und Niedersachsen vermittelt. „Bis auf drei sind alle geblieben“, sagt Sonntag. Die geringe Anzahl hat ihren Grund: „Man muss vorher genau die Erwartungshaltung sowohl der ausländischen Fachkraft als auch des deutschen Arbeitgebers formulieren. Man muss das Jobprofil genau erklären“, sagt Sonntag.
Hilfen beim Start zahlen sich aus Im Zeitalter des Fachkräftemangels kommen immer mehr Unternehmen auf die Idee, im Ausland gut ausgebildete Experten zu rekrutieren. Aus den europäischen Krisenländern wie Spanien, Portugal oder Griechenland, wo vor allem die Arbeitslosigkeit bei jungen Menschen sehr hoch ist, sind im vergangenen Jahr zahlreiche Menschen eingereist. Laut Statistischem Bundesamt sind 2012 460.000 Neubürger aus dem Ausland dazugekommen. Allerdings: Nur jeder Zweite der Zugewanderten bleibt länger als ein Jahr – so eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Was Deutschland fehlt, ist eine Willkommenskultur (siehe Interview mit Thomas Sattelberger, Seite 6). Für viele Ausländer ist es sehr schwierig, sich in der deutschen Alltagskultur zurechtzufinden. Ihnen fehlt Unterstützung der deutschen Arbeitgeber. Diese tun sich mit Integration von Ausländern häufig schwer.
„Culture Coaching“: persönliche Betreuung fürs tägliche Leben und Einführung in die Kultur durch einen Mitarbeiter vom Immigrant Spirit – alles bezahlt von der Firma, die den Neuankömmling einstellt.
Darunter befindet sich beispielsweise „InterNations“ aus München, die für die internationalen Fachkräfte in Deutschland Stammtische oder Events zum Kochen, Joggen, Wandern oder Feiern organisiert. Oder das Start-up „Immigrant Spirit“: Bei der Personalagentur aus Düsseldorf erhalten ausländische Fachkräfte ein einjähriges
Comsense prüft mit einem bestimmten Rekrutierungstool auch die Belastbarkeit und Konfliktfähigkeit der Kandidaten. „Wer sich in dieser Prüfung stabil zeigt, meistert auch die Integration“, meint Sonntag. Aber auch die deutschen Arbeitgeber nimmt er in die Pflicht: „Oft fehlt in den Unternehmen die Zeit und die Kapazität, sich auf die Neuen einzulassen. Doch ohne eine gewisse Offenheit für eine andere Kultur geht es nicht.“ So kommt nicht jeder Arbeitgeber für die Beschäftigung von ausländischen Fachkräften in Frage. Sonntag: „Voraussetzung für eine gelingende Integration in den Betrieb ist die Vorbereitung der Belegschaft auf die Anforderungen, die diese Situation an sie stellt, und die damit einhergehende Entwicklung einer Willkommenskultur.“
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Erfolgreich ist, wer Vielfalt zu führen weiß Der demografische Wandel stellt Führungskräfte und Organisationen vor neue Herausforderungen, die längst nicht jedem bewusst sind. Auf was es jetzt und in Zukunft ankommen wird, erklärt Andrea Rainals-Danner, Mitgeschäftsführerin der MCG Talents Empowered GmbH. Der demografische Wandel wird zu einer noch nie dagewesenen Generationenvielfalt in Unternehmen führen. Neue Führungs- und Organisationsformen werden dringend benötigt – nicht nur, weil unterschiedliche Prägungen und Werte aufeinanderstoßen werden, sondern auch, weil zunehmende Geschwindigkeit und Komplexität einen neuen Umgang mit Ressourcen erfordern. Die Verhandlungs-
macht verschiebt sich in Richtung der Arbeitnehmer. Die Gewinnung und Bindung von Potenzialträgern ist für Unternehmen jeglicher Größe eine signifikante Herausforderung. Flexible Arbeitsmodelle mit mehr Selbstbestimmung werden gefordert. Klassische Hierarchien, eine Präsenz- und Kontrollkultur werden zunehmend abgelehnt. Netzwerkkooperationen ersetzen vermehrt klassische Organisationsstrukturen. Die Herausforderung: Kompetenzen, Potenziale und Werte unterschiedlicher Generationen müssen erkannt und wertschätzend genutzt werden. Vielfalt führen will gelernt sein! Als Führungskraft liegt der Fokus zukünftig noch stärker darauf, Vertrauen zu
