70 minute read

Undine M\u00E4rchenwettbewerb 2019

Undine Wettbewerb 2019

SONDERPREIS für eine fantasievolle Kindergeschichtevon Cosmo Falk (10), Meusebach-Grundschule Geltow

Advertisement

Der Schneemann, der nicht schmelzen wollte

Es war einmal ein kleiner Schneemann namens Eisi, der Angst hatte zu schmelzen. Denn ein Eiszapfen hatte ihm einmal erzählt, dass, wenn der Winter vorbei sei, es 7 Tage dauern würde, bis man schmilzt – wie eine Eiswaffel im Hochsommer. Aber er wollte und wollte einfach nicht schmelzen. Doch wie sollte er das anstellen? Nicht zu schmelzen? „Das geht doch gar nicht“, lachte Frosti. Er war ebenfalls ein Schneemann und hieß Frosti, weil er sehr, sehr kalt war, aber sein Herz an der richtigen Stelle hatte. Tage vergingen und die Angst wuchs. Dann traf Eisi einen Entschluss. Er packte seine Siebensachen und ging – immer der Möhre nach – auf der Suche nach einer Lösung.

Er war kaum drei Meter gelaufen, da rempelte ihn Frosti an. Er sagte: „Ich komme mit dir. Seitdem Du mir das erzählt hast, habe ich auch Angst bekommen zu schmelzen.“ „Dann komm, sonst holt Dich noch der Sonnenschein“, lachte Eisi. Dann liefen sie durch eine Eiswüste, über Gletscher, gingen an 4000 Eiszapfen vorbei, überquerten drei zugefrorene Seen und 30 eisige Flüsse. Am Abend saßen sie unter einer alten Eiche und sangen ein fröhliches Lied. Das Lied handelte von Schneeflocken. Bei der dreitten Strophe bemerkte Eisi plötzlich, dass Frosti verschwunden war. Er schrie: „Frosti, Frosti! Musstest Du etwa aufs eisige Örtchen?“, aber es kam keine Antwort!

Dann rannte Eisi aus Verzweiflung der kleine Spur nach, die Frosti hinterlassen hatte. Irgendwann, nach einer halben Ewigkeit, hatte er Frosti gefunden. Der lief ganz aufgeregt umher. Eisi war erleichtert und rief Frosti zu: „Was ist denn los?“ Dieser antwortete: „Ich weiß nicht, aber mir ist so heiß und da habe ich nach einer Abkühlung gesucht.“ Plötzlich stolperten sie über einen Ast und sahen auf einmal den Eingang einer Höhle. Aus Neugier gingen sie hinein. In der Höhle war es eiskalt und sie schliefen vor Erschöpfung erst einmal ein. Weil es in der Höhle so kalt war, schmolzen sie im Sommer nicht. Der nächste Winter kam. Frosti und Eisi wagten sich vorsichtig aus der Höhle. Eisig und frostig begrüßte sie der Winter. Sie waren überglücklich, weil sie den Sommer ohne Schaden überstanden hatten. So ging es Jahr für Jahr. Das nannten sie dann den Sommerschlaf.

SONDERPREIS für das leckerste MärchenVon Laura Kreilinger, 9 Jahre, Meusebach-Grundschule Geltow

Die Kuchenfee auf Reisen (Das Schlaraffenland Teil 2)

„Probier doch mal die Himbeersahne", sprach Tortella, die Kuchenfee, begeistert. „Köstlich", entgegnete Alina. Alina, ein 11-jähriges Waisenkind aus einem kleinen Dorf in Schweden, war jetzt schon eine ganze Weile im Schlaraffenland und auf dem besten Weg, eine kleine Konditorin zu werden. Die Kuchenfee Tortella hatte ihr schon viel beigebracht. Auch alle anderen Feen verwöhnten Alina Tag für Tag.

Trotzdem war sie nicht richtig glücklich, denn sie verspürte in letzter Zeit immer öfter Heimweh. Sie vermisste ihre Freunde und ständig Freizeit war ihr mittlerweile langweilig. Selbst der Hunger fehlte irgendwie, weil ohne ihn auch die Freude über das viele Essen nicht mehr so groß war.

Deshalb beschloss sie eines Tages, wieder zurück in die Menschenwelt zu gehen. Natürlich hatte sie Angst, ihre neuen Freunde zu enttäuschen, ganz besonders die Kuchenfee. „Tortella, ich muss mit Dir reden", fing Sie deshalb zögernd an. „Du willst zurück nach Hause, stimmt's", kam überraschend die Antwort. „Aber, woher weißt Du das?", fragte Alina. „Ganz einfach: Weil ich Dir zuhöre und Dich jeden Tag beobachte. Da merke ich doch, dass Dir etwas fehlt", war die Erklärung der Kuchenfee. Was sie nicht sagte, war, dass auch sie selbst schon immer mal in die Menschenwelt wollte. Wie viel aufregender und spannender musste es dort sein! Nur wusste sie bisher nicht wie. Doch als sie Alinas Überlegungen erkannt hatte, war sie zu der weisen Schildkröte Barbara gegangen und hatte ihr eine Mozarttorte als Belohnung angeboten, wenn sie ihr sagt, wie man in die Menschenwelt kommt. Und diese Bestechung hatte funktioniert...

Alina war glücklich, wie gut Tortella ihren Entschluss aufgenommen hatte und wollte sich nach und nach von allen Bewohnern des Schlaraffenlandes verabschieden, eigentlich als letztes von ihrer besten Feen-Freundin Tortella. Doch die kam auf einmal zu ihr und sagte: „Ich bin sehr schlecht im Verabschieden. Ich mache es deshalb lieber kurz und jetzt gleich. Du wirst mich vor Deiner Abreise nicht mehr sehen. Aber ich gebe Dir noch etwas mit nach Hause. Du findest es direkt vor dem magischen Portal." Und wirklich hatte Tortella sich nicht mehr blicken lassen. Als Alina bei dem Portal war, durch das sie zurück in die Menschenwelt gehen konnte, stand dort eine prächtige bunte Schachtel. Sie öffnete die Schachtel. Darin war der schönste Kuchen, den sie je gesehen hatte. Es war Papageienkuchen mit Streuseln und obendrauf war eine Landschaft des Feenlandes gemalt. Darauf standen alle ihre Feen- Freundinnen als Zuckergussfiguren. Alina kamen die Tränen. Sie nahm eilig den Karton und machte einen großen Schritt durch das Portal.

Sie erwachte in dem verzauberten Haus, durch das sie ins Schlaraffenland gekommen war. Die Schachtel mit dem Kuchen lag neben ihr. Schnell machte sie sich auf den Weg nach Hause und ging im Kopf nochmal die Geschichte durch, die sie den anderen als Ausrede erzählen wollte, um ihr langes Wegsein zu erklären. Unterwegs traf sie auch gleich einige Freunde und Bekannte. Doch alle grüßten sie, als wäre nichts gewesen. Dann begegnete sie ihrer Klassenkameradin Anna-Lena. „Hallo Alina, ich hab Deine Hausaufgaben dabei, Du warst ja wohl heute krank", sagte diese. „Heute?", dachte Alina verwundert. Aber da erinnerte sie sich an etwas, das die alte Schildkröte Barbara ihr einmal gesagt hatte: „Die

Zeit gibt es im Schlaraffenland auch im Überfluss." Die ganze lange Zeit, die sie dort war, war in der Menschenwelt anscheinend nur ein einziger Tag.

Als sie bei ihrem kleinen Häuschen war, sprach sie zu sich: „Puh, Glück gehabt, auch das Haus ist noch genau so, wie ich es verlassen hatte." Müde und erschöpft legte sich Alina in ihr Bett und schlief dann ganz schnell ein.

Da bewegte sich etwas in der Tortenschachtel. Die Kuchenfee-Figur wurde lebendig. Denn in Wahrheit war es gar keine Figur. Es war die echte Tortella, die sich heimlich von Alina in die Menschenwelt transportieren lassen hatte. „ Was bin ich froh, mich endlich wieder rühren zu können. Vielleicht hätte ich Alina lieber eine Wackelpudding-Torte machen sollen, dann würde ich mich jetzt nicht fühlen wie ein zu trockener Keks", dachte Tortella. Sie krabbelte aus dem Karton und richtete sich ein gemütliches Bett zwischen Alinas Harry Potter Büchern her, wo sie dann auch sofort einschlief.

Als Alina am nächsten Morgen aufwachte, fragte sie sich, ob sie das alles wohl nur geträumt hatte. Doch da, auf dem Esstisch, stand eindeutig die prachtvolle Schachtel und auch der wunderbare Kuchen war darin. Lediglich die Figur der Kuchenfee war nicht mehr da. Alina hatte keine Zeit, danach zu suchen, weil sie ihren Wecker gestern nicht gestellt und deshalb verschlafen hatte. Schnell aß sie ein Stück vom Papageienkuchen, steckte ein weiteres in ihre Brotbox und lief zur Schule.

Als sie in die Klasse rein kam, wollte sie sich gerade entschuldigen, aber der Unterricht begann erst. Sie hatten mit Frau Werner Deutsch. Frau Werner war ihre Lieblings-Lehrerin. Nach der Deutschstunde war Frühstückspause. Alle anderen Kinder hatten gesunde Ernährung dabei, weil Frau Grimmig, ihre Klassenlehrerin, das verlangt hatte. Die Kinder fanden das unfair, weil Frau Grimmig selbst immer Torten und Süßkram dabei hatte. Sie hatten ja nichts gegen gesunde Ernährung. Aber ein bisschen Naschen, das müsste doch auch ihnen erlaubt sein. So kauten sie auf ihrer Rohkost herum und schimpften über

die Ungerechtigkeit. Als Alina gerade ihr Stück Papageienkuchen essen wollte, sagte eine schrille Stimme „Wieso hast du Kuchen dabei?" Es war Frau Grimmig. „Weil ich den Kuchen heute zum Frühstück hatte", entgegnete Alina. „Kuchen beim Frühstück? Das gibt es doch wohl nicht. Ich habe euch doch klar gesagt, dass ihr gesunde Ernährung mitnehmen sollt! Nimm dir mal ein Beispiel an Tom. Tom hat Vollkornbrot und Rohkost dabei", schrie die Lehrerin genervt. „Aber ich…", wollte Alina sich wehren. Doch die Lehrerin war schneller: „Nichts 'aber'. Du weißt genau, dass du keinen Kuchen mitnehmen darfst. Kuchen sind für Kinder immer verboten." Und schon nahm sie Alina das Stück Kuchen weg.

Nur weil die Kinder in der Pause viel Lärm machten, hörte niemand das laute Zischen in Alinas Rucksack. Dort saß nämlich die Kuchenfee Tortella und kochte vor Wut. Sie war lange vor Alina wach gewesen und war, immer noch klein gezaubert, in Alinas Schulrucksack gekrochen. Sie war nicht dumm und hatte gleich bemerkt, dass die Kinder es unfair fanden, dass die Lehrerin Kuchen mitnehmen durfte und sie selbst nicht. Doch was sie jetzt gehört hatte, konnte sie nicht glauben. „Kuchen für Kinder immer verboten", so eine Frechheit! Sie kletterte aus Alinas Rucksack. Unsichtbar schlich sie zu der Brotdose von der Lehrerin und zauberte mit ihren Fähigkeiten den Kuchen, den Frau Grimmig dort drin hatte, zerschnitten in kleine Stücke in die Dosen der Kinder und vergrößerte sie dann. Als die Kinder ihre Brotdosen öffneten, wunderten sie sich zwar, aber schnell genossen sie den Kuchen.

Als aber die Lehrerin ihre Dose öffnete, blickte sie auf drei krass krumme Gurken und fünf verrückt aussehende Radieschen. „Igitt", dachte sie, denn sie ekelte sich vor Gemüse, auch wenn sie den Kindern genau das Gegenteil erzählte. Unauffällig packte sie ihre Dose weg. Als dann Hofpause war, ging die Lehrerin in die Cafeteria, aber dort war der ganze Kuchen ausverkauft.

Alina, die auch ein neues Stück Kuchen in ihrer Box hatte, verstand schnell, wer dahintersteckte. Ihr war jetzt klar, warum die Figur der Kuchenfee so unglaublich echt ausgesehen hatte, warum Tortella sich nicht am Portal von ihr verabschiedet hatte und wieso die Figur heute früh nicht mehr auf dem Kuchen war... Sie blieb als Letzte im Klassenzimmer und erst als sie sich sicher war, dass Tortella sich wieder im Rucksack versteckte, ging sie nach Hause.

Dort ließ sie Tortella aus dem Rucksack und diese zauberte sich wieder groß. Alina wollte zuerst mit Tortella schimpfen, aber sie schaffte es nicht, weil sie sich viel zu sehr freute, ihre Freundin schon so schnell wiederzusehen. Die beiden umarmten sich ganz fest. Tortella beichtete Alina von ihrem alten Wunsch, die Menschenwelt kennen zu lernen. Sie beschlossen, dass Tortella jetzt täglich mit in die Schule kommen und auch sonst alles erleben sollte, was Alina so machte. Die Kuchenfee deckte jeden Tag den Frühstückstisch und immer fand Alina ein leckeres Frühstück und auch einen tollen Kuchen.

In der Schule machte die Kuchenfee es jetzt jeden Tag so, dass sie den Kuchen von der Lehrerin in die Dosen der Kinder zauberte. Die Lehrerin ließ ihre Dose nie mehr aus den Augen, sie hängte sie sich sogar um den Hals. Doch immer war es das Gleiche: Rohkost statt Kuchen. Nach 12 Wochen konnte die Lehrerin es nicht mehr aushalten und sie machte einen Versuch. Sie sagte zu den Kindern: „Es gibt jetzt drei Tage in der Woche, wo ihr Kuchen mitnehmen dürft. Diese Tage heißen Montag, Mittwoch und Freitag." Die Kinder freuten sich und die Lehrerin noch viel mehr, weil ihr eigener Kuchen an diesen Tagen auch in der Dose blieb. Und vor Gemüse ekelte sie sich plötzlich auch nicht mehr.

Nach vielen anderen Erlebnissen und spannenden Abenteuern war es Zeit für Tortella, zurück ins Schlaraffenland zu gehen. Alina musste ihr versprechen, sie in den nächsten Ferien zu besuchen und hob sie durch das magische Portal zurück ins Schlaraffenland, wo sie begeistert von den anderen Feen empfangen wurde. Zum Abschied verriet Tortella Alina noch ein Geheimnis: „Die bunte Schachtel ist magisch, wenn du alleine bei dir zuhause bist. Du musst Dir nur einen Kuchen vorstellen und sagen 'Törtlein, Törtlein fein, lass Alina doch nicht hungrig sein' und schon ist dieser Kuchen in der Schachtel. Natürlich in Schlaraffenland-Qualität, also als gesunder Kuchen, der nicht dick macht."

So musste Alina auch in der Menschenwelt nie mehr an Hunger leiden.

SONDERPREIS für einen märchenhaften Fruchtcocktail Von Johannes Ohrt, 11 Jahre, Meusebach-Grundschule Geltow

Die vielen Früchte und der hungrige Wolf

Es waren einmal ganz viele Früchte. Sie lebten friedlich miteinander. Eines Tages kam ein sehr hungriger Wolf in das Dorf, in dem die Früchte lebten. Der Wolf verschlang alle süßen, niedlichen und vor allem leckeren Früchte. Zum Beispiel: Die Mango, die Kiwi und alle anderen, sogar die stylische Ananas. Doch eines Nachts wurden neue Früchte erschaffen. Einer Sage nach werden alle sieben Jahre drei neue, lebendige Früchte geboren. So wuchs an einen Bananenbaum eine fröhliche, lebendige Banane, an einen Zitronenbaum eine sehr saure, lebendige Zitrone und an einer Melonenranke eine sehr saftige, süße, lebendige Melone. Die drei wunderten sich, wieso alle anderen Früchte weg waren. Doch dann sahen sie den hungrigen Wolf, der leise murmelte: „Ich werde euch alle essen, egal wie viele ihr seid.“ Zum Glück können lebendige Früchte schon nach ihrer Geburt so denken wie eine erwachsene Frucht. Und bekanntlich sollte es einen sehr süßen Fruchtdrachen geben. Der sollte sehr mächtig sein. Er wohnte auf einen Berg, der aus nicht lebendigen Früchten bestand. So wanderten die drei kleinen Früchtchen drei Monate, drei Wochen und drei Tage, bis sie diesen so göttlichen Anblick sehen konnten. Der Berg sah so schön aus. Doch die drei Früchte mussten weiter, sie brauchten sieben Stunden, bis sie in die Fruchtdrachenhöhle kamen. Der Drache bestand aus Kiwis, Birnen, Äpfeln, Bananen, Melonen, Zitronen und Weintrauben. Sie baten ihn, die Früchte zu befreien. Doch der Fruchtdrache sagte: „ Ich fühle mich hier so einsam. Ich habe hier keine Freunde und langweile mich hier zu Tode. Ich helfe euch unter einer Bedingung: Ich darf bei euch im Dorf wohnen. Dann helfe ich euch und beschütze euch." Die Banane

sagte: „Ja, liebend gerne würden wir dich bei uns im Dorf aufnehmen." Und so flogen die drei Früchte auf dem Fruchtdrachen zum Dorf. Doch dann, als sie angekommen waren, hatte der Wolf so viel Angst vor dem Fruchtdrachen, dass er aus Angst alle Früchte ausspie und wegrannte. Nun waren alle Früchte überglücklich.

