GLADBECK-SPEZIAL
GLADBECK-SPEZIAL
— Die Maschinenhalle Zweckel (oben) ist zum weithin bekanntesten Kulturort Gladbecks geworden. Unten eine Skulptur vorm Kulturzentrum in der Innenstadt.
GLAdbeki Mitten im Ruhrgebiet Gladbeck liegt so was von mittendrin im Ruhrgebiet, dass wir in dieser Serie nicht dran vorbeikommen. Auch wenn die Stadt vergleichsweise klein ist und seit Jahren zum Kreis Recklinghausen gehört. Oder jedenfalls irgendwie südlich unten dran hängt, zwischen Gelsenkirchen und Bottrop.
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Ruhr Revue
Gladbecker gab es schon vor 4000 Jahren, nur hießen sie nicht so. Was man bei Ausgrabungen von diesen bronzezeitlichen Menschen gefunden hat, kann man heute im Museum Schloss Wittringen besichtigen. Vor etwa 1000 Jahren tauchte der Name „Gladbeki“ in schriftlichen Urkunden auf – ruhrtypisch in Akten des damals begüterten Klosters Werden. „Gladbeki“ ist natürlich nicht polnisch; Heimatforscher ver-
muten, dass der Name von einem glatt-glänzenden Bach herrühre. Das Dorf Gladbeck schmiegte sich an die Lambertikirche und bildete zusammen mit den Bauernschaften Brauck, Butendorf, Ellinghorst, Rentfort und Zweckel ein „Kirchspiel“ Gladbeck. Man lebte von Landwirtschaft. Das änderte sich, wie ringsum in anderen Dörfern, durch den Bergbau. 1873 wurde wenige hundert Meter südlich der
Gladbecker Kirche der erste Schacht abgeteuft. Die Zeche mit dem niedlichen Namen „Rieckchen“ florierte aber erst am Ende des Jahrhunderts so recht und dehnte sich, unter dem zackigeren Namen „Graf Moltke“, nach Süden aus. Zur gleichen Zeit nahmen weitere Schachtanlagen die Förderung auf: „Möller“ im Westen, „Zweckel“ im Norden und „Mathias Stinnes“ im südlichen Brauck. Gladbecks Bevölkerung wuchs von gerade mal 3000 sprunghaft auf über 50.000 (1915). Dass man stolz auf den neuen Reichtum war, zeigte sich nach 1900 in neuen, repräsentativen Gebäuden des alten Gladbecker Dorfkerns. Allen
voran das 1910 eröffnete prächtige Rathaus mit Anklängen an die Renaissance. Die Aussage war überdeutlich: Wir sind Stadt! Aber wie viele andere preußische „Industriedörfer“ strebte Gladbeck lange vergeblich nach dem Status. Im Kaiserreich wurde es nie etwas damit; erst 1919 erhielt Gladbeck offiziell die Stadtrechte. Weitere stolze Bauten folgten in den zwanziger Jahren. Ein Post-Palast im Stil des Backstein-Expressionismus zum Beispiel, heute Brauhaus und Restaurant. Ein gepflegtes Verwaltungsviertel am Jovy-Platz, mit vielem, was eine Stadt so braucht: Amtsgericht, Polizeiamt, Finanzamt, Park und gediegene Wohnungen für
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— Die Maschinenhalle Zweckel (oben) ist zum weithin bekanntesten Kulturort Gladbecks geworden. Unten eine Skulptur vorm Kulturzentrum in der Innenstadt.
GLAdbeki Mitten im Ruhrgebiet Gladbeck liegt so was von mittendrin im Ruhrgebiet, dass wir in dieser Serie nicht dran vorbeikommen. Auch wenn die Stadt vergleichsweise klein ist und seit Jahren zum Kreis Recklinghausen gehört. Oder jedenfalls irgendwie südlich unten dran hängt, zwischen Gelsenkirchen und Bottrop.
