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HERNE-SPEZIAL

HERNE-SPEZIAL

Ich bin zwei Städte Doppelpack in der Mitte des Ruhrgebiets: Herne Was es mit Herne auf sich hat, merkt am schnellsten, wer mit der Bahn anreist: Man kann entweder in „Herne“ aussteigen oder am „Hauptbahnhof“. Der heißt nämlich „Wanne-Eickel Hbf.“ Herne ist wie das ganze Ruhrgebiet – polyzentrisch, zusammengefügt aus vielen alten Gemeinden und zuletzt 1975 aus zwei Städten. Die Wandlung des geringfügig kleineren Partners zu „Herne 2“ ist bis heute unvollständig. Wanne-Eickel lebt in den Köpfen der Lokalpatrioten fort. Herne ist zwei Städte.

Wie das ganze Ruhrgebiet ist auch Herne keineswegs ein geschichtsloses Produkt der Industrialisierung. Von Steinzeitmenschen und Römern mal ganz abgesehen: Als „Haranni“ ist der Ort immerhin seit 880 bezeugt. Und die Geschichte des Schlosses Strünkede, ganz nah bei der Herner Innenstadt, geht ebenfalls weit ins Mittelalter zurück; die dort residierenden Freiherrn und Ritter beherrschten die Dörfer der Umgebung. Auf dem gesamten Gebiet der heutigen Stadt Herne gab es gleich mehrere Herrensitze – und viele kleine Dörfer.

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Ruhr Revue

Der große Sprung, das ist wahr, kam Mitte des 19. Jahrhunderts, als der nordwandernde Bergbau und die Eisenbahn Herne erreichten. Aus knapp 1000 Einwohnern wurden bis 1910 rund 50.000; seit 1897 hat Herne Stadtrechte. 1933 wurde es Großstadt: 100.000 Einwohner. Das Maximum war 1953 erreicht mit über 116.000 Einwohnern. Ganz ähnlich erging es „Herne 2“, nur dass die Eisenbahn dort ihren Bahnhof 1847 im Niemandsland errichtete. Die umliegenden Dörfer konnten sich nicht auf einen Namen einigen; die Bahn nannte ihre Station schließlich

— Das Schloss Strünkede – historisches Schmuckstück nahe der Herner Innenstadt und Sitz des Emschertalmuseums

Ruhr Revue

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Ich bin zwei Städte Doppelpack in der Mitte des Ruhrgebiets: Herne Was es mit Herne auf sich hat, merkt am schnellsten, wer mit der Bahn anreist: Man kann entweder in „Herne“ aussteigen oder am „Hauptbahnhof“. Der heißt nämlich „Wanne-Eickel Hbf.“ Herne ist wie das ganze Ruhrgebiet – polyzentrisch, zusammengefügt aus vielen alten Gemeinden und zuletzt 1975 aus zwei Städten. Die Wandlung des geringfügig kleineren Partners zu „Herne 2“ ist bis heute unvollständig. Wanne-Eickel lebt in den Köpfen der Lokalpatrioten fort. Herne ist zwei Städte.

Wie das ganze Ruhrgebiet ist auch Herne keineswegs ein geschichtsloses Produkt der Industrialisierung. Von Steinzeitmenschen und Römern mal ganz abgesehen: Als „Haranni“ ist der Ort immerhin seit 880 bezeugt. Und die Geschichte des Schlosses Strünkede, ganz nah bei der Herner Innenstadt, geht ebenfalls weit ins Mittelalter zurück; die dort residierenden Freiherrn und Ritter beherrschten die Dörfer der Umgebung. Auf dem gesamten Gebiet der heutigen Stadt Herne gab es gleich mehrere Herrensitze – und viele kleine Dörfer.

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Der große Sprung, das ist wahr, kam Mitte des 19. Jahrhunderts, als der nordwandernde Bergbau und die Eisenbahn Herne erreichten. Aus knapp 1000 Einwohnern wurden bis 1910 rund 50.000; seit 1897 hat Herne Stadtrechte. 1933 wurde es Großstadt: 100.000 Einwohner. Das Maximum war 1953 erreicht mit über 116.000 Einwohnern. Ganz ähnlich erging es „Herne 2“, nur dass die Eisenbahn dort ihren Bahnhof 1847 im Niemandsland errichtete. Die umliegenden Dörfer konnten sich nicht auf einen Namen einigen; die Bahn nannte ihre Station schließlich

— Das Schloss Strünkede – historisches Schmuckstück nahe der Herner Innenstadt und Sitz des Emschertalmuseums

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Ich bin zwei Städte Doppelpack in der Mitte des Ruhrgebiets: Herne Was es mit Herne auf sich hat, merkt am schnellsten, wer mit der Bahn anreist: Man kann entweder in „Herne“ aussteigen oder am „Hauptbahnhof“. Der heißt nämlich „Wanne-Eickel Hbf.“ Herne ist wie das ganze Ruhrgebiet – polyzentrisch, zusammengefügt aus vielen alten Gemeinden und zuletzt 1975 aus zwei Städten. Die Wandlung des geringfügig kleineren Partners zu „Herne 2“ ist bis heute unvollständig. Wanne-Eickel lebt in den Köpfen der Lokalpatrioten fort. Herne ist zwei Städte.

Wie das ganze Ruhrgebiet ist auch Herne keineswegs ein geschichtsloses Produkt der Industrialisierung. Von Steinzeitmenschen und Römern mal ganz abgesehen: Als „Haranni“ ist der Ort immerhin seit 880 bezeugt. Und die Geschichte des Schlosses Strünkede, ganz nah bei der Herner Innenstadt, geht ebenfalls weit ins Mittelalter zurück; die dort residierenden Freiherrn und Ritter beherrschten die Dörfer der Umgebung. Auf dem gesamten Gebiet der heutigen Stadt Herne gab es gleich mehrere Herrensitze – und viele kleine Dörfer.

