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— Der neue Bernepark nebst Restaurant im alten Klärwerk: nicht Teil, aber charmante Ergänzung der „Innovation City“ im Bottroper Süden
— Der Bus zum Tetraeder fährt mit Wasserstoff. Bei Gebäude-Wärmedämmung sollen künftig schöne Details wie beim Fenster eines Steigerhauses erhalten werden.
Auf dem Weg zur Energiesparhauptstadt
Schließlich waren es dann fünf Finalisten, die im Kulturhauptstadtjahr um den Titel kämpften: neben Bottrop waren das Bochum, Mülheim, Essen und Gelsenkirchen/Herten.
Bottrop geht voran
| Bürger machen mit Sollte das Ruhrgebiet tatsächlich in ein paar Jahren auf eine Art „Klima-Expo“ als Nachfolge der Kulturhauptstadt zusteuern oder „Green Capital“ werden, dürfte die kleine Großstadt Bottrop eine Führungsrolle übernehmen. Denn sie hat 2010 schon den von „Initiativkreis Ruhrgebiet“ und Landesregierung ausgelobten Titel der „Innovation City“ errungen und kann nun mit Hilfe staatlicher Fördergelder aller Welt zeigen, wie man Energie spart.
Auf den ersten Blick könnte man Bottrop für wenig geeignet halten, die Rolle des EnergieKlassenprimus zu übernehmen. Schließlich geht es bei „Innovation City“ um den Einsatz alternativer Energie, um Stromsparen und um weniger CO2-
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Ruhr Revue
haltige Abgase. Bottrop aber beherbergt eine der letzten Kohlezechen des Reviers, „Prosper/Haniel“, und die allerletzte Kokerei der RAG. Beide tragen nicht unerheblich dazu bei, dass die Emscherstadt Bottrop niedrige Arbeitslosenzahlen
hat wie sonst nur einige südliche Ruhrstädte. Allerdings wird das mit der Zeche nicht mehr lange so gehen, denn das Ende für den Bergbau ist politisch gewollt. 2018, wahrscheinlich, ist Schluss. Und deshalb hat die Stadt 2008 das Projekt
„Zukunftsstandort Bottrop“ gestartet, zu dessen Bausteinen Bildung, Entwicklung moderner Gewerbegebiete und pfiffige Energiesparkonzepte gehörten. Als dann das EnergiesparProgramm „Innovation City“ auf den Plan trat, sah Bottrop darin die Chance, das schon Begonnene in größerem Maßstab als „großflächigen Stadtumbau“ zu betreiben – immerhin wird von 2,5 Milliarden Euro Fördergeldern gesprochen, die alles in allem mit „Innovation City“ verbunden sein könnten. Kein Wunder, dass sich zu Beginn 16 Ruhrstädte als „Innovation City“ bewarben.
Warum Bottrop, mögen sich am Ende manche gefragt haben. Wir reichen die Frage weiter an Stefanie Hugot und Klaus Müller – die beiden Städteplaner waren schon beim „Zukunftsstandort“ maßgeblich beteiligt und sind jetzt städtische Projektleiter für „Innovation City“. Zum einen, sagen sie, hätten sie mit ihren „Standort“-Plänen einen gewissen Vorsprung gehabt, denn darin waren schon allerlei Ideen zum umweltfreundlichen Einsatz von Wasserstoff, Fernwärme, E-Mobilen und Ähnliches enthalten. Und dann hätten sie in einer großen Kampagne die Bottroper für das
Projekt begeistert – zum Beispiel mit schnell gesammelten 20.000 Unterschriften. Da es beim Energiesparen aufs Mitmachen der Bürger entscheidend ankommt, dürfte das die „IC“-Jury beeindruckt haben. Und was passiert nun in Bottrop? Zunächst organisiert man sich mal. Gerade ist das bewährte „Standort“-Team aus einem Dachgeschoss in Rathausnähe umgezogen – in eine Villa, ein paar Straßen weiter. Aber nicht für lange. In ein paar Monaten wird das städtische Team wohl weiterziehen in einen Gebäudekomplex beim Hauptbahnhof, südlich der Innenstadt. Das ist dann mittendrin im Projektgebiet. Zwar besteht das nicht nur aus einigen Stadtteilen, wie bei anderen „IC“-Bewerbern. Aber das ganze nördliche Kirchhellen bleibt draußen: zu grün, zu ländlich, zu sauber für ein