Zwölf Jahre später wurden die drei Früchte erwachsen. Eine neue Höhle wurde auf einen neuen Fruchtberg gebaut. So konnte der Fruchtdrache auch im Dorf leben und den anderen Früchten helfen. Der Wolf kam nie wieder. Und wenn sie nicht verdorben sind, dann schmecken sie noch heute.

SONDERPREIS für ein magisches Märchen von Adrian-Kevin Selicke, 11 Jahre, Grundschule „Gebrüder Grimm“; Brandenburg an der Havel

Die drei Magier – Wenn Märchen wahr werden

In einer magischen Welt voller Farben, Tiere und Menschen lebten einmal drei Magier. Sie waren Brüder, die jeder eine andere Fähigkeit der Magie hatten. Da gab es den Jüngsten von ihnen, Legolas der Grüne. Er besaß die Fähigkeit der Teleportation, also sich von einem Ort zum anderen zu Porten, ohne dafür laufen, fahren oder fliegen zu müssen. Dann gab es die Zwillinge Blue und Gandalf, der blaue und der graue Magier. Blue konnte alles zerstören und Leben nehmen, während Gandalf alles erschaffen konnte. Darunter zählte auch das Leben neu zu erschaffen. Während Legolas, der Grüne, sich manchmal wünschte, die Kräfte von seinem Bruder Gandalf zu haben, um auch schöne neue Dinge zu erschaffen, hatte Blue, der Blaue, schon seit Jahren nur eines im Sinn: Er wollte die Fähigkeiten seiner beiden Brüder haben, um diese mit seiner Fähigkeit der Zerstörung zu vereinen, um der mächtigste Magier der Welt zu werden. Immer wieder überlegte er, wie er an die Mächte seiner Brüder herankommen sollte, während er durch die Zauberwälder lief und zu seinem eigenen Spaß mit seinen langen Stock alles berührte, was dann starb. Dabei war es ihm egal, ob es die Natur oder Tiere waren, die ihm über den Weg liefen. An diesen Stellen, wo er diese grausamen Dinge tat, wurde alles grau und kalt. Legolas, der Grüne, folgte ihm eines Tages unauffällig durch seine Fähigkeit der Teleportation und war sehr traurig, als er sah, was sein geliebter Bruder tat. Er stellte Blue zur Rede, wollte wissen, warum er all diese schrecklichen Dinge tut und bat ihn damit aufzuhören. Er sprach zu Gandalf:„ Bruder, warum tust du das?" Warum nimmst du alles Leben und zerstörst die Natur? Hast du denn kein Herz?" Gandalf grinste und sagte: „Ach, kleiner Bruder, wenn ich erst einmal noch mehr zerstört habe, werden die Menschen begreifen, dass sie nur winzige Dinger dieser Welt sind. Sie werden mir gehorchen, Sie werden für mich eine Welt erschaffen, in der Orks zuhause sind." Legolas fragte: „Orks? Diese fiesen Gestalten, die nichts außer Fressen und Gewalt kennen?" Blue sagte darauf: „ Genau, diese Orks meine ich. Sie sind dumm, aber machen die beste Arbeit, denn sie brauchen keinen Schlaf. Nur was zu Fressen und davon gibt es ja genügend hier in den Wäldern.

„Aber Bruder ...", sprach Legolas entsetzt über seinen Bruder, den er doch immer für einen guten Magier gehalten hatte: „In solch einer Welt wollen wir nicht leben." Blue wurde zornig: „ Wenn ihr so nicht leben wollt, müsst ihr wohl leben wie die Menschen, wie Sklaven oder wie Orks." Legoslas wollte nicht glauben, was Blue ihm da gerade erzählte. Mit erschrockenem Gesicht ging Legoslas ein paar Schritte rückwärts, um von Blue Abstand zu gewinnen, dabei fiel er hin. Blue ging auf ihn zu und streckte seine Hand nach Legolas und in letzter Sekunde schaffte es Legolas, sich in Luft aufzulösen. Er teleportierte sich direkt zu Gandalf, den Zwillingsbruder von Blue und erzählte ihm alles. Währenddessen schickte Blue eine Gruppe von Orks zu seinen Brüdern. Sie sollten die beiden fangen und zu ihm in ein dunkles Verlies bringen. Den Orks gelang es tatsächlich, die beiden zu fangen. Legolas‘ Macht, sich zu porten, funktionierte in Gefangenschaft nicht. Gandalf versuchte mit Blue zu reden. „Bruder, sieh dir die Welt an, die du erschaffen hast. Du nimmst unserer Welt das Leben, die Farben, die Tiere. Du zerstörst all das Schöne, nur um der mächtigste Magier der Welt zu sein. Aber was hast du dann davon?"

Blue lachte laut und sagte: „Was ich davon habe? Macht, ganz viel Macht. Sieh dir an, wie diese Winzlinge von Menschen schuften, nur um mich glücklich zu machen. Und wenn ich dir und Legolas erst einmal Eure Kräfte geraubt habe, kann mich auch niemand mehr aufhalten. Es wird eine Welt, die keine Natur, keine Tiere und Farben braucht. Eine Welt, wie ich sie will... Grau ... Dunkel ... Kalt."

Gandalf konnte nicht glauben, was er hörte. Er war traurig und wütend zugleich auf seinen Bruder. In einem unbeobachteten Moment sah Gandalf in der Ecke neben sich einen toten Vogel liegen. Tränen liefen ihm über sein Gesicht, weil er sehr traurig war über den Vogel. Er nahm ihn in die Hände und gab dem Vogel einen kleinen Kuss. Legolas sah ihm dabei zu, wie immer, wenn Gandalf etwas neues Leben schenkte. Der Vogel leuchtete auf und er fing wieder an zu atmen. Ein paar Sekunden später begann der Vogel zu piepen, aber ganz leise. Gandalf sprach zu ihm,, Flieg, kleiner Freund, flieg zu ATIMA!", und der Vogel flatterte los, durch ein kleines Fenster, wo er geradeso durch die Gitterstäbe passte. Legolas: „Wer ist ATIMA?", und Gundalf antwortete:,, Warte nur ab, du wirst schon sehen, sie ist die Stimme der Vernunft und die mächtigste Magierin, die du je gesehen hast.",,Halt‘s Maul!", schrie auf einmal ein hässlicher Ork die beiden an. Sie zuckten zusammen, haben sich doll erschreckt. „Wenn ihr nicht still seid, fresse ich euch, nachdem der Herr Blue euch eure Kräfte genommen hat." Sie waren jetzt ganz still und warteten einfach ab, was passierte. Blue hat währenddessen einen Zaubertrank gekocht, der seinen Brüdern die Mächte nehmen sollte. Er ging mit diesem Zaubertrank und wollte, dass die beiden diesen trinken. Legolas und Gandalf sahen sich gegenseitig an. Ihre Hoffnung, dass ATIMA kommen würde, um sie zu befreien, hatten sie fast verloren. Gandalf nahm als erstes das Glas und gerade als er den Zaubertrank trinken wollte, hörten sie ein Geräusch. Auch Blue hörte es und sah aus dem kleinen Fenster hinaus. Vor seinem Verlies waren tausende Menschen. Sie traten das Tor ein, kämpften gegen die Orks und befreiten unzählige andere Menschen und Tiere wie Ziegen, Schweine und Rinder. Und mitten in der Menschenmenge strahlte eine Gestalt im goldenen Licht: ATIMA ! Sie war wunderschön, hatte langes blondes Haar und ein weißes langes Kleid an. Ihr Zauberstab war golden und oben drauf war eine Kugel, aus der ein warmes goldenes Licht rauskam. Es schien, als würden die Menschen neben ihr voller Mut und Willenskraft sein, dass es nicht lange dauerte, bis die Orks sich ins Verlies zurückgezogen haben. Die Menschen folgten ihnen und so passierte es, das nun die Orks eingesperrt waren und nicht mehr die Menschen oder Tiere.

ATIMA hatte sich währenddessen zu Legolas und Gandalf durchgekämpft. Blue stand direkt zwischen ihr und seinen Brüdern. Er wollte ATIMA angreifen, doch sie schlug mit ihrem Stab einmal umher und

als Blue zu sich kam, war er in einem Kerker eingeschlossen mit Fesseln um seine Hände, damit er niemanden und sich selbst nicht wehtun konnte. Legolas teleportierte ATIMA und Gandalf aus diesem schrecklichen Ort. Auf einen Berg fanden sie sich wieder und sahen die schreckliche Welt, die Blue erschaffen hatte. Dunkel und kalt war es geworden. Nirgends mehr gab es Tiere oder Bäume, keine grüne Wiese und kein Blauer Himmel waren da. Nur ein Nebel , der sich wie eine Decke über die Welt legte. Hinter ihnen standen tausende Menschen und die paar Tiere, die noch übrig waren. Ein kleiner Junge ging zu Gandalf und fragte ihn,, Können wir bitte die Welt wieder schön machen? Geht das?" Gandalf sah ihn an. Er nahm seine Hand und Legolas nahm die andere. Noch mehr Menschen kamen dazu und alle fassten sich an den Händen. ATIMA sah Legolas und Gandalf an und sagte zu ihnen: „Viele sind mehr als einer! Schließt die Augen und stellt euch Eure Welt vor, in der wieder die vielen Farben und Tiere, Bäume und Wiesen leben." Und alle schlossen ihre Augen und haben sich ihre Welt vorgestellt. Gandalf atmete tief ein und beim Ausatmen hatte er das Gefühl des Lebens und der Freiheit.

Als sie ihre Augen alle wieder öffneten, sahen sie ein magisches Wunder. Alles Dunkle und Kalte war verschwunden. Die Sonne strahlte und der Nebel war weg. Bäume und Wiesen waren saftig Grün und viele Tiere, Insekten und Vögel befanden sich auf ihr oder flogen in der Luft. Bunte Blumen und blaues Wasser am See waren das, was die beiden Magier und die Menschen sich gewünscht hatten und was sie jetzt hatten. Legolas sah sich suchend um. Gandalf sah seinen Blick und sagte ihm: „ATIMA ist fort, sie wird nun nicht mehr gebraucht." Legolas sagte: „Aber sie hat sich nicht verabschiedet!" Gandalf sagte darauf:,, ATIMA ist in Wirklichkeit keine Magierin, Legolas. Sie ist vielmehr die Stimme von vielen und die Hoffnung von allem, was das Gute im Herzen trägt." Legolas verstand das nicht so ganz, „aber sie war doch da, sie hatte Ihren Zauberstab und sie leuchtete Golden. Ich habe Sie gesehen, so wie du sie gesehen hast." Gandalf sprach: ,,Hab‘ ich sie denn gesehen? Alles, was ich gesehen habe, waren viele Menschen, die bereit waren, gegen Blues Herrschaft zu kämpfen. Sie haben es mit ihrem Mut und ihrem Willen geschafft, das Böse zu besiegen. „ Aber sie hatte doch das goldene Licht, das musst du doch gesehen haben!?" „ Ja, ich sah ein Licht, kleiner Bruder. Aber es war das Licht von all den Menschen hier,

die sich zusammen getan haben, um die andern Menschen, die Tiere und ihre Welt zu retten. Und sie haben es geschafft. Legolas sprach: „Ja das stimmt. Gemeinsam haben wir alle es geschafft, unsere Welt zu retten und unsere Mächte vor dem Bösen zu schützen." „Ganz genau, kleiner Bruder, und unsere Mächte, die wir beide haben, haben die Menschen auch, du musst nur genau hinsehen!" Legolas schaute sich die Menschen an und tatsächlich sah er, wie eine Familie einer Kuh bei der Geburt von ihrem Kalb geholfen hat auf Welt zu kommen – sie halfen, neues Leben zu erschaffen. Eine andere Familie erntete Gemüse und Obst, auch sie erschufen damit neues Essen für Mensch und Tier. Eine andere Familie kam gerade aus ihrem Haus, das sie selbst erbaut hatten, mit einem Baby heraus und wieder entstand neues Leben. Ein Bauer lieferte gerade neues Getreide mit Hilfe seiner Kutsche - eine Art der Teleportation, nur langsamer halt. Und so begriff Legolas, dass Glaube und Hoffnung aller gutmütigen Menschen mehr Magie entfalten, als ein bösartiger Magier, der nur gierig nach Macht war.

Dieses Märchen endet nicht mit „...und wenn Sie nicht gestorben sind, leben sie noch heute.“ Dieses Märchen endet mit den Worten: „Und am Ende ist jedes Märchen wahr.“

Hauptpreis Undine (AK 7-9) von Mathilde Jenke, 9 Jahre, Havelaue (OT Parey), Friedrich- Ludwig- Jahn- Gymnasium Rathenow

Ein königlicher Wunsch

Die Elfin Fenya landete elegant mit einem weiten Sprung auf dem Felsen der Freundschaft. Ein Windhauch fegte ihr rotbraunes, langes Haar in ihre grünen Augen. Ihr Blick schweifte über den Wasserfall im Norden des Landes, über die weiten Wiesen im Süden und verweilte auf den wogenden Wellen des Leising. „Wie wunderschön!", dachte sie und ahnte nicht, dass diese idyllische Welt von Phjunex vergänglich ist. Fenya verspätete sich – mal wieder – auf dem Weg zu ihrer Freundin Ari. Sie wollte die „Imbiss-Elfe" aus der „Bude der tanzenden Zwerge" abholen. Ari verkaufte dort die beliebten Wraps mit Feenglitzer. Auf halber Strecke, nahe der Höhle des Feuerdrachen Diabolo, bemerkte Fenya fremde Gestalten, die durch das Gebüsch schlichen und vernahm leises Gemurmel. Sie war sehr mutig und jobbte nebenbei auch als WdWvP (Wächter der Welt von Phjunex). Hell schimmerte das magische Medaillon der Wächter auf ihrem Gewand. Das letzte Mal benutzte Fenya es, als ihr Team den Hackerangriff auf die zentrale Datenbank des Reiches, durch die „Bad Gamemaster" verhinderte. Beunruhigt wollte sie sofort zu Diabolo schwirren, aber die unbekannten Wesen sahen sich entdeckt und flohen. Sonderbar! Fenya glaubte Elfen erkannt zu haben. Sie beschloss ihre Begegnung auf jeden Fall König Hieron zu melden.

Sechs Monate später sollte Fenya erfahren, wen sie gesehen hatte.

Fenya und Ari waren nach langer Zeit mal wieder auf einem Wettflug zum Leising, dem prächtigsten Meer des ganzen Reiches. Dort angekommen, wollten beide ihren Augen nicht trauen. So sehr erschreckte sie der Anblick. Das sonst funkelnde Wasser war schlammig, schmierig und roch furchtbar. Unmengen von Müll: Flaschen aus Plastik, aufgeweichte Pizzakartons, alte Fässer mit seltsamen Symbolen und rostige Dosen schwammen in einem Ölfilm. Auf dem Strand türmten sich, zwischen vergessenen Sandformen und Eimerchen, Eisverpackungen, Plastiktüten und anderer Unrat. Eine Möwe hatte sich mit ihrem Schnabel in einem Netz verfangen. Fenya hörte bereits in den neuesten Nachrichten von diesen „Geisternetzen" der Fischer. Flink befreite sie den armen Vogel. Ihre Freundin hob angewidert eine zusammengedrückte alte Dose auf. Neugierig öffnete sie diese mit spitzen Fingern und bekam einen stinkigen Schwall Wasser ab. Lachen konnte beide nicht darüber! Ari schüttelte sich und fragte Fenya: „Was hat das zu bedeuten?" Diese rief besorgt: „Wie geht es den Meeresbewohnern, den freundlichen und zutraulichen Delfinen, den zauberhaften Nixen, dem singenden Wal, den fröhlichen Clownfischen und allen anderen? Wie können sie in so einer Müllhalde leben?" Sie stammelte verwirrt: „Wir müssen etwas tun!" Bei diesen Worten fiel ihr eine Kiste auf, die sie sich genauer anschauen wollte. „Komm doch mal her, Ari. Ich kann die Kiste nicht öffnen, der Verschluss klemmt", stieß sie, mit vor Anstrengung fest zusammengebissenen Zähnen, hervor. „Ach, lass doch das olle Ding!", meinte Ari bloß schnippisch. „Ist doch voll ekelig! Naja, wenn es unbedingt sein muss!" Erst nach einer gefühlten Ewigkeit klappte es. Die Kiste war auf! Nicht ohne, dass Fenya ebenfalls nass wurde. Zuerst spottete Ari: „Siehst du! Leer!" Doch auf einmal hörten sie jemanden schimpfen. „Unerhört! Holt mich hier raus!" Von Muscheln und Meerespflanzen bedeckt, lag auf dem Boden der Kiste ein wunderschönes, pink leuchtendes Seepferdchen. „Oh, ich kann es nicht glauben! Da…, da…, da... – das ist die Prin-Prinz-Prinzessin von Aquania." Das Seepferdchen erwiderte genervt:,,Ja, die bin ich, Aquanita! Und nun hört endlich auf, mich anzustarren, als wäre ich das elfte Weltwunder von Phjunex. Hüstel, hüstel, das bin ich natürlich."