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Der große Sprung, das ist wahr, kam Mitte des 19. Jahrhunderts, als der nordwandernde Bergbau und die Eisenbahn Herne erreichten. Aus knapp 1000 Einwohnern wurden bis 1910 rund 50.000; seit 1897 hat Herne Stadtrechte. 1933 wurde es Großstadt: 100.000 Einwohner. Das Maximum war 1953 erreicht mit über 116.000 Einwohnern. Ganz ähnlich erging es „Herne 2“, nur dass die Eisenbahn dort ihren Bahnhof 1847 im Niemandsland errichtete. Die umliegenden Dörfer konnten sich nicht auf einen Namen einigen; die Bahn nannte ihre Station schließlich

— Das Schloss Strünkede – historisches Schmuckstück nahe der Herner Innenstadt und Sitz des Emschertalmuseums

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— „Wanne-Eickel Hbf.“: Die vielen Gleise und Bahnsteige lassen noch die einstige Bedeutung des großen Eisenbahnknotenpunkts erkennen. Selbstironisch begrüßt man den Ankommenden auf dem Bahnhofsplatz, der Heinz-Rühmann-Platz heißt: Die Eltern des Schauspielers führten eine Zeit lang das Bahnhofsrestaurant.

„Wanne“. Das war bloß eine Flurbezeichnung, als aber die kleinen Gemeinden 1875 unter einen Verwaltungshut kamen, wurde das „Amt Wanne“ aus der Taufe gehoben. 1897 übernahm gar die Gemeinde Bickern den Namen „Wanne“.

| Gemeinsam stärker Verwaltungsgebiete aber ändern sich immer wieder. Besonders in den zwanziger Jahren – da rollte eine Eingemeindungswelle durchs Land. Große Nachbarn wollten sich prosperierende Bergbaugemeinden wie Wanne oder Eickel bei der Gelegenheit gern einverleiben. Dagegen schlossen sich die Bedrängten 1926 zur Bindestrich-Stadt zusammen, die es immerhin 1955 ebenfalls zur Großstadt und 1965 zur maximalen Einwohnerzahl von 110.000 brachte. Dann wiederholte sich die Geschichte. Bei

der Gebietsreform lief gierigen Nachbarn abermals das Wasser im Maul zusammen; diesmal waren es Wanne-Eickel und Herne, die sich 1975 abwehrend zusammenschlossen, als „neue Stadt Herne“. Der Bahnhof in Wanne war nicht nur als Namensgeber wichtig. Er entwickelte sich zu einem der größten Rangierbahnhöfe der Region; außerdem kreuzten sich hier mehrere Linien, darunter eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. So kam es, dass „Wanne-Eickel Hbf.“ als Bahnhof stets wichtiger war als das Pendant in Herne. Unzählige Fernreisende kamen auf diese Weise zu einem Kurzhalt mitten im Revier – wie jener anekdotische Mann im Schlafwagen, der eines Nachts durch einen Ruck unsanft geweckt wurde, verschlafen auf die mondbeschienene Stationstafel draußen

Das Mondlied Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel, die ganze Luft ist erfüllt von ew’gem Mai (hmmm). Und jede Nacht am Kanal von Wanne-Eickel ist voller Duft wie die Nächte von Hawaii. Ich kenn’ die ganze Welt von Rio bis Port Said, ich war zu Gast im Zelt beim Ölscheich von Kuwait. Ich kenn’ die Cote d’Azur, die Rosen von Athen, Mallorca, wo am Kai Germanen Schlange steh’n. Und jeder staunt ganz ungemein, doch ich sag’ nein, nein, nein, nein, nein – ich sage nein! Nichts ist so schön … Frau Adelgunde Schmidt, die schwärmte jedes Jahr, wenn sie aus Spanien kam, wie schön der Mondschein war. Denn sie hat nachts am Strand bei Vollmond noch entdeckt, dass jeder Kuss direkt nach Tarragona schmeckt. Und jeder staunt ganz ungemein, doch ich sag’ nein, nein, nein, nein, nein – ich sage nein! Nichts ist so schön …

worden von jenen, die das ganze Ruhrgebiet für eine kulturlose, unbewohnbare Wüste halten. Wohl am allermeisten traf es Wanne-Eickel. Wer einen besonders witzigen Gegensatz suchte zu London, New York und Paris, kam schnell auf Wanne-Eickel als Inbegriff von Provinzialität, Beschränktheit und Hässlichkeit. 1962 wurde daraus sogar ein Schlagerhit. In Frankreich war gerade „Un clair de lune à Maubeuge“ erschienen; das Lied spielte mit dem schlechten Image dieser nordfranzösischen Provinzstadt. „Friedel Hensch und die Cypris“ brachten eine deutsche Version heraus: „Der Mond von Wanne-Eickel“.

| Mondbewohner blinzelte und dann erschrocken murmelte: „Wanne-Eickel Hauptbahnhof! Mein Gott, das gibt’s also wirklich …“

Denn wie praktisch alle Städte der Emscherzone sind Herne und Wanne-Eickel jahrzehntelang besonders verspottet

Anders als im Ruhrgebiet bei solchen Anlässen üblich, nahm die damals noch selbstständige Stadt nicht lange übel – im Gegenteil. Sie verteilte sogar Schallplatten mit dem Lied, das zu einer Art Stadthymne wurde. Die Wanne-Eickeler lernten, sich frech und selbstironisch mit den bösen Klischees auseinanderzusetzen. Diverse Wanne-Eickeler Websites zeugen von diesem noch heute existierenden, ganz eigenen Selbstbewusstsein. Und am „Hauptbahnhof“ wird man heute von einem riesigen Schild begrüßt: „Willkommen auf dem Mond“.

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— „Wanne-Eickel Hbf.“: Die vielen Gleise und Bahnsteige lassen noch die einstige Bedeutung des großen Eisenbahnknotenpunkts erkennen. Selbstironisch begrüßt man den Ankommenden auf dem Bahnhofsplatz, der Heinz-Rühmann-Platz heißt: Die Eltern des Schauspielers führten eine Zeit lang das Bahnhofsrestaurant.

