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29.08.2006

10:03 Uhr

BRAUEREIEN

BRAUEREIEN

— Appetitlich, aber nicht mehr zu haben: SchlegelBier. Auch diese Brauerei wurde zum Verdruss vieler Freunde vor Jahren geschlossen. Ruth Hallensleben machte die Werbeaufnahme 1954; sie ist auf der

C

CD „Ruhrgebietsbilder“ des Ruhrlandmuseums.

Der Geschmack der Freiheit Zwei Brauereien im Ruhrgebiet bleiben unabhängig Mit Revolutionen wollen sie nichts zu tun haben bei Stauder und Fiege, mit Gleichmacherei erst recht nicht. Die Freiheit liegt ihnen um so mehr am Herzen. Und beide freiheitsliebenden Brauereien der Region werden brüderlich geführt.

40 Jahre lang haben die Brüder Claus und Rolf Stauder gemeinsam ihre Essener Brauerei erfolgreich geführt und das „Stauder Pils“ als bundesweit vertriebene Premium-Marke etabliert (siehe Revue

Nr. 02/2005). 2004 übernahm die nächste Generation das Ruder. Axel und Thomas Stauder sind zwar „nur“ Cousins, doch allem Anschein nach führen sie das brüderliche Einvernehmen ihrer Väter

fort. Hugo und Jürgen Fiege sind das Team, das seit 1981 mit Erfolg am Bochumer Hauptbahnhof brüderlich Bier braut. 1736 wurde die Hausbrauerei des Moritz Fiege zum ersten Mal erwähnt; 1878 wurde das erste Bier am heutigen Firmensitz in der Scharnhorststraße gebraut. Damals waren Fiege und Stauder zwei unter unzähligen Revier-Brauereien. Nach und nach sind sie alle verschwunden – zuletzt etwa die Berg-Brauerei, Mülheim, Glückauf in Gelsenkirchen-

— Genießerisch prüft Jürgen Fiege das Aroma des Hopfens. Rechts ein Bild von der Abfüllanlage, wo sich die Flaschen klimpernd in Richtung Bierkasten bewegen.

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Ruhr Revue

Ückendorf und Schlegel in Bochum. Von ihnen kann man noch Werbeschriften an alten Mauern entdecken; mancher Bierfreund vermisst seine alte Stamm-Marke bis heute. Zuletzt hat die Duisburger König-Brauerei, obwohl mit dem „Köpi“ überregional erfolgreich, bei einem Brauriesen angedockt. Was haben Fiege und Stauder, das die anderen nicht hatten?

| Pils – die Hauptperson Die Stauders haben das Ruder herumgeworfen, als die Welle der Premium-Pilsener anrollte. „Das Ruhr-Revier trinkt Stauder-Bier“, rief noch vor vierzig Jahren die Leuchtschrift am Essener Hauptbahnhof, dazu flammten nacheinander „Pils“ und „Alt“ und „Export“ auf. Die Brüder konzentrierten sich auf ihr Pils und etablierten es als kleine, aber feine PremiumMarke, vertreten in besten Gasthäusern, deutschlandweit. Nur sehr vorsichtig wurden weitere Marken eingeführt: alkoholfreies Stauder, seit neuestem ein Radler. Das hauseigene Export wird praktisch nicht beworben; nur Kenner wissen, wo es verkauft wird. Stauder Pils, „die kleine Persönlichkeit“, ist unangefochten die Hauptperson. „Wir haben ein etwas anderes Konzept“, sagt Hugo Fiege. Großvater Moritz Fiege hatte schon 1926 ein Pils brauen lassen, als das noch längst nicht weit verbreitet war. Als dann nach dem Krieg das Export an Beliebtheit verlor, hatte Fiege schon eine starke Pils-Marke, die dann und bis heute zur eindeutigen HauptSorte wurde. Allerdings haben die Brüder seit den neunziger Jahren das FiegeProgramm erweitert. 1992 tauften sie ihr Export in „Gründer-Hell“ um, was bei der jüngsten Renaissance solcher Biere

sicher hilfreich ist. Es folgten Fiege leicht und alkoholfrei, 1995 ein Schwarzbier, 2001 Radler und Schwarzbier mit Cola, 2006 ein eigenes Weizenbier und ein Fiege-Alt anstelle einer Lizenz-Altmarke. Als eine Art identitätsstiftende Klammer führten Fieges 2002 die Bügelflasche für alle ihre Biere ein. Die Umstellung, sagt Hugo Fiege, habe Millionen gekostet, sei aber ein richtiger Schritt gewesen. Mit ihr habe die Brauerei auch Verkaufserfolge außerhalb des Ruhrgebiets erzielt. Im Grunde aber steht der Bügel genau für das Gegenteil: fürs Handwerkliche und Bodenständige. Die Brüder Fiege bekennen sich zum Ruhrgebiet; ihr aktueller Werbeslogan heißt „Der Ruhrpott hält zusammen“. Dabei spielt das „charaktervolle“ Moritz Fiege Pils klar die Hauptrolle, und in diesem Punkt sind sich die beiden Unabhängigen von der Ruhr offenbar ganz einig. Ein Pils von Stauder und Fiege präsentiert sich hopfenbetont, „schlank“. So müsse ein klassisches Pils sein, sagt Jürgen Fiege, der zusammen mit dem Braumeister für die Produktion zuständig ist, so herb werde es an der Ruhr seit Jahrzehnten bevorzugt.