Projekt, das sich 50% weniger CO2 in zehn Jahren zum Ziel gesetzt hat. Andererseits bleibt im Südwesten auch die Kokerei Prosper draußen, weil sie wiederum mit ihren Abgasen allzu sehr auf das Ergebnis drücken würde. Die Innenstadt ist dabei, „weil wir auch Handel und Dienstleistung beteiligen wollten“. Schwerpunkte des Projekts sind „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ rund um das Halden-Tetraeder. Am neuen Arbeitsplatz der Bottroper „IC“-Projektleiter werden dann auch die Kollegen des InnovationCity Management residieren; die GmbH wurde vom Initiativkreis Ruhr gegründet, um das Projekt zusammen mit den städtischen Akteuren zu steuern und auf künftige Kooperationen mit anderen Städten auszurichten. Am gleichen Ort beim Bahnhof wird noch in diesem Jahr das
„Dienstleistungsberatungszentrum“ eingerichtet – trotz des drögen Begriffs eine bürgernahe Einrichtung und ein „Schlüsselbaustein“ des ganzen „IC“Konzepts, wie Stefanie Hugot sagt. Denn mit Neubauten allein könne man natürlich nicht genug Energie einsparen, um nach zehn Jahren den CO2Ausstoß im Pilotgebiet auf die Hälfte zu drücken. Einen großen Teil werde die Modernisierung bestehender Gebäude ausmachen: bessere Heizungen, bessere Wärmedämmung.
| Energiesparlotsen Das ist gerade für private Hausbesitzer ein guter Vorsatz, der wegen des finanziellen und organisatorischen Aufwands of Vorsatz bleibt. Deshalb wird das Bottroper „IC“-Team in ausgewählten Stadtteilen von Straße zu Straße und von Haus zu Haus ziehen, um für die
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— Der neue Bernepark nebst Restaurant im alten Klärwerk: nicht Teil, aber charmante Ergänzung der „Innovation City“ im Bottroper Süden
— Der Bus zum Tetraeder fährt mit Wasserstoff. Bei Gebäude-Wärmedämmung sollen künftig schöne Details wie beim Fenster eines Steigerhauses erhalten werden.
Auf dem Weg zur Energiesparhauptstadt
Schließlich waren es dann fünf Finalisten, die im Kulturhauptstadtjahr um den Titel kämpften: neben Bottrop waren das Bochum, Mülheim, Essen und Gelsenkirchen/Herten.
Bottrop geht voran
| Bürger machen mit Sollte das Ruhrgebiet tatsächlich in ein paar Jahren auf eine Art „Klima-Expo“ als Nachfolge der Kulturhauptstadt zusteuern oder „Green Capital“ werden, dürfte die kleine Großstadt Bottrop eine Führungsrolle übernehmen. Denn sie hat 2010 schon den von „Initiativkreis Ruhrgebiet“ und Landesregierung ausgelobten Titel der „Innovation City“ errungen und kann nun mit Hilfe staatlicher Fördergelder aller Welt zeigen, wie man Energie spart.
Auf den ersten Blick könnte man Bottrop für wenig geeignet halten, die Rolle des EnergieKlassenprimus zu übernehmen. Schließlich geht es bei „Innovation City“ um den Einsatz alternativer Energie, um Stromsparen und um weniger CO2-
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haltige Abgase. Bottrop aber beherbergt eine der letzten Kohlezechen des Reviers, „Prosper/Haniel“, und die allerletzte Kokerei der RAG. Beide tragen nicht unerheblich dazu bei, dass die Emscherstadt Bottrop niedrige Arbeitslosenzahlen
hat wie sonst nur einige südliche Ruhrstädte. Allerdings wird das mit der Zeche nicht mehr lange so gehen, denn das Ende für den Bergbau ist politisch gewollt. 2018, wahrscheinlich, ist Schluss. Und deshalb hat die Stadt 2008 das Projekt
„Zukunftsstandort Bottrop“ gestartet, zu dessen Bausteinen Bildung, Entwicklung moderner Gewerbegebiete und pfiffige Energiesparkonzepte gehörten. Als dann das EnergiesparProgramm „Innovation City“ auf den Plan trat, sah Bottrop darin die Chance, das schon Begonnene in größerem Maßstab als „großflächigen Stadtumbau“ zu betreiben – immerhin wird von 2,5 Milliarden Euro Fördergeldern gesprochen, die alles in allem mit „Innovation City“ verbunden sein könnten. Kein Wunder, dass sich zu Beginn 16 Ruhrstädte als „Innovation City“ bewarben.