„Wanne“. Das war bloß eine Flurbezeichnung, als aber die kleinen Gemeinden 1875 unter einen Verwaltungshut kamen, wurde das „Amt Wanne“ aus der Taufe gehoben. 1897 übernahm gar die Gemeinde Bickern den Namen „Wanne“.

| Gemeinsam stärker Verwaltungsgebiete aber ändern sich immer wieder. Besonders in den zwanziger Jahren – da rollte eine Eingemeindungswelle durchs Land. Große Nachbarn wollten sich prosperierende Bergbaugemeinden wie Wanne oder Eickel bei der Gelegenheit gern einverleiben. Dagegen schlossen sich die Bedrängten 1926 zur Bindestrich-Stadt zusammen, die es immerhin 1955 ebenfalls zur Großstadt und 1965 zur maximalen Einwohnerzahl von 110.000 brachte. Dann wiederholte sich die Geschichte. Bei

der Gebietsreform lief gierigen Nachbarn abermals das Wasser im Maul zusammen; diesmal waren es Wanne-Eickel und Herne, die sich 1975 abwehrend zusammenschlossen, als „neue Stadt Herne“. Der Bahnhof in Wanne war nicht nur als Namensgeber wichtig. Er entwickelte sich zu einem der größten Rangierbahnhöfe der Region; außerdem kreuzten sich hier mehrere Linien, darunter eine wichtige Nord-Süd-Verbindung. So kam es, dass „Wanne-Eickel Hbf.“ als Bahnhof stets wichtiger war als das Pendant in Herne. Unzählige Fernreisende kamen auf diese Weise zu einem Kurzhalt mitten im Revier – wie jener anekdotische Mann im Schlafwagen, der eines Nachts durch einen Ruck unsanft geweckt wurde, verschlafen auf die mondbeschienene Stationstafel draußen

Das Mondlied Nichts ist so schön wie der Mond von Wanne-Eickel, die ganze Luft ist erfüllt von ew’gem Mai (hmmm). Und jede Nacht am Kanal von Wanne-Eickel ist voller Duft wie die Nächte von Hawaii. Ich kenn’ die ganze Welt von Rio bis Port Said, ich war zu Gast im Zelt beim Ölscheich von Kuwait. Ich kenn’ die Cote d’Azur, die Rosen von Athen, Mallorca, wo am Kai Germanen Schlange steh’n. Und jeder staunt ganz ungemein, doch ich sag’ nein, nein, nein, nein, nein – ich sage nein! Nichts ist so schön … Frau Adelgunde Schmidt, die schwärmte jedes Jahr, wenn sie aus Spanien kam, wie schön der Mondschein war. Denn sie hat nachts am Strand bei Vollmond noch entdeckt, dass jeder Kuss direkt nach Tarragona schmeckt. Und jeder staunt ganz ungemein, doch ich sag’ nein, nein, nein, nein, nein – ich sage nein! Nichts ist so schön …

worden von jenen, die das ganze Ruhrgebiet für eine kulturlose, unbewohnbare Wüste halten. Wohl am allermeisten traf es Wanne-Eickel. Wer einen besonders witzigen Gegensatz suchte zu London, New York und Paris, kam schnell auf Wanne-Eickel als Inbegriff von Provinzialität, Beschränktheit und Hässlichkeit. 1962 wurde daraus sogar ein Schlagerhit. In Frankreich war gerade „Un clair de lune à Maubeuge“ erschienen; das Lied spielte mit dem schlechten Image dieser nordfranzösischen Provinzstadt. „Friedel Hensch und die Cypris“ brachten eine deutsche Version heraus: „Der Mond von Wanne-Eickel“.

| Mondbewohner blinzelte und dann erschrocken murmelte: „Wanne-Eickel Hauptbahnhof! Mein Gott, das gibt’s also wirklich …“

Denn wie praktisch alle Städte der Emscherzone sind Herne und Wanne-Eickel jahrzehntelang besonders verspottet

Anders als im Ruhrgebiet bei solchen Anlässen üblich, nahm die damals noch selbstständige Stadt nicht lange übel – im Gegenteil. Sie verteilte sogar Schallplatten mit dem Lied, das zu einer Art Stadthymne wurde. Die Wanne-Eickeler lernten, sich frech und selbstironisch mit den bösen Klischees auseinanderzusetzen. Diverse Wanne-Eickeler Websites zeugen von diesem noch heute existierenden, ganz eigenen Selbstbewusstsein. Und am „Hauptbahnhof“ wird man heute von einem riesigen Schild begrüßt: „Willkommen auf dem Mond“.

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— Malocherstadt? So gediegen-bĂźrgerlich geht es in SeitenstraĂ&#x;en der zentralen Herner Enkaufsmeile zu.

— Mit dem neuen und in jeder Hinsicht modernen Archäologiemuseum hat Herne einen prächtigen Anziehungsdpunkt errungen.

Wahr ist, dass Herne (mit Wanne-Eickel) jahrzehntelang von Schwerindustrie geprägt war, besonders vom Bergbau. Wahr ist, dass nur die MĂźnchener und Berliner enger beieinander leben als die knapp 170.000 Einwohner von Herne. Noch enger als in Gesamt-Herne sitzen sie in Wanne-Eickel beisammen: Die noch selbstständige Stadt soll zeitweise gar den europäischen Rekord bei der Wohndichte gehalten haben. Ländliche Idylle ist da natĂźrlich rar. Wahr ist auch, dass Bombenkrieg und Nachkriegsplanung der Stadt bĂśse mitgespielt haben – man denke nur daran, wie brutal die A 42 das Stadtgebiet zerschneidet. Aber: De-Industrialisierung und die IBA Emscherpark haben in den letzten 20 Jahren viel dazu beigetragen, dass die schĂśnen Seiten der Stadt sichtbarer wurden und dass die

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Stadt sich neue, attraktive Facetten hat zulegen kĂśnnen. Man nehme nur die BahnhĂśfe „Herne“ und „Wanne-Eickel Hbf.“: Beide haben noch ihre historischen Stationsgebäude, und die sind im Rahmen der IBA so restauriert und mit dem Nahverkehr verknĂźpft worden, dass man gerne dort ankommt

– bekanntlich kann das nicht jede Ruhrgebietsstadt von sich behaupten. In Herne-Mitte gelangt man vom Bahnhof sĂźdwärts gleich zur Haupt-EinkaufsstraĂ&#x;e, und diese „BahnhofstraĂ&#x;e“ wird weitgehend von intakten GrĂźnderzeit- und Jugendstilhäusern flankiert. Das ist, trotz der

— Der Boulevard BahnhofstraĂ&#x;e wird von prächtigen Hausfassaden dominiert.

einen oder anderen NachkriegsBausĂźnde, ein stattlicher Anblick, zumal die StraĂ&#x;e vor einigen Jahren mit aufwendiger Lichtinstallation zum „Boulevard“ aufgewertet wurde. Nicht KĂś, nein, aber die Herner sind mit Recht stolz auf ihre BahnhofstraĂ&#x;e. BĂźrgerstolz demonstrieren auch gediegene Wohnhäuser in den SeitenstraĂ&#x;en und das repräsentative Rathaus nebenan. Am nĂśrdlichen Ende der FuĂ&#x;gänger-BahnhofstraĂ&#x;e, bei der Kreuzkirche und beim Restaurant „Elsässer Stuben“, findet sich eine der jĂźngsten Attraktionen Hernes – und das ist keine PR-Ăœbertreibung: Das Westfälische ArchäologieMuseum, vor fĂźnf Jahren mit Bedacht in dieses vorgeblich so geschichtslose Umfeld platziert, ist ein Besuchermagnet. Wie man beim Rundgang die Grabungs- und Laborarbeit der Archäologen nachempfinden

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HERNE-SPEZIAL

Eine überzeugende Alternative

Erdgas – sauber und günstig fahren!