VOM KONZERTFLÜGEL BIS ZUM EINSTEIGERPIANO

| Die freien Brauer Viele der ganz großen Biermarken, sagt Hugo Fiege, paßten sich mit ihren Pilsenern immer mehr einem einheitlichen Geschmack an, mit weniger Hopfenherbheit. Fiege dagegen betone seine regionale und geschmackliche Eigenheit „gerade in einer Welt, in der die Dinge immer gleicher werden.“ Insofern sind Slogans wie „charaktervoll“ (Fiege) und „Persönlichkeit“ (Stauder) mehr als Werbung; sie sind Programm. So sind denn auch beide Ruhr-Brauereien Mitglied im Verband „Die freien Brauer“. Da haben sich über 30 Privatbrauereien zusammengetan, um ihr gemeinsames Ziel zu befördern: unabhängig zu bleiben und den eigenen Charakter zu pflegen. Ein gutes Produkt, gelungenes Marketing allein aber schützen vor Übernahme nicht. Es muß wohl ein gewisser Eigen-

Hindenburgstr. 50-52 · 45127 Essen Fon: 0201.233246 info@pianoschmitz.de *

Westring 47 · 44787 Bochum Fon: 0234.2399400 info-bochum@pianoschmitz.de www.pianoschmitz.de

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— Appetitlich, aber nicht mehr zu haben: SchlegelBier. Auch diese Brauerei wurde zum Verdruss vieler Freunde vor Jahren geschlossen. Ruth Hallensleben machte die Werbeaufnahme 1954; sie ist auf der

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CD „Ruhrgebietsbilder“ des Ruhrlandmuseums.

Der Geschmack der Freiheit Zwei Brauereien im Ruhrgebiet bleiben unabhängig Mit Revolutionen wollen sie nichts zu tun haben bei Stauder und Fiege, mit Gleichmacherei erst recht nicht. Die Freiheit liegt ihnen um so mehr am Herzen. Und beide freiheitsliebenden Brauereien der Region werden brüderlich geführt.

40 Jahre lang haben die Brüder Claus und Rolf Stauder gemeinsam ihre Essener Brauerei erfolgreich geführt und das „Stauder Pils“ als bundesweit vertriebene Premium-Marke etabliert (siehe Revue

Nr. 02/2005). 2004 übernahm die nächste Generation das Ruder. Axel und Thomas Stauder sind zwar „nur“ Cousins, doch allem Anschein nach führen sie das brüderliche Einvernehmen ihrer Väter

fort. Hugo und Jürgen Fiege sind das Team, das seit 1981 mit Erfolg am Bochumer Hauptbahnhof brüderlich Bier braut. 1736 wurde die Hausbrauerei des Moritz Fiege zum ersten Mal erwähnt; 1878 wurde das erste Bier am heutigen Firmensitz in der Scharnhorststraße gebraut. Damals waren Fiege und Stauder zwei unter unzähligen Revier-Brauereien. Nach und nach sind sie alle verschwunden – zuletzt etwa die Berg-Brauerei, Mülheim, Glückauf in Gelsenkirchen-

— Genießerisch prüft Jürgen Fiege das Aroma des Hopfens. Rechts ein Bild von der Abfüllanlage, wo sich die Flaschen klimpernd in Richtung Bierkasten bewegen.

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Ückendorf und Schlegel in Bochum. Von ihnen kann man noch Werbeschriften an alten Mauern entdecken; mancher Bierfreund vermisst seine alte Stamm-Marke bis heute. Zuletzt hat die Duisburger König-Brauerei, obwohl mit dem „Köpi“ überregional erfolgreich, bei einem Brauriesen angedockt. Was haben Fiege und Stauder, das die anderen nicht hatten?

| Pils – die Hauptperson Die Stauders haben das Ruder herumgeworfen, als die Welle der Premium-Pilsener anrollte. „Das Ruhr-Revier trinkt Stauder-Bier“, rief noch vor vierzig Jahren die Leuchtschrift am Essener Hauptbahnhof, dazu flammten nacheinander „Pils“ und „Alt“ und „Export“ auf. Die Brüder konzentrierten sich auf ihr Pils und etablierten es als kleine, aber feine PremiumMarke, vertreten in besten Gasthäusern, deutschlandweit. Nur sehr vorsichtig wurden weitere Marken eingeführt: alkoholfreies Stauder, seit neuestem ein Radler. Das hauseigene Export wird praktisch nicht beworben; nur Kenner wissen, wo es verkauft wird. Stauder Pils, „die kleine Persönlichkeit“, ist unangefochten die Hauptperson. „Wir haben ein etwas anderes Konzept“, sagt Hugo Fiege. Großvater Moritz Fiege hatte schon 1926 ein Pils brauen lassen, als das noch längst nicht weit verbreitet war. Als dann nach dem Krieg das Export an Beliebtheit verlor, hatte Fiege schon eine starke Pils-Marke, die dann und bis heute zur eindeutigen HauptSorte wurde. Allerdings haben die Brüder seit den neunziger Jahren das FiegeProgramm erweitert. 1992 tauften sie ihr Export in „Gründer-Hell“ um, was bei der jüngsten Renaissance solcher Biere