Warum Bottrop, mögen sich am Ende manche gefragt haben. Wir reichen die Frage weiter an Stefanie Hugot und Klaus Müller – die beiden Städteplaner waren schon beim „Zukunftsstandort“ maßgeblich beteiligt und sind jetzt städtische Projektleiter für „Innovation City“. Zum einen, sagen sie, hätten sie mit ihren „Standort“-Plänen einen gewissen Vorsprung gehabt, denn darin waren schon allerlei Ideen zum umweltfreundlichen Einsatz von Wasserstoff, Fernwärme, E-Mobilen und Ähnliches enthalten. Und dann hätten sie in einer großen Kampagne die Bottroper für das
Projekt begeistert – zum Beispiel mit schnell gesammelten 20.000 Unterschriften. Da es beim Energiesparen aufs Mitmachen der Bürger entscheidend ankommt, dürfte das die „IC“-Jury beeindruckt haben. Und was passiert nun in Bottrop? Zunächst organisiert man sich mal. Gerade ist das bewährte „Standort“-Team aus einem Dachgeschoss in Rathausnähe umgezogen – in eine Villa, ein paar Straßen weiter. Aber nicht für lange. In ein paar Monaten wird das städtische Team wohl weiterziehen in einen Gebäudekomplex beim Hauptbahnhof, südlich der Innenstadt. Das ist dann mittendrin im Projektgebiet. Zwar besteht das nicht nur aus einigen Stadtteilen, wie bei anderen „IC“-Bewerbern. Aber das ganze nördliche Kirchhellen bleibt draußen: zu grün, zu ländlich, zu sauber für ein
Projekt, das sich 50% weniger CO2 in zehn Jahren zum Ziel gesetzt hat. Andererseits bleibt im Südwesten auch die Kokerei Prosper draußen, weil sie wiederum mit ihren Abgasen allzu sehr auf das Ergebnis drücken würde. Die Innenstadt ist dabei, „weil wir auch Handel und Dienstleistung beteiligen wollten“. Schwerpunkte des Projekts sind „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ rund um das Halden-Tetraeder. Am neuen Arbeitsplatz der Bottroper „IC“-Projektleiter werden dann auch die Kollegen des InnovationCity Management residieren; die GmbH wurde vom Initiativkreis Ruhr gegründet, um das Projekt zusammen mit den städtischen Akteuren zu steuern und auf künftige Kooperationen mit anderen Städten auszurichten. Am gleichen Ort beim Bahnhof wird noch in diesem Jahr das
„Dienstleistungsberatungszentrum“ eingerichtet – trotz des drögen Begriffs eine bürgernahe Einrichtung und ein „Schlüsselbaustein“ des ganzen „IC“Konzepts, wie Stefanie Hugot sagt. Denn mit Neubauten allein könne man natürlich nicht genug Energie einsparen, um nach zehn Jahren den CO2Ausstoß im Pilotgebiet auf die Hälfte zu drücken. Einen großen Teil werde die Modernisierung bestehender Gebäude ausmachen: bessere Heizungen, bessere Wärmedämmung.
| Energiesparlotsen Das ist gerade für private Hausbesitzer ein guter Vorsatz, der wegen des finanziellen und organisatorischen Aufwands of Vorsatz bleibt. Deshalb wird das Bottroper „IC“-Team in ausgewählten Stadtteilen von Straße zu Straße und von Haus zu Haus ziehen, um für die
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— Der neue Bernepark nebst Restaurant im alten Klärwerk: nicht Teil, aber charmante Ergänzung der „Innovation City“ im Bottroper Süden
— Der Bus zum Tetraeder fährt mit Wasserstoff. Bei Gebäude-Wärmedämmung sollen künftig schöne Details wie beim Fenster eines Steigerhauses erhalten werden.
