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Schwerpunkt ‹Siedlung
Schwerpunkt Siedlung: Hafen Birsfelden – Stadtquartier der Zukunft?
In der Schweiz ist der Strukturwandel ehemaliger Industriestandorte ein wesentliches Thema der Stadtentwicklung. Als Raumreserven für die Entwicklung nach innen bieten diese Areale ganz eigene Qualitäten, die es zu identifizieren – teilweise zu erhalten – und ortsspezifisch zu entwickeln gilt. Es bietet sich die Chance, vom Industriequartier zu Stadtquartieren mit ganz eigener Identität zu gelangen. Für die gesamte Stadt wiederum bestünde die Herausforderung darin, bislang isolierte Quartiere und Freiräume neu zu vernetzen und zugleich auszuloten, welche Bausteine die gesellschaftliche Transformation in eine Stadt der Zukunft begünstigen. Neben den Entwicklungsgebieten in Basel-Stadt stehen aber auch vermehrt Areale ausserhalb des Kantons im Fokus. Landes- und Kantonsgrenzen wie auch zum Teil langjährige Pachtverträge erschweren dabei eine koordinierte Planung. Nichtsdestotrotz ist es offensichtlich, dass auch die Areale der Baselbieter Häfen viel Potenzial aufweisen. Insbesondere der Birsfelder Hafen ist ein interessantes Entwicklungsgebiet. Über das durchgrünte Rheinufer und das Kraftwerk gut ein- und angebunden, bietet sich hier die Chance, neue Stadträume direkt am Wasser zu entwickeln. Das Potenzial des Areals direkt am Rhein ist gross, die Fragen an ein zukunftsfähiges Quartier ebenfalls. Ziel ist es, unterschiedliche städtebauliche Konzepte für das Gebiet zu entwickeln und diese dann im Frühjahrssemester 2021 institutsübergreifend in allen Entwurfsstudios des Bachelor- und Master-Studiengangs durch ‹Case Studies› im architektonischen Massstab zu konkretisieren und auf ihr Potenzial hin vertieft zu überprüfen.
«Um aber eine unabänderliche Transformation denken zu können und um sie fühlen zu lernen, müssen neue Bilder angeboten, Räume für Experimente geöffnet werden, die eine Verbindung zwischen Begriffen und Gefühlen schaffen.» Blom, Philipp (2020): Das grosse Welttheater – Von der Macht der Vorstellungskraft in Zeiten des Umbruchs, München: Zsolnay
Dozent
Prof. Dominique Salathé
Assistenz
Tommy Neuenschwander
Begleitung / Integration
Axel Schubert
Experten Schlusskritik
N.N. N.N.
ECTS
FP1: 6 FP2: 6
Bewertung
Projektarbeit benotet
Form
Einzel- und Gruppenarbeit im begleiteten Selbststudium
Detailinfos Zwischenkritiken
Dienstag / Mittwoch 20. / 21.10.2020 Dienstag / Mittwoch 24. / 25.11.2020
Schlusskritik
Dienstag / Mittwoch 05. / 06.01.2021
Abgabe
Montag 04.01.2021, 11.00 Uhr
Abgabeumfang
Der exakte Umfang der Schlussabgabe wird im detaillierten Auf gabenbeschrieb verbindlich formuliert.
Fokusprojekt 1
Das Hafenareal liegt zwischen dem Hardwald und dem Siedlungsgebiet von Birsfelden. Es ist über den Gewässerraum entlang des Rheins mit der Kernstadt verbunden. Das Gebiet profitiert von einer hervorragenden Erschliessung und soll auch zukünftig als Arbeits- und Produktionsort genutzt werden. Mit der geplanten Verlagerung der störfallanfälligen Lager und Produktionsstätten ergeben sich nun neue Potenziale. Damit werden an ausgesuchten Stellen Wohnnutzungen und Infrastrukturbauten denkbar. Wir suchen nach einer Neuprägung des Areals, wodurch die Qualität des Standorts weiterentwickelt, das räumliche Entwicklungspotenzial am Wasser aufgezeigt und ein Quartier einer zukünftigen – und damit klimaneutralen – Gesellschaft geschaffen wird.