sicher hilfreich ist. Es folgten Fiege leicht und alkoholfrei, 1995 ein Schwarzbier, 2001 Radler und Schwarzbier mit Cola, 2006 ein eigenes Weizenbier und ein Fiege-Alt anstelle einer Lizenz-Altmarke. Als eine Art identitätsstiftende Klammer führten Fieges 2002 die Bügelflasche für alle ihre Biere ein. Die Umstellung, sagt Hugo Fiege, habe Millionen gekostet, sei aber ein richtiger Schritt gewesen. Mit ihr habe die Brauerei auch Verkaufserfolge außerhalb des Ruhrgebiets erzielt. Im Grunde aber steht der Bügel genau für das Gegenteil: fürs Handwerkliche und Bodenständige. Die Brüder Fiege bekennen sich zum Ruhrgebiet; ihr aktueller Werbeslogan heißt „Der Ruhrpott hält zusammen“. Dabei spielt das „charaktervolle“ Moritz Fiege Pils klar die Hauptrolle, und in diesem Punkt sind sich die beiden Unabhängigen von der Ruhr offenbar ganz einig. Ein Pils von Stauder und Fiege präsentiert sich hopfenbetont, „schlank“. So müsse ein klassisches Pils sein, sagt Jürgen Fiege, der zusammen mit dem Braumeister für die Produktion zuständig ist, so herb werde es an der Ruhr seit Jahrzehnten bevorzugt.

VOM KONZERTFLÜGEL BIS ZUM EINSTEIGERPIANO

| Die freien Brauer Viele der ganz großen Biermarken, sagt Hugo Fiege, paßten sich mit ihren Pilsenern immer mehr einem einheitlichen Geschmack an, mit weniger Hopfenherbheit. Fiege dagegen betone seine regionale und geschmackliche Eigenheit „gerade in einer Welt, in der die Dinge immer gleicher werden.“ Insofern sind Slogans wie „charaktervoll“ (Fiege) und „Persönlichkeit“ (Stauder) mehr als Werbung; sie sind Programm. So sind denn auch beide Ruhr-Brauereien Mitglied im Verband „Die freien Brauer“. Da haben sich über 30 Privatbrauereien zusammengetan, um ihr gemeinsames Ziel zu befördern: unabhängig zu bleiben und den eigenen Charakter zu pflegen. Ein gutes Produkt, gelungenes Marketing allein aber schützen vor Übernahme nicht. Es muß wohl ein gewisser Eigen-

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CD „Ruhrgebietsbilder“ des Ruhrlandmuseums.

Der Geschmack der Freiheit Zwei Brauereien im Ruhrgebiet bleiben unabhängig Mit Revolutionen wollen sie nichts zu tun haben bei Stauder und Fiege, mit Gleichmacherei erst recht nicht. Die Freiheit liegt ihnen um so mehr am Herzen. Und beide freiheitsliebenden Brauereien der Region werden brüderlich geführt.

40 Jahre lang haben die Brüder Claus und Rolf Stauder gemeinsam ihre Essener Brauerei erfolgreich geführt und das „Stauder Pils“ als bundesweit vertriebene Premium-Marke etabliert (siehe Revue

Nr. 02/2005). 2004 übernahm die nächste Generation das Ruder. Axel und Thomas Stauder sind zwar „nur“ Cousins, doch allem Anschein nach führen sie das brüderliche Einvernehmen ihrer Väter

fort. Hugo und Jürgen Fiege sind das Team, das seit 1981 mit Erfolg am Bochumer Hauptbahnhof brüderlich Bier braut. 1736 wurde die Hausbrauerei des Moritz Fiege zum ersten Mal erwähnt; 1878 wurde das erste Bier am heutigen Firmensitz in der Scharnhorststraße gebraut. Damals waren Fiege und Stauder zwei unter unzähligen Revier-Brauereien. Nach und nach sind sie alle verschwunden – zuletzt etwa die Berg-Brauerei, Mülheim, Glückauf in Gelsenkirchen-

— Genießerisch prüft Jürgen Fiege das Aroma des Hopfens. Rechts ein Bild von der Abfüllanlage, wo sich die Flaschen klimpernd in Richtung Bierkasten bewegen.

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Ückendorf und Schlegel in Bochum. Von ihnen kann man noch Werbeschriften an alten Mauern entdecken; mancher Bierfreund vermisst seine alte Stamm-Marke bis heute. Zuletzt hat die Duisburger König-Brauerei, obwohl mit dem „Köpi“ überregional erfolgreich, bei einem Brauriesen angedockt. Was haben Fiege und Stauder, das die anderen nicht hatten?