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Gladbecker gab es schon vor 4000 Jahren, nur hießen sie nicht so. Was man bei Ausgrabungen von diesen bronzezeitlichen Menschen gefunden hat, kann man heute im Museum Schloss Wittringen besichtigen. Vor etwa 1000 Jahren tauchte der Name „Gladbeki“ in schriftlichen Urkunden auf – ruhrtypisch in Akten des damals begüterten Klosters Werden. „Gladbeki“ ist natürlich nicht polnisch; Heimatforscher ver-
muten, dass der Name von einem glatt-glänzenden Bach herrühre. Das Dorf Gladbeck schmiegte sich an die Lambertikirche und bildete zusammen mit den Bauernschaften Brauck, Butendorf, Ellinghorst, Rentfort und Zweckel ein „Kirchspiel“ Gladbeck. Man lebte von Landwirtschaft. Das änderte sich, wie ringsum in anderen Dörfern, durch den Bergbau. 1873 wurde wenige hundert Meter südlich der
Gladbecker Kirche der erste Schacht abgeteuft. Die Zeche mit dem niedlichen Namen „Rieckchen“ florierte aber erst am Ende des Jahrhunderts so recht und dehnte sich, unter dem zackigeren Namen „Graf Moltke“, nach Süden aus. Zur gleichen Zeit nahmen weitere Schachtanlagen die Förderung auf: „Möller“ im Westen, „Zweckel“ im Norden und „Mathias Stinnes“ im südlichen Brauck. Gladbecks Bevölkerung wuchs von gerade mal 3000 sprunghaft auf über 50.000 (1915). Dass man stolz auf den neuen Reichtum war, zeigte sich nach 1900 in neuen, repräsentativen Gebäuden des alten Gladbecker Dorfkerns. Allen
voran das 1910 eröffnete prächtige Rathaus mit Anklängen an die Renaissance. Die Aussage war überdeutlich: Wir sind Stadt! Aber wie viele andere preußische „Industriedörfer“ strebte Gladbeck lange vergeblich nach dem Status. Im Kaiserreich wurde es nie etwas damit; erst 1919 erhielt Gladbeck offiziell die Stadtrechte. Weitere stolze Bauten folgten in den zwanziger Jahren. Ein Post-Palast im Stil des Backstein-Expressionismus zum Beispiel, heute Brauhaus und Restaurant. Ein gepflegtes Verwaltungsviertel am Jovy-Platz, mit vielem, was eine Stadt so braucht: Amtsgericht, Polizeiamt, Finanzamt, Park und gediegene Wohnungen für
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— Die Maschinenhalle Zweckel (oben) ist zum weithin bekanntesten Kulturort Gladbecks geworden. Unten eine Skulptur vorm Kulturzentrum in der Innenstadt.
GLAdbeki Mitten im Ruhrgebiet Gladbeck liegt so was von mittendrin im Ruhrgebiet, dass wir in dieser Serie nicht dran vorbeikommen. Auch wenn die Stadt vergleichsweise klein ist und seit Jahren zum Kreis Recklinghausen gehört. Oder jedenfalls irgendwie südlich unten dran hängt, zwischen Gelsenkirchen und Bottrop.