— „Pluto“ in Wanne-Eickel ist zwar nicht Mittelpunkt der Welt, aber immerhin des Ruhrgebiets in den Grenzen des Regionalverbandes.

Dass die geographische Mitte des Ruhrgebiets in oder bei Herne liegen muss, hat man ja längst geahnt. Vielleicht hat das auch die Logistikfirma UPS bedacht, die seit Jahren alle Sendungen von Übersee nach Kontinentaleuropa über ihre Verteilzentrale in Herne leitet. Der Regionalverband Ruhrgebiet hat kürzlich mal sein Verbandsgebiet genau nachgemessen und weiß nun ganz genau, wo das Herz des Reviers ist: Auf dem Gelände der alten Zeche Pluto. Nur ein paar Meter vom Mondpalast entfernt. In Wanne. Also

in Herne. Na bitte. Der Mond ist die Mitte, und nicht das immer gern dorthin drängende Essen. Obendrein hat Herne „auf Pluto“ noch eine perfekte Mitte-Landmarke: Das alte, denkmalgeschützte Fördergerüst von Fritz Schupp ist eine 20 Jahre jüngere Ausgabe des berühmten Zollverein-Doppelbocks!

| Ohne Klischees Wie immer man sich der Reviermitte nähert, über „Herne“ oder „Hauptbahnhof“ oder mit dem Auto – es gibt viel zu se-

hen. Im Südosten den Gysenbergpark, 1970 als erster „Revierpark“ entstanden. Nebenan die „Akademie Mont-Cenis“, auf dem Gelände der gleichnamigen Zeche: eine Fortbildungsakademie des NRW-Innenministeriums, verpackt in moderne Architektur, mit DachSolarkraftwerk und Grubengasnutzung. Im Nordosten die wunderschön restaurierte Zechensiedlung Teutoburgia, rund um das Fördergerüst des längst stillgelegten Bergwerks. In Herne-Mitte das Schloss Strünkede im Stadtpark – mit der kultur-

und stadtgeschichtlichen Sammlung des EmschertalMuseums und der städtischen Galerie in einem Nebengebäude. Die Flottmann-Hallen – früher Produktionsstätte für Bergbau-Bohrhämmer und heute wohl etablierter Veranstaltungsort. Und und. Man muss nur hinschauen und die Klischees weglassen. Also auf nach Herne und Herne 2! Und dann gibt es dort, einmal im Jahr, ja noch eine dritte Stadt: Crange. Piel op no Crange! Aber das ist eine eigene Geschichte. l-na

— Die Akademie Mont-Cenis: die gläserne Außenhülle ermöglicht mit einem ausgeklügelten System mediterranes Klima im Innern.

: /Wanne e n r e H n ui alJetzt ne n der Tot a n e k n a aße 201 r Erdgas t t S r e n e e Dorst Tankstell

Als Kraftstoff hat Erdgas viele Vorteile – für Ihren Geldbeutel und für die Umwelt

Sie möchten sich einen Neuwagen kaufen und denken dabei über ein Erdgasfahrzeug nach? Oder Sie haben einen Wagen, der nicht älter ist als drei Jahre, und wollen diesen vielleicht auf Erdgas umrüsten? Dann kommen Sie jetzt in den Genuss des aktuellen Förderprogramms der Stadtwerke Herne. Alle Infos unter Telefon 02323 592-292 und im Internet.

www.stadtwerke-herne.de

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kann – das begeistert Besucher und Museumsfachleute gleichermaßen. Geht man vom „Hauptbahnhof“ ein paar hundert Meter nordwestwärts zur Wanner Innenstadt, trifft man an der Amtmann-Winter-Straße auf ein erstaunliches Backsteingebäude. Es hat Ähnlichkeit mit dem Essener Haus des Regionalverbandes Ruhr und dem Gelsenkirchener Hans-SachsHaus, ist aber vor allem ein Wohngebäude. Ein ähnliches backsteinexpressionistisches Wohngebäude, das Glückaufhaus, stand bis zum Krieg ganz in der Nähe. So modern, in Stil und Ausstattung, konnte man 1932 kaum in einer anderen Innenstadt wohnen. Dass das geschmähte Wanne-Eickel sich so mutig um ein modernes Erscheinungsbild bemüht hat, ist kaum bekannt. Wer klassischmoderne Architektur schätzt, muss sich das angucken!

— Die Christuskirche mitten in Wanne trägt zum Bild eines heimeligen Ortskerns bei, auch wenn es Raum für Verbesserungen gibt.

| „Jetzt Wanne!“ Die Einkaufs-Hauptstraße in Wanne ist recht heimelig, doch hat sie unter der Konkurrenz von Nachbarstädten und Einkaufszentren sichtlich gelitten. Dem Argwohn mancher Wanne-Eickeler, sie würden im gemeinsamen Herne benachteiligt, begegnet die Stadt derzeit mit dem Projekt „jetzt Wanne!“, das sich insbesondere um Angebotsverbesserung beim Einzelhandel bemühen will. Ganz nahebei, im Stadtpark, findet sich schon ein belebendes Pfund, mit dem Herne-Wanne seit vier Jahren wuchern kann: der Mondpalast. Mit dieser längst weithin

bekannten Institution hat die Stadt den Mythos vom WanneEickeler Mond endgültig zum Markenzeichen gemacht. Erfinder des Mondpalastes ist Christian Stratmann. Er hatte bis 2003 zusammen mit Bruder Dr. Ludger Stratmann in Essen das Theater im Europahaus betrieben und sich dann als Mann im Mond sein eigenes Projekt geschaffen, im alten