| Pils – die Hauptperson Die Stauders haben das Ruder herumgeworfen, als die Welle der Premium-Pilsener anrollte. „Das Ruhr-Revier trinkt Stauder-Bier“, rief noch vor vierzig Jahren die Leuchtschrift am Essener Hauptbahnhof, dazu flammten nacheinander „Pils“ und „Alt“ und „Export“ auf. Die Brüder konzentrierten sich auf ihr Pils und etablierten es als kleine, aber feine PremiumMarke, vertreten in besten Gasthäusern, deutschlandweit. Nur sehr vorsichtig wurden weitere Marken eingeführt: alkoholfreies Stauder, seit neuestem ein Radler. Das hauseigene Export wird praktisch nicht beworben; nur Kenner wissen, wo es verkauft wird. Stauder Pils, „die kleine Persönlichkeit“, ist unangefochten die Hauptperson. „Wir haben ein etwas anderes Konzept“, sagt Hugo Fiege. Großvater Moritz Fiege hatte schon 1926 ein Pils brauen lassen, als das noch längst nicht weit verbreitet war. Als dann nach dem Krieg das Export an Beliebtheit verlor, hatte Fiege schon eine starke Pils-Marke, die dann und bis heute zur eindeutigen HauptSorte wurde. Allerdings haben die Brüder seit den neunziger Jahren das FiegeProgramm erweitert. 1992 tauften sie ihr Export in „Gründer-Hell“ um, was bei der jüngsten Renaissance solcher Biere

sicher hilfreich ist. Es folgten Fiege leicht und alkoholfrei, 1995 ein Schwarzbier, 2001 Radler und Schwarzbier mit Cola, 2006 ein eigenes Weizenbier und ein Fiege-Alt anstelle einer Lizenz-Altmarke. Als eine Art identitätsstiftende Klammer führten Fieges 2002 die Bügelflasche für alle ihre Biere ein. Die Umstellung, sagt Hugo Fiege, habe Millionen gekostet, sei aber ein richtiger Schritt gewesen. Mit ihr habe die Brauerei auch Verkaufserfolge außerhalb des Ruhrgebiets erzielt. Im Grunde aber steht der Bügel genau für das Gegenteil: fürs Handwerkliche und Bodenständige. Die Brüder Fiege bekennen sich zum Ruhrgebiet; ihr aktueller Werbeslogan heißt „Der Ruhrpott hält zusammen“. Dabei spielt das „charaktervolle“ Moritz Fiege Pils klar die Hauptrolle, und in diesem Punkt sind sich die beiden Unabhängigen von der Ruhr offenbar ganz einig. Ein Pils von Stauder und Fiege präsentiert sich hopfenbetont, „schlank“. So müsse ein klassisches Pils sein, sagt Jürgen Fiege, der zusammen mit dem Braumeister für die Produktion zuständig ist, so herb werde es an der Ruhr seit Jahrzehnten bevorzugt.

VOM KONZERTFLÜGEL BIS ZUM EINSTEIGERPIANO

| Die freien Brauer Viele der ganz großen Biermarken, sagt Hugo Fiege, paßten sich mit ihren Pilsenern immer mehr einem einheitlichen Geschmack an, mit weniger Hopfenherbheit. Fiege dagegen betone seine regionale und geschmackliche Eigenheit „gerade in einer Welt, in der die Dinge immer gleicher werden.“ Insofern sind Slogans wie „charaktervoll“ (Fiege) und „Persönlichkeit“ (Stauder) mehr als Werbung; sie sind Programm. So sind denn auch beide Ruhr-Brauereien Mitglied im Verband „Die freien Brauer“. Da haben sich über 30 Privatbrauereien zusammengetan, um ihr gemeinsames Ziel zu befördern: unabhängig zu bleiben und den eigenen Charakter zu pflegen. Ein gutes Produkt, gelungenes Marketing allein aber schützen vor Übernahme nicht. Es muß wohl ein gewisser Eigen-

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BRAUEREIEN

BRAUEREIEN — Na denn Prost! Dieses undatierte Foto von Wilhelm Reimers entstand als Werbeaufnahme für

— Brüderliche Brauer in Bochum: Jürgen (links) und Hugo Fiege in der Abfüllanlage ihres Betriebes

die Hansa-Brauerei. An deren Standort residieren jetzt DAB-Brauerei und Brauereimuseum. Das Foto ist auf der CD „Ruhrgbietsbilder“ enthalten.

sinn hinzukommen, wenn man unabhängig bleiben will, ein geradezu altmodisches Verständnis von Unternehmertum und – Begeisterung. „Man muss Bier mögen, und man muss Menschen mögen“, sagt Hugo Fiege, „denn Bier hat sehr viel mit Kommunikation zu tun.“ Es sei ähnlich emotional wie Autos. Ein Brauereichef, der Bier nicht mag, sei so unglaubwürdig wie ein Autohändler, der mit dem Fahrrad ins Büro fährt. Wenn Jürgen und Hugo Fiege durch die Brauerei laufen, durch Büros, Gärkeller, Flaschenabfüllung, durch eine Welt mit wechselnden Gerüchen und überall anderen Temperaturen, dann werden sie treppauf, treppab begrüßt: „Guten Morgen, Herr Fiege!“ Wenn Jürgen Fiege eine Hopfendolde aufbröselt und auf dem Daumenrücken verreibt, dann wirkt das genießerisch. Und er fahre wirklich jedes Jahr zur Ernte in die großen deutschen Hopfenanbaugebiete, das sei keineswegs ein Reklameklischee. Hugo Fiege zapft routiniert am Tank ein Glas mit ungefiltertem Fiege Pils und bietet es an – um

halb elf vormittags ein etwas heikler Test für den Besucher. Fiege weiß, dass Biergenuss am Vormittag hierzulande weniger gut ankommt als zum Beispiel in Bayern. Aber er trinkt seins dann mit solchem Genuss, dass man es ihm erleichtert gleich tun kann. Natürlich, sagt Marketing-Mann Hugo Fiege, gebe es Entwicklungen, die einem Bierbrauer Sorge machen. Allein Bochums