Auf dem Weg zur Energiesparhauptstadt
Schließlich waren es dann fünf Finalisten, die im Kulturhauptstadtjahr um den Titel kämpften: neben Bottrop waren das Bochum, Mülheim, Essen und Gelsenkirchen/Herten.
Bottrop geht voran
| Bürger machen mit Sollte das Ruhrgebiet tatsächlich in ein paar Jahren auf eine Art „Klima-Expo“ als Nachfolge der Kulturhauptstadt zusteuern oder „Green Capital“ werden, dürfte die kleine Großstadt Bottrop eine Führungsrolle übernehmen. Denn sie hat 2010 schon den von „Initiativkreis Ruhrgebiet“ und Landesregierung ausgelobten Titel der „Innovation City“ errungen und kann nun mit Hilfe staatlicher Fördergelder aller Welt zeigen, wie man Energie spart.
Auf den ersten Blick könnte man Bottrop für wenig geeignet halten, die Rolle des EnergieKlassenprimus zu übernehmen. Schließlich geht es bei „Innovation City“ um den Einsatz alternativer Energie, um Stromsparen und um weniger CO2-
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haltige Abgase. Bottrop aber beherbergt eine der letzten Kohlezechen des Reviers, „Prosper/Haniel“, und die allerletzte Kokerei der RAG. Beide tragen nicht unerheblich dazu bei, dass die Emscherstadt Bottrop niedrige Arbeitslosenzahlen
hat wie sonst nur einige südliche Ruhrstädte. Allerdings wird das mit der Zeche nicht mehr lange so gehen, denn das Ende für den Bergbau ist politisch gewollt. 2018, wahrscheinlich, ist Schluss. Und deshalb hat die Stadt 2008 das Projekt
„Zukunftsstandort Bottrop“ gestartet, zu dessen Bausteinen Bildung, Entwicklung moderner Gewerbegebiete und pfiffige Energiesparkonzepte gehörten. Als dann das EnergiesparProgramm „Innovation City“ auf den Plan trat, sah Bottrop darin die Chance, das schon Begonnene in größerem Maßstab als „großflächigen Stadtumbau“ zu betreiben – immerhin wird von 2,5 Milliarden Euro Fördergeldern gesprochen, die alles in allem mit „Innovation City“ verbunden sein könnten. Kein Wunder, dass sich zu Beginn 16 Ruhrstädte als „Innovation City“ bewarben.
Warum Bottrop, mögen sich am Ende manche gefragt haben. Wir reichen die Frage weiter an Stefanie Hugot und Klaus Müller – die beiden Städteplaner waren schon beim „Zukunftsstandort“ maßgeblich beteiligt und sind jetzt städtische Projektleiter für „Innovation City“. Zum einen, sagen sie, hätten sie mit ihren „Standort“-Plänen einen gewissen Vorsprung gehabt, denn darin waren schon allerlei Ideen zum umweltfreundlichen Einsatz von Wasserstoff, Fernwärme, E-Mobilen und Ähnliches enthalten. Und dann hätten sie in einer großen Kampagne die Bottroper für das
Projekt begeistert – zum Beispiel mit schnell gesammelten 20.000 Unterschriften. Da es beim Energiesparen aufs Mitmachen der Bürger entscheidend ankommt, dürfte das die „IC“-Jury beeindruckt haben. Und was passiert nun in Bottrop? Zunächst organisiert man sich mal. Gerade ist das bewährte „Standort“-Team aus einem Dachgeschoss in Rathausnähe umgezogen – in eine Villa, ein paar Straßen weiter. Aber nicht für lange. In ein paar Monaten wird das städtische Team wohl weiterziehen in einen Gebäudekomplex beim Hauptbahnhof, südlich der Innenstadt. Das ist dann mittendrin im Projektgebiet. Zwar besteht das nicht nur aus einigen Stadtteilen, wie bei anderen „IC“-Bewerbern. Aber das ganze nördliche Kirchhellen bleibt draußen: zu grün, zu ländlich, zu sauber für ein
Projekt, das sich 50% weniger CO2 in zehn Jahren zum Ziel gesetzt hat. Andererseits bleibt im Südwesten auch die Kokerei Prosper draußen, weil sie wiederum mit ihren Abgasen allzu sehr auf das Ergebnis drücken würde. Die Innenstadt ist dabei, „weil wir auch Handel und Dienstleistung beteiligen wollten“. Schwerpunkte des Projekts sind „Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf“ rund um das Halden-Tetraeder. Am neuen Arbeitsplatz der Bottroper „IC“-Projektleiter werden dann auch die Kollegen des InnovationCity Management residieren; die GmbH wurde vom Initiativkreis Ruhr gegründet, um das Projekt zusammen mit den städtischen Akteuren zu steuern und auf künftige Kooperationen mit anderen Städten auszurichten. Am gleichen Ort beim Bahnhof wird noch in diesem Jahr das
„Dienstleistungsberatungszentrum“ eingerichtet – trotz des drögen Begriffs eine bürgernahe Einrichtung und ein „Schlüsselbaustein“ des ganzen „IC“Konzepts, wie Stefanie Hugot sagt. Denn mit Neubauten allein könne man natürlich nicht genug Energie einsparen, um nach zehn Jahren den CO2Ausstoß im Pilotgebiet auf die Hälfte zu drücken. Einen großen Teil werde die Modernisierung bestehender Gebäude ausmachen: bessere Heizungen, bessere Wärmedämmung.