erwerben, Sinn zu vermitteln, zu Kreativität anzuregen und vor allem darauf, individuelle Kompetenzen zu fördern. Das Stärken der Resilienzfaktoren, also den individuellen Widerstandskräften, um Druck gut zu begegnen, wird mehr denn je erfolgskritisch sein. Die präzise Analyse der Unternehmenssituation und derzeitigen Führungskultur ist eine wesentliche Grundlage des Entwicklungsprozesses. Daher gilt es, Führungskräfte und Mitarbeiter ganzheitlich zu verstehen, etwa durch einen gezielten „Harrison Assessment Prozess“. Dieses international einsetzbare Diagnoseinstrument unterstützt eine tiefgreifende Standortbestimmung für Führungskräfte,
Mitarbeiter und Teams. Die Besonderheit: Neben „Insights“ im Hinblick auf Präferenzen, Kompetenzen und Motivationen gibt es wesentliche Hinweise zu den Themenbereichen Arbeitszufriedenheit, Stressfaktoren und Mitarbeiterbindung. Die Ergebnisse werden dann für fokussierte Trainingsprozesse genutzt, um durch gezielte Impulse Mitarbeiter und Organisation zu animieren, Diversity zu leben. Langfristige Erfolgssicherung gelingt durch diversity-fördernde Personalmanagementprozesse, aber auch durch regelmäßige „Leadership-Refresher“. ad@talents-empowered.com www.talents-empowered.com
Andrea Rainals-Danner, Dipl.-Kauffrau, Jahrgang 1962, hat mehr als 20 Jahre Berufspraxis in der Personalleitung, unter anderem als Mitglied der Geschäftsführung (Pepsi Cola, Deutschland; Hay Group, USA) und als Principal Consultant in internationalen Beratungen. 2009 gründete Sie die MCG Meta Consulting Group GmbH, mit Fokus auf Leadership Assessment und Development sowie strategischem Diversity Consulting, die seit 4. Juli 2014 neu als MCG Talents Empowered GmbH firmiert.
„Gelebte Vielfalt im Mittelstand“ Egal, ob Mieter oder Mitarbeiter: Das mittelständische Immobilienunternehmen Sirius Facilities GmbH setzt auf Vielfalt. Warum davon alle profitieren, erklärt Human Resources Director Anja Paprocki. Frau Paprocki, Sirius Facilities GmbH ist ein mittelständisches Unternehmen mit etwa 160 Angestellten, welches deutschlandweit Gewerbeimmobilien vermietet und Konferenzzentren betreibt. Seit kurzem ist Sirius Facilities mit Ihnen und dem Geschäftsführer Andrew Coombs als Hauptunterzeichner offiziell Mitglied in der Charta der Vielfalt. Woher stammt die Idee, sich am Thema Diversity zu beteiligen? Das Thema Vielfalt beschäftigt mich persönlich schon lange. Bei Sirius existiert eine sehr offene und vorurteilsfreie Unternehmenskultur. Diese Tatsache wollen wir mit allen Kolleginnen und Kollegen teilen, unser gutes Miteinander weiter stärken und den Dialog dazu aktiv gestalten. Als attraktiver Arbeitgeber setzen wir auf Transparenz und Kommunikation. So nutzen wir unter anderem sehr rege die Plattform Kununu, um
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ehrliches Feedback einzuholen. Wir sind der Meinung, dass Vielfalt ein Gewinn ist. Und die Grundlage dafür ist der Respekt vor der Einzigartigkeit jedes Einzelnen. Als Arbeitgeber ist es uns dabei auch wichtig, Bewerber aller Altersstufen, unterschiedlichster Herkunft und sexueller Orientierung zu ermutigen, das heißt, die Hemmschwelle zu senken. Jedes Talent zählt. Mit welchen Aktionen und Maßnahmen unterstützen Sie konkret das Thema Vielfalt? Zum Deutschen Diversity-Tag haben wir die Lieblingsrezepte unserer Mitarbeiter für ein Kochbuch gesammelt. Inhaltlich unterstützen wir den Umgang mit Diskriminierung, indem wir ein E-Learning Tool zum Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) anbieten. In einem interkulturellen Kalender an unseren Pinnwänden