Saalbau des Wanner Stadtgartens: das erste Volkstheater im Ruhrgebiet, mit eigenem Ensemble und eigenem Programm. Eine Art Millowitsch oder Ohnsorg des Reviers – allerdings mit mehr Plätzen. Über 250.000 Besucher haben sich seit Eröffnung „Auf der wilden Rita“ angeschaut, „Wat ne herrliche Welt“, „Selbs inschuld“, „Flurwoche“ oder „Peterchens Mondfahrt“. In gewisser Weise setzt sich damit eine lokale Tradition fort: Schließlich kam die – erfundene – Metzgersgattin Else Stratmann (!) aus Wanne-Eickel, und der echte Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier lebte in Herne.

| Kunst auf Zeche Das Ruhr-Volkstheater – im Marketingdeutsch ist es wohl ein „Alleinstellungsmerkmal“, welches Herne da vor fast fünf

— Das Wanne-Eickeler Rathaus erinnert an die Zeit der Selbstständigkeit. „Cortina“ auf der Hauptstraße atmet den Geist der Fünfziger.

Jahren in den Schoß gefallen ist. Für „Kunst auf Zeche“ lässt sich das schwerlich in Anspruch nehmen, aber Pionier ist die Stadt doch auf diesem Gebiet: „Unser Fritz 2/3“, im äußersten Nordwesten der Stadt gelegen, trägt den inoffiziellen und angesichts des männlichen Namens etwas schrägen Titel „Mutter aller Kunstzechen“.

Gegründet und nach dem späteren 99-Tage-Kaiser Friedrich benannt wurde die Zeche 1871. Seit 1925 gehörte sie als Nebenanlage zu „Consolidation“. Anfangs der sechziger Jahre kam der Künstler Helmut Bettenhausen, auf dem Weg zu seiner „bürgerlichen“ Arbeitsstätte, täglich bei Fritz vorbei. 1964 durfte er in einem leeren

Raum sein Atelier einrichten. Mit der Zeit kamen immer mehr bildende Künstler, Fotografen, Musiker auf „Unser Fritz“ zusammen, während die Aktivität des Bergbaus immer mehr zurückging. Mit Hilfe der IBA, deren Idee „Kultur in Industriegebäuden“ Bettenhausen vorweggenommen hatte, wurden die Reste der Anlage

schließlich zur „Künstlerzeche Unser Fritz 2/3“ umgewandelt. Kürzlich wurde das Gebäude renoviert, passend dazu hat man die Ufer des nahen RheinHerne-Kanals freundlich gestaltet – einschließlich neuer Fußgängerbrücke. Als Ateliergemeinschaft und als Veranstaltungsort genießt „Unser Fritz“ revierweit großes Ansehen.

Bild: futecAG, Besler

— Solch ein klassisch-modernes Wohnhaus findet sich so schnell in keiner anderen Innenstadt!

Ihre Feier in unseren Räumen – ein garantierter Erfolg! Regionale Frische-Küche · Fisch- und Wildspezialitäten · Davidoff-Lounge Gala-Silvesterball · Wintergarten · Räumlichkeiten bis zu 250 Personen

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kann – das begeistert Besucher und Museumsfachleute gleichermaßen. Geht man vom „Hauptbahnhof“ ein paar hundert Meter nordwestwärts zur Wanner Innenstadt, trifft man an der Amtmann-Winter-Straße auf ein erstaunliches Backsteingebäude. Es hat Ähnlichkeit mit dem Essener Haus des Regionalverbandes Ruhr und dem Gelsenkirchener Hans-SachsHaus, ist aber vor allem ein Wohngebäude. Ein ähnliches backsteinexpressionistisches Wohngebäude, das Glückaufhaus, stand bis zum Krieg ganz in der Nähe. So modern, in Stil und Ausstattung, konnte man 1932 kaum in einer anderen Innenstadt wohnen. Dass das geschmähte Wanne-Eickel sich so mutig um ein modernes Erscheinungsbild bemüht hat, ist kaum bekannt. Wer klassischmoderne Architektur schätzt, muss sich das angucken!

— Die Christuskirche mitten in Wanne trägt zum Bild eines heimeligen Ortskerns bei, auch wenn es Raum für Verbesserungen gibt.

| „Jetzt Wanne!“ Die Einkaufs-Hauptstraße in Wanne ist recht heimelig, doch hat sie unter der Konkurrenz von Nachbarstädten und Einkaufszentren sichtlich gelitten. Dem Argwohn mancher Wanne-Eickeler, sie würden im gemeinsamen Herne benachteiligt, begegnet die Stadt derzeit mit dem Projekt „jetzt Wanne!“, das sich insbesondere um Angebotsverbesserung beim Einzelhandel bemühen will. Ganz nahebei, im Stadtpark, findet sich schon ein belebendes Pfund, mit dem Herne-Wanne seit vier Jahren wuchern kann: der Mondpalast. Mit dieser längst weithin

bekannten Institution hat die Stadt den Mythos vom WanneEickeler Mond endgültig zum Markenzeichen gemacht. Erfinder des Mondpalastes ist Christian Stratmann. Er hatte bis 2003 zusammen mit Bruder Dr. Ludger Stratmann in Essen das Theater im Europahaus betrieben und sich dann als Mann im Mond sein eigenes Projekt geschaffen, im alten

Saalbau des Wanner Stadtgartens: das erste Volkstheater im Ruhrgebiet, mit eigenem Ensemble und eigenem Programm. Eine Art Millowitsch oder Ohnsorg des Reviers – allerdings mit mehr Plätzen. Über 250.000 Besucher haben sich seit Eröffnung „Auf der wilden Rita“ angeschaut, „Wat ne herrliche Welt“, „Selbs inschuld“, „Flurwoche“ oder „Peterchens Mondfahrt“. In gewisser Weise setzt sich damit eine lokale Tradition fort: Schließlich kam die – erfundene – Metzgersgattin Else Stratmann (!) aus Wanne-Eickel, und der echte Jürgen von Manger alias Adolf Tegtmeier lebte in Herne.

| Kunst auf Zeche Das Ruhr-Volkstheater – im Marketingdeutsch ist es wohl ein „Alleinstellungsmerkmal“, welches Herne da vor fast fünf

— Das Wanne-Eickeler Rathaus erinnert an die Zeit der Selbstständigkeit. „Cortina“ auf der Hauptstraße atmet den Geist der Fünfziger.