Nun muss man wissen, das Phjunex nur zehn Weltwunder besitzt: die Einhornsteine, die violette Quelle, Aquanias verbotene Tempel, das Königsschloss, das gelbe Auge, den Felsen der Freundschaft, die Paradieshöhle, das Moor der Pfeifen, das Meer Leising und die Ranken von Comoran. „Du musst sofort wieder ins Meer!", rief Fenya energisch aus. „Iiihhh, in dieses Müllbecken gehe ich bestimmt nicht freiwillig!", zeterte die Prinzessin. Stirnrunzelnd überlegte Fenya und seufzte: „Okay, dann bringen wir dich schnell zu Hieron! Er wird uns helfen! Ari, los! Wir dürfen nicht zögern! Prinzessin stell dich jetzt nicht so an! Es geht schließlich um dein Leben und um das Leben aller Untertanen deines Vaters! Wir wickeln dich in feuchte Algen! Du darfst nicht austrocknen!" Auf dem Weg zum Palast überquerten sie riesige Mobomobilstraßen, laute Flughäfen und qualmende Industriegebiete. Warum war Fenya das nur nicht früher aufgefallen? Überall entdeckten sie auch Unmengen von Youmbies. Einer lief sogar gegen eine Werbewand, von „PSDM – Phjunex sucht den Megastar" „Unmöglich! All die Bewohner des Reiches mit ihren YOUphones", grummelte Ari. Aus der Ferne erblickten sie die gläserne Kuppel des Königspalastes. Nach einer etwas unsanften Landung durften sie nicht so einfach – ohne Termin – beim König vorsprechen. Als sie endlich, endlich in den hell erstrahlten Empfangssaal traten, den riesige Kronleuchter zierten, bemerkte Fenya gerade noch, wie der König eilig sein YOUphone in der Manteltasche verschwinden ließ. Aus diesem drangen gerade noch dumpf die Worte: „Schön, dass ihr eingeschaltet habt und tschüss bis bald! Smart-tube!" „Das kann doch wohl nicht wahr sein", flüsterte Ari, „auch unser König ist von diesem Virus befallen." Eigentlich sah Hieron wie ein richtiger Märchenköng aus. Ein 20 Tage, 8 Stunden, 12 Minuten und 1, 2, 3, 4,... Sekunden alter grauer Bart, zierte sein Gesicht. Seine Augen wirkten gütig aber auch sorgenvoll. Besonders auffallend waren seine großen Wackelohren. Die aber kaum noch einen Grund mehr zum Wackeln hatten. Er trug einen weiten, purpurroten Plüschmantel und sein Haupt schmückte eine mit

Rubinen und Saphiren bestückte, handgegossene, sehr, sehr schwere Krone. Der König in seinem pompösen Thron sah eher so aus, als hätte er nur wenig Lust, die Elfen zu empfangen. Den ganzen Tag lang musste er sich schon Beschwerden anhören. Zum Beispiel von Farmer Jack. Der meinte, dass er die zwölfeckige Form der glücklichen Pilzkühe nicht mehr mochte und sie nun lieber sechseckig wünschte! Außerdem kam auch noch Richter Johann, der nach seinem Orden für die „Erlassung des Gesetzes zum Besitz eines Hausroboters für alle" verlangte. Sein Königskopf war heute schon mit sooooooooooooo vielen unterschiedlichen zeiterfordernden Problemen geplagt! Aber Fenya trat mutig hervor und sprach: „Ich bin Fenya, vielleicht erinnert Ihr euch ja noch an mich, und das ist Ari." Kurz flackerte es in den königlichen Augen. Denn natürlich erkannte er die kleine Elfe, die vor einiger Zeit seine Späher ertappt hatte. „Wir haben die Prinzessin von Aquania gefunden", hörte er Fenya sagen. „Übrigens unter furchtbaren Umständen!", betonte Ari. „Oh ja!", meinte die Prinzessin. Der König schien sich überhaupt nicht für seine drei Besucherinnen zu interessieren und scheinbar gelangweilt näselte er nur: „Das habt ihr gut gemacht! Ihr bekommt jetzt eine Belohnung!" Fenya konnte seine Gleichgültigkeit nicht fassen. Was ging hier ab? „Wollen Sie überhaupt nicht wissen, was passiert ist?", fragte sie bestürzt. „Ich habe jetzt genug! Ich rieche wirklich sehr unangenehm und möchte einfach nach Hause!", schimpfte die Prinzessin. Endlich ließ der König sich berichten. Je mehr er hörte, um so erschrockener sah er aus. Resigniert meinte er letztendlich: „Euch ist schon klar, wie viel Stress ihr mir bereitet. Ich habe mit der OWU (Open World Union) gerade so viele Probleme. Ihr wisst doch, der Schlexit (Schlaraffenlandaustritt)!" Die Elfen drängten: „Wollen Sie nicht herausfinden, wo der Dreck herkommt? Unternehmen Sie etwas!" „Jetzt will ich euch mal sagen!", begehrte Hieron auf. „Alle wollen mit den schnellsten Mobomobiles fahren, die besten Switches, die modernsten Wohnhäuser und die coolsten Roboter für alle Gelegenheiten haben! Natürlich musste ich deshalb Fabriken, Transportwege durch das ganze Land und vieles mehr bauen lassen. Das ist der Fortschritt! Das ist die Zukunft von Phjunex! Was glaubt ihr, wohin zum Beispiel mit dem ganzen Industrieabfall? Was soll ich eurer Meinung nach noch tun? Vor einigen Monaten schickte ich schon meine grüne Elfentruppe los, die ohne Aufsehen zu erregen, das Reich erkunden sollten, um zu erfahren, ob mein wunderschönes Land bedroht wird. Sie beschrieben mir, dass viele Bewohner ein sorgloses Leben führten und keine große Beunruhigung unter der Bevölkerung herrschte. Manch einer sagte auch: Na und so ist es eben! Ich aber war entsetzt, denn meine Boten berichtete von ausgetrockneten Seen, schmelzenden Gletschern und Müll, Müll, Müll! Ich wusste, es gibt ein riesiges Problem und habe den Rat der Drachen, den Bund der Zwerge, die Vereinigung der Nixen, die Union der Trolle, den Zusammenschluss der Riesen und das Bündnis der Einhörner zu einem Kongress geladen. Wir haben viele Papiere beschrieben, danach sind die Gesandten abgereist. Alle waren beruhigt, wir haben ja etwas unternommen!"

Fenya fragte Hieron neugierig: „Was liegt dort hinter Ihrem Thron?"

„Ach, das sind nur die Protokolle vom Kongress!", meinte er leise. Fenya hob sie auf und begann in einem zu lesen. „Da stehen ja super Ideen! Hier die Müllwegsaugmaschine Futschiputsch oder die Mützenmüllgreifer!" „ Ja, die Zwerge haben wohl auch genug von ihren alten Mützen und suchen einen Weg, sie umweltschonend zu entsorgen!", sagte der König dazu. Auch Ari hatte sich ein Papier gegriffen und rief bewundernd:,, Seht nur, was für fantastische Möbel aus alten Plastikflaschen!"„ Ari, schau nur hier diese Erfindung, ein Müllfiltrierer! ", hörte Ari nun Fenyas begeisterte Stimme. Der König schmunzelte: „ Ja, diese Idee ist von mir! Meine Leidenschaft ist das Erfinden!" Aber als er an das Telefonat vor zwei Tagen, am „Welttag des goldenen Reiches", mit dem mächtigen Donny Krank dachte, verdüsterte sich sein Blick. Der hatte äußerst herrisch gemeint: „Alles Humbug! Unsere Fabriken und Mobomobiles sind nicht schuld an diesem ganzen Umweltding und unser Leben müssen wir erst recht nicht umstellen. Erst die Bewohner, dann die Natur!" Auf einmal hörten sie das Klappern von Hufen und die Saaltür wurde mit einem Ruck geöffnet. Herein trat ein in allen Farben schillerndes Einhorn. Es verbeugte sich anmutig vor dem König und sprach mit warmer Stimme: „Verzeiht, die Störung! Doch ich habe im magischen Einhornstein euer Gespräch verfolgt. Es weiß kaum einer, aber wir Einhörner können einmal in unserem Leben einen sehnlichen Wunsch erfüllen. Ich denke, dies wäre ein guter Zeitpunkt! Es muss sich aber um einen Wunsch handeln, der hilft, das Leben in unserer Welt positiv zu beeinflussen ." Fenya rief: „König, nutzt die Chance!“ Aquanita quäkte: „Ich will endlich nach Hause!" König Hieron rief ohne langes Nachdenken:„ Mein Wunsch sei es nun, dass alle Lebewesen zufrieden und glücklich sind, jeder Bewohner soll erkennen, dass wir unsere schöne Welt nur erhalten werden, wenn alle sich dafür einsetzen! Die Natur darf nicht länger leiden!"

„So sei es!", sprach das Einhorn würdevoll. Ein kurzes Flimmern und heftiges Zucken im Saal! Dann...

Fenya trat vor den Palast. Ein frischer Geruch wehte ihr entgegen. Sie atmete tief ein. Doch auch ihr Blick schien verändert zu sein. Oder? So sah sie einen kleinen Zentaur, der aufgeregt am Schwanz seiner Mutter zog. „ Mama, guck mal, dieser knorrige und riesige Baum!" Seine Mutter antwortete ruhig:„ Ja, er ist einfach wunderschön! Aber hörst du auch die Vögel, die zwischen seinen Ästen zwitschern?" Solche Worte drangen auf einmal von vielen Seiten auf Fenya ein. „Hey, Leute, schaut mal, meine super Wunschflasche zum Nachfüllen! Echt nice!" oder „Papa, wollen wir lieber zu Fuß ins verborgene Labyrinth gehen?" oder „Wunderbar diese neuen stylischen Mülleimer!" oder ...Fenya hätte gern noch länger zugehört, doch Aguanita wollte endlich zu ihrer Familie.

Aber auch die Ohren des Königs vernahmen die Worte und wackelten nun wieder fröhlich bis ans Ende seiner Tage! Auch wenn manchmal noch ein „Schön, dass ihr wieder eingeschaltet habt!“ aus einer purpurroten Plüschmanteltasche erklang.

Bitte, das alles darf kein Märchen bleiben!

SONDERPREIS für das klassischste Märchen von Klara Lück, 14 Jahre, Rathenow

lratus Ignis – Die Prinzessin der Berge

Es war einmal ein Land, in dem herrschten Freundschaft und Gleichheit zwischen allen Bewohnern. Kaninchen spielten mit Feen, Bäume unterhielten sich mit Fischen und Trolle tanzten mit Enten. Das war aber nicht immer so gewesen. Vor langer Zeit wurden alle fabelhaften Wesen von einem grausamen König unterdrückt, bis die beiden ältesten Völker eine Allianz schlossen, um den Tyrannen zu stürzten. Die Berge weihten die Drachen in ihre Magie ein, mit deren Hilfe die Drachenschuppen von da an unzerstörbar waren. Die Drachen lehrten den Bergen das Feuerspeien, wodurch sie selbst die größte Armee auslöschen konnten. Die Drachen flogen im Land umher und spionierten den tyrannischen König und sein Gefolge aus, um dann zurück zu ihren Nestern auf den Gipfeln der Berge zurückzukehren und alles zu berichten. So stürzten sie eines Tages den König und erschufen ein Königreich voller Magie und Freundschaft. Alle feierten die Sieger und erhoben den ältesten Drachen und den ältesten Berg zu den Königen über das Land. Sie herrschten zusammen viele Jahre, bis überraschend der Berg starb und die anderen Berge voller Trauer und Wut die Drachen beschuldigten, den König getötet zu haben. Sie forderten die Drachen auf, ihnen das Fliegen beizubringen, damit sie ihre Schuld wieder beglichen. Die Drachen, die nichts mit dem Tod des Berges zu tun hatten, weigerten sich eine Schuld zu begleichen, die sie nicht hatten und behielten das Geheimnis des Fliegens für sich. Das machte die Berge zornig und sie begannen, die Nester der Drachen zu zerstören und als sie damit fertig waren, fingen sie an, das umliegende Land zu verwüsten. Die anderen Bewohner mussten fliehen und versteckten sich in den äußersten Gebieten des Königreichs. Die Berge, deren Zorn immer noch nicht gestillt war, erschufen eine Gestalt aus der Asche des zerstörten Landes und dem Feuer der Wut, nannten sie Iratus Ignis und schickten sie hinaus ins Königreich, wo sie Zerstörung und Leid verbreitete. Dann kehrte sie zurück und berichtete den Bergen, was sie erlebt, gesehen und im Namen der Berge zerstört hatte. Die Berge verehrten sie und gaben ihr den Titel „Prinzessin Iratus Ignis von den Bergen“. Und so zog sie jahrelang durch das Land, bis es die Geflohenen nicht mehr aushielten und die Drachen beauftragten, zu den Bergen zu fliegen und mit ihnen zu reden, um sie zur Vernunft zu bringen. Also machten sich die Drachen auf zu den Gebirgen, um die Berge zu besänftigen. Doch die Berge, in denen immer noch die Wut brodelte, verwandelten die Schuppen der Drachen zu Stein wodurch sie sich nicht mehr bewegen konnten und nahmen ihnen so die Freiheit, die die Drachen durch das Fliegen gewöhnt waren. Die Drachen verzweifelten immer mehr und zogen sich vollkommen in ihre Gedanken zurück, bis sie zu traurigen, leblosen Steinstatuen geworden waren. Als die Bewohner davon erfuhren, wendeten sie sich verzweifelt an die umliegenden Königreiche und versprachen dem, der das Land von der Prinzessin der Berge befreite, das halbe Königreich und die Hälfte des Schatzes. Viele Königreiche schickten ihre Prinzen aus, Prinzessin Iratus Ignis zu stoppen. Und auch wenn alle bestausgebildete Krieger waren, kehrten die wenigsten zurück. Eines Tages erfuhr ein junger Prinz aus einem weit entfernten Reich von der Prinzessin, die ebenso schön wie zerstörerisch war und machte sich auf, sie zu finden und der Zerstörung Einhalt zu gebieten. Doch schon am dritten Tag waren all seine Vorräte aufgebraucht und er suchte hungrig nach etwas Essbarem, als es ein Reh entdeckte und beschloss, es zu jagen. Er pirschte sich leise an das Reh heran, bereit, es zu schießen, als es sich umdrehte und zu ihm sagte: „Oh, bitte, großherziger Jägersmann, töte mich nicht. Meine Jungen würden verhungern oder gar gefressen, wenn ich nicht für sie sorge. Oh, bitte, hab‘ Erbarmen.“ Der junge Prinz, der zwar hungrig doch voller Mitgefühl war, antwortete: „Liebes Reh, du musst verstehen, ich bin auf wichtiger Mission und brauche Nahrung, wenn ich den beschwerlichen Weg überleben möchte.“ Das Reh sah ihn mit ängstlichen Augen an und so dachte sich der Prinz: Nun gut. So werde ich das Reh doch nicht jagen. Es wandte sich dem Reh zu und beruhigte es mit den Worten: „Keine Sorge, liebes Reh, ich verschone dich. Aber sag, wo finde ich Proviant, der mich für meinen weiten Weg stärkt?“ Das Reh, erfreut über diesen Entschluss, führte ihn zu einer Lichtung, auf der sich viele Tiere versammelt hatten und sprach zu ihnen: „Nun, meine Freunde, wir wollen für unseren Gast sorgen, auf dass er seine lange Reise überstehen mag.“ Die anderen Tiere machten sich gleich daran Essen heranzuschaffen und die Kinder führten ihm kleine Kunststücke vor, an denen er sich erfreute. Nachdem er sich satt gegessen hatte, bedankte er sich herzlich bei seinen neuen Freunden und sagte: „Nun ist mein Herz gar so voller Liebe, dass es sogar für Zwei reicht.“ Er verabschiedete sich und ging weiter. Er erreichte kurz darauf ein Meer, welches groß und voller Gefahren war. Doch der Prinz war mutig und so kaufte er einem alten Fischer ein Boot ab und fuhr hinaus auf die hohe See. Nach drei Tagen, in denen er viele Gefahren erlebt hatte und doch kein Land in Sicht war, wollte er aufgeben und sich den Wellen überlassen, als er plötzlich eine zarte Stimme vernahm. Er blickte auf und sah eine kleine Meerjungfrau, die sich am Rand seines Bootes festhielt. Die Meerjungfrau sprach zu ihm: „Folge mir, du tapferer Mensch, ich bringe dich ans Ufer, wo du sicher bist.“ Und so schwamm sie voraus und der junge Prinz folgte ihr, bis sich die Sturmwolken verzogen und die See allmählich ruhiger wurde. Nun schwamm die Meerjungfrau neben dem Boot und sprach dem Prinzen Mut zu und versicherte ihm, dass er es schaffen würde, wenn er nur an sich glaube. So erreichten sie das Ufer und der Prinz bedankte sich bei der Meerjungfrau und sagte: „Nun ist mein Herz gar so voller Zuversicht, dass es sogar für Zwei reicht.“ Er verabschiedete sich von ihr und ging weiter seiner Wege, bis er nach kurzer Wanderung eine Wüste erreichte, die sich über Hügel und Täler erstreckte und alles in einen gelben Weißton kleidete. Der Prinz wanderte drei Tage durch die Wüste, bis er durch die Tristheit, die sie ausstrahlte, ganz traurig wurde. Er wurde schwach und zweifelte daran, dass es noch Schönes in der Welt gebe und wollte sich schon am Fuß einer Düne zusammenkauern und sich vom Sand begraben lassen, als vor ihm eine Frau auftauchte, die ihn fragte: „Was macht ein junger Bursche denn hier in der Wüste, die doch so trist und traurig scheint?“ Der Prinz antwortete: „Ach, weißt du Frau, ich bin auf der Reise in ein Land, doch zweifle ich, ob es lohnt, wo es doch nichts Schönes auf der Welt zu geben scheint.“ Die Frau, die helfen wollte, sprach: „Steh auf, Junge, ich will auf meine alten Tage keine jungen Leute sehen, die ihren Lebensmut verloren haben. Folge mir, ich werde dir schon beweisen, dass es noch Schönes in der Welt gibt.“ So folgte der Prinz der Frau, die ihn zu einer Oase führte, die gleich hinter der Düne lag. Die Frau lächelte ihn an und sagte: „Oft müssen wir nur genau hinsehen, um zu erkennen, dass die Welt so viel Gutes für uns bereithält. Labe dich am Guten dieser Oase und trage die Erinnerung stets bei dir. So hast du, wenn du in Trauer versinkst, immer eine gute Erinnerung, die dich festhält und wieder nach oben zieht.“ Der Prinz, der von der Schönheit der Oase begeistert war, verinnerlichte all das Schöne, die Farben, Gerüche, ja sogar die Geräusche, die lieblich durch die Lüfte schwebten. Er bedankte sich bei der Frau und sagte: „Nun ist mein Herz gar so voller Schönheit, dass es sogar für Zwei reicht.“ Damit verließ er die Frau und ihre Oase. Er wanderte bis Sonnenuntergang und legte sich schlafen. Am nächsten Morgen erblickte er eine verkohlte Landschaft, die vollkommen verlassen schien und war sich sicher, das Land von Prinzessin lratus Ignis von den Bergen erreicht zu haben. Er folgte der Spur der Verwüstung, bis er einen hohen Berg erreichte und fragte diesen: „Großer, mächtiger Berg, ich bin hie,r um euch zu bitten, die Drachen zu befreien und euren Zorn zu vergessen.“ Der Berg antwortete mit tiefer Stimme: „Kleiner, dummer Mensch, wir Berge haben schon lange keine bösen Absichten mehr. Unser Zorn ist schon lange versiegt. Doch unsere Macht gehört nicht mehr uns. Wir gaben sie an Iratus Ignis, unsere Prinzessin. Tut mir leid, kleiner Mensch, wir können dir nicht helfen.“ Der Prinz dankte dem Berg und zog weiter, um Iratus Ignis zu finden. Irgendwann erreichte er den größten Berg und begann ihn zu erklimmen. Oben standen die zu Stein gewordenen Drachen und hinter ihnen Iratus Ignis. Mit zornverzehrtem Gesicht schrie sie den Prinzen an: „Was wagst du dich auf meinen Berg, gar in mein Land, du Menschlein?! Ich werde dich vernichten, ich werde dich für diese Frechheit zu Staub zermalmen.“ Der junge Prinz aber sprach ganz sanft und ohne Furcht zu ihr: „Oh Prinzessin, legt euren Zorn ab, gebt die Drachen frei und den Bergen ihre Macht zurück. Kommt mit mir und ich zeige euch die Schönheit, die Liebe und die Zuversicht der Welt.“ Die Prinzessin, deren Herz aus Stein und so kalt wie Eis war, lachte nur und richtete ihre Magie auf den Prinzen, um ihn zu vernichten. Doch als sie die Wärme spürte, die im Herzen des Prinzen zuhause war, ließ sie von ihm ab und sagte: „Oh Prinz, ich wünschte ich könnte so fühlen wie du, all die Liebe, die Hoffnung und die Zuversicht.“ Der Prinz sah sie an und sprach zu ihr: „Prinzessin ich werde euren Wunsch erfüllen. Auf meiner Reise sah ich so viel Schönes, habe so viel Zuversicht und Liebe gespürt, dass mein Herz davon fast überläuft. Nehmt euch etwas davon, so dass ihr euch daran erfreut und begleitet mich in die weite Welt, um noch mehr davon zu sammeln.“ Iratus Ignis war so glücklich über das Geschenk des Prinzen, dass ihr steinernes Herz Risse bekam und einfach zersprang. Sie verwandelte sich in einen gutherzigen, fröhlichen Menschen, befreite die Drachen von ihrem Leiden und gab die Magie zurück, die sie von den Bergen gestohlen hatte. Das Land erholte sich augenblicklich von den Zerstörungen und erblühte in neuer Pracht und alle geflohenen Einwohner kehrten zurück in ihre alte Heimat, wo sie von nun an wieder friedlich leben konnten. Die Berge entschuldigten sich bei den Drachen für ihren ungehaltenen Zorn und halfen ihnen, ihre Nester neu aufzubauen. Der junge Prinz bekam das halbe Königreich und den halben Schatz, doch er verzichtete darauf und wünschte sich nur ein Haus auf dem höchsten Berg und die Hand von Iratus Ignis. So kam es, dass sie heirateten und zogen immer wieder durch die Länder der Welt und erzählten ihren Freunden, den Bergen, alles, was sie erlebt hatten.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