Siedeln – als das Niederlassen und Sich-Einrichten an einem bestimmten Ort – ist eine Kulturleistung der Gesellschaft. Stadt als gebaute Umwelt ist damit immer auch Ausdruck dessen, wie sich Gesellschaft organisiert. In einem ersten Schritt sollen in Gruppenarbeiten unterschiedliche Szenarien für die Weiterentwicklung des Areals formuliert werden. Dabei soll jede Gruppe in 2 – 3 Thesen benennen, was für sie zukünftige Stadt – als ein gesellschaftliches Projekt – ausmacht. Diese Annahmen sollen in den weiteren Entwurfsprozess des Areals einfliessen. Letztlich soll die Umnutzung ein Neben- und Miteinander unterschiedlicher Nutzungen ermöglichen. Neben der Zukunftsfähigkeit ist das übergeordnete Thema der Bezug zum Wasser, der in einer noch zu bestimmenden Form prägend sein soll. Mit einfachen Mitteln sollen mit diesem ersten Schritt unterschiedliche Thesen für eine Stadt der Zukunft formuliert und diskutiert werden. Die Kriterien sind: Dichte | Typologie | Funktion | Bestand | Identität
Abgabe – Thesen & Konzept – Situationsplan 1:2000 – Skizzen zu den Kriterien – Zwei Collagen, Identität & Atmosphäre
Fokusprojekt 2
Im zweiten Teil des Semesters wird der städtebauliche Ansatz in Bezug auf Programmierung, Erschliessung und Identität verfeinert und anhand eines architektonischen Projektes vertieft. Von besonderem Interesse ist dabei, ob und wie sich die Thesen zur Stadt der Zukunft auch räumlichfunktional niederschlagen. Welche spezifischen Potenziale lassen sich für solch eine künftige Stadt aktivieren und nutzen? Dabei interessiert uns nicht in erster Linie das einzelne Haus, sondern die Frage nach dem Zusammenwirken von Haus, Aussenraum und Gesellschaft, das dem neuen Stadtteil Qualität und Regelhaftigkeit verleiht. Wie gehen wir mit aktuellen, zeitspezifischen Fragestellungen um; wie sieht die klimaneutrale Stadt aus und wie wohnen und arbeiten wir nach der Pandemie? Ein selbst zu programmierendes Gebäudeprojekt dient der Vertiefung von Fragen wie: Wie lassen sich durch veränderte Formen der Mobilität Stadtraum und Gebäude anders denken? Wie finden spezifische programmatische Aspekte ihren architektonisch-räumlichen Ausdruck? Wie stehen typologische und funktionale Aspekte in Beziehung mit Fragen von Verdichtung, Nutzungsmischung, Programm? Welchen Einfluss hat das Thema der grauen Energie und Baustoffwahl auf Architektur, architektonischen Ausdruck und Raum? Wie prägen spezifische Ortsqualitäten – wie insbesondere die Lage am Wasser – den stadträumlichen und architektonischen Entwurf? Das Semester soll Raum bieten, sich intensiv mit entsprechenden Schnittstellen auseinanderzusetzen, um an ihnen das eigene Denken von Architektur als Ausdruck gesellschaftlicher Prozesse zu schärfen.
Abgabe – Konzept: ein Haus als Siedlungsbaustein in der Stadt der Zukunft – Schwarzplan 1:5000 – Situationsplan 1:500 – Erdgeschossgrundriss und Schnitt 1: 500 – Projektpläne 1:200 – Zwei Collagen – Situationsmodell 1:1000 – Objektmodell 1: 200
Niklaus Stoecklin, Die Rheinfassaden einer Häusergruppe an der St. Johanns-Vorstadt, 1964