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Jahresthema
Im Studienjahr 2022 werden jedes Semester drei parallel geführte Entwurfskurse aus den Themenbereichen Haus, Siedlung und Landschaft angeboten: Die Kurse verfolgen eigene Fragestellungen und stehen zugleich über das Jahresthema in einer engen, inhaltlichen Beziehung.
Jahresthema: Keeping What’s Good…
Unsere Fähigkeit, im Bestand Potenziale zu erkennen, ist immer noch sehr begrenzt und wird regelmässig von Bedürfnissen überschrieben, die wenig mit den räumlichen und typologischen Gegebenheiten des Vorgefundenen zu tun haben. Raumprogramme werden mehrheitlich als standardisierte, vermeintlich optimierte Bestellungen ausgearbeitet, um so ein marktfähiges Produkt für ein möglichst grosses Zielpublikum zu erhalten. Mehr und mehr entsteht daraus eine Art Algorithmus, der die immer gleichen Merkmale in einer bescheidenen Bandbreite variiert und so auch gewinnbringende und identitätsstiftende Unterschiede von vornherein einebnet. Wir müssen diese Prozesse umkehren und von den Möglichkeiten des Bestands ausgehen. Das scheint banal, setzt aber ein Denken und Entwerfen unter anderen Vorzeichen voraus. Ausgehend von einem grundlegenden Respekt gegenüber dem, was bereits da ist, gilt es spezifische Lösungen zu entwickeln, die innerhalb der strukturellen, typologischen und bauphysikalischen Gegebenheiten grösstmögliche Kraft entfalten können. Gleichzeitig gilt es eine kritische Distanz zu wahren, um etwa ein bestehendes Gewerbehaus im richtigen Moment zu überformen oder als Anlass zum Weiterbauen zu verstehen. Ausgehend von den Potenzialen des Bestands müssen wir uns also Chancen schaffen, spezifische Programme zu entwickeln, anstatt wie bei einem Neubau mit einer Idee zu beginnen, die den Abriss dessen, was bereits vorhanden ist, vorwegnimmt. Mit einer intelligenten, auf pragmatischen Erkenntnissen basierenden Entwurfsstrategie können wir daraus einen architektonischen Reichtum gewinnen, den wir fast verloren glaubten und in dem vermutlich eine grundsätzliche Chance für unser Metier liegt.
Die Entwurfsaufgaben in den Modulen Haus, Siedlung und Landschaft untersuchen mit unterschiedlichen Strategien das Potenzial des Bestands, mit der Absicht, ihn als Ausgangspunkt für eine neue Entwurfskultur zu verstehen.
In Verbindung mit dem Entwurfsprojekt möchten wir uns mit theoretischen Ansätzen zum Bauen im Bestand auseinandersetzen. Gemeinsame Textlektüre und -besprechung werden das Semester begleiten, um unser Entwurfshandwerk als bewusste Auseinandersetzung mit einer neuen Methodik zu begreifen.
Im Masterstudium sind die Studierenden aufgefordert, Position zu aktuellen Fragestellungen zu beziehen und auf der Grundlage ihres städtebaulichen architektonischen Handwerks diskursiv eine eigenständige Haltung zu entwickeln.
Dreispitz: Am Rand der Stadt und mitten in der Stadt.
Er liegt am südlichen Ende von Basel – auf der Kantonsgrenze zwischen Basel-Stadt und Basel-Landschaft – und erzählt eine bewegte Geschichte: Von der Landwirtschaft über den Materiallagerplatz und das Waren- und Zollfreilager zu einem Gebiet mit gemischter Nutzung. Die Rede ist vom Dreispitz.
Der Dreispitz befi ndet sich in einem permanenten Wandel. Kaum ein Areal in der Region hat sich in den letzten Jahrzehnten so grundlegend verändert. Künftig soll sich der Dreispitz als neues städtisches Quartier mit den angrenzenden Quartieren besser vernetzen. Für das Gewerbe, die Dienstleistung und den Detailhandel sind im Wirtschaftspark weiterhin grosse Flächen reserviert. Auf dem Gebiet des circa 50 Hektaren grossen Dreispitzareals sind heute fast 400 Unternehmen tätig.
Die Christoph Merian Stiftung als Landeigentümerin des Dreispitz strebt auf dem Dreispitz mittels einer etappierten Planung und durch Kooperation mit allen involvierten Partnern eine Transformation an. Die CMS gibt das Land an rund 100 Bauberechtigte im Baurecht ab. Das einst geschlossene Gewerbeareal ist mittlerweile geöffnet und wird einer gemischten Nutzung zugeführt. Diese soll nachhaltig sein und sowohl in Münchenstein als auch in Basel eine positive Quartierentwicklung anstossen. Gleichzeitig soll sie aber auch ökonomisch rentabel sein. Verdichtung ist auch hier das Stichwort.
Auf dem Dreispitz entsteht mit den Bauvorhaben Dreispitz Nord nicht nur ein neuer Stadtteil. Auf dem basellandschaftlichen Teil des Dreispitz soll sich mit der Ansiedlung zweier Fakultäten der Universität Basel auch ein neuer regionaler Bildungscampus entwickeln – ein grosses Zentrum für Lehre und Forschung. Der ‹Plan Guide Dreispitz› defi niert die Leitplanken der künftigen Transformation.
Die aus der Erschliessungslogik entstandene Morphologie des Gebietes schafft interessante und identitätsstiftende Räume. Der heterogene Bestand wird zunehmend durch Neubauten ersetzt. In den drei Modulen Haus, Siedlung und Landschaft werden wir das Gebiet gemeinsam – aber aus unterschiedlichen Perspektiven – untersuchen.