Einwohnerschwund um 30.000 Menschen in den letzten Jahren: „Was die 30.000 bei einem jährlichen Pro-KopfVerbrauch von 115 Litern alles trinken würden …“

| Gemeinsamkeit tut gut Trotzdem: Übernahme-Angebote, „das interessiert uns nicht“, sagen die beiden. Dass heute vielfach als „pfiffig“ gilt, wer sein Unternehmen zur rechten Zeit versilbert, passt nicht zu ihrer Idee von unternehmerischer Verantwortung. So eine Brauerei sei ein Wert an sich, den es zu erhalten gilt: Man müsse daran glauben, mit Leidenschaft arbeiten, in das Unternehmen investieren. „Persönlicher Einsatz“ sei die Devise für jeden in der Brauerei. Hilft es denn, wenn man in diesem Geschäft brüderlich zu zweit ist? „Wir verstehen uns seit 25 Jahren“, sagt Hugo Fiege, „und können unsere unterschiedlichen Stärken kombinieren.“ Unter vier Augen, sagt Jürgen Fiege, sei manches leichter zu entscheiden als allein: „Es ist schön, einen Bruder als Sparringspartner zu haben.“ Die Beziehungen zur Essener Konkurrenz übrigens sind zwar nicht brüderlich, aber gutnachbarlich: „Die Familien kennen sich seit Generationen.“ Und bei einem Bier arbeiten sie sogar zusammen: beim Malzbier „tut gut“. ● — Das familiäre Brauer-Duo in Essen: die Cousins Axel (links) und Thomas Stauder im Sudhaus ihres traditionsreichen Unternehmens

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Ruhr Revue

Das Dortmundige Brauereimuseum zeigt die Geschichte des Export-Weltmeisters Bier und Revier – das passt. Die sprichwörtlichen „Pilsken“ hängen uns an wie Kohlenstaub und Taubenvatters. Unser Ruf als Bierkonsumenten lässt unsere Meriten als Bierproduzenten verblassen: Bier von hier wurde in alle Welt geliefert. Freilich war auf den Etiketten der weitgereisten Flaschen von Ruhr und Pils keine Rede. Die Welt trank „Dortmunder“.

Achtzig Jahre lang wurde am Tresen von „Haus Wagner“ in Lütgendortmund gezecht; jetzt steht er im Dortmunder Brauereimuseum. Flaschen verschiedener Dortmunder Marken kann man auf ein Tablett stellen, dann zeigt ein Monitor Werbefilme aus den guten Zeiten der jeweiligen Brauerei. Wir sind gerade bei der zweiten – leeren – Flasche, da macht sich hinter uns ein Mann bemerkbar: Horst Duffe, DAB-Pensionär und ehrenamtlicher Führer im Brauereimuseum. Erlebte Geschichte aus erster Hand. 1959, so erzählt Duffe in unverkennbar Dortmunder Tonfall, sei er zu DAB gekommen. Damals habe es noch acht

selbständige Brauereien in Dortmund gegeben, woll, und seine eigene, die DAB, überschritt in jenem Jahr die Marke von einer Million Hektolitern Ausstoß. Auch der junge Duffe konnte dafür eine Gratifikation einstreichen. 41 Jahre arbeitete er für seine Brauerei und tat alles, damit sie ihren Erfolg der goldenen fünfziger Jahre fortsetzen konnte. Die meiste Zeit seines Beruflebens steuerte Kraftfahrer Duffe nämlich riesige Reklame-Lastwagen durch Europa und Nordamerika. Sogar bei der berühmten Steuben-Parade ist sein DABZug mitgerollt. Auf die Dauer alles vergebens; seit 1970 ging es mit den Dortmunder Brauereien klar bergab. „Wir

hatten mal 300 DAB-Gaststätten allein in Paris“, sagt Duffe stolz und fügt dann bekümmert hinzu: „Jetzt sind es vielleicht noch 30.“ In der größten Bierstadt des Kontinents hatte man zu lange auf Masse gesetzt und einen entscheidenden Trend verschlafen: Die neue Popularität des stärker gehopften Pilsener Bieres konnten Sauerländer Brauereien unangefochten zum Aufschwung ihrer Pilsmarken nutzen. Export dagegen, die süffige Dortmunder Spezialität, hatte mit einem Mal den Makel des Proletengetränks und fiel beim Umsatz dramatisch zurück. Aus dem Gedächtnis zählt Duffe die Stationen

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BRAUEREIEN — Na denn Prost! Dieses undatierte Foto von Wilhelm Reimers entstand als Werbeaufnahme für

— Brüderliche Brauer in Bochum: Jürgen (links) und Hugo Fiege in der Abfüllanlage ihres Betriebes

die Hansa-Brauerei. An deren Standort residieren jetzt DAB-Brauerei und Brauereimuseum. Das Foto ist auf der CD „Ruhrgbietsbilder“ enthalten.