und im Intranet kommunizieren wir alle Feiertage. Wir unterstützen unsere vielfältige Belegschaft mit sehr individuell zugeschnittenen Personalentwicklungsmaßnahmen, so zum Beispiel im Rahmen unserer internen Sirius-Akademie. Und wir beteiligen uns am Projekt Fame der zukunft im zentrum GmbH, das zum Schwerpunkt die Förderung von qualifizierten Frauen mit internationaler Herkunft sowie die Beratung der beschäftigenden Unternehmen hat. Und wir versuchen, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen, ohne dabei die Unternehmensziele aus den Augen zu verlieren.
Anja Paprocki, Human Resources Director, Sirius Facilities GmbH
Wie sieht es denn an den mehr als 30 Standorten aus und bei Interessenten von Gewerbeimmobilien?
dass jeder Interessent oder Mieter eine gleichwertige Behandlung erfährt. Unser Konzept ist es, bundesweit flexible Flächen, exzellenten Service und maßgeschneiderte Mietverträge anzubieten. Vielfalt zieht Vielfalt an, das heißt, gemischte Teams können besser als homogene Belegschaften auf die vielfältigen Kundenkreise eingehen. Und unsere Mieter danken es mit einer hohen Zufriedenheit und Treue.
Natürlich wollen wir mit unserem Augenmerk auf Vielfalt auch unsere Kunden ansprechen. Wichtig ist uns,
www.siriusfacilities.com Tel.: 0800 358 9006
17/07/2014 22:30
Business Reporter · Juli 2014
Chanchengleichheit
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Alte Zöpfe abschneiden Wirtschaft und Politik arbeiten derzeit hart daran, mehr Frauen für typische Männerberufe und mehr Männer für Frauenberufe zu gewinnen. Doch das scheint gar nicht so einfach. Die Öffnung für eine neue Sicht auf die Rollenverteilung der Geschlechter und eine gezielte Ansprache können da helfen. Von Ulrike Heitze Mit Spannung hat Christina Zweigle den Juli erwartet. Dann ging ihr jüngstes Baby an den Start: „girls4IT“ – ein Mentoring-Programm für Schülerinnen ab der neunten Klasse. „Zu Anfang haben wir es allein versucht, künftig setzen wir es jedoch im Verbund mit anderen Paderborner Unternehmen der Initiative ‚Paderborn ist Informatik um. So können wir den Mädchen noch viel mehr bieten“, erklärt die Personalchefin von Connext, einem Software-Unternehmen für die Sozialund Gesundheitswirtschaft. Für jede der zwölf Schülerinnen stand eine Informatikerin als Mentorin parat. Die Firmen boten reihum Praktika, zeigten ihren Betrieb. Das Ziel: Mädchen über die IT-Branche und entsprechende Berufsbilder zu informieren – und zu begeistern. Wie Connext bemühen sich derzeit viele Unternehmen, Frauen für technische und IT-Berufe zu gewinnen – und umgekehrt Männer etwa für soziale und pflegende Jobs zu erwärmen. Denn tatsächlich gibt es sie noch, die typischen Männer- und Frauenberufe. So werden Erst- bis Viertklässler hierzulande
meistens von Frauen unterrichtet. Und auch unter Tierärzten, Optikern, Kindergärtnern, Arzthelfern, Ergotherapeuten, Rechtsanwaltsgehilfen
oder Alten- und Krankenpflegern sind Männer Mangelware. Umgekehrt sind die MINT-Berufe bekanntermaßen von Männern dominiert. Und obwohl sich immer mehr Mädchen für Technik interessieren, ist man von fifty-fifty noch weit entfernt. „Die klassischen Berufsbilder und die dahinter liegenden Rollenbilder lösen sich schon auf. Aber leider langsam,“, beobachtet Katharina Heuer, Geschäftsführerin