HAUPTPREIS Undine (10-12 Jahre) von Celina Arnold, 11 Jahre, Kotzen (OT Kriele), Grundschule „Friedrich de la Motte Fouqué“ in Nennhausen

Der Kernstein

Vor langer Zeit, als Wünsche noch geholfen haben, lebte eine Königin namens Sarah im Märchenland. Das Land hatte einen leuchtenden Kernstein, der über alle Märchen wachte. Sollte dieser erlöschen, würde kein Mensch mehr wissen, was Märchen sind. Dieser große Stein befand sich im Hinterhof des Palastes von Königin Sarah. Natürlich wurde dieser streng bewacht, da er ja sehr wertvoll war. Den Kernstein konnte man nur mit einem ganz bestimmten Zauberspruch zerstören. Aber niemand, außer der Königin, kannte ihn.

Doch ganz im Süden, im Wald der gefährlichen Monster, lebte die böse Hexe Griwilla, welche die Schwester von Sarah war. Griwilla floh vor vielen Jahren aus dem Märchenland, da man sie nicht zur Königin ernannt hatte, sondern ihre Schwester Sarah. Aus Rache wollte sie jetzt unbedingt den Kernstein zerstören, denn sie war immer noch sehr verletzt, dass die Menschen aus dem Märchenland sich für Sarah entschieden hatten.

Griwilla glaubte, wenn sie den Kernstein zerstört, dann würde sie endlich Königin werden. Ihr Flughund Babel wohnte auch bei ihr und war ihr treuer Freund und Vertrauter. Eines Tages war Griwilla vor dem Haus der Königin und überlegte, wie sie am besten an den Wachen vorbeikommen würde. Den Zauberspruch kannte auch Griwilla, da auch sie von einer Königsfamilie abstammte.

„Ich habe es!", schrie sie. Babel kam aus dem Haus und wunderte sich. Griwilla erzählte von ihrem Plan. „Wir müssen nur etwas Chaos im Land verbreiten, sodass die Wachen beschäftigt sind und ich ungehindert an ihnen vorbeikomme. In dieser Zeit lenkst du die Königin ab und ich zerstöre den Kernstein.“ „Dein Plan ist toll, Griwilla", sagte Babel mit begeisterter Stimme. Also machten sie sich in der Dunkelheit auf den Weg, um Chaos zu machen.

Am nächsten Morgen setzten sie ihren Plan in die Tat um. Griwilla und Babel gelangen ungehindert in den Palast. Da Babel die Königin ablenken sollte und die Liebe der Königin zu Taschen wohlbekannt war, bestellte er einige und rief mit Griwillas Telefon Königin Sarah an. Sie ging ran und fragte: „Hallo, mit wem spreche ich denn?" Babel überlegte schnell und sagte: „Hier ist der Lieferbote von Hermes. Wieder einmal haben wir einen kompletten Transporter voller Pakete mit Taschen, welche Ihre Majestät online bestellt hat." „Juhuuuu, endlich sind meine Taschen da!!!", freute sich die Königin und eilte aus dem Palast, um ihre Pakete anzunehmen. In der Zwischenzeit schlich sich Griwilla in den Palast, doch sie erstarrte, sobald sie hineinkam. Alles war mit Blumen geschmückt und es sah so schön aus. Als Griwilla sich nach rechts drehte, sah sie ein großes Bild. Es war ein altes Familienfoto. Griwilla musste an damals denken, als Sarah und sie noch so fröhlich gespielt haben und ihre Eltern noch lebten. Leider starben ihre Eltern früh. Daneben hingen Herrscher und Herrscherinnen, die je im Märchenland regiert haben. Das letzte war ein Bild von Sarah und da erinnerte sich Griwilla wieder an ihren Plan und an die Rache. Sie sagte zu sich selbst: „Ich sollte mich beeilen! Babel kann sie bestimmt nicht mehr lange aufhalten. Griwilla ging die Treppe hoch und erkannte den Palast gar nicht mehr wieder. Alles war anders, zum Beispiel konnte sie sich gar nicht an die Treppe erinnern, welche zu Sarahs Schlafzimmer führte. Von hier aus konnte sie gleich zum Hinterhof, wo der Kernstein lag, welcher zerstört werden sollte. Doch auf einmal polterte es und Sarah kam mit ihren Paketen hoch, um sie zu öffnen, sodass Griwilla sich unter dem Bett verstecken musste. Sie wartete geduldig, bis Sarah alle Pakete ausgepackt hatte und schließlich schlafen ging. Dann schlich sie sich in den Hinterhof zum Kernstein.

Der Kernstein sah unglaublich aus, so schön, aber das lenkte sie nicht von ihrem Plan ab, ihn zu zerstören. Also sagte sie den Zauberspruch auf. „Abrakadabra erlösche in der Dunkelheit!" Im Märchenland wurde es daraufhin stockdunkel und man konnte kaum noch etwas sehen. Sarah wachte auf und sah aus dem Fenster. Man sah nur noch Dunkelheit. Erschrocken riss sie die Tür zum Hinterhof mit dem Kernstein auf und sah Griwilla. Ganz leise schlich sie sich an und schubste sie, wodurch der Zauber unterbrochen wurde. Doch es war zu spät. Nur ein kleiner Punkt strahlte noch. „Was hast du gemacht!? Und außerdem warum und wieso bist du weggelaufen?", schrie Sarah Griwilla an. „Du wurdest zur Königin gekrönt, obwohl ich an der Reihe war und wenn ich diesen Stein zerstöre, bin ich hier die Königin!", antwortete Griwilla. Sarah seufzte. „Du konntest nicht Königin werden, weil dich meine Eltern adoptiert haben. Darum wurde ich Königin. Ich habe dich aber immer geliebt, so wie meine richtige Schwester", sagte Sahra liebevoll. „Ach...achso, das wusste ich nicht. Ich war so dumm, es tut mir so leid!!!", sagte Griwilla, als sie verstanden hatte, warum sie nicht gekrönt wurde. Danach fing sie an zu weinen. Sarah nahm sie in den Arm und sagte: „Jeder macht mal Fehler und außerdem wusstest du ja nicht, dass unsere Eltern dich adoptiert haben." „Ja, das kann schon sein, aber trotzdem ist der Kernstein fast zerstört. Das heißt, dass nur ganz wenige Menschen noch wissen, was Märchen sind und das ist sehr schlimm!", sagte Griwilla. Sarah stand mit ihr auf und sie gingen zum Kernstein. „Liebe ist aber immer noch stärker als Hass.", sagte Sarah und drückte ihre und Griwillas Hand an den Stein. Auf einmal leuchtete der Stein wieder auf und alles war in Ordnung. Die Menschen glaubten nun wieder an die Märchen und erfüllten somit die Herzen der Schwestern mit Freude. Griwilla umarmte Sarah und sagte: „Dankeschön! Darf ich hier wieder einziehen?" Sarah antwortete gleich mit einem: „Ja, natürlich."

Und wenn ihr noch wisst, was Märchen sind, dann gibt es immer noch das Märchenland und den Kernstein.

SONDERPREIS für ein tierisch gutes Abenteuer Von Ande Spielmann, 9 Jahre, „Magnus-Hofmann-Grundschule", Kirchmöser

Die kleine Ratte und der Plauer Torturm

Es war einmal zur Weihnachtszeit der Zirkus da vor den Toren von Brandenburg. Wer mochte, konnte sich ansehen, wie die Künstler und Akrobaten ihre Show vorführten und unglaubliches dabei vollbrachten. Das war toll und einzigartig und bewundernswert. Aber der Zirkus hatte auch viele Tiere, die tagein tagaus in der Manege standen und jedes Mal aufs Neue im Kreis herumliefen, durch brennende Ringe hüpften oder andere Kunststückchen vollbrachten.

Dabei ging es den Tieren nicht so gut, wie es vielleicht aussah. Sie wurden in kleinen Ställen und Wagen gehalten, hatten kaum zu fressen und konnten sich nicht frei bewegen oder austoben, wie es für ihre verschiedenen Arten gesund und richtig gewesen wäre. So saßen die vielen Tiere jeden Tag traurig und frierend voller Hunger da und weinten und jammerten.

Eines Tages jedoch kam eine kleine Ratte am Zirkus vorbei, in der Hoffnung hier Küchenabfälle zu finden. Sie hörte die Tiere jammern und weinen und schlich sich vorsichtig an einen der Wagen.

„Pssst, hey, Du da drin, warum jammerst du denn so?", fragte sie ein Schwein. „Ja schau mich doch an, ich kann mich kaum drehen hier drin. Es ist kalt und ich habe Hunger und anstatt jeden Tag in der Manege Kreise zu drehen, würde ich viel lieber mit meinen Freunden im Schlamm herumspringen."

Ja, das konnte sich die kleine Ratte gut vorstellen, „Das tut mir sehr leid", sagte sie und ging weiter zum nächsten Stall. Hier saß ein Kamel zu einem kleinen Knäuel zusammengekullert und weinte.

„Hallo, was hast du denn für Kummer?" fragte die kleine Ratte.

Und das Kamel antwortete: „Mir ist so kalt und ich habe Hunger, ich muss jeden Tag Kunststücke vorführen, dabei würde ich viel lieber in der warmen Wüstensonne umherlaufen."

„Das tut mir sehr leid", sagte die kleine Ratte und war ganz bedrückt über das Schicksal des Kamels und des Schweins.

Und wie sie so weitertrottete, kam sie an den Stall der Ziegen. Die Ziegen waren ganz eng aneinander gekuschelt und sahen ganz traurig aus.

„Ihr würdet auch lieber über eine saftige Wiese springen...", dachte die kleine Ratte und überlegte, was sie tun könnte.

Sie könnte allen etwas zu fressen bringen, aber wie sollte sie genug Futter für ein Schwein auf ihren kleinen Ärmchen tragen?

Sie könnte jedem eine warme Decke bringen, aber für jeden von ihnen eine Decke zu finden, war nicht gerade leicht und würde auch viel zu lange dauern, der Zirkus wäre längst weitergezogen.

Am liebsten würde sie all die Zirkustiere befreien, die Käfige waren nur mit einer kinderleichten Sicherung von außen verschlossen.

Aber was dann?

Dann wären sie eine Horde umherlaufender Tiere, das würde für großes Aufsehen sorgen und die Tiere wären schneller wieder in ihren Käfigen, als sie ihre Freiheit überhaupt genießen könnten.

Die kleine Ratte war verzweifelt, sie wollte so gern helfen, aber ihr fiel nichts ein, das sie hätte allein schaffen können.

Doch dann hatte sie eine Idee.

Sie öffnete alle Käfige und sagte den Tieren, dass sie ganz leise zur Stadtmauer schleichen müssten, immer ihr nach. Es war ein lustiger Anblick, wie die Kamele auf allen Vieren krabbelten und die Schweine auf ihren Bäuchen rutschten. Die Kühe und die Esel hatten so ihre Probleme, sich möglichst unauffällig fortzubewegen. Ständig rumpelten sie aneinander und stritten sich, wer der Tollpatschigste wäre. Ein Wolf lief ganz am Schluss und sah sich immer wieder zu seinem Käfig um. „War das wirklich eine so gute Idee, einfach davonzulaufen? Immerhin gab es wenigstens ab und zu mal ein schönes Stück Fleisch", dachte er und war sich ganz und gar unsicher.

Aber die Zirkustiere schafften es alle ungesehen bis zum Plauer Torturm.

Hier klopfte die kleine Ratte an eine winzig kleine Tür. Die Tiere schauten sich gegenseitig an und waren sich nicht ganz klar darüber, was die kleine Ratte vorhatte. Sie konnten unmöglich alle durch diese kleine Öffnung in den Turm oder in die Stadt gelangen. Aber die kleine Tür blieb auch geschlossen.

Stattdessen fing der große Plauer Torturm an sich zu bewegen und sich zu drehen, seine Kuppel beugte sich hinab und blickte zu der Tiermenge hinunter und fing an zu sprechen:

„Guten Abend, meine Freundin!", sagte er zu der kleinen Ratte.

„Guten Abend, mein Freund!" antwortete die kleine Ratte, die fast jede Nacht zum Plauer Torturm kam, um hier in Ruhe und geschützt zu schlafen.

„Du hast heute aber viele Freunde mitgebracht", sagte der Plauer Torturm, „was habt ihr denn vor?"