sinn hinzukommen, wenn man unabhängig bleiben will, ein geradezu altmodisches Verständnis von Unternehmertum und – Begeisterung. „Man muss Bier mögen, und man muss Menschen mögen“, sagt Hugo Fiege, „denn Bier hat sehr viel mit Kommunikation zu tun.“ Es sei ähnlich emotional wie Autos. Ein Brauereichef, der Bier nicht mag, sei so unglaubwürdig wie ein Autohändler, der mit dem Fahrrad ins Büro fährt. Wenn Jürgen und Hugo Fiege durch die Brauerei laufen, durch Büros, Gärkeller, Flaschenabfüllung, durch eine Welt mit wechselnden Gerüchen und überall anderen Temperaturen, dann werden sie treppauf, treppab begrüßt: „Guten Morgen, Herr Fiege!“ Wenn Jürgen Fiege eine Hopfendolde aufbröselt und auf dem Daumenrücken verreibt, dann wirkt das genießerisch. Und er fahre wirklich jedes Jahr zur Ernte in die großen deutschen Hopfenanbaugebiete, das sei keineswegs ein Reklameklischee. Hugo Fiege zapft routiniert am Tank ein Glas mit ungefiltertem Fiege Pils und bietet es an – um

halb elf vormittags ein etwas heikler Test für den Besucher. Fiege weiß, dass Biergenuss am Vormittag hierzulande weniger gut ankommt als zum Beispiel in Bayern. Aber er trinkt seins dann mit solchem Genuss, dass man es ihm erleichtert gleich tun kann. Natürlich, sagt Marketing-Mann Hugo Fiege, gebe es Entwicklungen, die einem Bierbrauer Sorge machen. Allein Bochums

Einwohnerschwund um 30.000 Menschen in den letzten Jahren: „Was die 30.000 bei einem jährlichen Pro-KopfVerbrauch von 115 Litern alles trinken würden …“

| Gemeinsamkeit tut gut Trotzdem: Übernahme-Angebote, „das interessiert uns nicht“, sagen die beiden. Dass heute vielfach als „pfiffig“ gilt, wer sein Unternehmen zur rechten Zeit versilbert, passt nicht zu ihrer Idee von unternehmerischer Verantwortung. So eine Brauerei sei ein Wert an sich, den es zu erhalten gilt: Man müsse daran glauben, mit Leidenschaft arbeiten, in das Unternehmen investieren. „Persönlicher Einsatz“ sei die Devise für jeden in der Brauerei. Hilft es denn, wenn man in diesem Geschäft brüderlich zu zweit ist? „Wir verstehen uns seit 25 Jahren“, sagt Hugo Fiege, „und können unsere unterschiedlichen Stärken kombinieren.“ Unter vier Augen, sagt Jürgen Fiege, sei manches leichter zu entscheiden als allein: „Es ist schön, einen Bruder als Sparringspartner zu haben.“ Die Beziehungen zur Essener Konkurrenz übrigens sind zwar nicht brüderlich, aber gutnachbarlich: „Die Familien kennen sich seit Generationen.“ Und bei einem Bier arbeiten sie sogar zusammen: beim Malzbier „tut gut“. ● — Das familiäre Brauer-Duo in Essen: die Cousins Axel (links) und Thomas Stauder im Sudhaus ihres traditionsreichen Unternehmens

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Das Dortmundige Brauereimuseum zeigt die Geschichte des Export-Weltmeisters Bier und Revier – das passt. Die sprichwörtlichen „Pilsken“ hängen uns an wie Kohlenstaub und Taubenvatters. Unser Ruf als Bierkonsumenten lässt unsere Meriten als Bierproduzenten verblassen: Bier von hier wurde in alle Welt geliefert. Freilich war auf den Etiketten der weitgereisten Flaschen von Ruhr und Pils keine Rede. Die Welt trank „Dortmunder“.

Achtzig Jahre lang wurde am Tresen von „Haus Wagner“ in Lütgendortmund gezecht; jetzt steht er im Dortmunder Brauereimuseum. Flaschen verschiedener Dortmunder Marken kann man auf ein Tablett stellen, dann zeigt ein Monitor Werbefilme aus den guten Zeiten der jeweiligen Brauerei. Wir sind gerade bei der zweiten – leeren – Flasche, da macht sich hinter uns ein Mann bemerkbar: Horst Duffe, DAB-Pensionär und ehrenamtlicher Führer im Brauereimuseum. Erlebte Geschichte aus erster Hand. 1959, so erzählt Duffe in unverkennbar Dortmunder Tonfall, sei er zu DAB gekommen. Damals habe es noch acht

selbständige Brauereien in Dortmund gegeben, woll, und seine eigene, die DAB, überschritt in jenem Jahr die Marke von einer Million Hektolitern Ausstoß. Auch der junge Duffe konnte dafür eine Gratifikation einstreichen. 41 Jahre arbeitete er für seine Brauerei und tat alles, damit sie ihren Erfolg der goldenen fünfziger Jahre fortsetzen konnte. Die meiste Zeit seines Beruflebens steuerte Kraftfahrer Duffe nämlich riesige Reklame-Lastwagen durch Europa und Nordamerika. Sogar bei der berühmten Steuben-Parade ist sein DABZug mitgerollt. Auf die Dauer alles vergebens; seit 1970 ging es mit den Dortmunder Brauereien klar bergab. „Wir

hatten mal 300 DAB-Gaststätten allein in Paris“, sagt Duffe stolz und fügt dann bekümmert hinzu: „Jetzt sind es vielleicht noch 30.“ In der größten Bierstadt des Kontinents hatte man zu lange auf Masse gesetzt und einen entscheidenden Trend verschlafen: Die neue Popularität des stärker gehopften Pilsener Bieres konnten Sauerländer Brauereien unangefochten zum Aufschwung ihrer Pilsmarken nutzen. Export dagegen, die süffige Dortmunder Spezialität, hatte mit einem Mal den Makel des Proletengetränks und fiel beim Umsatz dramatisch zurück. Aus dem Gedächtnis zählt Duffe die Stationen