der Deutschen Gesellschaft für Personalführung. „Um typische Rollenbilder zu verändern, bedarf es viel Energie und Ausdauer.“
Berufsbilder neu definiert Warum so wenig Jungen in seinem Beruf landen, weiß Heiko Meyer nicht, aber der Inhaber der Bochumer Ruhrland-Apotheke möchte das gerne ändern. So hat der Apotheker im März erstmals am bundesweiten „Boys’ Day“ teilgenommen. An diesem Tag luden tausende Unternehmen Jungen zwischen zehn und 14 ein, typische
So kommen Unternehmen ans andere Geschlecht Kontakt zu Kindergärten, Schulen und Hochschulen pflegen, reichlich Gelegenheiten zum Ausprobieren von Berufsbildern bieten. Das Angebot inhaltlich wie in der Darstellung auf die „neue“ Zielgruppe einstellen. Lehrer und Eltern einbeziehen, weil die oft eigenes Unwissen und Vorurteile mitbringen. Das Engagement des Unternehmens in Sachen „Gender“ explizit an Infomaterial und Webseiten aufzeigen, um Kandidaten einzuladen. Bewerberkommunikation auch auf das andere Geschlecht einstellen: So bewerben sich etwa Frauen laut Studien nicht auf allzu männlich formulierte Anzeigen. Firmenintern Bedingungen schaffen, die dem anderen Geschlecht beim (Wieder-)Einstieg und bei der Beschäftigung entgegenkommen – von flexiblen Arbeitszeiten bis zur Akzeptanz in der Belegschaft. Neuankömmlinge innerhalb des Unternehmens begleiten. Vorbilder, Mentoren und Netzwerke an die Seite stellen – bei Bedarf auch firmenübergreifend. Das Ganze als Langfrist-Projekt betreiben und entsprechend ausstatten. Die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen suchen, um die Durchschlagskraft zu erhöhen.
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Frauenberufe zu beschnuppern. „Wir wollten den Jungs zeigen, dass Apotheker und pharmazeutische Azubis mehr machen, als nur Medikamente auszugeben, und haben deshalb einen kleinen Parcours aufgebaut, wo sie Arzneien herstellen und bei Laboruntersuchungen mitmachen durften“, berichtet Heiko Meyer. Acht Jungen waren mit von der Partie. Der Unternehmer hofft, zumindest einen von ihnen als Nachwuchs für die RuhrlandApotheke gewonnen zu haben. Dem IT-Unternehmen Connext geht es gar nicht darum, mehr Bewerbungen zu generieren. Vielmehr möchte das Unternehmen mehr Frauen in die Softwareentwicklung locken, „weil gemischte Teams auf bessere Lösungen kommen“, erklärt Personalerin Christina Zweigle das Anliegen des 140-Mitarbeiter-Mittelständlers. Trotz einer für die Branche passablen Frauenquote von 35 Prozent sind von den 34 Entwicklern nur sechs weiblich. Unwissenheit beseitigen und Vorurteile abbauen Neben einer großen Unwissenheit über die Inhalte der fremden Berufsbilder fehlt vielen Jugendlichen – und ihren Eltern – oft auch einfach der Mut, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen. Deshalb ist es wichtig, Vorbilder und Verbündete zu bieten, weiß Eva Knappe. Sie arbeitet seit 20 Jahren als Ingenieurin und gibt im VDI-Wissensforum Kurse für Ingenieurinnen. „Manches diskutieren Frauen lieber untereinander. Dann helfen Netzwerke, über die andere Ingenieurinnen um Rat gefragt werden und in denen man sich fachlich austauscht.“ Trotz aller Initiativen wird es aber noch eine Weile dauern, bis Mechatronikerinnen und Kindergärtner zum Alltag gehören, ist DGFP-Geschäftsführerin Heuer sicher: „Um neue Rollenbilder zu etablieren, muss sich die Gesellschaft verändern. Unternehmen könnten hier eine Treiberrolle übernehmen. Aber so etwas braucht seine Zeit.“ Bei Connext in Paderborn kann man sich aber jetzt schon freuen: Zum neuen Lehrjahr sind drei der sieben Azubis weiblich, zwei davon gehen sogar in die Entwicklung – 100 Prozent mehr als im Vorjahr.