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Gladbecker gab es schon vor 4000 Jahren, nur hießen sie nicht so. Was man bei Ausgrabungen von diesen bronzezeitlichen Menschen gefunden hat, kann man heute im Museum Schloss Wittringen besichtigen. Vor etwa 1000 Jahren tauchte der Name „Gladbeki“ in schriftlichen Urkunden auf – ruhrtypisch in Akten des damals begüterten Klosters Werden. „Gladbeki“ ist natürlich nicht polnisch; Heimatforscher ver-
muten, dass der Name von einem glatt-glänzenden Bach herrühre. Das Dorf Gladbeck schmiegte sich an die Lambertikirche und bildete zusammen mit den Bauernschaften Brauck, Butendorf, Ellinghorst, Rentfort und Zweckel ein „Kirchspiel“ Gladbeck. Man lebte von Landwirtschaft. Das änderte sich, wie ringsum in anderen Dörfern, durch den Bergbau. 1873 wurde wenige hundert Meter südlich der
Gladbecker Kirche der erste Schacht abgeteuft. Die Zeche mit dem niedlichen Namen „Rieckchen“ florierte aber erst am Ende des Jahrhunderts so recht und dehnte sich, unter dem zackigeren Namen „Graf Moltke“, nach Süden aus. Zur gleichen Zeit nahmen weitere Schachtanlagen die Förderung auf: „Möller“ im Westen, „Zweckel“ im Norden und „Mathias Stinnes“ im südlichen Brauck. Gladbecks Bevölkerung wuchs von gerade mal 3000 sprunghaft auf über 50.000 (1915). Dass man stolz auf den neuen Reichtum war, zeigte sich nach 1900 in neuen, repräsentativen Gebäuden des alten Gladbecker Dorfkerns. Allen
voran das 1910 eröffnete prächtige Rathaus mit Anklängen an die Renaissance. Die Aussage war überdeutlich: Wir sind Stadt! Aber wie viele andere preußische „Industriedörfer“ strebte Gladbeck lange vergeblich nach dem Status. Im Kaiserreich wurde es nie etwas damit; erst 1919 erhielt Gladbeck offiziell die Stadtrechte. Weitere stolze Bauten folgten in den zwanziger Jahren. Ein Post-Palast im Stil des Backstein-Expressionismus zum Beispiel, heute Brauhaus und Restaurant. Ein gepflegtes Verwaltungsviertel am Jovy-Platz, mit vielem, was eine Stadt so braucht: Amtsgericht, Polizeiamt, Finanzamt, Park und gediegene Wohnungen für
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GLADBECK-SPEZIAL — Das Wasserschloss Wittringen hat Gladbeck 1922 gekauft und im
— Um die Lambertikirche herum wuchs einst das kleine Dorf Gladbeki.
Renaissancestil neu aufgebaut.
einen Kreis um ein prächtiges Haus in typischer Zechenarchitektur der Zeit um 1900. Es beherbergte früher die Zechenverwaltung von Möller/Rheinbaben, genannt „Königliche (später Preußische) Berginspektion 2“. Die Zeche gehörte nämlich vorübergehend, wie einige Nachbaranlagen, dem preußischen Staat. An der kleinen Ringstraße um die Verwaltung herum stehen ein paar
Leben Sie selbstständig, unabhängig und sicher und genießen Sie dabei die Gemeinschaft in unserem Wohnstift.
| Wohnen bei Preußens
fleißige Beamte. Das Finanzamt allerdings wurde jüngst für überflüssig befunden und steht zum Verkauf. Die Stadt wird dadurch nicht zum Steuerparadies: Gladbecker werden jetzt vom Finanzamt Marl geschröpft. Wer vorm alteingesessenen Café-Restaurant „Schwarte“ beim Essen oder beim Bier sitzt, gleich gegenüber dem Rathaus, spürt noch heute den Bürgerstolz, mit dem die Gladbecker damals der offiziellen Stadterhebung vorgriffen. Hässliche Beton-Anbauten des Rathauses übrigens sind vor einigen Jahren verschwunden
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Ruhr Revue
und durch ein neues Gebäude ersetzt worden, das die traditionellen Formen früherer Repräsentationsbauten aufnimmt. Ganz in der Nähe lässt sich besichtigen, wie Gladbecks Innenstadt sich in den letzten 30 Jahren neu profiliert hat. Hinterm Rathaus nämlich ist das Gladbecker Kulturviertel. Zunächst stößt man auf Skulpturen im Rathauspark und auf ein pavillonartiges Gebäude, nicht ohne Charme. Die einstige Bücherei beherbergt ein Restaurant („mundart“, S.82) und ist seit 1984 Standort der städtischen Galerie. Seit Anfang dieses Jahres ergänzt ein
moderner, kubischer Anbau das Haus und bietet nun angemessenen Raum für die ambitionierten Wechselausstellungen. Nicht weit entfernt, in der einstigen Villa des Bürgermeisters Michael Jovy, residiert die Volkshochschule. Ein Stück weiter südlich findet sich das moderne „Kulturzentrum“, mit Stadthalle, Bücherei, dem „Forum deutscher Musikhochschulen“ und dem „Literaturbüro Ruhr“. Das alles wird überragt vom Betonturm der Städtischen Sparkasse, der aber durch weiß-rote Farbgebung ein optisch ganz verträglicher Nachbar ist.