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BRAUEREIEN

BRAUEREIEN

— Ein Krupp-Bierlastwagen ist größtes Exponat des Museums. Rechts sieht man, worum es in Dortmund einst ging: Export.

des Konzentrationsprozesses in Dortmund auf: Bergmann zu Ritter, Hansa zu DAB, Stifts zu Kronen, Thier zu Kronen, Ritter von Union geschluckt, Kronen von DAB, schließlich Vereinigung von Union und DAB im riesigen „Portfolio“ der Radeberger-Gruppe. Diese jüngste Geschichte des Dortmunder Biers spiegelt sich im Schicksal des Brauereimuseums. 1982 wurde es auf dem Gelände der Kronen-Brauerei eröffnet. Als die stillgelegt war, konnte das Museum auch nicht mehr gedeihen

und wurde geschlossen. Vor einem Jahr wurde es wieder eröffnet, in der DABBrauerei, welche eigentlich die frühere Hansa-Brauerei ist. Dort werden seit 2005 alle Dortmunder Biere hergestellt. Horst Duffe hat seine Schätze aus 41 DAB-Jahren ins Museum gebracht; vieles davon liegt noch im Depot: große Fotodokumentationen seiner DAB-Truck-Touren um die Welt, DAB-Gläser aus vier Jahrzehnten, Bierdeckel und kleine DABLastwagen, die er zum Teil selbst aus handelsüblichen Modellen umgestaltet

— Diese alte Maschine hielt einst reifendes Hansa-Bier kühl.

hat. Ein echter Bierlastwagen von 1922 gehört zu den spektakulären Exponaten des Museums; dazu wird erzählt, wie die Brauereien eine mächtige Kutschenund Lastwagenflotte über viele Jahre zur Prestigesache machten, ehe sie den Transport Spediteuren überließen. Mit gleichem Stolz ließen die Bierkönige große Firmengebäude entstehen, dominiert seit den zwanziger Jahren durch mächtige Türme, auch „Kellerhochhäuser“ genannt. In ihnen wurde das fertige Bier gekühlt und gelagert; die etwas

— Bekannte Bier-Lyrik, Pracht-Humpen und Kronen-Bierwerbung vom Dortmunder Hauptbahnhof erzählen Biergeschichte im Museum.

widersprüchliche Bezeichnung weist auf Zeiten zurück, in denen Bier nur in kühlen Kellern „eingekellert“ werden konnte. Der bekannteste dieser Türme ist das „Dortmunder U“, denkmalgeschützt und als künftiger Standort eines Kunstmuseums im Gespräch. Wie Bier gemacht wurde in den fünfziger Jahren, von Hopfen, Malz und Hefe über Gärbecken bis hin zur Abfüllung auf Bügelflaschen, wird im Untergeschoss des Museums gezeigt. Die weitgehend im Originalzustand belassenen Wände des ehemaligen Hansa-Maschinenhauses schaffen die passende „Arbeitsatmosphäre“. Anfangs galten die industriellen Brauereien übrigens als „Knochenmühlen“: härteste Schufterei bei schlechter Bezahlung. Bis zum Beginn des 19. Jahrhun-

derts wandelte sich das Bild derart, dass Jobs in der Brauerei sehr begehrt wurden. Eine ganz besondere Vergünstigung für Brauereiarbeiter wird im Museum gezeigt: der „Schießapparat“ oder „Sternewirt“. Horst Duffe hat ihn noch in Aktion erlebt und erklärt: Den Automaten fütterten die Arbeiter mit „Schießmarken“, die sie beim Pförtner erhielten. Dann gab der Automat „Freitrunk“ von sich, den die Arbeiter in eigenen Humpen von dannen trugen. In heutigen Zeiten außerhalb Bayerns kaum mehr vorzustellen, aber: Natürlich war der Freitrunk am Arbeitsplatz Freibier. Auch die veränderten Gewohnheiten der Bierkonsumenten zeigt das Museum – und wie sich die Werbung darauf einstellte. Ein Bierdeckel, auf dem ermun-

ternd die Zahl der möglichen Gläser bis zur neuen 0,8 Promille-Grenze überschlagen wurde, wirkt wie von einer anderen Welt; die sexistische Verirrung von 1992 mit einer Thierbier tragenden, fast nackten Pobacken-Plakatfrau allerdings auch. Da sind die älteren Plakate mit klassischem DAB-Schriftzug doch appetitlicher, und auf die klassische Strategie setzt die DAB-Brauerei auch in ihren aktuellen Bemühungen, Dortmunder Bier nicht zur musealen Erinnerung werden zu lassen. Riesige DAB-Plakate in nordamerikanischen Städten lassen hoffen; die jüngste Renaissance des – manchmal als „Lager“ daherkommenden – „Export“ ebenfalls. Noch ist Hopfen und Malz nicht verloren für das – bester Werbespruch von allen – „Dortmundige“. ●

WIR ARBEITEN ZUSAMMEN Praxis für Naturheilverfahren, Komplementärmedizin und Präventologie