Jahren in den Schoß gefallen ist. Für „Kunst auf Zeche“ lässt sich das schwerlich in Anspruch nehmen, aber Pionier ist die Stadt doch auf diesem Gebiet: „Unser Fritz 2/3“, im äußersten Nordwesten der Stadt gelegen, trägt den inoffiziellen und angesichts des männlichen Namens etwas schrägen Titel „Mutter aller Kunstzechen“.

Gegründet und nach dem späteren 99-Tage-Kaiser Friedrich benannt wurde die Zeche 1871. Seit 1925 gehörte sie als Nebenanlage zu „Consolidation“. Anfangs der sechziger Jahre kam der Künstler Helmut Bettenhausen, auf dem Weg zu seiner „bürgerlichen“ Arbeitsstätte, täglich bei Fritz vorbei. 1964 durfte er in einem leeren

Raum sein Atelier einrichten. Mit der Zeit kamen immer mehr bildende Künstler, Fotografen, Musiker auf „Unser Fritz“ zusammen, während die Aktivität des Bergbaus immer mehr zurückging. Mit Hilfe der IBA, deren Idee „Kultur in Industriegebäuden“ Bettenhausen vorweggenommen hatte, wurden die Reste der Anlage

schließlich zur „Künstlerzeche Unser Fritz 2/3“ umgewandelt. Kürzlich wurde das Gebäude renoviert, passend dazu hat man die Ufer des nahen RheinHerne-Kanals freundlich gestaltet – einschließlich neuer Fußgängerbrücke. Als Ateliergemeinschaft und als Veranstaltungsort genießt „Unser Fritz“ revierweit großes Ansehen.

Bild: futecAG, Besler

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Eine überzeugende Alternative

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— „Pluto“ in Wanne-Eickel ist zwar nicht Mittelpunkt der Welt, aber immerhin des Ruhrgebiets in den Grenzen des Regionalverbandes.

Dass die geographische Mitte des Ruhrgebiets in oder bei Herne liegen muss, hat man ja längst geahnt. Vielleicht hat das auch die Logistikfirma UPS bedacht, die seit Jahren alle Sendungen von Übersee nach Kontinentaleuropa über ihre Verteilzentrale in Herne leitet. Der Regionalverband Ruhrgebiet hat kürzlich mal sein Verbandsgebiet genau nachgemessen und weiß nun ganz genau, wo das Herz des Reviers ist: Auf dem Gelände der alten Zeche Pluto. Nur ein paar Meter vom Mondpalast entfernt. In Wanne. Also

in Herne. Na bitte. Der Mond ist die Mitte, und nicht das immer gern dorthin drängende Essen. Obendrein hat Herne „auf Pluto“ noch eine perfekte Mitte-Landmarke: Das alte, denkmalgeschützte Fördergerüst von Fritz Schupp ist eine 20 Jahre jüngere Ausgabe des berühmten Zollverein-Doppelbocks!

| Ohne Klischees Wie immer man sich der Reviermitte nähert, über „Herne“ oder „Hauptbahnhof“ oder mit dem Auto – es gibt viel zu se-

hen. Im Südosten den Gysenbergpark, 1970 als erster „Revierpark“ entstanden. Nebenan die „Akademie Mont-Cenis“, auf dem Gelände der gleichnamigen Zeche: eine Fortbildungsakademie des NRW-Innenministeriums, verpackt in moderne Architektur, mit DachSolarkraftwerk und Grubengasnutzung. Im Nordosten die wunderschön restaurierte Zechensiedlung Teutoburgia, rund um das Fördergerüst des längst stillgelegten Bergwerks. In Herne-Mitte das Schloss Strünkede im Stadtpark – mit der kultur-

und stadtgeschichtlichen Sammlung des EmschertalMuseums und der städtischen Galerie in einem Nebengebäude. Die Flottmann-Hallen – früher Produktionsstätte für Bergbau-Bohrhämmer und heute wohl etablierter Veranstaltungsort. Und und. Man muss nur hinschauen und die Klischees weglassen. Also auf nach Herne und Herne 2! Und dann gibt es dort, einmal im Jahr, ja noch eine dritte Stadt: Crange. Piel op no Crange! Aber das ist eine eigene Geschichte. l-na

— Die Akademie Mont-Cenis: die gläserne Außenhülle ermöglicht mit einem ausgeklügelten System mediterranes Klima im Innern.

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HERNE-SPEZIAL

— Das Tor zu einem ganz besonderen Stadtteil, zu einer eigenen Welt

— Einmal im Jahr geht es für neun Tage rund „auf Crange“ Dazwischen: 356 Tage warten.

Geliebtes Chaos: Crange Zur Kirmes herrscht der Wann-Sinn am Kanal „Crange“ kommt, grob gesprochen, von kringeln. Die einst flach fließende Emscher leistete sich mäandernd viele Umwege. An einer Schleife entstanden einst das „Haus Crange“ und das gleichnamige Dorf. Seit dem 15. Jahrhundert gab es dort einen Markt, auf dem am Laurentiustag mit gefangenen Emscherpferden gehandelt wurde. Daraus entwickelten sich neun Tage allsommerlichen Ausnahmezustands: die Cranger Kirmes.

Wanderer, gehst du vom Hauptbahnhof Wanne-Eickel aus die Hauptstraße immer weiter nordwärts, noch unter der Emschertalbahn und der A 42 hindurch, so kommst du nach Crange. Das ist heute der nördlichste Zipfel von Herne-Wanne und cirka 340 Tage im Jahr ein seltsam