Von den Zechen ist wenig geblieben. Ausnahme ist „Zweckel“, obwohl gerade der Pütt sehr früh geschlossen wurde. Aber die Schächte wurden bis 1995 genutzt, um Wasser aus umliegenden Anlagen zu pumpen. So kam es wohl, dass die beiden Fördergerüste und die zugehörige Maschinenhalle nicht abgerissen wurden und 1997 unter Denkmalschutz gestellt werden konnten. Nun steht die mächtige Halle da wie im Schlaf, verglichen mit der nebenan zischenden und summenden Phenol-Chemie. Doch immer wieder kommt Leben ins Haus: Die „Maschinenhalle Zweckel“ ist zu einem der prominentesten Veranstaltungsorte des Ruhrgebiets geworden, vor allem durch Aufführungen der RuhrTriennale. Unter vielen, meist weniger auffälligen Zechensiedlungen gibt es eine ganz besondere im westlichen Gladbeck: Die Straße „Bernekamp“ führt kurz in den Wald und beschreibt dann
villenartige Wohnhäuser im gleichen Stil – für die höheren Beamten der Verwaltung. Es hatte etwas für sich, „bei Preußens“ an höherer Stelle zu arbeiten. Sichtbarste Zeugen der Bergbauvergangenheit in Gladbeck sind mehrere Halden, besonders im Süden der Stadt. Alle sind sie grün, mit Wegen erschlossen, werden von Spaziergängern, Joggern und
• Menüservice • Hausnotruf • Betreutes Wohnen zu Hause • Pflege • Wohnstift • KWA Club • Vorträge • Reisen • Gesundheit • Ambulante Pflege • Kurzzeitpflege • Sinneszentrum Demenz
Wir bieten Ihnen: • Stiftswohnen in 102 attraktiven Wohnungen • Ambulanter Pflegedienst rund um die Uhr • Stationärer Pflegebereich und Kurzzeitpflege • abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm • gemütliches Café und Restaurant Wir freuen uns über Ihren Besuch oder rufen Sie uns an unter: 02041 / 696-900.
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KWA Stift Urbana im Stadtgarten Im Stadtgarten 2 • 46236 Bottrop
(Gebühr bezahlt der Empfänger)
Bitte schicken Sie diesen Info-Coupon an: KWA Stift Urbana Im Stadtgarten 2, 46236 Bottrop
Meine Anschrift lautet: ______________________________________ Name
Ich interessiere mich für: Informationsmaterial Eine Wohnung mit _____ Zimmern im KWA Stift Urbana im Stadtgarten Eine Pflegewohnung Ein Zimmer im Pflegebereich Den ambulanten Pflegedienst Probewohnen im KWA Stift Urbana
______________________________________ Straße, Hausnummer
✃
Als Gladbeck seine Innenstadt mit dem Kulturviertel schmückte, war es mit dem Reichtum längst vorbei. So schnell und spät der Bergbau gekommen war, so schnell und früh verschwand er wieder. Möller, Rheinbaben und Zweckel waren schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg nur mehr Nebenanlagen von Zechen in Nachbarstädten. Graf Moltke förderte bis 1971. Als ein Jahr später die Essener Zeche „Mathias Stinnes“ mit ihrer Gladbecker Nebenanlage schloss, war Schicht in der Stadt. 40 Jahre Strukturwandel sind ein hartes Brot; Gladbecks Arbeitslosenzahlen sind, im Ruhrgebiets-Vergleich, mittelprächtig.
Natürlich war’s ein Vorgängerbau.
______________________________________ PLZ, Ort
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GLADBECK-SPEZIAL — Das Wasserschloss Wittringen hat Gladbeck 1922 gekauft und im
— Um die Lambertikirche herum wuchs einst das kleine Dorf Gladbeki.