Pädagogische Akademie für Gedächtnistraining und Gesundheitsvorsorge

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Tel. 0201 49 01 452 · Fax 0201 49 01 453

Tel. 0201 49 01 457 · Fax 0201 49 01 453

䡲 Gesundheitsvorsorge 䡲 Gesundheitsberatung 䡲 Aktuelle Themen zum Gesundheitswesen

Wigstraße 20 · 45239 Essen Mitglied im Fachverband Deutscher Heilpraktiker (DH 11965)

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BRAUEREIEN

— Ein Krupp-Bierlastwagen ist größtes Exponat des Museums. Rechts sieht man, worum es in Dortmund einst ging: Export.

des Konzentrationsprozesses in Dortmund auf: Bergmann zu Ritter, Hansa zu DAB, Stifts zu Kronen, Thier zu Kronen, Ritter von Union geschluckt, Kronen von DAB, schließlich Vereinigung von Union und DAB im riesigen „Portfolio“ der Radeberger-Gruppe. Diese jüngste Geschichte des Dortmunder Biers spiegelt sich im Schicksal des Brauereimuseums. 1982 wurde es auf dem Gelände der Kronen-Brauerei eröffnet. Als die stillgelegt war, konnte das Museum auch nicht mehr gedeihen

und wurde geschlossen. Vor einem Jahr wurde es wieder eröffnet, in der DABBrauerei, welche eigentlich die frühere Hansa-Brauerei ist. Dort werden seit 2005 alle Dortmunder Biere hergestellt. Horst Duffe hat seine Schätze aus 41 DAB-Jahren ins Museum gebracht; vieles davon liegt noch im Depot: große Fotodokumentationen seiner DAB-Truck-Touren um die Welt, DAB-Gläser aus vier Jahrzehnten, Bierdeckel und kleine DABLastwagen, die er zum Teil selbst aus handelsüblichen Modellen umgestaltet

— Diese alte Maschine hielt einst reifendes Hansa-Bier kühl.

hat. Ein echter Bierlastwagen von 1922 gehört zu den spektakulären Exponaten des Museums; dazu wird erzählt, wie die Brauereien eine mächtige Kutschenund Lastwagenflotte über viele Jahre zur Prestigesache machten, ehe sie den Transport Spediteuren überließen. Mit gleichem Stolz ließen die Bierkönige große Firmengebäude entstehen, dominiert seit den zwanziger Jahren durch mächtige Türme, auch „Kellerhochhäuser“ genannt. In ihnen wurde das fertige Bier gekühlt und gelagert; die etwas

— Bekannte Bier-Lyrik, Pracht-Humpen und Kronen-Bierwerbung vom Dortmunder Hauptbahnhof erzählen Biergeschichte im Museum.

widersprüchliche Bezeichnung weist auf Zeiten zurück, in denen Bier nur in kühlen Kellern „eingekellert“ werden konnte. Der bekannteste dieser Türme ist das „Dortmunder U“, denkmalgeschützt und als künftiger Standort eines Kunstmuseums im Gespräch. Wie Bier gemacht wurde in den fünfziger Jahren, von Hopfen, Malz und Hefe über Gärbecken bis hin zur Abfüllung auf Bügelflaschen, wird im Untergeschoss des Museums gezeigt. Die weitgehend im Originalzustand belassenen Wände des ehemaligen Hansa-Maschinenhauses schaffen die passende „Arbeitsatmosphäre“. Anfangs galten die industriellen Brauereien übrigens als „Knochenmühlen“: härteste Schufterei bei schlechter Bezahlung. Bis zum Beginn des 19. Jahrhun-

derts wandelte sich das Bild derart, dass Jobs in der Brauerei sehr begehrt wurden. Eine ganz besondere Vergünstigung für Brauereiarbeiter wird im Museum gezeigt: der „Schießapparat“ oder „Sternewirt“. Horst Duffe hat ihn noch in Aktion erlebt und erklärt: Den Automaten fütterten die Arbeiter mit „Schießmarken“, die sie beim Pförtner erhielten. Dann gab der Automat „Freitrunk“ von sich, den die Arbeiter in eigenen Humpen von dannen trugen. In heutigen Zeiten außerhalb Bayerns kaum mehr vorzustellen, aber: Natürlich war der Freitrunk am Arbeitsplatz Freibier. Auch die veränderten Gewohnheiten der Bierkonsumenten zeigt das Museum – und wie sich die Werbung darauf einstellte. Ein Bierdeckel, auf dem ermun-

ternd die Zahl der möglichen Gläser bis zur neuen 0,8 Promille-Grenze überschlagen wurde, wirkt wie von einer anderen Welt; die sexistische Verirrung von 1992 mit einer Thierbier tragenden, fast nackten Pobacken-Plakatfrau allerdings auch. Da sind die älteren Plakate mit klassischem DAB-Schriftzug doch appetitlicher, und auf die klassische Strategie setzt die DAB-Brauerei auch in ihren aktuellen Bemühungen, Dortmunder Bier nicht zur musealen Erinnerung werden zu lassen. Riesige DAB-Plakate in nordamerikanischen Städten lassen hoffen; die jüngste Renaissance des – manchmal als „Lager“ daherkommenden – „Export“ ebenfalls. Noch ist Hopfen und Malz nicht verloren für das – bester Werbespruch von allen – „Dortmundige“. ●

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