| Energiesparlotsen Das ist gerade für private Hausbesitzer ein guter Vorsatz, der wegen des finanziellen und organisatorischen Aufwands of Vorsatz bleibt. Deshalb wird das Bottroper „IC“-Team in ausgewählten Stadtteilen von Straße zu Straße und von Haus zu Haus ziehen, um für die
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Modernisierungen zu werben. Andererseits wird das Dienstleistungszentrum Anlaufpunkt für alle Interessenten sein; dort werden „Lotsen“ arbeiten, die dem Hausbesitzer die üblichen Amtsgänge „von Pontius zu Pilatus“ ersparen. Auswahl, Planung, Genehmigung und Vermittlung kompetenter Handwerksbetriebe – alles aus einer Hand. So wichtig ein derartiges „Dienstleistungsberatungszentrum“ sein mag – Begeisterung fürs Energiesparen löst man damit kaum aus. Das geht besser mit kleinen, originellen Projekten, die man in Bottrop schon auf den Weg gebracht hat. Um zum Beispiel Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft zu erproben und zu propagieren, fährt sommers ein kleiner Linienbus vom innerstädtischen Pferdemarkt hinauf zum Gipfel des Tetraeder. Den Wasserstoff
keine Grünanlage, sondern ein eher buntes Gewerbegebiet im Süden der Stadt. Dort sollen die Betriebe nach und nach so umgerüstet werden, dass das Gewerbegebiet insgesamt CO2neutral betrieben wird. Sinnfälliges Detail werden Straßenlaternen sein, die sich selbst mit Strom versorgen, weil sie oben vertikale Windrotoren tragen.
tankt er an der großen Emscher-Kläranlage, wo das Gas beim Faulen des Klärschlamms gewonnen wird.
| Wärme auf Rädern Ganz in der Nähe läuft das Projekt „Wärme auf Rädern“. An der Kokerei, wo für jedermann sichtbar reichlich überschüssige Wärme entsteht, fährt regelmäßig ein Lastwagen mit aufgesetztem Container vor. Der wird mit Schläuchen an den „Kreislauf“ der Kokerei angeschlossen und zapft Wärme ab. Dann fährt der Fahrer ein paar Kilometer, schraubt die Schlauchanschlüsse an die Heizung der Grundschule in Ebel und gibt die Wärme wieder ab. Das System der Dortmunder Firma „Latherme“ ist prinzipiell nichts anderes als jene kleinen Handwärmer, in denen Wärme chemisch gespeichert wird, bis man ein Metall-
| Alles wird grün — In neugestalteten Vierteln Bottrops sollen künftig Laternen stehen, die sich ihren Strom mit „Vertikaldrehern“ selbst aus dem Wind holen: „zero emission“.