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Ruhr Revue

stiller Ort. Zu betreten ist er durch das schmiedeeiserne „Cranger Tor“, jenseits der quer verlaufenden Dorstener Straße. Hinterm Tor ist auf den ersten Blick hauptsächlich – nichts. Ein paar Häuser zu beiden Seiten. Dann linkerhand eine kleine Kirche; rechts im Hintergrund ein

verloren wirkendes „Hotel Alt Crange“ und noch ein paar verstreute Wohnhäuser. Dazwischen: Platz. Viel Platz. Geht man vom Tor aus rechts zum Hotel und dort in die Straße „Alt Crange“, traut man seinen Augen nicht: Dort stehen links und rechts je eine Reihe kleiner Bauernhäuser in unterschiedlichen Restaurierungszuständen. Die hübschesten signalisieren auf fast irritierende Weise dörfliche Idylle, erinnern an das alte Dorf Crange, das noch nicht am Kanal lag, sondern an der inzwischen nach Norden geleiteten Emscher. Die Straße „Alt Crange“ ist eine Sackgasse; gleich hinterm letzten Bauernhäuschen liegt ein Industriebetrieb. Der große Platz hinterm Cranger Tor dehnt sich nach links hunderte Meter weit, darauf steht nichts als ein Toiletten-

häuschen und ein bizarrer alter Bunkereingang, den der Wanner Künstler Helmut Bettenhausen mit einem Kreuz und einem Halbmond verfremdet hat. Von da aus sieht man, dass der Platz im Norden vom Rhein-Herne-Kanal begrenzt wird. Drüben am anderen Ufer schaufelt ein betagter Hafenkran Importkohle aus Schiffen in Eisenbahnwaggons; früher muss das andersrum gegangen sein. Mitten auf dem Platz ist der zugeschüttete Luftschacht von „Unser Fritz“ markiert. Wenn das ein „einziehender“ Wetterschacht war, dürften bis 1990 die Bergleute in tausend Meter Tiefe jeden Sommer ein paar Tage lang dem verführerischen Geruch von gebrannten Mandeln, Bratwurst und Bier ausgesetzt gewesen sein.

Denn jedes Jahr zu Anfang August gibt es eine Invasion in Crange. Da rücken Transporter an, Buden werden aufgebaut, Karussells, Riesenräder, Geisterbahnen, Bierzelte und schwindelerregende „Fahrgeschäfte“ ohne Ende. Der ganze riesige Platz ist mit Kirmes ausgefüllt. Die kleine Kirche ist Kirmeskirche, das Hotel steht inmitten von Kirmes. Nur die kleine Straße „Alt Crange“ ist gegen den Rummel abgesperrt. Dafür läuft die Kirmes, als sei der Riesenplatz wirklich zu klein, noch südwärts über, erobert jenseits des Tors die abgesperrte Dorstener Straße und wuchert die Hauptstraße in Richtung Wanne weiter. Die Wanner pflegen am Donnerstag im Bierzelt schon mal vorzuglühen: Bürgerabend. Aber richtig los geht es an jedem

— Am ersten Samstag wird die Kirmes zum Karneval mit dem traditionellen Straßenumzug.


HERNE-SPEZIAL

— Das Tor zu einem ganz besonderen Stadtteil, zu einer eigenen Welt

— Einmal im Jahr geht es für neun Tage rund „auf Crange“ Dazwischen: 356 Tage warten.

Geliebtes Chaos: Crange Zur Kirmes herrscht der Wann-Sinn am Kanal „Crange“ kommt, grob gesprochen, von kringeln. Die einst flach fließende Emscher leistete sich mäandernd viele Umwege. An einer Schleife entstanden einst das „Haus Crange“ und das gleichnamige Dorf. Seit dem 15. Jahrhundert gab es dort einen Markt, auf dem am Laurentiustag mit gefangenen Emscherpferden gehandelt wurde. Daraus entwickelten sich neun Tage allsommerlichen Ausnahmezustands: die Cranger Kirmes.

Wanderer, gehst du vom Hauptbahnhof Wanne-Eickel aus die Hauptstraße immer weiter nordwärts, noch unter der Emschertalbahn und der A 42 hindurch, so kommst du nach Crange. Das ist heute der nördlichste Zipfel von Herne-Wanne und cirka 340 Tage im Jahr ein seltsam

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stiller Ort. Zu betreten ist er durch das schmiedeeiserne „Cranger Tor“, jenseits der quer verlaufenden Dorstener Straße. Hinterm Tor ist auf den ersten Blick hauptsächlich – nichts. Ein paar Häuser zu beiden Seiten. Dann linkerhand eine kleine Kirche; rechts im Hintergrund ein

verloren wirkendes „Hotel Alt Crange“ und noch ein paar verstreute Wohnhäuser. Dazwischen: Platz. Viel Platz. Geht man vom Tor aus rechts zum Hotel und dort in die Straße „Alt Crange“, traut man seinen Augen nicht: Dort stehen links und rechts je eine Reihe kleiner Bauernhäuser in unterschiedlichen Restaurierungszuständen. Die hübschesten signalisieren auf fast irritierende Weise dörfliche Idylle, erinnern an das alte Dorf Crange, das noch nicht am Kanal lag, sondern an der inzwischen nach Norden geleiteten Emscher. Die Straße „Alt Crange“ ist eine Sackgasse; gleich hinterm letzten Bauernhäuschen liegt ein Industriebetrieb. Der große Platz hinterm Cranger Tor dehnt sich nach links hunderte Meter weit, darauf steht nichts als ein Toiletten-

häuschen und ein bizarrer alter Bunkereingang, den der Wanner Künstler Helmut Bettenhausen mit einem Kreuz und einem Halbmond verfremdet hat. Von da aus sieht man, dass der Platz im Norden vom Rhein-Herne-Kanal begrenzt wird. Drüben am anderen Ufer schaufelt ein betagter Hafenkran Importkohle aus Schiffen in Eisenbahnwaggons; früher muss das andersrum gegangen sein. Mitten auf dem Platz ist der zugeschüttete Luftschacht von „Unser Fritz“ markiert. Wenn das ein „einziehender“ Wetterschacht war, dürften bis 1990 die Bergleute in tausend Meter Tiefe jeden Sommer ein paar Tage lang dem verführerischen Geruch von gebrannten Mandeln, Bratwurst und Bier ausgesetzt gewesen sein.

Denn jedes Jahr zu Anfang August gibt es eine Invasion in Crange. Da rücken Transporter an, Buden werden aufgebaut, Karussells, Riesenräder, Geisterbahnen, Bierzelte und schwindelerregende „Fahrgeschäfte“ ohne Ende. Der ganze riesige Platz ist mit Kirmes ausgefüllt. Die kleine Kirche ist Kirmeskirche, das Hotel steht inmitten von Kirmes. Nur die kleine Straße „Alt Crange“ ist gegen den Rummel abgesperrt. Dafür läuft die Kirmes, als sei der Riesenplatz wirklich zu klein, noch südwärts über, erobert jenseits des Tors die abgesperrte Dorstener Straße und wuchert die Hauptstraße in Richtung Wanne weiter. Die Wanner pflegen am Donnerstag im Bierzelt schon mal vorzuglühen: Bürgerabend. Aber richtig los geht es an jedem

— Am ersten Samstag wird die Kirmes zum Karneval mit dem traditionellen Straßenumzug.