„Wir brauchen deine Hilfe, mein lieber alter Freund. Das sind all die Tiere aus dem Zirkus, wir müssen sie verstecken!", sagte die kleine Ratte und erzählte ihrem Freund, dem Turm, die ganze grausame Geschichte der armen Tiere und ihren Rettungsplan!

Die Tiere hörten aufmerksam zu und konnten es nicht glauben. Sie sollten sich alle im Turm verstecken? Wie sollte das denn funktionieren? Es gab keinen Eingang, der groß genug gewesen wäre und auch der Platz im Turm schien recht eng zu sein.

Aber da holte der Plauer Torturm gaaaaannnzzz tief Luft und sein Bauch wurde groß und größer und dicker und runder und die winzig kleine Tür öffnete sich zu einem großen Tor.

Da staunten die Zirkustiere und waren völlig sprachlos. Ein Turm, der sich bewegen und sprechen konnte und dann auch noch anfing, sich zu einem riesigen Saal zu verwandeln – das hatten sie auch noch nie gesehen.

„Nun aber los!", rief die kleine Ratte. Und all die Tiere schlüpften nacheinander in den Turm.

Zuerst krabbelten die kleinen Mäuse ganz mutig voran, dann schlichen die Schlangen hinterher, die Kühe quetschten sich durch den Eingang, die Schweine hinterher. Die Kamele mussten sich ein wenig bücken, um hindurch zu gelangen. Die Ziegen und die Esel bildeten die Schlusslichter. Der Wolf, der schon die ganze Zeit nicht sicher war, was er von dem Plan halten sollte, trottete als Letzter in den Turm. Dann blitze und donnerte und rauchte es auf einmal und der Turm hatte seine alte Gestalt zurück, als wäre nichts geschehen.

Von außen sah er aus wie immer. Niemand wäre auf die Idee gekommen, dass hier eine Horde Zirkustiere einen warmen, trockenen und sicheren Unterschlupf gefunden hatte.

Die kleine Ratte aber flitzte so schnell sie konnte zu ihrem Freund, dem Skipper eines großen Schiffes, welches von Brandenburg über die Havel bis ins große Meer schipperte in die weit entfernten Länder. Sie erzählte auch ihm die Geschichte von den armen Zirkustieren und der Skipper war sofort bereit, all die Tiere auf seinem Schiff in die große weite Welt mitzunehmen. Sie planten ihre Rettungsaktion für die nächste Nacht.

Die kleine Ratte lief zurück zum Turm, berichtete den Tieren von ihrem Plan und alle waren ganz aufgeregt. Am liebsten wollten sie sofort los, aber einen Tag lang mussten sie noch im Plauer Torturm versteckt bleiben. Aber das war gar nicht so schlimm, denn in diesem Turm hatte die Ratte ganz viele Vorräte versteckt, sodass alle Tiere sich satt fressen konnten und gemütlich aneinander gekuschelt im sicheren warmen Bauch des Plauer Torturms schlummern konnten.

Am nächsten Abend machten sie sich auf den Weg zur Havel. Der Skipper lies alle in sein großes Schiff und die Zirkustiere bedankten und verabschiedeten sich von ihrer tapferen Retterin, der kleinen Ratte. Die Zirkustiere waren nun in Sicherheit und würden vom Skipper in ihr Wunschland gebracht werden, wo sie alle endlich glücklich wurden.

Der Zirkus musste ohne seine Tiere weiterziehen. Und weil er sich keine neuen Tiere leisten konnte, trat er fortan nur noch mit Akrobaten und Zauberkünstlern auf.

Der Plauer Torturm aber zauberte in seine Fenster all die Tiergesichter der Zirkustiere, die in seinem Bauch Zuflucht fanden, er wollte sich zusammen mit seiner Freundin, der Ratte, immer an sie erinnern und sie nie vergessen.

Und wenn ihr den Plauer Torturm einmal besuchen geht, könnt ihr sie auch heute noch alle in seinen Fenstern finden. Ein Tiergesicht für jedes der Tiere, das hier gerettet wurde: eine Maus, eine Schlange, eine Kuh, ein Schwein, ein Kamel, eine Ziege, ein Esel und natürlich auch ein Wolf.

Hauptpreis UNDINE (17-25 Jahre) von Sophia Rathgeber, 17 Jahre, Bad Belzig

Die Magie der Sternenstürme

Es war einmal oder wird einmal sein ein Planet. Er liegt einsam in einer weit entfernten Galaxie ohne Zeit. Es gibt dort keine Zukunft oder Vergangenheit, lediglich die Gegenwart zählt. Die Größe dieses Planeten erstreckt sich ins Unendliche, so wie das Universum selbst. In dieser Welt gibt es nichts außer Bücher, weshalb man sie nur „Bibliothek" nennt. Unzählige Korridore mit Bücherregalen winden sich durch den gesamten Planeten, wie ein unendliches Labyrinth. Doch wer sortiert und beschützt all diese wundervollen Bücher mit ihren Geschichten? Denn selbst in einer Welt voller Fantasie existieren Gefahren...

Initio war der Name des kleinen Jungen, der sich dieser würdevollen Aufgabe angenommen hatte. Initio hatte kluge blaue Augen und vermochte anmutig seinen Zauberstab zu schwingen, sobald er einem Bücherwurm begegnete. Diese waren dunkle Schatten und besaßen keinen Körper. Eben weil sie auch keine Seele hatten, ernährten sie sich von Buchstaben aus Initios geliebten Geschichten. Bücherwürmer waren zwar immer hungrig, nahmen sich allerdings vor der Magie des Jungen in Acht.

Initio selbst fürchtete sich vor nur einer Sache: Stemenstürme. Wilde Winde wehten manchmal durch Bibliothek und warfen ganze Bücherregale um.

Nach einem besonders heftigen Sturm kontrollierte Initio gerade einen langen Korridor. Gesellschaft hatte er keine, aber das störte ihn nicht. Initio hatte nie das Gefühl von Freundschaft erfahren. Er betrachte die Bücher, die überall auf dem Boden lagen. Sie waren bedeckt von goldglänzendem feinem Sternenstaub, den der Sturm mit sich gebracht hatte. „Oh nein, so eine Unordnung.", murmelte Initio und schwenkte seinen goldenen Zauberstab. Augenblicklich schwebte jedes Buch an seinen ursprünglichen Platz. Da hörte der Junge plötzlich ein Weinen. Er fragte sich, ob es Einbildung gewesen war, doch es wurde mit jedem Schritt lauter. Am Ende des Ganges erblickte er eine kleine kauernde Gestalt. Es war kein Bücherwurm. Neugierig hockte sich Initio neben sie: „Wer bist du?", fragte er. Die Gestalt sah auf und schniefte. Ihre grünen Augen waren gerötet und sie hatte ihr dunkles struppiges Haar zu zwei Zöpfen geknotet: „Mein Name ist Finis. Wo bin ich hier?". Finis unterdrückte einen weiteren Schluchzer. „Ich heiße Initio und du bist auf Bibliothek. Wo kommst du her?". Er zog Finis auf die Füße. Goldener Staub wirbelte von ihrem roten Kleid auf. „Bibliothek? Ich habe mit meinen Freunden im Wald gespielt, da kam auf einmal dieser Sturm und dann war ich hier." Sie weinte wieder. Initios Herz schlug heftig: „Du warst in einem Wald? Ich habe davon nur in Büchern gelesen!" Neugierig starrte sie ihn an: „Was sind Bücher?". Er sah sie ungläubig an, begann jedoch zu verstehen: „Bücher sind Geschichten. Kann es sein, dass du aus einer Geschichte kommst und dich der Sternensturm hergebracht hat?", Initio spürte die Magie des Sternenstaubes überdeutlich, „Alles ist möglich, solang man es sich vorstellen kann." Finis sah ihn hoffnungsvoll an: „Kannst du mich zurückbringen?" Initio errötete: „Theoretisch schon, aber dazu muss ich den Titel deiner Geschichte kennen." Finis sah sich suchend um und erblickte die vielen Bücherregale.

Initio ergriff ihr Handgelenk: „Komm mit. Ich weiß, wie wir dein Buch finden!" Sie liefen los, folgten den Fluren und blieben erst vor einem riesigen Holztor stehen. Ein Schatten huschte plötzlich von einer Ecke des Flures zur anderen. Das Tor schwang auf, als Initio seinen Zauberstab erhob und fiel hinter ihnen wieder zu. „Was war das?", fragte Finis keuchend. Initio war zu einem Podest inmitten des Kuppelsaals gelaufen und starrte auf das einzige Buch in diesem Raum: „Das war ein Bücherwurm. Auch wenn du aus deiner Geschichte gefallen und somit nicht mehr ein Teil von ihr bist, bestehst du immer noch aus Buchstaben. Hier schau!" Finis stand direkt neben ihm auf dem Podest und betrachtete die leeren Seiten des Buches. Während sich Initios Gesicht auf dem Pergament spiegelte, verschwamm Finis' Silhouette zu Buchstaben. Sie erschrak. „Du brauchst keine Angst zu haben. Die Magie des Sternenstaubes schwächt die Bücherwürmer vorerst.Was du gerade siehst, ist ein Zitat, deine Charakterbeschreibung in deinem Buch." Initio nahm seinen Zauberstab und tippte auf die Buchstaben. Plötzlich leuchteten diese golden auf und die Seiten des Buches begannen sich wild umzublättern. Initio und Finis erschraken und klammerten sich aneinander als beide von den Füßen gehoben wurden und in ein goldenes

Licht eintauchten. Das Licht war so grell, dass sie ihre Augen angestrengt zusammenkneifen mussten.

Stille. Das Licht und auch die Kraft waren verschwunden. Noch etwas benommen öffnete Initio seine Augen. Der Junge blinzelte, um sicher zu gehen, nicht zu träumen. Überall leuchtete das Blau des Himmels und kleine Wölkchen zogen vorbei. Er sah zu Finis. Das Mädchen klammerte sich immer noch voller Angst an ihn: „Finis, sieh dir das an!" Sie öffnete ihre Augen und staunte: „Wie sind wir hierher gekommen?" Finis ließ seinen Arm los und ging einige Schritte über brüchigen Felsboden. „Durch die Magie des Buches auf Bibliothek. Wir sind in einer Geschichte." Initio spürte eine sanfte Brise in seinem Gesicht und zum ersten Mal fühlte er sich wirklich frei. „Aber das hier ist nicht meine Geschichte!", Tränen der Verzweiflung rannen aus Finis großen Augen über ihre rosigen Wangen. Initio war vollkommen ratlos: „Der Sternenstaub muss die Magie und das Buch durcheinander gebracht haben."

Ein lauter Knall ertönte plötzlich direkt hinter ihnen. Finis und Initio fuhren herum und taumelten ein paar Schritte rückwärts, bis sich ein tiefer Abgrund hinter ihnen erstreckte. Eine silberne Bestie blickte ihnen entgegen, Die Augen glühten feuerrot vor Wut und heißer Dampf trat zwischen ihren gefletschten Zähnen hervor. Das riesige Monster hockte auf einem Felsvorsprung und ließ seinen schuppigen Schwanz hin und her peitschen.

Initio war starr vor Schreck. Finis taumelte immer weiter rückwärts zum Rand des Abgrundes. Die Bestie richtete sich plötzlich zu ihrer vollen Größe auf und fixierte die beiden Kinder. Finis schrie erschrocken auf, tat noch einen Schritt zurück und fiel. Initio reagiert blitzschnell und ergriff ihr Handgelenk. Doch seine Kraft reichte nicht aus und sie fielen beide ins Nichts.

Der Junge hatte nur noch einen Willen: „Ich wünschte, ich könnte sie wieder zurück in ihre Geschichte bringen, nach Hause." Kaum hatte er diesen Wunsch zu Ende gedacht, kribbelte es plötzlich in seiner Hand. Sein Zauberstab versprühte überall goldene Funken und hüllte die Kinder in ein goldenes Licht. Augenblicklich war ihr Sturz abgebremst und sie schwebten wie auf einer Wolke aus Licht. „Initio, wie hast du das gemacht? Das ist unglaublich!", rief Finis begeistert und auch Initio war von der Macht des Zauberstabes überrascht: „Das ist Magie, sie macht alles möglich." Sanft wurden die beiden auf steinigem Untergrund abgesetzt. Sie sahen sich um. Überall waren Berge. Manche so gewaltig, dass man nicht einmal ihre Gipfel erkennen konnte. Die Sonne stand hoch am Himmel. Plötzlich verdunkelte sie sich, ein Schatten hatte sich direkt davor geschoben. Initio blinzelte und erkannte silberne Schuppen: „Finis, das Monster ist uns gefolgt. Lauf weg!" Doch so schnell sie auch liefen, die Bestie hatte sie eingeholt. Sie schlug nun mit großen beschuppten Flügeln nach ihnen und brüllte so laut, dass den Kindern die Ohren schmerzten. „Initio, tu doch was!", Finis deutete auf seinen Zauberstab. Er überlegte, doch was sollte er sich dieses Mal wünschen? Da hatte er eine Idee. Er richtete den Zauberstab auf die geschuppte Bestie und gleich darauf wurde sie von goldenen Funken umschwirrt. Als diese sich jedoch aufgelöst hatten, waren die roten hasserfüllten Augen des Monsters noch immer voller Wut. Es knurrte und hüpfte mit einem gewaltigem Schritt auf Finis zu. Das Mädchen fiel auf die Knie. „Nein, halt warte!", schluchzte Initio in seiner Verzweiflung. Tatsächlich hielt die Bestie plötzlich inne und beugte sich neugierig zu Initio. „Was... äh, wieso versteh ich dich denn?", bei dem Klang seiner eigenen Stimme zuckte das schuppige Tier zusammen. „Initio, was hast du dir denn gewünscht?", Finis rappelte sich auf und lief zu ihm. „Ich wollte, dass er uns versteht und ich habe ihm eine eigene Sprache gegeben." Die Bestie reckte ihren langen silbernen Hals: „Du scheinst sehr mächtig zu sein. Wer seid ihr und was wollt ihr hier?" „Ich bin Initio und das ist Finis", stellte Initio sie beide vor. „Und wir wollen meine Geschichte finden", beendete Finis seinen Satz. Plötzlich donnerte es und ein dicker Regentropfen fiel auf den steinigen Boden. Die Bestie schrak auf und rannte davon: „Kommt mit!" Sie liefen zu einer Höhle in der Felswand. Finis war erstaunt: „Aber das ist doch bloß Regen. Wieso hast du denn Angst vor Regen?" Das schuppige Monster kauerte in der hintersten Ecke: „Ich bin ein Dache, ich habe vor gar nichts Angst. Aber Regen ist so nass und ich mag das nicht. Mein Name ist übrigens Brutus." Initio setzte sich zu ihm und erklärte Brutus, warum sie in seine Geschichte gekommen waren. Als er geendet hatte, wiegte Brutus seinen Schädel nachdenklich hin und her: „Ich kann euch leider nicht sagen, wir ihr diese Geschichte verlassen könnt, aber ich helfe euch sehr gern."

Ein Krachen unterbrach sie und plötzlich bebten Boden und Wände. Felsblöcke fielen von oben herunter und die Kinder mussten unter den prächtigen Flügeln des Drachen Schutz suchen. Sie flüchteten immer tiefer in den Gang hinein, bis es aufhörte Steine zu regnen. Initio leuchtete mit seinem Zauberstab den Weg. Als die drei sich umdrehten, stellten sie fest, dass der Gang zur Außenwelt verschüttet war. „Das war ein Blitz. Ich sagte euch doch, Regen bringt Unglück!", Brutus hob einen Felsbrocken mit seiner Klaue hoch. Augenblicklich fielen erneut Steine von der Decke herab. „Lass das lieber, sonst stürzt hier alles ein. Wir gehen den Gang weiter und suchen einen anderen Ausgang!", Initio nahm die weinende Finis bei der Hand und schritt voraus.

Sie gingen schweigend durch die Dunkelheit immer tiefer in den Berg hinein. Finis hatte irgendwann aufgehört zu schluchzen und bis auf das Geräusch ihrer Schritte war es still. Als der Gang schließlich wieder breiter wurde, atmeten die drei erleichtert auf. Jedoch war die Enttäuschung groß, als sie feststellten, dass sie sich in einer Sackgasse befanden. „Oh nein, es gibt keinen weiteren Ausgang und der Rückweg ist versperrt. Was machen wir jetzt?", Brutus ließ seinen schuppigen Schwanz nervös hin und her zucken. Initio fiel auf die Knie. Seine Füße schmerzten vom Laufen: „Ich weiß es nicht. Nicht mal meine Magie kann uns helfen. Es tut mir Leid, Finis. Finis?". Das Mädchen kniete vor der Wand und starrte diese neugierig an: „Initio, sieh nur: Der Fels besteht aus Buchstaben!". Initio kniete sich neben sie: „Natürlich tut er das. Wir sind in einer Geschichte. Hier besteht alles aus Buchstaben!". Brutus trat ebenfalls einen Schritt näher: „Nein, Finis hat recht! Diese sind anders. Die gehören nicht zu meiner Geschichte!" Alle drei starrten auf den Fels. Jedesmal, wenn Brutus' silberner Schuppenschwanz das Licht von Initios Zauberstab reflektierte, leuchtete ein Buchstabe auf „Hier treffen zwei Geschichten aufeinander. Der Sturm hat die Magie der Bücher mehr durcheinandergebracht als ich zuerst dachte." Initio nahm seinen Zauberstab und tippte die Wand einmal vorsichtig an. Augenblicklich wurden alle drei in goldenes grelles Licht getaucht und von einer unsichtbaren Kraft von den Füßen gehoben.