Renaissancestil neu aufgebaut.
einen Kreis um ein prächtiges Haus in typischer Zechenarchitektur der Zeit um 1900. Es beherbergte früher die Zechenverwaltung von Möller/Rheinbaben, genannt „Königliche (später Preußische) Berginspektion 2“. Die Zeche gehörte nämlich vorübergehend, wie einige Nachbaranlagen, dem preußischen Staat. An der kleinen Ringstraße um die Verwaltung herum stehen ein paar
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fleißige Beamte. Das Finanzamt allerdings wurde jüngst für überflüssig befunden und steht zum Verkauf. Die Stadt wird dadurch nicht zum Steuerparadies: Gladbecker werden jetzt vom Finanzamt Marl geschröpft. Wer vorm alteingesessenen Café-Restaurant „Schwarte“ beim Essen oder beim Bier sitzt, gleich gegenüber dem Rathaus, spürt noch heute den Bürgerstolz, mit dem die Gladbecker damals der offiziellen Stadterhebung vorgriffen. Hässliche Beton-Anbauten des Rathauses übrigens sind vor einigen Jahren verschwunden
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und durch ein neues Gebäude ersetzt worden, das die traditionellen Formen früherer Repräsentationsbauten aufnimmt. Ganz in der Nähe lässt sich besichtigen, wie Gladbecks Innenstadt sich in den letzten 30 Jahren neu profiliert hat. Hinterm Rathaus nämlich ist das Gladbecker Kulturviertel. Zunächst stößt man auf Skulpturen im Rathauspark und auf ein pavillonartiges Gebäude, nicht ohne Charme. Die einstige Bücherei beherbergt ein Restaurant („mundart“, S.82) und ist seit 1984 Standort der städtischen Galerie. Seit Anfang dieses Jahres ergänzt ein
moderner, kubischer Anbau das Haus und bietet nun angemessenen Raum für die ambitionierten Wechselausstellungen. Nicht weit entfernt, in der einstigen Villa des Bürgermeisters Michael Jovy, residiert die Volkshochschule. Ein Stück weiter südlich findet sich das moderne „Kulturzentrum“, mit Stadthalle, Bücherei, dem „Forum deutscher Musikhochschulen“ und dem „Literaturbüro Ruhr“. Das alles wird überragt vom Betonturm der Städtischen Sparkasse, der aber durch weiß-rote Farbgebung ein optisch ganz verträglicher Nachbar ist.
Von den Zechen ist wenig geblieben. Ausnahme ist „Zweckel“, obwohl gerade der Pütt sehr früh geschlossen wurde. Aber die Schächte wurden bis 1995 genutzt, um Wasser aus umliegenden Anlagen zu pumpen. So kam es wohl, dass die beiden Fördergerüste und die zugehörige Maschinenhalle nicht abgerissen wurden und 1997 unter Denkmalschutz gestellt werden konnten. Nun steht die mächtige Halle da wie im Schlaf, verglichen mit der nebenan zischenden und summenden Phenol-Chemie. Doch immer wieder kommt Leben ins Haus: Die „Maschinenhalle Zweckel“ ist zu einem der prominentesten Veranstaltungsorte des Ruhrgebiets geworden, vor allem durch Aufführungen der RuhrTriennale. Unter vielen, meist weniger auffälligen Zechensiedlungen gibt es eine ganz besondere im westlichen Gladbeck: Die Straße „Bernekamp“ führt kurz in den Wald und beschreibt dann
villenartige Wohnhäuser im gleichen Stil – für die höheren Beamten der Verwaltung. Es hatte etwas für sich, „bei Preußens“ an höherer Stelle zu arbeiten. Sichtbarste Zeugen der Bergbauvergangenheit in Gladbeck sind mehrere Halden, besonders im Süden der Stadt. Alle sind sie grün, mit Wegen erschlossen, werden von Spaziergängern, Joggern und
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Als Gladbeck seine Innenstadt mit dem Kulturviertel schmückte, war es mit dem Reichtum längst vorbei. So schnell und spät der Bergbau gekommen war, so schnell und früh verschwand er wieder. Möller, Rheinbaben und Zweckel waren schon bald nach dem Zweiten Weltkrieg nur mehr Nebenanlagen von Zechen in Nachbarstädten. Graf Moltke förderte bis 1971. Als ein Jahr später die Essener Zeche „Mathias Stinnes“ mit ihrer Gladbecker Nebenanlage schloss, war Schicht in der Stadt. 40 Jahre Strukturwandel sind ein hartes Brot; Gladbecks Arbeitslosenzahlen sind, im Ruhrgebiets-Vergleich, mittelprächtig.