HERNE-SPEZIAL

— Die kleine Cranger Kirche – ein paar Tage lang im Auge des Sturms, sonst mit sehr viel Platz drumherum

ersten Freitag im August. Und dann ist Ausnahmezustand in Wanne. Je weiter man dort nach Norden kommt, desto seltsamer: An den unmöglichsten Stellen steht, dass man da nicht parken darf. Und wiederum an ganz ungewohnten darf man sein Auto stehen lassen – gegen Gebühr, versteht sich. Je näher man dem Kern des Geschehens kommt, desto wilder wird das Gedrängel. Über vier Millionen Menschen gehen Jahr für Jahr „auf Crange“; 2008 sollen es 4,7 Millionen gewesen sein. Das ist, bezogen auf die wenigen Tage und die vergleichsweise kleine Fläche, mehr als bei Oktoberfest und Cannstatter Wasen. Für Mimosen ist das nichts. Aber wenn man mal richtig eintaucht … Natürlich ist alles da, was man von einer großen Kirmes erwartet. Das Besondere ist die Gegenwart einiger Wohnhäu-

ser und des Hotels mitten im Auge des Sturms. Auch die kleine Kirche auf dem Platz ist im Ausnahmezustand, jeden Tag findet eine Andacht statt für die Schausteller und die Kirmesbesucher, die es nötig haben. Faszinierend ist auch, was

sich abseits der Fahrgeschäfte auf der Hauptstraße Richtung Süden abspielt: die Verkaufsbuden, die improvisierten Kneipen in Hinterhöfen. Wie man dort lebt während der neun Tage, ist nicht leicht vorzustellen. Jedenfalls aber wird so, anders als auf einem ganz abgesonderten Kirmesplatz, der Einbruch des Wilden, Frechen, Chaotischen in den Alltag viel mehr spürbar – und genau das war schließlich von jeher der Kern jeder Kirmes. Und wenn dann alles wieder abgebaut ist nach den neun irren Tagen, wenn das seltsame Dorf Crange wieder ruhig und wie verlassen daliegt, erscheint die Kirmes mit ihren Lichtern, ihrem Lärm und ihrem Gedrängel nur noch wie ein wüster Traum. Aber eins ist sicher: Im nächsten Jahr ist wieder Kirmes. Platt gesagt: „Piel op no Crange“. Auf nach Crange. l-na

— Bei den alten Bauernhäusern finden sich auch noch Reste von Haus Crange.

— Das Kirmesviertel ist umringt von Industrie. Im Hintergrund das Kraftwerk Herne.

— Eine kleine Straße im kleinen Dorf Crange – wie ein Sprung aufs platte Münsterland

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HERNE-SPEZIAL

HERNE-SPEZIAL

— Malocherstadt? So gediegen-bĂźrgerlich geht es in SeitenstraĂ&#x;en der zentralen Herner Enkaufsmeile zu.

— Mit dem neuen und in jeder Hinsicht modernen Archäologiemuseum hat Herne einen prächtigen Anziehungsdpunkt errungen.

Wahr ist, dass Herne (mit Wanne-Eickel) jahrzehntelang von Schwerindustrie geprägt war, besonders vom Bergbau. Wahr ist, dass nur die MĂźnchener und Berliner enger beieinander leben als die knapp 170.000 Einwohner von Herne. Noch enger als in Gesamt-Herne sitzen sie in Wanne-Eickel beisammen: Die noch selbstständige Stadt soll zeitweise gar den europäischen Rekord bei der Wohndichte gehalten haben. Ländliche Idylle ist da natĂźrlich rar. Wahr ist auch, dass Bombenkrieg und Nachkriegsplanung der Stadt bĂśse mitgespielt haben – man denke nur daran, wie brutal die A 42 das Stadtgebiet zerschneidet. Aber: De-Industrialisierung und die IBA Emscherpark haben in den letzten 20 Jahren viel dazu beigetragen, dass die schĂśnen Seiten der Stadt sichtbarer wurden und dass die

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Stadt sich neue, attraktive Facetten hat zulegen kĂśnnen. Man nehme nur die BahnhĂśfe „Herne“ und „Wanne-Eickel Hbf.“: Beide haben noch ihre historischen Stationsgebäude, und die sind im Rahmen der IBA so restauriert und mit dem Nahverkehr verknĂźpft worden, dass man gerne dort ankommt

– bekanntlich kann das nicht jede Ruhrgebietsstadt von sich behaupten. In Herne-Mitte gelangt man vom Bahnhof sĂźdwärts gleich zur Haupt-EinkaufsstraĂ&#x;e, und diese „BahnhofstraĂ&#x;e“ wird weitgehend von intakten GrĂźnderzeit- und Jugendstilhäusern flankiert. Das ist, trotz der

— Der Boulevard BahnhofstraĂ&#x;e wird von prächtigen Hausfassaden dominiert.

einen oder anderen NachkriegsBausĂźnde, ein stattlicher Anblick, zumal die StraĂ&#x;e vor einigen Jahren mit aufwendiger Lichtinstallation zum „Boulevard“ aufgewertet wurde. Nicht KĂś, nein, aber die Herner sind mit Recht stolz auf ihre BahnhofstraĂ&#x;e. BĂźrgerstolz demonstrieren auch gediegene Wohnhäuser in den SeitenstraĂ&#x;en und das repräsentative Rathaus nebenan. Am nĂśrdlichen Ende der FuĂ&#x;gänger-BahnhofstraĂ&#x;e, bei der Kreuzkirche und beim Restaurant „Elsässer Stuben“, findet sich eine der jĂźngsten Attraktionen Hernes – und das ist keine PR-Ăœbertreibung: Das Westfälische ArchäologieMuseum, vor fĂźnf Jahren mit Bedacht in dieses vorgeblich so geschichtslose Umfeld platziert, ist ein Besuchermagnet. Wie man beim Rundgang die Grabungs- und Laborarbeit der Archäologen nachempfinden

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