Hitze, das war das erste was Initio spürte. Er öffnete seine Augen und erblickte einen strahlend blauen Himmel ohne Wolken. Er drehte den Kopf und sah in Finis grüne Augen. Sie wirkte genauso überrascht. Sie knieten im gelben Sand einer Insel, gerade so groß, dass die drei genug Platz hatten. Brutus hatte seine Augen immer noch fest geschlossen. Finis stupste ihn leicht an. Der gewaltige Drache öffnete seine Augen und schloss sie sofort wieder, nachdem er den Ozean bemerkte, der ihre kleine Insel umgab: „Wo sind wir? Und wieso ist hier so viel Wasser?" Finis streichelte mitfühlend seine Schuppen: „Ist schon gut." Initio stellte sich auf die Zehenspitzen, erblickte aber in allen Himmelsrichtungen nichts als blaues Wasser: „Kannst du irgendwas sehen, Brutus?" Brutus wies die beiden an, auf seinen Rücken zu klettern und dann erhoben sie sich in die Luft.

Nach Stunden stellten sie schließlich verbittert fest, dass es in dieser Geschichte nichts als Wasser gab. Frustriert saßen sie schließlich wieder auf ihrer Insel. „Wessen Geschichte das wohl ist?" Brutus malte mit einer Kralle Muster in den Sand. Initio drehte sich zu ihm, da traf ihn von hinten plötzlich eine Welle, die ihn komplett durchnässte. Er vernahm ein leises Kichern: „Finis, lass das!", aber Finis saß ihm direkt gegenüber. Er fuhr herum und traute seinen Augen nicht. Ein Mädchen saß im seichten Gewässer und lachte: „Ich bin Lyra. Freut mich, euch kennenzulernen". Lyra kam näher und die drei erschraken. Denn sie war kein Mensch. Statt zwei Beinen, hatte sie einen langen schuppigen Fischschwanz. Sie musterte Finis genauer: „Ich kenne dich, Mädchen. Die gleichen Buchstaben habe ich schon einmal gesehen." Initio horchte auf: „Wo war das? Wie müssen unbedingt in diese Geschichte!" Lyra lachte: „Auf dem Grund des Meeres." Finis sah zu Initio: „Wie wollen wir dorthin? Unter Wasser können wir nicht atmen.” Initio dachte nach: „Mit Magie schon. Es ist schließlich alles möglich!" Er nahm seinen Zauberstab und sprach in Gedanken seinen Wunsch. Brutus schüttelte den Kopf: „Ich komm nicht mit!" Finis lächelte ihn sanft an: „Das wird gut gehen, ich verspreche es dir! Du bist doch ein Drache und ihr habt doch vor nichts Angst!" Vorsichtig setzte sich Brutus in Bewegung, winselte aber weiter: „Und wenn ich mich im Wasser auflöse?"

Als die drei ganz ins Wasser eintauchten, stiegen plötzlich Bläschen auf. Die Blasen hüllten sie ein und als diese sie wieder freigaben, hatte jeder etwas verloren. Initios Zauberstab hatte sich einfach aufgelöst, Finis Gesicht war frei von jeglichen Emotionen, aber am schlimmsten hatte es Brutus getroffen. Er war auf die Größe eines Hundes zusammengeschrumpft. „Der Ozean hat, wie ihr gerade mitbekommen habt, die Angewohnheit, jedem zu nehmen, was ihm am Wichtigsten ist." Lyra lachte. „Hättest du uns nicht warnen können?", Initio sah sie wütend an. „Ja, hätte ich gekonnt. Das hätte aber an eurer Entscheidung nichts geändert, oder?" Brutus strampelte mit seinen kurzen Beinen: „Oh doch, das hätte es!" Der Drache erschrak beim Klang seiner Stimme, sie war auf einmal sehr hoch und quietschte. Finis sah ihn ausdruckslos an.

Lyra schwamm voraus. „Sag mal, Initio, wenn du deinen Zauberstab nicht mehr hast, wie aktivierst du dann die Magie, die uns in Finis' Geschichte bringt?" Brutus sah in ernst an und Initio konnte nur den Kopf schütteln. Er sah zu Finis, sie zeigte keine Regung.

„Hier sind wir." Lyra wies auf einen großen Felsen. Sobald das Licht der Sonne vom Wasser gebrochen wurde, leuchteten vereinzelt Buchstaben auf.

„Was tun wir jetzt?" Initio war ratlos. Lyra lachte wieder: „Ich weiß es!"„Dann sag es!" Die Meerjungfrau zuckte mit den Schultern: „Was hätte ich davon?" „Was willst du? Ich habe keine Magie mehr, aber vielleicht finde ich einen Weg!" Initio sah sie flehend an. Lyra grinste: „Du brauchst keine Magie. Mir gefällt dein süßer Freund hier!" Brutus fletschte die Zähne: „Ausgeschlossen! Ich bin nicht käuflich und schon gar nicht süß!" Initio nickte zustimmend. „Gut, dann nicht. Viel Glück!" Lyra schwamm davon. Brutus sah zu Finis, die teilnahmslos auf dem Felsen saß und ins Leere starrte. Er seufzte: „Also gut, warte!". Die Meerjungfrau machte sofort kehrt, schloss Brutus in die Arme und sah zu Initio: „Deine kleine Freundin trägt die Wörter für diese Buchstaben in sich und du hast nach wie vor die Magie, sie zu aktivieren." Sie schwamm mit Brutus davon. Initio verstand nicht, wie er ohne Zauberstab Magie zu Verfügung haben sollte.

Er setzte sich zu Finis: „Weißt du, was sie gemeint hat?" Sie zuckte die Schultern: „Ist mir auch egal. Lass uns einfach hier bleiben." Er sah sie an und wünschte sich plötzlich nichts sehnlicher, als dass sie wieder so wie vorher wäre. Da fingen seine Finger plötzlich an zu kribbeln. Je stärker der Wunsch wurde, desto stärker wurde das Kribbeln. Er nahm Finis Hand und sah das Mädchen flehentlich an: „Bitte, wünsche dir nach Hause zu kommen!" Sie legten beide Hände flach auf den Stein. „Bitte, Finis!", murmelte Initio und sah ihr tief in die Augen. Plötzlich sprühten überall goldene Funken durch die Luft und die vertraute Kraft hob die beiden Kinder von den Füßen.

Blumen, ein herrlicher Duft hüllte Initio ein. Prächtige Baumkronen ragten majestätisch in den Himmel. Die Bäume waren gewaltig. Finis drehte sich im Kreis und lachte. Sie war wieder ganz die alte, auch der Zauberstab war in seine Hand zurückgekehrt: „Ich danke dir Initio. Ich bin endlich zu Hause.“

Ihre Freude währte allerdings nicht lange. Der arme Brutus, der nun bei einer hinterlistigen Meerjungfrau lebte, ging ihnen nicht aus dem Sinn. „Ich würde ihm so gerne helfen, Initio, und dich möchte ich auch nicht wieder verlieren!" Auch Initio war niedergeschlagen: „Bald haben sich die Auswirkungen des Sturm verflüchtigt. Ich muss zurück nach Bibliothek und die Geschichten beschützen." Er wurde traurig, denn dort würde er mit niemanden mehr reden können. „Schade, dass es so viele kleine Geschichten gibt. Wenn es eine große gäbe, wäre es viel lustiger!" Finis lachte, aber Initio sprang plötzlich auf. „Das ist es Finis, ich füge all die Geschichten zusammen zu einer einzigen. Auch Bibliothek wird ein Ort in der Geschichte, somit bestehen auch die Bücherwürmer nur noch aus Buchstaben, dann sind sie vollkommen harmlos." Initio stieß seinen Zauberstab gen Himmel und schrie seinen letzten Wunsch.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann geht diese Geschichte weiter...

Hey, du! Ja, ich meine dich, Leser! Ich bin es, Initio. Da du meine Geschichte kennst, - weißt du ja jetzt, dass auch ich nun aus Buchstaben bestehe und meine eigene Geschichte nicht mehr beschützen kann... Um meine Einsamkeit zu beenden, habe ich meine Magie geopfert! Meine letzte Bitte an dich: Beschütze diese Geschichte, denn selbst in einer Welt voller Fantasie existieren Gefahren…

SONDERPREIS für eine zauberhafte Mischung Von Lea Scheibner, 11 Jahre, Luckenberger Schule, Brandenburg an der Havel

Die magische Liste

Es war einmal vor langer Zeit ein Junge namens Leonard. Er kam wie jeden Tag von der Schule und schmiss seine Schultasche in die Ecke. Dann legte er sich auf die Couch. „Ding, Damm, Damm", machte es plötzlich. Das war sein Handy, das klingelte. „Hallo", sagte Leonard. „Hi, ich bin's Jimmy". Jimmy ist Leonards bester Freund. „Was gibt's?", fragte Leonard. „Wollen wir die Hausaufgaben zusammen per Telefon erledigen?", fragte Jimmy lautstark ins Telefon. Leonard runzelte die Stirn. „Hausaufgaben?", er wollte es nicht zugeben, aber darauf hatte er echt keine Lust. „Ja, in Deutsch Lesen und Vorstellen eines Buches."

„ Ok", sagte Leonard, stand auf und stapfte mit dem Handy nach oben in sein Zimmer. Mhm, komisch. Er sah ein altes, zerfleddertes Buch, das auf seinem Schreibtisch lag. Er nahm es in die Hand. Auf dem Buch stand etwas. Man musste nur den Staub wegwischen und ja, da konnte er auch schon etwas erkennen.

„Hey, bist du noch dran?", kam es aus dem Lautsprecher seines Handys. Es war Jimmy. Leonard hatte ihn ganz vergessen. Er sah sich das Buch an und schlug es auf. Ein helles Licht kam aus dem Buchinneren und verbreitete sich im Zimmer. „Piep, Piep." Jimmy hatte aufgelegt. Leonhard ging auf das grelle, leuchtende Ding zu, das sich überall in seinem Zimmer verteilt hatte. Er fasste es an. Seine Hand verschwand im leuchtenden Licht und plötzlich ging alles ganz schnell. Er wurde verkleinert und ins Buch gezogen und war auf einmal auf einer Wiese voller schöner Blumen und Schmetterlinge. „Da, da", stammelte Leonard. „Da war doch eine Fee!?", wie er sie aus dem Märchen kannte. Sie flog langsam zu ihm. „Hallo, Fremder", begrüßte sie ihn. „Ha..Ha..Hallo", stotterte er. „Wie heißt du?", fragte sie. „Ich heiße Leonard und du?" „Ich bin Mimi, die Fee. Was machst du hier?", fragte sie ihn. „Ganz ehrlich, das weiß ich selbst nicht." Er sah an sich hinunter und merkte, dass er ganz mittelalterliche Kleidung trug. Seine Jacke war grün. „Wie, das weißt du auch nicht?", meldete sich wieder die Fee. „Du bist der Prinz. Ach, was soll's. Komm‘, ich bringe dich heim."

„Heim? Häh, jetzt kapiere ich nichts mehr. Wo wohne ich denn?"

„Na im Schloss, wo sonst, du Dussel!", sagte Mimi nervös. Er stieg auf sein Pferd und sie ritten los. „Und wo wohnst du?", fragte Leonard interessiert. „Ich wohne auf der Blumenwiese. Dort, wo du mich entdeckt hast."

Als Leonard das Schloss sah, bekam er eine Gänsehaut. „Und da wohne ich?" „Ja, bei deinem Vater, deiner Mutter, den Hofwachen und Tieren." Da erzählte Leonard von dem Buch, das er auf seinem Schreibtisch entdeckt hatte. „Weißt du noch, was drauf stand? Denn ich suche schon seit Tagen ein fliegendes Buch aus der Feenbibliothek." „Die Prinzessin... Tut mir leid, mehr weiß ich nicht mehr.“ „Mhm, da wären wir. Ich gebe dir ein paar Tipps. Benimm dich so, als ob du ein Prinz wärst, also ordentlich! Deine Eltern werden dich mit Sohn ansprechen und die Diener mit Prinz. Deine Aufgabe wird es in diesen Tagen sein, den Eingang vom Buch zu suchen. Lies dir am besten ein paar Bücher durch. Wenn du mich brauchst, komme zur Blumenwiese und frage nach Filinchen. Sie werden dich zu mir bringen. ABER sage niemandem etwas von dem Buch." Die Fee flog weg. Leonard klopfte ans Tor. „Hallo, jemand zu Hause?" Sofort öffnete sich das Guckloch im Tor. „Prinz Leonard, da bist du ja endlich! Deine Eltern suchen dich schon überall", sagte die Wache erleichtert und ließ ihn sofort rein. „Hallo, Prinz Leonard", begrüßten ihn alle.

Da kam der König. „Hallo Sohnemann, wo warst du? Komm erst einmal mit. Ich muss dir was erzählen, für das diesjährige Apfelwettrennen ist die Zuschauertribüne ausgebucht", erzählte er überglücklich. Sie aßen gemeinsam zu Abendbrot und Leonard wurde auf sein Zimmer gebracht. Am nächsten Morgen stand er früh auf und ritt zum Zauberer Hotzenklotz. „Hallo Junge", begrüßte er ihn. „Wie geht es dir? Die Fee Fellinchen hat mich schon eingeweiht. Willst du einen schönen lgel-Pfefferminz-Kirschtee?" „Ja, gern", sagte Leonard. „Erzähle mir noch mal genauer, was geschah", bat der Zauberer. Sie schwatzten und lachten, da sagte der Zauberer: „Komm, ich gebe dir das Mittel, damit wieder zurückkommst.“

„Oh", stellte er nach einer Weile erstaunt fest, „ich habe kein Mittel mehr, du musst es dir selbst brauen. Ich gebe dir das Rezept."

Leonard las es sich durch. „Okay", sagte er schließlich. „Das kann ich besorgen." Er verabschiedete sich vom Zauberer und ritt, das Rezept vor sich hinmurmelnd, los.

„Ein Ei, fünf Pfefferminzblätter, zwei Drachenschuppen und fünf Zitronentropfen." Okay, dann legen wir mal los. Als erstes ritt er im Galopp zur Wiese, um Mimi zu besuchen. Dort schnitt er sich fünf Pfefferminzblätter ab. Mimi bat ihn, vorsichtig bei den Drachen zu sein, denn nicht alle waren immer gut gelaunt. Leonard hatte aber keine Angst. Er wollte so schnell wie möglich wieder nach Hause. Mimi gab ihm noch einen kleinen Abschiedskuss und weg war sie.

Leonard ritt über Hügel und durch eiskalte Bäche. Auf einer kleinen Lichtung machten sie halt. Er war schon sehr erschöpft und sein Pferd ebenfalls. Sie aßen gemeinsam zum Mittag und ritten weiter. Die Sonne war schon hoch am Himmel und es wurde sehr warm. Da sah er ihn – den Drachenberg. Leonard war überwältigt. Der Berg war riesig und fast unmöglich zu erklimmen. Er ritt weiter.

Vor dem Berg kam er in einen kleinen Wald mit vielen Zitronenbäumen. „Das passt ja perfekt!" Er riss vorsichtig eine Zitrone ab und legte sie zu den fünf Pfefferminzblättern in seine Tasche. Da kam plötzlich, wie aus dem Nichts ein Drache. Er sah merkwürdig aus, denn er hatte viele Lollis auf dem Rücken. Dann stellt er sich auf die Hinterpfoten und war dadurch doppelt so groß, wie Leonard. Er schien aber nicht gefährlich zu sein, denn er sprach sehr freundlich zu ihm. „Hallo Fremder, was machst du hier? Weißt du nicht, dass es hier sehr gefährlich ist?" „Ich bin Leonard. Könntest du mir helfen? Ich brauche zwei Drachenschuppen." „Mhm", zögerte der Drache. „Na gut. Aber nur, wenn du mir auch hilfst." „Was ist denn dein Problem?", fragte Leonard? „Mein Zahn, das Problem ist mein Zahn. Er tut weh und wackelt. Die anderen Drachen würden mich auslachen, wenn ich sie um Hilfe bitte. Hilfst du mir?"

„Ok, gibst du mir bitte einen Stock?", bat Leonard. Er nahm den Stock aus der Pfote und schlug dem Drachen damit gegen den Kiefer. „Aua, das tat weh!", rief der Drache und beim Reden purzelte ihm tatsächlich ein kleiner Drachenzahn aus seinem Maul. „Juhu, endlich bin ich erlöst!", rief der Drache. „Da das Problem aus der Welt ist, bekommst du auch deine zwei Schuppen." Er gab ihm die beiden Schuppen, sie verabschiedeten sich und Leonard ritt schnell zum Zauberer.

„Gut gemacht", begrüßte ihn der Zauberer. „Ich brühe dir schnell den Trank. Trink etwas Warmes und iss etwas, damit du dich stärkst." Als Leonard zurück zum Zauberer kam, war wieder das helle leuchtende Ding zu sehen, das auch schon bei seiner Ankunft im Kinderzimmer zu sehen war. Er verabschiedete sich vom Zauberer und verschwand durch das helle Leuchten. Wie erhofft, kam er wieder bei sich zu Hause an, legte sich auf seine Couch und träumte von seinem Abenteuer.