17/07/2014 22:30
Business Reporter · Juli 2014
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Age Diversity
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Altersgemischte Teams müssen geführt werden Junge Mitarbeiter punkten mit Fachwissen und frischen Ideen, die älteren mit Erfahrung, mit der sie Projekte umsichtig planen können. Age Diversity macht Teams in Firmen nicht nur leistungsfähiger, sondern trägt dazu bei, dass Unternehmen besser auf den demografischen Wandel vorbereitet sind. Von Hans Schürmann Das Unternehmen Microtec aus Bad Dürkheim, Hersteller von Mikrosystemen für die Biotechnik, Medizin und Telekommunikation in RheinlandPfalz, hat die Vorteile von altersgemischten Teams schon früh erkannt. Setzte die Geschäftsführung 1996 bei der Gründung der Firma noch vor allem auf jüngere Mitarbeiter, hat die Firma in der Aufbauphase ganz gezielt auch ältere Ingenieure und Meister aus der Altersgruppe 55+ eingestellt. Das bringt dem Hersteller nicht nur wirtschaftlichen Erfolg – altersgemischte Teams sind innovativer –, das Unternehmen fühlt sich durch diese Entscheidung auch besser gerüstet gegen einen Fachkräftemangel, der durch den demografischen Wandel droht. So wie der Hersteller von Mikrobauteilen in Rheinland-Pfalz entdecken immer mehr Unternehmen die Chance, die ihnen ein Age-Management zur Bewältigung von Herausforderungen bietet, die der demografische Wandel mit sich bringt. Die meisten Firmen haben die Auseinandersetzung mit dem Thema lange hinausgezögert. Die aktuelle Diskussion um die Rente mit 63 zeigt jedoch, dass inzwischen immer mehr Personaler erkennen, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis die ersten Auswirkungen der demografischen Entwicklung spürbar werden. Vor nicht allzu langer Zeit haben viele Unternehmen noch gerne die Chancen der Frühverrentung genutzt, um ältere Mitarbeiter in den Ruhestand zu schicken. Nun gab es erstmals einen breiten Protest von Managern gegen die Entscheidung der neuen Regierung, Arbeitnehmern die Möglichkeit zu bieten, bereits mit 63 Jahren – nach 40 Beitragsjahren – in Rente zu gehen. Personaler achten auf die Altersstruktur Wie es scheint, hat ein Umdenken stattgefunden. Diesen Eindruck bestätigt Carolin Griese-Michels, Diversity-Expertin beim Beratungsunternehmen Roland Berger. Der überwiegende Teil der Dax-Unternehmen achte inzwischen darauf, dass die Altersstrukur stimme, hat die Beraterin beobachtet. „Neben einem verstärkten Gesundheitsmanagement nutzen viele Firmen die Vorteile altersgemischter Teams“, so die Beraterin. Und sorgen so dafür, dass bei einem Ausscheiden älterer Mitarbeiter kein Wissen verloren geht. Kleinere und mittelständische Unternehmen haben hier laut Experten zwar noch einen Nachholbedarf.
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Aber auch bei ihnen hat sich mehr und mehr herumgesprochen, dass altersgemischte Teams durchaus Vorteile haben – und nicht nur bei der Bewältigung des Fachkräftemangels, sondern auch bei der Vermeidung von Unfällen in Betrieben. Die Berufsgenossenschaft Holz und Metall (BGHM) in Mainz, die für Firmen aus unterschiedlichsten Branchen zuständig ist – ob Maschinen- oder Metallbau, Holzwerkstatt oder Automobilhersteller – setzt seit Jahren erfolgreich auf Diversity Management, um Projekte in Betrieben zu initiieren, in denen Mitarbeiter in generationenübergreifenden Teams Sicherheitslösungen für den Arbeitsalltag generieren. „Das Erstaunliche ist“, sagt Wolfgang Damberg, Leiter Prävention bei der BGHM, „dass mehr als ein Viertel der Ideen für einen wirksameren Arbeitsschutz aus den Reihen der Auszubildenden kommen.“ Und diese Lösungen sind keineswegs trivial. Da krempeln die jungen Leute zusammen mit ihren erfahrenen Kollegen Montagestationen im Motorenbau um, damit sich keiner mehr bücken oder über Kopf arbeiten muss. Oder es werden mit mechatronischen Tricks Zusammenstöße und
5 Tipps, damit altersgemischte Teamarbeit gut funktioniert • E in Team sollte über alle Altersspannen gleichmäßig besetzt werden, so fallen Altersunterschiede weniger auf. • N ur Menschen mit geringen Vorurteilen gegen das Alter sollten in solchen Teams arbeiten. • V orgesetzte sollten das Alter wertschätzen und altersbedingten Problemen und individuellen Potenzialen der Arbeitnehmer Rechnung tragen. • K omplexere Arbeitsaufgaben sollten ohne großen Zeitdruck bearbeitet werden können. • E ine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung.
Beinaheunfälle beim innerbetrieblichen Verkehr unmöglich gemacht. „Und nebenbei kommt das Transportgut dann auch noch immer pünktlich und unversehrt an“, sagt Damberg. Konflikte können Vorteile zunichte machen Wie diese Beispiele zeigen, profitieren von altersgemischten Teams beide: die Jungen und die Alten. Wenn da nicht immer wieder auch soziale Konflikte im Hintergrund lauern würden, die oft genannte Vorteile zunichte machen können. Diese lassen sich aber vermeiden, wenn Teams aus jüngeren und älteren Beschäftigten durch den Chef richtig gemanagt werden. „Das ist eine wichtige Führungsaufgabe“, mahnt Jürgen Wegge, Professor für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der TU Dresden. Wichtig sei vor allem das gegenseitige Verständnis, so der Forscher. Konflikte entstehen oft, weil sich ein älterer Mitarbeiter nicht mehr wertgeschätzt oder ein jüngerer nicht ernst genommen fühlt. Die Berufsgenossenschaft in Mainz hat das erkannt und wirbt bei ihren Mitgliedsunternehmen für eine wertschätzende Kommunikation unter den Generationen. Der Slogan „Wir achten einander – wir achten aufeinander“ helfe, die Mitarbeiter zusammenzuschweißen, sagt BGHM-Präventionsleiter Damberg. In der Praxis heißt das: Paten aus den Reihen der Erfahrenen begleiten die Jungen, damit diese nicht die betriebliche Bodenhaftung verlieren. Im Gegenzug berichten die erfahrenen alten Hasen den Jungen ganz offen auch problematische Zustände bei der Arbeit und trauen ihnen dann auch noch gute Vorschläge zu, wie man dem Dilemma begegnen könnte.
17/07/2014 22:30