Natürlich war’s ein Vorgängerbau.
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GLADBECK-SPEZIAL
GLADBECK-SPEZIAL
— Das Gladbecker Rathaus zeugt von Bürgerstolz noch vor der Stadterhebung. Vom Café Schwarte aus lässt sich der Blick trefflich genießen.
Mountainbikern gern genutzt. Eine spektakulär gestaltete Halde mit Landmarke gibt es noch nicht, aber man arbeitet daran (S. 58). Die Jahre des Aufstiegs und der Prosperität erlebte das einstige „Kirchspiel“ Gladbeck ohne große Veränderungen seines Territoriums. Die Stadt wuchs, so wie sie war, Ende der fünfziger Jahre bis auf 84.000 Einwohner. Dann deutete sich die Kohlenkrise an; die GroßstadtMarke von 100.000 wurde nie erreicht. 1975 kam die Quittung: Gladbeck wurde mit Bottrop und Kirchhellen zu einer
neuen Stadt namens Bottrop zusammengeschlossen. Berühmt-berüchtigt wurde dieses Konstrukt allerdings unter dem Scherznamen „Glabotki“.
| Von wegen Glabotki ... Das erinnert verblüffend an den mittelalterlichen Namen „Gladbeki“, wurde aber zum Begriff für hartnäckigen und letztlich erfolgreichen Kampf gegen die „Kommunale Neuordnung“. Die Gladbecker führten unter anderem ins Feld, dass Bottrop wenig größer sei und dass es an der grünen Grenze kaum Verbindendes zwischen den
beiden Städten gebe. Sie bekamen recht. 1976 wurde der Zusammenschluss rückgängig gemacht. Bottrop begnügte sich mit Kirchhellen; Gladbeck blieb selbstständig, verlor aber seine „Kreisfreiheit“. Seit 1976 zählt die Stadt zum Kreis Recklinghausen – geographisch allerdings als eine Art südlicher Wurmfortsatz zwischen Gelsenkirchen und Bottrop. Nur auf 500 Metern grenzt Gladbeck an Dorsten und damit an den übrigen Kreis; mit dem Auto gelangt man nicht dorthin, ohne das Kreisgebiet zu verlassen. Mit diesem Verlust an Selbst-
ständigkeit haben die 77.000 Gladbecker sich weitgehend abgefunden. Allerdings hegen sie die Hoffnung, statt des „RE“ in absehbarer Zeit wieder das alte „GLA“ am Auto führen zu können. Die Hoffnung teilen sie mit „CAS“. Seit dem Ende des Bergbaus ist Industrie kein optisch dominierender Faktor mehr in Gladbeck – mit Ausnahme einer Fabrik für Steinwolle, einer Glasfirma und der Phenol-Chemie in Zweckel. Die Wirtschaft ist ansonsten weitgehend mittelständisch geprägt. Neue Gewerbegebiete passen sich bes-
— Zweimal Zweckel: Oben der Eingang zur Maschinenhalle, links die interessante Kirche am zentralen Verkehrskreisel des dörflichen Vororts. Rechts eine Skulptur im Gladbecker Rathauspark.