SONDERPREIS für hinreißende Mäusevon Julius Bartolain, 12 Jahre, Groß Kreutz (Havel)

Mäusealarm im Einkaufszentrum

Es war einmal ein riesiges Einkaufszentrum. In der Möbelabteilung hatten es sich drei kleine Mäuse gut eingerichtet. Sie wohnten versteckt. Unter einer Schrankwand konnte man wunderbar wohnen. Jede Nacht spielten die Mäuse Verstecken.

Eines Abends, nach Ladenschluss, kam ein Mitarbeiter, der etwas vergessen hatte. Die kleinste Maus flitzte neugierig durch die offene Tür. In diesem Moment wurde die Tür verschlossen. Jetzt war sie allein und hatte furchtbare Angst. In einer Ecke schlief sie ein. Der Krach einer Kehrmaschine riss sie aus dem Schlaf und verschluckte sie. Der Staub und Dreck schüttelte sie durch. Als sie sich befreien konnte, wusste sie nichtmehr, wo sie war. Als sie erkannte, dass sie im Einkaufszentrum war, freute sie sich.

Mutig machte sie sich auf den Weg, ihre Freunde zu finden. In einem Geschäft hörte sie ein Kind sagen: „Ich will die Gummimäuse!“ Eine Frau gab dem Kind eine Tüte mit bunten Gummimäusen. Die Maus dachte sich: „So will ich nicht enden.“ Schnell rannte sie in das nächste Geschäft. Ein Mann fragte: „Wo sind die Computermäuse?“ Die kleine Maus wusste nicht, wer das ist. Neugierig schlich sie hinterher. Ei, Verkäufer zeigte eine große Maus ohne Gesicht und mit riesigem langem Schwanz. Sie erschrak sehr und rannte fort.

Im nächsten Laden fragte eine Frau: „Hast du genug Mäuse dabei?“ Sie war sehr enttäuscht, dass der Mann der Frau nur Geld gab. Die Maus verstand gar nichts mehr. Plötzlich schnupperte sie Käse. Sie knabberte an einem Stück Käse und biss sich vor Schreck auf ihren Mäusezahn. Sie sah eine platte gelbe Scheibe Mauskäse und lief um ihr Leben.

Als sie verschnaufte, blickte sie eine riesengroße flauschige starre Kuschelmaus an. Davon gab es noch ganz viele. Die großen Mäuse machte ihr Angst, dass sie wegrannte. Sie rannte weiter und stoppte vor einem Schaufenster. Dort sah sie viele Schaufensterpuppen, die alle einen Mauspullover anhatten. Die Maus dachte sich: „Das muss bestimmt eine berühmte Maus sein.“ Ein Mädchen schrie: „Da ist eine kleine Maus!“ In diesem Moment lief ein Hund vorbei, in dessen Fell sie vor Angst sprang. Sie musste sich festhalten, damit sie nicht runterfiel. Der Besitzer des Hundes schaute sich eine Schrankwand an. Da erkannte die Maus ihr Versteck und lief sogleich zu ihren Freunden. Alle freuten sich sehr, dass sie wieder zusammen waren.

Und wenn sie nicht gestorben sind, spielen sie immer noch nachts Verstecken im Möbelladen.

SONDERPREIS für das schönste Brandenburg-Märchen von Melanie Thörmer, 18 Jahre, von Saldern-Gymnasium, Brandenburg an der Havel

Die Prinzessin in Blau

Es war einmal ein König, der hatte einen Sohn und eine Tochter. Seinem Volke erging es gut unter seiner Herrschaft. Die Bauern hatten viele, fruchtbare Felder und gesundes Vieh, die Fischer hatten Seen voller Fische, die Schneider waren im ganzen Lande bekannt für ihre guten Schnitte und den Handwerkern mangelte es nicht an Arbeit. Dieses wunderschöne, bewaldete Königreich sollte eines Tages dem kleinen Prinzen gehören. Des Weiteren wurde bestimmt, dass die junge Prinzessin eines Tages den Prinzen eines anderen Königreiches heiraten sollte, um gute Verbindungen zwischen den Ländern herzustellen. Der Prinzessin jedoch gefiel all dies nicht. Sie war eine Abenteurerin. Sie streifte durch das Schloss und fantasierte immer wieder neue Spiele. Am schönsten fand sie es, wenn sie raus auf die Felder durfte. Dort tobte sie herum, doch am Ende des Tages fand man sie immer bei den Seen wieder. Sie kniete am Ufer und schaute voller Andacht in das Wasser, als hätte sie solch eine Schönheit noch nie gesehen. Dem König war es immer voller Angst, als er hörte, seine Tochter wurde wieder am Wasser gefunden, sodass er ihr jedes Mal sagte, wie gefährlich es dort sei und ihr verbot, am Wasser zu spielen.

Die Prinzessin wuchs heran und verlor ihre Liebe zum Wasser nicht, auch wenn sie sich schon lang nicht mehr an den Seen aufgehalten hatte. Sie trug nur blaue Kleider und ihre blaue Schleife im Haar. Und als sie nun älter wurde, nahte auch die Zeit für den Prinzen, das Königreich seines Vaters zu regieren. Die Prinzessin freute sich für ihren Bruder sehr und plante den großen Tag seiner Krönung. „Noch sieben Nächte, und der große Tag würde kommen...", dachte sie und schlief ein. Am folgenden Tag rief sie der König in den großen Saal. „Guten Morgen Vater", begrüßte sie den Mann mit der Krone, „ach, was bin ich aufgeregt! Noch sechs Nächte und mein Bruder wird König." „Ja, sechs Nächte und du wirst heiraten", brummte der König. Die Prinzessin drehte sich im Kreis, lachte und verstummte auf der Stelle. „Vater... Vater...", stutzte sie, „ich verstehe nicht..." „Meine liebe Tochter, es ist so weit. Du wirst heiraten. Am Tage der Krönung deines Bruders wirst du den Prinzen von Leipzig heiraten. Ich habe gestern das Nötigste arrangiert", erzählte der König bestimmt. „Nein, Vater, nein! Ich will nicht heiraten. Ich möchte eines Tages selbst Königin sein! Ohne König. Ich möchte mein Volke glücklich machen, so wie Ihr es tut. Wie ich meinen Vater immer bewundert habe, für all das, was Sie tun, oh Hoheit, so möchte ich eines Tages sein, Oh, bitte Vater, sagt mir, ich muss nicht heiraten!", flehte die Prinzessin. Ihr liefen die Tränen über die Wangen, kaum aufzuhalten schluchzte sie immer weiter, doch der König schaute sie nur an und meinte: „Noch sechs Nächte. Und du wirst heiraten." Daraufhin stürmte die Prinzessin aus dem Saal, ihre Augen benetzt von den Tränen, fand sie den Weg zurück in ihr Gemach und traf eine folgenschwere Entscheidung.

Sie blieb den ganzen Tag in ihrem Zimmer, sprach mit niemandem und war fest davon überzeugt, dass sie hier nicht bleiben könne. In der Nacht, als das ganze Schloss schlief, verließ sie ihre Heimat. Sie hatte sich ein dunkelblaues Kleid angezogen, trug einen blauen Mantel und zog sich die Kapuze tief über das Gesicht. In der Nacht lief sie noch so weit, dass sie die Grenzen des Königreiches überschritt. Tief erschöpft legte sie sich an einen Baum und schlief schnell ein, bis die Strahlen der aufgehenden Sonne durch die Blätterkrone des Waldes stachen und ihr Gesicht kitzelten. Sie schlug die Augen auf, voller Begeisterung. Frei! Sie war frei! Sie lachte und tanzte über den Waldboden. Auch wenn sie nicht wusste, was sie nun machen sollte, so fühlte sie sich doch großartig. Sie zog die Kapuze wieder über das Gesicht, denn es sollte sie niemand erkennen können, um sie wieder zurück zum Schloss ihres Vaters zu schicken. So ging sie nun froh, und doch vorsichtig, eine ganze Weile, bis sie das Plätschern von Wasser vernahm. Abrupt blieb sie stehen und schloss ihre Augen. Es war so beruhigend, dieses Geräusch zu hören. Sie sah den Fluss vor ihrem inneren Auge. Nein, kein Fluss, es war ein Bach. Schnell gewunden zog er sich durch den Wald. Sie sah viele Fische und Frösche. Sie öffnete ihre Augen. Nun stand an diesem Bach, den sie sich gerade noch vorgestellt hatte und betrachtete ihn. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie sie zum Wasser gelaufen war. Es war, als hätte sie eine unsichtbare Kraft dorthin gezogen. Sie kniete sich an das Ufer, schaute auf das schnell sprudelnde Wasser und staunte. Es war so wunderschön, so dunkelblau und klar. Sie erschrak, als sie eine Stimme hörte. „Hey, du! Was machst du da?" Die Prinzessin drehte sich um, konnte aber niemanden sehen. „Nein", kicherte es, „hier unten bin ich. Im Wasser." Der Blick der Prinzessin fiel wieder auf den Bach, wo ein kleiner, blau schimmernder Fisch seinen Kopf aus dem Wasser streckte. „Hast du gerade mit mir geredet?" Die Prinzessin starrte den Fisch mit großen Augen an. Sie glaubte es nicht, als das schimmernde Wesen seine dicken Lippen bewegte: „Ja doch, das war ich. Sag mal, könntest du uns helfen?" Die Prinzessin schaute verwundert, doch antwortete schließlich: „Ähm ja, ich möchte gerne helfen. Was soll ich denn tun?" „Nun, meine Freunde und ich leben eigentlich in einem großen Fluss. Doch ein Baumstamm ist bei einem Sturm auf den Bach gefallen und nun sind wir hier eingesperrt. Wir wollen zu unseren Familien, die im Fluss zurückgeblieben sind. Kannst du den Baumstamm nicht zur Seite drücken?" Die Prinzessin schaute sich ihre zarten Hände an und zweifelte an dieser Aufgabenbewältigung, antwortete dem kleinen Fisch jedoch: „Ich werde es versuchen. Zeig mir doch, wo der Baum liegt." Sie ging eine ganze Weile lang den Bach hinunter, der kleine blaue Fisch schwamm neben ihr. Als sie an dem umgekippten Baum ankamen, erschrak die Prinzessin vor der gewaltigen Größe des Stammes. Sie ging rings herum, um sich alles genau anzusehen. Dann rief sie auf die andere Seite zum Fisch herüber: „Der Stamm sieht sehr schwer aus. Ich muss mir etwas einfallen lassen. Alleine bekomme ich diesen Baum nicht weg gestemmt. Warte hie... Oh nein!" Die Prinzessin sah ihr Haarband noch im Augenwinkel wegwehen. Es musste sich in einem Ast des umgestürzten Baumes verfangen haben und nun hatte es der Wind gelöst. Das blaue Band flog auf das Wasser und schwamm mit dem Strom. Die Prinzessin rannte entlang des Baches, das Band nicht aus den Augen verlierend. Erschöpft kam sie an die Mündung, die zu einem großen Fluss führte. Das Band schwamm direkt in den Fluss hinein und ließ sich langsam treiben. „Nein, nein, nein!", stieß die Prinzessin verzweifelt hervor. „Mein schönes, blaues Band." Sie kniete sich hin und vergrub das Gesicht in ihren Händen. Die Tränen nahmen ihren Lauf. „Hallo? Ich vermute das ist dein Band?" Ein alter Fischer saß in einem Boot, hielt kurz das blaue Band hoch und ruderte auf sie zu. „Ja, das ist es! Danke!" Als der alte Fischer am Ufer des Flusses ankam, übergab er dem freudestrahlenden Mädchen in Blau ihr Haarband zurück mit den Worten: „Hier, bitte sehr. Endlich hatte ich mal wieder etwas gefangen" und zwinkerte ihr zu. „Vielen Dank!", erwiderte die Prinzessin und schaute verträumt auf das Wasser. Ihr fiel auf, dass es so schmutzig war, wie sie noch kein Wasser zuvor gesehen hatte. Schließlich fragte sie: „Fangen sie in diesem schönen Gewässer etwa nichts mehr?" „Seit dem Sturm, den wir vor ein paar Wochen hatten, wollen die Fische einfach nicht mehr beißen. Außerdem ist das Wasser urplötzlich dreckig geworden. Eine Schande", äußerte sich der Fischer nachdenklich. „Seit einem Sturm sagen Sie? Oh, richtig! Fast hätte ich es vergessen. Sagen Sie, hier ist doch sicherlich ein Dorf in der Nähe. Könnten Sie mich dort hinbringen? Wir brauchen Verstärkung." „Wir müssen an das andere Ufer. Komm‘, ich fahr dich." Sie setzten rüber ans andere Ufer. Auf der Fahrt hinüber blickte die Prinzessin in so unreines Wasser. Sie hielt ihre Hände hinein. Es glitzerte und funkelte und kleine Stellen des Flusses, die die Finger der Prinzessin berührten, wurden kurzzeitig zu sauberem Wasser. Ihre Hände kribbelten und sie lachte vor Vergnügen. Der Fischer staunte und steuerte auf den Steg zu.

Das Dorf war klein, hatte jedoch alles, was man brauchte. Die Schneider und Handwerker kannten ihr Handwerk genau. „Es fehlen Bauern, denn Felder könnte man hier gut anlegen", dachte die Prinzessin und bekam noch viel mehr Ideen, als sie entlang der kleinen Häuser ging und mit freundlichen Menschen sprach. Als sich die Fischer über den schlechten Fang äußerten, fiel ihr das eigentliche Problem wieder ein. „Nun, wir brauchen so viele Leute, wie nur möglich. Ich weiß, wie wir das Problem lösen können", sprach sie zu den Bewohnern. Fischer, Schneider, Handwerker, alle folgten sie dem Mädchen in Blau, welches sie zu einem umgekippten Baum brachte, der den Zufluss zum Fluss versperrte. Mit viel Kraft drückten sie den großen Stamm beiseite und der Bach schoss mit einem Mal in Richtung des Flusses, all die Fische mit sich ziehend. Die Leute jubelten, klatschten und gingen zurück zum Fluss. Die Prinzessin blieb noch kurz stehen und betrachtete das Ergebnis der Zusammenarbeit.

„Dankeschön! Unsere Familien haben auf uns gewartet", sprang der kleine blaue Fisch aus dem Wasser. Er wedelte mit seiner Schwanzflosse und die Prinzessin sagte: „Gern geschehen." „Jetzt können wir den Fischern wieder Erträge einbringen. Du bist unsere Heldin. Bleibst du denn im Dorf?" „Ich weiß momentan nicht, wohin ich gehen kann. Also werde ich mich wohl für eine Weile im Dorf niederlassen. Komm, wir gehen zu den anderen." Neben dem Bach herlaufend, kamen sie wieder an den Fluss. Bevor der kleine blaue Fisch hineinschwamm, meinte er: „Ich habe deine Liebe für das Wasser gespürt. Du bist der erste Mensch, der mit mir reden kann. Ich weiß, dass du die Fähigkeit besitzt. Berühre mich und ich werde diese im Fluss verteilen." Die Prinzessin beugte sich hinunter und hielt ihre Hand gegen das blaue Schuppenkleid. Der Fisch funkelte und schwamm hinein in den Fluss. Eine Wolke von schimmerndem Staub legte sich auf das Wasser und verzog sich schnell wieder, sodass der Blick frei wurde – auf reines, klares Wasser.

Am Ufer standen die Bewohner des Dorfes und schauten das Mädchen in Blau erstaunt an. „Hast du etwa gerade unser Wasser sauber gemacht? Wie..?" „Ähm, na ja, ich glaube nicht.. ich..", versuchte sie es in Worte zu fassen. Da meldete sich der Fischer zu Wort, der das Band der Prinzessin gefangen hatte: „Ich war dabei. Auf der Überfahrt zum anderen Ufer hatte sie ihre Hand in das Wasser gehalten und es blitzte sauber auf." Die Menschen staunten und fragten: „Du bist eine Wasserkönigin?" und dann riefen sie im Chor: „Sie ist eine Wasserkönigin!"

Die blaue Prinzessin blieb im Dorf und erweiterte dieses schnell mit ihren Ideen. Neue, fruchtbare Ackerflächen wurden angelegt und das Fischen optimiert. Brücken wurden gebaut und die große Insel, ummantelt vom Fluss, als Haupthandelsort benutzt. Rasch wuchs es zu der Größe eines Königreiches heran. Das Mädchen in Blau wurde nach dem Fluss benannt und regierte weit bekannt als die „Havelkönigin". Ihren Traum, von einem eigenen Königreich, in dem sie ihrem Volke half, wie sie es von ihrem Vater gelernt hatte, konnte sie erfüllen. Sie regierte nun die Flusslandschaft überglücklich, das Leben am Wasser zu führen mit einem Volke, dass sie als Königin wertschätzte. Und wenn sie nicht gestorben ist, dann regiert sie ihr Königreich am Wasser noch heute.