— Wärme auf Rädern: Was die Kokerei an Wärme übrig hat, wird schon jetzt im Container gespeichert und zur Grundschule im Stadtteil Ebel transportiert.
plättchen im Innern knickt und sich die grünliche Flüssigkeit wie von selbst erwärmt. „Wärme auf Rädern“ kann sich überall dort lohnen, wo ein altes Heizsystem ersetzt werden muss und der Anschluss an ein Fernwärmenetz nicht möglich ist. Zur Popularität des Energie-
eifrigen Pedelec-Nutzern sollen künftig die Studenten der Bottroper „Hochschule Ruhr West“ gehören. Das neue Hochschulgebäude an der Hans-SachsStraße zählt als „zero emission campus“ zu den Leitprojekten der „Innovation City“. (Wer an dieser Stelle über all die Angli-
sparens soll auch eine wachsende Flotte städtischer E-Mobile beitragen. Dazu gehören auch „Pedelecs“, also Fahrräder mit elektrischer Tret-Unterstützung. Eine „Zapfsäule“ für Fahrstrom steht schon am Rathaus; vier weitere sollen demnächst hinzukommen. Zu den besonders
zismen seufzt – wir tun es auch. Offenbar geht’s bei derlei Projekten nicht anders, die ja immer auch auf Anerkennung und Förderung im europäischen Rahmen schielen.) Ein Null-Emissionen-Projekt gibt es schon in Bottrop: den „zero emission park“. Das ist
Der Hochschul-Campus wird entschieden aufregender. Eine Grundidee ist die Versorgung des neuen Gebäudes mit Wärme aus einem unterirdischen Abwasserkanal. Energie-Fachleute und solche, die es werden wollen, gibt es reichlich an der Hochschule, denn die bietet den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen-Energiesysteme. Institutschef Prof. Marcus Rehm wünscht sich, dass seine Ingenieursstudenten von Anfang an
bei der Planung und am Bau des emissionsfreien Hochschulgebäudes mitwirken. Mehr Praxis geht nun wirklich nicht; da kann man einiges bei Laboren und Exkursionen einsparen. Die Bottroper, sagen Stefanie Hugot und Klaus Müller, sind stolz auf die Vorreiterrolle ihrer Stadt. Das liegt auch daran, dass „Innovation City“ nicht bloß technisch-ökonomisches Energiesparen ist, ökologische Erbsenzählerei. Der Stadtumbau soll auch einen Gewinn an Lebensqualität in den Stadtvierteln bringen, wird eingebettet in Begrünung, GewässerRenaturierung, Fassadenverschönerung. Wenn also die ganze Region sich künftig tatsächlich als „Grüne Hauptstadt“ ins Gespräch bringen will, könnte Essens führende Rolle aus dem Kulturhauptstadtjahr neu besetzt werden: „Bottrop für das Ruhrgebiet“. ● -na
Pe r s ö n l i c h gebraut in der 6. Generation. Die kleine Persönlichkeit. Privatbrauerei Jacob Stauder · Stauderstraße 88 · 45326 Essen · Telefon 0201-3616-0 · Fax 0201-3616-133 Internet: http://www.stauder.de · E-Mail: info@stauder.de
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Modernisierungen zu werben. Andererseits wird das Dienstleistungszentrum Anlaufpunkt für alle Interessenten sein; dort werden „Lotsen“ arbeiten, die dem Hausbesitzer die üblichen Amtsgänge „von Pontius zu Pilatus“ ersparen. Auswahl, Planung, Genehmigung und Vermittlung kompetenter Handwerksbetriebe – alles aus einer Hand. So wichtig ein derartiges „Dienstleistungsberatungszentrum“ sein mag – Begeisterung fürs Energiesparen löst man damit kaum aus. Das geht besser mit kleinen, originellen Projekten, die man in Bottrop schon auf den Weg gebracht hat. Um zum Beispiel Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft zu erproben und zu propagieren, fährt sommers ein kleiner Linienbus vom innerstädtischen Pferdemarkt hinauf zum Gipfel des Tetraeder. Den Wasserstoff
keine Grünanlage, sondern ein eher buntes Gewerbegebiet im Süden der Stadt. Dort sollen die Betriebe nach und nach so umgerüstet werden, dass das Gewerbegebiet insgesamt CO2neutral betrieben wird. Sinnfälliges Detail werden Straßenlaternen sein, die sich selbst mit Strom versorgen, weil sie oben vertikale Windrotoren tragen.
tankt er an der großen Emscher-Kläranlage, wo das Gas beim Faulen des Klärschlamms gewonnen wird.
| Wärme auf Rädern Ganz in der Nähe läuft das Projekt „Wärme auf Rädern“. An der Kokerei, wo für jedermann sichtbar reichlich überschüssige Wärme entsteht, fährt regelmäßig ein Lastwagen mit aufgesetztem Container vor. Der wird mit Schläuchen an den „Kreislauf“ der Kokerei angeschlossen und zapft Wärme ab. Dann fährt der Fahrer ein paar Kilometer, schraubt die Schlauchanschlüsse an die Heizung der Grundschule in Ebel und gibt die Wärme wieder ab. Das System der Dortmunder Firma „Latherme“ ist prinzipiell nichts anderes als jene kleinen Handwärmer, in denen Wärme chemisch gespeichert wird, bis man ein Metall-
| Alles wird grün — In neugestalteten Vierteln Bottrops sollen künftig Laternen stehen, die sich ihren Strom mit „Vertikaldrehern“ selbst aus dem Wind holen: „zero emission“.
— Wärme auf Rädern: Was die Kokerei an Wärme übrig hat, wird schon jetzt im Container gespeichert und zur Grundschule im Stadtteil Ebel transportiert.
plättchen im Innern knickt und sich die grünliche Flüssigkeit wie von selbst erwärmt. „Wärme auf Rädern“ kann sich überall dort lohnen, wo ein altes Heizsystem ersetzt werden muss und der Anschluss an ein Fernwärmenetz nicht möglich ist. Zur Popularität des Energie-
eifrigen Pedelec-Nutzern sollen künftig die Studenten der Bottroper „Hochschule Ruhr West“ gehören. Das neue Hochschulgebäude an der Hans-SachsStraße zählt als „zero emission campus“ zu den Leitprojekten der „Innovation City“. (Wer an dieser Stelle über all die Angli-
sparens soll auch eine wachsende Flotte städtischer E-Mobile beitragen. Dazu gehören auch „Pedelecs“, also Fahrräder mit elektrischer Tret-Unterstützung. Eine „Zapfsäule“ für Fahrstrom steht schon am Rathaus; vier weitere sollen demnächst hinzukommen. Zu den besonders
zismen seufzt – wir tun es auch. Offenbar geht’s bei derlei Projekten nicht anders, die ja immer auch auf Anerkennung und Förderung im europäischen Rahmen schielen.) Ein Null-Emissionen-Projekt gibt es schon in Bottrop: den „zero emission park“. Das ist
Der Hochschul-Campus wird entschieden aufregender. Eine Grundidee ist die Versorgung des neuen Gebäudes mit Wärme aus einem unterirdischen Abwasserkanal. Energie-Fachleute und solche, die es werden wollen, gibt es reichlich an der Hochschule, denn die bietet den Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen-Energiesysteme. Institutschef Prof. Marcus Rehm wünscht sich, dass seine Ingenieursstudenten von Anfang an
bei der Planung und am Bau des emissionsfreien Hochschulgebäudes mitwirken. Mehr Praxis geht nun wirklich nicht; da kann man einiges bei Laboren und Exkursionen einsparen. Die Bottroper, sagen Stefanie Hugot und Klaus Müller, sind stolz auf die Vorreiterrolle ihrer Stadt. Das liegt auch daran, dass „Innovation City“ nicht bloß technisch-ökonomisches Energiesparen ist, ökologische Erbsenzählerei. Der Stadtumbau soll auch einen Gewinn an Lebensqualität in den Stadtvierteln bringen, wird eingebettet in Begrünung, GewässerRenaturierung, Fassadenverschönerung. Wenn also die ganze Region sich künftig tatsächlich als „Grüne Hauptstadt“ ins Gespräch bringen will, könnte Essens führende Rolle aus dem Kulturhauptstadtjahr neu besetzt werden: „Bottrop für das Ruhrgebiet“. ● -na
Pe r s ö n l i c h gebraut in der 6. Generation. Die kleine Persönlichkeit. Privatbrauerei Jacob Stauder · Stauderstraße 88 · 45326 Essen · Telefon 0201-3616-0 · Fax 0201-3616-133 Internet: http://www.stauder.de · E-Mail: info@stauder.de
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