ser in die Landschaft ein als Großindustrie – allen voran „Wiesenbusch“ im äußersten Westen, ein schickes Technologiezentrum für Solar- und Wärmepumpentechnik. Gladbeck zeigt sich heute vor allem als Wohnstadt mit großen Grünflächen zwischen den Stadtteilen des alten „Kirchspiels“. Darunter der Stadtwald mit dem Wasserschloss Wittringen, das die Stadt in ihrer Blütezeit 1922 aufkaufte, renovierte und durch einen Bau im Stil der Renaissance ergänzte. Restaurant, Stadtmuseum, Park mit Tiergehege und ein Freibad aus den zwanziger Jahren rechtfertigen wohl
den Begriff „Freizeitzentrum“, man sollte aber keinen Rummel dahinter befürchten. Dass Gladbeck eine „Kinder- und Jugenduniversität“ beherbergt, kann man wohl symptomatisch nennen. Die Stadt ist erstens, als bislang einzige Ruhr-Kommune, durch die Landesregierung offiziell zur „familienfreundlichen Kommune“ geadelt worden. Und Gladbecks Engagement für Kultur ist zweitens für eine Stadt dieser Größe sicher bemerkenswert. Eine Kostprobe bietet sich an, wenn Gladbeck Ende September eine Woche lang „Local Hero“ der Kulturhauptstadt Ruhr ist. ● -na
Glad to be beck: die Stadt als Local Hero Vom 26. September bis zum 2. Oktober glänzt Gladbeck als „Local Hero“ der Kulturhauptstadt. Die Musikschule zum Beispiel unternimmt eine musikalische Reise durch die Welt und zurück: „Glad to be Beck“. Die Lambertikirche bietet Orgelkonzerte. Die evangelischen Kirchen der Stadt zeigen eine Ausstellung: „Kirche, Kohle, Kumpel“. Im Rathauspark wird die Mitmach-Skulptur „Tausendfüßler“ zu sehen sein: „Eine Stadt macht sich auf die Beine“. Das in Gladbeck residierende „Forum Deutscher Musikhochschulen“ bietet Konzerte mit hochkarätigen Nachwuchskünstlern aus ganz Europa. Das „Literaturbüro Ruhr“, ebenfalls in Gladbeck zuhause, bringt im Herbst dem ganzen Ruhrgebiet „Mehr Licht!“ – Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaftler denken die europäische Aufklärung weiter. Zur „Heldenwoche“ findet eine Veranstaltung in Gladbeck statt. Schließlich feiert die RuhrTriennale am 25. September in der Maschinenhalle Zweckel die Premiere von „Gisela“ – Hans Werner Henzes Musiktheater von Jugendlichen für Jugendliche. Drei Aufführungen folgen in der Hero-Woche, kurz darauf drei weitere. — Das schicke Finanzamt am Jovyplatz steht zum Verkauf. Reine Finanzfrage.
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GLADBECK-SPEZIAL
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— Das Gladbecker Rathaus zeugt von Bürgerstolz noch vor der Stadterhebung. Vom Café Schwarte aus lässt sich der Blick trefflich genießen.
Mountainbikern gern genutzt. Eine spektakulär gestaltete Halde mit Landmarke gibt es noch nicht, aber man arbeitet daran (S. 58). Die Jahre des Aufstiegs und der Prosperität erlebte das einstige „Kirchspiel“ Gladbeck ohne große Veränderungen seines Territoriums. Die Stadt wuchs, so wie sie war, Ende der fünfziger Jahre bis auf 84.000 Einwohner. Dann deutete sich die Kohlenkrise an; die GroßstadtMarke von 100.000 wurde nie erreicht. 1975 kam die Quittung: Gladbeck wurde mit Bottrop und Kirchhellen zu einer
neuen Stadt namens Bottrop zusammengeschlossen. Berühmt-berüchtigt wurde dieses Konstrukt allerdings unter dem Scherznamen „Glabotki“.
| Von wegen Glabotki ... Das erinnert verblüffend an den mittelalterlichen Namen „Gladbeki“, wurde aber zum Begriff für hartnäckigen und letztlich erfolgreichen Kampf gegen die „Kommunale Neuordnung“. Die Gladbecker führten unter anderem ins Feld, dass Bottrop wenig größer sei und dass es an der grünen Grenze kaum Verbindendes zwischen den
beiden Städten gebe. Sie bekamen recht. 1976 wurde der Zusammenschluss rückgängig gemacht. Bottrop begnügte sich mit Kirchhellen; Gladbeck blieb selbstständig, verlor aber seine „Kreisfreiheit“. Seit 1976 zählt die Stadt zum Kreis Recklinghausen – geographisch allerdings als eine Art südlicher Wurmfortsatz zwischen Gelsenkirchen und Bottrop. Nur auf 500 Metern grenzt Gladbeck an Dorsten und damit an den übrigen Kreis; mit dem Auto gelangt man nicht dorthin, ohne das Kreisgebiet zu verlassen. Mit diesem Verlust an Selbst-
ständigkeit haben die 77.000 Gladbecker sich weitgehend abgefunden. Allerdings hegen sie die Hoffnung, statt des „RE“ in absehbarer Zeit wieder das alte „GLA“ am Auto führen zu können. Die Hoffnung teilen sie mit „CAS“. Seit dem Ende des Bergbaus ist Industrie kein optisch dominierender Faktor mehr in Gladbeck – mit Ausnahme einer Fabrik für Steinwolle, einer Glasfirma und der Phenol-Chemie in Zweckel. Die Wirtschaft ist ansonsten weitgehend mittelständisch geprägt. Neue Gewerbegebiete passen sich bes-
— Zweimal Zweckel: Oben der Eingang zur Maschinenhalle, links die interessante Kirche am zentralen Verkehrskreisel des dörflichen Vororts. Rechts eine Skulptur im Gladbecker Rathauspark.
ser in die Landschaft ein als Großindustrie – allen voran „Wiesenbusch“ im äußersten Westen, ein schickes Technologiezentrum für Solar- und Wärmepumpentechnik. Gladbeck zeigt sich heute vor allem als Wohnstadt mit großen Grünflächen zwischen den Stadtteilen des alten „Kirchspiels“. Darunter der Stadtwald mit dem Wasserschloss Wittringen, das die Stadt in ihrer Blütezeit 1922 aufkaufte, renovierte und durch einen Bau im Stil der Renaissance ergänzte. Restaurant, Stadtmuseum, Park mit Tiergehege und ein Freibad aus den zwanziger Jahren rechtfertigen wohl
den Begriff „Freizeitzentrum“, man sollte aber keinen Rummel dahinter befürchten. Dass Gladbeck eine „Kinder- und Jugenduniversität“ beherbergt, kann man wohl symptomatisch nennen. Die Stadt ist erstens, als bislang einzige Ruhr-Kommune, durch die Landesregierung offiziell zur „familienfreundlichen Kommune“ geadelt worden. Und Gladbecks Engagement für Kultur ist zweitens für eine Stadt dieser Größe sicher bemerkenswert. Eine Kostprobe bietet sich an, wenn Gladbeck Ende September eine Woche lang „Local Hero“ der Kulturhauptstadt Ruhr ist. ● -na
Glad to be beck: die Stadt als Local Hero Vom 26. September bis zum 2. Oktober glänzt Gladbeck als „Local Hero“ der Kulturhauptstadt. Die Musikschule zum Beispiel unternimmt eine musikalische Reise durch die Welt und zurück: „Glad to be Beck“. Die Lambertikirche bietet Orgelkonzerte. Die evangelischen Kirchen der Stadt zeigen eine Ausstellung: „Kirche, Kohle, Kumpel“. Im Rathauspark wird die Mitmach-Skulptur „Tausendfüßler“ zu sehen sein: „Eine Stadt macht sich auf die Beine“. Das in Gladbeck residierende „Forum Deutscher Musikhochschulen“ bietet Konzerte mit hochkarätigen Nachwuchskünstlern aus ganz Europa. Das „Literaturbüro Ruhr“, ebenfalls in Gladbeck zuhause, bringt im Herbst dem ganzen Ruhrgebiet „Mehr Licht!“ – Schriftsteller, Philosophen, Wissenschaftler denken die europäische Aufklärung weiter. Zur „Heldenwoche“ findet eine Veranstaltung in Gladbeck statt. Schließlich feiert die RuhrTriennale am 25. September in der Maschinenhalle Zweckel die Premiere von „Gisela“ – Hans Werner Henzes Musiktheater von Jugendlichen für Jugendliche. Drei Aufführungen folgen in der Hero-Woche, kurz darauf drei weitere. — Das schicke Finanzamt am Jovyplatz steht zum Verkauf. Reine Finanzfrage.
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