HAUPTPREIS Undine (10-12 Jahre)Von Jannis Buder, 11 Jahre, von Saldern-Gymnasium, Brandenburg an der Havel

Tims Reise

Es war einmal ein Junge, der auf den Namen Tim hörte. Seine Mutter und er lebten in einem Wald, weit ab von jeder Zivilisation. Er liebte diesen Wald, denn hier lebten alle Lebewesen im Einklang. Das Haus, in dem er wohnte, war ein geräumiges, klobiges Holzhaus mit eigenem Gemüsegarten, Brunnen und einem kleinen Feld. Tim hatte noch nie einen anderen Menschen außer sich und seiner Mutter gesehen, doch das war ihm egal. Denn hier im Wald hatten er und seine Mutter alles, was sie brauchten. Doch eines Tages kam es so. Die Mutter wurde schwer krank. Tim braute jegliche Heilmittel, die er bei seiner Mutter gelernt hatte. Seine Mutter würde bald ihrer Krankheit erliegen, das merkte Tim. Also setzte er sich an ihr Bett und fragte: „Ach Mutter, was kann ich nur tun?" Seine Mutter erzählte schwach: „Meine verstorbene Schwester meinte einst: Wer Heilung sucht, der solle kommen, an des alten Magiers Grab. Denn dort wachsen Hülle, Fülle, rote Blumen so zart, so zart. Diese Blumen alles heilen, von Fieber bis zum Schnupfen. Nur siegen musst du gegen sie, um zu kommen zu dem Sarg. Damals wusste ich nicht, was das zu bedeuten hat, doch jetzt weiß ich es: Sie meinte damit ein Heilmittel, das mich vor dem Tod durch eine Krankheit schützen soll..." Die Mutter fiel kurz in Ohnmacht, um einmal im Schlaf zu schreien und dann wieder aufzuwachen. „Es ist bei dem Grab des großen Zauberers in der Stadt Ariaosas... Gehe dorthin, um mich zu rette..." Die Mutter fiel wieder in Ohnmacht. Tim, der jetzt erkannte, wie ernst die Lage war, machte seiner Mutter noch einen Kruußkrauttee, den sie so sehr mochte, packte seine Sachen und Proviant in seinen Beutel, nahm seinen Wanderstock und zog los. Er wusste, dass man, um die Stadt zu erreichen, immer weiter in Richtung Südwesten gehen musste. Also packte er seinen Kompass aus und ging los. Er wanderte lange und es war anstrengend. Einzig und allein der Gedanke an seine Mutter trieb ihn an. Doch, irgendwann, nachdem er einen halben Tag und eine Nacht gelaufen war, packte ihn die Müdigkeit. Er setzte sich also unter einen Baum und schlief ein.

Als Tim nach seinem Schlaf aufwachte, nahm er sich ein Schinkenbrot und einen Apfel aus seinem Proviant und aß. Danach machte er sich sofort wieder auf den Weg. Er wusste nicht, wie lange er noch laufen musste, allerdings hoffte er, dass es nicht mehr so lange war: Seine Beine taten schon weh. Als er dann auf einen Hügel hinauf musste, sah er von weitem eine Kirchturmspitze! „Ja, man!!! Endlich bin ich da!" Er rannte den restlichen Weg und war ziemlich außer Atem, als er ankam. Doch vor den Stadttoren Ariaosas stoppte er abrupt: Sie waren geschlossen. Also klopfte er an. Plötzlich rief eine tiefe Männerstimme: „Wer da?" „Ich bin da!", rief Tim, „lasst mich bitte rein." „Wieso sollten wir?", rief eine andere Stimme. „Weil ich nur ein Kind bin!", antwortete Tim verzweifelt, „ich kann euch nichts tun!" „Aber du bist arm! Wir haben genug arme Menschen hier!" „Ja, aber das..." „Bleib einfach weg!" Tim sank ins Gras. Wie sollte er jetzt nur seine Mutter retten? Schnell schlief er ein. Er träumte, dass seine Mutter sterben würde, und viele weitere Albträume. Am nächsten Morgen wachte er vor den Stadttoren auf. Während er überlegte, wie er reinkommen konnte, sah er einen Wagen mit Heu, und ohne dass er sich versah, sprang er ins Heu. So versteckt kam er in die Stadt. Er hatte keine Ahnung, wo er suchen sollte. Also sprang er, als er in einer Gasse war, aus dem Wagen. Niemand bemerkte ihn und das war auch gut so. Jedenfalls suchte er nach etwas, das auch nur annähernd an einen Zauberer erinnerte. Wenn er fragte, wo das Grab des

Zauberers war, guckte man ihn an, als wäre er verrückt geworden. Niemand wusste etwas von einem Zauberer.

So setzte er sich verzweifelt auf einen Brunnen. Er sammelte seine Gedanken und kam auf einen Punkt: Seine Mutter hatte Fieber. Warum sollte sie denn dann nicht fantasieren? Also stempelte Tim all das Gerede von den Heilblumen als Unsinn ab. Gerade wollte er aufstehen und wieder nach Hause gehen, um wenigstens die letzten Augenblicke seiner Mutter zu erleben, als eine weiße Taube angeflogen kam. Tim war so in seinen Gedanken versunken, dass er sich, als er die Taube sah, erschrak und rückwärts in den Brunnenschacht fiel. Doch anstatt eines schmerzenden Aufpralls, fiel er immer weiter und weiter durch das Wasser. Tim verlor auch nicht an Geschwindigkeit: Nein. Er wurde immer schneller! Er dachte, er würde ersticken, weil er solange unter Wasser war. Er versuchte nach oben zu schwimmen, doch schaffte es nicht. Ein Sog zog ihn nach unten. Er hatte keine Luft mehr und hörte auf, die Luft anzuhalten. Wasser strömte bereits in seine Lungen, als er in eine dunkle, feuchte, unterirdische und stickige Höhle gespült wurde. Er hustete und versuchte das Wasser von seiner Kleidung abzuschütteln. Seine Vorräte an Essen waren jetzt wohl ungenießbarer Matsch. „Wo bin ich?" Tims Stimme hallte von den Wänden wieder. Als sein Echo verstummt war, suchte er die Höhle nach einem Gang ab. Er überlegte, dass es kein Zufall sein konnte, dass er in ausgerechnet diesen Brunnen mit Höhle gefallen war. Hier musste das Grab sein! Davon angetrieben klopfte er mit seinem Wanderstab die Höhlenwand nach Hohlräumen ab. Schnell bemerkte er eine kleine Tür. Er ging hindurch und sah einen langen Tunnel mit Fackeln. Er ging den Tunnel entlang. Immer wenn er an einer Fackel vorbei ging, leuchtete diese auf. Am Ende des Tunnels war ein großer Raum. Er war mit Blumen, die Tim noch nie gesehen hatte, überwuchert und in der Mitte stand auf einem Podest ein Sarg mit Runen. Er war sich sicher: Das musste das Grab des Zauberers sein!

„Wer Heilung sucht, der solle kommen, an des alten Magiers Grab.Denn dort wachsen Hülle, Fülle, rote Blumen so zart, so zart.Diese Blumen alles heilen, von Fieber bis zum Schnupfen.

Nur siegen musst du gegen sie, um zu kommen zu dem Sarg.", murmelte Tim. Doch, in dem Gedicht hieße es, er müsse „sie" besiegen. Wer war „sie"? Doch das war ihm egal: Er pflückte die Blumen und wollte gerade gehen, als der Eingang, durch den er gekommen war, zufiel. Tim war eingesperrt. Er wusste nicht, was er machen sollte und bekam Panik. „Hilfe!", schrie er. Er wusste, dass er hier irgendwie raus musste. Doch plötzlich öffnete sich eine andere, versteckte Tür. Tim rannte darauf zu, doch plötzlich hörte er ein Zischen: „Wasss riech ich da, wass riechhh ichh da? Sssss", zischte eine Stimme aus der Tür. „Ein leckressss, frischesss Menschlein!" Plötzlich tauchte eine siebenköpfige Schlange in der Tür auf. „W-w-was willst du?", fragte Tim. „Wasss wir wollen?", sprach der linke Kopf. „Dein Fleischhhh!" – diesmal redete der rechte. „Und dasss Grab desss Meisterssss verteidigen!", zischte der Kopf in der Mitte. Tim war klar, dass die Schlange mit dem „Grab des Meisters" das Grab des Zauberers meinte. Er hielt seinen Wanderstab wie eine Waffe: „Mein Fleisch werde ich verteidigen!" „Dann nimm dir wenigstenssss eine Klinge!", sagten die Schlangenköpfe spöttisch. Also nahm Tim sein Messer, und befestigte es an seinem Wanderstab. Jetzt hatte er eine Art Speer und schlug und stach auf die Köpfe. Diese wichen geschickt aus und lachten. Irgendwann, konnte Tim nicht mehr. Schnell bemerkten die Köpfe dies und spuckten eine grüne eklige Flüssigkeit in Tims Gesicht: Gift. Schnell wurde Tim benommen und fiel auf den Boden. Also kam die Schlange nah an Tim heran und wollte zum letzten, tödlichen Biss ansetzen, als Tim mit all der Kraft, die er noch hatte, seine Klinge in den Bauch der Schlange rammte. Das Blut träufelte in Massen aus der Wunde der Schlange auf Tim. Doch dieser war nicht mehr ansprechbar...

Als Tim aufwachte, wusste er nicht, wo er war. Um ihn herum war alles schwarz. „Ist das der Tod?" Keine Antwort. „Hallo?" Wieder nichts. Langsam bildete sich die Umgebung und seine Erinnerung setzte wieder ein. Er sah plötzlich, dass er immer noch in der Grabkammer des Zauberers war. Er ging durch das Tor, durch das auch die Schlange gekommen war. Er hatte keine Ahnung, wie lange er nicht bei Bewusstsein war, also wollte er so schnell wie möglich nach Hause und zu seiner Mutter. Als er also dadurch gegangen war, kam er in einen langen, unbeleuchteten Gang. Es fühlte sich ewig an, und Tim war froh, als er am Ende ankam. Denn sein vom Schlangenblut durchnässtes Gewand störte ihn beim Laufen. Doch was ihn erwartete, war schlimmer als alles, was er erlebt hatte. Es kam in ein Labyrinth hinter dem Gang. Dieses würde ihn viel Zeit kosten, das wusste er jetzt schon. Und er hatte keine Zeit! Er musste seine Mutter so schnell wie möglich retten. Tim verirrte sich oft und kam am Anfang wieder raus, doch irgendwann schaffte er es. Er war überglücklich, als er zu einem weiteren Gang kam, welcher nach oben führte. Er ging also diesen Gang hoch, und war noch viel glücklicher, als er das Tageslicht erblickte.

Er kam in einem Wald heraus, welcher ihm sehr bekannt vorkam: Es war der Wald, in dem er wohnte! Er erkannte die große Linde, unter der im Herbst viele leckere Pilze wuchsen. Schnell rannte er nach Hause und war froh, als er den Puls seiner Mutter spürte. Sie lebte! Schnell bereitete er aus den Blumen einen Tee zu, wie er es gelernt hatte. Er öffnete den Mund seiner Mutter und schüttete den Tee hinein. Jetzt umarmte er sie und hielt sie fest umschlungen. Doch sein Gewand wurde plötzlich trocken, und das Schlangenblut, welches auf seinem Gewand war, zog in den Körper seiner Mutter ein. Augenblicklich wurde ihre heiße Stirn kühler und sie öffnete ihre Augen. Sie war gerettet! „Du hast mir das Gegenmittel gebracht!", sagte sie, und Tim war glücklicher denn je: Er hatte seine Mutter gerettet! Am Ende aber mit Hilfe des Schlangenblutes und nicht mit dem Tee der Blumen. Seine Mutter war erstaunt über die Geschichte von Tims Reise. Sie war sich sicher: Eines Tages würde man diese Geschichte weitererzählen.

Sonderpreis für ein stachliges Vergnügenvon Anna Brandt, 7 Jahre, Brück

Wie ein Igel das Fliegen lernte

Es war einmal ein kleiner Igel, der hieß Stachel. Stachel lebte zusammen mit seinen Eltern am Waldrand, neben einem wunderschönen Lavendelfeld. Am Tage schlief die Igelfamilie und in der Nacht machten sie sich auf der Suche nach etwas zu Essen.

Stachel liebte zwar seine Eltern, aber er sehnte sich danach, die große, weite Welt zu entdecken. Jeden Tag träumte er davon, über den Wolken fliegen zu können. Während sich seine Mutter über gefundene Äpfel freute, die voll mit Maden waren, platzte es aus ihm heraus. „Ich möchte fliegen lernen und die Welt entdecken", sagte Stachel zu seinen Eltern. Die Igeleltern fingen an zu lachen und fraßen, ohne ein Wort zu sagen, weiter. Das ärgerte den kleinen Igel so sehr, dass er einfach losging, um jemanden zu finden, der ihm das Fliegen beibrachte.

Sein Weg führte ihn auf eine Blumenwiese. „Hier finde ich bestimmt jemanden, der mir helfen kann“, dachte sich Stachel. Stachel war zwar müde, weil der Tag angebrochen war, aber schlafen wollte er nicht. Nie zuvor hatte er so schöne bunte Blumen gesehen, auch das Gras wirkte nie so saftig und grün wie jetzt. Er wollte nicht mehr auf die schönen Farben verzichten. „Wenn ich fliegen kann, dann fliege ich mit den Vögeln in den Süden. Ich möchte nie wieder Winterschlaf machen", ging es ihm durch den Kopf. Während Stachel durch die Wiese ging, fiel ihm auf, dass er keine Tiere sah. Als ihm eine Schnecke begegnete, fragte er: „Wo sind die ganzen Tiere? Gibt es hier keine Käfer oder Bienen?" „Doch, aber die haben sich versteckt, sie haben Angst von dir gefressen zu werden", sagte die Schnecke und kroch davon. Plötzlich fühlte sich Stachel einsam. Er wollte doch niemandem etwas tun, er wollte nur fliegen lernen. Traurig ging Stachel weiter. Nach einer Weile erreichte er einen Teich. Dieses Mal hatte er Glück. Eine Entenfamilie schwamm dicht an ihm vorbei. „Könnt ihr mir helfen? Ich möchte fliegen lernen", rief er zu der Entenfamilie rüber. Die Entenmutter schwamm näher an ihn heran. „Wie soll das gehen? Du bist ein Igel, du kannst nicht fliegen", sagte die Entenmutter und schwamm lachend davon. Traurig lief Stachel weiter, aber aufgeben wollte er nicht, er war sich sicher, dass er irgendwann jemanden finden würde, der ihn helfen konnte.

So, wie es sich der kleine Igel vorgenommen hatte, lief er am Tage und schlief in der Nacht. Einige Tage war Stachel gelaufen, ohne ein Tier zu treffen, was ihm helfen wollte. Am fünften Tag aber hörte Stachel einen lieblichen Gesang. Um zu wissen, wer so schön singen konnte, schaute sich Stachel um. Da entdeckte er hoch oben im Baum einen Vogel. „Du kannst aber schön singen", rief er zu dem Vogel hinauf. Der schaute Stachel an. „Danke, wer bist du?", wollte der Vogel wissen. „Ich bin Stachel. Ich möchte fliegen lernen, kannst du mir helfen?" Der Vogel flog von seinem Baum und stellte sich neben Stachel. „Wie soll das

gehen, du hast keine Flügel?", fragte der Vogel. „Zeig mir, wie du fliegst, dann werde ich es lernen", sagte Stachel. Der Vogel flog auf den Baum und sagte: „Komm hoch, dann zeige ich dir, wie man fliegt." Als Stachel auf den Baum geklettert war, fühlte er sich frei. Alles sah so schön von oben aus. Der Vogel streckte seine Flügel aus und bewegte sie rauf und runter. Immer schneller bewegte er sie, dann sprang er vom Ast ab und flog.

Stachel hatte genau hingesehen. „Das kann ich auch"; dachte er sich. Er stellte sich auf seine Hinterbeine und bewegte seine Vorderbeinchen, hoch und runter, immer schneller. Als es nicht mehr schneller ging, sprang Stachel vom Ast ab. Im ersten Moment dachte Stachel, er würde fliegen. Aber dann fiel er auf den Boden und landete auf seinem Rücken. Immer wieder kletterte Stachel auf den Baum und probierte zu fliegen. Aber er fiel jedes Mal wieder runter. Doch Stachel ließ sich nicht entmutigen. Er überlegt, wie es anders gehen könnte und hatte eine Idee. „Weißt du, wo hier Menschen leben?", fragte er den Vogel. Ohne ein Wort zu sagen, flog der Vogel los und Stachel folgte ihm. Nach einer Weile erreichten sie ein Haus. Es dauerte nicht lange, bis Stachel fand, was er suchte. „Hole mir bitte ein Tuch von der Wäscheleine", bat er den Vogel. Nachdem Stachel ein Tuch hatte, suchte er nach einem Körbchen. Nach kurzem Suchen, fand er einen leeren Blumentopf im Gras. Gemeinsam bauten Stachel und der Vogel einen Ballon. Stachel krabbelte in den Blumentopf und flog mit der nächste n Windböe hoch in den Himmel. Er flog über den Wald, in dem er den Vogel kennenlernte, dann über den Teich, in dem er die Entenfamilie traf, und über die Blumenwiese, auf der er die Schnecke ansprach. Alle konnten ihn sehen und staunten, dass der kleine Igel wirklich das Fliegen gelernt hatte. Ganz zum Schluss landete Stachel am Waldrand neben dem Lavendelfeld. Stachel erzählte seinen Eltern von seinem Abenteuer und verabschiedete sich. Er krabbelte wieder in den Ballon und flog über das Lavendelfeld in Richtung des Sonnenuntergangs. Stachel freute sich auf all die Abenteuer, die noch auf ihn warteten.

This article is from: